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D 8512 50. Jahrgang Nr. 9 Montag, 10. März 2014 Expertise und Vertrauen Die Verteidigungsministerin spricht bei ihrem Antrittsbesuch im BAAINBw auch über Transparenz. Koblenz. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat am ver- gangenen Mittwoch das Bun- desamt für Ausrüstung, Infor- mationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) in Koblenz besucht und sich über die tägliche Arbeit der Projekt- leiter sowie den aktuellen Stand laufender Projekte – vor allem der Rüstungsvorhaben – informiert. Für von der Leyen war es – nach den in den vergangenen Wochen gemachten Erfahrungen und den von ihr getroffenen Entschei- dungen – ein wichtiges Anlie- gen, sich mit den Mitarbeitern des BAAINBw vor Ort auszu- tauschen und ihnen die Beweg- gründe für ihr Handeln näher zu bringen. Aus diesem Grund standen bei dem Besuch die Gespräche mit Projektverant- wortlichen und Mitarbeitern im Fokus. Eine Hauptaufgabe des Bundesamtes ist es, die Streit- kräfte mit leistungsfähigem und sicherem Gerät auszustatten. Als wesentliche weitere Aspekte wer- den die Entwicklung, Erprobung und Beschaffung von Wehr- material sowie dessen Nutzungs- management verfolgt. Die Ministerin wurde vom Präsidenten des Amtes, Harald Stein, und seinem militärischen Stellvertreter, Generalmajor Klaus Veit, begrüßt und in klei- ner Runde in die Aufgaben des Bundesamtes und die aktuellen Herausforderungen eingewiesen. Bei einer Gesprächsrunde mit Projektleitern informierte sich von der Leyen dann über deren Aufgaben. Hierbei wurden einige der 15 wesentlichen Projekte des Rüstungsboards angesprochen, beispielsweise der Schützen- panzer „Puma“, die beiden Mili- tärflugzeuge „Eurofighter“ und A400M sowie die Hubschrauber „Tiger“ und „Sea Lion“. Die kom- plexe Situation und das Umfeld, in dem die Projektleiter agieren, wurden von einem Leiter sehr plastisch illustriert. So fühle er sich ab und an wie ein „Ball“ im Kräftespiel industrieller und poli- tischer Interessen wie auch haus- halterischer Anforderungen. Er und seine Kollegen wären aber als Projektleiter für die Projektierung und Entwicklung des Rüstungs- projekts bis zu dessen Einfüh- rung in die Truppe verantwortlich. Die Ministerin machte deutlich, dass sie sehr wohl verstehe, unter welchen Sachzwängen die Projekt- verantwortlichen auf deren Ebene arbeiten müssten. In dieser Runde kündigte die Ministerin zudem an, dass externe Experten für Groß- projekte zu den Projektteams her- angezogen werden sollen. Denn der Blick von außen könne helfen, Problemfelder zu erkennen und transparenter zu machen. Nach diesem sehr offenen Gespräch tauscht sich von der Leyen zunächst mit den Interes- senvertretern des Bundesamtes aus, ehe sie im Foyer des Gebäudes mit rund 160 Mitarbeitern zusam- mentraf. Bei dieser Gelegenheit brachte von der Leyen ihren Res- pekt gegenüber der hohen Exper- tise der Mitarbeiter zum Aus- druck. Hierbei betonte sie, dass für die Zukunft zwei Aspekte von besonderer Bedeutung seien: ein für das Parlament transparen- tes Projektmanagement und die Weiterentwicklung einer gelebten „Fehlerkultur“. Hierbei müssten die Rahmenbedingungen geschaf- fen werden, damit mögliche Pro- bleme frühzeitig und offen ange- sprochen und thematisiert werden können, ohne nur nach „Schul- digen“ zu suchen. Bevor sich die Ministerin den unterschied- lichsten Fragen der Angehörigen des Amtes stellte, unterstrich sie nochmals ihre Wertschätzung für die Mitarbeiter: „Wir brauchen Sie. Ich weiß, was für ein Schatz Ihre Expertise ist und ich bitte Sie, uns gegenseitig Vertrauen zu schenken.“ Gerade dieses Ver- ständnis einer vertrauensvollen und engagierten Zusammenarbeit betonte sie abschließend ebenfalls gegenüber den Medien. (eb) Offenes Ohr: Die Ministerin informiert sich über Arbeit, Anliegen und Probleme der Projektleiter. Foto: PIZ AIN DIE BUNDESWEHR IM INTERNET www.bundeswehr.de www.bmvg.de www.youtube.com/bundeswehr www.facebook.com/bundeswehr www.twitter.com/bundeswehrInfo www.flickr.com/photos/ augustinfotos www.wirdienendeutschland.de Bundesministerium der Verteidigung Die Spiele sind eröffnet Die Sportförderung der Bundeswehr ist auch bei den Paralympischen Winterspielen am Start. Sotschi. Rund zwei Wochen nach den Olympischen Winterspielen sind am vergangenen Freitag die XI. Paralympics eröffnet worden. Die bestehenden Wettkampfs- tätten in Sotschi mussten zuvor behindertengerecht umgebaut wer- den. Bei den Winterspielen treten 547 Athleten aus 45 Nationen an. 72 Wettbewerbe in fünf Sportar- ten stehen auf dem Programm. Deutschland geht mit 13 Sport- lern in drei Sportarten an den Foto: Mihail Mokrushin/dpa Start. Mit dabei ist auch der seh- behinderte Zivilangestellte Willi Brem, der durch die Sportförde- rung der Bundeswehr unterstützt wird. Hauptgefreiter Normann Schlee von der Sportfördergruppe Todtnau fährt als Begleitläufer mit nach Russland. Die beiden gehen zusammen im Biathlon und Ski-Langlauf in die Loipe. Die Spiele dauern bis zum kom- menden Sonntag an. Paralym- pische Winterspiele fanden erst- mals 1976 statt und werden seit 1992 auch am selben Ort wie die Olympischen Winterspiele aus- getragen. (afl) NACHRICHTEN POLITIK Zerrissene Nation Die aktuelle Krise auf der Krim Halbinsel hat weit in die Geschichte zurückreichende Ursachen. Seite 4 EINSATZ Rettung aus der Luft Deutsche KFOR-Soldaten werden von amerikanischen Kameraden auf dem Hubschrauber „Black Hawk“ ausgebildet. Seite 5 BUNDESWEHR Segel setzen Offizieranwärter der Marine ler- nen vor Teneriffa auf der Bark „Gorch Fock“ das klassische Segeln. Seiten 6/7 SPORT Weltkugel gesichert Stabsunteroffizier (FA) Eric Frenzel hat vorzeitig den Gesamt- weltcup der Nordischen Kombi- nierer gewonnen. Seite 10 Unter gutem Stern: Das Paralympische Zeichen im Sonnenschein.

D 8512 50. Jahrgang Nr. 9 Montag, 10. März 2014 Expertise ... · PDF filevon Asa Griggs Candler Coca-Cola zum ersten Mal in Flaschen. Vor 385 Jahren: Am 10. März 1629 löst König

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50. Jahrgang Nr. 9 Montag, 10. März 2014

Expertise und Vertrauen Die Verteidigungsministerin spricht bei ihrem Antrittsbesuch im BAAINBw auch über Transparenz.

Koblenz. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat am ver-gangenen Mittwoch das Bun-desamt für Ausrüstung, Infor-mationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) in Koblenz besucht und sich über die tägliche Arbeit der Projekt-leiter sowie den aktuellen Stand laufender Projekte – vor allem der Rüstungsvorhaben – informiert.

Für von der Leyen war es – nach den in den vergangenen Wochen gemachten Erfahrungen und den von ihr getroffenen Entschei-dungen – ein wichtiges Anlie-gen, sich mit den Mitarbeitern des BAAINBw vor Ort auszu-tauschen und ihnen die Beweg-gründe für ihr Handeln näher zu bringen. Aus diesem Grund standen bei dem Besuch die Gespräche mit Projektverant-

wortlichen und Mitarbeitern im Fokus. Eine Hauptaufgabe des Bundesamtes ist es, die Streit-kräfte mit leistungsfähigem und sicherem Gerät auszustatten. Als wesentliche weitere Aspekte wer-den die Entwicklung, Erprobung und Beschaffung von Wehr-material sowie dessen Nutzungs-management verfolgt.

Die Ministerin wurde vom Präsidenten des Amtes, Harald Stein, und seinem militärischen Stellvertreter, Generalmajor Klaus Veit, begrüßt und in klei-ner Runde in die Aufgaben des Bundesamtes und die aktuellen Herausforderungen eingewiesen. Bei einer Gesprächsrunde mit Projektleitern informierte sich von der Leyen dann über deren Aufgaben. Hierbei wurden einige der 15 wesentlichen Projekte des

R üstungsboards angesprochen, beispielsweise der Schützen-panzer „Puma“, die beiden Mili-tärflugzeuge „Eurofighter“ und A400M sowie die Hubschrauber „Tiger“ und „Sea Lion“. Die kom-plexe Situation und das Umfeld, in dem die Projektleiter agieren, wurden von einem Leiter sehr plastisch illustriert. So fühle er sich ab und an wie ein „Ball“ im Kräftespiel industrieller und poli-tischer Interessen wie auch haus-halterischer Anforderungen. Er und seine Kollegen wären aber als Projektleiter für die Projektierung und Entwicklung des Rüstungs-projekts bis zu dessen Einfüh-rung in die Truppe verantwortlich.

Die Ministerin machte deutlich, dass sie sehr wohl verstehe, unter welchen Sachzwängen die Projekt-verantwortlichen auf deren Ebene

arbeiten müssten. In dieser Runde kündigte die Ministerin zudem an, dass externe Experten für Groß-projekte zu den Projektteams her-angezogen werden sollen. Denn der Blick von außen könne helfen, Problemfelder zu erkennen und transparenter zu machen.

Nach diesem sehr offenen Gespräch tauscht sich von der Leyen zunächst mit den Interes-senvertretern des Bundesamtes aus, ehe sie im Foyer des Gebäudes mit rund 160 Mitarbeitern zusam-mentraf. Bei dieser Gelegenheit brachte von der Leyen ihren Res-pekt gegenüber der hohen Exper-tise der Mitarbeiter zum Aus-druck. Hierbei betonte sie, dass für die Zukunft zwei Aspekte von besonderer Bedeutung seien: ein für das Parlament transparen-tes Projektmanagement und die Weiterentwicklung einer gelebten „Fehlerkultur“. Hierbei müssten die Rahmenbedingungen geschaf-fen werden, damit mögliche Pro-bleme frühzeitig und offen ange-sprochen und thematisiert werden können, ohne nur nach „Schul-digen“ zu suchen. Bevor sich die Ministerin den unterschied-lichsten Fragen der Angehörigen des Amtes stellte, unterstrich sie nochmals ihre Wertschätzung für die Mitarbeiter: „Wir brauchen Sie. Ich weiß, was für ein Schatz Ihre Expertise ist und ich bitte Sie, uns gegenseitig Vertrauen zu sc henken.“ Gerade dieses Ver-ständnis einer vertrauensvollen und engagierten Zusammenarbeit betonte sie abschließend ebenfalls gegenüber den Medien. (eb)

Offenes Ohr: Die Ministerin informiert sich über Arbeit, Anliegen und Probleme der Projektleiter.

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Bundesministeriumder Verteidigung

Die Spiele sind eröffnetDie Sportförderung der Bundeswehr ist auch bei den Paralympischen Winterspielen am Start.

sotschi. Rund zwei Wochen nach den Olympischen Winterspielen sind am vergangenen Freitag die XI. Paralympics eröffnet worden. Die bestehenden Wettkampfs-tätten in Sotschi mussten zuvor behindertengerecht umgebaut wer-den. Bei den Winterspielen treten 547 Athleten aus 45 Nationen an. 72 Wettbewerbe in fünf Sportar-ten stehen auf dem Programm.

Deutschland geht mit 13 Sport-lern in drei Sportarten an den

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Start. Mit dabei ist auch der seh-behinderte Zivilangestellte Willi

Brem, der durch die Sportförde-rung der Bundeswehr unterstützt

wird. Hauptgefreiter Normann Schlee von der Sportfördergruppe Todtnau fährt als Begleitläufer mit nach Russland. Die beiden gehen zusammen im Biathlon und Ski-Langlauf in die Loipe. Die Spiele dauern bis zum kom-menden Sonntag an. Paralym-pische Winterspiele fanden erst-mals 1976 statt und werden seit 1992 auch am selben Ort wie die Olympischen Winterspiele aus-getragen. (afl)

NAChriChtEN

POlitiK

Zerrissene NationDie aktuelle Krise auf der Krim Halbinsel hat weit in die Geschichte zurückreichende Ursachen. Seite 4

EiNsAtz

Rettung aus der LuftDeutsche KFOR-Soldaten werden von amerikanischen Kameraden auf dem Hubschrauber „Black Hawk“ ausgebildet. Seite 5

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Segel setzenOffizieranwärter der Marine ler-nen vor Teneriffa auf der Bark „Gorch Fock“ das klassische Segeln. Seiten 6/7

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Weltkugel gesichertStabsunteroffizier (FA) Eric Frenzel hat vorzeitig den Gesamt-weltcup der Nordischen Kombi-nierer gewonnen. Seite 10

unter gutem stern: Das Paralympische zeichen im sonnenschein.

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2 aktuell intern 10.März2014

Präsenzzeigen:DerFlugzeugträgerverband„USSGeorgeH.W.Bush“hatdieStraßevonGibraltardurchquertundjetztimHafenvonPiräusfestgemacht.

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„Stellen Sie sich doch mal unseren Lesern vor“, haben sie in der Redaktion zu mir gesagt. „Schreiben Sie einfach was über sich.“ Hier bin ich also: Magister der Germanistik, Amerikanistik und Kommunikationswissen-schaft. Seit Januar dieses Jah-res Teil der Zentralredaktion. In der aktuell bin ich hauptsächlich für den Bereich „Vermischtes“ zuständig. Und dafür, dass die Texte möglichst fehlerfrei in den Druck gehen – ein wichtiger Teil- aspekt des neuen Bereiches Qua-litätssicherung in der Zentralre-daktion.

Nahe Greifswald aufgewach-sen, habe ich in der Schule noch Russisch gelernt und später auch in diesem Fach Abitur gemacht. Schon deshalb gehen die aktuellen Ereignisse in der Ukraine nicht spurlos an mir vorbei. Wie alt der Ursprung dieses Konflikts ist, beleuchtet der historische Rückblick (S. 4). Und wie wichtig das Thema Ukraine im europäischen Kon-text ist, lässt sich daran erken-nen, dass Verteidigungsministe-rin Ursula von der Leyen auch beim Treffen mit ihrem pol-nischen Amtskollegen Tomasz Siemoniak darüber beriet, wie hier praktisch geholfen werden kann (S. 3).

E t w a s ernstere Töne als gewohnt w u r d e n i n diesem Jahr auch auf der Oscarverlei-hung in Los Angeles ange-schlagen. Im Studium habe ich die Oscars jedes Jahr mit Freunden, Pizza und viel Kaffee zelebriert. Der Star der diesjährigen Ver-anstaltung war jedoch nicht der „Goldjunge“, sondern ein Selfie, also ein mit dem Smartphone auf-genommenes Selbstportrait vieler Stars. Wäre es nach Moderatorin Ellen DeGeneres gegangen, hät-ten die Arme von Schauspieler Bradley Cooper noch viel länger sein dürfen (S. 11).

Wer an der Ostee aufgewachsen ist – mit den beiden Inseln Rügen und Usedom in der Nähe – kommt an Schiffen natürlich nicht vorbei. Für mich war immer klar: Nur ein Segelschiff ist ein echtes Schiff. Daher löst die Reportage über die Ausbildung auf der „Gorch Fock“, dem Segelschulschiff der Marine, bei mir Heimweh aus. Und auch ein bisschen Fernweh, kommt die Bark doch an Orte, von denen ich gern träume (S. 6/7).

Juliane Weuffen

ZitAt

„Ich widme diesen Preis allen Menschen, die jemals

unter Sklaverei gelitten haben, und den 20 Milli-

onen Menschen, die noch heute darunter leiden.“

Steve McQueen als er den Oscar für seinen Film „12 Years a Slave“erhalten hat.

KALenDerBLAtt

Vor15Jahren:Am 12. März 1999 treten die ehemaligen Warschauer-Pakt-Staaten Polen, Tschechien und Ungarn in der ersten Phase der Osterweiterung der NATO bei.

Vor20Jahren: Am 11. März 1994 stimmt der Deutsche Bundestag der Pflegeversicherung zu, mit der die Bürger sich gegen das Risiko der Pflegebedürftigkeit im Alter absichern sollen.

Vor35Jahren: Am 13. März 1979 tritt das Europäische Währungs-system (EWS) rückwirkend zum 1. Januar als währungspolitische Zusammenarbeit der Länder der Europäischen Gemeinschaft in Kraft.

Vor105Jahren:Am 15. März 1909 findet das erste Sechstagerennen des Radsports in Europa in den Berliner Ausstellungshallen am Zoo statt. In 144 Stunden versuchten Mannschaften von Radrennfahrern möglichst viele Runden auf der Holzbahn der Halle zurückzulegen.

Vor115Jahren:Am 10. März 1899 wird in Frankreich durch ein Dekret der Führerschein mit Fahrprüfung Pflicht.

Vor120Jahren:Am 12. März 1894 verkauft The Coca-Cola Company von Asa Griggs Candler Coca-Cola zum ersten Mal in Flaschen.

Vor385Jahren: Am 10. März 1629 löst König Karl I. das Parlament auf. England gerät in die elf Jahre dauernde parlamentslose Zeit. (eb)

iMPreSSUM

Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt: Bundesministerium der Verteidigung Presse- und Informationsstab Stauffenbergstraße 18, 10785 Berlin

Redaktionsanschrift: Zentralredaktion der Bundeswehr Bundeswehr aktuell Oberspreestraße 61 L, 12439 Berlin Telefon: (0 30) 67 94 - App Fax: (0 30) 67 94 - 20 65, BwFw 82 00 E-Mail: [email protected]

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ISSN: 1618-9086

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„Aller Ehren wert“Staatssekretär Ralf Brauksiepe informiert sich bei den deutschen Soldaten im Kosovo.

von Detlef Schachel

Pristina. „Was ist Ihr Auftrag heute hier bei uns?“, fragt Ober-gefreiter Mike R. sein Gegen-über. Der Angesprochene ist kein Geringerer als der Parla-mentarische Staatssekretär bei der Bundesministerin der Vertei-digung, Ralf Brauksiepe, der in dieser Funktion in der vergange-nen Woche erstmals das Kosovo besucht hat. Seine Antwort: „Ich finde es wichtig, dass ich mir per-sönlich ein Bild von der Lage vor Ort mache“, sagt Brauksiepe. Er wolle selbst sehen, was die Solda-ten in solch einem durch den Bun-destag mandatierten Einsatz tun, und unter welchen Bedingungen sie ihre verantwortungsvolle Arbeit verrichteten. „Darum bin ich heute hier“, betont er.

Brauksiepe sitzt an diesem Abend mit Soldaten der deutschen Einsatzkompanie KFOR im Camp Novo Selo zusammen, unweit der nordkosovarischen Stadt M itrovica. Unter den Soldaten befindet sich auch Hauptmann Daniel L., der Chef der Einsatzkompanie. Seine Einheit besteht größtenteils aus Artilleristen und Panzersoldaten aus Augustdorf. Die Frauen und Männer sind seit Januar vor Ort und bleiben für vier Monate. Beim Abendessen reden die Soldaten mit dem Staatssekretär und zwei mit-gereisten Bundestagsabgeordne-ten über den Einsatz, beschrei-ben ihren Tagesablauf und spre-chen über ihre Einsatzerlebnisse. Bereits zuvor hatten Brigadegene-

ral Norbert Wagner als ranghöchs-ter deutscher Soldat im KFOR-Hauptquartier sowie Oberst Joseph Antonius Jünemann, Kontingent-führer des 37. Deutschen KFOR-Kontingentes, den Staatssekre-tär und seine Begleiter in Pris-tina über ihren Verantwortungs-bereich informiert. Dabei ordne-ten sie die Arbeit der rund 700 deutschen Kontingent-Angehö-rigen für den Aufbau und für den Erhalt eines sicheren Umfel-des im Kosovo in die Gesamt-operation ein.

„Die Soldaten der Bundeswehr sind eine ganz wichtige Säule für KFOR, und das wird auch sehr anerkannt“, unterstreicht Brauk-siepe die hohe Wertschätzung dieser Arbeit. Dies hatte ihm der Kommandeur von KFOR,

der italienische Generalmajor Salvatore Farina, im persönli-chen Gespräch versichert. Der Staatssekretär betont, die KFOR-Operation und der deutsche Bei-trag dazu werden sich auf der Grundlage von gemeinsam mit allen NATO-Staaten vereinbar-ten Kriterien weiterentwickeln. Dafür ausschlaggebend sei aber eine sich nachhaltig verbessernde Sicherheitslage.

Diesen Nachweis gelte es in den nächsten Monaten zu erbrin-gen, so dass gemeinsame politi-sche Entscheidungen getroffen werden können, um die KFOR-Kräftestrukturen anzupassen. Es gebe zwar Grund zu verhaltenem Optimismus. Einige Herausfor-derungen, auch auf politischer Ebene, stünden jedoch noch an.

Dabei steht für Brauksiepe fest: „Wir werden die Menschen im Kosovo nicht im Stich lassen.“ Dies machte der Staatssekretär auch in Gesprächen in der deut-schen Botschaft in Pristina und bei EULEX, der Mission der Europäischen Union zur Unter-stützung des Kosovo beim Auf-bau rechtsstaatlicher Institutio-nen, deutlich.

Immer wieder ber ichten Medien vom KFOR-Einsatz als dem „vergessenen Einsatz“. „Dieses Thema beschäftigt auch mich“, betont Brauksiepe, denn der zweitgrößte Einsatz der Bundeswehr „ist eine Erfolgsge-schichte“. Trotzdem stehe er nicht so stark im Fokus der Öffentlich-keit. Der Staatssekretär versichert aber, die politisch Verantwortli-chen im Ministerium und auch im Deutschen Bundestag wür-den die Leistungen der Solda-ten nicht vergessen. „Es ist aller Ehren wert, was hier im Kosovo geleistet wird“, hebt Brauksiepe hervor. Auf das Thema „verges-sener Einsatz“ angesprochen, zuckt der Kompaniechef der Ein-satzkompanie nur die Schultern und sagt: „Wir können uns über Langeweile nicht beklagen und vergessen fühlen wir uns auch nicht.“ Der Kompaniefeldwebel, Oberstabsfeldwebel Martin V., pflichtet seinem Chef bei und hat darüber hinaus noch eine Anregung für künftige Besuche: „Gern länger bleiben und einen kompletten Tagesablauf mit-erleben.“

Besonnene VerbündeteVerteidigungsministerin besucht erstmals ihren polnischem Amtskollegen.

Berlin. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat am Ende vergangener Woche ihren polni-schen Amtskollegen Tomasz Sie-moniak in Warschau zu Gesprä-chen getroffen. Ein Schwerpunkt bei dem seit Längerem geplanten Antrittsbesuch war die deutsch-polnische Militärkooperation. Eine langjährige, vertrauensvolle und konstruktive Zusammenarbeit prägt die deutsch-polnischen Bezie-hungen im Verteidigungsbereich. Vor dem Hintergrund des gemein-samen Interesses an der Entwick-lung im Ostseeraum arbeiten vor allem die Marinen beider Länder in Bereichen wie Ausbildung, Übung, Logistik oder Fähigkeitsentwick-lung eng zusammen.

Außerdem gehören Deutschland und Polen zu den Gründungsnati-onen des Multinationalen Korps Nordost, dessen Stab im polnischen Stettin beheimatet ist. Mittlerweile

10. März 2014 MiniSteriuM / HinterGrunD aktuell 3

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Besuchte die Soldaten bei KFOr: Staatssekretär Brauksiepe (r.).

leisten Soldaten aus zwölf Staa-ten dort ihren Dienst. Der Stab ist zur Führung von multinationalen Großverbänden befähigt und kann eine Beteiligung an Friedenser-haltenden Operationen und zur Hilfeleistung bei Naturkatastro-phen sicherstellen.

Auch die Situation in der Ukraine, an die Polen im Osten angrenzt, war Gegegenstand

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der Gespräche. Deshalb habe Deutschland „Verständnis für die Sorge, mit der die aktuel-len Entwicklungen in der direk-ten Nachbarschaft der Ukraine gesehen werden“, erklärte von der Leyen. Mit großem Respekt habe sie „erleben können, wie besonnen und wie selbstbewusst“ die Verbündeten die Lage und Situation einschätzen. „Entschei-

dend ist, dass der Gesprächsfaden nicht abreißt, denn es ist der Dia-log, der zu dauerhaftem Frieden und Respekt vor der Integrität von Staaten sorgt“, so von der Leyen. Bei dem Treffen im polnischen Verteidigungsministerium hat die Ministerin den Deputy Chief of the General Staff der polnischen Streit-kräfte ausgezeichnet. Vizeadmiral Waldemar Gluszko wurde für sein Engagement im Bereich der mili-tärischen Kooperation z wischen Deutschland und Polen mit dem Ehrenkreuz der Bundeswehr in Gold ausgezeichnet.

Nach dem Treffen legte von der Leyen auf dem Marschall-Jozef-Pilsudski-Platz in Warschau am Grabmal des unbekannten Solda-ten einen Kranz nieder. Es ist eine symbolische Grabstätte zur Erin-nerung an die im Kampf für die Freiheit Polens gefallenen polni-schen unbekannten Soldaten. (flo)

Kooperation: Ministerin von der Leyen bei tomasz Siemoniak.

Straffes Programm in Afghanistan

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Kabul/Mazar-e Sharif. Ver-gangene Woche hat Staatssekre-tär Markus Grübel die deutschen Soldaten in Afghanistan besucht. Erster Stop seiner Reise war Kabul. Hier sprach Grübel mit Brigade-general Carsten Breuer und besich-tigte das Lagezentrum (CJOC) im Regionalkommando Nord. Im Anschluss unterhielt sich der Staatssekretär mit deutschen Soldaten und erkundigte sich über die derzeitigen Einsatzbedingun-gen. Später kam er mit dem deut-schen Botschafter, Martin Jäger, zusammen. In Mazar-e Sharif gedachte Grübel der gefallenen Soldaten am Ehrenhain und ließ sich unterschiedliche Waffensys-teme und Fahrzeuge , darunter „Tiger“, „NH-90 MedEvac“ und „Fennek“ zeigen. Ebenfalls stan-den die Rückführung des Geräts nach Deutschland sowie die medi-zinische Versorgung der Solda-ten auf dem Plan. Hier ließ sich Grübel bei den Logistikern und Sanitätern vor Ort einweisen. (eb)

Steuerungsboard sichert die ZukunftBerlin. Das Steuerungsboard „Agenda Attraktivität – Auftrags-erfüllung und Wettbewerbsfähig-keit“ hat Ende Februar seine Arbeit aufgenommen. Vorsitzender des Gremiums, dem alle Abteilungs-leitungen des Verteidigungsmi-nisteriums (BMVg) angehören, ist Staatssekretär Gerd Hoofe.

Das Board bündelt alle Maßnah-men und Aktivitäten, um die Bun-deswehr attraktiver zu gestalten und die „Marke Bundeswehr“ zu stärken. Damit tritt die Bundeswehr in eine weitere Phase der Neuaus-richtung ein. Bislang standen die Organisationsstrukturen und deren prozessorientierte Ausrichtung im Fokus, damit der Auftrag auch in dieser schwierigen Phase erfüllt werden konnte. Mit der „Agenda Attraktivität“ widmet sich die Bun-deswehr nun der Demografiefes-tigkeit – einem der drei Ziele der Neuausrichtung. (eb)

Veränderung in SpitzenstellenBerlin. Brigadegeneral Karl Heinrich Schreiner, Direktor Lehre an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg, tritt zum 1. März in den Ruhe-stand. (eb)

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4 aktuell politik/Hintergrund 10.März2014

Die „Perle des Imperiums“Die Halbinsel Krim und die Ukraine bilden einen integralen Teil der russischen Geschichte.

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von Bernhard Chiari, Wissen-schaftlicher Direktor am Zentrum für Militärgeschichte und Sozial-wissenschaften der Bundeswehr

1954 gliederte Parteichef Nikita Chruschtschow die H albinsel Krim von der Russischen in die Ukrainische Sowjetrepublik ein. Anlass für dieses Geschenk war der sogenannte Vertrag von Perejaslaw: 1654 hatten die Saporoger Kosaken Zar Alexej I. die Treue geschworen. Perejaslaw wurde in der Sowjetunion zum Mythos, der die besondere Beziehung zwischen Ukrainern und Russen dokumentierte.

Die aktuellen Ereignisse in der Ukraine geben Anlass, die his-torischen Beziehungen zwischen dem Land „an der Grenze“ (u kraina) und Russland zu hinter-fragen. Als flächenmäßig zweit-größter Staat Europas verbindet die Ukraine östliche und westliche Einflüsse. Dies findet im Vorhan-densein zweier christlicher, östlich orientierter beziehungsweise auf Rom ausgerichteter Kirchen seinen Ausdruck. Ukrainische Territo-rien waren bis zum 16. Jahrhun-dert Teil des polnisch-litauischen Großreiches. Das Magdeburger Stadtrecht verband die Städte Kiew und Poltawa mit Deutsch-land. Das Fürstentum Galizien-Wolhynien zählte zu den Zen-tren des Ost-West-Handels und geriet nach der Ersten Polnischen Teilung 1772 unter den Einfluss der Habsburger. Im 19. Jahrhun-dert entstanden hier die Anfänge einer ukrainischen Nationalbe-wegung. Die Ukrainer zählen, gemeinsam mit Russen und Weiß-russen, zu den ostslawischen Völ-kern, hervorgegangen aus dem Siedlungsgebiet der mittelalter-lichen Kiewer Rus. Heute ist die Ukraine Heimat für 37 Millionen ethnische Ukrainer (78 Pro-zent der Bevölkerung) sowie für zahlreiche Minderheiten, von denen die Russen mit mehr als

acht Millionen die weitaus größte Gruppe stellen.

1989 nannten mehr als zwölf Prozent der Ukrainer Russisch als ihre Muttersprache. Wäh-rend sich in der Westukraine viele Menschen mit dem ukrainischen Staat identifizieren, gilt dies in der stark industrialisierten und russifizierten Ostukraine kaum. Ethnische Gruppen wie die Rusi-nen (Karpato-Ukrainer) betrach-ten sich als unabhängige Nation. Einen wichtigen Bezugspunkt für die ukrainische Nationalge-schichte bildet das Kosakentum. Im Russischen Reich erhielten die Kosaken (tatarisch: „freie Krie-ger“) für die Sicherung der Außen-grenzen Steuerfreiheit, Landbesitz und eine eigene Gerichtsbarkeit. Hetman Bohdan Chmelnyzkyj begründete im 17. Jahrhundert den ersten Kosakenstaat. Iwan Masepa diente zunächst dem rus-sischen Zaren Peter dem Großen, wechselte dann aber die Seiten und ging 1709 mit seinen Saporo-ger Kosaken in der Schlacht von Poltawa im Kampf gegen Peters Armee unter.

Vor dem Ersten Weltkrieg war die Ukraine Teil des Russischen Reiches und Österreich-Ungarns. Seit 1917 kämpften von Kiew und Charkow aus bürgerliche und sowjetische Regierungen um die Macht in einem unabhängi-gen Staat. 1918 installierten die Mittelmächte den früheren zaris-tischen General Pawlo Skoro-padskyj als Hetman, bevor am 19. Januar 1919 in Kiew auf den Bajonetten der Roten Armee eine Ukrainische Sowjetrepub-lik ausgerufen wurde. Diese wurde 1932/33 zum Schauplatz einer gigantischen Hungersnot (ukr. Holodomor, Tötung durch Hunger), die die sowjetische Führung für die Vernichtung der ukrainischen Kulaken und die Kollektivierung der Land-wirtschaft nutzte. Durch den H olodomor und die großen

Säuberungen Stalins starben mehrere Millionen Menschen.

Die Westukraine fiel nach dem Polnisch-Sowjetischen Krieg 1921 im Frieden von Riga an Polen. Diese Gebiete besetzte die Rote Armee 1939 in der Folge des Hitler-Stalin-Paktes und „säuberte“ sie von „Nationalisten“. Nach dem Überfall der Wehrmacht auf die UdSSR im Juni 1941 geriet die Ukraine unter deutsche Herr-schaft. Am 19. September fiel Kiew. Das „Reichskommissa-riat Ukraine“ wurde zum Schau-platz von Ausbeutung, Partisa-nenkrieg und der planmäßigen Ermordung der ukrainischen Juden. Die sowjetischen Behör-den siedelten nach 1945 die pol-nische Bevölkerung der West-ukraine zwangsweise nach Polen aus. Erneut wurde die Ukraine Ziel umfangreicher Bevölkerungs-verschiebungen.

Aus russischer Perspektive wurde die „wilde“ Ukraine seit dem 17. Jahrhundert „zivilisiert“. Der Kolonisierung diente neben den Kosakenheeren die Anlage

von Festungen als Kern zukünfti-ger Städte. Katharina II. siedelte in der heutigen Südukraine rus-sische und ukrainische Bauern, russische Offiziere und Adlige an, daneben Griechen und Bulgaren, und öffnete „Neurussland“ für die Juden. Strategische Bedeutung kam der Krim zu, der von Katha-rina 1783 annektierten „Perle des Imperiums“. Hier siedelten über-wiegend muslimische Tataren, deren Vorfahren im 15. Jahrhun-dert das Krimkhanat gegründet hatten. Diese regionale Groß-macht wurde seit dem 16. Jahr-hundert zunehmend abhängig vom Osmanischen und später vom Russischen Reich. Katharinas Herrschaft machte die Krim rus-sisch und begründete die bis heute tief im kollektiven russischen Bewusstsein verankerte Über-zeugung, die Halbinsel sei inte-graler Teil und zivilisatorische Leistung Russlands.

Nach der Oktoberrevolution von 1917 kurzzeitig unabhängig, wurde die Krim 1921 zur Autono-men Sozialistischen Sowjetrepub-lik. Ende der 1930er Jahre lebten dort noch etwa 200 000 Tataren, aber schon mehr als 400 000 Rus-sen und fast 100 000 Ukrainer. Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Krim als „Gotengau“ Teil der deutsch besetzten Groß-ukraine. Während 20 000 Krimtata-ren in der Roten Armee kämpften, dienten andere in den „fremd-völ-kischen“ Hilfsverbänden Hitler-deutschlands. Dies lieferte Stalin 1944 den Vorwand für die Auf-lösung der Autonomen Sowjetre-publik und die Deportation von 180 000 Krimtataren. Erst 1988 gestatteten die Behörden deren Rückkehr. Seitdem stieg der tatarische Anteil auf 280 000 Menschen oder zwölf Prozent

Multiethnisch:„neinzumkrieg!tataren,russen,ukrainersindBrüder“,stehtaufdemplakat.

Strategisch:dieukraineliegtineinerfüreuropawichtigenregion.

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der Gesamtbevölkerung von zweieinhalb Millionen.

Die Ukraine wurde nach 1945 zum Agrar- und Industriestandort. Im Osten entstanden leistungs-starke Industriezentren, überwie-gend betrieben von russischen Facharbeitern. Die Wirtschafts-krise der UdSSR in den 1980er Jah-ren und der Legitimitätsverlust ihrer Führung – unter anderem durch die R eaktorkatastrophe von Tschernobyl – trafen ins-besondere auch die Ukraine. Das Ende der UdSSR brachte die „nationale Frage“ völker-rechtlich zum Abschluss. Die unabhängige Ukraine übernahm mit dem historisch vielfältig zergliederten Territorium den sowjetischen Behördenapparat und eine sowjetisch sozialisierte Führung.

Die friedliche „orangene Revo-lution“ der Jahre 2004/5 richtete sich gegen das verkrustete, post-sowjetische Establishment und führte Menschen mit unterschied-lichstem Hintergrund zusammen. Im aktuellen Streit um die Krim stehen meist die strategischen und militärischen Interessen Russ-lands im Vordergrund, das sich 1997 und 2010 einen großen Teil der einstmals mächtigen sowjeti-schen Schwarzmeerflotte und die Nutzung militärischer Anlagen bis 2042 vertraglich sicherte. Die marode ukrainische Wirtschaft ist nahezu vollständig von rus-sischen Rohstoffen und dem rus-sischen Markt abhängig.

Die Ereignisse von 2014 zei-gen, dass darüber hinaus zahl-reiche Brüche das „ukrainische Nationalbewusstsein“ überla-gern und die aktuelle Krise durchaus das Potenzial hat, die Ukraine entlang historischer Bruchlinien zu spalten.

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10. März 2014 einsatz aktuell 5

Fliegender RettungswagenDeutsche KFOR-Soldaten üben mit ihren U.S.-Kameraden am „Black Hawk“-Hubschrauber.

Hilfe aus der Luft: im Kosovo fliegen die „Black Hawks“ auch für die Bundeswehr Medevac.

novo selo. Nur wenige Hub-schrauber sind so bekannt wie der „Sikorsky“ UH-60. Nicht zuletzt durch Hollywoodfilme erlangte der Mehrzweckhubschrauber erhöhte Popularität. Heute ist der vielseitig einsetzbare „Black Hawk“ eines der bekanntesten Arbeitspferde der amerikanischen Streitkräfte. Unter anderem wird er als Rettungshubschrauber, kurz „MedEvac“, genutzt . Dabei fliegen die US-amerika-nischen Piloten nicht nur für die eigene Truppe. Im Notfall sind die „schwarzen Falken“ auch für die deutschen Soldaten im Kosovo da.Damit im „Fall der Fälle“ die Ret-tungskette gut funktioniert, müs-

sen alle Beteiligten die Abläufe mit und am Hubschrauber genau kennen. Deshalb fand kürzlich eine gemeinsame Ausbildung mit Soldaten der deutschen Einsatzkompanie und ameri-kanischen Sanitätern im Camp Novo Selo statt. „Die Ausbildung ist für das Erreichen der vollen Einsatzbereitschaft notwendig“, erläutert Oberleutnant Marco K. von der Einsatzkompanie. „Im Fokus stehen die drei Einsatz-züge unserer Einheit.“ In einem ersten Schritt bekommen die Teil-nehmer eine intensive Einweisung in den Ablauf einer Rettungsmis-sion. Dazu gehört auch, dass sie einige Grunderfordernisse, wie beispielsweise die Auswahl eines

geeigneten Landeplatzes auch bei widrigen Wetterverhältnis-sen oder in der Nacht, kennen müssen. Anschließend wird den Soldaten die technische Ausstat-tung der fliegenden Rettungssta-tion vorgestellt. Die Maschine kann bis zu zwei Verwundete liegend und zwei Patienten sit-zend aufnehmen. Zusätzlich ist sie mit einer Rettungsseilwinde ausgestattet.

Zu Beginn des Trainings ste-hen die Rotoren noch still, aber das ändert sich bald. Langsam setzen sich die Rotorblätter in Bewegung. Erst ist nur ein leichtes Singen der Blätter zu vernehmen, dann schwillt der Lärm mächtig an. Schnell ler-

nen die Soldaten, dass Helm und Schutzbrille schon in einer der-artigen kontrollierten Situation ihre Berechtigung haben. Denn Blätter und Steinchen werden durch den „Downwash-Effekt“ der Rotorblätter durch die Luft gewirbelt – das kann wahrlich ins Auge gehen.

Dann geht es los: Vier Mann, vier Ecken. Auf Kommando wird die Trage angehoben. Schnell, aber nicht überhastet, nähern sich die Soldaten der offenen Seitentür des „Black Hawk“, immer im Blickkontakt mit der Besatzung. Jetzt zeigt sich, dass die Teilnehmer gut aufgepasst haben. Die Trage wird rasch in den Hubschrauber geladen. Die Handgriffe klappen, der Ablauf passt, die Verladung gelingt ohne Schwierigkeiten. „Well done.“ Daumen hoch und rasch wie-der weg von der Maschine. Zum Abschluss gibt es noch eine Lehrvorführung der US-amerikanischen Kameraden. Die Maschine steigt auf etwa 30 Meter Höhe – die Rettungs-seilwinde wird klar gemacht. So können Verwundete auch ohne Landung des Helikopters an Bord geholt werden. Ein Besat-zungsmitglied lässt sich an der Winde herunter, übernimmt den Verwundeten am Boden und wird dann gemeinsam mit ihm an Bord „gewinscht“. Das sieht nicht nur spektakulär aus - son-dern kann im Notfall Leben ret-ten. (gb)

Jounieh.

Bundeswehr erweitert HilfeNeues Personal und weitere Ausbildungseinrichtungen für UNIFIL.

Neben der Seeraum-überwachung vor der Küste bil-det die Ausbildung der libane-sischen Marine die zweite Säule des Auftrags von UNIFIL. Dieses Engagement soll künftig erwei-tert werden. Zunächst soll eine Elektronikwerkstatt eingerich-tet werden. Darüber hinaus ist die Ausgestaltung einer schiffs-technischen Ausbildungskompo-nente und weiterer Module gep-lant. Dabei soll mittelfristig auch mehr Ausbildungspersonal zum Einsatz kommen.

Vorvergangene Woche wur-den drei Bürocontainer für das deutsche Ausbildungsperso-nal aufgestellt. Konteradmiral Nazih Jbaily, Befehlshaber der libanesischen Marine, und Kon-teradmiral Rainer Brinkmann, Stellvertretender Befehlshaber des Einsatzführungskomman-dos der Bundeswehr, betonten die besondere Bedeutung der

deutsch-libanesischen Zusam-menarbeit.

Sämtliche Ausbildungsvorha-ben folgen dem Konzept „Train the Trainer“. Die libanesischen Kräfte sollen zukünftig selbst für die Sicherheit an ihrer Küste verantwortlich sein.

Ein erfolgreiches Beispiel ist die Einrichtung einer Navigati-

onsausbildungs-anlage im Jahr 2011. Im Juni 2012 kon nt e dieses Ausbil-d u ng svo r h a -ben erfolgreich abgeschlossen werden. Dieser Bestandteil der

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ehr nautischen Aus-

bi ldung wird seitdem durch

F l ibanesisches er Brinkmann. Personal durch-

geführt. Auf diesen Erfolg soll nun

aufgebaut werden. In den ver-gangenen Monaten stellte die libanesische Marine fest, dass sie bei der technischen Wartung und Instandsetzung ihrer Ein-heiten Unterstützung benötigt. Hier möchte Deutschland mit der Ausbildung in Elektronik und Schiffstechnik unterstützen. (eb)

im Gespräch: Konteradmiral Rain

inspekteur der Luftwaffe in Kahramanmaras: Generalleutnant Karl Müllner (Bild r.) hat das deutsche Kontingent active Fence turkey (aF tUR) besucht. Die entwicklung des einsatzes in der türkei und die Gegebenheiten vor Ort standen im Mittelpunkt der Reise. Die südostanatolische Großstadt Kahramanmaras behei-matet seit nunmehr 13 Monaten das deutsche einsatzkontingent. Dass sich die infrastruktur entwickelt habe und gute stimmung vor Ort herrsche, freue ihn besonders, äußerte sich Müllner. Bei der kurzfristigen Umsetzung der natO-entscheidung ende 2012 wäre naturgemäß noch einiges vor Ort zu tun gewesen, so der inspekteur der Luftwaffe, „aber man sieht das engagement der vielen soldaten hier an vielen Projekten.“ so sind inzwischen Unter-kunfts- und sanitärcontainer, wichtige Betreuungseinrichtungen, aber natürlich auch die Gefechtsstände erweitert und funktioneller aus- oder neu aufgebaut worden. (eb)

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Bei ru t . Der Stel lver t re -tende Befehlshaber des Ein-satzführungskommandos der B undeswehr, Konteradmiral R ainer B rinkmann, hat die Ver-antwortung über das Deutsche Einsatzkontingent UNIFIL an Fregattenkapitän Jens Grimm übergeben. Im Dezember 2013 hatte Fregattenkapitän Christoph Otto Ciliax die Position des Kontingentführers übernommen.

Auf den deutschen Schnell-booten „Frettchen“ und „ Wiesel“ sowie auf dem griechischen Patrouillenboot „HS Machitis“ waren die Besatzungen zum Appell angetreten. Ein libane-sisches Musikkorps begleitete die Zeremonie vor rund 100 Gästen. „In den letzten Jahren hat sich hier viel getan. Von der positiven Entwicklung der liba-nesischen Marine bin ich sehr beeindruckt“, so der scheidende Kontingentführer Ciliax. „UNI-FIL ist eine sehr wichtige und erfolgreiche Mission, deren Bedeutung mit der Krise in Syrien erneut zugenommen hat“, betonte Brinkmann. In sei-ner Ansprache würdigte er auch die Leistungen des Kontingentes und bedankte sich bei den libane-sischen und brasilianischen Ver-tretern für die gute Zusammen-arbeit. (eb)

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6 aktuell bundeswehr aktuell 7

Meer für Dich – Segelausbildung auf der „Gorch Fock“Im Hafen von Santa Cruz de Tenerife lernen 99 Kadetten des 2. Törns der Offizieranwärtercrew VII/2013 Knoten, Segelmanöver und vor allem Kameradschaft an Bord.

von Achim Winkler

santa Cruz de Tenerife. Laute Kommandos und anfeu-ernde Rufe dringen über das Deck des Segelschulschif-fes „Gorch Fock“, während rund 150 Soldaten wie Amei-sen umherwuseln. Die Kadet-ten bergen Segel, um sie wenig s päter wieder zu setzen. Doch hinter dem scheinbaren Durchei-nander steckt System. Denn die Offizieranwärter haben gerade eine „Wende“ ihres Schiffes geübt. Nach Abschluss des Segelmanövers ertönt das Kom-mando „Klar Deck überall“ und das gesamte Tauwerk wird wie-der feinsäuberlich aufgeräumt.

Unter den guten klimatischen Bedingungen an der Küste Tene-riffas erhalten 99 Kadetten des 2. Törns der Offizieranwärtercrew

VI I /2013

ihre dreiwöchige Segelvoraus-bildung, bevor sie mit der „Gorch Fock“ für weitere fünf bis sechs Wochen in See stechen.

Die mit drei Masten ausge-rüstete Bark wurde als Segel-schulschiff konzipiert – Segel und Takelage müssen von Hand bedient werden. Allein könnte die Stammbesatzung das Schiff nicht segeln, dazu sind die Kadet-ten fest mit eingeplant. Die direkte Einbeziehung macht es wiederum erforderlich, dass die „Lehrlinge“ genau wissen, was sie bei welchem Kommando genau machen müssen – und dies auch unter erschwerten Bedingungen. Denn eine falsche Leine zu lösen könnte fatale Folgen haben.

Am Anfang der Segelvoraus-bildung lernen die Kadetten ihre persönliche Ausrüstung kennen und müssen die Sicherheitsbe-stimmungen lernen. Die persön-

l i c h e A u s r ü s t u n g

besteht im Wesentlichen aus dem Toppsgurt – vergleichbar mit einem Klettergurt. Mit den ein-gearbeiteten festen Metallschlau-fen – den sogenannte „Augen“, an denen Karabinerhaken befes-tigt sind, können sich die Solda-ten in der Takelage einhaken und sichern. Eine Ruckbremse sorgt dafür, dass der Kadett – sollte er ausrutschen – abgebremst und aufgefangen wird. „In Flensburg sind wir auf den Übungsmast hoch geklettert – den ,GoreTop‘ – und haben ,Enterbefähigung‘ bekom-men“, erzählt Obergefreiter Leon Bischoffeverding.

Nach den Belehrungen und ersten Unterrichtungen zum rich-tigen und damit sicheren Verhal-ten in der Takelage, „entern“ die Soldaten erstmalig in die Masten auf. Im nächsten Schritt steigen sie auf die „Rahen“, an denen die Segel befestigt sind und legen die Segel aus – immer unter perma-nenter Aufsicht und Anleitung

der Ausbilder.

Parallel dazu lernen sie im Unterricht die Bezeichnung der Segel und die Zusammenhänge in der Takelage kennen. „Fal-len“, „Geitaue“, „ Gordinge“, „ T o p p n a n t e n “ , „Schoten“, „Bras-s e n“ u n d we i -tere Begriffe sind den jungen Off i-z ie ra nwä r t e r n i n der Regel völ l ig fremd. Zusätzlich m üssen sie dann auch noch mög-lichst schnell lernen, wo jedes ein-zelne Tau z u m Bedie-n e n d e r

Segel an Deck zu finden ist – knapp 200 an der Zahl.

Danach wird die gesamte Crew auf die Segelstationen verteilt und jeder erhält seine feste Position. Auf der Basis dieser Toppsein-teilung üben die Offizieranwär-ter das koordinierte Aufentern und machen danach die Segel erstmalig los. Obergefreiter

Nadja Petrat weiß, worauf es ihr ankommt: „Für mich ist nur wichtig, dass ich mich da oben sicher fühle und sicher ,auf-entern‘ kann“, erklärt sie. Des-halb werde sie mit Ruhe, aber dennoch guter Geschwindig-keit hoch gehen.

In den Pausen stehen die Kadetten mit der „Flunder“ in der Hand an den Nagel-bänken. Denn kaum einer von ihnen hat an dieser Stelle schon komplett die „Nagelkunde“ ver-innerlicht – das Wissen um die Verteilung der Bedienleinen auf den Nagelbän-ken . D ie „F lun-der“

ist eine Prinzip-skizze, mit der die jungen Soldaten die Nagelkunde

lernen. Dieses Wissen ist Vor-aussetzung für den nächsten großen Lernschrittt: die Segelmanöver.

Nach einem Wochenende Verschnauf-pause steht für die Soldaten wieder Ler-nen auf dem Programm. Jetzt wer-den all die E i n z e l -schritte, d i e i n der Vor-woche

gelehrt und geübt wurden, in die Praxis umgesetzt und zu einem funktionierenden System zusammengeführt. Auf dem Pro-gramm stehen die Segelmanöver, mit denen die „Gorch Fock“ unter Segeln geführt wird.

Ähnlich den vorangegange-nen Unter r ich-t u n ge n , ve r a n -schaulicht einer der Segeloff iz iere das Manöver ganz pragma-tisch anhand einer aus Segeltuch gefertigten Skizze. Er erläutert die einzelnen Schritte des jeweiligen Manövers, die Wirkung des Win-des und die resultieren-den Bewegungen des Schiffes. Das

Gelernte setzen die Kadetten gleich darauf in die Praxis um.

Eine Kursänderung, in der anschließend der Wind von einer anderen Richtung auf die Segel trifft, ist für die Besat-

zung mit viel Arbeit verbun-den. Dazu gibt es zwei

Mögl ich keit en: Dreht das Schiff

mit der Nase, also dem Bug, durch den

Wind, so heißt die-ses Manöver „Wende“.

Dazu bergen die Soldaten zunächst im Bereich des Vorschiffs mehrere Segel, um vorn den Winddruck zu verringern. Dadurch kann das Schiff leich-ter in den Wind dre-hen. Im Verlauf der Drehung müssen sie die Segel an den Rahen unter großer Anstrengung auf die andere Seite drehen. Der Seg-ler nennt dies „Umbrassen“. Anschließend werden alle zum Manöver geborgenen Segel wie-der gesetzt

und das Schiff segelt auf dem neuen Kurs weiter.

Soll das Schiff mit dem Heck durch den Wind drehen, nennt man dieses Manöver „Halse“. Der Ablauf ist ähnlich dem der Wende, nur von hinten beginnend. Zunächst werden achtern, also im hinteren Bereich, die Segel gebor-gen, damit das Schiff leichter vom Wind weg drehen kann. In der Drehung werden wiederum die beiden Hauptmasten umgebrasst und schließlich alle geborgenen Segel wieder gesetzt.

Ein weiteres wichtiges Manö-ver ist „Mann über Bord“. Dahin-ter verbirgt sich ein Notmanöver für den Fall, dass ein Besatzungs-mitglied über Bord fällt. Dann kommt es darauf an, das Schiff so schnell wie möglich aufzustop-pen, um ein Rettungsboot auszu-setzen. Dafür wird wieder die gesamte Besatzung benötigt, um die Segel zu bergen. Die übrige Segelmannschaft strömt auf den Alarm „Boje über Bord“ sofort an Deck, nimmt weitere Segel weg und brasst die Rahen des Großmastes auf die andere Seite. Im Ergebnis bekommen deren gesetzte Segel nun den Wind von vorn, wodurch das Schiff end-gültig stoppt.

Jetzt kann das Bereitschafts-boot sicher ausgesetzt werden, um den Verunglückten zur Hilfe zu eilen. Bei einer solchen Rettungs-aktion kommt es auf Schnellig-keit an. Im Idealfall dauert dieses Notmanöver nur wenige Minuten.

Den Abschluss der Segelvoraus-bildung bildet das Nachtsegel- exerzieren. Denn auch unter den erschwerten Bedingungen der Dunkelheit müssen die

Abläufe und Handgriffe sitzen. Der Nachmittag dieses letzten Tages der Segelvorausbildung ist für die Kadetten dienstfrei, damit sie ausgeruht mit Ein-bruch der Dunkelheit wieder antreten können.

Unter dem Kommando des Ersten Offiziers zeigen die Kadetten dann das gesamte dreistündige Programm – vom Aufentern und Losma-chen über das Setzen der Segel und Brassen der Rahen, dem D urchfahren aller Segel- und Notmanöver bis hin zum abermaligen Aufentern und Festmachen aller Segel. „Das Segel setzen und wieder packen ging schnell. Das war gutes Teamwork“, sagt Kadettin Petrat. Die Absprachen hät-ten sowohl in der Tagelage als auch an Deck super geklappt.

So sieht es auch der Komman-dant der „Gorch Fock“, K apitän zur See Helge Risch: „Was Sie alle heute Abend gezeigt haben, hat mich wirklich überzeugt und ich freue mich, mit einer gut ausgebildeten Crew in Kürze in See zu stechen.“ Danach dankt er den Ausbildern für ihre geleistete Arbeit und lobt die Kadetten für ihre gute Moti-vation. Mit einem „Bravo Zulu“, dem Signal für „gut gemacht“ aus dem NATO-Signalbuch, schließt die Crew der „Gorch Fock“ die Segelvorausbildung erfolgreich ab. Nach einem weiteren freien Wochenende im Hafen von Santa Cruz de Tenerife sticht das Segelschul-schiff in See. Endlich, findet auch Petrat: „Wir freuen uns alle sehr auf die echte Seefahrt.

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8 aktuell bundeswehr 10.März2014

Nothilfe in der UkraineBundeswehr bringt verletzte ukrainische Staatsbürger zur weiteren Behandlung nach Deutschland.

Kiew. Die ukrainische Regierung hat in der vergangenen Woche die deutsche Botschaft in Kiew um Unterstützung bei der Versorgung von etwa 50 Verletzten ge beten. Die Verletzungen waren bei den Unruhen auf dem Maidan-Platz entstanden. Scharfschüt-zen hatten immer wieder gezielt auf Demonstranten geschossen und auch die Polizei hat mehr-fach massive Aktionen gestar-tet, um die Lage unter Kontrolle zu bringen. Eine Verbindung zu den aktuellen Ereignissen auf der Halbinsel Krim besteht nicht.

Das Auswärtige Amt bat das Verteidigungsministerium um den Transport der Verletzten. Derzeit

befindet sich ein Ärzteteam der Bundeswehr vor Ort und beur-

teilt den Zustand der Verletzten. Danach werden die Patienten für

den Transport nach Deutschland vorbereitet. Die Ukrainer sollen dabei mit einem „Airbus A310 Straitairmedevac“ transportiert werden. In welchen Kranken-häusern die Verletzten in der Folge weiterbehandelt werden, hängt von der Art der Verletzung und den verfügbaren Kapazitä-ten ab. Auch die Krankenhäu-ser der Bundeswehr könnten die ukrainischen Bürger aufnehmen.

Darüber hinaus hat die Bundes-wehr unbewaffnete Militärbeob-achter in die Ukraine entsendet. Die zwei Offiziere sollen die OSZE-Beobachtermission unter-s t ü t z e n . (eb)

Inderukraine:bundeswehrhilftbeiderVerletztenversorgung.

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buddelnimbiwak:soldatenlernendasbergenvonVerschütteten.

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Gut vorbereitet nach Kiew

Oberstarzt Christoph Rubbert (Foto), Sachge- Aufwand. Zudem können wir auf Erfah- terteam breit bietsleiter im Kommando Sanitätsdienst der rungen zurückgreifen und darauf aufbauen. a u f g e s t e l l t , Bundeswehr, leitet die mehrköpfige Berater- Denn ich habe Fachleute mit dabei, die bereits insbesondere, gruppe in Kiew. Bereits im April vergangenen Teil der Beratergruppe in Jordanien waren. was die chirurgi-Jahres war er maßgeblich an den Vorberei- sche Komponente tungen und der Verlegung syrischer Bürger- Wann haben Sie erfahren, dass Sie die betrifft. Mittlerweile kriegsverletzter in Bundeswehrkrankenhäu- Beratergruppe nach Kiew leiten werden? haben wir durchaus Erfahrungen, was ser beteiligt. Vor dem Abflug nach Kiew hat Das war sehr kurzfristig am vergangenen die Versorgung von Schussverletzungen sich Rubbert zu den Rahmenbedingungen Dienstag. angeht, die wir auch gerne an die Kranken-des Hilfseinsatzes geäußert. häuser weitergeben.

Wie sieht die Arbeit aus, die jetzt vor Für die Vorbereitung eines so genannten Wie unterscheidet sich der jetzige Auf- Ihnen liegt? „Straitairmedevac“ müssen wir die Patienten

trag von der Tätigkeit des Beraterteams Zunächst werden wir uns mit der Deutschen auswählen, die in Deutschland besser versorgt in Jordanien, als es um syrische Bürger- Botschaft in Kiew besprechen und abklären, werden können. Das ist nicht immer leicht kriegsverletzte ging? wann der Transport nach Deutschland durch- und hängt von vielen Faktoren ab. Letztlich

In Kiew werden wir in einem begrenzten geführt werden kann. Das ist maßgeblich von entscheiden aber immer medizinische Kri-Umfeld tätig sein und nicht wie in Jordanien der Visafrage abhängig. Unser Auftrag ist es terien. Auf der Grundlage unserer Auswahl durch das Land reisen müssen. Das begrenzt zu erkunden, wie die medizinische Versor- soll dann der Transport nach Deutschland für uns als Beratergruppe den logistischen gung vor Ort ist. Hierzu sind wir im Bera- durchgeführt werden. (eb)

Von der Steppe in den SchneeEin deutscher Gebirgsjäger kehrt aus Afghanistan zurück auf die Reiteralpe.

bad reichenha l l . Beim Winterbiwak des Gebirgsjä-gerbataillons 231 haben rund 250 Soldaten vier Tage auf dem Übungsplatz Reiteralpe ver-bracht. „Wir schlafen im selbst-gebauten Iglu, haben nachts Schichtdienst zum Streifelaufen und zur Feuerwache, tagsüber durchlaufen die Soldaten die vie-len Ausbildungsstationen“, erklärt Hauptgefreiter Pascal Endreß den Ablauf des Biwaks. Spähtrupp auf Skiern, Umgang mit dem V erschüttetensuchgerät, Verwun-detentransport, Verletztenversor-gung, Skiausbildung, Schnee-schuhpatrouille, „Da kommt keine Langeweile auf“, schmun-zelt der 22-jährige Gebirgsjäger aus Schwäbisch Gmünd, der in Bad Reichenhall im Hochgebirgs-jägerzug, kurz Hochzug, dient.

Noch vor einigen Monaten war er mit den Gebirgsjägern

im Auslandseinsatz in Afgha-nistan. Am OP North eingesetzt begleitete er als Mitglied des Sicherungszugs den Bataillons-kommandeur zu Gesprächen

mit Provinzgouverneueren oder Shuras, den Treffen der Stammes-ältesten.

Sechs Monate lang dauerte sein Einsatz. Gefragt nach dem

prägendsten Eindruck aus die-ser Zeit antwortete Endreß ohne zu zögern: „Die Kame-radschaft unter den Soldaten war einmalig. Dort steht jeder für jeden ein.“ Doch musste er auch erschreckende Erfah-rungen machen: „Wir sicher-ten gerade eine Besprechung des Bataillonskommandeurs ab, als sich in geringer Ent-fernung ein Selbstmordatten-täter in die Luft sprengte. Der Anschlag galt einem afghani-schen Lokalpolitiker und for-derte zwölf Todesopfer.

Schon vor seinem langen Auslandseinsatz hatte sich der ursprünglich freiwillig Wehrdienst-leistende entschlossen, in die Offi-zierslaufbahn zu wechseln. Im Juni wird Endreß deshalb das Batail-lon verlassen und den Offiziers-lehrgang an der Infanterieschule in Hammelburg besuchen. (eb)

Auf Zielfahrt zu den Meisterschaften

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badreichenhall. In dieser Woche beginnen die internatio-nalen Divisionsskimeisterschaften, ein Sportereignis, auf das sich das Gebirgsjägerbataillon 233 inten-siv vorbereitet hat. Dazu wurden geeignete Kandidaten aus dem Ver-band ermittelt und ausgewählt. Ver-gleichswettkämpfe wie der Peter-Stecher-Gedächtnis-Lauf oder der Absamer Berglauf bei der Paten-brigade in Österreich waren für die Trainer willkommene Möglichkei-ten, um sich einen Überblick über die potenziellen Teilnehmer zu ver-schaffen. Denn es wurden nicht nur Aktive für die Mannschaft, sondern auch Ersatzläufer benö-tigt. Elf Monate im Jahr trainieren die Wettkämpfer gezielt auf dieses Ereignis hin. „Wir investieren rund 40 000 Trainingsschüsse“, meint Trainer Thomas Eiband zuversicht-lich. So soll beim Wettkampf nichts dem Zufall überlassen werden. Nun ist es an der Mannschaft, sich zu beweisen. (eb)

Kunstausstellung von und mit Soldaten

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bonn.Vorvergangene Woche wurde die Wanderausstellung des 11. Kunstwettbewerbs der Bundeswehr eröffnet. Gezeigt werden Kunstwerke, die unter ganz persönlichen Eindrücken und durch Empathie entstanden sind. Inspiriert durch das Motto „Mobilität! Bewegung. Verände-rung?“ haben sich viele Soldaten und zivile Mitarbeiter der Bun-deswehr kreativ mit dem Solda-tenberuf auseinandergesetzt. In Anwesenheit geladener Gäste im Geistlichen Forum auf der Hard-thöhe betonte der Amtschef des Streitkräfteamtes und Schirm-herr der Ausstellung, Brigadege-neral Werner Weisenburger, die Bedeutung des Wettbewerbs für die Sensibilisierung des Solda-tenberufs. Die meisten der ins-gesamt 52 eingereichten Arbeiten gingen auf das Zusammenwirken zwischen Familie, Dienst, Aus-landseinsätze ein. Die Gewinner-werke sind noch für rund drei Wochen ausgestellt. (eb)

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10. März 2014 Innere Führung / MIlItärgeschIchte aktuell 9

generalstreik im März 1919: Arbeiter stellen Möbelwagen quer über die straßenbahnschienen.

„Nicht schießen, Brüder“Vor 95 Jahren schlagen Militär und Freikorps unter dem Kommando von Gustav Noske den Berliner Generalstreik nieder.

von Peter Popp,Offizierschule der Luftwaffe

geschichte. Jede Revolution gelangt ab einem bestimmten Punkt an eine Weggabelung: Die-jenigen, die anfangs auch dabei waren, sind dann nicht mehr dabei. Ab diesem Zeitpunkt ent-stehen gemeinhin Legenden des Erfolges, des Misserfolgs oder gar des Verrats, insbesondere dann, wenn Blut geflossen ist. Die deutsche Revolution von 1918/19 bildet dafür eine Mustervorlage. Im Grunde war sie eine Revolu-tion wider Willen. Die Kompo-nente „Straße“ betrachtet, nahm das Ganze seinen Ausgang mit der Revolte von Marinesoldaten und Massenstreiks in den Groß-betrieben in Kombination mit der Bildung von Arbeiter- und Solda-tenräten Anfang November 1918. Parallel dazu wurde seit Oktober auf Regierungsebene die Umge-staltung der konstitutionellen Monarchie in eine parlamen-

tarische vorbereitet. Das heißt, Deutschland sollte den Kaiser behalten, aber der Reichskanzler sollte fortan von parlamentari-schen Mehrheiten abhängig sein.

Doch die Ereignisse überstürz-ten sich: die Throne fielen, und so wurde am 9. November in Berlin „für das Reichsgebiet“ die Republik ausgerufen. Genauer gesagt: die Republik wurde in zweifacher Form ausgerufen – von Philipp Scheidemann als „Deutsche“, sprich bürgerliche „Republik“, zwei Stunden bevor Karl Liebknecht die „sozialisti-sche Republik“ für Deutschland ausrufen konnte.

Das Dilemma lag darin, dass die beiden vor dem Ersten Welt-krieg ein- und derselben Par-tei angehört hatten: der SPD. Sie war in der Revolution von 1918/19 „knallhart“ vor die Ent-scheidung gestellt, sich für den e volutionären Weg zur Demo-kratie oder den revolutionären Weg zu entscheiden.

Wenn sie sich für den revoluti-onären Weg entschied, so ging es um die Frage, Sozialismus nach Art Lenins, oder „demokratischer Sozialismus“ nach den Vorstel-lungen Rosa Luxemburgs und Karl Liebknechts. In ihrer über-großen Mehrheit wollte die Sozi-aldemokratie nicht einen Weg einschlagen, der mittels einer Revolution der terroristischen Herrschaft von links, also Leu-ten vom Schlage Lenins, an die Macht verhalf. Eine Minderheit innerhalb der SPD, die sich wäh-rend des Weltkrieges als „Unab-hängige Sozialdemokratie“, sprich Sozialisten formiert hatte, setzte hingegen auf die Revolution als radikalen Bruch mit der bishe-rigen „bürgerlichen“ Ordnung. Diese unabhängigen Sozialdemo-kraten waren keine Kommunisten vom Schlage Lenins.

Für die Sozialisten war die Revolution mit der Konstituie-rung der Nationalversammlung in Weimar nicht zu Ende. Im

Gegenteil: Jetzt galt es, sie mit Gewalt gegen die SPD und das bürgerliche Lager durchzusetzen. Doch diese wehren sich mit Hilfe des „noch irgendwie existieren-den“ Militärs, also auch in Form antidemokratischer Freikorps. Und so trat ab Februar 1919 die Revolution in ihre zweite, äußerst gewalttätige Phase, was sich als gravierendes Belastungsmoment für die junge Demokratie erwei-sen sollte.

Natürlich ging es auch um die soziale Frage. Dass die Revolution eine entscheidende soziale Kom-ponente besaß, lag auf der Hand. Es schreckte zum einen Massen-arbeitslosigkeit infolge der von den Siegern des Weltkriegs ulti-mativ geforderten Umstellung von Kriegs- auf Friedenswirt-schaft. Zum anderen ging es um die Frage der künftigen sozialen Demokratie im Wirtschaftsleben unter dem Stichwort „Mitbestim-mung“, also um Überwindung der bisherigen Klassengesellschaft in Deutschland.

Das Problem auf Seiten der Sozialisten lag darin, dass sie selbst höchst variantenreiche Vorstellungen davon hatten, wie weit die künftige Räteordnung reichen sollte: Betriebsräte oder Räte mit politischer Kompetenz jenseits der Betriebe? Oder b eides zusammen?

Von Räten sprach ja auch Lenin – mittlerweile hatte sich an Weih-nachten 1918 auch dessen deut-sche Anhängerschaft als KPD formiert. Doch die monolithisch orientierten Kommunisten ver-standen unter den Räten etwas ganz anderes als die immer noch pluralistisch innerhalb ihres ideo-logischen Rahmens orientierten Sozialisten. Für die Kommunisten waren die Räte nichts a nderes als Marionetten ihrer eigenen Macht. Sie sollten willfährige Instrumente sein und nicht das Forum aus-führlicher gesellschaftspoliti-scher Diskussion.

Nur begannen die Grenzen zwischen Kommunisten und

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Sozialisten unter der gewalt-samen Eskalation der Verhält-nisse zu verschwimmen. Par-allel dazu wirkten zentrifugale Kräfte im sozialdemokratischen Arbeitermilieu. Zunehmend tat sich eine Kluft auf zwischen Parteiführung und Parteibasis. Seit Januar 1919 formierte sich in den Industriebetrieben des Reiches eine autonome Bewe-gung jenseits der Gewerkschaf-ten. Es kam zu Massenstreiks, die von der „Unabhängigen“ SPD (USPD) wie auch von der Par-teibasis der SPD getragen wur-den, bei letzterer entgegen dem Willen der Parteispitze.

In Berlin traten die Arbei-ter Anfang März 1919 in den Generalstreik, geführt von einer von „Mehrheits“-SPD (MSPD) und USPD paritätisch besetz-ten Streikleitung, terminiert für fünf Tage. Dieser eskalierte in Straßenkämpfen, die erst am 16. März durch den Einsatz von Militär unter dem Kommando des Sozialdemokraten Gustav Noske als „Oberbefehlshaber in den M arken“ beendet wurden.

„Verrat“ oder „Rettung“? Die unter Opfern erfolgte Wiederher-stellung der öffentlichen Ordnung in Berlin fand zeitgleich statt mit der unter massiver Gewaltanwen-dung erfolgten Etablierung und Niederschlagung der Münchner kommunistischen Räterepublik. Dort herrschte seit Februar der „rote“ und dann ab April 1919 der „weiße“ Terror.

Und so befand sich Deutsch-land faktisch bis Ende 1923 in einer latenten Bürgerkriegs-situation, die dann abermals und ungleich stärker die Jahre 1931/32 prägte. Perspektivisch gesehen, sollte sich die SPD immer scheuen, auf Reichsebene in direkte Regierungsverantwor-tung zu treten. Sie bevorzugte die Tolerierung von Minderheits-kabinetten, beherrscht von der Sorge, ihren inneren Zusammen-halt zu verlieren, wie geschehen im Frühjahr 1919.

Aus der Familientragödie zur Pazifistin geworden

Dokumentation/Ausstellung. Der Sender „Rinnsteinkunst“, dennoch erlaubt sie ihrem sumstände basierende Lithografien, Radie-Arte zeigt ab dem 29. April das achtteilige minderjährigen Sohn Peter, sich freiwil- rungen und Skulpturen. So findet sich seit Doku-Drama „14 – Tagebücher des Ersten lig an die Front zu melden. Nach wenigen 1993 in der Berliner Neuen Wache, der Zen-Weltkriegs“. Auch die ARD strahlt am 27. und Wochen fällt er mit 18 Jahren in Flandern. tralen Gedenkstätte der Bundesrepublik 28. Mai je zwei Folgen der Reihe aus. Dem Schock folgt die Erkenntnis: „Nie Deutschland für die Opfer von Krieg und

Erzählt wird vom größten Krieg, den die wieder Krieg!“ Kollwitz wird Pazifistin. Gewaltherrschaft, eine vergrößerte Kopie Menschheit bis dahin gesehen hatte – aus den Die Künstlerin, die als erste Frau in die der Skulptur „Mutter mit totem Sohn“. (eb)Augen derer, die ihn miterlebten: Die Malerin Preußische Akademie der Künste aufge-und Grafikerin Käthe Kollwitz (Foto) ist zu nommen wurde, stellt ihr Werk fortan der Das Militärhistorische Museum Dresden Kriegsbeginn 1914 ein geachtetes Mitglied Kriegstreiberei entgegen. zeigt vom 1. August an die Ausstellung der Berliner Kunstszene. Zwar nennt Kaiser Kollwitz‘ Werke umfassen viele realis- „14 – Menschen – Krieg“. Mehr Informati-Wilhelm II. ihre sozialkritischen Arbeiten tische, größtenteils auf persönliche Leben- onen unter www.mhmbw.de.

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10 aktuell sport 10.März2014

Olympia war gesternNach den Olympischen Winterspielen messen sich die Athleten wieder bei den Weltcups.

Lahti.Stabsunteroffizier (FA) Eric Frenzel und seine Teamkol-legen haben sich erneut an ihrem „Albtraum“ Jörgen Graabak die Zähne ausgebissen: Im Weltcup-Teamsprint von Lahti mussten sich Olympiasieger Frenzel und Johannes Rydzek als Zweite um knapp eine Sekunde dem nor-wegischen Duo mit dem über-ragenden Schlussläufer Jörgen Graabak und Haavard Klemetsen geschlagen geben. Graabak hatte die Deutschen schon in Sotschi mächtig geärgert – vor allem beim Duell um Staffel-Gold.

Frenzel und Rydzek hatten nach dem Springen im finnischen Lahti noch geführt, aber nur acht Sekunden auf Norwegen mit in den Langlauf über zwei mal 7,5 Kilometer genommen. Zu wenig, denn nach starkem Beginn in der Loipe fehlte Frenzel ein wenig die Kraft. Schon während Olym-pia war er durch eine Virusinfek-tion geschwächt und hatte einen Wettbewerb abbrechen müssen.

Sein Gegner Klemetsen wech-selte nach der vorletzten Runde erstmals als Führender.

„Die Fitness war nicht so da, wie am Anfang der Saison“, sagte der 25 Jahre alte Frenzel. Am Vortag konnte er beim Einzelren-nen immerhin den dritten Platz erreichen und sicherte sich vorzei-tig den Gesamtweltcup. Somit hat er die große Kristallkugel erfolg-reich verteidigt. Sein Teamkollege Rydzek hatte den Einzelwettbe-werb gewonnen. Dementspre-chend wollte sich auch niemand so richtig über den knapp verlo-renen Teamsprint ärgern.

In Lahti ging neben dem Spurt um den Teamsieg auch der um Platz drei für die deut-schen Kombinierer verloren. Die Franzosen Francois Braud und Sebastien Lacroix lagen nicht mal eine halbe Sekunde vor dem Duo Björn Kircheisen und Hauptfeldwebel Tino Edel-mann. Kircheisen hatte kurzfris-tig den erkrankten Unteroffizier

(FA) Fabian Rießle ersetzt. Letzt-lich endete damit am WM-Ort von 2017 auch die Siegesserie der deutschen Kombinierer. Seit dem 11. Januar waren sie in sie-ben Weltcup-Wettbewerben nicht zu schlagen gewesen.

Parallel fand in Lahti der Welt-cup der Skispringer statt. Dank einer furiosen Aufholjagd und einer Flugshow von Severin Freund sind die deutschen Sprin-ger noch auf das Podest gesegelt. Zwölf Tage nach ihrem Gold-Coup von Sotschi mussten sich die DSV-Adler nur dem Olympia-Zweiten Österreich geschlagen geben. Freund, der zuletzt zwei Einzel-Siege in Folge gefeiert hatte, machte als letzter Sprin-ger der deutschen Mannschaft gleich zwei Plätze gut.

Nach zwei von acht Sprüngen hat te d ie Gold-Format ion Freund, Andreas Wellinger, Marinus Kraus und Hauptfeld-webel A ndreas Wank nur auf dem achten Rang gelegen, sich

dann aber Schritt für Schritt nach vorne gearbeitet. Am alten Riva-len Österreich mit Gregor Schlie-renzauer, Thomas Diethart, Stefan Kraft und Michael Hayböck war aber kein Vorbeikommen.

Zunächst sah es sogar nach einem deutschen Debakel aus. Bei starkem Rückenwind patz-ten sowohl Wank als auch Kraus. Nach zwei Sprüngen drohte dem Team das Verpassen des zwei-ten Durchgangs. Wellinger und der erneut überragende Freund sicherten zur Halbzeit immer-hin Rang fünf.

Schlussspringer Freund vollen-dete, was seine Kollegen im zwei-ten Durchgang vorbereitet hatten. Allen voran Wank zeigte sich deutlich verbessert und führte das Team bis auf Rang vier. „Man brauchte heute das Glück, unten Aufwind zu haben. Ansonsten sind schnell zehn oder 15 Meter weg. Im ersten Durchgang war es schwierig, der zweite hat bes-ser gepasst“, sagte Wank. (cl/er)

Soldaten messen sich mit PolizistenSoldaten aus Nienburg nehmen an der Niedersächsischen Polizeimeisterschaft im Crosslauf teil.

Nienburg. Am vorvergangenen Donnerstag hat in Nienburg-Lan-gendamm die Niedersächsische Polizeimeisterschaft im Cross-lauf stattgefunden. Soldaten des Zentrums für Zivil Militärische Zusammenarbeit der Bundeswehr (Zentr ZMZBw) unterschiedlicher Dienstgrade und Altersgruppen nahmen die Einladung der Poli-zeidirektion Nienburg gern an, um sich mit den besten „Cross-läufern der Polizei“ aus Nieder-sachsen zu messen.

Die Sanitäter aus der Clau-sewitz-Kaserne unterstütz-ten mit zwei Einsatzsanitätern, zwei Rettungsassistenten sowie

einem Krankenwagen. Ein Team wurde in der Nähe des Start- und Zielbereiches ein-gesetzt. Ein zweites stand mit dem militärischen Krankenwa-gen an einen Streckenschnitt-punkt in einem Waldstück auf Abruf bereit.

Sowohl auf der Mittelstrecke über sieben Kilomenter, wie auch auf der Langstrecke mit zwölf Kilometern lieferten sich die Läufer bei strahlend blauem Him-mel und Sonnenschein packende Duelle. Der olympische Gedanke hatte kurz nach den beendeten Winterspielen auch in Langen-damm seine Gültigkeit. (mhö)

Am Sieg vorbei geworfenDiskus. Bei dem „Internationalen Stadionfest“ (ISTAF) in Berlin hat Lokalmatador Stabsunteroffizier (FA) Robert Harting den Sieg ver-passt. Er musste sich bei dem Wett-kampf dem Magdeburger Martin Wierig geschlagen geben. Seine Enttäuschung war ihm anzumer-ken. „Jeder ist zufrieden – außer mir“, sagte der 29-Jährige nach dem Turnier. Das traditionsrei-che ISTAF wurde dieses Jahr erstmalig in der Halle ausgetra-gen. Der Diskuswettkampf war als großes Finale mit musikali-schem Einmarsch der Athleten einem Boxkampf gleich inszeniert worden. (eb)

Ausdauer im Kreis- fahren bewiesenradsport.Unteroffizier (FA) Stephanie Pohl hat bei der Bahn-rad-WM die Silbermedaille im Punktefahren gewonnen. Bei dem Turnier konnte sich die 26-Jährige am vorverganenen Wochenende im kolumbianischen Cali hinter der Australierin Amy Cure gegen die restliche Konkurrenz behaupten. Sie holte für den Bund Deut-scher Radfahrer (BDR) somit die erste Medaille im Ausdauer-bereich. (eb)

Den Gegner vom Podest geworfen

Judo. Am vorvergangenen Wochenende sind im polnischen Warschau die European Open der Frauen ausgetragen worden. Dabei konnte Hauptgefreiter Sonja Wirth Edelmetall erkämp-fen. Die Soldatin der Sportförder-gruppe Köln sicherte sich in der Gewichtsklasse bis 48 Kilogramm den dritten Platz. (eb)

Knapp an der Platte gescheiterttischtennis.Hauptgefreiter Sabine Winter hat mit ihrer Part-nerin Petrissa Solja bei der Deut-schen Tischtennismeisterschaft den zweiten Platz belegt. Sie konnten ihren Titel aus dem Vor-jahr nicht verteidigen. Im Finale des Damendoppels unterlagen die amtierenden Europameister am vorvergangenen Wochendende mit zwei zu vier Sätzen gegen Kristin Silbereisen und Shan Xiaona. (eb)

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Ellen‘s ElevenVon Favoriten, Überraschungen und einem Twitter-Absturz bei den diesjährigen Oscars.

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von Juliane Olbricht

Los Angeles. Zum 86. Mal hieß es am vorvergangenen Sonntag im Dolby Theatre in Los Angeles: „And the Oscar goes to...“. Die Academy for Motion Pictures Art and Science vergab wieder den wohl berühmtesten Filmpreis der Welt: den Oscar. Mit zehn Nominierungen ging die Gangs-ter-Komödie „American Hustle“ als Favorit in den Abend. Die Filme „Gravity“ und „12 Years a Slave“ traten mit zehn beziehungs-weise neun Nominierungen zum Rennen um den Goldjungen an.

Gastgeberin in diesem Jahr war Talkmasterin Ellen DeGeneres. Sie machte aus der Gala einen lockeren Familienabend, plau-derte ungezwungen mit den Gäs-ten in der ersten Reihe. Sogar eine Runde Pizza spendierte sie im Laufe der mehrstündigen Ver-anstaltung den Hollywoodstars. Das Geld für die Bestellung sam-melte sie mit Hilfe des Hutes von Popstar Pharrell Williams von Produzentenmogul Harvey Weinstein und anderen ein.

Den ersten Preis des Abends nahm Jared Leto entgegen. Nach sechs Jahren Kinopause gelang dem Schauspieler mit der Rolle des transsexuellen Rayon im Film „Dallas Buyers Club“ ein gran-dioses Comeback auf der Kino-leinwand – und das wurde gleich noch mit dem Oscar für die beste männliche Nebenrolle gewürdigt. In seiner Dankesrede dankte er nicht nur seinen Filmkollegen. „Dieser Preis ist für die 36 Mil-lionen Menschen, die den Kampf gegen Aids verloren haben – und

für alle, die jemals Ungerech-tigkeit empfunden haben wegen dem, wer sie sind oder wen sie lieben. Heute Abend stehe ich hier vor der Welt mit euch und für euch.“

„Dallas Buyers Club“ brachte auch dem Texaner Matthew McConaughey seinen ersten Oscar ein, in der Kategorie „beste männliche Hauptrolle“. Er und Leto galten im Vorfeld als sichere Favoriten in ihren Kategorien. Ebenfalls Favoritensiege gab es in den beiden weiblichen Schau-spielkategorien. Für ihre Leistung in „Blue Jasmine“ gewann Cate Blanchett ihren zweiten Oscar, diesmal als beste Hauptdarstel-lerin. Lupita Nyong’o wurde zum ersten Mal ausgezeichnet - als beste Nebendarstellerin in „12 Years a Slave“. Überraschend hingegen waren die Auszeich-nung von Spike Jonze für das

beste Originaldrehbuch für den Film „Her“ sowie der Preis für die beste Regie. Dieser ging an den Mexikaner Alfonso Cuarón für seinen Film „Gravity“. Das Weltraum-Drama war mit sieben Preisen auch gleichzeitig der Sie-ger des Abends. Den wichtigsten Oscar – den für den besten Film – konnte der Streifen mit Sandra Bullock in der Hauptrolle jedoch nicht einheimsen. Der Sieger der Königskategorie hieß „12 Years a Slave“. Als Mit-Produzent des Films erhielt nun endlich auch Brad Pitt s einen ersten Oscar.

Großer Verlierer des Abends war der Film „American Hustle“ – von zehn Nominierungen wurde keine Einzige eingelöst. Auch Leonardo DiCaprio und sein Film „Wolf of Wall Street“ gingen leer aus. Damit ging der Schauspieler zum vierten Mal in seiner Karriere nach einer

Nominierung ohne Goldjungen nach Hause.

Für das eigentliche Highlight der Veranstaltung sorgte die Gast-geberin selbst: Ellen De Generes holte mitten im Publikum ihr Handy heraus und forderte Bradley Cooper, Julia Roberts und viele weitere Hollywoodstars auf, mit ihr ein Selfie, ein Selbstpor-tait mit ihrem Smartphone, auf-zunehmen. Die Zuschauer ermun-terte DeGeneres, das Bild beim Kurznachrichtendienst Twitter zu retweeten, also erneut zu senden. Innerhalb einer Stunde folgten mehr als 700 000 Nutzer diesem Aufruf und legten so noch wäh-rend der Verleihung Twitter lahm. Mit diesem Bild ging somit die 86. Verleihung der Oscars nicht nur in die Film-, sondern auch in die Social Media-Geschichte ein – mit dem am häufigsten retweeteten Bild aller Zeiten.

Realität, Träume und VisionenDer „Internationale Autosalon“ in Genf stellt Klein-SUV und Luxuskarossen vor.

Genf. Am vergangenen Donners-tag hat in Genf der 84. „Interna-tionale Autosalon“ seine Türen geöffnet. Bis zum 16. März können Autointeressierte und -begeisterte sich hier über Neu-heiten auf dem Automarkt infor-mieren, die Modelle begutachten, probesitzen und zum Teil auch Probe fahren.

In diesem Jahr geht der Trend auf dem Automarkt weiter in Rich-tung Klein- und Kleinstwagen. Außerdem stellen unter anderem Opel mit dem „Adam Rocks“ und VW mit dem „T-Roc“ ihre Klein-SUVs (Sports Utility Vehicle) vor.

Es gibt zwar einen 870 Quad-ratmeter großen Testparcours für Elektro- und Wasserstoffautos, doch liegt in Genf auf diesen Ökoflitzern nicht das Augenmerk.

Trotzdem ist erkennbar, dass die meisten Hersteller inzwischen auf alternative Antriebe und Hybrid-Motoren und damit auf eine bes-sere Umweltvertäglichkeit setzen. Optische Highlights des dies-jährigen Autosalons sind sicher

der neue Ford „Mustang“, der Rolls Royce „Ghost“ sowie der Lamborghini „Huracan“.

Traditionsgemäß wurde auch in diesem Jahr das „Car of the Year“ gewählt. Sechs Kandida-ten standen zur Wahl. Der neue

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„Peugot 308“ konnte seine Mit-streiter ausstechen. Im Gegensatz zu den zahlreichen Designstudien, die ebenfalls in Genf zu bewun-dern sind, ist der Peugeot auch im Handel erhältlich.

Neben den etablierten Asiaten wie Toyota oder Honda zeigt auch der chinesische Hersteller Qoros seine neuen Modelle. Ähnlich wie Dacia oder Škoda setzt die-ser auf massentaugliche ökologi-sche Autos zum günstigen Preis.

Der „Internationale Autosalon“ findet seit 1905 statt und gilt als erster fester Termin des Jahres für alle großen und kleinen Autoher-steller. Nicht selten entscheidet der Auftritt in Genf darüber, ob aus einer Designstudie ein Serien-modell wird oder sie ein sc höner Autotraum bleibt. (jwe)

trendsetter: Mini-sUV Opel „Adam rocks“

„cheese!“: Das wohl berühmteste selfie der Welt mit der größten Anzahl an Oscar-Gewinnern.

Wenn der Tod kommentiertKino. Liesel ist neun, als ihr Pf lege-vater Hans sie in die Welt der Bücher und die Magie der Sprache einführt. Je mehr Liesel mit dem Grauen des Zweiten Weltkrieges konfrontiert wird, desto stärker sucht sie Halt bei den Schätzen, die sich im geschriebenen Wort verbergen. Regisseur Brian Percival ist eine stimmige Umsetzung des Best-sellers „Die Bücherdiebin“ von Markus Zusak gelungen. Ange-fangen bei der liebevollen und detailgetreuen Ausstattung über die Kostüme bis hin zum exzel-lenten Cast. Selbst Nebenfigu-ren erhalten im Film Tiefe, sind mehrdimensional und bekommen die Chance, sich zu entwickeln. Dies ist der Besetzung durch Darsteller wie Geoffrey Rush, Emily Watson und Barbara Auer zu verdanken. (eb)

Filmstart: 13. März

Ein Agent am Beginn der SerieKino. Der r u s s i s c h e O l i g a r c h Viktor Che-revin plant e i nen Ter-roranschlag, der die ganze Welt erschüt-tern wird. Für den CIA-Agenten Harper gibt es nur einen Kandida-ten, um den drohenden globalen Finanzterrorismus zu verhindern: Jack Ryan. Der Ex-Soldat hat sich nach einem Afghanistan-Einsatz bewusst für einen Bürojob ent-schieden und sieht keinen Grund, erneut in einen Außeneinsatz zu gehen. Das Ausmaß der unver-meidbar scheinenden Katastro-phe überzeugt ihn aber, nach Moskau zu fliegen, und es mit Cherevin aufzunehmen. Schon bald findet sich Ryan in einem Konstrukt aus Verschwörun-gen und Lügen wieder. 23 Jahre nachdem CIA-Agent Jack Ryan im Tom Clancy Klassiker „Jagd auf Roter Oktober“ zum ersten Mal die Welt retten konnte, zeigt „Jack Ryan: Shadow Recruit“ seit 27. Februar die Anfänge des Kultagenten. (eb)

aktuell verlost zwei Kino-gutscheine für „Jack Ryan: Shadow Recruit“ (bundes-weit gültig). Einfach eine Mail mit dem Betreff „ Shadow Recruit“ bis 13. März an [email protected].

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WillensstarkExtremsportler Harald „Harry“ Lange lässt sich trotz fünf Prozent Sehkraft nicht aufhalten.

erklärt er seine Motivation.

Bad Homburg. „Tja, Schlaffi, du wolltest da hin und jetzt sei ein Mann, fahre hin und warte ab, was dich erwartet.“ Das waren die Gedanken, die Harald Lange durch den Kopf schossen, als er die Zusage der Sportfördergruppe Eckern-förde bekam, mit den mariti-men Fünfkämpfern trainieren zu können.

In einem Fernsehbericht hatte er gesehen, dass es bei der Marine Möglichkeiten zum Praktikum gibt. Nach kurzer Recherche stieß er auf die Sportfördergruppe, nahm per Mail Kontakt auf und hatte kurz darauf die Zusage im Postfach. Vor allem der Leiter, Stabsbootsmann Lars Apitz, engagierte sich stark für das Projekt. „Die Aktion war so ziemlich das Geilste, was ich bislang erlebt habe“, sagt Lange.

Der Extremsportler musste sich nicht extra auf das Training vorbereiten. Er trainiert ohne-hin schon mindestens sechsmal pro Woche. Von seiner Sehbe-hinderung – er hat nur noch fünf Prozent Sehkraft – lässt er sich dabei nicht aufhalten. „Leistungs-sportler werde ich wohl keiner mehr, aber ich will tun, was ich kann, um vorn dabei zu sein“,

Dabei steckt er sich klare Ziele, wie den „ Braveheart-Battle“, Marathon oder den Zugspitzlauf.

Auch ansonsten will der Ver-waltungsfachangestellte wie jeder andere behandelt werden. Wenn manche ihn angesichts sei-ner Aktivitäten auch für „völlig Banane“ halten würden. „Meine Behinderung stört mich eher wenig. Ich kenne sie, lebe mit ihr, kann sie einschätzen,“ sagt der 34-Jährige von sich selbst. Belas-tend seien Menschen, die ihm nichts zutrauen. Doch so klar, wie Lange seine Ziele verfolgt, wird er sich auch in Zukunft von diesen Zweiflern nicht aufhalten lassen. (afl)

Was ist Ihr wertvollster Besitz?Mein Leben und meine Gesundheit.

Was ist Ihre größte Errungenschaft?Trotz Behinderung meine Selbstständigkeit bewahrt und eine treue Ehefrau gefunden zu haben.

Wie können Sie am besten entspannen?Bei einem lockeren Lauf in der Natur oder gemütlich mit meiner Frau.

Was mögen Sie an sich selbst nicht?Manchmal kann ich nicht so ruhig bleiben, wie ich das sollte.

Was können Sie besonders gut kochen?Chili con Carne oder Spaghetti Napoli mit frischen Tomaten.

Was ist Ihr Hauptcharakterzug?Ich beiße mich durch und gebe nicht auf.

Wozu können Sie nicht „Nein“ sagen?Wenn sich meine Frau etwas wünscht.

Wo möchten Sie am liebsten leben?Australien oder Kalifornien.

Was war Ihr größter Fehler in der Vergangenheit?Nicht auf das Musikkonservatorium gegangen zu sein, als ich die Möglichkeit dazu hatte.

Was können Sie überhaupt nicht leiden?Leute, die fragen, wie es dir geht und es gar nicht wissen wollen.

Was wäre für Sie das größte Unglück?Ins Koma zu fallen, nicht zu sterben und auch nicht mehr zu leben.

Wie lautet Ihr Lebensmotto?Genieße dein Leben und lebe im Heute.

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12 aktuell VermiscHtes 10. märz 2014

Ausgewählte Medienbeiträge12. märz, 23.30 Uhr, sWr: „ein soldatenleben – Zwischen Afghanistan und Familie“ Für sieben Monate muss der 29-jähr ige damalige Ober-feldwebel Gunnar Weiß nach Ma zar-e-Sharif. In den folgen-den Monaten bestreitet er den Lageralltag in Afghanistan, während seine Frau zuhause die Kleinfamilie zusammenhält. Sehen können Sie sich nur per Videochat. Vordergründig geht alles seinen Gang, aber als es wie-der Meldungen über tote Solda-ten gibt, wird das Zurückbleiben, das Warten auf einen Anruf, auf ein Lebenszeichen vor allem für Angela Weiß zur Belastung. Halt gibt ihr der Austausch mit einer Frau, deren Mann ebenfalls in Mazar-e-Sharif ist.

Youtube-Video der Woche:Ein lange gehegter Wunsch geht für Udo Dirkschneider, den Chef der international erfolgreichen Heavy Metal Band „U.D.O.“, in Erfüllung: einen gemeinsa-men Auftritt mit dem Marine-musikkorps Nordsee. Auch für die Musiker war das Experiment mit der Metal Band ungewohntes Terrain. Das Ergebnis kann sich jedoch sehen lassen. (eb)

Der Beitrag „Klassik trifft

Rock“ unter www.youtube.

com/bundeswehr.