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 41 | 03. Juli 2015 Zur Lage Volker Kauder Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Glaubwürdigke it der Euro-Po litik stand auf dem Spiel Es bleibt dabei: Hilfen nur bei eig enen Anstrengungen Griechenland hat die letzte Sitzungswoche des Bundestags vor der sogenannten parlamentarischen Sommerpause be- stimmt. Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion hat dabei aus- drücklich die Verhandlungsführung von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundesnanzminister Wolfgang Schäuble beim Versuch einer Lösung der Finanzkrise in Athen gewürdigt. Der Beifall für beide in den Fraktionssit- zungen war eindrucksvoll. Sie haben mit ihren Bemühungen Deutschland und Europa einen großen Dienst erwiesen. Das, was Herr Tsipras und seine Regierung ihrem Land angetan haben, ist in Europa einmalig. Aus ideologischer Verbohrt heit haben sie es so weit kommen l assen, dass den Griechen nun buchstäblich das Geld ausgeht. Allein sie tra- gen daran die Schuld, nicht die übrigen 18 Euro-Staaten, wie es nun in den Reihen der Opposition heißt. Die griechische Regierung hat im Alleingang die Ver- handlungen abgebrochen. Im Kern wollte sie immer, dass das Prinzip von Leistung und Gegenleistung aufgehoben wird, das stets Grundlage der Euro-Rettungspolitik war. Sie wollte ein anderes Europa, ein Europa unbegrenzter und bedingungsloser Transferzahlungen. Das haben die übri- gen Euro-Finanzminister zu Recht nicht akzeptiert, denn das hätte die Glaubwürdigkeit der Rettungspolitik aufs Spiel gesetzt. Hinzu kam noch, dass Tsipras und Co. ein Re- ferendum ansetzten, das ein Schlag ins Gesicht der Gläubi- gerstaaten ist, die Griechenland in den vergangenen Jahren über Wasser gehalten haben. Dennoch wird Europa mit Griechenland weiter solida- risch sein. Auf Unterstützung können sich vor allem die Menschen dort verlassen. Griechenland ist immer noch Teil der Euro-Zone. Es ist daher nicht ausgeschlossen, dass es nach dem Referendum neue Verhandlungen über weite- re Hilfen geben wird. In diesem Fall wird die CDU/CSU- Bundestagsfraktion ebenso wenig wie die Kanzlerin und der Bundesnanzminister vom Prinzip Leistung und Ge - genleistung abrücken. Darauf können sich die Bürger hier- zulande verlassen. Der Terror bedroht unsere Freiheit Noch ein weiteres Thema bewegt uns: Die Anschläge in Tu- nesien, Frankreich und Kuwait haben von Neuem gezeigt, wie stark der grenzüberschreitende islamistische Terroris- mus unsere Freiheit bedroht. Die Staatengemeinschaft muss noch intensiver zusammenarbeiten, um sich gegen diesen menschenverachtenden Terror zu wehren. Das be- trit vor allem die Kooperation der Nachrichtendienste. Auch in der Bundesrepublik brauchen wir starke Nachrich- tendienste und Sicherheitsbehörden, die für die Sicherheit der Bürger und die Verteidigung unserer Werte eintreten. Dafür brauchen sie allerdings auch das notwendige rechtli- che Instrumentarium.    F    o    t    o    :    M    a    r    t    i    n    L    e    n    g    e    m    a    n    n

Fraktion direkt - Ausgabe 41

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Fraktion direkt - Ausgabe 41

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  • 41 | 03. Juli 2015

    Zur Lage

    Volker KauderVorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion

    Glaubwrdigkeit der Euro-Politik stand auf dem SpielEs bleibt dabei: Hilfen nur bei eigenen Anstrengungen

    Griechenland hat die letzte Sitzungswoche des Bundestags vor der sogenannten parlamentarischen Sommerpause be-stimmt. Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion hat dabei aus-drcklich die Verhandlungsfhrung von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundesfinanzminister Wolfgang Schuble beim Versuch einer Lsung der Finanzkrise in Athen gewrdigt. Der Beifall fr beide in den Fraktionssit-zungen war eindrucksvoll. Sie haben mit ihren Bemhungen Deutschland und Europa einen groen Dienst erwiesen.

    Das, was Herr Tsipras und seine Regierung ihrem Land angetan haben, ist in Europa einmalig. Aus ideologischer Verbohrtheit haben sie es so weit kommen lassen, dass den Griechen nun buchstblich das Geld ausgeht. Allein sie tra-gen daran die Schuld, nicht die brigen 18 Euro-Staaten, wie es nun in den Reihen der Opposition heit.

    Die griechische Regierung hat im Alleingang die Ver-handlungen abgebrochen. Im Kern wollte sie immer, dass das Prinzip von Leistung und Gegenleistung aufgehoben wird, das stets Grundlage der Euro-Rettungspolitik war. Sie wollte ein anderes Europa, ein Europa unbegrenzter und bedingungsloser Transferzahlungen. Das haben die bri-

    gen Euro-Finanzminister zu Recht nicht akzeptiert, denn das htte die Glaubwrdigkeit der Rettungspolitik aufs Spiel gesetzt. Hinzu kam noch, dass Tsipras und Co. ein Re-ferendum ansetzten, das ein Schlag ins Gesicht der Glubi-gerstaaten ist, die Griechenland in den vergangenen Jahren ber Wasser gehalten haben.

    Dennoch wird Europa mit Griechenland weiter solida-risch sein. Auf Untersttzung knnen sich vor allem die Menschen dort verlassen. Griechenland ist immer noch Teil der Euro-Zone. Es ist daher nicht ausgeschlossen, dass es nach dem Referendum neue Verhandlungen ber weite-re Hilfen geben wird. In diesem Fall wird die CDU/CSU-Bundestagsfraktion ebenso wenig wie die Kanzlerin und der Bundesfinanzminister vom Prinzip Leistung und Ge-genleistung abrcken. Darauf knnen sich die Brger hier-zulande verlassen.

    Der Terror bedroht unsere Freiheit

    Noch ein weiteres Thema bewegt uns: Die Anschlge in Tu-nesien, Frankreich und Kuwait haben von Neuem gezeigt, wie stark der grenzberschreitende islamistische Terroris-mus unsere Freiheit bedroht. Die Staatengemeinschaft muss noch intensiver zusammenarbeiten, um sich gegen diesen menschenverachtenden Terror zu wehren. Das be-trifft vor allem die Kooperation der Nachrichtendienste. Auch in der Bundesrepublik brauchen wir starke Nachrich-tendienste und Sicherheitsbehrden, die fr die Sicherheit der Brger und die Verteidigung unserer Werte eintreten. Dafr brauchen sie allerdings auch das notwendige rechtli-che Instrumentarium.

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  • 2 | Fraktion direkt 41 | 03. Juli 2015

    Inhalt

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    Kommentar

    Impressum

    HerausgeberMichael Grosse-Brmer MdBMax Straubinger MdBCDU/CSU-BundestagsfraktionPlatz der Republik 111011 Berlin

    V.i.S.d.P.: Ulrich ScharlackRedaktion: Claudia Kemmer (verantw.)

    T 030. 227-5 30 15F 030. 227-5 66 [email protected]

    Diese Verffentlichung der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag dient ausschlielich der Information. Sie darf whrend eines Wahl-kampfes nicht zum Zweck der Wahlwerbung verwendet werden.

    Michael Grosse-BrmerErster Parlamentarischer Geschftsfhrer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion

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    Unser Land vor Terror schtzenPolitisch motivierte Gewalt von keiner Seite hinnehmbar

    Inhalt

    Glaubwrdigkeit der Euro-Politik stand auf dem Spiel 1

    Unser Land vor Terror schtzen 2

    Auf die Qualitt kommt es an 3

    Kompromiss nicht um jeden Preis 4

    Das Referendum ist eine Richtungsentscheidung 5

    Sterben in Wrde 6

    Mit Antibiotika sensibel umgehen 7

    Herausforderung China 8

    Letzte Seite 9

    Bundesinnenminister Thomas de Maizire und Verfassungsschutzpr-sident Hans-Georg Maaen haben am vergangenen Dienstag in Berlin den Verfassungsschutzbericht 2014 vor-gestellt. Festzuhalten bleibt danach: Die Zahl politisch motivierter Strafta-ten in Deutschland ist gestiegen. Und das gilt fr den Rechts- und fr den Linksextremismus. In absoluten Zah-len ist ein deutlicher Anstieg der rechtsextremen Straftaten zu ver-zeichnen.

    Fremdenhass und Angriffe auf Auslnder knnen wir nicht akzeptie-ren und gehen entsprechend dagegen vor. Allerdings bewegt sich die Sum-me linksextremer Straftaten auf ei-nem hnlich hohen Niveau. Und nicht nur das: In diesem Bereich ist eine deutliche Radikalisierung und Gewaltbereitschaft erkennbar, die ebenfalls mit aller Hrte bekmpft werden muss. Brutale Exzesse wie die vor dem neuen Gebude der Europi-schen Zentralbank in Frankfurt oder vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig drfen nicht hingenommen werden.

    Vor allem verdeutlichen die Ergeb-nisse des Verfassungsschutzberichtes eines: Die Arbeit unserer Nachrich-tendienste wird manchmal zu Recht kritisiert, allerdings ndert dies nichts

    an der Notwendigkeit ihrer Existenz. Als Union haben wir Fehler und Strukturen bei unseren Diensten und Sicherheitsbehrden kritisch hinterfragt. Wenn Fehler gemacht werden, muss auch gegengesteuert werden. Deshalb haben wir in dieser Woche das Gesetz zur Verbesserung der Zusammenarbeit im Bereich des Verfassungsschutzes beschlos-sen. Der NSU-Untersuchungsaus-schuss konnte in der vergangenen Legislaturperiode Versumnisse aufdecken, die wir nun korrigieren mssen. Die Zusammenarbeit zwi-schen Bund und Lndern und gera-de auch die Informationsflsse mssen verbessert werden.

    Die Bedrohung ist nah

    Aus unserer Sicht ist es falsch, den Diensten grundstzlich zu misstrauen und ihre Arbeit stets zu skandalisie-ren. Die Attentate in Lyon und im tu-nesischen Sousse in der vergangenen Woche haben uns wieder auf dramati-sche Weise vor Augen gefhrt, wie nah die Bedrohung durch den isla-mistischen Terror ist. Wir knnen es uns nicht erlauben, hier auf gut aufge-stellte Sicherheitsbehrden zu ver-zichten oder sie gar in ihrem Handeln einzuschrnken.

    Es gibt eine Bedrohung durch Dschihadisten auch in Deutschland. Die Zahl der sogenannten radikali-sierten Syrien-Rckkehrer steigt wei-ter deutlich an. Dabei ist nicht nur die Kooperation von Verfassungsschutz und Bundesnachrichtendienst essen-ziell. Wir mssen mit internationalen Nachrichtendiensten kooperieren, denn sonst haben wir im Kampf ge-gen den islamistischen Terror keine Chance. Dass wir in Deutschland bis-her keinen schweren Anschlag mit Todesopfern hatten, verdanken wir vor allem auch den Hinweisen von Diensten anderer Staaten, insbeson-dere der NSA. Unser Ziel ist es, unser Land vor Terror zu schtzen mit al-len uns zur Verfgung stehenden Mit-teln.

  • 3 | Fraktion direkt 41 | 03. Juli 2015

    Auf die Qualitt kommt es anFragen und Antworten zur Neuordnung der Krankenhauslandschaft Mehr Geld fr Pflegekrfte

    Die Fraktion im Plenum

    Vor dem Hintergrund der demografi-schen Entwicklung und des medizi-nisch-technischen Fortschrittes soll die Krankenhauslandschaft in Deutschland neu geordnet werden, damit eine optimale Versorgung der Patienten auch in Zukunft sicherge-stellt ist. ber diese Strukturreform beriet der Bundestag am Donnerstag in erster Lesung. Fraktion direkt erklrt die Schwerpunkte der Reform.

    Was steht im Mittelpunkt der Reform?Die Menschen in Deutschland ms-sen auch in Zukunft Krankenhuser in erreichbarer Nhe finden, in denen sie hochwertig versorgt werden. Im Mittelpunkt der Reform steht daher die Verbesserung der Qualitt. Der Gemeinsame Bundesausschuss die Selbstverwaltung der rzte, Zahn-rzte, Psychotherapeuten, Kranken-huser und Krankenkassen in Deut-schand soll Kriterien entwickeln, anhand derer die Qualitt gemessen werden kann z.B. die Personalaus-stattung, aber auch die Komplika-tions- und Infektionsraten. Auch fr konkrete Behandlungen knnen Qua-littsindikatoren festgelegt werden. Bei einer Knieoperation beispiels-weise kommt es darauf an, dass das Knie hinterher beweglicher oder berhaupt wieder beweglich ist.

    Mit welchen Mitteln soll die Steigerung der Qualitt gewhrleistet werden?Fr auerordentliche Leistungen sol-len knftig Zuschlge gezahlt wer-den. Auch hier soll der Gemeinsame Bundesausschuss Vorschlge vorle-gen, fr welche Leistungen konkret Zuschlge eingefhrt werden. Vorge-sehen ist auch, dass Krankenhuser mit unzureichender Qualitt Abschlge bei der Vergtung hinneh-men mssen, sollte es ihnen nicht gelingen, die Mngel innerhalb eines Jahres einzustellen.

    Wie wird die Einhaltung der Qualitt kontrolliert?Vorgesehen ist, dass der Medizini-

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    sche Dienst der Krankenversicherung unangemeldet zu Kontrollen erschei-nen kann, wenn es Anhaltspunkte dafr gibt, dass Qualittsanforderun-gen in einem Krankenhaus nicht beachtet werden. Bei Versten soll es Vergtungsabschlge geben. Auch die ffentlichkeit kann informiert werden.

    Wofr werden darber hinaus Zuschlge gezahlt?Zuschlge knnen auch Krankenhu-ser erhalten, die Schwerpunktzentren fr besondere Erkrankungen sind oder die die Notfallversorgung in einer bestimmten Region sicherstel-len. Schwerpunktzentren fr seltene Erkrankungen mssen dann beson-dere Aufgaben wie Beratung und Dokumentation wahrnehmen. Die Notfallkrankenhuser mssen an sie-ben Tagen der Woche rund um die Uhr smtliche Fachabteilungen mit qualifiziertem Personal bereithalten. Der Gemeinsame Bundesausschuss muss festlegen, welche Entfernungen zum nchsten Krankenhaus fr die Bevlkerung auf dem Land zumutbar sind und welche Leistungen ein orts-nahes Krankenhaus anbieten muss.

    Was ist mit dem Pflegepersonal? Derzeit sind mehr als eine Million rzte und Pflegekrfte in deutschen Krankenhusern beschftigt. Gute Versorgung und Pflege im Kranken-haus kann es aber nur geben, wenn diese rzte und Pflegekrfte nicht dauerhaft berlastet sind. Damit die Krankenhuser mehr Pflegekrfte einstellen knnen, zum Beispiel fr die Betreuung von demenzkranken Patienten, wird ein Pflegestellen-Fr-derprogramm eingerichtet. Fr das Programm stehen in den Jahren 2016 bis 2018 bis zu 660 Millionen Euro zur Verfgung. Nach der dreijhrigen Frderphase erhalten die Kranken-huser jhrlich bis zu 330 Millionen Euro fr die Pflege der Patienten.

    Wie wird die Strukturreform finanziert?Fr die Umstrukturierungen, die der Verbesserung der Patientenversor-gung dienen, soll ein Fonds einge-richtet werden. In diesen sollen 500 Millionen Euro aus der Liquidittsre-serve des Gesundheitsfonds sowie 500 Millionen Euro aus den Lndern flieen. Damit stehen fr die Umstrukturierungen bis zu einer Mil-liarde Euro bereit.

  • 4 | Fraktion direkt 41 | 03. Juli 2015

    Kompromiss nicht um jeden PreisGriechenland-Debatte im Bundestag Merkel rckt Stabilitt der Euro-Zone in den Vordergrund

    Die Fraktion im Plenum

    Bundeskanzlerin Angela Merkel hat griechischen Forderungen nach be-dingungslosen Finanzhilfen eine kla-re Absage erteilt. In einer Bundestags-debatte am Mittwoch sagte die Kanz-lerin, im Streit zwischen der Regierung in Athen und den restli-chen 18 Mitgliedern der Euro-Zone knne es keinen Kompromiss um je-den Preis geben. Vielmehr msse man darauf achten, dass die Stabili-tt der Euro-Zone keinen Schaden nimmt. Gleichzeitig betonte Merkel, dass die Tr fr Gesprche offen blei-be. Das sind wir den Menschen schuldig, und das sind wir auch Euro-pa schuldig.

    Europa sei eine Rechts- und Ver-antwortungsgemeinschaft, betonte die Kanzlerin. Hier gelte das Prinzip Solidaritt und Eigenverantwortung, Leistung und Gegenleistung. An die Adresse der Opposition gerichtet sag-te sie, gute Europer seien nicht dieje-nigen, die Kompromisse um jeden Preis schlssen, sondern diejenigen, die europische Vertrge und natio-nales Recht achteten und so fr Stabi-litt in der Euro-Zone sorgten.

    Ohne Verlsslichkeit kein Vertrauen

    Bundesfinanzminister Wolfgang Schuble erinnerte daran, dass die EU-Partner Griechenland schon in er-heblichem Mae bei der Bewltigung der Staatsschuldenkrise geholfen ha-ben. Die beiden seit 2010 gewhrten Hilfspakete umfassten 240 Milliarden Euro, und der Privatschuldenschnitt 2012 habe einen Umfang von 100 Mil-liarden Euro gehabt. Bei der Erfllung der Reformzusagen, die Teil der Pakete waren, forderte er von der griechi-schen Regierung Verlsslichkeit. Man muss einhalten, was man vereinbart hat, sagte er. Sonst werde das Vertrau-en in die Euro-Zone untergraben.

    Merkel sprach ausdrcklich auch die Nte der Menschen in Griechen-land an: Sie sind ein stolzes Volk und haben harte, sehr harte Tage zu bewl-tigen. Dafr knne aber nicht die Eu-

    ro-Zone verantwortlich gemacht wer-den. Tatsache sei, dass die griechische Regierung am vergangenen Wochen-ende unter Ankndigung eines Refe-rendums die Verhandlungen mit der Euro-Gruppe und dem Internationa-len Whrungsfonds verlassen habe, woraufhin das zweite Hilfspaket am Dienstag ausgelaufen sei. Damit sei den Vorschlgen, die auf dem Ver-handlungstisch lagen, die Grundlage entzogen.

    Wohl und Wehe der Whrungs-union als Ganzes im Blick haben

    Wir warten jetzt das Referendum ab, erklrte Merkel. Bis zu der Volksab-stimmung, die fr Sonntag angesetzt ist, verhandele die Euro-Gruppe nicht ber ein neues Hilfsprogramm, um das die griechische Regierung inzwi-schen gebeten hat. Sollte es spter zu solchen Verhandlungen kommen, msse nach den Regularien des Ret-tungsschirmes ESM auch der Bundes-tag der Regierung ein Mandat dafr erteilen, stellte Merkel unter groem Beifall der Abgeordneten klar.

    Ein Referendum abzuhalten sei das legitime Recht der griechischen Re-gierung wann, worber und mit welcher Wahlempfehlung auch im-mer, sagte die Kanzlerin. Genauso

    htten aber auch die anderen 18 Re-gierungen der Euro-Zone das Recht, ihrerseits eine Haltung festzulegen. Dabei mssten sie das Wohl und Wehe der Whrungsunion als Ganzes im Blick haben. Der haushaltspoliti-sche Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, Eckhardt Rehberg, appellierte an die Griechen: Stimmen Sie mit Ja, wenn Sie zu Europa gehren wollen.

    Europa ist robuster geworden

    Merkel betonte, eine konomische Katastrophe infolge der Turbulenzen in Griechenland habe die Euro-Zone nicht zu befrchten. Seit Beginn der Staatsschuldenkrise in der Euro-Zone habe die EU Schutzvorkehrungen ge-troffen, sagte sie und nannte als Bei-spiele die beiden Rettungsschirme so-wie die Bankenunion mit ihren Mecha-nismen fr die Abwicklung maroder Banken: Europa ist robuster gewor-den. CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt zeigte sich zuversichtlich, dass Europa diese Krise nicht nur be-wltigen knne, sondern auch ge-strkt aus ihr hervorgehen werde.

    Bundeskanzlerin Merkel und Finanzminister Schuble whrend der Griechenland-Debatte

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  • 5 | Fraktion direkt 41 | 03. Juli 2015

    Die Fraktion im Gesprch

    Ralph BrinkhausStellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion

    Das Referendum ist eine RichtungsentscheidungRalph Brinkhaus ber Griechenland, die geplatzten Verhandlungen und die Volksabstimmung

    Kurz vor Ablauf der Frist hat die grie-chische Regierung die Verhandlun-gen mit der Europischen Union (EU) und dem Internationalen Whrungs-fonds (IWF) ber Reformmanah-men und eine Verlngerung des zwei-ten Hilfsprogramms platzen lassen, indem sie berraschend ein Referen-dum ankndigte. ber das Verhalten der griechischen Regierung sprach Fraktion direkt mit dem stellvertre-tenden Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Ralph Brinkhaus.

    Herr Brinkhaus, knnen Sie die Grie-chen noch verstehen?

    Brinkhaus: Wir sind von der griechi-schen Regierung bereits einiges gewohnt: So wurden Zusagen gemacht und dann wieder zurckge-nommen, Gesprchsunterlagen ver-sprochen, aber nicht oder erst fnf Minuten vor Sitzungsbeginn gelie-fert. Teilweise wurden sogar Vor-schlge, die die Regierung selbst vor-gelegt hatte, spter fr unannehmbar erklrt. All dies war schon schwer zu verste-hen und hat das Gesprchsklima

    belastet. Dennoch war die ber-raschende Ankndigung eines Referendums fr den kommen-den Sonntag durch Ministerpr-sident Tsipras ein Paukenschlag, der allen geplanten Verhandlun-gen die Basis entzogen hat. Unsere Kritik richtet sich dabei weniger gegen das Referendum als gegen den spten Zeitpunkt. Denn die griechische Regierung htte die Meinung der Bevlke-rung schon vor Wochen erfra-gen knnen. Zum jetzigen Zeit-punkt handelt es sich ausschlielich um ein takti-sches Manver, um Zeit zu gewinnen und Leistungen ohne Gegenleistungen zu erreichen.

    Dass die Euro-Gruppe die Bitte Grie-chenlands um Verlngerung des Pro-gramms abgelehnt hat, war somit logische Konsequenz.

    Was kann das fr den 5. Juli angesetzte Referendum ber ein Hilfspaket, das mit den Geldgebern gar nicht zu Ende verhandelt war, berhaupt bringen?

    Brinkhaus: Die Hilfszusagen aus dem Rettungsschirm EFSF sind am 30. Juni um Mitternacht ausgelaufen. Somit steht das Hilfspaket, das letzt-lich indirekt Gegenstand der Volksab-stimmung ist, zum Zeitpunkt des Referendums gar nicht mehr zur Ver-fgung. Trotzdem kann man das Abstimmungsergebnis als politische Richtungsentscheidung werten, wie es mit Griechenland weitergehen soll. Wenn die Bevlkerung mit Ja stimmt, werden neue Gesprche beginnen in welcher Form und mit wem auch immer. Bei einem Nein wird Griechenland in Sachen Krisen-bewltigung weitgehend auf sich gestellt sein. Dies ist die eigentliche Entscheidung, die die griechischen Whlerinnen und Whler am Sonntag treffen.

    Die EU wird den Griechen trotzdem bei-stehen mssen, weil sich das Land bei-spielsweise den Import von Medika-menten im Falle einer Insolvenz kaum noch leisten kann. Haben wir mit Zitro-nen gehandelt?

    Brinkhaus: Nein. Vielmehr haben wir mit dem Ende der Verhandlungen und dem Auslaufen des zweiten Hilfsprogramms gezeigt, dass wir konsequent sind und Regeln einhal-ten. Gleichzeitig war dies ein wichti-ges Zeichen dafr, dass es keine unkonditionierten Hilfsmanahmen in der Euro-Zone gibt. Am Ende des Tages wird die Euro-Zone und auch die EU als Ganzes gestrkt aus dieser Krise hervorgehen. Dies zeigt auch das eindeutige Abstimmungsergebnis der Euro-Gruppe, bei dem sich alle Finanzminister mit Ausnahme des griechischen gegen eine Verlnge-rung des Hilfsprogramms ausspra-chen. Grundstzlich ist es Aufgabe der Regierung in Athen, fr einen funkti-onsfhigen Staat zu sorgen. Dass wir Griechenland dennoch gegebenen-falls mit humanitren Leistungen beistehen mssen, ist davon unab-hngig. Allerdings wre dies zunchst einmal Aufgabe der EU.

    Ist die Euro-Zone fr den Fall eines Gre-xits, eines Austritts aus der Whrungs-union, gewappnet?

    Brinkhaus: Griechenland bleibt auch weiterhin Mitglied der Euro-Zone und der Europischen Union. Sollte es dennoch zu einem Grexit kom-men, wre die Whrungsunion gut vorbereitet. Schlielich ist diese heute dank der Reformen der letzten Jahre viel besser gegen Krisen gewappnet als noch vor einiger Zeit. Auerdem macht Griechenland gerade einmal zwei Prozent der Wirt-schaftsleistung der Euro-Zone aus.

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  • 6 | Fraktion direkt 41 | 03. Juli 2015

    Die Fraktion im Plenum

    Angst vor einem langen Sterbepro-zess, vor starken Schmerzen, davor, den Angehrigen oder anderen Be-zugspersonen zur Last zu fallen all das kann den Wunsch begrnden, den eigenen Tod mit Hilfe einer ande-ren Person herbeizufhren.

    In den letzten Monaten haben die Abgeordneten des Deutschen Bundes-tages intensiv darber diskutiert, wie unsere Gesellschaft mit Alter, Krank-heit, Tod umgeht und ob der Staat ein-greifen soll, wenn sich Menschen mit Hilfe anderer das Leben nehmen. Vier Gesetzentwrfe wollen die Sterbebe-gleitung auf die ein oder andere Weise regeln. ber alle Fraktionsgrenzen hinweg haben sich die Parlamentarier hinter den Gesetzentwrfen versam-melt und sie am Donnerstag erstmals beraten.

    Keine geschftsmige Sterbehilfe

    Den Fokus auf geschftsmige, also auf Wiederholung angelegte Sterbe-hilfe legt der Antrag des CDU-Abge-ordneten Michael Brand und anderer. Sie mchten die derzeitige Rechtslage weitestgehend beibehalten, also Sui-zidhilfe grundstzlich straffrei lassen. Geschftsmigen Sterbehelfern also Einzelpersonen oder Organisati-onen hingegen soll mit einem neu-en Straftatbestand, der einen Strafrah-men von bis zu drei Jahren oder eine Geldstrafe vorsieht, das Handwerk ge-legt werden. Denn Beihilfe zum Suizid darf demzufolge kein Dienstleis-tungsangebot, kein Teil der gesund-heitlichen Versorgung sein und auf diese Weise Normalitt werden. Sui-zidbeihilfe fr Angehrige oder ande-re nahestehende Personen bliebe wei-terhin erlaubt.

    Umfassendes Sterbehilfeverbot

    Eine Gruppe um den CDU-Abgeordne-ten Patrick Sensburg fordert ein um-fassendes Sterbehilfeverbot. Da nach der gegenwrtigen Rechtslage die Bei-hilfe zum Suizid straflos ist, sieht der

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    Antrag vor, einen neuen Straftatbe-stand einzufhren. Die Teilnahme an einer Selbstttung soll mit einer Freiheitsstrafe von bis zu fnf Jahren geahndet werden. Bereits der Versuch soll strafbar sein; Ausnahmen fr rz-te oder nahe Angehrige sind nicht vorgesehen. Dahinter steht die Sorge, dass lebenserhaltende Therapie und Tod sonst zu gleichwertigen Alterna-tiven wrden und ein Patient sich dann rechtfertigen msste, wenn er sich fr lebenserhaltende Manah-men entscheiden wrde.

    Rechtssicherheit fr Sterbehilfe-vereine

    Ein weiterer Gesetzentwurf sieht vor, dass Hilfe zur Selbstttung grundstz-lich straflos bleibt, sofern sie von ei-ner erwachsenen, frei verantwortlich handelnden Person nach eingehender Beratung gewnscht wird. Damit soll die derzeit bestehende rechtliche Un-sicherheit fr rzte beseitigt werden. Hilfe zur Selbstttung wird in dem Gesetzentwurf ausdrcklich als eine mgliche Aufgabe des Arztes defi-niert, die nicht untersagt werden darf. Beihilfe zum Suizid drften unter genau definierten Bedingungen demnach auch Sterbehilfevereine

    leisten. Damit die Hilfe zur Selbstt-tung nicht zu einem Geschft wird, droht fr diesen Fall eine Freiheits-strafe von bis zu drei Jahren oder eine Geldstrafe.

    Erlaubnis fr Sterbehilfe definieren

    Die Selbstbestimmung von unheilbar kranken Patienten strken und mehr Rechtssicherheit fr rzte schaffen mchten die Abgeordneten um den CDU-Politiker Peter Hintze. Den rz-ten soll ausdrcklich erlaubt werden, sterbenskranken oder schwer leiden-den Patienten beim Suizid zu helfen. Zuvor mssen allerdings bestimmte Bedingungen erfllt sein wie eine rztliche Beratung, die medizinische Feststellung, dass die Erkrankung un-umkehrbar und ein naher Tod wahr-scheinlich ist, sowie die Besttigung des Todeswunsches und der Einwilli-gungsfhigkeit durch einen zweiten Arzt. Der rztlich assistierte Suizid soll ausschlielich im Zivilrecht gere-gelt werden. Mit dem Entwurf verbin-det sich die Hoffnung, dass Sterbehil-fevereine berflssig werden, wenn sich Sterbewillige an rzte wenden knnen, ohne dass diese strafrechtli-che Verfolgung frchten mssen.

    Podiumsdiskussion beim Kongress zum Breitbandausbau

    Sterben in Wrde Bundestag debattiert Gruppenantrge zur Regelung der Sterbehilfe Geschft mit dem Tod unterbinden

  • 7 | Fraktion direkt 41 | 03. Juli 2015

    Die Fraktion in Aktion

    Die Entwicklung von Antibiotika war eine Revolution im Kampf gegen bak-terielle Erkrankungen. Zunehmende Resistenzen von Erregern knnten die Medizin allerdings wieder ins Vor-Pe-nicillin-Zeitalter zurckkatapultie-ren. Wie das verhindert werden kann, diskutierten Gesundheits- und Verbrau-cherschutzpolitiker der Unionsfraktion am Mittwoch mit Experten aus For-schung und Medizin.

    Georg Nlein, stellvertretender Fraktionsvorsitzender, bemngelte ein Ungleichgewicht in der Forschung: Der-zeit befnden sich allein in den USA um die 800 Krebsmedikamente in der klini-schen Forschung. Dem gegenber stn-den lediglich 41 Antibiotika, welche weltweit bereits auf dem Markt sind. Auch Bundesgesundheitsminister Hermann Grhe bedauerte, dass die For-schung auf diesem Gebiet in den letzten zwei Jahrzehnten keine substanziell neuen Ergebnisse hervorgebracht habe. Dies hnge auch mit dem mhsamen Forschungsprozess zusammen, denn durchschnittlich bentige man auf dem Gebiet der Antibiotika-Entwicklung fnf Mal mehr Versuche, um einen Tref-fer zu landen, als bei anderen Medika-menten. Dennoch seien Forschung und Entwicklung neuer Antibiotika unab-dingbar im Kampf gegen Resistenzen.

    Jedes Jahr infizieren sich zwischen 400.000 und 600.000 Menschen in Deutschlands Krankenhusern mit Keimen. Bis zu 15.000 Patienten ster-ben sogar daran. Die Flle, in denen antibiotikaresistente Erreger dafr verantwortlich sind, hufen sich. Wenn Antibiotika nicht mehr wirk-ten, knnten Krankheiten, die heute gut heilbar sind, wie etwa eine Bla-senentzndung oder auch eine ent-zndete Operationswunde, zu schwe-ren Gesundheitsschden fhren, warnte Grhe.

    Keime kennen keine Grenzen

    Die Ursachen fr Resistenzen liegen auf der Hand: unsachgemer Einsatz von Antibiotika in der Human- und Veterinrmedizin, mangelhafte Hygi-ene sowie zunehmender Handels- und Reiseverkehr begnstigen die Ausbreitung resistenter Erreger. Kei-me kennen keine Grenzen, sagte die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Gitta Connemann. Die Bezeichnung Post-Antibiotika-Zeitalter stammt nicht von Science-Fiction-Autoren, sondern von ausgewiesenen Exper-ten. Das lsst keinen Zweifel an der Dramatik des Themas.

    Mehr Aufklrung und Hygiene

    Um die Ausbreitung multiresistenter Keime zu verhindern, hat das Bundes-kabinett im Mai eine Strategie mit dem Namen DART 2020 verabschie-det. Die Strategie bezieht die Human- und die Veterinrmedizin gleicher-maen mit ein. Denn oft werden Tiere und Menschen von ein und demsel-ben Krankheitserreger infiziert und mit hnlichen Antibiotika behandelt. DART 2020 setzt aber auch auf eine bessere Aufklrung der Menschen ber Resistenzen und Hygiene.

    Einig waren sich Politiker und Exper-ten darin, dass bei der Ausbildung von rzten und Pflegern das Bewusstsein fr die Gefahren des Antibiotika-Ein-satzes geschrft werden muss. Nicht jeder Temperaturerhhung muss in der Praxis mit Antibiotika begegnet wer-den, sagte der Prsident der Bundesrz-tekammer, Frank Ulrich Montgomery.

    In der Bekmpfung der Resistenzen sieht Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt eine Querschnitts-aufgabe, die auch auf internationaler Ebene strker in den Fokus rcken ms-se. Seit dem G7-Gipfel sei man jedoch auch im Dialog mit anderen Lndern ei-nen Schritt weiter, sagte der Minister.

    Gitta Connemann beim Fachgesprch zu Antibiotika in der Human- und Tiermedizin

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    Mit Antibiotika sensibel umgehenImmer mehr Erreger resistent Unionsfraktion diskutiert Folgen und Lsungsanstze mit Experten

  • 8 | Fraktion direkt 41 | 03. Juli 2015

    Herausforderung ChinaFachgesprch ber die Beziehungen zur Volksrepublik Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte angemahnt

    Die Fraktion in Aktion

    China ist die zweitgrte Wirtschafts-macht der Welt, und China ist einer der wichtigsten Handelspartner Deutschlands. Grund genug fr die Unionsfraktion, sich nher mit der Volksrepublik zu befassen. Heraus-forderung China lautete der Titel ei-nes Fachgesprchs, das die CDU/CSU am Mittwoch veranstaltete und bei dem Politiker sowie Experten zu Wort kamen. Im Mittelpunkt stand die Fra-ge, wie die vom Handel geprgten Be-ziehungen zwischen China und Deutschland auf eine breitere Basis gestellt werden knnen.

    Die groen Fragen des 21. Jahr-hunderts sind nur gemeinsam mit China zu lsen, sagte der stellvertre-tende Vorsitzende der CDU/CSU-Frak-tion, Franz Josef Jung, und griff damit ein Zitat von Bundesprsident Joachim Gauck auf. Unter anderem verwies Jung auf die wichtige Rolle Chinas als Stabilittsfaktor in Asien oder die starke Beteiligung des Landes an UN-Friedensmissionen. Als prob-lematisch betrachtete er die Lage der Menschenrechte und die mangelnde Religionsfreiheit.

    Wirtschaftswunder im Sozialismus

    Botschaftsrat Zeng Fanhua von der Botschaft der Volksrepublik China in Berlin setzte hinter den Titel der Ver-anstaltung Herausforderung China ein Fragezeichen. China ist keine He-rausforderung, nur weil es ein biss-chen anders ist, sagte er unter Ver-weis auf das politische System. China sei zwar ein sozialistisches Land, aber das System unterscheide sich doch deutlich etwa vom verkrusteten Mo-dell der ehemaligen Sowjetunion nicht zuletzt dadurch, dass es die Marktwirtschaft eingefhrt habe, die ihm ein kleines Wirtschaftswunder beschert habe.

    Auch Hanns Gnther Hilpert von der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) nannte Chinas Aufstieg die Story unserer Zeit. Nicht nur habe das Wirtschaftswachstum in den ver-gangenen drei Dekaden um die zehn Prozent pro Jahr betragen, auch sei das Land zur politischen Gromacht und zur regionalen Vormacht in Asien aufgestiegen.

    Doch der beeindruckende Aufstieg hat auch Schattenseiten. Eberhard Sandschneider von der Deutschen Ge-sellschaft fr Auswrtige Politik nannte es erstaunlich, dass es der chi-nesischen Fhrung bislang gelungen sei, das Riesenland mit seinen 1,4 Milliarden Menschen so stabil zu hal-ten. Das Beispiel des arabischen Frhlings habe gezeigt, wie schnell ein kleiner Funke der Unzufrieden-heit auf die Massen berspringen knne. Ein hohes Interesse an Stabili-tt htten aber nicht nur die 80 Millio-nen Mitglieder der Kommunistischen Partei und die ihr dienende Volksbe-freiungsarmee, sondern auch die wachsende Mittelschicht sowie die karriereorientierten Technokraten.

    Umweltverschmutzung und Korruption bekmpfen

    Offen sprach auch Zeng Probleme wie Umweltverschmutzung, die wachsen-de Kluft zwischen Arm und Reich oder die Korruption an. Kristin Shi-Kupfer vom Mercator Institute for China Stu-dies kritisierte vor allem die fehlende Rechtsstaatlichkeit. Auerdem be-mngelte sie die Internetzensur, die fehlende Religionsfreiheit, die Unter-bindung des Interessenpluralismus sowie die Verletzung von Menschen-rechten.

    Hilpert bedauerte, dass Deutsch-land trotz seiner guten und engen Be-ziehungen zu China es nicht geschafft habe, in diesen Bereichen Einfluss zu nehmen. Es gebe 60 bilaterale Dialog-formate auf ministerieller Ebene von Rechtsstaatdialog ber den Menschen-rechtsdialog bis zum Innovationsdia-log. Auch sei Deutschland bei den Chi-nesen sehr gut angesehen. Aber der deutsche Wunsch nach gleichen und fairen Wettbewerbsbeziehungen, nach Liberalisierung des Landes und nach Achtung der Menschenrechte in China habe sich nicht verwirklichen lassen.

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  • 9 | Fraktion direkt 41 | 03. Juli 2015

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    2./3. September 2015 Klausurtagung des Fraktionsvorstandes

    HalbzeitZwischenbilanz der groen Koalition

    Die Hlfte der Wahlperiode ist fast vorbei Anlass fr die CDU/CSU-Fraktion, eine Zwischenbilanz der groen Koalition zu ziehen. In einer Broschre mit dem Titel Halbzeit fasst die Fraktion zusammen, welche Plne bereits verwirklicht wurden von Investitionen in Bildung und For-schung ber die Mtterrente bis zum Verzicht auf neue Schulden oder Steu-ererhhungen. CDU/CSU-Fraktions-chef Volker Kauder sagt: Deutschland steht zur Halbzeit der Wahlperiode hervorragend da. Gleichzeitig gibt die Broschre einen Ausblick auf das, was an Reformen noch ansteht, darunter der Ausbau der Breitbandnetze, die Krankenhausreform, die weitere Um-setzung der Energiewende.

    Starke Kommunen

    Eine der Aufgaben, denen sich die Ko-alition verschrieben hat, ist die finan-zielle Strkung der Kommunen. Hier-zu hat die Unionsfraktion ein Infor-mationsfaltblatt erstellt, das die wichtigsten Fragen der Brger beant-wortet etwa an welchen Stellen der Bund den Kommunen bereits unter die Arme greift und an welchen er ih-nen mehr Untersttzung zukommen lassen will. In dem Flyer mit dem Titel Starke Kommunen wird ganz aktuell auch erklrt, wie der Bund den Kom-munen bei der Unterbringung der Flchtlinge hilft.

    Herzlichen Glckwunsch, CDU!Volkspartei wird 70

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    Die Christlich Demokratische Union Deutschlands ist die Volkspartei der Mitte. Sie wurde 1945 von Menschen gegrndet, die Deutschlands Zukunft in einer christlich geprgten, ber-konfessionellen Volkspartei gestalten wollten. In dieser Woche feierte die CDU ihr 70. Grndungsjubilum. Fr den Vorsitzenden der CDU/CSU-Bun-destagsfraktion, Volker Kauder, zhlt zu den groen Verdiensten der Partei, dass es ihr gelungen ist, unterschied-liche Interessen zu bndeln und dar-aus ein Handlungskonzept zu entwi-ckeln, das fr unser Land gut war.

    Aus dem Chaos von Schuld und Schande, in das uns die Vergottung ei-nes verbrecherischen Abenteurers ge-strzt hat, kann eine Ordnung in de-mokratischer Freiheit nur entstehen, wenn wir uns auf die kulturgestalten-

    den sittlichen und geistigen Krfte des Christentums besinnen, heit es in dem Berliner Grndungsaufruf vom 26. Juni 1945. Die CDU Deutsch-lands steht damals wie heute fr die freiheitliche und rechtsstaatliche De-mokratie, fr die soziale Marktwirt-schaft, die Einbindung Deutschlands in die westliche Werte- und Verteidi-gungsgemeinschaft, fr die Einheit der Nation und die Einigung Europas.

    Als Herausforderung fr die Zu-kunft sieht Kauder die Tatsache, dass die Interessen der Menschen immer vielfltiger werden und dass es schwe-rer werden wird, die einzelnen Vor-stellungen unter einen Hut zu brin-gen. Auch msse man Menschen mit Migrationshintergrund mehr an un-ser Land und unsere Politik heranfh-ren, sagte er.