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business im Breisgau August 2015 Ausgabe Nr. 7 gratis Wirtschaft Die Kunst der Staffelübergabe Woran Gründerväter bei der Nachfolge gerne scheitern Streiklust Warum in guten Zeiten mehr rebelliert wird Ökonomenstreit Vom Sinn und Unsinn einer bargeldlosen Welt Kommandobrücke Interview mit HWK-Chef Johannes Ullrich Schwerpunkt Haid Gewerbegebiet

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Ausgabe 7, Juli/August 2015

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August 2015Ausgabe Nr. 7

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Die Kunst der StaffelübergabeWoran Gründerväter bei der Nachfolge gerne scheitern

StreiklustWarum in guten Zeiten mehr rebelliert wird

ÖkonomenstreitVom Sinn und Unsinn einer bargeldlosen Welt

KommandobrückeInterview mit HWK-Chef Johannes Ullrich

Schwerpunkt

Haid Gewerbegebiet

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Haste ma ne Mark? Der alte Bettlerspruch versinn-bildlicht, wie fremd eine Welt ohne Bargeld wäre. Renommierte Ökonomen wie der US-Amerikaner

Kenneth Rogoff, der deutsche Wirtschaftsweise Peter Bo-finger oder der Ex-US-Finanzminister Larry Summers plädieren aber derzeit genau für diese Idee. Damit, so ihre populärste Aus-sage, könne der Sumpf des Drogenhan-dels, der Prostitution und der Schwarzarbeit ausgetrocknet werden. Damit werde aber gleichzeitig auch, so ein BKA-Beamter, der nicht genannt sein will, ein »giganti-sches Arbeitsbeschaffungsprogramm für IT-Kriminalität« geschaffen. Das Bargeld abschaffen? Die Blumenfrau auf dem Frei-burger Münstermarkt ist fassungslos. »Ha, des isch doch e Blödsinn, oder?«

Kein Blödsinn ist jedenfalls, dass die Unternehmensnachfolge in diesen Tagen das dominante Thema in ungezählten Betrieben ist. Die Gründerväter, die in den 50er, 60er Jahren die Är-mel hochgekrempelt haben, müssen eine wichtige Entschei-dung treffen: Wem gebe ich meine Firma in die Hand. Es ist vielleicht die schwerste Entscheidung, die sie in ihrer Amtszeit

treffen müssen. Wir zeigen Beispiele für gelungene Übergaben und sprachen mit dem Nachfolgeexperten Frank O. Bayer und dem Führungstrainer Mario Cristiano. Deutlich misslungen ist die seit Monaten umkämpfte Frei-

burger Bettensteuer. Sagen die Hotelbetrei-ber. Die Mannheimer Richter am VGH indes gaben dem Rathaus nun Recht. Die Hoteliers klammern sich an den letzten Strohhalm: Sie beschweren sich bei der letz-ten Instanz, beim Bundesverwaltungsgericht in Leipzig. Ausgang ungewiss. Umkämpft waren in den vergangenen Mo-naten auch die Löhne. Zwar fährt die Bahn wieder, die Kitas sind wieder bevölkert, und die Briefkästen werden auch wieder gefüttert. Doch die nächste Streikwelle sammelt sich schon. Gestreikt wird, wenn es den Menschen

gut geht. Sagt Uni-Professor Franz-Josef Brüggemeier.Wir wünschen anregende Lektüre.

Herzlichst,Ihr Lars BargmannChefredakteur

Staffelstab übergeben, letzten Strohhalm greifen,

Bargeld abschaffen

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Editorial

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Inhalt

UnternehmenWas die kleine südbadisch-ugandische Firma Barkcloth mit den Mächtigen der Welt zu tun hat 5

Gewerkschaften

Bahn, Bambinis und Briefkästen. Die neue Streiklust ist noch nicht befriedigt. Die Leute streiken dann gerne, wenn es ihnen gut geht, weiß Uni-Professor Franz-Josef Brüggemeier. Einige Tarif- verhandlungen liegen nur auf Eis 8-9

Gastgewerbe Der VGH hält die Freiburger Bettensteuer für rechtmäßig. Hoteliers gehen den letzten Weg und legen Beschwerde vor dem Bundes-verwaltungsgericht ein 10

Generationenwechsel 95 Prozent der mittelständischen Betriebe werden als Familienunternehmen geführt. Das Rückgrat der Wirtschaft hat eine gefährliche Schwachstelle – die Unternehmensnachfolge. Junge Wilde, Forscher und Führungstrainer über die Staffelstabübergabe 12-14

UnternehmenPremiere: Auf dem MAN-Areal hat erstmals ein privater Projektentwickler ein Flüchtlingswohnheim für die Stadt Freiburg gebaut 16

Menschen & Meldungen Fahrzeugvertrieb ist das zweite Opfer der Baden-Auto-Insolvenz – Schmolck wird neuer Skoda-Händler / Telekom mit Salto rückwärts beim Schließen des Callcenters in Freiburg / Umsatzein-bruch beim Badischen Winzerkeller / S-IMMO feiert 40 Jahre / WVIB gründet think tank / Südbadische Fir- men unter Top 100 Innovativen / Velter neuer Vize am EAP / Merkle übernimmt Hauer / Konjunkturklima: Handwerk im Aufwind 18 -22

Immobilien Nachhaltiges Bauen: Freiburg greift nach Gold und Silber bei der DGNH – die FWTM greift nicht mit 23

Gewerbegebiete

Am Neuling Haid-Süd gibt es stark unterschiedliche Auffassungen über die Bebaubarkeit, erfolgreiche Firmen und ein ambitioniertes Solarprojekt 24 -27

VerbändeHandwerkskammerpräsident Johannes Ullrich über das Chefsein, die Herausforderung demografische Entwicklung und das Weichenstellen für die Zukunft 28 -29

Fakten bitte Die Wirtschaft in Zahlen 30

Politik Ökonomen wie der US-Amerikaner Ken-neth Rogoff, der deutsche Wirtschaftsweise Peter Bofinger oder der Ex-US-Finanz-minister Larry Summers plädieren für die Abschaffung des Bargelds. Ein BKA-

Beamter spricht von einem »gigantischem Arbeitsbeschaffungsprogramm für IT-Kri-minalität«. Und was sagt die Marktfrau? »Ha, des isch doch e Blödsinn, oder.« 6 - 7

IMPRESSUM business im BreisgauHerausgeber: chilli Freiburg GmbHNeunlindenstr. 35, 79106 Freiburgfon: 0761-292 70 60 | fax: 0761-292 70 [email protected]

Geschäftsführung: Michaela Moser (ViSdP)

Redaktion: Lars Bargmann

Autoren dieser Ausgabe: Tanja Bruckert, Till Neumann, Dr. Stefan Pawellek, Dominik Bloedner, Erika Weisser, Erik Herr

Titel: © istockphoto.com / retrorocketFotograf: Neithard SchleierGrafik: Anke HuberLektorat: Beate VogtAnzeigen: Jonas Stratz, Uwe Bernhardt, Marlene Schick, Malika Amar

Edel und korrektDie südbadisch-ugandische Firma Bark Cloth

war auf dem G7-Gipfel dabei

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Unternehmen

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D a blicken sie in die Kamera: Bundeskanzlerin Angela Merkel, US-Präsident Barack Obama und all die anderen Politiker, die am G7-Gip-

fel im Juni im bayerischen Schloss Elmau teilgenom-men haben. Draußen, vor einer malerischen Alpen-kulisse, tobt der Protest für eine weniger schlechte Welt. Drinnen, im Restaurant »Summit«, dem Konfe-renzraum der Staatschefs, nehmen auch Merkel & Co. für sich in Anspruch, die Welt ein bisschen besser zu machen. Wahrscheinlich wissen sie gar nicht, dass dort, wo sie gerade tagen, die Welt schon ein bisschen besser geworden ist – zumindest, was die Wandverkleidung anbelangt.

Der Schlossbesitzer, Hotelier Dietmar Müller-Elmau, ist ein Philanthrop und hat für die Inneneinrichtung gezielt äs-thetisch wertvolle und innovative Materialien aus ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltiger Produktion gesucht. Fün-dig geworden ist er unter anderem in Ebringen bei Freiburg, von wo aus das deutsch-ugandische Familienunternehmen Bark Cloth den Bio-Werkstoff Bark Tex vertreibt. Bark Tex ist ein Fasermaterial an der Schnittstelle zwischen Holz und Tex-til, es wird von ugandischen Bio-Bauern aus der schnell nach-wachsenden Baumrinde des ost-afrikanischen Feigenbaums »Mutuba« gewonnen; der Baum muss also nicht gefällt wer-den. Die Bauern, die deutlich oberhalb ortsüblicher Löhne verdienen, veredeln in Handarbeit die Rinde zu einem hoch-wertigen Textil, das dann nach Europa geliefert wird. »1999 hat das alles im Rahmen eines Entwicklungshilfepro-jekts begonnen, das vom Bundesministerium für wirtschaftli-che Zusammenarbeit und Entwicklung und der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit gefördert wurde. Seit 2006 trägt sich die Firma selbst«, erinnert sich Fir-

mengründer Oliver Heintz. Der 48-Jährige stammt aus einer Kunsthandwerkerfamilie und arbeitete eigentlich in der Tou-rismusbranche. Zusammen mit seiner ugandischen Frau Mary Barongo suchte er vor knapp zwanzig Jahren eine neue Her-ausforderung. Das Unternehmen in Ebringen hat inzwischen vier Mitarbeiter, beim Joint Venture in Uganda arbeiten drei Dutzend Menschen, 600 Bauern liefern die Rinde. In Südba-den sind rund 5000 Quadratmeter des Textils auf Lager. Und vor ein paar Jahren haben Heintz und Barongo sogar den Frei-burger Innovationspreis gewonnen.Baumrindenvlies aus Uganda gilt als das älteste Textil der Menschheitsgeschichte. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts waren die edelsten dieser Tuche den Monarchen des König-reichs Buganda vorbehalten. Die handwerkliche Herstellung des Rindentuchs ist 2005 von der Unesco zum »Meister- werk des mündlichen und immateriellen Kulturerbes« dekla-riert und 2008 in die Liste der Kulturgüter des immateri-ellen Welterbes eingetragen worden – einzigartig für einen Werkstoff.»Designer schätzen den ausdrucksstarken Charakter, die einzigartige Textur und die sinnliche Haptik der Materiali-en«, sagt Heintz. Die Textilien seien »keine billige Massenwa-re, sondern ein luxuriöses Nischenprodukt«. Er hat Kunden in Bayern, Nordrhein-Westfalen und auch in der Region. Hier arbeitet Bark Cloth mit Schreinerbetrieben zusammen. So sind in einer Bank in Basel etwa die Besprechungsräume mit dem badisch-ugandischen Textil ausgekleidet, ebenfalls in Basel wird das Innere von Flugzeugkabinen edel gestal-tet. Und natürlich in Schloss Elmau. »Welcher Hotelier kann seinen Gästen schon anbieten, hautnah mit einem Weltkul-turerbe im wahrsten Sinne des Wortes auf Tuchfühlung zu gehen?«, fragt Heintz. Dominik Bloedner

Edel und korrektDie südbadisch-ugandische Firma Bark Cloth

war auf dem G7-Gipfel dabei

Äußerst illustre Runde: Die Mächtigen der Welt tagten im Schloss Elmau – vor südbadischer Kulisse.

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Das Bargeld abschaffen?« Die Blumenfrau auf dem Freiburger Münstermarkt ist sichtlich fassungs-los. »Ha, des isch doch e Blödsinn, oder?« Nein,

keineswegs. Ökonomen wie der US-Amerikaner Kenneth Rogoff, der deutsche Wirtschaftsweise Peter Bofinger oder der Ex-US-Finanzminister Larry Summers plädieren derzeit für diese Idee. Damit, so ihre populärste Aus-sage, könne der Sumpf des Drogenhandels, der Pros-titution und der Schwarzarbeit ausgetrocknet werden. Damit werde aber gleichzeitig auch, so ein BKA-Beamter, der nicht ge-nannt sein will, ein »gigantisches Arbeitsbeschaffungsprogramm für IT-Kriminalität« geschaffen.

Fakt ist, dass laut einer Umfrage der »Wirtschaftswoche« kaum ein Drittel der Deutschen mit der Idee liebäugelt, künftig mit Kreditkarte oder Smartphone zu bezahlen. Das mag in den USA oder Skandinavien anders sein, wo Plasticmoney weiter verbreitet ist. »Die Abkehr vom Bargeld ist unrealistisch, dazu sind die Handlingkosten von EC- und Kreditkarte noch zu hoch. Außerdem werden viele Kleingeschäfte wie Brötchen, Eis, Hygieneartikel unnötig verkompliziert«, sagt beispielsweise Ste-fan Huber von Tabakwaren Meier in Freiburgs Rathausgasse.Auch Sibil Polat, Inhaberin einer Änderungsschneiderei und Wäschereiannahme, ist einigermaßen fassungslos: »Bei den klei-

nen Summen hier – da lohnt sich die Arbeit doch gar nicht mehr, wenn ich dann auch noch das Kreditkartenunterneh-men mitfinanzieren soll!« Zudem sei damit »der absoluten Kontrolle der Einnahmen und Ausgaben der Bürger Tür und Tor geöffnet«.Schon heute nutzen Unternehmen wie Kaufhäuser oder Internetversender die »Spur«, die ihre Kunden aufgrund des Plasticmoney hinterlassen, um diese Informationen für wei-tere Angebote zu nutzen oder an Dritte zu verkaufen. Das Ar-

gument, dass in Skandinavien – für eine rigide Anti-Alkohol-Politik bekannt – Überlegungen im Gange sind, Kredit-karten von registrierten Alkoholikern für Schnapskäufe zu sperren, lassen das Bild des allmächtigen, allwissen-

den »Big Brother« auftauchen und machen Angst. Und auch der Hinweis, dass das Schwarzgeld aussterben wür-de, ist wenig überzeugend, denn gleichzeitig wäre etwa eine Flucht aus Negativzinsen nicht mehr möglich: Wer könnte denn dann Bares, das ja laut »Pretty Woman« nur Wahres ist, noch unter der Matratze horten? Als wahres Geld gelten nur Münzen und Noten – das Buch-geld wird von Banken geschaffen, die bei der Abschaffung des Bargeldes somit praktisch anstelle des Staates oder der Bundes-bank die Geldmenge kontrollierten. Die Folge: Banken würden noch mächtiger, ihnen wäre der Weg für »Strafgebühren« geöff-

Bargeldlos durch die Welt: »Gigantisches Arbeitsbeschaffungsprogramm für die IT-Kriminalität.«

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Geldpolitik

Der unaufhaltsame Aufstieg des Plastikgeldes

Ist das Bargeld am Ende? Nicht nur Einzelhändler schütteln über den Ökonomenstreit die Köpfe

»Bargeld ist geprägte Freiheit«

(Lars Feld)

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Geldpolitik

net, entsprechende Zinspolitik des Staates drängte die Bürger in den Konsum aus Angst vor Wertverlusten, »Nachbarschaftshil-fe« als einzige Form, dem Steuerdruck zu entgehen, würde aus-sterben – oder anders organisiert …Dabei sind die Finanzinstitute gar nicht so wild auf die schöne neue Welt. Zwar kann Freiburgs Sparkassenchef Mar-cel Thimm die Argumente der Befürworter gut nachvollziehen. Insbesondere beim Thema Geld aber spielten auch Emotionen eine große Rolle: »Zudem wäre die Abschaffung von Bargeld im Hinblick auf die Nutzungsgewohnheiten der Bürger meiner Meinung nach in der Praxis nicht realisierbar. Beide Systeme haben ihre Vor- und Nachteile, letztlich entscheidet die Einstel-lung des Einzelnen. Diese Freiheit sollte man den Menschen auch in Zukunft zugestehen.«»Bargeld ist ein Anachronismus«, sagt indes Peter Bofin-ger. Der Würzburger Ökonom ist als eigenwillig bekannt und im Kreise der Wirtschaftsweisen derjenige, der auffallend oft Minderheitsvoten abgibt. Sein Freiburger Kollege Lars Feld, der sich öffentlich schon mehrfach zurückhaltend über Bofin-gers Ansichten geäußert hat, widerspricht in einem FAZ-Inter-view massiv der Idee der Bargeld-Abschaffung: Bargeld sei, so Feld, »geprägte Freiheit«, zudem vernachlässige Bofinger »offen-bar die verfassungspolitischen Aspekte dieses Vorschlags«. Feld: »Bargeld ermöglicht es den einzelnen Bürgern, sich dem Zugriff des Staates zu entziehen, gerade dann, wenn dessen Vorgaben nicht legitim« seien.

Bei der nicht repräsentativen Umfrage in Freiburg sprach sich niemand für die Abschaffung des Bargeldes aus, auch oder gerade der Einzelhandel nicht. In der Praxis ist und bleibt die Wahlmöglichkeit Bargeld oder Kreditkarte überlebenswichtig. Denn gerade Artikel mit geringen Preisen werden bar bezahlt. Auch der Einkauf auf dem Markt brauchte Bares. »Und ich glaube, kein Straßenmusikant oder Verein wird EC-Karten-Be-zahlung einführen können oder wollen«, fasst Claudia Warth, Geschäftsführerin der Aktionsgemeinschaft »z’ Friburg in der Stadt«, die Bedenken zusammen. Und der Obdachlose vor Drogerie Müller, der das Ob-dachlosen-Blatt »Freie Bürger« anbietet, ist ebenfalls sichtlich geplättet: »Ja soll ich jetzt einen Platz mit Stromanschluss und IT-Verbindung suchen, damit ich meine Zeitung verkaufen kann?« Er ist sichtlich nicht amüsiert über den Vorschlag, künf-tig Passanten mit den Worten »Zieh’sch mer mol dei’ EC-Kärtle durch?« anzusprechen. »Zudem«, setzt er triumphierend hinzu, »geht des ja gar net: Ich hab ja gar kein Konto!«Nun, Konto für alle als Grundrecht wird derzeit auch ge-fordert. Und EC-Automaten statt Opferstöcken, ein tragbares Lesegerät statt des Klingelbeutels, ein »Konto für Kids« statt Ta-schengeld – das sind doch Aussichten. »Ha, des hen sich doch e paar Dubel ausdenkt«, meint die Marktfrau. Mag sein – heißt aber nicht, dass es nicht doch Wirklichkeit werden kann. Stefan Pawellek

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Vier Wochen lang herrschte Ebbe in den Briefkästen. Ende Mai starteten die ersten Streiks der Vereinten Dienst-leistungsgewerkschaft (Ver.di), am Ende hatten 4200 Brief-träger, Postsortierer und Paketzusteller in Baden-Württem- berg ihre Arbeit unbefristet niedergelegt. Allein in Südbaden waren es rund 500. Bei der Deutschen Post stapelten sich Millionen Briefe und Pakete.Es ging um höhere Löhne, kürzere Arbeitszeiten und vor allem um die Ausgliederung von 6000 Beschäftigten in Re-gionalgesellschaften mit schlechterer Bezahlung. Die Stim-mung verschlechterte sich zusehends: Die Post versuchte, durch Sonntagsarbeit und Leiharbeitnehmer den Betrieb auf- rechtzuerhalten, laut Ver.di wurde den Mitarbeitern mit Konsequenzen gedroht. Erst nach vier Wochen Dauerstreik fanden die Verantwortlichen einen Kompromiss: Die Postler bekommen mehr Lohn – eine Einmalzahlung im Oktober in Höhe von 400 Euro und danach eine schrittweise Anhe-bung um zwei Prozent in 2016 und 1,7 Prozent in 2017. Die Bemühungen, die ausgegliederten Mitarbeiter wieder in den Haustarif zurückzuholen, erweisen sich indes als fruchtlos.Post, Bahn, Kitas, Psychiatrie, Groß- und Außenhandel, Rettungsdienst, Kliniken: In Deutschland hat man momen-

tan das Gefühl, dass egal wo man hinschaut, gestreikt wird. Kein Zufall, sagt Brüggemeier, Professor für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Uni Freiburg: »Gestreikt wird, wenn es den Leuten gut geht, weil sie dann eine vernünftige Streikposition haben.« Während es in Zeiten hoher Arbeits-losigkeit fast nur kurze Proteste gibt, habe der Wirtschafts-aufschwung auch für einen Streikaufschwung gesorgt.Dabei ist Deutschland kein klassisches Streikland: Eine Analyse des Instituts der Deutschen Wirtschaft Köln zeigt, dass es durchschnittlich drei streikbedingte Ausfalltage je 1000 Beschäftigte gibt – deutlich weniger als in anderen westlichen Industrieländern. Die Vereinigung Badischer Unternehmerverbände (VBU) führt den Eindruck, dass in Deutschland immer mehr gestreikt wird, daher auf eine ganz andere Ursache zurück: Die »Tertiarisierung« der Streiks. Während bis 2004 mehr als 80 Prozent der Arbeits-tage, die durch Streiks verloren gingen, das produzierende Gewerbe betrafen, entfallen seit 2005 drei Viertel auf den Dienstleistungssektor. Und diese Streiks bekommen nicht nur die Arbeitgeber, sondern auch Eltern, Bahnfahrer oder Urlaubsreisende zu spüren. Die Verbände beobachten die zunehmenden Streiks

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Deutschland, deine StreiksPost, Bahn, Kita: Warum an allen Ecken gestreikt wird –

und es noch lange nicht vorbei ist

Die Bahnen fahren, Eltern bringen ihre Kinder wieder in die Kita und auch die

Briefkästen füllen sich zusehends. Doch Deutschlands Streikwelle ist

noch nicht abgeebbt, ihr Grollen ist zwar leise, aber unüberhörbar. Der Uni-Professor Franz-Josef Brügge-meier weiß: »Gestreikt wird, wenn es den Leuten gut geht, weil sie dann

eine vernünftige Streikposition ha-ben.« Während sich Gewerkschaften und Arbeitgeber in einigen Fällen gütlich geeinigt haben, liegen ande-re Tarifverhandlungen nur auf Eis.

Protestaktion mit Erfolg: In Freiburg konnte Ver.di 130 Arbeitsplätze erhalten.

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Arbeitskampf

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im Dienstleistungssektor mit Sorge. »Neben den entste-henden gesamtwirtschaftlichen Schäden kann die weite-re Zunahme von Ausfalltagen und Konflikthäufigkeit zur Folge haben, dass Deutschland einen wichtigen Wettbe-werbsvorteil als Wirtschaftsstandort mit stabilen Arbeits-beziehungen verliert«, heißt es in einem Statement von VBU-Präsident Rudolf Kastner.Manchmal reichen aber schon kurze Warnstreiks oder Protestaktionen, um Druck auszuüben – vor allem, wenn das Medienecho diesen Druck noch erhöht. So versam-meln sich Ende Juni die Freiburger Te-lekom-Mitarbeiter zur Mittagszeit auf dem Parkplatz des Telekomgebäudes hin-ter 130 leeren Stühlen. Grund: Die Tele-kom will ihren Technischen Service aus Freiburg abziehen, 130 Arbeitsplätze sind bedroht. Die Be-schäftigten sollen an den Karlsruher Standort ausweichen – ein langer Arbeitsweg, ein Umzug oder die Kündigung sind die Alternativen, vor die die Mitarbeiter gestellt wer-den. »Eine Schweinerei«, wettert ein Ver.di-Sprecher ins Mikrofon. »Es geht hier nicht darum, den Betrieb zu op-timieren, sondern die Kollegen und Kolleginnen raus-zuschmeißen.« Der Protest – so kurz er auch ist – zeigt Erfolg, ein paar Tage später verkündet die Telekom, dass der Standort bis mindestens 2021 erhalten bleiben soll.Es ist ein Blitzsieg für Ver.di, der Seltenheitswert hat. »Ver.di hat es schwerer, Druck aufzubauen als andere Ge-werkschaften«, weiß Brüggemeier. »Wenn kein ökonomi-scher Druck aufgebaut werden kann, müssen sie öffentlichen oder moralischen Druck ausüben.«Bestes Beispiel: der Kita-Streik. Ende Mai stehen vie-le Eltern vor verschlossenen Kita-Türen. Allein in Freiburg streiken für fünf Tage 20 Kitas, zudem gehen Sozialarbeiter

auf die Straße. Ver.di fordert eine Aufwertung des Sozial- und Erziehungsdienstes durch ein höheres Einkommen von durchschnittlich zehn Prozent. Doch nach fünf Ver-handlungsrunden muss die Gewerkschaft das Scheitern der Tarifverhandlungen erklären. Denn, obwohl der öffentli-che Druck da ist, sich etwa die Freiburger SPD-Fraktion, Freiburg Lebenswert oder Die Linke mit den Betreuerin-nen solidarisch zeigen und einige Eltern so weit gehen, ihre Kinder im Rathaus spielen zu lassen – ökonomisch haben die Streiks die öffentlichen Arbeitgeber weniger

hart getroffen. Während ein Streik in der Industrie meist sofortige Umsatzeinbußen nach sich zieht, zahlen die Eltern der Kita-Kinder weiterhin ihre Beiträge – und können

lediglich hoffen, nachträglich einen Teil erstattet zu be-kommen. So will die Stadt Freiburg rund 60.000 Euro zu-rückerstatten, sobald sich die Tarifparteien geeinigt haben. Das könnte ab dem 13. August der Fall sein, wenn Ver.di die Verhandlungen wieder aufnimmt. Dann wird sich zei-gen, ob die Kita-Türen weiterhin geöffnet bleiben oder ob die Streikwelle lediglich eine kurze Verschnaufpause ein-gelegt hat.Denn es ist nicht der einzige Tarifstreit, der nur auf Eis liegt: Beim Versandriesen Amazon ist auch nach mehr als zwei Jahren kein Ende des Konflikts in Sicht; für Bahn und GDL scheint es fast aussichtslos, einen Kom-promiss zu finden; bei der Lufthansa sind ab sofort wie-der Streiks der Piloten möglich, und bei Easyjet stimmen die Flugbegleiter mitten in der Urlaubszeit über die Nie-derlegung der Arbeit ab. Das Grollen der Streikwelle wird wieder lauter. Tanja Bruckert

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Vermehrte Streiks im Dienst-

leistungssektor

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Hotellerie

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Ein schwarzer Tag für den Tourismus in Frei-burg«, verkündet der baden-württembergische Dehoga-Geschäftsführer Alexander Hangleiter

am 19. Juni. Es ist der Tag, an dem der Verwaltungs-gerichtshof (VGH) die Freiburger Bettensteuer für rechtmäßig erklärt. Der bürokratische Aufwand für die Hoteliers sei nicht unverhältnismäßig, so die Begrün-dung. Doch die Klägerin Astrid Späth hat den Kampf gegen die Übernachtungssteuer noch nicht aufgege-ben: Sie geht in die nächste Instanz.

25.000 Euro pro Jahr. Das sind die Personalkosten, die As- trid Späth, Inhaberin des Hotels Victoria, für die Erhebung der Steuer angibt. Dem gegenüber stehen die Steuereinnahmen ih-res Hotels von rund 45.000 Euro. »Das ist doch nicht verhält-nismäßig«, empört sich die Gastgeberin, »da sind die Richter falsch gewickelt.«Das Rathaus sieht sich in dem Urteil bestätigt. »Wir sind froh, dass wir die Übernachtungssteuer in dieser Form beibe-halten können«, so Bürgermeister Otto Neideck. »Andere For-men, die Steuer umzusetzen, hätten voraussichtlich zu einem deutlich höheren Aufwand für die Hoteliers und die Verwal-tung geführt.«Die baden-württembergischen Verwaltungsrichter haben nicht nur bestätigt, dass die Bettensteuer nach Freiburger Mo-dell zulässig ist: Da Freiburg in dieser Sache Vorreiter ist, macht das Urteil auch deutlich, dass eine Steuer für private Übernach-tungen grundsätzlich erhoben werden darf. Ganz anders der Oberverwaltungsgerichtshof Nordrhein-Westfalen: Hier ha-ben die Richter eine vergleichbare Steuer für unzulässig erklärt.

Für Hangleiter liegt hier die Crux: Er befürchtet, dass andere Städte in Baden-Württemberg nachziehen und der Tourismus im Land dadurch teurer wird. Zudem sei die Aus-gestaltung der Bettensteuer nicht einheitlich: »Jede Stadt wird vermutlich ihre eigene Satzung, ihre eigenen Formulare erstel-len – das wird eine Katastrophe!«Eine Revision ließen die Mannheimer Richter nicht zu, die Entscheidung kann jedoch durch eine Beschwerde beim Bundesverwaltungsgericht in Leipzig noch angefochten wer-den. Und genau das haben Astrid Späth und die Dehoga vor. »Es gibt eine starke Entschlossenheit«, sagt Hangleiter. Den Hoteliers in Freiburg empfiehlt er parallel, gegen die aktuel-len Bescheide der Stadt Widerspruch bei der Stadtkämme-rei einzulegen, damit sie bei einem Sieg vor Gericht ihr Geld zurückbekommen.Doch bis es so weit ist, müsse zumindest darüber nachge-dacht werden, wie das Verfahren vereinfacht werden kann, um die Verwaltungskosten zu senken. Die CDU-Ratsfraktion hat das in einem Offenen Brief gefordert, am 31. Juli soll bei einem Treffen mit Vertretern der Stadtkämmerei und den betroffenen Hotels eine Lösung gefunden werden.Doch die Bettensteuer, hat sie Bestand, könnte auch etwas Gutes haben. Statt der anfangs erwarteten Million, sind im ver-gangenen Jahr 2,1 Millionen Euro in die Stadtkasse geflossen. Und alles, was nach Abzug der Verwaltungskosten über eine Million Euro hinausgeht, soll in den Tourismus fließen. Ende Juli wird sich daher auch der neue Tourismusausschuss treffen und ein Konzept entwerfen, wie diese Gelder zielgerichtet inves-tiert werden können. Tanja Bruckert

»Da sind die Richter falsch gewickelt«

Verwaltungsgericht erklärt Bettensteuer für zulässig – Dehoga legt Beschwerde ein

Geht den letzten Weg: Victoria-Hotelchefin Astrid Späth legt nach dem Urteil Beschwerde ein.

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Wenn’s um Geld geht

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Deutschlands Wirtschaftskraft fußt auf dem Mittelstand: Nach einer Studie des Bonner Instituts für Mittelstandsforschung (IfM)

werden 95 Prozent oder drei Millionen der Betriebe als Familienunternehmen geführt. Sie tragen rund 41,5 Prozent zum Umsatz aller Unternehmen bei und stellen 57 Prozent der Arbeitsplätze. Doch das Rück-grat der deutschen Wirtschaft hat eine gefährliche Schwachstelle – die Unternehmensnachfolge. Bei der Maertin & Co. AG oder ip20 in Freiburg hat die Über-gabe geklappt. Häufig aber geht sie schief.

Nach IfM-Berechnungen stehen seit 2009 jährlich rund 70.000 Firmennachfolgen an. Eine enorme Aufgabe, wie die Aussage eines Patriarchen illustriert: »Mit 75 Jahren noch an der Spitze meines Unternehmens und noch immer keinen Nachfolger gefunden, denn keiner kennt das Unternehmen so gut wie ich!« Dass der Mann nicht genannt werden will, zeigt auf den Kern des Problems: Loslassen ist für die alte Garde schwer. Ein Unternehmen ist aber keine Spielwiese für das Ego der Gründer. Nur zwei Drittel der Firmen, so eine Studie der Beratungsfirma Waßmuth & Partner, schaffen den Übergang von der Gründer- zur zweiten Generation, nur ein Drittel geht noch an die Enkel.

Unternehmensnachfolge

Hürdenreiche Staffelstabübergabe an die »jungen Wilden«

Von geglückten und misslungenen Unternehmensübergaben

ip20-Geschäftsführer Max Werner hat vor der Staffel-stabübergabe einen externen Berater ins Boot geholt: »Es gibt immer Punkte wie Banken, Förderungen, Töpfe, Kre-ditauswahl, Businessplan-Erstellung und andere, die man selbst noch nicht wusste oder nicht in der Form, in der es sein sollte.«Bei Stephanie Maertin, Chefin der Maertin & Co. AG in Freiburg, war kein Berater nötig: »Wenn man sich gut ver-steht und achtet, ist das nicht notwendig.« Es gebe zudem viele Netzwerke, etwa den Wirtschaftsverband Industrieller Unternehmen Baden, bei denen man sich »hervorragend mit anderen Nachfolgern oder Junioren austauschen und Ideen sammeln kann«. Beide Nachfolger hatten Glück: Die übergebenden Vä-ter haben nicht auf die Nachfolge bestanden. Werner und Maertin hatten eigene Karrieremöglichkeiten, bevor sie sich entschlossen, zu übernehmen. Damit wurde erfolgreich eine Klippe umschifft, die laut einer Analyse der Deutschen Un-ternehmerbörse (DUB) zu den Hauptgründen fürs Scheitern steht: In 77 Prozent der schlecht verlaufenden Übergaben hatte man Sohn oder Tochter regelrecht bedrängt, die Nach-folge anzutreten. Auch die »beliebten« Fehler der Einmischung der Grün-der nach Übergabe und der fehlenden Trennung von emo-tionalen und beruflichen Dingen wurden nicht gemacht. »Wir haben vor der Übergabe geklärt, wie der Übergeber und der Nachfolger ihre weiteren Wege sehen und das auch schriftlich festgehalten.«

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Jung, dynamisch, nachfolgend: Stephanie Maertin und Max Werner haben die Verantwortung übernommen.

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Interview

Die Prinz-Charles-Falle

Frank O. Bayer über die Tücken der Unternehmensnachfolge

Frank O. Bayer ist seit 2011 Professor an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Lörrach. Er forscht vor allem zum Unternehmertum und zur Unterneh-mensnachfolge und spricht darüber mit bib-Autor Stefan Pawellek.

bib: Herr Bayer, die Zahl der mangels Nachfolger aufgegebenen Unternehmen ist auch in Südbaden hoch. Wie bewerten Sie das?Bayer: Für unsere mittelständisch geprägte, oft inhabergeführte Wirtschaft ist das Heranführen junger Generationen, das Finden geeigneter Nachfolger aus dem familiären oder externen Unterneh-mensumfeld extrem wichtig. Die Zahl der aufgebenden Unterneh-men ist besonders in Handwerksbetrieben hoch. Dabei haben die familiengeführten Unternehmen von 2006 bis 2012 bei den Be-schäftigten einen Zuwachs von 11 Prozent erreicht. Die 27 DAX-Unternehmen (DAX 30 minus 3 Familienunternehmen, d. Red.) hingegen um 7,3 Prozent reduziert.

bib: Was sind die typischen Fehler bei Unternehmensnachfolgen?Bayer: Zu später Beginn mit Vorbereitung und Planung und dann die Nebenbeierledigung, wenn es das operative Geschäft mal zulässt anstatt organisierter Herangehensweise wie in jedem ande-ren wichtigen Großprojekt. Und das, obwohl es sich hier um eines der wichtigsten unternehmerischen Projekte überhaupt handelt.

bib: Viele Patriarchen wollen die Nachfolge nur mit halbem Her-zen anpacken …Bayer: Wenn ein Unternehmer seine Nachfolge aufgrund seiner eigenen »Unverzichtbarkeit« und hoher Ansprüche trotz vorhan-denem Nachfolger nicht konsequent einleitet, gerät er leicht in die »Prinz-Charles-Falle«. Den Staffelstab erst im eigenen Pensionsalter zu erhalten und ein Leben lang in den Startlöchern zu stehen, ist für unternehmerisch veranlagte Kandidaten keine befriedigende Alter-native. So verliert das Unternehmen den benötigten Nachfolger. Der Unternehmer sollte frühzeitig Hintergründe und Vorzüge seiner Tä-tigkeit offenlegen und potenziellen Nachfolgern vermitteln.

bib: Nachfolge ist kein leichtes Los ...Bayer: Nein, denn im Vergleich zu den Vorgängergenerationen haben Nachfolger heute deutlich mehr Möglichkeiten. Parallel 33

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Maertin hat im Bekanntenkreis miterlebt, dass dies Knackpunkte der Nachfolge sein können: »Wenn die Nach-folger zu viel zu schnell wollen und die Senioren nicht loslas-sen können, kann das Ganze scheitern. Ich merke, wenn ich zu wild und ehrgeizig bin für den Geschmack meines Vaters. Da ist einfach Fingerspitzengefühl gefragt. Ich gebe meinem Vater bewusst das Gefühl, dass er gebraucht wird. Er lässt mich aber auch immer mehr meine eigenen Entscheidungen fällen und sagt nur etwas dazu, wenn er total dagegen ist.« Für eine gelingende Übergabe muss auch die Beleg-schaft überzeugt werden, denn die neuen Chefs machen Dinge anders als die alten. Maertin: »Man wird immer mit dem Vorgänger verglichen, besonders wenn der das Un-ternehmen jahrzehntelang erfolgreich geführt hat. Man muss den Mitarbeitern verständlich machen, warum eine Entscheidung nun anders gefällt wurde.« Werner kennt das: »Wenn ein Mitarbeiter schon 30 Jahre im Betrieb ist, und ich möchte dann eine größere Änderung durch-führen, dann kommen auch mal Gegenargumente. Wenn man aber dem Mitarbeiter erzählt, was und welche positi-ven Auswirkungen das für das Unternehmen hat, sind die meistens verstummt.«

Mario Cristiano ist Unternehmensberater in Frei-burg. Er coacht Führungskräfte und gibt Ratschläge bei Übergaben. Nicht immer sei es sinnvoll, in der eigenen Fa-milie den Nachfolger zu suchen, denn »nicht jeder hat das Zeug zum Unternehmer. Wir können zwei Menschen mit scheinbar gleichen Voraussetzungen trainieren, einen Be-trieb zu übernehmen, das Ergebnis wird nie gleich sein, da hängt auch viel von den Genen ab!« Gerade Unternehmerkinder hätten es nicht leicht: Denn oft kennen die Mitarbeiter sie schon als Jugendliche und tun sich schwer, den Wandel zum verantwortlichenVorgesetzten

Führungscoach Mario Cristiano: Nicht jeder hat das Zeug zum Unternehmer.

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zu verarbeiten. Die jungen Wilden auf der Kommandobrücke müssen auch diese Themen ansprechen, auch wenn es unan-genehm ist, müssen klar sagen, wo’s klemmt, was sie erwarten und nach welchen Werten die Firma geführt wird.

Cristiano sieht fünf Punkte, die der neue Chef mitbrin-gen muss, damit die Übergabe erfolgreich sein kann: Er muss Beziehungskompetenz haben, mit den Mitarbeitern reden. »Wenn ein Lehrling aus der Generation Smartphone mit einem 63-Jährigen zusammenarbeitet, dann sind die nicht Welten, sondern Galaxien auseinander. Der Boss muss das er-kennen und ausgleichen.« Er muss stark genug sein, Verant-wortung zu delegieren (was auch für den Übergebenden gelte); er muss authentisch wirken, als Vorbild positive Energie ausstrahlen. Er muss auch in schwierigen Situ-ationen kommunizieren können und schließlich – ganz wichtig – muss er selbstkritisch sein: »Wer sich immer wieder fragt, was mache ich gut, was schlecht, ist auf dem richtigen Weg.« Stefan Pawellek

33wachsen auch die Anforderungen und das Risiko, sodass desig-nierte Kandidaten nicht antreten, weil sie das Risiko scheuen oder andere Pläne im Sinn haben – etwa auch mit dem ererbten Ver-mögen oder dem Verkaufserlös. Der seinen Nachfolger suchende Unternehmer ist häufig daran interessiert, die eigenen hohen, in vielen Jahren entwickelten Fähigkeiten auf einen Nachfolger aus der Familie zu übertragen und diesen daran zu messen. Es liegt auf der Hand, dass die Ansprüche zu hoch sein könnten und ein Nachfolger leider nicht bereit sein könnte, diese ein Unternehmer-leben lang zu erfüllen.

bib: Die jungen Wilden müssen heute mehr können als die Gründerväter. Bayer: Wo früher ein Macher und Visionär ausgereicht hat, sind heute die Anforderungen an gute Führung in einer globalisierten Welt mit vielen Erwartungen der Mitarbeiter, häufig in multikul-turellen Teams, massiv gestiegen.

bib: Welche anderen Optionen hat die alte Garde?Bayer: Übergabe an interne, also Mitarbeiter und Führungs-kräfte, oder externe Existenzgründer, Verkauf innerhalb einer Kooperation, an konkurrierende Unternehmen oder Investoren. Und schließlich die Gründung einer Stiftung oder im schlechtes-ten Fall die Geschäftsaufgabe.

bib: Wie viele übergebene Betriebe überleben?Bayer: Leider erreichen keine 30 Prozent die 3. Generation in der Familie, weniger als 5 bis 10 Prozent die 5. Generation.

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Interview

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Generation Smartphone meets Beinahe-Rentner

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Projektentwicklung

Gruppenbild mit Dame: Sparkassen-Vorstand Bernd Rigl, Frank Böttinger, Nicole Farrelly (Chefin der S-Bauträgergruppe), Lars Bargmann und Werner Hein, Leiter des Amts für Wohnraumversorgung vor der »Best-practise«-Anlage.

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I mmer mehr Flüchtlinge kommen nach Freiburg. Mehr als 100 pro Monat sind es derzeit. Erstmals haben nun private Projektentwickler ein Flücht-

lingsheim gebaut. Anfang Juli sind die ersten Hilfe-suchenden in die drei Container-Gebäude auf dem ehemaligen MAN-Areal an der Neunlindenstraße ein- gezogen. Das Modell der Planwerk Freiburg GmbH könnte Schule machen.

Die zwei Planwerk-Chefs Frank Böttinger und Lars Barg-mann zeigten sich bei der Vorstellung ihrer Unterkunft an der Rückseite des Hauptfriedhofs sichtlich zufrieden. »Wir haben hier in einer sehr sportlichen Zeit eine sehr vorzeigbare Anla-ge hingestellt«, sagte Bargmann. Rund 50 Interessierte waren Ende Juni zu einer Info-Veranstaltung auf das Areal gekom-men: Viele Bürgermeister aus dem Umland, Vertreter aus der Banken- und Baubranche und viele Stadträte aus dem Freibur-ger Gemeinderat.Das Projekt ist eine Premiere: Es ist das erste privat gebaute Flüchtlingsheim in Freiburg. Die Stadt hat es von der Planwerk bis Anfang 2018 gemietet. Werner Hein, Leiter des städtischen Amts für Wohnraumversorgung, zeigte sich begeistert: »Das ist ein interessantes, vielleicht sogar zukunftsweisendes Projekt!« Die Anlage sei vorbildlich, die Wohnbedingungen gut. Die Planwerker wiesen auf die gute Lage hin: Öffentliche Verkehrs-mittel, Geschäfte, Kindergärten, Schulen und Freizeitmöglich-keiten seien in unmittelbarer Nähe.

Die drei Häuser sind innen wie WGs zugeschnitten. Jede Wohngruppe hat eine spartanisch eingerichtete Küche und eigene sanitäre Anlagen. In einem Gebäude sind ein Ge-meinschaftssaal und Verwaltungsräume. Im Außenbereich: Spielplatz, Tischtennisplatten, Abstellflächen für Räder und Kinderwagen.Mehrfach betonte Hein, wie groß die Aufgabe der Flücht-lingsversorgung sei, umso entscheidender sei es, schnell zu handeln. Und das tat die Planwerk. »Die Idee kam im De-zember bei einem Interview mit Sozialbürgermeister Ulrich von Kirchbach«, berichtete Bargmann, der auch Journalist ist. Die Planungen mit der Stadt seien unkompliziert gewe-sen, die Zusammenarbeit habe Spaß gemacht. Hein stimmte voll und ganz zu.Deutlich über eine Million Euro haben der Bau und die Erschließung des Geländes gekostet, die Finanzierung stell-te die Sparkasse Freiburg. Bargmann, Böttinger und von Kirchbach hatten im Vorfeld mit Kirchenvertretern und dem Bürgerverein gesprochen, auch eine Infoveranstaltung für Anwohner gab es. Die Unterstützung sei groß, es gebe aber auch Gegenwind. Aus Sicherheitsgründen habe man auch während der Fertigstellung einen Sicherheitsdienst beauftragt. Hein findet das Planwerk-Projekt vorbildlich. Geschäftsideen wie diese seien willkommen. Wer etwas Vergleichbares plane, könne sich gerne bei ihm melden. Till Neumann

Premiere: Private bauen für Flüchtlinge

Planwerk Freiburg GmbH realisiert Unterkunft für 100 Neuankömmlinge

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Fahrzeugvertrieb: »Ihr erster Skoda-Partner in Freiburg«, heißt es auf den Bannern. Das ist Geschichte. 18 Mitarbeiter verlieren ihre Jobs.

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Beim Freiburger Skoda- und Suzuki-Händler Fahrzeugvertrieb wird Ende Juli der Schlüssel umgedreht. Die Schwester ist nach dem VW-Service-betrieb Kannenberg das zweite Opfer der insolventen Baden-Auto-Grup-pe. 18 Mitarbeiter verlieren ihre Jobs. Zum 1. August neuer Skoda-Händ-ler wird das Autohaus Schmolck in Emmendingen.

Einzig verbleibender Skoda-Händler in Freiburg ist das Autohaus Sütterlin in der Tullastraße. »Wir hätten auch ohne die Insolvenz schon ausreichend zu tun, Skoda ist eine aufstrebende Marke, es wird eine große Heraus-forderung, nun auch neue Kunden so zu bedienen wie es unsere gewohnt sind«, kommentierte Geschäftsführer Marcus Sütterlin. »Die Insolvenz von Fahrzeugvertrieb hat die Vertrags-

unterzeichnung mit Skoda beschleu-nigt, für uns ist das aber schon seit Jahren ein Thema«, sagt Schmolck-Geschäftsführer Jürgen Henninger. Man werde nun auf dem Firmenge-lände ein Provisorium für Skoda-Mo-delle schaffen, bis Ende kommenden Jahres muss ein bis zu 400 Quadrat-meter großer Neubau stehen. Ob di-rekt in Emmendingen oder in der Nähe sei noch offen. Der nördliche Breisgau ist in Sachen Skoda seit der Insolvenz von Auto-Bayer vor einigen Wochen Niemandsland. Nicht nur für Sütterlin und Schmolck ist aber die entscheidendere Frage, wie sich der VW- und Audi-Markt in Freiburg weiter entwickelt. Der VW-Konzern hätte offenbar gerne nur ei-nen großen Händler – bisher gab es mit Baden Auto und dem Autohaus Gehlert zwei.

Fahrzeugvertrieb macht dicht Schmolck wird neuer Skoda-Händler

Happy End – fürs ErsteFREIBURG. Die Telekom hat bei den Plänen zur Schließung des Callcenters an der Freiburger Linnéstraße im Mooswald einen Salto rückwärts hingelegt. Keine zwei Wochen nach der Ankündigung, den Standort zu schließen, sicherte der Konzern nach Protesten der 130-köpfi-gen Belegschaft und Verhandlungen mit der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi zu, das Callcenter mindestens bis 2021 weiterzuführen.

Family, friends & foolsDer Freiburger Steuerberater Erik Herr ist ein Routinier im Geschäft. Für die bib-Leser berichtet er in jeder Ausgabe über Nützliches & Kurioses, Aktuelles & Steuerbares.

Darlehensverlust: Wir können bei der Vergabe von privaten 3F-Darlehen (family, friends, fools) auch aus steu-erlichen Gründen nur zu großer Vor-sicht raten: Der Ausfall eines solchen Darlehens wird bei den Einkünften aus Kapitalvermögen nicht mal als Wer-bungskosten berücksichtigt.Steuerfreie Zuschläge an Gesell-schafter-Geschäftsführer: Die Zah-lung von Sonntags-, Feiertags- und Nachtzuschlägen führt normalerweise zur Annahme verdeckter Gewinnaus-schüttungen, wenn für die Zahlungen keine überzeugenden betrieblichen Gründe geltend gemacht werden. Er-fordert Ihr wirtschaftlicher Unterneh-menserfolg besondere Arbeitszeiten? Dann hätte ein ordentlicher Kaufmann dies bereits bei der Bemessung des Ge-schäftsführergehalts berücksichtigt.Beihilfe zum Steuerhinterzug: Auch die Hersteller manipulierbarer Kassen-systeme haften persönlich für hinter-zogene Steuern, denn auch die Beihilfe ist strafbar. In einem Urteilsfall verkauf-te ein Unternehmen einem Eiscafé ein Kassensystem nebst Manipulationssoft-ware als völlig risikoloses Instrument zur Verkürzung von Steuern. Der In-haber des Eiscafés nutzte das System hemmungslos und hinterzog in erheb-lichem Umfang Steuern. Die Beihilfe besteht darin, dass das Unternehmen ein komplettes System verkauft hat mit dem Wissen, welche Möglichkei-ten dieses System bietet und mit dem Ziel, eine Steuerverkürzung zu ermög-lichen. www.herr-stb.de

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Kolumne Menschen & Meldungen

Ertragreiche WinzerBREISACH. Der Umsatz des Badi-schen Winzerkellers ist 2014 im Ver-gleich zum Vorjahr um zwölf Prozent oder 5,5 Millionen Euro auf 40,3 Mil-lionen zurückgegangen. Grund seien die schwachen Ernten der Jahre 2012 und 2013. Dafür hat das Traubengeld mit 8650 Euro pro Hektar einen neuen Höchstwert erreicht. Dem Winzerkel-ler gehören rund 4000 Winzer an, die mehr als 500 Weine produzieren.

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Menschen & Meldungen

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Fünf Millionen für Freiburger Rathaus FREIBURG. Die Stadt Freiburg er-hält zusätzlich rund 5,1 Millionen Euro vom Land für Investitionen in die Bildungsinfrastruktur und die all-gemeine Infrastruktur zur Verfügung. Das Geld stammt aus einem Sonder-vermögen des Bundes, mit dem in den Jahren 2015 bis 2018 Investitio-nen von finanzschwachen Kommu-nen gefördert werden.

Dischinger baut EHRENKIRCHEN. Die südbadische Spedition von Karlhubert Dischin-ger investiert einen Millionenbetrag in eine neue Halle am Stammsitz in Ehrenkirchen-Kirchhofen. Auf einer etwa 15.000 Quadratmeter großen Wiese soll eine 4500 Quadratmeter große Logistikhalle gebaut werden.

Daimler kürt CarGarantieFREIBURG. Der Garantieversicherer CarGarantie ist von Daimler Insuran-ce Services zum Versicherer des Jahres 2013/2014 gekürt worden. CarGaran-tie ist ein mittlerweile in 19 Ländern international agierendes Unternehmen mit Sitz in Freiburg. »Wir sind sehr stolz, dass Daimler auf uns als Garan-tiepartner setzt und freuen uns über die Anerkennung unserer Leistungen. Mit dem Anspruch Innovationsführer zu sein, bleibt es für uns wichtig, immer einen Schritt voraus zu sein«, so der Vorstandsvorsitzende Axel Berger.

Christen Merkle: »Es bleibt alles beim Alten.«

Merkle sichert Hauer GOTTENHEIM/WALDKIRCH. Der Unternehmer Christen Merkle übernimmt die Hauer GmbH & Co. KG aus Waldkirch-Kollnau. Merkle ist geschäftsführender Gesellschafter des Hydraulikspezialisten AHP Merkle aus Gottenheim und wird künftig zusam-men mit seiner Ehefrau Katrin Merk-le beide Firmen unabhängig vonein-ander leiten. Hauer firmiert seit 1. Juli unter dem Namen Baden Hydraulik. »Sonst ändert sich nichts«, verspricht Merkle. Alle 13 Mitarbeiter werden übernommen, der Standort Waldkirch wird erhalten. Auch für Kunden, Liefe-ranten und sonstige Partner des Unter-nehmens bleibt alles beim Alten. AHP Merkle hat derzeit 165 Mitarbeiter.

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Pröstler gewinnt Lammsbräu-Preis 2015 FREIBURG. Der Freiburger Leo Pröstler ist in der Kategorie »Pri-vatperson – Einzelperson« mit dem Lammsbräu-Preis 2015 ausgezeichnet worden. Die Jury würdigt damit die Leistungen des Unternehmers, der sein berufliches Wirken seit dreiein-halb Jahrzehnten ausschließlich dem Thema Nachhaltigkeit gewidmet hat. Pröstler ist Geschäftsführer der Querdenker GmbH, Initiator der BaumInvest-Fonds sowie Gründer von FuturoVerde, der Stiftung für Wirtschaften mit Verantwortung. Die Laudatio hielt Ursula Sladek, die Gründerin und langjährige Ge-schäftsführerin der Elektrizitätswerke Schönau (EWS).

HealthRegion kooperiert SÜDBADEN. Die HealthRegion Frei- burg (HRF) hat mit der chinesischen Touristenmetropole Sanya im Gesund-heitsresort Freiburg eine Kooperati-onsvereinbarung unterzeichnet. Damit unterstützt Freiburg Sanya bei der Um-setzung eines Deutsch-Chinesischen Kooperationsprojekts, das von den Regierungen beider Länder verabredet wurde. Ziel der Vereinbarung ist die Förderung des Medizintourismus so-wie die Umsetzung von Präventions-, Reha- und Schulungsprojekten. Für das Freiburger Kompetenznetzwerk ist die vereinbarte Kooperation ein weiterer Schritt, um auf dem Wachs-tumsmarkt China Fuß zu fassen. »Un-sere Bemühungen um den chinesischen Markt beginnen sich auszuzahlen«, sagt HRF-Vorstand Bernd Dallmann. Für Freiburg sei diese Vereinbarung ein wei-terer Meilenstein.

Energiedienst mit Umsatzeinbruch LAUFENBURG. Bei der Energie-dienst Holding AG wird das Halb-jahresergebnis unter dem Vorjahres-zeitraum liegen. Danach ist ein be-triebliches Ergebnis (vor Zinsen und Steuern) zwischen 15 und 20 Millio-nen Euro zu erwarten. Im Vorjahres-zeitraum waren es 28 Millionen. Das Unternehmensergebnis wird zwischen 10 und 15 Millionen Euro betragen (Vorjahr: 22). Grund seien das Sinken der Großhandelspreise für Strom.

Frese im Aufsichtsrat FREIBURG. Philipp Frese (48), Präsi- dent des Handelsverbands in Südbaden, wurde in den Aufsichtsrat der Volks-bank Freiburg gewählt. Er ersetzt Josef Waldvogel, ehemals Bürgermeister von St. Märgen, der dem Kontrollgre-mium 15 Jahre lang angehörte.

Haag wird Vorsitzender FREIBURG. Baubürgermeister Mar-tin Haag ist Anfang Juli einstimmig zum Vorsitzenden des Bauausschusses des baden-württembergischen Städte-tags gewählt worden. Eine Wahlperi-ode beträgt zwei Jahre. Der Städtetag vertritt die Interessen der Mitgliedstäd-te gegenüber dem Land, dem Bund und der Europäischen Union.

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Velter neuer Vize

BASEL/FREIBURG. Der Franzose Frédéric Velter ist neuer stellvertre-tender Direktor des EuroAirport Ba-sel-Mulhouse-Freiburg (EAP) ernannt worden. Velter tritt die Nachfolge von Vincent Devauchelle an und ver-fügt über eine 25-jährige Berufserfah-rung als Führungskraft im Bereich der Verkehrs- und Energieinfrastruktur. Neuer Chef des EAP ist (wir berichte-ten) der Schweizer Matthias Suhr, der die Nachfolge von Jürg Rämi antritt. Der EAP hat seinen Umsatz im vergangenen Jahr um sieben Prozent auf 116,8 Millionen Euro gesteigert. Das Wachstum lebt von steigenden Passagierzahlen (6,5 Millionen, + 11 Prozent) und mehr Frachtgeschäft (98.000 Tonnen, + elf Prozent).

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Eine schöne Utopie– Buch in der bib-Kritik – Die Geschichte liest sich wie ein Traum: Eine Frau, die als Mädchen schon gerne mit Banknoten spielte, die es täglich neu und noch massenhafter gab als Monopo-ly-Geld – und ähnlich wertlos –, grün-det in späten Jahren eine Bank. Keine gewöhnliche Bank, auch keine gewöhn-liche genossenschaftliche, sondern – und das ist das Traumhafte – eine Bank, in der sich die Kunden gegenseitig helfen und die nur ökologisch vertretbare Projekte fördert. Und zwar weltweit. Diese Frau heißt Uli Rot und sie beginnt früh, sich mit Geld und seiner Bedeu-tung zu beschäftigen. Und mit den Ver-strickungen von Politik und Wirtschaft. Angesichts des Scheiterns vieler Projek-te und Menschen in ihrer Umgebung nimmt sie sich vor, ein Finanzsystem aufzubauen, das nicht profitorientiert ist und keinem schadet.In das neue Buch des Freiburger Autors Rüdiger Burghardt muss man sich erst hineinlesen: Anfangs ist die manchmal verwirrende Mischung aus Familiendra-ma, Ökonomie-Fachbuch, Wirtschafts-krimi, Geschichtsroman (über Inflation, Nazi-Diktatur, Währungsreform, Wirt-schaftswunder und Öko-Bewegung) mit seinen Vor- und Rückblenden ein wenig holperig.Wer den Faden gefunden hat, dem er-öffnen sich überraschende Einsichten in die Möglichkeiten einer nicht kapitalisti-schen Neuordnung von Wirtschaft und Gesellschaft. ewei

Rezension

Uli Rot und das grüne GeldVon: Rüdiger BurghardtVerlag: V-jA edition engelberg 2015200 Seiten, BroschurPreis: 13,50 Euro

Neuer Co-Pilot: Frédéric Velter ist neu auf der Kommandobrücke beim EAP.

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WVIB gründet think tank BADEN. Um auf zukünftige Techno-logieschübe (Industrie 4.0, e-Mobili-tät, neue Werkstoffe) besser vorbereitet zu sein, hat der Wirtschaftsverband In- dustrieller Unternehmen Baden (WVIB) am 24. Juni einen Technologie-Beirat gegründet. Zu den zwölf Gründungs-Mitgliedern zählen Geschäftsführer und Forschungschefs führender Un-ternehmen sowie renommierte Wis-senschaftler aus dem Raum zwischen Basel, Karlsruhe, Stuttgart und Kon-stanz. »Es geht um neue Chancen auf den Weltmärkten und die Sicherung der 185.000 industriellen Arbeits-plätze in den Mitgliedsunternehmen der Schwarzwald AG«, sagt WVIB-Geschäftsführer Christoph Münzer.

Imhäuser neuer Landesgeschäftsführer STUTTGART. Daniel Imhäuser (35), hat die Landesgeschäftsführung des Wirtschaftsrats der CDU in Baden-Württemberg von Bernhard Feßler übernommen. Der Wirtschaftsrat vertritt in Baden-Württemberg mehr als 2200 Mitglieder. Damit ist er so-wohl der größte branchenübergrei-fende Unternehmerverband als auch der größte Landesverband innerhalb des Wirtschaftsrats Deutschland.

Badenova schont KlimaSÜDBADEN. Der Energieversorger Badenova hat im vergangenen Jahr 578.641 Tonnen Kohlendioxid nicht ausgestoßen. Das geht aus dem jetzt veröffentlichten 7. Ökologie- und Nachhaltigkeitsbericht des Unterneh-mens hervor. Die wesentlichen Effekte bei der Einsparung von CO2 erreicht Badenova durch KWK-Anlagen, in denen mit Erdgas und Biogas Strom und Wärme erzeugt werden, sowie mit dem Engagement in Wind- und Solaranlagen.

Teatro Colombino auf der KippeFREIBURG/DENZLINGEN. Der Kultur- und Kulinarik-Betrieb Teatro Colombino steht vor dem Aus. Nach Informationen der BZ wurden Gläu-biger angeschrieben, auf 60 Prozent ihrer Forderungen zu verzichten. Grund seien gestiegene Kosten und weniger Auslastung. Die Teatro Colombino GmbH mit Sitz in Denzlingen gehört Clemens Zipse, Ursula Haug und zwei weiteren Gesellschaftern.

Mehr Lohn im EinzelhandelDie Beschäftigten im Südwest-Ein-zelhandel bekommen rückwirkend zum 1. Juli 2,5 Prozent mehr Lohn. Ab dem 1. April gibt es ein Plus von 2 Prozent. Baden-Württemberg machte damit den ersten Abschluss der aktu-ellen Tarifrunde.

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Stolz: Denso-Chef Nobuaki Kato und Toshihiro Watanabe (Sales Micronas).

Micronas gewinnt Global Cooperation Award

Der Sensorhersteller Micronas mit Werk in Freiburg hat im japanischen Nagoya den »Global Cooperation Award« der Denso Corporation erhal-ten. Die Micronas-Gruppe, derzeit mit 900 Beschäftigten, wurde insbesonde-re für ihre zuverlässigen Lieferungen und ihren bemerkenswerten Support geehrt. Zudem sei die »hervorragende« Zusammenarbeit hinsichtlich Den-sos kürzlich gestarteten Überseeakti-vitäten gelobt worden, heißt es. Und schließlich wurde Micronas für einen »maßgeblichen Beitrag« zu Densos weltweiter Expansion ausgezeichnet. »Wir freuen uns sehr über diesen Award. Er bestätigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind, der bevorzugte Partner für Sensorik und Steuerung zu werden«, sagt Bernhard Huber, Vice President Sales bei Micronas. Man sei sehr stolz darauf, den weltweiten Auto-

mobil- und Industriemarkt bereits mit über drei Milliarden Sensoren beliefert zu haben: »Nicht nur unsere Produkte, sondern auch unser exzellenter tech-nischer Support hilft unseren Kunden dabei, ihr Geschäft in die ganze Welt zu expandieren.«Japanische Kunden haben besonders hohe Ansprüche, Qualität bezieht sich für sie nicht nur auf die technische Sei-te, wo der Detaillierungsgrad deutlich höher als in anderen Ländern liege. Der Japaner erwartet zudem eine ent-sprechend hohe Beratungs- und Ser-vicekompetenz des Geschäftspartners. Selbst wenn in anderen Märkten be-reits eine Reputation erarbeitet werden konnte, müssten deutsche Firmen sich auf dem japanischen Markt in Sachen Qualität und Wille für langfristige Be-ziehungen noch einmal neu beweisen. Micronas hat das bewiesen.

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Advertorial

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Gute Konjunktur bei HandwerkernFREIBURG. Die Handwerkskonjunk-tur im Kammerbezirk Freiburg hat im zweiten Quartal weiter an Fahrt aufge-nommen. Das ergab die vierteljährliche Konjunkturumfrage der Handwerks-kammer Freiburg (HWK). Demnach profitieren die Betriebe deutlich vom privaten Konsum. Der Konjunkturin-dikator der HWK, der den Saldo aus Geschäftslage und -erwartungen abbil-det, lag mit +61,8 Punkten auf nahezu demselben hohen Niveau wie vor ei-nem Jahr. 71,6 Prozent der Handwerker bewerten ihre aktuelle Geschäftslage mit guten Noten (Vorjahresquartal: 68,5 Prozent), 9,3 (Vorjahresquartal 8,1) mit schlech-ten. Die Auftragseingänge gaben indes leicht nach, 38,2 Prozent meldeten im zweiten Quartal ein Auftragsplus (Vor-jahr: 32,0 Prozent); 16,4 Prozent ein Auftragsminus (Vorjahr: 9,0 Prozent). 9 Prozent der Betriebe haben in den ver-gangenen Wochen Personal eingestellt (Vorjahresquartal: 8,7 Prozent), nur 1,9 Prozent welches entlassen.

Bei Innovationen unter den Top 100 SÜDBADEN. Zu den in diesem Jahr beim Wettbewerb Top 100 in der Sparte Innovation ausgezeichneten Firmen zählen der Medizintechniker Konstruktion Baumann aus Herbolz-heim, der Onlinehändler Iternity aus Freiburg und der Labortechniker Ika aus Staufen.

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40 Jahre S-IMMO

FREIBURG. Die Immobiliengesellschaft der Sparkasse feiert in diesem Jahr ihr 40-jähriges Bestehen. Jedes Jahr vermittelt die S-Immo mit ihrem Geschäftsführer Thomas Schmidt 250 bis 300 Immobilien. Damit ist das Tochter-unternehmen der Sparkasse Freiburg-Nördlicher Breisgau der größte Makler in Südbaden. Als erstes zertifiziertes Maklerunternehmen in Baden-Württemberg könne die S-Immo, so Schmidt, »eine besonders breite und qualifizierte Dienstleistung rund um die Immobilie anbieten«. Dabei sei die Preisfindung die Königsdisziplin.

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Menschen & Meldungen

Größter Makler in der Region: das S-Immo-Team.

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Mehr Bildung für BeschäftigteLÖRRACH. Seit dem 1. Juli ist das neue Bildungszeitgesetz Baden-Württemberg in Kraft. Es bietet allen Beschäftigten die Möglichkeit, bis zu fünf Arbeitstage im Jahr als Bildungs-zeit zu nehmen. Auch Auszubildende können einmalig fünf Tage für politische Weiterbildung oder eine Qualifizierung für ehrenamtliche Tätigkeiten in Anspruch nehmen. Das Arbeitsentgelt wird weiterbezahlt. Eine kostenlose Anlauf-stelle für alle Fragen rund ums neue Gesetz ist Andreas Gäßler vom Regionalbüro für berufliche Fortbildung in Lörrach. Gäßler ist zuständig für Emmendingen, Freiburg, Breisgau-Hochschwarzwald und den Hochrhein. Anfragen an: [email protected]

Volksbank Freiburg schüttet aus Die Vertreterversammlung der Volksbank Freiburg, das höchstes Organ der 42.375 Mitglieder, billigte am 24. Juni ohne Gegenstimmen den Abschluss des Geschäftsjahres 2014 und folgte dem Vorschlag des Vorstands, fünf Prozent Dividende auf die Genossenschaftseinlagen auszuschütten. »Wir blicken auf ein sehr gutes Geschäftsjahr zurück«, er-klärte Vorstandssprecher Uwe Barth. Die Bank steigerte ihr Betriebsergebnis um neun Prozent auf 28,9 Millionen Euro. Vom Jahresergebnis gehen 10 Millionen Euro in die Steuer-kassen, davon 4,7 Millionen Euro als Gewerbesteuern in die Region. 15 Millionen Euro wurden den Reserven zugeführt.

Verband sucht Kopf ESCHBACH. Der Zweckverband Gewerbepark Breisgau sucht einen neuen Vorsitzenden. Harald Kraus, der das 20 Jahre lang war, geht als Bürgermeister von Eschbach in Pension. Kandidaten sind Hartheims Bürgermeisterin Kathrin Schön-berger und Neuenburgs Joachim Schuster. Geschäftsführer der Gewerbepark Breisgau GmbH ist weiter Markus Rieste-rer. Er hatte sich um den Bürgermeisterposten in Eschbach beworben, die Wahl aber gegen Mario Schlafke verloren bib / bar

Neuer Chefarzt im St. Josefskrankenhaus Professor Dr. Michael Müller (44) hat im St. Josefskranken-haus die Chefarztstelle der Klinik für Anästhesie, Intensiv- und Notfallmedizin übernommen. Gleichzeitig wurde der kommissarische Leiter der Klinik, Oberarzt Dr. Werner To-mas (65), in den Ruhestand verabschiedet. Der neue Chef-arzt ist gebürtiger Südbadener und war zuletzt als leitender Oberarzt in der Klinik für Anästhesiologie und Intensivthe-rapie am Universitätsklinikum Dresden tätig. In seiner neu-en Funktion hat Professor Müller bereits einen Meilenstein gesetzt und den für 2017 geplanten internationalen Kongress des Europäischen Rates für Wiederbelebung mit über 1000 Teilnehmern aus 50 Ländern nach Freiburg geholt.

Neue Räte bei TestoLENZKIRCH. Die Testo AG hat zwei neue Aufsichtsratsmit-glieder: Für Gerd Knospe und Hartmut Herrlinger rücken Antje Leminsky und Max-Burkhard Zwosta ins Gremium.

Foto: © S-Immo GmbH

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Nachhaltige Neubauten: Das Embex-Haus hat als Erstes ein Zertifikat erhalten. Das FWTM-Haus gibt sich bescheidener.

I m Kopf-an-Kopf-Rennen um die nachhaltigste Immobilie in Freiburg wird der geplante Kopf-bau der Freiburg Wirtschaft, Touristik und Mes-

se GmbH (FWTM) nicht als Sieger durchs Ziel gehen. Die Strabag Real Estate reüssierte unlängst mit der im Großraum Freiburg ersten Silbermedaille der Deut-schen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB) fürs Embex-Haus an der Businessmile. Nach bib-Infor-mationen wird auch der Sparkassen-Neubau Kajo 192 Silber bekommen. Gar Gold hat die Badenova für ihr neues Verwaltungsgebäude an der Tullastraße geholt.

Die zertifizierten Häuser sind Stein gewordene Musterschü-ler im nachhaltigen Bauen. Das passt zu Freiburg. Der auf 20 Millionen Euro taxierte Kopfbau auf dem Messegelände hin-gegen genügt »nur« dem Freiburger Standard. Das ist peinlich, findet Grünen-Stadtrat Eckart Friebis. FWTM-Geschäftsfüh-rer Bernd Dallmann konterte in der BZ, dass Friebis »doch ein bisschen weit über das Ziel hinaus« schieße. Das Vorha-ben müsse wirtschaftlich darstellbar sein, zudem seien wichtige Mietverträge bereits unterschrieben.Nachhaltig anspruchsvolles Bauen zieht: Zur Premiere in Freiburg trafen sich unlängst Strabag-Bereichsleiter Mar-tin Lauble, Baubürgermeister Martin Haag und DGNB-Ge-schäftsführerin Christine Lemaitre vor der Embex-Fassade. Auch die Badenova lud wenig später die Presse ein, um die goldene Botschaft zu verkünden. Und auch die Sparkas-se wird die Medien einladen, wenn die Medaille an den von Projektentwickler Peter Unmüssig erstellten Neubau ge-schraubt wird. »Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir im Septem-ber Silber bekommen«, sagt Oliver Metzger, Abteilungsleiter Baumanagement.

Auch den Kopfbau für die FWTM wird Unmüssig, ihm ge-hört das Grundstück, bauen. Und wenn man auch mit dem Silber holen kann, »dürfte es doch sicherlich kein Problem dar-stellen, bei diesem herausgehobenen Green-City-Projekt Nach-haltigkeitsstandards vorzusehen, die zumindest deutlich über die energetischen Mindestvorgaben hinausgehen«, schreiben die grüne FWTM-Aufsichtsrätin Nadyne Saint-Cast und Frie-bis. Wenn schon eine DGNB-Zertifizierung nicht mehr zu realisieren sein sollte, müsse es mindestens ein Nullemissions- und Plusenergiegebäude werden. Ein auch optisch erkennbares Beispiel nachhaltigen Bauens wäre »effiziente Werbung für die Ökostadt Freiburg«. Bis der Gemeinderat die Pläne absegnet, habe die FWTM noch »Gelegenheit zur Nachbesserung«. Für die DGNB-Zertifizierungen sind etwa hohe Flächenef-fizienz, gesunde Baustoffe, niedriger Energiebedarf, geringe Be-triebskosten und der Einsatz regenerativer Energien wichtig. Lauble will auch das im Bau befindliche Straumann-Gebäude neben dem Embex-Haus wieder auf dem Silbertablett servie-ren. Die Mehrkosten für einen zertifizierten Bau »halten sich in Grenzen«, sagt er. Es komme vielmehr auf die Kompetenz an, um die Prozessqualität, ums Controlling der verwendeten Ma-terialien. Auf der anderen Seite würden viele Immobilieninves-toren direkt nach DGNB-Bauten anfragen. Mit dem Thema beschäftigt sich auch Uwe Barth. Der Vor-standssprecher der Freiburger Volksbank verhandelt derzeit mit dem Stadtplanungsamt darüber, wie ein Neubau der Bankzen-trale mit welcher Kubatur aussehen könnte. DGNB-Silber sei ein Thema. Der Neubau soll im Vergleich zum »braunen Dino-saurier« an der Bismarckallee ein Drittel der Betriebskosten ein-sparen. Als Projektentwickler hat Barth die Strabag verpflichtet. Dort weiß man ja, wie's geht. Lars Bargmann

Bauwirtschaft

Stein gewordene Musterschüler des nachhaltigen Bauens

Embex-Haus mit Silber, Badenova mit Gold / Streit um FWTM-Kopfbau

Foto: © Strabag Real Estate Visualisierung: © FWTM

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Vom 10 Hektar oder 15 Fußballfelder großen neuen Gewerbegebiet Haid-Süd sind erst zwei Spielfelder vermarktet. Wenn es nach Christian

Schulz geht, dem Vorsitzenden der Interessengemein-schaft Gewerbegebiet Haid, liegt das vor allem an einem »praxisfremden« Bebauungsplan, hohen bürokratischen Hürden, Auflagen und zu vielen Beschränkungen. Die die Flächen vermarktende Freiburg-S-Wirtschaftsimmobili-

en GmbH (FWI) winkt ab. »Wir sind mit der bisherigen Belegung sehr zufrieden. Das Interesse ist groß«, sagt FWI-Chef Bernd Dallmann. Besonders ein Gebäude soll dem als Null-Emissions-Gewerbegebiet geplanten Are-al schon bald Leuchtkraft verleihen: Ein Tetraeder, den der Freiburger Solararchitekt Rolf Disch mit Paul Hein-rich Neuhorst (Spectral) an der aufmerksamkeitsstarken Matsuyamaallee geplant hat.

Ein Tetraeder fürs Null-Emissions-GebietHaid-Süd wächst langsam, aber qualitätsvoll

Gewerbegebiet Haid

biechele infra consultBeratender IngenieurIngenieurbüro für Verkehrsanlagen und Tiefbau

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Eine Solar-Pyramide fürs Gewerbegebiet: Für das zwölf Millionen Euro teure Tetraeder werden noch Investoren gesucht.

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Gewerbegebiet Haid

Info Gewerbegebiet Haid

Das Gewerbegebiet Haid entstand 1970 auf einer rund 200 Hektar oder 285 Fußballfelder großen, landwirtschaftlich genutzten Fläche. Bis heute haben sich darauf mehr als 450 Betriebe mit rund 8000 Beschäf-tigten angesiedelt – die größten sind Haufe-Lexware GmbH & Co. KG, Stryker Leibinger GmbH & Co. KG, Freiburger Verkehrs AG, Hüttinger Elektronik GmbH & Co. KG, die Mercedes-Benz-Niederlassung Frei-burg und die GE Medical System Information Technologies GmbH. 2011 wurde die Süd-Erweiterung mit netto zehn Hektar Bauland be-schlossen. Die Interessen der Firmen werden seit 2010 von der IG Haid (www.ig-haid.de) vertreten. bib

Haid-Süd ist kein Quartier für jedermann: Bei der Vergabe der Grund-stücke sind Betriebe mit hoher Wertschöpfung, vielen Arbeitsplätzen sowie einem architektonisch und ökologisch ambitionierten Baukonzept klar im Vorteil. Entlang eines neuen, nunmehr eigenständig geplanten Fahrradwe-ges werden kleinere Grundstücke für Handwerk und produzierende, kleine und mittelständische Unternehmen gebildet. »Die Auflagen sind machbar und spiegeln unsere Vermarktungsgrundsätze wider«, so Dallmann. Das Sa-nitätshaus Schaub und der Schraubengroßhändler Würth haben entlang der B31 auf größeren Parzellen bereits zugeschlagen und ihre Bauschilder aufge-stellt. Das Bauland kostet 180 Euro pro Quadratmeter – erschlossen.

Aktuell zu haben sind 2,5 Hektar, die restlichen 6 warten noch auf die Änderung des Bebauungsplans. Ebenso wie der 48 Meter hohe Tetraeder zwischen Schlattwegbrücke und Matsuyamaallee, für den aber auch noch Investoren gesucht werden, die die zwölf Millionen Euro schwere Finanzie-rung stemmen wollen. »Der Tetraeder wird architektonisch eine große Aus-strahlung auf das Gewerbegebiet Haid und als Stadteingang auch auf das Stadtbild von Freiburg haben«, hofft Dallmann.Zum Entwicklungskonzept gehören Bauhöhen von 16 bis 20 Metern, der Einsatz regenerativer Energien und in Green City auch die Radler-freundlichkeit. Dem Radweg messen die städtische Wirtschaftsförderung und die Stadtverwaltung große Bedeutung als positiver Standortfaktor bei, weil er sowohl für die Mitarbeiter der Firmen wichtig sei, den Freizeitwert erhöhe und als Anbindung an die Heilquellenbetriebe in St. Georgen diene. Das Ziel eines Null-Emissions-Gebiets sei, so die FWI, keine Marke-ting-Idee: Durch das Gewerbegebiet laufen keine Gasleitungen, sodass re-generative Energieträger Wärme bringen müssen. Die Firmen Würth und Schaub beispielsweise heizen und kühlen mit Grundwasser und Wärmetau-scher. Das Umweltschutzamt und ein Ingenieurbüro beraten Firmen, die sich hier ansiedeln wollen. Und wenn das aufgrund der Rahmenbedingun-gen länger geht, nimmt die FWI das billigend in Kauf. Lars Bargmann

Da es kein Gas gibt, sind andere Konzepte gefragt

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Photovoltaik ist so günstig wie nie zuvor. Seit der Eigenverbrauch von Solarstrom preis-werter ist als der Strom aus dem Netz, lohnt

sich jede Solaranlage auf dem Dach«, betont Gregor Reddemann, Geschäftsführer der SI Module GmbH mit Sitz in Freiburg auf der Haid. SI Module produ-ziert hochwertige Photovoltaikmodule »Made in Germany« mit einer Spitzenqualität und einer Spit-zenleistung von bis zu 290 Wattpeak.

Ob Mono- und polykristalline Module oder transparente Doppelglasmodule für die Gebäudeintegration: Sämtliche Mo-dule werden – mit Komponenten von vorwiegend europäischen Lieferanten – in Freiburg gefertigt. Ein gelungenes Beispiel ist direkt vor dem Fabrikgebäude zu sehen: Ein Solar-Carport mit transparenten Solarmodulen versorgt den elektrischen Firmen-wagen mit Sonnenstrom – und dient gleichzeitig den Kunden als Ladestation für ihre Elektrofahrzeuge. Die Doppelglasmo-dule der SI Module haben im vergangenen Jahr die Zulassung für die Überkopfverglasung vom Deutschen Institut für Bau-technik erhalten und sind damit einsetzbar wie Verbund-Si-cherheitsglas – ein enormer Vorteil für den Bauherrn.In direkter Nachbarschaft zur SI Module liegt an der Mun-zinger Straße das Gebäude der ehemaligen Solarfabrik, in dem schon seit einigen Jahren die M10 Industries AG – die Mut-terfirma der SI Module – Hochleistungs-Lötmaschinen für die Solarindustrie entwickelt und baut.Nach dem Auszug der Solarfabrik entsteht dort jetzt der M10 Solar Campus, ein hochmodernes Kompetenzzentrum für die Photovoltaikbranche, das die Bereiche Entwicklung, Produk-tion, Technologie und Service eng verknüpft. Ein Mieter wird

etwa die ClickCon Photovoltaik Montage Systeme sein, mit der die SI Module Solar-Carports realisiert. SI Module und M10 AG beschäftigen derzeit 45 Mitarbeiter. Umsatzzah-len nennt Reddemann, der geschäftsführende Gesellschafter beider Unternehmen, nicht. Die Solarkrise will der in der in-dustriellen Fertigung erfahrene Diplom-Wirtschaftsingenieur durch technischen Vorsprung meistern. An seiner Seite brin-gen Reinhard Willi und Günter Schneidereit als Hauptgesell-schafter zudem die Erfahrung zweier Solarpioniere der ersten Stunde in die Unternehmensgruppe ein. Die jüngste Eigenentwicklung der M10 AG ist der »Kubus«, ein Stringer, der mit seiner Leistungsfähigkeit die Löttechnologie für kristalline Solarzellen erstmals an großin-dustriellen Standards ausrichtet. Konnten bisher 1600 Zellen pro Stunde verarbeitet werden, schafft der Kubus 5000. Mit der Tochter SI Module steht ein eigenes Technologie- und Ser-vicezentrum zur Verfügung. Hier können Anlagentests und -schulungen unter realen Produktionsbedingungen durchge-führt sowie externe Wartungsprozesse parallel begleitet wer-den. Und umgekehrt profitiert die SI Module direkt von den technologischen Entwicklungen, Erfahrungen und Innovati-onen ihrer Muttergesellschaft. Die Aussichten über dem M10 Solar Campus sind sonnig.

SI Module GmbHBötzinger Straße 21c, 79111 FreiburgTel.: 0761-5902690, www.si-module.com

M10 Industries AGMunzinger Straße 10, 79111 Freiburg Tel.: 0761-20551080, www.m10ag.com

Advertorial

Mit Hochleistung für die Sonnenenergie

SI Module und M10 Industries schaffen neuen M10 Solar Campus

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Hightech auf der Haid: Vor dem Firmengebäude der SI Module steht der Solar-Carport – im Gebäude der ehemaligen Solarfabrik hat die M10 Industries AG einen neuen Stringer entwickelt, der drei Mal so viele Solarzellen verarbeiten kann.

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Als Fritz Hellige GmbH im Jahre 1895 in Frei-burg gegründet, feiert das heute als MSC Technologies Systems GmbH firmierende

Traditionsunternehmen schon sein 120-jähriges Bestehen. Medizintechnik und Industrieelektronik stehen an der Munzinger Straße im Gewerbegebiet Haid im Fokus. Und das ganzheitlich. »Das System-geschäft ist ein Kernaspekt unseres Unterneh-mens«, sagt Geschäftsführer Dominik Ressing.

In Freiburg arbeiten derzeit rund 190 Beschäftigte für die in vielen Bereichen (etwa Medizintechnik und Umweltma-nagement) zertifizierte MSC. »Mit Innovation und Qualitäts-bewusstsein haben wir unser mittelständisches Unternehmen im Konzernverbund mit Erfolg an die Spitze der industriellen Computertechnologie geführt«, sagt Ressing. Das Leistungs-portfolio wurde zuletzt um die Bereiche Nutzfahrzeugtele-matik und sicherheitsrelevante Systeme erweitert. Auch als Original Design Manufacturer (ODM) für Gebäudeautoma-tisierung ist MSC in vielen Neuentwicklungen von einfachen Geräten bis hin zu Serversystemen tätig. Hier zeichne das Un-ternehmen vor allem die Kompetenz aus, dass es von der Sys-temdefinition über die Entwicklung und Systemintegration bis hin zur Fertigung und Zulassungsvorbereitung alles in ei-nem Paket leisten könne. Ein wichtiger Grund für den lang anhaltenden Erfolg der Freiburger. bib

Alles in einem Paket

120 Jahre MSC

Dominik Ressing: »Das Systemgeschäft ist ein Kernaspekt unseres Unternehmens.«

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Gewerbegebiet Haid

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Der Mann bekleidet das höchste Ehrenamt im südbadischen Handwerk: Johannes Ullrich, Malermeister, 53, ist neuer Präsident der Frei-

burger Handwerkskammer (HWK) und damit Boss über einen jährlichen Etat von rund 21,5 Millionen Euro und 150 Beschäftigte. Doch wie ein Boss will er gar nicht sein, erzählt er bib-Chefredakteur Lars Bargmann.

bib: Herr Ullrich, nach Ihrer Wahl am 19. November haben Sie gesagt: Wir läuten eine neue Ära ein. Was ist seither pas- siert?Ullrich: Sehr viel. Ich bin angetreten mit einem Bekenntnis zu mehr Transparenz und breiter Mitbestimmung in der Ver-waltung. Wir haben intern viel geändert, führen regelmäßige Gespräche und zwar mit allen, ob Sachbearbeitern oder Ge-schäftsführern, ob Arbeitgeber- oder Arbeitnehmervertretern.

bib: Sind Sie näher an der Basis als Ihr Vorgänger? Ullrich: Das ist mein Anspruch an mich selber. Ich will für jeden Handwerker der Sprecher sein, ich bin Dienstleister der Betriebe. Und ich will einen neuen Führungsstil leben.

bib: Als Dieter Salomon in den Wahlkampf um Rolf Böh-mes Nachfolge zog, wollte er das auch, neuer Führungsstil, jeden Mitarbeiter kennen. Heute, 13 Jahre später, sagt Sa-lomon zuweilen schmunzelnd, er habe das fast geschafft …Ullrich: Der Oberbürgermeister hat viel mehr Mitarbeiter. Ich will das ganz schaffen. Ich bin nicht wichtig, das Team

ist wichtig. Wir müssen die Distanz zu den Mitarbeitern und den Betrieben minimieren. bib: Mancher Handwerker denkt, was machen die eigent-lich mit meinem Zwangsbeitrag? Ullrich: Ich habe mich früher auch aufgeregt. Auf sol-che Fragen müssen wir gute Antworten haben, die Betrie-be brauchen durch uns einen Mehrwert. Das muss eine Win-win-Situation sein, die Beiträge müssen sich für die rentieren.

bib: Was sind die großen Linien in den nächsten Jahren? Ullrich: Bei uns ist Kammer 2020, 2025 das ganz große Thema. Wir müssen die Struktur der Kammer vor allem im Bildungsbereich anpassen. Wir werden 2025, 2030 deut-lich weniger Azubis haben, aber drei Ausbildungshäuser und 60 Ausbildungsmeister, die ausgelastet sein wollen.

bib: Wie viel weniger Auszubildende wird es 2030 im Ver-gleich zu 2015 geben? Ullrich: 2030 wird es rund 25 Prozent weniger 16- bis 18-Jährige geben. Das wird nicht folgenlos bleiben und die Gewerke unterschiedlich hart treffen. Auf dieses Szenario müssen wir vorbereitet sein, das ist eine riesige Aufgabe …

bib: … wie Schwarzarbeit, fairer Wettbewerb, Mindest-lohn …Ullrich: Das sind zentrale Themen. Viele erfolgreiche Bau-unternehmer etwa arbeiten mit Kontingenten aus dem Os-ten. Die halten sich nicht an den Mindestlohn, weil die Fo

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» Ich bin nicht wichtig « Johannes Ullrich über das Chefsein und die

großen Themen der HWK Freiburg

Interview

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Muss Weitsicht beweisen: Johannes Ullrich will für die Kammer und die Betriebe eine Win-win-Situation.

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Arbeiter 13 Stunden schaffen und das so umgangen wird. Wir fordern, dass das mehr kontrolliert wird und sind mit dem Zoll auch im Gespräch. Da ist Bewegung drin.

bib: Verliert das Thema Energiewende an Bedeutung?Ullrich: Nein. Das Thema hat sehr viel Potenzial für die Betriebe. Das müssen wir als Kammer weiter bearbeiten. Haben die Betriebe die nötige Qualifikation? Muss ich spezielle Ausbildungs- und Weiterbildungsprogramme an- bieten?

bib: Das realisierbare Potenzial bei der energetischen Sa-nierung hängt stark an der Art von Förderung aus Brüssel, Berlin, Stuttgart oder auch aus Freiburg …Ullrich: Durchaus. Aber wir müssen gerüstet sein für die-se Aufgaben. Und wo liegen unsere Kompetenzen bei der Elektromobilität? Wer von uns kann die Betriebe fachlich beraten?

bib: Wie geht es weiter mit der GETEC-Messe in Freiburg? Ullrich: Wir sprechen intensiv mit den Verantwortlichen. Das Handwerk muss auch etwas davon haben, dass es sich da präsentiert. Da müssen wir gemeinsam ein neues Pro-fil erarbeiten.

bib: Gestern hat ein Elektriker zu mir gesagt: Kein Hand-werker wartet momentan darauf, dass das Telefon klingelt. Geht es dem Handwerk so gut wie selten?Ullrich: Wer jetzt sagt, es geht nicht gut, hat ein Problem. Die Auslastung ist hervorragend. Aber: Die betriebswirt-schaftliche Ausbildung des Meisters muss weiter verbessert werden, längst nicht alle kalkulieren auskömmlich. Und in den Bereichen ohne Meisterverpflichtung sieht es noch schlechter aus: Da haben wir viel mehr Insolvenzen, weil zu oft nur aufs schnelle Geld geschaut wird.

bib: Der Flüchtlingsstrom ebbt nicht ab, Freiburg hat der-zeit jeden Monat 115 Menschen zu versorgen. Ein Thema für die HWK? Ullrich: Wir müssen diesen jungen Männern und Frauen eine soziale und berufliche Zukunft ermöglichen. Unsere Betriebe können aber nur ausbilden, wenn klar ist, dass die-se Menschen längerfristig bleiben dürfen. Von über 25.000 Flüchtlingen in Baden-Württemberg im Vorjahr waren aber nach einer Untersuchung nur 494 mögliche Auszubildende. Dennoch, um die wollen wir uns kümmern.

bib: Wenn es immer weniger Auszubildende gibt. Sehen Sie das Handwerk in Gefahr? Ullrich: Das Handwerk ist als Tradition ein wichtiger Teil der Gesellschaft. Wenn es keine Handwerker mehr gibt, dann fehlt eine sehr wichtige soziale Schicht, ein unglaub-lich wichtiges Regulativ.

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Die Welt, die Wirtschaft in Zahlen Zunahme der Weltbevölkerung pro Sekunde 2,6 MenschenZunahme der facebook-Likes pro Sekunde 52.196 Menschen Verdienst eines Durchschnittsmenschen pro Sekunde 0,0002 DollarVerdienst von Justin Bieber pro Sekunde (2014) 2,54 DollarUmsatz von Apple pro Sekunde (2014) 5417 Dollar

Platzierung von Freiburg im COMFORT-City Ranking 2015* (100 bis 300.000 Ew.) 1. Platzierung von Heilbronn im COMFORT-City Ranking 2015 (100 bis 300.000 Ew.) 14.Platzierung von Gelsenkirchen im COMFORT-City Ranking 2015 (100 bis 300.000 Ew.) 25.

Zahl der Einkommensmillionäre (je 10.000 Steuerzahler in 2010) in Baden Baden 16,3Zahl der Einkommensmillionäre (je 10.000 Steuerzahler in 2010) in Stuttgart 8,2Zahl der Einkommensmillionäre (je 10.000 Steuerzahler in 2010) in Freiburg 4,4Zahl der Einkommensmillionäre (je 10.000 Steuerzahler in 2010) in Emmendingen 2,1

Abfall, den jeder Deutsche im Schnitt 2013 produziert hat (Kilo): 453Abfall, den jeder Freiburger im Schnitt 2013 produziert hat (Kilo): 387Restmüll, den jeder Deutsche im Schnitt 2013 produziert hat (Kilo): 162Restmüll, den jeder Freiburger im Schnitt 2013 produziert hat (Kilo): 94

Zahl der Menschen, die nach dem Asylbewerberleistungsgesetz in BW Geld bekommen 2005: 17.399Zahl der Menschen, die nach dem Asylbewerberleistungsgesetz in BW Geld bekommen 2010: 10.291 Zahl der Menschen, die nach dem Asylbewerberleistungsgesetz in BW Geld bekommen 2014: 38.531

Menge der Eiskugeln, die ein Deutscher jährlich isst 110Menge der Eisdielen in Deutschland 9000Anteil des im Supermarkt gekauften Eises (Prozent) 82Anteil des im Eiscafé gekauften Eises (Prozent) 14

Zahl der genehmigten Neubauwohnungen in Freiburg 2011 (saldiert): 1274Zahl der genehmigten Neubauwohnungen in Freiburg 2012 (saldiert): 843Zahl der genehmigten Neubauwohnungen in Freiburg 2013 (saldiert): 1062Zahl der genehmigten Neubauwohnungen in Freiburg 2014 (saldiert): 464

Zahl der Hauptschulabsolventen in Baden-Württemberg (in Prozent) 2012 16,8Zahl der Hauptschulabsolventen in Baden-Württemberg 2014 19,1Zahl der Werk-/Realschulabsolventen in Baden-Württemberg 2012 47,3Zahl der Werk-/Realschulabsolventen in Baden-Württemberg 2014 36,1Zahl der Gymnasium-Absolventen in Baden-Württemberg 2012 42,8Zahl der Gymnasium-Absolventen in Baden-Württemberg 2014 28,1

Streikende Deutsche 2004 515.000Streikbedingte Ausfalltage 2004 126.000Streikende Deutsche 2012 1.200.000Streikbedingte Ausfalltage 2012 630.000Streikende Deutsche 2014 345.000Streikbedingte Ausfalltage 2014 392.000

*Beratungsfirma für Einzelhändler Lars Bargmann, Till Neumann / Idee: brandeins

Fakten

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Sauberer Strom, der bares Geld spartEine Solaranlage für den Eigenverbrauch rechnet sich heute mehr denn je. Denn selbsterzeugter Sonnenstrom kostet nur die Hälfte dessen, was Sie beim Energieversorger bezahlen müssen.

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SI Module ist jetzt Teil des M10 Solar Campus in Freiburg-Haid.

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GEMÜSE AUS DER REGION, STROM VOM EIGENEN DACH.

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