Die Zukunft der Bibliothek und die engagierten Bürgerbuendnis.augsburg.de/fileadmin/buendnis-aug/dat/2_projekte/neue... · • Bruijnzeels, Rob; van Tiggelen, Nicoline: Bibliotheken

Die Zukunft der Bibliothekund die engagierten Bürger

Augsburg, 22. September 2006

Henner GrubeBibliothekarischer Direktor, ekz.bibliotheksservice GmbH, Reutlingen

Zukunft der Bibliothek | 2 2006-09-22


Inhalte

• Rolle der Bibliothek heute

• Bildung

• Integration

• Medienvielfalt

• Kooperation

• Konzeption

• Vertiefung

Vortrag


Bibliothek heute


Rolle der Bibliothek heute

• Medien- und Wissensspeicher

• Lernort- Informationszentrum- Bildungszentrum

• Podium kultureller Aktivitäten- Treffpunkt- Veranstaltungsort (zur Vermittlung von Medien)

Gesellschaft


Herausforderungen

• Wachsende Ansprüche an Professionalität

• Forderung der Ansprache vielfältiger Gruppen

• Ansprüche im Bildungsbereich (PISA; Aus- und Fortbildungsbedarf)

• Rasante Entwicklung der Informationstechnologie

• Wettbewerb im Informations- und Medienmarkt

• Demografische Entwicklung: Unterjüngung und Migration

• Forderung langer Öffnungszeiten

• Veränderungen des wirtschaftlichen Sektors

• Knappe öffentliche Kassen und Haushaltskonsolidierung

• Bibliothek als freiwillige Aufgabe

Bibliothek heute


Kultur als Teil der Lösung

• Kulturbereich als weicher Faktor der Standortstärke und Stadtentwicklung

• Kulturbereich als Wirtschaftsfaktor

- Bruttowertschöpfung 2003 in Mrd. EUR in Deutschland:Automobilbranche 64 Chemieindustrie 44Kulturbereich 41 Software 30Energie 30

- 780.000 Erwerbstätige in DeutschlandZwischen 1995 und 2003 Steigerung um 31 %Rund 20 % Wachstum bei abhängig Beschäftigten

- Kulturtourismus, Erlebniskultur im Wachsen ...

• Kulturelle Bildung als Zukunftsinvestition

Ökonomie


Absicherung

• Bildung und Kultur als kommunaler Gestaltungsbereich

• Laufende Zukunftsinvestition für Einrichtung, Bestände, Dienstleistungen (= Personal)

• Nutzung moderner Technik zur Erweiterung der Öffnungszeiten

• Wenige Kostensenkungspotentiale bei hoher ProfessionalitätKonzentration auf hochwertige Kernprozesse (Bildung)Nutzung externer Dienste, Outsourcing sekundärer AufgabenKonzentration auf wenige Lieferanten

• Vernetzung von Kultur- und Bildungseinrichtungen

• Appell an engagierte BürgerSpenden, Mäzenatentum, Bibliotheksverein, Bürgerstiftung ...Mitwirkung bei Veranstaltungen

Bibliothek heute


Bildung


Ansatz

• Förderung von Lern-, Medien- und Informationskompetenz

• Lebenslanges Lernen, Freude an Bildung und Weiterbildung

• Unterstützen der Vielseitigkeit und Kreativität von Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen

• Wissen als Ressource zur Bewältigung der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Herausforderungen

Bildung


Lernort Bibliothek• Bibliothek als Wissensspeicher

alle MedienbeständeMediencenter für unterschiedliche soziale Gruppen

- Kinder, Jugend, Erwachsene, Senioren ...- Nationalitäten, Ethnien- Special-interest-groups

• DienstleistungenLesungen, Vorträge, SeminareBibliotheksführungenBeratung, „Floorwalker“Schulungen der Informationskompetenz

• Studios / offene LernateliersEinzel- und Gruppenarbeitsplätze, VortragsräumeModerne technische Ausstattungangenehme Lernumgebung (Aufenthaltsqualität)

Bildung


Inhalte

• Lese-, Medien-, InformationskompetenzInformationssuche und –beschaffungInformationsbewertung und –verarbeitung

• Förderung des Wissens und der Bildung Schul- und Ausbildungberufliche Fortbildung und allgemeine Weiterbildung

• Lernen lernenBeratung: Lerntyp, Lernstrategien, Lernstoffe

• E-LifePC kennen lernenLernen mit unterschiedlichen Medien: Bücher, CDs, CD-ROMs, DVDs, E-Books, Internet ...

Lernangebote


Kooperationspartner Bibliothek• Bereitstellen von Medienboxen für

- Kindergärten und Schulen - Kinderarztpraxen ...- Volkshochschulen- Heime für Senioren

• Veranstaltungen für- Kindergärten- Schulen

• Veranstaltungen und Services mit bürgerschaftlichen Beiräten, Vereinen ...- Vorlese- und Bastelstunden- Hausaufgabenbetreuung- Aufsuchende Bibliotheksarbeit- Vorträge, Schulung

• Vom Medienvermittler zum Bildungspartner

Bildung


Integration


Angebote

• Vorschulkinder- Kinder von 0 bis 3 Lebensjahren und von 3 bis 6 Lebensjahren

• Schulkinder- Kinder von 6 bis 9 Lebensjahren und von 9 bis 12 Lebensjahren

• Jugendliche- Ausbildung und Berufseinstieg- Freizeit und Vergnügen

z. B. Jugendpodium (Beispiel Freestyle)

• Erwachsene- Permanente Fortbildung und kulturelle Weiterbildung- Arbeitslosigkeit und Wiedereinstieg in den Beruf- Familie, Haushalt und Hobbies

• Unterschiedliche Kulturen / Nationalitäten

Benutzer- und Zielgruppen


Ziele

• Verbesserung der Ansprache der Senioren

• Intergenerationale Arbeit, keine Absonderung

Senioren


Angebote

• Sensible Ansprache der SeniorenTerminologie, Altersgrenzen, unterschiedliche Lebensentwürfe und -weisen

• Medienerwartungen - Einerseits Emotionalität, Freude, Entspannung, - andererseits Orientierung, Anregung zum Nachdenken,- Informationen und neue Lernmöglichkeiten

• Veranstaltungen am Vor- oder NachmittagAutorenlesungen, Lektürekreise, GesprächsangeboteSchulung der Medien- und InformationskompetenzBeteiligung an Veranstaltungsdurchführung

SeniorenloungeÜberschaubares Marktangebot zum Stöbern und zum Entdecken Nicht nur Bücher, auch Hörbücher, Musik, FilmHauptthema: Älterwerden

Beteiligung an Veränderungsprozessen

Senioren


Multikulturelle Gesellschaft

• Migranten nehmen EU-weit zu

• Ohne Zuwanderung bereits seit Beginn der 70er-Jahre Bevölkerungsrückgang

• Migrantenanteil in Deutschland

- 10 % im Ausland geborene Personen- in westdeutschen Großstädten bis über 25 Prozent

• Jugendliche mit Migrationshintergrund in großen Städten

- 30 Prozent (vereinzelt sogar mehr als 40 Prozent) - in manchen Schulklassen 80 Prozent

• Jeder fünfte Jugendliche mit Migrationshorizont ohne Schulabschluss

• Arbeitslosenquote von Menschen mit Migrationshintergrund doppelt so hoch wie von Deutschen

Demografischer Wandel


Integrationsnotwendigkeit

• Deutschland auf Zuwanderung angewiesen:- Unterjüngung- Fachkräftemangel- hochqualifizierte Migranten gehen in andere Staaten

• Sicherung des sozialen Friedens

• Verwirklichung des Ideals der demokratischen, toleranten Gesellschaft



Bibliotheksziele

• Förderung der Sprach-, Medien- und Informationskompetenz

• Förderung des interkulturellen Dialogs und des interreligiösen Dialogs

• Sicherung der Nachhaltigkeit der Förderungdes interkulturellen Lebens (Bibliothek als Institution)



Angebote

• ZielgruppenMigranten: Kinder, Jugendliche, ErwachseneMultiplikatoren und Lotsen für die Integration von Migranten„Inländer“

• MedienSprachlehrwerke, Wörterbücher, GrammatikenBücher und andere Medien in fremden Sprachenzweisprachige Bücher für Kinder und JugendlicheThemen: Fremde Kulturen und Interkulturelles Zusammenleben

• DienstleistungenBibliotheksschulungenVeranstaltungen

Studio Interkulturelles Leben

Beteiligung an Planungsprozessen und an Durchführung von Veranstaltungen



Medienvielfalt


Ziele

• Bibliothek als Portal zu Information, Wissen, Bildung, Kultur

• Intermediales Portal:Auf Inhalte, nicht auf Trägerformen kommt es an

Kulturportal


Hybridbibliothek

• Neben Büchern andere Medien

• Bereitstellung des Internetzugangs für Bibliotheksbenutzer

• Hybridmediathek- gedruckte und digitale Quellen- lokale und verteilte Sammlungen

· Websites und Suchmaschinen· Kataloge und Bibliographien· Volltextdatenbanken, elektronische Bücher und Zeitschriften

• Neue Dienstleistungen der Bibliothek: Internet- und Datenbankrecherche, Schulung

• Neue Bibliotheksformen:e-LernBar, Deutsche Internetbibliothek, DiViBib

Kulturportal


Virtuelle Bibliothek

• Online-Zugang zu elektronischen Quellen

• Leihobjekte einer DiViBibE-Books, Audios, Videos, Software

• Erweiterung des Service- Vermittlung zusätzlicher Informationsformen und –inhalte

· Verbindung analoger und digitaler Medien möglich

- Spezialisierte Zweigstelle mit 168 Stunden Wochenöffnungszeit

• Erweiterung der Inanspruchnahme- Abbau räumlicher Barrieren und sozialer Distanzen- Ansprache und Integration zusätzlicher Nutzergruppen

Kulturportal


Kooperationen


Ansätze

• Partnerandere BibliothekenMedienzentrum, Archiv, MuseumKindergärten, Schulen, Volkshochschule, MusikschuleBürgerhäuser, FreizeitheimeKulturamt, Kulturbüro, Bürgerbüro, Städtischer I-PunktFamilienberatung, Mütterberatung, SchülerberatungKirchen, Vereine, Rotes Kreuz, Stadtjugendring, Beiräte von Senioren, Behinderten, Migranten ..., Initiativen ...Wirtschaft, Handwerkskammer, Industrie- und Handelskammer

• ZieleSynergien: Nutzung der vielfältigen RessourcenSicherung der Existenz und Stärkung der PositionVernetztes Lernen: kooperative Förderung von KompetenzenOffenes, flexibles, selbstgesteuertes LernenKooperative Mitwirkung an der demokratischen Gestaltung der Wissens- und Kulturgesellschaft

Kooperationen


Formen

• Punktuelle Zusammenarbeit

• Vernetzungen- Beispiel: Lernnetzwerk Bremen- konzeptionell, ständig

• Räumliche Integration: Haus vieler kultureller Möglichkeiten- Beispiele: Düsseldorf, Ludwigsburg- Organisatorische Addition

• Organisatorische Integration: Zentrum Wissen – Bildung – Kultur- Beispiele: Unna, Emden, Chemnitz, Linz, London ...- europäischer Diskurs Learning Centres (Bildungsprojekt der EU)

• Vision: Bürgercenter gebündelter kultureller Kompetenzen- Bildungs-, Kulturinstitutionen und –initiativen- Gezielte Integration freien bürgerschaftlichen Engagements

Kooperationen


Konzeption


Strategisches HandelnInformationen analysieren (Stärken und Schwächen, Markt, Chancen und Risiken, bisherige Strategien)

Konzeption entwickeln (Vision und Leitidee, strategische Erfolgsposition, strategische Optionen, Maßnahmenplan)

Partizipation und bürgerschaftliches Engagement sichern

Politische Verbindlichkeiten herstellen

Strategien umsetzen (konsequente Ausrichtung aller Aktivitäten und Funktionen)

Erfolge messen (Abweichungsanalyse, Kontrolle der Fortschritte, Prämissen, Ziele, Maßnahmen) und kommunizieren

Strategien weiterentwickeln

Kommunale Bibliothekspolitik


ZieleFreier Zugang zu multimedialen Informationen und globalem Wissen – unabhängig von politischen, religiösen, ethnischen Schranken

Förderung des lebenslangen erfolgreichen Lernens in der modernen globalen Wissensgesellschaft

Unterstützung von Meinungsfreiheit und demokratischer Kommunikation

Integration von bürgerschaftlichen Gruppen (Beiräten, Vereinen, Initiativen ...) als Nutzer, „freiwillige Dienstleister“ (zusätzliche Angebote), beteiligte Mitplaner

Sicherung des kulturellen Erbes und des interkulturellen Lebens auf dem Weg zur internationalen Kulturgesellschaft

Förderung der Vitalität der Stadt

Dynamische Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit im regionalen, nationalen und internationalen Rahmen

Kommunale Bibliothekspolitik


Ansätze

Multimediales Informationszentrum Mediathek

Innovatives Selbstlernzentrum Mediathek- Angebot der Teilhabe

Sozial-integratives Kulturzentrum Mediathek- Begegnung der Generationen- Begegnung Gesunder und Behinderter- Begegnung unterschiedlicher Bildungsniveaus- Dialog der Kulturen

Mediathek als Teil eines Zentrums Wissen – Bildung – Kultur

Bibliotheksentwicklung

2006-09-22

Strategie-elemente

Wissensspeicher Mediathek Lernort Mediathek Kulturpodium Mediathek Ambiente mit Wohlfühlqualität:

Clubzonen, Café lange Öffnungszeiten: auch am Wochenende

Weiterbildung des Personals: technologische, betriebswirtschaftliche, methodisch-didaktische, kommunikative Kompetenz, Managementkompetenz Auch Personal mit pädagogischer Ausbildung Auch Migranten, auch Behinderte unter dem Personal Beteiligung unterschiedlicher bürgerschaftlicher Gruppen

- Veranstaltungen, aufsuchende Bibliotheksarbeit Stärkung des Etats (für Bestand: 1,50 EUR/Ew/Jahr) Zusätzliche Finanzquellen:

- kostenpflichtige Zusatzleistungen - Fundraising, Sachspenden, Mäzenatentum - Bibliotheksverein, Bürgerstiftung

Shop-in-Shop (neben heute üblichem Bestand): - Kindermediathek - Schülercenter - Jugendpodium - Lernatelier - Seniorenlounge - Studio Interkulturelles Leben Internet als Kommunikations- und Arbeitsmittel Outsourcing außerhalb des Kernprozesses Konzentration auf wenige Lieferanten

Markt Angebot

OrganisationPotential

Kooperation, Vernetzung, Allianzen, Integration mit anderen Bildungs- und Kultureinrichtungen Ansprache und Integration unterschiedlicher

sozialer Gruppen



Mehrwerte als Ort

• der Inszenierung von Wissensmanagement, von Bildung und kulturellen Diskursen

• der Anregung, der Phantasie, des Nachdenkens

• des Arbeitens und der Freizeit

• der gesellschaftlichen Werte und der individuellen Selbstfindung

• der Vielfalt der Kulturen und Lebensentwürfe

• der Integration verschiedener gesellschaftlicher Gruppen

• des Wandels und der Nachhaltigkeit

• des überlegten Umgangs mit der Zeit

Virtuose Mediathek


Vertiefung


Literaturhinweise

• Umlauf, Konrad:Bestandsaufbau an öffentlichen Bibliotheken. – Frankfurt am Main: Vittorio Klostermann, 1997.

• Freiwillige – (k)eine Chance? Ein Positionspaier des Deutschen Bibliotheksverbandes. – Berlin: Deutscher bibliotheksverband e. b., 1999.

• Bruijnzeels, Rob; van Tiggelen, Nicoline: Bibliotheken 2040. Die Zukunft neu entwerfen / Aus dem Niederländischen von Ute Klaassen. – Bad Honnef: Bock + Herchen Verlag, 2003.

• Horx, Matthias: Wie wir leben werden. Unsere Zukunft beginnt jetzt. – Frankfurt am Main; New York: Campus Verlag, 2005.

Vertiefung


Literaturhinweise

• Stang, Richard; Irschlinger, Alexandra:Bibliotheken und Lebenslanges Lernen. Kooperationen, Netzwerke und neue Institutionalformen zur Unterstützung Lebenslangen Lernens. Expertise zum aktuellen Stand. – Bonn: Deutsches Institut für Erwachsenenbildung, 2005.

• Goehler, Adrienne:Verflüssigungen. Wege und Umwege vom Sozialstaat zur Kulturgesellschaft. – Frankfurt am Main; New York: Campus Verlag, 2006.

• www.ekz.de> Fortbildung> ekz-skripte-Download

Vertiefung



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