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37. Jahrgang Ausgabe 2 Juni 2007 Auf dem Weg zur Laser-Nanomedizin +++ Jahr der Geisteswissenschaften +++ Jahr der Geiste

Auf dem Weg zur Laser-Nanomedizin

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37. Jahrgang

Ausgabe 2

Juni

2007

Auf dem Weg zur

Laser-Nanomedizin

+++ Jahr der Geisteswissenschaften +++ Jahr der Geiste

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Liebe campus-Leserinnen,

liebe campus-Leser,

im Vordergrund der aktuellen campus-Ausgabe stehen zwei Themen. Zum einen spektakuläre

Ergebnisse aus der modernen, technisch geprägten Naturwissenschaft, wie Sie sie auch auf dem

Titelbild sehen können: Karsten König, UdS-Professor für Mikrosensorik am Fraunhofer-Institut

für Biomedizinische Technik, hat mit seinem Femtosekundenlaser das kleinste Loch der Welt in ein

Chromosom gebrannt und damit einen Durchbruch in der Molekülchirurgie erzielt. Seine

Entwicklungen sind unter der Überschrift „Catch the Light“ von der Zeitschrift Nature

Nanotechnology als Forschungs-Highlight des Jahres 2007 beschrieben worden. Glückwunsch und

Anerkennung für diesen Erfolg!

Zum anderen, und darauf möchte ich ein wenig näher eingehen: Vielfalt und Faszination der

Geisteswissenschaften. 2007 ist in der Reihe der publikumswirksamen Wissenschaftsjahre als „Jahr

der Geisteswissenschaften“ ausgerufen worden; nachdem sieben Jahre lang naturwissenschaftliche

Fächer vorgestellt wurden, stehen nun erstmals die kulturwissenschaftlichen Disziplinen im

Mittelpunkt. Sieben ‚fette Jahre’ der Geisteswissenschaften werden damit vielleicht nicht anbrechen,

wohl aber ist ein Zeichen gesetzt für eine stärkere Beachtung geisteswissenschaftlich-kultureller

Herausforderungen, die unser Leben gewiss ebenso sehr beeinflussen wie technisch-naturwissen-

schaftliche Neuerungen. Und es bleibt nicht bei dem Zeichen: Das Bundesministerium für Bildung

und Forschung und die Deutsche Forschungsgemeinschaft haben neue Förderprogramme speziell

für die Geisteswissenschaften aufgelegt, die besonders auf die Schaffung von Freiräumen für

Forschungstätigkeit zugeschnitten sind. Im siebten EU-Rahmenprogramm ist erstmals ein

Programmbereich ausdrücklich für Geistes-, Sozial-, und Wirtschaftswissenschaften vorgesehen

und damit eine empfindliche Lücke endlich geschlossen worden. Und zur Stärkung der kleinen

Fächer, von denen die Mehrzahl geisteswissenschaftliche Disziplinen sind, entwickelt die

Hochschulrektorenkonferenz eine neue Förderinitiative. Es tut sich also etwas, und das ist gut so.

Zwei Projekte der UdS zur öffentlichkeitswirksamen Darstellung der Geisteswissenschaften sind in

einem bundesweiten Wettbewerb ausgezeichnet worden; in der Aktionswoche Anfang Juli kann

man sie unter dem Motto „Geist begeistert“ erleben und vor allem dabei mitmachen: Der

Lesemarathon am 5. Juli wird die ganze Stadt durchdringen, einschließlich Bücherbäumen und

Riesenbuch. Ich wünsche Ihnen dabei viel Vergnügen!

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2007

Editorial

Prof. Dr. Volker Linneweber

Universitätspräsident

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2007

campus-Herausgeber Der Universitätspräsident, Universität des Saarlandes, Postfach 15 11 50, 66041 Saarbrücken, Telefon (0681) 302-3000

campus-Team Dr. Manfred Leber / ML (Redaktion, verantwortlich), Claudia Ehrlich (ehemals Brettar) / CE (Redaktion und Layout), Gerhild Sieber / GS (Redaktion und Layout), Evelyne

Engel (ehemals Burkhart) (Layout und Satztechnik).

Ständige Mitarbeit des Kompetenzzentrums Informatik: Friederike Meyer zu Tittingdorf / MEY; des Universitätsarchivs: Dr. Wolfgang Müller / WM; des Universitätsklinikums: Marion

Ruffing / MR

Universität des Saarlandes, Presse- und Informationszentrum, Postfach 15 11 50, 66041 Saarbrücken, Telefon (0681) 302-3601, Telefax (0681) 302-2609, Email: [email protected]

saarland.de.

Auflage: 8.000, ISSN 0342.3212

Druck und Anzeigenwerbung: Ottweiler Druckerei und Verlag GmbH, Postfach 1261, 66559 Ottweiler, Telefon (06824) 9001-0, Telefax (06824) 1660.

campus erscheint viermal im Jahr während der Vorlesungszeit. Für unverlangt eingehende Manuskripte wird keine Haftung übernommen. Die Beiträge können aus redaktionellen Gründen

gekürzt werden. Namentlich oder mit dem Signum des Verfassers gekennzeichnete Beiträge müssen nicht mit der Meinung des Herausgebers oder der Redaktion übereinstimmen. Alle

Beiträge sind frei für den Nachdruck bei Quellenangaben und gegen Belegexemplar.

Inhalt

Im Fokus: Geisteswissenschaften Im Fokus: Laser-Nanomedizin

2007 ist das Jahr der Geisteswissenschaften.

Die Universität zählt zu den Gewinnern des vom

Bundesforschungsministerium ausgeschriebenen

Wettbewerbs „Geist begeistert“. Auch campus rückt das

Thema in den Fokus.

Jahr der Geisteswissenschaften ............................................ 6

Programm der Aktionswoche .............................................. 8

Sprache im Blickfeld zweier Disziplinen ............................ 9

Konstantin, Kaiser und Christ ............................................. 11

Kino macht sexy .................................................................... 14

Kognitionswissenschaft ......................................................... 16

Dem Saarbrücker Laserphysiker Prof. Karsten König

ist die weltweit kleinste optische Nano-Bohrung in ein

einzelnes Chromosom gelungen. Damit ist der

Einstieg in die Laser-Nanomedizin geschaffen, bei der

die einzelne Zelle und ihre Bestandteile im

Mittelpunkt von Diagnose und Therapie stehen.

Der Laser wird zum Nano-Skalpell:

Neues Werkzeug ermöglicht Molekülchirurgie ................. 18

http://www.uni-saarland.de/campus

Forschung & Transfer

Pillen im Zahn ................................................ 20

Wie alt ist die Haut? ...................................... 20

Natur-Kur für Flüsse und Bäche ................ 21

SIAM-Methode erkennt

Katzen- und Hundehaare ............................. 22

Neuer Therapieansatz

gegen Allergien ............................................... 24

Neue Brustkrebsforschung .......................... 24

Wirkstoffe gegen Herzinsuffizienz ............. 25

Förderung für Homburger Forschung ....... 25

Kreative Informatik im Land der Ideen .... 62

Kurz notiert ............................................. 22, 29

Studium & Karriere

So sollen die Gebühren das Studium

verbessern ....................................................... 30

Stimmen und Meinungen zu den

Studiengebühren-Richtlinien ........................ 30

Studiengebührendarlehen bei der KfW ..... 30

Ranking: Spitzenplätze für die Saar-Uni .... 32

Fotos zeigen „Meine Zeit im Ausland“ ..... 32

Neue Studiengänge ........................................ 33

Mexikaner in der Mechatronik .................... 34

Praktikum bei Ramesch ................................ 35

Zukunftsweisende Lehrkonzepte ................ 36

Interregionaler Gründer-Cup ...................... 37

Kurz notiert ................................ 34, 35, 36, 37

campus aktuell

60 Jahre Medizinische Fakultät .................... 38

Hochschulsport .............................................. 40

Uni ehrt ihre Spitzensportler ....................... 40

Gastronomie auf dem Campus ................... 41

Kaffeetrinken für soziale Zwecke ............... 41

Kurz notiert .................................................... 42

campus Namen

Aus den Fakultäten ........................................ 43

Ehrungen .................................................. 43, 44

Mitgliederversammlung der Freunde ......... 44

Jubilare ............................................................. 45

Rufe .................................................................. 46

Nachrufe ................................................... 43, 46

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2007

Unter dem Motto „Geist begeistert“

waren alle Hochschulen in

Deutschland aufgerufen, originelle

Ideen für eine öffentlichkeitswirksame

Vermittlung zum Jahr der Geisteswis-

senschaften zu entwickeln. Die Univer-

sität des Saarlandes gehört zu den 15

Hochschulen, die vom Bundesministe-

rium für Bildung und Forschung aus

über 170 eingesandten Projektideen

ausgewählt wurden. Dabei überzeugte

sie mit zwei sich ergänzenden Projek-

ten zum übergreifenden Thema

Sprache: mit der Ausstellung „Von

Professor Higgins bis zum sprechen-

den Computer“ des Saarbrücker Insti-

tuts für Phonetik und mit dem allge-

meineren sprach- und literaturwissen-

schaftlichen Projekt „Sprache schafft

Brücken. Das Buch schafft Welten“.

Dieses wird in Zusammenarbeit mit

der Stadt Saarbrücken, Schulen und

weiteren Partnern organisiert. Der saar-

ländische Minister für Bildung, Kultur

und Wissenschaft Jürgen Schreier und

die Saarbrücker Oberbürgermeisterin

Charlotte Britz haben die Schirmherr-

schaft übernommen.

Die Initiatorin und Leiterin des Pro-

jekts Prof. Patricia Oster-Stierle (Roma-

nistik), freut sich über die Unterstüt-

zung ihrer Kampagne für Sprache und

Buch. Mit diesem Thema möchte sie

vor allem auch eine Brücke von der

Universität zu einer breiten Öffent-

lichkeit schlagen und dabei für die

generelle Brückenfunktion von Sprache

und die weltstiftende Bedeutung des

Buches sensibilisieren. Die Professorin

für Französische Literaturwissenschaft

erläutert: „Die Sprache ist Brücke zwi-

schen den Menschen, zwischen den

Kulturen, zwischen Vergangenheit,

Gegenwart und Zukunft, die Schrift-

sprache im Buch eröffnet Welten des

Wissens, der Kunst und des Imaginä-

ren. Thema ist die Sprache des Alltags

mit ihren Dialekten, das Phänomen der

Stimmbildung und die Sprachtechno-

logie im modernen Computerzeitalter

ebenso wie die Schriftsprache, die in

die Abenteuer des Lesens führt.“

Aktionswoche

vom 1. bis 5. Juli

In der ersten Juli-Woche ist es soweit:

Wissenschaftler und Bürger, Studenten

und Schüler sollen über das facetten-

reiche Thema Sprache miteinander ins

Gespräch kommen. Eine Vorlesungs-

reihe im Rathausfestsaal wird das

Thema wissenschaftlich fundiert, aber

lebensnah vorstellen. Vorträge über die

Besonderheiten des Saarländischen,

über die mittelalterliche Dichterin und

Übersetzerin Elisabeth von Nassau-

Saarbrücken, aber auch über die

Sprachtechnologie in der Kommunika-

tion zwischen Mensch und Maschine

sowie über die Bedeutung der Kultur-

techniken des Lesens im digitalen Zeit-

alter wollen ein breites Publikum an-

sprechen. In den weit gespannten

Bogen passt das Projekt von Dr. Jürgen

Trouvain vom Institut für Phonetik der

Universität des Saarlandes, das eben-

falls einen Preis gewonnen hat. Er hatte

die Idee zur Ausstellung „Von Pro-

fessor Higgins bis zum sprechenden

Computer. Eine kleine Geschichte der

Phonetik“, die in der Saarländischen

Universitäts- und Landesbibliothek

Einblick in die Stimmbildung gewähren

wird. Unter den Exponaten ist auch

eine Sprechmaschine des 18. Jahrhun-

derts zu bestaunen. Bei Werkstattrund-

gängen kann Phonetikern bei ihrer Ar-

beit über die Schulter geschaut werden.

Auch die Aktionsreihe „Sprache(n) –

Natur – Wissenschaft(en) in Europa“

von Prof. Claudia Polzin-Haumann

(Romanistik) hat einen Preis im Hoch-

schulwettbewerb erhalten. Im Rahmen

dieses Projektes findet während der

Aktionswoche eine öffentliche Diskus-

sionsrunde „Gegenwart und Zukunft

des Übersetzens“ in der Stadtgalerie

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Jahr der Geisteswissenschaften

Nach sieben Jahren, die sich den Naturwissenschaften

widmeten, stehen 2007 erstmals die Geisteswissenschaften im

Mittelpunkt eines Wissenschaftsjahres. Das Bundes-

ministerium für Bildung und Forschung hatte aus diesem

Anlass einen Hochschul-Wettbewerb ausgeschrieben.

Mit großem Erfolg für die Saar-Uni: Sie gehört zu den

15 ausgezeichneten Universitäten und erhält für zwei Projekte

eine Förderung von 15 000 Euro.

Der berühmte Phonetiker Peter Ladefoged (mit erklärendem Zeigefinger) berät unter

anderem Rex Harrison als Prof. Higgins (oben links) bei den Filmaufnahmen zu „My

Fair Lady“. Das Bild ist Teil der Ausstellung „Von Professor Higgins bis zum

sprechenden Computer“. Foto: Institut für Phonetik

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statt. Beteiligt sind neben der Saar-

brücker Romanistik auch Romanisten

der Universität Bonn und die Fachrich-

tungen Angewandte Sprachwissen-

schaft und Übersetzen und Dolmet-

schen der Saar-Uni.

Gipfeln soll die Aktionswoche am

5. Juli schließlich in einem Lesemara-

thon, dem sich im Wortsinn keiner

mehr entziehen kann. Überall, wo sich

Menschen versammeln oder auf etwas

warten, werden ihnen Vorleser begeg-

nen: Schriftsteller, aber auch Schüler,

Studenten, Wissenschaftler, Persönlich-

keiten des öffentlichen Lebens und

Schauspieler. An allen öffentlichen Or-

ten wird man mit ihnen und ihren

Rezitationen konfrontiert und idealer-

weise von ihnen be-geistert werden: Stra-

ßen und Schulen, Busse und Bahnen,

Krankenhäuser und Altersheime,

Museen und Ministerien, Rathaus und

Bürgeramt werden von Literatur und

weiteren interessanten Texten regel-

recht durchstimmt. Mit Bücherbäumen

und einem von der Kunsthochschule

konzipierten Riesenbuch setzt das

stadtweite Ereignis rund um Sprache

und Buch auch visuelle Akzente.

Außerdem machen Aktionen im Saar-

landmuseum und in der Hochschule

für Musik auf die Sprachen der Kunst

und der Musik aufmerksam. red

ment in der Entwicklung zur Wissensgesell-

schaft, weil sie angesichts hochgradig differen-

zierter Wissensbereiche Zusammenhänge

herstellen und zur ganzheitlichen Integration

des Wissens beitragen. Die Geisteswissen-

schaften sind für das Ziel einer wissenschaft-

lich reflektierten Kultur unentbehrlich. 2007

stehen erstmals die Geisteswissenschaften im

Mittelpunkt eines Wissenschaftsjahres.

Man würde sich wünschen, dass nach sieben

Jahren, die sich den Naturwissenschaften

widmeten, nun die sieben ‚fetten’ Jahre der

Geisteswissenschaften anbrechen. Doch so ist

es wohl nicht gemeint. Die Universität des

Saarlandes sieht sich über das nunmehr pro-

klamierte Jahr hinaus den Geisteswissen-

schaften verpflichtet, die aus ihr erst eine

Universität im eigentlichen Sinne machen.“

Prof. Patricia Oster-Stierle

„In einem erweiterten Europa sind die

geisteswissenschaftlich-kulturellen Heraus-

forderungen mindestens ebenso groß wie die

naturwissenschaftlich-technischen und ökono-

mischen Aufgaben. Die Geisteswissenschaf-

ten zeichnen sich im Prozess der Herausbil-

dung wissenschaftlicher Disziplinen dadurch

aus, dass sie in ihrer Sache grenzüber-

schreitend sind, zugleich integrativ und

dialogisch. Die Geisteswissenschaften bewah-

ren und pflegen das kulturelle Gedächtnis.

Sie sind Fremdenführer für sonst unzugäng-

liche oder nur schwer zugängliche Sinnge-

biete. Weil sie ihre Ziele aus sich heraus be-

stimmen, können sie Brücken schlagen, sie

gewährleisten die Grundlagen der Verständi-

gung und Übersetzung zwischen den Kul-

turen ebenso wie die Verständigung über

gemeinsame Werte und Orientierung in der

Gesellschaft. Sie sind ein notwendiges Ele-

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Das Programm zur Aktionswoche der Saarbrücker Geisteswissenschaften ist

zu finden unter: www.geistbegeistertsaarbruecken.de

Weitere Infos zum Jahr der Geisteswissenschaften unter:

www.abc-der-menschheit.de

In der Aktionswoche setzt ein Riesenbuch in der Saarbrücker Fußgängerzone auch

visuelle Akzente. Fotomontage: Ivica Maksimovic

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� Ausstellung in der Universitäts-

und Landesbibliothek

„Von Professor Higgins bis zum

sprechenden Computer. Eine kleine

Geschichte der Phonetik“ – offizielle

Ausstellungseröffnung ist am 2. Juli um

17 Uhr. Die Ausstellung dauert bis zum

11. August. Öffnungszeiten: Mo bis Fr

von 9 bis 22 Uhr, Sa 9 bis 12.30 Uhr.

� Lesemarathon

Am Donnerstag, 5. Juli, findet in Saar-

brücken ein Lesemarathon statt. Außer

Bürgern und insbesondere Schülern

und Studenten beteiligen sich daran

auch Professoren der UdS, darunter

Universitätspräsident Volker Linne-

weber mit einer Rezitation aus Jürgen

Henningsens „Kinder, Kommunika-

tion und Vokabeln“ (Campus Saar-

brücken, AC-Wiese, 11 Uhr).

Das Konzept wurde von Prof. Patricia

Oster-Stierle, der Projektkoordinatorin

des Max-Planck-Instituts Dr. Christel

Weins und der Leiterin der städtischen

Kontaktstelle Wissenschaft Christel

Drawer entwickelt. Eine aktuelle Über-

sicht mit allen Veranstaltungen ist zu

finden unter:

www.geistbegeistertsaarbruecken.de

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� Eröffnungsveranstaltung

Sonntag, 1. Juli, 15 Uhr im Saar-

landmuseum: „Sprache der Bilder.

Sprache der Poesie.“ Autoren lesen vor

ihren Lieblingsbildern: Ludwig Harig,

Alfred Gulden, Arnfried Astel und

Helene Lenoir.

� Vorlesungsreihe im Rathausfest-

saal, vom 2. bis 5. Juli, jeweils um

18.30 Uhr:

Prof. Ulrike Demske (Universität des

Saarlandes): „Gudd gess. Saarländisch

ist nicht gleich Saarländisch?“ (2.7.)

Prof. Wolfgang Haubrichs (Univer-

sität des Saarlandes): „Kluge Frauen,

wilde Helden. Die Romane der Elisa-

beth von Lothringen, Gräfin von Nas-

sau-Saarbrücken zwischen Deutschland

und Frankreich“ (3.7.)

Prof. Gerhard Weikum (Max-Planck-

Institut für Informatik): „Wissen im

Web“ (4.7.)

Prof. Karlheinz Stierle (Universität

Konstanz): „Wenn ein Reisender in

einer Winternacht ... Zur Kulturtechnik

des Lesens“ (5.7.)

� Öffentliche Diskussionsrunde

zum Thema „Gegenwart und Zukunft

des Übersetzens“ am 4. Juli um 16.30

Uhr in der Stadtgalerie. Teilnehmer:

Prof. Claudia Polzin-Haumann, Prof.

Erich Steiner, Prof. Johann Haller und

Prof. Roland Marti. Moderation: Prof.

Alberto Gil.

� Symposion des Instituts für Klas-

sische Archäologie (Prof. Carola Reins-

berg): „Jenseits von Pompeji. Faszina-

tion und Rezeption“. Vom 21. bis 23.

Juni im Saarlandmuseum.

� Öffentliches Diskussionsforum:

„Sprache sichtbar machen, oder: Wie

man mittels MRT das Gehirn

belauscht.“ (Prof. Claudia Polzin-

Haumann und Dr. Christoph Krick).

Do, 28. Juni, 15 Uhr c.t., Campus

Homburg, Geb. 50.1 (MRT-Pavillon)

Anmeldung:

[email protected]

� Die Vortragsreihe „Grenzüber-

schreitungen – Europa und der

Orient“ lädt bis zum 9. Juli zu Ver-

anstaltungen in die vhs am Schloss ein

(Programm unter:

www.uni-saarland.de/grenzen)

� Im Wintersemester folgen zwei

Ringvorlesungen:

Die interdisziplinäre Vortragsreihe

„Der gläserne Mensch“, jeweils mon-

tags um 19 Uhr im Rathausfestsaal

(Prof. Patricia Oster-Stierle), und Vor-

lesungen zum Thema „Krise und Auf-

bruch in der Geschichte Europas“,

jeweils mittwochs um 18 Uhr in der vhs

am Schloss (Prof. Wolfgang Behringer)

� Das Institut für Evangelische Theo-

logie eröffnet die Werkstatt „Reli-

gionsunterricht“ (Prof. Bernd Schrö-

der), und das Institut für Sprach-

wissenschaft und Sprecherziehung

stellt das Forschungsprojekt „Lesen,

Reden, Schreiben“ an Schulen in den

Mittelpunkt (Prof. Norbert Gutenberg).

Programm der Aktionswoche der Saarbrücker

Geisteswissenschaften vom 1. bis 5. Juli:

Sprache schafft Brücken.Das Buch schafft Welten.

www.geist-begeistert-saarbruecken.de

Weitere Termine und Projekte zum Jahr der Geisteswissenschaften

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Prof. Wolfgang Wahlster, Saar-

brücker Informatiker mit natio-

naler und internationaler Ausstrahlung

(u.a. Träger des Zukunftspreises des

Bundespräsidenten und Mitglied der

Königlich Schwedischen Akademie der

Wissenschaften, die über die Vergabe

von Nobelpreisen entscheidet), war

von Bundesforschungsministerin

Annette Schavan nach Berlin einge-

laden, zum Ende des Informatik-Jahres

den Festvortrag zu halten. Der Gast

aus Saarbrücken sprach zum Thema

„Semantische Wende – Informatik für

den Menschen“ und schlug damit

gleichzeitig eine Brücke zum Jahr der

Geisteswissenschaften, bei dem ganz

zentral Sprache zum öffentlichen

Thema werden soll.

Wahlster macht in seinem Vortrag

deutlich: „Es gab in den letzten Jahren

kaum eine Innovation, die nicht durch

die Querschnittstechnologie der Infor-

matik geprägt oder zumindest unter-

stützt wurde – und das wird noch viele

Jahre so bleiben“. Was für ihn dabei

„die größte Herausforderung der In-

formatik in den nächsten Jahren ist und

den Kern der semantischen Wende dar-

stellt“: Mit dem Computer beziehungs-

weise den Komponenten der zuneh-

mend enger vernetzten digitalen Welt

soll der Mensch einmal ganz normal

sprechen und im besten Sinn des

Wortes menschlich zusammenarbeiten

können. „Nicht die Interaktion über

komplizierte Kunstsprachen mit Tasta-

tur und Maus, sondern die Koopera-

tion in der Alltagsbegrifflichkeit mit

Sprache und Gestik sollen in Zukunft

im Zentrum einer Informatik für den

Menschen stehen“, sagt der Saarbrü-

cker Informatik-Professor und Direk-

tor des Deutschen Forschungszen-

trums für Künstliche Intelligenz, und

weiter: „Softwaresysteme müssen in

der nächsten Dekade hauptsächlich aus

zwei Gründen noch intelligenter wer-

den: damit sie besser verstehen, was der

Mensch von ihnen will, und damit sie

sich umgekehrt dem Menschen ein-

facher verständlich machen.“ Wahlsters

weitere Ausführungen, etwa zum digi-

talen Krankenhaus der Zukunft, das

„wesentlich durch semantische Tech-

nologie bestimmt“ sein wird, oder zum

Auto, mit dem wir in wenigen Jahren

„häufiger für einen semantischen Soft-

ware-Update als für einen Ölwechsel“

in die Werkstatt müssen, sind für ihn

beispielhafte Aspekte des zentralen

Zukunftsprogramms der in der Infor-

matik bevorstehenden semantischen

Wende: „Wir wollen die Sprache des

Computers an die Sprache des Men-

schen anpassen“. Und dies sei, so be-

tont er, „eine sehr humanistische Ziel-

setzung“, die er als Informatiker und

damit als Ingenieur in seinen Forschun-

gen zu den semantischen Informa-

tionstechnologien verfolge.

Vom Jahr der Informatik zum

Jahr der Geisteswissenschaften:

Sprache im Blickfeld

zweier Disziplinen

„Das Menschlichste, was wir haben, ist die Sprache“,

sagte im vorletzten Jahrhundert der Schriftsteller

Theodor Fontane. Diese Einsicht dürfte auch dem

aktuellen Jahr der Geisteswissenschaften zugrunde

liegen, das unter dem Motto „ABC der Menschheit“

steht. Wie divergierend die Vorstellungen,

Erwartungen, Konzepte und Arbeiten, die sich mit

diesem „Menschlichsten“ verbinden, indes sein

können, wird in aktuellen Beiträgen zweier Saarbrücker

Wissenschaftler deutlich, die aus unterschiedlichen

Disziplinen kommen.

„Wir wollen die Sprache des Computers an die Sprache

des Menschen anpassen“: Prof. Dr. Dr. h.c. mult.

Wolfgang Wahlster bei der feierlichen Abschluss-

veranstaltung des Jahres der Informatik in Berlin.

Foto: Informatikjahr

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Stimmt das, was hier aus ingenieur-

wissenschaftlicher Sicht als das Huma-

ne der Sprache erscheint, mit dem

überein, was wir von der Semantik

eines Kunstwerks erwarten können?

Nicht unbedingt, wie Prof. Christina

Weiss zu Beginn des Jahres bei ihrer

Antrittsvorlesung hier an der Philoso-

phischen Fakultät II (Sprach-, Litera-

tur- und Kulturwissenschaften) deut-

lich machte und zur Veranschaulichung

unter anderem die Dichtung von Oskar

Pastior (Büchnerpreisträger 2006) an-

führte. „Gegen die unbedachte Selbst-

verständlichkeit der Verständlichkeits-

erwartung“ richte sich die Poesie

Pastiors, so Weiss, und erläutert: „Das

Alltagsvertrauen in die Sprache treibt er

uns gründlich aus, stattdessen lehrt er

uns das Staunen über das sinnliche

Material Sprache und seine Möglich-

keiten, Bedeutung zu erzeugen. Er

erfindet und findet eine neue Welt der

Sprache – aus seiner Sprache, die für

uns eine fremde ist, eine befremdliche,

eine unerwartete, eine unerhörte.“ Mit

einer (hier nur unvollständig wieder-

gegebenen Zitierung eines Gedichts

von Pastior) lädt uns Weiss ein, sich auf

diese neue Sprachwelt einzulassen:

Jalusien aufgemacht, Jalousien zugemacht.

Jaluzien aufgerauft, Zuluzien raufgezut.

Luluzien zugemault, Zulustoßen zugemault.

Maulusinen angenehm, Aulusinen zugenehm.

Zufaliden aftamat, Infaliden aftamat. A-

fluminion zugesaut. Aluflorion zugebart.

Marmelodien zusalat. Marmeloiden busalat.

Aufgemalt o aufgemalt, zugedaut o zuge-

duzt. Duzentrum o Lepenslau. Hufenbruzen

. . .

Hier geht es, so das Fazit von Weiss

zu Pastior, „nicht um Verstehen, es

geht um das Staunen über die Sinnlich-

keit der Wortkörper, und es geht da-

rum, sich einzulassen auf die Bedeu-

tungsfelder und aus dem eigenen

Sprachgedächtnis heraus sich im

Sprachfeld zu orientieren“. – Hierbei

wird uns allerdings kein Computer wei-

terhelfen können, auch kein scheinbar

noch so sprachverständiger Computer

der Zukunft ...

Die Zielvorstellung der sprachverste-

henden und sprechenden Informa-

tionstechnologie mag unserem mensch-

lichen Bedürfnis nach einem leichteren

Umgang mit ihr entgegenkommen. In

mancher Hinsicht weniger leicht scheint

es uns die Sprache der Gegenwelt der

Kunst zu machen. Sich auf diese

Gegenwelt sinnlich spielerisch einzulas-

sen, erscheint bei Weiss aber als das

eigentlich Menschliche. Denn so kön-

nen wir, um noch einmal aus ihrer

Antrittsvorlesung „Die ver-rückte Welt.

Vom Eigensinn der Künste“ zu zitie-

ren, „Eigensinn trainieren, um fähig zu

werden, Gemeinsinn zu üben, sich also

aus dem festen und spielerisch agilen

Selbstbewusstsein heraus, auf andere,

anderes und Fremdes einlassen zu kön-

nen. Sich zuwenden zu können mit der

Grundhaltung der Neugier und Sympa-

thie.“

Zwei denkwürdige „Saarbrücker“

Auseinandersetzungen mit Sprache im

Jahr der Geisteswissenschaften – ver-

suchen wir ein Fazit des ingenieurwis-

senschaftlichen und des geisteswissen-

schaftlichen Ansatzes: Nicht zuletzt auf

dem Gebiet der Sprachtechnologien

hat die Saarbrücker Informatik – zu-

sammen mit der im Vortrag von Wolf-

gang Wahlster ebenfalls hervorgeho-

benen Saarbrücker Computerlinguistik,

die übrigens ebenfalls zur Fakultät von

Christina Weiss gehört – Entwick-

lungen von weltweiter Bedeutung vor-

angetrieben. Wohin die Reise in den

nächsten Jahrzehnten weitergehen

wird, hat Wolfgang Wahlster in seinem

Vortrag auf der Abschlussveranstal-

tung des Informatikjahres gezeigt. Der

Vortrag, mit dem sich Christina Weiss

nach Jahren der Kulturpolitik an der

Saar-Universität als Literaturwissen-

schaftlerin neu eingeführt hat (sinn-

fälliger Weise zu Beginn des Jahres der

Geisteswissenschaften), gibt indes zu

bedenken: Auch jenseits der perspek-

tivenreichen Kooperationen mit den

Ingenieurwissenschaften (wie bei der

Computerlinguistik) bleibt für die

Geisteswissenschaften noch reichlich

Arbeit. Denn für das gemeinsame Ziel

einer humaneren Welt will auch die

Sensibilisierung für die Bedeutung spe-

ziell der Sprache von Literatur und

Kunst gelernt sein! Manfred Leber

Wirbt für eine „Sprache, die für uns eine fremde ist, eine befremdliche, eine unerwartete,

eine unerhörte“: Kulturstaatsministerin a.D. Prof. Dr. Christina Weiss bei ihrer

Antrittsvorlesung in Saarbrücken. Foto: Hajo Backe

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Als „Lichterscheinung, die durch

Brechung oder Spiegelung, selten

durch Beugung an den Eiskristallen in

der Atmosphäre entsteht“ beschreibt

das Lexikon den „Halo“. Bei diesem

Phänomen sieht der Betrachter einen

oder mehrere Lichtkreise um die das

Zentrum bildende Sonne, bisweilen

kann in der Mitte des Halo auch ein

Lichtkreuz auftreten. „Genau eine sol-

che Himmelserscheinung erlebte Kon-

stantin“, ist sich Professor Girardet

sicher. Auf dem Rückweg von Südgal-

lien in seine damalige Residenzstadt

Trier hatte der Kaiser im Jahr 310 den

Quellen zufolge eine rätselhafte Wahr-

nehmung, als er in Grand in den Voge-

sen ein Heiligtum des Sonnengottes

Apollo besuchte. „Konstantin sah ein

physikalisch erklärbares Naturphäno-

men; er hatte nicht das, was man ge-

meinhin unter einer Vision versteht“,

so Girardet. In der Antike war es üb-

lich, solchen Phänomenen große Be-

deutung beizumessen; man deutete sie

als Götterzeichen. So tat es auch Kon-

stantin, der sich schon früh gegenüber

den Christen aufgeschlossen zeigte und

zu Beginn seiner Herrschaft die Verfol-

gungspolitik für seinen Machtbereich

sofort eingestellt hatte. Als er nach

Trier zurückkam, verkehrte der Mitt-

dreißiger in christlichen Kreisen, die

das Zeichen christlich interpretierten.

„Die Lichtkreise werden von Heiden

wie Christen als Siegeskränze gedeutet.

Und da offenbar ein Lichtkreuz in der

Mitte zu sehen war, vermittelte die

Erscheinung die Botschaft: Sieg im

Zeichen des Kreuzes Jesu“, erklärt

Girardet. Das alles fiel beim Kaiser auf

fruchtbaren Boden: „Konstantin war

zu der Überzeugung gelangt, dass die

traditionellen Götter nicht helfen. Die

Christenverfolgung war gescheitert.

Diokletian und seine Mitherrscher

hatten im Namen der Götter Roms zur

Vernichtung der Christen aufgerufen –

und der Christengott hatte sich als der

stärkere erwiesen“, so Girardet. Kon-

stantin machte das Himmelszeichen zu

seinem Schutzzeichen: „Zunächst war

dies ein in einen Siegeskranz gefasstes

Sonnensymbol – ein Stern mit sechs

Strahlen, was bereits als Abkürzung des

Namens Jesu Christi verstanden wer-

den kann: die griechischen Buchstaben

Iota (I) und Chi (X) zusammengefügt

zu (die liturgische Sprache der frü-

hen Christen war griechisch). Später

ersetzte er den Stern durch das Christo-

gramm Chi-Rho: Der obere Teil der

senkrechten Achse, das Iota, wurde

umgebogen: X“ Diese Weiterentwick-

lung des Zeichens sei Ausdruck der

Entwicklung des Kaisers zum Christen:

„Konstantin wandte sich im Laufe des

Jahres 311 vom Sonnenkult und Paga-

nismus (also dem Heidentum) insge-

samt ab und dem Christentum zu“. Mit

dem Christogramm auf Standarten,

Helmen, Schilden war der Kaiser 312

siegreich in der Schlacht gegen Maxen-

tius an der Milvischen Brücke bei Rom.

Girardet: „Nach seinem Verständnis

brachte ihm das Zeichen den Sieg –

einen Sieg, der für ihn den Beweis er-

brachte, dass der Christengott unbe-

siegbar und seine Entscheidung für ihn

richtig war.“

Christ ja –

lammfromm nein

Die unter Wissenschaftlern heftig

umstrittene Frage, ob Konstantin nun

wirklich Christ war, beantwortet Girar-

det mit einem klaren Ja. „Christ in der

Antike bedeutet: kein Opfer an die

Götter. Opferverweigerung galt als der

primus gradus des Christseins. Und

Konstantin opferte demonstrativ

nicht“, so der Historiker. „Am Tag

nach dem Sieg über Maxentius etwa

vollzog er nicht den für Imperatoren

zum Ritual gehörenden Gang auf das

Kapitol mit dem traditionellen Opfer

an Jupiter. Und er ließ 313 die von

Opfern an die Staatsgötter begleiteten

Saecularfeiern, die nach 110 Jahren

wieder bevorstanden, ausfallen. Das

waren öffentliche Demonstrationen

Konstantin, Kaiser und Christ

Ein Naturphänomen hat im Jahr 310 nach Christus die Welt so nachhaltig

verändert und geprägt wie kaum ein anderes Ereignis. Zu diesem Schluss

kommt Klaus Martin Girardet. Der Saarbrücker Professor für Alte

Geschichte hat sich in seiner Forschung mit Konstantin dem Großen

befasst und eine Vortragsreihe veranstaltet, bei der Vertreter

verschiedenster Disziplinen historische Leistung und Rezeption des

römischen Kaisers in Europa beleuchteten.

Halo mit Lichtkreuz im Zentrum

Foto: Dr. Thomas Meyer (Greifswald)

Prof. Dr. Klaus Martin Girardet

Foto: Sven Hartkorn

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glaubte, damit von allen Sünden reinge-

waschen zu sein.“ Eine frühere Taufe

sei nur erfolgt, wenn es gefährlich

wurde.

Eine der hervorstechendsten Eigen-

schaften Konstantins sei sein Talent,

seine religiösen Vorstellungen durchzu-

setzen und gleichzeitig für Ruhe und

Stabilität zu sorgen. „Er agierte poli-

tisch äußerst geschickt. Man stelle sich

nur einmal vor: Die Nichtchristen

machten 90 bis 95 Prozent der Bevöl-

kerung aus. In den führenden Schich-

ten, im Adel, beim Militär fand man so

gut wie keine Christen. Und die Nicht-

christen, davon konnte man ausgehen,

waren überaus unfroh über die Verän-

derungen und die beginnende Konkur-

renz“, so Girardet. Dass Konstantin

gleichwohl das Kunststück gelang, den

Christengott zu seiner persönlichen

Gottheit zu machen, ohne die anderen

zu verprellen, ohne das Heidentum zu

bekämpfen, ohne Aufstand oder

Putschversuche, ohne Religionskriege,

dass er im Gegenteil das Reich im

Innern wie an den Grenzen stabilisier-

te, wertet der Historiker als politische

Meisterleistung – „zumal wenn man

sich das Riesenreich vor Augen hält,

das von Britannien über Nordafrika

und Ägypten bis hin zum Euphrat

reichte.“ Konstantin duldete Anders-

gläubige, wenn auch missbilligend.

„Sein Fingerspitzengefühl zeigt sich

etwa in seiner Personalpolitik: Er setzte

nicht einfach Christen in Führungs-

positionen, sondern orientierte sich

strikt an Leistung“, so Girardet.

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des Christseins“, betont er. Konstantin

baute auch nicht wie üblich nach einem

Sieg den Göttern geweihte Tempel;

noch 312 startete er stattdessen ein

großes Kirchenbauprogramm, das mit

der Lateranbasilika begann.

Lammfromm allerdings war Kon-

stantin nicht. Er war ein Kind seiner

Zeit. „Einer überaus brutalen Zeit“,

ergänzt Girardet. Nein, ein Christ im

Sinne der Bergpredigt sei der Kaiser nie

gewesen. „Konstantin war ein skrupel-

loser Machtmensch; berechnend, bru-

tal, verschlagen.“ Das habe er nicht nur

gezeigt, indem er seinen Sohn und

potenziellen Nachfolger und seine

zweite Ehefrau töten ließ – ob aus

dynastischen Gründen oder weil er Ge-

rüchten um eine Affäre beider aufsaß,

sei dahingestellt. „Innerhalb von 50

Jahren hatten 50 Kaiser regiert, die sich

gegenseitig die Rolle streitig machten.

Erst Konstantin sorgte, nachdem er

seine Mitkaiser verdrängt hatte, als

Alleinherrscher für klare Verhältnisse“,

erläutert der Historiker. Er sei fromm

in dem Sinne gewesen, dass er glaubte,

dass das Irdische von einer himmli-

schen Macht abhänge, und dass diese

beeinflussbar sei. Dass er sich erst auf

dem Sterbebett habe taufen lassen, lässt

Girardet als Gegenargument jedenfalls

nicht gelten: „Die späte Taufe war üb-

lich. Man versuchte, sich so spät wie

möglich taufen zu lassen, da man

Zur Saarbrücker

Konstantin-

Vortragsreihe wird

im Sommer das

Buch „Kaiser

Konstantin der

Große“, Habelt-

Verlag, Bonn,

herausgegeben von

Prof. Girardet,

erscheinen.

Klaus M. Girardet:

Die Konstanti-

nische Wende –

Voraussetzungen

und geistige

Grundlagen der

Religionspolitik

Konstantins des

Großen, Wissen-

schaftliche Buch-

gesellschaft,

Darmstadt, 2006,

204 Seiten, 44,90 Euro.

ISBN: 3-534-19116-1

Flavius Valerius Constantinus

(*etwa 275 nach Chr., † 337) initiierte als

erster christlicher römischer Kaiser (von

306 bis 337 nach Christus; Alleinherrscher

seit 324) den Übergang der Alten Welt

zum Christentum.

Fotos: Klaus Girardet

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Nicht medientauglich

Wie sähe die Welt heute aus, hätte

Konstantin seine „Vision“ nicht ge-

habt. Wie sehr hat er die Welt beein-

flusst? Das stand im Mittelpunkt der

vielbesuchten Reihe, bei der Girardet

Vortragende einlud, ein Bild der unter-

schiedlichsten und gegensätzlichsten

Nachwirkungen des Kaisers in 1 700

Jahre Geschichte entstehen zu lassen.

„Wir haben Konstantin nicht nur den

Sonntag zu verdanken, den er per Ge-

setz einführte; er war in vieler Hinsicht

prägend“, so Girardet. Mit einer Aus-

nahme: In der islamischen Welt gebe es

keinerlei Resonanz auf den Kaiser.

Mehr als 1000 Jahre habe Konstantin

von Byzanz aus direkt und indirekt in

die orthodoxe, slawische Welt nachge-

wirkt. Die Eroberung Konstantinopels

durch die Türken 1453 bedeute einen

markanten Einschnitt. „Demgegenüber

fällt in der westlichen Welt auf, dass der

Kaiser zu fast jeder Zeit für wechselnde

politische Ziele instrumentalisiert und

je nach Anschauung für die eine wie die

andere Seite als Argumentationsgrund-

lage genutzt wurde. Von aktuellen poli-

tischen Vorstellungen hängt es ab, ob

Konstantin polemisch oder legitimie-

rend wahrgenommen wurde“, fasst

Girardet die europäische Rezeption zu-

sammen. So bei der Konstantinischen

Schenkung, der später entlarvten Fäl-

schung, um den weltlichen Herr-

schaftsanspruch der Päpste zu unter-

streichen. So auch zu Zeiten der Fran-

zösischen Revolution, in denen Kon-

stantin als Prototyp christlicher Herr-

scher herhalten musste – den man

ebenso bekämpfte wie die gemeinten

gegenwärtigen Herrscher. Auch Vol-

taire setzte sich kritisch mit ihm ausein-

ander. Der Begriff „Konstantinisches

Zeitalter“ wurde als Sinnbild eines

vermeintlichen Bundes von „Thron

und Altar“ zum polemischen Schlag-

wort, so für die Bekennende Evange-

lische Kirche im Dritten Reich wie auch

in der DDR. Auf einem Gebiet aber

zeigt Konstantin kaum Nachhall: „Der

Kaiser, so ergab ein Vortrag, ist nicht

medientauglich“, sagt Girardet. Wäh-

rend Nero, Cäsar, selbst Caligula als

Filmhelden und in Dramen eine Rolle

spielen, bleibt Konstantin nahezu ohne

Auftritt. „Das mag an seiner schwer

fassbaren Widersprüchlichkeit liegen

als erster christlicher Kaiser, der Gattin

und Sohn tötet – das passt nicht ins

Bild.“ – Dabei ließe sich der Halo doch

gut in Szene setzen ... CE

Für die schönsten Momente im privaten und beruflichen Leben haben wir den passenden Rahmen,damit die Glückwünsche richtig ankommen.

Feiertag!

CONGRESSALLIANZ.DE

66111 Saarbrücken · Tel.: 06 81/ 41800 · Fax: 06 81 / 41 80 [email protected] · www.ccsaar.de

In Trier findet vom 2. Juni bis 4. Novem-

ber eine Landesausstellung zu Konstantin

dem Großen im Rahmen der Kulturhaupt-

stadt 2007 Luxemburg und Großregion

statt.

www.konstantin-ausstellung.de

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Ziemlich aus dem Rahmen fielen

im vergangenen Wintersemester

die Studienobjekte der Saarbrücker

Psychologen: Beim Ophüls Festival in

Saarbrücken nahmen Studierende für

ein medienpsychologisches Begleit-

seminar Filmemacher und Besucher

unter die Lupe. Dabei wollten sie fol-

gende Fragen klären: „Gibt es den typi-

schen Ophüls Festival-Besucher?“ –

„Wie suchen die Besucher ihre Filme

aus?“ – Und: „Macht Filmkunst sexy?“

Alle 22 Studierenden wurden akkre-

ditiert und hatten freien Zutritt zu allen

Filmen. Traumhafter Job? – von wegen:

„Das war für alle eine Ochsentour“,

beschreibt Dr. Frank Schwab, der das

Hauptseminar leitete, die Festival-

Woche seiner Studenten. Mit dem En-

gagement und der Leistungsbereit-

schaft seiner Studierenden, die in drei

Teams arbeiteten, ist der Medienpsy-

chologe sehr zufrieden. Dem Persön-

lichkeitsprofil eines „typischen Ophüls-

Kinogängers“ kamen die angehenden

Psychologen allerdings nicht auf die

Spur. Ein Ergebnis, das die Studenten

überraschte. Wohl ist das Ophüls-

Publikum mit einem Durchschnittsalter

von 38 Jahren etwas älter als normales

Kinopublikum (32 Jahre), hat einen

höheren Bildungsabschluss und ist eher

im sozialen Bereich tätig. Doch in den

Kernmerkmalen der menschlichen Per-

sönlichkeit unterscheiden sich beide

Gruppen nicht. Erforscht werde dies,

indem man aus den Antworten auf den

Fragebögen fünf gut etablierte Persön-

lichkeitsdimensionen ableite, „die Gas-

senhauer der Psychologie“, erklärt

Schwab. Man nennt sie auch „die Big

Five“: Neurotizismus (emotionale

Stabilität), Extraversion (nach außen

gewendete Haltung), Verträglichkeit,

Gewissenhaftigkeit sowie Offenheit für

Erfahrungen. „Wir hatten erwartet,

dass Ophüls-Besucher zum Beispiel

extrovertierter und offener für Erfah-

rung sind, aber das wurde nicht be-

stätigt“, berichtet eine Studentin von

den Ergebnissen ihrer Gruppe. Um ein

Bild vom „normalen“ Kinopublikum

zu bekommen, hatte das fünfköpfige

Team in einer Voruntersuchung quer

durch alle Saarbrücker Kinos 150 Be-

sucher befragt. Die Ergebnisse konn-

ten dann mit den Auswertungen von

650 Fragebögen der Ophüls-Besucher

verglichen werden.

Eine Voruntersuchung führte auch

die zweite Studenten-Gruppe durch,

allerdings aus einem anderen Grund:

„Unsere Themen waren die Filmselek-

tion und die Infopolitik im Rahmen des

Ophüls-Festivals“, erzählt eine der Stu-

dierenden und erläutert: „Wir wollten

beantworten, wie das Publikum seine

Filme auswählt, und wie die Besucher

die Informationspolitik zum Festival

beurteilen.“ Eine Voruntersuchung sei

notwendig gewesen, um das Spektrum

möglicher Antworten abzuklopfen: Die

angehenden Psychologen stellten Kino-

besuchern im Filmhaus, im camera zwo

und im Kino achteinhalb, zunächst vor

allem offene Fragen, die freie Assozia-

tionen bei der Antwort erlauben. Aus

den Ergebnissen wurde der elektroni-

sche Festival-Fragebogen entwickelt,

der nun kaum noch offene Fragen ent-

hielt, sondern Ankreuzmöglichkeiten

per Mausklick vorsah. Die eigentliche

Befragung fand dann während der Vor-

verkaufswoche zum Festival statt: Die

Studenten hatten sich mit ihren Lap-

tops in der Karten-Verkaufsstelle im

Café Forum am St. Johanner Markt

positioniert und am Ende der Woche

die Ergebnisse von 210 Befragungen in

ihren Rechnern erfasst. Fazit: Die

Ophüls-Besucher treffen ihre Filmaus-

wahl anhand des Inhalts, der Beschrei-

bung im Katalog und der Art der Film-

reihe. „Hier gibt es im Zusammenhang

mit der Infopolitik ein klares Ergebnis:

Die Leute wünschen sich den Filmka-

talog deutlich früher als er erscheint“,

erzählt die Team-Sprecherin. Und: Ob-

wohl sich fast alle Besucher für mehr

Präsenz des Festivals in der Stadt aus-

sprachen, bewerteten doch fast 70 Pro-

zent die Informationspolitik zum Festi-

val als gut oder sehr gut. Überrascht

waren die Studenten darüber, dass es

offensichtlich kaum feste Ophüls-

Besuchergruppen gibt, die sich jährlich

zum Festival treffen (lediglich vier Pro-

Kino macht sexy

Festival-Stimmung im Cinestar

Beim 28. Max Ophüls Filmfestival, einer der wichtigsten Veranstaltungen

für den Filmnachwuchs, nahmen Psychologie-Studenten der Saar-Uni das

Festival-Publikum unter die medienpsychologische Lupe.

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„Am wenigsten ‘Wind um ihre Person’

machen Menschen mit Kindern – nach

dem Motto: Ich hatte schon Fortpflan-

zungserfolg und muss mich nicht mehr

aufreizend darstellen“, erklärt eine

Studentin aus dem Team.

Dass die erotisierende Ausstrahlung

der Filmkunst auch ein bisschen auf

das Publikum abfärbt, enthüllte ein

eigener Fragebogen zur Lebenssitua-

tion und zum Sexualverhalten der Zu-

schauer. Eines der Ergebnisse: Männer

finden kunstinteressierte Frauen attrak-

tiver – und umgekehrt. Interessant:

Frauen glauben selber nicht, dass sie als

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zent). Statt dessen gehen die meisten

mit Partner beziehungsweise Partnerin

oder mit Freunden zum Festival, und

immerhin 20 Prozent kommen alleine.

Als „Stammgäste“ bezeichneten sich 69

Prozent der Befragten.

„Macht Filmkunst sexy?“ – dieser

ungewöhnlichen Frage ging das dritte

Studenten-Team mit sechs Leuten

nach. „Einsatzort“ der Psychologinnen

war Lola’s Bistro, wo während des

Festivals Publikum und Filmemacher

am späten Abend zum Diskutieren und

Feiern zusammenkommen. Eine Stu-

dentin erläutert: „Beim Balzverhalten

spielt im Tierreich unter anderem auf-

fallender Schmuck eine große Rolle.

Wir wollten herausfinden, ob beim

Menschen Kunst und Kreativität diese

Rolle übernehmen können.“ Konkrete

Fragestellung: Unterscheiden sich Be-

sucher und Filmschaffende hinsichtlich

ihrer Tendenz, sich profilieren und in

Szene setzen zu wollen? Die Auswer-

tung von 211 Fragebögen – davon

knapp 40 Medienschaffende – brachte

ein eindeutiges Ergebnis: „Es gibt Un-

terschiede – Filmschaffende zeigen

eine stärkere Ausprägung bei den Di-

mensionen Aufmerksamkeitssuche und

Sexualisierung als das Kinopublikum.“

Das sei bei Filmschaffenden vor der

Kamera noch deutlicher ausgeprägt als

bei denen hinter der Kamera. Weiter

fanden die Psychologie-Studenten fol-

gende Ergebnisse: Jüngere Menschen

inszenieren sich stärker als ältere, ver-

heiratete weniger als unverheiratete.

Die Gewinner auf der Bühne Fotos: Manuela Meyer

Kunstbegeisterte bei Männern besser

ankommen.

Neben all den – manchmal erstaun-

lichen – Antworten auf ihre Fragen

haben die Teilnehmer auch in anderer

Hinsicht von ihrem Hauptseminar

profitiert: „Die Studenten haben wäh-

rend des Festivals einiges an Erfahrung

im Umgang mit Medien bekommen“,

sagt Seminarleiter Frank Schwab. „Und

da sie bei der Befragung auch mit dem

SR zusammengearbeitet haben, war das

eine gute Gelegenheit zu sehen, wie

Forschung außerhalb der Uni in der

Anwendung aussieht.“ GS

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Im Mittelpunkt steht das Denken:

Aufmerksamkeit und Wahrneh-

mung, Problemlösung, Gedächtnis und

Sprache – „das sind die klassischen

Bereiche der Kognitionswissenschaft“,

sagt Axel Mecklinger, Professor für

Experimentelle Neuropsychologie an

der Saar-Uni. Unter dem interdiszipli-

nären Dach der Kognitionswissen-

schaft arbeiten Forscher aus den Be-

reichen der Psychologie, Informatik,

Philosophie und Linguistik. „Einerseits

ist es ein sehr grundlagenorientiertes

Fach, das in neuerer Zeit durch die

phantastischen Methoden der Neuro-

wissenschaften stimuliert wird“, erklärt

Mecklinger. Ein anderer Aspekt sei

der Bereich der anwendungs-

orientierten Forschung: „Er-

kenntnisse darüber, wie unser

Gehirn arbeitet, werden in

Zukunft immer wichtiger

für die Konstruktion von

Maschinen, die über eine

interne Intelligenz ver-

fügen.“ Will man bei-

spielsweise einem Roboter

beibringen, sich einen Weg

zu merken, so sollte man

wissen, wie räumliches Wis-

sen in unserem Gehirn ge-

speichert wird. Allerdings ist

der Weg zur Anwendung meist

weit. „Die Grundlagenforschung,

wie wir sie heute betreiben, schafft

die Anwendungen von morgen und

übermorgen“, betont Axel Mecklinger.

Einer der Forschungsschwerpunkte

der Saarbrücker Psychologie ist die

kognitive Neurowissenschaft: „Wir

untersuchen den Link zwischen den

immateriellen Prozessen des Denkens

und dem materiellen Substrat, also den

konkreten Neuronenverbänden, durch

die der Geist funktioniert“, erklärt

Mecklinger. Einer der Forschungsbe-

reiche, an denen er und sein Team (im

Rahmen des SFB 378) derzeit arbeiten,

beschäftigt sich mit dem Sequenzlernen

wie dem Einprägen von Buchstaben-

folgen. Die Herausforderung: Eine

Fragestellung muss so operationalisiert

werden, dass man sie sinnvoll im Labor

untersuchen kann. Im Fall des Se-

quenzlernens werden Versuchsperso-

nen Buchstaben auf einem Computer-

Bildschirm gezeigt, die sich in be-

stimmten Sequenzen wiederholen. Der

Trick: In diese Sequenzen sind einzelne

Fehler eingebaut. Während die Test-

personen die Aufgaben bearbeiten,

tritt ansonsten nur dann im EEG auf,

wenn man selbst einen Fehler begeht.

Bedingt ist diese Fehlernegativierung

durch die kurzzeitige Unterbrechung

der Dopamin-Produktion des Gehirns,

eines Botenstoffs, der für die Vermitt-

lung angenehmer Gefühle zuständig

ist. Unser Gehirn generiert permanent

Vorhersagen darüber, wie angenehm

ein Ereignis sein wird. Das Registrieren

der Abweichung zwischen dieser Vor-

hersage und dem, was tatsächlich ein-

tritt, scheint ein ganz wichtiger Mecha-

nismus für das Lernen zu sein. „Je

genauer das Gehirn registriert, dass ein

Ereignis schlechter ist als erwartet, des-

to höher fällt die Fehlernegativierung

aus und desto besser lernen die Ver-

suchspersonen“, fasst Axel Mecklinger

das Versuchsresultat zusammen. Dass

diese Erkenntnisse auch bei Lernme-

dien berücksichtigt werden, dafür hat

der Psychologe schon gesorgt und be-

reits erste Vorgespräche mit Kollegen

am DFKI geführt, die sich mit der Ge-

staltung von Lernmedien beschäftigen.

Ein anderer aktueller Forschungs-

bereich der Saarbrücker Neuro-

psychologen ist die Erforschung

des pathologischen Alterns –

aufgrund von Demenz- und

Alzheimer-Erkrankungen –

im Gegensatz zum nor-

malen, gesunden Altern.

Ein Projekt, das Meck-

linger zusammen mit

Kollegen aus der Saar-

brücker Psychologie in

Kooperation mit Prof.

Klaus Fassbender von der

Neurologie am Uni-Klini-

kum Homburg durchführt.

Klar ist: „Die hirnstruk-

turellen Veränderungen, die

man bei Demenz-Erkrankungen

beobachtet, gehen den tatsäch-

lichen geistigen Symptomen um

Jahre voraus“, sagt Axel Mecklinger.

So könne man diese Erkrankungen

schon im Alter von 50 bis 55 Jahren

bereits relativ sicher vorhersagen. Mit

zwei unterschiedlichen Forschungs-

disziplinen will man die Früherkennung

dieser Krankheiten vorantreiben: Wäh-

rend Klaus Fassbender die molekulare

Ebene – konkret: die Pathologie des

Protein-Stoffwechsels untersucht –,

konzentrieren sich die Saarbrücker Psy-

chologen auf die Pathologie hinsicht-

lich des Denkens und des Erinnerns.

„Mit den Tests, die die Kognitions- und

Neuropsychologie entwickelt hat, hof-

fen wir, Gedächtnis-Disfunktionen

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Dem Denken auf der Spur

Im März fand an der Saar-Uni eine internationale Fachtagung zum Thema

Kognitionswissenschaft statt. Was man sich darunter vorstellen kann, und

mit welchen spannenden Themen sich Kognitionsforscher beschäftigen,

erläutert der Saarbrücker Neuropsychologe Prof. Axel Mecklinger.

Ergebnis eines Kernspin-Experiments:

Beim Hören eines semantisch falschen

Satzes zeigt sich ein erhöhter Zufluss von

sauerstoffreichem Blut in den rot ange-

färbten Gehirnregionen.

Grafik: Patric Meyer

werden ihre Hirnströme durch EEG

aufgezeichnet. Das Ergebnis: Immer

dann, wenn die Testperson einen

Fehler in der Sequenz entdeckt, äußert

sich das im EEG als Peak – die so

genannte Fehlernegativierung. Diese

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schon in sehr frühen Stadien der

Alzheimer-Erkrankung feststellen zu

können“, sagt der Saarbrücker Hirn-

forscher.

Mit „normalen“, altersbedingten Ab-

bauprozessen im Gehirn beschäftigt

sich Prof. Art Kramer von der Uni-

versity of Illinois. Er stellte während

der Fachtagung der Kognitionswissen-

schaftler in Saarbrücken vor, dass

sportliches Ausdauertraining diese Ab-

bauprozesse reduziert und sogar um-

kehren kann. Kramer untersuchte die

Auswirkungen von relativ einfacher

körperlicher Betätigung wie Laufen auf

einem Laufband oder Aerobic-Training

bei relativ unsportlichen Amerikanern,

die ihre Freizeit ansonsten lieber fern-

sehend auf der Couch verbrachten. Er-

gebnis: Die kognitiven Leistungen und

der Hirnstoffwechsel der Versuchsper-

sonen verbesserten sich bereits nach

zehn bis 14 Tagen signifikant.

Die Frage nach

dem freien Willen

Ein Evergreen der Kognitionsfor-

schung sei die Frage nach dem freien

Willen, meint Prof. Mecklinger: „Wenn

sich unser Denken tatsächlich als Akti-

vität eines hochkomplexen neuronalen

Substrats abbilden lässt, welche Rolle

spielt der freie Wille dann noch?“ So

lassen sich Gehirnprozesse nachwei-

sen, die zwar unser Verhalten steuern,

uns aber nicht notwendigerweise be-

wusst werden. Tatsächlich scheine der

freie Wille für das tägliche Handeln

relativ irrelevant zu sein. Im Versuch

nachweisbar: „Das Bewusstwerden

einer Entscheidung läuft zeitlich ver-

zögert zu der damit verbundenen

messbaren Hirnaktivität “, sagt der

Psychologe und fügt spaßhaft hinzu:

„Auf gut Deutsch: Sie könnten sich er-

schießen, ohne dass Sie es merken.“

Wieder ein anderer Bereich der Kog-

nitionsforschung beschäftigt sich mit

dem Phänomen der Sprache: Prof.

Angela Friederici, Direktorin am Max-

Planck-Institut für Kognitions- und

Neurowissenschaften in Leipzig, unter-

sucht neuronale Systeme, die dem

Spracherwerb und dem Sprachverste-

hen zugrunde liegen. Um herauszufin-

den, wie das Gehirn semantische und

syntaktische Informationen verarbeitet,

werden Versuchspersonen mit Regel-

verletzungen konfrontiert und dabei ihr

EEG aufgezeichnet: Hört eine Ver-

suchsperson den syntaktisch fehler-

haften Satz „Der Honig wurde am ge-

gessen“, so zeigt das EEG schon nach

150 Millisekunden einen negativen

Ausschlag über der Broca-Region im

linken Stirnhirn, die für das sprachliche

Regel-Wissen wichtig ist. Bei einem

semantischen Fehler wie „Der Honig

wurde ermordet“ tritt die EEG-Welle

dagegen deutlich später (nach 400

Millisekunden) und über einer anderen

Gehirnregion auf. Prof. Friederici

konnte nachweisen, dass bereits zwölf

Monate alte Babys solche semantischen

Regelverstöße registrieren.

Mit welchen Methoden lassen sich

solche Forschungsergebnisse gewin-

nen? „Hauptsächlich messen wir die

Reaktionszeiten in computerbasierten

Tests und hochkanaligen EEG-Unter-

suchungen“, sagt Axel Mecklinger. Die

Aktivierung bestimmter Gehirnregio-

nen lässt sich darüber hinaus mittels

Kernspin-Tomographie feststellen: Ak-

tive Gehirnregionen brauchen mehr

Blut und mehr Sauerstoff als inaktive –

diese Veränderungen im Blutstoff-

wechsel werden im Tomographen

sichtbar gemacht. Während die Neuro-

psychologen die EEG-Untersuchun-

gen im eigenen Labor auf dem Saar-

brücker Campus durchführen, sind die

Bedingungen für die Tomographie-

Untersuchungen noch nicht ideal: Die

Wissenschaftler müssen auf den Scan-

ner in Homburg zurückgreifen, der im

Wesentlichen für klinische Zwecke

verwendet wird und den sie daher nur

in Randzeiten nutzen können. „Für

unsere Forschungen brauchen wir in

der Tat die großen Maschinen – und

die sind nicht ganz billig“, sagt Axel

Mecklinger. Doch er sei guter Dinge,

dass die Universität in Zusammenarbeit

mit dem Uniklinikum den schon lange

anvisierten Magnetresonanz-Tomogra-

phen für die Forschung in absehbarer

Zeit anschaffe. GS

BlutspendezentraleSaar-Pfalz gGmbH

Etwa 80% unsererBevölkerung benötigteinmal im Leben eine

Blutübertragung.

...in Saarbrückenam Klinikum Saarbrücken(Winterberg)

Mo., Mi., Fr. 8.30 - 15.00 UhrDi., Do. 12.00 - 18.00 Uhr

INFO Tel: 0681/963-2560

...in Kaiserslauternam Westpfalz-Klinikum

Mo. Mi. u. Fr. 7.15 - 13.30 UhrDi., Do. 11.30 - 18.00 Uhr

INFO Tel: 0631/203-1804

H i l f e d i e a n k o m m t

SpendeBlutBlut

Blutspender erh

alten eine

Aufwandentsc

hädigung

Eine Versuchsperson wird auf die EEG-

Untersuchung vorbereitet.

Foto: FR Experimentelle Neuropsychologie

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2007

Grenzen sind nicht seine Sache.

Das zeigte Karsten König schon,

als er und eine kleine Gruppe Aben-

teurer im Jahr 1990 – noch vor der

offiziellen Wiedervereinigung – als

letzte und wohl auch erste DDR-Bür-

ger einen Achttausender-Gipfel des

Himalayas im chinesisch besetzten

Tibet bestiegen. Illegal, ohne Pass.

„Wir brauchten 80 Tage, hatten ein

Budget von 800 Mark. Jeder von uns

trug etwa 60 Kilo Gepäck; Bergführer

hatten wir nicht, auch keine genauen

Karten, die wurden in der DDR unter

Verschluss gehalten“, erinnert sich

König an seine kühne Expedition auf

das Dach der Welt, von der heute Fotos

an den Wänden seines Büros im Fraun-

hofer-Institut für Biomedizinische

Technik hängen. Der Thüringer be-

zwang mit der selbst-

gebauten Ausrüstung

den Shishapangma in

Tibet, den dreizehnt-

höchsten Berg der

Welt. „Wenn ich nicht

neue Richtungen ein-

schlagen kann, ist die

Sache für mich nur

halb so spannend“,

schmunzelt der Laser-

physiker, der 2003 eine

Professur für Mikro-

sensorik an unserer

Universität übernahm

und gleichzeitig eine

Abteilung am Fraun-

hofer-IBMT leitet.

Er ist Gipfelstürmer

geblieben – wenn auch

in anderem Maßstab.

König hält bis heute

mehrere Weltrekorde

in der Nanomedizin.

So gewährt sein Fem-

tosekunden-Lasersys-

tem Einblicke in le-

bendes Gewebe mit

bisher unbekannter

Präzision – 1 000fach

genauer als Computer-

tomographen. Und es

gelangen ihm immer

kleinere kleinste Schnitte in biologische

Strukturen mit seinem Laser, den er so

weiterentwickelt hat, dass er mit sehr

hoher Pulsfolge im nahen infraroten

Spektralbereich arbeitet. Der Laser-

strahl kann in bislang einzigartig prä-

ziser Weise fokussiert werden. Von

mehreren hundert Nanometern konnte

König die Größe seiner Nano-Schnitte

schließlich unter 100 Nanometer ver-

kleinern. Sein neuer Weltrekord, mit

dem er jetzt seinen eigenen alten ge-

toppt hat, liegt bei 40 Nanometern.

Damit schuf er den Einstieg in die

Laser-Nanomedizin, einen neuen

Zweig der Medizin, der die einzelne

Zelle und ihre Bestandteile in den Mit-

telpunkt von Diagnose und Therapie

stellt.

Neuer Weltrekord:

Optical knock-out

mit Nanokugel

Es ist nicht der Lichtstrahl selbst, der

wie ein Laserschwert Löcher in Chro-

mosomen brennt oder in einzelne

Moleküle schneidet. Auf einen so win-

zigen Punkt lässt sich das Laserlicht

nicht mehr fokussieren. König erreich-

te mit den ultrakurzen Laserpulsen sei-

nes Femtosekunden-Lasers einen

Licht-Fokus von etwa einem Millionstel

Meter – das war noch zu groß für seine

ehrgeizigen Vorhaben in der Nano-

chirurgie.

Mit einem Kunstgriff ist Professor

König jetzt gemeinsam mit Kollegen

der Firma JenLab GmbH und vom

Jenaer Institut für Photonische Tech-

nologien der Durchbruch gelungen:

„Wir nutzen die Wechselwirkung zwi-

schen Nanopartikeln und Licht“, er-

klärt der Laserphysiker. Hierzu wird ein

Metall-Nanopartikel mit Hilfe moleku-

larbiologischer Methoden an die Gen-

sequenz gebunden, die ausgeschaltet

werden soll; in den jetzt in Nanoletters

(Czaki et al. 2(2007) 247-253, www.

nature.com/nnano/reshigh/200) ver-

öffentlichten Forschungsarbeiten war

dies eine bestimmte Region des Chro-

mosoms 1. Das Licht des Femtosekun-

den-Lasers – ultrakurze Laserpulse im

nahen infraroten Spektralbereich –

trifft ähnlich einem Scheinwerfer auf

die Umgebung des Chromosoms. Der

Nanopartikel fängt das Licht auf,

erwärmt sich und brennt ein nur 40

Nanometer großes Loch exakt in diese

Stelle. „Das entspricht einem Durch-

messer von einem Zweitausendstel

Im

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Laser-

Nan

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izin

Gezielt können einzelne Bestandteile menschlicher DNA oder von

Tumorzellen inaktiviert werden: Der Saarbrücker Mikrosensoriker und

Laserphysiker Prof. Karsten König hat mit einem Forschungsteam aus Jena

ein neues Werkzeug zur Molekülchirurgie entwickelt. Durch Kombination

von Laser-Licht und Nanopartikel werden erstmals Bohrungen und

Schnitte 2000 mal feiner als die Breite eines Haares möglich. Mit einer

Größe von 40 Nanometern, das sind 40 Millionstel Millimeter, ist Professor

König und seinen Teamkollegen die weltweit kleinste optische Nano-

Bohrung in ein einzelnes Chromosom gelungen. Die Zeitschrift Nature

Nanotechnology beschrieb die Entwicklung als „Forschungs-Highlight 2007“

mit der Überschrift „Nanoparticles: Catch the Light“.

Der Laser wird zum Nano-Skalpell:

Neues Werkzeug

ermöglicht Molekülchirurgie

Gipfelstürmer: Prof. Karsten

König auf dem Gipfel des

Shishapangma in Tibet

Foto: privat

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Nan

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2007

einer Haaresbreite“, erläutert König.

Optical knock-out nennen das die Wis-

senschaftler. „Die umliegenden Teile

des Chromosoms bleiben dabei voll-

kommen unbeschadet“, betont er.

Diese Kombinationstechnik aus

Nanopartikel und ultrakurzen Laser-

pulsen, deren Entwicklung das Bun-

desforschungsministerium gefördert

hatte, schafft die Grundlage für eine

Laser-Nanochirurgie. Die Firma JenLab

GmbH, die König mitgründete, und

die Mitarbeiter auch an den Standorten

St. Ingbert und Saarbrücken beschäf-

tigt, hat die Basistechnologie zum welt-

weiten Patent angemeldet. „Erstmals

werden eine hochpräzise optische

DNA-Chirurgie und optische Nano-

manipulation von Molekülen möglich“,

so Prof. König. Das eröffnet vollkom-

men neue therapeutische Möglichkei-

ten. So lassen sich in der Gentherapie

zukünftig bestimmte genomische Be-

reiche der DNA, etwa solche, die einen

genetischen Defekt verursachen, ge-

zielt inaktivieren. Auch in der Tumor-,

Neuro- oder Augenchirurgie sieht

König Anwendungsfelder seiner Me-

thode. Sein Team am Lehrstuhl und am

Fraunhofer-Institut arbeitet derzeit

daran, Proteine und einzelne Bestand-

teile von Tumorzellen optisch außer

Gefecht zu setzen.

Beim Einsatz des Lasers in der Haut-

krebs-Forschung arbeitet König neuer-

dings mit Prof. Ian Frazer von der

Universität in Brisbane, Australien,

zusammen. Mit dem Immunologen,

der durch den ersten Impfstoff gegen

Krebs, den Gebärmutterhalskrebs, zu

Weltruhm gelangte, und in Fachkreisen

als Anwärter für den Nobelpreis gehan-

delt wird, entwickelt König den Fem-

tosekunden-Laser weiter.

Ob er sich nochmals der Heraus-

forderung des Himalayas stellt, und die

Höhe seines letzten Gipfels überbietet,

ist offen. Es ist aber zu erwarten, dass

er versuchen wird, am anderen Ende

der Größenskala das eine oder andere

zu bewegen. CE

Vom 13. bis 15. Juni wird der Uni-Campus

und das Fraunhofer-IBMT auf Königs

Einladung zum Treffpunkt internatio-

naler Wissenschaftler rund um das Thema

Multiphotonen und Laser in der Medizin.

www.uni-saarland.de/PhotonsLive 2007

An einem neuartigen Laser-Endoskop

arbeitet Dr. Selma Schenkl an Königs

Lehrstuhl und am Fraunhofer-Institut.

Die Laser-Expertin und Erstautorin in

der Zeitschrift Science (Schenkl et al.,

Science 309 (2005) 917-920; Schenkl et

al. PNAS 103 (2006) 4101-4106) ist seit

einem Jahr in seiner Arbeitsgruppe.

2006 erhielt die Wissenschaftlerin im schweizerischen

Lausanne den mit 25 000 Schweizer Franken dotierten

Latsis-Preis. Die von einer griechischen Familie gegrün-

dete Latsis-Stiftung, die in der Schweiz jährlich hoch-

dotierte Wissenschaftspreise vergibt, würdigte damit ihre

Arbeiten, die erstmals dazu beitragen, zu verstehen, wie

die grundlegenden Prozesse bei Retinalproteinen ablau-

fen. Diese Proteine spielen für das Sehen eine wichtige

Rolle. Mit Femtosekunden-Laserimpulsen im nahen ultra-

violetten Spektralbereich konnte Schenkl die ultraschnel-

len Veränderungen des elektrischen Feldes im Protein

sichtbar machen, sie untersuchen und Rückschlüsse auf

seinen Einfluss ziehen. CE

Prof. Dr. Karsten König

Für seine Forschungen zur Nanochirurgie und zum Einsatz des Femtosekunden-Lasers

in der Augenchirurgie und bei Hautkrebs wurde der Biophysiker mehrfach ausgezeich-

net, so im Oktober 2005 mit dem Preis Technik für den Menschen der Fraunhofer-Gesellschaft

und dem Pascal Rol Award der Society for Optical Engineering.

Foto: das bilderwerk

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2007

Regelmäßige Tabletteneinnahmen

könnten schon bald der Vergan-

genheit angehören: Wissenschaftler ei-

nes EU-Konsortiums entwickeln eine

Prothese, die die benötigten Medika-

mente kontinuierlich und richtig dosiert

abgibt. Konzentrationsspitzen, die bei

der Einnahme von Tabletten entstehen

und Nebenwirkungen erhöhen, werden

so vermieden. Das Besondere an der

Prothese Intellidrug: Im Gegensatz zu

bereits existierenden Medikamenten-

Prothesen und Implantaten ist sie recht

klein – sie findet in zwei künstlichen

Backenzähnen Platz. Im Mundraum ist

sie gut zugänglich und kann einfach

gewartet und wieder befüllt werden.

„Die Zahnprothese besteht aus ei-

nem Reservoir, in dem sich das Medi-

kament befindet, einem Ventil, zwei

Sensoren sowie elektronischen Kom-

ponenten“, erklärt Oliver Scholz, der in

der Fachrichtung Mechatronik am

Lehrstuhl für Mikrosensorik von Prof.

Karsten König arbeitet. Der promo-

vierte Elektroingenieur ist einer der

Wissenschaftler, die die Sensoren und

die Elektronik am Fraunhofer-Institut

für Biomedizinische Technik in St. Ing-

bert entwickeln. Und so funktioniert

die Zahnprothese: „Über eine Mem-

bran gelangt Speichel in das Reservoir,

löst einen Teil des festen Medikaments

und fließt über einen kleinen Kanal in

den Mundraum. Hier wird es von den

ruar erstmalig verschiedene Fabrika-

tionsmuster vorgestellt, ein Prototyp

befindet sich in der Fertigung. Intellidrug

soll in diesem Jahr klinisch geprüft

werden – gefüllt mit dem Medikament

Naltrexon, das drogenabhängige Pa-

tienten während des Entzugs ein-

nehmen. GS/Annette Maurer

keit. Anhand der Messergebnisse öff-

net oder schließt die Elektronik ein

Ventil am Ende des Kanals und steuert

so die Dosierung. Ist der Wirkstoff

aufgebraucht, weist die Elektronik den

Patienten mittels Anzeige in einer Fern-

bedienung darauf hin. Mit dieser lässt

sich Intellidrug drahtlos bedienen – über

sie kann der Patient oder der Arzt

beispielsweise einstellen, welche Dosis

des Medikaments abgegeben werden

soll. In Abständen von einigen Wochen

muss der Patient den Wirkstoff nach-

füllen lassen. Auf der Messe MedTec in

Stuttgart haben die Forscher Ende Feb-

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Pillen im Zahn

Gebiss mit Medikamentendepot. Es tritt an die Stelle zweier Backen-

zähne und wird in die Zahnprothese hineingeschoben.

Foto: Firma Valtronic SA, Schweiz

Wie alt ist die Haut?

Unter Leitung von Prof. Karsten

König haben Biophysiker am

Fraunhofer-Institut für Biomedizini-

sche Technik in St. Ingbert in Koope-

ration mit Ingenieuren der Spin-off-

Firma JenLab GmbH und Dermato-

logen an der Friedrich-Schiller-Univer-

sität in Jena eine neue Technik ent-

wickelt: Mittels spezieller Femtosekun-

den-Laser wird die Haut in der Tiefe

abgerastert und das Verhältnis der

Hautkomponenten Elastin und Kol-

lagen, der so genannte SAAID-Index,

gemessen. Die Kenntnis des Verhält-

nisses der beiden Hautkomponenten

erlaubt Aussagen zum Hautalterungs-

prozess und zur Diagnose von Haut-

erkrankungen. So wird mit fortschrei-

tender Hautalterung das Kollagen, das

im Gegensatz zum Elastin nicht elas-

tisch dehnbar ist, aber eine hohe Zug-

festigkeit besitzt, immer mehr abge-

baut. „Die Hautkomponenten leuchten

bei geeigneter Laserbestrahlung

schwach grün (Elastin) und violett

(Kollagen) und können mit dem neu-

artigen Tomographen DermaInspect

simultan bildgebend erfasst werden“,

erläutert der Biophysiker König. Da mit

sehr hoher Auflösung im Bereich eines

Tausendstel Millimeters gemessen wer-

de, könne auch die Hautalterung an

verschiedenen Arealen eines Patienten

festgestellt werden. „Wir sehen so bei-

spielsweise den Einfluss der Sonnenbe-

strahlung auf einzelne Hautbereiche

und die genauen Wirkungsorte kosme-

tischer Produkte“, so König.

Die Dermatologen in Jena um Mar-

tin Johannes Koehler und Dr. Martin

Kaatz studierten an Europäern die Ab-

hängigkeit des SAAID-Indexes vom

Geschlecht und fanden heraus, dass

Frauen tendenziell schneller Kollagen

abbauen als Männer, die Hautalterung

somit insbesondere in der Menopause

schneller voran schreitet. Zudem konn-

te der Einfluss weiterer Faktoren auf

die Hautalterung demonstriert werden:

So zeigte eine 27-jährige Frau mit

intensivem Zigarettenkonsum und häu-

figen Besuchen im Solarium einen

SAAID-Index, der im Mittel einer 50-

Jährigen entsprach. GS/Annette Maurer

Mittels neuartiger Laser-Tomographen kann erstmals direkt die Alterung

und Schädigung tiefliegender Hautschichten gemessen werden.

Schleimhäuten der Wangen aufgenom-

men“, erläutert Scholz. Zwei Sensoren

am Kanal überwachen, wie viel Wirk-

stoff in den Körper gelangt: Ein Fluss-

sensor misst die Menge der Flüssigkeit,

die durch den Kanal in den Mund ge-

langt, ein weiterer Sensor die Konzen-

tration des Wirkstoffs in der Flüssig-

Tabletten-Schlucken könnte bald unnötig werden. Eine

Zahnprothese im Mund soll die Dosierung von Medi-

kamenten übernehmen. Wie das funktioniert, erklärt

Dr. Oliver Scholz (Foto) von der Fachrichtung

Mechatronik.

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2007

Der Arbeitskreis Gewässer in der

Fachrichtung Geographie hat im

Auftrag des Ministeriums für Umwelt

eine Methode entwickelt, die es erlaubt,

den Entwicklungszustand von Fließge-

wässern zu erfassen, zu bewerten und

daraus konkrete Maßnahmen zum Er-

reichen eines guten ökologischen Zu-

stands abzuleiten. Denn: Laut Wasser-

rahmenrichtlinie müssen alle Mitglieds-

länder bis 2009 verbindliche Maßnah-

menprogramme für die Erreichung

eines guten ökologischen Zustands vor-

legen. Im Rahmen dieser Zeitvorgabe

wurde von den Saarbrücker Geogra-

phen sowohl die Methodenentwicklung

als auch die Erfassung und Bewertung

aller saarländischen Gewässer durchge-

führt. In Luxemburg wurde das Ver-

fahren ebenfalls angewendet, da hier im

Zuge der Umsetzung der EG-WRRL

eine langjährige Kooperation besteht.

Wie der Direktor der luxemburgischen

Wasserwirtschaftsbehörde, André Wei-

denhaupt, mitteilt, hat die EU das Ver-

fahren als vorbildlich eingestuft. Die

Etappen der Methodenentwicklung

und die Ergebnisse der Erfassung wur-

den Ende März im Rahmen einer

Tagung an der Saar-Uni vorgestellt.

wertung digitaler Karten und anhand

eines Geographischen Informations-

systems, kurz GIS genannt“. Nur

punktuell seien bei unsicherer Daten-

lage Ortsbegehungen zur Absicherung

der Bewertung notwendig gewesen. Als

erstes untersuchten die Geographen

die Gewässerumfeldnutzung und

unterteilten die Gewässer in Abschnitte

von 250 bis 2000 Meter Länge. Im

nächsten Schritt wurden die Gewässer

in einer fünfstufigen Skala bewertet.

Bewertungskriterien waren strukturelle

Merkmale wie Laufkrümmung, Aus-

baugrad, Lateralerosion oder Ausmaß

der (unnatürlichen) Sohlenerosion.

Die Ergebnisse wurden von den

Gewässerspezialisten im GIS zusam-

mengeführt sowie in Karten darge-

stellt, auf denen sich der Handlungs-

bedarf direkt ablesen lässt: Gelbe,

orangene und rote Farben signalisieren,

dass Maßnahmen zur Verbesserung der

Gewässerentwicklungsfähigkeit not-

wendig sind – das ist bei rund 50 Pro-

zent der Fließgewässer im Saarland und

etwa 40 Prozent der Bäche und Flüsse

in Luxemburg der Fall. Für diese Ab-

schnitte sollen Maßnahmen zur Verbes-

serung des ökologischen Zustands

entwickelt werden, die ökologisch effi-

zient und zugleich kostengünstig sind.

Technisch aufwändige Maßnahmen

sollen – wo immer möglich – vermie-

den werden. Geograph Christof Kin-

singer nennt eine der wichtigsten Vor-

aussetzungen zur Initiierung eigen-

dynamischer Prozesse: „Man muss dem

Gewässer mehr Fläche zur Verfügung

stellen. Ohne Platz ist kein guter öko-

logischer Zustand möglich“. GS

Das Verfahren beurteilt die „Gewäs-

ser-Entwicklungs-Fähigkeit“ (GEF):

die Fähigkeit von Bächen und Flüssen,

sich eigendynamisch zu regenerieren,

indem natürliche Prozesse zugelassen

und gegebenenfalls angestoßen wer-

den. Das Besondere der Methode: Die

Bewertung der Entwicklungsfähigkeit

berücksichtigt die unterschiedlichen

Ansprüche an Gewässer innerhalb und

außerhalb von Ortslagen. „Die Gewäs-

serstruktur spielt die Schlüsselrolle bei

der Bewertung“, erklärt Prof. Ernst

Löffler. „Indem sie die Vielfalt der

Lebensräume in einem Fließgewässer

bestimmt, ist sie die Grundvorausset-

zung für die Erreichung eines guten

ökologischen Zustands“. Besonders

wichtige Elemente der Gewässerstruk-

tur seien Art und Zusammensetzung

der Gewässersohle, der Ufer sowie

angrenzende Vegetationssäume.

Allein im Saarland gibt es über tau-

send Kilometer Fließgewässer, die der

EU gemeldet werden müssen. Wie lässt

sich eine solche Strecke bewältigen?

Marco Hinsberger, einer der Mitarbei-

ter im Team von Prof. Löffler, erläu-

tert: „Wir bewerten auf der Basis von

Luftbildinterpretation, durch die Aus-

Natur-Kur

für Bäche und Flüsse

Gewässerspezialisten aus der SaarLorLux-Region diskutieren über die Gewässerentwick-

lungsfähigkeit des Losheimer Baches. Fotos: Fachrichtung Geographie

Prof. Ernst Löffler beim einleitenden Vor-

trag der Gewässerfachtagung.

Weitere Informationen unter:

www.uni-saarland.de/fliessgewaesser

Alle europäischen Bäche und Flüsse sollen bis 2015 in einem guten

ökologischen Zustand sein – so schreibt es die Europäische Wasser-

rahmenrichtlinie (EG-WRRL) vor. Wie dieses Ziel erreicht werden kann,

zeigen die Geographen der Saar-Uni um Professor Ernst Löffler. Sie haben

ein Erfassungs- und Bewertungssystem entwickelt, das von der EU als

vorbildlich eingestuft wurde.

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2007

Die Bilder vom Abschlachten der

Tiere, die der US-Tierschutzbund

auf seiner Website zeigt, sind grausam.

Sie sind vor allem in Asien tägliche

Realität. Wie in diesem Video werden

Millionen von Katzen, Hunden und

Marderhunden unter schlimmsten Be-

dingungen gefangen gehalten, gequält,

auf bestialische Weise getötet, etwa bei

lebendigem Leibe gehäutet. Undekla-

riert oder mit irreführenden Bezeich-

nungen landen ihre Felle in der Beklei-

dungs- oder Spielzeugindustrie. So ge-

schehen in den USA, wo zwar die

Einfuhr und der Handel mit Katzen-

und Hundefellen verboten ist, bisher

aber nicht der Handel mit Marderhund-

fellen. Kleidungsstücke mit diesen Pel-

zen gelangten in die US-Warenhäuser –

als angebliche Imitate von Kaninchen-,

Kojote- oder Waschbärfellen.

Stammen Pelzimitate

von Haustieren?

Statt Kunstpelz, zur Zeit der Mode-

renner in den USA, kauften die

ahnungslosen Kunden echtes Tierfell.

Wer einen Mantel mit Kunstfellkragen

zu haben glaubte, trägt tatsächlich ech-

ten Marderhund. Die Täuschung deck-

ten Forscher der Saar-Uni mit der

SIAM-Methode im Auftrag der Tier-

schutz-Vereinigung Humane Society of

the United States auf. „SIAM steht für

Species-Identification of Animals using

MALDI-TOF-MS“, erklärt Dr. Klaus

Hollemeyer. Die neue Technik, die auf

der MALDI-TOF-Massenspektrometrie

beruht, entwickelte er am Institut für

Technische Biochemie der Saar-Uni

gemeinsam mit dessen Leiter Prof.

Elmar Heinzle und in Zusammenarbeit

mit der Firma Gene-Facts. Zurzeit ist

dieses Unternehmen, das von Absol-

venten der Universität gegründet wur-

de, weltweit das einzige Labor, das die

Methode kommerziell anbietet.

Geht es illegalem Pelzhandel

in Europa an den Kragen?

In Europa könnte das Verfahren bald

großen Einsatz finden. Auch hier sol-

len Katzen- und Hundefelle verboten

werden. Die EU-Kommission will ein

europaweites Ein- und Ausfuhrverbot

für Katzen- und Hundefelle und aus

ihnen hergestellte Produkte verhängen

– einen entsprechenden Vorschlag hat

sie bereits dem Europäischen Parla-

Durchblick in der Arbeitswelt

Konkrete Zahlen, die helfen, die Arbeitswelt zu verstehen

und zu gestalten, verspricht der neue Arbeitsweltmonitor.

Dieses vom Institut für Managementkompetenz (imk) unter

Leitung von Prof. Christian Scholz entwickelte neue Instru-

ment für Unternehmen liefert ständig aktuelle Analysen zu

Karriere, Finanzen, Arbeitsumfeld und Gesundheit. Mehrere

hundert Arbeitnehmer beantworten hierzu regelmäßig

anonym und online dieselben Fragen. Über die Daten zur

Personalarbeit hinaus zeigt der Monitor Trends und Stim-

mungen. So wurden 2006 synchron mit der wirtschaftlichen

Erholung auch Stimmungsänderungen sichtbar: Der Auf-

schwung führte vielerorts zu einer Verschärfung des Be-

triebsklimas. Mit den personalwirtschaftlichen Konsequen-

zen der Ergebnisse wird sich noch diesen Sommer ein Kon-

gress in Walldorf befassen.

Der Arbeitsweltmonitor 2006 kann kostenlos abgerufen

werden unter: www.arbeitsweltmonitor.de

Neuer Direktor am INM

Ein Metallforscher von weltweitem Renommee kommt nach

Saarbrücken: Prof. Eduard Arzt, Geschäftsführender Direk-

tor des Stuttgarter Max-Planck-Instituts für Metallforschung,

wird neuer Wissenschaftlicher Direktor am Leibniz Institut

für Neue Materialien (INM). Ab Oktober 2007 wird er zu-

sammen mit Prof. Michael Veith (Wissenschaftlicher Co-

Direktor) und Jochen Flackus (Kaufmännischer Direktor)

das INM leiten. Zugleich übernimmt Arzt die Professur für

Neue Materialien unserer Universität.

Präsident Linneweber, dem gemeinsam mit Staatssekretär

Christian Ege gelungen war, den Physiker ins Saarland zu

holen, wertet Arzts Zusage „als Beleg für das hohe Ansehen

des INM und weitere Stärkung des Schwerpunkts der Nano-

und Biowissenschaften der Universität“. Bekannt wurde Arzt

in jüngster Zeit auch durch seine Forschung zu Hafttech-

niken nach dem Vorbild der Natur. Hierbei arbeitete er be-

reits mit Wissenschaftlern unserer Universität zusammen. red

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Neue Waffe gegen die Pelzmafia

SIAM deckt Pelzskandal in den USA auf

Saarbrücker Forscher erschweren skrupellosen Pelzhändlern das

Handwerk: Ihr neues Verfahren kann unter anderem Hunde- und

Katzenfelle von Zuchtpelzen und Imitaten unterscheiden. Erstmals

werden Routinekontrollen etwa bei Import und Export möglich. In den

USA sorgte ihre SIAM-Methode für einen handfesten Pelzskandal. Wie

die Biochemiker der Saar-Uni für die US-amerikanische Tierschutz-

Vereinigung Humane Society of the United States herausfanden, waren als

Imitate deklarierte Pelze tatsächlich echtes Fell vor allem von

Marderhunden, einer mit dem Hund verwandten Tierart.

Kurz notiert

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ment und dem Rat vorgelegt. Damit ein

EU-weites Verbot auch greift, sind

verlässliche Prüfverfahren erforderlich.

Haustierfelle lassen sich vom Aussehen

oder Anfühlen her kaum von anderen

Pelzen oder Imitaten unterscheiden.

Das stellt die Kontrollbehörden vor

Probleme. „In ihrem Vorschlag hat die

EU-Kommission aus drei Analysetech-

niken insbesondere die MALDI-TOF-

Massenspektrometrie als geeignet und

besonders zuverlässig bewertet“, freut

sich Hollemeyer. Auch die britische Re-

gierung und der amtliche Verbraucher-

schutz der Niederlande haben die Saar-

brücker SIAM-Methode bereits prüfen

lassen. „Die Ergebnisse dieser Unter-

suchungen bestätigten, dass SIAM als

einziges Verfahren die geforderte Zu-

verlässigkeit erreicht“, so der Forscher.

Ursprünglich war die SIAM-Metho-

de als Instrument zur Qualitätskon-

trolle für Hersteller und Händler von

Bettwaren entwickelt worden, um En-

ten- von Gänsedaunen zu unterschei-

den (campus 4/2002, S. 10). Schnell

zeigte sich aber weiteres Potenzial: Die

biochemisch-physikalische Methode

kann routinemäßig die Tierart auch bei

Säugetieren und dadurch auch die Her-

kunft von Haaren nachweisen. Die For-

scher erkannten die Bedeutung für den

Schutz bedrohter Tierarten oder die

Ermittlung von Fälschungen. „Außer-

dem können wir die Methode einset-

zen, um die Qualität von Textilien tieri-

schen Ursprungs zu kontrollieren“, er-

gänzt Hollemeyer. Recht häufig wird

nämlich etwa teure Wolle von Kasch-

mir-Ziegen mit preiswerterer Wolle von

Yak, Angorakaninchen oder Schaf ge-

streckt. „Sind diese Verfälschungen

nicht deklariert, werden die Verbrau-

cher arglistig getäuscht. Mit SIAM

können wir nicht nur die Verfälschung

erkennen, sondern sie auch prozentual

bestimmen“, erklärt Hollemeyer.

Kern des Verfahrens sind so ge-

nannte Spaltpeptide, die entstehen,

wenn Proteine von Haaren oder

Federn mittels spezieller biochemischer

Techniken gespalten werden. „Der

Aufbau der Proteine und die daraus

entstehenden Spaltpeptide unterschei-

den sich bei den einzelnen Tierarten.

Diese Unterschiede können wir sicht-

bar machen“, erklärt der Biochemiker.

So sind anhand der artspezifischen

Peptide Ente und Fasan ebenso zwei-

felsfrei und schnell erkennbar wie

Hamster, Nerz, Kaninchen, Kamel und

Merinoschaf – oder eben Katze und

Hund. Auch das menschliche Haar

lässt sich identifizieren.

Die SIAM-Methode kann routine-

mäßig auf Flughäfen oder bei Grenz-

kontrollen eingesetzt werden. Erforder-

lich ist hierfür ein Massenspektro-

metrie-Gerät, das derzeit speziell zum

Einsatz für Stichproben entwickelt

wird. Die Saarbrücker Biochemiker

haben bereits Datenbanken mit den

Peptidspektren bedrohter Tierarten

und auch jenen Säugetieren erstellt,

deren Wolle oder Felle legal oder illegal

genutzt werden. Verdächtige Proben

können mit diesen Datenbanken ver-

glichen, identifiziert und aus dem Ver-

kehr gezogen werden. Stoppen kann

SIAM damit das grausame Ab-

schlachten nicht. Aber wo kein Markt,

da kein Absatz – und umso weniger

Tiere müssen auf so schreckliche Art

ihr Leben lassen. CE

Mit ihrer SIAM-Methode können die Saarbrücker Biochemiker die Herkunft von Haaren

und Federn nachweisen. Foto: das bilderwerk

REGLERDIE GANZE BÜROWELT

Büro-CentrumHausbacher Straße • 66663 Merzig

Fon (06861) 920-0 • Fax (06861) 920-920http://www.regler.de • [email protected]

Dr. Klaus Hollemeyer

Prof. Elmar Heinzle

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2007

In Deutschland leiden mittlerweile

bis zu 40 Prozent der Bevölkerung

an Allergien – Überempfindlichkeits-

reaktionen des Körpers gegenüber

körperfremden Substanzen wie Blüten-

pollen, Insektengiften oder Nahrungs-

bestandteilen. Diese Stoffe lösen bei

Allergikern typische Reaktionen aus

wie Niesen, eine verstopfte oder lau-

fende Nase, Augenjucken und Binde-

hautentzündungen bis hin zu lebensbe-

drohenden Atemstörungen.

Bevor diese Symptome entstehen, la-

gern sich die Allergie-auslösenden Sub-

stanzen (Allergene) an Abwehrmole-

külen des Körpers an. Die Abwehr-

moleküle oder IgE-Antikörper befin-

den sich auf besonderen Immunzellen,

den Mastzellen. Diese reagieren darauf-

hin mit einer drastisch gesteigerten

Freisetzung von Entzündungsstoffen,

die die oben genannten Symptome

Beim östrogenabhängigen Brust-

krebs wird das Wachstum des Pri-

märtumors und der Metastasen durch

weibliche Geschlechtshormone, die

Östrogene, stimuliert. Fehlen die

Hormone, verlangsamt der Tumor sein

Wachstum oder wird sogar kleiner. Das

neuartige Konzept sieht vor, die

Östrogen-Bildung gezielt am Ort des

Tumors zu unterdrücken, während sie

in anderen Geweben weniger stark

beeinflusst wird.

Dazu entwickelt die Forschungs-

gruppe um Professor Rolf Hartmann

Wirkstoffe für die Hemmung des

Enzyms 17ß-HSD1. Dieses Enzym ist

für die Bildung des stärksten Östrogens

Östradiol verantwortlich. Zwar wird

Östradiol auch von weiteren im

menschlichen Körper vorkommenden

Enzymen produziert. Da aber 17ß-

HSD1 in vielen östrogenabhängigen

Tumoren vermehrt gebildet wird, soll

die Blockierung des Enzyms die Östro-

gen-Bildung gezielt im Tumorgewebe

verringern.

Ein Vorteil des Konzepts im Ver-

gleich zu etablierten Behandlungsme-

thoden – zum Beispiel mit Aromatase-

Inhibitoren, die zu einer totalen Östro-

gen-Blockade führen – ist unter ande-

rem die Verringerung der Nebenwir-

kungsrate. Prinzipiell kommt dieser

Ansatz auch für die Behandlung wei-

terer östrogenabhängiger Erkrankun-

gen wie Endometriose in Frage. Von

Seiten der DFG wird die Bedeutung

der Forschungsarbeiten sowohl für die

Grundlagenforschung als auch hin-

sichtlich einer möglichen therapeu-

tischen Anwendung betont. GS

auslösen. Die bisher zur Behandlung

von Allergien eingesetzten Medika-

mente zielen darauf ab, die Wirkungen

der Entzündungsstoffe abzumildern.

Weit effektiver wären Medikamente, die

von vorneherein der Freisetzung dieser

Entzündungsstoffe entgegenwirken

würden.

Hier setzen die Untersuchungen der

Homburger Wissenschaftler um Dr.

Rudi Vennekens, Professor Veit

Flockerzi und Professor Marc Freichel

an: Sie haben einen Ionenkanal iden-

tifiziert, der als TRPM4 bezeichnet

wird und die Freisetzung von Entzün-

dungsstoffen aus den Mastzellen

steuert: Wird der Proteinkomplex, der

in der Zellmembran der Mastzellen

sitzt, gehemmt, so setzen die Zellen

mehr Entzündungsstoffe frei. Bei einer

Aktivierung des Ionenkanals wird die

Freisetzung von Entzündungsstoffen

dagegen gebremst. Entsprechend wä-

ren Substanzen, die den Ionenkanal ak-

tivieren, vielversprechende Medika-

mente zur Behandlung von allergischen

Krankheitssymptomen. Die Suche

nach neuen Arzneimitteln hat bereits

begonnen, ebenso genetische Untersu-

chungen von Allergikern, um herauszu-

finden, inwieweit deren Krankheit auf

Veränderungen des TRPM4-Gens zu-

rückzuführen ist. GS

Publikation: Nature Immunology 8:

312-320 (2007)

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Neuartiger Therapieansatz

gegen Allergien

Neue Brustkrebs-Forschung

Mikroskopische Aufnahme von kultivier-

ten Mastzellen aus dem Knochenmark:

Die Granula im Zellinneren enthalten

Entzündungsstoffe, die nach Kontakt mit

Allergenen freigesetzt werden.

Foto: FR Experimentelle und

Klinische Pharmakologie u. Toxikologie

Einen bisher unbekannten Mechanismus, der bei der Auslösung von

Allergien eine entscheidende Rolle spielt, haben Wissenschaftler des

Homburger Instituts für Pharmakologie zusammen mit Kollegen des

Instituts für Physiologie der Universität Leuven in Belgien entdeckt.

Gibt es neue Hoffnung für Allergiker?

Ein neues Konzept zur möglichen Behandlung

des östrogenabhängigen Brustkrebses wird

derzeit von Professor Rolf W. Hartmann (Foto)

am Institut für Pharmazeutische und Medizi-

nische Chemie an der Saar-Uni untersucht. Die

Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

unterstützt diese Forschung für zunächst drei

Jahre mit 460 000 Euro.

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2007

Patienten, die mit der Diagnose

„kongestive Herzinsuffizienz“ kon-

frontiert werden – und das sind alleine

in Deutschland 130 000 Menschen

jährlich – haben eine schlechte Pro-

gnose: Die Sterblichkeitsrate innerhalb

der ersten fünf Jahre nach Krankheits-

ausbruch beträgt bei Frauen 52 Prozent

und bei Männern 75 Prozent. Die Er-

krankung wird begleitet durch erhöhte

Werte des Steroid-Hormons Aldoste-

ron im Blutplasma des Patienten. Da

hohe Aldosteron-Spiegel die Krankheit

stetig verschlimmern, wurden vor we-

nigen Jahren Arzneistoffe entwickelt,

die die Aldosteron-Wirkung im Körper

durch die Blockade der Aldosteron-

Rezeptoren zu verhindern suchen. In

der Praxis zeigen diese Wirkstoffe je-

doch teilweise erhebliche Nebenwir-

kungen, die unter anderem auf ihre ste-

roidhormonähnliche Struktur zurück-

zuführen sind.

Ein innovatives Therapiekonzept

hatte die Forschergruppe um Prof. Rolf

Hartmann (Lehrstuhl für Pharmazeu-

tische und Medizinische Chemie) be-

reits im Jahr 1994 vorgestellt. Die Idee

besteht darin, statt einer Blockade der

Aldosteron-Rezeptoren bereits die Bio-

synthese des Aldosterons zu hemmen

und somit den krankhaft erhöhten

Blutplasmaspiegel des Hormons auf

das Niveau eines gesunden Menschen

abzusenken. Zielprotein für den An-

griff potenzieller Arzneistoffe ist das

Schlüsselenzym der Aldosteron-Bio-

synthese, die zur Familie der Cyto-

chrom P450 Enzyme zählende Aldos-

teronsynthase (CYP11B2). Mit der Er-

fahrung von mehr als 20 Jahren auf

dem Gebiet selektiver CYP-Enzym-

Hemmstoffe ist dem Saarbrücker For-

scherteam als weltweit erster Gruppe

nun tatsächlich die Entwicklung sol-

cher hochpotenten und selektiven

Wirkstoffe gelungen. Mit Hilfe dieser

potenziellen Arzneistoffe soll die ste-

tige Erhöhung der Aldosteron-Aus-

schüttung und damit das Fortschreiten

der Krankheit erstmals effizient unter-

brochen werden. Die nichtsteroidalen

Molekülstrukturen der neuen CYP11

B2-Hemmstoffe lassen zudem deutlich

weniger unerwünschte Nebenwirkun-

gen erwarten, wie die bisherigen Test-

ergebnisse bestätigt haben.

Neben der DFG fördert nun auch

das Forschungsministerium im Landes-

forschungsförderungsprogramm das

Projekt für die Dauer von zwei Jahren.

Diese Mittel in Höhe von 125 000 Euro

ermöglichen der Arbeitsgruppe, weite-

re wichtige Optimierungen auf dem

langen Weg zum Arzneistoff durchzu-

führen, denn die Anforderungen bis

zur Zulassung eines neuen Arzneimit-

tels sind – zu Recht – sehr hoch.

Ralf Heim/Matthias Engel

Neue Wirkstoffe

gegen Herzinsuffizienz

Einem Forscherteam um Prof. Rolf Hartmann ist es kürzlich gelungen,

neue Wirkstoffe zur Bekämpfung der Herzinsuffizienz zu entwickeln –

einer chronisch verlaufenden Erkrankung, bei der die Leistung des

Herzens lebensbedrohlich abnimmt. Das Projekt wird in den nächsten

beiden Jahren vom saarländischen Forschungsministerium mit

125 000 Euro gefördert.

Projektleiter Dr. Ralf Heim (r.) und der

wissenschaftliche Mitarbeiter Simon

Lucas diskutieren am Enzymmodell über

die Wechselwirkung eines potenziellen

Wirkstoffs.

Foto: Matthias Engel

Am Homburger Uniklinikum ent-

steht ein international und inter-

disziplinär ausgerichtetes Forschungs-

zentrum für Kommunikationsstörun-

gen. Hier sollen Defizite menschlicher

Kommunikationsorgane wie die früh-

kindliche Schwerhörigkeit untersucht

werden. Zudem will man unter ande-

rem verbesserte Strategien zur Sprach-

verarbeitung in Cochlear-Implantaten

oder Methoden zur Früherkennung

und Frühprophylaxe von Stimmstö-

rungen bei Lehrern entwickeln. Das

Projekt von Professor Marc Bloching,

Direktor der HNO-Klinik, und Privat-

dozent Wolfgang Delb, die mit Prof.

Daniel Strauss von der HTW sowie

Wissenschaftlern des Instituts für Neue

Materialien und des Fraunhofer-Insti-

tuts für Biomedizinische Technik zu-

sammenarbeiten, wird vom Land mit

316 000 Euro aus dem Landesfor-

schungsförderungsprogramm unter-

stützt.

Rund 33 000 Euro gehen an ein

Projekt, das von dem Humangenetiker

Professor Eckart Meese und dem

Bioinformatiker Professor Hans-Peter

Lenhof ins Leben gerufen wurde. Ziel

ist die Entwicklung einer Plattform zur

nicht-invasiven Tumordiagnostik für

verschiedene Tumorarten. Hiermit soll

ein weltweit einzigartiges System ent-

stehen, womit auch kleinste Tumoren

entdeckt werden könnten.

red

Förderung für Homburger Forschung

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2007

Orte sind in virtuellen Zeiten nicht mehr ortsgebunden –

wen wundert’s, dass das Kompetenzzentrum Informatik

der Saar-Universität in Hannover zu einem von 365 Orten

im Land der Ideen gekürt wurde – Mitte März auf der

Computermesse CeBIT. Mit der Initiative „Deutschland –

Land der Ideen“ wollen Bundesregierung und Wirtschaft

den Einfallsreichtum und das visionäre Denken in

Deutschland sichtbar machen. Die CeBIT empfahl sich

als Ort der Auszeichnung, da hier im großen Stil unter

Beweis gestellt wurde, was mit saarländischer Informatik-

Kreativität gemeint ist: Die Universität, das Max-Planck-

Institut für Informatik, das Deutsche Forschungszentrum

für Künstliche Intelligenz (DFKI) und Spin-offs der Infor-

matik zeigten auf dem gut besuchten saarländischen

Forschungsstand neueste Lösungen aus der Informatik-

schmiede. Organisiert wurde der Auftritt der Saarbrücker

Informatiker von der Kontaktstelle für Wissens- und Tech-

nologietransfer der Universität. Der campus stellt einige der

Neuheiten aus dem frischgebackenen „Ort im Land der

Ideen“ vor.

Vernetzte Multi-

media mit bestem

Bild und Ton

Multimedia wächst virtuell

zusammen: Wer per Handy Videos

vom heimischen PC abrufen oder

auf Reisen Bilder der Haustür-

Kamera anschauen will, für den

bringt die „Netzwerk-Integrierte

Multimedia Middleware“ NMM

optimale Bild- und Tonqualität.

Künftig kann man auch von unter-

wegs mit allen Multimediageräten

zuhause Daten austauschen und sie –

das ist bisher nur mit NMM möglich –

beliebig aus der Ferne steuern. Durch

die Software, die das Team von Prof.

Philipp Slusallek entwickelt hat, ent-

stehen völlig neue virtuelle Geräte; ihre

Funktionen können in neuen Anwen-

dungsszenarien verbunden werden.

Das Handy kann über UMTS, das

Fernsehprogramm vom heimischen

Satellitenanschluss empfangen werden.

Eine Aufnahme des Videorecorders

kann gleichzeitig auf vielen Fernse-

hern, PDAs oder PCs angeschaut wer-

den. Auch der Cell-Prozessor der Play-

station 3 wird von der Software unter-

stützt, die von der Spin-off-Firma

Motama vermarktet wird. Da Netzwer-

ke wie WLAN, GPRS oder UMTS

nicht immer ausreichen, um überall

gleich gute Bilder und guten Ton zu

garantieren, verteilt NMM die Netz-

werkbandbreite automatisch optimal.

Computerbilder, die aussehen wie

echt – das erreicht Ray-Tracing

durch optische Beleuchtungseffekte.

Die Technologie, die Prof. Philipp

Slusallek entwickelt hat, simuliert auto-

matisch physikalisch korrekte Spiege-

lungen, Lichtbrechungen und indirekte

Beleuchtung, so dass die im Computer

erzeugten Bilder naturgetreu aussehen.

Bisher mussten mehrere PCs zusam-

men geschaltet werden, um die enor-

men Rechenleistungen zu bewältigen.

Prof. Slusallek und sein Team konnten

das Verfahren nun auf Graphikkarte

bannen, so dass interaktives Ray-Trac-

ing auch auf einem einzelnen Compu-

ter läuft. Spiele-Programmierer werden

bald die neue Technologie einsetzen

und sich vollständig auf das Design des

Spielgeschehens konzentrieren können

– naturgetreue Bilder setzt dann auto-

matisch die Ray-Tracing-Graphikkarte

um.

Die Automobil- und Flugzeugindus-

trie nutzt bereits die Software, die die

Spin-off-Firma inTrace GmbH ver-

marktet. Volkswagen, Audi, BMW,

DaimlerChrysler, Skoda und Airbus

setzen das Ver-

fahren ein, um

ihre Prototypen

interaktiv und

fotorealistisch

am Bildschirm

zu entwickeln

und Planungs-

fehler zu ver-

meiden.

Vor zwei Jah-

ren hat VW 20

Millionen Euro

in Visualisie-

r ungszentren

investiert, die

mit der Techno-

logie arbeiten.

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Kreative Informatik im Land der Ideen

Auszeichnung als Ort im Land der Ideen auf der CeBIT

(v.l.): Dr. Walter Olthoff (DFKI), Prof. Andreas Zeller und

Prof. Philipp Slusallek (Kompetenzzentrum Informatik der

UdS), Karl-Wilhelm Klötergens (Deutsche Bank).

Foto: DFKI

Computerspiele realistisch wie nie

Das Echtzeit-Ray-Tracing, mit dem virtuelle Prototypen von Autos und

Flugzeugen entwickelt werden, ist jetzt auch für die Spieleindustrie

interessant.

Graphik: Lehrstuhl Slusallek

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2007

Von oben betrachtet sieht man von

einem Haus nur ein Dach; ein

Satellit macht nicht die komplexe

Struktur im Innern sichtbar. Naviga-

tionsgeräte müssen sich hier also

anders orientieren. Normale Lagepläne

reichen dabei aber nicht aus. Bei ihnen

fehlt die räumliche Dimension, also der

Weg über das Treppenhaus in den

nächsten Stock. Daher muss das Ge-

bäude zuerst als dreidimensionales

Modell erfasst werden. Die Saarbrücker

Informatiker haben hierfür eine Soft-

ware entworfen, mit der man ganz

schnell per Mausklick Wände, Türen

und Treppenhäuser nachbilden kann.

Im Gebäude werden Infrarotsender

oder kleine RFID-Chips an Decken

und Wänden aufgehängt, mit denen das

vom Benutzer getragene PDA, ein klei-

ner Computer, kommunizieren kann.

Die Software auf dem PDA weiß da-

durch immer, wo der Nutzer sich ge-

rade im Gebäude befindet. Sie kann ihn

über Sprachausgabe oder dreidimensio-

nale Videos lotsen. Die Forscher unter-

suchen auch, wie man über öffentliche

Bildschirme Kunden in Einkaufszen-

tren oder Flughäfen zum Ziel führen

kann. Gemeinsam mit Psychologen

entwickeln sie Filme, die dem Fußgän-

ger die bevorstehende Wegstrecke als

räumliche Darstellung zeigen.

Indoor-Navigation

Mit Navigationssystemen können sich auch

Fußgänger via Satellit durch unbekannte

Städte führen lassen. Betreten sie aber ein

Gebäude, reißt der Kontakt zum Satelliten

ab. Informatiker vom Lehrstuhl für

Künstliche Intelligenz von Prof. Wolfgang

Wahlster forschen an Navigationssystemen,

die auch innen funktionieren.

Überall brillant fernsehen

Saarbrücker Nachrichtentechniker wollen hoch

aufgelöste Fernsehbilder drahtlos auf Notebooks,

PDAs und TV-Geräte bringen.

Das digitale Fernsehen ist auf dem Vormarsch. Der

HDTV-Standard liefert dem Zuschauer hoch aufgelöste

Fernsehbilder nach Hause. Bevor die brillanten Bilder auch

via Internet und über lokale drahtlose Netzwerke auf Note-

book und PDA zu empfangen sind, gilt es noch viele techni-

sche Probleme zu lösen. Hieran arbeiten Prof. Thorsten Her-

fet und sein Team. An ihrem Projekt sind als Partner die

Firmen Intel und SES beteiligt.

Die Nachrichtentechniker erforschen, wie HDTV-Bilder

mit einer Geschwindigkeit von mehr als 10 Megabit pro Se-

kunde künftig auch im allgegenwärtigen, drahtlosen Breit-

bandnetz übertragen werden können. Hierzu passen sie die

Anforderungen des digitalen Fernsehens an die des Internets

an. Eines ihrer Ziele ist es, die Bandbreite besser auszunut-

zen, was den digitalen Empfang in Innenräumen verbessern

soll. Eine weitere Nuss, die die Forscher knacken wollen, be-

trifft die Fehlerschutzcodierung: Audio- und Videodaten

werden mit einem Fehlerschutz codiert, damit Störungen, die

auf dem Übertragungskanal auftreten, beim Empfänger kor-

rigiert werden können. Auch diese Codierung muss bei der

Online-Fernsehübertragung angepasst werden, da sich die

Empfangsqualität in drahtlosen Netzwerken ständig ändert.

Hier entwickeln Herfet und seine Gruppe anpassungsfähige

Codierungen, die für ungetrübten Bildgenuss sorgen und das

„Fernsehgefühl“ erhalten etwa dadurch, dass zwischen

Programmen umgeschaltet werden kann.

Wie Computerspiele

schlauer werden

Virtuelle Gegner sind in den meisten Computerspielen

leicht durchschaut: Sie reagieren ähnlich, vergessen

schnell und zeigen kaum Gefühl. Damit sich daran etwas

ändert, geben Informatiker ihnen Künstliche Intelligenz.

„Die Spiele-Entwicklung hinkt den Forschungsergebnissen

der Künstlichen Intelligenz um 15 Jahre hinterher“, meint

Dr. Andreas Gerber, Geschäftsführer der Firma X-aitment.

Er hat sich vor drei Jahren mit der Idee selbstständig ge-

macht, Computerspielen mehr Leben einzuhauchen. Ge-

meinsam mit seinem Team von 24 Mitarbeitern setzt er dafür

Methoden und Werkzeuge aus der KI-Forschung ein, die er

sich während seines Informatikstudiums und der Promotion

am Lehrstuhl für Künstliche Intelligenz (Prof. Jörg Siek-

mann) und am DFKI erarbeitet hat. Seine Vision ist es, Spiele

zu entwickeln, bei denen der Spieler nicht mehr erkennt, ob

er gegen menschliche oder künstliche Gegner spielt. Dafür

setzt er zum Beispiel „Multiagenten“ ein, um den Teamgeist

im Spiel zu erhöhen. Jeder der vom Computer gesteuerten

Spieler erhält eine Aufgabe, die er nur im Team erfolgreich

erfüllen kann. Die für Spiele entwickelten Verfahren können

auch eingesetzt werden, um etwa das Fluchtverhalten bei

einer Massenpanik zu simulieren oder ein Verkehrschaos

durch Baustellen vorherzusagen. Die Firma X-aitment wurde

dafür mit dem bedeutendsten Innovationspreis der EU, dem

ICT-Preis (früher IST-Prize) ausgezeichnet. EU-Kommis-

sarin Viviane Reding und DFKI-Chef Wolfgang Wahlster

überreichten den Preis auf der CeBIT.

Damit finden sich Fußgänger in Gebäuden zurecht: Tim Schwartz, Mitarbeiter von Prof.

Wolfgang Wahlster, zeigt ein dreidimensionales Navigationsprogramm auf dem PDA

und auf einem Monitor an der Wand. Foto: MEY

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2007

Die Schwachstelle bricht auf, wenn

Daten auf den Bildschirm ge-

laden werden. Dieser kurze unge-

schützte Moment öffnet Computer-

hackern ein Schlupfloch. Der Saar-

brücker Nachrichtentechniker Prof.

Thomas Herfet will diese Sicherheits-

lücke schließen. Er setzt dabei auf

Captchas, das sind automatische Tests,

die prüfen, ob das Gegenüber Mensch

oder Maschine ist. Durch Captchas

lassen sich Dokumente etwa so verzer-

ren, dass Computer sie nicht lesen

können, dafür aber der Mensch am

Bildschirm. Beim Online-Banking sind

sie bereits im Einsatz: Zum Einwählen

verwendet der Bankkunde Ziffern, die

am Bildschirm verschwommen er-

scheinen. Computer scheitern hieran.

Eine weitere Möglichkeit sind digitale

Wasserzeichen. Diese werden wie ein

Briefsiegel beschädigt, wenn der Text

von einer Maschine gelesen oder ver-

ändert wird. Die Saarbrücker Forscher

nutzen die Captchas, um auch die

Verwaltung von Dokumenten am PC

sicherer zu machen. Sie verändern da-

für die digitalen Dokumente visuell so,

dass sie auch auf offenen Plattformen

ohne Gefahr erstellt, bearbeitet und

empfangen werden können. Ihre Taktik

kann zum Beispiel verhindern, dass

Dokumente auf verschiedenen Rech-

nern unterschiedlich gezeigt werden

und sind so auch Lösung für die von

Prof. Michael Backes entdeckten

Sicherheitsprobleme (siehe unten).

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Dokumente mit Eigenleben

bedrohen den PC

Sie sind der Albtraum jedes Computer-Nutzers: Viren,

die die Festplatte löschen. Anders als bisher bekannt,

können nicht nur manipulierte Programme den Rech-

ner infizieren. Auch auf den ersten Blick harmlose Text-

und gar PDF-Dokumente sind gefährlich für den PC.

In den Quellcode von Textdateien können Befehle

eingeschleust werden, die verschiedene Aktionen auslösen

– im Extremfall den Befehl „Festplatte formatieren“. Prof.

Michael Backes und sein Team vom Lehrstuhl für Informa-

tionssicherheit und Kryptographie untersuchten, wie Text-

dokumente im Viewer, also dem Programm, mit dem die

Textdateien angesehen werden, bestimmte Prozesse auslösen

können. Sie fanden heraus, dass Dateien verschwinden oder

auch gleiche Dokumente auf verschiedenen Rechnern unter-

schiedlich angezeigt werden können. So lässt sich der Preis

eines zuvor präparierten elektronischen Kaufvertrages

nachträglich ändern – trotz elektronischer Signatur. Ein wei-

teres Problem erkannten die Informatiker bei der anonymen

Begutachtung, die etwa bei wissenschaftlichen Texten üblich

ist. Hier ist es möglich, in ein Textdokument Schreibfehler

einzubauen, die bei verschiedenen Betrachtern – in diesem

Fall den Gutachtern – unterschiedlich erscheinen. Anhand

der vermeintlich anonymen Kommentare kann dann auf den

Gutachter zurückgeschlossen werden.

Sicher vernetztZentral verwaltetes Daten-Netzwerk schützt die

Partner sicher vor Spionen und Viren.

Vereine, Ärzte und Anwälte übertragen heute vertrauliche

Daten über interne Netzwerke im Internet. Sie brauchen

dafür einen zentralen Rechner, auf den die einzelnen Ge-

schäftsstellen zugreifen können. Auch wenn Firmen ihren

Mitarbeitern Heimarbeit ermöglichen, sind solche Virtual

Private Network (VPN)-Systeme im Einsatz. Oft sind diese

aber nicht ausreichend gegen Datenklau geschützt, denn da-

für sind aufwändige Verschlüsselungen und Wartungsarbei-

ten vor Ort nötig. In das neue VPN-System der Sirrix AG,

eines Spin-offs der Saar-Uni und des DFKI, sind For-

schungsergebnisse des Lehrstuhls für Sicherheit und Krypto-

graphie eingeflossen. Jeder Partner im Netzwerk kann sich

das System selbst installieren. Die Verschlüsselung und Sys-

temverwaltung wird von einer Zentrale aus gesteuert. Um

Mitgliederdaten und E-Mails zu schützen, haben Informati-

ker an der Saar-Uni eine neuartige Sicherheitsplattform, ge-

nannt Perseus, entwickelt. Der Nutzer kann sein gewohntes

Betriebssystem und alle anderen Programme sowie Mobil-

funkgeräte, PDAs und Smartphones einsetzen, ist aber gegen

Virenattacken und das Ausspionieren von Daten geschützt.

Seit 2002 wird das Projekt gemeinsam mit der Sirrix AG, die

eng mit der Saarbrücker Informatik zusammenarbeitet, an

der Ruhr-Uni Bochum fortgeführt. Bei dem Betriebssystem

werden Verifikationsmethoden, die am Lehrstuhl von Prof.

Wolfgang Paul entwickelt wurden, zum Einsatz kommen.

Kein Schlupfloch

für Hacker

Durch Verschlüsselungstechniken

finden Dokumente heute sicher ihren

Weg durchs Internet. Wie aber kann

verhindert werden, dass Unbefugte

beim Öffnen der Dateien online

zuschauen?

Foto: das bilderwerk

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2007

Smalltalk

mit den Dingen

Wie man mit Gegenständen ins

Gespräch kommt, zeigten auf der

CeBIT Computerlinguisten der

Saar-Uni und des Deutschen

Forschungszentrums für

Künstliche Intelligenz.

Messebesucher konnten im Future

Park auf den Sitzen eines BMW

Platz nehmen und in lockerer Unter-

haltung mit dem MP3-Player Musiktitel

auswählen oder den Restaurantführer

nach der nächsten Pizzeria fragen –

alles ohne auch nur eine Taste zu

suchen oder zu drücken. Das sprechen-

de Auto ist ein Ergebnis des For-

schungsprojekts TALK, das Prof. Man-

fred Pinkal koordiniert hat (wir berich-

teten in campus 1/2007, S. 27).

Am Stand der Saar-Uni stellte Lego-

Roboterfrau Linda Quizfragen und

hielt mit dem einen oder anderen

Messebesucher einen Plausch. Linda

demonstrierte, wie Sprachtechnologie

mit Robotik kombiniert werden kann.

Die Software Dialog OS, die Roboter

das Sprechen lehrt, ist einfach zu be-

dienen und kann von Hobbytechnikern

eingesetzt werden. Sie stammt von der

CLT Sprachtechnologie GmbH, einer

Spin-off-Firma aus dem Lehrstuhl von

Prof. Pinkal. Über Schnittstellen kön-

nen alle möglichen Geräte an das Sys-

tem angeschlossen und über Sprachein-

gaben gesteuert werden.

me stellt die Auto- und Flugzeug-

industrie noch immer vor Probleme.

Die Arbeitsgruppe von Prof. Reinhard

Wilhelm hat gemeinsam mit EADS

Airbus eine Software entwickelt, die

erstmals solche Laufzeitgarantien gibt.

Der aiT-Laufzeit-Analysator gilt als welt-

weit bestes Werkzeug, um die zeitkri-

tischen Teile in Flugzeugen und Autos

zu analysieren und zu optimieren. Für

seine Entwicklung wurden die Mitar-

beiter der AbsInt GmbH, die aus dem

Lehrstuhl von Prof. Wilhelm hervorge-

gangen ist, mit dem EU-Wissenschafts-

preis „IST-Prize“ ausgezeichnet.

Texte S. 26-29: MEY/CE

Informatiker knüpfen engere Bande über die Grenze

Seit Jahren arbeiten Informatiker dies- und jenseits der

Grenze erfolgreich zusammen. Seit Anfang Februar koope-

rieren auch ihre Universitäten und Institute: Vertreter von

sechs deutschen und sechs französischen Informatikeinrich-

tungen unterzeichneten in Nancy ein Abkommen, das die

Kooperationen auf breiterer Basis fortsetzt und vertieft. Vor

allem gemeinsame Forschungsprojekte und der Austausch

von Wissenschaftlern und Studenten sollen gefördert wer-

den.

Von deutscher Seite sind außer der Saar-Universität unter

anderem das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche

Intelligenz und die Max Planck-Institute für Informatik und

Software-Systeme beteiligt.

Deutsch-französischer Preis für

Reinhard Wilhelm

Prof. Reinhard Wilhelm ist Träger des

mit 22 000 Euro dotierten Gay-

Lussac-Humboldt-Preises. Mit diesem

Preis zeichnet das französische For-

schungsministerium gemeinsam mit

der Alexander von Humboldt-Stiftung

jedes Jahr fünf deutsche Wissen-

schaftler aus, die sich um die deutsch-

französische Zusammenarbeit in For-

schung und Lehre verdient gemacht haben.

Wilhelm leitet als Wissenschaftlicher Direktor seit dessen

Gründung das Internationale Begegnungs- und Forschungs-

zentrum für Informatik auf Schloss Dagstuhl im nördlichen

Saarland. Der Preis wird dem Informatikprofessor For-

schungsaufenthalte an der Pariser Ecole Normale Supérieure

und am Forschungszentrum Verimag in Grenoble er-

möglichen.

Dass kleine Computer Hand in

Hand arbeiten, davon hängt heu-

te einiges ab: Jeder der Mikro-Rechner

in technischen Geräten vom CD-Player

bis hin zum Herzschrittmacher hat

seine Aufgabe, die er verlässlich und

pünktlich erfüllen muss – nur so funk-

tioniert das Zusammenspiel. Im Flug-

zeug sorgen Tausende der Mini-Com-

puter für Sicherheit. Auch in Autos

werden Airbags und Bremssysteme

durch viele Rechner gesteuert. Ein Air-

bag etwa darf nicht bei Tempo 100 ein-

fach auslösen, sondern nur beim Auf-

prall; dann aber geht es um Sekunden-

bruchteile. Die Garantie für die pünkt-

liche Reaktion der Computerprogram-

Damit der Airbus pünktlich ist

Airbus in guten Händen: Dr. Christian Ferdinand (l.) und Dr. Daniel Kästner, Absol-

venten der Saar-Uni und Geschäftsführer der AbsInt GmbH. Foto: das bilderwerk

Kurz notiert

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2007

Mit etwa acht Millionen Euro

Studiengebühren pro Studienjahr

rechnet die Saar-Uni ab dem kommen-

den Wintersemester. Abzüglich 900 000

Euro für den Ausfallfonds sind das

rund sieben Millionen, die gut inves-

tiert sein wollen. Schließlich soll der,

der bezahlt, auch fordern können. Um

mit den Mitteln ins Schwarze zu tref-

fen, wo sie für die Studenten den größ-

ten Effekt und Nutzen haben, steckte

das Präsidium die Ziele zusammen mit

Fakultäten und Studenten ab.

Danach werden mit den Gebühren-

geldern folgende Ziele vorrangig an-

visiert: Fachliche und außerfachliche

Qualifikationsangebote werden

ausgebaut und intensiviert. So kön-

nen unter anderem fortgeschrittene

Studenten durch ein Teaching-Assis-

tant-Programm in die Lehre eingebun-

den werden, Tutoren sollen die An-

fangsphase des Studiums begleiten,

Seminare und Übungen in kleineren

Gruppen stattfinden und eLearningan-

gebote das Selbststudium fördern. Die

Studenten sollen künftig besser be-

treut und beraten werden, so auch

durch ein Mentoren-Programm, bei

dem sie von einem persönlich für sie

zuständigen Mentor unterstützt wer-

den. Angebote werden geschaffen, die

Stu

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So sollen die Gebühren

das Studium verbessern

Dass die Einnahmen aus den Studiengebühren ausschließlich in mehr

Qualität für Lehre und Studium investiert werden, das legen bereits

Universitätsgesetz und Gebührenordnung fest. Wie dies genauer aussehen

soll und kann, für diese Frage hat das Präsidium nach intensiven

Beratungen mit den Fakultäten und Gremien der Universität am

22. Februar nun Richtlinien erlassen.

Studiengebühren-

darlehen

bei der KfW

Ab dem Wintersemester kostet

das Studium an der Saar-Uni in

den ersten beiden Semestern 300

und ab dem dritten Semester 500

Euro. Studenten wird hierfür ein

zinsgünstiges Darlehen ohne Boni-

tätsprüfung angeboten. Die Kredit-

anstalt für Wiederaufbau (KfW)

stellt das Darlehen im Auftrag des

Saarlandes bereit. Der Kredit, für

dessen Abschluss keine Gebühren

anfallen, kann für die Dauer der

Regelstudienzeit plus vier Semester

gewährt werden. Das Geld wird

semesterweise ausgezahlt. Über die

Fortführung oder Unterbrechung

der Auszahlung kann der Student

jedes Semester neu entscheiden.

Erst zwei Jahre nach Ende des

Studiums muss das Geld zurück-

gezahlt werden und auch nur dann,

wenn ein Mindesteinkommen er-

zielt wird. Die Rückzahlung – die

monatliche Mindestrate beträgt 20

Euro – kann auf bis zu 25 Jahre

gestreckt werden. Übersteigen

BAföG-Förderung und Studienge-

bührendarlehen die Grenze von

insgesamt 15 000 Euro, werden die

darüber hinaus gehenden Beträge

erlassen. Eine vorzeitige Tilgung

des Darlehens ist ohne Zusatzkos-

ten möglich.

Die saarländischen Hochschulen

zahlen zehn Prozent der Gebüh-

reneinnahmen in einen Ausfall-

fonds ein, um Ausfallrisiken und

Sozialverträglichkeit der Kredite

abzusichern. Der Fonds wurde zum

1. Juni 2007 errichtet. Seine Verwal-

tung (unter anderem Anlage der

Fondsgelder) übernimmt die Lan-

desbank Saar (SaarLB). Die Höhe

der von den Hochschulen in den

Ausfallfonds zu zahlenden Umlage

soll regelmäßig vom Wissenschafts-

ministerium zusammen mit den

Hochschulen überprüft werden,

damit die Gebühreneinnahmen so

weit wie möglich in den Hoch-

schulen verbleiben.

Weitere Informationen zu Dar-

lehen und zur Antragstellung:

www.uni-saarland.de/

studiengebuehren

www.wissenschaft.saarland.de

rende echte Mitverantwortung bei einer

bedeutenden Finanzierungsquelle

übertragen bekommen. Dies wird aber

nur funktionieren, wenn in den Fach-

schaften und Fakultäten auch viele

aktive Studierende bereit sind, diese

Verantwortung zu übernehmen, Zeit

und Kraft zu investieren und im Dialog

mit der Professorenschaft eigene

Akzente bei der Mittelverwendung zu

setzen.“

Bernd Weber

AStA-Vorsitzender

„Grundsätzlich be-

fürworte ich die an-

gestrebten Ziele.

Ob sie jedoch in

dieser Weise auch

realisiert werden,

wird sich wohl erst

in ein paar Jahren

zeigen.“

Dennis Pauly

studiert im sechsten Semester Germa-

nistik und Anglistik

„Wir hoffen, dass

mit den Richtlinien

abgesichert wird,

dass die Studieren-

den für ihre Gebüh-

ren einen echten

Mehrwert und eine

äquivalente Gegen-

leistung erhalten. Wir erhoffen uns

auch Impulse für Innovationen in

Lehre und Studium. Das kann nur dann

gelingen, wenn alle Beteiligten dafür

sorgen, dass das Land nicht aus seiner

Verantwortung für die Grundfinanzie-

rung des Lehr- und Forschungsbe-

triebs, aber auch für die räumliche und

infrastrukturelle Absicherung der

Hochschularbeit entlassen wird. Wir

müssen strikt zwischen dem Global-

haushalt und den Drittmitteln aus

Studiengebühren trennen. Von der in

der Gebührenordnung festgelegten

paritätischen Beteiligung der Studieren-

den erwarten wir uns einen weiteren

Effekt zur Qualitätssicherung. Mit die-

sem Prozess erlebt die studentische

Mitbestimmung an unserer Uni einen

Quantensprung, indem wir als Studie-

Stimmen und Meinungen zu den neuen Richtlinien

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2007

den Berufseinstieg erleichtern, etwa

durch einen ausgebauten Career Ser-

vice, der Studenten ein Paket an

Kursen, Veranstaltungen und Beratung

bietet, um sich schon an der Uni für die

Arbeitswelt fit zu machen. Inter-

nationale Kompetenzen sollen ge-

stärkt werden, etwa indem Angebote

rund um Fremdsprachen oder Aus-

landsaufenthalte weiter ausgebaut,

internationale Gastreferenten für die

Uni gewonnen oder fremdsprachige

Lehrveranstaltungen angeboten wer-

den. Auch die allgemeinen Bedin-

gungen des Studiums werden ver-

bessert, beispielsweise indem die Stu-

dent Services ausgebaut, Lehrmateria-

lien, IT- und Medienausstattung ver-

bessert, interaktive Hörsäle eingerichtet

und Angebote der Bibliotheken er-

weitert werden.

Die Richtlinie sagt auch, wofür die

Gebühren nicht verwendet werden dür-

fen. So müssen die geförderten Maß-

nahmen in Bezug zum Lehrangebot in

grundständigen Studiengängen und auf

sie aufbauenden Masterstudiengängen

stehen. Sie müssen zusätzliche Ver-

besserungen bringen; die Studierbarkeit

der Studiengänge selbst muss also ohne

Studiengebühren gewährleistet sein.

Und es dürfen auch keine Studienge-

bühren in Neubau, Unterhalt oder

Sanierung von Gebäuden und Straßen

fließen.

Ein Qualitätsmanagement und regel-

mäßige Beratungen in den Fakultäten,

bei denen das Erreichte bewertet wird,

sollen sicherstellen, dass die Gelder gu-

ten Einsatz finden. Außerdem berichtet

die Uni jedes Jahr dem Wissenschafts-

ministerium, wie die Gebühren in

Lehre und Studium umgesetzt werden.

Studenten entscheiden mit

Mindestens 70 Prozent der Gebüh-

ren fließen in die Fakultäten. Die übri-

gen Mittel kommen fachübergreifen-

den zentralen Aufgaben zugute. Wie sie

im Einzelnen eingesetzt werden, ent-

scheiden im einen Fall die Dekanate, im

anderen das Präsidium. Bundesweit

einzigartig ist, dass die Studenten dabei

gleichberechtigt an den Entscheidun-

gen beteiligt sind. Das Studierenden-

parlament hat hierzu inzwischen fünf

Studenten gewählt, die bei den Ent-

scheidungen des Präsidiums gemein-

sam mit fünf Vertretern der Profes-

EuropäischesVerwaltungsmanagement

Fernstudiengang an der Fachhochschule für Verwaltung desSaarlandes in Saarbrücken

Zielsetzung: Steigerung der Europakompetenz; Vermittlung beruflicher Kenntnisse undFähigkeiten zu den Herausforderungen der europäischen Integration

Methoden: Mediengestütztes Selbststudium, Lerngruppen, Präsenzveranstaltungen mitVideokonferenzen (finden in Saarbrücken statt), Praktikum (6 Wochen), Einsatz neuer Medien:Internet, E- Mail, eigene Lernplattform

Themenschwerpunkte: Europäischer Einigungsprozess, Institutionelle Strukturen undFinanzen, Europäisches Recht, Europäische Förderprogramme, Interkulturelle Zusammenar-beit, Comparative European Governance and Management, Ökonomie und Management

Abschluss: Master of Arts (6 Semester) mit Möglichkeit einer Promotion, (wahlweise Zertifikatbereits nach dem 2. Semester)

Studienbeginn: 1. September 2007Bewerbungsfrist: 15. Juni 2007

Anmeldung: FHVR Berlin, Fernstudiengang Europäisches Verwaltungsmanagement, Abtei-lung SE AK Ang., Alt-Friedrichsfelde 60, D - 10 315 Berlin-Friedrichsfelde

Kosten: 960,- Euro pro Semester (1.-5. Semester), 600,- Euro für MastersemesterWeitere Informationen erhalten Sie beim Studienzentrum Europäisches Verwaltungsmanage-mentAnsprechpartnerin: Miriam Alsfasser, Tel.: +49 68 97/79 08 136, Fax: +49 68 97/79 08 132,E-mail: [email protected]. Hartmut H. Gimmler (Leiter des Studienzentrums)FHSV Hauptstraße 83, 66123 Saarbrücken-JägersfreudeTel. +49 6 81/85907-33, Fax. +49 6 81/85907-50, E-Mail: [email protected]

soren mitwirken werden. Universitäts-

präsident Volker Linneweber: „Die

Studierenden stehen in der Mitverant-

wortung über die Verwendung der Mit-

tel und bringen ihre Kompetenz mit

ein. So können wir im Konsens mit

ihnen Prioritäten setzen.“ Der Präsi-

dent betonte, dass sich die Universität

bei ihren Planungen auf die Zusage des

Landes verlässt und stützt, wonach die

Studiengebühren tatsächlich als zusätz-

liche Mittel für Studium und Lehre der

Universität verbleiben und keine Kür-

zung der Landesmittel nach sich zie-

hen. Präsident Linneweber: „Wir ar-

beiten mit Hochdruck und allen Mit-

teln daran, die Studienbedingungen zu

verbessern. Die Studiengebühren wer-

den den Studierenden einen weiteren

unmittelbar spürbaren Mehrwert

bringen – jede und jeder weiß dann,

wofür sie oder er zahlt.“ CE

Alle Uni-Mitglieder können Vor-

schläge einreichen, wie die Qualität

von Lehre und Studium verbessert

werden kann.

Weitere Informationen: www.uni-

saarland.de/studiengebuehren

„Die Richtlinien sind sehr wichtig.

Einzelne Fakultäten haben unter-

schiedliche Bedürfnisse, wie mehr

Literatur, mehr Lehrveranstaltungen

oder eine bessere Laborausstattung. Bei

uns in der Biotechnologie würde ich

mich über mehr Literatur freuen und

die Bibliothek sollte auch samstags

geöffnet sein.“

Dagmar Auerbach

studiert im ersten Semester im Masterstudiengang

Biotechnologie

„Die Richtlinien sind ja schön und gut.

Ich bin allerdings skeptisch, ob die

durch die Studiengebühren einge-

nommenen Gelder annähernd aus-

reichen werden, um all die in den

Richtlinien genannten Projekte um-

zusetzen.“

Torsten Kopp

studiert im dritten Semester Historisch

orientierte Kulturwissenschaften

Umfrage: Chantal Koch/Roland Rebmann

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2007

Besonders gut hat die Psychologie

abgeschnitten, die bei den Krite-

rien wissenschaftliche Veröffentlichun-

gen, Betreuung und gesamte Studien-

situation Spitzenwerte erzielte. Auffal-

lend sind auch die sehr guten Bewer-

tungen des Lehramtsstudiengangs Ger-

manistik bei Betreuung und Studien-

organisation. Des Weiteren konnten in

der Spitzengruppe im Bereich der Stu-

dienorganisation die Lehramtsstudien-

gänge Anglistik und Geschichte punk-

ten. Für die Elektro- und Informa-

tionstechnik wurden in Saarbrücken

das Fach Mechatronik, das Fach Com-

puter- und Kommunikationstechnik

und das Fach Mikro- und Nanostruk-

turen berücksichtigt. Sie erhielten im

Bereich der Betreuung exzellente Be-

wertungen. Die Romanistik zeichnete

sich insbesondere bei Promotionen pro

Professor und die Erziehungswissen-

schaft beim Einwerben von For-

schungsgeldern aus. Abgesehen von

diesen Spitzengruppenplatzierungen

nehmen die aktuell gerankten Fächer

der Saar-Universität überwiegend Plät-

ze in der Mittelgruppe ein.

Mehr als 500 Studenten der Saar-

Uni machen sich alljährlich auf in

die weite Welt, sei es zum Studium oder

Sprachunterricht, sei es zum Prakti-

kum. Mit nach Hause bringen sie jede

Menge Erlebnisse mit Land, Leuten

und Kultur – und Fotos. Das Inter-

national Office macht diese Schnapp-

schüsse jetzt öffentlich: „Wir wollen

zeigen, wie viel Spaß ein Auslandsauf-

enthalt macht und wie er den Horizont

erweitert. Die Studenten sollen Lust

bekommen, selbst hinauszugehen. Oft

fehlt noch ein letzter Anstoß, um die

Scheu zu überwinden“, so Wolfgang

Wenzel vom International Office, der

Ausstellung und Wettbewerb organi-

siert hat. Die Bilder sind bis Ende Juni

in einer Wanderausstellung über den

Campus zu sehen – zusammen mit In-

fomaterial rund um das Studium im

Ausland. Unter www.uni-saarland.

de/goout kann man die Fotos

auch online anschauen: Hier kön-

nen alle Uni-Mitglieder ihre Stim-

me für den persönlichen Favoriten

abgeben. Unter denen, die mit-

stimmen, werden Gutscheine vom

Studentenwerk und der Buchhandlung

Bock & Seip verlost. Die Gewinner-

Fotos werden am 19. Juni bei der

Veranstaltung „Global Village“ der

Studentenvereinigung AIESEC gekürt.

Es winken Geld- und Sachpreise und

die Ehre, in Broschüren des Interna-

tional Office veröffentlicht zu werden.

Jeder, der Fotos eingeschickt hatte,

bekommt einen Reiseführer, und die

ersten drei Gewinner erhalten Geld-

preise in Höhe von insgesamt 200

Euro. Der Wettbewerb wird finanziert

im Rahmen der bundesweiten Aktion

„Go out – studieren weltweit“, mit der

das Bundesforschungsministerium und

der DAAD mehr Studenten für den

Auslandsaufenthalt begeistern wollen.

Am 21. Juni findet ein „Go out! –

Day“ (von 10 bis 16 Uhr) statt, an dem

das International Office über das

Studium im Ausland informiert und ein

„Go-out!“-Info-Mobil vor der Mensa

Station machen wird. CE

Stationen der Wanderausstellung

bis 28. Mai: Geb. C5 4 – Foyer

Sprachenzentrum; 29. Mai – 10. Juni:

Geb. A3 1 – Leseraum der KHG; 11.

Juni – 29. Juni: Geb. D4 1 – Mensa

www.go-out.de

www.uni-saarland.de/goout

www.uni-saarland.de/international

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Spitzenplätze für die Saar-Uni

Zahlreiche Platzierungen in der Spitzengruppe erhielten die neu gerankten

Fächer an der Saar-Universität im aktuellen Hochschulvergleichstest des

Centrums für Hochschulentwicklung (CHE): Anglistik, Elektro- und

Informationstechnik, Erziehungswissenschaft, Germanistik, Geschichte,

Psychologie und Romanistik. Universitätspräsident Volker Linneweber

bewertet das Abschneiden der Universität als ermutigend: „Sehr gefreut hat

es mich, dass wir uns gegenüber dem letzten Ranking in den meisten

Fächern in ein oder mehreren Punkten verbessert haben. Die positiven

Beurteilungen vornehmlich bei Betreuung und Studienorganisation sehe

ich als ersten sichtbaren Erfolg unserer Anstrengungen für eine

durchgreifende Studienreform.“

Fotos zeigen

„Meine Zeit im Ausland“

38 Studenten haben mehr als 110 Fotos beim Wettbewerb „Meine Zeit im

Ausland“ eingesandt, zu dem das International Office aufgerufen hatte.

Erfreuliches berichtet auch das Ma-

gazin Karriere, das die Spitzenreiter von

Wirtschaft und Technik, in der Web-

Ausgabe auch von Jura und Informatik

veröffentlichte (diese beiden Fächer

wurden bei CHE nicht aktuell bewer-

tet). In beiden Fächern hat es die Saar-

Uni in die Spitzengruppe geschafft:

Shootingstar Jura

Die Saarbrücker Informatik behaup-

tet weiterhin ihre Stellung unter den

Top 5 der deutschen Universitäten, die

Rechtswissenschaft wird als „Shooting-

star in der Liste der Top-10-Jura-Fakul-

täten“ hervorgehoben: „Im vergange-

nen Jahr tauchte sie dort nicht einmal

auf, und in diesem Jahr landete sie

gleich auf Platz 3“. Hier waren wohl

der Praxisbezug und die Internationali-

tät der Saarbrücker Juristenausbildung

ausschlaggebend. Bei diesem Ranking

war vor allem auch das Urteil aus der

Praxis gefragt: Außer auf den Aussagen

von knapp 50 000 Studierenden und

Absolventen basiert das Karriere-Rank-

ing auf den Bewertungen von Perso-

nalverantwortlichen aus 1 000 großen

Unternehmen. ML

(www.karriere.de/ranking)

Foto: Wolfgang Wenzel

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2007

Die Studiengänge an der Universität

des Saarlandes erhalten ein neues

Gesicht: Mit Beginn des Winter-

semesters 2007/08 fällt der Startschuss

für zahlreiche neue Bachelor-Studien-

gänge und modularisierte Lehramts-

studiengänge. Die Studierenden erwar-

tet ein modernes Studienangebot, das

die profilierte fachliche Ausrichtung

der Fakultäten an der Saar-Universität

mit den Vorzügen eines gestuften, mo-

dularisierten Studienangebots verbin-

det. Module bündeln verwandte Stoff-

gebiete und Qualifikationen in kohä-

renten und mit Credit Points verse-

henen abprüfbaren Einheiten. Univer-

sitätspräsident Volker Linneweber

betont: „Bei der Studienreform ging es

nicht nur um eine Strukturreform,

sondern um eine echte Qualitätsver-

besserung des Studiums.“

Die Modularisierung der Lehramts-

studiengänge umfasst das gesamte

Fächerspektrum. Der Großteil der

neuen Bachelor-Studiengänge ist im

Bereich der Geschichts-, Kultur-,

Sprach- und Literaturwissenschaften

angesiedelt. An die Stelle der bisherigen

Magister-Studiengänge treten neue

Zwei-Fach-Bachelor-

und Master-Studien-

gänge. Im Bereich der

Naturwissenschaften

bieten die Fächer Che-

mie und Physik künftig

Bachelor- und Master-

Studiengänge an.

Schon realisiert ist die

Umstellung auf das

neue Studiensystem

vor allem in den Infor-

matikwissenschaften.

Insgesamt führt die

Universität 19 neue

Bachelor-Studienfächer

ein. Damit sind zum Wintersemester

2007/2008 an der Universität des

Saarlandes 78 Prozent der geeigneten

Studiengänge in die neue Studien-

struktur überführt (bundesweit ist dies

derzeit bei knapp 50 Prozent der Fall).

Durch einen transparenten Aufbau

des Studiums, einen verbesserten Nach-

weis der Studienleistungen und eine

stärkere Praxisorientierung und Inter-

nationalisierung eröffnen die Studien-

gänge neue Freiräume, erfordern aber

auch die Eigeninitiative und das

Engagement der Studierenden.

Johannes Abele/ML

Wintersemester 2007 / 2008:

Neue Studiengänge an der

Universität des Saarlandes

� Bessere Studienplanung und Berufsvorbereitung durch

Bachelor- und Master-Studiengänge

� Bessere Verzahnung von Theorie und Praxis in den

Lehramtsstudiengängen

DFH fördert

deutsch-

französisches

Mechatronik-

Studium

Ab kommendem Wintersemester för-

dert die Deutsch-Französische Hoch-

schule (DFH) einen weiteren binatio-

nalen Studiengang der Saar-Universität:

Mechatronik in Kooperation mit der

ENSIAME – Université de Valen-

ciennes et du Hainaut-Cambrésis.

Die Universität des Saarlandes bietet

insgesamt acht binationale und trina-

tionale Studiengänge im grundstän-

digen und postgradualen Bereich an,

die mit dem DFH-Qualitätslabel aus-

gezeichnet und von ihr finanziell ge-

fördert werden.

www.mechatronik.uni-saarland.de

Die Vorzüge der reformierten Bachelor- und Master-

Studiengänge an der Saar-Universität in Kürze:

� Module steigern die Transparenz der Studienanforderungen und verbessern

die Planbarkeit des Studiums.

� Studienbegleitende Prüfungen vermitteln klar definierte Qualifikationen

und geben ein unmittelbares Feedback zum Leistungsstand.

� Berufsfeldqualifizierung: Praxisnahe Veranstaltungen sind ins Studium

integriert.

� Das European Credit Transfer System (ECTS) erleichtert die internationale

Mobilität der Studierenden und die Anerkennung von Studienleistungen.

Die gestufte Studienstruktur im Bachelor-Master-System erlaubt eine

passgenaue Gestaltung des Studiums entsprechend den eigenen Interessen

und Fähigkeiten.

Die Reform der Lehramtsstudiengänge zeichnet sich durch

folgende Verbesserungen aus:

� Orientierung an den professionellen Kompetenzen des Lehrerberufs

� Inhaltliche Verzahnung von Studium und Vorbereitungsdienst

� Stärkung des Bezugs zwischen Theorie und Praxis

� Erhöhung der fachdidaktischen Anteile des Studiums

� Ausbau neuer Lehr-Lern-Formen und neuer Prüfungsformen

� Transparenz von Studieninhalten, zu erwerbenden Kompetenzen und

Studienanforderungen

� Entlastung der Ersten Staatsprüfung durch studienbegleitende

Prüfungsleistungen.

Weitere Informationen zum neuen Studienangebot:

www.uni-saarland.de/studium

Kurz notiert

Foto: med4you

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2007

Von der Uni in Mexiko zum

Gaststudium der Mechatronik nach

Saarbrücken – ein Stipendien-

programm des DAAD macht’s

möglich. Die 21 mexikanischen

Studenten, die im vergangenen

Wintersemester neu in die

Fachrichtung Mechatronik kamen,

sind begeistert: „Wir sind alle total

zufrieden mit der Uni“, sagt René

Sandoval, einer der Austausch-

studenten.

Semester an der Uni eine Menge ge-

lernt. Zurzeit macht der 22-Jährige ein

Firmenpraktikum bei American Air-

lines in Frankfurt, auch das findet er

sehr interessant und lehrreich. „Die Be-

lange unserer Austausch-Studierenden

nehmen wir sehr ernst“, meint Dekan

Prof. Andreas Schütze, „über Aus-

tauschprogramme wird die interkultu-

relle Kompetenz aller Beteiligten,

ausländischer wie deutscher Studieren-

der, ausgebaut.“ Gleichzeitig seien die

Gäste auch ein Anreiz für die eigenen

Studierenden, selbst ins Ausland zu ge-

hen, was die Fachrichtung sehr unter-

stütze.

Die mexikanischen Gaststudenten

stellen die größte Gruppe ausländi-

scher Studierender, die über ein Part-

nerschaftsprogramm oder Stipendium

in einer Fachrichtung studieren. Das

Stipendienprogramm des DAAD, das

den mexikanischen Studierenden ihren

Aufenthalt ermöglicht, beruht auf Ab-

kommen mit ausgewählten Hochschu-

len in Mexiko. Finanziert werden die

Stipendien, die für Studierende ohne

Abschluss (pregraduate) vergeben wer-

den, im Wesentlichen von mexikani-

scher Seite. Alle Gaststudierenden, die

im vergangenen Wintersemester nach

Saarbrücken kamen, stammen aus

Monterrey, der drittgrößten Stadt

Mexikos mit den Universitäten UANL

(Universidad Autónoma de Nuevo

León), ITESM (Instituto Tecnológico

de Monterrey) und UdeM (Universidad

de Monterrey). Dort beginnt die Vorle-

sungszeit bereits am 8. August 2007.

Für René, der erst Ende Juli zurück-

fliegt, gibt es in diesem Jahr keine

Semesterferien. Doch er findet das

ganz in Ordnung, schließlich dauert es

nur noch drei Semester, bevor er sich

„Mechatronik-Ingenieur“ nennen darf.

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Kurz notiert

Die mexikanischen Gaststudierenden fühlen sich in Saarbrücken wohl. Foto: privat

Mexikaner in der Mechatronik

Etwa 40 Schulleiterinnen und Schul-

leiter von saarländischen Gymnasien

und Gesamtschulen sind im März der

Einladung der Universität gefolgt, wei-

tere Perspektiven einer Bildungspart-

nerschaft ins Auge zu fassen. Universi-

tätspräsident Volker Linneweber und

Vizepräsident Mathias Herrmann

unterstrichen zusammen mit Ober-

studiendirektor Wolfgang Asselborn

die gemeinsame Verantwortung von

Universität und Schulen für gelingende

Bildungslebensläufe. Asselborn ist

Schulleiter des Geschwister-Scholl-

Gymnasiums in Lebach und einer der

Projektleiter des Juniorstudiums. Als

neues Projekt schlug er ein Universi-

tätspraktikum für Oberstufen-Schüler

vor: Analog dem Betriebspraktikum

sollen Schüler bereits geraume Zeit vor

dem Abitur Universitätsluft schnup-

pern und praktisch die Anforderungen

ihrer angestrebten Studienfächer ken-

nen lernen. Von der Universitätsleitung

vorgeschlagen wurden eine verstärkte

Studien- und Berufsberatung auch an

den Schulen selbst und eine Inten-

sivierung persönlicher Kommunikation

auf Fachebene. Bei dem Treffen wurde

außerdem der neue Internetzugang

speziell für Schulen vorgestellt, den die

Universität neu eingerichtet hat. ML

Verstärkte Bildungspartnerschaft mit Schulen Neues LSF-Portal

Internetzugang für Schulen unter:

www.uni-saarland.de/schule

Die mexikanischen Gaststudenten

haben sich lange auf ihren

Deutschland-Aufenthalt vorbereitet:

René Sandoval, der in seinem Heimat-

land an der Universität von Monterrey

ebenfalls Mechatronik studiert, paukte

vier Semester lang Deutsch, bevor er

nach Saarbrücken kam. Hier ging es

gleich mit einem zweimonatigen Inten-

sivsprachkurs weiter, bevor die Studen-

ten in die Mechatronik-Lehrveranstal-

tungen integriert wurden. Und diese

Integration – die das Saarbrücker Inter-

national Office durch den Aufbau be-

sonderer Betreuungsstrukturen unter-

stützt – scheint voll und ganz gelungen

zu sein: „Es war wirklich toll“, sagt

René. „Die Professoren waren super

und die Tutoren sehr geduldig – wir

haben viel Arbeit und viel Spaß ge-

habt.“ Und natürlich habe er in dem

Ab sofort können Studierende selber

Immatrikulationsbescheinigungen und

Belegblätter über das Internet aus-

drucken. Dazu nutzt die Universität die

LSF-Software der HIS GmbH. Die

Abkürzung LSF steht für „Lehre, Stu-

dium, Forschung“. Die Datensicherheit

wird durch eine Kombination von

Passwort und „TANs“ (TransAktions-

Nummern) gewährleistet. Der Online-

Service ermöglicht es, Immatrikula-

tionsbescheinigungen auszudrucken

oder Adressänderungen vorzunehmen.

LSF-Portal:

https://www.lsf.uni-saarland.de

Infos zum Online-Zugang unter:

www.uni-saarland.de/lsf-portal-infos

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2007

Ich habe während meines Praktikums

erfahren, wie vielseitig die Arbeit im

Bereich Migration und Integration ist.

Da waren zunächst die Vorbereitungen

zur Veranstaltungsreihe „In Bewegung:

Sport und Integration“. Die Reihe geht

der Frage nach, inwieweit Sport zur

Förderung der Integration von jungen

Migrantinnen und Migranten beitragen

kann. Mir fiel die Aufgabe zu, an der

Erstellung des Programmheftes mitzu-

wirken. Beispielsweise recherchierte ich

Informationen über die Referenten und

verfasste und überarbeitete Texte für

das Programmheft.

Danach war ich mit dem Tätigkeits-

bericht 2006 über die Projekte für

Kinder und Jugendliche zur Integration

und interkulturellen Arbeit betraut. Das

verschaffte mir einen Einblick in die

Workshops, die Ramesch in Kinder-

gärten und Kindertagesstätten sowie in

Schulen und außerschulischen Jugend-

einrichtungen anbietet. Bei einem der

Workshops konnte ich zuschauen und

erfuhr eine Menge darüber, wie inter-

kulturelle Arbeit mit Kindern gestaltet

werden kann. Zudem arbeitete ich bei

der Konzeption eines Workshops zum

interkulturellen und interreligiösen

Lernen für Erzieherinnen mit. Bei der

Erstellung des Tätigkeitsberichts 2006

befasste ich mich außerdem mit den

Deutschkursen für Frauen und Kinder.

Besonders interessant war es, dass ich

als Praktikantin bei Beratungsge-

sprächen dabei sein durfte: Ramesch

berät und informiert bei Problemen,

die im Zusammenleben von Menschen

aus unterschiedlichen Kulturen ent-

stehen können. Auf diese Weise konnte

ich vieles über die Situation und

Schwierigkeiten von Migranten im

Saarland lernen. Aber auch die tägliche

Büroarbeit brachte viel Neues: So küm-

merte ich mich unter anderem um den

Publikumsverkehr, stand in Kontakt

mit Kooperationspartnern, dokumen-

tierte verschiedene Arbeitstreffen und

unterstützte den Verein bei seiner Pres-

searbeit. Eingebunden in das Netzwerk

Integration, arbeitet Ramesch bei den

verschiedensten Arbeitskreisen im

Saarland mit. Durch die Teilnahme an

Treffen dieser Arbeitskreise lernte ich

vieles über die vielfältige Vereinsland-

schaft im Bereich der Migrations- und

Integrationsarbeit.

Praktikum bei Ramesch –

Forum für Interkulturelle

Begegnung

Ramesch – Forum für Interkulturelle

Begegnung e.V.

Johannisstr. 13, 66111 Saarbrücken

Tel.: (0681) 3904921

E-Mail: [email protected]

Internet: www.ramesch.de

Kurz notiert

Im Rahmen der Promotionsfeier der

Rechts- und Wirtschaftswissenschaft-

lichen Fakultät wurden im Februar drei

der frisch gebackenen Doktoren für

ihre besonders herausragenden Arbei-

ten auf dem Gebiet des Wirtschafts-

rechts ausgezeichnet: Professor Michael

Martinek übergab die mit jeweils 1 000

Euro dotierten Preise der Dr. Feld-

bausch-Stiftung an Fleur Denkinger,

Oliver Gras und Kathrin Nitschmann

(v.l.).

Förderpreise der Dr.

Feldbausch-Stiftung verliehen

Foto: Rolf Ruppenthal

Internationaler Jura-Wettbewerb

Jura-Studenten der Saar-Uni waren

auch in diesem Jahr wieder beim

internationalen Wettbewerb Vis

Moot in Wien dabei.

Eine Weltmeisterschaft der juristischen

Fakultäten – so könne man den inter-

nationalen juristischen Wettbewerb Vis

Moot durchaus nennen, sagt der Jura-

Professor Dr. Helmut Rüßmann. Unter

seiner Leitung nahmen Saarbrücker

Jura-Studenten Anfang April zum

dritten Mal an der renommierten Ver-

anstaltung in Wien teil. 178 Uni-

versitäten aus der ganzen Welt traten

diesmal bei den fiktiven Gerichtsver-

handlungen, den Moot Courts, gegen-

einander an. „Unser Minimalziel haben

wir erreicht“, meint Prof. Rüßmann.

„Wir sind bei den mündlichen Ver-

handlungen in der oberen Hälfte der

teilnehmenden Universitäten gelandet

und wurden für unsere schriftlichen

Leistungen mit einigen Spitzenbewer-

tungen bedacht.“ Die Runde der letz-

ten 32 Universitäten zu erreichen, habe

sein Team leider nicht geschafft – trotz

harter Arbeit, guter Vorbereitung und

guter Auftritte in vier mündlichen Ver-

handlungen. GS

Prof. Helmut Rüßmann (l.) und sein Vis

Moot-Team

Foto: FR Rechtswissenschaft

Christin Lübbert (27) hat ihr Studium der

Interkulturellen Kommunikation im Oktober

vergangenen Jahres abgeschlossen.

Anschließend machte sie ein viermonatiges

(Teilzeit-)Praktikum beim Verein Ramesch –

Forum für Interkulturelle Begegnung in

Saarbrücken. In campus berichtet sie über

ihre Erfahrungen.

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2007

nologie Moselle Est (IUT) aus Sarre-

guemines. Unter dem Titel „Vorlesun-

gen über die Grenzen – Konzept

einer binationalen, fachlichen Qua-

lifizierung bei geringer Fremd-

sprachenkompetenz“ führten Pro-

fessoren beider Hochschulen ihre Stu-

denten über die Sprachgrenzen hinweg

zusammen. Der dritte Teilpreis mit

einem Preisgeld in Höhe von 10 000

Euro ging an ein hochschulübergrei-

fendes Professorenteam von UdS,

HTW und weiteren Hochschulen für

das Studienprojekt „Ein neuer

eLearning-Ansatz für Blinde und

hochgradig Sehbehinderte“ an der

UdS. Sie entwickelten gemeinsam mit

Wissenschaftlern der Universitäten

Dortmund, Lübeck und dem Universi-

tätsklinikum Frankfurt ein so genann-

tes Haptic Device. Das Gerät ermög-

licht Blinden und hochgradig Seh-

behinderten das Abtasten virtueller

Gewebeoberflächen im dreidimensio-

nalen Raum. Es wurde für Schüler,

Studenten, Ärzte und Biologen ent-

wickelt: Haptic Device wandelt Infor-

mationen über Farbe und Struktur des

untersuchten Gewebes in taktile Signa-

le um und macht sie so fühlbar. Die

Wissenschaftler wurden dafür bereits

mit dem VISU-Förderpreis „Neue

Medien in der Lehre“ 2004/2005 aus-

gezeichnet (siehe campus 2/2005).

Minister Schreier wies in seiner Lau-

datio wie vor ihm bereits Universitäts-

vizepräsident Prof. Mathias Herrmann

auf die Bedeutung einer herausragen-

den Hochschullehre hin, die ihren Platz

an den Universitäten gleichberechtigt

neben der Forschung haben müsse.

Schreier betonte, dass „die Qualität der

Studienangebote immer mehr zu einem

Wettbewerbsfaktor der Hochschulen“

werde. Die ausgezeichneten Projekte

seien „beispielgebend und geeignet,

Lehre, Studium und Prüfung nachhaltig

zu verbessern“, so Schreier weiter. Der

Preis soll den Hochschullehrern ein

Anreiz sein, neue Wege in der Lehre zu

suchen und zu erproben.

Roland Rebmann

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Der erste Teilpreis und ein Preis-

geld von 20 000 Euro wurde an

ein Professorenteam der Medizinischen

Fakultät der Saar-Uni für das Lehrkon-

zept „Teach the Teacher“ verliehen.

Das in Homburg entwickelte Konzept

soll unter anderem durch den Einsatz

von studienbegleitender Kursevalua-

tion und die Konzentration auf die

Vermittlung von Schlüsselkompeten-

zen die Lehre erheblich verbessern

(siehe campus 1/2007). Den zweiten,

ebenfalls mit 20 000 Euro dotierten

Teilpreis, erhielt ein länderübergrei-

fendes Team von der HTW zusammen

mit dem Institut Universitaire de Tech-

Auszeichnung für zukunfts-

weisende LehrkonzepteMit dem Landespreis Hochschullehre 2006 hat Wissenschaftsminister

Jürgen Schreier in einer Feierstunde am 22. Februar in der Aula der

Universität drei Professorenteams von der Universität des Saarlandes und

der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) für besondere

Leistungen in der Hochschullehre ausgezeichnet. Der mit insgesamt

50 000 Euro dotierte Preis wurde zum vierten Mal vergeben.

„Kulturkontakt, Kulturaustausch und Sprachenpolitik am

Beispiel der Grenzregion Deutschland-Frankreich-Luxem-

burg“ heißt die diesjährige DAAD-Sommerakademie der

Fachrichtung Germanistik/Deutsch als Fremdsprache. Sie

findet vom 22. Juli bis 9. August unter der Leitung von Prof.

Lutz Götze statt. Dabei geht es um Phänomene wie Kul-

turkontakt und Kulturaustausch sowie sprachenpolitische

Fragen und die Rolle der Mehrsprachigkeit.

Informationen zur Teilnahme und Stipendienvergabe unter:

www.uni-saarland.de/sonstige/sommerakademie

und bei Dr. Elisabeth Venohr,

([email protected], Tel. 302/2920)

und Anika Müller ([email protected])

Beim ersten „PhD-Students’ Day“ der Fachrichtung Physik

im März stand die arbeitsgruppenübergreifende Vorstellung

von Diplom- und Doktorarbeits-Themen im Mittelpunkt.

Nach der Eröffnung durch Studiendekan Prof. Ludger

Santen präsentierten 18 Studierende aus acht Arbeitsgruppen

Themen aus der theoretischen und experimentellen Physik,

von Untersuchungen an weicher Materie, aus der Biophysik

über neue Materialien bis zur Quantenoptik.

Ziel der von Studierenden organisierten Veranstaltung: Sie

will Anregungen zur interdisziplinären Zusammenarbeit

bieten und den Vortragenden eine effektive Vorbereitung auf

internationale Konferenzen ermöglichen. Nach der gelunge-

nen Premiere wollen die Studenten auch im nächsten Jahr

wieder einen Doktorandentag anbieten. Elke Neu

Minister Jürgen Schreier ehrte in der Aula der Saar-Uni drei Professoren-Teams mit dem

Landespreis Hochschullehre 2006 Foto: Roland Rebmann

Weitere Informationen zum Projekt

„Teach the Teacher“ unter:

www.teach-the-teacher.eu

Kurz notiert

Anmeldung zur internationalen

Sommerakademie

Erster Doktorandentag der Fachrichtung

Physik

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Stu

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2007

Noch sind Gründer-Cups unter

Studierenden nicht ausreichend

bekannt. Die Mund-zu-Mund-Propa-

ganda aber läuft auf vollen Touren.

Und das ist gut so. Denn wer einmal

daran teilgenommen hat, ist begeistert,

was man hier lernen kann. Und dass

der Wettbewerb mit viel Spaß verbun-

den ist, bestätigt auch das Gewinner-

Team des Interregionalen Gründer-

Cups in Orscholz. Hierzu eingeladen

hatte die Außenstelle Merzig der Kon-

taktstelle für Wissens- und Technolo-

gietransfer (KWT) der Universität. Der

grenzüberschreitende Wettbewerb wird

ausgetragen im Rahmen des

COURAGE-Projektes, das mit Quali-

fizierungsangeboten Studierende der

Grenzregion für unternehmerisches

Denken und Handeln sensibilisieren

und ausbilden will. Fünf Teams der

Universitäten Luxemburg und des Saar-

landes sowie der Fachhochschule Trier

hatten sich dafür qualifiziert.

Am Schluss hatte das Team Simply

Fit der Saar-Uni mit Emma Suprunova,

Christan Alt, Matthias Sutter und Phi-

lipp Grau die Nase vorn. „Die beiden

Tage haben viel Spaß gemacht. Und ich

habe ein Gespür dafür bekommen, wie

ein Unternehmen am freien Markt

geführt wird“, so Emma Suprunova.

Vor allem die gute Atmosphäre unter

den Mitspielern und Betreuern hat sie

begeistert. Neben dem Wettbewerb

stand abends ein Besuch der histori-

schen Tünsdorfer Schmiede auf dem

Programm. Hier drehte sich alles ums

Handwerk und auch aus dem Schmie-

de-Wettkampf ging Emma Suprunova

als Siegerin hervor.

„Lust auf mehr habe ich auf jeden

Fall bekommen“, sagt auch Matthias

Sutter, der den Gründer-Cup jetzt sei-

nen Freunden empfohlen hat. Auch

Christian Alt kann den Cup nur loben:

„Er ist eine tolle Chance, präsentieren

zu üben und eine Rückmeldung zu er-

halten“, sagt er. Man muss nicht BWL

studiert haben, um zu gewinnen. Selbst-

bewusstsein und viel Kreativität bei der

Präsentation, gutes Gespür für die Ent-

scheidungen und ihre Auswirkungen

sowie kalkulierte Risikobereitschaft

waren für Christan Alt entscheidende

Faktoren für den Sieg. Ein eigenes

Unternehmen aufzubauen, ist für ihn

zu einem Gedanken geworden, mit

dem er sich immer häufiger beschäftigt,

sagt er. Philipp Grau ist vom Gründer-

Cup so überzeugt, dass er sich von der

KWT zum Coach hat schulen lassen.

Er wird künftige Cups mitbetreuen.

Dies wurde möglich durch ein weiteres

Angebot der KWT: Im Rahmen von

jUNIts (junge Unternehmer im Trai-

ning) können sich Studenten um Auf-

träge aus Wirtschaft und Uni bewer-

ben, die sie dann eigenständig ab-

wickeln. Unter einer Voraussetzung: Sie

müssen sich dafür probeweise selbst-

ständig machen.

Beim Gründer-Cup können maximal

fünf Teams mit je vier Personen das

Unternehmen Firmengründung unter

realitätsnahen Bedingungen durchspie-

len. Die Voraussetzungen bei dem

computergestützten Planspiel sind für

alle gleich. Beim Cup in Orscholz sollte

ein Fitness-Center aufgebaut und ge-

managt werden. Unter Anleitung

schrieben die Teilnehmer einen Busi-

nessplan, kauften Trainingsgeräte und

stellten Mitarbeiter ein. Nachdem die

virtuellen Unternehmensgründer ihr

Produkt- und Dienstleistungsangebot

sowie ein Marketingkonzept entwickelt

hatten, galt es, sich gegen Konkurren-

ten am virtuellen Markt durchzusetzen.

Im Rahmen von METiS (Motivation

von Existenzgründungen im Saarland)

bietet die KWT auf dem Campus

Saarbrücken weitere Spielvarianten an:

Vom 13. bis 15. Juni geht es um die

Gründung einer Fahrrad-Manufaktur,

vom 26. bis 28. Juni wird virtuell ein

Online-Shop E-Commerce eingerich-

tet, und vom 11. bis 12. Juli treten die

Sieger dieser Cups an zum „Master-

Cup“, bei dem sich der Gewinner für

den nächsten Wettbewerb auf überre-

gionaler Ebene qualifiziert. Die Teil-

nahme an den Gründer-Cups ist

kostenlos. Beate Wehrle

www.uni-saarland.de/metis

Spielerisch Starter-Qualitäten

entwickeln beim Gründer-Cup

Was alles dazu gehört, ein Unternehmen aufzubauen und zu führen, konnten

Studierende der Grenzregion beim zweiten Interregionalen Gründer-Cup im

Cloef-Atrium in Orscholz lernen – und hatten jede Menge Spaß dabei.

Neuer GründerChampion

aus dem Starterzentrum

Zum fünften Mal in Folge hat es ein

Unternehmen aus dem Starterzentrum

geschafft: Als erfolgreiche Gründung

konnte die ElexoPharm GmbH die

Jury des GründerChampion-Wettbe-

werbs 2007 überzeugen und ist saarlän-

discher Champion geworden. Ge-

schäftsführer Axel Koch nahm die

Auszeichnung in Berlin entgegen. Die

ElexoPharm ist eine Ausgründung der

Pharmazeutischen und Medizinischen

Chemie (Prof. Rolf Hartmann) und

erbringt Forschungsdienstleistungen

für die pharmazeutische Industrie, vor

allem zur Entdeckung und Optimie-

rung von Wirkstoffmolekülen.

Kurz notiert

Oben: Die Mettlacher Bürgermeisterin Judith Thieser (r.)

überreicht Matthias Sutter, Emma Suprunova und Philipp Grau

(v.l.) den Ehrenteller der Gemeinde Mettlach. Christian Alt, der

auch zum Sieger-Team der Saar-Uni gehört, war früher zu den

rheinland-pfälzischen Staffelmeisterschaften abgereist. Der

Sportler ist nicht nur als Firmenstarter

top: Beim Saarbrücken-Marathon im Mai

holte er den ersten Platz im Halbmara-

thon. Unten: Die Gründer-Cup-Teams

aus Luxemburg, Trier und der Saar-Uni.

Fotos: KWT

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2007

Der erste Schritt wurde bereits im

Januar 1946 vollzogen, als im

Homburger Landeskrankenhaus mit

Genehmigung der französischen Mili-

tärregierung medizinisch-klinische

Fortbildungskurse eingerichtet wurden.

Da die deutschen Universitäten die An-

erkennung der Kurse ablehnten,

wandte sich Militärgouverneur Gilbert

Grandval an den Rektor der Universität

Nancy, Pierre Donzelot, der ihm aus

der gemeinsamen Zeit in der Résis-

tance bekannt war. Nach mehreren Be-

ratungen beschlossen die Universitäts-

gremien in Nancy die Errichtung eines

„Institut d’Études Supérieures de l’Uni-

versité Nancy en territoire sarrois“, das

dann am 8. März 1947 gegründet

wurde. Im November 1947 wurde diese

Einrichtung in ein von Nancy adminis-

trativ unabhängiges „Höheres Studien-

institut in Homburg“ überführt, an

dem im Februar 1948 auch mit philo-

sophischen, juristischen und naturwis-

senschaftlichen Lehrveranstaltungen

begonnen wurde. Der erweiterte Ver-

waltungsrat des Instituts, der aus fran-

zösischen und saarländischen Mitglie-

dern gebildet wurde, vereinbarte am

9. April 1948 in Paris die Umwandlung

des Homburger Instituts in eine „Uni-

versität des Saarlandes“ sowie den

Umzug der nicht medizinischen Fächer

nach Saarbrücken. Zum ersten Rektor

der neuen Universität wurde der fran-

zösische Physiker Prof. Dr. Jean Barriol

ernannt, im Oktober konstituierten

sich die vier Fakultäten. Mitte Novem-

ber 1948 begann die Universität des

Saarlandes an ihren beiden Standorten

Saarbrücken und Homburg mit dem

Lehrbetrieb. Wolfgang Müller/ML

„60Jahre sind das Zeitfenster der

Zeitzeugen“, sagte Dekan

Michael Menger, der aus Anlass des

Jahrestages zu einem Festakt in den

Großen Hörsaal der Anatomie einge-

laden hatte. Als Studenten der ersten

Stunde schilderten Dr. Reinhold Thie-

len und Erich Dick ihre Erinnerungen

an ihr Studium in Homburg. Dr. Claus

Doenecke, dessen Vater Professor für

Innere Medizin und Dekan war, und

der mit seiner Familie auf dem Campus

wohnte, erzählte aus seiner Kindheit.

An die Zeit des Umbruchs 1968 erin-

nerte Dr. Claus Theres, der berichtete,

wie Rektor Hellmuth Sitte sich schüt-

zend vor die Türen stellte und mit Trit-

ten traktiert wurde, als Studenten eine

Konzilsitzung sprengen wollten. Victor

Speidel sprach über das Studium heute.

Und der frühere Dekan Mathias Mon-

tenarh eröffnete Einblicke in die Kunst

auf dem Homburger Campus. Dass die

Landesregierung den Standort für die

Zukunft ausbauen will, sicherte Minis-

ter Jürgen Schreier zu. Ein Verkauf des

Klinikums stehe außerhalb der Diskus-

sion, sagte er.

Auch Unipräsident Volker Linne-

weber, mehrere Vertreter der „Mutter-

Universität“ Nancy und Oberbürger-

meister Joachim Rippel gratulierten der

Homburger Fakultät zum Jubiläum. Als

besonderer Gast war die frühere Uni-

versitäts- und jetzige HRK-Präsidentin

Margret Wintermantel gekommen und

hielt den Festvortrag. Sie widmete ihn

dem aktuellen Thema des Differenzie-

rungsprozesses der Hochschulen. Die

UniBigband umrahmte die Feier musi-

kalisch. Mit einem virtuosen Zwischen-

spiel auf dem Klavier, das alle im Saal

gefangen nahm, begeisterte Medizin-

student Steffen Buchmann. CE

„Gerne und auch

mit Stolz hat sich

mein Vater der

Gründung der Universität des Saarlandes als

einer Mission im Sinne eines dauerhaften

Friedens und einer aufrichtigen Verständigung

zwischen den beiden Völkern erinnert, aber

auch der Tat- und Willenskraft, die notwen-

dig gewesen waren, Widerstände zu brechen,

Feindseligkeiten zu überwinden, Bereitwillig-

keit zu wecken, Hindernisse zu überwinden

und letztendlich Erfolg zu haben.“

Michelle Boyer-Donzelot

Die Tochter des damaligen Rektors

der Universität Nancy war ebenfalls

zum Festakt auf den

Campus Homburg gekommen.

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60 Jahre Medizinische Fakultät in Homburg

– die Keimzelle der Universität

Wie alles begann

Unter der Ägide der Universität Nancy wurde am

8. März 1947 das Homburger Hochschulinstitut

eröffnet. Bedeutende Persönlichkeiten Frankreichs und

des Saarlandes nahmen an diesem Ereignis im Festsaal

des damaligen Homburger Landeskrankenhauses teil.

Auf dem Weg zur Entstehung der Universität des

Saarlandes im Jahre 1948 markierte die Gründung des

Homburger Hochschulinstituts den zweiten

entscheidenden Schritt.

Feier mit Zeitzeugen

Eröffnung des Homburger Instituts am 8. März 1947

Foto: Archiv

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„Tausche Mantel gegen Kartoffeln“

– solche Kleinanzeigen waren in

den Zeitungen damals oft zu finden; so

auch auf der Rückseite eines Artikels

über die Gründung des Homburger

Instituts vor 60 Jahren, der heute im

Archiv der Uni verwahrt wird. Nach

dem Krieg lag das Land in Schutt und

Asche. Es wurde ums Überleben ge-

kämpft. Essen zu beschaffen prägte

den Tagesablauf. Aber die „Antwort

auf die Not ist der Hunger nach

Geist“, sagte Präsident Volker Linne-

weber in seinem Grußwort. Und so

wurde in dieser Zeit das Homburger

Hochschulinstitut gegründet – mit

Hilfe des Landes, das kurz zuvor noch

„Erbfeind“ war. Die Studenten kamen

aus Krieg oder Gefangenschaft, und

wohl einige der etwa 100 Studienan-

fänger konnten es kaum glauben, jetzt

studieren zu können. Wie war das, da-

mals zu studieren? Die Studenten

wohnten auf dem Campus, Studentin-

nen und Studenten streng getrennt – es

gab sogar Anstandsdamen, wie sich Dr.

Reiner Thielen und Erich Dick erin-

nerten. Die Verpflegung kam aus der

Krankenhausküche. Es gab genug Brot,

Pellkartoffeln und manchmal Fleisch,

die Zimmer waren geheizt. „Das war

1947 nicht selbstverständlich. Wir wa-

ren gegenüber der übrigen Bevölke-

rung eindeutig privilegiert“, so Dr.

Gert Schoengen, auch ein Student der

ersten Stunde. Die Vorlesungen wur-

den auf Französisch gehalten – oft ein

Problem für die Studienanfänger. Zu-

mal es keine Bücher gab. Aber die Pro-

fessoren und Assistenten, die in der An-

fangszeit zwischen Nancy und Hom-

burg pendelten, verteilten Resümees.

Ein sehr persönliches Verhältnis ver-

band die wenigen Studenten mit den

Professoren. Die Studenten veranstal-

teten den ersten Medizinerball, grün-

deten den ersten Uni-Sportverein. „Wir

fühlten uns auf dem Campus zu

Hause“, so Dr. Thielen. Als deutsche

Universitäten die Hochschulkurse nicht

anerkannten und der Verdacht aufkam,

Homburg könne nur Übergangslösung

sein, streikten die Studenten 1948, was

zusammen mit der Bereitschaft der

Universität Nancy, in die Bresche zu

springen, der Keimzelle unserer Uni-

versität zum Leben verhalf. CE

„Ich konnte

kaum glauben, das

ersehnte Medizin-

studium aufnehmen

zu können. Zwei

Jahre waren es erst

her, dass mich eine

amerikanische Voraustruppe aus einem Stol-

len in der Nähe von Blieskastel herausgeholt

hatte. Festzuhalten ist, dass es ohne den guten

Willen des einstigen ‘Erzfeindes’ nie zur

Gründung der Universität gekommen wäre.“

Dr. Gert Schoengen

Student der ersten Stunde

Zum Jubiläum ist

die von Univer-

sitätsarchivar Dr.

Wolfgang Müller

(Foto) herausge-

gebene Publika-

tion „Streiflichter

zur Gründung des Homburger

Hochschulinstituts vor 60 Jahren“

erschienen. Die von Fakultät und

Archiv gestaltete Jubiläums-Aus-

stellung wird am Tag der offenen

Tür (23. Juni) in der Aula auf dem

Campus Saarbrücken zu sehen sein.

Außerdem erschienen ist eine Bro-

schüre des Instituts für aktuelle

Kunst zur Kunst auf dem Hom-

burger Campus. Die Reden zur

Feierstunde werden in den Univer-

sitätsreden veröffentlicht.

Studieren nach dem Krieg

Idylle in harten Zeiten: Studenten

auf dem Homburger Campus 1947

Fotos: Archiv

Fahrdienst Nancy–Homburg

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„In der Summe bietet das Hoch-

schulsportzentrum in diesem Se-

mester wöchentlich 256 Stunden betreu-

tes Sportprogramm in rund 50 Sport-

arten an“, erläutert der Leiter des Hoch-

schulsportzentrums Rolf Schlicher.

In Saarbrücken ist der Bereich Tanz-

sport um neue Kurse wie Salsa für

Fortgeschrittene, Ballett und HipHop

erweitert worden, und auch das Ange-

bot an Yoga- und Pilates-Kursen wurde

aufgrund der hohen Nachfrage ausge-

baut. Mit auf dem Programm sind

Sommer-Sportarten wie Rudern,

Beachvolleyball, Tennis, Rugby oder

der Rennradtreff. Darüber hinaus bie-

tet das Hochschulsportzentrum auch

Workshops an, zum Beispiel Rudern,

Kajak- und Kanufahren, Klettern

oder Fahrradtechnik. Neu: In Zu-

sammenarbeit mit der TU Darm-

stadt finden drei mehrtägige Kurse

„Golf in Frankreich“ am Lac de

Madine in Lothringen statt. Während

der vorlesungsfreien Zeit stehen außer-

dem Exkursionen auf dem Programm

– Segeln und Windsurfen in der Bre-

tagne, Kajak-Wildwasserexkursionen in

den Hautes Alpes und Rudern auf den

Ratzeburger Seen. Das umfangreichste

Angebot des Hochschulsports ist das

Uni-Fit Hochschulsport-Fitness-Zen-

trum. Parallel zum regulären Programm

ist es rund 50 Stunden pro Woche

geöffnet. Hier bieten die Übungsleiter

den Trainierenden individuelle Bera-

tung zu günstigen Preisen.

Ein besonderer Schwer-

punkt dieses Sommerse-

mesters ist das Projekt

„Uni in Bewegung“ für

Bedienstete: An jedem

Wochentag werden um die

Mittagszeit zwei bis drei

verschiedene Kurse ange-

boten – präventive Aus-

gleichsgymnastik, präven-

Mit einem Empfang beim Univer-

sitätspräsidenten hat die Univer-

sität am 7. Februar 2007 die heraus-

ragenden Leistungen ihrer Spitzen-

sportler gewürdigt. Auch Vertreter aus

Politik und Sportverbänden, darunter

die Staatssekretärin des saarländischen

Ministeriums für Inneres, Familie,

Frauen und Sport Gaby Schäfer, der

Präsident des Landessportverbands für

das Saarland Gerd Meyer und der

Leiter des Olympia-Stützpunkts Rhein-

land-Pfalz/Saarland Steffen Oberst,

beglückwünschten die Kader-Athleten

sowie die Studierenden, die bei Hoch-

schulmeisterschaften Erfolge erzielten.

Sie alle betonten die gute, studien-

platznahe Betreuung der Sportler in

Saarbrücken, die Leistungssport und

Studium miteinander vereinbar macht.

Uni-Präsident Prof. Linneweber über-

reichte den Sportlern als Zeichen der

Anerkennung ihrer Leistungen eine

Medaille der Universität.

Linneweber betonte in seiner An-

sprache die Bedeutung des Hochschul-

sportzentrums unter der Leitung von

Rolf Schlicher: Mit jährlich rund 350

Sportveranstaltungen in fast 60 Sport-

arten stelle es die Basis für die be-

achtlichen Erfolge saarländischer Stu-

dierender bei nationalen und inter-

nationalen Hochschulmeisterschaften

dar.

Roland Rebmann

Fit für den Sommer

Sport an der Uni – mit insgesamt 148 verschiedenen Kursterminen pro

Woche ist die Auswahl größer denn je.

Uni ehrt ihre

Spitzensportler

tives Krafttraining sowie Walking

(dienstags). Die Kurse dauern immer

vom 1. April bis zum 30. September

und vom 1. Oktober bis zum 31. März.

Ein Einstieg ist jederzeit möglich.

Zusätzlich wurde „Uni in Bewegung“

um ein Online-Angebot erweitert: Auf

der Internetseite des Hochschulsports

findet man effektive Mobilisations-,

Dehn- und Kräftigungsübungen, die

sich arbeitsplatznah und ohne großen

Aufwand ausüben lassen. Dadurch soll

Fehlbelastungen, die durch überwie-

gend sitzende Tätigkeiten entstehen,

gezielt vorgebeugt werden. GS

Infos und Anmeldung:

www.uni-saarland.de/

hochschulsport

unter „Uni in Bewegung“

Empfang beim Unipräsidenten: Professor Linneweber unterhält sich mit Spitzensport-

lern der Saar-Uni und überreicht Medaillen. Foto: Roland Rebmann

Fotos: Hochschulsport

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Es gibt Kaffee und Tee aus fairem

Handel und alkoholfreie Getränke –

das KHG-Café im Edith-Stein-Zen-

trum auf dem Campus ist ein für alle

offener Ort zum Lesen und Lernen, für

Begegnung und Gespräch. Und zum

Entspannen: Im Sommer ist auch der

malerische Innenhof geöffnet. Seit

etwa zwei Jahren besteht das Café der

Katholischen Hochschulgemeinde in

seiner jetzigen Form. Betrieben wird es

rein ehrenamtlich. „Das Team besteht

zurzeit aus rund 20 Studierenden“, er-

zählt Pascale Meyer, die das Café-Pro-

jekt seit Oktober vergangenen Jahres

als neue Pastoralreferentin betreut. Die

meisten Mitarbeiter gehören zur KHG-

Gemeinde, doch jeder könne mitma-

chen, sagt sie. Das erwirtschaftete Geld

fließt jährlich in zwei soziale Projekte,

die die Studenten sel-

ber auswählen. Da

die Betriebskosten

des Cafés von der

Katholischen Hoch-

schulgemeinde über-

nommen werden,

kommen dabei recht stattliche Beträge

zusammen. Das zeigte sich im Mai bei

der ersten Spendenübergabe: Jeweils

1 700 Euro übergab das Team an eine

Schulpatenschaft in Madagaskar und an

ein Zentrum für Beratung und Reha-

bilitation in Indien – beides Projekte,

mit denen die Studierenden auch

persönlich etwas verbindet. GS

Das KHG-Café ist während der

Vorlesungszeit montags bis mitt-

wochs von 11 bis 15 Uhr geöffnet.

Fairer Brunch im KHG-Café

Im Sommersemester veranstaltet

die Hochschulgruppe Universal in

Kooperation mit NES (Netzwerk

Entwicklungspolitik Saar) monat-

lich einen fairen Bio-Brunch im

KHG-Café. Nächster Termin ist

der 4. Juli von 10 bis 14.30 Uhr.

Angeboten werden leckere Bio-

Produkte aus der Region und Pro-

dukte aus fairem Handel.

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2007

Heute nicht in die Warteschlange!

Wer diesen Vorsatz gefasst hat

und sich auf eine entspannte Mittags-

pause mit Bedienung beim Essen freut,

ist im Restaurant „Schlemmereule“ im

Mensa-Erdgeschoss richtig. An den

frisch eingedeckten Tischen geht es ein

wenig gediegen zu – was aber gerade

die Besucher schätzen, die sich in Ruhe

unterhalten möchten. Viele Professo-

ren gehören daher zum

Stammpublikum. Doch auch

immer mehr Studenten

essen hier zu Mittag. „Un-

sere Klientel ist gemischt“,

sagt Djamel Boutemeur

(Foto). Der aus Nordalge-

rien stammende Franzose

hat den Familienbetrieb vor

drei Jahren von seinem Vater

übernommen, der das Restaurant seit

1976 geführt hat. Um auch für Studen-

ten attraktiv zu sein, muss Boutemeur

sehr günstige Preise anbieten: „Wir

sind das billigste Restaurant im ganzen

Saarland“, meint er. So kostet ein

Großteil der Gerichte zwischen vier

und fünf Euro, und ein gemischter

Salatteller ist schon für 2,60 Euro zu

haben. Auch die Getränke sind günstig.

Neu im Angebot: Ein Stu-

denten-Spezialessen. „Das

heißt, es gibt zwei Essen

und zwei nicht-alkoho-

lische Getränke zu einem

Gesamtpreis um die sechs

Euro“. Und wie wird ge-

kocht? „Wir bieten inter-

nationale Küche an und

servieren keine Fertigge-

richte, sondern verarbeiten frische

Waren“, betont Djamel Boutemeur.

Darüber wacht auch Chefkoch Henri

Flockerzie, der viele Jahre bei Victor’s

Hotel auf dem Rodenhof gekocht hat.

Etwa 30 Essen stehen auf der Speise-

karte, die wöchentlich variiert. Immer

mit dabei: Salate, vegetarische Gerichte,

Überbackenes und – besonders beliebt

– Couscous in verschiedenen Variatio-

nen. Auch Chicken Crossies, Hähnchen

Cordon bleu und Merguez mit Pom-

mes und Harissa werden ständig nach-

gefragt, so dass sie immer auf der Kar-

te stehen. Platz im Restaurant gibt es

genug: Drinnen stehen 250 Sitzplätze

zur Verfügung, im Sommer auf der

Terrasse weitere 40. Übrigens: Wer zum

Espresso auf seinem Laptop im Inter-

net surfen will, kann dies hier problem-

los tun – dank der neu installierten

„hot spots“ des W-Lan. Für Feierlich-

keiten und Seminare gibt es drei Räume,

die ab 20 Personen auch abends oder

am Wochenende buchbar sind. „Dann

bieten wir ein kaltes oder warmes Büf-

fet an oder ein Menü ab 11,50 Euro“,

erläutert Djamel Boutemeur. GS

Reguläre Öffnungszeiten: von Montag bis

Freitag von 11.30 Uhr bis 14.30 Uhr.

Tel. (0681) 302-3050

Uni-Gastronomie:

Restaurant Schlemmer-Eule

Studieren und Arbeiten auf dem Campus – dazu gehört auch das

Essengehen oder das Zusammensitzen bei einem Kaffee, sei es in der

Mensa oder einem anderen gastronomischen Betrieb. Wo es was zu essen

und zu trinken gibt, stellen wir in einer campus-Serie vor und beginnen in

dieser Ausgabe mit dem Restaurant „Schlemmer-Eule“ im Erdgeschoss

der Mensa, das erst kürzlich nach Renovierung neu eröffnet wurde.

Kaffeetrinken

für soziale Zwecke

Der Erlös aus dem Betrieb des KHG-Cafés fließt in soziale

Projekte: Insgesamt 3 400 Euro hat das ehrenamtlich

arbeitende Studenten-Team im Mai gespendet.

Das KHG-Team bei der Spendenübergabe. Foto: KHG

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Am Samstag, dem 23. Juni, lädt die

Universität ab 9 Uhr alle Interessenten

ein zum Tag der offenen Tür. Der

Saarbrücker Campus verwandelt sich

wieder in eine Fest- und Erlebnismeile

für die ganze Familie. Geboten wird

eine bunte Mischung aus Vorträgen,

Vorführungen und Mitmachangeboten

für Jung und Alt. Für angehende Stu-

denten ist der Tag eine ideale Möglich-

keit, Uni-Luft zu schnuppern und auch

die neuen Studiengänge kennen zu ler-

nen. Auf der AC-Wiese wird für Kin-

der ab drei eine Betreuung angeboten;

ein spezielles, betreutes Programm

richtet sich an Kinder von 10 bis 13

Jahren.

Infos: KWT, 0681-302-2656,

www.uni-saarland.de/de/info/tdot/

Ausstellung Kindheit in der Antike,

bis 24. Juni, Römische Villa Borg, Perl-

Borg (Di.-So., 11 bis 18 Uhr). Hatten

römische Kinder ein Kinderzimmer?

Wie sah der antike Schulalltag aus? Wel-

chen Bezug hatten Väter zu ihren

Kindern? – Das sind nur einige The-

men der Ausstellung, die Studierende

der Geschichte und Alten Geschichte

in einer fachdidaktischen Übung unter

Leitung von Christine van Hoof kon-

zipiert und mit der Römischen Villa

Borg realisiert haben. Die Studenten

stellten archäologische Funde aus dem

Saarland zum Leben römischer Kinder

zusammen, entwarfen Poster und rich-

teten einen interaktiven Arbeitsplatz

ein. www.villa-borg.de, www.uni-

saarland.de/antike

Die international renommierte Archi-

tekturforscherin und Direktorin der

Bibliotheca Hertziana in Rom (Max-

Planck-Gesellschaft), Prof. Elisabeth

Kieven, wird auf Einladung des Kunst-

historikers Prof. Klaus Güthlein am 5.

Juli in Gebäude B3 2, HS 003, auf dem

Saarbrücker Campus einen Vortrag

zum Thema „Römische Plätze des

18. Jahrhunderts“ halten.

Die Saar Ferngas AG wird im Oktober

erstmals mit dem „Promotionspreis

Energie“ herausragende Promotions-

arbeiten aus den Bereichen Energie-

technik, Energiebetriebswirtschaft,

Energierecht und aus verwandten The-

mengebieten auszeichnen. Der Preis ist

mit 10 000 Euro dotiert und wird an

den Universitäten des Saarlandes, Kai-

serslautern und Trier vergeben.

Teilnahmebedingungen unter

www.saar-ferngas-neue-talente.de

cam

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sak

tuell

Mehr als 400 Mädchen kamen am Girls’

Day auf den Campus Saarbrücken und

besuchten Vorträge aus der Chemie, In-

formatik, Physik, Mechatronik und den

Werkstoffwissenschaften. Fatima, The-

resa, Kira, Laura und Anna vom Ludwigs-

Gymnasium Saarbrücken waren begeis-

tert und haben nun auch für den Tag der

offenen Tür am 23. Juni einen Besuch auf

dem Campus Saarbrücken fest einge-

plant. Beate Wehrle/Foto: KWT

Ausgezeichnet Sprachen gelernt hat

Agnieszka Kabacinska. Das Sprachenzen-

trum zeichnete die Absolventin des Fran-

zösisch-Aufbaukurses jetzt als „beste

Lernerin der Sprach-Intensivkurse“ aus.

Die junge Polin konnte sich gegen rund

200 Teilnehmer in den Kriterien Leistung,

Lernfortschritt und sprachliche Kreativi-

tät durchsetzen. Sprachenzentrums-Leiter

Dr. Peter Tischer überreichte in einer

kleinen Feier den Preis, einen Gutschein

für einen Intensivsprachkurs und ein

Hörbuch.

Amtsblatt ab 1947

lückenlos online

Im Amtsblatt des Saarlandes werden

alle Gesetze verkündet, die der Landtag

verabschiedet hat. Seit 1999 wird es im

Internet veröffentlicht (www.amtsblatt.

saarland.de). Dass auch die Jahrgänge

1947 bis 1998 online nachzulesen sind,

ist einer Kooperation von Prof. Chris-

toph Gröpl, Lehrstuhl für Staats- und

Verwaltungsrecht, mit der Staatskanzlei

und dem IT-Innovationszentrum Saar-

land zu verdanken. In über 600 Ar-

beitsstunden wurden alle Jahrgangs-

bände eingescannt. Eine Suchmaschine

ermöglicht die Recherche nach Stich-

wörtern. Mitte April schalteten Staats-

kanzlei-Chef Karl Rauber (l.) und Prof.

Gröpl (r.) den lückenlosen Online-

Auftritt frei. Das Angebot erleichtert

die Rechtsanwendung vor allem für

Altfälle. red

www.amtsblatt.uni-saarland.de

Um neu berufenen Professoren den

Aufbau ihrer Arbeitsgruppe zu erleich-

tern, hat der ständige Vertreter des

Vizepräsidenten für Verwaltung und

Wirtschaftsführung, Gerhard Korz, im

Mai zu einer Informationsveranstal-

tung eingeladen: Personalentwicklung

und Befristung standen im Mittelpunkt

der Vorträge, die Korz gemeinsam mit

Mitarbeitern der Personalabteilung an-

bot. Sie informierten über die verschie-

denen Befristungsmöglichkeiten des

wissenschaftlichen Personals, beleuch-

teten die rechtlichen Hintergründe und

gaben Erläuterungen und Hilfestellun-

gen. Aufgrund der großen Nachfrage

und der positiven Rückmeldungen wird

die Veranstaltung in einem Weiterbil-

dungsangebot fortgesetzt. CE

Informationen bei Gerhard Korz:

0681/302-2600

[email protected]

Informationen zu Personalentwicklung und Befristung

Tipps

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2007

deutscher Kulturgüter aus der Russi-

schen Föderation baute Fiedler die

rechtliche Position der Bundesregie-

rung in den Verhandlungen mit der

Russischen Föderation zur Lösung der

politisch sensiblen Beutekunstproble-

matik entscheidend mit auf. Außerdem

hat er den Vorsitz in der Fachgruppe

Rechtsfragen der Gemeinsamen

Deutsch-Russischen Kommission zur

beiderseitigen Rückführung von Kul-

turgütern inne und arbeitete die prak-

tischen Voraussetzungen für die Rück-

führung kriegsbedingt verbrachter Kul-

turgüter mit aus. Von 1993 bis 2000

leitete Fiedler die deutsche Delegation

bei den Rückführungsverhandlungen.

red

Rechts-

und Wirtschaftswissenschaften

Zum 31. März ist Prof. Dr. Horst

Glaser in den Ruhestand getreten.

Die Venia legendi wurde verliehen an

Privatdozent Dr. Lutz Richter für das

Fach Betriebswirtschaftslehre.

Zum zweiten Mal hat das Hasso-

Plattner-Institut für Softwaresystem-

technik (HPI) in Potsdam die Ehrung

des HPI-Fellows vergeben: Nach Bun-

deskanzlerin Merkel wurde Prof. Dr.

Dr. h.c. mult. August Wilhelm Scheer

ausgezeichnet.

Sprach-, Literatur- und

Kulturwissenschaften

Zum 31. März ist Prof. Dr. Jeanne

Bem in den Ruhestand getreten.

Die Venia legendi wurde verliehen an

Dr. Ute Fendler für Romanische Lite-

ratur- und Kulturwissenschaft.

Medizin

Dr. Frank Becker, Mitarbeiter der

Klinik für Urologie und Kinderuro-

logie (Direktor Prof. Michael Stöckle),

hat den mit 5 000 Euro dotierten Preis

für die beste wissenschaftliche Veröf-

fentlichung des Jahres 2006 im führen-

den urologischen Journal „European

Urology“ erhalten. Ausgezeichnet wur-

de er für zwei Publikationen zu

neuesten Erkenntnissen bei nierener-

haltenden Tumoroperationen.

Mathematik und Informatik

Die Venia legendi wurde verliehen an

Dr. Michael Breuß für Mathematik.

Zum 31. März wurde Prof. Dr. Gun-

nar Arnvid Brosamler entpflichtet

und Prof. Dr. Horst Hischer auf eige-

nen Antrag in den Ruhestand versetzt.

Prof. Dr. Sergej Rjasanow hat den

Preis für beste Lehre in der Fachrich-

tung Mathematik für das letzte Winter-

semester erhalten.

Chemie, Pharmazie, Bio- und

Werkstoffwissenschaften

Zum 31. März ist Prof. Dr. Helmut

Bley in den Ruhestand getreten.

Prof. Helge Bode hat im März auf

den 19. Irseer Naturstofftagen der

DECHEMA den diesjährigen, mit

2 000 Euro dotierten DECHEMA-

Nachwuchswissenschaftler-Preis für

Naturstoff-Forschung erhalten.

Die Venia legendi wurde verliehen an

Dr. Matthias Bureik für das Fach Bio-

chemie und Molekularbiologie, an Dr.

Ute Rabe für das Fach Werkstoff-

technik, an Dr. Andreas Tholey für

das Fach Analytische Biochemie und an

Dr. Joachim Wagner für das Fach

Physikalische Chemie.

Der langjährige Professor für

Staats-, Verwaltungs- und Völker-

recht unserer Universität, Prof. Dr.

Wilfried Fiedler, wurde mit dem Ver-

dienstkreuz am Bande des Verdienst-

ordens der Bundesrepublik Deutsch-

land geehrt. Minister Jürgen Schreier

überreichte die Auszeichnung Anfang

des Jahres im Auftrag des Bundespräsi-

denten. Der Minister würdigte Prof.

Fiedler als international renommierten

Experten des Völkerrechts und des

Kulturgüterschutzes. Fiedler gilt über

die Grenzen Deutschlands hinaus als

ausgewiesener Kenner des Internatio-

nalen Völkerrechts, und er hat maß-

geblich zum hohen Ansehen der deut-

schen Wissenschaft in diesem Fachge-

biet beigetragen. 1986 gründete er die

Forschungsstelle „Schutz und Rückfüh-

rung von Kulturgütern im geltenden

Völkerrecht“, die er bis heute leitet. Als

Verfasser eines Gutachtens zu völker-

rechtlichen Fragen der Rückführung

Bundesverdienstkreuz

für Professor Wilfried Fiedler

Aus den Fakultäten

AnzeigeSaarbrücken-Ost/Kieselhumes:Schönes Stadthaus, Doppelhaus-hälfte, 150 qm, 5 ZKB und Büroetage,breiter Balkon, Keller, Garage, Baujahr1955, gutes Wohnumfeld, Direktbuszur Uni. 155.000 Euro, von privat.Tel: 0681/8579904 (AB);Email: [email protected]

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Helena

Benitez

verstorben

Im Alter von 93 Jahren verstarb am

24. April Helena Benitez, die erst

im vergangenen Jahr der Uni-

versität ihr Mehrfamilienhaus in

der Saarbrücker Innenstadt ver-

macht hatte. Die Gönnerin, gebür-

tige Saarländerin aus Landsweiler-

Reden, lebte in vielen Ländern

rund um den Globus. Als junge

Frau hatte sie in Spanien den kuba-

nischen Maler Wilfredo Lam ken-

nen gelernt, den sie in Paris heira-

tete. Während ihrer gemeinsamen

Zeit von 1939 bis 1950 waren die

Eheleute mit Pablo Picasso be-

freundet. Mit ihrem zweiten Ehe-

mann, dem Kubaner Fabia Benitez,

kehrte Helena Benitez 1972 ins

Saarland zurück. GS

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2007

Ehrendoktorwürde

für Prof. Schneider

Die Universität Athen hat dem

Saarbrücker Professor für An-

gewandte Geochemie und Geologie

Dr. Horst Schneider die Ehrendok-

torwürde verliehen. Sie zeichnete da-

mit sein wissenschaftliches Gesamt-

werk und seine geologischen For-

schungen im griechischen Raum aus.

Prof. Schneider war von 1971 bis

1993 Professor an der Saar-Univer-

sität, führte geologische Forschungs-

arbeiten im Saarland, in Grie-

chenland, im Sudan und im Libanon

durch und beschäftigte sich unter

anderem mit Aspekten des Schutzes

der Gewässer und des Waldökosys-

tems. Auch bei der Planung natur-

kundlicher Museen in Athen und

Sparta wirkte er mit. Gastprofessuren

führten ihn an die Universitäten

Khartum und Brüssel. WM

Pädiatrische Kardiologie und

Kardiochirurgie – Vergangenheit –

Gegenwart – Zukunft: Unter diesem

Motto stand das in der Uni-Kinder-

klinik veranstaltete Symposium für

Prof. Walter Hoffmann, der nach über

vier Jahrzehnten segensreichen Wir-

kens in Homburg als langjähriger

Direktor der Klinik für Kinderkardio-

logie in den Ruhestand verabschiedet

wurde. Der Ärztliche Direktor Prof.

Hans Köhler würdigte die vielfältigen

Verdienste des scheidenden Kollegen.

Auch der Dekan der Medizinischen

Fakultät Prof. Michael D. Menger

dankte für 40 Jahre Engagement,

Enthusiasmus und Erfolg auf dem

Homburger Campus. Er erinnerte an

Hoffmanns sensible, harmonische Zu-

sammenarbeit in der Fakultät und hob

seine Aktivitäten in der akademischen

Selbstverwaltung als Prodekan des

Fachbereichs Klinische Medizin und

von 1999 bis 2001 als Vizepräsident der

UdS für Lehre und Studium hervor. In

besonderer Weise widmete sich Prof.

Hoffmann auch der Kooperation mit

der Medizinischen Akademie Tver/

Russland, die ihn zum Ehrenprofessor

ernannt hat. Die Fachvorträge zur

Kinderkardiologie und zur pädiatri-

schen Kardiochirurgie dokumentierten

die rasante diagnostische Entwicklung

und die künftigen Perspektiven, da sich

die Homburger Klinik als „Kompe-

tenzzentrum für Angeborene Herz-

fehler“ in ein bundesweites Netzwerk

integriert hat. WM

Ehrendoktorwürde

für Prof. Maurer

Die belgische Universität Gent

hat beim Festakt ihres „Dies

Natalis“ dem Leiter der Abteilung

Experimentelle und Klinische Toxi-

kologie Prof. Dr. Hans H. Maurer die

Ehrendoktorwürde verliehen. Maurer

erhielt die hohe Auszeichnung für

seine herausragenden wissenschaft-

lichen Leistungen auf dem Gebiet

der Analytischen Toxikologie und des

Metabolismus von Arznei- und Sucht-

stoffen. Laudator Prof. Willy Lambert

erläuterte die internationale Vorrei-

terrolle von Maurers Arbeitsgruppe.

Dazu hätten zahlreiche wegweisende

Publikationen zur GC-MS- und LC-

MS-Analytik in führenden Zeitschrif-

ten beigetragen sowie die kürzlich in

4. Auflage erschienene Massenspek-

trensammlung von Arznei- und Gift-

stoffen und ihren Stoffwechselpro-

dukten, das weltweite Referenzwerk.

Auch auf dem Gebiet des Isoenzym-

abhängigen Metabolismus von Desig-

nerdrogen seien Maurers Arbeiten

wegweisend. Lambert betonte, dass

die Bedeutung von Maurers wissen-

schaftlichen Leistungen bereits durch

die Verleihung der höchsten Preise

zweier internationaler Fachgesell-

schaften bestätigt worden sei.

Die Mitgliederversammlung der

„Vereinigung der Freunde der

Universität des Saarlandes“ hat am 12.

Februar den stellvertretenden Vor-

standsvorsitzenden der Saar LB, Tho-

mas Christian Buchbinder, neu in den

Vorstand gewählt. Dem Kuratorium

gehören erneut Dr. Kurt Bohr sowie

erstmals der Vorstandsvorsitzende der

Saarland Versicherungen, Jörg Toma-

lak-Plönzke, und der Dudweiler Be-

zirksbürgermeister Walter Rodermann

an. Als Kassenprüfer fungieren Ger-

hard Escher und Ralf Gebler. Einstim-

mig genehmigten die Freunde den

Tätigkeits- und Kassenbericht sowie

den Haushaltsplan 2007 mit einem Vo-

lumen von rund 120 000 Euro. Die

Mittel werden für Stipendien, Zuschüs-

se zum Druck herausragender Disser-

tationen, für Literatur, Geräte, Appa-

rate, Tagungen, die Forschungsförde-

rung einzelner Institute sowie zur

Unterstützung notleidender Studieren-

der verwendet. Universitätspräsident

Volker Linneweber informierte über

die aktuelle Situation der Universität.

Prof. Frank Mücklich stellte die „Sala-

mitaktik im Nanokosmos – das Aben-

teuer der Tomographie mit Ionenstrah-

len“ vor und beleuchtete die Entwick-

lung von Hochleistungswerkstoffen.

An der Spitze der 1952 gegründeten

„Vereinigung der Freunde“ mit ihren

470 Mitgliedern steht als Präsident der

Ehrensenator der UdS Dr. Max Häring.

Die „Vereinigung“ verleiht jährlich den

Dr. Eduard-Martin-Preis für exzellente

Dissertationen, engagiert sich für die

enge und dauerhafte Verbindung zwi-

schen Universität und Bevölkerung und

fördert Forschung und Lehre an der

Saar-Uni. Auch neue Mitglieder sind

mit einem Jahresbeitrag von 35 Euro

stets willkommen. WM

Informationen bei Geschäftsführer

Prof. Torsten Stein, Tel: 0681/302-

3695, [email protected]

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am

en 40 Jahre

segensreiches

Wirken für

kranke Kinder

Freunde der Uni trafen sich

Prof. Walter Hoffmann (l.) mit seinem

Nachfolger als Direktor der Klinik für

Kinderkardiologie Prof. Hashim Abdul-

Khaliq. Foto: Helene Rafflenbeul

07_063608unis_Inh Page 42 6-JUN-07

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Prof. Dr.

Carl Wetter

85 Jahre

Am 8. März beging

der emeritierte Pro-

fessor für Botanik

und Virologie Carl

Wetter seinen 85. Geburtstag. In Reck-

linghausen geboren, absolvierte er das

Studium der Naturwissenschaften in

Mainz und wirkte an der Biologischen

Bundesanstalt für Land- und Forstwirt-

schaft in Braunschweig. 1963 setzte er

seine wissenschaftliche Laufbahn am

Botanischen Institut unserer Universität

fort und habilitierte sich 1968 im Fach

„Botanik einschließlich Virologie“. Rund

ein Vierteljahrhundert begleitete der Jubi-

lar Generationen von Studierenden.

Längere Forschungsaufenthalte führten

ihn auch in die USA, nach Brasilien, Ita-

lien und Taiwan. Außerdem übernahm er

unter anderem als Prodekan und Senator

Aufgaben in der akademischen Selbstver-

waltung der Mathematisch-Naturwissen-

schaftlichen Fakultät.

Prof. Dr.

Max Mangold

85 Jahre

Am 8. Mai feierte

der Professor für

Phonetik Dr. Max

Mangold seinen 85.

Geburtstag. In Basel geboren, studierte

der Jubilar in seiner Heimatstadt, in Genf,

Paris und London und fungierte unter

anderem als Dolmetscher der Vereinten

Nationen an der koreanischen Demarka-

tionslinie. Nach der Promotion bei Wal-

ter von Warburg und der Habilitation in

Basel übernahm er 1957 einen Lehrauf-

trag an unserer Universität und vollzog

die Umhabilitation nach Saarbrücken, wo

er die Phonetik, Sprachwissenschaft und

Dialektologie in Forschung und Lehre in

außerordentlicher Breite vertrat. Prof.

Mangold begeisterte die Studierenden

durch seine weitgefächerten Lehrveran-

staltungen und seine faszinierende sin-

guläre Sprachbegabung. Er ist Mitheraus-

geber des Forum Phoneticum, der Pho-

netica Saraviensis und der Africana Sara-

viensis Linguistica. Unter anderem hat er

das 2005 in sechster Auflage erschienene

Duden Aussprachewörterbuch sowie

zahlreiche Arbeiten zu saarländischen

Mundarten vorgelegt und betreut.

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2007

Prof. Dr.

Georg Dhom

85 Jahre

Über zwei Jahr-

zehnte – von 1965

bis 1988 – prägte er

das Pathologische

Institut am Universitätsklinikum Hom-

burg, stand in der Zeit des hochschulpo-

litischen Umbruchs 1969/70 als Dekan

an der Spitze der Medizinischen Fakultät,

hat den Landesverband für Krebsbe-

kämpfung initiiert und geleitet und das

bundesweit einzigartige Saarländische

Krebsregister gefördert. Am 16. Mai

konnte Prof. Georg Dhom seinen 85.

Geburtstag begehen. In Bad Endorf in

Oberbayern geboren, studierte er an den

Pathologischen Instituten in Regensburg

und Würzburg, wo er sich 1954 habili-

tierte. In seinem weiten Oeuvre widmete

er sich der Pathologie der endokrinen

Organe der Nebenniere und der Prostata

und publizierte 2001 eine „Geschichte

der Histopathologie“. Der Träger des

Großen Bundesverdienstkreuzes und der

Ernst-von-Bergmann-Plakette gehört seit

1971 auch der Akademie der Naturfor-

scher Leopoldina an.

Prof. Dr.

Gerhard Lüke

80 Jahre

80 Jahre alt wurde

am 21. Februar der in

Hildesheim geborene

emeritierte Professor

für Prozessrecht, Bürgerliches Recht und

Arbeitsrecht Gerhard Lüke. Nach seiner

Habilitation in Frankfurt kam er 1961 auf

den Saarbrücker Campus und lehnte

Rufe nach Tübingen und Frankfurt ab.

Der außerordentlich engagierte akademi-

sche Lehrer hat unter anderem den so

genannten „Münchener Kommentar“

zum Zivilprozessrecht, diverse Fallsamm-

lungen, Gesamtdarstellungen und die

„Juristische Schulung“ herausgegeben.

Als Dekan leitete er 1990/91 die Rechts-

und Wirtschaftswissenschaftliche Fakul-

tät und gehörte mehreren Gremien des

Deutschen Hochschulverbandes an. Der

Ehrendoktor der Keio Universität pflegte

außerdem intensive wissenschaftliche Be-

ziehungen zu japanischen Universitäten

und begründete 1987 die „Deutsch-Japa-

nische Gesellschaft in Saarbrücken e.V.“,

deren Ehrenpräsident er heute ist.

Prof. Dr.

Gottfried

Harbauer

80 Jahre

Seit 1958 ist Prof.

Dr. Gottfried Har-

bauer, der am 18. Mai 1927 in Böhmisch-

Petersdorf geboren wurde, der Medizini-

schen Fakultät verbunden. Nach den Stu-

dienjahren in München und der weiteren

Ausbildung in den USA und in Würzburg

wirkte er in Homburg zunächst im Be-

reich der kardiologischen Diagnostik und

bei der ersten Implantation von Herz-

schrittmachern mit. Seit 1964 widmete er

sich dem Aufbau der Abteilung für Expe-

rimentelle Chirurgie. Nach der Habilita-

tion 1969 konnte er 1972 das von ihm

geplante neue Institut für Klinisch-Expe-

rimentelle Chirurgie beziehen, das er ab

1974 über zwei Jahrzehnte lang als Direk-

tor leitete und zu einer Serviceeinrich-

tung der gesamten Fakultät ausgestaltete.

Außerdem agierte er als Tierschutzbe-

auftragter und in mehreren Wahlperioden

als Prodekan seines Fachbereichs.

Texte: WM

Die Universität gratuliert

Festkolloquium für Prof. Rudolf Richter

Mit einer Festveranstaltung gratulierte die Rechts- und Wirtschafts-

wissenschaftliche Fakultät ihrem Emeritus für Nationalökonomie,

insbesondere Wirtschaftstheorie, Prof. Dr. Dr. h.c. Rudolf Richter, zum

80. Geburtstag. Damit ehrte sie – so Dekan Prof. Joachim Zentes – den

„Doyen der Saarbrücker Volkswirte“. Prof. Dieter Schmidtchen porträ-

tierte den Jubilar als außerordentlich engagierten akademischen Lehrer,

Pionier der modernen Institutionenökonomik und innovativen Wissen-

schaftler. Im Festvortrag reflektierte Prof. Max Albert (Gießen, ehemals Saarbrücken)

über „Ökonomie der Methodologie. Eine Institutionalistische Perspektive“. Prof. Justus

Haucap (Ruhr-Universität Bochum) überreichte die Festschrift „Institutions in Per-

spective. Festschrift in Honor of Rudolf Richter on the Occasion of his 80th Birthday“.

Die Publikation der Ansprachen erfolgt als „Universitätsrede“.

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2007

� an die UdS angenommen

Dr. Dr. Mathias Hein aus Tübingen

auf eine W1-Juniorprofessur für

Machine Learning and Data Mining.

Prof. Dr. Albrecht Ott aus Bayreuth

auf eine W3-Professur für Experimen-

talphysik (Nachfolge Prof. Hüfner).

Dr. Birte Sprenger aus Leipzig auf

eine W1-Juniorprofessur für Euro-

päische Regionalstudien.

Prof. Dr. Markus Stommel aus

Hamburg auf eine W3-Professur für

Polymerwerkstoffe (Nachfolge Prof.

Hirt).

Juniorprofessor Dr. Christian Wag-

ner auf eine neugeschaffene W2-Pro-

fessur für Experimentalphysik.

Hochschuldozent Dr. Gunther

Wennemuth aus Marburg auf eine

W3-Professur für Anatomie (Nach-

folge Prof. Bock).

� an die UdS erhalten

Prof. Dr. Christoph Fehige aus

Bayreuth auf eine W2-Professur für

Praktische Philosophie (Nachfolge

Prof. Hinsch).

Prof. Dr. Danilo Fliser aus Hanno-

ver auf eine W3-Professur für Innere

Medizin – Nephrologie (Nachfolge

Prof. Köhler).

Prof. Dr. Peter Letmathe aus Siegen

auf eine W3-Professur für Betriebs-

wirtschaftslehre, insbesondere Contro-

lling (Nachfolge Prof. Glaser).

Dr. Michael Potthoff aus Würzburg

auf eine W2-Professor für Theore-

tische Physik (Nachfolge Prof. Uhrig).

Prof. Dr. Raúl Rojas-Gonzales aus

Berlin auf eine W3-Professur für Infor-

matik (Nachfolge Prof. Siekmann).

� nach auswärts erhalten

Prof. Dr. Michael Backes auf eine

W3-Professur nebst der Leitung des

Instituts für Algorithmen und kognitive

Systeme (IAKS) an die Universität

Karlsruhe (TH) und einen weiteren Ruf

auf eine Associate Professorship an die

University of Waterloo.

Prof. Dr. Markus Bläser auf eine

W3-Professur für Theoretische Infor-

matik an die Universität Jena.

Juniorprofessorin Dr. Silvia Han-

sen-Schirra auf eine Juniorprofessur

für Computerlinguistik an die Johannes

Gutenberg-Universität Mainz.

Prof. Dr. Markus Hoth, auf eine

W3-Professur für Physiologie an die

Universität Erlangen-Nürnberg.

Privatdozent Dr. Roland Kirstein

auf eine Professur für Business

Economics an die Otto-von-Guericke-

Universität in Magdeburg.

Dr. Christian Klein auf eine W3-

Professur für Pharmazeutische Chemie

an die Universität Leipzig.

Prof. Dr. Christoph Koch auf eine

Professur für Informatik an die Cornell

University (Ithaca, NY, USA).

Privatdozent Dr. Lars Peterssen auf

eine Professur für Informations- und

Dienstleistungsmanagement des Fach-

bereichs Wirtschaft an die Alanus

Hochschule für Kunst und Gesell-

schaft in Alfter.

Prof. Dr. Manfred Schmitt auf eine

W3-Professur für Mikrobiologie an die

Heinrich-Heine-Universität Düssel-

dorf.

Prof. Dr. Christoph Wagner auf

eine C4/W3-Professur für Kunst-

geschichte an die Universität Regens-

burg und auf eine C3/W2-Professur

für Kunstgeschichte an die Johannes

Gutenberg-Universität Mainz.

PD Dr. Christoph Wittmann auf

eine W3-Professur für Systembiologie

an die Universität Stuttgart.

� nach auswärts abgelehnt

Prof. Dr. Christoph Becher auf eine

Professur für Experimentalphysik an

die Universität Innsbruck.

Prof. Dr. Andreas Zeller auf eine

W3-Professur für Programmierpara-

digmen an die Universität Karlsruhe.

� nach auswärts angenommen

Dr. Christian Klein auf eine W3-

Professur für Pharmazeutische Chemie

an die Universität Heidelberg.

Prof. Dr. Markus Löbrich auf eine

W3-Professur für Molekulare Biologie

der Strahlenwirkung an die Technische

Universität Darmstadt.

Privatdozent Dr. Peter Lorson auf

die W3-Professur für ABWL, insbe-

sondere Unternehmensrechnung und

Controlling, an die Universität Rostock.

Prof. Dr. Andreas Kugi auf die Pro-

fessur für Komplexe Dynamische

Systeme an die Technische Universität

Wien.

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Die Universität trauert

Rufe

leihung der Ehrensenatorenwürde und das Land mit der

Verleihung des Saarländischen Verdienstordens.

Prof. Dr. Guy Michaud

Vom Romanistischen Institut der Uni-

versität Istanbul kam Prof. Dr. Guy

Michaud 1951 an die Universität des

Saarlandes. Deren frühe internationale

Ausrichtung prägte er als stellvertre-

tender Direktor des Europa-Instituts und

später als Direktor des „Institut d’Études Françaises“ das

durch das französisch-saarländische Kulturabkommen be-

gründet wurde. Am 17. Dezember verstarb Prof. Michaud in

Sevres im Alter von 95 Jahren.

ML

Prof. Dr. Günther Jahr

Fünf Monate vor seinem 84. Ge-

burtstag verstarb Professor Günther Jahr

am 10. Februar in seiner Heimatstadt

Saarbrücken. Der Professor für Zivil-

recht und Römisches Recht, Internatio-

nales Privatrecht und Rechtsvergleichung lehrte seit 1961 an

der UdS und hielt ihr trotz mehrerer ehrenvoller Rufe die

Treue. Hier war er Sprecher des Sonderforschungsbereichs

„Rechtstheorie und Rechtssoziologie“, leitete das Institut für

Europäisches Recht und wirkte in der akademischen Selbst-

verwaltung wiederholt als Dekan der Rechts- und Wirt-

schaftswissenschaftlichen Fakultät, außerdem als Erster

Vizepräsident sowie als langjähriger Vorsitzender des Kon-

zils und der Verfassungskommission des Konzils. Für seine

vielfältigen Verdienste ehrte ihn die Universität mit der Ver-

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J e t z t t e i l n e h m e n !P r o m o t i o n s p r e i sE N E R G I Ed e r S a a r F e r n g a s A G

A u f r u f a n d i e F a c h b e r e i c h e d e r U n i v e r s i t ä t e n S a a r b r ü c k e n ,Tr i e r u n d K a i s e r s l a u t e r n !

W i r p r ä m i e r e n z u m e r s t e n M a l P r o m o t i o n s a r b e i t e n r u n du m d a s T h e m a E n e r g i e . P r e i s g e l d : I n s g e s a m t 1 0 . 0 0 0 , - E U R

A r b e i t e n v o n w i s s e n s c h a f t l i c h e r B e d e u t u n g k ö n n e n S i e b i sz u m 3 1 . A u g u s t 2 0 0 7 b e i d e r S a a r F e r n g a s A G e i n r e i c h e n .W e i t e r e I n f o s z u r A u s s c h r e i b u n g u n d Te i l n a h m e f o r m u l a r :w w w . s a a r - f e r n g a s - n e u e - t a l e n t e . d e .

S a a r F e r n g a s A G K o n t a k t :P r o m o t i o n s p r e i s E n e r g i e R e n a t e B e r g e rA m H a l b e r g 3 0 6 8 1 - 8 1 0 5 4 6 76 6 1 2 1 S a a r b r ü c k e n t a l e n t e @ s a a r - f e r n g a s . d e

SAAR FERNGASF Ö R D E R U N GN E U E TA L E N T EKunst I Sport I Wissenschaft

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