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BERLIN STUDIES OF THE ANCIENT WORLD Petra Wodtke Dies ist kein römisches Objekt ein archäologisch-semiotischer zugang zur materiellen kultur der römischen provinz epirus

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BERLIN STUDIES OF THE ANCIENT WORLD

Petra Wodtke

Dies ist kein römisches Objektein archäologisch-semiotischer zugang zur materiellen kultur der römischen provinz epirus

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die römische provinz epirus stand bislang nicht im Zentrum des altertumswissenscha� lichen Interesses, obwohl in den letzten Jahrzehnten zu ihren archäolo-gischen Stätten zahlreiche Forschungsprojekte durch-geführt wurden. Die vorliegende Arbeit bietet erstmals eine umfassende Zusammenstellung. Die These lautet, dass die Gebiete der Provinz keineswegs verödet oder rückständig waren, wie es antike Schri� quellen behaupten.Vor dem Hintergrund der Frage, wie man heute eine Provinz im Osten des Römischen Reiches vorlegt und die disparaten Forschungsergebnisse zusammen-führt, muss zunächst das Konzept der Romanisierung grundlegend analysiert werden. Als Konzept, das für Schri� quellen entwickelt wurde, erweist es sich als untauglich für die Anwendung auf archäologische Quellen, auf Materielle Kultur. Daher wird in diesem Buch ein neues archäologisch-semiotisches Analyse-system auf der Basis der Theorien von Charles S. Peirce entwickelt, das Fragen nach pluralistischen Kommu-nikationsstrukturen und -strategien in den Vorder-grund rückt. Mit Hilfe des neuen Systems werden dann die archäologischen Forschungsergebnisse aus Epirus ausgewertet. Der Fokus liegt dabei auf der Erschließung von Landscha� : Neben den urbanen Zentren wie Butrint, Phoinike, Hadrianopolis im heutigen Albanien oder Nikopolis und Dodona in Griechenland werden ländliche Besiedlungsstrukturen behandelt, aber auch Themen wie Wegesysteme oder Wasserwirtscha� .

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Petra Wodtke

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Bibliographische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikationin der Deutschen Nationalbibliothek; detailliertebibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.deabrufbar.

© Edition Topoi / Exzellenzcluster Topoi der FreienUniversität Berlin und der Humboldt-Universität zu BerlinAbbildung Umschlag: Fragment einer Rundbasis. Fotografin:Petra Wodtke. Aufbewahrungsort und © ArchäologischesMuseum von Nikopolis, Preveza

Typographisches Konzept und Einbandgestaltung:Stephan Fiedler

Printed and distributed byPRO BUSINESS digital printing Deutschland GmbH, Berlin

ISBN - - - -ISSN (Print) -ISSN (Online) - XDOI . / -D

First publishedThe text of this publication is licensed under Creative CommonsBY-NC . DE. The legal code is available underhttps://creativecommons.org/licenses/by-nc/ . /de/. For theterms of use of the illustrations, please see the reference list.

www.edition-topoi.org

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INHALT

Vorwort und Danksagung — 9

Einleitung zu einer Studie über die römische Provinz Epirus — 11

. Ziele, Struktur und Aufbau der Arbeit — 12

. . Ziele — 12

. . Struktur — 13

. . Aufbau — 15

. Das Gebiet der Provinz — 20

. . Räumliche Grenzen — 20

. . Zeitliche Grenzen — 24

. . Forschungsgeschichte — 26

Warum nicht ,Die Romanisierung von Epirus‘? — 31

. Was ist ,römisch‘? – ,Was‘ ist Kommunikation! — 32

. . Römisch als Ethnie — 38

. . Römisch als Identität — 41

. . Römisch als Kultur — 45

. . Römisch als Begriff — 47

. . Zwischenfazit: ,Römisch‘ als Epochenbegriff im Gebiet der ProvinzEpirus — 51

. Kulturbegriffe — 53

. Materielle Kultur — 54

. . Materielle Kultur, Materialität und MaterielleHinterlassenschaften — 56

. Romanisierung — 59

. . Romanisierung: Vom Begriff zum Konzeptgedanken — 60

. . Mommsen und die ,Romanisirung‘ — 67

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. . Romanisierungskonzepte — 77

. . Postcolonial versus Provinzkultur. Die Romanisierungsdebatte in dener Jahren — 83

. . Ersatzworte und Ersetzungskonzepte — 88

. . Zwischenfazit: Wenn Ersatzbegriffe ersetzt werden sollen — 105

. . Nach den Ersetzungskonzepten: Romanisierung alsKulturkontaktszenario — 107

. Fazit: Warum ,römisch‘ keine geeignete Analysekategorie fürMaterielle Kultur und ,Romanisierung‘ kein geeignetes Konzeptfür Epirus ist — 116

Ein mögliches alternatives Analysesystem — 121

. Warum ein semiotisches Analysesystem? — 123

. . Semiotik und die Archäologie: Ian Hodder und der linguistischeStrukturalismus — 127

. . Semiotik und die Archäologie nach dem Postprozessualismus — 135

. . Semiotik für die Archäologie: Was ist eigentlich Semiotik? — 140

. Peircesche und andere semiotische und archäologischeBegrifflichkeiten und ihre hiesige Anwendung — 145

. . Die drei Universalkategorien: Erstheit, Zweitheit, Drittheit — 146

. . Die Semiose — 151

. . Das Objekt und das Medium — 152

. . Der Interpretant — 157

. . Das Zeichen — 159

. . Die drei Zeichenkategorien — 163

. . Ikon — 167

. . Index — 170

. . Symbol — 175

. . Die Darstellung — 183

. . Der Peircesche Vergangenheitsbegriff — 186

. . Das Semiotische Dreieck — 188

. . Der Kontext — 192

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. . Kommunikationsebenen — 195

. Fazit: Die Dinge als Zeichen. Materielle Kultur alsKommunikation – Kommunikation durch Materielle Kultur — 200

Die Analyse — 213

. Die Fachpublikation als Primärquelle — 214

. Eine Entwicklung in Form der Erschließung der Landschaft — 218

. Zentren — 220

. . Hadrianopolis — 221

. . Phoinike — 226

. . Butrint — 233

. . Dodona — 244

. . Ladochori — 248

. . Nikopolis — 255

. . Stratos — 262

. . Oiniadai — 264

. Infrastruktur — 270

. . Verkehrswege — 270

. . Zenturiation — 273

. . Wasserversorgung — 274

. . Der Aquädukt von Butrint — 278

. . Der Aquädukt von Nikopolis — 289

. . Der Brunnen von Ladochori — 297

. Ländliche Besiedlungsstrukturen — 301

. . Diaporit — 302

. . Malathrea — 306

. . Agia Pelagia — 308

. . Strongili — 309

. . Die Nydri-Ebene — 313

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. . Ochthia — 314

. . Skala — 315

. Weitere Strukturen — 320

. . Sogenannte Thermen — 320

. . Grabbauten — 323

Die Interpretation — 327

. Wie funktionierte in Epirus die Kommunikation durch MaterielleKultur? Die exemplarische Darstellung anhand von ,Mosaik‘ und,Theater‘ — 330

. . Das Mosaik — 330

. . Das Theater — 335

. Darstellung der Entwicklungen in der römischen Provinz Epirusohne Kulturbegriffe und Kulturkontaktszenarien — 349

. Interpretationen der heutigen Darstellung der MateriellenHinterlassenschaften — 364

. Fazit — 376

Textausgaben und Übersetzungen — 381

Bibliographie — 383

Ortsregister — 439

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Vorwort und Danksagung

Im Spätsommer ermöglichte mir Franziska Lang zum ersten Mal die Teilnahmean einem archäologischen Feldforschungsprojekt in Akarnanien. Ihre Begeisterung undihr Elan sorgten auch bei mir dafür, diese Region Griechenlands und ihre archäolo-gischen Stätten besser kennenzulernen. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich bereits, dassich in meiner weiteren archäologischen Qualifikation ,irgendwas mit Römern‘ machenwollte. besuchte ich im Zuge eines Forschungsprojekts in Lezha, dem antikenLissos, unter der Leitung von Gëzim Hoxha, Bashkim Lahi und Andreas Oettel, erst-mals Albanien. Das kleine Land faszinierte mich von Anfang an. Die räumliche Nähezu Nordwestgriechenland führte zu einer Sensibilisierung hinsichtlich Parallelen undUnterschieden im Fundgut und den städtischen Strukturen, die mich zu einer inten-siveren Beschäftigung veranlasste. So entstand der Vorsatz, eine Arbeit über die römi-sche Provinz Epirus zu verfassen. Dass diese eine starke kulturwissenschaftliche Orien-tierung erhielt, verdanke ich den bereits frühen Einflüssen während meines Studiumsder damals noch sogenannten ,Theoretischen Archäologie‘. Diesem Interessenschwer-punkt folgend, entschied ich mich für eine Promotion in einem interdisziplinären undkulturwissenschaftlichen Graduiertenkolleg und bauten diese methodisch-theoretischeBeschäftigung während meiner Zeit am International Graduate Centre for the Study of Cul-ture (GCSC) der Justus-Liebig-Universität Gießen aus.

Das vorliegende Buch ist die überarbeitete Fassung meiner Dissertation, die ichan der Justus-Liebig-Universität Gießen am Fachbereich FB – Geschichts- und

Kulturwissenschaften eingereicht habe. Die Umsetzung meiner Idee zur Dissertationsowie die Entstehung dieser Arbeit wären ohne vielfältige Unterstützung, zahlreichenZuspruch und sehr verschiedene Hilfestellungen fachlicher wie privater Natur nichtmöglich gewesen.

Zunächst gilt mein großer Dank meiner Erstgutachterin Prof. Dr. Anja Klöckner,die meinen Ansätzen und meiner Vorgehensweise gegenüber immer zugänglich undaufgeschlossen war. Ihre beständige Geduld sowie ihre umfangreiche Beratung und Be-treuung wusste ich immer und weiß sie heute noch sehr zu schätzen. Prof. Dr. MartinaSeifert erklärte sich freundlicherweise bereit, als zweite Gutachterin zu fungieren und

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stand mir, besonders in Detailfragen, ebenfalls beratend zur Seite, wofür ich Ihr herzlichdanke. Dem GCSC bin ich für die Finanzierung meiner Promotion durch ein Stipendi-um zu Dank verpflichtet. Ferner ermöglichte es mir weitere Forschungsaufenthalte inNordwest-Griechenland und Südalbanien.

Von Herzen danken möchte ich vor allem meiner gesamten Familie: Agnes ( –), Anton, Ben, Daniel, Esther, Johanna, Judith, Lies, Luke, Martin ( – ),

Max, Peter, Rosel, Stefan und Steffi – ohne euch hätte ich es nicht geschafft!Markus und AnnA danke ich fürs Mutmachen, fürs mit mir Durchhalten, auch

wenn es mal besonders anstrengend, nervenzehrend und entkräftend war, für die vielengroßen und kleinen Gesten, die Lebensberatung und das Bleiben.

Und ganz besonders gilt mein tiefer Dank Michael Pliwischkies, der mich in denZeiten des Arbeitens, Schreibens und Reisens begleitet und unterstützt hat, besondersauch für die Erstellung der Graphiken und die Überlassung zahlreicher Fotografien. Inder Phase der Überarbeitung des Manuskripts und der Drucklegung hat Jürgen Mor-genroth mir hilfreich zur Seite gestanden.

Für intensive inhaltliche Gespräche, kritische Meinungen, konstruktive Anregun-gen und intellektuelle Inspirationen danke ich: Doris Bachmann-Medick, Markus Burk-hardt, Julia Faisst, Katharina Kreuder-Sonnen und allen TeilnehmerInnen der RA desGCSC sowie Kerstin Hofmann, Felix Wiedemann und allen TeilnehmerInnen des CSGV Lesekreises von TOPOI I.

Ferner gilt mein kollegialer und freundschaftlicher Dank Markus Brückner, Jan Ma-rius Müller und Johanna Mueller von der Haegen.

Für das Korrekturlesen der Abgabefassung bin ich Angelika Tapperath und RoselWodtke zu tausendfachem Dank verpflichtet. Maßgeblich verdanke ich Michael Mey-er, dass die Arbeit bei Edition Topoi erscheinen konnte. Das Lektorat des Manuskriptsübernahm dankenswerterweise Katrin Siebel. Bei den Abbildungen halfen mir MichaelPliwischkies, Markus Brückner und Jürgen Morgenroth. Die Straßenmädchen (BlauesHerz) Christiane Reichart und Karen Matting berieten mich in Stilfragen. Beim Ver-ständnis verschiedensten Fremdsprachen halfen mir AnnA Franken, Johanna Muellervon der Haegen und Pau Albrech.

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Einleitung zu einer Studie über die römischeProvinz Epirus

Bisher gibt es keine übergreifende Darstellung der römischen Provinz Epirus. Wederexistiert ein historischer Überblick noch sind die aus dem Gebiet bekannten Materiel-len Hinterlassenschaften1 umfassend oder auch nur überblicksartig zusammengestelltworden. Dabei haben in den vergangenen zwanzig bis dreißig Jahren zahlreiche For-schungsprojekte unser Wissen über die Materielle Kultur aus den Regionen der ehe-maligen Provinz sehr bereichert. Es ist daher nun möglich und auch vielversprechend,einen Versuch der Zusammenstellung zu wagen, den die vorliegende Arbeit darstellt.

Was für eine Art von Studie oder Fragestellung erwartet man, wenn es um eine rö-mische Provinz und speziell eine im Osten des Römischen Reichs geht? Die Geschichtekönnte anhand von antiken Schriftquellen und Inschriften dargelegt, die MateriellenHinterlassenschaften beispielsweise im Hinblick auf eine Zugehörigkeit zu einem ,rö-mischen‘ oder einem ,griechischen‘ Kulturgut analysiert werden. Im typisch archäolo-gischen Sinne wäre vielleicht eine nach den Regionen oder Stätten gegliederte Material-vorlage mit einer daraus resultierenden Interpretation bezüglich einer möglichen Ent-wicklung der Provinz unter kulturhistorischen Aspekten denkbar. Ein Ergebnis könntebeispielsweise in einem Herausarbeiten des Grads der Romanisierung der Provinzbe-völkerung bestehen, um in der Diskussion bezüglich der Möglichkeiten und Grenzenvon Romanisierung im Römischen Osten Stellung zu beziehen. Dies ist jedoch nichtdie hier gewählte Vorgehensweise.

Diese Arbeit ist eine theoriegeleitete Studie. Sie wird nicht ,das Römische‘ im kai-serzeitlichen Epirus herausfiltern oder eine Geschichte der römischen Provinz Epirusschreiben. Anstatt eines Katalogs mit Auswertung möchte sie vor dem Hintergrundpluralistischer Denkansätze die Hinterlassenschaften einer Region aus der römischen

1 Da ,Materielle Hinterlassenschaften‘ in dieser Studieals Konzeptbegriff ebenso etabliert werden soll wiees für ,Materielle Kultur‘ als Übertragung ins Deut-

sche für material culture teilweise schon geschehenist, wird der Begriff hier konsequent groß geschrie-ben. Dazu ausführlich . . .

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Zeit betrachten, analysieren und zusammengestellt vorlegen. Der archäologische Zu-griff liegt also nicht nur in der umfassenden Betrachtung einer historischen Region,sondern auch darin, diese Betrachtungen unter der Berücksichtigung und Einbeziehungtheoretisch ausgestalteter Ansätze durchzuführen. Beides, die Verknüpfung dieser Denk-muster als intellektuelle Folie, als auch ihre Anwendung auf eine römische Provinz hates, ebenso wie eine entsprechende umfassende Vorlage ihrer archäologischen Stätten,in der Form noch nicht gegeben. In ihrer Konsequenz werden diese Ausführungen bis-weilen vielleicht etablierte Lesegewohnheit aufbrechen und sogar abstrakt erscheinen.Diese Radikalität ist nicht als Absolutheitsanspruch zu verstehen. Vielmehr wirkt siesinnvoll, um den analytischen Wert der Ideen und ihrer Verknüpfungen aufzuzeigen.Welche Aspekte sich bewähren und für den archäologischen Alltagsgebrauch taugenund welchen Beitrag diese Arbeit zu der so wichtigen Debatte über eine echten Verzah-nung von dem, was allgemein gerne dichotomisch als Theorie und Praxis separiert wird,leisten kann, wird der fortlaufende Diskurs zeigen.

. Ziele, Struktur und Aufbau der Arbeit. . Ziele

Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist die Darstellung der Entwicklung der römischenProvinz Epirus anhand der Kommunikationsstrukturen, wie sie aus den Objekten derMateriellen Kultur interpretiert werden können, deren Überreste als Hinterlassenschaf-ten für die Archäologinnen und Archäologen2 fassbar und zugänglich sind. Eine Ideevon Entwicklung ist dabei nicht tautologisch gemeint.3 Stattdessen dient der Begriff alsbestmöglicher Platzhalter für die Annäherung an Abläufe innerhalb eines abgesteck-ten Zeitfensters ( . . ) durch Beschreibungen, die hier aufgrund ihrer Darstellung ineinem bebilderten Text nicht so dynamisch sind, wie es wünschenswert wäre, sondernnur linear erfolgen können.

Die These ist, dass das Gebiet der Provinz keineswegs verödet oder besonders rück-ständig war, wie es die Schriftquellen suggerieren, denen die Forschung teilweise bisheute folgt ( . . ). Vielmehr war es in römischer Zeit bewohnt, vielleicht sogar dichtbesiedelt und infrastrukturell gut erschlossen. Dem liegt die Überlegung zugrunde, dassdie Ursache der Etablierung einer eigenen Provinz Epirus, die aus zwei bereits bestehen-den Provinzen herausgelöst wurde, nicht etwa in ihrer Rückständigkeit und Armut lag,

2 Soweit geschlechtliche Zuweisungen von genann-ten Personen nicht bekannt sind oder gemischt seinkönnen, werden diese, ebenso wie die Darstellungs-form, beliebig verwendet. Es sind dabei immer alle

denkbaren und bislang undenkbaren geschlechtli-chen Optionen eingeschlossen.

3 Cesana .

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sondern eher im genauen Gegenteil, nämlich in einer Form von Wohlstand und Reich-tum. Das fruchtbare Land sorgte für wachsende Städte und florierende ländliche Be-siedlungen. Diese Ansicht ist gegenläufig zu den bisher verbreiteten Annahmen, dieausführlich in Kapitel . . vorgestellt werden.

Ein zweites, beigeordnetes Ziel der Arbeit ist es, diese Darstellung der Entwicklungohne die Analysekategorie ,römisch‘ und ohne die Beforschung von Kulturkontaktendurchzuführen. Bei diesem Ziel handelt es sich um ein gedankliches Experiment. Ist esüberhaupt möglich, über Bestandteile der menschlichen Lebenswelt ohne Kulturbegrif-fe zu forschen ( . ), außer dem der Materiellen Kultur ( . )? Kann eine Entwicklung,also ein Werden, Entstehen und Sich-Verändern von Objekten ohne eine kulturelle Zu-weisung dieser Objekte beschrieben werden? Hier wird die Annahme verfolgt, dass diesmöglich ist. Allerdings ist zu diesem Zweck ein Angebot nötig, das eine Analyseopera-tion in anderen Strukturen und mit einem neuen Vokabular offeriert. Die Entwicklungund Darstellung dieses alternativen Analysesystems ist ein drittes, ebenfalls beigeord-netes Ziel dieser Arbeit, dem sich das dritte Kapitel widmet. In den vergangenen dreiJahrzehnten haben zahlreiche Projekte in den zu der Provinz gehörenden Regioneneine große Fülle archäologischer Objekte zu Tage gefördert, die als ,römisch‘ angespro-chen werden. Das neue System soll dazu dienen, eine Analyse zu ermöglichen sowieInterpretationsansätze einer Auswahl dieser Objekte aber auch Unvergleichbarkeitenaufzuzeigen, ohne sich der althergebrachten Kategorien zu bedienen. Konsequenterwei-se wird also auf die Darstellung eines Kulturkontaktszenarios verzichtet. Diesbezüglichgilt es, statische Denkmuster aufzubrechen, um nicht den Umweg über die amorphisier-te Subjektwahrnehmung einzuschlagen, sondern auf der Grundlage der MaterialbasisAussagen über Objekte und ihren kommunikativen Gehalt zu treffen und somit deninterpretatorischen Materialbezug, unabhängig von einer Kulturkonstruktion, zu kon-kretisieren.

. . Struktur

Im Hinblick auf diese Ziele ist die vorliegende Studie folgendermaßen strukturiert, wo-bei sich die Gliederung aus dem Vorsatz ergibt, die genannten Ziele zu erreichen unddie aufgestellten Thesen zu bestätigen:

In der Einleitung werden zunächst die verschiedenen Dimensionen des Forschungs-gebiets, nämlich der römischen Provinz Epirus, umrissen, wodurch eine Definition statt-findet. Dies beinhaltet auch eine inhaltliche Abgrenzung in Form einer Forschungsge-schichte.

Im zweiten Kapitel ist dargelegt, warum ,römisch‘ nicht als geeignetes Analysekri-terium für archäologisches Material und ,Romanisierung‘ nicht als geeignetes Konzeptfür die Provinz Epirus angesehen wird. Dabei erscheint es notwendig, die Argumen-

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te in einiger Ausführlichkeit zu erläutern, um ihre Nachvollziehbarkeit sicherzustel-len, damit die Leserin oder der Leser jedem Punkt der Argumentation folgen oder ggf.einhaken kann. Die Darlegung der Begriffshistorie von Romanisierung dient dabei zurVeranschaulichung der Problemfelder rund um die Kategorie ,römisch‘. Anhand dieserDebatte lässt sich beispielhaft aufzeigen, dass eine Vorstellung von etwas, das römischist, sein oder werden kann, trotz vielfältiger Relativierungsbestrebungen bis heute mitgrößtenteils impliziten Zuweisungen verknüpft ist. Dies ist nicht zuletzt der Fall, da dieAushandlung des Romanisierungsbegriffs nach wie vor weitgehend auf der Grundlageder Quellengattungen Text und Schrift stattfindet und die daraus gezogenen Schlüsseanschließend mehr, weniger oder gar nicht modifiziert auf die Objekte der MateriellenKultur übertragen werden.

Nach dieser Auseinandersetzung wird im dritten Kapitel die Voraussetzung geschaf-fen, eine Analyse der Objekte der Materiellen Kultur ohne die als problematisch emp-fundenen Begriffe und Kategorien, stattdessen jedoch unter Berücksichtigung des As-pekts der Kommunikation durchzuführen. Diese Voraussetzung besteht in der Defini-tion von anderen Analysekategorien für Materielle Kultur. Für das hier gewählte Sys-tem sind diese Kategorien der Semiotik entlehnt.4 Das daraus entwickelte Vokabular er-möglicht eine Fokusverschiebung weg von der Analyse von Kulturkontaktszenarien hinzur Darstellung einer nicht tautologischen Entwicklung, wie sie durch die MateriellenHinterlassenschaften aus einer definierten Zeit und innerhalb eines definierten Kontex-tes fassbar ist. Auf diesem Weg lässt sich die Kommunikation durch Materielle Kulturauf verschiedenen Kommunikationsebenen differenzieren. Der Umgang mit Objektenwird somit zu einem kommunikativen Prozess, dessen Strategien sich in den Materiel-len Hinterlassenschaften widerspiegeln und durch ihre Analyse darstellbar werden. Aufdiese Weise wird das ,Ding als Zeichen‘ in verschiedenen, nicht-kulturellen Kategorienhandhabbar. Dadurch erhält auch diese Studie ihre Funktion als ein Beitrag (Objekt)im Sinne eines Angebots zum Forschungsdiskurs (Kommunikationsebene).

Im Anschluss an die Vorstellung des archäologisch-semiotischen Analysesystemsgilt es im vierten Kapitel die Analyse unter Berücksichtigung der semiotischen Kate-gorien durchzuführen und die Frage nach den kommunikativen Aspekten an archäo-logischen Objekten zu konkretisieren. Dies geschieht in Form der Darstellung einerErschließung der antiken Landschaften. Die archäologischen Stätten sind zu diesemZweck in Zentren, Infrastruktur, ländliche Besiedlungsstrukturen und weitere Struk-turen unterteilt. Um das Verfahren zu veranschaulichen und seine Anwendung zu ver-deutlichen, werden hier einzelne Gattungen der Materiellen Hinterlassenschaften exem-plarisch sehr detailliert vorgelegt. Von dieser Mikrobetrachtung gilt es dann den Blick

4 Auch wenn es nach Eco , , keine „semio-tischen Systeme“, sondern nur „semiotische For-schung“ gibt.

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wieder auf die jeweilige Stätte als Kontext der verschiedenen Kommunikationsebenenzu weiten.

Im fünften Kapitel erfolgt die Auswertung, d.h. die Interpretation der im vorigenKapitel durchgeführten Analyse im Hinblick auf die Fragestellung und die These. Diezuvor gelisteten Stätten werden in einen Zusammenhang gestellt und in den entspre-chenden zeitlichen und räumlichen Kontexten verschränkt, um Aussagen über die Gül-tigkeit und Plausibilität der These treffen zu können. Im Anschluss daran werden mit-hilfe derselben Kategorien einige Interpretationen der heutigen Darstellung archäolo-gischer Objekte vorgenommen. Das Fazit des Kapitels fasst zusammen, was das ange-botene Analyseexperiment leisten kann. Es wird dargelegt, inwiefern es in der Lage ist,den Blick auf Materielle Hinterlassenschaften perspektivisch zu bereichern und Phäno-mene im Umgang mit (archäologischen) Objekten aufzuzeigen, die bislang nicht imZentrum des Interesses altertumswissenschaftlicher Betrachtungsweisen standen, wel-che eher ethnische, identitätsbildende oder kulturelle Zuweisungen als Analysekatego-rien und Kulturkontaktszenarien als Darstellungsziel hatten. Der vorliegende Ansatz istalso handlungstheoretisch und damit akteursbasiert orientiert. Die Interpretation kanndabei nur in ihrer systemischen Struktur der semiotisch-archäologischen Analysevorla-ge sinnvoll dargelegt werden: Der definierte Kontext bildet das Konfigurationsmusterder Kommunikationsebene. Die Frage lautet also nicht: Was ist in Epirus römisch?, son-dern: Wie funktionierte im Epirus des . bis . Jh. n. Chr. die Kommunikation durch MaterielleKultur?

. . Aufbau„Theoretische Arbeit unterliegt im Gegensatz zur Materialbearbeitung immer einemRechtfertigungszwang“,5 konstatierte A. Davidovic noch in ihrer archäologischenDissertation. Und auch wenn es heute nicht mehr um den Zwang einer Rechtfertigungtheoretisch fundierter Auseinandersetzungen geht, so erscheint es doch sinnvoll, hiernoch einige Punkte aufzugreifen, die den Aufbau der vorliegenden Arbeit näher erläu-tern.

Zunächst ist es das Ziel dieser Studie, die Materiellen Hinterlassenschaften einerdefinierten Zeit und eines definierten Raumes zu analysieren und im Anschluss daranauf dieser Grundlage zu interpretieren. Dies im Hinblick auf eine Romanisierung zutun, wäre für eine römische Provinz das populärste Konzept. Allerdings ist es das Anlie-gen dieser Arbeit, eine neue Perspektive auf das Konstrukt ,römisch‘ zu eröffnen. Daherwerden die Analyse und auch die Auswertung nicht mithilfe eines Kulturkontaktkon-zepts geschehen. Diesbezüglich gilt es darzulegen, woher die Annahme kommt, dassdieser Ansatz nicht sinnvoll ist.

5 Davidovic , .

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Die hier gewählte Vorgehensweise resultiert aus dem Empfinden eines Unbehagensund eines Mangels. Es stellen sich Fragen wie: Was genau ist so wichtig an einer Feststel-lung von Romanisierung? Ist der Eindruck der Beliebigkeit bezüglich der Verwendungund auch der Ablehnung dieses Begriffs gerechtfertigt? Und wenn es stimmt und diesesKonzept keinen zufriedenstellenden Ansatz liefern kann, wo findet man diesen stattdes-sen? Wie kann man sonst die Materiellen Hinterlassenschaften eines bestimmten geo-graphischen Raumes aus einer Epoche, die ,römisch‘ genannt wird, begreifen, zusam-menfassen, analysieren und darstellen, kurz handhabbar machen? Unter welchem Blick-winkel kann man sie betrachten, welche alternativen Analysekategorien zu ,römisch‘und ,nicht-römisch‘ sind denkbar? Wie kann die Relevanz einer dahingehend anderenDynamik plausibel gemacht werden? Auf all diese Fragen ergeben sich zunächst keinezufriedenstellenden Antworten. Um sich dem zu stellen und das beschriebene Unbeha-gen von einer subjektiven Empfindung in eine wissenschaftliche These umzuwandeln,wird in dieser Arbeit eine sehr breite argumentative Basis aufgebaut. Aus diesem Grundsind die umfangreichen Darlegungen zur Begriffshistorie im zweiten Kapitel sowie zumAufbau der Alternative im dritten Kapitel notwendig.

Darüber hinaus existieren weitere Gründe für die Struktur der Kapitel: So lässtsich die Frage aufwerfen, ob ein solches ,Theoriegebäude‘ überhaupt nötig ist, lediglichum den Begriff des Römischen auszuschließen. Bedarf es wirklich eines entsprechen-den Aufwands, wenn das vermeintliche Ziel nur in der Vermeidung dieser Anspracheliegt? Dem ist entgegenzuhalten, dass es sich bei ,römisch‘ eben nicht um irgendeinWort handelt, welches als Trend oder Idee vereinzelt in der Archäologie auftaucht undbisweilen Verwendung findet. Vielmehr ist es Benennung, Inhalt und Konzept gleicher-maßen, in dieser Vieldeutigkeit absolut omnipräsent und stellt die Basis unzähliger An-sprachen, Zuweisungen und sogar vereinzelt der Namensgebung archäologischer Dis-ziplinen selbst dar. Seine Nicht-Verwendung lapidar in zwei Sätzen vorzuschlagen undals Prämisse zu formulieren, würde seiner terminologischen Autorität nicht gerecht.Sämtliche Beschäftigungen mit diesem Begriff würden dann scheinbar unreflektiert inFrage gestellt und grundlos entwertet. Angesichts seiner umfangreichen Verwendungin vielfältigen Konzepten, Bedingungen und Zuweisungen bedarf es einer angemesse-nen Debatte, weshalb nun ein Versuch unternommen wird, den Begriff zu vermeiden,dargelegt wird, wo seine Problemfelder liegen und was Alternativen sein können. JedeErsparnis an Gründen, Argumenten und Herleitungen würde das entsprechende An-liegen unglaubhaft und zusätzlich angreifbar machen. Dementsprechend geht es auchnicht um die bloße Vermeidung des Begriffs, sondern darum, die jeweilige Anspracheund Bedeutungsfelder von ,römisch‘ aufzuschlüsseln und grundsätzlich zu hinterfra-gen.

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Eine weitere Ursache für den Aufbau der vorliegenden Arbeit ist der Vorsatz ei-ner ausführlichen Darstellung der epistemischen Grundlagen, nach denen diese Studieverfasst wurde. Es handelt sich dabei um die basale Offenlegung der Denkstrukturen,also um die intellektuellen Wegbereiter, die zu dem hier zugrundeliegenden situiertenWissen6 führten und dadurch Form und Inhalte der Arbeit in ihre Bahnen lenkten. DieDarlegung der Theorie dient somit nicht nur als Fundament und Werkzeug der Analyse,sondern offenbart einen Zugang zum Verständnis sämtlicher hier vorgenommener Be-trachtungen. Sie sorgt folglich an den Punkten für Klarheit, die sonst in einem Bereichder Subjektivität und der Idiosynkrasie der Autorin verschleiert blieben. Jede Leserinund jeder Leser, die oder der bei der Analyse oder der darauf basierenden Interpretati-on einhaken möchte, kann dies in jedem Schritt der Herleitung referenziell tun. Ebendiese Form der Transparenz soll das Angebot für die Diskussion öffnen, die auch hiereingefordert wird.

Wenn man sich einem Forschungsgegenstand annähert, sind aus einer Vielzahlmöglicher Fragen und Überlegungen die spezifischen und für die jeweiligen Bedürf-nisse und Möglichkeiten geeigneten auszuwählen. Darüber hinaus ist jedoch auch dieDarstellung der Grundlagen, Argumente und Operationen und zwar sowohl der Basis,auf der diese Auswahl getroffen, als auch der Argumentationslinie relevant, anhand de-rer die Untersuchung durchgeführt wird. Diese darzulegen ist ebenso wichtig wie dieAuswahl und Definition der Forschungsfrage selbst, da all diese Voraussetzungen derAnalyse und auch der darauf basierenden Interpretation immer konstituierend, aberauch determinierend wirken.

Ziel ist es also darzulegen, wie sich in diesem Fall die Archäologin mit dem Objektbeschäftigt: Unter welcher Prämisse nähert sie sich an? Welche Perspektive nimmt sieein? Welche Positionen werden ignoriert oder negiert? Nach welchem System wird ei-ne Beschreibung durchgeführt und auf welche Weise? Wie werden die Fragestellungenentwickelt?

Bei dem Verweisen auf diese Arbeitsschritte handelt es sich um die Aufforderungzur Offenlegen der eigenen Methodik.7 Ein entsprechendes Plädoyer mag auf den ers-ten Blick banal klingen. Doch so selbstverständlich diese Arbeitsschritte auch scheinenmögen, umso verwunderlicher mutet die implizite Selbstverständlichkeit an, mit derarchäologische Arbeiten oftmals direkt in das Material einsteigen. In einem Übersprin-gen methodischer Darlegungen und Reflexionen oder einer nur marginalen Erwäh-

6 Haraway .7 „Wissenschaft muß die Voraussetzungen benennen,

aufgrund derer sie zu ihren Ergebnissen kommt,und dabei sollte der Versuch gemacht werden, dieeigenen Erfahrungen methodisch gesichert zu ver-wenden. Und es sollte die eigentlich selbstverständ-

liche Feststellung akzeptiert werden, daß die For-schungen in der Archäologie zum Teil eine Aussageüber das Objekt der Forschungen machen, zum Teilaber auch über diejenigen, die diese Forschungenbetreiben“ (Krumme , ).

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nung wird kein Mangel erkannt. Das mag daher rühren, dass der Umstand, dass sichArchäologen mit Objekten beschäftigen, dies immer schon getan haben und sie die-se als ihren ureigensten Forschungsgegenstand wahrnehmen, allein als Erklärung derMethodik verstanden wird. Doch nichts entbindet diese/n wie jede/n andere/n Dingfor-scher/in davon, aus einer Vielzahl möglicher Methoden, Ansätze und Verfahrensweiseneine Auswahl zu treffen. Reflektiert und bewusst zu einem Set zusammengefügt, stel-len diese dann das Instrumentarium der jeweiligen Studie dar.8 Die Aufforderung zurTransparenz und zur Darlegung dieses Instrumentariums ist in dieser Hinsicht schonweit weniger befremdlich.

Einige der hier aufgeworfenen Ansätze und aufgestellten Thesen mögen im Hin-blick auf eine traditionelle (klassisch) archäologische Beschäftigung mit einer römi-schen Provinz ungewohnt erscheinen. Sie knüpfen nicht an etablierte Verfahren undgängige Vorgehensweisen an und berühren nur marginal bildwissenschaftliche The-menbereiche. Neues wirkt diesbezüglich oftmals befremdlich, vor allem, wenn es unterdem Dach eines ,theoretischen Gebildes‘ stattfindet. Das Auftauchen des Schlagwortsder Theorie in einer Publikation, die sich in einem Themenbereich der Klassischen Ar-chäologie verortet, erzeugt nach wie vor oftmals ein gewisses Unbehagen beim Leser, dasbis heute nicht gänzlich beseitigt werden konnte.9 Im Spannungsfeld der Konkurrenz-situationen von Drittmittelvergaben erfüllt ,Theorie‘ nicht selten die Rolle des diffusenFeindbildes, dessen inhaltsleere Daseinsberechtigung in einer Trendsetterfunktion ge-sehen wird, die man nur aufgreifen, negieren oder ablehnen kann.10 Doch wie gezeigtwerden wird, sind einige der hier genutzten Ansätze auch in der Archäologie gar nichtso neu oder fremd, wie es auf den ersten Blick scheinen mag. Vielmehr werden existen-te Methoden und Anlehnungen von bereits erprobten Modellen modifiziert und neuverknüpft. Weitere Ansätze und Impulse wurden bislang noch nicht in dem Umfangausgearbeitet und für eine Analyse Materieller Hinterlassenschaften nutzbar gemacht.

8 „Es ist also nötig, daß diese Wahl explizite gemachtwird. Sonst betreibt man, da man sich weigert, gutePhilosophie zu machen, schlechte Philosophie. Diegute Philosophie ist die, die weiß, daß sie Philoso-phie ist; die schlechte Philosophie ist die, die […]als implizite Voraussetzung der wissenschaftlichenÜberlegung funktioniert.“ Eco , – .

9 Davidovic , , arbeitet heraus, dass in der Ar-chäologie eine Benennung als „Theoretiker“ ge-meinhin als Schimpfwort gilt. Ihre Ausführungenbeziehen sich zwar auf die Ur- und Frühgeschichte,lassen sich aber insofern auf die Klassische Archäo-logie übertragen, als beispielsweise der Psychothe-rapeut Böhle , , bei seiner Auseinanderset-zung mit dem Verhältnis von Psychoanalyse und

Archäologie zu folgendem Befund gelangt: „Die Ar-chäologie scheint mir von meiner Außenansicht hereine solche diskursive Debatte über ihre Grundla-gen nicht in wesentlichem Umfang zu führen. Siescheint sich mehr auf der Ebene eines hypothesen-generierenden Verfahrens zu befinden und [über]keinen zentralen Syllogismus […] zu verfügen. […]Angesichts der großen Fülle und Unübersichtlich-keit der Einzelergebnisse […] scheint sich bislangkeine übergreifende, in Beziehung setzende undverbindliche Taxonomie ausgebildet zu haben, undfür den einzelnen Forscher scheint daher offenbardie Gesamtschau, der größere theoretische Entwurfimmer mehr ein zu großes Wagnis darzustellen.“

10 Raeck , .

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Auf diese Weise entsteht ein Synergieeffekt, welcher einen erweiterten Blick oder biswei-len auch durch Zusammenführungen eine neue Perspektive auf archäologische Objekteermöglicht.11

Um die Entwicklung eines archäologischen Zeichenanalysesystems zu erreichen,sind ferner Entlehnungen aus anderen Fächern hilfreich. Es handelt sich dabei vor al-lem um andere archäologische Disziplinen aber auch um methodische Ansätze der Phi-losophie, Ethnologie und Soziologie. Letztgenannte dienen vor allem dazu, den antikensowie den zeitgenössischen Menschen als mit den Objekten hantierendes Handlungsin-dividuum12 in das Analysesystem zu integrieren und seine aktiv interpretierende Rolleim Umgang mit den Objekten darstellbar zu machen.

In dieser Hinsicht handelt es sich bei ,Theorie‘ nicht um ein abstraktes Gebilde,nach dem ein ,Modell‘ erstellt wird, welches dann ,in der Praxis‘ Anwendung findet.13

Vielmehr ist Theorie immer selbst bereits eine Form der Praxis.14 Somit wird nicht erstdurch eine ,praktische Anwendung‘ ein Erkenntnisgewinn erzielt, sondern bereits in derWahrnehmung des Angebots, analytisch und argumentativ neue Wege einzuschlagen,neue Verknüpfungen zuzulassen sowie Prämissen und Gewichtungen zu berücksichti-gen, die einem bislang unbekannt waren oder fremd erschienen. Ein neues Analysesys-tem eröffnet ein neues epistemologisches Potenzial, das wiederum ganz individuelle,möglicherweise als hilfreich, weiterführend oder gewinnbringend erachtete Denkpro-zesse in Gang setzen kann, woraus bereits ein Erkenntnisgewinn resultiert und in seinerHinzufügung zu den eigenen Mustern und Methodiken weitere generiert werden kön-nen. Das Analysesystem schafft die gedanklichen Grundlagen und ist somit ein Werk-zeug, das es ermöglicht, das Material auf dieser Basis und unter dieser Prämisse wieder,erweitert oder gänzlich neu zu betrachten.15 Der daraus resultierende Erkenntniszu-wachs ist die eigentliche Alternative zu bisherigen Betrachtungsweisen. Sie ist eine bis-lang nicht durchgeführte Übung, die neue Voraussetzungen und Strukturen schafft, diebislang keine oder im Gegensatz zu populären und eingeschliffenen Denkoperationen

11 Dieser Ansatz folgt „der Überzeugung, daß es keinequasi genetische Fixierung einer Klassischen Ar-chäologie gibt, die sie von diesem Prozeß der Entfal-tung ausschlösse.“ Altekamp, Hofter und Krumme

, . Graepler , – , sieht in der Be-schäftigung mit Materieller Kultur an sich schon dieHinwendung von einer traditionellen KlassischenArchäologie zu und einem – wie er es nennt – „radi-kalen“ kulturwissenschaftlichen Ansatz.

12 Gemeint ist damit der Mensch als eigenständig(wenn auch nicht zwangsläufig eigenverantwort-lich) handelndes Subjekt im Gegensatz zum Objekt.Vgl. dazu auch . . . Der Begriff des Handlungsin-dividuums soll den handlungsbasierten und akteurs-orientierten Zugang des Ansatzes unterstreichen.

13 „Durch den Nachweis solchen Zeichengebrauchsergibt sich […] kein Zugang zu den Bedeutungsin-halten der Dinge durch diese selbst.“ Kienlin b,

.14 Dem liegt die Vorstellung zugrunde, „Theorie als ei-

ne Art von Praxis, als eine Art von Struktur, als eineArt von Problemlösung, als eine Art von System, alseine Art von Entscheidungsprogramm zu begreifen.Die Differenz zu anderen Sorten von Praxis, Struk-tur usw. ist im Gegenstandsbereich auszumachen.“Luhmann , .

15 Denn „Historiker und Archäologen organisieren[…] Geschichte, indem sie sich selbst organisieren“,Holtorf , .

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und -strukturen nur eine untergeordnete Rolle gespielt haben. Das Modell als Denkmo-dell zieht seinen Nutzen aus dem Zulassen bislang nicht in Erwägung gezogener Optio-nen, die vielleicht so abstrakt waren, dass allein die Erwägung der Erwägung schon nichtdarstellbar schien, also kein realer Interpretant ( . . ) generiert werden konnte. Der aufdiese Prozesse folgende Diskurs stellt die Ausdrucksform des Erkenntnisgewinns dar.Insofern wird hier ein Angebot unterbreitet, ungewohnte hermeneutische Wege zu be-schreiten und sich auf die dargestellte heuristische Operation einzulassen.

. Das Gebiet der ProvinzZunächst gilt es, die räumlichen und zeitlichen Grenzen des Bearbeitungsgebiets abzu-stecken. Eine Erklärung der Eingrenzung ermöglicht dabei ihre Nachvollziehbarkeit.

. . Räumliche GrenzenDie Grenzen des Raumes16 der römischen Provinz Epirus lassen sich auf verschiedeneWeise fassen. Im Folgenden werden die geographischen, die administrativen sowie dieaus heutiger Perspektive inhaltlich konstruierten Grenzen ausführlicher behandelt.

Die Gebietsgrenzen von Epirus sind erstmals bei dem antiken Geographen Claudi-us Ptolemaios überliefert.17 Dieser verfasste um die Mitte des . Jh. n. Chr. ein Handbuchder Geographie (Γ ω ὴ Ὑ ). Darin führte er sämtliche zu diesem Zeitpunktexistierenden römische Provinzen sowie ihre bedeutendsten Städte auf. Die Grenzen de-finierte er dabei anhand von Gebietszugehörigkeiten verschiedener Gruppen zu einerProvinz, eine Differenzierung, die man heute als ethnisch bezeichnen würde. Ptolemai-os stellte seine Bezüge in Form eines speziellen Längen- und Breitengradsystems dar, des-sen Übertragung in heutige kartographische Koordinaten nicht unproblematisch ist.18

Nichtsdestotrotz wird er als die „Gründerfigur der wissenschaftlichen Kartografie“19 be-zeichnet.

Seinen geographischen Grenzen entsprechend umfasste die römische Provinz Epi-rus somit das Gebiet der beiden historischen Regionen Epirus und Akarnanien (Abb. ;Siehe auch die vergrößerte Darstellung der Abbildung im hinteren Buchumschlag). DenAusführungen von Ptolemaios folgend war die Provinz im Westen (nach heutigem kar-tographischem Verständnis) vom Ionischen Meer begrenzt, wobei alle vorgelagerten In-seln dazu gehörten. Von diesen sind, von Norden nach Süden, Korfu, Leukas, Ithaka und

16 „Raum“ wird hier nach M. Löw als einedurch Syntheseleistungen und spacing erfolgteAn/Ordnung definiert, wodurch sich der jeweiligekonkrete Handlungsraum konstituiert.

17 Ptol. III – .

18 Stückelberger und Grasshoff , – . Aller-dings war Ptolemaios der erste Autor eines über-lieferten geographischen Werks, der überhaupt eineinheitliches Koordinatensystem verwendete, vgl.Stückelberger und Grasshoff , – .

19 Krämer , .

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Abb. Karte von Epirus mit den im Text genannten Stätten. Die Küstenlinie wurde nach Vorschlägen von S.Martin , , für den Vivari-Kanal, Jing und Rapp für den Ambrakischen Golf und Talbert , , fürdas Acheloos-Delta angepasst. – Vergrößerte Darstellung der Karte im hinteren Buchrücken.

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Kefalonia die größten. Im Norden verlief die Grenze von den Akrokeraunischen Bergenund dem Golf von Oricum nach Osten. Diese Linie kann insofern nach heutigen Maß-stäben nur als fiktiv gelten, als sie sich an den Gebietszuweisungen der in der Antikedort ansässigen und von Ptolemaios genannten lokalen Gruppen orientierte. Das dieProvinz im Osten begrenzende Pindusgebirge ist hingegen auch als ein realer, geogra-phischer Grenz-Raum zu verstehen.20 Die Situation ähnelt somit der der Westgrenze,wo das Meer ebenfalls eine naturräumliche Barriere bildet, die sowohl trennenden alsauch verbindenden Charakter haben kann.21 Im Süden gibt es eine ähnliche Situati-on wie im Norden, dort bilden die verschiedenen Gebietszugehörigkeiten der lokalenBevölkerung die Begrenzung der Provinz. Diese südliche Grenzlinie kann dabei in derForschung als am meisten umstritten gelten: Nicht selten wird der wasserreiche FlussAcheloos als solche angegeben oder auf Karten entsprechend markiert.22 Geomorpho-logische Untersuchungen konnten jedoch zeigen, dass der Fluss während der gesamtenAntike und bis in die Neuzeit hinein stark mäandrierte und sich sein Verlauf ebenso wiedas Mündungsdelta und die Küstenlinie vielfach änderten.23 Die verlandeten Überresteder Schiffshäuser von Oiniadai, die sich heute viele Kilometer entfernt von jeglichemGewässerzugang befinden, legen davon ein eindrucksvolles Zeugnis ab (vgl. Abb. ).24

Der Fluss ist also weniger als konkrete geographische Grenze, sondern eher als ein abs-trakter Grenzraum zu verstehen, wie es auch bereits für den Pindus vorgeschlagen wur-de. Zwar ist nicht ausgeschlossen, dass sich die jeweiligen Gebietszugehörigkeiten amFlussverlauf orientierten, so musste allerdings in Kauf genommen werden, dass die fak-tische Flächengröße der Gebiete variieren konnte.

Über diese, sich an antiken inhaltlichen Kriterien orientierenden räumlichen Gren-zen hinaus sind noch andere relevant: Bei einer römischen Provinz handelt es sich umeine Verwaltungseinheit, an deren Gebietsgröße konkrete wirtschaftliche Belange wieSteuern, Abgaben und Erträge bemessen werden.25 Epirus war eine kaiserliche und so-mit prokuratorisch verwaltete Provinz.26 Damit unterschied sie sich von den beidenweiteren Provinzen auf griechischem Boden, Achaia und Macedonia, bei denen es sichum senatorische Provinzen handelte (Abb. ). Mögliche Gründe für diese Verwaltungs-lösung werden ausführlich im vierten Kapitel behandelt.

20 Muir , – .21 Dazu Horden und Purcell sowie die Beiträge

in Harris ; Malkin . Vgl. auch den pro-grammatischen Titel von beispielsweise Hodges

.22 Zum Beispiel bei Alcock , ; Strauch ,

.23 Schriever u. a. ; Vött u.a. ; Vött ; Vött

u.a. a; Vött u.a. b. Dies betrifft auch dieKüstenlinie.

24 Schriever .25 Eck , – ; Eich , .26 Eck , – . Zur Macht und Verfügungsge-

walt des Prokurators während der Kaiserzeit vgl.Eich , – . Der bislang einzige inschriftlicheNachweis eines „Procurator Augusti Epiri“ wird indie trajanische Zeit datiert: CIL III (Momm-sen ).

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Abb. Karte der drei römischenProvinzen auf dem Gebiet desheutigen Griechenlands.

Davon ausgehend, dass die Grenzen der Provinz als Verwaltungseinheit und somitfür die Festlegung der zu leistenden Abgaben relevant waren, mag auch hier wieder dieZuweisung gewisser Gebietshoheiten, wie Ptolemaios sie anführte, eine Rolle gespielthaben, um das relevante Flächenmaß und somit die Höhe der Steuern und Abgaben zubestimmen. Für die Darstellung Materieller Hinterlassenschaften der Provinz mit demhier noch zu formulierenden Anspruch ist die Relevanz von Epirus als Verwaltungsein-heit jedoch nicht von allzu großer Bedeutung. Ein im Gegensatz dazu wichtiger Faktorist die Konstruktion der Provinzgrenzen aus der Perspektive der altertumswissenschaftli-chen Forschung. Der Bedarf einer Definition eines bestimmten Provinz-Raumes schlägtsich in Untersuchungen wie dieser nieder und manifestiert sich vielfach beispielsweisein Kartenmaterial.27 Allerdings müssen die für die archäologische Betrachtung relevan-ten Grenzen, also das zeitgenössische Bearbeitungsgebiet, nicht mit denen einer antikenVerwaltungseinheit identisch sein. Eine Alternative ist die Orientierung an modernen

27 Das verdeutlicht beispielsweise das oben beschriebe-ne Phänomen der Annahme des Acheloos als Grenz-fluss oder das Beispiel weiterer populärer Karten,wie die aus dem Wikipediaartikel über die römi-

schen Provinzen: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:RomanEmpire_ _de.svg (besucht am

. . ).

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Grenzen, wie sie beispielsweise Publikationen wie „Die Römer in Deutschland“ oder„Die Römer in Hessen“ aufgreifen.28 Eine andere mögliche Vorgehensweise ist die einerdynamischen Konstruktion also das Zulassen von fluiden Grenzen des zu beforschen-den Raumes, die diskursiv verhandelt werden, sich mit der Erforschung des jeweiligenGebiets verändern, erweitern oder auch wieder einengen lassen, und sich aus dem re-sultierenden Erkenntniszuwachs herleiten. Denn die Provinz als Raum ist immer einKonstrukt der Akteure, die ein Interesse an ihm haben, unabhängig davon, ob dieseantik sind oder modern.29

. . Zeitliche GrenzenWann die Provinz Epirus eingerichtet und somit aus den beiden bereits bestehendenProvinzen Macedonia und Achaia herausgelöst wurde, ist unklar ( . . , Abb. ). Ausdiesem Grund kann der Einrichtungszeitpunkt oder -raum auch keinen Indikator füreine zeitliche Begrenzung darstellen. Vielmehr ist es sinnvoll, für die Region relevanteEreignisse auszuwählen und mithilfe dieser Daten eine zeitliche Grenze zu definieren.Wenn also im Folgenden von einer ,Entwicklung der Provinz‘ die Rede ist, so ist damitnicht ein Zeitraum vom Anfang bis zum Ende des Bestehens der Provinz gemeint, son-dern vielmehr eine Spanne zwischen zwei historischen Ereignissen. In diesem Fall mar-kieren die Daten v. Chr. bis etwa n. Chr. einen sinnvollen Zeitraum. Außerdemist der Begriff der ,Entwicklung‘ hier nicht teleologisch, also im Sinne einer zwangs-läufigen Form von ,Fortschritt‘ oder ,Evolution‘ zu verstehen. Stattdessen ist hier einedurch Konvention geprägte Abfolge im Sinne chronologischer Strukturen gemeint.

Die Betrachtungen dieser Studie beginnen mit der Gründung von Nikopolis imJahre v. Chr. und enden mit der Diokletianischen Gebietsreform am Ende des .Jh. n. Chr.

Im Jahre v. Chr. besiegte Octavian in der Seeschlacht vor Actium seinen Widersa-cher Marc Anton und dessen Verbündete Kleopatra.30 Dadurch gelang es ihm letztend-lich als Augustus den Prinzipat zu konstituieren. Als Folge der gewonnen Seeschlachtgründete er einige Jahre später auf einer Halbinsel, die von Norden in den Ambraki-schen Golf hineinragt, die Siegesstadt Nikopolis. Nach den Darstellungen von Strabound Pausanias erfolgte diese Gründung durch einen Synoikismos.31 Das Einzugsgebiet

28 Baatz ; T. Fischer ; Thiel .29 Haupt , .30 Cass. Dio . – . Der überlieferte Tod von Kleo-

patra nach der Schlacht bei Actium in Akarnanienhat noch bis heute geradezu mystifizierende Auswir-kungen auf die Region. So wird ein Durchstich vomVoulkaria-See zum Meer als ,Kleopatra-Kanal‘ be-zeichnet. Zur Lage und rein spekulativen Annahme

der Existenz des Kanals bereits in der Antike, vgl.Kolonas und Faisst , Abb. , Anm. .In geringer Entfernung gibt es ferner den sogenann-ten ,Kleopatra-Strand‘, bei dem es sich heute umeine Ansammlung von Ferienbungalows handelt,vgl. Murray , .

31 Paus. . . , . . ; Strab. . . . Dazu auch Isager.

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wird dabei unterschiedlich angegeben, einig sind sich die genannten antiken Überlie-ferungen jedoch darin, dass die zum Zeitpunkt der Gründung von Nikopolis ohne-hin nur noch spärlich besiedelten, angrenzenden Gebiete nun vollständig entvölkertwurden ( . . ). Angesichts der überlieferten, nachhaltigen Bedeutung dieser Stadtgrün-dung und ihres vielfältigen Einflusses auf die Regionen von Epirus und Akarnanien undihre Bewohner bietet es sich an, die Gründung von Nikopolis hier als Ausgangspunktder Betrachtungen zu wählen.

Im Zuge seiner Reichsreformen verabschiedete der Kaiser Diokletian eine Gebiets-reform, die eine Neuaufteilung der Provinzen des Imperium Romanum bewirkte. Dasgenaue Datum dieser Maßnahme ist unklar, sie dürfte jedoch in den Jahren kurz vor

durchgeführt worden sein.32 Im Zuge dieser Maßnahme wurden zwei Provinzenmit dem Namen Epirus geschaffen: Epirus nova und Epirus vetus. Letztgenannte warmit dem Gebiet der vorherigen Provinz Epirus identisch.33 Die neu eingerichtete Epirusnova zog sich durch das Gebiet der ehemaligen Provinz Macedonia nach Norden undumfasste das Illyricum, also weite Teile der heutigen Balkanküste. Diese neue Gebiets-einteilung behielt bis in frühbyzantinische Zeit ihre Gültigkeit.34

Durch diese beiden Daten wird ein Zeitraum von etwas mehr als Jahren abge-steckt, der in dieser Studie als ,Kaiserzeit‘, ,römische Kaiserzeit‘ oder einfach als ,römisch‘bezeichnet wird. Die mit der Verwendung des Begriffs ,römisch‘ einhergehenden Pro-blemfelder und Unklarheiten werden ausführlich im folgenden Kapitel behandelt. Hiersoll vorweggenommen werden, dass die Ansprache als ,römisch‘ hier einen rein zeitlich-deskriptiven Charakter hat. Sie soll darauf verweisen, dass die Objekte ( . . ), die hierbesprochen werden, im Zeitraum von v. Chr. bis etwa n. Chr. existierten, durchmittel- oder unmittelbare Präsenz Bedeutung erlangten und mit ihnen Handlungendurchgeführt wurden. Sie waren Bestandteil menschlicher Lebenswelten, von der nichtnur Handhabe, sondern auch Entsorgung oder Deponierung Aspekte sind. Die Objek-te waren Teil der Materiellen Kultur, deren Hinterlassenschaften aus dem definiertenGebiet und dem genannten Zeitraum auf uns gekommen sind.

Da der Zeitpunkt bzw. der Zeitraum der Einrichtung der Provinz unklar ist ( . . ),wird in dieser Studie eine entsprechende Benennung für den gesamten Bearbeitungs-zeitraum vorgenommen. Wenn also im Folgenden von der Provinz Epirus die Rede ist,so geschieht dies unabhängig von dem eventuellen faktischen Status der Gebiete in die-ser Zeit.

32 Christol , , nennt das Jahr . Demandt, , beruft sich auf den zu Beginn des . Jh.

verfassten „Laterculus Veronensis“, der bereits dieerhöhte Zahl von Provinzen nennt. Kuhoff ,

– , weist darauf hin, dass man sich diese Reform

als einen länger andauernden Prozess vorstellenmüsse, der nach und nach entsprechend den un-terschiedlichen regionalen Bedürfnissen erfolgt sei.

33 Bowden , .34 Soustal , .

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. . ForschungsgeschichteDie Forschungen in den Regionen der römischen Provinz Epirus haben eine lange Tradi-tion. Schon im frühen . Jh. besuchten Reisende und Altertumswissenschaftler dieseGegend.35 Allerdings war das Interesse hier nicht so ausgeprägt wie das an den ,klas-sischen‘ archäologischen Stätten der Antiken Welt. Des Weiteren standen lange Zeitnicht die ,römischen‘, sondern allein die ,griechischen‘ Hinterlassenschaften im Mit-telpunkt des Interesses. Das änderte sich auch mit der zunehmenden Differenzierungder Disziplinen und der Spezifizierung ihrer Forschungsgegenstände nicht: Epirus bliebzunächst ein Randgebiet. Weder die Provinzialrömische Archäologie, die forschungsge-schichtlich einen geographischen Fokus auf den Nordwest-Provinzen legt, noch die Ar-chäologie der Römischen Provinzen, die den Blick zunehmend auch auf andere Gebieterichtete oder eine über die östlichen Teile des Imperium Romanum forschende KlassischeArchäologie sahen hier ein potenzielles Betätigungsfeld. Noch stellte T. Bechertin seinem Überblickswerk über „Die Provinzen des Römischen Reiches“ fest:

Römische Ausgrabungen gehören im Norden Griechenlands, in Mazedonienund Albanien immer noch zu den Ausnahmen. Demzufolge steht die archäo-logische Erforschung der Provinzen Macedonia und Epirus noch ganz in denAnfängen und hat sich bislang auf nur wenige Plätze beschränkt.36

Die Gründe für dieses mangelnde Interesse sind vielfältig. Zum einen erfreute sich all-gemein das Themengebiet der römischen Kaiserzeit in Griechenland lange Zeit keinerbesonders großen Beliebtheit in der altertumswissenschaftlichen Forschung. Währenddie Zeit der griechische Antike oft als besonders bedeutend wahrgenommen und so-gar glorifiziert wurde, erschien alles darauf Folgende roh, verderbt und wie ein Verfallder Sitten.37 Das betrifft nicht nur die römische Zeit, sondern auch das byzantinischeMittelalter. Vor allem den Arbeiten von S. Alcock ist es zu verdanken, dass die Kaiser-zeit in Griechenland mittlerweile weitgehend äquivalent zu jeder anderen Epoche undZeitstellung wahrgenommen wird.38 Ihr erklärtes Ziel war:

35 Einen Überblick gibt Wodtke .36 Bechert , . Somit hat sich seit der identischen

Feststellung von Stadtmüller , , nichts ver-ändert. Bechert behandelt in seinem Überblicks-werk die Provinzen Macedonia und Epirus auf ins-gesamt vier Seiten, von denen eine halbe den hierbehandelten Zeitraum einnimmt. Epirus wird nurin Zusammenhang mit der Diokletianischen Ge-bietsreform erwähnt. Im Vergleich dazu sind Achaiaimmerhin fünf Seiten gewidmet.

37 So äußert sich beispielsweise Dakarēs , , zudem von ihm postulierten Umbau des Theatersvon Dodona in ein Amphitheater folgendermaßen:„Dort, wo einst die großen Worte der Tragödie er-klangen, waren nun das Brüllen der Tiere und dasGejohle der Zuschauermengen zu hören.“ Auch diePräsentation der griechischen Antike in Museen inGriechenland folgte lange Zeit diesem Tenor, vgl.Mouliou .

38 Bes. Alcock .

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In an attempt to escape the „uniqueness“ of the Greeks, I chose to study themas a subject people, using readily comparable categories of information suchas settlement patterns, landtenure systems, urbanization, and economic andsocial priorities.39

Mit dieser Einstellung trug sie wesentlich zur ,Entzauberung‘ der griechischen Antikebei und rückte die bis dahin vernachlässigten Gruppen und Gebiete in den Aufmerk-samkeitsbereich der altertumswissenschaftlichen Forschung.40

Doch auch mit steigendem Interesse an der römischen Kaiserzeit in Griechenlandlag der Fokus zunächst nicht auf den historischen Regionen Epirus und Akarnanien.Das mag daraus resultiert sein, dass sich auf dem Gebiet der verhältnismäßig kleinenProvinz – im Gegensatz zu den beiden anderen römischen Provinzen auf griechischemBoden – nicht so viele als archäologisch oder historisch bedeutend erachtete Stätten be-finden. Außerdem liegt Nordepirus heute auf dem Staatsgebiet von Albanien (Abb. ).41

Die dort herrschenden politischen Umstände haben die Forschungstätigkeiten bis zumEnde des . Jh. beeinflusst und auch beeinträchtigt.42 Darüber hinaus ging man aufder Grundlage der Schriftquellen lange Zeit davon aus, dass die Gebiete der Provinzin der Kaiserzeit verarmt und verödet gewesen seien, es also dort gar nichts gebe, wasarchäologisch untersuchenswert sei. Diese Fehlscheinschätzung der älteren Forschungmöchte die vorliegende Arbeit revidieren.

In den vergangenen zwanzig bis dreißig Jahren prosperierte die archäologische For-schung in den Gebieten der römischen Provinz Epirus. Zahlreiche Forschungsprojekteentstanden, von denen nicht wenige auch den hier behandelten Zeitraum berücksich-tigten oder sogar zum Schwerpunkt hatten. Viele Stätten im Gebiet der ehemaligenProvinz sind heute zugänglich, die noch vor wenigen Jahren unausgegraben bzw. in-frastrukturell schlecht oder gar nicht erschlossen waren. Aktuelle Forschungen sowiedie Öffnung der archäologischen Stätten und die Errichtung von Museen rücken dieHinterlassenschaften der Regionen zunehmend in das Blickfeld von Besuchern.43

39 Alcock a, . Dasselbe proklamierte nochzehn Jahre später Bowden , .

40 Dies kann in Verbindung mit zeitgleichen Tenden-zen des zunehmenden Interesses an ,Randgruppen‘im Zuge der kulturwissenschaftlichen Einflüsse inden er gesehen werden, wie sie beispielhaft in. . für den Romanisierungsbegriff thematisiert

sind.41 Zur Teilung von Epirus und Entstehung der Staats-

grenze vgl. Sivignon .42 Noch Alcock , – , berücksichtigt für ihre

Studie über das römische Griechenland nur siebenarchäologische Stätten im Gebiet der Provinz Epi-

rus, von denen nur eine (Butrint) im heutigen Alba-nien liegt. Die anderen sind Nikopolis und Actium,die beiden Inseln Leukas und Kephallenia sowieAmbrakia (Arta) und Kassope. Die letztgenannteStätte finden nur im Zusammenhang mit dem Syn-oikismos von Nikopolis Erwähnung, vgl. Alcock

, – .43 Die jüngsten wirtschaftspolitischen Entwicklungen

in Griechenland führten jedoch teilweise zu einererneuten Vernachlässigung und Schließung einzel-ner Stätten, vgl. dazu . . In Albanien hingegenschreitet der Ausbau weiter voran, vgl. Abb. , .

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In Albanien etablierten sich zahlreiche Kooperationen zwischen den dortigen Kol-leginnen und Kollegen und verschiedenen europäischen Universitäten. So fanden bzw.finden in Hadrianpolis ( . . ) Forschungen in Zusammenarbeit mit der Universität vonMacerata und in Phoinike ( . . ) mit der von Bologna statt. Für Butrint ( . . ) grün-dete sich eine eigene Foundation.44 In Griechenland fanden in Thesprotien, imUmland von Nikopolis ( . . ), auf der Plaghiá-Halbinsel und in der Stratiké ( . . ) groß-angelegte Flächensurveys statt, die sowohl bekannte als auch neue römische Fundstellenkartierten und dokumentierten.45

Doch trotz dieser zunehmenden ,Gleichberechtigung‘ sämtlicher Funde und Be-funde in den archäologischen Stätten Griechenlands und Albaniens hat sich diese nochnicht überall auch inhaltlich durchgesetzt. So endet beispielsweise in dem erst neueröffneten Museum von Arta die Darlegung der Stadtgeschichte des antiken Ambrakia,an dessen Stelle sich heute das moderne Arta befindet, v. Chr. mit der Angabe der„Eroberung“ der Stadt durch die Römer trotz „heftigen“ und „listigen“ Widerstands sei-tens der Griechen.46 Obwohl die Stadt weiterhin besiedelt war, handelt es sich bei demeinzigen im Museum ausgestellten Exponat nach diesem Datum um einen nicht näherdatierten Togatus.

Eine maßgebliche Ursache für die lange Vernachlässigung der Kaiserzeit in der For-schung ist, wie bereits angedeutet, die Darstellung von Epirus in den antiken Schrift-quellen. Dabei ist besonders ein Ereignis relevant, welches sich schon eine Weile vordem hiesigen Betrachtungszeitraum zutrug: v. Chr. endete der . MakedonischeKrieg mit dem Sieg des Konsul Aemilius Paullus über den Makedonenkönig Perseusbei Pydna. Diese Niederlage besiegelte das Ende der Unabhängigkeit des Makedoni-schen Reiches und gilt gemeinhin als Ausgangspunkt der Sicherung ,römischer‘ politi-scher Einflussnahme über die bis dato griechischen Hoheitsgebiete. Den antiken Über-

44 http://www.butrintfoundation.co.uk (besucht am. . ).

45 Thesprotien: Forsén ; Forsén u. a. . Niko-polisumland: Tartaron ; Wiseman ; Wise-man und Zachos . Plaghiá-Halbinsel: Lang u. a.

. Stratiké: Funke ; Lang .46 Auf der Informationstafel im Museum, die mit der

Etappe „The end of Ambracia“ überschrieben ist,steht Folgendes: „In BC, the Roman consulMarcus Fulvius Nobilior lays siege to Ambracia witha large army. The Ambracians resist vigorously andcounter the Roman catapults with the employmentof cunning ruses. Finally, they capitulate, thoughnot by force, and accept a Roman garrison. MarcusFulvius Nobilior orders the plundering of the artis-tic wealth of the city and its dispatch to Rome. Thecity lives under Roman rule although it enjoys a cer-

tain degree of autonomy. One and a half centurieslater, the largest part of its population is relocated toNicopolis, founded by Octavian Augustus to com-memorate his victory in the naval battle of Actium,in BC. The city continues to be inhabited spar-sely until the early Christian centuries. The foun-dation of the medieval Arta marks the rekindlingof life in the area.“ Die Vorstellung der so gut wievollständigen Auflassung von Ambrakia durch eineUmsiedlung nach Nikopolis sind mit den archäo-logischen Befunden allerdings nicht in Einklang zubringen: Karatzeni ; Karatzeni , – .Dass die Gegend weiterhin besiedelt war zeigt auchdie Maßnahme der Zenturiation der AmbrakischenEbene: Doukellis und Fouache , dazu ausführ-lich . . .

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lieferungen zufolge fielen die Truppen des Aemilius Paullus im Jahre v. Chr. plün-dernd und marodierend in Epirus ein, zerstörten befestigte Städte und verschleppten

Menschen in die Sklaverei. Diese Strafaktion, so berichten die Schriftquellen,hinterließ braches Land und menschenleere Ödnis, die bis dahin blühenden poleis ver-loren an Bedeutung und die Gebiete verödeten.47

Diese Darstellung und insbesondere die überlieferten Zahlen von zerstörtenStädten und versklavten Menschen hatten einen großen Einfluss auf das alter-tumswissenschaftliche Bild der Region nach v. Chr. Die wenigen Bevölkerungsrestesollen dann, so die Annahme, im Jahre v. Chr. im Zuge des Synoikismos von Niko-polis gezwungenermaßen oder freiwillig dorthin umgesiedelt worden sein.48 Auf derGrundlage dieser Informationen beherrschte lange Zeit die Vorstellung einer entvöl-kerten Landschaft, die bestenfalls noch als Viehweide diente, den Forschungsdiskurs.Entsprechend erschien es unmöglich, dass es hier überhaupt nennenswerte kaiserzeitli-che Hinterlassenschaften geben könnte.

Die Vorstellung von menschenleeren Landschaften prägte auch die frühere For-schungsmeinung über die Etablierung der Provinz, die aus den beiden bereits bestehen-den Achaia und Macedonia herausgelöst wurde (Abb. ). Bis in die er Jahre nahmman an, dass es, als Nero im Jahre n. Chr. bei den Isthmischen Spielen die griechi-schen Städte ,befreite‘, in diesen als entvölkert geltenden Gebieten nichts gab, was es zubefreien lohnte. Nero sei „bei der Befreiung Achaias nicht so großzügig gewesen […],auch die semibarbarischen Völkerschaften Nordwest-Griechenlands einzubeziehen.“49

Daher musste eine andere verwaltungstechnische Lösung gefunden werden, die dieseGebiete regierbar machte. Die Lösung, so die bis vor nicht allzu langer Zeit gängige For-schungsmeinung, bestand in der Etablierung einer eigenen Provinz Epirus, in der dieRegionen Epirus und Akarnanien aufgingen. Als Vespasian die Regelung seines Vorgän-gers Nero wieder aufhob und den vorherigen Zustand in Griechenland wiederherstellte,habe er das Gefüge der Provinz Epirus aus ökonomischen Gründen beibehalten, so dieältere Forschung.50

Th. Sarikakis erwog als erster eine Einrichtung der Provinz unter Trajan.51 Nach derbis dato populären Berücksichtigung der Schriftquellen führt er für seine Argumentati-on auch epigraphische und numismatische Quellen an. So ist der einzige bislang belegteProkurator von Epirus durch eine Inschrift erst in trajanischer Zeit erwähnt.52 Ferner

47 Liv. . . – ; Plut. Aem. ; Pol. . – , . . ;Strab. . . , ; vgl. auch Hammond ; Dany

, – ; Dakarēs , – .48 Paus. . . berichtet, dass einige Gruppen aus

Aitolien versuchten der Umsiedlung nach Nikopoliszu entgehen. Dazu jüngst .

49 So fasst Strauch , , die Meinung der althisto-rischen Forschung zusammen.

50 Bowersock , ; Hertzberg , ; Horo-vitz , – .

51 Sarikakēs . Ihm folgen , – ;Bogdani , ; Karatzeni , ; S. Mitchell

, ; Strauch , – . Alcock , ,zieht beide Möglichkeiten in Betracht.

52 CIL III (Mommsen ).

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erreichte die Münzprägung in Nikopolis ebenfalls in dieser Zeit ihren Höhepunkt. DerKaiser wird auf den Emissionen unter anderem als Σω , als „Retter“ bezeichnet, wasebenfalls zur Unterstützung der These herangezogen wird. Die Debatte um einen mög-lichen Einrichtungszeitraum oder -zeitpunkt der Provinz wurde seitdem um verschiede-ne Überlegungen bereichert. So gelten auch eine Form der administrativen Autonomiedurch die Initiative des Nero mit einem Akt der eigentlichen Provinzgründung unterTrajan als plausibel.53

Unberührt von dieser Debatte um die Provinzetablierung beginnt sich die Vorstel-lung einer menschenleeren und allenfalls von ländlichen Strukturen geprägten Land-schaft erst in den er Jahren allmählich zu wandeln.54 Andere, jüngere Beiträge be-fassen sich jedoch wiederum mit einer reinen Aufzählung der (scheinbar) aufgelassenenStätten und suggerieren dadurch ein verödetes Land55 oder gestehen zwar eine Formder Besiedlung nach der römischen Eroberung zu, die jedoch keinesfalls an die Zeit derehemals großen, befestigten poleis heranreiche.56 Doch die Ergebnisse der in den ver-gangenen Jahrzehnten etablierten Projekte in der Region belegen die dauerhafte undstetige Präsenz von Menschen in der römischen Kaiserzeit in allen Gebieten der Pro-vinz. Eine Widerlegung der alten Vorstellung von verödeten Landschaften, auf der Basiseiner Zusammenstellung der Materiellen Hinterlassenschaften, ist das vorrangige Zieldieser Arbeit.57

53 Bonini , ; vgl. auch Flämig b, .54 Lang .55 .

56 Dany , ; .57 Einen ersten Versuch, speziell im Hinblick auf länd-

liche Siedlungsstrukturen, liefert Wodtke .

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Warum nicht ,Die Romanisierung von Epirus‘?

Damit meine Verwendung von Termini, Notationen usw. verstanden werdenkann, erkläre ich, daß mir mein Gewissen die folgenden Regeln vorgibt. Würdeich auch nur den leisesten Anspruch erheben, in dieser Frage anderen ihr Ver-halten vorzuschreiben, so sollte mir dies von der ersten dieser Regeln untersagtwerden. Doch wenn ich Gründe entwickeln werde, deren Überzeugungskraftfür mich selbst maßgeblich ist, so nehme ich an, daß sie auch für andere insGewicht fallen werden.58

Haben Sie Erfahrung mit Unpräzision und Vagheit von Begriffen, die beson-ders konsensfähig sind? Ich glaube, das ist etwas, was wir bei uns in der Archäo-logie immer wieder feststellen. – Das, was in Richtung Präzisierung passierenmuß, muß aus der Fachdisziplin selbst kommen; das, was kontrollierte Begriff-lichkeiten u.ä. angeht, das kann natürlich nur auf ganz bestimmten Definitio-nen basieren, die aus der Disziplin kommen müssen.59

Das ist letztlich eine Frage, die sich um Definitionen dreht, die auch nicht ir-gendwie vom Himmel fallen, sondern die man entwickeln muß, um sie sinn-voll für die Fragestellung einzusetzen […].60

Da sich also jeder Mensch von den Dingen im allgemeinen Begriffe bildenmuß, ist es äußerst wichtig, daß sie sorgfältig konstruiert werden.61

In diesem Kapitel geht es darum, die begrifflichen Grundlagen der Arbeit darzulegen.Dabei sollen die genannten Zitate dieses Ziel verdeutlichen.62 Die Auswahl der hier gül-tigen Definitionen beinhaltet, dass andere Begriffsbestimmungen ausgeschlossen wer-den.63 Zunächst rückt die Frage nach etwas ,Römischem‘, vor allem im Hinblick auf ein

58 Peirce , .59 Frage von T. Hölscher an F. Beckmann und dessen

Antwort: Beckmann , – .60 Borg , .

61 Peirce [ ]b, .62 Dazu auch Beck .63 Luhmann , – .

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,römisches Volk‘ im Sinne einer Ethnie, eine ,römische Identität‘ und eine ,römischeKultur‘ in den Diskussionsmittelpunkt. Aus den Antworten folgt, dass ,römisch‘ hiernur als ein Epochenbegriff dienen kann, der für das hier zu untersuchende Gebiet bei-spielhaft definiert wird. Im Anschluss daran gilt es die entsprechenden Kulturbegriffezu verhandeln, die im Zusammenhang mit ,dem Römischen‘ relevant sind. Das Haupt-augenmerk liegt dabei auf dem Konzept der Materiellen Kultur. Anschließend findeteine ausführliche Auseinandersetzung mit der Idee von Romanisierung als Kulturkon-taktszenario in Form einer Begriffshistorie statt. Als Fazit wird dargelegt, warum aufder Grundlage der erarbeiteten Umstände sowohl eine Zuweisung von ,römisch‘ in Be-zug auf Materielle Kultur, also auch ein Konzept von Romanisierung für die römischeProvinz Epirus als problematisch angesehen werden.

Die hier erarbeiteten Begriffe und Definitionen speisen sich zum einen aus fachli-chen bzw. fachaffinen Diskursen, zum anderen werden im Sinne einer kulturwissen-schaftlichen Orientierung Ansätze und Anregungen aus anderen, sich kulturwissen-schaftlich positionierenden Fächern und Disziplinen aufgegriffen.64 Es handelt es sichbei den Benennungen also um Übersetzungen65 der entsprechenden Begriffe und Kon-zepte in den Wirkungsbereich der Archäologie. Die Zusammenführung dieser Überset-zungen stellt die Synthese aus Zugriffen und Dynamiken verschiedener (Fach-)Diskursedar und somit ein Set zur Verwendung im Hinblick auf Materielle Kultur bereit. Demhier dargelegten Entwurf liegt eine theoretische Annahme zugrunde,

nach der die Funktion der Begriffe darin besteht, die Mannigfaltigkeit der Sin-neseindrücke zur Einheit zu bringen, und nach der die Gültigkeit eines Begriffsdarin besteht, daß es ohne seine Einführung unmöglich ist, den Bewußtseins-inhalt zur Einheit zu bringen.66

Das Ziel einer Definition oder mit anderen Worten, die „Berechtigung einer Kategoriemuß also durch ihre Notwendigkeit für den Erkenntnisprozeß ausgewiesen werden“.67

. Was ist ,römisch‘? – ,Was‘ ist Kommunikation!It would be naive to suggest that we can demolish Romanization theory and in-dulge in some form of atheoretical synthesis of the Roman past. I would acceptthat the Roman Empire was Roman because of Rome.68

64 Dazu ausführlich Wodtke .65 Zum Übersetzungskonzept vgl. Bachmann-Medick

; Bachmann-Medick . Latour , ,lenkt den Blick auf die Vernachlässigung des ei-gentlichen Ortes der Übersetzung, die Mitte: „Al-les spielt sich in der Mitte ab, alles passiert zwi-schen den beiden Polen, alles geschieht durch

Vermittlung, Übersetzung und Netze, aber dieserOrt in der Mitte existiert nicht, dafür ist kein Platzvorgesehen.“

66 Peirce [ ], .67 Pape a, . Zum Begriff der Kategorie: . . .68 Hingley , . Interessant ist die Interpretation

eines Auszugs dieser Textpassage: „Roman Empire

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, ‘?

Was ist römisch? Diese Frage beschäftigte schon Generationen von Altertumsforscherin-nen und Altertumsforschern. Zahlreiche Tagungen, Kongresse und wissenschaftlicheUntersuchungen thematisieren das Römische. Es wird in einem Stil erkannt, aus Bild-werken und Architekturformen extrahiert,69 in Texten antiker Autoren identifiziert70

und chronologisch sowie topographisch verortet.71 Die Frage ist weiterhin, welche In-halte und Zuweisungen mit dem Begriff verbunden sind. Welche Bedeutung hat dieAnsprache eines Tempelgrundrisses, eines Architekturelements oder eines Gefäßes als,römisch‘? Wozu wird diese Zuweisung verwendet? Was für Schlüsse werden aus ihr ge-zogen und wie dienen diese als Grundlage der archäologischen Interpretation, die dannin eine Konstruktion vergangener Gesellschaften, Kulturen und Lebensweisen mündet?

Der Bedarf einer Klärung der Frage Was ist römisch? wurde schon vielfach erkannt.72

Daraus folgte die Schaffung zahlreicher Erklärungsmuster und -ansätze, die jedoch nie-mals die Frage an sich in Frage stellten.73 Die Modifizierungen gingen vielmehr dahin,die alte Frage in eine neue umzuformulieren, die dann lautete: „Wie römisch ist etwas(geworden)?“74 In ihrem Ergebnis ähneln sich diese Betrachtungen meist. Sie schwan-ken zwischen einer Art positivistischen Apologie (Dieses und jenes ist römisch!) und einergewissen Ratlosigkeit (Es ist nicht mit Sicherheit zu sagen, ob dieses und jenes schon/noch rö-misch ist).75 Die Suche nach dem Römischen kann dabei sowohl explizit, also bezogen auf

was Roman because of Rome“ von Alföldy , .Dieser meint aufgrund der Formulierung, Hingleyerkenne Rom als „zumindest im Westen vielfachdominant“ an. Meines Erachtens zielt er jedoch eherauf die begriffliche Zuweisung von ,römisch‘ als,von Rom ausgehend‘ ab.

69 Vgl. die Beiträge in Hesberg b oder in den Ak-ten der Internationalen Kolloquien über das provin-zialrömische Kunstschaffen.

70 Wallace-Hadrill , : „The ‘debt’ of Roman li-terature to Greek has always been one of the cen-tral concerns of Latin literary critics, and from theearly twentieth-century attempts to isolate ‘dasRömische’“.

71 M. Meyer , – , unterscheidet die Verwen-dung von ,römisch‘ in archäologischer Fachliteraturin a) chronologische Angaben, b) aus Rom stam-mend, c) für Rom typisch. Durch diese Untertei-lung wird der starke Fokus auf Stadtrom deutlich.

72 Bartel , .73 Barrett ; Freeman ; M. Meyer ; R. E.

Roth b; Woolf [ ] [ ], – , kom-men alle mehr oder weniger zu dem Schluss, dasszum einen ,römisch‘ zunächst definiert werdenmuss und dass es zum anderen keine statische rö-mische Materielle Kultur gab. Darüber hinaus wirdbisweilen auch die kulturelle Erstkontaktsituationthematisiert. Allerdings erfolgt keine Hinterfragung

der Kategorie ,römisch‘ an sich. Le Roux , ,formuliert die provokante Überschrift „,Déromani-ser‘ l‘Empire romain“. Diese Aussage ist jedoch eherrhetorisch zu verstehen, da seine Antwort in einerRückkehr zu den Schriftquellen besteht: Le Roux

, – . U. Veit macht als hermeneutischeGrundbedingung nicht die passende Frage, sonderndie Form der Antwort verantwortlich. Für ihn bleibtder Terminus ,Begreifen‘ unscharf „im Hinblick aufdie erkenntnistheoretischen Operationen, die nö-tig sind, um aus der Analyse der archäologischenFunde und Befunde begründeten Aussagen über diedahinterstehenden Menschen und Gemeinschaftenzu kommen.“ Veit b, . Es bleibt aber unklar,wie „begründete Aussagen“ entstehen.

74 Beispielhaft Friedland , : „The question thenbecomes, how Greek was Gerasa, and, more import-antly, how Roman did it become?“

75 Friedland , , kommt für Gerasa zu erstge-nanntem Schluss und separiert dezidiert Römisches,also Romanisiertes von Lokalem. Hingegen urteiltbeispielsweise Yon , : „Il est donc parfois bi-en difficile de différencier ce qui est romain de cequi est grec.“ Programmatisch auch Barrett , :„[…] what might constitute a ‘Roman material cul-ture’, nothing that the most commonly cited objectsnot only derived from different parts of the Empire

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einen konkreten Forschungsgegenstand, als auch implizit durch die reine Wortverwen-dung im Sinne einer Zuschreibung formuliert sein. Denn oft herrschen anscheinendsehr konkrete Vorstellungen davon, was im archäologischen Fundgut als ,römisch‘ an-gesprochen werden kann.

Ein römisches Theater lässt sich architektonisch augenscheinlich einwandfrei vonseinem griechischen Äquivalent unterscheiden.76 Doch wenn man allein das Vorhan-densein eines Theaters ausschließlich als kulturelle Transferleistung der Römer ansieht,die das Konzept und den öffentlichen Raum ,Theater‘ von den Griechen adaptiert ha-ben, dann ist auch eine Zuschreibung eines kaiserzeitlichen Theaters als ,römisch‘ vonvorneherein in Frage gestellt.77 Und sogar wenn eine entsprechende Form der Über-nahme stattgefunden hätte, greift diese Pauschalisierung zu kurz, denn ihre ,Reinheit‘ist fiktiv; sie geht immer mit vielfältigen und von dynamischen Faktoren beeinflusstenAneignungs- und Transformationsprozessen einher. Was genau bedeutet die Aussage,dass es sich um ein ,griechisches‘ oder ein ,römisches‘ Theater handelt? Ist es ausschließ-lich als ein architektonisches Kriterium zu verstehen? Oder ,fühlte‘ sich ein Besucherdes . Jh. n. Chr. im Theater von Dodona, das einen seit mehreren Jahrhunderten un-veränderten Baubestand hatte, bewusst griechisch, während er sich im gerade erst neuerrichteten Theater von Hadrianopolis eher als Römer wahrnahm, weil das Gebäude an-dere Baumerkmale aufwies? Oder hing sein ,Gefühl‘ überhaupt nicht von der Bauform,sondern beispielsweise von der Sprache ab, die in dem jeweiligen Kontext vorherrschendwar, also ob Gespräche oder Darbietungen auf Griechisch oder Latein geführt wurden?

but might have meant different things in differentplaces.“

76 Bezüglich dieser Unterscheidungsmerkmale speziellin Epirus: Bergemann , – ; Gilkes b.

77 So Perna , , oder auch Flaig , , derdas Theater als einen Gebäudetypus ansieht, „dendie Römer komplett aus der hellenischen Kulturübernommen hatten“. Mit dieser Auffassung be-findet er sich in der Tradition einer Ablehnung rö-mischen Eigensinns, die bis zu J. J. Winckelmannzurückreicht: „[…] es werden sich auch die römi-schen Künstler keinen eigenen Stil gebildet haben,sondern in den allerältesten Zeiten ahmeten sie ver-mutlich die Etrurier nach, […] und in ihren spä-teren und blühenden Zeiten werden ihre wenigenKünstler Schüler der griechischen gewesen sein. […]Das Vorurteil von einem dem römischen Künstlerneigenen und von dem griechischen verschiedenenStil ist aus zwei Ursachen entstanden. Die eine istdie unrichtige Erklärung der vorgestellten Bilder,da man in denen, welche aus der griechischen Fabel

genommen sind, römische Geschichte und folglicheinen römischen Künstler finden wollen. […] Diezweite Ursache liegt in einer unzeitigen Ehrfurchtgegen die Werke griechischer Künstler: denn da sichviele mittelmäßige Werke finden, entsieht man sich,dieselben jenen beizulegen, und es scheint billiger,den Römern als den Griechen einen Tadel anzuhän-gen. Man begreift daher alles, was schlecht scheint,unter dem Namen römischer Arbeiten aber ohnedas geringste Kennzeichen davon anzugeben. Aussolchen ungegründeten und willkürlich angenom-menen Meinungen glaube ich berechtigt zu sein,den Begriff eines römischen Stils in der Kunst, inso-weit unsere jetzigen Kenntnisse gehen, für eine Ein-bildung zu halten.“ Winckelmann , – .Dazu auch Hofter , . Winckelmann beziehtsich hier ausschließlich auf den Stil. Der Begriff derNachahmung in Bezug auf Kopie und Reprodukti-on eines Kunstwerks wird von ihm an anderer Stellethematisiert: Hofter , – .

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, ‘?

Oder bestimmte vielmehr seine Herkunft oder sein sozialer Status das Zugehörigkeits-bestreben des Besuchers, unabhängig von seiner architektonischen und sprachlichenUmgebung (dazu ausführlich . . )?

Für die Vielfalt der Schwierigkeiten, die um eine Zuweisung von ,etwas Römi-schem‘ kreisen, ist die Stadt Nikopolis in Epirus ein weiteres Beispiel. War sie römisch,weil sie von Augustus gegründet wurde? Oder griechisch, weil ihre Bewohner aufgrundeines Synoikismos aus der Umgebung nach Nikopolis kamen? Oder handelte es sich beidiesen Bewohnern gar nicht mehr um Griechen, da das Gebiet bereits seit v. Chr.politisch unter einer römischen Oberhoheit stand? Sind die in die neu angelegten Ne-kropolen verbrachten älteren Statuen griechisch, weil sie in griechischer Zeit gefertigtwurden oder römisch, weil sie in Nikopolis intentional wiederaufgestellt waren? Ste-hen die von Augustus von Actium nach Nikopolis transferierten Aktischen Spiele ineiner griechischen Tradition oder sind sie eine römische Neuschöpfung (dazu ausführ-lich . . , . . , . )?

Viele weitere Beispiele lassen sich anführen: Wird ein sogenanntes hellenistischesTurmgehöft zu einer Villa rustica, wenn es auch in der Kaiserzeit bewohnt war? Kannman an einer solchen Stätte das Quadermauerwerk automatisch als griechisch und dasZiegelmauerwerk als römisch definieren? Und wie erfolgt überhaupt eine Zuschreibungdes Fundmaterials? Ist eine Terra Sigillata-Scherbe78 immer römisch oder zeugt sie immervon einer Art römischer Präsenz, die quasi auratische Ausmaße annimmt?79 Kann eine

78 „Pots are not ‘facts’ with unproblematic, measura-ble variability explicable in terms of general laws.Pottery is a ‘construct’“ Miller , . Für die rö-mische Provinz Epirus ist bisher eine umfassendeZusammenstellung von Terra Sigillata-Formen ausstratifizierten Befunden aus Phoinike (Shehi )und eine Monographie (Shehi ) vorgelegt wor-den sowie ein ausführlicher Artikel zu Öllampenaus Stratos (Pantelidis ). Die wenigen darüberhinaus publizierten Artikel mit Keramiktypologienverschiedener Stätten in Epirus haben eher über-blicksartigen Charakter: für Nikopolis;P. Reynolds in: Bowden, Hodges und Lako ,

– , für Butrint und Diaporit; Çondi u. a. ,– , für Phoinike; M. G. Moore für das Um-

land von Nikopolis. Shpuza , – , bieteteinen sehr allgemeinen Überblick über antike Kera-mikproduktion im heutigen Albanien. Nicht mög-lich war mir die Sichtung von Moores Dissertati-onsschrift, die sie im Jahre an der UniversityBoston eingereicht hat: Melissa Moore. ‘Surveying’Epirote Pottery: Ceramics, Cuisine, and Social History in

Southern Epirus, Greece, BC–AD , Dissertationan der Boston University, .

79 So lange sich eine Diskussion nur darum entspinnt,ob das Vorkommen von Terra Sigillata nun als Anzei-ger für Römer oder für römische Verhaltensweisenzu deuten ist, wird immer stillschweigend und oh-ne nähere Begründung davon ausgegangen, dass,römisch‘ und Terra Sigillata zwangsläufig und kon-textunabhängig zusammengehören, so zum Beispielbei Willis . Miller , , fasst seine zeitgenös-sische Sichtweise auf entsprechende Objekte folgen-dermaßen zusammen: „The first role of the objectwas to symbolize the people who created it.“ DieseFormen der Zuweisung werden nur langsam bei-spielsweise durch die These aufgebrochen, dass eineIntegration römischer Objekte auch zweckgewan-delt Einzug in den Alltag einer als nicht-römischdefinierten Bevölkerung halten kann: R. E. Roth

a, – ; Woolf [ ] [ ], – . AuchLe Roux , , formuliert deutlich „les ob-jets et l’usage des objets n’ont pas une significationunivoque.“

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entsprechende Scherbe überhaupt für sich ,sprechen‘80 oder verliert oder gewinnt sie anAussagekraft, wenn sie im Kontext eines Raumes mit Quadermauerwerk zutage tritt?

Es ließen sich zahlreiche weitere Beispiele nennen, um aufzuzeigen, wie entspre-chende Fragestellungen an die Materiellen Hinterlassenschaften nach ,etwas Römi-schem‘ an ihre Grenzen stoßen. Dabei wird nicht die Wichtigkeit dieser vielfältigenAuseinandersetzungen angezweifelt, die um diese Identifizierung kreisen. Allerdingsmuss die Überlegung vorangestellt werden, ob eine Beantwortung dieser komplexenFragestellungen anhand von archäologischem Material überhaupt möglich und sinn-voll ist. Genau hier ist der Punkt, an dem diese Arbeit einhakt. Denn wie die Beispielegezeigt haben, ist eine Frage nach etwas Römischem, die sich an Materielle Hinterlas-senschaften richtet, unbefriedigend. Daran ist jedoch nicht das Material schuld, das vonAltertumswissenschaftlerinnen und Altertumswissenschaftlern ganz verschiedener Dis-ziplinen gerne als ,unzulänglich‘ charakterisiert wird. Nicht den Objekten ist es anzu-lasten, wenn sie die Antworten auf unsere Fragen nicht ,geben können‘, weil sie sie garnicht ,wissen‘.81 Anders formuliert ,tut‘ das Material im Sinne eines Aktanten nur das,was wir als handelnde Subjekte es ,tun lassen‘ ( . . ). Folglich bedarf es anderer Motive,um es gewinnbringend analysieren zu können: Auf die ,richtigen‘ Fragestellungen kanndie Materielle Hinterlassenschaft ,Antworten geben‘. Doch dazu sind sowohl die Gene-rierung geeigneter Fragen, als auch die Entwicklung eines Analysesystems nötig, dasdiese Antworten für uns als Bearbeiterinnen und Bearbeiter fassbar und interpretierbarmacht.

Das Bestreben der Sezierung ,des Römischen‘ im archäologischen Befund undam konkreten Objekt dient in der Regel dazu, sogenannte Unterscheidungsmerk-male oder -kriterien zu anderen Zuschreibungen wie beispielsweise ,dem Griechi-schen‘, ,dem Keltischen‘ oder ,dem Christlichen‘ zu benennen und diese dann ent-weder als ein (kultur-)trennendes oder (kultur-)verbindendes Element herauszustel-len.82 Auf dieser Basis werden häufig Entwicklungslinien oder Migrationsbewegungen(re-)konstruiert,83 an deren vorläufigem ,Ende‘ wieder eine entsprechende Zuweisung

80 Die Metapher, dass Objekte ,sprechen‘, wird in die-ser Arbeit abgelehnt, dazu ausführlich . . .

81 So argumentiert beispielsweise Le Roux , fürden die Antwort jedoch nicht in anderen Frage-stellungen, sondern in einer Hinwendung zu denSchriftquellen liegt.

82 Schon Woolf , , wies darauf hin, dass dieSeparierung von Lebensweisen und Materieller Kul-tur in römisch und nicht-römisch nicht zielführendist, wenn man die Phänomene in den Provinzen desRömischen Reichs untersuchen will.

83 Spätestens seit der Nutzbarmachung des RadikalenKonstruktivismus durch Holtorf und Holtorf

ist das Bewusstsein in die Archäologie einge-drungen, dass „alle interessanten und relevantenHypothesen der Archäologie nun sehr viel mehr alsKonstruktion denn als Rekonstruktion begriffenwerden mussten“ L. Schneider , . S. Han-sen , – , hält dagegen: „Man muß nichteinmal den radikalen Konstruktivismus à la Hum-berto Maturana bemühen, um zu erkennen, daß dasErgebnis einer Ausgrabung und die Art der Doku-mentation in erheblichem Maße von dem Erwar-tungshorizont und der Interessenlage der Ausgräberabhängig ist.“

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, ‘?

als römisch, griechisch, christlich oder etwas anderem, Neuem steht. Der Fokus derNutzung mit kulturellen Ansprachen liegt also auf der (Re-)Konstruktion von Kultur-kontaktszenarien.

Die vorliegende Arbeit geht von der Prämisse aus, dass eine Frage wie ,Was ist rö-misch?‘ an archäologisches Material falsch gestellt ist.84 Diese Frage impliziert, ob ge-wollt oder ungewollt, bewusst oder unbewusst, eine Vielzahl von Vorannahmen, Vor-aussetzungen und Zuweisungen. Nach diesen bedeutet ,römisch‘ immer auch die Zu-weisung zu einer Kultur oder einer Gesellschaft (,die Römer‘) oder gar zu einer Ethnie,so heterogen man sich diese auch vorstellen mag. Wenn etwas als römisch deklariertist, so wird es auch sogleich zum Mittler einer römischen Kultur, eines römischen Stilsoder sonst einer Form von römischer Präsenz. Einem als römisch angesprochenen Ob-jekt wird somit im Augenblick seiner Auffindung eine römische Lebenswelt quasi au-tomatisch eingeschrieben, das Objekt wird zu einem Repräsentanten einer römischenGesellschaft stilisiert, es wird zu einem Teil einer römischen Kultur, zu einem Bedeu-tungsträger für das Römische. Diese bewussten oder unbewussten Zuschreibungen undVorannahmen sind jedoch dem archäologischen Fund und Befund nicht automatischinhärent.

Die These lautet also, dass die Frage ,Was ist römisch?‘ als der nach einer kulturel-len Zuweisung von Materiellen Hinterlassenschaften und den daraus resultierenden In-terpretationen, die darauf abzielen, Kulturkontaktszenarien zu erstellen, nicht gewinn-bringend ist.85 Vielmehr verstellt das immer wiederkehrende Rekurrieren auf sie denBlick für weitere ergiebige Betrachtungen, Analysen und Forschungen. Das Beschäfti-gungsfeld und die Quellen der Archäologie sind Objekte ( . . ). Diese verlangen nachanderen Fragestellungen und erfordern andere Annäherungen und Strategien des Um-gangs als beispielsweise Schriftquellen.86 Auf die genannte These folgt daher die Hypo-these, dass auch (und vielleicht vor allem) ein Erkenntnisgewinn in Bezug auf vergan-gene Lebenswelten durch Materielle Hinterlassenschaften erfolgen kann, wenn an dasarchäologische Material andere, angemessenere Fragen gerichtet werden als die nacheiner kulturellen Identität, einer identitätsstiftenden Kultur oder einer ethnischen Zu-weisung.87

Im Hinblick auf das hier formulierte Ziel, nämlich die Darstellung der Entwicklungder römischen Provinz Epirus anhand der Kommunikationsstrukturen, wie sie sich in

84 Dabei handelt es sich um eine andere Prämisse alsder Versuch von Freeman , , die Frage da-hingehend umzuformulieren, was römische Materi-elle Kultur spezifisch ,römisch‘ macht.

85 Dass darüber hinaus auch innerhalb der Kulturwis-senschaften (bzw. des cultural turn) Bedarf an neuenKonzepten für Kulturbegegnungen besteht, stellenKistler und Ulf fest.

86 Veit , .87 „Ist es unser Anliegen, überhaupt noch etwas über

die Vergangenheit in Erfahrung zu bringen, so ist[…] zu klären, welche Art Aussagen überhauptmöglich sind, wenn man die Plausibilität unsererDeutungen weiterhin an den Hinterlassenschaftenmessen will.“ Kienlin b, .

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der Materiellen Kultur niedergeschlagen haben, sowie mit Bezugnahme auf die These,dass die Gebiete der Provinz keineswegs verödet und rückständig, sondern besiedelt undinfrastrukturell gut erschlossen waren, lautet die hier gestellte Frage:

Auf welchen Kommunikationsebenen und für welche Kommunikationsstrategien war und istdas archäologische Objekt relevant?

Durch diese Frage nach den vielfältigen Kommunikationsebenen von Objekten undihren möglichen Kommunikationsstrategien rücken andere Faktoren als die nach Kul-turkontaktszenarien in den Mittelpunkt der Analyse. Vom Objekt als Mittler von undfür Handlungen ausgehend, funktioniert jedes archäologische Fundstück, also jede Ke-ramikscherbe, jeder rostige Eisennagel ( . . ), jeder Knochen, jedes Glasfragment undjeder Brocken Putz auf einer Vielzahl von Kommunikationsebenen und das sowohl ineinem ,Früher‘ als auch heute. Diese folgen nicht zwangsläufig einer Chronologie. Viel-mehr sind sie abhängig von der jeweiligen Betrachtungsperspektive, überlagern undverschieben sich, gewinnen oder verlieren an Relevanz und Bedeutung, erlöschen undentstehen in jedem Augenblick neu, in dem das Objekt selbst oder auch nur Spuren vonihm existieren. Wie lassen sich aber diese vielfältigen Kommunikationsebenen erschlie-ßen, differenzieren und durch Beschreibung nachvollziehbar machen? Wie lassen sichvon den jeweiligen Ebenen die damit verbundenen Kommunikationsstrategien inter-pretativ (re-)konstruieren? Dafür ist ein archäologisch-semiotisches Analysesystem funk-tional.

Im Mittelpunkt der archäologisch-semiotischen Analyse stehen die Objekte. Da-durch wird der Blick von Interpretationen von Kulturkontaktszenarien durch Materiel-le Hinterlassenschaften abgewandt und auf die konkreten synchronen und diachronenTrans-/Formationen von Dingen und ihren Positionen und Funktionen innerhalb derKommunikation menschlicher Akteure gerichtet. Bei dieser Kommunikation durch Ma-terielle Kultur rücken also die durch die Hinterlassenschaften zugreifbaren kommuni-kativen Akte vergangener (und auch gegenwärtiger) Handlungsindividuen in den Mit-telpunkt. Eine Ansprache als römisch, griechisch oder eine (fiktiv) konstruierte Identi-tätszuweisung der Akteure oder der Objekte ist nicht nötig.

. . Römisch als EthnieDie Zuweisung Materieller Hinterlassenschaften zu schriftlich überlieferten Völkernoder Gruppen spielt seit der Frühzeit der Archäologie eine bedeutende Rolle.88 EineEthnifizierung von Objekten geht in der Regel mit dem Versuch einer Legitimation vonBesitzansprüchen, beispielsweise von Land oder von Deutungshoheiten einher. Das Ziel

88 Brather , – ; Sommer , , jeweils mitweiterführender Literatur.

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, ‘?

ist, durch das Rekurrieren auf ethnische Verbindungen in die Vergangenheit die Legiti-mation dieser Ansprüche für die Gegenwart und die Zukunft zu sichern.89

Der Diskurs um die Legitimität ethnischer Zuweisungen und Interpretationen inder Archäologie hat im Laufe des . Jh. an Brisanz und Intensität gewonnen.90 Beson-ders in der ur- und frühgeschichtlichen Archäologie gibt es rege Debatten zum Thema,doch auch im klassisch archäologischen Bereich werden entsprechende Diskussionengeführt, hier vor allem im anglophonen Raum. Dabei fällt auf, dass eine Darstellungder eigentlichen Problematik bzw. ein Verständnis für sie stark von der Nomenklatur ab-hängt. Es lässt sich feststellen, dass Zuweisungen wie ,ethnisch‘, ,Identität‘ und ,kulturell‘oft gemischt auftreten, was die analytische Spezifizierung des Problemfelds erschwert.So hält beispielsweise S. Jones Ethnizität lediglich für eine mögliche, gesellschaftlichkonstruierte Identität.91 D. Mattingly betont hingegen, dass Ethnizität als Form derIdentität nicht zu stark gemacht werden sollte.92 N. Roymans stellt in einem Artikelunter einer Absatz-Überschrift „On the Germanic identity of the Lower Rhine popu-lation“ die Frage, in welchem Ausmaß ihre germanische Ethnizität einen Teil der kul-turellen Identität der Bevölkerung des Niederrheins bildete.93 Auch A. Wallace-Hadrillstartet seine Überlegungen bei Ethnizität und landet schließlich bei „constructions ofcultures and identities“.94 T. Hodos versteht unter Ethnizität eine spezifische Form dersozialen Identität.95 J. Müller hingegen konstatiert: „Mit archäologischen Mitteln lassensich keine ethnische Identitäten nachweisen.“96 Entsprechende Ausführungen gipfeln inAussagen wie die von A. Davidovic, dass es sich bei Ethnizität lediglich um eine mögli-che Form der kulturellen Identität handle97 oder von C. Antonaccio: „Cultural identitydiffers from ethnic identity in that it transcends characteristics such as gender, class, age,sex, and so forth. […] But culture need have nothing to do with the distinctive identi-ty that is ethnicity.“98 Dem ist jeweils nicht grundsätzlich zu widersprechen, für eineSchärfung des Problemfeldes ist diese Definition jedoch nur mäßig hilfreich.

Die genannten Beispiele zeigen, wie schmal der Grat zwischen einer Trennung zuranalytischen Schärfe und einer realen Vermischung der Konzepte und Inhalte ist. Ers-tere ist zwar bei vielen Ausführungen hilfreich, um die genauen Argumente und Zie-le nachvollziehbarer zu machen. Der aufgezeigte Befund lässt ihren Sinngehalt jedoch

89 Dazu ausführlich für die ur- und frühgeschichtlicheArchäologie: Brather , – .

90 Zusammenfassend Davidovic , .91 S. Jones .92 Mattingly , ; Mattingly , .93 Roymans , .94 Wallace-Hadrill , – , Zitat: Wallace-Hadrill

, .95 Hodos , .96 Müller , . Auch H. P. Hahn , – ,

oder Sommer , – , proklamieren, dass

man zwar grundsätzlich Gruppen definieren undzuordnen kann, diese jedoch nicht zwangsläufigAufschluss über eine ethnische Zugehörigkeit ge-ben. Einer Idee von multiplen Identitäten gegen-läufig ist hingegen die Aussage von Grahame ,

, ethnische Identität könne nur auf Kosten ande-rer Identitäten entstehen.

97 Davidovic , .98 Antonaccio , .

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schnell vage werden. Aus diesem Umstand resultiert der Vorwurf der Beliebigkeit undauch der Austauschbarkeit von Begriffen und Ideen, der diesen Konzepten oft entgegen-gebracht wird. Denn wird eine ethnische, identitätsstiftende oder kulturelle Zuweisungvon Materieller Kultur zusammen oder sogar vermischt in die Waagschale geworfen, sogeht das Potenzial entsprechender Fragestellungen und das Angebot von Alternativenleider oftmals im Strudel theoretischer Leitideen verloren. Wo die Begriffe jedoch sau-ber getrennt werden, liegen differenzierte Studien über ihre Tauglichkeit in Bezug aufeine Verwendung für Materielle Kultur vor. Dabei zeichnet sich eine recht homogeneMeinung ab, wenn auch mit unterschiedlicher Intensität und Folgerung. Die meistenAutorinnen und Autoren, die sich in jüngerer Zeit mit den Anwendungsmöglichkeitenethnischer Begriffe und Konzepte auseinandergesetzt haben, lehnen eine Übertragungauf Materielle Kultur bzw. die Möglichkeit einer Bestimmung ethnischer Zugehörigkeitanhand archäologischer Objekte ab.

S. Brather hat herausgearbeitet, dass eine ethnische Interpretation in der frühge-schichtlichen Archäologie nicht (mehr) haltbar und auch nicht gewinnbringend ist.99

Er verweist ebenfalls auf die Notwendigkeit anderer Fragestellungen an archäologischesQuellenmaterial.100 So wie hier anstelle ethnischer, identitätsbildende oder kulturellerZuweisungen eine Betrachtung verschiedener kontextualisierter Kommunikationsebe-nen angeboten wird, schlägt er kultur-, wirtschafts-, oder sozialgeschichtliche Interpre-tationen vor. Auch Müller stellt heraus, „dass per se unklar ist, welche Teile der materi-ellen Kultur als Zeichenträger für ethnische Differenzen, falls vorhanden, dienen“. Diesbleibe immer von der „jeweiligen kulturellen Situation abhängig“.101

Wallace-Hadrill beschäftigt sich mit dem Problem ethnischer Zuweisungen vonarchäologischen Kulturen in Bezug auf eine römische Kultur und Identität.102 Dabeikommt er größtenteils zu ähnlichen Schlüssen wie Brather für die frühgeschichtlicheArchäologie.103 Sein Postulat verläuft sich jedoch in der vagen Darstellung einer Eth-nizität als Identität.104 Zugespitzt lässt sich formulieren, dass der Versuch, ethnischeIdentität räumlich verankern zu wollen, zum Scheitern verurteilt ist.105 Materielle Kul-tur ist nicht dazu geeignet, eine vermeintliche ethnische Zugehörigkeit an ihr festzuma-chen.106 Dies ist jedoch nicht das Problem oder der Mangel einer grundsätzlichen poten-

99 Zusammenfassung: Brather , – .100 Brather , – .101 Müller , .102 Wallace-Hadrill . Woolf [ ] [ ],

, meint hingegen, dass sich im . Jh. n. Chr. derTerminus einer ,römischen Ethnie‘ auf eine Bevöl-kerung bezieht, die in eine Reihe von ,barbarischenKönigtümern‘ zersplitterten gewesen sei.

103 Bei anderen Punkten hingegen, beispielsweise wasdie Überlappung archäologischer Kulturen mit

Sprachgrenzen betrifft, sind sie hingegen unter-schiedlicher Meinung.

104 Wallace-Hadrill , – .105 Müller-Scheeßel und Burmeister , .106 Dazu gibt es allerdings auch Gegenstimmen wie

beispielsweise Hodos , , die davon ausgeht,dass ein neuer Fokus der Betrachtung auf das Bezie-hungsgeflecht von Ethnizität und Materieller Kulturdurch die Extrapolation von ,Markern‘ für eine eth-nische Identität aus den Materiellen Hinterlassen-schaften möglich ist.

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ziellen Aussagekraft archäologischer Quellen. Es ist nicht die Schuld der Objekte, nichtsüber eine Ethnie ihrer Nutzer mitteilen zu können. Vielmehr liegt das Problem, wiebereits herausgearbeitet wurde, an der Stellung materialungeeigneter Fragen oder posi-tiv formuliert: Materielle Hinterlassenschaften bieten andere Aussagemöglichkeiten zuvergangenen Lebenswelten als beispielsweise Textquellen. Ethnische Zuweisungen anMaterielle Hinterlassenschaften sind immer konstruiert, da in diesem Fall das konkretearchäologische Objekt als ein Stellvertreter oder auch ein Zeichen für eine entsprechen-de Gruppe mit entsprechenden einheitlichen Vorstellungen angesehen wird.107 Bratherfasst eine zeitgemäße Vorstellung von Ethnie folgendermaßen zusammen: Es handelesich

[…] um soziale bzw. politische Konstrukte mit realer Bedeutung, denn die Be-hauptung von Homogenität und Distinktion dient der Identitätsbildung undder Abgrenzung. […] Ethnien sind […] vor allem sich ständig neu konstituie-rende Traditions- und Rechtsgemeinschaften […]. Der Begriff des Ethnos erhältfür die wissenschaftliche Analyse nur dann einen Sinn, wenn er operationalund nicht klassifizierend verstanden wird, wenn mit dem Begriff also beschrei-bend und nicht unterteilend verfahren wird.108

In dieser Hinsicht kann eine Zuweisung von ,römisch‘ als Vorstellung einer antikenEthnie nicht greifen.

. . Römisch als Identität

Different groups […] lived divergent lives, and many of them lived in rather dif-ferent worlds from that conventionally emphasized by historians and archaeo-logists.109

Auch wenn die Idee einer römischen Identität schon wesentlich älter ist, erfreut sie sichseit den er Jahren besonderer Beliebtheit.110 Die heutige Vorstellung, ein Römisch-Sein als ein Identitätskonzept zu begreifen, geht maßgeblich auf die Studie von G. Woolf

107 „Die Wirklichkeit wird also allererst durch den Pro-zeß der Interpretation von Zeichen als symbolischeWirklichkeit bestimmt.“ Pape a, .

108 Brather , .109 Mattingly , .110 Bereits Welles , , hielt fest: „So even in no-

menclature, the Greeks adopted the Roman systemonly with modifications, but Romanization this

was, of a sort. There was another, rather more im-portant form of Romanization too, certainly relatedto that marked by the extension of the civitas, but inthe end, more important. This was a sense of identi-ty, of belonging.“ Beispielhaft für die zunehmendeVerbreitung des Konzepts mit Rückblicken und wei-terführender Literatur: Krauße ; Wells .

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über das römerzeitliche Britannien zurück.111 Von da an hält Identität als Konzept Ein-zug in alle Bereiche der Altertumswissenschaften, vor allem in der ersten Dekade des .Jh. hat es Konjunktur.112 Inzwischen betrachtet man in den Kulturwissenschaften dieUntersuchung von Identität als eine potenzielle Analysekategorie neben möglichen an-deren113. In der Archäologie hat sich jedoch die Verschränkung dieser Idee mit einemRömisch-Sein so stark im kollektiven Forschungsbewusstsein verankert, dass es heuteunmöglich erscheint, eine Studie, die sich mit ,dem Römischen‘ auseinandersetzt, oh-ne einen Verweis auf eine römische Identität zu verfassen (dazu ausführlich . . ).114

Ein wichtiger Punkt, den die Identitätsdebatte in die Altertumswissenschaf-ten eingebracht hat, ist eine Flexibilisierung sowie das Eingestehen von fluidenEigenzugehörigkeits- und Fremdwahrnehmungsoptionen.115 Hinweise, dass der Ge-brauch einer Terra Sigillata-Schüssel nicht zwangsläufig mit einer römischen Identitätseiner antiken Nutzer zu tun haben muss,116 dass eine ,romanisierte‘ Bevölkerung nichtzwangsläufig ihre ,Lokalidentität‘ verloren hat117 oder dass jemand, der Latein sprach,sich nicht zwangsläufig als Römerin oder Römer gefühlt haben mag,118 heben trotz pro-blematischer Prämissen wichtige Aspekte einer dynamischen Lebenswirklichkeit her-vor. D. Mattingly ging so weit zu behaupten, dass die Frage nach Identitäten in der Lagesei, die Wertigkeit des im . Jh. positiv, mittlerweile jedoch negativ besetzten Konzeptsvon ,Imperium‘ aufzulösen. Er versuchte dezidiert kulturelle Veränderungen im Römi-schen Reich mit dem Aspekt der Identität zu erklären.119 Es bleibt jedoch festzuhalten,dass eine Identitätszuweisung im Bereich des Römischen nur auf der Basis von Kultur-kontaktszenarien funktionieren kann.120

Trotz oder gerade wegen seiner Popularität steht das Identitätskonzept mittlerweileauf dem archäologischen Prüfstand. Denn ebenso wie ein Verständnis von Romanisie-rung ( . ) ist auch Identität aus Disziplinen adaptiert, die primär mit anderen Quellenarbeiten.121 Zunehmend setzt sich die Annahme durch, dass die Frage nach Identitä-

111 Woolf [ ] [ ]. Er führt beispielhaft aus,wie sich zunächst eine römische und eine gallischenIdentität gegenüber gestanden und sich dann zu-gunsten anderer Kategorien wie arm/reich, gebil-det/ungebildet, militärisch/zivil etc. aufgelöst haben(Woolf [ ] [ ], ).

112 Vgl. zum Beispiel Burmeister und Müller-Scheeßel; Gehrke und Hofmann .

113 Brubaker und Cooper ; Niethammer .114 Vgl. H. Schörner . Woolf , – , macht

sogar eine griechische Identität als Form der Roma-nisierung stark. Hesberg und Eck , , sprechenhingegen von einzelnen „Provinzidentitäten“.

115 Mattingly , , hebt hervor, dass multiplenIdentitäten die Flexibilität bereits inhärent ist.

116 Hingley , – ; R. E. Roth a, – .Hingley , , weist ferner darauf hin,dass mit Materieller Kultur auch Ideen und(Wert-)Vorstellungen transportiert werden, die da-zu beitragen können, neue Identitäten zu kreieren.Eine Zwangsläufigkeit, wie sie Gosden ,postuliert, ist hingegen niemals nachweisbar.

117 Curti, Dench und Patterson , – ; Hingley, .

118 Cooley , – .119 Mattingly , .120 Wie Hodos , – , anschaulich darlegt.121 J. Assmann [ ]; Woolf [ ] [ ].

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ten anhand Materieller Hinterlassenschaften nicht befriedigend gelöst werden kann.122

Wenn andere Quellengattungen geeigneter erscheinen, die entsprechenden Fragestel-lungen an sie zu richten, bedeutet dies jedoch nicht, dass sie dadurch an sich ,aussage-kräftiger‘ oder ,mehr wert‘ sind oder automatisch erhöht werden können.123 Denn derErkenntnis, dass verschiedene Quellengattungen angemessener Methodiken und auchFragestellungen bedürfen, ist keinesfalls eine Hierarchie immanent.124 Sowohl histori-sche als auch archäologische Quellen liegen für die Antike fragmentiert vor. Eine Über-tragung oder gar Sichtbarmachung von Identitätsbezeugungen auf Materielle Hinter-lassenschaften ist allerdings schwieriger als bei Schriftquellen.125 Es wird offensichtlich,dass diese Frage, wie bereits dargelegt ( . ), den Blick auf andere Fragen verstellt. Dabeiwird nicht bestritten, dass beiden Gattungen eine nicht zu unterschätzende Rolle beider Konstituierung, Etablierung und Sichtbarmachung, also bei der Darstellung undKommunikation von Eigen- und Fremdzuweisung von Identitäten in der Antike zuge-kommen ist. Diese jedoch kollektiv und umfassend aus der jeweiligen Quellengattungzu extrahieren, dafür sind die fragmentierten Hinterlassenschaften bzw. die bis datoverfügbaren Methoden der Altertumsforschung ungeeignet. Ersetzt man allerdings dieFrage nach den Identitäten eines antiken Menschen oder einer Gruppe durch die nachden analytisch fassbaren Kommunikationsebenen der Objekte und ihrer Kontexte, sosind Aussagen möglich, ohne in einer Hierarchiedebatte um die Relevanz verschiede-ner Quellengattungen zerrieben zu werden, die schlimmstenfalls darauf hinausläuft,diese gegeneinander auszuspielen.

Wie antike Menschen als Bewohner einer Provinz sich gefühlt oder was sie gedachthaben, dazu kann Materielle Kultur keine Angaben machen. Objekte können keine Aus-kunft über die Selbst- oder Fremdwahrnehmung ihrer Nutzerinnen und Nutzer geben.Entsprechend kann eine Frage, ob ein Theater, eine Stadt oder ein Terra Sigillata-Gefäß,griechisch‘ oder ,römisch‘ ist niemals sinnvoll beantwortet worden. Das Theater weißnicht, was die Menschen dachten, die in ihm Aufführungen darboten oder ansahen. DieStadt ,ist‘ nicht das eine oder andere: Sie wird von der Bevölkerung mit entsprechen-den Zuweisungen belegt und mit Inhalten aufgeladen. Das Gefäß kann nichts über dieEmpfindungen seines Nutzers beim Essen oder seiner Nutzerin beim Trinken aussagen.

122 So beispielsweise Mattingly , , der bei derVerknüpfung von Materieller Kultur und sozialerIdentität von einem besonders delikaten methodo-logischen Gegenstand spricht. Vgl. auch die Beiträgeder Tagung „Keramik als Identitätsmarker“ inBerlin: https://www.topoi.org/event/keramik-als-identitaetsmarker-moeglichkeiten-und-grenzen-der-interpretation (besucht am . . ).

123 Dazu Antonaccio , ; Mattingly , .124 Wie es beispielsweise noch Kienlin b, ,

vorschlägt.125 Antonaccio , , kommt bezüglich des Ar-

guments der Fragmentierung zum gegenteiligenSchluss, nämlich dass die Frage nach Identitäteneben auch an archäologisches Quellenmaterial ge-richtet werden kann.

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Ein Quader- oder ein Ziegelmauerwerk gibt keine Auskunft über das Zugehörigkeits-denken seiner Bewohnerinnen und Bewohner.126 Es lässt sich also festhalten, dass derIdentitätsbegriff „für archäologische Zwecke nicht praktikabel“ ist.127

Darüber hinaus muss sich meines Erachtens die Frage und Erforschung von Identi-tät den Vorwurf gefallen lassen, immer eine Elitenforschung zu sein.128 Der Fokus rich-tet sich nämlich auf Personengruppen, deren Identität abgefragt wurde und die sichdiese entsprechend leisten und erlauben konnte. Diesen Gruppen war es möglich, imZugzwang einer geforderten oder gewollten Identitätsdarstellung Dinge zu ihrer Reprä-sentation auszuarbeiten bzw. in Auftrag zu geben, sie zu besitzen, zu verwenden undsich somit selbst in ihrem Status, Geschlecht oder anderen Kategorien, die abgefragtwurden, zu konstituieren. Da bei der Verfügungsgewalt von Kommunikationsmittelnimmer auch Machtpositionen eine Rolle spielen,129 steht die Frage im Raum, ob ohneMacht und Mittel zur Kommunikation Identitätsbildungen im Sinne einer Repräsenta-tion überhaupt möglich (gewesen) sind.

,Identität‘ wird immer inflationärer gebraucht.130 Bisweilen scheint es zu einem rei-nen Modewort degradiert mit der Annahme, es sei imstande, eine Studie aufzuwerten,wenn es nur im Titel Verwendung findet.131 Wie beliebig der Begriff dabei inzwischenwirkt, verdeutlicht folgendes Zitat:

Im nachhinein ergibt sich durchaus der Eindruck, daß die Forscher [im . Jh.]schon recht bald mit Hilfe der Altarreliefs [vom Pergamonaltar] als Sesam-öffne-dich zu den staatlichen Geldquellen weiter gesteckte Forschungsziele an-steuerten und erreichten – ein Verfahren, das ja auch heute noch angewandtwird: Nur heißen die Schlüsselbegriffe nicht mehr „Altarreliefs“, sondern „Ak-kulturation“, „Identität“ und was dergleichen Modernitätsnachweise geldge-benden Stellen gegenüber mehr sind.132

Durch seine Popularität werden der Begriff der Identität bzw. die ihm zugeordnetenKonzepte in jüngerer Zeit zunehmend problematisiert und verschiedenen Kritiken un-

126 „Strenggenommen führen wir also […] eine Diskus-sion über die Bewegung von Produktionsmodi undmaterialisierten Formen menschlicher Lebensgestal-tung als über die Menschen selbst.“ Dittmann ,

.127 Davidovic , . Sogar eine so differenzierte und

reflektierte Definition wie die der cross-section rea-ding group CSG V des Exzellenz-Clusters Topoi I,die von einem „komplexen, referentiellen, nicht-essentialistischen Identitätsbegriff [ausgeht], dermultipel, aber nicht binär, prozessual und agency-orientiert, subjektorientiert, aber nicht subjektzen-

triert, sondern auch um die relationale Dimensi-on präzisiert ist“ (Gehrke und Hofmann , ),schafft es nicht, einen Zusammenschluss mit Objek-ten per se plausibel zu machen.

128 Dazu Alcock ; I. L. Hansen ; Mattingly, . Vgl. auch die Diskussion um die Texte

von St. Burmeister in . . .129 L. Schneider, Fehr und K.-H. Meyer , .130 Davidovic , .131 So zum Beispiel bei Lindner .132 Raeck , .

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terzogen. Seine Bezeichnung als „Plastikwort“133 erfährt momentan eine ähnliche Kon-junktur wie zuvor der Begriff selbst. Ferner wurde schon eine völlige Aufgabe der Idee ei-ner Kollektiven Identität, zumindest aber eine dahingehende Schärfung gefordert, dassder Identitätsbegriff nicht genauso beliebig wird wie der der Romanisierung ( . ).134

Inzwischen ist die Rede von ,multiplen‘ oder ,fragmentierten‘ Identitäten Konsens.135

Ob diese Verwendung vor einem zunehmenden „Verbrauch“136 des Identitätsbegriffsschützt, bleibt abzuwarten:

In repetition, identity loses its attachment to a metaphysics of presence whichreduces everything to the same and opens itself up to the radical newness thatcomes with temporality.137

. . Römisch als KulturDie Annahme einer Kultur, die sich durch Hinzufügung eines Adjektivs wie ,römisch‘,,christlich‘ oder auch ,europäisch‘ spezifizieren lässt, ist, auch wenn man ihr eine gewisseDynamik einräumt, immer essentialistisch.138 Eine kulturelle Zuweisung bzw. die Ideevon einer Kultur bedeutet eine Form der Geschlossenheit und Blockbildung, deren Fä-higkeiten zu einem Austausch immer auch nur innerhalb dieser Strukturen gedacht undanalysiert werden können.139 Unter einem kulturwissenschaftlichen Zugriff ist Kulturjedoch als etwas Fluides, Konstruiertes und ständig im Wandel Begriffenes zu verste-hen. Die Momentaufnahme, in der man eine Kultur als Zustand beleuchtet und analy-tisch differenziert, ist immer artifiziell.140 In archäologischen Publikationen erscheint

133 Gehrke und Hofmann , ; Stachel mitBezug auf Niethammer .

134 Drichel , , schlägt eine Aufgabe des Begriffsvor, da sie darin nur ein anderes Label für das alteEssentialismus-Problem sieht. Eine Umetikettierungkann ihres Erachtens keine Lösung sein: „If collec-tive identity and essentialism appear as two sides ofthe same coin, would it not be better to abandonthe currency of collectivity altogether?“ Mattingly

, , plädiert für eine Schärfung des Begriffs.135 Alcock , ; Terrenato , . Hingley ,

– , spricht von einem komplexen Puzzle kultu-reller Identitäten, wodurch Subkulturen oder regio-nale Kulturen entstehen.

136 „Consumption within the bounds of the world sys-tem is always a consumption of identity, canalizedby a negotiation between self-definition and the ar-ray of possibilities offered by the market.“ Hodos

, – .137 Drichel , .138 „The idea of ‘culture’ has its roots in the Western

experience of colonialism. […] Cultures were […]

objective, homogeneous entities defined as differentone from another by the unique system of rules de-termining conduct within them.“ Grahame ,

. Jüngst dazu Davidovic , . Gotter ,, hält allein die Akzeptanz von Kulturen = Eth-

nien = Gruppen = Gesellschaften etc. für normativ.Hilgert , , unterscheidet je nach Bedeutungs-zuschreibung von Kultur.

139 Dahingehend erscheinen die Ausführungen von Cu-sick b, , in seinem Sammelband zu Kulturkon-takten widersprüchlich: „What is the relevance ofculture contact? All of the research […] is built onthe premise that no human society has ever existed[…] in isolation from others.“

140 „Realität löst sich unter diesem Zugriff in Wahrneh-mungen, Diskurse und Perspektiven auf, die eher inihrer Interdependenz beschrieben als in ein Kausal-verhältnis gesetzt werden können. […] Realität indiesem Sinne meint etwas Konstruiertes, etwas vonden Menschen Gemachtes, ist Wahrnehmung desEinzelnen oder der Gruppe, Diskurs und Perspekti-ve.“ Gotter , . Abstrakt erscheinen unter die-

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einem jedoch oftmals die Darstellung der „Entwicklung der ,Typen‘ und ,archäologi-schen Kulturen‘ (im Sinne von wiederkehrenden Kombinationen einzelner Merkmalebzw. Elemente) […] als naturwüchsig. Artefakttypen bzw. Kulturen werden im wesent-lichen Organismen gleichgesetzt, die ,geboren werden‘, ,reifen‘ und ,vergehen‘.“141 DieEinteilung einer Entwicklung in die Stufen „Aufstieg“, „Blüte“ und „Verfall“, wie sieschon J. J. Winckelmann für die antike Kunst propagierte,142 hat sich ebenso tief in daskollektive archäologische Gedächtnis eingebrannt wie die ,römische Identität‘ ( . . ).Eine Übertragung auf Kulturen scheint also nur folgerichtig.143

Die Vorstellung einer ,römischen Kultur‘ ist die wohl stärkste und unverrückbarstePrämisse bei der Beschäftigung mit einer römischen Provinz und speziell im Hinblickauf Romanisierung. Es muss ,etwas Römisches‘ und ,etwas Nicht-Römisches‘ geben,damit auch etwas ,romanisiert werden‘ kann. Nur, wenn eine römische Kultur existentund von anderen Kulturen unterscheidbar ist, kann etwas anderes ihre spezifischen Aus-prägungen annehmen. Woolf stellt wie vor ihm kein anderer heraus, dass zwar nicht inForm einer römischen Einheitskultur gedacht werden kann, jedoch trotzdem von einerEinheit des Imperiums ausgegangen werden muss:

Romanization may have been ‘the process by which the inhabitants come to be, andto think of themselves as, Romans’, but there was more than one kind of Roman,and studies of provincial culture need to account for the cultural diversity, aswell as the unity, of the empire.144

ser Perspektive die Ansätze von Herdin und Luger, die einerseits zwar Kultur und sogar Realität

als ein soziales Konstrukt annehmen, andererseitsjedoch nach den jeweiligen „kulturtypischen Prin-zipien“ und den „Schlüsselkonzepten“ suchen, diedie „Essenz“ einer Kultur ausmachen und alle ihre„prinzipiellen Informationen und Codes“ enthaltensollen.

141 Veit b, .142 Winckelmann .143 Als möglicher Gegenpol zu dem Stufenmodell kam

die Vorstellung einer additiven Kultur ins Gespräch:„Culture is an additive concept. It is the sum of thevalues, beliefs, rules and behaviour patterns that areheld in common by a group, at whatever scale. Itinvolves a commonality and recurrence of traits incontrast to that which is outside the culture. Cul-ture includes structure, style, meaning content, ac-tion and the results of action. A culture can have astyle (or varied styles), but a style can only belong

to, be part of, a culture or group of cultures“ (Hod-der , ). Auch der Kulturrelativismus wurde alsAlternative mit dem Hinweis vorgeschlagen, dasses auch daran berechtigte Kritik, jedoch momen-tan kein besseres Modell gäbe Woolf [ ][ ], .

144 Woolf [ ] [ ], . Das Zitat im Textstammt aus W. V. Harris; Rome in Etruria and Um-bria. Oxford , . Woolf [ ] [ ],

, bringt das Konzept folgendermaßen auf denPunkt: „I shall define Roman culture as the range ofobjects, beliefs and practices that were characteristicof people who considered themselves to be, and we-re widely acknowledged as, Roman. Roman culturethus includes characteristic styles of pottery, buil-ding materials and costume; […] Yet the definitionmust be even more complex than this, since Romanculture was not static and its composition was nevera matter of consensus.“

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Kultur gibt es niemals in Isolation, es findet immer eine Form des Austauschs und derBeeinflussung statt. ,Römische Kultur‘ ist keine fixe Entität.145 Allgemein stellt sich heu-te die Auseinandersetzung mit dem Phänomen ,Kultur‘ äußerst differenziert dar. Vieleinhaltlich und konzeptuell verschiedene Kulturbegriffe werden herangezogen, disku-tiert, benutzt, wieder verworfen und nebeneinander verwendet ( . ). Bisweilen wird indem Beziehungsgeflecht von Kultur und Identität dieser Aspekt auch für austauschbargehalten, beispielsweise gegen Geschlecht oder sozialen Status.146 Dabei wird nicht, wieoben dargelegt, der Begriff der Identität zu einer Analysekategorie unter mehreren mög-lichen, sondern innerhalb eines Identitätsnetzwerks werden jeweils mögliche, vielfältigeIdentitäten beleuchtet, beispielsweise eine soziale oder eben eine kulturelle.

Werden die Prämissen und analytischen Zwischenschritte jedoch nicht dezidiertfür die jeweilige Studie geklärt und dargelegt, passiert der ,Kultur‘ das, was zuvor auchschon der ,Ethnie‘ widerfahren ist: sie tappt in die Essentialismus-Falle. Wenn beispiels-weise die Identität von kolonialisierten Menschen als ,ihre Kultur‘ bezeichnet wird, sogeschieht das nach den Vorstellungen, die der Verfasser von dieser und einer entspre-chenden Authentizität hat.147 Eine ,römische Kultur‘ kann also nicht als Ausgangspunktfür eine Studie genommen werden, die sich mit den Materiellen Hinterlassenschaftender ersten drei nachchristlichen Jahrhunderten beschäftigen möchte. Allein die Verwen-dung entsprechender deskriptiver Termini gibt eine Struktur vor, die sich wieder an die-sen Kategorien orientiert.148 Infolgedessen ist auch Romanisierung als Konzept nichtgeeignet, um die Entwicklungen von Epirus darzustellen. Vielmehr gilt es, ein neuesAnalysesystem für Materielle Hinterlassenschaften zu entwickeln, mit dem „es gelin-gen kann, auf festgefahrene, arretierte Kulturbilder aufmerksam zu machen, nationale,ethnische, rassische und kulturelle Determinismen als Ideologismen zu entlarven.“149

Genau dies soll hier geschehen.

. . Römisch als BegriffSowohl Wahrnehmungen als auch Begriffe sind also hypothetische Prädikate.[…] Einem Ding einen Namen zu geben heißt, eine Hypothese zu bilden.150

In dem Moment, in dem wir Objekten einen Namen geben, ihnen also einen Begriffzuordnen, sind mit diesem auch Inhalte verbunden. Die Zuweisung eines Terminus wie

145 „The solution must be to recognize that Rome hadno enduring or local culture, and that by ‘Roman’we are referring to a series of continuously evol-ving traits that are found, with local variations,throughout the Mediterranean during the periodwe are considering“ (Curchin , ). Vgl. auchGotter , – .

146 Hodos , .

147 Drichel , .148 Völkel , .149 Mersmann , . Sie formuliert dieses Anlie-

gen für eine Kulturbildwissenschaft und sieht alsLösungsansatz eine komparatistisch arbeitendeIma(r)ginalogie.

150 Peirce [ ]a, .

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,Tempel‘, ,Terra Sigillata-Scherbe‘ oder eben ,römisch‘ stellt bereits eine Hypothese auf:Aufgrund verschiedener Faktoren erscheint uns dieses Wort und kein anderes für dieAnsprache als besonders geeignet. Darüber hinaus wohnen diesem Begriff durch Kon-vention oder (stille) Übereinkünfte gültige Gedankengebäude inne.151 Bei dem Namenkann es sich um etwas Gelerntes handeln, eine Information, wie eine Vokabel, die ab-gerufen wird. Bei der Bedeutung jedoch stehen auch Gefühle oder Assoziationen imVordergrund, die legitim in einer subjektiven Weise verwendet werden.152 Diese demNamen zugeordneten, nicht-rationalen Inhalte beeinflussen oder bilden bisweilen sogarunsere Interpretation des so benannten Objekts. Selbstverständlich ist eine Namensge-bung, die fixen Regeln oder stillen Übereinkünften folgt, für eine Kommunikation mitund über die Dinge, also letztendlich für den Austausch über die Welt im Allgemeinen,absolut notwendig. Es bleibt jedoch festzuhalten: „Die Daten erfordern zwar irgendeinenNamen, jedoch keinen bestimmten.“153 Damit ist ausgesagt, dass ein mit einem Begriffversehenes Objekt eben nicht automatisch und ad infinitum mit ebendiesem oder miteinem dadurch festgelegten Inhalt besetzt ist. Dies gilt für beide Instanzen, sowohl dasObjekt als auch den gewählten Eigennamen.154 Vielmehr können beide nicht nur ei-ne fixe Bedeutung haben, sondern vielfältigen sowohl synchronen als auch diachronenBedeutungszuweisungen, -verschiebungen und -wandlungen unterliegen. Eine Terra Si-gillata-Schüssel, ein Korinthisches Kapitell, ein Forum, ein Podiumstempel oder einebestimmte Stadtanlage ist somit nicht per se ,römisch‘155 und dieses ,römisch‘ bedeutetauch nicht zu jeder Zeit dasselbe. Eine entsprechende Zuweisung dieser Objekte be-rechtigt ferner nicht dazu, diese mit einer römischen Lebensart, römischen Sitten undGebräuchen, kurz einer ,römischen Kultur‘ oder Identität in zwangsläufige Überein-stimmung zu bringen oder sie als Stellvertreter dessen anzusehen. Die Dinge braucheneinen Namen, um handhabbar zu sein. Dieser ist jedoch nicht legitimiert, in direkterFolge als Träger eines Kulturkonstrukts zu dienen (dazu ausführlich . . ).156

151 „A term such as ‘Roman’ or ‘Art Nouveau’ placesan object with others in a material culture envi-ronment which has a series of associated historicalevents.“ Caple , .

152 Peirce [ ], .153 Peirce [ ]a, .154 Es handelt sich bei diesen beiden Instanzen um den

Signifikanten und das Signifikat, die ihre wechsel-seitige Bedeutung nur durch etwas Drittes, nämlichden Interpretanten erhalten, der eine Darstellungder Interpretation dieser Beziehung ist. Dazu aus-führlich . . ; . . .

155 Wallace-Hadrill , .156 Peirce [ ]a, – , führt dazu folgen-

des Beispiel an: „Die Wahrnehmung der Röte kor-respondiert nur einer bestimmten Anzahl von

Schwingungen im lichtleitenden Äther, von derdie Wahrnehmung selbst uns nichts sagt. Alles, wasdie Wahrnehmung leistet, ist daher, daß sie uns sagt,daß rote Dinge einander ähnlich sind und sich vonanderen Dingen unterscheiden. Diese Wahrneh-mung hätte deshalb von anderer Art sein können,ohne daß sie weniger wahr wäre. Somit ist eineWahrnehmung wie ein Name – die Daten erfordernsie, aber sie erfordern nicht, daß sie von irgendei-ner bestimmten Art sei, solange sie konsistent ist.[…] Der Begriff ist die Bedeutung der Wahrneh-mung. […] Für ihn ist es ebenso erforderlich, ineiner Wahrnehmung verkörpert zu sein wie in Ma-terie verkörpert zu sein, um in der äußeren Weltverwirklicht werden zu können.“

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Im archäologischen Diskurs – aber selbstverständlich nicht nur im archäologischen– ist oftmals genau das Gegenteil der Fall. Im Moment seiner Auffindung bzw. seinerRelevanz erfährt das archäologische Objekt eine Ansprache, die weit über eine bloßeBenennung zur besseren Handhabe hinausgeht. Diese zieht in der Regel direkt eine Zu-weisung zu einigen oder gleich allen Aspekten nach sich, die hier beispielhaft anhandder Kategorie ,römisch‘ thematisiert wurden. Bei dieser Ansprache werden sämtliche,mit dem Namen innerhalb der archäologischen Konvention verbundenen Inhalte undVorannahmen mit transportiert und auf die Objekte übertragen. Es werden impliziteProgramme initiiert, die ein Römisch-Sein von der einzelnen Scherbe auf ihre Herstel-ler, Verkäufer und Benutzer etc. transportieren. Somit ist ,römisch‘ in diesem Momentnicht mehr nur eine erste, stellvertretende Ansprache für ein Objekt, sondern wird zueiner kulturellen Zuweisung stilisiert, die sich in einer ,römischen Kultur‘ subsumiertund manifestiert. Es ist jedoch so, dass ein Objekt niemals einen „substantiell eignendenSinngehalt besitzt“.157 Denn:

Substantive sind Zeichen, die Dingen angeheftet werden; sie enthalten genauden Betrag an Wahrheit, den ein Name enthalten kann, einen Betrag, der imVerhältnis zur Wirklichkeit des Objektes notwendigerweise klein ist. SeinemObjekt am meisten gemäß ist das abstrakte Hauptwort, da es eine einfache geis-tige Operation darstellt. […] Nehme ich hingegen eine wirkliche Entität, ein inder Natur existierendes Objekt, so kann die Sprache unmöglich in das Wort al-le Ideen einbringen, welche diese Entität, dieses Objekt im Geist wachruft. DieSprache ist deshalb gezwungen, zu wählen. […] sie schafft damit einen Namen,der binnen kurzem zu einem bloßen Zeichen wird.158

Es handelt sich bei Worten also um nichts anderes als um Werkzeuge,159 die in der Ar-chäologie ebenso benutzt werden wie Schaufeln und Schubkarren oder Fotografien undZeichnungen.

Das, was sich bei dieser also nur scheinbar eindeutigen Ansprache als ,römisch‘gedanklich abspielt, nämlich, dass eine Terra Sigillata-Scherbe oder eine lateinischeInschrift bei ihrem Zutagetreten sofort gedanklich als Teil-einer-römischen-Kultur oder

157 Hilgert , . Dieser bezieht seine Aussage zwarauf Texte, eine Übertragung ist jedoch möglich, daes sich bei Textträgern ebenfalls um Objekte han-delt. Dazu auch Reckwitz , – .

158 Michel Bréal, Semantics. Studies in the Science of Mea-ning, London , – , zitiert nach Ogdenund Richards , . Sie zitieren diese Stelle ei-gentlich, um sie als ein Negativbeispiel heranzuzie-

hen. So werfen sie Bréal einen zu unkritischen undunbewussten Sprachgebrauch sowie ein Verhaftenin vagen Metaphern und eine Hypostasierung vor,vgl. Ogden und Richards , – . Das führt vorAugen, wie harmlos dieses Beispiel in Bezug auf daserkannte Phänomen gewählt ist, da die dazu vorge-brachten Kritiken viel weiter gehen.

159 Ogden und Richards , .

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Stellvertreter-einer-römischen-Identität gedeutet wird, haben Ch. Ogden und I. Richardssehr treffend charakterisiert, wenn sie darauf hinwiesen, es sei so,

daß die Vereinfachung, für welche diese früher allgemein akzeptierte Theo-rie der direkten Bedeutungsbeziehungen zwischen Wörtern und Dingen ty-pisch ist, der Ursprung fast aller Schwierigkeiten ist, auf die das Denken stößt.[… Dies ist] weitgehend auf die Bedingungen der Kommunikation zurückzu-führen, daß derartige Vereinfachungen die Macht haben, Konfusionen undBehinderungen hervorzurufen. Die Sprache muß, soll sie für den Gebrauchtauglich sein, ein leicht verwendbares Instrument sein. Handlichkeit und leichteAnwendbarkeit einer Wendung sind dafür, ob sie in weitem Umfang benutztwird, stets entscheidender als ihre Genauigkeit. So wird ein Kürzel wie das Wort„bedeutet“ fortwährend so angewendet, als ob es eine direkte, einfache Bezie-hung zwischen Wörtern und Dingen, Phrasen und Situationen gäbe. Könnteman solche Beziehungen zugeben, dann gäbe es natürlich kein Problem hin-sichtlich des Wesens der „Bedeutung“, und die große Mehrheit der bisher mitdiesem Problem Befaßten, die sich auf eine diesbezügliche Erörterung nichteinlassen wollten, hätte recht.160

Die Schwierigkeit liegt also darin, sich beim Benutzen der Sprache konsequent darüberim Klaren zu sein, dass man sich genau in diesem Moment des Hilfsmittels bedient,das gleichzeitig Instrument und Darstellung ( . . ) der Interpretation ( ), also der Be-deutungszuweisung ist. Die einzige Möglichkeit ein Objekt von diesen Zuweisungenfreizusprechen, stellt wiederum die Verwendung von ggf. anderen interpretationsge-nerierenden Begriffen dar. Dieses Phänomen lässt sich lebensweltlich nicht auflösen.Macht man es sich jedoch mitunter bei der Verwendung von Eigennamen bewusst, soist schon viel an geistiger Flexibilität gewonnen.

Viele mögliche Szenarien bleiben durch die begrifflichen Unschärfen, die für dieObjekte der Materiellen Hinterlassenschaften verwendet werden, unberücksichtigt. Po-tenzielle Erklärungsmuster können gar nicht in Betracht gezogen werden, geschweigedenn greifen, weil die als gültig angesehenen Vorannahmen bereits ein Korsett hinsicht-lich der Sichtung in Bezug auf Kulturkontaktszenarien schnüren, welches weitere Fra-gen, die es sich zu stellen lohnen würde, nicht fördert. Die Entwicklung eines neuenAnalysevokabulars und die experimentelle Verwerfung der althergebrachten Kategorie,römisch‘ kann helfen, die mit ihr verbundenen Zuweisungen gar nicht erst aufkommenzu lassen. Dadurch wird der Blick auf andere Fragestellungen freigegeben und somit dersprichwörtliche Horizont im Hinblick auf vergangene Lebenswelten erweitert.

160 Ogden und Richards , .

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Wie wenig oftmals eine Zuweisung als ,römisch‘ näher definiert ist, macht die Be-schäftigung mit dem kaiserzeitlichen Griechenland besonders deutlich. Bei der Sich-tung entsprechender Publikationen bleibt regelhaft unklar, was im Einzelnen damitgemeint ist. Faktoren wie Zeit, Raum, Kulturen oder Materielle Hinterlassenschaftenvermischen und subsumieren sich in ein und derselben Ansprache. Dass eine Zuord-nung eines Artefakts, eines Ereignisses oder einer Phase aus der römischen Kaiserzeitjedoch nicht in allen Facetten als ,römisch‘ bewertet werden kann, wird dabei vielleichtnicht unbedingt übersehen, jedoch oft stillschweigend und im Schutze eines diffusen,Allgemeinverständnisses‘ hingenommen.

. . Zwischenfazit: ,Römisch‘ als Epochenbegriff im Gebiet derProvinz Epirus

Die Begriffsverwirrungen und -zuweisungen, die mit einer Ansprache von etwas als ,rö-misch‘ einhergehen können, wurden nun ausführlich dargelegt. In der vorliegendenArbeit wird römisch ausschließlich als ein Epochenbegriff in Bezug auf die römischeKaiserzeit verwendet. Gemeint ist damit der obengenannte Zeitraum von v. Chr. bisetwa n. Chr. ( . . ). Diese epochale Zuweisung ist allerdings nicht als eine immergültige und historisch fixierte Größe zu verstehen. Darüber hinaus wird ,römisch‘ imSinne eines Arbeitsbegriffs noch als Bestandteil von Eigennamen benutzt, wie beispiels-weise ,Das Römische Reich‘. Selbst wenn man jedoch von einer reinen Epochenzuwei-sung ausgeht, erschließt sich die Verwendung des Begriffs in der Fachliteratur über daskaiserzeitliche Griechenland und speziell über die Provinz Epirus oftmals nicht auf denersten Blick. Sie muss hinterfragend und vergleichend erschlossen werden.

K. Preka-Alexandri gibt für die Insel Korfu die römische Epoche von v. Chr. bisin das . Jh. n. Chr. dauernd an.161 Ein so umfassender Zeitraum ist jedoch die Ausnah-me. Nicht selten beginnt ein als römisch deklarierter Zeitraum in Griechenland in derersten Hälfte oder um die Mitte des . Jh. v. Chr. Das kann beispielsweise wie bei Ambra-kia/Arta das Datum vom angeblichen Ende der Stadt sein. Öfter wird jedoch v. Chr.als die endgültige politische Einflussnahme der Römer oder v. Chr. als das Datumgenannt, welches die Einrichtung der Provinz Macedonia markiert ( . . ). So wähltebeispielsweise der langjährige Ephor von Epirus, S. Dakarēs, eine Definition, mit der eralles bezeichnete, was nach v. Chr. und bis mindestens in das . Jh. n. Chr. hineinin Griechenland geschah.162 K. Freitag spricht Inschriften dann als zur „Roman peri-

161 - , .162 Bes. . Im Inhaltsverzeichnis umfasst

hier die ω ϊ den Zeitraum vonv. Chr. bis zum ./ . Jh. n. Chr. Vgl. auch -

und . An diesen Daten orientie-

ren sich auch andere Autoren: Die Beiträge in Al-cock b decken ebenfalls den Zeitraum vom .Jh. v. Chr. bis in das . Jh. n. Chr. ab. Cabanes ,

– ,datiert „Epirus in the Roman Period“ vonv. Chr. bis n. Chr.

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od“ gehörig an, wenn diese vertragliche Vereinbarungen zwischen der Stadt Rom undeiner griechischen polis oder einem koinon zum Gegenstand haben. Dies ist für ihn aus-schließlich bis an das Ende der römischen Okkupationsphase, die durch die Schlacht beiActium und die Gründung von Nikopolis definiert wird, also im . und . Jh. v. Chr. derFall.163 Später differenziert er dann zwischen „Classical and Hellenistic periods, but also[…] the second and first century BC and the Roman period“.164 Ch. Strauch bezeichnetKeramik des . Jh. v. Chr. als römisch.165

In jüngerer Zeit geht man vermehrt dazu über, den Betrachtungszeitraum von ar-chäologischen Studien von Epochengrenzen zu lösen und stärker am jeweiligen For-schungsgegenstand zu orientieren. Beispielsweise erarbeitete S. Martin für die Besied-lungsphasen von Butrint ein detailliertes Schema an Phasendefinitionen, indem siesämtliche bisher in der Forschung über Butrint benutzten Begrifflichkeiten zusammen-trug. Auf dieser Basis entwickelte sie eine Systematik, die eine Reihe differenzierter An-sprachen erlaubt. So ist der Zeitraum des „ st century BC – st century AD“ als „Repu-blican and early Imperial“ deklariert. Die darauf folgenden „ nd – rd centuries AD“werden als „mid-Roman“ bezeichnet, eine Zeitstufe, die für diese Region ganz neu de-finiert wurde.166 Diese Unterteilung ist für den ausgewählten Ort plausibel. Für eineKorrelation zu anderen archäologischen Stätten und Stratigrafien wäre allerdings eineerneute Überarbeitung und Anpassung des Systems nötig.

Ebenso wie für den Beginn der ,Römerzeit in Griechenland‘ gibt es auch für dasEnde, also den Übergang in eine ,Spätantike‘ verschiedene zeitliche und begrifflicheVorschläge. Schon L. Ugolini unterteilte die „l’età romana“ in „periodo imperiale“ und„periodo imperiale tardo“.167 Als Datum für den Beginn der Spätantike wird für dieseRegionen oftmals der Einfall der Heruler n. Chr. angegeben.168 Als weiteres Ereignisvon regionaler Tragweite für Nordepirus gilt ein Erdbeben, welches in den Jahren derHerrschaft des Kaisers Julian ( – ) stattgefunden haben soll.169 Neben den Siedlun-gen von Saranda, Phoinike und Butrint waren wohl auch Bereiche des Küstenverlaufsvon den Auswirkungen betroffen; sie hat sich offensichtlich durch das Erdbeben und

163 Freitag , – .164 Freitag , .165 Strauch , .166 S. Martin , – . Zwar taucht gelegentlich der

Terminus „mittlere Kaiserzeit“ auch in anderen Pu-blikationen auf, zum Beispiel bei Strauch , ,oder „medio-imperiale“ bei De Maria und Giorgi

, . Doch dient er dort jeweils nur als Behelfzur Spezifizierung innerhalb der Epoche ,römisch‘und erfährt keine genauere Definition. Vgl. auchYon , .

167 Ugolini , – . Diese benutzte er ohne weite-re Fixierung durch Zahlen. Vgl. dazu auch Alcock

, Taf. , die für ganz Griechenland zwar zu-nächst „Early Roman“ als „First to third centuryAD“ und „Late Roman“ als „Fourth to early seventhcentury AD“ bestimmt, in einem zweiten Schrittaber die übergeordnete Bezeichnung „Roman“ ein-führt und daraufhin konsequenterweise vom „Firstto early seventh century AD“ spricht.

168 Karatzeni , .169 Bescoby , ; Hodges , .

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die darauf folgenden Tsunamiaktivitäten zum Teil stark verändert. Ferner ist ein Anstiegdes Meeresspiegels anzunehmen.170

Die Römerzeit bzw. die Epoche der römischen Kaiserzeit ist also für Epirus nichtgesetzt. Es handelt sich um ein Konstrukt, welches – wie es auch für die räumlichenGrenzen der Provinz dargelegt wurde ( . . ) – immer wieder ausgehandelt und neuauf die Bedürfnisse einer entsprechenden Studie abgestimmt werden muss. Zwar ist dieNutzung von ,römisch‘ als Epochenbegriff grundsätzlich genauso oder ebenso wenigplausibel wie eine ethnische, identitätsstiftende oder kulturelle Zuweisung. Durch ihreDefinition unterscheidet sie sich aber von den Kategorien, die hier abgelehnt werden.

. KulturbegriffeThe idea of Romanization as ‘cultural’ change has also posed a difficulty, be-cause of the ambiguous meaning of ‘culture’. Do we mean ‘culture’ in the popu-lar sense of ‘the arts’, or in the narrow archaeological sense of ‘material culture’[…]? To counter this problem, it is necessary to define our terms precisely.171

Kultur ist ein vielfältig und inflationär gebrauchtes Wort, welches auf zahlreichen Bedeu-tungsebenen vorkommt und Anwendung findet.172 Darüber hinaus verfügen archäolo-gische Studien oftmals über eine ganz eigene Definition: die der archäologischen Kul-tur.173 Damit ist eine Gemeinschaft oder Gruppe gemeint, die aufgrund eines vergleich-baren bzw. eines als vergleichbar erscheinenden oder angenommenen Stils bei Objek-ten der Materiellen Kultur als zusammengehörig definiert wird.174 Dieses Verständnisbefindet sich im laufenden Diskurs ( . ).

In der vorliegenden Arbeit spielen vier verschiedene Kulturbegriffe eine Rolle.Demzufolge kann keine übergreifende Kultur-Definition angeboten werden; vielmehrist es sinnvoll, eine Reihe von anwendungsorientierten Einzeldefinitionen aufzustellen.Es werden folgende Bereiche unterschieden:

. Kultur als sinntragender Wortbestandteil der ,Kulturwissenschaften‘. Diese Anwen-dung ist spezifisch für die Ausrichtung der vorliegenden Arbeit relevant.

170 Lane , – .171 Curchin , .172 Einen Überblick bieten: A. Assmann , – ;

Gotter ; Ort ; Wodtke , – . Eine Ein-führung zur Begriffsentstehung speziell aus archäo-logischer Perspektive gibt Brather , – .

173 „Der spezifische archäologische Kulturbegriff ent-fernt sich von anderen Kulturwissenschaften.“ Davi-dovic , .

174 Dietler und Herbich , . Vgl. auch beispiel-haft Dittmann , , auch wenn seine darauffolgende Ausführung, allein Schriftquellen könn-ten ein „geistig-ideologische[s] Substrat“ erfassbarmachen, problematisch ist.

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. Kultur im Sinne einer holistischen ,Römischen Kultur‘ wie sie bereits in . . the-matisiert wurde und noch ausführlich in Bezug auf Romanisierung als Kulturkon-taktszenario diskutiert werden wird ( . ). Ein Ziel dieser Arbeit ist es, diese Begriffs-variante nicht als Kategorie zu verwenden.

. Kultur als umfassender Begriff einer ,Materiellen Kultur‘, aus deren Objekten ggf.archäologische Quellen werden.175

. Kultur, die hier in ihrer Lebenspraxis als Kommunikation definiert wird, wobeidieser Kulturbegriff mit dem der Materiellen Kultur identisch ist, so dass man letzt-endlich zu einer Definition von Kommunikation durch Materielle Kultur gelangt.176

Eine Erläuterung zu Punkt ( ) erscheint mir nicht nötig. Punkt ( ) wurde schon undwird noch ausführlich diskutiert. Der Fokus liegt dabei auf der Thematisierung von Kul-turkontaktszenarien und einem dadurch ausgelösten Kulturwandel, wie er im Zuge desProzessualismus und des Postprozessualismus zu einer dominierenden Fragestellung inder archäologischen Forschung geworden ist.177 Punkt ( ) wird im Folgenden ausführ-lich besprochen und erläutert. Darüber hinaus werden Definitionen zu den Konzeptbe-griffen ,Materialität‘ und ,Materielle Hinterlassenschaften‘ gegeben. Punkt ( ) ist in ( )faktisch enthalten. Die hier vorgenommene Differenzierung dient der Spezifizierung inBezug auf die für diese Arbeit formulierte Fragestellung und das von mir hier neu zuentwickelnde archäologisch-semiotische Analysesystem.

. Materielle KulturBut in archaeology all inference is via material culture.178

Materielle Kultur bezeichnet Sachkultur. Damit sind alle Dinge, Gegenstände oder Ob-jekte179 gemeint, die vom Menschen gemacht oder ausgedacht, faktisch oder fiktionalhergestellt, benutzt, verändert, angeeignet, ausgesondert und mit Bedeutung versehenwurden und werden.180 Somit gehört nicht nur jedes Ding im herkömmlichen Sinne

175 „Material culture can be defined as the manifestati-on of culture through material fabrications“ (Preu-cel , ).

176 „Culture represents the ways in which people maketheir lives meaningful for themselves, both indi-vidually and collectively, by communicating witheach other a way of life.“ Hingley , .

177 Veit b, .

178 Hodder , . Er nennt es eine Dualität von,Materiell‘ und ,Kultur‘: Hodder , . Feest

, , spricht hingegen von „materiellenKulturdokumenten“.

179 Die Begriffe ,Ding‘ oder ,Gegenstand‘ dienen hierlediglich der sprachlichen Varianz und werden äqui-valent zum Objekt-Konzept benutzt, vgl. dazu . . .

180 Dazu H. P. Hahn , .

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zur Materiellen Kultur, sondern auch abstrakte Objekte wie Steine181, Wolken182, Nah-rungsmittel183 oder der menschliche Körper184 sowie ein Verständnis für Landschaft185,Raum186 oder Farben187 und dergleichen mehr. Auf diese Weise wird die Dichotomiezwischen Kultur und Natur aufgelöst.188 Beide Zuschreibungen haben nur mehr ana-lytischen Charakter. Um zur Materiellen Kultur zu gehören, muss ein Objekt also aus-schließlich über eine (zumindest theoretisch189) sinnlich erfahrbare Materie verfügen.Konstrukte wie ,Vergangenheit‘ oder ,Gott‘ werden hingegen nicht als Objekte verstan-den. Zwar können Gegenstände mit Vorstellungen von diesen Begriffen identifiziertwerden, dadurch findet aber keine Materialisierung statt.

Innerhalb der Klassischen Archäologie hat die Berücksichtigung der Gesamtheitder Materiellen Kultur nicht durchweg eine lange Tradition. Die Beschäftigung mit Ob-jekten, die außerhalb einer kunsthistorischen oder bildwissenschaftlichen Orientierungliegen, muss bisweilen bis in jüngere Zeit aufwändig begründet werden.190 Fragen nachIkonologie und Ikonographie, die den Stil des Bildwerks und eine Repräsentativität inden Blick nehmen, kommt nach wie vor eine herausragende Bedeutung zu.191 Die ar-chäologischen Einheiten, die auf der Basis eines gemeinsamen Stils identifiziert werden,werden Kulturen genannt (dazu auch . ).192

181 Feest , ; Tilley und Bennett .182 Fahlander , .183 I. Cook und Crang ; H. P. Hahn , .184 Hamilakis, Pluciennik und Tarlow .185 Haupt ; Muir .186 M. Löw .187 Peirce [ ]a, – ; Young .188 Dazu auch Haupt , – ; Latour , –

. Miller , , geht soweit zu sagen: „If cul-ture is understood not in the narrow sense of someparticular element of the human environment, butin the more general sense of the process throughwhich human groups construct themselves and aresocialized, then material culture becomes an aspectof objectification, consisting in the material formstaken by this cultural process.“

189 Zur Wertschöpfung abstrakter, ideeller Werte vgl.Bernbeck , – .

190 Dazu Porr , – . Friedland , – ,hält es ebenfalls für nötig zu erklären, weshalb sieStatuen, also Kunstwerke, als Teil der MateriellenKultur behandelt. Veit a, , stellt fest: „So lässtsich selbst die Funktion von Werkzeugen (im weites-ten Sinne) unter dem Aspekt der Kommunikation

[…] interpretieren.“ Feest , , befindet, dassder Begriff der Materiellen Kultur „manchmal nurauf die Produkte technischer Herstellungsprozesseangewandt“ wird. Zum Paradigmenwechsel von ei-ner noch stark kunst- zur mehr kulturhistorischenKlassischen Archäologie vgl. Klöckner , ; M.Schmidt .

191 Conkey , – ; Dietler und Herbich ;H. P. Hahn , – ; Miller , bes. –

. Dazu aus kunsthistorischer Perspektive Prown. Grahame , , hält fest, dass Stil nicht

vom Objekt begründet ist, sondern im Akt der Pro-duktion, also durch die Produzenten entsteht. Erfolgert daraus: „Style becomes linked with ethnicitybecause individuals are all enculturated into soci-al and physical worlds not of their making.“ Zeeb-Lanz , – , führt ein Modell aus, das Stilals Kommunikationsmittel definiert.

192 Dazu Brather , – ; Davidovic ; Dietlerund Herbich , ; Miller , – ; Müller-Scheeßel und Burmeister , ; Sommer ,

– . Gosden versucht den Stil mithilfe derObjekt-agency von Kultur zu befreien.

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. . Materielle Kultur, Materialität und MaterielleHinterlassenschaften

In jüngster Zeit können zwei verschiedene Strömungen im Umgang mit MateriellerKultur beobachtet werden: Zum einen entdecken Disziplinen diese für sich, deren Fo-kus bislang nicht auf Objekten lag. Entsprechende Bestrebungen resultieren aus der Er-kenntnis, dass „kulturelle Subjektformen […] in ihrer Spezifität erst nachvollziehbar [er-scheinen], wenn man sie als eingebettet in historisch-spezifische materielle Ensemblesvon Artefakten erkennt.“193 Diese Hinwendung wird mit dem Schlagwort des materialturn zusammengefasst.194 Zum anderen schwenken die Fachrichtungen, die sich schonlänger mit Materieller Kultur beschäftigen, zusehends zu einem Begriff und Konzeptder Materialität um.195 Von diesem Konzept erhofft man sich eine größere Bandbreiteund Flexibilität in Bezug auf Forschungsfragen und -objekte, eben auch, um den mate-rial turn für andere kulturwissenschaftlich arbeitende Disziplinen attraktiv zu machen.So wird den material culture studies und speziell der Archäologie zugetraut, durch ihrenObjektbezug ein allgemeines Verständnis für eine soziale Realität formen und prägenzu können.196 Allerdings greift auch hier durch den Wunsch nach einer Begriffsetablie-rung wieder eine gewisse Beliebigkeit um sich, wie sie bereits für den Identitätsbegriffkonstatiert wurde und im Folgenden für die Romanisierung und ihre Ersatzvorschlägeherausgearbeitet wird ( . ).197

A. Assmann beschreibt die Vorstellung, dass eine Betrachtung der Materialität im-mer zu Lasten des semiotischen Verständnisses gehe.198 Dies ist jedoch nur dann der

193 Reckwitz , .194 Wodtke , .195 Fahlander , – ; H. P. Hahn ,

– ; Taylor . Vgl. auch die Beiträge derMaterialitäten-Tagung in Mainz ( .– . Okto-ber ): http://www.materialitaeten.socum.uni-mainz.de (besucht am . . ). Hilgert ,

– nennt die Materialität eine kulturell mo-difizierte Stofflichkeit des Objekts, wodurch es ersteine Wirkung erhält. Buchli , – , fasst esso zusammen, dass versucht wurde, der Materiel-len Kultur durch verschiedene „Aggregate“ beizu-kommen wie der dichten Beschreibung (vgl. Geertz

), der Aura (W. Benjamin) oder durch Dekon-struktion. Er resümiert: „The archaeological arti-fact can be described as emerging from a virtuallydimensionless reality of no mass, neither social orphysical (‘unseen’, ‘unearthed’, and ‘undiscovered’),to the highly three-dimensional and social ‘massive’artifact of material culture and then moving fur-ther along and diminishing in dimension and social

‘mass’ almost full circle to the yet again ‘buried’ arti-fact of the archive and hidden museum collection.“

196 Buchli , .197 Ferner gilt auch hier, was für den Romanisierungs-

begriff noch zu zeigen sein wird: „Zwar konnte sichdie im Begriff Materialität festgemachte Intuitiongegenüber den Konzepten materielle Kultur undauch Materialismus behaupten, auch wenn dievorliegenden Arbeiten davon kaum Zeugnis ab-legen. Im Blick auf materialistische Denkformenmag dies daran liegen, daß […] deren semantisch-ontologisch-ideologiekritische Altlasten ihre Poten-tiale kultureller Performanz noch immer überla-gern.“ Pfeiffer , .

198 „Der Blick muß die (gegenwärtige) Materialität desZeichens durchstoßen, um zur (abwesenden) Be-deutungsschicht gelangen zu können. Wer sich indie Materialität der Zeichen verstrickt, kann sienicht verstehen, so wenig der stumpfe Blick desübermüdeten oder unkundigen Lesers es vermag,den Vorhang der Buchstaben aufzuziehen“ (A. Ass-mann , ). Im Folgenden kritisiert sie diese

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Fall, wenn man von einer Form des ,Symbolismus‘ nach I. Hodder ausgeht, bei demverschiedene Bedeutungsebenen existieren. Demnach muss zunächst die obere ,durch-drungen‘ werden, um der ,dahinter liegenden‘ auf die Spur zu kommen. Entfernt mansich jedoch von dieser Vorstellung (dazu ausführlich . . ), so ist der Materialitätsbe-griff äußerst hilfreich, die Eigenschaften und ihre Bedingtheiten und Transformationensowie die Handhabe der Materie, also der ,Stofflichkeit‘ von Objekten, zu benennenund umfassend darzustellen.

Um innerhalb des material turn eine sinnvolle Eingrenzung für archäologische Ob-jekte zu finden, schlage ich hier außerdem den Konzeptbegriff der Materiellen Hin-terlassenschaften vor.199 Diese definitorische Eingrenzung bietet die Möglichkeit, dieObjekte, mit denen sich speziell Archäologen/innen beschäftigen, als eigene Gattunginnerhalb der Materiellen Kultur zu benennen. Gemeint ist damit die Summe der Ob-jekte, deren Fragmente durch die Zeiten auf uns gekommen sind und die somit, imGegensatz zu den nicht in der Form erhaltenen Überresten, einer Analyse zur Verfü-gung stehen. Die Etablierung dieses Konzeptbegriffs soll die besondere Relevanz undGewichtung dieser speziellen Objekte für archäologisches Arbeiten verdeutlichen. Dar-über hinaus ist der Begriff der Materiellen Hinterlassenschaften angemessen um dar-zustellen, dass diese fragmentiert überlieferten Objekte eine Sonderstellung in unsererzeitgenössischen Materiellen Kultur einnehmen, in die sie wieder eingespeist werden(Museen, Depots, Archive). Entsprechend dieser Sonderstellung gibt es auch spezifischeGruppen von Leuten (Experten), die sich mit ihnen beschäftigen.

Materielle Hinterlassenschaften sind also die archäologisch erschließbaren Über-reste200 der Materiellen Kultur vergangener Gesellschaften.201 Hier werden die Bestand-teile dieser Materiellen Hinterlassenschaften konzeptuell ausschließlich als Objekte de-finiert, um die Anbindung an die Semiotik – sowohl auf einer praktischen als auchtheoretischen Ebene – zu erleichtern. Objekte sind ein integraler Bestandteil menschli-cher Interaktionen.202 Damit sind sie als Kommunikationsmedien Träger kommunika-tiver Vorgänge. Sie sind manifestierte menschliche Handlungen. Objekte werden hierjedoch nicht als Akteure bzw. Aktanten im Sinne der Akteur-Netzwerk-Theorie verstan-

Betrachtungsweise und lenkt „den langen Blick“stattdessen auf das, was sie als die „stumme Ge-gensprache“ oder auch „die Sprache der Dinge“benennt, vgl. A. Assmann , – .

199 Aus diesem Grund wird das Schlagwort der ,Mate-riellen Hinterlassenschaften‘ in dieser Studie auchdurchgängig groß geschrieben.

200 Archäologische Objekte unterliegen dabei besonde-ren Erschließungsumständen, die in . ausführlicherläutert werden.

201 L. Schneider, Fehr und K.-H. Meyer , – , ge-hen von verschieden günstigen Quellensituationen„bei der Rekonstruktion kleiner und kleinster histo-rischer ,Individualitäten‘ unter dem Gesichtspunktihrer Besonderheit oder gar Einmaligkeit“ und „sol-chen, die wichtige Teile oder die Gesamtheit einerGesellschaft betrafen und beeinflußten“ aus – eineUnterscheidung, die hier nicht vorgenommen wird.

202 Gosden und Marshall , .

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den,203 auch wenn dieser bisweilen die Schaffung von „‘semiotic’ connections“204 zu-getraut oder sie sogar zu einer „semiotics of materiality“205 deklariert wird. Vielmehrwird im Bedeutungssinn des Worts davon ausgegangen, dass das Objekt nur durch einSubjekt ,gebraucht‘ und somit ggf. mit einer ,agency ausgestattet‘ werden kann. DiesesSubjekt wird hier als Handlungsindividuum bezeichnet, um die veranschlagte Relevanzder Handlung als kommunikativen Akt deutlich zu machen.

Die Objekte der Materiellen Hinterlassenschaften sind die Quellen, mit deren Hilfedie Archäologinnen und Archäologen versuchen, Antworten auf die Fragen nach demFrüher zu ermitteln. Aber sie sind noch vieles mehr. Unser Umgang mit ihnen gibtvor allem Auskunft darüber, wie wir selbst ,unsere‘ Vergangenheit konstituieren unduns in und im Verhältnis zu ihr positionieren. Indem wir graben, bergen und inter-pretieren, (er-)schaffen wir Vergangenheit. Anschließend restaurieren und modellierenwir sie. Wenn wir die Objekte ausstellen, erzählen wir eine Geschichte, wie man sichlebensweltliche Bereiche vergangener Gesellschaften vorstellen kann; aber wir kennenniemals die Geschichte ( . ). Die archäologischen Objekte dienen also auf vielfältigenKommunikationsebenen ( . . ) als Mittler ( . ),206 sie sind manifestierte Träger kultu-reller Aspekte. Was sie jedoch nicht können ist, als Informant oder ,authentischer Zeuge‘einer historischen Realität dienen und Rechenschaft über Kulturkontakte, Identitätszu-weisungen oder einen kulturellen Wandel ablegen. Dies verdeutlicht für die römischeZeit und die Beschäftigung mit einer römischen Provinz nichts besser als der Umgangmit dem Romanisierungsbegriff.

203 Latour ; Latour a; Latour b. Zusam-menfassend Reckwitz , – . Vgl. auch . .Fahlander , : „It must be clear that mate-rialities only have a potential in some situations tobe social in the sense of stimulating, prompting ordetermining social action.“ Interessant ist in die-sem Zusammenhang auch der genau gegenläufigeAnsatz der „Verdinglichung“, den Honnethausführt. Shankar erkennt die zunehmendesprachliche und auch visuelle Kommunikation alseine Form der „objectification“. Dazu auch Tilley

. Johnson spricht anstatt von „Subjektivie-rung“ und „Objektivierung“ noch konsequent von„humans and nonhumans“, während spätere Beiträ-ge die Termini mischen, so beispielsweise Knappett

.

204 Knappett , : „ANT also shifted the focus on-to relations – the ‘semiotic’ connections betweenthe diverse elements in socio-technical ensembles.“Weiterhin nimmt er eine Parallelisierung von semio-tisch und synthetisch sowie semiotisch und funktio-nal vor.

205 Law , . Für Hodder , , sind sogar Ideen,Glauben und Meinungen mit Aktanten gleichzuset-zen, da sie für ihn zwischen Menschen und Dingenangesiedelt sind.

206 Eckardt und Williams , , führen aus, wierömerzeitliche Objekte einen Link zwischen Ver-gangenheit und Gegenwart darstellen, ohne dassauch eine spezielle Aneignung der ,römischen Zeit‘stattfinden muss.

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. RomanisierungDie Beschreibung oder Behandlung von Kulturkontaktszenarien mit einer Teilnahmevon ,Römern‘ oder ,etwas Römischem‘ wird in der Regel Romanisierung genannt.207

Dieser Arbeit liegt die Annahme zugrunde, dass es nicht sinnvoll ist, Materielle Kulturauf der Grundlage eines Kulturkontaktszenarios zu analysieren und zu interpretieren.Die Darlegung der Entwicklung des Romanisierungsbegriffs und der bisweilen vielfäl-tigen zeitgenössischen Verständnishorizonte soll verdeutlichen, wie ich zu dieser An-nahme gelangte. Es wird herausgearbeitet, wie problematisch die Interpretationen vonMateriellen Hinterlassenschaften sein können, die auf der Analyse von Kulturkontakt-szenarien basieren. Daraus resultiert, warum Romanisierung nicht als Konzept zur Be-trachtung der Römischen Provinz Epirus gewählt wurde.

Um dies aufzuzeigen, werden im Folgenden die Entstehung und die Entwicklungdes Romanisierungsbegriffs analysiert. Ziel ist es, die ihm zugrunde liegenden Vor-stellungen und Verständnisebenen zu ermitteln. Dazu gilt es zunächst, den Wandeldes Worts von einem Begriff zu einem Konzept bzw. zu verschiedenartigen Konzeptennachvollziehbar zu machen. Danach finden die Darlegung ihrer Konstanten und Ver-änderungen im Laufe der Zeit statt. Im Anschluss daran werden Problematisierungenund Kritiken dieser Konzepte sowie Ersetzungsvorschläge für Romanisierung diskutiert.Darauf Bezug nehmend gilt es seine zeitgenössische Relevanz herauszuarbeiten, da heu-te keine Studie über die römischen Provinzen ohne dieses Schlagwort auskommt. ImFazit des Kapitels wird erläutert, warum die erarbeiteten Ergebnisse, also die aus der Be-griffsanalyse folgenden Interpretationen, mit der hier zugrunde liegenden Vorstellungvon Materieller Kultur nicht kompatibel sind.

Bislang fehlt in der Forschung eine ausführliche Auseinandersetzung mit dem Be-griff der Romanisierung vor allem im Hinblick auf seine Genese und seine Entwicklungim Sinne einer Begriffshistorie.208 Die folgenden Darlegungen vermögen diese Lückenicht vollständig zu schließen, da hier der Begriff vor allem in Hinblick auf seine für die-se Studie relevanten Aspekte beleuchtet wird. Allerdings kann die Zusammenstellungeinen Diskussionsbeitrag liefern, der den Umgang mit dem Begriff der Romanisierungund den zugrunde liegenden Konzepten reflektiert.

207 Woolf , , formuliert es noch drastischer:„This pattern of cultural change was referred to asRomanization, a term […] understood in its simp-lest form as the spread of what was Roman at theexpense of what was not.“

208 Entsprechende Studien haben beispielsweise Ste-wart ; Stewart für den Begriff des Synkre-tismus oder Baker und Mühlhäusler für dender Kreolisierung vorgelegt.

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. . Romanisierung: Vom Begriff zum KonzeptgedankenGemeinhin gilt T. Mommsen als erster Wissenschaftler, der bewusst den Begriff der Ro-manisierung verwendete, um gewisse Prozesse zu benennen, die die Vorgänge in denGebieten des Römischen Reichs beschreiben sollten, die während und nach einer römi-schen Okkupation vonstattengingen.209 Tatsächlich hat das Wort, und somit auch eineIdee von seiner Bedeutung, jedoch schon viel früher Einzug in die altertumskundlicheGelehrtenwelt gehalten. Die erste mir bekannte Verwendung des Begriffs der ,Roma-nisirung‘ findet gut hundert Jahre vor dem relevanten fünften Band von Mommsens„Römischer Geschichte“ statt.

J. G. Herder widmet im dritten Teil seines Hauptwerks „Ideen zur Philosophie derGeschichte der Menschheit“ das . Buch dem Charakter der Römer.210 Hier beschreibter ihren offensichtlich unstillbaren Eroberungsdrang, der, auf so grausame Weise um-gesetzt, den Untergang des Römischen Reichs nicht nur gerecht, sondern quasi unaus-weichlich scheinen ließ.211 Den ersten Streitpunkt in einer Reihe von Ereignissen, diedas Ende des Römischen Reichs einläuteten, markierte, seinen Ausführungen folgend,das Verlangen der italischen Bundesgenossen nach dem römischen Bürgerrecht. Überden Abschluss dieses Konflikts schreibt er:

Nun war ganz Italien Rom und es verbreitete sich, zur großen Verwirrung derWelt, immer weiter. Ich will nicht daran denken, was diese Romanisirung fürgerichtliche Unordnung in alle Städte Italiens brachte und nur das Uebel be-merken, das fortan aus allen Gegenden und Enden in Rom selbst zusammen-floß.212

In diesem Zusammenhang taucht der Begriff der ,Romanisirung‘ erstmals in einerdeutschsprachigen Wissenschaftspublikation auf. Dabei wird er hier singulär und oh-

209 Rothe , – . Alföldy , – , behauptetzwar, dass Mommsen den Begriff oft in Anführungs-zeichen verwende, dies ist jedoch, zumindest in denErstauflagen der „Römischen Geschichte“ (Momm-sen ; Mommsen ; Mommsen ), nichtder Fall. Freeman , , stellt fest, dass Momm-sen den Begriff nicht erfunden habe, sondern dieserbis zur Renaissance zurückreiche, stützt diese The-se aber leider nicht mit Belegen. Nach Völkelsind Begriffe wie „Romanität“ und „Germanität“ im

. Jh. noch keine relevanten Kategorien. Im anglo-phonen Raum wird auch bisweilen F. Haverfield als,Erfinder‘ des Worts angeführt: Dommelen und Ter-renato , ; Webster , , dazu ausführlich. . . Le Roux , , hält fest, dass der Erfolg,

den der Begriff nach Mommsen und Haverfield hat-

te, nicht an deren Erstverwendung, sondern an ihrerfachlichen und personellen Autorität liegt.

210 Herder . Bemerkenswert ist in diesem Zusam-menhang, dass Herder in altertumswissenschaft-lichen Publikationen ausschließlich wegen seinesKulturbegriffs herangezogen wird, so zum Beispielbei Wallace-Hadrill , – .

211 Der Verfall der römischen Ordnung setzt bei Her-der , – , mit den Bürgerkriegen ein. Zu-sammenfassend sagt er: „Die Römer zerstörten undwurden zerstört; Zerstörer aber sind keine Erhalterder Welt. Sie wiegelten alle Völker auf, bis sie zuletztdie Beute derselben wurden und die Vorsehung thatihrethalben kein Wunder“ (Herder , ).

212 Herder , .

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ne weitere Erläuterung verwendet, so dass ein zugrundeliegendes Verständnis nur ausdem Kontext erschlossen werden kann. Der erwähnte Konflikt entspann sich um denStatus des Römischen Bürgerrechts und endete mit seiner Verleihung an alle Bundesge-nossen. Herder bemerkt dazu, dass nun ganz Italien Rom sei. Die offizielle Statuserhö-hung der zuvor rechtlich untergeordneten Bündnispartner machte sie zu Vollbürgern,zu Römern. Da dieser Rechtsstatus allen Bundesgenossen verliehen wurde, zog die ,Ro-manisirung‘ „in alle Städte Italiens“ gleichzeitig ein. Es folgt der Hinweis einer nunzu erwartenden „gerichtlichen Unordnung“. Die ,Romanisirung‘ zielt also auf den Um-stand ab, dass die nun römischen Bürger dem römischen Recht unterworfen waren undnicht mehr die zuvor gültige, lokale Gesetzgebung vorherrschte. Herder versteht unterdem Begriff also die Verleihung des römischen Bürgerrechts an bis dato Nicht-Römerund eine damit einhergehende Vereinheitlichung der Rechtsprechung. Der Begriff der,Romanisirung‘ ist für Herder nicht maßgeblich für sein Konzept der römischen Kul-tur. Vielmehr dient er der einmaligen Benennung und Verdeutlichung eines Umstands,den er nicht weiter verfolgt, da die Entstehung des Römischen Reichs für ihn eine Ver-rohung, ja geradezu eine Dämonisierung der Weltgeschichte bedeutet.213 Ferner setztin seinem Verständnis der Verfall der römischen Kultur bereits mit den Römischen Bür-gerkriegen ein, so dass weitere Romanisierungsprozesse – nach welchem Verständnisauch immer – für seine Betrachtungen keine Rolle spielen.

Eine weitere frühe und bereits differenzierte Vorstellung von ,Romanisirung‘ liegtdem Begriffsgebrauch von J. G. Eichhorn zugrunde. Dieser veröffentlichte seine„Geschichte der Alten Welt“.214 Zwar benutzt Eichhorn nicht das genannte Substantiv,seine Verbverwendung ist jedoch stringent, wenn er erklärt, dass die Römer in den vonihnen eroberten Gebieten zunächst Städte gegründet und dorthin „römische Colonis-ten“ entsandt haben, um die „unterjochten Völker […] schnell zu romanisiren, undsich ihre Herrschaft über sie zu versichern.“215 Eichhorn verwendet das hier genannteVerb für die strukturierte Besiedlung Italiens und die früh einverleibten Nordwestpro-vinzen. Zuletzt spricht er in seiner Abhandlung von den Romanisierungsbestrebungenan den Deutschen jenseits des Rheins, die durch die Varusschlacht zum Erliegen gekom-men seien.216 Für den weiteren Verlauf der römischen Kaiserzeit, benutzt er den Begriffnicht. Für Eichhorn bedeutet ,romanisirt werden‘ also einen erzwungenen Kontakt mitRömern, dem kriegerische Handlungen vorausgehen. Die Romanisierung sollte durch

213 Vgl. zum Beispiel auch seine Bewertung der Erobe-rung Karthagos durch die Römer: Herder , .Dieses Urteil wird vor allem vor dem Hintergrundseiner „Humanitätsidee“ verständlich, dazu Leiner

, – ; Löchte .214 Eichhorn .

215 Eichhorn , ; vgl. auch Eichhorn , :„In jedes eroberte Land ward von Rom aus eine Co-lonie geschickt, um die Ueberwundenen schnell zuromanisiren“.

216 Eichhorn , – , – .

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Kolonien und von Rom entsandte Siedler geschehen. Verstanden wird der Vorgang folg-lich als ein Machtinstrument. Bei den Kolonien bzw. den Kolonisten handelt es sich umkontrollierende Instanzen, die als Repräsentanten Roms die Herrschaftsgewalt und dieMachthabe in die eroberten Gebiete tragen und diese festigen sollten. Von einem um-fassenden Konzept der Übernahme römischer Sitten, Gebräuche und Lebensweisen istin dieser Verwendung jedoch noch nicht die Rede.

In der ersten Hälfte des . Jh. nimmt die Begriffsverwendung von ,Romanisirung‘bzw. des ,Romanisirt-Werdens‘ zu.217 Zwar taucht das Wort weiterhin singulär und oh-ne einen definierten Zusammenhang auf,218 parallel dazu entwickelt sich aber ein Ver-ständnis von Romanisierung von einem reinen Begriff hin zu einem Konzeptgedanken.Einige Beispiele sollen dies verdeutlichen.

Das Werk „Behandlungsweise der bayer’schen Geschichte“ aus dem Jahre ist ei-ne ausführliche, zeitgenössische Analyse der Bevölkerungsstruktur von Alt-Bayern. Da-bei wird eine ethnische Vereinheitlichung der Bewohner durch die römische Eroberungpostuliert, die durch ,Romanisirung‘ geschah.219 Auffällig ist bei diesem Werk die be-reits systematische Verwendung des Worts. Es wird deutlich, wie damit nicht nur ein-zelne Elemente oder eine bloße Kontaktaufnahme von Römern und Einheimischen ge-

217 Hier sind nur Ansprachen von ,Romanisirung‘ bzw.Romanisierung näher ausgeführt, die sich auf dasVerhältnis der als Römer und als Einheimische de-finierten Gruppen in der römischen Kaiserzeit be-ziehen. Darüber hinaus findet der Begriff in seinerFrühzeit weitere Verwendung, beispielsweise zur Be-schreibung der Verbreitung der lateinischen Sprache(Heeren , ) sowie bezüglich der Entstehungromanischer Sprachgruppen aus dem Lateinischen(E. A. Schmidt , ), der politischen Einwir-kung Frankreichs auf das deutsche Kaisertum (Wa-gener a, ) bzw. derjenigen Napoleons aufdie Niederländer und Belgier (Kohl , ), beider Verwendung romanischer Architekturelemente(Heideloff ) und einer ,Romanisirung‘ der Go-ten (Bouterwek , ; Hunter und Cross ,

, als populäres Beispiel vgl. auch Dahn , )oder Burgunder (Derichsweiler , – ; Kohl

, ). Sogar das Geschichtswerk des Liviuswird im Sinne einer zeitgenössischen Quellenkritikals „romanisirte Literatur“ bezeichnet: Heeren ,

.218 Beispielsweise bei Coote , (in der deut-

schen Übersetzung Coote , ), oder Engel, ; Francke , . Besonders interessant

ist die Verwendung von J. Schneller, der in seinenGeschichtswerken zwar äußerst selten, aber doch

regelmäßig auf den Begriff zurückgreift. Zwar er-läutert er ihn nicht näher, doch könnte man in derbloßen Abfolge der Erscheinungen eine Erweite-rung seines ,Romanisirung‘-Verständnisses erken-nen. Zunächst spricht er noch von einem diffusenProzess, der ein Jahrhundert in Anspruch nimmt(Schneller , ). Später entwirft er ein Bildvon Romanisierung im Sinne einer Zivilisierungder zuvor in Noricum ansässigen „blutdürstige[n]Wüthriche“ (Schneller , – ). Für Panno-nien zeichnet er in einem späteren Werk dann einsehr differenziertes Bild seiner Vorstellungen: „Derernstliche Anfang der Romanisirung in Pannoniengeschah unter dem Imperator Claudius, wo manfür die Legionen eine Reihe fester Plätze an allenHauptströmen gründete, mehrere Colonien an viel-versprechenden Orten anlegte, Sclaven aus fremdenGegenden zur Bestellung des Ackers heranzog, unddie vielfältig erprobte Provinzial-Constitution in al-len ihren Theilen einführte […].“ Schneller ,

. Dass der Begriff noch bis in das . Jh. hineinunkonzeptionalisiert vorkommen konnte, verdeut-licht exemplarisch DeWitt . So lautet zwar derTitel seines Artikels „The Druids and Romanizati-on“, das Schlagwort der ,Romanization‘ taucht imText jedoch nicht wieder auf.

219 Rudhart , .

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meint sind, sondern ,Romanisirung‘ eine vollständige und umfassende Angleichungzuvor heterogener Elemente an ,das Römische‘ bedeutet. Es wird hier also bereits alsein gesamtgesellschaftliches Phänomen verstanden. Sämtliche ethnischen Unterschiedewerden nach dem Eingreifen der Römer ausgemerzt, die zuvor nicht-römische Bevölke-rung wird flächendeckend ,romanisirt‘ und zu „Romanern“ gemacht.220

Die Vorstellung von Romanisierung als einer umfassenden Einflussnahme Romsmit damit einhergehender kulturellen Nivellierung der unterworfenen Provinzbewoh-ner wird auch in anderen Werken dieser Zeit deutlich. In der „Geschichte der vandali-schen Herrschaft in Afrika“ von zeigt sich beispielhaft, wie sehr die ,Romanisirung‘als kulturelle Weiterentwicklung begriffen wird:

So überkamen die Römer zu verschiedenen Zeiten die Prokonsularprovinz, By-zacena und Numidien als von Ackerbauern und gewerbfleißigen Einwohnernbewohnte Länder, und hatten in dieser Beziehung nur die vorhandene Cul-tur zu erhalten. Doch blieben sie hierbei nicht stehen, sondern bewirkten dievollständige Romanisirung jener Gegenden. Die unmittelbare Unterwerfungder Prokonsularprovinz nach der Zerstörung von Karthago, die römische Ver-waltung, die römischen Truppen, der ausgedehnte Handel mit Rom, so wieder daraus hervorgehende Aufenthalt vieler Römer im Lande mußten hier dierömische Bildung außerordentlich verbreiten.221

Das bereits vorhandene kulturelle und zivilisatorische Potenzial wird aufgegriffen, umdurch Truppen, Verwaltung und den Handel die „römische Bildung außerordentlich“zu verbreiten. So kann, wenn denn die Grundlagen in den genannten Bevölkerungen ge-geben waren, durch römische Einflussnahme und Strukturen eine entsprechende Wei-terentwicklung erfolgen. Dieser Prozess wird als Romanisierung betitelt.

Die genannten Einzelaspekte werden in einem Werk über die Entstehung des Chris-tentums erstmals unter einer ebenso benannten Überschrift zu einem als Roma-nisierung bezeichneten Prozess kumuliert. In dem Kapitel über die „Romanisirung derGallier“222 heißt es:

Durch die Einverleibung in’s Römische Reich wurde in verhältnißmäßig kur-zer Zeit ein außerordentlicher Umschwung der Dinge bei den Galliern be-

220 „[…] aber alsdann wurden sie gleich den übrigenVölkern des westlichen Europas r o m a n i s i r t.Aus Bojern sind Romaner geworden […].“ Rudhart

, . „Eine a n d e r e Bevölkerung von irgendei-nem beträchtlichen Umfang, als diese Romaner imLande anzunehmen, geht aus dem Grunde nicht an,weil die lange Römerherrschaft die Romanisirungvollständig durchführte.“ Rudhart , – ; vgl.auch Rudhart , , .

221 Papencordt , – . Zwar verwendet er denBegriff hier singulär, wird aber in seinen Ausfüh-rungen deutlich genug, um das zugrunde liegendeVerständnis als Konzept zu begreifen.

222 Döllinger , VII. Eine ähnliche Kapitelüber-schrift findet sich auch bei Becker und Marquardt

, .

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wirkt. […] Indeß ohngeachtet [der] Unabhängigkeitsgelüste ging der Proceßder Romanisirung in Gallien unaufhaltsam vor sich; nach dem Muster der Rö-mischen Colonien im Süden verwandelten sich die Gallischen Flecken undDörfer in wohlgebaute Städte, und schon Josephus redet von dem blühendenWohlstande Galliens […]. Italische Kaufleute, Wechsler und Staatspächter hat-ten sich in großer Menge im Lande niedergelassen, Römische Sprache und diestädtischen Einrichtungen Italiens verbreitend.223

Diese Zusammenfassung macht deutlich, dass Romanisierung zunehmend als ein Pro-zess gedacht wird, der gewisse Regelhaftigkeiten beinhaltet. Dazu gehören neben derVerbreitung der lateinischen Sprache die Gründung römischer Kolonien sowie ihre Be-stückung mit römischen Beamten und Händlern, die wiederum zur städtischen Ent-wicklung beitragen. Ferner wird betont, dass dieser Prozess Wohlstand und zivilisatori-schen Fortschritt mit sich bringt, der die rückständigen „Flecken und Dörfer“ der Gallierin „wohlgebaute Städte“ verwandelt.224 Ein prägender Aspekt, der sich in dem zwanzigJahre zuvor erschienenen Werk über die „Geschichte der vandalischen Herrschaft inAfrika“225 bereits andeutete, wird hier noch deutlicher herausgestellt, nämlich die zi-vilisatorische bzw. kulturelle Überlegenheit der Römer gegenüber den unterworfenenBevölkerungen. Diese konnten nur von einer Romanisierung profitieren, da sie nun anden fortschrittlichen Errungenschaften der Römer teilhatten. Im weiteren Textverlaufist sogar von einer „Brechung“ der Nationalitäten die Rede, die zu einer vollständigenRomanisierung in Sitten, Sprache und Religion nötig sei.226 Dieser Aspekt spielt in derLiteratur dieser Zeit eine nicht zu unterschätzende Rolle. Die Überwältigung eines „na-tionalen Sinns“ muss notfalls, bei Widerstand der Bevölkerung, mit Waffengewalt er-zwungen werden. Ziel ist die Nivellierung sämtlicher Gruppen, um eine gemeinsame,gleichförmige Römische Kultur in den eroberten Gebieten zu verbreiten:

Anders stand es in dem völlig exponirten Dakerlande, welches sich zudem ohneenergische Durchführung der Romanisirung nicht behaupten liess. Alle Hebelderselben wurden mit um so nachhaltigerem Erfolge in Bewegung gesetzt, alskeine eigenthümlich vorgeschrittene geistige Entwickluug [sic!] den im blu-tigsten Kampfe gebrochenen nationalen Sinn wieder zu stärken vermochte.227

223 Döllinger , . Noch MacMullen , ,spricht von indigenen Gruppen und speziell vonFrauen folgendermaßen: „[...] on the road to Roma-nization, we find them traveling at a different pacefrom their men – generally more slowly.“

224 Noch Doukellis, Dufaure und Fouache , ,bezeichnen den Gebäudetypus des Aquädukts als„indices de romanisation“. Zum Aquädukt ausführ-lich: . . .

225 Papencordt .226 Döllinger , – , vgl. auch Döllinger ,

.227 Ficker b, ; vgl. auch J. Jung , (dazu

ausführlich . . ); Kohl , ; Voigt , :„[…] daher wurde mit der größten Schnelligkeit dieRomanisirung des Landes und die totale Vernich-tung alles nationalen Seins verfolgt“.

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Ist der Widerstand überwunden, so der Gedanke, können die Römer beginnen, mithilfeihrer kulturellen Überlegenheit den Wohlstand in die unterworfenen und dem Reichangegliederten Gebiete zu tragen. Sie transferieren durch Stadt- und Koloniegründun-gen planvoll ,Römer‘ zur indigenen Bevölkerung, die ihrerseits als Medium für römi-sche Sprache, Kleidung, Architektur, Sitten und Lebensweisen dienen.228 Sobald dieEinheimischen sich nicht mehr von den Eroberern unterscheiden, somit ganz römischgeworden sind, ist der Prozess abgeschlossen, so die Annahme.

Ferner wirkt die Romanisierung nicht nur akut: Die kulturellen und zivilisatori-schen Veränderungen sind so tiefgreifend, dass sie nicht nur die ansässige Bevölkerung,romanisiren‘, sondern auch stark nachhaltigen Einfluss auf sämtliche Gebiete des ehe-maligen Römischen Reichs haben. Alle genannten Aspekte werden in folgendem Zitatanschaulich zusammengefasst:

Das Gepräge, welches sie [die Römer] dem Volke bis an den Barus und bis andie Nordspitze des adriatischen Meeres aufdrückten, war so unauslöschbar undfest, daß es immer wieder durch alle später daraufgeschütteten Elemente her-vorblickte und sich siegreich herausarbeitete […]. Das Blut und die Ideen derganzen civilisirten Welt culminirten und centralisirten ein halbes Jahrtausendlang in Italien. – Rom empfing bei sich alle Fremdlinge, drückte ihnen seinenStempel auf, und sandte sie als Römer wieder in die Welt hinaus. Da sie ein sokriegerisches, kraftvolles, ernstes, consequentes, disciplinirtes, politisches undgesetzkundiges Volk waren, wie es kaum je in der Geschichte erschienen ist,so haben sie daher auch mehr Töchter-Völker und Töchter-Sprachen in Euro-pa geschaffen als irgend ein anderes. Sie brachten eine mehr oder minder voll-ständige Romanisirung oder Italiänisirung aller Länder und Völker von Schott-land bis Cabylien, von der pyrenäischen Halbinsel bis zum Euphrat zu Stande.Die Landessprachen wurden von den welterobernden Lateinern […] verdrängt;[…] Ueberall wurden die Gegensätze nivellirt, welche die Nationalitäten sonstso streng geschieden hatten, und neben der äußeren Uniformität der offiziel-len Sprache, des Geldes, der Rechtspflege und der Administration wurde dasganze Leben, Denken und Wesen der Völker mit römischen Elementen durch-drungen. […] der Nationalgeist und die Sprache der Italiäner selbst […] ruhen[…] auf den von den Römern durch Romanisirung geschaffenen Fundamen-ten. Aber ihr Einfluß auf die Cultur Europa’s ragt weit über die Existenz ih-rer politischen Macht und Blüthe hinaus. Selbst nachdem ihr Leib gleichsam

228 Noch Millett [ ] verwendet diese Katego-risierung. Daher bezeichnet Mattingly , , Mil-letts Model der Romanisierung auch als „flip side“zu Haverfields. Dazu auch Webster , – .

Die Annahme von Freeman , , dass dieseKategorisierung erst von Mommsen und Haverfieldaufgestellt wurden, ist hinfällig.

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längst todt war, ging der von ihnen in’s Leben gerufene Geist in Europa nochrastlos umher, große Thaten verrichtend und fast noch mehr Völker bannendund erobernd.229

Neben den genannten historischen Werken wird der Begriff auch in Publikationen an-derer Gattungen zunehmend präsent.

In einem Schulbuch des Jahres etwa ist der „Romanisirung der verschiedenenVölker“ unter Augustus ein ganzes Kapitel gewidmet.230 Bei dem Lemma zu „Gallien“ ineinem zeitgenössischen Konversationslexikon werden unter dem spezifizierten Schlag-wort „Romanisirung“ die Vorgänge in der Römischen Provinz beschrieben.231 In einemspanischen Militärlexikon wird das Wort „romanizacion“ ebenfalls verwendet; es tauchtunter dem Schlagwort „Guerra“ auf.232 Ein weiteres Beispiel bietet die Rezension einesWerks zur deutschen Geschichte, in dem erwähnt wird, dass eine vormals keltische Be-völkerung durch Romanisierung zu einer römischen wurde.233 Gleiches gilt für ein Ge-schichtswerk über das nachrömische Britannien.234 In einem anderen Beispiel findet derBegriff in einem zeitgenössischen Theaterstück über die Varusschlacht Verwendung.235

,Romanisirung‘ als Begriff fand sich also seit dem Beginn des . Jh. in vielfälti-gen Publikationsformen und hielt somit Einzug in ganz verschiedene Bildungsbereicheund Bevölkerungsschichten, von der Volksschule über die Theaterbühne bis zum enzy-klopädischen Wissen. Dort wurde er rezipiert und kommentiert und fügte sich nichtnur in den altertumskundlichen sondern auch in den allgemeinen Wortschatz ein. Da-bei gewann eine Vorstellung davon, was ,romanisirt werden‘ bedeutet, zunehmend anKomplexität und wurde zum Synonym für einen Prozess, der umfangreiche kulturel-le Veränderungen benannte. Er umfasste die Umstände, die nach der Eroberung undBesetzung eines Gebiets durch die Römer den dortigen Bewohnern eine römische Le-bensweise vermittelte, aufnötigte oder sie zwangen, sich diese anzueignen. Dieses Ver-ständnis hatten sich sowohl Historiker als auch ein breites Bildungsbürgertum zu Eigen

229 Kohl , . Er benutzt den Begriff des ,roma-nisirt werdens‘ noch in anderen nicht-römischenZusammenhängen (Kohl , ), die Bezugnah-men sind aber immer eindeutig.

230 „So weit die römische Herrschaft sich ausdehnte,verdrängten römische Sprache, römisches Gesetzund römische Sitte nach und nach die Nationalitätder verschiedenen Völker (Provinzialen). Aus ihnenrecrutirten sich die römischen Legionen, welchenicht blos von ihren Standquartieren den Namensyrische, germanische, gallische erhielten. Durchihre große Literatur und Ausbildung erhielt sichdie hellenische Sprache im Osten, so wie als Um-gangssprache der höheren Stände. Dagegen warddie weniger ausgebildete der Celten durch die rö-

mische verdrängt, und nur mit Mühe erwehrtesich ein Theil der Germanen unter Hermann, demCherusker, n. Chr., der Gefahr, romanisirt zu wer-den. Das römische Schreiber- und Steuerwesen, dieschmähliche Willkühr der Beamten, die Verpflich-tung zum Kriegsdienste und damit zum strengstenGehorsame hielten alle Nationen unterjocht. […]die Kraft und Nationalität der bezwungenen Völkerwar unwiederbringlich verloren.“ Höfler , .

231 Wagener b, – .232 Almirante , .233 L. v. Löw , .234 Herbert , iii.235 C. D. Grabbe , .

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gemacht. ,Romanisirung‘ diente als Schlagwort für die Beschreibung eines Zustands,der auf die aufoktroyierte oder selbstverständliche Übernahme der überlegenen und zi-vilisatorisch höher entwickelten römischen Kulturelemente durch die eroberte Bevölke-rung abzielte. Der Begriff implizierte einen Vorgang, dessen Verlauf mit einer logischenUnausweichlichkeit funktionierte und die römische Herrschaft über die unterworfenenBevölkerungsteile absicherte.

In diesem begriffshistorischen Kontext erscheinen die ersten drei Bände vonMommsens „Römischer Geschichte“. Somit verhielten sich Mommsen und ein zeitge-nössischer Konzeptgedanke von Romanisierung reziprok: Es zeichnet sich eine wechsel-seitige Einflussnahme ab. Sowohl existierte ein bildungsbürgerliches als auch ein gelehr-tes Umfeld, die bereits über ein grundlegendes Romanisierungsverständnis verfügten.Aus diesem heraus ergaben sich die Inhalte, mit denen Mommsen den Begriff füllte,während gleichzeitig sein Geschichtswerk unmittelbar und auch nachhaltig den öffent-lichen Diskurs und die Entwicklung der Romanisierungsdebatte prägte. Die Mommsen-Rezeption wurde im Laufe der Forschungsgeschichte die dominierende Beschäftigungmit dem Romanisierungsbegriff. Dessen Nutzung, verbunden mit einer entsprechen-den Vorstellung des Benannten, hatte sich jedoch, wie gezeigt, bereits zur Mitte des .Jh., also Jahrzehnte vor Mommsen Publikationen, in der altertumskundlichen Fachweltund im bildungsbürgerlichen Selbstverständnis etabliert.

. . Mommsen und die ,Romanisirung‘In der ersten Hälfte des . Jh. existierte bereits eine umfassende Begriffsverwendungvon ,Romanisirung‘ bzw. des ,Romanisirt-Werdens‘. Aus dem Begriff wird ein Konzept.Dieser Trend verstärkt sich in der zweiten Hälfte des . Jh.

Es konnte gezeigt werden ( . . ), dass bereits vor dem Erscheinen der „RömischenGeschichte“ sowohl in der altertumswissenschaftlichen Fachwelt als auch in der Bil-dungsbevölkerung eine Vorstellung von einem entsprechend benannten Prozess exis-tierte. Doch fanden und finden bis heute besonders Mommsens Werke einen breitenNiederschlag in der Altertumsforschung. In der Mommsen-Rezeption durch Altertums-wissenschaftler lag der Fokus der Betrachtungen bislang vor allem auf seinem Wirken ander Schnittstelle zwischen historischem und epigraphischem Arbeiten236 oder auf sei-nem Leben und seinem akademischen Werdegang.237 Seine Idee einer Romanisierung

236 Freeman , . Gemeinhin wird Mommsen dieLeistung zuerkannt, den Schriftquellen erstmalsDarstellungen anderer, archäologisch erschließbarerQuellengattungen wie Inschriften und Münzen hin-zugefügt zu haben. Wie noch gezeigt werden wird,ist der Verdienst Mommsens allerdings eher in ei-ner Weiterführung und Verbreitung denn in einer

,Entdeckung‘ der Inschriften für eine epigraphischeAuswertung zu sehen.

237 Freeman arbeitete zwar die Geschichte der Roma-nisierungsforschung auf, sein Fokus lag allerdingsnicht auf einer Begriffs- oder Konzepthistorie. Statt-dessen unternahm er eine Einordnung Mommsensin seinen zeithistorischen Kontext. Sein Romanisie-

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bzw. seine Verwendung des Begriffs sind bislang kaum näher betrachtet worden.238 Ge-nau hier setzt die folgende Analyse an. Da eine entsprechende Darstellung bislang fehltund aufgrund der Relevanz von Mommsens personeller Autorität,239 erfolgt diese sehrumfangreich. Dabei werden die drei der fünf Bände seiner „Römischen Geschichte“,in denen Romanisierung als Begriff und als Konzept vorkommt, in einen erweitertenzeitgenössischen Nutzungskontext eingebettet.

Im ersten Band von Mommsens „Römischer Geschichte“ aus dem Jahre 240

findet der Begriff der ,Romanisirung‘ mehrfache Verwendung. Allerdings wird er nichtdefiniert und folgt auch keiner erkennbaren Systematik, wie es auch bei anderen zeit-genössischen Autoren der Fall war. Der konkreteste Hinweis auf Mommsens frühes Ro-manisierungsverständnis ergibt sich aus seiner Argumentation, dass in Italien zunächstnoch einheimische Dialekte gesprochen wurden, die dann vollständig dem Latein ge-wichen seien.241 Hier findet sich Romanisierung als eine Übernahme der lateinischenSprache von zuvor anderssprachigen Bevölkerungsgruppen wieder. Weitere Formulie-rungen sind, einer Romanisierung entgegen gehen242 oder zeitig243 bzw. unter großemzeitlichem Aufwand romanisiert werden.244

Dass Mommsen seinen Fokus auf die Sprache als Faktor der Romanisierung rich-tet, kann durch seinen Hintergrund als Historiker erklärt werden und schlägt sich auchin seiner Beschäftigung mit Inschriften und Münzlegenden als einzigen Gattungsvertre-tern archäologischer Quellen nieder. Leider bleibt unklar, ob seine Einzelerwähnungenebenfalls diese Idee einer Romanisierung als sprachliche Veränderung meint, oder obder Verwendung noch eine weitere, umfassendere Bedeutung zugrunde liegt, wie sie inanderen zeitgenössischen Werken bereits erkennbar ist.

Die Lateinsprachigkeit als Indikator für Romanisierung spielt auch in Mommsensdrittem Band der „Römischen Geschichte“ ( ) eine Rolle.245 Hier fungiert sie als Teileiner indirekten Definition:

Für die Kinder der vornehmen Spanier ward in Osca (Huesca) eine Academieerrichtet, in der sie den in Rom gewöhnlichen höheren Jugendunterricht emp-fingen, römisch und griechisch reden und die Toga tragen lernten – eine merk-

rungsverständnis fand dabei nur wenig Beachtung:„For Mommsen, the continued absence of a consis-tently aggressive policy of expansion was matchedby the largely acquiescent acceptance of Roman ruleand by pax romana in the provinces. Romanizationwas the primary consequence of this acceptance.“Freeman , ; vgl. auch Hingley , ; Jimé-nez Díez , ; Rothe , – .

238 Lediglich MacMullen , – , greift Momm-sens Verständnis von Romanisierung auf, indem erihn umfassend für die zeitgenössische Sicht auf das

Römische Reich verantwortlich macht; eine Annah-me, die nach der hier dargelegten Analyse in Fragezu stellen ist.

239 Le Roux , .240 Mommsen .241 Mommsen , – .242 Mommsen , , – .243 Mommsen , .244 Mommsen , .245 Mommsen .

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würdige Maßregel, die […] den Zweck hatte […] die Provinzen allmählichzu romanisiren. Es war der erste Anfang dazu die Romanisirung nicht durchAusrottung der alten Bewohner und Ersetzung derselben durch italische Emi-granten zu bewerkstelligen, sondern durch die Latinisirung der Provinzialenselbst.246

Es wird deutlich was Mommsen mit ,Romanisirung‘ meint, nämlich die Anpassung vonEliten der eroberten Gebiete an römische Verhaltensweisen im Gegensatz zu einer Aus-rottung der Bevölkerung und Neubesiedlung der Provinzen durch Römer. An spätererStelle im selben Band erwähnt er noch den Aspekt der Statusverleihung zum Beispielin Form des römischen Stadtrechts.247

Mommsen benutzt den Begriff im dritten Band genauso selten wie im ersten. Den-noch lässt sich hier eine größere Varianz herauslesen. So wird eine Zuweisung nichtmehr nur am Einzug der lateinischen Sprache festgemacht. Vielmehr findet eine Erwei-terung der Idee von Romanisierung um den Akt der Verleihung des römischen Bürger-rechts statt.248 Dieser wird mit dem Unterricht spanischer Kinder auf einer „Academie“oder dem Umstand „die Toga tragen zu lernen“ verdeutlicht, was sich hier auch als Meta-pher verstehen lässt. Der Schritt vom Begriff zum Konzept wird nachvollziehbar, wennMommsen in diesem dritten Band seines Geschichtswerks eine umfassende Charakteri-sierung einzelner Aspekte der veränderten Lebensumstände der Provinzialbevölkerungaufgreift. Allerdings liegt der Fokus nach wie vor auf Schrift und Sprache, also auf einerRomanisierung als Latinisierung.

Ein weiterer Aspekt, der bei Mommsen besonders deutlich wird, ist die Unterschei-dung von einem qualitativ messbaren Grad der Romanisierung in verschiedenen Pro-vinzen und Regionen:

[…] es mußten fortan vielmehr die Districte, in denen die Romanisirung voll-ständig durchgeführt war, diejenigen, in denen sie vorbereitet ward, und die-jenigen, in denen sie noch nicht begonnen hatte, das heißt die römischen, dielatinischen und die Unterthanengemeinden, als die qualitativ verschiedenenTheile der Monarchie unterschieden werden.249

246 Mommsen , .247 Mommsen , .248 Wie sehr sich diese Idee des von den Römern „zi-

vilisierten Bürgers“ als Träger der Romanisierungdurchsetzte, zeigt die noch darauf Bezug nehmendeArgumentation von Vittinghoff , – .

249 Mommsen , . So auch noch Tapavicki-Ilić, . MacMullen , , führt sogar den

Begriff der „semi-Romanized persons in provin-cial hinterlands“ ein. Zwar spricht er nicht voneinem Grad der Romanisierung, doch seine dreiUntersuchungskriterien „compulsion, capacity,choice“ (MacMullen , ) bedienen eben dieseEinteilung.

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Diese Aufzählung verdeutlicht, wie er das Maß, also den bereits erzielten ,Fortschrittder Romanisierung‘, als Indikator zur Partizipation im Reich versteht. Außerdem zeigtsie noch einen weiteren wichtigen Aspekt des Romanisierungsverständnisses des . Jh.,der bei sämtlichen bisherigen Zitaten implizit, hier jedoch deutlich ausformuliert ist:Romanisierung ist ein Prozess mit einem Anfang, einem Verlauf und einem Abschluss.Nur so kann es verschiedene Stadien geben, in denen sich einzelne Gebiete des Römi-schen Reichs parallel zueinander befinden können. Dabei, so seine Meinung, beginntdie Romanisierung nicht erst mit einem römischen Wirken vor Ort. Vielmehr bedarfes einer gewissen Vorbereitung, um sie zügig und zielorientiert durchführen und zu ei-nem erfolgreichen Abschluss bringen zu können. Der Grad der Romanisierung ist alsoals ein Qualitätsmerkmal zu verstehen.

Deutlich kristallisiert sich ferner die Annahme heraus, dass sich der angestoßeneProzess verschiedener Werkzeuge bedienen konnte. Wie auch von Mommsen dargelegt,wird der Sprache dabei eine besondere Funktion zuerkannt.250 Des Weiteren spielenKolonialisierungsbestrebungen im Sinne einer Gebietsstrukturierung durch Stadtgrün-dungen eine Rolle.251 Ferner werden die Römische Rechtsprechung bzw. die Verleihungeines römischen Rechtsstatus an Einzelpersonen, Gruppen oder Städte genannt.252

Auch die Einführung einer römischen Provinzialadministration wird als Hilfsmittelzur Romanisierung gewertet.253 Als zweischneidig lässt sich das Argument der Umsied-lung von Bevölkerungsgruppen ausmachen: Eine Vermischung von Römern und Nicht-Römern wird zwar für die Romanisierung als förderlich erachtet.254 Findet jedoch einreiner Austausch statt, also die vollständig Umsiedlung einer Gruppe, kann es keinenTransfer und somit auch keine Romanisierung geben.255

Die Analyse offenbart deutlich die Vorstellungsmuster, dich sich im Laufe des .Jh. in dem Begriff etablierten und festigten und somit aus ihm ein Konzept formten.Zwischen dem Erscheinen des dritten und des fünften Bands von Mommsens „Rö-mischer Geschichte“ vergingen knapp dreißig Jahre. Die Entwicklung des Romanisie-

250 Vor Mommsen schon Diefenbach a, , ;Diefenbach b, – , und bereits vor dem Er-scheinen des fünften Bands der „Römischen Ge-schichte“ J. Jung , . Noch für Blázquez ,

, ist die lateinische Sprache der wichtigste Ro-manisierungsindikator und auch Untermann ,

– , setzt die Latinisierung noch mit der Romani-sierung gleich. Vgl. auch Eck .

251 Friedländer , ; Reumont , ; Rudhart, ; F. W. Schmidt , ; Wachler , .

Dabei kommen als Kolonisten Veteranen, römischeSoldaten und auch die Zivilbevölkerung in Frage:Friedländer , . Noch Alföldy betrachtetdies als primäres Vehikel der Romanisierung.

252 Becker und Marquardt , – ; Francke, ; J. Jung , ; Reumont , ;

Voigt , – ; vgl. auch Herder , ;Mommsen , . Becker und Marquardt ,

, nennen außerdem im Kapitel „RomanisirungGalliens“ die verschiedenen Rechtsstatusverlei-hungen der römischen Kaiser an einzelne gallischeStädte.

253 Muchar , .254 Diefenbach b, ; Friedländer , ; Seel

, .255 Roesler [Jahrgang ], , meint, dass um-

gesiedelte Gruppen eben nicht in Kontakt mit Rö-mern kamen, sondern einfach gegen eine römischeBevölkerung ausgetauscht wurden.

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rungsbegriffs setzte sich in dieser Zeit fort. Zunächst kann man ein häufigeres Auftretendes Begriffs feststellen. Ein Verwendungsmuster wird deutlicher und erschließt sich viel-fach aus dem Text. verfasste der Jurist M. Voigt als Erster eine zusammenfassende,indirekte Definition von ,Romanisirung‘, die die bereits genannten Aspekte aufgreift,ohne sie erneut einzeln zu benennen:

[…] so finden wir nun auch, wie in verhältnißmäßig kurzem Zeitraume dieoccidentalischen Provinzen den Einflüssen römischer Cultur sich erschließenund einem socialen Verwandlungsprocesse sich unterwerfen, als dessen Ergeb-niß wir die Romanisirung jener Völkerfamilien bezeichnen können.256

Diese Aussage ist in mehrfacher Hinsicht interessant. Zum einen sagt Voigt, dass dieProvinzen, was wohl als Topos für ihre Bewohner gemeint ist, sich die römische Kul-tur selbst erschließen. Er beschreibt einen aktiv gewollten und durchgeführten Vor-gang, den man nach heutigem Verständnis mit einem Prozess der Aneignung bzw.der Romanisation257 bezeichnen würde. Des Weiteren spricht Voigt von „socialen Ver-wandlungsprocessen“ auf einer abstrakten Ebene, ohne die zahlreichen herausgearbei-teten Indikatoren erneut einzeln aufzuführen. Diese unter dem Schlagwort der sozialenWandlung zusammengefassten Einzelaspekte kumulieren, nach seinem Verständnis, imErgebnis der Romanisierung.

In einem Vortrag von entwirft O. Hirschfeld ein in Grundaussagen neues Mei-nungsbild.258 Er konstatiert in Gallien zunächst einen „Umformungsprocess“, der sichfolgendermaßen bei der Bevölkerung niedergeschlagen habe:

Man war in Sprache und Sitte, selbst in politischen und religiösen Anschauun-gen fast unvermerkt so römisch geworden, dass der Gedanke an eine Lostren-nung von Rom […] als eine Unmöglichkeit, dem niederen Volke nur als eineZerstörung seines Wohlstandes, seiner Cultur […] erscheinen musste.259

Diese Übernahme der römischen Sitten und Gebräuche fand jedoch nicht in ganz Galli-en und nicht bei allen Bevölkerungsteilen gleichermaßen statt. Vielmehr hält Hirschfeldeine gleichmäßige und auch gleichförmige Romanisierung gar nicht für möglich: Gradund Verlauf des Prozesses variieren je nach Topographie und Struktur eines Gebiets.260

Außerdem vertrat Hirschfeld den gegenteiligen Standpunkt zu der Ansicht, die Römer

256 Voigt , .257 Zur deutschsprachigen Unterscheidung von Roma-

nisierung und Romanisation: Spickermann .Broughton , – , konstatiert diese Unter-scheidung ebenfalls für das römische Afrika. Alföldy

oder Mócsy benutzten den Begriff mit

einer entsprechenden Erklärung, jedoch auch äqui-valent zur Romanisierung.

258 Hirschfeld ; vgl. auch J. Jung , bes. –.

259 Hirschfeld , .260 So sieht es auch schon Ficker a, – , für

Noricum.

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hätten im Zuge ihrer Eroberungen notfalls den „nationalen Sinn“ der sich sträubendenBewohner brechen müssen, um eine römische Einheitskultur zu schaffen. Er hielt dieRömer für viel zu human und auch für zu geschickt, um ihre Kultur den Provinziellenaufzupfropfen:

Nicht mit einem Schlage freilich und nicht in gleicher Weise in seinen verschie-denen Theilen ist Gallien römisch geworden. Die eigene Civilisation im Ver-ordnungswege einem fremden Volke aufzuzwingen, das lag nicht in dem We-sen der geschickten und milden römischen Colonisationspolitik […]. Je nachder Beschaffenheit des Landes und der Individualität der Bewohner ist, rascheroder langsamer, in grösserer oder geringerer Intensivität die fremde Cultur indie Schichten des Volkes gedrungen […].261

Das Vorgehen der Romanisierung im Sinne einer „Colonisationspolitik“, hing also vonder Beschaffenheit des eroberten Gebiets und der dort ansässigen Bevölkerung ab. Die-se Ansicht kommt auch in Hirschfelds Umgang mit dem Romanisierungsbegriff selbstzum Ausdruck:

Das allbekannte Schlagwort von der Romanisirung der antiken Welt, wer hät-te es nicht schon gelegentlich selbst angewandt? Aber wohl nur Wenige ha-ben ernstlich nach der Verschiedenheit und Mannichfaltigkeit der Formen ge-forscht, in denen dies grosse Culturwerk durchgeführt worden ist. […] in denLändern, in denen unbestritten die Römer ihre civilisatorische Mission geübthaben, wie verschiedene Gestalten hat die Colonisationspolititk der Römer an-genommen und nothgedrungen annehmen müssen […]!262

Zwei Aspekte sind an dieser Ausdrucksweise besonders interessant: Erstmals wird hierganz direkt auf die Verwendung des Begriffs ,Romanisierung‘ als Schlagwort eingegan-gen. Hirschfeld stellt heraus, dass er zu diesem Zeitpunkt im bildungsbürgerlichenSprachgebrauch etabliert ist und einen festen Platz einnimmt. Darüber hinaus kritisierter die Nutzung des Begriffs als diffus und oftmals gedankenlos. Als rhetorische Frageformuliert er, wer denn wohl schon einmal „ernstlich nach der Verschiedenheit undMannichfaltigkeit der Formen geforscht“ habe. Es sei daran erinnert, dass Hirschfeldsich zu dieser Anmerkung im Jahre veranlasst sah. Der Begriff der Romanisierungerfreute sich also bereits zu diesem Zeitpunkt nicht nur großer Beliebtheit, sondernseine heterogene Verwendung sorgte damals schon für Irritationen. Außerdem scheintHirschfeld mit dem Begriff ein Phänomen benennen zu wollen, das er für erklärungs-bedürftig im Hinblick auf bisheriger Verwendungszusammenhänge hält.

261 Hirschfeld , – . 262 Hirschfeld , .

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Als zweiter Aspekt wird die bereits konstatierte Heterogenität der Romanisierungs-inhalte erneut aufgegriffen. Damit ist für Hirschfeld eben nicht die Schaffung einerrömischen Einheitskultur gemeint. Vielmehr gilt es, ihre Vielfältigkeit hervorzuheben,eben weil sie in den verschiedenen Gebieten ganz unterschiedliche Ausprägungen undSchwerpunkte annehmen konnte. Noch eine weitere Perspektive bringt Hirschfeld inseinen Vortrag ein, der in dieser Form einen nicht unerheblichen Nachhall in den Alter-tumswissenschaften fand, nämlich dergestalt, dass er zu einer eigenen Begriffsbildungführte: Den Aspekt der sogenannten Selbst-Romanisierung.

Nicht der Gedanke konnte den Römern vorschweben, durch Einführung einermassenhaften italischen Bevölkerung oder Besatzung gewaltsam den nationa-len Geist in den gewonnenen Provinzen zu vernichten, sondern unmerklich,durch die Anziehungskraft einer überlegenen Cultur auf friedlichem Wege denAssimilationsprocess zu vollziehen. Nicht die Römer haben Spanien und Gal-lien romanisirt, sondern die Iberer und Gallier haben sich selbst zu Römerngemacht oder wie es mit passendem Ausdruck in Frankreich genannt wird, diealten Gallier sind zu Gallo-Romains geworden, die Civilisation des Landes zurRömerzeit ist entstanden aus der glücklichen Verschmelzung und Umbildungder heimischen in die fremde Cultur.263

Ganz klar stellt Hirschfeld hier die eigene Antriebskraft der Iberer und Gallier heraus,sich gerne und dankbar der überlegenen römischen Kultur anzuschließen, die Glückund Wohlstand verhieß. Zu diesem Zwecke wurde auf friedliche Weise die eigene Kul-tur im Sinne der römischen umgeformt. Diese Annahme steht nun im Gegensatz zurThese der gewaltsamen und aufoktroyierten Umwälzungen, wie sie bis dahin postuliertwurden. Beide Standpunkte gleichen sich jedoch in der postulierten Prozesshaftigkeit,die den Umbildungen, also dem Vorgang der Romanisierung, zugesprochen wird.

Von ,Romanisirung‘ als Prozess spricht auch J. Jung in seinem Werk über „Die roma-nischen Landschaften des römischen Reiches“.264 Darüber hinaus stellte er fest, dass sichallein anhand der Schriftquellen über die mit diesem Prozess einhergehenden Verände-rungen nicht viel aussagen lässt. Stattdessen seien die Inschriften ein unverzichtbaresInstrument zur Nachvollziehbarkeit der Entwicklung:

Ueber den Gang der Verwaltung, das Treiben der Soldaten, das Verhalten derUnterthanen wie der Bürger in den Provinzen, das Gedeihen der Städte da-selbst, die Entwicklung der agrarischen Zustände, die gewöhnlichen Lebens-verhältnisse, kurz über alles das, was eben den „Process der Romanisirung“ in

263 Hirschfeld , . Zur deutschsprachigen Unter-scheidung von Romanisierung und Romanisation:Spickermann .

264 J. Jung .

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sich einschliesst, erfahren wir aus den Schriftstellern so gut wie nichts. In dieseLücke nun treten die epigraphischen Quellen ein […].265

Jung führt die Erkenntnis der Relevanz epigraphischen Materials auf den Gelehrten B.Borghesi zurück und nannte unter anderem Hirschfeld und Mommsen als dessen Schü-ler und Nachfolger.266 Damit zeigt sich, dass die Verknüpfung von antiken Schriftquel-len und ausgewählten archäologisch erschließbaren Quellengattungen nicht als Momm-sens alleinige Leistung deklariert werden kann. Eine Berücksichtigung weiterer archäo-logischer Funde oder Befunde erwägt auch Jung nicht. Die Bereicherung durch eineAnalyse von Inschriften und Münzen gegenüber der bloßen Auswertung von Schrift-quellen manifestiert sich eindrucksvoll im fünften Band der „Römischen Geschichte“.Doch trägt das Buch weniger zu einer differenzierten Anwendung des Romanisierungs-begriffs bei, als es, wie hier dargelegt wurde, die damalige zeitgenössische Forschung inden dreißig Jahren zwischen dem Erscheinen des dritten und des fünften Bands allge-mein getan hat.

Im fünften Band der „Römischen Geschichte“ mit dem Titel „Die Provinzen vonCaesar bis Diocletian“ benutzt Mommsen den Begriff der ,Romanisirung‘267 ohne wei-tere Erläuterungen neben dem der ,Germanisirung‘268 oder des ,Hellenisierens‘.269 DasWort benennt für ihn offenbar eindeutig, was er zum Ausdruck bringen möchte, auchwenn, je nach Bezugnahme, unterschiedliche Gewichtungen im Fokus der Formulie-rungen stehen.270 Mommsen beginnt seine Ausführungen mit den Provinzen in Spa-nien. Über diese sagt er: „Wenn dem weltgeschichtlichen Werke der Kaiserzeit, der Ro-manisirung des Occidents, von der Republik irgendwo vorgearbeitet war, so war dies inSpanien geschehen.“271

Dass die Romanisierung als prozesshaft betrachtet wird, wurde bereits herausge-stellt. Dem fügt Mommsen hier noch eine zeitliche Komponente hinzu, indem er an-gibt, dass sie mit dem Anwachsen der römischen Einflussnahme zur Zeit der Republikbeginnt und im Laufe der Kaiserzeit, einhergehend mit der Ausdehnung des Römi-schen Reichs, fortdauert. Die in den hispanischen Provinzen geleisteten ,Vorarbeiten‘

265 J. Jung , XXIV. Noch Woolf [ ] [ ],, bezeichnet Inschriften als einen „Index der

Romanisierung“.266 J. Jung , XXIV Anm. . Bereits zuvor lobte er

Hirschfelds Bemühungen um epigraphische Stu-dien: J. Jung , . Demzufolge wäre der Ver-dienst Mommsens eher in einer Weiterführung undVerbreitung denn in einer Entdeckung der Inschrif-ten für eine epigraphische Auswertung zu sehen.

267 Zum Beispiel Mommsen , – , , – ,– . Der Terminus ist dabei einheitlich, was

schon Alföldy , , feststellt. Zur fehlendendefinitorischen Erläuterung vgl. Freeman , .

268 Zum Beispiel Mommsen , .269 Zum Beispiel Mommsen , .270 Hingley , , spricht von einem Zugang zu ,Ro-

manisirung‘, den Mommsen in diesem Band entwi-ckelt: „Although this process was not discussed inany detail, it was significant for the narrative thatMommsen developed.“

271 Mommsen , .

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sind weniger im Sinne von Vorbereitungen als vielmehr von bereits geleisteten ,Romani-sierungsarbeiten‘ zu verstehen, wie seine eigenen Vergleiche mit Gallien und Nordafrikazeigen.272 Ein weiteres Mal wird hier auch der für Mommsen primär relevante Aspektvon Romanisierung deutlich, nämlich die Übernahme vor allem der lateinischen Spra-che und Schrift. Ferner macht er hier erneut einen Umstand geltend, der bereits beiHirschfeld eine große Rolle spielte, nämlich, dass verschiedene Gebiete und Bevölke-rungen unterschiedlich empfänglich für eine Romanisierung seien. Ebenso wie er dieeinschlägigen Bestrebungen in den hispanischen Provinzen hervorhebt, so einschrän-kend formuliert er die Wirkung der Romanisierung auf die Kelten273 und Germanen:

Die Germanen in ihrer nationalen Entwickelung darzustellen ist nicht die Auf-gabe des Geschichtschreibers der Römer; für ihn erscheinen sie nur hemmendoder auch zerstörend. Eine Durchdringung der beiden Nationalitäten und ei-ne daraus hervorgehende Mischcultur, wie das romanisirte Keltenland, hat dasrömische Germanien nicht aufzuweisen oder sie fällt für unsere Auffassungmit der römisch-gallischen um so mehr zusammen, als die längere Zeit in rö-mischem Besitz gebliebenen germanischen Gebiete auf dem linken Rheinuferdurchaus mit keltischen Elementen durchsetzt waren und auch die auf demrechten, ihrer ursprünglichen Bevölkerung größtentheils beraubt, die Mehr-zahl der neuen Ansiedler aus Gallien erhielten.274

Der Begriff der „Mischcultur“ bzw. die Rede von einer „Durchdringung der Nationalitä-ten“ zeigt erneut, dass für Mommsen verschiedene Stadien von Romanisierung möglichsind und gleichzeitig in allen Gebieten des Römischen Reichs vorkommen.275 Der Gradder Romanisierung hängt für ihn dabei von der kulturellen und zivilisatorischen Aus-gangslage der ansässigen Bevölkerung sowie der bisherigen Dauer und Intensität derrömischen Präsenz ab. Die Vorstellung einer umfassenden ,Romanisirung‘, die sich inder Kumulation bereits gezeigter Einzelaspekte niederschlägt, legt auch folgendes Zitatnahe:

Wie die römische Tracht war die römische Sprache auch bei denjenigen Spa-niern, die des italischen Bürgerrechts entbehrten, in großem Umfang verbrei-tet und die Regierung begünstigte die factische Romanisirung des Landes. AlsAugustus starb, überwog römische Sprache und Sitte […] und ein guter Theil

272 „Dennoch ist die Romanisirung in Spanien sichersehr viel früher und stärker eingetreten als in Afri-ca; Denkmäler mit einheimischer Schrift aus derKaiserzeit sind in Africa in ziemlicher Anzahl, inSpanien kaum nachzuweisen.“ Mommsen , .

273 Mommsen , .274 Mommsen , . Zu Mommsens Germanenbe-

griff vgl. Rothe , .275 Das stellte auch schon J. Jung , XIX fest.

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davon kommt auf Rechnung nicht der Colonisirung, sondern der Romanisi-rung.276

Diese Auflistung geht weit über die Sprache hinaus; sie umfasst Bürgerrecht und Sit-te. Die Veränderungen werden hier explizit der ,Romanisirung‘ zugesprochen, von derdie ,Colonisirung‘ lediglich ein Bestandteil ist. Und noch zwei weitere Faktoren spie-len bei Mommsen eine Rolle: So unterscheidet er zwischen einer äußeren und einerinneren Motivation bzw. Antriebskraft zur Romanisierung. Diesen Aspekt hatte be-reits Voigt im Sinne einer aktiven und einer passiven ,Romanisirung‘ vorgebracht.277

Auch Hirschfeld thematisierte diesen Gedanken.278 Mommsen formuliert diese Tren-nung allerdings nicht explizit. Vielmehr wird sie in seinen Äußerungen deutlich, wenner von einem durch eine Obrigkeit initiierten und vorangetriebenen Vorgang ausgeht,der durch maßgebliche Einflussnahme die Übernahme und Verinnerlichung römischerKultur durch die ansässige Bevölkerung bewirkt. Dabei lohnt sowohl bei der äußeren alsauch bei der inneren Romanisierung nicht überall die gleiche Anstrengung: „so wurdein der Kaiserzeit in keiner Provinz die Romanisirung so energisch von oben herab ge-fördert wie in Spanien.“279 Die innere Motivation bezeichnet dabei die eigene faktischeund intellektuelle Bereitschaft der eroberten Völker, sich zu romanisieren. Diese kannallerdings nicht bei allen vorausgesetzt werden. Wo keine solche Bereitschaft bestand,lohnten offenkundig auch keine größeren Bestrebungen einer römischen Obrigkeit.280

Für Mommsen bedeutet Romanisierung also die vollständige Adaption von äußer-lich wirksamen und in seinem Verständnis eindeutig als römisch identifizierbaren Ele-menten. Gemeint ist mit dieser Übernahme eine Durchsetzung von ,römischer Kultur‘in allen Lebensbereichen, sei es bei Schrift und Sprache, Gütern, Tracht oder Lebens-weisen. Diese Romanisierung kann einer eigenen, inneren Motivation geschuldet sein,sie kann jedoch auch von einer äußeren, politischen Instanz aktiv unterstützt werden.

Die Analyse der Geschichtswerke, die vor und zur Zeit der Entstehung von Momm-sen „Römischer Geschichte“ veröffentlicht wurden hat gezeigt, dass Mommsen sichdurchaus um den Romanisierungsbegriff bzw. ein so benanntes Konzept verdient ge-macht hat. Seine Erfindung geht jedoch nicht auf ihn zurück. Vielmehr fügen sich seineDarlegungen in eine zeitgenössische Debatte ein und reflektiert diese. Retrospektiv istdaher seinen Ausführungen inhaltlich keine größere Maßgeblichkeit zuzusprechen als

276 Mommsen , – .277 Er bezieht diese jedoch ausschließlich auf das römi-

sche Recht vgl. Voigt , .278 Hirschfeld , .279 Mommsen , .280 Andererseits konnte nicht überall dort, wo das Po-

tenzial vorhanden war, die Romanisierung im Sin-

ne des Römisch-Werdens nachvollzogen werden:„Nach den bereits erwähnten letzten Waffengängenunter der ersten Dynastie verschwinden die Ibe-rer völlig aus unseren Augen. Auch auf die Frage,wie weit sie in der Kaiserzeit sich romanisirt haben,giebt die uns gebliebene Kunde keine befriedigendeAntwort“ (Mommsen , ).

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den Schriften von Voigt, Hirschfeld oder Jung. Dennoch ist es „Die Römische Geschich-te“, die sich tief in das kollektive Bewusstsein der Altertumswissenschaften eingebrannthat. Seine nachhaltige Relevanz erlangte Mommsen vor allem durch seine Verdiensteum das CIL und die Verleihung des Literaturnobelpreises für sein Geschichtswerk, dieallerdings erst erfolgte. Diese Leistungen werden auf keinen Fall durch die Fest-stellung getrübt, dass in Bezug auf den Romanisierungsbegriff der heute immer nochso populäre Rückgriff auf den Historiker nicht unbedingt gerechtfertigt ist.

. . RomanisierungskonzepteWie die vorangegangene Begriffshistorie gezeigt hat, gab es seit Beginn des . Jh. eineIdee von Romanisierung, die sich bis zu Mommsens fünftem Band seiner „RömischenGeschichte“ zu einem Konzept verdichtet hat. Im Laufe des folgenden Jahrhundertskamen zahlreiche neue Konzepte hinzu, bzw. existente wurden modifiziert und umgewisse Aspekte bereichert oder reduziert. Diese ständigen konzeptionellen Änderun-gen dauerten bis zum Plädoyer zur Aufgabe des Begriffs in den er Jahren an. DieEntstehung und Entwicklung der bis dahin relevanten Romanisierungskonzepte sollenim Folgenden kurz dargestellt werden, um offenzulegen, dass sich zwar teilweise dieanalytischen Faktoren verschoben haben, sich im Kern das Konzept jedoch nur weniggeändert hat.281 Die These lautet, dass sämtliche Bestrebungen auf eine Modifikationdes Verständnisses von hierarchischen Kulturkontaktszenarien abzielten. Keines dieserKonzepte ist dezidiert für eine Anwendung zur Analyse Materieller Kultur entwickeltworden.

Eine wichtige Erweiterung in der Romanisierungsforschung war die erstmalige Ein-beziehung von archäologischen Objekten. Die Ergänzung der antiken Schriftquellenum weitere schriftliche Zeugnisse, nämlich Inschriften und Münzlegenden, wurde vonBorghesi angestoßen und von Hirschfeld, Mommsen und anderen fortgeführt (dazuausführlich . . ). F. Haverfield war der erste Altertumsforscher, der systematisch ar-chäologische Funde und Befunde in seine Darstellung eines Romanisierungsprozesseseinbezog.282 In seinem erschienen und nochmals erweiterten Werk „The Ro-manization of Roman Britain“ schließt er zum ersten Mal sämtliche ihm zugänglichen

281 So zum Beispiel bei Vittinghoff ; Bernhardt; Hegewisch ; vgl. dazu auch B. Borg in ei-

nem Diskussionsbeitrag: „Und in Deutschland istman in der althistorischen und in der archäologi-schen Forschung fernab von den Dimensionen despost colonial discourse und forscht, wenn ich sosagen darf, immer noch frei nach Mommsen. Wir

nehmen das, was wir haben, nicht das, was wir nichthaben“ (S. Hansen , ).

282 Woolf [ ] [ ], , sagt über Haverfield,dieser sei „The founding fathers of the modern stu-dy of the Roman world.“ Jiménez Díez , ,spricht von „La visión de F. Haverfield del procesode ,romanización‘.“

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Aspekte der Materiellen Kultur mit ein.283 Gleichzeitig weist er darauf hin, dass Roma-nisierung keine komplette Übernahme des Römischen und somit auch kein absolutesNegieren sämtlicher einheimischer Elemente bedeute:

Two main conclusions may here be emphasized. First, Romanization in generalextinguished the distinction between Roman and provincial, alike in politics,in material culture, and in language. Secondly, it did not everywhere and atonce destroy all traces of tribal or national sentiments or fashions.284

Als Voraussetzung für seine Idee der Romanisierung referiert Haverfield zunächst diezeitgenössische Sichtweise auf das Römische Reich als einer Phase des Niedergangs derKünste, der Literatur und der Wissenschaften. Im Gegensatz dazu proklamiert er alseinen Verdienst des Imperiums, das alltägliche Leben auf vielfältige Weise „zivilisiert“und damit bereichert zu haben. Als Beispiele führt er die Portraits in der Bildhauerei, In-genieurstätigkeiten und als größte Leistung die Provinzadministration an. Dabei siehter vor allem zwei große Verdienste der Römer: Zum einen die Sicherung der Gren-zen gegen die Barbaren, zum anderen die zivilisatorische Entwicklung der Bewohnerder Provinzen. Die dort lebende Bevölkerung, so Haverfield, sei in den Genuss der Zi-vilisation gekommen, welche die Römer tief in den zum Reich gehörenden Gebietenverankert hätten. Dort wurden die lateinische Sprache und römische Verhaltensweisenvorangetrieben und eine Idee von einem römischen, städtischen Leben kultiviert.285 Sohätte sich in sämtlichen Gebieten des Römischen Reichs eine Art kultureller Grund-stock etabliert, den die Bewohner von diesem Zeitraum an nicht mehr verhehlen undverlieren konnten, weshalb er auch dann noch fortwirkte, als die Barbaren einfielen unddas Imperium zerbrach. Letztlich vollzogen die Römer „the assimilation of the provin-cial populations in an orderly and coherent civilization. […] It has been said that Greecetaught men to be human and Rome made mankind civilized. That was the work of theEmpire; the form it took was Romanization.“286 Darauf folgend definiert Haverfield seinKonzept von Romanisierung. Zunächst schränkt er ihren Wirkungskreis ein. So habesie an gewissen Orten nicht greifen können, beispielsweise dort, wo bereits eine griechi-sche Kultur existierte. Im Westen hingegen seien die Romanisierungsbestrebungen desImperiums auf fruchtbareren Boden gefallen.287 Allerdings setzte sie sich nicht überallgleich schnell durch.288

283 Haverfield ; Haverfield . Dazu Freeman, : „It was Haverfield’s achievement to inte-

grate archaeological data into the concept of Ro-manization that was implicit in Mommsen’s wri-tings.“ Vgl. auch Freeman , – . Allerdingsist die Einbeziehung archäologisch erschlosse-ner Quellen in der Folgezeit noch nicht selbstver-ständlich, beispielsweise nutzt Broughton aus-

schließlich Inschriften, um Bevölkerungsstrukturennachzuweisen.

284 Haverfield , .285 Haverfield , – .286 Haverfield , .287 Haverfield , – .288 Haverfield , .

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Die Ausführungen zeigen, wie sehr Haverfields Konzept der Romanisierung vonzeitgenössischem imperialistischen und kolonialistischen Gedankengut geprägt ist.289

Die Durchdringung reicht bis zu einem direkten Vergleich der zivilisatorischen Bestre-bungen der Römer an den Barbaren mit dem Verhalten der Europäer in Afrika290 sowieder Aussage, „Africa for the Africans“291 sei nur eine geographische, jedoch keine nativeoder nationale Idee.

Die Aspekte eines imperialistisch-kolonialistischen Romanisierungskonzepts ha-ben sich also zu Beginn des . Jh. etabliert und tauchen bei den Forschern dieser Zeit,die auf den Begriff rekurrieren, immer wieder auf.292 Gemeint ist damit ein Prozess, indem das Verhalten der Provinzbevölkerung als Gradmesser des Fortschritts galt. DiesesVerhalten äußerte sich in Sprache und Schrift, Kleidung, Architektur, Kunst und sons-tigen Faktoren, die als zivilisatorisch definiert werden. Romanisierung kann entspre-chend, wie es schon Mommsen betonte ( . . ), aktiv gefördert, muss aber auch passivangenommen werden, da nicht jede Bevölkerung in jedem Gebiet der Römischen Pro-vinzen gleichermaßen romanisierbar ist.

Als Beispiel für diesen Konzeptgedanken, der sich in den ersten Dekaden des .Jh. durchsetzte, sei hier W. von Wartburg angeführt, der sein Werk „Die Entstehung derromanischen Völker“ veröffentlichte. Dabei legte er als Romanist den Fokus aufdie Entwicklungen der romanischen Sprachen aus dem Lateinischen. Beachtenswert ist,dass Wartburg dieses Buch gezielt für ein breites Bildungsbürgertum verfasste.293 DasSchlagwort der Romanisierung taucht bereits in einigen Kapitelüberschriften auf, wasseine Relevanz verdeutlicht.294 Sein Konzept erschließt sich eindrücklich in folgenderPassage:

289 Freeman , , konstatiert bereits zu MommsensArbeiten: „The absence of any explicit explanationof what he believed to be imperialism has in turnpermitted different analysts to identify motives andundertones in Mommsen’s work (i.e., that he was orwas not an imperialist).“

290 Haverfield , ; vgl. dazu auch Hingley ,– , zu dem Webster , , wiederum be-

merkt: „for Hingley, the most persistent critic ofRomanization, the concept says more about th-century perceptions of European colonial cultu-re and government than it does about the Romanworld.“

291 Haverfield , .292 Freeman , , beschreibt die historischen Um-

stände, aus denen sich die Romanisierungsfor-schung in Europa und speziell in Britannien entwi-ckelte. Die Hauptakteure waren für ihn Mommsen,H. Pelham und Haverfield. Ihre Forschungen und

Ideen, so Freeman, waren selbstverständlich zeitge-nössisch, aber auch innovativ. Eine wahre Anerken-nung ihrer Leistungen sei jedoch nur durch einehistoriographische Dekonstruktion möglich. Nichts-destotrotz müsse man die „relevance of their modelof Romanization“ im heutigen intellektuellen Kli-ma bewerten. Freeman geht also davon aus, dass diedrei genannten Forscher über ein identisches oderein sehr ähnliches Romanisierungsmodell verfüg-ten. Für eine jüngste knappe Zusammenfassung biszu diesem Zeitraum vgl. Hingley , – . ZurDifferenzierung von Imperialismus und Kolonialis-mus: G. Schörner b.

293 Wartburg , VI.294 Die Überschrift des . Kapitels lautet „Roms Auf-

stieg und die Romanisierung des Reiches“. Ein Un-terpunkt behandelt „Die sprachliche und kulturelleRomanisierung des Reiches“.

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[…] die Romanisierung des Okzidents hat ein geschlossenes Gebiet entste-hen lassen, auf dem eine Sprache herrschte, und zwar nicht etwa nur alsVerwaltungs- und Heeressprache einer dünnen Oberschicht, […] sondern inden meisten Ländern als einziges Idiom auch der ungebildeten Masse. […]Gewaltmaßnahmen mit dem Zweck der sprachlichen oder religiösen Anglei-chung der unterworfenen Völker hatten den Eroberern immer völlig ferngele-gen. Sie begnügten sich mit der politischen Herrschaft (wozu auch die Recht-sprechung gehörte) und mit der wirtschaftlichen Durchdringung der Länder.Was darüber hinausging, ergab sich als natürliche Folge der ÜberlegenheitRoms auf allen Gebieten. […] Nun waren alle die Länder ums Mittelmeer nichtnur nach der Sprache, sondern auch nach Kult, Sitten und Gebräuchen, Wirt-schaftsformen und lokaler staatlicher Organisation äußerst verschieden. Dazukommt, daß Rom selber im Laufe der Jahrhunderte der Eroberungen sich vonGrund auf wandelte, daß also die Träger römischen Wesens in den verschiede-nen Epochen der Reichsbildung nicht mehr gleichen Geistes, gleicher Bildungwaren: der Römer, der mit Cäsar Gallien eroberte, war ein anderer als der Le-gionär, der mit Trajan über die Donau zog. Aus all diesen Gründen ist der Ro-manisierungsprozeß in den verschiedenen Landschaften des Reiches in ganzverschiedener Weise vor sich gegangen.295

Dass er Romanisierung nicht nur als ein sprachliches Phänomen interpretiert, wird auchdurch seine Verwendung des Begriffs der ,Latinisierung‘ deutlich.296 Diese Latinisierungfindet durch Romanisierung statt. Sie ist ein Teil davon aber nicht mit ihr gleichzuset-zen. Allerdings stelle nur die Sprache, wie in diesem Fall das Lateinische, eine „kulturelleEinheit“ her.297 Bemerkenswert ist weiterhin, dass Wartburg eine nicht gleichförmigebzw. nicht gleichermaßen stringente Romanisierung auch an einem Wandel von Romselbst festmacht. So sei „der Römer, der mit Cäsar Gallien eroberte“ ein anderer gewe-sen, „als der Legionär, der mit Trajan über die Donau zog“. Hier kommt der Aspekt dereingangs erwähnten hierarchischen Verschiebung zum Tragen. Ein Wandel ,des Römers‘im Laufe der Zeit wird zuerkannt und ist sogar kulturell bedeutsam. Seine Ursachenwerden jedoch nicht näher erläutert. Ferner hat diese Veränderung keinen Einfluss aufdas Ergebnis eines flächendeckenden Romanisierungsprozesses; er ging lediglich unter-schiedlich vonstatten.

Im Verlauf des . Jh. kamen einige Ideen zur Romanisierungsdebatte hinzu, die je-doch kein gänzlich neues Konzept hervorbrachten. Vor allem der Grundgedanke es imUntersuchungsmodus eines Kulturkontaktszenario zu begreifen, bleibt unumstritten.

295 Wartburg , – .296 Zum Beispiel Wartburg , .

297 Wartburg , .

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Bemerkenswert ist, dass die Romanisierung als Phänomen fast ausschließlich von His-torikern behandelt wurde.298 Nach Haverfield bringen nur vereinzelte Philologen, wieWartburg, und noch weniger Archäologen zunächst keine nennenswert neuen Impulsein die Debatte ein.

Ab den späten er bis in die er Jahre hinein lassen sich dann gegenläufigeTendenzen in der Romanisierungsforschung feststellen. So werden auf der einen Seitedie Inhalte des bestehenden Konzepts oftmals nur referiert und weitgehend beibehal-ten.299 Der Historiker E. Swoboda führt in seinem Artikel „Zur Frage der Roma-nisierung“ das Argument ins Feld, Romanisierung sei zwar bisher immer angenom-men und propagiert, jedoch niemals definiert worden.300 Er konstatiert, dass Romani-sierung niemals als Träger einer irgendwie gearteten Kultur fungiert oder funktionierthabe.301 Ferner werden bisweilen auch noch die kolonialistisch-imperialistischen Vor-stellungen von Romanisierung durch Parallelisierung mit europäischen Kolonialmäch-ten bemüht.302 Allerdings gab es in dieser Zeit auch Altertumswissenschaftlerinnen undAltertumswissenschaftler, die es sich zur Aufgabe gemacht hatten, die ideologiebehaf-teten kolonialistischen Ideen des . und frühen . Jh. zu relativieren und den Prozessder Romanisierung durch eine Analyse der sozialen Vektoren zu studieren. So werdenzwar einerseits weiterhin vor allem die Aspekte der Bedeutung der lateinischen Spracheund der Selbstromanisierung, also der Romanisation von lokalen Eliten hervorgeho-ben.303 Andererseits wird jedoch auch die Existenz sozialer Trennlinien thematisiert,

298 Beispielsweise Heuss , – , der Romanisie-rung mit Urbanisierung und Kolonisation gleich-setzt, oder Balsdon , für den ein Römisch-Werden ausschließlich und auch automatisch mitder Sprache und der Verleihung des römischen Bür-gerrechts einhergeht. Bartel , , hingegen be-mängelt den Umstand der Fokussierung auf vor-nehmlich historische und epigraphische Quellen.

299 Festzustellen ist, dass der althergebrachte Ansatz indieser Zeit vor allem von deutschsprachigen For-schern vertreten wurde, beispielsweise Alföldy ,

– ; Walser . Noch Bleicken , , beginntsein Buch mit den Sätzen: „In diesem Kapitel solldas Zusammenwachsen aller Völker des RömischenReiches zu einer einheitlichen Gesellschaft von Rö-mern dargestellt werden. Der Prozeß, in dem dievielfältigen Städte und Stämme zu einem römi-schen Reichsvolk wurden und alle Menschen dierömische Lebensart und (im Westen) die lateini-sche Sprache annahmen, wird als Romanisierungbezeichnet.“ Vor allem mit seinem Verständnis vonRomanisierung als eine „allmähliche Übertragungdes römischen Bürgerrechts an alle Reichsbewoh-ner“ (Bleicken , ) greift er eines der frühesten

Argumente auf wie es bereits Herder anführte.Als anglophones Beispiel vgl. Ebel . Auch imspanischen Raum dominieren in dieser Zeit die tra-ditionellen Ansätze: Blázquez ; Blázquez .

300 Swoboda , . Diese Aussage ist nach demhier erarbeiteten Befund nicht zutreffend. Anderer-seits benutzt noch Millett [ ], – , die Be-griffe „römischer Imperialismus“, „Romanisierung“und „Provinzialisierung“ äquivalent, was bereitsFreeman , feststellte. Gegen eine derarti-ge Begriffsvermischung plädierte schon Bénabou

a, – .301 Swoboda , – . Im Gegensatz dazu spricht

MacMullen , , davon, dass Romanisierung„the whole cultural package“ umfasse.

302 Dyson .303 Beispielsweise bei Vittinghoff , . Swobo-

da , – , geht davon aus, dass der größteTeil der Provinzbevölkerung Analphabeten gewe-sen sind. Infolgedessen habe die Romanisierungdurch die lateinische Sprache nur auf einer elitä-ren Ebene erfolgen können. Eine ähnliche Mei-nung vertritt Brunt , – . Swoboda ,

– , schlussfolgert: „Das ist m. E. zugleich In-

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die beispielsweise im Vermögen304 oder im Status305 gesehen werden. Die Bestrebun-gen gingen vor allem dahin, den Fokus von Eliten als Träger und/oder Partizipierendeder Romanisierungsbestrebungen auf andere soziale Gruppen zu verschieben.306 Fer-ner rückte Romanisierung als ein Prozess der wechselseitigen Beeinflussung zwischen,Römern‘ und ,Einheimischen‘ ins Zentrum des Interesses.307 Des Weiteren herrschteweitgehende Einigkeit darüber, dass im Römischen Osten die Romanisierung eine völ-lig andere Gestalt hatte als im Westen, wenn man die dortigen Dynamiken überhauptso bezeichnen wollte.308 A. Jones bringt diese Meinung auf den Punkt, wenn er sagt:„[…] the Greeks had no impulse to Romanize themselves, and the Roman governmentfelt no mission to impose their civilization on the East.“309 Doch es werden auch gegen-teilige Stimmen laut, die auf die römische Einflussnahme in Griechenland verweisen,unabhängig davon, wie man diese benennen möchte.310

halt und Umfang des Begriffs Romanisierung; dasPolitisch-Militärische, […] nicht Philosophie undKunst.“ Und weiter heißt es: „Die römische Militär-verwaltung hat […] den Einheimischen bestenfallsmechanische Zivilisationsprodukte, für den Alltagbrauchbare Verbesserungen und Erleichterungenvermittelt“ (Swoboda , ). Sein Fazit ist, dasssich die römische Repräsentation allein auf städti-sche Eliten und deren Bedürfnisse beschränkt ha-be. Der größte Teil der Bevölkerung brauchte odersollte seiner Ansicht nach gar nicht in Kontakt miteiner wie auch immer beschaffenen römischen Kul-tur kommen. C. R. Whittaker , – , be-nennt als Instrumente der römischen Macht sowieals Träger und Verbreiter einer römischen Kulturneben dem Militär vor allem die Städte und ihreAdministrationen.

304 So MacMullen , , mit dem Schlagwort „buyRoman“. Freeman , , fast in diesem Zusam-menhang mit Bezug auf Millett [ ] zusam-men, dies bedeute, Arme bzw. prekäre Gesellschafts-schichten hätten folglich nicht an einer Romanisie-rung teilhaben können.

305 Es , .306 Bartel ; Bartel ; Étienne u. a. , – ;

Es , . Broughton , ergänzt diesen As-pekt noch um ein Stadt-Land-Gefälle. G. D. B. Jones

schränkt die Kontaktgruppen auf Angehörigeder römischen Armee und die indigene Bevölke-rung in den Grenzregionen ein, die wirtschaftlichan der Militärpräsenz partizipiert hätten.

307 „Thus for me romanization is another way of saying‘developments in the Roman period’. At least whenDutch romanization is defined as being the contactbetween the two relevant cultures in our territory,

the native and the Roman, and all the consequencesthe contact had for both cultures. As a result of thiscontact, both were changed, both made adjustmentsto each other, smoothed out their differences, andgrew together.“ Es , ; vgl. auch Bénabou a,

– ; Haselgrove . Bartel gelang esals Erstem, entsprechende Konzepte darzulegen,ohne auf den Begriff der Romanisierung zurückzu-greifen. Er spricht stattdessen von einem „societalmanagement“.

308 Beispielsweise Alföldy , ; Bartel , – .Brunt , – , geht davon aus, dass sich dielateinische Sprache zwar im hellenisierten Ostennicht durchsetzten konnte, jedoch eine Art von Wir-Gefühl entstand, welches sich bei griechischsprachi-gen antiken Autoren wiederfindet. Dabei habe sichvor allem die politische und administrative Ord-nung verändert: „Romanization in sentiment trium-phed at last“ (Brunt , ). Swoboda , ,meint hingegen, dass von einer Romanisierung deröstlichen Reichshälfte überhaupt nicht gesprochenwerden könne. Wegbereiter dieser Ansichten warenbeispielsweise Chwolsohn , ; Ficker b,

, oder L. Hahn , der die Prozesse unter Ver-wendung des Begriffs „Romanismus“ beschreibt.

309 A. H. M. Jones , .310 „So even in nomenclature, the Greeks adopted the

Roman system only with modifications, but Ro-manization this was, of a sort. There was another,rather more important form of Romanization too,certainly related to that marked by the extension ofthe civitas, but in the end, more important. This wasa sense of identity, of belonging.“ Welles , .Zum Identitätsbegriff vgl. . . . Auch Hertzberg

, , glaubte bereits, dass „auch die Hellenen

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Zu einem Aufbruch des alten Romanisierungskonzeptes oder zur Entwicklung ei-nes neuen führten diese relativierenden Ansätze nicht. Weiterhin wurde Romanisierungregelhaft als ein, wenn auch mehrphasiger und wechselseitiger, so doch geschlossenerProzess betrachtet, in dem zwei Kulturblöcke aufeinander trafen, wodurch ein Wandelausgelöst wurde. Dauer und Intensität dieses Prozesses ließen sich dabei beispielsweisedurch Veränderungen von Schrift und Sprache messen, so die Annahme. Einem Sprach-wechsel beispielsweise bei Inschriften wird zugetraut, einen Mentalitätswandel anzei-gen zu können.311 Die Messung der Qualität von provinziellen Kunstwerken schlägtdabei wieder in die Bresche der kulturellen Wertung.312 Nichtsdestotrotz wird eine Artvon Entmystifizierung der Römer in Gang gesetzt, die den Umgang mit Ideen und Kon-zepten von Romanisierung nachhaltig beeinflusste.313 Von einem Infragestellen von Ro-manisierung oder einer Neukonzeptionalisierung für die Anwendung auf MaterielleHinterlassenschaften sind diese Forschungen allerdings noch entfernt.

. . Postcolonial versus Provinzkultur. Die Romanisierungsdebatte inden er Jahren

Indessen: ein Barbar ist zum Glück nicht unheilbar, er kann ,romanisiert‘ wer-den.314

Understanding the nature of this linkage between empire and culture is the keyto understanding the processes usually termed Romanization.315

In den englischsprachigen Publikationen der er Jahre kristallisiert sich ein neuerUmgang mit dem Begriff der Romanisierung heraus. Zunehmend setzte sich die Er-

den mächtigen nivellirenden Einwirkungen des Cä-sarismus sich keineswegs gänzlich zu entziehen“vermochten. Pippidi , , geht davon aus, dassder Prozess der Hellenisierung der einheimischenBevölkerung im griechischen Osten den Auftaktder Romanisierung bildete. Seit der Regierungs-zeit des Trajan, so seine These, konnte dann auf derGrundlage dieser Hellenisierung des Ostens danndie Romanisierung durchgeführt werden, vgl. auchMacMullen , . Rückblickend dazu Woolf

, .311 „Par le moyen de ce syncrétisme, nous assistons à

une mutation de la société celtique en une sociétéceltico-romaine, étape sur la voie d’une romani-sation plus complète et à la transformation de samentalité. […] Ainsi la fidélité aux divinités indi-gènes, transformées d’ailleurs par la langue et parl’interpretatio romana, ne signifie nullement la ré-

sistance spirituelle d’indigènes qui refuseraient laculture romaine.“ Étienne u. a. , . So auchBénabou a, – ; Es ; Mócsy , –

; Nicols ; Pippidi , .312 Étienne u. a. , – . Sie sprechen dabei von

„Relikten“, die sich noch unterschiedlich lange undintensiv in den einzelnen Regionen des RömischenReichs gehalten haben.

313 Es , , stellt fest: „The Roman period is goingto lose its halo. The Romans are no longer to be theexemplary people, but will appear as ordinary peop-le. The developments that took place in the Romanempire are not so unique that they cannot be descri-bed in terms of general human categories.“ Für denrömischen Osten nimmt Alcock ; Alcock adiese Relativierung etwas später vor, vgl. . . .

314 Heimberg .315 Woolf [ ] [ ], .

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kenntnis durch, wie viele verschiedene Ausprägungen und Zustände damit gemeint seinund benannt werden können.316 Die Strömungen der post-colonial theories317 beginnendie Debatte zu prägen. Romanisierung wird zum Inbegriff einer „culture of imperia-lism“.318 Ferner bringen zunehmend Archäologinnen und Archäologen ihr Quellenma-terial und ihre Methoden in den bis dahin stark von Historiker/innen geprägten Diskursmit ein.319 Übergreifend lässt sich ein neues Bewusstsein für die vielfältigen Problemeerkennen, mit denen der Konzeptbegriff im Laufe der vergangenen Jahre aufge-laden worden war. Das bisherige Verständnis von Romanisierung galt zunehmend alsüberholt. Ziel war es, dies zugunsten eines neuen, multipleren und dynamischeren Zu-gangs zu überwinden. Die Frage der Stunde lautete: „How can the debate be movedforward?“320

Der Begriffsverwendung von Romanisierung wurde vor allem der Vorwurf ge-macht, von einem einseitigen Kulturtransfer im Römischen Reich auszugehen bzw.diesen nur einseitig zu benennen und zu untersuchen. Die Antwort auf diesen Vorwurfbestand hauptsächlich in einem Perspektivenwechsel. Der Fokus der Untersuchungenlag nun auf den von den Römern eroberten und okkupierten Gruppen und Gesellschaf-ten.321 Es setzte sich die Ansicht durch:

all cultural systems are equally valid. Roman civilization was no better, in otherwords, than the culture of late La Tène Gaul, but simply different, and we can-

316 Freeman , ; Woolf , .317 Mattingly , – ; Webster b. Zusammenfas-

send: Hingley , ; G. Schörner b, – .318 C. R. Whittaker , . Diese Konstellation kann

noch ergänzt werden zu einer „The imperialism ofRoman culture“ C. R. Whittaker , . Free-man , , hingegen hält den Begriff des Impe-rialismus ebenfalls für wenig konturiert und siehtin diesem Umstand auch den Grund für die Unge-nauigkeiten darauf aufbauender bzw. mit diesemBegriff hantierender Konzepte. Diesen Vorwurf derungenauen Terminologie in Bezug auf Imperialis-mus und Kolonialismus erhob bereits Bartel ,– . Eine umfangreiche Analyse der Unterschiede

des antiken und des modernen Imperialismusbe-griffs bieten Webster b, – , und Woolf

, – ; Woolf ; Woolf [ ] [ ],– .

319 Millett, Roymans und Slofstra , – ; Torelli, ; Woolf , . Hingley , , fasst

zusammen: „It is argued that archaeology gives mo-

re of a ‘bottom-up’ perspective, while ancient his-tory focuses upon the ‘top-down’.“ Und Keay ,

, hält fest „archaeology is still seen as little morethan a sub-discipline of history.“ Der AltphilologeCherry , , meint hingegen, dass die Roma-nisierungsmodelle für Afrika bis dato bereits starkunter archäologischen Einflüssen gestanden hätten.

320 Mattingly , .321 Diese Tendenz hatte sich schon in den er Jah-

ren angedeutet, vgl. . . . Barrett , , bringtdiesen Gedanken folgendermaßen auf den Punkt:„[…] the question of Romanization becomes an ir-relevancy, for we have abandoned the categories of‘Roman’ or ‘native’ as having nothing to tell us.“Cherry , , meint dazu: „[…] in almost everycase we cannot discern the motives of the Romani-zed.“ Vgl. auch Alcock ; Dyson und Rowland Jr.

; Haynes ; Hingley , – ; Hingley, – ; Mattingly , – ; Millett

[ ], – ; Terrenato a; G. Schörner a,VII; Woolf , ; Woolf [ ] [ ].

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not explain cultural change in terms of intelligent savages recognizing the su-periority of classical civilization.322

Diese Hinwendung eröffnete eine neue, soziale Dimension in der Romanisierungsde-batte.323 Es wurden verschiedene Ansätze entwickelt, wie man sich über archäologischesund philologisches Material den Handlungsweisen ,indigener‘ Bevölkerungen und ih-rem Umgang mit den Römern annähern könne. In diesem Zusammenhang wird dasKonzept des Widerstands zu einem dominanten Thema.324 Dieses spielt in den postcolo-nial studies dieser Zeit allgemein eine große Rolle.325

In Bezug auf Romanisierung kommt das Thema erstmals ausführlich in denern auf.326 Seine Fokusverschiebung hebt die bereits in den ern aufkommende

Betonung der wechselseitigen Beeinflussung von ,Römischem‘ und ,Indigenem‘ hervor.Sie ändert jedoch weder etwas an dem prozesshaften Charakter, der der Romanisierungnach wie vor anhaftet, noch an dem Grundverständnis einer Relevanz der Erforschungvon Kulturkontaktszenarien, die vor- bzw. außerrömisch und römisch unterscheidet.

322 Woolf [ ] [ ], . Und weiter stellt erfest, „we know enough to be sure that Romanizati-on was more complex than simply the rejection ofone cultural system in preference for another one,but the chronological problems posed by the ar-chaeology make it very difficult to disentangle thechanges in detail“ (Woolf [ ] [ ], ).

323 Millett, Roymans und Slofstra , . Als neueAnalysekategorien führen sie beispielhaft Ideen,Werte und Normen an.

324 Alcock ; Alcock a; Alcock ; Bláz-quez , – ; Drinkwater und Vertet ;Hingley ; Hopkins ; Marco ; Mil-lett [ ], ; Webster a; D. Whittaker

; C. R. Whittaker ; Woolf ; Woolf[ ] [ ], – . In der deutschsprachigen Li-teratur dieser Zeit wird das Konzept hingegen eherfür vernachlässigbar gehalten: „Umgehend wirktedie römische Lebensart auf die einheimische Füh-rungsschicht in den westlichen Provinzen gewiß ver-lockend. Diese Kultur war in ihrem privaten Bereichnicht in dem Sinne belastet, daß sie sich aggressivgegen lokale Formen stellte; sondern sie war einsmit den nun herrschenden Kräften und bestärk-te die Aura ihrer Überlegenheit […]. Zugleich botsie eine Fülle verführerischer Elemente, denn diehöhere Lebenskultur bedeutete in fast jeder Hin-sicht auch eine höhere Lebensqualität“ (Hesberg

a, – ). Zum Verständnis eines Widerstandsgegen die Römer im . Jh. vgl. Rothe , – .

Die jüngste ausführliche Auseinandersetzung mitdem Thema bietet Jiménez .

325 „Widerstand ist weder zwangsläufig ein politischmotivierter oppositioneller Akt, noch stellt er ein-fach die Negation oder den Ausschluß des ,Inhalts‘einer anderen Kultur als einer einmal wahrgenom-menen Differenz dar. Er ist das Resultat einer Am-bivalenz, die innerhalb der Erkenntnisregeln der do-minanten Diskurse produziert wird, während sie dieZeichen kultureller Differenz artikulieren und sie indie verschobenen Beziehungen der Kolonialmacht –Hierarchie, Normalisierung, Marginalisierung usw.– wieder einbringen.“ Bhabha , .

326 Bénabou a; Bénabou b; Dyson . Dazuzusammenfassend Webster , – . Étien-ne u. a. , , gehen hingegen davon aus, dasses keinen Widerstand gegeben habe, da Roms Ver-halten im Umgang mit den städtischen Eliten sotolerant und geschickt gewesen sei. Auch MacMul-len , , kommt zu dem Schluss, dass Wider-stand sich ausschließlich negativ auf lokale Bevöl-kerungsgruppen ausgewirkt hätte, was diesen auchbewusst gewesen sei. Nicols spricht nicht voneinem Widerstand der indigenen Bevölkerungen,sondern von einer von den Römern praktiziertenAkzeptanz des Fortlebens einzelner Aspekte kelti-scher Kultur in einem romanisierten Kontext. Bartel

, stellt die Frage nach der Sichtbarkeit vonWiderstand im archäologischen Befund. Dazu auchallgemein McGuire und Paynter .

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Sämtliche für die Romanisierungsforschung maßgeblichen Studien dieser Zeit machenes sich zur Aufgabe, den Prozess des Kulturkontakts darzustellen und zu erklären, al-so das Quellenmaterial im Hinblick auf Romanisierung als Kulturkontaktszenario zuuntersuchen.327

Im Zuge der Perspektivenverschiebung auf Bevölkerungsgruppen, die bislang nichtim Zentrum des Interesses von Romanisierungsdebatten standen, wird auch der römi-sche Osten erneut in den Blick genommen.328 Diese Betrachtungen wurden nur mög-lich, weil die Erkenntnis an Bedeutung gewann, dass man die Idee einer Einzigartigkeitdes Griechentums relativieren müsse, um angemessene Aussagen über die Folgezeitender griechischen Antike treffen zu können ( . . ).329

Wie bereits erwähnt, kamen viele wichtige Impulse dieser Zeit aus dem anglopho-nen Raum. Doch auch in Deutschland gab es Bestrebungen, das Verhältnis von Rö-mern und indigenen Gruppen neu zu definieren. Im Winter begann das von derDeutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Schwerpunktprogramm „Kelten, Ger-manen, Römer im Mittelgebirgsraum zwischen Luxemburg und Thüringen. Archäolo-gische und naturwissenschaftliche Forschungen zum Kulturwandel unter der Einwir-kung Roms in den Jahrhunderten um Christi Geburt“. Das Kennwort bzw. die Kurzan-sprache für dieses Programm lautete „Romanisierung“.330 Das Ergebnis dieses Schwer-punktprogramms umfasste vor allem die Kenntnisnahme der bis dahin eher vernachläs-sigten bzw. unberücksichtigten englischsprachigen Forschungen zum Thema.331 An-sonsten war es „primär auf die Erschließung neuen archäologischen Quellenmateri-als“332 ausgerichtet. Tendenziell ist die deutschsprachige Romanisierungsforschung in

327 Millett [ ], – ; Metzler u. a. ; Woolf[ ] [ ], ix–xiii. Woolf , , hält

diese Prozesshaftigkeit, gepaart mit einem Kon-flikt zwischen einer kulturellen und einer politisch-administrativen Bedeutung von Romanisierung,für das größte Problem des Begriffs. Einen Lösungs-ansatz sieht er in „an investigation into the originsand nature of the provincial cultures of the Romanempire (and by extension into provincial identitieswithin the empire)“.

328 Alcock ; MacMullen , – . Woolf ,, stellt fest: „The nature, and indeed the reality, of

Romanization in the east is controversial.“329 Alcock ; Alcock a; Curti, Dench und Pat-

terson , – ; Woolf , – .330 Krauße .331 Krauße , – . Er hält fest, dass eine De-

batte über den Romanisierungsbegriff im deutsch-sprachigen Raum wegen einer allgemeinen Theo-riefeindlichkeit bis dato nicht möglich gewesen sei.Weiterhin betont er, dass das nun initiierte Inter-

esse von der prähistorischen Archäologie in Eng-land und den Niederlanden ausginge und sprichtvon einem Ideologiewandel. Diesen kritisiert er al-lerdings auch, indem er ihm folgenden Vorwurfmacht: „Diese Vorstellung eines extremen Macht-und Zivilisationsgefälles zwischen Griechen, Etrus-kern und Römern auf der einen und Kelten auf deranderen Seite prägt eine Vielzahl von Studien derneueren britischen Eisenzeit- bzw. Romanisierungs-forschung […]. Ruft man sich etwa in Erinnerung,daß der Romanisierung Mittel- und Norditalienseine ,Keltisierung‘ der betreffenden Gebiete im .Jahrhundert vorausging und keltische und germani-sche Gruppen noch im . und . Jahrhundert v. Chr.eine ernstzunehmende Gefahr für die mediterranen,Hochkulturen‘ darstellten, wird deutlich, daß deroft bemühte Vergleich mit der Kolonialgeschichtehinkt.“ Krauße , – .

332 Krauße , , und er fährt fort: „Das Programmist somit in erster Linie empirisch und induktivausgerichtet.“

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dieser Zeit eher konservativ geprägt.333 Sie ist zum Beispiel auf lokale Elite begrenzt334

oder verwendet einen Romanisierungsbegriff, der in Bezug auf die zeitgleichen For-schungen im anglophonen Raum eher als rückständig bezeichnet werden muss.335 Nachwie vor gilt die Faustformel: Einheimische Elemente + (Prozess der) Romanisierung =Provinzkultur.336

In der anglophonen Forschung rückt in dieser Zeit zunehmend die Überlegung inden Vordergrund, dass die Adaption einzelner kultureller Aspekte durch einheimischeBevölkerungselemente, nicht automatisch die wissenschaftliche Annahme einer neuen,romanisierten Kultur legitimiert.337 Es wurde die Ansprache der kulturellen Phänome-ne relevant, die erforscht werden sollten. P. Freeman wirft die Frage auf, wenn die Al-tertumsforschung nicht mehr in der Lage sei, die bis dato als eine ,romanisierte Kultur‘angenommene Einheit weiterhin so zu definieren, an welchem Punkt dann die Beschäf-tigung mit einem Konzept der Romanisierung stehe?338

Die veränderten Blickwinkel und erweiterten Fragestellungen der er Jahre ha-ben wichtige neue Impulse in die Romanisierungsforschung eingebracht. Der Perspekti-venwechsel sorgte für eine kritische Beleuchtung der traditionell gewachsenen Zuschrei-bungen und Inhalte. Viele Grundannahmen wurden zeitgenössisch relativiert und über-kommene, mit dem Begriff verbundene Wertvorstellungen, aufgelöst. Eine Neuorientie-rung oder Relativierung des Konzepts in Hinblick auf seine Prozesshaftigkeit und seineinhärenten Kulturvorstellungen fand rückblickend in dieser Zeit jedoch nicht statt.339

333 Noch Heimberg , , konstatiert: „,Romanisie-rung‘ ist ein Prozeß, der in Gang gesetzt wird, wenndie römische Kultur mit einer anderen auf Dauerin Kontakt kommt.“ Weiterhin führt auch sie einRömisch-Sein als juristischen und kulturellen Ter-mini an (Heimberg , – ). Viel differenzier-ter stellen sich hingegen die zeitgleichen deutsch-sprachigen Bestrebungen um eine Relativierung desBegriffs der Hellenisierung bzw. der Gräziesierungdar: Vgl. beispielsweise die Beiträge in Funck .Auch im anglophonen Raum gibt es neben den Re-lativierungsbestrebungen Tendenzen, die eigenenForschungen in eine Tradition mit Haverfield zustellen: MacMullen , xi; Millett [ ], .Zu Letztgenanntem vgl. auch Freeman , bes.

, .334 Böhme-Schönberger , ; Flaig .335 Fasold . Der Sammelband von Hesberg b

kommt völlig ohne eine Definition von Romanisie-rung aus. Lediglich in der Einleitung wird folgende,widersprüchliche Überlegung aufgestellt: „Nochschwerer zu erschließen ist es [eine mögliche Pro-vinzidentität] aus sprachlichen Traditionen, zumal

dort der Prozeß der Romanisierung zunächst auchdie Eigensprachlichkeit innerhalb der Provinzenentscheidend förderte. Latein wurde als Sprache nir-gendwo generell gewaltsam durchgesetzt […]. Wersich dem Latein (im Westen) völlig verweigerte, warvon dem allgemeinen Integrationsprozeß weitge-hend ausgeschlossen […]“ (Hesberg und Eck ,

).336 So beispielsweise T. Fischer , – , der al-

lerdings betont, dass die Formel sich eben nicht aufdiese Faktoren reduzieren lässt, sondern sich statt-dessen „oft ganz neue und eigentümliche Bräucheund Formen von Gebrauchsgegenständen erst langenach der Provinzwerdung eines Gebietes herausge-bildet [haben], ohne daß man ihre Herkunft näheransprechen könnte.“ Vgl. auch G. Schörner a, V.

337 Woolf [ ] [ ], ix–x.338 Freeman , .339 Noch die Definition von Keay , – , wirkt

dahingehend symptomatisch: „Romanization is su-rely a greater process, which embraces techniquesof subjugation, accommodation and settlement, thedevelopment of systematic economic exploitation

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Ferner dominierte immer noch die Bezugnahme auf Schriftquellen und Inschriften.Andere Objekte blieben zwar nicht mehr gänzlich unberücksichtigt, es gab allerdingskeine Modifikation von Romanisierung speziell für eine Anwendung auf sie. Stattdessenwird eine konzeptionelle Übertragung von Schriftquellen auf Materielle Hinterlassen-schaften vorgenommen. Dieser Übertragung lag wohl die Annahme zugrunde, beideQuellengattungen hätten identische Analyseansprüche. Dass dies nicht der Fall ist wur-de ausführlich in Kapitel . dargelegt. Was aus den Bestrebungen dieser Zeit folgteund somit die Antwort auf die von Freeman aufgeworfene Frage darstellte, waren ei-ne Ablehnung des Romanisierungsbegriffs und daraus resultierende Ersatzvorschläge,von denen man meinte, dass sie Kulturkontaktszenarien besser benennen könnten, alsder stark belastete Begriff der Romanisierung es vermochte. Die einflussreichsten bzw.nachhaltigsten Ersetzungsvorschläge werden im Folgenden vorgestellt.

. . Ersatzworte und ErsetzungskonzepteAnyway, here we are now, with hybridity, collage, mélange, hotchpotch, mon-tage, synergy, bricolage, creolization, mestizaje, mongrelization, syncretism,transculturation, third cultures and what have you; some terms used perhapsonly in passing as summary metaphors, others with claims to more analyticalstatus, and others again with more regional or thematic strongholds.340

Wer heute aus mitteleuropäischer Perspektive heraus die wissenschaftliche Diagno-se äußert „... ist synkretistisch“ oder „... ist nicht synkretistisch“ oder gar in wis-senschaftlicher Verantwortung für eine bestimmte Therapie plädiert (für mehrKulturkontakt […]), der muß sich bereits die Frage stellen, inwieweit sein wis-senschaftliches Urteil auch von seinem gesellschaftlichen Bewußtsein mitbestimmtist.341

Sollte man […] das klassische Akkulturationskonzept auf dem Schrottplatz ver-brauchter Theorien abladen?342

In the end, it seems, we are all being creolised.343

Gegen Ende der er Jahre und zu Beginn des . Jh. konkretisieren sich die zuvorangedeuteten Strömungen bezüglich der Inhalte des Romanisierungsbegriffs. Die Hin-wendung zu in das Römische Reich integrierten Gruppen und Gesellschaften und die

and the imposition of Roman law. Cultural changeper se took place within, and was part of, this.“

340 Hannerz , . Le Roux , , fügt noch,Koexistenz‘ und ,Fusion‘ hinzu.

341 Wiedenhofer , .342 Gotter , .343 Hannerz , .

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Wahrnehmung und Anerkennung ihrer Rolle als aktiver Part und einflussreiche Verän-derer innerhalb der Dynamiken, die man beschreiben wollte, setzen sich fort und ge-winnen an Schärfe.344 Ferner folgt eine Differenzierung zwischen einer politischen undeiner kulturellen Bedeutung des Worts: Erstere wird im Sinne der eben genannten Diffe-renzierung der beteiligten Gruppen als eine „Überlegenheit durch Rom“345 verstanden,letztere zunehmend simplifiziert mit einer Form der „Akkulturation“ gleichgesetzt.346

Darüber hinaus wird das Konzept des Widerstands zu einer selbstverständlichen Ka-tegorie; Vorkommen oder Abwesenheit von Widerstand musste in der Zeit mit einerNamensnennung von Romanisierung offensichtlich zwangsläufig beforscht werden.347

Der Fokus verschiebt sich dabei auf eine Dialektik zwischen einer Vorherrschaft von undeinem Widerstand gegen ,die Römer‘, die zunehmend als eine Art Aushandlungsprozesswahrgenommen wird.348

Am Ende des . Jh. gewinnen im Zuge der postcolonia studies neue Konzepte an Po-pularität, deren Herangehensweise darauf abzielt, Kulturkontakte wertfrei(er) zu analy-sieren und darzustellen und traditionelle bipolare Ansichten zu überwinden.349 Außer-dem setzt sich die Meinung durch, dass es weniger notwendig sei, den Begriff der Ro-manisierung an sich zu definieren, als vielmehr sein Beschäftigungsfeld abzustecken.350

Es ist also nicht verwunderlich, dass in diesem Zusammenspiel Kulturkontaktkonzeptebzw. die sie repräsentierenden Begriffe nach und nach als Ersatzvorschläge für Romani-sierung verhandelt wurden. Um die Jahrtausendwende werden vielfach Probleme mitdem Romanisierungsbegriff bzw. seinen Inhalten konstatiert.351 Der Begriff und damitverbundene Konzepte werden zunehmend als durch die Prägung belastet und überholtwahrgenommen.

Die Idee, auf den Romanisierungsbegriff zu verzichten, geht nach G. Alföldy352 aufA. Mócsy zurück. Dieser schreibt im Vorwort zu seiner Studie über die Gesellschaft undRomanisation in der römischen Provinz Moesia Superior: „Da der Begriff ,Romanisati-on‘ modern ist […], ist es methodisch nicht notwendig, seine Definition voranzustellen,es wird aber wohl ratsam sein, ihn auch in den Untersuchungen nicht zu gebrauchen.“353

Somit bleibt unklar, ob Mócsy von seinen eigenen Untersuchungen, wie die Platzierungder Äußerung im Vorwort nahelegt, oder von der gesamten altertumswissenschaftlichenForschung spricht, wie Alföldy es vermutet.

344 Vgl. zum Beispiel Buchsenschutz , der die wirt-schaftliche Stärke der Kelten hervorhebt, oder Mat-tingly .

345 So beispielsweise in den Beiträgen von G. Schörnerc.

346 Yon , Anm. .347 So beispielsweise bei Alföldy , – ; Le Roux

; Wabersich ; Yon , – . Matting-ly , , stellte dasselbe fest. Webster , , be-scheinigt allen bisherigen Romanisierungsmodellen

eine mangelnde Darstellungsmöglichkeit kulturellerEntwicklungen nach dem bottom-up-Prinzip.

348 Webster .349 Fahlander , ; Palmié , .350 Alcock ; Merryweather und Prag , .351 Alcock a; Grahame , – ; Hingley

, ; Hingley , ; Mattingly , – .352 Alföldy , .353 Mócsy , .

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Nach Schörner354 geht die Ablehnung des Romanisierungsbegriffs von Alcock aus.Diese plädiert jedoch vor allem dafür, eine neue Form der Romanisierung einzuführen,die sich von einer Elitenforschung löst und die „next steps in studying vulgar Roma-nization“355 vollführt. Des Weiteren führt sie indirekt die Bezeichnung des R-word fürRomanisierung ein, welche pointiert die Ausgangslage zur Diffamierung des Begriffscharakterisiert, aus welcher die Vorschläge neuer Worte und Konzepte hervorgegangensind.356

Den Ersetzungsvorschlägen für Romanisierung ist gemein, dass sie einen neuen Be-griff für den Prozess und das Ergebnis von Kulturkontaktszenarien bereitstellen möch-ten. In diesem Zusammenhang hat sich ein Phänomen, welches in den ern aufkamund sich zunächst als positiv erwies, nämlich eine Fokussierung auf indigene Bevölke-rungsteile und andere Statusgruppen, in Teilen problematisch entwickelt. So wird imZuge der Ersetzungsvorschläge verstärkt die Schwarz-Weiß-Malerei von ,romanisierten‘und ,nicht-romanisierten‘ Bevölkerungsteilen erkannt: „All models of Romanizationthus lead us to the same place: a polarized provincial world of Romans (or Romanizednatives) and natives, with no gray areas in between.“357

Die neuen Konzepte und Worte offerierten zwar durch ihre Herkunft aus anderenkulturwissenschaftlichen Disziplinen ein Vokabular, das es ermöglicht, elitäre Wertig-keiten aus den zu beforschenden Kulturkontaktszenarien herauszulösen. Zuschreibun-gen wie ,weiterentwickelt‘, ,dominant‘ oder ,unterlegen‘ gehen in der Darstellung der,Vermischung‘ verschiedenartig auf. Andererseits sind auch einige Schwierigkeiten mitden Ersatzvorschlägen verbunden. So kommt oftmals der Verdacht auf, dass mit denneuen Begriffen tatsächlich nur mehr oder weniger beliebige Floskeln und nicht etwa in-haltliche Konzepte gemeint sind. Es entsteht der Eindruck, dass lediglich ein neues Wortfür ein Kulturkontaktszenario präsentiert wird, ohne wirkliche inhaltliche Änderungenoder Nachjustierungen vorzunehmen. Nach wie vor gerät weder die Romanisierung alsProzess auf den Prüfstand, noch wird ihr ,kulturstiftender‘ Inhalt einer Relativierungunterzogen. Zwar verändern sich durch die neuen Konzepte Formen und Strukturen,doch die aus der Konsolidierungsphase überkommenen Zuschreibungen und Inhaltebleiben weitgehend unangetastet.358

354 G. Schörner a, V.355 Alcock , .356 „But the danger today lies in how easy it is to fall

into increasingly familiar paths of argumentation:just how much central authority does the term in-evitably convey, do you capitalize the ‘R’ in Roma-nization, do we have to begin every article reviewingand defining what we mean by the term, lest otherscriticize or misunderstand?“ (Alcock , ).Viele Beiträge des Sammelbands, aus dessen Zu-

sammenfassung dieses Zitat stammt, verfolgen starkrelativierende Ansätze in Bezug auf den Romani-sierungsbegriff. Dazu zusammenfassend Mattingly

, .357 Webster , .358 Entsprechend haben diese Worte auch bisweilen

einen schweren Stand: „The term Romanizationis highly contentious and several alternatives havebeen proposed […]. Nevertheless Romanizationremains the dominant term and it will be used here

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Ein weiteres Problem, welches eventuell auch aus diesem Phänomen der scheinba-ren Beliebigkeit resultiert, ist, dass die Konzepte häufig in eine letztlich nicht immer zuklärende Beziehung zueinander gesetzt werden. Der Bedarf eines Abgleichs, der wohleine zunehmende Schärfe evozieren soll, erreicht häufig genau das Gegenteil, nämlicheine Gegenüberstellung von inhaltlichen Aspekten, die dem jeweiligen Begriff eher sei-ne Genauigkeit nehmen und mögliche Alleinstellungsmerkmale verschwimmen lassen.Somit wird der Vorwurf der Beliebigkeit mit zunehmender Verwendung der Begriffeund dem Versuch ihrer Differenzierung bisweilen konterkariert. Um diese Problemati-ken zu verdeutlichen und die Begriffe auf ihre Tauglichkeit hin zu überprüfen, werdendie populärsten Ersatzkonzepte für Romanisierung im Folgenden vorgestellt.

Akkulturation

Der Begriff der Akkulturation stammt aus der Anthropologie bzw. der Ethnologie.359

Für seine allgemeine Akzeptanz und Anwendungsdefinition war das Memorandum vonR. Redfield, R. Linton und M. Herskovits von maßgeblich.360 In den darauf folgen-den Jahrzehnten wurde das Akkulturationsmodell immer wieder thematisiert und wei-terentwickelt.361 Die Anerkennung von Akkulturation als ein wesentlicher Bestandteilarchäologischer Forschung reicht bis in die er Jahre zurück.362 Die Idee, Romani-sierung als eine Form von Akkulturation zu begreifen, kam in den er Jahren auf, alsBegriff und Inhalt zunehmend als angemessen zur Beschreibung von Kulturkontaktsze-narien bewertet wurden: „Because our romanization is a specific manifestation of that

as a shorthand intended to evoke the complexity ofthe concept“ (Mullen , Anm. ).

359 Zu Benennungsäquivalenzen der deutschen Eth-nologie und der englischen social anthropology:Rudolph , . Weitere Begriffe werden oft mitder Akkulturation in einen Zusammenhang gestellt,beispielsweise die Assimilation (P. Boyer ) oderdie Aneignung (Schreiber ). Dazu auch allge-mein Curchin , – ; M. Meyer , – .

360 Redfield, Linton und Herskovits . Von großerBedeutung ist auch der vorausgegangene ArtikelThurnwald .

361 Acculturation ; Dohrenwend und Smith ;Dohrenwend und Smith ; Rudolph ; Teskeund Nelson . Einen guten Überblick speziellfür die Archäologie bietet Cusick a, – .

362 Acculturation , ; Willey , .

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general phenomenon, acculturation.“363 Dabei werden die beiden Wörter gelegentlichauch synonym verwendet.364

Bis heute stützen sich viele altertumswissenschaftliche Studien, die mit entspre-chenden Kategorien arbeiten, auf den Akkulturationsbegriff.365 Dies geschieht, da dieAkkulturation als besonders tauglich empfunden wird, Kulturkontaktszenarien, wiebeispielsweise die Romanisierung – nach welcher Definition auch immer – darzustellen.Allerdings gibt es auch andere Meinungen zu dem Modell. So stellt U. Gotter fest:

Für Gesellschaften, wie sie in den historischen Disziplinen begegnen, ist be-reits der Versuchsaufbau des kulturanthropologischen Akkulturationskonzeptsunsinnig. Die Entwicklung von einem „first-hand-contact“bis zu „subsequentchanges“ ist nämlich schlichtweg nicht sauber zu verfolgen, wenn Kontakt einDauerphänomen ist. […] Mit dieser Feststellung aber verliert das Konzept jeg-liche heuristische Prägnanz. […] Das kulturanthropologische Akkulturations-konzept geht von tendenziell hermetischen Einheiten aus, die als weitgehendhomogen gedacht werden. Das ist eine Hypothek des ethnologischen Kultur-begriffs [… Es] sind jedoch massive Zweifel lautgeworden, ob solche Entitätenjemals existiert haben. Im Rahmen dessen, was man hierzulande Geschichtenennt, gab es sie jedenfalls nicht.366

363 Es , . Noch detaillierter Bartel , : „Byacculturation we mean the change of values broughtabout by exposure to, and acceptance of, new cust-oms and traditions. It does not matter whether thischange is voluntary or forced, as long as it leads tosocial change. […] active acculturation of natives ispart of official policy and philosophy, and whetherthe indigenous societies, owing to their own socialinstitutions are sufficiently flexible to allow for suchchange.“ Ferner glaubt er an das top-down-Prinzip,also, dass Akkulturation bei den Eliten beginnt undvon dort in andere soziale Schichten nach unten,durchsickert‘. Für den deutschsprachigen Raum:Krauße , . MacMullen , , benutztden Begriff, um die Voreingenommenheit und Pro-paganda antiker Schriftquellen aufzuzeigen. AuchWalser , – , postuliert eine Darstellung der„Vorgänge der Romanisierung“ aus Schriftquellenund Inschriften, die er unter dem Begriff der Akkul-turation zusammenfasst. In seiner für die Arbeit mitdiesem Konzept exemplarischen Studie stellt Leeuw

, , abschließend fest: „In a sense, a conclusionto a paper such as this can only be written ten yearshence.“

364 Cherry ; Deppmeyer , .365 „Studies of acculturation focus on interactions bet-

ween different cultures, and seek to identify themechanisms through which components of oneculture are incorporated into another […].“ Woolf

[ ] [ ], , mit weiteren Beispielen. Ei-nen zusammenfassenden Überblick bieten auchDeppmeyer , ; Krauße , – ; Krau-ße , – , – . Gotter , , hält fest:„So gewinnt man insgesamt den Eindruck, daß diegewachsene Attraktivität von ,Kulturbegegnungen‘als Gegenstand der Forschung nicht unbedingt miteiner Schärfung des begrifflichen Rüstzeugs einher-gegangen ist. Die Begriffe ,Kultur‘ und ,Akkultu-ration‘ scheinen mitunter gerade deswegen unbe-schränkt verwendbar, weil man darunter weithinverstehen kann, was man will.“ Sehr differenziertsetzt sich auch Jiménez Díez , – , mit Ro-manisierung als Akkulturation auseinander. Aller-dings gibt es auch Beispiele, bei denen sämtlicheForschungen seit den frühen Publikationen unbe-rücksichtigt bleiben wie Andresen , – .

366 Gotter , – .

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Den Vorteil sieht er allerdings in der Möglichkeit der differenzierten Analyse verschiede-ner Handlungsoptionen, weshalb das kulturanthropologische Akkulturationskonzeptnicht gänzlich abzulehnen, sondern als Chance zu begreifen sei.367 Doch auch in denKulturwissenschaften wird der Begriff heute eher abgelehnt.368

Die Akkulturation wird regelhaft als Dachbegriff für den Prozess verstanden, dernach einem Kulturkontakt in Gang gesetzt wird. Verlauf und Ende sind dabei offen. DerBegriff sagt nicht zwangsläufig etwas über eine Wechselseitigkeit oder eine dominanterePosition einer der beiden Kulturen aus, auch wenn dies oft impliziert wird. Romanisie-rung wäre folglich eine Form der Akkulturation, die sich dadurch auszeichnet, dass sieunter Beteiligung einer ,römischen Partei‘ stattfindet. Damit unterscheidet sich der Ak-kulturationsbegriff beispielsweise von dem der Kreolisierung oder der Hybridität, dieihren Fokus jeweils nicht auf den Prozess, sondern auf das Ergebnis der Vermischungder beiden Kulturen (oder Komponenten), also auf das sogenannte ,Neue‘ richten.369

Die Frage bleibt, ob es wirklich hilfreich ist, ein inzwischen derart umstrittenesKonzept wie das der kulturanthropologischen Akkulturation als Ersatz für Romanisie-rung anzuwenden. Denn es ist seinerseits, wie dargelegt wurde, in seiner Anwendungals überholt und erneuerungsbedürftig deklariert worden. Die Prämissen zu seiner Ret-tung hinterlassen es äußerst fragil. Eine Aufstellung von durch zahlreiche interpretativeSchlüsse gewonnenen Vorannahmen kann nur unter großen Kraftanstrengungen erfol-gen. Wird diese Sorgfalt unterlassen, so ist sein Plausibilitätsgehalt in jedem Schritt zurProblematisierung und ggf. zur Dekonstruktion freigegeben. Eine entsprechende Stu-die, die Romanisierung als Akkulturation untersuchen möchte läuft also Gefahr, sichbereits in diesem Stadium selbst zu disqualifizieren, ohne überhaupt bis zur eigentli-chen Akkulturationsforschung vorgedrungen zu sein.370 Eine konzeptionelle Gleich-setzung von Romanisierung und Akkulturation ist somit nicht ratsam und auch nichtzielführend, um ein neues oder erweitertes Verständnis der Inhalte zu erreichen.

367 Gotter , . Allerdings sieht er auch hier Ge-fahren: „Man hat im Grunde nur die Wahl zwischendem endgültigen Verschleiß eines Begriffes oderder methodischen (Selbst-)Begrenzung. […] Akkul-turation ist keine Tatsache, sondern ein möglicherErklärungsansatz für Kulturwandel, der heikel undvoraussetzungsreich ist“ (Gotter , ). Da erin der Diskussion nach seinem Beitrag von seinemkulturanthropologischen Akkulturationsmodell als„heuristisches Muster“ spricht, sind die epistemo-logischen Ziele seines und des hier vorliegendenAnsatzes jedoch völlig verschieden, vgl. Gotter ,

.

368 Beispielsweise taucht er in Nünning nicht auf.369 Mattingly , – , hält fest, dass der Roma-

nisierungsbegriff inzwischen auch deshalb so pro-blematisch ist, weil er für die Beschreibung beiderSachverhalte benutzt wird, nämlich „process and out-come, so that the terms [Romanisierung und Hel-lenisierung] have become their own explanation.“Er bezeichnet sie dementsprechend als sich selbsterfüllende Paradigmen.

370 Gotter , .

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KreolisierungDer Terminus ,Kreolisierung‘ stammt aus der Linguistik. Ursprünglich bezeichnete erdie Vermischung zweier Sprachen zu einem neuen Idiom, allerdings in der Regel un-ter der Dominanz einer der beiden Ausgangssprachen.371 Das Konzept ist jedoch nichtauf Sprache beschränkt, in den er Jahren kam die Idee auf, es zu einer „world increolisation“ auszubauen.372 Diese Idee ist nicht zuletzt auf die allgemeine Bedeutungvon Sprache in der Gesellschaft zurückzuführen. Dabei ist von einem ,zweiten‘, anthro-pologischen Kreolisierungsmodell die Rede.373 Allerdings kann diese Idee auch als ei-ne Metapher im Sinne einer Analogie verstanden werden. Mit Kreolisierung in einemsoziokulturellen Kontext innerhalb der Anthropologie wäre dann die Entstehung vonetwas Neuem aus verschiedenen, lokal produzierten Einflüssen gemeint.374 Damit wäreeine inhaltliche Grenze gezogen. In diesem Sinne ist es nachvollziehbar, wenn in derEinleitung zu einem Buch über Kreolisierung vermerkt ist, dass dieses Konzept faszinie-rend und ertragreich aber auch verwirrend zugleich sein kann.375

J. Webster bringt den Begriff der Kreolisierung in die Romanisierungsdebatte ein.376

Ihrer Meinung nach ist Romanisierung nur ein anderes Wort für Akkulturation.377 Sienimmt das auch hier als Ausgangsbasis formulierte Problem wahr, dass die überkom-mene Bedeutung von Romanisierung den Blick auf anderweitige Fragestellungen an die

371 Baker und Mühlhäusler ; Cohen und Toninato, – , – ; Jourdan , – , ; Jour-

dan , – ; Palmié , – ; Webster, – ; Webster , , jeweils mit weiter-

führender Literatur.372 Hannerz , . Er plädiert für einen „creo-

list point of view“ (Hannerz , ; Hannerz). Stewart , – , merkt an, dass der Be-

griff nicht für die Linguistik reserviert ist, da ohnekreolisierte Menschen keine kreolisierte Spracheentstehen kann. Ähnlich argumentiert er auch fürden Begriff der Hybridität (Stewart , ; vgl.auch – „Hybridität“).

373 Khan , , stellt eine Blütezeit des Kreolisie-rungskonzepts fest: „The abiding questions aboutcreolization have to do with the nature of culturalchange, the expressions and consequences of cul-tural encounters among diverse groups […]. Ma-nifestations of the creolization concept have comein the form of such varied concepts as ‘plural socie-ties’, ‘miscegenation’, and, more recently, ‘hybridity’and ‘multiculturalism’.“ Sie unterscheidet in einenProzess und ein Konzept der Kreolisierung. Erste-rer stellt sich historisch, kulturell und transformativdar, letzteres dient als theoretisches Modell, um denentsprechenden Prozess zu verstehen (Khan ,

). Knörr , – , differenziert einen Prozess

der Kreolisierung (creolization) von einer Qualitätder Kreolisiertheit (creoleness), die aus diesem Pro-zess resultiert.

374 „[…] a metaphor capturing elusive processes of in-tegration of new cultural forms, a synonym of hy-bridization associated with globalization.“ Jourdan

, . In der Anthropologie würde das Kon-zept also genutzt „to refer to the process of socialchange that takes place in societies characterized byrapid social flux, and where cultural influences fromvarious origins are integrated into a new system ofmeaning locally produced. Cultural creolizationis found particularly in urban centers in associati-on with sustained cultural contact, more typicallyproduced within the hegemonical conditions ofcolonization, of World system influences, and ofglobalization“ (Jourdan , ). Im Folgen-den schlägt sie vor, den anthropologisch genutztenTerminus der Kreolisierung durch den der Pidgini-sierung zu ersetzen. Dazu auch Knörr , – .Diesen Begriff versucht Carr ebenfalls in dieArchäologie einzuführen.

375 Stewart , .376 Webster . Zu seiner vorherigen Nutzung in der

Archäologie vgl. Carr , .377 Webster , ; Webster , .

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Materielle Kultur in den römischen Provinzen verstellt.378 Über diese Kritik gelangt siezur Kreolisierung. Ihr Ziel ist es, eine Entweder-oder-Sichtweise (entweder romanisiertoder einheimisch) auszuhebeln, indem sie eine neue Form der Kultur, nämlich einegemischte, eben kreolisierte Gesellschaft proklamiert:

I suggest that […] provincial artefacts in the Roman world can sometimes ap-pear ‘Romanised’, but can in fact operate according to a different, indigenous,set of underlying rules. As creole artefacts, they can negotiate with, resist, oradapt Roman art styles to serve indigenous ends, and ultimately, they are partof the emergence of a creole society.379

Als Beispiel leitet sie von der romano-keltische Religion zur Göttin Epona über.380 ImAusdruck der entsprechenden Bildwerke sieht sie eine „creole visual language“.381

Erstaunlich ist, dass in der Rezeption von Websters Ansatz eine Bereicherung in ei-nem Ersatz des Romanisierungs- durch das Kreolisierungskonzept darin gesehen wird,die Perspektive der „non-élite native voice“ mit einzuschließen.382 Dieser Schluss er-scheint von daher gesehen verwunderlich, da diese bereits ausführlich beschriebene Fo-kusverschiebung schon vor den Ersetzungskonzepten aufkam, also chronologisch eherals Prämisse für diese verstanden werden muss ( . . ). Vielmehr wäre hervorzuheben,dass Websters Beitrag gezielt dieses zuvor neu aufgekommene Phänomen aufgreift undsomit ein Angebot darstellt, es in die Debatte zu integrieren. Das mit einem anderenkonzeptuellen Ansatz als dem der Romanisierung zu versuchen, ist dabei ein plausiblesVorgehen, die Wahl der Kreolisierung Websters Verdienst.

Im weiteren Verlauf der C-word-Debatte383, die eine neue definitorische Beschrän-kung der Kulturkontakt-Worte anstrebt, entsteht der Vorschlag, dass Gruppen, die anKreolisierung partizipieren, auch einem Prozess der „ethnicization“ und der „indige-nization“ unterworfen seien, aus dem heraus sie neue kollektive Identität entwickel-ten.384 Sollte man das Konzept der Kreolisierung in dieser Form fassen, würde es sichnach den bereits genannten Kriterien als Ersetzung für ,römisch‘ disqualifizieren (dazu. . , . . ). Unabhängig von einer möglichen Verbindung oder gar Gleichsetzung von

Kreolisierung mit Ethnizität oder Identität offeriert das Konzept nach Webster zwar dieMöglichkeit, Neuerungen in der Debatte von Romanisierung aufzugreifen und Aspektevon diesen darstellbar zu machen. Folgt man jedoch den Ausführungen bezüglich einer

378 Webster , .379 Webster , ; vgl. auch Webster , .380 Webster , – ; Webster , – .381 Webster , . Hier sowie Webster , , wird

auch der in . . diskutierte Aspekt der MateriellenKultur als Text bzw. als Sprache thematisiert.

382 Carr , ; Matz a, – . Auch Matz’ wei-tere Kritik an Websters Ansatz überzeugt nicht, da

nicht klar wird, wo er den „Grad der Vermischung“ansetzt und wie er ihn beurteilt, also wann etwasals „noch kreolisiert“ oder als „schon akkulturiert“angesehen werden muss, vgl. Matz a, .

383 Abgeleitet aus der englischen Schreibweise „Creo-lization“, vgl. Palmié , – .

384 Knörr , – .

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„world in creolisation“, so hat der Begriff bezüglich seiner anthropologischen Dimen-sion eher metaphorischen Charakter und eignet sich dieser Bedeutung entsprechendnicht für eine Anwendung als Ersatz für Romanisierung. Zusätzlich ist seine Herkunftaus der Linguistik für die hier zugrundeliegende Idee der Darstellung von Kommuni-kation durch Materielle Kultur eher hinderlich.

Im Zuge eines Abgleichs und einer Abgrenzung mit anderen Vermischungskonzep-ten wird Kreolisierung bisweilen als ein vermeintlich präziserer Terminus als beispiels-weise Hybridität oder Cultural Bricolage angesehen, da er gezielter auf Machtverhältnisseinnerhalb eines sozial-historischen Kontextes abheben kann. Infolgedessen wird er indie Nähe der Diskussionen um das Konzept der Globalisierung gerückt.385 Diese ver-meintliche Nähe wird bei den entsprechenden Vorschlägen thematisiert. Die Gegegn-überstellung soll eine mögliche Unterscheidung oder Überschneidung verdeutlichen.Unabhängig von seinen möglichen Spezifizierungen handelt es sich jedoch lediglichum ein mögliches Konzept, das im Zuge einer Erweiterung als Ersatz für Romanisie-rung fungieren sollte.386

SynkretismusSynkretismus bezeichnet eine Religion oder eine bzw. mehrere Gottheiten, die ausder Vermischung verschiedener religiöser oder göttlicher Komponenten hervorgegan-gen sind. Der Begriff kann unterschiedlich weit oder eng gefasst sein und verschiedenePerspektiven und Schwerpunkte annehmen. Zwar hat er inzwischen auch in anderenDisziplinen Einzug gehalten, er findet jedoch nach wie vor hauptsächlich für religiöseInhalte und Sujets Anwendung.387

In der Archäologie wird der Begriff meistens ebenfalls in seiner traditionellen Be-deutung für die Verschmelzung von Religionen und Gottheiten benutzt.388 Seine Inhal-te wurden, ähnlich denen des Romanisierungsbegriffs, umfangreich diskutiert und alsstark durch den Kolonialismus geprägt sowie als Darstellungsinstrument eines asymme-trischen Machtgefüges wahrgenommen.389 Ferner wurde hier ebenfalls versucht, For-

385 Cohen und Toninato , – .386 Eine bloße Gleichsetzung von Kreolisierung mit ei-

ner „révolution culturelle“, wie sie Le Roux ,, vornimmt, scheint dieses Konzept allerdings

überzustrapazieren. Wallace-Hadrill benötigtfür die Darlegung einer entsprechenden „culturalrevolution“ weniger Jahre später immerhin ein gan-zes Buch.

387 Baliga , – ; Droogers ; Stewart ,– ; Stewart , – , und die Beiträge in

Siller a mit Fokus auf das Christentum.388 Bénabou a, – ; Bénabou b, – .

Webster a; Webster b; Webster , die

als Ersetzungskonzept für die Romanisierung denBegriff der Kreolisierung vorschlägt, benutzt Syn-kretismus ausschließlich für Religion: „By ‘syncre-tism’ I mean the interaction of two systems of beliefand practice in the development of ‘Romano-Celtic’religion.“ Webster a, . Millett kommthingegen in seinem Artikel über römisch-keltischeReligionsvorstellungen ganz ohne dieses Wort aus.

389 Droogers , – . Speziell für die Ar-chäologie: Webster a, , – ; Webster

b, – .

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men von Vorherrschaft und Widerstand zu identifizieren.390 H. Siller fasst aus religions-wissenschaftlicher Perspektive den Synkretismus als ein „handlungsorientiertes Modell“folgendermaßen zusammen:

Für den Angehörigen einer Kultur, die der Invasion durch eine andere Kulturausgesetzt ist, scheint der Synkretismus zunächst kein Problem, sondern eineProblemlösung zu sein. In seiner Sicht ist der Synkretismus eine Anstrengung,im Rahmen der eigenen Kultur, also unter Wahrung der eigenen kulturellenIdentität, sich das Fremde anzueignen. Der Prozeß der Aneignung des Fremdenunter Wahrung der eigenen Identität ist sozialpsychologisch vielleicht andersgar nicht leistbar als durch die experimentelle Auslotung und Ausschöpfungder eigenen kulturellen Lernkapazitäten, also durch so etwas wie den Synkretis-mus. […] Allerdings ist die synkretistische Assimilation des Fremden prinzipi-ell begrenzt, weil sie im Rahmen der eigenen kulturellen Grundmuster stattfin-det. […] Synkretistischen Versuchen bleibt vermutlich der Konflikt einer nichtvöllig gelungenen kulturellen Aneignung immanent. Schon in kultureller Hin-sicht ist sich der Synkretismus selber nicht nur eine Problemlösung, sondernauch ein bleibendes Problem: das Problem des Nichtverstehens und Nichtver-mögens.391

Ginge man hier von einer Übertragbarkeit der beiden Konzepte aus, so wäre nichts in Be-zug auf eine Aufhebung der Wertigkeit, also auf eine Relativierung der imperialistisch-kolonialistischen Prägung von Romanisierung gewonnen.

Eine Parallele zwischen Romanisierung und Synkretismus als Prozess der Vermi-schung bislang getrennter Elemente wurde nur einmal gezogen.392 Davon ausgehend,dass es sich ,nur‘ um ein weiteres Wort zur Vermischung handelt, das noch dazu vom Ur-sprung her und auch heute noch in einem eher engen inhaltlichen Diskurs steht, bringtder Begriff keinen Mehrwert und keine Neuerung in die Debatte ein. Wie das Zitat ver-deutlicht eignet er sich nicht zur Überwindung der Kategorien und Auflösung spezi-fischer Konflikte, wie es das ursprüngliche Anliegen der Ersetzungsbestrebungen war.Trotz der Fokussierung auf religiöse Inhalte wird Synkretismus jedoch bisweilen nebenHybridität oder Kreolisierung als eines der Konzepte aufgezählt, das zur Erfassung derDynamiken globaler und sozialer Entwicklungen benutzt werden könnte.393 Gemeintist damit dann sowohl der Prozess als auch das Ergebnis der Vermischung der verschie-

390 Stewart , .391 Siller b, .392 Baliga , – .

393 Stewart , . Cusick a, , nennt esin seinem Artikel zur Akkulturation „the emer-gence of new peoples and cultural systems throughsyncretism.“

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denen Elemente.394 Eine Ersetzung von Romanisierung durch Synkretismus nicht wei-ter zu verfolgen und stattdessen diesen Begriff für religiöse Phänomene zu reservieren,würde sicherlich zur Schärfung der verschiedenen Konzeptbegriffe beitragen.

Cultural bricolageNach I.-M. Greverus geht der Begriff der bricolage auf C. Lévi-Strauss zurück, der in „DasWilde Denken“ ein entsprechendes Konzept entwickelte: Die „Um- und Neuordnungdes Vorhandenen in der Bricolage ist für Lévi-Strauss ein strukturierender schöpferischerAkt der sinnstiftenden Ordnung von Ereignissen und Dingen der sinnlich wahrnehm-baren Welt.“395 Greverus flicht diese Idee in ihr Konzept einer kulturellen Collage ein.Innerhalb der Archäologie hat N. Terrenato den Begriff der cultural bricolage in Bezugauf die Romanisierung Italiens geprägt. Sein Anliegen ist es, diesen Begriff als eine Al-ternative für ,seine Generation‘ in der Debatte zu etablieren:

This may be an appropriate term to describe a process in which new culturalitems are obtained by means of attributing new functions to previously existingones. […] As a consequence, the result of the process resembles a collage: that isa complex patchwork made of elements of various age and provenance: some ofthem are new, but many others are old objects, refunctionalized in new formsand made to serve new purposes within a new context.396

Auf diese Weise möchte er die Beforschung von Akkulturation oder eines Grads derRomanisierung aushebeln. Die Herleitung seines Konzepts erweist sich jedoch als et-was undurchsichtig. So rekurriert er zwar ebenfalls auf Lévi-Strauss, um eine Art vonstrukturalistischen Gegensatzpaaren aufzubauen, die auf verschiedene Weise von Ro-manisierung betroffen sein konnten.397 Einen direkten konzeptuellen Bezug stellt erjedoch zu einem anderen Werk her, nämlich über die Moderne Epik von F. Moretti.398

Dieses setzt er in eine Reihe mit anderen zeitgenössischen Werken der Literaturkritik.399

Durch diese Bezugnahme wirkt es, als benötigte Terrenato von Lévi-Strauss’ Ausführun-gen lediglich die strukturalistischen Anleihen, während er durch die Bezugnahme auf

394 Baliga , ; Droogers , . Vgl. auchStewart , : „If it is accepted that culture isnot a stable structure successfully transmitted acrossgenerations, but rather the result, at any particu-lar moment, of historical and social processes thatboth deform and confirm ‘structure’ […], then syn-cretism can be used within this theoretical frame-work to focus attention precisely on accommoda-tion, contest, appropriation, indigenization, and ahost of other dynamic intercultural and intracultu-ral transactions.“ Oder Beyer , – : „To judge

a phenomenon as the outcome of syncretism is toprofile its contingency and to be aware of or high-light the historical conditions of its emergence. Ahybrid can thus be deemed inauthentic and ques-tionable, and the older uses of the word ‘syncretism’carry this sense.“

395 Greverus , .396 Terrenato b, .397 Terrenato b, .398 Moretti .399 Terrenato b, .

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Moretti eher eine Nähe zu den Literaturwissenschaften herstellt. Diese wird jedoch vonihm nicht näher erläutert. Im Falle eines entsprechenden Verständnisses einer bricolageals Begriff für Sprach- und Textphänomene wäre sie, wie es bereits für die Kreolisierungfestgestellt wurde, für diese Studie ebenfalls nicht tauglich.

Terrenatos Ansätze sind geprägt von der Romanisierungs-Begriffsdebatte der erund dem hauptsächlich von Italienern geführten Austausch über das römische Itali-en.400 Die kulturelle Kollage ist den Ausführungen Terrenatos zufolge ein weiteres Kon-zept, welches den Fokus auf die Vermischung verschiedener kultureller Elemente legt.Dabei ist die Betonung des Alten in einem neuen Kontext unter Hinzunahme von etwasgänzlich Anderem durchaus neu. Diese Betonung der Vermischung von althergebrach-ten und bis dato unbekannten Elementen im Rahmen eines neuen Kontextes stellt eineerweitertende Abweichung von den bereits genannten Konzepten dar. Doch offensicht-lich reichte diese Betonung nicht aus, um ein völlig anderes Verständnis von Romanisie-rung zu generieren. Zwar mutet es inhaltlich durchaus als eine Form der Zwischenstufevon Synkretismus401 oder Kreolisierung402 und dem Weg zur Hybridität an. Die Be-tonungen der konzeptionellen Unterschiede waren aber offensichtlich nicht deutlichgenug, um das Konzept der cultural bricolage von den anderen genannten maßgeblichunterscheidbar zu machen und dauerhaft zu etablieren. Dementsprechend findet dasKonzept auch keinen so breiten Niederschlag in der theoretischen Debatte seiner Zeit.Einige Autoren reflektieren es,403 doch als Ersatz für Romanisierung hat es sich nichtdurchgesetzt: Von allen Konzepten und Begriffen, die als Ersetzungsvorschlägen disku-tiert wurden, handelt es sich bei diesem um das mit der geringsten Nachhaltigkeit.

HybriditätDer Begriff der Hybridität entstammt der Biologie bzw. der Botanik, wo er Mischwesenund Pflanzenkreuzungen benennt.404 Mit der postmodernen Idee von Hybridität ist so-wohl die Verschmelzung von Mensch und Maschine als eine Art von Cyborg-Konstrukt,als auch die Transformation eines Objekts in ein anderes gemeint.405 Der größte Unter-

400 R. E. Roth b, .401 Auch wenn Kapchan und Turner Strong , ,

folgendes unterscheiden: „Unlike syncretism, brico-lage is particularly apt in describing the unmotivatedcombinations that characterize the playfulness ofpostmodern forms“, nimmt Siller b, , hin-gegen den Standpunkt ein: „Die handlungstheore-tische Sicht des Synkretismus als eine Aneignungund Überwältigung des Fremden durch eine Neu-konstruktion von Sinn, die es erlaubt die eigenekulturelle Identität weitestgehend zu wahren, kanndurch den Begriff der Bricolage für bestätigt gehal-ten werden.“

402 Le Roux , , hingegen hält das Model vonTerrenato im Gegensatz zu denen von Woolfund Webster für „une nouvelle conception de laromanisation.“

403 Beispielsweise Le Roux .404 Ackermann , .405 Latour , ; Papastergiadis , . Ein viel-

versprechender Ansatz ist der der Hybridität als Be-gegnung von Menschen und der Materialität vonObjekten innerhalb sozialer Strukturen: Fahlander

.

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schied zwischen dem biologischen und dem kulturellen Hybriditätsbegriff ist, dass diebiologischen Eltern des Hybrids nur jeweils eine DNS einbringen können. Diese Formder Beschränkung gibt es beim kulturellen Hybrid nicht, das anderen Kategorisierun-gen folgt.406

Das Konzept der Hybridität kommt gemeinsam mit anderen Vermischungskonzep-ten wie der Kreolisierung oder dem Synkretismus in den er und er Jahren fürdie Darstellung und Benennung von Kulturkontaktszenarien auf.407 Hybridität wirddabei konkret als Gegenpol zu einem essentialistischen Kulturverständnis aufgebaut.408

Das Konzept macht die Vorstellung von Kulturen oder ethnischen Einheiten als ho-mogene Entitäten unmöglich.409 Der Unterschied zu Synkretismus oder Kreolisierungbesteht darin, dass diese jeweils den Prozess der Vermischung und/oder das Ergebnis,also die Entstehung von etwas ,Neuem‘ fokussieren. Hybridität zielt hingegen auf dasVermischen als Aushandlung und das entstehende ,Dritte‘ als eigene Kategorie ab: „Hy-bridisierung heißt für mich nicht einfach Vermischen, sondern strategische und selek-tive Aneignung von Bedeutungen, Raum schaffen für Handelnde, deren Freiheit undGleichheit gefährdet sind.“410

Ferner gibt es keine statische, also essentialistische Ausgangslage bzw. kein entspre-chendes Ausgangslager; vielmehr ist der Überwindung der „Stereotypen“411 der Hybri-

406 Stross .407 Ackermann , ; Palmié , ; Weißköppel

, – ; Mabardi , . Kapchan undTurner Strong , , bezeichnen es als einenVorteil des Hybriditätskonzepts, dass es multidiszi-plinärer und offener sei als andere Vermischungs-konzepte für „studies of popular culture, media,immigrant populations, subaltern studies, and his-tory, as well as expressive culture.“ Hannerz ,

– , hingegen relativiert die Annahme allzu gro-ßer Unterschiede. Beyer , – , bemerkt lapi-dar: „Syncretisms […] are mixtures of purities andtherefore either negatively judged as ‘impure’ or po-sitively judged as potential ‘new purities’. We canapply a similar understanding to the ideas of hybridand hybridization. Both word-sets point in essenceto mixture, to métissage. Moreover, they often carryan additional connotation, namely that what theyapply to is somehow marginal.“

408 Reckwitz , – ; Werbner , – .409 Fahlander , .410 H. Bhabha im Interview, abgedruckt in Babka und

Posselt , . Vgl. auch Ackermann , ;Fahlander , – . Dieses ,Dritte‘ wird dannzum Konzept des Third Space ausgebaut: Bhabha

; Bhabha ; – . Soja , – , fasst es

folgendemaßen zusammen: „Alles kommt im Dritt-Raum zusammen: Subjektivität und Objektivität,das Abstrakte und das Konkrete, das Reale und dasImaginäre, das Wißbare und das Nicht-Vorstellbare,das sich Wiederholende und das sich Unterscheiden-de, Struktur und Kraft, Geist und Körper, Bewußt-sein und das Unbewußte, das Disziplinierte und dasTransdisziplinäre, Alltagsleben und unabschließbareGeschichte. Alles, was den Dritt-Raum in getrennteBereiche spezialisierten Wissens oder in reservier-te Regionen teilt – sei es auch unter dem Vorwand,damit seine unendliche Komplexität handhabbarzu machen – zerstört seine Bedeutung und Offen-heit.“ In dieser Hinsicht ist Zuspitzung einer „Drit-ten Kultur“, von der Hodos , – , spricht, alsMetapher für sämtliche vorstellbaren und unerklär-lichen Alteritäten zu verstehen, denen die Archäolo-gie begegnen kann und die darzustellen sie sich ver-pflichtet sieht. Auch für Luhmann , , ist dasDritte die Differenz. Horst , , spricht vonder philosophischen Strömung der Zweiten Sophi-stic als einem „hybriden Raum“ (dazu ausführlich. . ).

411 Für Bhabha , – , ist ein Stereotyp „das An-dere“ im Sinne des negativ konnotierten Fremdenals eine fixierte Form der Repräsentation. Damit der

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dität bereits inhärent. Bei jeglicher Entstehung von etwas Neuem handelt es sich dabeinur um einen möglichen Effekt innerhalb dieser dynamischen Prozesse.412 Hybriditätmeint somit die Entstehung vielfältiger, ggf. neuer, immer jedoch komplexer Formeninterner und externer Kommunikation.413 Sie ermöglicht es, innerhalb der postkolonia-len Kritik den Standpunkt ,des Anderen‘ einzunehmen, ohne die historischen Altlastenpostkolonialer Konzepte mitzuschleifen.414 Auf diese Weise entfaltet die Hybridität ein„emanzipatorisches Potential“.415 Durch diese vielschichtigen und miteinander verwo-benen Möglichkeiten ist dieses Konzept zwar flexibler und breiter anwendbar, aber auchschwerer fass- und darstellbar. Dadurch entsteht die Gefahr, bei mangelnder analyti-scher Schärfe in eine gewisse Beliebigkeit abzudriften.416

In der Archäologie spielt ein Konzept der Hybridität keine unwichtige, jedoch eineeher untergeordnete Rolle.417 Im Gegensatz zu den bereits genannten Begriffen bleibtes vergleichsweise diffus, was wohl vor allem seiner Komplexität geschuldet ist, die ei-ne Übertragung und praktische Anwendung erschwert. Sein Potenzial als Ersatzbegrifffür Romanisierung wird nirgends spezifisch expliziert.418 Die Übernahme des Begriffsbeginnt zurückhaltend mit Erwähnungen wie der, dass in den Nordwestprovinzen dieKategorie ,römisch‘ als hybrid verstanden werden muss.419 Webster, deren Fokus, wie

Andere im postkolonialen Diskurs nicht als Stereo-typ auftritt, müssen diese Stereotypen erst überwun-den warden: „In other words, to be able to remain afocus in postcolonial debates without once again be-coming reduced to a stereotype, ‘the other’ needs toappear as a partial assumption of a stereotype: bothbe and not be the stereotype. How is this possible?For Bhabha, the possibility of a partial assumptionof a stereotype arises from the ‘third space’ he callshybridity“ (Drichel , ).

412 „Während bei Synkretismus der Verschmelzungs-gedanke stark ist, dominiert bei Kreolisierung dieBeobachtung von Koexistenzen und Kombinatio-nen in unterschiedlicher Gewichtung. ,Hybridität‘hingegen betont den Status Quo all dieser verschie-denen Formen in der Situation des Kontakts, so dass,offene‘ und ,antagonistische‘ Prozesse berücksich-tigt werden“ (Weißköppel , – , Zitat,

). Für Ackermann , , ist Hybridität einSchlüsselbegriff „im Kampf gegen essentialisieren-de Sichtweisen auf Kultur, Nation und Ethnie […].Der Begriff verweigert sich indes einer eindeutigenVerortung und verbleibt häufig im metaphorischen,indem er Transformation gegen Kontinuität undMehr- gegen Eindeutigkeit setzt.“ Eine Interaktionauf lediglich zwei Ebenen zu sehen, wie es Papas-

tergiadis , , vorschlug, ist sicherlich zu kurzgegriffen.

413 Hodos , – .414 Drichel , – .415 Babka und Posselt , .416 „Significantly, however, this decentred understan-

ding of hybridity appears to have been lost in post-colonial discussions where hybridity has become(the privileged) part of a new binary couplet thatarrests the movement of differences and locks theminto an essentializing binary opposition between hy-bridity and essentialism.“ Drichel , . Acker-mann , , fragt, „inwieweit Hybridität […]als kulturwissenschaftliche Kategorie jenseits derMetapher nutzbar ist“. Drichel , , stellt fest,dass „hybridity itself seems to create more problemsthan it solves.“

417 Zusammenfassend und beispielhaft: Fahlander.

418 Zur Diskussion des Konzepts nach Bhabha in Bezugauf den Romanisierungsbegriff: Jiménez Díez ,

– .419 Freeman , ; Millett, Roymans und Slofstra

, . R. E. Roth a, , sagte dasselbe überKeramik, die traditionelle lokale Stile mit Terra Sigil-lata-Formen verknüpft. Dazu beispielhaft . . .

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bereits dargelegt, auf dem Kreolisierungskonzept liegt, nennt das Ergebnis der romano-keltischen Religion ein Hybrid. Der Verlauf, in dem diese Religion entstanden ist, istfür sie ein Hybriditätsprozess.420

Als Postulat der schwierigen Debatte um das Hybriditätskonzept wird gelegent-lich konstatiert, dass eigentlich alle Kulturen hybrid sind. Dadurch würde der Begriffletztlich tautologisch.421 Eine immanente Hybridität kann somit logischerweise auchfür eine ,römische Kultur‘ bzw. ,das Römische‘ konstatiert werden. Betrachtet man daskomplexe Hybriditätskonzept nach H. Bhabha, so erscheint eine Übertragung auf dasRömische Reich bzw. die Vorgänge in den römischen Provinzen zwar möglich. Aller-dings müsste man sich dazu von den vorherrschenden Kultur- und Ethnienbegriffenlösen und eine völlig neue Analyseposition als zeitgenössische/r Altertumswissenschaft-ler/in in Bezug auf die entsprechenden Gebiete einnehmen. Das wäre spannend undgewinnbringend, denn auf diese Weise ließe sich auch Romanisierung durch Hybriditätersetzen. Funktionieren würde das allerdings nur auf der Grundlage einer umfangrei-chen konzeptionellen Neuorientierung.422

GlobalisierungSeit den er Jahren wird Globalisierung als ein lang anhaltender Prozess „gesell-schaftlicher und technologischer Transformation“423 definiert. Auch von einem „Pro-zeß der Herausbildung einer Weltgesellschaft“424 oder einem „worldly system of ex-change“425 ist die Rede. A. Ackermann macht fünf Punkte als common sense der Glo-balisierung aus: ( ) Eine weltwirtschaftliche Verflechtung, ( ) temporäre und interna-tionale Migration, ( ) die Herausbildung von global cities, ( ) die Entstehung von pro-oder kontra-Globalisierungsgruppen sowie ( ) eine „Enträumlichung“ von Identität zu-gunsten multipler Formen der Identifizierung.426 Wie sich auch schon bei den anderenErsatzvorschläge für Romanisierung feststellen ließ, wird das Konzept der Globalisie-rung ebenfalls häufig mit sinnentstellten Inhalten gefüllt, die in diesem Fall als globalo-ney („Globalisierungsgeschwafel“) bezeichnet werden.427 So werden bisweilen Synkre-tismus oder Hybridität als analytische Bestandteile oder Schlüsselbegriffe der Globali-sierung angesehen, ohne dafür jedoch inhaltliche oder konzeptuelle Begründungen zuliefern.428 Ackermann konstatiert: „Globalisierung wäre dann nichts anderes als eineHybridbildung aus bereits hybriden Kulturen, eine Feststellung, deren Wert nicht sehr

420 Webster a, .421 Ackermann , ; Werbner , – .422 Vgl. beispielhaft Weichhart , – , der ei-

nen entsprechenden Versuch für die Soziologieandeutet.

423 Loimeier, Neubert und Weißköppel , .424 Schulze-Engler , .

425 Behdad , .426 Ackermann , . Zum letzten Punkt auch Mé-

dea , – .427 Harvey , ; vgl. auch Loimeier, Neubert und

Weißköppel , .428 Loimeier, Neubert und Weißköppel , ;

Schulze-Engler , .

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hoch zu veranschlagen sein dürfte“.429 Doch es gelingt auch, Unterschiede zwischen denKonzepten herauszuarbeiten. L. Médea definiert beispielsweise kulturelle Kreolisierungals ein weltweites Phänomen, während Globalisierung auf ein einziges Wirtschaftssys-tem abziele.430 Übergreifend wird die Globalisierung allerdings immer als zukunftsre-levant verstanden.431

Dass Globalisierung als Konzept nicht für eine Moderne reserviert, sondern auchfür vergangene Gesellschaften denkbar ist, arbeitete J. Jennings ausführlich heraus.432 R.Hingley brachte den Begriff in die Archäologie ein. Er argumentiert, um ein zeitgenös-sisches Verständnis von dem und über das Römische Reich entwickeln zu können sei esnötig, sich von den Vorstellungen des . und . Jh. zu befreien und stattdessen zeitge-nössische Theorien, wie beispielsweise eben die der Globalisierung, zu übertragen. Die-se hält er für geeignet, ein dynamischeres Bild des Imperium Romanum zu zeichnen.433 Erstellt heraus, wie sich seiner Ansicht nach der Fokus von der Untersuchung der agencylokaler Eliten in Bezug auf das Römische Reich hin zu der grundsätzlichen Betrach-tung lokal vs. global verschoben hat.434 Die Möglichkeit, eine zeitgenössische Idee vonGlobalisierung auf das Römische Reich anzuwenden, werde allerdings erst durch denAustausch von Bedeutungen, Symbolismen und Materieller Kultur gegeben.435

Unter Romanisierung versteht Hingley Interpretationen des sozialen Wandels: „Itis a cultural construct and not a self-evident entity.“436 In einem früheren und langegepflegtem Verständnis, so fasst er zusammen, habe sie drei Punkte beinhaltet: ( ) gä-be es zwei monolithische Kulturblöcke, und der Prozess der Romanisierung sei sowohl( ) teleologisch als auch ( ) eurozentristisch zu verstehen.437 Dem stellt er drei Phäno-mene der heutigen, ,neo-evolutionistischen‘ Zeit gegenüber, nämlich ( ) die agency derMenschen im Alltag, ( ) die Entwicklung einer Idee des Kulturrelativismus und ( ) dieKreierung flexibler und fragmentierter Identitäten.438 Besonders der letzte Punkt lehntsich an den Aspekt der „Enträumlichung“ von Identitäten nach Ackermann an.

429 Ackermann , .430 Médea , .431 „Globalization is both the condition under which

we live and the direction in which we are supposed-ly headed.“ Beyer , .

432 Jennings .433 Hingley , . „Approaches to globalization

view the creation of regional diversity as a highly ef-fective tool in the spread of the global world system;the local is integrated into the global as a vital toolin the spread of its structure. […] Rather than brea-king down power-relations, new approaches viewEmpire as a less dichotomous and more intricatepattern of inequality“ (Hingley , ). Dazu

auch jüngst Gardner , – . G. Alföldy hattebereits ähnliche Ideen, jedoch mit anderen Schwer-punkten, entsprechend benutzte er den Begriff derGlobalisierung auch in einfachen Anführungsstri-chen: Alföldy .

434 Hingley , – . Er hält das Interesse fürGlobalisierung für einen Zeitgeisttrend. Loimeier,Neubert und Weißköppel , , betonen, dass,global‘ und ,lokal‘ in der Globalisierungsdebatterelational sind.

435 Hodos , .436 Hingley , .437 Hingley , .438 Hingley , .

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Hingley lenkt den Fokus von einer starren Dialektik aus ,römisch‘ und ,nicht-römisch‘ hin zu einer Diversität von multiplen und fragmentierten Identitäten, diegleichzeitig parallel zueinander oder sich überschneidend existieren (können). Sein An-satz legt den Schwerpunkt auf weniger Dichotomie und mehr ,komplexe Muster derUngleichheit‘.439 Auf diese Weise ist er dazu geeignet, für das Vorkommen von Objektender Materiellen Kultur in bestimmten Kontexten multiple Identitäten der Nutzerinnenund Nutzer als Erklärungsansatz zu bieten.440 Allerdings besteht bei einer Aussage wie,Es gab in den römischen Provinzen multiple Identitäten‘ einmal mehr die Gefahr, ineine gewisse Banalität abzudriften. Die Feststellung multipler und fragmentierter Iden-titäten und Identifikationen und die Herausarbeitung ihrer Relevanz war wichtig undnotwendig, um das Wissen um sie als Prämisse in das kategoriale Denken des . Jh.einzuspeisen (dazu . . ). In der zweiten Dekade dieses Jahrhunderts wirkt es jedochbereits selbstverständlich, was unter anderem durch Forschungen wie die von Hingleyerreicht wurde.

Doch auch bei ihm lassen sich noch gewisse Denkmuster aufdecken, die einer Re-lativierung bedürfen. So sagt Hingley zwar, dass die Dialektik von ,römisch‘ und ,nicht-römisch‘ nach dem Ansatz von Woolf441 überwunden wurde: „all are transformed bythe development of Roman culture.“442 Doch eben das setzt wiederum eine fixe Formvon ,römischer Kultur‘ voraus, die, so dynamisch sie sich auch entwickeln mag, ebendoch zwischen anderen identifizierbar bleibt. Des Weiteren baut Hingley nicht direktein neues Konzept der Globalisierung, das auf das Römische Reich anwendbar wäre undsomit als Ersatz für Romanisierung dienen könnte. Vielmehr bedient er sich lediglichverschiedener Ansätze innerhalb der Globalisierungsdebatte, die er unter Bezugnahmeauf andere Forschungen zum Römischen Reich ausbaut und mit dem Etikett einer „Glo-balizing Roman Culture“ versieht.443

Ackermann hält fest, dass die Globalisierung den Umgang mit Differenz komple-xer und somit schwieriger mache.444 Hierdurch ergibt sich die Frage, ob es möglichund sinnvoll ist, einen Dachbegriff, der für die zunehmende Komplexität und Verflech-tung zwischenmenschlicher Strukturen und sozialer Interaktionen innerhalb des Welt-gefüges steht, als ein Erklärungsmodell eben dieser Phänomene in der Vergangenheitanzuwenden. Gegenwärtig kann die Antwort nur lauten, dass ein derartiges Globalisie-rungskonzept nicht geeignet ist, das der Romanisierung sinnvoll zu ersetzen.

439 Hingley , .440 Dazu auch Foster .441 Woolf [ ] [ ].442 Hingley , .

443 R. E. Roth a, , hält fest: „Roman culture wasmore than just the sum of regional interpretationsof a global culture.“

444 Ackermann , .

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. . Zwischenfazit: Wenn Ersatzbegriffe ersetzt werden sollenIn den er Jahren erfuhr der Romanisierungsbegriff aufgrund zahlreicher Diskre-panzen und Altlasten eine Ablehnung. Es folgte die Übernahme und Verbreitung ande-rer Begrifflichkeiten, um sie als Ersatzworte für Romanisierung in die Diskussion ein-zubringen. Diese Begriffe und ihre Inhalte erhielten Anreicherungen und Modifizie-rungen, die eigentlich dazu dienen sollten, sie flexibler handhabbar und pluralistischnutzbar zu machen. Allerdings erreichten sie dadurch mitunter das Gegenteil, nämlicheine Aufblähung, die sich bisweilen eher als Mutation denn als Formation darstellte.Allein die Vielzahl von Ideen, Begriffen und Konzepten stiftete Verwirrung und war alsglobaloney (siehe oben) von einem wirkungsvollen Modell teilweise kaum zu unterschei-den.

In der zweiten Hälfte der ersten Dekade des . Jh. entwickelte sich daher eine Rück-zugsbestrebung, die die Begriffe entschlacken und wieder zu einem Kerninhalt zurück-führen wollte, um so ihrer Diffusität entgegenzuwirken. Viele mit den verschiedenenBegriffen konfrontierte Forscherinnen und Forscher plädieren nach der Ausuferung vonKulturkontakt-Konzeptwörtern wieder für eine begriffliche Schärfe.445 Denn seit demAufkommen der Ersatzwörter und Ersetzungskonzepte für Romanisierung ist deutlichgeworden, dass diese häufig synonym verwendet werden.446 Zwar kommen einige Wor-te mit ihren zugehörigen Konzepten wie Kreolisierung ( – ) oder Mestizaje häufigin Abhängigkeit zu einem geographischen Raum vor bzw. sind dort besonders popu-lär,447 andere, wie Synkretismus ( – ), sind für ein bestimmtes Sujet reserviert. Dochhäufig werden, wie vor allem bei der vielfach einsetzbaren Akkulturation ( – ) defi-nitorische Grenzen überschritten oder gar nicht erst sauber gezogen. Dieser Umstandmündet oftmals in eine gewisse Ratlosigkeit im Umgang mit den Worten und ihrenInhalten.448

Als übergreifender Aspekt lässt sich festhalten, dass die Debatte über die Erfor-schung des Römischen Reichs in den er Jahren bestrebt war, die Dichotomie zwi-schen römisch und nicht-römisch aufzulösen.449 Als Mittel dazu dienten Ansprachen

445 Zusammenfassend Knörr .446 Stewart , – , bringt es folgendermaßen auf

den Punkt: „The term ‘creole’ has itself creolized,which is what happens to all productive words withlong histories. […] In social science usage ‘creoliza-tion’ seems, rather, to have flattened out into anexpressive buzzword used in concatenation with‘syncretism’, ‘hybridity’, or ‘mixture’“ (Stewart ,– ).

447 Khan , ; Stewart , .448 So sagt beispielsweise Carr , , als er den

Vorschlag unterbreitet, das in die Archäologie

eingegangene Konzept der Kreolisierung durchdas der Pidginisierung zu ersetzen: „Roman Bri-tain comprised a mixture of hybrid (or might welabel them ‘creolised’?) identities, cultures andcounter-cultures.“ Webster , , konstatiert,die Romano-Britische sei für eine synkretistischeoder hybride Kultur gehalten worden, die dem Mo-dell der Kreolisierung in gewissen Aspekten ähnlichsei.

449 Wie Mann , , zu proklamieren „gemein ist ih-nen [die Ersetzungsvorschläge], daß die Bedeutungdes Römischen Reiches für die kulturelle Entwick-

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wie „hybride Kulturen“, „kreolisierte Welt“ oder „fragmentierte Identitäten“. Die auf die-se Weise mit Inhalt gefüllten Ersetzungskonzepte legten den Fokus auf etwas Neues, dasentsteht, wenn ,römisch‘ und ,indigen‘ aufeinandertreffen. Auf diese Weise wird in derTat zwar eine Dichotomie aufgelöst, überlieferte Postionen werden jedoch nicht aufge-geben. Denn überall dort, wo etwas Neues entsteht, so geht es aus den Studien dieserZeit direkt oder indirekt hervor, muss zuvor etwas Altbekanntes geherrscht haben, waseiner Kultur scheinbar eindeutig zuordenbar ist. Und auch ,das Neue‘ verlangt offen-sichtlich im Anschluss an seine Entstehung nach einer inhaltlichen Abgrenzung, die eseindeutig identifizierbar macht.

Die hier vorgestellten Konzepte wurden in zweifacher Hinsicht auf ihre Tauglich-keit überprüft: Zum einen ging es um eine mögliche Neuorientierung bezüglich derRomanisierung. Hier wirkten die meisten als nicht geeignet. Selbstverständlich kannman, wenn man lediglich an der Vermeidung eines Begriffs interessiert ist, diesen durcheinen anderen ersetzen. Dieser könnte dann sogar beliebig sein, da seine Inhalte in Be-zug auf sein ursprünglich intendiertes Konzept keine Rolle spielten. Geht man jedochvon einem inhaltlichen Bedürfnis, also der Suche nach einem Modell zur Erklärung derGesellschaften und Gruppen oder der Lebenswelten in den Provinzen des RömischenReichs aus, so sind die meisten Vorschläge, die hier erläutert wurden ungeeignet, damit ihnen keine statischen, essentialistischen Kulturvorstellungen überwunden werdenkönnen. Als einziger Ansatz, der außerdem im Hinblick auf Objekte der MateriellenKultur spezifiziert werden könnte, zeigt sich die Hybridität ( – ) geeignet. Dochwäre dieses Konzept nur dann für die Erforschung der römischen Provinzen hilfreich,wenn es konsequent als Option und Position verfolgt würde, was bislang noch nichtgeschehen ist. Die anderen Ersatzvorschläge bieten in dieser Hinsicht keine Alternati-ve zur Romanisierung. Nichtsdestotrotz war es rückblickend notwendig, die Vielzahlan Angeboten zu diskutieren, um bezüglich einer Differenzierung des Begriffs und derInhalte von Romanisierung überhaupt an diesen Punkt der Debatte zu gelangen.

Zum anderen wurde geprüft, ob eines der Konzepte für diese Studie Anwendungfinden kann. Dies ist nicht der Fall. Einige der Vorschläge weisen spezifische Problemewie eine zu große Nähe zur Linguistik oder der Literaturwissenschaft auf (dazu ausführ-lich . . ). Doch allgemein haben alle genannten Konzepte, ganz gleich, ob sie nun ei-nen inhaltlichen Ersatz für Romanisierung suggerieren oder nur als Wortersetzung fun-gieren, zum Ziel, Kulturkontaktszenarien und kulturellen Wandel zu benennen unddarzustellen. Dadurch disqualifizieren sie sich als ein Analysesystem, das ohne Kultur-zuweisungen auskommen möchte. Keines der vorgestellten Konzepte ist in der Lage, die

lung der Provinzen geringer veranschlagt und dieserEinschätzung durch die verwendeten Begriffe Aus-druck verliehen wird“, bringt meines Erachtens dasAnliegen der Ersatzbestrebungen nicht deutlich ge-

nug zum Ausdruck. Ferner darf ebensowenig dieDichotomie zwischen ,Romanisierung‘ und ,Wi-derstand‘ zu stark polarisiert werden, vgl. Mattingly

, .

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Entwicklung der römischen Provinz Epirus anhand der Kommunikation durch Materi-elle Kultur darzustellen. Denn ihre Analysekategorien sind immer noch ,die alten‘, alsoIdentität, Ethnie und vor allem Kultur. Davon ausgehend, dass Kulturkontaktszenari-en, die über eine kulturelle, ethnische, identitätsbildende oder epochale Zuweisung als,römisch‘ funktionieren, nicht anhand von Materiellen Hinterlassenschaften darstell-bar sind, können auch die Ersatzwörter und Ersetzungskonzepte keinen Zugewinn anErkenntnis in Bezug auf die formulierte Fragestellung und die These anbieten.450

Solange eine Studie mit einer Fragestellung wie „How Roman did it become?“451 alsBeitrag zum „dialogue on Romanization and the processes of cultural transmission andchange in the Roman empire“452 verstanden wird, kann trotz aller Ersetzungsvorschlägedas althergebrachte und seit dem . Jh. tief verwurzelte Konzept der Romanisierungnicht als erneuert oder reformiert angesehen werden. Festzuhalten bleibt: „Insgesamtbietet also […] keiner der skizzierten Ansätze für die vergleichende Erforschung histo-rischer Kulturtransfers eine wirklich solide methodische Grundlage.“453 Aussagen wie„Alles ist hybrid“ treffen dabei sicherlich einen wunden Punkt der Kulturkontaktfor-schung. Sie stigmatisieren nicht nur die Beliebigkeit der Wort- und/oder der Konzept-wahl, sondern suggerieren darüber hinaus, dass diese nicht zu verhindern sei. DiesemVorwurf lässt sich entgegenwirken, indem die für die konkrete Studie zugrundeliegen-de(n) Analysekategorie(n), also das gesamte Analysesystem definiert und dargelegt wird,unabhängig davon, ob es allgemein kultur- oder speziell altertumswissenschaftlich ist(vgl. Abb. b). Auf diese Weise weicht eine Statik oder eine Beliebigkeit den für deneigenen analytischen Gebrauch definierten Grenzen.

. . Nach den Ersetzungskonzepten: Romanisierung alsKulturkontaktszenario

Nach der Welle der Ersetzungskonzepte Ende der er bis in die er Jahre wurdein den Publikationen um die Romanisierungsdebatte festgestellt, dass sich der Begriff,

450 So stellt beispielweise Cusick a, , bezeich-nenderweise gar nicht erst die Frage nach der Sinn-haftigkeit der Erforschung von Kulturkontaktsze-narien durch Archäolog/innen, sondern lediglichdie nach der Selektion brauchbarer Ideen: „For ar-chaeologists, in short, the acculturation literature,as a means of studying culture contact, posits onecentral problem: namely, how do we retain fromthat literature those ideas that still have utility ininterpreting culture contact while divesting oursel-ves of many assumptions and conclusions that are

no longer deemed valid?“ An anderer Stelle sieht erallerdings kritisch „culture traits are equated withmaterial culture, and quantifiable changes in materi-al culture over time are equated with acculturation“(Cusick a, ) und kommt ebenfalls zu demSchluss „trait lists of material culture […] are a poortool for examining culture contact“ (Cusick a,

).451 Friedland , . Vgl. auch . .452 Friedland , .453 Gotter , .

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trotz alle Probleme, Altlasten und Relativierungsbestrebungen, weiterhin großer Be-liebtheit erfreut.454 Seine Verwendung nimmt sogar eher zu.455 Zwar wird der Begriffder Romanisierung jetzt meistens deskriptiv als definitorisch verwendet,456 allerdings istdamit immer noch „the process of cultural transformation by which indigenous peopleswere integrated into the Roman empire“457 gemeint.

Im Jahre erschienen zeitgleich drei deutschsprachige Publikationen, die par-allel und unabhängig voneinander versuchten, den Romanisierungsbegriff zu rehabi-litieren. Bei dem umfangreichsten Beitrag handelt es sich um einen Sammelband, deraus einem Kolloquium an der Friedrich-Schiller-Universität Jena über Problemfelderund Fragestellungen rund um die Romanisierung hervorgegangen ist.458 Die zweitePublikation ist ein Katalog zu einer Ausstellung im Archäologischen LandesmuseumBaden-Württemberg mit dem Titel „Imperium Romanum. Roms Provinzen an Neckar,Rhein und Donau“.459 Das dritte Werk stellt die verschriftlichte Form eines Vortrags vonG. Alföldy auf dem . Limeskongress dar.460 Allen drei Texten liegen verschiedenenRomanisierungs-Verständnisse zugrunde und sie vertreten unterschiedliche Perspekti-ven im Hinblick auf theoretische Konzepte.

In der erstgenannten Publikation wird zwischen „Romanisierung“ und „Romani-sation“ unterschieden.461 Es erfolgt eine zusammenfassende Darlegung der Debatte umdas R-word,462 vor allem im anglophonen Raum, die für den deutschsprachigen Diskursaufbereitet wird. Die einzelnen Beiträge des Sammelbands beschäftigen sich mit den Er-setzungskonzepten oder anderen Fragestellungen bezüglich einer Romanisierung, oftauf einer theoretischen Ebene.463 Die Autorinnen und Autoren des Bandes haben alsoeinen stark relativierenden Anspruch, der zeitgenössische Strömungen für die deutsch-sprachige Forschung erschließen und an wichtigen theoretischen Punkten weiterentwi-ckeln möchte.

Im genannten Ausstellungsband wird Romanisierung folgendermaßen definiert:

Die Ausbreitung „des Römischen“ – sei es in Form von Sprache, Sitten, Ge-genständen, Techniken oder Menschen – wird als „Romanisierung“ bezeich-net. […] Bei der Romanisierung handelte es sich um einen mehrphasigen Kul-turwandel (Akkulturation), der durch direkten und lang anhaltenden Kon-

454 Curchin , .455 Hingley , . Mit Bezug auf die Äußerung von

Alcock , , „beating a dead horse“ antwor-ten Merryweather und Prag , : „The horse stillbreathes.“

456 Das zeigt meine Analyse, Alföldy , , konsta-tiert hingegen das Gegenteil.

457 Curchin , .458 G. Schörner a, X.

459 Hier geht es speziell um den Beitrag Krauße .460 Alföldy , .461 Zur Romanisierung: Woolf , zur Romanisation

vgl. Spickermann .462 G. Schörner a, V.463 Unter anderem Baliga ; Deppmeyer ; Matz

a; Matz b; Rothe ; Schmuhl ; G.Schörner a; G. Schörner b; H. Schörner

; Wabersich .

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takt zwischen Gesellschaften unterschiedlichen kulturellen Gepräges entsteht.Wenn eine dieser Gesellschaften militärisch, organisatorisch und technologischdeutlich überlegen ist, kommt es in der unterlegenen Gruppe in aller Regel zuVerhaltensanpassungen und kulturellem Wandel.464

Dieses Zitat fasst anschaulich zusammen, wie das althergebrachte und aus demimperialistisch-kolonialistischen Gedankengut entwickelte Bild, trotz aller Relativie-rungsbestrebungen, im . Jh. immer noch fortlebt. Darüber hinaus ist es ausgerechnetdieses Verständnis, welches einer breiten Öffentlichkeit in Form eines Katalogbeitragsvermittelt wird. Seit dem Vorwurf von Hirschfeld im Jahre , dass bislang „wohl nurWenige […] ernstlich nach der Verschiedenheit und Mannichfaltigkeit der Formen [vonRomanisierung] geforscht“465 haben, hat sich also, zumindest hier, nicht viel geändert.

Auch im weiteren Verlauf des Katalogtextes zeigen sich deutliche Parallelen zu ei-nem entsprechenden Verständnis des . Jh. So wird die Erstkontakt-Situation466 undein „typischer Verlauf“ der Romanisierung467 propagiert und „das Ergebnis“ exempla-risch dargestellt.468 Romanisierung wird mit römischer Einflussnahme gleichgesetzt:„Andere Elemente hingegen verschmolzen zu einer gallorömischen Mischkultur.“469

Der Begriff der „Mischcultur“ findet sich bereits bei Mommsen ( . . ). Ein zeitgenös-sisches Vokabular fließt zwar teilweise in diese problematische Darstellung ein, jedochnur, um sie zu unterstützen und zu ergänzen. So wird von „Völkerschaften“ jenseits desLimes (Germanen) angenommen, sie hätten dem „Akkulturationsstress“ der „Verhal-tensanpassung“ nicht stand gehalten (Varusschlacht) und sich daher „separat weiterent-wickelt“.470 Die Ausführungen münden in folgende Aussage, die deutlich macht, wiespurlos die postcolonial studies an Teilen der deutschsprachigen ForscherInnengemeindevorübergegangen ist:

Abgesehen von der häufig brutalen Kontakt- und Eroberungsphase und derfolgenden Phase der kulturellen Krise hatte die Romanisierung in diesen Ge-sellschaften mittelfristig zweifellos eine Verbesserung der Lebensumstände fürdie breite Bevölkerung zur Folge.471

464 Krauße , . Im Hinblick auf dieses Zitat er-scheint die Meinung desselben Autors in einer nurein Jahr später erschienen Publikation befremd-lich, in der er bei „der neueren britischen […] Ro-manisierungsforschung“, worunter er Studien der

er Jahre versteht, die „Vorstellung eines extre-men Macht- und Zivilisationsgefälles“ zwischenRömern und Kelten konstatiert, vgl. Krauße ,

.465 Hirschfeld , , vgl. . . .466 Krauße , .

467 Oder auch ein „Regelfall der Romanisierung“, vgl.Krauße , .

468 Krauße , – .469 Krauße , .470 Krauße , – .471 Krauße , – . Andererseits schreibt derselbe

Autor in einer nur ein Jahr später erscheinendenPublikation: „Die Vorstellung einer flächendeckendflorierenden keltischen Kulturlandschaft, die unterrömischem Einfluß langsam und kontinuierlich ineine gallo-römische transformiert wurde, erscheint

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Dieser Beitrag zeigt, dass sämtliche Relativierungsbestrebungen der vergangenen Deka-den nicht zwangsläufig dazu geführt haben, dass überholte Denkmuster überwundenoder zumindest problematisiert wurden.472 Da erscheint es symptomatisch, wenn U.Rothe in ihrem Beitrag im genannten Sammelband festhält, dass Mommsen als Urhe-ber des modernen Romanisierungskonzepts angesehen werden kann.473

Im angeführten dritten Text wird ausschließlich der Begriff der „Romanisation“ ver-wendet. Dazu erläutert der Autor Alföldy:

Ich verwende in diesem Beitrag den auch in anderen Sprachen gebrauchtenAusdruck „Romanisation“ und nicht die im Deutschen eingebürgerte Wort-form „Romanisierung“, die eher einen von oben gelenkten als einen weitge-hend spontanen Prozess andeuten kann (vgl. z.B. „Germanisierung“ statt „Ger-manisation“, dagegen etwa „Assimilation“ statt „Assimilierung“). Damit sei frei-lich nicht geleugnet, dass auch „Romanisierung“ im gleichen Sinne wie „Ro-manisation“ verstanden werden kann.474

Er fasst weiterhin zusammen, dass es nach den vorgeschlagenen Ersatzkonzepten wiederStimmen gibt, die fordern, den Begriff beizubehalten, wofür er selbst auch plädiert.475

Ferner hebt er zwar zunächst die Wichtigkeit und Relevanz von innovativen Methodenund Fragestellungen zur Erweiterung des „intellektuellen Horizonts“ hervor.476 Dannvertritt er jedoch die Ansicht, dass sich der „durchschlagende Erfolg“ der römischen Kul-tur „am deutlichsten anhand der Tatsache“ messen lasse, „dass die Völker des Reichesnach dem Untergang der römischen Ordnungsmacht nicht zu ihren früheren Idealenund Sitten“ zurückgekehrt seien.477 Hier wird gerade kein Vermischungsgedanke deut-lich, sondern die Vorstellung von Überstülpung oder Aufpfropfung statischer Kulturin-halten. Zudem erscheint die Vermutung insofern realitätsfern, als sie suggeriert, Grup-pen von Menschen oder auch Individuen könnten, sogar wenn sie eine bewusste undaufoktroyierte Veränderung erlebt haben, nach mehreren Jahrhunderten und Genera-tionen wieder zu etwas „zurückkehren“ und auf diese Weise den vorherigen Zustand

mehr wissenschaftlicher Mythos als archäologisch-historische Realität zu sein.“ Krauße , – .Und weiter relativiert er, im Bestreben der Dekon-struktion eines postprozessualistischen Romanisie-rungsverständnisses sich selbst, indem er feststellt,„daß die Okkupation Galliens durch Rom letztlichein imperialistischer Akt war, der sowohl mit Völ-kermord, Umsiedlung, Aufständen, Hunger, Verge-waltigung und Versklavung […] zahlreicher Gesell-schaften einherging.“ Krauße , . Somit bleibtunklar, welche Meinung er letztendlich vertritt.

472 So ebenfalls beispielsweise bei Hegewisch ,– . Schon Stähli hat herausgearbeitet,

dass die epistemologischen Prinzipien der Archäo-logie (in seinem Beitrag speziell auf die KlassischeArchäologie bezogen) sich seit ihrer paradigmati-schen Etablierung im . Jh. nicht weiterentwickelthaben, sondern die damals etablierte Geltungskraftbis heute nach- bzw. weiterwirkt.

473 Rothe , .474 Alföldy , Anm. .475 Alföldy , – , – .476 Alföldy , .477 Alföldy , .

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wieder herstellen. Diese Formulierung suggeriert eine Form der Statik und der ,Rein-kultur‘, die es nicht geben kann. Alföldy hingegen glaubt: „Bei Völkern, deren eigeneKultur allmählich ihnen selbst als überholt erschien bzw. deren kulturelle Kommunika-tionsmittel nicht mit denen der Römer wetteifern konnten, gingen die einheimischenTraditionen manchmal wohl viel stärker zurück.“478 Er sieht die Aufgabe der histori-schen Forschung darin, den Prozess des Kulturwandels möglichst genau zu beschreibenund die Bedingungen dafür zu beleuchten.479

Diese drei zeitgleich erschienen Publikationen, die keinerlei Bezug aufeinandernehmen (können), zeigen auf anschauliche Weise die Ambivalenz und die Verunsiche-rung, mit der dem Begriff der Romanisierung nach der Ersetzungszeit begegnet wird.Zwar werden die Relativierungsbestrebungen und ihre Sinnhaftigkeit (an-)erkannt,doch durch die schiere Masse an Texten und verflochtenen Inhalte bleiben sie häufigdiffus und entziehen sich zunächst einer differenzierten Aufarbeitung. Daraus resultiertdas Bedürfnis, dennoch etwas Erklärbares und Handhabbares, eine fassbare Struktur fin-den und erkennen zu wollen. Diese kann sowohl in den Ersetzungsvorschlägen als auchin einem ,eigentlichen‘ Verständnis von Romanisierung entdeckt werden. Dadurch ge-schehen oft Rückgriffe auf theoretisch überholte Konstrukte, deren vermeintlicher Nut-zen wieder in den Vordergrund gerückt wird.

Die beschriebene Ratlosigkeit in Bezug auf den Begriff, die von der großen An-zahl an Relativierungsbestrebungen und Ersetzungsvorschlägen ausgelöst wurde, führ-te ferner zu interessanten reformatorischen Ansätzen, die sich teilweise jedoch auchin der Debattenvielfalt verfangen. So verfolgte beispielsweise L. Curchin das Anliegen,das Romanisierungskonzept umfassend zu reformieren. Allerdings stehen seine vielver-sprechenden Ansätze bisweilen auf problematischem Grund. So führt er aus, dass alleKulturen gleichwertig seien und man nicht (mehr) von einer überlegenen römischenausgehen könne. Als Beleg für die kulturelle ,Gleichwertigkeit‘ der Keltiberer führte er„several bloody wars“ an, in denen diese den Römern widerstanden haben. Des Weite-ren meint Curchin, dass diese Widerstandskämpfe deshalb bislang nicht ausreichend alseigenständige kulturelle Leistung gewürdigt wurden, da es keine antiken Schriftquellenüber sie gibt.480

Diese Annahmen sind in mehrfacher Hinsicht problematisch. Zum einen erscheintes zumindest fragwürdig, viele blutige Schlachten als Gradmesser für eine besonderekulturelle Leistung herauszustellen, unabhängig davon, wer als Sieger oder Verlierer

478 Alföldy , . Ferner benutzt auch er den Begriffder „Mischkultur“ (Alföldy , ), plädiert dafür,neben der Vielfalt auch die „Einheit der römischenKultur zu erkennen“ (Alföldy , ) und kommtzu dem Schluss, dass das Römische Reich einheit-liche Kulturideale brachte, „die ein Fundament für

die spätere europäische Kultur werden sollten“ (Alf-öldy , ).

479 Alföldy , . „Entscheidend wichtig ist es frei-lich, den Begriffen konsequent den Inhalt zu geben,der dem eigenen Erkenntnisziel am besten dient.“Alföldy , .

480 Curchin , .

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aus ihnen hervorgegangen ist. Zum anderen ist es aus archäologischer Perspektive un-befriedigend ausschließlich einen Mangel an Schriftquellen als Erklärung anzuführen,dass „kulturelle Leistungen“ (wie auch immer sich diese darstellen mögen) nicht über-liefert sind. Diese Aussage beinhaltet, dass archäologische Quellen dazu vermeintlichnicht in der Lage seien. Als dritter Kritikpunkt lässt sich anmerken, dass hier immernoch einzig auf den Aspekt des Widerstands rekurriert wird, was in Anbetracht der seitden er Jahren erschienen Publikationen eher statisch anmutet.

Allgemein zeigen sich in jüngster Zeit, im Anschluss an die Ersetzungsvorschläge,zwei gegenläufige Tendenzen zum Umgang mit dem Romanisierungsbegriff: Einerseitswird der Terminus nicht, nur im deutschsprachigen Raum, inflationärer gebraucht alsjemals zuvor.481 Dabei handelt es sich meist um ein Substrat, in dem sich althergebrach-te, teilweise kolonialistische Vorstellungswelten konserviert finden.482 Andererseits wird

481 Beispielsweise Eck ; Gouda ; Hegewisch, – ; Pilhofer ; Shpuza ; Shpuza. Tapavicki-Ilić führt das Schlagwort zwar

im Titel ihres Buches ein, setzt sich aber ansonstenin keiner Weise damit auseinander. Sie vermerkt le-diglich in der Einleitung, Romanisierung umfasse„eine Vielzahl komplexer Vorgänge“ (Tapavicki-Ilić , ). Im Fazit stellt sie dann fest, römischeImportgefäße seien „ein Beleg für den Grad derRomanisierung der einheimischen Bevölkerung“(Tapavicki-Ilić , ). Liest man dies oder bei-spielsweise die Bemerkung von Wurnig , – :„Unter dem Begriff Romanisierung ist nicht nur dieÜbernahme des römischen Rechts, der römischenVerwaltung und der lateinischen Sprache zu verste-hen, sondern insbesondere auch ein umfassender as-similatorischer Umbildungsprozess der Gesellschaftin den soziokulturellen Bereichen, zum Beispielder Religion und der Kulte, mit dem Endziel, vonden Römern nicht mehr unterscheidbar zu sein.Zudem impliziert der Begriff Romanisierung denBesitz des römischen Bürgerrechts, die Kenntnisund den Gebrauch der lateinischen Sprache sowiedie stadtrömische Lebensart.“ So kann man der zu-versichtlichen Behauptung von G. Schörner a,V–VI, Romanisierung werde heutzutage ja wohlnicht mehr im Sinne Mommsens und Haverfieldsbenutzt, oder der Meinung von Alföldy , ,man könne inzwischen „von einem tiefgreifendenWandel in der gesamten internationalen Forschungsprechen“, leider nur bedingt zustimmen. Vgl. da-zu auch Mellor oder Yon , – , derin Bezug auf den römischen Osten eine Romanisie-rung weiterhin als „doppelsinnig“ (ambiguë) mit

einer Hellenisierung sieht. Im Jahr erschienein Sammelband über „Aspects de la Romanisati-on dans l’est de la Gaule“. Darin wird im Vorwortnach einem fünfzeiligen Absatz über die Ablehnungdes Romanisierungsbegriffs lapidar festgehalten„notre propos, dans l’ouvrage qu’on va lire, n’est nithéorique ni polémique, et nous entendrons le mot,romanisation‘ non comme un concept historiquemais comme un simple moment du temps, celui dela transformation à la fois lente, hétérogène et in-égale des sociétés protohistoriques au contact desnouvelles réalités induites par la conquête italienne.“Reddé , . Im weiteren Verlauf des insgesamtüber Seiten starken Werks wird der Begriff nichtweiter thematisiert.

482 Beispielsweise möchte A. Mullen anhand keltischerNamen, Namensformalia und zugehöriger Nomen-klatur Akzeptanz für oder Widerstand gegen Ro-manisierung herausfinden. Ihr schlussendlicherGradmesser zur Bewertung ist dann ein „Romani-zed enough“: Mullen , . Hauser , –

, klassifiziert drei seit dem . Jh. überkomme-ne Hierarchien, die heute noch gepflegt werden:„kulturelle Wertungen, die zunächst auf Empathiegründend die ,alten‘ Griechen als Vorbild und Zen-trum gegen den Rest der Welt absetzen. Darin wie-derum nehmen die Römer als Erben griechischenGeistes, Wegbereiter Europas und Vermittler desChristentums eine hervorgehobene Stellung ein.Zweitens finden sich innerhalb der Bereiche die-ser Abstufung jeweils Zentren des Wertes, so dieklassische Periode Griechenlands, die römische Kai-serzeit oder die keilschriftlichen Kulturen Mesopo-tamiens, die gegenüber vorherigen und späteren

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zugestanden, dass der Begriff der Romanisierung zwar nach wie vor mit vielen Proble-men aufgeladen ist, dies jedoch kein Grund und auch keine Rechtfertigung dafür seinsollte, ihn ganz aufzugeben, sondern ihn vielmehr vorsichtig und reflektiert zu benut-zen.483 Die Verwendung hängt also nach wie vor von der Idiosynkrasie der/des jeweiligenAutoren/innen ab.

In jüngster Zeit wird häufig versucht, ein Römisch-Sein und damit auch einen Pro-zess der Romanisierung durch Formen von Identitäten als Analysekategorie handhabbarzu machen.484 Forscherinnen und Forscher, die sich mit den Selbst- und Fremdzuwei-sungen sozialer Gruppen innerhalb des Römischen Reichs auseinandersetzen, sprechenin Anlehnung an G. Woolf zunehmend von „becoming Roman“.485 Diese Schwerpunkt-verschiebung wird folgendermaßen erklärt:

The nature of this changing debate can be characterized in terms of the develo-ping influence of broader ideas about society. Shifting attitudes to the currentworld, together with the collection of new classes of archaeological data thathave helped to challenge inherited ideas, enable classicists and classical archaeo-logists to imagine the Roman past in new and more complex ways. This allowsthe Roman Empire to be perceived as a more heterogeneous society, in whichgroups and individuals acted in different ways to ‘become Roman’, while retai-ning the core of their inherited identities and also contributing to a centralizingimperial cultural initiative.486

Zeiten betont werden. […] Drittens können wir ei-ne traditionelle Hierarchisierung in den Quellenfesthalten. Texte werden üblicherweise dem archäo-logischen Material vorgezogen. Und innerhalb desletzteren werden Kunst oder Monumente, früherwegen ihrer Ästhetik, heute wegen ihres angenom-menen Botschaftscharakters, generell […] vorgezo-gen.“ Zwar fährt er fort, dass diese Hierarchisierungheute nicht mehr in dieser extremen Spannung Gül-tigkeit hat. „Und dennoch hat sich der Kanon derdamit verbundenen Werte und des Wissens nichtgrundlegend geändert, reflektieren die wissenschaft-lichen und öffentlichen Diskurse traditionelle Inter-pretationssysteme und Wertungen.“ (Hauser ,

). Zum selben Schluss kommt auch L. Schneider, – .

483 Jiménez Díez ; Mann , – ; Wallace-Hadrill , .

484 „[…] studies during the early twenty-first centuryhave started to fragment Roman identity“ Hingley

, . Vgl. auch zusammenfassend Mattingly. Für den deutschsprachigen Raum ist eine

Ansicht, wie sie Gotter , , vertritt, eher dieAusnahme: Die „Entitäten, die sich unter dem As-pekt von Akkulturation untersuchen lassen, gibtes nach wie vor; es sind nunmehr allerdings kon-struierte und sich verändernde Größen, die in derWahrnehmung und im Diskurs über sich und an-dere entstehen.“ Dürrwächter , , schließtsich zwar dieser Meinung an, benutzt die Roma-nisierung aber letztendlich nur als Vehikel für ihrInnovationsmodell.

485 Woolf [ ] [ ]. Dieser Trend lässt sichsowohl bei ArchäologInnen als auch bei anderenAltertumswissenschaftlerInnen beobachten: Alföldy

, ; Bowden , ; Cooley ; Gard-ner , ; Grahame , – ; Hingley ,

– ; Le Roux ; Mattingly ; Mattingly; Mellor ; Pelgrom ; Pilhofer , –

; R. E. Roth a, – ; Shpuza . Für Dom-melen und Terrenato , , steht fest, die Befor-schung von Identitäten „appears to offer a way outof the Romanisation controversy.“

486 Hingley , .

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Wie in dieser Studie jedoch bereits herausgestellt wurde, ist die Frage nach (römischen)Identitäten keine hilfreiche Kategorie, um Materielle Hinterlassenschaften eines be-stimmten Zeit-Raum-Gefüges zu analysieren ( . . ). Außerdem ist die heute gängigeErforschung von Romanisierung als einem Identitätskonstrukt insofern problematisch,als ihm vielfach eine Ausschließlichkeit zugesprochen wird. Wird der Terminus in Zu-sammenhang mit einer Identitätsdarstellung verwendet, ist er sozusagen ,besetzt‘ undkann innerhalb der entsprechenden Studie für nichts anderes mehr stehen. Es ist aberfestzuhalten: „the archaeology of identity is only one approach.“487

Darüber hinaus versucht man für den Begriff eine Art von kleinstem gemeinsamenNenner aufzustellen: Romanisierung im „weakest sense“.488 Damit soll das zunehmendeBewusstsein dafür zum Ausdruck gebracht werden, dass es ganz verschiedene Formenund Züge annahm und man nicht von einer vorherigen oder danach erreichten ,rö-mischen Einheitskultur‘ ausgehen kann. Jedoch existiert Romanisierung weiterhin imVerständnis eines Prozesses von kulturellem Wandeln, also als ein Kulturkontaktszena-rio, das nun unter der Schirmherrschaft des Postkolonialismus steht.489

Als neu zu betrachtende Entwicklung wurde bisweilen versucht, Romanisierungauch mit einem Gender-Aspekt zusammenzubringen. Hier lässt sich sowohl das erneuteAufgreifen von Identitätskategorien490 als auch eine traditionellen Herangehensweisemit einem messbaren „Grad der Romanisation“ von Partnerinnen der Soldaten und derErziehung des „romanisierten Nachwuchs“ feststellen.491

Wie die bisherige Untersuchung gezeigt hat, umschreibt Romanisierung nach heu-tigem Verständnis der meisten Altertumswissenschaftler/innen die Begegnung zweierKulturen, von denen die eine ,römisch‘ war und einen maßgeblichen Einfluss auf dieandere ausübte, unabhängig davon, wie diese zweite Kultur hieß oder sich verhielt. Da-bei spiegelt diese Zuweisung allein die Prozesshaftigkeit wider, die der Vorstellung ei-ner Kulturbegegnung oftmals inhärent ist, ob man sie nun als clash,492 als „Kontinuitätund Wandel“493 oder als identitätsstiftende Prozesse (siehe oben) verstanden wissen will.Kulturkontaktszenarien lassen sich nur konstruieren, wenn ein essentialistischer Kultur-begriff vorausgesetzt wird. Curchin weist darauf hin, dass es, wenn man Romanisierungdiskutieren möchte, nur Sinn macht, in den Kategorien ,römisch‘ und ,nicht-römisch‘

487 Merryweather und Prag , .488 „By this I mean a convenient way of summarising

the processes that contributed to the creation ofRoman Italy or, for that matter, to the integration ofthe provinces into the Roman Empire. The specificforms of those historical developments were vastlydifferent across the scales of time, place and society.“R. E. Roth b, . Bereits Terrenato a, ,formulierte es ebenso. Vgl. auch Mattingly , .

489 Gardner , – .490 Revell .491 Schmuhl .492 Huntington .493 So ein beliebter Titel für archäologische Publika-

tionen, vgl. unter anderem Dittmann ; Krauße. Inhaltlich setzt sich hingegen beispielswei-

se Hofmann , – , mit den entsprechendenKonzepten auseinander.

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zu denken.494 Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass, möchte man diese Kategorien ab-schaffen, nicht nur Romanisierung, sondern auch die Beforschung von Kulturkontakt-szenarien an sich obsolet ist.

Rein etymologisch wird mit dem Wort ,Romanisierung‘ immer eine Form vonÜberlegenheit ,des Römischen‘ assoziiert werden, bei dem ,die Römer‘ maßgebliche Im-pulse auf ,die Kulturen‘ ausübten, mit denen sie in Kontakt standen.495 Allein dadurchwerden Hierarchien projiziert, die die Römer (in der Regel als Eroberer) immer auto-matisch in eine bessere, stärkere und überlegenere Position rücken. Diese Ansicht wirdsich übertragen solange die Annahme einer ,römischen‘ und einer ,nicht-römischen‘Kultur vorherrscht.496

An diesem Punkt der Romanisierungsdebatte kann es nicht mehr darum gehen, denErsatzwörtern und Ersetzungsvorschlägen noch weitere hinzuzufügen, um eventuell ei-nen Begriff zu finden, der besser geeignet ist, Kulturkontaktszenarien zu benennen.497

Auf die bereits in den er Jahren gestellte Frage: „How can the debate be moved for-ward?“498 hat A. Gardner es jüngst mit folgender Antwort versucht: „[…] reconnectingsome of the insights from postcolonial and globalisation theories with the ongoing deba-te over structure, agency and practice would be a step in the right direction.“499 In Bezugauf allgemeine Konzeptideen für eine Darstellung der Gesellschaften und Lebensweltenim Römischen Reich mag das zutreffen. Da der Terminus Romanisierung selbst jedochall die hier beschriebenen Unzulänglichkeiten aufweist und vor allem im deutschspra-chigen Raum anscheinend seine kolonialistisch-imperialistische Prägung immer nochnicht umfänglich hinter sich gelassen hat, kann er als ein Analysesystem nicht (mehr) inFrage kommen. Ferner sind die mit dem Begriff implizierten Untersuchungsgegenstän-de und -verfahren nur unter großen Mühen in eine kulturwissenschaftlich orientierteArchäologie übertragbar. Aus all diesen Gründen ist ein Verständnis von ,römisch‘ in

494 Curchin , .495 Hauser , , konstatiert: „Die Hauptgründe

sind unterschiedliche Respektabilität von Quellen[…], überindividuelle, tiefverankerte Werturteile(Vorurteile) und Seh- und Lesegewohnheiten“. Zudiesem Ergebnis kommt er auf der Grundlage derAnalyse der altertumswissenschaftlichen Behand-lung des Verhältnisses von ,klassischen Kulturen‘,also Griechen und Römern, zu orientalischen (Hau-ser , – ). Es lässt sich aber auf sämtlicheKulturkontaktbetrachtungen übertragen.

496 Hauser sieht dieses Problem in der Verwendung desBegriffs „Klassik“ begründet. Allein die mit diesemKonzept verbundenen Vorstellungen beinhalten dieAnnahme eines Wertegefälles, in dem alles Nicht-Klassische automatisch degradiert wird. So „bedeu-tet die Etablierung, Akzeptierung einer Klassik, ei-

nes Höhepunktes auch die – zumindest relative –Devaluierung von anderem. Es entsteht die Hierar-chie eines normsetzenden Zentrums und einer dieKriterien mehr oder weniger erfüllenden Periphe-rie“ (Hauser , ). Als symptomatisch wird vonihm der Umstand herausgestellt, dass dieser Begriffsogar ein Namensbestandteil des Faches ,KlassischeArchäologie‘ ist.

497 „Nicht immer sind es neue Wörter, die notwendigsind, sondern ein Mittel, sie als Symbole unter Kon-trolle zu halten, ein Mittel, ohne weiteres zu erfas-sen, worauf in der Welt sie jeweils, wenn sie benutztwerden, bezogen sind“ Ogden und Richards ,

.498 Mattingly , , vgl. . . .499 Gardner , .

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Bezug auf Materielle Kultur sowie ein Konzept von Romanisierung als Kulturkontakt-szenario für die Provinz Epirus nicht brauchbar.

. Fazit: Warum ,römisch‘ keine geeigneteAnalysekategorie für Materielle Kultur und,Romanisierung‘ kein geeignetes Konzept für Epirus ist

Die römische Gesellschaft etwa, die sich seit Jahrhunderten in ständigem Aus-tausch mit andersartigen Partnern und Gegnern befand, war im Jahrev. Chr. etwas ganz anderes als im Jahre n. Chr. Von einer römischen Kul-tur zu sprechen hieße unter diesen Umständen, einen äußerst fragwürdigenIdealtyp zu konstruieren.500

Bestimmte Objekte erscheinen uns als Altertumswissenschaftlerinnen und Altertums-wissenschaftlern als ,typisch römisch‘. Das mögen Terra Sigillata-Gefäße oder eine spe-zielle Bauform beim Theater sein, ein Podiumstempel oder ein Kaiserportrait. Dochwie ,römisch‘ sind diese Stücke wirklich? Was erlaubt diese Zuweisung? Müssen sie imRömischen Reich erfunden oder hergestellt worden sein oder von Menschen gemacht,die sich in Ausübung dieser Tätigkeit römisch ,gefühlt‘ haben? Muss mit den Objektenauf eine ,römische‘ Art und Weise umgegangen worden sein? Waren sie Bestandteileeiner ,römischen Kultur‘ oder eher Ausdruck derselben? Und wie ließen sie sich zeit-lich abgrenzen? Ist schon die Materielle Kultur zu Zeiten der Republik ,römisch‘? Odererst die in der Kaiserzeit? Und noch in der Spätantike oder im frühen Christentum? Undräumlich betrachtet, welche Ausprägungen sind schon ,römisch‘, welche noch ,keltisch‘,,germanisch‘, ,iberisch‘, ,griechisch‘? Oder ist nicht doch einfach alles römisch, was sichirgendwann einmal im Imperium Romanum befand?

Was die Objekte in dieser Studie verbindet, ist eine Herstellung und/oder Nutzungin einer Epoche, die hier als ,römisch‘ bzw. als ,römische Kaiserzeit‘ benannt ist undeinen definierten Zeitraum abdeckt ( . . , vgl. Abb. b). Vorstellungen von einer römi-schen Kultur oder einer römischen Kultur haben, wie die Darlegungen in diesem Kapitelzeigten, zeitweise Konjunktur und sind dann wieder umfänglichen Relativierungsbe-strebungen unterworfen. Eine ,römische Ethnie‘ wird als nicht mehr tauglich bewertetund weicht einer ,römischen Identität‘. Diese ist ihrerseits fragmentiert. Doch nicht dieMünze oder das Fußbodenmosaik haben diese Identität, nicht sie sind römisch. Eine ent-sprechende Zuweisung kann, wenn überhaupt, nur für die Menschen vorgenommenwerden, die zu einer gewissen Zeit oder in einer bestimmten Situation diese Objekteherstellten, benutzten, in den Händen hielten oder missachteten, sie mit Bedeutung

500 Gotter , .

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aufluden, vernachlässigten oder entsorgten.501 All diese Aktionen sind Bestandteil ihrerKultur. Diese ist ihrerseits in ihrer Ausübung, ihren Praktiken und ihren Aushandlungs-prozessen von den Dynamiken der Identitäten geprägt und abhängig. Träger oder Stell-vertreterinnen dieser Kultur, also ,Inhaber‘ der Identitäten sind jedoch nicht die Objek-te, sondern die Handlungsindividuen, die diese Objekte benutzten und heute wiederals relevant erachten.

Natürlich lassen die Materiellen Hinterlassenschaften Rückschlüsse auf ihre/n Nut-zer/in zu. Doch sind diese weniger von der Art einer Identität,502 einer Verhaltenswei-se503 oder einer Pragmatik,504 als vielmehr Indizien zur Herstellung, Nutzung und Ent-sorgung, die die Hinterlassenschaften darzustellen in der Lage sind. Diese Faktoren kön-nen auf der Basis einer kontextuellen Analyse interpretativ erschlossen werden. DenObjekten ist jedoch keine römische Identität und kein Römisch-Sein inhärent.505 Undbei weitem haben nicht alle Fundstücke, die als ,römisch‘ deklariert werden, etwas mitRömern oder mit Stadt-Rom zu tun.506 Die Ansicht, dass dem so sei, galt vielleicht zuZeiten Haverfields, also zu Beginn des . Jh. als selbstverständlich,507 heute jedoch sindentsprechende Meinungen überholt, eine ,Römische Kultur‘ impliziert immer das Ver-ständnis einer Kultur.508 Und eine ,Römische Kultur‘ in Reinform existiert nicht.509

Die Frage nach Kulturkontaktszenarien ist nunmehr eine von vielen möglichen, aufdie hin eine Vergangenheit konstruiert werden kann. Das Bestreben, Aussagen über kul-turellen Wandel zu treffen, ist aus der Suche nach Gesetzmäßigkeiten hervorgegangen,die in ihrer naturwissenschaftlichen Ausprägung als Gegenreaktion auf den Positivis-mus des . Jh. zu verstehen sind.510 Diese Fragestellung hat jedoch nicht nur keinenAlleinstellungsanspruch, sie ist außerdem, wie in diesem Kapitel dargelegt wurde, nichtbesonders geeignet, sich Objekten der Materiellen Kultur, also archäologischen Objek-ten anzunähern und nach Antworten auf die Fragen ihrer kommunikativen Relevanz

501 „Einerseits informieren sie uns als Indikatoren überkulturelle Muster, andererseits gestalten Dinge un-sere kulturellen Muster, unsere Kultur, unser Ver-halten, unser Selbstbild, unsere Identität“ (Heidrich

, ).502 Nach Hingley , .503 Alföldy , , weist darauf hin, dass beispielswei-

se Terra Sigillata nicht zwangsläufig etwas mit römi-schen Verhaltensweisen zu tun haben muss. Für ihnliegt dieser Schluss jedoch nahe.

504 Flaig .505 Dazu Luhmann , .506 Curchin , . „The labelling of these goods as

‘Roman’ is itself a simplification; these objects can-not merely […] be viewed as representing nativeacceptance of material elements of Roman civilizati-on“ (Hingley , ).

507 Haverfield , .

508 „Kulturbilder sind festgestellte Bilder, die jedochgleichzeitig als Gegenreaktion eine Unterminierungdieser Determination herausfordern“ (Mersmann

, ).509 Wahrscheinlich wäre es mit neuen Kulturtheorien

aus den Kulturwissenschaften oder den cultural stu-dies, wie beispielsweise dem Konzept der Transkul-turalität, das versucht, „die unumgängliche Schwie-rigkeit, Kultur jenseits des Gegensatzes von Eigen-und Fremdkultur zu denken, ohne sie damit po-tenziell dem Totalitären auszuliefern“ (Mersmann

, ), möglich den Terminus einer ,römischenKultur‘ wieder aufzufangen und für die Altertums-wissenschaften zu reformulieren. Ein entsprechen-der Versuch wäre sicherlich äußerst interessant undgewinnbringend, steht aber noch aus.

510 Veit b, .

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zu suchen. I. Hodder weist darauf hin, dass eine Perspektive auf Kultur immer vomStandpunkt bzw. von der Frage(richtung) abhängt.511 Wenn jedoch die Frage nach denKommunikationsebenen Materieller Hinterlassenschaften gestellt wird, rückt die nachKultur oder einer kulturellen Zuweisung in den Hintergrund. Die Formulierung derAntworten, also die Durchführung der Analyse sowie die darauf basierende Interpre-tation, kann vorgenommen werden, ohne dass eine Zuschreibung als ,römisch‘ oder,nicht-römisch‘ erfolgen muss.

Messungen oder vorgebliches Erkennen von Kulturkontakten funktionieren nur,wenn man mindestens zwei statische Gruppen, Größen oder Einheiten voraussetzt, diezu einem gewissen Zeitpunkt fixiert werden. Von diesem Zeitpunkt aus startet ein Un-tersuchungszeitraum, der plausibel und begründbar sein mag, dessen Untersuchungs-gegenstand, also Kulturformationen und -transformationen, Kulturkontakte sowie kul-tureller Wandel jedoch immer ein Konstrukt ist, da bereits die Prämissen konstruiertsind. Das ist an sich unproblematisch, wird jedoch schwierig im Hinblick auf die Sich-tung und Erkennung der möglichen Relevanz entsprechender Studien. Denn dort sinddie genannten Vorannahmen oftmals implizit als Prämissen gesetzt und nicht transpa-rent ausformuliert. Das erschwert ein Verständnis für die entsprechende Untersuchung.Eine definierte Kultur ist auch innerhalb eines analytisch abgesteckten Ausschnitts im-mer im Wandel begriffen und befindet sich in einem permanenten Austausch mit sichselbst und/oder Anderen. Jede Grenzziehung bleibt somit fiktiv. Die Auswahl der unter-suchten Zeit bzw. des untersuchten Raumes und die Annahme, die dort untersuchtenEinflussnahmen seien singulär, nachhaltig oder anderweitig besonders, kann nur mehranalytischen Charakter haben, der für ein Verständnis der Prämissen dargestellt seinmuss.

Auf der Basis der in diesem Kapitel vorgenommenen Begriffshistorie ist allgemein,und hier speziell für Epirus, keine Erforschung der Romanisierung oder eines ,Grads derRomanisierung‘ möglich. Materielle Kultur kann nicht auf Kulturkontaktszenarien hinuntersucht werden. Zwar wird sie inzwischen häufiger mit „sozialen Systemen“ zusam-mengebracht.512 Allerdings zielt auch diese in den aktuellen Debatten immer wiederauf Identitätsfragen.513 ,Römische Kultur‘ – wobei ,römischer Kulturraum‘ wohl pas-sender wäre – funktioniert hier vielmehr als ein Arbeitsbegriff, der es ermöglicht, einvon Zeit und Raum zunächst losgelöstes Phänomen konstruktiv in den Diskurs einzu-bringen. Dasselbe trifft auch für einen ,griechischen Kulturraum‘ oder einen ,keltischenKulturraum‘ etc. zu. Sobald jedoch Einzelfallstudien oder konkrete kulturtheoretischeBetrachtungen angestellt werden, die eine Annäherung an vergangene Lebenswelten

511 Hodder , .512 Zum Beispiel Cornell und Fahlander ; Cornell

und Fahlander . Urheber dieser Verbindungvon Objekten und Sozialstrukturen ist Appadurai

.

513 „[…] objects that are ‘vessels of meaning’ are invol-ved in social interactions that create and maintainidentity and community“ (Craig , ).

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zum Gegenstand haben, wird eine Falldefinition von ,römisch‘ bzw. ,römischer Kultur‘unausweichlich. Aus diesen Gründen ist es nicht sinnvoll, ,römisch‘ hier als Kategoriefür Objekte der Materiellen Kultur zu verwenden oder ein Konzept der Romanisierungfür Epirus vorschlagen zu wollen.

Wenn man nun all diese Prämissen, Ansprachen und Zuweisungen ablehnt, wennsich ,römisch‘ als Analysekategorie für archäologische Objekte disqualifiziert hat, wiekann man dann die Materielle Hinterlassenschaft einer definierten Zeit, die hier römi-sche Kaiserzeit genannt wird, in einem definierten Raum, der hier die Provinz Epirus ist,handhabbar machen? Um dieser Frage nachzugehen wird im Folgenden ein neues Ana-lysesystem für Materielle Kultur entwickelt, das auf der Basis von Semiotik funktioniertund das Ding als Zeichen definiert.

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Ein mögliches alternatives Analysesystem

Will man […] nicht einfach alle Dinge für irgendwie bedeutsam halten oderihre Bedeutungsdimension gänzlich ausblenden, so sieht man sich der Aufgabegegenüber gestellt, für das Studium der „Dinge als Zeichen“ ein eigenständigesInstrumentarium zu entwickeln.514

Es kann kein unvermeidliches, bruchloses Gleiten von der semiotischen Aktivi-tät zur unproblematischen Lektüre anderer kultureller und diskursiver Systemegeben.515

Im vorangegangenen Kapitel wurde dargelegt, dass die Zuweisung von ,römisch‘ fürObjekte der Materiellen Kultur sowie eine Untersuchung im Hinblick auf eine Roma-nisierung von Epirus nicht gewinnbringend ist. Zur Klärung der These, dass die Provinznicht verödet und rückständig, sondern bevölkert, vielleicht sogar wohlhabend, auf je-den Fall infrastrukturell gut erschlossen war, kann ein entsprechendes Konzept und eindamit einhergehendes Vokabular wenig beitragen. Die Interpretationen der archäologi-schen Befunde verweisen nicht auf Armut, so die Hypothese, sondern auf ein ökonomi-sches und gesellschaftliches Florieren, das als Grund für die Einrichtung einer eigenenProvinz angesehen wird. Um diese Entwicklungen angemessen und unabhängiger voneiner kulturellen Zuweisung und damit verbundenen Wertung darstellen zu können,wird hier ein neues Analysesystem entwickelt. Mit dessen Hilfe ist es möglich darzu-legen, auf welchen Kommunikationsebenen und für welche Kommunikationsstrategi-en das archäologische Objekt zum einen in der Vergangenheit relevant war und zumanderen zeitgenössisch als bedeutsam wahrgenommen wird. Dadurch werden episte-mologische Dynamiken beschreibbar, die in einem entsprechenden Setting in Bezugauf Objekte der Materiellen Kultur auf diese Weise bislang nicht in Beziehung gesetztworden sind.

514 Kienlin b, . 515 Bhabha , .

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Abb. Das Semiotische Drei-eck, angewandt auf archäologi-sche Objekte.

Nachdem der Fokus im zweiten Kapitel auf der Dekonstruktion unbrauchbarer An-sätze lag, also darin bestand aufzuzeigen, was aus welchen Gründen nicht funktioniert,geht es in diesem Kapitel um die Konstruktion, also um die Entwicklung des semiotisch-archäologischen Analysesystems für Materielle Hinterlassenschaften. Ziel ist die Bereit-stellung eines Zeichenanalysesystems, das geeignet ist, als Ausgangspunkt für die In-terpretationen von Objekten zu fungieren.516 Da dieses System auf Semiotik basiert,gilt es zunächst, die in der Archäologie besonders verbreiteten und stark verankertenVorurteile gegenüber der Wissenschaft von den Zeichen auszuräumen. Im Anschlussdaran werden Nützlichkeit und Tauglichkeit eines semiotischen Analysesystems zur In-terpretation Materieller Hinterlassenschaften aufgezeigt und für den archäologischenBedarf kompatibel gemacht. Denn die Objekte sind es, die für die Archäologinnen undArchäologen die Grundlagen ihrer interpretativen Prozesse bilden, welche dann zu ei-ner Konstruktion von Vergangenheit führen. Der semiotische Entwurf von Charles S.Peirce steht hier im Mittelpunkt. Für eine hiesige Anwendung sind dabei Modifizierun-gen und Übersetzungen nötig, die das Vokabular einerseits nicht semiotisch überfrach-ten, andererseits die im vorherigen Kapitel dargelegten Schwächen von in der Archäo-logie populären Termini entschärfen und diesen sinnvolle und inhaltsstarke Konzepteentgegenstellt. Dies ist Voraussetzung dafür, die für die Analyse Materieller Hinterlas-senschaften relevanten triadischen Relationen zu erstellen und somit die Kontext- undKommunikationsebenen differenziert bestimmen, benennen und darlegen zu können(Abb. ).

Es gilt also sowohl die Materialität der Kommunikation als auch den kommunikati-ven Charakter der Materiellen Kultur herauszuarbeiten. Das bedeutet, dass archäologi-

516 Im Hinblick auf seinen Objektbezug greift das hiervorgeschlagene System einige ähnliche Aspekte aufwie das von M. Jung in die Archäologie über-führte Verfahren der Objektiven Hermeneutik. Es

unterscheidet sich allerdings auch in wesentlichenPunkten, zum Beispiel in der Kontextberücksichti-gung, die bei Jung nachgeordnet ist sowie in seinerHerkunft und inhaltlichen Darstellung.

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sche Objekte epistemologisch erschlossen werden müssen. Den Abschluss dieses Kapi-tels bildet nach der Herleitung des semiotisch-archäologischen Zeichenanalysesystemsfolglich die Darstellung der Kommunikation durch Materielle Kultur sowie des einzel-nen Objekts als Zeichen.

. Warum ein semiotisches Analysesystem?The problem then becomes, not „how do we study symbolism in the past?“, but„how do we do archaeology at all?“517

Dieses Kapitel hat zum Ziel, ein archäologisch-semiotisches Analysesystem für den Um-gang mit Materieller Kultur bereitzustellen. Ein solches System hat gegenüber bisheri-gen analytischen Konzepten wie der Romanisierung oder anderen Kulturkontaktszena-rien erhebliche Vorteile. Diese sind miteinander verknüpft und entfalten ihre Potenzia-le nur ineinandergreifend, zur besseren Nachvollziehbarkeit werden sie hier jedoch alseinzelne Punkte abgehandelt.

Zunächst ist ein entsprechendes System dazu geeignet, das Ziel dieser Arbeit zuerreichen, nämlich eine Darstellung der Entwicklung der Provinz Epirus ohne Rück-griff auf ein kulturstiftendes Vokabular und die damit verbundenen Denkmuster. Diesvermag das System, da es direkt auf Materieller Kultur angewendet werden kann.518 Esstellt ein Vokabular und eine Struktur bereit, die nicht versuchen, die Position oderFunktion von Dingen durch Gesellschaftskonstrukte oder Kulturforschung zu erklärenbzw. darauf zu übertragen. Das semiotische Konzept operiert mit anderen Kategorienund geht vom Objekt aus, das zeit-, kontext- und handlungsabhängig analysiert werdenkann. Ferner ist es für das archäologische Vokabular adaptierbar und integrierbar. Dar-über hinaus ist eine semiotisch orientierte Arbeitsweise in der Lage, das archäologischeDenken und Handeln erkenntnistheoretisch zu strukturieren. Von der Idee des Dingsals Zeichen ausgehend, werden verschiedene Kategorien erschlossen, die die Betrach-tungsweise des archäologischen Objekts systematisch nachvollziehbar und darstellbarmachen. Diese Nachvollziehbarkeit bezieht sich sowohl auf den eigenen Umgang mit

517 Hodder , .518 Veit b, , formulierte den Vorteil, dass „ein

semiotisches Paradigma […] Artefakte nicht nurals ,Leitfossilien‘ für bestimmte Perioden bzw. alsTräger bestimmter unabänderlicher Funktionenansieht, sondern versucht, sie als Teil eines weiter-reichenden Systems sozialer Kommunikation zubetrachten.“ Im Folgenden setzt er die Prämisse,dass Semiotik ausschließlich Zeichensysteme derSprache und der Linguistik benennt bzw. diese

bedeutet. Nach dieser Feststellung wendet er sichvehement dagegen, Materielle Kultur als Text zu ver-stehen (Veit b, – ). Diesem Standpunktwird hier zugestimmt, vor allem deshalb, weil diefolgenden Ausführungen zeigen werden, dass dieSemiotik nicht für irgendein Beschäftigungsfeld,reserviert‘ ist. Müller , , geht bereits völligselbstverständlich von Materieller Kultur als einemZeichensystem aus.

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den Objekten als auch auf ihre Vermittlung und die daraus resultierenden Interpretatio-nen.519 Auf diese Weise kann eine entsprechende Darlegung innerhalb derselben Musterstattfinden, wie sie zuvor für die Analyse selbst entwickelt wurden.

Des Weiteren taugt ein entsprechendes Analysesystem dazu, divergent kommuni-zierte Ergebnisse, wie beispielsweise unterschiedliche Projektformalia, anders verwen-dete Eigennamen oder Publikationen in verschiedenen Sprachen zusammenzuführenund in einem nächsten Schritt wiederum kommunizierbar zu machen. Damit kannes als Basis für die Interpretation verschiedener Befunde im Hinblick auf übergeord-nete (kulturwissenschaftliche) Fragestellungen dienen.520 Durch die Verknüpfung desarchäologischen mit einem semiotischen Vokabular besteht ferner die Möglichkeit, fürMaterielle Kultur unpassende Fragestellungen, wie beispielsweise die nach Ethnien oderIdentitäten auszuhebeln. Dies gelingt nicht etwa, weil die semiotisch-archäologischenBegriffe neutraler oder objektiver sind.521 Allerdings unterscheidet die vorgeschlageneKategorisierung zwischen Eigennamen und inhaltlichen Zuweisungen sowie innerhalbdessen relevanten Bezügen.522 Dadurch wird es möglich, in der Ansprache und der Aus-wertung eine analytische Schärfe zu implementieren. Bestenfalls offeriert diese die Mög-lichkeit einer Übertragung innerhalb der material culture studies auf Fragestellungen undForschungsfelder anderer Disziplinen.523

Ein weiterer Gewinn, den die Semiotik für die Analyse von (archäologischen) Ob-jekten erbringt, ist die Schaffung einer Instanz, in der der jeweilige Forscher und dieForscherin bewusst als aktives Subjekt in seiner oder ihrer zeitgenössischen Bedingtheitimmer mitgedacht wird.524 Dabei handelt es sich um die Instanz des Interpretanten(dazu ausführlich . . ), der als Größe sowohl den Interpreten als auch die Interpre-tationsleitung mit einschließt. Die Interpretation archäologischer Funde und Befundeist somit weder spekulativen Rekonstruktionsversuchen ausgeliefert, noch den Relati-vierungsbestrebungen des Radikalen Konstruktivismus unterworfen, sondern wird alseigenständige Syntheseleistung ihrer Zeit – und damit auch ihres Zeitgeistes – (selbst)-verständlich.

519 Latour , .520 Eine ähnliche Idee formulierte bereits Olsen ,

– , allerdings noch in Bezug auf Text als ver-bindendes Element von archäologischer Forschung,dem Output und Materieller Kultur. Auch wenndiese Form der Vergleichbarkeit in . . revidiertwird, bleibt jedoch festzuhalten: „Archaeology isdiscourse of the past in the present“ (Olsen ,

).521 Denn das Ziel ist keine Foucault’sche oder auch

von der Medienarchäologie postulierte „vorbildlichgewordene archäologische Analyse“ (Schulz ,

), die eine Art von Objektivität suggeriert, die in

der Archäologie niemals vorhanden war und auchnicht geleistet werden kann. Dieser Anspruch mussimmer fiktiv bleiben.

522 Dieses sind ikonische ( . . ) indexikalische ( . . )und symbolische ( . . ).

523 Wodtke .524 Kienlin b, ; Preucel , . Eco , ,

hält fest, eine semiotische Forschung nach den vonihm dargelegten Prämissen sei unvermeidlich, „ei-ne motivierte, perspektivische, nicht objektive For-schung […]. Sie übernimmt eine therapeutischeAufgabe.“

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Im Hinblick auf die eingangs geforderte Offenlegung der eigenen Grundlagen undMethodiken wird diese durch ein archäologisch modifiziertes Zeichenanalysesystemnicht nur ermöglicht, sondern in einer heuristischen, handlungsorientierten und selbst-referenziellen Weise geradezu forciert.525 Diese eingeforderte Transparenz soll hier unteranderem durch die Darlegung der Anwendungsmöglichkeit des Analysesystems auf seineigenes Darstellungsmedium – eine archäologische Publikation – gewährleistet wer-den.526 Ferner wird auf diese Weise die Analyse archäologischer Objekte auf der Grund-lage ihrer Darstellung in den entsprechenden Publikationen durchführbar.527 Darüberhinaus zählt dazu auch, dass das hier angewandte Verfahren und seine Ergebnisse derkonstruktiven Debatte ausgesetzt werden sollen, den sie selbst einfordern.528 Ein weite-rer Vorteil besteht somit darin, die semiotische Analyse zur Interpretation einer Projekt-publikation im Sinne einer Primärquelle heranziehen zu können ( . ). Dadurch gelingteine interpretative Parallelisierung der Quellengattungen, ohne auf die problematischeund oft missverständlich gebrauchte Metapher der „Welt als Text“ ( . . ) zugreifen zumüssen.

Doch warum soll das neue Konzept ausgerechnet auf Semiotik und Zeichenanalysebasieren? H. Pape hält fest:

Die Allgemeinheit der Semiotik ist ihr formaler Zugang zu allen Gegenstands-bereichen, und darin besteht auch die Ontologie der Semiotik, daß sie nichtsüber irgendwelche inhaltlichen und nichtformalen ontologischen Bestimmun-gen zu sagen hat.529

Semiotik ist also auf alle Entitäten anwendbar. Ferner wird hier der strukturelle Zu-gang zu sämtlichen „Gegenstandsbereichen“ hervorgehoben. Inhaltliche Aspekte, alsosolche, die erst durch Interpretation angefüllt werden müssen, werden zunächst formalausgeklammert.530 Aus dem semiotischen Zugang heraus kann allerdings im Anschluss

525 Denn „Theorien mit Universalitätsanspruch […]lernen an ihren Gegenständen immer auch etwasüber sich selbst“ (Luhmann , – ); vgl. auchLuhmann , .

526 Diese Anwendungsmöglichkeit wird jeweils als drit-ter Punkt bei den Zeichenkategorien ( . . bis )ausgeführt, der die Darstellung archäologischenWissens betrifft.

527 „Wenn man zeigt, daß eine kommunikative Lösungschon codifiziert ist, so eröffnet das den Weg für ei-nen neuen kommunikativen Versuch, der den Codedazu zwingt, sich umzustrukturieren“ (Eco ,

).

528 Böhle-Neugebauer , , konstatiert: „Bei allenerhellenden Einzelerkenntnissen […] wird derentheoretischer Hintergrund meist nur angedeutet,aber nicht explizit in seiner Berechtigung in bezugauf seine Anwendung auf archäologische Gegen-stände und Fragestellungen deduziert, so daß dannvon diesem gesicherten Fundament aus die Ergeb-nisse einer diskursiven Kritik unterzogen werdenkönnten.“ Eben das ist hier allerdings der Anspruch.

529 Pape a, .530 Dies gilt selbstverständlich nur insoweit, als die rei-

ne Begriffsfindung, also die Beschreibung und Be-nennung der Struktur immer selbst schon Interpre-tation ist.

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die Interpretation der inhaltlichen Bestimmung erfolgen, die dann als Ergebnis Teil derSemiose, also des Zeichenprozesses ( . . ) ist.

Die Analyse Materieller Hinterlassenschaften ist Bestandteil und Aufgabe der Ar-chäologie seit ihrem Bestehen. Allein die Definition, welche Objekte zu diesen befor-schungswürdigen Hinterlassenschaften gehörigen, hat sich im Laufe der Zeit verändertund tut dies weiterhin ( . ). Bei der Ablehnung tradierter kultureller oder identifika-torischer Benennungen und der daraus resultierenden Erarbeitung eines neuen Ana-lysesystems als Basis für die Interpretation Materieller Hinterlassenschaften handelt essich um eine innerhalb der Archäologie ungewöhnliche, vielleicht sogar als neu zu be-zeichnende, heuristische Operation.531 Dieses Potenzial der Semiotik wurde bereits voreinigen Jahrzehnten herausgestellt:

Das heuristische Prinzip der Semiotik besagt, daß die fundierenden, kategoria-len und universalen Repräsentationsschemata relevanter, vorgegebener Entitä-ten letztlich nur semiotisch-rekonstruktiv, also in experimentell rekonstrukti-ven, relationalen Zeichenprozessen a u f f i n d b a r sind; es macht die Semiotiksowohl zu einem (heuristischen) Evidenzsystem wie auch zu einem (heuristi-schen) Abstraktionssystem.532

Eine entsprechende Semiose ist somit in der Lage, die Kluft zwischen theoretischemModell und (archäologischem) Material zu überwinden. ,Theorie‘ und ,Praxis‘ werdensomit nicht (mehr) als Antipoden gedacht, sondern sind als sinnstiftende reziproke undsich wechselseitig bedingende Dynamiken zu verstehen.

Die Synergie zwischen Semiotik und Archäologie blickt zwar auf eine gewisse Tra-dition zurück, diese ist jedoch eher von Vorurteilen als von einem produktiven Diskursgeprägt. Im Folgenden wird dieses schwierige Verhältnis dargelegt. Dies geschieht ineiner gewissen Ausführlichkeit, um sich alten Problemfeldern angemessen zu stellen,diese zu revidieren und anschließend den Aufbau einer neuen Symbiose voranzutrei-ben. Im Vordergrund steht dabei die Beschäftigung mit Objekten, nicht mit Bildern,wie man es von einer klassisch-archäologischen Arbeit vielleicht erwarten würde.

531 Unter der Überschrift „Neue Typologien“ formuliertS. Hansen , – , wie in der Archäologiedurch neue analytische Verfahrensweisen neue heu-ristische Perspektiven ermöglicht werden können.Da es sich dabei jedoch nur um einen von mehre-ren Vorschlägen handelt, den er in Bezug auf eine

explizite „Einbeziehung von Theorien“ für „schein-bar unproblematische Wissensbestände“ (S. Hansen

, ) macht, formuliert er diese Idee nicht wei-ter aus und bleibt daher an der Oberfläche der sichdaraus eröffnenden Möglichkeiten.

532 Bense , .

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. . Semiotik und die Archäologie: Ian Hodder und der linguistischeStrukturalismus

Die Semiotik hat in der Archäologie den Ruf, eine linguistische bzw. für die Linguistikund Sprachwissenschaften entwickelte Methodik zu sein.533 Unbestreitbar gibt es auchstarke Einflüsse aus dieser Richtung: Die Verwendung und archäologische Interpretati-on der Semiotik von F. de Saussure im Zuge des Postprozessualismus trug maßgeblichzum heute noch verbreiteten Verständnis einer semiotischen Archäologie bei.534 Im Fol-genden werde ich aufzeigen, wie diese Einflussnahme und Verwendung von de Saussurezustande kam und in die aktuelle, eher skeptische Haltung innerhalb der Archäologiegegenüber der Semiotik mündete, aus der Vorurteile entstanden, die sich teilweise nochbis heute hartnäckig halten ( . . ). Im Anschluss werden diese Vorurteile entkräftet. DieHerleitung der heutigen Skepsis oder zumindest einer gewissen Ratlosigkeit gegenüberder Tauglichkeit von Semiotik für die Archäologie dient daraufhin als Grundlage, umMöglichkeiten für eine neue, produktive Einbindung der Semiotik in die Archäologieaufzuzeigen ( . . ).

Die Meinung, dass Semiotik zur Beschäftigung mit Sprache und Linguistik reser-viert sei, verbreitete sich mit dem Aufkommen und der Popularität des linguistic turn.535

Infolgedessen erlangte die Kulturtechnik des Lesens eine besondere Bedeutung; aus ei-nem Verständnis von „Kultur als Text“ entwickelte sich die „Lesbarkeit der Welt“ zu ei-ner „Metapher für das Ganze der Erfahrbarkeit“.536 Damit einher ging die Durchsetzungund Verbreitung eines Glaubens an die Möglichkeit einer Durchdringung der Welt oder,im Kleineren, einer Gesellschaft, ähnlich der eines Texts. Diese schlug sich eindrucks-voll und für die Kulturwissenschaften nachhaltig in der sogenannten „Dichten Beschrei-

533 So beispielsweise programmatisch H. P. Hahn, ; Hölscher ; Miller . Sogar Kienlinb, , der ansonsten eine relativierende Position

einnimmt (dazu . . ), geht noch davon aus.534 Saussure . Dazu Preucel , – . Er hält

auch fest: „I contend, […] that the Saussurian mo-del, by itself, cannot provide an adequate account ofmaterial culture meaning.“ (Preucel , ). Eineausführliche Beschäftigung mit den Ideen de Saus-sures wird in dieser Arbeit nicht erfolgen, da sie fürdas hier zu entwickelnde Zeichenanalysesystem nurvon geringer Bedeutung sind. Festzuhalten ist, dassdem triadischen Prinzip von Peirce das dyadischeKonzept von de Saussure eben durch die Anzahl deruniversalen Kategorien grundsätzlich entgegensteht( . . ). Dazu Eco , : „Der Peircesche Blick-winkel ist also umfassender als der Saussuresche.“Auch H. P. Hahn , , stellt einige grundlegen-

de Unterschiede zwischen den Zeichentheorien vonde Saussure und Peirce und ihre Anwendbarkeit aufMaterielle Kultur heraus.

535 Vgl. die Beiträge in Rorty . Dazu auch Preucel, .

536 Letzteres ist eine Kapitelüberschrift bei Blumenberg, – . Vgl. allgemein A. Assmann , ;

Bachmann-Medick ; Barthes ; Blumenberg; Eco b; Olsen ; Walther . Zum

entsprechenden Ansatz bei P. Ricœur: H. Moore, – . Diese Ansicht dringt auch bei Hod-

der , , durch, wenn er sagt „social actionoften seems to be a ‘reading’ of a preexisting ritualtext.“ Die Metapher der „Sichtbarkeit der Welt“ (ico-nic/pictural turn: Pinney ; Schulz , ) oderauch der „(Er-/An-)Fassbarkeit der Welt“ (materialturn: Reckwitz ; Wodtke , – ) ist diesbe-züglich eine Weiterentwicklung.

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bung“ nach C. Geertz nieder.537 In Bezug auf das hier zu entwickelnde Zeichenanalyse-system nach Peirce wäre diese „Dichte“ im Sinne einer unendlichen Tiefe der Beschrei-bung möglich, da sich die Zeichen im Kontinuum befinden ( . . , Abb. a). Als Entitätist ihnen die Dichte somit inhärent bzw. sie wird durch Semiose ( . . ) in einer unendli-chen Darstellbarkeit erzeugt. Die „Dichte Beschreibung“ offeriert also die Möglichkeit,einen „Durchblick“ durch die Objekte vorzunehmen.538 Allerdings bezieht sich Geertzals Vertreter des linguistic turn auf Text und die Lesbarkeitsmetapher, was eine Anwen-dung auf Materielle Kultur erschwert.539 Übertragbar ist jedoch seine Formulierung,dass es sich bei ,Kultur‘ um ein vom Menschen selbst gesponnenes Bedeutungsgewebehandelt, in dem er sich befindet, bewegt oder auch verfängt. Die Wissenschaft, die sichmit diesem Gewebe beschäftigt, ist daher „eine interpretierende, die nach Bedeutungsucht.“540

Ab den er Jahren verbreitete sich innerhalb der modernen Semiotik der An-spruch, auch auf nicht-sprachliche Systeme anwendbar zu sein.541 formuliert einAutorenkollektiv aus der Klassischen Archäologie die Möglichkeit, archäologische For-schungsergebnisse durch „Zeichen- und Kommunikations- und der Interaktionstheo-rie“542 anderen Disziplinen zugänglich und vermittelbar zu machen. Dabei kritisiert dieGruppe die bis dahin vorherrschende Fokussierung entsprechender Ideen auf Sprachun-tersuchungen.543 Die Beschäftigung der Klassischen Archäologie mit Semiotik konzen-triert sich seit diesem maßgeblichen Aufsatz weitgehend auf die Analyse von Bildwerkenund befindet sich somit in einer anderen Tradition als der hier verhandelten.

537 Exemplarisch dafür ist das sogenannte „Hahnen-kampfessay“: Geertz , – . Ferner hält ereinen semiotischen Kulturbegriff als ein ineinan-dergreifendes System auslegbarer Zeichen für be-sonders brauchbar. Kulturen sind in dieser Hinsicht„ein Kontext, ein Rahmen, in dem sie verständlich– nämlich dicht – beschreibbar sind“ (Geertz ,

). In Bezug auf die hier verwendeten Kulturbe-griffe ( . ) ist dieser mit dem der Materiellen Kul-tur kompatibel. Vgl. auch Kienlin b, . Hilgert

, , nennt die „Präsenz des Geschriebenen[…] Netze variierender Dichte“.

538 Vgl. dazu auch das Konzept der Spur und ihrer Hin-terlassung bei Krämer , , die nur Kraft „einesKontinuums in der Materialität, Körperlichkeit undSinnlichkeit der Welt“ möglich ist.

539 So könnte diese Form der Beschreibung nach ihrerAnwendung bei Hodder missverstanden werden.Durch seine Unterteilung in eine ,vordergründige‘und eine ,hintergründige‘ Bedeutung von Objekten(siehe unten) bedürfte es eines großen argumen-

tativen Aufwands, die „Dichte Beschreibung“ vondiesen Überlegungen zu befreien, um die Durch-dringung nicht an diesen beiden scheinbar trennba-ren Bedeutungsebenen auflaufen zu lassen. Hodder

, , selbst weist nur einmal in Bezug auf diecontextual archaeology explizit auf Geertz hin. ZurKritik an Geertz’ Konzept vgl. Ackermann ,

.540 Geertz , . Dieses Bedeutungsgewebe dehnt

Reckwitz , – , explizit auch auf Materi-elle Kultur aus: Vgl. . . . Zur Interpretation in derArchäologie vgl. ausführlich das fünfte Kapitel.

541 H. P. Hahn , – , bietet einen kurzen his-torischen Abriss.

542 L. Schneider, Fehr und K.-H. Meyer , .543 L. Schneider, Fehr und K.-H. Meyer , . Wei-

tere Kritikpunkte sind die Unübersichtlichkeit dereinschlägigen Literatur, ein zu hohes Maß an For-malisierung sowie Missverständnisse bei Historikernin Bezug auf eine vermeintliche „transhistorischeGeltung“ semiotischer Ansätze.

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Wie bereits gesagt, hielt im Zuge des Postprozessualismus auch in der Archäologiedie Idee Einzug, Materielle Kultur könne wie ein Text gelesen werden.544 Diese Ansichtwurde entscheidend von I. Hodder geprägt, dessen Ausführungen und Herleitungenein semiotisches Verständnis in der Archäologie bis heute so sehr dominieren, dass eineAuseinandersetzung mit seinen Positionen hier sehr detailliert vorgenommen wird.

Hodders Anwendung der Lesemetapher in Bezug auf Materielle Kultur kommt be-sonders deutlich im Titel seines vielbeachteten Buches „Reading the Past“ zum Aus-druck.545 Seine Motivation ist ein von ihm erkanntes Potenzial „for working on pastmaterial texts to create new actions, new present thoughts created within past materi-als.“546 Die Idee des „Lesens der Vergangenheit“ gründet er auf dem linguistischen Struk-turalismus von de Saussure.547 Auffällig dabei ist, dass de Saussure von Hodder immernur indirekt im Text erwähnt wird und in keinem der hier angeführten Werke in der Li-teraturliste auftaucht. Nichtsdestotrotz entnimmt er diesem Anregungen und Impulse,die er unter dem von N. Chomsky geprägten Terminus der „generativen Grammatik“zusammenfasst. Diese verbindet er mit einer archäologischen Formanalyse. Mithilfe derauf diese Weise generierten „structuralist archaeology“ untersucht er Motive, in denener Wörter erkennt, deren Muster er statistisch auswertet.548

Hodder stellt die These auf, dass Sprachmodelle auch ohne expliziten semiotischenBezug einen großen unterschwelligen Einfluss auf archäologische Arbeitsweisen undAnalogiebildungen haben.549 Die Parallelität, die er der Struktur ,Text‘ und der Materi-ellen Kultur zuschreibt, kommt bei folgendem Zitat besonders deutlich zum Ausdruck:

The text (or material culture) derives its meaning from its specific role withinthe context of practical action. Not everyone can write a text or give it a specific

544 Dazu zusammenfassend Veit, Kienlin und Kümmel, .

545 Hodder ; Hodder und Hutson . Es folg-ten weitere Werke anderer Autoren mit Titeln wie„Reading Material Culture“ (Tilley ), „Materi-al Culture and Text“ (Tilley ) oder „The NewReading the Landscape“ (Muir ).

546 Ferner geht es ihm in der postprozessualistischenArchäologie grundsätzlich darum „to break downthe dichotomies between normative and processual,subjective and objective approaches.“ Beide ZitateHodder , . Vgl. auch Hodder , .

547 Fassbar seit Hodder mit vereinzelten Hinwei-sen auf C. Lévi-Strauss. In späteren Texten bezieht ersich außerdem auf J. Derrida und P. Ricœur: Hod-der , – ; Hodder , – . Bei Hod-der und Hutson , – , wird auch erst- undeinmalig Peirce erwähnt.

548 Hodder , – ; Hodder und Hutson ,– . In der letztgenannten dritten Auflage ist das

hier angeführte . Kapitel zwar von „Structuralistarchaeology“ in „Structuralist, post-structuralistand semiotic archaeologies“ umbenannt worden.Inhaltlich hatte das jedoch nur sehr geringe Auswir-kungen auf die Ausführungen zur Semiotik. Diesebestehen beispielsweise in einer Umbenennung vonde Saussures linguistischem Strukturalismus voneinem „semiotic approach“ (Hodder , ) in ei-nen „semiological approach“ (Hodder und Hutson

, ) oder in der Zusammenfassung verschie-dener, seit der ersten Auflage vorgebrachten Kri-tikpunkte bezüglich des Vergleichs von MateriellerKultur und Text (Hodder und Hutson , ); vgl.auch Hodder , – ; Hodder , .

549 Hodder , ; Hodder , – .

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meaning. The notion of text associates power and social strategy with symbo-lic meaning. Not everyone can make a tool, and the context of production ispart of the meaning of the tool. The practical logic of the economic and thetechnological, these „etic“ realms, contributes to the meanings of the text.550

Außerdem macht er den Begriff des Kon/Textes explizit linguistisch nutzbar.551 HoddersArgument ist, dass, wenn Materielle Kultur als Text verstanden wird, einzelne Objektenicht ,stumm‘ bleiben müssen, sondern interpretiert werden können, wodurch hinterden Objekten eine Gesellschaft ,lesbar‘ wird.552 Dabei spielt eine Korrektheit des Le-sens und somit der Interpretation nur eine untergeordnete Rolle, die ,Befragung‘ stehtim Vordergrund.553 Diese Lesemetapher verfolgt er bis zu einer völligen argumentati-ven Gleichsetzung von Materieller Kultur und Text.554 Die Aufgabe, dieses Verhältnisgenauer zu untersuchen, schreibt er einer „symbolic archaeology“ zu.555

Die von Hodder etablierte Lesemetapher ist eng mit einer angenommenen Dop-peldeutigkeit des archäologischen Objekts verknüpft. Dieses verfügt demnach jeweils

550 Hodder , .551 „[…] context can be taken to mean ‘with-text’, and

so the word introduces the notion of linguistic ana-lyses of the culturally constructed material world.“Hodder , ; Hodder und Hutson , .

552 Hodder , ; Hodder und Hutson , –. Lesen und Interpretieren sind dabei quasi iden-

tisch: Hodder , . Seine Umsetzung des ,Verste-hens‘ von Gelesenem entspricht seinem Konzept der„contextual archaeology“, vgl. dazu . . .

553 „The argument is that objects are only mute whenthey are out of their ‘texts’. But in fact most archaeo-logical objects are, almost by definition, situated inplace and time and in relation to other objects. Thisnetwork of relationships can be ‘read’, by careful andself-critical analysis […]. Of course our interpreta-tions may be incorrect, but our misreading of thelanguage does not imply that the objects must re-main mute“ Hodder , .

554 Hodder , ; Hodder , . Dabei geht erauch auf Kritik ein, die an diesem Konzept geübtwurde: „But it is possible to go further and sug-gest that the difference between material cultureand written texts indicate that material meaningsare even more constrained by the material worldthan are written texts“ (Hodder , ). Zu fol-genden drei Kritikpunkten bezieht er Stellung: .Texte sind in Relation zu einem konkreten sozialenKontext geschrieben, die Worte sind somit in derRegel arbiträr. Materielle Kultur hingegen bestehtgrößtenteils aus Ikons und Indizes und ist deshalb

oder aus anderen materiellen und sozialen Grün-den erzwungen. . Texte sind in linearer Abfolgegeschrieben und werden so gelesen. Die Fundsitua-tion, beispielsweise in einem Raum, liefert jedocherst einmal keinerlei Anhaltspunkte dafür, wie dielineare Abfolge dort sein könnte. Auch eine Strati-grafie liefert nur Hinweise und keine absolute Rei-hung. Daher ist Materielle Kultur kein Medium,in dem man ein komplexes abstraktes Argumententwickeln kann. . Texte sprechen nur zwei Sinnean, sie verfügen über eine Ansichtigkeit und einenKlang. Materielle Kultur zu verstehen beinhaltethingegen auch Anfassen, Riechen und Schmecken.Aus all diesen Gründen kommt er zu dem Schluss:„Thus, rather than talk of reading the past it mightbe better to talk of sensing or seeing the past“ (Hod-der , ). Zum Umgang mit weiteren Kritik-punkten: Hodder , – . Dort relativiert erauch seine frühere Vehemenz: „We do not simplydig up texts, […]. Material culture does indeed ha-ve a linguistic, abstract, referential component. […]But we cannot limit the study of material culturesigns to a linguistic type of analysis“ (Hodder ,

). Vgl. auch die Entwicklung des Kapitelunter-punktes „Reading material culture text“ in Hodder

, – , mit dem Äquivalent in Hodder undHutson , – . Dort wird zwar der Textbe-griff in Bezug auf Materielle Kultur zeitgenössischangepasst, die Lesemetapher jedoch nach wie vorstark gemacht.

555 Hodder , .

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über eine eigentliche Objektebene und eine Symbolebene, die zunächst durchdrun-gen werden müssen, um die dahinterliegende Gesellschaft ,lesen‘ zu können.556 Umdie Symbolebene zu entschlüsseln, also die von der Gesellschaft auf ihre MaterielleKultur übertragenen Strukturen zu durchschauen, bemüht er erneut den linguistisch-strukturalistischen Ansatz von de Saussure.557 Dabei lassen sich für seine Anwendungaus wissenschaftshistorischer Perspektive vor allem zwei Bezugsrahmen extrahieren:Zum einen hantiert Hodder, wie bereits angedeutet, mit einem Symbolbegriff, den erseit seinem Frühwerk „Symbols in Action“558 verwendet, zum anderen ist de Saussurefür Hodder vor allem als Strukturalist von Bedeutung. Eine sprachsemiotische Kompo-nente findet dabei ausschließlich implizite Verwendung und wird nicht separat verhan-delt. Ein explizit semiotischer Strukturalismus kommt nicht vor. Dadurch beherrschtbis heute eine bilaterale wie diffuse Symbiose von ,Symbol‘ und ,Strukturalismus‘ denpostprozessualistischen Zugang zu einer semiotischen Archäologie.559 Erst am Ende desentsprechenden Kapitels von „Reading the Past“ rollt Hodder seine Argumentation qua-si rückwärts auf und kommt dabei zu folgenden Schlüssen:

Following the semiotic approach to linguistics in the work of Saussure, whichhad a major influence on structuralism, the concern is to examine the orga-nization of signs so that they have meaning. Thus, the word ‘pot’ is an arbitrarysignifier of the concept signified. One studies the relationship between signifierand signified, but there is little interest in the ‘thing’ itself – in this case the realmaterial pot. Such approaches do not help us in our search for the relationshipsbetween ideal and material. The abstract analysis of signs and meanings is parti-cularly a problem in archaeology, which is primarily concerned with materialculture. We dig up material as much as we dig up ideas. And we wish to seeeach object both as an object, the result of processes of production and action,and as a sign, since the object (pot) can itself be the signifier for other concepts

556 „Material culture both represents and is“ Hodder, ; vgl. auch Veit b, ; Veit a, .

Ähnliches postuliert auch Burmeister , . Dassdiese Unterteilung schnell in den Verdacht mündenkann, sich „von den ,Dingen‘ weg und hin zu einerimmateriellen Scheinwelt von Zeichen zu bewegen“,stellten bereits L. Schneider, Fehr und K.-H. Meyer

, , fest.557 Hodders Bezugnahmen auf den Strukturalismus

sind stark verstrickt und lassen sich nicht argumen-tativ aufschlüsseln. So gruppieren sich seine Lese-metapher, seine Idee eines linguistisch geprägtenStrukturalismus sowie sein Symbolbegriff offen-

sichtlich alle um de Saussure. Herleitungen werdenwenig argumentativ als meistens eher konstativ undstark assoziativ vorgenommen, weshalb hier leiderkeine genaue Analyse des Beziehungsgeflechts dergenannten Operationen erfolgen kann.

558 Hodder . Vgl. auch Hodder , – . DieserSymbolbegriff wird in . . behandelt.

559 Hodder ; Hodder und Hutson ; L. Schnei-der . Barthes gelang es zwar de SaussuresStrukturalismus in nicht-sprachliche Systeme zuübertragen, er blieb jedoch dessen Vokabular verhaf-tet. Vgl. auch Barthes .

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(such as tribe ‘x’, or female activities). The study of material culture invites usto bridge the gap between ideal and material […].560

Hier wird der bereits genannte und für Hodder sehr wichtige Punkt der doppeltenBedeutungsebene eines Objekts angesprochen. Was dieses ,Beides‘, also das Objekt alsErgebnis eines (technischen) Produktionsprozesses und als ein Zeichen einer zweiten,,dahinterliegenden‘ Bedeutung ist, erklärt er folgendermaßen:

The word ‘symbol’ refers to an object or situation in which a direct, primaryor literal meaning also designates another indirect, secondary and figurativemeaning. The term ‘symbolic meaning’ is used […] to indicate the secondaryreferences evoked by the primary meanings.561

Diese Unterteilung in eine erste ,offensichtliche‘ objektimmanente und eine zweite ,da-hinterliegende‘ soziale Bedeutung korreliert mit dem kategorialen dyadischen Grund-verständnis von de Saussure.562 Sie zieht sich wie ein roter Faden durch Hodders Werkund spiegelt sich vielfach in seinen Ideen zu einer strukturalistischen und somit post-prozessualistischen Archäologie wider.563 Im Hinblick auf den hier zu entwickelndenZeichenbegriff für (archäologische) Objekte, also der Handhabung vom „Dingen alsZeichen“ ( . ), ist diese aufgestellte Bedeutungsdifferenz jedoch nicht hilfreich, da hiergrundsätzlich von einer triadischen Relativität nach Peirce ausgegangen wird.

Wie in diesem Kapitel noch ausführlich dargelegt werden wird, ist das archäologi-sche Objekt an sich immer bereits ein Zeichen für seine Herstellung, seine potenziellenBedeutungsebenen, seinen Gebrauch, seine Niederlegung, seine Auffindung und vieles

560 Hodder , . Zu seinem eigenen berechtig-ten Einwand, dass bei der Berücksichtigung einesSignifikant-Signifikat-Verhältnisses, wie er es von deSaussure übernommen hat, nicht vom materiellenObjekt ausgegangen wird, vgl. . . . Interessant ist,dass Hodder fast immer von „symbolic“ und nurein einziges Mal von einer „semiotic archaeology“spricht, vgl. . . . Seine Zusammenführung einer„structuralist and symbolic/semiotic archaeology“schlägt sich vor allem in seinen Kapitelüberschrif-ten nieder, vgl. Hodder und Hutson , – .Bei Hodder , , wird außerdem deutlich, wiewenig er die Semiotik für seine Übersetzung des deSaussureschen Strukturalismus überhaupt benö-tigt: „There are problems with the text metaphor,[…] but the comparison between objects and wordsallows the study of material culture to be drawninto the wider science of semiotics – the study ofsigns.“ Ein anderes Mal stellt er die Korrespondenz

zwischen Signifikant, Signifikat und etwas, das erals Referent bezeichnet, als Basis dar, auf der eineStrukturalistische und Poststrukturalistische Ar-chäologie aufgebaut sei: Hodder , .

561 Hodder , ; vgl. auch Hodder , ; Hod-der , .

562 Dazu Preucel , – . Diesen Ansatz verfolgtauch Ricœur, wie H. Moore herausstellt. Aufdiesen bezieht sich auch Hodder, allerdings erst inspäteren Werken: Hodder , – ; Hodder

, – .563 Ergänzend zu den bereits genannten Zitaten lassen

sich viele weitere Anlehnungen an die de Saussu-resche Formensprache finden, beispielsweise dieVerwendung der „langue and parole“-Metapher, vgl.Hodder , . Diese wird auch später für dieals relational angesehenen Begriffe der „constitutivemeaning“ und der „individual meaning“ wichtig,vgl. Hodder und Hutson , – .

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mehr. Diese vielfältigen Zeichenoptionen kommen durch das Objekt im Interpretan-ten ( . . ) zum Ausdruck. Eine Analyse der relevanten Zeichenkategorien bildet dieGrundlage der anschließenden Interpretationen. Diese können in keine hierarchischeAbfolge, wie eine erste in Bezug auf das Objekt selbst und eine zweite in Bezug auf sei-ne Nutzung im sozialen Kontext gebracht werden. Denn allein durch diese Benennungzweier Bedeutungsebenen und ihrer vermeintlichen Wertigkeit wird eine scharfe, quasi,eingeschriebene‘ Trennung suggeriert, die folglich immer und an jedem Objekt vorge-nommen werden kann. Diese Trennung ist jedoch eine Farce und nicht einmal analy-tisch sinnvoll. Vielmehr handelt es sich dabei um eine Inszenierung, die zwei künstlicheEbenen erzeugt, welche bei einem umfassenden Zeichenbegriff, der das Objekt in jederseiner Beziehungen einem Zeichenprozess und unendlich vielen Interpretanten zuord-net, nicht nötig und auch nicht plausibel ist.564 Bei dem hier zu entwickelnden Systemrichten sich vielmehr sowohl die für die Analyse als relevant erachteten Parameter alsauch die daraus resultierende vorgenommene Interpretation nach der jeweiligen Frage-stellung der Bearbeiterin oder des Bearbeiters.565

Trotz der naheliegenden Vermutung, dass diese vorgenommene Unterteilung inzwei Bedeutungsebenen eine Rückführung auf das dyadische Verständnis von de Saus-sure ist, muss erneut betont werden, dass Hodder seine Bezugnahmen oftmals nichtexplizit offenlegt und so eine grundsätzliche Zustimmung oder Ablehnung seiner Vor-aussetzungen erfolgen muss, ohne der Plausibilität einer argumentativen Herleitungfolgen zu können. Diese, wie auch sein geforderter Bezugsrahmen einer „contextual ar-chaeology“, kann nur über eine bereits vorgenommene Interpretation erfolgen, die übereine reine Ansprache (die ebenfalls bereits Interpretation ist) hinausgeht und somit demSchritt, den Hodder lesen (oder interpretieren) nennt, vorausgehen muss. So versieht erden Signifikanten ,Topf‘ mit dem Signifikat ,[Koch]-Konzept‘ und stellt als Referenten,das Kochen‘ gegenüber.566 Sogar wenn es sich hierbei lediglich um ein veranschauli-chendes Beispiel handeln soll, das zumindest impliziert, dass ,Topf‘ automatisch undimmer oder zumindest mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit ,Kochen‘ bedeutet,

564 Vielmehr wird das Zeichen inzwischen als ein „Pri-märphänomen“ akzeptiert, was auf Peirce zurückge-führt werden kann, vgl. Krois , – .

565 Hodder , , ist sich dieses Umstands auch be-wusst, was sich darin äußert, dass er von der struk-turalistischen Formanalyse wieder zum Subjekti-vismus der archäologischen Interpretation kommt:„[…] we can never be sure that our ‘units of ana-lysis’ (the sites or nodes in the settlement pattern)are really comparable. We have to give them mea-ning (as settlement sites, towns, cities) before wecan suggest systemic and structural relationships

between or behind them.“ Eine aus diesem Dilem-ma resultierende gewisse Ratlosigkeit schlägt sichdann auch in der folgenden Aufforderung nieder,erst möglichst viele Referenzangaben bezüglich dergesellschaftlichen Strukturen und Werte einer Grup-pe zu sammeln, bevor man eine Interpretation derObjekte vornimmt, vgl. Hodder , – . Un-gelöst bleibt das Problem, dass es sich bei diesenReferenzen auch bereits um Interpretationen aufder Grundlage gewisser Parameter handelt.

566 Hodder , .

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ist dieses System Hodders Ausführungen zu einer kontextuellen Archäologie gegenläu-fig: Ein Kontext spielt innerhalb dieser Zuweisung keine Rolle. Die Interpretation vorder Interpretation wird von Hodder nicht thematisiert, sondern einfach vorgenommen,wodurch sie eine Form von Wahrheit suggeriert, die einen Zweifel an diesen Prämissennicht zulässt.

In der dritten Edition von „Reading the Past“ wird nach einer erneuten Beschäfti-gung mit dem linguistischen Strukturalismus zum ersten und einzigen Mal auch Bezugauf die Semiotik von Peirce genommen. Es handelt sich dabei allerdings einzig um dieAussage, dass Peirce’s System durch die Erweiterung von einem dyadischen zu einemtriadischen Zugang die Möglichkeit von nicht arbiträren Zeichen mit einschließt.567

Da die Arbitrarität als ein von de Saussure geprägter Begriff für diese Studie jedoch kei-ne Rolle spielt, hilft diese Erwähnung hier nicht weiter. Ferner bleibt die Bemerkung,die auf Peirce Unterteilung von Ikon, Index und Symbol abzielt, zu vage für eine diffe-renzierte kritische Auseinandersetzung.

Es bleibt festzuhalten, dass Hodder die Idee eines linguistischen Strukturalismus,die „Materielle Kultur als Text“-Metapher und seinen Symbolbegriff von de Saussureübernommen hat. Diese Konzepte werden, angereichert mit weiteren, zu einer Vorstel-lung von semiotischer Archäologie verschmolzen, die ihrerseits nur einen Teil seinerAusführungen zum Postprozessualismus darstellt. Eine analytische Herleitung seinerBezüge ist bisweilen schwierig. Hierfür benutzt er weniger die Idee einer Semiotik,als vielmehr eine linguistisch inspirierte, strukturalistische Archäologie, die er „sym-bolic archaeology“568 nennt und die auf Stil- und Formenanalyse abzielt. Vor allem seinprogrammatisches Werk „Reading the Past“569 zeichnet sich dadurch aus, dass er vie-le Begriffe nicht explizit einführt oder näher definiert (zum Beispiel Bedeutung, Ide-al, Prozess, Semiotik, Struktur, Strukturalismus, Zeichen etc.). Das führt bisweilen zubegrifflichen Verwirrungen und lässt großen Spielraum für Interpretationen und auchSpekulationen über das, was wohl gemeint sein könnte.570

Hodder war nicht der einzige postprozessualistische Archäologe, der sich mit einer„symbolic archaeology“ auseinandersetzte. Die Monographie von Ch. Tilley „MaterialCulture and Text“ oder die Beiträge in dem ebenfalls von Tilley herausgegebenen Sam-melband „Reading Material Culture“ behandeln ebenfalls Ansätze des linguistischen

567 Hodder und Hutson , – . Zum Arbitrari-tätsbegriff, vgl. Hodder , ; Hodder , ;Hodder , , ; Hodder und Hutson ,

.568 Oder „Symbolic and structuralist archaeology“ in

Hodder , – . Im „Handbook of Materi-al Culture“ werden „Structuralism and Semiotics“ebenfalls zusammengefasst, vgl. Layton .

569 Hodder .570 Dazu Kienlin b, – . Die Verwirrung bezüglich

seiner Begrifflichkeiten schlägt sich exemplarischin folgendem Zitat nieder: „The abstract symbolicmeanings of the material world are related to thatworld by relationships of association, analogy, sub-stitution, metaphor and so on“ (Hodder , ).

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Strukturalismus.571 Die ausführliche Darlegung speziell von Hodders Umgang mit Se-miotik für die Archäologie sollte exemplarisch aufzeigen, woraus sich bis heute vor-gebrachte Kritikpunkte und hartnäckig haltende Vorurteile ergebenen haben. So wirdder Begriff der Semiotik nach wie vor häufig und schnell mit einer diffusen Vorstellungdes linguistischen Strukturalismus von de Saussure zusammengebracht. Das Schlagwortvon „Materieller Kultur als Text“ oder noch reduzierter: „Das Objekt spricht!“, hat sichtief in das kollektive archäologische Gedächtnis eingebrannt.572 Diese Prägungen ver-stellen jedoch den Blick auf weite Teile der Semiotik, die archäologische fruchtbar ge-macht werden können.

. . Semiotik und die Archäologie nach dem PostprozessualismusHodders Ansätze zogen vielfache Kritik und Einsprüche nach sich.573 Vor allem in dergrundsätzlich auf den Postprozessualismus folgenden Debatte wird immer wieder dar-auf verwiesen, diese Sichtweise der Archäologie gehe indirekt davon aus, dass Informa-tionen über das Objekt gleichsam in ihm selbst eingeschrieben seien.574 Die Vorstellung,dass archäologische Befunde und Funde wie Texte gelesen werden können, ist jedochtrotz der zunehmenden zeitlichen Distanz zum Postprozessualismus in der Archäologienach wie vor sehr präsent. U. Veit stellt heraus, „daß die archäologische Interpretation of-fensichtlich ein Verfahren darstellt, das wissenschaftsgeschichtlich wie erkenntnistheo-

571 Tilley ; Tilley . Die Bände hatten einensehr kritischen und relativierenden Charakter. Ei-nen zusammenfassenden Überblick, auch über wei-tere Werke bieten Shackel und Little .

572 Dazu programmatisch der Titel von Furholt undStockhammer . Ein besonders starker Einflusskam dabei sicherlich J. Assmann [ ] zu,der Schrift für die konstituierende Kulturtechnik deskulturellen Gedächtnisses hält. Veit b, , kon-statiert das häufige Vorkommen der Lese-Metapherin Bezug auf archäologische Funde, so beispielswei-se bei Beaudry, L. J. Cook und Mrozowski ;Caple ; Muir ; Leeuw . Kienlin b,– , verwendet zwar entsprechende Formulierun-

gen, setzt sich jedoch mit der Idee von MateriellerKultur als Text sehr kritisch auseinander. Hodderselbst relativiert im Laufe seines Œuvre zwar nichtdie Gleichsetzung von Materieller Kultur und Text,räumt jedoch Unterschiede „between language andmaterial culture symbolism“ ein, vgl. Hodder ,

.

573 Zusammenfassend Preucel , – . Veitb, , hat aufgezeigt, wie Hodder sich letzt-

endlich zu weit von einer objektgebundenen Ana-lyse entfernt hat. Aus diesem Grund musste er sichzunehmend die berechtigten Vorwürfen einer Re-duzierung des archäologischen Objekts auf Text ge-fallen lassen. Fahlander , , spitzt diese Kritikzu, wenn er sagt: „His concluding thoughts of soci-al life at Çatalhöyük are also coloured by his choiceof fiction.“ Nicht als direkte Kritik an Hodder, aberals Reaktion auf den Zeitgeist erfolgte unter ande-rem auch die Gründung des „Journal of MaterialCulture“, das einen konstruktiven Gegenpol zumlinguistisch dominierten Strukturalismus der Zeitsetzen wollte: Miller und Tilley , – .

574 Zum Beispiel H. P. Hahn ; H. P. Hahn ,– ; Kienlin b, – ; Lang ; Müller-

Scheeßel , . Dietler und Herbich , –, meinen, dass der Irrglaube, kulturelle Informa-

tion könne in Materieller Kultur ,gelesen‘ werden,aus der Vermischung bzw. der mangelnden Diffe-renzierung von ,Ding‘ und ,Technik‘ herrühre.

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retisch auf einer anderen Ebene anzusiedeln ist, als die Übersetzung eines Textes.“575

Diese Ansicht setzte sich jedoch nicht allgemein durch.576

Kritik an der Übermacht der Schrift kommt zunehmend auch aus den Bildwissen-schaften. M. Schulz nennt diesen Umstand „das logozentristische Vorurteil“, das in derAnnahme bestehe,

dass die Sprache das eigentliche Medium der Erkenntnis und hervorragendesSignum von Kultur sei, dass überhaupt […] Sein und Dasein der Dinge sichder Sprache und Schrift verdanken und dass die Welt mit ihren geschichtlichenOffenbarungen für diejenigen, die des Buchstabierens mächtig sind, schließlichwie ein Buch zu lesen sind.577

Auch klassische Archäologen konstatieren, dass immer noch

zwischen Sprache und kulturellen Praktiken insgesamt hermeneutische Paral-lelen gezogen werden. Unter der Voraussetzung, daß Handlungen von Men-schen den Charakter von Zeichen haben, die auf Vorstellungen und Wahr-nehmungsmuster verweisen, wird versucht, diese Praktiken analog zu Spracheund Texten zu dechiffrieren, die sich aus Zeichen und Symbolen zusammen-setzen.578

Sie begründen die von ihnen aufgezeigte Parallele also semiotisch, was auch hier aufdem Missverständnis basiert, Semiotik sei allein für Sprache und Linguistik vorgese-hen. Ihre Aussage mag beispielhaft für die lange Serie an Missverständnissen stehen, derdie Semiotik und ihre Zuweisungen ausgesetzt gewesen waren und noch sind. Die Be-gründung müsste vielmehr lauten, dass zwar die Handlungen von Menschen sehr wohlZeichencharakter haben, dieser jedoch keineswegs eine Analogie mit Sprache und Textaufweisen muss.

575 Veit b, . Er sieht eine Alternative in Ginz-burgs Indizienparadigma. Meines Erachtens ist dasjedoch auch nicht zielführend, wenn es nicht wei-ter ausgearbeitet und für den archäologischen Ge-brauch nutzbar gemacht wird. Nur dadurch könntedieses Paradigma als heuristische Alternative in Er-scheinung treten, wie sie von Veit verlangt aber inseinem Aufsatz nur ansatzweise aufgebaut wird. Vgl.auch Holtorf für eine noch weiterführendeKritik. Auch Eberhard , , hält das Indizi-enparadigma für die Archäologie für brauchbar.Ferner weist er auf eine Wesensverwandtschaft zuPeirce’s Abduktionslogik hin. Beide Ansätze, ver-suchten disziplinäre Spaltungen zu überwinden und

die Analyse objektgebunden durchzuführen. Dazuauch M. Jung , – .

576 Vgl. zum Beispiel Meskell ; Weiß , ,oder Campbell , , wenn er ausführt: „How toRead Greek Vases is the second in a series of generous-ly illustrated books intended to introduce a wideaudience to groups of related works of art from allareas of the Metropolitan Museum’s collections.The choice of the word read in the title serves as ametaphor for concentrated looking, but it also un-derlines the role of written texts in many works ofart.“

577 Schulz , – .578 Hoff und S. Schmidt , .

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In einem Sammelband aus dem Jahr mit dem Titel „Spuren und Botschaften“beschäftigen sich einige Beiträge mit verschiedenen Aspekten einer Nutzbarmachungder Semiotik nach Peirce für Materielle Kultur.579 Allerdings sind sie, dem Format derPublikation entsprechend, voneinander unabhängig und offerieren kein umfassendesKonzept, so wie es hier vorgelegt wird. Ferner beschäftigen sie sich eher mit Themenge-bieten der ur- und frühgeschichtlichen Archäologie. Die Materiellen Hinterlassenschaf-ten der Klassischen Archäologie werden nicht in demselben Umfang exemplifiziert, wassuggeriert, dass entsprechende Betrachtungen an diesen Objekten nicht möglich odergewinnbringend seien.

Im Jahr erschien ein weiterer Sammelband mit dem programmatischen Titel„Die Dinge als Zeichen“.580 Auch hier wird zum Einstieg in das Thema wiederum dieLese-Metapher bemüht.581 Daraus leitet sich der Anspruch des Bands ab, eine Interpre-tation von Objekten gerade nicht mithilfe von Textanalogie zu betreiben:

Der Vergleich mit Sprache und Text an sich kann jedoch durchaus den Aus-gangspunkt zu einer genaueren Bestimmung des Zeichencharakters materiellerKultur bilden und ein konzeptionelles Instrumentarium an die Hand geben,um die „Wirkungsweise“ der Dinge zu erfassen.582

Es folgt eine ausführliche Auseinandersetzung mit Parallelen und Unterscheiden vonSprach- und Ding-Zeichen, in der davon ausgegangen wird, Objekte erzwingen auf-grund ihrer Materialität Handlungen. Dies ist zwar auch ein Aspekt, der hier stark ge-macht wird ( . ), jedoch ist die im Zitat dargelegte Prämisse für das hier zu entwickeln-de Analysesystem nicht tragfähig. Die Beiträge in diesem Sammelband greifen ebenfalls,wie das bereits in dem zuvor genannten der Fall war, verschiedene Aspekte eines Ver-ständnisses von „Dingen als Zeichen“ in unterschiedlicher theoretischer oder anwen-dungsorientierter Intensität auf. Dadurch ergibt sich ein reichhaltiges Potpourri vonverschiedenen Zugängen zu ,Zeichen‘, ,Bedeutung‘, ,Interpretation‘ und weiteren Kon-zepten und Perspektiven auf Objekte der Materiellen Kultur. Die Beiträge bilden dabeiebenfalls kein Gesamtkonzept, vielmehr zeichnen sie verschiedene Ideen, Ansätze undmögliche Zugänge nach, wie eine Nutzbarmachung der Semiotik in der Archäologiefunktionieren könnte. Des Weiteren liegt auch hier der inhaltliche Fokus im vor- undfrühgeschichtlichen Bereich sowie auf rezenten Gesellschaften.

Die „Zeitschrift für Semiotik“ widmete ihr erstes Heft des . Jahrgangs vonder Archäologie.583 Unter dem Untertitel „Zeichen in der Archäologie“ versammeln

579 Veit, Kienlin und Kümmel .580 Kienlin a.581 Kienlin b, . Des Weiteren wird auch hier noch

davon ausgegangen, dass Semiotik innerhalb derLinguistik entwickelt wurde: Kienlin b, .

582 Kienlin b, .583 Posner und Krampen .

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sich fünf Aufsätze von Archäolog_innen verschiedener Ausrichtungen. Da jeder der Bei-träge versucht, einen Überblickscharakter zu wahren und sich darüber hinaus noch anein spezifisch nicht-archäologisches Publikum richtet, gibt es eine große Diversität derInhalte. Durch einen ebenfalls fehlenden Zusammenhang, wie ihn bereits die beidenzuvor genannten Sammelbände aufweisen, stehen auch hier die Beiträge losgelöst undsingulär nebeneinander. Da als Ziel lediglich die Vorlage beispielhafter Untersuchun-gen zur „Struktur der archäologischen Semiose“584 formuliert ist, die ihrerseits jedochnicht definiert wird, bleibt der suggerierte semiotische Anspruch leider unerfüllt.

St. Burmeister hat sich besonders intensiv mit den Möglichkeiten der Übertragungvon Peirce’s Zeichenkategorien auf archäologische Objekte auseinandergesetzt.585 Ergeht nach Peirce davon aus, dass Objekte über einen Symbolgehalt verfügen, der übergesellschaftliche Konventionen verhandelt wird. Einer (prä)historischen, also vergange-nen Bedeutungszuweisung könne man sich nur bedingt annähern. Sein Anliegen istes, sich über diesen neuen semiotischen Zugang etablierten Fragestellungen zuzuwen-den. Diese greifen Punkte und Phänomene auf, die in dieser Studie im Zuge der Kritikan den Kategorien von Kulturkontaktszenarien bereits verworfen wurden. Burmeisterarbeitet die Möglichkeiten und Grenzen eines semiotischen Analysekonzepts für eli-täre Identitätszuweisungen und dafür nötige Statussymbole und Prestigegüter heraus.Entsprechend ist auch sein semiotisches Konzept dahingehenden Beschränkungen derElitenforschung unterworfen. Auch seine Peirce-Interpretation orientiert sich an dieserIdentitätszuweisung.586 Begreift man ein semiotisch-archäologisches Analysesystem alseine erkenntnisgenerierende Operation, die die Objekte der Materiellen Hinterlassen-schaften als Medien vergangener Kommunikation in den Mittelpunkt der Betrachtungrückt, dann können die integrativen Ansätze von Burmeister noch weiter ausgedehntwerden.

R. Preucel hat die bislang einzige Monographie geschrieben, die die beiden Schlag-worte der Archäologie und der Semiotik bereits im Titel vereint. Entsprechend pro-grammatisch beginnt er auch seine Einleitung: „I argue that archaeology is a semioticenterprise.“587 Zwar zieht auch er die Semiotik von Peirce der von de Saussure vor, al-

584 Boteva , . Auf die ebendort formulierte „Fra-ge, welche theoretischen Anknüpfungspunkte dieArchäologie in der Semiotik finden kann, um ih-re Zielsetzungen zu klären und ihre Methoden zuverbessern“ gibt es keine Antwort.

585 Burmeister . Darüber hinaus gibt es einzelneBeiträge, die innerhalb anderer Thematiken semio-tische Bezüge herstellen. Für ein vergleichsweiseausführliches Beispiel vgl. Hofmann , – .

586 „Die Zeichenkategorien, wie sie von Peirce definiertwurden, erlauben uns auf sehr klare Weise, die ar-

chäologische Quellenbasis auf ihr Aussagepotentialhin zu betrachten. […] Es geht nicht um eine ob-jektbezogene Unterscheidung der Zeichenarten,sondern zunächst um ein Grundverständnis desepistemologischen Gehalts unserer Quellenbasis[…]“ Burmeister , . Meines Erachtens wäredas „nicht-sondern“ durch ein „sowohl-als auch“ zuersetzen.

587 Preucel , . Allerdings wendet er direkt an-schließend relativierend ein: „All academic disci-plines can be seen as semiotic enterprises.“

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lerdings auf der Basis einer „social practice“,588 die er in den Ansätzen des PeirceschenPragmatismus sieht und die seines Erachtens im Laufe der letzten Jahrzehnte von einer„pragmatic anthropology“589 ausgearbeitet wurden. Sein Ansatz zielt also nicht auf diehier relevante Kategorisierung und geht nicht so weit, eine Analyse der Objekte Materi-eller Kultur zu betreiben. Ferner greifen seine Fallbeispiele nur bedingt auf seine zuvorausgearbeiteten semiotischen Entwicklungsstränge zurück.

Die Auseinandersetzung der Archäologie mit Semiotik konzentriert sich also seitdem Postprozessualismus auf einen strukturalistischen Zugriff, der semiotische Spurenenthalten kann, die dann als Symbolismus verstanden und behandelt werden.590 Dar-über hinaus gibt es einzelne Versuche der Nutzbarmachung von semiotischen Begriffenoder Ideen sowie Anmerkungen und Hinweise auf entsprechende Verwendungen ande-rer Fächer.591 Diese liefern zwar bisweilen Ansätze, Formen der Semiotik archäologischzu erschließen, aber es werden nur einzelne Aspekte und keine umfassenden Konzepteangeboten. In dieser Hinsicht unterscheiden sich die genannten Studien deutlich vonder Fragestellung dieser Arbeit. Jüngere Beiträge haben vielfach eher den Charakter ei-ner mitteilenden Kenntnisnahme. Diese deckt eine große Bandbreite ab: Von einer tiefverwurzelten und oft polemisch vorgetragenen Ablehnung von allem, was unter Semio-tik verstanden werden könnte,592 über die seit den Kritiken am Postprozessualismusbestehenden Vorwürfen einer zu großen Text- und Sprachaffinität593 bis hin zu einergewissen Offenheit für die Hinwendung und Nutzung einer Semiotik in der Archäo-logie,594 ohne dass diese bislang detailliert ausgeführt oder konsequent weiter verfolgtworden ist.

In dieser Studie wird Materielle Kultur nicht als Text oder Schrift verstanden. Mankann archäologische Objekte nicht ,lesen‘,595 vielmehr sind sie Zeichen, die hier nachPeirce in drei Analysekategorien unterschieden werden. Welche Kategorie im Einzel-fall, bzw. im Kontext relevant ist, gibt die Fragestellung vor. Eine Darstellung erfolgtinnerhalb der triadischen Relationen, d. h. dem semiotischen Dreieck. Was das genaubedeutet, soll nun Schritt für Schritt dargelegt werden. Wie es funktioniert und prak-tisch umgesetzt werden kann wird im vierten Kapitel dargestellt, woraufhin in fünftenKapitel die Interpretation der Analyse folgt. Eco weist darauf hin, dass wir viel verlieren,wenn wir die „Werke der Vergangenheit“ nicht als potenzielle Zeichen charakterisieren

588 Pointiert dargestellt in der Zusammenfassung: Preu-cel , – .

589 Preucel , – . Mertz spricht hingegenvon einer „semiotic anthropology“.

590 Preucel , , gibt ebenfalls diesem strukturalis-tischen Zugriff die Schuld für die seltene oder garfehlende Erwähnung von Semiotik in (englisch-sprachigen) Überblickswerken zur archäologischenMethodik und Theorie.

591 Beispielhaft Graf .592 Beispielhaft Hölscher , .593 Beispielhaft Veit a.594 Beispielhaft Hofter , .595 Oder wie Krämer , , es auf den Punkt bringt:

„Dinge zeigen […] nur und reden nicht.“ Grund-sätzlich ist hier auch H. P. Hahn , – ,zuzustimmen, wobei einige seiner semiotischen As-pekte hier anders bewertet werden.

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und ihnen keinen entsprechenden Gehalt zutrauen. Dabei sind diese Einschränkungengar nicht nötig, da:

. diese Zeichenelemente zumindestens in der Form physischer wahrnehmba-rer Ereignisse existieren;596 . die Geschichte nichts anderes tut, als diese phy-sisch wahrnehmbaren Fakten mit Sinngebungen und Interpretationen ständigaufzufüllen,597 – und sie betrachtet sie weiter als Zeichen, so zwielichtig undmysteriös sie auch erscheinen.598

So „zwielichtig und mysteriös“ müssen sie allerdings nicht bleiben.

. . Semiotik für die Archäologie: Was ist eigentlich Semiotik?Wie bereits mehrfach betont, ist Semiotik nicht für den Umgang mit Sprache oder ei-nem (linguistischen) Strukturalismus reserviert. Vielmehr existieren bereits in frühen se-miotischen Studien Ansätze zu einem umfassenden Zeichenbegriff.599 Charles S. Peircebegründete seine Semiotik auf einem mathematisch-logischen Verständnis600 und ope-riert mit Begriffen, die größtenteils unproblematisch auf eine Beschäftigung mit Dingenübertragbar sind und um archäologische Komponenten erweitert werden können.

Peirce’s Semiotik wurde innerhalb der Archäologie bislang nur einmal systematischund mehrfach sporadisch für eine Anwendung auf Materielle Kultur erschlossen ( . . ).Eine Schwierigkeit bei diesem Unterfangen ist, dass Peirce, im Gegensatz zu beispiels-weise de Saussure, kein in sich geschlossenes Hauptwerk über seine Theorien und Kon-zepte vorgelegt hat. Dies erschwert eine Annäherung an seine Semiotik erheblich. Zu

596 Entsprechend dem Ikon ( . . ) und dem Index( . . ).

597 Was ein Symbol ist, dazu . . .598 Eco , .599 „[…] articulation at the level of language may be a

poor reflection of the complex expression evidencedin the actual range of products and interaction withthem.“ Miller , . Dazu auch Burmeister ,

– .600 Dazu Preucel , – . Dabei schlug Peirce eine

völlig neue Taxonomie der Wissenschaften und so-mit eine veränderte Struktur von Erkenntnisgewin-nung vor, die sich radikal von den damals bereitsetablierten und auch heute noch gültigen Fächerzu-weisungen unterscheidet: Peirce , – ; Peirce

[ ]a, – ; Peirce [ ]a, –; Peirce L ( ) zitiert nach Pape a,

– ; vgl. auch Pape b, . Nach dieser Auf-

teilung ist die Semiotik als Spekulative GrammatikTeil der Logik. Vgl. dazu das entsprechende Kapi-tel bei Peirce , – . Später erweiterte er seineDefinition noch: „ [in ,Eine neue Liste der Ka-tegorien‘] definierte der Autor die Logik als die Wis-senschaft von den formalen Gesetzen der Beziehungvon Symbolen zu ihren Objekten. Doch eine aus-gereiftere Betrachtung des Wesens der Grenzen zwi-schen den verschiedenen Zweigen der Wissenschafthat ihn davon überzeugt, daß es besser ist, Logik alsdas gesamte cenoskopische Studium von Symbolenund nicht nur von Symbolen, sondern von allen Ar-ten von Zeichen anzusehen“ (Peirce [ ]a,

– ). Siehe auch Peirce [ ], . Ent-sprechend können Begriffe wie ,Mathematik‘ oder,Logik‘ hier nur eine Annäherung an seine Vorstel-lung einer epistemologischen Wissenschaftsstruktursein.

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seinen Lebzeiten hat er vor allem Aufsätze in verschiedenen wissenschaftlichen Zeit-schriften zu diversen philosophischen und mathematisch-logischen Problemen veröf-fentlicht. Der größte Teil seiner heute zugänglichen Schriften stammt aus seinem Nach-lass, der hunderttausende Seiten an Manuskriptfragmenten, Entwürfen, Notizen sowievereinzelte unpublizierte Aufsätze und Vorlesungen umfasst.601 Allerdings muss maninnerhalb der Peirceschen Philosophien seine Semiotik immer erst extrahieren und vonanderen Ansätzen soweit separieren, dass sie angewandt werden kann, ohne durch zugroßen Bezugsverlust ihren Sinngehalt zu verlieren. Diese ist hier auch deshalb rele-vant, da das zu entwickelnde Zeichenanalysesystem nicht von semiotischem Vokabularund Inhalten überfrachtet werden soll, weshalb es gilt, eine gezielte Auswahl relevan-ter Begriffe zu treffen, die angemessen sind, das Konzept klar darzulegen, ohne es zuverkürzen oder inhaltlich überzustrapazieren.602 Zur Ergänzung und argumentativenUntermauerung werden neben Peirce weitere Semiotiker herangezogen, deren Ansätzeebenfalls umfassend und nicht auf einen Bereich, eine Disziplin oder eine Objektgat-tung beschränkt sind.

Aufgrund der ausführlich dargelegten bisherigen Debatte ( . . ) ist es für ein ar-chäologisches Zeichenanalysesystem wichtig, sich zunächst vom Text als Analyse- undInterpretationsbezug und auch von einem linguistischen Vokabular zu lösen und sichstattdessen dem Objekt zuwendet. Es gilt also, die Dominanz des Worts in abstrakter(langue) wie in konkreter Form (parole) zu überwinden und Konzepte aufzuzeigen, diedie Materielle Kultur als eigenen Analysegegenstand betrachten und den Zeichengehaltanderer Medien zunächst zurückstellen.603 In einem Folgeschritt können dann bei Be-darf beide in den Altertumswissenschaften primär relevanten Kommunikationsmedien– also Ding und Text – durchaus auch mithilfe des semiotischen Objektbegriffs vereintwerden, um als gemeinsame Grundlage einer Interpretation zu dienen.

Eine Kritik am semiotischen Zugriff eines linguistischen Strukturalismus, wie demvon de Saussure, lautet, dass bei diesem nicht vom Objekt ausgegangen wird, sondernvom Verhältnis Signifikant-Signifikat, also quasi einer gegenüber der Materialität abs-trahierten Verflechtung von Bezeichnendem und Bezeichnetem. Ein ähnlicher Vorwurfkann einem behavioristischen Zeichensystemverständnis, wie es beispielsweise E. Walt-her vertritt, gemacht werden.604 Diesem für eine Beschäftigung mit Materieller Kultur

601 Pape a, – ; Preucel , .602 Aus diesem Grund wird hier Peirce auch ausschließ-

lich in der deutschen Übersetzung herangezogen,wobei viele Passagen – soweit zugänglich – im eng-lischen Original gesichtet wurden. Dass semiotischeTermini grundsätzlich in die Archäologie übertrag-bar sind, haben bereits L. Schneider, Fehr und K.-H.Meyer , , herausgestellt.

603 Dass der Interpretant ( . . ), also die Bereitstellungder Analyse und der Interpretation, wie im vorlie-

genden Fall nur durch Verschriftlichung, Bilder undGraphiken erfolgen kann, liegt in der Determinie-rung wissenschaftlicher Konventionen begründet.Der Versuch der Vermittlung durch andere, bei-spielsweise performative Zeichen wäre in jedem Fallein faszinierendes Unterfangen, das an dieser Stellejedoch leider nicht realisiert werden kann: dazu J. P.Mitchell .

604 Walther .

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relevantem Problem, lässt sich durch die relations- und objektbezogene Semiotik vonPeirce begegnen. Diese hat dezidiert Objekte zum Untersuchungs- und Darstellungs-gegenstand, auch wenn es aufgrund seines mathematisch-logischen Zugangs nötig ist,sie in Materielle Kultur zu übersetzen.605 Doch bevor das geschieht und nachdem be-reits eine Reihe von heterogenen, semiotisierenden Entlehnungen in der Archäologieidentifiziert wurden, ist zunächst zu klären, was Semiotik überhaupt ist, bevor dargelegtwerden kann, was sie für die Archäologie und speziell für die Darstellung der Entwick-lung der Provinz Epirus zu leisten vermag.

Mit dem Begriff der Semiotik ist weit mehr als nur eine bloße „Lehre vom Zei-chen“606 gemeint. Diese Annahme verkürzt das Potenzial und die Bedeutung der Se-miotik und trägt daher nur auf den ersten Blick zu einer Vereinfachung des Verständ-nisses bei. Vielmehr handelt es sich bei der Semiotik um die Idee einer grundlegendenund übergeordneten Theorie, die auf Zeichensysteme aller Art anwendbar sein kann.Ein bestimmtes Zeichenanalysesystem kann mithin semiotisch sein, erfüllt jedoch nichtautomatisch auch den Anspruch einer Semiotik. In verschiedenen Einführungswerkendringen die Autorinnen und Autoren unterschiedlich tief in diese Vielschichtigkeit vor.Dass dabei die meisten Definitionsversuche etwas gezwungen oder plakativ wirken, magdie Komplexität der Vernetzungen der Bedeutungsebenen verdeutlichen. So formuliertWalther:

Es gibt verschiedene Methoden, eine Semiotik aufzubauen: erstens kann manversuchen, die charakteristischen Merkmale aller Zeichen […] zu ermitteln,um über ihnen eine allgemeine Zeichenlehre zu entwickeln; zweitens kannman alle Zeichen, die man auffindet, sammeln und nach Gesichtspunkten klas-sifizieren, die vor allem die Verschiedenheit der Zeichen zum Ausdruck brin-gen; drittens kann man von der Funktion der Zeichen ausgehen und die Zei-chen selbst, ihre Verbindungen und ihre Anwendbarkeit untersuchen. Im Ver-lauf der Geschichte gab es […] alle diese Ansätze, aber auch Kombinationendieser Methoden, um eine noch umfassendere Zeichenlehre zu gewinnen.607

Diese Darlegung mutet leicht positivistisch an, da sie vor allem auf ein Sammeln undOrdnen der potenziell existenten bzw. als solche erkannten Zeichen abzielt und diese alsAusgang eines klassifizierenden Systems ansieht. S. Kjørup versucht hingegen verschie-dene Ebenen von Semiotik aufzuschlüsseln, um die Sache „in den Griff zu bekommen“:

605 Zum Übersetzungskonzept Bachmann-Medick; Bachmann-Medick .

606 So beispielsweise Hofmann , . Auch die Defi-nition von Preucel , : „Semiotics is the studyof how humans make and use signs as they mediatetheir existence in the world.“ ist eher einschränkend

als umfassen. Der knappe Vorschlag von Horlacher, , Semiotik als „Wissenschaft von den Zei-

chen(prozessen)“ zu verstehen, ist hingegen inhalt-lich umfassender.

607 Walther , .

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Semiotik bedeutet also Zeichenlehre oder Zeichentheorie […]. Aber Semio-tik umfasst so mancherlei. Will man die Sache etwas besser in den Griff be-kommen, kann man zwei Unterscheidungen treffen, nämlich erstens zwischenzwei Grundauffassungen darüber, was ein Zeichen ist und zweitens zwischenzwei unterschiedlichen Interessen, die zu einer wissenschaftlichen Beschäfti-gung mit Zeichen führen können.608

Im Folgenden differenziert er diese Interessen und Beschäftigungen in zwei mal zweiUnterscheidungsebenen und versucht auf diese Weise den Inhalt durch Teildefinitionenverständlich zu machen. Besonders umfänglich, aber letztendlich durch die genanntesensitive Dimension auch wieder einschränkend, ist die Definition von T. Sebeok: „DerGegenstand der Semiotik – letztlich eine Art und Weise der Erweiterung unserer Wahr-nehmung der Welt – ist der Austausch jedweder Nachrichten und der Zeichensysteme,die ihnen zugrunde liegen“.609 Diese Definition ist sehr umfassend, da sie auf den wich-tigen Aspekt der Kommunikation abzielt. Allerdings ist sie auch einschränkend, da sievon einer „Erweiterung“ der Wahrnehmung spricht, wohingegen hier von einer „direk-ten“ Wahrnehmung der Zeichen ausgegangen wird. Denn wenn es sich beim „Gegen-stand der Semiotik“ um eine Erweiterung handelt, was sind dann die bereits zuvor exis-tierenden, nicht-erweiterten Wahrnehmungsgrundlagen? Für ein diesbezügliches Ver-hältnis besonders sinnstiftend sind die Aussagen von H. Pape. Er fasst die Verschieden-heit der Interessenebenen nach Kjørup anschaulich zusammen, wenn er festhält:

Doch wenn etwa auf dem letzten Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Se-miotik sich fast tausend Wissenschaftler […] in irgendeiner Hinsicht mit die-sem Namen bezeichnen würden, so war das, was sie betrieben, meistens dieSemiotik der ... Literatur, Kunst, Politik, Werbung usw. Die Hoffnung, alle die-se verschiedenen Bemühungen unter einem Titel zusammenführen zu können,ist nicht durch eine ebenso formale wie dürftige Definition erfüllbar, welchedie Semiotik als die Wissenschaft von den Zeichen und Zeichenprozessen be-stimmt.610

Eco erweitert diese „dürftige Definition“ noch um den Aspekt der Semiotik als Wissen-schaft von Kulturphänomenen, was er an einem Bereich der Materiellen Kultur spezifi-ziert:

Wenn Semiotik nicht nur die Wissenschaft von den Zeichensystemen ist, dieals solche erkannt werden, sondern die Wissenschaft, welche alle Kulturphäno-mene so untersucht, als ob sie Zeichensysteme wären – wobei sie von der Hy-

608 Kjørup , .609 Sebeok und Eschbach , .

610 Pape a, .

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pothese ausgeht, daß in Wirklichkeit alle Kulturphänomene Zeichensystemesind, d. h. daß Kultur im wesentlichen Kommunikation ist –, so ist die Archi-tektur einer der Bereiche, in dem die Semiotik in besonderem Maße auf dieHerausforderung durch die Realität trifft, welche sie in den Griff bekommenwill.611

Da Eco seine Aussage konkret auf Architektur bezieht, unter der er auch Aspekte wieDesign oder Städtebau versteht, ist es unproblematisch, seinen Begriff der „Kulturphä-nomene“ auf die hier genutzte Definition von Kultur als Materieller Kultur ( . ) zuübertragen.612 Speziell auf ein semiotisches Verständnis von Peirce bezogen, fasst Papenochmals zusammen, dass von diesem

[…] die Semiotik als die Wissenschaft von den Formen des Wachstums der Ide-en […] konzipiert worden [ist …]. Systematisch ergibt sich die größere All-gemeinheit der Semiotik daraus, daß ihre Grundbegriffe wie Objekt, Zeichenund Interpretant dazu dienen können, die Vorstellungen, Gedanken und Ide-en als Formen geistiger Verhaltensgewohnheiten zu klassifizieren, auch wennnoch nicht durch die Metaphysik entschieden ist, ob sie etwas an der Realitätbeschreiben [Hervorhebung Verfasserin].613

In dem Moment, in dem man den von Pape aufgeworfenen deskriptiven Faktor an-nimmt, gibt es eine sehr enge Parallele zu den stark durch Beschreibungen konstruier-ten Realitäten archäologischer Verfahrensweisen. Peirce umfasst seinerseits die Semiotikfolgendermaßen: „Semiotik ist die Wissenschaft von den Darstellungen.“614 Diese De-finition besitzt nicht nur für das Verständnis des in diesem Kapitel zu erarbeitendenAnalysesystems, sondern für die gesamte vorliegende Studie eine hohe Relevanz. Dennder Begriff der Darstellung ist einerseits geradezu allumfassend, andererseits für archäo-logische Bedürfnisse praxeologisch gut eingrenzbar ( . . ).

Der hier geschriebene Text ist beispielsweise eine Darstellung der Gedanken derVerfasserin. Diese Gedanken wiederum sind die persönliche, innere Darstellung äuße-rer Reize, die sich in Analysen, Bildern, Eindrücken, Affekten etc. fiktiv, also noch nichtvom Subjekt zum Ausdruck gebracht, darstellen und in eine reale Darstellung, zum Bei-spiel eine Geste, ein gesprochenes Wort oder eben eine Niederschrift, münden können.In diesem Moment der Darstellung wird ein realer Interpretant generiert ( . . ). DieAnnahme von Dingen als Zeichen bedeutet eine Veränderung der Darstellungsform,

611 Eco , . Wessel und Naumann , , nen-nen diese Kommunikations-Kulturphänomene„Handlungssysteme“.

612 Zu seinem Konzept der Materiellen Kultur: Eco, – .

613 Pape a, .614 Peirce [ ]b, . Die Nutzbarmachung der

archäologischen Projektpublikation als Darstel-lung von Fundobjekten und -umständen wird in. behandelt.

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was sich bei Objekten in der Materialität manifestiert. Wenn man beispielsweise einFoto von einem Objekt macht und dieses abdruckt oder seine Farbe mithilfe von Num-merncodes angibt, so ist die Bezugsquelle zwar identisch, das Darstellungsobjekt jedochein anderes. Objekte müssen dargestellt werden (wobei auch ihre reine Existenz eineDarstellungsform ist, nämlich die eines Ikons: . . ), um auf dieser Basis durch die In-terpretation des Rezipienten überhaupt die Möglichkeit zur Kommunikation über dasDargestellte (und auch das Darstellende)615 zu offerieren und auf diese Weise erneut zueiner weiteren Darstellung zu gelangen (Interpretant).

Die allgemeine Darstellung wird eingrenzbar, sobald sie zur Darstellung von etwaswird. In ihrer konkreten Anwendungsform ist sie ein Zeichen. Die Wissenschaft, diesich mit ihr beschäftigt und sie selbst sowie die Prozesse, die zu ihrer Entstehung füh-ren, wiederum darstellt, ist die Semiotik. Wie sämtliche Bereiche des jeweiligen Unter-suchungsgegenstands ist es also auch eine Voraussetzung, die Darstellung(en) der eige-nen Studie zu definieren und dadurch einzugrenzen, um sie analytisch handhabbar zumachen.

Peirce begründet seine Semiotik aus der Logik und der Phänomenologie: Für ihnist Semiotik Logik.616 Das allein bedeutet, dass sie in alle Richtungen offen ist und alledenkbaren (und auch undenkbaren617) Objekte mit einschließt. Sein Zeichenbegriff istuniversell ( . . ). Wenn man diesen als Grundlage nimmt, um Aspekte weiterer semioti-scher Konzepte bereichert und mit Elementen anderer Kulturwissenschaften verknüpftund schließlich das daraus entstehende Format terminologisch in die Archäologie über-setzt, so erhält man als Ergebnis ein für die Objekte der Materiellen Hinterlassenschaftenanwendbares Analysesystem.

. Peircesche und andere semiotische und archäologischeBegrifflichkeiten und ihre hiesige Anwendung

Zum Beispiel könnten wir einen Terminus wie folgt bilden: Nicht-geschwindePferde zusammen mit einigen Menschen und Nicht-Hunden und alles, waskein Baum ist und nicht einige englische Dinge.618

Viele Begriffe, die in der Semiotik üblich sind, haben aus den genannten Gründen( . . ) ihre definitorisch stärkste Ausprägung in den Text- und Sprachwissenschaften.619

615 Dazu Jonas [ ], .616 Dazu Krois , .617 Peirce [ ]a, .618 Peirce [ ]a, .619 Um das Analysesystem nicht zu überfrachten, wer-

den nicht alle Peirceschen oder in der Semiotik gän-gigen Begrifflichkeiten eingeführt und verwendet,

auch wenn ihre Aufbereitung sicherlich noch wei-tere erhellende konzeptionelle Aspekte beitragenkönnte. Außer Acht gelassen wurden beispielsweisedie Proposition und das Phaneron, der Wertigkeits-begriff, die Peircesche Wahrheitsvorstellung und dergrößte Teil der Zeichenklassifikationen. Auch der

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T. Hölscher hält in einem programmatischen Aufsatz fest: „Und in den eigentlichen Bil-derwissenschaften, Kunstgeschichte und Archäologie, ist schon das Vokabular sympto-matisch für die Abhängigkeit: ,Bildersprache‘, die ,gelesen‘ oder gar ,entziffert‘ werdenmuß, […] die Begriffe spiegeln eine theoretische Hilflosigkeit.“620 Dieser „theoretischenHilflosigkeit“, bei der es sich meines Erachtens eher um ein kommunikatives Missver-ständnis handelt, kann durch Definitionen entgegengewirkt werden. Um ein für Mate-rielle Hinterlassenschaften angemessenes Vokabular bereitzustellen, ist eine Auseinan-dersetzung mit und ggf. Modifizierung von semiotischen und archäologischen Termininötig, die im Folgenden vorgenommen wird. Da die Semiotik von Peirce hier als Basisfür eine Anwendung in der Archäologie dient, sind seine relevanten Begriffsverwendun-gen Vorlagen, um Zusammenhänge sichtbar zu machen und den nötigen Verständnis-horizont abzustecken.

Als Beispiel dafür, wie durch ein geeignetes analytisches Vokabular ein höheres Maßan „Neutralität“ in Bezug auf Begrifflichkeiten erreicht werden kann, soll hier eine Stu-die über Max Weber dienen.621 Dort wurde herausgearbeitet, wie wir dieses brauchen,um uns aus unserer Welt heraus dem Fremden annähern zu können. Es zeigt sich, dassdie Verwendung von theoretischen, konstruierten Modellen dazu beitragen kann, belas-tete Begriffe zu ersetzen und somit wert- und hierarchiefreiere Zugänge zu vergangenenLebenswelten zu ermöglichen.

Die Herleitung des Vokabulars und die Erarbeitung des Analysesystems werdennicht gänzlich ohne Bezugnahme auf Texte auskommen, was schon durch das Mediumund Instrument der Darstellung, also die Verschriftlichung, bedingt ist. Wo es sinnvolloder unumgänglich erscheint, werden linguistische Verweise unternommen. An denentsprechenden Stellen wird allerdings explizit auf die Nutzbarmachung für MaterielleKultur abgezielt und ggf. durch entsprechende Beispiele darauf verwiesen.

. . Die drei Universalkategorien: Erstheit, Zweitheit, DrittheitDrei Dinge, Osten, Westen und aufwärts sind erforderlich, um den Unterschiedzwischen rechts und links zu definieren.622

Bedeutung des Codes nach Eco wird hier kei-ne entsprechende Bedeutung beigemessen, da sichdiese im Zuge der Zeichenkategorisierung erübrigt.Peirce [ ]b, , formuliert dahingehendan seine Zuhörer der Lowell-Vorlesungen: „Für jeneunter Ihnen, die in solchen Analysen von Begrif-fen ungeübt sind, muß es extrem schwierig sein, alldem überhaupt irgendeinen Sinn abzugewinnen.Aus diesem Grund werde ich Ihnen nur sehr we-nig davon zumuten – gerade genug, um jenen unterIhnen, die etwas von dem, was ich sage, in Ihrem

Geist behalten können, zu zeigen, daß es sich keines-wegs um Unsinn handelt.“

620 Hölscher , . Auch er geht davon aus, dassSemiotik sich ausschließlich in der Linguistik ausge-bildet habe. Anschließend fordert er mehr Kompe-tenz durch das Herausarbeiten von „Methoden fürmaterielle Kommunikation“ (Hölscher , ).Was genau er damit meint, bleibt allerdings unklar.

621 Möller .622 Peirce [ ]b, .

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Abb. Die drei schematischenDarstellungen sind jeweils dreidi-mensional zu denken. O=Objekt,Z=Zeichen, I=Interpretant. a)Die Semiotischen Dreiecke imKontinuum. b) Die römischeProvinz Epirus von . v. Chr.bis n. Chr. als analytischerAusschnitt im Kontinuum. c)Diachrone Fragmentierung derKommunikation im Kontinuum.

Peirce’s Semiotik basiert – ebenso wie seine Logik und überhaupt seine sämtlichen Phi-losophien – auf Dreiteilungen, die sich immer jeweils in triadischen Abhängigkeiten zu-einander befinden.623 Sie verhalten sich reziprok, sind vielfach miteinander verschränktbzw. hinter- und nebeneinander geordnet und bedingen sich gegenseitig. Das wird auchdadurch deutlich, dass man jedes ihrer Verhältnisse in die graphische Form eines Drei-ecks bringen kann (Abb. a, b, c).624

623 Dieses triadische Verhältnis ist auch der kategorialeUnterschied zur de Saussureschen Arbitrarität, vgl.. . .

624 Im Laufe seiner Aufzeichnungen geht Peirce dazuüber, die Darstellung eines Y zu verwenden. Dazu

Hoffmann . Da jedoch dieser ,späte‘ graphischorientierte Peirce für die vorliegende Studie nichtin dem Umfang herangezogen wird wie der ,frühe‘,

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Abb. Graphische Darstellungder drei Universalkategorien undihrer Korrespondenz mit den dreiZeichenkategorien in Relationzueinander.

Um diese Abhängigkeitsebenen analytisch zu trennen und benennen zu können,benutzt Peirce die drei universalen Kategorien Erstheit, Zweitheit und Drittheit (Abb. ).Diese stellen keine Reihung dar, sondern bringen ebenfalls wechselseitige Relationenzum Ausdruck. Peirce charakterisiert diese Kategorisierung folgendermaßen:

Erstheit ist das, was so ist, wie es eindeutig und ohne Beziehung auf irgend etwasanderes ist. Zweitheit ist das, was so ist, wie es ist, weil eine zweite Entität so ist,wie sie ist, ohne Beziehung auf etwas Drittes. Drittheit ist das, dessen Sein darinbesteht, daß es eine Zweitheit hervorbringt. Es gibt keine Viertheit, die nichtbloß aus Drittheit bestehen würde.625

Wichtig ist also zunächst, dass die Drittheit die Relation zwischen zwei Entitäten, al-so einer Erstheit und einer Zweitheit zum Ausdruck bringt, weshalb keine Reduktionmöglich ist. Diese Voraussetzung lässt sich in der sogenannten Irreduzibilitätsbehaup-

wird diese Umstellung hier nicht weiter diskutiert.Ferner können auf diese Weise seine „Knoten“- bzw.„Flecken“-Lösungen umgangen werden, die hier inihrer Komplexität eher für Verwirrung sorgen alszu einer Klärung beitragen würden: Dazu ausführ-lich Peirce . Preucel , , schlägt als Dar-

stellungsalternative ein unten offenes Dreieck vor,dessen Hypotenuse zur gegenüberliegenden Katheteanstatt zum Winkel strebt.

625 Peirce , . Zu den Beweisführungen, warum esgenau drei Kategorien sind und keine Viertheit exis-tiert, vgl. Pape b, – ; Peirce [ ]b,

– .

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tung ausdrücken.626 Somit sind die drei Kategorien festgelegt. Zu Bedeutung und Inhaltäußert sich Peirce folgendermaßen:

Kategorie Nummer eins ist die Idee dessen, was so beschaffen ist, wie es ist, un-abhängig von irgend etwas anderem. Damit ist gesagt, daß sie Gefühlsqualitätist. Kategorie Nummer zwei ist die Idee dessen, was so beschaffen ist, wie es ist,da es ein Zweites für ein Erstes ist, unabhängig von irgend etwas anderem […].Damit ist gesagt, daß es sich um Reaktion als ein Element des Phänomens han-delt. Kategorie Nummer drei ist die Idee dessen, was so beschaffen ist, wie esist, da es ein Drittes oder Medium zwischen einem Zweiten und einem Erstenist. Damit ist gesagt, daß es sich um Darstellung als ein Element des Phänomenshandelt.627

Es lässt sich also festhalten: Erstheit ist eine Gefühlsqualität, Zweitheit ist eine Relati-on bzw. Reaktion (darauf) und Drittheit ist eine Vermittlung, die in eine Darstellungmündet.628 Das von Peirce besonders häufig bemühte Beispiel für eine Gefühlsquali-tät ist die Farbe Rot. Dabei handelt es sich zunächst lediglich um eine „Anzahl vonSchwingungen im lichtleitenden Äther“, deren Wahrnehmung selbst uns jedoch nichtssagt, außer dass sie eben „rot“ ist.629 Dabei gilt, dass „rot“ erst einmal nur der Eigennameder Schwingungen ist. Zweitheit hingegen definiert sich in Bezug auf die erste Entitätdurch Andersheit, also in der Unterscheidung und Relation von einem Objekt zu einemanderen.630 Sobald kein Erstes (mehr) existiert, verliert das Zweite seine Zweitheit undwird seinerseits durch seine bloße Existenz zu einer Erstheit. Die Drittheit ist etwas, dasvon seinem Wesen her eine Darstellung ist, ein Element, das „als etwas definiert werdenkann, dessen Sein darin besteht, daß es eine Relation zu einem Zweiten besitzt, seindargestelltes Objekt, so daß es ein Drittes bestimmt, seine Interpretanten-Darstellung, inderselben Relation zu jenem Zweiten zu stehen.“631 Bei dieser Komplexität ist beispiels-

626 „Alle Begriffe fallen in genau drei unabhängige Ka-tegorien der .) monadischen Begriffe (Erstheiten)von etwas, das von allen anderen Entitäten unab-hängig ist, .) dyadischen Begriffe (Zweitheiten) vondem Verhältnis zweier Entitäten, die von dritten En-titäten unabhängig sind, und .) triadischen Begriffe(Drittheiten), die die Verhältnisse zwischen zwei En-titäten erzeugen.“ Pape b, . Heidrich ,

, unterscheidet beispielsweise nur zwei Kategori-en, die Symbole und den „Alltagsblick“. Die dritte,fehlende Kategorie wäre allerdings in der Lage, dieBrücke zwischen diesen beiden zu schlagen.

627 Peirce [ ]a, .628 Peirce [ – ], – ; Peirce

[ ]b, .

629 Peirce [ ]a, – . Vgl. auch Short ,; Young .

630 „Selbst für den Common-sense ist es offensichtlich,daß von zwei beliebigen unabhängig existierendenDingen jedes anders als das andere ist. Nun ist diesewechselseitige Andersheit (otherness) insofern eineReaktion, als die Vernichtung von einem der beidendie Andersheit des anderen zerstören würde. […]Zweitheit kann man abstrakt als eine Seinsweisedefinieren, die darin besteht, daß etwas, A, und et-was, B, ein jedes so ist, wie es ist, so daß A Bs Sosein(being as it is) ist und B As Sosein ist, unabhängig vonetwas Drittem.“ Peirce [ ]b, .

631 Peirce [ ]b, . Nochmals zusammenge-fasst bei Peirce [ ]b, – , – .

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weise das Denken immer eine Form der Drittheit:632 Die Erstheit ist beim Denken dieEntität, die denkt, also der Mensch, der zum Denken fähig ist. Die Zweitheit machtdas Gedachte aus, das nicht für sich entstehen, sondern nur durch das denkende Hand-lungsindividuum hervorgebracht werden kann. Die Drittheit entspricht dem Denkenoder dem Gedachten, welches die Erstheit und Zweitheit, also den oder die Denker/inund das Denken benötigt, um überhaupt existieren zu können, aber gleichzeitig alsnotwendige Form des Ausdrucks von Erstheit und Zweitheit nicht weggelassen werdenkann.633

Bei den drei universalen Kategorien handelt es sich also um ein abstrakt-theoretisches Konstrukt, dessen praktische und besonders archäologisch-kategoriale An-wendbarkeit im Zuge der folgenden Begriffsklärungen Punkt für Punkt erläutert wer-den soll.634 Was die universalen Kategorien als Vorarbeit zu den Zeichenkategorien leis-ten können, ist vor allem für das triadische Grundverständnis zu sensibilisieren unddadurch das Denken sowie den (kommunikativen) Umgang mit seiner (auch materi-ellen) Umwelt zu strukturieren.635 Es geht also in erster Linie um ein Verständnis füreinen abstrakten Denkprozess, auf dessen Grundlage eine analytisch saubere Methodikmöglich ist.

In der Archäologie sind die drei Kategorien unter anderem in der Lage das zu le-gitimieren, was als Analogieschluss bezeichnet wird, bzw. diese Operation überhaupterst zu ermöglichen (dazu ausführlich . . ). Ferner können sie dem gegen beinahejedes theoretische Modell erhobenen Vorwurf der Beliebigkeit entgegenwirken. In Be-zug auf die Semiotik im Verständnis der „symbolic archaeology“ nach Hodder ( . . )lautet dieser, dass alles ein Symbol für alles sein kann. Dem kann nicht grundsätzlich

632 Peirce , .633 Walther , . Problematisch ist ihr zweites, als

archäologisch zu bezeichnendes Beispiel, Walther, – : „Ein Zeichen ist also […] eine tria-

dische Relation. Wenn irgendein Etwas diese dreiBezüge nicht aufweist, so handelt es sich auch nichtum ein vollständiges Zeichen. Zum Beispiel ist eineaufgefundene Tafel, die nicht gedeutet oder entzif-fert werden kann, noch kein Zeichen bzw. enthältnoch keine Zeichen. Es liegt hier höchstens der Mit-telbezug [das Zeichen als solches: Walther , ]des Zeichens vor, der erst dann zu einem vollstän-digen Zeichen wird, wenn man weiß, worauf sichdiese Mittel beziehen und wie sie zu interpretierensind.“ Diese Idee ist in Bezug auf eine tatsächlichearchäologische Vorgehensweise sehr verkürzt dar-gestellt und geht von einer Reihe fragwürdiger Prä-missen aus. Die genannte beschriftete Tafel wirdzu einem reinen Zeichenträger degradiert, die An-

nahme einer gewünschten Interpretation beziehtsich nur auf die Schriftzeichen. Als Objekt der Ma-teriellen Kultur ist die Tafel jedoch pluralistischinterpretierbar.

634 Zur Geschichte des archäologischen Kategorisie-rens: Miller , – .

635 „Dies ist alles, was die Kategorien zu tun vorgeben.Sie legen eine Denkweise nahe“ Peirce [ ]a,

– . G. Roth , , stellt heraus, dass dasGehirn „ein bedeutungszuweisendes und bewer-tendes System ist.“ Umso wichtiger ist es, die Vorge-hensweise unseres Gehirn-Systems zu reflektieren,also auf das Format der Bedeutungszuweisung undBewertung kontrollierend einzuwirken, soweit dasin diesem entsprechend selbstreferentiellen Rahmenmöglich ist. Die drei Universal- und auch die dreiZeichenkategorien können diesen Prozess struktu-rell unterstützen.

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widersprochen werden; der dahingehenden Komplexität der Welt kann man sich ma-teriell nicht entziehen. Bestimmt man jedoch vor der Analyse, unter welcher der dreiZeichenkategorien das Objekt betrachtet wird, kann man dieser Beliebigkeit in Bezugauf eine konkrete Fragestellung sinnvoll entgegenwirken.

. . Die SemioseDie Semiose bezeichnet einen Zeichenprozess.636 Gemeint ist damit das Verfahren, wel-ches einen Interpretanten ( . . ) hervorbringt und somit wieder ein Zeichen generiert.Die ,Teilnehmer‘ an der Semiose sind das Objekt, der Interpretant und das Zeichen(Abb. ), ihr Kernstück ist „die Dialektik zwischen Sender, Adressat und Kontext“.637

Walther definiert:

Ein Zeichenprozeß oder eine Semiose […] ist ein Prozeß, der sich auf Zeichen be-zieht, an Zeichen abspielt oder von Zeichen getragen wird. Bei der Zeichener-zeugung oder -generierung, bei der Zeichenverwendung beliebiger Art handeltes sich um solche Semiosen, die nicht mit rein physikalischen Prozessen oderTransformationen […] verwechselt werden dürfen, auch wenn die zeichener-zeugenden Prozesse selbstverständlich gewisse materielle Objekte, die zu Zei-chen erklärt werden, zum Ausgangspunkt haben.638

Daraus lässt sich ableiten, dass das, was in der Archäologie als postdepositionaler Prozessbezeichnet wird, an sich noch keine Semiose sei. Dem ist nur bedingt zuzustimmen, dader „rein physikalische Prozesse“ streng genommen auch als Interpretation des Zeichensbeispielsweise durch den Boden bezeichnet werden können. Der rostige Eisennagel istder Interpretant des noch nicht rostigen Eisennagels, welcher in den Boden gelangte.Das Skelett eines Hundes ist der Interpretant der Überreste eines toten Hundes. Beidesist jeweils für den Finder ein Zeichen zum Beispiel für das Material oder die Lagerbedin-gungen im Boden. Was die Archäologin daraufhin als Interpretant dieser Objekten anBedeutung generiert, also welches Szenario einer vergangenen Lebenswelt sie entwirftund wie sie dieses Szenario darstellt, also kommuniziert, ist in jedem Fall eine Semiose.

Im Folgenden ist mit Semiose jeder Prozess gemeint, den die als Zeichen fungie-renden Objekte oder die als Zeichen fungierenden Interpreten (also die Interpretanten)durchlaufen. Dieser Prozess kann hier für ein methodisches Verständnis abstrakt oderinnerhalb der Beispiele praktisch verstanden werden. Sein Realgehalt hat keinen Ein-fluss auf die Benennung des (fiktiven) Zeichenprozesses. Die Semiose wird durch dieanalytische Interpretation erschlossen.

636 Folglich ist es eine Tautologie, von einem Semiose-prozess zu sprechen wie beispielsweise L. Schneider

, .

637 Eco a, .638 Walther , .

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. . Das Objekt und das MediumWenn wir Zeichen, Objekt und Interpretant in einer genügend allgemeinenWeise betrachten, so werden sie ununterscheidbar.639

Das Wort Mittel bezeichnet selbst, daß etwas in der Mitte zwischen zwei an-deren Dingen steht. Außerdem ist […] das Denken der Sinn für ein Lernen,und das Lernen ist das Mittel, durch das wir von Unwissenheit zum Wissenübergehen.640

Im Folgenden müssen zwei Arten von Objektbegriffen nutzbar gemacht und anschlie-ßend zusammengeführt werden. Bei dem einen handelt es sich um den des archäolo-gischen Objekts, womit in der Regel ein Fund oder Befund gemeint ist. Der andere istein von Peirce in die Semiotik eingebrachter, theoretischer Objektbegriff. Nach dieserDarlegung gilt es, beide Begriffe sinnvoll so miteinander zu verschmelzen, dass in ihmalle für das archäologisch-semiotische Analysesystem relevanten Eigenschaften enthal-ten sind.

Wie das Eingangszitat verdeutlicht, ist für Peirce der Objektbegriff elementarer Be-standteil der Semiose, also des Zeichenprozesses ( . . ). In diesem kommen das Objekt(auch als ein Medium), das Zeichen und der Interpretant in triadischer Abhängigkeitvor. Diese Abhängigkeit kann wie folgt dargestellt werden: „Das Objekt ist der Determi-nant des Zeichens; der Interpretant ist das durch das Zeichen gleichermaßen wie durchdas Objekt Determinierte.“641 Das Objekt erfüllt insofern die Funktion eines Zeichens,als es genau das bedeutet, was es „jemandem zu wissen ermöglicht, der das Zeichenkennt und als ein Zeichen erkennt.“642 Es ist abhängig von seiner Ausdrucksform undAusdrucksmöglichkeit sowie seiner Darstellung und gehört damit zum „Kommunika-tionstatbestand“.643 Die Darstellung, die es erfährt, ist wiederum ein Zeichen.644 DasVerhältnis zwischen Zeichen und Objekt ist also sehr komplex:

Jedes Zeichen steht für ein Objekt, das von ihm selbst unabhängig ist; doches kann nur insofern ein Zeichen jenes Objekts sein, als dieses Objekt selbstvon der Natur eines Zeichens oder Denkens ist. Denn das Zeichen beeinflußtnicht das Objekt, sondern wird durch es beeinflußt; so daß das Objekt fähig

639 Peirce [ ]c, .640 Peirce [ ], .641 Peirce [ ], .642 Peirce [ ]b, .643 Eco , .644 Denn es ist so, „daß das Objekt eines Zeichens –

dasjenige, worauf es zumindest virtuell anwend-bar zu sein bekundet – selbst nur ein Zeichen sein

kann.“ Peirce [ ]b, . Ferner „wird jederGebrauch [eines Objektes] zum Zeichen dieses Ge-brauchs.“ Barthes , . „Ein Mittler jedoch istein originäres Ereignis. Er schafft, was er übersetzt,mit gleichem Recht wie die Entitäten, zwischen de-nen er seine Mittlerrolle spielt“ (Latour , );dazu auch Latour , – .

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sein muß, Denken zu vermitteln, das heißt, es muß von der Natur des Denkensoder eines Zeichens sein. Jeder Gedanke ist ein Zeichen.645

Ferner spielt die Darstellung eine Rolle, die die Relation zwischen Objekt, Zeichen undInterpretant zum Ausdruck bringt. Dabei ist das Objekt ein Korrelat des Zeichens.646

Weiterhin ist ein Objekt genau dasjenige, welches mit einem Zeichen korrespondiert:„Doch untersuchen keine zwei Zeichen genau dieselben Objekte“.647 Folglich kann sichjedes Zeichen nur auf ein Objekt beziehen. Dieses beeinflusst und determiniert das Zei-chen (und somit auch den Interpretanten). Bei dieser Korrespondenz erfolgt die Dar-stellung des Objekts wiederum durch ein Zeichen. Für Peirce kann das Objekt in Formseiner Darstellung auch etwas Virtuelles und Immaterielles sein, wie eine Idee, Phantasieoder ein Gedanke. Er geht davon aus, „daß der übliche Gebrauch des Wortes ,Objekt‘ inder Bedeutung von Ding völlig falsch ist.“648 Doch genau diese Gleichsetzung wird hiervorgenommen, um den abstrakten Objektbegriff in die Archäologie zu überführen.

In der Archäologie wird ein Objekt in der Regel mit einem Ding oder einem Kom-plex von mehreren Dingen gleichgesetzt. Das archäologische Objekt kann somit sowohlein einzelnes Fundstück als auch ein Befund sein. Es ist in jedem Fall materiell. Wie lässtsich nun der abstrakte, immaterielle Peircesche Objektbegriff mit dem archäologischenDing, das Teil der Materiellen Hinterlassenschaften ist, in Einklang bringen? Dieses Un-terfangen ist unproblematischer als es den Anschein hat. Peirce’s umfangreicher Objekt-begriff lässt sich einfach auf materielle und damit (potenzielle) archäologische Objekteeinschränken. Denn in der gedanklichen (unendlichen) Menge der Objekte sind sämt-liche archäologische Objekte automatisch enthalten.649 Zwar führt diese Operation zueiner Verkürzung des Peirceschen Objektbegriffs innerhalb seiner Semiotik, aber dieserUmstand ist für das hier zu entwickelnde Zeichenanalysesystem hinnehmbar, da dieNutzbarmachung der Semiotik für die Archäologie explizit durch eine Modifizierungfunktioniert. Ein Ausschluss von immateriellen oder theoretisch (un-)denkbaren Ob-jekten aus dem hier angewandten Objektbegriff tut dem epistemologischen Wert desZeichenanalysesystems keinen Abbruch. Peirce’s Ausführungen zum Objekt lassen sichsogar erstaunlich gut auf einen archäologischen Objektbegriff reduzieren:

Jedes Zeichen hat ein einzelnes Objekt, obgleich dieses einzelne Objekt eineeinzelne Menge oder ein einzelnes Kontinuum von Objekten sein kann. Kei-ne allgemeine Beschreibung kann ein Objekt identifizieren. Aber der gesunde

645 Peirce [ ]b, ; vgl. auch das Gedanken-beispiel in . . .

646 Peirce [ ]b, .647 Peirce [ ]a, .648 Peirce [ ]a, .649 Dass der archäologische Objektbegriff dem philo-

sophischen nicht unähnlich ist, bemerkte bereits

Latour , : „Denn allein Archäologen beob-achten Artefakte, die ein wenig dem ähneln, wasdie modernen Philosophen unter einem Objekt ver-stehen.“ Sein im Folgenden dargelegtes Objektver-ständnis ist mit dem hier verwendeten jedoch nichtkompatibel.

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Menschenverstand des Interpreten des Zeichens wird ihm versichern, daß dasObjekt zu einer begrenzten Zusammenstellung (collection) von Objekten ge-hören muß.650

Es lohnt sich, dieses Zitat detaillierter zu betrachten. „Jedes Zeichen hat ein einzelnesObjekt“ – diese Äußerung bedeutet, dass ein und dasselbe Objekt je nach Zeichenkate-gorie nicht identisch ist. Ein Beispiel soll dies verdeutlichen: Einer Terra Sigillata-Schüsselwird die Farbe Rot zugewiesen und nicht die Farbe Blau oder Grün. Wenn ich als Bear-beiterin diese Farbe darstellen möchte, werde ich mich immer auf die Gefühlsqualitätbeziehen, die ich als ,rot‘ verstehe (vgl. . . ). Möchte ich jedoch die Materialität derSchüssel darstellen, hilft mir die Angabe ,rot‘ nicht weiter. Zu diesem Zweck ist eineDarstellung der Reihe von Ereignissen erforderlich, die aus verschiedenen Materialienwie Lehm, Wasser und Feuer eine Terra Sigillata-Schüssel werden ließen, also die ver-schiedenen Töpfer- und Brennvorgänge etc.651 Dargestellt werden also die Relationenbzw. die Reaktion der Materialien und Handlungen, die zur Entstehung dieser Kera-mikschüssel führten. Eben dieses ,Objekt als Zeichen‘ ist nun durch meine Betrach-tungsweise und in der Darstellungsform meiner Interpretation ein anderes als das, demich ausschließlich die Gefühlsqualität ,rot‘ zugewiesen habe. Die Gedankengänge dieserUntersuchungen habe ich hier schriftlich dargestellt. Dabei handelt es sich um eine Ver-mittlung. Das Objekt, über das ich hier schreibe, ist durch die verschiedenen Zeichen(die verschiedene Darstellungen sind) immer ein anderes (und darüber hinaus in diesemBeispiel auch noch fiktiv). Das Objekt Terra Sigillata-Schüssel bedeutet also immer genaudas, was ich darstelle und ist somit durch seinen Zeichencharakter nie dasselbe Objekt.Das Zitat lautet weiter: „obgleich dieses einzelne Objekt eine einzelne Menge oder eineinzelnes Kontinuum von Objekten sein kann.“ Hier wird dargelegt, dass ein Objekt (Be-fund) aus einer Menge von Objekten (Fundstücke in der Erde, Steine einer Mauer etc.)bestehen kann. „Keine allgemeine Beschreibung kann ein Objekt identifizieren. Aberder gesunde Menschenverstand des Interpreten des Zeichens wird ihm versichern, daßdas Objekt zu einer begrenzten Zusammenstellung (collection) von Objekten gehörenmuß.“ Es ist also legitim, Benennungen durch Analogieschlüsse zu wählen. So findet dieZuordnung der als Beispiel gewählten Schüssel direkt nach ihrer Auffindung als zur Ke-ramikgattung Terra Sigillata gehörig statt, weil der Archäologe eine konkrete Vorstellungsowohl von der Schüssel als auch von der Objektgattung hat.652 Diese Benennungen

650 Peirce [ ]a, – . Vgl. auch Burmeister, .

651 Denn die „Dinge sind Beschränkungen von Kombi-nationsmöglichkeiten in der Sachdimension.“ Luh-mann , .

652 Denn die Relation von Objekt und seinem Name„ist nicht natürlich, da aus den Lautfolgen eines Be-

griffs keine tatsächliche Beschaffenheit eines Gegen-stands ableitbar ist.“ L. Grabbe und Kruse , .Tilley , , hingegen hält eine derartige Anspra-che nicht für Interpretation, sondern für einen Aktdes „non-critical belief or acceptance“. Dabei kanndiese Determiniertheit auch durch „informationa-

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helfen, das Objekt handhabbar zu machen und somit die Zeichenkategorien analytischzu differenzieren. Sie haben jedoch ausschließlich den Charakter von Eigennamen undbeinhalten keine ethnischen, kulturellen oder identifikatorischen Zuweisungen.653 DieAnsprache eines Objekts mit seinem Eigennamen ist eine Interpretation im Rahmender das Subjekt determinierenden Konventionen, also den gesellschaftlichen Sprach-und Verhaltensregeln. Zusammenfassend lässt sich festhalten:

Erstens können wir uns nämlich ein Objekt vorstellen, das unabhängig vonjeder Relation eindeutig an sich selbst so ist, wie es ist. Zweitens können wir unsetwas vorstellen, dem kein Sein zukommt, außer in Relation zu einem zweitenObjekt, doch das in dieser Relation ohne ein drittes existiert. Drittens könnenwir uns ein Objekt vorstellen, das so ist, wie es in einer triadischen Relation zueinem zweiten und für ein drittes ist.654

Damit ist das Objekt mit den drei Universalkategorien in Beziehung gesetzt. Außerdemist geklärt, dass es nicht statisch sein kann.655 Seine Dynamik äußert sich in der Analy-se der Zeichenkategorien. In seiner Funktion als Zeichen stellt es sich als ein Medium,ein Vermittler, ein Transmitter dar. Durch und mit Hilfe von Medien findet Kommuni-kation statt. Ein Zeichen ist folglich ein Kommunikationsmedium.656 Denn nur durchdie Anwendung geeigneter Mittel gelingt es dem Handlungsindividuum, sein Anliegenkommunikativ zu realisieren.657

Der Medienbegriff ist heute sehr populär und wird äußerst heterogen verwendet.Festzuhalten bleibt, dass mit dem Medium ein (Ver-)Mittler gemeint ist, der nicht nur inder Lage, sondern sogar dazu notwendig ist, Kommunikation zu ermöglichen ( . ).658

In der Archäologie ist es inzwischen üblich, archäologische Objekte wie Vasen, Statu-en, Reliefs als Medien zu bezeichnen. Meist ist damit eine qualifizierende Funktion als

le Geschlossenheit“ eines „neuronalen Kontextes“,sprich durch die Möglichkeiten und Grenzen desmenschlichen Gehirns erfolgen: G. Roth , .

653 „Wenn man einen Eigennamen zum ersten Mal ver-wendet hört, vermittelt er nur eine vage Idee. Beimzweiten Mal denkt man an das Objekt als dasjenige,das vorher erwähnt wurde usw. Ein distributiv all-gemeines Subjekt, häufig durch ein Substantiv imPlural ausgedrückt, bezeichnet jedes Einzelding (in-nerhalb bestimmter Grenzen [Kontexte]), so daß derInterpret sich entscheiden kann, wie er es [das Sub-jekt] anwendet.“ Peirce [ ]a, . Als weite-res Beispiel führt er aus, wie sich in einem Chemie-buch die Definition von Lithium darstellt. Er hältjedoch eine ausführliche Beschreibung darüber, wie

man Lithium gewinnt, für eine weit bessere Defi-nition: „Die Besonderheit dieser Definition – odervielmehr dieser Anweisung, die dienlicher ist als ei-ne Definition – besteht darin, daß sie uns sagt, wasdas Wort Lithium bezeichnet, indem sie vorschreibt,was wir zu tun haben, um in unserer Wahrnehmungeine Begegnung mit dem Objekt des Wortes herbei-zuführen.“ Peirce , . Diese Idee ist auch aufeine Terra Sigillata-Schüssel übertragbar.

654 Peirce [ ]b, .655 Gosden und Marshall , .656 Dazu auch . . . Darüber hinaus schließt das Medi-

um die Drittheit mit ein: Peirce [ ]b, .657 Vgl. Eschbach , .658 Luhmann , .

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Bildträger gemeint, dem zugetraut wird, Botschaften von einem Sender zu einem Emp-fänger zu transportieren. In dieser Studie wird der Begriff des Mediums mit dem desarchäologischen Objekts (und somit auch mit dem Dingbegriff) synonym verwendet,da bei einem Verständnis von Kultur als Kommunikation sämtliche Objekte als Medienfungieren.

. . Der InterpretantWenn wir Zeichen, Objekt und Interpretant in einer genügend allgemeinenWeise betrachten, so werden sie ununterscheidbar.659

Bevor der Begriff des Interpretanten660 erläutert wird, soll zunächst der des Interpretenals einem Bestandteil des Interpretanten geklärt werden. Der Interpret ist das Hand-lungsindividuum, das, geistig und/oder konventionell terminiert661, in der Lage ist, einZeichen durch sein Objekt zu interpretieren.662 Dabei handelt es sich um eine Semio-se. Die in diesem Prozess erzeugte Interpretation ist wiederum ein Zeichen, und zwarunabhängig von seiner Darstellungsform. Wie bereits dargelegt wurde, handelt es sichsogar dann um ein Zeichen, wenn die Interpretation nur ein Gedanke oder eine Fiktion

659 Peirce [ ]c, .660 Der Vorschlag von Eco und anderen, die Be-

zeichnung in „das Interpretant“ zu überführen undsomit terminologisch noch enger an das Objekt unddas Zeichen zu rücken, ist verlockend, würde al-lerdings hier im Hinblick auf die Zitate, die miteiner anderen Ansprache arbeiten, verwirren. Einweiterer interessanter Gedanke, der hier nur kurzgestreift werden kann, ist es, den Interpretanten als„dritten Ort“ zu betrachten: „Der interpretatorischePakt besteht nie einfach in einem Akt der Kommu-nikation zwischen dem in der Aussage festgelegtenIch und Du. Um Bedeutung zu produzieren, ist eserforderlich, daß diese beiden Orte [beispielswei-se ,Ich und Du‘ oder ,Ich und das Objekt‘] in eineBewegung versetzt werden, bei der sie einen Drit-ten Raum durchlaufen. Dieser Raum repräsentiertsowohl die allgemeinen Bedingungen der Spracheals auch die spezifische Implikation der Äußerunginnerhalb einer performativen und institutionellenStrategie, derer sich die Äußerung nicht ,in sich‘ be-wußt sein kann.“ Bhabha , . Er folgert, dasses dadurch zu einer Ambivalenz im Akt der Inter-pretation kommt. Das bedeutet, dass man den In-terpreten im Rahmen seiner räumlichen, zeitlichen,geschlechtlichen, vorwissentlichen etc. Determina-tionen sehen muss. Zum Peirceschen Begriff des In-

terpretant unterscheidet diese Definition vor allemdie Immanenz des Ausdrucks der Interpretation,also die Darstellung.

661 Dazu Beck , ; Eco , ; Kienlin b,; Woolf , .

662 Peirce [ ]a, , hält fest, dass ein Zeichen„nur durch den menschlichen Geist interpretiertwerden kann“. In . . wurde als Beispiel unter an-derem ein rostiger Eisennagel angeführt, welchersich als Interpretant des zuvor nicht-rostigen Nagelsdarstellt. Die Behauptung muss dergestalt einge-schränkt werden, dass zwar dem rostigen Eisennagelder Status des Interpretanten zukommt, aber erstdurch weitere Semiosen ein „menschlicher Geist“eingebunden werden muss, um diese Zeichen zu ei-ner Darstellungsform zu bringen, die nicht in ihremEntstehungskontext verhaftet und somit verborgenbleibt, sondern verbreitet werden kann. Erst mit-hilfe eines Handlungsindividuums kann dann einAustausch stattfinden. Der menschliche Interpre-tant ist also notwendig, um eine Kommunikationüber diesen rostigen Eisennagel-Interpretanten zuermöglichen, also für die Verbreitung der Informa-tion zu sorgen und aus ihr weitere Darstellungen zugenerieren. Zur archäologischen Interpretation vgl.Kapitel .

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ist. Doch auch, wenn sie sich in einer Aussage oder einer Handlung des Interpreten äu-ßert, ist sie jeweils ein Zeichen. Der Interpret kann also ein Zeichen durch sein Objektniemals ohne das Ergebnis einer Darstellung interpretieren. Auf diese Weise produzierter als Folge immer wieder auch selbst ein Zeichen. Dieses Zusammenspiel wird ,Inter-pretant‘ genannt, es bildet sich aus Interpret, seiner Interpretation und dem Ergebnis,welches sich immer in Form eines Zeichens darstellt.663

Schon das Eingangszitat brachte zum Ausdruck, dass der Interpretant mit dem Ob-jekt und dem Zeichen in einer triadischen Relation steht. Wie in . . dargelegt, wirder von beiden determiniert, repräsentiert jedoch auch seinerseits das Zeichen:

Der Interpretant wird durch das Zeichen geschaffen; und da das Zeichen alssolches den Interpretanten determiniert, wird er in gewissem Sinne im Zeichendargestellt, das heißt, daß er durch das Zeichen wachgerufen wird, währender an sich selbst unter der Einwirkung des Zeichens steht. Dieses wirkt dahin-gehend auf ihn ein, daß er das Zeichen als ein Zeichen des Objekts repräsen-tiert.664

Der Interpretant, der also ebenfalls ein Zeichen ist, ist für das Objekt, wie auch schonerwähnt, eine Darstellung.665 Auch wenn das zunächst verwirrend wirken mag, ist esjedoch in Bezug auf die immer wiederkehrenden Relationszuweisungen von Objekt,Interpretant und Zeichen, die sämtliche in der Darstellung zum Ausdruck kommen,

663 Hoffmann , , nennt die „unabdingbare Rolledes Interpretanten in der triadischen Zeichenrela-tion“ den Hauptunterschied von Peirce’s und deSaussures’ Semiotik. Burmeister , , bezeich-net in einer Zusammenführung von Peirce mit Ecodas Signifikat als Interpretant: „Der Signifikant istdas Zeichen […]. Es kann etwa ein Wort sein oder– für uns interessant – ein beliebiges Objekt: z. B.eine Promotionsurkunde oder eine Rolex. Das Signi-fikat entspricht der Bedeutung des Zeichens […]. Inunseren Beispielen wäre es die Zugehörigkeit zu ei-ner akademisch gebildeten Elite bzw. zum Geldadel[…]“. Dieses Beispiel verkürzt jedoch den Begriffdes Interpretanten, da die Darstellung der Interpre-tation in Form eines Zeichens außer Acht gelassenwird. Ferner ist die Gleichsetzung mit der Bedeu-tung irreführend, da eine Rolex beispielsweise auchals Uhr ein indexikalisches Zeichen für die Uhrzeitoder ein symbolisches für den fiktiven Begriff derZeit sein kann (dazu . . ). Eco , , sagt hin-gegen, dass „das Interpretans“ als Signifikat verstan-den werden könnte. Er benennt ihn als „das, was die

Gültigkeit des Zeichens auch in Abwesenheit desInterpreten garantiert.“ Dabei handelt es sich umnichts Anderes als die Darstellung. Treffend ist dies-bezüglich auch die Formulierung von Pfeiffer ,

: „Der Beobachter mag beobachten, was er will;sobald er das tut, produziert er Sinn.“

664 Peirce [ ]c, ; vgl. auch Peirce[ ], : „Doch ist ein Zeichen nicht nur einer-seits durch ein mehr oder weniger reales Objekt be-stimmt, sondern bestimmt andererseits etwas – dasich seinen Interpretanten nenne –, damit es dadurchwie durch das Objekt des Zeichens determiniertist. Die Interpretanten der Zeichen […] sind selbstZeichen.“

665 „[…] mit Interpretant meinen wir eine Darstellung,welche darstellt, daß etwas eine Darstellung vonetwas anderem ist, wovon es selbst eine Darstellungist.“ Peirce [ ]a, ; vgl. auch Peirce[ ]a, : „[…] ein Interpretant ist etwas, dasdarstellt, daß eine Darstellung dasjenige darstellt,was er selbst darstellt.“ Nach Walther , , wirdder Interpretant mit der Bedeutung gleichgesetzt.

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schlüssig (Abb. , a).666 Der Terminus des Interpretanten ist für die vorliegende Studienur mittelbar notwendig. Er soll zum Ausdruck bringen, dass ein Zeichen ohne seine In-terpretation kein Zeichen ist.667 Im Umkehrschluss muss alles als Zeichen interpretiertwerden, weil es nicht möglich ist, ein Zeichen, also einen menschlichen Ausdruck, nichtzu interpretieren ( . . ). Da also immer Interpretation stattfindet, werden fortlaufendneue Zeichen produziert, die ihrerseits wiederum dargestellt werden. Dieser Prozess istdie Semiose ( . . ), die darstellende Instanz ist der Interpretant. Nur dieser ist im Zu-sammenhang der relationalen Trias von Objekt, Interpretant und Zeichen sinnhaft (undlogisch) aber gleichzeitig auch immer nur eine Möglichkeit bzw. eine Annäherung:

Jeder Zeichenprozeß […] entwickelt sich, vom Repertoire aus gesehen, in Abs-traktionsstufen zu statuierbaren und standardisierbaren Evidenzstufen, derenhöchste, was die komplexe Organisation anbetrifft, nicht in unmittelbarer A ns c h a u u n g (perception concrete), sondern in vermittelter A n n ä h e r u n g(approximation successive) des argumentischen Interpretanten […] besteht.668

In altertumswissenschaftlichem Sinne handelt es sich dabei um eine Annäherung anvergangene kommunikative Handlungen und dadurch fassbare Lebenswelten.

. . Das ZeichenWenn wir Zeichen, Objekt und Interpretant in einer genügend allgemeinenWeise betrachten, so werden sie ununterscheidbar.669

Das Zeichen stellt ein zentrales Konzept innerhalb dieser Arbeit dar. Entsprechendwichtig sind die Herleitung seiner Definition und seines archäologischen Bezugs, wobeihier vor allem auf den Peirceschen Zeichenbegriff rekurriert wird. Weitere Verständnis-ebenen fließen mit ein. Da hier jedoch vom Zeichen als einem archäologischen Objektausgegangen wird, können viele Zeichenbegriffe nicht verwendet werden. So entfälltbeispielsweise ein behavioristischer Zeichenbegriff,670 der mit dem hier zugrunde lie-genden nicht kompatibel ist, da in dieser Studie das Handlungsindividuum nur mittel-bar durch die Materiellen Hinterlassenschaften fassbar wird. Stattdessen steht das Ob-jekt als Ausdruck vergangener, kommunikativer Akte im Mittelpunkt. Auch das Zei-

666 „Die Definition des Zeichens selbst impliziert denProzeß unendlicher Semiose“ Eco , .

667 Holtorf , , nennt es die Notwendigkeit zum„kreativen Interpretieren“, um archäologische Spu-ren erst bedeutungsvoll werden zu lassen.

668 Bense , – . Sie lenkt an der ersten Auslas-sung ein, „sofern er sich semiosisch-repräsentierend

entwickelt“. Da hier aber davon ausgegangen wird,dass er sich nicht anders entwickeln kann, wurdedieser Einschub weggelassen.

669 Peirce [ ]c, .670 Wie ihn beispielsweise Ogden und Richards ,

– , oder Walther verwenden.

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chen nach Hodder, der ihm eine Art von Signalfunktion zuweist, führt hier nicht wei-ter.671

Was also ist ein Zeichen? Ein Zeichen ist das kleinste bedeutungstragende Elementinnerhalb eines Zeichensystems.672 Ferner muss festgehalten werden, „daß ein Zeichennur dann ein Zeichen ist, wenn es interpretiert wird“.673 Es bekommt also erst durchseine Interpretation Bedeutung und ist die mediale Umsetzung des Darzustellenden.674

Peirce charakterisiert ein Zeichen durch die Beziehungen zu seinen Korrelaten.675 Al-lerdings gesteht er die Schwierigkeit einer Definition zu: „Es ist schwierig, das Zeichenzu definieren. Seine wesentlichen Eigenschaften sind zweifellos, daß es ein Objekt undeinen Interpretanten oder ein interpretierendes Zeichen hat; aber diese Aussage in eineDefinition umzuwandeln, ist nicht so einfach.“676 Unter der Voraussetzung, dass Kul-tur als Kommunikation funktioniert und man nicht nichtkommunizieren kann (dazuausführlich . . ), kann man auch nicht nichtinterpretieren. Der Interpretant drücktsich seinerseits in und durch Zeichen aus und ist ebenso eines. Dadurch befindet ersich in einem Kontinuum aus einer unendlichen Abfolge von Zeicheninterpretationenund Zeichendarstellungen. Der Kontinuums-Begriff wird später noch näher erläutert( . . ). Im Moment der sensorischen Erfassung des Zeichens durch das Subjekt (denMenschen) findet eine Interpretation, also die Konstruktion von Bedeutung statt, wasden Interpretanten bildet. Dabei hat alles, was real oder in der Vorstellung existiert bzw.existieren könnte, die Qualität, ein Zeichen zu sein:

[…] wir [verstehen] unter dem Begriff „Zeichen“ jedes Bild, Diagramm, je-den natürlichen Aufschrei, deutenden Finger, jedes Augenzwinkern, jeden Ta-schentuchknoten, jede Erinnerung, jeden Traum, jede Phantasie, jeden Begriff,Hinweis, jedes Äußerungsereignis, Symptom, jeden Buchstaben, jede Zahl, je-des Wort, jeden Satz, jedes Kapitel, Buch, jede Bibliothek, und kurzum alles

671 Hodder , – .672 Kjørup , .673 Peirce [ ]a, .674 Peirce [ ]b, . Dazu auch Eschbach ,

.675 „Es ist schwierig, ein Zeichen im allgemeinen zu

definieren. Es ist etwas, das in einer derartigen Be-ziehung zu einem Objekt steht, daß es ein anderesZeichen desselben Objekts bestimmt oder bestim-men könnte. Das ist soweit wahr, doch als Defini-tion betrachtet, würde es einen schädlichen Zirkeleinschließen, da sie nicht sagt, was damit gemeintist, daß der Interpretant ein ,Zeichen‘ desselben Ob-jekts ist. Soviel ist jedoch klar, daß ein Zeichen imwesentlichen zwei Korrelate hat, sein Objekt und einmögliches Interpretanten-Zeichen. Von diesen dreien,

Zeichen, Objekt, Interpretant, ist das Zeichen, dashier zur Debatte steht, Monadisch, das Objekt istDyadisch, und der Interpretant ist Triadisch. Folg-lich fragen wir uns, ob es nicht etwa zwei Objekteund drei Interpretanten gibt. Offensichtlich gibt eszwei Objekte: das Objekt, wie es an sich selbst ist(das Monadische Objekt), und das Objekt, wie esvon dem Zeichen dargestellt wird (das DyadischeObjekt). Außerdem gibt es drei Interpretanten: .der Interpretant, der als ein vom Objekt unabhän-giges Zeichen betrachtet wird; . der Interpretant,wie er […] durch das zukünftige Zeichen bestimmtwird; und . der Interpretant, wie er durch das zu-künftige Zeichen intendiert und in ihm dargestelltwird“ (Peirce [ ]b, – ).

676 Peirce [ ]a, .

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[…], ob nun in der physischen Welt oder der Welt der Gedanken, und ob esnun eine Art von Idee verkörpert (und gestatten wir uns, unter diesem Begriffdurchgängig auch Absichten und Empfindungen zu fassen), oder ob es mit ir-gendeinem wirklichen Objekt verbunden ist oder ob es sich aufgrund einerallgemeinen Regel auf zukünftige Ereignisse bezieht, was etwas anderes ver-anlaßt, nämlich sein interpretierendes Zeichen, durch eine korrespondierendeRelation zu derselben Idee, demselben wirklichen Objekt […] bestimmt zusein.677

Zeichen dienen dazu, Ideen zu übermitteln, denn ein Zeichen ist eine Art von Kom-munikationsmedium.678 Zusammenfassend lässt sich festhalten, „daß dieses ganze Uni-versum von Zeichen durchdrungen ist, wenn es nicht gar ausschließlich aus Zeichengebildet wird.“679 Die Bedeutung der Zeichen wird von seinem Interpreten geliefert:

Jede Bedeutung ist demjenigen, das etwas bedeutet, extern. […] Die Bedeutung z.B.eines Gefühls, eines Zeichens, einer Aussage oder eines Objekts ist niemals eineEigenschaft, die dem jeweiligen Objekt auch dann zukommt, wenn man esisoliert für sich betrachtet. Ein Zeichen, eine Aussage, ein Gefühl haben nurdann Bedeutung, wenn sie in ihrer Relation auf andere Zeichen, Objekte undGefühle betrachtet werden.680

Sie kommt durch eine Form des Denkens zustande, die Peirce die „hypostatische Abs-traktion“681 nennt. Darunter ist hier die Interpretation des archäologischen Funds undBefunds auf der Grundlage der Zeichenanalyse zu verstehen. Obwohl der „aktive Part“der Bedeutungsgenerierung dem Handlungsindividuum zukommt, zwingt das Zeichendurch sein Objekt dem Interpretanten die Semiose, also die Interpretation mit anschlie-ßender Darstellung derselben in Zeichenform, auf. Dies ist dem bereits genannten Um-stand geschuldet, dass man nicht nichtinterpretieren kann. Ein weiterer Aspekt, der demPeirceschen Zeichenverständnis entnommen ist und der hier im Sinne der archäologi-schen Interpretation eine Rolle spielt, ist die Kontinuität der Semiose oder besser dasKontinuum der Zeichen(systeme).682 Die abstrakte philosophische Idee des Kontinu-ums bedeutet in diesem Fall, dass ein Zeichen, welches eben nur von einem mensch-lichen Geist interpretiert werden kann, seinerseits wieder im Interpretanten zum Aus-

677 Peirce [ ]b, .678 Peirce [ ]a, – . Dazu auch . . .

Nach L. Schneider, Fehr und K.-H. Meyer , ,ist ein Zeichen eine Funktion.

679 Peirce [ ]a, .680 Pape b, .681 Peirce [ ]a, .

682 Zum Kontinuum-Begriff: Pape a, – ; Peirce, – . Liatsi , – , erkennt ihn als

eine Metamorphose der drei Zeichenkategorien, als„permanente Iteration“. Eco , , nennt es eine„kontinuierliche Zirkularität“, welche „die normaleBedingung der Kommunikation [ist], eine Bedin-gung, die analysiert werden muß […]“. Dazu auchLatour , – .

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druck kommt. Die Interpretation des Zeichens kann ihrerseits immer nur wieder als einZeichen dargestellt werden.683 Dies geschieht wieder und wieder ad infinitum (Abb. a).Somit ergibt sich eine unendliche Abfolge von abhängigen Zeichen, denn es folgt, „daßjedes Zeichen einen Interpretanten bestimmt, der selbst ein Zeichen ist, daß Zeichensich über Zeichen legen.“684 Die Relation dieser unendlichen Abfolge ist, wie bereitsdargestellt, dem Begriff des Interpretanten inhärent. Peirce macht diesen Sachverhaltin seinen Schriften häufiger deutlich.685 Eine Vielzahl von Interpretanten bringt also inunendlicher Abfolge unendlich viele Zeichen hervor, auch wenn dies unbewusst odervirtuell geschehen mag und unabhängig davon, ob die Instanz real oder fiktiv ist.686

Wie lässt sich nun das hier dargelegte Zeichenverständnis für den archäologischenBedarf kulminieren? Dazu helfen folgende Ausführungen weiter:

Das unmittelbare Objekt, das ein Zeichen darzustellen bestrebt ist, ist selbstein Zeichen. Das Zeichen ist niemals das eigentliche Objekt selbst. Es ist des-halb ein Zeichen seines Objekts nur in einem Aspekt, in einer Hinsicht. Alsoist ein Zeichen etwas, das ein anderes Zeichen in eine objektive Relation zu je-nem Zeichen bringt, das es selbst darstellt, und es stellt diese Relation insoweitin derselben Hinsicht oder unter demselben Aspekt her, in dem es selbst einZeichen für dasselbe Zeichen ist. Wenn wir versuchen zu sagen, welche Hin-sicht oder welcher Aspekt es ist, in dem ein Zeichen Zeichen seines Objekts ist,dann muß diese Hinsicht oder dieser Aspekt selbst als Zeichen erscheinen. DasZeichen selbst kann diesen Aspekt nicht vollständig evozieren oder evozierenwollen. Es ist nur ein Aspekt des Aspektes, den es zu reproduzieren bestrebt seinkann. Hier wird sich wieder eine endlose Folge ergeben. Doch dieser Aspektist nur eine Eigenschaft der notwendigen Unvollkommenheit eines Zeichens.Ein Zeichen ist etwas, das in einem bestimmten Ausmaß und einer bestimm-ten Hinsicht seinen Interpretanten zum Zeichen dessen macht, wovon es selbstZeichen ist.687

683 „[…] auf jedes Zeichen [muss] eine absolut endlosevirtuelle Folge von interpretierenden Zeichen fol-gen, sonst wäre es kein echtes Zeichen.“ Peirce[ ]b, . Eco , , formuliert es folgender-maßen: „Auf jeden Fall impliziert die kommunika-tive Kette die historische Dimension und erklärt sie,während sie gleichzeitig von ihr begründet wird.“Hilgert , – , benennt es als ein Konzeptder Wiederholbarkeit von Rezeptionspraktiken.

684 Peirce [ ]a, . Ferner stellt er explizit her-aus, dass Objekte der Materiellen Kultur Teil desKontinuums sind, dazu Pape a, – .

685 Beispielhaft Peirce , : „Ein Zeichen […] ist al-les, was in einer solchen Beziehung zu einem Zwei-ten steht, das sein Objekt genannt wird, daß es fähigist ein Drittes, das sein Interpretant genannt wird,dahingehend zu bestimmen, in derselben triadi-schen Relation zu jener Relation auf das Objekt zustehen, in der es selbst steht. Dies bedeutet, daß derInterpretant selbst ein Zeichen ist, das ein Zeichendesselben Objekts bestimmt und so fort ohne Ende.“Vgl. auch Peirce [ – ], ; Peirce[ ]a, .

686 Peirce [ ]b, .687 Peirce [ ]b, .

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Aus diesem Zitat geht hervor, dass eine Darstellung immer nur einen „Aspekt desAspekts“ eines Zeichens evozieren kann. Das lässt sich auf den Umstand übertragen,dass die Objekte der Materiellen Hinterlassenschaften immer fragmentiert sind (vgl.Abb. c). Damit ist nicht nur eine materielle Fragmentierung gemeint, vielmehr ent-steht durch die zeitliche Distanz eine Alterität zwischen Interpretant und Objekt, dieeben jene großen Interpretationsspielräume eröffnet, die eine archäologische Narration( . ) mit Spekulationen überfrachten kann. Dadurch wirkt das Objekt weniger als einZeichen der Lebenswelten vergangener Gesellschaften, als vielmehr als ein Zeichen derpersönlichen Meinungen, Interessen und Vorlieben des Interpreten. Diese Form derDarstellung ist nicht illegitim. Die individuellen, zeitgenössischen Aspekte sind demObjekt genauso inhärent wie seine sämtlichen vorherigen Bedeutungszuweisungen, un-abhängig davon, wie lange diese zurückliegen. Allerdings sollte ein Bewusstsein für dieDifferenzierung der Aspekte beim Finder und der Bearbeiterin vorhanden sein. DieseDifferenzierung ermöglicht das Zeichenanalysesystem.

Wir als Archäologen/innen können also immer nur einzelne Eigenschaften desFragments und somit nur gewisse kategoriale Aspekte des Zeichens abhandeln und auchnur einige ausgewählte darstellen. Bei der jeweiligen Auswahl sind wir sowohl durchdie Zeichen-Objekt-Relationen als auch durch uns selbst als Subjekt determiniert.688

Aus diesen Gründen gelingt uns immer nur eine Annäherung an gewisse Aspekte vonVergangenheit. Bei dieser unendlichen Folge interpretativer Vorgänge handelt es sichum Semiosen. Von der Auffindung einer Scherbe bis zur fertigen Publikation wirdder Analyseprozess von einer Vielzahl von Interpretanten durchgeführt, die aus den-selben oder auch verschiedenen Personen und Objekten bestehen können ( . ). Dassemiotisch-archäologische Analysesystem ist in der Lage, all diese faktischen und ge-danklichen Prozesse zu strukturieren, die einzelnen Schritte in ihrer Abfolge innerhalbder Struktur zu benennen und somit die Darstellung von Interpretationen fernab vonethnischen, kulturellen oder identifikatorischen Zuweisungen zu ermöglichen.689 Alldiese theoretischen Aspekte in Bezug auf das Zeichen werden im Fazit wieder aufge-griffen und mit archäologischen Beispielen verdeutlicht. Doch zunächst gilt es, die dreiZeichenkategorien, welche die Universalkategorien für die Zeichen sind, zu erläutern.

. . Die drei ZeichenkategorienZeichen können auf drei allgemeine Arten unterteilt werden: . gemäß der Mo-di ihres an sich selbst Seins; . gemäß ihrer Relationen zu ihren […] Objektenund . aufgrund ihrer Beziehung zu ihren […] Interpretanten.690

688 Holtorf .689 Dazu bereits in Ansätzen Burmeister , .

690 Peirce [ ]b, .

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Viel von der Verwirrung, die in der betreffenden Literatur herrscht, ließe sichm. E. bereinigen, wenn die genannten Ebenen in der beschriebenen Weise ana-lytisch getrennt würden.691

Es gibt drei Zeichenkategorien (Abb. ).692 Die erste Kategorie ist das Ikon, auch Similegenannt, sie ist eine Ähnlichkeit. Die zweite ist der Index, sie ist eine Zuschreibung. Diedritte ist das Symbol, sie ist eine Entsprechung im Sinne einer Darstellung und Vermitt-lung. Die drei Kategorien sind ihrerseits eine Erstheit, Zweitheit und Drittheit im Sinneder Universalkategorien und befinden sich damit ebenfalls in einer triadischen Abhän-gigkeit zueinander. Ihre Relation ist dadurch gekennzeichnet, dass die Erstheit, also dieÄhnlichkeit, das bloße Sein eines Zeichens ist, die Zweitheit, also die Zuschreibung, dasSein einschließt, und die Drittheit, also die Entsprechung, die Relation zwischen demErsten und dem Zweiten darstellt.693 Dieses Verhältnis kann in dem Sinne als hierar-chisch betrachtet werden, da für Peirce das Symbol das höchste Zeichen ist, was jedochkeine Gewichtung der den Zeichen zugewiesenen Objekte bedeutet.694 Die drei Zei-chenkategorien sind ferner der Modus der Darstellung der Objekte:695

Diese Darstellung kann entweder eine Ähnlichkeit [Ikon], ein Index oder einSymbol sein. Nehmen wir zuerst an, die Darstellung sei eine Ähnlichkeit. Dannmuß diese Ähnlichkeit beschrieben werden, denn ihre Darstellung liegt gänz-lich in ihrer Beschreibung. […] Zweitens sei angenommen, die vermittelndeDarstellung sei ein Index. Dann müssen die Dinge, welche ihr entsprechen,aufgelistet werden, denn in ihnen liegt das Wesen der Darstellung durch einenIndex. […] Wenn schließlich die vermittelnde Darstellung ein Symbol ist, ha-ben wir wieder den einfachen Terminus, denn der Interpretant eines einfachenTerminus ist ein vermittelndes Symbol.696

691 M. Jung , .692 Im Laufe seines Schaffens hat Peirce zahlreiche Zei-

chenklassen eingeführt, von denen die drei genann-ten hier jedoch ausreichen. In Bezug darauf stellter fest: „Die I -I -S -Triade scheint jen-seits aller Kritik zu sein“ (Peirce [ ]c, ).Walther , , ergänzt: „Die Bestimmung derZeichen als triadische Relation ist die Grundvor-aussetzung für die Definition und Klassifikation derZeichen, für ihre Differenzierungen, Verknüpfungs-möglichkeit, Mittelbarkeit, Verwendung usw.“

693 „Zuerst einmal ist jedes Zeichen entweder ein Ikon,ein Index oder ein Symbol. Kein Zeichen fungiertnämlich als ein Zeichen, bevor es einen tatsächli-chen Interpretanten hat, doch wirkt jedes Zeichen

als ein Zeichen aufgrund einer zeichenkonstitutivenBeschaffenheit (significant character), die nicht not-wendig davon abhängt, daß es einen Interpretantenbesitzt und also ein Zeichen ist […]“ Peirce ,

. Archäologisch übersetzt bedeutet das, dass einObjekt auch schon im Boden eine „zeichenkon-stitutive Beschaffenheit“ hat, die jedoch erst zumZeitpunkt der Auffindung, Interpretation und Kom-munikation durch den Finder (Interpretant) zumZeichen wird, vgl. . . .

694 Peirce [ ], .695 Peirce [ ]c, .696 Peirce [ ]a, – ; vgl. auch Peirce

[ ], .

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Peirce’s Forderung nach Beschreibung (Ikon) und Auflistung (Index) kommt einer ar-chäologischen, deskriptiven Arbeitsweise erstaunlich nahe. Ein Objekt wird beschrie-ben, die Fundumstände und Befunde werden aufgelistet. Das Symbol funktioniert alsVermittlung, beispielsweise in Form einer Publikation oder eines Vortrags. Hierbei han-delt es sich um die Darstellung. Über die drei Typen von Zeichen sagt Peirce, dass siezwar radikal verschieden seien, dennoch sind potenziell alle drei Zeichenkategorien aufein und dasselbe Objekt anwendbar:

Ein Eigenname ist, wenn man ihm zum ersten Mal begegnet, mit der Wahr-nehmung eines Objekts (percept) oder anderem, gleichwertigen individuellenWissen über das benannte Einzelding verbunden. Er ist dann, und nur dann,ein genuiner Index. Begegnet man ihm das nächste Mal, so versteht man ihnals ein Ikon dieses Index. Ist erst einmal eine gewohnheitsmäßige Vertrautheitmit ihm erworben worden, so wird er zu einem Symbol, dessen Interpretantihn als Ikon eines Index des benannten Einzeldings repräsentiert.697

Warum es genau drei Kategorien sein müssen, wurde bereits dargelegt ( . . ). Im Fol-genden gilt es, die Zeichenkategorien aufzuschlüsseln und in die Archäologie zu über-tragen. Um das Verständnis von diesen Darlegungen zu erleichtern, werden die archäo-logischen Anwendungsmodi hier bereits im Voraus aufgeführt. In den folgenden Kapi-telunterpunkten wird dann eine detaillierte Herleitung vorgenommen.Ein Ikon (Simile), bzw. eine Ähnlichkeit, also eine Erstheit, ist:

. jeder Fund oder Befund, also jede archäologisch fassbare Einheit;

. der Analogieschluss;

. das Dargestellte auf einer (archäologischen) Zeichnung, einem Foto, einem Planoder in einer Liste, da diese Abbildungen eine Ähnlichkeit zu dem Objekt aufwei-sen, welches sie darstellen auch, wenn die Darstellungsweise indexikalisch erfolgtund die Wahrnehmung und kommunikative Nutzung des Dargestellten ein Sym-bol ist.

Ein Ikon steht für sich. Ein Index, bzw. eine Zuschreibung, also eine Zweitheit, ist:

697 Peirce , . „Vielleicht vermag kein einzigesZeichen einen dieser Typen perfekt zu verwirkli-chen. Sie sind wie chemische Elemente, bei denenuns die Gesetze der chemischen Reaktionen geradeverbieten, sie in absoluter Reinheit zu gewinnen,deren Reinigung wir jedoch so weit vorantreiben

können, daß wir hinreichend genaue Ideen über ih-re Natur erhalten […]. Zu den drei Zeichentypenzählen die Ikons, die am einfachsten sind, zweitensdie Indizes und als drittes und Höchstes die Symbole“(Peirce [ ]b, – ).

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. jeder Kontext;

. eine Kontinuitätslinie im Sinne einer Objektbiographie;

. die Darstellungsform von Abbildungen und Plänen, Fund- und Referenzlisten, Ta-bellen, aufgelistete Vermessungsdaten, einem Formenkatalog oder auch allgemeineinem Buch.

Ein Index umfasst das Ikon. Ein Symbol, bzw. eine Entsprechung im Sinne einer Dar-stellung, also eine Drittheit, ist:

. jede Nutzungs- und damit verbundene Bedeutungszuweisung des Objekts seit sei-ner Entstehung bzw. auch die Zuweisungen der Komponenten, die zu seiner Ent-stehung führten;

. jede Äußerung von Interpretationen über die Kommunikationsebenen seit der Ent-stehung des Objekts bis heute, also hier speziell über einen definierten Bereich inder Vergangenheit;

. jede Nutzungs- und damit verbundene Bedeutungszuweisung beispielsweise einerPublikation, einer Bibliothek, eines Vortrags oder einer Tagung.

Ein Symbol, als die kontextgebundene Entsprechung, umfasst das Ikon und den Index,also die Ähnlichkeit und die Zuschreibung.698

Jedes archäologische Objekt ist also immer gleichzeitig als Ikon, Index und Symboldenkbar. Ein Fundstück ist sowohl ein Ikon für seine bloße Existenz als auch ein Indexfür seine Objektbiographie.699 Ein Symbol ist es für die Bedeutungen, mit denen es po-tenziell versehen wurde oder aktuell versehen wird und werden kann. Ein Befund istebenso sowohl ein Ikon für seine bloße Existenz als auch ein Index für seinen Kontextbzw. als Kontext eines Fundstücks sowie ein Symbol für seine Zuweisungen. Ein Fotovon einem archäologischen Objekt ist für sich als Foto-Objekt ein Ikon, ebenso wie dasDargestellte ein Ikon für das entsprechende Objekt ist. Die Abbildung als Produkt ihrertechnischen Herstellung ist ein Index. Ein gedrucktes Foto mit einer Bildunterschrift ineinem Buch oder ausgelegt in einer Vitrine oder als Folie bei einer Präsentation ist indiesen Kontexten ein Symbol. Welche der jeweiligen Zeichenkategorien praktisch inter-essieren und relevant sind, welche Kommunikationsebenen also untersucht werden, dashängt von der Fragestellung und den Absichten des agierenden Handlungsindividuumsab.

698 Dazu auch Walther , – . 699 Zur Begriffsklärung: . . .

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U. Eco stellt beispielsweise Architektur als ein Zeichensystem dar. Er beginnt sei-ne Ausführungen, indem er darauf hinweist, wie befremdlich einem diese Vorstellungerscheinen mag, da Architektur wohl nur dazu gedacht sei, zu funktionieren:

Niemand wird bezweifeln, daß ein Dach im Grunde zum Bedecken dientund ein Glas zur Aufnahme von Flüssigkeit, die man bequem trinken kön-nen soll. Diese Feststellung ist so unmittelbar und kategorisch, daß es befremd-lich erschiene, etwas um jeden Preis als Kommunikationsakt ansehen zu wollen[…].700

Im Folgenden stellt er heraus, dass die Kommunikation eben nicht eine mögliche Funk-tion der Objekte ist, sondern dass diese vielmehr in der Lage sind, alle ihre möglichenFunktionen kommunikativ zu vermitteln. Dadurch kann es gelingen, „andere Arten derFunktionalität zu entdecken“.701 Diese verschiedenen Kommunikationsebenen lassensich mit den drei Peirceschen Zeichenkategorien differenzieren und strukturiert dar-stellen.

. . IkonEin Ikon ist ein Zeichen, insoweit es einem anderen Objekt ähnlich ist und eineIdee hervorruft, die – da sie sich selbst ähnelt – ihrem Objekt ähnlich ist.702

Bei dem Ikon oder Simile handelt es sich um die Erstheit der Zeichenkategorien(Abb. ). Grundsätzlich ist jedes archäologische Fundstück ein Ikon, wie folgendes Bei-spiel veranschaulicht:

Ein Ikon ist ein Repräsentamen703, das die Funktion eines Repräsentamens auf-grund eines Merkmals erfüllt, das es in sich selbst besitzt und auch dann be-

700 Eco , .701 Eco , .702 Peirce [ – ], ; vgl. auch Walther

, .703 Zeichen und Repräsentamen werden in der Litera-

tur häufig als de facto äquivalent verwendet. DazuPeirce [ ]b, : „Unter einem Zeichen ver-stehe ich alles, was auf irgendeine Weise irgendeinebestimmte Vorstellung eines Objekts vermittelt […].Von dieser […] Idee gehe ich nun aus und erstelledie beste mir mögliche Analyse von dem, was fürein Zeichen wesentlich ist, und ich definiere ein Re-präsentamen als alles, worauf diese Analyse anwend-bar ist.“ Vgl. auch Peirce , . Der Unterschiedhat hier also bestenfalls analytische Relevanz. Aller-dings lässt sich diese Unterteilung auf die abstrakte

Ebene der Zeichenfolge übertragen, wie sie in . .in Bezug auf den Kontinuitäts- bzw. den Kontinu-umsbegriff erläutert wird. In dieser Hinsicht ist einZeichen ,real‘ durch sein Sein im Kontinuum, dasRepräsentamen allerdings ist ,irreal‘ als ein Kon-strukt der künstlich erzeugten Abgeschlossenheit:Peirce [ ]b, – . Zwar muss genaudiese künstliche Abgeschlossenheit Voraussetzungjeder archäologischen Fallstudie sein, was die Ver-wendung von „Repräsentamen“ rechtfertigen wür-de. Allerdings ist alleine schon die Vorlage einerarchäologischen Publikation eine Bestätigung desKontinuums, weshalb hier im Folgenden der Begriffnur in Originalzitaten Verwendung findet, währendsonst der des Zeichens genutzt wird.

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sitzen würde, wenn sein Objekt nicht existierte. So ist die Statue eines Zentau-ren gewiß kein Repräsentamen, wenn so etwas wie ein Zentaur nicht existiert.Doch wenn es einen Zentauren darstellt, dann aufgrund seiner Gestalt, unddiese Gestalt wird es gleichermaßen aufweisen, ob ein Zentaur nun existiertoder nicht.704

Ikon und Objekt sind in der Idee des Interpretanten also auch dann mit einer Ähnlich-keit verbunden, wenn diese ausschließlich im Geiste des Interpreten entsteht, also fiktivbleibt ( . . ). Auch dabei handelt es sich um eine Form der Darstellung ( . . , . . ).Eine Terra Sigillata-Scherbe beispielsweise ist demzufolge nicht nur ein Ikon für jede Ter-ra Sigillata-Scherbe, die es gab, gibt und die noch zutage treten wird,705 sondern sie istauch ein Ikon für jede Terra Sigillata-Scherbe, die es gab, gibt und die noch zutage tretenwird, da ihre Zuweisung eben durch eine Ähnlichkeit erfolgt.706 Ferner handelt es sichbei jeder archäologischen Typologie um einen ikonischen Zeichengebrauch, aber nurinsofern sie dazu dienen soll, die entsprechende Ähnlichkeit aufzuzeigen.707 Stellt dieTypologie eine (reale oder fiktive) Entwicklung dar, möchte sie also zum Beispiel eineChronologie aufzeigen, befindet sich die Reihung in einer notwendigen Abhängigkeitzueinander und zeigt ein indexikalisches Verständnis an.708 Die relevante Eigenschaft

704 Peirce [ ]a, ; vgl. auch Peirce[ – ], , das Höhlenbeispiel von Eco ,

, oder sein Einhornbeispiel (Eco , ).705 Bei diesem Ansatz wird davon ausgegangen, dass

die Objekt-Gattung Terra Sigillata abgeschlossen istund somit alle zukünftig auftretenden Scherben nurwelche sein können, deren Herstellung in der Ver-gangenheit liegt. Für Müller-Scheeßel , , be-steht jedoch auch zwischen einer Imitationen unddem nachgebildeten Objekt eine ikonische Bezie-hung, die meines Erachtens jedoch von der Vergabedes Eigennamens, also in diesem Fall der Benen-nung der Gattung abhängig ist.

706 Walther , : „Wird ,Hund‘ als Variable verstan-den, so umfaßt ,Hund‘ alle konkreten einzelnenHunde der Gegenwart, Vergangenheit und Zu-kunft, die ihrerseits durch Eigennamen und dasheißt durch Indices bezeichnet werden.“ Vgl. auchLatour , – . Die hier vorgenommene Diffe-renzierung soll ferner die Prozesse und vielfältigenUmstände der Namenszuweisung durch Ähnlich-keit zum Ausdruck bringen. Renfrew , ,führt ebenfalls eine Symbolkategorie ein, die nursich selbst als Objekt repräsentieren soll und die er„constitutive symbol“ nennt. Seine Ausführungenzu den Kriterien dieser Kategorie (measure, com-modity, exchange, value) rücken sie jedoch in die

formale Näher eines Index und in die inhaltlicheNähe eines Symbolzeichens. Müller-Scheeßel ,

– , führt dieselbe Zuweisung am Beispiel ar-chäologischer Ausstellungsmethoden durch, indemer darauf hinweist, dass beispielsweise zusammenge-stellte Ensembles von sich ähnelnden Steinwerkzeu-gen oder Gürtelschnallen ikonische Zeichen sind.Er nennt die ikonischen Eigenschaften die Berück-sichtigung der „formalen, externen Aspekte des Ob-jektes“ (Müller-Scheeßel , ). Vgl. dazu auchMiller .

707 Burmeister , . Er sagt ebenfalls, dass „jederGegenstand ein Ikon seiner Objektklasse“ ist (Bur-meister , ). Anschließend führt er aus, dassdie Objektklasse für sich genommen auch ein Ikonsei. Dem ist noch hinzuzufügen, dass es sich beidem Abstraktum der Objektklasse auch um einenIndex in Bezug auf seine strukturierte (zum Bei-spiel katalogische oder ausgestellte) Darstellung undum ein Symbol für die zugeordneten, realen Ein-zelobjekte sowie den Umgang mit diesen als Klassehandelt. Auch Hodder , , bezieht sich auf dasIkon und eine „iconicity“, allerdings nicht in einemPeirceschen Sinn, sondern in einem Verständnis,das wieder auf den linguistischen Strukturalismuszurückgeführt werden kann.

708 Müller-Scheeßel , .

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eines Ikons ist es demnach, eine Ähnlichkeit zu seinem dargestellten Objekt zu haben,die von Peirce auch als Qualität bezeichnet wird: Ein Ikon stimmt mit seinem Objektaufgrund einer gemeinsamen Qualität überein.709 Auf diese Weise umschreibt er sowohlden Begriff des „Selbst“ als auch die Eigenschaft der Ähnlichkeit.710 Diese wird durchdie von der Qualität übermittele Idee dargestellt:

Ein Ikon ist ein Zeichen, das für sein Objekt steht, weil es als ein wahrgenom-menes Ding eine Idee wachruft, die naturgemäß mit der Idee verbunden ist, diedas Objekt hervorrufen würde. Die meisten Ikons, wenn nicht alle, sind Ähn-lichkeiten ihrer Objekte.711 Denn ein reines Ikon unterscheidet nicht zwischensich und seinem Objekt.712

Die Feststellung einer Ähnlichkeit wird innerhalb der Archäologie als Analogie bezeich-net. Die Bestimmung eines Objekts als Ikon ermöglicht den Analogieschluss. Dieserspeist sich aus der Wiederholbarkeit von durch ähnliche Kontexte vorgegebenen (undwiedererkannten) Situationen.713 Der Tatbestand der Analogiebildung ist ein fester Be-standteil des archäologischen Methodenkanons. Trotzdem oder gerade weil sie so starkverankert ist, wird der Akt ihrer Durchführung oder ihre Tauglichkeit so gut wie niethematisiert.714 Nichtsdestotrotz geht sie dem logischen Schließen voraus, denn bevoreine Hypothese aufgestellt werden kann, ermöglicht zunächst die Analogiebildung eineVerallgemeinerung. Die Ergebnisse bleiben jedoch unsicher, da sie immer auch bereitseine Interpretation darstellen. Daher kann die Analogie niemals einer Beweisführungdienen.715 Bei einem Ikon kann es sich im Sinne der Ähnlichkeit ferner um ein Abbildhandeln:

709 Peirce [ ]c, ; Peirce [ ]c, ,vgl. auch Short , – . Diese Definitiongilt eigentlich speziell für das „dynamische Objekt“.Da eine derartige Unterscheidung in dieser Studiejedoch keine Rolle spielt, wird sie für den hier ver-wendeten Objektbegriff als absolut herangezogen.

710 „Man wird bemerkt haben, daß ein Ikon jedes Ob-jekt, das es darstellen kann, dank seiner eigenenQualität darstellt, und dank seiner eigenen Quali-tät bestimmt es auch jeden Interpretanten, den esbestimmen kann […].“ Peirce [ ]b, .

711 Peirce [ ], . Oder anders ausgedrückt:„Ein Ikon ist ein Zeichen, das sich auf das von ihmdenotierte Objekt lediglich aufgrund von Eigen-schaften bezieht, die es selbst besitzt, gleichgültig,ob ein entsprechendes Objekt wirklich existiert odernicht.“ Peirce , ; vgl. auch Peirce , .

712 Peirce [ ]a, .713 Nach Ogden und Richards , – , ist der

Drang der Menschen etwas Vorgefundenes, sei es

ein Fundstück, ein Befund oder ein Kontext, mitdem eigenen Erfahrungsschatz abzugleichen undauf dieser Grundlage der früheren Erfahrung ähnli-che oder identische Schlüsse zu ziehen, dem Sozial-verhalten immanent.

714 M. Jung , – . Krumme , , stellt fest,wie höchst implizit Analogieschlüsse, speziell in derKlassischen Archäologie, verwendet werden. DieAnalogie sei nicht Bestandteil der ohnehin spärli-chen Methodendebatte. Biehl , , diagnos-tiziert sogar noch: „Überlegungen zum Konzeptanalogischen Deutens [… provozieren] eher wissen-schaftstheoretische Glaubensbekenntnisse in Formvon vehementer Ablehnung oder Akzeptanz als dienotwendige methodische Auseinandersetzung mitder erkenntnistheoretischen Struktur archäologi-schen Interpretierens und seiner praktischen An-wendung in Studien zur ,materiellen Kultur‘.“

715 Krumme , – .

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Ein […] originäres Zeichen oder Ikon, [ist] nämlich ein Zeichen, dessen signifi-kante Eigenschaft einfach auf seine Qualität zurückzuführen ist. […] Wir sagenüber ein Porträt einer Person, die wir nicht kennen, es sei überzeugend. Soweit esmich bloß aufgrund dessen, was ich darin sehe, veranlaßt, mir eine Vorstellungvon der dargestellten Person zu bilden, ist es ein Ikon.716

Das auf einem Foto produzierte (Ab)Bild ist für sich selbst ein Ikon. Neben Bildern istauch das Abgebildete auf Diagrammen oder anderen, entsprechenden Darstellungenals Ikon anzusehen.717 Diese Vorstellung einer Ähnlichkeit durch ein Bild oder eineAbbildung lässt sich problemlos auf Abbildungen in archäologischen (und natürlichauch anderen) Publikationen übertragen. Diese sind Ikons, da sie Ähnlichkeiten mitdem auf dem Bild Dargestellten haben, die beim Interpreten im Geiste die Idee desdargestellten Objekts hervorrufen.

Es lässt sich also zusammenfassend festhalten: Eine Ähnlichkeit bzw. ein Ikon (Si-mile), also eine Erstheit, ist:

. jeder Fund oder Befund, also jede archäologisch fassbare Einheit;

. der Analogieschluss;

. das Dargestellte auf einem Foto, einer Zeichnungen, einem Plan etc.

Ein Ikon steht für sich.

. . IndexEin Index ist ein Zeichen, das sich auf das von ihm denotierte Objekt bezieht,indem dieses Objekt faktisch auf es einwirkt.718

716 Peirce [ ]a, . Auch im Hinblick aufdie hier ausgeklammerte Bildsemiotik interessantist, wie Peirce fortfährt: „Aber in Wirklichkeit istes kein reines Ikon, weil ich weiß, daß ich starkvon der Wirkung beeindruckt bin, die – vermitteltüber den Künstler – durch das Aussehen des Ori-ginals verursacht wurde und also in einer genuinobsistenten Relation zum Original steht. Nebenbeibemerkt, ich weiß, daß Porträts nicht die leisesteÄhnlichkeit mit ihrem Original haben, außer in be-stimmten konventionellen Hinsichten und nacheiner konventionellen Werteskala und so weiter.“Dass Archäologen (beeinflusst durch die Instanzdes „Künstlers“) auf diese Weise vorgehen, zeigt bei-spielsweise der Beitrag über Fotografie von Brink-mann , der die von ihm besprochenen Bilder

chronologisch auf rein ästhetische Aspekte hin un-tersucht und unterscheidet. Auch Jonas [ ],

, benutzt den Terminus der Ähnlichkeit. Die-ser soll eine Eigenschaft beschreiben, die „ein Dingzum Bild eines anderen Dinges“ macht. Da seineweiteren Ausführungen jedoch auf einen Grad derÄhnlichkeit in Bezug auf eine Nachahmung desDings abzielen, können seine weiteren Übertragun-gen hier nicht epistemologisch fruchtbar gemachtwerden, obwohl auch er sich zum Menschen als„symbolischem Wesen“ bekennt (Jonas [ ],

– ).717 Peirce , ; Peirce [ ], . Dazu auch

Beckmann ; Burmeister , ; Geimer.

718 Peirce , .

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Der Index ist die Zweitheit der drei Zeichenkategorien (Abb. ). Seine relevante Eigen-schaft ist es, eine Zuschreibung in Bezug auf das dargestellte Objekt zu sein.719 Bei Indi-zes handelt es sich um jene Zeichen, „die sich auf ihre Objekte beziehen, weil sie tatsäch-lich mit ihnen verbunden sind, wie z. B. das Thermometer ein Zeichen der Temperaturseiner Umwelt ist“.720 Dabei ist die Einwirkung, also die Zuschreibung von Objekt undIndex, wechselseitig, da sie von der jeweiligen Relation mit einer Erstheit (in Bezug aufdie Zeichenkategorien, also einem Ikon) bedingt ist. Der Index hat eine physische Ver-bindung mit dem Objekt.721 Diese existiert, weil „ein Index ein Objekt dank einer realenRelation zu ihm darstellt und jeden seiner möglichen Interpretanten bestimmt, zu ihmund zu dem Objekt in einer realen Relation zu stehen.“722 Wie beim Ikon ist jedochauch hier im Falle eines fiktiven Interpretanten der Zeichengehalt gewährleistet.723 DieRelationen von Index, Objekt und Interpret lassen sich also auf folgende Weise zusam-menfassen: „Der Index ist physisch mit seinem Objekt verbunden; sie bilden ein orga-nisches Paar. Aber der interpretierende Geist hat mit dieser Verbindung nichts zu tun,außer daß er sie bemerkt, nachdem sie sich herausgebildet hat.“724 Die Entsprechung,die Index und Objekt als organisches Paar haben, wird also zwangsläufig vom Interpre-ten festgestellt, muss aber nicht in eine kommunizierte Darstellung münden, also nichtebenso zwangsläufig einen realen Interpretanten generieren. Innerhalb dieser Studie istdies jedoch immer der Fall.

Was also ist ein indexikalisches Zeichen in der Archäologie? Zur Erläuterung seinoch einmal kurz auf die Eigenschaft der Zuschreibung eingegangen, um anschließendein Beispiel dafür zu bringen:

Indizes können von anderen Zeichen oder Darstellungen durch drei cha-rakteristische Merkmale unterschieden werden: erstens haben sie keinerleibedeutende Ähnlichkeit mit ihren Objekten [denn Ähnlichkeit ist die Ei-genschaft der Ikons]; zweitens beziehen sie sich auf Einzeldinge, einzelneEinheiten, einzelne Mengen von Einheiten oder einzelne Kontinua; drittenslenken sie durch blinden Zwang Aufmerksamkeit auf ihre Objekte.725

719 „Indizes sind Zeichen, die aufeinander durch bloßeReaktionen einwirken.“ Peirce [ – ],

. Vgl. auch Peirce [ ]c, . Deutlichist auch der Begriff des „reaktiven Zeichens“: Peirce

[ ]a, . Denn: „Indices hängen von Be-ziehungen der Nachbarschaft, nicht der Ähnlichkeitab.“ Pape , ; vgl. auch Short , – .

720 Peirce [ ]b, .721 Peirce [ ], ; vgl. auch Peirce , ;

Walther , .

722 Peirce [ ]b, .723 Peirce [ ]a, .724 Peirce [ ], .725 Peirce [ – ], . Hoffmann , ,

ergänzt, dass die „Widerständigkeit“, die der Zwangverursacht, die zentrale Dynamik der Zweitheit ist,„um Erkenntnis und Erkenntnisentwicklung über-haupt in Gang zu bringen.“

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So ist zum Beispiel eine Tonscherbe mit einem Durchschußloch ein Zeichenfür einen Schuß, denn ohne den Schuß hätte es kein Loch gegeben. Doch nunist da ein Loch, ob es jemandem in den Sinn kommt, es mit einem Schuß inVerbindung zu bringen, oder nicht.726

Das Beispiel mit der Tonscherbe ist aus archäologischer Sicht interessant. In Peirce’s Ar-gumentation ist der Schuss eine Tatsache und die Folge ein Loch in einem Keramikfrag-ment, unabhängig davon, „ob es jemandem in den Sinn kommt, es mit einem Schußin Verbindung zu bringen, oder nicht“. Träte eine entsprechende Scherbe mit einemLoch als archäologisches Fundstück zu Tage, bedürfe es also gewisser handwerklicherKenntnisse oder archäologischer Erfahrungen, die einen Analogieschluss erlauben, umzu unterscheiden, ob das Loch von einem Schuss oder beispielsweise einem Bohrer oderbeim Brennprozess verursacht worden ist. Des Weiteren würde wohl neben der Erfor-schung der Ursache auch die Frage nach dem Grund des Lochs und eine damit einher-gehende, mögliche Funktionszuweisung der Scherbe aufgeworfen. In diesem Momentinteressiert die Scherbe als ein Symbol. Der Peircesche Hinweis auf den indexikalischenGehalt des Objekts verweist nämlich zunächst nur auf den Umstand der Zwangsläufig-keit: Das Fragment mit dem Loch ist da und zwingt uns durch seine ikonische Existenzgewisse Handlungen und Gedankengänge auf.

Die Zeichenkategorie des Index lässt sich also auf verschiedene Weise für die Ar-chäologie nutzbar machen: Jeder Kontext ist ein indexikalisches Zeichen.727 Das archäo-logische Objekt oder der Befund728 wird als zu seiner Umgebung zugehörig definiert.Das konkrete oder auch erweiterte Umfeld des Funds oder Befunds bedingt die Fund-umstände. Beispielsweise ,klebt‘ an einer Scherbe Erde. Sie ist physisch mit dieser ver-bunden und lenkt zwanghaft Aufmerksamkeit auf sich, wie es auch bei dem Beispiel derScherbe mit dem Loch dargestellt wurde. Ebenso verhält es sich zum Beispiel mit einemSäulenfragment, welches sich in einer Mauer verbaut befindet, oder mit einer Münzein einem Grab. Erdrückstände oder durch die Lagerung entstandene Beschädigungenkönnen den kontextuellen Bedingungen zugeschrieben werden: So wird ein stark korro-diertes Metallobjekt häufig als ,verbacken‘ bezeichnet. Auch bei ,Vergesellschaftungen‘

726 Peirce [ – ], .727 Denn das archäologische Objekt wird einem Um-

feld zugewiesen und auf diese Weise „bilden dieUmstände, unter denen sich der Autor und der In-terpret vorfinden, einen […] Index.“ Peirce[ ]b, . „Autor“ lässt sich hier als „Urheber“verstehen. Preucel , , bezeichnet „the modeof signification that signals the contextual existenceof an entity“ als Indexikalität.

728 Die Übergänge zwischen Befund und Kontext sindim archäologischen Alltagsgebrauch oft fließend. Ih-re definitorische Grenzziehung hat hier nur mehranalytischen Charakter. Dieses enge Verhältnisbringt ferner die Verbindung zwischen Ikon undIndex zum Ausdruck. Burmeister , – , folgtFrerichs , , indem er ausschließlich in ar-chäologischen Befunden indexikalische Zeichensieht.

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handelt es sich um Kontexte: Eine Bestattung als ,geschlossener Befund‘ fordert eine Be-arbeitung als ,Block‘ ein, womit nicht zwangsläufig, aber ggf. auch eine Blockbergunggemeint ist. Auf diese Weise kann sich besagte Münze im engeren Kontext im Grab undim erweiterten Kontext mit dem Grab im Block in einem Labor befinden. Werden in ei-nem ummauerten Bereich Reste eines Fußbodenmosaiks gefunden, so wird der Raumals Kontext verstanden, die Steinchen werden in einen Zusammenhang gestellt, auchwenn das gesamte Mosaik an sich fragmentiert ist (dazu ausführlich . . ).729 Sobalddas Objekt aus seinem bisherigen Kontext herausgelöst, also beispielsweise die Mün-ze dem Grab entnommen oder ein Mosaikfußboden von Erde befreit wird, findet eineneue Kontextualisierung statt, die wieder indexikalisch ist, nämlich das Eintüten, De-ponieren, Ausstellen etc. Unabhängig davon, wie die Freilegungs- und Säuberungspro-zesse der Objekte oder Befunde bis hin zur Restaurierung vonstattengehen, erfordertdie physische Materialität des jeweiligen Kontextes Aufmerksamkeit und nötigt demInterpreten gewisse Handlungsweisen auf.

Des Weiteren handelt es sich bei der Objektbiographie um einen Index.730 SchonBurmeister definierte die Relation zwischen Index und Objekt aufgrund ihrer Kausa-lität,731 weshalb es für ihn nur möglich ist, „Sachüberreste“732 zeitgenössisch als Indi-zes zu begreifen. Hier wird allerdings eine erweiterte indexikalische Dimension vorge-

729 Ferner ist eine Wasserwaage oder ein Lotblei ein„Index der vertikale Richtung“ (Peirce [ ],

).730 Vgl. dazu auch . . Zur Begriffsprägung: Kopytoff

. Zusammenfassungen, Theorien und Fallstu-dien von Objektbiographien bieten beispielswei-se: Burmeister , ; Craig ; H. P. Hahn

, – ; H. P. Hahn ; Holtorf ; Hol-torf ; Kistler und Ulf , – . Jüngst hatsich M. Jung mit verschiedenen hermeneuti-schen Zugänge und vor allem auch mit Kritik andem Konzept auseinandergesetzt. Müller-Scheeßel

, , nennt es etwas umständlicher „die inter-nen, inhaltlichen Bezüge des Objektes“. Der Refe-renzbegriff nach Latour , bes. – , ist indexi-kalisch fassbar. Robb , , spricht von „Token“,was wieder an die linguistischen Zugänge erinnert.Gosden und Marshall , , benutzen den Be-griff der Biographie speziell als Metapher für denWarenkreislauf. Eine besondere Bedeutung bei derAnalyse von Objektbiographien kommt A. Appa-durai zu. Er leitet eine völlig neue Sichtweise aufdas Objekt und seinen Austausch her und erhebtdie Objektbiographie zu einem Analyseinstrument,mit dessen Hilfe der Zugriff auf soziale Kommuni-kationsstrategien möglich ist: „For that we have tofollow the things themselves, for their meanings are

inscribed in their forms, their uses, their trajectories.It is only through the analysis of these trajectoriesthat we can interpret the human transactions andcalculations that enliven things“ (Appadurai ,). Krämer , , weist darauf hin, dass ein In-

dex immer nur Gleichzeitiges anzeigen kann, wasjedoch nicht zugleich sichtbar sein muss. Diese Aus-sage lässt sich mit einer Auffassung von einem Indexals Biographie dahingehend vereinbaren, dass imZuge der Kontinuität jeder Punkt der Geschichteeines Objekts zu jedem späteren Zeitpunkt in ihmenthalten ist, ohne jedoch zwangsläufig sichtbarund somit interpretierbar zu sein oder sichtbar ge-macht werden zu können.

731 Seine Ausführungen sind in diesem Punkt aller-dings etwas ungenau. So spricht Burmeister ,

, von einer „Beziehung zwischen einem Indexund seinem Signifikanten unmittelbar durch derenKausalität“, definierte jedoch zuvor den Signifikan-ten in einer Zusammenführung des Vokabulars vonPeirce und Eco als Zeichen, wodurch von einer Be-ziehung von einem Index zu seinem Zeichen dieRede wäre, was keinen Sinn ergibt. Vielmehr wirdwohl das Objekt gemeint sein, welches er nach Ecomit dem Referenten gleichsetzt.

732 Frerichs , .

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schlagen, die durch die Berücksichtigung des Kontinuumbegriffs in Form einer Kon-tinuitätslinie erschließbar ist und auf eine Objektbiographie abzielt. Dies meint dabeinicht eine lineare ,Lebensabfolge‘, sondern ist transformatorisch zu verstehen. Sie be-ginnt quasi mit der geologischen Entstehung des Materials, aus dem das Objekt (ggf.Jahrtausende) später hergestellt wird. In der Abfolge verschiedener Prozesse erfolgenVeränderungen der Materialität.733 Stationen sind der Zeitpunkt des Eingriffs des Men-schen, also der Erschließung und des Abbaus der Ressourcen mit anschließender Be-arbeitung des Materials, bis zur Fertigstellung des Objekts.734 Die „Anordnung“735 derzur Entstehung des Objekts notwendigen Elemente (also anderer Objekte), beispiels-weise von Erde oder Wasser zur Herstellung eines Tongefäßes, ist dabei notwendig, umdas gewünschte Ergebnis zu erzielen. Das Objekt erzwingt also gewisse Tätigkeiten, umseine Entstehung zu ermöglichen. Nach der Herstellung folgt die Einführung in denNutzungskreislauf.736 Dieser ist nicht als ein Kreislauf zu verstehen, sondern kann vieleund vielfältige Stationen haben. Wenn das Objekt nach seinem Ausscheiden aus demNutzungskreislauf in den Boden gelangt, kann es zu einem späteren Zeitpunkt von Ar-chäologen geborgen werden. Folglich beginnt es keineswegs erst ab diesem Zeitpunkt,indexikalische Eigenschaften zu besitzen, und es ,stirbt‘ auch nicht oder wird ,wiederer-weckt‘, sondern seine Biographie wird wieder aufgenommen und fortgeführt. Werdendas Objekt oder auch nur Fragmente von ihm gefunden, geborgen, deponiert und ar-chiviert oder restauriert und ausgestellt, so ist es damit wieder in den Nutzungskreislaufeingespeist.

Die dritte hier relevante Form von Indizes ist die für die Darstellung des archäolo-gischen Wissens. So werden beispielsweise Fund- oder Befundlisten angelegt, die einemObjekt Zahlenkolonnen, in Worte ausgedrückte Farben und Materialbeschaffenheitenoder geometrische Formen zuweisen. In einer Publikation finden sich oft Katalogteile,die archäologische Objekte in einer standardisierten Form darstellen. Fotografien sind

733 Latour , – .734 Dietler und Herbich , , stellen heraus, dass

wir nur durch das Studium der Technik, also zumBeispiel von Herstellungsprozessen, in der Lagesind, eine tieferes Verständnis für die Relation vonGesellschaften zu Materieller Kultur zu erlangen.

735 Nach M. Löw .736 Feugère . Auch Burmeister , – ,

führt explizit die Veränderungen der Materialitätdurch Gebrauch als Index an; vgl. auch Hodder

, : „[…] a sign where the signifier is conti-guous with the signified […], such as a piece of clot-hing or a bone of the ancestor. A sherd may be anindex for a pot, or a group of pots may be indicesof the clay from which they were made.“ Oder Hod-der , : „[…] many material culture signs are

‘indices’. They contain some association with thatwhich is signified. […] A pot can be an index of thegeneral categories from which it is made, such asclay, earth, or fire. Such a potential to signify existsin all pots.“ In seinen Ausführungen vermischt sichjedoch der Indexbegriff mit der hier vorgestelltenBedeutung des Ikons beispielsweise in Bezug aufdie Denotation einer Scherbe für alle Scherben undmit dem Symbolbegriff, dem das soziale Kontext-verständnis des Ahnenbeispiels inhärent ist. Dazu. . . Weiterhin führt Hodder , , aus, dass Be-

deutung und Funktion eines Objekts indexikalischverknüpft seien, doch auch dieser Bereich der Funk-tionszuweisung durch den Interpretanten wird hierdem Symbol zugeordnet.

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beispielsweise aufgrund der physischen Voraussetzungen der Lichtreflexion eine Zweit-heit, also eine Entsprechung.737 Da die Umstände dazu zwingen, „Punkt für Punkt demOriginal zu entsprechen“,738 handelt es sich nicht nur bei Fotografien, sondern auchbei Plänen oder Karten um indexikalische Zeichen. Die bei der Vermessung ermitteltenKoordinaten sind Zuschreibungen von Punkten in der Landschaft nach einem zuvorfestgelegten und konventionell akzeptierten System.739 All diese Zeichen verweisen aufdie ihnen zugeschriebenen Objekte und lenken dadurch zwingend Aufmerksamkeit aufsie, auch wenn sie in ihrer Existenz ikonischen und in ihrer Wahrnehmung und Dar-stellung symbolischen Zeichencharakter haben.

Es lässt sich also zusammenfassend festhalten: Ein Index bzw. eine Zuschreibung,also eine Zweitheit, ist:

. jeder Kontext;

. eine Kontinuitätslinie im Sinne einer Objektbiographie;

. die Darstellungsform von Abbildungen, Plänen, Fund- und Referenzlisten, tabella-rischen Daten oder einem Formenkatalog.

Ein Index umfasst das Ikon.

. . SymbolViele Philosophen behaupten, daß sie [Gesetzmäßigkeiten] „bloße Symbole“seien. Man eliminiere das Wort „bloße“, und dies ist wahr. Sie sind Symboleund da Symbole die einzigen Dinge im Universum sind, die von Bedeutungsind, ist das Wort „bloß“ geradezu impertinent.740

Der Symbolbegriff ist sicherlich der häufigste, der in Zusammenhang mit einem Ver-ständnis von Semiotik auftritt. Das gilt auch in der Archäologie.741 Umso schwierigerist es, sich auf eine Bedeutungsebene zu verständigen:

737 Peirce , ; Peirce [ ], ; Short ,– . Wobei nicht davon ausgegangen wird,

dass Fotografien aufgrund ihrer Indexikalität einen„Wahrheits“- oder „Objektivitätsgehalt“ haben, wo-zu es auch eine umfangreiche Debatte gibt, zusam-mengefasst bei Daston und Galison .

738 Peirce [ ], .739 Dieses kann auch im Laufe der Zeit neuen Konven-

tionen unterworfen werden, wie beispielsweise dieDarstellungen von Ptolemaios Koordinatensystem

( . . ) oder die Veränderung der Landvermessun-gen für die Zenturiation ( . . ) zeigen.

740 Peirce , .741 Robb stellt heraus, dass Symbole auf so zahl-

reichen Bedeutungsebenen funktionieren, dass viel-fältige Zugänge nötig sind, um mit ihnen adäquatumgehen zu können. Er listet allein vierzehn mög-liche Methodiken einer „Archaeology of Symbols“auf.

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Das Wort Symbol hat derart viele Bedeutungen, daß es der Sprache schaden wür-de, eine weitere hinzuzufügen. Ich glaube, daß die Bedeutung, die ich ihm zu-schreibe, nämlich die eines konventionellen Zeichens oder eines Zeichens, dasvon einer Verhaltensgewohnheit abhängt (die entweder erworben oder ange-boren ist), weniger eine neue Bedeutung als die Rückkehr zur Originalbedeu-tung ist. Etymologisch sollte es bedeuten, daß ein Ding zusammengeworfenwird, ebenso wie ἔ (embolum) ein Ding bedeutet, das in etwas hin-eingeworfen wird, wie ein Pfeil, und (parabolum) ein Ding ist,das zur Seite geworfen wird, wie ein Pfand, und ὑ (hypobolum) einDing ist, das unter etwas geworfen wird, wie ein voreheliches Geschenk. Mansagt gewöhnlich, daß in dem Wort Symbol das Zusammenwerfen im Sinne von„vermuten“ [to conjecture] verstanden werden muß. Wäre das aber der Fall, sosollten wir zumindest manchmal feststellen können, daß es Vermuten bedeu-tet, eine Bedeutung, die wir aber in der Literatur vergeblich suchen. Doch dieGriechen verwendeten „zusammenwerfen“ ( ) sehr häufig, um dasAbschließen eines Vertrags oder Übereinkommens auszudrücken. Nun stellenwir tatsächlich fest, daß Symbol ( ) früh und häufig verwendet wurde,um ein Übereinkommen oder einen Vertrag zu bezeichnen. Aristoteles nenntdas Substantiv ein Symbol, das heißt ein konventionelles Zeichen. Im Grie-chischen ist ein Wachtfeuer ein „Symbol“, also ein verabredetes Signal, eineStandarte oder Fahne ist ein „Symbol“, ein Losungswort ist ein „Symbol“, einDienstabzeichen ist ein „Symbol“, ein Glaubensbekenntnis ist ein „Symbol“,weil es als Erkennungszeichen oder Schibboleth dient, eine Theaterkarte istein „Symbol“, jede Eintrittskarte und jeder Schein, der uns zum Empfang vonirgendetwas berechtigt, ist ein „Symbol“. Dies waren die wichtigsten Bedeutun-gen in der Originalsprache. Der Leser kann selbst beurteilen, ob sie meinen An-spruch ausreichend belegen, daß ich das Wort nicht ernsthaft verfälsche, wennich es in der vorgeschlagenen Bedeutung gebrauche. Jedes gewöhnliche Wortwie „geben“, „Vogel“, „Hochzeit“, ist ein Beispiel für ein Symbol. Es ist auf al-les anwendbar, das sich dazu eignet, die mit dem Wort verbundene Idee zu erfüllen [torealize]. Es selbst identifiziert diese Objekte nicht. Es zeigt uns nicht den Vogel,und es führt vor unseren Augen kein Geben oder eine Hochzeit aus, sondernes setzt voraus, daß wir uns diese Dinge vorstellen können und das Wort mitihnen verbunden haben. […] Ein Symbol kann, wie wir gesehen haben, kei-nen einzelnen Gegenstand indizieren. Es denotiert eine Gegenstandsart. Nichtnur das; es ist selbst nur eine Art und kein einzelner Gegenstand. Sie können

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das Wort „Stern“ schreiben, doch Sie werden dadurch nicht der Schöpfer desWortes, und Sie zerstören es auch nicht, wenn Sie es auslöschen.742

Damit wurde der Begriff nicht nur etymologisch hergeleitet, sondern außerdem in sei-nem Verständnis und seiner Relation zum Objekt definiert. Wie fügt sich das Symbolnun in die Taxonomie der Zeichenkategorien ein?743 Zunächst gilt es, seine Drittheitgegenüber dem Ikon und dem Index hervorzuheben (Abb. ):

Ikons und Indizes behaupten nichts. […] Ein Symbol ist ein Zeichen, das vonNatur aus geeignet ist auszusagen, daß die Menge der Objekte, die von irgendei-ner Menge von Indizes bezeichnet wird, welche auf bestimmte Weise mit demSymbol verbunden sein können, durch ein mit ihm verknüpftes Ikon darge-stellt wird.744

Ein Symbol ist also erst durch ein Ikon und einen Index darstellbar. Da es sich dahin-gehend von diesen unterscheidet, ist auch sein Verhältnis zu seinem Objekt keine Ähn-lichkeit und keine Zuschreibung, sondern eine Darstellung.745 Diese wird im Akt derInterpretation vorgenommen und kommt im Interpretanten zum Ausdruck, wodurchein neues Zeichen produziert wird:

Ein Symbol ist ein Repräsentamen, das seine Funktion unabhängig von irgend-einer Ähnlichkeit oder Analogie zu seinem Objekt und ebenso unabhängig vonirgendeiner faktischen Verbindung mit ihm erfüllt, sondern einzig und alleindeshalb, weil es als ein Repräsentamen interpretiert werden wird. Ein Beispieldafür ist jedes allgemeine Wort, jeder Satz oder jedes Buch.746

Das Symbol kann nur von einem Interpretanten, also einem interpretierenden Geist,dargestellt werden.747 Folglich ist der Interpretant für diese Zeichenkategorie wichtigerals für die beiden zuvor genannten, da das Symbol ohne ihn nicht vollständig ist. Wäh-rend ein Objekt auch ikonisch existieren kann, ohne wahrgenommen zu werden, oderein rostiger Eisennagel sich indexikalisch auch im Boden befindet, wenn ihn (noch)niemand ausgegraben hat, so funktioniert das Symbol nur durch einen realen Interpre-tanten.748 Dadurch ist die Kenntnisnahme eines existenten Objekts oder seine Bergung

742 Peirce [ ], – . Jahre später hielt Peirce[ ], – , ferner die Einschränkung

des Symbols auf konventionelle Zeichen für einenFehler, was die Bedeutung des Begriffs in Bezug aufseine Zeichenklassen noch weiter öffnet.

743 Dazu Peirce , ; Short , – .744 Peirce [ ], .745 Peirce [ – ], .746 Peirce [ ]a, . Zum Repräsentamen und

Analogie vgl. . . . Keine für diese Studie relevan-

te Formulierung greift Peirce in ähnlichem Wort-laut immer wieder auf, zum Beispiel: Peirce[ ]b, ; Peirce [ ]b, . Peirce[ ]c, . Vgl. auch Walther , – .

747 Peirce [ ], ; vgl. auch Peirce[ ]a, .

748 „Ein Symbol ist ein Zeichen, das die Eigenschaft, diees zu einem Zeichen macht, verlöre, wenn es keinenInterpretanten gäbe.“ Peirce [ – ], .

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als ein Zeitpunkt in seiner indexikalischen Biographie immer auch gleichzeitig mit demAkt der Interpretation und folglich mit der Wahrnehmung des Objekts als Symbol ver-bunden. Der Interpretant stellt seine Darstellung des Symbols wiederum als ein Zeicheninnerhalb eines Kommunikationsprozesses dar. Diese Darstellung und der ihr voraus-gegangene interpretative Akt erfolgen aufgrund des Wissens und der Vorstellung sowieder (individuellen) Erinnerungen und (kollektiven) Konvention, also des Erfahrungs-schatzes des interpretierenden Geistes, des Handlungsindividuums.749

Das Symbol ist durch seine Position als Drittheit innerhalb der drei Kategorien undihrer triadischen Relationen als die höchste Art des Zeichens zu verstehen. Zwar wird inihm das Ikon als Erstheit und der Index als Zweitheit zusammengefasst, trotzdem kannman auf keine der drei Arten verzichten. Sie gehen nicht in der Drittheit auf, sondernsind quasi ihre Voraussetzung.750 Die Vereinigung der Trias aus Ikon, Index und Symbolund ihre Relationen stellen das Zeichen dar.

In der Archäologie ist der Symbolbegriff in besonderem Maße von Hodder ge-prägt worden ( . . ). Ein „symbolism“751 oder eine „symbolic archaeology“752 spieltals Schlagwort in seinen Arbeiten eine herausragende Rolle. Er hält fest, „the challengeof a symbolic archaeology is to explore the relationship between material culture andlanguage“.753 Ferner spricht er von „symbolic behaviour“,754 „symbolic significance“,755

„symbolic codes“,756 „symbolic practices“,757 „symbolic meaning“758 sowie zusammen-gefasst von „material culture symbolic meaning at all“.759 Leider bleiben Erläuterungender jeweiligen Konzepte oft aus. Versucht man den Symbol- oder Symbolismusbegriffaus „Reading the Past“ zu extrahieren, dann scheint es sich um gesellschaftliche Struk-turen und Formen der Repräsentation durch (Status-)Symbole zu handeln, die sich imDesign von Materieller Kultur niederschlagen. Seine Idee ist wohl, dass eine gesellschaft-liche Struktur durch die Durchdringung einer formalen Struktur seziert werden kann,wenn der soziale Kontext beachtet wird.760 Hodder definiert ein Symbol nach de Saus-

749 Vgl. Peirce , . Siehe auch Eschbach , ,der dahingehende Parallelen zur Semiotik von K.Bühler herausgearbeitet hat. Für eine Übertragungin die Archäologie vgl. Veit a, , sowie aus-führlich . .

750 Peirce [ ], .751 Bes. relevant bei Hodder , . Er bezieht sich

hier mehrfach auf „Symbols in Action“ (Hodder), doch weder in diesem noch in „Reading the

Past“ (Hodder , ) wird ein Symbolismussystematisch als Konzept erarbeitet oder eingeführt.

752 Hodder , .753 Hodder , . Dietler und Herbich ,

, halten fest, dass Symbole nicht identisch mitSprachzeichen sind. Sie kommen daraufhin zu demSchluss, dass Symbole und auch Objekte allgemein

nicht wie ein Kommunikationssystem funktionie-ren und leiten daraus die Unmöglichkeit ab, diesesemiologisch zu analysieren, da ein kommunikativerKontext komplexer sei als ein rein sprachlicher.

754 Beispielsweise Hodder , .755 Beispielsweise Hodder , .756 Beispielsweise Hodder , .757 Beispielsweise Hodder , .758 Beispielsweise Hodder , , , , ; Hodder

, .759 Hodder , .760 „Attending to the content of ideas and symbols in-

volves more than saying, ‘this fibula functions tosymbolize women’ or ‘this sword symbolizes men’.Rather, the question becomes, ‘what is the view of

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sure folgendermaßen: „With the structural linguistics of Saussure, the sign itself is seenas arbitrary and conventional. In other words any symbol (a bead, duck, arrowhead)could be used to signify a chief; there is no necessary relationship between the signifier(the bead) and the signified (chiefness).“761

Dass Hodders Symbolbegriff nicht viel mit dem hier erarbeiteten zu tun hat, wurdebereits herausgestellt. In dieser Arbeit wird nach Peirce davon ausgegangen, dass es dreiZeichenkategorien gibt, von denen die dritte, das Symbol, durch seine Entsprechungmit dem Objekt den Interpretanten zur Vollständigkeit der Darstellung benötigt. FürHodder ist (nach de Saussure) ein Symbol hingegen ein Zeichen, das intendiert, etwaszu bezeichnen, aber genau keine Eigenschaft mit dem Bezeichneten teilt.

Der Symbolbegriff wird heute nicht nur in der Archäologie sehr inflationär ver-wendet: Alles kann irgendwie und für irgendetwas symbolisch sein ( . . ). Damit wirdhäufig, ganz in der postprozessualen Tradition, die Annahme zum Ausdruck gebracht,dass sich ,hinter‘ einem Objekt oder einem Befund noch eine zweite Bedeutungsebene,verbirgt‘, zu der die Archäologin vordringen muss, um den entsprechenden Sinngehaltzu entschlüsseln. Weiterhin haben Symbole immer ,irgendetwas‘ mit Kommunikationzu tun. Was genau und welcher Art diese Kommunikation ist, darüber gehen die Vorstel-lungen auseinander und bleiben oft diffus. Beispielsweise sagt L. Schneider, dass Klas-sische Archäologie „stets in ganz eminenter Weise mit vergangenen Symbolisierungenzu tun“ habe und stellt weiterhin die These auf, antike Bildwerke hätten in „eminen-tem Maße kommunikative Funktionen“ besessen.762 Dem ist zweifellos zuzustimmen,allerdings spricht Schneider diese „kommunikative Funktion“ gleichzeitig einem Pro-duktionsprozess ab.763 Für Ch. Caple besteht der symbolische Charakter eines Objektsentweder in ästhetischen Aspekten, was wiederum auf den Stil rekurriert ( . ), oder ineiner Form der spirituellen Zuweisung und einem (Mehr-)Wert, der von den Nutzernim Objekt gesehen wird.764 St. Beck stellt ebenfalls die Bedeutung des kommunikati-ven Charakters von Symbolen heraus. Was genau er darunter versteht, bleibt jedoch va-ge.765 Burmeister hingegen entwickelt einen semiotischen Ansatz nach Peirce und Econur insoweit, als er auf althergebrachte Fragestellungen anwendbar ist. Entsprechend

womanhood represented in the link between femaleskeletons and fibulae in graves?’ The aim is to se-arch for Bourdieu’s habitus […], and other structu-red and structuring ideas [...]“ Hodder und Hutson

, – . Auch hier wird wieder die scheinbarzwangsläufige Verbindung von Symbolismus undStrukturalismus deutlich.

761 Hodder , ; vgl. auch Hodder , – ;Hodder , . Offen bleibt die Frage, worin einmöglicher epistemologischer Mehrwert des Symbol-

begriffs besteht, wenn es innerhalb seiner Beziehun-gen keine Notwendigkeiten gibt.

762 L. Schneider , .763 L. Schneider , .764 Caple , – .765 So stellt Beck , , allgemein fest, „daß im

alltäglichen Gebrauch von Symbolen interaktiv Be-deutungen wahrgenommen, abgelehnt, neu erfun-den und verhandelt werden.“ Die Vernachlässigungdieses kommunikativen Charakters erzeuge eine„manifeste Blindheit“.

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geht trotz seiner relativierenden und weitreichenden Ausarbeitungen sein Symbolver-ständnis nicht über das einer „hinter dem Objekt liegenden“ sozialen Bedeutung hin-aus, im Gegensatz zu sofort erfassbaren Merkmalen, die er Ikons und Indizes zuschreibt( . . ).766

Wie ist also das Symbolverständnis nach Peirce, als eine Entsprechung im Sinne derDarstellung durch den Interpretanten, auf die Archäologie übertragbar? In erster Liniesteht es hier für jegliche kontextualisierte Nutzungs- und damit auch Bedeutungszuwei-sung eines Objekts, unabhängig davon, wann diese geschah. D. h., dass jeder Nutzer, deridentisch mit einem Interpretanten ist, das Objekt aus einer subjektiv und konventio-nell determinierten Perspektive mit Bedeutungen auflädt. Das Objekt wird somit zumZeichen für jeden potenziell möglichen oder stattgefundenen Gebrauch.767 Diese Zuweisungbeispielsweise als ,römisch‘ geschieht kognitiv automatisch, ob nun bewusst oder unbe-wusst.768 Dabei spielt zwar, wie schon häufiger betont, der Kontext, also die konkreteSituation, eine Rolle bei der Interpretation, jedoch nicht ihre Gewichtung. D. h., dasses keine Relevanz hat, ob sich eine Begebenheit beispielsweise öffentlich oder privat zu-trägt, oder wie viele Personen anwesend sind. Auch ob es ein einmaliges oder alltäglichesSzenario ist, misst den Objekten nicht mehr oder weniger Bedeutung bei.769 Selbstver-ständlich haben all diese genannten Faktoren Einfluss auf die spezifische Interpretationund eine darauf folgende Darstellung. Im Gegensatz zur persönlichen Relevanz ist derUmstand der reinen Bedeutungsbeimessung unbeeinflusst, also davon unabhängig, obetwas als bedeutend oder unbedeutend wahrgenommen wird.770 Eine Bedeutungszu-weisung geschieht immer, da es keine mögliche Situation gibt, in der ein reales Objektder Materielle Kultur nicht beachtet wird – und sei es durch Missachtung und Ignoranz– und somit nicht mit Bedeutungen aufgeladen wird.

Schon vor der Entstehung eines konkreten (später archäologischen) Objekts sindseine Komponenten Symbole. Wenn ein Bildhauer den Stein für sein Werk auswähltoder ein Töpfer die Tonlagerstätte für seine Produktion, so stellen bereits der Stein bzw.der Ton ihre potenziellen Objekte dar. Sie entsprechen dem, was sie durch das Hand-lungsindividuum werden (können). Denn der Stein ist immer noch in dem fertig gestell-ten Werk enthalten und der Ton ist Bestandteil der Materialität des späteren Gefäßes.771

766 Burmeister , – ; Burmeister .767 Eco , ; Holtorf .768 Dazu G. Roth .769 K. P. Hansen , , leitet hingegen konträr da-

zu ab, dass Standardisierungen wie beispielsweisedie Kleiderordnung bei einer Hochzeit „Kontexteein für allemal […] regeln, sodass das Individuumnicht andauernd Entscheidungen fällen muss.“ Da-gegen lässt sich einwenden, dass mit dem Kontext

„Hochzeit“ dennoch eine Vielzahl von individuellenEntscheidungen einhergehen, die ja gerade in ihrerVorbereitung und Durchführung stark zelebriertwerden. Außenstehende werden ferner einen Um-kehrschluss ziehen, also anhand der Gesellschaft,ihrer Kleidung und ihrem Habitus das Ereignis ab-schätzen, wie Hansen ebenfalls bemerkt.

770 H. P. Hahn , – .771 Hodder , – .

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Das Symbol ist jedoch nicht ,der Stein‘ oder ,der Ton‘ oder als Ereignis beispielswei-se ,die Hochzeit‘ oder ,das Lesen‘ für sich. Zum Symbol werden diese Objekte durchdie Bedeutung, die ihnen zugeschrieben wird. Eine Hochzeit oder die Lektüre einesBuchs kann nur stattfinden und auch von anderen als eben dies erkannt werden, weildie beteiligten Handlungsindividuen mit bestimmten Objekten bestimmte Tätigkeitenausüben. Sie sind auf eine besondere Weise gekleidet, bewegen und platzieren sich spe-ziell im Raum,772 hantieren mit Dingen in einer gewissen Reihenfolge und Relation.Dadurch und damit stellen sie etwas dar und bringen eine Interpretation dessen zumAusdruck, was eben den Kontext einer Hochzeit oder einer Lektüre bildet oder wasdem Stein oder dem Ton die Bedeutung eines potenziellen Steinmetzwerks oder einerTerra Sigillata-Schüssel verleiht. Die Handlungsindividuen sind die Interpreten der Si-tuationen. Durch ihr Handeln generieren sie wieder neue Kontexte, Darstellungen undSzenarien und werden dadurch zum Interpretanten. In diesem Sinne sind die Objekte inihren Kontexten und ihren teilweise sehr individuellen Bedeutungen Symbole für ebendiese Kontexte und Bedeutungen, die sich in der Darstellung der Handlungsindividuenals Interpretanten äußern.

Die Handlungen, die einen Kontext und somit Bedeutung generieren, sind kom-munikativ. Zum Symbol werden sie erst, wenn sie interpretiert und vom Interpretan-ten wieder dargestellt werden. Unser Anliegen als Altertumswissenschaftler_innen istdie Darstellung vergangener Kontexte und Bedeutungen. Diese finden in demselbenMaße statt wie die antik zeitgenössischen, allerdings auf anderen Grundlagen. Sie sindbeispielsweise in der Regel stark fragmentiert (vgl. Abb. c).773 Folglich sind die Dar-stellungen unserer Interpretationen der Vergangenheit ebenfalls Symbole, wobei dieseje nach Handlungsindividuum voneinander abweichen können.774

Die bislang herausgearbeiteten Punkte, nämlich, dass der Symbolgehalt eines Ob-jekts der Nutzung und somit der Bedeutungszuweisung entspricht, dass es nicht keineBedeutungszuweisung und nicht mehr oder weniger Bedeutung eines Objekts gibt, sindstark ineinander verschränkt da, wie ebenfalls bereits herausgestellt wurde, die Kontextedes Objekts kontinuierlich sind und niemals enden ( . . , . . ), sich aber durchaus ver-ändern. Das Objekt bildet also die Konstante zwischen seinen vergangenen und seinengegenwärtigen Kontexten, zwischen seinen früheren und seinen jetzigen Bedeutungs-zuweisungen. Die Länge der zeitlichen Distanz spielt dabei nur eine untergeordneteRolle: Es kann genauso plausibel oder spekulativ sein, den Kontext eines Objekts vongestern, von vor Jahren oder von vor Jahren zu interpretieren. Wenn ich eineFundvergesellschaftung von einer Plastiktüte, einer Münze mit dem Prägedatum

772 Hilgert , – ; M. Löw .773 Burmeister , , weist darauf hin, dass direk-

te Symbole im archäologischen Befund gar nichtvorkommen können und eine „kontextuelle Sym-

bolanalyse am fragmentarischen Befund“ letztlichscheitern muss.

774 Müller-Scheeßel , .

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und einem Fragment einer Terra Sigillata-Schüssel habe, kann ich in Abhängigkeit mei-nes Vorwissens über alle drei Objekte gleich viel oder wenig über ihre Entstehung, ihreNutzungskontexte oder den Grund ihrer Vergesellschaftung sagen. Die Darstellungen,die ich von jedem einzelnen Objekt vornehme, bleiben immer meine Interpretationen.Die drei Objekte haben jeweils einzeln einen ganz unterschiedlichen Symbolgehalt,der durch ihre Kontextualisierung jedoch an einem Punkt ihrer Biographie zusammen-führt. Wenn ich dieses Ensemble auf einer Müllhalde, auf einem Acker oder in einerAusstellungsvitrine vorfinde, werde ich es jeweils anders interpretieren, da sich die Ob-jekte dem Betrachter anders darstellen.

Das dritte hier relevante Symbol-Zeichen ist das der Darstellung archäologischenWissens.775 Eine Projektpublikation ist beispielsweise ein Symbol für die archäologi-schen Tätigkeiten, die durchgeführt wurden. Außerdem stellt es die Ergebnisse der In-terpretationen der Forscherin oder des Forschers dar.776 Eine Bibliothek ist ein Symbolfür das in ihr dargestellte Wissen. Gleichzeitig ist sie ein Symbol für einen Ort, demkonzeptionell eine Bedeutung als „Bibliothek“777 zugewiesen wird. Ähnlich verhält essich beispielsweise mit einem Museum778 oder einem Vortrag auf einer Tagung. Dieeinzelne Präsentation ist ein Symbol für die Handlungen, die ihr vorausgingen, also dieVorbereitung und Erstellung des Vortrags oder die Einstellungen von Computer undBeamer. Die Tagung als Kontext ist ihrerseits ein Symbol für vielschichtige, teilweiseritualisierte Handlungen, die zu ihr führten, während ihrer Dauer praktiziert werdenund innerhalb derer vielfältige Objekte als Zeichen der drei genannten Kategorien auf-treten. Die Wahrnehmung eines Objekts als Symbol ist also immer sehr vielschichtigund komplex.

Zusammenfassend lässt sich festhalten; ein Symbol bzw. eine Entsprechung im Sin-ne einer Darstellung, also eine Drittheit, ist:

. jede Nutzungs- und Bedeutungszuweisung eines Objekts seit seiner Entstehungbzw. bereits die Zuweisungen der Komponenten, die zu seiner Entstehung führ-ten;

775 Denn: „Archaeology cannot ignore its own symbo-lic processes“ (Miller , ). Siehe auch Kümmel

, .776 Luhmann folgend ist es wichtig, dass das Ana-

lysesystem auch auf die Darstellung seines eigenenGegenstands anwendbar ist. Dazu auch Peirce[ ], .

777 Eine Bibliothek im Sinne einer Ansammlung vonBüchern ist ein Index, als Ansammlung von Inhal-ten bzw. als gesellschaftlicher Ort jedoch ein Sym-bol. Außerdem arbeitet sie mit zahlreichen Verweis-

strukturen, die Indizes sind. Jedes einzelne Buch istje nach Kontext, Fragestellung und daraus resultie-rendem Gebrauch gleichzeitig ein Ikon, ein Indexund ein Symbol.

778 Müller-Scheeßel führt anhand archäologischerAusstellungen und Museen beispielhaft aus, dass ih-re Konzepte und die Darbietung der Objekte zwarikonisch und indexikalisch funktionieren. Sobaldjedoch der Mensch als interpretierende Instanz hin-zukommt, beginnt die Darstellung ein Symbol zusein.

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. jede Darstellung von Interpretationen über die Kommunikationsebenen ( . . )seit der Entstehung des Objekts bis heute, also hier speziell eines definierten Ab-schnitts in der Vergangenheit;

. bezüglich der Darstellung archäologischen Wissens beispielsweise eine Publikation,eine Bibliothek oder ein Museum.

Ein Symbol umfasst das Ikon und den Index, also die Ähnlichkeit und die Zuschrei-bung.

. . Die Darstellung[…] mit Interpretant meinen wir eine Darstellung, welche darstellt, daß etwaseine Darstellung von etwas anderem ist, wovon es selbst eine Darstellung ist.779

Eine Darstellung ist die Drittheit innerhalb der universalen Kategorien.780 Sie nimmtsowohl in Bezug auf eine Erstheit (Qualität) und eine Zweitheit (Relation/Reaktion),als auch in Bezug auf die triadische Abhängigkeit von einem Zeichen zu seinem Objektund seinem Interpretanten eine zentrale Position ein (Abb. , ) und lenkt den Blickauf das „Erkenntnisresultat“.781 Die Definition der Darstellung bleibt abstrakt: „Darstel-lung ist das, was für etwas anderes steht oder als für etwas anderes stehend dargestelltwird und wodurch dieses andere durch etwas vertreten werden kann, das für die Darstel-lung stehen kann.“782 Sie besitzt ihrerseits wieder eine Erstheit, eine Zweitheit und eineDrittheit, die den drei Zeichenkategorien entsprechen: „Eine Darstellung ist entwedereine Ähnlichkeit [Ikon], ein Index oder ein Symbol.“783 Dem Symbol kommt dabei, wie

779 Peirce [ ]a, .780 „Darstellung ist genau echte Drittheit.“ Peirce

[ ]b, .781 Grube , . Dazu auch Hoffmann , . Vie-

le weitere von Grubes Ausführungen, die auf „ferti-ge“ Darstellungen und „gesicherte Zuordnungen“abzielen, sind hier allerdings nicht hilfreich.

782 Peirce [ ]b, . Vgl. auch das Kapitelein-gangszitat. Später übt Peirce [ ], – ,an seiner Einteilung dahingehend Kritik, dass ihmder Begriff der Darstellung nicht mehr als weitrei-chend genug erscheint.

783 Peirce [ ]a, ; vgl. auch Peirce , –: „Nun zeigt uns die logische Analyse, daß eine

vollständige Darstellung wesentlich drei Funktio-nen hat. Die erste und geringste Funktion bestehtdarin, sich selbst und stellvertretend jedem Momentihrer selbst gegenwärtig zu sein. Sie verursacht des-

halb die erste Kategorie. […] Die zweite Funktionder Darstellung – der Begriff, eine weitaus höhereFunktion, obwohl immer noch eine Verminderung– besteht darin, daß sie in Reaktion mit der Weltdes Reagierens steht, der realen, der ,materiellen‘Welt. […] Die dritte und vornehmste Funktion derDarstellung ist die Entwicklung. , -

à ‘ sagt Sokrates im Theaitetos ( c):,Kein Ding kann vorkommen, ohne einen Prozeßdes Werdens durchlaufen zu haben.‘ Dies ist keinetiefgründige Philosophie: der Prozeß der Entwick-lung ist das summum bonum. Nur darf man nichtvergessen, daß die Entwicklung der Idee ihre Re-produktion einschließt, ja, daß sie undenkbar undbedeutungslos ist, es sei denn im Rahmen einerSchöpfung. Denn Denken ist ein Prozeß, und zwarein kreativer Prozeß.“

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bereits herausgearbeitet wurde, in Bezug auf den Interpretanten eine besondere Bedeu-tung zu, die sich in der Darstellung äußert.784 Bezüglich der Darstellung ist, wie nunschon mehrfach dargelegt, die Erstheit eine Ähnlichkeit, die Zweitheit eine Zuschrei-bung und die Drittheit eine Entsprechung. Sie besteht also aus den drei Zeichenkate-gorien, was sie zu nichts anderem als einem Zeichen macht. Dadurch wird erneut dierelationale Verknüpfung zwischen Darstellung, Zeichen und Interpretant deutlich, dieausschließlich in Abhängigkeit voneinander bestehen kann, denn alle drei vermittelndas Objekt.785 Da Zeichen, Interpretant, Darstellung und Objekt in der realen Semiosebis zur Ununterscheidbarkeit miteinander verbunden sind, kann nur eine analytischeTrennung die einzelnen Kategorien und die entsprechende Interpretation darstellbarmachen. Dabei übt der Realitätsgehalt im Darstellungsprozess keinen Einfluss auf denZeichencharakter aus:

Eine Darstellung repräsentiert ein Objekt für einen Interpretanten, der eineDarstellung desselben Objekts ist, die durch die erste Darstellung bestimmtist. Das ganze Wesen einer Darstellung liegt im Dargestelltwerden, und eineDarstellung muß zumindest ein Teil einer vollständigen Darstellung sein. Diesevollständige Darstellung, ohne die es keine Darstellung geben könnte, muß diegesamte Tatsache umfassen, einschließlich Objekt und Interpretant. Sie mußdeshalb sich selbst für sich selbst darstellen, und sie muß jede Relation von Ob-jekt und Interpretant darstellen, da einer solchen Tatsache über das Darstellennur dargestellt ein Sein zukommt. Da dann ihr Interpretant selbst eine Darstel-lung ist, muß sie ihren eigenen Interpretanten besitzen, und es muß eine Folgeexistieren, die nicht durch einen sukzessiven Zuwachs von Einheiten vervoll-ständigt werden kann. Doch muß die gesamte Folge dargestellt werden unddamit auch ihre Grenze. Darüber hinaus müssen alle Relationen dieser Inter-pretanten […] dargestellt werden […]. Folglich kann eine Repräsentation nurin einem Kontinuum ihr Sein haben. (Wenn nun eingewendet werden sollte,daß ein Kontinuum nicht „erkannt“ werden kann, ist damit wahrscheinlichgemeint, daß es nicht als eine „Tatsache“ erfahrbar ist […]; und das ist sicherrichtig. Doch dasselbe kann von allem behauptet werden, was im Leben undin der Welt höchst real ist.)786

Die Darstellung ist für diese Studie auf verschiedenen Ebenen relevant. Sie bewegt sichdabei im Spannungsfeld von Universalitätsanspruch und Konkretisierung. Jeder Inter-

784 Peirce [ ]b, – .785 „Ein Zeichen ist ein Ding, das dazu dient, ein Wissen

von einem anderen Ding zu vermitteln, das es, wieman sagt, vertritt oder darstellt. Dieses Ding nenntman das Objekt des Zeichens. Die vom Zeichen her-

vorgerufene Idee im Geist, die ein geistiges Zeichendesselben Objekts ist, nennt man den Interpretantendes Zeichens.“ Peirce [ ], .

786 Peirce , – .

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pret stellt in einem kommunikativen Akt seine Interpretation eines Zeichens dar, al-so genau das Objekt, welches auch das Zeichen darstellt, wodurch der Interpret auchgleichzeitig Interpretant ist. Jede kommunikative Ausdrucksform des Interpretantenist eine Darstellung. Wenn man sich beispielsweise eine Archäologin vorstellt, die er-klärt, dass eine Zeichnung von einer Keramikscherbe eine mögliche Darstellung dieserScherbe ist, so ist sowohl die eventuell gar nicht real existierende Zeichnung als auchder Sprechakt der Archäologin ein Interpretant und somit eine Form der Darstellungdieser Scherbe. Ein möglicher Zuhörer müsste sich ferner diesen Umstand, also einenicht physisch vorhandene Scherbe, sowie eine Zeichnung davon auf der Basis der Er-klärten vorstellen. Damit dies möglich ist, braucht der Zuhörer ähnliche Vorkenntnis-se wie die erklärende Archäologin. In diesem Moment ist die Vorstellung, die er sichvon dem Gesagten macht, ebenfalls ein Interpretant, seine Gedanken sind die Darstel-lung der Darstellung. Ein weiteres Beispiel ist die Beschreibung dieses Beispiels, alsoder hier geschriebene Text selbst: Indem er die vorangegangenen Gedanken darstellt,wird er zu einem Interpretanten dieser Darstellung mit Bezugnahme auf weitere, linea-re (Text-)Zeichen, die Objekte sind.787

Wie verhält es sich nun mit der Darstellung bei archäologischen Objekten? Alle bis-her dargelegten archäologisch relevanten Umsetzungen der Kategorien, also die Iden-tifizierung beispielsweise einer jeden Scherbe als Ikon einer jeden beliebigen anderenScherbe, die jemals war, ist oder sein wird, eine indexikalische Zuschreibung im Sinneder Kontinuitätslinie einer Objektbiographie und eine symbolische Entsprechung dervielfältigen Nutzungskontexte und Bedeutungszuweisungen sowie der Interpretationenkommunikativer Akte der Vergangenheit, all diese sind nichts anderes, als die interpreta-tiven und interpretierten Darstellungen eines Interpretanten. Ferner besteht, wie eben-falls bereits herausgearbeitet wurde, immer die Notwendigkeit einer Grenzziehung fürdie Auswahl von Raum, Zeit und Objekten. Diese wird in der vorliegenden Studie fürdie Provinz Epirus in der römischen Kaiserzeit anhand der Auswahl der beachteten Ma-teriellen Hinterlassenschaften im vierten Kapitel vorgenommen. Konkretisiert werdendie Darstellungen im Rahmen der Analysegrenzen durch die Fragestellung nach einervermeintlichen ,Verödung‘ oder ,Rückständigkeit‘ der Region und hinsichtlich der Fra-ge, ob die Darstellung der kommunikativen Prozesse durch Materielle Kultur diese An-nahmen widerlegen kann. Auch diese Auswahl sowie ihre Kommunikation geschiehtdurch Darstellung.

Der Output archäologischen Interpretierens und Arbeitens geschieht ebenfalls im-mer in dieser Form, die regelhaft transformativ und performativ erfolgt: Eine Ausstel-lung oder die Präparierung einer Ausgrabungsstätte für eine dauerhafte Zugänglichkeit

787 Zu den damit verbundenen Schwierigkeiten:Soja .

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ist eine Form der Darstellung der Ergebnisse archäologischen Arbeitens. Eine Publikati-on oder ein Vortrag beinhalten Bilder, Pläne oder Sprechakte, diese sind dadurch eben-falls Darstellungen, die den Zuhörer oder die Leserin wiederum zu einem Interpretan-ten machen. Jegliche Beschäftigung mit dem Objekt als Zeichen, seiner archäologisch-semiotischen Analyse und seiner Interpretation, die sich wiederum als Zeichen äußertund somit zum Interpretanten wird, ist eine Darstellung.

Wie bereits gesagt, treffen alle genannten Kriterien und Voraussetzungen auch aufBilder zu. Die Klassische Archäologie versteht sich traditionell als Bild- bzw. Bilderwis-senschaft. Die Materiellen Hinterlassenschaften der Antike umfassen jedoch weit mehr;so kann zum Beispiel der Bildbegriff auch auf Objekte ausgedehnt werden, die nicht alsBildträger fungieren. Eine andere Möglichkeit besteht darin, den Bildbegriff auszuspa-ren und sich den Objekten aus der Perspektive des Studiums der Materiellen Kultur zunähern. Dieser Weg wird hier eingeschlagen. Damit ist keine ,Gleichschaltung‘ oder Ni-vellierung verschiedener Gattungskriterien beabsichtigt, vielmehr unterstützt die Zei-chenkategorisierung die Vielfältigkeit der Objektcharakteristika und ihrer Darstellungs-modi. Und selbstverständlich fällt die Bildbetrachtung nicht aus einem semiotischenAnalysesystem heraus: Das Gegenteil ist der Fall, denn die Semiotik hat als Anwen-dungskonzept in diesem Bereich eine weitaus längere Tradition als in den material culturestudies.788 Hier wird jedoch das Bild als ein dargestelltes Objekt experimentell gleichsamaus der Trias ,Darstellendes – Darstellung – Dargestelltes‘ herausgelöst.789 Diese Trias istnichts anderes als eine Zeichen – Objekt – Interpretant Relation (vgl. Abb. ), die sichauf den Bildbegriff bezieht. Durch die Herauslösung der Dargestellten-Ebene kommtzum Ausdruck, dass die hier durchgeführte Operation diesbezüglich eigentlich unvoll-ständig ist und ihrer Erweiterung um den großen Bereich der Bildlichkeit harrt.

788 Zur frühen Beschäftigung der bildwissenschaftlichorientierten Klassischen Archäologie mit der Semio-tik: L. Schneider, Fehr und K.-H. Meyer . Diedrei ,konkurrierenden‘ Ansätze in den Bildwissen-schaften, nämlich die Semiotik, die Anthropologieund die Phänomenologie, wie sie beispielsweiserecht polemisch von Hölscher oder auch vonWiesing , – , stark gemacht werden, halteich allerdings für unnötig konstruiert. Schon fürPeirce war die Phänomenologie untrennbar mit ei-ner Semiotik als Pragmatismus verbunden. AuchBöhle-Neugebauer , , weist darauf hin, dasses innerhalb dieser drei Ansätze eher zu Wechsel-wirkungen als zu einer klaren Trennung kommt.Der Terminus der Anthropologie ist jedoch da-hingehend irreführend, als hier vom Objekt aus-gegangen und auf das Subjekt als kommunikativesHandlungsindividuum nur mittelbar hermeneu-tisch rückgeschlossen werden kann. Ferner lehne

ich nicht, wie Ogden und Richards , – ,oder wie es Graepler , , für Strömungen derProzessualen Archäologie herausarbeitet hat, dieEinbeziehung von Bildern in ein Deutungs- undsomit Interpretationssystem gänzlich ab.

789 Dazu Jonas [ ], . Sein Ansatz ist fer-ner wegen seines Anspruchs einer neuen heuristi-schen Operation interessant. Zur Voraussetzunghält er Folgendes fest, was auch hier gelten kann:„Das vollständige heuristische Experiment müßtedie relativen Meriten der verschiedenen, als Evidenzin Betrachtung kommenden Lebensäußerungen –wie Werkzeuge, Gräber, Feuerstätten – nach ihrerSchlüssigkeit und philosophischen Ergiebigkeit er-örtern. Die der folgenden Untersuchung schon vor-ausliegende Wahl ist am besten durch ihre Ergebnis-se zu rechtfertigen.“ Jonas [ ], – . Vgl.auch L. Schneider , – , – .

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. . Der Peircesche VergangenheitsbegriffDie Archäologie, als deskriptive Untersuchung von individuellen Monumen-ten, ist zu jung, um klassifikatorische Disziplinen entwickelt zu haben.790

Im Zusammenhang mit Peirce’s Kontinuumsbegriff wird hier die Idee einer Kontinui-tätslinie im Sinne einer Biographie eingeführt, zu deren Relevanz in Bezug auf die Be-schäftigung mit archäologischen Objekten bereits einiges gesagt wurde ( . . , . . ).Um das theoretische Kontinuum praktisch handhabbar zu machen, ist ein Verständnisder Übertragbarkeit von Vergangenheit in die Gegenwart nötig:

How can a past idea be present? Not vicariously. Then, only by direct percepti-on. In other words, to be present it must be ipso facto present. That is, it cannotbe wholly past; it can only be going, infinitesimally past, less past than any as-signable past date. We are thus brought to the conclusion that the present isconnected with the past by a series of real infinitesimal steps.791

Das bedeutet, dass zwar das Auf-uns-Kommen archäologischer Objekte die Kontinuitäts-linie wahrt, es heißt jedoch nicht, dass sie irgendeine Form von Vergangenheit zu unsin die Gegenwart transportiert. Die einzelnen Schritte, die zur Erschließung vergan-gener Kontexte, Umstände und Nutzungen führen, sind keine (Be-)Deutungsmuster,sondern lediglich die Dinge als Zeichen, die das zeitgenössische Handlungsindividuummit Bedeutungen auflädt. Das gegenwärtige Verständnis vergangener kommunikativerHandlungen bleibt also immer hypothetisch:

Zum Beispiel ist jede historische Tatsache wie die, daß Napoleon Bonaparteeinst lebte, eine Hypothese. Denn wir sind von einer Proposition überzeugt,weil ihre Wirkung – die gegenwärtige Tradition, die Geschichtsbücher, die

790 Peirce [ ]a, . Beispielhaft widmet er sichder Biographie des Pythagoras, dazu ausführlich Li-atsi , – . Dieser Biographie schickt Peirce

[ ]a, – , die Anmerkung voraus, „daßdieses Buch zeigen wird, warum ich das übliche Ver-fahren, über die Geschichte der Antike durch Ab-wägung von Wahrscheinlichkeiten zu urteilen, fürvöllig falsch halte. […] das einzig logische Vorgehenbesteht darin, den besten Autoritäten zu folgen, diewir haben, soweit dies möglich ist, und für den Fall,daß wir ihr Zeugnis für falsch halten müssen, dieseFalschheit durch eine Theorie zu erklären. Bei dieserMethode laufen wir ohne Zweifel Gefahr, uns zu ir-

ren, doch eine bessere gibt es nicht.“ Die Ersetzungeiner „Abwägung von Wahrscheinlichkeiten“ durch„Folgen von Autoritäten“ unter Hinzunahme einerTheoriebildung basiert auf der Abduktion als Formdes logischen Schließens: Liatsi , – . Nichtunerwähnt bleiben soll an dieser Stelle Peirce[ ]a, , das Heranziehung der Vergangenheit,um seinen Begriff der „rohen Kraft“ einzuführen:„Wenn Sie sich bei der Vergangenheit beschweren,daß sie ungerecht und unvernünftig sei, so lacht sie.Sie kümmert sich nicht einen Deut um Vernunft.Ihre Kraft ist rohe Kraft.“

791 Peirce , .

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Denkmäler usw. – beobachtet werden. Keine reine Verallgemeinerung beob-achteter Tatsachen könnte uns jemals lehren, daß Napoleon lebte.792

Peirce’s Ansichten über die Vergangenheit zeigen zum einen die Möglichkeiten einesAnschlusses an die eigene Gegenwart durch infinites Schlussfolgern auf. Zum anderenist er sich allerdings der Entfremdung durch das Zeitliche und den damit verbundenenProblemen der Vergegenwärtigung bewusst: „Ein unmittelbares Bewußtsein der Vergan-genheit ist in demselben Sinne widersprüchlich, in dem ein unmittelbares Bewußtseinvon etwas Entferntem widersprüchlich wäre. In beiden Fällen ist ein gewisser Mecha-nismus erforderlich, sie zu vergegenwärtigen.“793

Dieser Mechanismus zur Vergegenwärtigung funktioniert durch die Interpretationvon Zeichen, die auf Erfahrungen basieren und aus Erinnerungen hervorgehen und,wie bereits mehrfach herausgestellt wurde, einerseits auf den allgemeinen gesellschaft-lichen Konventionen beruhen und andererseits persönlich determiniert sind. Durch diezeitliche und räumliche Entfernung und die damit einhergehende Entfremdung ist sienotwendigerweise vage. Wie kann man also den besagten Widerspruch überwinden undein Bewusstsein, also eine Interpretation entfernter oder vergangener und somit vagerZeichen, legitimieren? Dazu fasst H. Pape Peirce folgendermaßen zusammen:

Jemand, der vage Zeichen verwendet, verhält sich also widersprüchlich, da dievon ihm verwendeten Zeichen durch widersprüchliche Interpretationen zuläs-sigerweise ergänzt werden können. Jede existentiell quantifizierte Aussage istvage und läßt somit einander widersprechende Interpretationen zu.794

Die Zeichen dienen hier also als Mittler ( . . ), um einen Gedanken über die bzw.eine Interpretation von der Vergangenheit aus der eigenen Erfahrung heraus auszufüh-ren (vgl. Abb. , c). Die Vergegenwärtigung vergangener, vager Zeichen funktioniertdurch Interpretation, die aufgrund ihrer Distanz immer nur widersprüchlich sein kann.Diese Interpretation ist jedoch zulässig, um eben diese Vergegenwärtigung (oder auchAnnäherung) an das Entfernte und dadurch Fremde, hier gemeint als das Vergangene,

792 Peirce [ – ], . Und weiter führt eraus: „Eine Hypothese ist ihrer allgemeinen Naturnach eine induktive Konklusion; doch sie unter-scheidet sich von der eigentlichen Induktion so-wohl dadurch, daß sie keine Verallgemeinerung ein-schließt, als auch dadurch, daß sie eine Erklärungder beobachteten Tatsachen gemäß den bekanntenallgemeinen Prinzipien liefert.“

793 Peirce [ ]a, – . Im Folgenden behan-delt er die durch das eigene Gedächtnis erinnerte

Vergangenheit, durch die sich Erfahrung „als Be-stimmung des modifizierten Objekts und der mo-difizierten Seele“ darstellt (Peirce [ ]a, ).Er will dabei auf eine platonisch anmutende Ide-enlehre hinaus (vgl. dazu auch Peirce [ ]a,

– ), die zu den hier unternommenen Herlei-tungen insofern beiträgt, als sie seine Vorstellungvon der Notwendigkeit einer Annäherung an eineVergangenheit umso deutlicher widerspiegelt.

794 Pape a, .

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zu erreichen. Dadurch lässt sich das Verfahren für den Gebrauch in dieser Studie legiti-mieren.

. . Das Semiotische DreieckDie […] Art von Triadischer Relation besteht in den Relationen zwischen Zei-chen, ihren bezeichneten Objekten und ihren Interpretationen durch andereZeichen.795

Das Semiotische Dreieck dient hier vor allem zur Veranschaulichung der vielfältig ver-knüpften kategorialen Operationen (Abb. bis ). Es bildet sich, direkt oder mittelbar,um das Zeichen: „Das Zeichen wurde als triadische Relation eingeführt, die über Tri-chotomien aufgebaut ist.“796 Folglich geht es also darum aufzuzeigen, welche der tria-dischen Relationen wie darstellbar sind. Für die Kunstgeschichte als Bildwissenschaftmacht M. Schulz das folgende Semiotische Dreieck fruchtbar. Bei diesem handele sich

um eine offene Heuristik mit drei historisch variablen und sich wechselseitigbedingenden Koordinaten: Bild, Medium und Körper. […] In einem erstenSchema ausgedrückt […], stellt sich dieses dynamische Dreiecksverhältnis vonBild, Medium und Körper zunächst so dar: Kein äußeres Bild kann ohne einMedium bestehen, von dem es materialisiert, gespeichert, übertragen und sicht-bar gemacht wird. Zugleich kann kein Bild bestehen, wenn es nicht von einerBetrachterin oder einem Betrachter wahrgenommen und von einem externenBild wieder in ein inneres Bild transformiert wird, das im Körper gespeichert,bewertet, kognitiv wie emotional umgesetzt und überhaupt als Bild erkanntwird. Was die Medien als Bildkörper für die äußeren Bilder sind, das sind, imübertragenen Sinn, die Körper für die inneren Bilder und für die Bildung ei-nes inneren Bildgedächtnisses. Bildmedien wiederum, mit denen die Bilder inihrer Wahrnehmbarkeit bestimmt werden, können zwar – getrennt von dem,was sie zeigen – für sich in ihren formalen, technischen oder sozialen Eigen-schaften beschrieben werden. […] Schließlich sind es vor allem Körper, diemit unterschiedlichen Intentionen als Bilder dargestellt, inszeniert oder durch

795 Peirce [ ]b, . „Denn alles Denken ver-knüpft verschiedene Objekte. Die charakteristischstealler tertianen Relationen ist die Relation eines Zei-chens zu seinem Objekt auf der einen Seite und zueinem interpretierenden Denken oder anderem Zei-chen auf der anderen. Das Zeichen vermittelt zwi-schen seinem Interpretanten und seinem Objekt.“Peirce [ ]a, .

796 Walther , . Das Verhältnis zwischen Objektund Bedeutung ist nämlich gerade nicht dialektisch,wie zum Beispiel Heidrich , , es formuliert,sondern triadisch. Was er Heidrich , – ,als die drei Ordnungskriterien vorschlägt, nämlich„Raum“, „Zeit“ und „Ordnung“, scheint allerdingspotenziell übertragbar zu sein.

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Bilder substituiert werden. In allen Fällen bedarf es eines bestimmten Medi-ums, um diese Verwandlung umsetzen zu können, wie ebenso eines Körpers ineiner bestimmten kulturellen Situation, der diese Bilder wahrnimmt.797

Der Bildbegriff lässt sich hier problemlos durch den Objektbegriff ersetzen, der Kör-perbegriff durch die Instanz des Interpretanten. In diesem Sinne kann diese Nutzbar-machung hier einerseits als Beispiel dienen, andererseits verweist sie exemplarisch aufden auch für die Klassische Archäologie relevanten und hier unberücksichtigten Bildbe-reich. Das Bestreben archäologischen Arbeitens ist es, sich den Lebenswelten vergange-ner Gesellschaften anzunähern, was hier als kommunikative Strategie verstanden wird.Dazu bedarf es einer Methode, die den zeitlichen Abstand zwischen „fernem Objekt“und „gegenwärtiger Betrachtung“ überbrückt.798 Das gelingt, wenn man das (archäo-logische) Objekt als Mittler ( . . ) durch die Zeiten ( . . ) nutzbar macht (Abb. a, b,c).

Es sei noch einmal festgehalten: Jedes Zeichen kann sich nur auf ein Objekt bezie-hen. Das Objekt beeinflusst und determiniert das Zeichen und den Interpretanten, es istein Korrelat des Zeichens. Das Zeichen seinerseits korrespondiert folglich mit dem Ob-jekt. Das Objekt wird durch den Interpretanten wahrgenommen und dargestellt. DieseDarstellung ist wiederum ein Zeichen. In der Folge funktionieren diese Relationen adinfinitum. Mithilfe des Kontinuums ist es möglich, das semiotische Dreieck bis ins Un-endliche zu vervielfältigen und auf diese Weise die Brücke vom antiken Menschen überdas archäologische Objekt zur heutigen Interpretation zu schlagen, da jeder Interpre-tant eine vollständige Semiose ist, die durch ihn dargestellt wird und gleichzeitig Teileiner weiteren Semiose ist und so weiter:

Interpretieren wir die Peircesche Zeichendefinition im Lichte dieser Aussageüber das kontinuierliche Sein der Darstellungen, so hat die Wendung, jederInterpretant sei wiederum ein Zeichen und so fort ad infinitum, sehr scharfeKonsequenzen. Sie kann nämlich nicht nur einfach bedeuten, daß jedes inter-pretierende Zeichen stets noch weitere Interpretationen zuläßt. […] Um echterTeil eines Kontinuums zu sein, muß vielmehr schon das einzelne interpretieren-de Zeichen selbst so beschaffen sein, daß es, zumindest der Möglichkeit nach,

797 Schulz , – . In Anm. vergleicht er seinKonzept auch explizit mit Peirce’s „Repräsentamen– Interpretant – Objekt“-Verhältnis.

798 L. Schneider , – . Er betont, dass eine Artder Einfühlung nach W. Dilthey nicht ausreicht.Diese zielt darauf ab, dass wir uns allein dadurchverstehen können, weil wir alle Menschen sind,denn eine „einheitliche, allgemeinmenschliche

Grundlage erlaubt es dem verstehenden Subjekt,alles Menschenmögliche als vertraut zu empfindenund sich in das Seelenleben beliebiger, gegenwär-tiger ebenso wie vergangener Personen hineinzu-versetzen. Das Nacherleben fremden, subjektivenErlebens ist dem Geisteswissenschaftler Mittel undZiel zugleich.“ Giuliani , .

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in ein Kontinuum eingehen kann, das heißt durch eine konvergente Folge dar-stellbar ist.799

Übertragen auf die Archäologie bedeutet das, dass wir uns, sobald wir ein Objekt ber-gen, uns eines Zeichens (wieder-)bemächtigen und sofort damit anfangen, es zu inter-pretieren und mit Bedeutungen aufzuladen, auch wenn es zuvor Jahrhunderte oder Jahr-tausende im Boden gelegen hat.800 Es werden wieder Handlungen hervorgebracht: DasObjekt wird aufgehoben, betrachtet, gereinigt, eingetütet etc. Allerdings wird durch dieangeführten Zitate ebenfalls deutlich, dass die Bedeutungszuweisung eben nicht diesel-be sein muss wie beispielsweise die zum Zeitpunkt der Herstellung des Objekts oderseiner Nutzung, ja, es aufgrund der Entfremdung durch die zeitliche Distanz gar nichtsein kann. Die Bedeutung ist dem Objekt eben nicht eingeschrieben. Vielmehr wirdherausgestellt, dass der Einfluss des Objekts auf uns als Handlungsindividuen niemalsvergeht, sondern permanent erneutes Handeln verursacht und erzwingt, Zeichen pro-duziert und dadurch Darstellungen und Kommunikation generiert.

In der Theorie ermöglichen die drei (Zeichen-)Kategorien durch das Kontinuumsämtliche Verknüpfungen, die für die jeweilige Studie und die jeweilige Fragestellungvon Interesse und Belang sind. Dem Kontinuumgedanken folgend, ist die von M. Benseund E. Walther entwickelte Matrize zur Darstellung von Triade und Trichotomie belie-big in jede Richtung und jede Abhängigkeit erweiterbar (Abb. a).801 In der Praxis wirktdiese Denkweise abstrakt. Analytische Einschnitte wie räumliche ( . . ) oder zeitliche( . . ) Grenzen können hier für ein archäologisches Verständnis weiterhelfen und sindebenfalls in der Folge semiotischer Dreiecke darstellbar (Abb. b).

Doch auch wenn die Darstellungsmöglichkeit ins Unendliche reicht, bedeutet dasnicht, dass die Interpretationspraxis diese direkt und unmittelbar nachvollzieht. Wennbeispielsweise J. Müller meint, dass es notwendig sei „prähistorische Funde nicht nuraus der Sicht des heutigen Prähistorikers, sondern auch durch die Rekonstruktion derprähistorisch zeitbedingten Ausgangssituation zu interpretieren“,802 dann formuliert er

799 Pape a, . Peirce [ ]b, , stellt sogarheraus, dass es ein wesentliches Merkmal eines Zei-chens ist, „daß sein Einfluß niemals endgültig erlö-schen wird, insofern es einer Verhaltensgewohnheit,einem Gesetz oder einer Regel die Kraft verleiht,die diese befähigt, eine Handlung hervorzubringen,wenn sich Gelegenheit dazu ergibt“.

800 Ein Nichtinterpretieren ist nicht möglich, da „dasGehirn, als ein neuronales Netzwerk, stets zugleichein bedeutungszuweisendes und bewertendes Sys-tem ist.“ G. Roth , . Umso wichtiger ist es,

die Vorgehensweise unseres Gehirnsystems zu re-flektieren, also auf das Format der Bedeutungszu-weisung und ihrer Bewertung lenkend einzuwirken.Bhabha , – , formuliert es so, dass der Mo-ment der Entstehung des Zeichens rehistorisiertwerden muss.

801 Walther , – . Allerdings postuliert sie dieUnendlichkeit nur für den Prozess der Interpretati-on, die Beständigkeit des Objekts wird nicht thema-tisiert, vgl. Walther , .

802 Müller , – .

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damit eine naiv anmutende, zumindest aber positivistische Überzeugung, dass die Aus-wertung eines synchronen semiotischen Dreiecks möglich sei, welches ein schemati-sches Beziehungsgeflecht einer vergangenen Lebenswelt aufzeigen könne; mit anderenWorten, dass der Prähistoriker wisse, was der prähistorische Menschen wie interpretierthat.

Die gegenteilige Ansicht, nämlich dass wir uns niemals in die in der Antike leben-den Menschen einfühlen können und darum genau dies nicht das Ziel archäologischenArbeitens sein kann, stellt L. Giuliani heraus. Vielmehr gehe es um die Ermittlung an-tiker Umstände, um „die Kenntnis des Horizontes kollektiver Werte, Erwartungen undAnsprüche“.803 Giuliani stellt die Priorität der Analyse der Materiellen Hinterlassen-schaften heraus, bevor wir uns der Ebene eines möglichen interpretativen und somitsubjektiven Einfühlens in vergangene Lebenswelten zuwenden können. Ferner weist erauf die Schwierigkeiten hin, die damit verbunden sind, und rückt die Erarbeitung ei-nes zeitgenössischen Kontextes in den Vordergrund. Damit gelingt es ihm jedoch nur,einen Aspekt bzw. nur einen Bezugsrahmen des Semiotischen Dreiecks zu fassen. DieTransformation der Objekte durch die Zeiten bleibt unberücksichtigt.804

ArchäologInnen stellen durch ihre Interpretation der Objekte eine Kontinuität zwi-schen ihrer und der Zeit her, in der die Materiellen Hinterlassenschaften, die sie bear-beiten, entstanden sind und genutzt wurden. Damit ist das jeweilige Objekt als ein Zei-chen innerhalb jeder der drei Zeichenkategorien analysierbar und wird in jeder Zeit,in der es im Bewusstsein eines Handlungsindividuums war oder ist, mit Bedeutungenversehen, die sich sowohl auf ein zeitgenössisches Selbst, als auch auf eine Konstruktionvergangener Kontexte beziehen kann (Abb. , a).805

. . Der KontextDas logische Universum ist das Objekt, mit dem der Autor und der Interpreteiner Aussage wohlbekannt sein müssen und wechselseitig einander als damitwohlbekannt verstehen müssen und verstehen müssen, daß ihr gesamter Dis-kurs sich darauf bezieht. […] Ganz zu Anfang des Bildens irgendeiner verständ-

803 Giuliani , – , Zitat: Seite .804 Damit sind keine physischen depositionalen und

postdepositionalen (obwohl es sich bei diesen auchum Zeichen handelt, vgl. . . ), sondern nutzungs-zuweisende und bedeutungsgenerierende Prozessegemeint. Allerdings braucht er diese hier relevantenAspekte auch nicht, da er „[g]esellschaftliches, inkonventionellen Bahnen ablaufendes Verhalten“ fürrekonstruierbar hält, vgl. Giuliani , .

805 „In der Semiotik lassen sich alle Zeichen dadurchcharakterisieren, daß sie dazu dienen, die Beziehung

zum Objekt in der Zeit kontinuierlich aufrechtzuer-halten.“ Missverständlich ist hingegen seine Aussage:„Im Zeichenprozeß wird die Identität eines Objektsfür uns hergestellt und in der Abfolge der Interpre-tationen konserviert [Hervorhebung Verfasserin]“:beide Zitate Pape a, . Diese Formulierunglässt den Trugschluss zu, dass eine Objektidentitätdiachron einfach durch die Abfolge der Interpretan-ten identisch bleibe.

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lichen Aussage ist es erforderlich, daß es ein Zeichen gibt, das anzeigt, welchesUniversum gemeint ist.806

Es kann keine scharfe, fest umrissene Gleichsetzung von einem Objekt undeiner Bedeutung, also auch kein unabhängig vom Kontext definiertes Objekt-zeichen geben […].807

Bei einem Kontext handelt es sich um einen konstruierten Raum, der den Rahmen fürdie Analyse vorgibt (Abb. b).808 Raum ist dabei nicht im Sinne eines möglichen undrealen Ortes gemeint, sondern als definierter Bereich, der als Voraussetzung den Kon-text bildet und darstellt.809 Die Anordnung der Objekte in diesem Raum sowie ihre Be-schaffenheit, ihre Quantität und ihre Relationen zueinander sind der Gegenstand derAnalyse. Da jegliche Grenzen innerhalb des Kontinuums künstlich sind, können die re-levanten und beachteten Kontexte nach zuvor definierten Kriterien erkannt, festgelegt,benannt und anschließend bearbeitet werden.810 Der Kontext ist also das Umfeld, indem einem Objekt ein Sinn beigemessen wird, der jedoch durch eben seine Eingren-zung nicht beliebig, sondern situationsgebunden ist.811 Ferner sind unter Bezugnah-me auf die Relationen der Objekte im determinierten Raum auch die Kategorien derZweitheit und Drittheit jeweils sowohl eigene als auch Bestandteile der übergeordnetenKontexte.

806 Peirce [ ]b, . „Der Ausdruck ,Univer-sum‘ ist hier im Sinne von Diskursuniversum oderGegenstandsbereich [oder Kontext] zu lesen“ (Peirce

[ ]b, Anm. ).807 H. P. Hahn , .808 „Die Gesamttheorie wird so als ein sich selbst limi-

tierender Kontext aufgefaßt.“ Luhmann , .Dazu auch Geertz , .

809 Der Raumbegriff von M. Löw wurde zu die-sem Zweck um eine zeitliche Komponente erwei-tert. Denn der Raum schafft die Voraussetzung fürein Bindungsgefüge, also die Relationen der Ob-jekte: „[…] ein räumlicher Kontext setzt sich […]aus materiellen Entitäten, die sozial überformt seinkönnen, aus Menschen und aus ideellen Entitätenzusammen. Was den räumlichen Kontext von an-deren sozialen Makrophänomenen unterscheidet,ist die ,Bindungsintensität‘, die zwischen räumlichverorteten materiellen Entitäten sowie Personen,Ideen und daraus resultierenden hybriden Formenbesteht“ (Meusburger – ). Auch wenner dabei von einem „räumlichen Kontext“ ausgeht,

treffen seine Aussagen über den Bindungsfaktorauch für den Raum als eine Bestimmung von Kon-texten zu. Kienlin b, , versteht unter einemKontext eine „fortgesetzte Wiederholung der Her-stellung, des Gebrauchs und der Wahrnehmung“.

810 Heidrich , , hält fest, dass ohne Kontext dieAussagekraft von Dingen gering ist. Hier wird aller-dings davon ausgegangen, dass es einen ,kontextlo-sen‘ Zustand gar nicht geben kann, da, sobald eineWahrnehmung der Darstellung stattfindet, eine In-terpretation erfolgt, die wiederum den Kontext dar-stellt. In diesem Sinne können beispielsweise auchdie neuronalen Beschränkungen des menschlicheGehirns ein Kontext sein, der den Erkenntnisge-winn vorgibt, vgl. dazu G. Roth . Auch in derVolkskunde bzw. der Ethnologie hat sich die Er-kenntnis durchgesetzt, dass sich „weder […] eindeu-tige Bedeutungen eines Symbols feststellen [lassen],noch kann vorab gesagt werden, wie Akteure damitin spezifischen Situationen umgehen werden.“ Beck

, .811 Kienlin b, .

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In der Semiotik spielen vielfältige Kontextbegriffe eine Rolle.812 Welche Art vonKontext relevant ist und bearbeitet wird, entscheidet sich nach den Voraussetzungenund den Fragestellungen. Dabei ist ein Objekt immer Teil mehrerer Kontexte, die je-doch niemals alle (zugleich) berücksichtigt werden (können).813 Diese zu trennen istnur analytisch möglich und sinnvoll. Eine genaue Darstellung des bzw. der jeweils be-rücksichtigten Kontexte ist folglich unumgänglich. Es handelt sich dabei um eine Struk-tur, die die Relation des Objekts zu seinem Zeichen, seinem Interpretanten und derdaraus resultierenden Darstellung (de)terminiert und somit den Rahmen der Semio-se definiert.814 Nur auf diese Weise kann ein Zeichen zum wahrnehmbaren und somitauch darstellbaren Teil eines Zeichensystems werden.

Um für den archäologischen Gebrauch tauglich zu sein, muss das semiotischeKontext-Konzept angepasst werden.815 Die konzeptuelle Benutzung und Benennungvon Kontexten in der Archäologie hat eine lange Tradition.816 Der Begriff wird heuteso selbstverständlich und universell verwendet, dass er wohl gute Chancen auf den Titelals „Wort des Jahres“ hätte.817 Wie bereits erwähnt, war es Hodder, der den Begriff der„contextual archaeology“ geprägt hat ( . . ). Er definiert diese Form der Archäologiefolgendermaßen:

A material symbol (in which I include spatial relationships and the naturalworld used as symbol) has all three meaning components – action, structureand content. It is not easy to find a term which will encapsulate a commitmentto all three types of symbolic meaning. Today terms such as symbolic, structu-ral, cognitive, idealist, or semiotic archaeology have their own histories whichtend to set up dichotomies between the three types of meaning. Because the

812 Ogden und Richards , – . Ihre Definitionist für eine Nutzung in dieser Studie allerdings zueng gefasst, da er die Analogie zu anderen Kontex-ten bereits impliziert. Walther , – , bezeich-net den Kontext als einen „Objektbereich“, welcherdie Zuordnung des Objekts in und das Verhältnis zuseinem Umfeld definiert. Nach ihren Ausführungenist jedes (wirksame) Zeichen neben konventions-auch situationsabhängig: Walther , . NachMeusburger , , stellt „ein Kontext […] einPotential dar, welches bestimmte Handlungen er-möglicht oder begünstigt und andere erschwertoder verhindert.“ Für Beck , , hingegen ist es„ein zentrales Element handlungs- oder praxistheore-tischer Interpretationsansätze.“ Preucel , , gehtdavon aus, dass „the basic logic […] of contextua-lization“ erst mit der „social semiotics“ Einzug indie Semiotik gehalten hat.

813 H. P. Hahn , .814 „Die Beschreibung der Bedeutung eines Gegenstan-

des ist stets die Beschreibung einer externen Struk-tur, in welcher diesem Gegenstand diese Bedeutungzukommt.“ Pape b, .

815 Das erkannten bereits L. Schneider, Fehr und K.-H.Meyer , .

816 Nach Raeck , – , war A. Conze im Ver-gleich zu seinen Zeitgenossen ein Vorreiter bei derBetrachtung des Kontextes. Er berücksichtigte dabeibereits mehrere verschiedene Ebenen: den Fundum-stand, das Bauwerk, in oder bei dem ein Kunstwerkzur Tage trat und schließlich die Einbettung desBauwerks in einen urbanen Kontext.

817 So ironisierte Altekamp , . Auch Hodder, , führt aus, wie inflationär der Begriff im

archäologischen Diskurs verwendet wird.

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aim in this volume is to break down old dichotomies rather than to set up newones, I have chosen to retain the term contextual archaeology.818

Hodder wählte also den Begriff der kontextuellen Archäologie, um seine drei festge-stellten Bedeutungsebenen zu umfassen. Allerdings ist auch dieses Konzept stark mitder Lesemetapher verknüpft, was sich besonders in Hodders Verweisen auf die Bedeu-tung des Worts als Kon-Text niederschlägt.819 Weiterhin legt er dar, dass die Interpretati-on des Kontextes die Interpretation der Bedeutung des Objekts bedingt.820 Dem gingenbereits analytische Schritte voraus, die ebenfalls kontextgebunden stattfanden. Gemeintsind hier Faktoren wie zum Beispiel die topographische oder politische Situation, in derman ein archäologisches Projekt durchführt, Faktoren wie Witterung, Teamstärke und-zusammensetzung, Werkzeuge und finanzielle Mittel etc. Auch muss die Aussage Hod-ders „Artifacts might mean different things in these different contexts“821 dahingehendergänzt werden, dass ein Objekt für sich genommen, wenn es nicht als Aktant betrachtetwird, gar nichts bedeutet. Es wird erst von seinem antiken Nutzer oder seiner modernenFinderin mit Bedeutungen aufgeladen.

Jedes archäologische Fundstück ist ein Zeichen in dem System, welches der betrach-tete Kontext vorgibt.822 Somit ist im kleinsten betrachteten Kontext zum Beispiel eineScherbe, ein Marmorfragment, eine Münze oder auch eine Erde ein Zeichen. Im Kon-text eines Schnitts kann zum Beispiel die Einheit ,Grube‘, ,Mauer‘ oder ,Mosaik‘ ein

818 Hodder , . Hier spricht er das einzige Mal voneiner „semiotic archaeology“, ansonsten benutzter den Terminus der „symbolic archaeology“. BeiHodder , – , bzw. Hodder und Hutson

, – , geht es um die Verwendungsweisevon „meaning“ und „context“ mit anschließenderZusammenführung („different meanings in diffe-rent contexts“). Die interpretatorischen Prämissensind dabei die Gleichzeitigkeit von (Be)Funden so-wie eine lineare Historie mit Columbus-Prämisseund klar identifizierbaren Brüchen: Hodder ,

– ; Hodder und Hutson , – . Wei-terhin wird ein räumlicher Kontext für eine Bedeu-tungszuschreibung als relevant erachtet: Hodder

, – ; Hodder und Hutson , – .Hinzu kommen noch die „vier Dimensionen“ Zeit,Raum, Deposition und Typologie.

819 „There is thus a dialectical relationship between ob-ject and context, between text and context.“ Hod-der , . „As soon as the context of an object isknown it is no longer totally mute. Clues as to itsmeaning are given by its context.“ Hodder , ,vgl. auch Hodder , ; Hodder und Hutson

, – . Dazu Veit b, : „Er [Hod-

der] hält es deshalb für möglich, auch in rein ar-chäologischen Kontexten symbolische (d. h. fürihr primär soziale) Inhalte materieller Objekte zurekonstruieren. Primäre denotierte Bedeutungenvon Objekten wie etwa Schwertern, Langhäusernoder Grabhügeln erlaubten durch kontextbezoge-ne Analysen den Rekurs auf sekundäre konnotierteBedeutungen.“

820 Hodder , ; Tilley , – .821 Hodder , .822 Gosden und Marshall , ; Holtorf , ;

Müller-Scheeßel und Burmeister , – . Biehlund Gleser , , sehen das archäologische Ob-jekt selbst als kontextuelle Einheit an, „in der alle er-faßbaren Merkmale […] in einem inhaltlichen undzeitlichen Kontext zueinander stehen“. Sie versuchendie einzelnen Elemente des Objekts mithilfe einer,kontextuellen Merkmalsanalyse‘ zu erfassen. Diesesetzt „die Untersuchung aller erfaßbaren Merkma-le eines Artefakts voraus“ (Biehl und Gleser ,

). Weiterhin stellen sie heraus, dass nur durchdiese Analyse eines Objekts auf seine kontextge-bundene Intention (also die Funktion) rekurriertwerden kann.

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Zeichen bilden. Allein um dieses jedoch zu erkennen, ist zuvor die Interpretation derdarin enthaltenen Zeichen zu eben dieser Einheit nötig. Aber auch nach der Auffindungund Bergung des Objekts finden verschiedene Prozesse statt, die das Objekt in immerneue Kontexte einbetten und es dadurch mit neuen Bedeutungen versehen. So kann esbeispielsweise in eine Restaurierungswerkstatt, in ein Depot oder in eine Ausstellunggelangen oder all diese und weitere Stationen nacheinander oder im Wechsel durchlau-fen.823 Ferner werden Interpretationen mutmaßlicher vergangener Nutzungskontexte(re-)konstruiert.

. . KommunikationsebenenIn der Archäologie herrscht die Meinung vor, „dass die meisten materiellen Reste, dievon Archäologinnen und Archäologen ausgegraben werden, nicht – zumindest nichtprimär – in kommunikativer Absicht geschaffen wurde“.824 Dieser Arbeit liegt jedochdie Annahme zugrunde, dass genau das Gegenteil der Fall ist, das archäologische Objektkann, wie jedes Objekt, gar nicht ohne eine kommunikative Absicht entstanden seinund existieren; es kann nicht nichtkommunizieren. Dieses Phänomen wird das Meta-kommunikative Axiom genannt.825 Jedes Ding wird absichtsvoll hergestellt. Jeder Her-stellungsprozess verfolgt das bewusste und geplante Ziel, ein Objekt zu erschaffen, dasbenutzt und mit Bedeutung aufgeladen werden kann. Auf diese Weise stellt auch eineIgnoranz oder eine Missachtung bzw. im sprachlichen Sinne ein Schweigen eine Formder Kommunikation dar. Objekte, die nicht benutzt werden, üben somit trotzdem ei-ne kommunikative Funktion aus, indem sie beispielsweise zur Nutzung ,einladen‘ oderdurch ihre Position im Raum eine bestimmte Funktion annehmen lassen. Durch ihrereine Präsenz (als Ikon) rufen sie die bewusste oder unbewusste Entscheidung hervor,sie zu verwenden oder dies zu unterlassen. So ist beispielsweise ein Theater als Bauwerkauch da, wenn es niemand betritt.826 Eine Statue steht auch auf ihrer Basis, wenn sie

823 Feest , – , stellt heraus, dass Objekte bei-spielsweise in Museen gerade durch die Kontextuali-sierung einem Bedeutungswandel unterzogen wer-den: Was für die einen ein Gebrauchsgegenstand ist,wird für die anderen zum Ausstellungsobjekt. Eco

, , spricht nach C. Lévi-Strauss bei einem„Heraustreten des Zeichens aus seinem Kontext undein Wiedereinfügen des Zeichens in einen neuenKontext, der es mit anderen Signifikaten belegt“, voneiner sogenannten semantischen Spaltung.

824 Veit, Kienlin und Kümmel , .825 Watzlawick, Beavin und Jackson , – . Da-

zu auch Eco , – ; L. Schneider, Fehr undK.-H. Meyer , . Luhmann , legt dar,dass die Fähigkeit zur Bestimmung dieses Axioms

die Möglichkeit der Grenzziehung eines Systemsoder einer Gesellschaft ausmacht, nämlich dann,„wenn das Gesellschaftssystem, das aus Kommuni-kationen besteht, durch Kommunikation entschei-den kann, ob etwas Kommunikation ist oder nicht.“

826 J. Fischer rechnet Architektur zwar auch zuden Kommunikationsmedien, hebt sie jedoch vonanderen Objekten ab, die er als Artefakte klassifi-ziert. Seine Überlegungen lassen meines Erachtensaußer Acht, dass Architektur ebenfalls aus einzelnenObjekten wie Steinen, Sand, Wasser, Erde, Farb-pigmenten oder Zement und Mörtel etc. besteht,die vom Menschen absichtsvoll zusammengefügtwurden.

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nicht bewusst betrachtet wird oder potenzielle Betrachter an ihr vorbeigehen.827 Ent-sprechend funktionieren das Theater oder die Statue auch bei Abwesenheit von Hand-lungsindividuen als ein potenzielles Zeichen in einer oder mehreren der Zeichenkatego-rien. Unter dieser Prämisse werden Annahmen wie die einer Intention irrelevant bzw.diese wird von nicht-intentionalen Handlungen ununterscheidbar.828 Die Diskussionum intentionale (Be-)Funde wird somit obsolet.829

Auf der Basis dieser Prämisse ist das Objekt auf zahlreichen Kommunikationsebe-nen relevant.830 Diese Ebenen werden im Folgenden überblicksartig und beispielhaftdargelegt. Dabei geht es hier zunächst um die Klärung eines Begriffsverständnisses. DieDarlegung und Aufschlüsselung der einzelnen Ebenen am konkreten Objekt erfolgt imvierten Kapitel.

Kommunizieren ist in dieser Studie nicht im Sinne von ,sprechen‘ oder ,eingeschrie-ben sein‘ gemeint. Vielmehr kommuniziert ein Objekt etwas durch seine Materialität.So signalisiert gelbrot leuchtendes Metall die Eigenschaften ,glühen‘ oder ,heiß‘. Grünli-che Bronze wird mit ,Patina‘ assoziiert. Die schimmernde Oberfläche eines Blütenblatteskönnte beispielsweise als ,Regen‘ oder ,feucht‘ verstanden werden, die gezackte Kanteeiner Glasscherbe die Objektattribute ,Bruch‘ oder ,scharf‘ kommunizieren. Der Analy-se dieser Objekteigenschaften folgt die Interpretation, beispielsweise: ,heiß‘ oder ,scharf‘= Vorsicht, ,Patina‘ = alt oder ,feucht‘ = rutschig.831 Dies sind allerdings alles nur mögli-che Interpretationen. Das Attribut ,feucht‘ auf einem Blütenblatt könnte auch ,gießen‘bedeuten, ,heiß‘ in Bezug auf Metall mit ,unfertig‘ oder ,Rohzustand‘ assoziiert werden,,Bruch‘ beispielsweise mit ,Müll‘. Für welche Interpretation man sich entscheidet bzw.

827 Eco , . Vgl. dazu auch die modifizierte set-ting-Theorie von Weichhart .

828 Trabant , . Für weitere Argumente vgl. Mo-dée , – .

829 „Wir können mithin Intentionalität und Sprachlich-keit nicht zur Definition des Kommunikationsbe-griffs verwenden.“ Luhmann , . Für Bern-beck oder Kienlin b, , hat hingegen nurintentionelles Handeln einen kommunikativen As-pekt. Auch Eco a, , berücksichtigt in seinerKommunikationstheorie Intentionen.

830 Richins , – , plädiert für einen multi-perspektivischen Zugang zur Bedeutung von Gü-tern. Miller , , führt aus, dass verschiede-ne Interpretationen derselben Gefäßformen sichin der Benutzung unterschiedlicher Begriffe an-deuten können. Vgl. auch Miller , . AuchHesberg a, , spricht sich für eine Trennungvon kommunikativen Funktionen aus, in seinem

Fall von zum Beispiel antiken/römischen Statu-en/Kunstwerken in verschiedene Bereiche wie öf-fentlich oder privat. Er nennt das unterschiedliche„semantische Systeme“. Knappett , , benutztin Anlehnung an die ANT den Terminus des Netz-werks. Kienlin b, , spricht von „Kommuni-kationsräumen“ – ein Begriff, in dem die hier ana-lytisch getrennten Bereiche der Ebene und des Kon-textes vereint sind. Wessel und Naumann , ,halten fest, dass Kommunikation zum Grundinven-tar der Semiotik gehört.

831 Diese Formen der Wahrnehmungsprozedere werdennach A. Warburg und E. Cassirer auch als ,anthro-pologische Zeichenkonzeption‘ verstanden: „Cassi-rer und Warburg deuteten das Phänomen des leib-lichen Ausdrucks als Zugang zur basalen Stufe derSymbolfunktion.“ Krois , – . Mertz ,

, hingegen führt die ,semiotische Anthropologie‘auf M. Singer und Peirce zurück.

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welche zuerst in der persönlichen Gedankenwelt entstehen, hängt von den gesellschaft-lichen Konventionen, den individuellen Erfahrungen und dem Kontext ab, in dem dieInformation übermittelt wird.

Noch vor der Entstehung des eigentlichen (später archäologischen) Objekts kom-muniziert das Handlungsindividuum mit dessen Bestandteilen, also konkret dem Ma-terial. Welcher Steinbruch oder welche Tonlagerstätte ist besonders geeignet, um dasgewünschte Ergebnis zu erzielen? Oder andersherum: Welche Ergebnisse sind auf die-ser Materialbasis möglich und zu erwarten? Die einzelnen Materialien, die ihrerseitsauch Objekte sind, kommunizieren dem Betrachter oder der Bearbeiterin ihren Zu-stand und ihre Eigenschaften. Dieser muss außerdem eine Vielzahl von Überlegungenberücksichtigen, beispielsweise die Wünsche oder Meinungen des Auftraggebers, Kun-den oder Finanziers. Nach der Auswahl der Objekte, aus denen heraus oder mit dessenHilfe ein neues Objekt entstehen soll, finden Produktionsprozesse statt, innerhalb de-ren eine Transformation der Materialität erfolgt: Ton wird geformt und gebrannt, Erzwird geschmolzen, Stein wird behauen etc. Dabei kommuniziert das Objekt ständig mitseinem Bearbeiter: Es verändert seine Farbe, seine Eigenschaften oder seinen Aggregat-zustand. Der Hersteller wiederum kommuniziert seinerseits mit dem Objekt, indem ereben die genannten Tätigkeiten durchführt.

Nach dem Ende der Produktion tritt das Objekt in seinen Nutzungskreislauf ein.Es wird zu einer Ware, einer Gabe, einem Geschenk, einem Konsumgut etc.832 Den ei-nen Nutzungskreislauf gibt es dabei nicht, vielmehr kann es sich um vielfältige undverschiedene Nutzungen des Objekts von unterschiedlicher Dauer handeln, so dass voneiner Vielzahl von Nutzungen gesprochen werden kann.833 Diese Vielfältigkeit soll einfiktives Beispiel verdeutlichen:

A erwirbt von B ein Objekt und schenkt es C. C behält es eine Weile und tauschtes dann mit D. D verliert das Objekt. E findet es und gibt es an F weiter. F benutzt eswieder eine Weile, jedoch anders als C und D, da es im Zuge seines zeitweiligen Verlustsund seiner damit verbundenen Lagerung auf dem Boden seine Form verändert hat. Fhantiert mit dem Objekt, bis es nach Fs Erachten nicht mehr dafür geeignet ist und eres daher entsorgt. Am Ort der Entsorgung findet G es. G verwendet das als defekt dekla-rierte Objekt zur Konstruktion eines neuen Objekts. Mit diesem ist wieder ein weitererVerlauf ad infinitum denkbar. Ob Hersteller, Händler und Nutzer dieselbe Person, also

832 Zu den Begrifflichkeiten überblicksartig H. P. Hahn, – ; vgl. auch Mauss . Dabei gilt es

zu beachten, dass Zuschreibungen wie ,Ware‘, ,Ge-schenk‘ oder ,Verlust‘ ebenfalls bereits Interpretatio-nen sind.

833 Auch wenn das einzelnen Objekt im Sinne seinerBiographie dann wiederum einen, nämlich seinen

eigenen, einzigartigen Kreislauf hat. Honneth ,, weist darauf hin, dass die „Anerkennung der

Individualität anderer Personen“ von uns verlangt„Objekte in der Besonderheit all derjenigen Aspektewahrzunehmen, die jene Personen in ihren jewei-ligen Sichtweisen mit ihnen verknüpfen“. Dies istallerdings nicht möglich.

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derselbe Akteur sind, ist für die Frage nach den Kommunikationsebenen irrelevant. Die-se Unterscheidung ist eher im Hinblick auf (Experten-)wissen bezüglich der Fertigungund Verhandlung des Objekts interessant.834 Genauso kann sich die Nutzung auch aufnur eine Person beschränken.

Was das Objekt während all dieser Nutzungsprozesse und im Besitz der verschie-denen Handlungsindividuen kommuniziert, hängt von ihm selbst, seinen Nutzern unddem jeweiligen Kontext ab.835 Die Darstellung dieser verschiedenen Optionen wird hierals Kommunikationsebene bezeichnet. Gemeint ist damit die analytisch differenzier-te Annahme verschiedener Wahrnehmungsmöglichkeiten des (später archäologischen)Objekts.

Die Handlungsindividuen laden das Objekt in den verschiedenen kommunikati-ven Situationen mit zahlreichen Bedeutungen auf. Im besagten Beispiel mag für B dasObjekt die Auffälligkeit ,klein‘ gehabt haben, während C es vielleicht eher als ,schwer‘bezeichnet hätte. Während es für A ,teuer‘ und für D ein ,großer Verlust‘ gewesen seinkonnte, mochte es dem Finder E ,interessant‘ oder ,schön‘ erscheinen. Was F als ,ka-putt‘ definiert hat, ist für G noch ,brauchbar‘. Dasselbe Objekt, das für A ,neu‘ war,ist vielleicht für C irgendwann ,alt‘ etc. Das Objekt selbst (ver)wandelt sich also imLaufe der Zeit. Es kann beispielsweise durch Abnutzungsspuren oder Schadstellen seinGebraucht-Sein, durch seine Aufbewahrung in einer verschlossenen Kiste sein Versteckt-Sein, durch seine Lage auf dem Erdboden das Verloren-Sein oder in einer Grube seinEntsorgt-Sein kommunizieren.

Das (vorläufige) Ausscheiden des Objekts aus dem Nutzungskreislauf kann auf ver-schiedene Weise geschehen; beispielsweise unabsichtlich durch Verlust oder absichtlichals Müll oder Abfall,836 als Weihung oder Grabbeigabe etc. Auch in diesen Kontextenkommuniziert es jeweils ganz verschiedene (oder auch ähnliche) Bedeutungen für sei-ne jeweiligen potenziellen Betrachter und Nutzer. Anschließend kann es im weiterenVerlauf seiner Existenz, ggf. auf veränderte Weise wieder bzw. weiterhin genutzt wer-den. Das oben genannte Beispiel des Recyclings verdeutlicht dies. Andere Variantensind denkbar: Wenn eine antike Münze verloren wird oder als Grabbeigabe in die Er-de gelangt, könnte sie im Mittelalter auf einem Acker gefunden und wieder genutztwerden, zum Beispiel als Talisman oder auch in transformierter Materialität, indem sieeingeschmolzen und das gewonnene Material weiterverarbeitet wird.837

834 Appadurai , – .835 Latour , .836 Dazu Sommer .837 Vgl. Caple , – . Ein weiteres Beispiel wäre

die Auffindung römerzeitlicher Objekte in angel-sächsischen Gräbern: Eckardt und Williams

haben herausgestellt, dass diese keine ,eigene‘ Ver-gangenheit besitzen, also enthistorisiert sind. Trotz-dem kommunizieren sie etwas in ihrem neuen Kon-text. Ob sie dabei memoral funktionieren, wie es dieAutoren annehmen, ist jedoch nur eine möglicheInterpretation.

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In dieser Studie interessiert besonders der Fall, wenn hunderte oder tausende Jahrenach dem (vorläufigen) Ausscheiden eines Objekts aus seinem Nutzungskreislauf die-ses von einer Archäologin wieder zu Tage gefördert wird. Dadurch wird ihm unmittel-bar wieder Bedeutung zugewiesen und sein Nutzungskreislauf im Sinne seiner Biogra-phie fortgeführt. Durch sein bloßes Sein beginnt das Objekt wieder auf verschiedenenEbenen zu wirken: Es stellt sich als ein Zeichen seiner Präsenz bzw. der Präsenz seinerGattung (Ikon), seines Kontextes und seiner Biographie (Index) sowie der verschiede-nen Aspekte seiner bisherigen (und aktuellen) Nutzungs- und Bedeutungszuweisungen(Symbol) dar. Allerdings ist es nie in der Lage, über alle Ebenen in allen Kategoriengleich umfänglich und vollständig zu kommunizieren. Die Erkenntnis, die aus der Ana-lyse des Objekts in Bezug auf die verschiedenen Ebenen gewonnen werden kann unddie die Basis der Interpretation darstellt, bleibt immer fragmentarisch. Viele der vergan-genen Kommunikationsebenen sind sogar gänzlich verloren und können nicht einmalmehr mittelbar erschlossen werden (vgl. Abb. c). Festzuhalten bleibt, dass das archäo-logische Objekt und der/die Finder/in anfangen miteinander zu interagieren, sobald eszu Tage tritt. Die Prozesse und Handlungen, die in Gang gesetzt werden, fügen sich indie Kontinuitätslinie der Objektbiographie ein. Somit handelt es sich bei der Auffin-dung ebenfalls um eine hier besonders relevante Kommunikationsebene, da erst durchdiese ein (ggf. erneuter) interpretativer Zugang zu potenziellen vergangenen oder auchzukünftigen Kommunikationsebenen erfolgen kann.

Das Objekt funktioniert also auf sehr vielfältigen Kommunikationsebenen. Dabeiist es auf jeder einzelnen und in jedem Kontext sowie für jede Nutzungszuweisung einZeichen. Die hier angesprochenen, für die semiotische Objektanalyse relevanten Punk-te, nämlich die drei Zeichenkategorien, die Darstellung, die Interpretationen und dieKontexte, können jeweils nur analytisch getrennt behandelt werden. Sie zeigen keineHierarchie auf, sondern funktionieren im realen Zeichengebrauch parallel oder sindmiteinander verwoben und verschränkt, voneinander abhängig und bedingen sich ge-genseitig. So bilden beispielsweise die Objektnutzer gleichzeitig immer auch den inter-pretativen Kontext, und eine kategoriale Ansprache stellt auch immer schon eine In-terpretation des Objekts dar. Durch Materielle Kultur findet Kommunikation statt. DieAufschlüsselung, Benennung, Interpretation und Darstellung der einzelnen Kommuni-kationsebenen erfolgt durch die Analyse der drei Zeichenkategorien.

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. Fazit: Die Dinge als Zeichen. Materielle Kultur alsKommunikation – Kommunikation durch MaterielleKultur

[…] es steht mir fast die gesamte abendländische Semiotiktradition zur Ver-fügung, die unmißverständlich klargemacht hat, daß es eine kommunikativeVermittlung ohne Zeichen nicht geben kann.838

Artefacts are one of the principal methods by which we communicate and me-diate with the world around us […].839

Material culture is viewed as a medium of communication […]840

In diesem Kapitel wurde auf einer semiotischen Basis ein Analysesystem für die archäo-logischen Objekte Materieller Kultur entwickelt. Dabei fungieren die Objekte als Zei-chen auf verschieden, kontextualisierten Kommunikationsebenen. Ziel dieses Unterfan-gens ist, eine Entwicklung im Sinne einer Erschließung der Landschaften der römischenProvinz Epirus anhand der Materiellen Hinterlassenschaften aufzuzeigen ( . ), die oh-ne ethnische, identitätsbenennende oder kulturell operierende Kategorien funktioniertund bei der die Denkfigur der Entwicklung nicht tautologisch zu verstehen ist. Es han-delt sich dabei um ein mögliches Analysesystem für Materielle Kultur, das weder einenAnspruch auf alleinige Zuständigkeit hat, noch eine Universallösung anbieten kann, umsämtliche analytischen Konflikte aufzulösen. Dabei entfaltet es sein wissenschaftlichesErkenntnispotenzial auf vielfältigen Ebenen. In erster Linie dient es dazu, das Denkenzu strukturieren, das Material entsprechend der Kategorien zu sortieren und die an esgerichteten Fragen analytisch zu differenzieren. Es baut während der Beschäftigung mitdem Material Stufen der Reflexionen ein und schafft so Raum für einen methodisch dif-ferenzierten Umgang mit archäologischen Objekten. Da es materialorientiert arbeitet,ist das Analysesystem in diesem Sinne in der Lage, Phänomene menschlichen Handelnsaufzuzeigen.

J. Trabant hält im Vorwort zum Semiotikbuch von U. Eco fest, dass Semiotik be-sonders tauglich sei, um „Kultur als Kommunikation“ zu untersuchen.841 Im Umkehr-schluss bedeutet dies, dass, möchte man Materielle Kultur als Kommunikation begrei-fen, die Semiotik besonders zur Untersuchung geeignet ist.

Als Prämisse, um Objekten eine kommunikative Funktion zuzugestehen, wurdedie Voraussetzung formuliert, dass man nicht nichtkommunizieren kann ( . . ). Des

838 Eschbach , .839 Caple , . Preucel , , spricht von „material

culture as social practice“.

840 Beaudry, L. J. Cook und Mrozowski , .841 Eco , .

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Weiteren werden die Objekte hier losgelöst von einer linguistischen Tradition als Zei-chen verstanden.842 Sprache dient zwar als Werkzeug zur Überbrückung der Kluft dernatürlichen Isolation eines jeden Menschen, obwohl Worte dafür ein sehr unvollkom-menes Kommunikationsmittel sind.843 Doch die Sprachentwicklung lässt sich nicht los-gelöst von anderen menschlichen Mitteilungsformen betrachten: Dies würde deren Si-gnifikanz auf dem evolutionären Spielfeld unangemessen verkürzen. Vielmehr kann Se-miotik als die grundlegende Absicht einer Gruppe verstanden werden, „ihr sinnvollesBenehmen wechselseitig zu steuern, indem einer dem anderen mit Hilfe von Zeichenetwas mitteilen möchte über die in Frage stehenden Gegenstände oder Sachverhalte“.844

Ein Handlungsindividuum möchte sich also verständlich machen, indem es durch Zei-chen eine Mitteilung sendet, die von dem anderen interpretiert werden muss. Der De-finition von Kultur als Kommunikation liegt die Annahme zugrunde, dass mithilfe vonAllem kommuniziert wird: Objekte werden mit ihren optischen, haptischen, olfakto-rischen oder akustischen Eigenschaften ebenso mit Bedeutungen aufgeladen und sindin diesem Sinne Zeichen,845 wie Abbildungen846 und Farben (vgl. die Ausführungenin . . ) oder auch Geräusche, Gerüche, Mimik und Gesten847 etc. Sprache oder Textnehmen in diesem Pool an Kommunikationspotenzialen keine besondere oder heraus-ragende Stellung ein.848

842 „Lange Zeit (z. T. heute noch) galten Kommunikati-on und Sprache als Synonyme. Die meisten Modelleder Kommunikation sind linguistische Modelle unddamit von den Strukturvorstellungen der Gramma-tiker geprägt.“ Wessel und Naumann , . T.Sebeok bezeichnet Semiotik als „die wissenschaftli-che Erforschung aller verbalen und nicht-verbalenKommunikationssysteme“, zitiert nach Horlacher

, . Auch Hölscher , , hofft auf mehrKompetenz durch „Erfahrungen und Methoden fürvisuelle und materielle Kommunikation“.

843 Eschbach , ; Flusser , – ; Ogdenund Richards , – ; vgl. auch Peirce[ ]b, : „[…] der Mensch schafft das Wort,und das Wort bedeutet nur, was ein Mensch an Be-deutung hineinlegt, und das nur für diesen Men-schen? Das ist wahr; da aber der Mensch nur mittelsder Wörter oder anderer äußerer Symbole [Hervorhe-bung Verfasserin] denken kann, könnten die Wörtersich an uns wenden und sagen: Ihr meint nur das,was wir Euch beigebracht haben, und nur insoweit,als Ihr Euch an die Wörter als Interpretanten EurerGedanken wendet. […] Jede Zunahme an Infor-mation für einen Mensch ist zugleich eine Zunah-me an Information für ein Wort und umgekehrt.“Ferner besteht im Moment der Anerkennung vonSprache als Werkzeug die Option, sie durch die Ma-terialität ihres Werkzeug-Seins selbst als ein Objekt

zu denken und auf diese Weise die Argumentationbezüglich des „sprechenden Dings“ und einer „Les-barkeit der Welt“ umzukehren, vgl. dazu Pfeiffer

.844 Eschbach , .845 „[…] Dinge sind Zeichen, da sie bei ihrer Verwen-

dung und Wahrnehmung Sinn erlangen und einespezifische, non-verbale Kommunikation ermögli-chen.“ Kienlin b, . Vgl. auch Ogden und Ri-chards , : „Fast unser ganzes Leben hindurchbehandeln wir Dinge als Zeichen. Alle Erfahrung –dieses Wort im weitest möglichen Sinn verstanden– wird entweder erlebt oder gedeutet (d. h. als einZeichen behandelt) oder beides […].“, oder Peirce

[ ], : „Es gibt zweifellos neben den ver-balen Formulierungen zahlreiche andere Weisen,Aussagen auszudrücken […]: Algebra, arithmetischeFiguren, Embleme, gestische Sprachen, Manieren,Uniformen, Monumente […].“

846 Bzw. Bilder: Jonas [ ], .847 Eschbach , , ; Matthews ; J. P. Mit-

chell .848 „Wie die Sprache ein Kommunikationsphänomen

ist, so ist – der semiotischen Theorie zufolge – je-des zeichengesteuerte Kulturphänomen, und damitjedes Kulturphänomen, ebenfalls ein Kommunikati-onsphänomen“ (Burmeister , ).

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Kommunikationstheorien gehen in der Regel von einem Sender-Empfänger-Modell aus. Dieses besteht aus der Verursachung eines Zeichens und seiner Kenntnis-nahme. Der Fokus der Betrachtung dieser Prozesse liegt dabei meist auf den verschie-denen ,Störungen‘, die während des Transfers, also des kommunikativen Akts oder derSemiose auftreten können.849 Der ,Sender‘ ist im Bereich der Archäologie ein in einemFrüher wirkender Akteur bzw. eine Akteursgruppe. Diese senden insofern bewusst ,Si-gnale‘ an ,uns‘ aus, als dargelegt wurde, dass jedes Objekt kommunikative Funktionenhat, die intentionsunabhängig sind (Abb. ). Fragmentierte Bedeutungszuweisungenwerden auf diese Weise mittelbar übertragen und können interpretativ erschlossen wer-den (Abb. a).850 Die Objekte sind als Teil dieser Strukturen Träger verschiedener Kom-munikationsstrategien. Als solche sind sie Transmitter einer vergangenen Gesellschaft,auf die wir heute nur noch mittelbaren Zugriff haben.851 Die Störungen sind dabeidem fragmentierten Zustand der Materiellen Hinterlassenschaften sowie den vergange-nen, regelhaft nur fragmentarisch überlieferten Nutzungskontexten inhärent.852 Dieseunterscheiden sich nicht von anderen Störungen und dem daraus resultierenden frag-mentierten Transfer durch andere Medien, die Zeichen sind:

Die in jedem performativen kulturellen Akt wirksame sprachliche Differenzwird auch in der geläufigen semiotischen Darstellung der Disjunktion zwi-schen dem Subjekt einer Proposition (énoncé) und dem Subjekt der Äußerung

849 Eco a, ; Eco ; Herdin und Luger ;Luhmann . Denn erst die „Differenzerfahrungist Bedingung der Möglichkeit von Informations-gewinn und Informationsverarbeitung.“ Luhmann

, . „Auch das Zeichen als triadische Relati-on kann als Kommunikationsschema […] aufgefaßtwerden, wobei das ,bezeichnete Objekt‘ als Sen-der, der ,bedeutende Interpretant‘ als Empfängerund das ,Mittel‘ als Kanal fungieren“ (Walther ,

). „Auch in der zwischenmenschlichen Kommu-nikation sind die Similes [Ikons] ganz unentbehr-lich. Stellen wir uns zwei Menschen vor, die keinegemeinsame Sprache sprechen und weit entferntvom Rest der Menschheit aufeinandertreffen. Siemüssen sich verständigen, aber wie können sie das?Durch nachahmende Geräusche, durch nachahmen-de Gebärden und durch Bilder. Dies sind drei Artenvon Similes. Es ist richtig, daß sie auch andere Zei-chen, das Deuten mit Fingern und dergleichen, ver-wenden. Doch letztlich sind die Similes die einzigenHilfsmittel, um die Eigenschaften der Dinge undHandlungen, die sie im Sinn haben, zu beschrei-ben“ (Peirce [ ], ). Als Beispiel für einobjektbezogenes Kommunikationsmodell vgl. H. P.Hahn , – .

850 „Altertumswissenschaft kulturwissenschaftlich-anthropologisch zu verstehen, meint, die uns hinter-lassenen Relikte als Ausdruck der Sicht der damalslebenden Menschen von und in ihrer Beziehungzur Welt und als ein Mittel zu deren Bewältigung zubegreifen.“ Böhle , .

851 Latour , . Ferner stellt er den wichtigen Um-stand heraus, dass zeitgenössische Übersetzer – diedie Altertumswissenschaftler für vergangene Ge-sellschaften sind – durch die Verantwortung derDeutungshoheit mit einer herausgehobenen Macht-position gegenüber den Mitmenschen ausgestattetsind.

852 Hundsbichler , , weist darauf hin, dass „Rea-lienforschung“ (oder in seinen Worten „Geschichts-forschung“ zum Begriff der „Realienkunde“: Hunds-bichler ) „[…] im Grunde als Kommunikationmit Fremdem bzw. Kommunikation über Fremdesdefinierbar ist und daher konsequenterweise unterden Vorzeichen sowohl einer Theorie der Kommu-nikation als auch einer Theorie des Fremden ste-hen sollte.“ Diese „Theorie des Fremden“ ist hier dassemiotisch-archäologische Analysesystem.

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(enunciation) hervorgehoben, das in der Aussage nicht repräsentiert ist, in demaber dennoch die diskursive Einbettung und Ausrichtung (address) der Aussa-ge, ihre kulturelle Positionierung, ihr Bezug auf eine gegenwärtige Zeit undeinen spezifischen Raum zum Ausdruck kommt.853

Bezogen auf das hier behandelte Sujet kann dieses Zitat folgendermaßen übersetzt wer-den: Der „performative kulturelle Akt“ ist beispielsweise die Herstellung einer Keramik-schüssel aus ausgewählten Materialien oder die Bearbeitung eines Steins unter Zuhilfe-nahme verschiedener Werkzeuge. Die „wirksame Differenz“ kommt hier völlig ohnejede Sprachlichkeit aus, wichtig sind die vorhandenen und dadurch wirksamen Unter-schiede. Bei dem „Subjekt einer Proposition“ handelt es sich in diesem Fall um das,was hier als Objekt definiert wurde, das „Subjekt der Äußerung“ ist der Interpretant.Dieser kann das Zeichen nur beschränkt von seiner „diskursiven Einbettung und Aus-richtung“, also seiner subjektiven und konventionellen Determinierung und in einemanalytisch festgelegten Rahmen, also in „Bezug auf eine gegenwärtige Zeit und einenspezifischen Raum“ darstellen. Diese analytische Grenzziehung ist umso wichtiger, alskeine Gesellschaft von der Zirkulation von Menschen, Dingen, Zeichen und Informa-tionen unberührt ist.854 Auf der persönlichen Ebene ist Erkenntnis das Ergebnis vonKommunikation im Dialog mit sich selbst.855

Die „generierende Kraft“,856 die nötig ist, um ein Zeichen zu interpretieren, gehtdabei nicht nur vom Sender und Empfänger als verschiedenen Rezipienten(gruppen)aus, sondern auch von der Art und Weise, wie die Objekte in ihrer An-Ordnung auftre-ten,857 also vom Kontext: „Selbst die Bedeutung einer höchst eindeutigen Botschaft, diein einem gänzlich normalen Kommunikationsakt geäußert wird, hängt von der Reakti-on des Adressaten ab und ist auf gewisse Weise kontextsensibel.“858 Sender, Empfänger,Kontext und die Störungen, also der Grad der Fragmentierung, lenken die „interpretati-ve Zusammenarbeit“.859 Die Resultate dieser Zusammenarbeit sind der Interpretant und

853 Bhabha , . Denn Daten sind nicht gegeben,sondern werden erst in der Kommunikation er-zeugt, sind also subjektiv und autobiographisch:Ackermann , .

854 Ackermann , . Daher ist Kultur grundsätz-lich hybrid und ist es unter dieser Perspektive auchimmer schon gewesen (vgl. – „Hybridität“),auch wenn die Möglichkeiten der globalen Verbrei-tung durch die Entstehung von schnelleren Trans-portmöglichkeiten (worunter auch Datentransferfällt) die Dimensionen der Hybridität verändert ha-ben (vgl. – „Globalisierung“).

855 „Denn jede Erkenntnis ist ein Zeichen, wie Leib-niz und andere Nominalisten hinreichend gezeigthaben, und jede abwägende Überlegung ist ihrem

Wesen nach ein Dialog, wie Platon dies beschriebenhat“ (Peirce [ ], ). Vgl. auch Peirce[ ]a, .

856 Eco a, .857 M. Löw . Allerdings sind die Dinge – wie be-

reits in . . dargelegt – in diesem Sinne keine Ak-tanten, weil ihre An-Ordnung im Raum von Men-schen bzw. von Handlungsindividuen arrangiertwird.

858 Eco a, .859 Eco a, – , unterscheidet er zwischen „Inter-

pretation“ und „Gebrauch“. Als Beispiel für einenbloßen Gebrauch führt er eine Seite aus einer Bi-bel an, die, herausgerissen, dazu verwendet wird,

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somit das neue Zeichen. Dabei kann auch dasselbe Handlungsindividuum verschiedenePerspektiven einnehmen und mit seinem kommunizierenden Umfeld unterschiedlichumgehen. Je nach beispielsweise Alter oder Status oder anderen individuellen Optionenverfügt es über verschiedene Kommunikationskompetenzen.860

Menschliche Kommunikation ist ein künstlicher Vorgang.861 Jedes Mittel der Kom-munikation, also jedes Medium und dadurch auch jedes Zeichen, ist von Menschen er-dacht und definiert. Dementsprechend funktioniert Kultur als Kommunikation nichtnur über (erfundene) Sprache, sondern auch über von Menschen entwickelte, erzeugte,hergestellte oder modifizierte Dinge. Flusser geht sogar so weit zu sagen, dass Kommu-nikation der Versuch des Menschen ist, die Natur zu leugnen.862 Sie sei sowohl ein be-deutendes als auch ein zu deutendes Phänomen: „Ein Phänomen ist kein ,Ding an sich‘,sondern ein Ding, das in einer Betrachtung erscheint, und es hat daher wenig Sinn, beizwei Betrachtungsarten vom ,gleichen Ding‘ zu sprechen.“863 Wenn aber zwei Betrach-tungsarten niemals gleich sein können, so kann auch keine dem Verständnis des Sendersoder des Empfängers vollständig entsprechen. Dort, wo Kommunikation in (Materiel-ler) Kultur durch Zeichen sowohl erzeugt als auch vermittelt wird, befindet sich somitder „Dritte Ort“. Dieser sorgt dafür, „daß die Bedeutung und die Symbole von Kulturnicht von allem Anfang an einheitlich und festgelegt sind und daß selbst ein und die-selben Zeichen neu belegt, übersetzt, rehistorisiert und gelesen werden können.“864

Die (Materielle) Kultur besteht also aus Kommunikation – sie ist Kommunikati-on. In diesem Verständnis ist auch die Wissenschaft bzw. der wissenschaftliche Prozessnichts anderes als kommunikatives Handeln.865 Das trifft folglich ebenfalls auf die Ar-chäologie zu, die zum einen selbst Bestandteil zeitgenössischer Diskurse und kommu-nikativer Prozesse ist und zum anderen versucht, diese für vergangene Lebensweltendarzustellen. Was Archäologen verstehen wollen, ist

ein menschliches Artefakt im Kontext einer gesellschaftlichen historischen Pra-xis. Diese Praxis läßt sich nicht ausgraben; was wir fassen können, sind lediglich

Pfeifentabak zu verstauen. Diese Unterscheidung istmeines Erachtens unnötig, da nach dem Entfernender Buchseite lediglich eine Umnutzung stattfin-det: Die Seite verliert nicht ihren Zeichencharakter,sie verändert ihn. Auch der neue Kontext bettet dieBuchseite in einen kommunikativen Prozess ein(nämlich als Einschlag für Tabak zu dienen), der derInterpretation bedarf. Diese Handhabung kann da-bei durchaus den gesellschaftlich-zeitgenössischenKonventionen zuwiderlaufen und von einer entspre-chenden Rezipientengruppe als „falsch“ denotiertwerden. Nichtsdestotrotz finden innerhalb der Se-miosen Interpretationen statt, die sich an der Ob-jektnutzung orientieren.

860 Wessel und Naumann , – .861 „Sie beruht auf Kunstgriffen, auf Erfindungen, auf

Werkzeugen und Instrumenten […].“ Flusser ,. Ein Verständnis von Materieller Kultur als Zei-

chensysteme ist mit den Worten von Wessel undNaumann , , eine kulturelle Kommunikati-onsform, „die durch Medien und artifizielle Signal-systeme vermittelt“ wird.

862 Flusser , – . Er bezeichnet die Welt als einkünstliches Gewebe, beispielsweise bestehend ausGesten, Verkehrszeichen oder Möbeln.

863 Flusser , .864 Bhabha , .865 Beckmann , .

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Überreste und Dokumente: aber interpretierbar sind Überreste und Dokumen-te nur insofern, als wir sie als Produkte menschlicher Interaktion begreifen.866

Die Interpretation kann also auf der Grundlage der Analyse und mit einem Verständ-nis für Objekte als Produkte kommunikativer Handlungen stattfinden. Die „Überreste“sind auf uns gekommene Träger ihrer vergangenen Nutzungskontexte und Bedeutungs-zuweisungen, die durch die Zeit entfremdet und darüber hinaus fragmentiert sind, dennes kann keinen zeichenfreien und keinen interpretationsunabhängigen Zugang zur Weltund zu einer Form von Wirklichkeit geben.867

Wie bereits dargelegt, wird von vielen Archäologen der ,Stil‘ zur Sortierung undKlassifizierung von Materieller Kultur herangezogen ( . ). Dies geschieht, da dem Stiloder auch dem Design grundsätzlich eine kommunikative Absicht unterstellt wird,auch wenn diese sonst ausschließlich auf das sogenannte intentionelle Handeln bezo-gen wird.868 Stil bezeichnet die Manifestation von Bedeutung am Objekt.869 L. Schnei-der weist daraufhin, dass die Klassische Archäologie nach wie vor und bisweilen miteiner großen Selbstverständlichkeit nur das Kunstwerk und das ,Klassische‘ Altertumin den Blick nimmt: „Architekturen und Bilder als ,Überbleibsel‘ vergangener Zeichen-prozesse, als Relikte einstiger Kommunikation zu verstehen, hätte eine Demolierungdes beschriebenen Absolutheitsanspruchs des verehrten Gegenstandes bedeutet.“870

Dieses Phänomen stellt für die vorliegende Arbeit kein eigenständiges Problem dar,da die Analyse von Stil und Design hier in den drei Zeichenanalysekategorien aufgeht.Die Voraussetzung dafür ist eine angenommene Gleichwertigkeit aller Dinge, es gibtkeine Hierarchie im Analysepotenzial und der Interpretierbarkeit. Kein ästhetisch an-spruchsvolleres oder qualitativ höherwertiges Ding ist für die Analyse ,mehr‘ oder ,bes-ser‘ geeignet, hat also eine größere Aussagekraft als ein als ,hässlich‘, ,schlecht gemacht‘oder ,unverziert‘ wahrgenommenes.

Im Gegensatz zum Stil kann die räumliche Verteilung von Objekten „im allgemei-nen als essentiell für die Beschreibung, Klassifizierung und Analyse des archäologischenQuellenmaterials angesehen“871 werden. Dies trifft jedoch nicht auf ihre Funktion zu.Dinge haben nicht per se eine Funktion, vielmehr handelt es sich bei potenziellen Funk-tionen um eine Zuweisung des jeweiligen Handlungsindividuums, die kontextuell vor-

866 Giuliani , .867 Krämer , . Sie bezeichnet das als eine „Leit-

idee der Moderne“.868 Caple , – ; Conkey ; Dietler und Her-

bich , – ; Eco , – . Biehl undGleser , – , identifizieren Stil als visuellesMedium der Kommunikation.

869 Biehl und Gleser , .

870 L. Schneider , . Zur kommunikativen Funkti-on eines Bildwerks für den antiken und den zeitge-nössischen Betrachter: L. Schneider , . ZumBegriff der ,Klassik‘: Hauser .

871 Biehl und Gleser , – . Neben der räum-lichen Verteilung halten sie noch die Form für einrelevantes Kriterium.

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genommen wird: „Wir stellen ständig Dinge her und mittels Dingen ständig Bedeutun-gen und die Dinge übermitteln diese Bedeutungen.“872

Tatsächlich ist es aber so, dass wir die Bedeutung aufgrund verschiedener Faktorenwie Prägung, Erfahrung, Konvention und Kontext in das Objekt hineininterpretieren.Zwar kann natürlich auch die Intention des Herstellers ein Faktor sein, muss es jedochnicht zwangsläufig. Bedeutung ist nie an sich gegeben oder transparent,873 sie muss im-mer erst interpretativ erschlossen werden. Und wir benutzten wiederum Dinge, um unsund somit auch unsere Interpretation zum Ausdruck zu bringen.874

Die Idee, dass eine Interpretation eines jeden Zeichens sich wieder in einem Zei-chen darstellt und somit eine unendliche Zeichenfolge besteht, ist folglich einer dergroßen Vorteile eines semiotischen Analysesystems für die Archäologie.875 Die archäo-logisch interpretierbare Kontinuitätslinie der Zeichen soll hier in fünf Punkte unterteiltwerden. Diese ist in Bezug auf das Einzelobjekt bzw. den Befund nur deshalb chro-nologisch aufgebaut, da ihre synchrone Dynamiken im Fließtextformat nicht adäquatdarstellbar sind, denn: „Erst durch Handlung wird die Kommunikation […] an einemZeitpunkt fixiert.“876 Als zwei Beispiele sollen hier eine Terra Sigillata-Schüssel und einTheaterbau dienen, beides Objekte, die entweder bereits mehrfach exemplarisch darge-stellt wurden (Terra Sigillata-Schüssel) oder noch werden (Theater, siehe . . ).

Der erste relevante Interpretant (also das erste beachtete Zeichen) ist das Objektselbst als Ergebnis seiner Produktion. Das Rohmaterial, aus dem es hergestellt werdensoll, wird erschlossen, abgebaut, verhandelt877 und anschließend bearbeitet. Diese Roh-materialien kommunizieren in ihrem bis dato Zustand ihr Potenzial, ein anderes Ob-jektzeichen werden zu können. Ihre Materialität wird transformiert und zu etwas An-derem geformt. Um eine Terra Sigillata-Schüssel herzustellen, wird eine Tonlagerstättegesucht, um die in der Kontinuität geologischer Prozesse stehenden Erden abzubauenund weiter zu bearbeiten.878 Wasser, auf das dasselbe zutrifft, wird hinzugenommen, dieMaterialien werden vermischt. Weitere Arbeitsschritte wie das Formen, Drehen, Bren-nen etc. folgen. Deren Ergebnisse bringen zahlreiche Objekte hervor, wobei ein jedesdas Ergebnis (also die Darstellung) der vorangegangenen Interpretation im Kontext derHerstellung ist. Dasselbe gilt für das Theater: Ziegel und Mörtel werden angefertigt,in einem Steinbruch werden Blöcke und Platten gebrochen, die zu dessen (Aus-)Bau

872 Heidrich , . Dazu auch Peirce [ ]a,: „Nun kann die Funktion eines Objekts an sich

selbst betrachtet nicht bestimmt werden: Was im-mer es tut oder ist, das zu tun oder zu sein ist seineFunktion.“

873 Bhabha , – .874 Eco , .

875 Veit a, , sieht in dieser Beständigkeit auch ei-nen großen Vorteil von Materieller Kultur beispiels-weise gegenüber Wörtern.

876 Luhmann , .877 Dazu ausführlich Caple , – .878 Gosselain stellt am Beispiel von Schwarzafrika

heraus, wie bedeutungsgeladen dieser Produktions-akt sein kann und wie diese Bedeutungen unter an-derem von Alter, Geschlecht und Status abhängen.

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dienen. Das Gestein befindet sich evolutionär in einem Kontinuum. Die Blöcke kom-munizieren ihre Materialität und werden mit verschiedenen Werkzeugen bearbeitet,vermessen, transportiert etc. also interpretiert. An dem dafür vorgesehenen Ort werdendie Steine dann mit anderen Einzelobjekten kontextualisiert, wodurch ein Gefüge miteinem neuen Eigennamen entsteht. Zu irgendeinem Punkt auf dieser Kontinuitätsliniewerden die Terra Sigillata-Schüssel oder das Theater vom Produzenten als eben diesesObjekt definiert, indem es als solches bezeichnet wird. Die Schüssel und das Bauwerkfungieren dann als Zeichen für viele weitere Objekte und Interpretanten: Die Terra Si-gillata-Schüssel ist ein Ikon für jede andere Terra Sigillata-Schüssel, denn sie verfügt übereine Ähnlichkeit zu diesen. Sie ist ein Index, da sie ihren Herstellungsprozess anzeigt.Ein Symbol wird sie, da ihre Entsprechungen mit ihrem Eintreten in den Nutzungs-kreislauf relevant werden. Das Theater ist ein Ikon für jedes andere ebenso benannteBauwerk, welches war, ist oder sein wird, da es mit diesem Ähnlichkeiten besitzt. EinenIndex stellt es für seinen Entstehungsprozess dar. Und auch für das Theater gilt, dasssein symbolischer Zeichengehalt ab dem Punkt der Benennung als Theater und der da-mit verbundenen Zuweisung von Bedeutung relevant wird, wenn seine Nutzung durchInterpretanten erfolgt, indem Akteure es sehen, betreten, dort Platz nehmen, Gesprächeführen oder Darbietungen aufführen und verfolgen.

Nach der Herstellung erfolgt die kontinuierliche Nutzung879 des Objekts bis zu sei-nem (vorläufigen) Ausscheiden aus dem Nutzungskreislauf.880 Die Objekte werden da-bei ständig von den Handlungsindividuen interpretiert, in verschiedene kommunikati-ve Akte eingebunden (oder auch außen vor gelassen), kontextualisiert und entsprechenddes Kontextes interpretiert.881 Eine Terra Sigillata-Schüssel kann als Teil eines Ensemblesvon Trinkgeschirr von Betrachtern und Nutzern als Aufforderung zu einem Gelage in-terpretiert werden, für das das Gefäß in diesem Moment auch ein Symbol ist. Als einzel-ne Schale neben einem Krug findet sie möglicherweise eine Entsprechung als Trinkge-fäß, welches je nach Vergesellschaftung beispielsweise mit Kochkeramik als kostbar oder

879 Hierzu beispielhaft Holtorf . KontinuierlicheNutzung kann dabei Verschiedenes bedeuten: Eskann auch eine langfristige Verwahrung, also eineInaktivität damit gemeint sein. So unterteilt bei-spielsweise Miller , – , die persönlichenBeziehungen zwischen Mensch und Ding in dieZeitabschnitte longevity, temporal identity und transi-ence. Richins untersucht hingegen öffentlicheund private Bedeutungen von Gütern.

880 Caple , – , weist darauf hin, dass der „letz-te“ Nutzungskontext, womit er den letzten anti-ken meint, in der Archäologie logischerweise im-

mer überrepräsentiert ist. S. Jones , – ,stellt hingegen heraus, dass oftmals nur der ersteGebrauch, also eine als „ursprünglich“ angeseheneFunktion des Objekts auch als „authentisch“ gilt.

881 Le Roux , , hält fest, dass es niemals nureine, eindeutige Bedeutung des Objekts bzw. sei-ner Funktion geben kann. Eco , – , stelltmögliche Formen der Bedeutungsverschiebung und-überlappung zusammen. H. P. Hahn , – ,weist drauf hin, dass die persönliche Wahrnehmungnicht nur subjektiv, sondern auch motivationsbe-stimmt ist.

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mit Edelmetallgefäßen als minderwertig wahrgenommen werden kann. Kontextabhän-gig kann eine Weitergabe der Schüssel von einer Person an eine andere ein Geschenk dar-stellen. Wird die Schüssel in einem privaten Bereich eines Hauses aufbewahrt, entsprichtdies einer anderen Zuweisung als wenn sie öffentlich sichtbar abgestellt wird. Für einTheater gibt es ebenfalls eine große Varianz von Kontextualisierungsmöglichkeiten fürund durch den Interpretanten. Für dasselbe Handlungsindividuum mag es einmal fürdas Ausüben einer politischen Funktion oder eines religiösen Fests von Bedeutung sein,ein anderes Mal als Ort der Unterhaltung oder für ein privates Treffen. Das Theater kannals Versammlungsort betrachtet werden, als (Ver-)Handlungsraum oder auch als Land-marker. Einem Besucher aus Phoinike mag das Theater in Butrint ,klein‘ erscheinen,einem Gast aus Ladochori ,imposant‘, einem aus Dodona vielleicht ,neu‘ oder einemaus Hadrianopolis ,alt‘ (dazu ausführlich . . ). Die Zuschreibungen können außerdemkontextabhängig neu verhandelt werden: Das identische Bauwerk mag morgens anderswahrgenommen werden als abends, im Sommer anders als im Winter und zu ZeitenNeros anders als zu Zeiten Diokletians. Diese veränderte Wahrnehmung von Bedeu-tung kann subjektiv oder materiell bedingt sein, beispielsweise durch bauliche Verän-derungen. Ferner muss keines der Beispiele auf sämtliche mögliche Interpreten derartigwirken und den hier beschriebenen Interpretanten hervorbringen. In einer Kontinui-tät der Nutzung (oder auch nicht-Nutzung) sind die Objektzeichen also in vielfältigeInterpretationsvorgänge eingebunden. Jede mit ihnen ausgeübte Handlung, inklusiveihrer Vernachlässigung, ist Teil eines kommunikativen Akts, der als Darstellung durchden Interpreten, der seinerseits ein Zeichen hervorbringt, verstanden werden kann. InBezug auf archäologische Objekte ,endet‘ dieser Nutzungskreislauf vorerst, wenn dasObjekt in den Boden gelangt und somit zunächst nicht mehr von Handlungsindividu-en berücksichtigt werden kann. Die Umstände dieser Einbringung sind dabei ebenfallsin ihrer Funktion als Zeichen relevant. An diesem (künstlichen) Bruch setzt der drittekonstruierte Punkt der Kontinuitätslinie an.

Wenn Scherben eines Terra Sigillata-Gefäßes in einer für Abfälle vorgesehenen Gru-be entsorgt werden, ist jede einzelne Scherbe für sich ein Zeichen, dessen Interpretantwieder Zeichen darstellt. Eine Scherbe ist ein Ikon, da sie eine Ähnlichkeit mit allenanderen Scherben hat, die waren, sind oder sein werden. Sie ist ein Index für ihre bishe-rige Biographie, nämlich für ihre Herstellung und die damit einhergehenden Prozesse,ihre Nutzung und die erneute Transformation ihrer Materialität in einen Zustand desZerscherbt-Seins. Ihre Entsprechung wird erneut durch den jeweiligen Kontext deut-lich: In der besagten Grube ist sie ein Symbol für Abfall (und den gesellschaftlichenUmgang damit).882 Findet sich ein Terra Sigillata-Gefäß in einem Grab, so ist es ebenfalls

882 Dazu Sommer .

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als ein Symbol für die entsprechenden Konventionen spezifischer Bestattungsrituale in-terpretierbar.883

Ein Theater kann umgebaut, beispielsweise vergrößert werden. Vielleicht wird seinErscheinungsbild auch nicht durch den Menschen, sondern durch natürliche Transfor-mationsprozesse wie Erdbeben, Bewuchs oder Erosion verändert. Auch eine Neukon-textualisierung durch das Auflassen der Siedlungsstruktur ist denkbar. Wenn etwa ineinem verlassenen scenae-Gebäude ein Hirte einen Unterstand für seine Tiere errich-tet, dann ist dieser Stall ein Ikon für sämtliche als Stall genutzten Gebäude, die waren,sind oder sein werden. Das Theater, nicht als topographischer Ort, sondern als Theater-Objekt, ist ein Index für seine bisherige Biographie: Steine, die zu seiner Erbauung andiesen Ort geschafft wurden, finden sich nun als Bestandteile des Stalls wieder, seineBewuchsmerkmale sind Anzeiger des Nutzungswandels. Die Neukontextualisierung istdie Interpretationsgrundlage des Theaters als Zeichen. Dieses entspricht nun keinem„Theater“ mehr und symbolisiert in seiner Daseinsform somit die veränderten Bedürf-nisse von Konventionen und Lebensumständen.

Die in diesem dritten Punkt beschriebenen und sich daran anschließenden Vor-gänge werden in der Archäologie als depositionale und postdepositionale Prozesse be-zeichnet. Je nach ihrer Ausprägung können sie ebenfalls als Teil des Nutzungskreislaufsbetrachtet oder natürlichen Phänomenen zugeschrieben werden.884

Zu irgendeinem Zeitpunkt kann das Objekt als archäologischer Fund oder Befundwieder zum Vorschein kommen. Es finden unmittelbar erneut Semiosen statt, die esals Zeichen aus einer archäologischen Perspektive betrachten und bei denen die Ar-chäologin der Interpretant ist. Viertens werden also die Kontinuitätslinien der Zeichenwieder aktiv aufgenommen, die Objekte werden in den Bereich der Materiellen Kul-tur (re-)integriert.885 Bei der archäologischen Erschließung erfolgt eine Ansprache überÄhnlichkeiten (Analogieschlüsse) zu anderen Objekten. So benennt die Archäologindieses als Scherbe einer Terra Sigillata-Schüssel und jenes als Sitzreihe eines Theaters.Beide Objekte sind in diesem Moment ein Ikon für ihre Existenz und ein Index für ihreBiographie: Sie wurden hergestellt, anschließend auf vielfältige Weise genutzt und ge-langten irgendwann in die Erde, wo weitere Prozesse stattfanden und Transformationenverursacht haben. Über all diese Vorgänge kommuniziert das Objekt, es liefert fragmen-tierte Hinweise, die entsprechend interpretiert werden können. Wird nun die Scherbegemeinsam mit weiteren und einem Fundzettel in einer Tüte verpackt und in einer Kisteverstaut oder wird ein Theaterbau (oder ein Teilbereich dessen) freigelegt und mit einerAbsperrung und einem Schutzdach versehen, dann sind beide Objekte jeweils Indizesfür ihre Biographie und Symbol für eine stattgefundene archäologische Arbeit. Darüber

883 Kümmel , .884 Dazu einführend Bernbeck , – ; Lang ,

– . Vgl. auch das Beispiel in . . .

885 Holtorf , – ; Müller-Scheeßel und Burmeis-ter , .

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hinaus versucht der Interpretant das archäologische Objekt als Symbol für vergangeneLebenswelten darzustellen bzw. das Zeichen für entsprechende kommunikative Aktein Bezug auf vergangene Handlungen zu interpretieren.

In einem fünften und letzten Punkt verläuft die Kontinuitätslinie von der Handha-be des Interpretanten des archäologischen Objekts aus weiter in die Zukunft. Die Dingeals Zeichen werden wieder in Kontexte gestellt, die verschiedene Interpretationen vonverschiedenen Handlungsindividuen zulassen. So betrachtet beispielsweise ein Schülerin einem Museum eine in einer Vitrine ausgestellte Terra Sigillata-Schüssel anders als eineTouristin oder eine Althistorikerin.886 Alle drei werden das von ihnen wahrgenommeneZeichen anders interpretieren und in ihrem Umfeld kommunizieren. Ob sich einzelneObjekte in einem Depot oder Magazin erhalten, hängt von Lagerbedingungen, Zustän-digkeiten oder auch ökonomischen Erwägungen ab. Wie lange ein Fundzettel lesbarbleibt, ergibt sich aus der Konsistenz des Papiers, dem verwendeten Stift oder Druckerund der Sprache, in der er verfasst wurde. Die Kontinuitätslinie der einzelnen Zeichensetzt sich also weiter fort. An der Abhängigkeit der Relation des Zeichens zu seinemObjekt und zu einem Interpretanten ändert sich hingegen nichts.

Die genannten Punkte lassen sich wie folgt zusammenfassen:

. Herstellung des Objekts: Die Biographie in Form einer Transformation von Mate-rialitäten wird bis zur konventionellen Zuweisung des Namens geführt.

. Nutzungen: Gemeint ist der Umgang mit dem Ding in verschiedenen Kontexten,mit zahlreichen Bedeutungszuweisungen und auf vielfältigen Kommunikations-ebenen, die Interpretanten generieren.

. Das Objekt gelangt in den Boden und wird somit dem Nutzungskreislauf durchHandlungsindividuen (vorübergehend) entzogen.

. Auffindung des Objekts durch den Archäologen: Die Kontinuitätslinie wird wiederaktiviert und fortgesetzt. Sie beinhaltet die Erschließung möglicher vergangenerWahrnehmungen sowie neue Zuweisungen.

. Die Dingbiographie setzt sich fort: Sie geht weiter bis zur Publikation und/oderEinlagerung des Objekts und von da aus weiter in eine Zukunft.

886 Dazu Müller-Scheeßel ; Star und Griesemer. Die inhaltlichen Zuweisungen der einzel-

nen BetrachterInnen stellt Müller-Scheeßel ,, auf eine ikonische und indexikalische Ebene,

die er auch „metaphorisch“ und „metonymisch“nennt. Die verschiedenen Betrachter-Perspektiven

werden dann der Zeichenkategorie des Symbols zu-geordnet, da sie interpretativ erfolgen. Ferner weister darauf hin, dass verschiedene Ausstellungsmo-di verschiedene Interpretationen evozieren können(Müller-Scheeßel , ).

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ö

Auf der Basis dieser Zusammenstellung wird der wissenschaftliche Erkenntnisgewinndurch die Anwendung des archäologisch-semiotischen Analysesystems besonders deut-lich. So greift die hier dargelegte Aufteilung über bisherige objektbiographische Ansätzehinaus (dazu ausführlich . . ). Diese betrachten den ,Lebenslauf‘ eines Objekts entwe-der während seiner vergangenen Nutzung, wobei sein Ausscheiden aus dem Nutzungs-kreislauf als Äquivalent zum ,Tod‘ verstanden wird, oder es werden wissenschaftshis-torische Betrachtungen durchgeführt, womit die Rolle, Funktion und Darbietung desObjekts nach seiner Auffindung gemeint sind. Der hier vorgelegte Ansatz schafft es, deneventuell großen zeitlichen Abstand zwischen einzelnen Nutzungsphasen zu überwin-den, ohne von in das archäologische Material direkt ,eingeschriebenen‘ Informationenauszugehen. Objekte tradieren Bedeutungszuweisungen, die interpretativ erschlossenwerden müssen.

Doch es wird nicht nur nur die Kluft zwischen ,Früher‘ und ,Heute‘ überbrückt:Darüber hinaus schlägt das Analysesystem auch eine intermediale Brücke zu den nö-tigen Transformationsschritten vom Objekt zur Katalognummer, Munselltafel oderZeichnung ( . ). Die verbundene Darstellbarkeit von bislang getrennten Analysewegen,die das archäologisch-semiotische System ermöglicht, ist eine Neuerung zu bisherigenVorschlägen. Der Gefahr der Beliebigkeit dieses ausgeweiteten Anspruchs wird durchdie Definition von analytischen Grenzen, Fragestellungen und Kontexten entgegenge-wirkt. Konkret geht es also um das Angebot einer Denkfigur, die eine Grundlage und In-spiration für die Wahrnehmung und Darstellung für vielfältige weitere Beschäftigungenmit Materiellen Hinterlassenschaften sein kann und in diesem Sinne epistemologischeAnsätze anbietet. Auf diese Weise trägt die Auseinandersetzung mit dem archäologi-schen Material dazu bei, überkommene Paradigmen sowie historische Konstrukte undWertvorstellungen zeitgenössisch zu reformulieren und neu zu konfigurieren.

Das vorgestellte Analysesystem bietet eine neue heuristische Operation, eine andereintellektuelle Option, eine weitere Möglichkeit der Reflexion über Materielle Kultur. Esorientiert sich am Objekt und bindet das antike sowie das zeitgenössische Handlungs-individuum durch kontextualisierte Kommunikationsebenen mit ein. Durch die demSystems zugrunde liegenden Analysekategorien findet eine Fokusverschiebung von Fra-gen nach Kulturen und Identitäten hin zur Einbindung der Dinge als Zeichen inner-halb kommunikativer Strukturen und Strategien statt. Zu diesem Zweck wird der Blickvon der Interpretation von Kulturkontaktszenarien innerhalb der römischen ProvinzEpirus abgewandt und auf konkrete synchrone und diachrone Transformationen, wieBiographien, Kontexte und Bedeutungszuweisungen von Objekten, also der MateriellenKultur als Kommunikation und der Kommunikation durch Materielle Kultur gerichtet.

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Die Analyse

In diesem Kapitel geht es darum, die Entwicklung der römischen Provinz Epirus alseine Erschließung der Landschaft von v. Chr. bis ca. n. Chr. anhand der Mate-riellen Kultur darzustellen, die in dieser Zeit hergestellt, verwendet oder entsorgt unddadurch mit Bedeutung versehen wurde. Diese Darstellung erfolgt losgelöst von einemethnischen, identitätszuweisenden oder kulturellen Vokabular, da dieses immer auchhierarchisch geprägt ist. Die Voraussetzungen für diese Form der Darstellung wurdenin den vorhergehenden Kapiteln geschaffen.

Die Geschichte der Erforschung von Epirus ist sehr divergent. Die ehemalige Pro-vinz liegt heute auf dem Gebiet von zwei Nationalstaaten, die unterschiedliche politi-sche, wirtschaftliche und auch wissenschaftshistorische Hintergründe haben. Die Alter-tumswissenschaftler fokussierten in Griechenland lange Zeit auf die griechische Klassikbis maximal zu einer römisch genannten ,Übergangsphase‘ des . Jh. v. bis . Jh. n. Chr.( . . ).887 Historische Überblickswerke konzentrieren sich ebenfalls auf frühere Epo-chen und nicht auf die römische Zeit.888

Die Provinz Epirus gehörte flächenmäßig zu den kleinsten im Römischen Reich.Geographisch gliedert sie sich in einen dichter besiedelten Küstenstreifen und eine eherschwach besiedelte Gebirgsregion (Abb. . Siehe auch die vergrößerte Darstellung dieserAbbildung im hinteren Buchumschlag).889 Die effektive Siedlungs- und Nutzfläche istalso im Vergleich zu anderen Provinzen des Imperium Romanum ein eher kleines Gebiet(Abb. ).

887 Borg b, .888 Bowden , .889 Auch wenn hier bei Weitem nicht alle bekannten

römischen Stätten verzeichnet sind, stellt die Kartedoch ein repräsentatives Abbild dar. Der Küsten-streifen wurde zudem umfangreicher erforscht als

die Bergregionen. Zu einem Ansatz von Gebirgeals Lebensraum in der griechischen Antike vgl. Ca-banes ; Cabanes ; Gehrke . Zur Geo-graphie der Region ausführlich: Hammond ;Hammond ; Philippson und Kirsten .

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. Die Fachpublikation als PrimärquelleWas der Archäologe zuerst tun soll, ist, möglichst unbefangen einen Gegen-stand, den er in den Blick nimmt, einen Befund, was auch immer, zunächst zubeschreiben. Es fängt an mit den Maßen, mit der Farbe, dem Material. Angefan-gen mit diesem scheinbar unverfänglichen objektiven, aber schon sprachlichenVerhalten beginnt Erzählen. D. h. diese Sucht nach Theorie, Objektivierung,Befreiung von dem Subjektiven in den ganzen Vorgängen kann nicht stattfin-den, weil ich, sobald ich spreche, ein hermeneutisches Angebot mache undmich erzählend gegenüber dem Gegenstand verhalte.890

Noch einmal zu Herrn Cobet. Sie benutzen den Begriff der Hermeneutik wohlin dem umfassenden Sinne überhaupt eines Umgangs mit sprachlichen Äu-ßerungen, und damit überstrapazieren Sie ihn und Sie entwerten die Herme-neutik. Ich habe versucht, gerade im Rückgang auf Schleiermacher die Her-meneutik wiederum als Verfahren zu begrenzen und von anderen Verfahrenabzusetzen, um sie damit zu präzisieren. […] Eine sprachliche Äußerung zuinterpretieren ist eine Sache, Aussagen aus Indizien, einen Tathergang zu re-konstruieren, das ist eine Sache der kombinatorischen Logik […].891

Es ist natürlich klar, daß Historiker gerne erzählen bzw. gar nicht darum herumkommen zu erzählen. Archäologen tun das vergleichsweise selten, Archäologenfangen damit an, daß man beschreibt. Und Beschreiben und Erzählen, daranwürde ich festhalten, das sind zwei grundsätzlich verschiedene Modi. Dabeimeine ich natürlich nicht, daß es ein unmittelbares Beschreiben gibt […]. Esgibt Beschreibungstropen, denen man folgt, es gibt kein unvoreingenommenesBeschreiben.892

Diese Eingangszitate veranschaulichen, wie schwierig es ist, sich dem komplexen The-ma der Darstellung archäologischer Beschreibungen anzunähern. Handelt es sich dabeigrundsätzlich um ein hermeneutisch explizites Verfahren oder ist sie in jeder kommuni-kativen Interpretation per se implizit enthalten?893 Inwiefern ist es einer sprachverwen-denden Beschreibung überhaupt möglich, sich von der Narration zu lösen? Wird mit

890 J. Cobet in Eberhard , .891 M. R. Hofter in Eberhard , .892 L. Giuliani in Eberhard , .893 Dazu auch ausführlich M. Jung , der einen neu-

en hermeneutischen Zugang zu Materieller Kulturvorschlägt. In der Literaturwissenschaft benenntman das Phänomen der geschriebenen Textinter-pretation als „doppelte Hermeneutik“. In der Ar-

chäologie wurde dieser Terminus für zeitgenössischeInterpretationsansätze vergangener Gesellschaftenvorgeschlagen, also für den Versuch, aus einem sub-jektiven und zeitgenössischen Horizont eine fremde(vergangene) Lebenswelt zu erschließen: Müller

. Burmeister , , spricht auch von der In-terpretation einer Interpretation.

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ihrer Hilfe nicht nur eine Objektivität suggeriert, die niemals erreicht werden kann?Über diese methodischen Fragen wird es nie Einigkeit geben, weshalb sie ständigenAushandlungen unterworfen sind, die so mühsam wie notwendig sind. In diesem Ka-pitel soll es um die Konsequenzen der Anwendung der archäologischen Methodik, alsoum die Erschließung der Beschreibungsformen und ihre Darstellung als Quelle gehen.Denn die hermeneutischen Prozesse manifestieren sich unter anderem in der Projekt-publikation. Da mithin schon die Ausgangslage problematisch, da umstritten ist, kanndiese Darstellung nur unter gewissen Voraussetzungen geschehen.

Die archäologische Fachpublikation, also der Grabungsbericht, die Vorlage einerMaterialgattung aus beispielsweise einer Stadt oder einem Heiligtum, der Zwischen-bericht von einem Surveyprojekt etc. sind die Primärquellen für eine Beschäftigungmit verschiedenen archäologischen Objekten einer ausgewählten Region in einem be-stimmten Zeitraum. Die Publikation ist die Darstellung der vorangegangenen Prospek-tionen, Untersuchungen, Forschungen, kurz ein Symbol-Zeichen für die Tätigkeiten,die zu ihrer Entstehung geführt haben. Sie enthält ihrerseits ikonische und indexikali-sche Zeichen, beispielsweise in Form von Buchstaben, Abbildungen oder Tabellen.

Das Relevante an einer Definition der Publikation als Quelle erster Ordnung ist,dass diese ihrerseits Primärquellen vorlegt, die bereits mehrfache Transformations-prozesse durchlaufen haben. Die beispielsweise bei einem Survey aufgehobene TerraSigillata-Scherbe wird zunächst in einer Gruppe anonymisiert, indem sämtliche in ei-nem definierten Bereich gefundenen Scherben mit einer Identifikationsnummer oderauch einer Zahl („hier wurden Scherben gefunden“) versehen werden. In einem wei-teren Verfahren wird die Scherbe vielleicht wieder separiert und bekommt eine eigeneNummer, sie wird katalogisiert, in Listen eingetragen, fotografiert, gezeichnet und/oderD-vermessen.894 Während all dieser Prozesse finden Transformationen der Materialität

statt, und es werden aus den Interpretanten ständig neue Darstellungen generiert: Ei-ne Farbe wird zu einer Zahl, eine Form zu einem Bleistiftstrich, eine Kiste zu einemKontext. Das Objekt selbst, also in diesem Beispiel die Scherbe, verändert ihre Beschaf-fenheit durch den physischen Kontakt mit ihrem/r Bearbeiter/in. Sie wird befühlt, be-rieben und ggf. gebrochen, um eine Probe für weitere Untersuchungen zu gewinnen.Das Ergebnis dieser Verarbeitung und Weiterverarbeitung und der Weiterverarbeitungder Weiterverarbeitung ist die archäologische Publikation.895

Hinzu kommt, dass die Archäologie eine Wissenschaft ist, die einen Teil ihrer Quel-len im Moment der Auffindung unwiederbringlich zerstört.896 Publikationen sind, in-

894 Zu diesen Arbeitsschritten vor dem Hintergrundeines Radikalen Konstruktivismus: Holtorf ;Holtorf .

895 „Nur die Kontinuität der Darstellung kann formaldie Bedingung für die Kontinuität eines realen Ge-

genstandes erfüllen. Jede gültige Darstellung ist alsoTeil eines Kontinuums von Darstellungen, die ein-ander interpretieren.“ Pape a, .

896 Veit b, .

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dem sie ihrerseits Objekte vorlegen und Ergebnisse in Form von Interpretationen prä-sentieren, strenggenommen diesen ,Originalen‘ nachgeordnet.897 Durch den Verlustvon Teilen der eigentlichen Primärquelle in Zusammenhang mit der Darstellung derübrigen Objekte wird jedoch die Publikation ihrerseits zu einer Quelle der ersten Ord-nung.

Bis zu einem vorläufigen Abschluss der Beschäftigung mit dem archäologischenObjekt, zum Beispiel in Form einer Ausstellung oder Magazinierung, finden also zahl-reiche Transformations- und Interpretationsprozesse statt. Erst ihre zusammenführendeDarstellung ermöglicht die hier präsentierten kulturtheoretischen Betrachtungen.

Im Zug der Entwicklung des semiotischen Analysesystems wurde herausgearbeitet,dass die Bedeutung von Zeichen als Korrelat durch die Interpretation erfolgt, welcheihrerseits Teil des Interpretanten ist und sich wiederum in Zeichen äußert. Als Leserineiner archäologischen Projektpublikation, beispielsweise eines sogenannten Abschluss-berichts einer Grabung, nehme ich Anteil an der Interpretation der Bearbeiter*innen.Diese generieren als Interpretanten der Grabung ihre Darstellung in Form von Zeichen.Daraufhin ist die Publikation Ausgangslage meiner eigenen Interpretationen der ent-haltenen Darlegungen, meine Anteilnahme besteht in ihrer Deutung und Darstellung.Beim Lesen werde also auch ich zum Interpretanten und somit wieder Initiatorin wei-terer Zeichen:

Jedesmal haben wir an Lokalität, Partikularität, Materialität, Vielfalt und Kon-tinuität verloren, so daß uns am Schluß fast nichts mehr blieb als einige BlätterPapier. […] Aber wir haben bei jedem Schritt auch etwas gewonnen, denn wirhaben durch ebendiese Arbeit der Re-Repräsentation ein Mehr an Kompatibili-tät, Standardisierung, Text, Berechnung, Zirkulation und relativer Universalitäterreicht.898

Um das Ziel dieser Studie zu erreichen, müssen einschlägige Projektpublikationen, diesich mit der untersuchten Region beschäftigen, analytisch gelesen und interpretativausgewertet werden. Bevor das konkrete archäologische Objekt wie die Terra Sigillata-Schüssel, das Statuenfragment oder die aus Blöcken oder Ziegeln gesetzte Mauer in derPublikation verschriftlicht und verbildlicht ist, sind zahlreiche Operationen durchge-führt worden. Die Abfolge der einzelnen Tätigkeiten des Betrachtens, Anfassens, Zeich-nens, Schreibens etc. ist insofern prozesshaft, als sie jeweils das transformierte Ergebnisjedes einzelnen Interpretationsschritts aufgreift, um in der gleichen Weise ein nächsteshinzuzufügen. So werden Abbildungen als Ikons produziert, Tabellen und Kataloge als

897 „[…] Schriften sind selbst Interpretation und oben-drein solche zweiter und dritter Ordnung“ (Geertz

, – ).

898 Latour , .

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Indizes und ein Gesamtwerk als Symbol dieser Objekte. Semiotisch gesprochen inter-pretiert der Interpretant ein Zeichen, das sein Medium und dadurch auch seinen Inhaltständig transformiert und somit immer wieder Teil eines weiteren Interpretanten undeines Zeichenprozesses, also einer Semiose wird.

Die Projektpublikation stellt unsere Vorstellung sowohl der vergangenen Gesell-schaften als auch eines angemessenen Umgangs mit ihren Hinterlassenschaften dar:

[…] Struktur und Rhetorik des Textes [schaffen] kohärente Entitäten – entwe-der Kulturen oder Gesellschaften. Die Konstruktion des Anderen fußte auf dersymbolischen Rolle des Feldforschers, um den sich diese neue Art literarischerProduktion organisierte, wobei der Text als neutrales Medium der Übermitt-lung bereits existierender Fakten über die Welt gilt, der auf einer anderen Ebeneals der jener Welt zu operieren scheint, über die er berichtet.899

Dabei gibt es als Verfasser/in eines Bands über beispielsweise ausgewähltes Material ei-ner Grabung oftmals Handlungen, Arbeitsschritte oder Transformationsprozesse, an de-nen man nicht oder nur mittelbar beteiligt war. Grundsätzlich gilt also M. Hilgerts Be-obachtung:

Er [der Kulturwissenschaftler] wird – selbstredend in kritischer Bewusstheitder Tatsache, dass diese seine Fragen ihrerseits Produkte bestimmter Wissens-ordnungen und subjektiver Sinnzuschreibungen sind und somit bereits eineForm der deutenden Rezeption, Rekontextualisierung und Re-Interpretationdarstellen – den Versuch unternehmen, Auskunft über die Rezeptionsprakti-ken und -formen zu erhalten, die in einer Gesellschaft bzw. in ihren sozialenFeldern an das darin entstandene Geschriebene direkt oder indirekt geknüpftsind und in denen sich die jeweils spezifischen Bedeutungszuweisungen an die-ses Geschriebene manifestieren. Vor der wissenschaftlichen Interpretation der,Schriftquelle‘ stehen also die Erschließung und Deutung des Netzes sozialer(Rezeptions-)Praktiken, in das das Geschriebene als artefaktisches ,Objekt‘ und,Repräsentation‘ epistemischen Handelns eingebunden ist.900

Dass Hilgert sich hier auf Schriftzeugnisse „non-typographischer Gesellschaften“ be-zieht, kann dann vernachlässigt werden, wenn man von „dem Vergangenen“ wie bei-spielsweise den Prozessen, die zur Entstehung einer Publikation führten, einmal mehrals „dem Fremdem“ ausgeht. In dieser Fremdheit steht jedes forschende Handlungsindi-viduum zu fast jeder Fachpublikation. Dadurch wird der/die zeitgenössische Forscher/in

899 Ackermann , . Die Konstruktion des An-deren kann dabei sowohl die der Vergangenheit als

auch die Darstellungen der Gedanken anderer Zeit-genossen bedeuten.

900 Hilgert , – .

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„gleichsam hinter dem Geschriebenen […] als Produzent und Rezipient dieses Geschrie-benen und mithin als die allein sinngebende Instanz sichtbar“.901 Unter der Prämisse, dieProjektpublikation als Darstellung der hier zu analysierenden Objekte der MateriellenHinterlassenschaften zu verstehen und sie in diesem Sinne als Primärquelle zu behan-deln, ist die nun folgende Auswertung möglich.

. Eine Entwicklung in Form der Erschließung derLandschaft

Die Erforschung von Landschaft hat innerhalb der Archäologie in den letzten Jahrenzunehmend an Bedeutung gewonnen. Unter einer Landschaftsarchäologie ist dabei die„Erforschung der Kulturlandschaftsgenese, das heißt des von Menschen beeinflusstenWandels der verschiedenen Bestandteile einer Landschaft: Vegetation, Oberflächenge-stalt, Böden, Besiedlung“902 zu verstehen. Die Bestandteile dieser Umwelt wurden hierbereits als Objekte der Materiellen Kultur definiert ( . , . . ). Bei jeder dieser Maßnah-men „des von Menschen beeinflussten Wandels“ handelt es sich um eine Erschließung,die einen kommunikativen Charakter hat. Landschaft stellt somit ein Medium dar, indem sich die soziopolitischen Bedürfnisse der dort lebenden Menschen niederschlagen,sie ist gleichzeitig Ausdruck und Darstellung dieser Eingriffe und kann in diesem Inter-aktionsfeld verschiedene Signifikanzen entfalten, beispielsweise geographische, soziale,ökonomische oder kulturelle.903

Jedes Objekt innerhalb der Landschaft ist ein Ikon für seine Existenz als Bestand-teil eben dieser. ,Die Landschaft‘ an sich ist stets indexikalisch. Wahrgenommen bei-spielsweise von einer erhöhten Position, ist sie ein Index für die Aneinanderreihungder Ikons, die sie bilden sowie außerdem für eine Fortsetzung hinter der Horizontlinie.Sie stellt also jederzeit ihre synchrone und diachrone Kontinuität ad infinitum dar.904

Ferner kommuniziert sie sämtliche Handlungen und Aktivitäten, die jemals in ihr aus-geführt wurden und zu ihrem Ist-Zustand beigetragen haben, auch wenn diese nichtmehr unmittelbar sichtbar, zugänglich oder verständlich sind, und unabhängig davon,ob sie menschlichen oder natürlichen Ursprungs sind. Konzentriert sich der eigene In-teressensfokus also auf eine bestimmte Zeitspanne, so gilt es, die in diesem Zeitraumrelevanten Objekte quasi aus dem Ist-Zustand der Landschaft analytisch ,herauszufil-tern‘.905

901 Hilgert , .902 Haupt , .903 Förster u. a. ; Lang ; Lang .

904 Dies stellt noch eine Erweiterung der long-term per-spective dar, wie sie beispielsweise von Bintliffforciert wird.

905 Dazu Barrett ; Hofmann und Schreiber .

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Die Topographie der ehemaligen Provinz Epirus setzen sich aus einem Küstenstrei-fen, einer Gebirgsregion sowie einem hügeligen, von Süden nach Norden schmaler wer-denden Übergangsgebiet zusammen (Abb. ). Die hier aufgeführten archäologischenStätten liegen größtenteils an der Küste, einige weitere befinden sich im hügeligenHinterland. Über die Besiedlung des Pindus in der römischen Kaiserzeit ist nichts be-kannt.906 Die besiedelten Streifen zeichnen sich durch großen Wasserreichtum sowieumfangreiches Frucht- und Weideland aus ( . . ).907 Im Süden verläuft der Acheloosals wasserreichster Fluss Griechenlands, im heutigen Albanien fließt der Drino durchdas Gebiet. Dass dem Acheloos in Akarnanien bereits in der Antike eine entsprechendeBedeutung beigemessen wurde, zeigt seine umfangreiche Thematisierung in bildlichenDarstellungen.908 Sein konkreter Einfluss auf das antike Siedlungsverhalten spiegelt dieStruktur von Oiniadiai wider ( . . ). Über die Wahrnehmung des Flusses in Südalbani-en, der heute Drino heißt, ist für die Antike nichts bekannt.909

Sämtliche Siedlungsmaßnahmen dienen der Erschließung der Landschaft. Dabeihandelt es sich um eine Platzierung (spacing) von Objekten durch Akteure im Raum.910

Diese kommunizieren ihrerseits die vielfältigen Tätigkeiten, die ausgeübt wurden undwerden, um sich ,Landschaft‘ zunutze zu machen. Die zahlreichen Objekte stellen ihreverschiedenen Funktionszuweisungen mittelbar dar und lassen auf diese Weise Rück-schlüsse auf ihre Kommunikationsstrategien zu. Um sie strukturiert darstellen zu kön-nen, sind sie im Folgenden in Überlegungen zu Zentren, Infrastruktur, ländlichen Be-siedlungsstrukturen sowie sogenannten Thermen und Grabbauten untergliedert, washier jeweils zunächst als Eigenname zu verstehen ist. Die Zentren können dabei po-litische, soziale, ökonomische und/oder religiöse Funktionen gehabt haben ( . ). ImAnschluss folgen die infrastrukturellen Maßnahmen, die menschliche Handlungen unddamit einhergehende Veränderungen der Materiellen Kultur darstellen ( . ). Es handeltsich hierbei um Objekte mit stark indexikalischem Charakter, also flächige Erschlie-ßungen wie Straßen, die Zenturiation und die Aquädukte von Butrint und Nikopolissowie den Brunnen von Ladochori. Des Weiteren gibt es solche Strukturen, die stär-ker örtlich fixiert sind, wie Gehöfte oder villae rusticae. Diese werden im Anschluss andie infrastrukturellen Maßnahmen unter dem Sammelbegriff „ländlichen Besiedlungs-strukturen“ aufgeführt ( . ). Zwar können diese auch weiträumige indexikalische Bezü-ge haben, wenn man beispielsweise an die Bewirtschaftung von umliegenden Feldernoder Handelsnetzwerke denkt, jedoch schlagen sich diese ökonomischen Maßnahmenoft nur mittelbar im archäologischen Befund nieder und sind daher schwieriger fassbar

906 Zum Gebirge als Lebensraum in griechischer Zeitvgl. Cabanes ; Cabanes ; Gehrke .

907 Beispielhafte archäobotanische Untersuchungen lie-fern Kars u. a. , – , für die Umgebung vonNikopolis und Jahns für die Plaghiá-Halbinsel.

908 Isler .909 Eine geomorphologische Untersuchung zur Sedi-

mentablagerungen des Drino bieten Bisci, Cantal-amessa, Consoli und Didascalou , – .

910 Dazu M. Löw .

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als die überkommenen Strukturen der Anlagen selbst. Abschließend werden noch diesogenannten Thermen und Grabbauten als weitere Strukturen gelistet ( . ).

Diese Auflistung kann keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Sie ist keinKatalog sämtlicher archäologischer Stätten innerhalb der römischen Provinz Epirus. Sowurde beispielsweise Oricum nicht berücksichtigt, da die Stätte auf dem Gelände eineralbanischen Militärbasis liegt und zum Zeitpunkt der Entstehung dieser Arbeit nichtohne Weiteres zugänglich war. Dies ist insofern bedauerlich, als die Stätte aufgrund ih-rer Lage an den Akrokeraunischen Bergen am Scheitelpunkt zwischen dem Ionischenund dem Adriatischen Meer als Bindeglied zwischen Epirus und dem Illyricum gesehenwird.911 Auch die archäologische Stätte von Fragoklisia/Riza im heutigen Griechenland,die als villa rustica bezeichnet wird, findet sich hier nicht mit aufgeführt.912 Der Schwer-punkt liegt auf Orten, über die sich durch Forschungsprojekte während der vergange-nen zwanzig bis dreißig Jahre das Wissen und die Datenlage enorm erweitert haben.Bei der Zusammenstellung geht es zum einen darum, einen Überblick und zugleicheinen Querschnitt über die vielschichtigen pluralistischen lebensweltlichen Bereicheder Gebiete im Betrachtungszeitraum zu geben, um die eingangs aufgestellte These zuüberprüfen. Zum anderen gilt es, die zuvor differenzierten Anwendungsbereiche desarchäologisch-semiotischen Analysesystems zu verdeutlichen. Die Stätten sind inner-halb ihrer Ordnung von Norden nach Süden gelistet.

. ZentrenZunächst wird die Entwicklung ausgewählter urbaner, politischer, kultischer und/oderwirtschaftlicher Zentren dargestellt. Die Analyse wird dabei allgemein, an zwei Objekt-gattungen jedoch exemplarisch besonders konsequent durchgeführt, um das Potenzialdes archäologisch-semiotischen Systems aufzuzeigen. Dabei handelt es sich um Theater-und Mosaik-Objekte. Diese wurden ausgewählt, da sie sich in ihrer Materialität prägnantunterscheiden: Dem einen wird das Symbol eines Bauwerks, dem anderen das einesAusstattungselements zugewiesen. Ferner sind sie aufgrund ihrer Immobilität, also ih-rer kontextuellen Bindung und ihrer indexikalischen Verfasstheit, besser in der Lage,ihre Biographien, ihre Transformationen und ihre potenziellen symbolischen Zuwei-sungen in der Antike zu kommunizieren als beispielsweise mobilere Statuenfragmenteoder Terra Sigillata-Gefäße. Theater oder Mosaike sind nicht an jeder hier vorgestelltenStätte entdeckt worden. Darüber hinaus können sie auch nicht alle gleich ausführlich

911 Dazu Shpuza , – , mit weiterführender Lite-ratur. Die Stätte ist inzwischen leichter zugänglich,jedoch auch nur nach Voranmeldung und mit einerschriftlichen Genehmigung.

912 Diese wurde beispielsweise bei Wodtke , –, vorgelegt, ebenso wie die Stätte von Kakavoula

in Akarnanien, dazu auch Lang u. a. , – .

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behandelt werden. Vielmehr hängt ihre Darstellung von den zugänglichen Informatio-nen über sie ab (dazu . ). Wie sich die Objekte ,Theater‘ und ,Mosaik‘ in den jewei-ligen Zeichenkategorien darstellen, wird bei den einzelnen Stätten analysiert und imFazit ( . . und ) nochmals aufgegriffen und interpretiert. Weitere Einzelobjekte wiedie Aquädukte von Butrint und Nikopolis sowie der Brunnen von Ladochori werdenebenfalls in dieser Auflistung nur kurz erwähnt und in späteren Einzelpunkten ( . .bis ) detailliert vorgelegt.

. . HadrianopolisDie antike Stadt Hadrianopolis bzw. die bis dato ergrabenen Strukturen dieser archäo-logischen Stätte befinden sich nahe der modernen Ortschaft Sofratikë im Drinotal(Abb. ).913 Sämtliche Strukturen liegen aufgrund von Sedimentablagerungen des Flus-ses etwa zwei bis drei Meter unter dem heutigen Laufniveau (Abb. ).

Dadurch steht das Theater bis zu sechs Monate im Jahr unter Wasser.914 Diese Ab-lagerungen sind auch der Grund, warum von der antiken Stätte oberflächig nur sehrwenig sichtbar ist (Abb. ).

Die Strukturen von Hadrianopolis zeigen sich stattdessen durch Grabungen sowiegeophysikalische Prospektionen.915 Bislang sind das Theater sowie einige nahegelegeneGebäudestrukturen ergraben worden (Abb. , ). Diese werden mit Eigennamen an-gesprochen, die teilweise auf ihre Bauart (edificio in opera quadrata), ihre angenommeneFunktion (terme) oder ihre Entstehungszeit (edifici tardi) Bezug nehmen.916 Der „Bau ausQuaderblöcken“ (Abb. ) wird auf der Grundlage eines dort gefundenen Terra Sigillata-Fragments, dessen Herstellung in das Jahr um n. Chr. datiert wird, als in der zweitenHälfte des . Jh. n. Chr. entstanden bezeichnet. Als zeitgleich werden Strukturen datiert,die sich heute unter den Fundamenten des Theaters befinden.917

Die Errichtung des Theaters wird im . Jh. angenommen (Abb. bis ). DieseDatierung leitet sich zum einen aus der Annahme her, dass die Ortschaft unter Kai-ser Hadrian gegründet wurde, zum anderen wurde im Bereich des Theaters Keramikgefunden, die vor allem in das . Jh. datiert wird. Aus den angrenzenden ergrabenenBereichen, in denen sich die Strukturen der Thermen und spätere Bauten befinden,

913 Zur Identifizierung der Stätte: Perna , . ZurGeologie und Geomorphologie des Gebiets: Bisci,Cantalamessa, Consoli und Didascalou . Diedas Drinotal begrenzenden Bergzüge sind im Wes-ten bis zu Meter und im Osten bis zuMeter hoch: Sala und S. Hysi , .

914 Bisci, Cantalamessa und Consoli . Zu den da-mit einhergehenden konservatorischen Problemen:Mantella und Sforzini .

915 Gualtieri und Venanzi führten geoseismischeAnalysen in der Gegend um das Grabungsarealdurch und stellten Thesen zur Ausdehnung desStadtgebiets auf.

916 Vgl. Perna , Taf. .917 Perna , .

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Abb. Hadrianopolis. Blickvom Theater nach Norden aufden „Bau aus Quaderblöcken“.Dahinter ist die Höhe des Profilszu erkennen.

Abb. Hadrianopolis. Zufahrtzur Stätte. Rechts im Hintergrundbefinden sich die oberflächigsichtbaren Strukturen. Bei denbeiden Mauern links im Vorder-grund handelt es sich um eineneuzeitliche Maßnahme zur Mar-kierung des modernen Zugangs.

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Abb. Hadrianopolis. Blicküber das Theater sowie das nörd-lich angrenzende Grabungsarealmit der dahinter liegenden Ebe-ne. Im Hintergrund markiert dieBewuchslinie den Verlauf desDrino.

Abb. Hadrianopolis. Blicküber das Theater nach Westen. ImHintergrund liegt die moderneOrtschaft Sofratikë, dahintererhebt sich das Gjerë-Gebirge,welches das Drinotal von derionischen Küste trennt.

stammt Terra Sigillata aus dem . bis . Jh.918 Für den Bau der cavea wurde zur Erhö-hung Erde aufgeschüttet, da es in der Ebene des Drinotals keine natürliche Anhöhe gab(Abb. , ).919

Das ist auch der Grund für die heutige Sichtbarkeit der Strukturen im Geländetrotz der Sedimentablagerungen (Abb. ). Das Mauerwerk ist in opus vittatum aus mehroder weniger regelmäßigen Kalksteinblöcken ausgeführt, die in Reihen angeordnet undvermörtelt sind.920 Die Wände waren wohl verputzt.921 Die Steine sind länglich, etwawie ziegelsteinförmig zugeschlagen (Abb. bis ).

Sie sind verschieden indexikalisch angeordnet, was zu unterschiedlicher symboli-scher Zuweisung mit daraus resultierender Interpretation führt. So wird eine zeitlicheAbfolge der Mauertechniken angenommen. Die zwei identifizierten Bauphasen lageneventuell zeitlich sehr nahe beieinander bzw. folgten direkt aufeinander, sind aber, nachAngaben der Ausgräber, trotzdem unterscheidbar. Demzufolge wurde zunächst die öst-liche Hälfte des Theaters errichtet (Abb. ), woraufhin wohl eine Bauplanmodifizie-

918 Capponi ; Perna , ; Perna . DiesesFundspektrum förderten auch die früheren Grabun-gen der er und er Jahre zu Tage, vgl. Baçe

, .

919 Baçe und Perna , .920 Perna , .921 Perna , .

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Abb. Hadrianopolis. Schematischer idealisierter Grundrissplan des Theaters. Die gestreiften Bereiche stellenTreppenaufgänge dar.

rung für die westliche Hälfte erfolgte.922 Dass drei Steinarten verbaut wurden, „muds-tone“, „grainstone“ sowie ein poröser Travertin, der vor allem am rückwärtigen Trep-penaufgang Verwendung fand, wird ebenfalls als ein Indikator für die zeitliche Abfolgedes Bauvorgangs gewertet, da der Treppenaufgang in der Technik der ersten Bauphaseausgeführt ist.923

Die Entstehung des Theaters im . Jh. n. Chr. lässt darauf schließen und ist folglichein zeitlicher Index und ein Symbol dafür, dass es nach einem zeitgenössischen ,Stil‘(dazu . ) oder auch Geschmack errichtet wurde. Bauweise und Struktur kommunizie-ren den ,Zeitgeist‘ des . Jh., unabhängig davon, ob dieser beispielsweise als ,modern‘,,klassisch‘ oder als ein Rückgriff auf vergangene Formen wahrgenommen wurde (dazu

922 Perna , . Sein Fazit ist, dass Mauertechni-ken eher ein Datierungs- als ein Funktionsmerkmalsind.

923 Perna , – .

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Abb. Hadrianopolis. Blicküber das Skenengebäude desTheaters auf den östlichen Teilder cavea.

Abb. Hadrianopolis. Blickauf die Stützmauer der cavea imBereich des südlichsten Treppen-aufgangs des Theaters.

Abb. Hadrianopolis. Detail-ansicht der cavea-Stützmauer desTheaters.

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Abb. Phoinike. Blick auf den Siedlungshügel im Zentrum des Bildes von der Klosterruine der vierzig Mär-tyrer bei Saranda aus gesehen. Der längliche Hügel ist von einer weitläufigen Fruchtebene umgeben. Im Hinter-grund erhebt sich das Gjerë-Gebirge, welches die ionische Küste vom Drinotal trennt.

ausführlich . . ). Im . Jh. sind in der cavea verschiedene Umbau- und Ausbesserungs-maßnahmen durchgeführt worden, die eine Umnutzung, eventuell als Privathaus, zurFolge hatten.924

. . PhoinikePhoinike befindet sich auf einem freistehenden, länglichen Hügel in der Ebene öst-lich von Saranda (das antike Onchesmus925), der dem Gjerë-Gebirge vorgelagert ist(Abb. , ).

Von dort hat man einen umfassenden Blick über die gesamte Ebene und nach Süd-westen bis auf die Nordseite des Siedlungshügels von Butrint. Die Sicht nach Sarandaund zum Ionischen Meer wird allerdings von den Ausläufern einer Hügelkette versperrt,lediglich zur Anhöhe mit der Klosterruine der vierzig Märtyrer besteht Sichtverbindung(Abb. , ).

Das Stadtgebiet von Phoinike, das bereits als eine polis existierte, ist partiell archäo-logisch untersucht. Im Bereich der Akropolis gibt es eine römische Zisterne, deren Ent-stehung an das Ende des . Jh. oder den Beginn des . Jh. datiert wird.926 Weitere Zister-nen, die als ,römisch‘ angesprochen werden, sind nicht genauer datiert, kommunizierenaber eine den topographischen Umständen der Stadt angepasste Wasserversorgung.927

924 Baçe und Perna , – .925 Onchesmus wird hier nicht mit aufgeführt, da seine

erforschten bzw. heute im Stadtgebiet sichtbarenarchäologischen Hinterlassenschaften eher ,spätan-tik‘ und ,byzantinisch‘ und nicht ,römisch‘ datiertwerden.

926 Pallotti , – . Zur allgemeinen Bedeutungvon Zisternen und Brunnen vgl. . . .

927 Ugolini , – ; Lepore u. a. , – .Zur Diskussion, ob auch Phoinike über einen Aquä-dukt verfügte, vgl. . . .

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Abb. Phoinike. Blick vomSiedlungshügel in die Fruchtebe-ne nach Süden. Im Vordergrundliegt die moderne Ortschaft Fini-qi. Im Hintergrund links ist derButrinter See zu sehen.

Abb. Phoinike. Casa dei dueperistili, von Süden gesehen.

Darüber hinaus konnte im Bereich der Akropolis bislang kein zusammenhängender rö-mischer Baubefund erschlossen werden.928 In der Oberstadt ist besonders der Bereichdes sogenannten casa dei due peristili umfangreich untersucht (Abb. ). Dort zeigen sicham Baubefund beispielhaft die architektonischen Veränderungen im Verlauf der Kaiser-zeit.

Im späten . Jh. v. Chr. oder im frühen . Jh. n. Chr. gestaltete das Einziehen vonWänden zunächst indexikalisch die Raumaufteilung neu, womit wohl auch sich wan-delnde Funktionszuweisungen einhergingen.929 Im späten . Jh. wird das Haus zu zweikleineren Anlagen umgebaut. Dabei entstehen im südlichen Bereich, auf der sogenann-ten ,Terrasse S‘, eine Anzahl neuer Räume (Abb. ).930 Eine weitere Ausbauphase desGebäudes wird in die erste Hälfte des . Jh. datieren.931 Des Weiteren kann ein regelrech-ter Ausstattungs-Boom in dieser Zeit in allen Grabungsbereichen der Stadt beobachtet

928 Dazu zusammenfassend Bogdani .929 Çondi u. a. , – .

930 Çondi , ; De Maria , – ; Giorgia; Giorgi b; Giorgi a; Giorgi und Podi-

ni ; Meta ; Podini .931 Boschi ; Giorgi a, ; Giorgi b, .

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Abb. Phoinike. Casa dei dueperistili. Blick nach Westen überdie sogenannte „Terrasse S“.

Abb. Phoinike. Casa dei dueperistili, Wandmalerei.

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Abb. Phoinike. Schematischer idealisierter Grundrissplan des Theaters. Die grauen Bereiche stellen denrekonstruierten Mauerverlauf dar.

werden. So lassen sich sämtliche seit dem Jahr in Phoinike gefundenen Statuen-fragmente, die bislang bearbeitet wurden, stilistisch in das . Jh. datieren.932 Im Zwei-Peristyl-Haus wird eine weitere Renovierungsphase aufgrund der obersten Schicht einerWandmalerei in das . Jh. bis Jh. datiert (Abb. ).933

Das Theater von Phoinike (Abb. bis ) hat zwei hellenistische Bauphasen. SeineErrichtung wird im . Jh. v. Chr. angenommen, eine umfangreiche Umbauphase erfolg-te wohl in der zweite Hälfte des . Jh. v. Chr.934 Die bauliche Veränderung in der römi-schen Zeit wird als dritte und letzte Phase bezeichnet. Sie umfasste die fast vollständigeErneuerung des Skenengebäudes, eine Maßnahme, die wohl in die ersten Dekaden des. Jh. fiel.935 Bei Grabungen in diesem Bereich wurde Keramik vom Ende des . Jh. und

Anfang des . Jh. geborgen.936 In diesem Zeitraum hat sich offenbar ein Erdbeben inder Region ereignet, von dessen Folgen sich Spuren im gesamten Stadtgebiet finden.937

932 Vgl. die Aufstellung von Mercuri . Zu zeitglei-chen Entwicklungen in der gesamten Region undkritischen Auseinandersetzung mit entsprechendenDatierungen vgl. zusammenfassend . .

933 Çondi u. a. , – .934 Villicich d; Villicich b; Villicich c;

Villicich a; Çondi b jeweils mit weiterfüh-render Literatur.

935 Villicich a, ; Villicich c.936 Bogdani , .937 Villicich c, . Vgl. auch Bescoby , – .

Perna , , möchte hingegen viele Umbau-und Renovierungsmaßnahmen an Theaterbautenvom Ende des . Jh. – ebenso wie die Entstehungdes Theaters von Hadrianopolis – mit der Initiativebzw. der Griechenlandreise des Hadrian in Verbin-

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Abb. Phoinike. Theater,Blick von Süden. Zustand im Mai

.

Abb. Phoinike. Theater mitBlick in die Ebene. Zustand imSeptember . Im Vordergrundlinks ist eine Treppe mit Steg alsneue infrastrukturelle Maßnahmezur weiteren touristischen Er-schließung der Stätte erkennbar.

Bei der Errichtung des neuen Skenengebäudes handelt es sich also vermutlich um eineWiederaufbaumaßnahme nach der von der Naturgewalt verursachten Zerstörung.

Das neu errichtete Skenengebäude stellt sich heute, im Vergleich mit den Theater-bauten von beispielsweise Hadrianopolis ( . . ) oder Butrint ( . . ), in keinem beson-ders guten Erhaltungszustand dar (Abb. , ). Die Reste bestehen aus opus testaceum.938

In der frons pulpiti befinden sich vier halbrunde Nischen, die jeweils paarweise symme-trisch so angeordnet sind, dass im mittleren Bereich der breiteste Freiraum besteht.939

Ferner wurde das römische Bühnengebäude wohl auf den Resten des hellenistischen er-richtet.940 Indizes für diese frühere Bauphase sind Spolien, die sich in der neuen Mauerverbaut fanden.941 Die Biographien der verbauten archäologischen Objekte führen sich

dung bringen. Vgl. dazu auch . . . Aus dieser Per-spektive wäre zwar auch das Theater von Phoinikeals ein entsprechendes Symbol-Zeichen denkbar,dies schließt jedoch ein kurz darauf erfolgtes Erdbe-ben mit Zerstörung und anschließendem Wieder-aufbau nicht aus.

938 Bogdani , .939 Bogdani , – ; Villicich , – ; Villi-

cich a, .940 Villicich a, .941 Bogdani , ; Villicich a, – .

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also indexikalisch fort, der neue Baukontext ist nun eine Mauer. Das Symbol kommu-niziert, inwiefern die bis dato gültigen Nutzungszuweisungen der Objekte nicht mehrrelevant waren und einer neuen Kontextualisierung zugeführt wurden. Davon ausge-hend, dass die Mauer verputzt oder verstuckt war, waren die Spolien in diesem Kontextaußerdem nicht mehr sichtbar. Ferner wandelte sich der Eigenname der Objekte vonbeispielsweise ,Säulenfragment‘ in ,Mauerstein‘. Erst mit der archäologischen Freilegungwird ein früherer Name ggf. wieder relevant und sogar bisweilen wichtiger als seine an-schließende Nutzungszuweisung als Bestandteil einer Mauer.942 Nach dem vermutetenErdbeben im . Jh. wurde zumindest die westliche parodos wieder instand gesetzt. Die-sen Schluss lässt die Stratigrafie zu; in den Schichten wurde Material aus dem . bis . Jh.n. Chr. gefunden.943 Im Bereich südlich des Skenengebäudes gab es umfangreiche Stütz-mauern und Substruktionen (Abb. , ). Dort fanden wohl im Zuge des Neubaus desBühnengebäudes Umbau- bzw. Restaurierungsmaßnahmen statt.944 Das ganze Geländeist heute den Hang hinab erodiert.

Bemerkenswert ist, dass die Baumaßnahmen an dem Skenengebäude vom Beginndes . Jh. die einzigen römerzeitlichen sind, die sich im archäologischen Befund darstel-len. Für das . bis . Jh. n. Chr. gibt es keine Hinweise auf Eingriffe in den Baubestand.Daher ist davon auszugehen, dass das Bühnengebäude seit seiner . (hellenistischen)Bauphase im . Jh. v. Chr. bis zu dem Erdbeben am Beginn des . Jh. n. Chr. in identi-scher Objektform fortbestand.945 Zwar ist es möglich, dass es kleinere Baumaßnahmengegeben hat, die sich nicht im archäologischen Befund niedergeschlagen haben, die alsodurch keine auf uns gekommenen Ikons kommuniziert werden. Folgt man jedoch demNegativbefund, so hatte das Theater in der Form seiner sogenannten . Bauphase meh-rere Jahrhunderte unverändert bestanden. Für entsprechende Umbauten hat es anschei-nend keinen Bedarf gegeben. Die Nutzung konnte den Bedürfnissen und Ansprüchengemäß durchgeführt werden. Das bedeutet allerdings nicht, dass dem Theater-Objektin diesem Zeitraum immer auch eine identische Symbolfunktion zugewiesen wurde( . . ). Über den Grund der Langlebigkeit des Theaterbaus, also, ob das existente Ge-bäude vielleicht als besonders ästhetisch oder funktional angesehen wurde, ob es keineNotwendigkeit oder keine (zum Beispiel finanziellen) Möglichkeit für bauliche Verän-derungen gab oder ob verschiedene dieser Motive zusammenkamen, darüber kann heu-te nur spekuliert werden.

Zwischen den Mauern des als römisch angesprochenen Bühnengebäudes fand sicheine zylindrische Statuenbasis.946 Die darauf sichtbaren Spuren wurden als eine getilgteInschrift interpretiert und von den Bearbeitern als Nachweis einer damnatio memoriae

942 Villicich a, , nennt die Existenz der Spolien„più interessanti“, als die der Reste des römischenSkenengebäudes selbst.

943 Çondi b, .

944 Villicich c, – .945 Villicich c, .946 Zum genauen Fundort: Villicich a, Abb. . .

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Abb. Phoinike. Basis mitStandspuren und getilgter In-schrift im Theater.

gedeutet, weshalb die Aufstellung der Basis mit Nero in Verbindung gebracht wurde(Abb. ).947

Zudem erschien den Bearbeitern die Aufstellung seiner Statue in einem ,griechi-schen‘ Theater im Hinblick auf die Gräcophilie und Kunstliebhaberei des Kaisers plau-sibel. Die Anwesenheit der Basis an der Stelle ihrer Auffindung, so die Bearbeiter, kom-muniziert, dass sie nach ihrer Außerfunktionsetzung im Theater verblieben sei, wo siedurch absichtliche Entsorgung oder unbewusstes Hineinfallen in den umlaufenden Ka-nal geriet und dort schon bald verschüttet wurde. Dass die erradierte Inschrift Nerogenannt habe, wird außerdem, so die Annahme, durch eine Münzserie aus Phoinikeunterstützt, die ihm gewidmet gewesen war und von deren überlieferten Exemplarensein Bildnis ebenfalls getilgt ist.948 Nach dem mutmaßlichen Nero wurde eine ande-re Statue auf der Basis aufgestellt. Das belegen die indexikalischen Einlassspuren aufder Oberseite (Abb. ). Allerdings glauben die Bearbeiter, dass es sich, da keine neueInschrift angefertigt wurde, nicht um einen weiteren Kaiser, sondern um eine andereEhrenstatue oder eine Idealplastik gehandelt habe.949 Wo genau die Basis mit der einenoder andere Statue gestanden hat, wie also ihre räumliche Kontextualisierung und ihrdaraus resultierender Beitrag zur antiken Raumwahrnehmung und somit ihr möglicherSymbolgehalt zu bewerten ist, bleibt unklar. Ihr Zutagetreten kommuniziert zunächstvor allem die Existenz eines aufgrund seiner Materialität als Statuenbasis angesproche-nen Ikons.

Die jüngsten stratifizierten Funde aus den Grabungen im Bereich des Theaters da-tieren an das Ende des . Jh.950 bzw. in das . Jh.951 Die Befunde kommunizieren, dassdas Theater-Objekt in der zweiten Hälfte des . Jh. als Steinbruch genutzt wurde, eine

947 De Maria ; Villicich a, .948 De Maria , .949 De Maria , – .

950 Bogdani , .951 Villicich b, . Zur Keramik aus den Theater-

grabungen allgemein siehe Giannotti .

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Funktionszuweisung, die seine bisherigen stark eingeschränkt oder gänzlich unmöglichgemacht haben dürfte.952

Bei dem Theater von Phoinike hat es sich, zusammen mit dem in Dodona, um dasgrößte in Epirus gehandelt (Abb. , ).953 Der Durchmesser der orchestra, die seit derzweiten Bauphase im . Jh. v. Chr. unverändert war, liegt bei , Meter und übertrifftdamit noch das entsprechende Maß in Dodona, das , Meter beträgt (dazu ausführ-lich . . ).954

Das Stadtgebiet von Phoinike dehnte sich im Laufe der Kaiserzeit am Fuß des Hü-gels weiter in die Ebene aus. Dort entstand eine planmäßige Unterstadt.955 Umfangrei-che Untersuchungen, die eine genauere chronologische Besiedlungsabfolge aufzeigenkönnten, haben bislang nichts stattgefunden, da das antike Siedlungsgebiet heute zugroßen Teilen von der modernen Ortschaft Finiqi überbaut ist (Abb. ).956

. . ButrintDie archäologische Stätte Butrint957 liegt auf dem Festland gegenüber der Nordspitzeder Insel Korfu (Abb. ). Sie befindet sich auf einer Halbinsel, die in den Butrinter Seehineinragt, der wiederum über den Vivari-Kanal mit dem Meer verbunden ist. Zur Zeitder Gründung von Nikopolis hatte Butrint bereits seit einigen Jahren den Status einer co-lonia. Diese Koloniegründung war v. Chr. von Caesar vorgenommen worden und Teileines umfangreichen Kolonisationsprogramms an der westlichen Balkanküste.958 DieDiskussion darüber, ob „Kolonisten“ in die neu ausgerufene colonia kamen und wenn ja,woher und welchen Statusgruppen sie angehörten, veranschaulicht einmal mehr die Tü-cken, die mit dem Hantieren des Begriffs ,römisch‘ in Bezug auf Akteure und MaterielleKultur einhergehen.959 Die Bezeichnung einer „Neugründung“ ist hier eher im Sinneeiner Status- und damit einhergehender Namenszuweisung zu verstehen, bestand alsoaus einer zuvor nicht existenten Deklarierung. Eine tatsächliche Stadtgründung, wie beiNikopolis, fand nicht statt, allerdings sind in Folge der Statusverleihung bauliche Ak-tivitäten und Veränderungen im Stadtbild vorgenommen worden (siehe unten). Ob es

952 Villicich c, .953 Villicich d, .954 So Villicich b, . Sear , , gibt hinge-

gen für die orchestra von Dodona einen Durchmes-ser von , Metern und für Phoinike kein Maßan (Sear , – ), da es zum Zeitpunkt derEntstehung seines Werk noch nicht ausgegrabenwar. Teile der summa cavea in der oberen Hanglagewurden zwar bereits von Ugolini freigelegt, jedochnicht mit dem Theater in eine indexikalische Ver-bindung gebracht: De Maria , .

955 De Maria und Giorgi , – ; Hodges ,; Lepore .

956 Giorgi a.957 Der antike Name von Butrint lautete Bouthrotos

bzw. Bouthrotum. Da sich der moderne Name je-doch durchgesetzt hat und weit häufiger in Publika-tionen vorkommt, wird er auch hier verwendet.

958 Cic. Att. . A. Dazu auch Alcock , – ;Alcock a, ; Deniaux , (bes. Anm. );Rizakis , – ; Shpuza .

959 Bergemann , – .

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allerdings Zuzug oder Abwanderung von Bevölkerungsgruppen gab und wenn ja, wel-che politische, wirtschaftliche, ethnische oder kulturelle Zugehörigkeit diese Gruppenhatten, wie sie sich also identifizierten, kann man eher mutmaßen als logisch schließen.

Augustus bestätigte, wohl um die Zeit der Gründung von Nikopolis, den Status vonButrint.960 Diesem Akt kam in diesem speziellen Fall auch eine besondere politischeBedeutung zu: So wird Butrint in der Aeneis als genealogisches Bindeglied zwischenTroja und Rom stark gemacht und sogar als „Klein-Troja“ bezeichnet.961

Im Stadtgebiet von Butrint fanden zahlreiche bauliche Veränderungen statt, die mitder Statusverleihung bzw. -bestätigung von Butrint als colonia in Verbindung gebrachtwerden. Einige dieser Zusammenhänge sind jedoch problematisch. So wird oftmals(hier wie auch für Nikopolis) das Argument angeführt, dass Ziegelmauerwerk deswe-gen zu einer Umbauphase in augusteischer Zeit gehöre, weil man davon ausgehen kön-ne, dass es eine solche Umbauphase in dieser Zeit gegeben habe und Ziegelmauerwerkeben ,römisch‘ sei. Diese Wahrnehmung kommt zustande, da diese Mauertechnik als inrömischer Zeit erfunden und verbreitet gilt.962 Allerdings zeigt der Index des Objekts,Ziegelmauer‘ doch lediglich seine Entstehung in dieser Zeit an und ist allein aufgrunddieser Zuweisung noch nicht näher datierbar. Ob eine entsprechende Mauer zur Grün-dungszeit der colonia oder unter Tiberius, Nero oder Trajan errichtet wurde, darüberkann allein auf der Basis ihrer Zusammensetzung nach heutigem Wissensstand keinegenauere Angabe gemacht werden. Zwar gibt es bereits einige Studien, die versuchen,durch eine genaue Ziegel- und Mauerwerksanalyse Antworten auf diese Datierungsfra-gen zu erhalten,963 umfassende und übertragbare Ergebnisse für Epirus liegen jedochbislang nicht vor.

Zu irgendeinem ,römischen‘ Zeitpunkt wurde die frühere hellenistische Stadtmau-er in Bereichen verschiedener öffentlicher Bauten niedergelegt. Davon waren sowohlzentrale Bezirke südlich des Theaters (Abb. , ) als auch welche im Osten der Stadtbetroffen, wo der Aquädukt über den Vivari-Kanal mündete (dazu ausführlich . . ).

Offensichtlich herrschte also ein Bedarf an der Umgestaltung dieser Areale. Sowohldas ältere Bauwerk als auch die ihm zugewiesene Funktion als ,Stadtmauer‘ waren nichtmehr relevant für die geänderten Bedürfnisse. Die Bereiche erhielten ein verändertes

960 Hodges und I. L. Hansen , . Die Münz-legende unter Caesar lautete C[olonia] I[ulia]BVT[hrotum], die unter Augustus: C[olonia]A[ugustus] BVT[hrotum]. Dazu Bergemann ,

– Abb. – .961 Verg. Aen. III . Vgl auch Ovid Met. . , der

es Troia simulata nennt. Zur Bedeutung von Butrintim Hinblick auf die mythische Stadtgründung desAeneas: I. L. Hansen ; Miraj .

962 So zum Beispiel Bergemann .963 Aupert mit Fokus auf Argos, Bowden ,

, für Nikopolis und Diaporit, Malacrinospeziell für opus reticulatum, ausgehend von Niko-polis. Diese vereinzelten Ansätze, römisches Mau-erwerk in Griechenland über Ziegel und Mauer-techniken zu datieren, haben auch teilweise denNachweis einer ,Romanisierung‘ zum Ziel.

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Abb. Butrint. Blick auf dasAsklepios-Heiligtum überda-chende beziehungsweise die caveastützende Gewölbe. Im Hinter-grund erkennt man Anbauten andie hellenistische Stadtmauer.

Abb. Butrint. Ansicht der In-nenseite der hellenistischen Stadt-mauer mit vorgesetzten Mauern,die in römischer Zeit den west-lich des Theaters anschließendenVorplatz begrenzten.

Aussehen, um neue Funktionen bzw. Funktionen ähnlicher Relevanz in neuer Ausstat-tung ausüben zu können.

Der veränderten Bebauung im Zentrum lag eine völlig neue Raumkonzeption zu-grunde. Westlich des Theaters, wo die Mauer in Richtung Akropolis abknickte, wurdeein Gebäude, das für die hellenistische Zeit als Prytaneion angesprochen wird, so umge-staltet, dass es nun über der ehemaligen Stadtmauer lag. Die Binnengliederung erhielteine gänzlich neue Aufteilung. Mit seinem griechischen Eigennamen wird es mitunterbis heute benannt.964 Nach Osten hin schloss sich ein freier Platz vor dem Asklepios-

964 Beispielsweise bei Hernandez und Çondi ,Abb. , im Vergleich zu Melfi , Abb. . .

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Abb. Butrint. Brunnenzwischen Theater und Forumunterhalb der Akropolis.

Heiligtum an, der durch neu entstandene Anbauten an die ehemalige Stadtmauer flan-kiert wurde (Abb. , ). Das Heiligtum selbst blieb als Gebäude bestehen, war jedochim Zuge von Umbaumaßnahmen des angrenzenden Theaters ebenfalls von verschiede-nen Eingriffen in die Bausubstanz betroffen.965

Bevor exemplarisch die Entwicklung des Theaters ausführlich dargelegt wird, sollzunächst der Überblick über die Veränderungen bezüglich der hellenistischen Stadt-mauer abgeschlossen werden. Östlich des Theaters, ein Bereich, dessen Bebauung zuZeiten des Bestehens der Stadtmauer unklar ist, entstand wohl gegen Ende des . Jh.n. Chr. ein „Peristylhaus“.966 Südlich davon, also in der Flucht des Skenengebäudes, wirdfür die griechische Antike eine „Heilige Straße“967 oder auch „Kolonnadenstraße“968 re-konstruiert, welche im Zuge der Vergrößerung des Theaterbaus zugesetzt wurde. DerAkropolishang wird als von einer Stoa begrenzt dargestellt, die wiederum an einemin römischer Zeit weiterhin genutzten Brunnen endete (Abb. , dazu auch ausführ-lich . . ). Der Zugang zum Brunnen wurde in verschiedenen Zeiten immer wieder

965 Zur These das Ensemble als Asklepios-Heiligtum zuinterpretieren ausführlich Melfi .

966 Hernandez und Çondi , ; S. Martin ,.

967 S. Martin , – Abb. . , Abb. . ; Melfi, Abb. . .

968 Hernandez und Çondi , Abb. .

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Abb. Butrint. Blick über dieThermenanlage südöstlich desTheaters. Die Anlage liegt auf derhellenistischen Stadtmauer.

erneuert, so dass von einer langen Nutzung ausgegangen werden kann.969 Südöstlichdes Theaters, also südlich der ehemaligen „Kolonnadenstraße“, wurde über der ehema-ligen Stadtmauer im . Jh. n. Chr. eine Therme errichtet (Abb. ).970 Östlich davonlag das Forum mit einem dreiteiligen Gebäude auf der Nordseite, welches verschiedeneUmbauphasen hatte.971 Die Errichtung des Theaters von Butrint (Abb. , ) wird auf-grund von Freigelassenen-Inschriften, die an verschiedenen Stellen des Baus gefundenwurden, in hellenistische Zeit datiert.972

In römischer Zeit wurde es mehrfach umgebaut und auch vergrößert, dabei erfuhrdas Skenengebäude einen aufwändigen Ausbau.

Im Westen des Theaters befindet sich das sogenannte Asklepios-Heiligtum. Der Be-fund kommuniziert, dass es in einer römischen Umbauphase erweitert und mit einemmächtigen Gewölbe versehen wurde. Dies diente sowohl dem Bau als Dach als auchals Substruktion für die östliche Erweiterung der cavea (Abb. , vgl. auch Abb. ).973

Das führte zu einer „almost complete absorption of the ‘shrine’ into the theatre sub-structures, and the subordination of its entrance to the needs of the stage building“.974

In diesem Bereich der westlichen parodos wurden auch die bis dato sichtbaren Inschrif-tenblöcke mit den Freigelassenen-Inschriften zugesetzt bzw. abgetragen und als Spolien

969 Hernandez und Çondi , . Sie interpretie-ren diese Bauphasen jedoch weniger in Bezug zumBrunnen als mehr zum dadurch eingegrenzten, sichöstlich anschließenden Raum.

970 Bowden und S. Martin , ; Wilson , .Ceka , , bezeichnet die Therme als in anto-ninischer Zeit entstanden.

971 Hernandez und Çondi , – . Bowden, , geht davon aus, dass die Stadtmauer wohl

hauptsächlich niedergelegt wurde, um Platz für dasneue Forum zu schaffen.

972 Melfi , Anm. mit weiterführenderLiteratur.

973 Melfi , – ; Ugolini a, ; Wilkes ,.

974 Melfi , .

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Abb. Butrint. Schematischer idealisierter Grundrissplan des Theaters. In Hellgrau ist der Grundriss des sichunter der cavea befindlichen Asklepios-Tempels eingezeichnet. Die gestreiften Bereiche stellen Treppenaufgängedar.

im Asklepios-Heiligtum sowie dem „Turm der Inschriften“ verwendet. Dieser Spolien-turm wurde ausgegraben und anschließend aufgrund der Bedeutungszuweisungder Textzeugnisse abgetragen.975 Dabei wurden insgesamt Inschriften gefunden.976

In der Nähe des ehemaligen Standorts des Turms wurde dann die sogenannte „Mauerder Inschriften“ errichtet (Abb. ).

Im Osten wurden hellenistische Gebäude, vermutlich eine Stoa977 oder eine Porti-cus,978 niedergelegt und aufwändige Substruktionen errichtet, um auch hier die cavea

975 Drini und Budina .976 S. Martin , – ; vgl. auch Wilkes , .

977 Ugolini a, – ; Wilkes , , .978 Melfi , Anm. .

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Abb. Butrint. Theater mit Blick auf das Skenengebäude.

Abb. Butrint. Blick auf densüdwestlichen Teil der cavea,unter der sich das Asklepios-Heiligtum befindet. Der Bogenlinks im Bild ist ein neuzeitli-cher Zugang, der wahrscheinlichbei den Restaurierungsmaß-nahmen in den er Jahrenentstand. Oben im Bild befindetsich die die cavea begrenzendeStützmauer.

erweitern zu können. Die vergrößerte cavea hatte einen Durchmesser von MeternAbb. ).979 Im bereits bestehenden Zuschauerraum selbst gibt es hingegen nur zu-rückhaltende Eingriffe. Bei diesen handelte es sich um die Errichtung einer Tribüneund einer Form der Abschattung, vielleicht einen Baldachin.980

979 Sear , ; Sear , . 980 Ugolini a, ; Wilkes , .

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Abb. Butrint. Südseite dersogenannten „Mauer der Inschrif-ten“, die nach der Abtragung des„Turms der Inschriften“ errichtetwurde.

Wie bereits gesagt, wurden hingegen umfangreichere Veränderungen im Bereichder Bühne, des Bühnengebäudes und der Zugänge vorgenommen.981 Allerdings wer-den in den Publikationen die ,römischen‘ Bauphasen und Umbaumaßnahmen zusam-mengefasst und nur in der Form von den ,griechischen‘ Aspekten des Theaters unter-schieden. Es gibt keine weitere Differenzierung innerhalb dieser Ansprachen.982 Die Zu-weisung kommuniziert nur eine zeitliche Abfolge im Sinne eines Römisch-Seins nacheinem Griechisch-Sein des Objekts.983

Die Plinthe des Skenengebäudes besteht aus Quaderblöcken mit dreieckigen Zier-bossen, die L. Ugolini als wiederverwendet charakterisiert.984 Auffallend ist weiterhin,dass die Vorder- und die Rückseite des Baus wohl in verschiedenen Mauertechniken aus-geführt sind. Das lässt sich jedoch bei heutiger Ansichtigkeit ohne eine Bauaufnahmenicht mit Sicherheit sagen, da das Gebäude mehrfach stark restauriert wurde (siehe dazu. ). Somit kann aus zeitgenössischer Perspektive auch nur schwer entschieden werden,

ob diese Unterschiede mit Bedeutungszuweisungen wie beispielsweise einer Datierungoder einer speziellen Ausbauphase in Verbindung gebracht werden können. Zu einemfrüheren Zeitpunkt der Objektnutzung als Theater spielten sie für den Betrachter zudemwohl eine untergeordnete Rolle, da von einer Stuckierung oder Marmorverkleidung zu-

981 Wilkes , .982 Ugolini a, – . Bereits Wilkes , –

, stellt dies zwar fest, ist aber lediglich um dieerweiterte chronologische Zuordnung einer nie-dergelegten Mauer auf der Rückseite des Skenenge-bäudes bemüht: Wilkes , Abb. . . Sear

, , plädiert für einen einzigen Umbau inaugusteischer Zeit, was er mit der vermeintlichenStatuenausstattung begründet (dazu siehe unten).

In seinem ein paar Jahre später erschienenen Werküber Römische Theater spricht er dann im Katalogvon einem Umbau des Butrinter Theaters im . Jh.:Sear , .

983 Wobei diese Objektansprache bei Wilkes ,– , auch konzeptionell gemeint ist und so-

mit innerhalb der Zeichenkategorien als Symbolsfunktioniert.

984 Ugolini a, .

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mindest für einzelne Bereiche des Baus ausgegangen werden kann.985 Eine Statuenaus-stattung dürfte ebenfalls die Aufmerksamkeit der Besucher auf sich gezogen haben.986

Auf diese soll im Folgenden näher eingegangen werden.Im Bereich der scenae wurden bei den Grabungen von Ugolini in den er under Jahren zahlreiche Statuenfragmente geborgen.987 Diese werden unter anderem

als Abbilder des Augustus, der Livia und des Agrippa angesprochen. Ihre Aufstellungwird unterschiedlich in der scenae frons rekonstruiert und entsprechend den zugewie-senen Personen in der Regel in augusteische Zeit datiert.988 Der in situ-Befund, soweitvon Ugolini überliefert, ist jedoch eher für die letzte Nutzungsphase bzw. die Außer-funktionsetzung des Theaters als Gebäude anzunehmen. Somit kommuniziert die aufder Grundlage der Statuenfunde postulierte Form der Aufstellung wohl eher den Zu-stand in der Spätantike, der natürlich aus augusteischer Zeit tradiert sein, jedoch imLaufe der Kaiserzeit auch vielfältige Veränderungen erfahren haben kann. Außerdemist unklar, welche Bedeutungszuweisungen sich an die Statuen gerichtet haben, welchePersonen also mit den Dargestellten identifiziert wurden und ob die Statuen schon im-mer im Theater standen oder zuvor beispielsweise auf dem Forum aufgestellt gewesenwaren. Nur mit dem Wissen um vergangene Kontexte und ikonische Ansprachen, alsodem Aufstellungsort und der Zuweisung von Eigennamen beispielsweise als ,Augustus‘oder ,Kaiser‘, wäre es möglich, die Relevanz der jeweiligen Aufstellung vor ihrem dama-ligen soziokulturellen und/oder gesellschaftspolitischen Hintergrund abzuleiten. Denndie Identifizierung von Statuen oder deren Fragmenten als zum Beispiel ,Agrippa‘, ,Gro-ße Herkulanerin‘ oder ,Gottheit‘ durch heutige Archäologen/innen bedeutet nicht, dassdie Aufsteller und Betrachterinnen dieser Statuen im ., . oder . Jh. diese Zuweisun-gen ebenfalls getroffen haben oder dass diese im gesamten Zeitraum identisch waren.

Weitere Statuenfragmente wurden im Bereich der Räume nördlich des Forums ineiner Verfüllung gefunden, die in die Mitte des . Jh. datiert wird, wieder andere imselben Bereich in einem Kontext des . bis . Jh.989 Auch der Standort dieser Statuenund ob es sich dabei immer um denselben gehandelt hat, ist unklar. Ihr Umsturz undihre Verschüttung können eventuell, wie in Phoinike ( . . ), mit dem Ereignis einesErdbebens in Verbindung gebracht werden, für das sich auch hier verschiedene Indizienim gesamten Stadtgebiet fanden.990

985 Ugolini a, – , erwähnt entsprechende Res-te, Wilkes , , weist jedoch darauf hin, dassdiese heute nicht mehr allen von Ugolini genanntenStellen sichtbar sind.

986 Sear , .987 Bergemann , – ; Ugolini b. Pojani

a, , gibt an, dass es sich um Fragmente vonverschiedenen Statuen handelt.

988 Bergemann , – ; Pojani b, – ;Ugolini b, – (vgl. dazu auch die Abb.. und . im selben Band). Bisweilen wird auch

der gesamte Theaterumbau entsprechend datiert:Sear , .

989 Hernandez und Çondi , ; Pojani , –.

990 Bescoby , – .

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Abb. Butrint. Blick auf diecavea des Theaters.

Ob der Ausbau der scenae frons ebenfalls, wie für die cavea angenommen, einer oderdoch mehreren Baumaßnahmen zuzuordnen ist, bleibt unklar. Festzuhalten ist, dassdas römische Skenengebäude aus vielfältigen Objekten mit ganz verschiedenen Biogra-phien und Nutzungshistorien besteht. Der indexikalische Verbund all dieser Objektekommuniziert, dass sie zu einem oder zu aufeinander folgenden Zeitpunkten für taug-lich und brauchbar befunden wurden, in einer entsprechenden Kontextualisierung dasObjekt dieses Gebäudes zu bilden. Dieses geschah, bis das Theater seine zugewiesenenFunktionen nicht mehr erfüllen konnte, (oder sollte) und es somit auch für das Büh-nengebäude keine damit einhergehende Verwendung mehr gab. Daraufhin konnte ihmjedoch eine neue Funktion zugewiesen werden, beispielsweise als Viehunterstand. Derheute sichtbare, teilweise rekonstruierte Zustand kommuniziert lediglich, dass bis zurAußerfunktionsetzung des Objekts Modifikationen stattgefunden haben, die fragmen-tiert fassbar sind.991 Eine denkbare Interpretation wäre ein zeitlicher Kontext mit an-deren Ausbauphasen im Stadtgebiet und in der Vrina-Ebene. Das gleiche gilt für einemögliche Auflassung des Ortes durch Verschüttung vor allem dann, wenn dieser Zeit-punkt ein punktuelles und sich zeitgleich indexikalisch auf den Baubestand auswirken-des Ereignis wie ein Erdbeben gewesen ist.

Dass bei den Ausgrabungen der Bereich der oberen cavea seiner Stufen beraubt,der untere hingegen intakt vorgefunden wurde (Abb. ),992 kommuniziert, dass siein diesem Abschnitt nicht entfernt werden konnten. Der Grund hierfür konnte physi-sche, also indexikalische Ursachen haben, beispielsweise weil das Gelände verschüttetwar.993 Doch auch andere Gründe sind denkbar, wie der, dass diesem Bereich zu dem

991 Oder wie R. P. Martin , , es formuliert: „[…]the Theatre and the sanctuary of Asclepius, began tolose their monumentality.“

992 Ugolini a, ; Wilkes , .993 Gilkes a, – , geht von einer bewussten

Verfüllung eventuell infolge des Erdbebenschadens

aus und gibt als möglichen terminus ante quem dieErrichtung einer spätbyzantinischen Basilika aufden Ruinen der östlich an das Theater angrenzen-den Strukturen an. Wilkes , , erwägt zwareine Auflassung der oberen cavea durch die Um-schichtung von Sitzstufen in die diazoma bereits in

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Zeitpunkt, als ein Steinraub relevant gewesen wäre, eine symbolische Bedeutung zuge-wiesen wurde, die eine Objektüberführung verhindert hat. So kann das Theater immernoch als Versammlungsort oder sogar als Ort für Darbietungen, beispielsweise religiöserArt, oder als sonstiger Handlungsraum gedient haben. Die beraubten Bereiche stellenden gegenüber der römischen Zeit reduzierten Bedarf in Ausmaß und Umfang dar.

Seit der Mitte des . Jh. n. Chr. expandierte die Stadt über die natürliche Grenze derHalbinsel, auf der Butrint liegt, über den Vivari-Kanal hinaus auf die südlich angrenzen-de Vrina-Ebene (Abb. ).994 Zu dieser Zeit existierte dort bereits der Aquädukt sowie einPodiumstempel (dazu ausführlich . . ). Nun entstanden dort ein Straßenraster, Wohn-häuser, Thermen und Gräber.995 Im Verlauf des . Jh. vollzog sich offensichtlich ein re-gelrechter Bauboom in diesem Gebiet.996 Wahrscheinlich wurde die Bebauung sogarüber den Bereich der vorherigen Nekropole ausgeweitet.997 Der Tempel und die Ther-men wurden mit einer neuen und aufwändigen Ausstattung versehen.998 Im Verlaufder ersten Hälfte des . Jh. erfolgt allerdings die Auflassung großer Teile der Besiedlungauf der Vrina-Ebene. Die Thermen wurden ihrer Ausstattung beraubt und dem Verfallpreisgegeben oder sogar bewusst abgerissen.999 Ein Monument, vermutlich ein Altaroder ein Ehrenmal, das erst wenige Jahrzehnte zuvor errichtet worden war, wurde mitSchutt verfüllt.1000 Über den aufgelassenen Bereichen entstanden vereinzelt neue Struk-turen.1001 Andernorts wurden in der Ebene bis dahin separate, nebeneinander liegen-de Häuser zu einer großen Anlage zusammengefasst. Die im archäologischen Befundfassbaren Strukturen des auf diese Weise neu entstandenen Objekts werden heute Peris-tylhaus, townhouse oder domus genannt.1002 Die indexikalische Verknüpfung der zuvorgetrennten Objekte lässt auf eine geänderte Funktion des Areals oder auf einen geänder-ten Bedarf an einer als gleich angesehene Funktion schließen. So ist denkbar, dass sichein Anspruch an ,Wohnen‘ dahingehend geändert hat, dass die zuvor vergleichsweisekleineren Häuser nun vergrößert werden mussten, was aus Platzgründen nur durch dasZusammenlegen mehrerer Grundstücke möglich war. Das größere Haus ist dann ein

römischer Zeit, weist jedoch ausdrücklich daraufhin, dass es keine genaue Datierung für diese Maß-nahme gibt.

994 Zu früheren Funden lässt sich festhalten: „Late st-century BC and early st-century AD structures andceramics […] are notable only by their general ab-sence“ (Crowson u. a. , ). Zur Ausdehnungder Besiedlung: Bescoby .

995 Greenslade , – .996 Greenslade , – . Zu zeitgleichen Entwick-

lungen in der gesamten Region vgl. zusammenfas-send . .

997 Crowson u. a. , – .

998 Crowson u. a. , . In dem als Tempel ange-sprochenen Objekt wurden einige Marmorfragmen-te von Statuen und Sarkophagen gefunden, von de-nen einige in die zweite Hälfte des . Jh. datieren,vgl. Crowson u. a. , – .

999 Crowson u. a. , .1000 Crowson u. a. , – ; Ricciardi .1001 Crowson u. a. , , . Sie fassen zusammen:

„[…] the beginning of the th century saw a verydifferent type of settlement on the Vrina Plain fromthat which had flourished during the nd and ear-lier rd century.“ Crowson u. a. , .

1002 Greenslade , – ; I. L. Hansen , –.

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Symbol für den erhöhten Flächenbedarf, den in dieser Zeit eine Nutzung als ,Wohn-haus‘ und damit verbundene Aktivitäten mit sich bringen. Des Weiteren ist auch einegeänderte Funktionszuweisung der Anlage denkbar, die nichts mehr mit ,Wohnen‘ ineinem zeitgenössischen Verständnis zu tun hatte. So war vielleicht die Schaffung einesRaumes für eine Form des Residierens, des Repräsentierens oder einer Nutzung als Sa-kralort beabsichtigt. Diese geänderten Bedürfnisse bzw. die sich wandelnden Verständ-nisse desselben Bedarfs machten umfangreiche Veränderungen des Areals notwendig.Die Anlage blieb in der Form bis in das späte . Jh. hinein bestehen.1003

Die Durchführung all dieser genannten Maßnahmen, also Um- bzw. Ausbaupha-sen, Ausstattung von Gebäuden, Neuerrichtungen, Abrisse und Wiederaufbau, zeigenauf, dass es entsprechende ökonomische, gesellschaftliche und politische Kapazitätenzur entsprechenden Umsetzung gegeben haben muss. Zudem gab es offensichtlich einBevölkerungswachstum, da das Stadtgebiet in die Vrina-Ebene expandierte. All dieseFaktoren sprechen nicht für eine ,verödete‘ oder ,rückständige‘ Landschaft in römischerZeit (vgl. . . ), sondern für eine prosperierende Siedlung.

. . DodonaDie Veränderung und Nutzung des Orakelheiligtums von Dodona in der römischen Kai-serzeit lag bislang nicht im Interessensfokus der Beschäftigung mit dieser Stätte. Zwarsind in jüngster Zeit einige umfangreiche Publikationen erschienen, die verschiedeneAspekte der Baugeschichte des Heiligtums aufgreifen1004 oder eine einzelne Material-gattung umfangreich vorlegen.1005 Auch der Versuch, eine „new history of Molossia“ zuschreiben, wurde unternommen.1006 Für die römische Zeit aber ist eine entsprechendeZusammenstellung oder Übersicht bislang ausgeblieben.

Nur wenige bauliche Veränderungen in Dodona werden in die römische Zeit da-tiert. Das bedeutet jedoch nicht, dass die bestehenden Bauten nicht in dieser Zeit ge-nutzt worden sind. So gibt es verschiedene Hinweise auf eine Besiedlung des Areals wäh-rend der Kaiserzeit. Die Stratigrafie am Prytaneion1007 kommuniziert, dass dieses bis indas . Jh. in seinem unveränderten Baubestand genutzt wurde. Anschließend erfolgteein Umbau der Anlage zu privaten Wohnhäusern. Noch bis in das . oder . Jh. hineingab es dort Aktivitäten.1008 Allerdings sind bislang nur wenige Objekte aus Dodona,die dezidiert in der römischen Zeit hergestellt wurden, bekannt bzw. publiziert. Dazuzählt unter anderem ein fragmentarisch erhaltenes Dekret zu Ehren Livias.1009 Ferner

1003 Greenslade , – .1004 Χ ; Emmerling .1005 .1006 E. A. Meyer .

1007 Der Eigenname hat hier eine rein ikonische Bedeu-tung. Zur möglichen Nutzungszuweisungen diesesGebäudes vgl. Emmerling , – .

1008 u. a. , – ; Dakarēs u. a. ,– .

1009 und , .

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wird von einem Aufenthalt des Hadrian während seiner Griechenlandreise ausgegan-gen.1010 Diese Annahme resultiert hauptsächlich aus der Nennung des Kaisers gemein-sam mit „Zeus Dodonaios“ auf Weihinschriften, die wiederum in Nikopolis gefundenwurden.1011 Des Weiteren führt M. Dieterle in ihrem Katalog der archäologischen Fun-de aus dem Heiligtum einige wenige Objekte auf, die sie „römisch“ datiert.1012

Das Theater von Dodona (Abb. , ) hatte seine letzte große Umbauphase wohlim . Jh. v. Chr.1013 In ihrer Datierung umstritten sind allerdings einige Mauern, die zu-sammengenommen einen Kreis um die orchestra bilden. Die Abschnitte im Bereich desscenae-Gebäudes werden in der Regel als römischer Einbau angesprochen und mit ei-ner veränderten Objektzuweisung des Theaters zu einem Amphitheater in Verbindunggebracht. Die die orchestra begrenzende Einfassung aus „bunt gemischtem Material“interpretiert S. Dakarēs als „Schutzmauer für die Zuschauer der Tierhetze“ (Abb.bis ).1014 Der Mauerring ist in der entsprechenden Publikation farblich für die ersterömische Phase markiert.1015 Eine ähnliche Zuweisung wird auch auf der Informations-tafel vor Ort vorgenommen, dort ist von einer frührömischen Periode die Rede. Auf demPlan im Flyer über die archäologische Stätte in der Auflage von , die die Besuche-rinnen und Besucher vor Ort erhalten, sind die besagten Mauern schwarz markiert. Dadieser Farbe als einziger keine Zeitangabe zugeordnet ist, könnten die schwarz gefärb-ten Bereiche auf der Abbildung vielleicht den nicht genauer datierten Mauerbestandabbilden.

Die beiden Mauerabschnitte im Bereich des Bühnengebäudes wurden in jüngsterZeit gesichert, was deutlich an ihnen zu erkennen ist (Abb. bis ). Wenn die Be-obachtungen, die im Zuge dieser Sicherungsmaßnahmen durchgeführt wurden, dazugeführt haben, eine Datierung von ,römisch‘ zu ,unbekannt‘, also eine veränderte Dar-stellung von ,farbig‘ zu ,schwarz‘ zu bewirken, so wurden dabei offensichtlich keine wei-teren Indizien für einen Datierungsansatz gefunden. Diese Mauern sind also undatiertoder zumindest in ihrem Frührömisch-Sein umstritten. Somit könnten die Einbautenauch erst in byzantinischer Zeit vorgenommen worden sein, um den Bau als modifizier-ten Versammlungsort zu nutzen. Oder es könnte sich um eine Renovierungsmaßnah-me nach v. Chr. handeln, was plausibel wäre, da von einer ,römischen‘ Zerstörung

1010 Dieterle , mit weiterführender Literatur. ZurWahrnehmung von Weihungen in einem ähnlichenAufstellungskontext: Klöckner , – .

1011 Zusammengestellt bei Moustakis , – .1012 Dieterle , – : Nr. F , Nr. F .1013 Dakarēs , – . Allerdings kann man von ei-

ner noch aufwändigeren Umbauphase sprechen, diein den letzten Jahren stattfand: Im Zuge von Restau-rierungsmaßnahmen wird jeder Stein des Theaterseinzeln entnommen, gereinigt, ggf. ergänzt und

wieder eingesetzt, wodurch quasi ein völlig neuesBauwerk entsteht (Abb. ). Vgl. dazu auch . .

1014 Dakarēs , – , aufgegriffen von Bowden, ; Ciancio Rossetto und Duvignaud ,

; Sear , – , – .1015 Dakarēs , – . Bei diesem Heftchen handelte

es sich „nahezu Jahre lang [um] das einzige dasHeiligtum in seiner Gesamtheit behandelnde Werksowie die einzige Monographie zu Dodona“ (Em-merling , ).

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Abb. Dodona. Schematischer idealisierter Grundrissplan des Theaters. Die im Text ausführlich behandeltenMauern sind hier grau markiert. Die gestreiften Bereiche stellen Treppenaufgänge dar.

Abb. Dodona. Theater,Blick auf den westlichen Bereichder cavea und die Rückseite desBühnengebäudes.

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Abb. Dodona. Innerer Mau-erring im Theater, Detailansicht.

Abb. Dodona. Ansicht desinneren Mauerrings im östlichenTeil des Skenengebäudes. Zustandim Sommer .

in Dodona ausgegangen wird ( . . ).1016 Auch dass ihre Errichtung eine Umfunktio-nierung des Theaters für Tierhetzen und eine damit einhergehende Umbenennung in,Amphitheater‘ bedeuten soll, ist folglich zumindest fraglich.

Die baulichen Veränderungen im Prytaneion und am Theater sind also bis in das. Jh. hinein nicht sehr umfangreich bzw. nicht genauer datierbar.1017 Eine möglicher-

weise veränderte Funktionszuweisung muss jedoch nicht zwangsläufig auch Umbau-maßnahmen notwendig gemacht haben. Ebenso wenig zeigt ein unveränderter Baube-stand die Ausübung identischer Aktivitäten im Laufe der Jahrhunderte an. Sogar wenndie Handlungen und Rituale, die in Dodona stattgefunden haben, sich an den Inten-tionen einer früheren Nutzungsphase orientierten, konnte ihnen trotzdem eine andereBedeutung als die eines tradierten Verhaltens zugewiesen werden.

1016 Dakarēs u. a. , .1017 Bauliche Veränderungen am Gebäude „Buleuterion“

werden von Bowden , – , erst im .– . Jh.angenommen. Er weist allerdings darauf hin, dass

diese Datierung nicht gesichert ist. Dort wurde dievorgelagerte Portikus zugesetzt. Eine große Mengean gefundenen Purpurschnecken könnte auf eineveränderte wirtschaftliche Nutzung hindeuten.

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Abb. Dodona. Ansicht des inneren Mauerringsim östlichen Teil des Skenengebäudes. Zustand imFrühjahr . Im Hintergrund rechts sieht man dieBauhütte der Restauratoren.

Abb. Dodona. Innerer Mauerring im östlichenTeil des Skenengebäudes. Detailansicht. Zustand imFrühjahr .

Abb. Dodona. Ansicht desinneren Mauerrings im westli-chen Teil des Skenengebäudes.Zustand im Sommer .

. . LadochoriDie für Nordwestgriechenland wichtige Hafenstadt Igoumenitsa ist gleichzeitig dieHauptstadt der Präfektur Thesprotien. Die südlich von Igoumenitsa gelegene OrtschaftLadochori ist de facto inzwischen mit der Stadt verwachsen (Abb. ), die Küstenliniezeigt eine durchgehende Bebauung. In beiden Städten gibt es eine Vielzahl römischerFunde und Befunde.

Im Bereich der heutigen Ortschaft Ladochori entstand in römischer Zeit eine un-befestigte Siedlung, die nicht in ihrer Gesamtausdehnung, sondern nur auf einer Flächevon etwa Morgen nachgewiesen werden konnte.1018 Es gibt offensichtlich kein rekt-anguläres Straßensystem und keine Aufteilung in insulae, vielmehr verliefen die Wege

1018 ; - ; .Der genaue Entstehungszeitraum der Siedlung istbei Akrivopoulòu und Lazari , , etwas un-klar formuliert. So schreiben sie zwar: „[…] theprevailing peace of the first two centuries AD hasevidently permitted the development of a numberof more organised urban units. It seems that theformation of the settlement excavated […] at thearea of Ladhochori should be attributed to this pe-riod.“ Dann fahren sie allerdings fort: „Additionally,

the excavation of the settlement made it possible todraw conclusions for the economic and social lifeof an organised community, developed between therd and the th century AD.“ Diese Formulierun-

gen könnten darauf zurückzuführen sein, dass dieeigentlichen ergrabenen Strukturen von Ladochori,bzw. die Funde erst im . Jh. einsetzen, während dieBelegung des als zugehörig definierten Gräberfeldsvon Igoumenitsa schon im . Jh. beginnt.

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Abb. Dodona. Ansicht des südlichen Abschnittsdes inneren Mauerrings im westlichen Teil des Ske-nengebäudes. Zustand im Frühjahr .

Abb. Dodona. Ansicht des nördlichen Abschnittsdes inneren Mauerrings im westlichen Teil des Ske-nengebäudes. Zustand im Frühjahr .

mäandrierend und die Mehrzahl der freigelegten Strukturen wiesen rechteckige odertrapezoide Grundrisse auf, die sich teilweise um einen zentralen Hof gruppierten. DieStraßen und dazwischen gelegenen kleinen Plätze waren gepflastert.1019 Diese architek-tonische Aufteilung kommuniziert die Bedürfnisse und die Möglichkeiten der in derKaiserzeit dort lebenden Bewohner. Sie unterschieden sich offensichtlich von den kom-munikativen Strategien anderer Siedlungen wie Nikopolis, Butrint oder Phoinike.

In der römischen Siedlung von Ladochori wurde ein Raum mit einem Fußboden-mosaik entdeckt (Abb. ).1020

Auf der Westseite konnte er nicht vollständig freigelegt werden, da dort ein Privat-grundstück anschloss.1021 Aufgrund technischer und stilistischer Aspekte erfolgte perAnalogieschluss, also durch die Erkennung von Ähnlichkeiten ( . . ), eine Datierungdes Mosaiks in die „Spätantike“.1022

1019 Akrivopoulòu und Lazari , – . Der öffent-liche Brunnen von Ladochori wird ausführlich in. . dargestellt.

1020 Es handelt sich um die Nr. auf dem Plan vonAkrivopoulòu und Lazari , Abb. . Vgl.auch Akrivopoulòu und Lazari , Abb. ,

; , Taf. b.1021 Vgl. , .1022 Akrivopoulòu und Lazari , . Zu Aspekten

der Datierung ornamentaler Mosaike: Muth ,– . Nach Balmelle, Blanchard-Lemée u. a. ,, lässt sich dem Motiv im Mittelfeld der Eigen-

name „Senkrechtes Flächenmuster aus anliegenden,unregelmässigen Achtecken (Quadrate bildend),in Gegensatzfarben“ (Nr. d) zuweisen, wobei dieQuadrate in diesem Fall von Westen nach Ostengrößer zu werden scheinen, bis sich ihr Verhält-nis zu den unregelmäßigen Achtecken genau ins

Gegenteil verkehrt hat (von Akrivopoulòu und La-zari , , als „densely“ bezeichnet). Eine In-terpretation dieser Veränderung im Motiv, ob essich dabei also um ein indexikalisch (handwerklich-verlegungstechnisch bzw. biographisch) oder einsymbolisch (inhaltlich) motiviertes Zeichen han-delt, kann allein auf der Grundlage des Ikons desAbbilds nicht vorgenommen werden. Das das Mit-telfeld rahmende Band (vgl. Abb. ) heißt nachBalmelle, Blanchard-Lemée u. a. , – : „Ab-art, die Spitzbögen mehrfarbig“ (Nr. b) von einer„Linie von sich überschneidenden und sich berüh-renden Halbkreisen, Spitzbögen und Schuppen her-vorbringend, in Gegensatzfarben“. Im Nordwestenschließt noch ein weiterer Mosaikstreifen an, derder Abb. in Akrivopoulòu und Lazari , ,nach zu urteilen und Balmelle, Blanchard-Lemée

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Abb. Ladochori. Schematische idealisierte Planskizze des Raumes mit dem Mosaikfußboden.

Mehrere Bauphasen sind beim Mosaikraum feststellbar, die von den Ausgräbernjedoch bislang nicht spezifischer voneinander unterschieden wurden. Während seinergesamten Nutzungszeit schien er allerdings von Süden, also zur Längsseite des Mosaikshin, zugänglich gewesen zu sein.1023 Dort gibt es zwei Eingänge, deren indexikalischeAbhängigkeit zueinander zum jetzigen Zeitpunkt und auf der Basis der Publikationennicht geklärt werden kann. Zu einem Zeitpunkt, der auf jeden Fall später als die Verle-gung des Mosaiks war, schien allerdings die Lösung des östlichen der beiden Eingängenicht mehr den Bedürfnissen zu entsprechen, denn es wurde nachträglich ein Schwell-stein auf dem Mosaik verlegt. Entsprechend wird von folgender biographischer Reihungausgegangen: Errichtung der Mauern, Verlegung des Mosaiks im durch die Mauern vor-gegebenen Kontext, Einbringung des Schwellsteins. Ob dies zeitgleich mit der Einrich-tung des westlichen der beiden Zugänge geschah oder zu einem früheren oder späteren

u. a. , , folgend als „Blattrankenmotiv“ be-nannt werden kann.

1023 Akrivopoulòu und Lazari , , geben als Zu-gangsseite Norden an. Folgt man jedoch ihren wei-

teren Beschreibungen sowie der Lage der Mauernim Übersichtsplan (Akrivopoulòu und Lazari ,

Abb. ), handelt es sich dabei anscheinend umeine Verwechslung.

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Zeitpunkt als ergänzende Maßnahme, muss offen bleiben. Zum Zeitpunkt der Auffin-dung kommunizierte der Stein als Symbol lediglich seine Nutzung als Schwelle.

In der Flucht der östlichen Tür war im Mosaik ein Objekt aus Marmor eingebracht,das als Säulenbasis angesprochen wird. Unweit davon fand sich ein Stück einer unkan-nelierten Säule. Die Bearbeiter geben noch Standspuren von weiteren Säulen an undfolgern daraus, dieses mache „the restoration of a tetrakionion ( ) in thecenter of this room quite probable“.1024 Diese weiteren Standspuren sind jedoch leiderin keinem Plan verzeichnet und auf keinem Foto erkennbar.1025 Somit war ein Bereichdes Raumes durch die Errichtung mindestens einer Säule architektonisch hervorgeho-ben. Die besondere Wahrnehmbarkeit dieses Bereichs schlägt sich allerdings nicht in derFußbodengestaltung nieder; die Motivik des Mosaiks war einheitlich. Der Bodenbelagals Kontext symbolisiert die Besonderheit nur durch ein indexikalisches Zeichen, wel-ches sich hier als Störung manifestiert. Säulen und Basen, von denen hier unklar bleibenmuss, ob sie eigens für ihre Verwendung im Mosaikraum hergestellt wurden oder bereitsvorherige Nutzungszuweisungen erfahren hatten, wurden zu einem bestimmten Zeit-punkt in den Raum verbracht und zur Darstellung der Abgrenzung eines bestimmtenBereichs genutzt. Während eine der Basen sowie ein Teil einer der Säulen im Anschlussdaran bis zu ihrer Aufdeckung durch Archäologen im Raum verblieb, verlagerten sichandere entsprechende Objekte ggf. im Laufe der Zeit.

Noch ein weiterer, sich im Norden anschließender Bereich unterscheidet sich vomRest des Raumes mit dem Mosaikboden. Dieser besteht im Westen aus einem Streifeneines weiteren Fußbodenmosaiks (Abb. ). Im Nordosten schließt ein Areal an, wel-ches separat als Raum bezeichnet wird. Seine Maße betragen ca. , x , Meter.1026

In ihm gibt es eine halbrunde, massive Struktur, die auf der Südseite eine rechtecki-ge Aussparung hat. Der umgebende Boden ist nicht mit Mosaiken ausgestaltet. DieseStruktur begrenzt das große Fußbodenmosaik auf dieser Seite des Raumes. Der Über-gang vom Mosaikstreifen zu Raum zeige, so die Bearbeiterinnen, eine Veränderung imursprünglichen Motiv- und Ausführungsplan der Verlegung an.1027 In diesem Fall kom-muniziert die apsidenförmige Struktur, dass ihre Errichtung zeitgleich oder in Folge zurMosaikausstattung relevanter und angemessener erschien. Auch der chronologisch um-gekehrte Fall ist jedoch denkbar, also dass sich das apsidiale Objekt mit der Aussparungbereits dort befand und ein Mosaik davor gelegt wurde, um diesen Bereich besonders zubetonen. Dies kann entweder der Fall gewesen sein, um die Funktion des Raumes bes-ser ausführen zu konnte, oder, weil sich die Bedürfnisse an den Raum im Laufe seiner

1024 Akrivopoulòu und Lazari , .1025 Zur Veranschaulichung, wie man sich eine solche

Standspur im Mosaik vorstellen kann, vgl. das Bei-spiel von Skala ( . . ), Abb. .

1026 , .1027 Akrivopoulòu und Lazari , .

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Ausgestaltung verändert haben.1028 Jedenfalls wurde die Struktur von den Betrachternzum Zeitpunkt ihrer Errichtung als ein Symbol der Zuweisung für den Raum mit demMosaikfußboden im Kontext wahrgenommen.

Diese nach dem aktuellen Stand der Ausgrabungen singuläre Existenz eines Mo-saikbodens in Ladochori bedeutet, dass es dort zum Zeitraum seiner Entstehung undseines Erhalts eine gewisse Relevanz für eben nur einen derartigen Fußbodenbelag ge-geben haben muss. Um das Mosaik sehen zu können, musste Zugang gewährt werden,war der Raum Besuchern nicht oder nur eingeschränkt zugänglich, konnte das Wissenum das Mosaik lediglich dessen Unzugänglichkeit vermitteln. Erst seine Ansichtigkeitund die damit verbundene Raumnutzung eröffnete ein weiteres Spektrum symbolischerFunktionen (dazu ausführlich . . ). Im Siedlungskontext konnte das Mosaik somit nurdann eine kommunikative Funktion, also eine repräsentative Wirkung, entfalten, wenndie Aktivitäten auf ihm, also im Raum, nach außen bzw. außerhalb kommuniziert wur-den.

Der Siedlung von Ladochori wird ein Gräberfeld zugewiesen, welches nördlich da-von in Igoumenitsa entdeckt wurde. Beim Bau des neuen Archäologischen Museumsvon Thesprothien wurden römische Gräber freigelegt (Abb. ).1029 Darüber hinaussind weitere Gräber bekannt, die jedoch außer in einer allgemeinen Erwähnung nichtpubliziert sind.1030 Als Belegungszeit wird das . bis . Jh. angenommen.1031

Von den Gräbern waren sechzehn mit Tonplatten bedeckt (Abb. ), bei neun wei-teren handelte es sich um gemauerte Kistengräber.1032 Eine Bestattung enthielt ein Kin-derskelett in einem Gefäß.1033 Dabei ist unklar, ob das Gefäß vor seiner Verwendungals Sarg eine anderweitige Nutzung erfuhr und ob für einen antiken Betrachter dieseForm der Bestattung ein Symbol der Armut, der pragmatischen Funktionalität oder derWertschätzung darstellte.

Von den aus den Gräbern stammenden Charonsmünzen konnte nur eine sicherdatiert werden, und zwar in die Zeit des Aurelianus ( – ). Die anderen sind nichtspezifischer zu bestimmen, als dass sie „aus der römischen Kaiserzeit“ stammen.1034 AlsIkon datiert jedoch auch die Münze mit der entzifferbaren Prägung nur sich selbst, als

1028 So ist zwar allein aufgrund einer Ähnlichkeit derForm eine Bedeutung des apsidialen Objekts als„spätantiker Sigma-Brunnen“ denkbar, dazu Mor-villez . Allerdings ist in den Grabungspublika-tionen nichts über mögliche Wasserleitungssystemeoder Sammelbecken ausgesagt, die jedoch bei einerentsprechenden Zuweisung existieren müssten.

1029 Kanta-Kitsou, Palli und Anagnostou , ; -. Zur Thanatoarchäologie allgemein Hof-

mann , – . Ihren Ausführungen zu den

semiotischen Bedeutungsebenen des Grabs (Hof-mann , – ) kann hier jedoch nur bedingtzugestimmt werden, dazu . . .

1030 Zusätzlich zu der Erwähnung bei ,, , gibt es noch mündliche Berichte von An-

wohnern: Riginos und Gania , Anm. .1031 , – .1032 Riginos und Gania , .1033 Kanta-Kitsou, Palli und Anagnostou , .1034 Riginos und Gania , .

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Abb. Igoumenitsa. Fototafelim Museum mit Abbildungender freigelegten Gräber auf demGelände des Museums vor seinemBau.

Abb. Igoumenitsa. Darstel-lung eines vom Grabungsarealauf der Fläche des späteren Mu-seums überführten Grabs imneuen Kontext der Vitrine in derDauerausstellung des Museums.

Abb. Nikopolis. Detailan-sicht der Frontseite des Tropäumsvon Süden. Zu erkennen sind dieEinlassungen für die metallenenSchiffsschnäbel.

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Index bietet sie einen terminus post quem für die Bestattung; ein Symbol ist unter anderemihre Positionierung im Grab, der ihr die Ansprache als Charonsmünze einbrachte.

Der größte Teil der Beigaben wurde als „Gebrauchskeramik“ klassifiziert.1035 AlsObjekt in einem Grab gibt ein Gefäß jedoch zunächst nur über sein Vorhandensein ineben diesem Kontext Auskunft. Seine vorherige Nutzung oder bewusste Herstellung alsGebrauchskeramik, also Rückschlüsse auf frühere biographische Stationen, sind ihmbestenfalls noch mittelbar beispielsweise in Form von Gebrauchsspuren inhärent. ImGrab- bzw. Bestattungskontext kann das Gefäß vom antiken Betrachter verschiedenesymbolische Bedeutungen zugewiesen bekommen. Zum einen ist denkbar, dass dieseForm der Beigabe kultisch sinnvoll oder sogar obligatorisch war und dass das aus demim Haushalt existierenden Bestand ausgewählte Gefäß als passend empfunden wurde.Es kann jedoch auch eigens für seine Funktion im Bestattungsritus mit anschließen-der Niederlegung im Grab hergestellt bzw. angeschafft worden sein. Denkbar ist fernerneben einer rituellen Funktion im Bestattungskult und damit verbundenen religiösenVorstellungen, die sich in der Objektauswahl niederschlagen konnten, auch eine be-sondere Bedeutung der Beigabe für die/den Verstorbene/n oder die Hinterbliebenen.Die Benutzung der entsprechenden Objekte als Grabbeigaben, ebenso wie die Aus-wahl von Ziegeln, Steinplatten oder anderem Material zur Herstellung des Grabs, kön-nen gleichsam vom zeitgenössischen Betrachter als pragmatisch-angemessen, kultisch-obligatorisch oder konventionell-tradiert gewertet werden.

Ein lakonischer Ziegel, der als Grababdeckung fungierte (Abb. ), ist zunächst einIkon für alle Ziegel, die wir als lakonisch (an-)erkennen. Gleichzeitig ist er ein Index fürseine Herstellungsgeschichte und seine Biographie, die schließlich zu dieser Nutzungführte. Als Symbol kommuniziert der Ziegel dem antiken Betrachter sowie auch demAusgräber, dass er als Grababdeckung dient. Diese Kommunikationsstrategie gilt nichtgrundsätzlich für alle lakonischen Ziegel-Ikons, sondern ist hier nur deshalb relevant,weil er im Kontext ,Grab‘ bzw. ,Bestattung‘ auftritt. Darüber hinaus kann er jedoch auchsymbolische Zuweisungen an seine anderen möglichen oder ehemaligen Kommunika-tionsebenen erfahren, die andere Ziegel, beispielsweise als Teil einer Dachdeckung, zueben diesem Zeitpunkt ikonisch erfüllen. Mehrere Ziegel zusammen können somit in-dexikalisch das Objekt ,Dach‘ generieren, wodurch jeder einzelne zu einem Symbol für,ein Dach‘ wird. Ist ein Grab mit mehreren Ziegeln bedeckt, so ist eine Bedeutungszu-weisung als Dach-Symbol nicht ausgeschlossen, was beim antiken Betrachter wiederumzur Rezeption von mit diesem Objekt verbundenen Symbolzuweisungen führen kann.

Die AusgräberInnen bzw. BearbeiterInnen der Nekropole von Igoumentisa charak-terisieren diese Form der Beigaben und der Bestattungen ambivalent. Sie werden sowohl

1035 Riginos und Gania , . Sie weisen darauf hin,dass es bislang keine Chronologie für Gebrauchske-ramik aus der Region gibt: Riginos und Gania ,

. Forsén u. a. , – , bieten nun eine ers-te Studien in diese Richtung.

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als „poor“1036 als auch als Beleg für „the existence of a wealthy settlement“1037 gewer-tet. Goldschmuck gilt hingegen allgemein als Attribut für eine weibliche Bestattete vonhöherem Status,1038 obwohl es in vorliegenden Fall keine anthropologischen Untersu-chungen gab1039 und für diese Art der Beigaben die gleichen Überlegungen gelten, wiesie hier für die Gebrauchskeramik exemplarisch dargelegt wurden. Noch ein Beispielsoll dies verdeutlichen: Eine Öllampe im Grab ist für den antiken (und auch den mo-dernen) Betrachter ein Ikon für alle Öllampen. Sie ist ein indexikalisches Zeichen für dieOption, eine tragbare Flamme entzünden und auf diese Weise über begrenzte Wärmeund Licht verfügen zu können. Die Lampe ist mit diesen Optionen sowie dem Poten-zial des ,Feuers‘ auch dann indexikalisch verbunden, wenn sie nicht entzündet ist. Ggf.entstandene Veränderungen der Materialität (Rußspuren, Verziehungen der Oberflächeetc.) sind ein indexikalisches Zeichen für die Nutzung der Lampe sowie ein symboli-sches für die Flamme. Für den antiken Betrachter konnte die Öllampe im Bestattungs-kontext ferner eine Reihe symbolischer Bedeutungen haben. Denkbar ist beispielsweiseeine Zuweisung zu metaphysischen, transzendenten oder spirituellen Sphären. Aucheine Darstellung des ,Übergangs‘ von der Welt der Lebenden in die der Toten, eine Abs-traktion des ,Nachlebens‘ oder ein ,Lichtblick‘ für die Hinterbliebenen und Trauerndensind mögliche symbolische Bedeutungszuweisungen.1040

Bei dieser beispielhaften Aufzählung handelt es sich nur um einige der Objektgat-tungen, die in der Nekropole von Igoumenitsa bei Ladochori gefunden wurden und diesich heute teilweise im Archäologischen Museum von Igoumenitsa besichtigen lassen(dazu ausführlich . ). Die Darlegungen haben gezeigt, dass die Befunde und Funde, dieaus den beiden Stätten stammen und als römisch angesprochen werden, für den anti-ken Betrachter und Benutzer auf vielfältigen Kommunikationsebenen ( . . ) relevantgewesen sein können. Ferner ist es nicht möglich, aufgrund ihrer Ausstattungsbeschaf-fenheit diesen Stätten ,mehr‘ oder ,weniger‘ Bedeutung beizumessen als beispielsweiseButrint, Dodona oder Nikopolis (dazu ausführlich . . ).

. . NikopolisNikopolis1041 wurde von Augustus als Siegesstadt nach der Schlacht bei Actium ( . . )gegründet. Unter anderem aus dieser Gründungsgeschichte resultiert die Annahme derverödeten Landschaften von Epirus und Akarnanien ( . . ). So sollen angeblich im Zu-ge eines Synoikismos die nach v. Chr. verbliebenen Bevölkerungsteile der umlie-

1036 Kanta-Kitsou, Palli und Anagnostou , .1037 , .1038 Riginos und Gania , – .1039 Diese wurden während der Entstehung des entspre-

chende Beitrag erst durchgeführt: Riginos und Ga-nia , .

1040 Dazu ausführlich Hofmann .1041 Die Schreibweise von Nikopolis richtet sich hier

nach der heute im Deutschen geläufigen.

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genden poleis, sei es unter Zwang oder freiwillig, nach Nikopolis umgesiedelt (worden)sein. Die Ausdehnung des betroffenen Gebiets wird aus den Schriftquellen abgeleitet.

Das Areal der antiken Stätte ist nicht von einer modernen Siedlung überbaut; le-diglich vereinzelte Höfe, Ställe und Viehunterstände, eingezäunte Weideflächen, derheutige Bewuchs sowie Absperrungen behindern die Zugänglichkeit (dazu ausführlich. ).1042 Ferner wurde das Gebiet nicht flächig ergraben, so dass aus vielen Lebensbe-

reichen der antiken Stadt nur sporadisch Hinterlassenschaften bekannt sind. In den er-schlossenen und für Besucher zugänglichen Orten dominieren außerdem die Objekte,welche in frühchristlicher Zeit, also erst nach dem hier definierten Bearbeitungszeit-raum, entstanden sind. Zahlreichen Bauten der Stadt wird allerdings aufgrund ihrerEntstehungsgeschichte eine augusteische Bauphase zugesprochen. Hierbei handelt essich jedoch meistens um ein Plausibilitätsargument, welches aus einer Gründung derStadt unter Augustus die Errichtung von öffentlichen Bauten und Wohnarchitektur ab-leitet.1043 Die Indizien an den jeweiligen Objekten, auf deren Grundlage diese entspre-chenden Interpretationen für eine augusteische Datierung vorgenommen werden, sindin der Regel vage. Dasselbe trifft auch auf Datierungsansätze zu, die in den folgendenJahrhunderten liegen. Den Grund dafür bringt T. Stefanidou-Tiveriou auf den Punkt,wenn sie sagt: „It almost goes without saying that the most interesting and remarkableperiod of Roman Nicopolis is the period when it was founded.“1044

Beispielhaft für diese genannten Phänomene kann die Forschungsgeschichte desOdeums angeführt werden.1045 Die Datierungen der Bauphasen des vollständig ergra-benen Gebäudes sind umstritten. R. Meinel schlägt für den sichtbaren Baubestand eineDatierung in die erste Hälfte des . Jh. vor.1046 F. Krinzinger hält hingegen einige dervon Meinel besprochenen Baudetails bereits für augusteisch.1047 P. Chrysostomou undF. Kefallonitou folgen Krinziger bezüglich der frühen Bauphase, nehmen jedoch im Un-terschied zu Meinel eine zweite erst im späten . oder frühen . Jh. an.1048 Im Werk vonP. Ciancio Rossetto und G. Pisani Sartorio wird das Odeum als in der zweiten Hälftedes . Jh., also in nachaugusteischer Zeit errichtet, und allgemein als „im . Jh. n. Chr.neugebaut und schließlich durch einen Brand zerstört“ beschrieben.1049 Im Zuge derjüngsten Bauaufnahme- und Restaurierungsarbeiten wurde zwar die Entstehung des

1042 Zum Erschließungsplan der Stätte als touristischearchaeological site: Kars u. a. .

1043 So zum Beispiel Krinzinger , – . Bowden, , hält fest: „Thus we do not know to what

extent, if any, these buildings date to the Augustanperiod […].“

1044 Stefanidou-Tiveriou , .1045 Mit „Odeum“ ist hier zunächst nur der Eigenname

gemeint, der das Gebäude identifizierbar macht.

Zur funktionalen also symbolischen Bedeutung desBaus, vor allem im Hinblick auf eine Unterschei-dung zum Theater vgl. . . .

1046 Meinel , .1047 Krinzinger , .1048 Chrysostomou und Kefallonitou , .1049 Ciancio Rossetto und Duvignaud , .

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Baus unter Augustus bestätigt,1050 weitere Zeitangaben zu einzelnen Bauphasen blei-ben jedoch unklar.

Weite Bereiche der eigentlichen Wohnsiedlung von Nikopolis sind bislang unaus-gegraben. Von den Privathäusern ist die sogenannte Villa des Manius Antonius am bes-ten erforscht. Die freigelegten Räume waren umfangreich mit Fußbodenmosaiken undMarmorverkleidungen ausgestattet. Es werden zwei Bauphasen der Villa unterschieden,von denen die erste zu Beginn des . Jh und die zweite in der zweiten Hälfte des . oderim frühen . Jh. durchgeführt worden sein soll. Ferner verfügte das Haus über eine ei-gene Therme, auch mit aufwändiger Ausstattung, die ebenfalls zahlreiche Umbaumaß-nahmen und Modifizierungen aufweist.1051

Aus den römischen Nekropolen von Nikopolis sind nur vereinzelte Strukturen be-kannt.1052 In der Nordnekropole, die bislang am umfangreichsten vorgelegt ist, werdendie Gräber in das . bis . Jh. datiert.1053 An den Ausfallstraßen der Siedlung, an denendie Nekropolen lagen, wird ferner der Aufstellungsort verschiedener kleiner Altäre undWeihinschriften für Hadrian und dessen Gemahlin Sabina vermutet. In den Inschriftenwird der Kaiser zusammen mit Zeus Olympios und Zeus Dodonaios genannt.1054 DieAufstellung erfolgte wohl anlässlich des kaiserlichen Besuchs im Verlauf seiner Grie-chenlandreise.

Nördlich der Stadt ließ Augustus, angeblich auf dem Hügel, von dem aus er dieSeeschlacht von Actium beobachtete, ein monumentales Tropäum errichten, welchesmit Schiffsschnäbeln der besiegten Flotte verziert gewesen war (Abb. ).1055

Bei diesem Siegesdenkmal (dazu ausführlich . ) handelt es sich um das am bes-ten erforschte Monument der Stadt.1056 Unterhalb des Hügels ließ Octavian/Augustusein Areal zur Ausrichtung der Aktischen Spiele anlegen. Somit wurden diese von ihremursprünglichen Durchführungsort, nämlich Actium auf der anderen Seite des Ambra-kischen Golfes, wo sich auch das Heiligtum des Apollon befand, auf diese Seite derMeerenge nach Nikopolis verlegt.1057 Sie fanden das erste Mal v. Chr. und anschlie-

1050 ω . Zur modernen Restaurierung desOdeums vgl. auch . .

1051 Bonini , – ; . Eine weiteregroßzügige Wohnanlage ist vor allem in ihrer spä-teren, frühchristlichen Ausbauphase erhalten. Auf-grund ihrer umfangreichen und qualitativ hochwer-tigen Ausstattung, die aus dem späten . und dem. Jh. stammt, wird sie als „Statthaltersitz“ oder „Bi-

schofspalast“ angesprochen, zusammenfassend dazuBonini , ; Chrysostomou und Kefallonitou

, – .1052 Diese haben Flämig a, – , und -

b zusammengestellt.1053 ω .

1054 Moustakis , – , mit weiterführender Li-teratur zu den einzelnen Inschriften. Zur Selbst-darstellung des Hadrian in Griechenland speziellin Verbindung mit Göttern: Karivieri , . Vgl.auch . . .

1055 Cass. Dio . . ; Suet. Aug. . .1056 Büscher a; ; Murray ; Mur-

ray und Petsas ; ; Schäfer ;; ; Zachos ; Zachos

; b.1057 Allerdings berichten die antiken Schriftquellen auch

von einem politisch motivierten Bauprogramm desAugustus in Actium selbst: Cass. Dio . . ; Prop.. . – ; Strab. . . .; Verg. Aen. . – . Dazu

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ßend in einem Turnus von fünf Jahren statt.1058 Die Bedeutung der Spiele wurde vonAugustus dahingehend modifiziert, sie nun nicht mehr nur zu Ehren des Apollon, son-dern auch zur Erinnerung an seinen Sieg stattfinden sollten, von dem er proklamierte,ihn nur mit Hilfe des Gottes errungen zu haben.1059 Zu dieser Spielstätte gehörte nebeneinem Stadion und einem Gymnasium auch ein Theater.

Um dieses Theater (Abb. ) vom innerhalb der Stadt gelegenen Odeum unterschei-den zu können, wird es in der Literatur häufig als (großes Theater)bezeichnet.1060 Seine Überreste liegen heute an einem extra für Touristen angelegtenParkplatz, sind jedoch aus Sicherheitsgründen nicht zugänglich (Abb. ).

Die cavea des großen Theaters ist unausgegraben.1061 Sie wird dreistöckig mit einerPorticus auf der summa cavea rekonstruiert (Abb. bis ).1062

An der Außenseite befindet sich mittig ein Fundament, vielleicht für eine Treppeoder einen Tempel.1063 Für den oberen Bereich der Sitzreihen wird ein Zeltdach ange-nommen.1064 An der Außenseite der cavea verfügt das Theater über Stützpfeiler (Außen-pilaster), wie sie auch in Hadrianopolis existieren (Abb. , ; vgl. auch Abb. ).1065

Das Mauerwerk der Stützpfeiler ist in einer Mischtechnik aus opus testaceum und opusincertum ausgeführt, wobei sich diese teilweise am gesamten Pfeiler, teilweise nur an ein-zelnen Seiten eines Pfeilers abwechseln.1066 Die Unterschiede im Mauerwerk kommu-nizieren verschiedene Ausführungsschritte. Als indexikalische Zeichen können sie so-wohl eine zeitliche Abfolge, also verschiedene Bau- oder Renovierungsphasen, als aucheine zeitgleiche Entstehung darstellen, bei der die Ursachen des Mauerwerkwechselsbeispielsweise statische oder handwerkliche Gründe haben können.1067

Die scenae frons wird ebenfalls dreistöckig rekonstruiert, so dass sie mit der oberstenSitzreihe abschlösse.1068 Die innen liegende Mauer des Skenengebäudes war komplettmit Ziegeln verkleidet. An der nach außen gerichteten Wand ist ein opus vittatum sicht-bar (Abb. ).

Moustakis , – ; Trianti, Lambaki undAlexandra .

1058 Moustakis , . Die ersten Nea Aktia wurdeneventuell auch schon vor der eigentlichen Grün-dung der Stadt durchgeführt: Murray und Petsas

, – .1059 Suet. Aug. , . Zur politischen Bedeutung der Ak-

tischen Spiele: Moustakis , – .1060 a; . Dabei han-

delt es sich um ein übliches Vorgehen, wenn ggf.mehrere als Theater angesprochene Bauten in einerStadt existieren: Sear , .

1061 Kars u. a. , , bemerken dazu: „The cavea iscompletely overgrown by all kinds of vegetation.[…] it is virtually impossible to remove the vegetati-

on without damaging the structure’s stability at thesame time […].“

1062 a; , .1063 Ciancio Rossetto und Duvignaud , . Auf

dem Plan Abb. ist diese Struktur nicht mitabgebildet.

1064 Kars u. a. , ; , .1065 Ciancio Rossetto und Duvignaud , .1066 , .1067 So nimmt Sear , , eine mit einem Fragezei-

chen versehene Erbauung des Theaters unter Augus-tus und ein „rebuilding“ im .– . Jh. an und begrün-det dies mit der Ziegelausführung.

1068 a, – .

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Abb. Nikopolis. Schematischer idealisierter Grundrissplan des Theaters. Die grauen Bereiche stellen rekon-struierte Mauerverläufe, die gestreiften Abschnitte Treppenaufgänge dar.

Abb. Nikopolis. Überblicküber die Reste der westlichenparodos und den Bereich der ca-vea des großen Theaters. Ansichtvon Süden. Rechts im Bild be-findet sich die Rückseite desSkenengebäudes.

Abb. Nikopolis. Ansicht derwestlichen parodos und Teile dercavea. Blickrichtung Nordwesten.

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Abb. Nikopolis. Ansicht derwestlichen parodos und Teile dercavea. Blickrichtung Nordosten.

Abb. Nikopolis. Ansicht deröstlichen parodos und Teile dercavea. Blickrichtung Nordosten.

Außerdem ließen sich auf der Vorder- und Rückseite verschieden gemagerte Mörtelfeststellen, wobei der des opus vittatum eine feinere Textur aufweist.1069 Außerdem gabes Paraskenien.1070 Die Parodosmauern sind anscheinend bis auf die Höhe der mediacavea mit großformatigen, länglichen Steinblöcken verkleidet (Abb. bis ). Das dar-über liegende Mauerwerk ist in opus mixtum ausgeführt mit einem reticulatum oder quasireticulatum auf der der cavea zugewandten Seite.

Sowohl die Ausrichtungsstätte der Aktischen Spiele mit dem Theater als zugewie-senem Objekt als auch das Tropäum lagen außerhalb der Stadt, also räumlich von diesergetrennt, sind jedoch indexikalisch mit ihr verbunden. Um dorthin zu gelangen, mussteman eine gewisse Wegstrecke zurücklegen.1071 Der Hügel, auf dem sich das Tropäum be-fand, war allerdings von verschiedenen Positionen im Stadtgebiet sichtbar. Somit kom-munizierte es eine stetige Präsenz bei gleichzeitiger, scheinbarer Unerreichbarkeit. Die-se war zwar abstrakt – wobei nichts über die Zugänglichkeit des Monuments für antikeBesucher bekannt ist – doch unabhängig von einer theoretischen Erreichbarkeit über-

1069 Kars u. a. , – .1070 , .

1071 Zum Weg als Index vgl. . . .

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Abb. Nikopolis. Ansicht deröstlichen parodos. BlickrichtungNordwesten.

Abb. Nikopolis. Süd-seite (Außenseite) desBühnengebäudes.

ragte der Hügel mit dem Tropäum die Landschaft und war auf diese Weise mit seinemDenkmal-Gehalt als ein ständiges Symbol sichtbar.1072

Im Umland von Nikopolis wurde in den er Jahren ein intensiver Survey durch-geführt. Dieser zeigte, ausgehend von der Vielzahl der geborgenen Objekte, eine dichteBesiedlung sowohl der Nikopolis- als auch der daran anschließenden Agios Thomas-Halbinsel.1073 Vor allem im Bereich des größten Hafens gab es zahlreiche Funde. Er wirdin einer Bucht südlich der Stadt lokalisiert, die die beiden genannten Halbinseln von-einander trennt und heute noch Ormos Vathy (tiefer Hafen) genannt wird (Abb. ). Hierkonnte auf einer Fläche von Hektar eine eigene Siedlung lokalisiert werden, wobeidie Vermutung nahe liegt, dass sie sich noch im Bereich der modernen Ortschaft Prevezaweiter ausdehnte.1074 Ein zweiter größerer Hafen, der Ormos Pogonitsa, befand sich wei-ter im Osten der Agios Thomas-Halbinsel, während weitere kleinere an der Nordküste

1072 Dazu ausführlich . . Vgl. auch .1073 Stein ; Wiseman ; Wiseman und Zachos

.

1074 Stein , – .

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lagen, so dass vom Meer kommende Schiffe zunächst durch die Aktische Meerenge inden Amkrakischen Golf einfahren und die Halbinsel umrunden mussten, um dort an-legen zu können.1075 Darüber hinaus war die Agios Thomas-Halbinsel systematisch mitverschiedenen Anlagen erschlossen, von denen viele als villa oder farmstead klassifiziertwerden.1076 Somit war nicht nur das Stadtgebiet selbst, sondern auch das Umland bisweit ins Hinterland hinein erschlossen und flächendeckend besiedelt.1077

. . StratosDie archäologische Stätte Stratos liegt am Fluss Acheloos in Südakarnanien (Abb. ).Der schriftlichen Überlieferung zufolge beteiligte sich Stratos am Synoikismos von Ni-kopolis.1078 Im Stadtgebiet der ehemaligen polis sind nur an vereinzelten Stellen Objek-te zutage getreten, die als römisch angesprochen werden. Es handelt sich vor allem umMünzen und Keramikfragmente, die in den Bereichen der Akropolis, der Agora, einesals „Heroengrab“ angesprochenen Monuments in der Südnekropole und des Zeustem-pels gefunden wurden.1079

Die bislang größte Menge entsprechender Keramik stammt vom „römischen Al-tar“ auf der Agora (Abb. ). Die Fundamente dieses Monuments wurden bei Grabun-gen in den er Jahren freigelegt.1080 Dabei traten zahlreiche Lampenfragmente des. bis frühen . Jh. n. Chr. zutage, wobei lediglich zwei Fragmente in das . Jh. datiert

werden, während die Masse des Materials aus dem . Jh. stammt.1081 Auch die zahlreichgefundenen Tierknochen werden mit dort ausgeübten Kultpraktiken in Verbindung ge-bracht.1082

Außer dem singulären Altarmonument und den zugehörigen Öllampen sowie denvereinzelten Münzen fanden sich westlich außerhalb der Stadtmauer, im Bereich desniemals fertiggestellten Zeustempels, zwei unvollständig erhaltene weibliche Gewand-statuen aus Marmor. Diese wurden von den Ausgräbern des Tempels als römische Ko-pien des . Jh. angesprochen.1083 Beide befinden sich heute im Museum von Agrinion.Von einer ist nur die untere Hälfte des Rumpfs sowie die Beine bis etwa zu den Knienerhalten. Die Oberfläche ist zudem stark bestoßen und verwittert. Die zweite Gewand-statue ist in einem besseren Erhaltungszustand, es fehlen lediglich der Kopf, die Arme,die rechte Schulter bis zur Brust und die Füße. Aufgrund der Oberflächenbeschaffenheit

1075 Stein , – .1076 Stein , – .1077 Vgl. auch die weiteren Erschließungsmaßnahmen

der Zenturiation ( . . ) und des Aquädukts ( . . ).1078 Plin. nat. . ; Strab. . . .1079 Courby und Picard , – ; Pantelidis ,

; Strauch , .1080 „Apart from some coin and pottery finds, it [der

römische Altar] is the only evidence from Roman

imperial times that has been found within the citywalls of Stratos until now“ (Funke , ).

1081 Pantelidis , ; Pantelidis . Schwandner/ , , spricht von einem „Triglyphenaltar“

und vermutet seine Errichtung im . Jh. n. Chr.1082 Prust , – .1083 Courby und Picard , ; Strauch , .

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Abb. Stratos. Blick überdie Agora nach Westen. Bei denStrukturen am linken Bildrandmittig handelt es sich um densogenannten Altar.

Abb. Stratos. Blick auf dasTheater nach Osten.

und der tiefen Bohrkanäle, welche die Gewandfalten bilden, erscheint eine grobe Da-tierung in das . Jh. plausibel. Für eine größere Sicherheit wäre jedoch eine eingehendeAutopsie nötig, die bislang nicht vorgenommen wurde.

Dem Theater von Stratos (Abb. ), das freigelegt wurde, wird keine römischeBauphase zugewiesen, weshalb es hier auch nicht ausführlicher dargestellt wird.1084 Dasbedeutet selbstverständlich nicht, dass nicht auch in dieser Zeit dort Aktivitäten stattge-funden haben können, vor allem, wenn man die langen Nutzungsdauern der entspre-chenden Bauwerke in ihrem unveränderten Bestand in Phoinike ( . . ) oder Dodona( . . ) bedenkt. Die durchgeführten Baumaßnahmen in Phoinike sind ja offenbar auchnur aufgrund der Erdbebenzerstörung notwendig gewesen.

Bei dem Umland von Stratos, der sogenannten Stratiké, durch die der Acheloosfließt, handelt es sich um die größte Fruchtebene Akarnaniens (Abb. ).1085 Dort fandin den er Jahren ein intensiver Survey statt.1086 Insgesamt sind über Fundstel-len als römisch klassifiziert, sechs entsprechende wurden im Jahre abgelaufen, von

1084 Schwandner / , – .1085 Lang , . Zur Bedeutung des Flusses in der

Antike vgl. . .

1086 Funke , .

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denen die Hälfte zwischen v. und n. Chr. datiert, die anderen drei zeitlich nichtgenauer eingegrenzt werden.1087 Allgemein stellt sich die Situation anhand der Kar-tierung der Fundstellen so dar, dass sich das Siedlungsgebiet in der Kaiserzeit aus derbefestigten Stadt nach Südwesten in die Stratiké verlagerte. Dort gibt es Hinweise bei-spielsweise auf einen Badekomplex, der anscheinend Teil einer größeren Wohneinheitgewesen ist. Bei einem oikos-Tempel, der auf einer Flur mit Namen Spáthari identifiziertund auch ausgegraben wurde, wird die späteste Nutzungsphase im . bis . Jh. n. Chr.angenommen.1088 Als erste Auswertung des beim Survey geborgenen Materials kannfestgehalten werden, dass die als römisch angesprochenen Funde in diesem Gebiet imVergleich nicht so zahlreich sind wie die anderer Epochen. Doch nimmt nach einemvorläufigen Rückgang der Fundstellen im frühen Prinzipat ihre Anzahl in der Kaiser-zeit wieder deutlich zu.1089 Von einer Verödung des Gebiets kann also auch hier keineRede sein.

. . OiniadaiOiniadai, ebenfalls in Südakarnanien am Acheloos gelegen (Abb. ), gilt ebenfalls alseine der Siedlungen, die im Zuge des Synoikismos von Nikopolis verlassen wurden.1090

Es wird jedoch in verschiedenen Publikationen vereinzelt von ,römischen Resten‘ be-richtet, die im Folgenden näher analysiert werden sollen. Dabei zeigt sich, wie unein-heitlich dieser Begriff auch hier Verwendung findet (dazu ausführlich . . ), weswegendie so angesprochenen Objekte differenziert werden müssen.

Beispielsweise haben sich die Meinungen zu den Bauphasen des Theaters von Oini-adai (Abb. bis ) seit seiner Freilegung durch B. Powell im Jahr geändert.1091

Im Gegensatz zu früher wird heute nur noch von zwei umfangreichen griechischen Bau-phasen ausgegangen, einer klassischen und einer hellenistischen, die sich hauptsächlichin einem Umbau des Skenengebäudes darstellen.1092 S. Gogos hält fest, dass das Theater„in römischer Zeit keine Umbauten erfuhr“.1093 E. Fiechter unterscheidet jedoch nochdrei Bauphasen: eine des . Jh. v. Chr., eine des . Jh. v. Chr. und einen „römischen Um-bau“. Letzterer wird von ihm am scenae-Gebäude an zwei Mauern der Paraskenien lo-kalisiert, die er als V und V bezeichnet.1094 In Bezug auf diese Flügelbauten sagt erüber die Arbeit des Ausgräbers: „Powell nimmt an, daß das schlechte Mauerwerk un-mittelbar vor V und V eine Verbauung von Türen anzeige […]“.1095 Die Quermauern

1087 Lang , .1088 Funke , ; Lang , ; Schwandner ,

. Zu dem Tempel entsteht gerade an der Techni-schen Universität Darmstadt eine Dissertation vonKathrin Fuchs.

1089 Funke , .

1090 Strab. . . .1091 Powell , .1092 Dazu ausführlich Gogos .1093 Gogos , .1094 Fiechter , Taf. .1095 Fiechter , .

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Abb. Oiniadai. Schematischer idealisierter Grundrissplan des Theaters. Die grauen Bereiche stellen denrekonstruierten Mauerverlauf dar. Die Benennungen der Mauern entsprechen den im Text genannten.

der scenae frons, die in der Verlängerung dieser beiden Flügelbauten liegen, werden vonGogos Qm und Qm genannt (Abb. , , ).

In diesen lokalisiert er jeweils Durchgänge, von denen er feststellt, dass sie vonPowell und Fiechter nicht erkannt wurden. Diese Missachtung der Zugänge führt erdarauf zurück, „daß diese Skenenbereiche nicht ausreichend untersucht wurden, unddaher wichtige Baudetails deshalb leicht übersehen werden konnten“.1096 Die Türen,von denen Fiechter und Gogos sprechen, also die in V und V bzw. in Qm und Qm ,

1096 Gogos , .

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Abb. Oiniadai. Übersichtüber das Theater von Süden überdie zu großen Teilen aus demanstehenden Felsen herausgear-beitete cavea.

Abb. Oiniadai. Blick vomTheater nach Süden auf das Büh-nengebäude. Im Hintergrundbefindet sich die Deltaebene desAcheloos.

sind somit nicht dieselben. Zwar ist die von Fiechter benutzte Ortsangabe „vor“ und diespäter im Text getroffene Aussage von „seitlichen Türen“ nicht näher spezifiziert, da derBezugspunkt nicht klar ist und Angaben von Himmelsrichtungen fehlen.1097 Aus derFormulierung kann jedoch geschlossen werden, dass aus der Perspektive der Paraskeni-en geschrieben wurde und sich ein „vor“ also auf die orchestra bezieht. Dann wären nichtdie potenziellen Durchgänge südwestlich der Paraskenien im Skenengebäude gemeint,die Gogos behandelt. Das legt auch die Darstellung der scenae-Situation bei Fiechter na-he: Die Mauern, die bei ihm, von der scenae frons aus gesehen, die jeweils inneren seitli-chen Begrenzungen bilden und bei Gogos die Verlängerungen von Qm und Qm sind,werden hier als „spätere Zusätze“ der römischen Zeit interpretiert.1098 Gogos hingegenordnet sie einer zweiten Bauphase zu, in der das einstöckige scenae-Gebäude zweistö-ckig wurde.1099 Dies macht er vor allem an einer anderen Mauertechnik (die scenae hat

1097 Fiechter , .1098 Fiechter , ; vgl. auch Fiechter , Taf. .

1099 Gogos , .

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Abb. Oiniadai. Übersichtüber das Skenengebäude vonWesten. Zustand Mai .

Abb. Oiniadai. Übersichtüber das Skenengebäude vonOsten. Zustand Mai .

ein zweischaliges Mauerwerk, die Paraseknien ein einschaliges) und daran fest, dass dieMauern nicht einbinden. Er nennt diese . Bauphase „hellenistisch“.1100 Allerdings gibtes erhebliche Probleme mit dem Ensemble der Paraskenien, da dort anscheinend vomZeitpunkt der Freilegung im Jahre bis zu den vorgenommenen Reinigungsar-beiten der zuständigen Ephorie starke Eingriffe in den Bestand stattgefunden haben.1101

Gogos weist darauf hin, dass sich die Situation inzwischen insofern verändert habe, „alsbei der neuen systematischen Untersuchung des Theaters das gesamte in Sturzlage bzw.um die Skenenmauern befindliche Baumaterial nach entsprechenden Maßnahmen zurSicherung der vorgefundenen Situation entfernt wurde.“1102

1100 Gogos , – .1101 Gogos , – , glaubt, dass Hirten den sicht-

baren Baubestand der Paraskenien zu Viehställenumgebaut haben. Bezüglich des Zustands nach derFreilegung durch Powell gibt es nur wenige publi-

zierte Fotos, die auch nur einige Bereiche der an-getroffenen Befundlage abbilden: vgl. Powell ,

Abb. , Abb. .1102 Gogos , . Der Zustand vorher wird bei Gogos

, Abb. – , abgebildet.

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Die heute im Gelände sichtbaren Überreste (Abb. bis ) stellen sich also so dar,wie sie nach der Bereinigung von zurückgelassen wurden. Der Bestand kommuni-ziert die menschlichen Eingriffe, die zur Darstellung dessen, was gezeigt werden sollte,notwendig waren. Vom vorherigen Zustand ist „eine ziemlich genaue Lageskizze der Si-tuation“1103 angefertigt worden, die durch die Beseitigung des Dargestellten ihren inde-xikalischen Bezug verloren und somit nur mehr symbolischen Charakter hat. Die wegge-räumten Steine haben offensichtlich im Laufe der Zeit zu verschiedenen Interpretatio-nen und Darstellungen des Skenengebäudes geführt. Betrachtet man diese „ziemlich ge-naue Lageskizze“, so mag man anhand der Abbildung durchaus Mauerstrukturen identi-fizieren, also der Darstellung aufgrund der von der Landschaft auf das Papier übertrage-nen Objekte und ihrer Digitalisierung eine Ähnlichkeit mit Mauer-Objekten zuweisen.Diese erweiterte indexikalische Anordnung der Steine könnte zu einem Zeitpunkt aufder Kontinuitätslinie eine Bedeutungszuweisung als ,Mauern‘ erfahren haben, von demnicht bekannt ist, ob er römisch, byzantinisch oder neuzeitlich datiert. Zwar steht dieseAnordnung in einem Zusammenhang mit dem scenae-Objekt und konnte somit als einebauliche Anlage wahrgenommen werden. Ob aber zu diesem Zeitpunkt eine Nutzungals „Skenengebäude eines Theaters“ mit entsprechender symbolischer Zuweisung statt-fand, ist unbekannt. Eine Ansprache und Funktionszuweisung beispielsweise als „Stall“oder „Turm“ ist ebenfalls denkbar.1104 Diese Überlegungen müssen jedoch spekulativbleiben, da die Steine, die diese Objekte symbolisiert, bzw. ihre Überreste indexikalischgebildet haben, weggeräumt wurden, um das Theater-Objekt in einen Zustand zu ver-setzen, der die Bedeutungszuweisung der klassisch-hellenistischen Zeit darstellt bzw.die Überreste dieser Zeit in den Vordergrund rückt. Die heutige Situation kommuni-ziert eine Bereinigung der Fläche von im Jahr ,unerwünscht‘ oder ,unangemessen‘erscheinenden Objekten.

Ob das Theater von Oiniadai in römischer Zeit von Akteuren genutzt wurde, hängtdamit zusammen, ob es eine Besiedlung in der Nähe gegeben hat, deren Bewohne-rInnen ein Interesse an dieser Stätte hatten. Hinweise für eine entsprechende Besied-lung sind spärlich, was jedoch auch an der bereits festgestellten, bisweilen verwirren-den Ansprachen entsprechender Objekte als römisch liegen kann. So sind im Bereichder Schiffshäuser (Abb. ) vereinzelt lateinisch gestempelte, jedoch nicht näher datier-te Ziegel und Amphorenhenkel gefunden worden sowie eine Bronzemünze „probablyfrom the third century A.D., bears the head of a Roman emperor (Probus?) on the ob-verse“.1105

1103 Gogos , Anm. , Plan .1104 Kahrstedt , , möchte in dem Mauergeviert

sogar einen „Wirtschaftshof“ der Kaiserzeit erken-nen. Zur Notwendigkeit der kritischen Auseinan-

dersetzung mit Kahrstedts Ansichten und Schriften:Strauch , .

1105 Sears (Jr.) , – ; vgl. auch Strauch ,.

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Abb. Oiniadai. VerlandeteSchiffshäuser.

Diese Fundstücke werden teilweise mit Gräbern in Zusammenhang gebracht, dieüber den Hafenbauten entstanden und zu deren Ausstattung D. Strauch bemerkt: „DieBeigaben in den aus großen Ziegeln gebauten Gräbern zeugen keinesfalls von einerVerarmung der Rest-Bevölkerung: kunstvolles Glas, Terrakotten, römische Tonlampenmit Inschriften (keine westlichen ,Firma-Lampen‘) […].“1106

Auch bei meinem Besuch im Frühjahr war der Erdboden im Bereich derSchiffshäuser mit Terra Sigillata-Fragmenten durchsetzt. Die dortige Erde schien jedochzur Aufschüttung benutzt worden zu sein, da dieser Bereich der antiken Stadt heutenoch in einem feuchten Gebiet mit hohem Grundwasserspiegel liegt. Somit ist unklar,ob der Erdboden auch von dieser Stelle stammt oder von woanders hierher verbrachtwurde.

Mehrere Schlüsse lassen sich aus der Existenz der Bestattungen ableiten. So konnteder Hafen von Oiniadai zu diesem Zeitpunkt nicht mehr als solcher genutzt wordensein.1107 Aufgrund seiner neuen Funktionszuweisung als Nekropole kann jedoch vonBewohnern in der Umgebung der Grablegen ausgegangen werden, die es für angemes-sen hielten, ihre Toten dort zu bestatten.

Im Bereich der Akropolis wurden von Kahrstedt tönerne Wasserleitungen als rö-mische Funde klassifiziert.1108 Diese werden inzwischen als hellenistisch angesprochen,was nicht bedeutet, dass nicht von Kahrstedt ebenfalls ein Zeitraum nach v. Chr.gemeint war (dazu ausführlich . . ).1109 Im Zuge der neuen Forschungen in Oinia-dai wurden außerdem zum ersten Mal vereinzelte Keramik- und Glasfragmente auf derAkropolis gefunden, die kaiserzeitlich datiert werden. Die Ausgräberinnen bemerken

1106 Strauch , .1107 Zur Verlandung des Hafens durch die starke Mäan-

drierung des Acheloos und die Veränderung derKüstenlinie: Vött ; Vött u.a. ; Vött u.a.

a.

1108 Kahrstedt , ; Kahrstedt , .1109 Diesen konkreten Hinweis verdanke ich einer

mündlichen Bestätigung der Ausgräberinnen.

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dazu allerdings, die Funde seien „so spärlich und ohne jeglichen Zusammenhang mitirgendwelchen Bauten, dass man keineswegs von einem Weiterleben der Stadt sprechenkann.“1110

. InfrastrukturVon den vielfältigen infrastrukturellen Maßnahmen, die eine Erschließung von Land-schaft bedingen, bzw. deren Ausdruck die Landschaft prägt, werden im Folgenden dieVerkehrswege, die Zenturiation und ausgewählte Bereiche der Wasserversorgung, näm-lich die Aquädukte und der Brunnen von Ladochori ausführlicher dargestellt (Abb. .Siehe auch die vergrößerte Darstellung dieser Abbildung im hinteren Buchumschlag.).

. . VerkehrswegeRoads, trackways and waterways are significant facets of the landscape, whilean understanding of the means and the lines of movement pioneered by peoplein their efforts to communicate, socialise and trade with each other is crucialto the understanding of almost any landscape.1111

Das Objekt ,Straße‘1112 ist auf vielfältigen Kommunikationsebenen relevant. Die Dinge,aus denen sie besteht, wie Steine, Erde und Hölzer etc. sind Ikons für ihre Existenzund Indizes für ihre Bearbeitungen, die zu dem Ergebnis ,Straße‘ führten. Ferner ist sieein Symbol für die Möglichkeit, auf ihr gut bzw. geregelt und auch regelgerecht voranzu kommen. Sie kommuniziert also die Präsenz von zu ihrer Umgebung, der Nicht-Straße, abweichenden Vorschriften und Konventionen. Gleichzeitig symbolisiert sie diePunkte, die sie verbindet, also die konkreten Orte, an die man gelangt, wenn man aufihr unterwegs ist. Diese, ebenso wie Startpunkt, Stationen und Ziel, sind der Straße imVerlauf des gesamten Weges immanent und werden sämtliche durch sie symbolisiert. Siebewusst aufzusuchen, sie zu passieren oder auch zu meiden, zeugt von verschiedenenBedeutungszuweisungen und zieht jeweils entsprechende Handlungen nach sich. DasMeiden der Straße bedeutet beispielsweise eine Abweichung von der gesellschaftlichanerkannten Konvention, auf ihr unterwegs zu sein, um schnell vorwärts zu kommen.

Der Verlauf einer Straße ist indexikalisch. Er symbolisiert eine Schneise von mensch-lichen Aktivitäten und transformierten Objekten, die einen bestimmten Bereich von derUmgebung unterscheidet und absetzt. Verschiedene Handlungen haben dazu geführt,dass derjenige, der die Straße benutzt, sich eben dort bewegt. Sie kommuniziert ihren

1110 Serbeti, Panagou und Efstathopoulos , .1111 Muir , .

1112 Die Begriffe ,Straße‘ und ,Weg‘ werden hier syn-onym verwendet.

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Verlauf als Angebot an ihre Benutzerinnen und Benutzer. Das macht eine bewusste Ent-scheidung, ihr zu folgen oder nicht zu folgen, also eine Interaktion mit dem Weg undden dadurch verbundenen Orten, notwendig.

Über das Wegenetz in Epirus in der römischen Kaiserzeit ist wenig bekannt. Die be-deutendste Straße war die Via Egnatia, von der Strabo berichtet, dass sie über eine Längevon Meilen von Apollonia nach Macedonien verlaufen und mit Meilensteinen ver-sehen gewesen war.1113 Sämtliche Kartierungen antiker Straßen in Epirus basieren aufspätantiken Itinerarien, von denen die Tabula Peutingeriana die populärste ist.1114 DiesenUmstand versuchte bereits P. Soustal für die byzantinische Zeit dahingehend nutzbarzu machen, als dass er folgenden Sachverhalt proklamierte:

Das […] Straßennetz des hier behandelten Gebietes [Epirus Vetus] ist begreifli-cherweise entscheidend durch die geographischen Verhältnisse des Landes be-dingt. Daher waren vermutlich die meisten Verkehrsverbindungen in der An-tike, im Mittelalter und in der Neuzeit die gleichen.1115

Der Versuch der Konstruktion einer Straßenkarte für die antike Provinz bleibt somitimmer hypothetisch und funktioniert auf der Basis von Plausibilitätsargumenten. Dieaus heutiger Sicht nutzbaren Land- und auch Schifffahrtsverbindungen können mit un-terschiedlicher Wahrscheinlichkeit auch für die Antike angenommen werden. EinigeBeispiele sollen das verdeutlichen.

Die Aquädukt-Brücke über den Vivari-Kanal nach Butrint war sicherlich ein zentra-ler Zugang in die Stadt (dazu ausführlich . . ). Es muss sich bei diesem Weg jedochnicht unbedingt auch um die Hauptstraße gehandelt haben, die weiter nach Sarandaoder Phoinike im Norden und vorbei an Malathrea nach Ladochori und Nikopolis imSüden führte. Denkbar ist auch ein Abzweig, der ausschließlich eine Bedeutung fürdie Erreichbarkeit von Butrint hatte. Eine mögliche Landverbindung der nördlich undsüdlich gelegenen Stätten könnte auch über die Vrina-Ebene und von dort östlich desButrinter Sees verlaufen sein (Abb. ).

Gut durch schriftliche und archäologische Objekte dargestellt ist die Schiffbarkeitder ,Dioryctus‘ genannten Meerenge zwischen der Insel Leukas und dem akarnanischenFestland (Abb. ). Diese Wasserstraße war in der römischen Kaiserzeit nur sporadischschiffbar. Für die augusteische Zeit ist sowohl eine mögliche Durchfahrt als auch eine

1113 Strab. . . Zu aufgefundenen Meilensteinen unddem Versuch einer Rekonstruktion des Straßenver-laufs anhand der Fundorte vgl. Freitag , .Die jüngste Zusammenstellung auch mit entspre-chenden Schriftquellen aus der Kaiserzeit bietet:Fasolo .

1114 Für die bisher ausführlichsten Versuche vgl.; Hammond ; Stadtmüller ; Strauch

, – ; Wilkes . Bemerkenswert istauch das Via Egnatia-Feldforschungsprojekt: Amoreu. a. . Murray schlägt mögliche Straßen-verläufe zwischen einzelnen poleis in Akarnanienvor, die er selbst bereist hat.

1115 Soustal , .

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Abb. Blick von Leukas aufden sogenannten Dioryctus, dieMeerenge zwischen der Insel unddem akarnanischen Festland. ImHintergrund befindet sich diePlaghiá-Halbinsel.

nötige Umschiffung überliefert.1116 Dieser wechselhafte Zustand hat wohl bis in das. Jh. n. Chr. angedauert.1117 Zwar wurde in der griechischen Antike versucht, den Ka-

nal durch menschliche Eingriffe schiffbar zu halten. Ob dies auch in römischer Zeitder Fall war, lässt sich nur vermuten.1118 Im Süden, wo die Durchfahrt breiter war,führte in römischer Zeit eine Mole vom Festland zur benachbarten Insel. Diese warbereits einige Jahrhunderte zuvor angelegt worden.1119 Ihr wird die ehemalige Funkti-on zugesprochen, Schiffen bei Sturm Schutz geboten und den Hafen von Leukas vorVerschlammung bewahrt zu haben. An der Mole wurden bei UnterwasserforschungenAmphorenfragmente des . bis . Jh. n. Chr. geborgen.1120 Dass die Mole heute nochteilweise bis zur obersten Steinlage erhalten ist, jedoch drei bis vier Meter unterhalbder Meeresoberfläche liegt, kommuniziert, wie sich der Wasserstand verändert hat. Diesgeschah wohl erst nach dem . Jh. n. Chr. aufgrund seismischer Aktivitäten und tektoni-scher Verschiebungen, die auch den Küstenverlauf verändert haben.1121 An der schmals-ten Stelle, etwa mittig über den Sund, verlief eine Brücke, von der zum ersten Mal im. Jahrzehnt v. Chr. berichtet wird.1122 Bisherige archäologische Untersuchungen konn-

ten jedoch aufgrund der spärlichen Reste bis auf ihren Verlauf keine weitere Klärungbezüglich einer genaueren Datierung oder einer Mehrphasigkeit liefern.1123

Das Beispiel des Dioryctus zeigt also eine Überlappung verschiedener indexikali-scher Strukturen. So hat der Sund selbst wechselnde indexikalische Bezüge zu Land und

1116 Plin. nat. . ; Plut. Mor. . E; Strab. . . .1117 Brockmüller, Vött und Brückner ; Pliakou

, .1118 Strauch , , – .1119 Murray ; – , Abb. .1120 Murray ; – ; Nr.: – ; Pliakou ,

; Strauch , .1121 Die jüngsten geomorphologischen Untersuchungen

fanden zudem umfangreiche Indizien für mehrfa-

che Tsunamiaktivitäten in der Region, die durchSeebeben ausgelöst worden sind, vgl. . . . Vgl.auch Floth u. a. ; Vött, May u. a. ; Vött u.a.

c; Vött u.a. d.1122 Strab. . . ; Vgl. auch Strauch , ; Wacker

, – .1123 Dörpfeld [ ], ; Murray , – .

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Meer. Gleichzeitig waren eine Überquerung der Brücke und eine somit gewährleisteteinfrastrukturelle Anbindung der Insel an das Festland sowie eine eventuelle Schiffbar-keit möglich. Die Bestrebungen, die offenbar immer wieder unternommen wurden,um diesen widerständigen Teil der Landschaft zu erschließen, sind ein Symbol für denBedarf an dieser Verkehrsverbindung. Sie sind zudem ein Symbol für das Ringen derMenschen mit der Natur, da jene wiederholt bemüht waren, eine bestimmte Wirkungzu erzielen, obwohl sie feststellen mussten, dass natürliche Gegebenheiten wie Strömun-gen, Erosion etc. ihre Aktivitäten behinderten und sogar mehrfach zunichtemachten.

. . ZenturiationDie Zenturiation ist eine Maßnahme zur Erschließung der Landschaft. Es handelt sichdabei um ein abstraktes Objekt ( . ), in diesem Sinne ist sie ein Ikon für jede entspre-chende Maßnahme, unabhängig davon, ob diese gedacht, geplant oder praktisch durch-geführt wurde. Durch den Umstand, dass der Begriff an sich schon einen Vorgang be-inhaltet, also nur indexikalisch und konzeptuell verwendbar ist, bildet de facto nur seinEigenname ein Ikon. Die inhaltlichen Zuweisungen in Form von Handlungen, Prozes-sen und die Nutzung anderer Objekte zur Darstellung einer Zenturiation, lassen dieseselbst bereits ein Symbol sein. Die Durchführung bzw. Einrichtung einer Zenturiationist der Interpretant der Forderung nach dieser Maßnahme zur Landerschließung.

Eine Zenturiation ist ein Index für die Vorgänge und Handlungen, die zuihr führten. Diese reichen von einer abstrakten Planungs- bis zu einer praktischenVorbereitungs- und Durchführungsphase mit anschließender Nutzung der Strukturen.Nach ihrer Einrichtung ist die Zenturiation als Merkmal in der Landschaft sichtbar.Diese Sichtbarkeit ihres Verlaufs ist ebenfalls ein Index für das manifestierte Konzept,welches bereits im Begriff enthalten ist.1124

Als Konzeptbegriff ist sie ein Symbol für die Vorgänge und Prozesse, die ihre Pla-nung und Durchführung beinhalten. Dabei ist davon auszugehen, dass diese Prozessestark ritualisiert waren.1125 Geeignete Flächen, wie etwa weitläufige Ebenen, wurden ingleichgroße Parzellen unterteilt.1126 Am Rande der Ebenen, so zeigt es der Befund inEpirus, lag immer eine größere Siedlung (Abb. ). Bislang konnten diese Maßnahmenfür die Nikopolis- und die Agios Thomas-Halbinsel,1127 für die bei der antiken Ortschaft

1124 Dies trifft zwar auch auf einen Aquädukt zu (da-zu ausführlich . . ), bei der Zenturiation ist dieMaßnahme jedoch raumgreifender, während derAquädukt eher linear-indexikalisch in der Land-schaft funktioniert: Kek , .

1125 Gargola , , spricht von der Positionierungdes Vermessungsgeräts in der Landschaft als einemperformativen Akt. Für die Spätantike geht er so-

gar von einer religiösen Bedeutung der Zenturia-tion bzw. der Verknüpfung mit spirituellen Inhal-ten aus: Gargola , . Clavel-Lévêque ,

, spricht von einer figurativen Harmonie desKatastersystems.

1126 Kuhnen , .1127 Wiseman , – .

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Ambrakia gelegene Arta-Ebene,1128 für die Vrina-Ebene jenseits des Vivari-Kanals süd-lich von Butrint,1129 für große Teile des Drino-Tals1130 und für die Ebene unterhalb desSiedlungshügels von Phoinike1131 festgestellt werden. Für das Umland von Photike wirdeine Zenturiation angenommen, ist jedoch bislang nicht nachgewiesen.1132

Die in der Landschaft sichtbaren Folgen der Zenturiation kommunizieren die Mög-lichkeit, aber auch die Notwendigkeit, sich Land anzueignen und planvoll nutzbar zumachen.1133 Diese Aneignung in Form von Begehungen, Vermessungen und Markie-rungen setzt eine Verfügbarkeit von Spezialisten voraus, die in der Lage waren, diese Tä-tigkeiten durchzuführen.1134 Eine Unterteilung in Parzellen wird dabei vor allem durchGrenzziehungen deutlich; eine Zenturiation ist somit eine Ab- bzw. Eingrenzung vonLand(schafts)stücken, die von den benachbarten verpflichtend unterscheidbar sein müs-sen.1135 Diese Aufteilung wird durch die sichtbare Trennung symbolisiert und kann sichoptisch in der Grenzform oder dem Inhalt des Eingegrenzten darstellen.1136 Diese ,In-halte‘ können eine Form des Besitzverhältnisses oder auch eine Überlassung zur Pfle-ge (cultura) bedeuten,1137 was sich beispielsweise in einer Besiedlungsstruktur äußernkann.1138 Die Nutzung des parzellierten Landes kommuniziert ihre jeweilige Funktionbeispielsweise als Ackerland, Viehweide oder Straße. Auch seine Verwaltung1139 odereine „symbolische Aneignung“ des Landes im Sinne eines Siegs des Menschen überdie Natur ist eine mögliche Nutzungszuweisung.1140 Ferner setzte sich zenturiertes vonnicht-zenturiertem Land ab, was ebenfalls eine Form der Grenzziehung darstellt undsomit eine Zugehörigkeit kommuniziert.1141

. . WasserversorgungBei der heute populärsten Form der römerzeitlichen Wasserversorgung handelt es sichum Aquädukte. Ein Aquädukt ist ein Ikon für jeden Aquädukt bzw. für alle Ruinenoder Überreste, die als Teile von Aquädukten bezeichnet werden. Eine Besonderheitliegt darin, dass dem Eigennamen ,Aquädukt‘ ähnlich wie dem von ,Straße‘ und ,Weg‘

1128 Doukellis und Fouache .1129 Bescoby , – .1130 Giorgi b, .1131 Giorgi b, – .1132 Bowden , .1133 Bosio geht für das Veneto vor allem von einer

landwirtschaftlichen Nutzungsfunktion der Zentu-riation aus.

1134 So war beispielsweise eine umfangreiche mathe-matische Kenntnis erforderlich: Clavel-Lévêque

. Matz b, , spricht sogar von einer„Feldmesskunst“.

1135 Matz b, , geht davon aus, dass ein Gitternetzaus Feldwegen die Grenzen zwischen den Parzellenbildete.

1136 Dazu Gargola , – .1137 Doukellis und Fouache , – ; Strauch

, .1138 So stellt es beispielsweise Bescoby , , für die

Vrina-Ebene dar.1139 Dazu Matz b, .1140 Bowden , – .1141 Matz b, , geht nach Kuhnen , , da-

von aus, dass das nicht-zenturierte Land „von denweniger privilegierten Bevölkerungsteilen genutztwerden“ konnte.

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( . . ) bereits eine indexikalische Zuordnung enthalten ist, denn das jeweilige Objektbesteht aus einem Bauwerk, das sich über viele Kilometer durch die Landschaft erstre-cken kann. Damit unterscheidet es sich von anderen Bauten, die in der Regel stärkerörtlich begrenzt sind. Ein architektonisches Ensemble, das sich auf einem freien Feldbefindet und als archäologisches Objekt ,Aquädukt‘ angesprochen wird, ist in diesemSinne sowohl ein Ikon für seine Existenz als auch ein Index für ggf. weitere existierendeÜberreste dieses Objekts und darüber hinaus ein Symbol für den ehemals vollständigenAquädukt.

Die gesamte Wasserführung, von der Quelle oder Ableitung bis zu seinem End-punkt, d.h. der Entnahmestelle, wird hier als Aquädukt bezeichnet.1142 Gemeint ist da-mit die Wasserleitung (aquae ductus) als Konzeptbegriff (Symbol) und nicht nur ein spe-zielles Bauwerk mit Bogenkonstruktionen. Folglich umfasst das Aquädukt-Objekt in sei-nem Verlauf eine Reihe weiterer Objekte, nämlich Tunnel, Brücken, Kanäle etc. All dieseObjekte sind hier sowohl mit dem Eigennamen (Ikon) als auch in der Entsprechung alsAquädukt(-Symbol) zusammengefasst; sie definieren es und bilden in ihrer indexikali-schen Abfolge das Bauwerk. Auch wenn die einzelnen Elemente aus unterschiedlichenMaterialien und ihren entsprechenden Transformationen bestehen und jedes für sichganz eigene Ansprachen und Zuweisungen hat, so ist doch durch das Wasser, das inoder auf dem Aquädukt fließt, eine zwingende physikalische Verbindung der einzelnen(Teil-)Objekte hergestellt.

Im Sinne der Objektbiographie unterscheidet sich der Aquädukt als Index nichtvon anderen Gebäudearten. Er wurde irgendwann (ggf. über einen längeren Zeitraum)aus verschiedenen Materialien und mit zahlreichen Arbeitsschritten, die auf seine Mate-rialität einwirkten, errichtet, so dass durch die Zusammensetzung von Ziegeln, Mörtel,Steinen, Metallen, Putz etc. das Objekt ,Aquädukt‘ entstand. Dahingehend ist er nichtnur ein Index für sich selbst als Bauwerk, sondern auch für seine Planung, Entstehung,sein Aquädukt-Sein, seine Renovierungs- oder Umbaumaßnahmen, seinen Verfall undggf. seine späteren archäologischen Zuweisungen, kurz: seine Biographie. Die Übertra-gung von Messdaten in das Gelände, die Schichtung der Ziegel zu Pfeilern, das Treibenvon Stollen und Schächten in Gestein – all diese Handlungen bringen einzelne Objektehervor, deren Kontaktstellen kommunizieren, dass sie miteinander verbunden und so-mit Teile ein und desselben Bauwerks sind. Der Aquädukt als Index ist also, bildlich ge-sprochen, eine aus verschiedenen Gliedern zusammengefügte Kette, deren Funktion an

1142 Dies geschieht beispielsweise auch in Abhandlun-gen, die sich mit dem ,Aquädukt von XY‘ beschäfti-gen, wie sie beispielsweise Doukellis, Dufaure undFouache für Nikopolis vorlegten. Anders ver-hält es sich bei einem Überblickswerk wie dem vonTölle-Kastenbein , wo die Kapitel unter ande-

rem nach der Konstruktionsart der Wasserleitunggegliedert sind. Dort werden die einzelnen bautech-nischen Elemente getrennt voneinander behandelt.Die oben beschriebene ikonische Zuweisung desAquädukt-Objekts bleibt hiervon unberührt.

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jedem einzelnen Punkt des Objekts in einzigartiger Weise für den Betrachter dargestelltist und seine indexikalische Fortsetzung, ggf. in eine unsichtbare Ferne, kommuniziert.Dieser Bezug trifft auch dann noch zu, wenn sich der Aquädukt in einem ruinösen Zu-stand befindet und somit nicht mehr unmittelbar als ein zusammengehöriges Objektwahrgenommen wird.1143

Der Aquädukt wird also durch seine Nutzung zu einem Index für seine Transport-funktion. An einem Ende wird Wasser in ihn abgeleitet. Dieses Wasser ,benutzt‘ denAquädukt zur Fortbewegung. Es durchfließt ihn auf seiner gesamten Länge und ist wäh-rend dieses Vorgangs physisch mit ihm verbunden. An seinem ,Ankunftsort‘, hier bei-spielhaft in einem der Nymphäen in Butrint ( . . ) oder Nikopolis ( . . ), gelangt dasWasser zwar von einem Bauwerk in ein anderes. Diese Trennung ist jedoch konstruiert,da es als ständig fließender Strom indexikalisch immer mit dem Wasser seines Gesamt-laufs verbunden ist, ebenso wie das Bauwerk Nymphäum mit dem Bauwerk Aquäduktphysisch verbunden ist.1144 Wird das Wasser geschöpft, also entnommen, verliert es seineindexikalische Anbindung an sein ursprüngliches Objekt. Solange es jedoch beispiels-weise in einem Krug bereitgestellt ist, auch wenn sich dieser von der Schöpfstelle ent-fernt befindet, kann dennoch vom Betrachter ein symbolischer Bezug hergestellt wer-den, da deutlich ist, dass das Wasser von irgendwo hierher gebracht worden sein muss.Diese symbolische Zuweisung liegt in diesem Fall in einer rückschließenden Wahrneh-mung: Wasser – Nymphäum – Aquädukt.1145 Erst wenn das Wasser in einen anderenNutzungskontext überführt wird, wo es seine Materialität dahingehend verändert, dasses nicht mehr als Objekt ,Wasser‘ identifizierbar ist, wenn es also beispielsweise getrun-ken oder zur Herstellung einer Terra Sigillata-Schüssel verwendet wird, verliert es für denBetrachter den symbolischen Bezug zu seiner indexikalischen Biographie, auch wennder faktische indexikalische Gehalt erhalten bleibt.

Archäologisch betrachtet ist die indexikalische Zuweisung des Bauwerks ,Aquä-dukt‘ ebenfalls akzeptierter und offenkundiger als bei anderen Gebäuden. Sobald die

1143 Tölle-Kastenbein , , spricht architekturge-schichtlich sogar von der Bedeutung des Aquäduktsals von der „Auflösung einer Wand in Bögen“, wasseiner indexikalischen Bedeutung gegenüber ei-ner Mauer nochmals eine definitorische Schärfeverleiht.

1144 In diesem Sinne sind die von Hodge , – , an-gestellten Vergleiche eines Aquädukts mit einerelektrischen Leitung und einem künstlichen Flussdurchaus passend. Bei der Ansprache eines Objektsals ,Nymphäum‘ handelt es sich insofern ausschließ-lich um einen Eigennamen, als die ursprünglichbeigemessene Symbolzuweisung eines Ortes odereiner Weihung für die Nymphen in der römischer

Zeit wohl eher als Sammelbegriff verwendet wurde,mit dem „nicht mehr als die Erinnerung an die was-serverbundenen Nymphen“ (Tölle-Kastenbein ,

) verbunden war.1145 Selbstverständlich sind zahlreiche weitere sym-

bolische Zuweisungen an Wasser möglich. Tölle-Kastenbein , , beispielsweise, dass römischeWasserbauten als eine pure „Darstellung des Was-sers, die Sichtbarmachung um der Wahrnehmungwillen“ errichtet werden: „Das trachtende Genießendes Fließenden und Rauschenden und den Wunschnach Kühlung“ sind ihrer Meinung nach dabei be-sonders relevant.

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Existenz eines Aquädukts als erwiesen gilt, ist eine gezielte Suche nach weiteren Ab-schnitten möglich. Erhaltene Bauteile können dabei als Richtungsanzeiger dienen, waseinem Index wie einer Kompassnadel entspricht. Findet man Kilometer weiter Ruinen,die aufgrund ihrer Eigenschaften als zu dem gesuchten Objekt passend definiert wer-den, so geschieht dies unabhängig davon, ob heute noch eine physische Verbindungoder auch nur Sichtkontakt zu den anderen Resten des Aquädukt-Objekts besteht (vgl.beispielsweise die Überreste der Aquädukte von Nikopolis bei Agios Stephanos: . . ).

Im Folgenden werden die Aquädukte von Butrint und Nikopolis ausführlich darge-stellt. Darüber hinaus gibt es die Hypothesen, dass Phoinike und Hadrianopolis eben-falls über Aquädukte verfügt haben sollen.

In Phoinike wird ein Verlauf angenommen, der in etwa dem der heutigen Straßevon dort nach Mesopotam entspricht, die durch das Gjerë-Gebirge weiter nach Hadria-nopolis führt. Ein am Straßenverlauf erhaltenes Mauerstück wird als zum Aquäduktgehörig interpretiert. Diese Mauer ist jedoch geschlossen, weist also nicht die zu erwar-tende, für dieses Bauwerk indexikalisch-typische Bogenstruktur auf.1146 Weitere Struk-turen im vermuteten Verlauf werden ebenfalls dem Aquädukt zugewiesen.1147 Sie be-finden sich allerdings in einem schlechten Erhaltungszustand und sind bislang nichtumfassend archäologisch erforscht, so dass ihre Zugehörigkeit fraglich bleiben muss.In Hadrianopolis stellt sich das Objekt noch fragmentarischer dar. Hier wird eine imDrinotal nahe der Stadt gefundene Steinlage als Aquäduktpfeilerrest angesprochen.1148

Außer den Aquädukten, die heute vor allem wegen ihrer oft beeindruckenden Über-reste populär sind, muss von einer Vielzahl weiterer Objekte zur Wasserversorgung imgesamten Bearbeitungsgebiet ausgegangen werden. Neben Brunnen und Zisternen han-delt es sich dabei um Rohre und Leitungen, Entwässerungssysteme, Drainagen, Kanäleetc. Viele dieser Objekte, wie etwa Zisternen, sind in der Regel nur in Einzelerwäh-nungen publiziert, die bei den entsprechenden Stellen aufgeführt sind (so in Phoinike:. . oder Agia Pelagia: . . ). Andere Strukturen wie mögliche Drainagesysteme, die

beispielsweise in Zusammenhang mit der Zenturiation ( . . ) angenommen werdenkönnen, sind bislang nicht näher erforscht. Brunnen standen in ihrer Funktionszuwei-sung als Wasserlieferant zwar den Aquädukten in nichts nach, im Gegenteil sind siesogar sehr viel zahlreicher anzunehmen. Sie sind jedoch in den Publikationen der ar-chäologischen Stätten in Epirus ebenfalls nur sporadisch erwähnt. Daher soll hier nachden Aquädukten der für Ladochori vorgelegte Brunnen mit Bezugnahme auf den inButrint exemplarisch ausführlich dargestellt werden.

1146 Pallotti , – .1147 Pallotti , – .

1148 Perna , .

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. . Der Aquädukt von ButrintDer Aquädukt von Butrint kann von der Stadt aus über die Vrina-Ebene vier1149 oder sie-ben1150 Kilometer südostwärts zu einem Hügel verfolgt werden, auf dem die moderneOrtschaft Xarra liegt (Abb. ). Ob er von einer Quelle in dieser Gegend gespeist wur-de oder zu einem noch weiter südlich gelegenen Zufluss führte, ist unklar.1151 Es wirdangenommen, dass er bereits unter Augustus entstand. Hauptargumente dafür sind inButrint geprägte Münzen, die sein Konterfei auf der einen sowie Arkaden auf der ande-ren Seite zeigen, welche als Abbild des Aquädukts interpretiert werden.1152 Außerdemwurden bei Grabungen an einem der Pfeilerüberreste in der Vrina-Ebene Fragmentevon Terra Sigillata gefunden, die in das späte . Jh. v. Chr. datiert werden. Da der Pfeilerin die Schicht mit diesen Funden eintieft, dient ihre Datierung als terminus post quem.1153

Des Weiteren gelten die Statusbestätigung als colonia durch Augustus (dazu ausführlich. . ) sowie die hohen Kosten für ein derartiges Projekt als Argument, um es als „state-

sponsored“1154 zu erachten.1155 Darüber hinaus gab es auch noch andere Formen derWasserversorgung im Stadtgebiet, wie zum Beispiel den Brunnen unterhalb der Akro-polis (Abb. , dazu . . , . . ).1156

1149 I. L. Hansen , ; Wilson , .1150 Crowson u. a. , . Hartnäckig, vor allem in

tourist guides, hält sich auch die Zahl von zwölf Ki-lometern Länge, die von Ugolini ins Leben gerufenwurde: dazu S. Martin , .

1151 Dazu ausführlich Budina .1152 Crowson u. a. , Anm. .1153 Wilson , .1154 Bowden , .1155 „Aqueducts were often, therefore, associated with

colonial foundations.“ S. Martin , . Kek ,, weist ferner darauf hin, dass Augustus vor al-

lem in Provinzstädten durch die Stiftung von Was-serleitungen als Wohltäter auftreten wollte undführt das auf folgende Motive zurück: „Zum einenherrschte das nüchterne Kalkül der Sicherstellungder Trinkwasserversorgung verbunden mit der Ab-sicht einer Modernisierung und Romanisierung(gleich Zivilisierung) der Provinzstädte; zum ande-ren erschloß sich auf diesem Wege, d.h. durch dieSchenkung öffentlicher Bauwerke […] die Möglich-keit der kaiserlichen Präsenz bis in die entlegens-ten Teile des Imperiums. Durch diese Baupolitik[…] entstand erst die Grundlage zur Ausbreitungrömischer Kultur […]. So gesehen bedingte die fort-schreitende Entwicklung der Wasserversorgung alsein wichtiger Faktor die Ausformung und v. a. Aus-breitung der römischen Zivilisation und Lebensart.“

Diesen Annahmen ist in verschiedenen Punkten zuwidersprechen. So ist das Konzept der Romanisie-rung problematisch, dazu ausführlich Kapitel . DesWeiteren hätte eine Form der „kaiserlichen Präsenz“durch ein Bauwerk den Nachteil, immer nur ört-lich begrenzt funktionieren zu können. Eine Nut-zungszuweisung als Objekt zur kaiserlichen Reprä-sentation (oder eine Wahrnehmung des Objekts alsRepräsentant selbst) wäre vielmehr über Ikons wieMünzen sinnvoll. Diese bieten nicht nur ein gutesDarstellungsformat inklusive der Möglichkeit zurBezugnahme zwischen Person und Bauwerk und er-möglichen somit die entsprechenden symbolischenZuweisungen, sondern haben darüber hinaus aucheinen größeren Verbreitungsradius. Ferner ist da-von auszugehen, dass die Bildmotive „kein elitäresWissen waren, denn die Botschaften der Münzenwollten verstanden werden“ (Weiß , ). An-ders als bei Aquädukten handelt es sich bei Münzenum Objekte, die als ein „von den Eliten gesteuer-tes Massenmedium“ (Weiß , ) auch „bis indie entlegensten Teile des Imperiums“ (Zitat sieheoben) getragen werden konnten.

1156 Hernandez und Çondi , , halten den Brun-nen allerdings für eine Heilige Quelle, was seineprofane Nutzung diskussionsbedürftig machenwürde.

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Geht man von der Errichtung des Aquädukts unter Augustus aus, so führte er überdie in dieser Zeit nur sporadisch bebaute Vrina-Ebene.1157 Dabei verlief er parallel zurZenturiation ( . . ).1158 Auch wenn diese Bezugnahme deutlich ist, so bleibt doch diechronologische Abfolge der beiden Objekte unklar. Festzuhalten ist, dass sie in ein Ver-hältnis zueinander gesetzt wurden.1159 Am Rand der Ebene, gegenüber der Stadt, mün-dete der Aquädukt in einen header tank.1160 Dieser markierte den Punkt, an dem derAquädukt über den Vivari-Kanal setzte und auf diese Weise die Halbinsel von Butrintmit der Vrina-Ebene verband (Abb. ).1161 Ab diesem Punkt diente er nicht mehr nur alsTransportmittel für Wasser, sondern ihm kam in diesem Bereich zusätzlich die indexi-kalische sowie die symbolische Funktion einer Brücke über den Kanal zu. Die Existenzeiner weiteren Kanalüberspannung mit ausschließlicher Brückenfunktion ist umstrit-ten. Sie wird bereits von L. Ugolini angenommen.1162 In späteren Berichten und Re-konstruktionen taucht sie noch gelegentlich als separates Objekt auf,1163 wird jedochauch bisweilen nicht mehr dargestellt.1164 In einem jüngst erschienen Beitrag, der sichausschließlich mit der mutmaßlichen Existenz dieser Brücke beschäftigt, endet in einerVerlaufsrekonstruktion der Aquädukt beim header tank auf der Vrina-Ebene. Eine Brückeführte demnach von einer parallel verlaufenden Straße zu einer Stelle auf der Halbin-sel, wo ein Objekt als „Brückenkopf“ identifiziert wurde, welches sich heute östlich desspäter entstandenen Water Gate befindet (Abb. ).1165

Von dort ist es jedoch möglich, sowohl zu den auf der Butrint-Halbinsel befindli-chen Überresten der Aquäduktpfeiler als auch zum header tank zu fluchten. Währendder Artikel von zwei getrennten Bauwerken ausgeht,1166 wird in dieser Arbeit die Exis-tenz von nur einem Bauwerk mit entsprechend verschiedenen, synchron funktionie-renden Bedeutungszuweisungen angenommen. Diese wären, unabhängig von dem Ei-gennamen des Objekts als ,Brücke‘ oder ,Aquädukt‘, sehr vielfältig gewesen. Mindestenszwei Nutzungskonzepte, deren Eigennamen und deren ikonische Ansprache divergie-ren, wurden somit indexikalisch als ein Bauwerk identifiziert. Dieses hätte gleichzeitigdie Möglichkeit des Transports von Menschen, Tieren und Dingen sowie von Wasserals auch die Überwindung von Wasser als trennendem Element kommuniziert.1167 DesWeiteren wäre, je nach Konstruktion der Aquädukt-Brücke, eine Einfahrt durch den

1157 S. Martin , ; Wilson , – .1158 Bescoby , Abb. . .1159 Crowson u. a. , .1160 Crowson u. a. , ; Wilson , – .1161 Ceka , – , nimmt hingegen an, dass der

unter Augustus errichtete Aquädukt auf der Vrina-Ebene endete; die Brücke hält er für hadrianisch.

1162 S. Martin , .1163 I. L. Hansen , , .

1164 Vgl. beispielsweise Bowden , Abb. . ; S.Martin , , Abb. . .

1165 Leppard , Abb. . .1166 Ferner nimmt sie eine Errichtung der Brücke eben-

falls in augusteischer Zeit an, vgl. Leppard ,.

1167 Wobei den beiden Objekten Aquädukt-Wasser (Süß-wasser) und Kanal-Wasser (Meerwasser) sicherlichsehr unterschiedliche Bedeutungen beigemessenwurden.

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Abb. Butrint. Schematische idealisierte Planskizze der architektonischen Situation zwischen Water Gate undTower Gate.

Vivari-Kanal in den Butrinter See reglementiert und für Schiffe ab einer gewissen Grö-ße nicht mehr möglich gewesen, was beispielsweise für auf der anderen Seite des Seesgelegene Stätten wie Diaporit ( . . , vgl. Abb. ) von Bedeutung war.

Der Aquädukt erreichte die Butrint-Halbinsel, wie bereits gesagt, oberhalb des so-genannten Water Gate, welches erst in byzantinischer Zeit entstand und daher zum Zeit-punkt der Errichtung des Aquädukts noch nicht existierte (Abb. ). Er mündete dortvermutlich nördlich des sogenannten Tower Gate in eine große Zisterne (castellum di-visorium).1168 In diesem Bereich wurde im . Jh. n. Chr. die „Große Basilika“ errichtet,

1168 S. Martin , . Tölle-Kastenbein , , be-zeichnet ein castellum als ein Wassersammelbecken,

welches „zu einem eigenständigen Gebäude“ wird,betont aber, dass es trotz der separaten Objektbe-

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welche das gesamte Areal überbaute. Aus diesem Grund sind dort bislang nur wenigeunspezifische römische Reste bekannt.1169 Daher bleibt die Annahme der Existenz einescastellum hypothetisch.

Der Aquädukt führte also über den Kanal zum Tower Gate. Dieser Umstand wirdheute als eine besonders bedeutsame Kontextualisierung wahrgenommen. Bezüglichder Errichtung dieses Tores gibt es verschiedene Datierungsansätze, die zwischen „helle-nistisch“ und „im . Jh. v. Chr.“ schwanken und jeweils mit am Bestand sichtbaren Mau-ertechniken sowie mit fortifikatorisch-technischen Details begründet werden.1170 SeineGröße wird im Vergleich zu den anderen Toren dieser Zeit in Butrint als monumentalwahrgenommen, was zu der Vermutung geführt hat, dass sich an dieser Stelle bereitsvor der Errichtung des Aquädukts eine Möglichkeit zur Überquerung des Kanals, bei-spielsweise eine Fähre befunden hat.1171 Geht man von der rekonstruierten Küstenliniedes Vivari-Kanals um n. Chr. aus (Abb. ), so überspannte die Aquädukt-Brücke dieschmalste Stelle des Kanals. Dies würde die vorherige oder auch zeitlich parallele Exis-tenz einer Fähre plausibel machen.1172

Angesichts dieses Befunds ist eine Kontextualisierung des Objekts ,Brücke‘ mit demKanal, den zu überspannen eine ihrer Funktionen war, plausibler als eine mit demTurm-Tor, welches sie dort antraf und das zu diesem Zeitpunkt schon mindestensJahre alt war. Denn auch wenn sich dieses zu seiner Entstehungszeit als monumentaldargestellt haben mag, hatte sich die Situation verändert. So gibt es keinen Grund an-zunehmen, dass das Tower Gate zur Entstehungszeit der Aquädukt-Brücke immer nochmit einer Zuweisung von ,Monumentalität‘ versehen gewesen war, da sich, wie bereitsausführlich dargelegt wurde ( . . ), die Bedeutung der hellenistischen Stadtmauer, zuder auch das Tor gehörte, zu dieser Zeit stark verändert hat. Es besteht also keine Ver-anlassung, von der räumlichen Nähe auf eine inhaltliche Kontextualisierung zu schlie-ßen. Vielmehr ist davon auszugehen, dass das Tor-Objekt seine Tor-Funktion zu diesemZeitpunkt nicht mehr erfüllte. Teile der nach Norden anschließenden hellenistischeStadtmauer existieren zwar noch heute, war jedoch möglicherweise bereits vom castel-lum divisorium zugesetzt (Abb. bis ).

Darüber, ob der unmittelbar südlich an das Tor angrenzende Teil der Mauer nie-dergelegt war, lässt sich aktuell keine befriedigende Aussage treffen, da die Grabungser-gebnisse aus diesem Bereich nur unzureichend publiziert sind und der starke Bewuchs

zeichnung „Teil eines größeren Ganzen“, nämlichdes Aquädukts, bleibt.

1169 Bowden und J. Mitchell , – .1170 Zusammenfassung bei Karaiskaj , – .1171 S. Martin , .1172 Auch heute bietet eine Fähre wieder die einzige

Möglichkeit, den Kanal zu überqueren. Diese be-

findet sich an der heute schmalsten Stelle, die nichtmehr der antiken entspricht. Reste eines alten An-legers zeigen, dass sie ebenfalls erst dorthin verlegtwurde, als die Küstenlinie, eventuell wegen des Aus-baus der Infrastruktur für den archäologischen Parkvon Butrint, verändert wurde und somit eine neueschmalste Stelle entstand.

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sowie der hohe Grundwasserspiegel bei meinen Besuchen vor Ort im Mai und imSeptember eine Ansicht unmöglich machten. Zumindest einige Dutzend Meterweiter hat sie bereits nicht mehr existiert.1173 Aber selbst wenn sie noch gestanden hat,und sei es auch nur partiell in unmittelbarer Nähe des Tores, gab es dennoch eine weitereÖffnung, welche die Nutzung des Turm-Tores als Durchgang überflüssig machte.1174 Esist also fraglich, ob dem Tor und der ggf. angrenzenden Mauer nach wie vor eine fort-ifikatorische oder nun andere symbolische Nutzungsfunktionen zugewiesen wurden.Unabhängig davon bestand jedoch das Turm-Tor als Gebäude weiter.

Die Reste der Pfeiler in der Vrina-Ebene zeigen, dass schon bald nach ihrer Errich-tung Renovierungsmaßnahmen dort stattgefunden haben. Diese waren wohl notwen-dig, da der Untergrund in der Ebene nicht tragfähig und dadurch die Bausubstanz ge-fährdet war. Einige Pfeiler sind anscheinend komplett erneuert, andere renoviert wor-den, wobei diese Maßnahmen nicht näher datiert sind.1175 Allerdings sind, nachdemdieses Motiv schon auf Münzen des Augustus auftaucht (siehe oben), auch auf welchendes Nero aus Butrint Arkaden abgebildet, eine Darstellung, die eventuell mit diesenMaßnahmen zur Erhaltung des Bauwerks in Verbindung gebracht werden könnte. EinDatierungsansatz auf der Basis der ikonischen Münzen kann allerdings nur symboli-schen Wert haben und keine indexikalische Zuweisung bedeuten.1176

Die Kontextualisierung und somit auch die Bedeutungszuweisung des Aquäduktsänderten sich im Verlauf des . Jh. In der Vrina-Ebene, wo es bis dahin nur wenige Ge-bäude gegeben hatte (siehe oben), entstand eine strukturierte, suburbane Besiedlung,die sich am Aquädukt teilte. Westlich davon passte sich die Bebauung seinem Verlaufan, der auch der Ausrichtung der Zenturiation entsprach ( . . ). Die Bebauung östlichdes Aquädukts verlief hingegen zu seiner Achse leicht verschoben. Einzige bisher be-kannte Ausnahme ist der direkt am Aquädukt gelegene Tempelbau, der zum Zeitpunktder weiteren Erschließung schon bestand und auf der Westseite lag, aber entsprechendder Ostseite orientiert war.1177 Dieser Umstand könnte dem indexikalischen Verlauf des

1173 Der Erhalt der entweder in der Phase „Butrint III“nach Ugolini (was dem . bis . Jh. v. Chr. entspricht,vgl. S. Martin , Abb. . links) oder in derPhase „Butrint IV“ nach Ceka (was dem . Jh. v. Chr.entspricht, vgl. Karaiskaj , ) entstandenenMauer wird zwar von Karaiskaj , , für dieKaiserzeit angenommen, bleibt aber hypothetisch.Im weiteren Verlauf, also im Bereich südlich desTheaters, existierte sie zu diesem Zeitpunkt bereitsnicht mehr, dazu . . .

1174 Zur Identifizierung dieses Durchgangs durch G. Pa-ni vgl. Karaiskaj , , sowie die entsprechendeDarstellung auf den dortigen Abbildungen. Schließ-

mechanismen wie Tore und Riegel sowie deren iko-nischer, indexikalischer und symbolischer Objektge-halt bleiben bei diesen Überlegungen, die nur vonder Architektur ausgehen, unberücksichtigt.

1175 Wilson , – . S. Martin , , geht davonaus, dass die Renovierungen bereits bald nach derFertigstellung nötig waren.

1176 Dieses Argument funktioniert unabhängig von derAnnahme, ob Epirus von Nero wegen seiner „Rück-ständigkeit“ als eigene Provinz etabliert wurde odernicht, vgl. dazu ausführlich . . .

1177 Crowson u. a. , – Abb. . , . . ZumTempel Crowson u. a. , – .

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Abb. Butrint. Ansicht desMauergevierts nördlich der Gro-ßen Basilika. Zu sehen sind Teileder mit opus quasi reticulatum mitZiegeldurchschuss zugesetztehellenistische Stadtmauer ausQuadermauerwerk.

Abb. Butrint. Detailansichtvon Abb. . Das opus quasi reti-culatum mit Ziegeldurchschussist an das Quadermauerwerkder hellenistischen Stadtmauergesetzt.

Abb. Butrint. Ansicht derFront vom „Nymphäum derRufina“, die nach Nordostenausgerichtet ist.

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Abb. Butrint. NordwestlicheSeitenansicht vom „Nymphäumder Rufina“. Rechts im Bild sindÜberreste der Aquäduktpfeilerzu sehen, die vom Nymphäum inRichtung des Tower Gate führen.

Aquädukts die symbolische Funktion einer Grenze zuweisen. Zudem hat die Bebau-ung westlich und östlich des Aquädukts wohl nicht zeitgleich, sondern aufeinanderfol-gend stattgefunden.1178 Geht man davon aus, dass alle Bauten östlich des Aquädukts,auch die bislang nicht ergrabenen, nach der neuen Landschaftsorientierung errichtetwurden und sucht man nach einer möglichen Erklärung für diese Veränderung desVermessungs- bzw. Orientierungssystems, so kommuniziert der indexikalische Befundeine Relevanz dieser späteren neuen Ordnung, welche über die bloße Orientierung desAquädukts hinausging. Die geänderte Verortung vermochte einen ganzen Siedlungsbe-reich anders auszurichten, entsprechend muss ihr eine hohe Gewichtung beigemessenworden sein. Da das Ikon-Objekt ,Tempel‘ als einziges westlich des Aquädukts die Ori-entierung der östlichen Seite aufweist, käme vielleicht eine göttliche Instanz als Inter-pretation in Frage.1179 Geht man vom jüngsten Vorschlag einer inhaltlichen Zuweisungdes Baus als ,Tempelmausoleum‘ aus, so kann beispielsweise auch die akzeptierte Auto-rität eines Heroen Einfluss und Auswirkungen auf die neue Bebauung gehabt haben.1180

Diesbezüglich sind auch abstrakte Argumente einer Erinnerungskultur denkbar, derersich ein Initiator der Erschließung des neuen Baulands zur Legitimation seiner Ansprü-che und Selbstpräsentation bediente. Welche Instanz sich auch immer inhaltlich fürdie neue Ausrichtung verantwortlich zeichnete, ihr wurde eine Entscheidungsbefugnis,d.h. die Kompetenz einer ,Richtungsanzeige‘ hinsichtlich der Landaufteilung zugestan-den. Und auch wenn sich diese Veränderung nicht unmittelbar indexikalisch auf denAquädukt auswirkte, so stellt sie dennoch einen neuen kontextuellen Bezug her.

1178 Crowson u. a. , , stellen fest, dass alle Ge-bäude östlich des Aquädukts im, wie sie es nennen,Zenit der römischen Besiedlung im . Jh. n. Chr.entstanden sind. Bis dahin war der größte Teil die-ses Geländes für die Nekropole reserviert: Crowsonu. a. , .

1179 Zur Wechselwirkung von Tempeln und Zenturia-tion im Hinblick auf eine Raumorganisation vgl.Gargola , – .

1180 Dieser neue Vorschlag stammt von Gilkes u. a. .Vgl. auch die römischen Funde am sogenanntenHeroengrab in Stratos: . . .

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Abb. Butrint. Heutige Situation an der ehemaligen Außenseite des Turm-Tors. Zu sehen ist, wie sich dieAquäduktpfeiler am Quadermauerwerk entlang ,schlängeln‘. Die Treppenstufen im Vordergrund gehören zudem als zweites Nymphäum angenommenen Bau. Im Hintergrund erkennt man den heute dichten Bewuchs desGeländes.

Seinen Verlauf über den Vivari-Kanal und entsprechend auch seine Funktion alsBrücke hat der Aquädukt im . Jh. anscheinend unverändert beibehalten. Die Mün-dungssituation auf der Butrint-Halbinsel änderte sich jedoch. Dort gelangte das Wassernun nicht mehr in eine Zisterne nördlich des Turm-Tores, stattdessen wurde ein Bau indirekter Flucht vor dem Tor, heute etwa auf halber Strecke zwischen diesem und demWasser-Tor (das zu diesem Zeitpunkt noch nicht existierte), errichtet. Es handelt sichdabei um das „Nymphäum der Rufina“,1181 welches bisweilen auch einfach als fountainbezeichnet wird (Abb. , ).

Reste einer zweiten fountain werden gegenüberliegend, etwas weiter nordwestlichlokalisiert (Abb. ). Diese werden von S. Martin folgendermaßen charakterisiert: „Itis likely that the fountain was mirrored by a second fountain on the opposite side ofthe street, creating a monumental entrance into this part of the city from the bridging-point.“1182 Martin vergleicht diese Objekt-Konstellation mit der in Nikopolis, wo derAquädukt ebenfalls in einem Doppel-Nymphäum endet (vgl. Abb. ). Betrachtet manjedoch diese indexikalischen Befunde, so können die beiden Aquädukte von Butrint

1181 Wilson , – . 1182 S. Martin , .

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und Nikopolis ausschließlich ikonisch miteinander in Verbindung gebracht werden.Ein vergleichbarer räumlicher Kontext liegt nicht vor. Die bauliche Situation stellt sichin Nikopolis völlig anders dar, dort sind die Nymphäen, soweit bekannt, freier zugäng-lich und viel symmetrischer in ihrer Lage und Ausführung. Zudem liegen sie hintereinem Stadttor, welches zu dieser Zeit auch als solches genutzt wurde.1183 In Butrinthingegen gibt es kein offenes Gelände. Im Gegenteil erscheint das Gebäudeensembleeher verwirrend und durch einen dichten ,Wald‘ eng stehender Aquäduktpfeiler un-übersichtlich (Abb. ). Der ehemalige Tordurchgang wirkt zugestellt. Ferner befindetsich das nördliche der beiden Nymphäen, welches als Spiegel dessen der Rufina ange-sprochen wird, nicht in seiner Flucht, sodass keine Symmetrie besteht.1184 Außerdemgibt es keine gesicherte Datierung, was zwar einen räumlichen Bezug bestehen lässt, ei-ne genauere Verortung des Ursprungs dieses Objekts jedoch nicht ermöglicht. Im rück-wärtigen Bereich dieses zweiten Nymphäums, dort, wo zuvor das castellum stand undspäter die Große Basilika errichtet wurde, gab es vielleicht in dieser Zeit eine Therme,die gleichzeitig mit den beiden Nymphäen entstanden sein könnte (Abb. ).1185

Der Butrinter Aquädukt verläuft in Richtung Tower Gate und biegt dann, mit Rück-sichtnahme auf dieses Gebäude, nach Süden ab (Abb. ). Die Überreste der vier vomNymphäum der Rufina zum Turm-Tor führenden Pfeiler wurden von A. Wilson jüngstals sekundär (secondary) bezeichnet, da sie in einer „different (and cruder) technique of[…] construction“ ausgeführt worden seien und darüber hinaus ungleiche Maße undAbstände zueinander haben.1186 Leider bleibt unklar, worauf sich die Angabe seconda-ry bezieht, ob damit eine zweite Bauphase in Bezug auf die Errichtung des Aquäduktsan sich oder eine Konstruktion der Pfeiler nachträglich zum Nymphäum oder zu denweiteren Pfeilern in diesem Areal und wenn ja, wie lange danach, gemeint ist.1187 Inbeiden Fällen verändert der indexikalische Befund den Eindruck der baustrukturellenKontextualisierung jedoch nicht; die Frage ist nur, wann dieses Ensemble seine Gestalterhielt. Der Befund macht deutlich, dass die Pfeiler des Aquädukts Rücksicht auf dasTurm-Tor nehmen. Der heute noch sichtbare Baubestand dieses Gebäudes besteht aus

1183 Auch wenn die Stadtmauer von Nikopolis nichtimmer eine fortifikatorische Anlage war, dazu . . .

1184 In Nikopolis sind die beiden Nymphäen zwar auchgegeneinander verschoben, jedoch nicht mit einerso großen Abweichung wie in Butrint.

1185 Ceka , – . Er spricht von einem bath-house, dessen Freilegung auf P. Marconis Ausgra-bungen in den er Jahren zurückgeht und da-tiert den gesamten Architekturkomplex in das. Jh. n. Chr. Diese Therme findet sich auch auf

der Modell-Darstellung bei Bowden ,Abb. . , und I. L. Hansen , . Betrachtetman auf dieser den rekonstruierten Zustand des

Nymphäums der Rufina, so fällt auf, dass es falschherum steht. Des Weiteren führt vom Tower Gateeine Mauer im Zwickel nach Westen, die sonst nir-gends erwähnt wird, während die nördlich anschlie-ßende Mauer dort nicht verzeichnet ist. Es ist alsoeher von einem symbolischen Wert der Darstellungzur illustrativen Zwecken als von einer Ähnlichkeitoder einer Zuschreibung auszugehen.

1186 Wilson , – , Zitat Seite .1187 In einem Absatz über die Datierung des Aquädukts

äußert er sich nur zu seinem Erbauungszeitpunkt:Wilson , .

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Quadermauerwerk, kommuniziert also, dass es keine heute noch nachvollziehbare bau-liche Veränderungen seit der Errichtung des Tor-Gebäudes gegeben hat (Abb. ).1188

Nichtsdestotrotz kann es im Laufe der Jahrhunderte eine (oder mehrere) neue Bedeu-tungszuweisungen und veränderte Nutzungen erfahren haben. Das Gebäude wurde of-fensichtlich nicht zugunsten der Wegführung des Aquädukts niedergelegt. Allerdingskonnte es auch seine ursprüngliche Funktion als Tor innerhalb eines fortifikatorischenSystems nicht mehr erfüllen. Zwar gilt nach wie vor die bereits erwähnte Unsicherheitbezüglich des Fortbestehens des südlich angrenzenden Stadtmauer-Objekts. Aber auchwenn diese noch als Mauer fortbestanden haben sollte, so war ihr nun ein Aquäduktvorgeblendet, dessen Verlauf aufgrund der Lage von Gebäuden mit Bedarf an Wasserzu-fluss bis hin zu der Therme südlich des Theaters bzw. des Peristylhauses indexikalischangenommen werden kann (Abb. ).1189 Die Existenz dieser Bauten kommuniziert denplausiblen Verlauf des Aquädukts.

Das Tower Gate konnte also durch die Außerfunktionsetzung der angrenzendenMauern nicht mehr als Stadttor, sondern bestenfalls noch als Durchgang fungieren.Die Neukontextualisierung durch die Existenz des Aquädukts kommuniziert eine ver-änderte Funktionszuweisung, die das ehemalige Tor-Gebäude als Objekt zu einem an-deren Symbol werden ließ, das sich außerdem im Laufe der Kaiserzeit gewandelt ha-ben konnte. Davon ausgehend, dass die Bausubstanz nicht umfänglich verändert wur-de, hatte das Gebäude nach wie vor seinen Zugang von der anderen, ,inneren‘ Seite derStadt und kehrte dem Aquädukt und den Nymphäen seine ehemals ,wehrhafte‘ Seite zu(Abb. ). Jedoch gab es eine räumliche Nähe zu den ein oder zwei Fontänen als Was-serentnahmestelle(n), die in dieser Funktion von großer öffentlicher Bedeutung und so-zialer Relevanz waren. Die anzunehmende hohe Besucherfrequenz wurde, ausgehendvom Aquädukt in seiner Funktion als Brücke, in die Vrina-Ebene und vielleicht sogar alsTeil der Straße von und nach Nikopolis, noch gesteigert ( . . ).1190 Allerdings kommu-nizierte das gesamte Ensemble weniger etwas Repräsentatives, vielmehr vermittelte dieGesamtsituation den Charakter eines baulichen ,Wildwuchses‘, der das ehemalige Tormehr zubaute als seine Jahre früher zugewiesene ,Monumentalität‘ zu unterstrei-chen. Die Bauten stehen so eng beieinander (Abb. ), dass sie gar nicht das entfalten

1188 Bei I. L. Hansen , , ist ein Foto abgebildet,das wohl kurz nach der Freilegung des Turm-Toresaufgenommen wurde. Auf diesem sind die Durch-gänge im westlichen Torgebäude zugesetzt. Wanndies geschah, ist unbekannt, die Zusetzungen sindjedoch augenscheinlich für den äußeren und deninneren Zugang nicht in derselben Mauertechnikausgeführt. Heute ist vor Ort nichts mehr davon zusehen. Bei der Beseitigung der Zusetzungen könn-te es sich um eine zu einem späteren, unbekanntenZeitpunkt vorgenommene Bereinigungsmaßnah-

me gehandelt haben, die im Zuge der Aufbereitungdes Geländes als archäologischer Park durchgeführtwurde, um einen speziellen Zustand des Tower Gateherzustellen, der mit einer bestimmten Zeitstufe derVergangenheit in Verbindung gebracht wurde, ähn-lich wie es in Oiniadai am Theater geschah ( . . ).Diese Annahme muss jedoch hypothetisch bleiben.

1189 Vgl. Bowden und S. Martin , ; Wilson ,.

1190 So Bowden , .

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können, was bei dem von Martin angeführten Beispiel in Nikopolis, mit seinen beidenfreistehenden und symmetrisch angeordneten Nymphäen, als repräsentative Wirkungbeschrieben wird.

Folgt man der Annahme, dass der Aquädukt in seiner Funktion als Brücke einen Teilder (Haupt-)Straße Dyrrhachium-Nikopolis darstellte, die von Butrint aus nach Nordenan der Küste entlang über Onchesmus nach Phoinike und weiter nach Hadrianopolisverlief (Abb. ),1191 So gab es einige andere Wege durch die Stadt, die weitere relevantePunkte wie verschiedene Tempel, das Forum oder die Akropolis berührten, bis man andie zu einem späteren Zeitpunkt so benannte „Isthmus Mauer“1192 gelangte, von woaus die Straße weiter nach Norden führte. Denkbar ist auch ein Weg in Ufernähe, wie erTeil des heutigen Rundgangs ist, sodass man das Nymphäum der Rufina und den Brü-ckenkopf von Süden erreichen konnte. Zwar hatte das Turm-Tor mit seinem im . bis. Jh. n. Chr. ,altmodischen‘ Baubestand durch seine Nähe zu der Wasserentnahmestel-

le weiterhin eine prädestinierte Lage im Stadtbild. Welche Funktion(en) es allerdingsausübte, ist unklar; ob es im Hinblick auf seine Neukontextualisierung noch als einrepräsentativer Bau wahrgenommen wurde, bleibt fraglich.

Am Ende des . Jh. stürzten einige der Aquäduktpfeiler in der Vrina-Ebene ein. Inbyzantinischer Zeit wird der gesamte Aquädukt als verfallen angenommen.1193 Aller-dings wurden auf dem Weg zwischen dem Nymphäum der Rufina und den Thermensüdlich des Theaters Reste eines weiteren Nymphäums entdeckt, welches wohl erst im. oder . Jh. entstanden ist.1194 Die Funde und Befunde aus dem Thermenbereich kom-

munizieren ebenfalls, dass sie noch mindestens bis in das . Jh. hinein in Betrieb gewe-sen ist.1195 Daher ist es wahrscheinlich, dass der Aquädukt in diesem Zeitraum nochals Wasserleitung in Funktion war. Ferner nimmt das sogenannte Water Gate insofernBezug auf den Verlauf des Aquädukts, als der Brückenkopf sich seitlich des Durchgangsbefindet, was bedeutet, dass er, aus dem Tor kommend, betreten werden konnte. DasWasser-Tor ist im Verhältnis zu den anderen Toren in der (neuen) byzantinischen Stadt-mauer auffällig groß und breit, was die Funktion eines Hauptdurchgangs kommunizie-ren könnte. Auch die Nähe der Großen Basilika an dieser Stelle spricht für eine her-ausragende Relevanz dieses Zugangs zur Stadt, weshalb hier erneut die Existenz einerFähre über den Vivari-Kanal angenommen wird.1196 Jedoch hat sich anscheinend in die-ser Zeit die schmalste und somit beste Stelle für eine Fährverbindung zur Vrina-Ebene

1191 Sala und S. Hysi , . Des Weiteren ist ein an-derer Straßenverlauf, nämlich von der Vrina-Ebeneam östlichen Ufer des Butrinter Sees entlang, in dieFruchtebene von Phoinike denkbar, der die Brückein die Stadt nur zu einem Abzweig machen würde.Dazu ausführlich . . .

1192 Andrews u. a. .

1193 Crowson u. a. , ; Wilson , . Die fol-genden Ausführungen beziehen sich auf die Jahr-hunderte nach dem hier betrachteten Zeitraum. Siesollen dazu dienen, eine Objektbiographie exempla-risch weiter zu verfolgen.

1194 Bowden und S. Martin , – .1195 S. Martin , ; Wilson , .1196 S. Martin , .

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nicht mehr dort befunden, wo es noch in der Antike der Fall gewesen war.1197 Eine argu-mentative Kausalität lässt sich also auf der Basis einer möglichen Fährverbindung nichtableiten. Kontextualisiert man jedoch das herausragende Wasser-Tor-Symbol mit der An-nahme seiner Relevanz und den Befunden für die Existenz einer Frischwasserzufuhr bismindestens in das . Jh., so liegt die Vermutung nahe, dass das Aquädukt-Objekt auchnach seiner Außerfunktionsetzung als Aquädukt weiterhin als Brücke über den Vivari-Kanal gedient hat und entsprechend genutzt und instand gehalten wurde. Die Brückekann schließlich auch dann noch als solche fungiert haben, nachdem sie ihre Funktionals Aquädukt bereits verloren hatte. Folglich bestünde die Bedeutung des Wasser-Toresnicht mehr aufgrund einer Fährverbindung, sondern umgekehrt sorgte die Brücke alsWeg aus der oder in die Stadt für eine besondere Bedeutung dieses Raumes im Stadt-bild, was die Errichtung eines entsprechenden Tores plausibel macht. Als das Objektdann nach seiner Funktion als Aquädukt auch die als Brücke verlor, wurde der Indexdes Weges ggf. von einer Fähre fortgeführt.

. . Der Aquädukt von NikopolisNikopolis verfügte über mehrere Aquädukte. Ein aus Süden und ein aus Norden kom-mender mündeten jeweils in ein Nymphäum am Westtor der Stadtmauer (Abb. ).

Der südlich verlaufende Aquädukt kann nur über eine kurze Strecke in die Ebenevon Nikopolis verfolgt werden. Sein weiterer Verlauf und seine Datierung sind unklar,außerdem ist er nicht ausführlich publiziert, weshalb er hier nicht näher behandelt wird.

Der von Norden kommende Aquädukt ist besser erforscht. Es bezieht sein Wasseraus dem Fluss Louros und wird auf einer Gesamtlänge von etwa Kilometern rekon-struiert (Abb. ).1198 Als sein Beginn wird ein etwa Meter langer Tunnel bei AgiosGeorgios lokalisiert, der in einer Höhe von Metern NN durch einen Berg mit Na-men Isioma führt.1199 Von dort gelangte das Wasser in bzw. auf den Aquädukt.1200 Un-mittelbar daran anschließend überquerte das Bauwerk dann den Louros (Abb. , ),also den Fluss, von dem es weiter oberhalb sein Wasser ableitete.1201

Dadurch entstanden vielschichtige, künstlich verursachte indexikalische Beziehun-gen. Wird der Fluss indexikalisch betrachtet, über- bzw. unterquert er sich nun mithilfe

1197 Vgl. die Rekonstruktionen der Küstenlinie bei S.Martin , .

1198 Doukellis, Dufaure und Fouache , . Siesprechen von einem Wassertransfer ab einer Quelle(Doukellis, Dufaure und Fouache , ), womitallerdings wohl eher eine Zuflussquelle und nichtder Ursprung des Louros an sich gemeint ist.

1199 , ; Doukellis, Dufaure und Fou-ache , .

1200 Doukellis, Dufaure und Fouache , , gehendavon aus, dass das Wasser auf der gesamten Län-ge des Aquädukts durch einen abgedeckten Kanalverlief.

1201 Dieser Bereich des Flussbetts hat sich anscheinendseit der Antike nicht verändert, anders als der wei-tere Verlauf flussabwärts: Doukellis, Dufaure undFouache , – .

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Abb. Nikopolis. Schematische idealisierte Planskizze der Torsituation am Main Gate mit der Mündung derAquädukte in die beiden Nymphäen.

Abb. Nikopolis. Südseite desals älter geltenden Aquädukts imLouros-Tal bei Agios Giorgos. Dievorderen Pfeiler sind restauriert.

Abb. Nikopolis. Nordseitedes als älter geltenden Aquäduktsim Louros-Tal bei Agios Gior-gos. Die vorderen Pfeiler sindrestauriert.

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Abb. Nikopolis. Die beiden Aquädukte im Louros-Tal bei Agios Giorgos im Verhältnis zueinander. Links imBild befindet sich der als älter, rechts der als jünger geltende.

eines anderen Objekts selbst. Dem von einer Quelle oder mehreren Speisungen gebilde-ten ,Louros‘ werden somit verschiedene Verläufe zugewiesen, die es zwanghaft verfolgtund durch die es sich selbst kreuzt, ohne jedoch in physischen Kontakt zu treten. Die-ser wird durch die ,Zwischenschaltung‘ des Aquädukts unterbunden. Darüber hinaus istnoch eine theoretische Situation denkbar, in der Wasser vom Aquädukt beispielsweisedurch ein Leck oder einen Überlauf, ggf. vermischt mit Regenwasser, welches in diesemMoment ebenfalls seine Objektbezeichnung ändert, wieder in den Fluss gelangt. DieseSituation kann von einem Betrachter durchaus symbolisch aufgeladen werden. Es istjedoch auch möglich, dass das Objekt ,Wasser‘ bereits bei der Trennung in ,Flusswasser‘und ,Aquäduktwasser‘ seinen Eigennamen und somit auch die ihm zugeschriebenenObjekteigenschaften verlor.

Im Louros-Tal bei Agios Georgios befinden sich heute die wohl beeindruckendstenReste dieses sowie eines zweiten Aquädukts.1202 Die Entstehung des nördlichen wird

1202 Doukellis, Dufaure und Fouache , Abb.Nr. . Die dortigen Reste wurden zum ersten Mal

von Leake , , skizziert. Zur Restaurierungvgl. .

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Abb. Nikopolis. Die beidenAquädukte im Louros-Tal beiAgios Giorgos im Verhältnis zu-einander. Links im Bild befindetsich der als älter, rechts der alsjünger geltende.

Abb. Nikopolis. Aquädukt-Tunnel an der Straße Arta-Ioannina.

dabei früher angesetzt als die des südlichen (Abb. , ). Auf den jüngeren wird wei-ter unten näher eingegangen. Die Überreste des als älter angesprochenen bestehen ausopus testaceum und werden augusteisch datiert, allerdings gibt es grundsätzliche, bereitserörterte Probleme mit diesem Datierungsansatz ( . . , . . ). Des Weiteren wird ein inderselben Technik ausgeführter Teil des Bauwerks an einer anderen Stelle später datiert(siehe unten). Außer einer relativen chronologischen Zuweisung auf der Basis der bau-technischen Details kann somit keine gesicherte Datierung des Errichtungszeitraumesvorgenommen werden.

Der weitere Verlauf des Aquädukts vom Louros-Tal aus ist zunächst rekonstruiertund wird erst wieder nachvollziehbar, wo das Wasser bei Kokkinopilos in einen Tunnelmündet, der bis Meter lang ist und dessen Zugang sich heute unmittelbar an

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der Hauptstraße Arta-Ioannina befindet (Abb. ).1203 Von dort wurde es wohl in einenKanal geleitet, von dem jedoch nur spärliche Überreste bekannt sind. Das liegt wahr-scheinlich daran, dass dieser Kanal ohne Fundamentierung oder Kanalbett direkt in denanstehenden Terra Rossa-Boden eingebracht wurde.1204 Durch diese sicherlich schnelleund günstige Bauweise war der Kanal anfälliger für Erosion, weswegen von keiner be-sonders langen einwandfreien Nutzungsdauer auszugehen ist. Vergleicht man diese Be-obachtungen mit denen, die am Aquädukt von Butrint auf der Vrina-Ebene gemachtwurden, der anscheinend ebenfalls recht zeitnah nach seiner Entstehung renoviert wer-den musste ( . . ), und bringt diese Befunde in einen Zusammenhang, könnte maneine zeitgleiche oder nahe aufeinanderfolgende Errichtung der beiden Bauten anneh-men. Es ist denkbar, dass man nicht über die notwendigen Ressourcen an Zeit, Geldund/oder Personal verfügte, um eine weniger störanfällige Konstruktion zu errichten.Ziel war stattdessen eine möglichst schnelle Inbetriebnahme der beiden Anlagen beikalkulierbaren Kosten. Möglich ist auch, dass die Ingenieure nicht über die Kompeten-zen und Fähigkeiten verfügten, um beispielsweise Bodenbeschaffenheiten und Statikangemessen einschätzen zu können. Bei diesen mangelnden Kenntnissen könnte es sichum ein chronologisches Phänomen handeln: Das nötige Wissen bezüglich Ingenieurwe-sen und Aquäduktbaukunst war zur Zeit der Errichtung dieser Aquädukte noch nichtvorhanden, so dass diese Mängel nicht hatten verhindert werden können. Von dieserWarte betrachtet, wäre die Bauweise ein Symbol für einen frühen Entstehungszeitraum.

Der Aquädukt überquert auf dem Weg nach Nikopolis vom Tunnel aus das Di-halo Remma, muss dann wieder ein Stück rekonstruiert werden und führt anschlie-ßend um den Berg Moulia herum. Der Verlauf folgt an dieser Stelle offensichtlich dentopographischen Gegebenheiten und durchquert nicht, wie früher angenommen, dasXiropotamos-Tal.1205 Stattdessen umrundet der Aquädukt es, wodurch er zwar längerwird, doch ist dieser Umstand wohl durch die Relevanz anderer gewünschter Effektewie eine schnellere oder kostengünstigere Bauweise aufgewogen worden. Anhand derLänge einer Wasserführung kann also nicht zwangsläufig auf die Entfernung der Stadtzu fließendem Wasser geschlossen werden.1206

1203 Doukellis, Dufaure und Fouache , Abb.Nr. . Die genaue Länge kann nicht angegebenwerden, da der Ausgang bislang nicht lokalisiertwurde. Vgl. auch / , . Tölle-Kastenbein , , spricht hingegen von einerStelle, wo nur ein „relativ kurzer Felsriegel durch-stochen“ werden musste. Möglicherweise verwech-selt sie den Tunnel mit der Quellmündung.

1204 Doukellis, Dufaure und Fouache , , –.

1205 Vgl. Doukellis, Dufaure und Fouache , ./ , , rekonstruierte seinerzeit

noch einen direkteren Verlauf durch das Tal nachThesprotiko.

1206 Doukellis, Dufaure und Fouache , – .In diesem Fall betrug die Längendifferenz wohl ca.

km, da die Gesamtlänge der Wasserleitung vonDoukellis, Dufaure und Fouache , mit ca.

km, von Chrysostomou und Kefallonitou ,jedoch nur mit km angegeben wird. Durch

den Höhenunterschied von der Ableitung bei AgiosGeorgos auf Meter NN bis zum Nymphäumhinter dem Westtor bei Meter NN errechnet sichein Gefälle von , m/km: Doukellis, Dufaure undFouache , .

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Südlich von Thesprotiko lässt sich der Verlauf weiterhin an den geologischen Ge-gebenheiten rekonstruieren und mündet schließlich Meter nördlich von Stéfanierneut in einen Tunnel.1207 Von dort ist die Verfolgung über eine lange Strecke bis hin-ter Neos Oropos möglich. Daraufhin folgt wieder ein Abschnitt unbekannten Verlaufsbis zu den Überresten der Aquäduktpfeiler in der Ebene bei Archangelos.1208 Dort sindReste von zehn Pfeilern erhalten, darunter zwei Doppelpfeiler. Weitere sind durch Ve-getation verdeckt. Während die Überreste der zehn Pfeiler in Reihe komplett aus opustestaceum bestehen, sind die beiden vorgelagerten (Nr. A und A) an den Längssei-ten ebenfalls aus opus testaceum, an den Schmalseiten jedoch aus opus incertum gefertigt.Diese Technik wird aufgrund ihrer ,Einfachheit‘ einer anderen, früheren Bauphase desAquädukts zugeordnet, die Errichtung sämtlicher Pfeiler wird jedoch zeitlich nahe bei-einander angenommen. Außer der Einordnung des Mauerwerks gibt es allerdings keineBegründung für diesen Datierungsansatz. Die Bearbeiter weisen darauf hin, dass sie imweiteren Verlauf des Aquädukts nirgends eine ähnliche Situation wie die der Pfeilerund A sowie und A zueinander angetroffen haben.1209 Ganz offensichtlich gabes an diesen Stellen also einen erweiterten Handlungsbedarf, der eine zeitgleiche oderzeitversetzte Errichtung weiterer Konstruktionen erforderlich machte, die in andererBauweise ausgeführt wurden. Denkbar wäre allerdings auch eine Zuweisung von Er-gänzungsbauten wie hydraulischen Türmen,1210 wobei zu einer genauen Beurteilungweitere bautechnische Beobachtungen nötig wären.

Wenn die verschiedenen Mauertechniken als datierendes Element im Sinne einer(wenn auch geringen) zeitlichen Unterscheidung interpretiert werden, die Pfeiler Aund A also früher und die restlichen in opus testaceum ausgeführten später errichtetworden sind, so wäre diese spätere Entstehung auch für den bereits erläuterten Bereichdes Aquädukts im Louros-Tal bei Agios Georgios, der ebenfalls in opus testaceum ausge-führt ist, naheliegend, wenn auch nicht zwingend. Eine Ansprache dieser Überreste alsaugusteisch wäre somit nicht haltbar, es sei denn, die zeitliche Abfolge wäre so dicht,dass beide, also die Bau- und die Umbauphase, in augusteischer Zeit durchgeführt wor-den wären. Dies würde die These stützen, dass direkt oder zeitnah nach der Errichtungder Wasserleitung sowohl für Nikopolis als auch für Butrint verschiedene Renovierungs-arbeiten nötig waren.

Von Archangelos aus wird der Verlauf des Aquädukts erneut bis zu den Resten in derEbene nördlich von Nikopolis rekonstruiert, von wo aus er auf die Stadt zuführt. Dortorientiert sich, wie auch in der Vrina-Ebene ( . . ), die Zenturiation an dem Bauwerk

1207 Doukellis, Dufaure und Fouache , Abb.Nr. – .

1208 Doukellis, Dufaure und Fouache , ; Leake, .

1209 Sämtliche Ausführungen Doukellis, Dufaure undFouache , – .

1210 Tölle-Kastenbein , – .

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oder dieses sich an ihr. Darüber hinaus stellt der Aquädukt auf einer Länge von mehre-ren Kilometern die Begrenzung der Zenturiation dar.1211 Dadurch wird dem Aquädukt-Objekt eine andere, neue Symbolbedeutung zugewiesen, die außerdem mit einer verän-derten indexikalischen Verfasstheit und eventuell auch mit einem anderen Eigennameneinhergeht.

Die multiplen Zuweisungen setzen sich im weiteren Verlauf des Aquädukts fort.Am Stadtgebiet angelangt, bildete er den westlichen Teil der Stadtmauer.1212 Diese neueFunktion zog möglicherweise eine Veränderung der Ansprache sowie der symbolischenZuweisung nach sich. Es bleibt allerdings die Frage, ob dieses wasserführende Bauwerkvon seiner Konstruktion her überhaupt eine fortifikatorische Funktion hätte überneh-men können und auch sollen. Zum einen war das Stadtgebiet sehr großzügig bemessen,sodass viele Bereiche, die von der Mauer bzw. dem Aquädukt eingefasst waren, anschei-nend gar nicht besiedelt waren. Offensichtlich bestand weder ein Bedarf an einer de-finierten Grenze zur Expansion der Stadt noch an einer Verteidigungslinie, die sich ineinem Bauwerk manifestierte.1213 Zudem waren die Bögen der Aquädukt-Konstruktionwohl zum Zeitpunkt seiner Errichtung zunächst offen; erst später wurden sie zuge-setzt, wobei diese Maßnahme zudem noch nachträgliche Ausbesserungen erfuhr.1214

Die Form der Begrenzung durch die Aquädukt-Mauer ist auf dieser Grundlage eher imSinne eines pomerium denkbar. Alle drei Objekte, also Aquädukt, Mauer und pomerium,haben ähnliche indexikalische Funktionen. Dem Aquädukt konnte also streckenweiseeine geänderte ikonische Bedeutung als Stadtmauer und als pomerium zugewiesen wer-den. Somit war seine zeitgleiche und gleichzeitige Wahrnehmung als drei Objekte ineinem Bauwerk möglich. Unklar bleibt, welche Wertigkeiten der antike Betrachter mitdiesen multiplen Funktionszuweisungen verband. Denkbar ist eine Wahrnehmung bei-spielsweise des Aquädukts ,auch‘ als Stadtmauer, ,sogar‘ als pomerium oder umgekehrt.Doch vielleicht sah er dort auch nur ein Bauwerk, das verschiedene Aufgaben erfüllte,wo es andernorts mehrere Bauten mit verschiedenen Funktionen gab, ohne dass ihreDifferenzierung bzw. Zusammenlegung eigens thematisiert werden musste.

Der besprochene nördliche und auch der hier nicht berücksichtigte südliche Aquä-dukt endeten jeweils in einem hinter dem sogenannten Westtor gelegenen Nymphäum(Abb. ). Dieses Tor wird aufgrund seiner Größe und der Vielzahl der Grabbauten anseiner Ausfallstraße auch als Main Gate bezeichnet.1215 Die Nymphäen wurden wohl im

1211 Doukellis, Dufaure und Fouache , .1212 Diese hat eine Länge von fünf Kilometern und um-

schloss ein Gebiet von Hektar: Andréou ,; Chrysostomou und Kefallonitou , .

1213 a, – . Bis zur Errichtung der spä-teren, sogenannten frühchristlichen Stadtmauer,die ein viel kleineres Areal umschloss, gibt es keinearchäologischen Indikatoren und auch keine schrift-

lichen Überlieferungen dafür, dass Nikopolis jemalsbelagert oder erobert worden wäre. Des Weiterendehnte sich die suburbane Besiedelung nach Süd-osten ohne jegliche Begrenzung über die gesamteAgios Thomas-Halbinsel aus: Stein .

1214 a. Er bringt diese Maßnahmen mit demEinfall der Heruler in Verbindung.

1215 Chrysostomou und Kefallonitou , Abb. .

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Abb. Nikopolis. Blick nachWesten auf den als jünger gelten-den Aquädukt im Louros-Tal beiAgios Giorgos. Im Vordergrundsind die Unterschiede im Mau-erwerk erkennbar. Am rechtenBildrand sieht man die moderneBrücke über den Fluss.

. Jh. errichtet und zu Beginn des . Jh. zum letzten Mal baulich verändert.1216 Wie dasWasser also in augusteischer Zeit mündete, gesetzt dem Fall, dass diese Datierung desersten Aquädukt-Objekts zutrifft, ist unbekannt.

Im Louros-Tal bei Agios Georgios befinden sich, wie bereits erwähnt, die Überresteeines weiteren Aquädukts (Abb. , ). Wann dieses Bauwerk errichtet wurde, ist um-stritten: „probably in the years of Hadrian or Julian“.1217 Unabhängig von einer genauenDatierung legen bautechnische Beobachtungen des Mauerwerks den Schluss nahe, dasses später als das andere entstanden ist, wobei es unterschiedliche Mauertechniken auf-weist (Abb. bis ).

Vermutlich handelt es sich um eine Renovierungsmaßnahme der Wasserzufuhrnach Nikopolis. Diesbezüglich ist es bemerkenswert, dass nicht etwa der existente, äl-tere Aquädukt wieder instand gesetzt, sondern stattdessen ein gänzlich neues Bauwerkerrichtet wurde. Zwei separate Objekte mit dem gleichen Eigennamen und einer aufden ersten Blick identischen Funktionszuweisung lassen verschiedene Schlüsse zu. Soist denkbar, dass das ältere Bauwerk in diesem indexikalischen Bereich des Aquädukt-Objekts seine zugedachte Funktion nicht mehr oder nicht mehr in ausreichendem Ma-ße erfüllen konnte.1218 Die Nichtfunktionsfähigkeit kann dabei so schwerwiegend ge-wesen sein, dass eine Wiederherstellung nicht möglich war und daher ein Ersatzobjekterrichtet werden musste. Eine andere Erklärung ist, dass das ältere Bauwerk zwar dieMöglichkeit zur Instandsetzung kommunizierte, aber trotzdem der Entschluss fiel, ein

1216 , – ; a, –.

1217 Karatzeni , . Vgl. auch Doukellis, Dufaureund Fouache , , – , der ebenfalls denälteren augusteisch und den jüngeren hadrianischdatiert, mit der Begründung, dass Hadrian auch die

Aquädukte von anderen Städten in Griechenlandgestiftet habe.

1218 Doukellis, Dufaure und Fouache , , werfenebenfalls die Frage auf, ob die beiden Aquäduktezeitgleich entstanden sind und aus zwei verschiede-nen Quellen gespeist wurden, wobei bislang keinweiterer potenzieller Zufluss entdeckt wurde.

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neues zu errichten. In beiden Fällen ist der neue Aquädukt ein Symbol für die entspre-chenden finanziellen, ökonomischen und personellen Ressourcen zu seiner Errichtung.Bei letztgenannter Option demonstriert es zudem als Symbol die Repräsentativität unddie Machtposition der neuen Erbauer. Um diese Wirkung entfalten zu können, war esallerdings nötig, dass die Nutznießer der Objektfunktion der Wasserleitung, also dieMenschen an den Entnahmestellen in Nikopolis, auch über diese Maßnahme Bescheidwussten. Nur auf der Basis der entsprechenden Informationen konnte das weit ent-fernt gelegene Bauwerk seine Bedeutung als Statusobjekt kommunizieren. Durch dieNymphäen stellte sich die Existenz des Aquädukt-Objekts mittelbar dar und könnte imFall einer Renovierung als Symbol für den entfernt gelegenen Neubau verstanden undals Index für ihn wahrgenommen worden sein.

Hinsichtlich der Dimensionen der Siedlungsfläche konnten die beiden Aquäduktelängst nicht alle Bewohner der Stadt und des Hinterlands mit Wasser versorgen. Alleindie Distanz vom Westtor zur stark besiedelten Agios Thomas-Halbinsel kommuniziertdie dortige Existenz anderer Möglichkeiten der Wasserversorgung wie beispielsweiseBrunnen. Jegliche Funktionszuweisung des Aquädukts bzw. der Aquädukte, ob es sichnun um die einer Wasserleitung, einer Grenze oder einer politischen Repräsentationhandelte, konnte nur unmittelbar auf die sich in der Nähe des Bauwerks befindlichenHandlungsindividuen einwirken oder mittelbar auf diejenigen, die das durch die Aquä-dukte zugängliche Wasser benutzten, sofern sie wussten, woher es stammte. Mit zuneh-mender räumlicher Distanz oder inhaltlicher Unabhängigkeit verloren die verschiede-nen Bedeutungen des Objekts an direkter Relevanz.

. . Der Brunnen von LadochoriIn der römischen Siedlung von Ladochori gab es mindestens einen öffentlichen Brun-nen.1219 Ein Brunnen ist ein Ikon für jeden Brunnen, unabhängig davon, ob er nochintakt und als Brunnen nutzbar ist oder ob er als archäologisches Objekt identifiziertwird. Ein Brunnen ist weiterhin ein Index für seine Herstellung und Nutzung. Einegeeignete Stelle muss ausgesucht und ein Schacht von einer bestimmten, durch die ge-plante Funktion erzwungenen Tiefe gegraben werden. Der obere Durchmesser oderdie Randgestaltung müssen ebenfalls funktional sein, können jedoch darüber hinausauch symbolische kommunikative Strategien verfolgen. Entsprechend wurde das Ma-terial für den Brunnen ausgesucht, beschafft, bearbeitet sowie schließlich der Brunnengebaut und in Betrieb genommen. Vielleicht waren auch im Laufe der Zeit Ausbesse-rungen nötig. Ab dem Zeitpunkt seiner Auflassung ist er ein Index für seine Verfüllung.Ein Brunnen ist ebenfalls ein Index für das Wasser, welches aus ihm entnommen wird,

1219 Akrivopoulòu und Lazari , , sprechen von„central wells of public use“. In sämtlichen Plänen

ist jedoch immer nur ein Brunnen verzeichnet, vgl.beispielhaft , Abb. .

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ebenso wie dieses ein Index für den Brunnen ist, also den Ort seiner Herkunft in einerSiedlung.

Ein Brunnen ist ein Symbol für die Verfügbarkeit von (frischem) Wasser, welcheswiederum ein unerlässlicher Bestandteil lebensweltlicher Infrastruktur ist.1220 Die Prä-senz eines öffentlichen Brunnens kann mit Attributen wie ,Trinken‘ oder auch ,Tränken‘oder ,Waschen‘ belegt werden. Zudem kann er sämtliche Symbole kommunizieren, dieauch mit ,Wasser‘ an sich verbunden werden können, beispielsweise handwerkliche Tä-tigkeiten, Formen der Reinigung oder kultische Bezüge. Öffentliche Brunnen kommu-nizieren weiterhin eine gesellschaftliche Funktion; sie werden zum Ort der Begegnungund des Austauschs, zu einem Treffpunkt. Der Vorgang des Wasserholens stellt einer-seits eine triviale Tätigkeit dar, gleichzeitig ist sie nicht nur ökonomisch und sozial rele-vant, sondern auch überlebensnotwendig. Am Brunnen oder Nymphäum (siehe . . ,. . ) wird dieses lebensnotwendige Handeln zum kollektiven Ereignis. Jede/r Bewoh-

ner/in braucht Wasser und unternimmt gewisse Anstrengungen, es zu bekommen. Alsein solcher Vorgang, der durch individuelle Bedürfnisse und Handlungen zu einem ge-sellschaftlichen Phänomen wird, kann das Prozedere ebenfalls ritualisiert sein, indemman beispielsweise jeden Tag zur gleichen Zeit zum Brunnen geht oder erwartet, dortbestimmte Personen anzutreffen. Die Ermöglichung eines Zugangs zu frischem Wasserhat außerdem eine herausragende Bedeutung für politische Machtverhältnisse oder beikriegerischen Sanktionen. Der intakte Brunnen wird somit zum Symbol des Funktio-nierens einer Gesellschaft.

Bei dem Brunnen in Ladochori betrug der innere Durchmesser , bis , Meterund der äußere , bis , Meter.1221 An den Rändern waren Steinplatten verlegt, derSchacht war mit Kalkmörtel ausgekleidet. Er befand sich neben einem Hauseingangin ca. , Meter Abstand von der Hauswand. In diesem Kontext betrachtet, erfüllt ereine stark repräsentative Funktion. Durch seine räumliche Nähe zum Haus wird er op-tisch mit diesem in Verbindung gebracht, täglich mussten viele Menschen dorthin, alsoübertragen ,zu diesem Haus gehen‘, um Wasser zu holen. Diese Zuweisung war auchabhängig davon, wer die Verantwortung für den Brunnen hatte und wie die Besitzver-hältnisse geregelt waren. Geht man beispielsweise von einer Benennung der Häuser mitdem Eigennamen ihrer Bewohner aus, so ist eine Identifizierung des Brunnens mit denHausbewohnern denkbar. Diese konnte unabhängig davon geschehen, ob er wirklichden Bewohnern des Hauses gehörte oder sich in ihrer Obhut befand. Der Brunnen kom-muniziert allein aufgrund seiner Lage eine kontextuelle Zugehörigkeit zu seinem Um-feld, unabhängig davon, wie die Handlungsindividuen diese Zugehörigkeit symbolischwahrgenommen haben.

1220 Dazu Bonini , – . 1221 , – .

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Abb. Nikopolis. Brunnen„hinter dem Bischofspalast“.

Die Ausstattung des Brunnens von Ladochori kommuniziert seine Funktionalität.Verglichen mit beispielsweise dem Brunnen hinter dem Bischofspalast in Nikopolis(Abb. , ) oder dem Nymphäum der Rufina in Butrint (Abb. , ), symbolisiert ereine andere Form der Zugänglichkeit zu Wasser. Vergleicht man ihn hingegen mit demBrunnen unterhalb der Akropolis in einer Querstraße des Forums von Butrint ( . . ), soerscheint dieser ebenfalls auf funktionale Aspekte fokussiert. Ein Brunnen kommuni-ziert sein Alter, seinen Nutzungszeitraum, seine Renovierungsphasen und Instandhal-tungsmaßnahmen. Diese sind in Butrint beispielsweise an einer stark abgenutzten Frontsichtbar (vgl. Abb. ). Des Weiteren befindet er sich im ,Stadtzentrum‘, also in einemräumlichen Kontext mit öffentlichen Gebäuden. Im Vergleich zu diesen mag seine Aus-stattung dem antiken Betrachter ,einfach‘ oder ,schmucklos‘ vorgekommen sein. Dierein ikonische Existenz des Brunnens ist jedoch ein indexikalisches Zeichen für die Zu-

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Abb. Nikopolis. Brunnen„hinter dem Bischofspalast“,Detailansicht des Dekors.

gänglichkeit zu Frischwasser und ein symbolisches für die Bedeutung von Frischwasserin diesem städtischen Bereich. Bei dem Brunnen von Ladochori können vergleichbarekontextuelle Bezüge seines Verhältnisses zu seiner Umgebung hergestellt werden. Wiezentral er lag, lässt sich allerdings aufgrund der nur partiellen Freilegung der Siedlungnicht sagen ( . . ).

Wird ein Brunnen nicht mehr genutzt, verliert er seine Bedeutung als Wasserent-nahmestelle und erhält eine neue funktionale Zuweisung. Diese Umfunktionierungkann schrittweise erfolgen, indem beispielsweise das Wasser zunächst nur für einen ge-wissen Gebrauch reserviert oder tabuisiert wird. Wenn sich seine Materialität oder diegeologischen Bedingungen soweit transformiert haben, dass der Brunnen als nicht mehrfunktionstüchtig oder nicht mehr reparabel klassifiziert wird, erfolgt die Auflassung.

Solange ein Brunnen in Funktion ist, kann er als Symbol beispielsweise ,Trinken‘,,Waschen‘, ,Treffpunkt‘ oder ,Leben‘ kommunizieren. Wird ihm im Laufe der Zeit je-doch eine andere Nutzung zugewiesen, können sich auch die mit ihm verbundenenund durch ihn kommunizierten Bedeutungen wandeln. Eine Nutzung beispielsweiseals Abfallgrube mit entsprechender Verfüllung des Schachts mit als Müll oder Abfalldeklarierten Objekten weist dem Objekt ,Brunnen‘ nun eine Zuständigkeit für ,Ent-sorgung‘ zu.1222 Dadurch kann sich auch der Eigenname wandeln, in diesem Fall von,Brunnen‘ zu ,Abfallgrube‘. Die im Brunnen von Ladochori gefundenen Keramikfrag-mente wurden vom ,Gefäß‘ zur ,Scherbe‘ und kommunizierten somit ihren Zustanddes Entsorgt-Seins. Ein weiterer denkbarer Prozess wäre die Verschüttung eines Brun-nens durch natürliche Transformationen. In diesem Fall wird er vielleicht noch vomBetrachter mit seinem bisherigen Eigennamen benannt, kann jedoch ebenfalls die ur-sprünglich mit ihm verbundene Funktion nicht mehr ausüben. Weiterhin ist denkbar,

1222 Dazu ausführlich Sommer ; Thompson[ ].

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dass der Brunnen, nachdem seine Funktion als Brunnen für beendet erklärt wurde, ri-tuell versiegelt wird. Auch hierbei kann es sich um ein kollektives Ereignis von gesell-schaftlicher Tragweite handeln.

Ein zur Entsorgung deklariertes Objekt kann auch ein Tierkadaver oder sogar einLeichnam sein, der dem ehemaligen Brunnenschacht eine Funktion als Grab zuweisenwürde. In diesem Fall bedeutet ,Grab‘ allerdings unabhängig von symbolischen Zuwei-sungen nur den Ort der Deponierung sterblicher Überreste. Wenn allerdings Hinter-bliebene entsprechende Rituale und Praktiken am Brunnenschacht durchführten, soerfolgte damit auch die entsprechende symbolische Wahrnehmung. Durch eine Verfül-lung, also die veränderte indexikalische Kontextualisierung, wendet sich die Bedeutungdes Brunnens ins genaue Gegenteil: Er wird von einem Symbol des Lebens zu einemder Verderbtheit oder des Todes.

Sobald der Brunnen kommuniziert, dass er seine ursprüngliche Aufgabe nicht mehrerfüllen, also kein Wasser mehr liefern kann, wird er von seinen Benutzern also even-tuell mit einem neuen Eigennamen versehen. Seine Zuweisung als ,Brunnen‘ erhält ererst dann wieder, wenn er von einer Archäologin ausgegraben wird. Dabei ist sein In-halt ein Index dafür, ob eine Verfüllung oder Verschüttung und ggf. eine Verschließungstattgefunden hat und ob dieses als einmaliges Ereignis oder über einen längeren Zeit-raum geschehen ist. Brunnen und ihre Inhalte ziehen dann als archäologische ObjekteAufmerksamkeit auf sich und evozieren gewisse Handlungen.1223

. Ländliche BesiedlungsstrukturenLändliche Besiedlungsstrukturen sind kleiner und dezentraler gelegen als Städte. Siedienen ebenfalls der Landschaftserschließung, sind jedoch im Gegensatz zu den infra-strukturellen Maßnahmen räumlich enger begrenzt. Zwar verfügen sie auch über Ob-jekte mit einem indexikalischen Charakter wie beispielsweise Mauern, Dächer und Fel-dern. Ein symbolisches Objekt mit ikonischem Eigennamen stellt jedoch immer denjeweiligen Bezugspunkt der Strukturen dar. Diese werden in der Literatur ganz unter-schiedlich benannt, zum Beispiel farmstead, Gehöft oder villa rustica.1224 Diese Benen-nungen verstehen sich hier als rein ikonische Eigennamen, die benutzt werden, um eineAnlage anzusprechen, und die notwendig sind, um sie gegenüber anderen Strukturenidentifizierbar zu machen. Die mit den Benennungen verbundenen Zuweisungen, wie

1223 Diese Handlungen können ihrerseits indexikalischsein, wie zum Beispiel die Fließtextbeschreibung bei

, , auch wenn die Darstellungsweisedurch die vielfältigen Transformationen der Mate-rialität, also von der Scherbe aus dem Brunnen bis

hin zur Publikation, ein Symbol ist. Dazu ausführ-lich . ; . .

1224 Die Begrifflichkeiten wurden jüngst zusammenge-stellt und kritisch hinterfragt von Witcher . Vgl.auch beispielhaft Wodtke , .

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sie sich beispielsweise in Begriffen wie ,hellenistisches Turmgehöft‘ oder ,römische Villa‘widerspiegeln, spielen hier, den bisherigen Ausführungen entsprechend, keine Rolle.

Die Anlagen, die den Kriterien einer ländlichen Besiedlung entsprechen, also voneinem Zentrum hinsichtlich der Größe und auch in einzelnen Funktionszuweisungenabweichen, sind in der römischen Provinz Epirus sehr zahlreich. Sie werden ganz ver-schieden charakterisiert und haben einen unterschiedlichen Bearbeitungs- und Publika-tionsstand. Aus diesen Gründen galt es, eine Auswahl zu treffen, die für eine Darstellungder Erschließung der Landschaft sinnvoll erschien und darüber hinaus tauglich ist, umdie Durchführung des semiotischen Analysesystems exemplarisch und plausibel darzu-stellen (siehe dazu . ). Die Stätten im Folgenden sind, ebenso wie die Zentren, vonNorden nach Süden gelistet.

. . DiaporitDie archäologische Stätte von Diaporit liegt am Ostufer des Butrinter Sees, etwa , Ki-lometer von der antiken Stadt Butrint entfernt (Abb. ). In den Jahren zwischen und

n. Chr. wurden dort existierende, ältere Holz- und Lehmziegelmauern vollständigniedergelegt und von einer Anlage aus Stein überbaut. Die Ausgräber möchten dieseältere Holzbauphase, die anhand der Keramik in die späte Republik datiert wird, als„Villa des Atticus“ ansprechen, von deren Existenz in der Umgebung von Butrint wiraus Briefen des Cicero wissen.1225 Diese älteren Strukturen konnten bei Ausgrabungenallerdings nur sehr partiell und ausschließlich in Fundamentlagen erfasst werden. DieDatierung der Errichtung der neuen Anlage in den Jahren bis n. Chr. wird vonKeramik- und Münzfunden kommuniziert.1226 Sie entstand auf einer Reihe künstlicherTerrassen, die zum einen die bereits für die ältere Anlage angelegten Terrassenmauernverwendeten, zum anderen weitere, massive Eingriffe in den anstehenden Felsen nachsich zogen. Außerdem verschob sich die Ausrichtung der neuen im Vergleich zu denalten Strukturen um ◦ in Blickrichtung zum See und zur antiken Stadt.1227 Die neueAnlage hatte, soweit bekannt, einen nicht ganz regelmäßig quadratischen Grundriss.Im Osten schloss eventuell eine Portikus an den Gebäudekomplex an. Einige der Räu-me waren mit Wandmalereien oder Marmorverkleidungen und einer auch mit einemMosaikfußboden ausgestattet, auf das hier näher eingegangen werden soll.1228

1225 Cic. Att. . . . Vgl. auch Deniaux . Zur Na-mensgebung Bowden, Hodges und Lako , –

; Bowden und Përzhita , , zusammenge-fasst bei Wodtke , .

1226 Bowden, Hodges und Lako , .1227 Vermutlich die gesamte unterste Terrasse befindet

sich heute unter Wasser, ihre Mauern fluchten bis zu

Meter in den Butrinter See hinein: Bowden ,; Bowden, Hodges und Lako , .

1228 Sämtliche Beschreibungen bei Bowden und Përzhita, – . Nach Shpuza – , , ist

dies überhaupt der einzige Mosaikfund in einer alsvilla klassifizierten Anlage im albanischen Teil vonEpirus.

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Abb. Diaporit. Schematischer idealisierter Grundrissplan des Mosaikraumes. a) Zustand im . Jh. n. Chr. b)Zustand im . Jh. n. Chr. c) Gesamtzustand. Der Ende des ./Anfang des . Jh. n. Chr. errichtete Töpferofen isthellgrau dargestellt.

Das Mosaik nimmt nicht die vollständige Grundfläche des ca. x Meter gro-ßen Raumes ein, sondern füllte nur einen bestimmten Bereich des Fußbodens aus(Abb. a). Darum herum waren Marmorplatten verlegt.1229 Form und Einzigartigkeit(soweit bekannt) kommunizieren den Bewohnern und Benutzern der Anlage, dass derMosaikraum eine spezielle Bedeutung hatte, die sich von der der anderen Räume ohneMosaik unterschied. Er könnte zum Beispiel die funktionelle Zuweisung eines tricliniumgehabt haben.1230 Der bislang erschlossene architektonische Kontext könnte eventuelleinen Zugang durch eine Portikus kommunizieren, was den repräsentativen Anspruchdes Raumes noch erhöhen würde.1231

Durch die entsprechende inhaltliche Zuweisung eines triclinium wäre es möglich,den Raum auch als ein Symbol dessen zu verstehen. Entsprechend konnte er ebenfallsmit gemeinschaftlichen Mahlzeiten oder als Versammlungsraum für ausgewählte Per-sonen in Verbindung gebracht werden, wenn er gerade nicht genutzt wurde. Darüberhinaus war er auch Teil eines Wohnhauses, in dem noch zahlreiche weitere, gerade auchalltägliche Tätigkeiten durchgeführt wurden.1232 Also ist die Frage, ob die besondereAusstattung des Raumes kommunizierte, dass er für eine gewisse Nutzung vorbehal-ten war, oder ob er auch für andere Anlässe mit entsprechendem Anspruch an Aus-stattung genutzt werden konnte. Diese Funktionen sind nicht konträr zueinander, dieNutzungszuweisungen eines Zimmers als Ort der Repräsentation und des persönlichen

1229 Bowden und Përzhita , . Sie identifiziertenden Marmor als aus Teos stammend.

1230 Zur Terminologie: Braune , – . Die sym-bolische Zuweisung als triclinium kann dabei jedenRaum umfassen, der für eine entsprechende Funkti-on als geeignet angesehen wurde.

1231 Bowden und Përzhita , .1232 Wobei es sich auch bei einem Gastmahl um ein

alltägliches Ereignis gehandelt haben kann: Stein-Hölkeskamp , , bezeichnet sie als eine „tägli-che Routine“.

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Wohlbefindens können in der immobilen Ausstattung wie einem Mosaikfußboden Aus-druck finden. Durch vielfältige mögliche Nutzungszuweisungen wird keine Divergenz,sondern vielmehr eine Pluralität multifunktionaler Raumlösungen dargestellt, in demsich ,öffentlich‘ und ,privat‘, otium und negotium vielleicht formal zeitlich, jedoch nichträumlich und somit auch nicht inhaltlich strikt voneinander trennen lassen.1233 Erstdurch Kontext und Handlung wird die entsprechende situative Nutzungszuweisungdargestellt und somit dem antiken Betrachter als Symbol kommuniziert. Entsprechenddieser Nutzungsmöglichkeiten wird das Mosaik als Ikon für jedes Mosaik, als Index fürseine faktische Existenz als Ausstattungselement sowie als Symbol dieser verschiedenenFunktionen wahrgenommen. Das Objekt ,Mosaik‘ im Kontext ,Raum‘ wird somit zumSpannungsfeld der Aushandlung seiner Kommunikationsebenen und -strategien für dierömerzeitlichen Benutzer*innen (dazu auch ausführlich . . ).

Zwischen dem Ende des . Jh. und der Mitte des . Jh. wurden einige bauliche Ver-änderungen an der Anlage von Diaporit vorgenommen. So entstand im Süden ein Ba-dekomplex, der jedoch schon nach einer kurzen Nutzungsphase zwischen undwieder abgerissen wurde, um Platz für eine noch größere Folgeanlage zu schaffen.1234

Die baulichen Veränderungen betrafen auch den Raum mit dem Mosaikfußboden. Diedurchgeführten Baumaßnahmen kommunizieren, dass die bisherige Größe des Raumes(ca. x Meter) sowie die Position des Mosaiks im Raum als nicht mehr angemessenbewertet wurden. Es wurden indexikalische Veränderungen vorgenommen: Das Objekt,Mosaik‘ blieb, die Objekte ,Mauern‘ wurden um es herum neu arrangiert (Abb. b, c).Der so entstandene Raum war nicht nur wesentlich größer als der vorherige ( x Me-ter), sondern führte auch zur Auflassung der südlich angrenzenden Räume.1235 DieserBereich musste für die neue Konstruktion um , Meter aufgefüllt werden, um dassel-be Fußbodenniveau zu erreichen. Ferner gab es eine veränderte Zugangssituation undsomit eine Neukontextualisierung innerhalb der Gesamtanlage. Der Eingang lag zwarunverändert im Norden, allerdings entstand davor eine weitere Mauer, die einen Um-bau der Portikus anzeigen könnte, deren Funktion jedoch zum jetzigen Zeitpunkt nichtgeklärt ist.

Die veränderte Positionierung des Mosaiks im Raum erlaubt verschiedene Bedeu-tungszuweisungen, deren Symbolgehalt für den antiken Betrachter heute unterschied-lich interpretiert werden kann. So ist denkbar, dass die Ansprüche an die Tätigkeiten, diein diesem Raum ausgeführt wurden und für die er speziell mit dem Mosaik ausgestat-tet war (beispielsweise ein triclinium zu sein), sich dahingehend verändert haben, dassder Raum in dieser Form als nicht mehr angemessen für die Ausübung dieser Funktion

1233 Diese Überlegung greift auch Muth , – ,auf, richtet ihren Fokus jedoch auf eine Ausweitungdes Öffentlichkeitskonzepts und eine „sozialhierar-chische Atmosphäre“ in diesem „Mikrokosmos“.

1234 Bowden und Përzhita , .1235 Bowden und Përzhita , – .

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erachtet wurde. Damit er weiterhin kommunizieren konnte, dass er als repräsentati-ver Versammlungsort geeignet war, wurden entsprechende bauliche Änderungen vor-genommen. Vielleicht hatten sich auch die möglichen, einem triclinium zugewiesenenBedeutungen und Funktionen in ihren Inhalten, Ritualen oder Konventionen dahin-gehend verändert, dass der Raum diesen neuen Bedürfnissen angepasst werden musste.Auch die Verlegung der bisherigen Funktion oder die Wahl eines anderen Raumes fürentsprechende Nutzungszuweisungen ist eine Option. Daher erfuhr der Kontext ,Raummit Mosaikfußboden‘ eine neue Bedeutungszuweisung, die sich in seiner neuen inde-xikalischen Raumordnung manifestierte.

Das Mosaik-Objekt selbst erhielt als Fußbodenbelag ebenfalls eine neue Symbol-Funktion. Da es in seiner ursprünglichen Kontextualisierung nur die Mitte des Raumesbedeckte, war dieser Bereich im Unterschied zur Umgebung besonders hervorgehoben.Transportables Mobiliar offerierte die Option einer Anpassung der Ausstattung an diejeweiligen funktionalen Bedürfnisse.1236 Ein ggf. ,leerer‘ Raum ermöglichte auch dieOption, das Mosaik zu umrunden, ohne es betreten zu müssen. In diesem Momentrückt, unabhängig von seiner Funktion als ,Fußbodenbelag‘, diejenige als ,Bild‘ oder,Kunstwerk‘ in den Vordergrund.

Die Platzierung des Mosaiks im Raum änderte sich durch die Umbaumaßnahmenzwischen dem späten . Jh. und der Mitte des . Jh. Nun befand sich der Zugang direktvor der Schmalseite des Mosaiks. Die Breite des Eingangs orientierte sich anscheinendsogar an seinem Mittelfeld (Abb. b).1237 Während dieser Nutzungsphase musste dasMosaik also betreten werden, um in den Raum zu gelangen. Nichtsdestotrotz war esselbstverständlich weiterhin möglich, seine Motivik wahrzunehmen. Zudem war dieBodengestaltung des neuen, größeren Raumes uneinheitlich: Der Bereich um die frü-here Pflasterung, also der nun rückwärtige Teil des Raumes, wies bei seiner Freilegungkeine besondere Fußbodenausstattung (mehr) auf. Das veranlasste die Ausgräber zu derInterpretation, die Ausstattung des Raumes sei niemals fertiggestellt worden.1238

Zu einem späteren Punkt auf der Kontinuitätslinie der Objekte, deren indexikali-sche Zusammengehörigkeit das Fußbodenmosaik bildete, wurden weitere Veränderun-gen vorgenommen. So gab man im späten . Jh. oder frühen . Jh. die Anlage in ihrerbis dahin bestehenden Form auf. Die marmornen Wandverkleidungen des Badekom-plexes wurden entfernt und die Räume mit Schutt verfüllt. Im Raum mit dem Mosaikwurden insgesamt Pfosten eingebracht. Es lässt sich jedoch keine zeitliche Abfol-ge der Pfostenstellungen und auch kein architektonischer Zusammenhang rekonstru-ieren.1239 Des Weiteren wurde in die Nordostecke ein Töpferofen eingebaut (Abb. c).

1236 Es gibt keine Hinweise für gemauerte Klinen. ZuAusstattungsmöglichkeiten mit besonderer Be-rücksichtigung des Luxusgedankens vgl. Stein-Hölkeskamp , – .

1237 Bowden und Përzhita , Abb. .1238 Bowden und Përzhita , .1239 Bowden und Përzhita , – .

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Auf dem Boden befand sich nun eine Schicht aus dunklem Lehm. Die Ausgräber ge-hen davon aus, dass diese durch die neue(n) Funktionszuweisung(en) entstand. Dochist auch ein bewusstes Einbringen der Schicht zur besseren Umsetzung dieser neuenFunktion denkbar. Der Lehm bedeckte den bis dahin sichtbaren Fußbodenbelag. So-wohl der Ofen als auch die im ganzen Raum verteilten Pfostenlöcher nehmen anschei-nend keinen Bezug und damit auch keine Rücksicht auf das Mosaik als Fußboden oderBildwerk. Zahlreiche Pfosten waren dort eingetieft.1240 Eventuell war es durch die Ein-bringung der Lehmschicht auch nicht mehr oberflächig sichtbar. Vielleicht war seineExistenz zunächst auch noch bekannt, wenn beispielsweise die Lehmschicht erst nachund nach durch die geänderten Aktivitäten im Raum entstanden ist. Seiner Unversehrt-heit wurde jedoch keine Bedeutung beigemessen; die Mosaiksteinchen besaßen keineindexikalische Relevanz zur Vollständigkeit der Darstellung eines Motivs mehr, sondernwaren lediglich ikonische Objekte im Boden, die es zur Einbringung eines Pfostens zuentfernen galt. Da der Zugang zum Raum in dieser Zeit nicht verändert wurde, befandsich das Mosaik zwar weiterhin in einer zentralen Position, war aber nicht mehr rele-vant und/oder sichtbar und konnte somit keine aktive symbolische Zuweisung mehrerfahren.

Irgendwann nach dem Einbau des Töpferofens und dem Einbringen der Pfostenbrach in der Struktur ein Feuer aus. Durch dessen Einwirken veränderte sich sowohl dieMaterialität des Mosaiks als auch die der angrenzenden Marmorplatten aus der erstenBauphase.1241 Auch die Pfosten verbrannten dabei, was ihre Darstellung im späterenarchäologischen Befund positiv beeinflusste. Gegen Ende des . Jh. wurden diese Berei-che der Anlage abgerissen. Nur für den größten der freigelegten Räume legen die Fundenahe, dass er noch eine kleine Weile in Gebrauch war.1242 Bis zum späten . Jh. ist dieStätte und somit auch der Raum mit dem Mosaikboden anscheinend verlassen gewe-sen. Dann entstand an diesem Ort eine christliche Basilika.1243 Diese Maßnahme hattejedoch keinen Einfluss auf das sich mittlerweile im Boden befindliche, also verdeckteMosaik. Entsprechend wurden bis zur archäologischen Ausgrabung seine kommunika-tiven Funktionen nicht mehr abgefragt.

. . MalathreaDie als befestigtes hellenistisches Turmgehöft1244 angesprochene archäologische StätteMalathrea befindet sich am südöstlichen Rand der Vrina-Ebene (Abb. ). Im . Jh. v. Chr.weist sie eine zweite Bauphase auf, die die Bearbeiter dazu veranlasst, ihre Benennung

1240 Vgl. Bowden und Përzhita , Abb. .1241 Bowden und Përzhita , , . Denkbar ist

auch, dass in diesem Zusammenhang erst die Lehm-schicht in ihrer letztendlichen Dicke entstand.

1242 Bowden und Përzhita , – .1243 Bowden , – ; Bowden und Përzhita ,

– .1244 Ceka , .

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von „hellenistisches Turmgehöft“ (Abb. ) in „Villa“ zu ändern.1245 Eine andere Ei-gennamenszuweisung, die ebenfalls vorgenommen wurde und einen veränderten Sym-bolgehalt bedeutet, ist die Bezeichnung als „Farm“.1246 Zur Datierung dieses Umbauswerden weniger die Objekte vor Ort als vielmehr das Ereignis der Statusbestätigung vonButrint als colonia durch Augustus herangezogen ( . . ). Entsprechend ist die Datierungder sogenannten zweiten Bauphase fraglich.

Im archäologischen Befund äußern sich die baulichen Veränderungen durch ei-ne Anzahl von hinzugefügten Räumen, die sich nun um einen Innenhof gruppieren(Abb. ). Deshalb wird davon ausgegangen, dass der ursprüngliche Wohnturm seinefortifikatorische Funktion verloren habe.1247 Die gesamte Anlage dehnte sich dabei aufeiner Fläche von . Quadratmetern aus.1248 Dieser sogenannten zweiten Phase derAnlage werden vor allem einige Münzfunde zugewiesen, die von Trajan bis Diokletiandatieren.1249 Auch wenn man also von einer letztmaligen Veränderung des Baubestandsim . Jh. v. Chr. ausgeht, waren in der Anlage von Malathrea dennoch bis in Diokle-tianische Zeit hinein Menschen aktiv, wie der dortige Verbleib ikonischer Münzobjek-te anzeigt. Möchte man keine andere Datierung der Baumaßnahmen vorschlagen, sostellt sich die Situation nicht unähnlich wie in Phoinike ( . . ), Dodona ( . . ) oderam Tower Gate in Butrint ( . . ) dar, wo die archäologischen Objekte ebenfalls eine Be-nutzung identischer architektonischer Strukturen über mehrere Jahrhunderte, ggf. mitveränderter Funktionszuweisung kommunizieren.

Die heute oberflächig sichtbaren archäologischen Funde bestehen zu einem großenTeil aus Pithos- und Amphorenfragmenten. Dieser Befund könnte dahingehend gedeu-tet werden, dass ein wirtschaftlicher Aspekt der Anlage im Vordergrund stand. Das Vor-kommen von Fragmenten von Trichtermühlen lässt sich ebenfalls entsprechend inter-pretieren. Zwar wird von diesen in der Regel angenommen, dass sie ab dem . Jh. v. Chr.mit der Erfindung und Verbreitung der Drehmühle ,aus der Mode kommen‘ und et-wa im . Jh. n. Chr. vollständig verdrängt waren.1250 Dabei handelt es sich allerdingsum allgemeine Angaben, die vor allem darauf zurückzuführen sind, dass Mühlen nurschwer datiert werden können. Weder gibt es entsprechende Gesetzmäßigkeit, noch Re-gionalstudien, die eine Laufzeit sowie die Prozesse der technischen Veränderungen vonHandmühlen oder eine Verdrängung der Trichtermühlen detailliert darlegen.

Über mögliche veränderte oder identische Aktivitäten und damit einhergehendeNutzungszuweisungen der Anlage in ihrer sogenannten zweiten Bauphase lässt sich

1245 Çondi , .1246 Ceka , , geht davon aus, dass durch die Um-

baumaßnahmen das Turmgehöft „durch die neuenBesitzer in eine gewöhnliche Farm verwandelt wur-de“. Er interpretiert die baulichen Veränderungenalso dahingehend, dass sich die Besitzverhältnisseder Anlage geändert haben.

1247 Giorgi b, .1248 Y. Hysi , .1249 Çondi , – .1250 F. Boyer u. a. ; Frankel ; Moritz ,

– .

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zum jetzigen Zeitpunkt leider nicht viel mehr sagen, als dass es dort menschliche Prä-senz gegeben hat. Vom Hügel Malathrea, auf dem sich die Reste der Anlage befinden,besteht kein Sichtkontakt nach Butrint (Abb. ). Um eine Sichtverbindung erzeugenzu können, müsste man entweder von einer entsprechenden Turmhöhe bei niedrigemBewuchs des heute dicht bewaldeten Hügel, der Malathrea zur Vrina-Ebene hin vor-gelagert ist, oder von einer weiteren Anlage auf eben diesem Hügel ausgehen. Darüberhinaus sind andere indexikalische Verbindungen wie Licht- oder Rauchsignale denkbar.

. . Agia PelagiaDirekt an der heutigen Überlandstraße Preveza-Igoumenitsa, nahe der griechischen Küs-te, etwa drei Kilometer von der modernen Ortschaft Riza entfernt, liegt das Kloster derAgia Pelagia (Abb. ). In den Kellergewölben des Klosters wurden bei Grabungen fünfRäume angeschnitten, von denen einer mit einem Mosaik aus bunten Glassteinen aus-gestattet war. Man nimmt an, dass die Räume zu einer größeren Anlage gehörten, die als„Villa“ bezeichnet wird.1251 Innerhalb der Klosteranlage wurde auch ein Bestandteil ei-ner Olivenpresse gefunden.1252 Geht man davon aus, dass dieses Objekt den Strukturender als Villa angesprochenen Anlage zugehörig ist, so hat sie anscheinend verschiedeneFunktionen erfüllt, nämlich die des repräsentativen Wohnens (Mosaik) und die eineslandwirtschaftlichen Betriebs (Herstellung von Olivenöl).

Auf dem Gelände des Klosters wurden des Weiteren die Reste eines Mausoleumsfreigelegt, welches nicht Bestandteil einer Nekropole war, sondern als zur Villa gehörigangenommen wird.1253 Seine Entstehung wird aufgrund baulicher Eigenheiten sowiebei Grabungen geborgener Architekturelemente und Keramik in das . Jh. n. Chr. da-tiert. Zu den gefundenen Objekten zählen auch Fragmente römischer Sarkophage, dieaufgrund stilistischer Merkmale als im späten . Jh. n. Chr. bzw. in der ersten Hälfte des. Jh. n. Chr. hergestellt gelten.1254 Weitere Architekturteile und Sarkophagfragmente,

von denen eine ehemalige Zugehörigkeit zum Grabmal angenommen wird, sind alsSpolien in der Klosterkirche verbaut.1255 Als einzelne Bau- oder Zierglieder sind sie da-bei bloße Ikons, bei einer Verwendung der Objekte aufgrund ihres ästhetischen Wertsoder weiterer, inhaltlicher Zuweisungen kommunizieren sie als Symbole ihren im Lau-fe der Zeit veränderten Bedeutungs- und damit einhergehenden geänderten Nutzungs-gehalt. Allerdings stellen sie aufgrund ihrer Materialität immer noch einen Bezug zuihrem früheren Nutzungskontext her.

1251 Flämig a, .1252 Katsadima und Angeli , .1253 ; Flämig a, ; Flämig

b, .1254 Katsadima und Angeli , – . Flämig a,

, spricht aufgrund stilistischer Parallelen von ei-

ner Datierung in hadrianische Zeit und sieht diesenAnsatz auch durch die Chronologie der Keramik-funde und Sarkophagfragmente gestützt.

1255 ; Χ . Zum Kon-zeptbegriff der Spolie: Altekamp, Marcks-Jacobsund Seiler , – .

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In der Umgebung des Klosters sind weitere Strukturen zutage getreten, die mit die-ser römischen Anlage in Verbindung stehen könnten. So wurde beim Bau der nahegelegenen Überlandstraße eine Zisterne partiell freigelegt. Die Keramik aus der Verfül-lung lässt den Schluss zu, dass sie in der Mitte des . Jh. n. Chr. errichtet und bis inbyzantinische Zeit genutzt wurde.1256

. . StrongiliIn der griechischen Präfektur Arta, im Marschland an der Nordseite des AmbrakischenGolfes befindet sich die archäologische Stätte Strongili (Abb. ).1257 Die Ausdehnungder Anlage konnte bislang nicht vollständig erfasst werden. Bei der Freilegung wurdenzwei nebeneinander liegende Räume aufgedeckt, die beide einen Mosaikfußboden auf-wiesen, der jeweils nur fragmentarisch erhalten ist. Die Mauerverläufe sind in diesemBereich der Anlage größtenteils rekonstruiert (Abb. ).1258

Die genaue Lage der Eingänge ist ebenso unklar wie die einer möglichen Durch-gangssituation zwischen den beiden Mosaikräumen. Vom freigelegten Bestand ausge-hend, lagen sie am Ende eines Flügels und waren nur nach dem Durchqueren mehrerervorgelagerter Räume und Gänge erreichbar. Sie kommunizieren auf diese Weise eineForm von Abgeschiedenheit, man musste erst zu ihnen vordringen, bevor sie ihre be-sondere Ausstattung offenbarten, die sich von denen der anderen (freigelegten) Räumeunterschied. Somit sind sie für diejenigen, denen es möglich war dorthin zu gelangen,ein Symbol für diese umständliche Erreichbarkeit, also für das Abgelegene oder Abge-schirmte, das sich an diesem Ort befand bzw. dort verrichtet wurde. Gelangte man indie Räume, so konnte dies als ein Symbol beispielsweise für das ,Besondere‘ oder ,Ausge-wählte‘ gewertet werden, das dem Besucher oder der Besucherin dort zuteilwurde. Diereglementierte Zugänglichkeit versah die Personen, die das Mosaik betrachten konntenund somit in der Lage waren, in den Räumen gewisse Tätigkeiten auszuüben, mit derbesonderen Bedeutung des Ortes.

Die erhaltenen Fußbodenmosaike werden stilistisch an das Ende des . Jh. oder denBeginn des . Jh. datiert.1259 Ferner fanden sich noch Münzen sowie Fragmente impor-

1256 Katsadima und Angeli , – . Zum Vorgangder Auflassung und Verfüllung von Wasserentnah-mestellen vgl. . . .

1257 Hierbei handelt es sich um einen modernen Na-men, der in verschieden transkribierten Schreib-weisen in der Literatur vorkommt. Eventuell kannman die Ruinenstätte, die sich heute auf einer Er-hebung im Flachland unweit des AmbrakischenGolfes befindet, mit der für die Antike überliefertenInsel Skopelos identifizieren. Von dieser Annah-me ausgehend ist die Abb. gestaltet. So hat sich

die nördliche Küstenlinie des Ambrakischen Gol-fes im Laufe der Jahrhunderte stark verändert. Erstim . Jh. n. Chr. führte eine tektonische Verschie-bung der Nikopolis-Halbinsel zu einer zunehmen-den Verlandung des Louros-Deltas, wodurch dasStück Land, auf dem sich Strongili befindet, ansFestland angebunden wurde: Jing und Rapp ;Wiseman , . Zur Forschungsgeschichte derStätte: Wodtke , .

1258 , – ; , .1259 Wiseman , .

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Abb. Malathrea. Überrestedes „hellenistischen Turmgehöfts“.

Abb. Malathrea. Überblicküber die an den Innenhof angren-zenden Räume. Links im Hin-tergrund liegt die Vrina-Ebene.Der See, der am linken hinterenBildrand erkennbar ist, ist nichtder Butrinter, sondern der süd-lich vorgelagerte Rrëza-See. NachButrint besteht kein Sichtkontakt.

Abb. Strongili. Schematischer idealisierter Grundrissplan der freigelegten Strukturen im Bereich der Mosa-ikräume zur Entstehungszeit der Mosaike. Die ergänzten Mauerverläufe sind gestrichelt dargestellt.

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Abb. Strongili. Die Pressen-bestandteile wurden zu Präsenta-tionszwecken zusammengestellt.Im Hintergrund in der oberenrechten Bildecke ist ein Schild zusehen, das auf weitere, entferntgelegene Bereiche der Anlageverweist.

Abb. Strongili. Überrestedes als Badetrakt angesprochenenBereichs.

tierter Terra Sigillata und Transportamphoren, die vor allem aus dem . Jh. stammen.1260

Die Funde mehrere Pressenbestandteile kommunizieren die Durchführung verschiede-ner wirtschaftlicher Tätigkeiten (Abb. ).

Außerdem gehörte ein Badetrakt zu der Anlage, der sich mehrere DutzendMeter entfernt von dem ausgegrabenen Bereich mit den Mosaikfußböden befindet(Abb. ).1261

1260 ; . 1261 Wiseman , .

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In Strongili traten auch Fragmente lokaler Keramikprodukte zu Tage, die als eineImitation der importierten Terra Sigillata-Gefäße interpretiert werden.1262 Diese Imita-tionen sind ihrerseits ikonische Zeichen, die ihre reine Existenz als eigenständige Ob-jekte darstellen, ohne dass bereits eine Ähnlichkeit zu anderen Objekten (in diesemFall solchen der Keramikgattung Terra Sigillata), relevant wäre. Indexikalisch spiegelnsie die Prozesse und Arbeitsschritte wider, die unternommen wurden, um das Ergeb-nis zu erzielen, welches uns in Form von Keramikfragmenten überliefert ist. Von derAnnahme ausgehend, dass es sich bei diesen Gefäßen um Imitationen handeln sollte,werden außer dem Verfahren zur Fertigung weitere Handlungen vorausgesetzt. So musseine Form des Betrachtens und Analysierens zumindest der oberflächigen Beschaffen-heit und eventuell auch gewisser Herstellungsmerkmale des zu imitierenden Objektsstattgefunden haben. Dieser Abgleich konnte zu verschiedenen Zeitpunkten der Her-stellung des neuen Objekts erfolgen. Somit ist er der Entstehung und der Biographie desimitierenden Objekts mittelbar inhärent. Die Ergebnisse und die wiederum daraus re-sultierenden Handlungen stellen sich in dem neu entstandenen Objekt dar. Zudem istdieses nachahmende Gefäß ein Symbol für den Willen und das Vermögen seiner Imita-tion. Ferner sind weitere Zuweisungen möglich: So gab es für den Hersteller bzw. denAuftraggeber einen Grund, genau dieses Produkt darstellen zu wollen, der beispiels-weise im ästhetischen Empfinden, in einer funktionalen Erwägung oder auch in einerideellen Wertschätzung liegen konnte. Davon ausgehend, dass das Vorbild-Gefäß mit ge-wissen (auch symbolischen) Funktions- und Bedeutungszuweisungen aufgeladen war,konnte eine physische Imitation ein bewusstes Folgen der mit dem Gefäß verbundenenVorstellungen, Konventionen und Aktivitäten bedeuten. Die habituelle Nachahmungwürde sich dann im Objekt auf eben diese imitierende Weise manifestieren.

Allerdings ist auch das Gegenteil denkbar, nämlich eine Ablehnung dieser Auf-ladungen und Zuweisungen und somit eine bewusste Schaffung von Andersartigkeitbeim angefertigten Produkt. Aus dieser heraus wäre die Herstellung eines ,eigenen‘ Ob-jekts mit einem Ähnlichkeitsgehalt, aber auch vorsätzlich abweichenden Elementen ge-wollt gewesen. Dies hätte eine Kopie auf der ikonischen Ebene zur Folge, die sich gezieltvom Ausgangsobjekt unterscheidet und somit von den daran gerichteten Zuweisun-gen absetzt. Die sogenannte ,Imitation‘ wäre in diesem Fall keine, vielmehr zeigt sichin ihr eine evozierte Form der ,Abweichung‘, die durchaus als ,Verbesserung‘ oder ,Er-weiterung‘ gegenüber dem Imitierten angesehen werden konnte. Folglich muss einersogenannten Imitation keine Mangel an Kenntnis oder Unvermögen zugrunde liegen,vielmehr zeichnen das neue Produkt gerade eine eigenständige Schaffenskraft und In-terpretation der Vorlage aus, deren eigener Wert in keine hierarchische Beziehung miteinem ,Original‘ gebracht werden muss. Konzepte wie „Innovation“1263 oder der Wille

1262 Moore Morison , . 1263 Dazu ausführlich Dürrwächter .

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Abb. Leukas. Im Vorder-grund sind die von W. Dörpfeldin der Nydri-Ebene freigelegtenGrabtumuli zu sehen. Im Hinter-grund links in der Schnittkantebefindet sich ein weiteres (römi-sches?) Ziegelgrab, welches nichtin der Form präpariert ist wie dieanderen Objekte.

einer eigenen schöpferischen Leistung können somit ebenfalls den Symbolgehalt dermit dem ikonischen Eigennamen der ,Imitation‘ benannten Gefäße darstellen.

Die jüngsten Funde aus Strongili stammen vom Ende des . Jh.1264 Die Auflassungder Anlage wird bisweilen mit dem Einfall der Heruler in das Gebiet im Jahre inVerbindung gebracht.1265 Diese Annahme bleibt jedoch hypothetisch.

. . Die Nydri-EbeneAn der Ostküste der Insel Leukas, mit dem modernen Namen Lefkada, befindet sichca. Kilometer südlich von Lefkada-Stadt die Nydri-Ebene (Abb. ). Dort wurden vonW. Dörpfeld partiell die Reste eines von ihm als römisch angesprochenen Gebäudesfreigelegt.1266 Da Dörpfelds Interessensfokus allerdings auf einer anderen Zeitstellunglag, ließ er dieses undokumentiert abreißen.1267 Heute ist von diesen Tätigkeiten nichtsmehr im Gelände sichtbar. Zwar gibt es andere, von Dörpfeld freigelegte Objekte undKontexte (Abb. ), diese kommunizieren allerdings nicht, was zu ihrer heutigen Sicht-barkeit geführt hat, also ggf. unsichtbar gemacht und beseitigt wurde.

Die ehemalige Existenz römischer Gebäudereste stellt sich nur noch in der Publi-kation über sie dar, das somit ein Symbol für die nun fiktive Existenz dieser Reste ist.

Unweit der Nydri-Ebene wurde in einer Gemarkung namens Megali Vrissi eine wei-tere Anlage als „Gehöft“ angesprochen. Bei Grabungen konnten zwei Gebäudeflügelpartiell freigelegt werden. Von den beiden Teilen wird einer als Haupttrakt und derandere aufgrund von Webgewicht-, Werkzeug- unter anderem Kleinfunden als Versor-gungstrakt interpretiert. Zum Fundmaterial gehören ferner Terra Sigillata-, Lampen- undGlasfragmente. Zwei Bauphasen lassen sich unterscheiden, wobei die jüngere die ältereals Substruktion nutzt. Die Mauern bestehen aus wiederverwendeten Kalksteinblöcken.

1264 ; ; Wiseman, .

1265 Karatzeni , .

1266 Pliakou , ; Strauch , .1267 Dörpfeld [ ], .

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Anhand der Funde wird der Nutzungszeitraum der Anlage vom . Jh. v. Chr. bis zumEnde des . Jh. n. Chr. angegeben.1268

Zahlreiche römische, größtenteils beigabenlose Gräber, die teils zu Dörpfelds Zei-ten, teils bei neueren Arbeiten in der Ebene geborgen wurden, könnten mit diesen Be-funden im Zusammenhang stehen (Abb. ). Der Belegungszeitraum reicht von derZeit des Augustus bis in das . Jh., was anhand der Grabformen datiert wurde.1269 DesWeiteren gibt es eine größere Anzahl von kaiserzeitlichen Münzen, die wahrscheinlichebenfalls von der Nydri-Ebene stammen. Diese wurden von Dörpfeld zusammengetra-gen und befinden sich heute im Museum von Ioannina.1270 Da ihre Herkunft und Ob-jektbiographien von der Auffindung bis zur Verbringung in das Museum unklar sind,beschränkt sich ihr symbolischer Wert auf ihre Materialität und, je nach Erhaltungszu-stand, auf die Prägezeit und -stätte. Somit sind sie mystifizierte Zeitzeugen ihrer Ent-stehung, denen allein aufgrund ihres Seins eine ikonische Authentizität zugesprochenwird.1271

Im Museum von Leukas liegt der Schwerpunkt der Ausstellung auf den Arbeitenvon Dörpfeld. Lediglich ein als römische Grabstele angesprochenes Objekt befindet sichdort, dessen genaue Provenienz nicht bekannt ist.

. . OchthiaAm Fluss Acheloos, nahe der modernen Ortschaft Ochthia (Abb. ), kamen in sechsMetern Tiefe Reste eines Gebäudes zum Vorschein. Diese Tiefe ist ein Index für die Tä-tigkeiten des Flusses, die zu diesen gewaltigen Ablagerungen führten.1272 Die Freilegungder Strukturen trotz des dafür nötigen Aufwands ist ein Symbol für den Willen und dieMöglichkeit zur Umsetzung dieser Eingriffe.

Die Anlage wird als „römische Villa“ oder auch als „Straßenstation“ angespro-chen.1273 Entdeckt wurden sieben Räume, ohne jedoch die Gesamtausdehnung erfasstzu haben. Die Mauern bestanden aus opus testaceum. Die vorgenommene Benennung derReste basiert auf der Interpretation einiger Räume als Weinkeller und Lager. Den un-gefähren Nutzungszeitraum markieren Münzfunde des Antoninus Pius ( – ).1274

Darüber hinaus wurde in der Ortschaft Ochthia eine griechische Inschrift gefunden, dieaufgrund der Buchstabenform in die Kaiserzeit datiert wird.1275

1268 Sämtliche Beschreibungen bei Pliakou , –.

1269 Dörpfeld [ ], , – ; Pliakou ,; Strauch , .

1270 Pliakou , .1271 S. Jones .

1272 Vgl. auch die Mächtigkeit der Ablagerungen desDrino bei Hadrianopolis ( . . , Abb. ).

1273 Schwandner / , ; vgl. auch Strauch ,.

1274 Sämtliche Beschreibungen bei .Schwandner / , , spricht vom . bis . Jh.

1275 Strauch , – .

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Abb. Skala. Mosaikbeispiel. Zu erkennen sind die Präsentationslösungen vom Mosaik am Übergang zumMauerwerk.

. . SkalaAn der Südspitze der Insel Kefalonia (antiker Name Cephallania oder Cephallonia), na-he der modernen Ortschaft Skala, wurden Reste römischer Gebäude freigelegt (Abb. ).Deren Räume waren mit mehreren Mosaiken ausgestattet, von denen einige griechischeInschriften aufwiesen. Die Typographie der Buchstaben lässt auf eine Entstehungszeitder Mosaike in antoninischer Zeit schließen (Abb. ).1276

Sie füllten jeweils den gesamten Fußboden eines Raumes aus (Abb. bis ); manmusste sie betreten, um die Räume nutzen zu können. Der Wunsch nach längerer Be-trachtung setzte ein Verharren vor dem Eingang voraus (dazu ausführlich . . ).1277

Die ältesten Fundstücke, die sich während der Ausgrabungen direkt auf dem Fußbo-den fanden, werden zwischen und datiert. Unter diesen Funden sind Fragmente

1276 Leekley und Noyes , .1277 Die vielfältig denkbaren Nutzungszuweisungen der

einzelnen Räume in der Antike, deren Interpretati-on gleichzeitig Ausdruck zeitgenössischer Vorstel-lungen über die Antike sind, lassen sich besonderseindrucksvoll durch das Symbol einer Anekdotedarstellen, die beispielhaft auf heutige Kommuni-

kationsstrategien Bezug nimmt. So sagte ein touristguide vor Ort zu einer anglophonen Touristin: „Andevery Roman people had a room in the house forthe gods [sprich ,gatts‘].“ Touristin: „A room for theguests?“ – „Yes, a room for the ‘gatts’.“ – „Ah, youmean for the girls.“ – „A room for the gatts, yes.“

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Abb. Skala. Ansicht der Mosaike in ihren baulichen Kontexten. Zu erkennen sind die unterschiedlichenMauerwerkstechniken und im Vordergrund der Schwellstein aus Vulkanit.

von Terra Sigillata-Gefäßen, wie sie für die Mitte des . Jh. als typisch gelten. Darüber hin-aus wurden zahlreiche Scherben von Amphoren und Vorratsgefäßen geborgen.1278Dieslässt den Schluss zu, dass umfangreiche Bevorratung nötig und möglich war, sei es vonimportierten Gütern oder von Eigenproduktionen für den Verkauf. Die Objekte sindin diesem Kontext ein Symbol für Wohlstand, da sich die Bewohner sowohl die Aus-stattung der Räume als auch den An- und/oder Verkauf von Waren sowie ihre Lagerungleisten konnten. Im Übrigen dürfte die Gesamtanlage aufgrund von oberflächig sicht-baren Mauerresten und zahlreichen Keramikfragmenten im umliegenden Gelände weitgrößer als der heute freigelegte Bereich gewesen sein (siehe unten Abb. , ).

Die Mauern, die die Mosaike einfassen, sind nur noch sehr niedrig erhalten. Da-durch kommunizieren sie heute weniger eine zur Zeit ihrer antiken Nutzung relevanteRaumaufteilung als vielmehr, gemeinsam mit den noch vorhandenen Schwellen, ei-ne indexikalische Kontextualisierung des jeweiligen Mosaikverbunds (Abb. bis ).Des Weiteren sind Veränderungen der Mauerverläufe, also der Raumaufteilungen, sowieeventuelle vorherige Fußbodenbeläge zwar teilweise innerhalb der modernen Anord-nung zu erahnen, jedoch im heutigen Bestand nicht mehr als eigenständige, relevanteObjekte dargestellt (Abb. , ).

Selbiges gilt für weitere mögliche Ausstattungselemente (Abb. ). Für die heutigeInszenierung der Mosaike haben die sie umgebenden antiken Strukturen keine weitere

1278 Daux .

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Abb. Skala. Ansicht derMosaike in ihren baulichen Kon-texten. Im Vordergrund sieht mandie heutige Präsentationslösungder Motivfragmente.

Abb. Skala. Detailansichtder unterschiedlichen Mauer-werkstechniken und Bauphasenin ihrem heutigen Zustand.

Funktion. Der kommunikative Charakter der Stätte verweist stattdessen in hohem Maßeauf seine Funktion als Präsentation von etwas ,Besonderem‘. Die Objekte, die das jewei-lige Mosaik bilden, sind zwar auch Ikons, beispielsweise für die Existenz jedes einzelnenSteinchens, sowie Indizes für die Planung, Herstellung, Verlegung und Instandhaltungder Bodenbeläge. Wie allerdings die Auswahl der Motive und ihre Anordnung getrof-fen wurde, ob beides ausschließlich durch den oder die Auftraggeber oder auch durchMitwirkung von Dritten, beispielsweise die Hersteller, geschah, darüber können dieBildwerke heute keinerlei Auskunft geben. Sie kommunizieren lediglich das Vorhan-densein der überlieferten Auswahl. Als Symbol für die Intention ihrer Herstellung lässtsich somit vor allem ein Ausstattungswille und ein Vermögen zur Umsetzung feststellen(dazu ausführlich . . ).

Die Bildwerke sind die heute dominanten Zeichen der Anlage, sie werden deut-lich in den Vordergrund der Darstellung gerückt. Die moderne Darbietung der Stätte

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Abb. Skala. Detailansichteiner Raumecke mit fragmentier-tem Mosaikboden. Mittig im Bildist auf dem Mosaik eine rundeStandspur zu erkennen.

Abb. Skala. Heutiger archi-tektonischer Kontext der Mosaike.Zu sehen sind die umfangreichenEin- und Abgrenzungsmaßnah-men, die teilweise auf den antikenMauern errichtet sind.

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Abb. Skala. ArchäologischeObjekte im Umfeld der Mo-saike außerhalb des modernenSchutzgebäudes.

ist ein Symbol für die touristische Erschließung der Gegend. Durch den Besuch einesTouristen wird sie zu einem Index für eben solche Aktivitäten, da ihr die Funktion einer,Touristenattraktion‘ sowohl von den Einheimischen, als auch von den Besucher*innenzugeschrieben wird. Ihre kostenfreie Besichtigung gehört zum ,Standardprogramm‘ in-nerhalb der Region, die ansonsten keine weiteren ,kulturellen Highlights‘ dieser Artbereithält.

Der heute für Besucher/innen präparierte Teil der Anlage ist mit hohen Zäunenund einem Sichtschutz versehen. Diese Maßnahmen mögen vor allem dem Schutz derMosaik-Objekte dienen. Doch zieht gerade diese Form der Darbietung einer archäologi-schen Stätte Aufmerksamkeit auf sich, denn eine künstlich erzeugte Unzugänglichkeitwährend der Schließzeiten weckt die Neugier auf die Darstellung der Objekte hinterden Absperrungen (vgl. Abb. , ). Des Weiteren wird eine Trennung zwischen einemneuen ,Innen‘ und ,Außen‘ erzeugt, die zum Zeitpunkt der Entstehung und Nutzungder Anlage so nicht existiert hat. Ausgehend von den Mosaiken als neu definiertem Zen-trum, wird hier ein Bereich als abschirmungswürdig erachtet, während ein angrenzen-der, also in der Antike kontextualisierter Bereich, nun durch die Einbringung neuer Ob-jekte wie Zäune und Absperrgitter als nicht mehr zugehörig definiert wird (Abb. , ;vgl. auch Abb. ).

Hier werden somit sämtliche Bedeutungs- und Funktionszuweisungen, also sämt-liche Symbole der Stätte in römischer Zeit, zugunsten neuer Konventionen außer Kraftgesetzt (dazu ausführlich . ).

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. Weitere StrukturenIm Folgenden werden einzelne archäologische Stätten aufgeführt, die im definierten Be-trachtungszeitraum eine Relevanz hatten, über die jedoch aus verschiedenen Gründenheute nicht so viel bekannt ist, als dass sie einer der zuvor gelisteten Strukturen zuge-ordnet werden können. Sie befinden sich also in keinem heute noch nachvollziehbarenrömischen Besiedlungskontext. Zwar gibt es selbstverständlich keine unkontextualisier-ten Strukturen, in diesen Fällen sind die Objekte jedoch so weit aus sämtlichen ver-gangenen Zuweisungen losgelöst und zeitgenössisch neu verräumlicht, dass eine (Re-)Konstruktion ihres vergangenen Symbolgehalts schwieriger ist als bei den bereits ge-nannten Anlagen. Ihre Auflistung ist jedoch sinnvoll, um einen Überblick über die Viel-falt der Strukturen in der römischen Provinz Epirus zu vermitteln.

Die nun vorgestellten Objekte sind jeweils ein Ikon für ihre Existenz, ihre Bestand-teile sind Ikons für sich selbst. Ferner sind sie ein Index für ihre strukturellen Überres-te, also ihre Biographien im Sinne einer Nutzungshistorie, die auch ihre Forschungs-geschichte beinhaltet. Darüber hinaus sind sie jeweils ein Symbol dafür, dass an die-sen Stätten im Betrachtungszeitraum menschliche Aktivitäten stattgefunden haben. DieStrukturen waren Teil einer Nutzungs- und somit Lebenswelt und trugen zur Erschlie-ßung der Provinzlandschaft bei, auch wenn davon heute nur noch spärliche Reste zeu-gen. Als häufig auftretende Objektgattung werden hier zuerst Hypokaustenreste auf-geführt, auf deren Grundlage oftmals auf die Existenz von Thermen geschlossen wird.Auch diese Strukturen sind von Norden nach Süden gelistet.

. . Sogenannte Thermen

Der singuläre Fund von Hypokaustenziegeln bzw. der Befund von Räumen mit Hypo-kausten wurde beispielsweise von U. Kahrstedt ausnahmslos mit der vormaligen Exis-tenz einer römischen Villa interpretiert.1279 Diese Kontextualisierung nahm er unabhän-gig von weiteren architektonischen Befunden bzw. dem Fehlen entsprechender Struk-turen vor. Zwar spiegelt sich darin ein Bewusstsein für die Problematik scheinbar ein-zeln stehender Thermen ohne weiteren Besiedlungskontext wider. Ob sein Vorschlagder Funktionszuweisung jedoch in allen Fällen zutreffend ist, bleibt fraglich. Festgehal-ten werden kann zunächst, dass es im Betrachtungszeitraum an den jeweiligen Ortenbeheizbare Räume gegeben hat, die somit ein Ikon für ihre Existenz, ein Index für ihreErrichtung und ein Symbol für ihre antike Nutzungen sind.

1279 Kahrstedt , , bes. Anm. .

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Acharavi

Bei der modernen Ortschaft Acharavi auf Korfu wurden Strukturen freigelegt, die alsThermen angesprochen werden (Abb. ).1280 Es handelt sich dabei um mehrere neben-einanderliegende Räume, die mit Fußboden- und teilweise auch Wandheizungen ausge-stattet waren. Außerdem sind heute im Gelände noch einige umliegende Mauern sowieReste eines Drainagesystems erkennbar.1281 Zu einem späteren, nicht bekannten Zeit-punkt wurde einer der Drainagekanäle als Grablege benutzt. Das bedeutet, dass die Bä-der zu diesem Zeitpunkt nicht mehr oder zumindest nicht mehr vollständig in Betriebgewesen sein können.

Die Thermen von liegen heute am Rande der modernen Ortschaft und sind alseigenständige archäologische Stätte ausgewiesen (Abb. ). Sie haben also nur mehr ei-ne symbolische Funktion als Darstellung eines ,römischen Bades‘. Von einer möglichenkaiserzeitlichen Nutzungszuweisung der Therme als sozialem, gesellschaftlichem undpolitischem Raum ist der archäologischen Stätte heute nichts mehr inhärent.

Auf der vor Ort aufgestellten Informationstafel befindet sich ein Kartenausschnittmit sämtlichen archäologischen Stätten der Umgebung (Abb. ). Zum einen hat dieserjedoch eine Legende, die nicht mit den entsprechenden Markierungen auf dem Aus-schnitt übereinstimmt, zum anderen sind die einzelnen Punkte nicht näher benanntoder klassifiziert. Über die Darstellung einer fiktiven Präsenz von Objekten in der Land-schaft geht der Informationsgehalt dieser Karte also nicht hinaus; es kann keine Zuord-nung bezüglich einer Zeitstellung, einer Benennung oder einer Gestalt der entsprechen-den Stätten erfolgen.

Benitses

Bei Benitses an der Ostküste im Süden von Korfu (Abb. ) wurden drei Räume frei-gelegt, von denen einer als calidarium und einer als frigidarium angesprochen wird. DieRäume waren teilweise mit Mosaikfußböden ausgestattet. Die Anlage wird in das späte. Jh. oder frühe . Jh. datiert.1282 Heute befindet sich die Stätte, wie Acharavi, losgelöst

von weiteren antiken Besiedlungskontexten in einem eingezäunten Areal innerhalb dermodernen Ortschaft. Somit kommt ihr primär ein Symbolgehalt als Repräsentant einer,Vergangenheit‘ zu. Im Hinblick darauf wird sie mit einem entsprechend zeitgenössi-schen Verständnis dieser Vergangenheit aufgeladen (dazu ausführlich . ).

1280 Bowden und Përzhita , , bes. Anm. .1281 Diese Beobachtungen wurden von mir im Mai

vor Ort gemacht.

1282 Bonini , ; - , . Inter-essant ist, dass Bonini diese Stätte trotz der Befund-lage in seiner Auflistung von römischen Hausstruk-turen in Griechenland aufführt.

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Abb. Acharavi. Überblick über die sogenannte Therme.

Abb. Acharavi. Informa-tionstafel für Besucher. In zen-traler Position ist eine zeich-nerische Rekonstruktion derNutzung der Therme als Teil ei-ner ,römischen Lebenswelt‘ zusehen. Darunter befindet sich derUmgebungsplan.

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Riziani

Im Hinterland von Ladochori ( . . ) bei Riziani wurden Reste einer Thermenanlageentdeckt (Abb. ). Von drei freigelegten Räumen waren zwei mit Hypokausten ausge-stattet. Fragmente von tegulae mammatae lassen zudem auf die Existenz einer Wandhei-zung schließen. Die Errichtung und Nutzung der Anlage als Therme wurde in das .und . Jh. datiert. Aufgrund sehr zahlreicher Funde wird ein „großer Reichtum“1283 indieser Zeit angenommen. Des Weiteren befanden sich diese Strukturen unmittelbar beiälteren, als hellenistisch angesprochenen. Ihre Beziehung zueinander, ob sie beispiels-weise zeitgleich genutzt wurden oder ob die älteren Strukturen beim Bau der jüngerenbereits ruinös waren und somit keine Gebäudefunktion mehr ausüben konnten, alsoob die Strukturen einen symbolischen Bezug zueinander haben, ist unklar.1284

Magoula

Bei Magoula, im Süden des Ambrakischen Golfes (Abb. ), wurden neben Fragmentenvon Terra Sigillata und weiterer, als römisch angesprochener Keramik auch Reste vonHypokausten entdeckt.1285 Über ihre ikonische und indexikalisch-biographische Bedeu-tung hinaus könnten sie ein Symbol für die frühere Existenz eines beheizbaren Raumessein.

. . GrabbautenGrabmonumente, die sich singulär in der Landschaft befinden, sind ein Ikon für ihreExistenz. Ferner sind sie ein Index für ihre Erbauung und ihre bis dato-Biographie. Siesind ein Symbol für den Bedarf antiker Menschen, ihre Toten zu bestatten sowie fürdie Relevanz, die den Objekten heute beigemessen wird, um etwas über diese frühe-ren Bestattungsriten, Jenseitsvorstellungen und spirituellen Praktiken zu erfahren. Dar-über hinaus trägt ihre Kontextualisierung zu ihrer besonderen Bedeutung bei: In denhier vorliegenden Fällen handelt es sich um zwei Bauten, deren architektonische Be-züge jeweils unklar sind. Diese ungeklärte Zugehörigkeit kann an der archäologischenErschließungssituation liegen. Denkbar ist jedoch auch, dass der gewählten Stelle, fern-ab von einer Ansiedlung, eine besondere Bedeutung beigemessen wurde. So mag sieinsofern relevant gewesen sein, als sie von anderen Bestattungsräumen abgesetzt wer-den musste. Darüber hinaus könnte die besondere Bedeutung der dort bestatteten Per-son(en) für die Auswahl und Definition der Lage ausschlaggebend gewesen sein. Aucheine synchrone oder diachrone Vermischung dieser Symbole im Objekt ist denkbar.

1283 Riginos , .1284 Riginos , – .

1285 Strauch , .

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Abb. Jorgucat. Ansicht desGrabmonuments von Osten. ImHintergrund erkennt man dieHauptstraße durch das Drinotal.

Jorgucat

Im Jahre kam beim Bau der neuen Überlandstraße durch das für die albanischeWirtschaft wichtige Drinotal ein antikes Monument zum Vorschein, das als Kammer-grab angesprochen wird (Abb. , , ). Im Zuge der archäologischen Untersuchungenin Phoinike wurde es vermessen. Seine Errichtung wird in römischer Zeit angenommen,jedoch ist es auch möglich, dass es bereits früher gebaut und in römischer Zeit wieder(oder weiter) als Grablege genutzt wurde.1286 Allerdings wurde bislang keine architek-tonische Mehrphasigkeit proklamiert.

Die Lage des Grabmals ist deshalb interessant, da es sich nur etwa Meter vomAbzweig der Hauptstraße nach Saranda befindet. Dieser Abzweig führt über den imGjerë-Gebirge liegenden Muzinës-Pass. Als einziger Pass und somit einzige Ost-West-Route bis hoch nach Vlorë, das bereits außerhalb des Bearbeitungsgebiets liegt, stellt ereine wichtige Verbindung der Wirtschaftsregion des Drinotals mit der Küste und derHafenstadt Saranda dar. Geht man von einer ähnlichen Passsituation bereits in der An-tike aus, so kann das Monument von Jorgucat mit der Straßenkreuzung kontextuali-siert werden. Von ihm aus war das Erreichen von Hadrianopolis im Norden, Phoinike,Onchesmus und Butrint im Westen sowie Dodona und Nikopolis im Süden möglich,während östlich das Vorgebirge des Pindus anschloss.

1286 Giorgi b, – .

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Abb. Jorgucat. Ansicht desGrabmonuments von Norden.In Blickrichtung ca. Meterhinter dem Monument befin-det sich der Abzweig über denMuzinës-Pass zur Küste.

Alyzia

Bei der archäologischen Stätte von Alyzia (Abb. ) handelt sich um einen einzelnen Bau,der als Altargrab angesprochen wird.1287 Eine dahingehende Rekonstruktion basiert aufden freigelegten Fundamenten, den Resten des aufgehenden Mauerwerks und der auf-gefundenen Bauornamentik.1288 Die Quaderblöcke, mit denen der Bau verkleidet ge-wesen war, sind wiederverwendet, darauf lassen zahlreiche, als überzählig deklarierteDübel- und Klammerlöcher schließen.1289 C. Flämig geht davon aus, dass die Blöckevon einem Heraklestempel stammen, dessen antike Existenz in der Bucht von Alyziaschriftlich überliefert ist.1290 Da dem Tempel jedoch bislang keine archäologisch er-schlossenen Überreste zugeordnet werden können, bleibt diese Annahme hypothetisch.Aufgrund der stilistischen Einordnung der Fragmente von drei Eckakroteren wird dieErrichtung des Grabbaus in die Mitte des . Jh. datiert.1291 Geht man davon aus, dass essich bei dem Bau um ein Altargrab gehandelt hat, so ist dieses Objekt im römischen Os-ten einzigartig.1292 Es gab keine Nachbestattung, diese war aufgrund der Konstruktion– die Einbrinung eines einzelnen Sarkophags in einen opus caementicium-Kern – nichtmöglich.1293 Die ikonische Singularität des Baus setzt sich also insofern fort, als keinedahingehende, heute noch nachvollziehbaren, indexikalischen Änderungen mehr vor-genommen wurden. Denkbar sind allerdings sich wandelnde Bedeutungszuweisungen.So könnte das Bauwerk oder die in ihm vorgenommene Bestattung im Laufe der Zeitmit einem veränderten Symbolgehalt wahrgenommen worden sein (dazu ausführlich. ).

1287 Kovacsovics ; ω bezeichnet es alsein Heroon.

1288 Dazu ausführlich Flämig a, – .1289 Kovacsovics , , verwendet einige, von ihm

als überflüssig erachtete Einarbeitungen als Argu-ment für einen von ω abweichendenRekonstruktionsvorschlag. Dadurch stellt er dieAussage, einige der Löcher verwiesen auf eine Spoli-ierung, jedoch allgemein infrage.

1290 Flämig a, , mit Bezug auf Strab. . . .1291 Flämig a, , revidiert somit den Datierungs-

vorschlag von ω in das späte . Jh., eineEinordung, der auch Kovacsovics folgt.

1292 Flämig a, . Zudem weist sie darauf hin,dass es sich um den spätesten Vertreter dieses Typushandelt.

1293 Flämig a, .

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Die Interpretation

Die Bedeutung eines Zeichens – gleich ob nun sprachlicher oder dinglicherNatur – ist nicht einfach irgendwie gegeben, sondern sie wird durch Interpre-tation hergestellt.1294

Ein eigenes Kapitel mit dem Titel „Interpretation“ suggeriert, dass diese vollständig vonder vorangegangenen Analyse getrennt sei. Dies ist jedoch unmöglich und daher nichtder Fall, denn eine Analyse kreiert immer bereits Bedeutung.1295 Entsprechend wurdenauch schon in den vorangegangenen Kapiteln vielfältige Interpretationen vorgenom-men, die, insbesondere im vierten Kapitel, teilweise sehr kleinteilig und detailliert statt-gefunden haben.

Archäologische Interpretationen funktionieren regelhaft implizit.1296 Der Schrittvon den analytischen und deskriptiven Teilen zum interpretativen Part archäologischenArbeitens ist oftmals verwischt, die Vorgänge werden nicht klar voneinander abge-grenzt. Dies liegt selbstverständlich auch an dem bereits genannten Umstand, dass dieseklare Trennung gar nicht möglich ist. Beschreibung und Interpretation der archäolo-gischen Objekte lassen sich nicht wie zwei chemische Elemente operativ voneinanderseparieren und als verschiedenfarbige Flüssigkeiten in Reagenzgläser füllen. Allerdingswird oft eine Form der Trennung suggeriert, die praktisch nicht stattfinden kann, in-dem gewisse Prämissen oder Eigennamen als vermeintlich rein deskriptiv vorgegebenwerden. Doch bereits die Ansprache eines Objekts mit seinem Eigennamen wie ,Ge-fäßfragment‘, ,Münze‘, ,Mosaik‘ oder ,Theater‘ stellt eine Interpretation als ebendiesesdar. Die Wahrnehmung dieser Analyseschritte als Interpretation findet hingegen nichtimmer statt.

1294 Kienlin b, .1295 Miller , .1296 Khan , . S. Hansen , , stellt fest, „ein

großer Teil der archäologischen Literatur [legt] na-

he, daß die Kluft zwischen dem Ding und der Inter-pretation letztlich durch die eigene lebensweltlicheErfahrung überbrückbar sei.“

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Für Ch. Tilley ist beispielsweise der Vorgang des Zählens von Scherben als archäo-logische Objekte oder die Vergabe von Eigennamen noch keine Interpretation.1297 Demist jedoch zu widersprechen. Geht man nämlich auf diese Weise vor, so verwandelt sich„alltägliches wie akademisches Interpretationsverhalten – ob im ,hermeneutischen‘ oderim ,empirischen‘ Gewande auftretend – in Varianten von Unterstellungshermeneutik“.1298

Denn vielmehr sind „das, was wir als unsere Daten bezeichnen, in Wirklichkeit unsereAuslegungen davon“.1299 Wenn wir also Formblätter ausfüllen oder Datensätze über Ke-ramikfragmente und Münzen anlegen und entsprechende Werte in den Computer ein-geben, so ist diese standardisierte Datenerfassung bereits eine Interpretation in einem(archäologisch) konventionell festgelegten rhetorischem und linguistischem System, danur die Daten erhoben werden, die als relevant erachtet werden.1300 I. Hodder ist derAuffassung, dass man, bevor man ein Objekt vermessen und mit anderen vergleichenkann, entscheiden müsse, was es sei.1301 Meines Erachtens verhält es sich jedoch genauumgekehrt: Erst durch die Analyse und der darauf basierenden Interpretation ist die Zu-weisung eines Eigennamens möglich, die wiederum als Basis für Analogien und somitfür weitere Interpretationen dient.

Der Annahme, ein Zählen und Benennen von Scherben sei noch keine Interpretati-onsleistung, sondern ein rein beschreibender Vorgang, kann entgegengehalten werden,dass allein die Auswahl der Sprache, in der die Zählung durchgeführt oder das Ergeb-nis festgehalten wird, sowie das Zahlensystem an sich artifiziell und von daher auchinterpretativ sind. Mit Blick auf das Zeichenanalysesystem ist die Scherbe als Objektaußerdem auch immer ein Interpretant, also die Darstellung ihrer jeweiligen Zeichen-kategorie. Diesbezüglich ist ihr bereits in diesem Moment eine Interpretationsleistungdes Handlungsindividuums inhärent. Das neue archäologisch-semiotische Analysesys-tem ist gleichsam das Dispositiv, in dem sich die Interpretationsmuster entfalten kön-nen, denn: „Obwohl Spuren sich dem ,blinden Zwang‘ aufeinander einwirkender Kör-per verdanken, werden sie nicht vorgefunden, sondern durch Interpretation hervorge-bracht.“ Diese Interpretation bedeutet „die gestörte [also fragmentierte] Ordnung […]in eine neue Ordnung zu integrieren und zu überführen; dies geschieht, indem das spur-bildende Geschehen als eine Erzählung rekonstruiert wird. […]. Doch es gibt stets eineVielzahl solcher Erzählungen.“1302 In diesem Sinne ist eine Interpretation immer eineForm der Übersetzung:

1297 Tilley , .1298 Pfeiffer , .1299 Geertz , .1300 Wodtke , – .1301 Hodder , – . Allerdings weist er im Folgen-

den auch darauf hin, wie sehr die Interpretation der

Vergangenheit von den sozio-kulturellen Umstän-den von heute abhängt.

1302 Beide Zitate: Krämer , . Zur archäologischenErzählung vgl. . .

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Jede solche Umschreibung ist nichts anderes als der Versuch einer Übersetzungund jede Übersetzung ist immer nur eine von mehreren möglichen. Wir sindes, die heute über ein römisches Porträt sprechen, und wir dürfen unsere Wor-te nicht dem steinernen Bildnis selbst in den Mund legen. Die Absicht einerhistorisch verfahrenden Hermeneutik besteht also gerade nicht darin, die eine,historisch verifizierte und endgültige Interpretation dieses Porträts auszuma-chen; es dürfte sich wohl von selbst verstehen, daß es eine solche nicht gibt, essie gar nicht geben kann. Aber daraus folgt noch lange nicht, daß alles erlaubtwäre; denn wenn wir nicht nach der einzig richtigen Deutung zu suchen brau-chen, so gibt es doch eine Vielzahl von Interpretationen, die sich als verfehlterweisen. Es gibt also nicht die eine richtige Deutung, wohl aber mehrere, dieplausibel zu machen sind, und viele verfehlte, die falsifiziert und ausgeschlos-sen werden können, womit schon viel gewonnen ist.1303

Die Identifizierung und Benennung von Objekten erfolgt aufgrund gesellschaftlicherKonventionen und persönlicher Determiniertheiten. Damit ist gemeint, dass „jede Artvon Interpretation […] bereits auf vorhandenen Interpretationen [basiert], die den Hin-tergrund für spezielle Interpretationen liefern.“1304 Der Vorgang des Interpretierens aufder Grundlage von anderen Interpretationen wird in der Archäologie allgemein als Ana-logie bezeichnet (dazu ausführlich . . ). Die Interpretationen orientieren sich an un-seren Denkmodellen und Lebenswelten.1305 Sie generiert in genau diesem Moment Be-deutung, in dem sie durchgeführt wird.1306 Eine spezifischere Zuweisung eines Objektsbeispielsweise als ,römisch‘ fügt ihm weitere interpretative Elemente hinzu, da alleinedurch die Verwendung des Worts automatisch auch der damit einhergehende Verständ-nishorizont dargestellt ist. Dieses Phänomen der zwangsläufigen Vermischung von in-terpretativer Ansprache und analytischer Benutzung in Form einer Beschreibung trittdurch die Trennung der Objekte in die drei hier vorgeschlagenen Zeichenkategorien desIkons, Index und Symbols besonders deutlich zu Tage. Die analytische Trennung dieserdrei Kategorien ermöglicht es, sich dem Objekt im Bewusstsein des eigenen interpreta-tiven Vorgehens zu nähern und den Eigennamen von den Prozessen die zur Entstehung

1303 Giuliani , . Dazu auch Hoff und S. Schmidt, . Peirce [ ]a, , geht sogar so

weit zu sagen, dass Interpretation lediglich ein an-deres Wort für Übersetzung sei. Hofter , ,stellt heraus, dass eine „Auffassung von Verstehenals ,Übersetzung‘ fremden Sinnes in den eigenen[…] bereits dem Konzept des Peirceschen Interpre-tanten“ vorgreift. Zum Übersetzungskonzept vgl.auch Bachmann-Medick ; Bachmann-Medick

.

1304 Walther , . Ogden und Richards , ,sprechen hierbei von einem „psychologische Kon-text“ mit „affektiv-willensmäßigen Aspekten“ wieGewohnheiten, Begehren und affektivem Klang.Dies bedeutet, dass jedes Zeichen nur aus einempersönlichen Horizont heraus interpretierbar ist,den Bezugsrahmen bildet der durch seine gesell-schaftlichen, sozialen sowie Wissens- und Denk-strukturen bestimmte Mensch.

1305 Biehl und Gleser , ; Möller , – .1306 Pape a, .

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und zu den einzelnen Funktionszuweisungen des Objekts geführt haben, getrennt dar-zustellen. Ferner wird die Interpretationsleistung auf der Basis der Analyse stärker her-vorgehoben, da dieses Vorgehen sie von einem Grad der „Einfühlung“ entbindet (vgl.. . ), von der in der Regel ausgegangen wird, dass einige Interpretanten sie besser

beherrschen als andere.1307

. Wie funktionierte in Epirus die Kommunikation durchMaterielle Kultur? Die exemplarische Darstellunganhand von ,Mosaik‘ und ,Theater‘

Im Folgenden wird die Interpretation in Bezug auf die Fragestellung der Arbeit zusam-mengefasst. Zum Zweck der detaillierten Nachvollziehbarkeit des Analyseverfahrenswurden bereits bei den einzelnen archäologischen Stätten in Kapitel vier jeweils exem-plarisch die Gattungen ,Mosaik‘ und ,Theater‘ ausführlicher dargelegt. Diese bezeichneich den Ausführungen in . und . . entsprechend als ,Objekte‘. Ihre nun folgendeInterpretation gliedert sich in zwei Bereiche: Zum einen sollen hier die kategorialen Be-züge der beiden Objektgattungen, wie bereits in . erörtert, noch einmal aufgegriffenwerden. Zum anderen gilt es im Anschluss daran, die Entwicklung in Form einer Er-schließung der Landschaft und die kommunikativen Strategien durch die Darstellungder Materiellen Kultur im Betrachtungszeitraum chronologisch aufzuzeigen.

. . Das MosaikEin Mosaik-Objekt ist ein Ikon für jedes Mosaik. Durch das, was es darstellt, könnenAnalogien zu anderen Darstellungen von Bildern mit ähnlichen Motiven gezogen wer-den. Jedes Steinchen eines Mosaiks und jedes Stück Mörtel bis auf die molekulare Ebeneist ein Ikon für seine Existenz.

Ein Mosaik ist des Weiteren ein Index für seine Entstehung. Dem Vorhaben, ein Mo-saik zu verlegen, folgt die Umsetzung durch die Auftraggeber, Handwerker und/oderKünstler, also die Akteure, die Pläne erstellen, Werkzeuge benutzen, Material herbei-schaffen, tesserae produzieren, Vorlagen skizzieren und die Steinchen in der entsprechen-den Position anordnen. Jedes Mosaiksteinchen ist ein Index für seine Herkunft und sei-ne Herstellung beispielsweise als Abfallprodukt einer Steinmetzarbeit.1308 Ferner ist esein Index für seinen Platz im Gesamtmosaik, welches das dargestellte Motiv (ab)bildet.

1307 „Die Produktion schlüssiger Deutungen ist somitnicht mehr den persönlichen Deutungsqualitäteneines Interpretationsvirtuosen überantwortet, son-dern ein prinzipiell von jedermann zu erlernendes

Handwerk, dessen Resultate intersubjektiv nachvoll-ziehbar und kritisierbar sind“ (M. Jung , ).

1308 Agustoni .

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Solange das Mosaik (oder Teile von ihm) bestehen, existiert dieser indexikalische Zei-chengehalt. Doch auch losgelöst vom Objekt ,Mosaik‘ lässt das Steinchen durch seineForm, seine Materialität und ggf. seinen archäologischen Kontext Rückschlüsse auf die-sen indexikalischen Gehalt zu. So sind sämtliche hier näher betrachteten Moaikfußbö-den heute fragmentiert. Trotzdem lassen sich die entsprechenden Objekte von uns alsMosaik benennen, einzelne in der Nähe gefundene Mosaiksteinchen werden als zuge-hörig definiert.

Für seine Nutzung in der Antike ist das Mosaik ein Symbol für ein Ausstattungsbe-dürfnis, einen Ausstattungswillen und die entsprechenden Möglichkeiten, diesen Wil-len umzusetzen. Es stellt sowohl den Bedarf an Repräsentation als auch den nach persön-lichem Wohlbefinden dar.1309 Die reine Existenz des Mosaiks als Ikon kommuniziert dasVermögen, es fertigen zu lassen, also es sich leisten zu können, besonders im Vergleichzu Räumen in einem Haus oder Häusern in einer Siedlung, in denen es keine Mosaikegab. Diese Art der Fußbodengestaltung war im Vergleich zu anderen, wie beispielswei-se einem opus signinum, in einigen Räumen der casa dei due peristili in Phoinike ( . . )wohl kostspieliger und je nach Umfang und Personal langwieriger in der Herstellung.Ferner waren ein Spezialwissen und eine Aufgabenteilung nötig.1310 Der Auftraggebermusste über entsprechende Kapazitäten verfügen sowie Zugriff auf einen oder mehrereKünstler und/oder Handwerker haben, die in der Lage waren, die Arbeiten durchzu-führen.1311 Das Mosaik hatte die ikonische Funktion darzustellen, dass diese Faktoren,also der Wille und das Vermögen zur Umsetzung, vorhanden waren. Die eigentlicheAusführung (Index) kommuniziert als Symbol die Situation, also den Kontext bzw. diemultiplen Kontexte des Auftraggebers. Diese Kontexte können die eigene finanzielle Si-tuation, der persönliche Geschmack und der Zeitgeist oder auch der gesellschaftlicheund soziale Status sein. So konnte der bzw. konnten die Auftraggeber sich durch gesell-schaftliche Konventionen verpflichtet gefühlt haben, gewisse Motive wie beispielsweiseein „Flächenmuster aus anliegenden, unregelmässigen Achtecken (Quadrate bildend),in Gegensatzfarben“,1312 ein Blattrankenmotiv wie in Ladochori ( . . ) oder Bildmotiveaus Figurengruppen wie in Skala ( . . , Abb. , ) auszuwählen. Die Motivwahl kannferner aufgrund der geplanten Nutzung des Raumes erfolgt sein, wie sie jeweils bei den

1309 Vgl. Klöckner , – , für das Beispiel des Aus-stattungsobjekts ,Relief‘.

1310 Dazu Donderer , – ; Donderer , –; Pappalardo und Ciardiello , . Das trifft

selbstverständlich auch für die Verlegung eines opussigninum-Bodens zu.

1311 Pappalardo und Ciardiello , – . Für eineexemplarische Berechnung zum Verhältnis vonDauer der Verlegung und Anzahl der Arbeiter amBeispiel der Villa Piazza Armerina vgl. Baum-vom

Felde , – . Bezüglich der Kosten für einMosaik hat Caillet eine Studie für das . bis. Jh. n. Chr. vorgelegt, die auch Anhaltspunkte

für den hier betrachteten Zeitraum liefern kann.Zur Organisation der Werkstatt eines Mosaizis-ten: Baum-vom Felde , – . Zur Theseder „wandernden Mosaizisten“ vgl. Balmelle undDarmon , ; Donderer .

1312 Balmelle, Blanchard-Lemée u. a. , .

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einzelnen Stätten vorgeschlagen wurde. In den jeweiligen Raumkontexten ist das Objekt,Mosaik‘ dann ein Symbol für eben diese jeweilige(n) Funktionszuweisung(en). Auchdie Wahl der Mosaizisten(werkstatt) und der Materialien, beispielsweise aus Steinchenwie bei den meisten hier vorgestellten Stätten oder aus Glas wie in Agia Pelagia ( . . ),kann als ein Symbol für einen finanziellen Aspekt, für persönliche Vorlieben, für einekonventionelle Bedingtheit oder für eine funktionale Bindung interpretiert werden. Eskann sich dabei auch um zeitliches Phänomen handeln.1313 Die Räume, die mit einemMosaik ausgestattet sind, heben sich von denen ohne Mosaik ab. In Diaporit ( . . ) undLadochori kommt ihm die Bedeutung eines besonderen Ausstattungselements zu, da imKontext des Hauses bei Diaporit, bzw. einer ganzen Siedlung bei Ladochori, je nur eineinzelner Raum existiert hat, der auf diese Weise gestaltet war. Es sehen oder betretenzu können setzte eine Zugangsberechtigung voraus. Dieser Aspekt spielte ebenfalls beiStrongili ( . . ) eine Rolle, wo die Erreichbarkeit der Räume mit Mosaik wahrscheinlichdurch eine umständliche Zugangssituation reglementiert war (Abb. ).1314 In Skala gabes in mehreren Räumen einen Mosaikfußboden, so dass das einzelne Mosaik-Objektnicht dieselbe Relevanz wie in den bereits genannten Stätten besaß. Hier war es auf denersten Blick unproblematisch, in die Zimmer zu gelangen und sich zwischen diesenund jenen ohne Mosaikausstattung zu bewegen. Allerdings ist nichts über ihre Positi-on im Kontext der Gesamtanlage bekannt. Falls es eine reglementierte Zugangsituationgegeben hat, betraf diese also den gesamten Raumkomplex.

In Diaporit konnte das Mosaik in seiner ersten Nutzungsphase, wenn es nicht mitMobiliar umstellt war, umrundet werden, bzw. man konnte an seinem Rand verwei-len und es betrachten (Abb. a). In Strongili, Ladochori, Skala und auch in Diaporitnach dem Umbau war dies nicht möglich. Hier musste man das Mosaik betreten, wennman in den Raum gelangen wollte und ihm somit seine Funktion als Fußbodenbelagzuweisen. Anders als in Diaporit füllten die Mosaike in Ladochori, Strongili und Ska-la die ganze (ergrabene) Fußbodenfläche aus. In Ladochori war der Raum ferner nocheinmal durch Säulen und Schwellen architektonisch untergliedert. Teile der Mosaikaus-stattung orientierten sich an dieser architektonischen Aufteilung, wie am sogenannten,Raum ‘, bzw. die architektonischen Strukturen orientieren sich an dem Mosaik. An-dere Elemente, wie die Säulen, nahmen keine Rücksicht darauf (Abb. ). Wenn dieseparierten Bereiche hier auch Indikatoren für eine andere Nutzung der verschiedenenTeile des Raumes waren, so schlug sich diese nicht in der Bodenaufteilung nieder.

In Skala war es fast unmöglich, kein Mosaik zu betreten, wenn man sich in demhier besprochenen Teil des Hauses aufhielt. Für die ständigen Nutzer der Anlage, Be-wohner oder regelmäßigen Gäste, war es somit ein alltäglicher Bereich, der allein durch

1313 Bolle, Westphalen und Witschel , . 1314 Es sei hier noch einmal darauf hingewiesen, dassimmer nur von den ergrabenen Bereichen ausgegan-gen werden kann.

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seine physische Präsenz das Wissen um ihn evozierte. Seine Existenz war in diesem Fallnichts Besonderes (mehr). Allerdings ist auch denkbar, dass gerade durch diese räumli-che Nähe dem Bereich durch einen reglementierten Zugang eine besondere Bedeutungbeigemessen wurde. Die Teilhabe an den Aktivitäten in den Mosaik-Räumen war viel-leicht nur für einen bestimmten Personenkreis möglich. Status, Geschlecht oder Aufga-benbereich markieren dabei die jeweilige Disposition. Für seltene Besucher mögen dieBöden eine andere Wirkung gehabt, also mit anderen Bedeutungen versehen wordensein. Aus Ladochori kommend, bedeutete die Ausstattung in Skala vielleicht ,Reich-tum‘ oder ,Luxus‘. Was für den Bewohner alltäglich und vertraut war und daher auchnicht mehr ,besonders‘ erschien, sorgte bei dem weit angereisten Ladochorier ggf. für,Staunen‘ oder hinterließ ,Eindruck‘.

Anders mag es einer Besucherin ergangen sein, die in der sogenannten Villa des Ma-nius Antonius in Nikopolis ( . . ) lebte. Diese nahm die ihr unbekannte Ausstattungggf. anders als der Gast aus Ladochori zur Kenntnis, da sie für ihre Zuweisungen andereMaßstäbe ansetzte. Eine (An-)Erkennung der Ausstattung als ein Symbol für ,Reichtum‘,,Bildung‘ oder ,Geschmack‘ klassifizierte sie im Vergleich mit den normativen Wertenihres Herkunftsortes. Die zugewiesenen Attribute sind Ableitungen der Wahrnehmun-gen, die im Moment der Ansichtigkeit von den bereits genannten Aspekten der gesell-schaftlichen Position abhängt und diese durch die Betrachtung wiederum bestätigen.Die Möglichkeit der Teilhabe am Raum entspricht also einer sozialen Staffelung, diesich neben der bloßen Anwesenheit noch in der Ausübung von Tätigkeiten fortsetzenkonnte. In diesem Sinne kommuniziert das Mosaik als Teil der Ausstattung noch heutedie potenziellen Wahrnehmungen und Zuweisungen der verschiedenen antiken Nut-zerinnen und Nutzer. In der Erinnerung der Betrachter/in oder auch beim Austauschdarüber konnte und kann es außerdem als fiktives Zeichen ad infinitum interpretiertwerden.

Einem Raum mit Mosaikfußboden kamen eine oder mehrere Funktionen zu, dieeine entsprechende Ausstattung, im Unterschied zu Räumen mit anderen Böden, not-wendig machte. Die Erkennung dieser Funktion durch den antiken Betrachter war seineInterpretationsleistung des Fußbodenmosaiks als Symbol, das in diesem Moment rezi-prok für ihn die Funktionalität des entsprechend ausgestatteten Raumes definierte. Dassandere Orte im Haus-Kontext andere architektonische Lösungen hatten, wies ihnen ei-ne andere Bedeutung zu. Die dortige Ausübung gewisser Tätigkeiten konnten andereBöden sinnvoller machen, ein Mosaik wäre vielleicht zu aufwändig, unpraktisch oderunpassend gewesen.1315 Im Laufe seiner Biographie konnte das Mosaik ganz verschiede-ne, auch parallele Nutzungskontexte erfahren und somit seine zugewiesene Bedeutungsynchron und diachron verändern. Beispielsweise konnte sich seine Wahrnehmung von

1315 Dazu Bernbeck , – .

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einer repräsentativen Zuweisung hin zu einer pragmatischen Betrachtung, wie in Diapo-rit wandeln. Eine parallele Symbolzuweisung etwa von jemandem, der auf ihm stand,als ,Fußboden‘ und einer anderen Person, die es betrachtete, als ,schön‘, ist ebenfallsmöglich.

S. Muth schreibt der Motivik eines Mosaiks die größte Bedeutung zu. Ihrer Ansichtnach verbreiten beispielsweise ornamentale Bilder „eine eher diffuse Atmosphäre etwavon Reichtum oder Feierlichkeit, artikuliert im Motiv prächtiger Komplexität oder addi-tiver Reihung geometrisch-vegetabiler Ornamente“, während figürliche Darstellungenin der Lage seien, „inhaltlich konkrete Vorstellungswelten, formuliert etwa in der Dar-stellung von Handlungsszenen“ zu vermitteln.1316 In diesem Fall wäre die Motivwahlrein von der Funktion abhängig, die Darstellung würde den Raum, in dem sie sich be-findet, geradezu funktional ,binden‘. Diese Bindung des Raumes an den Bildinhalt lässtdie Option anderer Handlungen, die dort ausgeführt werden könnten, entweder die,Atmosphäre‘ eben dieser primären Nutzungszuweisung quasi automatisch annehmenoder es wird von einer Form der ,Nach-‘ oder ,Fremdnutzung‘ ausgegangen, die die Ak-tivitäten im Sinne eines ,richtig‘ und ,falsch‘ in eine hierarchische Relation zueinanderstellt. Diese wertenden Zuweisungen sind jedoch gar nicht nötig. In der vorliegendenArbeit wurden die Mosaike als Objekte betrachtet, welche über jeweils drei Zeichen-kategorien verfügen, die analytisch getrennt werden können. Dadurch ist es möglich,verschiedene Zuweisungen und Funktionen in verschiedenen Stadien der Objektbio-graphien darzulegen, die dann für den jeweiligen Nutzungskontext oder in der jeweili-gen Zeit, also in den relevanten Kommunikationsebenen dargestellt werden. Somit istnicht mehr nur das Bild eines Mosaiks analysierbar, auch seine Steine, seine Verlegungund seine Positionierung im Raum sowie seine Veränderungen geben Auskunft überdie Bedeutungen, die die Menschen dem Mosaik durch die Zeiten zugewiesen habenkönnen. Nicht nur die Position des Auftraggebers wird berücksichtigt, sondern vieleverschiedene (antike) Handlungsindividuen können so mit dem Mosaik-Objekt in Be-ziehung gesetzt werden.

In Bezug auf die drei Analysekategorien wurde die reine Existenz eines Mosaiks,d.h. seine Bestandteile, seine Verlegung und seine Benutzung(en) unabhängig von sei-ner Motivik als ein Zeichen bewertet. Auf diese Weise wurde darstellbar, wie es aufverschiedenen Kommunikationsebenen für den antiken Betrachter wirken konnte. Al-lein die Präsenz und die Wahrnehmbarkeit eines Mosaiks in seinem jeweiligen Kontextevozieren eine Interpretation und schließen die Darstellung dieser Interpretation durchden Betrachter als Interpretanten mit ein. Anschließend kann sie sich beispielsweise inseinem Verhalten, in Handlungen, in Sprechakten etc. äußern und somit wieder ein

1316 Muth , . Hierbei handelt es sich um zweiUmschreibungen, die unter Verwendung eines

Zeichenbegriffs erheblich hätten entzerrt werdenkönnen.

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Zeichen generiert. Dadurch entsteht eine unendliche Zeichenkette, deren Abfolge bisheute andauert, was in . näher erläutert wird.

Für die Mosaikböden in Epirus hat das Analysesystem gezeigt, dass ihr Vorkom-men den jeweiligen Raum nicht für eine spezielle Funktion und eine einzelne Wahr-nehmung reserviert. Vielmehr war der Bedarf an dieser Form der Ausstattung offen-sichtlich in vielen verschiedenen Lebensbereichen vorhanden. In Ladochori ist diesembeispielsweise kontextuell eine Singularität für eine ganze Siedlung zuzuweisen. DasMosaik in Diaporit blieb über mehrere Jahrhunderte bestehen, während sich die um-gebenden Strukturen im Laufe der Zeit veränderten. In Skala waren mehrere Räumevielfältiger und umfangreicher ausgestattet als die anderen hier betrachteten Beispiele,weswegen auch hier aktuell von einer Singularität ausgegangen werden muss, die sichjedoch ganz anders darstellt als in Ladochori.

Genau wegen dieser unterschiedlichen topographischen und räumlichen Situatio-nen, Kontexte, potenziellen antiken Wahrnehmungen, Erhaltungszustände, Zugäng-lichkeiten etc. war hier ein Analysesystem nötig, das die jeweiligen entsprechenden Ob-jekte nicht durch eine vermeintliche Vergleichbarkeit oder eine vorgefasste Zuweisung,beispielsweise im Sinne einer „Suche nach cubicula“, klassifizierte. Vielmehr gelang esnur auf diese Weise und durch die Unterscheidung in die einzelnen Zeichenkategorien,jedem Mosaik auf der Basis seiner Bekanntheit und seines Forschungsstands einerseitseine eigene Analyse zuteilwerden zu lassen und andererseits die Mosaik-Objekte in ei-nen funktionalen Objektzusammenhang zu stellen und dadurch potenzielle Wahrneh-mungsaspekte zusammenzutragen.

. . Das Theater

Das Theater ist als Ikon ein Eigenname für jedes Objekt, das von einem Handlungsin-dividuum als Theater angesprochen wird, unabhängig von seiner Nutzung oder seinerfunktionalen Zuweisung. Als solches ist es auf der Kommunikationsebene seiner Exis-tenz relevant. Es ist als Ort oder Bauwerk vorhanden, man kann hingehen, sich in dieSitzreihen setzen und es als Objekt wahrnehmen. Somit ist ein Theater ein Ikon fürjedes als Theater bezeichnete Objekt.

Das Theater ist ferner ein Index für seine Planung, seine Entstehung, seine Bestand-teile, seine ursprünglich intendierten Nutzungen, ggf. seine Veränderungen durch Um-bauten oder Steinraub sowie andere Nutzungen, die verschieden und parallel sein oderchronologisch aufeinander folgen konnten, für seine Auflassung – kurz, es ist ein Indexfür seine Historie bis dato. Andere Nutzungskonzepte können hierbei veränderte Dar-bietungsmodi aber auch eine spätere Funktionszuweisung als ,Steinbruch‘ oder ,Vieh-unterstand‘ sein. Seine Steine sind Indizes für seine Konstruktion, also den Vorgang,wie jeder einzeln gebrochen, bearbeitet, transportiert und mit anderen zusammenge-

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fügt wurde, wodurch das Objekt ,Theater‘ entstand. Ihre Form und Verarbeitung kom-munizieren dem Betrachter die bautechnischen Aspekte sowie seinen Fertigungs- undNutzungsprozess von der Entstehung seiner Materialien über die Transformation ihrerMaterialität bis hin zu dem Bauwerk zum Zeitpunkt der Betrachtung.

Als Gebäude unterbreitet es Angebote, beispielsweise dass sich viele Menschen inihm versammeln und verschiedene Tätigkeiten ausüben können.1317 Darüber hinaus istdas Theater als Index auf der Kommunikationsebene seines räumlichen Kontextes rele-vant. Das Areal, in dem sich das Theater von Dodona ( . . ) befindet, ist beispielsweiseals ein Heiligtum definiert, das mit dem Theater von Nikopolis ( . . ), außerhalb derStadt gelegen, als Austragungsort der Aktischen Spiele. Die entsprechenden Bauwerkein Butrint ( . . ) und Phoinike ( . . ) liegen wiederum im Stadtzentrum. Der urbaneVerbund des Theaters von Hadrianopolis ( . . ) ist bislang nicht geklärt. Die Einbin-dung der Theater-Objekte von Stratos ( . . ) und Oiniadai ( . . ) in eine zeitgenössi-sche kaiserzeitliche Wahrnehmung ist von der Nutzung der umgebenden Strukturenbedingt, wie sie bei den einzelnen Stätten aufgeführt sind.

Bei der Ausgrabung erfolgt die Zuweisung des Eigennamens erst, wenn sich demAusgräber der indexikalische Zusammenhang des Bauwerks als ,Theater‘ erschlossenhat. So dachte L. Ugolini beispielsweise noch, als er in Butrint bereits große Teile desscenae-Gebäudes hatte freilegen lassen, es handele sich dabei um eine Basilika.1318 Aller-dings wurden und werden nicht selten bereits landschaftliche Indikatoren als Indizesgenutzt, um ein entsprechend benanntes Bauwerk zu lokalisieren. So war das Theatervon Phoinike bereits in den Plänen verzeichnet, als es zwar schon Hinweise auf seine Po-sition gab, es aber noch nicht ausgegraben und die Lage somit noch nicht letztendlichgesichert war.1319

In seinem antiken Nutzungskontext funktioniert das Theater auf vielfältigen Kom-munikationsebenen. Es ist beispielsweise ein Symbol für seine Möglichkeiten alsVersammlungs- oder Aufführungsort. Dorthin zu gehen, also die eigene physische Prä-senz im Sinne des ,Sehen-und-Gesehen-Werdens‘, stellt eine kommunikative Strategieder gesellschaftlichen Teilhabe dar. Umgekehrt bedeutet das Fernbleiben ein Unvermö-gen oder einen Ausschluss. Gründe dafür können ein untergeordneter sozialer odergesellschaftlicher Status sein, aber auch Krankheit, Verletzung oder Reisen können dieFähigkeit zum Besuch vorübergehend einschränken. Allein die An- oder Abwesenheitim Theater zu bestimmten Anlässen hat also eine kommunikative Wirkung. Die ver-schiedenen Gründe des Fernbleibens haben dabei unterschiedlich ausgeprägte Verbind-lichkeiten, waren bisweilen verhandelbar und konnten sich im Laufe der Zeit ändern,wie der soziale Status oder die Genesung von einer Krankheit.

1317 Die Tätigkeiten selbst sind Symbole, nur der Hin-weis auf diese Möglichkeit ist als ein indexikalischerAnzeiger zu verstehen.

1318 Miraj .1319 De Maria und Gjongecaj , Abb. .

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Des Weiteren handelt es sich bei einem Theater um einen multifunktionalen Raum.Es kann als Bauwerk für Versammlungen oder Aufführungen wie Spiele bzw. Schauspie-le zu Festen und an Feiertagen genutzt werden. Die Events konnten einmalig oder wie-derkehrend stattfinden und mehrere Tage andauern. Es handelte sich bei diesen Ereig-nisse um lokale oder auch überregional bedeutende Veranstaltungen mit einer großengesellschaftspolitischen Relevanz.1320 Sie verfolgten eine komplexe phänomenologischeStrategie und hatten einen hohen ereignisorientierten Anspruch. Die Performances ar-beiteten mit verschiedensten Showeffekten, stimulierten die visuellen, akustischen undauch olfaktorischen Reize, bauten fiktionale und transzendente Welten auf und evozier-ten ekstatische Zustände.1321 Darüber hinaus sind öffentliche Versammlungen, politi-sche Reden, Ankündigungen, (Re-)Präsentationen und andere Inszenierungen denkbar.

Das Theater-Objekt verfügte außerdem auch dann über eine prägnante Präsenz,wenn es gerade nicht ,bespielt‘ wurde, also keine Vorstellungen oder Versammlungendort stattfanden. Auch dann gab es keine Nicht-Nutzung, da es allein aufgrund sei-ner ikonischen Existenz keine Nicht-Wahrnehmung geben konnte (dazu ausführlich. . ). Vielmehr sind weiterhin verschiedene funktionale Zuweisungen denkbar, wie

die als Landmarker, Treffpunkt, Ort der Begegnung, der Probe, spiritueller oder geis-tiger Aktivitäten sowie eine Aufladung als Erinnerungsort an vergangene Situationenoder in Erwartung zukünftiger Ereignisse. Für die Theater von Nikopolis und Butrintwird zudem eine indexikalische Verbindung der Bauten mit einem Tempel angenom-men. Sollte dies der Fall gewesen sein, hätte es noch weitere spezifische Zuweisungenmit sich gebracht. Im Moment seiner entsprechenden, auch nur fiktionalen Wahrneh-mung ist das Theater jederzeit ein Symbol dieser vielfältigen potenziellen Nutzungen.

Die aktuellen Forschungsdiskussionen um Theaterbauten in Epirus kreisen vor al-lem um die verschiedenen Bautraditionen. Die gestellte Frage lautet, ob der jeweiligeBautyp einer ,griechischen Form‘ verpflichtet gewesen sei. Dies gilt insbesondere beiden beiden kaiserzeitlichen Neubauten von Nikopolis und Hadrianopolis.

Th. Kontogianni erkennt am Theaterbau von Nikopolis ,griechische Einflüsse‘ undnimmt diese als Indikatoren für seine frühe, augusteische Errichtung. Für diese Annah-me hat sie verschiedene Begründungen. So nennt sie zwar die halbkreisförmige cavea,die angenommene umlaufende Stoa auf der summa cavea, das Zeltdach sowie Ausmaßund Typologie des Skenengebäudes als charakteristisch für ein römisches Theater.1322

In der Existenz von Paraskenien sieht sie hingegen ein typisch hellenistisches Baumerk-mal. Des Weiteren führt sie die Art des Mauerwerks, also das opus testaceum bzw. dasopus incertum als Indiz für eine frühe Entstehung des Baus an. Bei den weiteren Argu-menten vermengen sich historische Indizien und die Ausdrucksform des Bauwerks mit

1320 Dazu ausführlich Veyne .1321 Duncan ; – ; Franko ; R. P. Martin

, – . Für Einzelbeispiele vgl. Dutschzu Gesten oder Hall zu Pantomime.

1322 , .

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einer Identitätszuweisung der Handlungsindividuen. So greift sie den Hinweis auf, dassdas Bauwerk zu den ersten Nea Aktia hätte fertiggestellt sein müssen. Weiterhin gehtsie davon aus, dass die im Zuge des Synoikismos aus den poleis zugezogenen BewohnerBauteile für das öffentliche Gebäude mitgebracht hätten.1323 Diese Maßnahme habeder Integration der Bevölkerungsgruppen gedient, weshalb außerdem eine ,griechischeBauweise‘ nötig gewesen sei.1324

Diesen Argumenten können verschiedene Überlegungen, die sich auf die Analy-se des Theaters in seinen einzelnen Zeichenfunktionen stützt, entgegengehalten wer-den. Zunächst gilt es, einen Ansatz zur Datierung der Errichtung des Baus von einerdamit beabsichtigten Ausdrucksform zu trennen. So können Mauerwerk, Form und Er-öffnungsgrund sicherlich als Indizien für eine Erbauung des Theaters in augusteischerZeit gewertet werden. Gewisse technische Aspekte sind dabei ihrer Zeit geschuldet, daandere Lösungen noch nicht erfunden oder verbreitet gewesen waren. So ist das Thea-ter in Nikopolis zu großen Teilen aus Ziegeln errichtet worden, während das in Ha-drianopolis in Stein ausgeführt wurde.1325 Die Mauertechniken oder eine notwendigeFertigstellung in augusteischer Zeit bedingen jedoch keine griechische Bauweise oderBauform.

Was die These der Verarbeitung von Baugliedern aus den umliegenden poleis an-geht, so sind diese bislang nicht näher identifiziert worden. Es ist also unklar, ob damitQuaderblöcke beispielsweise für die Errichtung der Parodosmauern (Abb. bis ;vgl. auch das Beispiel von Alyzia ( – ) Dachziegel, vielleicht auch zur Weiterver-wendung als Ziegelbruch im Mörtel, oder eher Ausstattungselemente wie zum Bei-spiel Statuen oder Verkleidungsplatten aus Marmor gemeint sind. Geht man von ers-terem aus, so bliebe erklärungsbedürftig, wie diese Materialien, die bei der Erbauungdes Theaters zwar eine essentielle Rolle spielten, bei seiner darauffolgenden Nutzungjedoch unsichtbar waren, sich direkt auf ein Gedankengut, also eine Form der symboli-schen Zuweisung hätten auswirken können. Diese Objekte wären ab der Fertigstellungdes Baus nicht mehr sichtbar gewesen, da sie hinter der Verkleidung bzw. dem Putzverschwunden wären. Das Wissen um sie wäre ab diesem Zeitpunkt nur noch bei dendirekt Betroffenen, also den Zulieferern, Bauleuten und Handwerkern, existent gewe-sen. Auch wenn diese ihre Wissen um die Herkunft der Bauteile weitergeben hätten undsogar, wenn ihnen beim Errichten des Theaters die Bedeutung einer ,griechischen Tradi-tion‘ zugesprochen worden wäre, so wäre diese wohl nach einer eher kurzen Zeit durchdie Unmöglichkeit ihrer Rezeption verloren gegangen und somit fiktionalisiert worden.

1323 Dazu auch Krinzinger , .1324 Alle Argumente: , . Der Reise-

schriftsteller Leake , , weist hingegen auf dieAndersartigkeit des Theaters im Gegensatz zu grie-

chischen Bauten hin, die sich für ihn in der „Nackt-heit des Ziegelmauerwerks“ darstellt.

1325 Zu den römischen Mauertechniken allgemein: Ma-lacrino .

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Handelte es sich bei den verbrachten Stücken um Ausstattungsobjekte, die beim Be-nutzen des Theaters sichtbar gewesen sind, so kann der Generation von Zugezogenen,denen ihre Herkunft und Bedeutung offenbar war, die vielleicht sogar bei der Auswahlund Komposition mitgewirkt haben, diese auch über einen längeren Zeitraum erhaltengeblieben sein. Diese Betrachtungsweise muss jedoch nicht auf alle potenziellen Nutze-rinnen und Nutzer des Theaters zugetroffen haben, zumal sie aus verschiedenen Städ-ten kamen und somit wohl unterschiedliche Sehgewohnheiten hatten. Ferner müssteman bei dem Verbringen von Elementen aus mehreren poleis als Ergebnis eine Form desEklektizismus annehmen, der durchaus in der Lage gewesen sein könnte, eine eigenesymbolische Dynamik zu entfalten. Außerdem könnte auch diese Ausstattung im Lau-fe der Zeit mit neuer Bedeutung aufgeladen und anders gesehen worden sein als zumZeitpunkt ihrer Auswahl. Neben symbolischen Veränderungen bei der Betrachtung derAusstattung sind auch physische Veränderungen, wie die Entfernung und Anbringungneuer Ausstattungselementen, denkbar. Des Weiteren gilt der Hinweis bezüglich derObjektbiographien, der für die Option der Wiederverwendung von Statuen bereits amTheater von Butrint ( . . ) exemplifiziert wurde und in . noch einmal aufgegriffenwird. Zusammenfassend kann zwar konstatiert werden, dass gerade ein Bauwerk wie einTheater, nicht nur aber auch besonders im Fall eines Synoikismos, als Massenversamm-lungsort mit seiner Präsenz und seinen Ausgestaltungsmöglichkeiten eine bedeutendeFunktion als Identifikations- und Repräsentationsraum zukommen kann. Es muss je-doch zum jetzigen Zeitpunkt nicht nur unklar bleiben, wie sich diese Zuweisungen inNikopolis genau verhalten haben und mit welcher Bedeutung die einzelnen Baustof-fe und Ausstattungselemente (von denen nichts bekannt ist) versehen waren, sondernauch, wann genau das Große Theater errichtet wurde. Ein Griechisch-Sein ist seinerBauform oder seinem Mauerwerk jedenfalls nicht inhärent.

In Nikopolis gibt es zwei Objekte, die als Theater angesprochen werden. Außer demhier besprochenen „Großen Theater“, welches extra muros gelegen war und zu der Austra-gungsstätte der Aktischen Spiele gehörte, existierte noch ein Odeum. Dieses war kleiner,befand sich innerhalb der Stadt und war wohl überdacht. Auf diese Objekteigenschaftenwird später noch ausführlicher eingegangen. Zunächst soll es jedoch um die räumlicheKontextualisierung der beiden Bauten gehen. Es stellt sich die Frage, ob die verschiede-nen Objektcharakteristika auch zu einer unterschiedlichen Wahrnehmung der beidenBauwerke in der Antike geführt haben, wie das heute der Fall ist. So werden zwar einer-seits beide Anlagen in dem umfassenden Handbuch über antike Theater von P. CiancioRossetto und G. Pisani Sartorio oder auch von F. Sear in seinem Werk über RömischeTheater aufgeführt.1326 Andererseits erhielten die beiden Gebäude verschiedene Eigen-

1326 Ciancio Rossetto und Duvignaud , ; Sear, – . Zur Unterscheidung von Odeum

und Bouleuterion: Sear , – .

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namen, was unterschiedliche inhaltliche Zuweisungen impliziert. Denn mit diesen Na-mensgebungen werden auch heute für die Antike differenzierte Nutzungen angedeutet.Dem Odeum wird in römischer Zeit vor allem die Funktion eines kleinen überdach-ten Versammlungsraumes und eine spezifische Nutzung für Agone zugewiesen.1327 DasGroße Theater befindet sich hingegen in einem Areal, das gemeinhin als Austragungsortder Aktischen Spiele angesehen wird. Daher ist hier eine Form der ,Reservierung‘ nichtauszuschließen, was bedeutet, dass eine spirituelle oder kultische Zuweisung gewisseNutzungen forciert und andere untersagt oder sogar tabuisiert haben kann.

Weiterhin unterscheiden sich Theater und Odeum, wie bereits angedeutet, in struk-tureller Hinsicht. So wird als (modernes) Unterscheidungskriterium oft der Umstandangeführt, ob das jeweilige Gebäude überdacht gewesen war.1328 Orientiert man sichan diesem formalen Kriterium, so wäre die Ansprache nichts weiter als ein Eigenname(Ikon), der sich in indexikalischer Form (andere bauliche Struktur) darstellt. Allerdingswird dieses Merkmal von Formulierungen wie bei Sear, der in seinem bereits erwähntenWerk über römische Theaterbauten auch von „roofed theatres“ spricht konterkariert.1329

Er bezieht sich dabei auf die Aussage von R. Meinel, dass es sich bei dem Theater vonButrint um ein Odeum gehandelt habe, weil es überdacht gewesen sei – eine Annahme,die inzwischen als hinfällig gilt.1330 Geht man jedoch von verschiedenen inhaltlichenFunktionen der beiden Bautypen aus, die jeweils eindeutig mit diesem verbunden sindbzw. eine jeweils andere Relevanz haben, so ist die Objektansprache als ein Symbol zuverstehen. Konkret stellt sich also die Frage, ob der eine oder der andere Bau als Ort füraus unterschiedlichen Gründen initiierte Versammlungen fungieren konnte und dafürggf. verschiedene Ansprachen, d.h. mehrere Eigennamen benötigte, oder ob dies beider Wahl zwischen zwei Bauwerken, wie in Nikopolis, nicht möglich war, da sie funk-tional gebunden waren. Sollte Ersteres der Fall gewesen sein, so ist weiterhin zu fragen,ob die verschiedenen funktionalen Zuweisungen beispielsweise zeitlich oder vielleichtsituativ durch verschiedene Benutzergruppen bedingt waren. All diese Faktoren kön-nen das Bauwerk als für eine gewisse Nutzung geeignet oder ungeeignet klassifizierthaben. Grundsätzlich ist es am plausibelsten eine zeitgleiche, sich auch wandelnde und

1327 Meinel , – , arbeitet die Begriffsverwen-dung in antiken Schriftquellen heraus. So zeigt derBefund eine vielschichtige Verwendung sowie dieListung verschiedener funktionaler Zuweisungen,von denen Agone in der Kaiserzeit am häufigstenerwähnt werden. Allerdings gibt es nicht besondersviele schriftliche Überlieferungen über das Ode-um aus dieser Zeit (Meinel , ). Die wenigenQuellen weisen jedoch darauf hin, so Meinel, dasses sich bei der entsprechenden Benennung weniger

um eine bauliche als vielmehr um eine funktionaleZuweisung gehandelt hat (Meinel , ).

1328 Korres liefert anhand des Odeum des HerodesAtticus in Athen eine exemplarische Darstellung,wie man sich die Holzbalkenkonstruktion entspre-chender Dächer vorstellen kann. Größe und Über-dachung sind auch für Meinel , – , dieHauptkriterien seiner Ansprache.

1329 Sear , .1330 Sear , – . Meinel , – , räumte

auch selbst ein, Butrint nie besucht zu haben.

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ggf. neu bildende Multifunktionalität sowohl bei einem Theater als auch einem Ode-um anzunehmen. Speziell für Nikopolis sind verschiedene Unterscheidungsmerkmaleder beiden Bauten festgestellt worden. Das Theater lag außerhalb der Stadt in einemspezifizierten Bereich, das als Odeum angesprochene Objekt befand sich innerhalb derStadtmauern, war kleiner und überdacht. Somit sind funktionale Unterscheidungen an-nehmbar. Dass diese überhaupt getroffen werden konnten lag daran, dass es hier diesezwei Bauwerke gab, was nicht in jeder Stadt der Fall war.

Für das Theater von Hadrianopolis wird eine Errichtung in hadrianischer Zeit an-genommen. Der Bearbeiter R. Perna weist darauf hin, dass von Cassius Dio überliefertist, der Kaiser habe auf seinen Reisen durch das Reich viele Theater errichten oder reno-vieren lassen.1331 Ein entsprechendes ,Restaurierungsprogramm‘ im . Jh. wird auch fürNikopolis angenommen.1332 Perna sieht diese schriftliche Überlieferung im Baubestanddes Theaters von Hadrianopolis bestätigt. Darüber hinaus definiert er es als einen Bau,der zwar Elemente verschiedener Architekturtraditionen in sich vereine, allerdings ineiner überwiegenden „tradizione greca-ellenistica“ stehe. Lediglich einige bauliche Ei-genheiten, wie beispielsweise die Verbindung zwischen cavea und Skenengebäude, hälter für „una soluzione tipica per le trasformazioni di edifici greci in teatri romani“. Zu-dem entstammt seines Erachtens die Plansymmetrie des Grundrisses des Skenengebäu-des „dei teatri di ambiente greco-orientale“.1333 Auf andere bauliche Aspekte wie bei-spielsweise die Pilasterlösung an den Außenmauern der cavea, (Abb. , ) die es imBearbeitungsgebiet sonst nur noch in Nikopolis gibt (vgl. Abb. , ), geht er nichtnäher ein. Vielmehr hält er kaiserzeitliche Bauten im Ostteil des Imperium Romanumin ihrer Ausführung per se für eklektisch, allerdings immer mit einer besonderen Ver-pflichtung gegenüber der bereits genannten griechisch-hellenistischen Tradition.1334

Diese Argumentation, eine Architekturform nur räumlich und losgelöst von seinerErrichtungszeit als eine ,griechische Tradition‘ zu begreifen, ist problematisch. Folgtman ihr, so müsste heute noch jeder Theaterneubau auf dem Gebiet des ehemaligen rö-mischen Ostens eine Reminiszenz an eine hellenistische Tradition sein.1335 Doch auchohne dieses Extrem spricht Perna jeder Form der Architektur in diesem Gebiet im Allge-meinen und dem Gebäudetypus des Theaters im Speziellen eine Funktion zu, die schonan sich nur in einer entsprechenden kulturell zugewiesenen Form fortbestehen kann.Demnach würde das Objekt Theater, auch in römischer Zeit immer nur eine griechi-sche Funktion evozieren. Diese Zuweisung würde weiterführende Fragen nach verän-derten Nutzungszuweisungen und Kommunikationsstrategien entsprechender Objekte

1331 Cass. Dio LXIX, , . C. R. Whittaker , ,geht hingegen von Renovierungen an Theatern im,römischen Stil‘ bereits unter Augustus aus.

1332 , .1333 Sämtliche zitierte Passagen bei Perna , .

1334 Perna , .1335 Wobei Sear , , herausstellt, dass das Design des

römischen Theaterbaus dem modernen näher ist alsdem griechischen.

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im . Jh. überflüssig machen. Auch die Frage nach Veränderungen im architektonischenBestand würde als ausschließliche Antwort haben, dass diese der höchstens modifizier-ten Fortsetzung griechischer Traditionen dienen. Forschungen und Überlegungen zueiner kaiserzeitlichen Gesellschaft und Lebenswelt wären hinfällig, da alles mit dieserTradition begründet werden könnte. Das Theater wäre mithin immer ein Symbol füretwas Griechisch-Hellenistisches, das kulturell identitätsstiftend ist, und die indexikali-sche Zuordnung in römische Zeit immer nur ein Rückgriff auf diesen einen prägendenund nun statischen Kulturzustand.

Eine ,griechische Tradition‘ im Sinne fixierter, immer wiederkehrender Rituale1336

kann in einem Theater weder zwingend an die Form, Größe oder das Material desBauwerks, noch an vielleicht regelmäßig stattfindende, als griechisch wahrgenomme-ne Darbietung gekoppelt werden. Vielmehr ist davon auszugehen, dass Objekte undDarbietungen im Laufe der Zeit verschieden betrachtet und ggf. mit sich wandelndenBedeutungen aufgeladen wurden.1337 Die Überlegung entsprechender Nutzungszuwei-sungen einzelner Gebäuden oder Bauformen, die im . bis . Jh. n. Chr. errichtet odergenutzt wurden – also quasi eine Interpretation von allem, was in dieser Zeit mit ,Thea-ter‘ zu tun hat als ,griechisch‘ – ist unter den für diese Studie erarbeiteten Vorausset-zungen obsolet. Diese Form der Zuschreibung wird überflüssig, wenn man das Theatervon einem Griechisch- oder Römisch-Sein loslöst und als Objekt betrachtet, das in derLage ist, seine Existenz, Bereiche seiner Biographie und Aspekte seiner symbolischenFunktionen von seiner Entstehung bis heute darzustellen. Betrachtet man das Theatervon Hadrianopolis unter den analytischen Gesichtspunkten seines Zeichengehalts, al-so seinen kommunikativen Charakter, so lässt sich im . Jh. ein offensichtlicher Bedarfan einem Bau dort konstatieren, wo es bis zu diesem Zeitpunkt kein (heute bekann-tes) Objekt gab, welches die gewünschten Funktionen übernehmen und mit entspre-chenden Zuweisungen versehen werden konnte. Diese konnten so vielfältig sein, wiesie bereits für das Theater von Nikopolis dargestellt wurden (siehe oben). Der Bedarfan einem entsprechenden Bauwerk zog seine Errichtung an eben diesem Ort nach sich.Seine Existenz spiegelt weniger eine Entscheidung bezüglich einer gewissen ,Geisteshal-tung‘ oder ,Bautradition‘ als vielmehr Aspekte bezüglich seines Nutzungsbedarfs unddes Aufwands der Erbauung wider. Dahingehend kann auch die Größe des Baus einebedarfsorientierte bzw. eine ökonomisch-pragmatische Entscheidung gewesen sein, wieim Folgenden dargelegt wird.

Vergleicht man die Grundrisse der hier betrachteten Theaterbauten in Epirus(Abb. , , , , , ) so zeigt sich, dass das Theater von Hadrianopolis ( . . )mit dem von Butrint ( . . ) und Oiniadai ( . . ) zu den kleineren zählte. Die in dieser

1336 Dazu Hobsbawm . 1337 Vgl. beispielhaft die Darlegungen von Klöcknerzu Rezeptionsmöglichkeiten ausgewählter

Skulpturengruppen.

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Zeit bereits bestehenden von Phoinike ( . . ) und Dodona ( . . ) sind, ebenso wie dasspäter errichtete von Nikopolis ( . . ), deutlich größer. Sear zufolge hatte das in Bu-trint einen cavea-Durchmesser von Meter, es folgten Hadrianopolis mit Meternund Oiniadai mit Metern. Von den drei größeren war Nikopolis mit etwa Meterncavea-Durchmesser zwar das kleinste, gefolgt von Dodona mit Metern, es besaß je-doch mit Metern die orchestra mit dem größten Durchmesser. Für das Theater vonPhoinike konnte Sear keine Angaben machen, da dieses während der Entstehung seinesWerks noch nicht ausgegraben war.1338 Die Bearbeiter von Phoinike nennen allerdingsnur den Durchmesser der orchestra, der seit der zweiten Bauphase im . Jh. v. Chr. unver-ändert bei , Meter lag. Ihnen zufolge übertrifft es damit das entsprechende Maß inDodona, welches sie mit , Meter angeben.1339 Sear hingegen beziffert den Durch-messer der orchestra in Dodona auf , Meter.1340 Vergleicht man die Grundrisspläneder Bauten, so dürfte auch die cavea in Phoinike ähnliche Ausmaße wie die in Dodo-na gehabt haben oder vielleicht sogar geringfügig größer gewesen sein. Die Gründe fürdie unterschiedlichen Ausmaße der Theater-Objekte in Epirus liegen in ihrer indexi-kalischen Verfasstheit und ihren symbolischen Zuweisungen. Diese sollen nun nähererläutert werden.

Das Theater von Oiniadai ( . . ) wurde in Teilen aufwändig aus dem anstehendenFelsen herausgearbeitet (Abb. ). Zum Zeitpunkt seiner Errichtung war das Stadtgebietvon den topographischen Gegebenheiten, konkret vom Fluss Acheloos beschränkt, deres teilweise umschloss ( . ). Von dem zur Verfügung stehenden Raum musste ein alsgeeignet erachteter Ort ausgewählt werden. Platz und Aufwand beeinflussten hier alsodie Größe des Bauwerks.

Das Theater von Butrint ( . . ) war in das Stadtzentrum integriert. Durch diese ur-bane Kontextualisierung sowie aufgrund der Topographie des Siedlungshügels war auchhier der zur Verfügung stehende Platz begrenzt. Um dennoch eine als geeignet erachteteGröße des Baus herzustellen, wurden eindrucksvolle Maßnahmen unternommen, umdie cavea zu vergrößern; gewaltige Tonnengewölbe und Substruktionen wurden zu bei-den Seiten erreichtet. Diese überspannten auch das angrenzende Asklepios-Heiligtum,wodurch dort ein komplett neues Raumgefüge entstand (Abb. , ).

In Hadrianopolis ( . . ) wurde das Theater nicht in eine natürliche Senke hinein-gebaut, wie alle anderen hier besprochenen Bauwerke, sondern auf die freie Ebene, diezudem noch durch die Nähe des Flusses Drino schwierige Bodenverhältnisse aufwies.So wie die cavea in Oiniadai teilweise aus dem Felsen geschlagen werden musste, so wares hier nötig, die Fläche aufwändig aufzuschütten, um eine geeignete Anhöhe in der

1338 Alle Maßangaben Sear , – . Zum Zustan-dekommen der Maßangaben: Sear , . Fürdie cavea von Hadrianopolis geben Baçe und Perna

, , hingegen die Maße , x , Meteran.

1339 Villicich b, .1340 Sear , .

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Landschaft zu schaffen. Des Weiteren musste das Steinmaterial über gewisse Distanzenan den Ort der Errichtung verbracht werden, da in der Ebene kein Felsen anstand. Überdie Bevölkerungszahl von Hadrianpolis oder die genaue urbane Funktion der Stätte, obes sich beispielsweise um einen ,Zentralort‘ oder eine Form von Verwaltungssitz zumWirtschaftsmanagement des Drinotals gehandelt hat, wofür die Zenturiation sprechenwürde ( . . ), ist nichts bekannt. So ist die Annahme plausibel, dass die Größe des Thea-terbaus, also sein geringes Ausmaß im Verhältnis zum Aufwand, für die zu erwartendenTeilnehmerzahlen bei den Veranstaltungen als ausreichend bewertet wurde.

Bei den drei größeren Theatern handelt es sich um zwei ältere, die zu Beginn deshiesigen Betrachtungszeitraumes bereits existiert haben, sowie das jüngere von Nikopo-lis ( . . ). Nimmt man die Größenordnungen der anderen Theater in der Region alsÄhnlichkeitsparameter, so könnte man die Ausmaße des Theaters von Nikopolis in Zu-sammenhang mit seiner Lage in der Austragungsstätte der Aktischen Spiele mit demdes Orakelheiligtums von Dodona ( . . ) in Verbindung bringen: Auch dieses lag ineinem spezifisch deklarierten Bereich. Somit wären diese beiden größeren Theater zuEhren der Götter (und des Augustus, vgl. . ) entstanden und ihnen die dort regelmä-ßig stattfindenden Darbietungen gewidmet gewesen, was, wie bereits dargelegt, einenAusschließlichkeitsanspruch gehabt haben konnte, aber nicht musste.

Dass Phoinike ( . . ) über ein Theater verfügte, welches dem von Dodona in sei-nen Ausmaßen gleichkam oder es sogar noch übertraf, ist erst seit wenigen Jahren durchdie neuen Grabungen bekannt. Eine Interpretation dieses Befunds auf der Grundlageder Analyse des Zeichencharakters des Baus lässt verschiedene Schlüsse zu. So kann einBedarf für ein größeres Fassungsvermögen bestanden haben. Das Siedlungsgebiet vonPhoinike erstreckte sich anscheinend über den gesamten Hügel und war somit größer alsbeispielsweise das von Butrint. Ferner verfügte Phoinike über eine größere Fruchtebe-ne, was auf mehr ländliche Besiedlungsstrukturen schließen lassen könnte. Des Weite-ren könnte man aufgrund seiner Lage von einem erweiterten ,Einzugsgebiet‘ ausgehen:Von Butrint und Onchesmus (dem modernen Saranda) aus, wo es wohl nur ein kleinesTheater oder Odeum gegeben hat, dessen Datierung unklar ist,1341 lag die Stadt auf hal-bem Wege zum einzigen Pass, der durch das Gjerë-Gebirge hinüber ins Drinotal führte(dazu . . ).1342 Sie stellte also einen wichtigen Kreuzungspunkt zwischen der Küsten-straße und der Verbindung in das Binnenland dar. Außerdem war genügend Platz fürein Theater dieser Größenordnung vorhanden, die naturräumlichen Gegebenheiten derReliefformation des Siedlungshügels boten sich für den Einbau an (vgl. Abb. , ).Aufwändige Maßnahmen mit notwendigen, langwierigen Transformationen der gege-benen Materialität wie in Oiniadai oder Hadrianopolis oder eine Platzbeschränkungen

1341 Sear , . 1342 Zur exponierten Lage von Phoinike vgl. Hodges, – .

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wie in Butrint gab es hier nicht. Als dritter, indexikalischer Aspekt war die Bauweise of-fensichtlich anders als an den anderen Orten mit kleineren Theatern. So wird hier nichtvon steinernen Sitzreihen, sondern von Sitzstufen und Platten für die Füße ausgegan-gen.1343 Was bei der Beurteilung der Relevanz des Theaterbaus von Phoinike und denÜberlegungen zu seiner Wahrnehmung und Funktionszuweisung hier nicht berück-sichtigt werden konnte, ist die Ausstattung. Ob diese, gemessen an der Größe, ebenfallsRückschlüsse auf die Relevanz des Baus in der Antike zuließ, muss offen bleiben.

Im Orakelheiligtum von Dodona ( . . ) wird der Baubestand des Theaters in derRegel dahingehend interpretiert, dass es dort, ebenso wie in weiten Teilen der gesam-ten Kultstätte, in der römischen Kaiserzeit keine größeren Umbauphasen gegeben hat.Dasselbe wird für das Theater von Poinike angenommen, dessen letzte hellenistischeBauphase in die zweite Hälfte des . Jh. v. Chr. datiert wird. Danach ist erst zu Beginndes . Jh. n. Chr. das Skenengebäude erneuert worden und das wohl auch nur, weil esdurch ein Erdbeben in Mitleidenschaft gezogen worden war. Für die dazwischen liegen-den Jahrhunderte gibt es keine Hinweise auf bauliche Veränderungen. Wie jedoch fürDodona beispielsweise die stratigrafischen Befunde im so benannten Prytaneion und fürPhoinike die im Bereich der casa dei due peristili kommunizieren, gab es in dieser Zeitmenschliche Aktivitäten in der jeweiligen Stätte. Für Dodona ist davon auszugehen,dass es in römischer Zeit als Orakelheiligtum fortbestand. Das bedeutet jedoch nicht,dass dort in diesem Zeitraum identische bzw. als identisch wahrgenommenen Aktivi-täten wie im . Jh. v. Chr., der letzten Ausbauphase des Theaters stattgefunden habenoder diesen die gleiche Bedeutung beigemessen wurde. Vielmehr sind sehr verschiede-ne soziopolitisch-symbolische Zuweisungen und Reminiszenzen denkbar.1344 Von derRelevanz dieser Aktivitäten in Dodona, zumindest in hadrianischer Zeit, kann aufgrunddes bereits erwähnten Aufenthalts des Kaisers ausgegangen werden ( . . ). Verfolgt mandie nächsten Stationen des Kaisers, so dürfte ihm auch das Theater von Nikopolis be-kannt gewesen sein. Ob er bei seinem Besuch in Dodona dem Theater-Objekt im Hin-blick auf einen Vergleich mit dem Bau in Nikopolis die Attribute ,alt‘ bzw. ,modern‘zuwies und ob diese Zuweisungen Einfluss auf seine Handlungen und Tätigkeiten hat-ten, damit beschäftigt sich die Forschung zur Zweiten Sophistik. Diese setzt sich mitFragen zur Wahrnehmung beispielsweise eines zu Zeiten Hadrians Jahre alten Bau-werks in Nikopolis oder eines Jahre alten Theaters in Dodona als ,altertümlich‘ oder,traditionell‘, als ,klassisch‘ oder ,modern‘ auseinander.

Bei den Forschungen zur Zweiten Sophistik handelt es sich um Untersuchungenzum Verständnis einer philosophischen Strömung, die als gesamtgesellschaftliches Phä-

1343 Villicich b, ; Çondi a, .1344 Auch eine Ausbeutung des Theaters als Steinbruch

oder die Bestellung des Raumes der orchestra als

Ackerland, wie es in nachrömischer Zeit geschah,sind verschiedene Nutzungszuweisungen; vgl. dazuΧ , – Abb. – .

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nomen ihrer Zeit gewertet wird. Die einzelnen Disziplinen der Altertumswissenschaf-ten nähern sich diesem Themenfeld auf verschiedene Weise an. Der Forschungsdiskursist allerdings stark von den schriftlichen Überlieferungen geprägt. Zwar bringen auchzunehmend Archäologinnen und Archäologen Objekte der Materiellen Hinterlassen-schaften in die Debatte mit ein, denselben Umfang wie entsprechende Studien zu denSchriftquellen haben diese Beiträge jedoch (noch) nicht.1345 Im Zusammenhang mit derZweiten Sophistik wurde herausgestellt, dass Angehörige einer römischen Oberschichteine bewusste und umfangreiche Rückbesinnung auf griechische Philosophietraditio-nen suchten und sich mit ihren Vorstellungen der Ideale eines ,Früher‘ auseinandersetz-ten und identifizierten. Damit ist nicht eine Form der „antiquarische[n] Manie“ odereine „Modeerscheinung“ des . Jh. im Sinne statischer Rezeptionen gemeint. Vielmehrgeht es um „das Wiederaufgreifen formaler Strukturen aus der archaischen und klassi-schen Tradition“, welches sich in einem „intellektuellen und ethischen Rückbezug aufihre ,geistigen Väter‘ klassischer Zeit“ äußert.1346 Wichtig war die Bildung und Darstel-lung einer intellektuellen, philosophischen, geistigen und auch einer sozialen Identität,die sich über „das Wiederaufgreifen tradierten Formenguts und die starken Vergangen-heitsbezüge“ definierte.1347 Zwar wird diese Identität, wie es bereits für eine ,römische‘herausgearbeitet wurde, bisweilen als fragmentiert angenommen, was vor allem an Text-quellen festgemacht wird.1348 Allerdings handelt es sich bei diesen Forschungen, wie in. . ebenfalls bereits herausgestellt, sowohl von archäologischer wie von philologischer

Seite hauptsächlich, wenn auch nicht ausschließlich, um einen Elitendiskurs.1349 Dieseelitäre Identität des . Jh. speiste sich aus einem Wiederaufgreifen kollektiver Erinne-rungen, bei denen „Zeugnisse von Vergangenem“ in eine aktuelle „Wertperspektive“gesetzt werden.1350

Daran, was die Bestimmung eines Verhältnisses der Römer zu einer von ihnen de-finierten ,griechischen Identität‘ anbelangt, darüber gehen die philologischen und ar-chäologischen Forschungsmeinungen auseinander. Erstere gehen in der Regel nach wievor von einem Verhältnis von „eroberten Griechen“ zu „erobernden Römern“ aus.1351

Anders verhält es sich bei den Forschungen zur Zweiten Sophistik, die von ArchäologIn-nen durchgeführt werden. Diese Ausarbeitungen zielen auf einen flexibleren Umgang

1345 Borg b, ; Ewald , ; Hoff , ;Weiß , .

1346 Alle Zitate Galli , . Er fasst die verschiedenenAspekte eines intellektuellen Rückbezugs unter denSchlagworten „Identität und kulturelles Gedächt-nis“ zusammen.

1347 Galli , . Vgl. auch Eshleman , – ;Ewald ; C. P. Jones ; T. S. Schmidt ;Whitmarsh , – .

1348 C. P. Jones , .

1349 Borg a, ; Galli , – ; Galli , ;Hoff , ; Horst ; Whitmarsh , .Dass die Akzeptanz der Erforschung der ZweitenSophistik als ein Elitediskurs ungebrochen ist, zeigtbeispielhaft Henderson , .

1350 Galli , .1351 So beispielsweise Ewald ; – ; Whitmarsh

, , jüngst zusammengefasst von Horst ,– , die jedoch ein anderes Verständnis darlegt,

dazu siehe unten.

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mit den Klischees mutmaßlicher Identitäten ab. Beispielsweise beschäftigt sich B. Borgmit der Barttracht von Portraits. Sie stellt heraus, dass bei diesen von einer Identifizie-rung der Dargestellten als ,echter‘ Philosoph nicht ausgegangen werden kann.1352 Viel-mehr geht es um die darstellerische Umsetzung der paideia. Diese muss sich allerdingsnicht zwangsläufig auf ein Griechisch-Sein beziehen.1353 Als ein weiteres Beispiel behan-delt R. von den Hoff kolossale Statuengruppen mit mythischen Szenen. Er hält die Rhe-torik dieser Skulpturen für die Verbildlichung zeitgleicher literarischer Werke und per-formativer Inszenierungen wie Theateraufführungen. Die darstellerische Gesamtkom-position dieser verschiedenen Objekte bilde das Phänomen der Zweiten Sophistik.1354

Von den Hoff meint, dass sämtliche dieser Medien das Thema ,Horror‘ kommunizierensollen, um Mitleid zu evozieren.1355 Seiner Meinung nach hatten die Skulpturen jedochnicht ausschließlich diese Funktion, darüber hinaus sollte die Dominanz des Kaiser aufeiner sozialen Ebene gefestigt werden, der auf diese Weise Kontrolle über die visual cul-ture seiner Zeit ausüben konnte. Ziel des Kaisers war es, seine Stellung durch Luxus zubehaupten und Prestige hinzuzugewinnen, indem er durch die kolossalen Statuengrup-pen neue Formen des Entertainments erschuf. Dies alles war durch die Motivwahl undsomit durch die Zurschaustellung des Wissens über die klassische griechische Kulturmöglich.1356

Bei der Zweiten Sophistik handelte es sich also um ein gesellschaftliches Phänomen,in dem die Darstellung der eigenen paideia und entsprechende Wertevorstellungen inverschiedenen Medien unter anderem der Materiellen Kultur zum Ausdruck gebrachtund als relevant für eine Identitätszuschreibung im Sinne eines Zugehörigkeitsgefühlsoder -wunsches zur zeitgenössischen Bildungselite erachtet wird. Die Definition die-ser Identität, ob sie als griechisch oder römisch wahrgenommen wurde, oder ob dieseZuweisungen in allen Teilen des Römischen Reichs dasselbe bedeuteten, ist in Bezugauf die in dieser Studie geltenden Kategorien sowie im Hinblick auf das Aufgeben vonKulturkontaktbeforschung obsolet. In diesem Sinne lässt sich die Zweite Sophistik viel-leicht als „ein hybrider Raum“ fassen, „in dem die Durchsetzung sowohl griechischer alsauch römischer Interessen verhandelt werden konnte“.1357 Eine entsprechende Heran-gehensweise macht die Beschäftigung mit einer Geisteshaltung, von der angenommen

1352 Borg a, – .1353 Borg a, – .1354 Hoff , .1355 „A comparable game of distance and proximity is

played out in the colossal groups. In this case, theaudience is attracted by spectacular artistic skill andemotionally shocking scenes, thus bridging the gapestablished by the statues’ colossal size, and by thefact that the emperor was the benefactor“ (Hoff

, ).1356 Hoff , – . Horst , , spricht hin-

gegen in seiner Überschrift von einer „Wiederauf-

nahme eines klassischen Herrscherideals“ und einer„gegenwärtigen Vergangenheit“, wobei es sich umeinen anderen Blickwinkel auf ein entsprechendesBild(ungs)programm handelt.

1357 Horst , . Die Wege, die Whitmarsh ,, vorschlägt, um Alternativen jenseits der Zweiten

Sophistik aufzuzeigen und die er Postklassizismusnennt, behält er sich für die griechischsprachige Li-teratur vor: Objekte der Materiellen Kultur werdenvon ihm nicht berücksichtigt.

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wird, dass sie im . Jh. Bezüge zu vergangenen Jahrhunderten herstellen wollte, im .Jh. plausibel. Auf diese Weise ist es möglich, sich von der einen Perspektive auf eine Wahr-nehmung von Vergangenheit, nämlich die eines Wiederaufgreifens, zu lösen, um Raumfür einen pluralistischen und dezentralen Zugriff zu schaffen, der Innovationen, Neu-interpretationen sowie zeitgenössische Zuweisungs- und Transformationsleistungen derHandlungsindividuen in Bezug auf Objektdarstellungen mit einschließt.

Zusammenfassend lässt sich Folgendes festhalten: Die Zweite Sophistik wird als ei-ne Strömung wahrgenommen, in der sich eine Bildungselite im . Jh. n. Chr. mit denMateriellen Hinterlassenschaften einer vergangenen Epoche beschäftigt. Sie stellt qua-si eine römische Interpretation einer griechischen Antike dar: Vorbilder werden ange-eignet, Stilelemente benutzt und mit neuer Bedeutung aufgeladen. Diese neue Aneig-nung kann auch in römischer Zeit nur aus der sozial-konventionellen und persönlich-determinierten Verfasstheit der betreffenden Personen und ausschließlich auf einer in-terpretativen Basis geschehen. Die zugewiesenen Nutzungen und Bedeutungen, also dersymbolische Gehalt entsprechender Objekte, mag ,traditionell‘ erscheinen und auchso benannt werden, ist jedoch ausschließlich die Darstellung des als diese ,Tradition‘Wahrgenommenen und Interpretierten. Restaurierungen sind in diesem Sinne immerbemüht, das Restaurierte sowie den Bezug in einer für die Zeit angemessenen Formund Mischung darzustellen.1358 Objekten, die in ihrer Darstellung ein als alt wahrge-nommenes Formengut aufgreifen, mit dem bestimmte Zuweisungen verbunden sind,wurde zugetraut, das zu vermitteln, was der Auftraggeber vermittelt wissen wollte. DieGeisteshaltung der Zweiten Sophistik liefert diesbezüglich ein Erklärungsmodell – aberauch eben nur eins.

Wenn R. Krumeich für Bildnisse attischer Kosmeten herausarbeitet, dass diese per-sonenbezogen „als traditionsbewusste Träger der altehrwürdigen und immer noch le-bendigen griechischen Kultur“1359 anzusehen seien, so ist dem in Bezug auf die darge-legten Optionen zu widersprechen. Vielmehr handelt es sich bei solchen Bildnissen umfigurierte Träger dessen, was zeitgenössisch unter einer „altehrwürdigen griechischenKultur“ verstanden wurde, womit die Darstellung und Interpretation des . bis . Jh.gemeint ist. Solange also eine Vergangenheit als fixer Bezugspunkt und nicht als dyna-mischer (Ver-)Handlungsraum verstanden wird (dazu ausführlich . ), ist die hier pos-tulierte pluralistische Perspektive noch nicht eingenommen.

Für die hier formulierte Fragestellung nach der Erschließung der Landschaften derrömischen Provinz Epirus und der zu klärenden These, nach der diese verarmt und ver-ödet gewesen seien, sind nicht solche Fragen hilfreich wie: Nahmen die Besucher des Thea-ters von Dodona bewusst Bezug auf eine griechische Tradition? Fühlten sie sich im Theater von

1358 Dazu als ausführliches Beispiel vgl. Galli .1359 Krumeich , . Er spricht auch durchgängig

von „retrospektiven Gesichtszügen“.

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Hadrianopolis modern und im Theater von Nikopolis schon in augusteischer Zeit klassisch, weildort an Spiele mit einer alten Tradition angeknüpft wurde, obwohl es ein neuer Bau war? Hierist hingegen folgende Aussage relevant: Im Gebiet der römischen Provinz Epirus gab eszahlreiche Theater-Objekte, von denen sechs hier ausführlicher dargestellt wurden.1360

Einige von diesen wurden im Betrachtungszeitraum renoviert, andere neu gebaut. Alsogab es in der Region Menschen, die Bedarf an diesen Gebäuden und ihrer Nutzunghatten. Die Anzahl der Bauten und ihre Fassungsvermögen, unter Berücksichtigungihrer Kontexte innerhalb der Besiedlungen, lassen dabei auf einen großen Platzbedarfschließen. Ferner waren die Bewohner der Regionen wirtschaftlich in der Lage, neueTheater zu errichten und alte instand zu halten. Darüber hinaus gab es Akteure, dieBedarf, Kapazitäten und die wirtschaftlichen Ressourcen hatten, Räume mit einem auf-wändigen Fußbodenbelag ausstatten zu lassen. Wenn diese Bewohner wiederum keineStadtmauern errichteten, jedoch ihre Aquädukte im Laufe der Zeit ausbesserten, gab esoffensichtlich weniger Bedürfnis nach Verteidigung und mehr nach Nutzwasser bzw.an der Repräsentation durch die entsprechenden Objekte.1361 Die Stadtmauer von Bu-trint wurde ebenfalls niedergelegt, die in Nikopolis hatte, wie gezeigt wurde, wenigereine fortifikatorische als eher eine repräsentative und/oder begrenzende Funktion. DieAquädukte wurden hingegen eventuell sogar mehrfach erneuert ( . . und . . ). Dem-zufolge gab es im gesamten Betrachtungszeitraum in den Gebieten der Provinz eineBevölkerung, die den entsprechenden Objekten Funktionen zuwies, sie vielfältig nutzeund mit Bedeutung auflud. Die Betrachtungen dieser Funktionszuweisungen werdennun im Folgenden weiter ausgeführt und chronologisch dargelegt.

. Darstellung der Entwicklungen in der römischenProvinz Epirus ohne Kulturbegriffe undKulturkontaktszenarien

Eine Analyse der Besiedlungen, die in römischer Zeit auf dem Gebiet der Provinz Epi-rus Relevanz hatten, ist in Kapitel vier vorgenommen worden. An einigen dieser Or-te wie Phoinike, Butrint, Dodona, Stratos, Oiniadai, Diaporit, Malathrea oder Rizianifanden bereits in den Jahrhunderten vor dem hier untersuchten Betrachtungszeitraummenschliche Aktivitäten statt, bei anderen wie Hadrianopolis, Nikopolis, Ladochori,Agia Pelagia, Ochthia, Skala, Acharavi oder Benitses sind diese in größerem Umfangerst in römischer Zeit nachweisbar. Diese Stätten lagen hauptsächlich an der ionischen

1360 Das ist die Zahl der Theater ohne Odea. Für diehier unberücksichtigten vgl. zusammenfassend Sear

, – .

1361 So ist in Akarnanien in der Kaiserzeit keine Stadt-mauer neu errichtet worden, vgl. Ley .

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Küste oder im Hinterland an den beiden großen Flüssen der Regionen. Bei diesen han-delt es sich, wie bereits dargelegt, mit um die wasserreichsten der beiden NationalstaatenAlbanien und Griechenland, auf deren Gebiet die ehemalige Provinz heute liegt ( . ).So befinden sich Hadrianopolis und Jorgucat am Drino und Stratos sowie Ochthia amAcheloos. Oiniadai hatte in der hier betrachteten Zeit wohl schon keinen direkten Zu-gang mehr zum Fluss, ist jedoch, im Hinblick auf das umliegende sumpfige Gelände,welches auf den großen Deltabereich des Acheloos zurückzuführen ist, bis heute indi-rekt mit diesem kontextualisiert. Flüsse haben eine ähnliche indexikalische Funktionwie Aquädukte ( . . ), mit dem Unterschied, dass ihnen noch der symbolische Aspektder ,Natur‘ zugesprochen werden kann, während letztere komplett ,von Menschen ge-macht‘ sind.

Dodona fällt aufgrund seiner Lage im Binnenland aus diesem Schema heraus. Gehtman davon aus, dass das Orakelheiligtum, bereits seit dem . Jahrtausend v. Chr.1362 vonMenschen angelegt, aufgesucht, gepflegt und ausgebaut wurde, die dort Kulthandlun-gen und rituelle Praktiken ausgeübt haben, unabhängig davon, wie sich diese im Laufeder Jahrhundert wandelten, so wurde die Errichtung der Stätte nach Kriterien bemes-sen, die lange vor dem hier betrachteten Zeitraum relevant waren. Es kann somit festge-halten werden, dass der Stätte durch die Zeiten eine so große Bedeutung beigemessenwurde, dass kein alternatives „Bedeutungsgewebe“1363 eine solche Relevanz entfaltenkonnte, das Heiligtum zu verlegen.

Der Betrachtungszeitraum beginnt mit der Gründung von Nikopolis ( . . ), da die-ser Stadt eine besondere Bedeutung für die Region zukommt ( . . ). Die Debatte umdie Formalia ihrer Besiedlung und ob sie den Status einer colonia oder einer civitas liberabzw. foederata hatte, wird auf der Grundlage einer postulierten identitären Zugehörig-keit der Bevölkerung geführt. Es wird davon ausgegangen, dass es sich bei diesen um,Griechen‘ gehandelt habe, weshalb auch die Stadt in ihrer politischen Bedeutung ,grie-chisch‘ gewesen sein müsse.1364 Diese These stützt sich auch darauf, dass im Stadtgebietvon Nikopolis gefundene Objekte als aus den poleis stammend und als im Zuge der Um-siedlung dorthin verbracht bewertet werden. Ihre Herkunft, so die Annahme, evoziereautomatisch ein Griechisch-Sein der neuen Stadt.1365 Die Diskussion, ob es sich bei Ni-kopolis um eine griechische oder eine römische Stadt handelte, wird jedoch, wie es fürdas Theater ausführlich exemplarisch dargelegt wurde ( . . ), obsolet, wenn man statt-dessen nach den verschiedenen Zeichenfunktionen der ,die Stadt‘ bildenden Objektefragt. Zwei Beispiele sollen das verdeutlichen.

1362 Dieterle , – .1363 Geertz , , vgl. dazu . . .1364 Büscher b, – ; Kirsten ; Strauch

, – , bes. Anm. .

1365 Bergemann , – ; Hoepfner , ;Strauch , – ; Tzouvara-Souli , –

.

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Im Museum von Nikopolis befindet sich eine Löwenstatue, die spätklassisch datiertwird. Von dieser wird angenommen, dass sie im Zuge des Synoikismos nach Nikopo-lis verbracht wurde, um in der Nekropole wieder aufgestellt zu werden und ihre zuvorzugewiesene ,griechische‘ Bedeutung erneut anzunehmen.1366 Dass dieses Objekt zu ir-gendeinem Zeitpunkt, lange nach seiner Herstellung, auf das Gebiet der Nekropole vonNikopolis gelangte, ist unumstritten, da es dort als Lesefund geborgen wurde. Wanndies geschah, ob im Zuge des Synoikismos oder später, und ob das Gelände da noch dieFunktion einer Nekropole hatte, ist ebenso unklar wie das Wissen darüber, mit welchenZuweisungen die Löwenskulptur in diesem Gelände versehen wurde und ob es sich beieiner davon tatsächlich zu irgendeinem Zeitpunk um einen bewussten Rückgriff auf ei-ne „griechische Tradition“ im Bestattungskult gehandelt hat. Denkbar ist ebenfalls, dassdie Löwenstatue in einem anderen Kontext mit einer neuen oder erweiterten Bedeutungwieder aufgestellt worden ist.

Ein anderes Beispiel sind die Befunde, die bei Grabungen in Kassope zutage tra-ten. Hier gab es bei einem öffentlichen Gebäude, nämlich der Nordstoa auf der Agora,keinerlei Ziegelfragmente im Fundmaterial.1367 An anderer Stelle wurden hingegen or-dentlich gestapelte, wie für einen Abtransport vorbereitete Dachziegel gefunden.1368

Beides wird dahingehend interpretiert, dass die entsprechenden Ziegel als Mobilien imZuge des Synoikismos nach Nikopolis verbracht wurden bzw. werden sollten. Falls dieszutrifft ist nicht auszuschließen, dass den Ziegeln, sobald sie eine erneute Verwendungin Nikopolis erfuhren, ebenfalls verschiedene Bedeutungen zugewiesen wurden. Nebenihrer indexikalischen Funktion als Dachbedeckung könnten sie aufgrund von Spezifi-ka wie beispielsweise ihrer Farbe von einem Betrachter, der die entsprechende Infor-mation zuordnen konnte, mit dem symbolischen Gehalt ihrer Herkunft und somit ih-rer Herstellung und Verwendung in einem ,Früher‘, vielleicht sogar speziell in Kassopein Verbindung gebracht worden sein. In Nikopolis waren sie jedoch mit einem neuenGebäude kontextualisiert und physisch mit diesem verbunden. Ihre dortige Wahrneh-mung war somit eine andere. Ob Nutzung oder Bedeutung des Gebäudes ebenfalls mitder Herkunft der Dachziegel zu tun hatte, ob es also eine bewusste Auswahl und Zu-sammenstellung gab – gesetzt den Fall, dass solche Objektüberführungen stattgefundenhaben – muss offen bleiben. Ebenso ist eine pragmatische Lösung denkbar.1369

Ob also mit einem Transfer von Objekten auch ein Transfer von Bedeutung und Zu-weisung stattfindet, kann nicht pauschal beantwortet werden. Ein Ausstattungselement

1366 Bergemann , – ; Chrysostomou und Kefal-lonitou , – . Zum Syniokismos siehe aus-führlich . . .

1367 Hoepfner und Schwandner , , bes. Anm..

1368 Hoepfner , – ; Hoepfner und Schwand-ner , , ; Schwandner , ; Strauch

, – .1369 Vgl. dazu auch die Ausführungen zu den wieder-

verwendeten Dachziegeln in der Nekropole vonLadochori: . . , Abb. .

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wie eine Statue wird eine andere Sichtbarkeit und Präsenz gehabt haben als ein Dach-ziegel. Dasselbe trifft auf das Beispiel mit den in das Theater von Nikopolis verbrach-ten Bauteilen zu, die nicht näher spezifiziert sind ( . . ). Dort hatten beispielsweiseQuaderblöcke in den Parodosmauern ebenfalls eine andere Ansichtigkeit als Mamor-verkleidung für die scenae frons. Hier wurden nur einige der vielfältigen Optionen inihrem jeweiligen Kontext beleuchtet, die es bei entsprechenden Überlegungen zu be-rücksichtigen gilt. Andere, wie beispielsweise die Frage nach Innovation,1370 wurdenaußen vorgelassen.

Ein weiteres Beispiel für ein erst im Zuge der Stadtgründung entstandenes Bauwerk,welches trotzdem zur Unterstützung der These des Griechisch-Seins der Bewohner undsomit auch der Stadt selbst herangezogen wird, ist der Aquädukt von Nikopolis ( . . ).Dieser wird bisweilen mit dem Aspekt der sichtbaren Beherrschung der Territorien derehemaligen poleis zusammengebracht, deren Gebiete die neue Stadt nun unter ihrerOberhoheit vereinte. Speziell für Nikopolis lautet die Argumentation, dass auf dieseWeise die Vormachtstellung der Römer als Eroberer und Sieger von Actium versinn-bildlicht und die durch den Synoikismos entvölkerten und einverleibten Landschaftenals offiziell zur neuen Stadt gehörig gekennzeichnet werden sollten.1371 Eine Wahrneh-mung der Funktion des jeweiligen Aquädukt-Objekts allgemein als Wasserleitung oderals ein Symbol für den ,Sieg‘ des Menschen über die Natur oder ihre ,Beherrschung‘wäre allerdings überall im Römischen Reich bei jedem Aquädukt möglich. Diese In-terpretation ist daher einseitig, da sie nicht auf die baulichen und infrastrukturellenTätigkeiten, also auf die Handlungen rekurriert, die überhaupt erst zur Entstehung undNutzung des Wasserleitung-Objekts geführt haben. Vielmehr wird ein gesellschaftspoli-tischer Druck postuliert, der nur eine Form der kulturellen Perspektive kennt, nämlichein in der Zeit der Stadtgründung entstandenes Bauwerk als Machtsymbol für die als er-obert und unterdrückt angesehenen Griechen zu definieren. Diese Perspektive geht voneinem ,Kulturwandel‘ aus, der bei dem Fixpunkt der Stadtgründung beginnt und sichin einem Objekt wie dem Bau einer Wasserleitung manifestiert, ohne mögliche, sich imLaufe der folgenden Jahrhunderte ändernde Bedeutungszuweisungen zu berücksichti-gen.

Mithilfe des Zeichenanalysesystems sind jedoch noch andere Darstellungen derEntstehung und Entwicklung des Aquädukts, hier speziell von Nikopolis, in einem ana-lytisch festgelegten Ausschnitt auf der Kontinuitätslinie möglich (vgl. Abb. b). Durchseinen Verlauf in der Landschaft stellt er menschliche Handlungen und Praktiken dar,

1370 Dazu beispielhaft Dürrwächter , vgl. auch ex-emplarisch . . .

1371 Doukellis, Dufaure und Fouache , – .Sie messen dem Aquädukt sogar eine Zeugenschaft

bei der Reorganisation der römischen Landschaftbei: Doukellis, Dufaure und Fouache , ; vgl.auch Bowden , – .

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die dazu dienten, Frischwasser zu beschaffen und die zu diesem Zwecke die entsprechen-den Natur-Objekte transformierten (dazu ausführlich . . ).1372 Das Bauwerk kann zwardie Herrschaft der Erbauer über die vorherigen Besitzer des Landes kommunizieren.Dies konterkariert jedoch die Annahme der Entvölkerung, denn wenn niemand mehrda war, der den Aquädukt sehen konnte, so konnte er auch nicht als ein Machtsymbolwahrgenommen werden. Und falls es doch einen Betrachter gab, so muss dieser in derLage gewesen sein, die Bezüge zwischen dem Bauwerk und der Inbesitznahme durchNikopolis herzustellen. Natürlich soll gar nicht ausgeschlossen werden, dass es eine Ak-teursgruppe in der Stadt gab, die den Aquädukt als ein Symbol augusteischer oder auchrömischer Machtpolitik wahrnahmen und die mit seiner Ansichtigkeit die Vertreibungaus ihrer vorherigen Wohnstätte assoziierten. Doch wären solche Zuweisungen wohleher an das Tropäum möglich (siehe unten), während der Aquädukt von den Bewoh-ner*innen von Nikopolis doch mittelbar indexikalisch mehr mit dem Wasser, das sieaus dem Nymphäum schöpften, und weniger mit seinem Verlauf in der Landschaft inVerbindung gebracht werden konnte. In Nikopolis selbst oder auf der Agios Thomas-Halbinsel wohnend und an eben diese Zuweisung des Aquädukts denkend, fiktionali-sierte sich die Option geänderter Besitzverhältnisse außerhalb der Stadt, wodurch dasObjekt nicht mehr mittelbar selbst, sondern nur noch der Gedanke an seine Zuweisungein Symbol für diese Machtverhältnisse darstellte. Ferner hätte der Aquädukt von Niko-polis, wäre seine Funktion die Darstellung der Beherrschung der ehemaligen Territoriender poleis in dieser Region gewesen, bis nach Aitolien reichen müssen.1373

Wie ist der Symbolgehalt des Aquädukts aber innerhalb der drei Zeichenkategorienzu bewerten? Viele entsprechende Aspekte wurden bereits angesprochen. So kommuni-ziert er in Bezug auf die Fragestellung nach seinem ,Beherrschungscharakter‘ zunächstseine Potenz, sich so indexikalisch in der Landschaft zu befinden, dass er Wasser übereine gewisse Entfernung transportieren kann. Darüber hinaus ist er ein Symbol für dasVermögen, ein solches Bauwerk planen und ausführen (lassen) zu können, also das tech-nische know-how, die Fähigkeiten und das Wissen der Ingenieure und Handwerker so-wie die Bereitstellung von Mitteln, um ein entsprechendes Großprojekt zu realisieren.Wo der Aquädukt als Bauwerk und nicht als Eigenname für die Wasserleitung gemeintist, handelt es sich außerdem um eine Fassadenarchitektur, die auf einer Strecke von

1372 Die Formulierung von Tölle-Kastenbein , –, die spezielle Bogenarchitektur komme einer

Symbiose von Bauten und Landschaft entgegen so-wie ihr Verweis auf entsprechende Darstellungen,zum Beispiel bei Piranesi, rekurriert wohl eher aufsymbolische Zuweisungen von Aquädukten im .und . Jh. als auf antike.

1373 So erscheint mir die programmatische These vonHodge , : „Roman aqueducts were not builtto provide drinking water, nor to promote hygie-ne. […] They were in fact a luxury.“ also das völligeNegieren des Aquädukts als Nutzbau zur Frisch-wasserversorgung, ebenso zu kurz gegriffen wie dieNichtberücksichtigung des Prestigecharakters diesesBaus.

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mehreren Dutzend oder sogar hunderten von Metern eine Oberfläche bietet, die Auf-merksamkeit auf sich zieht, wenn sie denn gesehen wird.1374

Eines der ersten im Zuge der Stadtgründung von Nikopolis und somit zu Beginndes Betrachtungszeitraumes neu entstandenen Objekte ist das Tropäum, das Siegesmo-nument des Octavian/Augustus nach der Schlacht bei Actium. Davon ausgehend, dasses sich an der Stelle befand, von der aus der Überlieferung zufolge Octavian die Schlachtbeobachtet und gelenkt hat, ist es ein Symbol auf verschiedenen Kommunikationsebe-nen.1375 Aufgrund seiner Position ist es ein Index für die Verantwortlichkeit des Feld-herrn, während der Sieg errungen wurde. In Bezug auf das Ereignis stellt das Denkmalallerdings nur ein mittelbares Erinnerungsobjekt dar: Statt auf die Schlacht selbst, diein mehreren Kilometern Entfernung stattfand, rekurriert es auf die Person des Octavi-an/Augusts, der sie von diesem Standort aus beobachtet bzw. gelenkt haben soll, an demspäter das Monument errichtet wurde. Im Zusammenspiel mit seiner Bezugnahme aufdie Hilfe Apollons wird der spätere Kaiser auf diese Weise, auch mittelbar, direkt durchdie Ansichtigkeit des Denkmals erhöht. Zur Erinnerung an die göttliche Legitimati-on des Sieges tragen auch die Weihung des Monuments an Neptun und Mars (sieheunten) sowie die Verlegung der Aktischen Spiele für Apollon in die Nähe des Monu-ments bei. Ein antiker Besucher des Denkmals sah also nicht nur etwas, das ihn an dieSchlacht erinnerte, vielmehr stellte das Objekt den von den Göttern begünstigten Siegerder Schlacht selbst dar. Wenn der Besucher ein Interesse daran hatte, das Monument alsErinnerungsobjekt an das Schlachtgeschehen wahrzunehmen, so hatte er nur die Mög-lichkeit, den Blick von hier auf das Meer zu richten, wo die eigentlichen Handlungen,für die das Objekt ein Denkmal sein sollte, stattgefunden hatten.1376 Dadurch wird eineindexikalische Verbindung zum Ort des vergangenen Geschehens hergestellt und zwargenau von der Position aus, die Jahre, Jahrzehnte oder Jahrhunderte zuvor der Feldherrselbst vermeintlich inne hatte, auch wenn der Symbolgehalt dieser Indexikalität fiktivist. Die Authentizität wird durch die personelle Autorität des Feldherren und späteren(oder zum Betrachtungszeitpunkt auch ehemaligen) Kaiser hergestellt,1377 das Denk-mal ist somit ein Symbol-Objekt für seine Person und seinen Sieg, aber nur mittelbarfür die eigentliche Schlacht. Allerdings bleibt selbst diese memorale Funktion abstrakt,da sie konkret nur im Symbol des Schauens auf den Ort des Geschehens fassbar ist,das vielleicht nicht einmal real an diesem topographischen Ort stattgefunden hat. Als

1374 Tölle-Kastenbein , – . Der Aspekt der„Schauwände für Wasserläufe“ gilt auch fürNymphäen, die jedoch räumlich begrenzter sind,vgl. Tölle-Kastenbein , .

1375 Zu den entsprechenden Quellen siehe . . . Diehier dargestellten Überlegungen funktionierenunabhängig davon, ob diese Überlieferung als

,wahr‘ angesehen wird: Es genügt eine mystifizier-te Suggestion, also eine entsprechende symbolischeZuweisung.

1376 Das ist auch heute noch der Fall, wodurch das Ob-jekt aufgrund seines fragmentierten Zustands zueinem Symbol für sich selbst wird.

1377 Isager , .

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Denkmal-Symbol seines ehemaligen Denkmal-Zustands kommunizieren die Überres-te jedoch noch heute eine Form der glorifizierten Erinnerung an die Seeschlacht beiActium.

Die Objekte, die an dieser weit vom Meer entfernten Stelle dennoch auf das dortstattgefundene Geschehen Bezug nehmen, sind die bronzenen Schiffsschnäbel der un-terlegenen Flotte. Sie waren repräsentativ in die Schaufront des Monuments in einerReihe eingelassen gewesen.1378 Bei diesen Objekten handelt es sich um Symbole, dieallein durch ihre Anwesenheit und ihre veränderte Kontextualisierung, eine neue Funk-tionszuweisung kommunizieren: Während sie an einem Schiff befestigt, eine nautischeFunktion haben, obwohl sie beispielsweise aufgrund ihrer Materialität oder Ausführungauch andere symbolische Zuweisungen erfahren können, so kommt ihnen am Denkmalverbaut die Funktion zu, auf ihre ehemalige Zugehörigkeit zu verweisen. Dass sie ihremfrüheren Objekt-Kontext entnommen ihre Funktion als Schiffsschnabel nicht mehr aus-üben können, weist ihnen nunmehr die Bedeutung eines Symbols für das Schiff zu,an dem sie ehemals angebracht waren. Dadurch wird eine Abstraktion zum Sieg überden Feind und zugleich die Vernichtung seiner Flotte herstellbar. Ferner sind sie in Be-zug auf den Erinnerungsgehalt des Denkmals die einzigen Objekte, die tatsächlich ander Schlacht ,teilgenommen‘ haben, denen also im Laufe der Nutzung des Denkmalsals solches bzw. im hier betrachteten Zeitraum eine authentische Zeitgenossenschaftam vergangenen Geschehen zugesprochen werden kann.1379 Dass diese Objekte vomSchlachtgeschehen an den Ort des Denkmals verbracht und ihrer ursprünglichen Funk-tion enthoben wurden, zeugt erneut von der Macht desjenigen, der sich zum Zeitpunktder Schlacht an dieser Stelle befand und im Anschluss daran diese ,Beweisobjekte‘ her-beischaffen und inszenieren ließ. Weitere symbolische Zuweisungen wie die Berücksich-tigung des Materialwerts der Schiffsschnäbel (die heute alle geraubt sind, vgl. Abb. ),ihre Anbringung im unteren Bereich des Monuments oder ihre Ausrichtung auf dieSpielstätte der Aktischen Spiele, sind erwähnenswert. Verstärkt wird dieser Symbolge-halt zusätzlich noch durch die an der Zugangsseite des Objekts angebrachte großfor-matige Inschrift.1380 In dieser wird, neben anderen Aspekten, allein durch diesen Siegein Universalitätsanspruch auf einen ,Weltfrieden‘ formuliert, der im Zusammenwirkenmit dem Monument und seiner Position mit Blick sowohl auf das Meer als auch auf dieAustragungsstätte der Aktischen Spiele und Nikopolis im Hintergrund, die umfassendephänomenologische Wahrnehmung des Ortes noch verstärkt.

1378 Murray ; .1379 S. Jones .1380 Rekonstruiert und abgedruckt bei Moustakis ,

– . Siehe auch Büscher a; ;

Murray ; Murray und Petsas ;; Schäfer ; ; ;

Zachos ; Zachos ; b.

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Eine Zuweisung von Nikopolis als ,griechisch‘ oder ,römisch‘ dominiert deutlichden Forschungsdiskurs.1381 Nähert man sich ausgewählten und zugänglichen Objekten(dazu ausführlich . ) der archäologischen Stätten jedoch ohne die Verwendung dieserKategorien und lässt die damit verbundenen Intentionen beiseite, ergibt sich für dieStadt zum Zeitpunkt ihrer Gründung eine umfassende Darstellung eines Symbols fürdie Herrschaft des Augustus, dem als Person und Instanz wiederum verschiedene Sym-bole zugewiesen waren. So war er in der Lage, in der Region eine Megapolis zu kon-stituieren, in der die Bewohner, unabhängig von ihrer Herkunft und einer möglichenIdentitätszuweisung, ökonomisch abgesichert und den Befunden nach zu urteilen auchin Frieden leben konnten. In diesem Sinne sind nicht griechische Hinterlassenschaftenin einer römischen Stadt oder römische Hinterlassenschaften aus einer griechischen Per-spektive relevant. Vielmehr stellt die Stadt in ihrer Gesamtheit, bestehend aus Objekten,denen verschiedene ikonische und indexikalische und symbolische Bedeutungen zuge-wiesen werden können, ein Symbol für die Macht des Octavian/Augustus als Feldherrund später als Kaiser dar, der in seiner Person wiederum ein (ggf. fiktionalisiertes) Sym-bol für das Imperium Romanum ist. Für seine Selbstdarstellung nutzt er eine eklektischeBildpolitik, mit deren Hilfe er seine gewünschte ikonische, also personelle und symbo-lische Außenwahrnehmung kommuniziert.1382 Die ihn darstellenden Bildwerke sindebenso ein Symbol für Augustus als Princeps wie er selbst als Person ein Symbol dieserPosition sowie seiner Ämter und Repräsentationen durch diese Darstellungen wurde(und teils heute noch, zum Beispiel von Altertumsforschern, so wahrgenommen wird).

All dies betrifft die ehemals in Nikopolis oder auf der Agios Thomas-Halbinsel le-benden Menschen nur mittelbar. Sie waren primär Handlungsindividuen ihrer Zeit,die das durch einen Aquädukt oder Brunnen verfügbare Wasser nutzten, um zu töpfernoder ihre Felder zu bestellen, die zum Austragungsort der Aktischen Spiele gegangensind, um dort Veranstaltungen oder das Tropäum zu besuchen und andere Tätigkeitendurchzuführen. Ihre Wahrnehmung der sie umgebenden Objekte und ihre Perspekti-ven werden entsprechend ihres gesellschaftlichem Status, ihres Alters, Geschlechts, ih-rer Herkunft und in Abhängigkeit von vielen weiteren Aspekten teilweise ähnlich, teil-weise verschieden gewesen sein. Des Weiteren ist davon auszugehen, dass sich Wahr-nehmungen und Zuweisungen im Laufe der Zeit und der Generationen, also vonv. Chr. bis n. Chr. verändert haben, was aus den im entsprechenden Kapitelunter-punkt . . dargestellten Funden und Befunden geschlussfolgert werden kann. In denauf die Gründung folgenden Jahrhunderten ist das Stadt-Objekt Nikopolis zugleich einSymbol für sein Florieren, für die Wirtschaftlichkeit der Region (Besiedlung im Um-

1381 Purcell . Bowden , , bezeichnet Niko-polis als Mikrokosmos und eine Repräsentation desurbanen Ideals in augusteischer Zeit.

1382 Zanker ; b.

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land/Hinterland, Ausstattung, Häfen) sowie für urbanes Leben und zeitgenössische Le-bensweise.

Außer in Nikopolis und seinem Umland fanden auch in einigen anderen der hierbetrachteten Stätten zur Zeit der Gründung der Stadt Aktivitäten statt. Für Butrint( . . ) wurde der von Caesar verliehene Status der colonia von Augustus bestätigt. Ne-ben der Errichtung des Aquädukts gab es in den städtischen Bereichen des öffentlichenLebens umfangreiche Baumaßnahmen. Unter anderem wurden Teile der Stadtmauerniedergelegt und das Theater vergrößert, was auch den Umbau des Asklepiostempelszur Folge hatte. Außerdem wurde ein Forum angelegt. Aus anderen Städten lassen sichhingegen Aussagen über Bauaktivitäten im Wohnbereich treffen. So gab es in Phoinike( . . ) Modifikationen in der casa dei due peristili. In Oiniadai ( . . ) kann zwar über denUmfang der Bevölkerung nichts gesagt werden, die Bestattungstätigkeiten lassen jedochauf eine Besiedlung im erreichbaren Umfeld schließen. In der ehemaligen polis von Stra-tos ( . . ) beschränken sich die bislang nachgewiesenen Aktivitäten auf den Altar aufder Agora, das sogenannte Heroengrab und den Zeustempel. Dabei handelt es sich umAktivitäten in einem kultischen Rahmen, die eine nahe gelegene Besiedlung nicht not-wendigerweise erforderlich machen. Allerdings musste trotzdem die Erreichbarkeit derStätte für einen gewissen Personenkreis gewährleistet um, die die dort erforderlichenTätigkeiten, wie Opferhandlungen, ausführten.

Außerhalb der Zentren fanden ebenfalls Bauaktivitäten statt. So entsteht das Gehöftin der Nydri-Ebene auf Leukas ( . . ). Auch wird der Umbau von Malathrea ( . . ) indieser Zeit angenommen, die Datierung bleibt jedoch fraglich. Bei anderen hier berück-sichtigten Orten ist nichts Näheres über menschliche Aktivitäten in dieser Zeit bekannt.Wie allerdings bereits mehrfach dargelegt, ergibt sich bei vielen heute noch sichtbarenbzw. nachvollziehbaren (Ziegel-)Bauphasen das Problem, dass sie nicht näher datiertwerden können (vgl. . . ). Ob also einige der genannten Maßnahmen bereits in deraugusteischen Zeit oder eher im Verlauf des . Jh. stattgefunden haben, kann letztlichnicht mit Sicherheit gesagt werden.

Im Bereich der ländlichen Besiedlungsstrukturen sind außer der Anlage in derNydri-Ebene auch noch Aktivitäten in Strongili ( . . ) nachweisbar, wo Fundobjektewie Terra Sigillata- und Amphorenfragmente sowie Münzen in das . Jh. n. Chr. datiertwerden. Des Weiteren wird bei der Stätte Agia Pelagia ( . . ) eine Zisterne angelegt, wasdie Existenz weiterer Strukturen plausibel macht, da es Menschen gegeben haben muss,die das gesammelte Wasser benötigten. In Diaporit ( . . ) liegt Keramik aus den Gra-bungen vor, die zwischen und n. Chr. datiert wird. Auf dieser Grundlage basiertdie Datierung für den Neubau der Anlage. Ebenso wird die Entstehung des sogenann-ten ,Baus aus Quaderblöcken‘ in Hadrianopolis ( . . ) auf der Basis der bei den Grabun-gen gefundenen Terra Sigillata-Fragmente um n. Chr. datiert. Da es bislang keine wei-

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teren umfangreichen Indizien für eine Flächenbebauung in diesem Gebiet gibt, kannvielleicht auch hier von einer (zunächst) zentrumsfernen, ländlich gelegenen Strukturausgegangen werden. Im Verlauf des . Jh. n. Chr. entstehen also verschiedene Anlagen,die außerhalb einer größeren Ansiedlung liegen und wahlweise als Villa oder villa rusti-ca, farmhouse, Gehöft oder auch Wirtschaftshof angesprochen werden (dazu ausführlich. ). Die Funktionalität der Anlagen ist jedoch zweitrangig im Hinblick auf die hier for-

mulierte Fragestellung. So lässt allein der Umstand ihrer Existenz darauf schließen, dassdie Landschaften keineswegs verödet, sondern vielmehr auch dezentral umfangreich er-schlossen und besiedelt wurden.

Auch in den städtischen Zentren sind im Verlauf des . Jh. vielfältige Aktivitätenzu verzeichnen. So wird in Butrint ( . . ) eventuell unter Nero der Aquädukt reno-viert. Ebenso beginnt sich die Siedlungsfläche über den Vivari-Kanal hinaus auf dieVrina-Ebene auszudehnen. Die Expansion von Nikopolis ( . . ) auf die Agios Thomas-Halbinsel und von Phoinike ( . . ) aus in die Ebene begann ebenfalls in dieser Zeit. InPhoinike wird außerdem im späten . Jh. die casa dei due peristili in zwei Häuser aufge-splittet, wobei eins der beiden um zusätzliche Räume erweitert wird.

Zusammenfassend sind also Bautätigkeiten und Umstrukturierungsmaßnahmensowohl in den Zentren als auch im Umland und bei den ländlichen Strukturen festzu-stellen. Neben dem Ausbau der Ortschaften entstehen auf dem Festland und zumindestauch auf einer Insel Strukturen, die weniger an den Fruchtebenen als eher am Meer ge-legen sind.1383 Bezüglich ihrer Ausstattung handelt es sich dabei um multifunktionaleAnlagen, die sowohl repräsentative als auch wirtschaftliche Aspekte bedienten.

Im . Jh. setzte sich der Aus- und Umbau sowohl in den Städten als auch im ländli-chen Bereich fort. Die Siedlungen in den Ebenen von Butrint, Phoinike und Nikopolisexpandierten weiter.

Vor allem in Butrint ( . . ) wurden umfangreiche und aufwändige Neuausstattun-gen von Gebäuden nachgewiesen. In der Stadt selbst entstand südlich vom Theater eineThermenanlage. Auf dem Forum wurden in dieser Zeit Statuen aufgestellt. Gegen Endedes . Jh. wurde neben dem Theater ein Peristylhaus errichtet. In Nikopolis ( . . ) fin-den sich zahlreiche Hinweise auf Ausbau- bzw. Ausstattungsphasen im . Jh. und . Jh.So wurde nicht nur die Errichtung der sogenannten Villa des Manius Antonius entspre-chend datiert, sondern auch das Theater soll in dieser Zeit eine Bauphase erlebt haben(dazu ausführlich . . ). Skulpturen- und Sarkophagfragmente aus dem gesamten Stadt-gebiet werden in hadrianische Zeit datiert, ebenso wie die Inschriften bezüglich des Be-suchs des Kaisers vor Ort. Zur Problematik entsprechender Datierungsansätze wie ,inhadrianische Zeit‘ wird später noch eingegangen. In Phoinike ( . . ) wurden in der .

1383 Dazu ausführlich K. Schneider .

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Hälfte des . Jh. die beiden Gebäude der casa dei due peristili weiter ausgebaut und eben-falls teilweise neu ausgestattet. Auch die Gründung von Hadrianopolis ( . . ) fällt indiese Zeit. Das dort befindliche Theater hat zwei erkennbare Bauphasen, die wohl sehrzeitnah aufeinander folgten.

Die umfangreichen Ausbauten und Ausstattungen stellen sich auch bei den An-lagen der ländlichen Besiedlungen dar. So wurde zwischen dem Ende des . Jh. undder Mitte . Jh. in Diaporit ( . . ) ein Badetrakt errichtet. Außerdem erfuhr der Mosa-ikraum eine Vergrößerung und eine neue architektonische Einbindung. Zwischenund wurde der Badetrakt bereits wieder abgerissen, um Platz für einen größerenNeubau zu schaffen. Skala ( . . ) hatte seine letzte Ausstattungsphase mit Mosaiken inantoninischer Zeit. Die Auflassung der Anlage erfolgte wohl bis n. Chr. DasGehöft in der Nydri-Ebene ( . . ) wurde ebenfalls im . Jh. aufgegeben, während dieAnlage von Ochthia ( . . ) in diese Zeit genutzt wurde. Aus Malathrea ( . . ) stammenMünzfunden aus der Zeit von Trajan bis Diokletian.

Ferner entstand wohl ebenfalls in hadrianischer Zeit der Grabaltar von Alyzia ( –). Der Bau soll aus Spolien eines Tempels bestanden haben, für seine Errichtung

musste also ggf. ein anderer Bau niedergelegt werden. Sollte es sich dabei tatsächlich umeinen Tempel gehandelt haben, wäre danach zu fragen, ob der Bau zum Zeitpunkt sei-ner Niederlegung immer noch diese Zuweisung gehabt hat und ob der Abriss bewusstgeschah, um eine bestimmte Bedeutung zu evozieren. Sollte dies der Fall gewesen sein,wäre das neue Gebäude indexikalisch mit dem alten bzw. mit seiner letzten Nutzungverknüpft gewesen. Somit wäre auch ein Transfer der symbolischen Bedeutung denkbar,die Errichtung aus Bestandteilen des Baus könnte eine Übertragung der Zuweisungendargestellt haben. Zu diesem Zweck müsste den Betrachtern allerdings der vorherigearchitektonische Kontext der wiederverwendeten Quaderblöcke bekannt gewesen sein.Hat es sich bei dem alten Bau allerdings nur mehr um eine Ruine gehandelt, wäre dieseBedeutungsübertagung möglicherweise nicht beabsichtigt gewesen.

In Stratos ( . . ) fanden besonders im . Jh. und noch darüber hinaus rituelle Ak-tivitäten am Altar auf der Agora statt, was die Masse der dort geborgenen Lampenfrag-mente und Tierknochen kommuniziert. Für Oiniadai ( . . ) kann keine spezifischereAussage als die menschlicher Präsenz getroffen werden.

Viele der dargestellten Aktivitäten werden in die hadrianische Zeit datiert. Dabeigilt es die Begründung der jeweiligen Datierung genau zu beachten. Eine Inschrift fürden Kaiser wie beispielsweise bei den Weihungen in Nikopolis datiert als Objekt indexi-kalisch sich selbst. Die Zuweisung eines Bauelements oder eines Statuenfragments aufder Basis einer stilistischen Analyse wie beispielsweise bei dem Monument von Alyziaerlaubt auf der Basis des Vergleichs eine plausible Zuordnung, die zwar ggf. einige Fak-toren wie lokale Handwerkstraditionen oder die Dauer von Transportwege nicht umfas-

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send berücksichtigen, jedoch als Richtlinie in Bezug auf eine Abgrenzung zu anderenDatierungsvorschlägen greifen kann. Aufgrund der schriftlichen Überlieferung anzu-nehmen, Hadrian habe verschiedene Bauprojekte gefördert oder Renovierungsarbeitendurchgeführt, wie es beispielsweise für das Theater von Nikopolis geschieht, ist hin-gegen problematischer. Ohne entsprechende Befunde am Baubestand handelt es sichdabei um eine Vermutung, die nur einen symbolischen Wert im Hinblick auf zeitgenös-sische archäologische Praktiken hat. In diesem Zusammenhang ist auf die Gefahr einerZirkelschlussargumentation hinzuweisen, die von einem grundsätzlichen wirtschaftli-chen Florieren und einem hohen Lebensstandard im Römischen Reich in dieser Zeitausgeht und dafür vorliegende Hinweise entsprechend hadrianisch oder erweitert ,indas . Jh.‘ datiert, was die These des Wohlstands wiederum bestätigt. Und wie das Bei-spiel von Skala zeigt, muss eine Datierung in das . Jh. nicht immer zugleich ,hadria-nisch‘ sein.

Der Baubestand in Dodona ( . . ) wurde in dieser Zeit nur wenig verändert. Derstratigrafische Befund des Prytaneions zeigt jedoch ausschnitthaft, dass in dieser Zeitdort menschliche Aktivitäten ohne architektonische Modifikationen stattfanden. Aller-dings sind Szenarien wie die bewusste Aufrechterhaltung von tradierten bzw. als tradi-tionell wahrgenommene Ritualen und Praktiken in Bezug auf die Befragung des Orakelsoder auch die Instandhaltung der Bauten denkbar.1384 Die dort verhandelten Aktivitä-ten können auf einer zeitgenössisch interpretativ-tradierten, musealen, religiösen oderauch politischen Wahrnehmung basieren. Ausgehend von der bereits angesprochenenThese, dass es sich beim Stadtzentrum von Butrint um ein Asklepion handelt,1385 würdeeine mögliche zur Stätte gehörige Wohnbebauung im Umland sie mit Butrint vergleich-bar machen. Allerdings ist über die angrenzende, möglicherweise urbane Bebauung vonDodona nichts weiter bekannt, weshalb dieser Analogieschluss anfechtbar bleibt unddie Singularität des Orakelheiligtums weiterhin angenommen werden muss.

Zusammenfassend lässt sich überall, sowohl in den Zentren als auch bei den ländli-chen Besiedlungsstrukturen, eine Expansion der Siedlungsfläche und ein Florieren fest-stellen, das sich in erneuten und erweiterten Ausbau- und Ausstattungsmaßnahmen dar-stellt, wobei die erläuterte Gefahr eines argumentativen Zirkelschlusses hinsichtlich derDatierung bedenkenswert bleibt. Zwar wurden einzelne Anlagen anscheinend auch auf-gegeben, andernorts entstehen jedoch neue, teils sogar einzigartige Monumente wie derGrabaltar in Alyzia.

Die für das . Jh. konstatierten Ausbau- und Ausstattungsphasen lassen sich teilwei-se bis in das . Jh. hinein verfolgen. So wurde in Agia Pelagia ( . . ) ein Grabmonu-ment errichtet. In Strongili ( . . ) wurden gegen Ende des . Jh. oder zu Beginn des

1384 Dazu Hobsbawm . 1385 Melfi .

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. Jh. Mosaikfußböden verlegt. Des Weiteren entstanden in Benitses und Riziani Ther-menanlagen ( . . ). Auf der Akropolis von Phoinike ( . . ) wurde eine neue Zisterneangelegt.

Andernorts stellte sich die Entwicklung jedoch anders dar. Hier gab es keine Konti-nuität, sondern neue Formen der Materiellen Kultur. So wurde im . Jh. oder vielleichtauch erst im . Jh. die Siedlung von Ladochori ( . . ) gegründet. Dabei handelte essich um ein Zentrum, welches von den bis dahin bereits jahrhundertelang besiedeltenStädten wie Phoinike, Butrint, Stratos und Oiniadai abwich und auch mit den Neu-gründungen Nikopolis und Hadrianopolis wenig strukturelle Gemeinsamkeiten hatte.So gab es kein rektanguläres Straßenraster und auch keine Insulaebebauung. Die Flä-che der einzelnen Häuser war im Vergleich eher klein. Es gab regelhaft keine Marmor-oder Statuenausstattungen, und nur in einem der freigelegten Räume fand sich ein Fuß-bodenmosaik, das stilistischen Kriterien folgend nicht im . Jh. n. Chr., sondern späterverlegt wurde.

Auch die Anlage von Diaporit ( . . ) wurde am Ende des . Jh. oder im frühen . Jh.in ihrer bisherigen Form aufgegeben und mit gänzlich anderen Funktionszuweisungenversehen. Im Mosaikraum, dem zuvor aufgrund seiner Ausstattung ein repräsentativerCharakter zugewiesen wurde, entstanden Wirtschaftseinbauten, die den Fokus der Nut-zung verschoben. In Dodona ( . . ) erfolgte am zuvor mehrere Jahrhunderte im identi-schen Baubestand genutzte Prytaneion ein so umfangreicher Umbau, dass seine ehema-lige Struktur völlig in der neuen Anlage aufging. Auf der Vrina-Ebene bei Butrint ( . . )wurden Bereiche, die zuvor als Friedhöfe respektiert waren, nun profan überbaut. Ein-zelne größere Grabbauten, wie in Jorgucat ( . . ) oder in Agia Pelagia ( . . ), erfuhrenhingegen offensichtlich Wieder- oder Weiterverwendung. Bei Jorgucat ist die Form derNutzung allerdings unklar, während in Agia Pelagia die Sarkophagfragmente auf einelängerfristige Funktion als Grablege hinweisen.

Im Verlauf des . Jh. lassen sich erneute Veränderungen in der Materiellen Kulturvon Epirus beobachten. So gibt es in der Region verschiedene Indizien für ein Erdbebenin der ersten Dekade des Jahrhunderts. Als Folge davon musste am Theater von Phoi-nike ( . . ) das Skenengebäude neu errichtet werden. Dass dies geschah, spiegelt diePräsenz und die Möglichkeiten der das Theater nutzenden Bewohner wider. Die Fun-de kommunizieren, dass es danach noch im gesamten . Jh. genutzt wurde. Auch imStadtgebiet von Butrint ( . . ) lassen sich überall Hinweise auf Zerstörungen durch einErdbeben finden. Des Weiteren wurden verschiedene Gebäude wie das Theater oder dassogenannte „Gebäude “ am Peristylhaus umgestaltet. Zerstörte Statuen wurden so neukontextualisiert, dass sie bei ihrer Auffindung als entsorgt wahrgenommen wurden. InDiaporit ( . . ) hat die bereits erwähnte Umbauphase am Ende des . Jh. oder zu Beginndes . Jh. keinen gesicherten Zusammenhang mit dem Erdbeben. Die Anlage wurde im

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Anschluss an den Umbau noch bis zum Ende des . Jh. genutzt und dann abgerissen.Auf der Vrina-Ebene fielen im Verlauf der ersten Hälfte des . Jh. große Teile der Be-siedlung wüst. In einem Bereich wurden die alten Strukturen zusammengelegt und esentstand eine domus, die offensichtlich das ganze . Jh. hindurch bewohnt war.

In der ersten Hälfte bzw. der Mitte des . Jh. hat es also anscheinend prägnante Um-strukturierungsmaßnahmen im gesamten Gebiet der Provinz gegeben. Bezüglich derWohnbebauung zeigen sich zwei Tendenzen: Zum einen entstehen große und umfang-reich ausgestattete Anlagen wie auf der Vrina-Ebene, in Nikopolis oder in Agia Pelagia,zum anderen weist die Siedlung von Ladochori eine kleinteiligere Struktur und weni-ger Ausstattung auf. Die ersteren, sogenannten spätantike Residenzen, werden mit einerForm der Dominanz von sich neu etablierenden Eliten in Verbindung gebracht.1386 Beieinem Vergleich der Hausbefunde des . Jh. aus den übrigen Zentren mit einer Siedlungwie Ladochori, die in dieser Zeit erst entsteht, oder einer Anlage wie Diaporit, zeigt sichvor allem ein Stadt-Peripherie-Gefälle. Ladochori war eine dörfliche Siedlung, die ver-kehrsgünstig am Meer lag und wohl auf wirtschaftliche Faktoren konzentriert war. Einebesondere Anlage oder Ausstattung der Häuser stand nicht im Fokus der Möglichkei-ten und/oder des Interesses der Bewohner. Auch in Diaporit spielte eine vorhandeneAusstattung keine wichtige Rolle mehr. In den Thermen wird die Marmorverkleidungabmontiert, in das Mosaik werden Pfosten eingetieft. In den Zentren hingegen warendie großen Häuser bedeutsam für das dortige Leben. Die Form der Ausstattung war fürdie Wohnbedürfnisse dieser Zeit und die entsprechenden Bevölkerungsgruppen rele-vant und leistbar.

Die Ursachen für diese Veränderungen können natürlichen Ursprungs sein wiedas proklamierte Erdbeben. Allerdings sind auch gesellschaftspolitische Veränderungenwie beispielsweise das Aufkommen und die Verbreitung des Christentums sowie neuemachtpolitische Verhältnisse oder Kriege denkbar. ,Natürliche‘ und ,von Menschen ge-machte‘ Ursachen können einander auch bedingt haben, wenn auf eine Naturkatastro-phe beispielsweise Ernteausfälle und Hungersnöte folgen, die wiederum Kriege auslös-ten, die zu politischen Umbrüchen beitrugen. Entsprechende Ereignisse können dieBevölkerung auch für neue spirituelle Impulse empfänglich gemacht haben, die eineBesserung der Lebenssituation in Aussicht stellten. Die Folgen dieser Veränderungen,also der Niederschlag in der Materiellen Kultur wie das Entstehen von Residenzen inden Städten und das veränderte Bild neu gegründeter Siedlungen, lassen sich dahinge-hend interpretieren.

E. Akrivopoulou und K. Lazari gehen davon aus, dass die Struktur von LadochoriRückschlüsse auf die allgemeine Organisation von römischen Siedlungen in der Region

1386 Greenslade , .

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zulässt. Ferner sind sie der Meinung, dass es auf dieser Basis möglich „to draw conclusi-ons for the economic and social life of an organised community“.1387 Dieser Annahmeist sicherlich zuzustimmen. Allerdings stellt die Materielle Kultur, die in dieser Zeitgenutzt, modifiziert und ggf. neu erschaffen, kurz, mit Bedeutungen versehen wurde,dar, dass es keineswegs nur eine Form der organisierten Siedlung gab. Vielmehr habensich im . Jh. offensichtlich vielfältige Lebensweisen nebeneinander in Objekten undden Umgang mit ihnen manifestiert. Diese kommunizieren als Symbole ihre Zuwei-sungen beispielsweise als ,Residenz‘ oder ,Dorf‘. Vor allem lassen sie den Rückschlussauf eines zu: Auch im . Jh. gab es eine Bevölkerung in Epirus. Den strukturierten äu-ßeren Einflüssen und/oder inneren Bedürfnissen folgend, stellten sich ihre durch ihreHinterlassenschaften fragmentiert kommunizierten Tätigkeiten und Wahrnehmungenteilweise anders dar als in den Jahrhunderten zuvor. Von menschenleeren und verödetenGebieten kann auch in dieser Zeit keine Rede sein.

Die Objekte der Materiellen Hinterlassenschaften zeigen ein differenziertes Bildder Besiedlung der römischen Provinz Epirus. Diese wurden hier in einem analytischenZeitfenster von v. Chr. bis n. Chr. näher betrachtet. In augusteischer Zeit fan-den, neben der Gründung einer neuen und im Vergleich großen Stadt, verschiedeneModifizierungen in anderen älteren und weiterhin besiedelten Städten statt. Im Verlaufdes . und . Jh. wurden diese sowie auch ländliche Besiedlungsstrukturen erweitert,ausgebaut und teilweise aufwändig ausgestattet. Im späten . Jh. und/oder frühen . Jh.änderte sich der Befund dahingehend, dass einige bislang besiedelte Bereiche wiederverlassen wurden und andere eine Umstrukturierung erfuhren. Wahrscheinlich gab esin dieser Zeit auch ein Erdbeben, das Einfluss auf die Bautätigkeiten in der Region aus-übte.

Die Gebiete der römischen Provinz Epirus waren im Betrachtungszeitraum sicher-lich nicht immer gleich intensiv bevölkert und genutzt, aber sie waren besiedelt. Zukeiner Zeit kann von einer verödeten Landschaft die Rede sein. Allein der Grund fürdie Entstehung der Provinz ist somit vielleicht eher in einem erhofften Profit aufgrundder prosperierenden und seit der Gründung von Nikopolis wirtschaftlich florierendenGegend, also in einer profitablen Statthalterschaft, als in einer Rückständigkeit zu se-hen, wie die Forschung sie lange Zeit angenommen hat (vgl. . . ). Als die Provinz amEnde des . Jh. unter Diocletian umbenannt wurde, hatte sie sich zwar bereits struktu-rell verändert, die Objekte aber trugen ihren Zeichencharakter weiter durch die Zeitenbis zur Definition ihrer archäologischen Relevanz. Und sie werden dies weiterhin tunund wiederum Zeichen in Form von Darstellungen generieren. Auf einige dieser mög-lichen Darstellungen der archäologischen Objekte in ihrer heutigen Relevanz wird imFolgenden eingegangen.

1387 Akrivopoulòu und Lazari , .

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. Interpretationen der heutigen Darstellung derMateriellen Hinterlassenschaften

[…] the aim of those who study classical society is not only to uncover theancient world but also to define and interpret our relationship to that world.1388

Eine Untersuchung jedweder ,Vergangenheit‘ beginnt und endet dann aus-drücklich in der Gegenwart.1389

Archäologische Objekte kommen in der Regel fragmentiert und in ihrem letzten Nut-zungskontext auf uns, bevor wir ihnen die neue Funktion zuweisen, ein archäologischesObjekt zu sein. In diesem Sinne vereinen sie immer mehrere symbolische Bedeutungen,die durch die Zeiten indexikalisch miteinander verbunden sind. So ist das archäologi-sche Objekt zum einen ein Ikon dafür, dass es zeitgenössisch existiert. Zum anderennehmen wir es als ein Objekt aus der Vergangenheit wahr und unternehmen gewisseAnstrengungen, ihm Informationen über diese abzuringen. Das Objekt kommuniziertalso indexikalisch Fragmente seiner Biographie, seiner Nutzung und seiner vergange-nen Bedeutungszuweisungen (Symbole) bis hin zu seiner aktuellsten, ein Fundstück zusein (Abb. c).

Die folgenden Darlegungen führen einzelne Aspekte des Zeichencharakters derObjekte im Kontinuum bis heute fort, wie sie bereits in . aufgegriffen wurden. Da-bei können nur ausgewählte Aspekte berücksichtigt werden, um einen Eindruck derVielfältigkeit zeitgenössischer Zuweisungen und relevanter Kommunikationsebenen zuvermitteln. Viele weitere, hier nicht berücksichtigte Zuweisungen, sind darüber hinausvorstellbar.

Archäologische Stätten und Objekte sind heute primär ein Symbol dafür, wie wirVergangenheit konstruieren und sie durch uns sowie uns durch sie konstituieren. DasAnliegen von Altertumswissenschaftler/innen ist es, anhand Materieller Hinterlassen-schaften Aussagen über vergangene Lebensweisen, Gesellschaften und Handlungen zutreffen. Ihre Interpretationen wollen eine Annäherung an den antiken Menschen, seinHandeln, sein Denken und seine Motive herstellen und auf diese Weise einer archäo-logischen Stätte oder einem Objekt eine heute wirksame Dynamik und Relevanz ver-leihen. Allerdings sind diese Stätten und Objekte, ihre Erschließung, Herrichtung undDarbietung, kurz, ihre Darstellung immer vor allem auch eine Aussage darüber, wiesich Menschen heute eine Form von Früher vorstellen und aus ihrem jeweiligen Ho-rizont heraus reflektieren. Die antiken Objekte sind ein Symbol unserer Vorstellungen

1388 Hingley , . 1389 L. Schneider , .

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von Vergangenheit und unseres Umgangs mit diesen Vorstellungen. Sie sind der Aus-gangspunkt für die Narration der Archäologin und des Archäologen und stellen diesegleichzeitig durch ihre Existenz und ggf. ihrer Präparation dar.

Die Erkenntnis, dass wir nicht die Vergangenheit, sondern lediglich eine mögli-che Variante darstellen, also eine Geschichte erzählen können, die sich aus verschie-denen Bedeutungszuweisungen an unterschiedliche Objekte als Quellen speist, ist in-zwischen tief im Bewusstsein und Selbstverständnis der meisten Altertumsforscherin-nen und -forscher verankert.1390 Das vermittelnde Konstruieren von Vergangenheit istsomit eine der Methodiken der Archäologie schlechthin.1391 Diese Konstruktion, egalwie (re-)konstruiert sie uns auch erscheinen mag, bleibt immer fiktiv. Diesbezüglich istplausible Fiktion in Form unserer Erzählungen das Bindeglied, mit der wir eine unsfremde Vergangenheit in der Gegenwart und somit auch für eine Zukunft nutzbar ma-chen können:

Die Geschichte, als zyklischer Irrtum, macht der Zukunftsplanung Platz. Das Pro-blem ist folgendes: wenn ich eine tote Stadt „wiederentdecke“, entdecke ich viel-leicht außer Gebrauch gekommene rhetorische Codes und vergessene ideolo-gische Hintergründe, aber das Spiel des Wiedererlangens autorisiert mich wiegesagt zu allem, ohne daß ich deswegen die ideologischen Schemata verändernmüßte, nach denen ich tatsächliche vorgehe.1392

Somit kann vergangenen Ereignissen in der Zukunft eine neue Bedeutung zugewiesenwerden. Behauptungen über die Vergangenheit, die in der Gegenwart dargestellt sind,erhalten erst in der Zukunft durch Wahrnehmung dieser Darstellung einen Sinn. DasZiel ist es also nicht die Wahrheit zu finden oder aufzuzeigen, wie es damals gewesen ist, al-so verlorene Codes zu ,entschlüsseln‘. Vielmehr gilt es neue Rhetoriken zu (er-)findenund zu entwickeln, die uns die Darstellung einer möglichen und plausiblen Narrationerlauben, um dadurch die Vergangenheit für uns handhabbar und uns selbst zukunfts-fähig zu machen.1393 Wegen unserer Alterität zur Vergangenheit ist das sinnstiftend al-lerdings nur möglich, wenn wir als Altertumsforscher/innen dabei unseren heutigenPrämissen verpflichtet bleiben. Aus diesem Grund sind wir autorisiert, unsere eigene,

1390 Zum Beispiel Hodder , – ; Hundsbichler, – ; Hundsbichler , – ; Kistler und

Ulf , – ; Merryweather und Prag , .1391 „Der altbekannte Satz, dass jede Generation die Ge-

schichte neu schreibt, bezieht sich demzufolge nichtauf die Vergangenheit als solche, sondern auf de-ren Rezeption […].“ (Hofmann , ). Vgl. auchHoltorf .

1392 Eco , – . Weil dies geschieht, „besteht aufdem Hintergrund einer dynamischen Geschichtedes Absterbens und der Wiedergeburt von Formendie positive Möglichkeit, neue Rhetoriken zu er-finden, die zu anderen ideologischen Perspektivenund zu einer ständigen Erfindung von Zeichen undvon Kontexten, in welchen die Zeichen Bedeutungerlangen, verpflichten“ (Eco , ).

1393 Vgl. auch Wodtke .

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von unserem zeitgenössischen Kontext abhängige Perspektive einzunehmen.1394 Unse-re Erzählung bietet dabei eine sinnstiftende Orientierung, also einen Weg ,durch‘ dieVergangenheit.1395 Es geht dabei um eine Orientierung bezüglich des Umgangs mit ihrund ihrer Vermittlung in eine Gegenwart bzw. in eine Zukunft. Sie unterscheidet sichfolglich nur in ihrem Sinngehalt, nämlich dem Objektbezug, von anderen Erzählungen.

Die jeweilige Narration ist eine Konstruktion auf der Basis der Objektanalyse. DerEffekt, also die Darstellung dieses Konstrukts, ist wieder eine Verdinglichung in Formvon Objekten, wie beispielsweise dieser Online-Publikation oder einem Buch.1396 DerBedarf an Sinngehalt zwingt uns zu einer Selektion der möglichen, an das archäologi-sche Objekt gerichteten Zuweisungen und seinem vielfältigen symbolischen Gehalt. Dadas Zeichen uns zu einer Darstellung nötigt und somit von uns verlangt, einen Inter-peranten zu generieren, ist die Frage nach der Auswahl aus allen möglichen Interpre-tationen notwendig. Die kommunizierte Selektion ist somit der Interpretant bzw. dieDarstellung dieser Interpretation. Sie ist darauf angewiesen, sich in einer Narration zuäußern und kann somit nie eine Wahrheit sein: „Diese Zwangsläufigkeit der Selektiongeht mit […] in die Kommunikation über Sinnhaftes ein, so daß die pure Faktizitätdes aktuellen Lebensvollzugs weder dem Bewußtsein noch der Kommunikation letzteAnschlußsicherheit [Hervorhebung Verfasserin] mitgeben kann.“1397

Unserer Annäherung an bzw. unsere Konstruktion von Vergangenheit erfolgt durchdie Analyse der Objekte der Materiellen Kultur. Um daraus eine Narration zu generie-ren und dieser einen entsprechenden Sinngehalt zu verleihen, werden die Objekte zueinem Symbol ihrer früheren potenziellen Funktionalität stilisiert, die im günstigstenFall auf der Basis des Kontextes erschlossen wird. So dienen die Überreste der Thermenvon Acharavi beispielsweise heute nicht mehr dem Baden, der Hygiene oder der Be-gegnung. Vielmehr dienen sie der Zurschaustellung unserer Vorstellungen eben dieserTätigkeiten durch ihre Überreste, also durch sich selbst (Abb. ). Sie sind nun nichtmehr ein Symbol für die Möglichkeiten ihrer Nutzung als römische Therme, sondernein Symbol unserer entsprechenden symbolischen Zuweisung, dem nunmehr die Nut-zung des Besichtigt-Werdens zugewiesen wird. Die Theater beispielsweise von Hadria-nopolis, als ein in römischer Zeit erbautes (Abb. bis ), oder von Stratos, als einvielleicht in dieser Zeit noch genutztes (Abb. ), sind keine Symbole für potenzielleAufführungen und Versammlungen mehr. Stattdessen sind sie Symbole dafür, wie wiruns entsprechende vergangene Aktivitäten vorstellen.

1394 Peirce [ ]b, , meint dazu: „Der Inter-pretant ist offenbar der göttliche Logos […]“. Über-tragen bedeutet dies, dass der Archäologe als Inter-pretant der Vergangenheit immer gleichzeitig ihrSchöpfer und ihr Vermittler ist.

1395 Fulda .1396 Honneth , – .1397 Luhmann , . Dabei kann Sinn jedoch nicht

selbst als ein Zeichen definiert werden: Luhmann, .

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Abb. Skala. Heutiger architektonischer Kon-text der Mosaike. Blick in das Schutzgebäude. ZurStrukturierung der Wahrnehmung wurde ein neuesWegesystem eingezogen.

Abb. Skala. Heutiger architektonischer Kontextder Mosaike. Zu erkennen sind die umfangreichenEin- und Abgrenzungsmaßnahmen sowie das Schild,das die Anlage inklusive des modernen Schutzbaus als„Roman Villa“ kennzeichnet. .

Die Mosaikfußböden von Strongili oder Skala sind heute keine Objekte mehr, dieanbieten, auf ihnen zu laufen (Abb. ). Stattdessen werden gerade diese Bereiche beimPräparieren für Ausstellungszwecke gesperrt, ggf. werden andere Böden auf einem er-höhten Laufniveau über den früheren Fußboden eingezogen. Ihnen wird nun ein reinerSchauwert zugewiesen, sie sind ein Symbol für ihr ehemaliges Fußboden-Sein (Abb. ).Der Aquädukt von Nikopolis (Abb. bis ) ist nicht mehr ein Symbol für die Frisch-wasserversorgung einer Stadt, er ist das Symbol dafür, was wir uns bei seiner Ansich-tigkeit über ihn vorstellen und wie wir davon ausgehend seine vergangenen Funktio-nen beurteilen. Bei den Überresten von Aquädukten wird diese sich im Laufe der Zeitwandelnde Symbolzuweisung besonders deutlich, was an dem bereits ausgeführten in-dexikalischen Zusammenhang dieses Bauwerks liegt (vgl. . . ). Die Suche nach einer(eventuell auch vergangenen) Funktionalität schlägt sich hier oft eindrucksvoll in derAnsprache, also der Vergabe von Eigennamen nieder. Diese werden in der Regel demZeitraum zugewiesen, in dem das Bauwerk keine Rolle mehr als Wasserleitung spielteund noch nicht von größerem archäologischem Interesse war. So wurden beispielswei-se die Überreste des Aquädukts von Merida ,Los Milagros‘ oder die des Aquädukts vonMainz „Heidensteine“ genannt. Ihr Erhaltungszustand, der indexikalisch auf eine Formvergangener Monumentalität schließen ließ, brachte Überresten der Bauwerke die sym-bolische Bedeutung eines Wunders oder auch eines Teufelswerks ein. Im . Jh. erfolgteauch eine Zuweisung als romantisches Landschaftselemente: So war W. M. Leake alsReisender in der Region der ehemaligen Provinz Epirus unterwegs und zeigte sich be-eindruckt von der von ihm als romantisch wahrgenommen Opulenz der Ruinen des

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Abb. Dodona. Blick aufden östlichen Bereich der cavea.Zustand um . Der im Text( . . ) besprochene innere Mauer-ring ist offensichtlich noch nichtausgegraben.

Abb. Dodona. Blick aufden östlichen Bereich der cavea.Zustand im Sommer . ImVordergrund erkennt man den imText ( . . ) besprochenen innerenMauerring.

Aquädukts von Nikopolis.1398 Eine Zuweisung beispielsweise als Prestigesymbol einesrömischen Kaisers als Stifter oder Wohltäter spielte in dieser Zeit keine Rolle mehr.

Da die Theater-Objekte bereits mehrfach als Beispiel herhalten mussten, werdenkonsequenterweise im Folgenden die zeitgenössischen Symbolzuweisungen an ihnenveranschaulicht. Um ihre heutigen Funktionszuweisungen, wie sie oben dargelegt wur-den, ausüben zu können, also besichtigt zu werden und über ihre Nutzungen in einerVergangenheit zu kommunizieren, werden die Objekte ganz unterschiedlich in ihrenneuen, zeitgenössischen Kontexten dargestellt. Ihre Objektbiographie wird bis heutefortgeführt, eine moderne Funktionszuweisung manifestiert sich dabei außer im Kon-text vor allem in ihrer Materialität, wie Restaurierungsmaßnahmen und Zugangsbe-schränkungen.

Besonders die Theater von Butrint (Abb. ), Dodona (Abb. bis ) und Oi-niadai (Abb. ) kommunizieren die Anstrengungen, die unternommen wurden und

1398 Leake , . Dazu auch Wodtke , – .Tölle-Kastenbein , – , verweist auch auf dieromantischen Zeichnungen von Piranesi.

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Abb. Dodona. Blick aufden östlichen Bereich der caveawährend der jüngsten Restaurie-rungsmaßnahmen. Zustand imFrühjahr . Im Vordergrunderkennt man den im Text ( . . )besprochenen inneren Mauerring.

werden, um einen gewissen Zustand, der für eine bestimmte zeitliche Phase angenom-men wird, abzubilden. Auf diese Weise sollen die Objekte nun ihre frühere(n) Nut-zungszuweisung(en) mittelbar durch ihr heutiges Erscheinungsbild für den Besucherund die Besucherin sichtbar und subjektiv erfahrbar machen. Diese Restaurierungsmaß-nahmen werden in verschiedenen Techniken und Ansprüchen durchgeführt und habenunterschiedlichen Einfluss auf die Materialität des Objekts. Ferner verändern sich die-se ebenfalls, die Durchführung entsprechender Maßnahmen wird von den technischenMöglichkeiten und den Diskursen ihrer Zeit beeinflusst. Die Identifizierung dieser Bau-phasen schwankt mit der Transformation der Materialitäten im Laufe der Zeit, also derweiteren Objektbiographie.

Am Theater von Butrint wurde beispielsweise die scenae frons restauriert. Die-se Maßnahmen sind heute nicht mehr ohne Weiteres am Objekt identifizierbar (vgl.Abb. , ). wurde zudem eine Sanierung der cavea vorgenommen. Diese hattevor allem funktionale Gründe, da man das Theater wieder als Spielstätte nutzen woll-te.1399

In Dodona wird aktuell jeder Bestandteil des Theaters komplett ab- und anschlie-ßend nach einer Reinigung und ggf. Ergänzung der ikonischen Einzelobjekte wiederaufgebaut (Abb. ; vgl. auch Abb. bis ). Dass es sich dabei nicht um die ersteMaßnahme dieser Art handelt, zeigt der Zustand um (Abb. ), wie ihn wohl T.Wiegand auf einer Exkursion antraf.1400 Da diese Maßnahmen erst jüngst durchgeführtwurden, ist der Unterschied der Bauphasen noch deutlich in der Materialität am Bestand

1399 Pani ; Wilkes , .1400 Es lässt sich nicht mit letzter Sicherheit sagen, ob

diese Aufnahme zu einem kleinen Konvolut wei-tere Fotografien von Dodona mit einer anderenInventarnummer gehört, die während der genann-ten Exkursion, die T. Wiegand nach Dodona

machte entstanden und die sich heute im Archivder Antikensammlung, Staatliche Museen zu Berlinbefinden. Aufgrund des Vergleichs der Ansicht, derfotografischen Techniken und der Materialität ist esjedoch sehr wahrscheinlich.

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Abb. Hadrianopolis. Zu-stand einer gereinigten und ge-sicherten Mauerkrone eines derStützpfeiler der cavea.

sichtbar. Wie es sich damit zukünftig, beispielsweise in einer zeitlichen Distanz von viel-leicht Jahren verhalten wird – solange liegen die Restaurierungen in Butrint an derscenae frons zurück, die allerdings aus anderen Materialien bestehen – kann heute nochnicht gesagt werden. Ausgehend von den Restaurierungen, die irgendwann nachgeschahen ist vorstellbar, dass sie bald nicht mehr als solche erkennbar sind. In Hadria-nopolis wurden hingegen nur einzelne Reinigungs- und Konservierungsmaßnahmenzur Sicherung des Baubestands durchgeführt, der durch Umweltfaktoren wie Wasser-stand, Bewuchs bzw. Befall von Moosen und Flechten und dergleichen gefährdet war(Abb. ; vgl. auch Abb. ).1401

Das Odeum von Nikopolis wurde zu Beginn dieses Jahrtausends umfassend restau-riert.1402 Diese Arbeiten, die Zusammenstellung alter Vermessungspläne sowie die Fei-erlichkeiten zur Eröffnung, sind heute noch in Form einer Fotoausstellung in den Flu-ren des Museums von Nikopolis dargestellt. Bei dieser Ausstellung einzelner Ikons han-delt es sich um die Abbildungen der indexikalischen Nachvollziehbarkeit der einzelnenSchritte der Restaurierungsmaßnahmen, die ihrerseits auch ein Symbol für diese Maß-nahmen sind. Gleichzeitig ist die Ausstellung ein Symbol ihrer Relevanz und Vermitt-lung im öffentlichen Bewusstsein, die anhand der Darstellung der Personen auf den Fo-tografien auch mit einer sozialen und gesellschaftlichen Bedeutung belegt werden kann.Allerdings ist das Odeum, dessen aufwändige Restaurierung detailliert dokumentiertund durch die Ausstellung dieser Darstellungen zu einem eigenen Symbol stilisiert wur-de, heute wegen Einsturzgefahr gesperrt und nicht mehr zugänglich (Abb. , ).

Diese Information erhält man allerdings nicht im Museum, sondern nur vor Ortam Bauwerk selbst. Je nachdem mit welchem Vorwissen man die eine oder die andereStätte besucht, ob man also zuerst im Museum die Fotoausstellung sieht oder zuerst vor

1401 Mantella und Sforzini . 1402 , – . Dies war nicht die ersteRestaurierungsmaßnahme des Bauwerks: CiancioRossetto und Duvignaud , .

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Abb. Nikopolis. Zugangssi-tuation am Odeum im Frühjahr

.

Abb. Nikopolis. Beschilde-rung und Besichtigungsplattformam Odeum.

dem verschlossenen Tor des einsturzgefährdeten Gebäudes steht, nimmt man die dar-gestellten Objekte anders wahr. Besucht man nur eine der beiden Stätten, bleibt einemdie jeweils andere Information verborgen. Betrachtet man die Fotoausstellung jedochin dem Wissen um den Zustand des vor Kurzem restaurierten Baus, so verändert sich diesymbolische Zuweisung einer konstruktiven in eine dekonstruktive Wahrnehmung.1403

Die Fotografien werden zu einem Symbol dafür, wie der Zustand vor einer nicht allzulangen Zeit war und wie es zu diesem gekommen ist; sie persiflieren jedoch den Ist-Zustand.

Die Situation des Odeums von Nikopolis berührt auch einen weiteren, zeitgenössi-schen kommunikativen Aspekt der Theater-Objekte, nämlich die Zuweisung eines heu-tigen Symbolgehalts durch die bereits erwähnte Reglementierung ihrer Zugänglichkeit.

In Butrint und Dodona befinden sich die Theater innerhalb erschlossener archäolo-gischer Parks, die ein durch Zäune definiertes Areal umfassen und geregelte Öffnungs-zeiten und Einlassoptionen haben. Innerhalb dieser Reglementierungen sind sie ent-

1403 Zum Spannungsfeld von Antikenpräsentationenund -interpretation in griechischen Museen derNachkriegszeit vgl. Mouliou .

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sprechend der Wegführung im Gelände zugänglich. In Oiniadai, Stratos und Nikopolisam „Großen Theater“ sind die Objekte einzeln umzäunt und damit nicht in den grö-ßeren Kontext ihrer Stätte eingebunden. Somit kann man sich durch andere Objekte,die ebenfalls der archäologischen Stätte zugewiesen sind, dorthin bewegen und sichunmittelbar am Zaun davon überzeugen, dass eine weitere Besichtigung nicht möglichist.

Das Theater von Hadrianopolis ist hingegen frei zugänglich (vgl. Abb. bis ). So-lange man den Weg dorthin findet, kann man sich dort nach Belieben aufhalten, sichfrei bewegen und das Objekt für sich individuell erfahren. Eine Zwischenstufe der Abge-schlossenheit und der freien Zugänglichkeit stellt das Theater von Phoinike dar. Diesesist zwar nicht eingezäunt und somit theoretisch frei zugänglich, allerdings gehört esformell zu einem archäologischen Park, auch wenn dieser keine besonderen Einlassmo-dalitäten hat. Allerdings schreitet hier der Ausbau der Infrastruktur voran; bis vor we-nigen Jahren konnte man sich noch frei im Gelände bewegen, inzwischen regelt einebefestigte Wegführung den Zugang zu und die Perspektive auf die einzelnen Bereicheder archäologischen Stätte (Abb. , ).

In Butrint und Hadrianopolis befinden sich je nach Jahreszeit und Witterung Tei-le des Theaters unter Wasser (vgl. Abb. , , ). An anderen Stätten wie Phoinikeoder Nikopolis ist die Bewegungsfreiheit teilweise durch den Bewuchs eingeschränkt.Die Zugänglichkeit wird in diesen Fällen dahingehend indirekt vom Handlungsindivi-duum beeinflusst, dass diesem Zustand, der in seinem Zustandekommen nicht beein-flusst werden kann hier nicht entgegengewirkt wird. In diesen Fällen ergibt sich eineReglementierung durch die Nutzung der Objekteigenschaften von ,Wasser‘ oder ,Pflan-ze‘. Zugangsbeschränkungen sind also ein Symbol für Gebietshoheit, Besitzverhältnisse,Beaufsichtigung und Pflege des Areals.

Die verschiedenen hier aufgeführten Darstellungsoptionen kommunizieren dieWahrnehmung der zeitgenössischen Relevanz der Theater-Objekte. Allerdings hängtdas Format ihrer Erschließung nicht ausschließlich von diesen Relevanzen ab, auch wirt-schaftliche oder politische Faktoren, beispielsweise beeinflusst durch die heutige Lageund Zugehörigkeit der Stätte, spielen eine Rolle. Somit sind sie ein Symbol für ihrenzeitgenössischen Kontext und ihre Akteure.

Die eingezäunten Theater-Objekte liegen in Griechenland, die eher frei zugängli-chen in Albanien. Butrint nimmt dabei eine Sonderstellung ein, die sich aus der Fi-nanzierungssituation der Stätte ergibt. Dodona erhält aufgrund der ihm in der Antikezugeschriebenen Bedeutung als Orakelheiligtum seine heutige Relevanz als Touristen-attraktion. Dabei bedingen sich der Zustand der Erschließung, also die Zugänglichkeitund die Attraktivität der Stätte, für Besucher. Restaurierungen sind dabei ein Symbolfür touristische Erschließung und somit wiederum ökonomische, aber auch pädago-

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gische oder wissenschaftliche Erwägungen. Was wie restauriert wird, hängt von heuteverantwortlichen Instanzen, Diskursen und anderen Faktoren ab. Es kann sich dabeium eine Bereinigung von losen Baugliedern zur besseren Überschaubarkeit des Gelän-des wie in Oiniadai, eine komplette (Wieder-)Herstellung eines (fiktiven) Zustands wiein Dodona oder auch den Rückbau gewisser, als unpassend erachteter Elemente wie inButrint handeln, wo in den er und er Jahren auf der Suche nach griechischenInschriften die westliche römische parodos-Mauer abgetragen wurde.1404

Ebenso wie dem Aquädukt-Objekt im Laufe der nachantiken Zeit verschiedene Be-deutungen verliehen wurden, die sich in der Vergabe von Eigennamen äußerten, sindauch bei einzelnen Theater-Objekten bisweilen entsprechende Symbolzuweisungen be-kannt. So haben sich am Theater von Nikopolis Graffitiinschriften von Reisenden des

. und . Jh. erhalten, in denen sie durch die Einritzung ihres Namens und ggf. ei-nes Datums in einen Ziegel ihren dortigen Besuch ,verewigt‘ haben.1405 Diese Graffitisind jedes einzeln für sich genommen Ikons. Darüber hinaus sind sie ikonisch, da esmöglich ist, durch ihre Existenz die physische Anwesenheit einer bestimmten Personzu einem konkreten Zeitpunkt zu verorten.1406 Erst wenn der Ziegel, auf dem sich dieEinritzung befindet, aus dem Theater (durch Herausbrechen aus der Mauer) entferntwürde, verlöre er und damit auch das Graffito diese Anbindung. Nichtsdestotrotz bleibtder spezifische Ziegel ggf. auch nach seiner Entfernung vom Theater-Objekt indexika-lisch mit dem Handlungsindividuum ad infinitum verbunden. Solange die beschriftetenZiegel jedoch zum Baubestandteil des antiken Theaters gehören, das einmal ein ,römi-sches Theater‘ war und für uns heute immer noch ein Symbol dessen darstellt, solangebleibt auch die Botschaft der Inschrift mit ihm identifizierbar. Diese stellt dar, dass dasTheater-Objekt zu einer bestimmten Zeit als ein bereisenswerter Ort wahrgenommenwurde. Dem Besuch wurde eine so große Bedeutung beigemessen, dass die personelleAnwesenheit verewigt werden musste. Die Graffiti sind die Symbole eben dieser Zuwei-sungen, sie stellen für einen selbst und auch Nachfolgende die vorausgegangenStrapa-zen dar, die ein Besucher auf sich nehmen musste, um im . oder . Jh. zu diesem Ortzu gelangen und dort die Handlung des Einritzens durchzuführen.

Diese symbolische Zuweisung, also seinen Wahrnehmungsgehalt als Denkmal,konnte sich sowohl auf das Theater-Objekt als auch auf die Stätte beziehen, mit deres kontextualisiert wurde. In diesem Sinne wäre das Theater auch als Repräsentant fürdie ganze Stadt ein Symbol. Da es nicht möglich ist, seine physische Anwesenheit aufjedem einzelnen Objekt der Hinterlassenschaften von Nikopolis zu markieren, ist das

1404 Wilkes , .1405 a, , Taf. ; ,

– .

1406 Das setzt die Annahme voraus, dass die Anbringerder Inschriften ihre Angaben wahrheitsgetreu ge-macht haben.

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Theater ein Stellvertreter, dem aufgrund seines Erhaltungszustandes, seiner Monumen-talität oder seiner Lage im Stadtbild eine besondere Relevanz beigemessen wurde. Beidiesen Graffiti-Einritzungen handelt es sich also um ein weiteres Beispiel, wie ein antikesTheater gleichzeitig zu seiner Existenz als Überrest eines antiken Theaters auch zu einemSymbol für unsere Vorstellungen und Konstruktionen von einem antiken Theater undseinen vergangenen Zuweisungen und Nutzungskonzepten werden kann.

Ein weiteres Beispiel für den Umgang mit Materiellen Hinterlassenschaften, dieebenso unsere zeitgenössischen Interpretationen dieser darstellen, ist die Darbietung inMuseen. Unser heutiger Bedarf, Objekte in einem Museum auszustellen, rührt daher,dass wir ihnen eine besondere authentische Zeitzeugenschaft zuweisen,1407 sie sind füruns die mittelbare Verbindung zwischen einer Vergangenheit und unserer Idee von ihr.In diesem Sinne benutzen wir die Objekte zur Konstruktion dieser Idee, also zum Er-zählen unserer Narration.

Bei den Grabungen in Ladochori und Igoumenitsa beispielsweise handelte es sichum bauvorbereitende bzw. baubegleitende Maßnahmen. In Igoumenitsa wurde einneues archäologisches Museum gebaut und die zu bebauende Fläche vorher archäolo-gisch untersucht. In Ladochori waren der Ausbau des Hafens und seine Anbindung andie neue Autobahn sowie weitere innerstädtische Erschließungen der Grund.1408 Dieausgegrabenen Flächen werden in ihrer unterschiedlichen Größe und verstreuten La-ge von einem ,Patchwork‘-Plan kommuniziert. Dieser ist als Abbild der Situation vorOrt zum Zeitpunkt seiner Erstellung, also der Übertragung von eingemessenen Datenund ihrer Auswertung im Computer bzw. auf Papier, ein Index. Bewegt man sich mitdem archäologischen Plan heute in der Ortschaft, was ebenfalls eine indexikalische Nut-zung ist, dann hat er diesen verweisenden Charakter jedoch verloren, da er nicht mehrdas abbildet, was heute vor Ort zu sehen ist. Er wird zu einem Symbol eines nicht mehrexistenten und auch nicht mehr rückholbaren Zustands. Gleichzeitig ist der Plan ein In-dex, da er durch seine ikonische Funktion über eine große Anzahl von transformierterMaterialität (Erstellung mithilfe von Vermessungsgeräten und Stiften, zeichnen, digi-talisieren, drucken etc.) die Aufmerksamkeit auf einen Flecken Erde ,zwingt‘, der bio-graphisch gesehen die Information noch enthält, diese jedoch zum jetzigen Zeitpunktnicht mehr offenbaren kann. Vielmehr kommunizieren die nun dort sichtbaren Objek-te eine andere Funktionszuweisung beispielsweise als Straße oder Haus und nötigen derBetrachterin somit andere Handlungsweisen auf.

1407 S. Jones , , arbeitet heraus, dass eine Vorstel-lung von „Authentizität“ ein Denkmodell der mo-dernen westlichen Welt ist. Bisweilen dient es sogardazu, aus dieser Perspektive „timeless, national folkcultures“ oder „‘primitive’, non-Western, cultures“ zukonstruieren.

1408 Akrivopoulòu und Lazari , Anm. . Be-merkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass

die neue Autobahn von Igoumenitsa unter ande-rem nach Dodona wie in der Antike auch „Egna-tia“ heißt (vgl. dazu . . ). Der Eigenname wirdhier also als ein Symbol für ihren Verlauf und ih-ren Anspruch sowie ihre infrastrukturelle Relevanzverwendet.

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So kann man zum Beispiel heute in das Museum von Igoumenitsa gehen, von demman weiß, dass sich bis vor kurzem noch am selben Ort ,römische Gräber‘ befundenhaben (vgl. Abb. ). Im Museum ist es dann möglich, Objekte zu betrachten, die angenau diesem Ort gefunden wurden, sowie Fotos, die vor der Errichtung des Museumebendort entstanden sind. Diesen Abbildungen kommt neben ihrer ikonischen undindexikalischen Funktion als Fotografie also auch noch die symbolische zu, einen Zu-stand von dem Ort, an dem es sich selbst befindet, abzubilden, der nicht mehr existiert.Ein Plan, auf dem die Gräber eingezeichnet sind, stellt einen graphisch idealisiertenZustand dar, der sich heute vor Ort nicht mehr erschließen lässt. Die Funde wurdenaus dem Kontext ,Ort der Bestattung‘ in den Kontext ,Museum‘ verbracht, wobei siesich örtlich nicht weit bewegt haben, allerdings völlig neu verräumlicht wurden (vgl.Abb. ). Sie kommunizieren, dass sie sich nun in einer eigens dafür geschaffenen Um-gebung befinden, die darstellen soll, was sie zuvor bereits verborgen unter der Erde undsomit für niemanden sichtbar dargestellt haben, nämlich ,Ort einer Bestattung‘ zu sein.Sie sind jedoch nun nicht mehr das Grab als Ikon für alle Gräber oder das Grab als In-dex für ein Grabensemble, sondern sie sind jetzt zu einem Grab-Symbol geworden, dasin einer abstrahierten und durch die Vitrine neu kontextualisierten Weise die Objekte,Handlungen und Praktiken kommunizieren soll, die sie im römischen Bestattungsrituseingenommen haben. Im . Jh. n. Chr. kommunizierten die Objekte ihren Betrachternihre Funktion bei der Grablege beispielsweise als Beigabe oder als notwendig für kulti-sche Handlungen. Somit zeigen sie ihre Zugehörigkeit zum Toten, zum Bestattungsvor-gang oder zur spirituellen Welt der Hinterbliebenen an. Die identischen Objekte sollennun darstellen, wie ein Grab im . oder . Jh. n. Chr. ausgestattet wurde. Dadurch wer-den sie zu einem Symbol für unsere Vorstellungen der Durchführung dieser Bestattung.Die Auswahl ist ferner ein Symbol dafür, was die jeweiligen Gestalter und Kuratorinneneiner Ausstellung für präsentabel und relevant erachteten.

U. Eco hält fest, jeder Akt des Interpretierens bestehe „aus der Dialektik von Of-fenheit und Form, die sich aus der Einstellung des Interpreten und den kontextuellenZwängen ergibt.“ Er fährt fort, es gebe wohl „keinen Weg zu bestimmen, welche derInterpretationen, […] als ,gut‘ zu bezeichnen wäre. Man kann jedoch immer auf der Ba-sis des Kontextes entscheiden, welche Interpretation nicht dem Versuch nach Verständ-nis […] entspringt, sondern eher einer halluzinatorischen Reaktion des Adressaten.“1409

Im Laufe der Zeit wurden viele Interpretationen für archäologische Objekte und ihrevergangenen Bedeutungen vorgeschlagen. Diese wandelten sich mit dem Zeitgeist derInterpreten. Somit wandeln auch die Objekte ihre Bedeutungen, da sie immer den Zei-chengehalt haben, den wir ihnen zuweisen.

1409 Eco b, .

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. FazitDie ersten Schlüsse, die ein wissenschaftlicher Mensch zieht, sind sehr unsicher.Würden sie einfach nach der Wahrscheinlichkeit bewertet, im strengen Sinnewahr zu sein, wären sie nicht selten weniger als nichts wert, denn es ist vielwahrscheinlicher, daß sie sich als falsch denn als wahr erweisen. Aber das Er-kennen muß irgendwo beginnen, so gut es eben geht. Jene Schlüsse sind nichtwertlos, weil das wissenschaftliche Untersuchen bei ihnen nicht stehenbleibt,sondern weiter schreitet, bis sie widerlegt sind; und bei ihrer Widerlegung er-hält man Hinweise darauf, welche Theorie als nächste untersucht werden soll-te. […] Und sobald dieser Beweis erbracht ist, muß jeder Forscher dazu bereitsein, sie ohne das geringste Mitleid aufzugeben. So muß sich der wissenschaft-lich Forschende stets darauf einstellen, sämtliche Theorien aufzugeben, derenUntersuchung er vielleicht viele Jahre gewidmet hatte.1410

Die römische Provinz Epirus erfuhr bislang keine umfassende Beachtung in der archäo-logischen Forschung. Die vorliegende Arbeit trägt dazu bei, diesen Mangel zu behe-ben und bietet erstmals eine umfangreiche Zusammenstellung ihrer Materiellen Hin-terlassenschaften der ersten drei nachchristlichen Jahrhunderte. Diese Analyse wurdeohne ein kulturelles, ethnisches oder identitätszuweisendes Vokabular durchgeführt:Ein Theater, ein Mosaik oder eine Siedlung müssen nicht ,römisch‘ oder ,griechisch‘sein, um Teile ihrer und seiner Biographie und mögliche Funktionszuweisungen dar-stellen zu können.

Die These der Arbeit, die Gebiete der Provinz seien keineswegs verödet oder beson-ders rückständig gewesen, wie antike Schriftquellen behaupten, wurde durch die Analy-se der Materiellen Hinterlassenschaften bestätigt. Während des gesamten Betrachtungs-zeitraumes waren die Landschaften besiedelt und infrastrukturell gut erschlossen. Dabeizeigt die Darstellung der chronologischen Entwicklung, wie sich die Materielle Kulturals Ausdruck damaliger Lebensweisen verändert hat und wie die vielfältigen Strukturenim Laufe der Jahrhunderte mit geänderten Bedeutungen versehen und neue Zuweisun-gen aufgeladen wurden. Dies wurde sowohl diachron für ausgewählte Objekte bis heuteals auch synchron für verschiedenen Akteursgruppen und Handlungsindividuen exem-plifiziert. Diese pluralistische Betrachtung ermöglichte die Analyse mit dem in dieserArbeit neu entwickelten archäologisch-semiotischen Zeichensystem.

Der durch die Interpretation ermittelte Befund stützt die eingangs aufgestellte The-se, dass die Ursache der Etablierung einer eigenen Provinz Epirus aus zwei bereits be-stehenden nicht etwa in einer ,Rückständigkeit‘ oder ,Armut‘ begründet lag. Vielmehrwar eventuell genau das Gegenteil der Fall: Die Städte wuchsen und expandierten,

1410 Peirce [ ], – .

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das fruchtbare Land wurde zenturiert und von einer Vielzahl verschiedener ländlicherBesiedlungsstrukturen erschlossen. Die administrative Zusammenfassung und Separie-rung von Epirus unterstreicht also vielmehr die besondere Bedeutung der Regionen inrömischer Zeit. Gründe für die Entstehung der Provinz können folglich eher in einemerhofften Profit aufgrund der prosperierenden und seit der Gründung von Nikopoliswirtschaftlich florierenden Gebiete, also in einer profitablen Statthalterschaft, als in ei-ner Rückständigkeit gesehen werden.

Das Ziel der Arbeit war die Darstellung einer Erschließung der Landschaft der rö-mischen Provinz Epirus, wie sie aus den Objekten der Materiellen Kultur interpretiertwerden können und deren Überreste als Hinterlassenschaften für uns heute fassbar undzugänglich sind. Um sich dabei nicht in der ausführlich dargelegten Wirkmächtigkeiteiner Zuweisung der Objekte als ,römisch‘ zu verfangen, wurde ein neues Analysesystemvorgeschlagen. Dieses funktioniert handlungsorientiert, rückt somit Fragen nach plura-listischen Kommunikationsstrukturen und -strategien in den Vordergrund und erlaubteine Interpretation der Zeichen ohne kulturelles, ethnisches oder identitätszuweisendesVokabular.

Die epistemologische Ergänzung zu bisherigen Angeboten steckt dabei in der Ku-mulation einzelner und bislang singulär angewandter Herangehensweisen. Aspekte ver-schiedener Methodiken wurden adaptiert und zu einem neuen Instrumentarium ver-eint. Dieses offeriert ein neues Angebot, welches zu einer Zusammenführung und ggf.Neubewertung wissenschaftlicher Fragestellungen an archäologisches Material führenkann. Im Zeitalter der cultural turns sowie der umfassenden und für viele Disziplinenneuen Relevanz von Materieller Kultur ist eine reflektierte (Neu-)Orientierung mit sinn-stiftenden Ansätzen zur Analyse jenseits von Kulturkontaktszenarien nötig. IntendierteZuweisungen sind nicht (mehr) zeitgemäß und zielführend. Objekte von ihrem ,kultu-rellen Ballast‘ zu befreien und trotzdem analytisch handhabbar zu machen, hat geradein unserem globalisierten Migrationszeitalter eine besondere Relevanz.

Dies auch für eine mögliche Sichtweise auf Antike zu forcieren, kann in dieser Hin-sicht einen Beitrag zur Verpflichtung gegenüber heutigen gesamtgesellschaftlicher Her-ausforderungen leisten: Will man Gesellschaften beschreiben und ihre Inter-, Intra- undTransaktionen verstehen, so müssen Werkzeuge entwickelt werden, die eben diese Ak-tionen aufdecken und strukturiert darstellbar machen. Bei vergangenen Gesellschaftenkann dies nur mittelbar durch Quellen geschehen, über die wir in Form ihrer Hinterlas-senschaften verfügen. Ebenso wie diese auf uns gekommenen Objekte von einer vergan-genen Lebenswelt hervorgebracht wurden, so wirkten und wirken seit ihrer Auffindungund Definition als archäologisches Objekt diese wiederum auf ihre Hersteller/innen undNutzer*innen zurück und strukturier(t)en, rahm(t)en, form(t)en und bestimm(t)en dasgesellschaftliche Zusammenleben. Sie sind sowohl Ausdruck als auch Prägung eines ge-

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sellschaftlichen Bewusstseins. B. Latour geht sogar soweit zu sagen, dass „die für dasZusammenhalten der Gesellschaft wichtigen Elemente meistens extrasomatisch sind.Jede performative Definition dessen, worum es bei Gesellschaft geht, wird durch dieEinbeziehung neuer und nicht-menschlicher Ressourcen verstärkt, unterstrichen undstabilisiert.“1411 Folglich kann man von einer Sozialkompetenz der Objekte sprechen.

Um die Kluft zwischen heutiger Wahrnehmung und antiker Zuweisung zu über-brücken und einen Zugriff auf vergangene Kommunikationsstrukturen zu erlangen,fungieren sie als fragile Bedeutungsträger zur Erforschung antiker handlungsorientier-ter Lebenswelten. Angesichts dieses Status verdienen sie, äußerst sensibel behandelt zuwerden. Wir befinden uns in der Verantwortung ihnen gegenüber, sie nicht ausschließ-lich zum Mittler unserer eigenen Wünsche und Vorstellungen einer Vergangenheit zumachen, sondern mithilfe eines reflektierten Umgangs mit ihnen ihren fragmentier-ten Zeichengehalt zu kommunizieren. Dazu will das vorgestellte Analysesystem einenBeitrag leisten. Es zieht seinen Nutzen daraus, dass Theorie und Praxis nicht mehr alszwei Antipoden gedacht werden, vielmehr liegt der Fokus auf den synchronen, diachro-nen, intermedialen und Subjekt-Objekt-bezogenen Verflechtungsmöglichkeiten und -narrativen, die in einem Konzept der Kommunikation aufgehen. Die epistemologischeVerortung liegt somit in einer Neuorientierung hin zu synergetischer Netzwerkbildung,die in alle Dimensionen ausstrahlt und gleichzeitig durch analytische Schärfe das ar-chäologische Material im Hinblick auf die gewünschte Fragestellung fokussieren kann.

Das archäologisch-semiotische Analysesystem soll es ermöglichen, vom Objekt aus-gehend darzustellen, welche Zuweisungen verschiedene Akteuren und Statusgruppenan es gerichtet haben können und auf welcher Grundlage dessen Wahrnehmung inter-pretiert werden kann. Auf diese Weise weitet sich der Forschungsdiskurs, da Deutungs-hoheiten und Machtpositionen relativierbar werden: Ist eine Terra Sigillata-Schüsselnicht per se ,römisch‘, sondern wird in ihren Objektzeichenkategorien als manifeste Ad-aption verschiedener kultureller Praktiken und Denkmuster verstanden, die sich zudemim Laufe der Jahrhunderte ändern konnten, an Bedeutung gewannen und wieder ver-loren und somit das Potenzial ihrer vielfältigen Zuweisungen widerspiegelt, so ist sienicht mehr Stellvertreter für (überlegene) Römer, (adaptierte) römische Ess- und Trink-gewohnheiten oder (museal präsentierte) römische kulturelle Sitten und Gebräuche.Stattdessen wird sie zu einem Mittler, einem Repräsentant eben dieser verschiedenenZuweisungen. So kann sie beispielsweise ein angemessenes Ausstellungsobjekt für eineNarration über römischer Ess- und Trinkgewohnheiten werden und in einer Semioseder Besucherin unsere zeitgenössische Interpretation dieses Habitus vermitteln. Mögli-che Intentionen, die vom Hersteller, Betrachter, oder anderen NutzerInnen vorgenom-men wurden, sind im Objekt fragmentarisch überliefert, wodurch sie in ihrer Darstel-

1411 Latour , .

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lung als archäologisches Fundstück kontextuell aufgedeckt, erschlossen, interpretiertund kommuniziert werden können. Dass diese Form der Analyse für diese Regionenund in diesem Zeitfenster (vgl. Abb. b) durchgeführt wurde, macht die dabei betrach-teten Objekte zu Zeichen, die nun hier in Form eines Symbols, also als ein Angebotzur Kenntnisnahme und weiteren Beschäftigungen oder Anbindung an andere Objekteund Gebiete vorliegt.

Speziell für Epirus fungiert das System als Gegenvorschlag zu einer Analyse, dievon Kategorien wie ,römisch‘ und ,griechisch‘ oder Konzepten wie Romanisierung aus-geht. Diesen wurde nicht zugetraut, zufriedenstellende Antworten der hier aufgewor-fenen Fragen und Überlegungen zu liefern; vielmehr erwiesen sie sich als untauglichfür das Anliegen dieser Arbeit. Auf der Grundlage der hier dargestellten Stätten kannfestgestellt werden, dass so etwas wie eine ,typisch epirotische‘ Materielle Kultur, die ei-nerseits gemeinsame, eindeutige Merkmale aufweist und sich andererseits von anderenProvinzen signifikant unterscheidet, nicht existiert. An einer Fülle von Einzelerkennt-nissen wurde gezeigt, dass die betrachteten Regionen eine Vielzahl von Stätten mit ganzunterschiedlichen Charakteristika vereint. Somit sind ihre Hinterlassenschaften sowohlin ihren Spezifika als auch in ihrer allgemeinen Ausprägung quasi ein Stellvertreter fürdie Materielle Kultur in allen Provinzen des Römischen Reichs. Entsprechend bildetsich ein Mikrokosmos im einzelnen Objekt sowie ein Makrokosmos in Form der über-greifenden Darstellungsmöglichkeiten von Materiellen Hinterlassenschaften, wie sie dieZeichenanalysekategorien anbieten: Die vielfältigen möglichen und parallel existieren-den Lebensweisen sind der Materiellen Kultur von Epirus inhärent und durch diesefragmentiert überliefert.

Ob man das Gebiet sogar als wohlhabend und die Besiedelung als dicht bezeichnenkönnte, dafür müssten weitere definitorische Prämissen aufgestellt und Landschaftenzum Vergleich ausgewählt werden, anhand derer dieses Verhältnis bestimmt werdenkann. So gälte es ein Konzept von ,Wohlstand‘ zu entwickeln, um die Verhältnismä-ßigkeiten einschätzen zu können. Auf dieser Grundlage wäre dann ein Vergleich mit(einer) anderen Provinz(en) möglich. Diese müssten im selben Betrachtungszeitraumauf eben diese Faktoren hin untersucht werden, um entsprechende Angaben zu erhal-ten. Nur anhand solcher Vergleichsparameter könnte im Anschluss eine Aussage übereine Besiedlungsdichte getroffen werden, anhand derer ein Vergleich bezüglich solcherKategorien wie ,reicher als‘ oder ,ärmer als‘ möglich wäre. Eine entsprechend parallelkonzipierte Analyse, die sich somit vergleichbarer Begrifflichkeiten und Voraussetzun-gen bedient und dadurch ein entsprechendes Konzept von beispielsweise ,Wohlstand‘oder ,Reichtum‘ formuliert, wäre ein spannendes und lohnendes Unterfangen.

Der Anfang ist gemacht, indem hier nun für Epirus kaleidoskopartige Einblickein die vergangenen Handlungen der Menschen in der römischen Kaiserzeit angeboten

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werden. Nicht eine Spezifizierung der Materiellen Hinterlassenschaften von Epirus istbemerkenswert, sondern vielmehr, wie sich diese Spezifizierung durch die Betrachtungder Objekte aus einer neuen Perspektive lebensweltlich differenzieren lässt. Die hierdargestellten Objekte sind somit sowohl ein repräsentativer Ausschnitt der Hinterlas-senschaften aus Epirus als auch gleichsam ein Spiegel für sämtliche Materielle Kulturaller Provinzen im Betrachtungszeitraum.

Ein Objekt an sich ist nie römisch. Seine Zuschreibung erfolgt immer durch diePerson, die es anspricht, also beispielsweise eine Archäologin. Was vergangene Rezipi-enten mit dem Objekt für Inhalte und Zuweisungen verbunden haben, welche Kate-gorien sie beachteten, welche Zeichen sie in ihm wahrnahmen und neu generierten,welche Semiosen vollzogen wurden, welche Rolle das Objekt in den Kommunikations-netzwerken einnahm, das können wir nur versuchen aus den überlieferten Kontextenauf der Grundlage einer Analyse zu interpretieren. Die Darstellung dieser Interpretationkann als ein Zeichen wiederum neue Interpretanten generieren. H. P. Hahn und U. Veitkonstatierten in derselben Publikation, dass dem regen Gebrauch des Schlagworts der„Materiellen Kultur“ bislang noch kein klares analytisches Konzept auf der Basis einersemiotischen Theorie gegenübergestellt wurde.1412 Die hier vorgelegte Studie mit demEntwurf eines archäologisch-semiotischen Analysesystems versteht sich in dieser Hin-sicht als ein Angebot, das eine umfangreiche Analyse von Objekten ermöglicht und aufdiese Weise althergebrachte Kategorien hinterfragt und ablegt, um auf einer erweitertentheoriegeleiteten Basis neue Perspektiven zu eröffnen. Somit bietet diese Untersuchungeine um bislang vernachlässigte Aspekte erweiterte Form des Umgangs mit MateriellerKultur und versteht sich somit als Beitrag zum Forschungsdiskurs über das ImperiumRomanum und speziell der römischen Provinz Epirus.

1412 H. P. Hahn , – ; Veit a, .

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Livius, Ab Urbe ConditaJohn Briscoe, Hrsg. Livius, ab urbe condita.Stuttgart: Teubner, .

Ovid, MetamorphosesWilliam S. Anderson, Hrsg. P. Ovidii Nasonismetamorphoses. Leipzig: Teubner, .

Pausanias, Descriptio GraeciaeMichel Casevitz, Jean Pouilloux und FrançoisChamoux, Hrsg. Pausanias Description de laGrèce. Paris: Les Belles Lettres, .

Plinius, Naturalis HistoriaeKarl Mayhoff, Hrsg. C. Plini Secundi naturalishistoriae libri XXXVII. Leipzig und Stuttgart:Teubner, .

Plutarch, MoraliaFrederik Dübner, Hrsg. Plutarchi scripta moralia.Graece et latine. Paris: Firmin Didot, .

Plutarch, Vitae ParallelaeBernadotte Perrin, Hrsg. Plutarch’s Lives inEleven Volumes. London und Cambridge, MA:Harvard University Press, .

Polybius, HistoriaiWilliam R. Paton, Hrsg. The Histories. In SixVolumes. London und Cambridge, MA:Harvard University Press, .

Properz, ElegiaeSimone Viarre, Hrsg. Properce, Élégies. Paris: LesBelles Lettres, .

Ptolemaios, GeographikaAlfred Stückelberger und Gerd Graßhoff.Klaudios Ptolemaios Handbuch der Geographie.Griechisch–Deutsch. Einleitung, Text undÜbersetzung, Index. Basel: Schwabe, .

Strabo, GeographikaHorace L. Jones, Hrsg. The Geography of Straboin Eight Volumes. London und Cambridge, MA:Harvard University Press, .

Sueton, De Vita CaesarumHans Martinet, Hrsg. C. Suetonius Tranquillus,de vita caesarum. Die Kaiserviten.Lateinisch-Deutsch. Düsseldorf und Zürich:Artemis und Winkler, .

Vergil, AeneisFrederic A. Hirtzel, Hrsg. P. Vergili Maronisopera. Oxford: Oxford University Press, .

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Abbildungsnachweis

1–3 Petra Wodtke. 4 Michael Pliwischkies. 5–7 Petra Wodtke. 8–9 Michael Pliwischkies.10 Petra Wodtke. 11–12 Michael Pliwischkies.13–15 Petra Wodtke. 16 Michael Pliwischkies.17–19 Petra Wodtke. 21 Michael Pliwischkies.21–22 Petra Wodtke. 23 Michael Pliwischkies.24–27 Petra Wodtke. 28 Michael Pliwischkies.29–32 Petra Wodtke. 33 Michael Pliwischkies.34–38 Petra Wodtke. 39 Michael Pliwischkies.40–41 Petra Wodtke. 42–43 Fotografin: PetraWodtke. Aufbewahrungsort und Copyright Ar-chäologisches Museum von Igoumenitsa, Thes-protien. 44–47 Petra Wodtke. 48–50 MichaelPliwischkies. 51 Petra Wodtke. 52–53 MichaelPliwischkies. 54 Petra Wodtke. 55 Michael Pli-

wischkies. 56–60 Petra Wodtke. 59 MichaelPliwischkies. 61–64 Petra Wodtke. 65 MichaelPliwischkies. 66–68 Petra Wodtke. 69 MichaelPliwischkies. 70 Petra Wodtke. 71–75 PetraWodtke. 76 Petra Wodtke. 77–78 Michael Pli-wischkies. 79 Petra Wodtke. 80–81 Michael Pli-wischkies. 82 Petra Wodtke. 83–87 Michael Pli-wischkies. 88–89 Petra Wodtke. 90–91 MichaelPliwischkies. 92–95 Petra Wodtke. 96 Fotograf:Theodor Wiegand? Digitalisat: Victoria Kant, Copy-right Staatliche Museen zu Berlin – Antikensamm-lung, Fotoarchiv, Inv.-Nr. (FA-Dod- ).97–98 Petra Wodtke. 99 Michael Pliwischkies.100–101 Petra Wodtke.

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Ortsregister

Acharavi, , ,Agia Pelagia, , , , , , –Alyzia, , , ,Ambrakia, , , ,Arta, , , , ,Benitses, , ,Butrint, , , , , , , , , , –

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Ladochori, , , , – , , , , ,, – , , – , , ,, , ,

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Riza, ,Skala, , – , – , , , , ,Stratos, , , , , , , , , , ,

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petra wodtke hat Klassische Archäologie, Ur- und Frühgeschichte, Provinzialrömische Archäologie und Latein in Berlin, Lausanne und Wien studiert und 2010 an der Universität Wien mit dem Master of Arts abgeschlossen. Von 2010 bis 2014 promovierte sie am International Graduate Centre for the Study of Culturean der Justus-Liebig-Universität Gießen in Klassischer Archäologie. Im Juni 2015 trat sie eine Stelle im Research Center of Ancient Studies des Berliner Antike-Kollegs an, von wo sie im April 2016 ins Wissenscha� s management des Exzellenzclusters Topoi wechselte. Von 2015 bis 2018 war sie außerdem wissenscha� liche Mitarbeiterin in dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung fi nanzierten Forschungsprojekt Foto-Objekte.

In der Reihe berlin studies of the ancient world erscheinen Monographien und Sammelbände aller alter tumswissenscha� lichen Disziplinen. Die Publikationen gehen aus der Arbeit des Exzellenz-clusters Topoi. The Formation and Transformation of Space and Knowledge in Ancient Civilizations hervor, einem Forschungsverbund der Freien Universität Berlin und der Humboldt-Universität zu Berlin sowie den Partner-institutionen Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenscha� en, Deutsches Archäolo gisches Institut, Max-Planck-Institut für Wissenscha� sgeschichte und Sti� ung Preußischer Kulturbesitz. Die Reihe ist Bestandteil der Publikations plattform Edition Topoi. Alle Bände der Reihe sind elektronisch unter www. edition-topoi.org verfügbar.

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9 783981 836981

ISBN 978-3-9818369-8-1

54berlin studies of the ancient worldwww.edition-topoi.org