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15
Das
Jour
nal:
Mai
201
5
Seite 5 Omega-3-Fettsäuren in Prävention und Therapie
Seite 13Kein alter Hut: Problemfall Teilbarkeiten
Seite 21 Der Chemie(un)fall in der Apotheke
Omega-3-Fettsäuren, Tabletten teilen und Chemieunfälle
FortbilDung aktuell Das Journal
vor Ihnen liegt nun die diesjährige erste Ausgabe unseres Fortbildungsjour-
nals, die erneut ein sehr breites Themenspektrum abdeckt:
Ob Omega-3-Fettsäuren und Fischölkapseln tatsächlich vor Herzinfarkt und
Schlaganfall schützen – dieser Frage geht Professor Martin Smollich (Münster)
auf den Grund. Dabei behandelt sein Aufsatz den Zusammenhang der Fett-
säuren auf das kardiovaskuläre System und damit auch auf die Durchblutung
des menschlichen Gehirns. Auch die Bedeutung dieser speziellen Fettsäuren
für Schwangere und das ungeborene Leben sowie auf neurogenerative und
neuropsychiatrische Erkrankungen werden thematisiert.
Wie sich ein Mehr an Arzneimitteltherapiesicherheit im Apothekenalltag
realisieren lässt, zeigt Dr. Verena Stahl (Herdecke). Sie befasst sich mit dem
„Problemfall Teilbarkeit“ und damit keinesfalls mit einem „alten Hut“ in der
Pharmazie. Schließlich ist der scheinbar so banale Vorgang ein risikoanfälli-
ger Medikationsprozess. Schon durch kleine Hinweise im Beratungsgespräch
lassen sich auch ohne ein aufwändiges Medikationsmanagement Versorgungs-
verbesserungen erzielen. Unterschiedliche Teilungstechniken werden dabei
ebenso skizziert wie Kuriositäten. So setzen Hersteller beispielsweise Schmuck-
kerben bei Arzneimitteln ein, die auf keinen Fall geteilt werden dürfen.
Der Aufsatz von Dr. Helge Prinz (Münster) zeigt Vorgehensweisen bei klei-
neren Chemieunfällen im Apothekenlabor auf, etwa im Falle einer unbe-
absichtigten Stofffreisetzung, und weist auch auf geeignete Präventions-
maßnahmen hin. Anhand von Substanzbeispielen und Altlasten aus dem
„Apothekenkeller“ berichtet er über Sicherheitsaspekte im Umgang mit
ausgewählten Stoffen und Möglichkeiten einer chemischen Inaktivierung.
Nach der Lektüre können Sie sich wie immer den Lernerfolgskontrollen zu
den Artikeln im internen Bereich unter www.akwl.de stellen und sich damit
Fortbildungspunkte sichern. Dort finden Sie übrigens auch die Lernerfolgskon-
trollen zu den Ausgaben des Journals der letzten zwölf Monate.
Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen, Lernen und Punkten!
Gabriele Regina Overwiening René Graf
Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 1/2010 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe 3
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
Impressum:„Fortbildung aktuell“ der Apothekerkammer Westfalen-Lippe erscheint zweimal jährlich als „Fortbildung aktuell – Themen & Termine“ und dreimal pro Jahr als „Fortbildung aktuell – Das Journal“.
Herausgeber:Apothekerkammer Westfalen-Lippe, Bismarckallee 25, 48151 Münster, Tel: 0251/520050, Fax: 0251/52005-69, E-Mail: [email protected], Internet: www.akwl.de
Redaktion/Grafiken:Dr. Sylvia PrinzLayout: Sebastian Sokolowski
Autoren dieser Ausgabe: Prof. Martin SmollichDr. Verena Stah Dr. Helge Prinz
Titelfoto: www.fotolia.com – ngaga35
Der Bezugspreis für „Fortbildung aktuell“ und „Fort-bildung aktuell – Das Journal“ ist für die Mitglieder der Apothekerkammer Westfalen-Lippe im Kammer-beitrag enthalten.
Auflage: 7.500 Exemplare
Nachdruck – auch in Auszügen – nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers. Gedruckt auf Papier aus 100 Prozent recycelten Fasern.
EDITORIAL
Gabriele Regina Overwiening
Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe
René Graf
Vizepräsident der Apothekerkammer Westfalen-Lippe
Fortbildung aktuell – Das Journal der Apothekerkammer Westfalen-Lippe 3
www.wir-sind-ihre-apotheken.de
Unser Herz schlägt für unsere Patienten. Deshalb sind wir immer für Sie da: Mit dem passenden Medikament undindividueller Beratung.
WIR SIND ...mit ganzem Herzen dabei.
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Fortbildung aktuell – Das Journal der Apothekerkammer Westfalen-Lippe 5
Prof. Martin Smollich
Schützen ω3-Fettsäuren und Fischöl-
kapseln tatsächlich vor Herzinfarkt und
Schlaganfall? Was in den 1970er Jahren
als „Eskimo-Diät“ begann und insbeson-
dere unter kardioprotektivem Aspekt po-
stuliert wird, steht aufgrund aktueller
Studien immer noch und immer wie-
der in der Diskussion. Aktuell wird diese
Diskussion um die Wirksamkeit von ω3-
Fettsäuren zusätzlich dadurch erweitert,
dass sie zunehmend auch zur Präventi-
on oder Therapie neurodegenerativer Er-
krankungen eingesetzt werden. Unstrit-
tig ist die physiologische Bedeutung der
ω3-Fettsäuren, doch an der präventiven
und der therapeutischen Wirksamkeit
gibt es weiterhin Zweifel. Dies schlägt
sich auch in einer unübersichtlichen Stu-
dienlage nieder, die mittlerweile Untersu-
chungen aus über vier Jahrzehnten um-
fasst.
Nomenklatur der Fettsäuren
Fettsäuren sind in der Regel aliphatische
Monocarbonsäuren, deren Name daher
rührt, dass natürlich vorkommende Fet-
te und Öle aus den Estern dieser Mono-
carbonsäuren und Glycerin bestehen. Die-
se Fettsäuren können anhand ihrer Ket-
tenlänge, ihrer Anzahl enthaltener Dop-
pelbindungen (gesättigt, einfach unge-
sättigt, mehrfach ungesättigt) und ihrer
Notwendigkeit der Nahrungszufuhr (es-
senziell/nicht essenziell) charakterisiert
werden. Die Ernährungsmedizin verwen-
det überwiegend noch immer die histo-
rische ω-Nomenklatur der ungesättigten
Fettsäuren, die die Lage der Doppelbin-
dungen vom Methylende der Fettsäu-
re ausgehend bezeichnet. Beispielswei-
se wird die Ölsäure als wichtigster Ver-
treter der einfach ungesättigten Fettsäu-
ren syste matisch als cis-9-Octadecensäure,
aber in ihrer Struktur als ω9-Fettsäure mit
dem Lipidnamen 18:1 (ω9) bezeichnet.
ω3- und ω6-Fettsäuren
Die ω3-Fettsäuren gehören zur Grup-
pe der mehrfach ungesättigten Fettsäu-
ren. Am bekanntesten sind die aus Pflan-
zen stammende α-Linolensäure (ALA), so-
wie die beiden in marinen Organismen
vorkommenden Fettsäuren Eicosapenta-
ensäure (EPA) und Docosahexaensäure
(DHA) (Abb. 1). Im menschlichen Körper
sind diese ω3-Fettsäuren an zahlreichen
physiologischen Funktionen beteiligt, un-
ter anderem:
• Strukturbestandteile von Zellmem-
branen, besonders im ZNS
• Precursor zahlreicher antiinflammato-
rischer Mediatoren (Serie-1- und Serie-
3-Eicosanoide)
• Aufrechterhaltung der physiologischen
Funktionen von Gehirn und Retina
• Bestandteile der Gallenflüssigkeit
• Strukturbestandteile des Lungen-Sur-
factants
Während es sich bei der ALA um eine es-
senzielle Verbindung handelt, die mit der
Nahrung zugeführt werden muss, können
EPA und DHA physiologisch durch Ketten-
verlängerung aus der ALA gebildet wer-
den (Abb. 1). Allerdings beträgt die Um-
wandlungsrate von ALA zu EPA und DPA
lediglich 5-10 % und ist außerdem von
der Menge der parallel aufgenommenen
ω6-Fettsäuren abhängig, da diese über
identische Enzyme metabolisiert werden.
So wird auch die essenzielle ω6-Fettsäure
Linolsäure zu Arachidonsäure (AA) umge-
wandelt, die als Ausgangssubstanz ver-
schiedener proinflammatorischer Medi-
atoren an zahlreichen pathophysiolo-
gischen Prozessen beteiligt ist. Dies be-
deutet, dass bei einem ω6-Fettsäure-
lastigen Verhältnis der Fettsäuren in der
Nahrung endogen weniger EPA und DPA
aus ALA, dafür aber vermehrt AA aus den
ω6-Fettsäuren gebildet wird. Hauptquel-
le dieses ungünstigen Überschusses an
ω6-Fettsäuren sind meist tierische Fette.
Aus diesem Grund empfiehlt die Deutsche
Gesellschaft für Ernährung zur ausrei-
chenden Versorgung mit ω3-Fettsäuren
ein Fettsäureverhältnis in der Nahrung,
das für ω6- und ω3-Fettsäuren bei ma-
ximal 5:1 liegt.1 Die Realität in Deutsch-
land ist aufgrund der üblicherweise sehr
fleischlastigen Ernährung ein Verhältnis
von 10:1. Dieses ω6-Fettsäure-lastige Ver-
hältnis trägt vermutlich maßgeblich zu
Prof. Dr. Martin Smollich (Münster) ist
Fachapotheker für Klinische Pharma-
zie und Hochschullehrer für Klinische
Pharmakologie. Er leitet seit 2013 den
Studiengang Clinical Nutrition/Klinische
Ernährung an der Mathias Hochschule
Rheine, der sich mit evidenzbasierter Er-
nährungstherapie beschäftigt.
Omega-3-Fettsäuren in Prävention und TherapieWas ist wirklich dran?
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6 Fortbildung aktuell – Das Journal Nr. 1/2014 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe
Omega-3-Fettsäuren
6 Fortbildung aktuell – Das Journal der Apothekerkammer Westfalen-Lippe
den ungünstigen gesundheitlichen Effek-
ten einer fleischreichen Ernährung bei.1
ω3-Fettsäuren und das kardiovaskuläre
System
In den vergangenen Jahren wurde im-
mer wieder gezeigt, dass EPA und DHA
vasodilatatorisch, antiarrhythmisch, li-
pidsenkend und antiinflammatorisch
wirken – alles Effekte, die sich günstig
auf die Prävalenz und den Verlauf kar-
diovaskulärer Erkrankungen auswirken
müssten. Hinsichtlich klinisch relevanter
Endpunkte wie kardiovaskulärer Morbi-
dität und Mortalität – also jenseits rein
pathophysiologischer Parameter – ist die
Datenlage nach wie vor uneinheitlich: So
gibt es zwar zahlreiche Studien, die einen
präventiven Effekt zeigen; jedoch gibt es
mindestens ebenso viele doppelblinde,
randomisierte und placebokontrollierte
Studien, bei denen ein derartiger Ef-
fekt nicht nachweisbar ist. Auch der häu-
fig diskutierte antithrombotische Effekt
der ω3-Fettsäuren ist tatsächlich vorhan-
den, allerdings erst in sehr hohen Dosie-
rungen, die entweder ca. 1,2 kg Hering
pro Tag oder 15 g/d DHA bzw. EPA in Sup-
plementform entsprechen. In klinischen
Studien konnte die antithrombotische
Wirksamkeit ebenfalls nicht zuverlässig
reproduziert werden. Schaut man sich die
verfügbaren Meta-Analysen an, so kön-
nen hier lediglich jene Analysen eine kar-
diovaskulär-präventive Wirksamkeit zei-
gen, die auch Studien ohne Placebo-Kon-
trolle in die Auswertung mit einschlossen.
Beinhalten die Meta-Analysen dagegen
ausschließlich placebokontrollierte Studi-
en, so zeigt die Supplementation mit ω3-
Fettsäuren keinen Effekt auf die Häufig-
keit von Schlaganfall, Herzinfarkt, Herz-
insuffizienz, Angina pectoris, kardiovas-
kulärer Mortalität oder Gesamtmortali-
tät.2 Zum gleichen Ergebnis kommt auch
eine Cochrane-Studie, die weder für Ge-
sunde noch für bereits kardiovaskulär Er-
krankte einen Vorteil durch ω3-Fettsäure-
Supplemente oder durch ω3-Fettsäure-
reiche Ernährung zeigte.3
Die häufig als Beleg für die kardiovasku-
läre Wirksamkeit der ω3-Fettsäuren an-
geführte GISSI-Studie mit über 11000 Pa-
tienten nach Herzinfarkt aus dem Jahr
1999 weist erhebliche methodische Män-
gel auf: Zwar war das kardiovaskuläre Ri-
siko in der ω3-Gruppe reduziert, doch die
Kontrollgruppe erhielt statt der heute
zur Risikoreduktion üblichen Statin-The-
rapie überhaupt keine medikamentöse
Prophylaxe; zudem war die Studie her-
stellerfinanziert (Omacor®), nicht verblin-
det, nicht placebokontrolliert, ohne vor-
her definierte sekundäre Endpunkte und
hatte eine hohe Abbruchquote von 29 %.
Bis heute werden als Grundlage der Hy-
pothese, dass ein hoher ω3-Fettsäure-
Konsum das Risiko für kardiovaskuläre
Erkrankungen reduziert, die Untersu-
chungen von Bang & Dyerberg aus den
1970er Jahren genannt.4 Damals wurden
jedoch nur die Ernährungsgewohnheiten
untersucht, nicht aber die Prävalenzen
kardiovaskulärer Erkrankungen. In einem
aktuellen (2014) Übersichtsartikel zur kar-
diovaskulären Morbidität der Inuit konn-
te vielmehr gezeigt werden, dass sich die
Prävalenz kardiovaskulärer Erkrankungen
trotz des hohen Seefischkonsums nicht
von europäischen Vergleichspopulati-
onen unterscheidet.5 Und noch mehr: Die
Inuit haben eine erhöhte Schlaganfall-
rate, eine erhöhte Gesamtmortalität und
im Vergleich zu Festlandseuropäern eine
um durchschnittlich zehn Jahre geringere
Lebenserwartung.5
Andererseits könnte es einen plausiblen
Grund für den fehlenden klinischen Wirk-
samkeitsnachweis geben: Nahezu alle Pa-
tienten mit hohem kardiovaskulärem Ri-
siko erhalten heute eine Statin-Thera-
pie – insbesondere zur Sekundärpräven-
tion nach erstem Herzinfarkt. Anders als
in der nicht mehr leitliniengerechten Kon-
trollgruppe der GISSI-Studie erhalten heu-
tige Patienten bei Studien zur kardiopro-
tektiven Wirksamkeit von ω3-Fettsäuren
in der Interventionsgruppe also „Statin +
ω3-Fettsäure“ und in der Kontrollgruppe
„Statin (mono)“. Somit könnte ein mög-
licher positiver Effekt der ω3-Fettsäuren
durch die Statine kaschiert werden. In
früheren Studien war der kardiovaskuläre
Vorteil entsprechend nur dann nachweis-
Abbildung 1: Ernährungsphysiologie und Stoffwechsel der ω3- und ω6-Fettsäuren.20
Fortbildung aktuell – Das Journal der Apothekerkammer Westfalen-Lippe 7
Prof. Martin Smollich
bar, wenn die Kontrollgruppe kein Statin
erhielt; aufgrund der guten Evidenz für
die Wirksamkeit der Statine wäre heute
eine Studie gegen Placebo aus ethischen
Gründen nicht vertretbar. Das bedeutet:
Ein kardiovaskulär günstiger Effekt der
ω3-Fettsäuren ist vor den physiologischen
und epidemiologischen Zusammenhän-
gen durchaus plausibel, allerdings scheint
er gegenüber einer wirksamen Statin-
Therapie offensichtlich vernachlässigbar.2
Da mag es überraschen, dass die aktu-
ellen amerikanischen und europäischen
Leitlinien noch immer den regelmäßigen
Konsum ω3-Fettsäure-haltiger Lebensmit-
tel zur Prävention kardiovaskulärer Er-
krankungen empfehlen. Doch auch die-
se Empfehlung hat ihre Berechtigung:
Fisch besteht nicht nur aus ω3-Fettsäuren,
sondern er kann als Bestandteil einer ab-
wechslungsreichen mediterranen Ernäh-
rung durchaus zur Kardioprotektion bei-
tragen. Denn: Jede Fischmahlzeit ist ein
Verzicht auf Fleisch, und eine Reduktion
von Fleischmahlzeiten birgt tatsächlich
gesundheitliche Vorteile.
Eine praktische Schlussfolgerung lässt sich
daher aus all den Studien ziehen:
• Patienten mit Atherosklerose oder
weiteren kardiovaskulären Risikofak-
toren, die ohnehin eine leitlinienge-
rechte Arzneimitteltherapie (Statine,
ggf. auch ASS, Betablocker, ACE-Hem-
mer) erhalten, haben durch die Sup-
plementation mit ω3-Fettsäuren bei
unverändertem Fleischkonsum keinen
Zusatznutzen.
• Eine grundsätzliche Ernährungsumstel-
lung mit vermehrtem Fischverzehr und
einer Reduktion der Fleischgerichte ist
dagegen sinnvoll.
Omega-3-Fettsäuren und Hirnfunktion
Nachdem die ω3-Fettsäuren bislang we-
gen ihrer möglichen kardiovaskulären
Wirkungen im Fokus der Aufmerksamkeit
standen, rückt zunehmend ihre Bedeu-
tung für kognitive Funktionen und neu-
rodegenerative Krankheitsbilder in den
Vordergrund. Da die Prävalenz dieser Er-
krankungen seit Jahren zunimmt, wird in
Zukunft auch verstärkt die Rolle der ω3-
Fettsäuren in diesem Zusammenhang dis-
kutiert werden. ω3-Fettsäuren sind essen-
zielle Bestandteile für den Aufbau, die
Reifung und die physiologische Funkti-
on neuronaler Strukturen (Abb. 2).6 Be-
reits im dritten Trimenon der Schwanger-
schaft kommt es im Rahmen der neuro-
nalen Entwicklung zur Akkumulation von
DHA im Gehirn des Ungeborenen, und
dieser Prozess setzt sich innerhalb der er-
sten zwei Lebensjahre weiter fort. Die
optimale neuronale Entwicklung ist hier
entscheidend von der Zufuhr an langket-
tigen, mehrfach ungesättigten Fettsäu-
ren (LCPUFA) abhängig.6 Die wichtigsten
LCPUFAs in dieser Reifungs- und Wachs-
tumsphase sind DHA und AA, die gestillte
Säuglinge ebenso wie andere ω3- und ω6-
Fettsäuren auch über die Muttermilch er-
halten. Die Phospholipide der Lipiddop-
pelschicht neuronaler Zellmembranen
enthalten besonders hohe Anteile an
DHA, EPA und AA.6 Das Gehirn eines er-
wachsenen Menschen besteht zu 10-15 %
aus DHA.
Neben dieser integralen Bedeutung ins-
besondere von DHA für die Hirnstruktur
spielen die ω3-Fettsäuren auch eine wich-
tige Rolle für die normale neurologische
Funktion: So sind EPA und DHA an der Bil-
dung und Wirkung neurophysiologisch
wichtiger Neurotransmitter wie Seroto-
nin, Noradrenalin und Dopamin beteili-
gt, sie beeinflussen die Membranfluidi-
tät, die Anpassungsfähigkeit des Gehirns
an äußere Einflüsse (Neuroplastizität), die
intrazelluläre Signaltransduktion und die
Regulation der neuronalen Genexpres-
sion. Zwar stammt der größte Teil dieser
Daten aus tierexperimentellen Untersu-
chungen, doch neuere Studien mit Men-
schen scheinen diese Zusammenhänge
bislang zu bestätigen.7
Abbildung 2: Neurophysiologische Funktionen von Docosahexaensäure (DHA); DHA kann katalysiert durch die Phospholipase A2 (PLA2) aus der Lipiddoppelmembran freigesetzt werden und so die Wirkung verschiedener Neurotransmitter regulieren. Das aus DHA gebildete Neuroprotectin D1 (NPD1) ist ein wichtiger Regulator der neu-ronalen Genexpression. CB1: Cannabinoid-Rezeptor 1, D2: Dopamin-Rezeptor 2, ZnT3: Zink-Transporter 3.
8 Fortbildung aktuell – Das Journal der Apothekerkammer Westfalen-Lippe
Omega-3-Fettsäuren
Neueste Daten beschreiben zudem ei-
ne verbesserte Durchblutung definierter
Hirn areale durch erhöhte Zufuhr von
DHA,7 womit entsprechende tierexperi-
mentelle Daten erstmals auch beim Men-
schen bestätigt werden konnten. Als
mögliche Mechanismen für diesen Effekt
werden aktuell eine Interaktion von DHA
mit dem cerebralen cholinergen System
und eine Induktion der NO-Synthase dis-
kutiert, wodurch es über vermehrte NO-
Bildung zur lokalen Vasodilatation kom-
men könnte.7 Von dieser DHA-abhän-
gigen Steigerung des cerebrovaskulären
Blutflusses sind nach bisherigen Erkennt-
nissen vor allem die Großhirnrinde und
der Thalamus betroffen – beides Hirnregi-
onen, die neben dem komplexen Denken
(Cortex) auch Orte von Persönlichkeit und
Bewusstseinsbildung sind. Im Zusammen-
hang mit Kognition und Demenz-Entste-
hung ist dies besonders interessant, da
neue Untersuchungen darauf hindeuten,
dass es im Rahmen der Alzheimer-Patho-
genese auch zu einer Reduktion des cere-
brovaskulären Blutflusses in diesen Hirnre-
gionen kommt. Ebenso könnte hier auch
der Effekt von DHA auf die Membran-
fluidität von Relevanz sein: Bei vermehr-
ter DHA-Zufuhr steigt auch der Anteil
von DHA in den neuronalen Membranen,
was zu einer erhöhten Membranfluidität
und damit einer veränderten Aktivität der
membrangebundenen Proteine führt.
Haast & Kiliaan haben ein Modell vorge-
schlagen, das den Zusammenhang zwi-
schen der Fettsäurezufuhr und den drei
Säulen der Hirngesundheit – Struktur,
Funktion und Durchblutung – anschaulich
darstellt (Abb. 3).7 Da ω3-Fettsäuren und
insbesondere DHA erhebliche Bedeutung
für die Entwicklung, die Struktur, die Phy-
siologie und offensichtlich auch für die
Durchblutung des menschlichen Gehirns
besitzen, ist es naheliegend, auch bei neu-
ropsychiatrischen und neurodegenera-
tiven Erkrankungen eine Beteiligung der
ω3-Fettsäuren zu vermuten. Pathophysio-
logisch gut belegt ist die Rolle von Neu-
roprotectin D1 (NPD1), das im Gehirn aus
DHA gebildet wird (Abb. 2): An Neuronen
wirkt NPD1 neuroprotektiv, indem es an-
tiapoptotische und antiinflammatorische
Wirkungen vermittelt und die neuronale
Resistenz gegenüber oxidativem Stress
verbessert. Außerdem reduziert NPD1 die
Bildung der β-Amyloide, die Bestandteil
seniler Plaques sind und die als Hauptur-
sache für Morbus Alzheimer und ande-
re demenzielle Erkrankungen gelten. Da-
her ist postuliert worden, dass ein Mangel
an DHA über eine somit auch geringere
NPD1-Bildung zur Pathogenese eben die-
ser Krankheitsbilder beitragen könnte.8
Altersbedingter kognitiver
Leistungsverlust
Im Rahmen des physiologischen Alte-
rungsprozesses nehmen die Zahl der Sy-
napsen, die Zahl der Neuronen und das
Hirnvolumen ab; parallel kommt es zur
Abnahme der kognitiven Leistungsfähig-
keit. So beginnt die Abnahme der grauen
Substanz bereits im Alter von 20 Jahren,
die der weißen Substanz etwa ab dem Al-
ter von 40 Jahren.8 Die DHA-Konzentrati-
on im Gehirn nimmt mit zunehmendem
Alter ebenfalls ab. Aufgrund der neuro-
physiologischen Funktionen von DHA wä-
re auch ein kausaler Zusammenhang vor-
stellbar; schließlich fungiert DHA als neu-
rotropher Wachstumsfaktor, der die Neu-
Abbildung 3: Einfluss verschiedener Fettsäure-Arten auf das Gehirn.7 Grüne Pfeile: lang-kettige, mehrfach ungesättigte Fettsäuren, insbes. DHA und EPA; Rote Pfeile: gesättigte Fettsäuren.
Fortbildung aktuell – Das Journal Nr. 3/2011 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe 9
Prof. Martin Smollich
roplastizität verbessert und die Neubil-
dung von Synapsen stimuliert.
Unabhängig davon ist die Studienlage
zum möglichen Effekt einer ω3-Fettsäure-
Supplementation auf die kognitive Lei-
stungsfähigkeit gesunder älterer Men-
schen sehr dürftig. Tatsächlich stammen
die verfügbaren Daten zur Verbesserung
der kognitiven Leistungsfähigkeit am ge-
sunden Gehirn überwiegend aus tierex-
perimentellen Studien.9 Die verfügbaren
Humandaten zum Einfluss der nutritiven
DHA-Zufuhr auf die Hirnstruktur zeigen
zwar tatsächlich eine Zunahme der grau-
en Substanz und ein größeres Hirnvolu-
men nach erhöhter DHA-Aufnahme, al-
lerdings bleiben diese Studien ohne kli-
nisch relevante Endpunkte und beschrän-
ken sich auf radiologische Volumenmes-
sungen. Interessant ist dennoch, dass
die Zunahme der grauen Substanz nach
DHA-angereicherter Diät besonders stark
die corticolimbische Schleife betrifft, die
bei der Generierung und Verarbeitung
von Emotionen maßgeblich ist und de-
ren Fehlfunktion bei verschiedenen psy-
chiatrischen Erkrankungen eine maßgeb-
liche pathophysiologische Rolle zu spielen
scheint. Parallele Untersuchungen mit ei-
ner an trans-Fetten reichen Diät konnten
zeigen, dass diese Diätform bei gesunden
Erwachsenen zu einer Abnahme der Hirn-
volumina und einer beschleunigten Hirn-
atrophie führt.10
Die wenigen Interventionsstudien an
Menschen, bei denen die Wirkung von ω3-
Fettsäuren (DHA allein oder DHA+EPA)
auf die kognitive Leistungsfähigkeit im
Alter untersucht wurde, liefern wider-
sprüchliche Ergebnisse. Diese Einschät-
zung wird von einer aktuellen und qua-
litativ hochwertigen Cochrane-Metanaly-
se bestätigt: Bei gesunden Menschen über
60 Jahren konnte keine Evidenz für eine
entsprechende Wirksamkeit hinsichtlich
einer verbesserten kognitiven Leistungs-
fähigkeit oder einer reduzierten Demenz-
häufigkeit gefunden werden.11 Neben
der möglicherweise tatsächlich nicht vor-
handen Wirksamkeit der ω3-Fettsäuren
auf den altersbedingten kognitiven Lei-
stungsverlust könnte es auch metho-
dische Gründe für das bislang negative Er-
gebnis geben: Einerseits betrug der Inter-
ventionszeitraum nur wenige Wochen bis
maximal 24 Monate, andererseits waren
die verwendeten Dosierungen sehr unter-
schiedlich (DHA: 176-1720 mg/d; EPA: 200-
1500 mg/d). Zukünftige Langzeitstudien
mit entsprechend hohen Dosierungen
könnten hier validere Aussagen ermögli-
chen. Ein weiteres methodisches Problem
liegt in der Schwierigkeit, die menschliche
„kognitive Leistungsfähigkeit“ valide zu
messen. Tatsächlich gibt es zahlreiche un-
terschiedliche Testverfahren, die jedoch
entweder auf globale kognitive Aspekte
oder auf spezifische Einzelfähigkeiten
wie Wiedererkennung oder Vokabu-
lar abzielen; die Ergebnisse unterschied-
licher Testverfahren sind daher kaum zu
vergleichen. Epidemiologische Beobach-
tungsstudien zum Zusammenhang zwi-
schen Ernährungsweise (einschließlich
Relation von ω3/ω6-Fettsäuren) gibt es
aufgrund methodischer Schwierigkeiten
nicht für den Endpunkt des altersabhän-
gigen kogni tiven Leistungsverlustes, wohl
aber für die Alzheimer-Demenz (s. u.).
Morbus Alzheimer
Im Hirngewebe von Alzheimer-Patienten
sind nicht nur die Konzentrationen der
β-Amyloide erhöht, sondern es sind auch
die Konzentrationen von DHA und NPD1
erniedrigt. Dies betrifft vor allem Areale,
die an Lernfähigkeit und Gedächtnis be-
teiligt sind.12 Die zahlreichen neurophy-
siologischen Erkenntnisse, die die Be-
deutung von DHA auf die Alzheimer-Pa-
thogenese belegen sollen, stammen aus-
schließlich aus Untersuchungen an Maus-
modellen. Aus Beobachtungsstudien mit
Alzheimer-Patienten ist jedoch bekannt,
dass möglicherweise ein umgekehrter Zu-
sammenhang zwischen der täglich mit
der Nahrung aufgenommenen DHA-Men-
ge und der Prävalenz der Alzheimer-Er-
krankung besteht. Auch gibt es Hin weise
darauf, dass die mediterrane Ernährung
das Risiko für die Entstehung einer Alz-
heimer-Demenz reduzieren könnte. Al-
lerdings sind selbst die Ergebnisse die-
ser reinen Beobachtungsstudien wider-
sprüchlich; die möglichen Zusammenhän-
ge sind höchst komplex und können kei-
neswegs auf die einfache These „Mehr
ω3-Fettsäuren in der Nahrung entspricht
weniger Alzheimer-Erkrankung“ redu-
ziert werden. Dies gilt erst recht dann,
wenn es um die entsprechende Einord-
nung der mediterranen Ernährung geht.
Auch zukünftige epidemiologische Studi-
en werden hier vermutlich keine wesent-
lichen neuen Erkenntnisse beitragen kön-
nen, denn nicht nur die Pathogenese der
Alzheimer-Erkrankung und die neurophy-
siologische Aktivität der ω3-Fettsäuren
sind multifaktoriell verknüpft: Allein auf-
grund der zahlreichen heute bekannten
Einflussfaktoren und angesichts einer sich
über Jahrzehnte erstreckenden Alzhei-
mer-Pathogenese dürfte es methodisch
praktisch unmöglich sein, eine randomi-
siert-kontrollierte Studie zu konzipieren,
die alle übrigen Lifestyle-Faktoren außer-
halb der ω3-Fettsäure-Zufuhr konstant
hält.
Eindeutiger als bei den Beobachtungs-
studien sind die Ergebnisse der Inter-
ventionsstudien: Sie zeigen einheit-
lich keinen Effekt einer ω3-Fettsäure-
Supplementation – weder auf die Alzhei-
mer-Neuerkrankungsrate11 noch auf kli-
nisch relevante Endpunkte bei Menschen
mit bereits diagnostizierter Alzheimer-
Demenz.13 Die Aussagekraft dieser Ergeb-
nisse ist ebenfalls dadurch limitiert, dass
auch hier die Interventionszeiträume ma-
ximal wenige Monate umfassten. Zukünf-
Fortbildung aktuell – Das Journal der Apothekerkammer Westfalen-Lippe 9
10 Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 2/2011 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe
Omega-3-Fettsäuren
tige Untersuchungen zum Stellenwert
von ω3-Fettsäuren bei altersabhängigem
kognitivem Leistungsverlust und Alzhei-
mer-Demenz werden viel mehr als bisher
die multifaktorielle Pathogenese, realis-
tische Beobachtungszeiträume und eine
pharmakologisch basierte Dosisfindung
berücksichtigen müssen.
Morbus Parkinson
Ähnlich sieht die Studienlage auch für die
mögliche Wirksamkeit von ω3-Fettsäuren
bei Morbus Parkinson aus: Zwar konnte in
zahlreichen Laborstudien und an Maus-
modellen gezeigt werden, dass DHA an
dopaminergen Neuronen neuroprotek-
tive Effekte besitzt und antiinflammato-
risch wirkt, und in tierexperimentellen
Parkinson-Modellen kann DHA Dopamin-
mangel-Dyskinesien reduzieren. Bislang
gibt es aber keine aussagekräftige Stu-
die, die einen protektiven oder gar the-
rapeutischen Effekt von ω3-Fettsäure-
Supplementen oder ω3-Fettsäure-reicher
Ernährung bei Parkinson-Patienten bele-
gen würde.
Neuropsychiatrische Erkrankungen
Die beste Datenlage zur klinischen Wirk-
samkeit von ω3-Fettsäuren gibt es für
die Verwendung von EPA-Supplementen
bei depressiven Erkrankungen: Meh-
rere große Metaanalysen von Placebo-
kontrollierten Interventionsstudien zei-
gen, dass die tägliche Gabe von EPA (200-
2200 mg/d), nicht jedoch von DHA, die
depressive Symptomatik messbar redu-
ziert.14 Entscheidend scheint bei kombi-
nierten Supplementen neben der Dosie-
rung auch das relative Mengenverhält-
nis der einzelnen ω3-Fettsäuren zu sein:
So sollte das Verhältnis EPA/DHA >60 %
betragen.14 Die zugrunde liegenden Me-
chanismen sind derzeit Gegenstand inten-
siver Forschung.
Aufgrund dieser positiven Daten für die
Therapie der Depression gibt es inner-
halb der aktuellen neuropsychiatrischen
Forschung nahezu keine Indikation, bei
der nicht die Wirksamkeit einer Supple-
mentation mit ω3-Fettsäuren untersucht
wird, so beispielsweise bei bipolaren Stö-
rungen, Borderline-Störungen, Schizo-
phrenie, Autismus, kindlichen Lernstö-
rungen oder bei der Aufmerksamkeitsde-
fizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS). Für
keine dieser Indikationen ist bisher eine
klinische Wirksamkeit einer ω3-Fettsäure-
reichen Ernährung oder einer Supplemen-
tation nachgewiesen. Ob sich zukünf-
tig tatsächlich ein nutzbares therapeu-
tisches Potenzial ableiten lässt, kann auf
Grundlage der aktuell vorhandenen Da-
ten nicht seriös abgeschätzt werden.
Schwangerschaft
Umfassend belegt ist dagegen die Bedeu-
tung einer ausreichenden ω3-Fettsäure-
Zufuhr in der Schwangerschaft für die vi-
suelle und kognitive Entwicklung des Kin-
des, was vor allem die ausreichende Zu-
fuhr von DHA betrifft. So wirkt sich eine
überdurchschnittliche DHA-Zufuhr wäh-
rend der Schwangerschaft positiv auf ver-
schiedene Endpunkte wie kindliche Seh-
schärfe, kognitive Funktionen, Intelli-
genz (IQ), Schlafmuster und Feinmotorik
aus.15 -17 Diese Mehrheitsmeinung in der
Ernährungsmedizin wird aktuell teilwei-
se in Frage gestellt: So zeigen Langzeitun-
tersuchungen zwar einen Vorteil für die
kindliche Entwicklung in den ersten Le-
bensmonaten durch DHA-Supplementa-
tion; im Laufe der nächsten Lebensjahre
scheinen sich diese Vorteile jedoch zu ni-
vellieren und im Vergleich zu den dann
prägenden Umwelteinflüssen vernachläs-
sigbar zu sein.18 Bis zur abschließenden
Klärung sollten Schwangere und Stillende
für die optimale Entwicklung ihres Kindes
jedoch täglich mindestens 200 mg DHA
zuführen; wenn dies nicht über regelmä-
ßigen Fischkonsum erreicht wird, sollten
entsprechende Supplemente verwendet
werden.16,19
Omega-3-Fettsäuren in Lebensmitteln
In der Nahrung sind ω3-Fettsäuren in
pflanzlichen wie tierischen Fetten und
Ölen zu finden, allerdings mit recht un-
terschiedlichen Substanzmustern (Tab. 1
10 Fortbildung aktuell – Das Journal der Apothekerkammer Westfalen-Lippe
WAS KAnn ICH AB MORGEn UMSETZEn?Schwangeren und Stillenden sollte
die Supplementation mit DHA
empfohlen werden (mindestens
200 mg/d), falls sie nicht entspre-
chende Mengen Fisch verzehren.
Nicht erforderlich wäre eine DHA-
Supplementation erst bei Verzehr-
mengen von durchschnittlich 25 g
Hering/Tag oder 70 g Lachs/Tag.
WELCHE nEUIGKEITEn SPRECHE ICH AUF DER näCHSTEn DIEnSTvER-SAMMLUnG An?
• Die Supplementation von DHA bei
Schwangeren und Stillenden ist
empfehlenswert für die optima-
le Entwicklung des Kindes. Nur bei
überdurchschnittlich hohem Fisch-
konsum ist diese Supplementation
nicht erforderlich.
• Die Supplementation von ω3-
Fettsäuren ist weder zur Kardioprä-
vention noch zur Prävention von De-
menz oder Neurodegeneration sinn-
voll. Einen gesundheitlichen Vorteil
bietet jedoch die Ernährungsumstel-
lung im Sinne der mediterranen Er-
nährung, die mindestens zwei Mal
pro Woche den Verzehr von See-
fisch vorsieht. Die Einnahme von
ω3-Fettsäure- oder Fischölsupple-
menten hat bei einer unverändert
fleischlastigen Ernährung keinen po-
sitiven Effekt.
Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 2/2011 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe 11
Prof. Martin Smollich
und 2). Ernährungsphysiologisch beson-
ders geeignete Quellen für ω3-Fettsäuren
sind Leinöl, Perillaöl, fette Fische bzw.
Fisch-/Krillöl (Tab. 3). Allerdings lehnen
viele Menschen Leinöl oder Fisch aus ge-
schmacklichen Gründen ab, und sowohl
das Perilla- als auch das Krillöl sind bislang
wenig bekannt.
Die empfohlene Zufuhr an ALA beträgt
0,5 % der Gesamtenergiezufuhr.1 Dies wä-
ren beim durchschnittlichen täglichen En-
ergiebedarf eines normalgewichtigen Er-
wachsenen (ca. 2000 kcal) ca. 10 kcal/d,
enthalten z. B. in 500 g geräucherter Ma-
krele oder ½ Teelöffel Leinöl/Perillaöl (ca.
2 g) bzw. 1 Esslöffel Rapsöl (ca. 10 g). Ins-
besondere Leinöl und Perillaöl wären auf-
grund ihres hohen α-Linolensäure-Gehalts
geeignete Alternativen zu einem regel-
mäßig hohen Fischkonsum. Es gibt jedoch
einen Haken: Im Rahmen der üblicherwei-
se ω6-Fettsäure-lastigen, fleischreichen
Ernährung werden durch die kompetitive
Enzymhemmung nur 5-10 % der in den
Ölen reichlich enthaltenen ALA in DHA
und EPA umgewandelt. Um auf die von
der Deutschen Gesellschaft für Ernährung
empfohlene Tageszufuhr an EPA und DHA
(250-300 mg/d) zu kommen,1 wäre unter
Berücksichtigung der geringen Umwand-
lungsrate aus ALA ein täglicher Konsum
von ca. 75 ml (!) Leinöl erforderlich – was
natürlich nicht möglich ist.
Die empfohlene Tageszufuhr an EPA
und DHA kann also über den indirekten
Weg der endogenen Bildung aus ALA
aus pflanzlichen Ölen kaum gedeckt wer-
den.1 Daneben wäre aber auch die di-
rekte Aufnahme beider ω3-Fettsäuren
über Fisch bzw. Fischöle möglich; die ent-
sprechenden Zufuhrmengen an Fisch zur
Deckung des täglichen EPA/DHA-Bedarfs
sind grundsätzlich praktikabel:20
• ca. 25 g Hering/Tag oder
• ca. 25 g Thunfisch/Tag oder
• ca. 35 g Makrele/Tag oder
• ca. 60 g Sardine/Tag oder
• ca. 70 g Lachs/Tag oder
• ca. 200 g Forelle/Tag oder
• ca. 300 g Seelachs/Tag
Da viele Menschen aus verschiedenen
Gründen keinen Fisch essen, stellt sich die
Frage nach Alternativen. Hier gewinnt
aktuell das Krillöl zunehmend an Bedeu-
tung. Krillöl wird aus einer antarktischen
Krebsart, dem Antarktischen Krill (Euphau-
sia superba), gewonnen und weist eine Be-
sonderheit auf: Während die anderen
natürlichen Fischöle ω3-Fettsäuren aus-
schließlich in Form von Triglyceriden ent-
halten, liegt ein Teil der ω3-Fettsäuren im
Krillöl als Phospholipid vor. Hierdurch soll
die Bioverfügbarkeit der ω3-Fettsäuren
angeblich verbessert werden. Die kli-
nische Relevanz dieses Zusammenhangs
Fortbildung aktuell – Das Journal der Apothekerkammer Westfalen-Lippe 11
Tabelle 1: Wichtige mehrfach ungesättigte ω3- und ω6-Fettsäuren20
Kurzform enthalten in Lebensmitteln (Beispiele)
ω6-Fettsäuren
Linolsäure (LA) 18:2 (ω6) Argan-, Raps-, Sonnenblumen- und Sojaöl
γ-Linolensäure 18:3 (ω6) Nachtkerzenöl
Arachidonsäure (AA) 20:4 (ω6) sämtliche tierische Fette
ω3-Fettsäuren
α-Linolensäure (ALA) 18:3 (ω3) Lein-, Perilla-, Raps-, Soja- und Walnussöl
Stearidonsäure 18:4 (ω3) Erdnussöl, Fischöl
Eicosapentaensäure (EPA) 20:5 (ω3) Fisch, Fischöle (Hering, Lachs, Makrele), KrillölDocosahexaensäure (DHA) 22:6 (ω3)
Tabelle 2: verhältnis ω3-Fettsäuren zu ω6-Fettsäuren in verschiedenen Ölen20
ω3-Fettsäuren ω6-Fettsäuren
Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung [4, 5] 1 5
Leinöl 1 0,2
Perillaöl 1 0,25
Rapsöl 1 2
Walnussöl 1 4,5
Olivenöl 1 9
Sonnenblumenöl 1 126
Distelöl 1 150
Arganöl 1 340
Lachs, Makrele 5-7 1
Fischöl bis 30 1
Krillöl 12-30 1
Tabelle 3: Unterschiedliche Zusammensetzung der Fettsäuren in verschiedenen Fetten und Ölen20; a) Fischöl in Kapseln: EPA + DHA = 864 mg b) Krillöl: EPA + DHA = 543 mg
Arganöl Leinöl Perillaöl Fischöl in Kapselna
Krillölb
Linolsäure (ω6), LA 30-34 % 14 % 14 % 0,8 % 1,8 %
α-Linolensäure (ω3), ALA 0,1-0,3 % 54 % 63 % 0,5 % 1,0 %
Eicosapentaensäure (ω3), EPA 0-0,5 % 0 % 0 % 27 % 15-21 %
Docosahexaensäure (ω3), DHA 0-0,1 % 0 % 0 % 24 % 9-14 %
12 Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 2/2011 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe Fortbildung aktuell – Das Journal Nr. 1/2014 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe 12 Fortbildung aktuell – Das Journal Nr. 1/2014 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe 1212 Fortbildung aktuell – Das Journal der Apothekerkammer Westfalen-Lippe
Omega-3-Fettsäuren
erscheint allerdings sehr fraglich. Einen
Vorteil besitzt Krillöl gegenüber den mei-
sten Fischöl-Supplementen aber dennoch:
Es kommt nicht zu dem unangenehmen
fischigen Aufstoßen.
Referenzen & LiteraturAufgrund der erheblichen Anzahl an Primärstudi-en und Meta-Analysen zu diesem Thema wurde auf die vollständige Angabe der entsprechenden Quel-len verzichtet. Das Literaturverzeichnis beschränkt sich auf die 20 wichtigsten Quellenangaben. Ein detailliertes und vollständiges Literaturverzeichnis kann jedoch gerne beim Autor angefordert wer-den ([email protected]).
1 Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE). DACH Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr. 4., korrigierter Nachdruck. Neuer Umschau Buchverlag, Neustadt a.d.W. 2012
2 Kwak SM, Myung SK, Lee YJ et al. Korean Meta-analysis Study Group. Efficacy of omega-3 fatty acid supplements (eicosapentaenoic acid and docosahexaenoic acid) in the secondary preven-tion of cardiovascular disease: a meta-analysis of randomized, double-blind, placebo-controlled trials. Arch Intern Med. 2012, 172: 686-694.
3 Hooper L, Harrison RA, Summerbell CD et al. Omega 3 fatty acids for prevention and treat-ment of cardiovascular disease. Cochrane Data-base Syst Rev. 2004, CD003177.
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6 Janssen CI, Kiliaan AJ. Long-chain polyunsa-turated fatty acids (LCPUFA) from genesis to senescence: the influence of LCPUFA on neural development, aging, and neurodegeneration. Prog Lipid Res. 2014, 53: 1-17.
7 Haast RA, Kiliaan AJ. Impact of fatty acids on brain circulation, structure and function Prosta-glandins Leukot Essent Fatty Acids. 2015, 92C: 3-14.
8 Haass C. Initiation and propagation of neurode-generation. Nat Med. 2010, 16: 1201-1204.
9 Petursdottir AL, Farr SA, Morley JE et al. Ef-fect of dietary n-3 polyunsaturated fatty acids on brain lipid fatty acid composition, learning ability, and memory of senescence-accelerated mouse. J Gerontol A Biol Sci Med Sci. 2008, 63: 1153-1160.
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13 Freund-Levi Y, Eriksdotter-Jönhagen M, Ceder-holm T et al. Omega-3 fatty acid treatment in 174 patients with mild to moderate Alzheimer disease: OmegAD study: a randomized double-blind trial. Arch Neurol. 2006, 63: 1402-1408.
14 Sublette ME, Ellis SP, Geant AL et al. Meta-analy-sis of the effects of eicosapentaenoic acid (EPA) in clinical trials in depression. J Clin Psychiatry.
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supplementation with very-long-chain n-3 fatty acids during pregnancy and lactation augments children’s IQ at 4 years of age. Pediatrics. 2003, 111: 39-44.
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study): an observational cohort study. Lancet. 2007, 369: 578-585.
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19 Koletzko B. Ernährung in der Schwangerschaft: Für das Leben des Kindes prägend. Dtsch Arzte-bl. 2013, 110: 612.
20 Smollich M, Blumenschein B. Fetter Fisch für alle? Was Omega-3-Fettsäuren wirklich leisten. DAZ 2014, 27: 50-56.
ZUSAMMEnFASSUnGω3-Fettsäuren, insbesondere EPA und DHA, sind für die Entwicklung, die Physiologie
und vermutlich auch für die Durchblutung des menschlichen Gehirns von erheblicher
Bedeutung.
Schwangerschaft und Stillzeit
Schwangere und Stillende sollten für die optimale Entwicklung ihres Kindes täglich
mindestens 200 mg DHA zuführen. Ist dies nicht über regelmäßigen Fischkonsum
möglich, sollten entsprechende Supplemente verwendet werden.
Kardioprävention
• Die postulierten kardioprotektiven Effekte einer Supplementation mit ω3-
Fettsäuren sind bislang nicht nachzuweisen. Patienten mit Atherosklerose oder
weiteren kardiovaskulären Risikofaktoren, die ohnehin eine leitliniengerechte
Arzneimitteltherapie (Statine, ggf. auch ASS, Betablocker, ACE-Hemmer) erhal-
ten, haben durch die Supplementation mit ω3-Fettsäuren bei gleichbleibendem
Fleischkonsum keinen Zusatznutzen.
• Sowohl Gesunde als auch Patienten mit erhöhtem kardiovaskulärem Risiko pro-
fitieren von einer Ernährungsumstellung im Sinne der mediterranen Ernährung,
die mindestens zwei Mal pro Woche den Verzehr von Seefisch vorsieht. Fisch
besteht nicht nur aus ω3-Fettsäuren, sondern er kann als Bestandteil einer ab-
wechslungsreichen mediterranen Ernährung durchaus zur Kardioprotektion
beitragen. Die Reduktion von Fleischmahlzeiten zugunsten von Fischgerichten
bringt einen ernährungsmedizinischen Vorteil, nicht jedoch die Einnahme von
Fischölkapseln bei einem unverändert hohen Fleischkonsum.
Kognition, neurodegeneration und neuropsychiatrische Erkrankungen
• Die Studienlage zur protektiven Wirkung von ω3-Fettsäuren auf den altersbe-
dingten kognitiven Leistungsverlust ist nicht aussagekräftig. Ein Vorteil hinsicht-
lich einer verbesserten kognitiven Leistungsfähigkeit oder einer reduzierten De-
menzhäufigkeit ist nicht nachweisbar. Epidemiologische Untersuchungen zum
Zusammenhang zwischen der Aufnahme von ω3-Fettsäuren mit der Nahrung
und der Alzheimer-Inzidenz liefern keine valide Evidenz. Die Supplementation
bei Gesunden ist ohne Einfluss auf die Alzheimer-Neuerkrankungsrate und bei
bereits erkrankten Alzheimer-Patienten ohne Effekt auf klinisch relevante End-
punkte. Gleiches gilt für Morbus Parkinson.
• Bei den neuropsychiatrischen Erkrankungen ist allein für die Indikation der De-
pression die Wirksamkeit von EPA-Supplementen belegt.
• In nächster Zeit sind zahlreiche Studien zur Rolle von ω3-Fettsäuren bei neu-
ropsychiatrischen Erkrankungen zu erwarten, denn insbesondere Indikationen
wie Depression, ADHS und kindliche Lernstörungen eröffnen nicht nur neue
Ernährungsaspekte, sondern sie bergen vor allem auch ein erhebliches ökono-
misches Potenzial.
Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 2/2011 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe 13
Arzneimitteltherapierisiken lauern „an
jeder Ecke“, damit aber die Arzneimit-
teltherapiesicherheit (AMTS) nicht zum
Schreckgespenst wird, sollten Apotheker
die für den Patientenalltag wichtigsten,
allgemeinen Aspekte kennen. Gerade
weil das Gebiet AMTS sehr umfangreich
ist und auch sehr speziell sein kann, fragt
man sich zu Recht, wie und wo man an-
fangen soll oder ob man mit seinen bis-
herigen Bestrebungen und Tätigkeiten
auf dem richtigen Weg ist. Man sollte
sich zunächst auf ganz wesentliche Din-
ge oder ein bestimmtes Themengebiet
konzentrieren. In diesem Artikel soll der
Anreiz gegeben werden, sich einmal in-
tensiver mit den (nicht-)Teilbarkeiten von
Arzneimitteln zu beschäftigen. Es handelt
sich keinesfalls um ein triviales Problem,
sondern hat für den Patientenalltag und
die Arzneimitteltherapiesicherheit ho-
he Relevanz. Besonders tückisch: Die Tei-
lung von Tabletten ist mit vielfältigen Ri-
siken verbunden, welche nicht als solche
vom Arzt oder Patienten wahrgenom-
men werden. Hier sind Apotheker gefor-
dert, durch Aufklärung Abhilfe zu schaf-
fen. Wichtig ist: Jeder Schritt in die rich-
tige Richtung kann dazu beitragen, die
Arzneimitteltherapiesicherheit zu verbes-
sern!
Risikoanfälliger Medikationsprozess
Als Hauptziel der AMTS wurde die Ge-
währleistung eines optimalen Medikati-
onsprozesses zur Vermeidung von Medi-
kationsfehlern formuliert.1 Folglich kann
der Medikationsprozess als Orientierung
dienen, um sich dem Thema AMTS zu nä-
hern. Ziemlich am Ende des Medikations-
prozesses steht die Einnahme durch den
Patienten. Wenn bis hierhin alles „gut ge-
gangen“ ist, kann leider an dieser Stelle
noch eine Menge schief gehen. Anhand
des oft durchgeführten Teilens von Arz-
neimitteln lässt sich sehr schön verdeut-
lichen, dass alle am Medikationsprozess
Beteiligten, also Ärzte, Apotheker, PTA,
Pflegekräfte, Angehörige und der Pati-
ent selbst, die Arzneimitteltherapie sicher
und erfolgreich gestalten aber auch Me-
dikationsfehler mit weitreichenden Kon-
sequenzen verursachen können. Beispiel-
hafte Fehlermöglichkeiten der einzelnen
Akteure beim Teilen von Arzneimitteln
sind:
• Ärzte könnten unkritisch die Teilung
eines Präparates anordnen, ohne zu
überprüfen, ob das Arzneimittel über-
haupt teilbar ist.
• Apotheker und PTA könnten verges-
sen, bei einem Präparate-/Hersteller-
wechsel zu hinterfragen, ob die Anfor-
derung „Teilbarkeit“ an das neue Prä-
parat besteht.
• Pflegekräfte könnten missachten, dass
bei der Teilung bestimmter Arzneimit-
tel gesundheitsgefährdende Stäube
eingeatmet werden können, weshalb
Dr. Verena Stahl (Herdecke) wurde an
der University of Florida als Semi-Resi-
dent im landesweiten Drug Information
& Pharmacy Resource Center ausgebil-
det. Dazu berufsbegleitende Dissertati-
on zu einem Thema der AMTS, Autorin
für die DAZ, Referententätigkeit, medi-
zinische Entwicklung RpDoc® Solutions
GmbH.
Dr. verena Stahl
13 Fortbildung aktuell – Das Journal Nr. 1/2014 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe Fortbildung aktuell – Das Journal der Apothekerkammer Westfalen-Lippe 13
Kein alter Hut: Problemfall TeilbarkeitenFast jeder Patient ist betroffen
Tabelle 1: Aus galenischer Sicht nicht teilbare feste orale Darreichungsformen und Auswirkungen bei unsachgemäßer Teilung.
nicht teilbare Darreichungsform Teilung führt zu
Weichgelatinekapseln Entleerung des flüssigen/pastösen Inhalts
Hartkapseln mit Pulver- oder Granulat-füllung
Ungleichförmig aufgeteiltem Inhalt
Magensaftresistent überzogene Tablet-ten
Zerstörung des magensaftresistenten Überzugs
Tabletten mit Retard-Überzug Verlust des Retardierungsprinzips, Dose-Dumping
Retardtabletten auf der Basis oraler osmotischer Systeme (OROS, Push-Pull-Technologie), z. B. Jurnista®, Concerta®, Cardular® PP
Verlust des Retardierungsprinzips, Dose-Dumping
Manteltabletten, Manteldragees, Zwei-schichttabletten, z. B. Adalat® SL 20 mg Tabletten mit veränderter Wirkstofffrei-setzung
Gleichzeitiger Freisetzung von Mantel und Kern, Verlust der zeitverzögerten Freisetzung der Einzelkomponenten
Dragees Ungleichen Bruchstücken
Sublingual-, Bukkaltabletten Zersetzung der Tablette unter Einfluss von Feuchtigkeit
Problemfall Teilbarkeiten
entsprechende Schutzvorrichtungen
(Mundschutz, Handschuhe, keine Zu-
bereitung durch Schwangere) einzu-
halten sind.
• Angehörige könnten ein Präparat mit
hydrolyse- oder oxidationsempfind-
lichem Wirkstoff teilen und es aus Un-
wissenheit über den Wirkverlust für ei-
ne Woche im Voraus stellen.
• Patienten könnten zur Teilung von Ta-
bletten ungeeignete Techniken oder
Instrumente anwenden.
Alle Beispiele zeigen Risiken für die AMTS
im Bereich „Teilen von Arzneimittel“ auf,
die vermutlich eher die Regel als die Aus-
nahme sind. Denn welcher Angehörige ist
sich über Lagerungsinstabilitäten geteil-
ter Tabletten und einhergehender Quali-
täts- und Wirksamkeitsverlusten bewusst
und welche Pflegekraft trägt wirklich ei-
nen Mundschutz beim Teilen von Tablet-
ten? Hier entstehen Fehler aus Unwissen-
heit, die sich durch entsprechende Aufklä-
rung und Ratschläge adressieren lassen.
Unterbewertetes Risiko
Das Teilen von Arzneimitteln stellt immer
noch ein gemeinhin unterbewertetes Ri-
siko dar. Es ist nämlich meist nicht offen-
sichtlich, welche Risiken aus unsachgemäß
geteilten Arzneimitteln erwachsen kön-
nen oder welche Schwankungen in der
Wirkung – im Extremfall können Überdo-
sierung oder annähernde Wirkungslosig-
keit beobachtet werden – auf eine inadä-
quate Teilung zurückzuführen sind. Ge-
fürchtet ist das sogenannte Dose-Dum-
ping, also eine unbeabsichtigte Freiset-
zung des kompletten Wirkstoffdepots ei-
ner retardierten Formulierung innerhalb
kurzer Zeit, anstatt einer kontrollierten
Wirkstoffabgabe über einen verlänger-
ten Zeitraum. Patienten zeigen aufgrund
der veränderten Freisetzungskinetik und
den resultierenden höheren systemischen
Wirkspiegeln Symptome einer Überdosie-
rung (z. B. Schwindel bei Blutdrucksen-
kern, Atemdepression bei Opioiden). Ge-
rade bei Opioiden kann das Dose-Dum-
ping relevante Auswirkungen haben.
Wie kann es dazu kommen? Sehr schnell,
z. B. bei einem Präparatewechsel. So sind
einige Oxycodon-Retardtabletten teilbar
(z. B. Oxycodon-HCl-ratiopharm® 20 mg
Retardtablette), andere wiederum nicht
(z. B. Oxycodon-HCl HEXAL® 20 mg Re-
tardtablette). Wechselt der Patient von
einer teilbaren auf eine nicht teilbare Ta-
blette (oder gar eine Kapsel) und führt
wie gewohnt die Teilung durch, kommt es
zum gefährlichen Dose-Dumping. Dieser
Medikationsfehler, seine unerwünschten
Wirkungen und Schädigungen für den Pa-
tienten wären vermeidbar.
Die Sicht des Patienten
Für den Patienten ist es meist nicht er-
sichtlich, welche Tabletten geteilt wer-
den dürfen und welche nicht. Die Ge-
brauchsinformationen geben hierzu nur
manchmal Auskunft, sofern sie vom Pa-
tienten gelesen werden. Meist orientiert
sich der Patient an dem Vorhandensein ei-
ner Bruchrille, was aber nicht ausschließt,
dass auch Tabletten ohne Bruchrille unkri-
tisch geteilt werden, um der Anordnung
des Arztes nach einer halbierten (gedrit-
telten, geviertelten) Tablette zu entspre-
chen oder weil der Patient aufgrund von
Schluckbeschwerden keine ganzen Ta-
bletten einnehmen kann. Nicht selten
werden auch halbe Kapseln verordnet.
Hersteller geben mitunter an, dass die auf
der Tablette befindliche Bruchrille nur zur
Erleichterung der Einnahme dient und
nicht zur Aufteilung in gleiche Dosen ge-
eignet ist. Diese Information wird vom
Patienten (und gerne auch vom Arzt) ent-
weder übersehen oder als nicht relevant
abgetan. Bei manchen Präparaten finden
sich sogar irritierende Schmuckkerben,
die eine Teilbarkeit suggerieren, hierfür
aber nicht vorgesehen sind, auch nicht
zur Erleichterung der Einnahme. Dies al-
les kann der Patient nicht wissen! Ferner
kann ein Verlust der Wirksamkeit bei der
Teilung von Präparaten beobachtet wer-
den, die einen hydrolyse-, licht- oder oxi-
dationsempfindlichen Wirkstoff enthal-
ten und die nach der Teilung länger ge-
lagert werden (Beispiele siehe Tab. 2). Ta-
bletten sollten daher immer erst kurz vor
der Einnahme geteilt werden. Risiken für
eine erfolgreiche Arzneimitteltherapie
bestehen aber insbesondere auch, wenn
der Patient nicht in der Lage ist, eine ex-
akte Teilung durchzuführen. Um Tablet-
ten teilen zu können, bedarf es nämlich
einiger wichtiger Fähigkeiten, die oft un-
terschätzt werden. Hierzu zählen ausrei-
chendes Sehvermögen, Koordination, Fin-
gerkraft und Kognition. Fähigkeiten, die
insbesondere bei älteren Patienten nur
noch eingeschränkt vorhanden sind. Teil-
bare Tabletten werden dann unter groß-
en Anstrengungen der Patienten zu Brö-
seln oder ungleichen Bruchstücken zer-
teilt. Patienten verzweifeln darüber, trau-
en sich aber unberechtigterweise nicht,
dem Arzt oder Apotheker gegenüber ih-
re „Unfähigkeit“ einzugestehen und
nach Lösungen zu fragen. Zu guter Letzt
hat das Teilen von Tabletten oder die Ein-
14 Fortbildung aktuell – Das Journal der Apothekerkammer Westfalen-Lippe
Abbildung 1: Kapseln dürfen nicht geteiltwerden. Foto: Fotolia / VIPDesign
Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 2/2011 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe 15
Dr. verena Stahl
nahme geteilter Tabletten einen groß-
en Einfluss auf die Therapietreue (Adhä-
renz) des Patienten. Würden Sie etwa der
Wirkung einer halben Schlaftablette ver-
trauen? Keine „vollwertige“ Dosis zu er-
halten, wird von vielen Patienten bei ge-
wissen Indikationen schlichtweg nicht ak-
zeptiert. Wenn Ärzte beispielsweise bei
älteren Patienten beachten würden, dass
die Dosierung der meisten Benzodiaze-
pine und Z-Substanzen altersabhängig
anzupassen ist, sollten sie aus Adhärenz-
gründen und wegen eventueller Handha-
bungsprobleme keine halben Tabletten
verordnen. Die Verordnung sollte dann
beispielsweise nicht eine halbe Tablette
Zopiclon 7,5 mg lauten, sondern eine Ta-
blette der gerade für ältere Patienten ge-
eigneten Wirkstärke 3,75 mg, welche von
einigen Herstellern angeboten wird. Die
Verordnung von halben Schlaftabletten
sollte auch deswegen nicht getätigt wer-
den, da Hypnotika per se keine Dauerme-
dikation darstellen sollten, die es erlau-
ben würde, die verbleibende Hälfte als-
bald aufzubrauchen.
Studien aus der Praxis
In einer groß angelegten Untersuchung
Heidelberger Wissenschaftler, welche
2006 veröffentlicht wurde, konnte ge-
zeigt werden, dass jede vierte Tablette
ambulant behandelter Patienten geteilt
wurde.2 Annähernd 10 % der geteilten
Tabletten wiesen keine Bruchkerbe auf
und meist fanden sich in der Gebrauchsin-
formation keine Teilbarkeitsangaben. Als
weiteres wesentliches Ergebnis konnte
festgestellt werden, dass ca. 4 % der ge-
teilten Tabletten explizit nicht zur Teilung
geeignet sind, da zum Beispiel Filmüber-
züge zur Retardierung oder Magensaft-
resistenz zerstört werden. Noch alarmie-
rendere Ergebnisse lieferte eine Studie
des Gesundheitsamts Hamm zur Teilung
von Tabletten in 23 Alten- und Pflege-
heimen.3 Für 58 % der geteilten Arznei-
mittel gab es niedriger dosierte Alterna-
tiven, die die Verabreichung einer ganzen
Tablette ermöglicht hätten. Ca. 11 % der
geteilten Tabletten durften laut Angaben
der Fachinformation oder der Gelben Li-
ste nicht geteilt werden. Aufgrund der Er-
gebnisse wurden Qualitätsoffensiven ge-
startet, um die betroffenen Ärzte und
Pflegeheime für die Problematik des Ta-
blettenteilens zu sensibilisieren.
Erforderliche Kraft
Besonders Senioren, aber auch Patienten
mit arthritischen Erkrankungen, Diabe-
15 Fortbildung aktuell – Das Journal Nr. 1/2014 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe Fortbildung aktuell – Das Journal der Apothekerkammer Westfalen-Lippe 15
RISIKEn BEIM TEILEn vOn ARZ-nEIMITTELn:• Dosierungenauigkeiten
• Dose-Dumping
• Wirksamkeitsverlusten
• Adhärenzproblemen
RISIKEn BEIM TEILEn vOn ARZ-nEIMITTELn:Für das Teilen von Tabletten gibt es
aber auch einige legitime Beweggrün-
de, sofern die Teilung vom Hersteller
vorgesehen ist und exakt erfolgt:
• Aufdosieren (z. B. Betablocker) oder
Ausschleichen (z. B. Glucocorticoide)
• Niedrige Dosis aufgrund von Patien-
tenfaktoren wie Alter, Nieren- oder
Leberfunktionseinschränkungen er-
forderlich
• Häufig wechselnde Dosierung in Ab-
hängigkeit von Laborwerten (z. B.
Phenprocoumon)
• Schluckbeschwerden
• Die meist ökonomisch motivierte
(Arzt: Budget, Patient: Zuzahlung)
Teilung von Tabletten ist aber wohl
der häufigste Grund. Ein übertrie-
bener Sparzwang birgt leider oft
AMTS-Risiken
Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 2/2011 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe 15
Dr. Verena Stahl
nahme geteilter Tabletten einen groß-
en Einfluss auf die Therapietreue (Adhä-
renz) des Patienten. Würden Sie etwa der
Wirkung einer halben Schlaftablette ver-
trauen? Keine „vollwertige“ Dosis zu er-
halten, wird von vielen Patienten bei ge-
wissen Indikationen schlichtweg nicht ak-
zeptiert. Wenn Ärzte beispielsweise bei
älteren Patienten beachten würden, dass
die Dosierung der meisten Benzodiaze-
pine und Z-Substanzen altersabhängig
anzupassen ist, sollten sie aus Adhärenz-
gründen und wegen eventueller Handha-
bungsprobleme keine halben Tabletten
verordnen. Die Verordnung sollte dann
beispielsweise nicht eine halbe Tablette
Zopiclon 7,5 mg lauten, sondern eine Ta-
blette der gerade für ältere Patienten ge-
eigneten Wirkstärke 3,75 mg, welche von
einigen Herstellern angeboten wird. Die
Verordnung von halben Schlaftabletten
sollte auch deswegen nicht getätigt wer-
den, da Hypnotika per se keine Dauerme-
dikation darstellen sollten, die es erlau-
ben würde, die verbleibende Hälfte als-
bald aufzubrauchen.
Studien aus der Praxis
In einer groß angelegten Untersuchung
Heidelberger Wissenschaftler, welche
2006 veröffentlicht wurde, konnte ge-
zeigt werden, dass jede vierte Tablette
ambulant behandelter Patienten geteilt
wurde.2 Annähernd 10 % der geteilten
Tabletten wiesen keine Bruchkerbe auf
und meist fanden sich in der Gebrauchsin-
formation keine Teilbarkeitsangaben. Als
weiteres wesentliches Ergebnis konnte
festgestellt werden, dass ca. 4 % der ge-
teilten Tabletten explizit nicht zur Teilung
geeignet sind, da zum Beispiel Filmüber-
züge zur Retardierung oder Magensaft-
resistenz zerstört werden. Noch alarmie-
rendere Ergebnisse lieferte eine Studie
des Gesundheitsamts Hamm zur Teilung
von Tabletten in 23 Alten- und Pflege-
heimen.3 Für 58 % der geteilten Arznei-
mittel gab es niedriger dosierte Alterna-
tiven, die die Verabreichung einer ganzen
Tablette ermöglicht hätten. Ca. 11 % der
geteilten Tabletten durften laut Angaben
der Fachinformation oder der Gelben Li-
ste nicht geteilt werden. Aufgrund der Er-
gebnisse wurden Qualitätsoffensiven ge-
startet, um die betroffenen Ärzte und
Pflegeheime für die Problematik des Ta-
blettenteilens zu sensibilisieren.
Erforderliche Kraft
Besonders Senioren, aber auch Patienten
mit arthritischen Erkrankungen, Diabe-
15 Fortbildung aktuell – Das Journal Nr. 1/ der Apothekerkammer Westfalen-Lippe Fortbildung aktuell – Das Journal der Apothekerkammer Westfalen-Lippe 15
RISIkEN BEIM TEIlEN VoN ARz-NEIMITTElN:• Dosierungenauigkeiten
• Dose-Dumping
• Wirksamkeitsverlusten
• Adhärenzproblemen
BEWEGGRüNDE füRDAS TEIlEN:Für das Teilen von Tabletten gibt es
aber auch einige legitime Beweggrün-
de, sofern die Teilung vom Hersteller
vorgesehen ist und exakt erfolgt:
• Aufdosieren (z. B. Betablocker) oder
Ausschleichen (z. B. Glucocorticoide)
• Niedrige Dosis aufgrund von Patien-
tenfaktoren, wie Alter, Nieren- oder
Leberfunktionseinschränkungen er-
forderlich
• Häufig wechselnde Dosierung in
Abhängigkeit von Laborwerten
(z. B. Phenprocoumon)
• Schluckbeschwerden
• Die meist ökonomisch motivierte
(Arzt: Budget, Patient: Zuzahlung)
Teilung von Tabletten ist aber wohl
der häufigste Grund. Ein übertrie-
bener Sparzwang birgt leider oft
AMTS-Risiken
Tabelle 2: Aus pharmazeutischer Sicht sind einige Wirkstoffe/Präparate für eine Teilung ungeeignet, Gründe und Beispiele sind angefügt.
zur Teilung ungeeigneter/s Wirkstoff/Präparat
Gründe Beispiele
Wirkstoffe mit geringer therapeutischer Breite
Gefahr der Dosierungenauigkeit, Wirkungsschwankung
Digitalisglykoside, Antikonvulsiva
Sehr niedrig dosierte Wirk-stoffe
Gefahr der ungleichen Wirkstoff-verteilung in den Bruchstücken
Vitamin B 12-Tablet-ten mit 10 µg Cya-nocobalamin
Schlecht oder nicht exakt teilbare Präparate
Gefahr der Dosierungenauigkeit Tabletten mit ge-ringer Masse (< 50-60 mg) oder großer Härte
Präparate, bei denen nied-rigere Wirkstärken verfüg-bar sind
Teilung immer 2. Wahl Viele Beispiele
Präparate mit hydrolyse-, oxidations- oder lichtemp-findlichen Wirkstoffen
An der Bruchstelle dringt Feuch-tigkeit und Sauerstoff ein, ein eventuell aufgebrachter Licht-schutz ist an der Bruchstelle ebenfalls nicht mehr vorhanden. Unvorhersehbare Reaktionen können durch Kontakt mit ande-ren Arzneistoffen entstehen.
Nifedipin, Vitamine, Molsidomin, Johan-niskraut-Trockenex-trakt
Wirkstoffe mit unange-nehmem Geruch oder Ge-schmack
An der Bruchstelle offenbart sich der unangenehme Geruch oder Geschmack.
Penicilline
CMR-Wirkstoffe Gefahr des Einatmens von ge-fährlichen Stäuben; Teilung meist aufgrund dessen verboten.
Retinoide, Virustati-ka, orale Zytostatika
Problemfall Teilbarkeiten
tiker, oder andere Patienten mit moto-
rischen Funktionseinschränkungen ha-
ben nicht mehr die zur Teilung einer Ta-
blette erforderliche Kraft in den Fingern
(Abb. 2). In einer Untersuchung von Kir-
cher4 aus dem Jahr 2009 war zur Teilung
von Metformin-Tabletten eine Kraft von
100 bis 200 Newton erforderlich, die Ziel-
gruppe der Diabetiker kann diese hohen
Gewichtskräfte aber oft nicht aufbringen.
Sofern Tabletten geteilt werden dürfen
und der Patient die hierfür erforderlichen
Fähigkeiten besitzt, ist die Kenntnis der
unterschiedlichen manuellen Teilungs-
techniken essentiell, um erfolgreiche Re-
sultate zu erzielen (Abb. 3).
a) Einseitig gewölbte Tabletten mit tie-
fen Bruchkerben/Bruchkerben mit
großem Winkel werden mit der ge-
wölbten Seite nach unten auf ei-
ne harte Unterlage gelegt und dann
durch kräftigen Druck auf die ge-
kerbte Seite geteilt.
b) Flache Tabletten mit oberflächlicher
Bruchkerbe werden mit Daumen und
Zeigefinger beider Hände gehalten
(Zeigefinger oben, Daumen unten)
und entlang der Bruchkerbe nach
unten über die Daumennägel weg-
gebrochen
c) Flache Tabletten mit oberflächlicher
Bruchkerbe (siehe B) werden häufig
auch geteilt, indem man sie auf den
Zeigefingern beider Hände ruhen
lässt und mit den Daumen Druck auf
beide Hälften entlang der Bruchker-
be ausübt.
d) Flache Tabletten mit breitwinkliger
Bruchkerbe werden mit der Bruch-
kerbe nach unten auf eine harte Un-
terlage gelegt und dann durch kräfti-
gen Druck auf die glatte Seite geteilt.
Tablettenteiler
Tablettenteiler sollen das Teilen gera-
de für ältere Patienten erleichtern, weil
durch ihre Verwendung ein geringerer
Kraftaufwand erforderlich ist als durch
manuelles Teilen. Andererseits besteht
für betagte Patienten bereits im Einlegen
des zu teilenden Gutes und in der Entnah-
me der Hälften aufgrund der erforder-
lichen Feinmotorik eine große Herausfor-
derung. Aber auch die Verwendung eines
Tablettenteilers ist häufig mit Fehlbrü-
chen behaftet oder für bestimmte prin-
zipiell teilbare Tabletten nicht geeignet,
zum Beispiel drittelbare Tabletten. Tablet-
tenteiler werden meist in Form eines auf-
klappbaren Kästchens oder Dose angebo-
ten. Die zu teilende Tablette wird in ei-
ner Haltevorrichtung im Unterteil fixiert
und dann durch zügiges Schließen des
Deckels und der darin befindlichen Klinge
gespalten. Untersuchungen des Zentral-
laboratoriums Deutscher Apotheker (ZL)
zu Tablettenteilern lieferten im Jahr 2011
16 Fortbildung aktuell – Das Journal der Apothekerkammer Westfalen-Lippe
Abbildung 2: Besonders ältere Patienten haben Handhabungsschwierigkeiten. Foto: Fotolia / Nenov Brothers
a b
c d
Abbildung 3: Unterschiedliche Teilungstechniken. Grafik: Pharmazeutische Zeitung
Dr. verena Stahl
ernüchternde Resultate.5 Die Teilungs-
genauigkeit von sechs verschiedenen Ta-
blettenteilern sowie die Teilung per Be-
steckmesser und die manuelle Teilung
wurden gemäß den Bestimmungen des
Europäischen Arzneibuchs anhand von
zwölf Präparaten mit unterschiedlich ge-
stalteten Bruchkerben oder ohne Bruch-
kerbe überprüft. Der beste Tablettentei-
ler erfüllte nur bei neun von zwölf Prä-
paraten die Anforderungen der Ph.Eur.,
ebenso wie das Küchenmesser, gefolgt
von der manuellen Teilung (sieben Präpa-
rate). Das ZL schlussfolgerte, dass Tablet-
tenteiler nicht für alle Tabletten geeignet
sind und auch nicht vorhersehbar ist, wel-
che Tabletten sich besonders gut oder be-
sonders schlecht teilen lassen (Abb. 4).
So schleichen sich halbierte Tabletten ein
Sehr häufig kann folgender Prozess be-
obachtet werden: Ein Patient erhält auf-
grund von Ödemen ein Diuretikum, bei-
spielsweise Xipamid Abz 20 mg Tabletten.
Nach einiger Zeit bessert sich der Zustand
des Patienten und der behandelnde Arzt
empfiehlt, die Dosis zu reduzieren. Da der
Patient noch genügend Tabletten bevor-
ratet hat, erscheint die Teilung der Tablet-
te (sofern „technisch“ überhaupt mög-
lich, in diesem Falle ja) als ökonomisch
logische Konsequenz, um den Inhalt der
angebrochenen Packung aufzubrau-
chen. Die Dosis 10 mg zeigt angenommen
beim Patienten eine ausreichende Wirk-
samkeit und wird daher bei zukünftigen
Verordnungen beibehalten. Leider wird
aber auch – vermutlich aus Bequemlich-
keit oder den oben genannten Budget-
gründen – die Verordnung des ursprüng-
lichen Präparats (20 mg) aus der Arztsoft-
ware heraus beibehalten und nicht mehr
geprüft, ob auch ein Präparat mit der ent-
sprechend niedrigeren Wirkstärke 10 mg
vorhanden wäre. Dem Patienten ist zu-
meist nicht klar, dass es auch eine gerin-
gere Wirkstärke gibt, die die Einnahme ei-
ner ganzen Tablette ermöglichen würde.
Er nimmt daher die mit der Teilung even-
tuell verbundenen Schwierigkeiten hin.
Informationen zur Teilbarkeit
Nicht alle pharmazeutischen Unterneh-
mer geben in den Fach- und Gebrauchsin-
formationen detailliert an, ob und gege-
benenfalls wie ein Präparat geteilt wer-
den kann (nicht nachvollziehbar, da die Er-
gebnisse einer Prüfung auf Teilbarkeit bei
der Zulassung angegeben werden müs-
sen). Oft ist dann die fachliche Einschät-
zung beziehungsweise die Recherchetä-
tigkeit des Apothekenteams gefordert. Es
erfordert jedoch Zeit, Angaben zur Teil-
barkeit von Tabletten zu recherchieren.
Einige pharmazeutischen Unternehmer
bieten im geschützten Fachkreis-Bereich
ihrer Homepage (Zugang meist per Doc-
Check-Passwort möglich) vorbildliche In-
formationen an, stellen Übersichtslisten
per Download zur Verfügung oder bie-
ten gar anschauliche Informationsvideos
für Patienten zum richtigen Teilen von Ta-
bletten an.6 Mitunter müssen Apotheker
und PTA aber auch die medizinisch-wis-
senschaftliche Abteilung eines Herstellers
kontaktieren, um entsprechende Teilbar-
keits-Informationen einzuholen. Die Hin-
weise der Gelben Liste (www.gelbe-liste.
de) sind ebenfalls hilfreich und schnell
verfügbar, allerdings auch nicht vollstän-
dig, da sie auf den Angaben der Herstel-
ler aufbauen. Es kann angezeigt werden,
ob eine Arzneiform generell nicht teil-
bar ist oder dank einer Bruchkerbe ge-
teilt werden kann. Kann die Arzneiform
darüber hinaus auch in gleiche Dosen ge-
teilt werden, wird dies als separate Infor-
mation angegeben. Ist das Gegenteil der
Fall, kann die Arzneiform also nur zur Er-
leichterung der Einnahme geteilt wer-
den, finden sich auch hierzu Informatio-
nen. Bei teilbaren Präparaten wird zudem
angegeben, in wie viele Teile geteilt wer-
den kann. Beispielsweise findet sich in der
Gelben Liste bei dem Präparat Haldol®-
Janssen 1 mg Tabletten folgende Infor-
mationskette: „Teilbar“, „in vier Teile teil-
bar“, „teilbar zum erleichterten Schlu-
cken“. Bei dem wirkstoff- und wirkstär-
kengleichen Präparat Haloperidol-neu-
raxpharm® 1 mg Tabletten sind folgende
17 Fortbildung aktuell – Das Journal Nr. 1/2014 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe Fortbildung aktuell – Das Journal der Apothekerkammer Westfalen-Lippe 17
Abbildung 2: Nicht immer ergeben sich gleiche Bruchstücke. Foto: Fotolia / DXfoto.com
18 Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 2/2011 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe Fortbildung aktuell – Das Journal Nr. 1/2014 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe 18
Informationen verfügbar: „Teilbar“, „in
zwei Teile teilbar“, „teilbar in gleiche Do-
sen“. An diesem Beispiel zeigt sich sehr
gut, wie unterschiedlich die in der Zu-
lassung verankerten Teilbarkeitsmöglich-
keiten je nach Hersteller sind und welche
Probleme sich dadurch bei einem Präpa-
ratewechsel ergeben können.
Kritik:
In vielen Fach- und Gebrauchsinforma-
tionen werden bezüglich der Möglich-
keit zur Teilbarkeit von Arzneimitteln kei-
ne oder nur unzureichende Angaben ge-
macht, von rühmlichen Ausnahmen ein-
mal abgesehen. So wird bei vielen Präpa-
raten in der Fachinformation im Abschnitt
„Darreichungsform“ zwar angegeben,
dass das Präparat über eine Bruchrille ver-
fügt, aber im weiteren Textverlauf, zum
Beispiel im Abschnitt „Art und Dauer der
Anwendung“, wird nicht weiter darauf
eingegangen. In den Gebrauchsinforma-
tionen, die dazu bestimmt sind, den Pa-
tienten zu informieren, finden sich An-
gaben zu Bruchrillen im allerletzten Ab-
schnitt „Inhalt der Packung und weitere
Informationen“. Falls der Patient die Mu-
ße hatte, bis zuletzt zu lesen und die ge-
naue Wirk- und Hilfsstoffzusammenset-
zung studiert hat, folgen dann erst Anga-
ben zum Aussehen der Darreichungsform,
abgerundet von der Anschrift des phar-
mazeutischen Unternehmers und Herstel-
lers. Wünschenswert wären verpflichten-
de Angaben in den Fach- und Gebrauchs-
informationen zum Vorhandensein von
Bruchrillen, zur Möglichkeit der Teilbar-
keit, wobei eine „echte“ Teilbarkeit von
einer Teilbarkeit zur Erleichterung der
Einnahme unterschieden werden muss
und zur Anzahl der Teilungsmöglich-
keiten. In den Gebrauchsinformationen
könnten schematische Abbildungen hel-
fen, dem Patienten die vorgesehene Tei-
lungstechnik zu erläutern. Zusätzlich auf
dem Umkarton angebrachte, eindeutige
Symbole wären ebenfalls sehr zu begrü-
ßen.
Ins Gespräch kommen
Selten ist auf dem Rezept vermerkt, in
welcher Dosierung der Patient sein Arz-
neimittel einnehmen soll. Wie kann man
also feststellen, welche Patienten vor
der Herausforderung des Tablettentei-
lens stehen? Um Probleme nicht per Zu-
fall aufzudecken, könnte sich hier eine
systematische Vorgehensweise anbieten,
beispielsweise an einem Stich-/Informa-
tionstag. Möglichst viele Patienten, be-
sonders die älteren und diejenigen mit
motorischen Einschränkungen (durch
z. B. M. Parkinson, rheumatoide Arthri-
tis, Gicht) oder neurologischen Grunder-
krankungen (z. B. Zustand nach Schlagan-
fall, Neuropathien) sollten befragt wer-
den. Die Einstiegsfrage könnte zum Bei-
spiel lauten: „Nehmen sie derzeit Tablet-
ten ein, die sie teilen müssen?“. Antwor-
tet der Patient mit „Ja“, kann man sich
erkundigen, welche Präparate der Pati-
ent wie teilt, wie ihm dies gelingt oder ob
er Schwierigkeiten bei der Teilung hat. Im
Gesprächsverlauf sollte angeboten wer-
den, die faktische Teilbarkeit der Tablet-
ten zu überprüfen. Auch die unterschied-
lichen Teilungstechniken sind vielen Pa-
tienten nicht geläufig und könnten ein-
geübt werden (siehe Abb. 3). Patienten
sollten nicht nur im Rahmen eines Infor-
mationstages, sondern generell aktiv an-
gesprochen werden, wenn ein Herstel-
ler-/Präparatewechsel aufgrund eines ge-
änderten Rabattvertrags erforderlich ist.
Häufig ergibt sich hier die Problematik,
dass ein Präparat, welches vormals vom
Patienten geteilt wurde und auch ge-
teilt werden konnte, gegen ein Präparat
ausgetauscht werden soll, welches nicht
in der gewünschten Form teilbar ist (si-
ehe oben). Hier sollte man Rücksprache
mit dem behandelnden Arzt halten, um
einerseits auf die Problematik im Allge-
Problemfall Teilbarkeiten
Fortbildung aktuell – Das Journal Nr. 1/2014 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe 1818 Fortbildung aktuell – Das Journal der Apothekerkammer Westfalen-Lippe
meinen aufmerksam zu machen und für
den konkreten Fall eine Lösung zu erwir-
ken. Vorteilhaft für die Gesprächsführung
ist, wenn man bereits einen Lösungsvor-
schlag anbieten kann. Ist der behandeln-
de Arzt nicht zu erreichen, sollte die Mög-
lichkeit genutzt werden, pharmazeu-
tische Bedenken geltend zu machen, da
durch den Präparatetausch die Arzneimit-
teltherapiesicherheit und der Therapieer-
folg gefährdet sind.
Kuriositäten
Azathioprin, ein Wirkstoff mit CMR-Ei-
genschaften (carcinogen, mutagen, re-
produktionstoxisch) wird von einigen
Herstellern mit Schmuckkerbe angebo-
ten. Man kann nur hoffen, dass der Ver-
weis in den Fachinformationen, dass die-
se Schmuckkerbe nicht zum Teilen der Ta-
blette dient, gelesen wird. Die Firma ra-
tiopharm bietet erfreulicherweise zwei
Wirkstärken an, 25 mg und 50 mg, stattet
aber das 50 mg-Präparat mit einer Bruch-
kerbe aus. In der Fachinformation ist der
vorsichtig formulierte Hinweis zu lesen:
„Eine Halbierung der Filmtablette sollte
vermieden werden, außer wenn dies für
das ausschleichende Absetzen notwendig
ist. Falls notwendig, sollte für eine ange-
messene Dauerdosierung die 25-mg-Stär-
ke (Azathioprin-ratiopharm® 25 mg Film-
tabletten) verwendet werden.“7
Tablettenteiler sollten stets sorgfältig ge-
reinigt werden, wie folgender Fallbericht
nahelegt, der im American Journal of Me-
dicine veröffentlicht wurde.8 Eine 45-jäh-
rige Frau wurde bei ihrem Internisten
wegen vermindertem Appetit, Übelkeit,
Schwäche und Gewichtsverlust vorstel-
lig. Die Symptome hätten eine Woche
nach dem Tod ihres Hundes angefangen.
Nach ausführlicher Diagnostik konnte ei-
ne Suppression der ACTH-Sekretion und
damit eine sekundäre Nebennierenrin-
deninsuffizienz (NNR-Insuffizienz) festge-
Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 2/2011 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe 19
stellt werden, welche meist auf eine lang-
dauernde Glucocorticoidtherapie zurück-
zuführen ist. Die Frau hatte aber weder
orale, inhalative noch topische Glucocor-
ticoide angewendet. Es konnte schließ-
lich nachvollzogen werden, dass die Pati-
entin jahrelang denselben Tablettenteiler
für ihre Medikation und die ihres Hundes
verwendet hatte. Dieser erhielt zweimal
täglich zur Behandlung eines M. Addison
Prednison, welches von seinem Frauchen
in einem Tablettenteiler geviertelt wur-
de, gleichzeitig verwendete sie den Ta-
blettenteiler zur Teilung ihrer Antidepres-
siva. Nachdem der Hund verstarb, entfiel
dieses Prozedere, woraufhin sich die kli-
nischen Anzeichen ihrer NNR-Insuffizienz
bemerkbar machten. Die Autoren schluss-
folgern, dass die jahrelange Nutzung
eines Tablettenteilers innerhalb eines
Haushalts nicht unerhebliche Risiken ber-
gen kann.
Worauf kann ich ab morgen achten?
• Fragen Sie bei jedem (rabattvertrags-
bedingtem) Präparate-/Hersteller-
wechsel nach, ob das Präparat geteilt
werden muss.
• Falls Patienten Tabletten teilen müs-
sen, zeigen Sie ihnen die Techniken,
wie sich Tabletten besonders leicht tei-
len lassen (siehe Abb. 3).
• Geben Sie bei der Abgabe von gale-
nisch nicht teilbaren Darreichungs-
formen (siehe Tab. 1) den Hinweis, dass
die Präparate nicht geteilt oder zer-
kaut werden dürfen. Hier landet man
unter Umständen den einen oder an-
deren Zufallstreffer, dass Patienten die
Präparate bisher doch geteilt haben.
Was sollte in der nächsten Teamsitzung
besprochen werden?
• Techniken des Tablettenteilens (siehe
Abb. 3) auffrischen.
• Vorgehensweise zur aktiven Anspra-
che von Patienten zu Teilbarkeiten ih-
rer Medikation festlegen.
Referenzen & Literatur1 Aly, A.-F. et al. Ein „Was ist Was“ der Sicherheit.
Dtsch Arztebl 2014, 111 (44): A-1892 / B-1618 / C-1550
2 Quinzler, R. et al. The frequency of inappropri-ate tablet splitting in primary care. Eur J Clin Pharmacol 2006, 62 (12): 1065–1073.
3 Stapel, U. Qualitätssicherung in der Heimversor-gung. Pharmazeutische Zeitung 2014, (22).
4 Kircher, W. Wie anwenderfreundlich sind „leicht teilbare Tabletten“? Deutsche Apotheker Zei-tung 2009, 149 (7).
5 Tawab, M. et al. Messer sind nicht so schlecht wie ihr Ruf. Deutsche Apotheker Zeitung 2011, 151 (43): 84–87.
6 CT Arzneimittel. Tabletten richtig teilen. http://www.ct-arzneimittel.de/praeparate/comp-
liance-ct/tabletten-richtig-teilen.html (letzter Aufruf am 24.02.2015).
7 Fachinformation Azathioprin-ratiopharm® 25/50 mg Filmtabletten. Stand: Februar 2014.
8 Thapa, S. und Salvatori, R. The American Jour-nal of Medicine 2012, 125 (11): e7. DOI: http://dx.doi.org/10.1016/j.amjmed.2012.04.012 (letz-ter Zugriff am 24.02.2015).
Dr. verena Stahl
19 Fortbildung aktuell – Das Journal Nr. 1/2014 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe Fortbildung aktuell – Das Journal der Apothekerkammer Westfalen-Lippe 19
ZUSAMMEnFASSUnG:Das Teilen von Arzneimitteln ist
in manchen Fällen gerechtfertigt,
wenn zum Beispiel ein Arzneimit-
tel ausschleichend dosiert werden
soll. Dabei, wie auch bei der Teilung
aus anderen Gründen ist jedoch zu
beachten, dass das entsprechende
Präparat überhaupt teilbar ist. Eine
unsachgemäße Teilung birgt viel-
fältige Risiken, wird aber gemein-
hin von Patienten, Angehörigen,
Pflegepersonal und Ärzten nicht
als Risiko wahrgenommen. Die Aus-
wirkungen können gravierend sein,
besonders gefürchtet ist das Dose-
Dumping. AMTS-relevante Handha-
bungsprobleme und Unsicherheiten
bei der Teilung von Arzneimitteln
würden sich erübrigen, wenn Ärzte
auf die Verordnung von geteilten
Tabletten verzichten würden, so-
fern passende Wirkstärken vorhan-
den sind.
Dr. Thomas Kühn, Zahnarzt
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Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 2/2011 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe 21
Dr. Helge Prinz
Zum Apothekenalltag gehört der Um-
gang mit gefährlichen Stoffen unter-
schiedlichster Art. Dazu gehören z. B.
Ausgangsstoffe und Reagenzien zur Her-
stellung und Prüfung von Arzneistoffen,
entzündbare Flüssigkeiten oder auch di-
verse Chemikalien für gewerbliche An-
wender (Labore, ärzte, Handwerker)
oder Privatpersonen (Freizeit, Hobby
etc.). Mit der vierten verordnung zur än-
derung der Apothekenbetriebsordnung
(ApBetrO) aus dem Jahr 2012 wurden de-
taillierte vorgaben zur Laborausstattung
gestrichen und Apothekenleiter können
mittlerweile weitgehend selbst entschei-
den, welche modernen und dem Stand
von Wissenschaft und Technik entspre-
chenden Prüfgeräte und Prüfmittel an-
geschafft werden. Infolgedessen wer-
den vermehrt alte Ausgangsstoffe so-
wie Reagenzien, die nicht benötigt wer-
den oder geminderte Qualität aufweisen,
entsorgt. Der Reagenziensatz nach der
alten ApBetrO von 1987 umfasste 63 Ge-
rätschaften, 258 Prüfmittel und 14 Maß-
lösungen. In vielen, insbesondere älteren
Apotheken findet man die Reagenzien
und Ausgangsstoffe früherer Pharmako-
pöen und damit eine größere Anzahl ver-
mutlich nicht mehr benötigter Substan-
zen. Aufbewahrung und Handhabung
bergen bei bestimmten Chemikalien ein
nicht zu unterschätzendes Gefahrenpo-
tenzial. Eine kleine Auswahl solcher Alt-
bestände, basierend auf Aufnahmen des
verfassers, zeigt Abb. 1.
Neben größeren Mengen an Quecksilber-
salzen, Arsenit-haltiger Lösung (Liquor
Kalii arsenicosi, Fowlersche Lösung) fan-
den sich in einer Apotheke aus den fünf-
ziger Jahren selbst einige mit Blausäure-
Lösung gefüllte Glasampullen (Abb. 2).
Das Herstelleretikett (Fa. Bengen & Co.,
Hannover) lässt in diesem Fall auf eine
ehemals veterinärmedizinische Verwen-
dung der Ampullen schließen, vermutlich
zum Zwecke der Euthanasie bei Tieren.
Das Blausäure-Präparat wurde offenbar
schon 1976 vom Markt genommen.1 Eine
Auswahl ganz unterschiedlicher „apothe-
kenüblicher“ Stoffe mit Gefahrenpoten-
zial zeigt die folgende Aufstellung:
• Aceton Ph. Eur.
- Pharmazeutische Analytik, Labora-
torien, Lösungsmittel
- Ausgangsstoff Arzneimittelherstel-
lung
• Kaliumdichromat Reag. Ph. Eur.
- Reagenz Ph. Eur.
• 2-Propanol reinst Ph. Eur. (Isopropa-
nol)
- Lösungsmittel, Flächendesinfektion
• Glycolsäure
- in Gelform zur Aknebehandlung
• Benzin DAB (Wundbenzin), Petrol-
ether 40/65
• Ammoniaklösung 25 % techn. (Salmi-
akgeist), Ammoniak-Lösung 10 % DAB
- Reinigung von Oberflächen, Fen-
stern
Der Chemie(un)fall in der ApothekeZum praktischen Umgang mit ausgewählten Gefahrstoffen im Apothekenbetrieb
Fortbildung aktuell – Das Journal der Apothekerkammer Westfalen-Lippe 21
Dr. Helge Prinz (Münster) ist Apotheker
und Wissenschaftlicher Mitarbeiter am
Institut für Pharmazeutische und Me-
dizinische Chemie der Westfälischen
Wilhelms-Universität Münster. In Mainz
studierte er Pharmazie und promovierte
an der Uni Regensburg.
Abbildung 1: Gefahrstoffe in der Apotheke – eine Auswahl.
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22 Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 2/2011 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe
Der Chemie(un)fall in der Apotheke
22 Fortbildung aktuell – Das Journal der Apothekerkammer Westfalen-Lippe
• Kaliumpermanganat reinst Ph. Eur.
- Monographie Ph. Eur., Reagenz Ph.
Eur.
- Antiseptisch, Bekämpfung bakteri-
eller Infektionen und äußerer Para-
siten bei Fischen
• Natriumhypochlorit-Lösung 12,5 %
(Chlorbleichlauge)
- Als Bleichmittel oder zur Desinfek-
tion (Stallungen, Latrinen, Kabel-
schächte)
- Natriumhypochlorit-Lösung, Rea-
genz der Ph. Eur.
- Verdünnte Hypochloritlösungen in
der Zahnheilkunde zur Wurzelkanal-
behandlung (1 % und 3 % DAC)
• Ether (Diethylether)
- Lösungsmittel, Rezeptursubstanz
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Ph. Eur.
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(Varroa destructor)
• Salzsäure 36 %, 10 % Ph. Eur.
- Für Ätzzwecke
• Wasserstoffperoxid-Lösung 30 %, 3 %
Ph. Eur.
- Bleichmittel (Zähnebleichen, „blea-
ching“), Desinfektion, Bleichen von
Geweihen, Knochen, Schimmelbe-
kämpfung
In jüngster Zeit finden sich einige Bei-
spiele für sogenannte „Chemieunfälle“
im Apothekenbetrieb. Vor einiger Zeit
sorgte ausgelaufene Kresylsäure – es war
wohl letztlich eine Art Seifenlauge – für
einen Feuerwehreinsatz.2 Die obsolete
Bezeichnung Kresylsäure, eine ältere Be-
zeichnung für ein Kresol (o-, m- oder p-
Hydroxytoluol), lässt hier auf einen Altbe-
stand schließen. Auch entsorgte ein Apo-
thekenbetrieb Chemikalien über das Ab-
wassersystem,3 was mittlerweile eine Be-
währungstrafe nach sich gezogen hat.4
Seit dem Jahr 2008 bis dato sorgt auch das
„Pikrinsäurefieber“5 öffentlichkeitswirk-
sam durch Räumung von Gebäuden und
kontrollierte Sprengungen für Schlagzei-
len.
An anderer Stelle löste eine geringe Men-
ge eines zu Boden gegangenen Prüfrea-
genzes – es handelte sich um ca. 30 mL
Piperidin – einen Großeinsatz der Berufs-
feuerwehr aus.6 Einsätze dieser Art er-
scheinen unverhältnismäßig, von den
entstehenden Kosten und der Öffentlich-
keitswirkung ganz zu schweigen. Die un-
beabsichtigte Freisetzung einer so klei-
nen Menge an organischer Base – die
Menge ist natürlich nicht immer entschei-
dend – wäre mit chemischem Sachver-
stand und unter Beachtung der Stoffei-
genschaften durch qualifiziertes Personal
und mit den geeigneten Maßnahmen in-
nerhalb weniger Minuten sicherlich pro-
blemlos zu beseitigen gewesen (s. u.).
Kleinere oder größere Unfälle sind in
einem chemischen Labor zwar nicht unbe-
dingt an der Tagesordnung, können aber
jederzeit vorkommen. Oft ist es einem
Routineeffekt zuzuschreiben („Haben wir
immer so gemacht, ist noch nie was pas-
siert...“), dass eigentlich angebrachte Si-
cherheitsmaßnahmen außer Acht gelas-
sen werden. Im Falle einer unbeabsich-
tigten Stofffreisetzung und auch bei allen
Maßnahmen zur Chemikalienentsorgung,
Desaktivierung und Kleinstmengenbesei-
tigung gilt es, überlegt zu handeln. Pa-
nik ist in solchen Situationen ein schlech-
ter Ratgeber. Im Folgenden sollen an-
hand ausgewählter Stoffbeispiele auf
Gefahren potenziale eingegangen sowie
Sofortmaßnahmen zur Desaktivierung
oder Beseitigung aufgezeigt werden.
Generelle Aspekte der Unfallvermeidung
im Labor
„Unfälle geschehen nicht, sie werden ver-
ursacht“, lautet ein gängiger Slogan aus
dem Arbeitsschutz. Zwar wird der Um-
gang mit gefährlichen Stoffen im Labor-
und insbesondere auch im Apotheken-
alltag durch eine Vielzahl von Gesetzen,
Vorschriften und Richtlinien genau gere-
gelt, doch stehen hinsichtlich der Vermei-
dung von Unfällen mit Chemikalien die
Abbildung 2: Blausäure-Lösung – eine gefährliche Hinterlassenschaft aus dem Apothe-kenkeller.
Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 2/2011 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe 23
Dr. Helge Prinz
Fortbildung aktuell – Das Journal der Apothekerkammer Westfalen-Lippe 23
solide fachliche Qualifikation sowie ins-
besondere die Erfahrung der handelnden
Personen an erster Stelle. Nur dadurch
lassen sich Gefahrstoffe erkennen und
insbesondere auch ein mögliches Gefah-
renpotenzial abschätzen.
Ein Beispiel zum „Erkennen eines Gefah-
renpotenzials“ aus der Praxis
Kaliumaluminiumsulfat (Alaun, Kali-
alaun), das kristallisierte wasserhaltige
schwefelsaure Doppelsalz von Kalium
und Aluminium (KAl(SO4)2•12H2O), wird
öfter als Feuchthaltemittel für Knetmas-
se (20-40 g/kg) oder zum Züchten von Kri-
stallen in Apotheken nachgefragt. Zwar
ist die Substanz gemäß Sicherheitsdaten-
blatt nicht als gefährlich eingestuft,7 Si-
gnalwort und Piktogramme entfallen.
Allerdings reagiert das Hexaaquaalumi-
niumion [Al(H2O)6]3+ als Kationsäure in
wässriger Lösung sauer (pKs = 4.97).8 Die
Acidität des Al(III) ist somit der Essigsäu-
re (Gefahrenpiktogramm „ätzend“, Si-
gnalwort Gefahr) vergleichbar. Tatsäch-
lich liegt der pH-Wert (100 g/L, 20 °C) der
Lösung bei 3-3,5.7 Nach Verschlucken von
Knetmasse könnten bei Kindern minde-
stens Schleimhautreizungen auftreten,
die Substanz ist also nicht ganz so harm-
los, wie es scheint.
Besonders wichtig beim Umgang mit Ge-
fahrstoffen ist die Kenntnis der einschlä-
gigen Informationsquellen („Möglicher-
weise hätte man ja drauf kommen kön-
nen...“). Herstellerkennzeichnungen auf
Originalgebinden, primär Gefahrenpikto-
gramme sowie Gefährdungs- und Sicher-
heitshinweise (H- und P-Sätze) sowie Si-
cherheitsdatenblätter, technische Regeln
für Gefahrstoffe (TRGS) oder auch vali-
de Daten aus Stoffdatenbanken (GESTIS-
Stoffdatenbank, Gefahrstoffinformati-
onssystem (GisChem)) liefern wertvolle
Informationen.
Auch im Apothekenlabor ist die konse-
quente Nutzung von persönlicher Schutz-
ausrüstung (PSA) im Umgang mit Gefahr-
stoffen sowie die Nutzung von Sicher-
heitseinrichtungen obligatorisch (geeig-
nete Handschuhe, Schutzbrille, Laborkit-
tel, Laborabzug).
In einer Apotheke dienen üblicherweise
der Arbeitsraum (Rezeptur, Laboratori-
um) oder ein Lagerraum mit zusätzlichen
Schutzmaßnahmen oder ein Sicherheits-
schrank als Aufbewahrungsort für Ge-
fahrstoffe in Kleinmengen. Sauberes Ar-
beiten und die Verwendung sowie Bevor-
ratung nur geringer Mengen an Chemika-
lien und Reagenzien tragen ebenfalls we-
sentlich zur Minimierung eines Unfallrisi-
kos bei.
Verschüttete oder ausgelaufene Chemi-
kalien – Sofortmaßnahmen bei unbeab-
sichtigter Freisetzung
Das Szenario ist bekannt. Ein Glasgebin-
de mit einer ätzenden Flüssigkeit oder
einer Festsubstanz geht zu Boden oder
zerbricht beim Anschlagen an die Tisch-
kante. In einem anderen Fall zersplittert
ein durch Alterung spröde gewordenes
Kunststoffbehältnis schon beim Anfassen
wie dünnes Glas.
Im Falle einer solchen unbeabsichtigten
Stofffreisetzung ist das primäre Ziel im-
mer die rasche Stoffbeseitigung. Alle in
Frage kommenden Maßnahmen müssen
immer stoffspezifisch (Eigenschaften?/
Menge?) getroffen werden. Im Falle von
Kleinstmengen harmloser Leichtmetall-
salze (Natriumchlorid, Kaliumsulfat, Cal-
ciumchlorid, Magnesiumsulfat etc.) kann
das Wegspülen mit Wasser in den Ausguss
nach Aufnehmen ggf. eine Lösung sein.
Bei mechanischer Aufnahme von Fest-
stoffen (Zusammenfegen) sollte man ei-
ne Staubbildung vermeiden. Um das Ein-
atmen von Stäuben zu vermeiden, kann
man zur Staubbildung neigende Substan-
zen ggf. mit einer „Blumenspritze“ an-
feuchten, sofern diese sich Wasser gegen-
über unempfindlich verhalten. Spritzer
nicht-oxidierend wirkender Flüssigkeiten
nimmt man üblicherweise mit Fließpapier,
Zellstoff oder Absorptionsmaterial auf.
Sollten entzündbare Flüssigkeiten – wenn
auch nur kleinere Mengen – ausgelaufen
sein, schaltet man sofort alle in der Nähe
befindlichen Zündquellen aus (Gasbren-
ner, elektrische Rührwerke, Elektromo-
toren etc.).
Im Falle ätzender, sauer oder basisch re-
agierender Flüssigkeiten deckt man die-
se sofort mit einem chemisch inerten Ab-
sorptionsmittel in Pulver- oder Granulat-
form vollständig ab. Neutralisationsver-
suche sind meist zeitraubend und vergrö-
ßern das Flüssigkeitsvolumen. Kommer-
ziell erhältliche Absorbentien sind leider
nicht immer vorhanden. Man kann sich
sehr gut mit einem preiswerten minera-
lischen Klumpstreu („Katzenstreu“) auf
Ton- oder Bentonitbasis behelfen. Im Not-
fall tut es jedoch auch Kieselgur (Diato-
meenerde, Staubbildung!).
SICHERHEITSHInWEISFür oxidierend wirkende Flüssigkeiten
dürfen niemals organische Bindemit-
tel wie Sägespäne, Putzlappen, Papier
oder irgendein anderes organisches
Material zur Aufnahme eingesetzt
werden. Bei Berührung mit oxidierend
wirkenden Flüssigkeiten (konz. Salpe-
tersäure, Schwefelsäure, Perchlorsäure
etc.) besteht Feuergefahr!
EnTSORGUnGSHInWEISMit Chemikalien kontaminiertes Auf-
saugmaterial ist ggf. immer noch
gefährlich und gilt als Sondermüll!
Rückstände von Gefahrstoffen dürfen
nie mit dem normalen Müll entsorgt
werden.
24 Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 2/2011 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe
Der Chemie(un)fall in der Apotheke
24 Fortbildung aktuell – Das Journal der Apothekerkammer Westfalen-Lippe
Bei Freisetzung kleinerer Mengen eines
basischen organischen Amins wie dem be-
reits erwähnten Piperidin, kann man zur
Vermeidung einer Geruchsbelästigung
zunächst vorsichtig mit verdünnter Salz-
oder Schwefelsäure neutralisieren. Den
pH-Wert kontrolliert man mit Universalin-
dikatorstäbchen oder pH-Papier.9
Die Bereithaltung eines „Notfallsets“
(Abb. 3) für kleinere Chemieunfälle im La-
borbetrieb kann hilfreich sein. Die Utensi-
lien sollten sich zweckmäßig im Arbeits-
raum befinden und damit greifbar sein.
Zur vollständigen Durchmischung bzw.
Absorption einer ausgetretenen Flüssig-
keit wird nach Aufstreuen eines geeig-
neten Granulates mit Hilfe eines Kunst-
stofflöffels oder -spatels gut durchmischt.
Das mit der Chemikalie beladene Absorp-
tionsmittel überführt man am besten in
ein Weithalsschraubgefäß aus Polyethy-
len (Abb. 3) oder in einen Kunststoffbeu-
tel. Bis zur endgültigen Entsorgung kann
man den Beutel meist unter einem gut
wirksamen Abzug und zusätzlich in ei-
ner Auffangwanne aus Kunststoff, z. B.
einer Fotoschale, aufbewahren (Abb. 3).
Dem „Notfallset“ sollte möglichst auch
eine partikelfiltrierende Halbmaske (Fein-
staubmaske FFP 2) beigefügt werden. Be-
stimmte Chemikalien, wie z. B. verschüt-
tetes elementares Brom (Brom, Reagenz
Ph. Eur.) erfordern ein gesondertes Vor-
gehen, s. u.
Mitunter lassen sich Kleinstmengen be-
stimmter Chemikalien auch gezielt des-
aktivieren, mit dem Ziel der Überfüh-
rung dieser Substanzen in harmlose Fol-
geprodukte. Besondere Bedeutung ge-
winnt diese Vorgehensweise bei der Che-
mikalienbeseitigung im Gefahrenfall, et-
wa nach Auslaufen oder Verschütten.
Sämtliche angegebenen Methoden zur
gezielten Desaktivierung beziehen sich
grundsätzlich auf die Behandlung kleiner
Restmengen.
Rest- oder Altbestände an Chemikalien
und Lösungsmitteln werden üblicherwei-
se nicht über das Abwasser entsorgt. Be-
stimmte Chemikalien gelten im Allgemei-
nen jedoch als nicht wassergefährdend
und könnten in Klein(st)mengen dem Ab-
wasser beigegeben werden. Dazu zählen
einige Alkali- und Erdalkalimetallsalze
wie beispielsweise Calciumchlorid, Kali-
umchlorid oder Natriumchlorid.
In Laboren – man erinnere sich an die stu-
dentischen Praktika – kommt es mitunter
vor, dass Reagenzglasinhalte oder Ana-
lysensubstanzen gedankenlos über den
Ausguss entsorgt werden. Keinesfalls dür-
fen CMR-Stoffe (carzinogen, mutagen, re-
protoxisch), wasserunlösliche brennbare
Stoffe, Schwermetallverbindungen oder
Substanzen mit Toxizität gegenüber Fi-
schen und Wasserorganismen in die Ka-
nalisation gelangen.
Hier kommt wieder der chemische Sach-
verstand ins Spiel. So ist Bariumsulfat in
Wasser praktisch nicht löslich und nicht
toxisch, es findet als Röntgenkontrast-
mittel zur Darstellung des Gastrointesti-
nal-Traktes Anwendung. Die Entsorgung
größerer Mengen einer derartigen Sub-
stanz (auch CaSO4 etc.) über das Abwasser
wäre also eher sinnfrei und führt durch
den Suspensionscharakter maximal zur
Verstopfung des Abflusses. Bariumchlorid
dagegen ist sehr gut wasserlöslich, sehr
toxisch und darf somit keinesfalls, auch
nicht in Kleinstmengen, über das Abwas-
ser entsorgt werden.
An dieser Stelle sei auf die Wassergefähr-
dungsklassen (WGK) hingewiesen:
1: schwach wassergefährdend
Abbildung 3: Für alle Fälle – ein „Labor-Notfall-Set“.
SICHERHEITSHInWEISSämtliche Arbeiten zur Kleinstmen-
geninaktivierung von Chemikali-
en dürfen immer nur von chemisch
versierten, erfahrenen Mitarbeitern
unter Verwendung der PSA durch-
geführt werden. Alle Arbeiten führt
man grundsätzlich in einer funktionie-
renden, gut ziehenden Abzugseinrich-
tung durch.
Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 2/2011 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe 25
Dr. Helge Prinz
Fortbildung aktuell – Das Journal der Apothekerkammer Westfalen-Lippe 25
2: wassergefährdend
3: stark wassergefährdend
Die Einstufung einzelner Stoffe kann on-
line in der Datenbank „Rigoletto“ des
Umweltbundesamtes recherchiert wer-
den.10 Auch für ein Gemisch lässt sich über
Rechenregeln eine WGK ableiten.
Zu vermeidende gefährliche Reaktionen
Viele brenzlige Situationen im Labor, et-
wa bei Klein(st)mengenentsorgungen
oder Maßnahmen zur Stoffbeseitigung
lassen sich durch Beherzigung einiger
Grundregeln bereits im Vorfeld vermei-
den:
• Konzentrierte Säuren werden grund-
sätzlich verdünnt, indem man sie in
Wasser vorsichtig eingerührt (Schutz-
brille, Abzug) – eine Grundregel aus
dem Studium. Die Lösung kann sich da-
bei, insbesondere beim Verdünnen von
konzentrierter Schwefelsäure, stark er-
wärmen. Dies gilt für alle starken Mi-
neralsäuren!
• Keinesfalls mischt man konzentrierte
Säuren und Laugen, etwa zu Neutra-
lisationszwecken nach Verschütten.
Durch die auftretende Neutralisati-
onswärme kann sich das Gemisch sehr
stark erwärmen.
• In fester Form vorliegende anorga-
nische Oxidanzien (z. B. Permanganat,
Dichromat, Nitrate, Chlorate, Bromate
etc.) und organische Stoffe (z. B. Zu-
cker, Polyole, Weinsäure, Citronensäu-
re etc.) dürfen nicht miteinander ver-
mischt werden. Es resultieren mitunter
heftige Verpuffungen.
• Cyanid-haltige Lösungen dürfen nicht
angesäuert werden. Es entwickelt sich
sofort hochgiftiger Cyanwasserstoff
(Blausäuregas).
• Hypochlorit-haltige Lösungen (auch
für Reinigungsmittel auf „Chlorba-
sis“) dürfen nicht mit Salzsäure in Kon-
takt kommen. Es kann giftiges Chlor-
gas entstehen.
• Man vermeide Aceton und Wasser-
stoffperoxid zu mischen, z. B. Fließmit-
telreste aus der Chromatographie. Die
beiden Lösungsmittel müssen getrennt
voneinander entsorgt werden. Insbe-
sondere in Gegenwart katalytischer
Mengen Säure bildet sich leicht hoch-
explosives Acetonperoxid.
• Aceton und Chloroform dürfen nicht
gemischt werden. Die Mischung der
beiden Lösungsmittel kann eine stark
exotherme Reaktion mit erheblicher
Brisanz bewirken.
Exkurs: Hände gut, alles gut?
Zur bereits erwähnten persönlichen
Schutzausrüstung (PSA) im Umgang mit
gefährlichen Stoffen gehören auch ge-
eignete Handschuhe. Prinzipiell gilt, dass
es „den einzig richtigen Handschuh nicht
gibt“.11 Die Beständigkeit des aus einem
Gemisch bestehenden Handschuhmateri-
als ist nicht vorhersagbar und von Herstel-
ler zu Hersteller unterschiedlich. Die Aus-
wahl des Handschuhmaterials erfolgt un-
ter Beachtung der Durchdringungszeiten
und der Degradation. Informationen da-
zu halten Sicherheitsdatenblätter oder
auch die GESTIS-Stoffdatenbank bereit.
Details zur Klassifizierung, Prüfung, Ma-
terial und Eigenschaften von Schutzhand-
schuhen finden sich unter Lit.11.
Geeignete Schutzhandschuhe müssen
auf jeden Fall das CE-Zeichen tragen. Ein-
fache Chemikalienschutzhandschuhe tra-
gen das Becherglaspiktogramm („Spritz-
Erlenmeyerkolbenpiktogramm: Chemikalienfestigkeit
Piktogramm + exakte Bezeichnung der Norm3-stelliger Code, z. B. AJL, alsoEindringschutz gegen drei (A, J, L) von zwölf (A - L) Prüfsubstanzenvon > 30 min Durchbruchszeit (Level 2)
A: Methanol, B: Aceton, C: Acetonitril, D: Dichlormethan, E: Kohlenstoffdisulfid, F: Toluol, G: Diethylamin, H: Tetrahydrofuran, I: Ethylacetat, J: n-Heptan, K: NaOH 40%, L: H2SO4 96%
EN 374
AJL
Abbildung 4: Erlenmeyerkolbenpiktogramm (links) und Kennzeichnung einfacher Schutzhandschuhe mit Becherglaspiktogramm (oben rechts).
SICHERHEITSHInWEISMedizinische Einmalhandschuhe (DIN
EN 455) oder auch Lederhandschuhe
sind keine Chemikalienschutzhand-
schuhe und bieten keinen ausrei-
chenden Schutz. Einen erweiterten
Schutz gegen chemische Gefähr-
dungen bieten Chemikalienschutz-
handschuhe nach DIN EN 374, wenn
sie mit einem Erlenmeyerkolbenpikto-
gramm versehen sind.
Tabelle 1: Schutzlevel Schutzhandschuhe mit Durchdringungszeiten in Minuten nach DIn En 374.
Level 1 > 10 Level 3 > 60 Level 5 > 240
Level 2 > 30 Level 4 > 120 Level 6 > 480
26 Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 2/2011 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe Fortbildung aktuell – Das Journal Nr. 1/2014 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe 26 Fortbildung aktuell – Das Journal Nr. 1/2014 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe 2626 Fortbildung aktuell – Das Journal der Apothekerkammer Westfalen-Lippe
Der Chemie(un)fall in der Apotheke
schutz“). Dieses Piktogramm wird für
mehr oder weniger nur „wasserdichte“
Handschuhe benutzt, die Durchbruch-
zeiten von < 30 Minuten für die gelisteten
Chemikalien aufweisen.
Vollwertige, mit einem Erlenmeyerkol-
benpiktogramm versehene, chemikali-
enbeständige Schutzhandschuhe nach
DIN EN 374 erzielen bei mindestens drei
von zwölf definierten Prüfchemikalien
(Abb. 4) mindestens Level 2 (Durchbruch-
zeit > 30 min) (Tab.1).
Das in Abb. 4 rechts zusätzlich zu sehende
Piktogramm „Bakteriologische Kontami-
nation“ ist für Chemikalienschutzhand-
schuhe eigentlich unbedeutend. Es kann
aber auf wasserdichten Handschuhen auf-
gebracht werden, da dann auch eine Un-
durchlässigkeit gegenüber Bakterien und
Pilzen, nicht jedoch Viren, angenommen
wird (wird nach EN 374 nicht gesondert
geprüft).11
Einzelfallbetrachtung ausgewählter
Gefahrstoffe
An dieser Stelle soll auf eine kleine Aus-
wahl gefährlicher Stoffe mit Arzneibuch-
bezug, deren Gefahrenpotenzial sowie
denkbare Maßnahmen zur Desaktivie-
rung eingegangen werden.
Arsentrioxid
Arsentrioxid („Arsenik“) ist ein primärer
Standard (Urtiter) zur Herstellung von Ar-
senitlösungen (Natriumarsenit-Lösung 0,1
mol/L; Ph. Eur., 4.2.2 Maßlösungen) nach
Lösen in Alkalihydroxid (Abb. 5). Arsenit
(AsO33–) ist hervorragend zur Einstellung
von Iodlösungen geeignet, wurde aber
im Arzneibuch für diesen Zweck mittler-
weile durch Thiosulfat ersetzt. Im Rahmen
der Grenzprüfung auf Arsen (Arsenlösung
10 ppm As) wird Arsentrioxid ebenfalls
eingesetzt und zur Herstellung der Refe-
renzlösung in Alkalihydroxid gelöst.
Arsentrioxid findet außerdem Verwen-
dung zur Herstellung homöopathischer
Zubereitungen (Arsenii trioxidum ad pra-
eparationes homoeopathicae). Eine Ent-
sorgung/Desaktivierung ist im Apothe-
kenlabor kaum möglich. Man sollte die
Substanz ggf. durch kommerziellen Ent-
sorger im Originalbehältnis abholen las-
sen.
Blausäure und Cyanide
Gelegentlich kann man lesen, dass bei
Apothekeneinbrüchen auch hochgiftiges
Cyanid entwendet wurde. Kalium cyanid
gehörte ehemals zur Grundausstattung
des Apothekenlabors mit Prüfmitteln12
und findet sich daher manchmal im Apo-
thekenlabor. Beim Kaliumcyanid (Cyan-
kali) handelt es sich um das Kaliumsalz
der sehr schwachen Cyanwasserstoffsäu-
re („Blausäure“, pKs 9.4013), die demnach
durch stärkere Säuren äußerst leicht aus
ihren Salzen vertrieben werden kann. Bei
Cyaniden kann durch Protolyse bereits bei
Wasserkontakt Blausäure entstehen. Cya-
nide neigen auch an der Luft zur Blausäu-
rebildung, allerdings ist der charakteri-
stische bittermandel- oder marzipanar-
tige Geruch der Blausäure nicht von allen
Menschen wahrnehmbar. Beim Einatmen
der Dämpfe besteht akute Lebensgefahr.
Tückisch ist der niedrige Siedepunkt der
Blausäure von 25,6 °C. Die Flüssigkeit ver-
dunstet schon bei Raumtemperatur und
Abbildung 5: Bildung von Arsenit aus Ar-sentrioxid.
SICHERHEITSHInWEISArsentrioxid ist ein starkes Gift und
gilt als krebserzeugend nach TRGS 905
(Abzug! Handschuhe! Staubbildung
vermeiden). Natriumarsenit ist ein
Kontaktgift, bei Herstellung von Arse-
nitlösungen sollten unbedingt Hand-
schuhe getragen werden.
Abbildung 6: Klein(st)mengeninaktivierung von Cyanid durch Oxidation zu weniger ge-fährlichen Folgeprodukten.
Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 2/2011 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe 2727 Fortbildung aktuell – Das Journal Nr. 1/2014 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe Fortbildung aktuell – Das Journal der Apothekerkammer Westfalen-Lippe 27
Dr. Helge Prinz
bildet zudem ein extrem leicht entzünd-
bares Gas.
Desaktivierung von Cyanidresten
Es wäre für chemisch Versierte durch-
aus möglich, Kleinstmengen an Cyaniden
durch oxidative Zerstörung in stark alka-
lischem Milieu mittels Hypochlorit oder
Wasserstoffperoxid zu beseitigen. Cyani-
dreste dürfen keinesfalls angesäuert wer-
den (Blausäureentwicklung)!
Bei pH > 11 (stark alkalisch) erfolgt durch
Hypochlorit Oxidation von Cyanid zu Cy-
anat (ungiftig), aus dem durch weiteres
Hypochlorit bei pH 8-9 Kohlendioxid und
Stickstoff gebildet werden. Um sicher zu
gehen, dass alles Cyanid zerstört wurde,
lässt man es am besten 24 Stunden stehen
und prüft dann auf Restmengen an Cya-
nid mittels der Berliner Blau-Reaktion.14
Um den Transport von Cyaniden oder
Blausäure zu vermeiden, werden diese
oft an Ort und Stelle desaktiviert. Eine ge-
eignete Vorgehensweise zur Behandlung
eingangs gezeigter Blausäurelösung in
Ampullen ist beschrieben.15 Vor dem Öff-
nen kann der Ampulleninhalt mittels ei-
ner Kältemischung eingefroren werden.
Die geöffnete Ampulle stellt man mit
der Öffnung nach unten in einen Tropf-
trichter mit Schliff und Druckausgleich.
Die aufgetaute Blausäure-Lösung tropft
dann in die in einer entsprechenden Vor-
lage befindliche Oxidationslösung (Hypo-
chlorit, pH 10-11).
Kaliumchlorat
Es handelt sich um das Kaliumsalz der
Chlorsäure. Das Chloratom besitzt die
Oxidationsstufe +V. Die Substanz ist ein
potentes Oxidans, insbesondere in der
Hitze. Für sich alleine ist die Substanz pro-
blemlos handhabbar. Kaliumchlorat war
Bestandteil früherer Reagenzien sätze
(Abb. 1)16, wurde aber schon im DAB 9
nicht mehr verwendet. Für die Abgabe
in der Apotheke gibt es nur ganz wenige
plausible Gründe und praktisch keine au-
thentisch bekannten medizinischen An-
wendungen. Kaliumchlorat gehört, wie
auch Kaliumpermanganat, zu den über-
wachungsbedürftigen Chemikalien. Es
gelten Dokumentations-, Informations-
und Aufzeichnungspflichten nach § 3
ChemVerbotsV, da mit solchen Substan-
zen illegal Sprengstoff hergestellt wer-
den kann. Die Substanz muss getrennt
von brennbaren Stoffen gelagert werden.
An dieser Stelle sei auf ein weiteres Salz
einer Chlorsauerstoffsäure hingewiesen.
In einigen Apotheken wird in letzter Zeit
Natriumchlorit nachgefragt, der Haupt-
bestandteil der Miracle Mineral Soluti-
on (MMS). Natriumchlorit ist das Natri-
umsalz der Chlorigen Säure und fungiert
als gut zu handhabende Speicherform für
Chlordioxid (Abb. 7), einer bei Raumtem-
SICHERHEITSHInWEISWegen der Explosionsgefahr darf man
Chlorate nie mit Zucker, Kohle, Schwe-
fel, rotem Phosphor, organischen Sub-
stanzen oder sonstigen Reduktionsmit-
teln mischen. Bereits das Verreiben in
der Reibschale oder das Hinstellen des
Gemisches auf die Arbeitsplatte hat zu
schlimmen Unfällen geführt. Die ge-
fahrlose Mischung der Komponenten
ist in der Praxis nicht ohne weiteres
möglich.
Beim Vermischen mit Salzsäure 36 %
kommt es durch Synproportionierung
zur Bildung von giftigem, grünem
Chlorgas!
Beim Übergießen mit Schwefelsäure
96 % bildet sich explosives Chlordio-
xid!
Cl– + 3 SO42–ClO3
– + 3 SO32–
Chlorat Sulfit
6 KClO3 + 3 H2SO4 4 ClO2
+ 2 HClO4 + 3 K2SO4 + 2 H2O
2 ClO2 Cl2 + 2 O2
Chlordioxid
3 Cl2 + 3 H2OClO3– + 5 Cl– + 6 H+
Chlorat + konz. HCl
Inaktivierung! durch Reduktion
Cave Chlorbildung!
Explosionsartiger Zerfall beim Erwärmen!
5 HClO2 4 ClO2 + HCl + 2 H2O
Chlordioxid
Zersetzung von Chloriger Säure nach Ansäuern von Chloriten, wie z.B. NaClO2Chlorige Säure
Abbildung 7: Gleichungen zur Beschreibung der Reaktivität von Kaliumchlorat sowie Freisetzung von Chlordioxid aus Chloriger Säure.
EnTSORGUnGSHInWEISKlein(st)mengen an Kaliumchlorat
lassen sich in wässriger Lösung durch
Reduktionsmittel wie Sulfit leicht zu
Chlorid reduzieren (Abb. 7, Gl. 2). Zu
diesem Zweck löst man die Substanz
in Wasser (alle Chlorate sind wasser-
löslich), säuert mit verdünnter Sal-
petersäure an (Indikatorpapier) und
versetzt portionsweise mit Natrium-
sulfit. Die Chloridbildung lässt sich mit
Silbernitratlösung auf Vollständigkeit
überprüfen.
28 Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 2/2011 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe Fortbildung aktuell – Das Journal Nr. 1/2014 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe 28 Fortbildung aktuell – Das Journal Nr. 1/2014 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe 2828 Fortbildung aktuell – Das Journal der Apothekerkammer Westfalen-Lippe
Der Chemie(un)fall in der Apotheke
peratur gasförmigen Verbindung, die als
Bleichmittel für Textilien und Papier ver-
wendet wird. Chlordioxid wird aus Chlo-
riger Säure (Bildung beim Versetzen von
Chlorit mit Säuren, siehe Abb. 7, Gl. 5)
freigesetzt. Die radikalische Substanz
besitzt oxidierende Eigenschaften und
wirkt auf Schleimhäute reizend bis ät-
zend. Die Verbraucherzentrale NRW, das
Bundesamt für Verbraucherschutz und
Lebensmittelsicherheit sowie das Bun-
desinstitut für Arzneimittel und Medizin-
produkte warnen vor der Einnahme von
MMS.17 - 19 Die Substanz wird in Gegenwart
verdünnter Säuren als Wundermittel ge-
gen Krebs, Malaria, diverse Infektionen
usw. im Internet verstärkt beworben. Es
wird empfohlen, MMS nicht einzuneh-
men und Restbestände als Sondermüll zu
entsorgen.17
Kaliumdichromat
Die Substanz ist ein Arzneibuchreagenz
(Abb. 1) und erfüllt alle Kriterien eines Ur-
titers. Sie wird zur Herstellung von Maß-
lösung (0,0167 mol/L) in der (Di)Chroma-
tometrie oder auch zur Kontrolle der Ab-
sorption in der UV-Vis-Spektroskopie ver-
wendet (2.2.25, Ph. Eur.). Außerdem wird
Kaliumdichromat für homöopathische Zu-
bereitungen eingesetzt. Noch vor Jahren
als lediglich reizend (Xi) charakterisiert,
gilt Kaliumdichromat heute als CMR-Sub-
stanz (Handschuhe) und darf an Privat-
personen nicht abgegeben werden. Ka-
liumdichromat ist insbesondere in saurer
Lösung ein starkes Oxidationsmittel und
kann als Feststoff heftig mit Reduktions-
mitteln reagieren.
Kaliumpermanganat
Kaliumpermanganat ist ebenfalls ein sehr
potentes Oxidans. In saurer Lösung wird
Permanganat zu farblosem Mn(II) redu-
ziert, im Alkalischen je nach pH zu Braun-
stein MnO2 oder grünem Manganat(VI).
Die Substanz findet Verwendung in der
Permanganometrie (Gehaltsbestimmung
von Wasserstoffperoxid Ph. Eur.), thera-
peutisch als Antiseptikum, z. B. als Kin-
derarztverschreibung bei Windeldermati-
tis, bei parasitären Fischkrankheiten oder
zur Geruchsbeseitigung.
Perchlorsäure
Perchlorsäure 70 % wird im Arzneibuch
zur Herstellung von Maßlösungen für
Wasserfreie Titrationen gebraucht – nach
Mischen mit Essigsäure 99 % R. In Apo-
EnTSORGUnGSHInWEISDie Desaktivierung kleinerer Mengen
geschieht am besten durch reduktive
Umwandlung in das weniger gefähr-
liche Cr(III), z. B. durch Eintragen in
eine Natriumthiosulfat unter Ansäuern
(pH 2-3 (Abb. 8).20 Die Reduktion ge-
lingt auch sehr gut mit Sulfit in schwe-
felsaurem Milieu. Die resultierende
Cr(III)-Lösung ist flüssiger Schwerme-
tallabfall.
EnTSORGUnGSHInWEISKlein(st)mengen zerstört man reduk-
tiv mit Natriumthiosulfat oder Sulfit in
saurer Lösung (Abb. 9). Mangan(II) gilt
im Gegensatz zu Manganat(VII) als nur
schwach wassergefährdend. Kalium-
permanganat ist als stark wasserge-
fährdender Stoff eingestuft (WGK 3).
!Cr2O7
2– + 3 HSO3– + 5 H+ 2 Cr3+ + 3 SO4
2– + 4 H2Oorange grün
Abbildung 8: Inaktivierung von Dichromat durch Reduktion.
SICHERHEITSHInWEISKaliumpermanganat reagiert mit zahl-
reichen oxidierbaren organischen und
anorganischen Stoffen wie Metallpul-
vern. Es kann als Ausgangsstoff für
Sprengstoff und zum Bau illegaler Feu-
erwerkskörper verwendet werden. Da
die Substanz die Haut dauerhaft braun
färbt, empfiehlt sich das Tragen von
Handschuhen beim Umgang mit der
Substanz.
Sehr heftig reagiert Kaliumpermanga-
nat u. a. mit konzentrierter Salzsäure
(Chlorgasentwicklung), Schwefelsäure
(Bildung von Mn2O7, Verpuffungsge-
fahr) und Wasserstoffperoxid (O2-Ent-
wicklung, Abb. 9). Mit mehrwertigen
Alkoholen wie Glycerin reagiert festes
Kaliumpermanganat in einer stark exo-
thermen Reaktion unter Selbstentzün-
dung.
2 Mn2+ + 5 O2 + 8 H2O2 MnO4– + 5 H2O2
+ 6 H+
Mn2O7 + H2O + 2 KHSO42 KMnO4 + 2 H2SO4
Mangan(VII)-oxid
2 Mn2+ + 5 Cl2 + 8 H2O2 MnO4– + 10 Cl– + 16 H+
2 Mn2+ + 5 SO42– + 3 H2O2 MnO4
– + 5 HSO3– + H+
Desaktivierung:
Abbildung 9: Reaktion von Permanganat mit Salzsäure, Wasserstoffperoxid und kon-zentrierter Schwefelsäure.
Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 2/2011 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe 2929 Fortbildung aktuell – Das Journal Nr. 1/2014 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe Fortbildung aktuell – Das Journal der Apothekerkammer Westfalen-Lippe 29
Dr. Helge Prinz
theken findet man sie meist als Bestand-
teil der Maßlösung, c(HClO4) = 0,1 mol/L,
welche die Eigenschaften des Hauptbe-
standteils Essigsäure aufweist (ätzend,
entzündbar). Die zur Herstellung benöti-
gte, 70-%ige Perchlorsäure-Lösung wirkt
außerordentlich ätzend und stark oxidie-
rend. Bei Normaldruck kann sie mit of-
fener Flamme bis zum Siedepunkt erhitzt
werden, zerfällt allerdings explosionsar-
tig bei Anwesenheit geringster Spuren
organischer Verunreinigungen. Generell
steigt das Explosionsrisiko mit der Reakti-
onstemperatur.
Wasserstoffperoxid-Lösung
Im Arzneibuch finden sich die Monogra-
phien Wasserstoffperoxid-Lösung 30 %
sowie 3 %. Wasserstoffperoxid wird vor-
wiegend zum Bleich- und Desinfektions-
zwecke verwendet. In der Zahnheilkun-
de dient es der Zahnaufhellung („Blea-
ching“). Jäger beziehen mitunter Was-
serstoffperoxid aus der Apotheke zum
Bleichen von Geweihen. Konzentrierte
Wasserstoffperoxid-Lösung wirkt je nach
Reaktionspartner stark oxidierend, kann
durch stärkere Oxidationsmittel (KMnO4)
jedoch auch zu Sauerstoff oxidiert wer-
den.
Wasserstoffperoxid kann einer stark exo-
thermen Zerfallsreaktion zu Sauerstoff
und Wasser unterliegen (Abb. 10), die ins-
besondere durch Schwermetallionen ka-
talysiert wird. Im Kühlschrank – geschützt
vor Sonnenlicht und Hitze – kann es pro-
blemlos aufbewahrt werden. Bei höheren
Lagertemperaturen und in Gegenwart
von Licht kann sich in den Vorratsbehält-
nissen zersetzungsbedingt ein beträcht-
licher Überdruck von Sauerstoff aufbau-
en.
Apotheken berichteten von heftigen Ex-
plosionen mit erheblichen Schäden, die
von Wasserstoffperoxid-Lösungen in
Braunglasflaschen hervorgerufen wur-
den.21,22 Schraubverschlüsse von Vorrats-
flaschen aus Kunststoff oder Glas sollten
daher mit Ventilöffnungen gegen Über-
druck gesichert sein (Abb. 11).
Wasserstoffperoxid 30 % wird meist durch
Zugabe von Natriumpyrophosphat vor-
stabilisiert. Zur Herstellung der 3%igen
Lösung versetzt man mit 10 %iger Phos-
phorsäure als Stabilisator (NRF 11.103.
„Wasserstoffperoxid-Lösung 3 %“). Bei
versehentlicher Hautexposition spült man
mit Wasser gründlich ab. Es können sich
kurzfristig juckende weiße Flecken bil-
den, die aber schnell wieder verschwin-
den.
Ähnlich dem Wasserstoffperoxid ver-
hält sich übrigens auch Ameisensäure.23
Auch sie sollte kühl (< 20 °C) und lichtge-
schützt aufbewahrt werden. Flaschen oh-
ne Druckausgleichsverschraubung kön-
nen spontan zerknallen. Meist steht die
ätzende Wirkung der Ameisensäure im
Vordergrund, sie zersetzt sich jedoch all-
mählich in Kohlenmonoxid und Wasser
(Abb. 12).
Eine deutlich verbesserte Stabilität be-
wirkt die Herabsetzung der Konzen-
tration von 100 auf 99-98 % durch Zu-
gabe sehr geringer Wassermengen. Als
60 %ige Ameisensäure wird die Substanz
zur Bekämpfung der Varroose (Ameisen-
säure 60 % ad us. vet.) gelegentlich nach-
gefragt.24
Brom
Elementares Brom ist eine braunrote, rau-
chende Flüssigkeit und das einzige unter
Normalbedingungen flüssige Nichtme-
tall. Brom sollte vor Licht geschützt und
SICHERHEITSHInWEISDie Verwendung von Perchlorsäure
70 % sollte stets in einem speziellen
Abzug geschehen. Dieser darf kein
organisches Material wie Holz oder
Farbe aufweisen. Perchlorsäurefla-
schen bewahrt man am besten in einer
massiven PVC- oder Glaswanne mit
Absorptionsmaterial auf. Mit Granulat
können Spritzer aufgenommen wer-
den.
EnTSORGUnGSHInWEISDie Inaktivierung/Entsorgung von
Kleinstmengen geschieht durch Ein-
gießen in Eiswasser, dann wird neu-
tralisiert (Indiaktorpapier, pH 6-8) und
anschließend in einen Sammelbehälter
überführt.
Abbildung 10: Disproportionierung von Wasserstoffperoxid unter Sauerstoffbil-dung.
Abbildung 12: Zersetzung von Ameisen-säure unter Bildung von Kohlenmonoxid.
Abbildung 11: Wasserstoffperoxid in schwarzer Kunststoffflasche mit Druck-ausgleichsventil im Schraubverschluss.
30 Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 2/2011 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe Fortbildung aktuell – Das Journal Nr. 1/2014 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe 30 Fortbildung aktuell – Das Journal Nr. 1/2014 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe 3030 Fortbildung aktuell – Das Journal der Apothekerkammer Westfalen-Lippe
Der Chemie(un)fall in der Apotheke
am besten in Glasstopfenflaschen aufbe-
wahrt werden. Brom löst sich nur wenig in
Wasser. Es findet sich u. a. als Reagenz in
der Ph. Eur. zur Herstellung von Bromwas-
ser, einer gesättigten Lösung von Brom in
Wasser und findet Anwendung bei ver-
schiedenen Gehaltsbestimmungen, Iden-
titäts- und Reinheitsprüfungen. Elemen-
tares Brom wirkt stark ätzend und bildet
auf der Haut schmerzhafte Wunden und
bereits nach kurzem Einwirken Blasen.
Ether
Diethylether (Ether R Ph. Eur.) ist ein häu-
fig gebrauchtes Lösungs- und Fließmit-
tel, etwa in der Dünnschichtchromatogra-
fie. Diethylether war früher wesentlicher
Bestandteil der Arningschen Lösung (lat.
solutio Arning), einer ethanolisch-ethe-
rischen Lösung von Anthrarobin und Ich-
thyol. Ether siedet unter Normalbedin-
gungen bereits bei 35 °C und ist licht- und
luftempfindlich. Er neigt in Gegenwart
von Luftsauerstoff über Etherperoxy-Ra-
dikale zur Bildung von spontan explo-
dierenden kristallinen Hydroperoxiden
(Abb. 14) und muss unter Licht- und Luft-
ausschluss aufbewahrt werden.
In dieser Hinsicht sind Gebinde, wie in
Abb. 1 gezeigt, Glasflaschen vorzuziehen.
Peroxidexplosionen durch Erschütterung
oder Reibung im Flaschenhals sind eine
oft unterschätzte Gefahr.
Handelsübliche Ether sind in der Regel
stabilisiert (Natriumdiethyldithiocarba-
mat, 2,6-Di-tert-butyl-4-methylphenol).
Durch übermäßig lange Lagerung werden
die Stabilisatoren aber unwirksam und es
können Peroxide entstehen.
Eine Prüfung auf Peroxide kann mittels
der Kaliumiodid-Stärke-Reaktion (s. Stär-
ke-Papier, Iodidhaltiges R, Reagenz Ph.
Eur.), mit Titanperoxidsulfat (Titandioxid
Ph. Eur., Identitätsprüfung B) oder mit
käuflichen Indikatorstäbchen (Abb. 15)
erfolgen. Sie zeigen Peroxide qualita-
tiv und halbquantitativ (Farbskala) durch
Eintauchen in das Lösungsmittel an.
Zur Peroxid-Vernichtung in organischen
Lösungsmitteln kann man Reduktionsmit-
tel wie z. B. schwefelsaure Eisen(II)sulfat-
Lösung einsetzen oder das Lösungsmittel
mittels einer Glassäule (Chromatographi-
erohr) mit basischem Aluminiumoxid fil-
trieren (ca. 30 g Al2O3 für 250 mL Ether).26
Weißer Phosphor – eine weitere gefähr-
liche Hinterlassenschaft
Es kann nicht ausgeschlossen werden,
dass sich in den Vorratsräumen manch
alter Apotheke noch Bestände an Gelb-
em („Weißem“) Phosphor, meist unter-
gebracht in einer Phosphordose und in
einem sogenannten Phosphorschrank, be-
finden.27 Einen solchen in ein Mauerwerk
fest eingebrachten, verschließbaren Phos-
phorschrank zeigt Abb. 16.
Arzneilich wurde Weißer Phosphor, insbe-
sondere vor der Kenntnis des Vitamin D,
Abbildung 14: Etherhydroperoxidbildung nach Lit.25
SICHERHEITSHInWEISKeinesfalls darf man Flaschen mit Di-
ethylether öffnen, wenn sich am Ver-
schluss eine weiße Kruste oder im In-
nern (Glasflaschen) ein Niederschlag
gebildet hat! Ältere Behältnisse mit Di-
ethylether sind vor Gebrauch gründlich
zu begutachten.
Vorratsflaschen sollte man nicht nach-
füllen, den Ether am besten immer
frisch beschaffen und verbrauchen!
Der Peroxidgehalt sollte periodisch
kontrolliert werden.
Abbildung 15: Kommerziell erhältliche Peroxid-Teststreifen.
EnTSORGUnGS- UnD DESAKTIvIERUnGSHInWEISBromreste setzt man immer erst mit
Thiosulfatlösung um und bedeckt die
kontaminierte Fläche dann mit Ab-
sorptionsmaterial. Brom wird dabei
zu Bromid reduziert während Thiosul-
fat im Wesentlichen zu Sulfat, neben
Schwefel, oxidiert wird (Abb. 13).
2 SO42– + 8 Br– + 10 H+S2O3
2– + 4 Br2 + 5 H2OAbbildung 13: Reduktive Inaktivierung von Bromresten durch Thiosulfat.
Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 2/2011 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe 3131 Fortbildung aktuell – Das Journal Nr. 1/2014 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe Fortbildung aktuell – Das Journal der Apothekerkammer Westfalen-Lippe 31
Dr. Helge Prinz
zur oralen Rachitisprophylaxe verwendet.
Das DAB 6 führte Phosphorlösung (Phos-
phorus solutus) auf,28 bereitet aus 1 Teil
Phosphor, 194 Teilen Paraffin liquid. und 5
Teilen Ether. Die Lösung verschwand erst
mit dem DAB 7 gegen Ende der sechziger
Jahre. Als Phosphorlatwerge bezeichnete
man eine Paste von Phosphor mit Mehl,
Wasser und Öl, die der Vernichtung von
Schädlingen diente.29 Phosphorpillen
dienten dem gleichen Zweck.
Weißer Phosphor ist eine der giftigsten
anorganischen Substanzen. Es handelt
sich um die reaktivste Modifikation des
Phosphors. Die Substanz ist honigfarben,
von der Konsistenz her wachsartig und
wasserunlöslich. Phosphorstangen wer-
den unter Wasser aufbewahrt, niemals
unter Petroleum. Eine hohe Gesundheits-
gefährdung resultiert durch Berühren der
Stangen, Kontakt mit dem Absperrwasser
und damit Aufnahme von Weißem Phos-
phor durch die intakte Haut.
Restbestände an Weißem Phosphor be-
lässt man am besten in der Phosphordo-
se bzw. im Phosphorschrank und lässt sie
durch einen kommerziellen Entsorger in
Abstimmung mit den zuständigen Be-
hörden abholen.30 Von jeglichen Entsor-
gungsversuchen, auch sehr kleiner Men-
gen etwa durch Verbrennen, wird drin-
gend abgeraten.
Quecksilbersalze
Noch im DAB 9 fanden sich im Reagen-
zienteil neben elementarem Quecksilber
sechs Quecksilber(II)salze. In der aktuellen
Ph. Eur. findet Quecksilber(II)chlorid Ver-
wendung zur Herstellung des Neßler Re-
agenzes. Quecksilber(II)bromid dient der
Herstellung von Quecksilber(II)bromidpa-
pier im Rahmen der Grenzprüfung auf Ar-
sen. Altbestände in größeren Mengen re-
sultieren aus der früheren Verwendung
des Quecksilber(II)-Salzes in heutzutage
obsoleten Externa wie der Gelben Queck-
silberoxidsalbe oder der Quecksilberprä-
zipitatsalbe. Man führt die Verbindungen
einem kommerziellen Entsorger zu.
Phlegmatisierte Substanzen
Zur Herabsetzung der Empfindlichkeit be-
stimmter Substanzen gegen Schlag, Rei-
bung, Stoß oder Erschütterung werden
diese meist mit Wasser angeteigt (Phleg-
matisierung). Bei zu niedrigem Wasserge-
halt besteht Explosionsgefahr.
Mit Blick auf etwaige Restbestände
in Apotheken sind die Nitroaromaten
2,4-Dinitrophenylhydrazin (mit 0,5 mL
H2O/g) und die Pikrinsäure (mit 0,5 mL
H2O/g, Abb. 17, 18) zu nennen. Bei phleg-
matisierten Substanzen sollte der Wasser-
EnTSORGUnGSHInWEISBei Hautkontakt mit Weißem Phos-
phor ist sofort ein Arzt zu rufen. Kon-
taminierte Hautpartien kann man mit
einer CuSO4-Lösung 1-2 % spülen.
Kontaminierte Kleidung wird sofort
entfernt und unter Wasser aufbe-
wahrt (Eimer). Mit Weißem Phosphor
in Kontakt geratene Gerätschaften
(Pinzette, Zange etc.) werden eben-
falls mit CuSO4-Lösung (5-10 %) be-
handelt (Kupfer(I)-phosphid-Bildung31,
Cu3P, unlöslich, nach Abfiltrieren zum
Schwermetallabfall). Man lässt ca. 24
Stunden stehen. Solche Lösungen wer-
den dann dem Schwermetallabfall zu-
geordnet.
Abbildung 16: Apothekenphosphorschrank, Phosphordose und Phosphorstangen unter Wasser.
SICHERHEITSHInWEISTrockener Weißer Phosphor, besonders
in feiner Verteilung, entzündet sich
an der Luft und bei Zimmertempera-
tur spontan, in kompakter Form bei
etwa 50 °C8, und verbrennt mit einer
offenen, sehr heißen Flamme. Es bil-
det sich rasch ein sehr dichter Rauch
von Phosphorpentoxid. Eine Verät-
zung der Schleimhäute durch Einat-
men des Rauches (Phosphorsäurebil-
dung) ist unbedingt zu vermeiden. Von
brennendem Phosphor abspritzende
Partikel haften auf der Haut. Phos-
phorbrand bedingt schwerste Brand-
wunden und Gewebeverletzungen mit
tiefen Nekrosen. Zum Löschen eines
Phosphorbrandes kann man feuchten
Sand einsetzen. Das Phosphor-Sand-
Gemisch belässt man bis zur Entsor-
gung in einem Behälter unter Wasser.
32 Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 2/2011 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe Fortbildung aktuell – Das Journal Nr. 1/2014 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe 32 Fortbildung aktuell – Das Journal Nr. 1/2014 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe 3232 Fortbildung aktuell – Das Journal der Apothekerkammer Westfalen-Lippe
Der Chemie(un)fall in der Apotheke
gehalt regelmäßig überprüft werden.
Das 2,4-Dinitrophenylhydrazin diente
dem Nachweis von Carbonylgruppen über
die Bildung scharf schmelzender Hydrazo-
ne.
Die bitter schmeckende (pikros = bitter),
stark saure (pKa = 1,02) Pikrinsäure32,
der „Sprengstoff im Apothekerschrank“
(die Presse berichtete) dient der Herstel-
lung gut kristallisierender, schwer lös-
licher und scharf schmelzender Pikrate
(Pikratschmelzpunkte).
Als Monographie im Arzneibuch findet
sich außerdem das topische Akne-Thera-
peutikum (Di-)benzoylperoxid (Wasser-
haltiges Benzoylperoxid), ein organisches
Peroxid. Die USP und auch die Ph. Eur. be-
schreiben Explosionsgefahr bei Tempera-
turen > 60 °C.34 Die Substanz wird daher
zur Verwendung in pharmazeutischen
Zubereitungen mit 25 % Wasser ebenfalls
phlegmatisiert.
Referenzen & Literatur
1 Festschrift 100 Jahre WDT, www.wdt.de/files/100_Jahre_WDT.pdf?PHPSESSID_netsh70219=51a31a8e0189cdb876e1f5d67bd3a35b, 2004, S. 41.
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deutsche-apotheker-zeitung.de/spektrum/news/2013/09/24/cresylsaeureunfall-in-hildes-heimer-apotheke/11086.html, letzter Abruf: 09.03.2015.
3 A. Schmidt, Apotheke entsorgt Altbestän-de, Memmingen, 04.05.2012, http://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/spektrum/news/2012/05/04/apotheke-entsorgt-altbestaen-de/7161.html, letzter Abruf: 09.03.2015.
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5 J. Hähndel, Deutschland in der Pikrinsäurehysterie – oder: Stenkelfeld ist überall, CHEMKON, 15 (2008) 194-195.
6 M. Kleinrensing, ABC-Alarm in Hagener Apo-theke, 27.09.2012, http://www.derwesten.de/staedte/hagen/abc-alarm-in-hagener-apotheke-id7140305.html – plx1760120190, letzter Abruf: 10.03.2015.
7 Hedinger, Kaliumaluminiumsulfat, Sicher-
SICHERHEITSHInWEISSollte die Pikrinsäure kristallisiert sein,
wird folgende Vorgehensweise emp-
fohlen:33
Kristallisierte Pikrinsäure in Behält-
nissen aus Glas oder Kunststoff soll
zunächst vorsichtig kopfüber in den
Abzug gestellt werden und mit einer
Pipette Wasser in den Gewindebereich
getröpfelt werden, um sicherzustellen,
dass eventuelle Pikrinsäurereste im
Gewinde feucht sind. Das Gefäß soll
mindestens über Nacht stehengelassen
werden, damit das Wasser das Gewin-
de durchfeuchten kann. Anschließend
kann es geöffnet, das Gewinde und
der Verschluss sorgfältig gereinigt,
die Masse der Pikrinsäure durch Dif-
ferenzwägung ermittelt und Wasser
entsprechend 33 % der Masse ergänzt
werden.
Phlegmatisierte Substanzen dürfen vor
ihrer Verwendung keinesfalls im Tro-
ckenschrank getrocknet werden!
FAZITDer alltägliche Umgang mit gefähr-
lichen Stoffen, sei es im Schul-, Hoch-
schul- oder Apothekenlabor, birgt
grundsätzlich Gefahren. Es kann sich
immer etwas Unvorhergesehenes er-
eignen. Zwar wird der Umgang mit den
unterschiedlichsten Stoffen im Labor-
und Apothekenalltag durch eine Viel-
zahl von Gesetzen, Vorschriften und
Richtlinien genau geregelt. In erster
Linie tragen aber eine solide fachliche
Qualifikation verbunden mit gründ-
lichen Kenntnissen der Substanzeigen-
schaften dazu bei, das Gefahrenpo-
tenzial beim Umgang, der Lagerung,
dem Transport und der Entsorgung
einzuschätzen und nicht zuletzt ent-
sprechende spezifische Maßnahmen
bei unbeabsichtigter Stofffreisetzung
zu ergreifen. In den seltensten Fällen
wird es daher notwendig sein, beim
Umgang mit den üblicherweise kleinen
Mengen gefährlicher Stoffe im Labor
etwa einen Großeinsatz diverser Ret-
tungskräfte auszulösen. Stets gilt es,
die Ruhe zu bewahren und besonnen
zu handeln. Durch geeignete stoffspe-
zifische (Art?, Menge?) Maßnahmen
dürften sich – wie an einigen Beispielen
aufgezeigt – die meisten „Chemie(un)
fälle“, in der Apotheke sicher beherr-
schen oder im Vorfeld vermeiden las-
sen.
EnTSORGUnGSHInWEISBezüglich des Dibenzoylperoxid gilt,
dass einmal verwendete Substanz nicht
mehr ins Gefäß zurückgegeben wer-
den darf. Man zerstört Restmengen
mit verdünnter Natronlauge (10 %ig)
und überprüft mit einigen Kristallen
Natriumiodid nach Ansäuern mit ver-
dünnter Salzsäure (7,3 %ig). Es darf
kein Iod mehr freigesetzt werden.34
Abbildung 17: Strukturen zu phlegmati-sierender Substanzen.
Abbildung 18: Zum Teil ältere, zu phleg-matisierende Reagenzien.
Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 2/2011 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe 3333 Fortbildung aktuell – Das Journal Nr. 1/2014 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe Fortbildung aktuell – Das Journal der Apothekerkammer Westfalen-Lippe 33
Dr. Helge Prinz
heitsdatenblatt gemäß Verordnung (EU) Nr. 453/2010, gültig ab 04.06.2013.
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10 Umweltbundesamt, Rigoletto, http://webrigo-letto.uba.de/rigoletto/public/search.do, Version 2.4 vom 30.09.2009.
11 Handschuhe, Information Chemikalienschutz-handschuhe BGI/GUV-I 868 Juni 2009, Berlin.
12 Dritte Verordnung zur Änderung der Apothe-kenbetriebsordnung vom 11. August 1980, Bun-desgesetzblatt, Nr. 46 (1980), S. 1267-1272.
13 F.W. Küster, A. Thiel, A. Ruland, Rechentafeln für die chemische Analytik, 105. Auflage, Walter de Gruyter Berlin New York 2003, S. 239.
14 W. Werner, Qualitative anorganische Analyse für Pharmazeuten und Naturwissenschaftler, 4. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, 2006, S. 168.
15 Amtsblatt der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus 12/1999, S. 37.
16 Zweite Verordnung zur Änderung der Apothe-kenbetriebsordnung vom 19. August 1974, Bun-desgesetzblatt, Teil I Nr. 98 (24. August 1974), S.
2063.17 Miracle Mineral Supplement: Erhebliche Ge-
sundheitsgefahr, http://www.vz-nrw.de/MMS, Stand: 27.02.2015, letzter Abruf: 08.03.2015.
18 BfArM warnt vor der Anwendung von „Miracle Mineral Supplement“ als Arzneimittel, Presse-mitteilung 08/14, http://www.bfarm.de/Shared-Docs/Pressemitteilungen/DE/mitteil2014/pm08-2014.html, Stand: 30.05.2014, letzter Abruf: 09.03.2015.
19 BVL-Fachmeldungen, Warnung vor der Verwen-dung von „Miracle Mineral Supplement“ bei Tie-ren, http://www.bvl.bund.de/DE/05_Tierarznei-mittel/05_Fachmeldungen/2014/2014_12_12_Fa_Miracle_Supplement.html, Erscheinungsda-tum: 12.12.2014, letzter Abruf: 09.03.2015.
20 GESTIS-Stoffdatenbank, Kaliumdichromat, Ent-sorgung.
21 S.L. Ali, Wasserstoffperoxid – Explosives Gemisch in braunen Flaschen, Pharm. Ztg., 2001, 146, S. 3876-3877.
22 AMK/ZL, Pharm. Ztg., 143, 1998, S. 97.23 D. Bernabei, Konzentrierte Ameisensäure ent-
wickelt Druck, Sicherheit – Handbuch für das Labor, E. Merck (Hrsg.), GIT Verlag GmbH, Darm-stadt, 1991, S. 154.
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27 J. Rudnik, Ein brisantes Element, Nachr. Chem., 62, 2014, S. 988-990.
28 Deutsches Arzneibuch 6. Ausgabe 1926, R. v. Decker´s Verlag, G. Schenck, Hamburg Berlin Bonn, Neudruck 1951.
29 G.-A. Buchheister, Ungeziefermittel, in: Hand-buch der Drogisten-Praxis, Julius Springer Ver-lag, Berlin, 1893, S. 364.
30 U. Stapel, C. Vetter, K. Gruber, T. Wolf, Lagerung von Gefahrstoffen in der Apotheke : Handlungs-hilfe zur TRGS 510: Unterstützung für Apothe-ken, BGW 2013 (BGW-Info), 2013.
31 W. Wirth, C. Gloxhuber, Toxikologie, 4. Auflage, Georg Thieme Stuttgart New York, 1985, S. 96.
32 Pikrinsäure, Pharm. Ztg., 153, 2001, S. 3250. 33 B. Rall, Zum Umgang mit Pikrinsäure, Dtsch.
Apoth. Ztg 148, 36, 2008, S. 26.34 Wasserhaltiges Benzoylperoxid, Kommentar zur
Ph. Eur. 4.00 und dort zitierte Literatur, Wissen-schaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, Govi-Verlag – Pharmazeutischer Verlag GmbH Eschborn, 17. Lfg. 2004.
Ende letzten Jahres haben wir unseren Veranstaltungskalender neu
konzipiert und das Buchungsverfahren – auch vor dem Hintergrund der
erforderlichen Anpassung an das SEPA-Lastschriftverfahren – runderneu-
ert, u.a. mit folgenden Funktionalitäten:
• alle Angebotsarten in einem Kalender
• alle Zielgruppen in einem Kalender
• passgenaue Suchfunktionen
• komfortables Buchen mit Warenkorbsystematik
• Ampelsystem kennzeichnet Auslastungsgrad
• Login-Funktionalität für Kammer- und PTA-Campus-Mitglieder
• Bezahlung optional mit Fortbildungsscheckpunkten
Veranstaltungs-kalender auf
akwl.derunderneuert
34 Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 2/2011 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe Fortbildung aktuell – Das Journal Nr. 1/2014 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe 34
Medikamentenmonitoring
Fortbildung aktuell – Das Journal Nr. 1/2014 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe 3434 Fortbildung aktuell – Das Journal der Apothekerkammer Westfalen-Lippe
Pharmazeutische Substanz für die kommenden Monate. Und jede Menge Relevanz für Ihre nächsten Patienten.Hier kommt das Beste zusammen:„Infektionskrankheiten“, „Auge und Ohr“, „Bewegungs- und Stützapparat“ auf dem pharmacon Meran vom 31. Mai bis 05. Juni 2015.
Das komplette Programm, alle Informationen und Online-Anmeldung jetzt auf:www.pharmacon.de
Meran // 31. Mai – 05. Juni 2015
Deborah Stein-Klemp /// Apotheke Unter Linden, Köln /// Apothekerin und Kundin der ARZ Service GmbH
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Überzeugen Sie sich selbst:Wir errechnen kostenlos Ihren
wirtschaftlichen Vorteil, den Sie
beim Einsatz von FlexZahlung
erzielen können.
Telefon: 02129 / 5563-390
oder unter
www.arz-service.de/flexzahlung
Als Ihr zuverlässiger Partner der Rezeptabrechnung bieten wir Ihnen mit FlexZahlung ein
effektives Liquiditätsmanagement und früheren Schutz vor Retaxationen. Rufen Sie jederzeit
Ihre Abschlags- und Restzahlung bei uns ab – individuell, dann wenn Sie sie brauchen. Ein
Mausklick genügt! Sichern Sie sich Ihre Flexibilität und optimieren dadurch beispielsweise die
Einkaufskonditionen bei Ihren Lieferanten.
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Fortbildung aktuell - Das Journal Nr. 2/2011 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe 35
Verena Arzbach
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Meran // 31. Mai – 05. Juni 2015
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