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BAYERISCHER GEMEINDETAG Verband kreisangehöriger Städte, Märkte und Gemeinden Körperschaft des öffentlichen Rechts B 6015 E Die Zeitschrift des BAYERISCHEN GEMEINDETAGS 11/2010 Der Bayerische Gemeindetag im Internet: http://www.bay- gemeindetag.de Die Geschäftsstelle ist gleichzeitig über folgende e-mail-Adresse erreichbar: [email protected] Bayerischer Gemeindetag 1250 Jahre Gemeinde Deiningen (Landkreis Donau-Ries)

BAYERISCHER GEMEINDETAG B 6015 E Bayerischer Gemeindetag · Symposium „Altern und Arbeitswelt ... aller Art. Frei sein von führt aber zur ... 48/2010 Beteiligung der Gemeinden

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BAYERISCHER GEMEINDETAG • Verband kreisangehöriger Städte,Märkte und Gemeinden • Körperschaft des öffentlichen Rechts

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Der Bayerische Gemeindetagim Internet:

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Die Geschäftsstelleist gleichzeitig über folgende

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1250 Jahre Gemeinde Deiningen (Landkreis Donau-Ries)

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Übersendung von Gerichtsentscheidungen an die GeschäftsstelleDie Auskunfts- und Beratungstätigkeit der Geschäftsstelle hängt in einem hohenMaße davon ab, wie gut der Informationsfluss zwischen Mitgliedskörperschaftenund der Geschäftsstelle ist. Wir bitten deshalb unsere Mitglieder dringend, unsgerichtliche Entscheidungen umgehend zu überlassen und uns über anhängigeVerfahren bei den Verwaltungsgerichten oder bei den obersten Bundesgerichtenzu informieren, damit andere Mitglieder schnell und zeitnah von diesen Erfah-rungen profitieren können.

QuintEssenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 389

Dr. Brandl: „Auch die Gemeinden sind system-relevant“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 391

Seehofer: Staat und Kommunen als Partner auf demWeg in Bayerns Zukunft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 402

Dr. Busse: Landesversammlung 2010 in Iphofen . . . . . . 407

Impressionen vom Bayerischen Gemeindetag 2010 . . . 410

Dr. Allmendinger und C. Linner: Finanzierung desErwerbs von regulierten Versorgungsnetzendurch Stiftungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 414

Rose: „Vereint in Bewegung“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 419

Vorstandswechsel bei der Bayerischen Verwaltungs-schule (BVS) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 421

50 Jahre AmperVerband . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 424

Gemeinden nachhaltig entwickeln – wie geht es mitdem Flächenverbrauch weiter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 425

Römer: Was sollte eine moderne Webseite alles leistenkönnen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 427

Die Gemeindeallianz „Ilzer Land e.V.“ – ein Beispielinterkommunaler Zusammenarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . 429

AUS DEM VERBAND Oberbürgermeister diskutierenin Traunstein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 439

KOMMUNALWIRTSCHAFT Organisation und Haftungsrechtim Griff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 440

41. Seminar für Führungskräfte der Versorgungs- undEntsorgungswirtschaft in Bad Wiessee . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 441

SOZIALES Umfrage „Generationenprojekte in Bayern“ . . . . . . . . . 441

Symposium „Altern und Arbeitswelt“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 442

BILDUNGSWESEN 16. Shell-Jugendstudie vorgestellt . . . . . . . . 442

VERSICHERUNGEN Rechtsschutzversicherung . . . . . . . . . . . . . . 444

STRASSEN + VERKEHR Westmittelfränkische Verkehrs-konferenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 445

UMWELTSCHUTZ Internetauftritt „Umwelt Kommunal“ . . . . . . . . 445

VERSCHIEDENES Bürgermeisterchor feiert 20jähriges Bestehen . 446

KAUF + VERKAUF Feuerwehrfahrzeug, Kommunalfahrzeuge,Ölbrenner, Tragkraftspritzenfahrzeug . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 448

LITERATURHINWEISE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 448

Dokumentation:Resolution gegen die Kürzung des Förderprogrammsinnerhalb der Städtebauförderung und derDorferneuerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 449

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BayerischerGemeindetag

Gemeindetag ist gutaufgestelltAuf den Seiten 407 und 408 habenwir das Statement des Geschäftsfüh-renden Präsidialmitglieds des Baye-rischenGemeindetagsDr.Jürgen Bus-se anlässlich der Landesversamm-lung 2010 in Iphofen abgedruckt.Siestellt eine Bestandsaufnahme ausSicht des Verbands dar. Der Bayeri-sche Gemeindetag ist gut aufgestellt.Fast alle bayerischen kreisangehö-rigen Städte, Märkte und Gemein-den sindMitglied des Gemeindetags.Auf lokaler Ebene ist hohes kommu-nalpolitisches Engagement der Ver-

Bayer.Gemeindetag2010

Gemeindetag als Ver-stärker der GemeindenDer „Bayerische Gemeindetag 2010“in Iphofen hat es weider gezeigt:Bayerns Gemeinden, Märkte undStädte haben im Bayerischen Ge-meindetag einen starkenWortführerund Anwalt kommunaler Interessen.Präsident Dr. Uwe Brandl schrieb esmit seiner Ansprache am 4. Novem-ber allen politisch Verantwortlichenin Bund und Freistaat ins Stamm-buch: Am Gemeindetag, dem größ-ten Kommunalverband Bayerns, führtkeinWeg vorbei. Egal, ob es um einezufriedenstellende Finanzausstat-tung der Kommunen geht, ob es umBreitbandversorgung in den länd-lichen Räumen des Freistaats gehtoder umBildungs- undSozialthemen.Bayerns Gemeinden stehen zueinan-der und lassen sich nicht auseinan-der dividieren.

Präsident Dr. Brandl griff in seinervielbeachteten Rede alle aktuellenThemen auf,die die Kommunen der-zeit bewegen. Auf den Seiten 391bis 401 können Sie in aller Ruheseine Ausführungen nachlesen.

Landesversammlung

Staat und Kommunenals PartnerBayerns Ministerpräsident Horst See-hofer kam am 4. November 2010zum„BayerischenGemeindetag 2010“,der Landesversammlung des Baye-rischen Gemeindetags,nach Iphofen.DenDelegierten und Festgästen hat-te er einiges mitzuteilen: Neben denerfreulichen Zahlen vor dem Hinter-grund wirtschaftlicher Erholung undeiner beispiellos niedrigen Arbeits-losenquote pries er vor allem dieWohltaten der Bayerischen Staats-regierung hinsichtlich kommunalemFinanzausgleich, Bildungspolitik undWirtschaftsfreundlichkeit. Auf denSeiten 402 bis 406 sind seine Aus-führungen nachzulesen.EinzigerWer-mutstropfen: Wirklich Konkretes fürdie Gemeinden und Städte war sei-ner Rede nicht zu entnehmen.Wederzum Kommunalen Entlastungsge-setz noch zu den Aussichten beimKommunalen Finanzausgleich woll-te sich der Ministerpräsident fest-legen.

bandsvertreter festzustellen.DieVer-ankerung des Verbands bei der Basisist vorzüglich.

Die drängenden Themen, die dieKommunen berühren, wie Finanzen,Landesentwicklungsprogramm,Breit-bandversorgung, Mittelschule, Kin-derbetreuung etc., werden vom Ge-meindetag intensiv und nachdrück-lich bearbeitet. Darauf kann sichjeder verlassen.…

Energieversorgung

ErwerbvonVersorgungs-netzenAuf den Seiten 414 bis 418 findenSie einen interessanten Beitrag vonHerrn Dr. Claus-Michael Allmendin-ger und Frau Corinna Linner vonRölfs WP Partner AG in Münchenüber die Finanzierung des Erwerbsvon regulierten Versorgungsnetzendurch Stiftungen. Gemeinden undStädte, die die Rückführung der inVorjahren an große Energieversor-ger übertragenen Versorgungsnetzein den vollständigen oder teilweisenBesitz oder das Eigentum von Kom-munen nach Auslaufen von Konzes-sionsverträgen beabsichtigen, soll-ten diesen Fachbeitrag intensiv lesen.Die Autoren stellen die unterschied-lichdenkbarenModelle für eine sach-gerechte Finanzierung der Rekom-munalisierung der Versorgungsnetzevor und bewerten Sie.

Im Ergebnis kommen sie zumSchluss,dass die Finanzierung des Netzer-werbs über eine gemeinnützige pri-vatrechtlicheStiftungeineüberlegens-werte Alternative darstellt, vor allemwenn eine Finanzierung aufgrundder angespannten Finanzlage derKommunen nicht möglich ist undder Betrieb der Netze anderen kom-munalen Energieversorgungsunter-nehmen überlassen werden kann.

Kinder- und Jugendarbeit

Vereint in BewegungRahel Rose vom Deutschen Kinder-schutzbund, Landesverband Bayerne.V., stellt auf den Seiten 419 und420 die Vernetzungsinitiative „Ver-eint in Bewegung“ vor, die sich zumZiel gesetzt hat, Vereine und sozialeOrganisationen,die den direkten Zu-gang zu Kindern, Jugendlichen und

Wichtigesin Kürze 389

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Die Familie ist für 76 Prozent derDeutschen am wichtigsten. Im An-schluss folgender Freundeskreis,derBeruf und die Hobbys.Nur alleinste-hende Männer im Alter von 16 bis44 Jahren finden ihre Freunde mit40 Prozentwichtiger als ihre Familie(38 Prozent), wie eine Umfrage desInstituts für Demoskopie Allensbachim Auftrag des Unternehmens Vor-werk ergeben hat.Wie Familie defi-niertwird,hängt vomLebensmodellab: Während in einer Partnerschaftlebende Menschen meist die Mit-glieder der klassischen Kernfamilienennen, zählen vor allem weiblicheSingles weitere Personen dazu. Sogehören für Frauen enge Freundemit 20ProzentundKatzeoderHundimmerhinmit 11Prozent zur Familie.DenOberbegriff „Familie“bringtdieMehrheit (87 Prozent) mit gegen-seitiger Solidarität in Verbindung.FüreinanderVerantwortungüberneh-men ist für 75 Prozent ausschlag-gebend. Befragt wurden 1882 Per-sonen ab16 Jahren.

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ihren Familien haben, zur Seite zustehen,damit diese effektiver als bis-her erfolgreiche Kinder- und Jugend-arbeit leisten können.Sport ist dabeibekanntlich ein wirksames Mittel,Aggressionen gewaltfrei abzulassenund sozial benachteiligte Menschenin Vereinen und Organisationen zuintegrieren. Eine immer wichtigerwerdende Thematik vor dem Hinter-grund der aktuellen Integrations-debatte und der zunehmenden Ver-einsamung von Kinder und Jugend-lichen im häuslichen Umfeld.

BayerischeVerwaltungs-schule

Vorstandswechselbei der BVSBei der Bayerischen Verwaltungs-schule (BVS) fand ein Vorstands-wechsel statt. Der bisherige Vor-stand der BVS, Herr Dr. Josef Ziegler,wurde am24.September 2010 in ge-bührender Ehre im BildungszentrumHolzhausen der BVS in den Ruhe-stand verabschiedet; sein Nachfol-ger, Herr Michael Werner, in seinneues Amt eingeführt. Auf den Sei-ten 421 bis 423 können Sie die Redevon Dr. Jürgen Busse, Vorsitzendemdes Verwaltungsrats der BayerischenVerwaltungsschule, lesen.

KommunaleZusammen-arbeit

Gemeindeallianz„IlzerLand“ als VorbildDie Gemeindeallianz „Ilzer Land e.V.ist Bundessieger beim Wettbewerb„Engagement für die Region“ desBundeslandwirtschaftsministeriums.Ein Riesenerfolg für den VerbundvonneunGemeinden imBayerischenWald, in den Landkreisen Freyung-Grafenau und Passau. Und ein An-lass für die Redaktion der Verbands-zeitschrift, dieses vorbildhafte Bei-spiel interkommunaler Zusammen-arbeit auf den Seiten 429 bis 433vorzustellen. Interkommunale Zusam-menarbeit propagiert der BayerischeGemeindetag seit vielen Jahren. So-gar eine Landesversammlung standbereits unter diesem Motto. WelcheBeweggründe für die Zusammen-arbeit ausschlaggebend waren, wieman sich organisiert hat undwelcheZiele angepeilt werden, sind dieseminformativen Beitrag zu entnehmen.

Deutschlands Gemeinden stecken in der finanziellen Klemme. Die Einnah-men werden sich im laufenden Jahr auf schätzungsweise 165,9 MilliardenEuro belaufen,die Ausgaben werden jedoch 180,8 Milliarden Euro betragen.Damit übersteigen die Ausgaben die Einnahmen um fast 15 Milliarden Euro.Besonders der Rückgang bei der Gewerbesteuer macht den Stadtkämme-rern zu schaffen. So wird das Gewerbesteueraufkommen voraussichtlichrund 7,5 Milliarden Euro niedriger ausfallen als im Rekordjahr 2008. – Deut-liche Unterschiede werden bei einem Vergleich der Steuerkraft zwischenWest und Ost deutlich: Während das kommunale Steueraufkommen in denalten Ländern 844 Euro je Einwohner beträgt, erreicht die Steuerkraft in denneuen Ländern mit 476 Euro je Einwohner nur rund 56 Prozent des West-Niveaus.

Deutschland ist größter Nettozahler in der EU. Nach Berechnungen der EU-Kommission zahlte Deutschland unterm Strich im vergangenen Jahr rund6,4 Milliarden Euro mehr in die EU-Kasse ein, als es an Mitteln aus Brüsselerhielt. Im Jahr zuvor hatte der deutsche Nettobeitrag bei 8,8 MilliardenEuro gelegen; Mitte der neunziger Jahre waren es sogar über elf MilliardenEuro. Auf der anderen Seite steht Polen, das als größter Nettoempfängerrund 6,3 Milliarden Euro aus der EU-Kasse bezog. – Ein anderes Bild ergibtsich, wenn man die Leistungen in Bezug zur Wirtschaftskraft setzt. Dannwerden die Belgier mit 0,49 Prozent ihres Bruttonationaleinkommens zumgrößten Zahler und Litauenmit 5,61 Prozent zum größten Empfänger.

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39111/2010 Bayerischer Gemeindetag

BAYERISCHERGEMEINDETAG

Herausgeber undVerlag:Bayerischer Gemeindetag,

Körperschaft des öffentlichen Rechts;

Geschäftsführendes PräsidialmitgliedDirektor Dr. Jürgen BusseVerantwortlich für Redaktion undAnzeigen:

Wilfried Schober, Leitender Verwaltungs-direktor beim Bayerischen Gemeindetag

Dreschstraße 8, 80805 MünchenTel. 0 89 / 36 00 09-30, Fax 0 89 / 36 00 09-36

Erscheinungsweise monatlich; BezugspreisEUR 33,– jährl.; bei Mitgliedern im Beitrag enth.Anzeigenverwaltung:

Druckerei Schmerbeck GmbH

Marina Ottendorfer, Tel. 0 87 09 / 92 17-60Margit Frey (BayGT),Tel. 0 89 / 36 00 09-13Druck,Herstellung undVersand:

Druckerei Schmerbeck GmbHGutenbergstr. 12, 84184 Tiefenbach b. Landshut

Tel. 0 87 09 / 92 17-0, Fax 0 87 09 / 91 57 25

Rede des Präsidentendes Bayerischen Gemeindetags,

Dr.Uwe Brandl,beim Bayerischen Gemeindetag 2010am 4.November 2010 in Iphofen

„Auch die Gemeindensind systemrelevant“

Nachdem Sie, liebe Ehrengäste,sehr geehrte Damen und Her-ren, zu Beginn unserer Veran-staltung schon in aller Form be-grüßt wurden, darf ich mich mitIhrer aller Einverständnis daraufbeschränken, den Ministerpräsi-denten unseres Landes noch-mals in unserer Mitte willkom-men zu heißen. Ein herzliches

Grüß Gott von den hier in Iphofenversammelten Delegierten, die Ver-antwortung tragen für den Bayeri-schen Gemeindetag.

Nicht nur ein Mal haben Sie öffentlichräsoniert, wie gerne Sie doch jedenTag mindestens drei gute Werke mehrtun würden, wenn Ihnen die jeweiligeMinisterialbürokratie nicht stets nach-weisen würde – natürlich unter größ-tem Bedauern und mit dem Ausdruckvorzüglicher Hochachtung – weshalbgenau das erstens, zweitens, drittensnicht geht. Warum soll es Ihnen bes-ser gehen als uns Bürgermeistern, diewir unseren Bürgerinnen und Bürgernauch gerne mehr Wohltaten zukom-men lassen würden, wenn uns nichtunsere eigene kleine Bürokratie imHaus und darüber drei Ebenen derRechtsaufsicht tatkräftig daran hin-dern würden. Lassen wir uns tröstenmit der Anekdote um jenen berühm-ten Dirigenten, der einstmals in Mün-chen zu Gast war. Da er gerade nichtzum Interview zur Verfügung stand,wandte sich der Reporter des Bayeri-schen Rundfunks an seinen Kapell-meister (das ist in etwa vergleichbardem Amtschef eines Ministeriums oder

Das Ganze ist mehr als die SummeseinerTeile.2.056 Gemeinden undStädte gibt es in Bayern, davonallein 2.031 im kreisangehörigenBereich. Jede davon ist unver-wechselbar, hat ihre eigene kom-munale Geschichte und Tradi-tion, leistet ihren unschätzbarenDienst an ihren Bürgerinnen undBürgern. Und doch: Immer dann,wenn es darum geht, sich Gehör zuverschaffen in Politik, Wirtschaft undGesellschaft, immer dann, wenn es gilt,gemeinsame Anliegen in die Köpfeund Herzen der Bürgerinnen und Bür-ger zu transportieren, immer dann,wenn wir alle zusammenstehen müs-sen, um Angriffe gegen unsere ge-meindlichen Selbstverwaltungsrechteabzuwehren oder unsere finanzielleManövriermasse unsachgemäß zu be-

schneiden, immer dann genügt eseben nicht, wenn zweitausend jeweilsfür sich ihre Stimme erheben. Dannbraucht es einen Verstärker, der, ge-tragen vom Resonanzboden der Zwei-tausend, unsere Freunde ermutigt, imRingen um die gerechte Sache weiteran unserer Seite zu stehen, und unsereGegner vor übermütigen Entscheidun-gen warnt. Der Bayerische Gemeinde-tag ist wie ein Brennglas, das eineVielzahl kleiner Strahlen aus unseren2.019 Mitgliedern, aus unseren 71 Kreis-verbänden und aus unseren siebenBezirksverbänden aufnimmt und mitgebündelter Kraft an die weiterleitet,die es angeht.

Das Ganze ist mehr als die Summe sei-ner Teile. Der Hauptgeschäftsführer desBayerischen Brauerbundes Dr. Ebbertzhat es – natürlich mit dem Blick aufdas Bier und seine Bestandteile – soausgedrückt: „Nehmen Sie zum Bei-spiel Heidi Klum. Die besteht aus ca.60 Prozent Wasser, 16 Prozent Protei-nen, 10 Prozent Lipiden, 5 ProzentMineralstoffen, 1,2 Prozent Kohlehy-draten, 1 Prozent Nukleinsäuren usw.Und was kann man aus diesen Zuta-ten Nettes machen.“

Dr.Uwe Brandl

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dem Geschäftsleitenden Beamten einesRathauses) mit der Frage, was derMaestro denn heute Abend dirigierenwerde. Die Antwort: „Was er dirigiert,weiß ich nicht. Wir spielen die Eroica.“So viel zur angeblichen Allmacht vonChefs, heißen sie nun Ministerpräsi-dent oder Bürgermeister.

Frei von – frei für

Nach diesem Beispiel für (relative)Unfreiheit die Frage: Wann ist maneigentlich „frei“? Wer „frei“ sagt, denktsich sofort die Präposition„von“ hinzu.Frei sein von Arbeitsdruck, Stress,Steuern, Bevormundung, Vorschriftenaller Art. Frei sein von führt aber zurgrenzenlosen Beliebigkeit, zur grenzen-losen Werte-Freiheit und damit zumgrenzenlosen Egoismus.„Frei sein von“hat die 68er zur antiautoritären Erzie-hung verleitet und führt zur Frage desso erzogenen Kindes an seine Eltern:„Muss ich heute wieder machen, wasich will?“

Diese reflexartige Verknüpfung von„frei“ mit „von“ verstellt den Blick da-rauf, dass frei sein auch anders defi-nierbar ist, nämlich als ein frei sein füretwas. Frei sein zum Beispiel für einegesellschaftliche Aufgabe, für ein Ehren-amt, für das gemeine Wohl, für die Ge-meinde. Gemeinde heißt ja so, weil siedem (All)gemeinen dient, im Gegen-satz zu Partikularinteressen.Dass Diensteam Gemeinwesen etwa in der Zeit deralten Römer in höchstem Ansehenstanden, ja geradezu Gegenstand desBegehrens waren, zeigt die Herkunftdes Wortes „privat“, das sich vom la-teinischen „privare/privatus“ ableitet,und das heißt übersetzt „beraubt“.Was wurde denn dem Privaten ge-raubt? Die uns Heutige verblüffendeAntwort: Sein öffentliches Amt, dasihm anvertraut war. Privat vor Staat,das war – mit diesem Bedeutungs-inhalt – im Römischen Reich unvor-stellbar, und schon deshalb sollte sichauch der Vorsitzende einer Bundes-partei kurz besinnen, bevor er von„spätrömischer Dekadenz“ spricht.Ganznebenbei:„Das große Fressen“ wurdenicht von den alten Römern verfilmt,sondern von Marco Ferreri im Parisdes 20. Jahrhunderts. Und auch die

Fernsehserie „Kir Royal“ diente nichtder Abendunterhaltung römischer Kai-ser, sondern ist Spiegel der heutigenBussigesellschaft, deren Mitglieder freisind, nämlich frei von Anstand undVerantwortungsbewusstsein.

Schauen wir doch einmal in dasDeutschlandprogramm der Partei, diezurzeit sowohl im Bund wie im Frei-staat Bayern an der Regierung betei-ligt ist und das Wort „frei“ im Partei-namen trägt. Keine Sorge, meineDamen und Herren, dass ich jetztlangatmig werde, denn oft kommenwir Kommunen in diesem 84-Seiten-Papier nicht vor. Zum ersten Mal aufSeite 7, wo der Wegfall der Gewerbe-steuer gefordert wird, also ein Freiseinder Betriebe von dieser Steuer. Auchbei der dann auf Seite 30 gefordertenStärkung des Selbstverwaltungsrechtsder Kommunen kommt wiederum dieErsetzung der Gewerbesteuer durchAlternativen als belebendes Elixier vor.Noch weiter hinten wird dann eineRekommunalisierung der Entsorgungs-wirtschaft abgelehnt, verknüpft miteiner Aussage, Monopolmärkte müssenwirkungsvoll aufgebrochen werden(auch die gemeindliche Wasserver-sorgung? auch die gemeindliche Ab-wasserbeseitigung?). Außerdem wirdunsere Forderung, gesetzliche Univer-saldienstverpflichtungen bei der Breit-bandversorgung einzuführen, negiert.Frei von Verpflichtungen! Das Ergeb-nis kann man im ganzen Land bestau-nen. Ich komme auf das Trauerspieldes Ausbaus schneller Datennetze(DSL) in unseren ländlichen Räumenspäter noch zurück.

Privat vor Staat?

Das Motto lautet „Privat vor Staat“.Solange die Geschäfte laufen, ist freierWettbewerb angesagt. Kommt es zueiner Wirtschafts- oder Finanzkrise,dann darf der Staat gerne seinen Ret-tungsschirm aufspannen. Auch wennes mit einzelnen Abfallfraktionen nichtmehr so läuft, sind die Kommunenwieder willkommen. Das gilt natürlichauch, wenn zum Beispiel in Englandein verlottertes privatisiertes Wasser-versorgungssystem öffentlich zu sa-nieren ist oder ein marodes Schienen-

netz mit öffentlichen Mitteln wiederzu ertüchtigen ist.

Dieser ewige Ruf„Frei sein vom Staat“,„Privat vor Staat“, ist ja nur deshalbzurzeit etwas leiser, weil sich die Ver-ursacher der großen globalen Krisenoch ihre Wunden lecken. Aber es istklar, wohin die Reise gehen soll, so-bald die Wettbewerbsfetischisten wie-der Wasser unter dem Kiel verspürenund das Zeichen zum erneuten An-griff auf die öffentliche Wasserversor-gung, die öffentliche Abwasserbesei-tigung, die öffentliche Abfallwirtschaft,den öffentlichen Personen-Nahverkehrund und und … geben.Privat und Staat,so ist es richtig. Privates Wirtschaftenund Wettbewerb ohne unnötige Fes-seln – gerne, wo immer möglich,jedoch nicht in den Kernbereichenkommunaler Vorsorge für unser allerDasein. Und das nicht, um Pfründevon Bürgermeistern oder Werkleiternzu sichern, sondern um unseren Bür-gerinnen und Bürgern auch in Krisen-zeiten und auch bei knapper Kassen-lage Tag für Tag in gleichbleibenderQualität und zu sozialen Preisen dieDienste zu leisten, die ein mensch-liches Existieren in Würde und ein ge-werbliches Wirtschaften im Wettbe-werb überhaupt erst ermöglichen.

Um es klar zu sagen: Die kommunalenTräger der Sozialhilfe wissen natürlichum Missbrauchsfälle. Dass es sich daund dort welche in der sozialen Hän-gematte bequem machen, dass daund dort falsche Angaben gemachtwerden, um Leistungen zu erschwin-deln, dass tatsächlich manche eineHartz-IV-Karriere anstreben und sonstnichts. Aber das ist doch nicht dieMasse der Empfänger von Sozialleis-tungen. Ich finde es unerträglich, wieda einer generalisierend von„anstren-gungslosem Wohlstand“ sprechenkann.

Die Gewerbesteuer muss bleiben

Zurück zur Diskussion um die Gewerbe-steuer. Natürlich sagt niemand, dasssie ersatzlos wegfallen soll. Man ver-spricht uns Ersatz, nämlich einenhöheren Anteil an der Umsatzsteuerund ein eigenes Hebesatzrecht der

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Kommunen auf die Einkommen- undKörperschaftsteuer, und: Der Ersatzsoll nicht lediglich so hoch sein wie ineinem Jahr mit einem schlechtenGewerbesteueraufkommen. Deshalbködert man uns mit dem Hinweis,dass es dann ein Ende hat mit derVolatilität des bisherigen Gewerbe-steuersystems.

In einem guten Jahr (wie 2008) be-trägt das bundesdeutsche Gewerbe-steueraufkommen 38 Milliarden Euro,in einem schlechten (wie 2010) im-merhin noch 26 Milliarden Euro. Dannziehen also der Bund und die Ländervon ihrem Mehrwertsteueraufkommendie fehlenden Milliarden ab und ge-ben sie uns Kommunen.Wer das nichtglaubt (und das sind alle, die dasFinanzgebaren von Bund und Län-dern kennen), dann bleibt doch nureine Erhöhung des Mehrwertsteuer-satzes von jetzt 19 Prozent. Wie vielePunkte dürfen es denn gerne sein?Drei Punkte mindestens, eher vier oderfünf. Dass so etwas in der wackeligenKoalition in Berlin gegen den Wider-stand der Opposition, gegen die dannerfolgende Rebellion der deutschenGemeinden und Städte und gegenden Aufschrei der Bürgerinnen undBürger, die dann die Zeche zu bezah-len haben, bundespolitisch durchsetz-bar sein soll, übersteigt mein Vorstel-lungsvermögen. Man wird nicht zumSozialisten, wenn man nüchtern fest-stellt: Die Familien und die Bevölke-rungsteile mit den kleinen und mittle-ren Löhnen und Renten, also die, dieeinen erheblichen Prozentsatz ihresverfügbaren Einkommens verkonsu-mieren (müssen), bezahlen die Zeche.Gut, dass es die Aussage der Bundes-kanzlerin gibt, in dieser Legislatur-periode an der Gewerbesteuer nichtrütteln zu wollen, Gemeindefinanz-kommission hin oder her, und gut,dass Sie, sehr geehrter Herr Minister-präsident, sich ebenfalls klar positio-niert haben.

Und noch ein Gedanke: Bürgermeis-ter, Gemeinde- und Stadträte, sie allehaben bei ihren Entscheidungen dasWohl des ihnen anvertrauten Gemein-wesens im Auge zu behalten. BeimBemühen um Gewerbeansiedlungen

war und ist der Aspekt der dann zu er-wartenden Gewerbesteuereinnahmenmit entscheidend für positive Votenin den Gremien, da dürfen wir unsnichts vormachen. Wenn die Existenzvon Gewerbebetrieben keine posi-tiven Auswirkungen mehr auf dieEinnahmenseite eines gemeindlichenHaushalts hat, wie soll dann ein Bür-germeister, ein Gemeinderat, seinenauf Ruhe und behagliches Wohnenausgerichteten Bürgern vermitteln,dass es gut ist, die vorhandenen Ge-werbebetriebe zu halten und nachMöglichkeit neue hinzuzugewinnen?Jetzt herrschtWettbewerb unter BayernsStädten und Gemeinden um Erhalt,Förderung und Neuansiedlung vonGewerbebetrieben. Und dies bringtBayern voran.

Kommunalfinanzen – auch die Ge-meinden sind systemrelevant

Ich kann aber auch der BayerischenStaatsregierung deutliche Worte zurFinanzsituation der bayerischen Ge-meinden, Märkte und Städte nicht er-sparen. Seit Jahren, um nicht zu sagenJahrzehnten, haben wir das allgemeinbekannte und auch allgemein aner-kannte strukturelle Haushaltsproblem:Die erzielbaren Einnahmen unserer Ge-meinden stehen mit den unausweich-

lichen Ausgaben nicht im Einklang.Während es bei den Einnahmen nachmageren Jahren auch immer wiederhinaufgeht, kennen die Ausgaben nureine Richtung: den stetigen Anstiegnach oben.

Jahr für Jahr im November das gleicheRitual. Die Präsidenten und Geschäfts-führer der vier bayerischen kommu-nalen Spitzenverbände klopfen an diePforte des Leuchtenbergpalais. Herrdes Palais am Odeonsplatz Hausnum-mer 4 ist der jeweilige bayerischeFinanzminister, zurzeit der uns durch-aus sympathische Herr Fahrenschon.Wie einst die Scherenschleifer, Korb-flechter und Kesselflicker bitten wirden hohen Herrn, uns aus seinemHaushalt das Notwendige zum Über-leben zuzustecken. Denn die durch-schnittliche bayerische Gemeinde kannsich weder von ihrem Steuerfindungs-recht ernähren (das ist die Hunde-steuer und die Zweitwohnungsteuer,alles andere hat man ja im Rahmender Abschaffung der Bagatellsteuerngestrichen), noch reichen unsere An-teile an der Einkommensteuer, nochfließt uns aus der Grundsteuer oderder Gewerbesteuer so viel zu, wie dieSozialausgaben wegfressen.

Der staatliche Gesetzgeber kann, wennes gar nicht anders geht, an der Steuer-schraube drehen. Die Bezirke könnenebenso wie die Landkreise ihre Um-lagen erhöhen. Bei 60 Prozent Kreis-umlage werden wir da und dort an-langen, und niemand sagt uns ver-bindlich, bei welchem Prozentsatz nachoben Schluss ist. Wir, die kreisange-hörigen Städte, Märkte und Gemein-den, sind – von den genannten Peti-tessen abgesehen – weder Steuerge-setzgeber noch umlagenberechtigt.Wir stehen mit dem Rücken zur Wandund können, anders als der Staat,nicht einmal auf der Ausgabenseitekorrigieren, denn unsere Leistungensind im Wesentlichen Leistungen derDaseinsvorsorge, und die sind täglichund in gleichbleibender Qualität zuerbringen. Was soll ich unseren Ge-meinden insbesondere in den östlichenund nördlichen Randlagen Bayernsan Zuversicht geben, wenn sie ihr Hal-lenbad bereits geschlossen und ihr

39311/2010 Bayerischer Gemeindetag

„Auch die Gemeinden sind system-relevant“

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Tafelsilber bereits verscherbelt haben?Den Staatskommissar als Dauerein-richtung? Die Selbstauflösung?

Wenn Bezirksumlagensätze bis zu 25Prozent im Raum stehen, und Land-kreise bei Kreisumlagensätzen vonbis zu 60 Prozent liegen, dann ist dasunerträglich. Ich sage ja nicht, dassdie jeweiligen Kreis- und Bezirkskäm-merer mit ihrer Kalkulation falsch lie-gen, sie sind ja selbst Getriebene derkontinuierlich ansteigenden Sozialaus-gaben. Aber wir brauchen endlich einepolitische Lösung, um solch horrendeUmlagensätze zu vermeiden, wobeiich in erster Linie eine Kostenbeteili-gung von Bund und Ländern an dengroßen Sozialausgabenblöcken an-mahne. Auch das versprochene kom-munale Entlastungsgesetz und unse-re Forderung nach der Drittellösungbei den Kosten der Eingliederungs-hilfe gehören dazu.

Und auch eine gerechte Verteilungder Finanzausgleichsmittel innerhalbBayerns muss auf den Tisch! OberstePriorität haben für mich dabei dieSchlüsselzuweisungen. Ich fordere eineAufstockung der Schlüsselmasse, zu-mal 2011 wieder mehr Gemeinden indiesen Topf werden hineingreifenmüssen. Notfalls erwarte ich, dass Sie,sehr geehrter Herr Ministerpräsident,und Ihr Kabinett das Ziel des aus-geglichenen Haushalts überdenken.Wenn es möglich ist, mit dem Argu-ment der Systemrelevanz Banken Mil-liardenbeträge zur Verfügung zu stel-len, dann sage ich: Wir Gemeindenmit unserem gesetzlichen Auftrag, dieörtliche Infrastruktur ohne Wenn undAber vorzuhalten, sind mindestensgenauso systemrelevant.

DSL – Dörfer surfen langsam

Der Bayerische Gemeindetag hat ins-besondere in den ländlichen Räumeneinen Wunsch mit drei Buchstaben:DSL (DSL steht dabei – jedenfalls inmeiner niederbayerischen Heimat–für„Dörfer surfen langsam“).

Wir haben unsere Probleme mit demBayerischen Wirtschaftsministerium.Im Juli 2009 waren wir dort und ha-ben dem Wirtschaftsminister und sei-

ner Entourage geschildert, dass nichtein paar versprengte, sondern hun-derte bayerischer Gemeinden ganzoder in Teilgebieten ernsthafte Pro-bleme mit der DSL-Einführung haben.Man hat uns daraufhin um eine Listemit den Namen der Gemeinden undStädte gebeten. Haben wir gemacht.Noch im Juli. Sie kennen unsere Um-frage bei allen Mitgliedern. Wer dach-te, nun müsste sich doch etwas rüh-ren im Ministerium, hat sich getäuscht.Statt dessen kommt im August einSchreiben, in dem man von uns, undzwar aufgelistet nach Landkreisenund Regierungsbezirken, innerhalbder 500 (!) ihm mitgeteilten Gemein-den Differenzierungen und Ermittlungs-dienste bezüglich des Verhaltens derDeutschen Telekom verlangt. Anschlie-ßend wolle man die Ergebnisse ana-lysieren. Daraufhin haben wir geant-wortet, es sei nicht Aufgabe des Baye-rischen Gemeindetags, sondern derstaatlichen Verwaltung, den von unsmitgeteilten Fällen nachzugehen. Einkommunaler Spitzenverband ist nichtVollzugsorgan des Staates. Sende-pause. Daraufhin Ende September dieVeröffentlichung unserer Resolution,die jeder von Ihnen, liebe Kollegen, inseinem Kreisverband mitgetragen hat.Wieder ein Monat Sendepause. Dannein fünfseitiges Schreiben des Minis-teriums vom 09.11.2009 mit einerMischung aus Rechtfertigungen, Ap-pellen und Vorwürfen an den Bayeri-schen Gemeindetag. So sei es in be-sonderer Weise kontraproduktiv undnicht akzeptabel, ja geradezu ruf- undgeschäftsschädigend, Funklösungenabzuqualifizieren. Ich kenne zwei Fir-men, bei denen wir schon fragen dür-fen: War da nicht etwas mit Vertrags-treue und Liefervermögen? Wer hatda wen geschädigt? – Mehr sog i ned.

Dann wieder über den Jahreswechselbilaterale Gespräche Gemeindetag –Ministerium, Hoffnung auf Konsensund konstruktive Schritte. Und jetztder Höhepunkt: Im Januar 2010 gibtmir einer meiner Bürgermeisterkolle-gen von einem Brief Kenntnis, den ervom Minister Zeil persönlich unterdem Datum des 11. Januar erhaltenhat, und in dem der Minister seiner

Freude darüber Ausdruck verleiht, „dassviele Hundert Bürgermeister in Bayernsich nicht beirren lassen“, obwohl„der Bayerische Gemeindetag bei un-serer Bitte um Mithilfe bei der Infor-mationsbeschaffung für die Verhand-lungen mit der Telekom die Mitarbeitverweigert hat“.

Ich weiß nicht, ob Minister Zeil nur aneinen Bürgermeister einen solchenBrief geschrieben hat oder an werweiß wie viele. Faktum ist, diese Aus-sagen sind schlichtweg falsch. Gottsei Dank wissen Sie, die Kreisverbands-vorsitzenden und StellvertretendenKreisverbandsvorsitzenden, wie sehrsich Präsidium, Präsident und insbe-sondere die Geschäftsstelle des Baye-rischen Gemeindetags am Thema DSLabarbeiten.

Telekommunikation ist Daseinsvor-sorgepflicht des Bundes

Wenn eine öffentliche Dienstleistungder Daseinsvorsorge zuzurechnen ist,dann ist damit noch nicht gesagt,dass es eine Aufgabe der kommuna-len Daseinsvorsorge ist. Ebenso wie inanderen Staaten kann die betreffen-de Aufgabe auch dem Staat zur Erfül-lung zugewiesen sein. In Deutschlandgehört die in der örtlichen Gemein-schaft wurzelnde Daseinsvorsorge zumAufgabenbereich der Kommunen, dieüberörtliche im Rahmen des föderati-ven Staatsaufbaus entweder zum Auf-gabenbereich der Länder oder zu demdes Bundes. Dementsprechend ist dieSorge um die örtliche Mobilität Ge-meindeangelegenheit, die Sorge umdie überörtliche Mobilität Landes- oderBundesangelegenheit. Erschließungs-straßen, Gemeindestraßen und Perso-nennahverkehr zählen zur gemeind-lichen Daseinsvorsorge. Die deutsch-landweite Mobilität dagegen war seitKaisers Zeiten stets Reichs- und istjetzt Bundesangelegenheit. Ich nennedie Reichspost, die Reichsbahn, dieReichsautobahnen und heute die un-bestrittenen Bundeszuständigkeitenfür Fernstraßen, Wasserstraßen, Bah-nen, Luftverkehr – und für die Tele-kommunikation. In § 7 des Telekom-munikationsgesetzes ist konsequen-terweise bundesrechtlich die staatli-

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che Pflicht normiert, flächendeckendfür Festnetzanschlüsse der Bürgerin-nen und Bürger zu sorgen.

Nun ist das gesamte Spektrum derDaseinsvorsorgeleistungen kein ge-schlossenes unabänderliches System.Manches, wie der Gemeindestier (der„Dorfbummerl“) zur Sicherstellung derViehzucht oder der Kirchenspießträ-ger zur Bewachung des Dorfs wäh-rend der Sonntagsmesse ist in Verges-senheit geraten. Manches, wie dieAbfallbeseitigung und die Abwasser-entsorgung, war im Zeitpunkt desEntstehens unserer Bayerischen Ver-fassung im Jahr 1946 noch kein dring-liches Thema und ist deshalb in Art. 83Abs. 1 BV – im Gegensatz etwa zumdamals sehr wohl dringlichen Woh-nungsbau – nicht enthalten. Dennochist beides – die Abfallwirtschaft wiedie Siedlungswasserwirtschaft – heuteunbestritten kommunale Pflichtauf-gabe der Daseinsvorsorge. UnsereLandes- und Bundespolitiker müssenendlich begreifen, dass es sich imweiten und schnell wandelnden Feldder Telekommunikation nicht andersverhält. Als es kein Internet gab undkeine schnellen Datennetze, sondernnur das gute alte Telefon, dann wardas auch keine Aufgabe der Daseins-vorsorge. Nun gibt es diese Einrich-tungen, und die Menschen sind zu-nehmend – beruflich wie privat – aufsie angewiesen, dann liegt nun eine– und wegen der überörtlichen Mobi-lität – staatliche, eine bundesstaat-liche Aufgabe der Daseinsvorsorgevor. Und da die Kräfte des Marktes indiesem Bereich nachweislich nichtausreichen, hier schnell insbesonderein den ländlichen Räumen Deutsch-lands eine Vollversorgung herzustel-len, ist der Bundesgesetzgeber gehalten,im Rahmen seiner Gesetzgebungszu-ständigkeit für die Telekommunika-tion – wie beim Festnetz schon ge-schehen – einen Anspruch der Bürge-rinnen und Bürger auf Zugang zu die-sen neuen Kommunikationsmedienzu normieren. Dies hätte übrigensganz nebenbei den Vorteil, dass beieiner Definition als Daseinsvorsorge-leistung staatliche Zuschüsse fließendürfen, um Marktdefizite auszugleichen,

ohne dass dies gegen die EU-Rege-lungen des Binnenmarkts verstoßenwürde. Es sind dann lediglich die übli-chen Regelungen des EU-Beihilfe-rechts zu beachten.

Von Theodor Heuss, der nicht nur eingroßer Bundespräsident, sondern be-kanntlich auch FDP-Mitglied war,stammt das Wort: „Die Gemeinde istwichtiger als der Staat, und das Wich-tigste in der Gemeinde sind die Bür-ger.“ In der Gemeinde erfahren dieMenschen vom Eintrag der Geburt insPersonenstandsregister, von der Kin-derkrippe über den Kindergarten, dieSchule, über die von der Gemeindezur Verfügung gestellte Infrastruktur(Straßen, Wasser, Abwasser, Personen-nahverkehr, Energie), über Sportanla-gen, Bäder,Theater, Museen und Parksbis hin zum Seniorenheim und zur Be-stattung auf dem gemeindlichen Fried-hof, im wahrsten Sinne von der Wiegebis zur Bahre Geborgenheit und Sorgedurch die öffentliche Hand. Demokra-tische Abläufe werden begreifbar undalltäglich. Der berühmt gewordeneSatz von Theodor Heuss lautet in derGesetzessprache der Bayerischen Ver-fassung (Art. 11 Abs. 4): „Die Selbst-verwaltung der Gemeinden dient demAufbau der Demokratie in Bayern vonunten nach oben.“ Wir verlangen janicht, dass jeder oder jede in der FDPein Theodor Heuss wird. Aber ein biss-chen von diesem großen liberalenMann möchte schon sein. Die Würdedes Menschen ist nach Art. 1 des

Grundgesetzes unantastbar, nicht dieWürde des Marktes.

VonMarathon zur EU

Heuer begehen wir das Gedächtnisder Schlacht von Marathon vor 2500Jahren. In der kollektiven Erinnerungverhaftet ist allenfalls jener Bote, derdie Siegesmeldung im Laufschritt vomSchlachtfeld nach Athen gebrachthaben soll und tot umfiel, kaum hatteer die freudige Nachricht herausge-stoßen. Wahrscheinlich hat es dieseneinen Läufer gar nicht gegeben, dennunmittelbar nach dem Sieg ist ja dasgesamte griechische Heer eilends zu-rück nach Athen gelaufen, um die ge-schlagene persische Flotte, die zwi-schenzeitlich um Attika und Kap So-union herum Richtung Athen segelte,vor den Toren der Stadt abermals zuempfangen.

Diese Details um den einsamen Läu-fer sind viel weniger bedeutsam alsdie Tatsache, dass sich in Marathonerstmals in der Geschichte ein demo-kratisch verfasstes Gemeinwesen einemDiktator mit militärischer Übermachtentgegenstellte – und die Oberhandbehielt. Die Entscheidung, die Perser(korrekt ausgedrückt: die Meder) an-zugreifen, kam genau so zustande,wie wir es heute bei demokratischenEntscheidungsfindungsprozessen aufallen Ebenen gewohnt sind: Mandebattierte kontrovers und stimmteschließlich ab, nämlich ob man

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„Wir lassen uns von der Landespolitik nicht den Schwarzen Peter zuschieben!“

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a) die Stadt Athen bei bestimmtenGegenleistungen gleich kampflosübergeben oder

b) den Feind vor der Stadt erwartenoder

c) ihm entgegen ziehen und nach derLandung in der besagten Buchtattackieren sollte.

Man debattierte und beschloss „An-griff“. Dann wandte man sich an diekampferprobten Nachbarn in Spartamit der dringenden Bitte um Bei-stand. Diese signalisierten, sie kämenzwar gerne, hätten aber gerade einFest und könnten deshalb erst beimnächsten Vollmond ausrücken. Alsosuchte Athen alleine die Entschei-dungsschlacht – und behielt die Ober-hand gegen eine feindliche Übermacht.Kluges Beobachten des Feindes undder daraus resultierende Plan, mit denstärksten eigenen Verbänden die schwa-chen Flügel des Feindes in die Zangezu nehmen, sollen den Sieg gebrachthaben.

Erinnert diese erste feindliche Begeg-nung des Abendlandes mit einemgroßen Reich aus dem Osten nicht andie Ablaufmuster im Europa des 20.und 21. Jahrhunderts? Erst quälendlange, aber notwendige demokrati-sche Entscheidungsprozesse, dann dieSuche nach Partnern, die sich manch-mal aus den merkwürdigsten Grün-den verweigern, schließlich der Erfolg,getragen von der Legitimation durchdas Volk und bewirkt nicht durch blind-wütiges Losrennen, sondern durchNutzung des Verstands, angereichertmit Listen und Finten. So funktioniertauch das heutige Europa, so funktio-niert „Brüssel“.

Ein großes Ringen hebt zurzeit an inEuropas Institutionen ebenso wie inEuropas Staaten und Kommunen umdie Konditionen, zu denen EU-Förder-mittel im nächsten Sieben-Jahre-Zyk-lus ab 2014 ausgereicht werden. Auf-gabe der Zielgebiete (Ziel 1 und Ziel 2)und stattdessen die grundsätzlicheFördermöglichkeit im gesamten EU-Raum? Gießkanne oder scharf umris-sene Förderschwerpunkte? Cluster oderFläche? Ländliche Räume oder Leucht-türme? Oder gar Förderung entlang

völkerverbindender Achsen (Stichworte:Donaustrategie,Ostseeraum)? Und wasist mit den Metropolregionen, vondenen jeder europäische Funktions-träger in Brüssel bisher behauptet, fürsie gebe es schon deshalb keine För-dermittel, weil Metropolregionen miteuropäischem Bedeutungsinhalt garnicht existieren?

Noch läuft ein allgemeines Brainstor-ming hinter verschlossenen Türen.2011aber wird zur großen Herausforderungder kommunalen SpitzenverbändeBayerns und Deutschlands. Hier wirdder Bayerische Gemeindetag als Ver-treter (nicht nur, aber auch) der länd-lichen Räume in besonderer Weisegefordert sein.

EU und Baulandprogramme für Ein-heimische

Eine andere Herausforderung – wennauch nicht in dieser gewaltigen Dimen-sion – ist der Feldzug der EU-Kommis-sion gegen die Baulandprogrammebayerischer Gemeinden und Städtefür Einheimische. Kaum war die EU-Kommission im Feld der interkommu-nalen Zusammenarbeit in die Schran-ken gewiesen, kaum hatte der Euro-päische Gerichtshof im Sommer letz-ten Jahres seine Grundsatzentschei-dung verkündet, dass klassische kom-munale Zusammenarbeit nicht denRegeln des Binnenmarkts unterfällt,insbesondere ohne Ausschreibungs-pflicht nach freier, demokratischer Ent-scheidung in den kommunalen Gre-mien erfolgen kann, droht die EU-Kommission Deutschland mit Klage-verfahren bezüglich diverser Einhei-mischenmodelle, darunter auch diebayerischen Städte Vohburg und Weil-heim und die bayerischen Gemein-den Bernried und Seeshaupt.

Diskriminierung aufgrund der Staats-angehörigkeit wird uns vorgeworfen!Was für ein Unsinn. Jeder EU-Bürgerkann unter den gleichen Konditionennach einem EinheimischenprogrammBauland erwerben wie jeder Inländer.

Die Beschränkung der freien Nieder-lassung von Staatsangehörigen einesMitgliedstaats der EU wird uns vorge-worfen! Wieder falsch. Jeder EU-Bür-

ger kann sich in jeder bayerischenStadt oder Gemeinde frei bewegen,aufhalten und auch niederlassen. Erkann zu beruflichen wie zu Wohn-zwecken Räume anmieten. Er kannauf dem Grundstücksmarkt Grund-stücke oder Gebäude erwerben.Ledig-lich in denjenigen von insgesamt 2.056bayerischen Gemeinden und Städten,die ein Bauland- oder Wohnungspro-gramm für die dort Einheimischenoder dort Arbeitenden vorhalten, istein überschaubarer Prozentsatz vonGrundstücken dem Markt zwar nichtentzogen, wird aber aus Gründen derSozialstaatlichkeit einem besonderenPersonenkreis, der bestimmte Krite-rien zu erfüllen hat, zugeteilt. Die kon-krete Umsetzung des Sozialstaatsprin-zips als einer Staatsfundamentalnormdes Grundgesetzes erfolgt nach demföderativen Staatsaufbau Deutschlandsin allen Angelegenheiten der örtlichenGemeinschaft durch die Gemeinden.Zur Sozialstaatlichkeit gehört auch dasWohnenbleiben aller Gesellschafts- undAltersschichten im vertrauten heimat-lichen Umfeld und das Wohnenkönnenam Ort der Berufsausübung. Art. 83Abs. 1 der Bayerischen Verfassung weistausdrücklich neben der Ortsplanungauch den Wohnungsbau den Gemein-den als von Verfassung wegen wahr-zunehmende Aufgabe zu. Wo also in

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„Die Würde des Menschen ist unan-tastbar, nicht dieWürde des Marktes“

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Bayern aufgrund ländlicher Strukturenein genereller Mangel an Baugrund-stücken besteht oder wo aufgrunddes Zuwanderungsdrucks Auswärtigerdas soziale Preisgefüge von Wohn-raum oder Grundstücken ausgehebeltist oder wo es – bis hin zur Landes-hauptstadt München – ein Anliegenist, den Menschen am Ort ihrer Arbeits-stätte auch erschwinglichen Wohn-raum zur Verfügung zu stellen, ist esein aus der Sozialstaatlichkeit Deutsch-lands in Verbindung mit der kommu-nal verantworteten Daseinsvorsorgefolgendes Recht bayerischer Gemein-den und Städte, Einheimischenbau-und -wohnungsmodelle vorzuhalten.Die deutschen Einheimischenmodellesind nichts anderes als „sozialer Woh-nungsbau light“.

Wieder wird – wie schon vorhin – dasHohelied des Marktes gesungen. Ge-nerell ist dagegen auch gar nichts zusagen. Auch wir im Gemeindetag sindAnhänger der Marktwirtschaft. DieMarktwirtschaft hat zu Genüge be-wiesen, dass sie von allen Wirtschafts-formen am ehesten in der Lage ist,breite Bevölkerungsschichten am Wohl-stand teilhaben zu lassen und breiteBevölkerungsschichten in Lohn undBrot zu bringen. Doch nirgends gibtes die Regel ohne die Ausnahme. InBereichen, in denen der Markt nichtfunktioniert, nicht funktionieren kann,weil nicht vermehrbare Güter wie Grundund Boden oder überlebenswichtigeGüter wie das Trinkwasser sozial ge-recht zu verteilen sind – und die Ge-rechtigkeitskriterien sind nun mal an-dere als die Marktkriterien –, in diesenBereichen also müssen die Regeln desfreien Marktes logischerweise weichen.Mit Sozialismus hat das nichts zu tun,aber viel mit Menschenwürde undsozialem Frieden.

Abbau von Bürokratie, Anpassungvon Standards

Nun zu einem Thema, das nicht nurein Steckenpferd von mir ist, sondern,wie ich weiß, auch Ihnen, sehr geehr-ter Herr Ministerpräsident, seit IhremAmtsantritt ein großes Anliegen ist.Ich spreche vom Bürokratieabbau undvon der Anpassung von Standards.

Auf hundert Besserwisser kommt einBessermacher, heißt es. Dann habenwir zwei Bessermacher es schon mitzweihundert Besserwissern zu tun.Mindestens einmal in fünf Jahren grün-det der Freistaat Bayern eine Kommis-sion (unter Ihrem verehrten Vorvor-gänger sogar mehrere), schaltet Bera-tungsgesellschaften ein und machtUmfragen in allen Amtsstuben – undwas kommt am Ende dabei heraus?Ein paar Peanuts und lange Aus-führungen behördlicherseits, weshalbfast alle zu Disposition stehenden Nor-men ihre Daseinsberechtigung haben,ja geradezu unverzichtbar sind.

Da gibt es zum Beispiel seit bald 40Jahren die Verordnung zur Bekämp-fung der bösen San-José-Schildlaus,die bekanntlich alle möglichen Bäu-me befällt. § 4 Abs. 4 besagter Verord-nung regelt nun die bedeutsame Fra-ge, wann denn ein Baum von der San-José-Schildlaus befallen ist. Die Ant-wort des Gesetzgebers: Eine Pflanzegilt als von der San-José-Schildlausbefallen, wenn sich an ihr mindestenseine San-José-Schildlaus befindet, dienicht nachweislich tot ist. Wer’s nichtglaubt, lese nach im Bundesgesetz-blatt 1972, Teil I, Seite 629. Weg damit,möchte man spontan sagen, denn einBefall mit weniger als einer Schildlausist wohl schlechterdings nicht vor-stellbar. Was aber dann? Schweigt dieVerordnung, so weiß der Arm des Ge-setzes in Gestalt der Vollzugsbehör-den nicht, ab wie viel Läusen er zu-greifen darf. Und so geht es uns inden allermeisten Fällen. Immer weistman uns nach, welch unersetzlicherVerlust einträte, würde man aus demriesigen Normenbestand auch nur eineeinzige zu Grabe tragen.

Wenn wir in unserem Mitgliederbe-reich abfragen, welche Normen vonnennenswertem Gewicht denn ent-behrlich erscheinen, ist die Resonanzbescheiden. Und Ihnen als Staats-regierung geht es noch schlechter,wenn der kreißende Berg jedes Malnur ein Mäuslein gebiert.

Leichter tun wir uns mit Vorschlägenzum Abbau technischer, organisato-rischer und sozialer Standards. So ha-

ben die bayerischen kommunalen Spit-zenverbände ein ganzes Bündel zumAbbau von Standards im Sozialbe-reich zusammengetragen und außer-dem über die kommunalen Spitzen-verbände auf Bundesebene gefordert,dass auch im Rahmen der Gemeinde-finanzkommission Maßnahmen zurAusgabensenkung geprüft werden.Doch zum Optimismus, es werde sichzur Entlastung der kommunalen Haus-halte Nennenswertes bewegen, be-steht auch hier kein Anlass. BeimStandardabbau kämpfen zwar nichtdie behördlichen Geburtshelfer vonGesetzen, Verordnungen und Satzun-gen um das Überleben ihrer Schütz-linge, dafür treten unverzüglich mäch-tige Lobbyverbände auf den Plan, diees gerade in den Bereichen „Tech-nische Anforderungen“ und „SozialeLeistungen“ im Kreuz haben, politischAmbitionierte verzagen zu lassen.

Um so wichtiger ist es, dass wenig-stens wir in diesem Saal – die Kom-munen mit ihren Vorschlägen und derFreistaat Bayern mit seinen Vorstel-lungen – uns nicht auseinander divi-dieren lassen, sondern, gleich wie dasErgebnis am Ende aussieht, uns ge-genseitig stützen und die Notwendig-keit betonen, auch die Fortexistenzlieb gewordener Standards mit hohemGewöhnungseffekt immer wieder zuhinterfragen.

Den vielbeschworenen sozialen Frie-den zu sichern ist ja keine Einbahn-straße in dem Sinn, dass immer nurauf die Leistungen geschaut wird, diewünschenswerter Weise gegenüberden Bedürftigen unseres Landes er-brachten werden sollten. Der sozialeFriede ist genauso in Gefahr, wenn dieLeistungsträger überfordert werden– und ich spreche hier nicht von denganz Reichen, sondern von der Mittel-schicht, die das Bruttosozialproduktim Wesentlichen erwirtschaftet. Es istnicht nur unsozial, den Leistungsneh-mern zu wenig zu geben, es ist ge-nauso unsozial, den Leistungserbrin-gern zuviel zu nehmen. Sozialstaat-lichkeit heißt Gemeinschaftsverträg-lichkeit und besteht in der Ausgewo-genheit von Geben und Nehmen.

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Und deshalb sind wir befremdet, wennwir, die bayerischen kommunalen Spit-zenverbände, auf Ihren Anstoß vomFrühjahr 2010 hin, sehr geehrter HerrMinisterpräsident, dreißig Vorschlägemachen, an welchen Stellschraubensoziale Standards maßvoll verändertwerden könnten, nun aber seit Mo-naten sowohl aus dem Sozialministe-rium wie auch der CSU-Fraktion nurlautes Schweigen zu hören ist. So ha-ben wir nicht gewettet, dass wir dieerbetene Hausaufgabe machen unduns dann von den Damen und HerrenLandespolitikern den Schwarzen Peterzuschieben lassen!

Demografie, ländliche Räume,Stadtund Land

Wenn ich Sie, sehr geehrte Damenund Herren, nun mit der Tatsache kon-frontiere, dass die Geburtenrate inEuropa in Island am höchsten ist (näm-lich 15,2 Geburten pro Tausend Ein-wohner), und die in Deutschland mit8,2 Geburten pro Tausend Einwoh-nern nur dann nicht am niedrigstenist, wenn ein nachhaltiger abendlicherStromausfall ähnliche Lebensbedin-gungen wie in Island simuliert, dannwissen Sie, dass ich beim Thema „demo-grafische Entwicklung“ angelangt bin.Professor Udo Steiner ließ es bei die-sem Aperçu nicht bewenden. „Staat-liche Animation führt nicht wirklichzu gesteigerter Reproduktion; die Deut-schen wollen sich eben nicht vermeh-ren, den Pandabären vergleichbar“,sagte er in Ihrer Gegenwart, sehr ge-ehrter Herr Ministerpräsident, beimregionalen Demografiekongress EndeFebruar in Barbing. So ist es, leider,und so verliert auch Konrad Adenauersschlichte Weisheit „Kinder kriegen dieLeute immer“ ihren Ewigkeitsanspruch.

Und so korrigiert das Kultusministe-rium die für die Haupt- und Mittel-schulen prognostizierten Zahlen allepaar Monate nach unten. So wie DanielDüsentrieb seinerzeit kurz vor der Er-findung der wannenlosen Badewannestand, stehen wir Gemeinden als Sach-aufwandträger da und dort bald vorder schülerlosen Hauptschule, respek-tive„Mittelschule“, wobei mir – neben-bei bemerkt – dieser Begriff ganz gut

gefällt, steht er doch für eine zentraleForderung des Bayerischen Gemein-detags: Mittel für die Schule!

Die Bürgermeisterinnen und Bürger-meister können dafür nichts. Die ge-meindliche Allzuständigkeit in örtlichenAngelegenheiten reicht nicht bis indie örtlichen Schlafzimmer. Aber wirstehen draußen an der Front, und sogeht es uns wie der Kellnerin, wenn dasEssen schlecht ist. Der Gast schimpftdie Kellnerin, nicht den Koch.

Wir befinden uns heute in diesemSaal nicht auf einem Demografiekon-gress, sondern auf einer Tour d’horizontdurch die neuen Herausforderungenan Bayerns Kommunen. Es ist somitunmöglich, hier alle Gesichtspunktezu beleuchten, weshalb die Lage soist, wie sie ist. Abgesehen davon wer-den gerade Sie, die Damen und Her-ren Kreisverbandsvorsitzenden desBayerischen Gemeindetags, seit Jah-ren von allen möglichen Seiten, fastmöchte ich sagen, bis zum Überdruss,mit Informationen versorgt (wenigerdagegen mit konkreten Handlungs-anleitungen zur Behebung des Miss-stands).

Unsere Gemeinden und Städte als Trä-ger der Planungshoheit und als Stelle,die zu den Bauvorhaben in unseremLand ihr Einvernehmen zu geben hat,können ein Lied davon singen: Wennder Schluss zulässig ist von der Un-duldsamkeit einer alternden Gesell-schaft gegenüber Kinderlärm aus be-nachbarten Gärten und Wohnungen,von Kinderspielplätzen, Kindergärten

und Schulen, auf eine generelle Ein-stellung unserer Gesellschaft gegen-über dem Kind, dann sollte man, umein letztes Mal Professor Steiner zuzitieren, in Deutschland besser nichtals Kind zur Welt kommen.

Wie hoch der Gefährdungspegel in-zwischen gestiegen ist, sehen wir amZusammenbruch – jedes andere Wortwäre eine Beschönigung – der ge-wachsenen Schulstrukturen in unse-ren ländlichen Gebieten. Das Dramabesteht schlicht darin, dass spätes-tens dann, wenn Grundschulen dichtgemacht werden, nicht nur die Schulegeht. Mittelfristig gehen dann auchviele Familien bzw. siedeln sich jungeFamilien dort nicht mehr an. Unddann spätestens geht auch der Einzel-händler, gehen der Wirt und die ört-liche Bankfiliale. Die Post hat sich jabereits vom Acker gemacht.

Als wären diese Probleme nicht schongewaltig genug, so lauert im Hinter-grund eine Gefahr von einer Dimen-sion, wie sie ganze Generationen voruns nicht mehr erlebt haben. Ich sehemit scharfem Blick auf die politischeGesamtwetterlage und auf diverse Dis-positionen, die in unserer Gesellschaftin von uns nicht beeinflussbarer Weisegetroffen werden, und sehe Teile derländlichen Räume Bayerns auf derKippe. Wer das Bayern der unmittel-baren Nachkriegsjahre noch gekannthat

• mit seiner landwirtschaftlichen Prä-gung,

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„Es gibt noch etwas Besseres als Sparen: intelligent Sparen“

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• mit vielen abseits gelegenen Dör-fern ohne nennenswerte Infrastruk-tur und in entsprechendem baulichenZustand,

• mit der ausgeprägten wirtschaftli-chen und kulturellen Dominanzeiniger weniger Großstädte,

der wird anerkennend feststellen, dasssich seither in den ländlichen RäumenBayerns Epochales getan hat. Stadtund Land haben in vieler Hinsichtgleichgezogen. Man ist gerne aufsLand gezogen, und man ist gerne aufdem Land geblieben, weil auch dortnun endlich die Infrastruktur ange-langt war, die zuvor nur größere Städ-te bieten konnten. Diese Entwicklungeiner außerordentlichen Prosperitätdes Landes dauerte bis in die letztenJahre. Würde heute ein MünchenerOberbürgermeister, wie vor ca. 30Jahren tatsächlich geschehen, die Be-deutung seiner Ansiedlung mit denWorten verdeutlichen „Wir sind dochnicht in Hinterpfuideifi“, dann würdeer nicht Münchens Prestige mehren,sondern sich der Lächerlichkeit preis-geben.

Nun aber beobachten wir nicht nur,wie die Post geht, Wirtshaus und Ein-zelhandel dichtmachen,Verbindungs-straßen löchrig werden und lokale Bah-nen verlottern, wir bemerken aucheine andere Sichtweise der alterndenGesellschaft auf das Wohnen am Land.Es ist nicht mehr nur schick, sondernerscheint – wegen des Ärztemangels,fehlender Einkaufsmöglichkeiten usw.– durchaus auch altersgerecht, derStadtwohnung den Vorzug zu gebenvor dem „Wohnen im Grünen“. Dasheißt: Die Jungen kommen erst garnicht mehr, und die Alten gehen. Sollam Ende mein geschätzter nieder-bayerischer Landsmann Josef FendlRecht bekommen? „Wenn ned hinund wieder oans sterbat, hat diesellLeichenfrau gsagt, war in unserm Dorfüberhaupt koa Lebn.“

Und da kommt die große Politik insSpiel. Wenn das „flache Land“ aus-blutet und die Wählerstimmen mehrund mehr in den großen und mitt-leren Städten samt deren Einzugsge-biet zu holen sind, welcher Landes-

und Bundespolitiker mit Perspektivewird sich dann noch abrackern fürdiese Räume?

Trotz des von Ihnen, sehr geehrterHerr Ministerpräsident, installiertenStaatssekretärausschusses „LändlicherRaum in Bayern“ und trotz Ihrer Be-kenntnisse und der Ihrer politischenMitstreiter: Wir fühlen uns zuneh-mend alleine gelassen, sobald derverbale Zuspruch in konkrete Maß-nehmen umzusetzen ist. Das fängtbeim DSL-Ausbau an und hört beimLandesentwicklungsprogramm auf.

Kommunale Daseinsvorsorge – eineMarkemitWeltruf

Ich habe von einer weltweiten Um-frage gelesen, in der nach den in derWelt bekanntesten deutschen Begrif-fen gefragt wurde. Das Ergebnis: Ander Spitze das „Oktoberfest“, gefolgtvom „Kindergarten“ und der „Auto-bahn“, erst dann kommen „Goethe“und die„Bratwurst“.

Auf was will ich hinaus? Die drei Spit-zenreiter sind solche der Daseinsvor-sorge – Oktoberfest, Kindergartenund Autobahn.

Die Bereitstellung der Infrastrukturfür Märkte und Volksfeste, die Organi-sation und insbesondere das im je-weiligen Ortsrecht verankerte Wäch-teramt, dass aus Tradition kein Dis-neyland wird, ist kommunale Daseins-vorsorge. Und deshalb dürfen Siezwar in der Bayerischen Vertretung inBerlin anzapfen, sehr geehrter HerrMinisterpräsident, aber nicht beimOktoberfest, dem Fest der größtenbayerischen Gemeinde. Diese Ehregebührt natürlich dem örtlichen Bür-germeister.

Kindergärten sind sowieso ein Herz-stück gemeindlicher Aufgabenerfül-lung, und Autobahnen sind zwar nichtkommunale, aber staatliche Daseins-vorsorge, wie generell die überregio-nale Mobilität, wie ich vorhin schonausgeführt habe.

Die Welt nimmt also Deutschland zu-erst über zwei Themen wahr, die hier-zulande der gemeindlichen Obhutanvertraut sind. Ist das Zufall? Ich mei-ne nein. Fahren Sie mit mir in Gedan-

ken quer durch Europa, und zwar überLand, z.B. von Spanien über Frank-reich durch Baden-Württemberg, Bay-ern und Österreich nach Tschechienund Ungarn. Blenden wir die jeweiligeSprache und typische Landschaftenaus. Sie merken trotzdem, wo Sie sind.Sie merken es an der Infrastruktur, amZustand auch der kleinsten und ent-legensten Dörfer, Sie merken es anGehsteigen, an der Straßenbeleuch-tung, sauberen Straßen mit ordent-licher Beschilderung, an herausgeputz-ten Marktplätzen und Dorfzentren, angepflegten Grünanlagen usw.

Alles Länder der abendländischenHochkultur, alle ausgestattet mit einemausdifferenzierten Sozialsystem, alleMitglieder der EU. Warum dann trotz-dem diese Unterschiede? Weil es inDeutschland und in Österreich undvielleicht noch in Teilen Skandinavienseine starke gemeindliche Selbstver-waltung gibt, und Selbstverwaltungheißt ja nichts anderes als Eigenver-antwortlichkeit in allen Angelegen-heiten der örtlichen Gemeinschaft.Selbstverwaltung und Eigenverant-wortlichkeit sind die beiden Seitenderselben Medaille. Noch klarer: Wervor Ort ist, weiß am besten, was zu tunist. Und wenn er – Bürgermeister wieGemeinderat – das, was zu tun ist,auch noch selbst umsetzen kann,dann kommt dabei heraus, was wir inunseren Dörfern, Märkten und Städ-ten so schätzen. Ein Hoch auf unsereunverzichtbare gemeindliche Selbst-verwaltung!

Und noch etwas: Bei allem Respektvor den Leistungen, die unsere gro-ßen Städte in sozialer, kultureller undgesellschaftlicher Hinsicht zu erbrin-gen haben: Beim verengten Blick aufdie Einwohnerveredelung für Groß-städte, das sind bekanntlich erhöhteTransfers aus dem staatlichen in diebetreffenden städtischen Haushalte,verfolgt man einen überholten Den-kansatz. Heute brauchen wir – ichnenne es salopp mal so – zusätzlicheine Flächenveredelung zur Erhal-tung der in den ländlichen Räumenerreichten hochwertigen Infrastruk-tur und zur Rettung mancher länd-licher Räume vor dem Ausbluten. Die

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Kabinette vor Ihnen, von Hoegner bisBeckstein, haben entscheidend dazubeigetragen, Bayern aus einem rück-ständigen Agrarstaat in einen moder-nen Industrie- und Dienstleistungs-staat zu verwandeln, und das buch-stäblich bis in die hintersten Winkelunseres Freistaats. Unter Ihren Vor-gängern wurde der Gipfel erklom-men. Sie und Ihre Staatsregierunghaben nun die Aufgabe, die gewon-nene Höhe zu halten. InnenministerHerrmann hat es in einem Interviewmit der Bayerischen Staatszeitungvom 10.09.2010 auf den Punkt ge-bracht: Wir müssen Kommunen mitfinanziellen Schwierigkeiten helfen,ihre Innenstädte und Ortskerne zu mo-dernisieren und weiterhin attraktivfür die Einwohner zu bleiben. Sonstdroht Abwanderung. Soweit das Zitat.

Jetzt müsste man nur noch den Bun-desbauminister Ramsauer und dasBundeskabinett davon überzeugen,welch unglaublicher Nonsens es ist, indieser prekären Situation bei den Mit-teln der Städtebauförderung und derDorferneuerung den Rotstift in einerWeise anzusetzen, dass zumindest inden westlichen Bundesländern fastkeine Mittel mehr zu verteilen sind. Esgibt noch etwas Besseres als Sparen:intelligent Sparen. Wer an der Städte-bauförderung spart, offenbart einenMangel der hier geforderten Intelli-genz, denn jeder Euro, den der Bundund die Länder in die Städtebauför-derung stecken, generiert zwei Euroan Investitionen. Das heißt: Gesamt-wirtschaftlich steht jedem Euro, densich der Bund an Förderung auf derAusgabenseite spart, ein Verlust vonzwei Euro auf der Einnahmenseite ge-genüber.

Wieder einmal zeigt sich, es ist leich-ter, einen Berg zu erklimmen als sichanschließend oben zu etablieren.

Ein neues Wasserrecht für nur zweiJahre?

Es ist heute fast auf den Tag zehnJahre her, dass der Bayerische Gemein-detag alle Bürgermeisterinnen undBürgermeister Bayerns in diese Hallerief, um gegen die von Berlin her dro-hende Privatisierung und Liberalisie-

rung der kommunalen Wasserwirt-schaft aufzubegehren. Achthundertwaren wir damals, und es war – ganznebenbei bemerkt – das erste Mal,dass ich bei einer Großveranstaltungder Sprecher unseres Verbands seindurfte.

Wir konnten das Unheil damals ab-wenden. Nur drei Wochen danachfasste der Bayerische Landtag parteien-übergreifend drei Beschlüsse

• für den Verbleib der Trinkwasserver-sorgung in den Händen der Ge-meinden und Städte,

• für eine Stärkung der gemeind-lichen Aufgabenerfüllung und

• gegen die Liberalisierung der kom-munalen Versorgungsnetze.

An dieser Front haben wir zurzeit Gottsei Dank eine Verschnaufpause, denndie EU und der Bund haben wahrlichandere Sorgen als sich einen neuenKonflikt aufzuladen, noch dazu ineinem Sektor wie der Trinkwasserver-sorgung, bei der Deutschland undinsbesondere Bayern höchsten Qua-litätsansprüchen bei 100%iger Versor-gungssicherheit genügt. Auch beimBDI, einem der Scharfmacher gegendie gemeindliche Daseinsvorsorge, istman anscheinend noch mit dem Leckender Wunden aus der weltweiten Finanz-und Wirtschaftskrise beschäftigt undhoffentlich auch mit der Erkenntnisvon Warren Buffett: Erst wenn dieEbbe kommt, sieht man, wer ohneBadehose geschwommen ist.

Um so eindringlicher möchte ich hieran diesem für die gemeindliche Trink-

wasserversorgung historischen Ort dieBayerische Staatsregierung davor war-nen, im kommenden Jahr völlig un-nötig Bayerns Bürgermeisterinnen undBürgermeister, Bayerns kommunaleSpitzenverbände und nicht zuletztBayerns Bürgerinnen und Bürger ge-gen sich aufzubringen und eine Kampf-linie um die anstehende Überprüfungdes neuen Bayerischen Wassergeset-zes zu eröffnen. Die diese Regierungtragenden Parteien können dadurchnur auf Dauer Schaden nehmen.

Um was genau geht es?

Bayern sah sich veranlasst, nach einergeänderten Kompetenzverteilung zwi-schen dem Bund und den Ländernein neues Wassergesetz zu verab-schieden. So weit so gut. Nach derKabinettsbehandlung wurde uns derGesetzentwurf vorgelegt. Wir habenStellung genommen. Völlig überra-schend für uns sollte dann im Januar2010 die Geltungsdauer dieses Geset-zes plötzlich auf zwei Jahre begrenztwerden. Soweit wir informiert sind,auf Druck der FDP hin. In kürzesterFrist wurden wir in den BayerischenLandtag zu einer Anhörung einge-laden, bei der von vorneherein klarwar, dass alle nur zum Fenster hinaus-reden, da das Gesetz unbedingt zum1. März 2010 in Kraft treten sollte.Man wolle halt innerhalb der Zwei-jahresfrist schauen, sagte man unsblauäugig, wie sich die neuen Rege-lungen denn bewähren würden, da-mit man sie gegebenenfalls nochmalsändern oder verbessern kann.

Bayerischer Gemeindetag 11/2010400

„ undwas kannman aus diesen Zutaten Nettes machen.“

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Jetzt rechnen wir mal zurück. Im März2012 muss das Wassergesetz noch-mals erlassen und verkündet werden,weil es ja sonst wegen der Befristungauf zwei Jahre außer Kraft tritt. Staats-regierung und Landtag benötigen ca.ein halbes Jahre Vorlauf, so sind wir imHerbst 2011. Vorher aber ist die Minis-terialebene dran, die ja, gefüttert vonden Kommunen,den Wasserwirtschafts-ämtern und dem Landesamt für Um-welt, evaluieren muss, wie es dennum die neuen Regelungen steht. Da-mit sind wir bereits im nächsten Früh-jahr. Es steht also unseren kommuna-len Wasserversorgungsunternehmengerade einmal ein Jahr zur Verfügungfür Verständnis und Erprobung derneuen Regelungen, für Analyse undMeldung nach oben! Das nennt man„einen Türken bauen“.

Jetzt ganz leise unter uns:Das wissen diedrüben im Ministerium, in der Staats-kanzlei und im Maximilianeum dochauch! Um was geht es also wirklich?

Wir vermuten – und man möge unswiderlegen –, die FDP möchte zusam-men mit nahestehenden Grundstücks-eigentümervereinigungen im zweitenAnlauf das schaffen, was bis zum1. März 2010 nicht geklappt hat, näm-lich über die heute schon fließendenGelder hinaus weitere Entschädigungs-leistungen an Grundstückseigentümerin Wasserschutzgebieten zu erreichen.

Etwa dafür,

• dass man dort, wo das Trinkwasserzu schützen ist, und wo bisher keinKies entnommen wurde, auch künf-tig keinen Kies entnehmen darf,oder dafür,

• dass man dort, wo das Trinkwasserzu schützen ist, und wo noch nieeine Weinrebe geerntet wurde, auchkünftig keinen Wein anbauen darf,oder dafür,

• dass man dort, wo das Trinkwasserzu schützen ist, und wo noch nieeine Spargelstange den Kopf ausder Erde gestreckt hat, auch künftigkeinen Spargel anbauen darf

und und und.

Es geht diesen Leuten also schlichtdarum, immer dann die Hand aufzu-halten und von den Bürgerinnen und

Bürgern als Wasserverbrauchern Geldzu kassieren, indem man eine bishernicht ausgeübte Bodennutzung be-absichtigt, die schon in der Vergan-genheit wegen Grundwasserkonta-minierung nicht erlaubt gewesenwäre und natürlich auch künftig imWasserschutzgebiet nicht erlaubt ist.Es ist so, als müsste der Fußgänger aufdem Gehsteig eine Entschädigungdafür leisten, dass ihn das Auto dortbitte nicht über den Haufen fährt.

Wenn die Bayerische Staatsregierungdas, was ich vorhin beschrieben habe,umsetzen wollte, dann prophezeieich, wird es über die kommunaleFamilie hinaus in der Bevölkerungeine Bewegung geben, durch die mehruntergeht als nur dieses Gesetz, unddann wird auch aus einem Brandlschnell eine Feuersbrunst.

Noch aber vertraue ich darauf, dassdie Bayerische Staatsregierung ihrebisherige Linie beibehalten wird. Siewissen ja: Alle Gebührenerhöhungen,die uns durch höhere technische Stan-dards oder durch kostentreibende Ge-setze abverlangt werden, bleiben nichtbei den Gemeinden hängen, sondernwerden eins zu eins an die Bürgerin-nen und Bürger weitergegeben. Unddas werden wir den Bürgern sagen,wemsie die höheren Wasserpreise verdan-ken, und wer das Geld einsteckt.

Sollte jemand darauf bauen, die nächs-ten Landtagswahlen sind ja erst imJahr 2013, dann sage ich ihm: DeineHoffnung ist eitel! Was im Jahr 2012im Landtag zu Lasten der Kommunen= zu Lasten der Bürger Bayerns be-

schlossen werden sollte, wird imWahljahr 2013 wie ein Bumerang aufdiese Gesetzesmacher zurückfallen.

Auf einWiedersehenbei der KOMMUNALE 2011

Vielen Dank, sehr geehrter Herr Minis-terpräsident, sehr geehrte Ehrengäs-te, liebe Kolleginnen und Kollegen,für die Aufmerksamkeit, mit der Siemeinen Ausführungen gefolgt sind.Ich wünsche allen, dass wir uns späte-stens im nächsten Jahr – am 19. Okto-ber 2011 – zur KOMMUNALE in Nürn-berg gesund wiedersehen!

Zunächst aber gilt es, in den nächstenWochen zusammen mit der Bayeri-schen Staatsregierung wieder einenfür alle kommunalen Ebenen fairenFinanzausgleich zu zimmern. Sie kön-nen versichert sein, liebe Kolleginnenund Kollegen, dass ich wie gewohntmit aller Kraft für die Anliegen derkreisangehörigen Gemeinden, Märkteund Städte kämpfen werde. Die Moti-vation für meinen Einsatz fließt ausdem Bewusstsein, dass Sie, die Damenund Herren Kreisverbandsvorsitzen-den und stellvertretenden Kreisver-bandsvorsitzenden, geschlossen hin-ter mir stehen. Ohne das überwäl-tigende Vertrauen, das Sie mir zuletztbei meiner Wiederwahl in Bad Gög-ging in einmütiger Weise entgegen-gebracht haben, könnte ich dieseKärrnerarbeit für unseren BayerischenGemeindetag, für unsere Bürgermeis-terinnen und Bürgermeister und da-mit für unsere Bürger nicht leisten.

Ich danke Euch dafür ganz herzlich!

40111/2010 Bayerischer Gemeindetag

Große Zustimmung für die Rede des Präsidenten

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Bayerischer Gemeindetag 11/2010402

Staat und Kommunenals Partner auf demWeg

in Bayerns ZukunftBayern hat die niedrigste Ar-beitslosenquote. Wir sind daserste Land mit einer Arbeits-losenquote von unter vier Pro-zent (3,8%) – das ist nahezuVollbeschäftigung. Viele Kom-munen haben eine Zwei vordem Komma. Auch die Anzahlder Hartz-IV-Empfänger ist ge-sunken.

Bayern hat die besten Ausbildungs-chancen für Jugendliche. Wir habenjetzt schon mehr Ausbildungsplätzeals Bewerber!

Dank der Einsatzbereitschaft der Men-schen in Bayern, dank der sozialenVerantwortung auf allen politischenEbenen und in der Wirtschaft habenwir den Weg aus der Krise gefunden.Daran haben die Kommunen einengroßen Anteil.

Das zeigt: Politik kann gestalten. Ge-meinsam haben wir mit dem Kurs fürStabilität und Wachstum zum Wirt-schaftsaufschwung beigetragen.

Von unserer Zukunftspolitik profitie-ren die Kommunen:

• Das Konjunkturpaket II

Die Mittel aus dem Konjunkturpa-ket II fließen zu 65% in die Bildungund zu 35% in die Infrastruktur;diese Aufteilung ist uns vorgegeben.Zugunsten finanzschwacher Kom-munen hat Bayern die Ko-Finanzie-rung auf 10% herabgesetzt. DasKonjunkturpaket II ist mittlerweilevoll bei den Kommunen angekom-men. Wir haben sehr schnell agiert.Bis jetzt haben wir ein Gesamtinve-stitionsvolumen von 2,28 Mrd.e er-reicht. Das bringt dem heimischenHandwerk viel Arbeit.

Beispiel energetische Sanierung von700 Schulen, 500 Kindertagesstät-ten und 300 Verwaltungsgebäudenfür fast 800 Mio.e.

Mit dem Gemeindetag 2010setzen wir unsere intensive Zu-sammenarbeit für unsere Hei-mat Bayern fort. Der enge undständige Austausch mit denKommunen ist mir sehr wichtig.Das gilt für alle Kabinettsmit-glieder.

Die Gespräche der Staatsregie-rung mit den Vertretern derkommunalen Spitzenverbände sindgetragen von einem großen Verant-wortungsbewusstsein.

Dafür sage ich herzlichen Dank!

I.StarkeKommunen– starkesBayern

Ohne kraftvolle Kommunen fehlt je-dem Staat die Basis. Was die Familiefür die Gesellschaft ist, sind die Kom-munen für das Land.

Erfolgreiche Kommunen sind die Stär-ke Bayerns. Die Kommunen in Bayernstehen für Vielfalt und Wettbewerbum die besten Lösungen, für Einsatzund Bürgernähe.

Vertrauen in die öffentliche Hand, Zu-friedenheit mit der Verwaltung, Iden-tifikation mit der Heimat, persönlicher

Einsatz für das eigene Umfeld, aberauch internationale Attraktivität desWirtschaftsstandortes und Integrationder Migranten für ein gutes Miteinan-der – das alles findet in den Gemein-den vor Ort statt.

In den Kommunen zeigt sich ganzdirekt unser Verständnis von demo-kratischer Mitsprache und politischerVerantwortung.

Wir wissen:Vertrauen in unsere Demo-kratie wächst von unten nach oben.

Die Kommunen sind das Wurzelwerkunserer Demokratie. Bei uns in Bayerngilt: Die Kommunen sind am nächstenbei den Menschen.

Subsidiarität und so viel Verantwor-tung wie möglich bei den Menschenvor Ort – das macht Bayern stark undsozial.

II. Es geht aufwärts in Bayern

Das Herbstgutachten der Forschungs-institute sagt für Deutschland einWirtschaftswachstum von 3,5% voraus– so stark wie seit der Wiedervereini-gung vor 20 Jahren nicht mehr.

Die Amerikaner feiern unsere deut-sche Wirtschaft als „Powerhouse“.Keine andere Nation hat die Krise sogut überstanden.

Die Arbeitslosenzahl ist unter die 3-Millionen-Grenze gefallen.

Bayern ist Wachstumslokomotive inDeutschland. Die Kraft des Wirtschafts-aufschwungs kommt aus dem Süden.

Horst Seehofer

Festvortrag von BayernsMinisterpräsident Horst Seehofer

beim Bayerischen Gemeindetag 2010am 4.November 2010 in Iphofen

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• Mittelstandsschirm und Beschleuni-gungsprogramm waren ein vollerErfolg. Wir haben in der Krise 3.100Betriebe mit tausenden Arbeitsplät-zen gerettet. Bei besonderen Struk-turproblemen haben wir konkretgeholfen, z.B. in Nürnberg mit demStrukturprogramm oder in Wunsie-del, wohin wir die Datenerfassungzur Steuererklärung für ganz Bayernverlegen. Das sind rund 70 neueArbeitsplätze im Fichtelgebirge.

III. Kraft zur Zukunft

Wir machen aktive Zukunftspolitik –Nachhaltigkeit und Generationenge-rechtigkeit sind unsere grundlegen-den Handlungsmaßstäbe. Davon pro-fitieren die Menschen in Bayern. Da-von profitieren die Kommunen.

• Haushalt ohne Neuverschuldungseit 2006,

• geringste Pro-Kopf-Verschuldung,

• gleichzeitig riesiger Beitrag zum Län-derfinanzausgleich (fast 3,4 Mrd. eim Jahr 2009 = über 8% unseresHaushalts),

• Investitionsquote auf 13,8% – Spit-zenposition unter den westlichenFlächenländern,

• Investitionen in Familien, Bildungund Infrastruktur.

1.Der ausgeglichene Haushalt –eine Frage der Generationen-gerechtigkeit

Wir dürfen unseren Kindern und En-kelkindern keine Schuldenberge hin-terlassen. Wir müssen ihnen Chanceneröffnen. Hier stehen auch die Kom-munen in der Verantwortung.

Es gibt keine Alternative zur Haus-haltskonsolidierung und zur Sparsam-keit bei den laufenden Ausgaben. Nurso können wir die Investitionskraftauf Dauer erhalten.

Andere Länder machen weiter Schul-den auf Kosten der nächsten Genera-tion:

• Rheinland-Pfalz plant mit einer Netto-kreditaufnahme von 1,99 Mrd.e.

• Nordrhein-Westfalen ist Schulden-meister mit 9 Mrd. e Neuverschul-dung!

Das ist eine große Erblast auf denSchultern der nächsten Generation.

Bayern war das erste Land, das keineneuen Schulden mehr macht.

Solide Finanzen sind ein Markenzei-chen Bayerns. Daran halten wir auchin schwierigen Situationen fest. Wirhaben 2010 zum fünften Mal in Folgeeinen Haushalt ohne Neuverschul-dung vorgelegt – trotz Krise. Gleich-zeitig haben wir in der Krise mit zu-sätzlichen Investitionen die Wirtschaftunterstützt. Im Doppelhaushalt 2009/2010 haben wir ein Konjunkturpaketfür die Überwindung der Krise aufge-legt. Das ist kluges und vorausschau-endes Handeln.

Jetzt zieht die Konjunktur an. Jetztmüssen wir durch kluge und spar-same Haushaltspolitik Spielräume fürdie Zukunft erhalten.

Bayern ist Vorreiter für Generationen-gerechtigkeit, und das soll auch sobleiben:

Wir haben uns im Ministerrat auf einenHaushalt ohne Neuverschuldung fest-gelegt. Der Kabinettsbeschluss lautetwörtlich:

„Der Ministerrat bekräftigt als vorran-giges Ziel den ausgeglichenen Haus-halt. Er beauftragt die Staatskanzleiund alle Ressorts, jetzt die Grundlagendafür zu schaffen, dass die Ausgaben-und Einnahmeseite ehest möglichwieder in Einklang gebracht werden;dazu ist eigenes Sparpotential zu be-

nennen. Auch der Abbau von Aufga-ben ist in diesem Zusammenhang zuprüfen.“

Der ausgeglichene Haushalt 2011 istein ehrgeiziges Ziel. Ich weiß, das istein enormer Kraftakt.

2.Bayern – starker Partner derKommunen

Ich weiß um die Probleme der Kom-munen. Die Wirtschafts- und Finanz-krise hat deutliche Spuren hinter-lassen – in den kommunalen Haus-halten, bei Bund und Ländern.

Der Finanzminister wird mit den kom-munalen Spitzenverbänden die Ver-handlungen zum kommunalen Finanz-ausgleich 2011 führen. Diesen Ver-handlungen kann und will ich nichtvorgreifen. Ich bin mir sicher, dasswir ein einvernehmliches Ergebnis er-zielen.

Ich freue mich, dass wir bisher auch inwirtschaftlich schwierigen Jahren stetseine einvernehmliche Lösung erzie-len konnten. Das zeigt die starke Part-nerschaft von Staat und Kommunen.

In Bayern sind Kommunen und StaatPartner auf Augenhöhe.

Selbst bei sparsamster Haushaltsfüh-rung kann keine Kommune mit sin-kenden Einnahmen mehr Aufgabenund steigende Ausgaben bewältigen.

Die Gemeindefinanzkommission desBundes soll Vorschläge zur Neuord-nung der Gemeindefinanzierung er-

40311/2010 Bayerischer Gemeindetag

„Der enge und ständige Austauschmit den Kommunen ist mir sehr wichtig.“

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arbeiten, zu Entlastungsmöglichkeitenauf der Ausgabenseite und zur Betei-ligung der Kommunen an der Recht-setzung.

Dabei geht es vor allem um eine Ent-lastung der Kommunen bei den Aus-gaben, auch im Sozialbereich. Dazumüssen kommunale Standards auf denPrüfstand. Unsere Gesellschaft wird aufDauer ein Wachstum der Sozialausga-ben, das über dem Wachstum unsererWirtschaftsleistung liegt, nicht tragenkönnen.

Wir müssen gemeinsam Wege finden,um die kommunalen Aufgaben sowirtschaftlich wie möglich zu erbrin-gen. Deshalb habe ich den Auftrag füreine erneute Bundesratsinitiative zueinem Kommunalen Entlastungsge-setz erteilt.

Ich bin dankbar, dass die Kommunenunser Ziel unterstützen, öffentlicheAufgaben abzubauen.

Die Reform der Gewerbesteuer musssorgfältig geprüft werden. Ich sageklar: Ich werde eine Reform der Kom-munalfinanzen gegen den Willen derkommunalen Familie im Bundesratnicht mittragen!

Der demografische Wandel ist einegroße Herausforderung für die Zu-kunftsfähigkeit der Kommunen. Wirmüssen die öffentliche Daseinsvor-sorge auch in dünn besiedelten Räu-

men sichern und den demografischenWandel positiv gestalten. Das ist un-sere gemeinsame Zukunftsaufgabe.

Ein Rezept für die Zukunft heißt Stär-ken bündeln. Die interkommunaleZusammenarbeit ist eine Chance, Res-sourcen zu bündeln, Verfahren auf-einander abzustimmen und finanziel-le Spielräume zu erhalten, zum Bei-spiel bei Umwelt- und Klimaschutzund Energieversorgung.

Die Staatsregierung unterstützt diekommunale Zusammenarbeit. ZumBeispiel bieten dafür in allen Regie-rungen Projektmanager organisato-rische und fachliche Unterstützungan. Ich begrüße es sehr, dass die Kom-munen noch mehr zusammenarbei-ten, zum Beispiel bei gemeinsamenGewerbegebieten.

Ich setze auf die Innovationskraft unddie Ideen vor Ort.

Der Ausbau des schnellen Internets inBayern hat Fahrt aufgenommen. Mitüber 37,4 Mio. e bewilligten Förder-mitteln haben wir bereits über 500Breitbandinvestitionen gefördert. Wirwerden in Bayern eine flächendecken-de Grundversorgung aufbauen undsind hier auf einem guten Weg. SeitHerbst 2009 hat sich die Zahl der ge-förderten Gemeinden verfünffacht.Weiße Flecken verschwinden zuneh-mend von der Landkarte.

IV. Bayerns Zukunft – Kommunenals wichtiger Partner

Herausforderungen der Zukunft

• für Arbeit sorgen,

• Wohlstand bewahren,

• unseren Sozialstaat finanzieren,

• demografische Entwicklung meistern,

• sozialen Zusammenhalt stärken.

Bei den wichtigen Zukunftsfeldern„Familie-Bildung-Innovation“ sind wirschon jetzt auf einem guten Weg.

Zukunft gestalten ist mehr als nur Ein-zelprojekte abzuarbeiten. Wer seinepolitische Gestaltungskraft im Klein-klein der Tagespolitik verspielt, ver-liert das große Ganze aus dem Blick!Politik muss Prioritäten setzen.

Unser Ziel: Befähigung, Aktivierungund Teilhabe aller Bürgerinnen undBürger. Jeder wird gebraucht – fürChancengerechtigkeit, fairen Wettbe-werb und nachhaltigen Wohlstand.

Unsere große Generationenaufgabe:nachhaltiges, qualitatives Wachstumschaffen und dabei die Schöpfung fürdie kommenden Generationen be-wahren.

Unser Credo: Im Mittelpunkt unsererPolitik steht der Mensch. Wir setzenauf die Soziale Marktwirtschaft –christliches Menschenbild und die so-lidarische Leistungsgesellschaft – Zu-trauen statt Misstrauen. Aktivierenstatt alimentieren.

Unser Weg: Gemeinsam mit unserenBürgerinnen und Bürgern, im Dialog,das Fundament für eine gute Zukunftbauen.

Die Kommunen und mit ihnen diekommunalen Verwaltungen sind wich-tige Partner der Staatsregierung fürunsere Zukunftsfelder„Familie-Bildung-Innovation“.

1. Sie alle sorgen dafür, dass sichFamilien in Bayern daheim fühlen.

In den Kommunen wird Familien-freundlichkeit gelebt. Hand in Handmit den Kommunen wollen wir nochfamilienfreundlichere Lebens- undArbeitsbedingungen vor Ort schaffen.Auch Familienfreundlichkeit ist einStandortfaktor! Bei der Kinderbetreu-

Bayerischer Gemeindetag 11/2010404

„Die Staatsregierung unterstützt die kommunale Zusammenarbeit.“

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ung haben wir schon große Fort-schritte erreicht.

2. Sie alle tragen große Verantwor-tung für die Bildungspolitik.

Nur in enger Abstimmung mit denKommunen können wir unser Bil-dungssystem zukunftsfest machenund gute Bildungschancen für alleunsere Kinder in Bayern sichern – ge-rade in einer alternden Gesellschaft.Bildung ist eine Frage der Chancen-gerechtigkeit.

Die soziale und die ökonomische Fra-ge des 21. Jahrhunderts wird durchBildung entschieden.

Die Lehre aus der Krise zeigt: Ideenund Köpfe sind unsere Kraft zur Zu-kunft, sind die einzige solide Basis.Aufstieg durch Bildung und Innova-tion – das ist der bayerische Weg!

Der aktuelle Schulleistungsvergleichder Bundesländer beweist: Bayern istbundesweit Tabellenführer! (Fähig-keiten Neuntklässler in Englisch undDeutsch)

Der Wissensvorsprung der bayeri-schen Schülerinnen und Schüler be-trägt zwei Schuljahre vor den Bre-mern.

Die Leistungen von Schülern mit Mi-grationshintergrund sind bei unsdeutlich besser als in anderen Län-dern, weil sie besser integriert sind alsanderswo. Ohne Deutschkenntnissekommt bei uns kein Kind in die Schu-le – und die Sprachförderung beginntbereits im Vorschulalter! Hier leistetBayern enorm viel.

Unser Erfolgsrezept:

• Prinzip des Förderns und Forderns;

• gegliedertes Schulsystem statt Ein-heitsschule – individuelle und diffe-renzierte Förderung und beste Bil-dungschancen für jedes Kind;

• Leistungsanspruch und Qualität stattNivellierung!

• Kein Abschluss ohne Anschluss! – Da-mit kein Talent verloren geht, habenwir ein System mit hoher Durchläs-sigkeit.

• Mit der neuen Mittelschule habenwir die wohnortnahe Schule gesichert.

Aber ich sage auch deutlich: Die gro-ßen Reformen brauchen jetzt Zeit zuwirken. Wir haben alle Schularten er-folgreich reformiert. Nach R6, G 8,FOS/BOS, dem Modellversuch „flexi-ble Grundschule“ und neuer Mittel-schule sind die Weichen richtig ge-stellt.

Jetzt muss Ruhe einkehren – für einenlangfristigen Lernerfolg. Es kann inden nächsten Jahren höchstens nochum Feinjustierungen gehen.

3. Sie alle sind Ansprechpartner fürdieWirtschaft vor Ort.

Wirtschaftsfreundlichkeit zahlt sichaus für Arbeit und sozialen Wohl-stand. Kommunen und Kommunal-verwaltungen haben viele Möglich-keiten, um die Investitionsbereitschaftund die Innovationsfreude der Unter-nehmen in ihrer Region zu fördern –das ist wichtig für unseren Innova-tionsstandort Bayern!

Wir wollen die Zukunftskraft Bayernserhalten. Unsere langfristige Strategieheißt: Innovation schafft Arbeit undsoziale Sicherheit.

Wir wollen durch Innovationen zurModellregion und zum Spitzenstand-ort werden – für nachhaltiges, qualita-tives Wachstum von morgen. Wir wol-len nachhaltige Qualität statt kurz-sichtiger Quantität.

Bayern ist Vorreiter für die Symbiosevon Ökologie und Ökonomie. Die Be-wahrung der Schöpfung entsprichtunserem christlichen Menschenbild:Wachstum, gesunde Umwelt und derSchutz des Lebens.

Unser Klimaschutzprogramm 2008-2011 mit 350 Mio. e ist beispielhaft.Davon profitieren vor allem die Kom-munen.

Wir wollen weltweite Wachstumsmärk-te von heute und morgen für Bayernerschließen.

Beispiel Clean Technology: Energie-technik – unsere Stärke von Mittel-stand bis Großunternehmen – vonder Geo-Thermie bis zur Zukunftsvi-sion „desertec“. Bayern steht in derPole Position, die wir uns nicht streitigmachen lassen, nicht von China undnicht von den USA.

Beispiel nachhaltige Mobilität – Autosvonmorgen – Elektromobilität

Unsere Fünf-Punkte-Strategie:

1. Ausbau der bayerischen Forschungs-landschaft,

2. Ausbau von Modellregionen undAuswahl von Modellstädten, Mün-chen/Allgäu als Modellregion vomBund, Modellstädte Neustadt ander Saale, Garmisch-Partenkirchenund der Zusammenschluss„E-Wald“;

3. Schwerpunktsetzung durch bayeri-sche Cluster-Strategie„Automotive“,

4. Unterstützung von Leuchtturm-Projekten,

5. Maßnahmenpaket zur Marktein-führung.

Beispiel erneuerbare Energien

Bezahlbare, saubere und sichere Ener-gie wird zu einer sozialen Frage des21. Jahrhunderts.

40511/2010 Bayerischer Gemeindetag

Gute Stimmung auf dem Podium

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Wir wollen Energie sparen, Umwelt-technologien weiterentwickeln undalternative Energiequellen ausbauen.

Bayern steht hier an der Spitze dieserEntwicklung. Bis 2030 wollen wir 40%des Strombedarfs aus alternativenEnergien gewinnen. Bis 2030 wollenauch viele Kommunen in Bayern autarksein. Das ist ein ehrgeiziges Ziel.

Wir wollen nicht erpressbar sein durchrussisches Gas und arabisches Öl.

Mit modernster Energietechnik wol-len wir die Wertschöpfung und dieArbeitsplätze im Land halten undnicht exportieren.

4. Konsequente Integrationspolitik– für ein soziales Miteinander undgemeinsameWerte in Deutschland

Es gibt viele Beispiele für gelungeneIntegration. Die meisten Migrantenleben hier gemeinsam mit uns, ge-setzestreu und integriert in das Ge-meinschaftsleben. Sie haben Arbeitund zahlen Steuern.

Es gehört aber auch zur Wahrheit,dass die Zeche für mangelnde Inte-gration besonders die sozial Schwa-chen, die kleinen Leute bezahlen.

Wir müssen auch die Probleme deut-lich benennen. Es darf kein Tabubruchsein, Defizite anzusprechen.

Integrationspolitik heißt für uns för-dern, aber auch konsequent einfor-dern. Das muss auf allen staatlichenEbenen umgesetzt werden.

Es gibt eine Bringschuld der Migran-ten. Mit dieser Linie haben wir großeErfolge erzielt. Bayerische Großstädtehaben einen höheren Migranten-An-teil als Berlin, aber weniger Probleme.

Deutschland tut sehr viel für die Inte-gration – Staat, Kommunen, Kirchen,Vereine und viele Bürger. Wir erwar-ten den Willen zur Integration.

Integration bedeutet ein Miteinander,nicht ein Nebeneinander oder gar Ge-geneinander. Wer bei uns leben will,muss sich in die deutsche Leitkulturintegrieren und unsere Sprache ler-nen. Jeder, der bei uns leben will,muss auch mit uns leben wollen –und nicht von uns!

Einbürgerung ist der Abschluss erfolg-reicher Integration. Wir lehnen diedoppelte Staatsbürgerschaft ab.

Deutschland ist kein Zuwanderungs-land.

Der prognostizierte Fachkräftemangelist kein Freibrief für eine ungesteuer-te Zuwanderung.

Der Zuzug Hochqualifizierter ist aus-reichend geregelt, er soll nicht einge-schränkt, er muss aber auch nicht aus-geweitet werden. Wir wollen keineZuwanderung in unsere Sozialsyste-me. Wir wollen keinen ungesteuertenZuzug von Arbeitskräften von außer-halb der EU.

Fast drei Millionen Menschen in Deutsch-land suchen Arbeit. Das große Poten-zial, das in den Arbeitnehmerinnenund Arbeitnehmern steckt, sollte dieWirtschaft nutzen. Hier gibt es eineMitverantwortung der Wirtschaft.

• Qualifizierung statt Zuwanderung,

• Reduzierung von Schulabbrecher-quoten,

• Ausbilden, auch über den Bedarfhinaus,

• ältere Arbeitnehmer in Arbeit halten,

• für Teilhabe und Chancen auch füralle Migranten, die sich gut inte-grieren,

• Ausschöpfung des Arbeitsmarktesder Europäischen Union: Ab Mai 2011gilt volle Freizügigkeit für alle Ar-beitnehmer in der EU, auch für dieosteuropäischen Beitrittsländer (außerRumänien und Bulgarien).

Bei der Rente stehe ich voll zu dem,was im Gesetz steht: Die Verlänge-rung der Lebensarbeitszeit auf 67Jahre ist verknüpft mit besseren Be-schäftigungschancen für Ältere.

Hier ist eine positive Entwicklung er-kennbar. Diese Entwicklung müssenwir unterstützen, damit 2029 die Ren-te mit 67 nicht eine Rentenkürzungde facto wird. Dafür setze ich michein.

V.Schluss:Verantwortung für unser Land

Wer seine Heimat liebt, wer Kraft ausdem Zusammenhalt schöpft, derpackt an für die gemeinsame Zukunft.

Die Bayerische Staatsregierung setztauf die Bindekraft der Kommunenund auf die starke Partnerschaft mitden Kommunen – für eine gute Zu-kunft, für die Menschen in Bayern.

Gemeinsam sind wir stark.

Ich danke dem Bayerischen Gemein-detag für die konstruktive Zusam-menarbeit.

In keinem anderen Land gibt es einsolch enges Zusammenwirken derKommunen und der Landesregierungwie in Bayern. Dafür stehe ich.

Ich danke Ihnen allen für Ihre Ver-dienste um ein starkes und sozialesBayern.

Lassen Sie uns weiter gemeinsam füreine gute Zukunft unserer HeimatBayern arbeiten.

Bayerischer Gemeindetag 11/2010406

„Ich danke dem Bayerischen Gemeindetag für die konstruktive Zusammenarbeit.“

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40711/2010 Bayerischer Gemeindetag

Landesversammlung 2010in Iphofen

Natürlich klingt die Aufgabe inder Formulierung der Staatsre-gierung erheblich vornehmer.Da ist von einem leeren BlattPapier die Rede, das Ausgangs-punkt des neuen LEP sein solloder man spricht „neudeutsch“von Zero-Base. Gemeint ist abernichts anderes, als all das, wassich in den letzten Jahrzehnten

an Vorschriften aufgetürmt hat, quasimit einem Wisch fortzuspülen. DerBayerische Gemeindetag kann dieStaatsregierung bei diesem Vorhabennur unterstützen. Was bisher geleistetworden ist, erweckt aber nicht geradeden Anschein heroischer Kraftanstren-gung. Es drängt sich vielmehr der Ein-druck auf, dass in vielen Bereichenpartikuläre Interessen einzelner Res-sorts den Ansatz eines völligen Neu-beginns bei der Landesplanung auf-geweicht und in den Hintergrund ge-drängt haben.

Dies gilt in besonderem Maße für dieRegelung des großflächigen Einzel-handels. Der Bayerische Gemeinde-tag hat schon vor Jahren gefordert,hier einen neuen einfachen und kom-munalfreundlichen Weg zu gehen unddazu auch einen Vorschlag auf denTisch gelegt. Wir sind maßlos ent-täuscht darüber, dass dieser Vorschlagin der im August behandelten Minis-terratsvorlage mit einem einzigen Satzund ohne echte Begründung einfachweggewischt worden ist. Das Landes-entwicklungsprogramm hat geradeauf diesem Feld nicht die Aufgabe,kleinteilig, quasi quadratmeterscharfvorzugeben, was die bayerischen Ge-meinden an Einzelhandel planen dür-fen, sondern es muss darum gehen,was aus Sicht des Gesamtstaates lan-desplanerisch die Grenze darstelltund was umgekehrt in die gemeindli-che Verantwortung gelegt werdenkann.

Der Bayerische Gemeindetag istgut aufgestellt.Trotz Wirtschafts-und Bankenkrise und notleiden-den Gemeinden haben wir inden letzten Jahren kein einzi-ges Mitglied verloren, sondernverzeichnen eine stete Zunah-me. Von 2.031 kreisangehörigenGemeinden fehlen uns nur noch12 gallische Dörfer. Unser Ver-band ist in allen Kreisverbänden gutorganisiert und ich danke Ihnen fürIhr Engagement vor Ort.

Bevor wir jetzt in unser Hauptthemaunserer Landesversammlung einstei-gen und uns mit der nachhaltigenEnergieversorgung in den Gemein-den befassen, ein kurzer Blick aufaktuelle kommunale Themen:

Finanzen

Die Finanzausgleichsgespräche mitMinister Fahrenschon stehen vor derTür. Wir haben uns als kommunaleSpitzenverbände in Bayern zusammen-gerauft und unsere Forderungen for-muliert. Wenn die Bezirksumlagen unddie Kreisumlagen steigen, dann sinddie Gemeinden bei zurückgehendenEinnahmen die Verlierer. Daher ist esbeim Finanzausgleich nicht unsereAufgabe, durch bescheidene Verzichts-

erklärungen dem Staatshaushalt zumehr Volumen zu verhelfen, sondernwir müssen für eine faire Finanzaus-stattung unserer Gemeinden kämpfenund werden dies auch tun.

Landesentwicklungsprogramm

Die Geschichte dürfte bekannt sein:Als eine seiner berühmten zwölf Ar-beiten hatte der Halbgott Heraklesden Stall des Augias auszumisten, derimmerhin von 3000 Rindern bewohntgewesen sein soll. Der Sage nach warer schon 30 Jahre nicht mehr gerei-nigt worden und Herakles sollte ihn ineinem einzigen Tag säubern.

Dass sich angesichts der Rahmenbe-dingungen dieser Sage die gegen-wärtige Diskussion über das Landes-entwicklungsprogramm förmlich auf-drängt, verwundert jedenfalls denInsider nicht. Das erste Bayerische LEPwurde 1976 aufgestellt, also vor etwasmehr als 30 Jahren. Seitdem hat sichniemand mehr so richtig grundsätz-lich mit der Thematik auseinander-gesetzt, die Inhalte wurde immerwieder – insgesamt fünf Mal – mode-rat fortgeschrieben und weitergeführt,so dass sich doch ein recht ansehn-licher Bestand von Regelungen ange-sammelt hat. Und nun versucht dieBayerische Staatsregierung mit gleich-sam herkulischer Kraftanstrengungdieses Regelwerk wenn schon nichtan einem Tag, so doch in kürzesterZeit von Grund auf auszumisten.

Dr. Jürgen Busse

Statement von Dr. Jürgen Busse,Geschäftsführendes

Präsidialmitglied des BayerischenGemeindetags,

beim Bayerischen Gemeindetag 2010am 3.November 2010 in Iphofen

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Ein erster Schritt wäre es, wenigstensden Minimalkonsens umzusetzen, derzwischen den beteiligten Akteurenvereinbart worden ist, nämlich für alleGemeinden, auch denen ohne zentra-le Funktion, die Möglichkeit einzuräu-men, im Bereich des Lebensmittelein-zelhandels 1.200 m² Verkaufsfläche zu-lassen zu dürfen. Es kann nicht sein,dass diese Lösung zwar von allen mit-getragen wird, sie aber erst in zwei bisdrei Jahren bei den Betroffenen an-kommt.

Zurück zu Herakles: Er hat – wie manweiß – seine Aufgabe bewältigt. Aller-dings mit einer sehr unkonventionel-len Methode, indem er zwei Flüssedurch den Stall geleitet und den gan-zen Dreck fortgespült hat. Vielleichtauch ein kleiner Fingerzeig dafür, dassgroße Aufgaben nicht mit Bordmit-teln erledigt werden können. Der Baye-rische Gemeindetag bietet jedenfallsseine Hilfe dabei an, ein LEP zu schaf-fen, das den Herausforderungen des21. Jahrhunderts gerecht wird.

Breitband

Auch beim Thema Breitband ist keinHerkules im Wirtschaftsministeriumsichtbar. Obwohl die Gemeinden inkeiner Weise für diese Aufgabe zu-ständig sind, hat der Bayerische Ge-meindetag auch bei diesem Themadie Federführung übernommen unddie Rathauschefs gebeten, sich aktivbeim Internetausbau zu engagieren.

Mittlerweile haben zumindest 544 Ge-meinden einen Förderbescheid überInfrastrukturmaßnahmen erhalten,aber erst in 75 Kommunen konntengeförderte Maßnahmen umgesetztwerden. Was uns aber fehlt, ist einKonzept des Freistaats, welches überdie Internetanschlüsse mit Leistungs-stärken von 1 bis 3 mBit hinausgeht.

Wenn Bayern ein Hightech-Land blei-ben will, so brauchen wir auch imländlichen Raum Breitbandautobah-nen, die auch den künftigen Anforde-rungen der Wirtschaft, der Freiberuf-ler und der Privathaushalte ausreichendRechnung tragen. Wenn eine solcheInfrastruktur nicht vorhanden ist, sindGespräche über Neuansiedlungenschnell zu Ende. Daher werden wirweiter den Finger in die Wunde legenund das Ministerium auffordern, sicheinmal den Ausbaustandard in Ober-österreich anzuschauen.

Mittelschule

Nach dem Bildungsgipfel hat der Baye-rische Gemeindetag die Maßnahmenzur Verbesserung der Bildungsqua-lität in unseren Hauptschulen aktivunterstützt. Wir haben 7 Großveran-staltungen auf Bezirksebene organi-siert und mit Kultusminister Dr.Spaenleund seinem Staatssekretär Dr. Huberüber die neue Mittelschule informiert.Während der Landtag sich noch mitdem Gesetzentwurf befasste, habenunsere Bürgermeister vor Ort gehan-delt und 2/3 aller Hauptschulen wur-den bereits zur Mittelschule. In 61Kommunen wurde dies ohne Grün-dung eines Schulverbunds geschafft,525 Schulen haben sich in 178 Schul-verbünden zusammengeschlossen.Die durchschnittliche Größe eines sol-ches Verbundes beträgt 550 Schüler.Die Frage, ob dieses Konzept nachhal-tig ist, wird sich am demografischenWandel und an den Übertrittsentschei-dungen der Eltern orientieren. Nurdann, wenn es dem Staat gelingt, diepädagogische Inhalte so zu verbessern,dass die Schulstandorte gesichertwerden können und auch kleine Klas-sen überleben, wird die bayerischeMittelschule zu einer festen Größe inBayern werden.

Kinderbetreuung

Während vor fünf Jahren Einrichtun-gen für die Krabbelkinder nur verein-zelt anzutreffen waren, gibt es heutekaum eine Gemeinde, die nicht überentsprechende Einrichtungen verfügt.Der Bayerische Gemeindetag hat mitdem Bayerischen Finanzminister undder Sozialministerin federführend dieVerhandlungen über die Förderungvon Investitionen und Betriebskostenübernommen.Wir haben erreicht, dassin Bayern die Finanzierung bis zumJahr 2013 gesichert ist. Heute können¼ aller Kinder bis 3 Jahre in Einrich-tungen untergebracht werden. Hier-für ein Dank an die Rathauschefs inganz Bayern, die bei dieser wichtigenAufgabe zugepackt und die Betreuungs-einrichtungen geschaffen haben.

Dennoch gibt es ein Problem. Wir ha-ben einen Bedarf geweckt; nach Um-fragen wollen die Eltern nicht nur für35% sondern für 50% der Kleinkindereinen Betreuungsplatz. Wenn das So-zialministerium einen solchen Aus-bau will, so geht das nicht mit gutenWorten, sondern nur mit harter Mün-ze. Hier werden wir nachverhandeln.

Resümee

Meine Damen und Herren, diese we-nigen Beispiele zeigen deutlich: Wennder Staat ein fairer Partner ist und unsbei neuen Aufgaben auch die ent-sprechenden Finanzmittel sowie dennotwendigen Spielraum zur Verfügungstellt, dann setzen wir gemeinsam dieZiele auch um. Unsere Erwartungenan die Staatsregierung und den Baye-rischen Landtag sind: Wir fordern kla-re Ziele, eine faire Finanzausstattungund ausreichenden Gestaltungsspiel-raum, dann können wir auch dickeBretter bohren.

Ich danke Ihnen.

Bayerischer Gemeindetag 11/2010408

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40911/2010 Bayerischer Gemeindetag

Informationen des Bayerischen Gemeindetagsim Oktober 2010 …

… können Sie unter www.bay-gemeindetag.deim „Mitgliederservice“ nachlesen.

• Schnellinfos für Rathaus-Chefs

44/2010 Vorläufige Steuerkraft- und Umlagekraftzahlen 2011

45/2010 Freiabonnements der Bayerischen Staatszeitung

46/2010 Einsatz von Google Analytics im kommunalen Bereich

47/2010 Präsident Dr. Brandl im Interview

48/2010 Beteiligung der Gemeinden an der Einkommensteuer und an der Umsatzsteuerim 3. Quartal 2010

49/2010 Kommunaler Finanzausgleich 2011:Forderungen der kommunalen Spitzenverbände

50/2010 Fachtagung zur Windenergie

• Pressemitteilungen

26/2010 Gemeindetag: Kinderbetreuung verbessern!

27/2010 Änderung des kommunalen Wahlrechts mit Licht und Schatten

27 A/2010 Gemeindetag stellt neue Dokumentation über kommunale Energiekonzepte vor

Anzeige

die Service-Gesellschaft des Bayerischen Gemeindetags für Kommunen informiert:

Das neue Betriebs- und Organisationshandbuch Abwasser (BOH) ist notwendig für jedes kommunale Abwasserentsorgungsunternehmen (AEU), und zwar sowohl zur Betriebsoptimierung wie auch zur Verminderung von Haftungsrisiken, denn Organisations- und Sicherheitsmanagement sind Teil des von jedem AEU zu beachtenden technischen Regelwerks (DWA, DIN, AbwV). Abwasser ist ohne Gefährdung für die Umwelt und ohne Unterbrechung zu sammeln und zu reinigen. Kommt es zu Unregelmäßigkeiten, so haftet das AEU bei Verschulden. Die strafrechtliche Verantwortung trifft dabei im Regelfall die Unternehmensleitung, das sind neben den Werkleitern die Bürgermeister/innen bzw. die Vorsitzenden der Zweckverbände. Besitzt ein AEU ein BOH und hält es sich an das in ihm festgeschriebene Regelwerk, so spricht der Anscheinsbeweis dafür, dass das AEU nicht schuldhaft gehandelt hat und somit nicht haftet. Nähere Informationen finden Sie auf unserer Homepage www.ipse-service.de unter „Service“. Die ipse Service GmbH erstellt Ihnen gerne ein individuelles Angebot:

ipse Service GmbH, Ingolstädter Str. 18, 92318 Neumarkt i.d. OPf. Tel. 09181/239104, Fax: 09181/239202, E-Mail: [email protected] Geschäftsführer: Dipl.-Ing. Manfred Tylla, Dr. Heinrich Wiethe-Körprich

Daneben können Sie natürlich bei ipse auch weiterhin bestellen (einschließlich Beratung und fachkundiger Einführung vor Ort) das Betriebs- und Organisationshandbuch Wasser für kleine und mittlere Wasserversorgungsunternehmen.

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Bayerischer Gemeindetag 11/2010410

Impressionen vom Bayeri sam 3. und 4. Novem b

Präsident Dr.U

we Brandl begrü

ßt die Delegiert

en und

Ehrengäste

Erster Vizepräsident Josef Mend begrüßt als Hausherrund Gastgeber die Gäste

Geschäftsführendes PräsidialmitgliedDr. Jürgen Busse referiert über die

intensiveVerbandsarbeit

„Volles Haus“ bei der Landesversammlung

in Iphofen“

Umweltminister Söder und Präsident Brandl

hätten gerne einen Elektro-Mini…

Präsident Bran

dl ist eingefragt

er Interviewpa

rtner

Umweltminister Dr. Söder, Erster Vizepräsident Mend undGeschäftsführer Dr.Busse werden für Iphofen

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41111/2010 Bayerischer Gemeindetag

i schen Gemeindetag 2010m ber 2010 in Iphofen

Umweltminister Dr.Markus Söder,MdL,hält ein Impuls-referat zumTagungsmotto

Professor Dr. Ing.Gerhard Hausladen stellt einen Energie-

nutzungsplan vor

Interessierte Zuhörer beimTagungsthema

„Die Rolle der Kommunen beim Klimaschutz“

Diskussionsrun

demit Experten

unter Moderati

on

von Dr.Oliver H

erwig (links)

Ministerpräsident Horst Seehofer im Kreise derPräsidiumsmitglieder des Bayerischen Gemeindetag

Zweiter Vizepräsident Klaus Adelt eröffnet den zweitenVeranstaltungstag

Ministerpräsident Horst Seehofer im Gesprächmit Mit-

gliedern der ihn begrüßenden Feuerwehrkapelle Iphofen

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Aufmerksam lausche

n die Zuhörer

Ministerpräsident Horst Seehofer spricht

zu den Delegierten und Festgästen

„Ohne kraftvolle Kommunen fehlt jedem Staat die Basis.“

Aug’ inAug’mi

t dem Präsidium des Bay

erischen

Gemeindetags

Präsident Dr.Uwe Brandl:„DSL – Dörfer surfen langsam“

Präsident Dr. Uwe Brandl überreicht MinisterpräsidentSeehofer den Löwen des Bayerischen Gemeindetags

Bayerischer Gemeindetag 11/2010412

„Das Ganze ist m

ehr als die Summ

e seinerTeile“

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„Der Bayerische

Gemeindetag is

t wie einBrenng

las…“

„Auf hundert Besserwisser kommt ein Bessermacher“

Große Zustimmung für Präsident Brandls Rede

Volle Ränge bei

m„Bayerischen G

emeindetag 20

10“

Ministerpräsident Seehofer und Präsident Dr.Brandlim Kreis Tiroler Bürgermeister

Ministerpräsident Horst Seehoferbeantwortet Reporterfragen

41311/2010 Bayerischer Gemeindetag

Ministerpräsident Horst Seehofer trägt sich ins goldeneBuch der Stadt Iphofen ein

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Bayerischer Gemeindetag 11/2010414

Finanzierungdes Erwerbs von

regulierten Versorgungs-netzen durch Stiftungen tungsgesetz (BayStG)5 sind Stif-

tungen, die ausschließlich öffent-liche Zwecke verfolgen und miteiner Gemeinde, einem Gemein-deverband etc. in einem orga-nisatorischen Zusammenhangstehen, der die Stiftung selbstzu einer öffentlichen Einrichtungmacht. Nach Artikel 20 Abs. 1BayStiftG sind kommunale Stif-

tungen6 in ihrem Zweck darauf be-schränkt, dass sie kommunale Aufga-ben wahrnehmen bzw. deren Zwecknicht wesentlich über den räumlichenUmkreis der Gebietskörperschaft hi-nausreichen darf.“

Öffentlich-rechtliche Stiftungen sindin das System der öffentlichen Ver-waltung eingegliedert. Sie unterliegenin Bayern nicht der Stiftungsaufsicht7,sondern der Aufsicht durch die zu-ständige Kommunalaufsichtsbehörde8.So finden in Bayern für die kommuna-len Stiftungen u.a. die Vorschriftenüber die Gemeindewirtschaft, Land-kreiswirtschaft, der Bezirkswirtschaft,der Gemeindeordnung und der Land-kreisordnung Anwendung. Die Formder Vermögensanlage unterliegt da-mit ebenfalls der kommunalrechtlichenAufsicht, die erfahrungsgemäß weit

1. Allgemeines

In Deutschland laufen zahlreicheKonzessionsverträge für den Be-trieb von örtlichen Strom- undGasnetzen aus. Einen grobenÜberblick über die Anzahl derin der Diskussion befindlichenKonzessionsverträge ergeben dieBekanntmachungen im Bundes-anzeiger gem. § 46 Abs. 3 EnWG1.In den nächsten Jahren werden rd.2.000 Bekanntmachungsanzeigen er-wartet2.

Die Kommunen müssen dabei ent-scheiden, welcher Energieversorgerin der Zukunft Eigentümer und Be-treiber ihrer örtlichen Versorgungs-netze sein wird.

Den politischen Akteuren der Städteund Gemeinden stehen dafür grund-sätzlich mehrere Handlungsoptionenzur Verfügung (siehe Grafik 1).

Bei der Auswahl der Alternativen sinddie Kommunen grundsätzlich frei. ImFokus der derzeitigen Diskussion stehtdabei vor allem die sog. Rekommuna-lisierung. Damit ist die Rückführungder in Vorjahren an große Energiever-sorger übertragenen Versorgungsnet-zen in den vollständigen oder teilwei-sen Besitz oder das Eigentum von

Kommunen nach Auslaufen von Kon-zessionsverträgen gemeint. In diesemZusammenhang sind eine Vielzahl vonFragestellungen wie z.B. Neuberech-nung der Erlösobergrenzen, Netzbe-wertung, Entflechtungskosten zu be-antworten und kartellrechtliche undsteuerrechtliche Probleme zu lösen.

In erster Linie ist zu klären, ob eineKommune überhaupt einen vollständi-gen oder teilweisen Netzerwerb fi-nanzieren kann. Die aktuelle Finanz-lage3 vieler Kommunen macht es vorallem auf Grund der Auswirkung derWirtschafts- und Finanzkrise, oft un-möglich, die Finanzierung des Er-werbs der regulierten Netze über denstädtischen Haushalt darzustellen. ImFolgenden wird deshalb eine Alter-native für die Finanzierung des Netz-erwerbs beschrieben.

Kommunen verwalten häufig gemein-nützige Stiftungen, die sie von Todeswegen oder durch Schenkung zuge-wendet erhalten haben4. Diese Stif-tungsvermögen werden zumeist ausVorsichtsgründen mit relativ niedrigenZinssätzen angelegt. Unter bestimm-ten Bedingungen könnten diese ent-weder direkt oder indirekt für dieFinanzierung von regulierten Netzenherangezogen werden.

2. Geeignete Stiftungsarten

a) Öffentlich-rechtliche Stiftung/Kommunalstiftung

„Stiftungen des öffentlichen Rechtsnach Art 1 Abs. 3 des Bayerisches Stif-

Dr.Claus-Michael Allmendinger Corinna Linner

Dr.Claus-Michael Allmendingerund Corinna Linner,

RölfsWP Partner AG,München

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geringere Erfahrung mit nicht mün-delsicheren Anlageformen der Stiftunghat als die Stiftungsaufsichtsbehördender Bundesländer.

Der Vorteil einer öffentlich-rechtlichenStiftung besteht darin, dass steuer-rechtliche Aspekte nicht zu beachtensind, weil sie in aller Regel des Statusder Gemeinnützigkeit nicht bedürfen.Gem. § 1 Abs. 1 Nr. 6 KStG unterliegensie jedoch als juristische Personen desöffentlichen Rechts dann der Körper-schaftsteuer und Gewerbesteuer, so-weit sie einen Betrieb gewerblicherArt unterhalten.

Problematisch ist jedoch, dass einprivater Stifter eine öffentlich-recht-liche Stiftung nicht direkt errichtenkann, da es dafür eines staatlichenHoheitsaktes bedarf. Seine Schenkungoder sein Erbe fließt demnach zuerstdem kommunalen Vermögen zu undanschließend errichtet die Kommunemit diesem Teil des Gemeindevermö-gens die öffentlich-rechtliche Stiftung.Die Gemeindeordnungen der Bundes-länder setzen allerdings enge Gren-zen für die Übertragung von Gemein-devermögen auf Stiftungen9. Wegendieser Zweistufigkeit des Vermögens-überganges sind öffentlich-rechtlicheStiftungen weniger geeignet, den an-gestrebten Zweck zu erreichen.

b) unselbstständige Stiftungen

Bei der unselbstständigen Stiftung gehtdas Vermögen des Stifters in das Eigen-tum der Kommune über, ohne dasseine rechtsfähige Stiftung entsteht.Das Vermögen ist in diesem Falle beidem Stiftungsträger (Kommune) alsSondervermögen zu behandeln undnach den für das Gemeindevermö-gen geltenden Vorschriften zu ver-walten.

c) Privatrechtliche Stiftungen

Für Stiftungen in privatrechtlicher Formgelten §§ 80 ff BGB. Die Entstehungsetzt ein Stiftungsgeschäft sowie diestaatliche Anerkennung der Stiftungvoraus.

Privatrechtliche Stiftungen unterliegenausschließlich der Stiftungsaufsicht derBundesländer. Soweit derartige Stif-tungen von privaten Dritten der Ge-meinde zugewendet werden, sind diesein Bayern nicht nach den für das Ge-meindevermögen geltenden Vorschrif-ten zu verwalten10. Die privatrecht-liche Stiftung ist damit in ihrer Ver-mögensanlage nur an die in der Stif-tungssatzung niedergelegten Normengebunden.

Für die Verwendung des Stiftungsver-mögens zur Finanzierung von regu-lierten Netzen ist deshalb die privat-

rechtliche Stiftung am besten geeig-net. Allerdings sind hinsichtlich derBeteiligungsstruktur die steuerrecht-lichen Vorschriften zur Gemeinnützig-keit in der Abgabenordnung (AO) zubeachten.

3. SteuerrechtlicheVoraussetzungen

Gemeinnützige Stiftungen des pri-vaten Rechts unterliegen hinsichtlichihrer Erträge dem Gebot der zeit-nahen Mittelverwendung.Dies gilt auchfür die Zuführung zum Vermögen zueiner Kapitalgesellschaft. Nicht demGebot der zeitnahen Mittelverwen-dung unterliegen u. a. gem. § 58 Nr. 11AO: Zuwendungen, die der Zuwen-dende ausdrücklich zur Ausstattungder Stiftung mit Vermögen oder zurErhöhung des Vermögens bestimmthat.

Derartige Vermögenswerte sind inihrem Bestand ungeschmälert zu er-halten. Sie sind vom übrigen Gemein-devermögen getrennt zu verwaltenund so anzulegen, dass sie für ihrenVerwendungszweck verfügbar sind.

Der Ertrag darf nur für den Stiftungs-zweck verwendet werden. Ist eine Min-derung eingetreten, so soll das Ver-mögen aus dem Ertrag wieder herge-stellt werden.

Gemeinnützigkeitsunschädlich ist je-doch die Vermögensanlage in einenwirtschaftlichen Geschäftsbetrieb (Be-trieb gewerblicher Art)11. Dazu zähltauch eine atypische Stille Beteiligungoder eine Kommanditeinlage, da die-se steuerrechtlich nicht als Kapital-anlage sondern als Mitunternehmer-schaft, und daher als gewerblicheTätigkeit behandelt wird.

4. Anlage von Stiftungsvermögenin reguliertenVersorgungsnetzen

a) Zulässige Anlageformen

In der Praxis herrscht noch häufig dieAuffassung vor, dass Stiftungsvermö-gen nur in mündelsicheren Anlage-arten angelegt werden darf.

Nach § 1807 BGB gelten als mündel-sicher Staatsanleihen,Pfandgelder,Spar-bücher etc. Dabei handelte es sich um

41511/2010 Bayerischer Gemeindetag

Grafik 1

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konservative Anlageformen, die keinehohen Zinserträge erwarten lassen.Die Verzinsung einer mündelsicherenAnlage gleicht in den seltensten Fäl-len den Kaufkraftverlust aus, so dassdas Stiftungsvermögen nicht erhal-ten, geschweige denn vermehrt wird.

Durch die Neuregelung des Stiftungs-rechtes auf Landes- und Bundesebene12

wurde die konkrete Ausgestaltungder Vermögensanlage von Stiftungendem Stifter bzw. den Stiftungsgre-mien überlassen. Seitdem sind auchImmobilien, Aktien, Rentenfonds, offe-ne Immobilienfonds, Mischfonds undAktienfonds als Anlagen möglich.Wenndiese Anlageformen zulässig sind,danndürften auch Anlagen in reguliertenInfrastrukturnetzen möglich sein, wennnachgewiesen werden kann, dass die-se Anlageform einen konstanten Er-trag abwirft und eine hinreichendeSicherheit bietet.

Infrastrukturnetze sind langlebige tech-nische Anlagen, die der Versorgungder Bevölkerung und der Wirtschaftmit grundlegenden Gütern.

b)DieWirtschaftlichkeit regulierterInfrastrukturnetze der Strom- undGasversorgung

Seit dem 1. Januar 2009 erfolgt dieFestlegung der Netzentgelte im Rah-men der Anreizregulierung (§ 21aEnWG, Anreizregulierungsverordnung(ARegV).

Dabei werden von den jeweiligen Re-gulierungsbehörden Obergrenzen fürdie Gesamterlöse aus den Netzent-gelten verbindlich festgelegt. Bei derErmittlung der Erlösobergrenze wirdderzeit eine Eigenkapitalverzinsung13

von 9,29% vor Steuern auf Neuanla-gen und 7,56% vor Steuern auf Alt-anlagen akzeptiert14. Damit liegt dieEigenkapitalverzinsung erheblich überder Verzinsung von deutschen Staats-anleihen.

Die Fremdkapitalzinsen werden in ihrertatsächlichen Höhe zu Grunde gelegt,höchstens jedoch in der Höhe kapital-marktüblicher Zinsen für vergleich-bare Kreditaufnahmen15, d.h. der Ver-zinsung erfolgt nach dem auf die letz-ten zehn abgeschlossenen Kalender-

jahre bezogenen Durchschnitt dervon der Deutschen Bundesbank ver-öffentlichten Umlaufrendite festver-zinslicher Wertpapiere inländischerEmittenten16.

Nach § 46 Abs. 2 EnWG ist der bishe-rige Netzbetreiber (Konzessionsneh-mer) verpflichtet, seinen für den Be-trieb der Netze der allgemeinen Ver-sorgung notwendigen Verteilungsan-lagen dem neuen Konzessionsneh-mer zu überlassen. Umstritten ist, obmit„überlassen“ auch die Übertragungdes Eigentums gemeint ist. Die bishe-rige höchstrichterliche Rechtsprechunghat zur Auslegung des § 46 Abs. 2EnWG noch wenig beigetragen, dadie Urteile ausschließlich auf die End-schaftsbestimmungen des jeweiligenKonzessionsvertrages abheben17. Esist deshalb derzeit noch anhand desKonzessionsvertrages zu prüfen, obdie Endschaftsklauseln einen Eigen-tumsübertragungsanspruch der Kom-mune vorsieht.

Ist eine Eigentumsübertragung mög-lich, so ist er entscheidend davon ab-hängig, zu welchem Kaufpreis dieInfrastrukturanlagen vom bisherigenKonzessionsnehmer erworben wer-den können. Für das alte Energiewirt-schaftsgesetz hat der BGH in seinemsogenannten Kauferring Urteil18 be-stimmt, dass der Kaufpreis für einStromnetz den Ertragswert nicht we-

sentlich übersteigen darf. Es ist um-stritten, ob das Kauferring Urteil auchfür Netzerwerbe nach § 46 Abs. 2 EnWGGültigkeit besitzt, zumal wenn imKonzessionsvertrag der Sachzeitwertals Kaufpreis vereinbart worden war.

Es würde allerdings die Wirtschaft-lichkeit des Eigentums an den Netzenin hohem Maße einschränken, wennder Kapitaldienst für den Kaufpreisdes Netzes auf Grund seiner Höhenicht durch zukünftige Erträge ausdem Netzentgelt erwirtschaftet unddamit die in § 46 Abs. 2 EnWG ermög-lichte Überlassung von Netzen ver-hindert werden könnte.

Im Ergebnis kann also davon ausge-gangen werden, dass es bei einem Er-werb eines Netzes zum Ertragswertgelingen kann, eine angemessene unddurch behördliche Vorschriften nor-mierte und damit weitgehend sichereEigenkapitalrendite zu erwirtschaften.Damit ist die Vermögensanlage in Infra-strukturnetze der Strom- und Gasver-sorgung für Stiftungen als langfristigeund ertragreiche Investition attraktiv.

c) Modelle

ca) Direkte Beteiligung einerStiftung an einer Netz-vermögensgesellschaftals typischer stiller Gesell-schafter

Bayerischer Gemeindetag 11/2010416

Grafik 2

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Das Modell geht davon aus, dass dieKommune das Strom- und/oder Gas-netz übernehmen kann und im Rah-men eines Pachtverhältnisses den Netz-betrieb gemeinsam mit einem qualifi-zierten Nachbar-Energieversorgungs-unternehmen durchführt.

Eine Netzvermögensgesellschaft er-wirbt das Strom- oder Gasnetz vombisherigen Konzessionär und wird da-mit Eigentümerin des Strom- oderGasnetzes. Diese entfaltet jedoch kei-ne eigene betriebliche Tätigkeit, son-dern verpachtet das Netz an eine Be-triebsgesellschaft, z.B. ein kommuna-les Energieversorgungsunternehmender Region, die das dazu notwendigefachliche Know-how besitzt.

Die Netzvermögensgesellschaft wirdin der Rechtsform einer Kapitalgesell-schaft geführt.

Gesellschafter der Netzvermögensge-sellschaft kann der Netzbetreiber durchBareinlage des Mindeststammkapitalswerden.

Die Finanzierung des Netzkaufes er-folgt über eine bei der Kommune be-stehende gemeinnützige Stiftung desprivaten Rechtes als typischer stillerGesellschafter der Netzvermögensge-sellschaft. Als typisch stille Gesellschafthat die Stiftung die Stellung einesGläubigers und haftet nicht für Ver-bindlichkeiten der Netzvermögens-gesellschaft. Die Teilnahme am Ver-lust ist vertraglich auszuschließen. Diestille Gesellschaft ist nicht zum Han-delsregister anzumelden.

Erweiterungsinvestitionen der Netz-vermögensgesellschaft können ent-weder durch die Kommune, eine Ka-pitalerhöhung der Netzbetriebsge-sellschaft oder durch im Rahmen dersteuerrechtlichen Grenzen des § 58Nr. 7a AO thesaurierter Mittel der Stif-tung finanziert werden.

Das Pachtmodell wird von den Regu-lierungsbehörden energierechtlich alszulässig betrachtet. Die Stromnetzent-geltsverordnung stellt in § 4 Abs. 5allerdings klar, dass die Kosten für Ver-pachtung maximal in der gleichenHöhe zur Geltung kommen können,als wenn die Betriebsgesellschaft Eigen-tümer des Netzes wäre.

Deshalb kann das Pachtentgelt nurfolgende Aufwendungen der Netz-vermögensgesellschaft19 decken:• Instandhaltungsaufwand• Abschreibungen• Fremdkapitalzinsen• Eigenkapitalverzinsung.

Steuerrechtlich ist zu beachten, dassder Pachtvertrag wie unter fremdenDritten abgeschlossen wird.

Die Tatsache, dass die Netzvermögens-gesellschaft nur ein geringes Eigen-kapital besitzt (Mindesteigenkapital)und die Finanzierung im Wesent-lichen durch einen stillen Gesellschaf-ter erfolgt, ist für die Berechnung desNetzentgeltes irrelevant, da die Regu-lierungsbehörden die Passivseite derBilanz nicht betrachtet. Die Verzinsungdes von der Stiftung zur Verfügunggestellten Kapitals kann aus einemfixen Anteil plus einem vom Ergebnisvor Steuern der Netzvermögensge-sellschaft abhängigen variablen An-teil bestehen.

Eine Verpachtung des Netzes an dieBetriebsgesellschaft führt allerdingszu einer Belastung mit Gewerbesteuer,da auf Grund der Hinzurechnungsvor-schrift des § 8 Nr. 1 GewStG die be-weglichen Wirtschaftsgüter in Höhevon 5% und die unbeweglichen Wirt-schaftsgüter in Höhe von 12,5% sowieder gewinnabhängige Vergütungsan-teil der stillen Beteiligung zu 25% der

Gewerbesteuer unterliegt. Da die Ge-werbesteuer im Wesentlichen der Kom-mune zufließt, entsteht ihr insoweitkein wirtschaftlicher Nachteil.

Der Überschuss der Netzvermögens-gesellschaft fließt im Wesentlichen derStiftung als stiller Gesellschafter zu undkann für die vom Stifter gewünschtengemeinnützigen Aufgaben verwen-det werden20.

d) Indirekte Beteiligung einerStiftung über einen Infra-strukturfonds

Alternativ kann die Finanzierung desNetzerwerbes durch einen z.B. vonder örtlichen Sparkasse aufgelegtenFonds erfolgen, der sich an der Infra-struktur-Vermögensgesellschaft alsstiller Gesellschafter beteiligt. Die Stif-tung würde bei diesem Modell Antei-le an einem Fonds erwerben und da-mit indirekt den Netzerwerb mitfinan-zieren. Die Fondsbeteiligung gehörtbei der Stiftung zum steuerbegüns-tigten Bereich der Vermögensverwal-tung, sofern der Fonds sich als typischstiller Gesellschafter an der Netzver-mögensgesellschaft beteiligt. Der Vor-teil dieses Modells könnte darin be-stehen, dass neben der Stiftung auchinteressierte Privatanleger (z.B. Bürgerder Kommune) Fondsanteile erwer-ben und damit indirekt Miteigen-tümer des Versorgungsnetzes ihrerKommune werden können.21

41711/2010 Bayerischer Gemeindetag

Grafik 3

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Erfüllt dieser Fonds die Voraussetzun-gen des § 8 f Abs. 2 Nr. 3 des Verkaufs-prospektgesetzes (z.B. nicht mehr als20 Anteile werden angeboten oderbei denen der Verkaufspreis im Zeit-raum von 12 Monaten angebotenenAnteile insgesamt EUR 100.000,00nicht übersteigen oder der Preis je-des angebotenen Anteils mindestensEUR 200.000,00 betragen), so bestehtkeine Verpflichtung zur Veröffentlichungeines Verkaufsprospekts. Anderenfallsbesteht die Pflicht dazu. Weiter ist zuprüfen, ob die Netzvermögensgesell-schaft GmbH & Still wegen der Geld-annahme gem. § 1 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1KWG (Einlagengeschäft) unter die Auf-sicht der BaFin fällt.

Um die Wirtschaftlichkeit unter Be-rücksichtung der Verwaltungskostendes Fonds zu gewährleisten, sollte daszu finanzierende Investitionsvolumenmindestens Mio. 25 Euro übersteigen.

Dieses Modell ist deshalb vor allemdann geeignet, wenn mehrere Netzeüber eine oder mehrere Netzvermö-gensgesellschaften von dem Fondszu finanzieren sind.

5. Zusammenfassung

Soweit Kommunen beabsichtigen, beiAuslaufen des Konzessionsvertragesregulierte Strom- und Gasnetze alsInfrastruktureigentum zu übernehmen,stellt die Finanzierung des Netzer-werbes über eine gemeinnützige pri-vatrechtliche Stiftung eine überlegens-werte Alternative dar, vor allem wenneine Finanzierung an dem Kommunen-haushalt nicht möglich ist und der Be-trieb der Netze anderen erfahrenenkommunalen Energieversorgungsun-ternehmen überlassen werden kann.Die Erträge aus der Bereitstellung desVermögens auf Grund der typischenstillen Gesellschafterstellung der Stif-tung bestehen im Wesentlichen ausder von der Bundesnetzagentur nor-mierten Kapitalverzinsung und kön-nen deshalb als genauso sicher undwenig volatil eingestuft werden, wieAnteile oder Überschüsse aus Immo-bilieneigentum.

Die im Modell 2 dargestellte Fonds-lösung bietet darüber hinaus die Mög-

lichkeit der Beteiligung der Bürger ander Netzinfrastruktur ihrer Kommune an.

Folgende grobe Schritte könnten zurUmsetzung der dargestellten Modelleführen:

1.Phase:Prüfung der Laufzeit des bestehendenKonzessionsvertrages und Bekannt-machung des Auslaufens des Konzes-sionsvertrages nach § 46 Abs.3 EnWG22.

2.Phase:Diskussion innerhalb der gemeind-lichen Gremien, inwieweit es möglichist, im Rahmen eines energiewirtschaft-lichen Gesamtkonzeptes der Gemein-de die Netzübernahme zu finanzieren.

3.Phase:Auswahl eines Modells für Netzeigen-tum, Netzbetrieb sowie Netzserviceund Ermittlung der kalkulatorischenEigenkapitalverzinsung.

4.Phase:Entscheidungen über den Einsatz desVermögens einer der Kommune zu-gewendeten gemeinnützigen Stiftungprivaten Rechts zur Finanzierung desNetzerwerbes.

5.Phase:Gründung einer Netzvermögensge-sellschaft mit der Stiftung oder einemFonds als stiller Gesellschafter.

6.Phase:Erwerb des Versorgungsnetzes Stromund/oder Gas vom bisherigen Kon-zessionsnehmer.

7.Phase:Abschluss eines Pachtvertrages undvon Betriebsführungsverträgen miteinem Netzbetreiber.

Fußnoten

1. Die Gemeinden haben die Verpflichtung spätestenszwei Jahre vor Ablauf von Konzessionsverträgen, dasVertragsende durch Veröffentlichung im Bundesan-zeiger oder im elektronischen Bundesanzeiger be-kannt zu machen

2. vgl. Stadtwerke der Zukunft, IV Konzessionsverträge,Handlungsoptionen für Kommunen und Stadtwerke,Hrsg. VkU Verband kommunaler Unternehmen e.V.,Seite 4

3. Die Spitzenverbände der Kommunen erwarten indiesem Jahr insgesamt einen Fehlbetrag in den Kas-sen von bis zu 15 Milliarden Euro, vgl. Focus onlineam 1. Juli 2010,http://www.focus.de/politik/weitere-meldungen/kommunen-staedte-und-gemeinden-wollen-finanznot-durch-hoehere-gebuehren-ausgleichen_aid_525813.html

4. Nicht gemeint sind Stiftungen, die durch Ausgliede-rung kommunaler Einrichtungen oder Neugründun-gen kommunaler Einrichtungen, entstanden sind so-wie Bürgerstiftungen.

5. in der Fassung der Bekanntmachung vom 26. Sep-tember 2008, GVBl Bay. 2008, S. 834

6. nicht zu verwechseln mit kommunalen Stiftungennach der Definition der Stiftungsgesetze anderer Bun-desländer, die darunter zumeist in der privaten Rechts-form organisierte oder unselbstständige Stiftungenverstehen deren Verwaltung durch die kommunalenGebietskörperschaft erfolgt z.B. NiedersächsischesStiftungsgesetz (NStiftG) In der Fassung vom 23. No-vember 2004 ,Nds. GVBl. S. 514

7. Art 20 Abs. 3 Satz 2 BayStiftG, in einigen anderen Bun-desländern unterstehen öffentlich-rechtliche Stiftun-gen der Stiftungsaufsicht und der Kommunalaufsicht

8. Dies gilt im Übrigen auch mehr oder weniger fürkommunale Stiftungen des Privatrechts über Prüfungs-rechte oder Anhörungsverpflichtungen, vgl. u.a. §§ 18,19 NStiftG

9. vgl. Art 75 Abs. 4 GO-Bayern, § 100 Abs. 3 GO-NRW

10. vgl. Art. 84 Abs. 1 GO-Bayern

11. vgl. Buchna, Johannes: Gemeinnützigkeit im Steuer-recht, 8. Aufl. 2003, S. 212

12. Stiftungsgelder sind gem. Art. 6 Abs. 1 des StiftG Baysicher und wirtschaftlich zu verwalten. Diese Vor-schrift gilt im Übrigen sowohl für privatrechtlich alsauch für öffentlich-rechtlich organisierte Stiftungen.

13. Die kalkulatorische Eigenkapitalquote wird gem. § 6Abs. 2 StromNEV auf 40 % beschränkt, höheres Eigen-kapital wird wie Fremdkapital behandelt

14. § 7 Abs. 6 StromNEV/GasNEV

15. § 5 Abs. 2 StromNEV

16. § 14 Abs. 2 ARegV

17. vgl. OLG Frankfurt, Urteil vom 29. Juni 2008, Az: 11 U20/07, OLG Koblenz, Urteil vom 23. April 2009, Az.: U646/08 KART, Schleswig Holsteinisches OLG, Urteilvom 10. Januar 2006, Az.: 6 U KART 58/05, BGH-Urteilvom 29. September 2009, Az.: EnZR 14/08 und EnZR15/08

18. BGH Urt. 16.11.1999, KZR 12/97, Ertragswert = äußers-ter Betrag, der aus Sicht eines Käufers unter Berück-sichtigung der sonstigen Kosten der Stromversorgungund zu erwartender Erlöse aus dem Stromverkauf fürden Erwerb des Netzes kaufmännisch oder betriebs-wirtschaftlich vertretbar erscheint. Welchen Preis wür-de wirtschaftlich vernünftiger Versorgungsnetzbe-treiber zahlen

19. Für die Bemessung der Netzentgelte wird unter-schieden zwischen den Betriebskosten (OPEX), dassind alle Kosten um einen operativen Geschäftsbe-trieb zu gewährleisten. Dazu zählen der Bezugsauf-wand, Personalkosten und Instandhaltungsaufwand.Im Gegensatz dazu stehen die Investitionskosten fürlängerfristige Anlagegüter (CAPEX)

20. ein ähnliches Modell gibt es bereits in der GemeindeZschadrass bei Leipzig, siehe www.zschadrass.de/ener-giespar/Energiespargemeinde.htm

21. ähnliche Modelle werden derzeit über nachrangigePrivatobligationen oder Anleihen im Falle Stadt-werke Herten praktiziert

22. Für den Übergang der Konzessionen nach § 46 Ener-giewirtschaftsgesetz (EnWG) gilt folgendes: Die Ge-meinden haben ihre öffentlichen Verkehrswege zurunmittelbaren Energieversorgung diskriminierungs-frei zur Verfügung zu stellen (§ 46 Abs. 1 EnWG). DieGemeinden dürfen das Wegerecht von der Bezah-lung des jeweiligen Höchstsatzes der Konzessions-abgaben abhängig machen (§ 46 Abs. 2 Satz 2 EnWG).Die Konzessionsverträge dürfen höchstens eine Lauf-zeit von 20 Jahren haben (§ 46 Abs. 2 EnWG). Die Ge-meinden haben spätestens zwei Jahre vor Ablaufvon Konzessionsverträgen das Vertragsende nachAbs. 2 öffentlich bekannt zu machen (§ 46 Abs. 3EnWG

Bayerischer Gemeindetag 11/2010418

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41911/2010 Bayerischer Gemeindetag

„Vereint in Bewegung“

Kooperationspartnern BayerischerLandessportverband (BLSV),Baye-rischer Fußball-Verband (BFV),Deutscher Kinderschutzbund(DKSB) Landesverband Bayerne.V. als Mitglied im ParitätischenWohlfahrtsverband und der Sport-jugendstiftung der bayerischenSparkassen, 2008 startete. Wei-tere Partner wie beispielsweise

die Bayerische Sportjugend (BSJ), derBayerische Jugendring (BJR) oder dieLandesarbeitsgemeinschaft freie Wohl-fahrtspflege (LAGfW) konnten mittler-weile hinzugewonnen werden – vorOrt sind die Kooperationspartner sehrfacettenreich. Die Initiative versteht sichals Impulsgeber, um Kontakte zwi-schen dem Sport und dem Sozialenherzustellen und um Informations-plattformen in den Kommunen einzu-richten. Konzepte von möglichen Ko-operationen mit den unterschiedlich-sten Schwerpunkten sollen vor Orterarbeitet und neue Angebote für Ziel-gruppen erstellt, durchgeführt oderbestehende bedarfsgerecht modifi-ziert werden.

Unsere Netzwerke ermöglichen,

• dass Menschen und Einrichtungenvon Angeboten und Projekten er-fahren, die oft nebeneinander her-laufen,

• dass Informationen, Ressourcen undKompetenzen unter den Partnernausgetauscht werden,

• dass unterschiedliche Stärken, Sicht-weisen und Ideen in die Prozesseeingebracht werden und

• dass Akteure sowie Zielgruppen mehrSpielräume zur Mitgestaltung er-halten.

Zielgruppen von VIB sind in erster Liniedie Sportvereine und sozialen Organi-sationen, die den direkten Zugang zuKindern, Jugendlichen und ihrenFamilien haben.

Hintergrund

Sport ist ein wirksames Mittel,Aggressionen gewaltfrei abzu-lassen und sozial benachteiligteMenschen in Vereinen und Orga-nisationen zu integrieren. Sportleistet auch einen wichtigen Bei-trag zur Gesundheitsförderungsowie zur Gewalt- und Sucht-prävention für Kinder, Jugendli-che und ihre Familien. Gleichzeitigfindet man auf Sportplätzen ein kom-plexes Spiegelbild mit allen sozialenProblemen unserer Gesellschaft, wiezum Beispiel Rassismus, Armut oderGewalt. Die Sportverbände Bayernsebenso wie die Träger der Kinder-und Jugendhilfe engagieren sich hierseit langer Zeit vorwiegend auf ehren-amtlicher Basis und stoßen dennochimmer wieder an Grenzen. Dabei wer-fen sich zahlreiche Fragen auf:

Wie können Vereine bei gesellschaft-lichen Themen wie Gewalt, Sucht undFragen der Inklusion von Kindern undJugendlichen mit Migrationshinter-grund beraten werden und Hilfestel-lung bekommen? Wie können Sport-vereine ihre Mitglieder stärker an sich

binden und verhindern, dass diese bei-spielweise aufgrund von Armut aus-treten müssen? Wie können – meistehrenamtlich – engagierte Sporttrai-nerinnen und -trainer gut unterstütztwerden in sozialen Fragen wie zumBeispiel der Umgang mit Sucht oderKindeswohlgefährdung? Kinder- undJugendtrainer haben selten eine päda-gogische oder soziale Ausbildung undtragen dennoch viel Verantwortung.Diese ist dann zu spüren, wenn es zuKonflikten von psychischer wie physi-scher Gewalt im Training oder wäh-rend den Spielen kommt, wenn Elternund Publikum die Kinder beschimp-fen, wenn Schiedsrichter angegriffenwerden. Dies gilt für alle Sportarten inunterschiedlicher Intensität. Leistungs-druck kombiniert mit sozialen Proble-men wirkt sich subtil wie evident aus.

Parallel haben soziale und kommuna-le Organisationen in ihren vielseitigenAngeboten einen guten Zugang zuKindern, Jugendlichen und Familien.Gerne würden sie diese an passendesportliche oder auch kulturelle Ange-bote vermitteln und wissen häufignicht wie. Die Frage ist, wie man Infor-mationen so streuen kann, dass siedie betroffenen Zielgruppen tatsäch-lich erreichen.

DieVernetzungsinitiative„Vereint in Bewegung“

Diesen Fragen stellen sich die Betei-ligten der Vernetzungsinitiative „Ver-eint in Bewegung“ (VIB), die mit den

Rahel Rose

Rahel Rose,Deutscher KinderschutzbundLandesverband Bayern e.V.

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Unsere Strategie

Um die Vernetzung zu gewährleistenwurden auf Landesebene Koordina-tionsstellen jeweils beim BLSV undbeim DKSB für den Sport- und Sozial-bereich eingerichtet.VIB startete 2008mit sieben Modellstandorten in allenRegierungsbezirken Bayerns. 2009 und2010 werden diese erweitert mit demZiel, dass die Idee sich landesweitüberträgt. In diesen Standorten wur-den Koordinatorinnen und Koordina-toren eingesetzt.

Er/Sie hat die Aufgabe,

• die Netzwerkpartner zu vermitteln,

• zu sozialräumlichen Vernetzungstref-fen einzuladen (zum Beispiel an„Runden Tischen“),

• den Informationsfluss zwischen denPartnern zu gestalten und

• die Aktivitäten der Partner zusam-menzuführen.

Zentrale Verbindungsstelle der Koor-dinatoren sind zwei landesweite An-sprechpartnerinnen des DKSB und desBLSV. Über gemeinsame Veranstaltun-gen wird das Projekt vor Ort bekanntgemacht und umgesetzt. Die Ergeb-nisse dieser Vernetzungen fallen inden einzelnen Orten je nach vorhan-dener Sport- und Sozialstruktur sehrunterschiedlich aus, die Offenheit fürVernetzungsprozesse ist bekanntlichdivergent ausgeprägt.

Erste Erfolge:

In einigen Modellstandorten entwickel-ten sich bereits erste sehr erfolgreicheGemeinschaftsprojekte: Durch die Ver-netzung von unterschiedlichen Mi-grantInnenorganisationen, haben zumBeispiel in Augsburg Frauen nun dieMöglichkeit, sonntags für mittlerweile4 Stunden ohne männliche Präsenzund Beobachtung zu schwimmen. Imletzten Quartal des vergangenen Jah-res haben bereits 700 Frauen mit ihrenKindern dieses Angebot wahrgenom-men. Außerdem wird vor Ort noch einTurnangebot organisiert.

„Vereint in Bewegung“ ist bei der Ver-breitung des erfolgreichen Projektes„Gemeinsam sind wir stark“ unter-stützend tätig. Das vierstündige Schu-lungsangebot richtet sich an ehren-amtliche Trainerinnen und Trainer vonKinder- und Jugendmannschaften. Essoll ihnen helfen in Konfliktsituatio-nen souverän zu reagieren und einfriedliches Miteinander innerhalb ihrerMannschaft zu fördern. Das Gewalt-präventionsprojekt des Kinderschutz-bundes findet derzeit an zahlreichenOrten in ganz Bayern statt und wirddurch Kooperationspartner gefördert.

Zusätzlich ist die Entwicklung neuerKonzepte in ständiger Arbeit: So istzum Beispiel eine Vernetzung zwi-schen den Elternkursen „Starke Eltern– Starke Kinder“ des Kinderschutz-bundes und den Sportvereinen ange-dacht. In den deutsch-, türkisch- undrussischsprachigen Elternkursen, könn-ten die Angebote der ortsansässigenSportverbände bekanntgemacht undbeworben werden. Es gibt auch dieMöglichkeit, Elternkurse während derTrainingszeiten der Kinder stattfindenzu lassen. Bei „Starke Eltern – StarkeKinder“ vermittelt der DKSB sozialeund kommunikative Handlungskom-petenzen. Diese können die Veran-staltungen des Sports bereichern undzur Problemlösung beitragen. Alter-nativ könnten die Sportvereine Wer-bung für die Elternkurse machen undein spezielles Angebot für ihre Mit-glieder organisieren.

Ein erster Schritt in Richtung unter-stützende Integrationsarbeit war dieEntwicklung eines Flyers für Migran-tinnen und Migranten, der die Ver-bandsstrukturen im Sport erklärt.

Durch „Vereint in Bewegung“ wurdeeine landesweit Vernetzungen aufPodiumsdiskussionen angeregt, beidenen sich kommunale, soziale undsportliche Institutionen begegneten.

Derzeit werden Fachtagungen undVeranstaltungen in den Modellstand-

orten geplant und organisiert, die auchtabuisierte Themengebiete wie (sexu-eller) Missbrauch, Rassismus im Sportetc. thematisieren.

Ausblick

Kinder- und Jugendschutz brauchtstarke Netze. Die interdisziplinäre Zu-sammenarbeit stellt ein wesentlichesElement für einen wirksamen Schutzvon Kindern und Jugendlichen dar.Vor diesem Hintergrund hoffen wirauf eine große Resonanz und auf eingroßes Interesse der neuen Partneraus Sport, Kommunen und Sozialen.Durch die Impulse des Projektes„Vereint in Bewegung“ soll eine ge-meinsame Arbeit entstehen. Die Ver-netzung von Sport- und Sozialver-bänden stellt eine neue und span-nende Herausforderung dar, um dengesellschaftlichen Problemen unsererZeit adäquat entgegentreten zukönnen.

Neben einer Kooperation in der rea-len Welt wird es in Zukunft vermehrtdarum gehen, virtuelle Plattformender Vernetzung zu entwickeln, weiterauszubauen und zu bewerben. InDillingen startet eine Internet-Platt-form, auf der jeder Verein und jedeOrganisation ihre Angebote platzie-ren kann, so dass sich alle Einwohne-rinnen und Einwohner einfach undohne Umstände von zu Hause ausinformieren können. Es gilt, Vorhan-denes zu analysieren und gute Ideenzu implementieren.

Erfolgsanalyse: Es gibt noch nichtviele wissenschaftliche Untersuchun-gen in der Netzwerkarbeit. Ein großerGewinn des Projektes ist deshalb dieEvaluation. Die Katholische Stiftungs-fachhochschule München wertet „Ver-eint in Bewegung“ anhand einer Nutz-wertanalyse aus und veröffentlichtdie Evaluation.

Mehr Informationen gibt es auch unterwww.vereint-in-bewegung.de.

Bayerischer Gemeindetag 11/2010420

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42111/2010 Bayerischer Gemeindetag

Verehrte Festgäste,

wir erleben heute in der Verwaltungsschule eine Zäsur. JederVorstandswechsel ist stets ein Abschied von einer Persönlich-keit, einem Führungsstil und zugleich ein Neuanfang, an densich der Mitarbeiterstab und das Umfeld gewöhnen müssen.Wirwollen dies in einem angemessenen Rahmen feiern.

Ich danke Ihnen, sehr geehrter Staatsminister Herrmann, dassSie an diesem Festakt teilnehmen und damit zeigen, dass IhnenVorstand und Schule am Herzen liegen.

Die Hauptperson heute sind natürlich Sie, lieber Herr Dr. Ziegler;ich darf Sie mit Ihrer Gattin herzlich begrüßen.

Es kommt zu einem größeren Stühlerücken, auch der Stellver-tretende Vorstand geht in den Ruhestand, ich begrüße herzlichHerrn Weißenbach mit seiner Gemahlin.

Willkommen heiße ich den künftigen Vorstand, Herrn MichaelWerner mit seiner Frau und seine Stellvertreterin, Frau RoswithaPfeiffer mit Ihrem Ehegatten.

Die zeitlichen Abstände, in denen wir in Holzhausen einen be-sonderen Grund zum Feiern haben, werden immer kürzer. So istunser Bildungszentrum hier in Holzhausen nicht nur Mittel-punkt von Fort- und Weiterbildung für die Mitarbeiterinnen undMitarbeitern des Staates und der Kommunen, sondern Holzhau-sen entwickelt sich zur Event-Arena, wenn es darum geht, alleswar Rang und Namen hat im öffentlichen Dienst Bayerns aneinen Ort zusammenzuführen. War es Ende Juni unser gemein-samer Sommerempfang, in dessen Rahmen wir das 90-jährigeJubiläum unseres Hauses feierlich begehen durften, so sind esheute personelle Veränderungen im Haus, die Anlass für unsereheutige Feierstunde sind.

Ich freue mich, dass Sie so zahlreich unserer Einladung gefolgtsind. Sie bringen mit Ihrem heutigen Kommen nicht nur Ihredienstlichen oder freundschaftlichen Beziehungen zur Bayeri-schen Verwaltungsschule zum Ausdruck, sondern Sie unter-streichen insbesondere Ihre Wertschätzung gegenüber unse-rem Vorstand, Herrn Dr. Josef Ziegler, der nach Erreichung derAltersgrenze heute in den wohlverdienten Ruhestand verab-schiedet wird.

Lieber Herr Dr. Ziegler, wir wollen mit dem heutigen Tag und mitdieser heutigen Feier unsere Wertschätzung für all die vielenJahre exzellenter Arbeit an der Spitze unseres Hauses Danksagen. Sie haben in den vergangenen zwölf Jahren zunächst alsMitglied und stellvertretender Vorsitzender des Verwaltungs-rates, dann ein Jahr als Abteilungsleiter und seit Juni 2003 alsVorstand unsere Verwaltungsschule maßgeblich mit geprägt.

Ich hatte ja erst kürzlich anlässlich der 90-Jahr-Feier die Gele-genheit, die Geschichte der Bayerischen Verwaltungsschule einwenig zu skizzieren. Wenn man dieses Auf und Ab, diese stürmi-schen und weniger stürmischen Zeiten, Revue passieren lässt,dann wird man bei der Ära Ziegler zu dem Ergebnis kommen:

Er hat immer klaren Kurs gehalten, war sturmerprobt und hatdie Mannschaft an Bord stets motiviert. Der Vergleich aus derSchifffahrt mag hier am Ammersee erlaubt sein. Es ist kein soeinfaches Unterfangen, Dienstvorgesetzter von über 130 haupt-amtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu sein, Hundertevon freiberuflichen Dozentinnen und Dozenten zu führen, mitdem Freistaat Bayern und den kommunalen Spitzenverbändenstets ein Einvernehmen zu erzielen und darüber hinaus Tausen-de von Seminaristen pro Jahr aufzunehmen, um diese für ihreTätigkeit in der öffentlichen Verwaltung noch fitter zu machen.

All das braucht einen klugen Kopf an der Spitze, braucht einenMenschen, der mit Energie und guten und neuen Ideen diesenWeg beschreitet, und der nicht zuletzt auch Freude an dieserArbeit haben muss. Alle diese Eigenschaften zeichnen Sie aus.Ihr unterfränkisches Naturell, Ihre juristische Ausbildung, Ihreberuflichen Erfahrungen in der inneren Verwaltung des Frei-staats Bayern, sowie insbesondere als Erster Bürgermeister IhrerHeimatgemeinde Güntersleben im Landkreis Würzburg, warensicherlich beste Voraussetzungen, um dieses Anforderungsprofileines Vorstandes der Bayerischen Verwaltungsschule so exzel-lent erfüllen zu können, wie Sie es in der Vergangenheit getanhaben.

Nun hat man mir, lieber Herr Dr. Ziegler, einen sehr umfang-reichen Lebenslauf von Ihnen vorgelegt, den ich nun in denkommenden zwei Stunden vorlesen könnte. Keine Sorge. Ichwerde dies aus zwei Gründen nicht tun. Erstens: So vital undrüstig wie Sie heute sind, bin ich davon überzeugt, dass Sie Ihreneigenen Lebenslauf bestens kennen und daher von mir heutenicht vorgetragen bekommen müssen. Zweitens aus Rücksicht-nahme gegenüber unseren Ehrengästen, die möglichst bald mitIhnen beim anschließenden Empfang ins Gespräch kommenmöchten.

Vorstandswechsel bei der Bayerischen Verwaltungsschule (BVS)Rede vonDr. Jürgen Busse,

Vorsitzender des Verwaltungsrats der Bayerischen Verwaltungsschule,am 24. September 2010 im BildungszentrumHolzhausen

Vorstandswechsel bei der BVS; v.l.n.r.: Geschäftsführendes Präsi-dialmitglied des Bayerischen Gemeindetags Dr. Jürgen Busse,Bayerns Innenminister Joachim Herrmann, Vorstand der Bayeri-schen Verwaltungsschule Michael Werner, ehem. Vorstand derBVSDr. Josef Ziegler

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Bayerischer Gemeindetag 11/2010422

Mindestens ebenso interessant wie all diese Daten und Fakten,die Auskunft geben, was ein Mensch im Laufe seines langen Be-rufslebens alles geschafft hat, ist die Frage: Was ist das für einMensch? Was ist das für eine Persönlichkeit, der wir heute unse-re Anerkennung und unseren Dank anlässlich des Ausscheidensaus dem öffentlichen Dienst entgegenbringen? Und da, lieberHerr Dr. Ziegler, wird es schon etwas schwieriger, Informationenüber Sie einzuholen.

Zunächst einmal fällt dabei Ihre sehr starke Verwurzelung mitIhrem Heimatort Güntersleben auf. Sie sind dort am 12. Septem-ber 1945 geboren. Dies ist also ein Grund, Ihnen auch noch ein-mal öffentlich mit einigen Tagen Verspätung zu Ihrem 65. Ge-burtstag recht herzlich zu gratulieren. Ihre Kindheit, Ihre Jugend,Ihre Ausbildung, all diese Zeit verbrachten Sie in und um Gün-tersleben, sofern wir die Universitätsstadt Würzburg hier gleichmit eingemeinden dürfen. Der Main und die Weingegend imUmfeld Ihrer Heimatgemeinde sind sicherlich mit ausschlagge-bend für Ihr gewinnbringendes Naturell, für Ihre stets offeneund zugängliche Art und Weise, die Sie gegenüber Ihren Mit-menschen an den Tag legen. Sie sind seit 1973 verheiratet undhaben drei mittlerweile erwachsene Kinder. Diese Verwurzelungin der Familie und im Heimatort, dem Sie immerhin zwölf Jahreals Erster Bürgermeister vorstanden, hat sicherlich auch zu Ihrerinneren Ruhe und Ihrer großen Souveränität beigetragen.

Ein Mensch, der sich im eigenen Haus und im eigenen Gartenwohlfühlt – sofern er sich dort nicht wie heuer geschehen in derProbephase zum Ruhestand ein Bein bricht. Ein Unterfranke, derWein aus seinem eigenen Weinberg herstellt und sich überseine selbst produzierten Schnäpse und Säfte freut, der musseinfach mit sich und dieser Welt zufrieden sein.

Neben all der dienstlichen Juristerei, der Kommunalpolitik undden Aufgaben als Vorstand der Verwaltungsschule gibt es danoch den Dr. Ziegler, den private Erforschungen der Welt undder Geschichte nicht in Ruhe lassen. Mit Ihren Forschungsergeb-nissen und Aufzeichnungen zur Ortsgeschichte leisten Sie nichtnur einen historisch wertvollen Beitrag, sondern stellen dieseauch noch öffentlich Ihren Mitbürgerinnen und Mitbürgern zurVerfügung.

Ich habe mir sagen lassen, dass Ihr Terminkalender jetzt schonentsprechende Vortragsverpflichtungen beinhaltet. Wie er esimmer nur schafft, unser Dr. Ziegler, dieses bewegte Leben inden Griff zu kriegen. Und von Ruhestand kann nach den unsvorliegenden Informationen wohl keine Rede sein. Ihr großerFamiliensinn und Ihre zahlreichen ehrenamtlichen Verpflichtun-gen in Vereinen und Organisationen werden Sie auch künftig indie Pflicht nehmen. Und das ist gut so. Denn ein Sprichwort sagt:Wer rastet, der rostet. Und daher werden Sie alles unternehmen,damit Sie so schnell nicht rosten.

Wie können wir uns also das künftige Leben unseres Pensionärsin Güntersleben vorstellen? Ich vermute zunächst einmal, dasser seine Erfolge bei der Stabilisierung der BVS auch auf seinPrivatleben übertragen wird. Er wird zu Hause nach strukturel-len Defiziten suchen und erfolgreiche Konsolidierungsmaßnah-men in die Wege leiten. Möglicherweise werden neue Tochter-gesellschaften gegründet oder Ortslehrgänge eingeführt. Denk-bar ist auch, dass Sie eine Optimierung der Belegungsplanungbei Familienfeiern vornehmen werden. Vielleicht werden Sie dieHonorarregelung innerhalb Ihrer eigenen Familie durchforstenund nach neuen Lösungen Ausschau halten. Während Ihrerkünftigen Gartenarbeit wird möglicherweise eine wirtschaft-

liche Konsolidierung des Geschäftsbereichs Umwelt und Tech-nik durchgeführt. Ob Sie Ihr eigenes Erscheinungsbild moder-nisieren wollen, Ihrer Familie ein neues Logo verpassen, an dieAusweitung von der Marketing- und Öffentlichkeitsarbeit imWeinhandel nachdenken, das alles scheint mir denkbar.

Sicher bin ich mir, dass Sie ein Leben als Pensionär unter demGütesiegel der Qualitätssicherung führen werden. Ob Sie aller-dings eine Rückführung übergroßer Jahresdeputate durchset-zen können wie in diesem Haus, das scheint fraglich zu sein.Vermutlich werden Sie all die Personalfürsorge, die Sie in denvergangenen Jahren und Jahrzehnten immer Ihren Mitarbei-terinnen und Mitarbeitern entgegengebracht haben, nun ver-stärkt auf die Familie konzentrieren. Was ich damit zum Aus-druck bringen will: Lieber Herr Dr. Ziegler, Sie haben als Vorstandder Bayerischen Verwaltungsschule in den letzten Jahren derartzahlreiche dienstliche Projekte erfolgreich mit auf den Weg ge-bracht und schließlich bis zum Ende umgesetzt, so dass es Ihnendoch jetzt ein Leichtes sein wird, solche Projekte auch im priva-ten Leben als Pensionär anzugehen. Hierzu, wünsche ich Ihnenim Namen der Bayerischen Verwaltungsschule von ganzemHerzen viel Erfolg, vor allen Dingen Gesundheit, Zufriedenheitund die Erfüllung aller von Ihnen selbst gehegten Wünsche.Nochmals recht herzlichen Dank für all die Jahre inhaltlich soerfolgreicher und menschlich so überaus angenehmer Zusam-menarbeit mit Ihnen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir verabschieden amheutigen Tag nicht nur unseren Vorstand Dr. Ziegler, sondernauch dessen Stellvertreter, Herrn Karl Weißenbach, der nach fast30jähriger Tätigkeit hier in der Ausbildungsstätte Holzhausenebenfalls in den Ruhestand versetzt wird. Lieber Herr Weißen-bach, Sie sind der gute Geist dieses Hauses, der es verstandenhat, die Ausbildungsstätte Holzhausen zu einem Qualitätsbe-griff für Weiter- und Fortbildung in der öffentlichen Verwaltungzu machen. Sie waren in den Landratsämtern Landsberg undWeilheim tätig und sind dann über die Regierung von Ober-bayern zu uns an die Bayerische Verwaltungsschule gekommen.Nach Durchlaufen verschiedener Abteilungen sind Sie im Jahr2007 zum stellvertretenden Vorstand berufen worden.

Sie waren maßgeblich verantwortlich für die Generalsanierungunseres Hauses hier am Ammersee und haben dieses Gebäudeauch stets mit Leben erfüllt. Nicht nur mit den vielen Seminaren,die das ganze Jahr über hier stattfinden, sondern auch mit derÖffnung dieses Hauses für Kunstausstellungen und letztlichauch für die vielen und zahlreichen Sommerempfänge in denvergangenen Jahren. Ich möchte Ihnen, für dieses langjährigeund erfolgreiche Engagement in unserem Hause recht herzlichdanken, und Ihnen für Ihre weitere Zukunft im Ruhestand allesGute wünschen. Auch Sie werden hoffentlich jetzt die Zeit fin-den, um all Ihren Hobbys nachkommen zu können, die bishersicherlich unter den beruflichen Leistungsdruck etwas zu kurzgekommen sind.

Und da gibt es ja eine ganze Reihe von Parallelen zu HerrnDr. Ziegler: Auch Sie sind sehr verwurzelt, freuen sich über eineigenes Haus mit Garten und sind ein kunstsinniger und anGeschichte interessierter Mensch. Nur eines müssen Sie mirnachher unter vier Augen einmal verraten: Wie kann man miteinem unterfränkischen Vorstand so viel Jahre zusammenarbei-ten, wenn man selbst auf seiner Hobbyliste ganz oben guteWeine aus Italien stehen hat? Vielleicht war aber diese IhreVorliebe für italienische Weine das bisher strengst gehütete

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42311/2010 Bayerischer Gemeindetag

Geheimnis gegenüber Ihrem unmittelbaren Vorstand. So istdieses Geheimnis nun gelüftet, so dass wir Sie beide gemeinsamheute verabschieden dürfen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, wo wichtige Men-schen verabschiedet werden, da werden in der Regel auch wich-tige Menschen neu begrüßt. Und so werden Sie nicht über-rascht sein, dass der Verwaltungsrat der Bayerischen Verwal-tungsschule die beiden vakant gewordenen Spitzenpositionenunseres Hauses bereits neu besetzt hat.

So freue ich mich ganz besonders, heute Herrn Michael Wernerbegrüßen zu dürfen, der als neuer Vorstand unseres Hauseskünftig die Geschicke leiten wird. Herr Werner hat sich für diesePosition durch seine Ausbildung als Jurist, seinen bisherigenberuflichen Werdegang im bayerischen Staatsdienst und ins-besondere durch seine persönliche Ausstrahlung nachdrücklichempfohlen. Ich wünsche Ihnen, lieber Herr Werner, in der Familieder Bayerischen Verwaltungsschule einen guten Einstieg, einegute Zusammenarbeit und eine nahtlose Fortführung der bis-her geleisteten Arbeit Ihres Vorgängers.

Die gleichen Wünsche entbiete ich auch Ihnen, liebe Frau Pfeiffer,die Sie nun als stellvertretender Vorstand, in die Spitze unseresHauses vorrücken. Sie sind mit den Strukturen, Inhalten undAbläufen unseres Hauses bestens vertraut. Sie gehören seit 2005der Geschäftsleitung der Bayerischen Akademie für Verwal-tungs-Management an und leiten seit dem vergangenen Jahrden Geschäftsbereich Fortbildung und Entwicklung in der BVS.Ich bin mir sicher, dass wir mit Ihnen beiden ein Tandem gefun-den haben, mit dem die Bayerische Verwaltungsschule in einegute Zukunft geht und wir hoffentlich noch viele Gelegenheitenhaben, auf die guten inhaltlichen Erfolge der Schulen und diemindestens ebenso wichtigen menschlichen guten Verbindun-gen innerhalb und außerhalb unseres Hauses im Rahmen vonfeierlichen und gesellschaftlichen Veranstaltungen wie derheutigen aufmerksam machen zu dürfen.

Mein abschließender Wunsch an Herrn Dr. Ziegler und an HerrnWeißenbach: Bitte behalten Sie Ihre Zeit bei der BayerischenVerwaltungsschule in bester Erinnerung und bleiben Sie unsauch in Zukunft freundschaftlich verbunden. Alles Gute noch-mals an Sie beide.

Die BayBO 2009Aus der Praxis für die Praxis

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Die Bayerische Bauordnung (BayBO) 2008 hatsich seit ihrem Inkrafttreten mehrfach geändert.Die bisher umfassendsten Änderungen hat dieUmsetzung der EG-Dienstleistungsrichtliniegebracht. Zusätzlich wurden aber auch weitereinhaltliche Änderungen vorgenommen, so vorallem beim Abstandsflächenrecht und bei derBehandlung von Bauanträgen.

Die in der Praxis wichtigsten Änderungen imEinzelnen:■ Art. 6 Abs. 5 BayBO:Abweichende Abstandsflächen aufgrundeinheitlicher Umgebungsbebauung

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Erstmals können Sie auch online auf die Kommen-tierung der BayBO zugreifen. Änderungen, diesich zwischen zwei Auflagen des Buches ergeben,werden hier in die Kommentierung eingearbeitet.

Autor:StephanWolf,Oberverwaltungsrat, im Referat fürStadtplanung und Bauordnung (Planungsreferat)der Landeshauptstadt München

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Bayerischer Gemeindetag 11/2010424

Der offiziell als „AmperVerband“ firmierende Zweckverband zur Abwas-serbeseitigung wurde vor 50 Jahren als „Abwasserverband Ampergrup-pe“ gegründet. Er ist – sowohl was die Zahl der entsorgten Einwohnerwie auch die Qualität seiner Arbeit betrifft – seit jeher ein Spitzenreiterim kreisangehörigen Bereich Bayerns. Die Gründung erfolgte zu einemZeitpunkt, als das KommZG noch gar nicht existierte, und ist ein Belegfür das vorausschauende Denken der Mitgliedsgemeinden diesesZweckverbands. Dieser in die Zukunft gerichtete strategische Ansatzzeigte sich abermals, als der AmperVerband vor zehn Jahren zusätzlichauch die Betriebsführung für den WasserversorgungszweckverbandAmpergruppe (WVA) übernahm. Erst in den letzten Jahren setzt sich zu-nehmend die Erkenntnis durch, dass Wasserversorgung und Abwasser-entsorgung zur Erzielung enormer Synergieeffekte zweckmäßigerweisein„die gleiche“ öffentliche Hand gehören.

50 Jahre AmperVerbandGrußwort von Dr. Jürgen Busse,

Geschäftsführendes Präsidialmitglied des Bayerischen Gemeindetagsam 23.September 2010 in Eichenau

Dr. Jürgen Busse lobt denAmperVerband

Nicht unerwähnt darf in diesem Zusammenhang auch bleiben, dass der ehemalige Geschäftsführer desZweckverbands Dr. Tim Lessel (zugleich Mitglied des Landesausschusses des Bayerischen Gemeindetags)einer der beiden Initiatoren zur Gründung der ipse GmbH, der Servicegesellschaft des BayerischenGemeindetags für Kommunen, war. Auch ipse ist ja nichts anderes als eine besondere Form interkommu-naler Kooperation. Dementsprechend ist der AmperVerband nach wie vor Gesellschafter unserer ipseGmbH, und das Wort von Geschäftsführer Thilo Kopmann hat in den Gesellschafterversammlungen deripse aufgrund der hohen Professionalität des AmperVerbands Gewicht. An dieser Stelle sei Herrn Kop-mann für seinen Einsatz und seine Mitarbeit in der ipse (zuletzt bei der Erstellung des BOH-Abwasser)herzlich gedankt.

Verbandsvorsitzender ist der 1. Bürgermeister der Gemeinde Alling, Herr Frederik Röder (berufsmäßigerBürgermeister, ausgebildeter Diplom-Kaufmann (FH).

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Ipse, die Service-Gesellschaft des Bayerischen Gemeindetags für Kommunen, informiert: „ipse“ ist eine Selbsthilfeeinrichtung der bayerischen Kommunen in den Bereichen der Wasser-versorgung und der Abwasserbeseitigung. Unser Angebot reicht von A wie Auskunft bis Z wie Zählereinkauf. Besuchen Sie uns im Internet unter www.ipse-service.de („Service“ und „Partner“) oder rufen Sie uns mit Ihrem Anliegen an in 92318 Neumarkt i.d. OPf., Ingolstädter Str. 18, Tel.: 09181/239104.

ipse Service GmbH, Ingolstädter Str. 18, 92318 Neumarkt i.d. OPf. Tel. 09181/239104, Geschäftsführer: Dipl.-Ing. Manfred Tylla, Dr. Heinrich Wiethe-Körprich

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42511/2010 Bayerischer Gemeindetag

These 1: Flächensparen ist ein ganz wichtigesThema,aber nicht nur ein Thema der Gemeinde

Niemand wird ernstlich in Zweifel ziehen, dass Flächen-sparen wichtig ist. Im Rahmen einer nachhaltigen Ent-wicklung muss auch der Umgang mit Grund und Bodeneinen ganz entscheidenden Stellenwert einnehmen.Die Gemeinden spielen dabei eine zentrale Rolle, siesind mit den Instrumenten der Bauleitplanung betrautund steuern so die Bodennutzung in der Gemeinde.

Darstellungen in Flächennutzungsplänen und Festset-zungen in Bebauungsplänen sind aber nicht allein ge-eignet, mit den Problemen fertig zu werden. Letztlichkann auch die gemeindliche Bauleitplanung nur einenBeitrag dazu leisten, die Gesamtproblematik zu steuernund in den Griff zu bekommen. Von oben verordnetesFlächensparen noch dazu mit festen Flächengrößen– von wem auch immer, Staat oder Gemeinde – führtsicherlich nicht zum Ziel.

These 2:Flächensparengehört indiegemeindlicheAbwägung

Die Gemeinden sind in den letzten Jahren mit demThema des Flächensparens – selbstverständlich von Aus-nahmen abgesehen – verantwortungsbewusst umge-gangen. Die Meinung, nur die Gemeinden – und hierwieder speziell die des ländlichen Raums – seien durchihre maßlose Ausweisungspolitik wesentlich oder garallein für den Flächenverbrauch verantwortlich, wirddadurch, dass sie ständig wiederholt wird, nicht wahrer.Es ist ein typisch menschlicher Wesenszug in diesemZusammenhang, die – wenigen – schlechten Beispielezu sehr in den Vordergrund zu stellen und die – vielen– guten als selbstverständlich kaum wahrzunehmen.

Das bedeutet nicht, dass die Gemeinden einfach nur soweitermachen dürften wie bisher. Trotz des Rückgangsdes Jahreswerts der Flächeninanspruchnahme müssendie Gemeinden neue Wege und Mittel suchen, wie sieeinen sparsamen und schonenden Umgang mit Grundund Boden und gleichzeitig eine vernünftige Entwick-lung sicherstellen können.

Die Gemeinde sieht sich selbstverständlich bei jederPlanung einer Vielzahl von Belangen, Interessen, ja so-gar Zwängen ausgesetzt. Unser Planungssystem, das

die Bauleitplanung in den Gemeinden an die Ziele derRaumordnung und an Vorgaben der Fachplanungsowie – selbstverständlich – an Recht und Gesetzbindet, ihr aber auf der örtlichen Ebene einen ganzerheblichen Gestaltungsspielraum zuweist, garantiertjedoch ein Höchstmaß an Ortsbezug und damit an diejeweilige Gemeinde angepasste, flexible und mit hoherAkzeptanz ausgestattete Entscheidungen. Es wirdsichergestellt, dass die planerischen Leitlinien in der Ge-meinde durch ein mit unmittelbarer demokratischerLegitimation ausgestattetes Organ getroffen werden.Die Planungshoheit gehört zum Kernbereich des ge-meindlichen Selbstverwaltungsrechts; jeder Versuch,hier strukturelle Veränderungen vorzunehmen, müssteals Angriff auf einen zentralen Bestandteil des kommu-nalen Selbstverständnisses gewertet werden.

Das Baugesetzbuch hat mit seinen Regelungen einwohl austariertes System geschaffen, das einerseits diePlanungshoheit der Gemeinden sichert, andererseitsgewährleistet, dass die Planungsentscheidungen aufeiner breiten Datenbasis unter Beteiligung der Öffent-lichkeit und der Träger öffentlicher Belange und damitunter Einbeziehung aller betroffenen Belange und Inte-ressen sowie unter Wahrung der rechtlichen Bindun-gen gefällt werden. Selbstverständlich gibt es dabeiVorgaben, die dem gemeindlichen Entscheidungsspiel-raum entzogen sind. Das Gesetz nennt insbesondereden Grundsatz der städtebaulichen Erforderlichkeitder Planung (§ 1 Abs. 3 Satz 1 BauGB) und die Bindungan die Ziele der Landesplanung (§ 1 Abs. 4 BauGB). Bei-de Vorschriften führen aber nicht zu einer strikten Ver-pflichtung der Gemeinde in Bezug auf das Flächen-sparen. Flächensparen gehört also in die Abwägungund muss dort mit dem ihm zukommenden Gewichtberücksichtigt werden. Das bedeutet, dass die Gemein-de selbstverständlich auch Nachverdichtungspotentia-le und Innenentwicklungsmöglichkeiten zu ermittelnhat. Ihr muss bewusst sein, ob und welche Alternativenes für eine etwaige Außenentwicklung gibt. Sie musssorgfältig überlegen, ob sie ihr Planungsziel nicht aufeine Weise erreichen kann, die weniger Fläche be-nötigt und versiegelt. Es bleibt aber dabei, dass dieGemeinde im Rahmen ihrer Planungshoheit die auto-nome Letztentscheidung trifft.

Gemeinden nachhaltig entwickeln – wie geht esmit demFlächenverbrauchweiter?

– Fachgespräch der Landtagsfraktion der FreienWähleram 27.September 2010 imMaximilianeum,München –

Statement von Dr. Jürgen Busse,Geschäftsführendes Präsidialmitglied des Bayerischen Gemeindetags

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Bayerischer Gemeindetag 11/2010426

Staatliche Überreglementierung insbesondere im Lan-desentwicklungsprogramm bzw. Regionalplänen, dieversuchen würden, den einzelnen Gemeinden nurnoch Planungskontingente zur Verfügung zu stellen,werden daher abgelehnt. Dies gilt insbesondere fürgleichsam „quadratmeterscharfe“ Vorgaben. Nur dieGemeinde ist letztlich dazu in der Lage, schnell, einzel-fallbezogen und interessengerecht die richtige Lösungzu finden.

These 3:Die gesetzlichenMittel genügen nicht

Viele Gemeinden würden herzlich gern Brachflächen inden Ortskernen wieder nutzbar machen, Innenverdich-tungen vornehmen oder Baulücken schließen, wennsie nur dürften und könnten. Die gesetzlichen Instru-mente zur Umsetzung entsprechender Planungen sindaber wenig Erfolg versprechend. Der Bebauungsplanselbst kann die Verwirklichung der Planung nichtselbst festsetzen. Das gesetzliche Baugebot des § 176BauGB ist ein zahnloser Tiger und weist in der Praxisfolgerichtig nur einen verschwindend geringen An-wendungsbereich auf. Die Mechanismen des beson-deren Städtebaurechts sind aufwändig und komplexund für viele Problemlagen schlicht ungeeignet.

Auch auf den ersten Blick extrem hilfreiche Instrumen-te wie das Baulückenkataster stellen kleinere Gemein-den nicht selten vor große Schwierigkeiten. Der Auf-bau solcher Kataster ist mit großem Verwaltungsauf-wand verbunden und löst oft äußerst schwierige bau-rechtliche Beurteilungen aus, die – fehlerhaft ange-stellt – zu erheblichen Haftungsrisiken für die Gemein-de führen können.

Der Bayerische Gemeindetag fordert demgegenüberseit langem die Einführung des sogenannten zoniertenSatzungsrechts. Durch ein solches Satzungsrecht wür-den die Kommunen in die Lage versetzt, bedarfs-gerecht für das Gemeindegebiet oder für Teile davonsofort bebaubare oder nutzbare Grundstücke ohneMitwirkung des Finanzamts benennen und sie durchAnwendung eines erhöhten Hebesatzes mit einer hö-heren Grundsteuer belegen zu können. Damit würdedurch die Verteuerung der Bodenhaltung ein Ange-botsdruck erzeugt und effektiv zur Baulandmobilisie-rung und damit zum Flächensparen beigetragen.

These 4: Interkommunale Zusammenarbeit wird inZukunft immer wichtiger werden

An Instrumenten, gemeinsame Bauleitplanung zu be-treiben fehlt es nicht. Man denke nur an gemeinsameFlächennutzungspläne oder die Gründung von Pla-nungsverbänden. In der Regel sind es andere Defizite,die bewirken, dass interkommunale Zusammenarbeitauf dem Gebiet der Bauleitplanung entweder nichtangegangen wird oder buchstäblich nur auf demPapier steht. Natürlich kostet es jede Gemeinde Über-windung, ihre Planungshoheit aufzugeben. Und jedeKooperation auf dem planungsrechtlichen Sektor gehtnatürlich damit einher, eigene Kompetenzen zu über-tragen, andere in eigenen Angelegenheiten mitent-scheiden zu lassen.

Hat man diesen Mut aufgebracht, sollte die Zieldefini-tion im Vordergrund stehen. Oft ist es ein gemein-sames Gewerbegebiet, das den gemeinden zu Beginneiner Zusammenarbeit vorschwebt und diese trägt.Der Ansatz des gemeinsamen Gewerbegebiets ist si-cherlich in manchen Fällen überlegenswert. Aufgepas-st werden muss aber, dass das Ziel nicht zum Selbst-zweck mutiert, dass man – etwas überspitzt formuliert– das gemeinsame Gewerbegebiet nur deshalb will,weil andere Kooperationen es offenbar auch wollen.Gerade bei der Bauleitplanung ist es dringend erfor-derlich, laufend zu überprüfen, ob und welche gemein-samen Ziele die beteiligten Gemeinden noch haben.Sich unerreichbare Ziele zu setzen, führt nicht nur zumScheitern des konkreten Projekts, sondern fast zwangs-läufig auch zum Scheitern der Zusammenarbeit ins-gesamt.

Bauleitplanung ist kein Tagesgeschäft. Ein Bebauungs-plan wird nicht in wenigen Tagen von der Idee bis zumSatzungsbeschluss geführt. Seine Umsetzung dauertoft Jahre. Flächennutzungspläne sind auf noch deut-lich längere Zeithorizonte ausgelegt. Sie sollen die ge-meindliche Bodennutzung für die nächsten zwölf bisfünfzehn Jahre steuern. Diese Langfristigkeit muss sichauch auf die interkommunale Zusammenarbeit aus-wirken. Sie braucht in besonderer Weise einen langenAtem; Kooperationen bei der Bauleitplanung müssendamit rechnen, durch Höhen und Tiefen gehen zumüssen, im Laufe der Zeit mit einer Vielzahl von Pro-blemen konfrontiert zu werden.

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42711/2010 Bayerischer Gemeindetag

Das Internet – eine junge Erfolgs-story

Es ist kaum zu glauben, aber das In-ternet, wie wir es kennen, existiert erstseit etwa 20 Jahren. Seitdem wächstdas neue Medium in schier unglaub-licher Geschwindigkeit mit großenAuswirkungen auf viele Bereiche desalltäglichen Lebens. Was als E-Mail-Austauschsystem und Visitenkarten-System begonnen hat, hat sich zueiner weltweit vernetzten Gemeindeentwickelt. Im Jahr 2010 nutzen etwa72 Prozent der Deutschen das Inter-net regelmäßig und die Nutzerzah-len steigen weiterhin, vor allem beijungen Menschen (Quelle: (N)Onliner-Atlas 2010). Wer also auch in Zukunftwahrgenommen werden will enga-giert sich im Internet. Fast alle bayeri-schen Gemeinden haben das schonvor Jahren erkannt und sind durcheine eigene Gemeindewebseite imInternet vertreten. Doch das Internetist äußerst schnelllebig: Was gesternnoch Stand der Technik war, ist heuteschon hoffnungslos veraltet. Das be-trifft auch die bayerischen Gemein-den: Das Haltbarkeitsdatum vieler Ge-meindewebseiten ist heute bereitsabgelaufen. Die Ansprüche der Besu-cher einer Gemeindewebseite haben

sich durch den täglichen Umgangmit dem „neuen Medium“ wesentlicherhöht. Gemeinden haben es nichtleicht, denn auch ihr Internetauftrittmuss sich mit kommerziellen Web-seiten messen lassen. Wer heute inder stetig wachsenden Informations-flut des Internets überhaupt wahrge-nommen werden will, der setzt aufeine knackige, moderne Webseite.

Was zeichnet einemoderneGemeindewebseite aus?

In den „Gründerjahren“ des Internetreichte es noch, ein sich selten ver-änderndes Grußwort des Bürgermeis-ters, die Ortsgeschichte und die Kon-taktadresse im Internet zu veröffent-lichen. Moderne Webseiten dagegenerfüllen wesentlich höhere Ansprü-che: Sie sind aktuell, interaktiv undäußerlich ansprechend gestaltet. DieBürger legen Wert darauf, dass ihnenihre Gemeinde auch online durchServiceangebote zur Seite steht. Nebenaktuellen Meldungen rückt dabei vorallem der Abbau bürokratischer Hür-den immer mehr in den Vordergrund.Eine Gemeinde, die ihren Bürgernnicht die Möglichkeit bietet, onlineAnträge anzufordern oder zeitunab-hängig per E-Mail mit dem zustän-digen Mitarbeiter der Verwaltung inKontakt zu treten, lässt sich echteChancen entgehen. Doch nicht nurdie Besucher schätzen eine moderngestaltete Gemeindewebseite, auchdie Gemeinden profitieren davon. Dieeigene Webseite ist das „Tafelsilberder Öffentlichkeitsarbeit“ und gehörtzum guten Erscheinungsbild einerGemeinde. Hier werden auch früh dieWeichen gestellt, welches Image eineGemeinde bei ihren Besuchern erhält.Egal ob eine Gemeinde den Tourismusim Fokus hat, gegenüber möglichenWirtschaftspartnern attraktiver erschei-nen will oder sich als reine Service-

Was sollte einemoderneWebseitealles leisten können?

Ulrich Römer

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Bayerischer Gemeindetag 11/2010428

seite für die eigenen Bürger präsentieren möchte – einmoderner Internetauftritt spiegelt die Orientierungeiner Gemeinde wider und schärft damit entscheidendihr Image.

Nur ein genutzter Service ist ein guter Service

Ganz entscheidend für den Erfolg einer Gemeinde-webseite ist die Benutzerfreundlichkeit für die Bürger.In Zeiten des WEB 2.0 beschäftigen sich nur noch we-nige längere Zeit intensiv mit einer Webseite, oft gehtes hierbei nur um wenige Sekunden, bis der Benutzerschon genervt die Seite wegklickt. Das gesuchte Zielmuss also schnell und unkompliziert zu finden sein.Das kann wesentlich durch die konzeptionelle undgrafische Gestaltung der Webseite gesteuert werden.Dem Benutzer muss zu jeder Zeit und in jeder Ebeneklar sein:„Was tut diese Seite?“,„Wo befinde ich mich?“,„Wo bin ich gerade noch gewesen?“, und:„Welche Un-terseiten kann ich noch besuchen?“. Neben einer klarstrukturierten Navigation, mit einer überschaubarenAnzahl an Kategorien, sorgt ein einheitliches Layoutder Seite dafür, dass der Benutzer stets das Gefühl hat,das Steuer fest in der Hand zu haben. Zusätzlich ver-lässt sich der Benutzer auf eine intelligente Suchfunk-tion, die den Benutzer auch tatsächlich auf das gesuch-te Thema weiterleitet. Beispielsweise darf nach derEingabe des Suchbegriffes „Passamt“ kein Artikel er-scheinen, in dem der Begriff „Passamt“ auftaucht. Viel-mehr will der Suchende tatsächlich zu der Unterseitegeleitet werden wo er den Kontakt zum Passamt findet.Besucher von Webseiten verhalten sich bei der Infor-mationssuche sehr zielgerichtet. Je weniger sie wahllosdurch Webseiten klicken müssen, desto benutzer-freundlicher empfinden sie den Internetauftritt.

Benutzerfreundlichkeit ist aber nicht nur für die Besu-cher einer Gemeindewebseite wichtig. Im Hintergrundeiner modernen Gemeindewebseite sorgt ein benut-zerfreundliches Content Management System (CMS),das es den Gemeindemitarbeitern erlaubt, den Inhaltihrer Webseite ortsunabhängig direkt im Webbrowserselbst zu pflegen.Ein übersichtlich gestaltetes und intuitivzu bedienendes CMS erhöht die Benutzerfreundlich-keit für die Gemeinde ganz entscheidend. Neue Lösun-gen erleichtern die Arbeit zusätzlich: Beispielsweisekönnen in modernen CMS immer wiederkehrende Text-strukturen als feste Vorlagen, so genannte „Templates“,im System gespeichert werden. Und sollte bei der täg-

lichen Pflege doch einmal ein Fehler auftreten, bestehtdurch die Versionierung der Inhalte die Möglichkeit,auf eine gesicherte Version der Webseite zurückzu-greifen – einfach per Mausklick.

Einer der wichtigsten Aspekte eines benutzerfreund-lichen CMS aber ist die Möglichkeit, an verschiedenePersonen einen Pflegezugang mit einstellbaren Zu-griffsrechten vergeben zu können. So bestückt nichtein allein verantwortlicher Mitarbeiter die Seite mitInhalten, sondern eine von der Gemeinde festgelegteAuswahl an Personen pflegt die Seite – dabei könnendie Aufgaben zur Pflege der Unterseiten aufgeteiltwerden. Moderne Gemeindewebseiten stützen sichzudem auf webbasierte Lösungen. Das ermöglichtderen Pflege von jedem beliebigen Computer aus, derüber einen Internetzugang verfügt. Über einen siche-ren Login können alle berechtigten Mitarbeiter orts-unabhängig die Inhalte ihrer Webseite bearbeiten. Da-von profitiert nicht nur die Aktualität der Internetauf-tritte, auch kleine Fehler können nachträglich ohnegroßen Aufwand behoben werden.

Hatmeine Gemeinde noch einemoderneWebseite?

Von einer modernen Gemeindewebseite profitierenalle Beteiligten: Auf der einen Seite werden die Be-sucher der Webseite (also Bürger, Touristen und wirt-schaftlich interessierte Besucher) schneller und ziel-gerichteter informiert. Dadurch wird die Seite attrak-tiver wahrgenommen und häufiger besucht. Auf deranderen Seite können sich engagierte Mitglieder derGemeinde unkompliziert in ihre Webseite einbringen.Aber auch die Gemeindeverwaltung profitiert starkvon einer modernen Webseite: Fast alle Pflegearbeitenauf der Seite können selbständig und zeitsparend vonden eigenen Mitarbeitern übernommen werden. Dieoben angeführten Kriterien stellen einen Auszug derAnforderungen an eine moderne Gemeindewebseitedar. Mit diesen zentralen Punkten lässt sich aberschnell und zuverlässig überprüfen, ob der Internetauf-tritt der eigenen Gemeinde noch zeitgemäß und sinn-voll ist.

Der Autor dieses Artikels hat in zahlreichen Gesprä-chen mit interessierten Gemeinden zum Thema „Mo-dernisierung einer Gemeindewebseite“ viel Erfahrunggesammelt und steht Ihnen gerne mit Rat und Tat zurVerfügung. Sie können ihn ganz unverbindlich [email protected] erreichen.

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Die Gemeindeallianz„Ilzer Land e.V.“ –

ein BeispielinterkommunalerZusammenarbeit

Um den Abwanderungstrend zustoppen, stellten 22 Betriebe desIlzer Landes 350 Schülern vonneun Schulen Ausbildungsmög-lichkeiten vor. Außerdem fand2009 ein Jugendforum statt. ImRahmen eines Workshops konn-ten die Unternehmer und Jugend-lichen sich kennenlernen undaustauschen.

Des Weiteren konzipierte das Netz-werk gemeinsam mit den Schulenund der Hochschule Deggendorf einenAusbildungstrailer.Der Trailer wird heu-te von vielen Schulen nachgefragt.Das Netzwerk Jugend initiierte seit2009 verschiedene Aktionen für dieJugendlichen der Region. 2009 fandmit „Abenteuer Tag und Nacht“ dieerste Aktion statt. 2010 konnten dieKinder an zwei Tagen „Auf den Spu-ren der Burggeister“ die Geschichtedes Ilzer Landes erleben oder am„Laufder Ilzer Land Schulen“ teilnehmen.

Jährliche Veranstaltungen und Aus-flüge für die Senioren bietet das Netz-werk „Senioren“ an. Außerdem wer-den PC-Kurse organisiert, Vorträge zuaktuellen Themen (wie Erbrecht, Pa-tientenverfügung) angeboten undAufklärungsarbeit im Bereich der Ver-brechensprävention geleistet. Ziel istes auch, die weniger mobilen Mitbür-ger einzubinden. Diese Aktionen wer-den von den ILE-Gemeinden unter-stützt und von ehrenamtlichen Kräf-ten geplant, organisiert und betreut.

Zur Umsetzung der Projekte wurdeein Verein gegründet. Aktuell werdendie geplanten Projekte umgesetztund das Programm für 2011 konzi-piert. Der Kreis der ehrenamtlichenUnterstützer nimmt stetig zu. Wegender hohen Wirkung, wird die Zusam-menarbeit auch ohne Förderung wei-terlaufen.

„Initiativwirkung und Initialzündung“:200 umgesetzte Projekte sprechen auch

Bundessieger beim Wettbewerb„Engagement für die Region“,der vom Bundesministerium fürErnährung, Landwirtschaft undVerbraucherschutz (BMELV) aus-geschrieben war, mit dem Pro-jekt „Bürgernetzwerke im IlzerLand“. Der Bundessieg wurdenun bei der Euregia-Messe inLeipzig überreicht. Ein Riesen-erfolg für den Verbund von neun Ge-meinden im Bayerischen Wald, in denLandkreisen Freyung-Grafenau undPassau.

386 Kommunen hatten sich an die-sem Wettbewerb beteiligt, 23 kamenin die engere Wahl, das „Ilzer Land“wurde während des zweimonatigenBewertungszeitraums zum Sieger ge-wählt. Dabei durfte Bayern nicht übersich selbst abstimmen, sondern konn-te nur für Projekte in anderen Bundes-ländern votieren.

Was ist nun das Herausragende andem Projekt „Bürgernetzwerke im IlzerLand“? Zunehmende Finanz- und Per-sonalengpässe sowie das Bestreben,den prognostizierten Folgen des demo-grafischen Wandels entgegen zu wir-

ken,bewegte die Kommunen der Land-kreise Freyung-Grafenau und Passau– das sind Hutthurm, Röhrnbach, Für-steneck, Perlesreut, Ringelai, Grafen-au, Schönberg, Saldenburg und Thur-mansbang – dazu, sich 2005 zu einerGemeindeallianz zusammen zu schlie-ßen. Neben den kommunalen Verwal-tungen engagieren sich über 400 Bür-ger in sechs Netzwerken (Jugend, Se-nioren, Unternehmer, Verwaltungen,Demografie und Tourismus) der ILE-Region Ilzer Land. Über 200 Projektewurden seit 2006 erfolgreich umge-setzt.

Im Netzwerk „Unternehmer“ sind 42Unternehmer ehrenamtlich für dieRegion tätig. 2009 wurde erstmaligeine Ausbildungsmesse durchgeführt.

Getreu demMotto„Hand in Hand“ feilen die Ilzer Land-Bürgermeister an ihrer Erfolgsstory.

42911/2010 Bayerischer Gemeindetag

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für die große Eigendynamik. Zusätz-liche Projekte ergeben sich durch dieKombination der Netzwerke. Unteranderem wurde eine Impulsrunde ein-gerichtet. Sie geht neue Wege imFlächenmanagement in Verbindungmit Innenentwicklung (Pilotmodelle),Logistik-Check in der Region und der-gleichen.

Das „Ilzer Land“ ist eine kommunaleAllianz. Die politisch Verantwortlichenunterstützen das Projekt nicht nur, siesind die Akteure, Botschafter undMultiplikatoren nach innen und außen.Zudem sind sie Paten für die Hand-lungs- und Entwicklungsfelder derRegion.

Wurde das Projekt durch die politi-schen Entscheidungsträger in derRegion unterstützt? Dazu Manfred Eibl:„Die Leader- und ILE-Projekte werdenvon den beteiligten Akteuren eng ab-gestimmt. Die Impulsrunde ergänztum das Amt für Ländliche Entwick-lung, die Regierung und das Landrats-amt, fördert den regelmäßigen Aus-tausch mit dem Ziel, die Region wirt-schaftlich zu stabilisieren“.

In einer modernen Gesellschaft kommtdem bürgerlichen Engagement beider regionalen Entwicklung erheblicheBedeutung zu. Insbesondere im länd-lichen Raum sind die ökonomischenGrenzen staatlichen Handelns ange-sichts der zukünftigen Herausforde-rungen deutlich erkennbar.Umso wich-tiger ist daher die Einbindung allerKräfte in der Region.

Die Ausgangslange zum „Ilzer Land“im Jaher 2005. EU-Gelder aus Brüsselwerden schon jetzt zu 80 Prozent nurnoch für Gemeinschaftsprojekte ge-währt. Grund genug für die beteilig-ten Kommunen sich zusammenzu-schließen, um durch gemeinsame Stra-tegien und Maßnahmen die regionaleEntwicklung zu fördern.

Leicht machten es sich die Politikerkeineswegs, denn solch ein Gebildeaus neun Kommunen soll sich etablie-ren,„gemeinsame Kräfte bündeln undstark in den Schwerpunkten sein, umdie Region für die Zukunft zu gestal-ten“. Dabei soll auch bei unterschied-lichen Größen der Gemeinden die So-

lidarität Vorrang haben mit gleich-wertiger Behandlung, aber auch derentsprechenden Wertigkeit.

Es wurde kein Zweckverband, son-dern ein Verein gegründet mit demZiel der Förderung und nachhaltigenEntwicklung der natürlichen Lebens-grundlagen, der regionalen Entwick-lung und der kulturellen Identität zurZukunftssicherung. Dazu gehörten anAufgaben und Maßnahmen mit För-derung aus EU- und Landesmittelnsowie der Mitgliedsgemeinden Maß-nahmen der regionalen Entwicklung,sowie der Umwelt, Kunst und Kultur,des Landschaftsschutzes und des Hei-matgedankens, die Förderung desNaturschutzes und der Landschafts-pflege, Umweltschutz und traditio-nelles Brauchtum, wie auch Kulturund Dankmalpflege und als weitereGrundsäulen die Wirtschaft, der Tou-rismus und die Bildung.

Das „Ilzer Land“ – eine Projektschmie-de für die Zukunft, so eine weiteresKapitel, das aufgeschlagen wurde.Eine Innenentwicklung mit dem Ziel:Menschen in attraktiven Städten undDörfern.

Und wieder haben die „Ilzer Land“-Gemeinden ein heißes Eisen im Feuer,nämlich die Ortsentwicklung der Städ-te und Dörfer. Bei der Projektvorstel-lung setzte Dr. Andreas Scheuer, Par-lamentarischer Staatsekretär beimBundesminister für Verkehr, Bau undStadtentwicklung den ersten Ham-merschlag mit der Zusage, dass imRahmen des neuen Städtebauförde-rungsprogramms„Kleinere Städte undGemeinden“ das„Ilzer Land“ eines derersten Projekte in Deutschland ist, dasüber dieses Programm gefördert wird.Der zweite Hammerschlag folgte vonStaatsminister Helmut Brunner vomBayerischen Staatsministerium für Er-nährung, Landwirtschaft und Forstenmit der Mitteilung, das seinem Minis-terium unterstellte Amt für ländlicheEntwicklung (ALE) in Landau und zu-ständig für das„Ilzer Land“, habe nichtnur„grünes Licht“ für die Realisierungder Maßnahmen, sondern auch dievollste Unterstützung bei der Um-setzung. Die Regierung von Nieder-

bayern hat die Federführung über-nommen.

Viele reden von den negativen Aus-wirkungen der demografischen Ent-wicklung mit Bevölkerungsabnahmeim zweistelligen Bereich in den nächs-ten zwei Jahrzehnten und schauentatenlos zu, wie sich die Dörfer undStädte im ländlichen Raum entleeren.Nicht so die Kommunen des Zusam-menschlusses „Ilzer Land e.V.“, diegegen den Trend steuern und nun„Nägel mit Köpfen“ schmieden. Innen-entwicklung nennt sich diese Maß-nahme.

In allen Gemeinden wurden oderwerden die öffentlichen Räume imRahmen von Dorferneuerungs- oderStädtebauförderungsmaßnahmen sa-niert. Gleichwohl verbleibt in allenOrtskernen das Problem zunehmen-der Leerstände, das die Funktions-fähigkeit der Ortskerne als lebendige,attraktive Zentren mit identitätsstif-tendem Charakter für Bürger undTouristen bedroht.

Im Dialog der Förderstellen beim Amtfür Ländliche Entwicklung und beider Regierung von Niederbayern mitBürgermeistern des Ilzer Landes wur-de deshalb die Idee entwickelt, ineinem ressortübergreifenden und in-terkommunalen Projekt die Voraus-setzungen zu schaffen, die Bereit-schaft der Eigentümer oder potentiel-ler Investoren zur Wiederbelebungder leerstehender Bausubstanz in denOrtszentren der Gemeinden im IlzerLand gezielt zu fördern.

Gemeinsam mit fachlicher und förder-technischer Unterstützung durch dieStädtebauförderung der Regierung vonNiederbayern und die integrierte Länd-liche Entwicklung (ILE), der Verwaltungfür Ländliche Entwicklung in Bayernwird eine interkommunale Strategieerarbeitet, um gleichwertige Lebens-bedingungen in ländlich geprägtenRegionen im Vergleich zu prosperie-renden städtischen Räumen nachhal-tig zu gestalten.

Parallel zur Strategieentwicklung sol-len konkrete Umsetzungsmaßnahmenvorangetrieben werden, die zur opti-malen Nutzung der vielseitigen inner-

Bayerischer Gemeindetag 11/2010430

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örtlicher Bauland- und Gebäudenut-zungspotentiale und damit zur Bele-bung der Ortskerne und zu derenAttraktivität beitragen.

Als wirtschaftliche, kulturelle und so-ziale Mitte haben die Ortskerne dabeieine zentrale Funktion und stelleneine bedeutende Triebkraft zum Er-halt der Lebensqualität im ländlichenRaum dar. Das interkommunale Netz-werk ist bestrebt, mit effektiven An-reizen öffentliche und private Inves-titionen zu unterstützen und unteranderem den regionalen Einzelhandelund das regionale Handwerk und Ge-werbe durch die Maßnahmen zu stär-ken. Die Projekte sind ausgerichtet aufeine optimale regionale Wertschöp-fung und stellen einen wertvollenBaustein zum Werterhalt von Grundund Boden sowie Gebäuden. So um-reißt Ilzer Land-Vorsitzender ManfredEibl, Bürgermeister des Marktes Per-lesreut, die Zielsetzung.

Dr. Andreas Scheuer, Bundestagsabge-ordneter und Parlamentarischer Staats-sekretär beim Bundesminister für Ver-kehr, Bau und Stadtentwicklung be-tont, Gemeinden und kleinere Städteleisten einen wichtigen Beitrag für dieDaseinsvorsorge und sind mit ihrenStadt- und Ortszentren und den An-geboten der öffentlichen Infrastruk-tur wichtige Ankerpunkte und sindWohn- und Lebensräume.

„Doch gerade die kleineren Städte,Gemeinde und Ortsteile in den länd-lich geprägten Räumen trifft der de-mografische Wandel hart und stelltsie vor große Herausforderungen“, er-klärt Scheuer. Hier müsse gehandeltwerden, um diese kleineren und mit-telern Gemeinde in den ländlichenRegionen in den Versorgungsfunktio-nen zu stützen.

Es sei dem Ministerium ein wichtigesAnliegen, neue Perspektiven aufzu-zeigen. Daher habe BundesministerDr. Peter Ramsauer die„Initiative Länd-liche Infrastruktur“ gestartet. DieseInitiative ziele darauf ab, Kräfte nichtnur auf kommunaler Ebene zu bün-deln und Aktivitäten abzustimmen,sondern gemeindeübergreifende Ini-tiativen zu entwickeln.

Ein Patentrezept für die notwendigenMaßnahmen könne es aber nicht ge-ben, so Scheuer. „Grundlage mussdeshalb eine zwischen den Gemein-den abgestimmte Entwicklungsstra-tegie sein, die herausarbeiten muss,was konkret in den beteiligten Ge-meinden zu leisten ist, um dem ge-meinsamen Ziel näher zu kommen“.Der Schlüssel liege in der überört-lichen Kooperation, um langfristigkostenintensive Doppelstrukturen zuvermeiden.

Dr. Andreas Scheuer erklärte zur Freu-de der Bürgermeister: „Das Ilzer Land

ist eines der ersten Projekte, das indiesem neuen Städtebauförderungs-programm gefördert wird“. In denbeteiligten Städten und Gemeindensei bereits eine gute Grundlage ge-legt durch die erfolgreiche Zusam-menarbeit der Gemeinden in der ILE„Ilzer Land“. Ein vielversprechendesGemeinschaftsprojekt werde auf denWeg gebracht, um die Gemeinden alsvitale Zentren für die Bevölkerung dergesamten Region zu sichern und zustärken.

Die mit der Fachplanung beauftrag-ten Dr. Klaus Bauer (Planung und Ar-chitektur) und Stefan Marzelli (Institutfür Umweltplanung, Landschaftsent-wicklung und Naturschutz) stellten dieProjektphasen vor.

In einem ersten Schritt werden diebestehenden und in naher Zukunftdrohenden Leerstände und Entwick-lungsflächen in den neun Gemeindenerfasst und die notwendigen weite-ren Beurteilungsgrundlagen erhoben.In den Gemeinden Fürsteneck, Rin-gelai und Saldenburg erfolgt dies imRahmen der ILE durch Dorferneue-rung. Hier wird durch das Büro IFU-Plan für das gesamte Gemeindege-biet ein Flächenmanagement-Daten-banksystem erarbeitet. In Grafenau,Hutthurm,Perlesreut,Röhrnbach,Schön-berg und Thurmannsbang erfolgt dieBestandserhebung im Rahmen der

43111/2010 Bayerischer Gemeindetag

Bei der Feier des Bundessieges imWettbewerb„Engagement für die Region“ in Leipzig: RalphWolkenheuer vom Bundesministerium (von links),Generaldirektor Dr. Dirk Ahner von der Europäischen Kommission, Hermann Baumann, Josef Gutsmiedl, Landrat Ludwig Lankl, Heinz Binder,Manfred Eibl, Peter Siegert, Martin Behringer, Dr. Bentrup, Max König, Eberhard Sterzer, Martin Hartmann,Werner Weny, Max Köberl und Koor-dinator Dr.Martin Eiberweiser.

(Fotos:Peter)

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Städtebauförderung durch das BüroAPA/Dr. Bauer. Grundsätzlich ist vor-gesehen, zur Begrenzung des Aufwandsund zur Beschleunigung des Projektssoweit als möglich bereits bestehen-de Untersuchungsergebnisse zu inte-grieren.

In einer zweiten Phase soll dann einegemeindeübergreifende Netzwerk-ebene geschaffen werden, die einumfangreiches Beratungsangebot fürprivate Sanierungswillige anbietet, aberauch über Modellprojekte und Öffent-lichkeitsarbeit in die konkrete Ver-marktung von Objekten einsteigt. Ne-ben dem technischen Wissen und derSanierungsberatung durch erfahrenePlaner ist vor allem eine Vermittlungder jeweils denkbaren Fördermöglich-keiten in Verbindung mit speziellen,besonders günstigen Kreditprogram-men für Ortskernsanierungen durchdie örtlichen Banken angestrebt. Ört-liche Banken haben bereits eine ent-sprechende Mitwirkungsbereitschaftbekundet. Die in dieser Projektphasefür alle neun Gemeinden entwickelteinterkommunale und interdisziplinäreAktivierungsstrategie wird durch dasneue Bund-Länder-Städtebauförde-rungsprogramm „Kleinere Städte undGemeinden – überörtliche Zusam-menarbeit und Netzwerke“ gefördert.

In der dritten Phase sollen dann durchdie Kommunen oder Private nach undnach möglichst zahlreiche konkreteProjekte verwirklicht werden. Als eineder ersten Maßnahmen könnte dazueine Beratungs- und Informations-stelle als „Bauhütte“ in einem ehe-maligen, modellhaft sanierten Leer-stand als„Anschauungsobjekt“ einge-richtet werden. Je nach Ausformungder im Projekt entwickelten Maßnah-men sollen diese dann über dasStädtebauförderungsprogramm, überdie ILE oder aber auch ohne staatlicheUnterstützung umgesetzt werden.

Staatsminister Helmut Brunner vomBayerischen Staatsministerium für Er-nährung, Landwirtschaft und Forstenerklärte,„die ILE Ilzer Land hat sich inden fünf Jahren ihrer Zusammenar-beit äußerst dynamisch entwickelt.Hier werden immer wieder neue und

innovative Ansätze gefunden und mo-dellhafte Projekte umgesetzt“.

Das Ilzer Land habe sich zu einemungemein produktiven Verbund ent-wickelt und erkannt, dass sich diegesellschaftlichen Herausforderungennicht ohne die aktive Mitwirkung derBürgerinnen und Bürger bewältigenlassen. Immer auf „Vordermann“ undBallhöhe, wurde des „Ilzer Land“ imWettbewerb „Innovative Verwaltung“2009 ausgezeichnet und Brunner gra-tulierte zu einer weiteren Auszeich-nung, nämlich zum Bundespreis beimbundesweiten Wettbewerb „Engage-ment für die Region“.

Brunner betonte, „dies zeigt auf, dassdie ILE Ilzer Land eine Vorzeigeregionzur interkommunalen Zusammen-arbeit ist, die vom Engagement undder Kreativität der beteiligten Kom-munen und ihrer Menschen lebt“.Davon werde auch das neue Projekt„Innenentwicklung-Dorfkernbelebung“gekennzeichnet, das auf den Weggebracht wurde.

Vorsitzender Manfred Eibl erklärte, diebeteiligten Gemeinden haben ihreMitwirkung am Projekt bereits in denGemeinderäten beschlossen. Zur Ver-waltungsvereinfachung werden alleFördermodalitäten federführend überden Markt Perlesreut abgewickelt. ZurKoordinierung der Maßnahme wurdeeine Lenkungsgruppe aus Regierungvon Niederbayern – Sachgebiet Städ-tebau –, den Ämtern für LändlicheEntwicklung Niederbayern und Ober-bayern (Bereich zentrale Aufgaben),Vertretern der Bürgermeister und demProjektmanager der ILE „Ilzer Land“,Dr. Martin Eiberweiser, eingerichtet.Das in der ILE Ilzer Land entwickelteHandlungsfeld Innenentwicklung füreine zukunftsfähige Stadt- und Orts-entwicklung wird unter Federführungder Regierung von Niederbayern res-sortübergreifend bearbeitet.

Die in dieser Form abgestimmte Zu-sammenarbeit über Gemeindegren-zen und Verwaltungen hinweg unddie Beteiligung der freien Wirtschaftist in dieser Form ohne Vorbild. Siekönnte vor allem in Zeiten enger wer-dender finanzieller Spielräume und

einem immer schärferen Wettbewerbzwischen Kommunen Modellcharak-ter weit über die Region hinaus ent-falten.

Noch ein Kapitel: Mit 198 Schülerin-nen und Schülern aus 6. und 7. Klas-sen von Hauptschulen im „Ilzer Land“hatte der erste Schullauf eine groß-artige Premiere. 90 – je Klasse zehnSchüler – davon liefen im Ilztal vonder Schrottenbaummühle zum SchlossFürsteneck, die anderen testeten ihrWissen um die Ilz beim Ilz-Quiz. DasErgebnis beider Wettbewerbe wurdezusammengezählt und daraus dieSiegerklassen ermittelt. Als Veranstal-ter fungierte das Jugendnetzwerk desVereins Ilzer Land e. V. mit der Ilz-Infostelle Naturpark Bayer. Wald e. V.im Schloss Fürsteneck sowie die Lauf-wölfe der DJK Fürsteneck.

Als Ergebnisse der bisherigen Zusam-menarbeit kann das Senioren-Netz-werk vorweisen: Regelmäßiger Infor-mationsaustausch zwischen den kom-munalen Seniorenbeauftragten, erfol-greiche Anregung zur Bestellung vonkommunalen Seniorenbeauftragten,Formulierung von ersten Handlungs-schwerpunkten im Rahmen einer Ideen-sammlung mit Festlegung von verant-wortlichen Ansprechpartner,Sicherungder Mobilität im ländlichen Raum,Dienstleistungsangebote für Senioren,Freizeit-, Kultur-, Gesundheits- undBildungsangebote für Aktiv-Senioren,Qualifizierungsmaßnahmen für Seni-oren-Beauftragte, seniorenfreundlicheVerwaltung, erfolgreiche Durchführungvon gemeindeübergreifenden Senio-renausflügen, Musik-Nachmittage,EDV-Kurs, Malkurs und dergleichen.

Ausgerichtet wurden vom„Ilzer Land“die 10. Bayerischen Dorfkulturtage.„Die Dorfkulturtage haben in beein-druckender Weise gezeigt, wie lebens-wert der ländliche Raum ist, wie enga-giert die Bürgerinnen und Bürger ihreHeimat gestalten und wie wichtig dieKooperation in der integrierten länd-lichen Entwicklung „Ilzer Land“ fürden Erfolg dieser Veranstaltung war.Die neun Kommunen, ihre Bürgerin-nen und Bürger sowie die örtlichenVereine haben zusammen mit demAmt für Ländliche Entwicklung dieses

Bayerischer Gemeindetag 11/2010432

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Großereignis ausgezeichnet konzipiert,organisiert und durchgeführt. Sie allehaben damit ein deutlich sichtbaresZeichen für Kreativität und Vitalität imländlichen Raum gesetzt“, so Schirm-herr Staatsminister Helmut Brunner.

Rund 25.000 Gäste besuchten die10. Bayerischen Tage der Dorfkultur.Sie konnten sich an den insgesamtrund 45 Darbietungen zur Dorfkulturerfreuen und erlebten Ausstellungenzur Glaskunst, Dorffeste, Volksmusik,Kammermusik, Zeltdisco, „AbenteuerTag und Nacht“ für die Jugend, his-torische Ortswanderungen bis hin zueinem Fußballturnier oder einemSchnupferwettbewerb.

„In der integrierten ländlichen Ent-wicklung „Ilzer Land“ werde, so Brun-ner, den wirtschaftlichen Aspektenbesondere Bedeutung beigemessen.Entsprechend fanden bei den Dorf-

kulturtagen auch Fachveranstaltun-gen zum Motto „Ländlicher Raum-Wirtschaftsstandort oder Kulisse fürHeimatfilme?“ und „Ländlicher Raum-Mut zum Anderssein“ statt“, betonteStaatsminister Brunner im Rückblick.

Bei der Ausbildungsmesse präsentier-ten sich die Unternehmen des IlzerLandes den jungen Menschen.In einemErwachsenenforum, einem Schulpro-jekt und einem Jugendkongress wur-den Verbesserungsvorschläge für dieRegion erarbeitet und vorgestellt.

Ein dickes Lob von Helmut Brunner:„Die im Rahmen der Ländlichen Ent-wicklung initiierte und betreute kom-munale Allianz „Ilzer Land“ hat durchdie eindrucksvolle Zusammenarbeitder neun Kommunen bei der Organi-sation und Durchführung der 10. Baye-rischen Dorfkulturtage einen zusätz-lichen Motivationsschub erfahren. Die

neun Kommunen geben ein hervor-ragendes Beispiel für die fruchtbareZusammenarbeit von Staat und Kom-munen bei der Entwicklung des länd-lichen Raumes in Bayern“.

Doch das „Ilzer Land“ geht auch aufReisen. So fand eine Informations-fahrt der Gemeinden des Ilzer Landesin das Elsass statt. Inhaltliche Schwer-punkte waren die kommunale undinterkommunale Entwicklung sowieausgewählte Beispiele für neue tou-ristische Angebote.

Die Projekte im „Ilzer Land“ schmie-den die Bürgermeister Peter Siegert(Schönberg), Josef Gutsmiedl (Röhrn-bach), Heinz Binder (Fürsteneck), Vor-sitzender Manfred Eibl (Perlesreut),Hermann Baumann (Hutthurm), MaxKönig (Saldenburg), Martin Behringer(Thurmansbang), Helmuth Peter (Gra-fenau) und Max Köberl (Ringelai).

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Bezirksverband

NiederbayernUnter dem Vorsitz von 1. Bürgermeis-ter Sepp Steinberger, Reisbach, fandam 28. September 2010 in Plattlingdie Versammlung des BezirksverbandsNiederbayern des Bayerischen Ge-meindetags statt.

Als Gäste waren der Vorsitzende desWirtschaftsausschusses des Bayeri-schen Landtags, Erwin Huber, sowieder Breitbandberater des Wirtschafts-ministeriums, Roland Völkner, und derzuständige Referent der Regierungvon Niederbayern, Wolfgang Maier,anwesend.

Das Geschäftsführende Präsidialmit-glied, Dr. Jürgen Busse, referierte über

die Entwicklung der Kommunalfinan-zen und machte deutlich, dass dieDurststrecke der öffentlichen Haus-halte noch die nächsten Jahre an-dauern wird. Besondere Sorge berei-tet ihm der Rückgang der Fördermit-tel, wie z.B. der Städtebauförderung.Dies wird in vielen Gemeinden zueinem drastischen Abbau von Inves-tivmaßnahmen führen. Dr. Busse gingauch auf die Breitbandförderung einund erklärte, dass der Bayerische Ge-meindetag das Förderkonzept desWirtschaftsministeriums unterstützt,jedoch dies nicht ausreichen wird, umeine nachhaltige Standortsicherungfür die Betriebe in Bayern sicherzu-stellen.

Wolfgang Maier von der Regierungführte aus, dass in Niederbayern 78Anträge bewilligt wurden und 49 wei-tere Anträge vorliegen. Von den be-willigten Anträgen wurden ca. 20%umgesetzt. Einen erhöhten Förderbe-darf können die Gemeinden geltendmachen, die mind. drei Unternehmenin ihrem Gemeindegebiet nachweisenkönnen. Dies kann auch ein Arzt oderein Landwirt sein. Von der LTE-Tech-nik, die im Rahmen der digitalen Divi-dende von den Mobilfunkbetreibernumgesetzt wird, werden insbesonde-

re kleinere Ortsteile und Weiler pro-fitieren. Das Angebot der Telekomsichert insoweit nur 2 Mbit/s bzw. 254Mbit/s Upload zu. Sofern diese Tech-nik in den Gemeinden eingeführtwird, gibt es keine Förderung ausdem Förderprogramm.

Erwin Huber machte deutlich, dassdie Zielvorgabe der Staatsregierungvorsieht, bis Ende 2011 eine flächen-deckende Versorgung in Bayern sicher-zustellen. Aus seiner Sicht handelt essich hier um ein Feld des Marktes undnicht um eine Staatsaufgabe; auch dieGemeinden seien hier nur sekundäram Zug. Nach Auffassung des Aus-schussvorsitzenden hilft eine gesetz-liche Regelung des Breitbandausbausals Daseinsvorsorge nicht, da auchdadurch keine öffentliche Zuständig-keit eintritt. Für Bayern soll es bei denjetzigen Förderkriterien bleiben; eineErhöhung der Fördermittel ist nichtvorgesehen.

In der Diskussion wurde von den Bür-germeistern kritisiert, dass die Umset-zung des Breitbandausbaus in denletzten sechs Jahren nur zögerlich vo-rangeht. Eine Breitbandversorgungmit 1 bis 3 Mbit/s ist auch für Privat-haushalte nicht ausreichend. Dr. Busseäußerte den Wunsch, dass im Wirt-schaftsausschuss des Bayerischen Land-tags die Thematik mit den Anbieternund den kommunalen Spitzenver-bänden diskutiert wird. Zudem soll-ten die Mobilfunkbetreiber ihr Aus-baukonzept für Bayern offenlegen.

Zum Landesentwicklungsprogrammstellte Herr Huber fest, dass die Zu-kunft der regionalen Planungsver-bände als offen angesehen wird. Fürden Einzelhandel bezeichnete er die1.200 m2 Verkaufsfläche für Lebens-mittelmärkte als Magerangebot undsah hier noch Handlungsbedarf. Dr.Busse machte deutlich, dass derBayerischen Gemeindetag zum Ein-zelhandel Vorschläge vorgelegt hatund erwartet, dass diese in das LEPeingearbeitet werden.

Bayerischer Gemeindetag 11/2010434

Dr. Jürgen Busse vom Bayerischen Gemeindetag war einer der Referenten auf der Bezirksver-bandsversammlung in Plattling neben Erwin Huber, MdL, Vorsitzender des Wirtschaftsaus-schusses des Bayerischen Landtags, und Bezirksverbandsvorsitzendem Erstem BürgermeisterSepp Steinberger,Reisbach.

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SchwabenUnter dem Vorsitz von 1. Bürgermeis-terin Hildegard Wanner, Höchstädta.d. Donau, fand in Seeg im Allgäu dieBezirksverbandsversammlung statt.Als Gäste konnte die Vorsitzende denRegierungspräsidenten Michael Scheu-fele, den Bezirkstagspräsidenten Jür-gen Reichert, den Sachgebietsleiterder GEMA in Nürnberg, Rolf Billing,sowie die Journalistin des MünchnerMerkur, Frau Barbara Nazarewska, dasGeschäftsführende Präsidialmitglied,Dr. Jürgen Busse, und die Verwaltungs-direktorin Dr.Juliane Thimet begrüßen.

Dr. Busse machte in seinen Aus-führungen zur Finanzpolitik deutlich,dass nach seiner Auffassung die Dis-kussion über die Abschaffung derGewerbesteuer in Berlin „überflüssigwie ein Kropf“ ist. Die Gewerbesteuerhat im Jahr 2008 38 Millionen Euroeingebracht; es gibt kein tragfähigesAlternativmodell, welches diese wich-tige Einnahmenquelle für die Kom-munen ersetzen kann. Des Weiterenmachte Dr. Busse deutlich, dass sichdie kommunale Einnahmenseite inHöhe der Einnahmen des Vorjahresstabilisieren wird; dies ist jedoch keinGrund zur Entwarnung, da die Sozial-lasten weiter in die Höhe schnellenwerden. Die Bürgermeister des Be-zirksverbandes beschlossen eine Re-solution, in der der Erhalt der Gewerbe-steuer und eine angemessene Finanz-ausstattung der Kommunen gefor-dert wird.

Regierungspräsident Scheufele berich-tete über die Förderung der Kinder-betreuung durch die Regierung vonSchwaben; von den beantragten 267Maßnahmen wurden 220 bereits be-willigt. Es werden 3.560 Betreuungs-plätze mit einem Kostenvolumen von78,8 Millionen Euro entstehen, dieRegierung hat 52,7 Millionen Euro anZuschussmitteln vergeben. Auch beimBreitbandausbau geht es voran. Eswurden bereits 111 Maßnahmen be-willigt und 20 weitere sind in Vorbe-reitung. Schwierigkeiten gibt es imStraßenausbau. Der Regierung stehenan GVFG-Mitteln 10 Millionen Euro

zur Verfügung, es sind jedoch bereitsFörderanträge in Höhe von 40 Millio-nen Euro eingegangen.

Bezogen auf die Mittelschulreformsprach der Regierungspräsident denRathauschefs seinen Dank aus. Über75 % der Hauptschulen haben sich inMittelschulverbünden zusammenge-schlossen.

Der Vertreter der GEMA, Herr Billing,erläuterte die Aufgaben seiner Orga-nisation. Ziel ist es, den Urhebern vonMusikwerken die Lizenzeinnahmenzukommen zu lassen. Dabei führt dieneue Technik zu Ertragsrückgängen,da Einnahmen aus Online-Nutzungennicht ansatzweise erreicht werdenkönnen. Die GEMA wertet sämtlicheZeitungen sowie Veranstaltungshin-weise von Kommunen aus und bittetdie Bürgermeisterinnen und Bürger-meister den Lizenzgebühren Rech-nung zu tragen. Sogar die Kopien fürKinderlieder im Kindergarten sind ge-bührenpflichtig.

Im Anschluss daran referierte FrauBarbara Nazarewska vom MünchnerMerkur über die Strategien für die

medienmäßige Bewältigung von Kri-sensituationen. Am Beispiel des tragi-schen Halleneinsturzes in Bad Rei-chenhall machte sie deutlich, dass insolchen Krisenfällen eine partner-schaftliche Zusammenarbeit mit denMedien dringend notwendig ist. Dierasche, offene und ehrliche Informa-tion kann verhindern, dass der Rat-hauschef als „Blockierer“ abgestem-pelt wird. Es ist ein professionellesManagement notwendig und esmuss den Belangen der Medien da-durch Rechnung getragen werden,dass in der Gemeinde festgelegt wird,„wer sagt wann was“. Diesem Vortragschloss sich eine rege Diskussion an.

Frau Dr. Juliane Thimet referierte überdie Rechtsprechung hinsichtlich derBeiträge und Gebühren bei Abwas-server- und Abwasserentsorgung.

Ein Highlight der Veranstaltung stelltedie Führung durch die Rokoko-KircheSt. Ulrich mit einem anschließendengemütlichen Beisammensein dar.

43511/2010 Bayerischer Gemeindetag

Bezirksverband Schwaben, v.l.n.r.: Kreisverbandsvorsitzender Erster Bürgermeister ManfredRinderle, (Seeg im Allgäu), Geschäftsführendes Präsidialmitglied Dr. Jürgen Busse, Bezirks-verbandsvorsitzende Erste Bürgermeisterin HildegardWanner (Höchstadt an der Donau), Re-gierungspräsident von Schwaben, Karl Michael Scheufele, Stellvertretender Bezirksverbands-vorsitzender Erster BürgermeisterWerner Birkle (Buxheim)

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Kreisverband

BayreuthAm 28. September 2010 fand im Rat-haus Bindlach eine Kreisverbandsver-sammlung unter dem Vorsitzenden,1. Bürgermeister Manfred Porsch, Spei-chersdorf, statt. Landrat Hermann Hüb-ner gab einen kurzen Überblick überaktuelle Themen auf der Kreisebene.Zunächst diskutierte die Runde übereine mögliche Zuweisung von Ge-meinden zum Bayerischen Kommu-nalen Prüfungsverband. Aus den ver-schiedenen Wortbeiträgen konnte ent-nommen werden, dass eine hohe Zu-friedenheit mit der Tätigkeit der Staat-lichen Rechnungsprüfungsstelle im Land-ratsamt Bayreuth besteht und dahervon einer möglichen gesetzlichen Zu-weisung von Gemeinden zum Bayeri-schen Kommunalen PrüfungsverbandAbstand genommen werden soll.

Im Anschluss daran gab der zustän-dige Referent aus der Geschäftsstelle,Gerhard Dix, einen Überblick über denStartschuss in der bayerischen Mittel-schule. Er skizzierte dabei die Voraus-setzungen, unter denen sich eineHauptschule zur Mittelschule weiter-entwickeln kann. In seinem Vortragging er auf die neue Gesetzeslage seit01.08.2010 näher ein und informiertedie Kreisverbandsversammlung ins-besondere über die Neuregelungenin Zusammenhang mit der Gründungeines Schulverbundes. Die anwesen-den Bürgermeisterinnen und Bürger-meister nutzten anschließend die Ge-legenheit zu einem ersten Erfahrungs-austausch in den verschiedenen Mit-telschulverbünden. Danach berichte-te Dix über die mögliche Änderungdes Bayerischen Kinderbildungs- und-betreuungsgesetzes. Fünf Jahre nachInkrafttreten des BayKiBiG sind ausder kommunalen Familie zahlreicheAnregungen eingegangen. Darüber

hinaus hat auch die Rechtsprechungin der Vergangenheit deutliche Ak-zente – insbesondere zum Wunsch-und Wahlrecht der Eltern – gesetzt,sodass der Gesetzgeber hier einenÄnderungsbedarf sieht. So steht diesogenannte Gastkinderregelung aufdem Prüfstand.

CoburgAm 28. September 2010 traf sich derKreisverband im Rathaus der StadtRödental. Kreisverbandsvorsitzender1. Bürgermeister Gerold Strobel, BadRodach, begrüßte die Bürgermeister-kollegen und stellte die Aktion „Frie-densengel“ vor. Das Kernreferat hieltFrau Dr. Thimet von der Geschäfts-stelle des Bayerischen Gemeindetagsin München. Sie stellte zusammen mitden Bürgermeistern Überlegungenan zu den Vor- und Nachteilen der Be-teiligungsangebote der SÜC Coburgan die gemeindlichen Wasserversor-ger, für die Zukunft zu kooperierenund Gesellschafter der SÜC GmbH zuwerden. Hierzu wurde insbesondereherausgearbeitet, dass die Gemeindensich für die Zukunft nicht die Möglich-keit vergeben sollten, Konzessionsab-gaben zu erheben.Außerdem solle dasVerursacherprinzip bei Folgekostenvertraglich abgedungen werden undschließlich solle Vorsorge getragenwerden, dass die gemeindlichen Haus-halte in Zukunft nicht mit Rechnun-gen über die Kosten der Löschwasser-bereitstellung belastet werden kön-nen. Außerdem sind einige Rechts-fragen zur Umstellung der bisherigenSatzungen auf die AVBWasserV zuklären. Als Beispiel hierfür wurde dieFrage des Eigentums an Wasserhaus-anschlüssen außerhalb öffentlichenStraßengrunds genannt.

Nürnberger LandZu einer Kreisverbandsversammlungtrafen sich unter Leitung von 1. Bür-germeister Konrad Rupprecht, Feucht,am 28. September 2010 auf der BurgHartenstein die Bürgermeisterinnenund Bürgermeister aus dem Kreisver-band. Nach den Grußworten von Land-

rat Armin Kroder und dem gast-gebenden Bürgermeister Werner Wol-ter gab Gerhard Dix von der Ge-schäftsstelle in München einen erstenÜberblick zur Einführung der Mittel-schule. Er hat dabei auf die gesetz-lichen Änderungen hingewiesen, dieam 01.08.2010 in Kraft getreten sind.Daran anschließend informierte derörtliche Schulamtsdirektor Hans-Joa-chim Jenchen über die konkrete Si-tuation im Landkreis. Nach diesenInformationen gab es erste Erfahrungs-berichte aus den Gemeinden Burgt-hann und der Stadt Röthenbach a.d.Pegnitz. Eine sehr lebhafte Diskussionzeigte die kommunalpolitische Be-deutung dieses Themas.

In einem weiteren Punkt informierteDix die Kreisverbandsversammlungüber eine mögliche Novellierung desBayKiBiG. Hier zeigte er einen Ände-rungsbedarf vor allem in der Gast-kinderregelung auf.

Abschließend hielt der Chefarzt derFrankenalb-Klinik Engelthal einen Vor-trag zum Stressabbau im Alltag.

OberallgäuAm 28. September 2010 trafen sichdie Mitglieder des Kreisverbands inBolsterlang. Nach der Begrüßung durchVorsitzenden Ersten BürgermeisterAnton Klotz, Haldenwang, stelltenzwei Polizeibeamte eine Statistik alko-holbedingter Delikte im LandkreisOberallgäu vor. Dies gab den Hinter-grund für eine angeregte Diskussionunter den Bürgermeistern über eineAusweitung der Sperrzeit von drei bissechs Uhr. Anschließend referierte HerrDr. Engelke vom Staatsarchiv Augs-burg über die Aufgaben eines Archiv-beauftragten; Herr Gerhard Klein ausImmenstadt stellte sich als zustän-diger Archivpfleger für den LandkreisOberallgäu bei den Bürgermeisternvor.

Ausführlich besprach Wilfried Schobervon der Geschäftsstelle des Bayeri-schen Gemeindetags mit den Bürger-meistern die rechtlichen Hintergrün-de und Verfahrensweisen zum Thema„GEMA-Gebühren“. Dabei ging es auch

Bayerischer Gemeindetag 11/2010436

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um die Zahlungspflicht für Kopienvon Liederbüchern in Schulen undKindergärten. Die Themen „Künstler-sozialkasse“, aktueller Stand beimFeuerwehrführerschein sowie beimBerufskraftfahrerqualifizierungsgesetzwurden ebenfalls von Schober be-handelt. Im weiteren Verlauf der Ver-sammlung diskutierten die Bürger-meister noch über private Einspeise-leitungen in öffentlichen Straßen, dieFinanzierung der Tierschutzarbeit imLandkreis sowie über die Auswirkun-gen einer UV-bestrahlten Wasserauf-bereitung für das Prädikat „Luftkur-ort“.

Um 12.45 Uhr schloss der Vorsitzendedie Versammlung.

LandshutDer Stellvertretende Kreisverbands-vorsitzende Josef Haslbeck, Nieder-aichbach, begrüßte die Anwesenden,da der bisherige Kreisvorsitzende FritzWittmann bei der letzten Sitzungseinen Rücktritt erklärt hatte. Für diein hervorragender Weise geleisteteArbeit überreichte ihm Josef Haslbeckein kleines Geschenk. Josef Haslbeckinformierte über aktuelle Pressemit-teilungen des Bayerischen Gemein-detags. Außerdem wies er auf dieLandesversammlung am 3./4. Novem-ber in Iphofen und auf den Wider-stand des Gemeindetags in SachenMittelkürzung bei der Städtebauför-derung hin.

Für das Amt des Kreisvorsitzendenwurde Peter Dreier, Erster Bürgermeis-ter der Gemeinde Hohenthann, ge-wählt. Alfred Holzner, Erster Bürger-meister der Stadt Rottenburg wurdeals weiteres Vorstandsmitglied ge-wählt.

Der neugewählte Kreisverbandsvor-sitzende Peter Dreier erläuterte dieProblematik der lückenhaften bzw.fehlenden Breitbandversorgung imländlichen Bereich. Da die Firma mvoxihre Verträge nicht erfüllen kann undsich als Anbieter zurückgezogen hat,stehen mehrere Landkreisgemeindenwieder am Anfang ihrer Bemühun-gen. Herr Götz, Leiter Sachgebiet Wirt-

schaft im Landratsamt Landshut, be-richtete, dass von den über 2000 baye-rischen Gemeinden derzeit 517 För-deranträge bewilligt wurden. Davonwurden erst 51 Maßnahmen umge-setzt.

Derzeit erhält jede Gemeinde max.100.000 Euro an Fördermittel und derFördersatz liegt bei 70%. Dabei isteine Aufteilung in Lose möglich. EinAusbau ohne Förderverfahren ist recht-lich äußerst problematisch. Erster Bür-germeister Alfred Holzner kritisierte,dass sich der Freistaat weiterhin wei-gert, das Förderprogramm des Bun-des in Anspruch zu nehmen und soauch auf Bundesmittel in beträcht-licher Höhe verzichtet, obwohl elf Bun-desländer bereits dieses Programmumsetzen. Hier wird sogar jede Maß-nahme mit 500.000 Euro gefördertund das bei einem Fördersatz von 90%.

Herr Götz erläutert die Einführung derLTE-Technik, die verschiedenen zeit-lichen Prioritäten, sowie die Technikan sich mit der zu erwartenden Ver-sorgung.„Die LTE-Technologie ist denn-noch nicht das Allerheilmittel“, so derBreitbandbeauftragte des Landkreises.

Herr Michael Räbiger von der Fa. Cor-wese, der zwischenzeitlich verschie-dene Gemeinden im Landkreis beimBreitbandausbau betreut, referierteüber die Wichtigkeit einer gründlichenVersorgungs- und Infrastrukturanaly-se, die sich daraus ergebende Hand-lungsabfolge und über verschieden-ste Lösungsansätze beim Ausbau.

Neumarkt i.d.OPf.undAmberg-SulzbachUnter dem Vorsitz der BürgermeisterBernhard Kraus, Velburg, und PeterBraun, Schmidmühlen, fand am 12. Ok-tober 2010 im Gasthof Forsthof inKastl die Bürgermeisterbesprechungder Kreisverbände Neumarkt i.d.Opf.und Amberg-Sulzbach des Bayeri-schen Gemeindetags statt. Als Gästewaren der Bezirksverbandsvorsitzendeder Oberpfalz 1. Bürgermeister AlbertHöchstetter und der Geschäftsführerdes Bayerischen Gemeindetags Dr.Jürgen Busse anwesend.

Dr. Busse berichtete ausführlich überdie Kommunalfinanzen und machtedeutlich, dass aufgrund der gutenKonjunktur der Steuerverbund in die-sem Jahr die Höhe des Steuerver-bunds 2009 erreichen wird. Dies stelltaus seiner Sicht auch ein positivesSignal für die Finanzausgleichsver-handlungen im November 2010 dar.Dennoch werden die Gemeinden beider Aufstellung der Kommunalhaus-halte vor erheblichen Problemen ste-hen, da die Bezirksumlagen steigenund damit auch die Kreisumlagen er-höht werden.

Breiten Raum nahm auch die Diskus-sion über den Ausbau des Internetsein.Das Förderprogramm des Freistaatsreicht nicht aus, die erheblichen Un-kosten der Gemeinden für das Breit-band zu decken. Des Weiteren sprachDr. Busse das Landesentwicklungs-programm und die Umsetzung derMittelschule in Bayern ans. Nach denInformationen des Kultusministeriumshaben 47 Verbünde 300 bis 400 Schü-ler, 54 Verbünde 400 bis 500 Schülerund 50 Verbünde 500 bis 600 Schüler,aber es gibt auch 30 Verbünde, dieüber 700 Schüler aufweisen. Dabeibetreffen die meisten Verbünde zweibzw. drei Hauptschulen.

Sorgen machen dem Bayerischen Ge-meindetag die prognostizierten Rück-gänge der Schülerzahlen; bei derHauptschule sind die Zahlen in denletzen 10 Jahren von 323.000 auf220.000 Kinder zurückgegangen; inden nächsten 8 Jahren wird mit einemweiteren Rückgang von 60.000 Kin-dern gerechnet. Nach Busses Wortenhaben die Bürgermeister alles getan,um die Voraussetzungen für die Ein-führung der Mittelschule zu schaffen.Sofern die Eltern ihre Kinder nichtdorthin schicken, wird jedoch dasSchulsterben weitergehen.

In der Diskussion wurde auch dieFrage einer Gemeindegebietsreformangesprochen. Nach Auffassung vonDr. Busse gibt es zwar in vielen an-deren Bundesländern entsprechendeReformen. Es ist jedoch nicht zu er-warten, dass die bewährte Struktur inBayern zur Diskussion steht. Dies hat

43711/2010 Bayerischer Gemeindetag

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auch der bayerische Ministerpräsidentzugesagt, erklärte Busse.

Des Weiteren wurde von den Bürger-meistern diskutiert, ob das Straßen-beleuchtungsnetz nicht von den Ge-meinden übernommen werden sollte.

Der BayerischeGemeindetaggratulierte

Zu einem runden Geburtstag:

Erstem Bürgermeister Robert Rutt-mann, Gemeinde Holzheim, stellver-tretender Vorsitzender des Kreisver-bands Donau-Ries, zum 60. Geburts-tag.

Erstem Bürgermeister Siegfried Decker,Gemeinde Neuenmarkt, stellvertre-tende Vorsitzender des KreisverbandsKulmbach, zum 60. Geburtstag.

Bayerischer Gemeindetag 11/2010438

Pressekonferenz des Bayerischen Gemeindetags am 2.11.2010 in München: Gemeindetags-präsident Dr.Uwe Brandl nimmt zu aktuellen kommunalpolitischenThemen Stellung.

Präsident Dr. Uwe Brandl empfing am 18. Oktober 2010 den Integrationsbeauftragten derBayerischen Staatsregierung, Martin Neumeyer, MdL, der ein „Kommunales Islam-ABC“ vor-stellte.

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Oberbürgermeisterdiskutierenin Traunstein

– Arbeitsgemeinschaft derGroßen Kreisstädte tagteam 14.und 15.Oktober

in Traunstein –

Über aktuelle kommunalpolitische The-men wie die Einführung von Alkohol-verboten, den Brandschutz in öffent-lichen Gebäuden und die Zukunftdes Einheimischenmodells diskutiertenOberbürgermeister aus ganz Bayernam 14. und 15. Oktober 2010 im Traun-steiner Rathaus. Zu der Tagung einge-laden hatte der Traunsteiner Oberbür-germeister Manfred Kösterke. „Vieleder insgesamt 27 Punkte, die auf derTagesordnung behandelt werden, sindauch für Traunstein von großer Be-deutung. Ich möchte die Chance nut-zen, um zusammen mit den anderenOberbürgermeistern tragfähige Lö-sungen zu finden“, freute sich Kös-terke auf die Begegnung mit seinenKollegen. Zum Auftakt konnte erStadtoberhäupter aus ganz Bayern im„Alten Saal“ des Rathauses willkom-men heißen und sie zur Einstimmungmit den Besonderheiten der StadtTraunstein vertraut machen. Durch-geführt wird die Tagung im Rahmender Arbeitsgemeinschaft Große Kreis-städte vom Bayerischen Gemeinde-tag und vom Bayerischen Städtetag.Der Status der Großen Kreisstadt wur-de in Bayern 1971 mit der Kreisge-bietsreform eingeführt und verleihtden Städten im Unterschied zu nor-malen kreisangehörigen Kommunenzahlreiche zusätzliche Zuständigkei-ten. unter anderem die Aufgabe derBauaufsichts- und Straßenverkehrs-behörde. Der Status der Großen Kreis-stadt ist auch der Grund, warum Städtewie Traunstein keinen Bürgermeister,sondern einen Oberbürgermeisterhaben.

43911/2010 Bayerischer Gemeindetag

Die Oberbürgermeister Großer Kreisstädte in Bayern mit Geschäftsführendem Präsidialmit-glied Dr. Jürgen Busse (Bildmitte)

Das Geschäftsführende Präsidialmitglied Dr. Jürgen Busse (2. v.l.) besprach am 26. Oktober2010 mit Mitgliedern des Arbeitskreises„Kommunale Fragen und Innere Sicherheit“ der CSU-Landtagsfraktion (v.l.n.r.: Dr. Manfred Weiß, Jakob Schwimmer, Christian Meißner, ManfredLändner, Andreas Lorenz) aktuelle kommunalpolitische Themen wie Finanzen, Breitband-versorgung, Landesentwicklung,Dienstrecht undMittelschule.

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Organisation undHaftungsrecht

imGriff

So wie in vielen Unternehmen, tretenauch in kommunalen Einrichtungenimmer wieder dieselben Probleme auf.– Dabei sind die meisten kommuna-len Bauhöfe, Schwimmbäder und Was-serversorgungseinrichtungen besserals ihr Ruf in der Öffentlichkeit.

Um in unseren Einrichtungen „Bau-hof“, „Schwimmbad“ und „Wasserver-sorgung“ die Organisation und vorallem den Bereich Haftung über dieErarbeitung von Organisationshand-büchern zu optimieren, haben wir, dieGeschäftsleitenden Beamten der Ge-meinden Bayrischzell, Hausham undFischbachau im Landkreis Miesbach,uns zusammengetan.

Thema:Haftung

Immer wieder werden Fälle öffentlich,bei denen Kommunen im Bereich derhaftungsrechtlichen Organisation inRegress genommen wurden. Kommu-nale Versicherer werden bundesweitsensibler und weisen immer öfter aufOrganisationsmängel und die damitverbundene Eigenverantwortung derKommunen hin. Die Mitarbeiter indiesen Einrichtungen unterschätzendie haftungsrechtliche Thematik ins-besondere dann, wenn sie hierfür nichtsensibilisiert wurden und die Verant-wortlichen die dafür notwendigenregelmäßigen Tätigkeiten nicht ent-sprechend organisiert haben.

Lösungsansatz

„Erkennen der bereichspezifischen, haf-tungsrechtlichen Problematiken undEinbinden regelmäßiger Arbeiten undKontrollen in den Ablauf.“ In unserenOrganisationshandbüchern war der

Bereich Haftungsrecht ein wesentlicherSchwerpunkt.

Dementsprechend ging es in unserenBauhöfen um gemeindespezifischeDienstanweisungen von bspw. derSpielplatzkontrolle über die Baum-kontrolle bis hin zum Winterdienst.

In den Schwimmbädern waren haupt-sächliche Themen das „Verhindernvon Badeunfällen“, ein „reibungsloserBadebetrieb“ sowie die dafür benö-tigte„Personalqualifikation“.

Bei unseren Wasserversorgungen ginges um die regelmäßigen, notwen-digen Kontrollen der Einrichtungenmit dem Ziel, die Qualität des Produk-tes „Wasser“ sicherzustellen. Hierzuwurden auch Gespräche über dieNotwendigkeit und Regelung von Be-reitschaftsdiensten geführt.

Thema:Organisation

Organisation als Aufgabenstellung istden Führungskräften und Verant-wortlichen zugeordnet. Dies bedeu-tet, ob eine Einrichtung wie ein Bau-hof, ein Schwimmbad oder eine Was-serversorgung erfolgreich agiert, alsogut organisiert ist und reibungslosfunktioniert, hängt sehr stark von denLeitungsverantwortlichen als Schlüs-selfiguren ab.

Lösungsansatz

Mit der Aufnahme und Beschreibungder jeweiligen Organisationen im Auf-bau, im Ablauf sowie an den Kontakt-und Schnittstellen haben wir den Füh-rungspersonen ein Hilfsmittel an dieHand gegeben. Punkte wie „WER istfür WAS zuständig“,„WER hat WELCHEKompetenzen“, „WIE müssen die we-sentlichen Abläufe in einer Organisa-tion funktionieren“ wurden unter Be-rücksichtigung von Optimierungsvor-schlägen in unseren Organisations-handbüchern dokumentiert.

Thema: Personal

In der Regel ist die Organisation undtägliche Praxis in den Köpfen der Mit-arbeiter verankert. Bei vielen Struk-turen und Abläufen, Handlungsan-weisungen, Arbeiten usw. handelt essich jedoch um „ungeschriebene Ge-

setze“. Auf solche kann man sich aberinsbesondere bei einem Haftungsfallam wenigsten stützen. Hier fehlenhäufig Überlegungen und Prüfungen,inwieweit solche „ungeschriebenenGesetze“ passend und belastbar sind.In Bezug auf das Haftungsrecht ist dieQualifikation des eingesetzten Perso-nals also ein wesentlicher Faktor.

Lösungsansatz

Unsere Organisationshandbücherheben solche „ungeschriebenen Ge-setze“ auf die Ebene verpflichtenderAnweisungen und leisten Hilfestel-lung mit zahlreichen Musterunter-lagen. Zielvorstellung ist auch hier,sicherzustellen, dass erforderliche Qua-lifikationen und Fortbildungen seitensder Mitarbeiter vorhanden sind.

Abschließend haben wir alle Organi-sationshandbücher den jeweils be-troffenen Mitarbeitern vorgestellt underläutert sowie auf die Wichtigkeitder Anwendung in der arbeitstäg-lichen Praxis hingewiesen. Im Bereichder Aufgabenwahrnehmung im Haf-tungsrecht wurden die Mitarbeiterbesonders sensibilisiert.

Wichtigste Folge:

Sowohl für die Mitarbeiter, als auchfür alle Führungsverantwortlichen istdurch die Einführung der Organisa-tionshandbücher ein erhebliches Maßan zusätzlicher Sicherheit vorhanden.Es besteht nun eine Dokumentation,die viele Fragen beantwortet und dieauch als Nachschlagewerk im Einzel-fall oder als Information für neueMitarbeiter dient.

Das Rad neu erfunden haben wirnatürlich nicht! Worum ging es dann?

Es ging insbesondere darum, vorhan-dene Strukturen an einer zentralenStelle zu dokumentieren und verfüg-bar zu machen und die Führungsver-antwortlichen und Mitarbeiter, be-sonders im Bereich Haftungsrecht, sogut als möglich rechtlich abzusichern.

Durch das gemeinsame Vorgehenunserer drei Gemeinden ergab sicheine „besondere Art“ der interkom-munalen Zusammenarbeit. Es wurdenUnterschiede herausgearbeitet, doku-

Bayerischer Gemeindetag 11/2010440

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Umfrage„Generationen-

projekte in Bayern“

Fragen des Generationenzusammen-halts werden in Zeiten des demogra-fischen Wandels sowie sich ändernderFamilien- und Lebensstrukturen im-mer wichtiger. Der Bayerische Land-tag hat die Bayerische Staatsregie-rung gebeten, zur Verbesserung desInformationsaustausches einen Über-blick über vorbildliche und beispiel-gebende Generationenprojekte imInternet zu veröffentlichen. Hierzu führtdie Bayerische Staatsregierung im Zeit-raum von Mitte Oktober bis Ende No-vember 2010 eine bayernweite Um-frage bei den Kommunen und Unter-nehmensverbänden durch. Diese ge-ben ihre Informationen auf einer ge-schützten Internetseite (www.egov.bayern.de/generationenprojekt/index.php) ein. Das StMAS plant, diese Infor-mationen im Frühjahr 2011 auf derInternetseite www.generationenpro-jekte.bayern.de zu veröffentlichen,wo Sie bis zu diesem Zeitpunkt nähereInformationen über die Umfrage er-halten.

41. Seminarfür Führungskräfteder Versorgungs-und Entsorgungs-

wirtschaftin BadWiessee

mentiert und besprochen. Bereits inder Projektphase konnte wir so von-einander lernen. Zudem konnte durchdas gebündelte Vorgehen der Auf-wand für die externe Begleitung re-duziert werden.

Ansprechpartner für das Projekt sinddie nachfolgend aufgeführten ge-schäftsleitenden Beamten:

Johannes NeundlingerGemeinde Fischbachau

Hubert PöllingerGemeinde Bayrischzell

Rudi RandlerGemeinde Hausham

für Kommunen, in der Zeit vom 16. bis20. Mai 2011 das 41. Seminar für Füh-rungskräfte der Versorgungs- und Ent-sorgungswirtschaft. Das Fortbildungs-programm wendet sich an alle, die imkommunalen Bereich Führungsauf-gaben in der Wasserversorgung, derAbwasserbeseitigung oder der Abfall-wirtschaft wahrzunehmen haben, alsoan Bürgermeister, Zweckverbandsvor-sitzende, Geschäfts- und Werkleiter.

Wie in jedem Jahr werden Fachleuteaus Ministerien, Ämtern und der pri-vaten Wirtschaft zu aktuellen tech-nischen, rechtlichen und organisato-rischen Fragen Rede und Antwortstehen. Die Seminarleitung liegt wie-der bei Direktor Dr. Wiethe-Körprichvon der Geschäftsstelle des Bayeri-schen Gemeindetags.

Die Seminargebühr beträgt 680,– €,wobei in diesem Betrag der Tagungs-aufwand einschließlich der Tagungs-getränke sowie die Kosten für Hotel-unterkunft und Vollpension in BadWiessee enthalten sind.

Anmeldungen erbitten wir bis zum2. Mai 2011 unter Angabe des Namens,der Dienststellung und der postali-schen Anschrift an den BayerischenGemeindetag, Margit Frey, Dresch-straße 8,80805 München (Telefon 089 /36 00 09-13, Fax: 089 / 36 88 99 80 13E-Mail:[email protected]).

44111/2010 Bayerischer Gemeindetag

Der Bayerische Gemeindetag veran-staltet mit ipse, der Service-Gesell-schaft des Bayerischen Gemeindetags

Wie in jedem Jahr treffen sich die Chefs der bayerischen gemeindlichen Wasserversorgungs-und Abwasserentsorgungsunternehmen zum Seminar am Tegernsee – dieses Mal im Wonne-monat Mai Foto: R.Peter Bachhuber

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16. Shell-Jugend-studie vorgestellt

Symposium„Altern undArbeitswelt“

9.Dez. 2010 inMünchen

Der demografische Wandel hat weit-reichende Folgen für unsere Gesell-schaft. Die Arbeitswelt mit älter wer-denden Belegschaften, zunehmendemFachkräftemangel und flexibleren Ar-beitsbiografien stellt Unternehmenund Arbeitnehmerschaft über Regio-nen- und Ländergrenzen hinaus vorgroße Herausforderungen. Welchepraktischen Handlungsansätze, politi-schen Strategien und wissenschaft-lichen Empfehlungen zur Bewältigungder Herausforderungen beitragen sol-len, ist Inhalt eines Symposiums, dasdas Bayerische Staatsministerium fürArbeit und Sozialordnung, Familie undFrauen gemeinsam mit der DeutschenAkademie der Technikwissenschaften(acatech) und der Nationalen Akade-mie der Wissenschaften (Leopoldina)veranstaltet. Eingeladen sind Ent-scheidungsträgerinnen und Entschei-dungsträger aus Unternehmen, Ge-werkschaften, Bildungsanbietern, Kam-mern und Verbänden, Verwaltungen,kommunalen Spitzenverbänden, Wis-senschaft und Politik, um ihre Stra-tegien zu diskutieren und deren prak-tische Umsetzung voranzutreiben.

Themen:

• Generationenpolitische Leitidee füreine alternde Arbeitswelt

• Beschäftigung im demografischenWandel: Handlungsnotwendigkei-ten und Lösungsansätze

• Gewonnene Jahre: Die Empfehlun-gen der Akademiegruppe Altern inDeutschland

• „Rente mit 67? – Chancen und He-rausforderungen für Arbeitgeber undArbeitnehmerschaft in einer altern-den Arbeitswelt“ (Podiumsdiskussion)

Forum I: Arbeitszeitmodelle undLebensabschnittsmanagement

Impulsreferate à 15 Minuten:

1. Innovative Arbeits(zeit)modelle:Structural Skills und Talent Pool imweltgrößten Stahlkonzern

2. Keine Chance dem Karriereknick:Lebensphasenorientiertes Perso-nalmanagement in der Bundes-agentur für Arbeit

3. Demografische Entwicklungenund Arbeitsmarkt: Lebenszykluso-rientierung in der Arbeitswelt

Forum II: Arbeitsorganisation undArbeitsbiografien

Impulsreferate à 15 Minuten:

1. Wunsch und Wirklichkeit: Personal-arbeit in Zeiten des demografi-schen Wandels

2. Demografie mit Strategie: Ein BestPractice Beispiel aus Sachsen

3. Chancen und Potenziale vondemografischen Veränderungenfür eine Wachstumsregion

Notieren Sie sich schon heute denTermin: Donnerstag, 9. Dezember 2010,von 10:00 Uhr bis 18:00 Uhr in derMünchener BMW-Welt. Bei Interessekönnen Sie sich schon jetzt per E-Mailunter [email protected] per Fax 089 / 52030916 anmel-den. Weitere Informationen zur Ver-anstaltung finden Sie unter www.demografie.bayern.de.

schaftlichen Leben. Und: Noch immerentscheidet die soziale Herkunft zuoft darüber, wie zufrieden Kinder undJugendliche mit ihrem eigenen Lebensind. Das sind zentrale Ergebnisse der16. Shell-Jugendstudie, die die Bun-desministerin für Familie, Senioren,Frauen und Jugend, Dr. Kristina Schrö-der, gemeinsam mit einem der Auto-ren, Professor Dr. Mathias Albert, am14. September 2010 in Berlin präsen-tiert hat. Weiteres Ergebnis der Unter-suchung: Das Internet ist für Kinderund Jugendliche Massenmedium Num-mer Eins. 96 Prozent haben einen Inter-netzugang, durchschnittlich sind sie13 Stunden pro Woche online – dasist fast doppelt so lang wie 2002. Die16. Shell-Jugendstudie zeichnet ein ak-tuelles Portrait der jungen Generationin Deutschland. Rund 2600 Jugend-liche wurden zu ihrer Lebenssituationund zu ihren Einstellungen befragt.

Der Gesamteindruck ist positiv: Dieheutige junge Generation in Deutsch-land ist zuversichtlich. Die überwie-gende Mehrheit junger Menschen lässtsich weder durch die Wirtschaftkrisenoch durch die unsicher gewordenenBerufsperspektiven von einer optimi-stischen Grundhaltung abbringen.

Aber für Jugendliche aus sozial schwa-chen Haushalten ist all das nicht zu-treffend. Die Kluft zwischen den Mi-lieus hat sich verstärkt. Die Chanceneinen Ausbildungsplatz zu finden sindfür Jugendliche mit Hauptschulab-schluss oder ohne Schulabschluss ver-schwindend gering. Aber selbst fürJugendliche in Ausbildung ist es hart.Auch wenn laut Shell Studie 76 Pro-zent der Jugendlichen daran glauben,nach ihrer Ausbildung übernommenzu werden, sieht die Realität andersaus. Bereits 2007 wurden nur 60 Pro-zent der Azubis übernommen.

Rund 60 Prozent der Jugendlichenaus einkommensschwachen Familiensind mit ihrem Leben unzufrieden.Ihre beruflichen Chancen schätzen sieals schlecht ein. Wie die Shell Studiebelegt, reicht Armut in alle Bereichedes Lebens und schränkt dort ein.Armut entscheidet über Bildungszu-gänge, die Beteiligung am gesellschaft-

Bayerischer Gemeindetag 11/2010442

Bildung ist der Schlüssel zu politi-schem Interesse, Bereitschaft zumEngagement und Teilhabe am gesell-

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lichen Leben und letztendlich den Zu-gang zu Existenz sichernder Arbeit.

Die wichtigsten Erkenntnisse der 16.ShellJugendstudie, die gemeinsam von denBielefelder Sozialwissenschaftlern Pro-fessor Dr. Mathias Albert, ProfessorDr. Klaus Hurrelmann und Dr. GudrunQuenzel sowie einem Expertenteamdes Münchner ForschungsinstitutesTNS Infratest Sozialforschung umUlrich Schneekloth im Auftrag derDeutschen Shell verfasst wurde. Dazuwurden Anfang des Jahres mehr als2500 Jugendliche im Alter von 12 bis25 Jahren zu ihrer Lebenssituation,ihren Glaubens- und Wertvorstellun-gen sowie ihrer Einstellung zur Politikbefragt.

„… Anstieg imOptimismus,aber Verstärkung der sozialenUnterschiede

Gegenüber der letzten Shell Jugend-studie hat sich der Anteil der optimis-tischen Jugendlichen deutlich erhöht.59 Prozent (2006: 50 Prozent) der Ju-gendlichen blicken ihrer Zukunft zu-versichtlich entgegen, 35 Prozent äu-ßern sich unentschieden und nur 7Prozent sehen ihre Zukunft eher düs-ter. Dagegen ist die Zuversicht vonJugendlichen aus sozial benachteilig-ten Familien rückläufig. Hier äußernsich nur noch 33 Prozent zuversicht-lich. Diese soziale Kluft wird auch beider Frage nach der Zufriedenheit imLeben deutlich: Während fast dreiViertel der Jugend im Allgemeinen zu-frieden mit ihrem Leben sind, äußernsich Jugendliche aus unterprivilegier-ten Verhältnissen nur zu 40 Prozentpositiv.

Bildung bleibt der Schlüssel in derBiographie

Auch weiterhin bleibt der Schulab-schluss der Schlüssel zum Erfolg. InDeutschland hängt er so stark wie inkeinem anderen Land von der jeweili-gen sozialen Herkunft der Jugend-lichen ab. Junge Leute ohne Schulab-schluss finden seltener eine quali-fizierte Arbeit oder eine Ausbildung.Entsprechend pessimistisch blickenJugendliche, die sich unsicher sind,ihren Schulabschluss zu erreichen,auch

in die Zukunft. Zu Ausbildung undBerufseinstieg hat sich die Einstellungder Jugendlichen klar verbessert. 76Prozent der Auszubildenden glauben,nach der Ausbildung übernommenzu werden. 71 Prozent der Jugend-lichen sind überzeugt, sich ihre beruf-lichen Wünsche erfüllen zu können.Bei den Jugendlichen aus sozial schwie-rigen Verhältnissen sind es hingegennur 41 Prozent.

Familienorientierung bei Jugendli-chen auch weiterhin hoch im Kurs

Die Bedeutung der Familie für Jugend-liche ist ein weiteres Mal angestiegen.Mehr als drei Viertel der Jugendlichen(76 Prozent) stellen für sich fest, dassman eine Familie braucht, um wirklichglücklich leben zu können. In Zeiten,da die Anforderungen in Schule, Aus-bildung und den ersten Berufsjahrensteigen, findet der Großteil der Jugend-lichen bei den Eltern Rückhalt undemotionale Unterstützung. Fast dreiViertel aller Jugendlichen würden ihreeigenen Kinder so erziehen, wie sieselber erzogen wurden. Fast drei Vier-tel aller Jugendlichen wohnen nochbei ihren Eltern – insbesondere weiles kostengünstig und bequem ist.Wieder zugenommen hat der Wunschnach eigenen Kindern. 69 Prozent derJugendlichen wünschen sich Nach-wuchs. Erneut äußern junge Frauen(73 Prozent) diesen Wunsch häufigerals junge Männer (65 Prozent).

Die Jugend ist online

Auch das Freizeitverhalten der Jugend-lichen unterscheidet sich je nach so-zialer Herkunft.Während sich Jugend-liche aus privilegierten Elternhäusernverstärkt mit Lesen und kreativen Tä-tigkeiten befassen und vielfältige so-ziale Kontakte pflegen, sind Jugend-liche aus sozial benachteiligten Fami-lien vornehmlich mit Computer undFernsehen beschäftigt. Allen gemein-sam ist jedoch eines: Fast alle Jugend-lichen (96 Prozent) haben mittler-weile Zugang zum Internet. Nicht nurdie Zahl der Internetnutzer ist damitgestiegen, sondern auch die Zahl derStunden, die Jugendliche im Netz ver-

bringen: im Schnitt fast 13 Stundenpro Woche. Bei der Art der Nutzungdes Internets zeigt sich erneut einesoziale Spaltung – insbesondere beiden männlichen Nutzern. Die Gamer(24 Prozent der Jugendlichen mit Netz-zugang) – vor allem jüngere männli-che Jugendliche aus sozial benachtei-ligten Familien – verbringen ihre Zeitim Netz hauptsächlich mit Computer-spielen. Digitale Netzwerker (25 Pro-zent) – vor allem jüngere weiblicheJugendliche – nutzen vor allem diesozialen Netzwerke (Facebook, StudiVZ).Für Funktions-User (17 Prozent) – eherältere weibliche Jugendliche – ist dasInternet Mittel zum Zweck: Sie ge-brauchen es für Informationen, E-Mailsund Einkäufe von zu Hause aus.

Interesse an Politik steigt wiederleicht an

Auch wenn das politische Interessebei Jugendlichen weiterhin deutlichunter dem Niveau der 1970er und1980er Jahre liegt, ist der Anteil derpolitisch Interessierten wieder leichtangestiegen. Ausschlaggebend dafürsind die mittleren und gehobenenSchichten und die Jüngeren. Bei den12- bis 14-Jährigen hat sich das Inter-esse binnen der letzten acht Jahre mit21 Prozent nahezu verdoppelt, beiden 15- bis 17-Jährigen stieg es von20 Prozent auf 33 Prozent. In ihrerpolitischen Ausrichtung ordnet sichdie Mehrheit der Jugendlichen wei-terhin links von der Mitte ein. Auchbeim Vertrauen in gesellschaftlicheInstitutionen hat sich wenig geändert:Hohe Bewertungen gab es für Polizei,Gerichte, Bundeswehr sowie Men-schenrechts- und Umweltschutzgrup-pen, niedrige für die Regierung, dieKirche, große Unternehmen und Par-teien. Als Folge der letzten Rezessionzeigen Jugendliche neuerdings einenausgeprägten Missmut gegenüberWirtschaft und Finanzen. Dabei hatdas Vertrauen in Banken am meistengelitten.Trotz allgemeiner Politik- undParteienverdrossenheit sind Jugend-liche durchaus bereit, sich an politi-schen Aktivitäten zu beteiligen, insbe-sondere dann, wenn ihnen eine Sachepersönlich wichtig ist.

44311/2010 Bayerischer Gemeindetag

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Rechtsschutz-versicherung

– Abbuchungder Prämie 2011 –

Mehr soziales Engagement undVerständnis für Ältere

Im Vergleich zu den Vorjahren sindimmer mehr Jugendliche sozial enga-giert: 39 Prozent setzen sich häufig fürsoziale oder gesellschaftliche Zweckeein. Auch hier zeigen sich sozialeUnterschiede. Aktivität und Engage-ment sind bildungs- und schicht-abhängig. Je gebildeter und privile-gierter die Jugendlichen sind, destohäufiger sind sie im Alltag aktiv fürden guten Zweck. Die alternde Gesell-schaft in Deutschland betrachtenJugendliche auch weiterhin als Pro-blem. Mehr als die Hälfte sehen dasVerhältnis zwischen Jung und Alt alseher angespannt an. Dennoch zeigenimmer mehr Jugendliche Respekt vorder älteren Generation und Verständ-nis für deren Lebensweise. Das zeigtsich auch bei der Frage nach der Ver-teilung des Wohlstands zwischenJung und Alt. 47 Prozent der Jugend-lichen sind der Meinung, diese seigerecht. Nur noch 25 Prozent fordern,dass die Älteren ihre Ansprüche redu-zieren sollen.

Religion weiter im Abseits

Weiterhin spielt Religion für die Mehr-heit der Jugendlichen in Deutschlandnur eine mäßige Rolle. Allerdings gibtes Unterschiede zwischen drei sehrverschiedenen religiösen Kulturen:Wäh-rend Religion für junge Menschen inden neuen Bundesländern zumeist be-deutungslos geworden ist, spielt siein den alten Bundesländern nocheine mäßige Rolle. Mittlerweile istGott nur noch für 44 Prozent derkatholischen Jugendlichen wichtig.Ganz anders sieht es hingegen beiJugendlichen mit Migrationshinter-grund aus: Sie haben einen starkenBezug zur Religion, der in diesem Jahr-zehnt sogar noch zugenommen hat.Die 16. Shell Jugendstudie ist im Fi-scher Taschenbuch Verlag unter demTitel„Jugend 2010“ erschienen und istim Buchhandel erhältlich (ISBN 978-3-596-18857-4, € 16,95)

Voraussetzung für den Fortbestanddes Versicherungsschutzes ist, dassdie Prämie jeweils vor Beginn desneuen Kalenderjahres an den Bayeri-schen Gemeindetag bezahlt wird. Siemuss dort spätestens am Tag vor demBeginn der Versicherungsperiode ein-gegangen sein. Erst mit dem Eingangder Prämie tritt Versicherungsschutzfür das folgende Kalenderjahr ein. Ei-ne verspätete Zahlung der Prämieführt also zu einer Unterbrechung desVersicherungsschutzes.

Um eine reibungslose Abwicklungdes Versicherungsverhältnisses zu ge-währleisten, werden wir, ebenso wiein den Vorjahren, die Versicherungs-prämie nach dem bestehenden Versi-cherungsbestand am 22. Dezember2010 über das bekannte Girokontoabbuchen. Dadurch sollen die Nach-teile einer verspäteten Prämienzah-lung vermieden werden.

Bayerischer Gemeindetag 11/2010444

Der Rechtsschutzversicherungsver-trag zwischen dem Bayerischen Ge-meindetag und der ÖRAG ist in BayGT2007, S. 464 ff. abgedruckt, zur Ver-tragsänderung siehe BayGT 2009, S.380.

Die Beiträge haben sich gegenüberden Vorjahren nicht geändert.

I. Beitragsberechnungsgrundlage bei den Kommunen und Verwaltungsgemeinschaften ist grundsätzlich die Einwohnerzahl (Stand: 30.06.2009)

Vertragsform Beitrag je Einwohner

Voll-Rechtsschutz KW 0,93

Teil-Rechtsschutz KW 0,56

Zusatzdeckung SV

Bei Mitgliedsgemeinden sowie Verwaltungsgemeinschaften*, die bereits KW versichert sind

0,07

Bei Mitgliedsgemeinden sowie Verwaltungsgemeinschaften*, die nicht KW versichertsind

0,10

Zusatzdeckung Spezialstrafrechtsschutz S

Bei Mitgliedsgemeinden sowie Verwaltungsgemeinschaften*, die bereits KW versichert sind

0,04

Bei Mitgliedsgemeinden sowie Verwaltungsgemeinschaften*, die nicht KW versichertsind

0,07

Verkehrsrechtsschutz V 44,-- je Pkw/Lkw bis 4 t und zulassungspflichtige Arbeitsmaschinen

70,-- je Lkw über 4 t

126,-- je Bus

* dazu auch § 12 Abs. 1 des RSV, BayGT 2009, S. 380

II. Für Zweckverbände, gemeinsame Kommunalunternehmen, kommunal beherrschte Unternehmen und Eigenbetriebe gelten folgende Beiträge

Vertragsform Beitrag je Mitarbeiter

Spezialstrafrechts- und Verkehrsrechtsschutz SV 9,-- , mindestens 250,--

Spezialstrafrechtsschutz S 7,50 , mindestens 200,--

Verkehrsrechtsschutz V 44,-- je Pkw/Lkw bis 4 t und zulassungspflichtige Arbeitsmaschinen

70,-- je Lkw über 4 t

126,-- je Bus

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Internetauftritt„Umwelt

Kommunal“

Westmittel-fränkische

Verkehrskonferenz

2.Nov.2010 inDinkelsbühl

Staatsminister Joachim Herrmann undder Parlamentarische StaatssekretärDr. Andreas Scheuer vom Bundesver-kehrsministerium waren die hochran-gigen Gäste bei der Verkehrskonfe-renz Westmittelfranken. Geladen hat-te dazu der Bayerische Gemeindetagunter dem Bezirksvorsitzenden FranzWinter und die Kreisverbände Ans-bach, Weißenburg-Gunzenhausen undNeustadt/Aisch-Bad Windsheim. Diebeiden Kreisvorsitzende Martin Hüm-mer, Oberickelsheim (NEA) und Wer-ner Mössner, Langenaltheim (WUG)begrüßten mit dem Bezirksvorsitzen-den Behördenvertreter der OberstenBaubehörde und dem Staatlichen Bau-amt, sowie über fünfzig anwesendeBürgermeister.

„In den ländlichen Regionen sind dieVerkehrswege die Pulsadern. Hier ver-nünftig und zukünftig leben undarbeiten zu können, wird ganz ent-scheidend davon abhängen, wie wirverkehrspolitisch erschlossen sind. Da-her ist uns dieser Dialog so entschei-dend wichtig“. Dies war auf einen Nen-ner gebracht, die Vorgabe an Staats-minister und Staatssekretär zur Kon-ferenz.

Mit eingebunden waren zu diesemTermin die Landräte der drei genann-ten Landkreise Rudolf Schwemm-bauer (AN), Walter Schneider (NEA)und Stellv. Landrat Westphal (WUG).Ihre Schwerpunkthemen waren dersechsstreifige Ausbau der A 6 und dieInfrastruktur der Verkehrswege zumGewerbegebiet Interfranken an derBAB-Kreuzung A 6 / A 7 – Themen aus

dem Landkreis Ansbach. Die Straßen-verkehrsverbindung durch den Land-kreis Weißenburg – Gunzenhausendurch die B 131 neu zwischen denBAB A 9 und A 7 war Schwerpunkt ausdem Landkreis Weißenburg – Gun-zenhausen. Ausbau der B 8 und ver-schiedene Projekte einzelner Staats-straßen waren die Beiträge aus Neu-stadt/Aisch – Bad Windsheim.

Oberbürgermeister Christoph Hammer,Dinkelsbühl, sowie Bürgermeister Pat-rick Ruh aus Feuchtwangen beleuch-teten die wichtige Straßentrasse, die B25 – Romantische Straße – in West-mittelfranken von der Grenze Mittel-franken / Schwaben bis zur Autobahn-auffahrt Feuchtwangen / Nord. Vorallem aus dem Blickwinkel Ortsum-gehungen in Verbindung mit denMautflüchtigen der A 7.

Bei allen Wortbeträgen wurde die Not-wendigkeit der Ausbau der Staats- undBundesstraßen angesprochen, aber vonder Seite der Mandatsträger auch dieProblematik aus finanzieller Sicht.Minister und Staatssekretär äußertensich dennoch sehr positiv zu den ge-nannten Großprojekten. Allerdings istz.B. der Ausbau der A 6 nicht anoberster Stelle in der Dringlichkeits-liste. Planungen sind im Laufen, wannaber eine Umsetzung ansteht, bleibtoffen. Das Kostenvolumen von Schwa-bach bis zur Landesgrenze wird mit335 Millionen Euro beziffert. Innen-minister Herrmann regte an, ob nichtauch bei der A 6 – wie bei der A 8 zwi-schen Augsburg und München – einPPP-Modell eine schnellere Umset-zung ermöglichen könnte.

Keinesfalls erfreut hat die Bürger-meister die Prognose von Innenminis-ter Herrmann. Die Mittel für den Stra-ßenbau sind begrenzt. Für Autobah-nen und Bundesstraßen habe Bayernin diesem Jahr 20 Prozent weniger zurVerfügung, als im Jahr zuvor, auch fürStaatsstraßen sei das Budget um über15 Prozent niedriger und möglicher-weise stehen uns weitere Kürzungenbevor, so der Minister.

Aktuell wird die neue Dringlichkeits-liste aufgestellt. Angemeldet seien 951Projekte mit einem Volumen von 4,1Milliarden Euro. In die erste Dringlich-

keit für die nächsten zehn Jahre könn-ten aber nur Maßnahmen für eineMilliarde „realistisch“ aufgenommenwerden.Sehr interessant waren die Hinweiseund Aussagen für die anwesendenBürgermeister, auf welchem Weg undHandlungsweise einzelne Projekte for-ciert werden können. Es wird aucheine Aufgabe der Kommunen sein,durch Mitarbeit und Zusammenarbeitmit den staatlichen Behörden, Projek-te und Maßnahmen voran zu treiben.

44511/2010 Bayerischer Gemeindetag

Die Palette der Umweltaufgaben in denbayerischen Kommunalverwaltungenist breit: Bauleitplanung und Lärm-schutz gehören ebenso dazu wie Bio-toppflege, Gewässerunterhalt undKlimaschutz, auch die Information vonBürgern und Unternehmen durch Um-weltberatung. Um gerade kleinere Ge-meinden bei diesen vielfältigen Auf-gaben zu unterstützen, präsentierteAlbert Göttle, Präsident des Landes-amtes für Umwelt (LfU), heute einenneuen Internet-Service:„Aktuelle Fach-informationen und praxisnahe Fach-konzepte sind der Schlüssel zum Er-folg im kommunalen Umweltschutz.“Denn die Kommunen gestalten dieLebens- und Umweltqualität ihrer Be-wohner. Dabei sind sie meist in sehrunterschiedlichen Rollen tätig: Malsind sie Planer und Regulierer, malVersorger, oft auch Verbraucher undNutzer. Immer jedoch sind sie wichti-ge Multiplikatoren, um Bürger undUnternehmen für den Umweltschutzzu gewinnen. Göttle: „Gemeinden, die

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Bürgermeisterchorfeiert 20jähriges

Bestehen

das Ziel einer nachhaltigen Kommu-nalentwicklung verfolgen, sind erfol-greicher, haben Vorteile im Stand-ortwettbewerb und bieten ihren Be-wohnern mehr Lebensqualität.“ MitUmweltKommunal bietet das LfU da-her insbesondere ehrenamtlichen Ge-meinderäten, kleineren Gemeindever-waltungen und dem aktiven Bürgereinen schnellen Zugang zu Informa-tionen (http://www.lfu.bayern.de/umweltkommunal). Das neue Ange-bot wurde mit dem Bayerischen Ge-meindetag abgestimmt.

Ein besonderer Schwerpunkt des neuenInternet-Angebots UmweltKommunalliegt auf dem Klimaschutz: Zwar wur-den bereits viele einzelne Klima-schutzprojekte wirkungsvoll in baye-rischen Kommunen umgesetzt. Abereine Gemeinde handelt erst dann be-sonders effektiv, wenn sie die Einzel-maßnahmen sinnvoll im Rahmen einesumfassenden kommunalen CO2-Min-derungskonzepts aufeinander abstimmt.Ein solches Konzept ermöglicht einsystematisches und strategisches Vor-gehen. Hierfür hat das LfU ein Bau-kasten-Schema entwickelt. Zu deneinzelnen Modulen gibt es jeweilseigene Detailinformationen zum Bei-spiel zum Energiemanagement kom-munaler Liegenschaften, zur Energie-leitplanung, zur Energieeffizienzstei-gerung und zur Nutzung erneuer-barer Energien. Von besonderer Be-deutung beim prozessorientierten Vor-gehen sind außerdem die stetige Öffent-lichkeitsarbeit und die Einbindungder Ortsgemeinschaft. Auch dazu fin-den sich Tipps im neuen Internet-An-gebot.

Die neue Internet-Plattform des LfUbietet:• einen Überblick über die kommu-

nalen Aufgaben im Umweltschutz• vertiefte Fachinformationen, speziell

für Kommunen aufbereitet• Konzepte mit Bezug zu den recht-

lichen Rahmenbedingungen• die Förderfibel Umweltschutz• Hinweise zu weiterführende Infor-

mationen und Publikationen• Anregungen, Ideen und Beispiele

Sie ist unter http://www.lfu.bayern.de/umweltkommunal zu finden.

Vor zwanzig Jahren lud Landrat GeorgEhnes, Landkreis Ansbach, zum Endeseiner Amtszeit, die Bürgermeister mitPartnerin zu einer Fahrt nach Südtirolein. Am Abend beim Törggelen batBürgermeister Ernst Pirner alle sanges-freudigen Kollegen zu einem Liedvor-trag. Allgemein wurde festgestellt, dassder Gesang recht gut klang. So ent-stand der Entschluss, den scheiden-den Landrat Ehnes zu seiner bevor-stehenden Abschiedsfeier mit ein paarLiedern zu erfreuen. Die Chorprobenkonnten beginnen weil sich Bürger-meister Rudolf Schwemmbauer, Ges-lau, der jetzige Landrat, als Chorleiterzur Verfügung stellte.

Der Beschluss der Vorstandschaft das20-jährige Bestehen in Südtirol, derGeburtsstätte des Chores, zu feiernwar ein Volltreffer. Als Reiseziel wurdeTramin auserkoren. Das Programmsah u.a. ein Konzert vor. Die dreitägigeReise wurde von Bürgermeister Franz

Winter, Dürrwangen, der auch die Äm-ter des Vorsitzenden des BayerischenGemeindetages, Bezirksverband Mit-telfranken und des Kreisverbandes Ans-bach bekleidet, hervorragend organi-siert.

Während der Singprobe zum Konzertim Bürgerhaus in Tramin, zeichneteWalter Binder, der Obmann des Öster-reichischen Kameradschaftsbundes,Stadtverband Weiz, LandesverbandSteiermark, den Bürgermeister und1. Vorsitzenden Rudolf Ebert, Insingen,sowie Bürgermeister Friedrich Wieth,Schillingsfürst, mit dem Ehrenkreuzmit Eichenlaub, die höchste Auszeich-nung für Persönlichkeiten im öffent-lichen Dienst für besondere Verdiens-te aus.Obmann Binder besuchte mehr-mals mit Gruppen Insingen und Schil-lingsfürst, wobei alle Teilnehmer vonder Gastfreundschaft in beiden Ge-meinden begeistert waren.

Teilnehmer des abendlichen Konzerts,das vom Südtiroler Gemeindeverbandausgerichtet wurde, waren die Trami-ner Gitschn, der BürgermeisterchorSüdtirol und der BürgermeisterchorLandkreis Ansbach. Die Veranstaltungstand unter dem Motto„so klingt’s imHerbst“.

Die Traminer Gitschn, unter der Lei-tung von Gabriele Morandell, wobeiGitschn für ein fröhliches Mädchensteht, begannen schwungvoll mit der„Munti Polka“. Die sieben Musikantin-nen mit den Instrumenten Gitarre,drei Okarinas, Hackbrett, diatonische

Bayerischer Gemeindetag 11/2010446

Der Bürgermeisterchor im Bürgerhaus in Tramin, Südtirol

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Harmonika und Kontrabass trugennoch vier Stücke vor und wurden mitlang anhaltenden Applaus zu einerZugabe aufgefordert.

Als Moderator führte Hermann Tolldurch das Programm, der mit sehr vielWissen über den Landkreis Ansbachfür allgemeine Bewunderung sorgte.

Der Bürgermeisterchor Landkreis Ans-bach war mit einundfünfzig Sängern,jeweils mit ihrer Lebenspartnerin, so-wie den passiven Mitgliedern eben-falls mit Partner, angereist.

Der Bürgermeisterchor aus Ansbach,mit seinem Dirigenten Landrat RudolfSchwemmbauer, stellte sich vor mitdem Sängergruß „Wir grüßen euchmit frohem Klang, ihr lieben Freundeall. Willkommen bei Musik und Sangim schönen Etschtal“ und trug wei-tere elf Lieder vor. Auch mit der gefor-derten Zugabe „Etz hem’mer wallgsunga, etz semmer wall g’hockt undg’spürt, dass a sunst alles stimmt…“wurde der Chor für seine Darbietun-gen mit reichlich Beifall belohnt.

Der Bürgermeisterchor Südtirol, be-stehend aus dreizehn Sängern, unterder Leitung von Bürgermeister Ales-sandro Beati, Gemeinde Vahrn, be-steht seit 1995. Der Dirigent stellteseine Chormitglieder vor und teilteden Zuhörern mit, er sei einmal zueinem Musikverein als aktives Mit-glied eingeladen worden. Da er aberkein Instrument spielte, dachte er,dass er einen Chor dirigieren könne.Er fand Bürgermeister, die gernesingen und so war der Chor geboren.Ferner betonte er, dass der Chor ein-mal im Jahr zum Tag der Gemeindeneinen Auftritt habe, das heutige Kon-zert sei ausnahmsweise der Tag fürdas Publikum. Der Chor aus Südtirolbestach durch die Auswahl seiner schö-nen Lieder und die überaus gutenStimmen der Sänger.

Der Südtiroler Bürgermeisterchor be-gann seinen Liederreigen mit „Grüassenk Gott“ und sang weitere fünfLieder mal in deutscher, italienischeroder ladinischer Sprache.

Eine Überraschung sollte die Zuhörernoch erfreuen, denn die Weinprinzes-sin aus Tauberzell Viktoria I, war mit

gereist. Zu ihren vier Klaviervorträgensang sie ausdrucksvoll „Celebrate“,„Trinklied“ von Franz Schubert, „Therose“ und „Memory“. Die Darbietungwurde mit großem Beifall bedacht.Der Auftritt war so begeisternd, dass1. Bgm. Dissertori aus Tramin gernebereit gewesen wäre, zwei FässerWein gegen die Weinprinzessin ein-zutauschen, letztendlich konnte mansich jedoch über die Größe der Fässernicht einigen.

Sodann stellte Viktoria I. das Weinbau-gebiet Tauberzell vor, das mit 15 hanicht sehr groß und der TauberzellerWein nicht so bekannt sei wie derTraminer Wein. Aber es lohne sichdennoch nach Tauberzell zu kommen.Angebaut werden Müller-Thurgau,Bacchus, Regent und Schwarzriesling.

Der Moderator konnte zahlreicheEhrengäste aus Bayern und Südtirolbegrüßen.Vom Bürgermeisterchor Ans-bach konnte er Landrat Schwemm-bauer, 1. Vorsitzenden und Bürger-meister Rudolf Ebert, Wilhelm Kieslin-ger als Bürgermeister der GemeindeColmberg, deren Schützengilde/Kyff-häuserkameradschaft seit 34 Jahreneine Partnerschaft mit dem Schützen-verein Tramin hat, Willkommen hei-ßen. Ferner den Ehrenpräsidenten desBayerischen Gemeindetages, HeribertThallmair, Starnberg. Von Südtirolgalten die Willkommensgrüße Bezirks-präsident Schiefer, Bürgermeister LuigiSpagnoli, Bozen, Vizepräsident und2. Bürgermeister Oberhofer, auch alsPräsident des Tourismusvereins, Bür-germeister Mag. Dissertori,Tramin, unddem scheidenden Vizepräsident Bap-tist Mascher. Die Ansprachen allerRedner waren geprägt von gegensei-tigen Betrachtungen, nämlich das guteEssen, die feinen Getränke und dieSchönheit der Landschaften. LandratSchwemmbauer lud den Bürgermeis-terchor Südtirol zu einem Gegenbe-such herzlich ein.

Am zweiten Tag wurde der Bürger-meisterchor in Brixen von Bürgermeis-ter Albert Pürgstaller, begrüßt, derseine Stadt vorstellte. Anschließendsang der Chor im Dom das „Sanktus“.Eine Stadtführung schloss sich an. Da-

nach wurde das Kloster Neustift inVahrn besichtigt. In der Klosterkirchesang der Chor „Danket dem Herrn“,„Großer Gott wir loben Dich“ und„Herr Deine Güte reicht so weit“. ZumTörggelen in der Stadt Klausen be-grüßte im Torgglkeller Bürgermeiste-rin Maria Gasser-Fink, die ihre Stadtvorstellte.

Der dritte Tag, an dem in Tramin dasErntedankfest gefeiert wurde, warverregnet, deshalb konnten leider nachder heiligen Messe die Erntedankpro-zession und das vorgesehene Singendes Bürgermeisterchores auf demMarktplatz nicht stattfinden.

Das Mittagessen fand auf der Heim-reise in Restaurant Plattenhof, Frak-tion Söll, statt. Dort begrüßte Bürger-meister Mag. Dissertori, der auch derEigentümer des Restaurants ist, denChor aus dem Landkreis Ansbach. Erließ es sich nicht nehmen die Reise-gesellschaft auch persönlich zu be-dienen und informierte auch über dieGeschichte und die Entwicklung sei-ner Gemeinde.

Die Reise war ein voller Erfolg und das20jährige Jubiläum in Südtirol wer-den die Reiseteilnehmer noch langein guter Erinnerung behalten.

44711/2010 Bayerischer Gemeindetag

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Aufwendige Energieseminare zu besu-chen bleibt Energieberatern (oder einempensionierten Bürgermeister) vorbehal-ten. Bei Kommunalverantwortlichen wirdallseits „Allrounderwissen“ unterstellt.Kleine, schnelle Arbeitshilfen sind des-halb gerade am Beginn eines neuenEnergie-Zeitalters mehr denn je gefragt.

Griffige Taschenlexika wie „Energie +Umwelt“, „Erneuerbare Energie“ oderdas Standardwerk„Lexikon der Energie-wirtschaft“ (Hauptthemen liberalisierteStrom- und Gasmärkte) helfen zweifel-los sicher und fundiert weiter; wobeidas Musterreden-Lexikon allen heutenicht mehr reicht. Die Empfehlung„KISS“(engl.: Keep it short und simple) istschon missverständlich.

Nicht jede Bürgermeisterin oder jederBürgermeister kennt Begriffe wie EA(Energy Allrounder) oder zu deutsch:sattelfeste Kenner im Energiebereich,Smart grid, Kombogas, E-mobility oderdas Wirkungsgradprinzip, Unterschiedezwischen Nutz- und Endenergie, usw.

Netzwerke oder Spannungsebenensind dagegen vertrauter, angelehnt anmenschliche Verhaltensweisen. Klein-kunden-Verhalten (definiert für sparsa-me Tarifkunden, meist unterhalb 30.000KWh) gibt es sowohl in der Elektrizitäts-als auch in der Gaswirtschaft. Sie allevertrauen auf die Klimarahmenkonven-tion und fragen verstärkt per I-net beimeinschlägigen Sekretariat in Bonn nach.Wer weiß denn noch denn Ort oderInhalt des vorletzten Klimagipfels, ge-schweige denn kennt die wichtigstenZiele? Was ist Inhalt nachhaltiger Ener-giepolitik – auch für die Kommunen alsZuständige für Licht, Gas, Wasser imeigenen Wirkungskreis? Zauberwortewie Energiemix vermischen die Begriffevielfältig: sie nähren die Hoffnung aufEnergiesicherheit. WANO (World asso-ciation of Nuclear Operators) informiertdementsprechend.

Wer jetzt aufhören will weiter zu lesen,möge die Broschüre der UniversitätAugsburg lesen.

Bayerischer Gemeindetag 11/2010448

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Dokumentation

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