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ADRESSEN Grotto Pergola in Giornico, www.grottopergola.ch Pardo-Bar in Locarno, www.pardobar.com Restaurant/Grotto Castelgrande in Bellinzona, www.ristorantecastelgrande.ch Allgemeine Infos: www.ticino.ch Galleria d’Arte Rivellino, Via al Castello 1, Locarno «Die Südschweiz und ihre histori- schen Höhepunkte»: Unter diesem Motto bietet Historia Swiss eine von einem Historiker geführte Pauschal- reise an (1. bis 6.9.2013). Sie beginnt mit einer Fahrt mit der Alten Post- kutsche über den Gotthard und führt dann durch die Geschichte des Tessins (Infos: www.historiaswiss.com). Alte Eidgenossen, Nonna und da Vinci UNTERWEGS Freitag, 7. Juni 2013 23 Raboud-Skulptur vor dem Castel- grande in Bellin- zona (oben), Dreigesicht in Ponte Capriasca, (links), fliegen- de Koffer beim Rivellino in Locarno (unten). BILDER JOLANDA LUCCHINI ANZEIGE www.lenkerhof.ch - T 033 733 736 3636 FAMILIES WELCOME Sind Sie schon an der Planung für die Sommerferien? Oder vielleicht schon an den Herbstferien? Wir machen Ihnen die Entscheidung mit folgendem Angebot um einiges leichter: Getreu dem Motto „Families welcome“ übernachten Ihre Kinder gratis bei Ihnen im Zimmer, wenn diese auf Ihrem eigenen Zustellbett schlafen. Und während Sie am Abend ein Tête-à-Tête auf der Terrasse geniessen, sind Ihre Kleinen in unserer kostenfreien Kinderbetreuung bestens versorgt. Dieses tolleAngebot gilt diesen Sommer (1. Juni 2013 bis 31. Oktober 2013 ab 2 Nächten für Kinder bis 16 Jahre) und ist nicht kumu- lierbar mit anderen Angebote oder Rabatten. Reservationen unter [email protected] . TESSIN Die Sonnenstube der Schweiz auf historischen Pfaden zu entdecken ist ein besonderes Erlebnis – auch fürs Auge und den Magen. Denn als Ingredienzen einer Reise durch den italienischsprachigen Kanton vereinen sich Geschichte, Kunstgenuss und Gaumenfreuden aufs Trefflichste. W er über den Gotthard ins Tessin reist, ist eigentlich schon vor der Passhöhe am Ziel. Die Kantonsgrenze liegt zwei Kilometer nördlich von ihr. Das erste Mal richtig im Süden fühlt man sich je- doch erst, wenn auf der Abfahrt durch die Leventina das Dorf Giornico in Sicht kommt. Der von alten Tessiner Stein- häusern geprägte Ort liegt am Fluss Ticino, malerisch eingebettet zwischen Weinbergen und Kastanienwäldern. Doch nicht nur deswegen lohnt sich hier ein Halt. Sehenswert ist Giornico auch wegen «San Nicolao». Die im 12. Jahrhundert errichtetete Kirche beein- druckt mit ihrer romanischen Architek- tur und ihren spätgotischen Fresken. Unter anderem sind über dem Mittel- fenster der Apsis drei zusammengefüg- te Gesichter mit drei Nasen, drei Mün- dern und vier Augen dargestellt: Ein Trivultus, der die Dreieinigkeit von Gott Vater, Sohn und heiligem Geist symbo- lisiert. Man könnte sich natürlich auch eine weltliche Deutung zurechtlegen. Und sich vorstellen, das Dreigesicht kün- de an, was uns auf unserer Tessinreise erwartet: Die Trinität von Geschichte, Kunst und Kulinarik. Lecker wie bei Grossmutter Bereits in Giornico nimmt sie Form an. Auf der anderen Seite des Ticino erwar- tet uns das Grotto Pergola. Die Polen- ta, der Brasato, die Zabaglione und die Tora di pane schmecken hier wie bei Grossmutter. Kein Wunder: Lange Jahre stand Maria Macullo am Herd, jetzt hat sie Kochlöffel und Rezepte an Tochter Fiorella weitergegeben. Eine Sünde wert ist auch der hiesige Merlot, dem der gra- nithaltige Boden eine besondere Frische und Struktur verleihen. Apropos Granit: Dieses Felsge- stein hat der Legende nach auch in der Schlacht von Giornico 1478 eine entscheidene Rolle gespielt. 600 Eid- genossen und Leventiner liessen von den Hängen schwere Brocken auf das angreifende Mailänder Heer rollen. So gelang es ihnen, den 10 000 Mann star- ken Feind in die Flucht zu schlagen und die Herrschaft über die seit der Gott- harderschliessung im 13. Jahrhundert handelspolitisch wichtige Leventina zu übernehmen. Es folgte freilich noch manches Ge- fecht, bis weitere Gebiete Norditaliens erobert waren und sich 1803 der Kanton Tessin konstituierten konnte. Der Ein- fluss Mailands ist deshalb noch vieler- orts sichtbar. So beherbergt die Kirche Sant’Ambrogio im nördlich von Lugano gelegenen Ponte Capriasca ein Wandge- mälde, das als beste Kopie des weltbe- rühmten «Abendmahls» von Leonardo da Vinci (1452 bis 1519) gilt und einem seiner Schüler zugeschrieben wird. Spuren eines Superstar In Locarno hat der Superstar der italieni- schen Renaissance vermutlich ebenfalls Spuren hinterlassen. Es gibt Indizien, dass das fünfeckige Bollwerk (Rivellino) der Visconti-Burg auf architektonischen Plänen da Vincis basiert. Das Vorhaben der Stadt, die weitgehend unter Asphalt und Häusern begrabene Anlage zu kau- fen und zu einem touristischen Hotspot aufzuwerten, scheiterte aber 2010 an ei- ner Volksabstimmung. Inzwischen betreiben die Besitzer des Grundstücks in einem der Häuser eine Privatgalerie. In deren Hinterhof wird auch das hier sichtbare Wehrge- mäuer mit Kunst bespielt – derzeit mit den fliegenden Koffern eines Multime- dia-Projekts des Filmregisseurs Peter Greenaway. An heissen Tagen versor- gen die Mauern zudem die lauschige Freiluftlounge der ebenfalls an den Hof grenzenden Pardo-Bar mit etwas Kühle. Eindrückliche Monumente Als belebte historische Kulisse präsen- tiert sich auch das Castelgrande in Bel- linzona, das die Mailänder Herzöge in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts zur Abwehr eigenössischer Angriffe markant ausgebaut hatten. André Ra- bouds monumentale Bronzeskulpuren bevölkern seine weiten Wiesen (bis 11. August), und unzählige Menschen, die ihr Sandwich und die Sonne geniessen. Wer es gediegender mag, sucht sich ei- nen freien Tisch auf der Terrasse des Schloss-Grottos. Es bietet regionale Spe- zialitäten – und vor allem eine herrliche Aussicht aufs Ticino-Tal. Christina Gubler

Berner Zeitung_Switzerland_June 2013

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Author: Christina Gubler

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ADRESSEN

Grotto Pergola in Giornico, www.grottopergola.ch

Pardo-Bar in Locarno, www.pardobar.com

Restaurant/GrottoCastelgrande in Bellinzona, www.ristorantecastelgrande.ch

Allgemeine Infos: www.ticino.ch

Galleria d’Arte Rivellino, Via al Castello 1, Locarno

«Die Südschweiz und ihre histori-schen Höhepunkte»: Unter diesem Motto bietet Historia Swiss eine von einem Historiker geführte Pauschal-reise an (1. bis 6.9.2013). Sie beginnt mit einer Fahrt mit der Alten Post-kutsche über den Gotthard und führt dann durch die Geschichte des Tessins (Infos: www.historiaswiss.com).

Alte Eidgenossen, Nonna und da Vinci

UNTERWEGS Freitag, 7. Juni 2013 23

Raboud-Skulptur vor dem Castel-grande in Bellin-zona (oben), Dreigesicht in Ponte Capriasca, (links), fl iegen-de Koffer beim Rivellino in Locarno (unten).

BILDER JOLANDA LUCCHINI

ANZEIGE

www.lenkerhof.ch - T 033 733 736 3636

FAMILIES WELCOMESind Sie schon an der Planung für die Sommerferien? Oder vielleicht schon an den Herbstferien? Wir machenIhnen die Entscheidung mit folgendem Angebot um einiges leichter: Getreu dem Motto „Families welcome“übernachten Ihre Kinder gratis bei Ihnen im Zimmer, wenn diese auf Ihrem eigenen Zustellbettschlafen. Und während Sie am Abend ein Tête-à-Tête auf der Terrasse geniessen, sind Ihre Kleinen in unsererkostenfreien Kinderbetreuung bestens versorgt.

Dieses tolle Angebot gilt diesen Sommer (1. Juni 2013 bis 31. Oktober 2013 ab 2 Nächten für Kinder bis 16 Jahre) und ist nicht kumu-lierbar mit anderen Angebote oder Rabatten. Reservationen unter [email protected] .

TESSIN Die Sonnenstube der Schweiz auf historischen Pfaden zu entdecken ist ein besonderes Erlebnis – auch fürs Auge und den Magen. Denn als Ingredienzen einer Reise durch den italienischsprachigen Kanton vereinen sich Geschichte, Kunstgenuss und Gaumenfreuden aufs Treffl ichste.

Wer über den Gotthard ins Tessin reist, ist eigentlich schon vor der Passhöhe

am Ziel. Die Kantonsgrenze liegt zwei Kilometer nördlich von ihr. Das erste Mal richtig im Süden fühlt man sich je-doch erst, wenn auf der Abfahrt durch die Leventina das Dorf Giornico in Sicht kommt. Der von alten Tessiner Stein-häusern geprägte Ort liegt am Fluss Ticino, malerisch eingebettet zwischen Weinbergen und Kastanienwäldern.

Doch nicht nur deswegen lohnt sich hier ein Halt. Sehenswert ist Giornico auch wegen «San Nicolao». Die im 12. Jahrhundert errichtetete Kirche beein-druckt mit ihrer romanischen Architek-tur und ihren spätgotischen Fresken. Unter anderem sind über dem Mittel-fenster der Apsis drei zusammengefüg-te Gesichter mit drei Nasen, drei Mün-dern und vier Augen dargestellt: Ein Trivultus, der die Dreieinigkeit von Gott Vater, Sohn und heiligem Geist symbo-lisiert.

Man könnte sich natürlich auch eine weltliche Deutung zurechtlegen. Und sich vorstellen, das Dreigesicht kün-de an, was uns auf unserer Tessinreise erwartet: Die Trinität von Geschichte, Kunst und Kulinarik.

Lecker wie bei GrossmutterBereits in Giornico nimmt sie Form an. Auf der anderen Seite des Ticino erwar-tet uns das Grotto Pergola. Die Polen-ta, der Brasato, die Zabaglione und die Tora di pane schmecken hier wie bei Grossmutter. Kein Wunder: Lange Jahre stand Maria Macullo am Herd, jetzt hat sie Kochlöffel und Rezepte an Tochter Fiorella weitergegeben. Eine Sünde wert ist auch der hiesige Merlot, dem der gra-nithaltige Boden eine besondere Frische und Struktur verleihen.

Apropos Granit: Dieses Felsge-stein hat der Legende nach auch in der Schlacht von Giornico 1478 eine entscheidene Rolle gespielt. 600 Eid-genossen und Leventiner liessen von den Hängen schwere Brocken auf das angreifende Mailänder Heer rollen. So gelang es ihnen, den 10 000 Mann star-ken Feind in die Flucht zu schlagen und die Herrschaft über die seit der Gott-harderschliessung im 13. Jahrhundert

handelspolitisch wichtige Leventina zu übernehmen.

Es folgte freilich noch manches Ge-fecht, bis weitere Gebiete Norditaliens erobert waren und sich 1803 der Kanton Tessin konstituierten konnte. Der Ein-fl uss Mailands ist deshalb noch vieler-orts sichtbar. So beherbergt die Kirche Sant’Ambrogio im nördlich von Lugano gelegenen Ponte Capriasca ein Wandge-mälde, das als beste Kopie des weltbe-rühmten «Abendmahls» von Leonardo da Vinci (1452 bis 1519) gilt und einem seiner Schüler zugeschrieben wird.

Spuren eines Superstar In Locarno hat der Superstar der italieni-schen Renaissance vermutlich ebenfalls Spuren hinterlassen. Es gibt Indizien, dass das fünfeckige Bollwerk (Rivellino) der Visconti-Burg auf architektonischen Plänen da Vincis basiert. Das Vorhaben der Stadt, die weitgehend unter Asphalt und Häusern begrabene Anlage zu kau-fen und zu einem touristischen Hotspot aufzuwerten, scheiterte aber 2010 an ei-ner Volksabstimmung.

Inzwischen betreiben die Besitzer des Grundstücks in einem der Häuser eine Privatgalerie. In deren Hinterhof wird auch das hier sichtbare Wehrge-mäuer mit Kunst bespielt – derzeit mit den fl iegenden Koffern eines Multime-dia-Projekts des Filmregisseurs Peter Greenaway. An heissen Tagen versor-gen die Mauern zudem die lauschige Freiluftlounge der ebenfalls an den Hof grenzenden Pardo-Bar mit etwas Kühle.

Eindrückliche MonumenteAls belebte historische Kulisse präsen-tiert sich auch das Castelgrande in Bel-linzona, das die Mailänder Herzöge in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts zur Abwehr eigenössischer Angriffe markant ausgebaut hatten. André Ra-bouds monumentale Bronzeskulpuren bevölkern seine weiten Wiesen (bis 11. August), und unzählige Menschen, die ihr Sandwich und die Sonne geniessen. Wer es gediegender mag, sucht sich ei-nen freien Tisch auf der Terrasse des Schloss-Grottos. Es bietet regionale Spe-zialitäten – und vor allem eine herrliche Aussicht aufs Ticino-Tal. Christina Gubler