40
BAYERISCHER GEMEINDETAG Verband kreisangehöriger Städte, Märkte und Gemeinden Körperschaft des öffentlichen Rechts B 6015 E Die Zeitschrift des BAYERISCHEN GEMEINDETAGS 5/2014 Der Bayerische Gemeindetag im Internet: http://www.bay- gemeindetag.de Die Geschäftsstelle ist gleichzeitig über folgende e-mail-Adresse erreichbar: [email protected] BayGT-mobil App: Version für Android Version für Apple Bayerischer Gemeindetag Kindertageseinrichtung des Markts Weidenberg (Lkr. Bayreuth)

Bayerischer Gemeindetag 5/20145/2014 Bayerischer Gemeindetag 207 „Du hast keine Chance, aber nutze sie“ V In Deutschland haben wir einen Flächenverbrauch von 70 Hektar – täglich

  • Upload
    others

  • View
    3

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

  • BAYERISCHER GEMEINDETAG • Verband kreisangehöriger Städte,Märkte und Gemeinden • Körperschaft des öffentlichen Rechts

    B 6015 E

    Die

    Zei

    tsch

    rift

    des

    BAYE

    RIS

    CH

    EN

    GE

    ME

    IND

    ETA

    GS

    5/2014

    Der Bayerische Gemeindetagim Internet:

    http://www.bay-gemeindetag.de

    Die Geschäftsstelleist gleichzeitig über folgende

    e-mail-Adresse erreichbar:[email protected]

    BayGT-mobil App:

    Version für Android Version für Apple Baye

    risch

    er G

    emei

    ndet

    agKindertageseinrichtung des Markts Weidenberg (Lkr. Bayreuth)

  • Ba

    yerisc

    he

    r Ge

    me

    ind

    eta

    g In

    ha

    ltsverze

    ich

    nis

    Übersendung von Gerichtsentscheidungen an die GeschäftsstelleDie Auskunfts- und Beratungstätigkeit der Geschäftsstelle hängt in einem hohenMaße davon ab, wie gut der Informationsfluss zwischen Mitgliedskörperschaftenund der Geschäftsstelle ist. Wir bitten deshalb unsere Mitglieder dringend, unsgerichtliche Entscheidungen umgehend zu überlassen und uns über anhängigeVerfahren bei den Verwaltungsgerichten oder bei den obersten Bundesgerichtenzu informieren, damit andere Mitglieder schnell und zeitnah von diesen Erfah-rungen profitieren können.

    QuintEssenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 205

    Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 207

    Dr. Busse: Der Spagat der Kommunen zwischenEinnahmedruck und Flächensparen . . . . . . . . . . . . . . . 208

    Dr. Dirnberger: Die „10 H-Initiative“ der Staats-regierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 213

    Zum 70. Geburtstag von Prof. Dr. Holger Magel . . . . 217

    AUS DEM DSTGB Erwartungen an die Europäische Union . . . 219

    FINANZEN + STEUERN EMIR im öffentlichen Sektor . . . . . . . . 220

    KOMMUNALWIRTSCHAFT GAB-Altlastensymposium . . . . . . . . 221

    SOZIALES NENA-Jahrestreffen 2014 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 222

    EDV De-Mail in Gemeinden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 223

    VERSCHIEDENES Gemeindetag gratuliert den Preisträgerndes Bayerischen Qualitätspreises 2014 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 223

    KULTUR Bürgerkulturpreis 2014 des Bayerischen Landtags . . 224

    VERSCHIEDENES Bayerische Bürgermeistermedaille für dendienstältesten Bürgermeister Deutschlands . . . . . . . . . . . . . . . 224

    KAUF + VERKAUF Drehleiter, gebrauchtes Feuerwehrfahrzeug gesucht, Sammelbeschaffung von Feuerwehrfahrzeugen . . . . . 226

    Literaturhinweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 226

    EUROPA Aktuelles aus Brüssel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 228

    Seminarangebote für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Kommunalverwaltungen im Juli 2014 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 230

    Dokumentation Forderungen an das neugewählte Europäische Parlament . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 232

  • Windenergieanlagen) über die Maß-nahme der Staatsregierung, die letzt-lich ein Versprechen des Ministerpräsi-denten aus dem Sommer vergangenenJahres umsetzt. Wie nun soll das Ganze rechtlich gere-gelt werden? Auf den Seiten 213 bis216 stellt Dr. Franz Dirnberger, zustän-diger Fachreferent der Geschäftsstelledes Bayerischen Gemeindetags für Fra-gen des Bauwesens, die beabsichtigtenNeuregelungen im Bundes- und Lan-desrecht vor und unterzieht sie einerkritischen Prüfung. Dabei zeigt er zahl-reiche Schwachstellen des Entwurfs zurÄnderung der Bayerischen Bauordnungauf und empfiehlt, deutlich nachzubes-

    Planungsrecht

    Einnahmedruck undFlächensparenBeim verantwortungsvollen Umgangmit Grund und Boden nehmen die Ge-meinden eine herausragende Rolle ein.Sie haben als Träger der Planungsho-heit die Aufgabe, eine nachhaltige kom- munale Entwicklung sicherzustellen,die das Dreieck Ökonomie, Ökologieund Soziales in einen gerechten Aus-klang bringen.In seinem Aufsatz auf den Seiten 208bis 212 umreißt Dr. Jürgen Busse, Ge-schäftsführendes Präsidialmitglied desBayerischen Gemeindetags, den Spa-gat der Kommunen, den sie zwischenden Polen Einnahmendruck und Flä chen- sparen vollziehen müssen. Einerseitssind die Gemeinden und Städte drin-gend auf die Gewerbesteuer angewie-sen, um eine ordentliche Infrastrukturfür das örtliche Gewerbe und seine Ar-beitsplätze vorzuhalten; andererseitssind sie vom Gesetzgeber in vielerleiHinsicht zum Flächensparen angewie-sen, da Deutschland halt nicht Raum inHülle und Fülle hat. Und dann kommtnoch – erschwerend – die demografi-sche Entwicklung mit ihren Auswirkun-gen auf Wanderungsbewegungen in-nerhalb des Freistaats hinzu. Währendeinerseits die Landeshauptstadt Mün-chen einen immensen Zuzug verkraf-ten muss, bluten an der Peripherie desFreistaats ganze Landstriche aus. Unter den Stichworten Baulandmobili-sierung und kommunales Flächenma-nagement zeigt Dr. Busse Handlungs-möglichkeiten für die Kommunalpoliti-ker auf, die angesichts der Herausfor-derungen in der Zukunft beherzt ange-nommen werden sollten.

    Windkraft

    Die „10H-Initiative“der StaatsregierungÜber kaum ein Thema ist in den ver-gangenen Wochen und Monaten so intensiv diskutiert und gestritten wor-den, wie über die Aussage der Bayeri-schen Staatsregierung, dass neue Wind- kraftanlagen im Freistaat nur errichtetwerden dürfen, wenn sie einen Abstandvon der 10fachen Höhe der Windkraft-anlage zur nächsten Wohnbebauungeinhalten. Während die am Gelingender Energiewende Interessierten damitdas Aus für die Energiewende im Frei-staat erkennen wollen, freuen sich an-dere (insbesondere die Anwohner von

    sern, um Rechtsunsicherheit und mög-liche künftige Rechtsstreitigkeiten zuverhindern. In diesem Beitrag findenSie wichtige Argumente für die politi-sche Diskussion!

    Europa

    Erwartungen an die Europäische UnionAuf den Seiten 219 und 220 finden SieForderungen des Deutschen Städte- undGemeindebunds (DStGB) zur anste-henden Europawahl am 25. Mai 2014. Kernforderung ist dabei – wen wun -dert’s? – der Abbau der bürokratischenVorgaben aus Brüssel. Mit dem – richti-gen – Hinweis darauf, dass mit steigen-der Anzahl an Vorschriften die Rege-lungen bei den Bürgerinnen und Bür-gern an Respekt und Beachtung verlie-ren, ist das Wesentliche gesagt: Die EUsoll sich nicht um jede Kleinigkeit küm-mern, sondern besser auf das große Eu-ropaprojekt konzentrieren. Hinzu kommt,dass durch die Vielzahl an Regelungenaus Brüssel in aller Regel finanzielle Be-lastungen der Adressaten der Vorschrif-ten verbunden sind. Andererseits gibtes aber kein Konnexitätsprinzip auf EU-Ebene, so dass die EU-Bürokraten ohneNachdenken über die Kostenfolgen im-mer neue Vorschriften produzieren kön- nen. Dass dies nicht in Ordnung ist,müsste jedem einleuchten. Ergänzend zum DStGB-Beitrag findenSie auf den Seiten 232 bis 241 „Forde-rungen an das neugewählte Europäi-sche Parlament“ am Ende dieses Hefts.Dieses von der Bundesvereinigung derkommunalen Spitzenverbände erarbei- tete Forderungspapier an die neuge-wählten deutschen Abgeordneten desEuropäischen Parlaments enthält überdie vom DStGB angesprochenen The-men weitere, wie beispielsweise zuminternationalen Freihandelsabkommen,das möglicherweise das bewährte Sys -tem der kommunalen Trinkwasserver-sorgung gefährden könnte.

    Europa

    Trinkwasserversorgungund EU-KommissionMit einer Mitteilung antwortete die Europäische Kommission am 19. März2014 auf die Forderungen der Bürger -initiative „Right2Water“ nach einer aus- reichenden Versorgung aller EU-Bürgermit sauberem Trinkwasser und einersanitären Grundversorgung. Die Kom-

    Wichtigesin Kürze 205

    Ba

    yeri

    sch

    er

    Ge

    me

    ind

    eta

    g •

    Qu

    intE

    sse

    nz

    Die Strompreise variieren in Europastark. Während Haushalte in Bulga- rien im ersten Halbjahr 2013 durch- schnittlich nur 9,24 Cent pro Kilo-wattstunde bezahlen mussten, wa-ren es in Dänemark nach Berech-nungen des Bundesverbands derEnergie- und Wasserwirtschaft im-merhin 30 Cent. Auch in Deutsch-land war der Strom mit 29,19 Centverhältnismäßig teuer. Das liegtauch am hohen Anteil von Abgaben,Steuern und Umlagen, die zum rei-nen Stromerzeugungspreis hinzu-kommen. In Deutschland liegt die-ser Anteil bei knapp 50 Prozentdes Endpreises. Nur in Dänemarksind es mit rund 57 Prozent nochmehr. Verhältnismäßig wenig Ab-gaben und Steuern müssen dieBürger hingegen in Großbritannienund Malta (jeweils fünf Prozent)sowie in Luxemburg (13 Prozent)bezahlen.

  • Die Steuereinnahmen fallen in den kommenden Jahren besser aus als im Mai erwartet. Nach den Be-rechnungen der Steuerschätzer können Bund, Länder und Gemeinden 2011 mit 16,2 Milliarden Euromehr an Steuereinnahmen rechnen, als noch bei der letzten Schätzung im Mai angenommen wordenwar. Insgesamt wurden die Steuereinnahmen des Staates für das laufende Jahr auf 571,2 Milliarden Eu-ro veranschlagt - 40,6 Milliarden mehr als

    206

    Ba

    yerisc

    he

    r Ge

    me

    ind

    eta

    g • Q

    uin

    tEsse

    nz

    Erstmals seit mehr als vier Jahrzehnten will Deutschland auf Bundesebenekeine neuen Schulden mehr machen. Ab 2015 sollen die Ausgaben des Bun-deshaushalts vollständig mit den Einnahmen gedeckt sein, wie der Bundes-finanzminister bekannt gab. Zuletzt war dies 1969 der Fall. Zwischenzeitlichstieg die so genannte Kreditfinanzierungsquote, die den Anteil der kredit -finanzierten Ausgaben im Haushalt angibt, auf bis zu 19,1 Prozent (1975).2010 lag sie immerhin noch bei 14,5 Prozent. Im Jahr 2013 waren es noch 7,2Prozent, 2014 sollen es 2,2 Prozent sein.

    mission unterstreicht in dieser Mittei-lung unter anderem, dass sie ebenfallsan einer hohen Trinkwasserqualität, einem leichten Zugang zu Trinkwasserund an der Erschwinglichkeit von Was-ser interessiert ist. Auf den Seiten 228bis 229 finden Sie auf der EU-Seite desEuropabüros der bayerischen Kommu-nen Details zu dieser – wichtigen – Mit-teilung.

    Bayerischer Gemeindetag

    ErfolgreicheNeugewählten-SeminareDie Neugewählten-Seminare des Baye -rischen Gemeindetags erfreuen sich gro -ßer Beliebtheit. Alle Seminare sind aus-gebucht und die Teilnehmer äußern sichsehr zufrieden über das Ausmaß unddie Darstellung der für sie relevantenThemen, die sie als neugewählte Bür-germeisterinnen und Bürgermeister er-warten. Der Bayerische Gemeindetag freut sichüber die positive Resonanz und plantbereits weitere Zusatzseminare aufgrundder hohen Nachfrage.

    In eigener Sache

    FehlerberichtigungIm Beitrag „Gesplittete Abwasserge-bühr“ auf Seite 170 ff. in der Aprilaus-gabe der Verbandszeitschrift ist bedau-erlicherweise ein Fehler enthalten. DieQuellenangabe bei der Abbildung 4auf Seite 173 muss korrekt „Schneiderund Zajontz, Heilbronn“ lauten. Wir bit-ten um Entschuldigung.

    Bürgermeister

    Michael Dankerl gehtDeutschlands dienstältester Bürgermeis -ter geht in den Ruhestand. MichaelDankerl hat 45 Jahre ehrenamtlich dieGemeinde Willmering (Landkreis Cham)als Gemeindeoberhaupt geführt. Ein ein- samer Rekord! Nun hat er zum 1. Maisein Amt einem Nachfolger übergeben.Auf den Seiten 224 und 225 könnenSie seine Verabschiedung aus dem Kreis- verband des Bayerischen Gemeinde-tags nachlesen.

    Die führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute sehen Deutsch-land auf Wachstumskurs. Für das laufende Jahr erwarten sie ein Wirtschafts-wachstum von 1,9 Prozent. Im kommenden Jahr könnte das Bruttoinlands-produkt sogar um zwei Prozent zulegen. Geprägt wird die konjunkturelleEntwicklung vom privaten Konsum und der positiven Entwicklung auf demArbeitsmarkt; zudem ziehen die Investitionen ebenso an wie die Nachfrageaus dem Ausland. Kritisch sehen die Forschungsinstitute die abschlagsfreieRente mit 63 nach 45 Beitragsjahren und überwiegend auch die Einführungeines flächendeckenden Mindestlohns von 8,50 Euro pro Stunde. Die Pro-jektgruppe, die das Gutachten erstellt, besteht aus dem¿Deutschen Institutfür Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin, dem Institut für Wirtschaftsforschung(IfW) Halle, dem Münchner ifo-Institut sowie dem Rheinisch-WestfälischenInstitut für Wirtschaftsforschung (RWI) Essen.

  • 5/2014 Bayerischer Gemeindetag 207

    „Du hast keine Chance, aber nutze sie“

    V In Deutschland haben wir einenFlächenverbrauch von 70 Hektar –täglich. Bayern versiegelt Tag für Tag17 Hektar, die Fläche von 24 Fußballfeldern.Im Jahr 2000 waren es im Freistaat noch 28,4Hektar pro Tag. Der Verbrauch ist also rück-läufig. Gleichwohl sind auch 18 Hektar nochzu viel. Die Ursachen für den zu hohenFlächenverbrauch sieht das bayerische Um-weltministerium in der „konjunkturell be-dingten regen Bautätigkeit, dem Bevölke-rungswachstum in den Ballungsräumen, derZunahme der individuellen Wohnflächen,dem Ausbau der Verkehrsinfrastruktur sowieder interkommunalen Konkurrenz um Ein-wohner und Gewerbe.“ Auch die Energie-wende trage zum Flächenverbrauch bei.

    Es liegt auf der Hand, dass die Gemeindenbeim verantwortungsvollen Umgang mitGrund und Boden eine herausragende Rollespielen. Als Träger der Planungshoheit ha-ben sie die Aufgabe, eine nachhaltige kom-munale Entwicklung sicherzustellen, die dasDreieck Ökonomie, Ökologie und Sozialesin einen gerechten Ausgleich bringt. Daskommt einem täglichen Spagat zwischenEinnahmedruck und Flächensparen gleich(Siehe Beitrag in diesem Heft).

    Dabei sind die Bedingungen der Kommu-nen auf dem Land völlig konträr zu denender Ballungszentren. Das beginnt bei dendeutlich höheren Gewerbesteuerhebesät-zen der 25 kreisfreien Städte und hört beideren rasanter Zunahme an Einwohnern auf.Auf beides müssen die Landgemeinden, be-sonders im nordostbayerischen Raum, ver-zichten. So entsteht eine krasse Ungleich-heit der Lebensverhältnisse und Arbeitsbe-dingungen. „Die auf dem Land können dochgut Flächen einsparen oder durch Rückbausogar der Natur zurückgeben“, ließe sich zynisch anmerken. Anders München. DieLandeshauptstadt samt ihrem Umland wirdbis 2031 um 277.000 Einwohner anwach-sen, so viele Menschen wie die Stadt Augs-burg. Um sie unterzubringen, sollen dieUmland-Gemeinden gefälligst neue Wohn-gebiete ausweisen. Andererseits sind sie

    aber gehalten, den Flächenfraß stoppen. Jawas denn nun?

    Eines steht fest. Es besteht Handlungsbe-darf. Doch was passiert? Die Kommunenwerden an den Pranger gestellt, weil sie angeblich die „grüne Wiese“ mit häßlichenGewerbegebieten, Discountern und Hotelszu pflastern. Deshalb hat der Gesetzgeberauch ein „Anbindegebot“ ins Landesent-wicklungsprogramm geschrieben. Wäh rendMünchen eben mal ein großes Gewerbe -gebiet à la Freiham ausweist, quälen sichdie Gemeinden damit ab, ihr neues Ge -werbegebiet an ein Siedlungsgebiet anzu-binden. Wer will schon Lärm und Gestankeines Betriebs neben seinem Wohnzimmerhaben. Das gilt auch für die Ortszentren, dieaber vorrangig weiter entwickelt werdensollen. „Nachverdichtung“, lautet das Zau-berwort. Doch der gute Wille stößt beimSchutz des Privateigentums schnell an Gren- zen. Wer sein innerörtliches Grundstück par- tout nicht bebauen will, kann auch nicht dazu gezwungen werden. Baugebote sindzahnlose Tiger. Auch bei einer höherenSteuer auf unbebaute Grundstücke im Innen- bereich zieht der Gesetzgeber nicht mit. Esbleibt also nur der freiwillige Weg über einGemeindeleitbild unter möglichst großerBürgerbeteiligung. Frei nach dem Zitat vonHerbert Achternbusch: „Du hast keine Chance,aber nutze sie.“

    Dr. Jürgen BusseGeschäftsführendes Präsidialmitglied

    des Bayerischen Gemeindetags

  • Bayerischer Gemeindetag 5/2014208

    BAYERISCHERGEMEINDETAG

    Herausgeber und Verlag:Bayerischer Gemeindetag,

    Körperschaft des öffentlichen Rechts;

    Geschäftsführendes PräsidialmitgliedDirektor Dr. Jürgen Busse

    Verantwortlich für Redaktion undAnzeigen:

    Wilfried Schober, Direktor beimBayerischen Gemeindetag

    Dreschstraße 8, 80805 MünchenTel. 0 89 / 36 00 09-30, Fax 0 89 / 36 00 09-36

    Erscheinungsweise monatlich; BezugspreisEUR 33,– jährl.; bei Mitgliedern im Beitrag enth.

    Anzeigenverwaltung:Druckerei Schmerbeck GmbH

    Marina Ottendorfer, Tel. 0 87 09 / 92 17-60Margit Frey (BayGT), Tel. 0 89 / 36 00 09-13

    Druck, Herstellung und Versand:Druckerei Schmerbeck GmbH

    Gutenbergstr. 12, 84184 Tiefenbach b. LandshutTel. 0 87 09 / 92 17-0, Fax 0 87 09 / 91 57 25

    Der Spagat der Kommunenzwischen Einnahmedruck

    und Flächensparen

    der jedoch gedeckelt ist, sowie dieGrundsteuern A und B, die Gewerbe-steuer und die staatlichen Zuschüsse.Die Gewerbesteuer hat in Bayern imJahr 2012 netto 6,093 Mrd. € betra-gen. Davon haben die 25 kreisfreienStädte 2,935 Mrd. € und die 2.031 kreis -angehörigen Gemeinden 3,158 Mrd. €eingenommen. Die Steuerautonomie

    der Gemeinden besteht bei derGewerbesteuer darin, dass sie einHebesatzrecht haben und dieHöhe der Gewerbesteuer selbstbestimmen können. Diese Fi-nanzautonomie wird jedochdurch die Rahmenbedingungenbeeinflusst. Die Großstädte kön-nen aufgrund ihrer Infrastrukturund Vernetzung meist bei denharten und weichen Standort-faktoren punkten und daher einen

    Gewerbesteuerhebesatz von durch-schnittlich 450%-Punkten ansetzen.Dagegen liegt bei den kreis angehöri-gen Gemeinden der durchschnittlicheHebesatz bei 320%-Punkten. Darausergibt sich eine unterschiedliche Band- breite der Gewerbesteuereinnahmender Gemeinden in den Landkreisen(siehe Grafik 1 und 2).

    Dr. Jürgen Busse,Geschäftsführendes

    Präsidialmitglied des Bayerischen Gemeindetags

    Dr. Jürgen Busse

    Beim verantwortungsvollen Um- gang mit Grund und Boden neh- men die Gemeinden eine he raus -ragende Rolle ein. Sie haben alsTräger der Planungshoheit dieAufgabe, eine nachhaltige kom-munale Entwicklung sicherzu-stellen, die das Dreieck Ökono-mie, Ökologie und Soziales ineinen gerechten Ausgleich bringt.

    Zusammenhang zwischenAusweisung und Gewerbe-flächen und Gewerbesteuer

    Die Gemeinden stellen die Einrichtun- gen der Daseinsvorsorge bereit undtragen mit einer qualitativ hochwerti-gen Infrastruktur den Bedürfnissen derBürgerschaft umfassend Rechnung.Ihre Haupteinnahmequellen sind ein15%iger Anteil der Einkommenssteuer,

    Grafik 1

  • Dabei trifft nicht zu, dass die Gemein-den Gewerbegebiete nur deshalb aus- weisen, um Einnahmen zu kreieren. Esist vielmehr so, dass durch die Aus -weisung von Gewerbegebieten Arbeits- plätze geschaffen werden, die für einenachhaltige Entwicklung der Gemein-den dringend notwendig sind.

    Bei der Beurteilung der Frage, wie dieGemeinden die Innenentwicklung ver- stärken und so dem FlächenverbrauchEinhalt gebieten können, sind die de-mographischen Rahmenbedingungenund die Möglichkeiten der Mobilisie-rung von Bauland näher zu betrach-ten.

    Gerade bei starkem Siedlungsdruckund einer hohen Nachfrage nach Ge-werbeflächen müssen die Gemeindenim Rahmen der Bauleitplanung prü-fen, ob die erforderlichen Bauflächenim Innenbereich ausgewiesen undmobilisiert werden können.

    Demographische Entwicklungin Bayern

    Die Bevölkerungsvorausberechnungzeigt die Veränderungen bis 2031 inden kreisfreien Städten und Landkrei-sen auf. Während Bayern insgesamtum 0,1% wächst, bestehen in den Regierungsbezirken gravierende Unter- schiede. So wird Oberfranken ein Mi-nus von 9,3%, Unterfranken ein Minus

    von 6,0%, Mittelfranken ein Minus von1,4%, Niederbayern ein Minus von1,3% und Schwaben ein Minus von0,9% verzeichnen. Demgegen überweist Oberbayern ein Plus von 6,5%auf. Deutlich wird diese Entwicklungbei einer Betrachtung des Ballungs-raums München. Die Landeshaupt-stadt mit den acht angrenzendenLandkreisen wird bis 2031 um 10,3%anwachsen, dies bedeutet einen Be-völkerungszuwachs von 277.000 Men- schen, d.h., die Region 14 wird um dieGröße Augsburgs zunehmen (sieheGrafik 3).

    Diese Prognose ist mit dem seit 1. Sep -tember 2013 geltenden verfassungs-rechtlichen Auftrag, gleichwertige Le-bens- und Arbeitsverhältnisse in ganzBayern zu schaffen, schwer in Ein-klang zu bringen. Vielmehr besteht dieGefahr, dass der nordostbayerischeBereich langsam ausblutet. Daher be-steht Handlungsbedarf.

    Zum einen ist die Politik gefordert gegenzusteuern und die AttraktivitätNordostbayerns durch eine umfassen- de regionale Wirtschaftsförderung unddie Schaffung hochqualifizierter Ar-beitsplätze zu erhöhen. Zum anderensind die Kommunen im BallungsraumMünchen gefordert, Konzepte zu ent-wickeln, wie diese demographischeEntwicklung bewältigt werden kann.Wenn die Politik und die Wirtschaftdie Städte und Gemeinden auffordern,im Ballungsraum München neue Wohn- gebiete auszuweisen, so stellt sich fürdie Städte und Gemeinden stets dieFrage, welche Konsequenzen und Fol-gekosten dies hat. Denn für neue Bau-gebiete muss die notwendige Infra-struktur bereitgestellt werden. Dieseumfasst nicht nur die harten Stand -ortfaktoren wie Verkehrs- und ÖPNV-Netz, Wasser, Abwasser und Breitbandsondern auch Bildungs- und Kinder-betreuungs-, Kultur- und Freizeitan-gebote. Andererseits fordert die Staats- regierung die Gemeinden und Städteauf, den Flächenverbrauch zu stop-

    5/2014 Bayerischer Gemeindetag 209

    Grafik 2

    Grafik 3

  • pen und verweist auf den täglichenFlächenverbrauch in Bayern von 17 hapro Tag (siehe Grafik 4).

    Zwar ist der Flächenverbrauch in Bayernim Verhältnis zu anderen Bundeslän-dern noch moderat; die Siedlungs- undVerkehrsflächen nehmen in Bayern 11%der Fläche ein; im Vergleich hierzu be-trägt der Flächenverbrauch in Nord-rhein-Westphalen 24%. Gleichwohl istfestzustellen, dass die Schere zwischenEinwohnerentwicklung und Siedlungs-und Verkehrsflächenentwicklung im-mer stärker auseinandergeht. Die Zah- len des Bayerischen Statistischen Lan-desamtes zeigen deutlich, dass trotzstagnierender Einwohnerentwicklungdie Siedlungs- und Verkehrsflächenimmer mehr zunehmen (siehe Grafik 5).

    Vorgaben des Städtebaurechtsund der Landesentwicklung zumFlächensparenDer Gesetzgeber hat auf Bundesebenedurch das Baugesetzbuch 2013 die Vor- gaben für die Innenentwicklung ver-schärft. So fordert § 1 Abs. 5 Satz 3BauGB, dass die städtebauliche Ent-wicklung vorrangig durch Maßnah-men der Innenentwicklung erfolgensoll. In § 1 a Abs. 2 BauGB wurden fol-gende Vorgaben aufgenommen: „ZurVerringerung der zusätzlichen Inan-spruchnahme von Flächen für bauli-che Nutzungen (sind) die Möglichkei-

    ten der Entwicklung der Gemeindeinsbesondere durch Wiedernutzbar-machung von Flächen, Nachverdich-tung und andere Maßnahmen zur In-nenentwicklung zu nutzen, sowie Bo-denversiegelungen auf das notwen-dige Maß zu begrenzen“. Die Notwen-digkeit der Umwandlung landwirt-schaftlicher oder als Wald genutzterFlächen soll begründet werden; dabeisollen Ermittlungen zu den Möglich-keiten der Innenentwicklung zugrundegelegt werden, zu denen insbesonde-re Brachflächen, Gebäudeleerstand, Bau -

    lücken und andere Nachverdichtungs- möglichkeiten zählen können.

    Im Bayerischen Landesentwicklungs-programm 2013 wurden das Anbin-degebot und die Verpflichtung zur Innenentwicklung verschärft:

    „Neue Siedlungsflächen sind in An-bindung an geeignete Siedlungsein-heiten auszuweisen. Ausnahmen sindnur zulässig, wenn

    • auf Grund der Topographie oder schüt- zenswerter Landschaftsteile odertangierender Hauptverkehrsstra ßenein angebundener Standort im Ge-meindegebiet nicht vorhanden ist,

    • ein Logistikunternehmen oder einVerteilzentrum eines Unternehmensauf einen unmittelbaren Anschlussan eine Autobahnanschlussstelle oderderen Zubringer oder an eine vier-streifig autobahnähnlich ausgebau-te Straße oder auf einen Gleisan-schluss angewiesen ist,

    • ein großflächiger produzierender Be- trieb mit einer Mindestgröße von3 ha aus Gründen der Ortsbildge-staltung nicht angebunden werdenkann,

    • von Anlagen, die im Rahmen vonproduzierenden Gewerbebetriebenerrichtet und betrieben werden sol-len, schädliche Umwelteinwirkun-gen … auf dem Wohnen dienendeGebiete ausgehen würden oder

    Bayerischer Gemeindetag 5/2014210

    Grafik 4

    Grafik 5

  • • militärische Konversionsflächen oderTeilflächen hiervon mit einer Bebau- ung von einigem Gewicht eine denzivilen Nutzungsarten vergleichba-re Prägung aufweisen

    oder

    • in einer Fremdenverkehrsgemeindean einem durch eine Beherbergungs- nutzung geprägten Standort ein Be- herbergungsbetrieb ohne Beeinträch- tigung des Orts- und Landschafts-bilds erweitert oder errichtet werdenkann.

    In den Siedlungsgebieten sind die vor- handenen Potenziale der Innenent wick- lung vorrangig zu nutzen. Ausnah-men sind nur zulässig, wenn nach-weisbar Potenziale der Innenentwick-lung nicht zur Verfügung stehen.“

    Diese Vorgaben bedeuten für die Ge-meinden massive Einschränkungenbei der Ausübung ihrer Planungsho-heit. Während Großstädte bei der Aus- weisung neuer Siedlungsbereiche, wiez.B. die Landeshauptstadt Münchenbei der Neuausweisung des Ortsteils„Freiham“, diesen Vorgaben relativleicht entsprechen können, haben dieGemeinden und Städte im ländlichenRaum oftmals Probleme bei der Aus-weisung von Baugebieten, dem An-bindegebot zu entsprechen. WährendWohngebiete ohne weiteres an dievorhandenen Siedlungsbereiche an-gebunden werden können, ist diesbei Gewerbeflächen wesentlich schwie- riger, da häufig das Immissions-schutz recht entsprechende Abständezur Wohnbebauung fordert. Daherstellt die gemeindliche Abwägungbei einer Bauleitplanung stets einenKompromiss zwischen den Erforder-nissen an flächensparendes Bauenund an die Schaffung notwendigerArbeitsplätze sowie Erweiterungs-möglichkeiten für Betriebe dar.

    Rechtliche Möglichkeiten der Baulandmobilisierung

    Auch sind die gemeindlichen Steue-rungsmöglichkeiten für eine Bauland- mobilisierung begrenzt. Der Gesetz-geber räumt im Städtebaurecht demGrundeigentum einen hohen Rangein. Ein Grundstückseigentümer, der

    im Innenortsbereich ein Baugrund-stück nicht bebauen will, kann hierzuin der Regel nicht gezwungen wer-den. Die städtebaulichen Gebote nach§§ 175 ff BauGB, wie das Baugebot,sind „zahnlose Tiger“ und werden da-her in der Praxis kaum angewandt. EinBaugebot setzt voraus, dass diese Ver-pflichtung für den Eigentümer wirt-schaftlich zumutbar ist; sofern diesnicht der Fall ist, hat er einen Über-nahmeanspruch des Baugrundstücksgegen die Gemeinde. Im besonderenStädtebaurecht ist die städtebaulicheEntwicklungsmaßnahme oder das förm- liche Sanierungsrecht ein hochkom-plexes rechtliches Verfahren und eig-net sich nur für „Sonderfälle“. Für denländlichen Raum ist dieses Verfahrennicht konzipiert.

    Größeren Erfolg versprechen Flä chen- recycling und Nachverdichtung; hiergilt der Grundsatz, dass Freiwilligkeitund Überzeugungsarbeit besser sindals Zwang. Der Bayerische Gemeinde-tag fordert seit vielen Jahren, dass derGesetzgeber ein zoniertes Satzungs-recht einführt, mit dem unbebauteBaugrundstücke mit einer höherenGrundsteuer belegt werden können,so dass über den Geldbeutel ein An-reiz für eine Bebauung solcher Grund-stücke besteht.

    Kommunales Flächenmanagement

    Die Bayerische Staatsregierung emp-fiehlt den Gemeinden, im Rahmen deskommunalen Flächenmanagements,den Weg zu einer vorausschauendenOrts- und Stadtentwicklung einzuschla- gen. Kommunales Flächenmanage-ment bedeutet eine Steuerung derFlächeninanspruchnahme. Es geht umeine Verminderung der Baulandpro-duktion durch eine Förderung der In-nenentwicklung. Schlagworte wie Ver- meiden und Vermindern von Flächen-verbrauch bedeuten im Rahmen dernachhaltigen Gemeindepolitik eineSicherung des Freiraums durch städte- baulich vertretbare Nachverdichtung,sowie den Schutz des Freiraums imRahmen von Landschaftsplänen, Land- schaftsschutzgebieten und die Schaf-fung öffentlicher Grün- und Freiflä -chen.

    Der Schwerpunkt des kommunalenFlächenmanagements soll in der Mo-bilisierung von Bauland im Innenbe-reich bestehen. Es geht um die Bau -lückenaktivierung, die durch eine Er-mittlung der Innenentwicklungspo-tenziale mit einer aktiven Beteiligungder Grundstückseigentümer umge-setzt werden soll (siehe Grafik 6).

    Das Bayerische Landesamt für Umweltbietet eine Flächenmanagementda-

    5/2014 Bayerischer Gemeindetag 211

    Grafik 6

  • tenbank an, in der die Gemeinden eine Bauland- und Immobilienbörseveröffentlichen können. Die Gemein-den und Städte haben bei der Umset-zung von Flächenmanagementkonzep- ten die Aufgabe, den Belangen desStädtebaus Rechnung zu tragen.

    Flächenmanagement und Städtebau

    Die städtebauliche Entwicklung derGemeinden wird im Rahmen der Bau-leitplanung durch den Flächennut-zungsplan vorbereitet. Gemäß § 5BauGB erstellt die Gemeinde im Rah-men des Flächennutzungsplans einZukunftskonzept, in welchem die un-terschiedlichen baulichen Nutzungensowie die Freiflächen dargestellt wer-den. Heute haben ca. 95% aller baye -rischen Gemeinden einen bestehen-den Flächennutzungsplan; daher fin-den die meisten Baulandentwicklun-gen durch die Änderung der Flächen-nutzungspläne statt. Sinnvoll ist es fürdie Städte und Gemeinden, sich voreiner formellen Bauleitplanung darü-ber klar zu werden, wie die künftigeGemeindeentwicklung aussehen soll.

    Dies kann in einem Leitbildprozessstattfinden. Der Leitbildprozess kannnur dann erfolgreich sein, wenn erdurch eine umfassende Bürgerbeteili-gung getragen wird. Notwendig ist,dass die Gemeinde zunächst eine scho- nungslose Stärken- und Schwächen-analyse vornimmt und unter Verwen-dung der Zahlen des Bayerischen Sta-tistischen Landesamtes die künftigeBevölkerungsentwicklung mit einbe-zieht. Jede Gemeinde kann heute diePrognose für die künftigen Geburten-und Schülerzahlen für ihre Gemeindeabfragen.

    In einem moderierten Beteiligungs-prozess sollte die Gemeinde ihre Ziele

    für die Zukunft formulieren. Es gehtstets um eine ganzheitliche Betrach-tung, d.h., es ist über die städtebau -liche Entwicklung der Gemeinde zuentscheiden. Dabei sind die Bebau-ung von Brachflächen und Möglich-keiten der Nachverdichtung sowie wei- tere städtebaulichen Aspekte wie öf-fentliche Freiflächen und die notwen-dige Infrastruktur einzuplanen. DesWeiteren sollte sich das Leitbild auchmit den Fragen der Außenentwick-lung befassen und in einer Formulie-rung städtebaulicher Ziele darlegen,warum diese Ziele im Innenbereichnicht oder nicht so gut zu erreichensind. Diese in einem informellen Ver-fahren festgelegten Entwicklungszie-le können dann im Rahmen der Bau-leitplanung umgesetzt werden. Es istjedoch zu beachten, dass Bebauungs-pläne eine Angebotsplanung darstel- len, d.h., die Ausweisung z.B. eines Ge-werbegebiets, besagt nicht, dass dortauch Gewerbebetriebe ansiedeln. In-sofern sollte die Gemeinde nach demtatsächlichen Bedarf planen.

    Es sind unterschiedliche Konzepte jenach der Eigenart unserer Städte undGemeinden notwendig. Bei Wachs-tumsgemeinden, bei denen das Bau-recht aufgrund der hohen Bauland-preise bis zum letzten Quadratmeterausgenutzt wird, schaukeln sich dieGeschossflächenzahlen im unbeplan-ten Innenbereich häufig hoch. Hierbesteht weniger die Sorge, dass In-nenbereichsflächen nicht bebaut wer- den, sondern die Gemeinden habendarauf zu achten, dass die städtebau-liche Qualität der vorhandenen Orts-struktur bewahrt bzw. sensibel fort-entwickelt werden kann. In den Dör-fern besteht bei Wachstumsgemein-den häufig die Gefahr, dass eine

    Monokultur des Wohnens entsteht,wenn landwirtschaftliche Betriebe auf- geben sowie gewerbliche Nutzungenverdrängt werden. Insofern solltenmit den Mitteln des Städtebaurechtsdie Existenz vorhandener Betriebe ge- sichert und eine maßvolle Erweite-rung ermöglicht werden.

    Bei schrumpfenden oder alterndenStädten und Gemeinden besteht dieGefahr von Unternutzungen und Leer- ständen, sowie einer mangelhaftenInfrastruktur. In solchen Kommunenist es notwendig, durch Maßnahmender Dorferneuerung und des Städte-baus die Attraktivität des Ortes zu er-halten und bei Leerständen auch Rück- baumaßnahmen anzudenken. Zudemsind die Gemeinden gefordert, aktivalle Anstrengungen zu unternehmen,die notwendige Infrastruktur mit Gast- wirtschaft und Dorfladen, aber auchEinrichtungen der Gesundheitsvor-sorge, Schulen, Kinderbetreuungsein-richtungen etc. sicherzustellen.

    Als Resümee ist festzustellen, dass eine Baulandmobilisierung durch Vor-schriften, Verbote und Verpflichtun-gen in der Praxis nicht umgesetztwerden kann. Hierzu sind die recht -lichen Instrumentarien zu schwachund der Gesetzgeber ist nicht bereit,weitere Regelungen zu schaffen. Fürdie Städte und Gemeinden bleibtdeshalb der Weg eines Gemeinde-leitbildes, bei dessen Aufstellung dieBürger, die Vereine und andere ge-sellschaftliche Gruppen einzubeziehensind. Ziele zu entwickeln und auf die-ser Basis ein städtebauliches Konzeptzu entwickeln, welches von der Bür-gerschaft getragen wird und damitleichter umgesetzt werden kann.

    Bayerischer Gemeindetag 5/2014212

  • 5/2014 Bayerischer Gemeindetag 213

    Die „10 H-Initiative“ der Staatsregierung

    – Eine erste Bewertung der vorliegenden Gesetzentwürfe –

    nur über die Bestimmung von Kon-zentrationszonen im Flächennutzungs- plan oder über die Festlegung von Vor- rang- und Ausschlussflächen in denRegionalplänen möglich. Also wurdefleißig geplant: 16 der 18 bayerischenRegionen entwickelten bzw. entwickelnimmer noch Konzepte für die Wind-energie, Gemeinden – häufig in inter-kommunalen Kooperationen – stell-ten und stellen immer noch mit er-heblichem Verwaltungs- und Kosten-aufwand entsprechende Flächennut-zungspläne auf. Dabei wurden Ab-stände zur nächsten Wohnbebauungzugrunde gelegt, die zwar regelmäßigüber das gesetzliche Mindestmaß hi -nausgingen, jedoch deutlich unter den

    jetzt in Rede stehenden 2 km lagen.

    Dann kam plötzlich alles anders.Über die Gründe mag man spe-kulieren. Jedenfalls ergriff Bayern(zunächst gemeinsam mit Sach-sen) die Initiative und forderte(in einem Gesetzentwurf vomAugust 2013) die weitgehende

    Entprivilegierung von Windenergie-anlagen, zunächst allerdings ohne Er-folg. Der Gesetzentwurf wurde bereitsim Bundesrat mit deutlicher Mehrheitabgelehnt. Die Idee wäre wohl eineFußnote in der Baurechtsgeschichtegeblieben, hätte es nicht die Bundes-tagswahl im September 2013 und diedaraus folgende Regierungsbildunggegeben. Bayern gelang es jedenfalls,im Koalitionsvertrag der „GroKo“ vom16.12.2013 überraschenderweise dieVerpflichtung des Bundes zu installie-ren, eine Öffnungsklausel für die Län-der vorzusehen. Sie sollten durch Lan-desregelung feste Abstände von Wind- rädern zur Wohnbebauung festlegendürfen.

    Dr. Franz Dirnberger,Bayerischer Gemeindetag

    Dr. Franz Dirnberger

    „Wenn ein Seemann nicht weiß,welches Ufer er ansteuern muss,dann ist kein Wind der richtige.“

    Lucius Annaeus Seneca

    1. Die Entwürfe und wie esdazu kam

    Nach der schrecklichen Reaktor- katastrophe in Fukushima im März 2011 gehörte auch Bayern zudenen, die eine rasche und nachhal -tige Energiewende propagiert hatten.In seiner Regierungserklärung am28.6.2011 rief Ministerpräsident See-hofer das Ziel aus, dass in Bayern bis2021 die Hälfte des benötigten Stromsaus heimischer regenerativer Energiegewonnen werden sollte. Ein ganzzentraler Baustein dieses Plans solltedie Windenergie sein. Dazu sollten inBayern etwa 1.500 neue Windräderaufgestellt werden, für die jetzt dierichtigen Standorte gesucht werdenmussten (siehe Grafik).

    Und hier kamen die Gemeinden insSpiel. Denn eine Steuerung von Wind-energieanlagen im Außenbereich war

  • Und so liegen nun die entsprechen-den Gesetzentwürfe vor: eine Ände-rung des BauGB mit der angespro-chenen Ermächtigung für die Bundes- länder und auch bereits eine Ände-rung der BayBO, die parallel zum Ver-fahren auf Bundesebene durchgezo-gen und möglichst gleichzeitig in Krafttreten soll. Angestrebt ist dabei der1.8.2014.

    Die Entwürfe lauten in ihren wesent -lichen Teilen wie folgt:

    • An § 249 BauGB soll ein neuer Ab-satz 3 mit folgendem Wortlaut an-gefügt werden:

    „(3) Die Länder können durch biszum 31. Dezember 2015 zu verkün-dende Landesgesetze bestimmen,dass § 35 Absatz 1 Nummer 5 aufVorhaben, die der Erforschung, Ent-wicklung oder Nutzung der Wind-energie dienen, nur Anwendung fin- det, wenn sie einen bestimmtenAb stand zu den im Landesgesetzbezeichneten zulässigen baulichenNut zungen einhalten. Die Einzelhei-ten, insbesondere zur Abstandsfest-legung und zu den Auswirkungender festgelegten Abstände auf Aus-weisungen in geltenden Flächen-nutzungsplänen und Raumordnungs- plänen, sind in den Landesgesetzennach Satz 1 zu regeln. Die Länderkönnen in den Landesgesetzen nachSatz 1 auch Abweichungen von denfestgelegten Abständen zulassen.“

    • Art. 82 BayBO soll folgende neueAbsätze 1 bis 3 erhalten:

    „(1) § 35 Abs. 1 Nr. 5 BauGB findetauf Vorhaben, die der Erforschung,Entwicklung oder Nutzung der Win-denergie dienen, nur Anwendung,wenn diese Vorhaben einen

    Mindestabstand vom 10-fachen ihrerHöhe zu Wohngebäuden in Gebietenmit Bebauungsplänen (§ 30 BauGB),innerhalb im Zusammenhang be-bauter Ortsteile (§ 34 BauGB) undim Geltungsbereich von Satzungennach § 35 Abs. 6 BauGB einhalten.

    (2) Höhe im Sinn des Abs.1 ist dieNabenhöhe zuzüglich Radius desRotors. Der Abstand bemisst sich vonder Mitte des Mastfußes bis zum

    nächstgelegenen Wohngebäude,das im jeweiligen Gebiet im Sinndes Abs. 1 zulässigerweise errichtetwurde bzw. werden kann.

    (3) Soweit am … bestehende Flä -chennutzungspläne im Sinn von § 35Abs. 3 Satz 3 BauGB Flächen fürWindkraftanlagen darstellen, die nichtim Einklang mit Abs.1 stehen, hatdiese Darstellung nur die Wirkungdes § 8 Abs. 2 Satz 1 BauGB, darauseinen Bebauungsplan zu entwickeln.Bei der Aufstellung eines solchenBebauungsplans sind insbesonderedas interkommunale Abstimmungs- gebot des § 2 Abs. 2 BauGB sowiedie Vorschriften über die Beteiligungder Öffentlichkeit des § 3 BauGB zubeachten.“

    2. Der Versuch einer ersten Bewertung

    Die Entwürfe sind „mit heißer Nadelgenäht“ und das sieht man ihnen– vor allem der geplanten Änderungder BayBO – auch an. Es ist damit zurechnen, dass sich im Gesetzgebungs- verfahren noch Änderungen ergebenwerden. Daher soll nachfolgend nureine erste und sehr grobe Bewertung– wieder mit Schwerpunkt auf derbayerischen Umsetzungsregelung –gegeben werden.

    a) Länderöffnung und Grund -sätzliches

    Dass die geplante GesetzesänderungWindenergieanlagen entprivilegierenund damit ihre Zulassung in die Hän-de der Gemeinde legen will, wird je-denfalls im Ergebnis ausdrücklich be-grüßt. Jede Maßnahme des Gesetzge-bers, die die Planungshoheit der Ge-meinden stärken will, ist ein Schritt indie richtige Richtung.

    Allerdings kommt das alles viel zuspät, um nicht zu sagen zur Unzeit.Wie schon erwähnt, haben viele Ge-meinden – sei es über eine Konzentra-tionsflächenplanung nach § 35 Abs. 3Satz 3 BauGB, sei es durch Mitwirkungan regionalplanerischen Konzepten –bereits Standorte festgelegt, die jetztzumindest dadurch entwertet wer-den, dass es einer zusätzlichen akti-

    ven Bebauungsplanaufstellung be-darf, um eine Umsetzung zu ermög li-chen. Dass dies aus politischen Grün-den in vielen Fällen extrem schwierigsein dürfte, muss nicht näher erläutertwerden. Der Bayerische Gemeindetaghat bereits vor mehreren Jahren – vorallem im Rahmen der Novellierung2011 – eine Änderung des BauGB ge-fordert, die die gemeindliche Planungs- hoheit in qualitativer und quantitati-ver Weise erheblich gestärkt hätte.Kurz zusammengefasst beinhaltetedieser Vorschlag eine „relative Privile-gierung“ aller regenerativer Energien,die unter dem Vorbehalt einer ander-weitigen gemeindlichen Planung hät-te stehen sollen. Die Idee ist zwarseinerzeit vom Freistaat Bayern auf-gegriffen worden, war aber letztlichauf Bundesebene nicht mehrheits-fähig. Auch wenn in der Begründungzum jetzigen Gesetzentwurf mehr-fach davon die Rede ist, dass nun-mehr die Windenergie in diesem Sin-ne „relativ“ privilegiert werden soll,hat das leider nichts mehr mit diesemdamaligen Vorschlag zu tun.

    Die geplante Länderöffnungsklauselim BauGB ist – verglichen mit den ersten Überlegungen, die im BMUBdazu angestellt worden waren – ex-trem umfassend. Alle Einzelheiten,insbesondere zur Abstandsfestlegungund zu den Auswirkungen dieser Ab-stände auf Ausweisungen in Flächen-nutzungsplänen und Raumordnungs-plänen sollen dem Landesgesetz -geber vorbehalten bleiben. Es fehlt aneiner eindeutigen Regelung zum Be-standsschutz für bestehende und inAufstellung befindliche Ausweisungen.Es bleibt zudem offen, wie und mitwelchen materiellen Vorgaben – undeventuellen Grenzen – der Abstandzur Wohnbebauung zu bestimmen ist.All dies bleibt dem Landesgesetzge-ber überlassen.

    Verfassungsrechtlich ist dies wohlnicht zu beanstanden. Der Bundes -gesetzgeber muss seine kompetenz-rechtlichen Möglichkeiten nicht not-wendig immer vollständig ausschöp-fen, sondern darf den Ländern auchSpielräume eröffnen. Ob dies ange-sichts dessen sinnvoll ist, dass der

    Bayerischer Gemeindetag 5/2014214

  • Ausbau der regenerativen Energieneine gesamtstaatliche Aufgabe dar-stellt, die nur dann gelingen kann,wenn man im gesamten Bundes -gebiet einheitlich und abgestimmtvorgeht, muss zumindest offen blei-ben. Es ist nicht das einzige Beispieldafür, dass es bei der Energiewendean einem Masterplan fehlt.

    b) Die bayerische Umsetzung

    • Substanzieller Raum für die Wind-energie?

    Ob der Entwurf – wie dies die Begrün-dung behauptet und die Notwendig-keit damit offensichtlich voraussetzt –tatsächlich eine angemessene Nut-zung der Windenergie in Bayern zu-lassen wird, ist schwer zu beurteilen.Sollte der Mindestabstand von 10 Hallerdings dazu führen, dass der Wind-energie in Bayern ohne Bauleitplanungkein substanzieller Raum im Sinne derRechtsprechung des BVerwG1 mehrverbliebe, wäre dies verfassungsrecht- lich zumindest nicht unbedenklich.Zwar kann der Bundesgesetzgebernatürlich relativ frei darüber entschei-den, welche Vorhaben er im Außen-bereich grundsätzlich zulassen willund welche nicht. Allerdings behältdas BauGB die grundsätzliche Privile-gierung der Windkraft in § 35 Abs. 1Nr. 5 BauGB gerade bei und eröffnetden Ländern lediglich die befristeteMöglichkeit zu einer Modifizierung.Dass mit dieser Länderöffnungsklau-sel die Kompetenz der Länder ver-bunden sein soll, die Grundentschei-dung des Bundesgesetzes praktischvollständig zu entwerten, muss be-zweifelt werden. Mit anderen Wortenmuss der Landesgesetzgeber in je-dem Fall eine Lösung finden, die einenicht nur unbedeutende Nutzung derWindenergie ermöglicht, ohne dassdazu eine Bauleitplanung der Ge-meinde erforderlich wäre.

    • Faktische (und rechtliche?) Entwer-tung von Planungskonzepten

    Die Begründung des Entwurfs statu-iert, dass es in Bezug auf regionalpla-nerische Konzepte keiner besonde-ren Regelungen bedürfe, weil die Ge-meinde innerhalb der Vorrangflächen

    durch Aufstellung eines Bebauungs-plans entsprechende Anlagen zulas-sen könne. Rechtlich bedeutet die be-absichtigte Regelung allerdings nichtsanderes, als dass in Vorranggebieteninnerhalb des 10 H-Kreises die Privile-gierung und daher auch die Zulässig-keit von Windenergieanlagen entfiele.Dadurch würden diese Konzepte auchfaktisch stark entwertet. Sie stellennicht selten einen Kompromiss dar,der die regionalen Besonderheitendes entsprechenden Raums wieder-gibt. Durch das Gesetz würde es indie Hand der einzelnen Gemeinde ge-legt, ob und wie sich die Planung um-setzen soll.

    Der Gesetzentwurf will bisherigenKonzentrationsflächenplanungenim Sinn des § 35 Abs. 3 Satz 3 BauGBin Flächennutzungsplänen nur nochdie Wirkung von positiven Nutzungs-zuweisungen verleihen, aus denenBebauungspläne entwickelt werdenkönnen. Dies ist rechtlich zumindesthinterfragbar. Die eigentliche Rege-lungswirkung von Planungen nach § 35Abs. 3 Satz 3 BauGB war der Aus-schluss der Zulässigkeit der Windener- gie außerhalb der Eignungsflächen2;ob der Bayerische Landesgesetzgebergleichsam automatisch daraus schlie -ßen und den gemeindlichen Flächen-nutzungsplänen auch diese Wirkungverleihen darf, dass die Gemeinde positiv wollte, dass innerhalb der Kon-zentrationsflächen Windkraftanlagenentstehen sollen, muss offen bleiben,trägt aber zur Rechtsunsicherheit derGesamtregelung bei.

    In diesem Zusammenhang stellt sichnoch eine andere rechtliche Frage.Was geschieht, wenn die von der Ge-meinde vorgesehenen Konzentrations- zonen innerhalb des 10 H-Kreises lie-gen und damit für eine Windkraftnut-zung nicht mehr in Frage kommen?Kann dann einer – fraglos weiter privi-legierten – Anlage außerhalb diesesKreises die Ausschlusswirkung des§ 35 Abs. 3 Satz 3 BauGB noch ent-gegengehalten werden? Der Wortlautder geplanten Vorschrift legt dies zwarnahe. Allerdings bestehen gegenüberdieser Annahme erhebliche verfas-sungs rechtliche Bedenken. Der Me-

    chanismus des § 35 Abs. 3 Satz 3BauGB beruht vor allem darauf, dassdie Gemeinde ein gesamträumlichesKonzept zur Verfügung stellt, das derWindenergie substanziellen Raum ver- schafft; nur deshalb ist die Baurechts -einschränkung außerhalb der Kon-zentrationszonen überhaupt gerecht-fertigt. Wird in dieses Konzept nach-haltig eingegriffen, wird es insgesamtentwertet und kann nicht in Teilenaufrecht erhalten bleiben. Diese Über-legung ist im Übrigen nicht auf eineSteuerung durch Flächennutzungs-plan beschränkt. Auch Regionalplänebesitzen – wie bereits erwähnt – in aller Regel diesen gesamträumlichenAnsatz. Im Ergebnis müssten also nachder geplanten Neuregelung sicher-heitshalber alle noch in Frage kom-menden Flächen außerhalb der 10 H-Entfernung erneut überplant und ggf.mit Konzentrationsflächen bzw. Aus-schlussflächen versehen werden.

    • Der Schutzbereich

    Geschützt werden sollen Wohnge-bäude in Gebieten mit Bebauungs-plänen, innerhalb im Zusammenhangbebauter Ortsteile und im Geltungs-bereich von Satzungen nach § 35Abs. 6 BauGB. Die Begründung sprichtdabei davon, dass auch Gebäude miteiner teilweisen Wohnnutzung einbe-zogen werden sollen. Dies müsstesich wohl im Wortlaut der Vorschriftselbst wiederfinden, da in der Recht-sprechung und der Literatur durch-aus unterschiedliche Definitionen desWohngebäudes zu finden sind.3 Auchdie Voraussetzung, dass die Gebäudezulässigerweise als Wohngebäude er-richtet sein müssen, müsste in denWortlaut der Vorschrift ausdrücklichaufgenommen werden (vgl. die ent-sprechende Formulierung in § 35 Abs. 4BauGB).

    Der im Entwurf vorgesehene Schutz-bereich ist vor dem Hintergrund desGleichheitsgrundsatzes nicht unpro- blematisch. Zunächst werden – kurzgefasst – Wohngebäude in allen fest-gesetzten und faktischen Baugebie-ten gleich behandelt: das Wohnge-bäude in einem reinen Wohngebietgenauso wie das Wohngebäude in

    5/2014 Bayerischer Gemeindetag 215

  • einem Dorfgebiet oder das Betriebs-leiterwohnhaus in einem Gewerbe -gebiet. Nicht geschützt werden hin-gegen einzeln stehende Wohngebäu-de im Außenbereich, insbesondere inSplittersiedlungen oder als Betriebs-leiter- und Altenteilerwohngebäude.Diese Differenzierung entspricht nichtden Vorgaben, die der BayVGH denGemeinden im Rahmen ihrer Konzen-trationsflächenplanung gemacht hat.4

    Den entsprechenden Entscheidungenist eindeutig zu entnehmen, dass jeenger der verbleibende Spielraum fürdie Windenergie gezogen werden soll,desto stärker zwischen unterschied -lichen Nutzungsarten unterschiedenwerden muss. Im Übrigen ist es zu-mindest politisch schwer zu erläutern,warum beispielsweise ein gewerblichesBetriebsleiterwohnhaus einen höhe-ren Schutzstatus genießen soll als einlandwirtschaftlich privilegiertes. Auchwarum bei Splittersiedlungen zwi-schen solchen mit und ohne Lücken-füllungssatzung differenziert werdensoll, erschließt sich nicht vollständig,insbesondere weil dieses Instrumentsicherlich nicht deswegen geschaffenworden ist, um unterschiedliche Be-troffenheiten in Bezug auf Windkraftzu kreieren. Der Vollständigkeit sei da -rauf hingewiesen, dass über den ge-planten Art. 82 Abs. 2 Satz 2 BayBO-Eder 10 H-Abstand zu den meisten Ge-werbegebieten eingehalten werdenmüsste, da dort ausnahmsweise Be-triebsleiterwohnungen zulässig sind,wenn der Bebauungsplan dies nichtausdrücklich ausschließt.

    Nicht erfasst werden von der geplan-ten Regelung im Flächennutzungs-plan bereits dargestellte, aber nochnicht überplante Baugebiete. Not-wendig wäre, auch für diese Bereicheeinen Schutzstatus vorzusehen. Eineunterschiedliche Behandlung ist vordem Hintergrund der Planungshoheitder Gemeinde kaum vertretbar.

    • Einengung der Planungshoheit?

    Die Neuregelung soll offenbar nur fürdie Beurteilung neuer Windenergie-anlagen gelten, nicht aber den Fall er-fassen, dass eine Gemeinde Wohnbe-

    bauung über einen Bebauungsplanzulassen will, der den 10 H-Abstandzu einer bestehenden Windenergie-anlage unterschreitet. Um Missver-ständnissen vorzubeugen, sollte we-nigstens in der Begründung des Ge-setzentwurfs klargestellt werden, dassder die Entprivilegierung von Wind-kraftanlagen auslösende Abstand von10 H nicht umgekehrt die Planungs-hoheit der Gemeinden dergestalt ein -engt, dass zu bestehenden oder imBebauungsplan zugelassenen Anlagenbei der Neuplanung von Baugebietenin Zukunft zwingend der gleiche Ab-stand eingehalten werden müsste.

    • Auswirkungen auf Nachbargemein-den

    Ein besonderes Problem entsteht, wenneine Gemeinde eine vorhandene Kon- zentrations- oder Vorrangfläche über-plant und dort Windenergieanlagenzulässt, die zwar zur Wohnnutzungauf dem eigenen Gemeindegebiet ei-ne Entfernung von mehr als 10 H auf-weist, nicht aber zu einer Wohnnut-zung auf dem Gebiet der Nachbar-gemeinde. Das Gesetz lässt ein sol-ches Vorgehen offenbar zu. Der Hin-weis im Gesetzentwurf auf die Beach-tung des interkommunalen Abstim-mungsgebots kann keine eigenstän-digen zusätzlichen materiellen Wir-kungen hervorrufen. Deshalb erscheintdieser Hinweis wie im Übrigen auchder Verweis auf die Öffentlichkeitsbe-teiligung entbehrlich. Offenbar ver-sucht der Entwurf insoweit die vonder Politik geforderte Konsenslösungvor Ort umzusetzen, kann diese Vor-gabe aber nicht erfüllen. Es bleibt da-bei, dass die planende Gemeinde dieBelange der Nachbargemeinde (zudenen die Belange der betroffenenAnwohner nicht gehören) lediglich indie Abwägung einstellen muss. EchteEinengungen des Spielraums der pla-nenden Gemeinde gehen mit der Regelung daher nicht einher.5

    • Stichtagsregelung

    Inwieweit die beabsichtigte Übergang -regelung mit dem Stichtag 4.2.2014verfassungsrechtlichen Anforderun-gen genügt, lässt sich nicht abschlie -

    ßend beurteilen. Es ist allerdings da-von auszugehen, dass auch später ge-stellte Anträge auf der Grundlage desnoch geltenden Rechts behandeltwerden müssen. Da nach der Wind-kraftbekanntmachung der Staatsre-gierung, die offenbar ebenfalls nochgilt, mit einer Genehmigungsdauervon drei Monaten zu rechnen ist (vgl.auch § 10 Abs. 6a BImSchG), müssten– bei einem unterstellten Inkrafttre-ten des Gesetzes am 1.8.2014 – voll-ständige Anträge, die etwa bis zum1.5.2014 beim Landratsamt einge-gangen sind, noch nach altem Rechtgenehmigt werden. Sollte die Geneh-migung durch die Behörde ohneGrund verzögert werden, insbeson -dere damit sie der Neuregelung un-terfallen, müsste mit Amtshaftungs-ansprüchen gerechnet werden, diewohl das positive Interesse des Be -treibers umfassen würden.

    3. Fazit

    Dass eine Sonderregelung für bayeri-sche Windenergieanlagen kommenwird, steht wohl zweifelsfrei fest, wiesie genau aussehen wird, noch nicht.Dem Gesetzgeber wäre dringend zuraten, zumindest einen handwerklichsauberen Entwurf abzuliefern, der diesich stellenden Rechtsfragen beant-wortet und nicht neue aufwirft. Obdies bis zum 1.8.2014 gelingen kann,muss offen bleiben.

    Fußnoten

    1 Vgl. grundlegend BVerwG, Urt. v. 17.12.2002, ZfBR2003, 370; Urt. v. 24.1.2008, ZfBR 2008, 364.

    2 So dezidiert BVerwG, Urt. v. 31.1.2013, BVerwGE 146, 40.

    3 Vgl. z. B. Jäde in: Jäde/Dirnberger/Weiß, BauNVO, § 3Rn. 2: ausschließlich dem Wohnen dienende Gebäude(zu § 3 BauNVO); BayVGH, Urt. 13.4.2006, ZfBR 2006,693: auch gemischt genutzte Gebäude, wenn dieWohnnutzung im Verhältnis zu den anderen Nutzun-gen nicht nur von untergeordneter Bedeutung ist (zu§ 9 Abs. 1 Nr. 6 BauGB).

    4 BayVGH, Beschl. v. 21.1.2013, BayVBl. 2013, 564; Beschl.v. 11.12.2013 – 22 CS 13.2122.

    5 Vgl. dazu die Rechtsprechung des BVerwG zu unmit-telbaren Auswirkungen gewichtiger Art auf dem Ge-biet der Nachbargemeinde, z.B. BVerwG, Urt. v. 15.12.1989,BVerwGE 84, 209; eine solche Situation wird in dereben beschriebenen Ausgangslage kaum angenom-men werden können.

    Bayerischer Gemeindetag 5/2014216

  • Zum 70. Geburtstag von Prof. Dr. Holger MagelEhre, wem Ehre gebührt. Dies zum Ausdruck zu bringen, ist mir anlässlich des 70. Geburtstags vonProf. Dr. Holger Magel ein besonderes Anliegen.

    Die Entwicklung Bayerns und insbesondere die Entwicklung der Gemeinden im ländlichen Raumin den vergangenen Jahren und Jahrzehnten sind eng verbunden mit der verdienstvollen Tätigkeitvon Holger Magel. Schon als jungem Beamten im Landwirtschaftsministerium schwebte ihm die Vision einer Erneuerung unserer Dörfer vor. Erhalt der örtlichen Strukturen unter Bewahrung desOrtsbildes und der Landschaft einerseits, Überführung der Orte in die Modernität und Anpassungan die neuen Anforderungen des Wohnens und Arbeitens andererseits. Dorferneuerung hieß dasSchlagwort, und gemeint war damit nicht nur ein Facelifting der ländlichen Gemeinden, sondernein Quantensprung in ein neues Lebensgefühl für die im ländlichen Raum lebenden Menschen.Und das Revolutionäre bei dem Prozess: Die betroffenen Dorfbewohner wurden in diesen Um-bruch mit einbezogen. Keine Planung von oben, sondern ein Planen und Gestalten mit den Betrof-

    fenen. Die heute in aller Munde befindliche Bürgerbeteiligung wurde aus der Taufe gehoben. Initiator war Holger Magel. Und sotrafen sich im ganzen Bayernland die Menschen in ihren Dörfern und diskutierten über ihre Zukunft. Es wurden Zukunftsvisionenentwickelt, Leitbildprozesse in Gang gesetzt und die Potentiale des ländlichen Raums herausgearbeitet.

    Von dieser Idee fasziniert ging Holger Magel in die Wissenschaft. Forschung, Beratung und Wachrütteln sollten zu seinem beruf -lichen Lebenselixier werden. Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Arbeit an seinem Lehrstuhl erhielten weit über die GrenzenBayerns und Deutschlands hinaus große Beachtung. Flankierend zu dieser Tätigkeit machte sich Holger Magel einen Namen alsPräsident der Bayerischen Akademie Ländlicher Raum, die im vergangenen Jahr ihr 25jähriges Bestehen feiern konnte. Aber auchdie von ihm ins Leben gerufenen Münchner Tage der Bodenordnung sind ein Beleg für seinen unermüdlichen Einsatz für eine erfolgreiche Raumplanung.

    Was war eigentlich das Neue bei der Dorferneuerung? Kommunalpolitiker, Planer und Bürger begegneten sich erstmals auf Augenhöhe und erarbeiteten Strategien für „ihre“ Dorferneuerung. Dieser Prozess breitete sich flächendeckend wie eine Lawineaus. Die Ergebnisse sind heute noch sichtbar. Wer noch unsere Dörfer aus den 50er und 60er Jahren des vergangenen Jahrhun-derts kennt, der reibt sich verwundert die Augen, wenn er heute durch diese Gemeinden geht. Bewahrung Jahrhunderte alter Tradition, Erhalt der dörflichen Strukturen, Schutz der Landschaft und der Umwelt, moderne Lebens- und Wohnformen mit demKomfort des 21. Jahrhunderts.

    Doch sei vor zu viel Glorifizierung an dieser Stelle gewarnt. Der Sprung in die Modernität ist geschafft, doch neue gravierende Herausforderungen stehen bevor. Der demografische Wandel wirft seine Schatten schon heute auf viele Dörfer. Etliche kämpfenschlichtweg ums Überleben. Die Infrastruktur bricht weg. Kindergärten, Schulen, Geschäfte stehen leer. Die Versorgung mit denGütern des täglichen Lebens gerät in Gefahr. Und auch die Ärzte wollen nicht mehr aufs Land. Die Anbindung der Dörfer an dieneue Informations- und Kommunikationsgesellschaft ist immer noch nicht gelungen. Das sind die neuen Herausforderungen.

    Professor Magel wird nicht müde, auf diese Entwicklungen hinzuweisen und Gegenstrategien zu entwickeln. Sein Lebenswerk istlängst nicht zu Ende. Es beginnt wohl eher eine neue Etappe.

    Mit Holger Magel verbindet den Bayerischen Gemeindetag eine Jahrzehntelange konstruktive Zusammenarbeit. Insbesonderedie Tätigkeit als Präsident der Bayerischen Akademie Ländlicher Raum wird im kreisangehörigen Bereich mit großer Aufmerksam-keit verfolgt. Nicht zuletzt mit dem Vizepräsidenten Dr. Jürgen Busse, Geschäftsführendes Präsidialmitglied des Bayerischen Gemeindetags, ist dieses enge Band auch personell deutlich sichtbar. Das Ringen um die beste Lösung ist stets der Anspruch vonHolger Magel. Es wäre vermessen zu behaupten, dass unsere erfolgreiche und konstruktive Zusammenarbeit nur von Einverneh-men gekennzeichnet sei. Nein, ganz im Gegenteil: Es lässt sich so hervorragend streiten mit Professor Magel. Große Fachkompe-tenz und große Emotionen gehören bei herausragenden Persönlichkeiten einfach zueinander. Wichtig dabei ist nur, dass man diegemeinsamen Ziele nicht aus den Augen verliert und auch bei anfänglich unterschiedlichen Betrachtungs- und Vorgehensweisenam Ende des Ziels wieder zusammenfindet. Die besten Lösungen sind meistens das Ergebnis von These und Antithese. Und werHolger Magel auf seinem Lebensweg ein Stück weit begleiten darf, der schätzt seinen Sachverstand und seine lebhafte Art desRingens um die beste Lösung.

    Ein runder Geburtstag soll aber nicht nur die Gelegenheit zum Rückblick geben, sondern auch einen Blick in die Zukunft des Jubilars ermöglichen. Gesundheit, schöpferische Kraft und unerschütterlicher Optimismus sind die Grundlagen für ein weiteres Engagement für die Menschen im ländlichen Raum. Ich bin mir sicher, dass Professor Magel auch nach Ausscheiden aus seinemberuflichen Leben seine Netzwerke und Tätigkeitsfelder zu nutzen weiß, um sein Ziel für gleichwertige Lebens- und Arbeitsbedin-gungen in ganz Bayern weiterhin zu verfolgen. Der Bayerische Gemeindetag wird ihn weiterhin als wertgeschätzten und gern gesehenen Ansprechpartner zu Rate ziehen.

    Ad multos annos, lieber Herr Professor Holger Magel.

    Dr. Uwe BrandlPräsident des Bayerischen Gemeindetags

    5/2014 Bayerischer Gemeindetag 217

  • Kreisverband

    Bezirksverband

    OberpfalzUnter dem Vorsitz von 1. Bürgermeis -ter Hugo Bauer, Wald, fand am 6. März2014 im Rathaus der Stadt Schnaitten- bach die Vorstandssitzung des Bezirks- verbands statt. Als Gast konnten dieBürgermeister das Geschäftsfüh rendePräsidialmitglied Dr. Jürgen Busse be-grüßen. In der Sitzung wurden aktuel-le kommunalpolitische Themen erör-tert. So stand zur Diskussion, ob einneues Förderprogramm für die Sanie-rung von Kanälen sinnvoll ist. In derDiskussion wurde deutlich, dass ins-besondere die Gemeinden im ländli-chen Raum nicht in der Lage sind, kos -tendeckende Beiträge für die Kanal-sanierung zu erheben. Andererseitswurde vorgetragen, dass Kanalsanie-rungen zum Teil schon durchgeführtund abgerechnet sind, so dass dieseMaßnahmen nicht mehr von einer För- derung profitieren können. Daher for-derten die Rathauschefs, dass dies beider Sanierung von Kanälen, insbeson-dere in Härtefällen, möglich sein soll-te. Dr. Busse schlug vor, dass das be-stehende Förderprogramm für die Ab- wasserbeseitigung auf die Kanalsanie- rungen erweitert wird. Dieser Auffas-sung schlossen sich die Bürgermeis -ter an.

    Des Weiteren wurde die Breitbandför-derung angesprochen und dabei aufdie kommunale Selbstbeteiligung hin- gewiesen. Um die Förderung voll aus-zuschöpfen, ist es sinnvoll, interkom-munal zusammenzuarbeiten, da sichdann die Fördersumme um 50.000,– €erhöht. Moniert wurde jedoch, dass inGemeinden mit vielen Ortsteilen

    Schwie rigkeiten bestehen, einen An-bieter zu finden. Dabei wurde kriti-siert, dass die Telekom nicht bereit ist,in Gemeinden mit vielen Ortsteilentätig zu werden.

    Dr. Busse wies auf die Verfassungsän-derung zum 1.1.2014 hin, mit der dieGleichwertigkeit von Arbeits- und Le-bensbedingungen im ganzen Land indie Bayerische Verfassung aufgenom-men wurde. Insofern sollte an die Staats- regierung appelliert werden, die Wirt-schaftsförderung verstärkt in den struk- turschwachen Gebieten vorzunehmen.Dr. Busse ging auch auf das Gutachtenzum kommunalen Finanzausgleichein und machte deutlich, dass die Nivellierungshebesätze bei der Ge-werbesteuer geändert werden müs-sen. Nach seiner Auffassung wird esnur dann zu wesentlichen Änderun-gen kommen, wenn diese von denRathauschefs nachhaltig gefordert wer- den. Des Weiteren berichtete Dr. Busseüber den aktuellen Sachstand der Tarifreform mit der GEMA und wiesdarauf hin, dass die neuen Tarife unterwww.gema.de/veranstaltungstarifeveröffentlicht sind.

    burg die aktuelle Situation auf demKreditmarkt und die gute Zusammen-arbeit zwischen Sparkasse und Kreis-verband dar. Im Anschluss daran trugder Vorsitzende des Kreisverbandsseinen Jahresbericht vor. Er gab einenÜberblick über die Aktivitäten undVeranstaltungen des KreisverbandsAugsburg. Im Anschluss daran gingder Referent Dr. Johannes Mayr, Se -nior Economist der Bayern LB, in demVortrag „Konjunktur- und Marktaus-blick: Die vergessene Krise“ auf die aktuelle Situation auf den Finanz-märkten ein und gab eine Prognoseüber die voraussichtlichen Entwick-lungen in den Jahren 2014 und 2015.Der Referent der Geschäftsstelle desBayerischen Gemeindetags, Hans-Pe-ter Mayer, informierte über aktuelleThemen aus dem Bereich Kommunal-finanzen. Abgerundet wurde die Ver-anstaltung durch den Kassenberichtdes Schatzmeisters.1. BürgermeisterThomas Hafner, und dem Bericht desKassenprüfers Max Stumböck.

    Der BayerischeGemeindetaggratulierte

    Zu einem runden Geburtstag

    Erstem Bürgermeister Erwin Hegwein,Stadt Marktbreit, stellvertretender Vor- sitzender des Kreisverbands Kitzingen,zum 60. Geburtstag,

    Erstem Bürgermeister a.D. Georg Hölzl,Gemeinde Mitterskirchen, stellvertre-tender Vorsitzender des KreisverbandsRottal-Inn, zum 65. Geburtstag.

    Erstem Bürgermeis -ter Anton Drexler,Gemeinde Wiesen- felden, Vorsitzen-der des Kreisver-bands Straubing-Bogen, stellvertre-tender Vorsitzen-der des Bezirksver-

    bands Niederbayern und Mitglied desLandesausschusses, zum 60. Geburts-tag.

    Bayerischer Gemeindetag 5/2014218

    AugsburgAm 20. März 2014 fand in den Ge-schäftsräumen der Handwerkskammerfür Schwaben in Augsburg die Jahres-hauptversammlung des BayerischenGemeindetags, Kreisverband Augsburg,statt. Nach Begrüßung durch den Vorsitzenden, 1. Bürgermeister GeorgKlauß ner, Untermeitingen, begrüßteder Haupt geschäftsführer der Hand-werkskammer für Schwaben Herr Wag-ner die anwesenden Bürgermeisterin-nen und Bürgermeister. In einem wei-teren Wortbeitrag stellte der Vorstands- vorsitzende der Kreissparkasse Augs-

  • Erwartungenan die

    Europäische Union

    In der Europäischen Union ist eineDiskussion über den Bürokratieabbauentflammt. Die drei EU-KommissareGünther Oettinger, Michel Barnier undOlli Rehn haben in den Medien an-gekündigt und gefordert, dass die EUsich auf ihre europäischen Kernauf -gaben konzentrieren müsse. Die EU-Gesetzgebung müsse regelmäßig miteinem „Mehrwert-Check“ dahingehendüberprüft werden, ob diese wirklichnötig sei und nicht optimiert werdenkönne.

    Überflüssige EU-Bürokratie abbauen

    Der Deutsche Städte- und Gemeinde-bund fordert schon seit Jahren, EU-Vorgaben auf die wirklich europäischzu regelnden Belange zu beschränken.Die EU-Bürokratie kostet die öffent -liche Hand in Deutschland jedes JahrMilliardenbeträge. Dennoch werdenimmer weitere Regelungen vorgeschla- gen. Ein Beispiel: Die EU-Kommissionplant, europaeinheitliche Rechnungs-führungsstandards einzuführen undschätzt die Einführungskosten dafüralleine in Deutschland für die öffent -liche Hand auf bis 2,7 Milliarden Euro.

    Trotz aller Lippenbekenntnisse neh-men die in den Städten und Gemein-den umzusetzenden EU-Vorgaben ste- tig zu. Ein Abbau der europäischenBürokratie darf nicht alleine Wahl-kampfthema bleiben, sondern mussernsthaft angegangen und umgesetztwerden.

    Subsidiaritätsprinzip einhalten –Mehrwert-Check durchführen

    Die Städte und Gemeinden fordern,dass das sog. Subsidiaritätsprinzip in

    5/2014 Bayerischer Gemeindetag 219

    Die Mitglieder des CSU-Arbeitskreises Innenpolitik, Peter Tomaschko, MdL, Florian Herrmann,MdL und Otto Lederer, MdL, trafen sich mit Geschäftsführendem Präsidialmitglied Dr. JürgenBusse und Frau Barbara Gradl vom Bayerischen Gemeindetag am 10. April 2014 zur Erörte-rung aktueller kommunalpolitischer Themen.

    Am 28. März 2014 trafen sich Gemeindetagspräsident Dr. Uwe Brandl, der neugebackeneStaatssekretär im Bayerischen Kultusministerium, Georg Eisenreich, MdL und Geschäftsfüh-rendes Präsidialmitglied Dr. Jürgen Busse zu politischen Gesprächen in der Geschäftsstelledes Bayerischen Gemeindetags in München.

  • EMIR imöffentlichen

    Sektor

    der EU umfassend verwirklicht wird.Dieses in den EU-Verträgen veranker-te Prinzip legt fest, dass jede öffent -liche Ebene nur die Fragen regeln soll,für die sie zuständig ist und für die sieam besten Entscheidungen treffenkann. Das heißt: Europa soll und mussdie europäischen Fragen regeln. Esdarf aber nicht mit Detailvorgaben injede Gemeinde hineinregieren. Die ört- lichen Angelegenheiten sind eine kom- munale Aufgabe!

    Ein Übermaß an bürokratischen Vor-gaben kann zur Gefahr für die Demo-kratie werden. Mit steigender Anzahlan Vorschriften, die in ihrer Gesamt-heit selbst von Juristen kaum nochüberschaut werden können, verlierendie Regelungen an Respekt und Be-achtung. Dies insbesondere dann,wenn der Eindruck entsteht, dass allesbis in das kleinste Detail geregelt undder natürliche Menschenverstand inFrage gestellt wird.

    Führt eine Regelung detailliert aus, inwelcher Art und Weise die Erfüllungder übertragenen Aufgaben zu erfol-gen hat, blockiert dieses zudem gera-de die Vorteile dezentraler Verwal-tungs strukturen und die Aufgaben-flexibilität der Kommunen wird durchStandards unverhältnismäßig einge-schränkt.

    Die Liste der EU-Vorgaben in dieKommunalpolitik wird immer länger.Örtliche Lärmschutzpolitik, Luftrein-heit, Wirtschaftsförderung usw. sindin EU-Richtlinien geregelt, obwohl keineuropäischer Bezug besteht. Dahermuss vor jeder EU-Gesetzgebung wirk- sam geprüft und nachvollziehbar be-gründet werden: Liegt tatsächlich eineuropäisches Regelungsbedürfnis vor?Hat die geplante europäische Vor -gabe einen echten Mehrwert – vor allem gegenüber einer dezentralenErledigung der Aufgaben?

    Kostenfolgen abschätzen!

    Zu dieser Mehrwert- und Subsidia -ritätskontrolle muss zudem eine um-fassende Folgenabschätzung durch-geführt werden. Dabei müssen kon-kret die Umsetzungskosten für die öffentliche Hand und die Kommunenermittelt und dargelegt werden. Der

    EU-Bürger hat ein Recht darauf, zuwissen, was die europäische Gesetz-gebung kostet und ob diese gerecht-fertigt ist.

    Konnexität anwenden!

    „Wer bestellt, der bezahlt“ – dieserGrundsatz hat als Regelung seinenPlatz in vielen Landesverfassungen inDeutschland gefunden. Wenn einBundesland eine gesetzliche Vorgabefür die Städte und Gemeinden ein-führt, müssen nach diesem sog. Kon-nexitätsprinzip den Kommunen diedadurch entstehenden Kosten vomLand finanziert werden. Bei EU- Vor -gaben aber gilt dieses Konnexitäts -prinzip nicht. Die Länder und auchder Bund verweisen darauf, dass dieeuropäischen Gesetze von ihnen janicht verursacht würden. Die EU selbststellt keine Umsetzungsmittel für ihreGesetzgebung bereit.

    Damit ist einer kostentreibenden EU-Gesetzgebung Tür und Tor geöffnet –die EU entscheidet, die Gemeinde be-zahlt. Dieser Kreislauf muss durchbro-chen und das Konnexitätsprinzip aus-drücklich auch auf die Umsetzungvon EU-Vorgaben ausgedehnt wer-den. Wenn Bund und Länder die Fi-nanzierung der dadurch anfallendenUmsetzungskosten für die Städte undGemeinden nicht sicherstellen können,so darf die Bundesrepublik Deutsch-land bei der EU-Gesetzgebung im Ministerrat der Europäischen Unionnicht zustimmen.

    Kommunen einbinden – Konsulta-tionsmechanismus verwirklichen!

    Die Einführung europäischer Gesetz-gebung muss zuvor effektiv und wirk-sam durch die Beteiligung und Kon-sultation der Kommunen vorbereitetwerden. In echten und nicht reinen„pro-forma“ Anhörungsverfahren kön- nen gerade die Städte und Gemeindedie beste Expertise formulieren, obund welche europäischen Vorgabensinnvoll und mit vertretbarem Auf-wand umsetzbar sind. Daher muss dieKonsultation der Kommunen in derEU-Gesetzgebung ausgebaut werden.Sowohl in Europa, als auch in Deutsch-land. Geradezu mustergültig ist dabei

    der sogenannte Konsultationsmecha-nismus, der in Österreich verfassungs-rechtlich abgesichert ist. Dort kann eine Kosten verursachende Gesetz -gebung nur zustande kommen, wenndie davon betroffene Ebene dem zu-vor zustimmt. Bei Gesetzen, die dieKommunen belasten, muss in einemGremium aus Bund, Ländern undKommunen eine Einigung über die Finanzierung erzielt werden. Im Zwei-felsfall trägt die Ebene, die die Rege-lung initiiert hat, die dadurch ent -stehenden Kosten.

    Dieses Prinzip muss auch auf die euro -päische Gesetzgebung übertragenwerden.

    (Siehe auch „Forderungen an das neugewählte Europäische Parlament“unter der Rubrik „Dokumentation“ amEnde des Hefts)

    Bayerischer Gemeindetag 5/2014220

    Am 16. August 2012 ist die europäi-sche Derivateverordnung EMIR (Euro-pean Market Infrastructure Regula -tion; EU 648/2012) in Kraft getreten.Im Verlauf der vergangenen 12 Mona-te ist ein Teil der Instrumente zur Re-gulierung der Derivatemärkte verpflich- tend geworden. Mit der EMIR-Verord-nung werden Konsequenzen aus derFinanzmarktkrise gezogen und die vonden G20-Staaten auf ihrem Gipfeltref-fen in Pittsburgh 2009 formuliertenVorgaben zur Neuordnung des Deri-vategeschäfts umgesetzt. Ziel ist es,die Transparenz der Derivatemärktezu erhöhen und deren systemischeRisiken zu verringern.

  • GAB-Altlasten-symposium

    7. und 8. Juli 2014in Augsburg

    Ursprünglich wurde innerhalb desAnwenderkreises der EMIR-Verordnungauf den europäischen Unternehmer- begriff abgestellt. Damit waren Kon-trahenten des öffentlichen Sektorsgrößtenteils ausgenommen. Die Frage,wer von EMIR betroffen ist, muss aller-dings seit einigen Wochen neu beant-wortet werden. Gemäß jüngster Ver-waltungsauslegungen durch EU-Kom -mission und nationale Aufsicht sindauch Kommunen, Zweckverbände undandere juristische Personen des öffent- lichen und privaten Rechts von EMIRbetroffen.

    Sofern Sie Finanztermingeschäfte (z.B.Zinsderivate) abgeschlossen habenoder künftig abschließen werden, istaufgrund der einschlägigen aufsichts-rechtlichen Bestimmungen, grund sätz- lich eine Kennung zur Identifizierungder Kontrahenten – der sog. Legal-Entity-Identifier (LEI) – zu beantragen.Anbieter sind beispielsweise WM Da-tendienste (www.geiportal.org) oderder Bundesanzeiger Verlag (www.cei-reg.de). Grundsätzlich leisten Bankenund Sparkassen gerne Hilfestellungbei der Beantragung dieser Identifika-tionsnummer.

    Sofern ein Kontrahent des öffentlichenSektors Finanztermingeschäfte in Zu-sammenhang mit einer wirtschaft -lichen Betätigung abgeschlossen hat,wird er im Sinne der EMIR-Regularienals sog. „nichtfinanzielle Gegenpartei“eingestuft. Ferner ist die Vertragsdo-kumentation für Finanztermingeschäf- te mit Ihrer Bank anzupassen.

    Der Begriff der wirtschaftlichen Tätig-keit umfasst nach den einschlägigenVerlautbarungen der EU-Kommissionjedes Anbieten von Gütern und Dienst- leistungen auf einem Markt unabhän-gig von der Rechtsform und der Fi-nanzierung. Eine nähere Konkretisie-rung ist anhand wettbewerbsrecht -licher Prinzipien des Europarechtsvorzunehmen. Beispiele für eine wirt-schaftliche Betätigung sind demnachdie Versorgung der Bevölkerung mitStrom, Gas, Wasser und Fernwärmeoder der Betrieb von öffentlichen Bä-dern.

    Die Anpassung der Vertragswerke erfolgt mit dem sogenannten „EMIR-

    Anhang“. Hierbei handelt es sich umein von der Deutschen Kreditwirt-schaft entwickeltes und zur einheit -lichen Verwendung empfohlenes Do-kument, das den Deutschen Rahmen-vertrag für Finanztermingeschäfte (DRV)um die, von der EMIR zwischen denParteien eines Derivategeschäfts vor-gesehenen Vereinbarungen, ergänzt.Dementsprechend trifft der EMIR-An-hang Regelungen zu

    • Meldepflichten an zentrale Transak-tionsregister

    • rechtzeitiger Bestätigung

    • Abgleich der Portfoliodaten

    • Streitbeilegungsverfahren und

    • der Einstufung als nicht-finanzielleGegenpartei mit einer Einordnungdes Umfangs des Derivategeschäf-tes oberhalb oder unterhalb defi-nierter Clearingschwellen.

    Nähere Erläuterungen zu diesen Punk- ten entnehmen Sie bitte entwederder EMIR-Kundeninformation Ihrer Bankoder Sie informieren sich über dieHintergründe auf www.bafin.de.

    Im Rahmen einer ganzheitlichen Be-treuung bietet die BayernLB direktund indirekt über die angeschlosse-nen Sparkassen ein umfangreichesService-Set-Up an, um den Aufwandauf ein angenehmes Mindestmaß zubeschränken. So besteht die Möglich-keit, die generell gegebene gesetz -liche Meldepflicht für alle bestehen-den und neu abgeschlossenen Deri-vatekontrakte zwischen der BayernLBund Ihnen für Sie zu übernehmen.Hierzu ist eine gesonderte Verein -barung über die Delegation der Trans aktionsregistermeldung mit derBayernLB abzuschließen.

    Die Gesellschaft zur Altlastensanie-rung in Bayern mbH (GAB) veranstal-tet am 7. und 8. Juli 2014 ihr diesjähri-ges Altlastensymposium im Kongress -zentrum in Augsburg.

    Als Themenschwerpunkte bietet sichdas Thema Flächenrecycling mit Pra-xisbeispielen an, stellen sich aktuelleEntwicklungen in rechtlichen und fach lichen Fragen vor und widmensich dem Themenkomplex der natür-lichen Schadstoffminderung. AktuellePraxis beispiele aus der Altlastensanie-rung runden das Vortragsprogrammab. Zusätzlich können die Teilnehmerim Rahmen einer Exkursion interes-sante historische und fachliche Hin-tergründe zum Standort des ehemali-gen Gas werks in Augsburg/Oberhau-sen erfahren.

    Das Altlastensymposium 2014 führtals Plattform für den interdiszipli nä -ren Informations- und Erfahrungsaus-tausch Entscheidungsträger und Fach- leute aus der wirtschaftlichen, kom-munalen und regionalen Praxis, Sa-nierungspflichtige sowie Akteure ausPolitik, Verwaltung, Wissenschaft undForschung zusammen.

    Das Tagungsprogramm mit dem An-meldeformular kann auf den Internet-seiten der GAB unter www.altlasten-bayern.de abgerufen werden.

    Für weitere Informationen steht Ihnendie GAB gerne zur Verfügung.Tel. 089 44 77 85 – 0E-Mail: [email protected]

    5/2014 Bayerischer Gemeindetag 221

  • NENA-Jahres-treffen 2014

    Die Auswirkungen sind regional ver-schieden und nicht jede Kommune istim gleichen Ausmaß davon betroffen– dennoch ist er da, lässt sich anhandvon Zahlen belegen und wird in denVerschiebungen der Altersstruktur sicht- bar: Die Auswirkungen des demogra-fischen Wandels werden immer offen-sichtlicher. Damit stehen Kommunenzunehmend vor der Frage, wie vor Ortdas Zusammenleben der Generatio-nen neu organisiert werden kann undwelche Gestaltungsmöglichkeiten sie(noch) haben.

    Dass diese Fragen die Kommunen im-mer stärker beschäftigen, zeigte sichan der Teilnehmerzahl des diesjähri-gen Jahrestreffens des Netzwerks Nach- haltige Bürgerkommune am 4. April2014 im Landratsamt in Neumarkti.d.OPf. So nahmen auch dieses Jahrrund 60 Vertreterinnen und Vertreteraus Kommunalpolitik und -verwal-tung sowie interessierte Bürgerinnenund Bürger die Gelegenheit wahr, ihreErfahrungen und Ideen auszutauschenund neue Anregungen mit nach Hau-se zu nehmen. Das Netzwerk wurde2008 unter Förderung des BayerischenStaatsministeriums für Umwelt undVerbraucherschutz gegründet und bie- tet aktiven Städten und Gemeindeneine Plattform, sich über Lösungsan -sätze einer zukunftsorientierten Kom-munalpolitik auszutauschen.

    Albert Löhner, als Landrat des Land-kreises Neumarkt i.d.OPf. Gastgeberder Veranstaltung, Dr. Thomas Röbke,Geschäftsführer des LandesnetzwerksBürgerschaftliches Engagement undDr. Bernd Witzmann, Abteilungsleiterim Bayerischen Staatsministerium für

    Umwelt und Verbraucherschutz, wür-digten in ihren Grußworten das Netz-werk Nachhaltige Bürgerkommuneals unverzichtbaren Baustein der baye -rischen Nachhaltigkeitspolitik und dank- ten den Mitgliedern für ihr Engage-ment, auch anderen Kommunen dieWichtigkeit einer nachhaltigen Ent-wicklung bewusst zu machen. So seienStädte und Gemeinden die Orte, andenen Projekte lebendig werden, woder Schritt von der Theorie in die Pra-xis passiere.

    „Wir haben uns angewöhnt, in unter-schiedlichen Altersgruppen zu den-ken und für jede Gruppe eigenständi-ge Lösungen zur Verbesserung ihrerSituation anzubieten. Das gesellschaft- liche Miteinander der Menschen kommtdabei häufig zu kurz.“ – das war eineder Kernaussagen von Dr. Klaus Zeit-ler vom Sozialwissenschaftlichen Insti- tut für Regionale Entwicklung (SIREG).Er wies in seinem Vortrag noch einmalauf die Dringlichkeit hin, sich mit demThema auseinanderzusetzen und stell-te Thesen zum besseren Miteinanderder Generationen auf kommunalerEbene auf. Wie das in der Praxis funk-tionieren kann, zeigten die Praxisbei-spiele zweier Kommunen aus der Ober- pfalz und aus dem Landkreis Vechtain Niedersachsen.

    In Berngau, Mitglied im Netzwerk Nach- haltige Bürgerkommune, gibt es seit2012 ein „Generationennetzwerk“, dasdie Gemeinde mit Unterstützung desBayerischen Staatsministeriums für Um- welt und Verbraucherschutz ins Le-ben gerufen hat.

    Bürgermeister Wolfgang Wild und Ge-nerationenmanager Markus Ott stell-ten das Projekt vor. Sie haben sichzum Ziel gesetzt, den sozialen Zusam-menhalt in der Gemeinde noch wei-ter zu verbessern, neu Zugezogenebesser in das gesellschaftliche Lebenzu integrieren und die ehrenamtlichAktiven bei ihrem Engagement zu un-terstützen. „Dies funktioniert häufignicht mehr von alleine, sondern mussvon professionellen Akteuren unter-stützt werden“ lautete das Schluss -resümee der beiden Redner aus Bern-gau.

    Um den Erfahrungshorizont der Netz-werkmitglieder zu vergrößern, hattendie Organisatoren der Tagung auchVertreter von außerhalb Bayerns ein-geladen. Die Gemeinde Goldenstedtin Niedersachsen beschreitet mit einerhauptamtlichen Mehrgenerationen-beauftragten, einem Demografieaus-schuss im Gemeinderat und vielenweiteren Mosaiksteinen einen beson-deren Weg. Bürgermeister WillibaldMeyer stellte den Goldenstedter An-satz einer generationenübergreifen-den Kommunalpolitik vor. Die Teil-nehmerinnen und Teilnehmer nutzendie Gelegenheit und stiegen in einelebhafte Diskussion mit den Referen-ten ein.

    Ein wichtiger Schritt auf dem Wegzu einer generationenübergreifendenKommunalentwicklung ist eine ent-sprechende Bestands- und Bedarfs-analyse der eigenen Gemeinde. Sabi-ne Niedermeier stellte zusammen mitDr. Zeitler ein Werkzeug vor, welchessie am SIREG entwickelt haben unddas kommunale Akteure dabei unter-stützt, strategische Ziele für eine generationenübergreifende Sozialpla-nung zu entwickeln. Der internetba-sierte „Generationenfreundlichkeits-Check“ hilft Kommunalpolitikerinnenund -politikern, aber auch Vertreterin-nen und Vertretern von Arbeitskrei-sen und anderen Interessierten, Hand- lungsfelder, Versorgungslücken oderZielgruppen für ein besseres Mitein-ander der Generationen zu identifi-zieren und entsprechende Entwick-lungsschritte voranzubringen. DiesesInstrument wurde für das NetzwerkNachhaltige Bürgerkommune entwi -ckelt und ist unter www.nachhaltige-buergerkommune.de zu finden. Dortsind auch weitere Informationen überdas Projekt erhältlich.

    Danielle Rodarius, verantwortlich fürdie Netzwerksteuerung, dankte inihrem Schlusswort allen Beteiligtenfür ihr Mitwirken im Netzwerk undappellierte, die Plattform auch weiterfür den Austausch zu nutzen. Weitereinteressierte Kommunen sind herzlicheingeladen, sich zu beteiligen.

    Bayerischer Gemeindetag 5/2014222

  • Gemeindetaggratuliert denPreisträgern

    des BayerischenQualitätspreises

    2014

    De-Mailin Gemeinden

    Ansprechpartnerin:Danielle RodariusNetzwerk Nachhaltige Bürgerkommune Bayern (NENA)c/o Landesnetzwerk Bürgerschaft-liches EngagementGostenhofer Hauptstraße 6390443 NürnbergTel. (09 11) 27 29 98-26E-Mail: [email protected]

    lauten. Für die Beantragung dieserSubdomains ist eine Vorrechtsphase(sog. „Sunrise-Phase“) bis zum 30.6.2014vorgesehen. Danach wird die Vergabevon Subdomains unterhalb von „de-mail.de“ freigegeben. Es kann dannnicht ausgeschlossen werden, dasses zu Auseinandersetzungen darüberkommt, wer berechtigt ist, bestimmteDomain-Bezeichnungen zu führen.Die akkreditierten De-Mail-Anbieterwerden auf der Internetseite des Bun-desamts für Sicherheit in der Informa-tionstechnik unter https://www.bsi.bund.de/ veröffentlicht.

    In diesem Zusammenhang möchtenwir Sie darüber informieren, dass dieAKDB mit der T-Systems GmbH eineDe-Mail-Kooperation abgeschlossenhat und ab Mitte April 2014 ein De-Mail Angebot zur Verfügung stellt. Basis des Angebots sind die De-MailProdukte der Firma T-Systems (De-Mail Basic und De-Mail Standard), dieüber einen Web-Browser oder alter-nativ über einen lokal installierten De-Mail Gateway genutzt werden können.Das Angebot soll einen einfachen Ein-stieg in De-Mail zu vergünstigtenKonditionen ermöglichen. Die AKDBunterstützt die Gemeinden beim Ver-tragsabschluss und der anschließen-den Abwicklung. Konkret übernimmtdie AKDB die für die Freischaltung desDe-Mail Postfachs erforderliche Iden-tifikation der Kommune gegenüber T-Systems. Die AKDB wird ihre Kun-den in Kürze über das De-Mail Ange-bot informieren.

    Am 18. März 2014 hat Frau Staats -ministerin Emilia Müller im Rahmeneines Festaktes in der Münchner Resi-denz den Bayerischen Qualitätspreis2014 für wirtschaftsfreundliche Ge-meinden und wirtschaftsfreundlicheund innovative Projekte interkommu-naler Zusammenarbeit verliehen. Be-sonders erfreulich ist, dass alle Preisein diesem Jahr an Städte, Märkte undGemeinden aus dem kreisangehöri-gen Bereich verliehen wurden.

    Über die Auszeichnung konnten sichfreuen:

    • Markt Holzkirchen als wirtschafts-freundliche Gemeinde 2014

    • Stadt Marktheidenfeld als wirt-schaftsfreundliche Gemeinde 2014

    5/2014 Bayerischer Gemeindetag 223

    Mit dem Gesetz zur Förderung derelektronischen Verwaltung des Bun-des (E-Government-Gesetz), wurdendie Behörden des Bundes dazu ver-pflichtet, den elektronischen Zugangdurch eine De-Mail-Adresse zu eröff-nen. Aufgrund dieser Regelung wirdim Rahmen des geplanten BayerischenE-Government-Gesetzes auch über dieEröffnung eines De-Mailzugangs beiden Kommunen diskutiert werden.Derzeit besteht allerdings keine recht- liche Verpflichtung für die Gemein-den, per De-Mail erreichbar zu sein.

    Unabhängig von der rechtlichen Ver-pflichtung zur Eröffnung eines De-Mailzugangs weisen wir darauf hin,dass die Gemeinden sogenannte „Sub- domains“ unterhalb von „de-mail.de“bei ihrem De-Mail-Anbieter beantra-gen können. Auf diese Weise kann er-reicht werden, dass De-Mail-Adressenebenso wie die bisherigen E-Mail-Adressen unmittelbar als solche derGemeinde erkannt werden können.Lautet die bisherige E-Mail-Adresse bei- spielsweise [email protected]önnte die De-Mail-Adresse kü[email protected]

    Die ersten Bürgermeister und Trägergemeinden des Gemeinsamen KommunalunternehmensGewerbeflächenpool Wirtschaftsband A9 mit Frau Staatsministerin Emilia Müller und HerrnMinisterialdirigent Michael Ziegler.

  • Bayerische Bürger-meistermedaille

    für dendienstältesten BürgermeisterDeutschlands

    Bürgerkulturpreis2014 des

    Bayerischen Landtags

    Bayerischer Rechts- und

    Verwaltungsreport(BayRVR)

    • Große Kreisstadt Forchheim als wirt- schaftsfreundliche Gemeinde 2014

    • Gemeinsames Kommunalunterneh-men Gewerbeflächenpool Wirt-schafts band A9 mit den Mitglieds-gemeinden Stadt Creußen, Gemein-de Gesees, Stadt Gräfenberg, Gemein- de Obertrubach und Stadt Pegnitz.

    Der Bayerische Qualitätspreis wird jähr- lich an Gemeinden und an interkom-munale Kooperationsprojekte verlie-hen, die qualitativ hochwerte Rahmen- bedingungen für Unternehmen ins-besondere im Bereich von Infrastruk-turprojekten und einer wirtschafts-freundlichen Verwaltung schaffen. Wei- tere Informationen zu den Preisträ-gern 2014 und zum Bayerischen Qua-litätspreis sind unter der Adressewww.bayerischer-qualitaetspreis.deerhältlich.

    Wir hoffen auch dieses Jahr wiederauf zahlreiche Bewerber aus unseremMitgliederkreis!

    Gemeinschaft teilhaben. Das Leitthe-ma 2014 lautet: „Aktiv. Kreativ. Inklu-siv. – Bürgerschaftliches Engagementfür Kinder und Jugendliche mit Be-hinderungen“

    Das beispielhafte ehrenamtliche Engage- ment wird mit bis zu 30.000 Euro ho-noriert. Das Preisgeld kann auch inTeilsummen auf mehrere Preisträgeraufgeteilt werden. Eine Teilausschüt-tung bleibt vorbehalten. Bewerbun-gen können bis zum 30. Juni 2014 anden Bayerischen Landtag – Landtags -amt – gesandt werden.

    Weitere Informationen erhalten Sieunter:

    www.bayern.landtag.de/aktuelles/veranstaltungen/

    buergerkulturpreis/

    Die Bayerischen Bürgermeistermedail- len haben eine lange Tradition.

    Sie wurden ab dem Jahr 1818 durchden ersten bayerischen König Max I.Joseph als Hoheitszeichen für alle Ge-meinden verpflichtend eingeführt. VomGemeindeoberhaupt wurden danndiese Medaillen im Durchmesser von41 mm aufgrund detaillierter Vor-schriften an einer Kette oder am hell-blauen Seidenband bei festlichen Anlässen oder im Amt getragen.

    War in der Monarchie noch das Por-trait des jeweiligen bayerischen Kö-nigs auf die Vorderseite der Medaillegeprägt, so zeigt sich seit den Zeitender Republik, in der die verpflichten-de Beschaffung allerdings entfiel, dortdas bayerische Staatswappen. Die Rück- seite, die der Kommune gewidmet ist,trägt stets das Gemeindewappen oderden Gemeindenamen im Lorbeer-kranz.

    Die meisten dieser wertvollen Unika-te aus Gold oder Silber sind mittler-weile verschollen.

    Allerdings führen beispielhaft die Ober- bürgermeister von Ingolstadt, Passau,Ansbach, Bayreuth, Schweinfurth oderNeu-Ulm diese kommunalen Hoheits-zeichen aus monarchischer Zeit nochan ihrer Amtskette.

    Auch im Landkreis Cham haben sichdiese Bürgermeistermeistermedaillenin einigen Gemeinden bewahrt undso tragen z.B. die Bürgermeister derStadt Rötz, des Marktes Lam, der Ge-meinden Wald und Miltach noch heu-te diese historischen Stücke mit demPortrait des Königs.

    Bayerischer Gemeindetag 5/2014224

    Der Bayerische Landtag vergibt jähr-lich den Bürgerkulturpreis, um vorbild- liches ehrenamtliches Engagementvon Bürgerinnen und Bürgern in Bay-ern zu würdigen.

    Mit dem diesjährigen Bürgerkulturpreissollen außergewöhnliche Projekte undInitiativen honoriert werden, die dazubeitragen, dass junge Menschen mitBehinderung aktiv und kreativ an der

    In ihrer aktuellen Ausgabe hat dieNJW, die hochangesehene und auf -lagenstärkste juristische Fachzeitschriftim deutschsprachigen Raum, das Portal BayRVR zum „Link der Woche“gekürt (Heft 14/2014, NJW aktuell, Rubrik „web.report“, S. 28; online hier:http://rsw.beck.de/cms/?toc=NJW.61).Auf diesem Portal finden sich auchPressemeldungen des BayerischenGemeindetags.

  • Bayerische Bürgermeistermedaillenwurden bis etwa 1960 ausschließlichvom Bayerischen Hauptmünzamt ge-prägt. Die Tradition wurde nun vomLandkreis Cham wiederbelebt.

    Anlässlich einer Sitzung des Bayeri-schen Gemeindetags, Kreisverband

    Cham, am 15.4.2014, überreichte derChamer Landrat Franz Löffl