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Das dIREKT versteht sich als Medium zur Information von Mitgliedern, FunktionärInnen und SympathisantInnen der SJ NÖ. Das dIREKT informiert über aktuelle politische Debatten und thematisiert jugendrelevante Ereignisse.
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www.sjnoe.at/direkt
Das linksbündige Magazin der Sozialistischen Jugend Niederösterreich.
Ausgabe 3 | Juli 2010
Alle Fakten zur Steuerdebatte
Wie in Österreich die Reichen geschont werden
Seite 5
So wirkt die Krise auf Frauen
Warum sie Frauen härter trifft als Männer
Seite 15
Hellas brennt! Was hinter den Protesten in Griechenland steckt Plus: Wer profitiert vom Rettungspaket
Seite 6
Sozialistische JugendNiederösterreichwww.sjnoe.at
I N T R O _ 0 0 2
IMPRESSUM
Medieninhaberin und Herausgeberin: SJ Niederösterreich, 3100 St. Pölten, Kastelicgasse 2, Tel.: +43 (0)2742 22 55-226; E-Mail: offi [email protected]; Website: www.sjnoe.atChefredaktion: Andreas Beer, Boris Ginner, Alexander Strobl, Jakob Winter. Redaktion: Stefan Bartl, Andreas Beer, Julia Kopalek, Boris Ginner, Michael Gogola, Hanna Hosa, Valerie Kalnein,
Martin Oppenauer, David Pöcksteiner, Philipp Poyntner, David Stockinger, Alexander Strobl, Max Wallner, Jakob Winter, Max Zirkowitsch.Art Director & Graphic Design: Peter Rüpschl ([email protected], +43 (0)650 666 99 23), Satz und Layout: Florin Buttinger, Coverfoto: iStockphoto
Produktion: NGL-Mediamondial, 3151 St. GeorgenGrundlegende Richtung: Das dIREKT versteht sich als Medium zur Information von Mitgliedern, FunktionärInnen und SympathisantInnen der SJ NÖ.
Das dIREKT informiert über aktuelle politische Debatten und thematisiert jugendrelevante Ereignisse.
INTRO 002 INHALTSVERZEICHNIS 003 EDITORIAL
ÖSTERREICH 004 DER ROTE FALKE 005 STEUERLOSES KAPITAL
IM BRENNPUNKT 006 HELLAS BRENNT
...WAS DU IN DER SCHULE NICHT GELERNT HAST 008 MEDIENLANDSCHAFT IN ÖSTERREICH
GESELLSCHAFT 010 ANTIFASCHISMUS 2.0
INTERNATIONAL 012 ROTHEMDEN IN THAILAND
ARBEITSWELT 014 ANSCHLUSS IM MÄNNERBERUF
FRAUEN 015 AUSWIRKUNGEN DER KRISE
ORGANISATION 016 GRUPPENGRÜNDUNGEN
AKS NÖ 018 ERFOLGREICHE LSV-WAHLEN
FRAGE AN DR. MARX 019 AUSBEUTUNG?
003 005 006 008
010 012 015
019016 018
Ja, es ist Zeit für Gerechtigkeit, das hat Bundeskanzler Faymann und
die SPÖ zumindest richtig erkannt. Gerechtigkeit bedeute jedoch die
Reichen sollen zahlen und keine Massensteuern!
Auch das „Hilfspaket für Griechenland“ ist alles andere als gerecht.
Griechenland wurde eine drohende Staatspleite angedichtet und dar-
auf spekuliert. Jahrelang haben sich die Banken von der Notenbank
Geld zum Nulltarif geborgt und es zu Wucherzinsen an die Staaten
weiterverliehen, jetzt wo die Staaten nicht mehr zahlen können, sollen
die SteuerzahlerInnen dafür gerade stehen. Das überdimensionierte
Rettungspaket für Griechenland geht wieder zu Lasten der kleinen
Leute. Hier hätte die österreichische Bundesregierung nicht zustim-
men dürfen, sondern dafür einstehen müssen, dass die Verantwortli-
chen und Profiteure der Spekulationen gegen Griechenland zur Kassa
gebeten werden. Für mich gibt es jetzt nur mehr den Ausweg, dass die
Gewinne der österreichischen Banken abgeschöpft werden und zur
Finanzierung der Hilfspakete verwendet werden und nicht das Geld
der SteuerzahlerInnen.
Ich bin überzeugt davon, dass es eine Alternative zum vorherrschen-
den kapitalistischen System, seinen immanenten Krisen und den Unge-
rechtigkeiten gibt. Eine Gesellschaft in der nicht der Profit im Mittel-
punkt unseres Denkens und Tuns steht, sondern der Mensch. Eine
Gesellschaft in der es kein Unten und kein Oben gibt, ohne Ausbeutung
und Unterdrückung. Auch wir als Sozialistische Jugend tragen mit den
denkfabriken und allen progressiven Kräften in unserer Partei und in
ihrem Umfeld zu einer gerechteren Politik in der Sozialdemokratie bei.
Viele kleine Schritte bedeuten auch Fortschritt. Die großen Schritte
können wir jedoch nur gemeinsam gehen, deshalb liegt es an euch,
mit der Arbeit in euren Ortsgruppen so viele Leute wie möglich zu
organisieren und für unsere Inhalte zu begeistern!
Einer unserer wichtigsten Fixpunkte im SJ Jahr steht von 16. – 18. Juli
2010 bevor, das Sommersportfest im Europacamp in Weißenbach am
Attersee. Traditionell eignet sich das Sommersportfest sehr gut um
neue Leute zu einer SJ Veranstaltung mitzunehmen. Ich hoffe somit
viele neue und alte Gesichter am Sommersportfest 2010 zu sehen!
Freundschaft!
EDITORIAL
Zeit für Gerechtigkeit?Ja, es ist Zeit für Gereichtigkeit, das hat Bundeskanzler Faymann und die SPÖ zumindest
richtig erkannt. Gerechtigkeit bedeutet jedoch die Reichen sollen zahlen und keine Massensteuern!
Text: Andreas Beer; Foto: SJ NÖ E D I T O R I A L _ 0 0 3
Fürst Erwin der Letzte„Beati pauperes spiritu“, selig sind die geistig Armen, heißt es in der
Bibel und selig ist auch Niederösterreich. Dank des letzten absolutisti-
schen Fürsten in Europa neben dem Papst ist am Land unter der Enns
vieles unbemerkt vorübergezogen. Wie etwa jeder Versuch, Staat
und Kirche voneinander zu trennen oder auch die Eindämmung einer
allzu opulenten Hofhaltung zur eigenen Inszenierung. Oh glückliches,
unwissendes Niederösterreich!
Über die Bigotterie von Fürst Erwin sei nur so viel sei gesagt: Wer am
lautesten betet, hat am meisten zu verbergen. Die Medienfreiheit in
NÖ ist durch die unheilige Allianz von ÖVP und Kirche circa auf dem
Stand von 1934: Ob in Radio & ORF NÖ, NÖN oder Kurier – überall hat
der gestrenge Fürst seine Finger im Spiel und wenn nicht, zumindest
Augen und Ohren.
Er boxt in seinem Machtrausch auch absonderliche Prestigeprojekte,
wie die so genannte Elite-Uni in Gugging durch. Gugging – Glamour
und universitäre Tradition? Fürst Erwin glaubt Tatsachen schaffen zu
können indem er etwas als „Elite“ bezeichnet, ob die ganz Welt lacht
oder nicht. So hielt er es übrigens auch 2000 mit der schwarzblau-
en Regierung, deren „Architekt“ er zuerst war und dann doch nicht.
Wahr ist, wenns der Erwin sagt?
Natürlich braucht ein Fürst einen Schildknappen, in diesem Fall der
Landesrat Wolfgang Sobotka. Wobei es sich beim Wadlbeißer aus
Waidhofen/Ybbs eher um einen „Schuldknappen“ handelt. Er wird
vorgeschickt, wenn es Watschen einzustecken gilt, wenn sich jemand
die Finger schmutzig machen muss. So zeichnet auch er für den Ver-
lust von 1 Milliarde Euro NÖ-Wohnbaugelder verantwortlich. Ob
er diese Entscheidung im Land von Fürst Erwin allein getroffen hat,
überlasse ich der Meinung der/s LeserIns …
DERROTE
FALKE
0 0 4 _ R O T E R F A L K E Text: Max Wallner, Fotos: SJ NÖ Archiv, iStockphoto
In der öffentlichen Debatte um Staatsschulden, Einsparungen, Defizit-
probleme im Lichte (oder besser gesagt im Schatten) der Krise kursie-
ren allerlei Vorschläge zur Bekämpfung der Probleme: Von Rettungs-
paketen, stärkeren Kontrollen, dem Ausschluss Griechenlands aus der
Eurozone bis hin zu Verkauf von Inseln. Doch eine Debatte wird – wenn
überhaupt – nur am Rande geführt: Die des Steuersystems.
Den zentralen Standpunkt, den die Steuern in unseren Breiten als Ein-
nahmequellen spielen, ist unübersehbar: In Österreich ist der Anteil
der Steuern am BIP (Bruttoinlandsprodukt) seit langer Zeit mit ca. 43%
eine der höchsten der EU – Und diese Quote wächst langsam, aber
stetig.
Auf den ersten Blick scheint das nicht ungewöhnlich, ein funktionie-
render Wohlfahrtsstaat finanziert sich durch Steuern, und wenn diese
nicht weniger werden, so wird er noch weiter existieren. Jedoch: Der
zweite Blick, und zwar auf die Quellen der Abgaben, zeigt, wie ungleich
die Bürden verteilt sind.
2005 wurde in Österreich die KöSt (Körperschaftssteuer) – also die
Steuer auf Einkommen von Unternehmen – von 34% auf 25% gesenkt
Text: Boris Ginner und Philipp Poyntner, Foto: iStockphoto Ö S T E R R E I C H _ 0 0 5
ÖSTERREICH
Steuerloses KapitalWarum eine stärkere Zusammenarbeit innerhalb der Europäischen Union
nicht nur im Hinblick auf die Finanzkrise dringend gefragt ist und warum Österreich noch weit entfernt von einer gerechten Gesellschaft ist
– ein Trend, der im gesamten Euroraum sichtbar ist. Was dahinter-
steht, ist ein Standortwettbewerb, der für die europäische Staatlichkeit
und Demokratie zu einer Gefahr werden droht. Die Lobby der Wirt-
schaftstreibenden hat mit der Drohung, höhere Besteuerung würde
eine Abwanderung von Unternehmen und Kapital verursachen, bisher
immer Erfolg gehabt. Obwohl die meisten der Argumente wenig Stand-
festigkeit beweisen – so flexibel wie behauptet sind Unternehmen in
ihrer Standortwahl ganz und gar nicht – ganz alleine kann ein Staat
sich gegen den Druck der Konzerne kaum wehren. Was wir brauchen,
ist ein einheitlicher EU-weiter Steuersatz, damit Unternehmen ihren
Standort dort wählen, wo die Voraussetzungen für gesamtwirtschaft-
lichen und gesamtgesellschaftlichen Nutzen optimal sind – denn eine
„Diskontierung“ der Wirtschaft ist das letzte, was uns noch gefehlt hat.
Analog dazu gibt es in Österreich noch immer keine Erbschafts- und
Schenkungssteuer, von Wertzuwachssteuern auf Finanz- und Immobi-
lienvermögen ganz zu schweigen. Was das für die Gerechtigkeit inner-
halb einer Gesellschaft bedeutet, ist fatal – starre Strukturen zwischen
ArbeiterInnen und ArbeitgeberInnen / KapitalistInnen werden so nicht
nur gefestigt, sondern können auch noch leichter ausgebaut werden.
Das Argument, in der Krise wäre vor allem eine Vermögensbesteue-
rung fatal, man solle doch wenigstens warten, bis die Wirtschaft sich
wieder erholt hätte, ist lächerlich. Eine Besteuerung des obersten Tau-
sendstel der österreichischen Haushalte hätte so gut wie keine kon-
junkturellen Auswirkungen, da die Konsumneigung kaum beeinflusst
werden würde. Im Gegenteil: Nur 0,5% machen Vermögenssteuern
am BIP aus – nur in Tschechien ist das weniger. WIFO-Ökonom Pitlik
dazu: „Die heimische Steuerstruktur ist wachstumshemmend.“ (zitiert
aus: www.wienerzeitung.at/DesktopDefault.aspx?TabID=3929&Ali
as=wzo&cob=452563. 28. Mai 2010)
Im Gegensatz dazu ist die Steuerbelastung auf Arbeit seit 1995 um
3,4 Prozent gestiegen. Insgesamt sind diese Entwicklungen mehr als
besorgniserregend, denn sie zeigen auf, wie stark die Politik in Öster-
reich und der EU von den Lobbyisten der Unternehmen gelenkt wird.
Die ersten die während der Krisen bezahlten, waren nicht die Unterneh-
mer, sondern die entlassenen Arbeiter. Gespart wird jetzt vor allem bei
Arbeit und Sozialem, in Griechenland wie in Österreich, während vor
allem erwähnte Vermögensbesteuerungen viel zur Budgetsanierung
beitragen könnten.
fact box
KöSt = Körperschaftssteuer, Steuer auf Einkommen von
Unternehmen
Erbschafts- und Schenkungssteuer? Nicht in Österreich
Vermögenssteuer? Fast nirgendwo so niedrig wie in
Österreich
BRENNPUNKT
Hellas brennt!People of Europe rise up!
In den letzten Wochen war Griechenlands Schuldenkrise in aller Munde. Die Europäische Union und der IWF stellten schließlich 110 Mrd. Euro bereit um den
Staatsbankrott der Griechen zu verhindern.
Durch die Medien ging ein Raunen der Empörung: Im Gegensatz zu den
brav und hart arbeitenden Menschen im Norden-Westen Europas hät-
ten es sich die Griechen allesamt in ihrer sozialen Hängematte gemüt-
lich gemacht, Steuern hinterzogen und Budgetzahlen manipuliert! Die
ArbeiterInnen im Nord-Westen müssen nun für die Krise Griechen-
lands zahlen, so die plumpe Meinung der Medien und Politeliten.
Wahr ist, dass die Europäische Union Griechenland nicht Pleite gehen
lassen konnte, da vor allem französische und deutsche Banken ver-
stärkt in griechische Staatsanleihen investierten. Würde Griechenland
Pleite gehen, könnte der Staat seine Anleihen – also Kreditzahlungen
– nicht mehr bedienen und die gerade erst geretteten Banken würden
erneut vor einem Desaster stehen.
Griechenland ist natürlich nicht das einzige Land das verschuldet ist.
Insbesondere der wirtschaftlich schwächere Süden Europas schreibt
rote Zahlen und hat enorme Staatsdefizite angehäuft. Aber auch im
reichen Nord-Westen Europas haben Bankenrettungs- und Konjunk-
turpakete massive Löcher ins Budget gerissen.
Hier kommen die Finanzmärkte und Rating-Agenturen ins Spiel: Sie
bewerten nämlich ob die Chance groß oder eben nicht groß ist, dass
ein Land – in diesem Fall Griechenland - seine Schulden zurückzahlt.
Bei den Griechen waren sie plötzlich pessimistisch und daher müssen
wegen dem vermeintlichen Risiko noch höhere Zinsen als bisher für
Kredite gezahlt werden. Kurz gesagt: Kredite für den griechischen Staat
werden teurer und es wird schwierig sie zurückzuzahlen. Wie bei einem
überschuldeten Unternehmen geht’s in Richtung Bankrott.
Aber warum ist Griechenland bzw. der Süden Europas stark verschul-
det. Weil die Leute dort fauler sind, liest man in der deutschen Bild-
Zeitung. Aber stimmt das? Das wirkliche Problem besteht darin, dass
es in der EU Länder mit verschiedenen Produktionsniveaus, also ver-
schiedener wirtschaftlicher Stärke und Orientierung, gibt. Vor allem
Deutschland, das ja oft als „Exportweltmeister“ gilt (und mit ihm auch
Österreich) produziert konkurrenzfähige Waren und Dienstleistungen
und versucht diese massenhaft zu exportieren, also ins Ausland zu
verkaufen. Anbieter in wirtschaftlich schwächeren Ländern können
dieser Konkurrenz oft nicht Stand halten. Ihre Märkte werden von den
Produkten aus dem Westen überschwemmt, die Gewinne fließen aber
über die exportierenden Unternehmen zurück in die Länder deren
Wirtschaft erfolgreicher exportiert. Die privaten Haushalte und die
Staaten im Süden müssen sich für den Konsum der konkurrenzfähigen
Waren immer weiter verschulden, was das wirtschaftliche Ungleich-
gewicht weiter verschärft.
0 0 6 _ B R E N N P U N K T Text: Alex Strobl, David Stockinger; Foto: iStockphoto
EU und IWF-Regime…
Nun stehen die GriechInnen und hier vor allem die arbeitenden Men-
schen und ärmeren Schichten vor einer von EU und IWF aufgezwun-
genen, noch nie dagewesenen „Schocktherapie“. Diese beinhaltet
massiven Sozial- und Bildungsabbau, die Löhne und Gehälter der
öffentlich Bediensteten und anderer Beschäftigten werden um bis zu
30% gekürzt und die Pensionen werden eingefroren. Weiters wird zu
Privatisierung und Verkauf bis dahin öffentlichen Eigentums gedrängt.
Durch diese Maßnahmen werden wiederum v.a. die westeuropäischen
Großbanken und die nationalen Eliten profitieren.
…. und massiver Widerstand
Gegen diese Politik von IWF, EU und der griechischen Regierung for-
miert sich in den letzten Wochen ein breiter und kämpferischer Wider-
stand, getragen von Gewerkschaften, linken Parteien, Jugendorgani-
sationen und autonomen Initiativen. In Athen demonstrierte knapp
1 Million Menschen gegen den aufgezwungen Sozialabbau. Dabei kam
es auch zu massiven Übergriffen seitens der Staatsgewalt und gewalt-
tätigen Auseinandersetzungen die 3 Tote kosteten. Der griechische
Widerstand wird nur erfolgreich sein, wenn er mittel- und langfristige
Alternativen aufzeigen kann.
Das importierte Sparprogramm wird auf mittlere Frist die griechische
Krise nicht beenden. Diese wird sich weiter verschärfen. Die neuen
Kredite werden die Abhängigkeit Griechenlands erhöhen, zumal auch
der Zinssatz hoch ist und diese Kredite faktisch mit einer Art Zwangs-
regime durch EU und IWF verbunden sein wird. Ein griechischer Staats-
bankrott dürfte unter diesen Bedingungen nur hinausgeschoben sein
Linke Alternativen
Eine wirksame Politik zur Entschärfung der Krise in Griechenland, für
die auch die EU große Verantwortung trägt, muss die folgenden vier
Elemente haben:
1) Erforderlich ist eine konsequente Friedenspolitik: keinerlei Kauf neu-
er Waffen, massive Reduktion der allgemeinen Rüstungsausgaben und
eine umfassende Friedenspolitik gegenüber der Türkei, einschließlich
einer Lösung der Zypern-Frage. Parallel müssen die Rüstungslieferun-
gen an die Türkei gestoppt werden.
2) Notwendig ist eine radikale Besteuerung von Vermögen und hohen
Einkommen in Griechenland selbst.
3) Konsequente Eintreibung von Steuerschulden von heimischen und
ausländischen Unternehmen.
4) Die griechischen Schulden müssen umgeschuldet werden. Es muss
hier einen geordneten Schnitt geben, weil es anderenfalls zu einem
ungeordneten Schnitt mit drastischen Folgen für ganz Europa kommt.
Ein griechischer Staatsbankrott wäre die nächste Stufe der weltweiten
Krise, der nur ein Vorspiel auf weit größere Staatspleiten sein
5) Sozialisierung der großen Banken und Versicherungen
Als Sozialistische Jugend solidarisieren wir uns mit den kämpfenden
Menschen und hier insbesondere mit der griechischen ArbeiterInnen-
klasse, die am stärksten vom neoliberalen Spar-Regime betroffen sein
wird!
B R E N N P U N K T _ 0 0 7
fact box
Ratingagenturen: private und gewinnorientierte Unter-
nehmen, die gewerbsmäßig die Kreditwürdigkeit (Boni-
tät) von Unternehmen aller Branchen sowie von Staa-
ten und deren untergeordneten Gebietskörperschaften
bewerten.
Finanzmarkt: Oberbegriff für alle Märkte, auf denen ein
Handel mit Kapital stattfindet.
Staatsanleihe: kurz-, mittel- oder langfristige Anleihen
(Schuldverschreibungen), die von der öffentlichen Hand
und anderen staatlichen Körperschaften ausgegeben
werden
Internationaler Währungsfond (IWF): Sonderorgani-
sation der Vereinten Nationen. Er ist eine Schwesteror-
ganisation der Weltbank-Gruppe und hat seinen Sitz in
Washington, D.C., USA. Zu seinen Aufgaben gehören:
Förderung der internationalen Zusammenarbeit in der
Währungspolitik, Ausweitung des Welthandels, Stabi-
lisierung von Wechselkursen, Kreditvergabe, Überwa-
chung der Geldpolitik
Umschuldung: Begründung einer neuen Schuld zur
Begleichung einer bestehenden Schuld bezeichnet. Bei
gefallenen Zinsen ist es für einen Darlehensnehmer etwa
günstiger, einen unter schlechteren Zinsbedingungen
abgeschlossenen Kredit durch die Aufnahme eines neuen,
zinsgünstigeren Kredits vorzeitig zu tilgen.
Sozialisierung: Überführung von privatem in gesellschaft-
liches beziehungsweise staatliches Eigentum.
WAS DU IN DER SCHULE NICHT GELERNT HAST
Medienfreiheit auf österreichisch
Medien sind längst nicht mehr bloße Nachrichtenquellen, sondern gewaltige Machtnetzwerke. Doch wer kontrolliert die größten Tageszeitungen des Landes?
„In Österreich darf eh jeder sagen, was er will.“ „Wir können glücklich
sein, dass wir unabhängige Medien haben!“
Diese und ähnliche Aussprüche hört man oft, wenn um es die Medien-
landschaft Österreichs geht. Doch sind unsere die nationalen Medien
wirklich so frei? Rein theoretisch besteht in Österreich die Pressefrei-
heit wie in jedem anderen demokratischen Staat. Doch zwischen den
Wörtern „dürfen“ und „können“ liegt ein großer Unterschied.
Nehmen wir zum Beispiel Österreichs auflagenstärkstes Boulevard-
blatt, die Kronen Zeitung. Verlegt wird die Tageszeitung von dem Ver-
lag Mediaprint, welcher ursprünglich ein gemeinschaftliches Projekt
der Kronenzeitung und der Tageszeitung Kurier war. Mittlerweile
gehören zum Mediaprint - Verlag neben der Krone und dem Kurier
noch bekannte Zeitschriften wie News, Profil, Format, TV – media, e –
media, woman und viele weitere mehr. Außerdem betreibt Mediaprint
den Radiosender Krone – Hit und Wolfgang Fellner, Miteigentümer der
News – Gruppe, gibt die Tageszeitung Österreich heraus.
Doch nicht nur, dass der Mediaprint Konzern eine Monopolstellung in
Österreich hat und dadurch laut Lehrbuch des Unterrichtsministeriums
"Tarife diktieren, mit Kampfpreisen agieren und im Extremfall lokale
Mitbewerber und Kleinmedien ruinieren kann“. Bedeutend ist auch die
Eigentumsstruktur des Konzerns. Der Konzern gehört zum Teil Hans
Dichand, Miteigentümer der Kronenzeitung und Medien – Mogul, der
WAZ (Westdeutsche Allgemeine Zeitung) und dem Banken – Konzern
Raiffeisen.
Doch Mediaprint ist nur das drittstärkste Medienunternehmen Öster-
reichs. Nach dem ORF (Österreichischer Rundfunk) besetzt die Styria
Media Group den 2. Platz im Kampf um die Medienherrschaft Öster-
reichs. Die Styria Media Group Publiziert insgesamt über 50 Zeitun-
gen, Zeitschriften, Onlinemedien, Buchverlage und Rundfunksender
in Österreich, Slowenien und Kroatien, wobei das Hauptaugenmerk
des Unternehmens auf Österreich liegt. Zu beachten ist, dass die Sty-
ria Media Group die österreichische Presse und die Kleine Zeitung
publiziert. Und nun kommen wir auch hier zur Eigentumsverteilung.
Ungefähr 98 % der Anteile besitzt der Katholische Medienverein Pri-
vatstiftung und ca. 2 % der Katholische Medienverein. Auf gut deutsch
– die Katholische Kirche. Eine weitere, für Niederösterreich relevante,
Zeitung im Besitz der Kirche ist die NÖN (niederösterreichische Nach-
richten). Diese gehört der Diozöse St. Pölten. Auf der Homepage der
NÖN bekennt sich die Zeitung eindeutig, zur „Linie des Herausgebers“
– der Kirche also.
Wenn eine reaktionäre Institution wie die Kirche und ein Banken – Kon-
zern, der nur auf Gewinn aus ist zu den größten Playern um Österreichs
Medienlandschaft gehören, ist es nun nicht verwunderlich, dass die
konservative Meinung in der Bevölkerung die Überhand hat. Warum?
Das ist ganz einfach zu erklären.
Die Kirche war in Wirklichkeit noch nie eine wahnsinnig liberale, demo-
kratische und offene Organisation, doch sie predigt seit Jahrhunder-
ten Brüderlichkeit und Nächstenliebe, „christliche Werte“ also. Damit
spielt sie gekonnt der ÖVP und der FPÖ in die Hände, die sich beide
auf besagte „christliche Werte“ stützen. Dazu gehört übrigens auch
eine gewisse Sexualmoral, Familienstruktur und unsere Wirtschafts-
struktur. Womit wir zum Raiffeisen – Konzern kommen. Wenn ein
Unternehmen, dessen einziges Ziel es ist zu expandieren um so noch
mehr Geld zu erwirtschaften Teile des drittgrößten Medienkonzerns
Österreichs besitzt, ist es also keine Wunder, dass die Österreichischen
Medien kein Wort darüber verlieren, wer die Wirtschaftskrise wirk-
lich zu verantworten hat – Banken und Konzerne. Denn wenn kritisiert
wird, wird der Geldhahn einfach zugedreht und wenn man den Verlauf
der Krise betrachtet, bemerkt man, wie instabil das System eigentlich
ist und wie schnell ein Unternehmen zusammenbrechen kann, fehlt
einmal das Kapital.
Betrachtet man die Österreichische Medienlandschaft einmal von
diesem Gesichtspunkt, ist die Frage, wer die politische Meinung in
Österreich diktiert, quasi überflüssig.
0 0 8 _ . . . W A S D U I N D E R S C H U L E N I C H T G E L E R N T H A S T Text: Valerie Kalnein, Fotos: SJ NÖ
Der Medienzar ist tot.Der etwas andere Nachruf auf den 89-jährig verstorbenen Krone-Herausgeber.
Text: Cato; Foto: SJ NÖ Archiv . . . W A S D U I N D E R S C H U L E N I C H T G E L E R N T H A S T_ 0 0 9
Mit Hans Dichand verliert die österreichische Boulevardlandschaft ihre Galionsfigur. Jahrzehntelang prägte
er das mediale Geschehen wie kein anderer. Unter dem Synonym „Cato“ drängte er der LeserInnenschaft bis
zuletzt unverblümt seine Meinung auf - gleichsam wie ein greiser Monarch in seinem durchaus monarchisch
anmutenden Organ, der „Kronen Zeitung“.
Was wird nun aus der Krone, fragen sich landauf, landab die Menschen. Wer sagt uns, wie wir zu denken haben,
wer bestützt uns vor den unberechenbaren Fängen der EU? Und wer wird fortan mit seines gleichen suchender
Liebe die LeserInnenbriefseite „Das freie Wort“ gestalten, die uns bereits beim Frühstück ein selbstbestätigendes
„Wos i imma sog“ entlockte. Ein laues Gefühl liegt in der Luft. Geschockt warten wir, ohne jegliches Zeitgefühl in
einer Trance der Schwerelosigkeit, auf morgen und hoffen, dass sie wieder kommt – die Krone.
Nun, aufatmen ist mehr als angebracht, denn um den Fortbestand und die reaktionäre Linie der Krone braucht sich
auch in Zukunft niemand Sorgen zu machen. Der Medienzar hat vorgesorgt und bereits vor Jahren seinen Sohn,
Christoph Dichand, zum Chefredakteur bestellt. Gott segne die Fruchtbarkeit unseres Verstobenen! So dürfen wir
uns weiterhin von den geistreichen Ergüssen
der Medienfamilie beglücken lassen.
Wo das geklärt wäre, können wir kurz
Abschied nehmen, von unseren egoisti-
schen Ängsten und unser Mitgefühl anderen
widmen, die viel mehr verloren haben, als ein
Bilderbuch mit Rechtschreibfehlern. Werner
Faymann zum Beispiel. In seiner Haut will
wohl derzeit niemand stecken. Vom Onkel
ohne Vorwarnung alleine auf der Regie-
rungsbank stehengelassen. Dramatisch und
herzzerreißend. Wobei sich das vielleicht
auch irgendwie vermarkten ließe. ATV ist
sich doch eh für nichts zu schade. Arbeitsti-
tel: „Kanzler sucht Onkel“. Josef Ostermayer
erbarme dich dieser Zeilen. Amen.
GESELLSCHAFT
"Null Toleranz der Intole ranz"
– Antifaschismus 2.0In St. Pölten formierte sich rund um die Präsidentschafts-Kandidatur
der rechtsextremen Niederösterreicherin Barbara Rosenkranz die parteifreie antifaschistische Plattform "Bündnis für Menschlichkeit, Toleranz und Solidarität". Auch die SJ St. Pölten ist an Bord.
Rund 500 Menschen aller Schichten und Altersklassen folgten im April
dem Kundgebungsaufruf "Null Toleranz der Intoleranz" und setzten am
Rathausplatz ein kräftiges und friedliches Zeichen gegen die Präsident-
schaftskandidatur der rechtsextremen Niederösterreicherin Barbara
Rosenkranz. Die Vorbereitungsarbeiten waren der Startschuss für das
parteifreie antifaschistische "Bündnis für Toleranz, Menschlichkeit und
Solidarität".
Seit der erfolgreichen Auftaktveranstaltung setzt das Bündnis wichtige
Akzente in der Landeshauptstadt (siehe Kasten). Bis Herbst will der
interimistische Bündnissprecher Martin Oppenauer den Zusammen-
schluss "nachhaltig strukturieren" und als "antifaschistisches Netz-
werk in der Landeshauptstadt etablieren". "Alle Interessierten sind
eingeladen, mit uns für Toleranz, Menschlichkeit und Solidarität zu
kämpfen – unabhängig von Gesinnung, Ethnie, Alter oder Konfession.
Ein gut funktionierendes Netzwerk ist das Um und Auf im Kampf gegen
Rechtsextremismus und faschistische Tendenzen", so Oppenauer.
Viele Organisationen und andere AkteurInnen der Zivilgesellschaft
veranstaltungen
"Nulltoleranz der Intoleranz"-Kundgebung, 9.4.2010,
Rathausplatz St. Pölten
Über 500 Menschen setzten am St. Pöltener Rathausplatz
ein friedliches und unüberhörbares antifaschistisches Zei-
chen für Toleranz, Menschlichkeit und Solidarität. Das
Rahmenprogramm umfasste Lesungen, Grußbotschaf-
ten, Reden, Konzerte und sogar eine Balletteinlage. Alle
relevanten Medien des Landes und sogar der britische
Radiosender "BBC" berichteten.
"Gegen den Hass...“-Kundgebung, 28.5.2010, Ham-
merpark St. Pölten
Nach der Schändung der Gedenkstätte für ermordete
Widerstandskämpfer und dem Übergriff auf das alevi-
tische Kulturzentrum entschlossen wir uns spontan zu
einer weiteren Kundgebung, bei der rund 50 Teilneh-
merInnen bunte Luftballons mit antifaschistischen Bot-
schaften steigen ließen.
Rechtsextremismus-Vortrag von Wolfgang Purtscheller,
27.5.2010, St. Pölten
Für einen Vortrag über Grundlagen und Entwicklungen in
der rechtsextremen und neonazistischen Szene konnten
wir den renommierten Publizisten und Rechtsextremis-
mus-Experten Wolfgang Purtscheller gewinnen.
0 1 0 _ G E S E L L S C H A F T Text: Max Zirkowitsch und Martin Oppenauer; Foto: SJ NÖ
bringen sich in das bunte Netzwerk ein: vom linken Fußball-Fanclub
"Wolfbrigade", Lehrlingen der ÖBB-Lehrwerkstätte, über SchülerIn-
nenvertretungen, Studierende und ÖH-Mandatare der Fachhochschu-
le, die größte SchülerInnenzeitung Niederösterreichs "Brainstorm",
der alevitische und der kurdische Kulturverein bis hin zu politischen
Jugendorganisationen wie etwa der Sozialistischen Jugend und der
Aktion kritischer SchülerInnen und noch viel mehr.
Webtipp: www.nulltoleranz-der-intoleranz.at
G E S E L L S C H A F T _ 0 1 1
KOMMENTAR
Rassismus, Rechtsextremismus und Faschismus kommen
aus der Mitte der Gesellschaft, nicht von ihren Rändern. Es
ist egal, ob es sich bei Schmierereien und Beschädigungen
nur um „Streiche“ handelt oder nicht. Es gibt und gab zu
jedem Zeitpunkt Menschen,
die davon profitierten und in deren Interesse solche
Einschüchter
ungen und Hassäußerungen stehen. Diese
politischen, wirtschaftlichen ProfiteurInnen sind schon
lange in unserer Mitte angekommen, mitunter sogar im
Parlament. Dafür kann es keine Duldung und keine Ver-
harmlosung dieser feigen Übergriffe geben!
Das sind nicht nur politische Idioten, da ballt das Böse wie-
der seine Faust. Die Funken sind des Feuers erste Boten.
Wer sie entfacht, der will den Holocaust.
Botschaft einer Kundgebungsteilnehmerin
INTERNATIONAL
Aufstand der Rothemden
Am 19.5. drang die Armee in das letze besetzte Geschäftsviertel mit Waffengewalt ein und erklärte die Proteste für beendet.
Der Putsch 2006 und seine Folgen
2006 putschte das Militär die gewählte Regierung unter dem Milliar-
där Thaksin Shinawatra, dem nach zwei gewonnenen Wahlen von der
Opposition Wahlbetrug, Korruption und ein autoritärer Regierungsstil
vorgeworfen wurde. Die Rothemden kommen vor allem aus der armen
ländlichen Bevölkerung, entstanden als Protestbewegung gegen den
Putsch der Armee 2006 und waren zum Großteil AnhängerInnen
Thaksins. Nach dem Putsch floh Thaksin ins Ausland und die Armee
ließ eine neue Verfassung ausarbeiten. Trotzdem konnte die Nachfol-
gepartei Thaksins unter Premier Samak die von der Armee abgehal-
tenen Wahlen klar gewinnen. Schnell formierte sich eine Gruppe aus
der Bangkoker Mittel- und Oberschicht um gegen die Regierung zu
protestieren, weil sie ihr Korruption und zu wenig Loyalität gegenüber
dem Königshaus vorwarfen. Diese Gruppe nannte sich selbst „Gelb-
hemden“ und trug diese Farbe um die Loyalität zum thailändischen
Königshaus zu bekräftigen. 2008 wurde der Premierminister schließ-
lich vom Verfassungsgerichtshof seines Amtes enthoben und seine
Partei von den Gerichten verboten. Neuer Premierminister wurde der
vorher in der Opposition befindliche Abhisit Vejjajiva, dessen Anhän-
ger die Gelbhemden sind.
Neue Proteste 2010
Viele der Bauern waren nicht einverstanden mit dieser Art der Macht-
übernahme. Sie schlossen sich den Rothemden an und strömten zu
tausenden nach Bangkok um ihren Unmut über die nach ihrer Meinung
nach unrechtmäßige Regierung zu äußern. Im März verschütteten sie
0 1 2 _ I N T E R N A T I O N A L Text: David Pöcksteiner, Fotos: SJ NÖ Archiv
tausende von Litern von Blut vor dem Regierungssitz von Premier
Abhisit um zu zeigen dass sie auch bereit sind für mehr Demokra-
tie bis zum Tode zu kämpfen. Die Forderungen der Demonstranten
waren eine sofortige Auflösung des Parlaments und Neuwahlen. Die
Rothemden besetzten im März und April zahlreiche Gebiete in der
Innenstadt Bangkoks. Obwohl die Rothemden oftmals als bezahlte
Krawallmacher Thaksins dargestellt werden, hat sich der Protest zu
einer Bewegung für mehr Demokratie und Mitbestimmung für die
ländliche Bevölkerung entwickelt. Sie wollen die Macht der Bangkoker
Mittel- und Oberschicht brechen, die in der Vergangenheit oft alleine
die Geschicke des Landes bestimmt hat und sich auch gegen die Stär-
kung der Mitbestimmung für die Bauern ausgesprochen hatte.
Die Versuche die Proteste friedlich zu beenden scheiterten und am
10. April kam es zum ersten schweren Zusammenstoß mit der Armee
und den friedlichen DemonstrantInnen. 25 Menschen starben als die
Armee Protestierende beschoss, die eine wichtige Brücke besetzt
hatten. Viele Thais erwarteten sich ein Eingreifen des thailändischen
Königs, der früher auch bei ähnlichen Vorfällen vermittelnd agiert hat-
te. Er ist das am längsten regierende Staatsoberhaupt der Welt, und
auch das reichste. Da er sich aber nicht zu Wort meldete, wurde Kri-
tik am König laut, worauf aber in Thailand eine Gefängnisstrafe steht.
Viele verloren daraufhin ihr Vertrauen in das Königshaus, weil es die
Niederschlagung von monarchiekritischen Protesten nicht verurteilte,
um die eigenen Interessen und Privilegien zu waren. In den folgen-
den Tagen wurde das Vorgehen der Armee immer brutaler. Sie konn-
te immer mehr besetzte Gebiete räumen und schreckte nicht davor
zurück weiter Waffengewalt gegen die Demonstranten, die sich oft
mit selbstgebauten Waffen verteidigten, einzusetzen. Am 19.5. drang
die Armee schließlich in das besetzte Geschäftsviertel ein, woraufhin
Demonstranten zahlreiche Gebäude anzündeten.
Was bleibt von den Protesten
Insgesamt starben in den Kämpfen ca. 100 Menschen und ca. 2000
wurden verletzt. Die Thailändische Bevölkerung ist tiefer gespalten
denn je. Auf der einen Seite stehen die Bauern, die für mehr Mitbe-
stimmung kämpfen und auf der anderen die Armee, die Bangkoker
Mittel- und Oberschicht sowie das Königshaus.
Bis jetzt ist es den Rothemden nicht gelungen sich von Thaksin zu lösen
der von vielen noch immer als Symbolfigur der Bewegung gesehen
wird. Außerdem fehlt den Rothemden ein klares politisches Programm.
In welche Richtung sich die Rothemden entwickeln werden ist noch
unklar. Sie wollen den Protest auf jeden Fall fortsetzen. Wann und in
welcher Form wird sich zeigen.
Foto: SJ NÖ Archiv I N T E R N A T I O N A L _ 0 1 3
ARBEITSWELT/LEHRE
Im Männerberuf den Anschluss gefunden!
Ein Interview mit Ramona Sauer, 17 Jahre aus Groß Rust, Elektroanlagentechnikerin- Lehrling bei der ÖBB Lehrwerkstätte St. Pölten.
dIREKT: Hallo Ramona! Du bist jetzt das zweite Jahr Lehrling bei der
ÖBB. Warum hast du gerade diese Berufssparte gewählt bzw hast du
als Kind schon lieber mit Spielzeugautos gespielt?
Ramona: Ich war eher der Lego- Typ. Für mich war schon bald klar,
dass ich einen technischen Beruf ausüben werde. Auch in der Poly-
technischen Schule besuchte ich den Elektrozweig, in dem ich mich
sehr wohl fühlte. Außerdem ist die Einstiegsentschädgung von ~430
Euro über der der „typischer Frauenberufe“.
Direkt: Fühlst du dich in deiner jetzigen Lehrstelle wohl?
Ramona: Ja, ich fühle mich bei der ÖBB sehr wohl! Da technische Beru-
fe oft Männer dominiert sind herrscht auch bei uns eine klare Überzahl
– insgesamt gibt es in meiner Lehrwerkstätte 7 Mädls . (Anm.: 130
Lehrlinge) Hinzuzufügen ist, dass 2 davon im Jugendvertrauensrat
sitzen – ich bin eine davon.
Direkt: Fühlst du dich manchmal anderen Arbeitskollegen gegenüber
in einer Sonderstellung?
Ramona: Während der Arbeit nicht wirklich, dh dass die Arbeitsauf-
gaben genau die gleichen sind und nicht geschlechterspezifisch zuge-
ordnet werden. Wenn es jedoch um Repräsentatives geht, werden wir
Mädchen gern als „Vorzeigemodell“ verwendet. (lacht)
Direkt: Du siehst also keinen Nachteil darin als Mädchen diesen Beruf
zu erlernen?
Ramona: Nein, im Gegenteil! Wer Interesse an technischen Berufen
hat – egal ob Frau oder Mann - sollte dies unbedingt bei der Berufswahl
berücksichtigen, um Spaß an der Arbeit zu haben.
Direkt: Danke für das Gespräch !
0 1 4 _ A R B E I T S W E L T Text und Foto: Hanna Hosa, Stefan Bartl
fact box
Lehrlingsentschädigung : Als Lehrling bekommt man kein
Gehalt, sondern eine Entschädigung.
Dadurch bleiben die Lohnnebenkosten während der
gesamten Lehrzeit gering.
Die Durchschnittliche Entschädigung Netto liegt bei
monatlich EUR 362,21 für Frauen EUR 474,78 bei Män-
nern. 1)
Typische Frauenberufe sind unterbezahlt, je älter man
wird, desto größer wird die Einkommensschere. Im Mittel
verdienen Frauen um 30% weniger als Männer. 2)
Die Spitzen der Scheren klaffen gerade bei Lehrlingen weit
auseinander, bis zu 65% Unterschied in
der Einstiegsentschädigung ! ( Im Vergleich: Handwerk-
liche Bauberufe/Dienstleistung)
1) Quelle: http://www.statistik.at/web_de/static/
brutto-_und_nettojahreseinkommen_der_lehrlin-
ge_2008_019350.pdf
2) Quelle: ,http://www.statistik.at/web_de/statisti-
ken/soziales/personen-einkommen/verdienststruk-
tur/031605.html
Text: Valerie Kalnein und Julia Kopalek, Foto: iStockphoto F R A U E N _ 0 1 5
FRAUEN
Krisenfrauen – Frauenkrise
Der Medienhype um die Krise ist vorbei, aber eines bleibt: die Auswirkungen vor allem auf die Frauen
2007 begann sie und seit 3 Jahren ist sie in aller Munde, die berühmt
– berüchtigte Krise. Über die Auswirkungen auf die Finanzmärkte
und Banken wurde diskutiert und Vater Staat pumpte Rettungspa-
kete in Milliardenhöhe in die Wirtschaft, egal ob in Österreich, in
Europa oder sonst wo auf der Welt.
Die Opfer der Krise waren die ArbeiterInnen, bzw. die so genannte
Mittelschicht.
Ein wesentlicher Teil der ArbeitnehmerInnen sind im Niedriglohn-
sektor beschäftigt, der in erster Linie von Frauen besetzt ist. Doch
warum eigentlich? Wie kann es sein, dass es heute immer noch zu
solchen Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen kommt?
Im Prinzip ist es einfach. Noch immer herrscht das Rollenbild von der
Hausfrau und Mutter, doch Frauen wollen ihr Leben selbst gestall-
ten, das bedeutet sich auch auf ihre Erwerbstätigkeit konzentrieren
zu können ohne als schlechte Mutter dargestellt zu werden, bzw. oft
kann ein Haushalt ohne einem zweiten Einkommen nicht finanziert
werden.
Doch um diesen Spagat zwischen Kin-
derbetreuung, Haushalt und Arbeit
irgendwie zu schaffen, nehmen Frauen
unter anderem auch Teilzeitarbeiten an
um ihrer Rolle gerecht zu werden.
Unsere veralteten Rollenbilder der
Geschlechter führen dazu, dass viele
Frauen im Bereich der Pflege und Bildung
arbeiten.
Und somit auch hauptsächlich Frauen im
Niedriglohnsektor beschäftigt sind.
Die Teilzeitquote liegt in Österreich
mit knapp 23% (2004) deutlich über
dem EU-Durchschnitt. Teilzeitarbeit
ist aber höchst ungleich zwischen den
Geschlechtern verteilt.
Heute gibt es fast eine Million Teilzeitbe-
schäftigte, vier von zehn Frauen arbeiten
in Teilzeit und fast 90% aller Teilzeitar-
beitskräfte in Österreich sind Frauen. Bei
den geringfügig Beschäftigten ist in den letzten Jahren auch ein
rasanter Anstieg zu beobachten. In den letzten 10 Jahren hat sich
der Anteil auf fast 8% aller unselbständigen Beschäftigten verdop-
pelt, zwei Drittel davon sind Frauen.
Wie die Wirtschaftskrise kam waren Frauen stark davon betroffen.
Auch mit Lohnkürzungen und Abstufungen von einer Vollzeit- auf
eine Teilzeitstelle, bei der man im Verhältnis weniger verdient,
haben viele Frauen zu kämpfen.
Sozialer Abrutsch, Verarmung, einen geringeren Pensionsanspruch,
dies sind nur einige Punkte die die Folgen dieser Abstufungen sind.
Der Staat reagiert auf die Krise mit Sparprogrammen, was wiede-
rum die Situation der Frauen verschlechtert, weil Frauen mehr auf
Sozialleistungen angewiesen sind als Männer. Durch die Krise wur-
de wieder einmal aufgezeigt, dass, um Gerechtigkeit am Arbeits-
markt zu erlangen, ein wirtschafts- und sozialpolitisches Umdenken
erforderlich ist.
Ortsgruppengründungen im
1. Halbjahr 2010Bereits im ersten Halbjahr gründete die SJ Niederösterreich neun Ortsgruppen!
Um zu zeigen wie rasant unsere Organisation wächst, werden sie an dieser Stelle kurz vorgestellt.
0 1 6 _ O R G A N I S A T I O N
SJ Klosterneuburg neu gegründet!Nicole Nowacek zur Vorsitzenden gewählt.
SJ Pottenbrunn gegründet!
Daniel Mikes zum Vorsitzenden gewählt.
SJ Ortsgruppe Enzersdorf neu gegründet!SJ Ortsgruppe in Maria-Lanzendorf gegründet!
Oswald Gölles zum Vorsitzenden gewählt.
O R G A N I S A T I O N _ 0 1 7
SJ Stadtgruppe in Baden neu formiert!
Nedina Malinovic zur Vorsitzenden gewählt. Neugründung der SJ Zwettl
Anna Siegl zur Vorsitzenden gewählt.
SJ Ortsgruppe Gaweinstal gegründet!Jürgen Schuster zum Vorsitzenden gewählt.
SJ Stadtgruppe in Traiskirchen neu formiert!
Andreas Fronz zum Vorsitzenden gewählt.
SJ Ybbs wählt neuen Vorstand!
Mario Binder und Christina Huja zu Vorsitzenden gewählt.
0 1 8 _ A K S N Ö Text: Jakob Winter; Foto: Boris Ginner
AKS NÖ
Erfolg bei NÖ LandesschülerInnen
vertretungswahl! Nach drei Jahren völliger Abstinenz, zieht die AKS Niederösterreich nun
wieder in die LandesschülerInnenvertretung ein.
In der letzten Schulwoche, genaugenommen am Donnerstag, dem
1. Juli, fand im Landesschulrat in St.Pölten die Wahl zur niederösterrei-
chischen LandesschülerInnenvertretung statt. Dem Großereignis zu
Schulschluss war ein einjähriger Wahlkampf um die Gunst der wahl-
berechtigten SchulsprecherInnen vorausgegangen. Für die AKS konn-
te die Ausgangslage nicht schlechter sein: Seit drei Jahren dominierte
die ÖVP-Schülerunion das LSV-Geschehen und stellte alle
Mandate. Gemeinsam mit dem schwarz eingefärbten
Landesschulrat und den großteils parteipolitisch
klar kategorisierbaren DirektorInnen, galt Nie-
derösterreich daher bereits als uneinnehm-
bare Festung.
„Seien wir realistisch, versuchen wir das
Unmögliche“, war rückblickend wohl das
Motto für beherzte Schulbesuchstouren
und über 20.000 Autokilometer. Als die
Schülerunion merkte, wie knapp es heuer wer-
den könnte, warf sie den letzten demokratischen
Anstand über Bord. Während der Wahl waren Zuse-
herInnen zum ersten Mal ausgeschlossen. Im Sitzungssaal
des Landesschulrates gingen Schülerunionskader durch die Reihen
und gaben Tipps zum Ausfüllen der Stimmzettel. Wahlkabinen gab
es keine und sogar fertig ausgefüllte Wahlzetteln, wurden verteilt.
Trotz all dieser massiv bedenklichen Vorkommnisse, gelang der Sen-
sationserfolg. Die AKS Niederösterreich erreichte 4 Mandate. Hoch
erfreut zeigte sich AKS-Landesvorsitzender Jakob Winter angesichts
des Wiedereinzugs der AKS in die NÖ AHS-LSV: „Mit vier zu vier
konnten wir einen Gleichstand bei den Mandaten erzielen und stellen
gleichzeitig den Stellvertretenden Landesschulsprecher.“
Höchst fragwürdig erscheint dem AKS-Vorsitzenden allerdings die
Stimmenauszählung des NÖ Landesschulrats (LSR): „Fast
2 Stunden lang wurde im stillen Kämmerlein ausge-
zählt – ohne jegliche Präsenz unabhängiger Beob-
achterInnen.“ Die AKS NÖ spricht sich daher
für eine erneute Stimmenauszählung aus und
fordert die Offenlegung der Personen, die
heute gewählt haben. Trotz dieser offenen
Fragen richten die erfolgreichen AKS-Kandi-
datInnen ihren Fokus bereits auf das nächste
Jahr: „Wir wollen mit aller Vehemenz für unse-
re Forderungen eintreten und damit Bewegung
in das veraltete Getriebe des Schulsystems brin-
gen.“, zeigt sich Benjamin Jaquemar, stellvertretender
Landesschulsprecher kämpferisch. Rückendeckung erhält
er dabei standesgemäß von Jakob Winter: „Unsere KandidatInnen
werden die bildungspolitische Agenda des Landes Niederösterreich
gewaltig aufwirbeln. Dafür sichere ich ihnen schon heute meine volls-
te Unterstützung zu!“
Text: Michi Gogola; Foto: SJ NÖ Bildarchiv D R . M A R X _ 0 1 9
DR. MARX
Ausbeutung? Sowas gibt‘s doch heut‘
nicht mehr! Vom Mehrwert im Kapitalismus
In allen bisherigen Klassengesellschaften wurden Menschen durch ihre
HerrscherInnen ausgebeutet, etwa durch Skaverei oder Frondienst.
Aber auch heute, im Kapitalismus, gibt es den wirklich freien Men-
schen nicht. Der „Fortschritt“ des Kapitalismus gegenüber früheren
Gesellschaftsformen besteht einzig darin, dass der formal freie Arbei-
ter unpersönlicher ausgebeutet wird, ist er doch nicht nur persönlich
frei, sondern auch „frei“ von Eigentum an Produktionsmitteln, muss
also seine Arbeitskraft verkaufen, um überleben zu können.
Da der Kapitalist immer nach dem größtmöglichen Profit strebt, wird er
stets versuchen, einerseits den Preis eines Produktes möglichst hoch,
andererseits den Lohn möglichst niedrig zu halten. Der über die Ent-
lohnung hinausgehende Wert, der von unserem Arbeiter geschaffen
wird, wandert also in die Tasche des Kapitalisten.
Karl Marx drückt das folgendermaßen aus: „Wir wissen (...), daß der
Arbeitsprozeß über den Punkt hinaus fortdauert, wo ein bloßes Äqui-
valent für den Wert der Arbeitskraft reproduziert und dem Arbeits-
gegenstand zugesetzt wäre. Statt der 6 Stunden, die hierzu genügen,
währt der Prozess z.B. 12 Stunden. Durch die Betätigung der Arbeits-
kraft wird also nicht nur ihr eigener Wert reproduziert, sondern ein
überschüssiger Wert produziert.“
Im Kapitalismus verläuft die Spaltung der Gesellschaft nun also nicht
mehr entlang des Gegensatzpaares der (persönlichen) Freiheit oder
Unfreiheit, sondern zwischen Arbeit und Kapital. Dieser Gegensatz
wird auch als „Grundwiderspruch im Kapitalismus“ bezeichnet.
Während also die Kapitalisten immer mehr Kapital anhäufen und den
Mehrwert durch technische Weiterentwicklung der Produktionsmittel
ständig steigern, können es sich die Arbeiter immer weniger leisten,
Produkte zu kaufen. Dieser Widerspruch führt zu zyklisch wiederkeh-
renden Wirtschaftskrisen und generell zu einer ständigen Verschär-
fung des Grundwiderspruches.
fact box
Frondienst:
Abhängige Bauern mussten bis zur industriellen Revoluti-
on ihren Grundherren Arbeits- und Kriegsdienste leisten
fact box
Produktionsmittel:
Die zur Produktion notwendigen Voraussetzungen wie
Grund und Boden, Maschinen oder Werkzeuge
16.bis 18.juliEuropacamp Weißenbach/Attersee
Das Sommersportfest der Sozialistischen Jugend NÖ