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Lernen in provisorischen Baracken
Die Anfänge der Realschule Köln-Holweide vor 50
Jahren
Gründung der ersten Gesamtschule in Köln 1967
Mit einer Chronologie bis zum Jahre 2001
Köln 2017
3
Karl Port, Stefan Weigang, Stephan Gatter
Lernen in provisorischen Baracken
Die Anfänge der Realschule Köln-Holweide vor 50 Jahren
Gründung der ersten Gesamtschule in Köln 1967.
Mit einer Chronologie bis zum Jahre 2001
1967
Karl Port, Stefan Weigang, Stephan Gatter Lernen in provisorischen Baracken Die Anfänge der Realschule Köln-Holweide vor 50 Jahren Gründung der ersten Gesamtschule in Köln 1967. Mit einer Chronologie bis zum Jahre 2001 Gestaltung: Stefan Weigang Köln 2017 © by Karl Port, Stefan Weigang, Stephan Gatter
Kontakt und Bestellungen: Stefan Weigang, Alte Ricklinger Str. 28 30823 Garbsen, [email protected]
4
Vorwort
Von Inklusion sprach man noch nicht in den 60er-Jahren. Das Problem der Schulen in den 60-
er und frühen 70-er Jahren war der Schülerberg. In Nordrhein-Westfalen wurde das Schuljahr
1966/67 zum Kurzschuljahr, doch damit wurde ein Schülerjahrgang nur in die Sekundarstufe I
verschoben1.
Ein umwälzender Schulversuch wie die Glockseeschule in Hannover oder die Peter-Petersen-
Schule in Köln-Höhenhaus war es auch nicht. Der Vorlauf und die ersten Jahre waren
inspiriert von der allgemeinen Diskussion der Zeit und praktizierten Versuchen wie in
Summerhill2. Schule sollte mit neuen Methoden neue Ziele erreichen.
Ende der 1960er Jahre sollte also eine IGS Holweide starten, auch um den Schülerberg zu
bewältigen, aber es gab noch kein neues Gebäude dafür. Deshalb nahm im Sommer 1967
erstmals die „Realschule Holweide im Entstehen“ ihre Arbeit auf. Die Städt. Realschule Köln-
Holweide i.E im Schulverbund mit dem Städt. Gymnasium Köln-Holweide i.E“ war Kölns erste
Gesamtschule.
Zwei Jahre lang wurde in Baracken in der Eitorfer Straße in Köln-Deutz kooperativ unter-
richtet, danach war die Realschule im Schulgebäude Pestalozzistraße in Köln-Mülheim.
Ab dem 1.8.1972 war sie mit den Jahrgängen fünf bis zehn voll ausgebaut. Sie wurde mit dem
Start der neuen IGS Holweide seit dem Sommer 1975 zur Mülheimer Stadtteilschule und
heißt seit dem 20.11.1990 Johann-Bendel-Schule3.
1 Immerhin gab es für die Realschule Holweide keinen Unterricht in zwei Schichten wie etwa in Garbsen-Auf der Horst in den 1960er Jahren. 2 Summerhill, in https://de.wikipedia.org/wiki/Summerhill, abgerufen 19.4.2017 3 Johann Bendel war von 1902 bis 1928 Rektor dieser Schule. Damals war das Gebäude gerade neu errichtet worden und die Schule wurde "Pestalozzi-Schule" genannt, da sie an der Pestalozzistraße lag. Aufgrund ihrer Ausstattung und der von Johann Bendel eingeführten Lehrpläne war sie eine der modernsten Volksschulen ihrer Zeit. Am 20. November 1990 wurde die Realschule, die mittlerweile das Gebäude bezogen hatte, im Rahmen
5
„Pestalozzi-Schule“ und Johann Bendel (Bilder: http://www.johann-bendel-realschule.de)
1974 stellte der damalige Schuleiter Spannaus fest:
Dieses Buch ist keine Chronik über 50 Jahre Realschule Köln-Holweide. Sie beleuchtet die
politischen und pädagogischen Diskussionen und neuen Ansätze im Vorfeld der
Schulgründung und in den ersten Jahren4, ergänzt um eine Chronologie bis ins Jahr 2001 von
Hans-Joachim Carlitscheck.
eines Festaktes nach Johann Bendel benannt. Johann Bendel, geb. 10.9.1863 in Zweifall, Kreis Monschau, gest. 19.7.1947 in Köln-Mülheim, siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Bendel und Homepage der Schule, http://www.johann-bendel-realschule.de/JBS/Johann_Bendel/JB_Lebenslauf.html, abgerufen 21.1.2017 4 Siehe die Arbeit von Stefan Weigang, Horst Oelze, Peter Bartel, IGS Garbsen - 25 Jahre jung, in: Schulleitung der IGS Garbsen, Hg., 25 Jahre IGS Garbsen 1971 - 1996, Garbsen: September 1996, S. 8 - 26
6
Welche Akteure wollten ihre Interessen durchsetzen? Was wurde in der jungen Schule neu
oder anders gemacht und macht sie – besonders in der Rückschau – zu einer besonderen
Schule.
Und wir zeigen Bilder und Berichte aus dem Schulleben von Lehrer_innen und Schüler_innen.
Wir freuen uns auf Kritik, auf Bilder, auf Eure/Ihre Erlebnisse. Schickt Eure Fotos und
Dokument an [email protected], damit wir sie unter www.geschichtswerkstatt-
muelheim.de online veröffentlichen können.
Köln, im Mai 2017
Karl Port, Stefan Weigang & Stephan Gatter
7
Inhalt
4 Vorwort
8 Einleitung
14 Pädagogische Erbhöfe und die schulische Flurbereinigung in den 60er und 70er Jahren -
Erste Initialzündungen in Köln
21 1968: Die Städtische Realschule i. E. Köln-Holweide und die Weiterentwicklung des
Schulwesens in Köln
24 Zwei Schulen erproben Neues
32 Die Schulen werden getrennt
33 Die Realschule entwickelt sich
34 Aus den Niederlanden nach Köln
43 Druck aus den Behörden
48 „Port wird kaltgestellt“
49 Neue Planungsgruppen
58 Karl Port erlebt Druck von links
60 Premiere: Die erste Schülerzeitung
63 1973 ist der erste Durchlauf der Realschule komplett
67 1972 war ein spannende Jahr
68 Erster Abschlussjahrgang 1973
74 Was war anders an der Realschule Holweide?
87 Es war eine Chance, die ich nutzen durfte
89 Bilanz
92 Chance erhalten: Reise in die USA
93 Chronik: 25 Jahre Realschule Holweide 1967 – 2001 von Hans-Joachim Carlitschek
134 Persönliche Erfahrungen
137 Dokumente
138 Literatur
143 Die Autoren
8
Einleitung
In der Bundesrepublik Deutschland hat die Schulpolitik die Menschen immer bewegt. Geht es
doch um ihr Wichtigstes: Die Zukunft ihrer eigenen Kinder. Schulpolitik wird von der
Bundes-, Landes- und der Kommunalpolitik gestaltet, bietet auch daher schnell Anlass zu
Diskussionen.
Schulpolitik wird seit Jahrzehnten von den Erziehungswissenschaften beraten und auch hier
lernen wir aus der Rückschau, dass die Menschen keine Black Box sind. Erst recht in der
Gegenwart, in der sowohl Eltern/Familie als auch Schule weniger Einfluss auf die
Sozialisation junger Menschen haben denn je.
In diesem Buch befassen wir uns mit den Anfängen der Realschule Köln–Holweide in den
späten 1960er Jahren. Grundlage sind Arbeiten von Karl Port, dem ersten Schulleiter der
Realschule Holweide.
IGS Köln-Holweide: In diesem markanten Gebäude, an dessen Planung sie mitwirken konnten,
sollten viele Lehrer der Realschule i. E. Köln- Holweide ihre pädagogische Heimat finden
Die 1960er Jahre waren eine Zeit der gesellschaftlichen Aufbrüche. Raus aus der muffigen
Adenauer-Gesellschaft in den Jahren des Kalten Krieges, den Zwängen in Ehe und Familie5,
den Autoritätsverhältnissen auch in Schule und Universität. Adenauer war 1967 gestorben.
Die Menschen blickten – vor der Ölkrise und dem autofreien Sonntag ungebrochen –
5 u.a. durften Frauen erst seit 1977 ohne Einwilligung des „Familienvorstandes“ berufstätig werden; Kathrine Switzer lief in Boston - trotz Widerstand des Veranstalters - als erste Frau offiziell einen Marathon, http://laufreport.de/nachrichten/press/press.htm; Schlaglichter in: Konstantin von Hammerstein, Kalter Krieg, Der Spiegel 1/2017, S. 62f.; Eine Chronik der Jahre 1949 bis 1959 in: Wolfgang Kraushaar, Die Protestchronik, 3 Bde. u.1 Registerband Hamburg 1996
9
optimistisch in die Zukunft. Nach dem Sputnikschock 19576 wurden Technik, Wissenschaft
und die Aufrüstung im Westen forciert. Moderne Technik sollte alles ermöglichen. 1967
wurde der erste Taschenrechner von Texas Instruments vorgestellt.7
Der Autoboom setzte ein. Modernes Wohnen für alle sollte in Köln-Chorweiler, Hannover-
Mühlenberg, Garbsen-Auf der Horst und anderen neuen Stadtteilen in den Großstädten
möglich werden. Die Gewerkschaften kämpften für die 40-Stunden-Woche („Am Samstag
gehört Vati uns“). Mit der „Sozialen Marktwirtschaft“ sollte die Überlegenheit des
Kapitalismus gegenüber dem „Ostblock“, oder wie Adenauer sagte, „den Soffjets“,
demonstriert werden8.
Neue Entwicklungen gab es auch in der Kunst und Literatur, in der klassischen Musik („neue
Musik“) und der populären Musik (Free Jazz, Rock von Beatles, Rolling Stones, Frank Zappa ,
Instant composers pool – an Fluxus orientiert, 1967 gegründet, usw.).
Wolfgang Klafki, im August 2016 kurz vor seinem 89. Geburtstag gestorben9, und andere
trugen wesentlich zur Entwicklung der modernen Erziehungswissenschaften bei. Die
Kybernetik wurde auch in den Gesellschaftswissenschaften angewandt, um Prozesse steuern
zu können10.
Bürgerinnen und Bürger demonstrierten in den 60er Jahren öfter als früher11 für ihre
Interessen12, Ulrike Meinhof13 prangerte in der politischen Zeitschrift konkret die Verhältnisse
in den Heimen an. Beate Klarsfeld gab auf dem CDU-Parteitag im November 1968 dem
Bundeskanzler Kiesinger eine Ohrfeige und machte damit – öffentlichkeitswirksamer etwa als
Bernt Engelmann und Ralf Giordano in ihren Büchern, Aufsätzen und Essays – auf ihn und
andere ehemalige Nationalsozialisten in Führungspositionen der Bundesrepublik
6 https://de.wikipedia.org/wiki/Sputnikschock, abgerufen 5.10.2016 7 50 Jahre Taschenrechner, Hannoversche Allgemeine Zeitung v,. 30.1.2017 8 knapp in: Elke Schmitter, Utopien, Der Spiegel 1/2017, S. 76f. 9 Nachruf in: Erziehung und Wissenschaft, Heft 09/10/2016, S. 38 10 https://de.wikipedia.org/wiki/Kybernetik, abgerufen 21.10.2016 11 s. Wolfgang Kraushaar, Die Protest-Chronik 1949 - 1959. Eine illustrierte Geschichte von Bewegung, Widerstand und Utopie. Ein Projekt des Hamburger Instituts für Sozialforschung, 4 Bde. Hamburg 1996 12 später als in Italien, Frankreich und anderen Ländern. Das KPD-Verbot 1956 wirkte. S. Hannoversche Allgemeine Zeitung 17.8.2016, und https://de.wikipedia.org/wiki/KPD-Verbot, abgerufen 15.10.2016 13 https://de.wikipedia.org/wiki/Ulrike_Meinhof, abgerufen 5.10.2016; Späte Folgen in Köln waren Aktionen des SSK; siehe auch ihren Essay aus 1962, in Der Spiegel 33/2016, S. 119ff.
10
aufmerksam14. Willy Brandt postulierte „Wir wollen mehr Demokratie wagen“ – auch wenn
aufgrund der terroristischen Anschläge und der Berufsverbote nicht viel gewagt wurde15.
Mit den neuen Entwicklungen erfolgte auch der Übergang von der fordistischen zur postfor-
distischen Gesellschaftsregulation in den westlichen Ländern16.
Der Rückblick auf diese Zeit und die Anfänge der Realschule Köln-Holweide sind besonders
spannend, weil viele Zeitzeugen, die damals Eltern, Schüler_innen oder Lehrer_innen waren,
noch leben.
Sie erleben das eigene Leben als Geschichte, zum Beispiel in „ZDF History“ und anderen
Sendungen, der Zeitschrift „Damals“ und den Sonderheften von „Spiegel“ und „Zeit“.
Sie erleben in der schnellebigen Gegenwart die Ungleichzeitigkeiten unserer Gesellschaft, das
Nebeneinander von Smartphone, Navi und Sendungen wie etwa die Sendung „Fühl’s
nochmal“17 im NDR 1-Radio, die in Fernsehjingles NDR mit „Satisfaction“ von den Rolling
Stones und historischen Discoaufnahmen beworben wird. Die legendären Prilblumen von
197218 erleben inzwischen ihre zweite Renaissance.
14 https://de.wikipedia.org/wiki/Beate_Klarsfeld, abgerufen 5.10.2016; als Beispiel Hans Magnus Enzensberger: Volker Weidemann, Enzensberger, Der Spiegel 1/2017, S. 48f. 15 Matthieu von Rohr und Britta Sandberg, Terror, Der Spiegel 1/2017, S. 92f. ; Veranstaltung „40 Jahre Radikalenerlass“ am 17.3.2012 in Göttingen, Erziehung und Wissenschaft 03/2012, S. 31; Landtag will Praxis der Berufsverbote aufarbeiten, Neue Presse Hannover v. 16.12.2016 16 https://de.wikipedia.org/wiki/Postfordismus und https://de.wikipedia.org/wiki/Regulationstheorie, abgerufen am 5.10.2016; frühe Arbeiten sind Joachim Hirsch, Roland Roth: Das neue Gesicht des Kapitalismus. Vom Fordismus zum Postfordismus. VSA-Verlag, Hamburg 1986, ISBN 3-87975-374-1, Joachim Hirsch: Kapitalismus ohne Alternative? VSA-Verlag, Hamburg 1996, ISBN 3-87975-519-0, Josef Esser, Christoph Görg, Joachim Hirsch (Hrsg.): Politik, Institutionen und Staat. Zur Kritik der Regulationstheorie. VSA, Hamburg 1994, ISBN 3-87975-643-0 17 http://www.ndr.de/ndr1niedersachsen/sendungen/Fuehls-noch-mal,fuehlsnochmal111.html, abgerufen 05.10.2016 18 https://de.wikipedia.org/wiki/Prilblume, abgerufen 02.11.2016
11
Das moderne Design der 60er Jahre erlebt schon seine zweite Renaissance.
Und in der Nachrichtenflut begegnen uns Meldungen über die Schulen, die wie ein Deja-vu
anmuten:
Die HfW-Bankengruppe stellt einen 34 „Milliarden schweren Investitionsstau in deutschen
Schulen“19 fest – ähnlich entwickelt sich der Investitionsstau bei den Autobahnen, Brücken,
Sporthallen, Rathäusern und anderen Betonbauten der 60er und 70er Jahre.
Die Frage der Lern-Räume stellt sich immer wieder. Neue Konzepte werden entwickelt,
während erneut Baracken errichtet werden.
19 Hannoversche Allgemeine Zeitung, 26.9.2016; Hannoversche Neue Presse, 26.9.2016
12
Die soziale Ungleichheit hat bei weitem nicht so abgenommen wie man damals hoffte und mit
den Schulreformen bekämpfen wollte.20 Heutzutage studieren mehr junge Menschen als
damals, jedoch sinkt der Anteil der Studierenden aus der unteren Herkunftsgruppe.21
Ende der 1950er, Anfang der 1960er gab es gravierende struktuelle Probleme im
Bildungssystem. Bildung war Ländersache. Der Ausbau der 8-jährigen Volksschule (ohne
Fremdsprachenangebot) auf das 9. und 10.Schuljahr erfolgte und die Ausbildung der
Hauptschullehrer mit zwei Fakultas machte Einsatzes der Lehrer in verschiedenen
Schulformen möglich. Schulpolitik wurde in der Öffentlichkeit heiß diskutiert.
Schließlich wurde den Bundesländern freigestellt, Schulversuche zu organisieren, die im
Rahmen der Ländervereinbarungen lagen.
Entsprechend der Empfehlung des Deutschen Bildungsrates (verabschiedet am 30./32. 1.1969)
zur “Einrichtung von Schulversuchen mit Gesamtschulen” und Versuche mit kooperativen
Gesamtschulen wurde die erste Gesamtschule der Stadt Köln für den Standort Köln-Holweide
gegründet, die bis zur Fertigstellung des Gebäudekomplexes als kooperative Gesamtschule
geführt werden sollte. Dabei sollten wegen Platzmangels erst einmal nur der Realschul- und
der Gymnasialbereich ihren Betrieb aufnehmen. Der Hauptschulzweig blieb der weiteren
Gebäudeentwicklung vorbehalten. Zielsetzung war eindeutig nicht nur eine Addition, sondern
eine Integration der Bildungsgänge in einer IGS zu entwickeln.
Schule sollte mit neuen Methoden neue Ziele erreichen. Dazu gehörten z. B. Gebäudeplanung,
Fortbildung der Lehrer für die Neuordnung der Bildungsgänge und der innerschulischen
Kooperationsmöglichkeiten, der Nutzung neuer Medien etc.
Unter Bezugnahme auf die bundesweite Gesamtschulplanung genehmigte der Kultusminister
NRW den Schulversuch. Für die Leitung der Schule wählte der Stadtrat für das Gymnasium
i.E. (in Entwicklung): Dr. Helmut Liedtke und für die Realschule i. E. Karl Port.
20 Ungleichheit in Deutschland Wie sich Ungleichheit bekämpfen lässt, Süddeutsche Zeitung, 30.9.2016, www.sueddeutsche.de/wirtschaft/ungleichheit-in-deutschland-ungleichheit-verringern-aber-wie-1.3186216; Die geteilte Nation. Deutschland 2016: Reich wird reicher, arm bleibt arm, Titelgeschichte von Der Spiegel 11/2016; Geld allein schließt nicht alle Gerechtigkeitslücken, Brigitte Pothmer in: Hannoversche Allgemeine Zeitung 15.7.2016; Die Soziale Mobilität nimmt weiter ab. WSI-Verteilungsbericht 2016, hg. v. Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts WSI des DGB, www.boeckler.de/pdf/p_wsi_report_31_2016.pdf 21 Jutta Allmendinger, Rita Nikolai, Bildung und Herkunft, 23.10.2016, www.bpb.de/apuz/29445/bildung-und-herkunft?p=all, abgerufen 15.10.2016
13
In der Bildungsforschung gibt es erst einzelne Arbeiten zur frühen Phase der Schulneugrün-
dungen der 1960er Jahre22. Scheinbar sind die damals Handelnden bereits gestorben oder
fühlen sich noch nicht als Zeitzeugen der Geschichte. Auch die Gewerkschaft GEW beginnt
erst jetzt (2016), ihre eigene Geschichte systematischer aufzuarbeiten23.
Wir wünschen uns mehr lokalgeschichtliche Arbeiten, um die die allgemeine Bildungs-
geschichte der 1960er / 1970er Jahre mit empirischen Ergebnisse zu überprüfen.
22 z.B. Buch und Ausstellung: Stefan Weigang, Horst Oelze, Peter Bartel, IGS Garbsen - 25 Jahre jung, in: Schulleitung der IGS Garbsen, Hg., 25 Jahre IGS Garbsen 1971 - 1996, Garbsen: September 1996, S. 8 – 26; Ein online verfügbarer Überblick z.B. Doreen Winter, Schulentwicklung in den beiden deutschen Staaten von 1945 bis zum Beginn der 1960er Jahre, Studienarbeit 2006 in der Universität der Bundeswehr Hamburg, Leseprobe unter http://www.grin.com/de/e-book/51721/schulentwicklung-in-den-beiden-deutschen-staaten-von-1945-bis-zum-beginn ; Übersicht von Frank Ohlhaver, Universität Frankfurt, www.uni-frankfurt.de/51736004/Ohlhaver_SeminarSchulentwicklung.pdf und Aufsatz von Frank Ohlhaver, Schulentwicklung in Deutschland seit 1964, Frankfurt 2007/2008, www.uni-frankfurt.de/51736016/Ohlhaver_AufsatzSchulentwicklung.pdf 23 Erziehung und Wissenschaft 12/2016, S. 33, mit Verweis auf www.gew.de/aktuelles/detailseite/neuigkeiten/gew-arbeitet-ihre-geschichte-auf/
14
Karl Port
Pädagogische Erbhöfe und die schulische Flurbereinigung in den 60er und 70er Jahren Erste Initialzündungen in Köln Wir erinnern uns:
Nach dem Scheitern des Nazi-Regimes 1945, das im deutschen Schulwesen den Einfluss
freier Schulträger, besonders der christlicher Kirchen verdrängt hatte, gewannen die
christlichen Kirchen in den 50er Jahren für das Schulwesen Auftrieb.
Ihr Einfluss auf alle Schulen wurde stark und stärker. Die strenge Konfessionalisierung
derselben steigerte auch die Auseinandersetzung mit politischen Ideologien anderer Prägung.
Die traditionelle Verbindung der christlichen Kirchen mit dem deutschen Schulwesen zeigte
jedoch in den 50/60er Jahren starke Risse und Verwerfungen.
Eitorfer Straße, Baracken, und Pestalozzistraße,
beides Ende der 1960er
Mit dem 2. Vatikanischen Konzil unter Papst
Johannes XXIII begann Mitte der 60er Jahre in
Europa eine neue Zeit, hergebrachte Sitten und
Gebräuche zu überdenken.
Fest verankerte Denkweisen und Lebensfor-
men in ideologischen Wertesystemen einge-
bettet entsprachen nicht mehr den Anfor-
derungen einer sich ständig verändernden Welt.
Der Versuch, die absolutistisch – stringente
Werteordnung der Nazis zu ersetzen durch
eine ebenso zentral gesteuerte humanere
gesellschaftliche Ordnung, führte in den werte-
stiftenden Gesellschaftsschichten zu den
herkömmlichen Vorstellungen christlicher
Prägung und in den Schulen zur Beachtung der
biblischen Regelungen: „Du sollst keine
fremden Götter neben mir haben.“
In – vor allem – katholischen Kreisen führten Wertevorstellungen solcher Art dazu, dass die
zentralistische Gedankenwelt der Nazis sicherlich durch eine andere humanere , aber auch
eine zentralistische Ideologie ersetzt werden sollte.
Die mit dieser Wertewelt verbundenen politischen Strömungen und die ihrer politischen
Gegner, die es ja auch gab, führten im Großen dazu, dass auch die Welt der Wissenschaften,
wie sie sich an den Hochschulen zeigte, von der jüngeren Generation in Frage gestellt wurde.
„ Unter den Talaren Muff von tausend Jahren“ plakatierte die 68er Jugend die konservativ-
orthodoxen Erscheinungsformen unserer Gesellschaft24.
25
Wie es zentralistisch - autoritäre Systeme so an sich haben, spielen „Mitwirkung“ oder
„Selbstbestimmung“ keine oder nur eine untergeordnete Rolle. Geläufige Riten und
ausgewählte Symbole dienten der Verfestigung orthodoxer Lebensformen, die einer
Weiterentwicklung mitmenschlicher Kommunikation entgegenstanden.
In einem Kommentar in der Schrift eines Lehrerverbandes verglich ein Kölner Lehrer
schulische Gepflogenheiten mit Regeln europäischer Essgewohnheiten. Er drückte das so aus:
„Unsere Etikette erlaubt es nicht, Fisch mit dem Messer zu essen, ebensowenig, wie
Kartoffeln mit dem Messer zu zerlegen.“ Es solle auch in Schulen Etikette als Manifestierung
schulischer Methoden unangetastet bleiben.
24 Bei der feierlichen Amtseinführung des neuen Rektors der Hamburger Universität am 9. November 1967 entfalteten Studenten ein Transparent mit dem Spruch Unter den Talaren – Muff von 1000 Jahren, der zum Symbol der 68er-Bewegung wurde (https://de.wikipedia.org/wiki/9._November und https://de.wikipedia.org/wiki/Unter_den_Talaren_%E2%80%93_Muff_von_1000_Jahren, abgerufen 17.11.2016) 25 https://www.ndr.de/kultur/geschichte/chronologie/talare2_v-vierspaltig.jpg, abgerufen 17.11.2016
16
Tabuisierung dieser Art regte die Nachdenklichkeit erst mal weniger Lehrerkollegen an.
Viele Schulpolitiker und mehrheitlich die Lehrerschaft blieb dem konservativen Denken
verhaftet. Die Skeptiker und die an Fortentwicklung Interessierten gehörten zur inaktiven,
schweigenden Minderheit.
Während in Berlin oder Frankfurt a.M. Versuche unternommen wurden, die überkommenen
Organisationsformen im Schulwesen zu überprüfen oder gar in Frage zu stellen und nach
Möglichkeiten zu suchen, künftig Mängel, die sich zwischenzeitlich ergeben hatten, weit-
gehend abzubauen, wachte man in Köln etwas später aus dem pädagogischen Schlaf auf.
Hier erkannten zuerst die Beamten des Schulamtes und der Bauverwaltung einen
Entwicklungsbedarf. In erster Linie seien hier erwähnt der damalige Beigeordnete Giesberts
(CDU) und die beiden Amtsleiter Dr. Heidecke (SPD), der spätere Regierungspräsident und
Präsident des Landesrechnungshofes, sowie Norbert Burger, später städtischer Beigeordneter
und langjähriger Kölner Oberbürgermeister.
Zu wenige und schlecht erhaltene Schulgebäude für neu entstehende Wohngebiete, so für
Chorweiler oder Holweide, standen der veränderten Population mit einem großen „Schüler-
berg“ entgegen.
Beherzt und getragen von dem Gedanken, dass „Anpassungsfähigkeit“ von Gebäuden,
Lehrerpersonal und Schülerschaft zukunftweisend werden sollten, entwickelten die
Verantwortlichen in der Schulverwaltung Modellvorstellungen für Schulzentren. Dort sollten
je nach aktuellem Bedarf sowohl die herkömmlichen Schulen des Sekundarbereichs
(Gymnasien, Realschulen, Volks- bzw. Hauptschulen) als auch zu entwickelnde integrative
Schulen einen vernünftigen Standort haben. Auch die Rückführbarkeit der Gebäude auf die
Bedürfnisse herkömmlicher Schulen ausgerichtet, sollte gewährleistet werden, wenn der Fall
eintritt, dass Schulversuche scheitern.
Man bedachte auch die letztlich entscheidenden Fragen nach den Auswirkungen auf den zu
erwartenden „laufenden“ Schulbetrieb.
Im damals noch existierenden Pädagogischen Institut der Stadt Köln wurden Lehrer
angesprochen, bei Vorschlägen für neue Lehrpläne ihre Erfahrungen einzubringen.
Aus Interesse an pädagogischer Weiterentwicklung hatte Karl Port in dieser Zeit
17
* Nebenamtlichen Unterricht erteilt im Schulversuch „9. Schuljahr der Volksschule“,
* im Rahmen der Volkshochschule einen Mathematik-/Rechenkurs für Strafgefangene
(damals noch im Klingelpütz) geleitet,
* im Pädagogischen Institut der Stadt eine Arbeitsgemeinschaft „Mathematik an
Realschulen“ ins Leben gerufen und geleitet.
* als Fachleiter am Bezirksseminar für Realschulen zu Lehramtsanwärtern und,
* als Vorsitzender der Fachgruppe Realschule (Köln) zu Realschullehrern Kontakt
gehalten.
Zudem arbeitete er in der „Erziehungswissenschaftlichen Landesstelle der GEW“ am Projekt
„Grundlagen der Unterrichtsdifferenzierung“ mit. Landesweit und lokal engagierte
Lehrer/innen, die an struktureller Aufarbeitung des Schulwesens interessiert waren,
dokumentierten hier ihre Anregungen.
Daraus ergab sich das Interesse des Schulträgers an der Mitarbeit Ports bei der Gesamtschul-
planung und andererseits Ports Interesse, hier mit zu gestalten.
Etliche Kommunen im Regierungsbezirk hatten wegen der Unterbringung der geburtenstarken
Schülerjahrgänge um Rat beim Regierungspräsidenten nachgesucht. Daraufhin richtete
Regierungspräsident Dr. Heidecke einen Arbeitskreis „Schulzentren“ ein, zu dem Port als
Vertreter der Lehrerschaft beigezogen wurde.
Nach Meinung breiter Bevölkerungsschichten waren unsere Schulen in den 50er Jahren ganz
gut geeignet, dafür zu sorgen, dass die Teilhabe des modernen Bürgers an existierenden
Institutionen und an zeitgemäßen Leitideen des Handelns gesichert werden konnte.
Das wohl- und prestigehabende Bürgertum konnte sich gut mit den Gegebenheiten abfinden,
auch über die tradierten Bildungseinrichtungen ihren Lebensstandart zu sichern.
Jedoch, die angesehenen Handwerker und Handelsleute, die ihren Söhnen und Töchtern eine
qualifizierte Ausbildung vermitteln wollten und bislang mit den guten Leistungen der
Volksschule und der Realschule zufrieden waren, erkannten, dass die in Hegemonie und
fremdbestimmter Abgeschlossenheit existierenden Bildungsstätten Deutschlands langsam
beeinflusst wurden durch Globalisierung, Internationalisierung etc.
18
In der achtjährigen Volksschule wurde damals keine Fremdsprache unterrichtet, natürlich
abgesehen vom Hochdeutschen, das für ne echte kölsche Jung gleichsam eine Fremdsprache
war.
Die sich entwickelnde Technik erforderte mehr mathematisch-naturwissenschaftliche
Kenntnisse. Allerdings drehten die Windmühlen der großen Politik nur ihre Räder, wenn sie
in der als richtig vermuteten kraftvollen Windrichtung lagen.
1967 der erste TI-Taschenrechner, 1971 der Intel 4004 mit 2.300 Transistoren aus der 10-Mikrometer-Fertigung
Welch ungeheurer Aufwand an administrativer
Kraft erforderlich war, die Oberstufe der
Volksschule in eine Hauptschule
umzuwandeln mit einer Fremdsprache und mit
mehr mathematisch-naturwissenschaftlichen
Angeboten, kann man heutzutage, zu Beginn
des 21. Jahrhunderts, kaum nachvollziehen.
„Das kostet alles zu viel Geld“, war die
Argumentation,
erheblich mehr Klassenraum für die
(neuen ) Jahrgangsstufen 9 und 10,
größere Verwaltungsräume als bislang etc.
Argumente solcher Art trugen dazu bei,
Schulversuche zur Kostenreduzierung
anzustreben, um die Finanzierbarkeit des städtischen Schulwesens in Grenzen zu halten.
„Schulzentren“ war bei solchen Überlegungen das Stichwort.
Tatsächlich kam Anfang und Mitte der 60er Jahre alles an Bedarf zusammen:
mehr Klassenräume für die Hauptschule,
erhöhter Lehrerbedarf,
bessere Medienausstattung.
Zu dem galt es – zumindest für die geschätzten nächsten zehn Jahre - den sogenannten
Schülerberg zu versorgen.
19
Durch flexible Nutzung der Raumzuordnung in einem Zentrum und einer gemeinsam zu
nutzenden inneren Einrichtung, wie Schüler- und Lehrerbüchereien, Medienräume für die
einzelnen Fächer etc. ließen sich – so die Auffassung des Schulverwaltungsamtes – die
Finanzierungsmittel erheblich reduzieren.
Die Stadt Köln – damals noch ohne die Vororte Porz und Rodenkirchen – plante vier
Standorte für Schulzentren/Gesamtschulen:
Köln – Chorweiler Köln – Zollstock
Köln – Holweide Köln – Höhenhaus.
Für jeden Standort war ein „Didaktischer Ausschuss“ vorgesehen.
So war die Stadt Köln gleichsam als „Gebärmutter“ mit Vierlingen gesegnet, die jeweils drei
Seelen in einer Brust vereinigten.
Wenn man die Realschule26 gemeinhin als eigene Schulform betrachtet, so könnte man sie im
Rahmen der Gesamtschulplanung als eine von mehreren Stammzellen betrachten, die sich
unter dem Einfluss temporär unterschiedlicher Umgebungen unterschiedlich entwickeln.
Hier beginnt nun der „embrionale Teil“ der Geschichte der Realschule Köln-Holweide, der
späteren Johann-Bendel-Realschule.
Die damals geschätzte Zeit für die Fertigstellung eines großen Gebäudekomplexes für ein
Schulzentrum lag zwischen fünf und acht Schuljahren27. Da der unterzubringende
„Schülerberg“ schon 1967/68 nach Versorgung drängte, war die Gründung
„provisorischer“ Schulen herkömmlicher Schulart erforderlich.
Wie sollte es jetzt weitergehen? Wohin fährt der Zug zur Weiterentwicklung etwa der
Sekundarstufe I?
Das breite Interesse an der Schulpolitik dokumentiert „mangelhaft – ungenügend: unser
Schul-System hat das Klassenziel nicht erreicht“ von Carl-Heinz Evers, eine umfangreiche
Artikelserie im Kölner Stadtanzeiger 1971:
26 sieha auch https://de.wikipedia.org/wiki/Realschule, abgerufen 15.10.2016 27 In der Tat wurde das Gebäude der IGS Holweide an der Burgwiesenstraße acht Jahre nach Aufnahme des Schulbetriebes von Realschule Holweide und Gymnasium Holweide bezogen
21
Karl Port
1968:
Die Städtische Realschule i. E. Köln-Holweide
und die Weiterentwicklung des Schulwesens in Köln
In Dienstgesprächen mit dem Schulträger (Schulverwaltungsamt der Stadt Köln) wurden
verschiedene Modellvorstellungen zur besseren Kooperation von Schulen der verschiedenen
Schulformen (in den Sekundarstufen I und II) diskutiert.
Der Schulträger sah in Karl Port einen der 'kooperationsbereiten' Realschullehrer, der die
Berücksichtigung überkommener Interessen seiner Schulform mit einbringen konnte. Im
schulpolitischen Raum tonangebend in der Stadt war die Sozialdemokratie, die mehr
Evolution als Umsturz anstrebte und sich von den konservativ-orthodoxen Vorstellungen der
damaligen mehr „nach rechts“ tendierenden CDU einerseits und von linksextremen
Gruppierungen andererseits unterschied, welche Strukturveränderungen des Schulwesens
radikal - revolutionär anstrebte. Einen allseitig akzeptierten Weg in der Weiterentwicklung
gab es nicht.
Im geplanten evolutionär-schrittweisen Vorgehen, wie es die Sozialdemokratie anstrebte, gab
es je nach beruflicher Bindung der Planenden sehr unterschiedliche Vorstellungen. Die
Vertreter der Volks-/Hauptschule sahen zum Ausbau der Hauptschule im 9. und 10. Schuljahr
unter Berücksichtigung wissenschaftlicher Schwerpunkte (Stichwort „Blaues Wunder“) die
Gleichwertigkeit mit der Realschule erreicht.
Die Realschule entwickelte Differenzierungsformen, die ab dem 9. Schuljahr sogenannte
Neigungsschwerpunkte umfasste, die eine Annäherung an gymnasiale Bildungsgänge
erleichtern sollten28: Fremdsprachlicher Zweig, mathematisch-naturwissenschaftlicher Zweig,
sozialwissenschaftlicher Zweig.
28 offenbar die alte Sehnsucht nach mehr Anerkennung, wie sie die Realgymnasien ab 1882 erfahren hatten, siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Realschule, abgerufen 15.10.2016
22
Hauptanliegen: Die Durchlässigkeit der Schulformen für Schüler (und Lehrer) zu erleichtern -
und das insbesondere in angestrebten Schulzentren zu ermöglichen.
Bestrebungen, die Kooperation von gymnasialer Oberstufe und Berufsbildenden Schulen in
einer Sekundarstufe II bzw. in einer so genannten Kollegstufe zu realisieren, erschwerten
auch die Planungen für die Kooperation in der Sekundarstufe I, was sich am Beispiel der
Fachoberschule erläutern lässt.
Das Vorhaben, das Schulwesen insgesamt zu erneuern und überschaubarer zu gestalten,
brachte so eine Verstärkung komplexer Sachverhalte mit sich, die die gesamte Planung
erschwerte.
Die Stadt Köln entschied sich als Schulträger für einen ersten Schritt zur Kooperation einer
Realschule mit einem Gymnasium – und das u.a. mit dem Ziel einer Integration der
unterschiedlichen Bildungsgänge, was folgendes Zitat aus dem Text der Stellenausschreibung
einer Schulleiterstelle an der „Städt. Realschule i.E. Köln-Holweide“ belegt:
Weiter heißt es dort:
23
Da seine Herkunftsschulform die Realschule war, wurde Karl Port gebeten, sich auf die
ausgeschriebene Stelle zu bewerben. So wurde Port Schulleiter der Städt. Realschule (i.E.),
die jetzt (2017) schon seit 50 Jahren besteht, und die 1967/68 mit dem Ziel gegründet worden
war, in einer Gesamtschule additiv neben dem Gymnasium oder integrativ zusammen mit
dem Gymnasium übernommen zu werden.
24
Zwei Schulen erproben Neues
Die beiden Eingangsklassen der Realschule wurden zusammen mit den beiden
Eingangsklassen des „Städt. Gymnasiums i. E. Köln-Holweide“ provisorisch in einem kleinen
„Barackenzentrum“ im Hinterhof der großen Deutzer Berufsschule untergebracht, zu der kein
weiterer Kontakt bestand.
In den „provisorischen“ Baracken, bis zum Abriss Anfang 2017 genutzt werden, erprobten die
beiden Kollegien von Realschule und Gymnasien kooperative Unterrichtsformen sowie auch
die kooperative Verwaltung der Schule.
Eitorfer Straße vor 1969
Im ersten Halbjahr war Port für beide
Schulen eher ein Faktotum als ein
Schulleiter oder Stellvertreter. Herr Dr.
Helmut Liedtke, für Fragen der
Kooperation aufgeschlossen, hielt sich als
designierter Leiter des Gymnasiums i.E.
sehr zurück. Der Errichtungserlass für die
beiden Schulen i. E. ließ auf sich warten.
Formal und administrativ waren die vier
Klassen vorläufig benachbarten Schulen,
der Realschule Köln-Deutz bzw. dem
Gymnasium Thusneldastraße zugeschlagen.
Jede kleine Rechnung zur Anschaffung
von provisorischen Einrichtungsteilen
musste Port entweder in der RS Köln -
Deutz oder in der Thusneldastraße
abwickeln (lassen).
Für den gemeinsamen Stunden-
plan war Port zuständig. Einige
für einzelne Stunden abgeordnete
Lehrer von anderen benachbarten
Schulen mussten in unserem Plan
sinnvoll berücksichtigt werden
und unser Plan mit den Plänen
der Nachbar-schulen in Einklang
stehen.
Von einem Schulzentrum waren
wir noch weit entfernt. Diese
noch nicht von oben genehmigte
Zusammenarbeit stand auf unsi-
cherem Boden.
Seitens der Schulaufsicht des
Schulkollegiums Düsseldorf für
den Gymnasialteil und der
Realschulaufsicht beim Regie-
rungspräsidenten war die Koope-
ration gar nicht gerne gesehen, da
sie Mehrarbeit mit sich brachte.
Jede Aufsicht sieht die Gefahren
einer „Struktur-Bereinigung“ des
Schulwesens für ihre tradierten
„Erbhöfe“ und für die zugehö-
rigen Beamtenstühle, auf denen
man sich ja so wohl fühlte.
Bilder Schulhof, Klassenzimmer, Lehrerzimmer, gemeinsames Schulleiterzimmer von Karl Port, Straßenschild Stefan Weigang Jedoch, die Kollegien in Köln-Deutz, Eitorfer Straße arbeiteten recht freundschaftlich-
kollegial zusammen – trotz der unterschiedlichen Besoldung für gleiche Tätigkeiten! Die
Gymnasiallehrer arbeiteten zur Hälfte ihrer Pflichtstunden in den Realschulklassen, die
Realschullehrer dementsprechend in den Gymnasialklassen.
Gemeinsame Ausflüge der Kollegien sollten die Kooperationsfreude stärken, wie ein
gelungener Ausflug nach Altenahr mit Wanderung zur Burg Are bestätigte.
Die Stadt Köln, am Gelingen der Kooperation interessiert, gab auch Sonderaufträge, um dem
Zusammenwachsen der beiden Schulen Anstöße zu geben.
So regte der damalige Leiter des Schulverwaltungsamtes Norbert Burger - übrigens der
engagierteste Vertreter des Schulversuchs - an, eine Parallelisierung der Stundenpläne von
Gymnasial- und Realschulklassen zu erproben, um stundenweise Schülerbewegung (für
Leistungs- und Neigungsdifferenzierung) zu ermöglichen.
Das vorgeschlagene Verfahren konnte wohl für den Unterricht in den Hauptfächern
ermöglicht werden, aber die ermöglichte Differenzierung nach thematischen Schwerpunkten,
nach Leistungsvermögen oder Neigung der Schüler blieb wegen der allzu komplexen
Realitäten nur bei geringen Erfolgen.
Besser funktionierte der Versuch mit einer „epochalen thematischen Differenzierung“, z. B.
Mathematiklehrer X erteilt im 1. Halbjahr in den Klassen 5a und 5b Geometrie, Lehrer Y in
den Klassen 5c und 5d Algebra. Im 2. Halbjahr sollte dann Lehrer Y Algebra in 5a und 5b
erteilen und Lehrer X Geometrie in 5c und 5d.
27
Diese Regelung sollte ein erster Schritt sein, die Lehrer an die unterschiedlichen
Leistungsanforderungen in den Realschul- und Gymnasialklassen zu gewöhnen und so auch
die verschiedenen, bisher im Einzelnen nicht bekannten Lehrpläne zu durchdenken. Hierdurch
würden auch Anregungen für eine landesweite Lehrplanüberarbeitung gegeben, die dringend
erforderlich war.
Dass eine derartige Unterrichtsstrukturierung sinnvoll sein kann, zeigen langjährige
Erfahrungen mit dieser Unterrichtsstrukturierung (durch epochale thematische
Differenzierung) an einer Realschule in der Nähe von Aachen.
Erfolgreich war auch die schulformübergreifende Betreuung der Schüler mit isolierter
Rechtschreibschwäche.
Schwimmen im Deutzer Bad, jetzt das Hotel Stadtpalais
Gleichwohl brachten die äußeren
Unterrichtsbedingungen mehr und
mehr Schwierigkeiten für die
Integration des Unterrichts mit sich:
Das „Baracken-Zentrum“ hatte
keine Turnhalle, keine naturwis-
senschaftlichen Räume, gar keine
weiteren Fachräume.
Außerdem – und schwerwiegend –
machte das Schulkollegium
Düsseldorf als Aufsichtsbehörde
für gymnasiale Bildungsgänge
geltend, der Einsatz von Gymna-
siallehrern in Realschul-klassen sei
rechtswidrig. Damit war für die
personelle Integration der Boden
entzogen. Der Einsatz der Real-
schullehrer in Gymnasial-klassen
war jedoch weiter möglich.
Hier zeigte sich zum ersten Mal, dass die Zeit für
die Integration der Schulformen noch nicht
gekommen war.
Broschüre der ASL Köln (Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Lehrer, komplett auf unter www.geschichtswerkstatt-muelheim.de)
29
Die Lehrer an der Realschule empfan-
den diese Entscheidung als Konfron-
tation gegenüber dem Vorhaben einer
guten Zusammenarbeit. Bekannt war,
dass viele Gymnasien im Lande zur
Abmilderung ihres permanenten
Lehrermangels aus ihren normalen
Planstellen (für das höhere Lehramt)
schon jahrelang Lehrer mit der Lehr-
befähigung für Volksschulen, Real-
schulen, Berufsschulen rechtlich
korrekt bezahlten. Dieser Personenkreis
war also gut genug, den anspruchs-
vollen Gymnasialstatus mitzutragen.
Eine sachliche Begründung für die
Aufkündigung der Zusammenarbeit
war nicht offenkundig. Übrigens waren
auch Lehrer mit Zusatzprüfung für das
gymnasiale Lehramt hauptamtlich in
der Realschule tätig, die sich
lobenswerterweise nicht zu schade
waren, auch Real- oder Hauptschüler
zu unterrichten.
Eitorfer Straße im Herbst 2014
Die Schule war in die schwelende Auseinandersetzung zwischen der aufmüpfigen Jugend der
68-iger Jahre und dem Establishment, also der Vertretung der herkömmlichen Schullandschaft
Abriss Anfang 2017
geraten. Dem Vorwurf der
jungen Generation „Unter den
Talaren Muff von tausend
Jahren“ stellte das Establish-
ment entgegen „Wir lassen uns
doch nicht unterwertig ein-
setzen.“
Karte: www.openstreetmaps.org
Immer mehr gesellschaftliche,
schulpolitisch interessierte
extreme Gruppierungen (von
Links- oder Rechtsaußen)
mischten sich, teilweise sehr
derb, in die ideologischen
Auseinandersetzungen um
unser Schulwesen ein.
Für den Ausbau der
Kooperation von Gymnasium
i.E. und Realschule i.E. waren
die Integrationsbemühungen
praktisch gescheitert.
31
Konkrete Überlegungen für Holweide, Aus: Broschüre der ASL Köln (komplett auf unter www.geschichtswerkstatt-muelheim.de)
32
Die Schulen werden getrennt
Im Jahre 1969 waren die beiden kooperierenden Schulen auf insgesamt 6 Klassen ange-
wachsen und das Baracken-Zentrum zu klein geworden. Eine gemeinsame Unterbringung an
einem anderen Ort war wegen des allgemeinen Mangels an Schulraum nicht möglich. Eine
Zerschlagung der neu gegründeten Schulen in eine gemeinsame Erprobungsschule oder eine
gemeinsame Differenzierungsstufe (für die Klassen 9 und 10) und Aufteilung auf verschie-
dene Standorte war aus verschiedenen plausiblen Gründen Unsinn.
Es kam nur eine örtliche Trennung der gesamten Realschule von dem gesamten Gymnasium
in Frage. Damit war das faktische Ende der ersten Versuchsphase mit einer zunächst “koo-
perativen Schulform” Gesamtschule eingeleitet.
Vorgesehen für getrennte Standorte waren einerseits Schulbaracken in Köln-Holweide und
andererseits das Gebäude der inzwischen verlegten Berufsschule in Köln-Mülheim in der
Pestalozzistraße.
Danzierstr. 146a,Foto D. Heiermann, Rheinisches Bildarchiv, RBA L 16 167/1
Für die Realschule i.E. fiel das Los auf das Gebäude Pestalozzistraße. Gegen Ende des
Schuljahres 1968/69 erfolgte dann der Umzug. „Das Gebäude hat mich übrigens gesund
gehalten: der Bioraum war oben, der Chemieraum unten. Beim Stundenwechsel musste ich
Treppen laufen – rauf und runter. Fitnesstraining pur. Jetzt, nach dem Umbau zu einer
33
modernen Schule, ist sogar ein Aufzug eingebaut. Der Inklusion wegen. Es gab damals
allerdings noch kein drittes Stockwerk. Die Treppen hörten unter dem Speicher auf. Sehr zur
Freude einiger Schüler, die sich in den Pausen oben versteckten um Ruhe zu haben. Lehrer,
die Aufsicht führten, musste immer ganz oben nachschauen und die armen Kinder raus, an die
frische Luft, schicken.“ Miro Schmitz-Honhoff).
Bergischer Ring, Blick vom Bull Hochhaus, Foto: Stadtkonservator Köln, C. Körber-Leupold
Miro Schmitz-Honhoff stellte aber auch fest, „Die Gesamtschule Holweide lag in einem
anderen Viertel, wir fühlten uns nicht mehr zugehörig. Eine Abstimmung erbrachte, dass wir
als eigenständige Realschule in Köln Mülheim bleiben würden. Wir hatten das Kollegium, die
Schüler aus Stammheim, Holweide und Mülheim und das Gebäude lieb gewonnen.“
Die Realschule entwickelt sich
In den Schuljahren 1969/70 bis 1972/73 entwickelte sich die Schule sehr positiv. Das
Lehrerkollegium wuchs und war engagiert. Weltaufgeschlossenheit war ein Merkmal der
Schule. Ausländische Lehrkräfte – die Niederländerin Schmitz-Honhof und der Amerikaner
Kevin Casey – brachten internationales Flair in die Schule. Beide unterrichteten bis zur
Pensionierung in der Schule Pestalozzistraße.
34
Nicht nur die Schüler_innen waren begeistert, dass sie im Unterricht die Sendung „Sesame
street“ sahen, das damals noch englischsprachigen Original der „Sesamstraße“.29
Aus den Niederlanden nach Köln. Miro Schmitz-Honhoff erinnert sich
1969 lernte ich meinen Mann, Elmar Schmitz, kennen. 1971 haben wir geheiratet. Juni
1970 war klar, dass ich versuchen würde in Köln eine Stelle als Lehrerin zu finden.
Ich bekam vom Amt eine Liste mit Schulen, die mich gebrauchen könnten. Es herrschte
großer Lehrermangel. Die Schul-Auswahl war groß. Schon bei meiner 2. Bewerbung,
beim Herrn Port an der Aufbau-Realschule Holweide, konnte ich einen Vertrag
unterschreiben. Das erste halbe Jahr auf Stundenlohn Basis, auf Probe. Interessant
war, dass die Schule an der damaligen Pestalozzistraße stand. Sie gehörte aber zu der
noch zu bauende Gesamtschule Holweide. Herr Port stand offen für ausländische
Lehrkräfte. Er stellte auch Herr Casey aus den USA und eine Dame aus Peru ein. Das
gefiel mir gut.
Am 1. Februar 1971 wurde ich fest angestellt. Ich musste mich ans Deutsche
Unterrichtsystem gewöhnen. Eine Aufbau-Realschule bedeutet, dass ab Klasse 5
langsam eine Schule wachsen kann. Im nächsten Jahr gibt es die Klassen 5 und 6. Im
übernächsten 5,6 und 7. Da kam ich dazu und lernte sehr nette engagierte Kollegen
kennen: Frau Andert, Frau Meurer, Frau Wächter. In den Niederlanden hatte ich
schon an Montessorie-, Daltonschulen und auf einer Berufsschule Erfahrungen
gesammelt. Jetzt musste ich mich daran gewöhnen, alleine mit einer ganzen Gruppe
deutsche Schüler Unterricht zu gestalten. Da es noch wenige Lehrer gab, mussten wir
bereit sein alle Fächer zu unterrichten. Neben Mathematik und Biologie habe ich
Nadelarbeiten und die Technik des Webens eingeübt. Es war ganz schön lustig, da ich
viele Fehler im Satzbau und bei der Wortwahl machte. Es wurde mit Humor
genommen. Ganz im Anfang habe ich die Schüler auch gesiezt. Bis ein
Klassensprecher mich offiziell gebeten hat, doch zu duzen. Erst in der Gymnasialen
Oberstufe würde man siezen.
Allerdings waren nicht alle Kolleg_innen der Realchule gleich. Miro Schmitz-Honhoff nahm
an Fortbildungen teil und wurde Spezialistin für Sexualkunde und Drogenbeauftragte der
Schule. „Ein erstaunlicher Werdegang. An Fortbildungen, die mir das Recht auf eine höhere
29 startete am 10. November 1969 im US-Fernsehen, 5 Folgen sendeten NDR und WDR im April und Mai 1971, ab Januar 1973 wurden deutsche Fassungen hergestellt; https://de.wikipedia.org/wiki/Sesamstra%C3%9Fe, abgerufen 3.12.2016
35
Gehaltstufe gebracht hätten, durfte ich nicht teilnehmen. Aber die Verantwortung für eine
vernünftige Aufklärung und Erziehung wurde mir locker überlassen.“ Ein WDR-Interview mit
ihr ließ sich nicht genau datieren und daher nicht im WDR-Archiv finden.
Das Kollegium war inzwischen auch zahlenmäßig dem Lehrerbedarf einigermaßen angepasst.
(Man darf nicht vergessen, in diesen Jahren war der Lehrermangel allenthalben sehr groß.)
1970 (Bild: Port)
Die Lehrer_innen mussten auch Fächer unterrichten, die sie nicht studiert hatten. Miro
Schmitz-Honhoff berichtet:
Fortbildung war wichtig. Schon bald hatte ich das kleine und das große Goethe-
Diplom abgelegt. Ich nahm an einem Biologiekurs teil, nicht wegen der Biolo-
giekenntnisse, aber wegen der Sprachkenntnisse. Ich musste doch die richtigen
Begriffe flüssig benutzen können. Es folgten Mathematik und Chemie als Zusatz-
ausbildung für fachfremde Lehrer. So konnte ich auch Klassenlehrerin werden, da ich
jetzt mehr Stunden mit meinen Schülern verbringen konnte. Statt nur 2 Stunden Bio,
konnte ich jetzt dazu 4 Stunden Mathe und später auch 2 Stunden Chemie unterrichten.
Genug um „meine“ Klasse im Werdegang zu begleiten. Nächstes Jahr (2017) wird ein
Klassentreffen zum 40sten stattfinden!
36
Die Medienausstattung war – im Vergleich mit anderen Schulstandorten – recht ordentlich;
ein Tageslichtprojektor war selten, wir hatten einen. Sogar einen „Computer“, der eigentlich
für die von der Pestalozzistraße weggezogene Berufsschule vorgesehen war, durfte die
Realschule beschaffen lassen.
Es war ein programmierbarer Tischrechner
(Algotronic und 2 Lochstreifenstanzer /leser), der
wurde im Fach „Angewandte Mathematik“ und zu
Experimenten für die Leistungsüberprüfung der
Schüler stark eingesetzt wurde.
Unsere Versuche neue Wege zu gehen, weckte das
Interesse des damaligen Bezirksseminars für die
Ausbildung der Realschullehrer/innen, die den
Schulleiterzimmer 1970, mit elektrischer Schreibmaschine links (Bild: Port)
Einsatz ihrer Lehramtsanwärter/innen im Unterricht der Pestalozzi-Realschule ermöglichte.
So wurden die damals in den Schulen der Sekundarstufe I noch unterentwickelten Unter-
richtsformen der Partner- oder Gruppen arbeit verstärkt, die Partnerschaft Lehrer/Schüler
erweitert und die Lern- und Arbeitsmotivation für Lehrerkollegium und Schülerschaft
37
ohne Jahr (Bild: Port)
verstärkt. Sozial reversible Massnahmen und Entscheidungen wurden angestrebt.30
Alle Anstrengungen zur Innovation des Unterrichts und der Kooperationsmöglichkeiten
waren natürlich auch als Vorbereitung auf die zu erwartende Zusammenarbeit in einer
kommenden Gesamtschule gedacht.
In der GEW-Fachgruppe Realschulen arbeitete Port mit den Kollegen in diese Richtung:
30 vgl. Tausch/Tausch, Erziehungspsychologie. Begegnung von Person zu Person, Göttingen usw., 9. Aufl 1979, S. 170
39
Port hatte die angesprochene Phase als eine Zeit echter Weiterentwicklung erlebt und es
später sehr bedauert, durch Umstände, auf die wir später zu sprechen kommen, nichts anderes
übrig blieb, aus diesem Aufbruch in neue Gebiete der schulischen Pädagogik auszuscheiden.
Allerdings versicherte ihm das sich verabschiedenden Kollegium, dass es befähigt und
gerüstet, dass es stabil genug sei, den eingeschlagenen Weg der Innovationen, konsequent
weiter zu gehen.
Kurze Erinnerung an eine schöne Zeit in der RS Danzierstraße Ca 1972-1975
Von Theda Beddies
Im Sommer 1972 kam ich an die RS Danzierstraße, aus einer sehr konservativ bis autoritär geführten
Schule. Was mir sofort auffiel und die folgenden Jahre prägte, war die andere Form der Schulleitung:
Konferenzen wurden in den Tagesordnungspunkten ergebnisoffen angelegt, Anregungen, auch wenn
sie für jene Zeit fast „revolutionär“ schienen, ausführlich diskutiert, jede Wortmeldung wurde ernst
genommen. Diese Art der Schulleitung übertrug sich auch in die Fachkonferenzen.
Im Fachbereich Deutsch haben wir den geltenden Lehrplan in einigen Klassen tüchtig berupft: alles
unter dem Motto: Wir wollen nicht nur kalten Humbold, sondern eine zeitnahe Schule.
Mit großer Mehrheit wurde zum Beispiel beschlossen, nicht nur klassische Literatur des 18. Und 19 Jh
zu lesen, sondern an die Stelle moderne Jugendbücher zu setzen, die teilweise von einzelnen Kindern
aus Klassen selbst vorgeschlagen wurden, oder Texte auszuwählen, die sich mit der jüngsten
deutschen Vergangenheit beschäftigen, z. B. „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“ von Judith Kerr
Der Schulleiter ließ uns gewähren und unterstützte uns in unserem Bemühen.
40
Judith Kerr, When Hitler Stole Pink Rabbit, engl. original 1971, Als Hitler das rosa Kaninchen
stahl, aus dem Engl. übertr. von Annemarie Böll, Ravensburg 1973. 1974 mit dem Deutschen
Jugendliteraturpreis als „herausragendes Kinderbuch“ ausgezeichnet, 1978 vom WDR für die
ARD verfilmt
Port war klar, dass der Standort Pestalozzistraße für die Aufbauzeit der Gesamtschule
Holweide für die Realschule die angenehmere vorteilhafte „kurzfristige“ Lösung sei.
Was in den weiteren Jahrzehnten aus der Schule an der Pestalozzistraße wurde, muss an
anderer Stelle berichtet werden.
Pestalozzistraße (Karte: www.openstreetmaps.org, 12 Bilder: Weigang)
43
Druck aus den Behörden
Dass die Realschule damit faktisch aus der didaktischen Planung der neuen Schule ausschied,
wurde zurecht befürchtet. Es wurde mehr und mehr deutlich, dass Port als Vorsitzendem des
pädagogischen Planungsausschusses der Gesamtschule der Stuhl unterm Hintern – vermutlich
unüberlegt – weggezogen war. Dass er langfristig kaum Einfluss auf die Ausgestaltung der
Gesamtschulplanung nehmen konnte, sah man im Schulverwaltungsamt der Stadt ähnlich.
Inzwischen war über Nordrhein-Westfalen eine Gründungswelle für neu zu errichtende
Gesamtschulen hereingebrochen. Bereits 1969 hatten sieben Gesamtschulen in NRW den
Unterricht aufgenommen, sieben weitere in der Zeit bis November 1972. Das
Kultusministerium hatte keine klare Linie, wie die didaktische Planung institutionell und
personell geregelt werden sollte.
Mit einem Erlass vom 9. November 197031 griff der Kultusminister NRW mit stärkeren
Regulierungen in die Gesamtschulplanung ein. Für jede Gesamtschule wurde ein
“Didaktischer Ausschuss” eingerichtet. Der Ausschussvorsitzende wurde vom übergeordneten
Planungsausschuss gewählt und vom Kultusminister bestätigt.
31 Richtlinien für die Zusammensetzung und Arbeitsweise der Ausschüsse zur Planung von Gesamtschulen in NRW
44
Für die Gesamtschule Holweide wurde Port gewählt und die Wahl vom KM bestätigt.
Die Ausschussarbeit war sehr kooperativ. Die Vertreter der verschiedenen Schulformen und
die Wissenschaftler arbeiteten vertrauensvoll an einer allgemein akzeptierten Konzeption für
die Schule. Auch der Informationsaustausch mit Didaktischen Ausschüssen in anderen
Regierungsbezirken war ergiebig.
Von einer Unterrichtsaufnahme in Köln war jedoch noch lange nichts zu erkennen. Wiederum
liess sich das Ministerium dazu herab, erneut einzugreifen. Im November 1972 schickte es
neue Richtlinien an Schulen und Schulverwaltungen, worin vermerkt wurde:” Ziffer 3 –
Didaktischer Ausschuss” - der Richtlinien vom 9. November 1970 (siehe Fußnote 1) wird
aufgehoben. Es heißt weiter (in Ziffer 2):
“(Die bisherigen Erfahrungen und Vorarbeiten) verändern die
bisherige Funktion des Didaktischen Ausschusses dahingehend, dass
es nicht mehr seine Aufgabe ist, allgemeine und fachliche Teile eines
Curriculums für die Gesamtschule neu zu entwickeln, sondern die
vorliegenden Erfahrungen der bisherigen Gesamtschulen
aufzuarbeiten und auf diese Weise die zukünftigen Kollegen einer zu
errichtenden Gesamtschule auf ihre Tätigkeit vorzubereiten.”
Die Stadt Köln – als Schulträger – erstrebte, dass für alle Gesamtschulen der Stadt ein
abgestimmtes Konzept den Vorlagen nachempfunden werden und den zukünftigen Lehr-
kräften im Rahmen der Fortbildung vermittelt werden sollte.
45
Sie richtete einen einzigen Didaktischen Ausschuss für die Planung der – d.h. wohl aller –
Kölner Gesamtschulen ein. Für den Vorsitz wurde im Schulamt eine (städtische) Planstelle
A15 eingerichtet. Am 15.06. 1972 beschloss der Stadtrat (einstimmig), Port für diese Stelle zu
berufen. Finanziell gesehen eine attraktive Angelegenheit.
Allerdings ergaben sich aus der Regelung nach den Richtlinien vom 9. November 1970 und
Nov. 1972 “Planungslücken”. In Ziffer 3.1 des 1972er Erlasses ist geregelt, dass vor allem
zukünftig an der Gesamtschule tätige Lehrer in den Ausschuss aufgenommen werden sollten.
46
Als städtischer Verwaltungsbeamter - und zugleich ausgeschiedener Lehrer – wäre Port nur
ausnahmsweise und wahrscheinlich ohne Stimmrecht beteiligt worden.
Die Realschule befasst sich immer wieder mit der kommenden IGS
1972, also noch zu erwartende drei Jahre vor der Eröffnung des Schulbetriebs, sollten also
“die zukünftig an der Gesamtschule tätigen Lehrer” die Stammmannschaft des didaktischen
Ausschusses sein. Aber gerade in dieser Zeit konnte kein Mensch drei Jahre vor Eröffnung
des Schulbetriebs, vor allem kein Beamter, visionär vorausahnen, wieviel Planstellen eine
neue Schule hat und welche potentiellen Lehrkräfte die Schule haben wird. Eine namentliche
Benennung ist also faktisch unmöglich. In der Mathematik würde man sagen: Der didaktische
Ausschuss ist (vorläufig) ein Beispiel für eine leere Menge. Auch ein Vorsitzender ist kein
Element einer leeren Menge.
47
Für Port war die A15-Stelle wohl ein großzügiges Angebot der Stadt – nur wenig realistisch.
Er wäre – als Nicht-Zuständiger - regelrecht verschaukelt worden zwischen
Kultusministerium, Regierungspräsident, Schulträger und der Schule selbst.
Port resignierte und nahm die Stelle nicht an. Statt dessen bewarb er sich um eine freie
Dezernentenstelle als Oberschulrat beim Regierungspräsidenten in Köln, wo er dann (im
Oktober 1973) zum Zuge kam.
Die für Port vorgesehene Stelle im Schulverwaltungsamt der Stadt Köln wurde nicht wieder
besetzt.
48
„Port wird kaltgestellt“
Nach diesen Ereignissen kam es unter ehemaligen Schülern zu dem Gerücht “ Port wird
kaltgestellt“. Offensichtlich weil im „Heimatbuch Holweide“32 , das 1988 erschienen war, die
Gründung eines Gymnasiums Holweide erwähnt, die gleichzeitige Gründung der Realschule
Holweide jedoch ausgelassen wurde. Auch die von der Stadt Köln geforderte enge integrative
Zusammenarbeit von Realschule und Gymnasium Holweide und die Vorarbeit der Realschule
für die Gesamtschule werden im Heimatbuch nicht erwähnt.
Falsch ist dort auch, dass das Provisorium der Schule auf dem Gelände des Gymnasiums
Thusneldastraße errichtet worden sei. Vielmehr war es das Gelände des großen
Berufsschulkomplexes in Köln-Deutz, wo die „Pavillons” bis Anfang 2017 benutzt und dann
abgerissen wurden. Die gesamte Einrichtung, Schulleiter- und Lehrerzimmer, Klassenräume,
Lehr- und Lernmittel waren der Realschule zugeordnet. Selbst das gemeinsam benutzte
Schultelefon wurde dem Etat der Realschule entnommen. Es wurde nie artikuliert, dass damit
Vorrechte oder Nachteile für je eine der beiden Schulen verbunden waren. Was die
Inventarisierung anbelangt, entfiel die Verwaltungsarbeit auf die Realschule - für den
Schulträger war das einfacher.
Die Aufbauarbeit des Lehrerkollegiums und einer hochmotivierten überwiegend Holweider
Schülerschaft der Realschule fällt im „Heimatbuch“ leider unter den Tisch. Der Bericht
beruht gewiss auf der Kenntnis/Unkenntnis der dort genannten Kollegin, die 1967 bis 1969
noch nicht dem Gründungskollegium der geplanten Gesamtschule Holweide angehörte.
32 Heimatbuch Holweide, herausgegeben von der Bürgervereinigung Köln-Holweide e.V., Köln 1989, Seiten 125 f.
49
Später lässt dieselbe Zeitzeugin Heinz Lehmbruck Ungenauigkeiten zur frühen Geschichte
von Realschule/Gymnasium und IGS behaupten33. In einer anderen Schrift unterschlägt sie
die konzeptionelle Vorarbeit durch die Realschulkolleg_innen ebenfalls34. Sie wiederholte
2015 zum 40jährigen Bestehen der Gesamtschule, „Holweide war eine Dependance des
Thusnelda-Gymnasiums“. Angeblich lernten die Schüler „in Baracken, neben denen die
Gebäude der Gesamtschulen gebaut wurden.“35
Neue Planungsgruppen
Bleibt zu erwähnen, dass die bisherige Mitarbeit der Lehrerkollegien aus Hauptschule,
Realschule und Gymnasium im Didaktischen Ausschuss keine rechtlich geregelte Grundlage
mehr hatte.
Die Zeit zwischen der Auflösung der Didaktischen Ausschüsse 1972 und der Neuaufnahme
der didaktischen Planung Mitte 1974 (mit geänderter Zielsetzung) verunsicherte die weiterhin
interessierten LehrerInnen, vor allem der Hauptschulen und Realschulen.
Die Gymnasiallehrer_Innen waren quasi “geborene” Mitglieder des für 1974
vorgesehenen Didaktischen Ausschusses, denn das Holweider Gymnasiums war ab 1975
im neuen Gesamtschulgebäude und sollte dort auslaufen. Die Kolleg_Innen erwarteten
eine weitere Beschäftigung in der IGS.
Diese Gewissheit bestand für die Lehrer der Realschule nicht mehr, obwohl sie schon
teilweise schon 1967 dem Schulträger ihre Zustimmung gegeben hatten, eine Planstelle in
der Gesamtschule zu übernehmen.
Die Verunsicherung der Hauptschul – und Realschullehrer, die ihre Motivation mitzuarbeiten
in Frage stellten, drängte nach einer neuen Konzeption zur weiteren Planungsarbeit.
Inzwischen erkannte auch der Schulträger, die Stadt Köln, den Handlungsbedarf und suchte
nach Zwischenlösungen.
33 Heinz Lehmbruck, Das Elend der Chancengleichheit. Gesamtschul-Bewegung in Köln, in: Die Stadt, das Land, die Welt verändern! Die 70er/80er Jahre in Köln - alternativ, links, radikal, autonom, hg. v. Reiner Schmidt, Anne Schulz und Pui Schwind, Köln 2014, S. 292 – 295. Siehe auch http://stadtlandwelt.org/ 34 Anne Ratzki, Wolfgang Keim, Michael Mönkemeyer, Barbara Neißer, Gudrun Schulze-Wensky, Hermann Wübbels, Hg., Team-Kleingruppen-Modell Köln-Holweide. Theorie und Praxis, Frankfurt 1996 (= Studien zur Bildungsreform, Bd,. 28), S. 42-64, bes. S. 42. Vgl. http://www.gehw.de/jts/index.php/profil/team-kleingruppen-modell, http://www.igs-holweide.de/seiten/schulprogramm/800/1.html und https://de.wikipedia.org/wiki/Team-Kleingruppen-Modell, alles abgerufen 18.2.2017 35 Kölner Stadtanzeiger vom 25.5.2015, ksta.de/koeln/bildung-in-koeln-das-erfolgsmodell-gesamtschule-feiert-jubilaeum-1150146, abgerufen 18.2.2017
50
In Beratung mit Mitgliedern der bisherigen Didaktischen Planungsausschüsse wurde die Idee
geboren, sich um andere mögliche Ausschüsse der Zentralen Planungsgruppe zu bemühen.
Ohne Genehmigung durch das Kultusministerium würde sich jedoch das entstandene Vakuum
im “TOP-DOWN” der Planungsarbeiten vergrößern, beurteilten die Vertreter der bisherigen
Planungsgruppen im Kölner Raum die Situation.
So schrieben denn die Vertreter der (alten) Didaktischen Ausschüsse,
* Herr Wieners für die Geamtschule Porz,
* Herr Heineke für die Gesamtschule Berg. Gladbach und
* Karl Port für die vier Kölner Gesamtschulen
beherzt einen Brief an den Kultusminister und regten eine Tagung an, in der die weiteren
Planungsschritte erörtert, beschrieben und fixiert werden sollten. Das Ministerium zog bald
die Konsequenzen und organisierte eine Gesamtschultagung in Köln, die vom 07.06. bis
09.06. 1972 stattfand.
Die an den geplanten Erlassen beteiligten Referenten (aus dem Kultusministerium und den
arbeitenden Gesamtschulen) referierten über die weitere Ausgestaltung des nordrhein-
westfälischen Gesamtschulversuchs.
Es referierten:
o Kultusminister Jürgen Girgensohn
über die derzeitige Schulpolitik in Bund und Land
o Dr. Rommel
über die Schwerpunktverlagerung der Didaktischen Planung
o Dr. Edelhoff (Gesamtschule Fröndenberg)
über Differenzierung und Integration in der Gesamtschule,
im wesentlichen übereinstimmend mit seinem Beitrag im beigefügten Heft (Anlage ..)
o LMR Schumacher
über Organisationsstrukturen in der GS
o Prof. Reiff (PH Ruhr, Abt. Dortmund)
über Sozialisation in der GS.
Als Protokollführer durfte Port die behandelten pädagogischen und organisatorischen
Gesichtspunkte zusammenfassen. Sie sind wiedergegeben im 2. ergänzenden Bericht der
Stadt Köln zur Gesamtschulplanung vom 20.6.1972.
51
Die angekündigten Erlasse ließen jetzt nicht mehr auf sich warten. Sie sind in einem
Sammelband “Gesamtschule in Nordrhein-Westfalen”, Juni 1973, Seiten 27 ff. veröffentlicht.
(Evtl. Als Anlage beifügen)
Eine erste Konsequenz aus den Neuregelungen war die Einberufung der “Zentralen
Planungsgruppe” – für ihre 5. Sitzung am 27.09. 1973. Hier das Einladungsschreiben mit
Tagesordnung und aktualisiertem Verteiler (Mitglieder der Zentralen Planungsgruppe):
52
Für die GS Holweide beschloss das Gemium u.a. eine Projektgruppe „Organisations- und
Struktur-Ausschuss für die GS Holweide“. Eine erste Tagung fand am 18.09.1973 statt. Dazu
berichtet das Protokoll:
53
An Protokoll und Teilnehmerliste erkennt man:
1. Es gibt keinen ständigen Vorsitzenden, stattdessen das “Rotationsprinzip”.
2. Je 2 LehrerInnen vertreten hier ihre Schulform (HS, RS, Gym.)
3. Ein Mitarbeiter des Schulverwaltungsamtes vertritt den Schulträger.
Nach und nach wurden für den Standort Holweide die konkret anstehenden Organisations-
und Strukturierungaufgaben reflektiert. Da die Wiederaufnahme der Planung in den
Didaktischen Ausschüssen – gemäß Erlass – erst Mitte 1974 möglich war, war die
Projektgruppe für Holweide eine sinnvolle Zwischenlösung für das anstehende Vorhaben.
Nach Ports Ausscheiden aus diesem Projekt wurde die RS Holweide in der Projektarbeit
vertreten durch Herrn Spannaus und Frau Andert.
Die kommende IGS blieb also bis 1975 ein Thema für die Realschule Holweide. Karl Port
informierte in Elternversammlungen über das kommende Schulmodell und ihre Vorteilefür
die Schüler_innen:
58
Karl Port erlebt Druck von links
Was mich zum Resignieren veranlasste, war etwas anderes: Wegen mangelndem Konsens in
der kollegialen Zusammenarbeit bei der bisherigen Gesamtschulplanung hatte ich die Nase
voll.
Es ist heute, 2017, vielfach in Vergessenheit geraten, dass die Gründungszeit der Realschule
Holweide als ein „Prototyp“ der Gesamtschule in die sogenannten 68er Jahre fiel. Kollegiale
Zusammenarbeit war bislang in den Gremien der Lehrergewerkschaft (GEW) als
Solidargemeinschaft gepflegt worden. Über viele Jahre gelang es, die demokratischen
Spielregeln im Gewerkschaftsleben zu beachten.36
Es war nun die Zeit gekommen, dass die parteipolitisch neutrale Lehrergewerkschaft GEW,
die SPD und auch die FDP, die damals die einzige Oppositionspartei gegenüber der „Großen
Koalition“ (Kabinet Kiesinger) war, durch verschiedene außerparlamentarische (braver oder
radikaler) Strömungen „ideologisch unterwandert“ wurden.
Unter starkem Einfluss des Kölner „Republikanischen Clubs“, dem damaligen Forum der
aufmüpfigen Jugend, bildeten sich die sogenannte Basisgruppen37:
die StaMoKap (Gruppe der Staatsmonopolkapitalisten) überwiegend in GEW, SPD und FDP,
überwiegend außerhalb davon die Trotzkisten (nach Leo Trotzki benannt) und Gruppen der
Undogmatischen Linken und Anarchisten. Sie waren auf dem Weg zu einer anderen Republik.
Sie galten als verfassungsfeindlich und wurden zum Teil vom Verfassungsschutz beobachtet.
Die fast ein Jahrhundert alte Bewegung der in Gewerkschaft und SPD (und auch in der
Zentrumspartei und bei den Liberalen) engagierten Lehrer als „Solidargemeinschaft“ zerfiel
nun in kämpferisch auftretende ´ferngesteuerte´ Zerwürfnisgruppen und dem „altbackenen` -
konservativen Rest“.
36 Auch wenn die Geschichte der GEW und ihrer Vorläufer bis 1945 vielfach unter den Teppich gekehrt wurde. Vgl. https://www.gew.de/aktuelles/detailseite/neuigkeiten/gew-arbeitet-ihre-geschichte-auf und dort die Bibliografie von Jan Kellersohn https://www.gew.de/index.php?eID=dumpFile&t=f&f=50302&token=d3e71ce3107938bd583f27a7d0b221b9bf159291&sdownload=&n=Kellershohn_-_Bibliographie_inkl_Abstracts.pdf 37 https://de.wikipedia.org/wiki/Stamokap¸ https://de.wikipedia.org/wiki/Trotzkismus#im_deutschsprachigen_Raum, und https://de.wikipedia.org/wiki/Undogmatische_Linke , abgerufen 17.2.2017
59
In der Kölner Gesamtschulplanung liefen die Arbeiten so lange gut, wie keine feindliche
Übernahme durch Infiltrationsgruppen die Gewerkschaften, die SPD und auch die FDP
ersetzten. In Fragen der Planung waren Kollegialität und Solidarität (auf freiwilliger Basis)
selbstverständlich äußerst wichtig. Die Planenden brauchten kein „Imperatives Mandat“, wie
bei den Basisgruppen praktiziert.
In den Gesamtschul-Planungsgruppen engagierten sich nach und nach mehr Lehrer*innen,
deren Interesse mehr auf dem Gebiet allgemein-politischer Veränderung lag, als hinsichtlich
pädagogischer Erneuerung. So bekamen „Basis-Gruppen“ speziell verstärkten Einfluss auf die
Planung der Gesamtschule Holweide (Beispiele spare ich mir hier aus; ich müsste Namen
nennen!).
„Erst Feuer legen, dann als erster da sein, um zu löschen“ war das bekannte Motto der
linkslastigen Lehrergruppen. Die hatten erst für ein undifferenziertes Großgruppenprinzip
plädiert und dann den Versuch beendet, um das Kleingruppenmodell für 12 unabhängige
Kleingruppen pro Jahrgang in der Gesamtschule einzuführen. Karl Port ging der Hut hoch!
Kaum jemand – außerhalb seiner oder einer noch älteren Altersgruppe – hatte jemals
einklassige oder wenig gegliederte Schulen (natürlich außerhalb Bayerns) kennen gelernt.
„Ich erinnere mich daran, dass in der Volksschule meines rheinischen Heimatortes –
naturgemäß – koedukativ Mädchen und Jungen, katholische, evangelische, auch jüdische
Schüler zusammen mit geistig oder anderweitig behinderten Schülern integrativ und inklusiv
gemeinsam lernten“, berichtet Port: Aber in einer großen 12-zügigen Gesamtschule – evtl. in
Großräumen?
„Weniger praktikable Pädagogik dafür aber mehr linke gesellschaftliche Argumentation – was
sollte ich da noch?“ Karl Port zog sich aus der Planungsgruppe zurück. Aus der Sicht der
Schulaufsicht konnte er die Entwicklung der Gesamtschule gut beobachten. Erfreulicherweise
arbeiteten die Kollegen der Realschule Holweide aktiv und einfallsreich an der Planung und
Bauausführung der IGS Holweide weiter mit.
In der Planungsgruppe Holweide liefen die Diskussionen um das Großraum- bzw.
Großgruppenprinzip, an denen Port noch teilgenommen hatte. „Nieder mit den störenden
Mauern, die „kommunikationsfeindlich“ seien und die angestrebte politische Offenheit
beeinträchtigen könnten und die für „Geheimdiplomatie“ förderlich seien. Die
„Sponties“ forderten einen Großraum mit niedrigen Stellwänden für die gesamte Schulleitung,
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also für mindestens neun Pädagogen. Die Stadtverwaltung verwarf diesen Vorschlag als
realitätsfremd, den Persönlichkeitsschutz von Lehrkräften, Schülern und
Erziehungsberechtigten störend. Außerdem gab es basisbeeinflußte divergierende
Diskussionen, ein undifferenziertes, etwa nackte Schulforum (als Pausenraum) oder eine
Räumlichkeit für Multifunktionalität zu installieren. Die Diskussion um die bessere Lösung
endete damit, dass für die Gesamtschule Holweide eine unauffällige Strukturierung des
Großraums erreicht wurde, dass z.B. auch Theateraufführungen professionell ermöglicht
wurden.
Premiere: Die erste Schülerzeitung
Zum Schulbazar am 11. März 1972 wurde von einigen Schülern die Idee realisiert, dass es endlich eine Schülerzeitung an der Realschule geben sollte. Es war schon ziemlich improvisiert: Sie bestand aus 3 doppelseitig „bedrucktem“ und zusammen gehefteten Matrizenkopien in der üblichen blassblauen Schriftfarbe. Sie hatte eine Auflage von 400 und kostete 20 Pfennige. Leider ist das Exemplar, das noch in meinem Besitz ist, so in Papier und Matrizendruckqualität (damals roch es noch kräftig nach irgend einer Alkohollösung) so lädiert, dass man es nicht kopieren, fotografieren oder scannen kann. Deshalb habe ich hier nur die Möglichkeit Textpassagen zu zitieren.
Die Redaktion bestand aus 9 Schülern der Klassen 6 bis 9. Dies waren; Wolfgang Weber (9a) Sportteil; Hartmut Schramm (9a) Panorama und Aktuelles; D. Henning (6b) Redakteur für die jüngeren Schüler; Tom Thomas (9a) Aktuelles und Kleinartikel; Frau Gaudigs (Vertrauenslehrerin) Redakteurin für Literatur; Hans-Rainer Brandt (9a) Unterhaltung; Gunter Tolkmitt (8b) Aktuelles und Leitartikel; Friedhelm Piepke (9a) Panorama und Stephan Gatter (9a) Aktuelles und Leitartikel.
Hier nun einige Artikel aus der ersten Schülerzeitung an unserer Schule.
PREMIERE:
„Schon lange wurde es gewünscht und öfters in der SMV vorgeschlagen, eine eigene Schülerzeitung zu gründen. Nun ist es soweit!!! Heute, am 11.3.1972, ist die Welturaufführung unserer Schülerzeitung. Ihr werdet euch fragen, wieso gerade heute? Wir
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haben mit Absicht diesen Termin gewählt, denn heute fallen damit zwei wichtige Ereignisse aufeinander: Der Bazar und die Premiere unserer Schülerzeitung.
Wir haben uns auf einige Grundprinzipien geeinigt. Unsere Hauptaufgaben und Verpflichtungen sind:
Eine moderne Zeitung herauszugeben.
Moderne, konservative, „linke“ wie „rechte“ Meinungen unparteiisch weiterzugeben.
Die Interessen der jüngeren Schüler nicht zu vernachlässigen.
Die Meinung von Lehrern wiederzugeben, auch wenn wir uns mit diesen nicht solidarisch erklären.
Ein Nachrichtenorgan der SMV zu sein.
Kritisch und objektiv zu schreiben.
Über politische Ereignisse zu berichten.
Ab und zu etwas Lustiges oder „Lachhaftes“ über Schüler und Lehrer zu berichten.
Über technische Ereignisse der Schule zu berichten.
Den Preis der Schülerzeitung so niedrig wie möglich zu halten.
Wir sind ein Redaktionskollektiv und treten geschlossen für unsere Artikel und Meinungen ein.
Neben den aktiven Helfern möchten wir besonders Herrn Port, Frau Wächter, Frau Gaudigs sowie Herrn Leinert danken. Wir hoffen, dass euch diese Zeitung gefällt.
(Stephan Gatter)
(Quelle: Seite 1 und 2 der Schülerzeitung vom 11.3.1972)
DAS INTERVIEW:
„Die Redaktion: Was halten Sie, Herr Port, von der neuen Schülerzeitung?
Herr Port: Ich bin der Meinung, daß in der Schülerzeitung Schülern, Eltern und Lehrern die Gelegenheit gegeben werden sollte, ihre Meinung darzulegen. Durch die Schülerzeitung ist eine gute Möglichkeit für den Schüler gegeben, seine Meinung zu verbreiten. Man sollte deshalb eine Meinungs- und Kritikecke in der Zeitung schaffen. Ich bin selber daran interessiert, daß auch den Lehrern Gelegenheit gegeben wird, ihre Meinung darzulegen. In der Zeitung sollte Gelegenheit sein, in offener Weise Meinungsverschiedenheiten
62
auszutragen. Die Zeitung sollte auch Mitteilungen der SMV, an Lehrer und Schüler, veröffentlichen.
Die Redaktion: Was meinen Sie dazu, daß auch schulpolitische und weltpolitische Themen behandelt werden?
Herr Port: Ich bin der Meinung, man sollte grundsätzlich solche Themen behandeln. Jeder hat das Recht, sich eine eigene Meinung zu bilden und sie frei darzulegen. Aber es sollte keine parteipolitische Information damit verbunden sein, denn es könnte bald zu einer ungewollten Manipulation der Meinung kommen.
Die Redaktion: Meinen Sie, daß der Preis der Schülerzeitung richtig ist?
Herr Port: Ich finde, das kann man erst nach der Bilanz am 13.3. sagen. Aber ich empfehle Euch sich an Herrn Tutt zu wenden. Vielleicht ist von ihm finanzielle Hilfe zu erwarten, damit der Preis der Schülerzeitung so niedrig wie möglich gehalten werden kann.
Die Redaktion: Vielen Dank für dieses kurze aber interessante Gespräch.
(Quelle: Seite 1 und 3 der Schülerzeitung vom 11.3.1972)
Interessant ist auch der Artikel des Redakteurs für die jüngeren Schüler:
ZU VIELE STUNDEN!
„Wir haben zuviel Stunden in der Woche. Nachrechnungen haben ergeben, daß wir mit schriftlichen Hausaufgaben eine 40 und mehr Stundenwoche haben. Jetzt eine Frage von mir: Wann spielen Wir? In der Nacht? Während der Schulstunden müssen wir fit sein. Kein Wunder, daß die Leistungen immer schlechter werden. Oder wenn wir nicht aufpassen, bekommen wir Strafarbeiten. Ist das gerecht? Nein, deswegen sollten die Lehrer nicht so streng sein. (D.Henning)
Anmerkung: Auch die Lehrer können nicht dafür, daß wir nun leider in einer Leistungsgesellschaft leben. Außerdem ist es erwiesen, daß die Hausaufgaben ihre Wirkung nicht erreichen, also etwas fehl am Platze sind. (Die Redaktion)
(Quelle: Seite 4 der Schülerzeitung vom 11.3.1972)
DIE PROBLEME EINER SCHÜLERZEITUNG
„Unsere Schülerzeitung, die heute zum ersten Mal erscheint, ist mit großen Problemen
erschienen. Es war uns zum Beispiel nicht möglich, eine Zeitung im Buchformat heraus
zugeben, da unser Kapital noch zu gering ist um die Kosten eines solchen Druckes
aufzubringen. Darum sind die Seiten auch nur zusammengeheftet. Doch das ist nicht so
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wichtig. Wichtiger ist wohl der Inhalt der ersten Zeitung. Wie im Leitartikel schon gesagt,
wollen wir nicht nur eine schulpolitische Zeitung herausgeben, sondern auch andere
Probleme behandeln. Es können auch von den Schülern Vorschläge gemacht werden, was
die zu behandelnden angeht. Wir wollen auch eine für die jüngeren Schüler unserer Schule
verständliche Zeitung herausgeben. Deshalb warten wir auf Beiträge unserer jüngeren
Schüler. Wir werden uns alle Mühe geben, das schon die zweite oder dritte Ausgabe der
Zeitung im Buchformat erscheint. Dazu brauchen wir Unterstützung der Schüler, die mit
Geldspenden oder Kauf der Zeitung dazu beitragen würden. Unsere größte Sorge ist, daß
die Zeitung bei allen Schülern Anklang findet. Um die Zeitung nach dem Geschmack der
Schüler zu gestalten, brauchen wir eure Kritiken über unsere Themen. Die Kritiken können
bei jedem Redaktionsmitglied abgegeben werden oder an St. Gatter, 5-Köln-91,
Winterberger Str.24, Tel. 877487, geschickt werden. Nun wünschen wir Euch gute
Unterhaltung beim Lesen unserer ersten Schülerzeitung. (Wolfgang Weber 9a)
(Quelle: Seite 6 der Schülerzeitung vom 11.3.1972)
Weitere Artikel wurden über die Fußballmeisterschaften der Klassen (Wolfgang Weber 9a), Schach in der Freistunde (Wolfgang Weber 9a), die Hofreinigung (Tom Thomas 9a) geschrieben. Hinzu kamen die Vorstellung der Angebote der einzelnen Klassen auf dem Bazar, eine Menge Ostfriesenwitze und ein Kreuzworträtsel.
DAS GERÜCHT!
„Laut neuster Meldung hat sich das Gerücht als Unwahrheit erwiesen, daß Frau Wächter die Korrekturzeit der Englischarbeiten von zwei Monaten auf einen Monat verkürzt.“
(Quelle: Seite 1 der Schülerzeitung vom 11.3.1972)
EINE BITTE
„Wir bitten euch um euer Verständnis für auftretende Schreibfehler. Wir haben drei Nachmittage an der Zeitung gearbeitet und gerieten in grossen Zeitdruck. Wir können nämlich alle keine Schreibmaschine, man sieht es.“
(Quelle: Seite 1 der Schülerzeitung vom 11.3.1972)
64
1973 ist der erste Durchlauf der Realschule komplett
Im Sommer 1973 waren sechs Schuljahre seit Errichtung der Schule vergangen. Der Entlass -
Jahrgang war der Jahrgang, der im Gründungsjahr der Schule die Eingangsklassen gebildet
hatte. So böte sich in der Abschiedsfeier Gelegenheit, Rückschau auf die ersten Jahre der
Schule zu halten – dachte Port.
Wer sich an die 68-er Jahre der aufmüpfigen Jugendlichen erinnert, weiß, dass es den
Abschlussschüler/innen überdrüssig war, gefeiert und beweihräuchert zu werden und mit dem
bombastisch überladenen Firlefanz herkömmlicher Feiern geneckt oder gelangweilt zu sein.
Mädchen wurden Stadtmeister der Realschulen
Schon meine Mutter (geb 1923) hatte in der Schule Hauswirtschaftsunterricht - mein
Abschlußjahr war 1975 und im letzten Jahr war ich Schulsprecherin und davor auch
Manschaftskapitän des Mädchen-Volleyballteams –
wir wurden sogar Stadtmeister der Kölner Realschulen. (Urkunde blieb bei der Schule)
Unvergessen: unsere Trainerin Frau Schabram (Aderhold)! Es wäre sehr schön, Leute von
damals zu treffen und wenn ich mich nicht irre, ist Herr Port doch auch zu meiner Zeit
der prima Schulleiter gewesen!?
Irene Schmalen, geb. Fings
So entwarf Port als Schulleiter für den Fall, dass es trotz aller bedeutsamen Überlegungen in
der Schülerschaft doch zu einer tradierten Gestaltung der Abschlussfeier kommen würde,
eine Rede, von der er heute nicht mehr genau weiß, ob er sie gehalten hatte. Zur
Zusammenfassung des Schuleiters über das Schulleben der letzten sechs Jahre hatte er im
Konzept seine Gedanken fixiert, gedacht auch als Versuch einer Bilanzierung des kleinen
Schulversuchs.
Wer den folgenden Text studiert, erkennt bald, mit welcher Unsicherheit Port an die
Formulierung ging:
67
1972 war ein spannendes Jahr - auch für die Schüler der Realschule
1972 war ein bemerkenswertes Jahr in der deutschen Politik und in der Geschichte der Bundesrepublik. Auch für die älteren Schüler der Realschule Pestalozzistraße. Mit der sozial-liberalen Koalition seit 1969 erstmals ein Sozialdemokrat Bundeskanzler: Willy Brandt.
Im Laufe der Neuen Ostpolitik, die mit dem Erfurter Gipfeltreffen 1970 symbolträchtig begann, setzte sich mit dem Abschluss der Moskauen und Warschauer Verträge sowie das Viermächte-Abkommen über Berlin und das Transitabkommen mit der DDR fort. 1972 kam es dann in Vorbereitung eines Grundlagen-vertrages, mit dem das Verhältnis zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR neu festgelegt werden sollte, zu einem politisches „show-down“.
Nachdem drei FDP-Abgeordnete und ein SPD-Abgeordneter zur CDU/CSU-Fraktion gewech-selt hatten, wurde die politische Auseinander-setzung um den Grundlagenvertrag immer größer. Das war auch für uns Schüler spannend. Wir waren empört darüber, dass diese Abgeord-neten ihr Bundestagsmandat „mitgenom-men“ hatten. Es gab neue Formen der politi-schen Diskussion mit Wählerinitiativen, Anzei-genserien, Autoaufklebern und politischen Kunstplakaten. Auch der Button wurde erstmals massenhaft getragen. Neben den Parteien mischten Bürger, Künstler und auch Schüler in der Auseinandersetzung mit. So auch auf unserer Schule.
In einem „Extrablatt“ unserer neuen Schüler-zeitung hieß es: „Die Redaktion protestiert gegen das Verhalten der CDU/CSU und spricht der Regierung ihr Vertrauen aus. Die Redaktion erklärt sich geschlossen verantwortlich für dieses Extrablatt. Beschwerdebriefe sind an zur
SMV zu schicken.“ (Quelle: S. 2 des Extrablattes vom April 1972)
Nachdem am 23. April 1972 noch ein FDP-MdB aus der Fraktion ausgetreten war und zwei weitere FDP-Abgeordnete erklärten, Willy Brandt nicht mehr zu unterstützen, reichte die CDU/CSU-Fraktion am 24. April 1972 den Antrag auf ein konstruktives Misstrauensvotum im Sinne Artikel 67 Grundgesetz ein. Darüber wurde drei Tage später im Bundestag abgestimmt. Blieb Willy Brandt Bundes-kanzler oder wurde es Rainer Barzel?
Als Schulsprecher beantragte ich bei Direktor Karl Port, dass die Jahrgänge 8 und 9 die Liveübertragung dieser Bundes-tagssitzung im Fernsehen verfolgen durften. Es wurde genehmigt und der Schulfern-seher aufgebaut. Von den Schülern wurde Beifall geklatscht, gebuht und heftig disku-tiert. Das Ergebnis überraschte dann doch enorm. Rainer Barzel erhielt nur 247 Stimmen. Zur absoluten Mehrheit hätte er die sicher geglaubten 249 Stimmen benö-tigt. Damit war das erste konstruktive Misstrauensvotum in der Geschichte der Bundesrepublik gescheitert. Der Jubel der Schüler war dementsprechend.*
Das trotz der Niederlage Barzels weiterhin ein Patt im Bundestag vorhanden war, führte dann zur Neuwahl am 19. November 1972. Wir Schüler durften damals wegen dem Wahlalter nicht mitwählen, obwohl 1970 das aktive Wahlalter von 21 auf 18 Jahre herabgesetzt wurde. Aber von uns Schülern war noch keiner 18 Jahre alt. Mit einer gesicherten großen Mehrheit wurde dann der Grundlagenvertrag mit der DDR am 21. Dezember 1972 im Bundestag angenommen.
* Auch Martin Schulz (SPD) sah diese Sendung in seiner Schule live in der vollbesetzten Aula seiner Schule. Nur er und ein weiterer Schüler applaudierten zum Abstimmungsergebnis und das tat seiner weiteren Schullaufbahn nicht gut.
68
Abschlussfeier 1973:
Karl Port | Herr Neff
Miro Schmitz-Honhoff | Irene Wächter
Burkhard Demming, Jürgen Asselborn | Wolfgang Graap
69
Hella Wolff-Kamper | Herr Evertz
Frau Gaudigs, Karl Port | Frau Schmitz-Honhoff, Elke Bögemann
Herr Evertz, Herr Neff | Bilder Abschlussfeier: Dieter Weigang
71
Als dann Ports dienstlicher Wechsel in die Bezirksregierung Köln feststand, verabschiedete er
sich von der Schülerschaft mit einer Rede bei der Entlassungsfeier des ersten aufgenommenen
Schülerjahrgangs (siehe oben).
Bierzeitung einer Klasse 10 b
Außerdem richtete Port die folgende Ansprache an die KollegInnen und MitarbeiterInnen –
hier in Auszügen:
Liebe Kollegen und Kolleginnen, meine Damen und Herren,
Seit etwa 4 Jahren befasste ich mich, zwar nicht regelmäßig, so doch hin und wieder, mit dem Gedanken, meine Dienststelle zu wechseln.
72
Angeregt dazu wurde ich durch mit mir gut vertraute Kollegen, die meinen, etwas dafür tun zu müssen, dass in der Schulverwaltung mal frischer Wind nützlich wäre, nicht jedoch, um mich aus meinem Arbeitsfeld zu verdrängen, was man vermuten kann, da es im Schuldienst leider wenig freie Beförderungsstellen gibt, auf die manche interessierte Kollegen oft über viele Jahre warten müssen.
Aus dem Kreis der Lehrerkollegen, die mich aus meiner Tätigkeit als Vorsitzender der Kölner Fachgruppe Realschule in der GEW und als Leiter von Ausbildungskursen im Fach Mathematik kannten, wurde häufig angeregt, dass ich mich um die Nachfolge des aus dem aktiven Dienst auscheidenden Oberschulrats Ihmig bemühen solle.
In meinen Überlegungen schwankte ich lange, vor allem weil das, was ich ich aufzugeben hatte, mir so wertvoll erschien, dass ein Wechsel nicht angebracht sei. ….
In dieser Situation hilft wahrscheinlich nichts anderes als einzugestehen, dass ein personeller Wechsel der Schule unter Umständen gut tut.
Kölnische Rundschau v. 14.2.1974
Wo personeller Wechsel stattfindet, wird die Möglichkeit geboten, dass sich andere zur Persönlichkeit profilieren.
Ich glaube, dies auch an Herrn Spannaus erkennen zu können, der mit großer Wahrscheinlichkeit die Leitung der Schule übernimmt. (Der Schulausschuss der Stadt hat dem bereits zugestimmt.)
Aus der Kenntnis der Kollegenschaft dieser Schule schließe ich, dass ein gutes Team die Erziehungsarbeit weiterhin mitträgt. Vielleicht wird dadurch ermöglicht, dass der Prozess, der zu einem sozial-integrativen Erziehungsstil führt, weiter anhält.
73
Dem Kollegium meinen herzlichsten Dank und meine Anerkennung für die bisher in hervorragender Weise geleistete Arbeit.
Ohne die Schaffung eines angenehmen äußeren Rahmens ist eine gute Zusammenarbeit zum Zweck der bestmöglichen Erziehung unserer Schüler kaum denkbar.
Für die Bewältigung vieler Probleme in diesem Rahmen danke ich …...(Namen der Putzfrauen), besonders aber Familie Leinert (Hausmeister-Ehepaar), Frau Berger, die bei ihrer Tätigkeit als Sekretärin den Kontakt zu allen Personengruppen (Schüler, Schülereltern, Schulpersonal) hält,
besten Dank für einen glänzend bewältigten (inneren ) Verwaltungsdienst.
Ihnen allen.....( Ausdruck des Dankes) ------
Ports kollegiales Verhältnis zur Realschule Pestalozzistraße blieb ungebrochen; er war wegen
des Wechsels weg von der Schule hin in die Schulaufsicht nicht sehr angetan: „Ich fühlte
mich wie ein Fußballspieler der 1. Bundesliga empfinden mag, wenn man ihn zum Schieds-
richter ‚befördert’“.
Als Oberschulrat (LRSD von 1973 bis 1997) war Port dann auch für weitere neun Jahre
zuständig für die „Städtische Realschule i.E. Köln-Holweide, z. Zt. in Köln-Mülheim,
Pestalozzistraße“ und hatte hierbei auch personelle Angelegenheiten zu regeln, über die dann
einer seiner Nachfolger im Amt des Schulleiters berichten mag.
74
Was war anders an der Realschule Holweide?
Orientierung auf mehr Gerechtigkeit:
Lehrkräfte qualifizieren sich in Sachen Schulplanung, Schüler_innen profitieren von
Innovationen wie etwa der Differenzierung in einzelnen Fächern (heutzutage:
Binnendifferenzierung):
Schon früh und häufiger als anderswo wurden neue Medien eingesetzt:
1973 wurde das moderne Sprachlabor in Betrieb genommen.
Mehr „Fremdsprachen“unterricht: Englisch ab Klasse 5 und Französisch ab Klasse 7:
75
Klassenfahrt nach Norderney mit Frau Wächter
Klasse von Frau Bögemann | Karneval
In der Aula | Karneval 1970 (unten) und 1972 (rechts)
76
Sportfest September 1971
In Gmünd September 1972 mit Frau Andert | Oktober 1972 besucht Klasse 10 b die Bayerwerke
Klasse 6a 1972 in Hellental/Eifel | Karneval der Lehrer
Bilder Seiten 74-76: Miro Schmitz-Honhoff, Hans-Joachim Carlitscheck, Karl Port, Postkarte Norderney
77
Frühe „Inklusion“ - schulformübergreifende Betreuung von Legasthenikern wurde in der
Realschule Holweide praltiziert (vgl. Chronik ab S. 92). Im Jahre 1966 arbeiteten damals nur
wenige Realschulen mit Förderschulen zusammen:
Ab 1971 sollten auch andere Schulen Kölns Legastheniker besser fördern:
So wurde Schülern mit „isolierter Rechtschreibschwäche“, die bisher oft in Sonderschulen
von der normalen Schulausbildung getrennt waren, Laufbahn und Abschluss an einer
Realschule ermöglicht. In Zusammenarbeit von Elternhaus, Sozialamt, Sonderschulseminar,
Schulamt für die Stadt und Schulpsychologischem Dienst wurde das Unterrichtsangebot
bereichert. Außerdem wurde bei der Landesregierung die Genehmigung eingeholt, in der
Versetzungsordnung Sonderregelungen zu berücksichtigen.
78
(Aus einem Protokoll – vgl. Chronik 25 Jahre Realschule ab S. 93)
Außerdem gab es kompensatorischen Unterricht für Schüler, die zwar begabt oder sogar
hochbegabt waren, dabei aber bei etwa fehlender Lernmotivierung aus gymnasialen
Lernbereichen herausgefallen waren.
„Programmiertes Lernen“
Von kybernetischen Ansätzen beflügelt wurde Programmiertes Lernen als Lernmethode
angewendet. Besonders im naturwissenschaftlichen Bereich. Eingesetzt wurden Lehrbücher,
die Lernkontrollen, Verzweigungen, individuelle Vertiefungen sowie Exkurse und sogar
kleine Experimente ermöglichten. Je nach Fachgebiet wurden Lernkästen, versiegelte
Bilderreihen, schriftlichen Aufgabenfolgen, Fotos, Bewegungssequenzen, Überlegfolien,
Overhead-Projektoren, Ringfilme, Animationen usw. eingesetzt. Heutige Nachfolge sind e-
Learning oder webinare, also „Seminare“ im Internet38.
Ein etwas anderer Unterrichtsstil, der den Schüler_innen mehr Mitbestimmung und Teilhabe
ermöglichte:
38 https://de.wikipedia.org/wiki/Programmierter_Unterricht und https://de.wikipedia.org/wiki/Web-Seminar, abgerufen 18.2.2017
79
Im Zusammenwirken mit dem Bezirksseminar für Realschulen sollte zur Verstärkung sozialer
Kompetenzen von Lehrern und Schülern ein Weg zwischen autoritärer und antiautoritärer
Erziehung gefunden werden. Im pädagogischen Alltag gab es deshalb regelmäßig Partner-
und Gruppenarbeit als bisher. Vertreter der Schüler_innen nahmen an den Konferenzen der
Schule teil.
Abschied der Klasse 10 1974 | Klass 10 b von Frau Andert in 1973/74
Abschlußparty der 10 b im Jahr 1976
80
Anbindung an die Lehrer_innenausbildung:
Lehramtsanwärtern waren an der Realschule willkommen. In Unterrichtsproben sollten sie
unter anderem auch Möglichkeiten der Binnendifferenzierung erproben, wobei Partner-,
Gruppen- oder Projektarbeit unter Gesichtspunkten wie der Themen- oder
Leistungsdifferenzierung angesetzt und wissenschaftlich begleitet werden sollten.
Arbeit mit dem Computer:
Der wurde im Fach „Angewandte Mathematik“ und zu Experimenten für die Leistungs-
überprüfung der Schüler eingesetzt. Von dem eletronischen Bausteine-Gerät, das für die
Schaltalgebra und für den struktuellen Vergleich von Bool´scher Algebra und Aussagenlogik
genutzt wurde, sind nur noch Reste von Schülerarbeiten überliefert.
(Material „Angewandte Mathematik komplett auf unter www.geschichtswerkstatt-muelheim.de).
81
(Schülerheft von Stephan Gatter, komplett auf unter www.geschichtswerkstatt-muelheim.de)
Dass die Realschule Holweide die Nase weit in der Zukunft hatte wird daran deutlich, dass
Karl Port zehn Jahre lang landesweit für den Informatikunterricht verantwortlich war. In der
Pestalozzistraße wurden in der Schnittmenge von Informatikunterricht und Politikkunde auch
Wahlstatistiken erstellt.
Und auch hier begegnet uns in der Gegenwart Nostalgie: Nicht nur die Atarikonsolen und –
spiele werden in 2016 neu auf den Markt gebracht. Im November 2016 wird unter dem Titel
„Vintage Computing und Medienarchäologie“ der Nachbau des Homecomputers Altair 8800
vorgeführt39.
International offeng
Ausländische Lehrkräfte wie die Niederländerin Schmitz Honhoff und der Amerikaner Casey
brachten internationales Flair in die Schule (siehe oben Seite 33). Mit einer Klasse aus der
39 siehe www.basiszwei.tumblr.com, eine „transdisziplinäre Veranstaltungsreihe“ mit u.a. dem Technik-Salon (www.technik-salon.de) der Universität Hannover. Der Altair 8800 wurde 1974 als Bausatz entwickelt und ab 1975 für 395 $ verkauft, als Fertiggerät 495 $ , https://de.wikipedia.org/wiki/Altair_8800, abgerufen 21.10.2016
82
Umgebung von Tours gab es einen Schüleraustausch. Einzelne unserer Realschüler fuhren
danach auch nach Frankreich zu ihren Gastschülern. Klassen- bzw. Abschlussfahrten führten
nach England und Frankreich. (USA-Aufenthalt, s. S. 91)
Johannes Rüschen 1977 | Kevin Casey
Lehrerfete 1977
Sexualkunde
„Es war das Ende der sechziger Jahre – es war ein Ruck durch die Gesellschaft gegangen –
alter Mief wurde abgelegt – neue Freiheiten gewonnen. Sexualkunde war plötzlich ein großes
83
Thema. Das war Aufgabe der Biolologielehrer, also hat Miro Schmitz-Honhoff sich schlau
gemacht über die moderne Didaktik diesbezüglich und wurde die „Spezialistin“ in unserer
Schule. Das Vertrauensverhältnis zu den Schülern wuchs dadurch auch.“ (Miro Schmitz-
Honhoff)
Hasch & Drogen
„In den 70-er Jahre stieg der Konsum an Drogen. Haschisch rauchen war Mode geworden.
Miro Schmitz-Honhoff nahm an Seminaren über Drogenkunde teil und wurde bald
Drogenbeauftragte in der Realschule Holweide. Ein erstaunlicher Werdegang. An
Fortbildungen, die mir das Recht auf eine höhere Gehaltstufe gebracht hätten, durfte sie nicht
teilnehmen. Aber die Verantwortung für eine vernünftige Aufklärung und Erziehung wurde
ihr locker überlassen.“ (Miro Schmitz-Honhoff)
Rauchen in der Schule
„In den sechziger und siebziger Jahren war Rauchen noch sehr populär. Auch bei uns wurde
eine Raucherecke eingerichtet. Dort war immer was los. Es war schwierig, die jüngeren
Schüler davon fern zu halten. Nachdem das Rauchen wieder allgemein untersagt wurde, blieb
diese „Raucherecke“ immer noch Treffpunkt für aufsässige Schüler.“ (Miro Schmitz-
Honhoff). Nach Schülererinnerungen wurde di eRaucherecke früher als in anderen Schulen
eingerichtet.
Moderner Chemieunterricht
„Der Chemieraum war im Untergeschoss. Das Gebäude war mal eine Berufsschule für
Hauswirtschaft gewesen. In der Lehrküche lagen schon Gas- und Wasserleitungen, so dass
dieser Raum prädestiniert war um für das Fach Chemie eingerichtet zu werden. Es gab eine
große Holzschrankwand. Dort - wurden die Reagenzgläser, Kolben, Pipetten usw. aufbewahrt.
In Gruppenarbeit wurde experimentiert. Für die Versuche konnten die Schüler selbständig die
benötigten Geräte aus dem Schrank holen. Die Chemikalien standen, auch in einer
Holzschrankwand, im Vorbereitungsraum. Diese konnte der Lehrer kontrolliert austeilen. Ich
hatte für alle Jahrgänge ganze Versuchsreihen ausgetüftelt. In den Fortbildungs-Seminaren
erfuhr ich, dass in den meisten Schulen frontal unterrichtet wurde und nur ausgewählte
Schüler vor der Klasse schon mal ein Experiment durchführen durften. Also war damals auch
der Chemieunterricht an unserer Realschule ganz modern. Nach dem Umbau ist oben eine
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neue Etage, speziell für die Naturwissenschaften, eingerichtet. Dort sind modernen
Sicherheitsschränke eingebaut, aber das System um selbständig zu experimentieren, ist
beibehalten.“ (Miro Schmitz-Honhoff)
Schule mit neuem 3. Stock
Schulgarten
„Da die Schule immer dreizügig weiter wachsen konnte, wurden vier Containerklassenräume
auf dem Seiten-Hof aufgestellt. Hinter und neben diese „Baracken“ war es grün. Ich habe
versucht dort einen Schulgarten einzurichten. Mit viel Engagement, auch von Schülerseite,
wurden Beete angelegt. Die Arbeit hat Spaß gemacht. Zu einer Ernte kam es aber nie: erstens
warfen die Platanen auf dem Bergischen Ring zu viel Schatten und durchdrangen die Wurzel
bald unsere Beete. Zweitens wurde diese kleine Grünfläche von der Nachbarschaft gebraucht
um Hunde auszuführen. Hundehäufchen zwischen den Möhren verursachten viel Widerstand
gegen Gartenarbeit bei den Schülern. Verständlich. Erst als die vier Behelfsklassenräume
nach dem Umbau entfernt wurden, konnte ein vernünftiger Garten eingerichtet werden – mit
Umzäunung.“ (Miro Schmitz-Honhoff)
Schulfest Mitte 1970er Jahre
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Lehrer_innen-Fortbildung und kollegiale Beratung
So nennt man heute, was die Realschule vor fast 50 Jahren praktizierte, die Kooperation der
RS i.E. Holweide/Gesamtschule Holweide mit dem Realschullehrerseminar Köln
rechtsrheinisch und dem Arbeitskreis „Gesamtseminar Köln“. Es war eine arbeitsreiche, aber
innovative Zeit der Fortentwicklung des „Innenlebens unsere Schule.
Fortbildung organisieren
Nach dem Errichtungserlass vom 03.01. 1968 ist die Realschule i.E. „Teil der zu
entwickelnden Gesamtschule“. Unter diesem Gesichtspunkt muss auch die Vorbildung, die
Berufsausbildung und die Fortbildung der Lehrkräfte berücksichtigt werden.
Spezifisch für die Gesamtschule ausgebildete Lehrer gab es in NRW 1968 noch nicht. Das
Kultusministerium sah 1968 ff noch keine Dringlichkeit, eine spezifische
Gesamtschullehrerausbildung (in Hochschule/Seminar) neu einzurichten, da die geplanten
Gesamtschulen erst einmal den Status von Versuchsschulen hatten.
Weil die Planungsphase der Holweider Schule baldmöglichst übergehen sollte in regulären
Unterrichtsbetrieb, blieb der Realschule i.E. vorläufig nur die schulinterne Fortbildung.
Oktober 1989 Eva Wisser, Inge Gödecke, mit Hermann-Josef Wisser und Waldemar Standt
Durch Lehrer, die gleichzeitig Fachleiter am Bezirksseminar (für Realschulen) Köln rrh.
waren, hatte die Realschule Holweide. gute personelle Beziehungen dorthin. Der
Seminarleiter Christian Neff war bereit, die Sitzungen des Hauptseminars ins Schulgebäude
Pestalozzistr. zu verlegen. Neff übernahm nebenamtlichen Unterricht in der Realschule
Holweide, was die Kooperation im Kollegium unterstützte. Gleichzeitig war Neff vom
Regierungspräsidenten Köln zum Vorsitzenden eines Arbeitskreises „Gesamtseminar
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Köln“ bestellt, der schulformübergreifende Lehrerfortbildung im Regierungsbezirk Köln
implementieren sollte.
So kam es zu einer guten und engen Zusammenarbeit für die Erlangung ausbildungsrelevanter
Voraussetzungen des Einsatzes von Lehrern unterschiedlicher Ausbildung. Diese besondere
Aufgabe verstärkte das Merkmal der Realschule i.E. Holweide, ein Prototyp der
Gesamtschule Holweide zu sein,
Interessant auch war die Beteiligung der Lehrer_innen an Projekten, z.B.
• Erprobung des programmierten Lernens nach unterschiedlichen Gesichtspunkten,
• nach Themen oder nach Leistung differenzierterUnterricht,
• Kooperation mit dem Sonderschulseminar (Leistungstests, Motivationstest
Legastenikerbetreuung),
• Nutzung neuer Medien zur Unterrichtsgestaltung,
• das Sprachlabor, Betreuung der Anlagen * des Sprachlabors oder der
Unterrichtsmitschau- Anlage im Seminar.
Da die „Unterrichtsmitschau“ auch von Klassen des Gymnasiums oder der Hauptschule
genutzt wurde, hatten die Kontaktlehrer unserer Schule, vor allem Frau Irene Wächter, Frau
Gaudis und Frau Beddies, …... , auch Einblick in den Unterricht in anderen Schulformen.
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Es war eine Chance, die ich nutzen durfte
Erinnerungen von Stephan Gatter an die Schulzeit von 1971 bis 1973 auf der Realschule Holweide in der Pestalozzistraße (Mülheim)
Ich habe im Juni 1971 das Städt. Johann-Gottfried-Herder-Gymnasium Köln-Buchheim , ein neusprachliches Gymnasium für Jungen, mit dem Zeugnisvermerk: „Der Schüler verlässt die Schule, um zur Realschule für Jungen und Mädchen, Köln-Holweide, zu gehen“ verlassen. Hauptgrund waren die Noten in Englisch und Französisch, mit denen ich nicht versetzt worden wäre.
Warum die Realschule in der Pestalozzistraße? Eigentlich ein Zufall, da ich mit einer „Band“ auf der Schulfete dieser Realschule gespielt hatte. Unser Schlagzeuger, Gunter Tolkmitt, war damals dort Schüler und ich lernte den Direktor Karl Port kennen. Wegen den Problemen auf der „Herder“ schnappte ich mir mein Halbjahreszeugnis und habe mir einen Termin bei Karl Port geben lassen. Von dem pädagogischen Konzept dieser Schule oder dem Projekt der Einrichtung von Gesamt-schulen in Köln hatte nun wirklich keine Ahnung. Für mich war ausschlaggebend, dass Gunter Tolkmitt meinte, dass diese Schule und die Lehrer ganz „OK“ seien.
Resultat meiner Bemühungen bei Karl Port war, dass ich das „Herder“ verließ und auf diese Realschule wechselte und dort die 9. Klasse wiederholte. So kam ich als „lang-haariger Neuer“ am 1. August 1971 in die 9a von Frau Irene Wächter. Die Klassen 9a und 9b waren die ersten dieser Jahrgangsstufe für diese Realschule i.E. Völlig neu für mich, dass ich nun auf einer „Realschule für Jungen und Mädchen“ war.
Ich lernte eine Schule und Lehrer kennen, die für mich als Schüler wie eine „Befreiung“ in Unterricht und Umgang mit Schülern war. Auf dem „Herder“ hatte ich noch Lehrer erlebt, die mit ihrer Gehhilfe auf Schüler warfen, „Kopfnüsse“ verteilten oder an den Schläfenhaaren „zwirbelten“. Nun gut, in der
Pestalozzistraße gab es auch einen Physiklehrer, der diesem „Hobby“ frönte, aber halt nur einen. Auf der Realschule fühlten ich mich rundum „fair“ behandelt.
Auch die Schülervertretung, damals SMV genannt, war völlig anders. Sie wurde in fast alle Fragen des Schullebens mitein-bezogen und wir Schüler konnten uns ausprobieren. Die 9a war die erste Klasse, die den „Aufstand“ gegen die damals obligatorische Schulzahnarztuntersuchung probte. Wir brauchten nicht mehr zwangs-weise daran teilzunehmen, nachdem wir dieses Thema intensiv mit Karl Port aus-diskutiert hatten. Die Teilnahme war nun freiwillig.
Im Laufe der Zeit wurde ich dann Schulsprecher. Es wurden so „wichti-ge“ Projekte wie die Einführung eines Raucherraums für Schüler ab 16 Jahre durchgesetzt. Der Anfang war der „Kar-tenraum“ im Erdgeschoss des Schulge-bäudes und hier durften dann während der Pausen drei Schüler rauchen: Renate Halm, Rüdiger Alex und Stephan Gatter. Heute undenkbar, dass in einem Schulgebäude geraucht werden durfte. Als es mehr Schüler und Schülerinnen wurden, wurde eine Raucherecke auf dem Pausenhof eingerichtet.
Aber auch bei disziplinarischen Problemen mit Schülern wurde die Schülervertretung einbezogen und bei wichtigen Konferenzen. Bei der Konferenz, die darüber zu entscheiden hatte, welcher Schüler oder Schülerin die Befähigung zum Wechsel in die differenzierte gymnasiale Oberstufe attestiert bekamen – also den Weg zum Abitur – waren die Klassensprecher der 10a und 10b sowie der Schulsprecher am 25. Mai 1973 beteiligt. Dies war für die
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Schüler ein Riesenfortschritt und für einige Lehrer vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig. Unser Plan war es, für einen Schüler der 10a, der Legastheniker war, die Eignung für die gymnasiale Oberstufe zu „erkämpfen“ und damit möglichst vielen Schülern die Eignung zu ermöglichen. Das wir dabei eigentlich durch das pädagogische Konzept der Schule „offene Türen“ einrannten, war uns damals noch nicht so richtig bewusst.
Wenn man die Zeugnisse von damals betrach-tet, fällt auf, dass im Schuljahr 1971/1972 noch die sogenannten Kopfnoten ausgewiesen waren: Verhalten in der Schule, Beteiligung am Unterricht sowie Ordnung. Mit dem Zeug-nis des Schuljahres 1972/1973 waren sie ver-schwunden. Eine Benotung der Handschrift gab es aber noch durchgängig.
Es gab aber auch ungewöhnliche Fächer auf unserer Realschule. Für mich persönlich war es sehr gut, dass ich anstatt der 2. Fremd-sprache Französisch (siehe Wechsel vom „Herder“) alternativ das für mich völlig neue Fach „Angewandte Mathematik“ in der 9. und 10. Jahrgangsstufe wählen konnte. Hierhinter verbarg sich eine Art Informatik mit „Schalt-kreisbastelei“ und Erstellen von Grundbefeh-len. Unterrichtet hat dieses Fach Karl Port. Für uns Schüler war dies hochspannend und irgendwie auch zukunftsweisend. Der Physik-unterricht wurde teilweise – wahrscheinlich aus Fachlehrermangel – von Fernmeldein-genieuren der deutsche Post erteilt. Neben der Möglichkeit technische Anlagen der Tele-kommunikation zu besichtigen, fanden wir diesen Unterricht praxisorientiert. Stichwort Lehrermangel: in der 10. Klasse wurde das Fach Hauswirtschaft im Zeugnis mit der Bemerkung „nicht erteilt (Lehrerman-gel)“ gestempelt. Dafür gab es als Alternative das Fach Sozial- und Wirtschaftsgeschichte.
In den zwei Schuljahren auf der Realschule habe ich mit Frau Wächter (Englisch), Frau Bögemann (Geschichte), Frau Gaudigs (Religion und Vertrauenslehrerin), Frau Andert (Deutsch) und Frau Schmitz-Honoff (Chemie/Biologie) und natürlich Karl Port (Angewandte Mathematik/Direktor) sehr
engagierte Lehrer kennengelernt, die mir persönlich auch viel gegeben haben.
Ein „Highlight“ war 1973 die Abschluss-fahrt der 10a. Es ging mit dem Zug und Schiff nach London. Untergebracht waren wir jeweils zu zweit bei Gasteltern. Besonders in Erinnerung habe ich noch den Besuch des Musicals „Hair“ am Piccadilly Circus im Londoner West End. Karl Port und Irene Wächter sowie der Englischreferendar Müller waren schon ziemlich irritiert, als am Schluss einige Darsteller nackt auf der Bühne standen und die Zuschauer aufgefordert wurden, auf der Bühne mitzutanzen. Auch der Besuch eines Pubs am Petticoat Lane Market mit den Lehrern ist erwähnenswert.
Natürlich gab es auch eine Abschlussfeier am Ende der Schulzeit an der Realschule. Hier sollte ich als Schulsprecher auch eine Rede halten. Ich habe den Text leider nicht mehr, erinnere mich aber gut daran, dass meine Mitschüler ausgelassen gefeiert haben und ich mich in einer „wüsten“ Diskussion mit einem konservativen Vaters eines Mitschülers aus der 10a über meine Rede in einem Klassenraum befand. Ich hätte lieber gefeiert.
Ich verließ die Realschule am 30.5.1073 mit der Mittleren Reife und dem Zusatz: „nach dem Beschluß dieser Konferenz ist er geeignet für die Aufnahme in die Klasse 11 eines Gymnasiums in Aufbauform“. Mit vielen Mitschülern aus der 10a habe ich zum Schuljahr 1973/1974 in die differen-zierte Oberstufe des „Städt. Neusprachl. u. Mathem.-Naturw. Gymnasium i.E. für Jungen und Mädchen Köln-Holweide“ gewechselt. Diese differen-zierte gymnasiale Oberstufe mit Kurssys-tem war etwas völlig neues und zu diesem Schuljahr in NRW eingeführt worden. Mit dem Schuljahr 1975/1976 bezog dann die Jahrgangsstufe 13 des Gymnasiums Hol-weide in das neuerrichte Gebäude der Ge-samtschule Holweide. Die Jahrgangsstufe 13 war der erste Abiturjahrgang des Gymnasiums und die Jahrgangsstufe 5 die
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erste der Gesamtschule Holweide. Teilweise haben die gleichen Lehrer die Abiturklasse unterrichtet und waren auch Lehrer in der 5. Jahrgangsstufe der Gesamtschule. Mit dem Abitur am 21. Juni 1976 begann auch das „Ende“ des Gymnasiums Holweide, da in jedem neuen Schuljahr das Gymnasium eine Jahrgangsstufe kleiner wurde und die Gesamtschule eine größer.
Nach dem Abitur habe ich in Heidelberg, Bonn und Köln studiert und das 1. Staatsexamen für das Lehramt Sek. II abgelegt. Ich bin aber nie Lehrer geworden und habe sieben Jahre als wissenschaftlicher Referent bei dem Abgeordneten Norbert Burger (Kölner OB) im Landtag NRW gearbeitet. Danach ging ich in die Öffentlichkeitsarbeit
einer städtisch beherrschten GmbH mit 300 Mitarbeitern, bin dort seit 25 Jahren und davon 23 Jahre Betriebsratsvorsitzender und war vom 1.6.2000 – 31.5.2017 Mitglied des Landtages NRW, da ich viermal direkt gewählter Landtagsabgeordneter im Wahlkreis Kalk/Deutz/nördliche Innenstadt geworden bin. Ich schreibe dies nicht aus einer gewissen Eitelkeit. Ich schreibe dies, da ich mir recht sicher bin, dass die zwei Jahre Realschule Köln-Holweide an der Pestalozzistrasse ein entscheidender Abschnitt in meiner weiteren beruflichen Laufbahn und damit meines bisherigen Lebens war. Es war eine Chance, die ich nutzen durfte.
Bilanz
Im Rahmen der pädagogischen Flurbereinigung war es auch ein Hauptziel, die Reste der Drei-
Klassen-Gesellschaft – aus dem 19. Jahrhundert in der Weimarer Republik und in der
Nazizeit übernommen – beseitigen zu helfen.
Die Hinführung unserer Jugend zu den wirtschaftlich orientierten „Erbhöfen“ durch gestufte
Zugangsmöglichkeiten auf der Grundlage gestufter Schulabschlüsse (Hauptschulabschluss,
Realschulabschluss als Sekundar I - Abschluss und Abitur als Gymnasialabschluss für die
sogenannten Leistungsträger wurde auf Grund des tradierten gesellschaftlichen Systemdrucks
auch in der Gesamtschule nicht anders, nicht besser verwirklicht als in traditionellen
Schulformen.
Langfristig gesehen gedenke ich der Gesamtschulentwicklung als eines Abklatsches des
herkömmlichen Schulwesens mit geringfügigen Verbesserungen der Durchlässigkeit der
verschiedenen hierarchisiert gebliebenen Lerngruppen. Siehe etwa auch die weiterhin
praktizierte Dreigliederung der Aufnahmequalifikationen für die Aufnahme in die
Gesamtschule!
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Realschule Holweide eröffnet Chancen
Das Schulwesen der Zukunft sollte m. E. befreit werden von allzu starker, gewiss
vermeidbarer Hierarchisierung, bei der die am unteren Ende der Hackordnung verbliebenen
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alten (und neuen) Bevölkerungsschichten nur noch als Entsorgungsfälle – natürlich bei
„Panem et cirsenses“ betrachtet werden.
Es bleibt, insgesamt gesehen, auch nach bereits 50jährigem Bestehen der Realschule
Holweide, die einst Teil einer Gesamtschule werden sollte, noch viel zu tun, um die vom
Grundgesetz geforderte Gleichheit der Bürger vor dem Gesetz zu verwirklichen und die
gesellschaftliche Hackordnung in der Gesellschaft zumindest abzumildern.
Chance erhalten
Renate Halm stammte aus kleinen Verhältnissen. Sie kam auf die Realschule Holweide, weil
sie an einer anderen Schule deswegen gehänselt wurde. Renates Mutter lieh sich Geld und
stotterte den Kredit lange ab, damit Renate 1972 an einem USA-Aufenthalt teilnehmen
konnte. Frau Wächter hatte das geförert, obwohl Renate Legasthenikerin war. Bis dahin hatte
niemand in ihrer Familie Englisch gesprochen. Für den Gegenbesuch von zwei
amerikanischen Schülern lernte die Mutter in der Volkshochschule Englisch.
Über die Schule
Ich glaube, es lag auch an der Freiheit, die Herr Port seinen Lehrern gab. Es war mir klar, dass
er mehr zuließ als üblich war, und dass es das persönlich zu verantworten hatte. Und wenn
das schief gehen würde, könnte er sogar versetzt werden.
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Daher habe ich als Klassensprecherin, später als Schulsprecherin irgendwie immer auch
versucht, die Schüler für die Situation der Lehrer zu interessieren. Wert uzu schätzen, was uns
selbst widerfuhr.
Später, als ich Fachlehrerin an Sonderschulen war, traf ich Herrn Port im Regierungs-
präsidium. Ich war sehr glücklich, dass er an solch einer Position war und damit ein
pädagogisch besonders wertvoller Schulrat sein würde.
Die Schülerzeitung
Als Redaktion waren wir einmal in den Messeturm eingeladen. Ich war nie wieder dort.
(Renate Halm-Thönig)
Auch wenn Port die Praxis der Gesamtschule Holweide heutzutage als wenig zeitgemäß
betrachte, so muss man doch die Leistungen der Lehrer anerkennen, die mit vielen guten
Ideen das Schulleben gestalten, wie er das aus dem Abstand eines schon langzeitig im
Ruhestand lebenden ehemaligen Lehrers und Mitgründers beurteilen mag.
Ehemalige Lehrer-innen sehen das auch positiv. „Die Zeit als Lehrerin an dieser Realschule
hat mein Leben sehr bereichert. Ich bin den Direktoren Herrn Port und Herrn Standt dafür
sehr dankbar, schreibt Miro Schmitz-Honhoff. „Mit einigen Kollegen treffe ich mich noch in
regelmäßigen Abständen, obwohl wir mittlerweile fast alle schon pensioniert sind. Ich
wünsche der Schule eine weitere positive Zukunft - für die Arbeit und für die
Zwischenmenschlichkeit.“
„Die Schule ist (eben) so gut wie der Lehrer“, hat vor vielen Jahren Johann Bendel gesagt,
dessen Namen die Realschule Danzierstr. in Köln- Mülheim trägt, die man durchaus als ein
wichtiger Prototyp auch für die Gesamtschule Köln-Holweide ansehen kann.
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Persönlich Erfahrungen
Stefan Weigang:
Als Historiker habe ich es oft mit Zeitzeugen erlebt, nun bin ich selbst einer: Die Jahre 1963
bis 1973 habe ich als Schüler in der Grund- und der Realschule Holweide erlebt und bin
danach politisch aktiv geworden. Erst viel später, Mitte der 1990er Jahre, erkannte ich, dass
moderne pädagogische Vorstellungen und eine spezifische politische Situation zu dieser
Entwicklung führten.
Sprachlabor: Französisch im Sprachlabor fanden wir total modern.
Aktuell : Als das Misstrauensvotum gegen Bundeskanzler Willy Brandt stattfand, wurde der
Fernseher in den Klassenraum geholt und live mitgefiebert.
Die Ältesten: Wir sind immer die älteste Klasse der Schule gewesen, machten und keine
Gedanken, ob das etwas Besonderes ist. Dass wir die Klasse vom Schulleiter waren, war wohl
etwas Besonderes.
Schülerberg: Irgendwie tauchte der Begriff in Gesprächen auf, aber wir fanden es normal,
dass man irgendwie Lösungen fand.
Liedtke: Der Gymnasiallehrer Dr. Helmur Liedtke war bekannt dafür: „Schreibt 20 Worte mit
f, mit ff, mit pf auf, ich gehe mal telefonieren …..“ und kam bis Ende der Stunde nicht wieder
zurück.
Fies: Manchmal sahen wir Ratten über den Schulhof und unter die Baracken laufen. Werft
keine Lebensmittel (Brote, Apfelgriebsche) weg, hieß es.
Schulweg: Ab Klasse 5 aus Holweide mit der Straßenbahn plus Fußweg zur Schule in Deutz
und ab Klasse 7 nach Mülheim. Das war Belastung, aber auch etwas Besonderes.
135
Bücher: Der Schulweg führte mich täglich auch bei der Buchhandlung in Köln Mülheim
vorbei, wo ich, angestoßen durch die Schule, die Biografien der Rowohlt Rotations-Romane
und die Reclamhefte entdeckte.
Musik und mehr: Die Stadtbahnhaltestelle nahe dem Kaufhof Mülheim führte dazu, dass ich
dort meine ersten Karl-May-Bücher kaufte, auch meine erste Schallplatte „Venus“ von
„Shocking Blue“) und dort auch meine ersten Pommes frites genoss.
International : Es gab mehrere ausländische Lehrer in der Schule. Einige Realschüler boten
sich als Gastfamilien an für eine Klasse aus der Umgebung von Tours, die nach Köln kam.
Einzelne unserer Realschüler fuhren danach auch zu ihren Gastschülern nach Frankreich
Stefan Weigang erlebte im Jahre 1971 in Joué-les-Tours eine tolle Woche im echten
Frankreich. Nach der Realschulzeit nahm er einen Gastschüler aus den Niederlanden auf und
besuchte später mehrfach seinen Gastschüler in der Nähe von Utrecht. Das regte noch
Jahrzehnte danach an, sich aktiv mit Französisch und Niederländisch zu beschäftigen und
auch in Polen oder Slowenien ein bisschen Landessprache zu lernen.
Sport: In der Erinnerung kam das oft zu kurz. Zum Turnen und Schwimme waren es weite
Wege, die Zeit von den Unterrichtsstunden fraßen. Bei einem Sportfest auf den Poller Wiesen
musste ich Fußball spielen. Als Verteidiger ließ ich fast keinen durch, hatte aber
Schienbeintritte kassiert und eine Aversion gegen Fußballspielen begründet.
Schule: Die Schule in der Pestalozzistraße war für mich die erste „richtige“ städtische Schule
- nach den Grundschuljahren in einem Neubau der 1960er Jahre bzw. einem Dorfschulbau aus
der Jahrhundertwende und den zwei Realschuljahren in den Baracken in Deutz.
Ohrfeigen: Abgesehen von der pädagogisch falschen Anleitung hatte Herr ……….. im Lauf
der Zeit drei Ohrfeigen verteilt. Wir beschwerten uns beim Klassenlehrer Port und schon im
nächsten Schuljahr war …… nicht mehr an unserer Schule. Stefan hatte zuvor in der
Grundschule eine prägende Erfahrung gemacht: Die gutbürgerliche Konrektorin sagte vor der
versammelten Klasse, man sollte eigentlich Geld sammeln, und für Richard, ein Kind aus
einer armen Familien, neue Schuhe kaufen. So herausgehoben wie bei Arno Grün, mit 92
Jahren in 2009 gestorben, ist das natürlich nicht. Grün erinnerte sich an prägende Erfahrungen
in seiner Kindheit. Etwa als die Lehrerin fragte, wer einen Rohrstock besorgen könne, mit
dem sie Schüler schlagen könne, und alle Kinder bis auf Arno meldeten sich40.(Spiegel
45/2009)
40 DER SPIEGEL; Heft 45/2009
136
Aufklärung : Schon damals war das Gefühl da, dass wir früher und moderner als in anderen
Schulen aufgeklärt wurden. Manche Eltern regten sich auf, dass Frau Schmitz-Honhoff uns
auch gebrauchte und gewaschene Kondome zeigte. Aufklärung ist auch fast fünfzig Jahre
danach noch notwendig, wie die Fernsehsendung „Liebe machen“ und die Erfahrung von
Beratungsstellen zeigen41:
Differenziert : Spezialisierung in einer Schule – statt in eine neusprachliche oder
mathemathisch-naturwissenschaftliche Schule zu teilen, gab es bei uns beides: wir hatten
Mathemathik bei Karl Port, es gab besonderen Mathe-/Computerunterricht und mit
Französisch ab Klasse 7 eine zweite Fremdsprache.
Klassenfahrt 1970 nach Norderney: Gleich am Anfang mein Portemonnaie irgendwo in den
Dünen verloren. Ging dann aber auch in den folgenden (wenigen) Tagen. Beim historischen
Fußballspiel Deutschland-Italien bei der WM in Mexiko war während der Live-
Berichterstattung im Radio in allen Zimmern viel los.
Klassenfahrt England: Stefan W. konnte nicht mitfahren, weil er bei seiner einzigen
Prügelei einen Schlag aufs Ohr von Tom Thomas bekommen hatte.
41 Trimediales Projekt „Liebe machen“ von Ann-Marlene Henning in Radio, Fernsehen und Internet, www.make-love.de; Hannoversche Allgemeine Zeitung, 11.11.2016
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Ulla Streuel: „Mein Gott, die alten Baracken. Ich glaub’s nicht! Da drin haben wir ganz
schön viel geschwitzt und gefroren. Ich meine, es wäre Ulrike Pargen gewesen, die mittels
Eiswürfeln versucht hat, ein Thermometer auf unterste Temperaturen zu kriegen, damit wir
Kältefrei bekommen. Hat natürlich nicht geklappt.“
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Dokumente komplett auf www.geschichtswerkstatt-muelheim.de:
Broschüre der ASL (Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Lehrer) ca. 1960/70
Broschüre der GEW (1973) „Probleme der Differenzierung“
Schülerheft und weiteres Material zu„Angewandte Mathematik“
139
Literatur und Quellen
Bilder
von Karl Port, Miro Schmitz-Honhoff, Renate Halm-Thönig, Dieter Weigang, Hans-Joachim Carlitscheck und Stefan Weigang
Zwei Aufnahmen von Stadtkonservator Köln
Postkarte Norderney
Dokumente
Amtliche Dokumente wie die „Richtlinien für die Zusammensetzung und Arbeitsweise der
Ausschüsse zur Planung von Gesamtschulen in NRW Düsseldorf 1970“ und viele weitere
Dokumente aus dem Besitz vorwiegend von Karl Port, außerdem von Stephan Gatter und
Stefan Weigang
Quellennachweis
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140
https://www.gew.de/index.php?eID=dumpFile&t=f&f=50302&token=d3e71ce3107938bd583f27a7d0b221b9bf159291&sdownload=&n=Kellershohn_-_Bibliographie_inkl_Abstracts.pdf
Konstantin von Hammerstein, Kalter Krieg, Der Spiegel 1/2017, S. 62f
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Sputnikschock, in: https://de.wikipedia.org/wiki/Sputnikschock, abgerufen 5.10.2016
Stamokap, in: https://de.wikipedia.org/wiki/Stamokap¸ abgerufen 17.2.2017
Süddeutsche Zeitung, 30.9.2016, Ungleichheit in Deutschland Wie sich Ungleichheit bekämpfen lässt, www.sueddeutsche.de/wirtschaft/ungleichheit-in-deutschland-ungleichheit-verringern-aber-wie-1.3186216;
Summerhill, in https://de.wikipedia.org/wiki/Summerhill, abgerufen 19.4.2017
Reinhard Tausch, Anne-Marie Tausch, Erziehungspsychologie. Begegnung von Person zu Person, Göttingen usw., 9. Aufl 1979, S. 170
Team-Kleingruppen-Modell: Vgl. http://www.gehw.de/jts/index.php/profil/team-kleingruppen-modell, http://www.igs-holweide.de/seiten/schulprogramm/800/1.html und https://de.wikipedia.org/wiki/Team-Kleingruppen-Modell, alles abgerufen 18.2.2017
142
Technik-Salon Hannover: www.basiszwei.tumblr.com, eine „transdisziplinäre Veranstaltungsreihe“ mit u.a. dem Technik-Salon (www.technik-salon.de
Trotzkismus, in https://de.wikipedia.org/wiki/Trotzkismus#im_deutschsprachigen_Raum, abgerufen 17.2.2017
Undogmatische Linke, in https://de.wikipedia.org/wiki/Undogmatische_Linke , abgerufen 17.2.2017
Unter den Talaren, Muff von 1000 Jahren: in: https://de.wikipedia.org/wiki/9._November und https://de.wikipedia.org/wiki/Unter_den_Talaren_%E2%80%93_Muff_von_1000_Jahren, abgerufen 17.11.2016; https://www.ndr.de/kultur/geschichte/chronologie/talare2_v-vierspaltig.jpg, abgerufen 17.11.2016
Veranstaltung „40 Jahre Radikalenerlass“ am 17.3.2012 in Göttingen, Erziehung und Wissenschaft 03/2012, S. 31
Matthieu von Rohr und Britta Sandberg, Terror, Der Spiegel 1/2017, S. 92f
Volker Weidemann, Enzensberger, Der Spiegel 1/2017, S. 48f.
Stefan Weigang, Horst Oelze, Peter Bartel, IGS Garbsen - 25 Jahre jung, in: Schulleitung der IGS Garbsen, Hg., 25 Jahre IGS Garbsen 1971 - 1996, Garbsen: September 1996
Doreen Winter, Schulentwicklung in den beiden deutschen Staaten von 1945 bis zum Beginn der 1960er Jahre, Studienarbeit 2006 in der Universität der Bundeswehr Hamburg, Leseprobe unter http://www.grin.com/de/e-book/51721/schulentwicklung-in-den-beiden-deutschen-staaten-von-1945-bis-zum-beginn
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Die Autoren
Stefan Weigang, geb. 1957 in Köln, Realschule Holweide und Gymnasium Holweide, Abitur
1976, Studium 1976 - 1983 an der Uni Hannover, freiberuflich tätig als Historiker und PR-
Referent. Seit 1984 zahlreiche Veröffentlichungen zur Regional und Sozialgeschichte,
www.pr-weigang.de
Stephan Gatter, geb. 1955 in Gotha, Realschule Holweide und Gymnasium Holweide,
Abitur 1976, Studium 1976- 1987, 1985-1992 wiss. Mitarbeiter bei Landtagsabgeordneten,
seit 1992 Angestellter einer Abfallentsorgungsgesellschaft, 2000 bis 2017 Mitglied des
Landtags NRW
Karl Port , geb. 1932 in Burgbrohl/Kreis Mayen, studierte nach dem Abitur inKoblenz 1952
in Bonn und Köln Lehramt an Realschulen Mathematik, Physik und Chemie, war von 1967
bis 1973 Schulleiter der Realschule Holweide
und danach weitere 9 Jahre als Oberschulrat
zuständiger Schulaufsichtsbeamter für
Realschulen beim Regierungspräsidenten Köln.
Veröffentlichungen u.a.: Karl Port, Hg., Peter
Wekbeker – An meinen Sohn Adolf, BOD.de
2014; mit Kurt Degen, 900 Jahre Burgbrohl.
Aspekte der Ortsgeschichte, in:
Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler, 2012;
Karl Port, Ludwig Hillesheim und die Dichter
Arias Montanus und Joost van den Vondel im
16. und 17. Jahrhundert, Ms. Köln 2016;
Redaktion und Mitherausgeber von Kurt Degen, Burg Bach Tal (zur 900-Jahr-Feier von
Burgbrohl), Burgbrohl 2012
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Hans-Joachim Carlitschek, geb. 1938, bis1945 in Beelitz, Abitur 1958 in Köln-Mülheim,
Lehrer ab 1967, ab 1969 – 1973 an der Realschule Holweide, ab 1973 Fachleiter Geographie
am Bezirksseminar rechtsrheinisch, 1977-2000 Mitglied des Prüfungsamtes für das 1.
Staatsexamen Lehramt Sek. I. Bücher u.a. Alyssa - Tochter der Kimmerier. Historischer
Roman 2010; Arabische Augenblicke von Alfred Carlitschek, hg. v. Hans Joachim
Carlitscheck 2006;
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In Zeiten der Schülerberges, des politischen und pädagogischen Aufbruch wurde sie ge-
gründet. Orientiert auf die IGS Holweide, wurde sie nach Betriebsbeginn der IGS 1975 als
Mülheimer Stadtteil-Realschule weitergeführt.
Die Anfänge der Realschule Köln-Holweide vor 50 Jahren, ihre Gründung 1967als erste
Gesamtschule in Köln. Mit einer Chronologie bis zum Jahre 2001
Kontakt und Bestellungen: Stefan Weigang, Alte Ricklinger Str. 28 30823 Garbsen, [email protected]