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Das dIREKT versteht sich als Medium zur Information von Mitgliedern, FunktionärInnen und SympathisantInnen der SJ NÖ. Das dIREKT informiert über aktuelle politische Debatten und thematisiert jugendrelevante Ereignisse.
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www.sjnoe.at/direkt
Das linksbündige Magazin der Sozialistischen Jugend Niederösterreich.
Ausgabe 10 | Juli 2012
Sponsoring Post02Z032327
Sozialistische JugendNiederösterreichwww.sjnoe.at
„Freiheit für die Sahauris!“LRin Karin Scheele appeliert für
selbstbestimmte Westsahara
Seite 10
Millionenschwere Geisterstadien
Wer vom Hype um den Spitzensport profitiert
Seite 16
JETZT AUCH
ONLINE LESEN!
www.sjnoe.at/d
irekt
EXKLUSIVREPORT
Der vergessene Nazistollen KZ-Häftlinge schlugen 42.000 m2 in Wachberg bei Melk Verein kämpft für Öffnung und historische Aufarbeitung NR-Präsidentin Prammer bezieht im Interview Stellung
Seite 4
0 0 2 _ I N H A L T S V E R Z E I C H N I S
IMPRESSUM
Medieninhaberin und Herausgeberin: SJ Niederösterreich, 3100 St. Pölten, Kastelicgasse 2, Tel.: +43 (0)2742 22 55-226; E-Mail: offi [email protected]; Website: www.sjnoe.atRedaktion: Paul Ameli, Andreas Beer, Mirza Buljabasic, Naomi Dutzi, Michael Gogola, Martin Gutlederer, Bernhard Habusta, Sigrid Horn, Benjamin Jaquemar, Meike Kolck-Thudt,
Matthias Punz, Katharina Rabl, Marlene Reinberger, Daniel Riegler, Peter Schicho, Jutta Schmitzbeger, Jakob Winter, Grundlayout: Peter Rüpschl, Florin Buttinger, Satz und Layout: Florin Buttinger, Coverfoto: Quarz Team,
Produktion: NGL-Mediamondial, 3151 St. GeorgenGrundlegende Richtung: Das dIREKT versteht sich als Medium zur Information von Mitgliedern, FunktionärInnen und SympathisantInnen der SJ NÖ.
Das dIREKT informiert über aktuelle politische Debatten und thematisiert jugendrelevante Ereignisse.
INTRO
003 EDITORIAL
DER ROTE FALKE
004 UWE SCHEUCH UND DIE TETSCH‘N
IM BRENNPUNKT
004 DER VERGESSENE NAZISTOLLEN
INTERNATIONAL
008 QUO VADIS, EUROPA?
0 10 DIE LETZTE KOLONIE
ÖSTERREICH
0 12 BEST-OF U-AUSSCHUSS
AKS/BILDUNGSPOLITIK
0 13 SCHULEN MIT DEMOKRATIE DURCHFLUTEN!
JUGENDKULTUR
014 FESTIVALSUMMER 2012
ARBEITSWELT
015 ARBEIT. LEHRE. WÜRDE. RECHT.
GESELLSCHAFT
016 KICK I LIKE... CAPITALISM!
FRAUEN
017 WA(H)RE SCHÖNHEIT
ORGANISATION
018 LEHRLINGSKAMPAGNE, ORTSGRUPPENGRÜNDUNG
019 STEH AUF! KAMPAGNE, ANTIFA
TERMINE
020 TERMINE
SCHMANKERL
021 SEHEN. HÖREN. LESEN.
DR. MARX
022 NICHTS ALS KETTEN ZU VERLIEREN
008004
013 014012
017016 018 019
015
004 010
Liebe Genossinnen,
liebe Genossen,
Das Schul- und Studienjahr ist zu Ende und die Ferien- und Ur-
laubszeit beginnt – hoffentlich auch für unsere ArbeiterInnen
und Lehrlinge. Damit beginnen auch die Sommeraktivitäten der
SJ Niederösterreich. Im Juli und August sind wir wieder mit un-
serer Bädertour durch die Freibäder und Badeseen in Niederös-
terreich unterwegs.
Im Juli geht das ECOSY Summercamp über die Bühne, welches
in diesem Jahr direkt am kroatischen Meer in Savudrija stattfin-
den wird. Von 13. – 20. Juli gibt es wieder die Möglichkeit un-
zählige Workshops und spannende Diskussionen zu besuchen,
gepaart mit viel Spaß, Sonne, Meer und Sozialismus.
Von 3. – 5- August gibt es dann unser legendäres Sommersport-
fest im Europacamp in Weißenbach am Attersee. Dort werden
Spaß, Party und Action sicher nicht zu kurz kommen!
Vor dem Sommer ist nach dem Sommer – Der EU Fiskalpakt
Auch nach dem Sommer wird uns die tiefe Krise der Finanz-
märkte noch weiter begleiten. Die herrschende Anti-Krisenpo-
litik hält weiter fest an derselben wirkungslosen Medizin: Der
harte Sparkurs, der bisher nichts gebracht hat, soll zukünftig
Verfassungsrang bekommen. So sollen mit dem Fiskalpakt so
genannte Schuldenbremsen europaweit und für alle Ewigkeit
festgeschrieben werden. Wir sagen ganz klar „NEIN!“ zum Fis-
kalpakt, denn er löst die Probleme Europas nicht, sondern ver-
schlimmert sie nur. Die Austeritäts- und Kürzungspolitik muss
beendet werden. Die enormen Geldvermögen in Europa müssen
in realwirtschaftliche Investitionen gelenkt werden. Der Fiskal-
pakt ist unsozial und ökonomisch schädlich.
Die sozialen Probleme können nur durch eine gerechte Besteuerung
von Gewinnen, Vermögen und Spekulationen beseitigt werden.
Freundschaft!
Text: Andreas Beer, Foto: Sebastian Reich E D I T O R I A L _ 0 0 3
Andreas Beer, Landesvorsitzender der SJ Niederösterreich
EDITORIAL
Der vergessene Nazistollen Im bei Roggendorf nebst Melk gelegenen Wachberg liegt seit Jahrzehnten ein Nazistollen von unglaublichen Dimensionen im Verborgenen. Für die Aufarbeitung der grausamen Geschichte will sich niemand zuständig fühlen. Die dIREKT-Redaktion begab sich auf eine Spurensuche.
COVERSTORY
Stollen-Strategie der NS-Kriegsmaschinerie
Wir schreiben das Jahr 1944. Der Zweite Weltkrieg zieht seine
letzten Furchen der Zerstörung. Die Übermacht der Alliierten
wird zu diesem Zeitpunkt immer deutlicher. Beinahe täglich wer-
den strategisch wichtige Städte und Ziele innerhalb der deut-
schen Gebiete bombardiert. Die nationalsozialistische Kriegs-
produktion droht allmählich ins Stocken zu geraten, da Fabriken
den Bombenabwürfen zum Opfer fallen. Zu diesem Zeitpunkt
entscheiden sich die NS-Strategen dazu, mittels Stollenanlagen
von überdimensionalem Ausmaß ihre Kriegsmaschinerie unter
die Erde zu verlagern. Die Wahl fällt schließlich unter anderem
auf den Wachberg in Roggendorf bei Melk. Ein von den Nazis be-
auftragtes Architekturbüro entwirft daraufhin einen Geheimplan
für eine Stollenanlage, die im Endstadium über 70.000m2 groß
werden soll. Unter dem Codenamen „Quarz Roggendorf B9“ wird
das Projekt zügig vorangetrieben. Zum Bau der Stollenanlage
wurden circa 15.000 Gefangene des Konzentrationslagers Melk
herangezogen, die unter grauenvollsten Bedingungen für den Bau
dieser Anlage schufteten. In nur einem Jahr – von 1944 bis 1945
– wurden Stollen mit einer Gesamtfläche von 40.000m2 in den
Wachberger Quarzsand geschlagen. Etwa 5000 Häftlinge muss-
ten bis zur Befreiung im Mai 1945 ihr Leben lassen. Die Anlage
wurde zwar nur zum Teil fertig gestellt, doch Steyr-Daimler-Puch
begann bereits in einigen Stollen mit der Fertigung von Kugella-
gern, die für die Panzerproduktion von Nöten waren.
Keine Aufarbeitung in Sicht
Nach der Befreiung machten sich die russischen Besatzer dar-
an, die Stollenanlage zu sprengen. Der massive Bau trug jedoch
kaum Schäden davon. Und so schlummert im Wachberg bis heu-
te ein stiller Zeitzeuge der Nazibarbarei, mit dessen Aufarbeitung
sich niemand so recht befassen will. Selbst ehemalige Schüle-
rInnen des Stiftsgymnasium Melk wissen recht wenig über das
Uwe Scheuch und die Tetsch‘nKürzlich ließ der Kärntner Politiker und Bildungsreferent
der FPK Uwe Scheuch aufhorchen, als er in einem In-
terview für mehr Durchgriffsrechte der Lehrer plädierte.
Eine „kleine Tetsch‘n“ sei durchaus legitim, immerhin
wäre es „sehr schwierig mit den pubertierenden Da-
men und Herren umzugehen“. Wenn man an Scheuchs
Staatsbürgerschaftsvergabe und sein Telefonat zurück-
denkt, könnte man auch sagen: Die Tetsch‘n ist „part
of the game“. Eigentlich sollte man bei den Blauen den
Posten des Bildungsreferenten auflassen, immerhin wird
sich in dieser Partei nie jemand Qualifizierter für diese
Stelle finden lassen.
Und vielleicht erfahren wir ja in ein paar Jahren über auf-
gezeichnete Telefonprotokolle, dass die Forderung nach
einer „kleinen Tetsch‘n“ bloß durchdachte Strategie der
Freiheitlichen ist: Durch die ständigen Ohrfeigen sollen
die SchülerInnen Gehirnzellen verlieren, wodurch der IQ
fällt und die Zahl der FPÖ-WählerInnen stetig wächst.
Text: Bernhard Habusta, Foto: SJ Archiv
DERROTE
FALKE
0 0 4 _ R O T E R F A L K E
fact box
Antifaschistische Spurensuche
Eine Führung durch das ehemalige KZ Melk und zu
den Eingängen des Nazistollen am Wachberg bie-
tet die SJNÖ in Kooperation mit dem „Quarz Team“
kostenlos an. Die Spurensuche dauert in etwa 3-4
Stunden und wird vorzugsweise am Wochenende
angeboten.
Terminvereinbarungen:
SJNÖ Landessekretariat
[email protected] | 02742/2255-222
Der vergessene Nazistollen Im bei Roggendorf nebst Melk gelegenen Wachberg liegt seit Jahrzehnten ein Nazistollen von unglaublichen Dimensionen im Verborgenen. Für die Aufarbeitung der grausamen Geschichte will sich niemand zuständig fühlen. Die dIREKT-Redaktion begab sich auf eine Spurensuche.
COVERSTORY
Außenlager Melk und die damit verbundene Geschichte. Im Ge-
schichtsunterricht wird das Thema aufgrund von Zeitmangel nur
geringfügig angeschnitten und eine einmalige Exkursion ins KZ
Mauthausen lässt viele Detailfragen über den Nationalsozialis-
mus im Unklaren. Gut gemeint ist, eben nicht immer gut. Als sich
die dIREKT-Redakteure nach dem Weg zur KZ-Gedenkstädte in
Melk erkundigen, können die BewohnerInnen der Bezirkshaupt-
stadt kaum Auskünfte geben. Die grausame Geschichte scheint
hier kein Thema mehr zu sein. Im Gegensatz zur Bevölkerung hat
die Wirtschaft gewichtige Gründe der Aufarbeitung keine Auf-
merksamkeit zu schenken: Der Wachberg wird von der Agrarge-
meinschaft Roggendorf verwaltet und derzeit an die Quarzwerke
verpachtet, die dort im großen Stil Quarzsand abbauen. Für bei-
de ein lukratives Geschäft, das man sich nur ungern durch eine
öffentliche Gedenkstädte zerstören lässt.
Lichtblicke und Courage
Doch es gibt auch Lichtblicke am Ende des Stollens: Die enga-
gierte Arbeitsgemeinschaft „Quarz Roggendorf“ hat sich der
Erforschung des NS-Projektes verschrieben. Das sogenannte
Quarz-Team hat sich nun der Aufarbeitung und dem Erhalt dieses
unterirdischen Stollenwerks trotz bürokratischer Schwierigkeiten
(näheres im Interview) verschrieben. Wir möchten hier von der
Homepage zitieren, die die Dinge auf den Punkt bringt: „Die Stol-
lenanlage Quarz ist ein einzigartiges Denkmal von überregionaler
Bedeutung. Sie stellt noch immer die größte derartige Tunnelanla-
ge in Österreich dar und verkörpert eindrucksvoll Rüstungswahn-
sinn und Massenvernichtung des NS-Regimes. Bis heute existiert
keine adäquate Gedenkstätte. Der Erhalt der Stollenanlage ist
durch einen nahen Sandabbau bedroht. Ziel ist die Rettung der
Stollenanlage [...].“ Für Interessierte werden nun in Kooperation
mit der Sozialistischen Jugend NÖ auch Führungen angeboten,
beginnend beim ehemaligen KZ in Melk und einer Vorort-Bege-
hung am Wachberg (siehe Factbox). Die Arbeit des Team Quarz
ist von enormer Bedeutung, da von vielen öffentlichen und pri-
vaten Stellen das „Gedenken und Mahnen“ vernachlässigt wird.
Obwohl gerade in Zeiten eines wieder erstarkenden Rechtsext-
remismus und nach den Vorfällen in Utøya das Motto „Niemals
vergessen“ nichts an Aktualität und Brisanz verloren hat.
Webtipp: www.quarz-roggendorf.at – Die Homepage der
Arbeitsgemeinschaft „Quarz Roggendorf“
Die Coverstory geht auf Seite 6 und 7 weiter
Text: Martin Gutlederer, Matthias Punz, Jakob Winter; Fotos: Quarz Team, Bernhard Wurm C O V E R S T O R Y _ 0 0 5
0 0 6 _ C O V E R S T O R Y Interview: Matthias Punz; Foto: Bernhard Wurm
COVERSTORY
Quarz Team: „Staat hat Angst vor Kosten!“
Waghalsig und auf eigene Gefahr erforschen die Mitglieder des Teams im Geheimen noch immer das nicht mehr zugängliche unterirdische Stollensystem in stundenlangen Wanderungen durch die Finsternis.
Manches hat man schon entdeckt, doch vieles liegt buchstäblich noch im Dunkeln. Nach einer Führung durch das ehemalige KZ Außenlager Melk und der Begehung des Wachberges,
konnte Matthias Punz für das dIREKT drei „Quarzianer“ zum Gespräch bitten. Der Vorsitzende Michael Urmann, sein Stellvertreter Patrick Rautner und Schriftführerin Anita Heindl
gaben Einblick in die außergewöhnliche Arbeit der „Arbeitsgemeinschaft Quarz Roggendorf“.
Wann begann eure Arbeit?
Michael: Das war vor eineinhalb Jahren.Wir haben uns gesagt
irgendwas muss da geschehen, und haben begonnen eine Web-
site zu gestalten.
Anita: Der Sinn war Informationen zusammenzutragen, weil es
keine zentrale Stelle gibt, wo solche zugänglich wären.
Gab es vor euch auch schon Bemühungen dieser Art?
Michael: Es haben sich in der Vergangenheit auch schon viele
Leute mit dem Thema und dem Berg befasst, aber das hat sich
dann alles verlaufen, weil keiner die Ausdauer hatte.
Welcher Umstand verhindert die Öffnung der Stollen?
Patrick: Der größte Stein der uns im Weg liegt ist noch immer
die Besitzfrage. Es äußert sich keiner dazu und es will natürlich
keiner die Stollenanlage haben, weil das mit großen finanziellen
Aufkommen verbunden ist.
Ist eine Lösung in Sicht?
Michael: Es gibt eine interne Lösung an der wir noch arbeiten,
aber die können wir an dieser Stelle nicht verraten.
Warum kommt der Staat Österreich seiner historischen Verant-wortung nicht nach?
Michael: Weil der Staat Angst vor der Kostenfrage hat. Der Staat
hat bei anderen Gedenkstätten gesehen wie teuer das werden
kann und will sich das Geld sparen
Herrscht im Bereich der Gedenkarbeit ein bisschen Willkür vor?
Michael: Ich würde eher sagen, dass ist keine Willkür sondern
Glückssache.
...also doch willkürlich.
Michael:(Schmunzelt) Ja, aber nicht im Sinne von Freunderl-
wirtschaft.
Hat euch euer Engagement schon viel Geld gekostet?
Ja. Zum Beispiel die Anschaffungen von Luftbildern kostet ei-
nen Haufen Geld. Die ganze Ausrüstung, die vielen Fahrten, man
muss sich frei nehmen für Behördengänge usw.
Was sind eure kurz- und langfristigen Ziele, die ihr in Roggendorf erreichen wollt?
Michael: (lacht) Die kurzfristigen, sind eigentlich die langfristi-
gen Ziele.
Anita: Die Öffnung zu Forschungszwecken auf jeden Fall, dann
langfristig die Zugänglichmachung für die Öffentlichkeit und die
Errichtung einer Gedenkstätte und einer Austellung etc.
Michael: Der Historiker Gerhard Flossmann hat früher schon ein-
mal einen Gedenkweg vom ehemaligen KZ Melk bis nach Roggen-
dorf zum Stollen geplant gehabt, und diesen Plan sollte man auch
wieder aufleben lassen und in einer Gedenkstätte integrieren.
Interview: Matthias Punz, Naomi Dutzi; Foto: Jakob Winter C O V E R S T O R Y _ 0 0 7
Was geschah bzw. geschieht grundsätzlich mit Besitz bzw. Liegenschaften des ehemaligen Deutschen Reiches nach 1945?
Was bis heute nicht gelungen ist, ist ein österreichisches Gesamt-
konzept zu entwickeln. Rechtlich geklärt ist es für die Gedenkstätte
Mauthausen, aber darüber hinaus nicht. Ich würde es sehr befür-
worten, wenn man hier endlich eine einheitliche Lösung findet.
Woran scheitert das bzw. wo sammelt sich hier Widerstand?
Das Mauthausen Komitee hat sich natürlich in erster Linie um
Mauthausen gekümmert, nimmt sich aber zunehmend auch um
den Gesamtkomplex an. Aber es ist nicht so, dass man jetzt davon
reden könnte, dass niemand will. Es hat einfach nicht begonnen.
Manchmal entsteht der Eindruck, dass die Gedenkstätte Mauthausen die Aufmerksamkeit der gesamten historischen Gedenkarbeit einnimmt.
Es wäre natürlich im Ausland und den Überlebenden und den Op-
fern gegenüber ein unglaublicher Schlag, würde man Mauthausen
nicht als das österreichische Mahnmal schlechthin sehen.
Wie würdest du die Rechtslage in Roggendorf beurteilen?
Die kann ich nicht beurteilen, das ist unmöglich. Das muss aber
rechtskundig geklärt sein.
An wen könnte man sich wenden um das in Erfahrung zu brin-gen? Wo wird das geklärt bzw. wer ist zuständig?
Im Innen- bzw. Außenministerium muss es meiner Meinung
nach geklärt werden, weil es kann in einem Rechtsstaat ja nicht
sein, dass eine Rechtslage ungeklärt bleibt.
Kannst du dir vorstellen das Quarz Team in ihren Anliegen zu unterstützen?
Es ist ja bekannt, dass ich die Vorsitzende des Kuratoriums des Na-
tionalfonds bin. Es gab immer wieder finanzielle Unterstützungen
durch den Fonds. Ich bin immer froh wenn es solche Initiativen gibt.
COVERSTORY
Prammer: „Rechtslage muss gelöst werden!“
Naomi Dutzi und Matthias Punz interviewten für das dIREKT Nationalratspräsidentin Barbara Prammer.
0 0 8 _ I N T E R N A T I O N A L Text: Paul Ameli, Meike Kolck-Thudt, Daniel Riegler; Foto: Naomi Dutzi
INTERNATIONAL
Quo vadis, Europa? Italiens Regierung wurde nicht gewählt und ist nun „technisch“, eine gut ausgebildete spanische Jugend
muss auf öffentlichen Plätzen campieren um für grundlegende Bedürfnisse zu kämpfen und in Frankreich regiert seit kurzem ein Karamellpudding. Diese Zeilen erinnern an einen dystopischen Science-
Fiction Roman. Ein Roman, dessen Ende noch ungewiss ist und die Frage offen lässt:wohin gehst du, Europa?
governo tecnico
„Ministerpräsidenten kommen und gehen, Professoren bleiben“,
entgegnete Mario Monti einem Journalisten, als dieser sich für
seine inkorrekte Anrede entschuldigte. Nun kam also Monti am
16. November 2011 mit seinem ExpertInnen-Team ins Parlament.
Der Auftrag lautet „Italien retten“. Somit wurde, wie in unzäh-
ligen anderen europäischen Staaten, ein Sparpaket geschnürt.
Hier sind vor allem die Pensionen aller ArbeitnehmerInnen be-
troffen. So müssen beispielsweise Männer mindestens 42 Jahre
arbeiten, um Anspruch auf eine Pension zu haben und bei den
Frauen wird das Antrittsalter bis 2016 auf 65 erhöht. Weiters
wurden im öffentlichen Verkehr Einsparungen getroffen und öf-
fentliche Immobilien privatisiert.Bis 2013 soll damit der Fiskus
konsolidiert werden.
Die italienisch genannte governo tecnico, zu Deutsch techni-
sche Regierung, die eben seit Ende 2011 im Amt ist, ist wohl
gemessen an der Politik von Berlusconi ein Fortschritt für Italien,
jedoch höchstens ein marginaler.
Es sind nun ganz klar ExpertInnen am Ruder, ExpertInnen des
neoliberalen Gedankens, der diese governo tecnico, welche für
schwere Krisen vorgesehen ist, durch die das System überhaupt
erst bestehen kann, möglich gemacht hat.
Gedränge unterm Schirm
Nachdem Spanien nun öffentlich verkündet hat, dass die Banken
des Landes in massiven Finanzproblemen stecken, sind viele der
Meinung, dass der einzige Ausweg unter den Rettungsschirm führt.
Besonders starker Druck wird auch von ExpertInnen ausgeübt, die
fürchten, dass die Krise von Spanien auf Italien und Portugal über-
greift und das Gedränge unterm europäischen Schirm dadurch zu
groß wird. Deswegen fordern sie von der Regierung schnelle Ent-
scheidungen und Lösungen. Um Spanien allerdings fürs Erste über
den Berg zu bringen, wären um die 250 Milliarden Euro notwendig.
Währenddessen ist man in Griechenland schon einen Schritt
weiter: nach dem knappen Wahlsieg der neoliberalen Neo Dimo-
kratia (Wahlergebnis: 29,6%) ist eine Diskussion um Euro- und
EU- Austritt und um ein Ende der Austeritätspolitik beendet wor-
den. Die neue griechische Regierung wird den Sparkurs fortsetzen!
Enttäuscht wurden die Hoffnungen und Erwartungen die in die lin-
ke Partei Syriza (Wahlergebnis: 26,9%) gesteckt worden waren,
welche sich in ihrem Wahlkampf vehement gegen den Sparkurs
auflehnte und u.a. für eine Höhere Besteuerung von Vermögen,
Vergesellschaftung von rekapitalisierten Banken, eine Erhöhung
des Mindestlohns auf 750€ und ein Ende des Sparens bei Sozi-
alausgaben kämpfte. Sie wird nun eine Opposition gegen das
INTERNATIONAL
Quo vadis, Europa? Italiens Regierung wurde nicht gewählt und ist nun „technisch“, eine gut ausgebildete spanische Jugend
muss auf öffentlichen Plätzen campieren um für grundlegende Bedürfnisse zu kämpfen und in Frankreich regiert seit kurzem ein Karamellpudding. Diese Zeilen erinnern an einen dystopischen Science-
Fiction Roman. Ein Roman, dessen Ende noch ungewiss ist und die Frage offen lässt:wohin gehst du, Europa?
fact box
Arbeitslosenquote in Prozent
Frankreich: 10,2; Griechenland: 19,7
Irland: 14,2; Italien: 9,8
Österreich: 4,3; Portugal: 15,5
Slowakei: 13,2; Spanien: 24,4
Quelle: EUROSTAT
(http://wko.at/statistik/eu/europa-arbeitslosenquoten.pdf)
Spardiktat bilden und selbst die Hoffnung hegen, in naher Zukunft
durch die Unterstützung der breiten Masse Griechenland von den
neoliberalen Fittichen befreien zu können.
Hoffnung
Bis vor wenigen Monaten glich Frankreichs politisches Schicksal
jenem der vorhin erwähnten Länder, wenn da nicht ein sozialisti-
scher Karamellpudding die Präsidentschaftswahl gegen den kon-
servativen Sarkozy gewonnen hätte: Francois Hollande!
Gleich zu Beginn seiner Präsidentschaft kürzte er die Gehälter
des Ministerrats um 30 % und setzte eine Geschlechterparität
durch. Im Wahlkampf sprach er auch von einer hohen Besteue-
rung von Vermögen und einer Neuverhandlung des Fiskalpakts.
Der politische Kurswechsel in Frankreich ist eine einmalige
Möglichkeit, als Sozialdemokratie europaweit in die Offensive
zu gehen: Nach Jahren des neoliberalen Spardiktats widersetzt
sich eines der beiden wichtigsten EU-Länder dieser Politik. In
dieser Situation muss die europäische Sozialdemokratie insge-
samt aktiv werden, um der Sparpolitik des Fiskalpakts mit ih-
ren gravierenden Folgen den Kampf anzusagen. Auch Thierry
Marshall-Beck, Vorsitzender der französischen sozialistischen
Jugend, meinte bei einer Veranstaltung der SJ Österreich, dass
die neoliberale Politik von Merkel und Sarkozy schon genug
Menschen, großteils junge, auf die Straße gesetzt hat. Dem
muss nun Hollande endlich ein Ende setzen!
Die Angst ist groß, dass ihm dies angesichts der neoliberalen Vor-
herrschaft in Europa nicht gelingen könnte.
erde. luft. wasser. wiesen. blumen. flüsse.
paddeln. täler. wälder. wege. laufen. almen.
berge. klettern. touren. schi. firn. boarden.
pulver. träume. lachen. gipfel. sonne. weite.
freiheit. natur. freunde
Das Leben fängt draußen an.www.niederösterreich.naturfreunde.at
0 1 0 _ I N T E R N A T I O N A L Interview: Jutta Schmitzberger, Jakob Winter
INTERNATIONAL
Die letzte Kolonie Jutta Schmitzberger und Jakob Winter führten mit der niederösterreichischen Landesrätin
und Vorsitzenden der Österreichisch –Sahaurischen Gesellschaft Karin Scheele ein Gespräch über den Westsaharakonflikt und darüber, in wieweit Österreich dabei eine Rolle spielt.
Du bist Vorsitzende der österreichisch- sahaurischen Gesellschaft. Wie kam es dazu?
Für das Interesse an der Solidaritätsarbeit für das sahaurische
Volk ist die Sozialistische Jugend NÖ verantwortlich. Ich war
dabei als in meiner Heimatgemeinde eine Aktion der SJNÖ
stattfand, wo Geld für den Brunnenbau in sahaurischen Flücht-
lingslagern gesammelt wurde. Wir wussten noch wenig über den
Konflikt, damals war ich noch keine 18 Jahre alt. Unser damaliger
Landesvorsitzender, der jetzige Nationalrat Hannes Wenninger,
war aus meiner Sicht dafür verantwortlich, dass die SJNÖ diesen
internationalen Schwerpunkt hatte.
Wofür setzt sich die Gesellschaft konkret ein?
Konkret geht es darum, dass man die Freundschaftsverhältnisse
zwischen ÖsterreicherInnen und Sahauris vertieft. Generell ver-
suchen wir auch, den Westsaharakonflikt immer wieder auf die
politische Tagesordnung zu setzen.
Der Westsaharakonflikt lodert seit über 30 Jahren. Wie steht die Gesellschaft zur Unabhängigkeitsbewegung Frente Polisario, die für das Selbstbestimmungsrecht der Demokratischen Arabischen Republik Sahara kämpft?
Die Westsahara war bis 1975 eine spanische Kolonie. Nach
internationalem Recht gehört es noch immer zu Spanien.Seit
1965 steht die Westsahara auf der Liste der Vereinten Natio-
nen jener Länder, die darüber abstimmen sollen, ob sie lieber
unabhängig werden, oder Teil von Spanien sein wollen. Das ist
bis heute nicht passiert. Die Frente Polisario wird von der UNO
als Sprachrohr der sahaurischen Bevölkerung bezeichnet. Die
Frente Polisario hat breite Unterstützung bei der sahaurischen
Bevölkerung und ist deswegen auch ein wichtiger Partner für
die Arbeit der österreichisch-sahaurischen Gesellschaft. Es ist
aber nicht nur der Wunsch der Frente Polisario, dass das Land
endlich unabhängig wird, sondern dieser Wunsch kommt wirk-
lich aus der Bevölkerung. Das ist für mich auch ganz klar der
Unterschied z.B. zu Kosovo. Ich glaube auch wie Bruno Kreisky
gesagt hat, bei so einer Ungerechtigkeit gibt es keine Neutrali-
tät. Hier muss man einfach Partei ergreifen.
Welche Rolle spielt aus deiner Sicht Marokko im Konflikt um das Gebiet?
Marokko hat ja 1974 einen Antrag beim Internationalen Ge-
richtshof gestellt, dass die Westsahara marokkanisch sei. 1975
hat der IGH entschieden, dass es keinen Grund gibt, warum
Marokko diese Gebiete legal beanspruchen könnte, weil die
Gebiete der Westsahara auch vor der Kolonialisierung nicht
Teil Marokkos gewesen sind. 1975 hat man dann eben diesen
Gebietsansprüchen eine klare Absage erteilt. Das wollte König
Hassan II nicht hören. Er hat dann den grünen Marsch orga-
nisiert, so nach dem Motto „heim ins Reich, wir holen uns die
Westsahara!“ Man hat die Antwort Den Hags einfach nicht
akzeptiert. Das Interesse Marokkos an der Westsahara war
damals auch sicher Ablenkung von internen sozialen Spannun-
gen und Konflikten, aber natürlich haben auch die Rohstoffvor-
kommen in der Westsahara eine Rolle gespielt. Damals war es
Phosphat. Diese Rohstoffvorkommen entdeckte man einen Mo-
nat bevor Marokko Anspruch auf die Westsahara erhob. Mitt-
lerweile hat sich das Interesse mehr auf Erdöl, Erdgas und die
Möglichkeit Solarenergie zu gewinnen verlagert.
Wie sollte sich die Republik Österreich in dem Konflikt verhalten?
Das wichtigste ist für mich einfach, wie Österreich sich bei Ab-
stimmungen in der EU zu diesem Thema verhält. Weil es mir
als sehr begeisterte Europäerin schon immer auf die Nerven
gegangen ist, dass auch österreichische Nationalratsabgeord-
nete sich immer wieder über Entscheidungen der EU bezüg-
lich des Westsaharakonfliktes aufgeregt haben, aber der ös-
terreichische Nationalrat selbst nichts weitergebracht hat. Für
mich ist es einfach wichtig, wie sich das neutrale Österreich,
in einem Konflikt in dem wir einfach eine klare Position haben
sollten, verhält. Hier erwarte ich mir einfach mehr Ecken und
Kanten und aktive Neutralität. Wir haben als ÖSG damals viel
Arbeit geleistet als es darum gegangen ist, dass auf EU- Ebe-
ne im Ministerrat eine Entscheidung getroffen wurde, die dem
internationalen Recht nicht entsprach. Als es darum ging, ob
es eine Neuauflage des Fischereiabkommens mit Marokko ge-
ben soll oder nicht. Dieses Abkommen ist ja völkerrechtswidrig,
weil es Gebiete der Westsahara inkludiert. Damals haben wir
dann auch ein Gespräch mit dem österreichischen Außenmi-
nister geführt, wir haben eine E-Mail Kampagne gemacht und
schlussendlich bei der Letztabstimmung hat Österreich dann
dagegen gestimmt.
Das Vorzeigeprojekt der ÖSG nennt sich „Ferien vom Krieg“. Worum geht es?
Es geht darum, dass 10 sahaurische Kinder aus den Flücht-
lingslagern in Algerien während der heißen Sommermonate für
8 Wochen nach Österreich kommen können und sich hier von
schwierigsten Lebensbedingungen erholen können. Sie werden
hier medizinisch durchgecheckt und auch neu eingekleidet. Au-
ßerdem bieten wir ihnen ein interessantes Ausflugsprogramm.
Es kommen jetzt schon seit 3 Jahren dieselben Kinder weil das
von den Westsahauris so gewünscht wird, weil die Kinder so die
Möglichkeit haben, etwas Deutsch zu lernen. Man muss auch
dazu sagen, dass Österreich nur eine sehr kleine Gruppe auf-
nimmt. Spanien zum Beispiel nimmt 1000 Kinder auf und auch
in die Toskana kommen fast 1000 Kinder.
Nach welchen Kriterien werden die Kinder ausgewählt?
Als ich angefangen habe, wurden immer die Klassenbesten be-
lohnt. Mittlerweile bekommen alle Kinder im Grundschulalter die
Möglichkeit.
Wie finanziert sich dieses Projekt?
Ein Teil wird von den Mitgliedsbeiträgen der ÖSG finanziert. Wir
kriegen in den letzten Jahren auch immer wieder großzügige Un-
terstützung vom Viktor Adler Fonds der SPÖ Wien. Auch von
privaten Firmen bekommen wir immer wieder Unterstützung.
Und ganz wesentlich sind auch die Strukturen der SPÖ und der
Vorfeldorganisationen. Wir bekommen Unterstützung von den
SPÖ Frauen, von den Orts- oder Bezirksorganisationen, von den
Kinderfreunden, die einen Tag lang das Programm gestalten.
Danke für das Gespräch.
Fotos: Jakob Winter, SJ Archiv I N T E R N A T I O N A L _ 0 1 1
fact box
– politisches Kontrollinstrument
– Prüfung der Geschäftsführung einer
Bundesregierung
– untersucht, ob sich Mitglieder einer Regierung
strafbar gemacht oder wider dem öffentlichen
Interesse gehandelt haben
– dient nur der Beschaffung von Informationen und
der Aufdeckung von Tatbeständen
– hat keine Befugnis, Personen zur Rechenschaft
zu ziehen
– kann Gerichte und öfftl. Ämter verpflichten,
Akten auszuhändigen
– Anträge auf einen U-Ausschuss müssen mit Stim-
menmehrheit im Nationalrat beschlossen werden
ÖSTERREICH
Best-of U-Ausschuss Auf Antrag von SPÖ, ÖVP, FPÖ und BZÖ wurde 2011 der „Untersuchungsausschuss* zur
Klärung von Korruptionsvorwürfen“ beschlossen. Behandelt werden vor allem die dubiosen Geschäfte und Machenschaften der Ära Schwarz-Blau.
Der aktuelle U-Ausschuss widmet sich unter anderem der Staats-
bürgerschaftsvergabe unter Haider/Scheuch und der Inseratenver-
gabe unter Faymann, hauptsächlich werden jedoch die Tätigkeiten
der ÖVP-FPÖ-Koalition in den frühen 2000er-Jahren geprüft:
Grasser und die BUWOG-Privatisierung, Telekom-Geldflüsse an
Gorbach und Reichhold, Novomatic-Zahlungen an Meischber-
ger sowie die Blaulichtfunk-Vergabe unter Strasser.
Grasser und seine „weiße Weste“
Seit April behandelt der U-Ausschuss die Causa BUWOG, bei
deren Privatisierung der damalige Finanzminister Grasser mit-
profitiert haben soll. Beim Verkauf der BUWOG erhielten Gras-
sers Freunde Meischberger und Plech rund 10 Mio.€ Provision,
wobei hinter einem liechtensteinischem Konto, auf das große
Teile der Summe überwiesen wurde, Grasser zu stecken scheint.
Im Ausschuss dementiert er das „magisches Dreieck“ Meisch-
berger-Plech-Grasser, die aufgezeichneten Telefonate lassen ihn
aber alles andre als „supersauber“ aussehen. Im Gespräch mit
Walter Meischberger zieht er beispielsweise die Option in Er-
wägung, einen Staatsanwalt zu bestechen, um an Informationen
heranzukommen.
Meischberger und das „Projekt Nordbergstraße“
2002 wollte die Wirtschaftsuniversität Wien auf ein Telekom-
Gebäude in der Nordbergstraße expandieren. Ein PORR-Konsor-
tium erwarb die Immobilie und schnappte sie der BundesImmo-
bilienGesellschaft unter Ernst Plech weg. Walter Meischberger
erhielt dabei eine satte Provision von 708.000€ seitens der
PORR. Die Vermutung: Plech gab Insiderinfos der BIG an sei-
nen Freund Meischberger weiter, der für dafür von der PORR
großzügig honoriert wurde. Bis heute weiß Meischberger nicht,
was offiziell seine Leistung war. Im Telefonat mit Plech fragte er:
„Wos hob i daun zsammenbrocht? (. . .) Wo woar mei Leistung?“
Im U-Ausschuss verwechselte er sogar WU und TU. Peter Pilz
erklärte ihm, dass sich die TU nicht in der Nordbergstraße be-
finde. Meischberger korrigierte sich selbst: „WU, die WU woas!“
Wenn alle Geschäfte korrekt abliefen, stellt sich bloß die Frage,
warum Meischberger Plech am Telefon warnte: „(...) was Ab-
hörung und so weiter betrifft. Da müssen wir extrem vorsichtig
sein.“ Grasser und Meischberger nahmen übrigens an, sie könn-
ten einer Abhörung mit acht bzw. fünf SIM-Karten entgehen.
0 1 2 _ Ö S T E R R E I C H Text: Bernhard Habusta; Foto: freeimageslive.co.uk by akphoto
Seit der Wahlrechtsreform 2007 haben alle Österreicherinnen und
Österreicher ab dem Alter von 16 Jahren das Recht ihre politischen
Vertreterinnen und Vertretern auf allen Ebenen zu wählen. Egal ob
es um den Gemeinderat oder die Bundespräsidentschaft geht. Da
ist es doch paradox, dass sich Schülerinnen und Schüler ihre eige-
ne Vertretung nicht selbst wählen dürfen. Nur wenige kennen die
LandeschülerInnenvertretung (LSV) oder BundesschülerInnenver-
tetung (BSV), viele wissen nicht einmal, dass eine überschulische
Vertretung überhaupt existiert. Obwohl diese Institutionen das
Sprachrohr von etwa 1,2 Millionen SchülerInnen sind und eben
deren Interessen nicht nur in der Öffentlichkeit, sondern auch ge-
genüber EntscheidungsträgerInnen und dem Ministerium vertreten
soll. Die Unwissenheit über die eigene Vertretung kommt ganz klar
von dem Wahlsystem der LSV – sie wird nur von SchulsprecherIn-
nen gewählt. Pro Schultypus (AHS, BHS, BS) gibt es pro Bundesland
eine Vertretung, die sich aus 4 – 8 Personen zusammensetzt, an
deren Spitze der/die LandesschulsprecherIn steht. Die BSV setzt
sich aus den jeweiligen LandesschulsprecherInnen zusammen
welche die Bundesschulsprecherin oder den Bundesschulsprecher
wählen. Das heißt die oberste Vertretung von 1,2 Millionen Schü-
lerinnen und Schülern wird nur von 29 (27 Landesschulspreche-
rInnen + 2 SprecherInnen der Zentrallehranstalten) gewählt. Ein
gewaltiges Demokratiedefizit! Ein direktes LSV/BSV-Wahlsystem
würde nicht nur der mangelnden Bekanntheit der überschulischen
Vertretung bei den SchülerInnen selbst entgegenwirken und ihrer
Vertretungsarbeit mehr Legitimation geben, sondern ihr auch mehr
Gewicht gegenüber der Politik verleihen. Es wäre nicht nur eine bes-
sere Vertretungsarbeit seitens der LSV und BSV möglich, es würde
auch den Schülerinnen und Schülern Demokratie näher bringen,
denn Demokratie muss erlernt werden und die Schule würde eine
idealen Rahmen dafür bieten. Die Direktwahl von LSV und BSV ist
also ein wichtiger Schritt, Demokratie praktisch zu erleben und für
das spätere Leben bereits in der Schule Erfahrungen zu sammeln!
fact box
Seit 1981 gibt es in Österreich das SchVG, das Schü-
lerInnenvertretungsgesetz, seither gibt es eine ge-
setzlich festgelegte SchülerInnenvertretung (SV)
auf überschulischer Ebene. Bevor die BSV in ihrer
heutigen Form geschaffen wurde, gab es ab dem
Jahr 1972 einen bundesweiten SchülerInnenbeirat.
Dieser setzte sich aus je einem/einer VertreterIn der
Bereiche AHS, BMHS und BS und aus acht Vertre-
terInnen von Jugendorganisationen zusammen. Aus
diesen Strukturen wurde dann die gesetzliche über-
schulische Vertretung geschaffen. Die AKS forderte
als erste SchülerInnenorganisation bereits 1987 das
direkte Wahlrecht für die SV. So wurde erreicht, dass
alle OberstufenschülerInnen das Recht haben ihre
SV selbst zu wählen. Davor waren nur die Klassen-
sprecherInnen berechtigt ihre Stimme abzugeben.
Mit der letzten Novellierung des SchVG im Jahr
1990 wurde die LSV und BSV in der Form geschaf-
fen, in der sie heute noch existiert.
AKS NÖ / BILDUNGSPOLITIK
Schulen mit Demo- kratie durchfluten!
Seit Jahren setzt sich die AKS (Aktion Kritischer SchülerInnen) für mehr Demokratie an Schulen und deswegen auch für die Direktwahl der überschulischen Vertretung ein. Eine Direktwahl
würde das Demokratiedefizit welches zurzeit in diesem Bereich herrscht, endlich beenden.
Text: Benjamin Jaquemar; Foto: Naomi Dutzi A K S N Ö / B I L D U N G S P O L I T I K _ 0 1 3
Österreich
Nachbarländer
JUGENDKULTUR
Festivalsummer 2012 Es ist wieder soweit, die Festivalsaison 2012 ist bereits voll im Gange!
Hier ein kleiner Überblick mit den wichtigsten Festivals des Sommers.
0 1 4 _ J U G E N D K U L T U R Zusammenfassung: Peter Schicho; Foto: www.photography.mattfield.com
Harvest of Art
Wo: Ottakringer Arena, Wiesen
Wann: 06.07.2012
Line Up: The KOOKS, Mumford & Sons, Glen Hansard, Thees
Uhlmann,…
Kosten: 44,50 EUR
Mit dem Harvest of Art gelingt es neben dem Frequency, ein wei-
teres großes Festival mit Schwerpunkt Indie Rock zu etablieren.
Gleich beim Debut glänzt das Harvest of Art mit Größen, wie The
KOOKS und Mumford &Sons, für alle Liebhaber_innen von Indie
Rock und Folk ein neuer Stern am österreichischen Festivalhimmel.
Forestglade
Wo: Ottakring Arena, Wiesen
Wann: 14.07.2012
Line Up: Incubus, Billy Idol, The Ting Tings
Kosten: 44,50 EUR
Eine Festivallegende verabschiedet sich. Nachdem das Forest-
glade der Vorreiter der Alternativ Festivals in Österreich war,
macht es nun die Bühne frei für seine Nachkommen. Mit Incu-
bus und The Ting Tings ist jedoch noch eine gebührende Ab-
schiedsveranstaltung sicher.
BEATPATROL
Wo: VAZ St. Pölten
Wann: 20.07.2012 bis 22.07.2012
Line Up: Armin Van Buuren, AVICII, Steve Aoki, Joachim
Garraud,…
Kosten: 97,90 EUR
4 Jahre Beatpatrol, ein Grund zum Feiern, denn die St. Pöltner Ei-
genproduktion in Sachen Festivals hat sich am österreichischen
Festivalhimmel als das größte Festival im Bereich der elektroni-
schen Musik etabliert.
ROCK FOR PEOPLE
Wo: Festival Park, Hradec Králové, Tschechien
Wann: 03.07.2012 bis 06.07.2012
Line Up: Faith No More, The Prodigy, Franz Ferdinand, Skrillex,
Crystal Castles; …
Kosten: 79,50 EUR
SZIGET Festival
Wo: Budapest, Ungarn
Wann: 06.08.2012 bis 13.08.2012
Line Up: Placebo, Korn, Friendly Fires, The Vaccines, Noah and
the Whale, LMFAO,…
Kosten: 225 EUR
FM4 Frequency Festival
Wo: Green Park, St. Pölten
Wann: 16.08.2012 bis 18.08.2012
Line Up: The Killers, Placebo, The Cure, Bloc Party, The XX,
Sportfreunde Stiller, …
Kosten: 134,50 EUR
Bereits zum vierten Mal beehrt das FM4 Frequency heuer die
Landeshauptstadt. Wie auch schon in den letzten Jahren bringt
es auch diesmal wieder jede Menge musikalische Schmankerl mit
sich. Von The Killers über Korn bis hin zu Paul Kalkbrenner ist für
fast jede_n Fesivalliebhaber_in etwas dabei. Be there or be square!
Aufgrund eines ministeriellen Erlasses aus dem Jahr 2004 ist es
jungen AsylwerberInnen nicht mehr erlaubt, eine Lehrausbildung
zu besuchen. Viele jener Jugendlichen stehen nach einer abge-
schlossenen Pflichtschulausbildung vor einer Perspektivlosigkeit,
die mitunter diesem Erlass zugrunde liegt.
Warum Perspektive schaffen?
Arbeit ermöglicht Chancengleichheit, Menschenwürde und de-
klariert sich letztendlich als Menschenrecht. AsylwerberInnen
ist es in Österreich nicht erlaubt legalen Arbeiten nachzuge-
hen abgesehen von der Saison- und Erntearbeit und von freien
Gewerben. Das Leben von AsylwerberInnen ist bestimmt von
Aussichtslosigkeit und Zukunftsangst. Gesetzeslagen, wie jener
Erlass von 2004, tragen somit zu einem Zwiespalt bei, den sich
Österreich folglich selbst erschaffen hat: Einerseits sollen sich
AsylwerberInnen integrieren und dem Staat und der Gesell-
schaft als nützlich erweisen, andererseits setzt man Grenzen,
die dies größten Teils unmöglich machen. Schwierig ist diese
Lage bereits für erwachsene AsylwerberInnen, doch besonders
misslich zeigt sie sich für jene jungen Menschen, die bereit sind
zu lernen, zu arbeiten und etwas für die Gesellschaft zu tun, in
der sie auch zukünftig leben wollen.
Was tun?
Unzureichende Ausbildungschancen kommen weder den
AsylwerberInnen, noch dem österreichischen Staat zugute.
Jugendliche werden zum Nichtstun verdammt, der oftmalige
Überschuss an Lehrstellen wird nicht gedeckt. Asylverfahren
dauern oft Jahre, die vergehen, ohne dass die AsylwerberInnen
einer Arbeit oder Lehre nachgehen können – das ist ungerecht,
menschenfeindlich und wenn man es für die WirtschafterIn-
nen unter uns ausdrücken möchte, auch hochgradig unökono-
misch. Deshalb fordern Organisationen, wie die Vereinigung
„Machen wir uns stark“, eine Aufhebung des ministeriellen Er-
lasses aus 2004, vollen Zugang zum Arbeitsmarkt spätestens
6 Monate nach Asylantragsstellung, sowie Zugang zu Lehr-
ausbildung und anderweitiger Berufsaus- und Weiterbildung.
Österreich wird häufig als vielfältiges Land bezeichnet. Darauf
sollte aufgebaut werden.
Österreich
Nachbarländer factbox
Lage junger AsylwerberInnen in Österreich
Kein Zugang zu Berufsausbildung und Arbeits-
markt außer Saison- und Erntearbeit. Jugendliche
werden zum Nichtstun verdammt. Perspektivlo-
sigkeit und Zukunftsangst bestimmen den Alltag.
Österreich begünstigt mittels Gesetzen und
Erlässen diese Zustände.
Forderungen von „Machen wir uns stark“
Aufhebung des ministeriellen Erlasses vom
20.5.2004. Voller Zugang zum Arbeitsmarkt spä-
testens 6 Monate nach Asylantragsstellung.
Zugang für junge AsylwerberInnen zu Lehrstellen.
Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten für
Asylwerber/-innen.
Text: Marlene Reinberger; Foto: Machen wir uns stark A R B E I T S W E L T _ 0 1 5
ARBEITSWELT
Arbeit. Lehre. Würde. Recht.
Über Ausbildungs- und Berufschancen junger AsylwerberInnen: Österreich wird oftmals als Asylparadies bezeichnet. Die Realität zeigt jedoch, dass die Zustände,
die AsylwerberInnen in Österreich vorfinden, keinesfalls paradiesisch sind. Dieses Faktum bestätigt sich auch im Zugang zum Arbeitsmarkt. Besonders verdrießlich ist die Lage für junge AsylwerberInnen.
GESELLSCHAFT
Kick it like….Capitalism!
„Hast du den Ronaldo schon? Nein, ich hab dafür den Gomez!“ Alle zwei Jahre, also zur WM oder zur EM, ziehen kleine Kinder ihre Eltern an den Ärmeln und wollen die beliebten Sticker. Der Panini-Verlag
aus Modena macht damit einen Jahresumsatz von 800 Millionen Euro (Stand 2010). Aber auch die Werbe- und Marketingindustrie macht mit Sport Großereignissen Profit. Und wo es wirtschaftliche
Gewinner gibt, gibt es auch Verlierer.
Die Ausrichter, große Verlierer der Meisterschaften
Für die momentan stattfindende Europameisterschaft in Polen
und der Ukraine mussten die beiden Staaten 2 Milliarden Euro in
den Stadionausbau investieren, in Stadien, die viel zu groß sind für
die heimischen Klubs. Ein ähnliches Szenario in Portugal, das die
Arenen vor der EM 2004 aufrüstete: Das Algarve-Stadion zu Faro
mit einer Kapazität von 30000 ZuschauerInnen beheimatet einen
Regionalligisten, in Leiria, einer der Ärmsten Städte Portugals, kickt
ein Zweitligist, ebenfalls in einer 30000 Zuschauer-Arena. Die Be-
triebskosten sind exorbitant hoch.
Die Spuren der Euro 2008
Schauplatz Klagenfurt: das Wörtherseestadion wurde für die Euro
2008 in Österreich und der Schweiz auf 30.000 Sitzplätze ausge-
baut. Drei Vorrundenspiele fanden dort statt, nachher gähnende
Leere. Die Betriebskosten betragen jährlich 500.000 Euro.
Griechenland, Heimat der Olympischen Spiele
2004 wurde Griechenland vom Internationalen Olympischen
Komitee regelrecht gezwungen, die Olympischen Sommerspiele
in der Wiege des olympischen Gedankens auszutragen. In dem
Land, über dem heute das Damoklesschwert des Staatsbankrotts
taumelt, mussten Investitionen in Höhe von 7 Milliarden getätigt
werden. Milliarden, die man heute dringend brauchen würde – vor
allem, da das Gros der Sportstätten heute leer steht.
Die Profiteure – Uefa, Fifa, IOC und die Wirtschaft
Der Gewinn, den Griechenland aus dem finanziellen Fiasko zog, war
mit geschätzten 33 Millionen Euro überschaubar. Doch wo gehen
die Milliarden an Gewinn hin? Einerseits profitieren die Bauunter-
nehmen, die von den Weltverbänden bestimmt werden, durch die
Bauprojekte extrem – regionale Unternehmen haben dabei aber
häufig die Nachsicht, da sie im Vergleich zu Multinationalen Kon-
zernen nicht konkurrenzfähig sind. Der Tourismus wird natürlich
kurzfristig angekurbelt, doch das gewährleistet keine langfristige
Entwicklung. Zweiter Profiteur sind die Sponsoren, die durch ihre
Verträge eine Imagesteigerung erfahren und Exklusivrechte erhal-
ten. In Griechenland durften zum Beispiel nicht einmal Getränke
in die Sportstätten mitgenommen werden, die nicht zur Coca Cola
Company gehörten. Doch ganz oben auf der kapitalistischen Nah-
rungskette stehen UEFA, FIFA und IOC. Sie wälzen einerseits alle
Schulden auf die Ausrichterstaaten, andererseits profitieren sie von
den Sponsoreneinnahmen und vor allem von den Fernsehrechten.
Es handelt sich dabei um korrupte Dachverbände, die ihr Monopol
an Sportgroßereignissen eiskalt ausnutzen und sich selbst vorzüg-
lich bereichern. Anders zu erklären ist eine Vergabe der WM 2022
nach Qatar nicht: in einem Land, mit der Gesamtfläche Oberöster-
reichs, werden 9 Stadien gebaut und 3 ausgebaut, jedes einzelne
klimatisiert, da es bis zu 50 Grad Außentemperatur im Emirat ha-
ben kann. Und die üblichen Verdächtigen reiben sich die Hände…
0 1 6 _ G E S E L L S C H A F T Text: Mirza Buljabasic; Fotos: Naomi Dutzi
fact box
Durchgeführt bei österreichischen Kindern und Ju-
gendlichen im Alter 11, 13 und 15; 92 % der Mädchen
und 83 % der Burschen sind normalgewichtig. 43 %
der Mädchen und 29 % der Burschen empfinden sich
gleichzeitig zu dick. Das Gefühl zu dick zu sein, nimmt
vor allem bei den Mädchen mit dem Älterwerden
deutlich zu, obwohl der Anteil der SchülerInnen mit
einem erhöhten BMI (17 % der Burschen und 8 % der
Mädchen) relativ konstant bleibt. Während bereits
34 % der 11-jährigen Schülerinnen ihren Körper als
zu dick einstufen, ist bei den 15-Jährigen bereits jedes
zweite Mädchen dieser Überzeugung (49 %).
(Dür, W., Griebler, R.: Die Gesundheit der österreichi-
schen SchülerInnen im Lebenszusammenhang. Er-
gebnisse des WHO-HBSC-Survey 2006. Bundesmi-
nisterium für Gesundheit, Familie und Jugend 2007)
FRAUEN
Wa(h)re Schönheit In Isreal gibt es seit März 2012 ein Gesetz, das die Kennzeichnung von photoshopmanipulierten Bildern
in Medien vorschreibt. Nun zieht Österreich mit einem Vorschlag der SPÖ Frauen nach.
Hamburg. Die neue H&M Plakatserie zeigt braungebrannte, su-
perschlanke Models, die sich im Bikini sexy räkeln. Links am 16 Bo-
gen Plakat prangert eine Photopshop Werkzeugleiste. Zeigt H&M
Mut zur Selbstironie? Nein, Adbusters haben sich über die H&M
Werbekampagne hergemacht und das aufgezeigt, was in der Wer-
be- und Medienwelt längst Usus ist: Photoshopmanipulation auf
die Spitze getrieben. Setzt man diese manipulierten, geschönten
und omnipräsenten Vorbilder in einen kausalen Zusammenhang
mit den Zahlen und Fakten zu Schlankheitswahn, Essstörungen
und Schönheitsoperationen in Österreich, ist das Ergebnis er-
schreckend. In Europa haben 25 % der 7- bis 10-jährigen Mädchen
bereits Erfahrung mit Diäten und laut einer Studie fühlt sich ein
nicht unerheblicher Prozentsatz der österreichischen Kinder und
Jugendlichen, während sie einen normalen Body Maß Index auf-
weisen, zu dick.*
Dagegen wollen jetzt auch die SPÖ Frauen mobil machen und for-
dern ein Bildbearbeitungsgesetz, das mittels eines Ampelsystems
den Grad der Bearbeitung aufzeigen soll. Die Forderung an sich
ist nicht neu. Schon im Jahr 2009 lieferte die konservative fran-
zösische Abgeordnete Valérie Boyer einen Gesetzesentwurf für
die Kennzeichnung von Retuschen in Magazinen, kam damit aber
nicht durch. Knapp ein Jahr später griff die Mädchenorganisation
der Pfadfinder in England „Girlguiding“ die Forderung wieder auf
und erreichte damit eine hohe Medienpräsenz in ganz Europa. Im
März 2012 kam die Forderung dann in Israel auf und wurde dort
sogar in ein Gesetz gegossen.
Ignoranz seitens der Profiteure
Wer sich zu dem SPÖ Frauen Vorstoß noch nicht äußern will,
sind wenig überraschend die, die von manipulierten Bilder pro-
fitieren. dIREKT Anfragen bei zwei namhaften Werbeagenturen
blieben bisweilen unbeantwortet und auch dem österreichischen
Werberat, der „Gesellschaft zur Selbstkontrolle der Werbewirt-
schaft“, konnte bisher kein Statement abgerungen werden. Dort
will man noch ein Gespräch mit Frauenministerin Heinisch-Ho-
sek Anfang Juli abwarten, bevor man Stellung bezieht. Fraglich
ist, ob das Bewusstsein für die Tricksereien der Werbeindustrie
nicht schön längst in den Köpfen der Menschen vorhanden ist
und ob nicht allein die optische Präsenz - gekennzeichnet oder
nicht- der überperfektionierten Körper ausreicht, um unser
Selbstwertgefühl zu zerstören?
Text: Naomi Dutzi; Foto: iStockphoto F R A U E N _ 0 1 7
Antifa SeminarEine große Delegation aus Niederösterreich beschäftigte sich am Antifa Seminar 2012 mit dem großen Themenkomplex Rechtsextremis-mus und Antifaschismus.
Ortsgruppengründung
Seit der letzten dIREKT Ausgabe sind
auch schon wieder zwei neue moti-
vierte Ortsgruppen offiziell gegründet
worden: St. Aegyd, wo sich Benjamin
Hofbauer dem Vorsitz annimmt und
Wiener Neustadt mit der Vorsitzen-
den Julia Gonter.
Amstetten
Lehrlingskampagne
Bereits zum 3. mal tourt die SJ Niederösterreich nun mit
dem Partybus durchs Land und macht vor allen niederös-
terreichischen Berufsschulen Halt. Wir kämpfen gemeinsam
für eine bessere Ausbildung, für eine faire Bezahlung und ge-
gen die tägliche Schikane in den Berufsschulheimen.
Wr. Neustadt
Eggenburg
St. Aegyd0 1 8 _ O R G A N I S A T I O N Text: Naomi Dutzi; Fotos: SJ Archiv
||Auch||in||einem||sehr||aktiven||SJ||Bezirk||Niederösterreichs,||
||in||Amstetten,||wurde||gewählt||und||Mirza||Buljabasic||als||
||Bezirksvorsitzender||bestätigt.||
Antifa Kampagne„Wer sein Kreuz bei Strache macht,
muss wissen, dass es einen Haken hat!“,
fanden in Mistelbach ganz viele und
überrannten unseren Antifa Aktions-
stand regelrecht.
ORGANISATION
Poechlarn
Eggenburg
BefreiungsfeierWie jedes Antifa Seminar endete auch dieses mit dem gemeinsa-men Besuch der eindrucksvollen Befreiungsfeier im ehemaligen KZ Mauthausen. Die SJ stellte wieder den größten Block beim Marsch der Jugend dar.
O R G A N I S A T I O N _ 0 1 9
Insgesamt gab es 1
5 Antifa Aktio
ns-
tage in ganz Niederösterreich und
natürlich durfte Heidi,
der Antifa
Hai dabei nicht fehlen.
Sommersportfest
03. – 05. August, Europacamp | Weißenbach am Attersee
Nach einer IUSY bedingten Pause im Vorjahr startet das SSF
2012 wieder mit tollen Sport- und Freizeitangeboten durch. Ne-
ben dem bereits traditionellen Programm, wie Streetsoccer, Sau-
trogregatta, Soapslide und diversen Workshops gibt es heuer
erstmals einen Frauen Selbstverteidigungskurs und einen Street
Dance Workshop.
Auch das abendliche Feiern wird mit dem Angebot einer Party-
schiffrundfahrt am Attersee nochmal gepimpt. Also Schlafsack,
Bikini und Zelt nicht vergessen und ab geht’s ins wunderschöne SJ
Camp am Attersee.
TeilnehmerInnenbeitragErsteinzahlerInnen: EUR 19,–Mitglieder: EUR 34,–Nichtmitglieder: EUR 49,–
ECOSY Summer Camp
13. – 20. Juli, Savudrija (Kroatien)
Das ECOSY-Summercamp führt uns dieses Jahr direkt ans kroati-
sche Meer nach Savudrija. Unzählige Workshops, spannende Dis-
kussionen, interessante Menschen, Spaß, Meer und eine Woche
lang gelebter Sozialismus. Dabei lernst du die sozialistischen Ju-
gendorganisationen anderer Länder näher kennen und kannst dich
mit GenossInnen aus ganz Europa über die politische Grundsätze
austauschen.
TeilnehmerInnenbeitrag220 Euro (ab 1. Mai 2012)
restart.tc Finale 2012
06. Oktober 2012 | VAZ St. Pölten
Wenn 10.000 skate- und musikbegeisterte Jugendliche das VAZ
St. Pölten stürmen, dann kann nur eines gemeint sein. Das restart.
tc Skate Contest Finale mit der After Show Party. Ab 14 Uhr mat-
chen sich die besten SkaterInnen um den Titel und am Abend lädt
die SJ NÖ bereits zum 11. Mal zur größten indoor Party des Landes.
Mit 4 Floors und mit über 20 Acts ist für alle das passende dabei.
Für SJ Mitglieder ist das ganze Spektakel, inklusive der VIP Lounge,
gratis. Aber auch sonst kommt man mit 5 Euro Eintritt gut davon.
Auch diese Jahr suchen wir wieder VorverkäuferInnen. Also melde
dich einfach unter [email protected]
Termine
Y
3. bis 5. August 2012
SOMMER
FEST
R s
SPORT
0 2 0 _ T E R M I N E Text: Naomi Dutzi; Fotos: ZVG / Nina Oberleitner
SCHMANKERL
Sehen. Hören. Lesen. FILM: Vielleicht in einem anderen Leben Ö 2011
Kurz vor Ende des zweiten Weltkrieges wird eine kleine Gruppe
ungarischer Jüdinnen und Juden in einem kleinen niederösterrei-
chischen Dorf versteckt und angehalten, bevor sie zur Vernichtung
nach Mauthausen weiter transportiert werden. Die Dorfbevölke-
rung, vergiftet von der nationalsozialistischen Ideologie, ist wenig
erfreut über die Neuankömmlinge im Dorf und so droht die Situation
zu eskalieren. Regie: Elisabeth Scharang
BUCH: Das Ende der Krawattenpflicht
Erschienen am 5. März 2012 im Czernin Verlag
Frauen an der Macht? Die Autorinnen Barbara Blaha und Sylvia
Kuba die fehlende Gleichberechtigung in der Politlandschaft an
und öffnen die Augen der LeserInnen für unsichtbare Macht-
strukturen. Gründe für ungleiche Partizipationschancen, Ge-
schlechterrollen und ihre Wirkmacht, gesteuerte körpersprach-
liche Inszenierungen und Unterschiede zwischen Politikern und
Politikerinnen sind Thema.
Ein lesenswertes Buch, indem die Autorinnen ein polarisierendes
Thema ansprechen, das schon längst Diskurs eines jeden Kü-
chentisches hätte sein sollen.
Texte: Peter Schicho, Sigrid Horn, Katharina Rabl S C H M A N K E R L _ 0 2 1
MUSIK: Fiva & Das Phantom Orches-ter - Die Stadt gehört wieder mir
Hip-Hop, niveauvoll und massen-
tauglich? Geht nicht? Geht doch! Die
Münchner Hip-Hopperin Fiva hat es
mit ihrem neuesten Album wieder
bewiesen! Wesentlich poppiger als
ihr bisheriges Werk eignet sich diese
Platte als Hip-Hop-Einstiegsdroge.
Aber seid gewarnt: So leicht kommt
ihr davon nicht mehr weg!
fact box
Bund der Kommunisten
Geheimbund, gegründet 1847 in London u.a. von K.
Marx und F. Engels, gilt als Vorläuferorganisation der
Internationalen Arbeiterassoziation / der „ersten In-
ternationalen“
DR. MARX
Nichts als Ketten zu verlieren
Über die Bedeutung des „Kommunistischen Manifest“
Das „Manifest der Kommunistischen Partei“ war das erste und
gilt gemeinhin wohl als das wichtigste historische Dokument
des wissenschaftlichen Sozialismus. Kurz vor den bürgerlichen
„Märzrevolutionen“ 1848 in Deutschland und Österreich erschie-
nen, hat es programmatischen Charakter und sollte die Weltan-
schauung des „Bundes der Kommunisten“ auf verständliche Wei-
se erklären und einem breiteren Publikum zugänglich machen.
Die Verfasser Karl Marx und Friedrich Engels umreißen auf etwa
30 Seiten ihr philosophisches Konzept – später als Marxismus
bezeichnet. Der Kern dieses Konzeptes setzt sich zusammen aus
dem historischen und dem dialektischen Materialismus. Die mar-
xistische Philosophie macht das Kommunistische Manifest auch
so bedeutsam: Die bis dahin bloß diffuse Idee der Überwindung
der bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse und der Errich-
tung eines „Sozialismus“ wird erstmals auf eine wissenschaftli-
che Grundlage gestellt, die heute noch das Denken und Handeln
vieler fortschrittlicher Parteien und Organisationen beeinflusst.
Durch historische Analyse erkennen Marx und Engels im Kom-
munistischen Manifest: „Was beweist die Geschichte der Ideen
anders, als daß die geistige Produktion sich mit der materiellen
umgestaltet? Die herrschenden Ideen einer Zeit waren stets nur
die Ideen der herrschenden Klasse.” Im viel zitierten Schluss des
Dokuments wird gefolgert: „Die Proletarier haben nichts (...) zu
verlieren als ihre Ketten. Sie haben eine Welt zu gewinnen. Prole-
tarier aller Länder, vereinigt euch!“
Weiterführende (Einstiegs-)Literatur:
Hermann Duncker: Einführung in das Studium des Marxismus
Friedrich Engels: Die Entwicklung des Sozialismus von der
Utopie zur Wissenschaft
W.I. Lenin: Drei Quellen und drei Bestandteile des Marxismus
0 2 2 _ D R . M A R X Text: Michael Gogola; Foto: SJ Archiv
Das heutige Leben ist durch gravierende Umbrüche und ständi-
gen Wettbewerb gekennzeichnet. Um hier bestehen zu können,
sind Ideen und Antworten gefordert, die erst durch eine völlig
andere Art der Wissensvermittlung erlernt werden müssen. „Die
kürzliche Fixierung der Neuen Mittelschule durch Bundesminis-
terin Claudia Schmied war in dieser Sache ein wesentlicher Re-
formschritt. Erstmals seit fünfzig Jahren erhält Österreich damit
einen neuen Schultyp im Regelschulwesen, der einen Qualitäts-
schub und eine neue Lehr- und Lernkultur bringen wird“, hält der
Bildungssprecher der SPÖ Niederösterreich, Klubobmann LAbg.
Mag. Günther Leichtfried, fest.
Leichtfried weiter: „Die Reise in Richtung eines modernen Bil-
dungssystems darf aber hier nicht enden, sondern muss weiter
fortgesetzt werden. Dazu ist es allerdings notwendig, dass ‚alte
bildungspolitische Zöpfe’ aus der grauen Vorzeit endlich abge-
schnitten werden und Bildung & Schule neu gedacht werden.“
Wichtig sei vor allem, so Leichtfried, dass künftig jedes Kind
und jeder Jugendliche individuell nach den Interessen und Bega-
bungen durch qualitativ hochwertig ausgebildete Pädagoginnen
und Pädagogen gefördert werden. Der nächste logische Schritt
sei daher die Realisierung der gemeinsamen Schule aller Zehn-
bis 14-Jährigen, wie sie in weiten Teilen Europas bereits erfolg-
reich praktiziert werde, und die flächendeckende Einrichtung
von Ganztagsschulen: „Unser kleines Land kann es sich nämlich
unter keinen Umständen leisten, aufgrund nicht mehr zeitgemä-
ßer Unterrichtsformen das geistige Kapital unserer Jugend unge-
nützt liegen zu lassen.“
Günter Leichtfried: Bildungssystem muss weiter entstaubt werden!
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PREISEDer TeilnehmerInnenbetrag be-inhaltet Halbpension, Nächtigung und die Teilnahme am gesamten Programm.
ErsteinzahlerInnen: € 19,-SJ Mitglieder: € 34,-Nichtmitglieder: € 49,-
ANMELDUNGAnmelden kannst du dich persönlich im Landessekretariat der SJ Niederösterreich oder per Telefon unter 02742/2255226, per Mail an offi [email protected] oder direkt über die Homepage www.sjnoe.at!
Sommer, Sonne, Sozialismus – das Motto des SSF 2012.Bei strahlendem Augustwetter belagern 300 Jugendliche den Attersee. Mit Beachvolleyballturnieren, einer Sautrogregatta oder dem Soapslidecontest vertreiben wir uns die Zeit. Dazu gibt’s heiße Lounge Sounds direkt am Strand.
Auch das politische Programm ist abwechslungsreich. Am Samstagvormittag erwarten dich Workshopeinheiten zu den Themen Faschismus, Umwelt und Arbeitsrecht. Gleichzeitig gibt es dieses Jahr erstmals auch einen Frauen Selbstverteidigungskurs und einen DJ/DJane-WS. Auch eine EU-Diskussion ist eingeplant.
Das Herzstück des SSF bildet natürlich das Sport- und Freizeitprogramm: mit dem Streetsoccerturnier, einem Kletterturm, einer Slackline, diversen Sport-aktivitäten im Strandbad und der Möglichkeit sich kreativ zu betätigen ist bestimmt für alle was dabei. Ganz neu im Programm ist auch der Streetdance Workshop.
Party kann es nie genug geben. Deshalb starten wir mit einer Welcome Party ins SSF und machen am nächsten Tag direkt am Strand mit einer Cocktaillounge weiter. Außerdem wird es wieder ein ArbeiterInnen-liedersingen am Lagerfeuer geben.
Das absolute Highlight stellt allerdings die Rundfahrt am Partyschiff dar, wo du 2 Stunden lang bei ausgelassener Stimmung und guter Musik mitten am Attersee abtanzen kannst.
Wir verwandeln das Europa-camp am Attersee in eine Zelt-stadt. Das bedeutet, dass du ein eigenes Zelt, einen Schlafsack und auch warme Kleidung mitnehmen solltest. Solltest du kein Zelt haben, kannst du vor Ort eines um EUR 10,- kaufen.
SOMMERSPORTFEST03. – 05. August | Europacamp, Weißenbach am Attersee
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