Dschungelbuch, Buch 01 Moglis Abenteuer · 2020. 4. 21. · Dschungelbuch, Buch 01 Moglis Abenteuer 96 Seiten ... Verzweifelt warf sich Mogli in Balus Arme. »Die Lianen scheiden

Dschungelbuch, Buch 01

Moglis Abenteuer

96 Seiten

ISBN: 978-3-505-12803-5

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Unverkäufliche Leseprobe

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Mutig wie ein Wolf

Es war Nacht, und die Sterne funkelten. Der Schakal Tabaqui spähte vorsichtig über eine Felskante. Auf dem Ratsfelsen sah er den

Leitwolf Akela sitzen, der majestätisch auf sein Rudel hinabblickte. Die Jungwölfe Lali und Bala tollten laut lachend mit Mogli herum, bis ihre Mutter Rakscha die raufende Bande zur Ordnung rief: »Der Wolfsrat ist kein Ort zum Spielen, Kinder!«

Nachdem die drei Störenfriede endlich Ruhe gegeben hatten, fragte Akela in die Runde: »Nun, sind alle Angelegenheiten besprochen worden?«

Einer der Wölfe, Phaona, warf einen geringschätzigen Seitenblick auf Mogli und sagte: »Nein, Akela. Ich habe eine Beschwerde vorzubringen.«

»Dann sprich bitte, Phaona!«, forderte ihn Akela auf. »Das Menschenjunge sollte bei seinen eigenen Artgenossen leben!«,

rief er.

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Balu und Baghira beobachteten das Ratstreff en von einem Felsen aus und sahen sich besorgt an.

»Mogli war Phaona schon immer ein Dorn im Auge«, sagte Balu nachdenklich. »Er ist der Meinung, dass ein Mensch im Rudel nichts zu suchen hat.«

»Und wir haben bei der Sache kein Mitspracherecht?«, fragte Baghira empört.»Mogli wurde von den Wölfen adoptiert. Wir haben keine Stimme in ihrem Rat.«


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Mogli richtete das Wort an den Leitwolf. »Aber Akela, ich lebe doch bei meinen Artgenossen. Ich wurde als Wolf großgezogen, also bin ich auch ein Wolf!«

»Du hast aber kein Fell«, höhnte Phaona. »Und verglichen mit einem Wolfsgebiss sind deine Zähne kleine Stummel. Du kannst auch nicht so schnell rennen wie wir.«

Die Vorwürfe machten Mogli wütend. Phaona mochte recht haben, was das Fell und die Zähne anging, aber auf seine Schnelligkeit ließ Mogli nichts kommen.

»Ich bin genauso schnell wie jeder andere Wolf!«, rief er.


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Am Ratsfelsen standen sich Phaona und Mogli feindselig gegenüber. »Tragen wir es doch bei einem Wettrennen aus«, schlug Mogli vor.»Und der Sieger darf dann über dein Schicksal entscheiden?«, fragte Phaona.Als Mogli nickte, spielte ein siegessicheres Lächeln um Phaonas Mundwinkel.»Bist du dir im Klaren darüber, was das bedeutet, Mogli?«, fragte Akela.


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Mogli antwortete mit einem trotzigen Blick und nickte.»Dann fi ndet das Rennen morgen statt, und zwar auf dem alten Menschenpfad«,

verkündete Akela. Lali und Bala blickten ihre Mutter erschrocken an, aber Rakscha schüttelte nur

traurig den Kopf. Auch Balu und Baghira waren ratlos.


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Nur einer freute sich über das Gehörte. Mit einem zufriedenen Grinsen kroch Tabaqui rückwärts von seinem Aussichtsfelsen und murmelte: »Also, wenn mir diese Neuigkeit keine fette Hirschkeule von Shir Khan einbringt, dann heiße ich nicht mehr … Aua!«

Er war mit dem Hinterteil gegen das Stachelschwein Ikki gestoßen. Ein langer Stachel steckte nun in Tabaquis Hinterteil.

»Ein höchst interessantes Ratstreff en«, sagte Ikki. »Ich kann’s kaum erwarten, die Nachricht zu verbreiten.«

»Könntest du mir vorher noch helfen, deinen Stachel raus zuziehen«, jammerte Tabaqui, aber Ikki war schon außer Hörweite.


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Am nächsten Morgen stellten Balu und Baghira Mogli zur Rede. »Nachdem du dich so hopplahopp zu diesem Rennen entschlossen hast, könntest du vielleicht ein paar Tipps gebrauchen, meinst du nicht?«, sagte Balu.

»Haha!«, lachte Mogli. »Was weißt du denn schon über Wettrennen, Balu? Ich komme schneller als jeder andere durch den Dschungel, wenn ich mich von Liane zu Liane schwinge!«

»Mogli«, sagte Baghira ernst. »Du hast Phaona zu einem Wettrennen herausgefordert. Wenn du die Lianen benutzt, wirst du disqualifi ziert.«

Moglis zuversichtliches Grinsen verfl üchtigte sich. »Aber wenn ich die nicht benutzen darf, verliere ich!«, rief er. »Und

dann muss ich hier weg. Oh, Balu!«Verzweifelt warf sich Mogli in Balus Arme.»Die Lianen scheiden aus«, sagte der Bär sanft. »Aber Phaona ist

größer als du. Du könntest also im dichten Unterholz genug Zeit herausschinden.«

»Du schlängelst dich unter umgestürzten Bäumen durch«, ergänzte Baghira, »und quetschst dich durch enge Spalten.«

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Tabaqui war unterdessen bei Shir Khan eingetroff en und erzählte ihm von der Wolfsversammlung.

»… und dann hat Mogli Phaona zu einem Rennen herausgefordert!«»Sehr gut«, knurrte Shir Khan zufrieden. »Ich habe schon lange nichts mehr gefressen.«»Der Start ist am Ratsfelsen«, berichtete Tabaqui, »und dann geht es vorbei an der

Wolfshöhle, dann durch die Aff enstadt …«


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»Ja, ja«, unterbrach ihn Shir Khan ungeduldig. »Der Wolf wird den größten Hunger stillen, und danach kann ich mich mit dem Menschenjungen amüsieren …«

Bei dem Gedanken lief Shir Khan das Wasser im Mund zusammen.Tabaqui hechelte unterwürfi g zu ihm hinauf. »Äh, ich habe mir gedacht, dass diese

Nachricht dir vielleicht etwas wert ist. Sagen wir ein Bein von diesem Wolf?«»Ich werde es mir überlegen«, knurrte der Tiger.


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