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Durchblick Oktober | 2-2011 Leitbild leben Diakonische Stiftung Wittekindshof

Durchblick 02-2011

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Magazin "Durchblick" der Diakonischen Stiftung Wittekindshof

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Durchblick

Oktober | 2-2011

Leitbild leben

Diakonische StiftungWittekindshof

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Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

der erste „Durchblick“ im neuen Gewand ist da! Durch diese Zeitschrift wollen wir Ihnen wichtige Themen unserer Arbeit zur Kenntnis geben und diese gemeinsam mit Ihnen bewegen.

Unsere wesentlichen inhaltlichen Anliegen haben wir in den letzten Monaten nach einem intensiven Bearbeitungsprozess mit vielen internen und externen Be-teiligten in dem Leitbild aufgeschrieben, das dieser Ausgabe beiliegt. In diesem ersten neuen „Durchblick“ erläutern wir deshalb, welche Bedeutung für uns der zentrale Gedanke unseres Leitbildes hat, der da heißt „Menschenwürde gestalten: Teilhabe in jedem Lebensalter“. Dies geschieht auch auf dem Hintergrund der aktuellen gesellschaftlichen Diskussion über Inklusion. Deshalb trägt diese Erst-ausgabe in neuer Form auch den Titel „Leitbild leben“. Dabei haben wir darauf geachtet, dem inhaltlichen Grundgedanken unserer Arbeit auch eine bestimmte äußere Form zu geben, die sich in einem neuen Corporate Design der Diakoni-schen Stiftung Wittekindshof ausdrückt.

Der erste thematische Hauptteil des „Durchblick“ wird auch in zukünftigen Aus-gaben über interne Themen der Stiftung hinausgehen und besondere Fragestel-lungen in Gesellschaft und Sozialarbeit aus diakonischer Perspektive behandeln. Dabei geben wir auch externen Autoren Gelegenheit, sich zu äußern. Wir sind froh, dass wir für dieses Heft aus der Geschichtswissenschaft Hans-Walter Schmuhl und Ulrike Winkler für einen Beitrag gewinnen konnten. Bei der Bildgestaltung hat uns Jürgen Escher unterstützt. Und als Diakon aus Rummelsberg gibt uns Andi Weiss am Schluss einen persönlichen Einblick.

Im zweiten Hauptteil des neuen „Durchblick“ finden Sie dann regelmäßig wichtige Nachrichten und Beiträge aus der Stiftung. Dazu haben wir uns verschiedene neue Rubriken einfallen lassen, die für Sie hoffentlich informativ und interessant sind.

Ich danke dem Hamburger Grafiker Wilfried Gandras für die kompetente Mit­entwicklung und Umsetzung des neuen „Durchblick“-Konzeptes.

Nun lade ich Sie herzlich ein, in diesem „Durchblick“ in neuer Fassung auf Ent-deckungsreise zu gehen. Geben Sie uns bitte gern Rückmeldungen dazu.

Ihr Pfarrer Prof. Dr. Dierk Starnitzke, Vorstandssprecher

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2 Editorial

4 Auf einen Blick KörperBewegungTanz

Thema Leitbild leben 6 Menschenwürde gestalten.

Predigt zum Jahresfest 2011 11 Bitte um Verzeihung 14 Welt in der Welt.

Schlaglichter aus der Geschichte des Wittekindshofes

Wittekindshof 17 Von Gronau nach Mazedonien 18 Arbeiten in ganz anderen Strukturen 20 40 Jahre Berufsbildungswerk Wittekindshof 21 Gegen den Exklusions-Trend 22 Neues Studium führt zum Diakonenamt 23 Wir gratulieren 24 „Zukunftskonferenz Pflege“ stellt Weichen

für bedarfsorientierte Versorgung26 Suchthilfe trifft Behindertenhilfe26 Aus der Region27 Impressum28 Ambulanter Hospiz- und Palliativberatungsdienst 29 Mitarbeitervertretung (MAV)

30 Fundraising Herzensgaben für Menschen mit Behinderungen

32 Was macht eigentlich … Klaus Siewert?

34 Blick zurück Vom Jahresbericht zur

Institutionen-Kommunikation

36 ein Blick Andi Weiss. Heimat

38 Auf ein Wort „Denn Du bist bei mir…“

Diakonische StiftungWittekindshof

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Nur so wird ein Leitbild zum Leitbild: Christina Göben befaßt sich beim Jahresfest 2011 interessiert mit den neuen Wittekindshofer Grundsätzen.

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Leitbild leben„Ich habe schon wieder Gänsehaut, wenn ich an das Tanzprojekt denke – so schön war es!“ Sabine Kötitz-Hielscher

KörperBewegungTanz ein integratives und generationsübergreifendes Tanzprojekt zum Thema: MenschenWürdeGestalten. Eine Kooperation der Wittekindshofer Musiktherapie, des Kontakt- und Informationszentrums Volmerdingsen und der Evangelischen Kindertagesstätte Arche Noah, Eidinghausen 19. Juni 2011

Blickwinkel Julian Göpel„Bei der Aufführungwar meine Bezugsbetreuerin da. Die hat gesagt, dass es ganz toll war. Die ist stolz auf mich!“ Antje Quistorf

„Die Aufführung hat viel Spaß gemacht beim Jahresfest. Das Publikum war toll! Meine Pflegemutter hat sich das auch angesehen. Die war ganz begeistert. Ich würde das jederzeit wieder machen!“ Melanie Backs

KörperBewegungTanz MenschenWürdeGestalten

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„Ich habe schon wieder Gänsehaut, wenn ich an das Tanzprojekt denke – so schön war es!“ Sabine Kötitz-Hielscher

„Jeder bringt seine Individualität, seinen Körper und eigene Bewegungs-ideen ein, woraus wir eine gemeinsame Choreografie entwickelt. Es geht nicht darum, komplizierte Schrittfolgen möglichst perfekt zu tanzen.“ Katharina Vorderbrügge

„Die Kinder waren toll. Die Eltern hatten Vertrauen, das ist nicht selbstverständlich, dass sie bei uns sein dürfen. Die Kinder haben gelacht und waren stolz. Das war toll.“ Ramon Horrocks

KörperBewegungTanz ein integratives und generationsübergreifendes Tanzprojekt zum Thema: MenschenWürdeGestalten. Eine Kooperation der Wittekindshofer Musiktherapie, des Kontakt- und Informationszentrums Volmerdingsen und der Evangelischen Kindertagesstätte Arche Noah, Eidinghausen 19. Juni 2011

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Markus 10,46-52: „Und sie kamen nach Jericho. Und als er (Jesus) aus Jericho wegging, er und seine Jün-ger und eine große Menge, da saß ein blinder Bett-ler am Wege, Bartimäus, der Sohn des Timäus. Und als er hörte, daß es Jesus von Nazareth war, fing er an zu schreien und zu sagen: Jesus, du Sohn Davids, erbarme dich meiner! Und viele fuhren ihn an, er solle stillschweigen. Er aber schrie noch viel mehr: Du Sohn Davids, erbarme dich meiner! Und Jesus blieb stehen und sprach: Ruft ihn her! Und sie riefen den Blinden und sprachen zu ihm: Sei getrost, steh auf! Er ruft dich! Da warf er seinen Mantel von sich, sprang auf und kam zu Jesus. Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Was willst du, daß ich für dich tun soll? Der Blinde sprach zu ihm: Rabbuni, daß ich sehend werde. Jesus aber sprach zu ihm: Geh hin, dein Glaube hat dir geholfen. Und sogleich wurde er sehend und folgte ihm nach auf dem Wege.“

Leben mit Format

Unser Leben ist geprägt von Formaten und Forma-tierungen. Bereits von unserer Geburt an werden wir

gemessen und begutachtet, in Schemata gepresst. Wer dort hinein passt und dem entspricht, was man gemeinhin „normal“ nennt, der ist „in Ordnung“. Wer aber nicht ins allgemein erwartete Schema passt, der bekommt Probleme. Das gilt zum Teil schon vor der Geburt, so dass manche, die Abwei-chungen von bestimmten Normen und Formaten aufweisen, gar nicht erst das Licht der Welt erblicken. Andere bekommen dann Schwierigkeiten nach der Geburt, wenn sich zeigt, dass sie mit den Formaten und Formatierungen unserer Gesellschaft nicht zu Recht kommen. Vielleicht weil sie anders aussehen als andere oder weil sie nicht innerhalb eines Jahres laufen lernen und sogar in ihrem ganzen Leben nicht auf eigenen Füßen stehen. Oder auch weil sie nicht mit Messer und Gabel essen, sondern mit den bloßen Händen und vollem Mund und weil sie sich nicht mit Worten verständigen, sondern mit lauten Rufen.

Wenn Menschen z.B. ihr Leben lang auf dem Bo-den rollen oder kriechen, passen sie nicht zu dem aufrechten Gang, der in unserer Gesellschaft erwar-tet wird. Wenn sie nicht gesittet essen, werden sie an den meisten Esstischen von der Seite angesehen. Und wenn sie, statt leise zu sprechen, sich durch laute Schreie mitteilen, wendet man sich von ihnen

Dierk Starnitzke, Vorstands-sprecher der Diakonischen Stiftung Wittekindshof

Menschenwürde gestalten. Predigt zum Jahresfest 2011Fo

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ab. Sie und viele andere, die man behindert nennt, stören die gemeinschaftliche Ordnung und passen nicht in unsere fest gesetzten Formate.

Und doch sollen sie sich an die Ordnungen und Formate der Gesellschaft halten, in ihre Schemata einpassen, wenn sie denn schon mal da sind. Wer nicht gerade ist, wird so weit wie möglich gerade gemacht. Wer sich nicht selbst in die gesellschaftli-che Ordnung einfügen kann, wird in Ordnung ge-bracht. In „recht“-winkligen Häusern mit „recht“-winkligen Räumen, in sozialen Ordnungen, die genau beschreiben, was gerade und was krumm ist. Wohl fühlt man sich da sicherlich nicht. „Spiel“-Raum gibt es da wenig. Denn wer einen schrägen Körper hat und in einem rechtwinkligen Gestell le-ben muss, bei dem fängt es schnell an zu drücken. Dem fällt es auch schwer, sich zu bewegen. Und

besonders der Kontakt mit anderen wird für ihn schwierig, denn die rechtwinkligen Formate und Ordner schaffen Distanz zueinander.

Mit der Zeit entwickeln viele Menschen Wege, irgendwie in diesen engen und unpassenden For-maten zu leben. Sie fügen sich ein und machen das Beste aus ihrer Situation, Anpassung! Sie geben einfach den Versuch auf, sich weiter zu bewegen, mit anderen zu kommunizieren und menschliche Nähe zu suchen, Resignation!

Oder sie werden wild und versuchen mit aller Kraft an den Formaten und Ordnern zu zerren und daraus auszubrechen!

Aus Formaten ausbrechen

Jesus hielt sich auf seiner Wanderschaft in Jericho auf. Als er die Stadt wieder verließ, saß einer am Weges-rand, der nicht in die Formate dort hineinpasste. Er war blind, hatte also eine Behinderung. Das bedeutet einerseits, dass er nicht sehen konnte – andererseits aber wahrscheinlich auch, dass er gern von den Men-schen übersehen wurde. So saß er still am Weges-rand. Aber als Jesus kommt, lässt er sich nicht länger in die Formate seiner Umwelt hineinpressen. Er schöpft Hoffnung, laut fängt er an zu schreien: „Jesus, du Sohn Davids, erbarme dich meiner!“ Das sprengt die Verhaltenserwartungen der anderen. Schnell wol-len sie ihn wieder in Ordnung bringen, ihn in die angemessenen Schemata gesellschaftlichen Lebens zurück pressen. Aber Bartimäus weiß, was er will. Er möchte auch als Mensch mit einer Behinderung wahrgenommen werden, will sich nicht länger in das Schema eines Blinden fassen lassen, der – bitte

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schön – still am Wegesrand sitzt und die anderen machen lässt. Deshalb schreit er noch viel mehr: „Du Sohn Davids, erbarme dich meiner!“

Als Jesus das hört, versteht er sofort. Er möchte den Menschen mit Behinderungen aus seiner Rolle am Wegesrand herausholen. Deshalb hält er auf seinem Weg an und sagt den Leuten: „Ruft ihn her!“ Und sie rufen den Blinden und sprechen zu ihm: „Sei getrost, steh auf! Er ruft dich!“ Soviel „beachtet Sein“ erweckt den ganzen Mut des Behinderten. Er wird von Jesus hergerufen, mitten in diese Gesellschaft hinein, wird durch den Be-fehl Jesu sogar von anderen dazu ermutigt, seinen fest gefügten Platz am Wegesrand zu verlassen. Freudig und aufgeregt kann er nun die Formate seines bisherigen Verhaltens abstreifen, sich auf den Weg machen, sich frei bewegen: „Da warf er seinen Mantel von sich, sprang auf und kam zu Jesus.“

Nun aber bange Erwartung bei Bartimäus. Was wird Jesus von ihm wollen, wenn er ihn zu sich geholt hat? Aber Jesus erwartet nichts von ihm. Stattdessen fragt er ihn: „Was willst du, daß ich für dich tun soll?“ Der Blinde spricht zu ihm: „Daß ich sehend werde.“ Da sagt Jesus zu ihm: „Geh hin, dein Glaube hat dir geholfen. Und sogleich wurde er sehend und folgte ihm nach auf dem Wege.“ Die Begegnung mit Jesus befreit den Menschen aus seiner Behinderung. Er muss nicht mehr am Wegesrand sitzen und ausgegrenzt sein. Er kommt an, mitten in der Gesellschaft, weil er von Jesus in seiner besonderen Art beachtet wird. Jesus stellt ihm die entscheidende Frage: „Was willst du, dass ich dir tun soll?“ Das heißt: er macht sich zum Unterstützer dessen, was sich Bartimäus für sein eigenes Leben wünscht. Weil er der Herr ist, kann er Bartimäus sogar von seiner Behinderung be-freien. So kann der seinen Weg eigenständig

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gehen und entscheidet sich dafür, zukünftig mit Jesus zu ziehen.

Teilhabe in jedem Lebensalter

Heute stellen wir der Öffentlichkeit das Leitbild der Diakonischen Stiftung Wittekindshof vor. Es basiert auf dem Handlungsleitenden Bild, das wir vor zwei Jahren mit über zweitausend Mitarbeitenden unse-rer Stiftung gemeinsam erarbeitet haben. In diesem Leitbild sind die wesentlichen Aussagen unseres Handlungsleitenden Bildes für die Öffentlichkeit, also auch für Sie, zusammengefasst. Es findet sich darin vieles wieder, was wir in den Aktionen hier im Gottesdienst und im Predigttext hören und sehen. Im Leitbild steht geschrieben: „Die grundlegende Überzeugung des christlichen Glaubens ist es, dass kein Mensch aufgrund seiner Eigenschaften und Fähigkeiten aus der menschlichen Gemeinschaft ausgegrenzt oder benachteiligt werden soll.“ Diese biblische Überzeugung hat sich in den letzten Jahr-zehnten auch in den modernen demokratischen Staaten durchgesetzt. Deshalb heißt es weiter: „Heute ist es die Grundlage aller demokratischen Staaten, alle Menschen gleich zu behandeln. Dazu gehört das Recht auf Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Menschenwürde entspricht insofern ebenso dem christlichen Grundinteresse wie auch den staatlichen Grundrechten.“

Leider gab es nicht nur zu Zeiten Jesu, sondern auch heute gibt es noch an vielen Stellen solche Ausgrenzungen von Menschen mit Behinderungen, wie sie die Geschichte von Bartimäus beschreibt – auch bei uns in Deutschland. Mit den Worten des Leitbildes: „Für Menschen mit Behinderungen, ins-

besondere für geistig behinderte Menschen, ist es leider immer noch schwer, bei der Umsetzung der eigenen Lebensentwürfe von diesen Rechten zu pro-fitieren.“ Wir haben uns deshalb in der Diakoni-schen Stiftung zum Ziel gesetzt, solcher Ausgren-zung von Menschen mit Behinderungen aus dem gesellschaftlichen Leben entschieden entgegen zu wirken. Damit folgen wir dem Beispiel Jesu. Wir sind allerdings keine Wunderheiler. Deshalb werden wir den Menschen, die wir unterstützen, ihre Behinde-rungen und Einschränkungen nur sehr begrenzt nehmen können. Wir wollen sie aber dabei unter-stützen, dass sie ihre eigenen Wege gehen können, wie Bartimäus. Sie sollen dort leben können, wo sie wollen, sollen an Bildung und Arbeit, an Freizeit-gestaltung und allen anderen Bereichen unseres gesellschaftlichen Lebens teilhaben können, sollen so weit wie irgend möglich mitten in der Gesell-schaft leben können. In besonders geschützten Räu-men sollen sie sich nur dann aufhalten, wenn das aufgrund ihrer speziellen Persönlichkeit und Le-benssituation dringend angeraten ist. Das verstehen wir als ein menschenwürdiges Leben. Und deshalb trägt unser Leitbild den Titel: „Menschenwürde ge-stalten. Teilhabe in jedem Lebensalter.“

Formate den Menschen anpassen

In unserem Leitbild ist nicht alles gerade und recht-winklig. Es finden sich dort viele Schrägen. Aber wer sagt eigentlich, was gerade und was schräg ist? Warum heißt ausgerechnet der 90-Grad-Winkel „rechter“ Winkel? Sind deshalb andere Winkel und Schrägen etwa nicht „recht“? Wir möchten uns mit diesem Leitbild mit seinen vielen Schrägen dafür

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einsetzen, dass unsere Gesellschaft ihre geprägten Formate in Frage stellt. Dass sie mitten in der Ge-sellschaft auch andere Formen und Formate menschlichen Lebens zulässt, die nicht der geläufi-gen Ordnung, der Geradlinigkeit und den rechten Winkeln entsprechen, die erwartet werden. Auch „schräges“ Verhalten soll für Menschen mit Behin-derungen mitten in der Gesellschaft möglich sein.

Dazu heißt es in unserem Leitbild: „Nicht die Menschen mit Behinderungen haben sich der auf die Bedürfnisse Nichtbehinderter zugeschnittenen Lebenswirklichkeit anzupassen. Umgekehrt muss die Gesellschaft – also auch wir selbst – sich so ver-ändern, dass Menschen mit und ohne Behinderun-gen gemeinsam ein selbst bestimmtes und voll einbezogenes Leben führen können.“

Wir werden deshalb in unseren Veröffentlichun-gen und Medien in Zukunft ein wenig schräg daher kommen, nicht nur in unserem Logo mit dem neuen „W“, sondern auch in der gesamten Gestaltung im neuen Außenauftritt. Wir werden den Menschen ihre Behinderungen an vielen Stellen nicht nehmen können – wir sind ja nicht Jesus. Aber wir wollen Menschen mit Behinderungen nach Kräften dabei unterstützen, dass sie sich in der gesellschaftlichen Ordnung zu Recht finden können. Andererseits möchten wir auch in der Gesellschaft darauf hinwir-

ken, dass sie neue Formate und Ordnungen des Zusammenlebens entwickelt, damit dort Menschen mit Behinderungen Platz und Raum finden, um mitten in der Gesellschaft ihr Leben zu leben, auch wenn sie manchmal in den gewohnten Rastern mit ihrem Verhalten als schräg empfunden werden. Hinter diesem Anliegen werden wir als Stiftung be-wusst in den Hintergrund treten. Wie unser zurück-haltendes „W“ im Logo werden wir uns nicht als Institution nach vorn stellen. Vielmehr wollen wir mit unserer Arbeit und unseren Formen eher Frei-räume schaffen, in denen sich Menschen mit Be-hinderungen bewegen und ihr Leben menschen-würdig gestalten können, wie die fünf Kegel in unserem Logo. Das ist ein Perspektivwechsel, den wir mit Ihnen gemeinsam gestalten wollen.

Ich bitte Sie deshalb herzlich, sich auf diesen zentralen Gedanken unseres Leitbildes einzulassen und ihn aktiv mit zu unterstützen, damit Menschen-würde in unserer Gesellschaft weiter Gestalt gewin-nen kann. Ich möchte die Menschen mit Behinde-rungen ermutigen, mit Selbstbewusstsein durchs Leben zu gehen und ein möglichst selbstständiges Leben zu wagen. Ich bitte unsere Mitarbeitenden, sich diesem Leitbild entsprechend in ihrer täglichen Arbeit anzustrengen, damit vollständige Teilhabe am gesellschaftlichen Leben für die Menschen mög-lich wird, die sie unterstützen. Und ich bitte alle anderen von Ihnen darum, sich mit uns von dieser Idee begeistern zu lassen, dass ein Leben von Men-schen mit und ohne Behinderungen mitten in un-serer Gesellschaft möglich ist. Wenn wir in dieser Weise zusammen leben, dann werden wir das gute Gebot Gottes erfüllen, das da heißt: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“

„Drei W-hofer klopfen an der Himmels pforte fragt Petrus was wollt ihr hier,In den Himmel, fragt Petrus was warst du auf ErdenPflegling, sagte der 1.da sagte Petrus komm rein der 2. sagte BruderPetrus komm rein der 3. sagte Hausvater. Da sagte Petrusdu hast den Himmel auf Erden gehabt – ab in die Hölle“

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Dieser Witz stammt aus dem Tagebuch eines ehe-maligen Bewohners der Diakonischen Stiftung Wit-tekindshof, der vor einiger Zeit verstorben ist. Er beschreibt in einer Mischung aus Humor und Kritik die Strukturen der Arbeit in der Stiftung in den 1950er und 1960er Jahren. Der Verfasser gibt hier den Spruch eines anderen Bewohners wieder. Durch die Form des Witzes wird deutlich, dass die Aussage einerseits nicht ganz ernst gemeint ist, an-dererseits aber auch eine deutliche Kritik an den damaligen Verhältnissen enthält. Der Text ist hier zitiert nach der historischen Studie von Hans-Walter Schmuhl und Ulrike Winkler, die im Juni unter dem Titel „Als wären wir zur Strafe hier“ Gewalt gegen Menschen mit geistiger Behinderung – der Witte-kindshof in den 1950er und 1960er Jahren“ in der Schriftenreihe des Institutes für Diakonie- und So-zialgeschichte an der Kirchlichen Hochschule Wup-pertal-Bethel veröffentlicht wurde (Zitat von S. 219 der 2. Auflage). Dazu finden Sie in dem anschlie-ßenden Beitrag mehr. Dieses Buch war von der Dia-konischen Stiftung Wittekindshof in Auftrag gege-

ben worden. Wir wollten damit erreichen, dass die zurzeit an vielen Stellen in Gesellschaft und Politik, aber auch im Wittekindshof, diskutierte Frage der damaligen Verhältnisse in Wohnheimen solide und durch neutrale Personen für unsere Stiftung bear-beitet wird. Prof. Schmuhl und Dr. Winkler sind an-erkannte Forscher, die sich aus politologischer und historischer Perspektive auch an anderen Stellen intensiv mit den damaligen Geschehnissen befasst haben. In einer Mischung von Zeitzeugeninterviews und Erforschung historischer Dokumente haben sie in den letzten beiden Jahren diese Studie erarbeitet. Darin finden sich neben den ausgewerteten Akten und Interviews noch zusätzliche Materialien, die das damalige Leben eindrücklich beschreiben, unter ihnen auch dieses Tagebuch eines Bewohners mit dem oben zitierten Witz.

Der Stempel Behinderung

Die Beerdigung dieses Menschen gehört mit zum Beeindruckendsten, was ich in der Stiftung erlebt habe. Der Trauergottesdienst fand bei strengem Frost und hohem Schnee in der prall gefüllten Erlö-serkirche auf dem Stiftungsgelände statt. Die Schar der Gottesdienstbesucher war so bunt gemischt, wie man das sonst selten in einer Kirche sieht: Leitungs-kräfte, andere Mitarbeiter, Bewohner, Mitglieder eines örtlichen Vereins in entsprechender Tracht usw. Die meisten der Menschen wirkten sehr be-troffen und gerührt. Viele Tränen waren an diesem Tag zu sehen, auch von Leuten, von denen man das nicht gedacht hätte. Der Posaunenchor, in dem der Bewohner jahrzehntelang gespielt hatte, wurde verstärkt um Auswärtige, die den Verstorbenen auch sehr schätzten und spielte so strahlend wie schon lange nicht mehr.

Der Trauerzug zum Grab in klirrender Kälte nahm kein Ende. Fast alle Gottesdienstbesucher verab-schiedeten sich persönlich am Grab. Der Posaunen-chor spielte weiter, obwohl schon die ersten Instru-mente einfroren. Insgesamt spürte man einfach: Hier ist eine echte Persönlichkeit gestorben und

Dierk Starnitzke, Vorstands-sprecher der Diakonischen Stiftung Wittekindshof

„Drei W-hofer klopfen an der Himmels pforte fragt Petrus was wollt ihr hier,In den Himmel, fragt Petrus was warst du auf ErdenPflegling, sagte der 1.da sagte Petrus komm rein der 2. sagte BruderPetrus komm rein der 3. sagte Hausvater. Da sagte Petrusdu hast den Himmel auf Erden gehabt – ab in die Hölle“

Bitte um Verzeihung

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wird nun beerdigt – übrigens ganz in der Nähe der früheren Anstaltsleitungen. Das war im doppelten Sinne ein sehr trauriger Anlass. Hier war nicht nur ein liebenswerter Mensch gestorben, sondern seine Lebensgeschichte war zum guten Teil eine Passions-geschichte. Pfarrer Martin Wedek beschrieb die Biographie dieses Bewohners in seiner Trauerpre-digt folgendermaßen.

„(Er) wurde 1953 in Gelsenkirchen geboren. Da-mals wurde eine Entscheidung für sein Leben ge-fällt. Es gab Hilfebedarf. Und man wollte helfen und hat es auch getan. Aber die Hilfe ging einher mit einer folgenschweren Entscheidung: Der kleine Junge (…) bekam den Stempel ‚geistig behindert‘. Und so kam er als Kleinkind hierher zum Wittekinds-hof. Man sah einen Hilfebedarf, und hier sollte er die nötige Hilfe bekommen. Und er hat auch die Hilfe erfahren. Allerdings hat der Stempel ‚geistig behindert‘ ihn mehr in seinem Leben belastet als sein tatsächlicher Hilfebedarf. Er hat das als er-wachsener Mann selbst erkannt – und auch be-nannt. Vor dem Hintergrund der Frage, ob er sich nicht vorstellen könne, in anderer Weise zu wohnen, sagte er einmal zu mir: ‚Ich habe denen gesagt: Ihr habt mich hospitalisiert. Jetzt ist das meine Heimat. Und hier will ich nicht mehr weg.‘ Wieder und wie-der hat er erfahren: du bist behindert; du gehörst hier nicht hin; du gehörst da oben hin (in den Wit-tekindshof). (…) Gott sei Dank gibt es auch andere, gute Erfahrungen, von denen wir z.B. heute in der Zeitung lesen können: ‚Die historische Gruppe Co-rona Historica vom Wasserschloss Ovelgönne trau-ert: am Samstag verstarb ihr Gründungsmitglied‘. Und wissen Sie, was mich an dem Artikel so freut? Da steht nichts von diesem Stempel, den man ihm aufgedrückt hat. Da ist (er) einfach ein Bürger mit besonderen Verdiensten. (Er) war Salz in der Suppe der Gemeinde und unseres Gemeinwesens. Er hat mitgemischt. Er hat Teilhabe gelebt.“

Beschämung und Bedauern

Auch mich hat diese Beerdigung sehr betroffen gemacht hat. Zum einen kannte ich den Verstorbe-nen persönlich gut. Wir hatten viele schöne Begeg-nungen, in denen sein Humor stets hervorstach, so

wie das auch in dem oben zitierten Witz deutlich wurde. Zum anderen beschämte es mich, zu die-sem Anlass exemplarisch die Versäumnisse der Behindertenhilfe insgesamt und damit auch un-sere eigenen Versäumnisse so deutlich vorgeführt zu bekommen – obwohl ja viele Mitarbeitende, besonders die im Witz kritisierten „Hausväter“, mit großem Engagement auch viel Gutes bewirkt ha-ben. Beschämend ist auch, mit welcher Würde und welchem Humor der Bewohner mit dem umgegan-gen ist, was er an Ausgrenzung in der Gesellschaft und auch im Wittekindshof erfahren hat. Und wie er nicht nur in seinem Leben, sondern sogar noch bei seiner Beerdigung ein Stück Inklusion, ein selbstverständliches Zusammensein von Menschen mit und ohne Behinderung gestiftet hat. Ich denke: Ach, wäre es uns doch nur gelungen, ihn zumin-dest noch in den letzten Jahren weiter in die Ge-sellschaft hinein zu begleiten und ihm mehr Teil-habe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen! Aber das hat er eben, reflektiert wie er war, zu diesem späten Zeitpunkt in seinem Leben entschie-den abgelehnt.

Trost

Für mich ist in meiner Beschämung ein kleiner Trost der Predigttext, den er sich selbst für seine Beerdi-gung gewünscht hat. Das ist die Ostergeschichte von der Auferstehung Jesu Christi, die im Gottesdienst in der Version von Matthäus 28,1-10 gelesen wurde. Aus dem Blickwinkel des Gedankens der „Teilhabe“ bekommt die Botschaft von der Auferstehung noch einmal neue Bedeutung. Der Gedanke wendet sich gegen Ausgrenzung aus der menschlichen Gemein-schaft, die schlimmste Form der Ausgrenzung ist aber der Tod. Sterben bedeutet, nie mehr teilneh-men zu können am geselligen Leben in Gemein-schaft. Der Tod unterbricht alle noch so intensiven Beziehungen scheinbar unwiederbringlich. Aufer-stehung ist so gesehen die Überwindung dieser furchtbaren Ausgrenzung, die durch den Tod ge-schieht. Gott erweckt Jesus Christus zu neuem Le-ben. Und wir können deshalb glauben, hoffen und wissen, dass auch wir in dieser Weise zu neuem Leben auferstehen. Die Auferstehung ermöglicht

Die handschriftlichen Texte, Seite 12 bis 16, stammen aus den Lebenserinne rungen von Georg B., die er ab 2002 niedergeschrieben hat und die im Archiv Wittekindshof als Manuskript „Alltag 1960ziger-75“ vorliegen.

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insofern eine neue Gemeinschaft, in der niemand mehr ausgegrenzt wird – anders als in dem oben zitierten Witz. Ich bin deshalb auch fest davon über-zeugt, dass dieser Auferstehung alle Menschen teil-haftig werden. Wie Paulus in 1. Korinther 15,22 schreibt: „Denn wie die Menschen in Adam alle sterben, so werden sie in Christus alle lebendig ge-macht werden.“

Konsequenzen

Dieser Glaube an die Aufhebung aller Ausgrenzun-gen im ewigen Leben kann dann aber nicht als Ver-tröstung aufs Jenseits verstanden werden. Er muss uns doch dazu führen, schon jetzt so weit wie mög-lich solchen Ausgrenzungen entgegen zu wirken! Wir müssen einfach dafür sorgen, dass – gewisser-maßen als Lehre aus der Vergangenheit – in unserer Gegenwart und Zukunft so wenig wie möglich Aus-grenzung von Menschen mit Behinderung geschieht und so viel wie möglich gemeinschaftliches Leben gedeiht. Wir müssen sicherstellen, dass wir nicht noch weiterhin solche Biographien wie die des Ver-storbenen aktiv befördern. Darum wollen wir uns nach Kräften bemühen.

Die Studie von Hans-Walter Schmuhl und Ulrike Winkler zeigt uns, dass die Lebensgeschichte des hier beschriebenen Bewohners kein Einzelfall war. Viele haben ähnliches und mehr erdulden müssen, bis hin zu Gewaltanwendung und Missbrauch. Ihre Erlebnisse bleiben oft unbenannt und unausgespro-chen. All diese bekannten und unbekannten Ge-schehnisse müssen auch noch die heute in der Dia-konischen Stiftung Wittekindshof Verantwortlichen zutiefst beschämen. Im Wissen um diese zum Teil

sehr schlimmen Erfahrungen möchte ich deshalb im Namen der Stiftung alle Betroffenen von Herzen um Verzeihung bitten. Ob sie verzeihen können, das kann dabei nur ihnen überlassen bleiben.

Mit der Bitte um Verzeihung kann es dann aber nicht getan sein, sie fordert weitere Konsequenzen. Durch die Veröffentlichung der historischen Studie, nun schon in 2. Auflage, möchten wir ein Signal setzen. Wir wollen die damaligen Lebensbedingun-gen und Vorgänge der Öffentlichkeit bekannt ma-chen. Zugleich wollen wir damit signalisieren, dass die Zeit des Schweigens und der Tabuisierung zu Ende sein soll, und dass man nun über die damali-gen Geschehnisse offen sprechen können soll. Das ist gewiss ein erster wichtiger Schritt zur Verarbei-tung mancher belastenden Erfahrungen – für Be-wohner wie auch für ehemalige Mitarbeitende. Außerdem möchten wir Betroffene dabei begleiten und unterstützen, mit diesen Erfahrungen in ihrem weiteren Leben umgehen zu können. Schließlich wollen wir mit dazu beitragen, dass in Politik und Gesellschaft anerkannt wird, dass solche belasten-den Erlebnisse nicht nur in der Heimerziehung der 1950er und 1960er Jahre, sondern auch in der Be-hindertenhilfe zu beklagen sind – und dass man deshalb die Betroffenen nun auch unterstützen muss, damit fertig zu werden. Unser Leitbild mit dem Motto „Menschenwürde gestalten. Teilhabe in jedem Lebensalter.“ verpflichtet uns, sich in Vergan-genheit, Gegenwart und Zukunft mit allen Situatio-nen kritisch auseinander zu setzen, in denen Men-schen mit Behinderungen ausgegrenzt werden. An diesem Maßstab werden wir auch unsere eigene Arbeit immer wieder kritisch messen müssen.

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Das Modell der Inklusion verweist auf eine Gesell-schaft, die alle Menschen – ungeachtet ihres Ge-schlechts und ihrer sexuellen Orientierung, ihres Alters und ihres Gesundheitszustandes, ihrer kör-perlichen, psychischen und kognitiven Möglichkei-ten und Grenzen, ihres sozialen Status, ihrer eth-nischen Herkunft, ihrer politischen Überzeugun-gen, ihres Glaubens, kurz: ungeachtet ihrer Eigen-art und ihres Eigensinns – von vornherein ein-schließt, sie ganz selbstverständlich an allen Lebensbereichen gleichberechtigt teilhaben lässt, ihren Bedürfnissen und Wünschen vorausschauend Rechnung trägt, die Vielfalt des menschlichen Le-bens nicht nur hinnimmt und duldet, sondern das je Andere als Wert an sich annimmt, schützt und fördert. Eine solche Gesellschaft gibt es (noch) nicht – im Gegenteil. Die Situation von Menschen mit Behinderungen – auch und vor allem: von Men-schen mit geistigen und psychischen Behinderun-gen – ist in unserer Gesellschaft nach wie vor von deren Exklusion geprägt. Denn die bis in unsere Tage praktizierten Konzepte der Integration zielen auf eine Anpassung der Menschen mit Behinde-rungen an die Strukturen und Bedürfnisse der Ge-sellschaft ab, wohingegen Inklusion auf die Anpas-sung der Gesellschaft an die Bedürfnisse der Men-schen durch den konsequenten Abbau jeglicher Barrieren setzt, die einer gleichberechtigten Teil-habe im Wege steht.

„Welt in der Welt“?

Auch Pastor Johannes Klevinghaus (1911–1970), Vor-steher des Wittekindshofes seit 1945, dachte in den 1960er Jahren intensiv über die sich anbahnende Neuausrichtung der Behindertenpolitik nach. Grundsätzlich erklärte er sich mit dem Globalziel der „Integration des geistig Behinderten in die Ge-sellschaft“ einverstanden und unterstützte alle Fort-schritte der medizinischen, beruflichen und sozialen Rehabilitation, zugleich wandte er sich jedoch ent-schieden dagegen, die Anstalt pauschal „als ein Getto“ abzustempeln: „Die Vorstellung ist gänzlich falsch, Anstalt bedeute in jedem Fall Einengung, Lebensminderung, Freiheitsberaubung. Das Gegen-teil ist der Fall. Anstalt ist geschützter Raum und darum Freiheitsbereich, Möglichkeit zu freier Be-wegung und Entfaltung. Die Anstalt ist eine Welt für sich, weil sie eine Welt für ihn, den Geistesschwa-chen, sein soll. Sie ist es aber wiederum nicht so, dass sie nicht Welt in der Welt wäre mit einer be-stimmten Zielrichtung auf die Welt hin“. Die Anstalt sollte demnach für die „Frischen“ ein Sprungbrett in die Gesellschaft und zugleich ein Schutz- und Schonraum für die „Schwachen“ sein, die nicht in die Gesellschaft integriert werden könnten und des-halb in der „Welt in der Welt“ Glieder einer Gemein-schaft werden sollten. Dieser Gedanke der Behei-matung übersah jedoch die strukturellen Zwänge, die den „geschützten Raum“ zu einer Falle werden ließen, aus der es kaum ein Entkommen gab.

Die beiden in unserer Studie im Detail nachge-zeichneten Heimkarrieren zeigen zum einen, dass es zu einem Gutteil vom Zufall abhängen konnte, ob ein verhaltensauffälliges Kind in den 1950er/60er Jahren als „erziehungsschwierig“ in einem Heim der Kinder- und Jugendhilfe, als „psychisch krank“ in einer jugendpsychiatrischen Einrichtung oder als „schwachsinnig“ in einem Haus der Behinderten-

Welt in der Welt. Schlaglichter aus der Geschichte des Wittekindshofes

Dr. Ulrike Winkler, Studium der Politik-, Rechts-, und Erziehungswissenschaften, lebt freiberuflich in Berlin, zahlreiche wissenschaft-liche Veröffentlichungen zur Diakonie-, Sozial- und Zeitgeschichte

Dr. Hans-Walter Schmuhl, außerplanmäßiger Profes-sor an der Fakultät für Ge-schichtswissenschaften, Philosophie und Theologie der Universität Bielefeld, stellvertretender Leiter des Instituts für Diakonie- und Sozialgeschichte an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel, zahlrei-che wissenschaftliche Ver-öffentlichungen zur Zeit-, Wissenschafts-, Stadt- und Diakoniegeschichte

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hilfe untergebracht wurde – mit weitreichenden Folgen für seinen weiteren Lebensweg. Menschen, die es im Kinder- oder Jugendalter in eine heilpäd-agogische Einrichtung im Bereich der Behinderten-hilfe verschlagen hatte, hatten es – auch nach Errei-chen der Volljährigkeitsgrenze – schwer, sich aus der Sonderwelt der Anstalt wieder zu lösen. Wich-tige soziale Kompetenzen, ja selbst basale Kultur-techniken, waren ihnen nicht vermittelt worden, Bildungspotentiale blieben ungenutzt, die Berufs-perspektiven waren beschränkt, Kontakte außerhalb des Anstaltskosmos bestanden nicht. Die Hinder-nisse auf dem Weg zu einer Integration in die Ge-sellschaft türmten sich hoch auf und waren für man-chen schier unüberwindlich. Wie andere Einrich-tungen der Behindertenhilfe, so blieb auch der Wittekindshof eine „Welt für sich“.

Die Not der Nachkriegszeit

Die Lebensbedingungen in dieser Welt waren hart. Bis in die frühen 1960er Jahre hinein war der Alltag im Wittekindshof – wie auch andernorts – von der Verwaltung des Mangels geprägt. In der Folge der Weltwirtschaftskrise der späten Weimarer Republik, des politischen Drucks in der Zeit des Nationalsozia-lismus, des Zweiten Weltkriegs und der Besatzung in der unmittelbaren Nachkriegszeit waren die Ge-bäude heruntergekommen, verwohnt und nur not-dürftig ausgestattet. Die Anstalt litt unter der chro-nischen Unterfinanzierung, dem gravierenden Man-gel an (ausgebildetem) Personal, vor allem aber unter der „Aufnahmenot“ – denn die Nachfrage nach Heimplätzen war enorm. Lebten 1945 – nach den Abtransporten im Rahmen der NS-„Euthanasie“ – gerade noch 269 Menschen mit Behinderungen auf dem Wittekindshof, waren es zu Beginn der 1960er Jahre schon wieder über 1.700. Man sei, so räumte Pastor Klevinghaus öffentlich ein, bei der

Belegung „an die Grenze des äußerlich Möglichen gegangen und über die Grenzen des Vertretbaren hinaus“. Die Folge: Viel zu große Gruppen von Be-wohnerinnen und Bewohnern wurden von viel zu wenigen, nicht hinreichend qualifizierten, chronisch überforderten Pflegekräften in viel zu beengten Ver-hältnissen versorgt.

Eine Subkultur der Gewalt

Diese Rahmenbedingungen förderten die Entste-hung einer Subkultur der Gewalt. Denn der Alltag wurde beherrscht von der Notwendigkeit, den Be-trieb des Hauses aufrechtzuerhalten. Die eigentli-chen Ziele der Arbeit mit geistig behinderten Men-schen – Förderung der körperlichen, seelischen und geistigen Anlagen, Beschulung, berufliche und soziale Rehabilitation – traten demgegenüber oft genug in den Hintergrund. In der strukturellen Überforderungssituation griffen manche Brüder und Schwestern zu Gewaltmitteln. Bei den Brüdern waren es vor allem junge, unerfahrene, fachlich nicht qualifizierte Männer, von denen einige auch im Leben außerhalb der Anstalt nicht zurecht ge-kommen waren, die zur Gewalt griffen, um sich zu behaupten. Bei den beiden Schwestern des Gera-hauses, die von den Zeitzeuginnen als gewalttätig beschrieben werden, handelte es sich um eine äl-tere Diakonisse, deren Kräfte nicht mehr für den Dienst in einem Krankenhaus reichten, und um eine jüngere Schwester, die trotz eines gewissen heilpäd-agogischen Talents, auf sich allein gestellt, völlig überfordert war.

Es sei hervorgehoben, dass längst nicht alle Mit-arbeiterinnen und Mitarbeiter des Wittekindshofes an der Subkultur der Gewalt teilhatten – die Quellen bieten auch Beispiele dafür, dass Brüder und Schwestern freundlich, vertrauensvoll und achtsam mit den ihnen anvertrauten Kindern umgingen.

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Von Gronau nach MazedonienManche sahen zwar weg, wenn Kollegen gewalttätig wurden, andere griffen aber ein, wenn sie Zeugen von Gewalt wurden, erstatteten Meldung oder veran-lassten gewalttätige Kollegen, sich selbst zu melden.

Anders als in manchen Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe finden sich im Falle des Wittekinds-hofes keinerlei Hinweise darauf, dass von der An-staltsleitung Signale an das Personal ausgesandt wurden, es mit dem Verbot körperlicher Züchtigung nicht allzu genau zu nehmen. Freilich wurden – vor-ausgesetzt, ein gewisses Maß an Gewalt wurde nicht überschritten – Fälle von körperlicher Züchti-gung, wenn sie bemerkt wurden, keineswegs mit der sofortigen Kündigung geahndet, wie es die Hausordnung eigentlich vorschrieb, sondern es er-gingen lediglich „ernste Ermahnungen“ und im Wiederholungsfall „scharfe Verwarnungen“. Bei fortgesetzten Übertretungen des Züchtigungsver-bots, bei augenfälligen groben Misshandlungen und bei Fällen sexueller Gewalt handelte die Anstalts-leitung indes, einmal in Kenntnis gesetzt, rasch und konsequent, indem sie die Opfer wie die Täter einer zeitnahen, akribischen Befragung unterzog, den Tatbestand gründlich aufklärte und auf dieser Grundlage unverzüglich ihre Entscheidungen traf. Sieht man von einem Fall während des Zweiten Weltkrieges ab, wurden alle Pfleger, die Bewohner misshandelt oder missbraucht hatten, vom Dienst suspendiert und entlassen, in einem Fall verwei-gerte die Anstaltsleitung sogar ein Arbeitszeugnis.

Allerdings sahen die Verantwortlichen davon ab, Strafanzeige zu erstatten. Dies war offenkundig nicht allein der Sorge geschuldet, der Ruf der Anstalt könne Schaden nehmen. Vielmehr sah sich die An-staltsleitung gegenüber Mitarbeitern, die sich an Bewohnern vergangen hatten, in einer gewissen Fürsorgepflicht oder sogar in einer „väterlichen Ver-antwortung“. So ließ sie, indem sie von einer straf-rechtlichen Verfolgung der Täter absah, diesen die Möglichkeit, sich in einer anderen Einrichtung im Bereich der Behindertenhilfe zu bewerben. Gegen-über diakonischen Einrichtungen, die sich nach sol-chen Bewerbern erkundigten, gab man zwar die Kündigungsgründe offen an, scheute sich aber zu-

meist, von einer Einstellung gänzlich abzuraten, sondern stellte der um Auskunft nachsuchenden Einrichtung anheim, dem Betreffenden – als „Wag-nis vor Gott“ – eine zweite Chance zu geben. Auch konnte es vorkommen, dass der Wittekindshof seine Beziehungen zu anderen Einrichtungen spielen ließ, um für den schuldig Gewordenen einen neuen Ar-beitsplatz in der Diakonie zu organisieren. Die theo-logische Umschreibung des Geschehens als „Weg in die Tiefe“ suggerierte eine Abfolge von Schuld, Reue, Vergebung und Heiligung und verstellte den Blick auf die einfache Tatsache, dass Menschen, die aufgrund biographischer Brüche – gar durch eigene Erfahrungen mit Gewalt und Missbrauch – über keine gefestigte Persönlichkeit verfügen, für päda-gogische, gar heilpädagogische Aufgaben schlicht-weg ungeeignet sind. In schroffem Gegensatz dazu stand die bittere Einsicht eines Pflegers, dass er, da ihm die charakterlichen Voraussetzungen fehlten, für den Beruf des Diakonen und Pflegers nicht ge-eignet sei: „Kann ich nur ohne Schläge, durch über-legenes Auftreten, Geist, Güte und Strenge alle in Zucht halten, so komme ich klar als Respektsperson, wenn nicht, so bin ich fehl am Platz […]“.

Hinweise darauf, dass den Opfern von Misshand-lung und Missbrauch besondere Zuwendung zuteil wurde, finden sich in den Quellen nicht. Die Auffor-derung, über das Erlebte und Erlittene Stillschwei-gen zu bewahren, die in einem Fall überliefert ist, spricht eher dafür, dass die Opfer mit ihrem Schmerz, ihrer Angst und ihrer Scham allein blieben.

Die Geschehnisse im Wittekindshof waren – die-sen Schluss lassen unsere bisherigen Forschungen zu – nicht einmalig. Es steht zu erwarten, dass Stu-dien zu anderen Einrichtungen der Behindertenhilfe zu ähnlichen Ergebnissen gelangen werden. Der Wittekindshof hat den Mut, auf dem Weg zur histo-rischen Aufklärung der Missstände in Heimen für Menschen mit Behinderungen voranzugehen. Es ist zu wünschen, dass andere Einrichtungen folgen werden – und dass Menschen mit Behinderungen in der Debatte um die öffentliche Anerkennung und Unterstützung von ehemaligen Heimkindern end-lich Gehör finden.

Hans-Walter Schmuhl/ Ulrike Winkler, „Als wären wir zur Strafe hier“ Gewalt gegen Menschen mit geistiger Behinderung – der Wittekindshof in den 1950er und 1960er Jahren, Schriften des Instituts für Diakonie- und Sozialgeschichte an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel, Band 19, Bielefeld: Verlag für Regional-geschichte 2011, 2. Auflage, ISBN: 978-3-89534-929-4, 14 Euro

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Wittekindshof

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Wohngruppe für Kinder und Jugendliche mit Prader-Willi-Syndrom

Von Gronau nach Mazedonien

Im August 2010 hat der Wittekindshof

das erste Wohnangebot für Kinder und

Jugendliche mit Prader-Willi-Syndrom

(PWS) eröffnet. Für das stationäre An-

gebot eingesetzt hatte sich der Diplom-

Psychologe Norbert Hödebeck-Stun-

tebeck, weil er im Rahmen der ambu-

lanten PWS-Beratung mehrere Fami-

lien kennengelernt hatte, die zusätzli-

che Unterstützung benötigen.

Wohnguppe in GronauMit geringem Umbauaufwand konnten

im ehemaligen Schülerhaus in der

Nähe der Wittekindshofer Annaheime

in Gronau sieben Einzelzimmer und

ein Gastzimmer eingerichtet werden.

Die benachbarte Wittekindshofer Jo-

hannesschule hatte bereits Erfahrung

im Umgang mit einer Schülerin, die

mit PWS lebt. Schulleitung und Kolle-

gium waren sofort bereit, sich auf wei-

tere Schülerinnen und Schüler einzu-

lassen. Sie nahmen an PWS-Fortbil-

dungen teil, lernten Grundlagen über

die seltene Behinderungsform und

den pädagogisch-psychologischen Un-

terstützungsansatz kennen. „Die Zu-

sammenarbeit mit der Johannesschule

war von Anfang an sehr gut. Wohn-

gruppe und Schule arbeiten nach den

gleichen Grundlagen und Regeln, zie-

hen an einem Strang, aber bieten den

Kindern und Jugendlichen gleichzeitig

zwei getrennte Lebensräume“, erklärt

Norbert Hödebeck-Stuntebeck.

In der neuen Wohngruppe leben

Kinder und Jugendliche im Alter zwi-

schen 12 und 17 Jahren. Alle sieben

Einzelzimmer sind damit belegt und es

liegen weitere Anfragen vor. Auch das

Gastzimmer haben bereits verschie-

dene junge PWS-Betroffenen genutzt.

Gastaufnahme aus MazedonienZu ihnen gehört die zwölfjährige Ema-

nuela Kostoska aus Skopje in Mazedo-

nien. Ihre Familie hatte sich an die In-

ternationale PWS-Organisation (IPWSO)

gewandt. Aufgrund der Sprachbarrieren

war eine Beratung per Telefon oder

E-Mail nicht möglich. Die Wittekinds-

hofer Leitung entschied, die Familie, die

großes Interesse daran hat, ein PWS-

Netzwerk in Mazedonien aufzubauen,

durch eine Gastaufnahme zu unterstüt-

zen. Die konkrete Einzelfallhilfe soll

damit auch anderen zugute kommen.

Im November war Emanuela pro-

beweise für eine Woche zu Gast in

Gronau. Begleitet wurde sie von ihrer

Mutter und der Tochter ihrer Kinder-

ärztin als Dolmetscherin. Beide lebten

in einer Pension und wurden durch die

Wittekindshofer PWS-Spezialisten ge-

schult. Mit Mutter und Kind begann

eine vielversprechende Zusammenar-

beit, so daß alle Beteiligten den

Wunsch hatten, Emanuela einen län-

geren Aufenthalt zu ermöglichen.

Mit Unterstützung der Deutsch-

Mazedonischen Gesellschaft gelang

es, diesen Aufenthalt zu finanzieren.

Regeln, die Mutter und Tochter im Wit-

tekindshof kennengelernt hatten, hal-

fen, die Zwischenzeit zu überbrücken.

Im Mai ist Emanuela wieder in das

PWS-Gastzimmer in Gronau eingezo-

gen. Die Eingewöhnung in der Wohn-

gruppe und der Johannesschule war

unproblematisch. Nach einigen Wo-

chen hat sie Besuch von ihren Eltern

bekommen. Neben dem Wiedersehen

stand erneut die PWS-Schulung im

Mittelpunkt. Auch im November, vor

der Rückreise ist eine Schulung ge-

plant ist, damit der in Gronau begon-

nene Weg in Mazedonien erfolgreich

fortgesetzt werden kann.

Netzwerkarbeit in MazedonienGleichzeit hat die PWS-Netzwerkarbeit

Konturen angenommen. In Zusammen-

arbeit der Kinderärztlichen Vereinigung

Mazedonien, der IPWSO und des Wit-

tekindshofes ist eine Fachkonferenz für

professionelle Begleiter und Eltern

geplant. „Wir wollen in den Bereichen

Ernährung, Stoffwechsel, hormonelle

Besonderheiten, Psychologie und Ver-

halten Grundlagen an Multiplikatoren

vermitteln, damit das Prader-Willi-

Syndrom früher diagnostiziert werden

kann und Unterstützungsangebote

aufgebaut werden. Auch in Mazedonien

sollen keine Menschen mit PWS mehr

in jungen Jahren an den Folgen der

behinderungsbedingten Esssucht ster-

ben müssen, so wie das früher in

Deutschland der Fall war“, erklärt Nor-

bert Hödebeck-Stuntebeck die interna-

tionalen Bemühungen.

Unterstützung über Grenzen hinweg: Norbert Hödebeck-Stuntebeck im Gespräch mit den

mazedonischen Gästen.

Anke

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Wer Sie auf dem Gründungsgelände im Wohnbereich Bethanien er lebt, spürt, dass Ihr Herz für die 215 Be-wohnerinnen und Bewohner und die 217 Mitarbeitenden schlägt. Warum verlassen Sie nun diesen Geschäfts-bereich?

Mich reizt das Neue. Zahlenmäßig

ist der Geschäftsbereich Hamm wesent-

lich kleiner, die Vielfalt der Angebote

ist jedoch viel größer. Aus Bethanien

weiß ich, was es für Familien bedeutet,

wenn ihre Angehörigen bei uns Kurz-

zeitwohnen nutzen. In Hamm und im

Kreis Warendorf bieten wir Familien

verschiedene Unterstützungsmöglich-

keiten an. Neben Wohnangeboten für

Kinder und Jugendliche vor allem am-

bulante Angebote: Begleitete Eltern-

schaft, Heilpädagogische und Sozial-

pädagogische Familienhilfe, Begeg-

nungsmöglichkeiten im Kontakt- und

Informationszentrum, Ambulant Unter-

stütztes Wohnen. Diese Vielfalt fas-

ziniert, aber ich habe auch Respekt

davor.

Sie haben häufig auf die Vorteile hingewiesen, die das Gründungsge-lände bietet. Mit welchen Argu-menten?

Für viele Menschen im Geschäfts-

bereich Bethanien ist die Infrastruktur

ideal: ärztliche, psychologische und

therapeutische Dienste sind hier im

Haus und in den Nachbargebäuden,

Großküche und Wäscherei, deren Mit-

arbeitenden auch für kurzfristige Son-

deranforderungen ein offenes Ohr

haben, die fußläufig erreichbare Werk-

statt und Tagesstrukturierende Ange-

bote, die nicht nur organisatorisch

zum Wohnbereich gehören, sondern

wo wir alle an einem Strang ziehen.

Hinzu kommen viele Menschen, die

man um Rat fragen und um tatkräftige

Unterstützung bitten kann. Auch wenn

alte Anstaltsstrukturen manchmal be-

hindern, steckt viel Potential im Grün-

dungsgelände. Das werde ich in Hamm

und im Kreis Warendorf nicht haben.

Dort wird in ganz anderen Strukturen

gearbeitet. Aber auch das finde ich

spannend und eine Herausforderung.

Hier sind Entwicklungen möglich, die

ich mir bisher kaum vorstellen kann.

Was werden Sie am meisten ver missen?

Die Menschen! Menschen mit

schwerer Mehrfachbehinderung brin-

gen in mir etwas zum Schwingen. Noch

enger als mit den Bewohnerinnen und

Bewohnern arbeite ich mit den Mitar-

beitenden zusammen. Ich schätze die

Strukturen, in denen wir hier arbeiten

und die Art, wie wir Auseinanderset-

zungen führen. Außerdem habe ich in

Volmerdingsen Schwestern und Brü-

der, mit denen ich zusammenarbeite,

mit denen es gelungen ist, Bruder und

Vorgesetzter zu sein, und einige, denen

ich persönlich sehr viel verdanke.

Sie haben vor wenigen Jahren eine längere Ausbildung zum Themenbe-reich Spiritualität abgeschlossen, waren Ältester der Brüder- und Schwesternschaft und engagieren sich dort seit langen Jahren. Werden Sie dieses Engagement im Ruhrge-biet so fortsetzen?

Ich gehe nicht nach Hamm, um zu

missionieren. Aber ich möchte fortset-

zen, was mir hier wichtig ist. Natürlich

muss ich auf Standards, Gesetzesvor-

gaben und Zahlen achten und als Ge-

schäftsbereichsleitung auch unpopu-

läre Entscheidungen treffen. Aber die

Frage „Wie geht es dir?“ darf nie zu

kurz kommen. Sie wird ernsthaft, wenn

ich mir für die ehrliche Antwort Zeit

nehme. Dann geht es um Wahrneh-

mung und Achtsamkeit. Das hat nicht

immer gleich mit Gott zu tun, aber

kann existentiell sein und viel mit mei-

nem Glauben zu tun haben. Spiritua-

lität hat mehr mit dem Alltag zu tun,

als man oft denkt. Es ist die Suche nach

Gott, den ich nie ganz finden werde.

Werden Sie nun Pendler zwischen Ihrem derzeitigen Wohnort und Hamm?

Nein und ja! Wir haben ein Haus in

Wulferdingsen. Aber ohne Präsenz

funktioniert Leitung nicht, deshalb

werde ich eine kleine Wohnung in

Hamm haben und dort bleiben, wenn

es nötig und sinnvoll ist. Pendeln wird

aber auch dazu gehören – auch wegen

der Fach- und Leitungskonferenzen,

wo ich zukünftig die besonderen Fra-

gen, Anforderungen und hoffentlich

auch viele gute Erfahrungen aus einer

jungen dezentralen Aufbauregion ein-

bringen werde. Dazu gehört auch der

Brüder- und Schwesternrat, in dem ich

weiter mitarbeiten möchte.

Worauf freuen Sie sich am meisten?Ich freue mich darauf, viele Men-

schen kennenzulernen! In erster Linie

sind das die Mitarbeitenden, von denen

ich viel lernen will. Das Leitungsge-

schäft ist mir seit über 20 Jahren ver-

traut, die Arbeitsfelder in Hamm und

Wittekindshof

Diakon Hartmut Wloka wechselt nach Hamm

Arbeiten in ganz anderen Strukturen

Diakon Hartmut Wloka

aufgewachsen am Steinhuder

Meer, später wohnhaft in Bückeburg,

Volmerdingsen und Wulferdingsen

verheiratet mit Diakonin Bärbel

Wloka, drei Kinder, zwei Enkel

Radio- und Fernsehtechniker, vier

Jahre Bundeswehr, Ausbildung als

Diakon und Erzieher, Management für

Leitungskräfte an der Evangelischen

Fachhochschule Bochum

Stationen im Wittekindshof: Mit-

arbeiter Haus Hauptstraße, Vorwerk,

Bethanien und Therapeutischer

Dienst, Gruppenleiter Marthahaus,

Hausleiter in Weserland; seit Januar

2000 Hausleiter Bethanien; heute

Geschäfts bereichsleiter Wohnen V

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Wittekindshof

Durchb l i ck 2 -201 1 19

im Kreis Warendorf sind mir noch we-

nig bekannt. Ich freue mich aber auch

auf die Menschen, die wir unterstützen.

Sie kennen zu lernen wird nicht so ein-

fach sein, weil nicht alle in drei benach-

barten Häusern anzutreffen sind. Ich

werde auch deswegen viel unterwegs

sein. Übrigens auch in der direkten

Nachbarschaft meines Büros und un-

serer Standorte, denn das, was ich gar

nicht kann, ist anonym bleiben. Ich will

wissen, wer da sonst noch wohnt, lebt

und arbeitet – auch eine Tasse Kaffee

mit dem Nachbarn ist mir wichtig.

Andere Menschen in Ihrem Alter fangen an, die Zeit bis zur Rente zu zählen. Warum lassen Sie sich mit 57 Jahren noch einmal auf etwas ganz Neues ein?

Ja, es wird wohl meine letzte Be-

rufsstation sein. Aber ich schließe

Kreise. Am Anfang meines Berufsle-

bens, als ich nach meiner Radio- und

Fernsehtechnikerausbildung vier Jahre

bei der Bundeswehr war, habe ich über

meine Frau, die Gemeindediakonin

war, evangelische Jugendarbeit ken-

nengelernt. Wir haben in einer Dienst-

wohnung in Bückeburg gelebt. Das

Haus wurde auch für Tagungen und

Seminare genutzt. Wir haben für 30

Leute gekocht… Als ich im Wittekinds-

hof selbst mit der Diakonenausbildung

angefangen habe, war 1978 Haus

Hauptstraße mein erster Dienstort.

Dort haben auch damals schon sehr

selbständige Menschen gewohnt, von

denen einige in die eigene Wohnung

umgezogen sind. Heute bieten wir sol-

chen Menschen genau die ambulanten

Angebote an, für die ich auch zuständig

sein werde. Den Wunsch, auch beruf-

lich noch einmal etwas anderes zu

machen, hatte ich schon länger, aber

wenn es einem sehr gut gefällt, da wo

man ist, ist man wählerisch ….

Aber nun sind Sie zuversichtlich, dass der Sprung von Bethanien ins Ruhrgebiet wirklich die richtige Wahl ist?

Vielleicht überrascht es, aber ich

habe den Aufbau in Herne unmittelbar

miterlebt. Ich habe die Teamentwick-

lung in Herne kennengelernt und viele

Fragen, Entwicklungen und Herausfor-

derungen zusammen mit Dorothee

Blome im Rahmen kollegialer Bera-

tung besprochen. Für mich ist dabei

der Abstand zwischen Campus und

Ruhrgebiet immer kleiner geworden.

Ich muss zugeben, dass mir erst vor

fünf Jahren die „Tour de Ruhr“, bei der

Monika Sippel und Uwe Thünemann

uns Leitungskräften die Regionalisie-

rung vor Ort vorgestellt haben, die

Augen für die Lebensqualität des

Ruhrgebiets geöffnet hat. Auch davon

will ich mehr kennenlernen.

Das Gespräch mit Diakon Hartmut Wloka

führte Anke Marholdt, Pressesprecherin.

Angebote im …

… Geschäftbereich Wohnen V, Minden-Lübbecke „Bethanien“

Wohnangebote für 215 Frauen

und Männer im Alter zwischen

Mitte 20 und über 90 Jahren im

Marienheim, Lazarusheim und

in Bethanien.

Kurzzeitwohnen Pflegeinterventionsbetten: zeitlich befristetes Angebot für

Menschen mit besonderem medizi-

nisch­pflegerischem Unterstützungs­

bedarf bei akuten Erkrankungen,

nach Opera tionen oder am Ende

des Lebens.

Betreuungsschwerpunkt: hoher

medizinisch­pflegerischer Unter­

stützungsbedarf einschließlich

spezia lisierter Pflege bei Menschen

mit schwerer Mehrfachbehinderung

und/oder älteren und alten Men-

schen; alle Mitar beitenden haben

Grundkenntnisse in Kinaesthetics,

um Bewegungspoten tiale wahr-

zunehmen und zu fördern.

Tagesstrukturierende Angebote für über 100 Frauen und Männer,

die nicht (mehr) arbeiten.

… Geschäftsbereich Wohnen X, Hamm/Kreis Warendorf

Wohnangebote für 45 Kinder,

Jugendliche und junge Erwachsene

mit Behinderung: heilpädagogi-

scher Intensivbereich, Betreutes

Wohnen für junge Erwachsene.

Kurzzeitwohnen Ambulant Unterstütztes Wohnen

für Frauen und Männer mit geisti-

ger oder psychischer Behinderung.

Sozialpädagogische Familien-hilfe: Unterstützung im Rahmen der

Kinder- und Jugendhilfe (SGB VIII)

für Familien und Alleinerziehende

in belasteten und schwierigen Er-

ziehungssituationen.

Heilpädagogische Familienhilfe: Unterstützung im Rahmen der

Kinder- und Jugendhilfe (SGB VIII)

in Familien mit behinderten Ange-

hörigen in belasteten und schwie-

rigen Erziehungssituationen.

Begleitete Elternschaft für Eltern

mit Behinderung.

Kontakt- und Informations-zentrum (KIZ)

Schwerpunkt: Unterstützung von

Menschen mit schweren Mehrfach-

behinderungen als Basismitarbeiter,

auf unterer und seit über 20 Jahren

auf mittlerer Leitungsebene; sowie

Unterstützung von Menschen mit her-

ausforderndem Verhalten und Doppel-

diagnosen

Bernd Samson, Regionalleiter, Hartmut Wloka, Geschäftsbereichsleiter, und Uwe Thünemann, Ressortleiter, freuen sich auf die Zusammenarbeit in Hamm und im Kreis Warendorf.

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40 Jahre Berufsbildungswerk Wittekindshof

Gegen den Exklusions-Trend

Das Berufsbildungswerk (BBW) Witte-

kindshof in Bad Oeynhausen-Eiding-

hausen feierte im Mai sein 40-jähriges

Jubiläum: nachmittags mit vielen Ehe-

maligen, Freunden und Nachbarn und

einem familienfreundlichen Mitmach-

programm – vormittags mit einem Fest-

akt und geladenen Gästen.

„Das Ziel, junge Menschen auf eine

Tätigkeit auf den allgemeinen Arbeits-

markt vorzubereiten und dort zu inte-

grieren ist unverändert. Vor 40 Jahren

hat man es mit eigenen Mittel versucht

und mit den Wittekindshofer Betrieben

zusammengearbeitet. Heute sind Be-

triebe in der Umgebung wichtige Ko-

operationspartner, die Teile der Aus-

bildung übernehmen,“ betonte Roland

Cornelsen, der als Geschäftsbereichs-

leiter Arbeit/Bildung das BBW leitet,

anlässlich des Jubiläums.

Veränderungen auf dem Arbeits-

markt hatten in den letzten 40 Jahren

Konsequenzen für das BBW. Grundqua-

lifikationen wie der Umgang mit Com-

puter und Internet sind hinzugekom-

men. An die Stelle von Ausbildungen

als Bekleidungsnäherinnen oder Buch-

binder, sind Recyclingwerker, Ver-

kaufshelfer und als neuestes „Service-

helfer mit Schwerpunkt Altenhilfe“

ge treten. Insgesamt haben knapp

7.200 junge Menschen das BBW-Wit-

tekindshof besucht, von denen fast

4.700 eine meist theoriereduzierte

Ausbildung absolviert haben.

Bianka Nagel, eine der dienstältes-

ten Mitarbeiterinnen im BBW, begrüßt

die Entwicklung der Personenzentrie-

rung: „Früher haben wir Maßnahmen

zur beruflichen Rehabilitation ange-

boten, und alle haben das gleiche

gemacht. Heute werden für jeden

Einzelnen individuelle Förderpläne

erstellt. Wir erarbeiten ein Stärkenpro-

fil und legen gemeinsam lang­ und

kurzfristige Ziele fest. Heute muss kei-

ner mehr Werkstücke erstellen, nur

weil sie auf dem Lehrplan stehen. Es

geht um Aufgaben, durch die jeder in

kleinen Schritten seinen Zielen näher

kommen kann“, betont die Ausbil-

dungsleiterin. Sie erinnert sich, dass

sich auch der Umgang mit den jungen

Menschen verändert habe: „Früher

war das Du üblich und Widerrede ge-

gen die Anweisungen des Ausbilders

gab es so gut wie nicht. Heute reden

wir viel mehr miteinander. Wir geben

nicht mehr jeden einzelnen Arbeits-

schritt vor, sondern die jungen Men-

schen erledigen mit unserer Unterstüt-

zung Projekte und lernen dabei ihre

Arbeit zu strukturieren und Verantwor-

tung zu übernehmen.“

Auszubildende fragt Prominente

Ausbildung und berufliche Integration

Zum BBW-Geburtstag eine Torte: (v.l.) Corinna Cornelius, Denise Sundermeier, Melissa Witkowski, Ausbildungsleiterin Bianka Nagel, Jasmin Brinkmann und Nelly Holzrichter

Anke

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Wittekindshof

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Die Prognosen kündigen Fachkräfte-

mangel und demografischen Wandel

mit immer weniger jungen Menschen

an. Man könnte folgern, dass bald alle

Schulabgänger eine Ausbildungs-

chance haben. Aber Clemens Wieland,

Projektleiter bei der Gütersloher Ber-

telsmannstiftung und Gastreferent

beim Festakt zum 40-jährigen Jubi-

läum des Berufsbildungswerkes, hat

diese These verneint: „Die Anforderun-

gen im Berufsleben steigen. Der Trend

zur Exklusion von Jugendlichen, die

nicht mehr als einen mittleren Schul-

abschluss haben, wird sich verstärken

trotz der Vision von Inklusion.“

Als Gegenmaßnahme hat die Ber-

telsmann-Stiftung die „Initiative Über-

gänge mit System“ mit dem Ziel ins

Leben gerufen, allen Jugendlichen den

Weg in die Ausbildung zu ermögli-

chen. Die Hauptforderungen hat Cle-

mens Wieland vorgestellt.

„Ganz wesentlich ist die Stärkung

präventiver Ansätze in der Schule, so

früh wie möglich! Denn Vorsorge ist

nicht nur besser, sondern auch billiger

als Nachsorge!“ Schon in der Schule

sollten die Berufsorientierung ausge-

baut werden und frühzeitig individu-

elle Kompetenzprofile erarbeitet wer-

den, um die jungen Menschen in ihrer

Berufsorientierung zu unterstützen.

Handlungsleitend müsse sein, dass

sich die Ausbildung lohne. „Ausbil-

dung ist keine karitative Veranstaltung,

sie muss für den Betrieb und ebenso

für den Auszubildenden gewinnbrin-

gend sein.“ Nötig sei eine Unterstüt-

zung der Betriebe, da sie zukünftig

gezwungen seien, auch schwächere

Jugendliche vermehrt in die Ausbil-

dung zu übernehmen. Sie bräuchten

professionelle individuelle Beratung

und Begleitung und die jungen Men-

schen ausbildungsbegleitende Hilfen.

Nötig sei mehr Flexibilität bei der Aus-

bildungsgestaltung, damit diejenigen,

die mehr Zeit zum Lernen brauchen,

die Ausbildung auch strecken oder

unterbrechen könnten.

Übergangssysteme, zu denen auch

das Berufsbildungswerk gehöre, seien

notwendig, weil nicht alle den direkten

Übergang Schule und Beruf bewältig-

ten. Sie müssten jedoch angesichts der

unterschiedlichen Lebenssituation der

jungen Menschen individueller und

flexibler gestaltet sein. Praxisorientie-

rung sei nötig, damit die jungen Men-

schen lernen, was im Berufsleben be-

nötigt werde. Sie sollten Teilqualifika-

tionen erlangen können, die sich an

den Anforderungen der anerkannten

Berufsausbildungen orientierten.

Zur Umsetzung werde nicht mehr

Geld benötigt, sondern ein besserer

Einsatz der vorhandenen Ressourcen.

Der „Maßnahmedschungel“ mit unter-

schiedlichen Rechtsgrundlagen und

Steuerungslogiken, fehlenden Stan-

dards und unklaren Verantwortlichkei-

ten müsse überwunden werden. Nötig

sei eine bessere Koordinierung zwi-

schen Bund, Ländern und Kommunen

– vor allem: „Weniger kurzfristige

Maßnahmen und besser koordinierte

langfristige Strategien.“

Weitere Informationen: www.bertelsmann-stiftung.de

Übergang Schule/Beruf

Gegen den Exklusions-Trend

„Ich wünsche dem Berufsbildungswerk, dass es weiterhin mit so-

viel Energie, Atmosphäre und Engagement die Stärken und

Schwächen der jungen Menschen sieht und ihnen außerordent-

liche Chancen gibt, die es anders nicht gäbe. Als Bürgermeister

wünsche ich mir, die Einrichtung noch viele Jahrzehnte hier in un-

serer Stadt zu haben. Ich würde mich dafür auch einsetzen.“

Klaus Mueller-Zahlmann, Bürgermeister der Stadt Bad Oeynhausen

„Diese jungen Menschen sind trotz oder gerade wegen ihrer Lernschwie-

rigkeiten oder Behinderung ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft und

können sich einbringen. Angesichts des demographischen Wandels und

einer alternden Bevölkerung ist es wichtig, allen jungen Menschen eine

berufliche Perspektive und die Möglichkeit zur Entwicklung ihrer persön-

lichen Fähigkeiten geben zu können. Darum werden auch in Zukunft

Einrichtungen wie das Berufsbildungswerk Wittekindshof als Teil unse-

res sozialen Zusammenhaltes unverzichtbar sein. Neben diesem sozia-

len Aspekt ist es nicht zuletzt auch eine Frage der ökonomischen Ver-

nunft.“ Steffen Kampeter, Bundestagsabgeordneter und Parlamentarischer Staats sekretär im Bundesfinanzministerium, Minden/Berlin

„Ich bin sehr zufrieden. Vor

ungefähr zwölf Jahren hatte

ich den ersten, jetzt den zwei-

ten ehemaligen Auszubilden-

den des Berufsbildungswerkes

fest eingestellt und hatte zwi-

schendurch immer Praktikan-

ten. Es wird immer junge

Menschen geben, die in der

Ausbildung intensiv betreut

werden müssen. Das ist im

Handwerk und in der Industrie

nicht möglich. Da brauchen

wir die Unterstützung des Be-

rufsbildungswerkes.“

Karlheinz Becker, Inhaber Becker Maschinen-Elemente, Bad Oeynhausen

„Berufsbildungswerke sind als zentrierte Kompe-

tenzen zur Erstausbildung junger Menschen mit

Behinderung – ebenso wie andere Spezialeinrich-

tungen wie beispielsweise Universitäten – wichtige

Partner der Wirtschaft und der Gesellschaft. Der

demographische Wandel und die UN-Konvention

über die Rechte von Menschen mit Behinderung

bieten die Chance, diese Kompetenzen weiterzuent-

wickeln und attraktive Angebote für junge Menschen

in Kooperation mit der Wirtschaft zu gestalten.

Persönlich hatte ich durch meine Tätigkeit bei

der BAG BBW die Gelegenheit, hoch motivierte junge

Menschen kennenzulernen. Diese jungen Menschen

haben mir beigebracht, dass der offene Umgang

mit Stärken und Schwächen einen großen Gewinn

bringt, sowohl in Arbeitsprozessen als auch in per-

sönlichen Bereichen. Eine Erkenntnis, von der wir

alle lernen können, ob mit oder ohne Behinderung.“

Dr. Katja Robinson, Geschäftsführung Bundesarbeits-gemeinschaft der Berufsbildungswerke e.V. (BAG BBW), Berlin

Auszubildende fragt Prominente

Nachgefragt mit Sabrina Menzel

Zitate aus: „Nachgefragt mit Sabrina Menzel. 40 Jahre BBW“ – Ein Film von Micha Heitkamp (Kamera und Schnitt), Bad Oeynhausen, Mai 2011 .

„Für den Kreis Minden-Lübbecke ist die Arbeit des Berufs-

bildungswerkes Wittekindshof sehr wichtig!“

Dr. Ralf Niermann, Landrat des Kreises Minden-Lübbecke

Page 22: Durchblick 02-2011

Wittekindshof

2 2 Durchb l i ck 2 -201 1

Kooperationsvertrag mit der Fachhochschule der Diakonie

„Es ist eine gleichwertige Ergänzung

der bewährten Ausbildung an der Dia-

konenschule Wittekindshof, dass ab

sofort auch ein Studium zum Amt der

Diakonin oder des Diakons führt“, er-

klärte der Wittekindshofer Vorstands-

sprecher Pfarrer Professor Dr. Dierk

Starnitzke. Gemeinsam mit dem Rektor

der Fachhochschule der Diakonie

(FHdD), Professor Dr. Martin Sauer, un-

terzeichnete er den Kooperationsver-

trag zur Durchführung des grundstän-

digen Studiengangs „Diakonie im Ge-

meinwesen. Soziale Arbeit und Dia-

konik“. Er führt zur Doppelqualifikation

als staatlich anerkannte Sozialarbeiter/

in und schafft die kirchlich anerkannte

Voraussetzung zur Einsegnung in das

Amt der evangelischen Diakonin bzw.

des evangelischen Diakons.

Im Kooperationsvertrag ist festge-

legt, dass die Diakonische Stiftung

Wittekindshof und die Diakonische

Brüder- und Schwesternschaft Witte-

kindshof pro Jahr durchschnittlich vier

der insgesamt 30 Studienplätze bele-

gen. Die Studierenden erhalten einen

Arbeitsvertrag mit einer durchschnitt-

lichen Arbeitszeit von 13 Wochenar-

beitsstunden während des Studiums

und einem Arbeitsangebot zwei Jahre

über das Studium hinaus.

Studieninhalte Der Studienschwerpunkt liegt auf der

Gestaltung individueller Hilfen für

Menschen in ihrer gewohnten Umge-

bung und einer dementsprechenden

Gestaltung des Gemeinwesens. Durch

das Studium sollen Kompetenzen er-

worben werden, um in verschiedenen

Lebenslagen, unterschiedlichen gesell-

schaftlichen Milieus und Kulturen pro-

fessionell agieren zu können. Dazu

gehören Rechts- und Methodenkennt-

nisse der Sozialen Arbeit ebenso wie

theologisch-seelsorgerliche Kompeten-

zen, um Not zu erkennen und Men-

schen auch in existentiellen Situationen

zu begleiten, Sinnfragen und die christ-

liche Botschaft zu kommunizieren.

Zum Studium gehört ein Mento-

ring­Programm, bei dem qualifizierte

Mitglieder der Diakonischen Brüder-

und Schwesternschaft Wittekindshof

oder der Diakonischen Gemeinschaft

Nazareth die Studierenden begleiten.

Die Studierenden sollen die Möglich-

keit erhalten, miteinander Gemein-

schaft zu erfahren und an Angeboten

der Gemeinschaften teilzunehmen.

Kooperation diakonischer UnternehmenDer Wittekindshofer Vorstandsspre-

cher betonte bei der Vertragsunter-

zeichnung, dass das neue Studium im

doppelten Sinn die gute Kooperation

großer diakonischer Träger zeige: „Die

FHdD wird von einer gemeinnützigen

GmbH getragen, die von 12 diakoni-

schen Unternehmen aus ganz Deutsch-

land gegründet wurde. Der neue Stu-

diengang basiert auf enger Zusam-

menarbeit mit der Stiftung Nazareth,

die zu den v. Bodelschwingh schen

Stiftungen Bethel gehört, und dem

Wittekindshof. Um die gegenseitige

Verbundenheit zu stärken und den

Studiengang kontinuierlich zu reflek-

tieren und weiter zu entwickeln, wurde

im Kooperationsvertrag ein regelmä-

ßiger Dialog festgelegt.“

ZugangsvoraussetzungenStudienvoraussetzung sind Abitur oder

Fachhochschulreife oder eine Berufs-

ausbildung unter Umständen in Ver-

bindung mit einer Zugangsprüfung.

Die Studiengebühren betragen 230 Euro

pro Monat.

Weitere Informationen: www.fh-diakonie.de

Beratung: Michael Postzich, Pfarrer der

Diakonischen Brüder- und Schwes-

ternschaft Wittekindshof und Ausbil-

dungsleiter der Diakonischen Stiftung

Wittekindshof, Tel. (0 57 34) 61-24 60,

[email protected]

Wir gratulierenNeues Studium führt zum Diakonenamt

Bei der Unterzeichnung des Vertrages für das neue Studium der Diakonie: Prof. Dr. Dierk Starnitzke, Michael Postzich, Ausbildungsleiter und

Pfarrer der Diakonischen Brüder- und Schwesternschaft sowie Prof. Dr. Martin Sauer, Rektor der FachhochschuleAn

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Page 23: Durchblick 02-2011

Wittekindshof

Durchb l i ck 2 -201 1 2 3

Bildungsabschlüsse

Wir gratulieren

Die Ausbildung als Erzieherin und Erzieher haben erfolgreich

abgeschlossen: Sebastian Ambrock, Carolin Franta, Marcel

Koch, Dennis Koch, Pawel Kröker, Friederike Zimmermann

(Bad Oeynhausen), Bettina Peters (Bünde), Sabrina Tegeler

(Hüllhorst), Philipp Arning, Denise Baran, Anja Hoberg (Löhne),

Jacqueline Ottenberg (Lübbecke), Miriam Blechschmidt (Melle),

Angelika Oberhommert (Porta Westfalica) und Jana Horn

(Stadthagen).

Die Heilerziehungshilfeausbildung erfolgreich

abgeschlossen haben folgende Berufseinsteige-

rinnen und -einsteiger: Yvonne Brinkmeier, Lars

Daniel, Jennifer Eck, Marta Jaroszewicz, Lea Neese,

Tim Neuhaus, Jana Rürup, Marion Ski bowski

(Bad Oeynhausen), Diana Schäffer (Löhne), Lena-

Marie Flöring, Bastian Kaase (Bünde), Marc Rüter

(Espel kamp), Vanessa Schäffer, Lena Schürmann

(Minden), Kirsten Sachse, Ilona Harhausen (Hille),

Lena Höltkemeier (Porta Westfalica), Hannah

Hillebrand (Raddestorf), Katha rina Schnittker

(Hüllhorst), Ann-Kathrin Hallmann, Daniela

Rudolphi, Franziska Scholle, Johann Sudermann

(Lübbecke), Alexander Plöntzke (Vlotho) und

Nikolas Fels (Melle).

Zusätzlich zur Heilerziehungshilfeausbildung haben den Ab-

schluß zur geprüften Fachkraft für Arbeits- und Berufsförde-rung (gFAB) für Mitarbeitende in Werkstätten für behinderte

Menschen erfolgreich absolviert: Karin Knipping, Boris Stanis-

lavjev (Bad Oeynhausen), Andreas Lörch (Enger), Tatjana

Busch (Hille), Andreas Rochel, Ralf Spilker (Minden), Joachim

Tzschachmann (Vlotho), Waldemar Schlegel (Lemgo), Michaela

Wood (Detmold), Peter-Jakob Onkelbach (Höxter) und Henning

Stollberg (Warmsen), außerdem haben die gFAB-Prüfung

bestanden: Jürgen Kugel (Minden), Carmen Schmitz-Peun

(Espelkamp) und Claudia Engelke-Helmerking (Diepenau).

Das Zeugnis als Heilerziehungspflegerinnen und Heilerzie-hungspfleger haben erhalten: Steffen Wilmink (Bad Bentheim),

Erkut Altug, Sarah-Natalie Kröger, Sabrina Retzlaff (Bad Oeyn-

hausen), Lara Breitenkamp, Anne-Kathrin Hoffmann (Bünde),

Inga Schmidt, Patrick Schüpmann (Espelkamp), Linda-Marie

Franke (Herford), Clarissa Maschmeier (Hüllhorst), Ann Kath-

rin Schöne, Lucas Struckmeyer (Kirchlengern), Sabrina Bleil

(Löhne), Sandra Joseph (Lübbecke), Tobias May, Anna Nebeling,

Ana-Kristin Schwabe (Minden), Verena Sieveke (Oerling-

hausen) und Nicole Reinecke (Rahden).

Die erstmals durchgeführte staatlich zertifizierte Ausbildung Praxis-anleitung haben erfolgreich abgeschlossen: Stefan Bierbaum, Uwe

Brammert, Jessica Kleine, Kristina Krüger (Bad Oeynhausen), Claudia

Sadroschinski (Enger), Alexandra Bahe (Minden), Jessica Reimler

(Hille), Stefanie Schlensker (Porta Westfalica), Marion Meyer-Erk

(Diepenau), Christa Lange, Claudia Peters (Hüllhorst) und Marina

Robert (Ahaus).

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Page 24: Durchblick 02-2011

Wittekindshof

2 4 Durchb l i ck 2 -201 1

Besonderer Bedarf bei Menschen mit Behinderung

„Zukunftskonferenz Pflege“ stellt Weichen für bedarfsorientierte Versorgung

Das Thema „Pflege“ rückt gesamtge-

sellschaftlich in den Fokus: Bundesmi-

nister Rösler hatte – als er noch Bun-

desgesundheitsminister war – von

2011 als dem „Jahr der Pflege“ ge­

sprochen. Gemeint hatte er damit ins-

besondere die geplante Reform der

Pflegeversicherung und die von der

Regierung in Aussicht genommene

Ausbildungsoffensive, um dem wieder

einmal drohenden Fachkräftemangel

in der Pflegebranche zu begegnen. Viel

zitiert wird der demographische Wan-

del: Mit zunehmendem Alter steigt das

Risiko einer Pflegebedürftigkeit. Die-

ses gilt gleichermaßen für Menschen

mit und ohne Behinderungen. In den

Einrichtungen der Behindertenhilfe

leben zunehmend mehr Menschen mit

schweren Behinderungen – auch dies

bedeutet einen erhöhten Pflegebedarf.

Die Diakonische Stiftung Witte-

kindshof hat sich diesem Themenkom-

plex im Rahmen einer „Zukunftskon-

ferenz Pflege“ zugewandt. Es geht

darum, sich gut auf neue Anforderun-

gen vorzubereiten und dem steigen-

den Pflegebedarf professionell zu

begegnen.

62 Mitarbeiterinnen und Mitarbei-

ter aus den Bereichen Wohnen, Arbeit,

den Unterstützenden Diensten, aus

Therapie und Medizin und dem Bau-

und Immobilienservice haben sich

deshalb im Frühjahr vergangenen

Jahres zwei Tage lang intensiv mit die-

sen Themen bei einer Zukunftskonfe-

renz beschäftigt.

Perspektiven für die Pflege in der Zukunft:

Mitarbeitende aus unterschiedlichen

Bereichen diskutieren Erfahrungen und

Zielsetzungen.

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Page 25: Durchblick 02-2011

Wittekindshof

Durchb l i ck 2 -201 1 2 5

Die Zukunftskonferenz ist eine an-

spruchsvolle Arbeitsmethode, in der

die Teilnehmenden ihre Ideen und

Expertise einbringen und in mehreren

Phasen – hier bezogen auf die gesamte

Pflegethematik – methodisch zusam-

menfügen:

Es wird die Vergangenheit betrach-

tet: Wo kommen wir her? Welche Mei-

lensteine gab es in den letzten Jahren?

Es wird die Zukunft eingeschätzt:

Welche Entwicklungen kommen auf

uns zu?

Und die Gegenwart bewertet: Wo

sind unsere Stärken? Wo können wir

uns verbessern?

Auf dieser Basis wird eine gemein-

same Vision entwickelt: Dabei geht es

um innovative Pflegekonzepte und die

notwendigen Rahmenbedingungen.

Schließlich werden gemeinsame

Ziele formuliert und

konkrete Umsetzungsschritte ge-

plant.

Bedingt durch die unterschiedlichen

Erfahrungen und Blickwinkel der Teil-

nehmenden kam es in den interdiszi-

plinär zusammengesetzten Gruppen

zu einer Vielzahl kreativer Arbeitser-

gebnisse. Am Ende des zweiten Ar-

beitstages gab es mehrere Oberthe-

men, für die in einem Abschlussple-

num die weitere Bearbeitung festge-

legt wurde. Jeder Teilnehmer konnte

sein Interesse zur Mitarbeit an spezi-

ellen Themen direkt kundtun.

Die dabei bearbeiteten zentralen

Themen und Ziele lassen sich wie folgt

zusammenfassen:

Die Pflege in dekonzentrierten am-

bulanten und stationären Wohnfor-

men muss auch zukünftig sicherge-

stellt sein.

Die Angebotspalette muss erwei-

tert werden. Dazu zählt die Betreuung

von demenzerkrankten Klienten. Spe-

zielle Pflegebedarfe müssen gedeckt

sein z.B. durch die Schaffung zusätz-

licher Pflegeinterventionsbetten.

Es muss in ausreichendem Maße

fachlich gut qualifiziertes Personal

vorhanden sein.

Die Mitarbeiterschaft erhält Unter-

stützung durch den Arbeitgeber.

Bedarfsorientierte, barrierefreie

Räumlichkeiten müssen vorhanden

sein.

Pflege muss sich am Handlungslei-

tenden Bild der Diakonischen Stiftung

Wittekindshof (HLB) orientieren.

Die interdisziplinäre Zusammen-

arbeit muss gesichert sein: z.B. durch

regelmäßigen fachlichen Austausch

zwischen Wohnbereichen und Schule.

Die beiden beschriebenen Konferenz-

tage waren der Auftakt für die vertiefte

Bearbeitung der Themen in Arbeits-

gruppen. Zur Vorstellung der Ergeb-

nisse war ein weiterer Konferenztag

im Februar 2011 vorgesehen.

Bei der Auswertung des 3. Konfe-

renztages wurde deutlich, dass die

Vielseitigkeit des Themas eine regel-

mäßige Weiterbefassung erfordert:

Dies gilt besonders für die Sicher-

stellung von Pflege in dekonzentrier-

ten Wohnformen. Dazu wurde ein

umfangreicher Maßnahmenplan ent-

wickelt.

Das Thema „Demenzbetreuung“

findet weitere Bearbeitung in einem

Fachzirkel, der auch die Entwicklung

von Modellen zur Mitarbeiterfortbil-

dung zum Gegenstand hat.

Das bestehende Konzept der spe-

ziellen Pflegesituationen – mit dem

Angebot von „Interventionsbetten“ –

wird intern und extern vermehrt be-

kannt gemacht und soll ausgeweitet

werden.

Unterschiedliche Fortbildungskon-

zepte und ­module für Pflegefortbil-

dungen sind in Bearbeitung – dabei

steht der Bedarf von Klienten mit einer

geistigen Behinderung im Mittelpunkt.

Das umfassende Thema der be-

darfsorientierten Räumlichkeiten wird

ebenfalls in einem Fachzirkel weiter

bearbeitet.

Die in der Arbeitsgruppe „Pflege

orientiert sich am HLB“ entwickelte,

sehr praxisorientierte Fortbildung

wird im Geschäftsbereich V durchge-

führt und ausgewertet und soll danach

in das Angebot des Fortbildungsrefe-

rates übernommen werden.

Als fester Ansprechpartner für die

Themen der Zukunftskonferenz wurde

der Fachzirkel Pflege benannt.

An dieser Stelle abschließend ein

Zitat aus einer aktuellen Publikation

des Landschaftsverbandes Westfalen-

Lippe (Menschen mit Behinderung im

Alter, 2010): „Strategien, die lediglich

auf eine Übertragung der geriatrisch

ausgelegten Konzepte der Altenhilfe

auf Menschen mit Behinderungen set-

zen, sind nicht hinreichend und wer-

den den besonderen Bedarfen der

Zielgruppe nicht gerecht.“ Diese Zu-

sammenfassung entspricht auch der

Einschätzung der Teilnehmerinnen

und Teilnehmer der Zukunftskonferenz

und enthält zur weiteren Umsetzung

eine Fülle neuer Herausforderungen.

Weitere Informationen: Sabine Thater, Tel. (05734) 61-12 02

[email protected]

Sabine Thater, Diplom-Berufspädagogin

Page 26: Durchblick 02-2011

Wittekindshof

2 6 Durchb l i ck 2 -201 1

aus der Region

In Kooperation mit dem Landschaftsverband –Fachtagung geistige Behinderung und Sucht

Suchthilfe trifft Behindertenhilfe

„,Normal berauscht?‘ Geistige Be-

hinderung und Sucht/Substanzmiss-

brauch“ war Titel einer Fachtagung in

der Diakonischen Stiftung Wittekinds-

hof in Bad Oeynhausen. Und zugleich

wird es der Titel einer weiteren Fach-

tagung sein. Die Resonanz im Juli war

so groß, dass die Tagung am 9. No-

vember in der Wittekindshofer Turn-

halle wiederholt wird. Veranstalter ist

die Koordinationsstelle Sucht des

Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe

(LWL) in Zusammenarbeit mit der LWL-

Behindertenhilfe, dem Landesbetreu-

ungsamt und dem Wittekindshof. 150

Mitarbeiter aus der Sucht- und Behin-

dertenhilfe sowie gesetzliche Betreuer

konnte Doris Sarrazin, Diplom-Päda-

gogin und fachliche Leiterin der LWL-

Koordinationsstelle Sucht, begrüßen.

Weitere 200 Frauen und Männer hat-

ten eine Absage erhalten: Sie haben

nun im November ein ‚zweite Chance‘.

Suchtrisiko gleicht dem der GesamtbevölkerungZu Beginn der Tagung erinnerte Dr. Mi-

chael Schubert vom Institut für Gesund-

heits­ und Pflegewissenschaften der

Universität Halle, dass sich die Wohn-

und Lebenssituation behinderter Men-

schen an diejenige der Allgemeinbevöl-

kerung angepasst habe: „Durch ge-

meindeintegrierte offene Angebote

erhöhen sich die Möglichkeiten auf ein

selbst bestimmtes, selbst gestaltetes

Leben, mit denen zugleich die Risiken

des ‚normalen Lebens‘ einhergehen, zu

denen auch Sucht und übermäßiger

Substanzkonsum zählen.“ Zentrale Be-

deutung komme den legalen Suchtmit-

teln Nikotin und Alkohol zu, wobei der

Anteil an wirklich süchtig Trinkenden im

wesentlich dem Anteil in der Gesamt-

bevölkerung entspreche.

Suchtverhalten schafft dringenden Handlungsbedarf Dass dringender Handlungsbedarf

besteht, betonten der Wittekindshofer

Geschäftsbereichsleiter Diakon Diet-

mar Struck und sein Kollege Dr. Konrad

Peter, Facharzt für Psychiatrie, Neuro-

logie und Psychotherapie. „Im Kontext

eines übermäßigen Konsums kann es,

wie bei anderen stark angetrunkenen

Menschen auch, zu Sachbeschädigun-

gen, Diebstahl und aggressivem Ver-

halten kommen. Das löst Angst aus

und überfordert. Hinzu kommen er-

hebliche Fehlzeiten am Arbeitsplatz.

Und nicht zuletzt ist die Gesundheit der

Betroffenen durch extremen Alkohol-

pegel und gefährliches Verhalten im

Straßenverkehr massiv gefährdet.“

Brücken zwischen Sucht- und Behindertenhilfe schaffenDass sich die Arbeitsweisen und

Grundhaltungen in der Sucht- und

Behindertenhilfe oft deutlich unter-

scheiden, betonte der Diplom-Sozial-

arbeiter Jürgen Lamm von der Fach-

stelle Suchtprävention der Suchthilfe

direkt in Essen: „Die Betreuung und

Förderung in der Behindertenhilfe

basiert auf Nähe und Beziehung, die

Suchthilfe arbeitet mit professioneller

Distanz.“ Er plädierte dafür, dass Mit-

arbeiter umschalten lernen und The-

rapieformen entwickeln, die den Be-

dürfnissen und Möglichkeiten von

Menschen mit Intelligenzminderung

entsprechen: „Wir müssen mit einfa-

cher Sprache und Bildern arbeiten.

Rein kognitive Methoden schließen

diese Menschen aus. Sie müssen eine

Chance zum Erleben haben.“

Ähnlich äußerte sich auch Dr. Tho-

mas Heinz, der Chefarzt der Abteilung

Sucht-Rehabilitation der LWL-Fachkli-

Abriss der AmeiseBad Oeynhausen. Im August wurde auf dem Gründungsgelände die Ameise abgerissen, ein in den 1970er Jahren entstandener Anbau der Alten Frie-denshöhe. „Nach einem kontinuierli-chen Veränderungsprozess in den letzten Jahren ist die Ameise das erste Wohnhaus, das wir abreißen, um Frei-raum für Sozialraumentwicklung zu schaffen“, erklärte Vorstandssprecher Pfarrer Professor Dr. Dierk Starnitzke. Der Abriss ist Teil einer Gesamtent-wicklung des Gründungsgeländes, bei der systematisch veraltete Gebäude- und Angebotsstrukturen abgebaut und durch neue ersetzt werden sollen.

Fachsimpeln mit HandballprofisRahden/Lübbecke. Grillen im Witte-

kindshof ist für die Handballprofis vom TuS-N-Lübbecke seit elf Jahren „ein ganz wichtiger Termin in der Saison-vorbereitung, zu dem alle gerne kom-men“, so Co-Trainer Hans Georg Borg-mann. Geschätzt werden die beson-dere Atmosphäre und der herzliche Umgang miteinander. Wittekindshofer Fans aus Espelkamp und Lübbecke kommen dazu, um die Profis persön-lich zu treffen, deren Spiele sie sonst in der Merkur-Arena oder via Übertra-gung im KIZ Lübbecke verfolgen. Da die Handballbegeisterung ansteckend ist, stellt der Verein mittlerweile 26

Dauerkarten zur Verfügung.

Page 27: Durchblick 02-2011

Wittekindshof

nik Warstein. Er arbeitet mit geistig

behinderten Menschen, die eine Sucht-

erkrankung haben und empfindet es

als Bereicherung: „Wir lernen durch

diese Menschen, auch einmal aus der

sonst üblichen professionellen Distanz

heraus zukommen. Wir lernen, mit der

spontanen Herzlichkeit und Impulsivi-

tät dieser Klienten umzugehen, und

entwickeln daraus neue Arbeitsfor-

men“, so Dr. Thomas Heinz, der am

Rande der Fachtagung das Wittekinds-

hofer Lamaprojekt kennengelernt hat,

das eine unterstützende Funktion in

der Begleitung von Menschen mit

Suchterkrankungen hat. „Das ist ein

gelungenes Praxisbeispiel, weswegen

wir demnächst in den Wittekindshof

kommen, um es genauer kennenzu-

lernen“, kündigte der Warsteiner

Suchtexperte an.

Wittekindshofer Stufenmodell für Menschen mit SuchterkrankungenVorgestellt wurde das Stufenmodell,

mit dem im Wittekindshofer Geschäfts-

bereich Wohnen IV auf dem Grün-

dungsgelände Menschen mit geistiger

Behinderung oder Lernbehinderung

und Suchterkrankung begleitet wer-

den: „Wenn jemand aus einer sehr

entgleisten Situation kommt und sich

und andere unter Alkoholeinfluss sehr

gefährdet hat, verlangen wir absolute

Abstinenz und kontrollieren das auch,

weil nur so eine wirkliche Verände-

rung geschaffen werden kann. Gleich-

zeitig bieten wir aber auch gerade am

Anfang so viel Unterstützung und Halt,

dass die Abstinenzforderung auch ein-

gehalten werden kann“, erklärte Dia-

kon Dietmar Struck.

Diplom-Psychologe Stephan Busch-

kämper betonte, dass durch das Stu-

fenmodell die nötige Motivation ge-

schaffen werde, um den erreichten

Verzicht auf Alkohol auch dann beizu-

behalten, wenn eine weitgehende

Rückkehr zu einem normalen Alltags-

ablauf erfolgt und die Klienten z.B.

wieder ohne Begleitung an Festen

oder externen Urlaubsangeboten teil-

nehmen. Entscheidend sei, dass alle

Mitarbeitenden eng vernetzt und nach

den gleichen Grundlagen arbeiten und

verlässliche Beziehungen ermögli-

chen. „Wenn es sein muss, muss man

auch abends oder am Wochenende

präsent sein. Dass sich der Einsatz

lohnt, beweist die geringe Rückfall-

quote und die Tatsache, dass auch

solche Männer schon seit Jahren ‚tro-

cken‘ sind, denen andere es überhaupt

nicht mehr zugetraut haben, dass sie

auch ohne Alkohol leben können“,

freut sich Diakon Dietmar Struck.

Protesttag zur InklusionHerford. „Alle inklusive – alle gemein-

sam“ war in Herford das Motto zum diesjährigen Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen. Erstmals engagiert waren auch mehrere Wittekindshofer Geschäftsbereiche und die Musik-gruppe SambaSole, die den Protestzug durch die Innenstadt anführte. „Der Begriff Inklusion betrifft alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens und geht jeden und jede an. Inklusion ist der Versuch, Beziehungen für alle zu er-möglichen und Vielfalt zu bejahen“, erklärte Martina Nickles, Behinderten-beauftragte der Stadt Herford.

Café Klee in der Altstadt von MindenMinden. Im Mai dieses Jahres hat die

Diakonische Stiftung Wittekindshof in Minden ihr bislang neuntes Kontakt- und Informationszentrum (KIZ) eröff-net. Das KIZ-Café Klee – so der Eigen-name des Veranstaltungsangebotes in den Mindener Altstadt – ist in der Si-meonstraße 5 zu Hause und befindet sich nur wenige Gehminuten vom Stadtzentrum entfernt. Neben einem Cafébereich in gemütlicher Atmosphäre gibt es im neuen KIZ verschiedene Be-ratungs-, Fortbildungs- und Freizeitan-gebote. Die Angebote stehen grund-sätzlich allen Interessierten offen.

Wasser – klar und deutlichGronau. Mit ihren Recherchen zum

Thema Wasser und dem dabei entstan-denen Bilderbuch „So schön könnte es an der Dinkel sein“ haben die Schüle-rinnen und Schüler der Klasse Ober-stufe 1 der Gronauer Johannesschule beeindruckt. Sie wurden für ihre Do-kumentation beim Schülerwettbewerb „Schulen ans Wasser“ mit dem ersten Preis ihrer Altersgruppe ausgezeich-net. Bei einem Empfang in Düsseldorf erhielten die Gronauer Schülerinnen und Schüler ein Preisgeld von 1000 Euro aus der Hand von Landes-Um-

weltminister Johannes Remmel.

Impressum

Durchblick Zeitschrift der Diakonischen Stiftung Wittekindshof

Herausgeber: Pfarrer Prof. Dr. Dierk Starnitzke,Theologischer Vorstand (v.i.S.d.P.)

Redaktion:Klaus SchuhmacherZur Kirche 2, 32549 Bad [email protected]

Texte:Die nicht namentlich gekennzeichneten Texte wurden erstellt von Anke Marholdt, Pressesprecherin, und Klaus Schuhmacher.Auswahl und Redaktion: Klaus Schuhmacher

Layout:Wilfried Gandras, Hamburg

Druck:Druckerei + Verlag Kurt Eilbracht GmbH & Co KG, Löhne

Versand: Wiegmann GmbH, Petershagen

Namentlich gekennzeichnete Beiträgegeben nicht unbedingt die Meinung desHerausgebers wieder. Alle Rechte vorbehalten.Nachdruck auch auszugsweise nur mitGenehmigung der Redaktion.

Die Arbeit mit Lamas hat eine wichtige Funktion im Stufenmodell nach dem Menschen mit

geistiger Behinderung und Suchterkrankung im Wittekindshof unterstützt werden.

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Wittekindshof

2 8 Durchb l i ck 2 -201 1

Anfang Juli haben die ersten neun

Ehrenamtlichen des Ambulanten Hos-

piz- und Palliativberatungsdienstes der

Diakonischen Stiftung Wittekindshof

ihr Zertifikat für die erfolgreiche Teil-

nahme am Kurs zur Befähigung und

Ermutigung erhalten. Der Kurs wurde

von Pfarrer Martin Wedek (Pastoraler

Dienst) und Diakonin Christa Klaus-

meier (Koordinatorin Ambulanter

Hospiz- und Palliativberatungsdienst)

geleitet. Die Ausbildung hat 100 Un-

terrichtsstunden umfasst und wurde

durchgeführt nach den Standards des

Deutschen Hospiz- und Palliativver-

bandes e.V. sowie den einschlägigen

Curricula der Hospizbewegung in

Deutschland.

Einige der zukünftigen ehrenamtlichen

Mitarbeitenden des Ambulanten Hos-

piz- und Palliativberatungsdienstes

verfügen bereits über langjährige Er-

fahrung in der Begleitung und Unter-

stützung von Menschen mit Behinde-

rung, andere haben den Kurs parallel

zum Unterkurs der Diakonenausbil-

dung besucht. Anlässlich der Zertifi-

katsübergabe erklärten sie:

„Ich habe erlebt, dass ein Freund

am Lebensende begleitet wurde. Das

finde ich wichtig. Ohne den Kurs hätte

ich mir das nicht zugetraut!“

„Früher als ich selbst noch in einer

Wohngruppe gearbeitet habe, hätte ich

mich sehr gefreut, wenn jemand ge-

kommen wäre, der einfach Zeit hat und

auch nachts bei einem schwer kranken

Menschen am Bett sitzen kann.“

„Ich bin fast Ruheständlerin und

wollte erstmal gucken, ob Hospizarbeit

etwas für mich ist!“

„Es war schon lange mein Plan:

Wenn ich im Ruhestand bin, mache ich

Hospizdienst. Aber es hat dann doch

etwas Zeit gebraucht. Ich habe mehr-

fach von Angeboten der Hospizdienste

gelesen. Als ich dann vom neuen Am-

bulanten Hospizdienst im Wittekinds-

hof gehört habe, wusste ich, dass ich

da mitmachen will.“

„Zum Befähigungs- und Ermuti-

gungskurs gehört auch ein Praktikum.

Ich habe über sechs Woche einen Men-

schen mit schwerer mehrfacher Be-

hinderung besucht. Ich hatte schnell

das Gefühl, dass die Besuche für uns

beide etwas sind. Auch ich komme

dabei zur Ruhe.“

„Ganz wichtig war während der

Ausbildung der Seminartag mit Erik

Bosch. Hospizdienst ist für mich nicht

mehr Sterbebegleitung, sondern Be-

gleitung des Lebens bis zum Schluss.“

„Ich bleibe dabei, weil so viele

junge Leute dabei sind.“

Der eigene Umgang mit Sterben, Tod,

Verlust und Trauer wurden in der Aus-

bildung ebenso thematisiert wie Nähe

und Distanz, das Wahrnehmen der

Situation Sterbender und ihrer Ange-

hörigen, Kommunikation und Ge-

sprächsführung. Da der Hospizdienst

überwiegend in den Wittekindshofer

Wohnhäusern arbeiten wird, war der

Umgang mit Abschiedsprozessen bei

Menschen mit geistiger Behinderung

ein weiteres Thema.

Der Ambulante Hospiz- und Pallia-

tivberatungsdienst bildet auch weiter

ehrenamtliche Mitarbeitende aus.

Weitere Informationen: Interessierte wenden sich bitte an

Diakonin Christa Klausmeier, Koordi-

natorin Ambulanter Hospiz- und Pal-

liativberatungsdienst,

Tel. (05734) 61-14 13,

[email protected].

Ehrenamtliches Engagement

Ambulanter Hospiz- und Palliativberatungsdienst Beratung und Unterstützung

Rothenburg o.d. Tauber vom 9. bis 11. Dezember 2011

„Ich habe erlebt, dass ein Freund am Lebensende begleitet wurde. Das finde ich wichtig. Ohne den Kurs hätte ich mir das nicht zugetraut!“

Die ersten Ehrenamtlichen für den Wittekindshofer Hospizdienst mit Diakonin Christa Klausmeier (1.v.l.) und Pfarrer Martin Wedek (6.v.l.): (v.l.) Lukas Maack, Roswitha Backs, Sandra Becker,

Hildegard Koslowski, Vanessa-C. Diekmann, Niklas Niedermeier, Elvira Epp, Rosemarie Ellerhoff und Michael Carstensen.

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Page 29: Durchblick 02-2011

Wittekindshof

Parallel zur Organisationsentwicklung

der Diakonischen Stiftung Wittekinds-

hof mit „neuen Regionen“ und erwei-

terten Arbeitsschwerpunkten gewinnt

auch die Gesamtmitarbeitervertretung

(GMAV) an Bedeutung. Dieses Gre-

mium, unter Vorsitz von Diakon Dieter

Thormann, ist auf der Grundlage des

Mitarbeitervertretungsgesetzes der

Evangelischen Kirche in Deutschland

(MVG EKD) tätig. Die Gesamtmitar-

beitervertretung hat dafür Sorge zu

tragen, dass die Interessen sämtlicher

Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in

allen Bereichen der Stiftung gewahrt

sind. Damit vertritt die Gesamt -

mitarbeitervertretung übergeordnet

die Mitarbeitervertretungen der Ost-

Region mit dem Campus gelände und

den Standorten in den Kreisen Min-

den-Lübbecke und Herford und die

Mitarbeitervertretungen in Gronau

sowie in Hamm und Herne, die selbst-

verständlich weiterhin für alle Anfra-

gen und Anregungen von Kolleginnen

und Kollegen direkt zur Verfügung

stehen. Die Mitarbeitenden können

aber auch – besonders bei Fragen von

allgemeiner Bedeutung – den direkten

Kontakt zur Gesamtmitarbeitervertre-

tung suchen.

Die Gesamtmitarbeitervertretung

pflegt die vertrauensvolle Zusammen-

arbeit mit dem Vorstand der Diakoni-

schen Stiftung, den Ressortleitungen

und anderen Führungskräften am

Arbeitsplatz vor Ort. Sie hat entspre-

chend dem Mitarbeitervertretungsge-

setz verschiedene Beteiligungsrechte

wie z.B. die Mitbestimmung bei Ein-

stellungen und Kündigungen, die Mit-

wirkung bei Gesundheits- und Unfall-

verhütungsmaßnahmen und die Mit-

beratung bei der Aufstellung von

Stellenplänen und Organisationsände-

rungen am Arbeitsplatz.

Die GMAV trifft sich regelmäßig; sie

informiert, berät und entscheidet über

Belange der Mitarbeitenden im Sinne

des MVG. Dazu bestehen Arbeitskreise,

die den Entscheidungsgremien im In-

teresse aller Wittekindshofer Mitarbei-

tenden zuarbeiten. Die Gesamtmitar-

beitervertretung vernetzt die gemein-

samen Interessen der Mitarbeitenden

der unterschiedlichen Standorte und

ist Garant dafür, dass die spezifischen

Erfahrungen der einzelnen Mitarbei-

tervertretungen gebündelt werden und

die teils lange Tradition der MAV-Arbeit

in der Stiftung gewahrt bleibt und für

die Zukunft offensiv genutzt wird.

Die Arbeit der Gesamtmitarbeiterver-

tretung wird aktuell vom Team in der

Geschäftsstelle auf dem Gründungs-

gelände des Wittekindshofes in Bad

Oeynhausen-Volmerdingsen koordi-

niert und organisiert.

In der Geschäftsstelle können sich alle

Mitarbeitenden der Diakonischen Stif-

tung Wittekindshof in Fragen ihres

Arbeitsplatzes und der dazu gehören-

den Rahmenbedingungen beraten und

unterstützen lassen.

Weitere Informationen: GMAV–Geschäftsstelle, Pfarrer-Krekeler-Straße 27, 32549 Bad Oeynhausen

Tel. (05734) 61-24 40, Telefax (05734) 61-24 41

[email protected]

Mitarbeitervertretung

Beratung und Unterstützung

Rothenburg o.d. Tauber vom 9. bis 11. Dezember 2011

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v.l.: Cornelia Pangritz, Dieter Thormann, Annette Holtz, Helmut Janz

Der MAV–Arbeitskreis Kunst und Kultur bietet eine Fahrt nach Rothenburg

o. d. Tauber an. Das Programm legen wir gemeinsam fest. Die Unterbringung

ist ausschließlich mit Halbpension möglich. Das Hotel Landwehr-Bräu verfügt

über eine eigene Brauerei, die wir besichtigen wollen.

Kosten: € 215,- pro Person im Doppelzimmer

Anmeldung:MAV-Geschäftsstelle auf dem Wittekindshof bei

Annette Holtz, Tel. (05743) 61-24 42

Durchb l i ck 2 -201 1 2 9

Page 30: Durchblick 02-2011

Wittekindshof

Für Claudia und Thorsten Berger war

der Mai ein Glücksmonat – und dank

des Brautpaares auch für die Schüle-

rinnen und Schüler der neuen Förder-

schule. „Wir wollten diesen besonde-

ren Tag nicht nur mit unseren Hoch-

zeitsgästen teilen, sondern auch mit

den Kindern und Jugendlichen mit und

ohne Behinderungen. So entschieden

wir uns, die Kollekte aus Anlass unse-

rer Trauung der neuen Förderschule

des Wittekindshofes und der Kinder-

und Jugendarbeit unserer Kirchenge-

meinde zukommen zu lassen“, erzählt

Claudia Berger, Erzieherin und Diako-

nin im Kinder- und Jugendbereich.

Die Förderschule und die Ge-

meinde durften sich jeweils über 111

Euro freuen. Wem ihre Herzensgabe

zugute kommen sollte, wusste das

Brautpaar sofort. „Aus unserer beruf-

lichen und persönlichen Einstellung ist

diese Entscheidung gefallen. Meinem

Mann und mir liegt das Wohl der Kin-

der und Jugendlichen sehr am Herzen.

Zudem sind wir eng mit dem Witte-

kindshof verbunden: über meine Ar-

beit und über die Eltern meines Man-

nes, die hier ebenfalls tätig sind.

Eine besondere Überraschung zu

unserer Hochzeit machte uns meine

Wohngruppe: Sie trug ein Lied von den

Comedian Harmonists vor, und an-

schließend gab uns jeder persönliche

Segenswünsche mit auf den Weg.“

Ein Geschenk für sich und andereAuch Renate und Heinz Dehnen teilten

ihr Glück: Sie wünschten sich zu ihrem

60. Hochzeitstag Spenden für die neue

Förderschule. Das Ehepaar arbeitete

mehr als 40 Jahre für die Diakonische

Stiftung Wittekindshof und bleibt ihr

auch im Ruhestand treu: Sie wohnen

auf dem Gelände in Volmerdingsen und

bekommen so aus nächster Nähe die

Entwicklungen mit. „Ich habe früher im

Gerahaus den Mädchen bei den Schul-

arbeiten geholfen. Schon damals haben

wir sehr viel Wert darauf gelegt, dass

die Jungen und Mädchen bei uns lesen,

schreiben und rechnen lernen. Heute

bietet die neue Förderschule den Kin-

dern noch bessere Möglichkeiten, sich

zu entwickeln“, begründet Renate Deh-

nen die Entscheidung, sich Herzensga-

ben für dieses Projekt zu wünschen.

Fast 270 Euro spendeten die Gäste

und Gratulanten; kleine und sehr per-

sönliche Geschenke waren dennoch

dabei: „Unsere Enkelkinder haben uns

eine ganz besondere Freude bereitet:

Sie haben uns zum Essen eingeladen.

Vor allem über die gemeinsame Zeit

und die guten Gespräche haben wir

uns sehr gefreut.“

Das Leben feiernOb Grüne oder Diamantene Hochzeit

– freudige Anlässe, die geteilt werden

können, gibt es viele. In den vergan-

genen zwei Jahren kamen mit diesen

Herzensgaben über 25.000 Euro für

die Stiftung zusammen, davon über

17.000 Euro allein in diesem Jahr. Ge-

feiert wurden vor allem besondere

Hochzeitstage und Geburtstage. Aber

auch das Sommerfest eines Unterneh-

mens und ein Ordinationsjubiläum

zählten zu den Festlichkeiten, die mit

Menschen mit Behinderungen auf

diese Weise geteilt wurden.

Wenn Wünsche Wirklichkeit werdenMit Hilfe eines 80. Geburtstags erhielt

das Haus Weserland eine größere und

überdachte Terrasse. Nun können die

Bewohnerinnen und Bewohner auch

bei Regenwetter Grillfeste feiern.

Für pädagogisches Spielzeug und

therapeutische Materialien sorgten

Herzensgaben in Höhe von ca. 1.600

Euro anlässlich eines 40. Geburtstags.

Frauen und Männer in der Gruppe 5 im

Bereich Vorwerk, die sehbehindert

oder blind sind, können damit ihre tak-

tile Wahrnehmung weiterentwickeln.

Mit Herzensgaben Spuren im Leben hinterlassenNicht nur freudige Anlässe werden mit

Herzensgaben für Menschen mit Be-

hinderungen von Freunden und För-

derern geteilt. Beim Abschied eines

geliebten Menschen setzen sie so ein

sichtbares Zeichen ihrer Verbunden-

heit. Allein im vergangenen Jahr ent-

schieden sich 19 Trauergemeinden für

Herzensgaben statt Blumenschmuck.

Mit insgesamt ca. 23.000 Euro wurden

2010 unterschiedliche Bereiche des

Wittekindshofes unterstützt, und: Die

traurigen Anlässe spendeten so den-

noch Trost und Zuversicht.

Das Ferienhaus in Cuxhaven erhielt

beispielsweise einen Zuschuss von ca.

6.600 Euro für eine Rollstuhlschaukel.

Kinder, Jugendliche und Erwachsene

mit schweren körperlichen Behinde-

rungen oder Menschen mit Beat-

mungsgerät können so das Schaukeln

genießen und erfahren eine völlig

neue Körperwahrnehmung.

Jede Herzensgabe zähltWenn auch Sie sich Herzensgaben für

Menschen mit Behinderungen wün-

schen, unterstützt Sie die Stiftung gern

mit nützlichen Hilfen wie Einlegekärt-

chen für Ihre Einladungen, vorgefertig-

ten Überweisungsträgern und Spen-

derlisten. Ausführliche Informationen

zu Herzensgaben für Menschen mit

Behinderungen bieten Ihnen unsere

Broschüren.

Weitere Informationen: Eva-Maria Kern und Maik Meid freuen

sich, Sie im persönlichen Gespräch zu

beraten. Tel. (05734) 61-11 32

[email protected]

Scannen und spenden Jetzt mit dem Smartphone den QR-

Code scannen und zehn Euro für das

Projekt A+B=C spenden, denn „Arbeit

und Bildung ergeben Chancen für

Menschen mit Behinderungen“.

SpendenkontenVolksbank Bad Oeynhausen-Herford

BLZ: 494 900 70, Konto: 12 22 00

Stadtsparkasse Bad Oeynhausen

BLZ: 490 512 85, Konto: 12 22 00

Besuchen Sie die Diakonische Stiftung Wittekindshof

auf www.facebook.de/wittekindshof

oder folgen Sie ihr via Twitter:

@wittekindshof

Herzensgaben für Menschen mit Behinderungen

Fundraising

3 0 Durchb l i ck 2 -201 1

ein Geschenk

Page 31: Durchblick 02-2011

Wittekindshof

Durchb l i ck 2 -201 1 3 1

Fundraising

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Page 32: Durchblick 02-2011

Leitbild leben

Was macht eigentlich … Klaus Siewert?

„Wir haben zwei Autos zerschlissen. In

43 Jahren sind wir mehr als 250.000

Kilometer gefahren, um unseren Sohn

zu besuchen. Heute würde ich den wei-

ten Weg von Dortmund nach Bad Oeyn-

hausen nicht mehr schaffen. Für uns ist

es ein Segen, dass Klaus seit zwei Jah-

ren in Herne wohnt. Jetzt trennen uns

nur noch 15 Kilometer“, berichtet Karl-

Heinz Siewert. Der engagierte Vater

und seine Ehefrau Hanni sind 43 Jahre

lang jeweils 306 Kilometer gefahren,

um ihren Sohn zu besuchen.

Optimale Förderung in Volmerdingsen gefunden„Wir haben optimale Förderangebote

für unseren Sohn gesucht. Aber die

gab es vor 45 Jahren nicht im Ruhrge-

biet. Deswegen ist Klaus mit elf Jahren

in den Wittekindshof nach Bad Oeyn-

hausen-Volmerdingsen gekommen“,

erinnert sich der Vater, der jetzt un-

endlich erleichtert ist, dass sein Sohn

im Herbst 2009 ins Ruhrgebiet zurück-

kehren konnte, obwohl sie mit der

Betreuung im Volmerdingsener Witte-

kindshof zufrieden waren: „Als ich

gehört hatte, dass der Wittekindshof

in Herne bauen will, haben wir uns

sofort gemeldet. Man wird nicht jün-

ger. Die lange Autobahnfahrt ist eine

Strapaze. Wir wussten, dass wir das

nicht mehr lange machen können. Wir

sind sehr glücklich, dass Klaus hier in

Herne einen Platz bekommen hat!“

Unvorstellbar: kein Besuch der ElternGanz so eindeutig positiv kann Klaus

Siewert über seinen Umzug in den

Neubau am Emsring nicht sprechen.

Natürlich ist es gut, jetzt ganz in der

Nähe seiner Eltern, Nichten, Tanten

und Onkel zu wohnen. Dass seine El-

tern ihn nicht mehr besuchen könnten,

ist eigentlich unvorstellbar. Sie waren

immer da, wenn es etwas zu feiern gab

oder wenn er krank war und zwischen-

durch natürlich auch. Seine Mutter ist

zusätzlich mit dem „Dortmunder Bus“

gekommen, den jahrelang das Diako-

nische Werk in Dortmund für Eltern

gechartert hatte, deren (erwachsene)

Kinder im Wittekindshof lebten und die

anders als Siewerts selbst kaum oder

keine Möglichkeiten hatten, nach Ost-

westfalen zu fahren. Umgekehrt war

auch Klaus Siewert regelmäßig zwei-

mal im Jahr im Sommer und zu Weih-

nachten bei seinen Eltern in Dort-

mund. So haben Karl-Heinz und Hanni

Siewert viel dafür getan, dass ihr Sohn

trotz der weiten Wege immer Famili-

enanschluss hatte.

Lebensmittelpunkt: Volmerdingsener Wittekindshof Trotzdem hat sich das Wittekindshofer

Gründungsgelände für Klaus Siewert

zum Lebensmittelpunkt entwickelt.

Hier ist er aufgewachsen, zur Schule

gegangen, hat später in der Werkstatt

gearbeitet und wurde am 14. Mai 1972

konfirmiert. Das Datum hat er wie viele

andere Zahlen und Namen exakt im

Kopf. Als schlimmstes Erlebnis im Wit-

tekindshof nennt er das Feuer in Mor-

genstern, in dem großen Wohnhaus,

in dem er selbst gelebt hat: „Mein

Schlitten und mein Zelt auf dem Dach-

boden sind verbrannt“, erinnert sich

der heute 56-Jährige.

Vertraute Wege und enges BeziehungsgeflechtZu den Höhepunkten zählten die ge-

meinsamen Urlaubsfahrten nach Spa-

nien, Ungarn, Bulgarien und Cuxha-

ven-Döse. Aber auch alleine war Klaus

Siewert gerne unterwegs und ist mit

dem Bus nach Minden oder in den

Was macht eigentlich …

Wohnortnahe Unterstützungs-angebote: Im Wittekindshof sind in den letzten Jahren wohnortnahe Unterstützungsangebote in den Mittelpunkt gerückt. In Zielverein-barungen mit dem Landschaftsver-

Anke

Mar

hold

t

Familie Siewert vor dem neuen Wohnhaus am Herner Emsring

3 2 Durchb l i ck 2 -201 1

Page 33: Durchblick 02-2011

Leitbild leben

Werre-Park zum Gucken und Einkau-

fen gefahren. Die Wege in Bad Oeyn-

hausen und Umgebung waren ihm

vertraut und er hatte mit den Jahren

ein enges Beziehungsgeflecht zu Mit-

bewohnern, Mitschülern und später

auch Arbeitskollegen aufgebaut.

BVB-Fan fällt Abschied schwerDer Abschied aus Bad Oeynhausen ist

Klaus Siewert entsprechend schwer

gefallen, auch wenn er als Heimat

Dortmund nennt und er nach eigenen

Angaben seit 1978 BVB-Fan ist. „Weil

die aus Dortmund sind“, erklärt er und

zeigt stolz auf die Meisterschale, die

er ins Fenster geklebt hat und das

Meisterbuch, das auf seinem Schreib-

tisch neben den sorgfältig handge-

schriebenen Bundesligatabellen und

Fußballzeitungen liegt.

Urkunden an der Wand zeigen tiefe VerwurzelungIn Herne vermisst er am meisten die

Männer aus dem Krekelerhaus, wo er

lange gewohnt hat: „Wir konnten im-

mer so gut miteinander reden“, erin-

nert sich der Mann, dessen tiefe Ver-

wurzelung im Bad Oeynhausener Wit-

tekindshof auch durch die Urkunden

und Bilder sichtbar wird, die über

seinem Bett in Herne hängen: Urkun-

den von der Jubiläumskonfirmation,

vom Dienstjubiläum in der Werkstatt

sowie zum 25- und 40-jährigen Be-

wohnerjubiläum und ein Abschiedsfoto

mit den Kollegen aus der Werkstatt.

Gedanken an die alte HeimatWenn Gäste aus Bad Oeynhausen nach

Herne kommen, fragt Klaus Siewert

nach Neuigkeiten und es hat ihn tief

berührt, als er vom Tod von zwei engen

Weggefährten gehört hat. Wissen

wollte er, ob die auch Kränze und eine

Blumenschale bekommen hätten, so

wie er es bei einer anderen Beerdi-

gung im Wittekindshof selbst erlebt

hatte.

Umzug in HerneIm Sommer hat Klaus Siewert erneut

Umzugskisten gepackt. Der Umzugs-

wagen musste dieses Mal aber nur

vom Stadtteil Eichenforst in die Herner

Innenstadt fahren. „Klaus kommt

gerne in das Kontakt- und Informa-

tionszentrum zum Kartenspielen, und

noch lieber schlendert er durch die

Fußgängerzone. Beides kann er mit

wenigen Schritten aus der neuen

Wohnung in der Vinckestraße errei-

chen. Außerdem wohnen hier Men-

schen, mit denen er sich besser unter-

halten kann als am Emsring“, erklärt

Geschäftsbereichsleiterin Dorothee

Blome, die Klaus Siewert den Umzug

vorgeschlagen hatte und überzeugt ist,

dass die kleine Wohngemeinschaft

ihm auch weitere Entwicklungschan-

cen eröffnet. Seinen Arbeitsplatz in

den Werkstätten für Behinderte Herne/

Castrop-Rauxel, wo er sich sehr wohl

fühlt, muss er durch den Umzug nicht

wechseln.

Mit dem Bus alte Bekannte besuchenAls Klaus Siewert entdeckt hatte, dass

auch der Busbahnhof ganz in der Nähe

seiner neuen Wohnung ist, hat er ei-

nen Wunsch sofort ausgesprochen:

„Einfach so mit dem Bus rumfahren,

das wäre schön. Dann fahre ich auch

zum Emsring, das ist ja nicht so weit

wie Morgenstern in Volmerdingsen!“

Anke Marholdt, Pressesprecherin

Was macht eigentlich … Klaus Siewert?

Was macht eigentlich …

band Westfalen-Lippe (LWL) wurde festgelegt, dass Wohnmöglichkeiten in überversorgten Regionen ab- und in unterversorgten Städten und Kreisen aufgebaut werden.

Menschen können in ihre Her-kunftsregion zurückkehren, andere brauchen sie erst gar nicht zu ver-lassen. Wohnortnahe Unterstüt-zungsangebote sind nicht auf die Bereitstellung von Wohnangeboten

beschränkt. Kindertages stätten, Schulen und Werkstätten, aber auch Ärzte, Therapeuten und Klini-ken sollen sich darauf einstellen, dass in ihrem Einzugsbereich mehr Menschen mit Behinderung und

Unterstützungsbedarf leben und entsprechende Leistungen anbie-ten. Der Wittekindshof entwickelt dabei auch Kooperationspartner-schaften mit anderen Sozialträgern.

Nach dem Wechsel: für Fußballfan Klaus Siewert ist seine „Hauptstadt" nun deutlich näher gerückt.

Anke

Mar

hold

t

Durchb l i ck 2 -201 1 3 3

Page 34: Durchblick 02-2011

3 4 Durchb l i ck 2 -201 1

Am Anfang der Diakonischen

Stiftung Wittekindshof stand

sicherlich keine Diskussion

über das äußere Erscheinungsbild.

Auch die Frage, wie man das auch da-

mals schon notwendige Briefpapier

ansprechend gestalten könnte, wird

zunächst keine besondere Rolle ge-

spielt haben. Formen und Farben spiel-

ten bei der Umsetzung der Gründungs-

motivation des „Asyls für evangelische

Blöde“ keine Rolle.

Die Gründer hatten zunächst an-

dere Probleme – durchaus auch sol-

che, die dem Institutionen-Verständ-

nis der neuen Einrichtung galten. Die

Frage nach dem Namen und später

auch nach der erläuternden Selbst-

beschreibung sozusagen im Untertitel

scheint eine solche Grundfrage ge-

wesen zu sein. War die Gründungs-

urkunde vom 2. Mai 1887 noch mit der

Selbstbezeichnung „Das Wittekinds-

haus“ überschrieben, entschied man

sich kurze Zeit später, am 18. Oktober

desselben Jahres, für den bis heute

vertrauten Namen „Wittekindshof“ –

und trug damit der sich abzeichnen-

den Dynamik in der Nachfrage und

der sich anbahnenden baulichen

Entwicklung Rechnung. Ein Briefkopf

aus dem Jahre 1890 ist mit dem heute

völlig diskreditierten Begriff „Blöden-

heim ,Wittekindshof‘ überschrieben.

In Texten aus dieser Zeit wird immer

wieder von der „Anstalt“ gesprochen.

Die Briefbögen, die im Jahr 1905 in

Gebrauch waren, weisen denn auch

die „Blödenanstalt Wittekindshof“

aus.

Jahresberichte mit EngelnDass man bereits im Kontext der ersten

Beschreibungen der neuen Institution

Wittekindshof großes Interesse daran

hatte, positive Inhalte mit bildhaften

Darstellungen zu hinterlegen, um so

die Identifikation mit der neu geschaf-

fenen Einrichtung und den dort leben-

den Menschen zu fördern, zeigen die

akribischen Drucke der ersten Jahres-

berichte. Pfarrer Hermann Krekeler

gab darin Rechenschaft und suchte

zugleich um materielle und ideelle

Unterstützung nach. Dabei orientierte

er sich im Stil und in der Darstellung

an Vorbildern, die er als Pastor und

Hausleiter in Bethel erlebt hatte.

Ein typisches Beispiel: Der Bericht

aus dem Jahre 1893, den zwei liebliche

Engelein als „Gruß aus dem Witte-

kindshofe!“ präsentieren, ist von ei-

nem sehr realistisch gestalteten Band

mit den damaligen Gebäuden des

Wittekindshofes umrahmt. Abgebildet

sind darauf auch das Dorf und die

Volmerdingsener Kirche – die heutige

Erlöserkirche entstand erst ein Jahr-

zehnt später.

Die Stiche mit den einzelnen Ge-

bäudedarstellungen haben sich auch

intern großer Beliebtheit erfreut und

zählen teils heute noch zum Bilder-

schmuck einzelner Wohnhäuser.

Den verschiedenen Briefbögen, die

im Laufe der Zeit zum Einsatz kamen,

wurde ganz offensichtlich keine Bedeu-

tung im Sinne von Öffentlichkeitsdar-

stellung beigemessen. Sie umfassen –

mal mehr, mal weniger – Absender-

und Ortsangaben sowie Konten, die zur

Aufrechterhaltung geschäftlicher Kon-

takte unabdingbar waren. Ein gutes

Beispiel dafür ist ein Briefbogen der

„Westf. Ev. Pflege­ und Erziehungsan-

stalt Wittekindshof“ aus dem Jahr 1929.

Das Kronenkreuz als diakonisches ZeichenErstmals 1937 und dann durchgängig

ab Mitte der 50er Jahre taucht auf dem

Wittekindshofer Geschäftspapier als

symbolhaftes Gestaltungselement das

heute so genannte „Kronenkreuz der

Diakonie“ auf. 1925 von Professor Ri-

chard Boeland als Zeichen für die In-

nere Mission entworfen, anschließend

verschiedentlich modifiziert, wurde es

1957 bundesweit zum offiziellen Sym-

bol des neu gegründeten Diakonischen

Werkes. Dieses Erkennungszeichen

wurde zwar – wie im Wittekindshof –

diakonieweit anerkannt und irgendwie

verwendet; es hatte aber keine Initial-

wirkung für ein homogenes grafisches

Erscheinungsbild diakonischer Institu-

tionen in der Bundesrepublik Deutsch-

land. Vielmehr begannen einzelne

Anbieter eher unsystematisch und

nach eigenem Gutdünken Logos, Er-

kennungszeichen und Slogans zu ent-

wickeln und diese dann schrittweise in

einer sich allmählich abzeichnende

Unternehmenskommunikation großer

Einrichtungen und (Teil-)Verbände zu-

sammenzuführen. Das „Kronenkreuz“

war dabei so etwas wie die kleinste

Gemeinsamkeit – aber selbst dabei wa-

ren Form- und Farbgebung jahrzehn-

telang keiner allgemein verbindlichen

Regelung unterworfen. Das Streben

nach Eigenständigkeit verlangte nach

eigener Symbolik! Und so mutierten

die Kronenkreuze – zum Schaden eines

diakonischen Gesamtauftrittes.

Corporate Design im WittekindshofWill man für die Diakonische Stiftung

Wittekindshof den Beginn einer kon-

tinuierlichen Befassung mit Corporate

Design-Elementen datieren, so er-

scheint das Jubiläum zum 100jährigen

Bestehen im Jahre 1987 dafür geeignet.

Vor dem Hintergrund einer Reihe von

Initiativen zur Darstellung Wittekinds-

hofer Aktivitäten in der Öffentlichkeit

– z.B. Festschrift und Ausstellung –,

wurden dazu erstmals auch externe

Experten hinzugezogen. Ein wichtiger

Schritt war die Entwicklung einer so-

genannten Wort-Bild-Marke für die

Diakonische Stiftung, mit der der Bad

Oeynhausener Grafiker Udo Halsten-

berg beauftragt wurde. Dabei verstän-

Blick zurück

Vom Jahresbericht zur Institutionen-Kommunikation

Page 35: Durchblick 02-2011

digte man sich auf die bis heute gel-

tende Wittekindshofer Farbgebung:

einen in der technischen Umsetzung

recht anspruchsvollen Gelbton, der

bewusst gewählt wurde, um sich von

der vorherrschenden Tönung der

Mitbewerber etwas abzusetzen. Die

Verwendung des Kronenkreuzes der

Diakonie war dabei ebenso fest vor-

gegeben worden wie auch bei der

grundlegenden Überarbeitung und

Erweiterung des Corporate Designs

durch die Agentur Amadeo Marketing

und Design aus Münster im Jahr 2006.

Den vorläufigen Abschluss in der

gestalterischen Darstellung der Diako-

nischen Stiftung Wittekindshof nach

innen und außen stellt nun die aktu-

elle CD­Linie dar, für die der Grafik­

Professor Richard Jung (Krefeld, Ham-

burg) verantwortlich zeichnet. Aller-

dings ist dieses neue Erscheinungsbild

nicht allein der Kreativität eines kom-

petenten und wirtschaftserfahrenen

Fachmannes zu danken. Es ist vielmehr

Ergebnis eines mehrjährigen intensi-

ven Leitbildprozesses mit einer Viel-

zahl von Diskussions- und Entschei-

dungsgängen an denen zahlreiche

Wittekindshofer Mitarbeitende und

erstmals auch Klientinnen und Klien-

ten sowie Angehörige und externe

Fachleute mitgewirkt haben. Maßstab

für das gestalterische Auftreten der

Diakonischen Stiftung Wittekindshof

sind die Inhalte und Zielsetzungen der

Wittekindshofer Leitbildprozesse, an

denen sich auch das Leitungshandeln

und die Motivation der gesamten Mit-

arbeiterschaft ausrichten.

Klaus Schuhmacher, Öffentlichkeitsarbeit

Blick zurück

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Page 36: Durchblick 02-2011

Wittekindshof

3 6 Durchb l i ck 2 -201 1

Andi Weiss: Heimat

ein Blick

Page 37: Durchblick 02-2011

Wittekindshof

Gerade habe ich meine Freunde im Wittekindshof, einer Wohngruppe für geistig und körperlich be-hinderte Menschen, besucht. Vor zwei Jahren hatte ich hier im hohen Norden schon einmal ein Konzert gespielt. Im Haus werde ich von einem charmant lächelnden Herrn im schwarzen Anzug mit Fliege empfangen. Ihm fällt das Sprechen schwer. Ich ver-stehe nicht alles, aber seine Augen leuchten. Er geht heute Abend zu einem Konzert, sagt er mir stolz. Deshalb hat er sich schick gemacht. Klasse, sage ich – dann sehen wir uns ja dort! (…)

Wolfgang, ein kleiner feiner alter Kerl, zerrt mich am Arm. „Komm!“, schnaubt er und zieht mich zu seinem Zimmer – natürlich werde ich mir wieder jedes Zimmer anschauen. Wolfgangs Zim-mer ist als Erstes dran. „Schau!“, er zeigt auf sein Keyboard, nimmt seine Gitarre. Er greift einen Phantasieakkord, schlägt in die Saiten und lacht. „Jetzt du!“ Ich spiele auch einen Akkord – der ge-nauso schief klingt wie der von Wolfgang. Er lacht. „Schau!“, sagt er und deutet auf Fotos seiner Freunde, auf Bilder und auf seine Urkunden – 25 Jahre wohnt er nun hier. Da stürzt Christoph aus seinem Zimmer. In der Eile hat er vergessen, seine Hose hochzuziehen. Er nimmt mich an der Hand und zeigt mir sein Reich. Wie schön, wie liebevoll und persönlich jeder hier seine eigenen vier Wände eingerichtet hat. Klasse!

Claus, ein anderer Bewohner, ruft: „Los, Andi Mainz, mein Zimmer möchte ich dir auch zeigen!“. Dort stehen schon Kartons zum Umzug bereit. „Das kommt weg – und das – das kommt weg – und das bleibt.“ Er zeigt auf die Dinge, die alle noch ver-packt und verstaut werden müssen. Claus wird in den nächsten Tagen in eine eigene Wohnung zie-hen. Darauf freut er sich schon.

Dann sitzen wir beim Abendbrot. Claus springt auf und ruft: „Ich möchte eine Rede halten!“. Und schon stellt er sich vor die Gruppe und sagt mit geschwollener Brust: „Ich möchte Andi Mainz ganz herzlich bei uns in der Gruppe begrüßen!“ „Weiss“, verbessert ihn Thomas, „das ist der Andi Weiss!“. „Also gut!“, sagt Claus, „wir begrüßen Andi Mainz ganz herzlich in unserer Gruppe. Und dann möchte

ich euch noch sagen, dass ich jetzt eine Wohnung gefunden habe!“. Die anderen aus der Gruppe stöhnen. Claus hat schon seit Wochen kein anderes Thema mehr. „Dort werde ich selber kochen, ich werde selber putzen, ich kaufe selber mein Brot, ich kaufe selber meine Butter, ich kaufe selber ...“

Er wird heute Abend auf der Bühne noch ein Lied mit mir singen. Das heißt, ich spiele ein paar Akkorde und Claus singt. Dieses Stück gibt es nicht wirklich, der Text ist in einer mir unbekannten Sprache. Stolz wird er auf der Bühne stehen. „Auf- gepasst!“, wird er rufen: „Ich singe euch jetzt mal ein Lied! Alle herhören!“ Beifall. Ein wunderschö-ner Tag geht zu Ende.

Und schon sitze ich wieder im Zug nach Hause, bin fasziniert und gerührt – und fahre mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Lachend weil ich durch diese Begegnung großartig be-schenkt wurde. Gleichzeitig denke ich, schade – hier wäre ich gerne noch länger geblieben. Irgend-wie habe ich mich hier sehr wohl, fast schon „wie zu Hause“ gefühlt. „Geht das?“, denke ich, hun-derte Kilometer weit weg von meinem richtigen Zuhause. Können Menschen, die wirklich bei sich zu Hause sind, anderen Menschen ein Gefühl von Heimat schenken?

Mit freundlicher Genehmigung Auszug aus: Andi Weiss,

„Heimat – oder die Kunst, bei sich selbst zu Hause zu sein“,

adeo Verlag, Asslar 2011.

Diakon Andi Weiss arbeitet in einer Münchner Kirchen-

gemeinde. Er ist Songwriter, Musiker, Geschichtensamm-

ler und -erzähler, und tritt regelmäßig als Moderator,

Musiker und Sprecher im Rundfunk und Fernsehen (z.B.

ZDF-Gottesdienste) auf. Die Hanns-Seidel-Stiftung zeich-

nete ihn mit dem „Nachwuchspreis für Songpoeten“ aus.

2009 erhielt er den christlichen Musikpreis DAVID in der

Kategorie „Bester Nationaler Künstler“.

Konzert in der Wittekindshofer ErlöserkircheAndi Weiss singt aus „ungewohnt leise“ und „Heimat“,

am Montag, 6. Februar 2012, um 18.30 Uhr in der Wittekindshofer Erlöserkirche,

Bad Oeynhausen-Volmerdingsen

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Durchb l i ck 2 -201 1 3 7

Andy Weiss, Rummels-berger Diakon, Literat und Musiker hat auch im Witte-kindshof gute Freunde. Von seinem Besuch in Rahden erzählt er zu Beginn seines neuen Buches „Heimat“.

Page 38: Durchblick 02-2011

Wittekindshofauf ein Wort

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Page 39: Durchblick 02-2011

Wittekindshof

„Denn du bist bei mir…“

„Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist mit uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“

Diese Worte sind der Schlussvers eines Gedichts, das Dietrich Bonhoeffer einem Brief an seine Verlobte bei-fügte – geschrieben im Gefängnis im Advent 1944. Die Erfahrungen, die Bonhoeffer verdichtet hat, beschreibt er im Brief so:

„Es ist, als ob die Seele in der Einsamkeit Organe aus-bildet, die wir im Alltag kaum kennen. (…) Du, die Eltern, Ihr alle, die Freunde und Schüler im Feld, Ihr seid mir immer ganz gegenwärtig. Eure Gebete und guten Gedan-ken, Bibelworte, längst vergangene Gespräche, Musik-stücke, Bücher bekommen Leben und Wirklichkeit wie nie zuvor. Es ist ein großes unsichtbares Reich, in dem man lebt und an dessen Realität man keine Zweifel hat. Wenn es im alten Kinderlied von den Engeln heißt: ,zweie, die mich decken, zweie, die mich wecken‘, so ist diese Be-wahrung am Abend und am Morgen durch gute unsicht-bare Mächte etwas, was wir Erwachsenen heute nicht weniger brauchen als die Kinder.“ *

Die guten Mächte – das sind oft konkrete und ganz menschliche Dinge und Handlungen, die Gott wunderbar in Dienst nimmt, um Menschen Erfahrungen seiner heil-samen Gegenwart und Bewahrung im Leben und im Sterben zu schenken.

auf ein Wort

Durchb l i ck 2 -201 1 3 9

Friedrich Karl Barth hat solche Erfahrungen in folgenden Worten zusammengefasst:

Wenn es so weit sein wird mit mir,brauche ich den Engel in dir.

Bleibe still neben mir im Raum, Jag den Spuk, der mich schreckt, aus dem Traum, sing ein Lied vor dich hin, das ich mag, und erzähle was war, manchen Tag.

Zünd ein Licht an, das Ängste verscheucht, mach die trockenen Lippen mir feucht, wisch mir Tränen und Schweiß vom Gesicht, der Geruch des Verfalls schreck' dich nicht.

Halt ihn fest, meinen Leib, der sich bäumt, halte fest, was der Geist sich erträumt, spür' das Klopfen, das schwer in mir dröhnt, nimm den Lebenshauch wahr, der verstöhnt.

Wenn es so weit sein wird mit mir, brauch in den Engel in dir. **

In dieser Perspektive hat sich in diesem Jahr eine erste Gruppe Ehrenamtlicher in einem Befähigungs- und Er-mutigungskurs darauf vorbereitet, um auf dem Grün-dungsgelände in Bad Oeynhausen-Volmerdingsen und im Umkreis schwerstkranker und sterbender Menschen Lebensbegleitung am Lebensende mit Achtsamkeit, Bei-stand und Mitmenschlichkeit zu schenken.

Das Wort „Denn du bist bei mir…“ (Ps 23) ist ihnen gleichsam Zuspruch und Verheißung sowie Auftrag, dass sie in ihrem Dienst gesegnet und anderen zum Segen werden.

Die Ehrenamtlichen gehören zum Ambulanten Hospiz-dienst mit Diakonin Christa Klausmeier als Koordinatorin, die gemeinsam mit mir regelmäßig Kurse zur Vorberei-tung auf dieses Ehrenamt durchführt. Der nächste Kursus beginnt im Herbst dieses Jahres. Sprechen Sie uns an. Wir informieren Sie gern, sei es, dass sie Beratung und Unter-stützung möchten oder Interesse an diesem Ehrenamt haben.

Martin Wedek, Pfarrer und Dipl.- Diakoniewissenschaftler

* aus: Brautbriefe Zelle 92: 1943-1945/Dietrich Bonhoeffer; Maria von

Wedemeyer. Hrsg. von Ruth-Alice von Bismarck und Ulrich Kabitz,

München 1994, S. 208f.

** Text: Friedrich Karl Barth, Peter Horst; Musik: Peter Janssens

aus: Uns allen blüht der Tod, 1979; alle Rechte im Peter Janssens Musik

Verlag, Telgte-Westfalen

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