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Nr. 28 Ausgabe 1 / 2011 www.Saalhauser-Bote.de In dieser Ausgabe Gardeaufmarsch der Roten Funken 2 Das Finkennest 3 Forschung zum Namen Rameil 4 Soldatenschicksale 7 Leserbriefe / Das fiel uns auf und ein 8 Saalhauser Veranstaltungskalender 2011 9 Saalhauser Lied 9 Imkerei - Ein altes Handwerk 10 Junge Saalhauser Persönlichkeiten: Max Schmies 11 35 Jahre Jugendfeuerwehr Saalhausen 12 Rätsel um die Sage vom Steinernen Kreuz 14 TSV Saalhausen feiert 100-jähriges Jubiläum 16 Chronik des TSV Saalhasen 18 Neuer Standort gesucht 19 Erinnerungen von Franz-Josef Heimes 20 De leste Fahrt 24 Führungsattest von 1887 25 Kriegserlebnisse in Altenhundem und Gleierbrück 26 Bericht aus der Fremde 28 Karneval 2011 32 Lehrjahre sind keine Herrenjahre 36 Brandaktuell 39 Impressum 40 Titelfoto:Detail der Fachwerkfront des Hau- ses Rameil-Rötz, Winterberger Straße © Alexander Rameil

Ausgabe 1 / 2011 Nr. 28 · PDF fileDie Stim-mung unter den Anwesenden war super. Den Anfang machte die Gruppe ... Thema „Dirty Dancing“ auf und zeigten den Anwesenden voller Stolz,

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Saalhauser Bote 1Saalhauser Bote 1

Nr. 28 Ausgabe 1 / 2011w

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In dieser AusgabeGardeaufmarsch der Roten Funken 2

Das Finkennest 3

Forschung zum Namen Rameil 4

Soldatenschicksale 7

Leserbriefe / Das fiel uns auf und ein 8

Saalhauser Veranstaltungskalender 2011 9

Saalhauser Lied 9

Imkerei - Ein altes Handwerk 10

Junge Saalhauser Persönlichkeiten:Max Schmies 11

35 Jahre Jugendfeuerwehr Saalhausen 12

Rätsel um die Sage vom Steinernen Kreuz 14

TSV Saalhausen feiert 100-jähriges Jubiläum 16

Chronik des TSV Saalhasen 18

Neuer Standort gesucht 19

Erinnerungen von Franz-Josef Heimes 20

De leste Fahrt 24

Führungsattest von 1887 25

Kriegserlebnissein Altenhundem und Gleierbrück 26

Bericht aus der Fremde 28

Karneval 2011 32

Lehrjahre sind keine Herrenjahre 36

Brandaktuell 39

Impressum 40

Titelfoto:Detail der Fachwerkfront des Hau-ses Rameil-Rötz, Winterberger Straße© Alexander Rameil

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Saalhauser Bote 2

S aalhausen. Am 06.11.2010fand im Kur- und Bürger-haus Saalhausen der nun-mehr 7. Gardeaufmarsch

der KG-Rote Funken statt.

Der neue Karnevalspräsident, MartinHein, konnte in der ganz auf Karne-val getrimmten Halle zahlreicheKarnevalisten begrüßen, die sich anBier-Rondell und Stehtischen einfan-den.

Wie gewohnt, wurden die Gäste mitkalten Getränken und heißer Musikverwöhnt. Ebenso konnte man sichan einem Stand mit deftigenSchmankerln stärken.

Die Cocktailbar wurde diesmal neugestaltet und zur Theke verlagert.Dort konnte man sich neben den üb-lichen Hochprozentern auch mit„Slush-Eis mit Bums“ erfrischen,was von den „Verbrauchern“ primaangenommen wurde.

Dem Publikum wurde ein reinesTanz-Programm geboten. Die Stim-mung unter den Anwesenden warsuper.

Den Anfang machte die GruppeGirls United, die sich aus Mädchenim Alter von 11-13 Jahren zusam-mensetzt. Die jungen Damen tanztenerstmals an einer Abendveranstal-tung. Sie führten ihren Tanz zumThema „Dirty Dancing“ auf undzeigten den Anwesenden vollerStolz, dass auch in diesem jungenAlter schon solch tolle Tänze mög-lich sind.

Weitere Tanzgruppen aus Saalhau-sen waren die Funkengarde und diePrinzengarde, die mit zackigen Gar-detänzen aufwarteten. Wobei bemer-

kenswert ist, dass die Prinzengarde,wie Martin Hein treffend bemerkte,momentan als einzige in Lennestadtüber 4 Mariechen verfügt. Die etab-lierten, Rebecca Schröpfer und Kath-rin Lawicki werden bei Verhinde-rung durch Theresa Lawicki undVanessa Blöink vertreten. Vanessasprang diesmal für Kathrin ein.

Weitere Gardetänze wurden von derVeischedegarde Grevenbrück undder TanzgardeL e n h a u s e naufgeführt.

Ihr Debüt gabdie Funken-garde aus Ba-menohl miteinem Show-tanz zum Lied„Jetzt wirdwieder in dieHände ge-spuckt“ vonGeier Sturz-flug.

Zur Musik von den Lennebubenkonnte noch bis in die Puppen dasTanzbein geschwungen werden.

Wobei die Lennebuben leider zumvorerst letzten Mal in Saalhausenaufgetreten sind. Sie wollen sichnach acht Jahren neu orientieren. DieRoten Funken bedanken sich an die-ser Stelle nochmals für die tolle Zeitund wünschen ihnen alles Gute.

Saalhauser Bote 2

7. Gardeaufmarsch der Roten Funkenwird immer attraktiver

von Liborius Christes

© Michael Trilling

© Michael Trilling

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Saalhauser Bote 3 Saalhauser Bote3

Ein Finkenpärchen beimNestbau beobachten zudürfen ist ein Fest. Mirwurde es einmal zuteil.

Vor meinem Stubenfenster standeine Tanne mit dichtem Geäst. Dassdiese Tanne alle Jahre Vogelwiegentrug, war selbstverständlich. DieAmsel wohnte drin, der Gartenrot-schwanz und vieleandere. Einmal hatteich das Glück, einemBuchfinkenpaar zu-zusehen, das so auf-fällig in dem dichtenGezweig der Tanneeinher hüpfte und –schlüpfte, dass ichaufmerksam wurde.Und richtig: ich sah,wie das Buchfinken-männchen auf einerAstgabel eifrig hinund her schlüpfte, einZweiglein im Schna-bel. Dann warf er daskleine Ding über sichhinweg nach rück-wärts. Die Finkinverstand: ihr Mannhatte entschieden. Der Platz war ge-funden, auf dem gebaut werden soll-te.Und es wurde gebaut. Ein paarZweige wurden zusammengezogenund miteinander verbunden, dass sieeinen festen Grund abgaben. DerNestboden war fertig. Dann ging esan den Nestrand. Das war nun einrechtes Kunststück, diesen aufzubau-en. Halm um Halm wurde hergetra-gen. Er und sie ordneten und bautenumschichtig, morgens eine guteStunde und am Nachmittag ebenso.Sie schoben den Halm so zurecht,dass etwas wie ein Geflecht ent-stand, indem sie erst die eine Spitze,dann die andere mit dem Schnabel

ordentlich hineinstopften, ruckweiseund prüfend. So entstand schon dieRundung. Wenn der Halm festsaß,umgriff der weitgeöffnete Schnabeldas Ganze und presste es zusammen,dass es wie eine schmale Wand sicherhob.Und dann kam das Erstaunlichsteund Lustigste: allemal, nach jedemgefügtem Halm setzte sich der Finkoder die Finkin in die Mitte unddrehte sich rasch ein paarmal um dieeigene Achse. Dabei streiften Flügel

und Schwanz den Nestrand. Damitwar für mich das Rätsel gelöst, dermir bei manchem Finkennest aufge-fallen war. Ich wusste nun, woherdie wunderbare genaueste Rundungdes Nestes kam. Nicht zu groß undnicht zu klein.Dann kam die Ausstattung. Zuerstging es an die äußere Verzierung. Sowürden wir es nennen, wenn wirsehen, welch feine Moose herange-holt und in die äußere Schicht einge-fügt werden. Der Vogel tut es wohlder Wärme, des Schutzes wegen.Ebenso schafft er drinnen im Nestrein zweckmäßig. Er polsterte dasaus, dass die Jungen es warm undweich haben. Federn und Wolle,

feinste Gräser, alles nur Findbarewird herbeigetragen. Ich hatte in die-ser Jahreszeit Wolle draußen für dieVögel bereit, die gern genommenwird.In dem Jahre, als ich das Finkenpaarbeobachtete, erlebte ich eine Überra-schung. Damals stickte ich an einemWandteppich. Ich stickte mit roterSeide an dem Klei de des„Königskindes“ aus dem Volkslied„Es waren zwei Königskinder“. Beiwarmer Sonne saß ich gern draußen

und arbeitete an dem Tep-pich. Dabei ließ ich die Fa-denreste auf das Gras fallenund kümmerte mich nichtweiter darum. Es fiel mirnicht auf, wo sie blieben,denn es waren winzige Res-te. Über mir im Baum gingder Nestbau vor sich. Eier-chen wurden hineingezählt,fünf Stück. Ich sah dasMütterchen im Nest sitzen,wärmen und brüten. Ich sahdie Jungen schlüpfen, saherwachsen und wachsen.Hören tut man die jungenFinken nicht. Sie sind sehrartig, während das kleineMeisenvolk nach Futterschreit.Dann kam das eigentliche

Fest für mich. Als die Jungen flüggewaren, als auch der letzte Nestho-cker ausgeflogen war, öffnete ichwieder das Fenster vor der Tanne.Bis dahin hatte ich es geschlossengehalten, um das große Wundernicht zu stören. Ich nahm das Nestan mich und siehe da es war im In-nern ganz mit roter Seide ausgepols-tert. Darum hatte ich keine Fädchenmehr im Gras gesehen. Die klugenscharfen Augen der Vögel hattenalles aufgelesen, und dieses kostbareGut war ihnen gerade tauglich gewe-sen zur Wiege für ihre Kleinen.Herrlicher sind gewiss keine Finkenzur Welt gekommen als diese inmeinem Baume.

Das FinkennestAus bisher unveröffentlichten Aufzeichnungen von Josefa Berens – Totenohl.

… entdeckt von Heinrich Würde

© F.W. Gnifke

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R ameil ist ein Name, der inSaalhausen und Umge-bung stark verbreitet istund oft Anlass für Fragen

gibt. So sind es Urlauber, die sichnach Herkunft und Deutung des Na-mens Rameil erkundigen und auchFragen zu Verwandtschaftsverhält-nissen stellen. Kein Jahr vergeht, indem nicht zum Namen gefragt wird.

In den vorherigen Ausgaben desSaalhauser Boten, 1 und 2/2004 wur-den die bisherigen Kenntnisse hierzuaufgeschrieben. Gerade, um solcheThemen in Umlauf zu bringen, eig-net sich diese Zeitung besser als dieTagespresse, weil eventuelle Frage-steller sich an dieser Stelle auch überdie Hintergründe solcher Gegeben-heiten informieren können.

Es hat sich in den letzten Jahren ge-zeigt, dass unterschiedliche Varian-ten der Rameil-Geschichten aufGrund von Vermutungen verbreitetwerden, von denen logischerweise janur eine Darstellung richtig seinkann. Sehen wir mal auf einige die-ser verschiedenen Darstellungen:

Das erzählten die alten SaalhauserBauernEs gibt im Wald bei Saalhausen eineFlurbezeichnung, die den NamenHucken Paul trägt. Hucken=HüpfenPaul=Pfuhl =Krötensumpf. An die-ser Stelle habe, so wie erzählt wurde,etwa um das Jahr 1300 eine Siedlunggestanden, welche angeblich voneinem „Rameil“ besiedelt wurde, deraus dem Elsass stammte.Eine solche Geschichte klingt phan-tastisch und hat auch einen wahrenKern. Tatsächlich gab es im Mittel-

alter Höhensiedlungen, die vielleichtwegen Ertragsarmut aufgegebenwurden. So ist auch die Stöppel keinEinzelfall. Dass aber der Name Ra-meil eine Folge davon ist, lässt sichdurch nichts beweisen. Auch gab eszur angegebenen Zeit keinen Rameilim Elsass.

Erzählungen einiger Gäste undZugezogenerBei den Rameils handele es sich an-geblich um Hugenotten, die als Pro-testanten aus Frankreich flohen. Die-se begannen als Handwerker, wur-den sesshaft und schafften sich spä-ter eine kleine Landwirtschaft an.Hier gab jemand zu verstehen, derName laute etwa ursprünglich„Raemile“ und bedeute auf franzö-s i s c h W e b s t u h l , e t w a„Rahmengestell“…

Zusätzlich gibt es noch die Erzäh-lung von einem Glockengießer ausdem Elsass, der irgendwann zwi-schen Mittelalter und der Neuzeitwegen Beschäftigungsmangel in dasSauerland zog ..., so wie es vor Jah-ren von einigen Gästen erzählt wur-de.

Hierbei fällt auf, wie heutige Men-schen ihre Mutmaßungen aus demAllgemeinwissen über die Geschich-te schöpfen und auf andere Varian-ten kommen, als die alten SaalhauserBauern, die in dieser Landschaftnoch über Spezialkenntnisse verfüg-ten. Doch welche Geschichte istwahr? Es hat sich gezeigt, dass keineder genannten Geschichten stimmt!

Das beinhalten die Forschungser-gebnisseNachdem Diederich Welter ausOberhundem im Jahre 1508 einStück eines Hofes in Saalhausen, das

Eickelmannsgut, vom Kloster Graf-schaft angekauft hatte, erbte der drit-te Sohn Welters mit dem NamenHeinrich einen Teil dieses Hofes.Außerdem gab es auf dieser Hofstel-le noch keinen Rameil, jedoch dieNamen Heinrich Brinker und Heine-mennekens.Das entsprechende Gut ist von derLage her etwa mit dem Straßenzug„Im Kohlhof“ identisch. Das Steuer-register für Saalhausen nennt 1536an der Stelle erstmals den NamenHeinrich Rameil.1) Dieser gilt alsder Erste dieses Namens.

Später taucht Heinrich Rameil beieinem Erbprozess auf, den seinSchwager, Heinrich Schulte in Stel-born mit Ehefrau Agathe Welter,seiner Schwester, gegen Thonis Wel-ter zu Oberhundem, den ältestenBruder, den Haupterben führte.

Der Bericht „Bauerntrotz“ beschreibtdessen Verlauf und ist dem westfäli-schen Historiker Albert Hömbergzu verdanken. Die Abschrift kamauch in der letzten Frühjahrsausgabedes Saalhauser Boten.Aus diesem Besitzverhältnis ent-stand in Saalhausen bis 1536 erst-mals eine Hofstelle mit dem NamenRameil. Das Gelände ist heute unterder Adresse Brüggemann Im Kohl-hof 7 bekannt.1)

Am Ende wird Heinrich Rameil nacheinem weiteren Erbstreit mit seinerSchwiegertochter dem Haftrichter inBilstein vorgeführt und nach kurzemProzess am 03.12.1591 auf demBurggraben verbrannt.1)Dies sind die Fakten, wie sie in ge-schichtlichen Nachrichten über dieSaalhauser Höfe von 1981 zu findensind.

Man kommt also durch diese For-schungsarbeit zu anderen Ergebnis-

Forschung zum Namen RameilVon Alexander Rameil

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sen. Doch hierbei bleibt der Na-menswechsel von Welter zu Rameilungeklärt, und man neigt nach wievor dazu, im Namen Rameil einenfranzösischen Ursprung zu sehen.Lässt sich ein solcher etwa nicht fin-den? Erst einmal sollte man sich dieFunktionsweise der Namen anschau-en.

Allgemeines zu Namen in dieserGegendAuch in anderen Dörfern gibt es dasPhänomen der Häufung von be-stimmten Familiennamen. Doch wiekam man damals zu einem Namen?

Es gibt von Albert Hömberg einenAufsatz, in dem er die Funktion vonNamen beschreibt. Zusammenge-fasst steht drin, dass die damaligenHofnamen wie eine Adresse zu ver-stehen sind.Das wären heute etwa unsere Stra-ßennamen. Bei damaliger dünnerBesiedlung reichten die Angabenüber Fürstentum, Bauernschaft undHofstelle aus, um die Person eindeu-tig zu bezeichnen. Dieses Schemablieb auch noch dann bestehen,wenn ein Mann auf einesolche Hofstelle einge-heiratet hatte.

In späterer Zeit wurdeder einstige Hofnamenoch als Genanntnameweitergeführt. Dagegenkam es um 1800 zu einervermehrten Ausbreitungder Namen, da sie mehrauf die Personen übergin-gen und nicht wie ur-sprünglich nur die Hof-stellen bezeichneten.Man kann sagen, dass es für diemeisten Nachnamen in dieser Ge-gend jeweils eine bestimmte, ur-sprüngliche Hofstelle als deren Aus-gangspunkt gibt.

OnomastikSo lautet das Thema, welches sichmit der Namensdeutung befasst. Ha-ben Sprachwissenschaftler auchnoch so gute Erklärungen, werden

diese überflüssig, wenn sie keineBezüge zu den damaligen Verhält-nissen haben.Man kennt bereits das Phänomen,dass es für ein Wort oder einen Na-men zwei oder mehrere verschiedeneEntstehungsgründe gibt. Das kannselbst sprachübergreifend passieren.Auch wenn sich Worte abschleifenund verdrehen, können sogar wiederneue Wörter entstehen, die ebenfallsSinn machen.Weiß man beispielsweise bei demHeimker Weg, ob es sich wirklichum die Heimkehr von der Weide ausdem Wald handelt? Oder hat sich derName von etwas anderem abgewan-delt? Das hängt von dem jeweiligenAlter des Namens ab. Ist der Nameetwas über einhundert Jahre alt, dannist Heimkehren bestimmt ein mögli-cher Grund.

Was aber wenn dieser Name mehre-re hundert Jahre alt ist? Dann würdedie hochdeutsche BezeichnungHeimkehren immer unwahrscheinli-cher und stattdessen könnte auch dieHaamke, ein Flurstück hinter demDolberg, ein Grund für die Namens-

gebung sein. Ein Teil desselbenHohlweges geht auf Stelborn, nach-dem er Fächerförmig auseinanderläuft. Doch oberflächlich ist Heim-kehren, in späterer Zeit, auch richtig.Beim Namen Rameil geht es aberum einen Nachnamen.

Was hat es mit Frankreich aufsich?Daran ist tatsächlich etwas Wahres!

Es gibt dort denselben Namen unddieser erscheint ab 1562 in den Pyre-näen.Ein Johann Ramel hat sich in einemDorf bei Ax la Termes verheiratet.Es fällt auf, dass sich der Name spä-ter von Ramel zu Rameil änderte.Vielleicht war diese Buchstabenfol-ge auch nur Zufall. In das Sauerlandhat man jedoch keine Verbindunggefunden.Zu Denken gab den französischenFamilienforschern aber, ob ein Pil-gerreisender am Jacobsweg sesshaftwurde, dem Pilgerweg, der in derNähe des Wohnsitzes von JohannRamel entlangläuft und weiter nachSantiago de Compostella führt. Unddoch sind beide Namensvorkommennicht auf eine gemeinsame Wurzelzurückzuverfolgen.

Ist der Name dann etwa noch älte-ren Ursprungs?Schaut man sich den StammbaumRameil auf einer Rolle von mehrerenMetern Länge an, so fällt auf, dasssich der Name erst in der zweitenHälfte seiner Existenz ausbreitet –

seit rund 240 Jahren.Warum dies nicht schonfrüher passierte ist mit derZweckmäßigkeit der Na-men verbunden und wur-de bereits angedeutet.In früheren Zeiten, in de-nen der Name existierte,bestand der eigentlicheVerwendungszweck dar-in, eine Hofstelle zu be-zeichnen. Manchmal gingdieser auch als Besitzbe-zeichnung in den Flurna-men über.

Die „Hennecken Schlade“ ist keinEinzelfall. So steckt der Name inRammels Brauck, dem Rammel Sie-pen, der Rammes Cleue = Böschung,die bei Totenohl liegt.1,2) Man kannjetzt annehmen, diese hätten keinenBezug zum Namen Rameil, jedochsollte man dann aber erklären kön-nen, weshalb nicht.

Schließlich gibt es auch einen Grundfür diese Flurnamen und einige da-

… hier waren die Namennicht so sehr auf

Personen bezogen,außer auf

deren gemeinsamenBesitz.

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von stammen aus Besitzverhältnis-sen. Hierbei waren die Namen nichtso sehr auf die Personen bezogen,außer auf deren gemeinsamen Be-sitz. So kam Heinrich Welter (s.o.)zwar tatsächlich aus Oberhundem,erbte einen Teil des Eickelmanngu-tes und wechselte bis 1536 vom Na-men Welter zu Rameil.

Doch woher kommt dann derName?Wenn heute jemand meint, der Ur-sprung liegt in einem anderenSprachraum, ist das grundsätzlich inOrdnung, wenn man dies begründenkönnte.Wie ließe sich das mit den Fakten inVerbindung bringen? Es geht weni-ger darum, woher der Name kommt,als um die Frage, was der Name ur-sprünglich bezeichnete.

Es gab auch Vermutungen, dass einenoch ältere Person, vor HeinrichWelter bzw. Heinrich Rameil, mitdiesem Namen zu finden sein würde.Diese sind aber mittlerweile in dieFlur- und Wiesenforschung überge-gangen. Interessant wird die For-schung nach dem Ursprung des Na-mens erst dadurch, dass es den Be-zug zu einer Hofstellenbezeichnunggibt.

In der ersten Hälfte des 16.Jh. wur-den manchmal keine genauen Orts-angaben gemacht, sondern ehergroßzügige Umschreibungen.3)

Es gab schon zuvor in Schwartme-cke einen Ort, genannt Rammes Gut.Hier hatte Diederich Welter, Vaterdes Heinrich Welter, früher bereitseinen Besitzanteil.4,5) Ob sich dieseBezeichnung durch den Sohn Hein-rich auf das Eickelmannsgut nachSaalhausen übertrug, ist nicht be-kannt, aber wegen der gemeinsamenBesitzverhältnisse und der dünnenBesiedelung vorstellbar.Der Name hätte demzufolge seinenUrsprung in den Flur- und Besitzna-men, wobei zu klären wäre, wasdann auch immer „Rams“ oder„Rammes“ bedeutet haben mag. Mit

Deutungsversuchen erreicht manalso nichts.

In dem Ort Schwartmecke und demdortigen Gutsnamen Rammes seheich einen Zusammenhang zur Ge-schichte über den Ort Huckenpaul.Beide liegen etwas südlich von Saal-hausen auf einem Berg. Hat mandamals noch etwas gewusst …?

Dennoch bleibt der Namensursprungimmer etwas im Dunkeln verborgen.Doch das ist nicht so wichtig, dennwenn man den Ursprung wüsste,ändert das auch nichts an den bishe-rigen Kenntnissen. Eine andere Fra-ge, die auch häufig gestellt wird, ist:

Sind alle Familien Rameil mitein-ander verwandt?Aus der Ehe von Johannes Rameil,Heirat 1746 mit Anna Ursula Ha-mers, gingen 10 Kinder hervor, sie-ben Söhne und drei Töchter.6)Fünf Söhne haben Nachkommen bisin die heutige Zeit. Zählen wir heutedie Angehörigen der siebten Genera-tion nach Ausbreitung des Namens,so sind alle existierenden Rameilderselben Generation maximal biszum sechsten Grade verwandt. Dabeiläuft die Verbindung fast immer überden Vater des Vaters, dessen Vaterusw. sowie die männlichen Nach-kommen der jeweiligen Brüder.Daraus ergibt sich bei den heute le-benden Familien Rameil, dass allejeweils geheirateten Ehefrauen, Müt-ter, Großmütter usw. aus jeweils an-deren Familien kommen. So sind dieheutigen Rameil häufiger mit Fami-lien anderer Schreibnamen verwandtals untereinander!Dennoch sind alle miteinander ver-wandt, wenn auch überwiegend weitentfernt, und wie andere Nachnamenauch, nur über eine bestimmte Linie.Es ist also keine Inzucht, wie manch-mal gescherzt wird.

Zum SchlussDeutungsversuche können auf Grundder Fakten nur zu Fehlern führen.Besser ist es, wenn man den ur-

sprünglichen Zweck des Namensversteht.

Der Name Rameil gehört zu einerReihe von Namen im Sauerland, dieursprünglich eine Hofstelle bezeich-neten, und wie auch andere Namenspäter zu Familiennamen wurden.

Alle Rameil aus Saalhausen sindmiteinander verwandt, wenn auchüberwiegend nur entfernt.

Den Namensursprung kennt mannicht. Zu den vorhandenen Vermu-tungen müssten noch Bezüge zu dengenannten Fakten gefunden werden.Vieles deutet darauf hin, dass sichder Name aus einer älteren Guts-oder Besitzbezeichnung abgewandelthat. Hierzu gibt es Indizien. Sicher-lich ist der Name Rameil heute undauch noch in Zukunft ein Selbstläu-fer, der durch manche Erklärungs-versuche auch in der Gegenwart Ge-schichten hervorbringt. Bevor aberalle Forschungsergebnisse in Ver-gessenheit geraten, soll es hiermitfestgehalten werden.

Quellenangabe:

1) Robert Rameil/Günter BeckerNachrichten über SaalhauserHöfe, 1981 Chronik Saalhausen.

2) Stadt Attendorn, Archivseite.3) Staatsarchiv Münster Reichskammergericht.4) Aloys Klein, Chronik Oberhundem 1972.5) Albert Hömberg, Aufsatz Bauerntrotz.6) Paderborn, KB-Archiv, KB Lenne.

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Soldatenschicksale-Soldaten des II. Weltkriegs aus Saalhausen

Günter Gastreich wurde am 26. August 1924 als Sohn der EheleuteGustav und Agnes Gastreich geboren.Bis zur Einberufung im Jahre 1942 war er im elterlichen Geschäft(Sägewerk und Kohlehandel) beschäftigt.

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„Wohlauf in Gottes schöneWelt“, so lautete der Artikel vonFriedrich Bischoff, in der Rubrik„Kindheitserinnerungen undmehr ..!“ Vgl. Saalhauser Bote,Ausgabe 2/2010, Seite 4f.

Auf der letzten Seite des Artikelsschreibt der Autor unter anderemüber die Hochzeit von LehrerKrüsemann und Renate Stracke.

Unsere Leserin Hildegard Gastreich-Heers war auf dieser Hochzeit„Engelchen“, zusammen mit TheklaStracke. Sie sandte uns das Hoch-zeitsbild der Krüsemanns.

Der Schriftsteller Hannes Tuch,geb. 02.11.1905, starb vor 25Jahren, am 12. September 1986.

Zu seinen Werken gehörten untera n d e r e m d i e B ü c h e r"Jagdhüttenbuch", "Gespräche mitBäumen", "Chronos und der Wald-läufer" und "Der Horst der großenVögel".Die Frühjahrsausgabe des SaalhauserBoten 2002 hatte Hannes Tuch zumHauptthema.Im September ist eine Sonderausstel-lung zu Hannes Tuch in der Josefa-Berens-Stube vorgesehen.

Im letzten Boten berichten Sieüber einen Baumkrieg vor lan-

ger Zeit. Mein Vater hatmir davon früher mal er-zählt. Auch dass diesesSchild viel Wirbel ausge-löst hätte. Aber 100 %richtig sei das gewesenmit dem Aufstellen desSchildes.Mein Vater hat mir da-mals vertraulich erzählt,wer an der Aufstellungbeteiligt war. Ich mussteihm versprechen, nichtszu verraten. Es warenzwei bekannte Personen.Einer ist leider schon ver-storben. Einer lebt noch,aber nicht mehr in Saal-hausen.Mein Vater ist damals inder Nacht dort vorbeige-kommen, aber auf der an-deren Straßenseite.

Vielleicht wissen Sie jaauch, wer es damals war.Dann fragen Sie doch malden noch Lebenden, ob ernoch mehr zu der schönenSache sagen will. Heutenach so vielen Jahren soll-

te das doch kein Geheimnis mehrsein. Und alle würden wissen, wie esdamals war mit „Unser Dorf sollschöner werden“ und den gefälltenBäumen.

Mit freundlichen GrüßenIch möchte anonym bleiben.Ich verrate nie, wer es damalswar.

Diesen Leserbrief erhielt unserTeammitglied Benno Rameil als Re-aktion auf unseren Beitrag von HerrnRötger Heuel (Saalhauser Bote Nr.27 Ausg.2/2010 S.14, Baumkrieg)

Sehr geehrter Herr Gniffke,gestern brachte die Post den Saal-hauser Boten und den Kalender. Fürbeides sage ich Ihnen und demTeam des Boten herzlichen Dank.Den verbinde ich mit den bestenGrüßen und Wünschen für eine ge-segnete Weihnacht und ein gutesund für alle Teile ersprießlichesNeues Jahr 2011.Mögen die gesteckten Ziele hierzuerreicht werden.

Beim Studium beider Werke stiegenwieder schöne Erinnerungen auf, diezwar mehr dem Totenohl als Saal-hausen gelten. In der langen Zeitmeiner Tätigkeit um die Gedenkstu-be (Josefa-Berens-Stube) habe ichauch Saalhausen lieb gewonnen.Mit Frau Müller habe ich noch im-mer guten brieflichen Kontakt. Be-sonders informativ ist der Kalender,aus dem ein jeder etwas für sich per-sönlich entnehmen kann.

Ihnen, Ihrer Familie und den Mit-gliedern des Teams weiterhin einegute Zeit.59821 Arnsberg,den 17.12.2010,Heinrich Schnadt.

Leser- briefe

Das fiel uns auf / und ein ...

Hochzeit Heinz Krüsemann mitRenate Stracke am 12. August 1954.Die „Engelchen“ Hildegard Gastreich(li.) und Thekla Stracke.

© Foto-Küster, Soest

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Der SaalhauserVeranstaltungskalenderdes Verkehrsvereins

W o vom Dolberg aus der Holzwegführt ins Tal,wo vom Mälo-Fels als Kind so man-ches Mal,

's traute Vaterhaus ich grüßt am Lennestrand,liegt mein schönes bergumgrenztes Heimatland.Wo die Kirchturmspitze hoch zum Himmel zeigt,wo die Glocken künden Leid und Seligkeit,steht aus Stein gebaut schon mehr als hundert Jahrunsre Kirche felsenfest und wunderbar.St. Jodokus, unser Schirm- und Schutzpatronfleht um Segen stets für uns bei Gottes Sohn.Alle Menschen mögen ihm empfohlen sein:alt und jung und reich und arm und groß und klein.

Wo der Bauer pflügt und eggt sein Ackerfeld,wo die Sonne lacht vom blauen Himmelszelt,schwimmt das Fischlein munter in dem klaren Bach,baut die Schwalbe Nester unterm Scheunendach.Wo der Habicht seine weiten Kreise zieht,wo das Wild im Walde vor dem Waidmann flieht,eilt das Rehlein durstig so viel tausendmalhin zur Quelle in das schöne Gleiertal.Wo im Frühling grünt und blüht die ganze Welt,trägt der Sommer reiche Frucht im Ährenfeld,spielt der Herbstwind in dem bunten Blätterraum,grüßt zur Weihnacht tief verschneit der Tannen-baum.

Wo der Kurgast sucht in Wald und Wiese Ruh,findet er die Sauerländer Luft dazu, lobt und preistdie Schönheit Saalhauser Naturmit dem Silberkranz für unsere Kultur.Wenn der Herrgott ruft und mahnt zur letzten Stund,soll der Vaterglaube schließen unsern Mund.Deckt die Mutter Erde ihre Kinder zu,an der Helle finden sie die ewige Ruh.

Anmerkung der Redaktion:Diesen Text erhielten wir von Frau Christel Kristes.In Kristes Hütte fand sie ihn auf vergilbtem Papierund klebte ihn ins Hüttenbuch. Dort in der Hütteerklang das Lied schon viele Male in fröhlicher Run-de.Wer kennt die/den TexterIn? Wer weiß mehr dar-über?

Saalhauser Lied Melodie: Wo de Nordseewellen trecken an de Strand…..

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Saalhauser Bote 10

Das Imkerhandwerk wirdbei uns nur nebenberuf-lich ausgeführt. Schonim Altertum schätzte

man Honig als ein wohlschmecken-des und kostbares Geschenk der Na-tur. Die Bienen sind unermüdlich imEinsatz.

Um ein Kilogramm Nektar zu sam-meln, müssen sie 3 bis 6 MillionenBlüten anfliegen – rund 60.000 Malvom Bienenstock zu den Blüten undzurück. Den Nektar finden die Bie-nen dabei an den Blüten von Wie-senblumen, Heckensträuchern, Obst-bäumen und Rapsfeldern.

Eine Biene kann in ihrer stecknadel-kopfgroßen Honigblase bis zu 60 mgtragen. In ihr werden dem Nektarwährend des Rückflugs schon kör-pereigene Stoffe zugesetzt und dieUmwandlung in Honig beginnt.

Unsere Honigbienenrassen brauchenvon Natur aus zum Überleben einewinter- und wetterfeste Bienenwoh-nung. Die Imker nennen die Behau-sung der Bienen auch „Beute“. Dertraditionelle Bienenkorb aus Wei-dengeflecht und Stroh hat ausge-dient, er wird nur noch zum Einfan-gen eines ausgeschwärmten Volkesgebraucht.In einem Bienenkorb, einer Stroh-beute, musste bei der Honigernte

das Wabenwerk herausgeschnittenalso zerstört werden. Für die neue„Beute“ als Bienenstock wird einevom Imker zur Verfügung gestelltekünstliche Behausung aus Holz oderKunststoff verwendet.In dieser neuen „Beute“ sind beweg-liche Holzrähmchen eingesetzt. Die-ses bedeutete in der Bienenhaltungeinen wesentlichen Fortschritt, dieRähmchen werden nun als Waben indie „Beute“ eingesetzt.Eine Bienenkönigin legt 1000 bis2000 Eier pro Tag. Sobald ein Volkstark genug ist ( zirka 40000 ) wirdder Honigraum aufgesetzt. Der Brut-und Honigraum wird dann durch einGitter getrennt, damit die Königin indie Honigwaben keine Eier mehrlegen kann. So können nun die mitHonig gefüllten Waben entfernt unddurch andere leere Waben ausge-tauscht werden.Bei einer Außentemperatur von +9Grad beginnen die Bienen zu flie-gen, den ersten Flug nennt der Imkerden Reinigungsflug.Der erste Honig im Frühjahr ist dieFrühtracht, meistens zu erkennen ander hellgelben Farbe, während derim Sommer geerntete Honig Som-mertracht genannt wird, er hat dietypische goldgelbe Farbe.

Die Saalhauser Imker konnten beider Honigbewertung von 2010, die

alljährlich vom LandesverbandWestfälischer Imker in Zusammen-arbeit mit den Imkervereinen durch-geführt wird, mit guten Ergebnissenaufwarten.Der geerntete Honig wurde in fol-genden Kategorien bewertet:

Frühtracht flüssigSommertracht flüssigSommertracht kandiert

Bei der Bewertung der abgegebenenHonigproben wurden folgende As-pekte besonders berücksichtigt:

Aufmachung der Gläser.Wassergehalt des Honigs.Sauberkeit des Honigs und

Geschmack.

Am 3. Mai 2010 wurden die abgege-benen Proben analysiert und folgen-de Imker wurden am 17. Oktober2010 in Rietberg ausgezeichnet:

Otto Reisinger– Silber,Siegfried Lehrig– Bronze und SilberJosef Kuhlmann und Arnd Weber– Gold

Wir vom Saalhauser Boten gratulie-ren zu diesen guten Ergebnissen.

Imkerei - Ein altes HandwerkVon Heinrich Würde

Schwarmkorb von innen

Eine Wabe beim Entnehmen ausder Beute.

Bienenstand mit Kunststoff-beuten von Arnd Weber

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Saalhauser Bote11

Ein echter Saalhauser Jungehat vom 10.- 13.11.2010das Land NRW beim Bun-deswettbewerb in Berlin-

Bernau vertreten. Vorausgegangenwaren die Tischlerprüfung bei derInnung in Olpe, die er als bester be-standen hatte. Von 29 Prüflingenhatte er die Nase ganz vorn und durf-te zum Kammerwettbewerb am

02.09.2010 in Arnsberg antreten.Auch dort hat er das Ziel erreicht.Mit einer Stapelkiste aus Fichte, die

er als erster denPrüfern vorleg-te, konnte erüberzeugen underhielt die Ein-ladung zumLandeswettbe-werb.

Dieser fand am09.10.2010 inSoest, ausge-richtet von derH a n d w e r k s -kammer Dort-mund, statt.Dort wurdendie Ansprüchenatürlich hoch-g e s c h r a u b t .Jetzt galt eseinen Kofferherzust el len,mit Zinkungengehalten undnatürlich milli-m e t e r g e n a ugearbeitet.Wieder gab erals erster sein Werkstück ab und hat-te nun auch den Landessieg in derTasche.Mit großen Erwartungen machte ersich am 10.11.2010 auf nach Berlin-Bernau. Dort wohnte man in einemAusbildungszentrum der Hand-werkskammer Berlin. Eingekleidetmit gleicher, gesponserter Kleidungder Fa. Boco bekamen alle die Wett-kampfbedingungen genannt.Nun musste ein „Taschenleerer“ ge-baut werden. Der Taschenleerer istein Fach ca. 45 x 50 x 12 cm großmit nach oben zu öffnender Klappe.Darunter befindet sich eine Schubla-de, die man als Aufbewahrungsfachfür die „Sachen aus den Hosenta-schen“ benutzen soll.Auch jetzt war er schnell, 2 TageArbeitszeit war angesetzt. Bereits 40

Minuten vor Abgabezeit war Maxfertig.Leider waren 3 andere auch schnellund noch ein bisschen genauer. Sosiegte Erik Brandenburg aus Bran-denburg, 2. wurde Michael Gabrielaus Bayern und 3. Dominik Lehnenaus Rheinland Pfalz. Schon bei derEhrung, die Samstags in Berlin statt-fand stellte der Präsident der Hand-werkskammer Berlin Herrn KonradSteininger fest, dass die Punktezahlverdammt eng beieinander gewesenist, und der 4. Platz dadurch wirklichundankbar war.

Nach der ersten verständlichen Ent-täuschung, kam aber ein strahlenderMax nach hause, immerhin war er 4.bester Tischler der BundesrepublikDeutschland geworden.

Junge Saalhauser Persönlichkeiten,über die zu berichten lohntMax Schmies wird in Berlin viertbester Tischler der Bundesrepublik

von Andrea Schmies

Tischler Max Schmies, mit derStapelkiste nach dem Kammer-sieg in Arnsberg am 02.09.2010.

Ausbildungsbetrieb istSchreinerei Reuter,Inh. Volker Schweinsberg,Von-Stephan-Str. 4,57368 Lennestadt,Tel. 02721/81337

Das Gesellenstück wurde aus schwarz-durchgefärbten MDF gefertigt, hat einen Durch-messer von 1,80 m, Die Korpusse sind Spanplatte/Pflaume furniert und auf Gehrung gearbeitet.Eine Besonderheit bringen die Vollauszüge mit,die komplett aus Holz gefertigt und selbst kon-struiert sind. Die Fronten sind grifflos gehalten,durch Magnetdruckverschluss ( Tür) und Feder-schnapper ( Schubkästen).

© Andrea Schmies

© Andrea Schmies

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Saalhauser Bote 12

G ründungsjahr 1976. DieJugendfeuerwehr ist oh-ne Anordnung von obenentstanden. Sie ist auch

nicht etwa aus Nachwuchsmangeldurch große Werbeaktionen ins Le-ben gerufen worden. Sie wuchs viel-mehr ganz natürlich im Schoße derfreiwilligen Feuerwehr, sie ist einTeil der Feuerwehr Lennestadt.

Seit Gründung der Jugendfeuerwehrhaben viele Jungen im Alter von 10bis 17 Jahren ihre Freizeit in derFeuerwehr verbracht. Einige vonihnen haben die Bereitschaft, demNächsten zu helfen, den Weg in dieaktive Löschgruppe der Feuerwehreingeschlagen.

Die Jugendfeuerwehr trifft sich re-gelmäßig zu ihren Dienststunden. Indem Programm der Jugendlichen istneben Schulung und Ausbildung zurpraktischen Hilfe auch ein lebendi-ges Gruppenleben enthalten. Jugend-feuerwehr ist aber nicht nur Technik,es gibt noch vieles mehr: Zeltlager,Fahrten, Spiel, Spaß und Sport.Nicht zu vergessen die Wettkämpfewie Bundeswettkampf, Leistungs-spange und Kreisjugendfeuerwehr-tag.Beim Bundeswettkampf gibt eszwei Disziplinen. Der Feuerwehr-technische Teil besteht aus demAusrollen und Kuppeln von 5-C-Rollschläuchen durch vier Hinder-nisse, wo am Ende dieser Streckevier verschiedene Knoten gebundenwerden müssen. Daraufhin werdendie 5-C-Rollschläuche wieder aufge-rollt und am Startplatz abgelegt.

Die zweite Disziplin ist ein 1500 mStaffellauf. An diesem Wettkampfhat die Jugendfeuerwehr von 1979bis 1986 sechs Mal teilgenommen.Der Erwerb der Leistungsspangewar und ist für alle Mitglieder derJugendfeuerwehr ein absolutes

Muss. Dieser Wettkampf wird jähr-lich in verschiedenen Orten vonNordrhein Westfalen ausgetragen. Erbesteht aus den Feuerwehrtechni-schen Teilen: Löscha ngr if f ,Schlauchstafette, den sportlichenTeilen: Kugelstoßen und 1500 m,

35 JahreJugend-feuerwehrSaalhausen

von Heinrich Würde

© Heinrich Würde

Gruppe beim Bundeswettkampf 1979Oben: Peter Zimmermann, Tomas Rameil.Mitte: Rüdiger Möser, Ralf Krüger, Meinolf Rameil,Martin Brumeisl, Mathias Plitt.Unten: Rainer Kristes, Markus Hamers, Stefan Mönnig,Georg Pulte

© Heinrich Würde

Leistungsspange

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Saalhauser Bote13

Staffellauf, dann eine Befragung derGruppe über Technik und Allge-meinbildung.

Die Bewertung der Gruppe bestehtaus der Zeit in den verschiedenenDisziplinen und dem Gesamtein-druck. Nur eine Gruppe, in derRücksicht und Vertrauen miteinan-der besteht, einer mit dem anderen,der Stärkere mit dem Schwächerenarbeitet, hat Erfolg.

Beim Staffellauf z.B. läuft der weni-ger Sportliche 50 m während der

Sportlichere 200 m läuft.Wenn alles gut bewertet wird, erhältjeder Teilnehmer die Leitungsspan-ge.

Bei den jährlich stattfindendenKreisjugendfeuerwehrtagen gibt esebenfalls vier Wettkämpfe, unteranderem das Kuppeln der Sauglei-tung und die Schlauchstaffette, wie

beim Erwerb der Leitungsspange.Beim Kuppeln der A Saugleitungwaren ständig die Jugendfeuerweh-ren aus Olpe und Wenden jene, dieden Siegerpokal mit nach Hausenehmen durften, da sie ja durch er-fahrene Mitglieder der Olper Gold-medaillenmannschaft trainiert wur-den.Die Jugendfeuerwehrwarte aus Saal-hausen wollten dieses nicht so ein-f a c h h i n n e h m e n . B e i d e rSchlauchstaffette (es mussten 8-C-Rollschläuche ausgerollt und gekup-pelt werden), bestand die Möglich-keit, durch Geschicklichkeit beimKuppeln, und Schnelligkeit beimAusrollen der je 15 m langen C-Rollschläuche ohne Drall eine guteZeit zu erzielen.

Vier Jahre lang konnte die Gruppeaus Saalhausen den Siegerpokal mitnach Hause nehmen.

Mitte der 80 er Jahre verordnete dieStadt Lennestadt für die Jugendfeu-erwehren einen Aufnahmestopp. DieFolge war, dass Gruppen aus Saal-hausen, Altenhundem und Meggenkeine intakte Gruppe (eine Gruppesind 9 Jugendliche) mehr an den ein-zelnen Veranstaltungen teilnehmenlassen konnte. Aus diesen drei Ortenwurden oft zwei Gruppen gebildet.Die Folge war, dass die Leistungendurch die verschiedenen Ortswechselgelitten haben, sehr gute Ergebnissewaren selten.In den darauf folgenden Jahren ka-men nun Jugendliche aus der Lösch-

gruppe Kickenbach und später auchaus der Löschgruppe Milchenbachzur Jungendfeuerwehr Saalhausen.Da diese drei Löschgruppen denLöschzug 4 der Feuerwehr der StadtLennestadt bilden, ist die Jugendfeu-erwehr Saalhausen zwangsläufig dieJugendfeuerwehr des Löschzugs 4am Standort Saalhausen.

Ein Vorschlag von Jugendfeuer-wehrwart Udo Kopa, die ausgedien-ten Weihnachtsbäume in der drittenJanuarwoche von den einzelnenHaushalten für ein kleines Entgeltabzuholen und zu entsorgen, war einwahrer Glücksgriff. Diese Weih-nachtsbaumaktion ist bis zum heuti-gen Tag ein fester Bestandteil derjährlichen Jugendarbeit. Leider hatsich gerade in Mehrfamilienhäuserndie Unsitte eingeschlichen, sich aufdiese Art günstig des Weihnachts-baumes zu entledigen. Der Erlöshilft mit, eine Fahrt oder ein Zeltla-ger zu finanzieren. Diese Weih-nachtsbaumaktion hat im Kreis Olpesehr viele Nachahmer gefunden,nicht nur bei der Jugendfeuerwehr.

In diesem Jahr ist die Feuerwehr derLennestadt in Grevenbrück zumzweiten Mal Veranstalter für dieLeistungsspange am 9. Juli 2011.Austragungsort ist der Sportplatz ander Habuche. Der Kreisjugendfeuer-wehrtag findet in diesem Jahr am 24.September 2011 in Wenden statt. Anbeiden Veranstaltungen wird die Ju-gendfeuerwehr Saalhausen mit jeeiner Gruppe teilnehmen.

© Heinrich Würde

Weihnachtsbaumaktion

© Heinrich Würde

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Den hier abgelichtetenvergilbten Zeitungsarti-kel erhielten wir vonFrau Ilse Schneider aus

Flape. Ein Datum ist nicht bekannt,der Verfasser ebenfalls.

Zu Beginn des Textes heißt es: „Werschon einmal über den uralten Hö-henweg gegangen ist, der von Hil-chenbach kommend über Flape,Würdinghausen, Totenohl nachWormbach führt, der sieht an einerWegkreuzung, kurz vor Totenohl(Anm. d. Red. Gleierbrück) ein altessteinernes Denkmal. Es trägt die In-

schrift: Anno1713 S. Niko-laus, bitte füruns und hilfuns über Was-ser und Land.Von diesemS t e i n e r n e nKreuz erzähltman im Volkefolgende Ge-schichte:

Wegen ders c h l e c h t e nLesbarkeit desTextes gebenwir ihn hierverkürzt wie-d e r .(In unsererDor fchronikvon 1984 aufS.289 zu fin-den (In der„Kurzen Ge-schichte derPfarrei Saal-hausen“ vonPfarrer Ja-c o b s m e i e r ,1921 ist dieSage nichtenthalten.):

„Vor langenJahren, zurS c h n e e -schmelze, sol-len zwei Ritterden Weg ge-

zogen sein, talabwärts zur Lenne,welche Hochwasser führte und dieBrücke unter Wasserfluten gesetzthatte.Da stieg der eine Ritter vom Pferde,kniete nieder und empfahl sein Le-ben durch ein Gebet dem hl. Niko-laus, während der andere erklärte,auch ohne St. Nikolaus durch dashohe Wasser zu kommen.Der Spötter versank mit seinemscheu gewordenen Pferde in den Flu-ten, und der fromme Ritter erreichteglücklich das trockene Ufer. AusDankbarkeit ließ derselbe auf derAnhöhe ein steinernes Kreuz mitBildstock errichten, das heute nochsteht. (Und 2009 /10 renoviert wur-de, Anm. d. Redaktion. siehe auchSaalhauser Bote Nr. 25 Ausg.2/2009)

Rätsel gibt uns die folgende Stellein dem alten Text auf, wenn es daheißt: „.......Im Vertrauen auf seingutes Pferd stürzte er sich in die Flu-ten und versuchte den Strom reitendzu überwinden. Allein die Flut warzu stark; sie spülte den Reiter vom

Sage vom Steinernen Kreuzgibt uns Rätsel auf

von F.W.Gniffke

Der Zeitungsartikel, den wir vonFrau Ilse Schneider aus Flape erhielten

© H Gastreich

Das Steinerne Kreuz

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Saalhauser Bote15

Pferde und riss ihn mit fort.......Rossund Reiter sah man niemals wieder.“

Auf dem Bräukelken, wo heute einFeldkreuz steht, fand man einenroten Reitermantel, aus dem einMessgewand gefertigt wurde, dasnoch heute zu den Paramenten derSaalhauser Pfarrkirche gehört. Esist ein rotbuntes Messgewand mitgeschlängeltem weißen Bande.“

Wir vom Team des Saalhauser Botenhaben bisher von dieser Versionnoch nichts gehört. Die Nachfor-schungen in der Pfarre ergaben auchkeine Klarheit.Beide Küsterinnen, Frau Trilling undFrau Schöttler zeigten uns die vorrä-tigen Messgewänder, wussten aberauch nichts von dem in dem Artikelangesprochen rotbunten Messge-wand.

Unser Foto (Mitte rechts) zeigt einaltes Messgewand, es trägt ein auf-wändig gearbeitetes Wappen der

Familie Deitmer(Stifter), Fotounten.

Es ist auch rot-bunt, aber es sindgestickte Blumenund hat kein ge-schlängeltes wei-ßes Band.

Frau Trillingmachte uns nochaufmerksam, dassja viel alte Ge-genstände undauch Paramenteder Pfarre im Di-özesanmuseum inPaderborn seinkönnten. Wirwerden sicherdort vorstelligwerden.

Falls Sie liebe Leserin/Leser etwas über diesesrätselhafte Messgewandgehört haben, geben Sieuns doch bitte Nachrichtund forschen Sie bitte mit.

Dies war es sicher nicht

© F.W. Gnifke

© F.W. Gnifke

© F.W. Gnifke

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Saalhauser Bote 16

M it neuen ersten Vorsit-zenden Arno Zimmer-mann, der erst imFebruar 2010 bei der

Generalversammlung gewählt wor-den war, stürzten sich die Vorstands-mitglieder in die Planungen für dasFest. Schnell stellte man fest, dassman keine Planungsgrößen hatte,denn man wusste ja nicht wie vielePersonen kommen.

Am 23.10.2010 war es endlich so-weit. Der TSV Saalhausen 1910 e.V.feiert sein 100jähriges Bestehen.Alle waren eingeladen, Mitglieder,Freunde, Gönner und Sponsoren.Natürlich gab es auch viele Perso-nen, die geehrt werden sollten. MitMichael Maschke, ebenfalls Ver-einsmitglied, fand man schon maleinen Musiker, der noch dazu kos-tenlos spielte.

Für das leibliche Wohl war bestensgesorgt. Bei den heimischen Wirten,auch alles Vereinsmitglieder, wur-den Schnitzel und Frikadellen geor-dert. Die Salate dazu fertigten Müt-ter und Teilnehmerinnen an und soentstand ein traumhaftes Buffet.

Um 18.00 Uhr begann das großeFest. Mit einem Festgottesdienst in

der St. Jodokus Pfarrkirche zu Saal-hausen.Pater Joby fand in einer Predigt lo-bende Worte für die Vereinsarbeitbeim TSV aber auch im gesamtenOrt.Ab 19.00 startete dann das Pro-gramm mit insgesamt 18 Programm-

punkten. Mit Absicht hatten wir dieGrußworte und Jubiläumsansprachenmit Tänzen und Turnvorführungenunterbrochen und so kam alles beimPublikum gut an.Nach der Vorstellung des gesamtenVorstandes begrüßte die Funkengar-de der roten Funken das Publikum

Der TSV Saalhausenfeiert 100-jähriges Jubiläum

von Andrea Schmies Von links: Dieter Zoppe, Thomas Rüssmann, Katharina Rameil,Sandra Spiegel, Michael Hessmann, Bernd Weilandt,Bodo Dettenberg, Thorsten Kathol, Markus Erwes,Arno Zimmermann (1. Vors.), Ulrike Kremer, Andrea Schmies.

Die Kinder (von links):Anna- Rica Weilandt, Alina Rameil, Vivien Krüger, Kaja Klünker,Elena Schauerte, Kira Hennecke, Leonie Zimmermann,Leah Schauerte

© Andrea Schmies

© Andrea Schmies

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Saalhauser Bote17

mit einem Showtanz.Nach Festreden der 2. stellvertreten-den Landrätin Gisela Lehwald,Schirmherr Bürgermeister StefanHundt, FLVW - Vorsitzender HerrSchlüter, StadtsportbeauftragterFranz-Josef Rotter, Finanzbeauftrag-ter des WTB Bernd Stahlschmidt,Turnbezirksvorsitzender BurkhardKrämer und Siegerlandturngauvor-sitzender Sigmar Schütz begeistertendie Kinder und die Frauen vom TSVebenso das Publikum wie Jonathanund Julius alias JJ Brothers.

Natürlich stellten wir an diesemAbend auch unsere Chronik vor, die120 Seiten stark ist und als festesBuch gebunden wurde. Viele hattenmitgeholfen, dieses Buch zu schrei-

ben, aber besonderszu erwähnen warenHeinz Rameil undWerner Püttmann. Siehatten Informationenim ganzen Dorf zu-sammengetragen.

Mit dem Tanz„Tarzan und Jane“der Funkengarde en-dete gegen 21.30 Uhrein wunder-schönesJubiläumsprogrammund es begann dergemütliche Teil, dervon Michael Masch-ke bis 4.30 Uhr ges-taltet wurde.

65 Jahre Vereinszugehörigkeit:Otto Dettenbgerg, Paul Döbbener, Erich Hein, Benno Rameil, Georg Rameil und Theo Zimmermann

60 Jahre:Josef Döbbener, Antonius Heimes, Rudi Hessmann, Peter Kuhlmann, Alois Möser, Alfons Neuhäuser,Hubert Neuhäuser, Ferdi Rameil, Fridolin Rameil, Reinhold Rameil.

50 Jahre:Paul Börger, Günter Blöink, Siegfried Blöink, Alfons Heimes, Bernward Hennes, Josef Kuhlmann,Siegfried Lehrig, Heinz Olbrich, Werner Püttmann, Werner Rameil und Hermann-Josef Trilling.

25 Jahre:Daniel Drees, Frank Gleisberg, Kay Padt, Francis Rameil und Rafael Zimmermann.

Für die Gründungsmitglieder der Frauenturngruppen bekamen Orden: Annelie Rameil, Monika Schulte,Ulla Erwes, Monika Trilling, Mechthild Bettendorf, Inge Blöink und Ulla Hamers, Thea Vosen, Gertrud Bru-meisl, Ulla Schellmann und Barbara Wegener wurden für die Teilnahme in den Frauengruppen und Wasser-gymnastikstunden seit der Gründung geehrt!

© Andrea Schmies

Über die Ehrenamtsplakette der Stadt Len-nestadt haben wir uns, Ulrike Kremer undAndrea Schmies, besonders gefreut.

Wir bekamen sie für 33 Jahre Kindertur-nen, 26 Jahre Frauengymnastik und alles,was dazu gehört.

Wie es sich für einJubiläum gehört, hattenwir viele Mitglieder zuehren:

© Andrea Schmies

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Saalhauser Bote 18

D ie Chronik des TSVSaalhausen hat beimFestschriftenwettbewerbdes Westfälischen Tur-

nerbundes (WTB) den 3. Platz be-legt. Der Preis ist mit 200,00 € do-tiert und wurde am 09.Januar in derLandesturnschule in Oberwerriesübergeben.

Die Feier wurde im Rahmen einerNeujahrsmatinee abgehalten undbegann im Jahn-Jahr (Turnvater Jahnhat 1811 in Berlin auf der Hasenhei-de mit dem Wettkampfturnen begon-nen) folgerichtig mit einem Vortragüber den Turnvater Jahn von Prof.Jürgen Dickhart aus Oldenburg, derlangjährige Präsident a.D. des WTB.

Nach dem Festessen kam es dannzur Ehrung aller Deutschen Meisteraus den westfälischen Turnvereinen.Anschließend wurden die fünf erstenPreisträger des Festschriftenwettbe-werbs geehrt, ausgesucht aus 19 teil-nehmenden Chroniken nach einembestimmten Punktesystem.

Die Ehrungen wurden vom WTB-Vorsitzenden Herrn Buschmeyer undHerrn Altevogt vorgenommen.

Über die vordere Platzierungin einem mit 19 Festschriften gutbelegten Feld freut sich der Vorstanddes TSV Saalhausen ganz besonders.Hat man doch gemerkt, wie viel Ar-beit in so einer Chronik steckt. Be-geisterte Leser, meistens Vereinsmit-glieder, hatten auch schon viel Lobausgesprochen. Da freut man sichschon, wenn die Leute merken, wasman sich für eine Arbeit gemachthat.

Schnell sprach sich die Platzierungin Saalhausen herum.

Weiterhin kann man die Chronik inLiesels kleinem Laden, bei derVolksbank, bei Tasso, im Verkehrs-büro und bei Andrea Schmies für18,00 € kaufen.

Sicherlich verdoppelt sich nun derideelle Wert dieses Buches.

Preisgekrönte Chronik zum 100jährigenJubiläum des TSV Saalhausen

von Andrea Schmies

Heinz Rameil (li) und Werner Püttmann stellen mit AndreaSchmies die Chronik des TSV Saalhausen zum hundertjährigenJubiläum (1910—2010) vor.

© Andrea Schmies

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Saalhauser Bote19

D ie von den SchwesternAlbertine und TheresiaEpe gekaufte Muttergot-tes von Banneux hat ih-

ren Platz seit 1970 im Einegge.

Die Geschwister Epe haben damalsPaul Hessmann gebeten, er mögeihnen eine Grotte mauern. Dieserkonnte die Geschwister überzeugen,besser und preisgünstiger sei eineaus Beton gegossene.

Von der Firma Mees in Altenhun-dem wurde diese Grotte hergestellt,an ihrer Spitze befindet sich eineAnhängeöse, so dass diese mit einemKran auf einem Tieflader hin undher transportiert werden kann.

In den letzten Jahren hat Frau Hed-wig Rohleder diesen Ort gepflegt.Seit einiger Zeit hat Tochter BrigitteKöster dieses übernommen.

Brigitte Köster hat nuneinen Freundeskreis ge-bildet mit dem Ziel, fürdiese Madonna einenneuen Standort zu su-chen.In Absprache mit derLennestadt ist nun derkleine Park unterhalb desfrüheren Hauses JosefPadt, jetzt Tobias Würde,zwischen der Meisenstra-ße und dem Kreisel rechtsneben der Bank als neuerStandort vorgesehen.

Wie aus einem Gesprächmit Brigitte Köster zuerfahren war, soll dasProjekt nach Karneval inAngriff genommen wer-den.

Wir werden dazu aus-führlich in der Herbstaus-gabe 2011 berichten.

Neuer Standort gesuchtvon Heinrich Würde

Der aktuelle Standort der Madonna im Einegge

Foto oben: Der vorgesehene neue Stand-ort im „kleinen Park“, oderFoto unten: wie vor, aber einige Meterwestlicher.

© Heinrich Würde, Fotomontage: F.W. Gnifke

© Heinrich Würde, Fotomontage: F.W. Gnifke

© Heinrich Würde

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Saalhauser Bote 20

Vorwort vonAlexander Rameil-Flurschütz:

Prof. Dr. Franz-Josef Heimes istWissenschaftler, Weltenbummler,Pionier in der Luftbildvermessung,Hobbypilot und zugleich ein heimat-verbundener Sohn unseres Ortes.In einer mehrteiligen Biografie be-richtet er an dieser Stelle aus einemereignisreichen Leben – von derKindheit in den Saalhauser Kriegs-und Nachkriegsjahren, seine ersteWeltreise, spektakuläre Polarexpedi-tionen bis hin zu seinem Wirken alsHochschullehrer an der Uni Bo-chum.

1. Einige frühe Erinnerungen

Ich wurde 69 Tage vor Ausbruch desZweiten Weltkrieges geboren. Ichsoll mit 10 Pfund Lebendgewichtals „schwerer Brocken“ zur Weltgekommen sein, s. auch Abb. 3. -Als Schwester Marlies 1942 folgte,soll ich geweint haben. Bruder Anto-nius war der „Erstgeborene“ (1936);Alfons wurde als „Nachkriegs-kind“ (1946) geboren. - Ich war sehrschüchtern; das hatte für meine El-tern den Vorteil, dass ich als „artigesund pflegeleichtes Kind“ galt.

Meine frühen Freunde warenSchmelters Hubert und SchlehdornsFranz-Josef. Schlehdorns bewohntendamals mit ihren 6 Kindern unsereScheune – heute wohnen Schleh-dorns in Lenne (das erste Hausrechts, wenn man von der B236 ab-biegt nach Harbecke). An beide

Erinnerungen, Erlebnisse und Abenteuereines Saalhausers

Der Gregors Zweite: Franz-Josef Heimes, geb. am 23. Juni 1939

Abb.1: Großeltern väterlicher-seits mit Papa, Onkel Franzund Tante Maria. Die Groß-mutter soll sehr fromm gewe-sen sein. Sie beichtete jedenSamstag – nach jeweils 2 stün-diger intensiver Gewissenser-forschung.

Abb. 2: Großeltern mütterlicher-seits, Elisabeth und Anton Hege-ner, Selkentrop. Sie hatten 11Kinder. Hegeners hatten einenziemlich großen Bauernhof.

Abb. 3: Weihnachten 1939,Papa und Mama mit Antonius und Franz-Josef.

© Franz-Josef Heimes© Franz-Josef Heimes

© Franz-Josef Heimes

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Saalhauser Bote21

Freunde habe ich zumindest je eineunangenehme Erinnerung. Hubert„schubste“ mich in die offene Jau-chegrube, die so tief war, dass ichecht „baden ging“. Und Franz-Josefpasste nicht auf, als wir einen schwe-ren, mit Brennholz gefüllten Metall-behälter über die Freitreppe inSchlehdorns Wohnung zu „wuchten“versuchten. Ich befand mich unter-halb des Behälters, als er losließ. DerMetallbehälter „knallte“ gegen mei-nen Kopf; eine deutlich fühlbareNarbe ist bis heute geblieben.

In den Kriegs- und Nachkriegsjahrenmussten wir zwar keinen direktenHunger leiden. Aber bestimmte Arti-kel waren unbekannt. „Warum, wa-rum ist die Banane krumm?“Bei Hessmanns (wohnten in einemDoppelhaus zusammen mit Flur-s c h ü t z ) g a b e s e i n e„Dekorationsbanane“ aus Porzellan.An diese kann ich mich seltsamer-weise erinnern – sie war krumm undgelb!! Auch Apfelsinen oder Süßig-keiten waren bis Ende der 40er Jahreunbekannte Luxusgüter.

Weihnachten war immer das größteFest des Jahres. Mit großer Span-nung wurde den Geschenken entge-g e n g e f i e b e r t . A n m e i n„Trampelauto“ kann ich mich nochbestens erinnern. Es war aus Metallund wunderbar lackiert. Ich liebte esheiß und innig. Erst viel später habeich erfahren, dass Trösters Josef esin mühevoller Kleinarbeit zusammengeschraubt und geschweißt hatte.

Mama stammte aus Selkentrop(geborene Hegener). Es waren 2Stunden zu Fuß von Saalhausendurch den Böddes am Greitemann-Stein vorbei bis Selkentrop. Allepaar Wochen mussten wir diese Stra-paze auf uns nehmen. Zurück ging esmanchmal denselben Weg. Wennwir Glück hatten, wurden wir auchmal von Onkel Josef mit der Kutschezum Bahnhof nach Schmallenberggebracht. –

An eine „Rückwanderung“, alleinmit Papa, über Felbecke, Werpe zum

Bahnhof Schmallenberg kann ichmich noch gut erinnern. Es muss imHerbst 1944 gewesen sein. DasKriegsgeschehen war schon bedroh-lich nahe gekommen.Wir wanderten in der Dunkelheit.Immer wieder wurde die Nacht auf-gehellt durch mysteriöse Lichtstrah-len. Papa erklärte mir, dass diese vonFlak-Scheinwerfern ausgelöst wür-den. Im Ruhrgebiet waren Flak-scheinwerfer-Divisionen stationiert.Der von den Flak-Scheinwerfernerzeugte Lichtstrahl reichte je nachWetterlage bis zu zwölf Kilometerhoch. Im Zweiten Weltkrieg ver-suchte man, den an der Spitze derfeindlichen Bombergeschwader flie-genden „Scout“ („Pfadfinder“) zublenden und ihm damit die Orientie-rung zu nehmen. Mit dem Licht-

strahl der Scheinwerfer wurden au-ßerdem im Verband fliegende feind-liche Flugzeuge angeleuchtet, umder Flugabwehr ein gut sichtbaresZiel zu bieten.

Die Erinnerungen an die letzten

Kriegstage sind immer noch mit hef-tigen Emotionen verbunden. Wenndie Sirenen heulten, flüchteten wir inden Keller. Dieser erschien uns zu-nächst einigermaßen bomben- undgranatensicher.Ich höre sie noch, unsere auf Gottvertrauende, tiefgläubige, schwerge-wichtige Tante Viktoria (die Frauvon Onkel Josef, dem Bruder desGroßvaters, evakuiert aus Oberhau-sen): „Maria breit den Mantel aus,mach Schirm und Schild für uns dar-aus; lass uns darunter sicher stehn,bis alle Stürm vorübergehn..…“Von Tag zu Tag wurde die Gefahrgrößer. In den Kellern war Sicher-heit nicht mehr gewährleistet. Die„Dorfältesten“, die nicht zumKriegsdienst eingezogen waren, be-schlossen, Schutzhütten zu bauen,um den bevorstehenden weiterenkriegerischen Auseinandersetzungenim Dorf möglichst aus dem Wege zugehen. Die Runsecke (Rossnacken)wurde als Standort ausgewählt. In-nerhalb weniger Tage wurden hier ca10 Hütten errichtet.Mama hatte für jeden einen kleinenRucksack vorbereitet mit dem Nö-tigsten. Ein wahnsinniger deutscherOffizier verkündete: „Das Dorf wirdverteidigt bis zum letzten.“ UnserHaus wurde zu einem Regimentsge-fechtstand „ausgebaut“. Die verteidi-genden Soldaten stürmen in die Häu-ser und rufen: „Binnen einer Stundemuss das ganze Dorf geräumt sein.Wer sich retten will, der fliehe. JedesHaus wird verteidigt.“

Wir flüchten in die Runsecke. Dortgab es auch noch einen alten stillge-legten „Bergwerksstollen“, der teil-weise als Bunker benutzt wurde.Vom Eingang des Stollens konnteman das Geschehen im Dorf beo-bachten.

Die Panzersperre unterhalb der Leg-ge wird von amerikanischen Panzernüberrollt. Durch Phosphorgranatenwerden die ersten Häuser in Brandgeschossen. Ich erinnere mich an„Mauermanns Tante Klara“: „Sagt,was ist mit unserem Haus? Brennt esschon?“ „Nein, noch nicht!“ Es soll-

Abb.4: Antonius und Franz-Josef. Die langen Strümpfe wur-den von Strumpf-bändern, dieam „Leibchen“ befestigt waren,in Position gehalten.

© Franz-Josef Heimes

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Saalhauser Bote 22

te nicht lange dauern, bis wir sie er-schüttern mussten: „Jetzt brennt Eu-er Haus auch!“ Wiesen Haus,Schmelters Haus, Muses Haus, Sti-nans Haus, Dettenbergs Haus bren-nen lichterloh. Und unser Haus istpraktisch abbruchreif.

Aber es sollte noch schlimmer kom-men. Wir sind in der Hütte von Han-r ö t t c h e s O n k e l A d a l b e r t(Heßmanns). Es ist schon dunkel.Die Runsecke wird unter Beschussgenommen. Eine Granate schlägt ineinen Baum in unmittelbarer Näheunserer Hütte ein. Ich sehedie Funken noch in meinerErinnerung. Papa stöhnt auf.Ein Granatsplitter hat seinenOberschenkel getroffen. ImKugelhagel verlassen wirfluchtartig die Hütte. Papabricht zusammen. Todesmu-tig zieht ihn jemand (?) ausder Gefahrenzone. Wir lan-den schließlich in Göbeln Hütte. Sieist voll mit Menschen. Es herrschtPanik. Geschosse durchschlagen dieHütte über den Köpfen der Insassen.Es wird laut gebetet. Sollte das ge-holfen haben ? Niemand wird getrof-fen.

Am nächsten Tag sind die Kämpfevorbei. Wir ziehen mit weißer Fahneins Dorf. Papa wird auf einem Wä-gelchen transportiert. Ich sehe zumersten Mal „schwarze Men-schen“ (Soldaten). Das Dorf ist einTrümmerfeld. Papa kommt zu ameri-kanischen Sanitätern, die sich beiHalbraucks einquartiert haben.

Wie soll es weitergehen. Unseregrößte Sorge machen wir uns umPapa. Dann erfahren wir, dass er ab-transportiert wurde. Niemand weißwohin, angeblich in irgendein Laza-rett in Hessen.Wochenlang werden wir von Unge-wissheit geplagt. Auch Jägers Papaist als Verwundeter verschwunden.Jägers Anna, die Tochter, zieht los,um unsere Vermissten zu finden. Siemuss erfahren, dass ihr Vater ver-storben ist. Wir erfahren schließlichüber einen Fleckenberger (?), dass

unser Papa sich in einem Lazarett inMarburg befindet. Es sollen dortchaotische Zustände herrschen.

Weit und breit gibt es nur ein Auto –in Altenhundem, Fahrschule KasperRath. Gegen einen Sack Zucker undeinen Sack Reis gelingt es, diesesAuto zu mobilisieren. Papa wird am10. Mai 1945, am Tag der Erstkom-munion von Bruder Antonius, in de-solatem Zustand zurücktransportiert.„Jetzt weiß ich, wie gut ein ver-schimmeltes, trockenes Stück Brotschmecken kann,“ sind u.a. Worte,

an die ich mich noch erinnern kann.

2. Erinnerungen an dieNachkriegsjahre

Das weitgehend zerstörte Elternhauswird wieder hergerichtet; Papa erholtsich nur langsam von seiner schwe-ren Verwundung. Die Versorgungder Menschen mit Lebensmitteln inden ersten Nachkriegsjahren ist er-bärmlich. Minimale Portionen Brotgibt es nur auf Lebensmittelmarken,die unser Kostgänger, ForstmeisterRilling, vorschriftsmäßig auf ge-normte Briefbögen aufklebt.

Ich erinnere mich an die Schlangenvon Menschen, die bei uns anstan-den, um ein Brot zu erhaschen. Ma-ma war eine wahre Wohltäterin; siehat manches Brot auch ohne Lebens-mittelmarken über die Ladenthekegeschoben. Das war nur möglich,weil es Papa immer wieder gelang,Mehl aus „schwarzen Beständen“ zuorganisieren. Stundenlang war er oftzu Fuß unterwegs und hat um Mehlbzw. um Roggen gebettelt. Er kannteviele Bauern im „Haverland“, abersein zuverlässigster Lieferant warGödecke, ein befreundeter Müller in

Nieder-Henneborn.Eine kleine Geschichte, die verdeut-licht, wie brenzlig für viele die Situ-ation war: Schlehdorns Walter war,wie auch immer, in den Besitz einesTennisballes gekommen. Dieser Ballinteressierte mich ungemein. Wir„kungelten“: Zwei Wochen lang je-den Morgen eine Doppelschnittebelegtes Brot, und der Ball sollte mirgehören. Also ich bat Mama fortanmorgens um ein zusätzliches Butter-brot, das ich dann heimlich demfreudestrahlenden Walter überreich-te. Es gelang mir nicht, den Handel

geheim zu halten. Folge: Ichmusste den Ball zurückge-ben, während Walter trotz-dem weiterhin sein morgend-liches Butterbrot bekam.

Fahrräder waren absoluteMangelware. Die wenigen,welche noch existierten, wa-ren verrostet, kaputt oder

besaßen keine Bereifung mehr. Siewurden, so gut es ging, in fahrberei-ten Zustand versetzt. Ich sehe ihnnoch, den stolzen Ferdinand(Flurschütz), wie er über die Jenseiteradelte mit seinem verrostetenDrahtesel. Die Felgen waren über-spannt mit Vollgummireifen. Wieandere auch, habe ich auf einem al-ten Herrenfahrrad das Radfahrengelernt. Ich musste unter der„Stange“ fahren, weil ich ja noch zuklein war. Ich radelte von rechts, umnicht in unangenehmen Kontakt mitdem Kettenrad zu kommen.Noch heute steige ich immer vonrechts auf ein Fahrrad, und das erin-nert mich immer noch an jene längstvergangenen Zeiten.

Im Jahre 1948 kam bekanntlich dieWährungsreform. Unmittelbar da-nach gab es auch plötzlich neueFahrräder. Ich sehe sie noch beiZimmermanns Onkel Emil im Ladenstehen. Auf mein Drängen und dasvon Bruder Antonius kaufte Papaschließlich ein neues Damenfahrrad.Nach kurzem Einüben startete ich,mit Schwester Marlies auf dem Ge-päckträger, eine Fahrt „um dieSchmiede“ – im Uhrzeigersinn. Die

Und dann gab es ja auch nochdie mir damals stark Angst machendeEinteilung in schwere Sünden (Hölle)

und lässliche Sünden(nur zeitlich begrenztes Fegefeuer).

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Kurve bei Padts schafften wir nicht.Unsere Querneigung war nicht aus-reichend!Mit vollem Tempo sausten wir inden Gartenzaun. Es gab einigeSchrammen, aber das Schlimmstewar, das neue Radl war kaputt, dieVorderradgabel total verbogen.

Amerikanische Hilfe aus dem Mars-hallplan kam auch in Saalhausen an.Ich erinnere mich noch an das gold-gelbe Maisbrot, das wunderbar aus-sah, aber weniger gut schmeckte.Bonbons „kochten“ wir aus Zuckerplus Butter. Mein um drei Jahre älte-rer Bruder Antonius, der die Vor-kriegszeit, besser gesagt die erstenKriegsjahre, noch bewusst erlebthatte, pflegte dann zu berichten, dasses früher „richtige Bonbons“ gege-ben habe und dass wir solche sogarim Laden verkauft hätten.

Untereschbach, wo Onkel Franz(Zwillingsbruder von Papa), TanteJohanna (Schwester von Mama) aufihrem kleinen Kotten mit sechs Kin-dern in der Nachkriegszeit ein sehrbescheidenes Dasein fristeten, isteigentlich ein eigenes Kapitel wert.Mit öffentlichen Verkehrsmittelnwar es eine Tagesreise, um von Saal-hausen nach Untereschbach zu kom-men. Das letzte Teilstück von Ove-rath über den Berg (Heiligenhaus)mussten wir manchmal zu Fuß zu-rücklegen. Einmal gelang es unsauch, von Untereschbach weiter zureisen nach Köln. Unvorstellbar,Köln ein Trümmerhaufen - die Ho-henzollernbrücke halb im Rhein lie-gend. – Auf unserem Balken gab eseine alte Holztruhe; darin befandensich u.a. auch ein paar farbige Post-karten. Bruder Antonius zeigte mireine Postkarte von Köln mit Dom,

H a u p t b a hn h of u n d H o h en -zollernbrücke. „So schön sah Kölnvor dem Krieg aus!“ Ich konnte esnicht fassen.Die religiöse Erziehung war aus heu-tiger Sicht keineswegs unbeschwert.Die Gewissenserforschung zusam-men mit Mama vor der ersten Beich-te und ersten hl. Kommunion fandich bedrückend.

In den ersten Jahren danach„mussten“ wir jede Woche zurBeichte gehen. Ich war sehr ängst-lich und nahm alles sehr genau. Vorallem das Gebot der Keuschheitspielte eine große Rolle.Ich pflege heute zu sagen: „Wirdurften praktisch beim Pinkeln nichthingucken !“ Der Beichtspiegel wur-d e i m m e r d e t a l l i e r t„durchgearbeitet“; in meiner Unsi-cherheit habe ich sogar manchmalgebeichtet: „Ich habe vielleicht un-keusche Gedanken gehabt!“

Und dann gab es ja auch noch diemir damals stark Angst machendeEinteilung in schwere Sünden(Hölle) und lässliche Sünden (nurzeitlich begrenztes Fegefeuer).Vor der hl. Kommunion durfte mankeine Speisen und Getränke zu sichnehmen. Das führte auch oft zu Kon-fliktsituationen: „Habe ich nun beimWaschen etwas Wasser in den Mundbekommen und dieses etwa ge-schluckt? Kann ich nun zur hl. Kom-munion gehen oder besser nicht ??“

Ich war auch Messdiener. Pastor Pielschenkte mir ein Aufklärungsbuch.Papa sah dieses und befand, dass dasnoch zu früh für mich sei und ließdas Buch verschwinden. Das machtemich natürlich um so neugieriger. –Aufgeklärt wurde ich dann im We-sentlichen durch Bruder Antonius,der mir die „Dinge“ dann auf seineArt erklärte.Als Messdiener machten wir mitLehrer Krüsemann eine Radtournach Altastenberg, wo wir in jenenzusammengeknöpften 5-Eck-Zeltenaus militärischen Beständen zelteten.

Von Altastenberg ging es später über

Abb. 5:Volksschulklasse Saalhausen mit der Lehrerin Katharina Döbbener

1. Reihe von li.: Hildegard Stülper, Hildegard Lammers (+), ElfriedeKlünker, Mechtild Schweinsberg, Nanni Hamers (Postes),Waltraud Grewe (+), Maria Wagner2. Reihe von li.: Marita Metten, Sieglinde Kiesling, Magda Schöttler, Lu-zie Hufnagel (+), Waltraud Kleinsorge, Marianne Schöttler, Ute Baller,Rita Voß (+)3. Reihe von li.: Christian Deitmer, Antonius Schröder (+), KatharinaDöbbener (+), Franz-Josef Heimes, Willi Decker4. Reihe von li.: Norbert Heßmann (+), Reinhold Döbbener, Josef Rau-terkus (+), Karl-Heinz Luther (+), Uwe Baller, Peter Kuhlmann, WalterTrilling, Horst Volkmann, Herbert Jörg (+)Es fehlen: Alfons Mennekes (+), Siegfried Starcke (+)

© Franz-Josef Heimes

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Im Saalhauser Boten 2/2010, Seite8f, veröffentlichten wir den Be-richt von Klaus Meschede „EineEisenbahn-Rundreise durch dasSauerland anno 1959“.

Unsere Leserin, Frau Agnes Kopa,gab uns einen Zeitungsausschnittaus dem Hundem-Lenne-Kurier32/89. Darin finden sich die Versevon Otto Hanses zur letzten Perso-nenfahrt 1964.Das Schmallenberger Platt unter-scheidet sich stark von unserem.Wir sind dennoch sicher, dass un-sere Leserinnen und Leser, diePlatt sprechen, den Text verstehenwerden.

Ey wietet sieker all, dät deBundesbahn seyt langemnit mehr hingen hägekann. Un weyl se sä wen-

neg Reibach hät macht, wert Niä-benstredcen jetzt stille lagt. TruieDenste har use Bähnken us dohn,nöü mochtet diän Wiäg alles Irdi-schen gohn., Et päss nit mehr in demoderne Teyt, bo vey doch balleoppem Monde seyd., Dobey was etin diän 90ger Johren as en Welt-wunder anstaunt woren. De Luiehälln op de Nase un Möiil. Diärgeng viär Schrecken mannegerGöül, wannt met Schöüben ümmeder Drägge kam. Doch düen Dag etkenner fiär ernst mehr nahm.

Et lestamol sall et, dat wussten all,feuhern met Schnöüben diärt Liäne-dahl. Nöü fungen iärk Luie - gott-seydank - dai wollnt begleuten opem lesten Gang. Bey Schneyder-gans, no diär Fronleychnamspro-zessiän, mochten iärg all in neLeyste indriän. Weu fehlre, dat wordo opschrieben, mocht twäi KatenBaier gieben.

Sä kam de Dag met herrlekem Wi-är, de Falke-Bus feuhre beySchneydergans fiär. De Schneyder-gans Wilm un Kösters Franz kamenmet me gräten Kranz, im schwattenAnzug un Zylinder, taur Truer na-türlek met schwattem Binder. Fal-ken Annemie - do hät iärg de meis-ten wundert-, kam asse Oma öütmviärgen Johrhundert, ne Omamüskeoppem vossigen Hoor. Et erscheinde ganze Bläserchor. HellwigsHännnes leut de Arbet im Dampe,

de Taxe leut ruggen de Föite vamKampe. Wat Rang un Namen,machte met, vam Blücher bit Gla-dens Elisabeth.

Et fehlern, deu viärher de gröttesteKlappe: Münnekes Heinz, de Ri-ckert und de Mappi. „Muss i denn",satt jetzt de Musik in, dann gengetno Allenhungeme rin. De Beppoviärop metm Bäierwagen, heumochte suargen fiär de durstigenMagen. In Allenhungeme, opmBahnhofsplatz, do machte de Musikäis Rabbatz. Jeder besuargre sey nePappkarton, dann genget diär deSperre opn Perron. De Blücher harfiär alle de Fahrkarten halt, iek wäitnit oppe se hiät betahlt.

As MdL harre suarget ok, dat veykreigen ne uralle Lock. Doi hält alldo, ganz fierlek schmücket. Lang-sam de Uhrweysers widderrücket,

De lesteFahrt

Bild 2: 86 507 (Bw Altenhundem) verlässt mit dem letztenPersonenzug Altenhundem – Wenholthausen den Bahnhof

von Saalhausen am 30. Mai 1964.

© Verkehrsverein Saalhausen

den Albrechtsplatz hinunter nachBerleburg. Ein Angstzustand ist mirhier in Erinnerung. In voller kurven-reicher Bergabfahrt sprang plötzlichdie Fahrradkette ab. Ich hatte keineBremsmöglichkeit mehr. Eine Vor-derradbremse gab es nicht.Halbwegs in Panik presste ich, so

fest es ging, meine Schuhe gegen dieBereifung des Hinterrades. Es gelangmir schließlich nach langer qualvol-ler Fahrstrecke, das Radel zum Ste-hen zu bringen.

Die ersten vier Schuljahre wurdenwir betreut von der allseits beliebten

Lehrerin „Döbbeners Kathrin“. Ichweiß nicht mehr, mit wie vielenJahrgängen wir in einer Klasse ver-eint waren.

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Saalhauser Bote25

un dann haffte siek et Signal taurlesten Fahrt diärt Liännedahl. Über-all soh me Deuker schwenken unöüt Finsters de Luie wenken.

De Lok schein ase ne Mensken tefeuhlen. Wann se florr, dann hortsick an ase Jeulen. Sä kam usseBimmelbahn no äiniger Teyt inLangenägge an. De wönn se all vanSchweit amme dampen. Taum Glü-cke stong Beppo an der Rampen.Kistenweyse wor et Bäier inlatt. Sestellten iärg an, as härrn se acht Da-ge nix hat. Dann genget wier widdermet bim, bim, bim. Im Zuge wormacht allerhand Klimbim.

Diäm Ludwig ungerstong et Zug-personal, met Sprechverbindung noWuppertal. Affahrt, Verspätungmochte notaiern un de Geschwinde-keut kontrollaiern. Mol reupm Zug-führer „Pass doch auf, hast ja schonwieder über 20 drauf!" Dann täghaiwiern Bleystift öüt der Tasketuskerdiär schnappere no der Bä-ierflaske.

In Saalhusen kam dann de Künne-

gan ase Original-Hambummel an,met Stoppelbart, un öüt der Taskekuckere de Wachollerflaske. UntHedwig, düt Universalgenie, sohschliemer öüt ase Rebstocks Marie.

In Liäne kamen dann verkledt etKlagges un Gladen Elisabeth, Schü-etlers Emmy un Ruth van Schney-dergans un natürtek Tilde vanKösters Franz. As Fruggen öüt derBiedermannteyt met Spitzenblusenun Röcken weyt un gräten Heuenoppem Koppe, bo iek häime kam,harr iek selber ennen oppe.

In Fleckenmerg bliewen se langewier stohn, de Lock woll beym Söü-pen nit lieg öütgohn. Se kraig diänEysenbalg vull Water. As äinzegsteharr se hingerher kennen Kater. DatFösters öüt der Marienstroten hätmet der Bahnkaar siek feuhern lo-ten.

Doch endlech kamen se in Schmall-mereg dann met über ne StundeVerspätung an. Hey wachtern sealle, grät un kleun. Sän Luiespekta-kel harr me doch nä nit seuhn. Met

em Bürgerrmestre an der Spitzeharn se öüthallen in der Hitze. DeMusik viärop un in vuller Montur,Tägen se all no Stoffels Bur. Et sohöüt ase tägen de Kötten. DiänAfschluss vam Zuge machte Fötten.Op der Schöübekaar laggte dePappkarton. Väier Wiäken soh deKaar me bey Himmelreichs stohn.Bey Stoffels säpen se widder üm deWerre. De Scheydergan mochtenummedags äk int Berre. Van dogenget noh Kösters Franz nä hien.Diän Künnegan spirrn se int Sprit-zenhöüs in. Ümme niegen kamehaime, vull de Hacken. Et Ziska dehmen paar Ägger backen. Dochüberm Iäten schleupe in un fäll metem Bart in de Agger rin. Dät Bildhärr me op de Platte mocht brengen.Viär Lachen konn Ziska nit meschengen.

Sä engere dann de leste Fahrt unwas fiär einge de Tour ok hart, sefrägget iärg nä, dat se met seyd wi-äst. Et was schönner aset Schützen-fäst.

Führungsattest

Dem Gastwirt Franz Joseph Gastreichzu Saalhausen wird hiermit bescheinigt,dass er sich bisher gut geführt und keineBestrafung erlitten hat.

Gastreich unterstützt keine sozialdemo-kratischen Bestrebungen. Hierdurchwird bescheinigt, dass genannter Gast-reich seine Schankwirtschaft bisher zurZufriedenheit des Publikums und derPolizeibehörde geführt hat.

Vasbach, den 29. März 1887.gez. Der Amtmann.

Sowas gab‘s mal …Ein Führungsattestvon 1887

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Saalhauser Bote 26

Frau Helga Rameil gab unsdiese Aufzeichnungen vonFrau Lisa Figge (†). Siewar die Schwester der Mut-

ter von Heinz und Emil Rameil. Inden folgenden Saalhauser Botenwerden wir diese Aufzeichnungen inTeilabschnitten veröffentlichen. DenAufzeichnungen ist der kursiv ge-schriebene Teil vorangestellt:

In den Monaten April bis Juli 1946,ein Jahr nach dem Ende des ZweitenWeltkriegs, schrieb die vor der anrü-ckenden Front aus Trier nach Alten-hundem geflüchtete Lehrerin LisaFigge, eine gebürtige Altenhunde-merin, auf, was sie an den für sieschlimmsten Kriegstagen von Fe-bruar bis April 1945 in Altenhundemund in Gleierbrück - Totenohl er-lebt hatte.Ihren Aufzeichnungen hat sie denVermerk vorangestellt: „MeinenNeffen Hennes und Werner Wiethoffzur Erinnerung an die schwere Zeitdes Krieges, wie wir ihn im Jahre1945 in unserem stillen Sauerlanderlebten.“ Bis auf zwei Stellen, andenen unwichtige Bemerkungenweggelassen sind, geben wir die Nie-derschrift ungekürzt wieder.

Hier nun die Aufzeichnungen Teil 1:Ein Jahr ist vergangen seit der Zeit,da auch unser stilles Sauerland dasKriegsgeschehen mit seinen Nötenund Sorgen beunruhigte und verwan-delte. Andere Sorgen, andere Nötesind gekommen in seinem Gefolge.Für manche nicht weniger hart undeinschneidend als das Geschehenselbst, Sorgen ums tägliche Brot undum Arbeit, Sorgen um viele nochnicht heimgekehrte Soldaten, Sorgenum die, die das politische Geschehen

seit nun fast einem Jahre ihrer Fami-lie entführte. -

Nur draußen in der Natur atmet alleswieder Ruhe und Frieden; alles darfwachsen, um wieder blühen und rei-fen zu können. Der Mensch darfschaffen und pflanzen, ohne fürchtenzu müssen, dass Menschenhand imKriegstrubel die Friedensarbeit lan-ger Wochen, mancher Jahre in Au-genblicken wieder zerstört.Und diese Arbeiten mit Hoffnungauf Bestehen und Fruchtbringen lässtden Blick in die Zukunft trotz bangerSorgen wieder etwas leichter wer-den. Friedensarbeit bleibt immerAufbauarbeit, Kriegshandwerk zer-stört . . .

Unser kleines Schicksal ist einge-sponnen ins Leben des Volkes, insLeben der Welt. Wir können ihmnicht entrinnen - und doch ist es anuns, es möglichst gut und fruchtbarzu gestalten. Dieses Handeln wollenund Erleiden müssen im Leben zumrechten Einklang zu bringen, isthöchste und schwerste Lebenskunst.Das letzte Kriegsjahr und das ihmfolgende hat beides in hohem Maßevon uns gefordert.

Ihr, Hennes und Werner, habt all dasschwere Geschehen miterlebt, wiekleine Kinder es erleben. Viel Freu-de habt Ihr uns bei allem gebracht,manche Sorge wurde um Euretwillenausgestanden. Bei Euch wird dasErleben wie das meiste Geschehender ersten Lebensjahre schwindenoder zu einem unwirklichen Sche-men abblassen; denn Ihr wachst wie-der hinein in eine Friedenszeit mitihren Aufgaben und ihren Kämpfen -so hoffen wir es -, doch das auch Ihr

von unserer schweren Zeit noch spä-ter wisst, dazu mag dieser kurze Be-richt ein weniges beitragen.

Euer Vater hat in dieser Zeit um sei-nen und Euren Besitz gekämpft, oftbis zum Rande seiner Kräfte, er hathelfend und zugreifend in seinemund Eurem Heimatort Altenhundemausgeharrt und Eure Mutter, die injenen schweren Monaten klein Mar-lies unter ihrem Herzen wachsenfühlte, hat Euch umsorgt, damit Ihrgesund und froh die Wochen über-standet.Ich selbst, ich durfte die Zeit in Al-tenhundem und Totenohl mit Euchallen erleben, und darum will ichdankbar sein.

Mein Leben in Trier, wo die Pflichtin der Schule mich bis zu den erstenAugusttagen 1944 festhielt, war - alsdie Schulen wegen der kaum nochabreißenden Luftgefahr geschlossenwurden - leer und inhaltslos gewor-den.An einen sinnvollen Einsatz des ein-zelnen - wie gern hätten wir alle eineAufgabe und eine Pflicht erfüllt -war nicht mehr zu denken.

Der Durchbruch durch die Atlantik-front, das mehr als schnelle in Be-sitznehmen unserer westlichenNachbarländer durch Amerikanerund Engländer und damit das Kom-men der Front bis dicht vor die ToreTriers machten mich frei für die Hei-mat, in der ich alles weitere mit denMeinen erlebte. Wie wir es erlebten,will Euch dieser Bericht schildern.

Als ich Mitte September 1944 nachAltenhundem kam, war SchwagerKarl Wiethoff zum dreiwöchigen

Kriegserlebnissein Altenhundem und Gleierbrück -aufgezeichnet von Frau Lisa Figge (†) -- Für den Saalhauser Boten aufbereitet von Friedrich W. Gniffke -

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Saalhauser Bote27

Einsatz am Westwall in der Aache-ner Gegend. Bei dem so plötzlichenNäherrücken der Front von Westenher auf unsere Landesgrenzen zuwurden plötzlich die in der Heimatverbliebenen Männer zum großenTeil zur Westgrenze transportiert,um dort Gräben zu schaufeln undStellungen zu bauen.

Diese gewaltsame und plötzlicheAktion die die Partei (NSDAP) an-scheinend noch zur Rettung des Va-terlandes durchzuführen versuchte,zeigte allen Beteiligten klar, dass anein Aufhalten des Feindes auf dieDauer nicht mehr zu denken war; siemachte sie nur bekannt mit denSchrecken des Krieges, im besonde-ren mit dem des Luftkrieges, der einGebiet für das Nachrücken der Fronterst vorbereitete. Wir freuten unsvon Herzen, als nach der veran-schlagten Zeit Schwager Karl tat-sächlich wieder zu uns zurückkehrte.

Damals verlief das Leben im Sauer-lande noch gut und ruhig, gemessenan dem Leben, das jenseits des Rhei-nes und in unseren Großstädten ge-führt wurde. Der Strom der Flücht-linge vom Westen und der Evakuier-ten aus den Ruhrstädten in unser hei-les Sauerland wurde immer größer;denn die Bombenangriffe auf die

Städte wurden immer schwerer undvernichtender.Etwa 8 Tage nach dem schwerstenAngriff auf Dortmund wurde am 4.November 1944 der noch bestehendeTeil von Bochum buchstäblich demErdboden gleichgemacht, und TanteHedwig Schmelzer zog mit einemTeil der ihr verbliebenen Habe nachTotenohl zu Onkel Hugo und TanteThreschen Rameil. Onkel Bernhardmusste - um seinen Dienst an derPost weiter zu versehen - wiedernach Bochum zurück, wo er bis kurzvor Ostern 1945 durchhielt.

Langsam kündigte sich aber auch beiuns der Krieg immer mehr an. ZweiBomben, die von einem einzelnenFlieger auf den Bahnhof geworfenwurden und die Unterführung zu denBahnsteigen beschädigten, waren derAuftakt und ließen ahnen, dass esauch in Altenhundem ernst werdenkönnte.

Ab Dezember wurde das Fahren mitder Eisenbahn auch in unserer Ge-gend gefährlicher, weil stets mit An-griffen aus der Luft auf die Zügegerechnet werden musste. Auch tratbei vielen Angriffen immer deutli-cher hervor, dass Eisenbahnknoten-punkte ein gesuchtes Ziel für Bom-ber waren.

Nachdem um die WeihnachtszeitHagen mehrfach schwer angegriffenwurde, dann im Januar 1945 Me-schede folgte, wurde man auch inAltenhundem nervöser. War manbisher bei Fliegeralarm sorglos undruhig geblieben, so wurde man jetztdoch vorsichtig und suchte bei Über-fliegen die Keller auf.Als dann tatsächlich einige Zugbe-schießungen in naher Umgebung -die schwerste war bei (im Manu-skript keine Namensangabe), sie for-derte mehrere Tote und eine ReiheVerletzter - stattfanden und dieBomberüberflüge stets bedrohlicherwurden, flüchteten bei Alarm dochmanche Leute in die Wälder.

Am 22. Februar 1945, mittags kurznach zwei Uhr, kam dann auchplötzlich der erste Bombenangrifffür Altenhundem.Eine Gruppe zweimotoriger Bomberkam wie häufig, doch das plötzlicheAnderswerden des Flugzeugge-räusches mahnte zu besonderer Vor-sicht.

Lesen Sie weiterin der nächsten Ausgabedes Saalhauser Boten

Beim Bombenangriff vom 22. Februar 1945 zerstörter Bereich zwischen Hundemstraße undGartenstraße im Ortskern von Altenhundem. Foto: Michael Gehrig. Altenhundem

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Saalhauser Bote 28

G odehard Berghoff istseit Jahren Bezieher un-sers Saalhauser Boten,den wir ihm zweimal

jährlich zusenden. Wir vom Redakti-onsteam haben ihn gebeten, unsdoch einmal unter der obigen Rubrikeinen Bericht zu geben.

Da wir auch andere Bezieher unse-res Boten ermuntern wollen, unseinmal ebenfalls einen Bericht ausihrer neuen Heimat zu senden, habenwir folgende Vorgaben gemacht:

Stell Dich kurz vor mit Bezugauf Deine Zeit in SaalhausenGib Gründe Deines Weggehens

anBerichte uns von Deiner Ent-

wicklung, Deiner Ausbildung, Deinem Beruf in der Fremde

Beschreibe uns Deine "neue Heimat", Deine jetzige Tätigkeit

Gib uns eventuell Ratschläge, äußere Wünsche für die Zukunft

Gibt es noch weitere Verbindun- gen zu Saalhausen?

Autor:Godehard BerghoffRomanshorner Straße 418280 Kreuzlingen

+41 76 436 60 18 (Natel)[email protected](Geschäft)g o d e h a r d @ s u n r i s e . c h(Privat)Homepage: www.stgag.ch

Nun ist es doch erst so kurze Zeither, dass ich für den Boten einenArtikel geschrieben habe und dochsind wieder einige Jahre vergangen-Jahre, in denen es mich an den Bo-

densee gezogen hat. Und ich berich-te gerne über die vergangene Zeitund die Bodenseeregion und haltedas Drehbuch für den Artikel ein,das mir Herr Gniffke per Mail zuge-schickt hat.

Meine Zeit in SaalhausenMein Bezug zu Saalhausen ist, dassich ein waschechter ehemaliger Saal-hauser bin und mich erst mit Beginnmeiner Ausbildung zum Kranken-pfleger im Jahr 1983 gaaannnz lang-sam vom Ort gelöst habe.Als damals aktiver Schlagzeuger imMusikverein Cäcilia Saalhausen warich auch fest im Vereinsleben undDorf verankert und vielseitig9 aktiv.Mit unserer Chaostruppe (Ede –Edgar Rameil-, Die Grass Brüder,..,..) ist an Karneval immer was losgewesen und noch in meinem Kopf-der ein oder andere erinnert sich si-cher an Falco, der mit einem dickenMercedes Cabrio in das Kur- undBürgerhaus einfährt oder Tina Tur-ner- ich der dicke Berghoff als Ti-na..oh je, oh je, oder Benedikt Grass,der so herrlich bei Mary & Gordy indie Frauenrolle geschlüpft ist.Besonders angetan haben es mir sei-

nerzeit die Wasserspiele, bzw. DieMacht der Nacht, die ich 10 Jahrestark mitgeprägt und entwickelt habe- eine wirklich fantastische Zeit, inder ich mich kreativ voll auslebenkonnte. Wer vergisst schon Kerstin

(Trilling) mit ihrem Song Diamondsare the Girls best Friend oder alsMichael Jackson oder das Jahr, alsTake That plötzlich auf der Bühnestanden oder die wassersprühendenFinger, den Untergang des Bootes(voll aus Pappe) oder die weinendenWale?

In all den Jahren waren es tolle Sze-nen, die wir realisieren konnten undbei denen mir immer ein roter Fadenwichtig war. Jedes Jahr war geprägtdavon, etwas Neues und anderes zumachen, das den Zuschauern gefällt.Dass es in den letzten Jahren diesenNamensstreit gab, finde ich sehrschade- wir hätten ihn schon damalsschützen sollen.

Verbindungen nach Saalhausen be-stehen noch in lockeren Mailkontak-ten- mehr leider aktuell nicht. Dasliegt sicher auch daran, dass meineEltern vor 10 Jahren nach Bad Oeyn-

Bericht aus der Fremdevon F.W.Gniffke

Der Bodensee: Freizeitarena und eine Oase der Ruhe

© Spital Thurgau AG/ Kantonsspital Münsterlingen

Page 29: Ausgabe 1 / 2011 Nr. 28 · PDF fileDie Stim-mung unter den Anwesenden war super. Den Anfang machte die Gruppe ... Thema „Dirty Dancing“ auf und zeigten den Anwesenden voller Stolz,

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hausen gezogen sind und ich in frei-en Zeiten immer dort hin fahre undganz selten mal durch Saalhausenkomme - wird höchste Zeit, dass ichdas mal wieder tue.

Warum in die Ferne schweifen-Waalfisch

...und was bisher geschahWeggegangen bin ich durch meinenBeruf als Krankenpfleger. Nach mei-ner Ausbildung habe ich zunächst alsDauernachtwache im Rahmen mei-nes Zivildienstes 20 Monate für„Vater Staat“ und einen Hungerlohnin Fredeburg im St. Georg Kranken-haus gearbeitet.Mein Wunsch war aber schon da-mals, mal in einem großen Universi-tätskrankenhaus zu arbeiten. DasKlinikum Großhadern in Münchenwar seinerzeit die pflegerische Refe-renz-Klinik schlechthin und ich habedann dort ab 1988 auf der herzchi-rurgischen Intensivstation gearbeitet,eine sehr strenge und lehrreiche Zeit,in der ich auch berufspolitisch mitKollegen und Kolleginnen sehr aktivwar.Die Möglichkeiten, sich weiterzubil-den waren damals sehr schlecht undmussten immer aus der eigenen Ta-sche bezahlt werden, was bei denMünchner Preisen und dem Lohneinfach nicht möglich war.Eine Kollegin, die gerade aus Zürichzurückgekommen war, schwärmtemir dann von den Arbeits- und Wei-terbildungsbedingungen vor, die esin der Schweiz gab. Na und so habeich mich am Universitätsspital inZürich (USZ) beworben und dort am1.9.1991 mit der Arbeit auf derSchwerverbranntenintensivstationbegonnen. Daraus werden in diesemJahr nun 20 Jahre Schweiz- das hätteich ja selber niemals gedacht.

Nach diversen Wechseln innerhalbdes USZ war ich knapp 10 Jahre inder Klinik Hirslanden als Instrukti-onsverantwortlicher im Aufwach-raum tätig, danach Leitung von zweiherzchirurgischen Stationen mit ins-

gesamt 45 Betten und weitere 4 Jah-re als Abteilungsleiter der Notfallsta-tion, die seinerzeit neu in Betriebgenommen wurde.

Berufsbegleitend habe ich in all denJahren diverse kürzere oder längereWeiterbildungen im Bereich Mana-gement, Gesundheitsökonomie, Me-thodik Didaktik, Fachweiterbildun-gen im Bereich Pflege, EFQM As-sessor, etc. absolviert. Zuletzt habeich an der Zürcher Hochschule füra ngewa ndt e Wis s ensc ha f t en(ZHAW) ein knapp 4 jähriges be-rufsbegleitendes Masterstudium be-endet mit dem Abschluss: MAS Ma-naged Health Care.

Schon während des Studiums wollteich eine anspruchsvollere Führungs-funktion übernehmen, habe währenddes Studiums meinen Arbeitsplatzgewechselt und bin nun schon imfünften Jahr am KantonsspitalMünsterlingen als Pflegleitung derChirurgie, Orthopädie und Tageskli-nik tätig.

Meine neue berufliche Heimat....„Das Kantonsspital Münsterlingengehört zur Spital Thurgau AG, dieam 8. Dezember 1999 mit dem Ein-trag ins Handelsregister offiziell ausder Taufe gehoben wurde. Die viervormals unselbständig öffentlich-

r e c h t l i c h e n T h u r g a u e r„Regieunternehmen“, die Kantons-spitäler Frauenfeld und Münsterlin-gen, die Psychiatrischen DiensteThurgau und die Thurgauer KlinikSt. Katharinental (heute Klinik St.Katharinental), wurden in Form ei-ner Betriebsaktiengesellschaft ver-selbständigt.“ (/Quelle: HomepageSTGAG)

Der Spital Thurgau AG gehören vierBetriebe an und sie ist der größteArbeitgeber im Kanton Thurgau:

Kantonsspital FrauenfeldKantonsspital MünsterlingenPsychiatrische Dienste ThurgauKlinik St. Katharinental

Meine jetzige Tätigkeit.... Das Spital liegt an überaus privile-gierter Lage direkt am Bodensee miteinem herrlichen Blick auf See undBerge. Die Mitarbeitenden habeneinen eigenen Badeplatz mit einerriesigen Grillwiese, wo im Sommer

einige ihre Mittagspause verbringenoder am Abend Grillfeste stattfinden.Verantwortlich bin ich für 5 Betten-abteilungen (Orthopädie, Chirurgie,Tagesklinik, Privatstation), ein Wun-dambulatorium und insgesamt etwa120 Mitarbeitende, 90 Plan- Betten

Flugansicht auf das Klinikareal

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mit verschiedensten Abteilungsinter-nen- und übergeordneten Aufgaben,die sich überwiegend um die Berei-che Planung, Pflegequalität, Kontrol-le und Optimierung von Prozessenbewegen. Im Mittelpunkt stehen diePatienten mit ihren heutigen undzukünftigen Bedürfnissen an einehochstehende medizinische und pfle-gerische Behandlungsqualität.

Meine Aufgaben sind überaus viel-fältig. Durch die flache Hierarchieund einen grossen Handlungs-, Füh-rungs- und Verantwortlichkeits-Spielraum ist der Alltag sehr ab-wechslungsreich.Ich kann neben den täglichen Aufga-ben sowohl an AbteilungsinternenDingen arbeiten, aber auch in über-geordneten Arbeitsgruppen des Spi-tals oder der AG mitwirken.Kreativ kann ich mich ebenfalls be-tätigen und bin zukünftig ein Mit-glied der Kunstkommission für denanstehenden Neubau des OP- undBehandlungstraktes mit einem Inves-titionsvolumen von etwa 60 Millio-nen Franken ,war im Festkomiteedes Personalfestes, das alle 2 Jahrefür die Standorte stattfindet oder inder Arbeitsgruppe Gesundheit amSee für Sie- ein Tag der offenen Tü-ren für die Thurgauer Bevölkerungund alle Interessierten.

Meine neue Heimat: die RegionBodensee

Kreuzlingen selber geht direkt überin Konstanz und die beiden Städtearbeiten in vielen Themen(Tourismus, Zonenplanung, Bautä-tigkeiten, Feste,..,..) eng zusammen.Die grüne Grenze ist offen gestaltetund Konstanz hat wohl die einzigeKunstgrenze mit 22 Tarot Skulptu-ren des Künstlers Johannes Dörflin-ger, durch die zwei Länder gewech-selt werden. Trotzdem ist sie natür-lich mit Kameras, Infrarot und demganzen Technik „Schnick- Schnack“geschützt.Die „Dütschen“ fahren hier in dieSchweiz, um Kaffee, Schokolade,Käse und Nudeln zu „poschte“ unddie Schweizer belagern das Ein-kaufscenter Lago in Konstanz undgeben dort oder in den überaus char-manten Gassen und Geschäften derAltstadt ihre Fränkli aus.

Das Schöne am Bodensee und derRegion Kreuzlingen ist die weit grö-ßere Ruhe im Gegensatz zu denHunderttausenden Menschen , die inZürich an den Wochenenden den Seebelagern. Hier verläuft sich alles,auch wenn viel los ist. Was ich be-sonders mag, sind die kalten undnebligen Tage im Winter, an denen

es am See total ruhig und wie ausge-storben ist und man eintaucht in diekalte und frische Luft und den Seegenießen kann. Ok, die Winter kön-nen schon lang werden, aber die jetztlangsam wärmeren Tag entschädigendafür um so mehr.

Im Frühling, Sommer und Herbst istder Bodensee und gerade diese Regi-on ein beliebter Ferienort, was manam Tourismus vor allem an den Wo-chenenden deutlich merkt. Dann istes überall voll mit Urlaubern undTagestouristen, die den See, die Pro-menaden und Ausflugsschiffe stür-men. An Ausflugszielen mangelt eshier sicherlich nicht. Highlights füreinen Besuch sind sicher die Blu-meninsel Mainau , Bregenz mit denFestspielen, das Zeppelinmuseum inFriedrichshafen oder das alljährlicheSeenachtsfest, bei dem zeitgleichzwei Riesenfeuerwerke abgebranntwerden in einem Wettbewerb zwi-schen Konstanz und Kreuzlingen.Statt Ausflugsratschlägen am Endedes Artikels eine Liste mit interes-santen lohnenswerten Zielen.

Und die Region ist natürlich aucheine riesige Aktivzone zum Fahrrad-fahren, Mountainbiken, Joggen, Inli-nern, Wandern, Wellness genies-sen,..,...

Zukunftswünsche.....Wünsche für die Zukunft- nun, einHaus, ein Boot und einen dicken„Schlitten“ haben wir nicht, -zumindest ein Haus wäre natürlichein Traum, der aber aufgrund derPreise hier wohl eher ein Traumbleiben wird.Beruflich bin ich fast am Ende des-sen, was in meinem Ausbildungsbe-ruf möglich ist, angekommen, zu-mindest bezogen auf ein Spital .Ichmöchte an erster Stelle natürlichweiterhin gesund und fit bleiben undmich nach dem Studium mehr mei-ner kreativen Seite widmen.Mal sehen, was sich so ergibt. Malwieder in Saalhausen mit zu machen

Konstanz, Blick auf den Rheintorturm

© Jens Mülln Kreuzlingen

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bei Stark im Park wäre natürlichauch etwas…

Fest vorgenommen habe ich mir, indiesem Jahr bei Stark im Park vor-beizusehen- man sieht sich also dannim Park. Somit komme ich zum En-de, grüße ganz herzlich alle , diemich noch kennen, im besonderenden Musikverein und die FreiwilligeFeuerwehr und freue mich auf dieweiteren Ausgaben des SaalhauserBoten, den mir Herr Gniffke regel-mäßig zukommen lässt und den ichjedes Mal mit großem Interesse lese.

Linkliste:

Spital Thurgau AG:www.stgag.ch

Region Bodenseewww.bodensee.eu

www.konstanz.de

www.kreuzlingen.ch

Ausflugstipswww.mainau.de

www.seenachtfest.de

www.fantastical.ch

www.zeppelinflug.de

Kunstgrenzeh t t p : / / w w w . k o n s t a n z . d e /ti/01328/01329/index.html

Steg in Bottighofen

© Jens Mülln Kreuzlingen

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Dass in Saalhausen diekarnevalistische Brauch-tumspflege groß ge-schrieben wird, wurde in

dieser Session wieder einmal ein-drucksvoll nachgewiesen. Getreudem Motto des diesjährigen Karne-valsumzuges blieb wieder keine Er-wartung des zahlreich erschienenenNarrenvolkes unerfüllt.

Beim ersten Event, der Herrensit-zung am 27.02.2011 standen bereitseinige Zeit vor dem Einlass zahlrei-che Besucher vor der Tür, die sichdie besten Plätze im bunt ge-schmückten Kur- und Bürgerhaussichern wollten.Das Programm war wieder einmaleine Augenweide, gaben sich dochneben den einheimischen GardenEight after Six und der Funkengardemit sehenswerten Showtänzen, dieTanzgarde Ennest, PrinzengardeHelden, Survivor Hünsborn, diePrinzengarde Neuenhof und dieTanzgarde Bamenohl die Ehre. Zumletzten Mal war auch die Tanzgardeaus Langenei dabei, die sich nachdieser Session auflösen wird.Für die Freunde des feinen Humorsgaben die Wandervögel WernerPüttmann und Mikel Schütte auf dasDorfgeschehen zugeschnitteneAnekdoten zum Besten. Der Bütten-redner Rainer Rüschenberg strapa-zierte ebenso die Lachmuskeln desPublikums.Als Höhepunkt der von BenediktKöster erstmals allein moderierten

Veranstaltung ließ die Stimmungs-sängerin Corinna Claßen die Männerauf den Tischen tanzen.Zu der fetzigen Musik von MagicMaschke wurde anschließend nochbis in den späten Nachmittag abge-feiert.

Dass auch die Kleinen vom karneva-listischen Bazillus befallen sind,konnte man bei dem sehr gut be-suchten Kinderumzug bestaunen. Zuden Klängen vom Musikverein Saal-hausen, dem an dieser Stelle noch-mals ein besonderer Dank zukom-men soll, strahlten der Kinderprinz,Jakob I. (Graß) und seine Pagen Flo-rian Liebert und Daniel Rameil mitder Sonne um die Wette.

Beim anschließenden Kinderpro-

gramm im Kur- und Bürgerhaus prä-sentierte der Präsident Pascal Würdeein von Kindern gestaltetes Pro-gramm, das keine Wünsche offenließ. Neben den Tänzen der Kinder-prinzengarde, des Kindergartens, desTSV, der Kinderfunkengarde, derLollipops und der Girls United ga-ben die J. & J. Brothers einen ge-spielten Witz zum Besten.

Im Anschluss an das Kinderpro-gramm hatten dann die Damen mitder 18. Sitzung „Nix für Männer“ein sensationelles Programm auf dieBeine gestellt. Das diesjährige Motto„Auf ins ewige Eis“ hatte etlicheEisbären, Pinguine und Eskimos indie ganz auf das Motto abgestimmteHalle gelockt und der Veranstaltungzu einem würdigen Rahmen verhol-

Rosenmontag,so ist‘s Brauch, Große feiern - Kleine auch…

von Liborius Christes

Herrensitzung am 27.02.2011

© Michael Trilling

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fen. Bemerkenswert war auch, dasszahlreiche Damen aus den umliegen-den Ortschaften erschienen waren,um sich die Darbietungen nicht ent-gehen zu lassen. Einheimische Ak-teure waren hier die Funkengardeund Eight after Six mit Showtänzen,de Dorpjungs mit einer fetzigen Pa-rodie und die Prinzengarde mit ei-

nem Gardetanz.Als auswärtige Programmpunktetraten die Funkengarde Hofolpe unddas Männerbalett 08/15 auf.

Cindy aus Marzahn, alias Gitte(Köster) vom Dümpel, hatte die ver-sammelte Damenwelt mit ihrer bril-lianten Büttenrede fest im Griff. Die

Lückenfüller führten die Parodie„Kasperlü“ auf und zeigten, wie derSeppel den bösen Räuber Siegmarvertrieben hatte.

Höhepunkt des Abends war aber dieProklamation der 10. Prinzessin,Roswitha Ax. Die neue Prinzessin istim Karneval kein unbeschriebenesBlatt. Im vergangenen Jahr hatteSteffi Beckmann sie noch aus demDamenkomitee verabschiedet, dochsie kann sich nicht vom Karnevallösen und übt nun mit der Unterstüt-zung ihrer Pagen Doris Zschegel undBrigitte Köster ihr Amt bis zumkommenden Jahr aus. Zur Musikvon Magic Maschke wurde noch bisspät in die Nacht hinein auf der när-rischen Eisscholle abgefeiert undalle waren sich darin einig, einengelungenen Abend erlebt zu haben.

Als weiterer Höhepunkt folgte danndie Prunksitzung am Groß Sonntag.Martin Hein konnte auf eine prächtiggefüllte Halle schauen, als er pünkt-lich um 18:11 Uhr das Programmeröffnete. Zum Einmarsch und zurPrinzenproklamation spielte diesmaldas Tambourcorps Lenne auf undsorgte somit für eine tolle Atmo-sphäre. Ebenso wurde mit der Week-end Partyband eine neue Musik en-gagiert, die großartig aufspielte undLust auf Mehr machte. Bei der Bandwirkte Tobias Trilling mit, der somitein „Heimspiel“ hatte.

Martin Hein erwähnte vor den Eh-rungen und Verabschiedungen, dass2011 Walter Rameil (50 JahrePrinz), Wolfgang Bauer (25 JahrePrinz) und Jochen Deitmer (50 JahreKinderprinz) ihre Jubiläen gehabthätten.

Uli Grobbel (für 25 Jahre Elferratund Vorstandsarbeit), WolfgangBeermann (16 Jahre Präsident derHerrensitzung), Markus Hamers (16Jahre Präsident) und Matthias Hess-mann (6 Jahre Elferrat, davon 4 Jah-re Kassierer) wurden mit Präsentengeehrt. Steffi Beckmann bekam für25 Jahre Mitgliedschaft und Traine-ramt in der Funkengarde einen Ver-

Der Kinderprinz, Jakob I. (Graß)und seine Pagen Florian Liebert und Daniel Rameil

Die 18. Sitzung „Nix für Männer“mit dem diesjährige Motto „Auf ins ewige Eis“

© Michael Trilling

© Michael Trilling

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dienstorden. Ebenso wurden nochdas Tanzpaar Fabian Hampel undLisa Weilandt und die Trainer Dag-mar Schulte und Benedikt Köster mitgroßem Applaus verabschiedet.

Auf die Zuschauer kam ein furiosesProgramm zu. Die kleine Funken-und Prinzengarde führten ihre Gar-

detänze auf. Die Funkengarde zeigteihren neuesten Gardetanz und warte-te später nochmals mit dem Show-tanz „Paradiesvögel“ auf. Die Grup-pe Eight after Six präsentierte einen„modernen Showtanz“, der ebensosuper beim Publikum ankam.

Die Prinzengarde zeigte neben ei-

nem sehenswerten Gardetanz auchbei ihrer Zugabe, dass sie nicht nurtanzen, sondern auch Synchron-schwimmen beherrscht. „De Dorp-jungs“ brillierten mit einem Show-tanz zum Thema Car Wash. DieDancing Queens traten als tanzendeClowns mit 2 Gesichtern ins Ram-penlicht und brachten die Halle zumKochen.

Für die witzigen Momente des Pro-gramms waren diesmal Plisch undPlum (Uwe Reuter und LiboChristes) verantwortlich. Auch dieLückenfüller waren wieder mit dem„Kasperlü“ vertreten. Die Ordens-brüder zeigten in einem Remix ausden vergangenen Jahren, wie mandie Lachmuskeln des Publikums rei-zen kann.

Der einzige auswärtige Programm-punkt des Abends war der Bauchred-ner Addy Axon, der den versammel-ten Narren ein unvergessliches Er-lebnis bescherte. Bei der anschlie-ßenden Zugabe verhalf er dem Ge-burtstagskind Matthias Beckmannund Libo Christes zu einer unfreiwil-ligen Gesangsdarbietung.

Der Höhepunkt des Abends war na-türlich die mit Spannung erwartete

Der neue Prinz von Saalhausen: Michael IV. (Börger).Seine Pagen: Jens Hahlbrauck und Daniel Schöps

Der Rosenmontagszug bei strahlend blauem Himmel

© Michael Trilling

© Michael Trilling

© Michael Trilling

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Saalhauser Bote 35 Saalhauser Bote35

Proklamation den Prinzen.

Zum neuen Prinz von Saalhausenwurde Michael IV. (Börger) ausge-rufen. Michael ist wie seine PagenJens Hahlbrauck und Daniel Schöpsim Schießclub Haiducci aktiv. DenPrinzentipp gewann Udo Kopa, dersich über die ausgelobte Prämie von100 Euro freuen durfte.

Der Prinz feierte noch bis spät in dieNacht mit seinen Untertanen undkonnte sich auf den Rosenmontags-zug freuen.

Petrus muss in diesem Jahr ein Saal-hauser sein, denn alle Karnevalstagewaren mit strahlendem Sonnen-schein gesegnet. So kam es auch,dass der rekordverdächtige Rosen-montagszug mit 31 Zugpunkten nieda gewesene Zuschauerströme nachSaalhausen geführt hat.

Die Mühen der Vorbereitung einesnach der Love-Parade in Duisburg

erstmals von den Behörden vorge-schriebenen Sicherheitskonzepteshatten sich gelohnt.

Im Zug fuhren diesmal 15 Großwa-gen mit. Themen waren unter ande-rem die WM 2010, Weltmeister Vet-tel, 50 Jahre Feuersteins, Auf insewige Eis, Rapunzel, 25 Jahre Rockam Ring, 10 Jahre Apres Ski und dieParty-Sumsis aus Lenne.

Die musikalische Begleitung über-nahmen die Musikvereine aus Saal-hausen und Albaum.

Bei der sich anschließenden Fete imKur- und Bürgerhaus wurden danndie schönsten Wagen prämiert. Den1. Platz belegten die Uschis mit„Wickie und die starken Männer“,gefolgt von „Auf zum Moserwirt“und dem „Kraken Paul“.

Nachdem der offizielle Teil beendetwar, wurde noch bei fetziger Musikbis in die Morgenstunden weiterge-

feiert.

Bedanken möchten sich die RotenFunken nochmals beim MusikvereinSaalhausen für die tolle Musik undbei der Feuerwehr sowie bei allen,die zum Gelingen dieser einzigarti-gen Session beigetragen haben.

In Arbeit ist der

Unter dem Titel Wunderschönes Saalhausen in Bild und Text wird derKalender 2012 rechtzeitig erscheinen.

Unsere Kalender sind bei den Saalhauserinnen und Saalhausern sehrbeliebt. Auch freuen wir uns über den Zuspruch bei den Gästen desDorfes und unserer Abonnenten außerhalb Saalhausens.

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M it dem Einstieg in dasBerufsleben endetefür mich eine Zeit, diemich im positiven

Sinne nachhaltig geprägt und denGrundstein für all meine künftigenTätigkeiten und vor allem Entschei-dungen gelegt hat. Die Schreckendes Krieges und seine ebenso er-schreckenden Folgen sind dabei inkeiner Weise vergessen. Ebensonicht vergessen ist aber auch die Si-cherheit und Geborgenheit in derdörflichen Gemeinschaft bei allera nfä ngl ic h en Eva ku ieru ngs -Problematik, die ich manchmal bittererfahren musste.

Die Schule hatten wir verlassen undjetzt ging es darum, möglichstschnell einen Arbeitsplatz zu finden.Lehrer Stöwer hatte mich bereitsnach der sechsten Klasse auf dasGymnasium schicken wollen, aberdas dort benötigte Schulgeld konntenwir nicht aufbringen.

Die bis dahin geltende achtjährigeAllgemeine Schulpflicht war um einJahr verlängert worden und wir wa-ren der erste Jahrgang, für den dienunmehr neunjährige Schulzeit ver-pflichtend wurde. Für die Familien,deren Ernährer im Krieg „für FührerVolk und Vaterland“ ihr Leben ge-lassen hatten, die keinen Grund undBoden besaßen, der sie ganz oderteilweise ernährte oder über ander-weitige Versorgungsmöglichkeitenverfügten, für diese Familien bedeu-tete die einjährige Schulzeitverlänge-rung eine weitere wirtschaftlicheEinschränkung.

Bis die zu erwartende Kriegshinter-bliebenenrente ermittelt und monat-lich ausgezahlt wurde, konnte es

Jahre dauern. Die Beschaffung derbehördlich beglaubigten Unterlagenüber den Tod des Soldaten, mit de-nen erst ein Anspruch auf eine Renteerhoben werden konnte und die Fest-legung des Halbwaisenstatus derKinder, der für die Höhe der Rentebedeutsam war, all diese Dingemussten zuvor geregelt werden. Hin-zu kam, dass die zuständigen Ver-waltungseinrichtungen nach demKrieg erst wieder neu aufgebaut wer-den mussten. Trotz einer für dieÜbergangszeit eingerichte-ten Sozialfürsorge mussten dieseFamilien, zu denen auch wir gehör-ten, zusehen wie sie zurecht kamen.

So blieb es nicht aus, dass z.B. beimKaufmann in dieser Zeit grundsätz-lich angeschrieben wurde. PeterKuhlmann, unser damaliger Lebens-mittelhändler, besaß ein festgebun-denes Buch, in das er die schuldiggebliebenen Beträge eintrug. Diesewurden bei nächster Gelegenheiterstattet. Und da hierdurch in derRegel der neue Etat gleich wiederausgeschöpft wurde, begann das An-schreiben von vorne. Ein Tröstlicheshatte das Buch: Immer dann, wennes wegen einer neuen Eintragungaufgeklappt wurde, konnte man er-kennen, dass der eigene Name nichtalleine dort stand, sondern sich dieAnzahl der „Schuldner“ über vieleSeiten erstreckte.

Vor diesem wirtschaftlichen Hinter-grund galt es nach Verlassen derSchule nun in zweierlei Hinsicht, dierichtige berufliche Entscheidung zutreffen. So musste die tägliche Ver-sorgung notgedrungen an erster Stel-le stehen, d.h. es musste zuerst Geldverdient werden. Erst dann konntedie eigentlich entscheidende Frage,nämlich die nach der beruflichenZukunft, in den Blick genommenwerden. Hier zeigte sich, dass sich

noch lange nicht jeder den Luxuseiner qualifizierten Berufsausbildungerlauben konnte, da der Lehrlings-lohn den täglichen Bedarf bei wei-tem nicht deckte.Das Geldverdienen musste also ab-soluten Vorrang besitzen.

Als jüngster der Familie war ich dererste, dem der Luxus einer solchenAusbildung gestattet wurde. Die Fra-ge, welcher Beruf es denn sein soll-te, stellte sich jedoch nicht. Wichti-ger war es, überhaupt eine Lehrstellezu finden. Wenn jemand Kenntnisvon einer freien Stelle bekam, wurdesofort zugegriffen. So geschah esauch bei mir.

Und damit stand ich am Beginn ei-ner Welt- und Lebenserfahrung, diekaum noch Berührungspunkte mitdem besaß, was ich bisher gelerntund zu meinem Erfahrungsschatzgemacht hatte.

Meine neue Lehrstelle befand sich inAltenhundem. Dort sollte ich bei derFirma Rudolf Michel den Beruf desDrehers erlernen. Weder die Firmanoch der Beruf sagten mir etwas.Also machte ich mich auf den Weg,um die Firma zu suchen. Mit demFahrrad ging es zunächst über die B236 bis zur Kreuzung in Altenhun-dem. Hier erführ ich, dass die Firmasich am äußersten Rande des Ortesauf der Strecke nach Kirchhundembefand.

Nach etwa zwei weiteren Kilometernüber die Hundemstraße unter derRüberger Brücke hindurch bemerkteich unterhalb der Straße zur Bahnhin einige Fabrikhallen. Doch vonder Firma Michel war weit und breitnichts zu sehen. Ich fasste mir einHerz und fuhr die Straße zur Fabrikhinunter.

Von Friedrich Bischoff

Lehrjahre sind keine Herrenjahre…!Kindheitserinnerungen und mehr...!

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Hier stand ich nun mutterseelenal-lein vor dem Eingang der FirmaHaub & Deller, heute Haub undSchöllnhammer, Hundemstr. 132.Ich hatte das Gefühl, mich in einenvöllig fremden Ort verirrt zu haben.Zum Glück kam ein Arbeiter auseiner der Hallen. Ihn fragte ich nachder Firma Michel und er erklärtemir, dass ich hier völlig richtig sei,die Firma befände sich in einer derHallen.

Mit gemischten Gefühlen machte ichmich auf den Heimweg. Man hatteuns mitgeteilt, dass wir schriftlichüber alles Notwendige informiertwerden würden, vom Abschluss desLehrvertrages bis zu den Arbeitszei-ten usw. Da ich keine konkretenVorstellungen von meinem neuenArbeitsplatz hatte, konnte ichauch nicht sagen, ob sich mei-ne Erwartungen erfüllt hätten.Der erste äußere Eindruck je-doch war sicher nicht von freu-diger Erwartung geprägt und essollte sich zeigen, dass im Fol-genden Art und Inhalt der Aus-bildung diesen Eindruck nochwesentlich verstärkte.

Die tägliche Arbeitszeit betrug zehnStunden. Sie begann morgens umsieben Uhr und endete nachmittagsum siebzehn Uhr. Von den zehnStunden wurde eine halbe Stunde alsMittagspause abgerechnet, so dasswir auf eine reine Arbeitszeit von 9,5Stunden täglich kamen. Das ergab infünf Tagen 47,5 Stunden. Da diewöchentliche Arbeitszeit damals 48Stunden betrug, kam am Freitagnoch eine halbe Stunde hinzu.

Wenigstens ein freier Samstag, sodachte ich mir; doch weit gefehlt.Der freie Samstag diente nicht, wiespäter einmal die Gewerkschaftenforderten, der Erholung oder der Fa-milie, sondern er war vom Chef soeingerichtet worden, damit einmalwöchentlich die Fabrik gründlichgereinigt werden konnte.

Diese Reinigung wurde ab der erstenWoche den neuen Lehrlingen über-

tragen und fand, wie gesagt, an demfreien Samstag statt. Wir waren zudritt und Herr Michel wies uns anden ersten Samstagen in diese Auf-gabe sehr genau ein. So mussten wiralle in der Woche nicht beseitigtenDreh- und sonstigen Eisenspäne mitder Schubkarre hinaus transportie-ren, es mussten die Werkzeugma-schinen blitzblank geputzt und derFußboden mit Sägespänen ausge-streut werden, um das ausgelaufeneÖl aufzusaugen und am Ende mussteder Fußboden mit dem Besen unddort, wo es die vielen Ecken undEckchen nicht anders zuließen, mitdem Handfeger so sauber gefegtwerden, dass auch nicht ein Holz-spänchen mehr zu sehen war.

Für diese Arbeiten benötigten wir je

nach Zustand der Fabrik bis zu fünfStunden. Herr Michel hatte unsgroßzügig erlaubt, an diesen Samsta-gen erst um acht Uhr zu beginnen.So leisteten wir in der Regel bis13:00 Uhr eine Schwerstarbeit, dieh eu t e u n t e r d e m B e g r i f f„ausbildungsfremde Arbeiten“ fürAuszubildende verboten ist.

Als wir erkannten, dass die Sams-tagsarbeit für uns Lehrlinge nichteine Ausnahmereglung war, wie wiranfangs annahmen, sondern sich alsDauereinrichtung herausstellte, nah-men wir schließlich allen Mut zu-sammen und baten unseren Chef umeine für uns günstigere Regelung,denn so kämen wir auf eine wö-chentliche Arbeitszeit von 53 Stun-den. Hier aber hatten wir die Rech-nung ohne den „Chef“ gemacht. Erschrie uns an, dass das, was wir datäten, eine Unverschämtheit sei, anWiderstand gegen die Obrigkeit

grenze und wir uns ein für allemalmerken sollten: „Lehrjahre sind kei-ne Herrenjahre“. Ansonsten wärenwir ein undankbares Pack, denn ergäbe uns Arbeit und müsse uns nochobendrein bezahlen, obwohl wirnichts einbrächten. Also blieb es bei53 Wochenstunden für uns Lehrlingeim ersten Lehrjahr.

„Lehrjahre sind keine Herrenjahre.“Dieser Ausspruch beschäftigte michvon da an sehr und ließ mich auchnicht mehr los. Es war mir durchausklar, dass dieser Satz sicher eine insich stimmige Aussage barg, dochso, wie er in der damaligen Zeit ver-standen wurde, bedeutete er: Lehr-jahre sind Jahre der Unterwerfungund des bedingungslosen Gehor-sams. Das war allgemeiner Konsens

und es verwunderte nicht, wennLehrer Stöwer immer dann, wennes um Disziplin ging, den Satzbenutzte: „Wer später einmal be-fehlen will, muss zuerst gehor-chen lernen.“

So stießen wir auch im Dorf aufwenig Verständnis, wenn wir unsüber die Zustände in den Firmenbeschwerten. Im Gegenteil: Es

wurde miteinander verglichen, weres denn wohl am schlechtesten ge-troffen hätte. Alternativen gab esnicht. Den von uns in aller Naivitätvorgetragenen und auch berechtigtenWunsch nach einer Verbesserungder Arbeitsbedingungen verstand diedamals verantwortliche Generationals einen Angriff auf die preußischenTugenden von Pflicht und Gehor-sam.

Der Weg zur Arbeit betrug bis zumBahnhof Altenhundem acht Kilome-ter und von dort bis zur Firma noch-mals knapp zwei Kilometer – alsoca. zehn Kilometer. Als öffentlichesVerkehrsmittel gab es den Bus derBundesbahn für die Hinfahrt und denZug für die Rückfahrt. Der Bus fuhrmorgens bereits um 5:20 Uhr abSaalhausen und der Zug am Abendum 18:45 Uhr ab Bahnhof Altenhun-den. Da diese Zeiten sehr ungünstiglagen, bot sich zunächst als Alterna-

Und rechneten wir den Samstagmit fünf Arbeitsstunden

und drei Wegstunden hinzu,so kamen wir insgesamtauf 78 Wochenstunden.

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tive das Fahrrad an. Dieses ging inden Sommermonaten recht gut, ob-wohl es etwas völlig anderes war,jetzt jeden Tag die Strecke hin undzurück zu fahren, als z.B. einmaligbei einer Radtour zum Rhein-Weser-Turm hier vorbei zu kommen.

Ganz anders aber im Winter. Bei denSchneemassen, die in den damaligenWintern das Land bedeckten, gab esauf der Straße mit dem Fahrrad keinDurchkommen. Eine Möglichkeitbot sich uns dennoch. Wenn trotzstarken Schneefalls der Frühbusfuhr, hinterließ er naturgemäß eineFahrspur. Diese Spur galt es zu-nächst acht Kilometer bis Altenhun-dem zu nutzen. Das war nicht ein-fach, und man musste schon ein sehrgeübter Fahrer sein. Rutschte mandennoch von der festgefahrenenSpur ab, so kam es unweigerlich zueinem Sturz in den weichen Schnee,und das geschah immer wieder. Warendlich das Ziel erreicht, so wurdejeder, der mit dem Rad kam, mit dermitfühlenden und vergleichendenStandardbemerkung empfangen:„Na, wie oft bisse denn heute auffeFresse gefallen?“

Lange war ein solcher Zustand nichtaufrecht zu erhalten. Es lief alsodoch auf Bus und Bahn hinaus. Dasbedeutete: Hinfahrt um 5:20 Uhr biszum Bahnhof Alten-hundem. Dorteine Stunde Aufenthalt bis zum Ar-beitsbeginn um 7:00 Uhr. Arbeitsen-de um 17:00 Uhr. Jetzt eine Stundeund fünfundvierzig Minuten Aufent-halt bis zur Abfahrt des Zuges um18:45 Uhr. Ankunft ca. 19:15 Uhr inSaalhausen Bahnhof. Mit der Fahr-zeit zusammengerechnet kamen wirauf einen ca. 14 Stundentag. Bei fünfTagen bedeutete das 70 Stunden inder Woche. Und rechneten wir denSamstag mit fünf Arbeitsstundenund drei Wegstunden hinzu, so ka-men wir insgesamt auf 78 Wochen-stunden. Der Lehrlingslohn betrugzu der Zeit im ersten Lehrjahr 20,00DM, im zweiten 30,00 DM und imdritten Lehrjahr 60,00 DM. So sahendie Ausbildungsbedingungen füreinen Lehrling im ersten Lehrjahr

anno 1952 aus.Das Betriebsklima bei der FirmaMichel wurde ausschließlich durchden Chef geprägt. Während Meisterund Arbeitskollegen uns neuen Lehr-lingen helfend zur Seite standen,glaubte der Chef uns entsprechendseinem Motto „Lehrjahre sind keineHerrenjahre“ behandeln zu müssen.Er erklärte nicht, sondern er forderte,unabhängig davon, ob wir das Ge-forderte beherrschten oder nicht.Und da wir anfangs naturgemäß sogut wie nichts konnten, erlebten wirtäglich seine Reaktion, die aus wü-tenden Zurechtweisungen und lautenBeschimpfungen bestand. Und wennsich jemand, wie er glaubte, beson-ders dumm anstellte, so konnte espassieren, dass er handgreiflich wur-de und ihn mit Schlägen in den Na-cken traktierte.

Auf Otto, einen Lehrling aus Saal-hausen, der sich bereits im drittenLehrjahr befand, hatte er es beson-ders abgesehen. Immer wieder kames zu Zwischenfällen und auchSchlägen. Auf unser Drängen hin,sich das nicht gefallen zu lassen,erklärte er uns eines Tages, dass erbeim nächsten Mal zurückschlagenwerde. Und so kam es auch. AlsHerr Michel ihn wieder einmal imVorbeigehen unter dem Hinweis, ersolle besser aufpassen, einfach inden Nacken schlug, holte dieser ausund schlug ihm seinerseits mit allerKraft die geballte Faust ins Gesicht.Herr Michel taumelte gegen dienächste Maschine und verließ dannblutend die Halle. Otto zeigte uns amnächsten Tag stolz die Abdrücke derZähne, die der Schlag auf seinemHandballen hinterlassen hatte. Zueiner Kündigung kam es nicht, dadie Angelegenheit zwischen HerrnMichel und Ottos Vater, der selbsteine kleine Dreherei in Saalhausenbesaß, anderweitig geregelt wurde.

Am übelsten empfand ich, dass erauf diese Weise rücksichtslos jungeMenschen, die eben die Schule ver-lassen hatten, verletzte und beleidig-te und so jede Form wachsendenSelbstvertrauens zu ersticken ver-

suchte. Ich war davon überzeugt, erwusste genau, was er tat. Dass ersich mir gegenüber zurückhaltenderzeigte, obwohl ich ihn ebenso fürch-tete wie die anderen, konnte ich mirnicht erklären.

Seine Auffassung von der eigenenPflichterfüllung, hinsichtlich seinerAusbildungsverantwortung, ließ sichdaran ablesen, wie er uns einsetzte.So mussten wir sämtliche Trans-portkisten, die benötigt wurden, sel-ber bauen und die bestückten Kistenanschließend zum Güterbahnhof tra-gen. War die Last für eine Person zuschwer, so musste ein zweiter Lehr-ling mit anfassen. Für den Hinwegbenötigten wir etwa 45 Minuten,und solche Lasten über diese Distanzzu schleppen, war eine einzige Quä-lerei.

Unvergessen bleibt mir der 11. No-vember 1952. Es hatte den ersten,starken Nachtfrost gegeben und tags-über heftig geschneit. Als es auf17:00 Uhr zuging – wir bereitetenuns auf den Feierabend vor – muss-ten wir Lehrlinge auf Anordnung desHerrn Michel warten. Der Grundwar ein mächtiger Lastwagen mitAnhänger, beide hoch beladen mitHohlblocksteinen. „Abladen“, hießes nur. Und so begannen wir bei Mi-nustemperaturen und heftigemSchneefall mit bloßen Händen –Schutz-Handschuhe gab es nicht -diese rauen und schweren Steinblö-cke Stück für Stück abzuladen. Esblieb nicht aus, dass wir uns schonnach kurzer Zeit die Haut an denFingerkuppen abgeschürft hatten.Gegen 21 Uhr waren wir fertig undjetzt galt es noch, mit blutigen Fin-gern und bei Minustemperaturen mitdem Fahrrad nach Hause zu fahren.

Die Steine, die wir abgeladen hatten,waren für einen Fabrik-Neubau be-stimmt, der im folgenden Sommeran der Hundemaue errichtet werdensollte. Auch hier bekamen wir unse-re Sonderaufgabe, die ebenso wiedie anderen Aufgaben mit unsererAusbildung nicht das Geringste zutun hatte.

Page 39: Ausgabe 1 / 2011 Nr. 28 · PDF fileDie Stim-mung unter den Anwesenden war super. Den Anfang machte die Gruppe ... Thema „Dirty Dancing“ auf und zeigten den Anwesenden voller Stolz,

Saalhauser Bote39

So brachte er uns drei eines Tagesmit seinem alten Mercedes zur Bau-stelle. Hier hatte er bereits für einenjeden von uns eine Schüppe und eineSpitzhacke bereitgestellt. Er erklärteuns, es sei nun unsere Aufgabe, dieGräben für die Grundmauern auszu-schachten.

Niemand von uns hatte jemals überStunden, geschweige denn über Tagemit einer schweren Hacke und einerSchüppe gearbeitet. Und da der Bo-den sehr steinig war, wurde auchdiese Arbeit für uns zu einer wahrenSchinderei. Hinzu kam, dass derSommer 1953 sehr heiß wurde. Umuns etwas Kühlung zu verschaffen,taten wir genau das Falsche: Wirzogen unsere Hemden aus und han-delten uns so einen mächtigen Son-nenbrand ein. Auf unser Bitten hinerlaubte uns Herr Michel großzügig,an den folgenden Tagen bereits mor-gens um vier Uhr mit der Arbeitbeginnen zu dürfen, um so schonmittags um zwei Uhr aus der Sonneherauszukommen.

Ich scheute mich nicht, in das Werk-berichtsheft, das täglich zu führenund am Ende einer jeden Woche vonHerrn Michel abzuzeichnen war,f ü n f T a g e h i n t e r e i n a n d e r„Ausschachtungsarbeiten ausge-führt“ einzutragen. Das war gut so,wie sich später einmal zeigen sollte,denn mir wurde immer deutlicher,dass wir so nichts lernen konntenund auch keine Prüfung bestehenwürden.

Ab dem zweiten Lehrjahr besuchtenwir die Berufsschule in Olpe. Hiererkundigte ich mich bei der IG Me-tall, ob solche Arbeiten, wie wir sieverrichten mussten, zur Ausbildunggehörten und für einen Lehrling imzweiten Lehrjahr überhaupt erlaubtseien. Die Folge war, dass wir nacheinigen Tagen ohne jeden Kommen-tar wieder zurück in die Halle beor-dert wurden.

Ich vermutete, dass das etwas mitmeinem Besuch bei der Gewerk-schaft zu tun hatte und sah schoneine Katastrophe nahen. Doch es

kam ganz anders. Wieder einige Ta-ge später kam Herr Michel ruhig undgefasst zu mir und fragte mich, obich bei der Gewerkschaft gewesenwäre, denn er sei von zwei Herrender Gewerkschaft aufgesucht wor-den. Als ich die Frage bejahte, nickteer kurz, drehte sich um und ging da-von. Mir war endgültig klar: Einemsolchen Menschen hätte man nie-mals die Genehmigung zur Ausbil-dung junger Menschen erteilen dür-fen.

Bei mir kamen die ersten Zweifelauf, ob eine solche Welt jemals mei-ne Welt werden könnte. Doch wennich dann abends und an den Wo-chenenden wieder in Saalhausenwar, war auch die Welt zumindestteilweise wieder in Ordnung.

Die Firma Michel meldete im fol-genden Jahr Konkurs an und ichfand eine neue Stelle bei der FirmaCordes in Kickenbach.

Wird fortgesetzt!

U nser Mitarbeiter RainerLehrig ging im Saalhau-ser Rosenmontags-zug als Rübezahl

mit.

In Anbetracht der Ölverteue-rung trug er sein Sammelholz-bündel auf dem Rücken mitder Aufschrift: „ErneuerbareRohstoffe.“

Wir verraten kein Geheimnis,dass er im Botenteam nebender Pflege unserer Homepageauch als Verbindungmann zuden nach 1945 Heimatvertrie-ben und deren Nachfahren inSaalhausen ist. Siehe z.B.Saalhauser Bote 2/2010 Seite20-22. Thema: „Reise in dieHeimat von Rübezahl“. Den

Wanderstock hatte er im Riesenge-birge erworben.

von F.W.Gniffke

Brandaktuell

© F.W. Gnifke© F.W. Gnifke

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ImpressumHerausgeber:Verein Heimatstube Saalhausen e.V.F.W. Gniffke, 1. Vors.Heinrich Würde, stellv. Vors.Bank:Volksbank Bigge-Lenne e.G.,BLZ 462 62 456, Konto 601 985 300Sparkasse ALK,BLZ 462 516 30, Konto 48 00 12 [email protected]

Redaktions-Team:Bernd Brüggemann,

Im Kohlhof 7, Tel 71 73 17Heribert Gastreich,

Winterberger Str. 46, Tel [email protected]

Friedrich W. Gniffke,Winterberger Str. 7,Tel 8862, Fax 910 [email protected]

Rainer LehrigFinkenstraße 3,Tel. [email protected]

Alexander RameilAuf der Jenseite 11a,Tel. [email protected]

Benno Rameil,Im Kohlhof 10. Tel 80024

Hugo Rameil,Timmerbruch 13, Tel. 68 64 [email protected]

Heinrich WürdeAlter Mühlengraben 11, Tel. [email protected]

Druck: Buch– und Offsetdruck G. Nübold, LennestadtSatz und Gestaltung: Heribert GastreichInternetseite ...........: Rainer Lehrig

Mitarbeiter dieser Ausgabe:(in der Reihenfolge der Artikel)

Liborius ChristesHildegard GastreichHeinrich SchnadtChristel KristesArndt WeberAndrea SchmiesBrigitte KösterIlse SchneiderFranz-Josef HeimesHelga RameilGodehard BerghoffFriedrich Bischoff

Der SaalhauserBote wünschtseinen Leserinnenund Lesern einfrohes Osterfest.

© H. Gastreich