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DER DEUTSCHE MUSIKRAT | POSITIONEN | GRUNDLAGEN DMR KOMPAKT

DMR KOMPAKT - musikrat.de

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Page 1: DMR KOMPAKT - musikrat.de

DER DEUTSCHE MUSIKRAT | POSITIONEN | GRUNDLAGEN

DMRKOMPAKT

Page 2: DMR KOMPAKT - musikrat.de

1. Der Deutsche Musikrat 3

Leitbild 3

Struktur 3

Deutscher Musikrat e.V. 4

Mitglieder 4

Präsidium 10

Bundesfachausschüsse 10

Generalsekretär/in 12

Deutscher Musikrat gemeinnützige Projektgesellschaft mbH 12

Gesellschafterversammlung 12

Aufsichtsrat 12

Projektbeiräte 13

Geschäftsführung 14

2. Positionen 15

Grundsatzprogramm 15

Berliner Appelle 20

1. Berliner Appell 20

2. Berliner Appell 23

3. Berliner Appell 26

4. Berliner Appell 28

Resolutionen 32

Willkommen in Deutschland: Musik macht Heimat 32

Ausnahme von Kunst, Kultur und Wissenschaft in TTIP 33

Veränderung braucht den Dialog 36

Umsetzung der UNESCO-Konvention Kulturelle Vielfalt 38

Digitalisierung – Ohne Urheber keine Kreativität 39

Wiesbadener Erklärung 40

Zukunft Musik: Laienmusizieren in Deutschland 42

Kirchenmusik in Deutschland 44

Kinder brauchen Musik 46

Sieben Thesen zur Musik in der Schule 47

Musik in der Ganztagsschule 53

Mehr Musikvermittlung in Deutschland 56

Rheinsberger Erklärung I 59

Rheinsberger Erklärung II 68

Sondershäuser Erklärung 71

Eckpunkte der auswärtigen Musikpolitik des Deutschen Musikrates 74

Grünbuch des Deutschen Musikrates 75

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3. Grundlagen 86

Deutscher Musikrat e.V. 86

Satzung des DMR e.V. 86

Geschäftsordnung der Mitgliederversammlung des DMR e.V. 100

Geschäftsordnung des Präsidiums des DMR e.V. 103

Geschäftsordnung der Bundesfachausschüsse des DMR e.V. 107

1. Präambel 107

Deutscher Musikrat gemeinnützige Projektgesellschaft 110

Gesellschaftsvertrag der DMR gGmbH 110

Geschäftsordnung des Aufsichtsrates der DMR gGmbH 118

Geschäftsordnung der Projektbeiräte der DMR gGmbH 121

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1. Der Deutsche Musikrat

Leitbild In der Überzeugung, dass sich Deutschland zu einer Wissens- und Kreativgesellschaft entwickeln muss und dass dabei Bildung und Kultur die entscheidende Rolle spielen, engagiert sich der Deutsche Musikrat zusammen mit seinen Partnern in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens, die mit der Musik in einem Zusammenhang stehen, für ein lebendiges Musikland Deutschland. Der Deutsche Musikrat versteht sich mit den Mitgliedsverbänden und den Landesmusikräten als Ratgeber und Kompetenzzentrum für Politik und Zivilgesellschaft. Er möchte mit seiner Arbeit das Bewusstsein für den Wert der Kreativität stärken, in seiner Offenheit gegenüber allen musikalischen Ausdrucksformen Impulse für das Musikleben setzen, junge Menschen in ihrem Zugang zur Welt der Musik in ausgewählten Bereichen von bundesweiter Bedeutung fördern und Brücken der Verständigung schlagen. Dabei ist die Musikalische Bildung als zentraler Bestandteil einer humanen Gesellschaft das Fundament der musikpolitischen Arbeit des Deutschen Musikrates. In diesem Sinne engagiert sich der Deutsche Musikrat als größte Bürgerbewegung im Kulturbereich für ein lebendiges Musikland Deutschland. Das Laienmusizieren als Exponent Bürgerschaftlichen Engagements und unverzichtbarer Teil des kulturellen Lebens gehört genauso dazu wie eine für den Bürger bezahlbare und erreichbare musikkulturelle Infrastruktur in öffentlicher Verantwortung auf dem bestmöglichen Niveau, das Eintreten für den Schutz des Geistigen Eigentums, angemessene Rahmenbedingungen für eine an der Kulturellen Vielfalt orientierten Kreativwirtschaft im Sinne einer für die ganze Gesellschaft nutzbaren Wertschöpfungskette und eine Auswärtige Musikpolitik, die als dritte Säule der Außenpolitik in ihrem Bemühen um Verständigung vor allem auf die Multiplikatorenwirkung junger Menschen setzt und damit nach innen und außen wirkt. Eigene kontinuierliche Förderprojekte des Deutschen Musikrates sind unverzichtbarer und prägender Bestandteil der deutschen Kulturlandschaft. Sie geben wichtige Impulse für das nationale und europäische Musikleben und ermöglichen und fördern herausragende Leistungen.

Struktur Die vielschichtigen Ansätze des Deutschen Musikrates fußen auf zwei wesentlichen Säulen: Der Deutsche Musikrat e.V. ist als Dachverband für alle Bereiche des Musiklebens das kulturpolitische Sprachrohr für 87 länderübergreifende Fachverbände, die 16 Landesmusikräte sowie zahlreiche Einzel- und Ehrenmitglieder. Die Projekte des Deutschen Musikrates sind in der gemeinnützigen Projektgesellschaft zusammengefasst. Beide Säulen – Verein und Projektgesellschaft – bilden in ihrer Gesamtheit den Deutschen Musikrat.

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Deutscher Musikrat e.V. Mitglieder Ordentliche Mitglieder Gemäß der Satzung können rechtsfähige und nichtrechtsfähige Vereine, Stiftungen, Arbeitsgemeinschaften, Konferenzen, Verwertungsgesellschaften im Musikbereich und freiwillige Zusammenschlüsse von Personen sowie vergleichbare Organisationen, mit jeweils bundesweiter Bedeutung, deren satzungsmäßige Aufgabe oder Zweckbestimmung weitestgehend dem Bereich der Praxis, Förderung oder Erhaltung der Musikkultur oder dem Bereich der Musikwirtschaft zuzurechnen sind und deren Trägerschaft die Erfüllung der satzungsgemäßen Verpflichtungen gewährleistet, ordentliches Mitglied im Deutschen Musikrat werden. Ordentliche Mitglieder des Deutschen Musikrates sind die 16 Landesmusikräte sowie 87 Bundesfachverbände und Institutionen des Musiklebens in Deutschland.

Landesmusikrat Baden-Württemberg e.V.

Bayerischer Musikrat e.V.

Landesmusikrat Berlin e.V.

Landesmusikrat Brandenburg e.V.

Landesmusikrat Bremen e.V.

Landesmusikrat in der Freien und Hansestadt Hamburg e.V.

Landesmusikrat Hessen e.V.

Landesmusikrat Mecklenburg-Vorpommern e.V.

Landesmusikrat Niedersachsen e.V.

Landesmusikrat Nordrhein-Westfalen e.V.

Landesmusikrat Rheinland-Pfalz e.V.

Landesmusikrat Saar e.V.

Landesmusikrat Sachsen-Anhalt e.V.

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Sächsischer Musikrat e.V.

Landesmusikrat Schleswig-Holstein e.V.

Landesmusikrat Thüringen e.V.

Allgemeiner Cäcilien-Verband für Deutschland

Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland

Arbeitskreis Musik in der Jugend e.V.

Bildungswerk Rhythmik e.V.

Bund Deutscher Zupfmusiker e.V.

Bundesfachgruppe Musikpädagogik e.V.

Bundesinnungsverband für das Musikinstrumenten-Handwerk

Bundesmusikverband Chor & Orchester e.V.

Bundesverband der Deutschen Musikinstrumentenhersteller e.V.

Bundesverband der freien Musikschulen

Bundesverband der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft e.V.

Bundesverband Deutscher Gesangspädagogen e.V.

Bundesverband Deutscher Liebhaberorchester e.V.

Bundesverband Klavier e.V.

Bundesverband Kulturarbeit in der evangelischen Jugend e.V.

Bundesverband Musikindustrie e.V.

Bundesverband Musikunterricht e.V.

Bundesvereinigung Deutscher Musikverbände e.V.

Chorverband in der Evangelischen Kirche in Deutschland e.V.

Composers Club e.V.

Deutsche Chorjugend e.V.

Deutsche Jazz Föderation e.V.

Deutsche Jazzunion e.V.

Deutsche Gesellschaft für Elektroakustische Musik e.V.

Deutsche Gesellschaft für Musikgeragogik e.V.

Deutsche Gesellschaft für Musikphysiologie und Musikermedizin e.V.

Deutsche Musiktherapeutische Gesellschaft e.V.

Deutsche Orchesterstiftung

Deutsche Orchestervereinigung e.V.

Deutsche Popstiftung

Deutsche Rockmusik Stiftung

Deutscher Akkordeonlehrer-Verband e.V.

Deutscher Chorverband e.V.

Deutscher Chorverband Pueri Cantores

Deutscher Harmonika-Verband e.V.

Deutscher Komponistenverband e.V.

Deutscher Musikverleger-Verband e.V.

Deutscher Rock & Pop Musikerverband e.V.

Deutscher Textdichter-Verband e.V.

Deutscher Tonkünstlerverband e.V.

Deutscher Zithermusik-Bund e.V.

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Direktorenkonferenz der Kirchenmusik in der Evangelischen Kirche in Deutschland (LKMD)

European Guitar Teachers Association Sektion Bundesrepublik Deutschland

European Piano Teachers Association

European String Teachers Association Union der Bundesrepublik Deutschland e.V.

Evangelischer Posaunendienst in Deutschland e.V.

Fachgruppe Freie Forschungsinstitute in der Gesellschaft für Musikforschung

Fachverband der Chorleiter

FREO - Freie Ensembles und Orchester in Deutschland e.V.

GEDOK – Verband der Gemeinschaften der Künstlerinnen und Kunstförderer e.V.

Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger

Gesamtverband Deutscher Musikfachgeschäfte e.V.

Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte e.V.

Gesellschaft für Musikforschung e.V.

Gesellschaft für Neue Musik e.V. – Deutsche Sektion der IGNM

Gesellschaft für Popularmusikforschung e.V.

Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten mbH

GMD und Chefdirigentenkonferenz e.V.

Goethe-Institut e.V.

Harald-Genzmer-Stiftung

Institut für Auslandsbeziehungen

Institut für Neue Musik und Musikerziehung e.V.

International Association of Music Libraries, Archives and Documentation Centres, Ländergruppe Deutschland e.V. (IAML Ländergruppe Deutschland)

Internationaler Arbeitskreis e.V. (IAK) Frau und Musik

Internationaler Arbeitskreis für Musik e.V.

Internationaler Musikwettbewerb der ARD

Jeunesses Musicales Deutschland e.V., Deutsche Sektion der Jeunesses Musicales International

Konferenz der Leiterinnen und Leiter katholischer kirchenmusikalischer Ausbildungsstätten Deutschlands

Netzwerk Junge Ohren e.V.

Percussion Creativ e.V.

Profolk – Verband für Lied, Folk und Weltmusik in Deutschland e.V.

Pro Musica Viva - Maria Strecker-Daelen-Stiftung

Rektorenkonferenz der deutschen Musikhochschulen in der HRK

Society of Music Merchants e.V.

Strecker-Stiftung

Verband der Bundes- und Landesmusikakademien

Verband Deutscher KonzertChöre e.V.

Verband Deutscher Musikschulen e.V.

Verband evangelischer Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker in Deutschland

Verband Unabhängiger Musikunternehmen e.V.

ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft

Vereinigung Deutscher Musik-Bearbeiter e.V.

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Vereinigung Deutscher Opernchöre und Bühnentänzer e.V.

VG Musikedition - Verwertungsgesellschaft Rechtsfähiger Verein kraft Verleihung

World Association for Symphonic Band and Ensembles Sektion Deutschland

Zentrum Militärmusik der Bundeswehr Fördernde Mitglieder Gemäß der Satzung können natürliche Personen und Unternehmen fördernde Mitglieder im Deutschen Musikrat werden. Über die Aufnahme entscheidet das Präsidium. Der Mitgliedsbeitrag wird individuell festgesetzt. Nachstehend finden Sie die fördernden Mitglieder des Deutschen Musikrates.

Messe Frankfurt LACAVE Records Beratende Mitglieder Beratende Mitglieder werden auf Vorschlag des Präsidiums vom Präsidenten / von der Präsidentin berufen bzw. abberufen. Sie können an den Mitgliederversammlungen teilnehmen, haben jedoch kein Antrags- und Stimmrecht. Nachstehend finden Sie die beratenden Mitglieder des Deutschen Musikrates.

Prof. Christian Bruhn Prof. Peter Damm

Prof. Ulrike Dierick Prof. Dr. Rolf Dünnwald

Prof. Burkhard Glaetzner Prof. Reinhart von Gutzeit

Prof. Asmus Hintz Prof. Godehard Joppich

Prof. Maria Kliegel Dr. Michael Kunze

Dr. Bernhard Freiherr von Loeffelholz Waltraud Meier

Prof. Dr. Helga de la Motte-Haber Prof. Gerhard Oppitz

Prof. Hermann Christian Polster Prof. Annerose Schmidt

Prof. Dr. Frank Schneider Dr. Heinz-Dieter Sommer

Prof. Dr. Klaus H. Stahmer Prof. Dr. Inka Stampfl

Prof. Dr. Dr. Norbert Thurow Prof. Joe Viera

Prof. Jörg-Peter Weigle Prof. Dr. Peter Wicke

Prof. Udo Zimmermann Prof. Tabea Zimmermann-

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Ehrenmitglieder Ehrenmitglieder werden auf Vorschlag des Präsidiums durch die Mitgliederversammlung gewählt. Sie können an den Mitgliederversammlungen teilnehmen, haben jedoch kein Antrags- und Stimmrecht. Nachstehend finden Sie die Ehrenmitglieder des Deutschen Musikrates.

Dr. h.c. Lore Auerbach Rolf Becker

Prof. Klaus Bernbacher Prof. Dr. Wolfgang Bretschneider

Dr. Eleonore Büning Alfred Döll

Prof. Dr. Andreas Eckhardt Prof. Dr. h.c. Brigitte Fassbaender

Dr. Drs. h. c. Ludwig Finscher Prof. Kapt. Ernst Folz

Prof. Axel Gerhardt Prof. Hartmut Gerhold

Rüdiger Grambow Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff

Knut Grotrian-Steinweg Prof. Dr. Peter Gülke

Prof. Ludwig Güttler Prof. Reinhart von Gutzeit

Dr. Peter Hanser-Strecker Prof. Dr. Hermann-Josef Kaiser

Prof. Dr. Karl-Jürgen Kemmelmeyer Prof. Wilhelm Killmayer

Prof. Lutz Köhler Prof. Dr. Reinhold Kreile

Prof. Dr. Christoph Krummacher Prof. Dr. Norbert Lammert

Prof. Dr. Eckart Lange Prof. Siegfried Matthus

Prof. Jürgen Meyer-Josten Prof. Dr. h. c. Bernd Neumann

Ernst-Ullrich R. Neumann Prof. Franz Xaver Ohnesorg

Prof. Edith Peinemann Prof. Dr. Hermann Rauhe

Prof. Aribert Reimann Hansjoachim Reiser

Prof. Wolfgang Rihm Prof. Dr. h.c. Helmuth Rilling

Dr. Eckart Rohlfs Michael Russ

Prof. Dr. Peter Ruzicka Barbara Scheuch-Vötterle

Prof. Dr. Frank Schneider Prof. Dr. h.c. Hans Schneider

Prof. Peter Schneider Dagmar Sikorski

Prof. Dr. Hans Wilfred Sikorski Prof. Dr. Rudolf Stephan

Prof. Dr. Alexander L. Suder Prof. Hans Zender

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Ehrenpräsidenten Auf Vorschlag des Präsidiums kann die Mitgliederversammlung den Titel eines Ehrenpräsidenten / einer Ehrenpräsidentin verleihen. Die Träger / Trägerinnen dieses Titels können an den Sitzungen der Organe des Deutschen Musikrates mit beratender Stimme teilnehmen. Sie haben jedoch kein Antrags- und Stimmrecht. Nachstehend finden Sie die Ehrenpräsidenten des Deutschen Musikrates.

Prof. Dr. Richard Jakoby † Prof. Dr. Franz Müller-Heuser †

Wegbegleiter Wegbegleiter des Deutschen Musikrates sind Ehrenmitglieder, die bereits verstorben sind. In Anerkennung ihrer herausragenden Leistungen für den Deutschen Musikrat und das Musikleben in Deutschland werden Sie unter dieser Rubrik aufgeführt.

Prof. Theo Adam † GMD Prof. Gerd Albrecht †

Prof. Jürg Baur † Prof. Frank Michael Beyer †

Bernhard Bosse † Prof. Thomas Brandis †

Prof. Helmut Calgéer † Prof. Ulrich Dibelius †

Prof. Dietrich Fischer-Dieskau † Prof. Michael Gielen †

Prof. Harald Genzmer † Prof. Wolfgang Gönnenwein †

Prof. Dr. h.c. Hans Werner Henze † Peter Herbolzheimer †

Prof. Dr. Richard Jakoby † Prof. Mauricio Kagel †

Prof. Karl-Heinz Kämmerling † Prof. Georg Katzer † Prof. Wilhelm Killmayer † Prof. Giselher Klebe †

Prof. Aloys Kontarsky † Dr. Uli Kostenbader †

Prof. Werner Krotzinger † Prof. Dr. Werner Krützfeldt †

Prof. Franz Lehrndorfer † Dr. Margret Lugge †

Prof. Dr. Christoph-Hellmut Mahling † Prof. Dr. h.c. Kurt Masur †

Prof. Angelica May †

Dr. Hermann Moeck †

Hans Otte † Prof. Kurt Sanderling †

Prof. Wolfgang Sawallisch † Eberhard Schmidt †

Dr. Wolfgang Seifert † H. Dieter Siebenborn †

Prof. Bruno Tetzner † Dr. h.c. Wolfgang Wagner †

Prof. Volker Wangenheim † Prof. Paul Wehrle †

Dr. Walter Weidmann † Dr. Hanns-Henning Wittgen †

Prof. Ruth Zechlin † Prof. Dr. Dieter Zimmerschied †

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Präsidium Das Präsidium des Deutschen Musikrat e.V. wird von der Mitgliederversammlung für die Dauer von vier Jahren gewählt. Es besteht aus dem Präsidenten / der Präsidentin, drei Vizepräsident/innen, einem / einer von der Konferenz der Landesmusikräte entsandten Vertreter / Vertreterin und bis zu vierzehn weiteren Mitgliedern. Die Kandidatur für ein Präsidiumsamt steht allen Persönlichkeiten des Musiklebens offen, soweit sie einen Tätigkeitsschwerpunkt in Deutschland haben. Sie ist nicht an eine Mitgliedschaft oder Funktion als Delegierter / Delegierte eines Mitgliedes im Deutschen Musikrat gebunden. Sie erfolgt auf Vorschlag eines Mitgliedes. Folgende Persönlichkeiten gehören dem Präsidium in der Wahlperiode 2017-2021 an:

Prof. Martin Maria Krüger Präsident

Prof. Udo Dahmen Vizepräsident

Hartmut Karmeier Vizepräsident

Dr. Ulrike Liedtke Vizepräsidentin

Rolf Bareis Jens Cording

Jürgen Diet Christian Finke

Prof. Dieter Gorny Gerhard A. Meinl

Wilhelm Mixa Dr. Michael Pabst-Krueger

Moritz Puschke Prof. Ulrich Rademacher

Prof. Dr. Dörte Schmidt Dr. Charlotte Seither

Peter Stieber Prof. Dr. Hermann Wilske

Bundesfachausschüsse Die Bundesfachausschüsse sind Fachgremien, die sich einzelnen Facetten des Musiklebens sowie dessen Rahmenbedingungen widmen. Sie sind die „think tanks“ des DMR, beraten das Präsidium im Hinblick auf konkrete fachliche Fragestellungen und bringen ihrerseits Diskussionsanregungen, Vorschläge und Beschlussempfehlungen in das Präsidium ein. Rund 50 Persönlichkeiten aus allen Bereichen des Musik- und Kulturlebens engagieren sich ehrenamtlich in den sechs Bundesfachausschüssen Bildung, Arbeit und Soziales, Medien, Recht, Musikwirtschaft und Vielfalt. Bundesfachausschuss Arbeit und Soziales Themenfelder: Veränderungen von Arbeitswelt und sozialen Rahmenbedingungen in den Musikberufen, Künstlersozialkasse, Entwicklung des Arbeitsmarktes, digitale Berufe, digitale Musikplattformen. (Auswahl) Mitglieder: Hartmut Karmeier (Vorsitz), Christine Stein (stellv. Vorsitzende), Wolfgang Greth, Prof. Rico Gubler, Wilhelm Mixa, Tanja Ratzke, Gabor Scheinpflug, Peter Stieber

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Bundesfachausschuss Bildung Themenfelder: Musikalische Bildung als Teil der Kulturellen Bildung, Musik in Kita, Schule, Musikschule, digitales Lernen, Open Educational Resources (OER), Creative Thinking, Quer-/ Seiteneinstieg Musikberufe, Musikalische Bildung formal/ nonformal/ informell. (Auswahl) Mitglieder: Prof. Ulrich Rademacher (Vorsitz), Prof. Dr. Susanne Fontaine (stellv. Vorsitzende), Corinna Danzer, Prof. Dr. Daniel Mark Eberhard, Prof. Gerald Fauth, Prof. Dr. Eckart Lange, Mario Müller, Michael Nassauer, Prof. Dr. Ortwin Nimczik, Matthias Pannes, René Schuh, Edmund Wächter Bundesfachausschuss Medien Themenfelder: Chancen und Risiken der Digitalisierung für das Musikleben, Musik in den Medien, öffentlich-rechtlicher Rundfunk, Zukunft des Feuilleton, Marktveränderungen, Abbau der Fähigkeit zur differenzierten Wahrnehmung von Qualitäten, Digitalisierung im Musikleben, Duales System (öffentlich/ privat). (Auswahl) Mitglieder: Peter Stieber (Vorsitz), Annette Jäger (stellv. Vorsitzende), Prof. Dr. Philipp Ahner, PD Dr. Wolfgang Fuhrmann, Dr. Hans Dieter Heimendahl, Dr. Ursula Jungherr, Prof. Karl Karst, Dr. Frank Pommer, Nina Ruckhaber Bundesfachausschuss Musikwirtschaft Themenfelder: Förderung der Musikwirtschaft, neue Geschäftsmodelle, E-Commerce in der Verantwortung, Rahmenbedingungen der Kreativwirtschaft, Verantwortung der Wirtschaft. (Auswahl) Mitglieder: Gerhard A. Meinl (Vorsitz), Birgit Böcher (stellv. Vorsitzende), Christian Diekmann, Dr. Florian Drücke, Guido Evers, Prof. Dieter Gorny, Christian Krauß, Stefanie Marcus Bundesfachausschuss Recht Themenfelder: Urheberrecht, Digitale Plattformen und Beteiligung der Kreativen, Zoll. (Auswahl) Mitglieder: Dr. Tilo Gerlach (Vorsitz), Dr. Friederike Dahlmann (stellv. Vorsitzende), Dr. Tobias Holzmüller, Christian Krauß, Gerhard A. Meinl, Gerald Mertens, Dr. Andreas Odenkirchen, Wolf Steinweg Bundesfachausschuss Vielfalt Themenfelder: Umsetzung der UNESCO-Konvention Kulturelle Vielfalt sowie spartenspezifische Themenstellungen, Umsetzung der DMR Strategie zur Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik (AKBP), Reflexion politischer Grundsatzpapiere z.B. Koalitionsvertrag, Balancefragen und Fördernotwendigkeiten, Synergien zwischen den unterschiedlichen Bereichen, Verbindung zu den Projekten stärken. Der Ausschuss unterteilt sich in vier Unterausschüsse. Der Gesamtausschuss wird geleitet von Jens Cording.

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Mitglieder Unterausschuss Erbe: Prof. Dr. Dörte Schmidt (Vorsitz), Dr. Martina Rebmann, Prof. Dr. Franz Riemer, Jean-Marc Vogt Mitglieder Unterausschuss Interkultur: Prof. Christian Höppner (Vorsitz), Sigrid Neugebauer-Schettler, Prof. Dr. Tiago de Oliveira Pinto, Dr. Annette Ziegenmeyer Mitglieder Unterausschuss Neue Musik: Jens Cording (Vorsitz), Dr. Julia Cloot, Prof. Dr. Ulrike Liedtke, Mia Schmidt Mitglieder Unterausschuss Populäre Musik: Prof. Udo Dahmen (Vorsitz), Prof. Dr. Alenka Barber-Kersovan, Walter Thomas Heyn, Kathrin Pechlof Generalsekretär/in

Prof. Christian Höppner Generalsekretär

Schumannstr. 17, 10117 Berlin Telefon: 0 30/ 30 88 10 10 Telefax: 0 30/ 30 88 10 11 E-Mail: [email protected]

Susann Eichstädt Stellvertretende Generalsekretärin

Schumannstr. 17, 10117 Berlin Telefon: 0 30/ 30 88 10 10 Telefax: 0 30/ 30 88 10 11 E-Mail: [email protected]

Deutscher Musikrat gemeinnützige Projektgesellschaft mbH

Gesellschafterversammlung Die Gesellschafterversammlung ist das höchste Organ der GmbH. Alleiniger Gesellschafter der Deutscher Musikrat gemeinnützigen Projektgesellschaft mbH ist der Deutsche Musikrat e.V. Die Gesellschafterversammlung erfüllt die Aufgaben, die ihr im Gesellschaftsvertrag übertragen wurden. Aufsichtsrat Der Aufsichtsrat berät die Geschäftsführung und ist in die strategische Ausrichtung des Unternehmens sowie in Entscheidungen von grundsätzlicher Bedeutung eingebunden. Das Gremium besteht aus 12 Mitgliedern.

Prof. Martin Maria Krüger (Vorsitz) Dr. Sigrid Bias-Engels (Stellv. Vorsitz)

Hartmut Karmeier (Stellv. Vorsitz) Rolf Becker

Uta-Christina Biskup Prof. Udo Dahmen

Rüdiger Grambow Prof. Dr. Ulrike Liedtke

Dr. Volker Mader Gerhard A. Meinl

Wilhelm Mixa Dr. Hildegard Kaluza

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Projektbeiräte Den Projekten des Deutschen Musikrates sind Beiräte zugeordnet, die die Projekte mitgestalten und in grundsätzlichen Fragen beraten. Ein Beirat besteht aus bis zu zwölf Mitgliedern. Sie werden durch das Präsidium des Gesellschafters für die Dauer von vier Jahren berufen. Beirat Bundesjugendorchester Dr. Charlotte Seither (Vorsitz), Frauke Bernds, Jutta Freifrau von Falkenhausen, Dr. Thomas Goppel, Kai-Michael Hartig, Dr. Dieter Rexroth, Prof. Ingeborg Scheerer, Dirk Schulz, Prof. Martin Spangenberg, Jean-Marc Vogt, Prof. Dr. Bernhard Wulff, Andrea Zietzschmann, Sönke Lentz (Projektleitung) Beirat Deutscher Chorwettbewerb Prof. Jürgen Budday (Vorsitz), Bine Becker-Beck, Dr. Matthias E. Becker, Prof. Klaus-Jürgen Etzold, Christian Finke, Prof. Kapt. Ernst Folz, Ruth Jarre, Nina Ruckhaber, Konstanze Sander, Bernhard Schmidt, Martina van Lengerich, Prof. Raimund Wippermann, Helmut Schubach (Projektleitung) Beirat Deutsches Musikinformationszentrum Prof. Dr. Joachim-Felix Leonhard (Vorsitz), Dr. Jürgen Brandhorst, Dr. Tilo Gerlach, Bernd Hawlat, Elisabeth Herzog-Schaffner, Prof. Christian Höppner, Elisabeth Motschmann, Prof. Dr. Wolfgang Rathert, Dr. Martina Rebmann, Prof. Dr. Dörte Schmidt, Antje Valentin, Prof. Dr. Robert von Zahn, Prof. Wolfgang Wagenhäuser, Stephan Schulmeistrat (Projektleitung) Beirat Deutscher Musikwettbewerb/ Bundesauswahl Konzerte Junger Künstler Prof. Oliver Wille (Vorsitz), Dr. Eleonore Büning, Elisabeth Ehlers, Prof. Johannes Fischer, Prof. Reinhold Friedrich, Frank Kämpfer, Hartmut Karmeier, Prof. Rudolf Meister, Tatjana Ruhland, Prof. Andreas Schmidt, Peter Stieber, Prof. Dr. Hermann Wilske, Irene Schwalb (Projektleitung) Beirat Deutscher Orchesterwettbewerb Prof. Dieter Kreidler (Vorsitz), Stephan Ametsbichler, Rolf Bareis, Andrea Beck, Prof. Karl-Heinz Bloemeke, Etienne Emard, Stefan Hippe, Reinhard Knoll, Prof. Ernst Oestreicher, Lorenz Overbeck, Bernhard Stopp, Friedrun Vollmer, Helmut Schubach (Projektleitung) Beirat Dirigentenforum Lothar Zagrosek (Vorsitz), Prof. Michael Alber, Bernhard Heß, Hartmut Karmeier, Prof. Anne Kohler, Louwrens Langevoort, Dr. Volker Mader, Joana Mallwitz, Julia Spinola, Prof. Gerd Uecker, Oliver Wenhold, Simone Young, Eva Pegel (Projektleitung) Beirat Edition Zeitgenössische Musik

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Prof. Wolfgang Rihm (Vorsitz), Prof. Carola Bauckholt, Mariano Chiacchiarini, Björn Gottstein, Frank Kämpfer, Jürgen Krebber, Prof. Dr. Ulrike Liedtke, Prof. Dr. Ulrich Mosch, Prof. Isabel Mundry, Rainer Pöllmann, Dr. Charlotte Seither, Dagmar Sikorski, Olaf Wegener (Projektleitung) Beirat Jazz Prof. Udo Dahmen (Vorsitz), Ulrich Adomeit, Joachim Becker, Ulf Drechsel, Eckhart Fischer, Christina Fuchs, Dietmar George, Dr. Bernd Hoffmann, Julia Hülsmann, Thomas Prisching, Frank Schneider, Anette von Eichel, Dominik Seidler (Projektleitung) Beirat Jugend musiziert Prof. Ulrich Rademacher (Vorsitz), Bernhard Fromkorth, Dorothee Graefe-Hessler, Prof. Dr. Thomas Grosse, Barbara Haack, Ekkehard Hessenbruch, Prof. Christian Höppner, Prof. Stefan Jenzer, Harald Maier, Matthias Pannes, Gideon Rosengarten, Prof. Reinhart von Gutzeit, Edgar Auer (Projektleitung) Beirat Neue Musik Jens Cording (Vorsitz), Dr. Julia Cloot, Christine Fischer, Stefan Fricke, Bernhard Günther, Prof. Martin Kürschner, Prof. Dr. Ulrike Liedtke, Julia Mihály, Leonie Reineke, Tobias Rempe, Ruth Velten, Wolfram Wessel, Olaf Wegener (Projektleitung) Beirat Populäre Musik Prof. Udo Dahmen (Vorsitz), Etienne Emard, Yasmine Gallus, Kerstin Janse, Michelle Leonard, Prof. Annette Marquard, Andrea Rothaug, Henning Rümenapp, Anette von Eichel, Dr. Ralf Weigand, Swantje Weinert, Prof. Dr. Susanne Winnacker, Michael Teilkemeier (Projektleitung) Geschäftsführung

Stefan Piendl Geschäftsführer der Deutscher Musikrat gemeinnützige Projektgesellschaft mbH

Weberstraße 59, 53113 Bonn Assistenz Claudia Hagen Telefon: 02 28/ 20 91 10 3 Telefax: 02 28/ 20 91 21 0 E-Mail: [email protected]

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2. Positionen

Grundsatzprogramm Das Grundsatzprogramm „Musikpolitik in der Verantwortung“, das von der Mitgliederversammlung 2009 verabschiedet wurde, widmet sich den Eckwerten der musikpolitischen Arbeit des Deutschen Musikrates (DMR). Nach den umfangreichen Beratungen in seinen Gremien bildet es den programmatischen Handlungsrahmen für die Arbeit des DMR. Dabei wurde bewusst auf die Struktur und den Umfang eines herkömmlichen Grundsatzprogrammes verzichtet, um es unter den Gesichtspunkten

Visualisierung der musikpolitischen Arbeit des DMR

Weiterentwicklung musikpolitischer Zielstellungen

Einbindung der Fachkompetenzen fortzuschreiben und somit eine fortlaufend aktualisierte Grundlage für die daraus abzuleitende operative Arbeit bilden zu können. In diesem Sinne wird das vorliegende Grundsatzpapier um zwei Ebenen ergänzt:

Fundament Dossiers der Bundesfachausschüsse und Beiräte: Die Arbeit der Bundesfachausschüsse und der Beiräte in Form von Dossiers zu den einzelnen Themenbereichen bildet nach der jeweiligen Beschlussfassung durch das Präsidium das fachliche Fundament der Arbeit des DMR.

Mitte Grundsatzpapier „Musikpolitik in der Verantwortung“: Extraktpapier zum Selbstverständnis und zu den musikpolitischen Zielen des DMR.

Spitze Visualisierung: Darstellung der musikpolitischen Themen und Ziele des DMR in der Vernetzung und Vermittlung in die Bezugsgruppen mittels entsprechender Öffentlichkeitsarbeit. Mit diesen drei Ebenen lassen sich Zusammenhänge zwischen Theorie und Praxis, zwischen musikpolitischen Zielen und den Projekten in einer Weise aufzeigen, die den Blick für das Ganze, das mehr als die Summe seiner Teile ist, schärft. Aktualität und der rote Faden von der kurzfristigen Umsetzbarkeit bis zu der langfristigen Perspektive sind Anforderungen, die ein Grundsatzprogramm im herkömmlichen Sinne schon mittelfristig nicht erfüllen kann. Durch die implizite Einbindung der Projekte und der Arbeit der Ausschüsse gewährleistet der modulare Aufbau einen fortlaufenden Dialog mit allen Ebenen des DMR. Mit dem vorliegenden Grundsatzpapier soll eine Arbeitsgrundlage geschaffen werden, um im Ausgleich von Kontinuität und Aktualität die Wirksamkeit der Arbeit des Deutschen Musikrates und seiner Mitglieder zum Erhalt und zur Weiterentwicklung der Musikkultur in Deutschland weiter zu steigern.

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Musikpolitik in der Verantwortung Rückblick Der Begriff Musikpolitik ist im Vergleich zur Kulturpolitik ein verhältnismäßig junger Begriff. Die Erkenntnis, dass Musik als grenzenlose Weltsprache geeignet ist, Geist, Körper und Seele des Menschen zu erreichen, ist so alt wie die Menschheitsgeschichte selbst. Zu allen Zeiten jedoch wurde und wird Musik auch genutzt, verwertet, instrumentalisiert und kann selbst Gegenstand von Gruppeninteressen werden. Die leidvolle Erfahrung mit totalitär regierten Staaten, die Musik und Propaganda politisch koppelten und Musik gezielt als Mittel zur politischen Indoktrination einsetzten, hat dazu beigetragen, dass dem Begriff „Musikpolitik“ semantisch staatlicher Dirigismus anhaftet und er sich durch seine Geschichte negativ besetzt präsentiert. Ein neues Verständnis von Musikpolitik Mit seiner strategischen Neuausrichtung im Jahr 2003 hat der DMR begonnen, Musikpolitik in einen neuen gesellschaftlichen Kontext zu stellen. In der Erkenntnis, dass Musikpolitik auch Gesellschaftspolitik ist und diese nur dann eine breite gesellschaftliche Akzeptanz finden kann, wenn sie sich nicht als die Verfolgung von Partikularinteressen definiert, hat der DMR als Dachverband des Musiklebens einen Paradigmenwechsel vollzogen. Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile. So wurde das Konsensprinzip zu Gunsten einer Musikpolitik aufgegeben, die Mitverantwortung für das Heute und Morgen in unserer Gesellschaft übernehmen will. Der DMR ist dabei als aktiver Teil der Zivilgesellschaft und größte Bürgerbewegung im Kulturbereich auch eine mitgestaltende Kraft in der Gesellschaft. Auf der Grundlage dieses neuen Verständnisses von Musikpolitik konnte der Gesichtskreis aktueller und zukünftiger Handlungsfelder erweitert werden. Musikpolitik ist ein Instrument, um mit und durch die Musik Politik für eine humane Gesellschaft zu betreiben. Aus diesem Verständnis von Musikpolitik ergeben sich folgende Schlussfolgerungen:

Ein human- und werteorientiertes Gesellschaftsbild ist Ausgangspunkt jeder Musikpolitik.

Musikpolitik ist Teil einer Reihe gesellschaftspolitischer Instrumente.

Musikpolitik ist kein Alleinstellungsmerkmal von Gruppen oder gar Einzelpersonen, sondern originäre Aufgabe des Dachverbandes des Musiklebens in Deutschland als Repräsentanz der Zivilgesellschaft.

Musikpolitik kann nur erfolgreich sein, wenn sie mit dem Anspruch gesellschaftspolitischer Wirksamkeit betrieben wird.

Die Wirksamkeit von Musikpolitik wird darüber hinaus von der gesellschaftlichen Akzeptanz der agierenden Institutionen und Initiativen, ihrem Selbstverständnis und dem Umsetzungsvermögen der Handelnden bestimmt. Die Akzeptanz erhöht sich entsprechend der vertretenen Repräsentanz gesellschaftlicher Breite, der demokratischen Legitimation, dem Grad der gesellschaftspolitischen Verankerung der angestrebten Ziele und dem tatsächlichen Wirkungsgrad. Für den DMR als Dachverband des Musiklebens erwächst daraus

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ein Handlungsauftrag im Sinne einer zivilgesellschaftlichen Beteiligung, die er gegenüber allen Bezugsgruppen wahrnimmt. Musikpolitik des DMR In der Welt gilt Deutschland als herausragendes Land der Musik – es ist ein Musikland par excellence. Musik ist dabei zugleich ein Kommunikationsmedium und ein Wirtschaftsfaktor. Zusammen mit seinen Mitgliedsverbänden hat der DMR seit seiner Gründung in Artikulation des Willens der Zivilgesellschaft zu verantwortlicher Mitbestimmung und Mitarbeit aufgerufen und damit wesentlich dazu beigetragen, dass Deutschland heute als Musikland in der Welt hoch geschätzt wird. Eine kontinuierliche Bewusstseinsbildung in allen Bezugsgruppen stand und steht im Mittelpunkt der musikpolitischen Arbeit des DMR, denn erst Bewusstsein schafft Ressourcen. Das breite Mitgliederspektrum bietet Vernetzungs- und Kampagnen-möglichkeiten, die im Kulturbereich einzigartig sind. Die Projekte fördern die musizierende Jugend, haben eine Impulsfunktion für das Musikleben und sind in der Vermittlung musikpolitischer Botschaften das beste Medium, weil Musik auch ohne Worte wirkt. Deutlich werden die Verknüpfungen von Musikpolitik und Projekten zum Beispiel durch die Umsetzung des 2. Berliner Appells bei der Europäischen Ensembleakademie oder der Einführung der Kategorie „Populäre Musik“ beim Bundeswettbewerb Jugend musiziert. Der DMR greift damit seismografisch gesellschaftliche Entwicklungen auf und setzt sie in Beziehung zu den Interessen von über 8 Millionen musizierenden Menschen in unserem Land, die von den über 100 Mitgliedsverbänden im Deutschen Musikrat repräsentiert werden. Dabei steht vor jeder Zieldefinition die Frage, was unsere Gesellschaft voranbringt. Er ist Impulsgeber und verbindet alle musikpolitischen und projektbezogenen Aktivitäten mit dem Anspruch der beispielhaften Anregung. Die Wirksamkeit seiner Arbeit ergibt sich aus der musikpolitischen Begleitung gesellschaftlicher Entwicklungen und dynamischer Prozesse des Musiklebens. In diesem Sinne wurde das bisherige Leitmotiv „Musik bewegt“ durch „Musikpolitik in der Verantwortung“ ersetzt. Musikpolitische Aufgabenfelder Für die Musikpolitik des DMR ergeben sich daraus drei Aufgabenfelder:

Beobachtung und Analyse der Entwicklungen in unserer Gesellschaft Das Musikleben wird von musikimmanenten und gesellschaftspolitischen Themen ebenso beeinflusst, wie von zivilgesellschaftlichen Kraftfeldern und ordnungspolitischen Entscheidungen der Politik. So wirken sich Faktoren wie Eventkultur, Migration, demographischer Wandel oder die hohe Ausfallquote im Musikunterricht allgemeinbildender Schulen stark auf zahlreiche Bereiche des Musiklebens aus. Mit seinen Fachgremien verfügt der DMR über ein geeignetes Instrumentarium, um gesellschaftliche Veränderungen und deren Auswirkungen für den Musikbereich zu identifizieren. Arbeitsgrundlagen sind neben der Satzung und den Positionspapieren des DMR, der Schlussbericht der Enquete-Kommission „Kultur in Deutschland“ sowie die UNESCO-Konvention zum Schutz und zur Förderung der Vielfalt kultureller Ausdrucksformen.

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Verbesserung der Rahmenbedingungen im Musikland Deutschland Auf der Grundlage der Analysen setzt sich der DMR auf allen Ebenen aktiv für die Verbesserung der Rahmenbedingungen für den Musikbereich ein. Entscheidend für die gesellschaftspolitische Wirksamkeit ist dabei die Balance von Reaktion auf aktuelle Entwicklungen und Aktion im Hinblick auf zu erwartende Entwicklungen.

Setzung innovativer Impulse für das Musikleben Musikalische Bildung, transkultureller Dialog, demographischer Wandel, Musikvermittlung, Bürgerschaftliches Engagement und Kulturelle Vielfalt sind nur einige der Themen, die der DMR in den vergangenen Jahren gesetzt bzw. in der öffentlichen Diskussion mit befördert hat. Darüber hinaus werden die aktuellen musikpolitischen Entwicklungen in die Konzeptionen der einzelnen Projekte des DMR eingebunden.

Themenspektrum Gerade im Musikleben spielt das gesellschaftliche Verwertungsinteresse eine zunehmende Rolle. Die Bewusstseinsarbeit zur Bedeutung der Musikalischen Bildung beginnt erste Früchte im Hinblick auf die Verbesserung der Rahmenbedingungen zu tragen. Allerdings entwickelt sich gleichzeitig eine neue Eventkultur im Bildungsbereich, die einen Placebo Effekt erzeugt. So richtig und wichtig die zahlreichen Initiativen sind – sie dürfen nicht darüber hinweg täuschen, dass die bildungskulturelle Infrastruktur mit den vorschulischen, schulischen und außerschulischen Bildungseinrichtungen zu einem gewichtigen Teil unterfinanziert bzw. in ihrer Existenz bedroht ist. Initiativen können Appetit auf mehr machen, nicht aber die Musikalische Bildung als einen auf Kontinuität und Qualität bauenden, lebensbegleitenden Prozess ersetzen. Folgerichtig ist die Musikalische Bildung die Grundlage und das Querschnittsthema aller weiterführenden musikpolitischen Themen. Die zentrale Bedeutung der Musikalischen Bildung – als Teil der kulturellen Bildung – für die Entwicklung des Individuums und die grundlegende Vernetzung zu allen Bereichen des Musik- und Kulturlebens hat der DMR als erster Dachverband im Kulturbereich in das öffentliche Bewusstsein gerückt – ebenso wie den transkulturellen Dialog und das Generationen übergreifende Musizieren bis in die vierte Lebensphase. Weitere thematische Schwerpunkte im aktuellen musikpolitischen Spektrum sind:

Kulturelle Vielfalt Erhalt und Ausbau der Kulturellen Vielfalt und damit auch der musikalischen Vielfalt im Sinne der drei Grundsäulen der UNESCO-Konvention zum Schutz und zur Förderung der Kulturellen Vielfalt: kulturelles Erbe, zeitgenössische künstlerische Ausdrucksformen (stilübergreifend und einschließlich der bekannten Jugendkulturen) und die Kulturen anderer Länder in unserem Land.

Wert der Kreativität Wertschätzung kreativer Leistungen und der damit verbundenen notwendigen Rahmenbedingungen insbesondere für die Urheber. Das Zeitalter der Digitalisierung (Virtualisierung von Lebenswelten, verändertes Rezeptionsverhalten und der Kampf um Aufmerksamkeit) ist Chance und Herausforderung zugleich.

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Perspektiven

Musikalische Bildung als lebensbegleitenden Prozess ermöglichen Jede Bürgerin und jeder Bürger muss, unabhängig von der sozialen und ethnischen Herkunft, die Chance auf eine qualifizierte und kontinuierliche Musikalische Bildung erhalten. Dabei kommt der musikalischen Frühförderung eine besondere Rolle zu, denn die musizierenden Kinder von heute sind die musizierenden Erwachsenen von morgen. Mit dem Bild einer human orientierten Gesellschaft verbindet sich die Überzeugung, dass die Erfahrung mit Musik als elementarer Bestandteil in jedem Lebensalter ermöglicht werden muss. Erst mit dem Bestreben, jedem Menschen kulturelle Teilhabe zu ermöglichen und damit das Individuum in seiner Selbstäußerung zu stärken, kann so etwas wie eine gesellschaftliche Übereinkunft über die Unverzichtbarkeit kulturellen Lebens entstehen. Die Rahmenbedingungen für ein ganzes musikalisches Leben zu verbessern, bleibt eine Aufgabe in öffentlicher Verantwortung und ist zentrales Anliegen jeder musikpolitischen Arbeit.

Investieren und Generieren Der Bund als Impulsgeber und die Länder und Gemeinden sind gefordert, mehr Mittel in die Musikalische Bildung zu investieren und die Anreize für Bürgerschaftliches und mäzenatisches Engagement zu erhöhen. Das Generieren von Bürgerschaftlichem Engagement ist nicht nur eine Frage der Eigeninvestition, sondern auch eine Frage der öffentlichen Wahrnehmung, Anerkennung und Impulsgebung.

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Berliner Appelle 1. Berliner Appell Berliner Appell zur Musikalischen Bildung in Deutschland Der Bundespräsident hat die Initiative ergriffen und weist mit einem Aktionstag „Musik für Kinder“ am 9. September 2003 auf die Bedeutung Musikalischer Bildung für die Entwicklung der Gesellschaft hin. Der Deutsche Musikrat hat mit einem begleitenden Kongress „Musik bewegt“ am 08. September 2003 dieses gesellschaftspolitische Signal durch die fachliche Diskussion unterfüttert. Der Kongress „Musik bewegt“ verabschiedet den „Berliner Appell“ als Leitprogramm und Forderungskatalog – gerichtet an alle, die gesellschafts- und bildungspolitische Verantwortung tragen.

Vom „Mehrwert“ Musikalischer Bildung Musikalische Bildung ist – über ein bloßes Spezialgebiet hinaus – ein entscheidender Bestandteil allgemeiner Bildung, da sie Herz, Hand und Verstand gleichermaßen ausbildet. Dass die Musik die Persönlichkeit bildet, ist unbestritten; ihr Wert für den Erwerb zahlreicher in andere Lebenssituationen übertragbarer Fähigkeiten wird gerade erst erkannt. Jedoch beruht ihr Wirkungsprinzip auf ihrem eigenen Wert als Weg des Menschen zur Musik. Musikalische Bildung

steigert die Erlebnis- und Ausdrucksfähigkeit mit dem Medium Musik und trägt zu Sinn, Erfüllung, Kommunikation und Lebensqualität bei.

stellt Menschen in einen gemeinsamen lebendigen Kulturzusammenhang und leistet einen Beitrag zu Identifikation, Frieden und Völkerverständigung.

entwickelt kognitive, emotionale und soziale Schlüsselqualifikationen und befähigt zu Kreativität, Lösungskompetenz und Teamfähigkeit.

Dem Wert Musikalischer Bildung für Individuum und Gesellschaft ist Rechnung zu tragen

durch eine offensivere gesellschaftliche Wahrnehmung und Anerkennung – durch Politik, Medien, Verbände, aber auch durch jeden Einzelnen in Familie, Schule und Kirche, Jugendgruppe und Verein – sowie vermehrt auch im Berufsleben.

durch gesetzliche Verankerung Musikalischer Bildung und durch öffentliche Förderung ihrer Träger in Kindergarten, Schule, Musikschule, Vereinen und freien Berufen.

durch wissenschaftliche Arbeiten zu den Wirkungen Musikalischer Bildung in verschiedenen Disziplinen (Pädagogik, Sozialwissenschaft, Soziologie, Medizin,...) und praktische Modellprojekte.

Das Recht auf Musik verwirklichen

Bereits 1998 hat die UNESCO in Stockholm einen Aktionsplan verabschiedet, in dessen Mittelpunkt die Rechte aller Menschen auf Bildung, Kunst und Kultur stehen. Erstmals wird die Entfaltung kultureller Identität in den Rang eines Menschenrechts erhoben.

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In der Musiknation Deutschland ist der Zugang für alle Menschen zu Musikalischer Bildung als wichtigem Kulturgut längst nicht mehr selbstverständlich. Dem Grundrecht auf Musikalische Bildung und Teilhabe am Musikleben ist Rechnung zu tragen

durch verfassungsrechtliche Ergänzungen im Grundgesetz der Bundesrepublik

Deutschland bezüglich des „Rechtes auf Kultur und Bildung“.

durch eine gesetzliche Absicherung von kultureller Bildung als Kernbestand der Bildungs- und Kulturpolitik mit eindeutigen Zuständigkeiten auf den föderalen Ebenen.

durch ordnungspolitische Rahmenbedingungen, vor allem im Bereich des ehrenamtlichen Engagements und der Gemeinnützigkeit.

Musikalische Bildung kompetent umsetzen

Das Musikleben in Deutschland zeichnet sich traditionsgemäß durch eine hohe Differenzierung aus. Zahlreiche Institutionen und Organisationen engagieren sich in verschiedenen Zusammenhängen für Musikalische Bildung. Dabei erreicht allein das schulische Bildungswesen alle Menschen in einer wichtigen Bildungsphase. Speziellere Angebote wie Musikschule oder Musikverein eröffnen Chancen für Millionen besonders Interessierter. Eine neue konzeptionelle Abstimmung der musikalischen Bildungsträger ist anzustreben, um neuen Strukturen des Bildungswesens zu entsprechen und Wirkungen zu steigern:

Öffnung der musikalischen „Hochkultur“ gegenüber der Musikalischen Bildung,

Zusammenarbeit allgemein bildender Schulen mit Musikschulen und anderen Musikangeboten im Rahmen der Einführung der Ganztags- und verlässlichen Halbtagsgrundschule,

Kindergärten als Partner in einer idealen Musikalisierungsphase,

Spielräume zur Talent- und Begabtenförderung. Eine ausreichende und kontinuierliche musikalische Grundversorgung zu gewährleisten und die Kapazitäten für Musikunterricht bedarfsgerecht vorzuhalten, insbesondere

Musik und Musikübung in den Kindertagesstätten verbindlich vorzusehen,

Musik und Musikübung in der Grundschule zum „Normalfall“ (2 Wochenstunden) zu machen,

Musik vom „Wahlfach“ in der weiterführenden Schule bis Klasse 10 zum Pflichtfach zu machen,

Musikalische Grundstufe, Instrumental- und Ensemblespiel der Musikschulen abzusichern,

die musikalische Jugendarbeit der Laienmusik und der freien Träger gesondert zu fördern.

Die Aus- und Weiterbildung für Musikpädagogen und pädagogische Berufsgruppen zu fördern und zu verbessern, insbesondere

an den Hochschulen die Kapazitäten für Schulmusiker und Musikschullehrkräfte wesentlich zu erhöhen und die Ausbildungsstandards zu gewährleisten,

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an den (Musik-)Akademien und Berufsfachschulen integrierte Ausbildungskonzepte zu entwickeln,

Musik für Erzieherinnen und Grundschullehrkräfte zum Ausbildungspflichtfach zu machen, wobei in allen Ausbildungsinstitutionen der Vielfalt der Kulturen in unserem Lande Rechung zu tragen ist.

Der öffentlichen Förderung intelligenter und nachhaltiger Strukturen ist der Vorzug vor kurzatmigen, ständigem Innovationdruck folgenden Projektförderungen zu geben. Auch die Kinder, Jugendlichen – und Erwachsenen –, an die sich Angebote Musikalischer Bildung richten, müssen als ernstzunehmende Partner der Ausgestaltung dieser Angebote behandelt werden.

Den Dialog suchen und gemeinsam handeln Die Unterzeichnenden rufen zu einer breiten gesellschaftlichen Allianz für die Musikalische Bildung auf. Sie folgen, unter der Federführung des Deutschen Musikrates, der Initiative des Bundespräsidenten. Ihr Handeln wird geleitet von der Idee der Kooperation

innerhalb des gesamten Musiklebens,

mit allen Kultur- und Bildungsträgern,

mit der Politik in allen relevanten Ressorts und auf allen föderalen Ebenen,

mit der Wirtschaft und ihren verantwortungsbewussten Protagonisten,

mit Meinungsführer des gesamten gesellschaftlichen Spektrums,

mit den Medien in allen sinnvollen publikumsorientierten Kontexten. Die unterzeichnenden Akteure des Musiklebens bieten allen Partnern

einen offenen, die gegenseitigen Interessen wahr nehmenden Dialog,

fundierte Information, fachliche Beratung und gegenseitiges Lernen,

gemeinsame Projekte und Joint Ventures bei Wahrung jeweiliger Zielsetzungen,

Erarbeitung gemeinsamer Ergebnisse zur Evaluation. Der Deutsche Musikrat soll gemeinsam mit allen fachlich, gesellschaftlich und politisch relevanten Gruppierungen eine KONZEPTION MUSIKALISCHE BILDUNG erarbeiten, die übergeordnete Zielsetzungen und ein konkretes jährlich fortzuschreibendes Arbeitsprogramm umfasst. Berlin, 8. September 2003

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2. Berliner Appell Wer das je Eigene nicht kennt, kann das je Andere nicht erkennen 12 Thesen zum interkulturellen Dialog Kulturelle Identität und interkultureller Dialog bedingen einander Deutschland steht, wie seine europäischen Nachbarn, vor großen Herausforderungen in der Gestaltung des Dialoges der Kulturen. Migration und demographische Entwicklung belegen seit längerem die Notwendigkeit, stärker als bisher in die Verbesserung der Rahmenbedingungen kultureller Identitätsbildung und des interkulturellen Dialoges zu investieren. Grundlage dafür sind Bildung und Kultur. Jeder Bürgerin und jedem Bürger unseres Landes muss Chancengleichheit beim Zugang zu einem qualifizierten und vielfältigen Bildungs- und Kulturangebot ermöglicht werden. Der Dialog der Kulturen ist ohne die jeweils eigene selbstbewusste Standortbestimmung nicht möglich. Die Musik ist in ihren vielfältigen Ausdrucksformen als barrierefreies Medium kultureller Identitätsfindung und des interkulturellen Dialoges in besonderer Weise dafür prädestiniert. Der Deutsche Musikrat sieht sich in der gesellschaftlichen Mitverantwortung, das Bewusstsein für die Stärkung kultureller Identitätsfindung und Öffnung interkultureller Dialoge zu befördern. In Auswertung der Fachtagung des Deutschen Musikrates vom November 2005 zum Thema „Musikland Deutschland – wie viel kulturellen Dialog wollen wir?“, vor dem Hintergrund der aktuellen gesellschaftspolitischen Auseinandersetzungen im „Kampf der Kulturen“ und in Sorge um die gesamtgesellschaftliche Entwicklung appelliert der Deutsche Musikrat an die Politik und die Zivilgesellschaft, sich für Toleranz und Verständigung einzusetzen und dies durch die Unterstützung der folgenden Positionen im Bereich der Musik zu konkretisieren: 1. Kulturelle Identitäten stärken – interkulturellen Dialog ermöglichen Die Wahrnehmung unterschiedlicher Identitäten kann nur über eine Position des sich „selbst bewusst sein“ gelingen – denn wer das Eigene nicht kennt, kann das Andere nicht erkennen, geschweige denn schätzen lernen. Die Neugier und Offenheit jedes neugeborenen Kindes sind Chance und Verantwortung zugleich, dieses Selbstbewusstsein im Sinne einer breit angelegten und qualifizierten Musikalischen Bildung anzulegen und damit die Voraussetzungen für den Dialog mit anderen Kulturen zu schaffen. 2. Barrierefreier Zugang zur Musikalischen Bildung Jedes Kind muss, unabhängig von seiner sozialen und ethnischen Herkunft, die Chance auf ein qualifiziertes und breit angelegtes Angebot Musikalischer Bildung erhalten, das die Musik anderer Ethnien einschließt. 3. Musikalische Ausbildung und interkulturelle Kompetenz für Erzieherinnen und

Erzieher Die musikalische Früherziehung in Krippe, Kindergarten und Hort muss Bestandteil einer umfassenden Ausbildung der Erzieherinnen und Erzieher sein. Dies schließt auch die Qualifizierung im Umgang mit nichteuropäischer Musik ein.

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4. Zukunft Schule: als Ort kultureller Identitätsbildung und interkultureller

Begegnung Musikalische Bildung muss in der Schule wieder selbstverständlicher Teil der Bildung werden. Dazu bedarf es eines qualifizierten, breit angelegten und durchgängigen Musikunterrichtes in allen Schularten und allen Jahrgangsstufen, der die Migrantenkulturen mit einbezieht. 5. Das Laienmusizieren muss als Fundament kultureller Identitätsbildung und

Plattform interkultureller Dialoge gestärkt und ausgebaut werden Das Laienmusizieren muss in viel stärkerem Maße als bisher ermöglicht und befördert werden, weil es für alle Bevölkerungsschichten ein wesentlicher Ort kultureller Identitätsbildung sein kann und ein bedeutender Faktor des kulturellen Lebens ist. Die Grundlage dafür ist das Bewusstsein für den Wert der Kreativität und die Anerkennung Bürgerschaftlichen Engagements. Das Laienmusizieren ist in seiner breiten Verwurzelung in allen Bevölkerungsschichten und Altersstufen der erste Ort für interkulturelle Begegnungen. 6. Die Verbände und Organisationen der Zivilgesellschaft müssen ihrer

Verantwortung für den interkulturellen Dialog stärker gerecht werden Die Keimzelle jeden interkulturellen Dialoges ist die Kommunikation zwischen Menschen unterschiedlicher kultureller Herkunft. Dazu bedarf es der Bereitschaft und der Möglichkeit zur Begegnung. Die Verbände und Organisationen der Zivilgesellschaft sind in viel stärkerem Maße als bisher gefordert, sich durch ihre Arbeit und ihre Maßnahmen ihrer Multiplikatorenrolle für den interkulturellen Dialog bewusst zu werden. Der Deutsche Musikrat wird eine TaskForce einsetzen, die seine musikpolitische Arbeit und seine Projekte im Hinblick auf einen interkulturellen Kompetenzzuwachs evaluieren wird. 7. Die Kulturträger sowie die Einrichtungen der Aus-, Fort- und Weiterbildung sind

zum Ausbau ihrer interkulturellen Handlungsfelder aufgerufen Schulen, Musikschulen, Musikvereine, Hochschulen, Musikakademien, Volkshochschulen, Orchester, Musiktheater und viele andere Einrichtungen aus diesen Bereichen sollten ihre Angebote auf den Ausbau möglicher Handlungsfelder zur Beförderung des interkulturellen Dialoges überprüfen. Dabei geht es um langfristig wirkende Maßnahmen und nicht um die mediale Befriedigung eventartiger Kurzschlüsse, die im Sinne einer Nachhaltigkeit eher kontraproduktiv wirken, aber leider in den Förderpraxen von der öffentlichen Hand und privaten Geldgebern gerne gesehen sind. 8. Die Medien müssen ihrer Multiplikatorenrolle für Bildung, Kultur und

interkulturellen Dialog viel intensiver gerecht werden 9. Sprachkompetenz: Voraussetzung für Dialog Der Kompetenzerwerb zur Beherrschung der deutschen Sprache in allen Ausbildungsstufen ist auch und gerade in der Musik Voraussetzung für Verstehen und Verständigung.

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10. Die Auswärtige Kulturpolitik ist zentraler Mittler für den interkulturellen Dialog Die Auswärtige Kulturpolitik muss wieder im Sinne einer dritten Säule der Außenpolitik gestärkt werden und den interkulturellen Dialog vor allem über Begegnungsprogramme auf der Laienmusikebene befördern. Die jungen Musikerinnen und Musiker sind gerade bei nachhaltig angelegten Begegnungsprogrammen ausgezeichnete Multiplikatoren für Toleranz, Weltoffenheit und Verständigung. 11. UNESCO-Konvention zur Kulturellen Vielfalt schnell ratifizieren Kanada hat als erstes Land die UNESCO-Konvention vom 20.10.2005 ratifiziert. Es wäre ein gutes Zeichen nach außen und innen, wenn Deutschland diese Konvention rasch ratifizieren würde. Die UNESCO-Konvention setzt Standards zum Schutz kultureller Vielfalt und schafft damit auf dem Weg zu einem völkerrechtlichen Instrumentarium Verbindlichkeiten für Bildung, Kultur und die Auswärtige Kulturpolitik. Zudem kann sie Schutz vor den fortschreitenden Liberalisierungstendenzen der Märkte liefern. 12. Die Politik muss in die Entstehungsorte kultureller Identität und interkultureller

Dialoge investieren Alle politischen Entscheidungsträger müssen ihre Prioritätensetzung in der Bildungs-, Kultur,- Sozial- und Wirtschaftspolitik zu Gunsten der Schaffung bzw. Beförderung von Orten der Identitätsbildung und der interkulturellen Begegnung neu ausrichten. Den absehbaren Folgen einer fortgesetzten Abkapselung von Teilkulturen kann nur durch das Verständnis von Investitionen in beiden Bereichen begegnet werden. Berlin, 10. Juli 2006

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3. Berliner Appell Digitalisierung // Freiheit // Verantwortung Fünf Forderungen für musik@deutschland Digitalisierung bietet auf der Grundlage der Wertschätzung kreativen Schaffens vielfältige Chancen und Potenziale für den Musikbereich. Sie ist zugleich eine Herausforderung für die gesamte Gesellschaft. Der Deutsche Musikrat fordert: 1. Kulturelle Kompetenz fördern – Bewusstsein schaffen Die Komplexität medialer Welten erfordert kulturelle Kompetenz. Medienkompetenz ist Teil kultureller Kompetenz. Kulturelle Kompetenz bedingt kulturelle Teilhabe. Kulturelle Teilhabe erfordert Kulturelle Bildung. 2. Gesellschaftliche Auswirkungen der Digitalisierung untersuchen Die zunehmende Virtualisierung menschlicher Kommunikation und deren Einfluss auf die Entwicklung des Individuums und der Gesellschaft bedarf der umfassenden wissenschaftlichen Begleitung – insbesondere in Hinblick auf virtuelle Lebenswelten. 3. Adäquate Rahmenbedingungen für Urheber Am Anfang jeder kreativen Entwicklung steht der Urheber, dessen Leistung einzigartig ist. Ohne gesellschaftliche Wertschätzung des kreativen Schaffens wird es nicht möglich sein, adäquate Rahmenbedingungen – auch in rechtlicher und finanzieller Hinsicht – zu schaffen. Ohne Urheber keine Kreativität. 4. Keine Kulturflatrate Eine gesetzliche Pauschalierung zur Honorierung kreativer Leistungen ist nicht zielführend, weil sie sowohl der individuellen Leistung des einzelnen Urhebers als auch der individuellen Nutzung durch den einzelnen Konsumenten nicht gerecht wird. Der Deutsche Musikrat fordert die Weiterentwicklung individueller Verwertungssysteme, zu denen auch die Rechtewahrnehmung für Urheber durch Verwertungsgesellschaften zählt. 5. Verbindliche Normensetzung auf nationaler, europäischer und internationaler

Ebene Die Politik ist aufgefordert, unter Einbeziehung der Zivilgesellschaft, Abstimmungsprozesse auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene zur Verständigung auf verbindliche gemeinsame Normen im Netz einzuleiten und deren Um- und Durchsetzung zu befördern. Nur durch harmonisierte Rahmenbedingungen für alle kann der Schutz des Urhebers – insbesondere im „world wide web“ – sichergestellt werden. Kreativität im digitalen Zeitalter Deutschland befindet sich – ebenso wie viele andere Staaten – in einer gesellschaftlichen Umbruchphase. Neben dem demographischen Wandel, Migration und den Veränderungen im Verhältnis zur Arbeit hat die Digitalisierung entscheidenden Einfluss auf diesen Umbruch. Die Digitalisierung erfasst nahezu alle Bereiche gesellschaftlichen Lebens und beeinflusst zunehmend Wahrnehmung, Handeln und Kommunikation des Menschen. Eine Konstante in diesem Umbruchprozess ist aber das Individuum mit seiner Kreativität. Die kreativen

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Potentiale sind die entscheidenden Ressourcen im globalen Wettbewerb, die modernen Gesellschaften verbleiben. Sie sind unmittelbar mit den Fähigkeiten des Individuums verbunden. Kulturelle Bildung ist die Voraussetzung, um diese Potentiale auszuschöpfen und zu Fähigkeiten zu entwickeln. Im Sinne der Zielsetzung einer Wissens- und Kreativgesellschaft – gerade vor dem Hintergrund der Wirtschafts- und Finanzkrise – ist es erforderlich, die Prioritäten zu Gunsten der freien Entwicklung kreativer Potentiale neu zu setzen. In der Diskussion um die gesellschaftlichen Auswirkungen der Digitalisierung steht die Kreativität bisher im Hintergrund. Ohne die Förderung kreativer Potentiale im Verbund mit der Forderung nach dem verantwortungsvollen Umgang mit kreativen Leistungen kann das Regelwerk keine nachhaltige Wirkung entfalten. Die Nutzung von Datenautobahnen bedarf ebenso wie der Straßenverkehr einer gesellschaftlichen Übereinkunft sowie entsprechender Regeln und Kampagnen zur „Verkehrserziehung“. Berlin, 16. Oktober 2010

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4. Berliner Appell Schöne neue Medienwelt: Kreative schützen! Neue Medien bieten großartige Chancen und Potenziale für die Musik und ihre Künstlerinnen und Künstler. Zunehmende Ökonomisierung der Medienlandschaft, marktliberaler Ansatz und totale Nutzerorientierung haben jedoch auch zu einer Nivellierung von Medienangeboten geführt. Diese beschleunigte Entwicklung wird irreparable Schäden zur Folge haben:

Dominiert ökonomisches Denken zunehmend kulturelles Denken führt dies unweigerlich zu Verlust an Qualität, an Vielfalt, an kultureller Kompetenz und Humanisierung

Vorherrschaft des Quantitativen vor dem Qualitativen (Quote, Reichweite, Klicks, Verkaufs- und Auflagenzahlen) führt zu von Profit getriebenem Mainstream

Verlust von differenziertem Denken und von Sensibilität führt zum Verlust der Kulturellen Vielfalt und zum Rückgang von Unterscheidbarkeit

Abnehmende Bedeutung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks für die junge Generation führt zu Vorherrschaft des Privaten Rundfunks und der Digital Service Providers (Youtube, Google, Netflix, Spotify)

Kapitulation vor privater Medienmacht führt zum Versagen gestaltender Medienpolitik auf föderaler, nationaler und europäischer Ebene

Verlust von Kreativität und Entwicklungspotentialen

Extreme Rückgänge der Vergütungen und damit der Lebensgrundlage von Kreativen im Medienbereich: Rückgang der Verkaufszahlen von CD, DVD und Gratisnutzungen via Internet, Schrumpfen von Budgets bei Musik- und Filmproduktionen, von investigativer Berichterstattung.

Medienlandschaft braucht Kulturelle Vielfalt und Bewusstsein für Qualität. Deshalb fordert der Deutsche Musikrat wiederholt die Einführung eines Staatszieles Kultur im Grundgesetz. Studien weisen nach, dass lineare Mediennutzung (Rundfunkangebot zu festen Uhrzeiten und Frequenzen) radikal von der hochindividualisierten, nicht-linearen Nutzung abgelöst wird (Medienangebot auf digitalen Plattformen, die nicht mehr an Sendezeiten gebunden sind). Jugendliche bevorzugen jetzt schon bis zu 80% nicht-lineare Mediennutzung. Diese Angebote sind bisher juristisch nicht oder aber national unterschiedlich geregelt. Die Mediennutzung erfolgt deshalb, abhängig vom Standort, in Bezug auf die Urheber- und Leistungsschutzrechte oft illegal. Darüber hinaus verhindern fehlende verbindliche Regelungen eine angemessene Vergütung der Kreativen. Dies schadet der Kultur- und Kreativwirtschaft und damit der Sicherung von Kultureller Vielfalt in hohem Maße. Daher muss Medienpolitik sich künftig primär mit den europäischen Rahmenbedingungen für Kreativität und Kulturelle Vielfalt im Internet befassen. Faire Vergütung und Sicherung des kulturellen Schaffens

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kein illegales Medienangebot oder Angebot mit Flatrates und Dumpingabos, klare Rechtssystematik

Freiheit im Internet darf nicht zu einer Entrechtung der Kreativen führen Der Deutsche Musikrat fordert für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk:

Kulturausgleichsfinanzierungdurch digitale Verwerter und Senderfinanzausgleich im dualen System

Kulturauftrag als Pflichtaufgabe im öffentlich-rechtlichen Rundfunk (Qualität vor Quantität, Abkehr von Quotendenken)

Verbesserung der Programmqualität durch Unabhängigkeit von Werbeeinnahmen

Eine erweiterte Aufgabenstellung für Programm und Produktion (Musikvermittlung, Jugend- und Nachwuchsförderung, Musikbotschafter, gesellschaftliche und regionale Verankerung)

Erhalt der Klangkörper (Chöre, Orchester, Jazzformationen) in voller Besetzung in den Rundfunkstaatsverträgen zu verankern

Verstärkte Eigenproduktion des regionalen Musikschaffens in Hörfunk und Fernsehen (Jazz- und Rockbandproduktionen, Volksmusikproduktionen, Amateur- und Chormusik, Kammermusik und Orchesterproduktionen auch mit zeitgenössischem regionalen Repertoire); Aufzeichnungen von und Berichterstattung über Festivals (aller Musikgenres), Musiktheateraufführungen, Wettbewerbe, Musik in Kirchenkonzerten usw., Stopp von Kürzungen im Kulturbereich des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.

Beibehaltung der Aktivitäten als Kulturinitiator und Kulturträger, als Veranstalter von Festivals und Konzertreihen

Erweiterung des Anteils von Musiksendungen nicht konfektionierter Formate im öffentlich-rechtlichen Rundfunk, keine Werkfragmentierung, Sendungen kompletter Konzertmitschnitte, höherer Anteil von Live-Sendungen

Dokumentation des Musiklebens und des Musikschaffens: Erhalt, Pflege und vollständige Digitalisierung der Archive, Kuratierung und redaktionelle Betreuung: der öffentlich-rechtliche Rundfunk als Kulturträger für Musik.

Sicherung qualitativ hochwertiger Übertragungswege (mindestens CD-Standard) und deren Reichweite, Verbesserung des DAB-Standards und der DAB-Infrastruktur

Verzicht auf Musik-Dumping, keine Verwendung von Musik aus Lizenzmodellen ohne angemessene Urheber- und Interpretenvergütung (wie z.B. Creative Commons oder Buyout-Kataloge)

Entfristung der Mediatheken nur bei angemessenem Vergütungsausgleich der Urheber und Produzenten für den Wegfall von Zweit- und Drittausstrahlungen der Sender

Der Deutsche Musikrat fordert für den Privaten Rundfunk:

Kulturausgleichsabgabe in einen Senderfinanzausgleich

Wahrnehmung der gesellschaftlichen Verantwortung für Kultur über Mainstream-Pop und Klassik-Klischees hinaus (Musikvermittlung, Dialog der Kulturen und Generationen, Regionalität)

Der Deutsche Musikrat fordert für die Printmedien:

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Professionelle Kulturberichterstattung (Aufrechterhaltung der Qualitätsstandards in der Ausbildung von Musik- und Kulturredakteuren)

Revitalisierung des Feuilletons (Aufhebung der finanziellen und quantitativen Beschneidung)

Stärkere Akzentuierung der regionalen und lokalen Kulturberichterstattung Der Deutsche Musikrat fordert für die Digital Service Providers (Streaming, Download):

Schaffung gesetzlicher Rahmenbedingungen für das digitale Medienangebot auf nationaler und europäischer Ebene – Reform der Providerhaftung (urheberrechtliche Verantwortung der anbietenden Plattformen) im Telemediengesetzes von 2007, um zu verhindern, dass DSPs wie z.B. „Youtube“ weiter mit der Verwertung von kreativen Inhalten anderer Werbeeinnahmen in Milliardenhöhe generieren, ohne für eine angemessene Vergütung der Urheber verantwortlich zu sein

Innovative Vergütungssysteme für Kleinstbeträge (ähnlich den Nutzungen im Handy- und Telekommunikationsbereich), Einführung von einfachen Bezahlmodellen wie z.B. Micropayment-Systemen, die für alle Beteiligten handhabbar und fair sind

Schaffung der Rahmenbedingungen für eine Selbstverpflichtung der Werbeindustrie – keine Werbung auf illegalen Plattformen, die Rechte Dritter verletzen und der Kulturwirtschaft schaden

Breitbandausbau und Netzneutralität sowie Technologieneutralität als Garant für Kulturelle Teilhabe

Territorialitätsprinzip: DSPs, die auf deutschem Territorium ihre wirtschaftlichen Gewinne erzielen, sollen diese auch nach deutschem Recht versteuern und dem deutschen Recht unterliegen

Der Deutsche Musikrat fordert Informations- und Medienkompetenz:

Informations- und Medienkompetenz in der heutigen komplexen Medienwelt ist wichtiger denn je – als Technologiekompetenz und als Kulturkompetenz.

Informations- und Medienkompetenz gehört in den Unterricht – der verantwortungsvolle Umgang mit Medien sowie die Wertschätzung des geistigen Eigentums muss frühzeitig und kompetent Kindern und Jugendlichen vermittelt werden.

Der Deutsche Musikrat fordert für die öffentlichen Träger der Kulturerbepflege (Museen, Bibliotheken)

Bildung von Standards zur Digitalisierung von Kulturgütern in öffentlichen Institutionen und zum Schutz der Rechte von Urhebern in diesem Zusammenhang

Kritische Hinterfragung ökonomisierter Kriterien zum Sammlungsaufbau (z.B. im Blick auf Parton driven Acquisition, d.h. "kundengesteuerte Erwerbung") und Bildung fachgerechter Standards

Kritische Hinterfragung von Vernetzungen mit Digital Service Providern wie zum Beispiel Amazon, Google, YouTube etc. auf den Homepages und in den Recherchetools oder der Übernahme von deren Recherchestrategien (z.B. BibTip im Katalog der Universitätsbibliothek Heidelberg) und Bildung fachgerechter Standards

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Als Grundlage für Kulturelle Vielfalt in den Medien fordert der Deutsche Musikrat die Sicherung der öffentlichen Kultur- und Medienfinanzierung im Rahmen von internationalen Abkommen. Kulturelles Schaffen braucht sozialmarktwirtschaftliche und gemeinwohlorientierte Ordnungspolitik.

Oktober 2015

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Resolutionen Willkommen in Deutschland: Musik macht Heimat Den Menschen, die aus Kriegsgebieten kommen und Zuflucht bei uns suchen, gilt unsere Fürsorge. Die Dimension dieser Wanderungsbewegung fordert unsere Kräfte in bisher ungekannter Weise und stellt uns vor neue Aufgaben – auch im Hinblick auf die Veränderung unserer Gesellschaft. Kultur ist eine elementare Triebkraft gesellschaftlicher Entwicklungen. Umso wichtiger ist die Frage, was die Kulturschaffenden in dieser Zeit sich anbahnender gesellschaftlicher Umbrüche, beitragen können. Auf dem schmalen Grat zwischen Mitschwimmen auf dem Mainstream öffentlicher Bekundung und dem Wunsch, wirksam zu helfen, stellt sich nach den dringenden Themen der Ersthilfe die Frage nach dem „und dann?“. Viele Chancen der Begegnung ergeben sich dann, wenn es gelingt, die Bedeutung von Kultur für ein verstehendes Miteinander von Anfang an in die öffentliche Diskussion einzubeziehen. Ein Dach über dem Kopf, Nahrung, das Erlernen der deutschen Sprache und Beschäftigung sind dabei genauso elementar wie die Begegnung der Menschen in kulturellen Welten. Seit Monaten zeigen Hunderte von Willkommenskonzerten, musikpädagogischen Angeboten und musikalischen Integrationsprojekten im ganzen Land auf beeindruckende Weise, dass die Musik mit ihrer unmittelbaren, alle Sprachgrenzen überwindenden Kraft bei den Betroffenen einen bleibenden und nachhaltigen Eindruck hinterlässt. Im Kern geht es darum:

Menschen willkommen heißen und aktiv aufnehmen

Neugierde auf das je Andere wecken

Freude an Austausch und Dialog vermitteln

Kulturelle Vielfalt in ihrer ganzen Bandbreite, vom Kulturellen Erbe über die aktuellen Musiken bis hin zu den Musiken anderer Kulturen, als Chance für das gestaltende Miteinander zu verstehen

Heimat in der Belebung bestehender Werte und in der dialogorientierten Erweiterung des gesellschaftlichen Wertekanons auf der Grundlage des Grundgesetzes für alle Menschen in unserem Land eine neue Dimension zu geben.

Willkommenskultur bedeutet Dialog. Auf dieser Zweibahnstraße des Verstehens des jeweils anderen spielt die Musik eine zentrale Rolle, lässt Gemeinsamkeiten und Unterschiede deutlich werden und ermöglicht Kommunikation auf einer nicht-sprachlichen Ebene in besonderer, einzigartiger Weise. Der Förderung von musikalischen Projekten mit Kindern und Jugendlichen sollte besonderer Raum eingeräumt werden, um von Anfang an in einen Dialog zu treten. Berlin, 24. Oktober 2015

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Ausnahme von Kunst, Kultur und Wissenschaft in TTIP Die Musikräte Deutschlands, Österreichs, der Schweiz und Bayerns appellieren an den Europäischen Rat, die Europäische Union, die nationalen Parlamente und Regierungen auf allen föderalen Ebenen der Mitgliedsländer Europas, sich für eine allgemeine Ausnahme von Kunst, Kultur und Wissenschaft aus dem Anwendungsbereich von TTIP einzusetzen. Nur so ist der effektive Schutz der kulturellen und medialen Vielfalt Europas gewährleistet. Die Annahme, Kunst, Kultur und Wissenschaft seien von TTIP nicht betroffen, ist ein Mythos. Deshalb fordern wir: Eine allgemeine Ausnahme von Kunst, Kultur und Wissenschaft in sämtlichen TTIP-Kapiteln. Keine Verhandlungen über Urheber- und Leistungsschutzrechte Urheber- und Leistungsschutzrechte werden im internationalen Kontext im Rahmen der Welthandelsorganisation für geistiges Eigentum (World Intellectual Property Organization, WIPO) verhandelt. Hier werden internationale Abkommen zum Urheber- und Leistungsschutzrecht geschlossen. Der zusätzliche Nutzen eines Kapitels über Regeln zum Urheber- und Leistungsschutzrecht in TTIP ist nicht erkennbar. Dies umso mehr, weil sich das europäische Urheberrecht und das US-amerikanische Copyright-System grundlegend unterscheiden. Die Grundprinzipien des europäischen Urheberrechtes, die den/die Urheber/in und seine/ihre wirtschaftlichen und ideellen Rechte in den Mittelpunkt stellen, sind nicht verhandelbar. Keine Investitionsschutzbestimmungen TTIP braucht keine Bestimmungen zum Investitionsschutz und Investor-Staat-Schiedsklauseln. Sowohl in den USA als auch der EU und ihren Mitgliedstaaten gelten rechtsstaatliche Prinzipien. Ebenso existieren in den USA und der EU etablierte Gerichtswesen. Der Rechtsweg steht allen offen. Investitionsschutz und Investor-Staats-Schiedsverfahren bergen die Gefahr, Verfassungs- und Rechtsordnungen zu unterlaufen und die Entscheidungs- und Handlungsfähigkeit von Staaten zu unterhöhlen. Berücksichtigung der Bandbreite an Maßnahmen zur Vielfaltsförderung Maßnahmen zum Schutz und zur Förderung der Kulturellen Vielfalt und der Medienvielfalt bzw. der Medienfreiheit setzen nicht nur in den Kultur- und Mediensektoren an. Auch Regulierungen in anderen Bereichen zielen auf Standards im Kulturbereich und die Vielfaltsförderung ab, beispielsweise im Bildungssektor, im Arbeits- und Versicherungsbereich oder dem Telekommunikationssektor (z.B. die "must carry" Regelungen, die Kabelnetzbetreiber verpflichten, lokale und öffentlich-rechtliche Sender miteinzubeziehen). Derartige Regulierungen müssen weiterhin möglich sein, um einen effizienten und umfassenden Schutz der kulturellen und medialen Vielfaltsförderung zu gewährleisten. Technologieneutrale Definition von Ausnahmen Die technologischen Entwicklungen haben die Art und Weise, wie Kultur geschaffen, verbreitet und konsumiert wird, grundlegend verändert. Welche Technologien und Verbreitungsplattformen in den nächsten zehn, zwanzig, dreißig Jahren relevant werden, ist heute nicht vorhersehbar. Es ist daher unbedingt erforderlich, Ausnahmen für Kultur und Medien technologieneutral zu definieren. Es muss außer Frage stehen, dass ein Buch ein kulturelles Gut ist, unabhängig davon, ob es als gedrucktes Buch oder als E-Book erscheint. Gleiches gilt für den Film-, TV-, Radio- und Musiksektor. Gerade in diesen Sektoren ist das US-Interesse an einer möglichst weitgehenden Marktöffnung - angesichts der dominanten Stellung von US-Unterhaltungs-, Medien- und Internetkonzernen - besonders groß. Bei Onlinediensten im Bereich Film, TV, Radio und Musik muss genauso außer Frage stehen, dass es sich um kulturelle Dienste handelt und nicht, wie

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von den USA propagiert, um Informations- oder Telekommunikationsdienste, die Daten übermitteln. Beteiligung der Parlamente auf allen dafür zuständigen föderalen Ebenen im Sinne eines gemischten Abkommens Sicherstellung der Freiheit der Künste, des Schutzes der Urheber, der adäquaten Ausstattung der Hochschulen, Universitäten, Schulen und Musikschulen Folgende Konsequenzen wären durch TTIP und TISA nach dem aktuellen Erkenntnisstand denkbar: Gefährdung bzw. Einschränkung von Kultureller Infrastruktur (Orchesterlandschaft), Öffentlichen Bildungseinrichtungen (z.B. Schulen, Musikschulen, Hochschulen, Universitäten), Öffentlich-rechtlichem Rundfunk, Bibliotheken, Archiven, Museen Jedes Buch, jeder Film, jede Theatervorstellung, jedes Musikevent ist als kulturelles Produkt mit einem finanziellen Wert Teil des internationalen Handels und damit Gegenstand von Freihandelsverhandlungen - genauso bei TTIP. Das Mandat der Europäischen Kommission enthält keine "kulturelle Ausnahme", wie vielfach behauptet wird. Lediglich für audiovisuelle Dienstleistungen (Film, TV, Radio) ist eine Ausnahme im Kapitel zum Dienstleistungshandel und zur Niederlassung vorgesehen, in allen anderen Bereichen des TTIP aber, wie Investitionsschutz oder regulatorische Kohärenz, kann über audiovisuelle Medien verhandelt werden, über nicht-audiovisuelle Medien sowieso. Die Dachverbände des Musiklebens in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Bayern eint deshalb die große Sorge, dass die Durchsetzung der Freihandelsabkommen unsere kulturelle Identität entwurzeln wird. Im aktuellen Geschehen werden Kultur und andere Wirtschaftsgüter am Verhandlungstisch in einen Topf geworfen, obwohl sie nicht gleichzusetzen sind. Es wird an den Grundpfeilern unserer Gesellschaft gesägt, wenn dem öffentlich finanzierten Kulturleben bald die gesamte Grundlage entzogen werden kann. Zur Diskussion stehen sämtliche Förderungen, Regulierungsmaßnahmen und Standards zum Schutz und Erhalt der Kulturellen Vielfalt und der Medienvielfalt bzw. Medienfreiheit in Europa. Denn mit den USA steht der EU ein Verhandlungspartner gegenüber, der ein grundsätzlich anderes Verständnis von Kultur- und Medienpolitik hat. Die USA und die EU sowie ihre Mitgliedstaaten pflegen unterschiedliche Vorstellungen von Kultur, kultureller und medialer Vielfalt sowie deren Erhalt und Förderung. So haben die EU sowie ihre Mitgliedstaaten die UNESCO-Konvention zur Kulturellen Vielfalt ratifiziert, im Gegensatz zu den USA. Aus Sicht der USA sind Kultur und Medien reguläre Handelsprodukte, die möglichst frei am Markt zirkulieren sollen. Staatliche Fördermaßnahmen erscheinen aus dieser Perspektive als wirtschaftspolitisch motivierter Protektionismus, der den freien Handel beschränkt. Demgegenüber zählt es zum europäischen Selbstverständnis, Kultur nicht auf ihren Warencharakter zu reduzieren, sondern ebenso als Trägerin gesellschaftlicher Werte und Identitäten sowie ästhetischer Positionierungen aufzufassen. Daraus leitet sich die Verantwortung des Staates ab, eine Vielfalt an Kultur zu ermöglichen - jenseits des Diktates des jeweils aktuellen Publikumsgeschmackes oder der Interessen von Investoren. Dies ist aber nur möglich, wenn der Staat kulturpolitisch agieren kann. Den bestehenden und künftigen kulturpolitischen Spielraum zu wahren, ist somit oberste Prämisse für den nachhaltigen Schutz

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der Vielfalt von Kunst, Kultur und Medien in Europa - auch und insbesondere in Freihandelsverhandlungen. Falsch verstandene Liberalisierungsbestrebungen bergen die Gefahr, dass sich als Konsequenz eine Monokultur entwickeln wird. Handelspartnerschaften auf der Ebene der Freihandelsabkommen müssen diese Unterschiede im Verständnis von Kultur und ihrer Förderung akzeptieren und ihrer Einschränkung durch Handelsregeln vorbeugen. München, 11. Juni 2015

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Veränderung braucht den Dialog Aufruf für den Schutz und die Förderung der Kulturellen Vielfalt in Deutschland Die geplanten Freihandelsabkommen CETA und TTIP sowie die mit den Verhandlungen zu TiSA beabsichtigte Privatisierung sämtlicher öffentlicher Dienstleistungen gefährden unsere Kulturelle Vielfalt. Wenn die öffentliche Förderung von Bildung und Kultur nicht mehr möglich ist, weil sie in einem liberalisierten Markt eine „Wettbewerbsverzerrung“ darstellt, dann wird an einem Grundpfeiler unserer Gesellschaftsordnung gesägt. Die gesellschaftliche Übereinkunft, dass Bildung und Kultur überwiegend eine öffentliche Aufgabe, in öffentlicher Verantwortung und damit in überwiegend öffentlicher Finanzierung ist, wird durch die von der Europäischen Union angestrebte Marktliberalisierung aufgelöst. Die Orchester, Chöre und Ensembles unterschiedlicher Stilrichtungen und Besetzungen aus dem professionellen Musikleben wie dem Laienmusizieren und der öffentlich-rechtliche Rundfunk sind unverzichtbare Exponenten unserer Kulturellen Vielfalt. Wir, die über 100 Dachverbände des Musiklebens im Deutschen Musikrat, die zusammen die Interessen von rund 8 Millionen Menschen repräsentieren, warnen vor einer Entwurzelung kultureller Identitäten und einem Zurückdrängen der Daseinsvorsorge, wie es bei der Umsetzung der Freihandelsabkommen und insbesondere von TiSA vorhersehbar wäre. Unsere Kritik richtet sich nicht an die USA, die selbstverständlich ihr eigenes Verständnis von Kulturleben und Kommunikationsformen mit der Zivilgesellschaft haben. Wir kritisieren den Europäischen Rat und die Europäische Kommission für eine beispiellose Intransparenz in entscheidenden Zukunftsfragen für die Europäische Union und ihre Bürgerinnen und Bürger. Wir kritisieren gemeinsam mit vielen Abgeordneten des Europäischen Parlaments die Gefährdung der Kulturellen Vielfalt durch die marktradikalen Liberalisierungsbestrebungen der Europäischen Kommission. Deshalb fordern wir Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel und Vizekanzler Sigmar Gabriel auf:

das Verhandlungsmandat der Europäischen Union zu TiSA offenzulegen und den kompletten Verhandlungsstand zu TTIP öffentlich zugänglich zu machen,

den Dialog mit und die Beteiligungsmöglichkeiten der Zivilgesellschaft, z.B. über Anhörungen, zu befördern,

die Verhandlungen zu TTIP und TiSA so lange zu stoppen, bis eine voll umfängliche Information der Bürgerinnen und Bürger erfolgt ist,

die UNESCO-Konvention Kulturelle Vielfalt konsequent in allen relevanten Bereichen künftiger Vertragswerke zu implementieren; eine Absichtserklärung in der Präambel reicht nicht aus,

eine Schutzklausel für Kultur, Bildung und Wissenschaft in allen Verträgen (nach) zu verhandeln, die die Freiheit der Künste, den Schutz der Urheber sowie die adäquate Ausstattung der Hochschulen, Universitäten, Schulen und Musikschulen sicherstellt; dazu braucht es verbindliche Positivlisten,

die sozialen Sicherungssysteme für im Musikbereich Tätige zu erhalten und weiterzuentwickeln,

die Beteiligung von Bundestag und Bundesrat im Sinne gemischter Abkommen sicherzustellen,

Investor-Staat-Schiedsverfahren nicht zuzulassen,

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die indirekten Förderungen der Kulturwirtschaft zu erhalten, Förderinstrumente zu erhalten und weiterzuentwickeln.

Die Deregulierung der Märkte muss dort enden, wo gemeinwohlorientierte Aufgaben berührt werden. Europa sollte in erster Linie eine Wertegemeinschaft sein. Dazu tragen unser kulturelles Erbe, die aktuellen künstlerischen Ausdrucksformen und andere Herkunftskulturen im Sinne interkultureller Begegnungen ganz wesentlich bei. Berlin, 18. Oktober 2014

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Umsetzung der UNESCO-Konvention Kulturelle Vielfalt Forderungen der D-A-CH Konferenz Deutscher Musikrat, Österreichischer Musikrat und Schweizer Musikrat appellieren anlässlich ihrer turnusmäßigen D-A-CH Jahresarbeitstagung 2011 an die nationalen Regierungen, die UNESCO Konvention zum Schutz und zur Förderung der Vielfalt kultureller Ausdrucksformen (im Folgenden: UNESCO-Konvention Kulturelle Vielfalt) in kulturpolitisches Handeln umzusetzen, damit diese Konvention im Interesse der bildungskulturellen Teilhabe der Bürgerinnen und Bürger und im Hinblick auf ihre Ziele Wirksamkeit entfalten kann und nicht zu einer „Schubladenkonvention“ verkümmert, die nicht adäquat gelebt wird.

Der Schutz und die Förderung Kultureller Vielfalt sind Querschnittsthemen, die in nahezu allen gesellschaftspolitischen Bereichen auf die Tagesordnung gehören. Die Zivilgesellschaft, die Parlamente und die Regierungen sind aufgefordert, im Sinne einer Vorbehaltsklausel alle politischen Themen auf die Anwendbarkeit der UNESCO-Konvention Kulturelle Vielfalt genau zu prüfen und diese ggf. umgehend anzuwenden.

Die UNESCO-Konvention Kulturelle Vielfalt umfasst:

a. den Schutz und die Förderung des kulturellen Erbes b. den Schutz und die Förderung der zeitgenössischen künstlerischen

Ausdrucksformen (einschließlich der populären Musik und der Jugendkulturen) c. den Schutz und die Förderung der Kulturen anderer Länder im Sinne eines

transkulturellen Dialogs. Die Zivilgesellschaft, die Parlamente und die Regierungen sind aufgefordert, die Gleichrangigkeit der drei Grundsäulen der Konvention stärker als bisher in den Vordergrund ihrer politischen Arbeit zu stellen. Dazu bedarf es begleitend einer offensiveren Öffentlichkeitsarbeit aller kultur- und bildungspolitischen Akteure zu den Zielen und Umsetzungspotenzialen der Konvention.

Kulturelle Teilhabe ist ein Menschenrecht. Kulturelle Bildung ist ein zentraler Schlüssel

für das Entdecken, den Erhalt und die Weiterentwicklung Kultureller Vielfalt. Wir fordern die nationalen und regionalen Parlamente auf, Rahmenbedingungen zu schaffen, die insbesondere jedem Kind und Jugendlichen – unabhängig von Herkunft, Ethnie und Religion – den Zugang zu einem qualifizierten und kontinuierlichen kulturellen Bildungsangebot eröffnen.

Die nationalen Regierungen sind aufgefordert, die nationalen Dachverbände der

Zivilgesellschaft aus dem Bildungs- und Kulturbereich bei der Erstellung der nationalen Zwischenberichte an die UNESCO im Jahr 2012 zum Umsetzungsstand der UNESCO-Konvention Kulturelle Vielfalt zu beteiligen.

Die nationalen UNESCO-Kommissionen und die zivilgesellschaftlichen Dachverbände

aus dem Bildungs- und Kulturbereich sollen weiterhin partnerschaftlich bzw. intensiver als bisher in die Umsetzungsplanung der politischen Akteure für die Ziele der UNESCO-Konvention Kulturelle Vielfalt einbezogen werden.

Berlin, 21. September 2011

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Digitalisierung – Ohne Urheber keine Kreativität Resolution der Mitgliederversammlung 2009 des Deutschen Musikrates Am Anfang jeder kreativen Entwicklung steht der Urheber. Denn bevor die Musik gespielt wird, muss sie geschaffen werden. Trotz dieser – simplen – Erkenntnis ist das künstlerische Schaffen in Deutschland durch den rapiden Verfall in der Wertschätzung kreativen Schaffens stark gefährdet. Dies zeigt sich deutlich an der rasant wachsenden illegalen Nutzung von Musik und Literatur. Die derzeitigen Rahmenbedingungen, etwa beim Urheberrecht, sind bei weitem nicht ausreichend, um den Lebensunterhalt der Urheber in Zukunft zu sichern. Damit wird der Weg in eine Wissens- und Kreativgesellschaft massiv bedroht, denn ohne die schöpferischen Leistungen der Autoren mit den entsprechenden Existenz sichernden Rahmenbedingungen ist eine geistige und kulturelle Entwicklung der Gesellschaft kaum möglich. Die Digitalisierung beeinflusst nahezu alle Lebensbereiche und verändert zunehmend unser Denken und Handeln auch in kultureller Hinsicht. Die daraus entstehenden Chancen, die für eine kreative Gesellschaft erwachsen können, sollten im Vordergrund der Problemlösungen stehen. Die Auseinandersetzungen zwischen den unterschiedlichen Interessengruppen schaden dem gemeinsamen Anliegen, die Leistungen Kreativer angemessen und damit mindestens Existenz sichernd honorieren zu können. Das Ziel, jeder Bürgerin und jedem Bürger kulturelle Teilhabe unabhängig seiner sozialen und ethnischen Herkunft zu ermöglichen, darf nicht dazu führen, dass sich Kreativität nicht mehr lohnt. Die UNESCO-Konvention zum Schutz und zur Förderung der Kulturellen Vielfalt bietet gemeinsam mit dem Bericht der Enquete-Kommission „Kultur in Deutschland“ und dem 2. Berliner Appell des Deutschen Musikrates eine Berufungs- und Handlungsgrundlage bei den Zielformulierungen für den Kreativstandort Deutschland. Die Mitgliederversammlung des Deutschen Musikrates fordert den Deutschen Bundestag und die Bundesregierung auf, die Chancen und die Herausforderung der Digitalisierung zu einem Themenschwerpunkt der kommenden Legislaturperiode zu machen und schlägt hierzu als begleitende Maßnahmen vor:

Einberufung eines runden Tisches „Digitalisierung: Ohne Urheber keine Kreativität“ unter der Leitung des Kulturstaatsministers und der Einbeziehung der mit diesem Thema ebenfalls befassten Bundesministerien sowie der Dach- und Fachverbände im Kulturbereich.

Anregung eines Konsultationsprozesses auf europäischer und internationaler Ebene zur Sicherung und Durchsetzung eines umfassenden rechtlichen Schutzes der Urheber

Aktive Beförderung einer Konsensbildung zum Schutz der kreativen Leistungen Einleitung von Initiativen zur sozialen Sicherung von Urhebern und Interpreten Erhalt der kollektiven Rechtewahrnehmung auch zur Sicherung der kulturellen Vielfalt.

Denn nur so kann es gelingen, dass die kreativen Potenziale in unserer Gesellschaft weiter zu einer substanziellen Verbesserung der Lebensbedingungen eines jeden Menschen führen. Berlin, 17. Oktober 2009

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Wiesbadener Erklärung Musizieren 50+ – im Alter mit Musik aktiv 12 Forderungen an Politik und Gesellschaft Die Potentiale des demographischen Wandels und seine Probleme wie die zunehmende Vereinsamung älterer Menschen sind gesellschaftspolitische Herausforderungen, die dringend neuer bzw. verstärkter Lösungsansätze bedürfen. Die Musik kann dabei Chancen eröffnen, die kreativen Potentiale älterer Menschen in viel stärkerem Maße als bisher zu entfalten und in die Gesellschaft einzubringen. Mit dem Bild einer human orientierten Gesellschaft verbindet sich die Überzeugung, dass die Erfahrung mit Musik um ihrer selbst Willen als elementarer Bestandteil in jedem Lebensalter ermöglicht werden muss. Die Möglichkeiten zum Erfahren von und zur Beschäftigung mit Musik sind für die Älteren signifikant unterentwickelt. Die Barrieren auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene sind vorhanden, werden aber häufig nicht wahrgenommen. Dies überrascht umso mehr, als die gerontologische Forschung bereits seit einigen Jahren nachgewiesen hat, wie sehr die Musik auch prophylaktische und therapeutische Wirkungen hat und zur Wahrung von Identität beiträgt. Zudem hilft aktives Musizieren aus der Vereinsamung, indem es soziale Kontakte schafft und hilft Verluste zu verarbeiten. So fehlen momentan in Deutschland fast durchgängig musikalische Angebote, die sich gezielt an ältere Menschen wenden. Zudem fehlt es meistens an geeigneten Bedingungen für musikalische Betätigungen in den Alteneinrichtungen. Der Deutsche Musikrat kann – angesichts der schon heute vorhandenen Altersarmut - nicht akzeptieren, dass zukünftig breite Bevölkerungsschichten, insbesondere im dritten und vierten Lebensalter von der kulturellen Teilhabe ausgeschlossen werden. Angesichts dieser Erkenntnisse ist es ein gravierendes Versäumnis, dass die gesellschaftspolitische Debatte und die damit einhergehende Bewusstseinsbildung um die Wirkungen von Musik im Hinblick auf die Generationen 50+ bislang so gut wie gar nicht geführt wird. Der Deutsche Musikrat fordert daher alle Verantwortlichen in Bund, Ländern und Gemeinden auf, einen Masterplan „Musizieren 50+“ zu entwerfen, der die nachstehenden Eckpunkte umfassen sollte. Dabei muss die Umsetzung der Forderungen im Hinblick auf die Menschen mit Migrationshintergrund unter Berücksichtigung Ihrer kulturellen Wurzeln erfolgen.

Der Deutsche Musikrat fordert Parlamente, Regierungen und Parteien auf, in ihren Programmen und Handlungsfeldern die Notwendigkeit kultureller Angebote für alte Menschen zu verankern.

Damit sich das aktive Musizieren im höheren Lebensalter besonders wirksam entfalten kann, bedarf es einer qualifizierten und kontinuierlichen Musikalischen Bildung im jüngeren Lebensalter.

Die Musik muss in der Altenpflege, der sozialen Altenarbeit, der Rehabilitation und der

Therapie verstärkt eingesetzt werden. Dazu bedarf es einer qualifizierten Aus- und Fortbildung in der Musikgeragogik (Musik mit alten Menschen).

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Die Hochschulen und Universitäten müssen die Studierenden gezielt auch für die fachspezifischen Anforderungen der Arbeit mit älteren Menschen qualifizieren. Die Fachdidaktik bedarf einer verstärkten Forschung.

Die Musikvereinigungen des Laienmusizierens im weltlichen wie kirchlichen Bereich

sollten verstärkt Angebote für alle Altersgruppen – Generationen übergreifend –bereitstellen, die finanziell gefördert werden müssen.

Die Musikschulen müssen strukturell und finanziell in die Lage versetzt werden,

Angebote für ältere Menschen bedarfsgerecht bereitstellen zu können. Dazu gehört eine Erweiterung des Angebotes, um auch bei denen die Motivation zum Musizieren zu wecken, denen bisher musikalische Erfahrungen vorenthalten wurden.

Die Möglichkeiten des individuellen und gemeinsamen Musizierens in allen

Wohnbereichen, somit auch in Einrichtungen für ältere Menschen und Krankenhäusern, müssen geschaffen bzw. schon bei der Bauplanung berücksichtigt werden.

Die Bundesregierung ist aufgefordert, durch Pilotprojekte das Musizieren im höheren

Lebensalter zu befördern. Dazu gehört auch der Dialog der Generationen, zum Beispiel durch die konzeptionelle Einbindung qualifizierter musikalischer Angebote in das Projekt der Mehrgenerationenhäuser.

Der Deutsche Musikrat und die Landesmusikräte sind aufgefordert, ihre Projekte im

Hinblick auf die stärkere Gewichtung Generationen übergreifender Aspekte zu überprüfen und ggf. zu modifizieren durch die Einführung von Fördermaßnahmen für das Familienmusizieren.

Die Landes- und Bundesakademien sind aufgefordert, im Bereich der Musikvermittlung

Aus-, Fort- und Weiterbildungsangebote für das Musizieren im höheren Lebensalter und Generationen übergreifenden Musizierens zu entwickeln.

Die Kultureinrichtungen müssen ihre Angebote stärker auf die Bedürfnisse alter

Menschen ausrichten. Hierbei soll auch dem Aspekt zunehmender Altersarmut Rechnung getragen werden.

Der Deutsche Musikrat ist aufgefordert, die Einrichtung eines Netzwerkes „Musik im

Alter“ gemeinsam mit den musikalischen und sozialen Fachverbänden, sowie den politisch Verantwortlichen zu prüfen. Ziel des Netzwerkes muss es sein, flächendeckend älteren Menschen das eigene Musizieren und die Teilhabe am Musikleben zu ermöglichen und dafür eine bürgerschaftlich gestützte Infrastruktur zu schaffen, um sie in Ihrem Lebensumfeld zu erreichen.

Wiesbaden/Mainz, 03. Juni 2007

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Zukunft Musik: Laienmusizieren in Deutschland Lebendiges Musikleben in einer werteorientierten Gesellschaft Resolution der Mitgliederversammlung des Deutschen Musikrates 2006 Deutschland zeichnet sich durch ein noch immer vielfältiges und hochwertiges Musikleben aus. Das Laienmusizieren ist ein Fundament dieses lebendigen Musiklebens und Teil eines Netzwerkes, das in alle Bereiche gesellschaftlichen Lebens hineinwirkt. Für viele Bürgerinnen und Bürger, gleich welcher sozialen oder ethnischen Herkunft, ist das Musizieren und das Erleben von Musik in unterschiedlichsten Stilrichtungen ein unverzichtbarer Teil ihres Lebens. Durch das Laienmusizieren eröffnen sich im Dialog der Kulturen und der Generationen Begegnungswelten, die Voraussetzung für eine humane Gesellschaft von heute und morgen sind. Die rund 7 Millionen Menschen, die sich für das Musikland Deutschland ehrenamtlich engagieren, zeigen damit ein hohes Maß an Motivation, Identifikation und Mitverantwortung für die Zukunft unserer Gesellschaft. Mit ihrem Bürgerschaftlichen Engagement für ein lebendiges Musikleben sind sie für die professionellen Orchester und Musiktheater genauso von grundlegender Bedeutung wie für die Kreativwirtschaft und die Einrichtungen der schulischen und außerschulischen Bildung. Die Laienmusikszene bildet die sichtbare Spitze eines Kreativitätspotentials. Sie droht zu zerfallen, wenn nicht dem Ausfall und dem Zurückdrängen von Musikunterricht in der Schule oder kürzungsbedingt verschlossene Musikschultüren endlich wirksam gegengesteuert wird. Diese Kreativitätspotentiale gilt es im Sinne des 2. Berliner Appells des Deutschen Musikrates zu entdecken, weiter zu entwickeln und zu fördern, weil sie eine der grundlegenden Voraussetzungen für den Weg Deutschlands in eine Wissens- und Kreativgesellschaft sind. Die Mitgliederversammlung des Deutschen Musikrates fordert den Deutschen Bundestag, die Bundesregierung, die Länder und die Kommunen auf, eine nachhaltige Trendwende in der Kreativitätsförderung einzuleiten und damit auch die Rahmenbedingungen für das Laienmusizieren in Deutschland deutlich zu verbessern. Neben den ordnungspolitischen Maßnahmen gehört dazu die eindeutige Prioritätensetzung, mehr Haushaltsmittel in nachhaltige Strukturen des Laienmusizierens und der Musikalischen Bildung zu investieren. Dazu gehören u.a.:

Die spürbare Entbürokratisierung in allen das Laienmusizieren betreffenden Regelungsgebieten

Die Verschlankung des Zuwendungsrechts durch die durchgängige Einführung der Festbetragsfinanzierung und die Einführung einer Bagatellgrenze, die die Anzahl der Vorschriften reduzieren würde

Vereinfachte Regelungen zur Erlangung der Gemeinnützigkeit für kleinere Vereine

Anerkennung von Mitgliedsbeiträgen als steuerabzugsfähige Ausgaben

Anpassung der Bemessung der Übungsleiterpauschale an die Lebenshaltungskosten und Erhöhung auf derzeit mindestens € 2.454,-

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Eine vereinfachte Steuererklärung, die bis zu einer noch zu vereinbarenden Gewinngrenze von der Körperschaftssteuer befreit

Die Initiierung und Finanzierung von Pilotprojekten des Bundes, die als Impulsgeber in die Länder und Kommunen hineinwirken

Die stärkere Einbindung der Laienmusikensembles in die Auswärtige Kulturpolitik im Sinne eines verstärkten Dialoges der Kulturen

Eine Anerkennungskultur Bürgerschaftlichen Engagements, die sich über Symbole hinaus in der wirksamen Verbesserung der Rahmenbedingungen des Laienmusizierens ausdrückt

Eine durchgängige Musikalische Bildung in Kindergarten, Schule und außerschulischen Bildungs- und Kultureinrichtungen, die Musik vermitteln

Berlin, 21. Oktober 2006

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Kirchenmusik in Deutschland Einheit durch Vielfalt Kirchenmusik ist eines der Fundamente kulturellen Lebens in Geschichte und Gegenwart. Sie ist ein wesentlicher Faktor Musikalischer wie religiöser Bildung in Deutschland. Über ihren kirchlichen Verkündigungsauftrag hinaus entfaltet sie kulturelle Prägungskraft in die Gesellschaft hinein. Dies stellt auch der Abschlussbericht der Enquete-Kommission „Kultur in Deutschland“ heraus. Im Sinne der UNESCO-Konvention zum Schutz und zur Förderung Kultureller Vielfalt bewahrt die Kirchenmusik kulturelles Erbe, fördert künstlerische Ausdrucksformen der Gegenwart und pflegt den Dialog mit anderen Kulturen in unserem Land. Sie stärkt damit die kulturelle Identität des Menschen. Wesentliche Säule der Kirchenmusik ist das vokale und instrumentale Musizieren. Über eine Million Menschen singen und musizieren in Chören und Instrumentalensembles im kirchlichen Kontext, von der Gregorianik-Schola über die verschiedensten Formen der Chöre und Instrumentalgruppen bis zur Rockband. In einer Zeit kultureller Verunsicherung und Entwurzelung ist es dem Deutschen Musikrat daher gemeinsam mit den beiden großen Kirchen ein Anliegen, die Bedeutung der Kirchenmusik für die Gesellschaft heute und in der Zukunft zu unterstreichen und so das Bewusstsein für den Wert ästhetischer Erfahrungen, kreativen Schaffens und geistigen Eigentums zu schärfen und zu fördern. Der Kongress „Einheit durch Vielfalt – Kirche macht Musik“ stellt folgende Forderungen an Staat, Zivilgesellschaft und die Kirchen:

Kooperationen zwischen kirchlichen Institutionen bzw. kirchenmusikalischen Akteuren und Bildungs- und Kultureinrichtungen im Bereich der Aus-, Fort- und Weiterbildung sowie mit Veranstaltungs- und Spielstätten müssen als konstruktiver Dialog zwischen Kirche und Gesellschaft verstärkt werden.

Elementare Musikerziehung und qualifizierter Musikunterricht unter Einbeziehung von Kirchenmusik müssen vom Eintritt in die Kindertagesstätte bis zum Abschluss der allgemein bildenden Schule durchgängig angeboten werden.

Musikalische Bildungsangebote mit qualifizierten Lehrkräften sollen auch in den Sozialeinrichtungen der Kirche im Sinne des diakonischen, missionarischen und kulturellen Auftrags angeboten werden.

Das Musizieren mit älteren Menschen muss durch Kooperationen zwischen staatlichen und kommunalen Einrichtungen sowie zwischen Kirchen, Bildungsinstitutionen und Laienmusikverbänden ausgebaut werden.

Das Berufsfeld des Kirchenmusikers muss erhalten und weiterentwickelt werden, wobei unterschiedliche Stellenprofile möglich und notwendig sind.

Eine qualifizierte Ausbildung für haupt- und nebenberufliche Kirchenmusiker an den staatlichen und kirchlichen Ausbildungsstätten muss erhalten bleiben.

Der Aufbau und die Sicherung einer angemessenen und flächendeckenden Struktur sowie hinreichenden Ausstattung von Kirchenmusikstellen muss als Aufgabe der Landeskirchen und Diözesen im Konsens mit den Gemeinden bzw. Kirchenkreisen und Dekanaten wahrgenommen werden.

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Die Vergütung, besonders der hauptberuflich Tätigen, muss im Hinblick auf Ausbildung und Tätigkeitsmerkmale sowie im Vergleich zu anderen akademischen Berufen angemessen sein.

Für unterschiedliche Milieus und Zielgruppen braucht es unterschiedliche kirchliche und kirchenmusikalische Angebote. Aufgabe der Kirchenmusik ist es hierbei, diese Vielfalt bewusst zu machen, zu fördern und entsprechende kirchenmusikalische Angebote weiter zu entwickeln.

Berlin, 17. November 2010

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Kinder brauchen Musik Der Deutsche Musikrat und die Konferenz der Landesmusikräte appellieren an die Kultusministerkonferenz (KMK) Die heutige Ausgangslage und die Rahmenbedingungen des Schulfaches Musik genügen den bildungspolitischen Ansprüchen bei weitem nicht. Gründe hierfür sind:

die einseitige Konzentration auf Mathematik, Deutsch und Englisch (PISA-Diskussion)

die KMK-Empfehlung vom 16. Oktober 2008, die unterschiedlichen musischen Fächer an Grundschulen zum Studienverbund „Ästhetische Bildung“ zu schrumpfen und so die Grundlage dafür zu schaffen, den eigenständigen Anteil von Musik am Unterricht erneut zu reduzieren und

ein dramatischer Mangel an fachkompetenten Lehrkräften Daher fordern der Deutsche Musikrat und die Konferenz der Landesmusikräte für Musik in den Grundschulen: Musikunterricht braucht qualifizierte Lehrer! Im Lehramtsstudium Grundschule muss Musik als eigenständiges Fach vorgesehen bleiben Musikunterricht braucht mehr Zeit! Ein Zeitkontingent von mindestens zwei Wochenstunden Musik pro Jahrgangsstufe muss gesichert werden Musikunterricht braucht mehr Praxis! Musikunterricht ist so zu gestalten, dass er eigenes Singen und Musizieren befördert Musikunterricht braucht Grundlagen! In der vorschulischen Erziehung muss Musikalisierung einen selbstverständlichen Platz erhalten Musikunterricht braucht Kontinuität! Berlin, 05. März 2010

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Sieben Thesen zur Musik in der Schule Musik ist im privaten wie im öffentlichen Leben in einer Weise gegenwärtig, wie dieses von einer anderen gesellschaftlichen Tätigkeit kaum behauptet werden kann. In besonderem Maße gilt dieses für den Bereich der Kinder- und Jugendkulturen. Hier dient Musik sowohl der jugendlichen Identitätsbildung als auch der gruppenspezifischen Abgrenzung von Jugendkulturen untereinander. Darin wird u.a. deutlich, dass Musik den Menschen wesentliche Erfahrungen ermöglicht, die durch keine andere Tätigkeit gewonnen werden können. Unmöglich ist es, diese sprachlich exakt zu fassen und zu beschreiben; denn wären sie dieses, so wäre Musik überflüssig, da die darin zu gewinnenden Erfahrungen dann bereits über die Sprache zu erwerben wären. Eines lässt sich jedoch zweifelsfrei sagen: Musik hören, Musik machen und etwas über Musik erfahren bereiten eine spezifische Freude, ein Vergnügen ganz besonderer Art und ein subjektiv als den ganzen Menschen durchdringend empfundenes Wohlbehagen; darüber hinaus stellen diese Tätigkeiten vielfach eine ganz besondere Nähe zu anderen Menschen her. Musikunterricht führt heran an die praktische und geistige Auseinandersetzung mit der eigenen kulturellen Identität und schafft zugleich die Voraussetzung für die Entdeckung des Fremden, der kulturellen Identität der Anderen. Er kann in einer multikulturellen Gesellschaft eine entscheide Katalysatorfunktion für künftige Generationen erfüllen. Musik heute entfaltet sich vor dem Hintergrund zum Teil weit zurückreichender sowie kulturell höchst unterschiedlicher Musiktraditionen in großer Vielfalt und Breite. Die darüber zu gewinnenden Erfahrungen werden jedoch vielfach nur sehr eingeschränkt wahrgenommen. Erfahrungen aber sind erweiterbar, und die Möglichkeiten der Erweiterung sind lern- und lehrbar. Der zuletzt genannte Sachverhalt und die Tatsache, dass die öffentliche Musikpraxis – wie nur von wenigen anderen Tätigkeiten in ähnlicher Weise zu behaupten – substantiell, für Kinder und Jugendliche bisweilen sogar existentiell, in den Schulalltag hineinreicht, macht es unabwendbar, (a) die bereits vorhandenen Erfahrungen im Schulunterricht aufzugreifen und über sensible unterrichtliche Lehre im Interesse des Kindes und des Jugendlichen erweitern zu helfen; (b) Kindern und Jugendlichen alle nur denkbaren Möglichkeiten anzubieten, ganz neue, bisher nicht gekannte Erfahrungen zu machen. Dieses ist umso bedeutsamer, als die allgemeinbildende Schule der einzige Ort ist, an dem alle Kinder und Jugendlichen erreicht werden. Thesen Musikunterricht muss

Freude an Musik wecken durch

eigene wie auch gemeinsame Musizierpraxis (Singen, Tanzen, Instrumentalspiel),

vielfältige Hörerlebnisse und Hörerfahrungen,

eigenes musikalisches Gestalten und Erfinden;

die Sensibilisierung und Differenzierung des Ohres und der anderen Sinnesvermögen fördern;

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im Zusammenhang mit der sinnlich konkreten Erfahrung von Musik Wissen über deren

Entstehung, Struktur und Nutzung vermitteln;

anregen, außerunterrichtliche und außerschulische Beschäftigung mit Musik zu erweitern und zu vertiefen;

die Vielgestaltigkeit der Musik, insbesondere in den Erscheinungsformen der Neuen

Musik, der Populären Musik wie auch der Musik außereuropäischer Kulturen, mit ihren historischen Einschlüssen und in ihren aktuellen Gestaltungen erschließen;

die Vernetzung von Musik mit anderen Denk- und Tätigkeitsformen sichtbar machen;

die eigene Musikkultur in Geschichte und Gegenwart verstehen lernen.

Erläuterungen und Begründungen Stellungnahmen zu Schule und Unterricht beinhalten, wenn sie verantwortungsvoll gemacht werden, sowohl eine Beschreibung als auch eine Bewertung des gegenwärtigen Zustandes sowie Vorschläge für die Verbesserung gegenwärtig als defizitär empfundener Zustände. Der Deutsche Musikrat, als Gremium aller musikbezogenen Verbände in Deutschland, fühlt sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt in die Pflicht genommen, Entwicklungen des schulischen Musikunterrichts mit großer Aufmerksamkeit zu verfolgen und in vollem Bewusstsein des Gewichts seiner Stellungnahmen, aber auch mit der gebotenen Vorsicht, zu begleiten. Aussagen über Musikunterricht haben sowohl in bestätigender als auch in kritischer Absicht immer ein Bild des „guten“ oder „gelingenden“ Musikunterrichts – für die Fassung von „Qualität des Unterrichts“ mag es viele Begriffe geben – vor Augen. Hier aber ist nicht nur der Deutsche Musikrat durchaus in einer Schwierigkeit; denn – soweit zu sehen – haben sich in der Vergangenheit musikpädagogische, allgemeiner: erziehungswissenschaftliche Versuche, „guten“ Unterricht über ein Ensemble von Indikatoren zu definieren, als nicht tragfähig erwiesen. Die Schwierigkeiten, die dem Versuch einer derartigen Bestimmung zu Grunde liegen, können im Folgenden nur angedeutet werden. Sie müssen aber genannt werden, damit Fehldeutungen der zuvor formulierten Thesen gar nicht erst aufkommen:

Zur Qualität von Musikunterricht Die Frage nach der Qualität von Musikunterricht, die in der Frage mündet „Was ist guter Musikunterricht?“ suggeriert, dass es so etwas wie einen objektiven Standard von Musikunterricht, eine Art archimedischen Punkt gibt, von dem aus Musikunterricht beurteilt werden könnte, von dem aus sich Musikunterricht zweifelsfrei als gut oder schlecht qualifizieren ließe – gleichgültig, an welchem Orte und zu welcher Zeit er realisiert würde. Diese Vorstellung ist nicht unproblematisch. Zu vielschichtig ist das Phänomen Musikunterricht, als dass eine hinreichende Anzahl notwendiger Bestimmungsmerkmale für das Urteil „gut“ – und dieses auch noch Zeit unabhängig - gegeben werden könnte. Die Frage „Was ist guter Musikunterricht?“ suggeriert weiterhin, dass es einen von allen subjektiven Interessen und Vorurteilen freien Standort gibt, von dem Musikunterricht als gut oder unzureichend bewertet werden könnte. Aber: Wer stellt jeweils fest, dass Musikunterricht gut oder schlecht ist? Ist dies der Lehrer? Ist es der Schüler? Ist es „die

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Gesellschaft“, vertreten durch Interessensgruppen, die dieses Urteil im Hinblick auf musikpädagogischen, musikwissenschaftlichen, musikpraktischen Nachwuchs o. ä. fällen? – An diesem Punkte wird die kaum lösbare Aufgabe einer Antwort auf die gestellte Frage sichtbar, eine allgemein verbindliche Aussage über die Qualität von Musikunterricht zu treffen. Denn konsequenter Weise könnte ein Musikunterricht nur dann als „gut“ bewertet werden, wenn alle Beteiligten und die Nutznießer von Musikunterricht übereinstimmend sagen könnten: „Guter Musikunterricht sieht so und nicht anders aus.“ So macht bereits das bekannte und historisch viel bemühte, jedoch verkürzende „Didaktische Dreieck“ - Schüler / Lehrer / Gegenstand - darauf aufmerksam, dass es sich um einen Komplex von Faktoren handelt, die in sich und in ihrer Wechselwirkung ganz entscheidend unterrichtsbedeutsam und wirksam sind; sie tragen jeweils in sich als auch in ihrem Zusammenspiel ganz unterschiedlich zum Gelingen oder Misslingen von Musikunterricht bei. Die Komplexität von Musikunterricht und dessen Abhängigkeit von einem vielschichtigen Geflecht von Einflussfaktoren wird erst recht deutlich, wenn man das zuvor angedeutete und so genannte „Didaktische Dreieck“ um die auch für Musikunterricht wesentlichen, darin noch nicht verorteten Faktoren erweitert: Situation – Institution – Gesellschaft. Die Qualität pädagogischer Maßnahmen stellt sich - fast durchgängig - erst viele Jahre später heraus. Im Hinblick auf Musikunterricht heißt das: Für Schüler und Lehrer kann sich durchaus „im Augenblick“ das Gefühl, guten Musikunterricht erlebt bzw. gestaltet zu haben, einstellen. Aber ob es wirklich guter Musikunterricht - im Sinne eines (in welcher Form auch immer) vorausgesetzten Güte- Kriteriums - war, das wird sich erst in (u.U. ferner) Zukunft zeigen. Daraus folgt allerdings keineswegs, dass man getrost die Hände in den Schoß legen kann und darauf warten, dass sich der Erfolg von Musikunterricht schon „von selbst“ einstellen wird. Musikvorlieben, Nutzung von Musik, Kenntnisse von und über Musik, musikpraktische Erfahrungen usf. heutiger Jugendlicher unterliegen einem ständigen Wandel und können nicht auf zukünftige Schülergenerationen hochgerechnet werden. Eine Beantwortung der Frage muss folglich so erfolgen, dass dadurch keine „un-sinnigen“ Festschreibungen zum Gegenteil von „gutem“ Musikunterricht in der Zukunft führen.

Bedingungsfelder von Musikunterricht Ungeachtet der Unmöglichkeit ein für alle Male festzulegen, was guter Musikunterricht sei, lassen sich jedoch Bedingungen nennen, die – falls sie nicht bedacht und die sich daraus ergebenden Folgerungen (Forderungen?) eingelöst werden – einen guten, gelingenden, für Schüler und Lehrer befriedigenden, gesellschaftlich nützlichen usf. Musikunterricht unmöglich machen. Es dürfte unmittelbar einsichtig sein, dass die im Folgenden genannten Bedingungen nach dem zuvor Gesagten keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben können; ebenso wenig erheben sie einen Neuigkeitsanspruch. Musikunterricht ist abhängig von einer jeweils spezifischen Schülerklientel. Das für jede Klasse, für jeden Kurs, für jede Gruppe spezifische Sozialverhalten, - d.h. Umgangsformen der Kinder und Jugendlichen untereinander, das Erwachsene-Jugendliche-Verhältnis, die Form(en) des Schüler-Lehrerverhältnisses, generell: die Einstellung zu Schule und Lernen überhaupt usf. - sowie das in jeder Klasse, jedem Kurs oder jeder Gruppe präsente spezifische musikbezogene Vorwissen, musikpraktische Können, Formen des Umgehens mit Musik, sie beeinflussen grundlegend die Struktur und die Formen von Musikunterricht, wie er sich in

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einer einzelnen Klasse einer bestimmten Schule an einem bestimmten Ort überhaupt entfalten kann. Musikunterricht ist abhängig von der je konkreten LehrerInnen’Persönlichkeit’ und deren je spezifischer Interpretation ihrer Rolle als Musiklehrerin bzw. Musiklehrer. Verstehen sie sich vorrangig als Vermittler von Sachverhalten oder primär als Anwälte der Kinder und Jugendlichen, denen bei der Entwicklung ihrer eigenen subjektiven musikalischen Welt und dem Hineinwachsen in die so vielfältige objektive Kultur geholfen werden muss? Richten sie ihr pädagogisches Augenmerk wesentlich auf die Zukunft des Kindes als zukünftigen mündigen und für die musikalisch-ästhetische Dimension seiner Umwelt offenen Bürger oder leitet sie der Blick auf die Gegenwart, in der bestimmte Standards eingeholt werden müssen? Musikunterricht ist abhängig vom Aus- und Fortbildungsstand der MusiklererInnen. Haben diese während ihres Studiums nicht nur die eigene Musikalisierung erweitern und vertiefen können, sondern die zukünftige Rolle als Mittler zwischen jungen Menschen und Musik erlernen und sie als persönliche Aufgabe für ihre eigene Zukunft annehmen können? Leben Musiklehrer und Musiklehrerin noch weitgehend von dem, was sie einmal gelernt haben, oder verstehen sie sich auch als immer noch Lernende in einem Aufgabenfeld, das auf lebenslanges Lernen geradezu angewiesen ist? Musikunterricht ist abhängig von dem geographischen und - häufig damit aufs engste verknüpft – vom sozialen Ort der jeweiligen Schule. Musikunterricht an Schulen mit einer „schul-nahen“ Elternschaft, einer „schul-offenen“ Verbandslandschaft und einer von der Bedeutung von schulischem Lernen überzeugten politischen Vertretung (städtischen Verwaltung) hat einen anderen Rückhalt im Vergleich mit Schulen, denen all dieses abgeht. Musikunterricht ist abhängig von der Selbstdefinition der jeweiligen Schule: Versteht sich die Schule als wesentlich naturwissenschaftlich oder sprachlich oder ästhetisch orientiert? Gewinnt sie demzufolge ihre Präsenz und Reputation in der sie umgebenden Gesellschaft durch ihre naturwissenschaftlichen, literarischen oder durch ihre ästhetischen (und d.h. gerade auch: musikalischen) Aktivitäten? Hiervon hängt u.a. ganz wesentlich ab, ob und in welchem Ausmaß außerschulische Aktivitätsträger ihre musikalischen und musikbezogenen Aktivitäten in die Schule einbringen können. Musikunterricht ist abhängig von der allgemeinen Organisation von Unterricht an der jeweiligen Schule: Ganztagsunterricht, Halbtagsunterricht, Relation der Betreuung zu Unterricht usf. zu Phasen geblockter Musikunterricht oder wöchentliche, auseinander genommene Zweistündigkeit usf.). Das heißt, ob eine sinnvolle Musizierpraxis an einer Schule überhaupt möglich ist und die in den Thesen formulierten Perspektiven einzulösen sind, hängt nicht unwesentlich von einer auf musizierende Schüler zugeschnittenen Organisation der Musik in der Schule ab. Musikunterricht ist abhängig von den materialen Bedingungen an der betreffenden Schule. In welchen Räumen wird Musik in der Schule unterrichtet? Handelt es sich um Hörsaal ähnliche Gegebenheiten oder steht ein entsprechend ausgestatteter Raum zur Verfügung? Gibt es „Kabinette“, in die Schülerinnen und Schüler zur Partner- oder Gruppenarbeit sich zurückziehen können? - Wie steht es mit der instrumentalen Ausstattung? Steht nur ein Klavier (Flügel) und - wenn es hoch kommt – ein Orff-Schlagwerk zur Verfügung, oder bildet

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die instrumentale Ausstattung (incl. Neuer Medien) jenen Anreiz, der Schülerinnen und Schüler dazu motiviert, in der Schule selbst zu musizieren? Welche finanziellen Mittel stehen für den Unterricht in Musik, für Musik in der Schule zur Verfügung? (Notenmaterial, Instrumentenkauf, Wartung der Instrumente usf.) Musikunterricht ist abhängig von der - über ganz unterschiedliche Interessensgruppen artikulierten - Einstellung der Gesellschaft zu Musik und insbesondere: zum musikalischen Lernen im Rahmen der allgemeinbildenden Schule. Damit wird Musikunterricht abhängig von den personellen und materiellen Ressourcen, die unsere Gesellschaft für Musikunterricht bereitstellt (d.h. einerseits überhaupt bereitstellen kann, andererseits bereitstellen will). Folgerungen und Forderungen Die zuvor genannten Bedingungsfelder für einen Musikunterricht, der für die daran beteiligten Personen zufrieden stellend, beglückend usw. sich erweist und der dabei zugleich den zukünftigen gesellschaftlichen Bedarf an kompetenten Nutzern von Musik zu entwickeln in der Lage ist, - Schüler, Lehrer/Innen, Schule als Organisation und Institution, Gesellschaft - verweisen auf gesellschaftliche und politische Rahmenbedingungen, deren Gegebenheit erst die in den o.g. Thesen formulierten Perspektiven ermöglichen helfen.

Die durch die soziale und geographische Differenzierung bedingte Unterschiedlichkeit der Schülerklientel macht eine Differenzierung des Spektrums von zu erwerbenden musikbezogenen Kompetenzen notwendig. Kompetenzen sind – aus pädagogischer Perspektive, und nur diese kann für eine Schule für alle (auch das meint der Begriff „allgemeinbildende Schule“) angelegt werden – keine Gegebenheiten, die unabhängig von jenen Personen definiert werden können, die diese Kompetenzen erwerben sollen bzw. wollen. Das gilt vor allem in Bereichen, in denen ästhetische Praxis, hier also musikalische Praxis, zentrales Moment von schulischem Unterricht werden soll bzw. ist. So wenig die zu erwerbenden Kompetenzen einer 12. Klasse mit denen einer 5. Klasse identisch sein können, ebenso wenig können die zu erwerbenden Kompetenzen einer 8. Klasse einer Hauptschule in einem sozial schwachen Gebiet mit den zu erwerbenden Kompetenzen einer. Gymnasialklasse in dem begüterten Stadtteil einer Großstadt in eins gesetzt werden.

Der soziale Gebrauch von Musik, wie dieser nicht erst nur unsere gegenwärtige

Gesellschaft charakterisiert, sondern eigentlich immer schon bestimmend gewesen ist, stellt besondere Anforderungen an Musiklehrerinnen und Musiklehrer. Genauer müsste man sagen: an deren Aus- und Weiterbildung. Als Ziel ihrer Ausbildung an Hochschulen und Universitäten, sowie der Fortbildungsmaßnahmen für ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer – es ist schon so häufig formuliert worden – kann nicht die individuelle Höchstqualifizierung im Bereich künstlerischer Praxis gesehen werden, sondern in dem komplexen Feld der Befähigung zur Vermittlung, und das heißt der „Zusammenführung“ von Menschen und Musik(en), nämlich der Qualifizierung für die Anregung anderer, hier: junger Menschen, zum Musikhören, zum Musizieren, ja auch zum Genießen von Musik. Diese Erfahrung des gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen lernenden

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Umgangs mit Musik sollte am Anfang des Studiums stehen aber auch das ganze Studium weiterhin bestimmen.

Schule als sozialer Ort verstanden, der institutionell gegründet und durch eine je

spezifische Organisationsform und curriculare Formation geprägt ist, bestimmt, wie oben angedeutet, Ort, Ausmaß und Gewicht von Musik in der Schule. Schule, als sozialer Ort verstanden, ist nicht hermetisch gegenüber dem sie umgebenden sozialen Feld abgeschlossen. Für Musikunterricht heißt das: Begreift man Musik in der Schule – gerade auch in der Form von Musikunterricht – als „substantiell nach außen offen“, dann folgt daraus, dass alle musikbezogenen Aktivitäten des sozialen Umfeldes, Musikschulen, Verbände, ortsspezifische musikalische Gruppierungen und Aktivitäten z.B. der jeweiligen Orchester usf. Beteiligungen an Musik in der Schule in einer Weise wahrnehmen können und müssen, die vor nicht allzu langer Zeit noch undenkbar waren. Diese Öffnung nicht nur prinzipiell zu bejahen, sondern auch weiterführend zu betreiben und institutionell abzusichern, dürfte wesentliche Aufgabe der nächsten Jahre sein.

Eine Einwirkung auf die soziale, ökonomische und politische Öffentlichkeit im Sinne

einer Bewusstmachung der zuvor genannten Bedeutung von Musik und von Musik bezogenem Lernen in der allgemeinbildenden Schule kann kaum intensiv genug erfolgen. Zwar gibt es viele Bekenntnisse, die Musikalische Bildung für unerlässlich halten. Geht es jedoch um die Bereitstellung von Ressourcen, die zu deren Verwirklichung in schulischen Kontexten erforderlich sind, dann erscheint oft betretenes Schweigen. Ansätze einer konstruktiven Aufnahme langjähriger und nachdrücklicher Hinweise nicht nur der Musikpädagogen, sondern weiter Kreise des gesellschaftlichen Lebens auf die Bedeutung von Musik und musikalischem Lernen für Kinder und Jugendliche in der Schule sind jedoch in der letzten Zeit auch im politischen Raume anzuerkennen. Solche Perspektiven nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, sondern immer wieder zeit- und situationsspezifisch angepasst zu formulieren, dieses hat sich der Deutsche Musikrat für die nächsten Jahre zur ureigensten Aufgabe gemacht.

Juni 2005

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Musik in der Ganztagsschule Der Deutsche Musikrat begrüßt den bildungspolitischen Willen, das System Ganztagsschule (in der gebundenen, halboffenen oder offenen Form) einzuführen. Diese Bestrebungen sind zu sehen vor dem Hintergrund des in den letzten Jahrzehnten eingetretenen gesellschaftlichen Wandels (Veränderung der ökonomischen Rahmenbedingungen, der Arbeitsmarktsituation, des sozialen Gefüges, der zunehmenden kulturellen Vielfalt in der Bundesrepublik Deutschland). Diese gesellschaftlichen Veränderungen wird auch die Schule in Rechnung stellen müssen. Das heißt, das System allgemeinbildende Schule wird sich zunehmend intensiver im Hinblick auf eine komplexer gewordene Gesellschaft in differenzierter Form öffnen müssen. Die Bildungspolitik hat Konsequenzen aus diesen Veränderungen u.a. in der Weise gezogen, dass sie erneut die Ganztagsschule (in den zuvor erwähnten Formen) in die öffentliche Diskussion eingebracht hat. Für Musik in der Schule bedeutet dieses beispielsweise, dass die gesamte vielgestaltige Breite der in unserer Gesellschaft vorhandenen musikalischen Praxen auch in der Schule ihren Ort haben muss und dass sie ein Moment ist, an der die Qualität von Schule überhaupt gemessen werden wird. Denn die in der musikalischen Praxis und Reflexion von den Schülerinnen und Schülern zu gewinnenden Fertigkeiten und Einsichten entscheiden über deren Bild von Musik in unserer Gesellschaft und überschreiten, wie wir inzwischen genauer wissen, den Bereich des „Nur-Musikalischen“. Insofern gewinnt auch der Begriff der „Musikalischen Bildung“ einen ganz neuen Inhalt. Aber nicht allein für das System allgemeinbildende Schule und für die darin verortete Musik zeichnen sich grundlegende Veränderungen ab. Die Ganztagsschule wird neue Lern- und Lehrformen in das System Schule einbringen u.a. auch dadurch, dass bisher in der Schule nicht vertretene, jedoch unabdingar notwendige ästhetische und pädagogische Perspektiven durch die Einbeziehung von unterschiedlichen Kooperationspartnern zur Geltung kommen. In diesem Zusammenhang ist nicht nur an eine Kooperation mit den Musikschulen gedacht, sondern auch an freie und institutionelle Partner aus der gegenwärtigen kulturellen Szene: Theater, Orchester, Chöre, Kirchen, Kulturbüros, Rundfunk und Fernsehen sowie freie Musikgruppen und Vereine bieten ein bisher nicht einbezogenes breites und perspektivenreiches Angebot für eine Zusammenarbeit mit der Schule. Mit den im Rahmen der Ganztagsschule ermöglichten neuen Lern- und Lehrformen verbindet sich andererseits gerade auch für Schülerinnen und Schüler ein bisher nicht ausgeschöpftes Erfahrungsspektrum. Denn außerschulisch geprägter Umgang mit Musik bildet ein notwendiges Pendant zum musikbezogenen Lernen in der Schule. Der DMR ist der Auffassung, dass die gebundene Form der Ganztagsschule durch die spezifische Form ihrer Struktur und Organisation (Variabilität des Zeitbudgets, Rhythmisierung des Schulalltags, erhöhte Flexibiltät und Planungssicherheit bei musikalischen Projekten) besonders gut die ihr zugedachten musikpädagogischen Aufgaben erfüllen kann. Der DMR hat auf seinem Kongress „Musik in der Ganztagsschule" vom 20. bis zum 22. Mai 2004 in Königstein folgende Leitperspektiven entwickelt, die es in der Entwicklung von Kooperationen mit außerschulischen Partnern zu berücksichtigen gilt. Diese angesteuerten Kooperationen können nicht in der Weise realisiert werden, dass der schulische Musiklehrer

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durch außerschulische Kooperationspartner bzw. der Musikunterricht durch Instrumentalunterricht (der durchaus ein Moment des Musikunterrichts sein kann) ersetzt wird.

Nachhaltigkeit Kooperationen können nicht darauf hinauslaufen, dass einzelne Highlights präsentiert werden, die Eventcharakter tragen, aber in ihrer Wirkung äußerst begrenzt sind. Vielmehr geht es darum, dass durch Kooperationen Projekte entstehen, die auf eine längerfristige Wirkung für „Musik in der Schule" und damit auch auf das Leben der betreffenden Schule insgesamt zielen.

Kontinuität

Kontinuität ist ein entscheidendes Moment der Bildung von nachhaltigen musik-pädagogischen Maßnahmen, die darauf abzielen, in den Kindern und Jugendlichen ein vielgestaltiges Bild von musikbezogener Erfahrung zu entwickeln und damit einen entscheidenden Beitrag zu einer neu formulierten Musikalischen Bildung leisten.

Qualitätsstandards

Qualitätsstandards können nicht von außen dekretiert werden, sondern müssen von den unterschiedlichen Partnern gemeinsam entwickelt werden. Sie orientieren sich entscheidend an der gesellschaftlichen Musikpraxis unserer Zeit und leisten damit ihren substanziellen Beitrag zu einem sinnvollen und verantworteten Umgang der Schülerinnen und Schüler mit Musik in ihrer ganzen Breite.

Integrative Formen der Kooperationen

Musikalisch-ästhetisches Lernen und Arbeiten zielt in gleichem Maße auf die Ausbildung von Handlungsfähigkeit und Reflexion. Ihre Mehrgestaltigkeit erzwingt ein kooperatives Handeln aller an den schulischen Erziehungsprozessen beteiligten Partner. Es lassen sich eine additive und eine integrative Form denken. Der DMR votiert für eine im Regelfall integrative Kooperation, die die Notwendigkeit der Mehrgestaltigkeit sicherstellt.

Entwicklung von Rahmenvereinbarungen

Kooperationen bedürfen in jedem Fall eines inhaltlichen und institutionellen Rahmens. Dieser ist in Absprache der Kooperationspartner untereinander herzustellen. Dabei ist daran festzuhalten, dass Spannungen zwischen den außerschulischen Musikpraxen und der Schule als Lernort für Schülerinnen und Schüler miteinander in Übereinstimmung gebracht werden. Diese Rahmenvereinbarungen müssen enthalten: Maßnahmen zur Absicherung der beteiligten Personen, insbesondere aber auch Garantien im Hinblick auf die Schülerinnen und Schüler für die Sicherstellung einer kontinuierlichen kooperativen Arbeit, sowie Aufgaben, Formen der Zusammenarbeit (hier insbesondere der Raumbelegungen und der vereinbarten Zeiträume), Pflichten und Rechte der beteiligten Personen und Institutionen.

Vernetzung von Initiativen

Die stärkere Einbindung von gesellschaftlichen Musikpraxen in die Ganztagsschule einerseits und die Öffnung der Schule in Richtung auf die daran beteiligten Partner andererseits macht eine Vernetzung aller Aktivitäten sowohl zwischen der Schule - als musikbezogener Lernort - und der an der musikpädagogisch verantworteten

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Ausgestaltung dieses Lernortes (mit)wirkenden Partner, aber auch der Partner untereinander sinnvoll und erforderlich. Hierbei lassen sich unterschiedliche Formen der Netzwerkbildung denken: Kontinuierliche Arbeitskreise, Koordinatoren, Internet-Portale usw.. Aufgerufen für die Netzwerkbildung sind die Schulen selbst, die Schulverwaltungen, die Verbände und Vereine.

Konsequenzen für die Aus-, Fort- und Weiterbildung

Von den angestrebten Kooperationen, von gemeinsam erstellten Rahmenvereinbarungen und von der Vernetzung unterschiedlicher Ebenen und Niveaus her gesehen kann die Ausbildung der Musiklehrerinnen und -lehrer nicht unberührt bleiben. Auch müssen zentrale wie dezentrale Fortbildungsveranstaltungen für bereits in der Schule Lehrende der veränderten Schulstruktur gerecht werden. Darüber hinaus ist auch an Weiterbildungsmaßnahmen für jene Personenkreise zu denken, die von außen in die Ganztagsschule hineinkommen und mit deren Struktur, ihrer spezifischen Form sowie der unterrichtlichen und ausserunterrichtlichen Organisation und deren Aktivitäten ursprünglich nicht vertraut sind.

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Mehr Musikvermittlung in Deutschland Positionspapier zur Fachtagung Musikvermittlung in Wildbad Kreuth im Mai 2006 Im Spannungsfeld von medialer Reizüberflutung, kommerziell begründeter Monotonie und ausfallendem Musikunterricht gewinnt die möglichst frühe Vermittlung musikalischer Vielfalt und des Umgangs mit Musik zunehmend an Bedeutung. Die Bandbreite, die sich aus dem kulturellen Erbe und der Vielfalt zeitgenössischer Ausdrucksformen ergibt, kann sehr individuelle Zugangsmöglichkeiten zur Musik eröffnen. Es steht in der Verantwortung aller politischen Entscheidungsträger, der Medien und der Musikschaffenden, möglichst differenzierte Zugänge zur Musik im Sinn einer humanen Gesellschaft zu ermöglichen. Vor diesem Hintergrund haben die Teilnehmer des Kongresses „Musikvermittlung“, veranstaltet vom Deutschen Musikrat, dem Bayerischen Rundfunk und der Hanns-Seidel-Stiftung, vom 02. bis 05. Mai 2006 in Wildbad Kreuth folgende Forderungen formuliert:

Schulen, Hochschulen, Musikschulen Es bedarf der Verankerung und Bereitstellung der Kapazitäten für ein verbessertes musisches Ausbildungsangebot für Erzieherinnen und Erzieher in Kindergärten. Es bedarf verbesserter Rahmenbedingungen und einer Aufwertung von Musik in der Schule. Die Hochschulen müssen einen Perspektivwechsel vollziehen durch stärkeren Praxisbezug in allen Bereichen der Musikausbildung und Öffnung für neue Entwicklungen und Berufsbilder. Es bedarf einer Verbesserung der finanziellen und organisatorischen Rahmenbedingungen für die außerschulischen Institutionen (z.B. Musikschulen und Musikvereine), damit diese sich neuen Aufgabenfeldern (interkulturelle Lernfelder, Musizierpraxen, Medienumgang) öffnen können.

Weitere Institutionen Es bedarf einer Vereinfachung der öffentlichen und privaten Förderstrukturen für freie Musikinitiativen. Voraussetzung dafür ist ein neues Verständnis von Partnerschaft der Beteiligten.

Orchester Musikvermittlung ist eine Pflichtaufgabe für Orchester und Musiktheater. Sie ist kein Ersatz für Musikerziehung in der Schule, sondern Unterricht an einem anderen Ort (Konzertbesuche, Opernbesuche und Workshops). Die Verantwortlichen in den Orchestern und den Musiktheatern sowie den Schulen und Bildungs- und Kulturbehörden müssen das Bewusstsein für die Notwendigkeit und den Wert von professioneller Musikvermittlung stärken und fördern.

Medien Alle Anbieter von Radio- und Fernsehprogrammen – und nicht nur die öffentlich-rechtlichen werden aufgefordert, die Programmangebote im Bereich der Musikvermittlung – hauptsächlich für Kinder und Jugendliche – zu erweitern und spezielle Sendeplätze sowie geeignete Sendeformen dafür anzubieten. Die Kultur- und Informationsprogramme müssen sich künftig verstärkt auch als Informations- und Kommunikationsplattform für das Musikleben in Deutschland verstehen.

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Im Zuge der neuen technischen Entwicklungen und der zunehmenden Verbreitung von Programmangeboten im Internet ist eine Flexibilisierung des Urheberrechts notwendig, um die Chancen von musikpädagogisch aufbereiteten Beiträgen im Internet zu erhöhen. Grundsätzliches zum Thema „Musikvermittlung“ von Hans Bäßler und Hermann-Josef Kaiser Möglichkeiten kultureller insbesondere musikalischer Erfahrungen hängen zu häufig von momentanen Zufällen ab und werden oft unkoordiniert angeboten, ohne dass die Zielrichtung und die Ortsbestimmung in einem gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang erkennbar sind. Hier sind Politik, Wirtschaft, und Zivilgesellschaft gemeinsam gefordert, neue Zusammenhänge zu entwickeln. Denn die Aufgabe einer postindustriellen Gesellschaft besteht nicht nur in der Schaffung ihrer materiellen Reproduktion, sondern auch in dem Entwickeln unterschiedlicher Formen der Selbstfindung und Selbstbestimmung ihrer Mitglieder. Wesentlichstes Medium für diese Selbstfindung und Selbstbestimmung ist das der Kultur, die sich in unterschiedlichen Praxen artikuliert. Sie werden nicht nur im Rahmen familiärer Lebenszusammenhänge gestiftet und gepflegt, sondern im zunehmenden Maße über gesellschaftlich organisierte und verantwortete Institutionen. Aus der Idee des Staates als ein geordnetes Gemeinwesen erwächst diesem die Verpflichtung, Räume zu definieren und zu sichern, innerhalb derer die Zivilgesellschaft ihre kulturellen Praxen realisiert. Insofern umfasst der Begriff Musikvermittlung nicht nur ein einzelnes Segment (wie z.B. die Musikpädagogik), sondern steht für das Gesamt all jener Praxen, in denen Musik geschaffen, präsentiert und aufgenommen wird. Darum bezieht sich Musikvermittlung keineswegs nur auf durch Tradition Überkommenes und Gesichertes, sondern ebenso auch auf das Neue, das Ungesicherte, das aufgrund seiner Aktualität noch Labile. Adressaten einer gesellschaftlich verantworteten Musikvermittlung entsprechen der gesellschaftlichen Breite und Vielfalt; das heißt, dass es weder eine Alterspräferenz der Vermittlung von Musik (z.B. nur für Kinder und Jugendliche) noch einen Ausschluss bestimmter Genres geben kann. Für die Politik folgt daraus, dass als Rahmenbedingung eine größtmögliche Chancengleichheit garantiert werden muss. Diese bezieht sich auf die unterschiedlichen Gruppierungen und auf spezifische Strategien. Formen der Vermittlung von Musik orientieren sich an kontinuierlichen Strategien (z.B. Unterricht in der Schule) ebenso wie an einzelnen punktuellen Impulsen, die ihrerseits in ein Gesamtkonzept münden müssen. Dieses Gesamtkonzept ist geleitet von der Idee größtmöglicher Nachhaltigkeit. Zu beachten ist zudem, dass die Formen der Vermittlung von Musik grundsätzlich von den jeweiligen Rezipienten und ihren bisherigen musikalischen Erfahrungen abhängen. Trugen in früheren Zeiten im Wesentlichen die Familie und der Staat die Verantwortung für die Vermittlung von Musik, so haben sich gerade in den vergangenen Jahren weitere

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ausgesprochen effizient arbeitende Träger für diese Aufgabe engagiert: Orchester, Chöre, Musikvereine, Medien, Stiftungen, freie Träger u.a.m. Leitende Vorstellungen für die Musikvermittlung hängen stets von den Selbstdefinitionen der jeweilig Verantwortlichen ab:

für die Politik ist dies die Idee eines geordneten Gemeinwesens

für die Wirtschaft Erhalt und Mehrung des privaten und gemeinschaftlichen Nutzens

für andere gesellschaftliche Gruppen und Institutionen eine Orientierung an ihren eigenen geschichtlich-sozialen-ästhetischen Bedingungen.

Sie alle eint die gemeinsame ethische Selbstverpflichtung, die darauf zielt, dass sich das Grundrecht auf den Selbstentwurf des musizierenden Menschen erst noch entwickeln muss und ständiger Überarbeitung und Reflexion bedarf. Dieses Grundrecht ermöglicht gelungenes Leben in einem demokratischen Gemeinwesen. Die Verantwortung der Politik, der Medien, der Wirtschaft und der Zivilgesellschaft zielt dementsprechend auf Rahmenbedingungen, innerhalb derer sich der Einzelne musikalisch entdecken und entwickeln kann. Wildbad Kreuth, 05. Mai 2006

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Rheinsberger Erklärung I Zusammenfassung Der Wert der Kreativität wird in der Wissensgesellschaft immer mehr an Bedeutung gewinnen. Den Creative Industries kommt dabei die entscheidende Schlüsselrolle zu. Musik erhält in diesem Zusammenhang besondere gesellschaftliche Relevanz für die Bildung in allen Bereichen der Gesellschaft, für die soziale Integration und für die Wirtschaft: primär im genuinen Musikbereich, sekundär in den damit vernetzten Wirtschaftsbereichen. Neu entstehende Berufsprofile verlangen neue Ausbildungsprofile und Curricula, die von den Hochschulen in Kommunikation und Koordination mit der Berufspraxis in einem permanenten Anpassungsprozess entwickelt werden müssen. Die Vernetzung mit dem qualifizierten Weiterbildungsbereich ist systematisch zu bedenken und zu suchen. Strategische Partnerschaften zwischen den relevanten öffentlichen und privaten Institutionen am Musikmarkt und im Musikleben müssen verstärkt realisiert und gefördert werden. Grundlegende Veränderungen der demographischen Situation und die Auswirkungen der Digitalisierung auf weltweiter Basis führen zu einem wesentlich größeren Wettbewerbs- und Kostendruck. Künstlerische Berufsausbildungen müssen durch obligatorische Module des Selbstmanagements und durch Kenntnisse der Marktmechanismen ergänzt werden. Die Musikhochschulen sind aufgefordert, Qualifikation und Zugangschancen von Studienbewerbern aus Deutschland zu verbessern. Die Potentiale des Musikmarktes und die Größe der Musikwirtschaft mit rund 300.000 Arbeitsplätzen fordern eine proaktive Wirtschaftspolitik heraus. Das Maß der Musikalischen Bildung in Deutschland bestimmt den Erfolg der Musikwirtschaft. Grundlagen für den Fortbestand Deutschlands als Musikland sind

der Erhalt der Orchester und Musiktheater sowie die Förderung freier Musikangebote,

die Stärkung des gesellschaftlichen Wertes von Musik,

der Erhalt und bedarfsgerechte Ausbau einer auf Kontinuität ausgerichteten Musikalischen Bildung vom Kindergarten bis zum Berufseinstieg und in allen Lebensaltern,

der Erhalt der kirchenmusikalisch-kulturellen Arbeit,

die Sicherung des Wertes der Kreativität,

die Sicherung des Urheber- und Leistungsschutzes,

der Erhalt und die Unterstützung des weltweit singulären Engagements der Zivilgesellschaft für das Musikleben.

Rheinsberg, 11. März 2007

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Präambel Der Wert der Kreativität wird in der Wissensgesellschaft immer mehr an Bedeutung gewinnen. Den Creative Industries kommt dabei die entscheidende Schlüsselrolle zu. Musik erhält in diesem Zusammenhang besondere gesellschaftliche Relevanz für die Bildung in allen Bereichen der Gesellschaft, für die soziale Integration und für die Wirtschaft: primär im genuinen Musikbereich, sekundär in den damit vernetzten Wirtschaftszweigen. Kulturelle Vielfalt ist einer der großen Standortvorteile für das Kreativland Deutschland. Kulturelles Erbe, zeitgenössische Ausdrucksformen einschließlich der populären Musik und der Umgang mit dem Reichtum anderer Kulturen sind ein wesentliches Kennzeichen der offenen, pluralistischen Gesellschaft, zu der die föderal geprägte kulturelle Infrastruktur auch in Zukunft wesentlich beiträgt. Musikberufe sind abhängig von gesellschaftlichen Entwicklungen, vom technischen Fortschritt, von künstlerischer Innovation, von ökonomischen Bedingungen und vom Musikverständnis der Zeit. Musikberufe prägen zugleich kulturelle Entwicklungen. Die veränderten Rahmenbedingungen eröffnen Musikberufen und den Creative Industries neue Chancen und lassen neue Berufsprofile entstehen. Nur durch den Wandel zu einer Kreativ- und Wissensgesellschaft auf der Basis der vorhandenen Potentiale erhält Deutschland die Chance einer optimierten Positionierung im internationalen Wettbewerb. Für die Musikberufe ergeben sich daraus neue Anforderungen an die Aus-, Fort- und Weiterbildung: Die Musikberufe werden nur eine Zukunft haben, wenn die Musikalische Bildung, insbesondere für Kinder und Jugendliche, durchgängig und qualifiziert gewährleistet ist. Damit kommt dem Berufsbild des Vermittlers für alle anderen Musikberufe eine zentrale Bedeutung zu, sowohl im schulischen als auch im außerschulischen Bereich. Der Wandel bestehender und die Entwicklung neuer Berufsfelder bedingt die unmittelbare Verknüpfung von Ausbildung und Praxis, die während des gesamten Studiums sichergestellt sein soll. Lebenslanges Lernen wird bei Musikberufen in Zukunft der Normalfall sein. Für die Ausbildung bedeutet dies, dass neben den jeweiligen Kernkompetenzen auch Qualifikationen in den Bereichen (Selbst-)Management und Marketing in die Studieninhalte einbezogen werden sollten. Dabei soll die Stärkung des Individuums, sein Leistungswille und seine soziale Kompetenz gleichwertig Beachtung erfahren. Musikberufe in Musikverlagen (Buch, Zeitschriften, Noten, Ton- und Bildträgern etc.) und Musikbibliotheken Ausgangssituation Verlage für Buch, Zeitschriften, Noten, Ton- und Bildträger und deren Autoren, Musikalienhändler, Musikbibliothekare und Musikjournalisten verstehen sich als Vermittler musikalischer Inhalte in jedweder Form (medienneutral). Ihr Erfolg ist ganz wesentlich von der Marktorientierung abhängig.

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Alle Tätigkeiten in diesem Bereich basieren auf dem Bewusstsein eines Bildungsauftrages. Wechselnd Käufer- und Nutzerbedürfnisse (Atomisierung der Interessen) verändern laufend den Markt und zwingen die Vermittler zu neuen Vertriebsformen und Medienangeboten. Neue Medien wie das Internet erlauben eine weltweite Verbreitung für kleinste Marktsegmente, die eine immer größere Rolle spielen werden (Individualisierung des Angebots). Grundlegende Veränderungen der demographischen Situation und die Auswirkungen der Digitalisierung auf weltweiter Basis führen zu einem wesentlich größeren Wettbewerbs- und Kostendruck. Eine Marktbehauptung ist nur möglich durch permanente Marktanalyse, Kundenorientierung und höchstmögliche Flexibilität. Geistiges Eigentum wird durch die Digitalisierung besonders verletzbar und bedarf daher eines umso stärkeren und durchsetzbaren Schutzes. Ausbildungsinnovation

Unverzichtbares Fundamentum Musikprofessionelles Studium, umfangreiche Repertoirekenntnis, Unvoreinge-nommenheit gegenüber allen Musikrichtungen aller Zeiten und Ethnien, Markt- und Zielgruppenorientierung

Ergänzungs- und Weiterbildungsmodule Der berufliche Einsatzbereich muss durch zusätzliche Qualifikationen, starken Praxisbezug, Kompetenztraining wie z.B. Notensatzprogramme, Foto-, Grafik- und Layoutprogramme, CRM (Customer Relation Management), Kundenorientierung wie der Besuch von Fachtagungen, Analyse von Nutzerverhalten und lebenslanges Lernen abgesichert werden.

Individuelle Eignung für diesen Beruf Musikalität, Stilempfinden, Kommunikationsvermögen, Konfliktbereitschaft, EDV-Kenntnisse, Zeitmanagement, Bereitschaft zur Verantwortungsübernahme, Abstraktionsvermögen, kaufmännisches Grundverständnis, gesamtwirtschaftliche Sichtweise.

Was ist zu tun? Man kann und darf nicht erwarten, dass die Probleme von anderen gelöst werden, sondern muss sich selbst in Veränderungsprozesse einklinken. Direkte Maßnahmen:

Marktforschung: Non-Buyers-Study initiiert durch alle Musikproduzenten, ausgeführt in Zusammenarbeit mit einem Forschungsinstitut.

Den Wert des geistigen Eigentums in der Schule zum Pflichtthema machen. Zielgruppe: Kultusministerkonferenz, Verbände

Einfordern der Ergänzung und Anwendung des Gesetzes zum Schutz des geistigen Eigentums.

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Nutzung des Internets als 24 Stunden offen stehendes Schaufenster (Plattform) für die gesamte Branche.

Fortführung der Tagung zur „Situation und Zukunft der Musikberufe“. Indirekte Maßnahmen:

Aktive Auseinandersetzung mit kulturpolitischer Stagnation, Depression bei den Kulturschaffenden, Bürokratie in der Kulturverwaltung.

Verbesserung der Akzeptanz von Introduktion in Musikkultur bei den Eltern. Fortbildungsoffensive für kompetente Musikvermittlung für Ausbilder in Kindergärten, um der Bildung von Hörbarrieren entgegen zu wirken.

a. In Grundschulen: Ausfallenden Unterricht temporär durch die Kooperation mit Musikschulen ersetzen.

b. Fortbildungsveranstaltungen für Lehrer zu den Themen: Kommunikations-vermögen, Konfliktbereitschaft, EDV-Kenntnisse, Zeitmanagement, kaufmännisches Grundverständnis, gesamtwirtschaftliche Sichtweise.

Musikberufe im Tätigkeitsfeld Rundfunk: Fernsehen, Hörfunk, Tonstudio, Tonträgerindustrie Ausgangssituation Im Tätigkeitsfeld Rundfunk, Fernsehen, Hörfunk, Tonstudio und der Tonträgerindustrie sind Musikberufe in den meisten Fällen nicht Ergebnis einer eindimensionalen Ausbildung. Mit Ausnahme des Diplomstudienganges der Tonmeisterausbildung liegt für die Vielzahl der Berufe im o.g. Tätigkeitsfeld eine klassisch-historische musikwissenschaftliche oder eine musikwirtschaftliche Ausbildung vor. Mit Blick auf den Wandel werden die traditionellen Curricula musikwissenschaftlicher Studiengänge die zukünftigen Anforderungen des Tätigkeitsfeldes nicht mehr ausreichend abdecken können. Von zukünftigen Studienabsolventen wird neben einem breiteren, fachlich fundierten Wissen zunehmend unternehmerisches Denken verlangt. Durch eine breitere Ausbildung werden Chancen für den Einstieg und Etablierung in dem o.g. Tätigkeitsfeld erhöht. Für den Rundfunk (Musikredakteur/ Musikjournalist) ergeben sich große Chancen für die „freien“ und „fest freien“ Mitarbeiter. Gute Ausbildung im musikwissenschaftlichen Bereich ist bereits vorhanden, jedoch gibt es von Seiten der Hörfunkanstalten eine hohe Kompetenzerwartung an den Studienabgänger im journalistischen Bereich. Hierunter fallen Anforderungen im Sprachbereich (Rhetorik), in Publiziertechniken, in journalistischen Fragestellungen u.v.a. Ziel muss sein, das Produkt Musik lustvoll verkaufen zu können. Durch arbeitsrechtliche Bestimmungen stellt sich die Arbeitssituation in diesem Berufsfeld für „freie“ und „fest freie“ Mitarbeiter kompliziert dar. In dem o.g. Tätigkeitsfeld wird sich vor allem das Anforderungsprofil des Tonmeisters ändern. Dieser muss auf dem freien Markt stärker als Unternehmen agieren. In seinen Händen liegt neben dem klassischen Feld der Produktion die Logistik, die Bereitstellung und Installation der Aufnahmetechnik und die Vermarktung seines neuen Produktes. Mit großer Gewissheit kann für die Zukunft festgehalten werden, dass Freiberuflichkeit zum Standard werden wird. Dementsprechend muss die Ausbildung die Fähigkeit unternehmerischen Denkens miteinschließen.

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Ausbildungsinnovation

Unverzichtbares Fundamentum Als Vorschläge zur Verbesserung einer zielorientierten, praxisnahen Ausbildung schlagen wir neben bestehenden Curricula folgende Basismodule als Ergänzung zum Fächerkanon vor: Instrumentale Kenntnisse und hinzuzufügende Basismodule zu bestehenden Studienmodulen

Veranstaltungsmanagement

Umfassende Stil- und Genrekenntnisse (auch Unterhaltungsmusik, populäre Musik, Folk- und Weltmusik, Jazz)

Strukturkenntnisse über den Musikmarkt

Kenntnisse der Medien und ihrer Eigengesetzlichkeit

Multimediale Kenntnisse

Kaufmännische Grundkenntnisse

Grundlagen der Musikrezeption

Grundlagen der Musikrezension

Vermittlungskompetenz

Kenntnisse journalistischer Vermittlungsformen

Selbstmarketing

Produktionsverfahren von Musik

Ergänzungs- und Weiterbildungsmodule

Rechtliche, ökonomische, sozialversicherungstechnische Kompetenzvermittlung

Berufspraktische Veranstaltungen Musikberufe im Konzertwesen (Künstler und Management), auf und hinter Bühnen (Musiktheater) und in freien Ensembles Ausgangssituation Die Zahl der auf den Markt strömenden Absolventen musikalisch künstlerischer Studiengänge übersteigt die Arbeitsplatzkapazitäten der staatlich subventionierten Kulturinstitutionen. Hieraus resultiert die Notwendigkeit einer individuellen, marktorientierten Profilierung. Diese neu entstandenen Berufsbilder in freiberuflicher Tätigkeit, die sich jenseits der traditionellen Festanstellungen bewegen, passen sich in kreativer Eigeninitiative den gegebenen Markterfordernissen an. Kulturelle Vielfalt ist der wichtigste Standortfaktor für das Kreativland Deutschland. Kulturelles Erbe, zeitgenössische Ausdrucksformen einschließlich der populären Musik und der Reichtum anderer Kulturen sind ein wesentliches Kennzeichen der offenen, pluralistischen Gesellschaft. Die föderal geprägte kulturelle Infrastruktur ist Voraussetzung für den Erhalt und Ausbau kultureller Vielfalt. Die veränderten Rahmenbedingungen eröffnen dem Musiker auch als Freiberufler und Teil der Creative Industries neue Chancen und neue Berufsfelder. Patchwork-Karrieren werden in Zukunft im Musikbereich eher die Regel als die Ausnahme sein.

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Ausbildungsinnovation Für die Aus-, Fort- und Weiterbildung der Musikberufe im Konzertwesen ergeben sich folgende Anforderungen:

Neben den jeweiligen Kernkompetenzen sollten auch Qualifikationen in den Bereichen (Selbst-)Management und Marketing in die Studieninhalte einbezogen werden. Dabei soll vor allem die Stärkung des Individuums, sein Leistungswille und seine soziale Kompetenz gleichwertige Beachtung erfahren.

Der Wandel bestehender und die Entwicklung neuer Berufsfelder bedingt die unmittelbare Verknüpfung von Ausbildung und Praxis, die während des gesamten Studiums sichergestellt sein soll.

Die Aufnahmeprüfungen sollten in erster Linie eine Potentialprüfung im Hinblick auf die angestrebten Berufsfelder darstellen.

Die Musikhochschulen sind aufgefordert, Chancengleichheit für deutsche Studienbewerber herzustellen.

Die Vermittlung einer musikspezifischen Sprach- und Verständniskompetenz analog der DSH-Prüfung Musik (vergleichbar für die technischen und wissenschaftlichen Ausbildungsgänge) soll umgehend umgesetzt werden.

Die Personalstrukturen an den deutschen Musikhochschulen müssen im Hinblick auf eine höhere Flexibilität reformiert werden. Frei werdende Professorenstellen sollen auf der Basis bestehender Vergütungsordnung künftig als befristete Beschäftigungs-positionen besetzt werden. Lehrbeauftragte müssen entsprechend ihrer Aufgabe angemessen honoriert werden.

Die Musikberufe werden nur eine Zukunft haben, wenn die Musikalische Bildung, insbesondere für Kinder und Jugendliche, durchgängig und qualifiziert gewährleistet ist. Damit kommt dem Berufsbild des Vermittlers für alle anderen Musikberufe eine zentrale Bedeutung zu, sowohl im schulischen als auch im außerschulischen Bereich.

Berufe im Veranstaltungswesen und in der Kulturarbeit der Kommunen Berufsfeld/ Tätigkeitsfelder

Veranstaltungswesen/ Veranstaltungsmanagement (privatwirtschaftlich, freiberuflich): Eventagenturen, FestivalorganisatorInnen etc.

Kulturarbeit in Kommunen (für das Panel: ohne Musikschulen, Theater und Orchester): Kulturverwaltung

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Ausgangssituation In den Kommunen wird insgesamt knapp die Hälfte aller öffentlichen Kulturausgaben aufgewandt. Davon wiederum machen die Ausgaben für den Bereich Theater/ Musiktheater den weitaus größten Teil aus – dort, wo es sie gibt. Die öffentliche Wahrnehmung, insbesondere in der Kulturszene und im Feuilleton wird dominiert von der Stadt- und Staatstheaterstruktur. Schon das Geschehen an Bespieltheatern, typischerweise in Klein- und Mittelstädten, wird außer im lokalen Zusammenhang nicht mehr wahrgenommen. Das kulturelle Geschehen „in der Fläche“ spätestens wird dominiert von ehrenamtlichen/ freiwillig gemeinnützigen Aktivitäten des Laienkulturwesens, insbesondere des Laienmusikwesens, das berufliche Möglichkeiten nur sehr eingeschränkt – durch nebenamtliche oder (bescheidene) Honorartätigkeiten – bietet. Kulturelle Kreativität entzündet sich häufig am Widerstand angesichts der bestehenden bescheidenen öffentlichen Strukturen, die zudem unter den Bedingungen der kommunalen Kulturausgaben als „freiwillige Leistung“ und der langfristigen Festlegungen von Ausgaben für ggf. bestehende „Großapparate“ der Theater und Orchester für den Bereich der freien Kulturarbeit ständig von Kürzungen bedroht sind. Nicht zuletzt hier setzen privatwirtschaftlich arbeitende Veranstalter an, die Einzelevents oder Festivals organisieren, die kulturelle (darunter sehr häufig musikalische) Projekte erfinden, die enorme Kreativität nicht nur in inhaltlicher Weise, sondern auch in der Finanzierung dieser Projekte entwickeln. Dabei sind der Phantasie in der Kombination von öffentlichen und privaten Veranstaltungs- und Finanzierungspartnern kaum Grenzen gesetzt. Berufliche Situation Das Veranstaltungswesen wird geprägt durch selbstständige/ freiberufliche Tätigkeit in der sog. flexiblen Wissensarbeit. Insoweit musikalische Veranstaltungen geplant und organisiert werden, bieten sich hier auch genuine Einsatzmöglichkeiten für MusikberuflerInnen.

Die Arbeit der kommunalen Kulturverwaltung wird gekennzeichnet durch a) das Bereitstellen von Ermöglichungsstrukturen und b) eigene Veranstaltungsorganisation. Kulturarbeit (und darunter auch musikalische Kulturarbeit) wird für Kinder und Jugendliche auf der kommunalen Ebene nicht nur aus dem Kulturamt betrieben und gefördert, sondern auch aus dem Jugendamt. Die Landesebene wirkt insoweit – wiederum im Bereich Kultur, Bildung und Soziales – auf die kommunale Ebene ein, als viele Aktivitäten auch hier mit Landeszuschüssen arbeiten.

Die hier in einer Mischung von inhaltlicher, organisatorischer und spezifisch verwaltungsmäßiger Arbeit vorhandenen Arbeitsplätze sind nicht für musikberuflich ausgebildete Personen spezifisch. Sie sind aber auch nicht ausgeschlossen, wenn sie passende Vorerfahrungen erworben haben.

Berufsfelder sowohl im Veranstaltungswesen als auch in den kommunalen Kulturverwaltungsstrukturen werden überwiegend durch Quereinsteiger besetzt.

Ausbildungsinnovation:

Unverzichtbares Fundamentum Solide musikwissenschaftliche und/ oder musikalische Fachausbildung

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Herausbildung eines weiten Musik- und Kulturverständnisses

Vermittlung von Kenntnissen und Erfahrungen, die die Kommunikation in unterschiedlichen sozialen und kulturellen Bezugsmilieus erlauben.

Lernen, dass sich auch Musik als Teil der Kultur und des Kulturbetriebes „auf dem Markt“ abspielt.

Ergänzungs- und Weiterbildungsmodule

Grundsatz: Rückkopplung und Kooperation zwischen Erst-Ausbildung, Weiterbildung und Praxis garantieren bzw. gestalten.

Balance zwischen musikalischer und musikwissenschaftlicher Fachausbildung sowie weiteren professionellen Schlüsselkompetenzen herstellen.

Vermittlung von Kenntnissen

öffentlicher Verwaltungsstrukturen und Finanzierungsbedingungen (Staat)

der Bedeutung Bürgerschaftlichen Engagements (Zivilgesellschaft/ Dritter Sektor)

der Bedingungen privatwirtschaftlich organisierter Unternehmen (Markt)

Individuelle Eignungsvoraussetzungen für diese Berufsfelder Kommunikationsfähigkeit zwischen verschiedenen sozialen und kulturellen Welten, Experimentierfreudigkeit, Risikobereitschaft, Kooperationsfähigkeit, Organisationstalent

Im Veranstaltungswesen: „Unternehmerqualitäten“ Musikpädagogische Berufe im Berufsfeld Schule, Musikschule, privater Musikunterricht, Kirchenmusik, Hochschulen Ausgangssituation Die Musikvermittlung in allen gesellschaftlichen Bereichen bildet die Säule für das Musikleben in Deutschland. Die demographische Entwicklung sowie strukturelle Veränderungen in der Gesellschaft stellen neben üblichen Standardinhalten zusätzliche Anforderungen an die Musikberufe. Diese fordern zu einer neuen differenzierten Zielgruppenorientierung heraus. Leitthesen Die Hochschulen müssen bei der Umstellung auf konsekutive Studiengänge die veränderten Berufsanforderungen in ihren Studienordnungen berücksichtigen. Dazu zählen u.a. die Vermittlung interkultureller Kompetenzen und die Weiterentwicklung einer fachspezifischen Instrumental-/ Vokaldidaktik mit eigenem Curriculum. Jeder Musiker und Musikpädagoge braucht sowohl Darstellungs- als auch Vermittlungskompetenzen sowie die Fähigkeit zur beruflichen Selbstorganisation. Die Anforderungen an Musikberufe verändern sich in zunehmend kürzeren Abständen. Das erfordert die Bereitstellung von und die Teilnahme an qualifizierenden Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen.

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Die gebundene Ganztagsschule ermöglicht die Integration von Unterricht und außer-unterrichtlichen Angeboten. Im Interesse einer qualitativ hochwertigen und nachhaltigen Musikausbildung ist diese Form der Ganztagsschule zu favorisieren. Dabei ist darauf zu achten, dass die gleiche Vergütung von Unterrichtsstunden wie an der Musikschule erfolgt. Strategische Partnerschaften zwischen den Institutionen (z.B. Hochschulen, allgemein bildenden Schulen, Musikschulen, Kirchen, Orchestern, freie Träger, Bibliotheken, Musikvereinen, Rundfunk) müssen verstärkt realisiert und gefördert werden. Zudem sind auch kooperative Modelle mit freiberuflichen Musikern möglich. Selbstständige musikpädagogische Berufsgruppen sollten sich zukünftig verstärkt in Fachverbänden organisieren, um wirkungsvoll vertreten zu werden. Scheinselbstständige Erwerbstätigkeit in den musikpädagogischen Berufen wird abgelehnt.

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Rheinsberger Erklärung II Verabschiedet im Schlussplenum des Expertenkongresses „Zukunft der Musikberufe II“. Die zweite Rheinsberger Erklärung baut auf den Empfehlungen der ersten Rheinsberger Erklärung vom 11. März 2007 auf. Deutschland hat nach wie vor im Ausland das Image, eines der führenden Musikländer der Welt zu sein: Wie der Endbericht zur Kreativ- und Kulturwirtschaft 2009 feststellte, hat sich die Lage im erwerbstätigen Markt der Kreativ- und Kulturwirtschaft erheblich positiver entwickelt als in der Gesamtwirtschaft. Dabei spielt die Berufsqualifizierung sowie die Berufsausübung eine besondere Rolle. Der Kongress beschäftigte sich mit folgenden Berufsfeldern in der Musikkultur, die zum Erhalt und zur Weiterentwicklung der Musikkultur beitragen, gleichwertig nebeneinander stehen:

künstlerische Berufe des Konzertwesens

musikpädagogische Berufe in verschiedenen Arbeitsfeldern

Berufe der Musikwirtschaft. Die Vernetzung und Kooperation dieser drei Berufsfelder ist zur Weiterentwicklung der Musikkultur wesentlich zu verbessern! Die Qualität der Berufstätigkeit wird wesentlich von der Ausbildung mitbestimmt. Die immer wieder gestellte Frage „Ist unsere heutige Ausbildung noch zeitgemäß?“ war auch auf dem Expertenkongress in allen Diskussionen gegenwärtig. Diese Fragestellung erhält eine besondere Aktualität vor dem Hintergrund der weltweiten Musikverbreitung, der Schwierigkeit des Schutzes des Urheberrechts im digitalen Zeitalter, der demographischen Veränderungen sowie der mit der Wirtschaftskrise verbundenen Sorge der Öffentlichen Hand, um den Erhalt der kommunalen Orchester und der so genannten freiwilligen Leistungen in der Musikkultur. Der Expertenkongress in Rheinsberg fokussierte sich auf zwei Berufsfelder:

Die Diskussion um die künstlerischen Berufe (Konzertwesen) konzentriert sich derzeit zu einseitig auf die Tätigkeit als Orchestermusiker und Solist. Dem gegenüber steht die Tatsche, dass der größte Teil der Absolventen künstlerischer Studiengänge an Musikhochschulen in freien Ensembles tätig ist, sich neue Märkte und Nischen erschließen muss, ebenso andere Tätigkeiten zur Existenzsicherung verbinden muss und auf diese Anforderungen nicht ausreichend vorbereitet ist. Patchworkexistenzen werden in Zukunft die Regel sein: Sie bieten Freiraum für Kreativität und neue Darbietungsformen sowie neue Perspektiven für wirtschaftlichen Erfolg.

Bei den musikpädagogischen Berufen besteht eine Diskrepanz zwischen gesellschaftlicher Erwartung und Ausgestaltung des konkreten Berufsprofils: Musikalische Bildung muss für jeden Menschen möglich sein. Die Absolventenzahlen können den Bedarf nicht decken, insbesondere fehlen Musiklehrer für allgemein bildende Schulen.

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Künstlerische Berufe (Bühne, Konzert) Die profunde künstlerische Ausbildung am Instrument oder für die Stimme ist unerlässliche Vorraussetzung. Künstlerische Studien brauchen Raum, um sich auf die hochgradige künstlerische Kompetenz und Interpretationsfähigkeit zu konzentrieren. Ergänzende Kenntnisse zur Vorbereitung auf die Berufswirklichkeit müssen angeboten werden: Studierenden wird auf diese Weise die Möglichkeit gegeben sich zu einem selbstgewählten Zeitpunkt oder an der Übergangsphase zum Berufseintritt entsprechende Kompetenzen erschließen zu können. Der Erfahrungsaustausch mit Alumni kann hierbei hilfreich sein während wiederum Alumni an den Hochschulen die Möglichkeit erhalten müssen Kompetenzen für neue Berufsanforderungen zu erwerben. Für die Hochschullehrer bedeutet dies verantwortlich gegenüber ihren anvertrauten Studierenden zu handeln und ihnen die erforderlichen Berufskompetenzen zu vermitteln. Künstlerische Tätigkeiten verlangen je nach Aufgabenfeld unterschiedliche Kompetenzen: So unterscheiden sich z.B. Kompetenzen eines Pop- und Rockmusikers (z.B. Performance, Arrangement, Medienkenntnis) von Berufsprofilen der so genannten „Klassik“ wesentlich in Bezug auf ihre Markterschließung. Für ausübende Musiker ist folgendes Kompetenzprofil durch die Hochschulen anzustreben:

musikalische Exzellenz

Professionalität im eigenen Beruf

Kommunikationsfähigkeit mit der Zielgruppe/Publikum, mit Vertragspartnern, mit Medien, mit Institutionen zur Weiterbildung

Fähigkeit zur Selbstorganisation und Selbstvermarktung

Bewusstsein über die eigene Lebens- und Karriereplanung in unterschiedlichen Lebensphasen

Kenntnisse der rechtlichen Rahmenbedingungen (GEMA, KSK, Urheberrecht, GVL, Vertragsrecht, Steuerpflicht u.s.w.)

Flexibilität gegenüber den Anforderungen der jeweiligen Tätigkeit sowie Grundverständnis in Randgebieten, wie z.B. postproduction.

Bewusstsein für die Notwendigkeit der sozialen Absicherung

Offenheit und Sensibilität für neue Entwicklungen in der Musik und Aufführungstechnik sowie für die Präsenz in neuen Medien

Ausformung einer eigenen künstlerischen Ausdrucksfähigkeit, einer authentischen Persönlichkeit sowie Inszenierung eines unverwechselbaren Images und Erscheinungsbildes

Kenntnisse von Techniken zum Erhalt der eigenen Leistungsfähigkeit Musikpädagogische Berufe Musikpädagogische Berufe dienen der Weitergabe der Musikkultur an zukünftige Generationen. Sie dienen sowohl der künstlerischen Tätigkeit, der Generierung eines Publikums, dem Erhalt einer musikalischen Breitenkultur, der Musikwirtschaft und dem sozialen Zusammenhalt der Gesellschaft. Sie sind charakterisiert durch künstlerische und pädagogische Eignung. Als unverzichtbar wird angesehen, dass Berufsfeldentwicklungen und Ausbildungsentwicklungen in geeigneter Form korrespondieren. Wie schon bei den

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künstlerischen Berufen gilt es, hier gleichfalls eine Balance zwischen der Sicherung des musikkulturellen Erbes und innovativen Musikpädagogischen Konzepten bzw. Vermittlungsformen zu finden. Wegen des permanenten Wandels der Musikkultur und der Zielgruppen musikpädagogischer Tätigkeiten, ist die regelmäßige Weiterbildung unverzichtbar, die von den Hochschulen in Kooperation mit den vielfältigen Akteuren des Musiklebens geleistet werden muss. Für musikpädagogische Berufe ist auf dem Hintergrund des demographischen Wandels eine neue Zielgruppe entstanden, z. B. die „Best Agers“, die über Geld, Zeit und Bildung verfügt und für deren Interesse am Musiklernen neue Vermittlungsformen entwickelt werden müssen. Musikalische Bildung findet stets im sozialen Kontext statt, z.B. durch frühfördernde, gewaltpräventive und integrative Projekte. Musikpolitisch werden folgende Forderungen erhoben:

vor dem Hintergrund des Defizits positive und motivierende Werbung für musikpädagogische Berufe

angemessene Vergütung in Bezug auf Berufsanforderung und Ausbildungshintergrund als Teil eines funktionierenden Wirtschaftskreislaufes

Verbesserung der Zusammenarbeit von musikalischen Bildungseinrichtungen

Sensibilisierung der Kultusministerkonferenz für die Bedeutung und - in Konsequenz - Verstärkung der Musikpädagogik und Didaktik an Hochschulen

Durchlässigkeit (Modularität) der verschiedenen Studiengangsprofile zur Erhöhung der Mobilität von Studierenden

Darüber hinaus hat der Expertenkongress nochmals betont: Für alle Musikberufsausbildungen ist die Vermittlung künstlerischer Erfahrung unerlässlich! Der Begriff „Musikvermittlung“ muss differenzierter diskutiert und verstanden werden!

Künstler vermitteln durch ihre Auftritte, durch Spiel und ggf. ergänzende Moderation Musikerfahrung.

Pädagogen vermitteln musikalische Kompetenz (Musikalische Bildung) an unterschiedliche Altersgruppen und leiten zum Musiklernen an.

Manager vermitteln Künstler. Künstler, Pädagogen und Wirtschaft arbeiten noch zu wenig vernetzt zusammen! Daher empfiehlt der Expertenkongress den Aufbau regionaler Netzwerke, bei denen Musikschule, Musikverein, allgemein bildende Schule, Kirche und Musikwirtschaft sich zusammenschließen, um kurzfristig nachhaltige Maßnahmen zur Verbesserung der regionalen Musikkultur zu entwickeln. Dies steigert auch die Konkurrenzfähigkeit der Regionen. Das Bewusstsein für die eigenen Traditionen und Werte unserer Musikkultur muss geschärft werden! Rheinsberg, 07. Juni 2009

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Sondershäuser Erklärung Positionspapier zur Musikpolitik in der föderalen Bundesrepublik Deutschland Ehrenamtliches Engagement In Zeiten zunehmend knapper Haushalte der öffentlichen Hand sind Staat und Gesellschaft in zunehmendem Maße auf das Engagement Freiwilliger im so genannten „Ehrenamt“ angewiesen. Insbesondere die Breitenförderung in der Musikkultur – vergleichbar dem Sport – basiert in ihrem Erfolg, ihrer Effizienz, ihrer Leistungssteigerung und ihrer Jugendarbeit vorrangig auf dem Engagement der Bürgerinnen und Bürger, die sich für den Erhalt und die Zukunftsgestaltung der Musikkultur in Deutschland einsetzen. Nur mit den Ehrenamtlichen können kulturelle Aufgaben von nationalem Interesse bewältigt werden, die der Staat allein niemals leisten und bezahlen kann. Der Deutsche Musikrat e.V. repräsentiert durch seine Mitgliedsverbände rund 8 Millionen Musik ausübende Bürgerinnen und Bürger in Deutschland. Nach Hochrechnungen aus wissenschaftlichen Studien zum Ehrenamt in der Musikkultur nehmen aus dieser Bevölkerungsgruppe rund 650.000 ehrenamtlich Tätige in der Organisation und in Vereinen Aufgaben wahr, die dem öffentlichen Interesse zum Erhalt der Musikkultur dienen. Diese Ehrenamtlichen schenken dem Staat und seiner Musikkultur durch ihre freiwilligen Arbeitsstunden (Bezugsgröße: Drucksache 13/5674 des Deutschen Bundestages; statistischer Durchschnittswert in damaliger Währung von 23,- DM) eine Wertschöpfung von 1,376 Milliarden EUR und legen noch eigenes Geld in mehrfacher Millionenhöhe pro Jahr dazu. Gegenüber dieser Wertschöpfung erweist sich der Förderbeitrag der Öffentlichen Hand als verschwindend klein und gut investiertes Geld mit hoher Effizienz. Die Motivation Ehrenamtlicher gilt der Sache und der Kommunikation in der Verwirklichung von musikalischer Arbeit – die dazu erforderlichen fundierte Kenntnisse im Haushalts- und Vereinsrecht und die Komplexität der Abrechnungsmodalitäten mit der Öffentlichen Hand überfordern zunehmend die Freiwilligen und bedürfen dringend der Verwaltungsvereinfachung. Damit ehrenamtliches Engagement für den Staat hoch effektiv eingesetzt und genutzt wird, bedarf es darüber hinaus der Betreuung und Unterstützung durch professionelle Fachkräfte. Dachverbände sichern ehrenamtliche Tätigkeit Ehrenamtliche Tätigkeit mit ihrer großen Wirkungsbreite und den vielfältigen Aktivitäten findet Koordinierung und Verankerung – in Bund, Ländern und Gemeinden – in den zuständigen Dachverbänden. Die in der Scheinfrage „Wozu brauchen wir Dachverbände?!“ schon implizite Antwort der Öffentlichen Hand, sich nur noch auf Projektfördermaßnahmen abseits eines Dachverbandes einlassen zu wollen, erweist sich daher in Bezug auf ihre Folgen als bürgerfeindlich und schädigend für das Gemeinwesen. Nur durch den Dachverband Deutscher Musikrat mit der Sachkompetenz seiner ehrenamtlich arbeitenden Bundesfachausschüsse, die alle Arbeitsbereiche und aktuellen Fragestellungen in der Musikkultur abbilden, ist die kompetente und repräsentative Gesprächspartnerschaft mit der Politik gegeben. Weiterhin bietet der Dachverband das einzige Regulativ gegenüber individuellen Verbandsinteressen bei der strukturellen Entwicklung der Musikkultur.

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Für den Deutschen Musikrat sind seine Projekte zentrales Medium für die musikpolitischen Botschaften und die Impulse zur Weiterentwicklung des deutschen Musiklebens. Die Projekte sind Maßnahmen, Motivation und Konkretion des Gestaltungsengagements des Deutschen Musikrats, seiner Mitglieder und seiner vielen Ehrenamtlichen. Eine für die Gewinnung dieser Ehrenamtlichen verantwortlich handelnde Politik muss sich dieser engen Korrelation bewusst sein. Die weltweite Bedeutung Deutschlands als Musikland ist seit über 50 Jahren maßgeblich auf die Arbeit des Deutschen Musikrates zurückzuführen. Es sind Maßnahmen von nationaler Bedeutung. Dazu gehören neben dem Beratungspotenzial für die Bundesregierung alle Fördermaßnahmen wie z. B. die künstlerische Nachwuchsförderung und Professionalisierung (Repräsentanz deutscher Künstlerinnen und Künstler auf den internationalen Podien), die Dokumentation deutscher Richtung weisender Kompositionen (CD-Reihe als kulturelles Gedächtnis der Nation), die Repräsentanz deutscher Musikkultur durch Ensembles im Ausland, die Förderung zeitgenössischen Musikschaffens sowie das Musikinformationszentrum als Datenbank des deutschen Musiklebens. Föderalismus, Bund und Länder Musikkultur in Deutschland findet in den Ländern, Städten und Gemeinden statt. Im föderalistischen Deutschland liegt die Kulturhoheit bei den Ländern; der Bund hat eher geringen Einfluss auf die regionale Kulturentwicklung. Auf Bundesebene – dies gilt auch für den Deutschen Musikrat – stehen Koordinationsaufgaben im Vordergrund und lassen sich nur Rahmenbedingungen schaffen, die auf dem Hintergrund der Kulturhoheit der Länder Empfehlungscharakter haben. Bundesweite Maßnahmen, bei denen Länder beteiligt sind, bedürfen der Bereitschaft der Länder zur Kooperation. In der Praxis der Musikförderung ergeben sich aus dieser Gegebenheit Föderalismus bedingte Konflikte, die durch das Ausschöpfen der Vorteile, die jedes der beiden Systeme bietet, möglicherweise eliminiert werden können. Konflikte in der Förderung entstehen z.B.,

weil die Länder insbesondere heute bei eigenen knappen Haushaltsmitteln nur ein geringes Interesse an der Mitförderung von Bundeseinrichtungen zeigen

weil bei bundesweiten oder internationalen Projekten wie zum Beispiel Wettbewerben auf Länderbasis Konflikte in der Zuständigkeit der Mittelbereitstellung sich hindernd oder verzögernd auswirken

weil die Koordination der Förderkriterien von Kulturstiftungen des Bundes und der Länder einer Verbesserung bedarf.

Für eine optimale Förderung des Musiklebens in Deutschland bedingen sich die Verantwortlichkeiten in Bund und Ländern gegenseitig. Diese Tatsache wird seit der Gründung der Bundesrepublik von allen Kulturverbänden gelebt. Regionale Zusammenschlüsse finden ihr Dach in Landesorganisationen und diese wieder in Bundesverbänden: Diese Struktur gilt für den professionellen Bereich wie für den Bereich der Laienkultur. Es handelt sich hier um ein System, das seine Funktionalität und Effizienz seit Jahrzehnten bewiesen hat, das die Bundesrepublik zu einem Kulturstaat gemacht hat, um den uns die Welt beneidet.

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Bundeseinrichtungen tragen einen bedeutenden Teil der über die Länder hinaus wirkenden Maßnahmen im Kulturbereich, deren Finanzierung ohne Bundesverantwortung gefährdet oder sogar unmöglich wäre. Im Bereich des Deutschen Musikrates wären bei einem Rückgang der Bundesverantwortung sämtliche vorhandenen Projekte gefährdet. Auch die gebündelte Sachkompetenz seiner Gremien und Ausschüsse, die ehrenamtlich zum Nutzen der Bundesrepublik tätig sind, werden dann nicht mehr wie in der Vergangenheit zur Verfügung stehen. Wir fordern die Stärkung des Ehrenamtes, die Partnerschaft von Bund und Ländern in der Musikkultur, sowie eine koordinierende Funktion auf Bundesebene. Sondershausen, 18. September 2004

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Eckpunkte der auswärtigen Musikpolitik des Deutschen Musikrates Selbstverständnis und Aufgaben Deutschland ist geprägt durch eine diverse Gesellschaft, in der vielfältige Herkunftskulturen beheimatet sind. Die Kultur ist eine zentrale Kraft für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Als weltweit größter Dachverband des Musiklebens repräsentiert der Deutsche Musikrat (DMR) als das Nationalkomitee der UNESCO für Deutschland rund 14 Millionen musizierende Menschen aus dem Amateur- wie dem Profibereich und trägt damit Mitverantwortung für die gesellschaftliche Entwicklung. Auf der Grundlage der Werte des Grundgesetzes, der UNESCO-Konvention Kulturelle Vielfalt, der DMR Satzung sowie seiner musikpolitischen Grundlagentexte versteht der DMR Musikpolitik als bedeutenden Teil von Gesellschaftspolitik. Die Auswärtige Musikpolitik gehört neben seiner musikpolitischen Arbeit und der impulsgebenden Förderung des musikalischen Nachwuchses im Inland zu seinen originären Aufgaben. Der DMR unterstützt deshalb den länderübergreifenden Austausch von Musikschaffenden sowie die internationale Kooperation zugunsten der Musikkultur zum Beispiel durch die Veranstaltung von bzw. die Teilnahme an internationalen Tagungen. Er arbeitet darüber hinaus in europäischen sowie internationalen Gremien mit. Er fördert den interkulturellen Austausch und Dialog im Geiste der Völkerverständigung etwa durch die Einbeziehung zahlreicher europäischer und außereuropäischer Länder in den Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ oder die regelmäßige Entsendung der DMR Klangkörper in das europäische und außereuropäische Ausland. Der DMR befördert aktiv die Idee eines gemeinsamen Europas als Einheit in der Vielfalt und macht dies beispielweise durch das Projekt European Workshop for Contemporary Music sichtbar. Ziele Wertevermittlung, Kulturaustausch und Information stehen im Mittelpunkt der auswärtigen Musikpolitik des DMR. Insbesondere wollen wir

strategische Partnerschaften zu musikpolitischen Themen bilden und bestehende Partnerschaften ausbauen

nachhaltig angelegte Begegnungen fördern

Information, Kommunikation und Beratung bereitstellen

zivilgesellschaftliche Strukturen in ausgewählten Ländern stärken Für die Wahlperiode 2017-2021 des Präsidiums wird sich der DMR im Rahmen seiner auswärtigen Musikpolitik schwerpunktmäßig mit den folgenden Regionen befassen:

Russland

Afrika

China

Österreich und Schweiz (DACH)

Frankreich und Polen (Weimarer Dreieck) Bonn, 22. Juli 2018

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Grünbuch des Deutschen Musikrates

Hintergrund Die Rahmenbedingungen für das Musikleben in Deutschland haben sich in den vergangenen Jahren verändert und in vielen Bereichen erheblich verschlechtert. Ob der überdurchschnittlich hohe Ausfall von Musikunterricht insbesondere in der Grundschule, die langen Wartelisten an öffentlichen Musikschulen durch deren unzureichende Finanzierung, der Raubbau an der kulturellen Infrastruktur zum Beispiel durch Orchesterschließungen oder Fusionen, der unzureichende Schutz des Urhebers, das wachsende Prekariat vor allem in den musikvermittelnden Berufen, die immer noch zu großen Hürden für das Bürgerschaftliche Engagement, die verpassten Chancen des digitalen Wandels oder die Handelshemmnisse für die Musikwirtschaft – die gesellschaftliche Wertzumessung für kreatives Schaffen erodiert. Diese Erosion wird noch verstärkt durch die zunehmende Ökonomisierung nahezu aller Lebensbereiche. Diese Entwicklungen werfen Fragen nach dem Selbstverständnis der öffentlichen Kultur- und damit auch der Musikförderung auf. Die gesellschaftliche Übereinkunft, dass Bildung und Kultur eine öffentliche Aufgabe, in öffentlicher Verantwortung und damit auch in überwiegend öffentlicher Finanzierung ist, schwindet. Aktueller Anlass für die Erstellung eines Grünbuchs zur öffentlichen Wertschätzung und Förderung des Musiklebens ist die sich verdichtende Debatte auf Kommunal-, Landes- und Bundesebene zu Förderkriterien und -strukturen. In der bisherigen Diskussion zeichnen sich zwei Entwicklungen ab:

Die von den Haushaltspolitikern vorgegebenen Deckelungen bzw. Kürzungen werden erstaunlich oft als gegeben angesehen. Dabei ist es in der viertstärksten Industrienation der Welt auch angesichts einer guten Wirtschaftslage mit sprudelnden Steuereinnahmen in erster Linie immer noch eine Frage der Prioritätensetzung, wo und wie die öffentlichen Mittel eingesetzt werden.

Die Diskussion um neue bzw. veränderte Förderkonzepte führt unter der angenommenen Prämisse, dass es keinen Aufwuchs bei dem Einsatz öffentlicher Mittel geben könne, zu einem verstärkten Verteilungskampf. Statt eine stärkere Prioritätensetzung bei den politischen Entscheidungsträgern einzufordern, lassen sich die Akteure innerhalb der Kulturszene auseinander dividieren. Beispiele für diese Kannibalisierung gibt es auf allen föderalen Ebenen.

Dabei ist der Zeitpunkt, jetzt eine Stärkung für den Musikbereich einzufordern, so günstig wie schon lange nicht mehr. Vor dem Hintergrund der guten Wirtschaftslage und in Anbetracht der kommenden Schuldenbremsen (2016 für den Bund und 2020 für die Länder), des 2019 auslaufenden Solidarpaktes sowie nach der Neukonstituierung von Bundestag und Bundesregierung ist es jetzt an der Zeit zu handeln und sich nicht gegeneinander ausspielen zu lassen.

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Ziele und Zielgruppen Ziel des Grünbuches ist es, die gesellschaftlichen Veränderungen der vergangenen Jahre und deren Auswirkungen auf das Musikleben aufzuzeigen sowie die Bedeutung der öffentlichen Musikförderung für die Weiterentwicklung unserer Gesellschaft wieder stärker in das öffentliche Bewusstsein zu rücken. Es setzt darüber hinaus Impulse für die zukünftige Kulturpolitik und Musikförderung und macht die Notwendigkeit einer höheren politischen Prioritätensetzung für die Investitionen in Bildung und Kultur deutlich. Mit dem Grünbuch wird ein Meinungsbildungsprozess angestoßen, der im Sinne der Zielsetzung die unterschiedlichen Interessenlagen mit einbezieht. Hauptadressaten sind neben den politischen Entscheidungsträgern auf Kommunal-, Landes- und Bundesebene die zivilgesellschaftlichen Institutionen und Kultureinrichtungen in Deutschland. Zudem sind alle Bürgerinnen und Bürger aufgerufen, sich an der Diskussion zu beteiligen.

Veränderungen der Rahmenbedingungen Das digitale Zeitalter, die zunehmende Ökonomisierung und Globalisierung, der Demografische Wandel und die Weiterentwicklung der Arbeitswelt sind einige der ausschlaggebenden Faktoren für die Veränderungen der Rahmenbedingungen im Musikland Deutschland. Die konkreten Entwicklungen bzw. aktuellen Ausgangslagen werden nachfolgend kurz dargestellt. a. Kulturelle Vielfalt

Die UNESCO-Konvention zum Schutz und zur Förderung der Vielfalt kultureller Ausdrucksformen ist eine Antwort auf die zunehmende Ökonomisierung nahezu aller Lebensbereiche. Im Zentrum steht dabei die Wahrung des Doppelcharakters von Kultur als Kultur- und Wirtschaftsgut sowie das Recht auf nationale Kulturpolitiken. Obwohl bereits über 120 Staaten diese seit 2005 geltende Konvention ratifiziert haben – darunter die Bundesrepublik Deutschland und die Europäische Union als Staatengemeinschaft – wird diese Konvention immer stärker durch die ökonomischen Liberalisierungsbestrebungen der Europäischen Union in ihrer Wirksamkeit beeinträchtigt. Das geplante Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA ist nur ein Beleg dafür.

Für den Deutschen Musikrat bildet die Kulturelle Vielfalt die Grundlage seines musikpolitischen Handelns. Angesichts der vor allem im politischen Sprachgebrauch und in den Medien verbreiteten Reduzierung auf den interkulturellen Bereich von Kultureller Vielfalt schlägt der Deutsche Musikrat die folgende Definition vor:

Kulturelle Vielfalt umfasst das kulturelle Erbe, die zeitgenössischen künstlerischen Ausdrucksformen und die Kulturen anderer Länder in dem jeweiligen Land,

Kulturelle Vielfalt steht für die Summe kultureller Identitäten und beschreibt einen Prozess in der Entwicklung unterschiedlicher kultureller Ausdrucksformen,

Kulturelle Vielfalt setzt kulturelle Teilhabe voraus.

Das Thema des Schutzes und der Förderung der Kulturellen Vielfalt ist, gemessen an der gesellschaftspolitischen Bedeutung, zu wenig präsent in der öffentlichen Diskussion. Die

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Umsetzung der UNESCO-Konvention wird bisher nur in Ansätzen realisiert. Darüber hinaus wird die Konvention auf allen föderalen Ebenen viel zu selten als Berufungs- und Handlungsgrundlage genutzt. Für die wirksame Umsetzung der Konvention bedarf es der „Übersetzung“ in konkretes bildungs-, kultur- und gesellschaftspolitisches Handeln.

b. Musikalische Bildung

Angemessene Rahmenbedingungen für Institutionen Musikalischer Bildung bilden die Basis für eine musik- und kulturinteressierte Gesellschaft und sind daher essenziell für die Bewahrung des lebendigen Musiklandes Deutschland. Die Musikalische Bildung vereint ein weit verzweigtes Netzwerk an Akteuren in Kindergärten, Schulen, Musikschulen, Musikhochschulen, Universitäten, Fachhochschulen, Musikakademien, Musikvereinen und Kirchen. Dabei garantiert vor allem der Musikunterricht an der allgemein bildenden Schule allen Kindern und Jugendlichen die Teilhabe an Musikalischer Bildung. So grundlegend und weit verzweigt die Musikalische Bildung in Deutschland ist, so groß sind die Herausforderungen zur Sicherung der Rahmenbedingungen. Die hohe Anzahl an ausfallendem Musikunterricht an Schulen bzw. fachfremd erteilten Stunden sowie die Kürzungen in Stundentafeln oder Zusammenlegungen zu ästhetischen Fächerverbünden stellen ein großes Problem für eine qualifizierte und kontinuierliche Musikalische Bildung dar. Musikschulen, freiberufliche Musikpädagogen und deren Schüler leiden gleichzeitig unter den Auswirkungen der Schulzeitverdichtung und können Musikunterricht – wenn überhaupt – nur unter großem Stress aufrechterhalten. Durch diese Verdichtung wird die kreative Entfaltung der Kinder und Jugendlichen gehemmt. Einführungen von Fächerverbünden, wie z.B. „Ästhetische Bildung“, führen zur Deprofessionalisierung und Entfachlichung der Lehrerausbildung und damit zum Verlust von Qualität und Kontinuität im Musikunterricht. Frühe Musikalische Bildung in der Kindertagesstätte wird weder qualitativ ausreichend, noch systematisch und flächendeckend ermöglicht. Hinzu kommt die Notwendigkeit, vermehrt musikpädagogische Inklusionsangebote zu realisieren. Inklusionsziele und Inklusionserfordernisse können jedoch nicht angemessen berücksichtigt werden, solange der entsprechende zeitliche Raum und die fachliche Basis dafür fehlen. Darüber hinaus wird Breitenförderung als Fundament für Spitzenförderung in ihrer Bedeutung zu wenig berücksichtigt. So wird derzeit die Vernetzung von kommunal verantworteten öffentlichen Musikschulen und anderen lokalen Kulturträgern (freie/private Musikschulen, freiberufliche Musikpädagogen, Chöre, Musikvereine etc.) mit allgemein bildenden Schulen in der kommunalen Bildungslandschaft nicht ausreichend gefördert. Weiterhin erhält das freiberufliche Engagement von Musikern, die sogenannte „zweite Säule“ der außerschulischen musikalischen Jugendbildung, bei aktuellen Fördermodellen noch nicht die angemessene Berücksichtigung, um Chancengleichheit für Kinder und Jugendliche sicher zu stellen. Werden die Rahmenbedingungen für die Musikalische Bildung nicht nachhaltig verbessert, führt dies zu einem irreparablen Schaden für das Musikland Deutschland. c. Kulturelle Infrastruktur 131 öffentlich finanzierte Kultur-, Rundfunk- und Kammerorchester (davon 83 Musiktheater), rund 950 öffentliche Musikschulen und ein dichtes Netz musikalischer Bildungs- und Ausbildungsinstitutionen, über 500 Musikfestivals und die vielfältigen Laienensembles und -gruppen stehen für ein lebendiges Musikland. Die Dichte und Ausgestaltung an kulturellen

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Angeboten ist deutschlandweit jedoch sehr unterschiedlich. Kulturhauptstädten, Metropolen und Ballungsräumen mit einer enormen Vielfalt und Masse an kulturellen Angeboten stehen ländliche Regionen mit überwiegend bürgerschaftlich organisierten Musikangeboten gegenüber. Und oft sind es gerade die ländlichen Regionen, in denen die kulturelle Infrastruktur aufgrund von Sparzwängen weiter beschnitten wird. Auch weltpolitische Einschnitte nehmen Einfluss auf das Musikleben. So erfolgte nach der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 ein großer Umbruch in der Orchesterlandschaft. Viele Orchesterträger sahen sich aufgrund von Finanzierungsproblemen zu Verkleinerungen, Fusionen oder gar Schließungen gezwungen. Diese Entwicklung hält bis heute im gesamten Bundesgebiet an und stellt eine Bedrohung für die weltweit einzigartige Orchesterlandschaft in Deutschland dar. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk trägt mit seinen 9 Landesrundfunkanstalten, den Sendeanstalten von Deutschlandradio sowie als Träger von 12 Rundfunkorchestern, 4 Big Bands und 7 Rundfunkchören in erheblichem Maße zur kulturellen Infrastruktur in Deutschland bei. Darüber hinaus ist die Deutsche Welle mit ihrem Programm im Ausland auch ein Kulturbotschafter Deutschlands. Trotz der essenziellen kulturellen Grundversorgung, die der öffentlich-rechtliche Rundfunk übernimmt, sind seine Aufgaben, Verantwortungsbereiche und vor allem seine Finanzierung immer wieder Gegenstand kritischer öffentlicher und politischer Diskussionen. Ein großes Risiko für die Sicherung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und damit der kulturellen Infrastruktur stellen dabei grundlegende Fragen der Existenzberechtigung dar. Die zahlreichen Stimmen, die sich für die Abschaffung des verpflichtenden Rundfunkbeitrages aussprechen, und damit den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in seiner Vielfalt und Existenz bedrohen, bringen entsprechend auch einen Grundpfeiler unserer kulturellen Infrastruktur ins Wanken. d. Ehrenamt Mit schätzungsweise 7 Millionen musizierenden Menschen und davon rund 4 Millionen ehrenamtlich Engagierten ist das Laienmusizieren eine der größten Bewegungen des Bürgerschaftlichen Engagements in Deutschland und trägt in erheblichem Maße zur Vielfalt unseres Musiklebens bei. Hochrechnungen aus regionalen Umfragen ergaben, dass allein die Chöre in Deutschland jährlich über 300.000 Konzerte für rund 60 Millionen Zuhörer veranstalten (Antwort der Bundesregierung auf die Große Anfrage zur Situation der Breitenkultur in Deutschland. Bundestagsdrucksache 15/4140). Die beiden Enquete-Kommissionen des Deutschen Bundestages – zur „Zukunft des Bürgerschaftlichen Engagements“ (1999-2002) und zur „Kultur in Deutschland“ (2003-2007) – beleuchteten die Bedeutung ehrenamtlicher Arbeit im Kulturwesen und sprachen zahlreiche Handlungsempfehlungen aus. So wurden 2007 die „Gemeinnützigkeitsreform“ und 2012 das „Gemeinnützigkeitsstärkungsgesetz“ vom Deutschen Bundestag verabschiedet. Jedoch reichen diese ordnungspolitischen Anreizsysteme zur Förderung des Ehrenamtes nicht aus. Ehrenamtsträger werden nach wie vor mit bürokratischen Hürden und Haftungsrisiken konfrontiert. Hinzu kommt die Verdichtung des Lebensalltages, die in zunehmendem Maße zu einem Rückgang des Bürgerschaftlichen Engagements in Deutschland führt. e. Soziale Sicherung in den Musikberufen

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Im Musikleben Deutschland gibt es eine große Vielfalt und Ausdifferenzierung an Berufsfeldern, die einem ständigen Wandel ausgesetzt sind. Zahlreiche Musiker, Dirigenten, Pädagogen, Musiktheoretiker und Musikwissenschaftler sowie Verlagslektoren leben aufgrund von niedrigen Gagen, Zeitverträgen und mangelhaften sozialen Absicherungen am Rande des Existenzminimums und driften in Richtung Altersarmut. Das von der KSK ermittelte Durchschnittsjahreseinkommen von Musikern in Höhe von € 12.000 ist ein dramatischer Ausgangspunkt für die Sicherung der Musikberufe in Deutschland. Für die festangestellten Orchestermusiker gilt dies nicht in vergleichbar dramatischer Weise, doch mussten in den vergangenen Jahren für eine stetig steigende Zahl von Orchestern – insbesondere im Osten Deutschlands – Haustarifverträge geschlossen werden, welche mit weitgehenden Lohneinbußen einhergingen. Die insgesamt sinkende Attraktivität von Musikerberufen führt zur Nachwuchsproblematik, z.B. in der Musikschulpädagogik oder der Kirchenmusik. Verstärkt wird diese Tendenz durch die Deprofessionalisierung der Ausbildungsgänge aufgrund von nicht-adäquaten Rahmenbedingungen. Der in der Koalitionsvereinbarung festgelegte Erhalt der Künstlersozialkasse (KSK) und die Stabilisierung des Beitragssatzes sind vor diesem Hintergrund wichtige Schritte. Das Problem des wachsenden Prekariates insbesondere in den musikvermittelnden Berufen bedarf aber weiterer Maßnahmen. f. Digitaler Wandel und Urheberrecht Am Anfang jeder kreativen Entwicklung steht der Urheber. Bevor Musik gespielt wird, muss sie geschaffen werden. Trotz dieser – simplen – Erkenntnis ist das künstlerische Schaffen in Deutschland durch den rapiden Verfall in der Wertschätzung kreativen Schaffens stark gefährdet. Die derzeitigen Rahmenbedingungen sind bei weitem nicht ausreichend, um den Lebensunterhalt der Urheber in Zukunft zu sichern. Das Bundesjustizministerium steht in der Verantwortung, die dringend notwendigen Anpassungen im Urheberrecht mit dem 3. Korb voran zu treiben. Seit Jahren warten Urheber, Verwertungsgesellschaften, Musikindustrie und Zivilgesellschaft auf den Entwurf dieses Korbes – bisher vergeblich. Ohne die schöpferischen Leistungen der Autoren mit den entsprechenden existenzsichernden Rahmenbedingungen ist eine geistige und kulturelle Entwicklung der Gesellschaft kaum möglich. Die Digitalisierung beeinflusst nahezu alle Lebensbereiche und verändert zunehmend unser Denken und Handeln auch in kultureller Hinsicht. Die daraus entstehenden Chancen, die für eine kreative Gesellschaft erwachsen können, sollten im Vordergrund der Problemlösungen stehen. Die Auseinandersetzungen zwischen den unterschiedlichen Interessensgruppen schaden dem gemeinsamen Anliegen, die Leistungen Kreativer angemessen und damit mindestens existenzsichernd honorieren zu können. Das Ziel, jeder Bürgerin und jedem Bürger kulturelle Teilhabe unabhängig von seiner sozialen und ethnischen Herkunft zu ermöglichen, darf nicht dazu führen, dass Kreativität nicht mehr angemessen vergütet wird. Schrankenregelungen sind – auch EU-weit – ausgewogen zu gestalten. Die Absicht der großen Koalition, das Bewusstsein für den Wert kreativen Schaffens zu stärken, erfüllt eine langjährige Forderung des Deutschen Musikrates, den Schutz des Urhebers nicht nur auf juristische und verbraucherorientierte Fragen zu reduzieren. Ähnlich der Verkehrskampagnen in den 1970er Jahren bedarf es darüber hinaus einer kontinuierlichen

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und qualitätsgesicherten Kulturellen und damit auch Musikalischen Bildung vor allem in den Kindertagesstätten und der allgemein bildenden Schule. Wer selbst kreative Prozesse in den prägenden Kinder- und Jugendjahren erfährt, wird bewusster mit den kreativen Leistungen Anderer umgehen. g. Demografischer Wandel

Bis zum Jahr 2050 wird die Bevölkerung in Deutschland um rund 7 Millionen Menschen auf insgesamt 75 Millionen schrumpfen. Zeitgleich wird sich der Altersquotient bis 2050 verdoppeln, was bedeutet, dass 100 Personen im erwerbstätigen Alter etwa 80 Senioren gegenüber stehen. Den gesellschaftlichen Änderungen durch den Demografischen Wandel und ihren Problemen – wie die zunehmende Vereinsamung älterer Menschen – wird noch nicht ausreichend Rechnung getragen. Dabei kann gerade die Musik Chancen eröffnen, die kreativen Potenziale älterer Menschen in viel stärkerem Maße als bisher zu entfalten und auch in die Gesellschaft einzubringen. Eine Inklusion, Teilhabe und Zugangsoffenheit für ältere Menschen wird jedoch aufgrund der fehlenden Rahmenbedingungen und politischen Prioritätensetzung noch nicht durchgängig gewährleistet.

Öffentliche Förderung des Musiklebens

a. Entwicklung Die öffentliche Förderung des Musiklebens ist historisch gewachsen und eng mit dem Föderalismus in Deutschland verbunden. So tragen im Sinne der Kompetenzregelung und politischen Eigenständigkeit die Kommunen nach wie vor den Hauptanteil an den öffentlichen Kulturausgaben, gefolgt von den Ländern. Die oftmals betonte „Kulturhoheit der Länder“ steht dabei für die Gesetzgebungszuständigkeit der Länder im Bereich der Kultur. Die Frage, inwieweit der Bund in diese Zuständigkeit der Länder eingreifen darf, ist immer wieder Thema öffentlicher Diskussionen. Mit der Einführung eines Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien 1998 wurde der Stellenwert von Kultur auf Bundesebene deutlich angehoben. Statt des Innenressorts ist die Kulturpolitik seither in die Zuständigkeit des Kanzleramtes gewechselt. Parallel dazu entstand der Ausschuss für Kultur und Medien, der Fragen kultureller Angelegenheiten auch im Bundestag angemessen verankerte. Seit dieser Umstrukturierung Ende der 1990er Jahre erfuhr die Kulturpolitik einen deutlichen Aufschwung, was sich auch durch die Erweiterung des Fördervolumens für kulturelle Einrichtungen und Projekte auf Bundesebene darlegte. Gleichzeitig müssen die Kommunen und Länder zunehmend mit sinkenden Etats arbeiten. Darunter leidet gerade die Kultur als sogenannte „Freiwillige Aufgabe“. So teilen beispielsweise öffentlich geförderte Theater, Orchester und Musikschulen die finanzielle Notlage der Kommunen. Seit der Wiedervereinigung Deutschlands sind 37 Orchester durch Fusionen oder Schließungen von der kulturellen Landkarte verschwunden (Stand August 2013), die Zahl der öffentlichen Musikschulen hat sich durch Fusionen von 1.060 (um 1995) auf heute knapp 950 reduziert.

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Erschwerend kommt hinzu, dass mit der Föderalismusreform II die Kooperation von Bund und Ländern weiter erschwert wird. Der Bund darf lediglich kulturelle Institutionen und Projekte mit bundesweiter Bedeutung fördern. Die Kommunen leiden damit einmal mehr unter erschwerten Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Förderung des Musiklebens. Schließlich besteht weiterhin die Tendenz auf allen öffentlichen Handlungsebenen, institutionelle Förderungen zugunsten von Projektförderungen abzubauen. Damit sinken tendenziell die Zukunftsfähigkeit und die Professionalität in der Musikkultur, insbesondere der Musikvermittlung. b. Aktueller Stand

Zahlreiche Berufungs- und Handlungsgrundlagen wie wissenschaftliche Studien, Appelle und Resolutionen sowie Veranstaltungen und Publikationen – speziell der zivilgesellschaftlichen Verbände – vermitteln seit Jahren breite und aktuelle Anforderungsprofile für das Musikleben in unserer Gesellschaft. Doch umgesetzt werden die alten und neuen Forderungen absolut unzureichend. So sind viele Handlungsempfehlungen der Enquete-Kommission „Kultur in Deutschland“, die im Abschlussbericht 2007 niedergelegt wurden, nicht nur immer noch aktuell, sondern zu großen Teilen auch bis heute unerledigt. Neben der adäquaten finanziellen Ausstattung von Musikeinrichtungen liegt es auch im politischen Verantwortungsbereich, angemessene Rahmenbedingungen zu schaffen. So ist die Realisierung von Kooperationen zwischen schulischen und außerschulischen Bildungsträgern ebenso essenziell wie die Sicherung des Fachunterrichtes in der allgemein bildenden Schule und die soziale Absicherung der Künstler, z.B. durch die Sicherung und adäquate Weiterentwicklung der KSK. c. Perspektiven Für die Zukunft der öffentlichen Musikförderung spielt die gesellschaftliche und politische Übereinkunft, dass unser Musikleben des Schutzes und der Förderung bedarf, eine entscheidende Rolle. Dies setzt eine öffentliche Debatte zur Bedeutung der musikalischen Vielfalt voraus, die intensiviert werden muss. Der politischen und verwaltungsrechtlichen Beziehung zwischen Bund, Ländern und Kommunen kommt eine Schlüsselposition hinsichtlich der Förderung des Musiklebens zu. Darüber hinaus wird die Einbindung in den internationalen Rahmen – sei es durch EU-Förderungen oder eine staatenübergreifende Einigung zum Urheberrecht – zukünftig immer mehr Gewicht bekommen. Diese Einbindung kann jedoch nur erfolgreich gelingen, wenn die politische Prioritätensetzung auf allen föderalen Ebenen klar für die Musik in unserem Land gesetzt wird. Ohne eine angemessene politische Wertzumessung und Prioritätensetzung zugunsten der Musik, kann das Musikleben in Deutschland in seiner Vielfalt und Dichte nicht bestehen bleiben. Jahrhundertelang gewachsene Traditionen, neue kreative Ausprägungen und Strömungen sowie der Austausch und die Durchdringung mit Kulturen anderer Länder sind ein Schatz, der in seiner Bedeutung für die Gesellschaft von Politikern und Entscheidungsträgern noch zu oft verkannt wird.

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Fragenkatalog

Im Folgenden sind zahlreiche Leitfragen zur Ausgestaltung der öffentlichen und politischen Diskussion formuliert. Stellungnahmen und offizielle Beantwortungen richten Sie bitte bis Freitag, 23. Mai 2014 an das Generalsekretariat des Deutschen Musikrates Die Veröffentlichung der Rückmeldungen erfolgt anlässlich des Tages der Musik am 13. Juni 2014. Ein weitergehender Diskurs ist intendiert. a. Allgemein

Welchen Stellenwert nimmt Musik im öffentlichen und politischen Bewusstsein ein? Welche Rolle spielt die öffentliche Musikförderung für die Zukunftsfähigkeit unserer

Gesellschaft? Wie sieht zukünftig eine erfolgreiche und realisierbare öffentliche Musikförderung aus? Welche Maßnahmen müssen zur Änderung der politischen Rahmenbedingungen

umgesetzt werden (z.B. Aufhebung des so genannten Kooperationsverbotes)? Ist eine Unterteilung in Projektförderung und institutionelle Förderung noch zeitgemäß? Wie sieht die ideale Beteiligung des Bundes an öffentlicher Musikförderung aus? Wie muss das Verhältnis zwischen Bund, Ländern und Kommunen gestaltet werden,

damit der Anspruch aus der Koalitionsvereinbarung „Kultur für alle“ realisiert werden kann?

Wie können Kommunen dauerhaft in die Lage versetzt werden, die bildungskulturellen Einrichtungen, wie z.B. Orchester, Theater und Musikschulen, vor Ort adäquat finanziell auszustatten?

Welche Gesetzesänderungen sind von Seiten des Bundes und der Länder notwendig? Welche Unterstützung sollen zivilgesellschaftliche Organisationen für die kommunale

Kulturarbeit leisten? b. Kulturelle Vielfalt

Wie kann die Umsetzung der UNESCO-Konvention zum Schutz und zur Förderung der Kulturellen Vielfalt politisch und zivilgesellschaftlich erfolgreicher gestaltet werden?

Welche Maßnahmen sind nötig, um die Vielfalt kultureller Ausdrucksformen bis in die regionalen Ebenen hinein zu schützen und zu fördern?

Welche politischen Maßnahmen müssen auf Bundesebene realisiert werden, um die Kulturelle Vielfalt in unserem Land dauerhaft zu sichern und zu fördern?

Welche Impulse setzt der Bund bereits mit Projekten und Initiativen und wie sollten diese ausgebaut werden?

Ist die Definition des Deutschen Musikrates von Kultureller Vielfalt zutreffend? Falls nein, welche Ergänzungen bzw. Änderungen gibt es?

Wie kann die umfassende Definition von Kultureller Vielfalt und deren Bedeutung besser im öffentlichen Bewusstsein verankert werden?

Welche Positivbeispiele gibt es in den Ländern und Kommunen für die Förderung unterschiedlicher Musikstile und Musikgenres (Klassik, Neue Musik, Jazz, Rock, Pop, World Music etc.)?

Welche Negativbeispiele liegen vor? Wie sind diese begründet und wie können sie behoben werden?

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c. Musikalische Bildung

Wie kann dem überdurchschnittlich hohen Ausfall bzw. fachfremd erteilten

Musikunterricht an Schulen entgegen gewirkt werden? Wie kann der Fachunterricht in Musik an der allgemein bildenden Schule in der

Stundentafel fest verankert werden? Wie können Eltern, Lehrer, Schulleiter sowie Kommunal- und Landespolitiker davon

überzeugt werden, dass Musik kein Orchideenfach, sondern essenzieller Bestandteil der allgemeinen Bildung und Grundlage für eine ganzheitliche Identitätsentwicklung ist?

Welche politischen Maßnahmen sind nötig, um die Zusammenarbeit der Kommunen, Länder und des Bundes im Bildungsbereich zu optimieren?

Wie können Kooperationen zwischen schulischen und außerschulischen Bildungsträgern intensiviert werden? Welche ordnungspolitischen Schranken müssen überwunden werden?

Wie können Kooperationen mit Kindertagesstätten, Schulen etc. realisiert werden, ohne dass dabei die unverzichtbare musikalische Individualbildung vernachlässigt wird?

Wie kann die weitere Erosion der Grundfinanzierung von Musikhochschulen verhindert werden?

Wie werden die Musikhochschulen in die Lage gesetzt, weiterhin eine qualifizierte Ausbildung für künstlerische und nicht-künstlerische Musikberufe zu garantieren und auf Veränderungen in der Bildungslandschaft zu reagieren?

Wie kann der zunehmenden Verdichtung des Lebensalltages von Kindern und Jugendlichen entgegen gewirkt werden?

Wie können sich Eltern, Schüler, Lehrer und Politiker zu dieser Herausforderung besser vernetzen?

Welche Maßnahmen der Förderung von Kindern im Anschluss an Musikalisierungsprojekte wie „Jedem Kind ein Instrument“ oder „Kultur macht stark“ und Maßnahmen der Begabtenförderung sind realisierbar?

Wie kann eine flächendeckende Musikalische Bildung in Deutschland gewährleistet werden?

Welche Herausforderungen gibt es in den ländlichen Regionen und wie ist diesen zu begegnen?

Inwiefern können Vereine vermehrt zur bildungskulturellen Infrastruktur beitragen? d. Kulturelle Infrastruktur

Wie können die Orchester- und Theaterlandschaft sowie die öffentlichen Musikschulen in Deutschland gesichert werden? Welche Maßnahmen wurden ggf. bereits eingeleitet? Welche Finanzierungsmodelle gibt es?

Wie wichtig ist die Verzahnung der professionellen und Laienmusikszene für die Sicherung beider Bereiche?

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Welche Rolle spielen Kulturangebote für die Kommunalpolitik? Welche Herausforderungen gibt es bezüglich der Sicherung dieser Angebote? Welche Unterstützung wünschen sich Kommunalpolitiker von Seiten der Zivilgesellschaft?

Wie kann eine Ausgewogenheit zwischen Angeboten des kulturellen Erbes, der zeitgenössischen künstlerischen Ausdrucksformen und der Kulturen anderer Länder in unserem Land hergestellt werden?

Wie kann die Bedeutung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks noch mehr im öffentlichen Bewusstsein verankert werden?

Welche Rolle spielt der öffentlich-rechtliche Rundfunk für die Kulturarbeit auf Kommunal-, Landes- und Bundesebene?

Welcher Vermittlungsarbeit bedarf es auf politischer Seite, um den Bürgern die Bedeutung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks klar zu machen und damit die Existenzberechtigung des Rundfunkbeitrages zu verdeutlichen?

e. Ehrenamt

Welche politischen Maßnahmen können zur Stärkung des Ehrenamtes beitragen? Welche Rahmenbedingungen werden benötigt, um Bürgerschaftliches Engagement

optimal zu fördern? Welche bürokratischen Hürden müssen abgebaut werden und wie? Wie eng ist das Laienmusizieren mit dem Bildungsbereich verzweigt? Welche

Maßnahmen zur Optimierung sind hierbei nötig? Wie stark hängt die kommunale Kulturarbeit von ehrenamtlich organisierten kulturellen

Angeboten ab? Wie eng ist die Verzahnung von öffentlich finanzierten und ehrenamtlich organisierten

Angeboten? f. Soziale Sicherung in den Musikberufen

Wie kann der zunehmenden Prekarisierung in den künstlerischen und nicht-künstlerischen Musikberufen entgegen gewirkt werden?

Wie können Arbeit- bzw. Auftraggeber in die Lage versetzt werden, angemessene Vergütungen zu zahlen bzw. dauerhafte soziale Absicherungen zu gewährleisten?

Wie kann im Bereich der Theater und Orchester eine Rückkehr von Haustarifverträgen zum Flächentarif erreicht werden?

Wie können die Bedeutung der Künstlersozialkasse und deren dringend notwendige Existenz in den Köpfen der Politiker verankert werden?

Wie kann eine langfristige und lückenlose Überprüfung KSK-abgabepflichtiger Unternehmen realisiert werden?

Welche Voraussetzungen müssen geschaffen werden, um den in der Künstlersozialkasse versicherten Freiberuflern den Zugang zu Leistungen der Agentur für Arbeit, insbesondere in den Bereichen Arbeitsvermittlung, Fort- und Weiterbildung sowie Anpassungsqualifizierung, zu ermöglichen (zur Vermeidung von Arbeitslosigkeit und im weiteren Sinne zur Vermeidung von Altersarmut)?

Welche Rolle spielt die soziale Absicherung von Musikern in Zusammenhang mit der Sicherung der kulturellen Infrastruktur in ländlichen Regionen?

Welche Herausforderungen gibt es speziell in den ländlichen Regionen, um die Existenz von Musikausübenden zu sichern?

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g. Digitaler Wandel und Urheberrecht

Wie kann ein gesellschaftliches Umdenken vollzogen werden, dass Musik nicht einfach kostenfrei herunter geladen werden kann?

Welche Maßnahmen sind nötig, um bereits Kinder und Jugendliche erfolgreich für den Wert von Musik zu sensibilisieren? Welche Rolle spielen Eltern und Lehrer dabei?

Welche Anforderungen bestehen hinsichtlich des 3. Korbes des Urheberrechtsgesetzes? Welche Rolle werden Verwertungsgesellschaften zukünftig in Bezug auf die

Existenzsicherung der Urheber spielen? Wie kann den Herausforderungen auf europäischer und internationaler Ebene begegnet

werden? Wie sollten ausgewogene Schrankenregelungen gestaltet sein? Welche alternativen Vergütungsmodelle gibt es für Urheber; welche sind zukunftsfähig? Wie können digitale Medien zur Gewährleistung der kulturellen Teilhabe beitragen und

gleichzeitig die Urheber sozial absichern? Welche funktionierenden Multimedia-Angebote im Bereich Bildung und Musik gibt es

bereits und wie können diese ggf. ausgeweitet werden? h. Demografischer Wandel

Welche erfolgreichen Angebote im Bereich Musik und Alter gibt es auf Kommunal-, Landes- und Bundesebene? Wie können diese ausgeweitet werden?

Wie reagieren Verlage, Musikschulen, Musikhochschulen und andere Kultureinrichtungen auf die Herausforderungen des Demografischen Wandels? Welche Angebote gibt es bereits im Bereich des Laienmusizierens?

Wie kann die Zusammenarbeit zwischen Einrichtungen für ältere Menschen und Kulturinstitutionen intensiviert werden? Welche Rahmenbedingungen sind dafür nötig?

Welche kommunalpolitischen Schritte müssen eingeleitet werden, um Musizieren in Altersheimen und ähnlichen Einrichtungen durchgängig möglich zu machen?

Welche politischen Maßnahmen sind nötig, um das aktive Musizieren im Alter und die kulturelle Teilhabe zu ermöglichen?

Wie kann der Herausforderung der zunehmenden Altersarmut hierbei begegnet werden?

Wie kann Kulturpolitik den Abwanderungswellen in den ländlichen Regionen entgegen wirken?

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3. Grundlagen

Deutscher Musikrat e.V. Satzung des DMR e.V. I. Abschnitt: NAME; AUFGABE Artikel 1 Name; Geschäftsjahr

1. Der Verein führt den Namen Deutscher Musikrat e.V. 2. Er ist das Nationalkomitee der Bundesrepublik Deutschland im Internationalen Musikrat. 3. Der Sitz des Vereins ist Berlin. 4. Der Verein ist in das Vereinsregister eingetragen. 5. Das Geschäftsjahr ist das Kalenderjahr. Artikel 2 Zweck des Vereins 1. Der Deutsche Musikrat will auf der Grundlage gesamtgesellschaftlicher Verantwortung als

Dachverband für alle Bereiche der Musik Beiträge zur Verbesserung der Musikkultur leisten.

2. 2. Zwecke des Vereins sind: a. die Förderung von Kunst und Kultur (§ 52 Abs. 2 Nr. 5 AO), b. die Förderung der Jugendhilfe (§ 52 Abs. 2 Nr. 4 AO), c. die Förderung der Volks- und Berufsbildung einschließlich der Studentenhilfe

(§ 52 Abs. 2 Nr. 7 AO) sowie d. die Förderung internationaler Gesinnung, der Toleranz auf allen Gebieten der Kultur

und des Völkerverständigungsgedankens (§ 52 Abs. 2 Nr. 13 AO).

3. Die Satzungszwecke werden verwirklicht insbesondere durch folgende Tätigkeiten: a. Förderung von Kunst und Kultur

Der Verein leistet Beiträge zur Förderung des Musikschaffens in Deutschland, zu seiner Verbreitung im In- und Ausland sowie zur Verbesserung seiner Rahmenbedingungen. Als wesentliche Plattform dient hier die bundesweite Initiative „Tag der Musik“.

Die Kulturförderung wird auch durch das Projekt „Edition zeitgenössische Musik“ umgesetzt. Hierbei werden zeitgenössische Komponisten und ihr Schaffen in Porträts mit musikwissenschaftlichem Begleitmaterial vorgestellt und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Der Verein unterstützt aktiv die Durchführung von Konzertprojekten, in besonderer Weise im Bereich der neuen Musik, um auf diesem Weg die Bedeutung von Musik als Kulturbestandteil der Gesellschaft darzustellen.

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Der Verein fördert das Amateurmusizieren in seinen verschiedenen Formen. Hierzu bedient er sich insbesondere der Projekte „Deutscher Chorwettbewerb“ und „Deutscher Orchesterwettbewerb. Es werden Preise vergeben und Fortbildungsmaßnahmen durchgeführt. Die Vergabe von Preisen erfolgt im Rahmen öffentlicher Veranstaltungen oder wird öffentlich bekanntgegeben. Die Allgemeinheit wird über das Angebot des Vereins ‚Vergabe von Preisen‘ und über die Vergaberichtlinien durch entsprechende Veröffentlichungen des Vereins informiert.“

Der Verein wird umfassende Informationen über den Bestand der Musikkultur sammeln, auswerten und die Ergebnisse der Öffentlichkeit dauerhaft zugänglich machen. Hierbei steht das Projekt „Deutsches Musikinformationszentrum“ im Mittelpunkt.

b. Förderung der Jugendhilfe

Der Verein unterstützt junge Musikerinnen und Musiker in ihrem Schaffen insbesondere durch die Veranstaltung des Wettbewerbs „Jugend musiziert“ und der Bundesbegegnung „Jugend jazzt“. Dabei erhält der musikalische Nachwuchs Förderung durch Vergabe von Preisen, unentgeltliche professionelle Beratung und pädagogisch-künstlerische Anschlussmaßnahmen wie z.B. den Deutschen Kammermusikkurs. Diese Projekte leisten auch einen bedeutenden Beitrag zur Sicherung qualifizierten beruflichen Nachwuchses. Die Allgemeinheit wird über das Angebot des Vereins ‚Vergabe von Preisen‘ und über die Vergaberichtlinien durch entsprechende Veröffentlichungen des Vereins informiert.“

c. Förderung der Volks- und Berufsbildung

Der Verein setzt sich für die Verbesserung der Voraussetzungen des Lehrens und Lernens in allen Bereichen der Musikerziehung ein. Dies erfolgt vornehmlich durch Symposien, Initiativen und Positionspapiere, welche insbesondere in Bundesfachausschüssen vorbereitet und nach ihrer Verabschiedung durch das Präsidium bzw. die Mitgliederversammlung an Politik, einschlägig tätige Institutionen und Gesellschaft herangetragen werden.

Der Verein wird den Nachwuchs für Musikberufe gewinnen und fördern. Hierzu dienen Projekte wie beispielsweise „Dirigentenforum“, „Deutscher Musikwettbewerb mit Bundesauswahl Konzerte Junger Künstler“, „Bundesjugendorchester“, „Bundesjazzorchester“ sowie „Popcamp“.

d. Förderung internationaler Gesinnung, der Toleranz auf allen Gebieten der Kultur und des Völkerverständigungsgedankens

Der Verein unterstützt durch die Veranstaltung bzw. Teilnahme an internationalen Tagungen den länderübergreifenden Austausch von Musik Schaffenden sowie die internationale Kooperation zugunsten der Musikkultur.

Die Mitarbeit in europäischen sowie internationalen Gremien, die Einbeziehung zahlreicher europäischer und außereuropäischer Länder in den Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ sowie regelmäßige weltweite Tourneen des Bundesjugendorchesters und des Bundesjazzorchesters dienen gleichermaßen der Vertretung der deutschen Musikkultur im Ausland wie dem interkulturellen Austausch

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im Geist der Völkerverständigung und Dialog im Sinne der UNESCO-Konvention Kulturelle Vielfalt.

Die vorgenannten Zweckverwirklichungen werden begleitet durch den Versand entsprechender Newsletter, durch die Informationsweitergabe über die Homepage und Social Media Kanäle sowie durch Publikationen wie „Musikforum“.

Der Deutsche Musikrat wird darüber hinaus eine nachhaltige Öffentlichkeitsarbeit (z.B. Präsenz auf öffentlichen Veranstaltungen wie der Musikmesse) betreiben sowie einen kontinuierlichen Dialog mit Politik und öffentlicher Verwaltung führen. Der Verein wird zur Lösung seiner Aufgaben mit dem Bund, den Ländern und den kommunalen Körperschaften sowie mit anderen zuständigen Institutionen zusammenarbeiten und seine Arbeitsergebnisse in Planungs- und Entscheidungsgremien auf nationaler und internationaler Ebene einbringen.

4. Dem Verein ist es zur Erfüllung seiner Zwecke erlaubt, sich Einrichtungen eigener

Rechtsformen zu bedienen oder solche zu schaffen bzw. sich an ihnen zu beteiligen, u.a. die Deutscher Musikrat gemeinnützige Projektgesellschaft mbH, und diese einzelne Tätigkeitsbereiche wahrnehmen zu lassen.

Diese Einrichtungen handeln dann jeweils als Hilfspersonen i. S. d. § 57 Abs. 1 Satz 2 AO. Der Deutsche Musikrat unterstützt die Projektarbeit u. a. durch die inhaltliche Zielsetzung der Projekte sowie durch die in Art. 16 genannten Beiräte und Bundesfachausschüsse.

Der Deutsche Musikrat kann zur Erreichung seiner Zwecke auch Mitglied anderer Organisationen werden. Artikel 3 Gemeinnützigkeit Der Deutsche Musikrat verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke im Sinne des Abschnitts „Steuerbegünstigte Zwecke" der Abgabenordnung. Der Deutsche Musikrat ist selbstlos tätig; er verfolgt nicht in erster Linie eigenwirtschaftliche Zwecke. Die Mittel des Deutschen Musikrates dürfen nur für die satzungsmäßigen Zwecke verwendet werden. Die Mitglieder erhalten keine Zuwendungen aus Mitteln des Vereins. Es darf keine Person durch Ausgaben, die dem Zweck des Vereins fremd sind, oder durch unverhältnismäßig hohe Vergütungen begünstigt werden. Das Präsidium kann beschließen, dass an den Präsidenten und die Vizepräsidenten angemessene Vergütungen bzw., soweit sie ihre Aufgaben ehrenamtlich wahrnehmen, angemessene Aufwandsentschädigungen gezahlt werden. II. Abschnitt: MITGLIEDSCHAFT Artikel 4 Mitglieder

1. Der Deutsche Musikrat hat Ordentliche, Beratende, Fördernde Mitglieder und

Ehrenmitglieder.

2. Ordentliche Mitglieder können werden

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a. rechtsfähige und nichtrechtsfähige Vereine, b. Stiftungen, c. Arbeitsgemeinschaften, Konferenzen, Verwertungsgesellschaften im Musikbereich

und freiwillige Zusammenschlüsse von Personen sowie vergleichbare Organisationen, mit jeweils bundesweiter Bedeutung, deren satzungsmäßige Aufgabe oder Zweckbestimmung weitestgehend dem Bereich der Praxis, Förderung oder Erhaltung der Musikkultur oder dem Bereich der Musikwirtschaft zuzurechnen sind und deren Trägerschaft die Erfüllung der satzungsgemäßen Verpflichtungen gewährleistet.

Natürliche Personen und sonstige Unternehmen sind von der Ordentlichen Mitgliedschaft ausgeschlossen.

3. Mitglieder der Konferenz der Landesmusikräte sind Mitglieder des Deutschen Musikrates.

4. Natürliche Personen und sonstige Unternehmer können eine Fördernde Mitgliedschaft erwerben oder zu Ehrenmitgliedern gewählt werden.

5. Alle Mitglieder sind verpflichtet, das Generalsekretariat des Deutschen Musikrates über jede Anschriften- oder Firmierungsänderung zu informieren. Falls Mitteilungen des Verbandes an die Mitglieder auf postalischem Wege dem Mitglied nicht zugehen, gilt der Zugang mit Datum des Poststempels als bewirkt. Soweit durch den postalischen Zugang Fristen in Lauf gesetzt oder eingehalten werden, gilt der Zugang mit Datum des Poststempels als erfolgt.

6. Alle bisherigen Fördermitglieder gemäß Satzung des Deutschen Musikrates e.V. vom 6. August 2003 erhalten den Status eines Beratenden Mitglieds. Die Rechte der Beratenden Mitglieder, Fördernden Mitglieder und Ehrenmitglieder richten sich nach Art. 11, Abs. 6. Beratende und Ehrenmitglieder können zusätzlich eine fördernde Mitgliedschaft erwerben.

Artikel 5 Aufnahme von Mitgliedern

1. Über die Aufnahme Ordentlicher Mitglieder bzw. Fördernder Mitglieder entscheidet das

Präsidium nach pflichtgemäßem Ermessen. Die Entscheidung kann in einer Präsidiumssitzung oder im schriftlichen Verfahren ergehen. In einem schriftlichen Verfahren haben die Präsidiumsmitglieder ihre Stimme innerhalb einer gesetzten Frist abzugeben, die ab Zugang der Mitteilung jedoch mindestens zwei Wochen betragen muss.

2. Aufnahmeanträge sind schriftlich an den Präsidenten / die Präsidentin zu richten. Der Präsident / die Präsidentin kann nähere Erläuterungen und deren Nachweis durch Anforderung entsprechender Dokumente sowie die Stellung von Bürgen anfordern. Eine Kopie des Antrags nebst Beifügung der Unterlagen übersendet der Präsident / die Präsidentin den Mitgliedern des Vereins sowie den Mitgliedern des Präsidiums.

3. Einwendungen eines Mitglieds gegen die Aufnahme eines Ordentlichen Mitgliedes sind schriftlich binnen zwei Wochen geltend zu machen.

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4. Die Aufnahme bzw. Berufung ist ausgeschlossen, wenn die Voraussetzungen gem. Art. 4 nicht vorliegen. Besteht kein Hindernis nach Art. 4 der Satzung und stehen der Aufnahme auch keine allgemeinen Interessen des Deutschen Musikrats entgegen, ist einem Aufnahmeantrag grundsätzlich stattzugeben.

5. Die Mitgliederversammlung kann Regeln beschließen, die für das Präsidium bei der Entscheidung über die Aufnahme Ordentlicher Mitglieder bindend sind.

6. Beratende Mitglieder werden auf Vorschlag des Präsidiums vom Präsidenten / von der Präsidentin berufen bzw. abberufen.

7. Ehrenmitglieder werden auf Vorschlag des Präsidiums durch die Mitgliederversammlung gewählt. Bestehende Ehrenmitgliedschaften bleiben davon unberührt.

Artikel 6 Mitgliedsbeitrag

1. Ordentliche und Fördernde Mitglieder zahlen einen Mitgliedsbeitrag, der von der

Mitgliederversammlung auf Vorschlag des Präsidiums festgesetzt wird. Der Mitgliedsbeitrag ist bis zum Ende des ersten Quartals des Kalenderjahres zu entrichten.

2. Beratende Mitglieder und Ehrenmitglieder können freiwillige Beiträge leisten.

Artikel 7 Ende der Mitgliedschaft

1. Die Mitgliedschaft Ordentlicher Mitglieder endet

a. durch satzungsgemäßen Austritt (Art. 7 Abs. 4 der Satzung), b. durch Aufgabe des Geschäftsbetriebes, c. durch Ausschluss gem. Art. 7 Abs. 5 der Satzung.

2. Die Mitgliedschaft Beratender Mitglieder endet

a. durch satzungsgemäßen Austritt (Art. 7 Abs. 4 der Satzung), b. durch Tod, c. durch Ausschluss gem. Art. 7 Abs. 5 der Satzung.

3. Die Mitgliedschaft Fördernder Mitglieder oder der Ehrenmitglieder endet

a. durch satzungsgemäßen Austritt, b. durch Tod, c. durch Ausschluss gem. Art. 7 Abs. 5 der Satzung.

1. Der Austritt von Mitgliedern kann nur schriftlich gegenüber dem Präsidium zu Händen des

Präsidenten / der Präsidentin mit einer Frist von drei Monaten zum Ende eines Geschäftsjahres erklärt werden. Eine nicht fristgemäße Kündigung entfaltet Wirksamkeit zum nächstmöglichen fristgemäßen Kündigungstermin.

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2. Der Ausschluss eines Mitgliedes aus dem Verein ist auf Betreiben des Präsidiums oder der Mitgliederversammlung möglich.

a. Das Präsidium kann ein Ordentliches Mitglied ausschließen, wenn es trotz schriftlicher

Mahnung nebst Ausschlussandrohung mit der Zahlung eines Mitgliedsbeitrages mehr als sechs Monate im Rückstand ist. Der Ausschluss darf erst vier Wochen nach einer den Ausschluss androhenden Mahnung ausgesprochen werden, sofern das Ordentliche Mitglied der Zahlungsaufforderung nicht nachgekommen ist. Der Ausschluss ist schriftlich mit sofortiger Wirkung auszusprechen; er ist endgültig. Mit Zugang des Ausschlussbescheides endet die Mitgliedschaft.

b. Die Mitgliederversammlung kann ein Mitglied aus wichtigem Grund ausschließen. Ein wichtiger Grund liegt insbesondere vor, wenn das Mitglied

eine der Voraussetzungen für den Erwerb der Mitgliedschaft gem. Art. 4 nicht mehr erfüllt,

schuldhaft die Rechte eines anderen Mitglieds schwerwiegend verletzt,

durch sein Verhalten den Vereinszweck des Deutschen Musikrats gefährdet

oder den Interessen des Deutschen Musikrats zuwider handelt.

Bevor sich die Versammlung mit einem Ausschlussantrag befasst, hat der Präsident / die Präsidentin dem Mitglied unter Mitteilung der Ausschlussgründe Gelegenheit zur Stellungnahme mit einer Frist von zwei Wochen zu geben. Der Präsident / die Präsidentin informiert die Mitgliederversammlung über die Stellungnahme. Das Mitglied ist von der Beschlussfassung ausgeschlossen. Der Ausschluss hat sofortige Wirkung. Er ist dem Mitglied durch eingeschriebenen Brief mitzuteilen. Der Beschluss der Versammlung ist endgültig und nicht reversibel.

III. Abschnitt: ORGANE DES VEREINS

Artikel 8 Organe Organe des Deutschen Musikrates sind: 1. die Mitgliederversammlung, 2. das Präsidium, 3. der Generalsekretär / die Generalsekretärin.

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A) MITGLIEDERVERSAMMLUNG Artikel 9 Zusammensetzung und Aufgaben

1. Die Mitgliederversammlung besteht aus den Mitgliedern des Deutschen Musikrates. Die

Mitgliederversammlung ist das höchste Organ des Deutschen Musikrats. 2. Innerhalb der Mitgliederversammlung bilden die Vertreter / Vertreterinnen der

Landesmusikräte die Konferenz der Landesmusikräte. Jeder Landesmusikrat ist darin mit nur einem Bevollmächtigten / einer Bevollmächtigten vertreten. Die Konferenz unterstützt die föderale Struktur des Deutschen Musikrats. Sie kann sich eine Geschäftsordnung geben.

3. Die Mitgliederversammlung hat folgende Aufgaben:

a. Wahl des Präsidenten / der Präsidentin, b. Wahl von drei Vizepräsidenten / Vizepräsidentinnen, c. Wahl der weiteren Mitglieder des Präsidiums, d. Entgegennahme des Rechenschaftsberichts des Präsidiums, e. die Genehmigung des Haushalts mit Arbeitsprogramm für das folgende Geschäftsjahr, f. die Genehmigung von mehrjährigen Rahmenplänen, g. Entlastung des Präsidiums, h. Änderung der Satzung, i. Ernennung von Ehrenmitgliedern, j. Festsetzung der Mitgliedsbeiträge, k. Beschlussfassung über den Ausschluss von Mitgliedern, soweit er nicht gemäß Art. 7

Abs. 5a dem Präsidium vorbehalten ist, l. Beschlussfassung über die Auflösung des Vereins, m. Wahl eines Ausschusses für die Prüfung und Kontrolle von Finanz- und

Haushaltsangelegenheiten und Entgegennahme der Prüfungsberichte.

4. Bei Bedarf kann die Mitgliederversammlung ferner einen Wirtschaftsprüfer bestellen; sie nimmt dessen Prüfungsbericht entgegen.

5. Auf Vorschlag des Präsidiums kann die Mitgliederversammlung den Titel eines Ehrenpräsidenten / einer Ehrenpräsidentin verleihen. Die Träger / Trägerinnen dieses Titels können an den Sitzungen der Organe des Deutschen Musikrates mit beratender Stimme teilnehmen.

6. Die Mitgliederversammlung gibt sich eine Geschäftsordnung.

Artikel 10 Einberufung

1. Die Mitgliederversammlung ist vom Präsidenten / von der Präsidentin einmal jährlich

durch schriftliche Ladung mit einmonatiger Frist unter Beifügung der Tagesordnung an einem vom Präsidium festgesetzten Termin einzuberufen. Der Versammlungstermin muss

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den Mitgliedern mindestens drei Monate im Voraus schriftlich bekannt gegeben werden. 2. Die Tagesordnung besteht aus der Bezeichnung der Tagesordnungspunkte.

Tagungsunterlagen (Protokolle, allgemeine Antragsunterlagen etc.) sind beizufügen. Sie sollen spätestens eine Woche vor dem Versammlungstermin den Mitgliedern vorliegen.

3. Sofern die Tagesordnung Satzungsänderungsbeschlüsse vorsieht, müssen die entsprechenden Antragsentwürfe den Mitgliedern bereits mit der Tagesordnung übersandt werden.

4. Mitglieder, die Punkte zur Tagesordnung anmelden wollen, müssen diese dem Präsidium zu Händen des Präsidenten / der Präsidentin mindestens zwei Monate vor dem Versammlungstermin bekannt geben, damit sie rechtzeitig Eingang in die Tagesordnung finden können. Bei Satzungsänderungsanträgen ist der Antrag im Wortlaut beizufügen.

5. Beschließt das Präsidium eine außerordentliche Sitzung der Mitgliederversammlung oder

beantragt mindestens ein Drittel der Mitglieder deren Einberufung, ist diese vom Präsidenten / von der Präsidentin kurzfristig unter Mitteilung der Tagesordnung einzuberufen.

6. Gäste können durch den Präsidenten / die Präsidentin eingeladen werden, beratend an

den Sitzungen der Mitgliederversammlung teilzunehmen.

Artikel 11 Durchführung

1. Jede ordnungsgemäß einberufene Mitgliederversammlung ist ohne Rücksicht auf die Zahl

der erschienenen Mitglieder beschlussfähig, sofern diese Satzung nichts anderes bestimmt.

2. Die Mitgliederversammlung wird vom Präsidenten / von der Präsidentin geleitet. Er / Sie

kann die Leitung ganz oder zum Teil einem Mitglied des Präsidiums übertragen. Im Falle einer Verhinderung oder des Rücktritts des Präsidenten / der Präsidentin geht die Sitzungsleitung an einen der Vizepräsidenten / eine der Vizepräsidentinnen oder an den Generalsekretär / die Generalsekretärin über.

3. Die Mitgliederversammlung bestellt einen fünfköpfigen Wahlausschuss, der die

erforderlichen Wahlen durchführt.

4. Die Beschlüsse der Mitgliederversammlung werden mit einfacher Stimmenmehrheit der abgegebenen gültigen Stimmen gefasst. Stimmenthaltungen werden nicht mitgezählt.

5. Ordentliche Mitglieder sowie die Mitglieder des Präsidiums haben jeweils eine Stimme.

Ordentliche Mitglieder üben ihr Stimmrecht durch eine(n) von ihnen schriftlich benannte(n) Delegierte(n) aus. Mitglieder des Präsidiums können ihr Stimmrecht entweder als Delegierte(r) eines Ordentlichen Mitglieds oder persönlich ausüben; eine Stimmhäufung ist ausgeschlossen. Die Benennung eines Delegierten / einer Delegierten muss spätestens vor seiner / ihrer Teilnahme an einer Mitgliederversammlung erfolgen.

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Sie ist dem Generalsekretariat oder einem vom Generalsekretariat geleiteten Akkreditierungsbüro vorzulegen.

6. Beratende Mitglieder, Fördernde Mitglieder und Ehrenmitglieder können an den

Mitgliederversammlungen teilnehmen. Sie haben kein Antrags- und Stimmrecht. 7. Für den Ausschluss eines Mitgliedes oder die Satzungsänderung sind zwei Drittel der

abgegebenen gültigen Stimmen erforderlich. 8. Auf den Dringlichkeitsantrag eines stimmberechtigten Mitgliedes kann die

Mitgliederversammlung mit der Mehrheit von zwei Drittel der anwesenden Mitglieder die Aufnahme von nicht in der Tagesordnung enthaltenen Punkten in die Tagesordnung beschließen.

9. Über die Mitgliederversammlung wird ein Protokoll gefertigt. Beschlüsse sind im Wortlaut

festzuhalten. Bei Organwahlen ist das Ergebnis samt dem Stimmverhältnis festzuhalten. Das Protokoll ist vom Präsidenten / von der Präsidentin sowie dem Protokollführer / der Protokollführerin zu unterzeichnen und den Mitgliedern zu übersenden.

Artikel 12 Eilfall

1. In Eilfällen kann das Präsidium eine Mitgliederversammlung mit kürzeren Fristen als in

Artikel 10 Abs. 1 vorgeschrieben einberufen oder Beschlüsse der Mitgliederversammlung auf schriftlichem Wege herbeiführen.

2. Anträge auf Beschlussfassung im schriftlichen Verfahren müssen den Mitgliedern

schriftlich mit einer Entscheidungsfrist von zwei Wochen zugeleitet werden. Für die Beschlussfassung ist es erforderlich, dass sich (a) mindestens ein Drittel der Mitglieder an der Abstimmung beteiligen und (b) dabei eine Mehrheit von zwei Drittel der abgegebenen Stimmen erreicht wird. Der Präsident /die Präsidentin – in seiner / ihrer Verhinderung ein Vizepräsident / eine Vizepräsidentin - stellt das Abstimmungsergebnis fest und teilt es binnen eines Monates den Mitgliedern schriftlich mit.

B) PRÄSIDIUM Artikel 13 Zusammensetzung

1. Das Präsidium wird von der Mitgliederversammlung auf die Dauer von vier Jahren gewählt.

Block- und Gesamtwahl sind zulässig. Wiederwahl ist möglich. 2. Das Präsidium besteht aus

a. dem Präsidenten / der Präsidentin und drei Vizepräsidenten / Vizepräsidentinnen, b. einem /einer von der Konferenz der Landesmusikräte entsandten Vertreter /

Vertreterin, c. bis zu vierzehn weiteren Mitgliedern.

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Die Wahl des Präsidenten / der Präsidentin hat der Wahl der Vizepräsidenten / Vizepräsidentinnen sowie der Wahl der weiteren Präsidiumsmitglieder vorauszugehen.

3. Die Kandidatur für ein Präsidiumsamt steht allen Persönlichkeiten des Musiklebens offen, soweit sie einen Tätigkeitsschwerpunkt in Deutschland haben. Sie ist nicht an eine Mitgliedschaft oder Funktion als Delegierter / Delegierte eines Mitgliedes im Deutschen Musikrat gebunden. Sie erfolgt auf Vorschlag eines Mitgliedes.

4. Die Amtszeit der Präsidiumsmitglieder endet mit der Übernahme des Amtes durch einen Nachfolger / eine Nachfolgerin im Amt. Endet das Amt des Präsidenten / der Präsidentin oder eines Vizepräsidenten /einer Vizepräsidentin vorzeitig, wählt das Präsidium aus seinen Reihen eine/n kommisarische/n Nachfolger/ eine Nachfolgerin. Deren / Dessen Amtszeit endet mit der Wahl einer Nachfolgerin / eines Nachfolgers durch die nächstfolgende Mitgliederversammlung. Endet das Amt eines der weiteren Präsidiumsmitglieder vorzeitig, wählt die nächstfolgende Mitgliederversammlung einen Nachfolger / eine Nachfolgerin. Die Amtsperiode nachgewählter Präsidiumsmitglieder endet mit Ablauf der ursprünglichen Amtszeit des ausgeschiedenen Präsidiumsmitgliedes.

5. Gründe für die vorzeitige Beendigung eines Präsidiumsamtes können sein:

a. Rücktritt eines Präsidiumsmitgliedes, b. Ausschluss vom Amt gem. Art. 13 Abs. 6.

6. Ein Präsidiumsmitglied kann von seinem Amt ausgeschlossen werden, sofern es

a. schuldhaft die Rechte eines Mitgliedes oder eines Präsidiumskollegen / einer

Präsidiumskollegin schwerwiegend verletzt, b. durch sein Verhalten den Vereinszweck des Deutschen Musikrates gefährdet oder den

Interessen des Deutschen Musikrates zuwider handelt, c. schuldhaft seinen satzungsgemäßen Pflichten wiederholt trotz Abmahnung nicht

nachkommt, d. nicht nur vorübergehend durch Krankheit oder sonstige Gründe an der Ausübung der

Amtsgeschäfte gehindert ist.

7. Der Ausschluss eines Präsidiumsmitgliedes vom Amt gem. Abs. 6 ist auf Betreiben des Präsidenten / der Präsidentin, eines anderen Präsidiumsmitgliedes oder eines Ordentlichen Mitgliedes möglich. Über den Ausschlussantrag entscheidet die Mitgliederversammlung. Das betroffene Präsidiumsmitglied ist vor der Beschlussfassung in der Mitgliederversammlung anzuhören, aber von der Beschlussfassung ausgeschlossen.

8. Der Präsident / die Präsidentin und die Vizepräsidenten / Vizepräsidentinnen bilden den

Vorstand im Sinne des § 26 BGB. Jedes Mitglied ist einzelvertretungsberechtigt. Im Innenverhältnis nehmen die Vizepräsident / Vizepräsidentin die Vertretungsbefugnis nur bei Verhinderung des Präsidenten / der Präsidentin wahr.

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Artikel 14 Aufgaben des Präsidiums 1. Das Präsidium überwacht die Verwirklichung der satzungsgemäßen Zwecke des Deutschen

Musikrates. 2. Es ist zuständig für alle Angelegenheiten des Deutschen Musikrates, soweit diese

nicht der Mitgliederversammlung vorbehalten sind, insbesondere a. die Entscheidung in musik- und kulturpolitischen Richtungsfragen, b. die Festlegung der strategischen Ausrichtung des Deutschen Musikrates, c. die Kontaktpflege zu verbundenen Organisationen, d. die Berufung der Mitglieder der Beiräte und der Bundesfachausschüsse, e. die Entsendung von Vertretern des Deutschen Musikrates in dessen Tochter-

und Beteiligungsgesellschaften. f. die Beschlussfassung über alle Angelegenheiten des Gesellschafters der

Deutscher Musikrat gemeinnützige Projektgesellschaft mbH gemäß § 6 des Gesellschaftsvertrages.

3. Das Präsidium bestellt den Generalsekretär / die Generalsekretärin und beruft ihn / sie ab. Es ist berechtigt, dem Generalsekretär / der Generalsekretärin Weisungen zu erteilen und ihm / ihr eine Geschäftsordnung zu geben. Das Präsidium regelt die Personalangelegenheiten des Generalsekretärs / der Generalsekretärin und vertritt den Deutschen Musikrat gegenüber dem Generalsekretär / der Generalsekretärin.

4. Unter Berücksichtigung der Beschlüsse und Empfehlungen der Beiräte und Bundesfachausschüsse setzt das Präsidium dem Generalsekretär / der Generalsekretärin Ziele.

5. Das Präsidium nimmt den Jahresabschluss für das vergangene Geschäftsjahr entgegen und erstellt den Tätigkeitsbericht zur Vorlage an die Mitgliederversammlung.

6. Das Präsidium berät, verabschiedet und legt der Mitgliederversammlung u.a. zur Genehmigung vor:

a. Rechenschaftsbericht und Jahresabschluss, b. den Entwurf des Haushalts mit Arbeitsprogramm für das kommende

Geschäftsjahr, c. das finanzielle Rahmenprogramm für spätere Geschäftsjahre.

7. Das Präsidium kann zur Erfüllung der satzungsgemäßen Zwecke des Vereins für den Deutschen Musikrat Mitgliedschaften eingehen. Mit Zustimmung der Mitgliederversammlung kann das Präsidium Einrichtungen eigener Rechtsformen schaffen bzw. sich an ihnen beteiligen.

Artikel 15 Sitzungen und Arbeitsweise 1. Das Präsidium tritt mindestens zweimal jährlich zusammen. Der Präsident / die Präsidentin

muss zu einer Sitzung einladen, wenn mindestens zwei Mitglieder sie beantragen.

2. Der Präsident / die Präsidentin beruft die Sitzungen des Präsidiums ein und leitet diese. Dabei ist eine Ladungsfrist von vier Wochen einzuhalten.

3. Das Präsidium ist beschlussfähig, wenn mindestens die Hälfte seiner Mitglieder anwesend ist. Es entscheidet mit einfacher Stimmenmehrheit. Jedes Präsidiumsmitglied hat eine Stimme.

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4. Über die Sitzung wird eine Niederschrift gefertigt, die vom Präsidenten / von der

Präsidentin und dem Protokollführer / der Protokollführerin zu unterzeichnen ist.

5. Beschlüsse des Präsidiums können auch schriftlich gefasst werden, wenn keines der Mitglieder widerspricht.

6. Das Präsidium gibt sich eine Geschäftsordnung.

Artikel 16 Beiräte und Bundesfachausschüsse

1. Das Präsidium kann zu seiner Beratung und Unterstützung Beiräte für Projekte und

Bundesfachausschüsse für sonstige Aufgaben sowie Ausschüsse und Gremien zur Vorbereitung und Erledigung allgemeiner Aufgaben einsetzen.

2. In jeden Beirat bzw. Bundesfachausschuss beruft das Präsidium mindestens ein

Präsidiums-mitglied. Das Präsidium kann ferner Mitglieder des Deutschen Musikrates und außen stehende natürliche Personen zu Mitgliedern eines Beirates und eines Bundesfachausschusses berufen.

3. Die Amtszeit der Mitglieder von Beiräten und Bundesfachausschüssen entspricht der

Amtszeit des Präsidiums, soweit nicht eine Befristung festgelegt wurde. C) GENERALSEKRETÄR / GENERALSEKRETÄRIN Artikel 17 Generalsekretär / Generalsekretärin und Vertretung

1. Der Generalsekretär / die Generalsekretärin wird auf die Dauer von bis zu 5 Jahren vom

Präsidium bestellt. Wiederbestellung ist möglich. 2. Der Generalsekretär / die Generalsekretärin führt die Geschäfte nach Maßgabe der

Satzung, der Geschäftsordnung und der Zielvorgaben, Aufgabenstellung und Weisungen des Präsidenten / der Präsidentin und der Vizepräsidenten / Vizepräsidentinnen. Er /sie ist Vorgesetzte(r) des Personals. Geschäftsgänge und Zuständigkeiten regelt eine Geschäftsordnung.

3. Der Generalsekretär / die Generalsekretärin ist besonderer Vertreter / besondere

Vertreterin im Sinne des § 30 BGB. Er / Sie hat Gesamtvertretungsmacht im Rahmen der Geschäftsordnung.

4. Der Generalsekretär / die Generalsekretärin stellt für das nächste Haushaltsjahr den

Entwurf des Haushaltsplans mit Arbeitsprogramm sowie das Rahmenprogramm für künftige Jahre auf und legt dies dem Präsidium vor. Er / Sie ist für die Einhaltung des Haushaltsplans verantwortlich.

5. Der Generalsekretär / die Generalsekretärin stellt den Jahresabschluss auf und legt ihn mit

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einem Entwurf eines Tätigkeitsberichts dem Präsidium vor.

IV. Abschnitt: FINANZIERUNG UND SCHLUSSBESTIMMUNGEN

Artikel 18 Finanzierung

1. Der Deutsche Musikrat wird finanziert durch:

a. Mitgliedsbeiträge, b. freiwillige Leistungen der Mitglieder, c. Zuwendungen des Bundes, der Länder und Kommunen, d. Spenden, Sponsorenmittel und weitere Einnahmen.

2. Die Ausgaben gemäß Haushaltsplan gelten nur insoweit als genehmigt, als sie durch

Vermögen und Einnahmen gedeckt sind. Artikel 19 Auflösung 1. Für die Beschlussfassung über die Auflösung des Deutschen Musikrates ist eine Mehrheit

von drei Viertel der abgegebenen Stimmen von mindestens ein Drittel der Mitglieder erforderlich. Ist eine Mitgliederversammlung für eine Auflösung nicht beschlussfähig, kann eine weitere einberufen werden, die in jedem Fall beschlussfähig ist.

2. Die Liquidation wird durch den Vorstand durchgeführt, soweit die Mitgliederversammlung,

welche die Auflösung beschließt, keine anderen Liquidatoren bestellt. 3. Im Falle des Ausscheidens von Mitgliedern sowie bei Auflösung des Vereins findet ein

Ersatz von etwaigen Zuwendungen an den Verein sowie eine Verteilung von Vereinsvermögen an die Mitglieder nicht statt.

4. Bei Auflösung des Vereins oder bei Wegfall der steuerbegünstigten Zwecke fällt das

Vermögen des Vereins an die Stiftung Bundesjugendorchester, die es unmittelbar und ausschließlich für gemeinnützige Zwecke im Bereich der Musik zu verwenden hat. Falls diese Körperschaft nicht mehr besteht oder nicht mehr gemeinnützig ist, fällt das Vermögen an eine Körperschaft des öffentlichen Rechts oder an eine andere steuerbegünstigte Körperschaft im Musikbereich zwecks Förderung der Musik. Über die Vergabe im Rahmen dieser Vorschrift entscheidet die Mitgliederversammlung.

Artikel 20 Satzungsanpassung Sollten einzelne Bestimmungen dieser Satzung einer redaktionellen Bearbeitung bedürfen oder durch das zuständige Finanzamt oder das Vereinsregister beanstandet werden, ist das Präsidium berechtigt, die beanstandeten Bestimmungen so zu ergänzen oder zu ändern, dass der mit der beanstandeten Bestimmung ursprünglich beabsichtigte vereinsrechtliche oder

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wirtschaftliche Zweck erreicht wird. Die nächste Mitgliederversammlung ist hierüber zu unterrichten. Wir versichern die Richtigkeit und Vollständigkeit der Satzung gemäß BGB §71 Absatz 1 Satz 4.

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Geschäftsordnung der Mitgliederversammlung des DMR e.V. Die Mitgliederversammlung des Deutschen Musikrates gibt sich aufgrund Artikel 9 (6) der Satzung des Deutschen Musikrates die folgende Geschäftsordnung: A. Vorbereitung der Mitgliederversammlung

Die Einberufung einer Mitgliederversammlung erfolgt nach Maßgabe des Artikels 10 der Satzung des Deutschen Musikrates vom 9. September 2005.

Das Präsidium des Deutschen Musikrates legt die Termine für ordentliche und außerordentliche Mitgliederversammlungen fest und bestimmt den Sitzungsort.

Der Versammlungstermin ordentlicher Mitgliederversammlungen muss den Mitgliedern mindestens drei Monate im Voraus mitgeteilt werden

Die Einladung zu Mitgliederversammlungen erfolgt (a) schriftlich, (b) durch den Präsidenten / die Präsidentin und (c) mit einmonatiger Frist unter Beifügung der Tagesordnung.

Tagungsunterlagen (Protokolle, allgemeine Antragsunterlagen etc.) sind der schriftlichen Einladung wenn möglich beizufügen; sie sollen anderenfalls den Mitgliedern spätestens eine Woche vor dem Versammlungstermin vorliegen.

Anträge zur Tagesordnung sind dem Präsidenten / der Präsidentin mindestens acht Wochen vor dem Versammlungstermin bekannt zu geben. Bei Satzungsänderungsanträgen ist der Antrag im Wortlaut beizufügen.

Die Anmeldung zur Teilnahme an einer Mitgliederversammlung soll mindestens drei Wochen vor dem Versammlungstermin erfolgen. Die Benennung eines / einer Delegierten muss spätestens vor seiner / ihrer Teilnahme an einer Mitgliederversammlung erfolgen; sie ist dem Generalsekretariat oder einem vom Generalsekretariat geleiteten Akkreditierungsbüro vorzulegen.

B. Durchführung der Mitgliederversammlung

Die Durchführung ordnungsgemäß einberufener Mitgliederversammlungen erfolgt auf Grundlage der Artikels 11 und 12 der Satzung des Deutschen Musikrates.

Die Sitzungsleitung erfolgt nach Maßgabe der Satzung (Artikel 11 (2)) durch den Präsidenten / die Präsidentin, einen Vizepräsidenten / eine Vizepräsidentin, ein Mitglied des Präsidiums oder durch den Generalsekretär / die Generalsekretärin.

Zu Beginn einer Mitgliederversammlung lässt die Sitzungsleitung feststellen, ob die Versammlung ordnungsgemäß einberufen wurde und wie sich die Präsenz der Ordentlichen Mitglieder des Deutschen Musikrates und der Wahlberechtigten darstellt.

Die Tagesordnung wird von der Mitgliederversammlung durch Beschluss genehmigt. Über alle Anträge ist eine Beschlussfassung der Mitgliederversammlung herbeizuführen.

Auf Verlangen eines oder mehrerer Mitglieder sind geheime Abstimmungen durchzuführen.

Beschlüsse der Mitgliederversammlungen erfolgen mit einfacher Stimmenmehrheit der abgegebenen gültigen Stimmen. Stimmenthaltungen werden nicht mitgezählt. Bei Stimmengleichheit gilt ein Antrag als abgelehnt.

Wortmeldungen sind durch Handzeichen anzumelden. Die Sitzungsleitung kann von der Reihenfolge der Wortmeldungen abweichen, wenn es im Interesse des

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Zusammenhanges angezeigt erscheint. Zu bereits abgeschlossenen Punkten der Tagesordnung können Anträge nicht mehr gestellt werden.

Das über die Mitgliederversammlung geführte Protokoll hat die Anträge, die Beschlüsse im Wortlaut sowie die Ergebnisse von Organwahlen (samt deren Stimmenverhältnis) festzuhalten. Die Teilnehmerliste einer Mitgliederversammlung ist Anhang des Protokolls und wird im Generalsekretariat hinterlegt.

C. Wahlen und Abstimmungen Allgemeines

Wahlen und Abstimmungen erfolgen nach Maßgabe der Artikel 11, 12 und 13 der Satzung.

Die Mitgliederversammlung bestellt einen fünfköpfigen Wahlausschuss, der die erforderlichen Wahlen durchführt. Der Wahlausschuss bestimmt aus seiner Mitte einen Wahlleiter / eine Wahlleiterin.

Wahlvorgänge erfolgen grundsätzlich geheim durch Abgabe von Stimmzetteln. Ausnahmen hiervon sind nur durch einstimmigen Beschluss der Mitgliederversammlung möglich.

Bei geheimer Wahl händigen Wahlhelfer / Wahlhelferinnen jedem Wahlberechtigten / jeder Wahlberechtigten einen vorbereiteten Stimmzettel aus. Der Wahlleiter / die Wahlleiterin legt vor jedem Wahlgang fest, auf welche Weise die Wahlzettel gekennzeichnet werden sollen. Hierbei muss gewährleistet sein, dass das Wahlgeheimnis gewahrt bleibt.

Bei offener Wahl zählt der Wahlausschuss – ggf. mit Unterstützung von Wahlhelfern / Wahlhelferinnen - die Stimmen aus und gibt die Abstimmungsergebnisse sofort bekannt.

Kandidaten / Kandidatinnen werden in alphabetischer Reihenfolge mit Vor- und Nachnamen auf dem Stimmzettel angegeben. Stimmzettel, die nicht gemäß Ziffer C4 ausgefüllt sind oder Zusätze enthalten, sind ungültig. Ohne Eintragungen abgegebene Stimmzettel gelten als Stimmenthaltungen.

Nach erfolgter Wahl und Auszählung der Stimmzettel ist der Mitgliederversammlung das Wahlergebnis in Einzelheiten bekannt zu geben.

Wahl des Präsidiums

Präsidiumswahlen und -abwahlen erfolgen nach Artikel 13 der Satzung. Während der Präsidiumswahl übernimmt der / die Vorsitzende des Wahlausschusses

die Sitzungsleitung und gibt abschließend das Wahlergebnis bekannt. Die Wahl des Präsidiums erfolgt in der Reihenfolge (1.) Präsident / Präsidentin, (2.)

Vizepräsidenten / Vizepräsidentinnen, (3.) weitere Präsidiumsmitglieder. Den Wahlvorgängen haben Nominierungen vorauszugehen. Präsident / Präsidentin und die Vizepräsidenten / Vizepräsidentinnen werden in Einzelwahl gewählt.

Das Präsidium kann der Mitgliederversammlung Kandidaten-/ Kandidatinnenvorschläge unterbreiten.

Die Sitzungsleitung vergewissert sich nach erfolgter Wahl, ob gewählte Kandidaten / Kandidatinnen bereit sind, ihre Wahl anzunehmen.

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Bei der Wahl des Präsidenten / der Präsidentin sowie der drei Vizepräsidenten / Vizepräsidentinnen sind diejenigen Kandidaten/ Kandidatinnen gewählt, welche die meisten Stimmen auf sich vereinigen, mindestens jedoch die Mehrheit der anwesenden Wahlberechtigten.

Erhalten Kandidaten / Kandidatinnen für das Amt des Präsidenten / der Präsidentin dieselbe Stimmenzahl, erfolgt eine Stichwahl. Ergibt sich auch bei drei aufeinander folgenden Stichwahlen Stimmengleichheit, entscheidet das Los. Erhalten Kandidaten / Kandidatinnen für das Amt der drei Vizepräsidenten / Vizepräsidentinnen dieselbe Stimmenzahl, erfolgt eine Stichwahl, sofern sich mehr als zwei Bewerber / Bewerberinnen um ein Amt als Vizepräsident / Vizepräsidentin beworben haben. Sollte bei der Besetzung des Präsidenten- und der Vizepräsidentenämter in den ersten zwei Wahlgängen die erforderliche absolute Mehrheit von keinem Kandidaten erreicht werden, so genügt im dritten Wahlgang die relative Mehrheit. Für die Wahl der weiteren Mitglieder des Präsidiums entscheidet die relative Mehrheit. Erreichen bei der Wahl der weiteren Präsidiumsmitglieder zwei oder mehr Kandidaten / Kandidatinnen dieselbe Stimmenzahl, ist eine Stichwahl nur durchzuführen, wenn diese für das mit der niedrigsten Stimmenzahl zu wählende Präsidiumsmitglied erforderlich ist. Bei Stimmengleichheit in Stichwahlen gilt C14 Satz 2 entsprechend.

Bei geheimer Wahl dürfen auf dem Wahlzettel höchstens so viele Kandidaten bezeichnet werden, wie Personen zu wählen sind, und zwar jeder Kandidat nur einmal. Stimmzettel, die dieser Regelung nicht entsprechen, sind ungültig.

Wahl eines Ausschusses für die Prüfung und Kontrolle von Finanz- und Haushaltsangelegenheiten

Es sind drei Mitglieder zu wählen. Wahl von Ehrenmitgliedern

Ehrenmitglieder des Deutschen Musikrates werden von der Mitgliederversammlung auf Vorschlag des Präsidiums gewählt. Auf Antrag eines stimmberechtigten Mitglieds erfolgt die Abstimmung in geheimer Wahl.

Ausschluss von Mitgliedern

Ein Ausschluss von Ordentlichen Mitgliedern, Fördernder Mitglieder oder Ehrenmitglieder erfolgt gemäß Artikel 7 der Satzung.

Ausschlussentscheidungen der Mitgliederversammlung erfolgen in geheimer Wahl. Erforderlich sind zwei Drittel der abgegebenen gültigen Stimmen nach Artikel 11 (7) der Satzung.

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Geschäftsordnung des Präsidiums des DMR e.V. Präambel Die Zuständigkeiten des Präsidiums des Deutscher Musikrat e.V. (DMR e.V.) sind in Art. 14 der Satzung geregelt. Diese Zuständigkeiten betreffen gleichermaßen den DMR e.V. wie die zur Erfüllung seiner Ziele gem. Art. 3 der Satzung von ihm gegründete Deutscher Musikrat gemeinnützige Projektgesellschaft mbH (DMR gGmbH), deren Alleingesellschafter der DMR e.V. ist. Diese Geschäftsordnung regelt die Arbeit des Präsidiums als Organ des DMR e.V. gleichermaßen hinsichtlich der Zuständigkeiten für Angelegenheiten des DMR e.V. wie für diejenigen der DMR gGmbH. 1. Grundlagen 1.1. Das Präsidium des DMR e.V. besteht aus der Präsidentin/dem Präsidenten, drei

Vizepräsidentinnen/Vizepräsidenten, einer/einem von der Konferenz der Landesmusikräte entsandten Vertreterin/Vertreter und bis zu 14 weiteren Mitgliedern.

1.2. Die Mitglieder des Präsidiums stellen sicher, dass ihnen für die Wahrnehmung ihres Amtes ausreichend Zeit zur Verfügung steht, u.a. um ihrer moralischen Anwesenheitspflicht nachzukommen. Jedes Mitglied des Präsidiums ist grundsätzlich bereit, Einzelverantwortlichkeiten im Rahmen seiner Möglichkeiten zu übernehmen.

1.3. Jedes Mitglied des Präsidiums kann sein Präsidiumsamt sowie weitere damit verbundenen Tätigkeiten (Mitwirkung in Bundesfachausschüssen, Beiräten, Arbeitsgruppen u.ä.) durch schriftliche Mitteilung an die Präsidentin/den Präsidenten des DMR e.V. niederlegen. Über laufende Amtsgeschäfte ist dabei die Präsidentin/der Präsident zu informieren; Unterlagen sind binnen vier Wochen an das Generalsekretariat zurückzugeben.

1.4. Die Tätigkeit im Präsidium ist ehrenamtlich und wird nicht vergütet. In begründeten Ausnahmefällen sind Einzelfallentscheidungen durch das Präsidium möglich.

1.5. Mitglieder des Präsidiums verpflichten sich regelkonform zu handeln. 2. Präsidentin/Präsident und Vizepräsidentinnen/Vizepräsidenten 2.1. Die Präsidentin/der Präsident und die Vizepräsidentinnen/Vizepräsidenten bilden den

Vorstand im Sinne des § 26 BGB. Jedes Vorstandsmitglied ist einzelvertretungsberechtigt. Im Innenverhältnis nehmen die Vizepräsidentinnen/ Vizepräsidenten die Vertretungsbefugnis nur bei Verhinderung der Präsidentin/des Präsidenten wahr.

2.2. Die Präsidentin/der Präsident hat die Mitglieder des Präsidiums zu jeder Zeit über die laufenden Angelegenheiten des DMR e.V., der DMR gGmbH sowie ggf. weiterer verbundener selbständiger Rechtsträger informiert zu halten. Über wichtige Termine und Projekte ist das Präsidium vorab zu informieren, ggf. sind Beschlussfassungen herbeizuführen.

2.3. Die Arbeit des Gremiums wird von der Präsidentin/vom Präsidenten des DMR e.V. oder im Fall ihrer/seiner Verhinderung von einer/einem Vizepräsidentin/ Vizepräsidenten koordiniert. Die musikpolitischen Belange der Mitgliedsverbände des DMR e.V. und sonstiger, dem DMR verbundener Gruppen und Institutionen, werden dabei angemessen berücksichtigt.

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2.4. Die Präsidentin/der Präsident sowie die Vizepräsidentinnen/Vizepräsidenten tragen für die Koordination der Tätigkeiten des Präsidiums durch die Generalsekretärin/den Generalsekretär Sorge.

2.5. Die Präsidentin/der Präsident und die Vizepräsidentinnen/Vizepräsidenten haben die Dienstaufsicht über die Arbeit der Generalsekretärin/des Generalsekretärs sowie des Personals der Geschäftsstelle.

3. Aufgaben des Präsidiums im DMR e.V. 3.1. Das Präsidium entwickelt die strategische Ausrichtung und inhaltliche Konzeption des

DMR e.V. unter Einbeziehung der Kompetenz von Bundesfachausschüssen, Beiräten, Landesmusikräten und Mitgliedsverbänden und sorgt für ihre Umsetzung.

3.2. Das Präsidium hat für die Einhaltung gesetzlicher, satzungsbedingter und vertraglicher Bestimmungen im DMR e.V. zu sorgen und verantwortet ein angemessenes finanzielles Risikomanagement.

3.3. Die Aktivitäten des DMR e.V. werden durch das Präsidium gemeinschaftlich gesteuert und verantwortet.

3.4. Die Mitglieder des DMR e.V. werden schriftlich über die Arbeit des DMR und des Präsidiums informiert. Der Bericht wird von der Generalsekretärin/vom Generalsekretär erarbeitet und mit dem Präsidium vorab abgestimmt.

3.5. Das Generalsekretariat unterstützt die Arbeit der Präsidiumsmitglieder. 3.6. Das Präsidium regelt den Beginn der Amtszeit von Bundesfachausschüssen und Beiräten

entsprechend den Aufgaben und Erfordernissen dieser Gremien. 3.7. Das Präsidium kann zur Bearbeitung einzelner Themenfelder und/oder Aufgaben

Arbeitsgruppen und Kommissionen einsetzen. 3.8. Das Präsidium achtet bei der Besetzung von Gremien und Funktionen im DMR e.V. auf

Vielfalt und eine geschlechtergerechte Besetzung. 4. Aufgaben des Präsidiums in der DMR gGmbH 4.1. Alle Gesellschaftsorgane (Gesellschafter, Aufsichtsrat, Geschäftsführung,

Projektbeiräte) sind verpflichtet, die Interessen der DMR gGmbH in eigener Verantwortung wahrzunehmen und vertrauensvoll zusammenzuarbeiten.

4.2. Das Präsidium des Alleingesellschafters DMR e.V. ist zuständig für die Beschlüsse zu allen Angelegenheiten, welche der Gesellschaftsvertrag der DMR gGmbH dem Gesellschafter zuweist. Dies gilt gem. Art. 14 Nr. 2f. der Satzung des DMR e.V. insbesondere für alle Tatbestände gem. § 6 Nr. 1 Gesellschaftsvertrag. Es gilt darüber hinaus für § 9 und § 10 Nr. 1 Gesellschaftsvertrag.

4.3. Die Zuständigkeiten des Aufsichtsrates gem. § 7, der Geschäftsführung gem. § 6 Absatz 2 und § 10 Gesellschaftsvertrag sowie der Vertrag zwischen dem DMR. e.V. und den öffentlichen Zuwendungsgebern vom 02.02.2010 bleiben unberührt.

4.4. Die Präsidentin/der Präsident sowie ggf. ihre/seine Vertretung sind im Rahmen ihrer Wahrnehmung der Rechte und Pflichten des Gesellschafters gemäß GmbH-Gesetz verpflichtet, entsprechende Beschlussfassungen des Präsidiums herbeizuführen, soweit diese nicht durch diese Geschäftsordnung anderweitig geregelt sind.

4.5. Das Präsidium legt zu Beginn jeder Amtsperiode fest, in welcher Reihenfolge die Vizepräsidentinnen/Vizepräsidenten die Vertretung der Präsidentin/ des Präsidenten wahrnehmen.

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4.6. Das Präsidium achtet bei der Besetzung von Gremien und Funktionen in der DMR gGmbH auf Vielfalt und eine geschlechtergerechte Besetzung.

4.7. Die Geschäftsführung der DMR gGmbH nimmt an den Sitzungen des Präsidiums teil und berichtet zur Lage der Gesellschaft. Das Präsidium kann verlangen, dass Berichte schriftlich vorgelegt werden.

4.8. Beschlüsse in Angelegenheiten der DMR gGmbH erfolgen aufgrund von Anmeldungen zur Tagesordnung, welche die Geschäftsführung, die/der Vorsitzende des Aufsichtsrates, der Aufsichtsrat oder jedes einzelne Mitglied des Präsidiums bis sechs Wochen vor der Sitzung beantragen können. Anmeldungen, welche nach Versand der Tagesordnung erfolgen, können zu Beginn einer Präsidiumssitzung zur Behandlung und Beschlussfassung zugelassen werden.

4.9. Weisungen an den Vertreter des Gesellschafters gemäß § 13 Nr. 1 Gesellschaftsvertrag (Änderung des Gesellschaftsvertrages, Auflösung der Gesellschaft, Bestellung des oder der Liquidatoren) bedürfen der Dreiviertelmehrheit der abgegebenen Stimmen.

5. Sitzungen 5.1. Sitzungen des Präsidiums finden regelmäßig, mindestens aber dreimal jährlich statt. Die

Sitzungen sind nicht öffentlich. 5.2. Auf Antrag des Generalsekretärs/ der Generalsekretärin des DMR e.V., der

Geschäftsführung der DMR gGmbH, des/ der Aufsichtsratsvorsitzenden und des Aufsichtsrates der DMR gGmbH sowie von mindestens fünf Mitgliedern des Präsidiums kann eine außerordentliche Präsidiumssitzung einberufen werden, wenn dies im Interesse des DMR e.V. oder der DMR gGmbH erforderlich ist. Auf die Einhaltung von Form- und Fristvorschriften kann verzichtet werden, wenn mindestens fünf Mitglieder des Präsidiums diesem Verfahren zustimmen.

5.3. Die Präsidentin/der Präsident kann sachverständige Dritte einladen. Dies kann auch auf Vorschlag eines Präsidiumsmitgliedes oder der Generalsekretärin/des Generalsekretärs geschehen. Die Einladung muss erfolgen, wenn mindestens ein Drittel der Mitglieder des Präsidiums sie beantragt.

5.4. Die Sitzungen des Präsidiums werden gemäß Artikel 15 Nr. 2 der Satzung mit einer Frist von vier Wochen unter Beifügung einer Tagesordnung von der Präsidentin/vom Präsidenten einberufen. Beschlussvorlagen gehen den Mitgliedern des Präsidiums 14 Tage vor einer Sitzung zu.

5.5. Jedes Präsidiumsmitglied ist berechtigt, Tagesordnungspunkte für die jeweils nächste Präsidiumssitzung zu benennen. Die Anmeldung derartiger Punkte muss mindestens drei Wochen vor einer Präsidiumssitzung erfolgen. Auf den Dringlichkeitsantrag eines Präsidiumsmitgliedes kann das Präsidium auch während einer Versammlung die Aufnahme von nicht in der Tagesordnung enthaltenen Punkten in die Tagesordnung beschließen. Ein derartiger Beschluss bedarf der Mehrheit der anwesenden Präsidiumsmitglieder.

5.6. Über die Sitzungen des Präsidiums werden Protokolle angefertigt und von der Präsidentin/vom Präsidenten unterzeichnet. Die Protokolle werden innerhalb von vier Wochen nach der Sitzung den Mitgliedern des Präsidiums zugesandt. Beschlüsse in Angelegenheiten der DMR gGmbH werden gesondert protokolliert.

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6. Beschlussfassung 6.1. Das Präsidium fasst seine Beschlüsse in der Regel in den Präsidiumssitzungen.

Beschlussanträge müssen schriftlich gestellt werden. 6.2. In Ausnahmefällen können Beschlüsse des Präsidiums auch im Wege des

Umlaufverfahrens brieflich, per Fax oder E-Mail gefasst werden, soweit nicht mindestens drei Präsidiumsmitglieder einer Beschlussfassung im schriftlichen Verfahren widersprechen. Nicht abgegebene Stimmen werden der Abwesenheit in Präsidiumssitzungen gleichgestellt. Hinsichtlich der Wertung der abgegebenen Stimmen gilt 6.4. entsprechend. Die Präsidentin/ der Präsident hält das Abstimmungsergebnis in diesem Fall schriftlich fest und teil es allen Mitgliedern unverzüglich mit.

6.3. Das Präsidium ist beschlussfähig, wenn die Hälfte seiner Mitglieder anwesend ist. 6.4. Das Präsidium entscheidet mit einfacher Mehrheit der anwesenden Mitglieder. Bei

Stimmengleichheit entscheidet die Stimme der Präsidentin/des Präsidenten. Stimmenthaltungen werden nicht mitgezählt.

6.5. Auf Antrag eines Präsidiumsmitgliedes muss die Abstimmung geheim erfolgen. 6.6. Ein Präsidiumsmitglied ist nicht berechtigt, über Sachverhalte zu befinden, wenn es

wegen einer engen beruflichen, persönlichen, vertraglichen oder funktionellen Beziehung befangen ist. Stellt ein Präsidiumsmitglied das Vorliegen von Interessenskonflikten und/oder seine Befangenheit fest, legt es dies unverzüglich der Präsidentin/dem Präsidenten offen. Während der Erörterung und Abstimmung verlässt das Präsidiumsmitglied den Raum.

7. Vertraulichkeit 7.1. Die Beratungen des Präsidiums sind vertraulich. Die Kommunikation von Beschlüssen

und Erläuterungen gegenüber der Öffentlichkeit ist der Präsidentin/dem Präsidenten, den Vizepräsidentinnen/Vizepräsidenten sowie der Generalsekretärin/dem Generalsekretär vorbehalten.

7.2. Alle Präsidiumsmitglieder stellen sicher, dass die von ihnen im Einzelfall eingebundenen Mitarbeiter die Verschwiegenheitspflicht in gleicher Weise einhalten.

8. Inkrafttreten Diese Geschäftsordnung tritt am 22. Juni 2018 per Präsidiumsbeschluss in Kraft.

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Geschäftsordnung der Bundesfachausschüsse des DMR e.V. 1. Präambel

Das Präsidium des Deutschen Musikrat e.V. (DMR) kann gemäß Satzung Art. 16 Nr. 1 zu seiner Beratung und Unterstützung Bundesfachausschüsse einsetzen.

Derzeit sind folgende Bundesfachausschüsse vom Präsidium eingesetzt:

Bundesfachausschuss Bildung

Bundesfachausschuss Arbeit und Soziales

Bundesfachausschuss Medien

Bundesfachausschuss Recht

Bundesfachausschuss Musikwirtschaft

Bundesfachausschuss Vielfalt – Neue Musik / Populäre Musik / Erbe / Interkultur 2. Aufgaben und Umfang der Mitwirkung

Die Bundesfachausschüsse sind Fachgremien, die sich einzelnen Facetten des Musiklebens sowie dessen Rahmenbedingungen widmen. Sie sind die „thinktanks“ des DMR, beraten das Präsidium im Hinblick auf konkrete fachliche Fragestellungen und bringen ihrerseits Diskussionsanregungen, Vorschläge und Beschlussempfehlungen in das Präsidium ein.

Ziel der Arbeit von Bundesfachausschüssen ist die Beratung und Unterstützung des Präsidiums und des Generalsekretärs/der Generalsekretärin in musikpolitischen Fragen.

Die Bundesfachausschüsse erarbeiten konzeptionelle und inhaltliche Grundlagen für die musikpolitische Arbeit des DMR. Die Mitwirkungs- und Gestaltungsaufgaben der Bundesfachausschüsse beziehen sich folglich insbesondere auf die Erstellung und Weiterentwicklung von Papieren zu musikpolitischen Schwerpunktthemen des Deutschen Musikrates, die Entwicklung und Begleitung konkreter Umsetzungsmaßnahmen im Bereich der musikpolitischen Arbeit sowie auf das Auffinden und die Aufbereitung gesellschaftspolitisch und musikpolitisch relevanter Zukunftsthemen.

Die Außenvertretung des Deutschen Musikrates und damit auch der Bundesfachausschüsse erfolgt ausschließlich durch den Präsidenten/die Präsidentin, die Vizepräsidenten und Vizepräsidentinnen und den Generalsekretär/die Generalsekretärin.

3. Besetzung und Mitarbeit

Der Bundesfachausschuss Vielfalt besteht aus bis zu 16, der Bundesfachausschuss Bildung aus bis zu 12 Mitgliedern. Alle weiteren Bundesfachausschüsse des DMR bestehen aus bis zu 8 Mitgliedern.

Die Amtszeit der Bundesfachausschüsse beträgt regelmäßig vier Jahre. Das Präsidium regelt den Beginn der Amtszeit und kann die Dauer der Tätigkeit befristen.

Die Mitglieder von Bundesfachausschüssen werden durch das Präsidium des DMR e.V. bestellt. Wiederbestellung ist möglich. Die Besetzung wird von einem Präsidialausschuss unter der Leitung des Generalsekretärs/der Generalsekretärin koordiniert, dem ein

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Mitglied des Präsidiumsvorstandes sowie bis zu zwei weitere Präsidiumsmitglieder angehören.

Mitglied der Bundesfachausschüsse können Vertreter/innen der Mitglieder des DMR e.V. sowie außenstehende natürliche Personen werden. Grundsätzlich muss jedem Bundesfachausschuss ein Mitglied des Präsidiums des DMR e.V. angehören. Mindestens eine Position wird einem/r Vertreter/in der Konferenz der Landesmusikräte angeboten.

Die Mitglieder der Bundesfachausschüsse stellen sicher, dass ihnen für die Wahrnehmung ihres Amtes ausreichend Zeit zur Verfügung steht, u.a. um ihrer Anwesenheitspflicht nachzukommen. Eine statistische Auswertung der Anwesenheiten erfolgt alle zwei Jahre. Mitglieder, die nicht oder kaum in dem jeweiligen Gremium mitarbeiten, können abberufen werden. Die entsprechenden Positionen werden ggf. vom Präsidium nachbesetzt.

Die Mitglieder der Bundesfachausschüsse sind grundsätzlich dazu bereit, Einzelverantwortlichkeiten im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu übernehmen.

Jedes Mitglied kann seine Arbeit jederzeit durch schriftliche Mitteilung an das Generalsekretariat niederlegen. Die entsprechenden Positionen werden ggf. vom Präsidium nachbesetzt.

4. Leitung

Der/die Vorsitzende eines Bundesfachausschusses wird vom Präsidium des DMR berufen. Ein/e stellvertretende/r Vorsitzende/r wird von den Mitgliedern des Bundesfachausschusses gewählt.

Zu den Aufgaben der/des Vorsitzenden gehören neben der Sitzungsleitung, die Erstellung einer Tagesordnung sowie die Einberufung von Sitzungen in Abstimmung mit dem Generalsekretär/der Generalsekretärin.

5. Sitzungen

Die Bundesfachausschusssitzungen finden in der Regel einmal jährlich, in begründeten Fällen im Einvernehmen mit dem Generalsekretär/der Generalsekreträrin zweimal jährlich statt.

Die Sitzungen der Bundesfachausschüsse finden regelmäßig im Generalsekretariat des DMR in Berlin statt. Ausnahmsweise können in Absprache zwischen dem/der Vorsitzenden und dem Generalsekretär/der Generalsekretärin andere Sitzungsorte bestimmt werden. In diesem Falle kann die Sitzungsbetreuung durch die Mitarbeiter/innen des Generalsekretariats, z.B. Protokollführung, jedoch nicht gewährleistet werden.

In Abstimmung mit dem Generalsekretär/der Generalsekretärin können Experten/Expertinnen als Gäste zu Sitzungen hinzugezogen werden. Die Einladung erfolgt über das Generalsekretariat.

Die Sitzungen werden unter Berücksichtigung einer Frist von vier Wochen unter Beifügung der Tagesordnung von dem/der Vorsitzenden einberufen.

Die Sitzungen werden von dem/der Vorsitzenden oder dessen/deren Stellvertreter/in geleitet.

Die Ergebnisse von Ausschusssitzungen werden protokolliert, von dem/der Vorsitzenden des Ausschusses unterzeichnet und innerhalb von vier Wochen durch das

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Generalsekretariat an die Mitglieder des Ausschusses, den Generalsekretär/die Generalsekretärin und das Präsidium versendet.

6. Beschlussfassungen

Beschlüsse werden mit einfacher Stimmenmehrheit der anwesenden Bundesfachausschussmitglieder gefasst. Bei Stimmengleichheit entscheidet die Stimme des/der Vorsitzenden. Stimmenthaltungen werden nicht mitgezählt.

Die Bundesfachausschüsse richten ihre Vorschläge/ Beschlüsse in Form von Beschlussempfehlungen über das Generalsekretariat an das Präsidium des DMR.

7. Vertraulichkeit und Interessenskonflikte

Die Beratungen der Bundesfachausschüsse sind vertraulich. Die externe Kommunikation von Beschlüssen und Erläuterungen ist dem Präsidenten/der Präsidentin, den Vizepräsidenten und Vizepräsidentinnen sowie dem Generalsekretär/der Generalsekretärin vorbehalten.

Die Mitglieder der Bundesfachausschüsse sind nicht berechtigt, über Sachverhalte zu befinden, wenn sie wegen einer engen beruflichen, persönlichen, vertraglichen oder funktionellen Beziehung befangen sind. Stellt ein Mitglied das Vorliegen von Interessenskonflikten und/oder seine/ihre Befangenheit fest, legt es dies unverzüglich der /dem Vorsitzenden offen. Während der Erörterung und Abstimmung verlässt das Mitglied den Raum.

8. Kostenerstattung

Die Mitwirkung in Bundesfachausschüssen des Deutschen Musikrates ist ehrenamtlich und wird nicht vergütet. Aufwandsentschädigungen werden nicht gewährt.

Eine Erstattung für Reisekosten für die Teilnahme an Bundesfachausschusssitzungen erfolgt durch den DMR e.V. gegen effektiven Nachweis auf der Grundlage des Bundesreisekostengesetzes.

Darüber hinausgehende Reisekosten im Kontext der Bundesfachausschusstätigkeit können nur in Ausnahmefällen nach vorheriger Genehmigung durch den Generalsekretär/die Generalsekretärin erstattet werden.

9. Inkrafttreten Diese Geschäftsordnung tritt am 22. Juni 2018 per Präsidiumsbeschluss in Kraft.

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Deutscher Musikrat gemeinnützige Projektgesellschaft Gesellschaftsvertrag der DMR gGmbH § 1 Firma, Sitz und Geschäftsjahr 1. Die Gesellschaft führt die Firma „Deutscher Musikrat gemeinnützige Projektgesellschaft

mbH". 2. Die Gesellschaft hat ihren Sitz in Bonn. 3. Das Geschäftsjahr ist das Kalenderjahr. § 2 Gegenstand 1. Gegenstand des Unternehmens ist die Vorbereitung, Durchführung und Abwicklung von

Projekten, die dazu dienen, für alle Bereiche der Musik Beiträge für die Verbesserung der Musikkultur zu leisten. Ein Schwerpunkt der Arbeit der Gesellschaft ist die Tätigkeit auf dem Gebiet der Jugendhilfe.

2. Die Gesellschaft verwirklicht ihre Zwecke

a. unmittelbar im Wege der Förderung, Durchführung von Wettbewerben, der Öffentlichkeitsarbeit, des Betriebs von Orchestern und Ensembles sowie anderen Einrichtungen, insbesondere im Bereich der Jugendhilfe,

b. selbstlos, c. ausschließlich.

3. Zur Erreichung des Gesellschaftszwecks kann die Gesellschaft Zweckbetriebe errichten.

Dazu zählen z.B. folgende Projekte:

Deutsches Musikinformationszentrum

Dirigentenforum

Deutscher Musikwettbewerb mit Bundesauswahl Konzerte Junger Künstler

Jugend musiziert

Jugend jazzt

PopCamp

Bundesjugendorchester

Bundesjazzorchester

Edition Zeitgenössische Musik

Konzert des Deutschen Musikrates

European Workshop for Contemporary Music

Europäische Musikbörse

Deutscher Chorwettbewerb

Deutscher Orchesterwettbewerb 4. Die Gesellschaft leistet Beiträge zu den Themenfeldern Information, Dokumentation,

Migration und Integration.

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5. Im Übrigen ist die Gesellschaft zu allen Geschäften und Maßnahmen berechtigt, die zur

Erreichung des Gesellschaftszweckes notwendig oder nützlich erscheinen, auch zu Beteiligungen an anderen gemeinnützigen Institutionen.

§ 3 Gemeinnützigkeit 1. Die Gesellschaft verfolgt ausschließlich und unmittelbar nur gemeinnützige Zwecke im

Sinne des Abschnitts „steuerbegünstigte Zwecke" der Abgabenordnung. 2. Die Gesellschaft ist selbstlos tätig. Sie verfolgt nicht in erster Linie eigenwirt-schaftliche

Zwecke. 3. Die Mittel der Gesellschaft dürfen nur für satzungsgemäße Zwecke verwendet werden.

Der Gesellschafter darf keine Gewinnanteile und in seiner Eigenschaft als Gesellschafter auch keine sonstigen Zuwendungen aus Mitteln der Gesellschaft erhalten.

4. Der Gesellschafter erhält bei Auflösung der Gesellschaft oder bei Wegfall der

steuerbegünstigten Zwecke nicht mehr als seinen eingezahlten Kapitalanteil und den Wert seiner tatsächlich geleisteten Sacheinlagen zurück.

5. Die Gesellschaft darf keine Person durch Ausgaben, die dem Zweck der Gesellschaft

fremd sind, oder durch unverhältnismäßig hohe Vergütung begünstigen. § 4 Stammkapital und Stammeinlagen 1. Das Stammkapital der Gesellschaft beträgt 25.000,- €. 2. Alleiniger Gesellschafter ist der Deutsche Musikrat e.V. 3. Die Stammeinlage ist voll eingezahlt. § 5 Organe der Gesellschaft Organe der Gesellschaft sind 1. die Gesellschafterversammlung, 2. der Aufsichtsrat, 3. die Beiräte und 4. die Geschäftsführung. § 6 Gesellschafterversammlung 1. Der Gesellschafter ist für alle Angelegenheiten zuständig, die nicht einem anderen

Organ durch Gesetz oder Gesellschaftsvertrag zur ausschließlichen Zuständigkeit überwiesen sind, insbesondere für

die Zustimmung zur Bestellung und Abberufung der Geschäftsführung gem. § 10 Abs. 2 sowie von Prokuristen;

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bis zur Bestellung des Aufsichtsrates für die Bestellung und Abberufung, Anstellung und Kündigung der Geschäftsführer und Prokuristen;

die Zustimmung zu einer Geschäftsordnung des Aufsichtsrats gem. § 8 Abs. 1 und die Zustimmung zu einer Satzung gem. § 14;

den Beschluss einer Geschäftsordnung für einen Beirat, § 9;

die Bestellung des Abschlussprüfers auf Vorschlag des Aufsichtsrats;

die Feststellung des Jahresabschlusses und die Verwendung des Jahres- ergebnisses oder Bilanzgewinns;

die Aufnahme weiterer Gesellschafter;

die Entlastung des Aufsichtsrates

die Änderung des Gesellschaftsvertrages;

die Auflösung der Gesellschaft;

die Einrichtung, Weiterentwicklung und Beendigung von Projekten. 2. Die Gesellschafterversammlung wird von der Geschäftsführung unter Mitteilung der

Gegenstände der Beschlussfassung und Übersendung der erforderlichen Unterlagen mit einer Frist von mindestens drei Wochen einberufen. Die Gesellschafterversammlung soll mindestens einmal jährlich einberufen werden; eine Sitzung muss in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres stattfinden. Außer dem Gesellschafter kann die Geschäftsführung, die/der Aufsichtsratsvorsitzende und der Aufsichtsrat eine außerordentliche Gesellschafterversammlung einberufen, wenn es im Interesse der Gesellschaft erforderlich ist. Auf die Einhaltung von Form- und Fristvorschriften kann verzichtet werden, wenn alle Gesellschafter diesem Verfahren zustimmen. Die Gesellschafterversammlung findet in der Regel am Sitz der Gesellschaft statt.

3. Jedes Mitglied der Gesellschafterversammlung hat nur 1 Stimme. Soweit Beschlüsse der

Gesellschafterversammlung nicht notariell beurkundet werden, ist über die Verhandlungen und die Beschlüsse der Gesellschafterversammlung unverzüglich eine Niederschrift anzufertigen, die von der/dem Vorsitzenden zu unterzeichnen ist. In der Niederschrift sind Ort und Tag der Sitzung, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die Gegenstände der Tagesordnung, der wesentliche Inhalt der Verhandlungen und die Beschlüsse der Gesellschafterversammlung anzugeben.

§ 7 Aufsichtsrat 1. Der Aufsichtsrat bestellt die Geschäftsführung und beruft sie ab (§ 10 Abs. 2). Die

Zuständigkeit der Gesellschafterversammlung gemäß § 6 Abs. 1 2. Spiegelstrich bleibt unberührt. Er entscheidet über den jährlichen Wirtschaftsplan und nimmt zum Jahresabschluss und zur Ergebnisverwendung Stellung (§ 11 Abs. 2).

2. Der Aufsichtsrat hat die Geschäftsführung zu beraten und zu überwachen. Er kann von

der Geschäftsführung jederzeit einen Bericht über die Angelegenheiten der Ge-sellschaft verlangen, die Bücher und Schriften der Gesellschaft einsehen und prüfen, sowie örtliche Besichtigungen vornehmen; er kann damit auch einzelne Mitglieder beauftragen.

3. Der Aufsichtsrat entlastet die Geschäftsführung.

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4. Der Aufsichtsrat besteht aus 12 Mitgliedern. Das Präsidium des Gesellschafters

Deutscher Musikrat e.V. bestellt die Hälfte der Mitglieder, darunter die Präsidentin/den Präsidenten.

Ein Viertel der Mitglieder werden von den öffentlichen Zuwendungsgebern auf Bundes- und Länderebene bestellt. Unter diesen haben sich ein/e Angehörige/r des für kulturelle Angelegenheiten zuständigen Bundesressorts sowie ein/e Angehörige/r des für Jugend zuständigen Bundesressorts zu befinden. Ein weiteres Mitglied aus diesem Quorum soll von der Kultusministerkonferenz der Länder bestellt werden.

Das verbleibende Viertel der Mitglieder wird durch Beschluss der o.g. neun Mitglieder des Aufsichtsrats bestellt. Hier sind ein Vertreter der Landesmusikräte sowie Vertreter des Musiklebens und/oder private Förderer zu berücksichtigen. Erneute Bestellung oder Entsendung ist zulässig. Die von den öffentlichen Zuwendungsgebern bestellten Mitglieder können von diesen jederzeit abberufen werden. Die Tätigkeit der Aufsichtsratsmitglieder wird nicht vergütet.

5. Die Entlastung des Aufsichtsrates erfolgt durch die Gesellschafterversammlung. Sofern

Mitglieder des Präsidiums des Deutschen Musikrates e.V. Mitglieder des Aufsichtsrates sind, nehmen sie an der Beschlussfassung nicht teil.

6. Wird über die Amtsdauer nichts anderes bestimmt, so endet die Amtszeit mit dem

Beschluss der Gesellschafterversammlung über die Entlastung für das 4. Geschäftsjahr nach Beginn der Amtszeit. Das Geschäftsjahr, in dem die Amtszeit beginnt, wird dabei nicht mitgezählt. Die Mitglieder bleiben bis zur Neukonstituierung des Aufsichtsrates im Amt.

7. Jedes Mitglied kann sein Amt auch ohne wichtigen Grund jederzeit durch schriftliche

Erklärung gegenüber der Gesellschaft niederlegen. Das Amt endet, wenn ein Aufsichtsratsmitglied aus dem Amt ausscheidet oder das Mandat verliert, das für seine Entsendung bzw. Bestellung maßgebend war.

8. Im Falle einer Ersatzmitgliedschaft endet die Amtszeit des ersatzweise bestellten oder

entsandten Mitglieds spätestens mit Ablauf der Amtszeit des weggefallenen Mitglieds. 9. Die Präsidentin/Der Präsident des Deutscher Musikrat e.V. führt den Vorsitz des

Aufsichtsrates. Der Aufsichtsrat wählt zwei stellvertretende Vorsitzende, darunter eine Vertreterin/einen Vertreter der öffentlichen Hände.

10. Beschlüsse des Aufsichtsrats werden mit einfacher Mehrheit der abgegebenen Stimmen

gefasst. Bei Stimmengleichheit entscheidet die Stimme der/des Vorsitzenden. Die Bestellung der Geschäftsführung erfolgt mit einer Mehrheit von zwei Dritteln der abgegebenen Stimmen.

§ 8 Innere Ordnung des Aufsichtsrats

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1. Der Aufsichtsrat gibt sich eine Geschäftsordnung. Sie bedarf der Zustimmung der Gesellschafterversammlung.

2. Aufsichtsratssitzungen sollen in der Regel einmal im Kalendervierteljahr stattfinden. Sie

müssen einmal im Kalenderhalbjahr abgehalten werden. 3. Der Aufsichtsrat ist beschlussfähig, wenn mindestens die Hälfte der Mitglieder, aus

denen er nach dem Gesellschaftsvertrag zu bestehen hat, an der Beschlussfassung teilnimmt, darunter die/der Vorsitzende oder ihr/sein Stellvertreter.

4. Ein Mitglied des Aufsichtsrats soll an der Beratung und Beschlussfassung eines

Tagesordnungspunktes nicht teilnehmen, wenn anzunehmen ist, dass dieses Mitglied durch einen zu fassenden Beschluss des Aufsichtsrats einen persönlichen Vorteil erlangen könnte.

5. Die von Bund und Ländern bestellten Mitglieder können sich vertreten lassen, wenn sie

verhindert sind. Die übrigen Mitglieder können im Fall ihrer Verhinderung ein anderes Aufsichtsratsmitglied zur Stimmabgabe bevollmächtigen.

6. Über Sitzungen des Aufsichtsrats und seiner Ausschüsse sind unverzüglich

Niederschriften anzufertigen, die die/der Vorsitzende zu unterzeichnen hat. In der Niederschrift sind der Ort und der Tag der Sitzung, die Teilnehmer/innen, die Gegenstände der Tagesordnung, der wesentliche Inhalt der Verhandlungen und die Beschlüsse des Aufsichtsrats anzugeben. Ein Verstoß gegen Satz 1 oder Satz 2 macht einen Beschluss nicht unwirksam. Die Niederschriften sind den Mitgliedern des Aufsichtsrats zu übersenden und in der nächsten Sitzung zu genehmigen.

7. Schriftliche oder telekommunikative Beschlussfassungen des Aufsichtsrats oder seiner

Ausschüsse sind zulässig, wenn diesem Verfahren kein Mitglied unverzüglich widerspricht. Diese Beschlüsse sind schriftlich festzuhalten und der Niederschrift über die nächste Aufsichtsratssitzung als Anlage beizufügen.

§ 9 Beiräte 1. Das Präsidium des Gesellschafters kann einen oder mehrere Beiräte einsetzen. Die

Beiräte gestalten die ihnen zugeordneten Projekte im Einvernehmen mit der Geschäftsführung. Den Umfang der Mitwirkung regelt eine Geschäftsordnung, die durch die Gesellschafterversammlung beschlossen wird.

2. Ein Beirat besteht jeweils aus bis zu 12 Mitgliedern. Die Beiratsmitglieder können

Mitglieder des Gesellschafters, des Aufsichtsrates oder Dritte sein. Die Tätigkeit der Beiratsmitglieder wird nicht vergütet. Jedem Beirat muss ein Mitglied des Präsidiums des Gesellschafters angehören.

3. Die Mitglieder des Beirats werden durch das Präsidium des Gesellschafters bestimmt.

Ihre Amtszeit beträgt längstens 4 Jahre. § 10 Geschäftsführung

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1. Die Gesellschaft hat einen oder zwei Geschäftsführer. Ist nur ein Geschäftsführer

bestellt, vertritt er die Gesellschaft alleine. Sind mehrere Geschäftsführer bestellt, wird die Gesellschaft durch zwei Geschäftsführer gemeinschaftlich oder einen Geschäftsführer zusammen mit einem Prokuristen vertreten. Der Aufsichtsrat kann im Einvernehmen mit der Gesellschafterversammlung einzelnen Geschäftsführern Einzelvertretungsbefugnis erteilen.

2. Bestellung und Abberufung der Geschäftsführung und Prokuristen erfolgt durch den

Aufsichtsrat mit Zustimmung der Gesellschafterversammlung. Dies gilt auch für den Abschluss, die Änderung und die Beendigung eines Anstellungsvertrages. Bis zur Bestellung des Aufsichtsrats ist die Gesellschafterversammlung für Bestellung und Abberufung, Anstellung und Kündigung der Geschäftsführung zuständig. Die Bestellung er- folgt auf höchstens fünf Jahre. Eine wiederholte Bestellung ist möglich.

3. Die Geschäftsführung nimmt die Geschäfte der Gesellschaft mit der Sorgfalt

ordentlicher Kauffrauen/Kaufmänner wahr. Sie führt die Geschäfte nach Maßgabe des Gesetzes und des Gesellschaftsvertrages sowie der auf seiner Grundlage erlassenen Bestimmungen. Zu ihren Aufgaben gehören insbesondere die Vorbereitung eines jährlichen Wirtschaftsplans und die Aufstellung des Jahresabschlusses.

4. Die Befugnisse der Geschäftsführung erstrecken sich auf alle Handlungen, die der

gewöhnliche Betrieb der Gesellschaft mit sich bringt. Für Geschäftsführungshand-lungen, die darüber hinausgehen, bedarf es der Zustimmung des Aufsichtsrates. Der Aufsichtsrat kann weitere Geschäfte von seiner Zustimmung abhängig machen.

5. Die Geschäftsführung und die mit der Durchführung von Projekten betrauten

Mitarbeiter/innen arbeiten eng mit den gemäß § 9 eingesetzten Beiräten zusammen. 6. Weitere Einzelheiten der Rechte und Pflichten der Geschäftsführung werden in

Geschäftsanweisungen geregelt, die der Aufsichtsrat beschließt. § 11 Jahresabschluss und Ergebnisverwendung 1. Die Geschäftsführung hat in den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahres für das

vergangene Geschäftsjahr den Jahresabschluss und den Lagebericht aufzustellen und zur Abschlussprüfung vorzulegen.

2. Der Aufsichtsrat hat den Jahresabschluss, den Lagebericht und den Vorschlag für die

Verwendung des Jahresergebnisses oder Bilanzgewinns zu prüfen und über das Ergebnis der Gesellschafterversammlung unter Angabe der zur Beseitigung von etwaigen Mängeln getroffenen oder vorgesehenen Maßnahmen schriftlich zu berichten.

3. Die Gesellschafterversammlung hat in den ersten acht Monaten des neuen

Geschäftsjahres über die Feststellung des Jahresabschlusses und über die Verwendung des Jahresergebnisses oder Bilanzgewinns zu beschließen.

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§ 12 Verwendung des Vermögens und der Einkünfte der Gesellschaft 1. Das Vermögen und die Mittel der Gesellschaft sind unmittelbar und ausschließlich für

die in § 2 bestimmten Zwecke zu verwenden. Niemand darf durch Geschäftsausgaben, die dem Gesellschaftszweck fremd sind, oder durch unverhältnismäßig hohe Vergütung begünstigt werden.

2. Der dem Gesellschafter gemäß § 29 des Gesetzes betreffend die Gesellschaften mit

beschränkter Haftung zustehende Anspruch auf den sich nach der jährlichen Bilanz ergebende Reingewinn wird ausgeschlossen. Der Gesellschafter erhält in seiner Eigenschaft als solcher auch keine sonstigen Zuwendungen aus Mitteln der Gesellschaft.

§ 13 Änderung dieses Vertrages, Auflösung der Gesellschaft und Abwicklung 1. Zur Änderung dieses Vertrages, zur Beschlussfassung über die Auflösung der

Gesellschaft, zur Bestellung des oder der Liquidatoren bedarf es des Beschlusses der Gesellschafterversammlung mit Dreiviertelmehrheit der abgegebenen Stimmen.

2. Im Fall der Auflösung der Gesellschaft erfolgt die Abwicklung der Gesellschaft durch die

Geschäftsführung, wenn sie nicht in der die Auflösung beschließenden Versammlung der Gesellschaft anderen Personen übertragen wird.

3. Bei Auflösung oder Aufhebung der Gesellschaft oder bei Wegfall der steuerbe-

günstigten Zwecke werden die im Sinne des § 3 dieses Vertrages zurück zu gewährenden, nach Berichtigung sämtlicher Verbindlichkeiten verbleibenden Kapitalanteile und Sacheinlagen dem Gesellschafter erstattet. Vermögen der aufgelösten Gesellschaft, welches die nach § 3 Ziffer 4 dieses Vertrages zurück zu gewährenden Kapitalanteile und Sacheinlagen übersteigt, fällt anteilsmäßig an den Gesellschafter, soweit dieser zum Zeitpunkt der Auflösung der Gesellschaft als steuerbegünstigte Körperschaft gemeinnützige Zwecke verfolgt, mit der Maßgabe, diese Mittel ausschließlich und unmittelbar für gemeinnützige oder mildtätige Zwecke zu verwenden.

4. Erfüllt der Gesellschafter die Voraussetzungen des Satzes 2 nicht, so fällt das Vermögen

an den Bund mit der Maßgabe, diese Mittel für Zwecke der Kulturförderung im Bereich der Musik zu verwenden.

5. Beschlüsse über die künftige Verwendung des Vermögens der aufzulösenden

Gesellschaft dürfen erst nach Einwilligung des Finanzamtes ausgeführt werden. § 14 Schlussbestimmungen, Ermächtigung zum Erlass einer Satzung Sollten einzelne Bestimmungen dieses Gesellschaftsvertrages ganz oder teilweise rechtsunwirksam oder nichtig sein oder werden, so wird hierdurch die Gültigkeit der übrigen Bestimmungen nicht berührt. Anstelle einer unwirksamen Bestimmung gilt diejenige Bestimmung als vereinbart, welche dem Sinn und Zweck der unwirksamen Bestimmung

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entspricht. Entsprechendes gilt, falls sich eine Regelungslücke in diesem Gesellschaftsvertrag ergeben sollte. Darüber hinaus wird der Aufsichtsrat ermächtigt, den Gesellschaftsvertrag durch eine Satzung zu ergänzen, die weitere Einzelheiten regelt und Regelungslücken schließt. Die Satzung bedarf der Zustimmung der Gesellschafterversammlung. § 15 Bekanntmachungen Die Bekanntmachungen der Gesellschaft erfolgen nur im Bundesanzeiger der Bundesrepublik Deutschland. § 16 Gerichtsstand Gerichtsstand für alle Streitigkeiten aus diesem Vertrag ist Bonn.

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Geschäftsordnung des Aufsichtsrates der DMR gGmbH 9. Allgemeines 9.1. Der Aufsichtsrat berät und überwacht die Geschäftsführung bei der Leitung des

Unternehmens. Aufsichtsrat und Geschäftsführung arbeiten bei der Wahrnehmung ihrer Aufgaben vertrauensvoll zusammen.

9.2. Der Aufsichtsrat übt seine Tätigkeit nach den Vorschriften des Gesetzes, des Gesellschaftsvertrages und dieser Geschäftsordnung aus.

9.3. Die Mitgliedschaft im Aufsichtsrat ist ehrenamtlich und wird nicht vergütet. Die Aufwendungen der Mitglieder des Aufsichtsrates, die nicht vom Bund oder den Ländern bestellt sind, werden auf der Basis des Bundesreisekostengesetzes erstattet.

9.4. Die Mitglieder des Aufsichtsrates stellen sicher, dass Ihnen für die Wahrnehmung ihres Ehrenamtes ausreichend Zeit zur Verfügung steht.

9.5. Jedes Mitglied des Aufsichtsrates ist verpflichtet, Stillschweigen über alle vertraulichen Angelegenheiten des Unternehmens zu bewahren, die es in seiner Eigenschaft als Mitglied erfährt. Dies gilt auch nach Beendigung des Amtes.

9.6. Der Gesellschaftsvertrag regelt in seinen §§ 7 und 8 Aufgaben, Bestellung und Amtszeit, Entlastung, Beschlussfähigkeit und Beschlussfassung, Vorsitz, Tagungshäufigkeit sowie Vertretungsregelungen des Aufsichtsrates. Ergänzend gelten die folgenden Regelungen.

10. Vorsitz 10.1. Die/Der Vorsitzende vertritt die Gesellschaft gegenüber den Geschäftsführern; bei

deren Bestellung und Abberufung gilt § 10 (2) des Gesellschaftervertrages. 10.2. Ist die/ der Vorsitzende an der Ausübung seines Amtes verhindert, so hat ihr/sein/e

Stellvertreter/in in allen Fällen, in denen sie/er bei dessen/deren Verhinderung in Stellvertretung der/des Vorsitzenden handelt, die gleichen Rechte wie die/der Vorsitzende.

10.3. Die/Der Vorsitzende des Aufsichtsrates hat die Tätigkeiten dieses Gremiums zu koordinieren und sich über Arbeitsprozesse und Arbeitsergebnisse zu informieren. Sie/er ist verpflichtet, in allen Angelegenheiten des § 6 Gesellschaftsvertrag mit den Vertretern der Gesellschafterversammlung vertrauensvoll zusammenzuarbeiten.

11. Sitzungen 11.1. Der Aufsichtsrat wird von der/dem Vorsitzenden einberufen, so oft eine geschäftliche

Veranlassung dazu vorliegt. Im Übrigen gilt § 8 (2) des Gesellschaftsvertrages. Jedes Aufsichtsratsmitglied oder die Geschäftsführung kann unter Angabe des Zwecks und der Gründe verlangen, dass die/der Vorsitzende des Aufsichtsrates unverzüglich den Aufsichtsrat einberuft.

11.2. Die Einladung ergeht schriftlich mit einer Frist von 21 Tagen. Bei der Berechnung der Frist werden der Tag der Absendung der Einberufung und der Tag der Sitzung nicht mitgerechnet. In dringenden Fällen kann die/der Vorsitzende die Frist abkürzen und den Aufsichtsrat auch mündlich oder fernmündlich einberufen.

11.3. Die Sitzungen finden am Ort der Gesellschaft oder an einem anderen in der Einberufung bekannt zu gebenden Ort statt.

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11.4. Mit der Einberufung sind Ort und Zeit der Sitzung sowie die Gegenstände der Tagesordnung mitzuteilen und etwaige Beschlussvorschläge mit den dazu gehörenden Unterlagen zu übermitteln. Die Tagesordnung ist zu ergänzen, wenn ein Aufsichtsratsmitglied dies unter Angabe des Zwecks und der Gründe verlangt.

11.5. Die Vorbereitung der Sitzungen erfolgt in der Verantwortung der/des Vorsitzenden. Sie/Er wird dabei von der Geschäftsführung unterstützt.

11.6. Die Sitzungen werden von der/dem Vorsitzenden, in ihrer/seiner Abwesenheit von der/dem stellvertretenden Vorsitzenden geleitet. Die/Der Vorsitzende bestimmt die Reihenfolge, in der die Gegenstände der Tagesordnung verhandelt werden, sowie die Art und Reihenfolge der Abstimmungen.

11.7. Gegenstände, die nicht mindestens eine Woche vor der Sitzung von der/dem Vorsitzenden schriftlich angekündigt worden sind, dürfen mit Zustimmung der Mehrheit der anwesenden Mitglieder verhandelt werden, wenn kein anwesendes Mitglied der Behandlung widerspricht.

11.8. Die Geschäftsführung nimmt - soweit vom Aufsichtsrat nicht anders beschlossen- an den Sitzungen teil. Neben Mitgliedern des Geschäftsführenden Präsidiums des Gesellschafters Deutscher Musikrat e.V. können weitere Mitglieder des Präsidiums des DMR e.V. geladen werden, sofern dies vom Aufsichtsrat beschlossen wird. Der/die Vorsitzende kann Gäste und Sachverständige zu den Sitzungen des Aufsichtsrates einladen. Die Einladung des Gastes sollte über den/die Aufsichtsratsvorsitzenden/Aufsichtsratsvorsitzende erfolgen und in der Einladung erwähnt werden.

12. Beschlussfassung 12.1. Der Aufsichtsrat fasst seine Beschlüsse mit einfacher Mehrheit der abgegebenen

Stimmen, soweit der Gesellschaftsvertrag nichts Anderes bestimmt. Stimment-haltungen gelten als Stimmabgabe.

12.2. Die Beschlussfassung erfolgt in der Regel in Sitzungen. Beschlussfassungen im Umlaufverfahren sind im Rahmen des § 8 Abs. 7 Gesellschaftsvertrag zulässig.

12.3. Bevollmächtigungen im Vertretungsfall müssen in schriftlicher Form vor der Abstimmung nachgewiesen werden.

13. Vertraulichkeit Die Verhandlungen des Aufsichtsrats sind vertraulich. Über ihren Verlauf und die Ergebnisse ist, soweit nichts anderes ausdrücklich vereinbart wurde, Stillschweigen zu bewahren. 14. Niederschrift Der Aufsichtsrat bestimmt aus seiner Mitte eine/n Protokollführer/in für die Fertigung einer Ergebnisniederschrift über die Sitzung; er kann beschließen, dass diese einer/m Mitarbeiter der Gesellschaft übertragen wird. Die Niederschrift ist durch die/den Vorsitzenden oder ihren/seinen Stellvertreter/in zu unterzeichnen und bei der Gesellschaft zu archivieren. Der Aufsichtsrat genehmigt die Niederschrift in der jeweilig folgenden Sitzung. Einwände gegen die Niederschrift können nur bis zu diesem Zeitpunkt vorgetragen werden.

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15. Zusammenarbeit von Aufsichtsrat und Geschäftsführung

Der Aufsichtsrat erlässt eine Geschäftsanweisung für die Geschäftsführung (§ 10 Abs. 6 Gesellschaftsvertrag), in der die Zusammenarbeit zwischen den Geschäftsführern/innen und die Informationspflichten gegenüber dem Aufsichtsrat geregelt werden. In der Geschäftsanweisung werden auch die Einzelheiten für die Abgrenzung der zustimmungsbedürftigen Geschäfte (§ 10 Abs. 4 Gesellschaftsvertrag) festgelegt. 16. Effizienzprüfung Der Aufsichtsrat wird die Effizienz seiner Tätigkeit regelmäßig, mindestens alle zwei Jahre, überprüfen. 17. Inkrafttreten Diese Geschäftsordnung tritt am 25. Januar 2005, mit dieser Änderung zum 15. Januar 2016 in Kraft.

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Geschäftsordnung der Projektbeiräte der DMR gGmbH Präambel Der Gesellschaftsvertrag Deutscher Musikrat gemeinnützige Projektgesellschaft mbH sieht in § 9 die Möglichkeit einer Einsetzung von Beiräten durch das Präsidium des Alleingesellschafters Deutscher Musikrat e.V. vor. Der Umfang ihrer Mitwirkung wird in der vorliegenden, von der Gesellschafterversammlung der Deutscher Musikrat gemeinnützige Projektgesellschaft mbH am 19. März 2005 beschlossenen „Geschäftsordnung für die Arbeit von Beiräten“ geregelt. Ziel der Arbeit von Beiräten ist die beratende Mitwirkung und Gestaltung bei der Verbesserung und Gestaltung der Rahmenbedingungen für die Musikkultur in Deutschland. Ihre Mitwirkungs- und Gestaltungsaufgaben beziehen sich insbesondere

auf eine Beratung und Begleitung der Projekte der DMR gemeinnützige Projektgesellschaft mbH,

auf Empfehlungen, mit denen sie sich an der fachpolitischen Ausrichtung des Deutschen Musikrates e.V. beteiligen sowie

auf eine in Abstimmung mit Geschäftsführung und Gesellschafterversammlung zu erfolgende Mitwirkung an der jeweiligen Projektplanung und -realisierung der Deutscher Musikrat gemeinnützige Projektgesellschaft mbH.

Die Projekte der DMR gemeinnützige Projektgesellschaft mbH bilden eine Klammer zwischen der musikpolitischen und der fachpolitischen Aufgabe des Deutschen Musikrates. Derzeit realisiert die DMR gemeinnützige Projektgesellschaft mbH die folgenden Projekte, denen Projektbeiräte zugeordnet sind:

Jugend musiziert,

Jugend jazzt,

Dirigentenforum,

Laienbereich Chor,

Laienbereich Orchester,

Deutscher Musikwettbewerb/Bundesauswahl Konzerte Junger Künstler,

Dokumentation/Musikinformationszentrum,

Konzert des DMR,

Musik in Deutschland,

Edition Zeitgenössische Musik,

Bundesjugendorchester,

Bundesjazzorchester,

Pop,

Europäische Musikbörse. Besetzung

Die Mitglieder von Beiräten werden durch das Präsidium des Gesellschafters Deutscher Musikrat e.V. bestellt. Wiederbestellung ist möglich.

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Mitglieder des Gesellschafters oder des Aufsichtsrates der DMR gemeinnützige

Projektgesellschaft mbH können Beiratsmitglieder sein. Grundsätzlich muss jedem Beirat ein Mitglied des Präsidiums des Gesellschafters DMR e.V. sowie mindestens ein Mitglied der Konferenz der Landesmusikräte angehören.

Scheiden Mitglieder eines Beirates frühzeitig aus dem Amt, sind die Geschäftsführung

der DMR gemeinnützige Projektgesellschaft mbH sowie der Generalsekretär des Deutschen Musikrat e.V. als Vertreter des Gesellschafters zu informieren.

Ein Beirat besteht aus bis zu 12 Mitgliedern.

Aufgaben

Die Beiräte erarbeiten in Zusammenarbeit mit der Geschäftsführung konzeptionelle Voraussetzungen ihrer Projekte, begleiten deren Umsetzung und wirken ggf. bei ihrer Projektevaluierung mit.

Wesentliche Planungsergebnisse werden mit der Geschäftsführung, Projektleitern

(innen) und dem Aufsichtsrat der DMR gemeinnützige Projektgesellschaft mbH abgestimmt und dem Generalsekretär des DMR e.V. zur Kenntnis gegeben. Ergebnisse von Projekt-Evaluierungen werden demselben Kreis binnen 3 Monaten nach Projektende durch den Vorsitzenden des Beirates oder dessen Stellvertreter zugestellt. Der Projektgeschäftsführer der DMR gemeinnützige Projektgesellschaft mbH trägt dafür Sorge, dass Berichte über Arbeit und Ergebnisse der Projekte auch den Landesmusikräten zur Verfügung stehen.

Grundlage von Planungs-, Umsetzungs- und Evaluierungsprozessen sind

projektbezogene Qualitätsstandards, die von den hauptberuflichen Projektleitern (innen) der DMR gemeinnützige Projektgesellschaft mbH erarbeitet und dokumentiert werden. Den Mitgliedern des Beirates steht es frei, an der Erarbeitung von Qualitätsstandards mitzuwirken.

Für alle Projektbeiräte können in Verantwortung der Geschäftsführung der DMR

gemeinnützige Projektgesellschaft mbH ergänzend projektspezifische Geschäfts-ordnungen erstellt werden; sie sind gegenüber dem Generalsekretär des DMR e.V. als Vertreter des Gesellschafters sowie der Geschäftsführung der DMR gemeinnützige Projektgesellschaft mbH zu dokumentieren und richten sich an den hier vorgegebenen Rahmenbedingungen aus.

Die Ergebnisse von Beiratssitzungen werden vom jeweiligen hauptberuflichen

Projektleiter(in) der DMR gemeinnützige Projektgesellschaft mbH protokolliert, vom/von der Vorsitzenden des Beirates und vom/von der Projektleiter(in) unterzeichnet und binnen drei Wochen durch die Geschäftsführung der DMR gemeinnützige Projektgesellschaft mbH, an den Generalsekretär des DMR e.V., die Mitglieder des Aufsichtsrates, der Gesellschafterversammlung und an die Landesmusikräte weitergeleitet.

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Leitung

Der/die Vorsitzende eines Beirates wird vom Präsidium des DMR e.V. ernannt. Ein stellvertretender Vorsitzender/stv. Vorsitzende wird von den Mitgliedern des Beirates gewählt; seine/ihre Ernennung ist vom Präsidium des Gesellschafters Deutscher Musikrat e.V. zu bestätigen.

Zu den Aufgaben eines(r) Beiratsvorsitzenden zählt die inhaltliche Vorbereitung von

Medienkontakten mit projektbezogenen Themen; in Abstimmung mit den Beiratsmitgliedern kann diese Aufgabe einem anderen Mitglied des Gremiums übertragen werden. Medienkontakte sind über den (die) jeweilige(n) hauptamtlichen Projektleiter (in) mit seiner Geschäftsführung abzustimmen. Medienkontakte mit musikpolitischen Inhalten sind mit dem Generalsekretär des DMR e.V. abzustimmen.

Beiratssitzungen, Beschlussfassungen

Beiratssitzungen sollen - aktueller Handlungsbedarf vorausgesetzt - zweimal jährlich stattfinden. Eine darüber hinausgehende Sitzungsfrequenz ist mit der Geschäftsführung der Gesellschaft auch aus Kostengründen abzustimmen.

Die Sitzungen werden von dem/der Vorsitzenden oder dessen/deren Stellvertreter (in)

geleitet.

Einladungen erfolgen durch den/die hauptberufliche/n Projektleiter(in) der DMR gemeinnützige Projektgesellschaft mbH in Abstimmung mit dem/der Vorsitzenden des Beirates (1) schriftlich, (2) unter Beifügung einer Tagesordnung, (3) mindestens 8 Wochen vor der geplanten Sitzung.

Beschlussempfehlungen erfolgen mit einfacher Stimmenmehrheit der anwesenden

Beiratsmitglieder. Der (die) jeweilige hauptberufliche Projektleiter (in) der DMR gemeinnützige Projektgesellschaft mbH ist nicht stimmberechtigt. Budgetrelevante Entscheidungen unterliegen der Zustimmung der Geschäftsführung der DMR gemeinnützige Projektgesellschaft mbH sowie - sofern sie sich nicht in dem von Gesellschafterversammlung und Aufsichtsrat genehmigten Rahmen bewegen - auch von diesen zwei Gremien.

Kostenerstattung

Die Mitwirkung in Beiräten der DMR gemeinnützige Projektgesellschaft mbH ist ehrenamtlich.

Eine Kostenerstattung für Reise- und Übernachtungskosten zu Beiratssitzungen erfolgt

durch die DMR gemeinnützige Projektgesellschaft mbH gegen effektiven Nachweis auf der Grundlage des Bundesreisekostengesetzes; sie werden den Beiratsmitgliedern durch die Projektleiter (innen) kommuniziert. Darüber hinausgehende Reisekosten im Kontext der Beiratstätigkeit können nur in Ausnahmefällen nach vorheriger Genehmigung durch die Projektleitung und die Geschäftsführung erstattet werden.

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IMPRESSUMDeutscher Musikrat e.V.

GeneralsekretariatSchumannstraße 17

10117 Berlin

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Titelbild © Philipp Schroeder