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Die Zeitung für Medizinstudenten und junge Ärzte ZEITUNG Digitaler Nachschlag der Ausgabe 02/12 April/Mai 2012 ∙ In Kooperation mit dem Georg Thieme Verlag ∙ www.medi-learn.de Digitaler Nachschlag Plagiieren auch in der Medizin? Was ist dran am schlechten Ruf von Doktorarbeiten? Mittlerweile stehen auch medizinische Dissertationen 04 05 Homöopathie umstritten! Neben Vertretern und Anhängern der „sanften Medi- zin“ gibt es auch Kritiker und Gegner. Die Meinungen 03 rund um die alternative Heilmethode sind auch unter Medizinern unterschiedlich. in der Kritik, was Plagiate und somit Qualti- tät betrifft, und werden diskutiert. Was muss ich können? Auf ins Arbeitsleben als Mediziner – doch welche praktischen Fähigkeiten solltest du bei deiner ersten Assistenzarztstelle vorweisen können? Wir haben einige nützliche Tipps für dich. Fortsetzung auf Seite 2 Bedarf an Spender-Organen steigt ständig Angehörige müssen Zustimmung zur Transplantation geben von Kare Ahlschwede (MEDI-LEARN Redaktion) M edizinischer Fortschritt und steigende Lebenserwartung in Europa lassen den Bedarf an Transplantationen kontinuierlich steigen. Doch hält die Zahl der verfügbaren Organe mit dieser Ent- wicklung bei weitem nicht Schritt, und die Wartezeiten haben sich in den vergangenen Jahren immer mehr verlängert. Entsprechend wichtig sind die Gespräche, in denen Ärzte nach bestimmten Todesfällen die Angehörigen des Verstorbenen um Zustimmung zur Organ-Entnahme bitten. Als Spender infrage kommen Per- sonen, bei denen etwa Ertrinken, ein Verkehrsunfall oder ein Herzinfarkt zum Hirntod führen. Ursächlich kommen dabei zum Beispiel ein hy- poxisches Hirnödem oder eine Ge- hirnblutung in Frage. In Hinblick auf eine eventuelle Organspende muss dies zunächst von mehreren Ärzten diagnostiziert und umfas- send dokumentiert werden. Um die Diagnose Hirntod zu stellen, stehen eine ganze Reihe von Mitteln zur Verfügung, ange- fangen beim Nachweis im EEG, dass das Gehirn auf äußere Reize nicht mehr reagiert. Beim Apnoe- Test wird die künstliche Beat- mung so weit verringert, dass die resultierende CO 2 -Anreicherung im Blut einen Atemantrieb her- vorrufen müsste. Sein Ausbleiben wird ebenso als Anzeichen für einen Hirntod gewertet wie das Fehlen der zentralen Reflexe während einer vollständigen neurologischen Un- tersuchung. An der Untersuchung müssen zwei Ärzte teilnehmen, die beide über mehrjährige Erfahrung in der Intensivbehandlung von Patienten mit schweren Hirnschädigungen verfügen. Sie dürfen außerdem we- der an der Entnahme noch an der Übertragung der Or- gane dieses Pati- enten beteiligt sein. Der Abschluss der von ihnen durchgeführten Diagnose und deren Dokumentation wird als Todeszeit im juristischen Sinne re- gistriert. Wird im Zuge der neurologischen Untersuchung der Hirntod aufgrund irreparabler Schäden festgestellt und lässt andererseits der Zustand des toten Körpers eine Organ- spende zu, dann werden die Angehörigen des Verstorbenen um eine Unterredung gebeten. Während dieser Zeit wird eine organprotek- tive Therapie am Patienten durchge- führt. In angemessener Umgebung beispielsweise eines ruhigen Arzt- zimmers und mit der erforderlichen Zeit werden ihnen die Umstände des Todes geschildert, die Todesur- sache mitgeteilt und das Prinzip des Hirntodes erklärt. Primäres Ziel dieses Ge- sprächs ist die Einsicht der An- gehörigen, dass ein Weiterleben ihres Verwandten keines- falls mehr möglich ist, dass mit einigen seiner Organe jedoch anderen Menschen das Wei- terleben ermöglicht werden könnte. Erst danach tritt die Frage auf, ob der Verstorbene sich vor seinem Tod zum Thema Organ- spende geäußert hat. Ein „Nein“ beispiels- weise auf einem Organ- spender-Ausweis wird widerspruchslos akzep- tiert. Juristisch betrachtet geht es ausschließlich um den mutmaßlichen Willen des Verstorbenen und nicht um den der Angehörigen. Liegt jedoch kein Organ- spendeausweis vor, muß die Familie eine Entschei- dung treffen. Diese sollte ebenfalls den mutmaßlichen Willen des Patienten wider- spiegeln. Leider sprechen sie dabei viele Angehörige für ein „Nein“ aus, da dieses Thema bisher eher selten in der Familie angesprochen wird und diese daher oft nicht wis- sen, was ihr Angehöriger gewollt hätte.

Digitaler Nachschlag 01/2010

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Der digitale Nachschlag der MEDI-LEARN Zeitung bietet online die Fortsetzungen der Artikel der Printversion sowie viele weitere interessante Berichte, Artikel und Meldungen aus der Medizin und dem Studium.

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Die Zeitung für Medizinstudenten

und junge Ärzte ZEITUNGDigitaler Nachschlag der Ausgabe 02/12 April/Mai 2012 ∙ In Kooperation mit dem Georg Thieme Verlag ∙ www.medi-learn.de

DigitalerNachschlag

Plagiieren auch in der Medizin?Was ist dran am schlechten Ruf von Doktorarbeiten? Mittlerweile stehen auch medizinische Dissertationen

04 05

Homöopathie umstritten!Neben Vertretern und Anhängern der „sanften Medi-zin“ gibt es auch Kritiker und Gegner. Die Meinungen

03 rund um die alternative Heilmethode sind auch unter Medizinern unterschiedlich.

in der Kritik, was Plagiate und somit Qualti-tät betrifft, und werden diskutiert.

Was muss ich können?Auf ins Arbeitsleben als Mediziner – doch welche praktischen Fähigkeiten solltest du bei deiner ersten

Assistenzarztstelle vorweisen können? Wir haben einige nützliche Tipps für dich.

Fortsetzung auf Seite 2

Bedarf an Spender-Organen steigt ständigAngehörige müssen Zustimmung zur Transplantation geben von Kare Ahlschwede (MEDI-LEARN Redaktion)

Medizinischer Fortschritt und steigende Lebenserwartung

in Europa lassen den Bedarf an Transplantationen kontinuierlich steigen. Doch hält die Zahl der verfügbaren Organe mit dieser Ent-wicklung bei weitem nicht Schritt, und die Wartezeiten haben sich in den vergangenen Jahren immer mehr verlängert. Entsprechend wichtig sind die Gespräche, in denen Ärzte nach bestimmten Todesfällen die Angehörigen des Verstorbenen um Zustimmung zur Organ-Entnahme bitten.

Als Spender infrage kommen Per-sonen, bei denen etwa Ertrinken, ein Verkehrsunfall oder ein Herzinfarkt zum Hirntod führen. Ursächlich kommen dabei zum Beispiel ein hy-poxisches Hirnödem oder eine Ge-hirnblutung in Frage. In Hinblick auf eine eventuelle Organspende muss dies zunächst von mehreren Ärzten diagnostiziert und umfas-send dokumentiert werden.

Um die Diagnose Hirntod zu stellen, stehen eine ganze Reihe von Mitteln zur Verfügung, ange-fangen beim Nachweis im EEG, dass das Gehirn auf äußere Reize nicht mehr reagiert. Beim Apnoe-Test wird die künstliche Beat-mung so weit verringert, dass die resultierende CO2-Anreicherung im Blut einen Atemantrieb her-vorrufen müsste. Sein Ausbleiben wird ebenso als Anzeichen für einen Hirntod gewertet wie das Fehlen der zentralen Refl exe während einer vollständigen neurologischen Un-tersuchung.

An der Untersuchung müssen zwei Ärzte teilnehmen, die beide über mehrjährige Erfahrung in der

Intensivbehandlung von Patienten mit schweren Hirnschädigungen verfügen. Sie dürfen außerdem we-der an der Entnahme noch an der Übertragung der Or-

gane dieses Pati-enten beteiligt sein. Der Abschluss der von ihnen

durchgeführten Diagnose und deren Dokumentation wird als Todeszeit im juristischen Sinne re-gistriert.

Wird im Zuge der neurologischen Untersuchung der Hirntod aufgrund irreparabler Schäden festgestellt und lässt andererseits der Zustand des

toten Körpers eine Organ-spende zu, dann werden die

Angehörigen des Verstorbenen um eine Unterredung gebeten. Während dieser Zeit wird eine organprotek-tive Therapie am Patienten durchge-führt. In angemessener Umgebung beispielsweise eines ruhigen Arzt-zimmers und mit der erforderlichen

Zeit werden ihnen die Umstände des Todes

geschildert, die Todesur-sache mitgeteilt und das

Prinzip des Hirntodes erklärt.Primäres Ziel dieses Ge-

sprächs ist die Einsicht der An-gehörigen, dass ein Weiterleben

ihres Verwandten keines-falls mehr möglich ist, dass mit einigen seiner Organe jedoch anderen Menschen das Wei-terleben ermöglicht werden könnte. Erst danach tritt die Frage auf, ob der Verstorbene sich vor seinem Tod zum Thema Organ-

spende geäußert hat. Ein „Nein“ beispiels-

weise auf einem Organ-spender-Ausweis wird widerspruchslos akzep-tiert. Juristisch betrachtet geht es ausschließlich um

den mutmaßlichen Willen des Verstorbenen und nicht um den der Angehörigen. Liegt jedoch kein Organ-spendeausweis vor, muß

die Familie eine Entschei-dung treffen. Diese sollte ebenfalls den mutmaßlichen

Willen des Patienten wider-spiegeln. Leider sprechen sie dabei viele Angehörige für ein „Nein“ aus, da dieses Thema bisher eher selten in der Familie angesprochen wird und diese daher oft nicht wis-sen, was ihr Angehöriger gewollt hätte.

ZEITUNGDigitaler Nachschlag der Ausgabe 02/Digitaler Nachschlag der Ausgabe 02/Digitaler Nachschlag der Ausgabe 02 12 April/Mai 2012 ∙ In Kooperation mit dem Georg Thieme Verlag ∙ www.medi-learn.de

DigitalerNachschlag

Plagiieren auch in der Medizin?Was ist dran am schlechten Ruf von Doktorarbeiten? Mittlerweile stehen auch medizinische Dissertationen

04 05

Homöopathie umstritten!Neben Vertretern und Anhängern der „sanften Medi-zin“ gibt es auch Kritiker und Gegner. Die Meinungen

rund um die alternative Heilmethode sind auch unter Medizinern unterschiedlich.

in der Kritik, was Plagiate und somit Qualti-tät betrifft, und werden diskutiert.

Was muss ich können?Auf ins Arbeitsleben als Mediziner – doch welche praktischen Fähigkeiten solltest du bei deiner ersten

Assistenzarztstelle vorweisen können? Wir haben einige nützliche Tipps für dich.

Bedarf an Spender-Organen steigt ständigAngehörige müssen Zustimmung zur Transplantation geben von Kare Ahlschwede (MEDI-LEARN Redaktion)

edizinischer Fortschritt und steigende Lebenserwartung

in Europa lassen den Bedarf an Transplantationen kontinuierlich steigen. Doch hält die Zahl der verfügbaren Organe mit dieser Ent-wicklung bei weitem nicht Schritt, und die Wartezeiten haben sich in den vergangenen Jahren immer mehr verlängert. Entsprechend wichtig sind die Gespräche, in denen Ärzte nach bestimmten Todesfällen die Angehörigen des Verstorbenen um Zustimmung zur

Als Spender infrage kommen Per-sonen, bei denen etwa Ertrinken, ein Verkehrsunfall oder ein Herzinfarkt zum Hirntod führen. Ursächlich kommen dabei zum Beispiel ein hy-poxisches Hirnödem oder eine Ge-hirnblutung in Frage. In Hinblick auf eine eventuelle Organspende muss dies zunächst von mehreren Ärzten diagnostiziert und umfas-send dokumentiert werden.

Um die Diagnose Hirntod zu stellen, stehen eine ganze Reihe von Mitteln zur Verfügung, ange-fangen beim Nachweis im EEG, dass das Gehirn auf äußere Reize nicht mehr reagiert. Beim Apnoe-Test wird die künstliche Beat-mung so weit verringert, dass die

-Anreicherung im Blut einen Atemantrieb her-vorrufen müsste. Sein Ausbleiben wird ebenso als Anzeichen für einen Hirntod gewertet wie das Fehlen der zentralen Refl exe während einer vollständigen neurologischen Un-

Intensivbehandlung von Patienten mit schweren Hirnschädigungen verfügen. Sie dürfen außerdem we-der an der Entnahme noch an der Übertragung der Or-

gane dieses Pati-enten beteiligt sein. Der Abschluss der von ihnen

durchgeführten Diagnose und deren Dokumentation wird als Todeszeit im juristischen Sinne re-gistriert.

toten Körpers eine Organ-spende zu, dann werden die

Angehörigen des Verstorbenen um eine Unterredung gebeten. Während dieser Zeit wird eine organprotek-

Zeit werden ihnen die Umstände des Todes

geschildert, die Todesur-sache mitgeteilt und das

Prinzip des Hirntodes erklärt.Primäres Ziel dieses Ge-

sprächs ist die Einsicht der An-gehörigen, dass ein Weiterleben

ihres Verwandten keines-falls mehr möglich ist, dass mit einigen seiner Organe jedoch anderen Menschen das Wei-terleben ermöglicht werden könnte. Erst danach tritt die Frage auf, ob der Verstorbene sich vor seinem Tod zum Thema Organ-

spende geäußert hat. Ein „Nein“ beispiels-

weise auf einem Organ-spender-Ausweis wird widerspruchslos akzep-tiert. Juristisch betrachtet geht es ausschließlich um

den mutmaßlichen Willen des Verstorbenen und nicht um den der Angehörigen. Liegt jedoch kein Organ-spendeausweis vor, muß

die Familie eine Entschei-dung treffen. Diese sollte ebenfalls den mutmaßlichen

Willen des Patienten wider-spiegeln. Leider sprechen sie dabei viele Angehörige für ein „Nein“ aus, da dieses Thema bisher eher selten in der Familie angesprochen wird und diese daher oft nicht wis-sen, was ihr Angehöriger gewollt

April/Mai 20122Seite MLZDigitaler Nachschlag

Aus Angst vor einer Fehlent-scheidung bei der Organentnahme wird die Zustimmung verweigert, da sie zu der gefällten Entschei-dung stehen und mit ihr weiterleben müssen. Das wird ihnen durch die Umstände ohnehin recht schwer ge-macht, denn sie können beispiels-weise nicht erst wieder nach Hause gehen, um ein paar Tage über ihr Votum nachdenken. Dieses muss wegen der sich möglicherweise rapide verschlechternden Voraus-setzungen für die Organentnahme und auch aus ethischen Gründen praktisch sofort erfolgen.

Liegt eine Zustimmung vor, wird der Patient bei der Eurotransplant-Zentrale im holländischen Leiden angemeldet. Diese schickt einen regionalen Vertreter in die Klinik, um alle verfügbaren Informatio-nen über den Zustand des Körpers und einzelner Organe zu sammeln:

Angehörige müssen Zustimmung geben Fortsetzung von Seite 1

Viele Fragen und Zweifel zu BeginnFortsetzung aus der MEDI-LEARN Zeitung 02/2012

Versicherungsprobleme ver-boten mir jeglichen Umgang

mit Infusionen, weder wechseln noch abstöpseln. Die Tätigkeiten der meisten Praktikanten sind mehr als begrenzt. So war meine Stan-dardantwort beim auf die Klingel laufen: „Ich sag Bescheid.“ In vie-len Fällen konnte/durfte ich einfach nichts machen. Mal ein Pflaster aufkleben, Sprudel bringen, auf die Toilette bzw. Bettpfanne setzen, das waren die Dinge, die zu meinen Routineaufgaben hinzukamen. Den bisherigen Höhepunkt meines Prak-tikums stellt das Aufwickeln eines Verbandes nach einer Zehenamputa-tion an einem diabetischen Fuß dar, der mit Drainagen gespickt war.

Dort konnte ich mir zum er-sten Mal ein – wenn auch sehr be-grenztes – Bild von der Arbeit der Ärzte machen. Ich sah, wie der Schnitt verlief, an welchen Stellen die Schläuche ein- und austraten. Von den Ärzten bekomme ich im Krankenpflegepraktikum insgesamt

Viele Fragen und Zweifel zu BeginnFortsetzung aus der MEDI-LEARN Zeitung 02/2012

Größe, Gewicht und Alter des Spenders, Blutgasanalysen, Ultra-schalluntersuchungen des Herzens, Bronchoskopie-Befund der Lunge, Diuresemengen und vieles mehr.

Eurotransplant ermittelt anhand dieser Daten, welche Kliniken ge-eignete Empfänger gemeldet ha-ben, und benachrichtigt die jeweils zuständigen Transplantationszen-tren. Deren diensthabende Ärzte interpretieren erneut die Befunde und entscheiden, ob sie das ver-fügbare Organ für ihren Patienten akzeptieren.

Die Zuteilung erfolgt zwar streng nach Warteliste, aber um Verzöge-rungen zu vermeiden, werden von Eurotransplant immer gleich meh-rere Zentren informiert. Nimmt die erste Klinik das Angebot nicht an, ist die nächste und eventuell sogar die übernächste auf der Liste bereits informiert. So wird wertvolle Zeit

gespart. Weitere Details über das Vergabe-Verfahren finden sich auf den Internet-Seiten der Deutschen Stiftung Organspende (www.dso.de).

Die Entnahme der Thorax-Organe nimmt häufig das Explantations-Team der Empfängerklinik selbst vor. Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass die den potenziellen Emp-fänger behandelnden Ärzte noch einmal vor Ort sehen wollen, wie zum Beispiel dieses Herz pumpt. Die anderen Organe werden aber von Ärzten des Krankenhauses ent-nommen, das den Spender gemel-det hat, und dann gesondert zu den Empfängern transportiert.

Im Vorfeld einer Explantation wird der Spender in Vollnarkose versetzt. Damit wird über jeden Zweifel hinaus und ungeachtet des bei ihm diagnostizierten Hirn-todes sichergestellt, dass er von der Operation nichts spüren kann.

Diese Narkose unterscheidet sich in keiner Weise von der für einen regulären Patienten und wird erst beendet, nachdem beispielswei-se das Herz entnommen worden ist. Zur Explantation gehört auch das vollständige Verschließen des Spender-Körpers, der danach in die Pathologie überführt und dort vom Bestatter abgeholt wird.

Für das Thema Organspende muss man sich als Arzt ein dickes Fell zulegen. Die notwendigen Gespräche mit den möglicherwei-se noch unter Schock stehenden Angehörigen können sehr schwie-rig sein. Einerseits sollen sie kei-nesfalls zur Zustimmung gedrängt werden. Andererseits ist es im Inte-resse des vielleicht schon seit Jah-ren auf ein passendes Organ war-tenden Empfängers gut und richtig, einfühlsam und fachlich kompetent um diese Zustimmung zu werben.

reichlich wenig mit. Ich sehe sie beim Visitegehen, eventuell mal bei einem Verbandswechsel. Aber besonders auf meiner Station fielen die meisten eher durch Abwesenheit auf, da sie den größten Teil der Zeit im OP verbrachten. Aber um die Ar-beit der Ärzte kennenzulernen, ist das Praktikum auch nicht da.

Mit den Schwestern und Pfle-gern machte ich jedoch durchweg gute Erfahrungen. Jedem Patienten wird so schnell wie möglich gehol-fen und es wird fast jeder Wunsch erfüllt. Sie arbeiten ordentlich und verantwortungsbewusst – immer-hin geht es um Menschenleben. Des Weiteren haben die Pflege-kräfte wirklich ein großes Wissen bezüglich Krankheiten und Medi-kamenten, von dem auch einiges an mich weitergegeben wurde. Jede Frage, die ich stelle, wird ausführ-lich beantwortet. Wenn ich einmal nicht weiß, wie ich etwas zu ma-chen habe, wird es mir eben ge-zeigt. Alles in allem kann ich sehr

zufrieden sein mit meiner Station: Ich lerne wirklich viel dort.

Eine Erfahrung, die ich jedoch jeden Tag mache: Im Krankenhaus hat man wirklich einen ziemlich harten Job, egal ob als Pfleger oder als Arzt. Das Schichtsystem ist mit Spät- und Nachtdiensten sowie Wo-chenenddiensten nicht gerade ohne. Dazu kommen noch die Überstun-den, die viele machen müssen, wenn mal jemand ausfällt. Auch sind die acht Stunden Schicht sehr anstren-gend: Es wird eigentlich nur ge-standen und gelaufen, die Patienten müssen gehoben und gestützt wer-den, was ziemlich auf den Rücken gehen kann. Die Schicksale, denen man begegnet, erleichtern die Arbeit auch nicht gerade: Vollpflegefälle, die eigentlich nur noch gekommen sind, um zu sterben, oder Krebs-kranke, die gesagt bekommen, sie würden nur noch ein paar Monate leben. Das Praktikum bereitet ein wenig auf die Belastung vor, die man als Arzt auszuhalten hat.

Zusammenfassend kann ich aber sagen, dass ich viele, wenn nicht sogar alle Ängste, die ich vor dem Praktikum hatte, weitgehend verlo-ren habe. Das meiste stellt sich als gar nicht so schlimm heraus, wie ich es mir vorgestellt hatte, und mit guter Anleitung lerne ich die Abläufe recht schnell. Klar, ich stehe in der Krankenhaushierarchie ganz unten. Aber wenn du bemüht bist und guten Willen zeigst, wirst du gewiss nicht nur als Fußabtreter benutzt, sondern kannst recht schnell deinen eigenen Aufgaben nachgehen. Du kannst viele Erfahrungen aus diesem Prak-tikum mitnehmen, die dir nutzen können, vorausgesetzt, du lässt es zu, diese Erfahrungen zu machen. Wer mit einer komplett negativen Grund-haltung in dieses Praktikum geht und sich denkt: „Ach, das sind doch nur Schwestern, ich werde später Arzt,“ der wird wahrscheinlich absolut kei-nen Spaß an diesen drei Monaten fin-den. Ich habe noch zwei Monate vor mir und ich freue mich darauf.

April/Mai 2012 3SeiteMLZDigitaler Nachschlag

Sanfte Medizin im Busch„Homöopathen ohne Grenzen“von Ines Behlert (MEDI-LEARN Redaktion)

Homöopathie ist umstritten. Als alternative Heilmethode

auf dem Vormarsch, wird vor allem die Ablehnung von Wirksamkeits-studien kritisiert. Vertreter und Anhänger feiern die „sanfte Medi-zin“, Kritiker und Gegner gestehen ihr höchstens einen Placebo-Effekt zu. Die Gräben zwischen den Par-teien sind tief und werden sich in absehbarer Zeit wohl kaum über-winden lassen. Mediziner sind bei dem Thema durchaus unterschied-licher Meinung. Als im Frühjahr von der ARD über die Organisati-on „Homöopathen ohne Grenzen“ berichtet wurde, entspann sich im MEDI-LEARN Forum eine rege Diskussion.

In Analogie zu den „Ärzte ohne Grenzen“ formierten sich die „Ho-möopathen ohne Grenzen“ (HOG) 1997 in Deutschland. Laut Selbst-beschreibung geht es den dort ver-einigten „ÄrztInnen, Heilprakti-kerInnen und Hebammen“ darum, „die klassische Homöopathie als medizinische Hilfe in Krisengebie-ten einzusetzen“. Dabei wollen sie in die Strukturen vor Ort eingebun-den werden und Hilfe zur Selbst-hilfe leisten, sodass die Projekte

von den Ortsansässigen selbstän-dig weitergeführt werden können. Wiederholt wird von ihnen betont, dass sie nur auf Anforderung in die Gebiete gehen und dort nicht missi-onarisch tätig sein wollen.

Aus Berichten der HOG geht hervor, dass sie sowohl Laien in Homöopathie ausbilden als auch Hebammen schulen. Auf diese Weise wollen sie eine „kostengün-stige und effektive Medizin“ zur Verfügung stellen, vor allem der ärmeren Bevölkerung. Dass die-ses Angebot von den Menschen genutzt wird, zeigt ein Bericht der ARD über die HOG-Arbeit in Afrika. Heilpraktiker wurden bei ihren Sprechstunden begleitet, die sie dort abhielten und die stark be-sucht waren. Nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass medizi-nische Versorgung dort teuer und nicht überall verfügbar ist.

Während die Homöopathen ein-räumen, dass es Grenzen für ihre Methode gebe, „etwa bei schweren Verletzungen, bei Diabetes oder Aids“, spricht die Bevölkerung von „Wunderheilerinnen“. Ein Be-wohner war überzeugt, durch die Homöopathie von Malaria geheilt

worden zu sein. Die HOG wider-sprach dem in einer Stellungnahme und wies darauf hin, dass „weder Malaria noch Aids noch sonstige lebensbedrohliche Infektionskrank-heiten“ von ihnen behandelt wer-den. Zudem würden keine Heilver-sprechen gegeben.

Bei der Diskussion im MEDI-LEARN Forum wurde unter anderem auch diese Stellungnahme diskutiert. Ein Nutzer wies darauf hin, dass von den Homöopathen au-ßer einer ausführlichen Anamnese keine weitere Diagnostik durchge-führt wird und daher auch keine Di-agnose gestellt wird. Dies sei aber korrekt, weil in der Homöopathie keine Diagnosen, sondern Sym-ptome behandelt werden. Und dann ginge es nicht um die Frage einer Malaria-Behandlung, sondern um das Kurieren von Fieberschüben, Schüttelfrost und Leistungsknick.

Andere User wiesen darauf hin, dass bei einer in Schüben verlau-fenden Erkrankung wie der Mala-ria immer wieder (vermeintliche) Besserungen eintreten, ohne dass eine wirkliche Genesung erfolgt. Dieser Punkt fand im Forum be-sondere Beachtung, als es um die Frage ging, ob eine subjektive Besserung nicht Ergebnis genug ist. Ein Forennutzer war der Mei-nung, dass es reicht, wenn die Menschen vor Ort subjektiv mit der Behandlung zufrieden sind.

Immerhin wenden sich in Deutsch-land ebenfalls vermehrt Menschen der Homöopathie zu, weil die Schulmedizin sie enttäuscht hat. Daraufhin kam der Hinweis, dass subjektive Wahrnehmung und tat-sächlicher Krankheitsverlauf nicht übereinstimmen müssen.

Die überwiegende Mehrheit der Diskussionsteilnehmer war der Ho-möopathie gegenüber kritisch ein-gestellt. Aspekte wie der mangelnde Wirksamkeitsnachweis durch feh-lende Studien, die Frage nach dem Placeboeffekt und der Krankenkas-senbelastung durch verschleppte Erkrankungen wurden angespro-chen. Daneben wurde immer wieder in den Raum gestellt, ob die HOG nicht möglicherweise die fehlende schulische Ausbildung in Afrika ausnutzen, um sich und ihre Metho-den zu profilieren.

Ein Forennutzer erwägt inzwi-schen, den an seiner Uni ange-botenen Kurs „Homöopathie für Medizinstudenten“ zu besuchen in der Hoffnung, dass dort eine wissenschaftliche Beleuchtung stattfindet. Die Zweifel gegenüber der Homöopathie bestehen und werden durch Projekte wie die der HOG nicht abgebaut, sondern eher noch verstärkt. Ohne die schon lange geforderten Wirksamkeits-studien werden die meisten Medi-ziner, aber auch Laien ihre Skepsis nicht aufgeben.

April/Mai 20124Seite MLZDigitaler Nachschlag

Was muss ich können?Praktische Fähigkeiten bei Arbeitsbeginnvon Nina Dalitz (MEDI-LEARN Redaktion)

„Welche praktischen Fähigkeiten sollte ich beherrschen, wenn ich demnächst in Deutschland einen Job als Assistenzarzt antrete?“, fragt ein Medizinstudent im Forum von MEDI-LEARN. Verständliche Frage, denn es gibt keine Liste mit Dingen, die man als Berufsanfän-ger können sollte. Man hat zwar ein komplettes Medizinstudium hinter sich, doch der Wissens- und Kön-nensstand ist sehr unterschiedlich. Gibt es trotzdem ein paar Tipps und Hinweise? Natürlich:

AnAmnese und BefunderheBung

„Das Wichtigste ist, dass du ler-nen willst,“ ist zum Beispiel der erste Tipp. Denn: „Alles, was du nicht kannst, wird dir in einem gu-

ten Haus beigebracht.“ Außer viel-leicht Blutabnehmen und periphere Zugänge legen, „wobei man auch hier durch Übung weiterkommt.“ Und: „ZVK legen gehört mit Si-cherheit nicht zu den Ausbildungs-zielen im PJ.“ Dafür sollte ein Be-rufsanfänger vor allem „ordentlich Anamnese und körperliche Un-tersuchung beherrschen.“ Extrem wichtig ist dabei die Dokumentati-on der erhobenen Befunde. Da gibt es meist Standardsätze, die man draufhaben sollte. „Textbausteine sind da 'ne feine Sache.“

grundkenntnisse der häufigsten erkrAnkungen

Außerdem sind Grundkenntnisse der häufigsten Erkrankungen des an-gestrebten Fachgebietes „ganz nett“.

Sodass du z. B. weißt, „dass bei die-ser und jener Symptomatik 'ne Sono gemacht wird. Die Sono muss man als Berufsanfänger natürlich nicht können, aber man sollte wissen, wann sie indiziert ist.“ Ein anderer Mediziner fügt hinzu: „Als chirur-gischer Mensch vielleicht noch die eine oder andere Naht- und Knoten-technik ...“ Selbst dazu gibt es den bissigen Kommentar, dass „es sich nicht lohnt, Knotentechniken zu ler-nen. Es wird sowieso die falsche für die jeweilige Klinik sein.“

WAs sollte mAn können? einiges AB!

Eine Meinung ist, dass man als Chirurgieassi „einiges ab“ können sollte. Es verlangt niemand, dass du nach der OP sagen kannst „Ich nähe den Patienten zu,“ auch wenn du schon „ein bisschen an Schwei-nefüßen und Schaumstoff“ geübt hast. Am Anfang wirst du immer angeleitet. Deshalb ist dein Text als Anfänger: „Ich hab noch nie einen

Patienten genäht – würden Sie mir auf die Finger gucken und mich an-leiten?“ und alles ist gut. „Du bist nicht der Einzige, weißte.“

die hAndWerklichen sAchen sind dAs geringste

ProBlem

Überhaupt „sind die handwerk-lichen Sachen das geringste Pro-blem.“ Als Anfänger musst du erst mal lernen, dir die Arbeit zu orga-nisieren, nicht die Hälfte zu ver-gessen und nicht völlig den Kopf zu verlieren, wenn mal Chaos aus-bricht. Lass dir dazu den „Papier-kram“ (Briefe, Anforderungen, An-fragen der Kassen, Gutachten etc.) genau von einem älteren Kollegen zeigen, sonst „versinkst du darin“. Bei der Arbeit ist es dann wichtig, eine brauchbare Organisation der Arbeitsabläufe zu gewährleisten.

hilfe jederzeit einfordern

Auch wenn das dein erster Ge-danke ist: Auf „Ich kann das alles nicht!“ solltest du dich nicht verstei-fen. Konzentriere dich eher darauf, was du schon alles gelernt hast. Und fordere jederzeit Hilfe an. Deine Kollegen können nicht Gedanken lesen, deshalb solltest du dein „Du, das habe ich noch nicht gelernt, zeig es mir bitte.“ artikulieren! Frag einfach, ob dir dein Kollege „das 1. nochmal erklären kann und 2. mit drauf schaut.“ Übe dich auch darin, gegenüber den Patienten professio-nell und sicher aufzutreten. Das Ver-trauen der Patienten ist sehr wichtig und du solltest es nicht durch falsche Unsicherheit verspielen. Dazu ge-hört unter anderem, „nicht gerade zu sagen, dass das dein erster Patient ist, wenn der Patient mit dabei ist.“

ÜBerBlick verschAffen

Trotz allem gilt: Überschätze dich nicht. Kenne deine Grenzen. Es ist gut, zum Arbeitsbeginn bereits ei-nen Überblick über die gängigsten Dinge zu haben. Das geht z. B. mit einem ausführlichen Buch, das sich an Studenten oder Berufsanfän-ger wie dich richtet. Dabei solltest du dich nicht in Details verlieren, sondern dir wirklich erst mal einen Überblick verschaffen.

April/Mai 2012 5SeiteMLZDigitaler Nachschlag

Plagiate bei DoktorarbeitenMedizinische Dissertationen ebenfalls unter Verdachtvon Ines Behlert (MEDI-LEARN Redaktion)

IMPRESSUM

Herausgeber: MEDI-LEARN Verlag GbR, ISSN 1860-8590 Elisabethstraße 9, 35037 Marburg/LahnTel: 04 31/780 25-0, Fax: 04 31/780 25-262E-Mail: [email protected], www.medi-learn.de

Redaktion: Christian Weier (V.i.S.d.P.), Jens Plasger, Dipl.-Päd. Kare Ahlschwede (Chef vom Dienst), Dr. med. Marlies Weier, Dr. med. Dipl.-Psych. Bringfried Müller, Thomas Brockfeld

Layout & Graphik: Kristina Junghans

Bildnachweis: www.photocase.com, www.istockphoto.com, www.sxc.hu, www.pixelquelle.de, Artikelautoren, www.flickr.com

Erscheinungsort: MarburgDer digitale Nachschlag erscheint zu jeder MEDI-LEARN Zeitung als Ergänzung, die du dir als PDF auf der MEDI-LEARN Seite herunterladen oder online anschauen kannst. Er beinhaltet Fortsetzungen von Artikeln aus der aktuellen Zeitung sowie weitere interessante Artikel und Berichte rund um die Medizin.

Dein Artikel bei MEDI-LEARN? Wir freuen uns über die Zusendung von Erfahrungs berichten und anderen Artikeln und belohnen die Autoren mit Fachbüchern. Alle weiteren Infos findest du unter www.medi-learn.de/artikel.

Dieser Digitale Nachschlag ist Teil der MEDI-LEARN Zeitung. Die bisherigen Ausgaben findest Du unter: www.medi-learn.de/MLZ-Online

Nicht nur, dass medizinische Doktorarbeiten allgemein ei-

nen schlechten Ruf haben. Der Fall Guttenberg hat in jüngerer Vergan-genheit zusätzlich an der Glaub-würdigkeit von Dissertationen gerüttelt. In der Folge kam es zu einer Welle von Plagiatsverdachten sowie deren Entdeckungen. Doch nicht nur Arbeiten von Juristen und Geisteswissen-schaftlern gerieten unter Ver-dacht,

sondern auch einige medizinische Doktorarbeiten der Uni Würzburg. Daraus wiederum er-gab sich eine neue Dis-kussion um die häufi g belächelten medizi-nischen Doktorar-beiten. Es drängt sich die Frage auf, was es mit der Qualität der Doktorarbeiten auf sich hat. Und ob Plagiieren bei den Me-dizinern ebenso verbreitet ist wie scheinbar anderswo.

Dabei muss vorweg erst einmal ein entscheidender Unterschied deutlich gemacht werden: Plagiat und Qualität sind zwei verschiedene Dinge. Ein Plagiat kann qualitativ hochwertig sein, muss es aber nicht. Der springende Punkt ist, dass bei einem Plagiat Inhalte oder Gedan-ken von einem anderen Autor über-nommen wurden, ohne deutlich zu machen, dass sie nicht auf eigener Arbeit beruhen. Wenn du beispiels-weise das Einführungskapitel eines Lehrbuches kopierst und in deiner Arbeit als Einführung angibst, ohne darauf hinzuweisen, dass dieser Teil aus einem Buch stammt. Oder das Verwenden eines knackigen Satzes, in dem jemand den Sachverhalt tref-fend zusammengefasst hat, ohne zu kennzeichnen, dass nicht du Urhe-ber dieses Satzes bist.

Die Frage nach der Qualität ist da schon schwieriger zu beantwor-

ten. Auf den ersten Blick werden Qualität und Quantität oftmals gleichgesetzt. Das hat zur Folge, dass medizinische Doktorarbeiten aufgrund ihres vermeintlich zu ge-ringen Umfanges als minderwertig ange- sehen

werden. Meistens wird dabei außer Acht gelassen, dass Dok-

torarbeiten verschiedener Fachbe-reiche gar nicht vergleichbar sind. Eine Arbeit in der Physik sieht si-cherlich anders aus als eine in Phi-losophie. Der für alle universitären Bereiche geltende Grundsatz, dass eine Doktorarbeit einen Beitrag zum wissenschaftlichen Fortschritt leisten soll, hilft nicht weiter: Eini-ge bahnbrechende Doktorarbeiten vergangener Zeiten haben einen er-staunlich geringen Umfang.

Der Kritikpunkt des zu gerin-gen Umfangs ist also wenig aus-sagekräftig. Interessanter ist der Ausblick auf die Frage nach der Wissenschaftlichkeit bzw. nach dem wissenschaftlichen Arbeiten. Hier tut sich sogleich ein eigen-artiges Gefälle auf: einerseits der Anspruch auf wissenschaftliches Arbeiten, andererseits das nahezu völlige Fehlen dieses Aspektes im Studium. Doch wie soll jemand wissenschaftlich arbeiten, der es nie gelernt hat?

An diesem Punkt setzen seit ei-niger Zeit vermehrt Universitäten

an. Einige Unis bieten inzwischen Alternativen zur traditionellen Er-stellung der Doktorarbeit, etwa mit begleitenden Seminaren und inten-siver Betreuung durch Professoren. Andernorts werden Studienord-nungen geändert, die bislang kei-ne eigene Forschungsleistung for-

derten. Oder das Erlernen wissenschaftli-

genheit zusätzlich an der Glaub-würdigkeit von Dissertationen gerüttelt. In der Folge kam es zu einer Welle von Plagiatsverdachten sowie deren Entdeckungen. Doch nicht nur Arbeiten von Juristen und Geisteswissen-schaftlern gerieten unter Ver-dacht,

sondern auch einige medizinische Doktorarbeiten der Uni Würzburg. Daraus wiederum er-gab sich eine neue Dis-kussion um die häufi g belächelten medizi-nischen Doktorar-beiten. Es drängt sich die Frage auf, was es mit der Qualität der Doktorarbeiten auf sich hat. Und ob Plagiieren bei den Me-dizinern ebenso verbreitet ist wie scheinbar anderswo.

aufgrund ihres vermeintlich zu ge-ringen Umfanges als minderwertig ange- sehen

werden. Meistens wird dabei außer Acht gelassen, dass Dok-

torarbeiten verschiedener Fachbe-reiche gar nicht vergleichbar sind. Eine Arbeit in der Physik sieht si-cherlich anders aus als eine in Phi-

siver Betreuung durch Professoren. Andernorts werden Studienord-nungen geändert, die bislang kei-ne eigene Forschungsleistung for-

derten. Oder das Erlernen wissenschaftli-

mente vertiefen und abschließend eine kleine wissenschaftliche Ar-beit darüber schreiben.

Und ganz falsch liegen die Verant-wortlichen damit wohl nicht. Zwar wurde vielfach die Bedeutung wis-senschaftlichen Arbeitens herunter-gespielt, gerade im medizinischen Bereich. Nur wenige Mediziner wollen in die Forschung, und für die ärztliche Tätigkeit ist ein Doktortitel irrelevant. Auf den ersten Blick mag das seine Richtigkeit haben; für den Arbeitsalltag relativiert es sich al-lerdings wieder. Schließlich müssen praktizierende Mediziner in ihrer Arbeit beurteilen können, ob ihre Be-handlungskonzepte wissenschaftlich

auf dem neuesten Stand sind und wie eine neue Medika-mentenstudie einzuordnen

ist. Dafür braucht es das so oft genannte wissenschaftliche Verständnis. Unabhängig von einer Doktorarbeit.

Um kein verzerrtes Bild zu zeichnen, muss aber da-

rauf hingewiesen werden, dass es sehr wohl zahlreiche Mediziner gibt, die wissenschaftlich arbeiten. Die neben ihrem Studium forschen, eigene Artikel veröffentlichen und Vorträge auf Kongressen halten.

Gleichwohl kann begrüßt wer-den, dass wissenschaftliches Arbei-ten zunehmend auch im Studien-verlauf Beachtung fi ndet. Ob sich dadurch etwas an dem Problem der Plagiierung lösen lässt, darf be-zweifelt werden.

chen Arbeitens wird in das Stu-dium integriert. In Hamburg bei-

spielsweise sollen die Studenten ihr Wissen in einem Fach durch Übungen und Experi-

April/Mai 20126Seite MLZDigitaler Nachschlag

Einfühlungsvermögen und gesunder VerstandWichtigste Ebene der Arzt-Patienten-Beziehung ist das Gesprächvon Kare Ahlschwede (MEDI-LEARN Redaktion)

Wie ein Vorbereitungskurs für das MedizinstudiumAusbildung in der Krankenpflege während der Wartesemestervon Kare Ahlschwede (MEDI-LEARN Redaktion)

Vieles im Mediziner-Alltag ist echte Handarbeit, doch in der

Beziehung zwischen Arzt und Pa-tient stellt das Gespräch die wich-tigste Ebene dar. Das Studium berei-tet dich auf diesen zentralen Aspekt deines Berufs nicht wirklich vor, aber mit etwas Einfühlungsvermö-gen und gesundem Menschenver-stand kommst du trotzdem in den meisten Fällen gut zurecht. Denn wie so oft gilt auch hier die einfache Regel: Geh mit anderen so um, wie du es selbst gerne hättest.

Sicher findest du es beispielsweise nicht gut, wenn man von oben herab mit dir spricht. Doch genau das pas-siert am Krankenbett ständig, und für ein paar Worte beim Vorbeibringen der Medikamente oder Servieren des Essens geht das selbstverständlich in Ordnung. Aber schon für eine oder zwei Minuten lohnt sich der Griff zum nächsten freien Stuhl, um buch-stäblich auf Augenhöhe mit dem Pa-tienten zu reden. Du signalisierst ihm damit Zuwendung, Wertschätzung

und die Bereitschaft, dir gegebenen-falls für seine Fragen Zeit zu nehmen.

Ganz ähnlich wie bei der Medika-tion kommt es jedoch bei der Kom-munikation auf die richtige Dosis an. Der Kranke hat das Recht auf ein ordentliches Gespräch, und sei es je nach Situation auch nur ein kurzes. Dein sonstiges Arbeitspensum musst du trotzdem schaffen, und manchmal ist es besser, ihn einfach schlafen zu lassen. In einer Klinik zu liegen, ist nämlich für sich genommen anstren-gend genug: Vielleicht war die Nacht unruhig, weil der Zimmernachbar schnarcht. Trotzdem wird man spä-testens um 7 Uhr geweckt und hört von da an selbst durch die geschlos-sene Tür den ganzen Tag Telefone, Alarme und so weiter.

Andererseits kann der Klinikauf-enthalt auf Dauer unfassbar langwei-lig sein. Lesen ist möglicherweise jetzt zu anstrengend und Fernsehen kein Ersatz für „echte“ Unterhaltung. Vor allem jene Menschen, die nur sel-ten oder nie Besuch bekommen, sind

deshalb wahrscheinlich sehr dankbar für die kurzen Momente, in denen du dich auch einmal ganz ohne kon-kreten Anlass zu ihnen setzt, sofern es deine Arbeitsbelastung zulässt. Wenn du allerdings etwas mitzuteilen hast, dann tu es erstrecht bald. Liegt ein frisches Laborergebnis vor, willst nicht nur du es kennen, sondern der Patient ebenso. Spann dein Gegen-über also nicht lange auf die Folter und vermeide Fachwörter.

Mit dem Patienten sprechen kannst und solltest du sogar dann, wenn er nicht bei klarem Bewusstsein ist oder sich in Narkose befindet. Erwähne das aktuelle Datum, ob Angehörige in der Nähe sind oder erwartet wer-den, in was für einem Zimmer und auf welcher Station er sich befindet, welche medizinischen Maßnahmen zurzeit ergriffen oder in Erwägung gezogen werden. Schau während ei-ner Untersuchung oder Behandlung zudem so oft wie möglich in sein Gesicht, um festzustellen, ob sie ihm Schmerzen verursacht. Achte auch,

wenn es möglich ist, auf eventuelle Änderungen von Blutdruck und Puls-frequenz. Diese Vitalwerte bieten ei-nen guten Anhalt darüber, ob der Pa-tient merkt, was du mit ihm machst und er sich nur nicht motorisch oder verbal dazu bemerkbar machen kann.

Mach unabhängig vom Bewusst-seinszustand möglichst nie etwas mit dem Patienten, ohne es vorher anzukündigen – angefangen beim Anheben der Bettdecke. Privat-sphäre ist generell Mangelware im Krankenhaus, und nicht selten platzt jemand ins Zimmer, während der Patient gerade nackt auf der Bett-kante sitzt, um sich zu waschen. Dabei sind Takt und Einfühlungs-vermögen insbesondere im Zusam-menhang mit Schamgefühlen sehr angebracht. Oft reicht es schon, nach ein paar Minuten wiederzu-kommen, wenn nicht mehr so viele Menschen im Zimmer sind. Nicht zuletzt in solchen Fällen ist das of-fene Gespräch die wichtigste Ebene deiner Beziehung zum Patienten.

Kranken Menschen helfen wollen wohl alle, die sich für ein Me-

dizinstudium interessieren. Doch je nach Abitur-Notenschnitt kann es lan-ge dauern, bis du diesen Wunsch als Arzt praktisch umsetzen darfst. Kran-ken Menschen helfen ist aber auch in der Krankenpflege möglich, und so entscheiden sich viele, die auf ihren Studienplatz voraussichtlich lange warten müssen, in der Zwischenzeit eine dreijährige Berufsausbildung in diesem Bereich zu machen.

Die Vorteile liegen auf der Hand: Du verdienst bereits vor deiner Zeit an der Uni Geld und kannst das höchstwahrscheinlich auch als Student nebenher oder in der vorle-sungsfreien Zeit tun. Und eine ab-geschlossene Berufsausbildung mit anschließender mehrjähriger Berufs-tätigkeit führt sogar meist zu einem

BAföG-Anspruch unabhängig von der Höhe des Einkommens deiner Eltern. Außerdem lernst du auf jeden Fall eine Menge über Medizin und verbesserst deine Chancen im Aus-wahlverfahren der Hochschulen.

Nicht zuletzt wird dir das Arbeiten in einer Klinik schon sehr vertraut sein, lange bevor sich deine Kom-militonen ihren ersten weißen Kittel kaufen. Denn die Ausbildung von Krankenschwestern bzw. Kranken-pflegern besteht aus theoretischem Unterricht, der in Krankenpflege-schulen im Klassenverband erteilt wird, und praktischer Arbeit auf etlichen verschiedenen Stationen eines Krankenhauses, ergänzt durch Einsätze in der häuslichen oder der Gemeindekrankenpflege. Ab dem zweiten Ausbildungsjahr nimmst du auch an Nachtwachen Teil.

Die Ausbildungsinhalte stellen bei-nahe einen Vorbereitungskurs für das Medizinstudium dar. Du lernst vieles über Aufbau und Funktionen des menschlichen Körpers, Krankheiten und ihre Ursachen, wie Blut entnom-men und im Notfall Erste Hilfe gelei-stet wird. Den Schwerpunkt bildet na-türlich die Pflege und Begleitung der Patienten im Krankenhaus-Umfeld von der Aufnahme bis zur Entlas-sung. Dazu gehören die Ermittlung des individuellen Pflegebedarfs, Pfle-getechniken einschließlich der Wund-versorgung und die psychologischen Aspekte des Arbeitens mit kranken oder hilfsbedürftigen Menschen.

Später ist eine Spezialisierung auf die Stations-, die Intensivpflege oder den Operationsdienst möglich, au-ßerdem eine Schwerpunktbildung in einem bestimmten Fach wie Gynäko-

logie oder Dermatologie. Auf jeden Fall ist es notwendig, durch kontinu-ierliche Weiterbildung fachlich auf dem Laufenden zu bleiben, denn der medizinische Fortschritt betrifft den pflegerischen Bereich kaum weniger als das ärztliche Tun. Dabei wird zwi-schen der reinen Anpassungsweiter-bildung und der Aufstiegsweiterbil-dung beispielsweise zum Fachwirt in der Alten- und Krankenpflege unter-schieden. Für diese oder für ein nach-folgendes Medizinstudium werden unter bestimmten Voraussetzungen Stipendien vergeben. Während der ei-gentlichen Berufsausbildung erhältst du je nach Bundesland ein monatli-ches Entgelt zwischen 600 und 850 Euro. Später richtet sich die Vergü-tung nach einem Tarifvertrag oder nach hausinternen Vereinbarungen. Im öffentlichen Dienst werden bei einer Eingruppierung in die Entgelt-gruppen 7 oder 8 zwischen 2350 und 2780 Euro brutto gezahlt.