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Das Magnum Chroicoo Belgicum und die in demselben enthaltenen Quellen. 0-- Ein Beitrag zur Historiographic ae 15. Jahrhunderts. Von Dr. ' I Er FTermann Müller. ordentlichem Lehrer am Gymnasium zu Prenzlau. ýý AM) BERLIN. Verlag von Mayer & Muller. Monumenta Cýrmýniac ý:orýca E-: o'. cer Cggc, " Bibliothek O.

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Das Magnum Chroicoo Belgicum und die in demselben enthaltenen Quellen.

0--

Ein Beitrag zur Historiographic

ae

15. Jahrhunderts.

Von Dr. ' I Er FTermann Müller. ordentlichem Lehrer am Gymnasium zu Prenzlau.

ýý

AM)

BERLIN. Verlag von Mayer & Muller.

Monumenta Cýrmýniac fý ý: orýca E-: o'. cer Cggc, " Bibliothek O.

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Vorrede. In der vorliegenden Arbeit hatte ich mir die Aufgabe

gestellt, das Magnum Chronicon Belgicum auf seine Quellen zu prüfen. Zur gründlichen Lösung derselben erwies es sich als durchaus notwendig, das Verhältnis, welches zwischen dieser Chronik und dem Florarium temporum besteht, genau festzustellen. Leider war es für mich unmöglich, mir zu diesem Zweck, wenn auch nur auf kurze Zeit, das Florarium temporum zu verschaffen. Unter diesen Umständen blieb mir nichts übrig, als mich auch ohne dasselbe an meine Aufgabe zu machen. Wenn es mir dennoch, wie ich hoffe, gelungen sein sollte, meine Arbeit zu einem gedeihlichen Abschlufs zu bringen, so bin ich dabei, wie ich gern anerkenne, nicht unwesentlich unterstützt worden durch die ausführliche Be- sprechung, welche H. Cardauns in der Vorrede zu der von ihm edierten Roelhoff'schen Chronik dem Florarium temporum hat zu teil werden lassen. Nicht unerhebliche Dienste hat mir hierbei auch die Abhandlung von Friedrich Franz :

�Chronica pontificum Leodiensimu" geleistet. Ebenso habe ich denn Abschnitt in Ottokar Lorenz verdienstvollem Werk

�Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter", welcher vom

M. Chr. B. handelt, mannigfache Belehrung und mannigfache Winke zu verdanken, welche sich recht wohl für meine Arbeit verwerten liefsen. Aufserdem habe ich mich bemüht, alles, was sonst noch von historischer Litteratur die von mir behandelte Frage zu fördern geeignet schien, heranzuziehen. Besonders hervorgehoben zu werden verdient an dieser Stelle die freundliche Bereitwilligkeit, mit welcher mir die Herren

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Universitätsbibliothekare zu Halle und Göttingen die für

meine Arbeit notwendigen Quellenwerke zur Verfügung

gestellt haben. Auch Herrn Professor Dr. Martin Philippson in Brüssel, Herrn Professor Dr. Viktor von Kraus in Wien

und Herrn Dr. Blumenthal in Berlin, deren Güte mich instand

gesetzt hat, einige sehr seltene, für meine Studien ganz unentbehrliche Quellenwerke zu benutzen, spreche ich dafür hier meinen verbindlichsten Dank aus. Das Werkehen,

welches ich hiermit der Öffentlichkeit Übergebe, ist die Frucht jahrelanger Studien, welche leider sehr dadurch er- schwert wurden, dafs ich nicht in einer Stadt lebe, in welcher sich eine gröfsere Bibliothek befindet. Sollte dasselbe bei denjenigen, welche es lesen und einer Kritik unterziehen, sich einer ähnlichen Anerkennung zu erfreuen haben, wie vor allen meine früheren Schriften über den Baseler Chronisten Mutius und Tritheims Annales Hirsaegienses, so würde ich

mich dadurch einigermaf'sen entschädigt glauben für die viele Mühe und Arbeit, welche es mir verursacht hat.

. Prenzlau, 19. März 1888.

Or. K. E. Hermann Müller.

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Inhalts -Verzeiclniis. Seite

Einleitung ................... 1- 5 1. Abschnitt. Quellen, welche vom Collector benutzt worden sind 6-40

Allgemeine Betrachtung über dieselben ..... 6- 8 1. Kapitel. Weltchroniken ......... 8-13

II. Kapitel. Kaiser- und Papstchroniken ...... 14-16 Ill. Kapitel. Quellen vorwiegend kirchengeschichtlichen

Inhalts ................. 16-18 IV. Kapitel. Quellen verschiedenen Inhalts ..... 18-20 V. Kapitel. Quellen, betreffend die Erzbistümer Trier

und Köln ................ 20-23 VI. Kapitel. Lütticlier Quellen .......... 23-26

VII. Kapitel. Quellen, welche die Bischöfe von Utrecht u. die Grafen von Holland betreffen

........ 26-27 VIII. Kapitel. Quellen über die Herzöge u. Grafen v. Geldern 28

IX. Kapitel. Quellen über die Herzöge von Lothringen und Brabant ............... 28-30

X. Kapitel. Art der Benutzung der Quellen seitens des Collectors und sich an dieselben anschliefsende Be- merkungen desselben .......... 31-33

XI. Kapitel. Persönlichkeit des Collectors ...... 33-38 XII. Kapitel. Prüfung der Angaben des Collectors in sach-

licher u. chronologischer Hinsicht auf ihre 7uverlüssigkeit 38-40 II. Abschnitt. Selbstündiöer Teil des 3fagnnm Chronicon Belgicum 41-48

1. Kapitel. Stellen der Chronik, welche dein Abbreviator

angehören ............... 41-45 II. Kapitel. Persönlichkeit des Abbreviators ..... 45-46

Schluss .................... 47-48

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mich deshalb wegen Benutzung der Handschrift des Flor. im Sommer 1886 brieflich au den inzwischen verstorbenen Dr- Mooren. Als Antwort ging mir hierauf ein Schreiben des ehrwürdigen Mannes zu, worin er mir mitteilte, er habe wegen seines schweren Augenleidens den fraglichen Codex abgegeben, sei auch nicht imstande, mir über den Verbleib desselben eine bestimmte Auskunft zu geben. Derselbe sei seit dem Tode des ihm. befreundeten Besitzers schon mehrfach durch Erbschaft in andere Hände übergegangen. Die jetzigen Besitzer kenne er nicht persönlich. Unter diesen Umständen blieb mir nichts übrig, als auch ohne das Flor. eine endgültige Lösung meiner Aufgabe zu versuchen. Dieselbe wurde wesentlich gefördert durch die genauen Angaben, welche H. Cardauns in seiner Einleitung zur Koelhoff'schen Chronik über das Flor. gemacht hat. ') Das Flor., eine Weltchronik, ist fortgeführt bis zur Eroberung Lüttichs durch Karl den Kühnen im Jahre 1468. Als Verfasser desselben, der sich nirgends mit Namen nennt und sich nur als �Collector" be- zeichnet, vermutet Cardauns einen regulierten Chorherrn. Friedrich Franz ist es gelungen festzustellen, dafs derselbe in der That dem Kloster der regulierten Chorherrn Dumum in der Diöcese Lüttich angehört hat. 2) Nach Cardauns ist das M. Chr. Belg. nichts als ein mitunter stark, abgekürzter, aber stets wörtlich folgender Auszug des Flor. mit unbedeutenden Einschaltungen, der erst mit dem Jahre 54 nach Christus beginnt und dafür eine zuweilen wertvolle Fortsetzung hinzufügt. Wie aus dieser Chronik hervorgeht, und auch Cardauns - anmerkt, ist der Abbreviater und Fortsetzer des Flor. ein dein Augustiner- Konvent bei Neufs angehöriger Chorherr. Derselbe, ein Augen- zeuge der denkwürdigen Belagerung von Neufs durch Karl den Kühnen, beschliefst mit der Schilderung des ersten Teils derselben im Jahre 1474 seine Arbeit. Cardauns weist darauf hin, dafs diese Chronik erst viel später geschrieben sein kann, da auf p. 378 und 379 derselben das Jahr 1498 als gegen-

1) Chronik. d. deut. St. 2" 111. Köln 2 Bd. p. 218-221- 2) Gesta pontif. Leod. p. 3 und 4.

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wärtiges angeführt wird. Am Schlufs derselben, auf p. 456, stehen die Worte : �Finis Primi Libri! "

Das hat viele, unter andern Wind, 1) zu der Ansicht ge- bracht, dafs noch andere Teile dieses Werkes existiert hätten, uns aber verloren gegangen wären. Für die Richtigkeit dieser Ansicht scheint folgendes zu sprechen. Auf p. 447 wird berichtet, dem Kloster der Regular-Kanoniker bei Neufs sei durch Be- lagerung der Stadt ein Schaden von mehr als 8 000 Gulden erwachsen, wie nachher in Gegenwart des Landgrafen Hermann von Hessen zusammengerechnet worden sei. .

Die Worte

�iit infra patebit", welche dieser Angabe hinzugefügt sind,

lassen darauf schliefsen, dafs der Autor später auf diesen Punkt hat zurückkommen wollen. Da aber auf den nächsten Seiten bis zum Schlufs nicht mehr die Rede davon ist, so hat derselbe ohne Zweifel beabsichtigt, darauf noch einmal in einer Fortsetzung seines Werkes, worin er die Belagerung

von Neufs weiter zu besprechen willens war, einzugehen. Noch andere Stellen auf den letzten Seiten des M. Chr. Belg., ebenfalls mit dem Zusatz

�tit infra patebit" versehen, machen

die Annahme Winds höchst wahrscheinlich. In welcher Weise der Neufser Mönch verfuhr, als er

das 343 Folio umfassende Flor. zu dem viel weniger umfang- reichen M. Chr. Belg. zusammenzog, darüber können wir uns, obgleich wir leider das Flor. nicht zur Vergleichttng heran-

ziehen können, doch ein Urteil bilden. Er entkleidete das ihm vorliegende Originalwerk seines Charakters einer Welt-

chronik. Aus derselben wurde eine Chronik mehr territorialen Charakters, welche hauptsächlich, die Schicksale der dein alten Belgien angehörigen Länder, jedoch auch die Papst- und Kaisergeschichte mit einer gewissen Ausführlichkeit behandelt. Damit fiel die ganze Zeit von der Erschaffung der Welt bis zum Jahre 54 nach Christus fort. Das Flor. schliefst sich meistens eng an den Wortlaut der von ihm benutzten Quellen an. In wie weit das M. Chr. Belg. dieselben verkürzt hat, ergiebt sich also bei vielen Stellen desselben leicht, wenn man

bibliothek d. Nederlnndsche geschiedschrijvers p. 78. 1*

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dieselben in den entsprechenden Quellen, aus welchen das Flor. geschöpft hat, aufsucht und damit vergleicht. Da findet man denn, dais z. B. die Angaben der Gesta Trevirorum und der Chronica praesul. et archiep. Coloniensium von dem Abbreviator sehr verkürzt, dagegen diejenigen des Fasciculus temporum von Werner Rolevinek und der Chronographic des Sigebertus Gem- blacensis ganz wortgetreu wiedergegeben worden sind. An manchen Stellen deutet der Abbreviator selbst an, dais er eine Verkürzung des Textes des Originalwerkes vorgenommen habe; so auf p. 235 durch die Worte: �- -- quae propter pro- liaitatem omisi scribere. " 1) Dafs nicht für alle Verkürzungen jedoch, welche sich im M. Chr. Belg. finden, der Neufser Mönch verantwortlich gemacht werden kann, eine Anzahl derselben vielmehr auf Rechnung des Herausgebers Struve zu setzen ist, ergiebt sich daraus, dais dieselben sogar in demjenigen Teil des M. Chr. Bellt. vorkommen, welcher unzweifelhaft dem Abbreviator seinen Ursprung verdankt. Dieselben erkennt man an dem Vermerk: etc. Weiter kann nun die Frage aufgeworfen werden, *wie der Abbreviator sich zu den Angaben des Flor. stellt, d. Ii. ob er in seinem Werk nicht blofs eine Verkürzung des Textes des Flor. vorgenommen, sondern sich vielleicht auch hier und da eine Abweichung von den Angaben des Flor. gestattet hat. Das läfst sich entschieden verneinen. Wir sind in der glücklichen Lage, einen Vergleich zwischen verschiedenen Stellen des

. M. Chr. Bellt. und den entsprechenden

Stellen des Flor., welche in die Noelhoff'sche Chronik auf- genommen sind, anstellen zu können. Derselbe hat mir den Beweis geliefert, dais der Abbreviator in der Darstellung der einzelnen Begebenheiten und in den denselben beigefügten Jahreszahlen durchaus keine willkürliche Veränderung vor- genoinmen hat. Es ist also nicht daran zu zweifeln, dais in demselben Grade, in welchem die Angaben des Flor. zuver- lässig sind, es auch die Angaben des M. Chr. Belg. sein werden. Als ein Versehen des Abbreviators ist es aufzufassen, dais von ihm mit keinem Wort des Bischofs Franco von Lüttich

1) Vergleiche dazu Friedrich Franz p. 50.

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gedacht wird, dessen im Flor. Erwähnung geschieht. ') Ver- schiedene Abweichungen des M. Cu r. Belg. vom Flor. in sti- listischer Hinsicht finden ihre Erklärung im Bestreben des Abbreviators, seine bessernde Hand an den Stil des von ihm Überarbeiteten Flor. zu legen. Wir gehen nun zunächst zur Besprechung derjenigen Quellen über, welche. der Abbreviator aus dem Flor. in das M. Chr. Bellt. hinübergenommen hat. Wenn uns auch nicht das Flor. zur Vergleichung zur Hand ist, so werden wir doch annähernd feststellen können, über welches Quellenmaterial der Collector verfügt hat, und die Art und Weise kennen lernen, wie sich derselbe zu seinen Quellen gestellt hat.

1) Derselbe p. 44.

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I. Abselmitt. Quellen, welche von dem Collector benutzt worden sind.

Allgemeine Betrachtung über dieselben. In der Vorrede zum M. Chr. Belg. giebt der Herausgeber

Struve eine ganze Anzahl Quellen an, welche nach seiner Ansicht von dem Verfasser dieses Werkes herangezogen worden sind; doch ist das Verzeichnis derselben einerseits unvollständig, weil er nicht wenige Quellen übersehen hat, welche an vielen Stellen des M. Chr. Belg. citiert werden, andrerseits führt dasselbe manche Schriftsteller als Quellen des Collectors an, welche durchaus nicht als solche zu betrachten sind. Auszuscheiden sind aus denselben, trotzdem sich das M. Ohr. Belg. auf dieselben beruft, oder Struve dieselben als solche anführt: Turpinus, Hugo `de S. Victore, Petrus Damiani, Florentius Bravonius, Helinandus, Guido, Cantor Sancti Stephani Cata- launensis, Allicius Wilhelmus". Alle Stellen, bei denen der Collector sich auf Turp., Hugo de S. Viet., Petr. Dam., Guido, Cant. S. Steph. Catal. beruft, hat er nicht direkt aus diesen Quellen geschöpft, vielmehr aus dem Albritus, der dieselben häufig citiert, in seine Chronik hinübergenommen. Gegen eine Be- nutzung des Werkes Guidos als selbständiger Quelle seitens des Collectors scheint mir auch das besonders zu sprechen, dafs auf p. 218 des M. Chr. Beil-. der Werke desselben mit ganz denselben Worten gedacht wird, in welchen sich Albritus 1) darüber äufsert` Obgleich hier Albritus sein Gewährsmann ist, erwähnt doch denselben der Collector nicht mit einer Silbe. Wir werden später noch sehen, wie sehr der

I) Chronicon elbrici ]ionachi Trinm Fontiam. M. G. ýTIII p. 882a 1203.

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Collector es liebt, Betrachtungen, welche andere Schriftsteller angestellt haben, wörtlich in seine Chronik zu Übertragen, ohne dieselben zu citieren. Offenbar leitete ihn hierbei die Absicht, dieselben als von ihm selbst ausgehend erscheinen zu lassen. Die Stellen aus Helinandus, welche im M. Ohr. Belg. citiert werden, entstammen größtenteils der Chronik des Albricus, nur eine dem Speculum historiale des Vincentius Bellovacensis. Eine Benutzung der Chronik des Helin. als selbständiger Quelle erscheint darum als unwahrscheinlich, weil schon damals die Chronik desselben nur unvollständig erhalten war. Dafs dieselbe sogar schon iin 13. Jahrhundert nicht mehr vollständig vorhanden war, erwähnt Vincent. in seinem Specul. hister. 1), und diese Stelle hat auch Collector aus Vincent. abgeschrieben. Im M. Chr. Belg. steht sie auf p. 219. Fast unbegreiflich ist es für mich, dais Struve auf andere Quellen.

- Citate des Collectors, wie: Haec Hugo Floriacensis, Haec ei Historia Francorum u. a. m. nicht aufmerksam geworden ist. Das erstere weist auf Hugo von Fleury, das zweite auf die Historia de vita et gestis Philippi Augusti regis Galliao von Guilelmtts Brite, Aremoricus, hin. Beide Quellen und noch andere sind auch von Albricus benutzt und citiert und aus demselben in das Flor. und von dort in das M: Chr. Bell-. hinüber-

genommen worden. Den Florentius Bravonius hat Struve völlig mit Unrecht den Quellen des M. Chr. Beig. zugesellt. Derselbe wird an keiner Stelle vom Collector citiert; ebenso ergiebt eine Ver-

gleichung der Angaben dieses Schriftstellers mit denen des Collec- tors nirgends auch nur die geringste Übereinstimmung zwischen beiden Quellen. Ich erkläre mir diesen Irrtum des Heraus-

gebers folgendermafsen: Wo der Collector den Mattliaeus Palmerius benutzt hat, heifst es meistens: Haec Mattliaeus Palmerius, nur hin und wieder: Haec Floreutintts. Möglicher- weise hat die Bezeichnung

�Florentiuus", welche er mit �Florentius" verwechselte, Struve zu der Ansicht gebracht, überall, wo Florentinus citiert wird, läge eine Benutzung des Florentius Bravonius vor. Allicius Willtelmus, den Struve in

1) Specnl. histor. T. III lib. 29c. 108. Aug. Pind. in Monasterlo a. IIdalrici et Mrae 1474.

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der Vorrede als vom Collector benutzt anführt, kenne ich nicht; habe auch kein auf denselben bezügliches Citat im M. Clhr. Belg.

entdecken können. Einmal, auf p. 18, wird des Gennadius liber de illustribus viris citiert. Dieselbe Stelle aus Gennadius wird angeführt im-Spec. hist. ') Da nun Collector den Vinc. vielfach benutzt hat, so möchte ich glauben, dafs hier keine direkte Benutzung des (denn., sondern nur eine Übertragung

aus Vine. stattgefunden hat. Schwer ist es für mich geworden, die' Quellen, welche der Collector sonst noch benutzt hat, ohne sich auf dieselben zu berufen, herauszufinden. Die Quellen- Citate des M. Chr. Bellt. sind oft so allgemein gehalten, dafs daraus schwer ein Schlufs auf diejenige Quelle zu machen ist, aus welcher der Collector hier oder da geschöpft hat; so bei den Quellen der Erzbistümer Trier und Köln, der Bischöfe v. Utrecht und Lüttich und der Grafen v. Holland und Geldern. Schwieriger wird es noch, die richtigen Quellen ausfindig zu machen, wenn bei einer einzelnen Begebenheit nur citiert wird: Haec ex Chromcis. Es kommt auch mehrfach vor ,

dafs bei einem solchen Citat nicht nur eine, sondern mehrere Quellen zu Grunde gelegt sind. Zuweilen wird nicht einmal durch derartige Ausdrücke angedeutet, dafs überhaupt eine Quelle benutzt worden ist.

Wir lassen jetzt die einzelnen vom Collector benutzten Quellen folgen.

I. Kapitel Weltchroniken. 1. Chronicon Albrici Monachi Tritun Fontium. M. G. T. ägIII.

Edid. Scheffer-Boichorst.

Diese Chronik nimmt unter den vom Collector heran- gezogenen Quellen den ersten Platz ein. Man kann geradezu sagen, dafs sie von demselben zum grofsen Teil ausgeschrieben worden ist, Ihr entstammen nicht blofs die 107 Stellen, bei

1) Desgl. T. IL lib. 20c. 59.

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welchen Albricus citiert wird p. 1-262, sondern auch die 50 Stellen, bei welchen sich der Collect. auf Hugo Flor., Hugo de St. Vict., Helin., Guido, Petr. Dam., Turpinus, Guil. Malmesberiensis, Baldricus, Robertus (HistoriaHierosolymitana), die historia de vita et gestis Philippi Augusti, reg.

_ Gall.,

von Guil. Brito, Aremor., beruft p. 34-2-111). Jedoch finden

sich einige Abweichungen von unserer Ausgabe des Albr. im M. Chr. Belg. Auf p. 128 wird nämlich der Gründer der Burg Limburg bei Lüttich als ein Edelmann Heinrich, dagegen auf p. 794 unserer Ausgabe als Galeranus, Sohn einer Gräfin Adala von Arlon, bezeichnet, auf p. 146 wird von König Arthur gesagt. -- in parte Brabantiae", dagegen auf p. 802 unserer Ausgabe �Britanuiae".

Die Stellen auf p. 1,81,147,174, 191, bei welchen Albr. als Quelle angeführt wird, hat unsere Ausgabe nicht. Auf p. 38,43,46, ' 73,83,88,120,129, 141,158,177,178,215,231 (Albr. p. 709,716 U. 717,725, 742,764-766,771,788) 789,810,823,833,837,840,842, 866,875) scheint, obgleich Albr. nicht citiert ist, dennoch

eine Benutzung desselben vorzuliegen. Auf p. 83 ist zwar ,20 Gobelinus als Quelle genannt, doch ist dafür wohl richtiger Albr. zu setzen. In den vom Collect. in sein Werk aufge- nommenen Stellen des Albr. herrscht meistens wörtliche Über-

einstimmung mit den entprechenden Stellen unserer Ausgabe.

2. Werner Rolevinck: Fasciculus temporum omnes antiquorum cronicas complectens. Ab. 0. C. - 1474.

(Germ. script. T. II. Struve. )

Ihm verdankt Collect. so manche seiner Angaben über die Päpste p. 71-434. Aufser den 33 Stellen, bei welchen derselbe vom Collect. als Quelle bezeichnet wird, ist er offenbar noch benutzt worden auf p. 45,60,62,134,222,229,297, 318,341,416,417 (Rolev. p. 524,526,527,543,553,560) 566,573,574). Sämtliche aus dem Fasciculus Übertragenen Stellen lauten wörtlich so, wie die entsprechenden Stellen unserer Ausgabe.

1) Vergleiche zu p. 56 und 58 Scheffer-Boichorst p. 728 und 780 AnmerL- 71.

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3. Vincentius Bellovacensis: Speculum historiale. Aug. Vind. 1474.

Aufser den 30. Stellen, bei welchen sich Collect. p. 18-262 auf denselben beruft, dürfte er noch als Quelle heran- gezogen sein auf p. 72 u. 73,87,159.169,178 u. 179,181, 187 u. 188,201,219 u. 220,248. (Vincent. T. IH. lib. 24

c. 43 u. 44, lib. 24 c. 86, lib. 26 c. 29, lib. 27 c. 1, lib. 29

c. 17, lib. 29 c. 15, lib. 27 c. 85,87,127, T. I. lib. 6 c. 81, T. III. lib. 29 e. 24, lib. 30 c. 129. ) Auch p. 5, wo Helinand.,

p. 18, wo Gennadius, und p. 54, wo Hugo Flor. citiert wird, sind wohl zurückzuführen auf Vincent. T. I. lib. 9 c. 92, T. II. lib. 20 c. 58 und T. III. lib. 21 c. 26. Diese Stellen

zeigen in der Mehrzahl fast wörtliche Übereinstimmung mit den entsprechenden Stellen unserer Ausgabe. 4. Gobelini Personae Cosmodromium. Studio et opera Henrici

Meibomii 1599 Francofurti. Er gehört zu den Hauptquellen des Collect. und ist von

p. 44-393 42 mal citiert. Die Stelle auf p. 143 und 144 indes, wo derselbe angeführt wird, ist nicht in unserer Aus- gabe enthalten. ' Hiernach mufs Collect. einen Codex des Gobel. vor sich gehabt haben, in welchem dieselbe stand. Auch Struve hat wahrscheinlich einen solchen zur Haud gehabt, worauf Anmerkung a. p. 144 hinweist. Eine Benutzung des Gobel.

, hat unbedingt auch stattgefunden auf p. 111,112,199,

(Gobel. VI. aetas p. 214 c. 53 und p. 224 c. 60), wenngleich hier derselbe nicht als Quelle genannt wird.

Sämtliche aus Gobel. genommenen Stellen sind den entsprechenden unserer Ausgabe sehr ähnlich. 5. Ottonis Frisingensis chronicon. (Urstisius, Germ. hist.

ill. T. I. p. 9-194. ) Vom Collect. vielfach seinen Berichten über Kaiser und

Päpste zu Grunde gelegt und 35 mal citiert auf p. 63-186. Derselbe scheint auch auf p. 75 u. 110. Otto Frinsing. lib. VI. p. 124 u. 131 u. 132, obwohl er dort nicht erwähnt wird, benutzt zu sein. Grofse Übereinstimmung aller dieser Stellen mit den entsprechenden unserer Ausgabe.

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6. Henricus de Hervoidia: Liber de rebus memorabilioribus ab 0. C. - a. 1355. A. Potthast. Gottingae 1859. M. Chr. Belg. p. 48 Kanonisation Karls des Grofsen.

Henr. de Herv. p. 45-47 (richtiger statt Alexander III Paschalis III. )

p. 80 Worte über König Heinrich I. v. Deutschland. H. de Hem p. 73.

7. Eckehardi chronicon universale. M. G. script. T. VI.

M. Chr. Belg. p. 78 Otto von Sachsen weist die Königs- krone zurück. Eckeli. p. 175.

8. Sicardus, episcopus Cremonensis: Chrouicon ab 0.0. -1213 Murat. script. rer. Ital. T. VII. p. 521-626.

M. Chr. Belg. p. 196 und 223 (Sicard. p. 607 und 615), doch an letzterer Stelle abweichend von Sicard. Konstanze als Tochter Wilhelms von Sicilien bezeichnet.

9. Sigebertus Gemblacensis: Chronographia 381-1112. Struve, script. rer. Germ. T. I. p. 689-864.

Er ist vom Collect von p. 9-159 91 mal citiert und benutzt worden. Bei der Übertragung der Stellen aus Sigeb. in sein Werk hat derselbe einige Irrtümer begangen. Auf.

p. 126 wird erwähnt, dais das Kloster Anchin in Artois

niederbrannte, und zwar mit Berufung auf Sigeb.; doch berichtet derselbe p. 843a 1079, dafs damals dieses Kloster gegründet wurde. p. 131 wird der Anfang der Regierung des Papstes

Alexander H. ins Jahr 1063 gesetzt und hinzugefügt: �Sigeb. ponit. LXIV", doch kam derselbe nach Sigeb. p. 838 1063

zur Regierung, wofür 1061 das richtige Jahr ist.

Auf folgenden Seiten liegt unbedingt gleichfalls eine Benutzung des Sigeb. vor, obwohl derselbe dort nicht als Quelle genannt wird :

p. 15,33,34,44,45,46,110,111 u. 112,119,125 (Sigeb. p. 710-715,768,772,785,786,830,833,837,840). Sämtliche aus dem Sigeb. entlehnten Stellen sind völlig gleichlautend mit den entsprechenden Stellen unserer Ausgabe.

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Aus folgenden Fortsetzungen des Sigeb. hat Collect. noch geschöpft:

A. Anselmi Gemblacensis Continuatio 1112-1135. Struve,

rer. Germ. script. T. I. p. 943-976.

Citiert ist derselbe auf p. 145-176 16 mal. Diese Stellen stimmen mit den entsprechenden Stellen unserer Aus- gabe wörtlich überein.

B. Sigeb. Continuatio Gemblacensis 1136-1148.31. G. script. T. VI. p. 177 Heftiger Wind, späte Getreideernte, schlechte Obst- und Weinernte, p. 178 Sonnenfinsternis, Unwetter, 182 Honig fällt vom Himmel, Tod Gottfrieds II. von Niederlothringen, p. 187 Conradus et Ludovicus - factum est. Blitzstrahl (Sigeb. Contin. p. 388-390. )

0. Auctarium Gemblacense a. 465-1148 M. G. script. VI.

p. 183 Der junge Gottfried III. erhält von König Konrad III. Niederlothringen. Auct. Gembl. p. 392.

D. Sigeb. Auctarium Aquicinense a. 651-1167. M. G. script. VI.

p. 183 Wunder in einer Kirche zu Brüssel. Auct. Aquic. p. 396.

E. Auctarium Laudunense. M. G. script. VI. a. 928, 1052-1145.

p. 138 Errettung einer Frau vom Feuertode. Wie Auct. Laud. p. 445, nur hat Collect.: �Muller -- convicta de morte mariti", Auct. dagegen: �Muller -- generum suum strangulasse convicta".

F. Continuatio Praemonstratensis a. 1113-1155. M. G. script. VI.

p. 162 und 163 Eine von einem Dämon besessene Jungfrau, p. 178 Anno Dom. 1147 fames --- suspenditur., p. 187 und 188 Ra3-mundus princeps-graviter infestant. (Cont. Praem. p. 448,453-455).

G. ContinuatioAquicinctinaa. 1149-1237. M. G. script. VI.

p. 215. Item anno Dom. 1190, Philippus -- hiemavit. Cont. Aqui. p. 426.

H. Chronographus.

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So bezeichnet der Collect. öfter kurz einen von ihm benutzten, uns nicht mehr erhaltenen Chronisten, den er auf p. 183 Chronogr. Affliginensis, auf p. 197 Chronogr. Affliginiensis nennt. Auf p. 159 wird mit Berufung auf den Chrongr. erzählt, dafs der Herzog Gottfried der Bärtige von Lothringen nach seinem Tode im Kloster Aftlighem beigesetzt wurde. Hieraus ergiebt sich mit gröfster Wahrscheinlichkeit, dafs der Chronogr. im Kloster Afflighem zu Hause war. Wir weisen seinem Werk einen Platz unter den Fortsetzungen des Sigeb. an, weil er vielfach Nachrichten enthält, welche sich in denselben, und zwar meistens wörtlich wiederfinden. Die Zeit, in welcher der Clirouogr. geschrieben, läfst sich annähernd feststellen. Auf p. 157 wird nämlich von der Gründung des Klosters Clairvaux, von Bernhard als Abt desselben und von mehreren gelehrten Männern gesprochen mit Berufung auf den Chronogr. Wörtlich so lautet Albr. p. 820 Bericht darüber, so dafs hier unzweifelhaft derselbe dem Chronogr. als Quelle vorgelegen hat. Besonderes Gewicht ist auf diese Stelle des Albr. deshalb zu legen, weil sie dem- selben eigentümlich und nicht anderswoher entnommen zu sein scheint. Es kann demgemäfs der Chronogr. erst nach Albr. sein Werk geschrieben haben, also wohl frühestens um die Mitte des 13. Jahrhundert. Dem Anschein nach war das Werk desselben nur eine Kompilation aus uns noch bekannten Quellen, und dürfte deshalb der Verlust desselben nicht allzu hoch anzuschlagen sein.

Citiert wird Chronogr. von p. 1.51--199 15 mal. Von diesen Stellen stimmen überein p. 157 mit Albr. p. 820, p. 159 mit Anselm. Gembl. p. 3S1 und Contin. Gemblac. p. 386,

nur dafs daselbst Afiiighem nicht als Begräbnisstätte des Herzogs Gottfried genannt wird, p. 174,175,186 und 187

mit Coutin. Gembl. p. 3S5,3S7,3SS, 389, p. 183 mit Auct. Aquic. p. 397, p. 158,196,197 u. 199 mit Auct. Afflighem. p. 402-405.

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U. Kapitel. Kaiser- und Papstchroniken. 1. Martini Oppaviensis chronica summorum pontificum impera- torumque ac de septem aetatibus mundi. M. G. script. T. XXII.

25 mal als Quelle angeführt und benutzt für Päpste

und Kaiser auf p. 49-274. Auf p. 99 nennt Collect. den König von Frankreich

fälschlich Hugo, Mart. p. 432 denselben richtig Robert. Grofse Übereinstimmung sämtlicher Stellen mit den ent- sprechenden Stellen unserer Ausgabe.

Collect. scheint seinen Berichten über Päpste und Kaiser

noch an folgenden Stellen Mart. zu Grunde gelegt zu haben, obwohl derselbe dort nicht genannt wird: p. 52,62,68,77 und 78,83 und 84,85,101,112,121,122,219,231,232, 245. (Mart. p. 427,428,429,463 und 464,432,433,434, 437,471,472). Die Worte des Collect. auf p. 103 ähnlich denen des Mart. p. 466.

2. Bernardus Guidonis: Catalogus pontificum Romanorum sen flores cronicorum. Muratori, rer. Ital. script. T. III.

Er ist für den Collect. die Hauptquelle in seinen Angaben über die Päpste und von p. 15-321 69 mal citiert. Dieselben verraten zum Teil wörtliche Übereinstimmung mit Mart. Dabei finden sich einige Ungenauigkeiten. Auf p. 99 u. 100 führt Collect. an: �Haec Bernhardus en dictis Martini", trotzdem nur ein Teil des Berichtes desselben aus Mart. p. 432 stammt. Auf p. 138 läfst Collect., auf Bernard. sich berufend, Urban H. seit 1088 12 J. 4 M. regieren, während derselbe nach unserer Ausgabe p. 353 seit 1087 11 J. 4 M. den päpstlichen Stuhl inne hatte. Folgende Stellen des M. Chr. Belg., trotzdem bei ihnen keine Berufung auf Bernard. stattfindet, scheinen doch, bei ihrer wörtlichen Übereinstimmung mit den entsprechenden Stellen unserer Ausgabe, aus Bernard. entlehnt zu _ sein :

p. 220,222,226 und 227,241 und 242,292 (Bernard. p. 476,479,480,568,611,612). Was auf p. 105 und 106 über. -Papst Benedikt VIII., über die Verwüstung der heiligen Grabeskirche und die Taufe vieler Juden erzählt wird, ist

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vermutlich auch aus Bernard. herzuleiten, obwohl nichts davon in unserer Ausgabe steht, und derselbe hier nicht citiert wird.

3. Gesta Pontificalia.

- Auf dieselben beruft sich Collect. bei Bonifacius VIII. auf p. 297-299 und bei Clemens V. auf p. 308-310. Über diese Quelle habe ich nichts finden können. Beide Stellen stimmen wörtlich überein mit Bernard. p. 670-678. Dort fehlt nur dasjenige, -was auf p. 297-298 über den Ursprung des Zwistes zwischen Bonifacius VIII. und den Kardinälen Colonna erzählt wird.

4. Catalogus Pontificum. Die Stelle auf p. 200 und 201 über Hadrian IV., bei

welcher derselbe citiert wird, entstammt keinem der uns bekannten Catalogi Pontif. Dieselbe zeigt grofse Ähnlichkeit mit Mart. p. 436 und dem Chronicon Francisci Pipini. (Murat. script. rer. Ital. T. IK. p. 594 und 595).

5. Vitae paparum Avenionensium. Baluze T. I. p. 324 und 325 Benedikt XII. Secunda vita Bened. XII.

p. 213,214,216,218-220. Die Worte auf p. 325:

�Multa in principio - vestitum

haberent" und die auf diesen Papst bezüglichen Verse auf p. 325 ebenso in der septima vita Bened. XII. auf p. 237 und 240, als deren Verfasser Baluze Peter von Herentals bezeichnet. p. 346

�Gregorius XI. - Trajecti inferioris",

ähnlich in der tertia vita Gregor!! XI. p. 478.

6. Das Compendium Chronicorum des Peter v. Herentals. l)

Seiner schriftstellerischen Thätigkeit wird gedacht auf

p. 362 des M. Chr. Belg. Er wird von p. 47-350 18 mal

als Quelle angeführt. Bei der Stelle auf p. 332, betreffend die Überführung

verschiedener Reliquien von Nürnberg nach Prag, beruft sich

1) Darüber Wattenbach im Archiv für österreichische Geschichte.

Bd. 42.1870. Bemerkungen zu einigen österreichischen Geschichtsquellen

p. 516 u. folg.

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der Collect. zwar nicht auf P. v. H., doch gehört dieselbe trotzdejn demselben an. 1)

14 Stellen, bezüglich auf die Päpste, nach deren Ursprung ich vergebens geforscht habe, finden sich auf p. 71--416.

M. Kapitel, Quellen 'vorwiegend kirchengescllicht- lichen Inhalts.

1. Hieronymi Presbyteri ad Chronicon Eusebli Adjectio, Basileae, per Henricum Petri, mense Martio, anno MDLIX.

Die auf p. 8 und 9 des M. Chr. Belg. angeführten Stellen ganz so auf p. 85 und 86 unserer Ausgabe. 2. Matthaeus Palmerius Florentinus : Chronicon es libro ejus de temporibus 449-1449. (In derselben Ausgabe, wie das

vorhergehende Werk enthalten). Diese Chronik, besonders benutzt für die Geschichte der

Päpste, ist von p. 41-410 51 ý1a1' citiert. Die aus ihr ent- nommenen Stellen stimmen gröfstenteils wörtlich mit den entsprechenden Stellen unserer Ausgabe 'überein; doch finden sich in denselben einige Irrtümer des Collect. Die «Torte, welche derselbe auf p. 53 über Karls des Grofsen Kaiser- krönung mit Berufung auf Palm. sagt, sind denen des P. p. 110 durchaus nicht ähnlich, dagegen entsprechen letzteren die darauf folgenden Worte desselben. Über die Regierung einiger Päpste finden sich von P. abweichende Angaben auf p. 52,123,223,289,292. Eine Benutzung des P. trotz fehlenden Quellen-Citats findet jedenfalls statt auf p. 274 '(Urbanns I. - diebus XIV. ), 296,318,232 (P. p. 126,127, 130,131).

3. Alphonsus de Spina: Fortalitium fidei. 7 mal als Quelle bezeichnet auf p. 25-417. s) Derselbe p. 516.

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4. Liber de illustribus viril ordinis Praedicatorum des Bernardus Guidonis.

Auf dies Werk weist Baluze (31ansi) Miscell. T. II. p. 2S5 und 286 hin. Pottltast erwähnt es in seinem Wegweiser durch die Gesclticlttscltr. des Mittelalt. p. 166 und 167. Er- halten ist es nur noch in Fragmenten. Demselben entstammen folgende Stellen:

p. 264 Aufzählung der Werke des Vine. Bell. Dabei : �Haec ex libro de Illustribus viris ordinum Praedicatorum". Ähnlich die Worte des Henr. d. Herr. p. 197,

p. 287 Martinus Polonus. Dabei : �Haec ex tractatu de illustribus viris ordinis Praedicatorum".

5. Johannes Buschius, canonicus Windisemensis: De origine coenobii et capituli seu congregationis Windiseinensis.

ed. Herib. Rosweyde. Antverp. 1621.

Vom Collect. citiert als �Johannes regttlaris"; nur auf p. 402 liest man: �In tractatu de origine modernae devotionis

sic habetur". Din aus demselben geschöpften Stellen auf p. 348,353,

353 und 351 371,372,393.402,403 und 404,413-416 des M. Chr. Belg. sind nur verkürzt wiedergegeben und out- stammen dem lib. I. '

6. Caesarius Heisterbacensis: Dialogus miraculoriim. Coloniae 1599.

p. 217. Guido, Abbas Cisterc. -- veniens Coloniam. " Dial. mir. p. 710-

, p. 218 und 219. Ketzerei der Albigenser. p. 348-350.

p. 260 u. 261. Graf Wilhelm von Jülich. p. 849 u. folg.

7. Johannes Nider: Formicarius. Von p. 35S-402 4 mal citiert.

8. Gesta Dei per Fraincos et regni Francorum Hierosolimitani historic T. I. Hanoviae, Typis Wechelianis, ap. tiered. Jo. Aubrii 1611. (Bongars. ) Jacobi de Vitriaco Accon. epis. hist.

Hierosol. abbreviata. Die 8 auf p. 155-192 angeführten Stellen stehen im

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1. Buch der hist. Hier. und zeigen wörtliche Übereinstimmung

mit den entsprechenden Stellen unserer Ausgabe. Auf p. 191-195 finden sich einige Stellen, betreffend

das Königreich Jerusalem, deren Ursprung ich aus keiner der

uns bekannten Quellen habe herleiten können.

IV, Kapitel. Quellen -verschiedenen Inhalts. 1. Eutropii Breviarium historiae Romanae ed. Baumgarten-

Crusius. Lipsiae ex sumptibus et typis Teubneri 152.1.

p. 6 citiert. Diese Stelle lib. IX c. XIII-_XV, nicht lib. X, wie Coll. anhiebt. Die Norte:

�Porciuae-instituit", trotz der Angabe des Coll. nicht aus Eutrop.

2. Liutprandi Antapodosis (Pertz in us. schol. Haunov. 1840). Die auf p. r8,80 und Si citierten Stellen �itintmen

wörtlich mit den entsprecbenden Stellen unserer : litsgitbe überein.

'3. Liutprandi historia Ottonis. (Dieselbe Ausgabe. ) Jedenfalls auf p. 89 und 90 Tont Coll. his Auge gefafst,

wo er sich gegen Iier. Guid. auf Liutpr. beruft.. 4. Chronicon Francisci Pipini Bunon., Mur. rer. Ital.

script. T. IX.

Citiert auf p. 230 turd aufserdent noch auf p. 191 und 285 (F. P. 1.1 c. 43 turd 1. IV c. 15 und 16).

5. Paulus Diaconus: De gestis Langobardorum. _l1ur, rer. Ital. script. T. I.

p. 13 und 14 wörtliche L bereinstininntng mit. faul. Diac. 1.1 c. 15, weniger p. 33 und 34 mit P. 1). 1. \'I. c. 38 und 48.

6. Chronicon Ileginunis. , Struve. rer. Germ. script.. T. I. llie auf p. 36 und 37,46 a. 47 und 62 verzeichneten

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Stellen haben denselben Wortlaut wie die entsprechenden Stellen in unserer Ausgabe.

7. Historia miscella. ed. Eyssenhardt 1869.

Auf p. 20 und 21 mid 49 und 50 vom Collect. benutzt, wenngleich hier citiert �historia Romanorum" und �Landolphus Sagas".

B. Johannes de Crinellis : Compendium Chronicorum.

Dieses Werk scheint nicht mehr vorhanden zu sein. Die Bezeichnung des Verfassers auf p. 114 als �scriptor Apostolicus" läfst vermuten, dafs derselbe am päpstlichen Hofe eine Stelle als Hofhistoriograph bekleidete. Erwähnt ist er auf p. 114,356 und 357 und 359.

9. Chronica Flandriae. Zwar erwähnt auf p. 400 und 401, doch keine Spur

davon zu entdecken.

10. Bei der Belagerung und Eroberung Konstantinopels auf p. 412 Berufung auf Henricus de Zaemeren: �epitome primae

partis Oceaui". 1)

11. Flav ius Bloudus Forliv.: Histor. decades III ab inclinatione imperii Rom. 400-1440.

Auf denselben hingewiesen p. 17.

12. Andreas Sylvias, Marchian. coenobii prior: Historiae Franco-Merovingicae synopsis - 1194. (Opera Raph. de.

Beauchamp. Duaci 1633 T. H). Die auf p. 17- 99 citierten 12 Stellen haben gleichen Wort-

laut mit den entsprechenden Stellen unserer Ausgabe und beziehen sich sämtlich auf Verhältnisse des westfränkischen Reiches. Wir schliefsen hieran wieder eine Anzahl von Stellen, welche sich aus keiner der uns bekannten Quellen her-

1) Darüber Struve in der Vorrede zum M. Chr. helg. 2"

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leiten lassen: p. 6,15,19,22,45,54,61,98 und 99, 125,126,144,179,222,230,231,240,219,255,277, 360.388.

Y. Kapife1. Quellen, betreffend die Erzbistümer Trier mid Köln

1. Gesta Trevirortun. M. G. script. VIII, XXIV, Gesta Trev. Hugo 1Vyttenbaclt et Michael Fr. Jo.. llfiller ed. T. H.

Dieselben hat Collect. grüfstenteils seinen Berichten über Trierer Verhältnisse zu Grunde gelegt von p. 1-344; doch sind sie im M. Chr. Belg. nur sehr verkürzt wieder-

gegeben. Nicht benutzt sind sie auf p. 90, wo die Angaben fiber Eckbert von Trier wörtlich übereinstimmen mit Johannes de Leydis p. 112 und 113 (ed. Sweertius, script. rer. Belg. T. I. ), und auf p. 311 und 312, wo bei Erzbischof Balduin die Gesta Baldewini de Luczenbnrch (Baluze, miscell. T. 1. p. 93

ed. llansi I p. 310) herangezogen worden siud. t) hin catalogus Pontif. Treu., auf den sich p. 7 und 8 Collect. beruft, ist uns nicht bekannt. Diese Stelle ist sehr ähnlich Gesta Trev. (Al. G. 11111) P. 152 und 153. -Mit

Erzbischof Cuno p. 3.14

schliefst der Collect. seine Berichte über die Erzbischöfe von Trier. Die Regierungsjahre der cinzelnen Erzbischöfe von Trier im 1,1. Cltr. BeIg. weichen sehr bedeutend von den historisch beglaubigten ab. Der Collect. scheint sich hier noch mehrerer anderer Irrtümer schuldig gemacht zu haben. Alit' 1). 79 wird Tuberus, Nachfolger Ratbods, als Erzbischof von Trier bezeichnet, während (lie G. Tr. (M. G. Viii) P. l6S dafür Ruotger haben. Was auf p. 211 fiber llenricus de Uhnona erzählt wird, ist nicht, wie Collect. angiebt, unter Erzbischof Arnold, sondern erst unter dessen Nachfolger

Darüber Ottokar Lorenz I)eutschlandi Geiebichtsquellen im Mittelalter 11. Aufl. T. II. p. S.

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Johann geschehen. (Dazu G. T. XXIV p. 392. Anmerk. 6 Codex Trev. Nr. 1462).

2. Chronica praesulum et archiepiscoporum Coloniensium ed. Eckertz (Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein

Köln 1857 II p. 181-244, Bemerkungen 245-250).

Janssen weist in seinen �Studien über die kölnischen Geschichtsquellen" 1) darauf hin, dafs diese Quelle stückweise und ohne Zusammenhang in das M. Chr. Belg. vom Verfasser desselben aufgenommen worden sei. Dieser Irrtum Jaussens ist begreiflich und verzeihlich; seine Annahme durfte einen hohen Grad von Wahrscheinlichkeit für sich beanspruchen, so lange es nicht bekauut war, dais das M. Chr. Bellt. kein Originalwerk, sondern nur eine Überarbeitung des Flor. ist. Seitdem aber durch Cardauns der Nachweis erbracht, in welchen Verhältnis beide Quellen zu einander stehen, mufs jedenfalls als feststehend erachtet werden, dais der Collect., wie so viele andere Quellen, auch die Chr. praes. et arch. Col., wie er sie fand, in das Flor. aufgenommen, und dais der Abbreviator diese Quelle sehr verkürzt aus diesen in sein Werk übertragen hat. Die dieser Quelle entstammenden Stellen des M. Chr. B. sind kenntlich amt der Bemerkung des Collect.:

�Haec ex chronicis Col. Pont. " und schliefsen auf p. 345 mit dem Jahre 1370 ab, bis wohin die erste Redaktion der Chronik der Kölner Erzbischöfe reicht. Andere Nach- richten des Collect. über die Kölner Erzbischöfe enthalten entweder keinen Hinweis auf die benutzte Quelle, oder es keifst dabei ini allgemeinen : �ex chronicis oder chronicis Coloniensibus". Ein Teil dieser Stellen auf p. 71-292 verrät eine so grofse ? IInlichkeit mit den betreffenden Stellen der Chr. praes. et arch. Col., dais man versucht sein könnte, sie als aus dieser Quelle entnommen anzusehen. Keine rechte Verwandtschaft mit den Stellen der Chr. p. e. arch. C. zeigen die Stellen des

_1. Chr. B. auf p. 136 u. 138, welche ähnlich

1) Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein. I. Jahr- gang. I. Ileftes I. Abteilung, b51n 1S55 p. 84.

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sind Caesarii Heisterbacensis Citalogas arch. Col. (Boehmer, font. rer. Germ. T. II. ) p. 274.

Eine Benutzung mehrerer Quellen liegt vor auf P. 75, 179,201,302 und 303. Zu 179 und 201 vergl. Janssen p. 84.75 zeigt eine gewisse Ähnlichkeit mit Chr. pr. et arch. Col. p. 189. Zu 302 und 303 vergl. Eckertz p. 247 und 248. Ich möchte nun, trotzdem sich der Collect. mehrfach noch auf eine zweite Chronik beruft, mich doch nicht für die Ansicht entscheiden, derselbe habe wirklich zwei wesentlich von einander verschiedene Chroniken über die Erzbischöfe von Köln vor sich gehabt. Vielmehr scheint mir die fast völlige, zum Teil wörtliche Übereinstimmung mehrerer An- gaben des Collect., bei denen er nicht citiert: �Haec ex Chro. Co]. Pont. ", mit den entsprechenden Stellen der voll Eckertz edierten Chronik dafür zu sprechen, dafs dem Collect. nur verschiedene Handschriften derselben Chronik vorgelegen haben, und dafs er dieselben als verschiedene Chroniken an- gesehen hat. Diese Handschriften stimmten jedenfalls grüfsten- teils in ihren Angaben über die Kölner Erzbischöfe mit einander überein. Es sind ja auch nur wenige Angaben des M. Chr. B. über diese Erzbischöfe, welche sich nicht aus der Chr. P. e. arch. Col. herleiten lassen. Meine Annahme wird auch durch

eine von Huber) gemachte Beobachtung gestützt. Derselbe fand die Chronik der Kölner Erzbischöfe, enthalten in einem Codex der Würzburger Universitätsbibliothek, zwar im wesent- lichen übereinstimmend 'mit der Ausgabe der Chronica von Eckertz. doch im einzelnen manchmal einen abweichenden, viel besseren Text bietend. Sollten da nicht vielleicht auch dem Collect. zur Zeit, als er sein Werk schrieb, mehrere derartige nur in wenigen Punkten von einander abweichende Handschriften der Chronik der Kölner Erzbischöfe zugänglich 0 13 gewesen sein, aus welchen er als aus verschiedenen Quellen schöpfte?

Der zweiten Redaktion der Chronik der Kölner Erz- bischöfe entstammen Stellen auf p. 345 und 346,391 und

1) Vorrede zum IV T. der font. rer. Germ. p. LV.

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392,441,444,445. AV, ürtlich so Clu. pr. et. arch. Col. p. 230-238.

3. Caesarii Heisterbaceusis Catalogus archiep. Colon. Boeluu. II. f. rer. Germ.

Die Stelle auf p. 2 und 3 über den Hirtenstab des li. Petrus finit Berufung auf den Cat. arch. Col. ist nicht aus demselben, vielmehr aus er. pr. et arch. Col. p. 182 und 183, womit sie wörtlich übereinstimmt, entnommen.

. Jedenfalls benutzt, wenn auch nicht citiert, ist Catal. auf p. 4 und 5,75,179,204,210,247. (Catalog. p. 271, 273,275,276,278,281).

Auf p. 86 und 290 sind die Quellen für einige Kölner Verhältnisse nicht zu ermitteln.

'VI. Kapitel. Liitticller Quellen. 1. Chronica Pontificum Leodiensium.

Darüber Friedrich Franzl) 2. Clironica Pontificum Tungrensium.

Auf dieselben beruft sich Collector sehr häufig von p. 4-28.

Vielleicht ist dieses Werk dieselbe Chronik, welche, nach Jean d'Oütrenneuse Angabe, inn Auftrage des Lütticher Bischofs Hugo von Pierrepont, der Doyen von St. Croix vor- fafste, und welche *nur über die Bischöfe von Tongern u. s. w. berichtete. Dieselbe wurde dann durch einen andern Doyen derselben Kirche fortgesetzt. und von Hugo, als er seine Chronik der Bischöfe von Lüttich schrieb, die Arbeiten beider vollstiindig in dieselbe aufgenonnmen 2) Sollte neun der Collector nicht unmittelbar aus der Chronik des Doyen von St. Croix

Chron. Poutif. Leod. p. 3-5,37,41-42. ') Friedrich Franz Chr. P. Leod. p. 41.

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geschöpft haben, von der es zweifelhaft sein könnte, ob sie ihm vorlag, so hat er wohl aus der Chronik des H. V. Pierrep.

oder einer Überarbeitung derselben diejenigen Stellen ent- nommen, bei welchen er die Chr. Pont. T'ungr. citiert. Ver-

mutlich hat Hugo bei denjenigen Stellen, welche er der Chronik des einen Doyen von St. Croix über die Bischöfe von Tongern verdankte, auf diese Chronik hingewiesen, und der Collect. diese Citate aus Hugos Werk oder dem eines andern, welcher dasselbe überarbeitete, in das Flor. hinübergenommen,

aus dem sie dann Eingang in das 31. Chr. B. gefunden haben. Die Sache gewinnt noch dadurch an Wahrscheinlichkeit, dais verschiedene Stellen des M. Chr. B., bei welchen sich Collect.

auf die Chr. P. Tungr. beruh:, mit einer Anzahl Stellen des Aegidius und Mathias de Lewis, wie ich mich davon über- zeugt habe, grofse Verwandtschaft zeigeu, von denen der

erstere der Chronik des H. d. P., der letztere der des Johannes Presbyter de Warnant sehr nahe steht. ') J. d. W. hat selbst das Werk des H. v. P. oder eines andern, welcher dasselbe überarbeitet hat, benutzt. Diese Übereinstimmung verschie- dener Stellen des M. Chr. B. über die Bischöfe von Tongern mit einer Anzahl Stellen des Aeg. und M. d. L. führt not- wendigerweise zu der Annahme, dais diese Stellen des M. Chr. B. aus derselben Quelle stammen, aus welcher Aeg. und J. Presb. d. W. geschöpft haben.

3. Die Chronica Leodiensia. Dieselben sind nach Friedrich Franz (p. 4) neben den

Chr. Pontif. Leod. die Hauptquelle des Collect. für seine Berichte über -Lütticher Verhältnisse.

4. Johannes Hocsemius: Gesta pontificum Leodiensiuun. Chapea- `"ille T. 11.

p. 306. Weihe des Bischofs Theobald von Lüttich durch Papst Bonifacius VIII. p. 314. Tod Heinrichs VII. (Hoes. lib. I. p. 341 und 354).

') Woli1H"ill. Die Anfänge der land. tändischen Verfassung im Bistum Lüttich, Leipzig 1867 p. 203.

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5. Cornelius Zantfliet, S. Jacobi Leodieusis monaclius: Chronicon

ab 0. C. - 1461. apud. Martene et Durand, coll. annpl. I. p. 67-504.

p. 364---369. Streit Johanns Yon Lüttich mit seinen Unterthanen. p. 370. Die Lütticher erlangen durch Kaiser Siegisniund ihre verlorenen Privilegien zurück. Zantf. p. 361-369,380,383,385-393,407,408.

6. Chronique de Jean de Stavelot, Bruxelles 1861, publiee par Ad. Borguet.

p. 364. Ein Komet p. 369 und 370. Gefangennahme und Tötung von Bewohnern von Lüttich und Huy, Pestilenz, Überschwemmung, Siegismunds Krönung, derselbe in Lüttich, Tod Wilhelms von Bayern, Jakobiia, Johanns von Bayern Verzicht auf sein Bistum. Stav. p. 17,143,145,149,159,161.

p. 389. Zahl der Benediktiner-Klöster p. 163 u. 164. Hier J. d. St. citiert.

7. Chronicon S. Huberti Andaginensis. M. G. script. VIII.

p. 54. Die Gebeine des ii. Hubert nach St. Hubert gebracht. Chr. S. Hub. p. 569.

8. Vita Monulphi.

p. 21 u. 22 Bischof Monulph von Tongern und Mastricht. Monulphi vita. Acta Sanct. Bolland. Jul. IV. seq. 1-5.

9. Johannes Presbyter de Warrant.

p. 224 nach Hellers Ansicht (1l. G. T. XXV. Praof. p. 9) benutzt. Über ihn Fr. Franz p. 37 und Wohl will p. 197-203.

10. Gesta Domitiaui.

p. 21. Die für ihn, benutzte Quelle nicht ausfindig zu machen. 11. Rodulfi Gesta abbatum Trudonensium. M. G. script. X.

p. 170 und 171. Die hier citierte Stelle ganz so II. G. X. lib. XIII. c. 1 p. 312.

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12. Henricus de 31crica, coetiobii Bethleenietisi prope Lova-

nium prior: Compendiosa historia de cladibus Leodiensium 1465'-1467 (ed. de Rain in Docttm. relat. aus troubles \r. II.

Bruxelles 1844).

Dieselbe verkürzt, doch ganz und gar wiedergegeben auf p. 400 und p. 417-433, war jedenfalls unverkürzt. ini Flor. enthalten.

Für den Bericht auf' p. 348 und 349 über einige Vor- giinge in Lüttich und anderen Städten Tiefs sich keine Quelle ausfindig maclton.

VII. Kapitel. Quellen, betreffend die Bischöfe voll Utrecht und die Grafen voll Holland.

1. Johannes de Beka: Chronicon de episcopis Ulttajectinis c. 'not. A. Buchelii Ultrajecti 1643.

" Derselbe wird zwar nur einmal auf p. 31 citiert; doch findet sich. alles, was er über die Bischöfe von Utrecht und die Grafen von Holland berichtet, wenn auch verkürzt, mit ähnlichen Worten im M. Chr. B. wieder. Wie nicht zu be- zweifeln, hat das Flor. alle diese Berichte unverkürzt. Zuletzt ist Beka auf p. 329 benutzt. Er ist auch als Quelle herangezogen auf p. 52 (Erubescant-Frisonibus expugnasse), p. 115,226-271,275-276, p. 307-30S, p. 325 (B. p. 22, 39,40,76-80,86-88,94,95,108,109,111,115,117). Die Regierungsjahre der Bischöfe von Utrecht bis auf Bischof Folkmar (p. 93 u. 94) mufs der Collect. aus einer andern Quelle entnommen haben, da dieselben bei Beka erst seit Bischof Baldwin I. (p. 95 und 96) angegeben sind.

2. Johannes deLeydis, Gerbrandus, Monach. Carmel. Harlemiensis : Chronicon comituin Hollaudiae et episcop. Ultrajecteus. ab antiquiss. temporibus ad 1417 cd. Sweertius, scr. rer. Bellt. 'P. I.

Diese Chronik wird zwar au keiner Stelle vom Collect. citiert, ist aber dennoch für holländische, Utrechter, geldrische

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und andere Verhältnisse von demselben verwertet worden an folgenden Stellen : p. 40,68,76,96,114,132 und 133, 203 und 204,249,274,275,277,289,304,307,317,318, 325,326,328-330,331-332,335-336,338,340,343, 349,351,353,354-355,370-3712 374 (. Toh. de L. p. 53, 97,98,115,124-125,135-136,169,217-218,127,218

und 221,227,200 und 216,236,216,254,256,248,270, 263) 264,263,269,277-279,281,285,289,291,268, 272-275,275-277,281-285,301,286,289,292,293, 297,300,291 und 293,301-302,286,287,301,318,323, 302,306-308,310,324,346).

3. Chronicon Tielense-1449. Ex archetypo primus edid. 3. Did. van Leeuwen Trajecti ad Rli. 1789.

Wenngleich voni Collect. nirgends als Quelle angeftihrt, ist dasselbe doch wahrscheinlich an folgenden Stellen für die Bischöfe von Utrecht, die Herzöge von Jülich und Geldern

und noch mehrmals anderweitig benutzt worden: 128,179, 190,203,245.307-305,325,326,351,354,397,402, 404,406,408 (Anno Doniini 1449 praefatus Rodolphus - - ciritatem intravit et obtinuit earn), (Ohr. Tiel. p. 120, 135,140,153,189) 316-319,3: ), 1,323,324,329,330, 340-341,330,336,436-437,419-4`20,514-515,498-500, 525-526,525-529,554).

Nicht nachweisen läfst sich bei folgenden. Stellen, be. treffend teils Utrechter, teils geldrische Vrerhältnisse, ob sie aus dem Chr. Tiel. oder aus Joh. v. Leyd. entnommen sind:

p. 40,50,53,69-70,82,97,199,307,326 (J. d. L. p. 54,63,73-74,96,106-107,118-120,127 u. 165,246,

263), (Chr. Tiel. p. 27,28,33-34,56,65,85 u. 105,145,

155 u. 156,299,328 u. 341).

Nicht gelungen ist es mir ausfindig zu machen, woher die Stelle über Jakobäa p. 393-398 stammt; ebenso wenig habe ich den Ursprung folgender auf die Bischöfe von Utrecht t> 0 bezüglichen Stellen ermitteln können : p. 326,343,343 u. 344,347 u. 348,353,371 u. 372,402 u. 403,404,404 u. 405,407 u. 408.

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VIII. Kapitel. Quellen über die Grafen tunt herzöge von Geldern.

Wilhelmus de Berchen: De uobili prineipatii Gelrie et. ejus origine. L. A. J. W. Sloet van de Beele. Hagae 1870.

Chronicon Geldriae Guilielmi de Berchen. Nicht citiert., doch benutzt auf p. 111,117; 158,169,

245,302,307,320 11.321,325 11.326 (Chr. G. p. 26,29, 30-32,36,47,53 u. 61,83,78 u. 82, S6,101); doch weichen die Angaben des M. Chr. B. über die Regierungsjahre der einzelnen Grafen von Geldern nicht. unbedeutend von denen des Chr. G. ab. Der Bericht Über den Ursprung der Grafen von Altena stimmt vollständig überein mit Chr. G. p. 3.1, obgleich sich Collect. hier auf Henm de Hervordia beruft.

Cronica brevis illustriuin ac magnificortun principtiiii domus Gelrie per dom. Willi. de Bercheu. p. 93 u. 244 u. 245 (Cr. br. p. 132 u. 133).

Über geldrische Verhältnisse berichtet auch der auf p. 339 u. 340 citierte Magister Hugo, dessen Werk nicht mehr erhalten zu sein scheint. Dasselbe ist unzweifelhaft im 15. Jahrhundert verfaßt worden. Die auf p. 354 ohne Angabe einer Quelle wiederholten, schon auf p. 340 erwähnten Worte: Si clauda ... Arckel non venisseni, " sind wohl auch liier auf M. H. zurückzuführen.

IX, Kapitel. Quellen über die Herzöge von Lothringen und Brabant.

Die Hauptquelle des Collect. für seine Berichte Tiber dieselben ist Edmund de Dynter. Derselbe wird vom Collect. von p. 24-410 29 mal citiert, ist jedoch noch an vielen anderen Stellen, obgleich er dort nicht als Quelle angeführt wird, benutzt worden. Wir lassen diese Stellen hier folgen, wie sie in den einzelnen Büchern von Dynters Werk enthalten sind.

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1. Chronica nobilissimorum ducttm Lotharingiae et Brabantiae ac regum Francorum anctore Magistro Ednutndo de Dynter. (E. de Dynter, chronique de dues de Brabant, publiee par

P. Franc. Xav. de Ram). T. I. pars I. Bruxellis 1860. Edmundi de Dynter brevis cronica Brabantie.

p. 23,89,103 ti. 104,114,151,183,258,271 (Br. cr. p. 19 11.20,30,31,33,34 u. 35,36,37,38).

Ednutndi Dyuteri Chronicon lib. I-III. Bruxellis 1854. Torn. I. pars H.

Stellen beziigliclt auf (lie Herzöge von Lothringen: p. 26, 2S, 29 (Dynt. Chr. lib. I. p. 45,56 u. 59, lib. II. p. 312);

auf andere Verhältnisse: p. 73,79,80,87,114 (lib. H. p. 256

tt. 257,291,293,307-309, lib. M. p. 535). Dvnt. Chronica nobiliss. duc. Lotharing. et Brabant. ac

Reg. Franc. (Xav. de Rain). Toni. II. contplectetis libros IV.

et V. Brutellis 1S54. Daraus folgende (lie Herzöge von Lothringen betreffende

Stellen:

p. 279,279-281,297.316 (Dynt. Clu". lib. V. p. 418-426, 438-444,462,465,489.490).

Herangezogen für (lie Geschichte der deutschen Kaiser

au" folgenden Stellen:

1). 102,103,127.182,196,198 tt. 199,199 11.200, 205 (Die Worte: Si quis voluerit - -- inveniet), 231,238

. 11.239.242.257 11.25S. 295 tt. 296.303 ti. 304,312,313 tt. 31.1,332 u. 333 (Dynt. Chr. lib. IV. p. 27,28,41,91,03, 119 tt. 120.108-110.113.144,144 11.145,15S tt. 161,176, 182.202, lib. V. P. 471.475 it. 476,452,483,486,486-489, 492,684-698).

. Dynteri Clu"onicon Tom. II1 complectens librutn V1. Brutellis 1857 (1aß'. de Ram).

Benutzt für (lie Herzöge con Lothringen: p. 360 u. 361, 362,392,401 (Dart. Chr. lib. VI. p. 107-157,157,309-312, 342-35S. 359-079)1436--469,411-413 , 469--471,480-483, 386,3S7,505).

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Die Berichte Edmund Dynters über die Herzöge von Lothringen und die deutschen Kaiser giebt das M. Chr. B.

meistens nur im Aaszuge wieder. Sie mögen im Flor. viel ausführlicher enthalten sein.

2. Chronica de origine ducttnr Brabantiae. M. C. T. XXV.

p. 405 u. folg.

Wenn auch nicht citiert, doch jedenfalls als Quelle zu Grunde gelegt den Angaben über die Herzöge von Lothringen

auf p. 96,118,119,137,15S 11.159,182,183,220 U. 221,

222,258,278 u. 279 ; Chr. d. or. (Inc. Br. p. . 106-411).

3. Genealogia ductun Brabantiae heredum Franciae

. 11. G. T. XXV.

p. 119 u. 143 (Genealogie p. 389).

4. Historia noýa illttstrium ductun Brabantiae.

Auf dieselbe beruft sieh von p. 29-352 Collect. an 7 Stellen ; sie gehört zu den uns nicht mehr erhaltenen Schriften. Als Verfasser derselben wird auf p. 33 Johannes

regularis bezeichnet, cermuthlicli derselbe Johannes ten Busch, welcher �De orig. coenob. et capit. M'indis. ` geschrieben hat.

5. Sigeberti gesta ducutn Brabantiae.

Dieselben, eine wahrscheinlich verloren gegangene Quellen- schrift, sind auf 'p. 107 vom Collect. citiert. Für die auf Brabant bezüglichen Stellen auf p. 11 u. 42,51,82 U. 83, 144,221 tt. 222, p. 258 (Erat ille vir illustrissimus -- et recta) und p. 316 (Erat etiam simplex -- discretionem amabat) habe ich' (lie benutzten 'Quellen nicht ausfindig machen können.

p. 50 und 51 bezeichnet Collect. Remagen a. Rh., Nymwegen und Gent als Gründungen Julius Cäsars. Vergl. hierzu 13d. 11. der Koelhoff'schen Chronik p. 278. Das sind nun (lie vom Collect. fir das Flor. benutzten Quellen, welche der Abbreviator in das M. Chr. B. hindbergeuonnnen hat.

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X. Kapitel. 'Art der Benutzung der Quellen seitens des Collect. und sich all dieselben> allscllliefsen(1e

Bemerkungen desselben. Die Zahl der voni Collect. herangezogenen Quellen ist,

wie wir ans dem Vorhergehenden ersehen, eine ungewöhnlich grofse, und 0. Lorenz hat demnach vollkommen recht, wenn er in Bezug auf umfassende Gelehrsamkeit und Sorgfalt der Kompilation denselben Tritlteiut an die Seite stellt. Die Eigentümlichkeit des CollceL, worauf L. an derselben Stelle, (11,1). 46 und 47) hinweist, den späteren Quellen vor den gleichzeitigen den Vor zug zn geben, ist, wie wir weiterhin sehen werden, auch die Veranlassung geworden, (Ials derselbe in manche Irrtümer verfallen ist, die er ohne dies vermieden haben würde, und dafs er auch manche Verhältnisse vollständig falsch aufgefafst hat. Die Auswahl seiner Quellen hat er nach einen[ bestimmten Plan und mit reiflicher Überlegung

getroffen. Er hat sich dabei ollenbar sehr (lunch den Stand- punkt, welchen er der hirche gegenüber einnahm, bestimmen lassen. (Darüber Lorenz 11, p. -46 und "17. ) Auch ist, wie Cardauns anmerkt (Koelli. Chr. II. p. 219), seine Zugehörigkeit

zum Orden der Regular-Kanoniker nicht ohne Einflufs darauf

gewesen. Wir haben fast alles, was das M. Uhr. B. bis auf p. "131 berichtet. als die Arbeit des Collect. anzusehen. Nur wenige dazwischen eingeschaltete Stellen, welche wir später kenntlich machen werden, entstammen der Feder des Abbrevia- tors. Der Collect. hat es augenscheinlich recht geflissentlich vermieden. sogar Ereignisse, welche er selbst erlebt hat,

selbständig zu schildern. Auch bei denselben zielst er die Berichte anderer heran. Folgende kurzen Angaben verdanken wir iluu vielleicht als Zeitgenossen:

p. "105. ,. Iste illustrissimus dux in tanta pace -- tentabant offendere. "

p. 413. Das Jahr 1450 ein grofses Ablafsjahr, der Ablafs damals für alle Dompilger, im nächsten Jahre sogar in Mecheln zu erlangen. Die Worte:

�Hace Collector" machen

hier die Autorschaft desselben wahrscheinlich.

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p. 416. Wiederum ein Ablafs, in hecheln zu erlangen, angeordnet. Wenngleich hier keine Quelle genannt wird, möchte diese Angabe nach dem Vorhergehenden doch wohl dem Collect. zuzuschreiben sein.

Die einzigen offenkundigen heinungsäufserttngen desselben sind in seinen kurzen Bemerkungen zit den Quellen, welchen er meistens die Worte: Haec Collector" hinzufügt, enthalten. Dieselben sind zum grofsen Teil kritischerNatur. Einigermafsen auffällig ist es, dais eine Anzahl dieser Bemerkungen, welche der Collect. durch den Zusatz: �Haec Collector" eigentlich als sein geistiges Eigentum für sich beansprucht, nicht einmal von ihm herrühren, vielmehr aus irgend einer der von. ihm benutzten Quellen entnommen sind. Dies sind folgende:

p. 43.: Vota hic, Nortmanniam illain -- versus Nort-

wegiam sita est" So Albric. p. 716. p. 48. Kanonisation Karls d. Gr. Henr. de Hervord. p. 45-47. p. 51 U. 52. Caesar Gründer von Neutagen u. s. w. Dazu P. 21 unserer Arbeit. p. 52.

�Erttbescant igiter -- expugnasse". Beka

p. 22. p. 53. Neue Zählung der Kaiser seit Karl d. Gr. im im Anschluß an Paltu, p. 100. r. 96.

�, Nostt"is quoque tent- poribus -- non piguit". Beka P. 35. p. 103. Zählung der Konrade und Heinriche Mart. p. 166. p. 261. Vincent Bell. u. sein Spec. hist. So Viucent. selbst P. III 1.31 c. 105. Mag auch hiernach der Anspruch des Collec. als selb- ständig urteilender, den Stoff beherrschender Forscher zu gelten, als wenig berechtigt erscheinen, so zeigen doch ver- schiedene kritische Bemerkungen, deren Ursprung nur auf ihn

zurückzuführen ist, und noch manches andere, ein wie grofses Unrecht man ihm mit solcher Annahnte'zufügen würde. Er hat sieh in der That bei allen seinen Angaben bemüht, das Richtige zu finden, und ist auch nicht ohne den kritischen Sinn eines Historikers. Vielfach stellt er die Berichte ver- schiedener Quellen über dieselbe Tatsache nebeneinander, indem er dieselben mit grofser Gewissenhaftigkeit möglichst wortgetreu wiedergiebt. Seine Quellen-Citate sind im all- gemeinen durchaus zuverlässig. Wir wollen nun noch auf einige selbständige kritische Bemerkungen des Collect. eingehen.

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Auf p. 56 und 57 wird mit Berufung auf Sigeb. (p. 791

a. 831) erzählt, wie die Gebeine des lt. Bartholomäus durch einen Mönch nach Benevent gelangen, und hinzugefügt, dals

nach Vine. T. 111 1.24 c. 11 dies nicht erst imt Jahre 831,

sondern schon im siebenten Jahre des grofsen Karl geschah. P. 110. Fabelhafte Erzählung über die Abkunft des Kaisers Heinrich 111. mit Bemerkung des Collect.: �Hoc mendacium ex Martini Chronica. " Darüber Mart. p. 466-467. Hier

schenkt also Collect. dieser Erzählung keinen Glauben, welche Mart. unbeanstandet aus dem Pantheon des Gottfried von Viterbo (Struve Il. p. 333) in sein Werk aufgenommen hat.

Das auf p. 271-272 über Thomas von Cantipre Erzählte beruht wahrscheinlich auf eigenem Studium der Werke dieses Mannes seitens des Collect.

Worte, die sich im M. Chr. B. finden, uni den Übergang

von einem Gegenstande zum andern zu vermitteln oder auf etwas hinzuweisen, sind jedenfalls, ohne dass der Collect. hinzu- fügt: �Haec Collector" als von demselben herrührend anzu- sehen; so p. 9:

�Visum est igiter aliquid -- priuttun paucis ascribere". Dagegen stammen die sich daran schliefsenden Worte p. 9 tt. 10.: �Regni Persarum -- per antiguorutu historias etc. " aus Sigeb. p. 689.

XI. Kapitel. Persönliclikeit des Collectors. Pie von dem Collect. getroffene Auswahl seiner Quellen,

verschiedene aus denselben entlehnte Stellen und ein 't'eil der

sich an dieselben auschliefseuden Bemerkungen setzen uns instand, uns ein ziemlich deutliches Bild von der Persönlich- keit des Collect. zu entwerfen. Darnach erscheint or in kirchlicher Beziehung als ein Mann von streng katholischer Gesinnung, der grofse Liebe und Verehrung für seinen Orden mit einer unverkennbaren Hinueiguug zu den Ideen der religiösen Reformpartei, wie sie auf den Konzilien zu Kostwitz und Basel vertreten war, vereinigte. Er hegt eine

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grofse Hochachtung für Gerhard den Grofsen, den Begründer der Brüderschaft des gemeinen Lebens, dem ja sein Orden die Wiedererweckung echt religiöser Gesinnung und echt religiösen Lebens verdankte. Auch (las von G. d. Gr. ins Leben gerufene Kloster Windsheini, auf dessen Anregung eine grofse Anzahl Klöster regulierter Chorherren reformiert wurde, steht bei ihm hoch in Ehren. Dafür liefern ver- schiedene aus dem Chr. de orig. coenob. et capituli Witzdis. in das Flor. übertragene und von da in das M. Chr. B.

aufgenommene Stellen den sprechendsten Beweis. Das Interesse für seinen Orden hat ihn jedenfalls auch veranlafst, Gobel. und Henr. de Merica seinen Quellen einzureihen, was beide freilich schon an und für sich wegen ihrer vorzüglichen Werke verdient haben. Des Klosters der regul. Chorherren Dumum, welchem er selbst angehörte, und welches dem Kloster Windsheim untergeordnet war, gedenkt er- im Flor. S.. 301b., (Fr. Franz p. 3 und d). Die Strengglüubigkeit des Collect. und der rege Anteil, welchen er an allem, was die Kirche betrifft, nimmt, treten in mannigfacher \\'eise hervor. Gegen die 'Ketzer zeigt er eine grofse Verachtung und heilst die schärfsten Maisregeln gegen dieselben will- kommen. Spricht er dies auch nicht irgendwo als seine eigene Meinung aus, so beweisen es doch hinlänglich Stellen, welche er aus einzelnen Quellen geschöpft hat, ja die Aus-. Wahl der Quellen selbst zeugt hierfür. Auf p. 218 wird mit Berufung auf W. Rolev. der Ketzerei der Waldenser, auf p. 218 u. 219 mit Berufung auf Caesar. der Ketzerei der Albigenser, auf p. 3S6 mit Zugrundleguug des. Gebel. der ketzerischen Ansichten des Hufs und Hieron}"unts und der Verbrennung derselben gedacht. Auch dafs der Collect, einen Schriftsteller, wie Alphons. de Spina, dessen Fortalitiuttt fidei

. einen förmlichen religiösen Fanatismus attnet, für sein Werk- benutzte, läfst ihn als einen kirchlich sehr gläubigen Mann erscheinen. Seine Hochachtung gegen den päpstlichen Stuhl bestimmte ihn wahrscheinlich auch dazu, jene Erzählung über he Päpstin. Johanna, welche er. in dem von ihm benutzten Martin. verzeichnet fand, gänzlich mit Stillschweigen zu über-

4.

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gehen. Sein reges Interesse für die Kirche und seine strenge 0 r) Rechtgläubigkeit machten ihn jedoch nicht blind gegen die Erkenntnis, dafs die übermäfsige Gewalt des Papsttums der Kirche nicht zum Segen gereichen konnte, und dafs die Kirche an so manchen Gebrechen litt. Jedenfalls gehörte er, wie schon erwähnt, derjenigen Partei unter der katholischen Geistlichkeit an, welche auf den grol'sen Konzilien des 15. Jahrhunderts der päpstlichen Allgewalt Schranken zu setzen bestrebt war und eine Reformation der Kirche an Haupt und Gliedern verlangte. Dafür liefert schon die Benutzung von Gobel. und Johannes Nider, erklärter Anhänger der religiösen Reformpartei, den Beweis. Keine Stelle ist hierfür bezeichnender

als diejenige, welche der Collect. aus Gobel. (p. 303 u. 304) entnommen hat, und welche sich im M. Chr. B. p. 393 wieder- findet. Dieselbe berichtet davon, wie durch Schuld der Konzilsväter zu Kostnitz die Reformation der Kirche an Haupt und Gliedern scliditerte. Dafs der kritische Blick des Collect. durchaus nicht durch blinde Ergebenheit und urteillose Voreingenommenheit tür den Träger der päpstlichen Tiara getrübt war, dafür -fehlt es im M. Chr. B. nicht an Beispielen. So finden wir auf p. 89 eine dem Bernard. Gutid. entstammende Stelle, in welcher derselbe es für unglaublich erklärt, dafs Johann XII. ein so sündhaftes Leben geführt habe, wie ihm zum Vorwurf gemacht werde. Daran schliefsen sich die Worte des Collect.: �Dicta vero sunt pro reverentia Sanctae

sedis, sed aliter sentit Liuthprandus Ticinensis, qui illo tempore floruit, et horum gesta luculento sermone descripsit. " Hier

verweist Collect. zwar dein Urteil des B. G. gegenüber nur auf Liutpr. Vita Ottonis, der uns diesen Papst als sehr lasterhaft schildert, zeigt aber doch dadurch zugleich, dais

er Laster, wie sie demselben von seinen Zeitgenossen vor- geworfen wurden, auch bei Päpsten nicht für unmöglich hält. Des Collect. Antipathieen gegen hierarchische Bestrebungen werden ferner durch die Stellung erwiesen, welche er den Streitigkeiten der Kaiser und Päpste gegenüber einnimmt. So neigt er sich im Kampfe zwischen Kaiser Heinrich IV.

und den Päpsten augenscheinlich mehr auf die Seite des

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ersteren. (Darüber 0. Lorenz 1I, 46 u. 47). Wir wenden uns jetzt zu den politischen Anschauungen des Collect., wie sie sich aus dem M Chr. B. ergeben. Für das Reich, dessen Kaiser der Reihe nach besprochen werden, bekundet er ein nicht geringes Interesse und beweist dadurch, dafs, obwohl in den geistlichen und weltlichen Territorien, deren Schick-

sale er uns in seinem Werke schildert, das Gefühl der Zu-

sammengehörigkeit mit dem Reiche fast völlig erloschen, für ihn selbst noch der Name Reich" nicht ohne eine gewisse Bedeutung war. Freilich dürfen wir bei ihm nicht jene

deutsch patriotische Begeisterung, jenen Stolz darauf, ein t2 0 Deutscher zu sein, voraussetzen, der den ehrwürdigen Abt Tritheim auszeichnet. Anscheinend gehörten dem Reiche

nicht die wärmsten Empfindungen' seines Herzens. Nur

wenige seiner Bemerkungen knüpfen an deutsche Reichs-

verhältnisse an. Darunter befinden sich einige, welche schon im Vorhergehenden als nicht vom Collect. herrührend, sondern als aus anderen Quellen geschöpft bezeichnet worden sind. Diese

. übergehen wir hier. Folgender Bemerkungen Ursprung dürfte 12 0 dagegen auf ihn zurückzuführen sein. Auf p. 62 werden an die 'Peilung des Reiches Kaiser Lothars I. unter seine Söhne die Worte geknüpft: Hic vide, Lector, ad quantum defectum Romauum imperium devenerit, nt irr tres partes Francorum regno diviso, rursus tertia pars in tres partes secaretur. " p. 80 heilst es, nachdem von der Übersendung der Reichsinsignien an Heinrich von Sachsen gesprochen: Delnde igitur primo separatur et deficit penitus imperium Ronranum a stirpe Reg um Francorurn, qui postea tantummodo super l3rabantiam et Lothariugiam gubernant, et caet. " p. 313 schliefst der Collect. seinem Bericht über die Krönung Kaiser Heinrichs VII. mit der lombardischen Königskrone (p. 312) merkwürdige Betrachtungen an, nach denen jeder römische Kaiser eine vierfache Krone empfange, zuerst eine eiserne durch den Erzbischof von Mainz, die zweite, aus verschiedenen Metallen zusammengesetzt, durch den Erzbischof von 'T'rier, die dritte, aus Silber, durch den Erzbischof von Köln, die vierte, aus dem reinsten Golde, durch den Papst

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in Rom. Das Ganze macht den Eindruck romanhafter Aus- schmückung und verrät eine wunderbare Unwissenheit des Collect in diesen Dingen. Besonders befremden mufs Dasjenige, was er über die eiserne Krone sagt, nachdem er erst kurz vorher von der Krönung Heinrichs VII. mit derselben ge- sprochen. Eine genaue Kenntnis deutscher Reichsverhältnisse scheint er hiernach nicht besessen zu haben. Wahrscheinlich stammte er aus Brabant. Dafür scheint einerseits zu sprechen, clafs er das Flor. einem Kanonikus von St. Gudula in Brüssel, Nikolaus Clopper, Rat des Herzogs Philipp des Guten von Burgund, widmete, ') den er sehr verehrte, andrerseits eine Stelle auf p. 405 des M. Chr. B. Dieselbe, wohl eigene Worte des Collect. enthaltend, lautet: Iste illustrissimus dux (Ph. (l. G. ) in tanta pace et tranquillitate conservavit patriam Brabantiae, ut per spatium -- praeter Leodienses. -- Tandem anno Domini 1467 -- in universo principatu ejus Carolas et caet. " Auch das ganz besondere Interesse, welches der Collect. für die Herzöge von Lothringen und Brabant an den Tag legt, läfst darauf schliefsen, dafs seine Wiege in Brabant gestanden hat. Seine sich für dieselben mannigfach äufsernde Vorliebe könnte man vielleicht nicht ganz unrichtig als eine Art Territorialpatriotismus bezeichnen, dem jedenfalls eine gröfsere \ti arme des Gefühls zu Grunde liegen dürfte, als seiner Hinneigung zum deutschen Reiche. Das Flor. ist zwar eine Weltchronik, doch treten in dem- selben offenbar die auf das Herzogthum Niederlothringen und die einzelnen demselben zugehörigen Territorien be- züglichen Verhältnisse durchaus in den Vordergrund der Erzählung. Der Collect. fafst unter dem Namen

�Lothringen" oder �Brabant" alle jene schon früh von einander getrennten und sich einer gewissen politischen Selbständigkeit erfreuenden Lande zu einem einheitlichen Ganzen zusammen. Dafs aufser dein Herzogtum Niederlothringen, welches er stets Lothringen oder Brabant nennt, noch ein Herzogtum Oberlothringen existierte, davon hat er nur unklare Vorstellungen. Nur einmal, auf p. 108, wird der Existenz beider Herzogtiimer

1) Koelhoffeche Chronik. Hüln 1S76. p. 219.

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gedacht. Nach des Collect. Auffassung sind die Karolinger die ersten Herzöge von Lothringen oder Brabant gewesen; doch nennt er sie zuweilen auch Herzöge von Austrasien oder Austrien. Manchmal widersprechen sich auch seine Angaben darüber. Unter den Territorien, welche ursprünglich Teile des Herzogtums Niederlothringen bildeten, hat neben Brabant das Bistum Lüttich die gröfste Berücksichtigung er- fahren, was nicht zu verwundern ist, da das Kloster Dtununi, dessen Insasse der Collect. war, derselben Diöcese angehörte. Den Glauben an das Wunderbare und Übernatürliche teilt der Collect. mit den meisten seiner Zeitgenossen. Dafür legen zwar nicht eigene Äulserungen desselben Zeugnis ab, doch kann man aus verschiedenen Stellen, welche er einzelnen Quellen entnommen und in sein Werk aufgenommen hat, dien 'Schlafs hierauf machen. Dal's der Collect. ein Freund versifizierter Überlieferung war, bemerkt 0. Lorenz sehr richtig. (Bd. 11,47).

XII. Kapitel. Prüfung der Allgaben des Collectors in sachlicher 1111(1 cllronologischcr Hinsicht auf ihre

Zuverlfssigkeit. An dem ernsten Bestreben des Collect., genalt für jedes

einzelne historische Ereignis das Jahr des Eintritts desselben zu bestimmen, kann nicht gezweifelt werden. �\Vie hoch, " sagt F. Franz (1). 37), der Collect. (lie Chronologie schützte, läfst sich besonders aus der Sclilulsbitte desselben ersehen, worin er den excerptor oder copiator seines Werkes dringend ersucht, keine Zahl ohne triftige (A-finde, zu ändern, weil er alles genau verglichen habe, und eine Zahl in (lie andere ein- greife. " Dafs der Abbreviator dieser Bitte des Collect. nach- gekommen, ist für mich aufser allen( Zweifel, und ich habe dieser Ansicht auch in der Einleitung zu Weiner Arbeit Aus- druck gegeben. Es werden also (lie chronologischen Angaben

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im M. Ch. B. denselben Wert haben, wie die ursprünglichen im Flor. Der Collect. liebt es, zu bemerken, in welchem Jahre nach Christi Geburt, in welchem Jahre eines Kaisers, Papstes oder Königs der Franken sich eine Begebenheit er- eignet hat,, auch wenn die von ihni benutzen Quellen diese Jahre nicht enthalten.

Häufig, wenn die Quellen des Collect. abweichende Angaben hierüber haben, stellt er dieselben nebeneinander, wobei er eine peinliche Sorgfalt entwickelt. In einigen Fällen stellt er sogar zu diesem Behufe die Angaben von drei ver- schiedenen Quellen zusammen. Trotzdem er sich die erdenk- liebste Mühe giebt, den Eintritt eines jeden historischen Er- eignisses genau nach Jahren festzustellen, ist ihm dies dennoch nicht in dem Grade, wie er wohl glaubte, gelungen; doch trifft die Schuld hierbei weniger ihn als seine Quellen. Er als Konipilator wollte eben nur die einzelnen chronologischen Angaben, welche er oft über dieselbe Sache in verschiedenen Quellen fand, zusammenstellen und denn Leser seines Werkes Gelegenheit geben, sich darnach selbst ein Urteil zu bilden. Im grofsen und ganzen trägt er den Stoff nur zusammen und nimmt die chronologischen Angaben ganz so, wie er sie in den einzelnen Quellen findet, in sein Werk auf. Daher ist es nicht wunderbar, dafs seine Zahlenangaben häufig den durch die historische Forschung als richtig festgestellten durchaus nicht entsprechen. Zu einer kritischen Sichtung des ihm zu Gebote stehenden Zahlenmaterials war er noch nicht geeignet. Seine Neigung überdies, späteren Quellen, wenn sie in grofsem Ansehen bei ihm standen, vor zeitgenössischen den Vorzug zu geben, hat manche seinerch ronologischon Irrtümer, die er sonst wohl vermieden hätte, Verschuldet.

Auf chronologische Irrtümer ist von uns schon hin und wieder bei Besprechung der einzelnen Quellen aufmerksam gemacht worden. In besonders aufl, illiger Weise weichen, verschiedene Regierungszahlen, welche der Collect. für die Bischöfe von Lüttich anführt, von den historisch beglaubigten ab; in den demselben näher liegenden Zeiten sind dieselben zwar im allgemeinen richtiger angegeben, doch fehlt es auch

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hier nicht an einzelnen Irrtümern. So soll nach p. 399 Johann von Heinsberg, Bischof von Lüttich, schon im Jahre 1452 resigniert haben, während dies erst im Jahre 1455 ge- schah. Als ein Irrtum ist auch die Angabe p. 228 zu be- zeichnen, dals zuerst im Jahre 1201 Steinkohlen bei Lüttich gefunden worden seien. -Nach einer Bemerkung Hellers (Aegidius p. 115 M. G. T. XXV. ) ist dies schon im Jahre 1195 geschehen.

Bestimmt auf die von ihm benutzten Quellen sind folgende Irrtümer des Collect. zurückzuführen: p. 4-6 Besprechung der ersten acht Bischöfe von Tongern mit Berufung auf Chr. Poutif. Tungr. Heller sagt in seiner Vorrede zu Aegid. Aureaev. p. 6 und 16 (M. G. XXV. ), was über diese Bischöfe im M. Chr. B. gesagt werde, sei gänzlich fabelhaft. Auch Heriger (Herigeri et Ansehni gesta episc. Tung "., etc. M. G. IX. script. p. 171) kennt nur die Namen dieser Bischöfe, während Collect. ziemlich genaue Angaben über dieselben macht. Hier ist also Collect. durch das zu grofse Vertrauen, welches er

. einer viel spteren Quelle schenkte, veranlal'st worden, Fabel- haftes in seine Chronik aufzunehmen. Davor hätte ihn die Benutzung des Her., welcher früher geschrieben hat ttnd glaubwürdiger in seinen Angaben ist, bewahrt.

p. 271 wird füschlich angegeben, Herzog Heinrich III. von Brabant und Lothringen habe sich zuerst Verzug von Brabant geschrieben. Dieser aus der nova historia ducunt Brabatstiae stammende Irrtum wird berichtigt durch Häberlin (Neue Historie Bd. II. p. 284 u. folg. )

Hiermit ist der hauptsächlichste Teil unserer Aufgabe erledigt, und es bleibt uns nur noch übrig, dasjenige im M. Chr. B., was von Abbrev. selbst herrührt, näher zu beleuchten. Das wird im folgenden Abschnitt geschehen. _

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II. Abselmitt. Selbst: ittdiger Teil des X. Chr. B.

I. Kapitel. Stellen der Chronik, welche dem Abbreviator angehören.

Dafs wir fast alles, was von p. 434 au bis zum Schlafs der Chronik, wo dieselbe mitten in der Schilderung der Be- lagerung, von \eufs abbricht, dem Abbr. zuzuschreiben haben, dürfte keinem Zweifel unterliegen. Nur wenige, Kölner Ver- hältnisse betreffende Stellen sind auch in diesem Teil der Chronik als aus denn Flor. entlehnt za betrachten und führen ihren Ursprung auf die Chr. pr. et arch. Colon. zurück. Gröfsere Zweifel können sich noch bei einzelnen Angaben in dem vorhergehenden, der Hauptsache nach aus dem Flor. ab- geleiteten Hauptteile -des M. Chr. B. erheben, ob sie von dem Collect. oder Abbr. herrühren. Dais (las M. Chr. 13. bei Lüttich noch Zusätze gegen das Flor. hat, und zwar aus Mathias de Lewis, darauf weist Fr. Franz (p. 4 Anmerk. 4) hin. Aufser den von ilun angemerkten Stellen dürfte noch eine Benutzung desselben auf p. 38,90.175,266 u. 300 vor- liegen. (Chronique de Mathias de Lewis publiee d'apres tun manusCI'it du XIV. siecle par Stan. Bormans, Liebe 1865

P. 31,38,39,54,77,78,84). Die Angaben über das Ober- kloster zu Neufs P. 209 u. p. 377-381 gehören unstreitig denn Abbr. an. Auf p. 405 erachte ich die Worte: Iste illustrissimus (lux -- praeter Leodienses et caet. " für einen Ausflufs des brabantischen Patriotismus des Collect.; dagegen

nehme ich au, dais die darauf folgenden Worte bezüglich auf

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einen Geschichtschreiber, welcher den Streit Philipps des Guten von Burgund und seines Sohnes Karls des Kühnen mit. den Lüttichern beschrieben hat: Cujus ordinent et processtun tarn ob nimiam proliaitatem historiae, quarr ob partialitateni scriptoris, gtti Brabantinus extitit, et a veritate communis fatnac, quam ipse tune andivit, plurimum deviavit, nolui connnentorare, " aus der Feder des Abbr. geflossen sind. Mit dem brabantischen Geschiclitschreiber,

, auf den hier an-

gespielt wird, kann nämlich kein anderer gemeint sein, als Henricus de Meric"a, Prior des der Windsheinter Kon- gregation angehörigen Klosters regulierter Chorherrn Bethlehem bei Löven, dessen Schrift. . De cladibus Leodiensium" der Collect. für seine sehr ausführliche Schilderung der Streitig- keiten zwischen den Lüttichern und den Herzögen von Burgund

verwertet hat. Die Gewährsmänner desselben sind vers schiedene Persönlichkeiten aus Lüttich, darunter mehrere Mitglieder des dortigen Klerus, welche als Anhänger Ludwigs von Bourbon, Bischofs von Lüttich, Lüttich verlassen mttl'stett und zunt Teil im Kloster Bethlehem eine Zufluchtsstätte fandeu, wo sich IIenr. d. 31. ihrer wann annahtn. Wir können nun unmöglich glauben, dafs der Collect. selbst, welcher durch

seine Benutzung des H. d. M. ein ganz besonderes Interesse für denselben an den Tag gelegt hat, denselben Schriftsteller so hart tadeln werde, wie es in den von uns angeführten Worten geschehen ist. Also müssen dieselben wohl ein Zusatz des Abbr. sein, der den Bericht des H. (l. )1., welcher Brabanter war, parteiisch gefärbt findet und demselben ge- radezu Entstellung der Thatsachen, welche er von seinen Gewährsmännern erfahren, zum Vorwurf stacht. Es hat den Anschein, als ob der Abbr. sich hierdurch H. cl. M. und dein Collect. gegenüber, der denselben als Quelle herangezogen,

auf einen entgegengesetzen Partei- und nationalen Standpunkt stellen will.

Die Stelle auf p. 408 über den Tod Jakobiitts von Holland und ihren Gemahl Franko von Borselen, in welcher eine gewisse Sympathie für beide, dagegen eine ähnliche. Antipathie gegen Philipp den Guten, wie später wiederholt

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gegen Karl den Kühnen hervortritt, ist ohne Zweifel ebenfalls dem Abbr. zuzuschreiben. \\'as auf derselben Seite Über das Geschenk Philipps des Guten an die Ii. drei Könige zu Köln und die von demselben den _Minoriten zu Jerusalem gespendeten Gaben erzählt wird, stammt wohl auch *vonm Abbr. her. Über die erstere Thatsache konnte er als Insasse eines nicht weit von Köln gelegenen Klosters unterrichtet sein; dal's er die letztere vorn Hörensagen kannte, beweisen die \\Torte:

�sicnt (luidaln tradunt". Auf Rechnung desselben sind wahrscheinlich auch die Nachrichten Über das Erdbeben in Neapel und Sicilien im Jahre 1457 und über (lie Wallfahrt deutscher und fran- zösischer Kinder im Jahre 145S nach dem Heiligtum des Erzengels Michael in der Normandie p. 108 und 409 zu setzen. Au diese Stelle knüpft sich auch 0. Lorenz Vermutung, unser Neufser Mönch sei ein geborener Limburger gewesen (II, 42). Auch der Bericht auf p. 409 Tiber den Brand in Ilerzogen- busch im Jahre 1463 und über den grolsen Schneefall und Sturm im Jahre 1464 in Antwerpen ist wohl auf den Abbr. zuriick- zuführen. Ebenso lassen es die Worte auf derselben Seite:

,. cujns causa infra ponetttr' bei der Besprechung des Ver- haltens Adolfs von Geldern gegen seinen Vater Arnold im Jahre 1465, wovon noch einmal auf p. 435 die Rede ist, gar nicht zweifelhaft, dal's hier ein Bericht des Abbr. vorliegt. Die Nachricht auf der nämlichen Seite von der Gefitugennalune Adolfs von Geldern durch Earl den Kühnen im Jahre 1-170 weise ich schon deshalb dem Abbr. zu, weil (lie Berichte des Flor. nicht über die Zerstörung Lüttichs im Jahre 1468 hinausgehen. Es folgen jetzt diejenigen Stellen des M. Chr. B., bei denen die Autorschaft des Abbr. unzweifelhaft ist: p. 434

und 435. Papst Pauls 11. Bestimmung Über ein Ablafsjahr; wahrscheinlich gefiil. clites Breve desselben, p. 435. Sixtus 1V. Papst. Zerstörung Lüttichs, Adolfs von Geldern Gefangennahme. p. "436-438. Karl der Kühne und Friedrich III. in Trier, Belagerung von \eu1's. Tod Karls des Kühnen.

Bei der Schilderung der Zusammenkunft Naris des Kühnen mit Friedrich 111. in Trier hat unzweifelhaft der Abbr. Diebold Schillings Beschreibung des burgundischen

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Krieges (Bern 1743) p. 87 benutzt. Merkwürdig ist die Angabe des Abbr., dafs zwar Karl der Kühne bei Nancy gefallen, dafs

man aber bis ztt seiner Zeit noch nicht wisse, wo derselbe geblieben sei. Der wirkliche Sachverhalt, sollte man meinen, müfste demselben nicht unbekannt gewesen sein.

p. 43S und 439. Gegen Gusbert von Brederode behauptet sich Philipps des Guten Sohn David als Bischof von Utrecht. p. 439 und 440. Zerstörung der Stadt \'egropoute durch die Türken. p. 441-446. Ruprechts von Köln Streit mit seinen Untertitanen. p. 447- 456. Neufs Belagerung durch Karl den Kühnen.

Wir, sind in der glücklichen Lage, diesen Bericht des Abbr. durch die Reimchronik des damaligen Stadtsekretärs von Neefs, Christian Wierstraat, welche zuerst im Jahre 1497 durch den Druck veröffentlicht und im Jahre 1855 durch E. von Grooto von neuem herausgegeben wurde, kontrollieren zu können. Eine genaue Cergleichung, welche ich zwischen den Angaben des M. Chr. B. und denen der Reimchronik angestellt. habe, hat das Resultat ergeben, dais im allgemeinen zwischen beiden Quellen über diesen Gegenstand eine grofse Übereinstimmung herrscht. Die Abweichungen beider Quellen von einander sind nur unbedeutend; doch ist die _llntlichkeit derselben nicht so grofs, dais man annehmest könnte, es sei von der einen Quelle die andere benutzt worden. Hiernach ist an der Glaubwürdigkeit. und Zuverlässigkeit des Berichtes des Abbr. nicht zu zweifeln. Aufser denjenigen Tatsachen, welche beiden Quellen gemeinsam sind, giebt es noch einzelne, welche sich zwar in der einen, rber nicht in der andern erwähnt finden. So erzählt z. B. das M. Chr. B. p. 452, daß man sich in der Stadt Neufs während der Belagerung durchaus nicht trüben Gedanken hingab, sondern lustig und guter Dinge war, als lebte man mitten ini Frieden. Davon berichtet Wier. nichts. Dais der Abbr., welcher gleich \Vier, während der Belagerung in der Stadt war, ein ganz besonderes Interesse für alles bekndet, was in seinem Kloster während der Belagerung vorging, dürfte wohl nicht Verwunderung erregen, ebenso wenig, dais Wier. nichts hiervon erwähnt. Die Berichte beider

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ergänzen sich in einzelnen Punkten bis dahin, wo der Abbr. plötzlich nach dem letzten von ihm geschilderten Ausfall der Neufser seine Erzählung abbricht, in der Absicht, dieselbe in einer Fortsetzung seiner Chronik zu Ende zu führen.

II. Kapitel. Persönlichkeit des Abbreviators. Ini vorigen Kapitel haben wir bereits einen dem politi-

schen Standpunkt des Collect. entgegengesetzten des Abbr. angedeutet. Während der Collect. unverkennbar ein grofses Interesse für die Herzöge von Lothringen und Brabant und für den Herzog Philipp den Guten von Burgund als Erben und Nachfolger derselben an den Tag legt, zeigt dagegen der Abbr. eine deutlich liervortreteude Abneigung gegen diesen Fürsten. Auch dessen Nachfolger Karl der Kühne entgeht wegen seines politischen Verhaltens nicht dem harten Tadel desselben. Besonders verargt er dem ersteren das von ihni gegen Jakobäa von Holland angewendete Intriguenspiel: Durchaus verwerflich erscheint ihm auch das hinterlistige Verfahren des letzteren gegen Adolf von Geldern. Dem Anschein nach fühlte er sich als Deutscher. Seine biedere deutsche Gesinnung lehnte sich offenbar gegen die welschen Tücke des Fürsten auf, und er griff scharf dessen schranken- losen Ehrgeiz und wiederholt bewiesene Grausamkeit an. Bezeichnend sind hierfür die von ihm auf p. 437 und 438

angestellten Betrachtungen. Er nennt daselbst das unglück- liche Ende dieses

. Fürsten ein gerechtes Gericht Gottes,

welches ihn ereilte wegen seiner gottlosen Handlungen au heiligen Orten u. s. w. Bei seiner deutsch-patriotischen Ge- sinnung war ihm der vollständige Sieg des Vaterlandes über den fremden Fürsten eine wahre Herzensfreude. Demgemitfs werden auch die Bürger von Neufs, welche fast ein Jahr lang der gesammten Macht des welschen Fürsten trotzboten, von ihm hoch gefeiert. Doch machte ihn seine patriotische Ge-

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sinnung nicht blind geben die Erkenntnis, dafs Karl der Kühne, ungeachtet seiner mannigfachen Fehler, doch eine grofsartige Persönlichkeit, ein Fin-st von den glänzendsten Eigenschaften war. Gegen den unglücklichen Erzbischof Ruprecht von Köln, der durch sein Hilfegesuch Karl den Kühnen zu seinem Einbruch in das Erzstift veranlafst hatte, äuf'sert der Abbr. kein Wort des Vorwurfs, sucht vielmehr begreiflich ztt machen, wie derselbe durch die im Erzstift

obwaltenden traurigen Verhältnisse gedrängt wurde, die Hilfe des Herzogs gegen seine Unterthanen anzurufen. Auf p. 439

und 440, wo der Abbr. der Eroberung Nebroponntes durch die Türken gedenkt, giebt er seiner Besorgnis vor der immer weiter um sich greifenden, sämtlichen christlichen Staaten Europas Verderben drohenden dacht derselben in energischen Worten Ausdruck.

In dem kleinen von ihm herrührenden Abschnitt des M. Chr. B. hat der Abbr. bewiesen, dals es ihm an den für

einen Historiker erforderlichen Eigenschaften durchaus nicht fehlt. Ihn kennzeichnet ein ernstes Streben nach der Waln"- heit; seine Berichte sind durchaus zuverlässig. Sein Urteil ist ein besonnenes, nicht durch eine zu ofse Voreingenommen- heit, für seine eigene Partei beeinflufstes. Eine nicht gewöhn- liche Gabe der Darstellung ist ihm eigen. Seine Sprache ist

schwungvoll, oft geradezu dichterisch angehaucht. Sein Latein,

nicht mehr das der mittelalterlichen Chronisten, verrät ein eifriges und erfolgreiches Studium römischer Autoren. Wir werden es daher im Interesse der historischen Wissenschaft aufs tiefste beklagen müssen, dafs voll einem Manne, der durch seine prachtvolle Schilderung der Belagerung von ýZeufs" seinen Beruf zum Historiker so glänzend dargethau, nicht mehr Erzeugnisse seines Geistes auf uns gekommen, sind.

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Schluss.

Als das Gesamtresultat unserer ganzen Untersuchung ergiebt sich folgendes: Der Abbr. hat, indem er das Flor. temp. seines ursprünglichen Charakters einer Weltcltrouik entkleidete, dasselbe zu einer Chronik mehr territorialen Charakters uingeschaf en. Demgemäfs hat er eine Anzahl 0 42 Quellen des Flor., welche für seinen Zweck ungeeignet waren, nicht in das M. Chr. B. aufgenommen und die von ihm be- rücksichtigten zum Teil sehr verkürzt wiedergeben. Hierbei können ihm weder willkürliche Änderungen in chronologischer Beziehung, noch willkürliche Entstellung der Thatsachen zum Vorwurf gemacht werden. \Vir erhalten also durch das Studium des M. Chr. B., auch ohne das Flor. zur Hand zu haben, doch im allgemeinen ein richtiges Bild davon, in welcher ,30 Weise der Collect. Geschichte geschrieben hat. Wir müssen erstaunen über die Fülle der von ihm herangezogenen Quellen, bewundern seine grofsartige Belesenheit und Gelehrsamkeit und können ihm auch kritischen Sinn, der sich auf verschiedene \Veise äufsert nicht absprechen. Nicht alle von ihnr angeführten Quellen sind direkt von ihm benutzt, vielmehr viele Citate

aus dem Albricus übernommen worden. Eine Anzahl seiner Quellen ist dein Anschein nach heute nicht mehr vorhanden.

Die Zahl der Stellen, für weiche im M. Chr. B. die zu Grunde liegenden Quellen nicht herauszufinden waren, ist eine verhiiltnismäfsig nur geringe. Brauchbares Material für historische Forschungen wird sich nur wenig aus diesem Hauptteil unserer Chronik entnehmen lassen, weil die vom Collect. benutzten Quellen uns meistens bekannt sind. Über-

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dies büfst die Chronik dadurch sehr an Zuverlässigkeit ein, dafs der Collect. für seine Berichte häufig nicht zeitgenössische, sondern viel spätere Quellen benutzt hat. Sehr gut wird sich dagegen dasjenige Material für historische Forschungen ver- werten lassen, welches auf den Abbr. selbst seinen Ursprung zurückführt, weil sich die Angaben desselben als durchaus

zuverlässig erwiesen haben.

Fehler-Verzeichnis: Seite 1, Z. 2 v. u. 1. Koelhoff statt Koelshoff. Seite 14, Zeile -14 v. u. 1. es statt en. Seite 32, Zeile 18 v. u. füllt das Wort im fort.

Druck von U. Zahn 6c U. Batndel, iiirdla \: L.