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Magazin der EB Zürich Kantonale Berufsschule für Weiterbildung Nr. 34 – Sommer 2012 Selbstmarketing Im Spagat zwischen auffallen und authentisch sein Sprache im Wandel Herausforderung Schreiben im Berufsalltag Gottfried Honegger «Kunst ist hochpolitisch»

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Selbstmarketing: Im Spagat zwischen auffallen und authentisch sein

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Magazin der EB ZürichKantonale Berufsschule für WeiterbildungNr. 34 – Sommer 2012

SelbstmarketingIm Spagat zwischen auffallen und authentisch sein

Sprache im WandelHerausforderung Schreiben im Berufsalltag

Gottfried Honegger«Kunst ist hochpolitisch»

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2 EB Kurs Nr. 34 – Sommer 2012 EB Kurs Nr. 34 – Sommer 2012 3

EDITORIAL

EB KURS

Nr. 34 – Sommer 2012

Magazin der EB Zürich,

Kantonale Berufsschule für Weiterbildung Zürich,

Riesbachstrasse 11, 8090 Zürich

TELEFON

0842 843 844

FAX

044 385 83 29

INTERNET

www.eb-zuerich.ch

E-MAIL

[email protected]

HERAUSGEBER

Serge Schwarzenbach (für die Geschäftsleitung)

REDAKTION

Christian Kaiser, Fritz Keller (silbensilber, Zürich)

GESTALTUNG

Giorgio Chiappa

MITARBEIT

Felix Aeppli, Franziska Bollinger, Kati Dietlicher, Jürg Fischer,

Sarah Juric , Ute Ruf, Guido Stalder, Eva L. Wyss

FOTOS

Philipp Baer, Sarah Keller, Miriam Künzli, Reto Schlatter

ILLUSTRATIONEN

Sämi Jordi, Eva Kläui

DRUCK

Ringier Adligenswil AG

TITELBILD

Reto Schlatter

NIMM MICH!

In vielen Fällen nehmen sie erst einmal mehr als 100 Männchen und ihre Höhlen in Augenschein, bevor sie eines zum Partner aussuchen. Die wählerischen kaliforni-schen Winkerkrabben prüfen männliche Bewerber und ihre «Junggesellenwohnungen», da die Überlebenschance der Nachkommen offenbar eng mit der Grösse des Vaters und, noch wichtiger, der Ausstattung der Bruthöhle zu-sammenhängt. Die männlichen Winkerkrabben locken die Weibchen an, indem sie vor ihren Höhlen stehen und ihre vergrösserten Scheren schwenken.

Anbieten müssen wir uns – Frauen und Männer – immer mal wieder auf dem Arbeitsmarkt. Welches sind da die Kriterien, die ein Zusammenkommen von Arbeitnehmer und Arbeitgeber ermöglichen? Klar ist, dass dieser Selek-tionsprozess nicht durch die Erbsubstanz festgelegt wird, sondern beeinflussbar ist. Wie bietet man sich auf dem Arbeitsmarkt an? Wie überzeugt man? Wie weit braucht es Anpassung? Darf gemogelt werden? Im Artikel über Selbstmarketing ab Seite 8 erfahren Sie mehr.

Viel Vergnügen bei der Lektüre des ganzen Magazins wünscht Ihnen

Serge SchwarzenbachHerausgeber

INHALT

5 PORTRäT Mit Sprachen in die Welt hinaus: Dino Nuzzo wird an der Fussball-WM 2014 ein Wörtchen mitreden.

6 EvENT Eva L. Wyss unterscheidet drei Formen des beruflichen Schreibens für mehr Kompetenz am Arbeitsplatz.

8 SELBSTMARKETING Auf dem Arbeitsmarkt präsentie-ren wir uns gerne im besten Licht: Darf geschummelt werden oder ist authentisch sein höchstes Gebot?

18 PERSöNLICH Freitag und Samstag: Christine Mühlberger verkauft ihren Käse in Aussersihl und Altstetten.

22 KURSFENSTER Social Media: Viele Vernetzungen sind möglich, da und dort ist aber Vorsicht geboten.

24 IM GESPRäCH Der Maler und Bildhauer Gottfried Honegger bleibt kritisch und kämpferisch: «Unsere Zeit krankt am Ich, weil das Wir nicht mehr existiert.»

KURzSTOFFE

4 Gesehen, gehört 15 WeiterBILDung 16 Rätsel «Wortquadrat» 17 Kolumne 21 Auskunft 27 Seinerzeit Tagesthema 28 Tipps und Tricks 29 Kultur 30 Agenda 31 So finden Sie uns

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GESEHEN, GEHöRT PORTRäT

Bewegt und sprachgewandt. Was haben Dipl. Ing. Fust, der Tsunami, Sophia Loren und Sepp Blatter gemeinsam? Ganz einfach: Dino Nuzzo, 33, ist allen schon begegnet. Ihm selber begegnet man an der EB zürich öfters in Sprach-kursen – in drei verschiedenen Sprachen.

AUFGEzEICHNET Guido Stalder BILD Sarah Keller

«So was wünscht man sich ja nicht: Mein Lehrbetrieb ging während der Stifti als Detailhändler Konkurs. Zum Glück konnte ich meine Lehre dann bei Dipl. Ing. Fust abschliessen, beim bekannten Unternehmen für Haushaltgeräte und Elektronik. Bei Fust bin ich das erste Mal ‹ausgewandert›, mit knapp zwanzig von zu Hause im Emmental weg zum Hauptsitz nach Oberbüren in der Ostschweiz.

Da hielt ich es aber auch nicht sehr lange aus, son-dern machte erst mal einen dreimonatigen Sprach-aufenthalt in Santa Barbara in Kalifornien. Sprachen haben es mir schon immer angetan. Meine Mutter ist Spanierin, mein Vater Italiener, und das Berndeutsch aus dem Emmental hört man mir noch immer an.

Nach Kalifornien wollte ich noch mehr von der Welt se-hen und arbeitete als Sport-Animateur für ein Reisebü-ro in Tunesien, Spanien und auf den Malediven. Das war

das Richtige für mich, vielseitig und international. Als dann der schlimme Tsunami nach Weihnachten 2004 kam, mit einer Viertelmillion Toten, war Schluss mit der Ferienstimmung. Bei uns wurde zwar niemand ernsthaft verletzt, aber das Ferienresort war zerstört.

Zurück in der Schweiz betrachtete ich die weite Welt drei Jahre lang vom sicheren Boden aus, als Luftver-kehrsangestellter im Flughafen Zürich. Da ist man für die Fluggäste da, wenn sie ein Anliegen haben. Einmal, ziemlich im Stress, ärgerte ich mich über eine Frau, die ausgerechnet im falschen Moment ir-gendetwas wollte – es war Sophia Loren, die berühmte Schauspielerin, die ich seit jeher bewundere. Ich glau-be, ich schaffte es, professionell freundlich zu sein.

Klar, dass ich meine Sprachkenntnisse laufend verbesse-re. An der EB Zürich war ich schon in Englisch-Kursen, übte Französisch-Konversation im Sprachencafé und bin jetzt gerade in einem Abendkurs für neue deutsche Rechtschreibung. Da kommt sicher noch mehr dazu.

Im Moment arbeite ich für den Weltfussball-Verband FIFA. Ich organisiere die Geschäftsreisen der Ange-stellten und Delegierten, aber auch die Flüge von Na-tionalmannschaften auf der ganzen Welt für unsere Turniere. Dieses Jahr kann ich sechs Wochen in Aser-baidschan dabei sein, für die U17-Weltmeisterschaft der Frauen. Und in zwei Jahren kommt die Männer-WM in Brasilien – das wird der absolute Hammer.»

Reden können auf der ganzen Welt

HyMNEN AUFS NIEMANDSLANDverirrt. Gemeinsam schrieben die Schreib-lesezentren der Pädagogischen Hoch-schule Zürich, der kantonalen Maturitäts-schule für Erwachsene KME und der EB Zürich kürzlich einen Schreibwettbewerb mit der Themenvorgabe «Niemandsland» aus. Am 21. Mai 2012 ging in der Aula des Bildungszentrums für Erwachsene BiZE die Preisverleihung über die Bühne. Der Siegertext stammt vom Aargauer Roger Haller. Er überzeugte die Jury mit seinem Text «Irgendwo», in dem ein bekifftes Ich im Wald umherirrt und zuletzt im Rausch auf einer Landstrasse von einem Auto überfahren wird. Die Texte der drei Erst-platzierten können unter www.eb-zuerich.ch heruntergeladen werden.

DIE NEUE CHEFINGewählt. Rektor Hans-Peter Hauser geht im Herbst in den Ruhestand. Als seine Nachfolgerin hat der Regie-rungsrat im Mai Josefa Haas vor-gestellt. Haas leitet seit 2006 das Medieninstitut des Verbandes Schwei-zer Medien, welches Aus- und Weiter-bildungsaktivitäten für die Medien-branche organisiert. Einer breiteren Öffentlichkeit bekannt geworden war Josefa Haas als Leiterin der Un-ternehmenskommunikation der SRG. Mit der Wahl von Haas folgte der Regierungsrat der Empfehlung der Schulkommission. Beworben hatten sich 49 Kandidaten. Haas wird ihr Amt an der EB Zürich, wo sie schon von 1990 bis 1995 als Kursleiterin tätig war, am 1. November 2012 antreten.

SüCHTIG NACH WWWDominiert. Nach vorsichtigen Schät-zungen gibt es in der Schweiz min-destens 70 000 Internet-Süchtige. Süchtig ist, wer sich vom Internet beherrschen lässt, statt es selbst zu beherrschen. Der Bezug zur realen Welt geht verloren und die Betroffe-nen finden nur noch in der virtuellen Welt ihre Anerkennung und ihre Freunde. An einem Vortrag am 22. Mai an der EB Zürich beleuchtete der Kommunikationsspezialist Heinz L. Wyssling, Beauftragter für Sucht-fragen des Kantons Luzern, verschie-dene Aspekte der Internetsucht und zeigte Mittel und Wege auf, wie man die Beherrschung über seinen Inter-net-Konsum behält. Weitere Vorträ-ge rund um «digitale Wirklichkeiten» sind geplant.

FUSSBALLER vON KüNSTLERHANDGeklebt. Auch für die Euro 2012 gibt es wieder eine sehr hübsche Alternative zu Panini: das Tschuttiheftli. Künstler haben dafür 310 Kunstwerke von Ländern, Teams und Spielern geschaffen. Dem Comiczeichner von EB Kurs, Samuel Jordi (siehe S. 15), kam die Ehre zu, die Heimmannschaft der Polen zu porträtieren. Jordi liess die Fussballer mit Landkarten oder U-Bahnplänen ihrer aktuellen Wirkungsorte verwachsen; Dortmund, London, Warschau usw. Das Resultat lässt sich sehen. Alle Kunstwerke im Original sind vom 1. Juni bis 1. Juli im Original in der Kunsthalle Luzern ausgestellt. Infos rund um Bezugsorte fürs Heft und Tauschbörsen für Bildli liefert www.tschuttiheft.li.

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EvENT EvENT

Schreiben war für das kompetente berufliche Handeln schon immer sehr wichtig. Die Technisierung der Kommunikation führt in der Ar-beitswelt nun aber zu neuen Formen des Schreibens, etwa beim informel-len kollegialen Austausch. Mit SMS und E-Mails verschriftet man eine ursprünglich dialogisch organisier-te und mündliche Kommunikation. Diese neuen Kommunikationsfor-men halten selbst in traditionel-lerweise schreibfernen Berufen

Einzug. So wird die Schreibkom-petenz immer mehr zu einem zen-tralen Faktor für den beruflichen Erfolg.

Mehr als Dokumente verfassen. Was überhaupt meint «Schreiben»? Bei genauerem Hinsehen lassen sich drei unterschiedliche Schreibfor-men festmachen. Neben dem Schrei-ben von Textdokumenten (Schrei-ben-1) und dem Aufzeichnen von Gedanken (Schreiben-2) wird die

Sprache im Wandel: Wir sind gefordertSchreiben am Arbeitsplatz. Sprachlichen Wandel bemerkt man im mündlichen

Sprachgebrauch kaum. In schriftlichen Texten hingegen irritieren veränderungen

oder man nimmt sie gar als Fehler wahr. Dies wird im beruflichen Alltag mehr

und mehr zu einer Herausforderung für Mitarbeitende, für Betriebe, aber auch

für die Weiterbildung.

TEXT Eva L. Wyss BILD Susanna Anliker

schriftliche Interaktion (Schrei-ben-3) immer wichtiger. Sie geht weit über das bekannte Briefe-schreiben hinaus. Beim näheren Hinschauen zeigen sich die Unter-schiede.

Schreiben-1 ist das «klassische» Schreiben. Es verlangt ein Wissen und Kenntnisse über die inhaltli-che Strukturierung einer Textsorte und den erwarteten Schreibstil. Damit wird der Text z.B. als Brief, Protokoll oder als Bericht erkenn-bar. Im Gegensatz dazu wird Schrei-ben-2 nicht als Textproduktions-prozess wahrgenommen, sondern als Nebenprodukt konzeptioneller Tätigkeit, wenn man zum Beispiel beim Lernen oder bei einer Pro-jektentwicklung Notizen macht. Sowohl das Niederschreiben von Gedanken wie auch das Ordnen von Schlagwörtern in Mindmaps verlangen neben der sprachlichen Ausdrucksfähigkeit auch die Fähig-keit zur visuellen Strukturierung, die komplexe Abläufe, Prozesse oder Hierarchien veranschaulicht. Während der einfachste Typus, die Liste, als Mängel- oder To-do-Liste zum Alltagswissen gehört, werden Sprache-Bild-Visualisie-rungs-Kompetenzen vor allem in Managementseminaren als eine wichtige Domäne der Innovation in Betrieben gelehrt und geübt.

Neue Form des Schreibens. Durch die Technisierung der Kommuni-kation bilden sich neue Schreib-praktiken, die dem informellen Schwatz beim Kaffeeautomaten ähneln oder gewisse Funktionen der so genannten betrieblichen Soft

Communication übernehmen. Das Schreiben-3 ist ein Schreiben für den beruflich-kollegialen Umgang und betrifft einzelne Textelemente oder auch gesamte Texte. Gerade E-Mails lassen Raum für informelle Signale, wie wir miteinander um-gehen. Beispiel Duzen: Eine ent-sprechende Abmachung liefert zwar eine Grundlage, doch kon-kreter finden sich solche Signale in locker kolloquialen Anreden («Hoi du»), in gesprochensprachli-chen Ausdrucksweisen («Dank für das super Organisieren», «Sorry für die Umstände, gell.») wie auch in sprachspielerischen Grussfor-meln («Mit gaaaaanz herzlichen Grüssen») oder auch in der Ver-wendung von dialektalen Formen («Merci vil mol und es schöns Tägli no»). Dazu gehören auch humor-volle Formulierungen, den Text auflockernde Emoticons, Tipps für «geheime» Webseiten sowie Anspie-lungen und Andeutungen. Schrei-ben wird in dieser Form immer auch zu einer schriftlichen Net-working-Aktivität.

Regeln noch unklar. Hört man sich die Erzählungen über missglückte E-Mail-Kommunikation an, wird offensichtlich, dass für das Schrei-ben-3 die Regeln nicht immer klar sind. Wer darf zum Beispiel welche Witze machen? Nicht allen gelingt die Verlagerung von der mündli-chen auf die Ebene der schriftli-chen Interaktion gleich gut und sie vergreifen sich im Ton. Oft ist auch die Frage strittig, in welchem Ausmass der Text in E-Mails un-ausformuliert bleiben darf? Darf die Orthografie vernachlässigt wer-

den und müssen offensichtliche Tippfehler korrigiert werden? Wie viel Dialektschreibung ist in be-trieblichen E-Mails gestattet? Da sind viele Fragen offen.

Damit sich auch für das Schrei-ben-3 ein Bewusstsein für die sprachlichen Normen bildet, an die sich Schreibende halten, braucht es eine professionelle Auseinan-dersetzung darüber in Betrieben und in der Ausbildung. Ist eine In-formalisierung in meinem Betrieb erwünscht? In welchen Schreib-kontexten? Gibt es eine allgemeine Haltung dazu? Auch die Berufsbil-dung und die berufliche Weiter-bildung sind bei der Klärung die-ser Fragen gefordert. Durch eine genaue Differenzierung von Schrei-ben-1, Schreiben-2 und Schreiben-3 und ihren entsprechenden Einsatz-gebieten können sich Mitarbeiten-de zu kompetenten Schreibenden entwickeln, die sich je nach Auf-gabe wirkungsvoll und kompetent ausdrücken.

Der vorliegende Text ist eine gekürzte

Fassung eines Vortrags, den die Privat-

dozentin Dr. Eva L. Wyss, Sprachwissen-

schaftlerin am Deutschen Seminar der

Universität Zürich, am 30. März 2012 im

Rahmen einer Veranstaltung des Schreib-

LeseZentrums der EB Zürich hielt.

Nächste Veranstaltung des SchreibLese-

Zentrums: Schriftstellerin Beate Rothmaier

liest aus ihrem Werk (6. Juli 2012, siehe

Seite 30)

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SELBSTMARKETINGSELBSTMARKETING

Ob bei der Lehrstellensuche, einem Jobverlust, bevorstehendem Stellen-wechsel oder einem Karriere schritt – Ratgeberliteratur und Beratungs-profis betonen, wie wichtig cleveres Selbstmarketing ist: «aus der Mas-se herausragen», «die persönliche Einzigartigkeit herausstreichen» und «sich von der Konkurrenz ab-heben» lauten die gängigen Rezep-te. Martin Emrich von Emrich-Consulting aus Stuttgart bringt sie auf eine einfache Formel: «Wer nicht auffällt, fällt durch.»

Werbeargumente für sich selbst. Auch wenn es nicht unbedingt empfehlenswert ist, sich dem zu-künftigen Chef im Lady-Gaga-oder Superman-Outfit zu präsentieren, so ist es nicht das Schlechteste, sich über seinen Auftritt Gedan-ken zu machen: Wie schaffe ich einen «Wiedererkennungswert»? Wie sieht der professionelle und überzeugende Mix meiner «Marken-persönlichkeit» aus? Worin mache ich den Unterschied zu anderen Bewerbern aus?

Von besonderer Bedeutung sind hierbei Alleinstellungsmerkmale

wie Talente, Vorlieben, besondere Fähigkeiten und Charaktereigen-schaften, bisherige Erfahrungen usw. Oder um im Marketing-Jargon zu bleiben: Was sind die USPs (Unique Selling Propositions – ein-zigartige Verkaufsargumente) und UAPs (Unique Advertising Propos-tions – einzigartige Werbeargu-mente) des Angebotes «Ich»?

Sich von den andern abheben. Diese Herausforderung besteht schon beim Eintritt ins Berufsleben: «Junge Menschen werden sich zu-nehmend bewusst, dass sie einen Weg finden müssen, um sich von der grossen Masse abzuheben», sagt Xavier Nietlisbach. Er ist Leiter der Berufsbildung im Fachbereich Per-sonal und Organisation der Ernst Schweizer AG im zürcherischen Hedingen und wählt die Schnup-perlehrlinge und Lehrlinge aus.

Dem Bewerbungsschreiben kommt im Auswahlprozess eine grosse Be-deutung zu: Wer vom Standard ab-weicht, fällt von Beginn an äusserst positiv auf. «Damit verdeutlichen potenzielle Mitarbeitende, dass sie die Fähigkeit haben, selbstständig

Die Kunst der SelbstvermarktungSich selber anbieten. Im Bewerbungsprozess gilt: Einerseits auffallen und aus

der Masse herausragen, andererseits sich nicht verstellen und «echt» wirken.

Wie schaffen Bewerberinnen und Bewerber den Spagat zwischen möglichst

attraktiver verpackung und Authentizität? Der Weg führt über Selbstanalyse

und Reflexion.

TEXT Sarah Juric MITARBEIT Christian Kaiser, Fritz Keller BILDER Reto Schlatter

zu denken und sich von anderen abzuheben», sagt Nietlisbach.

verpackung statt Inhalt. Die Gefahr zur Übertreibung im Bewerbungs-prozess ist jedoch gross. Nietlisbach stellt das in einen gesamtgesell-schaftlichen Kontext: «Bekannte Unternehmen oder Persönlichkei-ten verkaufen sich ja auch besser, als sie in der Tat sind, und junge Menschen nehmen dies wahr.» Die Schönfärberei wird zum Kava-liersdelikt, die übertriebene Selbst-darstellung als gang und gäbe wahrgenommen, die schicke Ver-packung scheint wichtiger als der Inhalt.

Dabei geraten die eigentlich we-sentlichen fachlichen Fragen in den Hintergrund: Was bedeutet es überhaupt Kenntnisse in CAD zu haben? Was ist nachhaltige Unter-nehmensführung? Verschiedene Auffassungen von der Bedeutung der Begriffe erschweren es, die Anforderungen eines Betriebes oder einer Branche mit den Fähig-keiten der Bewerberinnen und Be-werber abzugleichen.

Demaskierung absehbar. Sich bes-ser zu machen als man ist, lohnt sich selten: «Bewerber, welche Kom-petenzen vorgeben, über welche sie nicht verfügen, werden in den Vorstellungsgesprächen entlarvt», so Daniel Meier, Leiter Personal am Hauptsitz von Coop in Basel. Und spätestens im Berufsalltag bewahr-heite sich, ob die für eine Stelle verlangten Kompetenzen vorhan-den seien oder nicht. Meier sucht nach «engagierten, dynamischen und innovativen Persönlichkeiten

mit einer loyalen und zuverlässi-gen Einstellung». Um sie zu finden, achtet er auf Echtheit und Engage-ment: «Wir bei COOP schätzen ein natürliches, authentisches Auftre-ten sowie die gezielte Auseinander-setzung mit der Stelle im Vorfeld.»

Echtes Interesse. Auch Xavier Niet-lisbach setzt auf Lehrlinge, die wis-sen, was sie wollen. Wer aus inne-rer Überzeugung handelt, anstatt auf vermeintliche Pluspunkte zu schielen, kommt besser an. «Ob-wohl das Selbstmarketing in der Berufsbildung noch nicht so gross

thematisiert wird, habe ich manch-mal das Gefühl, dass zum Beispiel Kurse wie das Babysitterdiplom gemacht werden, weil sie von der Gesellschaft positiv gewertet wer-den, nicht weil ein inhaltliches In-teresse da ist.» Das Internet zählt für ihn dabei mit ins Gesamtbild. Sollten Bilder in sozialen Netzwer-ken zu sehen sein, in denen sich Bewerber mit Waffen, in Exzessen und knapp bekleidet darstellen, ist dies ein Ausschlusskriterium. Vor allem jüngeren Menschen ist diese Gefahr oft nicht bewusst.

DIE BILDER

Was heisst authentisch sein? Was ist

Maske? Die Antwort ist nicht immer klar.

Der Zürcher Fotograf Reto Schlatter hat

die Spannung zwischen diesen beiden

Fragen aufgenommen und in hintergrün-

digen Porträts umgesetzt.

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Überhaupt ist es in Zeiten sozialer Netzwerke im Internet schwieriger geworden, sich im Bewerbungs-prozess einen Anstrich zu geben, der nicht den wirklichen Talenten, Fähigkeiten und Neigungen ent-spricht. «Auch der richtige Um-gang mit beruflichen Netzwerken wie Xing oder Linkedin wird von vielen Personalern überprüft», be-richten Franziska Stauffer und Toni Fuchs vom Laufbahnzentrum der Stadt Zürich. Und dabei fällt es na-türlich auf, wenn Bewerber und Bewerberinnen Interessen vorgau-keln, von denen in ihren Profilen im Netz überhaupt keine Rede ist.

Das ziel kennen. Für die beiden Ex-perten des Laufbahnzentrums zählt vor allem solides Bewerbungs-handwerk: «Viele Stellensuchende verhalten sich sehr passiv und sind in ihren Bewerbungsunterla-gen zu wenig professionell.» In erster Linie erwarteten Personaler eine vollständige Bewerbung: Das sei Voraussetzung, um die erste Hürde zu schaffen und zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden. Um Erfolg zu haben,

müsse man zudem treffend dar-stellen können, aus welcher Moti-vation heraus man die Stelle wolle und weshalb man die richtige Per-son sei. Dabei helfe eine Inserate-Analyse nach den gefragten wei-chen (sog. Soft-Skills) und harten Kompetenzen (fachliche Fähigkei-ten). «Die Bewerbung muss eine überzeugende Antwort auf die Stellenausschreibung sein.»

Diese Antwort zu finden, fällt na-türlich leichter, wenn man seine eigenen Stärken und Schwächen kennt. Und seine persönlichen Ziele: «Ein häufiger Fehler ist es, eine Stelle zu suchen, ohne wirk-lich zu wissen, was man will und was man kann», heisst es dazu beim Laufbahnzentrum.

Die Angst-Bremse. Der Medienhype um die Pop-Superstars pusht Ju-gendliche auf Jobsuche, weil die Hemmschwellen zur Selbstdar-stellung sinken. Zugleich schüch-tert er aber auch ein – die Furcht, an der allgemein erwarteten Grossartigkeit zu scheitern, kann bremsend wirken.

Und Angst kann ein Karrierekiller sein, weil sie einen davon abhält, sich selbst zu sein. Mit dieser The-matik befasst sich Martin Emrich von Emrich-Consulting, der seine Doktorarbeit zum Thema Spiel und Authentizität verfasste. Angst, so Emrich, fasse da Fuss, wo Men-schen ein angekratztes Selbstbe-wusstsein hätten und sich nicht blamieren oder gar von anderen negativ bewertet werden wollen. «Je selbstbewusster ich von innen heraus bin, desto unabhängiger bin ich von der Meinung anderer und umso authentischer und stär-ker bin ich.»

verhalten spiegelt Werte. Selbstbe-wusstsein und Authentizität soll-ten aber nicht mit Sturheit oder Eigenbrötelei verwechselt werden: «Wer sagt ‹Ich bin wie ich bin und ich verhalte mich immer gleich, egal was passiert›, riskiert, daran zu scheitern», sagt Emrich. Es ist also wichtig, auch im Bewerbungs-gespräch immer wieder in Kontakt mit sich zu treten, um zu spüren, ob das eigene Verhalten authen-tisch ist. Denn die menschlichen

Werte von potenziellen Mitarbei-tenden spiegeln sich in ihrem Ver-halten, welches am Ende auch zur Unternehmenskultur passen sollte.

Echtheit liegt also in beiderseiti-gem Interesse – sowohl auf Arbeit-geber- als auch Arbeitnehmerseite. Wer sich mit einer Maske in ein Vorstellungsgespräch begibt, tut sich selbst keinen Gefallen, weil so die Gefahr besteht, in einem Job oder in einem Unternehmen zu landen, wo man nicht hinpasst.

Selbstanalyse legt Basis. Es darf beim Selbstmarketing nicht darum gehen, eine abstrakte Kunstfigur zu entwerfen; man kann nicht vermarkten, was man nicht kennt. Gute Selbstvermarktung bedeutet: authentisch und stimmig in Kör-per und Wort zu erscheinen, um einen nachhaltig positiven Eindruck zu hinterlassen und zugleich Inte-resse für die eigene Professionali-tät zu wecken. Die eigene Leistung

muss passend dargestellt und be-legt werden und je nach Situation angemessen inszeniert werden. Die persönlichen Stärken und Schwä-chen lassen sich dabei nur über in-tensive Reflexionsarbeit herausar-beiten. Die kritische Selbstanalyse spielt dabei eine wichtige Rolle (siehe S. 14).

Den Ernstfall trainieren. Ob man eine Stelle bekommt oder nicht, hängt auch davon ab, wie viel Feingespür und Rollenflexibilität man in verschiedensten Gesprächs-situationen an den Tag legt. Ar-beitssuchende, die blauäugig und unvorbereitet in Bewerbungsge-spräche gehen und dann prahlen, werden schnell als plump und un-seriös ausgemustert.

Arbeitssuchende hadern vor Be-werbungsgesprächen aber oft stark mit sich selbst. Der Wunsch nach einem Job ist gross, der Verlust der vorherigen Stelle, schlechte Erfah-

SELBSTMARKETINGSELBSTMARKETING

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rungen oder Krankheit können zu-sätzlich verunsichern. Berufliche Pausen bringen es mit sich, dass der alltägliche Umgang mit Kollegin-nen und Kollegen nicht mehr ge-geben ist, und man verlernt, sich locker und flexibel auf das Gegen-über einzustellen.

Rollenspiele und Feedback. Daniel Bürki, Eigentümer der Beratungs-firma Coaching-House und Kurslei-ter an der EB Zürich, betont, wie unerlässlich «das Feedback, die ungefilterte Rückmeldung» über den eigenen Auftritt ist – sowohl beim Training mit Freunden oder der Familie als auch nach Bewer-bungsgesprächen. Das Üben von «Perspektivenwechseln» sei über-aus wichtig und könne dabei hel-fen, Ängste abzulegen und sowohl spielerischer als auch bewusster in das Gespräch hineinzugehen. Die Bewerbenden können sich bei solchen Rollenspielen besser in den Arbeitgeber einfühlen und verste-

hen lernen, welche Eigenschaften dieser für seine Firma in zukünf-tigen Mitarbeitenden sucht.

Schlagworte wie «Rollenflexibili-tät» und «situatives Handeln» sind also nicht nur wichtige Kriterien für Führungskräfte, sondern auch für die Selbstvermarktung bei der Jobsuche relevant. Xavier Nietlis-bach weist darauf hin, dass die Glaubwürdigkeit von Bewerben-den auf Lehrstellen durch das Üben und Durchspielen von Vor-stellungsgesprächen nicht immer verbessert wird, im Gegenteil: «Standardisierte Vorgaben der Lehrkräfte werden einfach aufge-griffen und wiedergegeben.» Auch im Vorstellungsgespräch selbst ist es also wichtig, sich selbst zu blei-ben, statt vorgegeben Rezepte an-zuwenden.

Keine falsche Bescheidenheit. Genau-so wie das Auffallen um jeden Preis bei Personalern verpönt ist,

ist auch falsche Bescheidenheit fehl am Platz. André Werner, Leiter Studienberatung bei der Bildungs-direktion des Kantons Zürich, be-obachtet, dass viele Universitäts-abgänger und -abgängerinnen zu bescheiden sind. «An der Hoch-schule wird man auf Hinterfragen und kritische Analyse geschult: Wird das zu sehr auf sich selbst angewandt, kann das bei der Stellen-bewerbung kontraproduktiv sein.»

Die Fähigkeit zur selbstkritischen Introspektion ist zwar individuell sehr unterschiedlich ausgeprägt – tendenziell verkaufen sich aber vor allem die Geistes- und Sozial-wissenschafter eher unter Wert: «Natürlich hat eine Ökonomin grössere Nähe zu den Gepflogen-heiten auf dem Arbeitsmarkt als eine Germanistin», sagt Werner. «Und ein Maschineningenieur kann einfacher die im Studium erworbenen Kompetenzen ver-markten als ein Historiker.»

Abhilfe schaffen hier Praktika oder Nebenjobs mit Einblicken in die Arbeitswelt; die Career Services der Universität und der ETH Zürich bieten seit einigen Jahren ein eben-so attraktives wie professionelles Programm für Studierende und Ab-solventen an. Werner: «Bei Bedarf geben wir auch Hilfestellung bei der Ausarbeitung professioneller Bewerbungsunterlagen und bieten ein Coaching im Hinblick auf wichtige Vorstellungsgespräche.» Branchenkenntnis auch beim Lohn. Eine gut durchdachte Selbstpräsen-tation fokussiert auf die tatsäch-lich vorhandenen Erfahrungen, Ta-lente und Kompetenzen. Zu einem überzeugenden Auftritt gehören neben Echtheit und Selbstbewusst-sein auch das Wissen um orts-, branchen- und berufsabhängige Löhne. Informationen erhält man zum Beispiel unter salarium.ch oder lohnrechner.ch, teilweise auch bei Verbänden und Gewerkschaf-

ten. Leider gibt es seitens der Fir-men in der Schweiz noch immer so etwas wie ein Lohn-Tabu.

Dass auch Führungskräfte auf al-len Hierarchiestufen manchmal an ihrem Selbstmarketing arbeiten müssen, um nicht arbeitslos zu werden, bestätigt Coach Daniel Bürki. Kürzlich coachte er ein Ge-schäftsleitungsmitglied mit gros-sem Jahressalär, das die Erwartun-gen der anderen Mitglieder nicht mehr erfüllt. Im Gespräch rückte die Arbeit an sich, seine Einstel-lung gegenüber seiner Funktion und der Institution in den Vorder-grund. Die Hauptfragen lauteten: «Wer wollen Sie sein?» und «Wie weit sind Sie bereit, sich zu reflek-tieren, um überzeugender wahr-genommen zu werden?» Ehrliche Antworten auf solche Fragen er-öffnen neue Perspektiven.

Wer wollen Sie sein? Bürki hat aus Rückmeldungen erfahren, «dass ei-nige Personen schon am nächsten Tag am Arbeitsplatz etwas verän-dern und damit sichtbar machen, dass eine neue Ära beginnt – sei es indem sie den Arbeitstisch umstel-len, den Blickkontakt bewusster einsetzen oder aktiver zuhören». Die Senderperson kann nur an sich etwas ändern, die Wahrneh-mung liegt beim Vis-à-vis. Oft wer-de in der Folge ein selbstbewusste-res Auftreten zurückgemeldet und das bedeute auch, dass sich die Ge-coachten besser abgrenzen könn-ten. Bereits kleine Verhaltensände-rungen können also grosse Wirkung entfalten, sprich: den Marketing-Erfolg in eigener Sache und die Chancen auf dem Arbeitsmarkt gehörig verbessern.

SELBSTMARKETINGSELBSTMARKETING

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WEITERBILDUNG

Was haben Sie, wohin wollen Sie und warum? Sie wollen sich so präsentieren, dass in einem Bewerbungsgespräch all Ihr Wissen und Ihre Qualitäten sichtbar werden. Mit einer detaillierten Selbstanalyse, entsprechendem Trai-ning, Weiterbildung, einem gut geplanten Auftritt und zielgerichtetem Netzwerken schaffen Sie die Grundlagen.

1. SELBSTANALySEDie Selbstanalyse hilft Ihnen, Ihre Interessen, aber auch Ihre Stärken und Schwächen zu erkennen. – Neben den beruflichen Fertigkeiten auf der einen Seite –

wie gut beherrschen Sie die zu Ihrer Arbeit zählenden Instrumente – stehen die so genannten Soft-Skills, also zum Beispiel Kommunikations- und Teamfähigkeit, Motivation, Belastbarkeit, Konfliktfähigkeit, Flexibilität. Was bringen Sie in beiden Bereichen mit?

– Nennen Sie spontan zehn Eigenschaften, in denen viel-leicht nur Sie alleine gut sind. Hobbys, Talente, beson-dere fachliche Kenntnisse oder bestimmte charakterliche Eigenschaften können für einer von nicht zu unter-schätzendem Wert sein für eine Anstellung.

– Erklären Sie Ihre Vision in einem Bild oder einem Text und lassen Sie Ihr Umfeld daran teilhaben. Warum sind Sie besonders gut in einem Feld, was macht Sie allen-falls eher zum Allrounder oder zur Allrounderin? Reden Sie über die Dinge, die Ihnen Spass machen und für po-sitive Assoziationen sorgen.

KURSE

«Professionelle Laufbahnplanung in 5 Schritten»

«Kompetenzen-Portfolio»

«Biografisches Schreiben als Selbsthilfe»

2. TRAININGMit einem gezielten Training können Sie sich auf ein Be-werbungsgespräch vorbereiten.– Beginnen Sie morgens beim Blick in den Spiegel mit

dem Training. Wecken Sie ihr Unterbewusstsein, indem sie sich ihre Fähigkeiten, laut vorsprechen. Beobachten Sie selbstkritisch, wie sich Ihre Mimik in bestimmten Sätzen verhält.

– Legen sie sich eine Kurzpräsentation zu Ihrer Person zurecht und üben diese in verschiedensten Situationen.

– Eines Tages stehen Sie im Aufzug und müssen binnen 30 Sekunden jemanden von sich überzeugen. Die Selbst-Marketing-Strategie dazu heisst «Elevator Pitch»: In kürzester Zeit versuchen Sie, mit wenigen Sätzen und durch eine bildhafte Sprache «rüberzubringen», was Sie besonders auszeichnet. Sich diese Kurzvorstellung wohl zu überlegen, setzt einen Klärungsprozess in Gang; Sie müssen sich auf das Wesentliche konzentrieren und kennen so Ihre Vision und Ihre Botschaft immer besser.

KURSE

«Erfolgreiche Bewerbungsgespräche – Training mit Video»

«Inneres Team: Sich selber coachen»

«Erfolgreich verhandeln»

3. WEITERBILDUNGNicht immer reicht das, was man an (Aus-)Bildung schon mitbringt. Weiterbildung ist gefragt.– Machen Sie eine Standortbestimmung und achten darauf,

welche Qualifikationen Ihnen für Ihre weitere Laufbahn fehlen und wie Sie sich diese neu aneignen können.

– Suchen Sie jene Angebote auf dem Weiterbildungsmarkt, die Sie in Sachen Inhalt, Dauer und Kosten überzeugen.

– Erstellen Sie einen Plan, wie Sie Ihre Weiterbildung mit dem Beruf und Ihrem privaten Alltag in Einklang bringen können. Wenn Sie sich zu viel Druck aufsetzen, kann das kontraproduktiv wirken.

BERATUNGEN UND KURSE

Einzelberatung «Weiterbildungsberatung»

Einzelberatung «Bewerbung und Stellensuche»

Kurs «Wie lerne ich am besten?»

4. AUFTRITTDer erste Eindruck wird laut Studien zu 55 Prozent von unserer Kleidung und Körpersprache gepärgt, 38 Prozent macht die Stimme aus und nur zu 7 Prozent bestimmt der Inhalt unserer Rede über Sympathie oder Antipathie. Da lohnt sich ein sorgfältiger Auftritt.– Achten Sie auf Ihre Haltung und Ihre äussere Erscheinung.

Es ist wichtig, dass Sie sich in Ihrer Kleidung wohl fühlen. Eine offene und aufrechte Haltung sowie ein stabiler Stand geben Ihnen Sicherheit.

– Vermeiden Sie Spielereien mit den Händen. Legen Sie diese lieber gut sichtbar auf den Tisch zu legen, damit Sie ihre Worte mit leichten Gesten unterstreichen können. Aufmerksamkeit und Respekt machen Sie mit einem direkten Blickkontakt deutlich.

– Über eine ruhige Atmung mindern Sie Nervosität und Angst und stärken Ihre Selbstsicherheit. Ihre Stimme wird automatisch ruhiger.

KURSE

«Knigge – korrekter Auftritt, korrekte Kleidung»

«Sprechtechnik»

«Einführung in die Körpersprache»

5. NETzWERKEN Ein gutes Netzwerk ist immer hilfreich. Auch hier gilt allerdings: nicht nur auf Eigennutz aus sein, sondern sich selbst bleiben und auch etwas bieten.– Vergessen Sie nicht, frisch geknüpfte Kontakte zu pflegen

und vor allem auch zum richtigen Zeitpunkt zu nutzen. – Achten Sie bei Telefonaten auf die Vorgaben. Sitzen

Sie am richtigen Ort, oder stören Hintergrundgeräu-sche möglicherweise den Austausch?

– Achten Sie auf eine klare und verständliche Sprache. Wissen Sie genau, was Sie sagen wollen? Notieren Sie sich das Wichtigste.

KURSE

«Gespräche führen – verstehen und verstanden werden»

«Akquisition am Telefon für Kleinunternehmen»

«Professionelle PR-Texte schreiben»

Selbstmarketing will geplant sein

SELBSTMARKETING

Page 9: EB Kurs - Magazin der EB Zürich Sommer 2012

16 EB Kurs Nr. 34 – Sommer 2012 EB Kurs Nr. 34 – Sommer 2012 17

KOLUMNEWORTqUADRAT von Jürg Fischer

WAAGRECHT (I = j = y)

5 Wird sehr oft gegen den Strom geleistet

9 Zürcher Gemeinde, in der kleine Männer sich wie zu Hause

fühlen sollten

12 War als Papst schon mehrfach unfehlbar

13 Abmachungen mit gefährlichem Schluss

14 Keine Schnapsdrossel, dieser Vogel

15 Ein unversehrter Knochenfund

17 Müssen im Pressewesen nicht immer Federn lassen

18 Ein ziemlicher Krampf im Todeskampf

19 Solcher Zwang: keine Kleidungsvorschrift, sondern Beitrag

zur Hundehaltung

21 Gehört zum Vokabular des Käseliebhabers

23 Nur selten freundlich gemeinte amtliche Aufforderung

26 Schreibkraft, gehört vielerorts schon zum Mobiliar

28 Dieser Rotwein kommt uns spanisch vor

29 Aus dem Arbeitsrapport des Schonkostkochs

31 Zum Beispiel: Geschäftspraxis

32 Nachwuchs für Blair, Schröder, Hollande …

SENKRECHT

1 Gehören zum Output des CEO

2 Stamm-Väter in weiten Teilen Europas …

3 … und im indogermanischen Raum

4 Sollte streng genommen in der Wickelkommode statt im

Kleiderschrank versorgt werden

5 Vorgriff auf die Sauregurkenzeit: Ungeheuer in der Bäder-

landschaft?

6 Rauschmittel im Allgemeinen …

7 … wozu auch dies zählt, wenn es kein Begleiter in Erkältungs-

zeiten ist

8 Was Hehler zur freien Marktwirtschaft beisteuern

10 Militärische Einheit minus Abschiedsgruss wird zur Alpenstadt

11 Abwechslung für die, die nicht immer auf Granit beissen mögen

16 Hat Profil, sogar zu drei Vierteln unverbraucht

18 Ist im Hafen anzutreffen, häufiger aber noch an der Börse

20 Bereits klassisch gewordene Fehlermeldung

21 Wiederkehrende Beiträge zur Schuldenbekämpfung

22 Veranlasst den Dirigenten, sich etwas gemessener zu bewegen

24 Damit haben Sie Format, wenn auch nicht allzu viel

25 Der Kurzparlamentarier unter den Anrainern

27 Material für französische Wasserträger

30 Gehört unfreiwillig zum schweizerischen Kurswesen

Schicken Sie das Lösungswort, das sich aus den grauen Feldern ergibt, an [email protected]. Einsendeschluss: 7. Juli 2012.

Die Lösung findet sich ab dem 9. Juli 2012 auf www.eb-zuerich.ch/blog. Unter den richtigen Einsendungen werden 5 Preise verlost.

Erster Preis ist ein Bildungsgutschein der EB Zürich im Wert von 100 Franken. Zweiter bis fünfter Preis ist eine EB-Zürich-Tasche.

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Tut man das? Jemanden unterbre-chen, der so flott vom Aufwachen erzählt? Claudine tat es. Ich wür-de sie langweilen und solle end-lich mal zum Punkt kommen. Das war am zweiten Tag in einer Schreibgruppe bei der morgendli-chen Erzählrunde.

Ich zerbiss mir die Lippen. Nie mehr würde für den Rest der Wo-che ein langweiliger Satz meinem Munde entspringen. Am besten gar keiner mehr. Ich war ja in ei-nem Schreib- und nicht in einem Redekurs.

Claudine sah mich frech an mit ihrem spitzen Gesicht und den schwarzen Stoppelhaaren. Ich schaute weg. Würde sie links lie-gen lassen, nicht in Gruppenarbeit mit ihr treten und schon gar nicht beim Essen neben ihr sitzen. Und natürlich ihre mündlichen Auslas-sungen unter die Lupe nehmen, immer unter dem Gesichtspunkt langweilig, sehr langweilig oder todlangweilig. Das würde schwie-rig werden. Stressig. Wollte ich das? Natürlich nicht, aber wenn einen so ein schwarzes Huhn dazu zwingt … Und was wäre mit den Texten von ihr? Literarisch zer-pflücken, klar, quasi das Huhn rupfen. Da kam was auf mich zu, du lieber Himmel … und daneben auch noch eigene Texte fabrizie-ren!! Ich stand auf und gab ihr ei-nen Kuss.

Deshalb wurde es doch noch eine prima Woche in Caslano. Ich hatte ein Velo gemietet und musste stets einige Kilometer am Seeufer ent-lang fahren bis zu meiner Pension. Dort im blühenden Garten sass meine Tochter, die mich begleitet hatte, und lernte auf eine Prü-fung. Das Allerschönste waren abends die Lichter am gegenüber-

liegenden Ufer und der orange Mond am Himmel.

Am dritten Tag schrieb ich folgen-des Gedicht

Scharf die Kanten, spitz die Zacken – Verletzung droht dir überall –Nur nicht plump dagegen hackenwehr dich anders nächstes Mal

Nimm es ernst, doch nicht so wichtig– im Busch ‘ne kleine Ammer fiept –nichts ist falsch und nichts ganz richtigsolang’s orange Monde gibt

Mein Kursleiter meinte: «Ich glau-be, du hast ein Problem, aber Res-sourcen, das heisst, du kannst mit deinem Problem umgehen, indem du deine Freude an der Natur in-tensivierst. Es ist eigentlich egal, woran man sich hält; bei dir ist es ein oranger Mond.»

Beleidigt

Ute Ruf schreibt mit Kindern und gibt Kurse,

wie man mit Kindern schreiben kann. Seit

über einem Jahrzehnt verfasst sie Kolumnen

und macht Interviews und Reportagen.

Für die Schweizer und die Zürcher Lehrer-

zeitung hat sie über 200 Glossen geschrie-

ben, die unter dem Titel «Rufnummer»

als Buch erschienen sind (Verlag LCH).

Sie ist auch Autorin eines Elternratgebers

und von SJW-Heften für Kinder. In Ihrer

Freizeit tanzt sie «wahnsinnig gern» Jive!

Die EB Zürich kennt Ute Ruf gut: 2002

und 2003 hat sie den Bildungsgang

«Literarisches Schreiben» besucht.

Page 10: EB Kurs - Magazin der EB Zürich Sommer 2012

18 EB Kurs Nr. 34 – Sommer 2012 EB Kurs Nr. 34 – Sommer 2012 19

PERSöNLICHPERSöNLICH

Wie kann man sie denn finden auf dem Markt, unter all den anderen Marktfahrenden? – «Kein Problem!» Christine Mühlberger lacht. «Man muss einfach nach dem schönsten Stand Ausschau halten!» An diesem kühlen, nassen Samstagmorgen ist nur wenig Be-trieb auf dem Lindenplatz in Altstetten. Und so ist der fragliche Stand nicht zu übersehen: Er ist klein und fein, mit einem hübschen, gelb-weiss gestreiften Dach. Das schützt die Auslage – und zaubert einen Hauch von Sonne und Süden in den grauen Tag. Un peu de chèvre de Provence? – Mais non, hier gibt’s keinen französischen Käse!

Schweizer Produkte. «Chees und Broot» heisst das Mini-unternehmen von Christine Mühlberger, mit dem sie jeweils freitags auf dem Helvetiaplatz und am Samstag in Altstetten präsent ist. Und wer nun denkt, ihre Ware komme vielleicht aus Holland, der täuscht sich erneut: Chees und Broot ist Walliserditsch. Ein Teil des Angebots kommt denn auch tatsächlich aus dem Wallis, Ziegen- und Raclettekäse zum Beispiel. Es gibt aber auch Emmentaler aus Beromünster, Appen-zeller aus Schwellbrunn, Schafskäse aus Wädenswil usw. Alle Produkte stammen aus der Schweiz. Und dies nicht etwa aus lokalpatriotischen Gründen, sondern wegen der Nachhaltigkeit. Da ist die Käsehändlerin konsequent: Ihre Marktfahrten unternimmt sie mit einem Elektrobike plus Anhänger, und die Lieferan-ten schicken ihr die bestellte Ware per Post.

Christine Mühlberger hat ihr Sortiment sorgfältig zusammengestellt. Sie kennt alle ihre Produzenten persönlich und weiss zu jedem Produkt eine kleine Geschichte zu erzählen. «Meine Kunden sollen wis-sen, woher all diese Köstlichkeiten kommen und wie ich sie entdeckt habe», erklärt sie. Ihr Konzept scheint zu funktionieren. Selbst an diesem unfreundlichen Samstag stehen die Leute bei ihr an. Viele sind Stammkunden und -kundinnen, zu einigen hat sich sogar ein freundschaftlicher Kontakt ergeben. Ge-schätzt wird nicht nur der Käse, der hier feilgeboten wird, sondern auch die Wurstwaren – und die Ku-chen, die Engadiner Nusstorte, der Früchtecake. Auch sie sind nachhaltig, sprich eigenhändig produziert – in Christine Mühlbergers Küche.

vom Wallis nach New york. Die Liebe zur Natur hat Christine Mühlberger in die Wiege gelegt bekommen. Sie ist im Wallis aufgewachsen, in Crans Montana. Als Kind war sie fast jedes Wochenende in den Bergen unterwegs, zusammen mit ihren Eltern, beide gebür-tige Österreicher, und den vier Schwestern. Das habe sie geprägt, erzählt sie, die Bergwelt, das Draussen-Sein, die Bewegung. Diese Naturverbundenheit be-stimmt nicht nur ihre Arbeit als Marktfahrererin, sondern auch ihre Kunst. Denn Christine Mühlberger ist auch Künstlerin. Und eigentlich gehören bei ihr Kunst und Markt seit eh und je zusammen. Sie hat viele Jahre in New York gelebt und schon als junge Kunststudentin auf den Märkten des Big Apple Äpfel

verkauft. Sprachlehrerin ist sie erst später geworden, als ihr das Hin und Her zwischen New York und der Schweiz zu anstrengend wurde, und sie sich nach einem festen Boden unter den Füssen sehnte. Eine Nomadin sei sie aber geblieben: «Eigentlich bin ich mit meinen Schülerinnen und Schülern, die aus aller Welt kommen, jeden Tag auf Reisen», sagt Christine Mühlberger. Sie selber spricht Deutsch, Französisch, Italienisch, Englisch, Portugiesisch, einige Brocken Griechisch und Türkisch. «Ich liebe das Unterrich-ten», sagt sie, «und ich liebe Sprachen.» Zurzeit lernt sie Japanisch.

Unterwegs für die Kunst. Lehrerin, Marktfahrerin, Kunstschaffende – alles, was die energische Frau tut, tut sie mit Leidenschaft. Sie scheint über unerschöpf-liche Kräfte zu verfügen und scheut keine Anstren-gung, um die Ziele zu erreichen, die sie sich gesteckt hat. Für die Kunst ist sie im vergangen Sommer zum Beispiel von Zürich nach Genua marschiert, unter dem Motto «De la montagne à la mer»: Zur Haustür raus mit leichtem Gepäck und ab in den Süden, in ziemlich forschem Tempo, den Fotoapparat stets griffbereit. Die Reise dauerte 18 Tage, 11 bis 12 Stun-den täglich ist sie auf den Beinen gewesen. Von den Schwarz-Weiss-Snapshots, die unterwegs entstanden sind, hat die Künstlerin Laserkopien anfertigen las-sen und bearbeitet diese nun mit feinem Sandpapier für eine Ausstellung Ende Juni in Sion. So entstehen filigrane Bilder, mit welchen sie die Bewegung des

Gehens in der Landschaft wiedergeben möchte. Was beschwerlich war, soll leicht wirken und auch die Freude spiegeln, welche die wandernde Künstlerin auf ihrer Reise empfunden hat.

Performance auf dem Marktplatz. Dasselbe gilt im Grunde genommen für das Marktfahren. Mit grosser Hartnäckigkeit hat sich Christine Mühlberger vor zweieinhalb Jahren den Traum vom eigenen Markt-stand erfüllt, nachdem sie jahrelang am Käsestand eines Kollegen als Verkäuferin Erfahrungen gesam-melt hat. Seither unternimmt sie an zwei Tagen pro Woche einen beträchtlichen Kraftakt. Zwischen vier und fünf Uhr morgens geht’s los, um 13 Uhr ist es vollbracht: Mit dem Velo ins Lager fahren, Material laden, zum Markt fahren, Stand aufbauen, Käse ver-kaufen, Stand abbauen, ins Lager fahren, Material einräumen. «Das ist wie eine Performance!», schwärmt Christine Mühlberger. «Zuerst ist nichts auf dem Platz, dann steht da dieser wunderschöne Tisch, und ein paar Stunden später ist er wieder weg. Es ist einfach schön, etwas zu schaffen aus der eigenen Freude und der eigenen Energie.»

Rässer Käse, süsser KuchenLust an der vielfalt. Christine Mühlberger liebt die Natur, die Menschen, die

Kunst – und den Käse. Und sie liebt die fliegenden Wechsel zwischen ihrer

Arbeit als Marktfahrerin mit eigenem Käsestand, dem Unterrichten als Lehrerin

für Deutsch als Fremdsprache und ihren künstlerischen Projekten.

TEXT Kati Dietlicher BILD Miriam Künzli

Page 11: EB Kurs - Magazin der EB Zürich Sommer 2012

EB Kurs Nr. 34 – Sommer 2012 21

AUSKUNFT

Weiterbildung – wie ich sie willwww.eb-zuerich.ch

Softwareentwicklung

FranzösischFirst Certifi cateInformatik-GrundlagenKommunikationDeutsch als Zweitsprache

Marketing, PR

Mail an den Experten: Was hilft bei Konflikten?

Grüezi Herr Christen

Konflikte allüberall: draussen in der Welt, zu Hause im Wohn-

block. Was genau gehört zu einem Konflikt?

Nun, die Definition ist schwieriger, als es auf den ersten Blick

scheint. Es wäre unsinnig, jede Meinungsverschiedenheit, jeden

Streit oder Differenz als Konflikt zu bezeichnen. Konflikte sind

stärker, hier geht es um Sieg oder Niederlage, und sie sind mit

grossen Emotionen verbunden. Mindestens eine Partei erlebt die

Auseinandersetzung als starke Beeinträchtigung. Umgangssprach-

lich würden wir sagen, es handelt sich um einen schwierigen und

kaum lösbaren Streit.

Am besten wäre es also, wir könnten Konflikte vermeiden?

Es gibt nur eine Möglichkeit, Konflikte zu vermeiden, ich lebe

als Einsiedler und verzichte auf soziale Kontakte. Wo Menschen

im Alltag zusammenkommen – im Beruf, in der Familie oder in

der Freizeit – da geraten sie auch aneinander. Konflikte lassen

sich nicht immer vermeiden, sie gehören zum Leben wie der Atem.

Aber ein friedliches und harmonisches Zusammenleben gehört

doch zu unseren Wunschvorstellungen.

Die Realität sieht anders aus. Jeder Mensch hat eine andere

Geschichte, andere Bedürfnisse und Interessen. Alle haben ihren

eigenen Blickwinkel. Entsprechend sehen und beurteilen wir

Beziehungen und Dinge unterschiedlich, was zwangsläufig zu klei-

neren oder grösseren Streitereien mit anderen Menschen führt.

Aber Konflikte lassen sich doch auch lösen?

Sicher. Ich denke, das versuchen wir immer wieder. Leider

verwenden wir teilweise Verhaltensweisen, die die Sache eher

verschlimmern als verbessern. Zum Beispiel, wenn sich eine

Partei zurückzieht und hofft, die Sache löse sich mit der Zeit

von alleine. Andere versuchen ihre Sicht der Dinge mit allen

Mitteln der Gegenpartei aufzuzwingen, was dann als Angriff emp-

funden wird und zu einem Gegenangriff verleitet oder in die

Flucht treibt.

Was wäre besser?

Die grösste Chance haben wir, wenn wir direkt auf die andere

Partei zugehen und ein klärendes Gespräch mit ihr führen.

Dabei sind zwei Dinge wichtig. Erstens: Das klare Bekenntnis,

den Konflikt lösen zu wollen. Zweitens: Die andere Konfliktpartei

ernst nehmen. Dazu zählt die Fähigkeit, eigene Gefühle und

Bedürfnisse wahrzunehmen und diese in geeigneter Form zu kommu-

nizieren, aber auch aufrichtig und einfühlsam zu sein.

Das klingt einfach. Wieso gibt es trotzdem so viele Konflikte?

Was einfach klingt, ist nicht immer einfach umzusetzen. Da

sich beide Seiten oft stark verletzt fühlen, werden sie wütend

und sind emotional aufgebracht. Es fällt dann schwer, ruhig zu

bleiben, offen und aufrichtig auf die andere Seite zuzugehen,

ihr zuzuhören und ihr auch wertschätzend zu begegnen. Gelingt

dies aber, bestehen die beste Chancen, einen Konflikt konstruktiv

zu lösen.

Besten Dank für Ihre Ausführungen.

HANS CHRISTEN ist selbstständiger Berater und Trainer. An der EB Zürich unterrichtet er Rhetorik und Kommu-nikation. Wichtig ist ihm, theoreti-sche Einsichten immer in der Praxis zu überprüfen.

KURS

Konflikte erkennen – Konflikte lösen

Strategien der Konfliktlösung erweitern

die eigenen Fähigkeiten, friedlich mit

anderen und mit sich selbst umzugehen.

Beginn: 21. August 2012

Sechs Dienstagabende, 18.30–21.30 Uhr

Weitere Informationen: www.eb-zuerich.ch

Heute kann ich sagen, dass ich mir meine beruflichen Sterne vom Himmel geholt habe.

KME Kantonale Maturitätsschule für Erwachsene Bildungszentrum für Erwachsene Mühlebachstrasse 112 8008 Zürich Telefon 044 266 14 14 [email protected]

Fühlen Sie sich in Ihrem Berufsleben zu wenig ge-fordert und merken, dass Ihre berufliche Entwicklung stark von einer umfassen-den Bildung abhängt? Die KME ermöglicht Erwachse-nen, die Matura auch be-rufsbegleitend nachzuho-len, um Berufswege neu auszurichten oder zu er-gänzen. Seit 1970 hat die KME rund 5000 engagier-ten Studierenden den Weg zur persönlichen Weiterent-wicklung geebnet und das Tor zu einer akademischen Berufslaufbahn geöffnet.

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Page 12: EB Kurs - Magazin der EB Zürich Sommer 2012

22 EB Kurs Nr. 34 – Sommer 2012 EB Kurs Nr. 34 – Sommer 2012 23

KURSFENSTERKURSFENSTER

«Wer kann sich das Foto anschauen, das ich bei Facebook hinauflade? Kann das die ‹ganze Welt› oder können das nur meine Facebook-Freunde?» Die Teilnehmenden brin-gen zu Beginn des zweiten Kurs-nachmittages konkrete Fragen zum Thema «Social Media» ein. Sie ha-ben schon einige Anwendungs-möglichkeiten kennen gelernt, ganz den Überblick haben sie noch nicht. Es sind ja auch keine «Digital Nati-ves» hier im Kurs, niemand von ih-nen ist mit dem Computer aufge-wachsen. Sie alle haben vierzig, fünfzig sechzig, ja siebzig Lenze hinter sich und wollen erfahren, was es mit diesen «neumodischen» Facebook, Twitter, Xing und anderen sozialen Netzwerken auf sich hat.

Selber den Weg finden. Die beiden Kursleitenden Martina Würmli und Lorenz Imhof verstehen ihren Kurs denn auch mehr als Orientie-rungsangebot und weniger als Ge-brauchsanleitung. «Wir zeigen nicht Schritt für Schritt, wie man in Face-book zu diesem oder jenem Resul-tat kommt», sagen sie. «Wir wollen den Teilnehmenden ermöglichen, selber zu Lösungen zu kommen, selber zu entscheiden, was sie wol-len.» In den Übungsphasen vertei-

len sie sogenannte Forschungsfra-gen, die einen Auftrag enthalten, z.B.: Laden Sie einen Freund zu ei-ner Veranstaltung ein. Mit ein paar Hinweisen, sollen die Teilnehmen-den selber herausfinden, wie sie dieses Problem lösen können.

Wo ist die Nachricht? Die Teilneh-menden scheinen diese Arbeits-form zu schätzen. Sie stecken ihre Köpfe zusammen und diskutieren intensiv, was da hinter der Bild-schirmoberfläche alles abgeht. Dabei tauchen auch Probleme auf: «Ich habe dir ein Mail geschrie-ben», sagt eine Frau zu ihrer Kolle-gin, die gleich am Computer neben ihr sitzt. «Hast du es schon erhal-ten?» Die zweite Frau lässt ihren Blick über ihren Bildschirm schwei-fen und kommt dann zu einer ne-gativen Antwort. «Vielleicht hat es damit zu tun, dass du noch gar nicht eingeschrieben bist in diesem Netzwerk.» Sie diskutieren weiter, machen Eingaben auf ihrer Tasta-tur, und siehe da, nach einiger Zeit taucht das Mail tatsächlich auf dem benachbarten Bildschirm auf.

Eigentlich sind diese sozialen Netzwerke wie Facebook, Twitter, Xing und andere gemacht für den

einfachen und schnellen Austausch von verschiedensten Informationen zwischen Freunden, Bekannten und Geschäftspartnern. Die Kommu-nikation auf diesen Plattformen erlaubt den gegenseitigen Aus-tausch von Meinungen, Eindrücken und Erfahrungen. So kann man auch Gespräche führen (chatten), Fotos zeigen und auf Veranstal-tungen hinweisen. Und man kann Gruppen bilden, sei es aus gemein-samen Interessen heraus oder um politisch Druck zu machen. Als vor einiger Zeit bekannt wurde, dass sich die Mammut AG gegen ein griffiges CO2-Gesetz stellte, bekam das Unternehmen den Druck aus Facebook zu spüren und änderte daraufhin seine Position.

Orientierungspunkte gefunden. Sol-che Vorgänge interessieren auch den 50-jährigen Martin Better. Er ist Berufsschullehrer und will wissen, «was wichtig ist und was nicht, für mich persönlich, aber auch für meine Schülerinnen und Schüler.» Was ist Hype und was ist Trend und was kann man wieder vergessen? «Bis jetzt habe ich es noch nicht ganz herausgefunden», sagt er, «es gibt offenbar keine schnellen Ant-worten.» Sie zu finden, sei wohl sehr zeitaufwändig. Weiss die 44-jährige Christine Barta schon mehr? Die im Marketing tätige Frau will erfahren, wie man Facebook in ihrem Bereich einsetzen kann. Und auch welche Gefahren allenfalls auftauchen können, wenn sich ihre Kinder in diesen sozialen Netzwerken tum-meln. Ein klares Bild hat auch sie noch nicht bekommen, aber vieles kann sie besser einordnen.

vorsicht ist Trumpf. Martina Würmli und Lorenz Imhof laden die Teil-nehmenden ein, die verschiedenen Möglichkeiten weiter auszuprobie-ren. «Mit der Zeit bekommt ihr das Gespür, was für euch von Be-deutung ist», sagen sie. Einen kla-ren Ratschlag aber geben sie allen noch mit auf den Weg bezüglich Datenschutz: «Gebt nur so viel von euch preis, wie ihr preisgeben mögt. Einmal ins Netz gestellt,

sind Einträge kaum mehr rück-gängig zu machen.» Das erinnert an ein geflügeltes Wort, das schon vor dem Internetzeitalter Gültig-keit beanspruchte: «Ein gespro-chenes Wort holen vier Pferde im Galopp nicht ein.»

Wie privat ist mein Foto auf Facebook?viel wert!? Mit rund 104 Milliarden Dollar wurde Facebook beim Börsengang im vergangenen Mai bewertet und stellte damit einen neuen Rekord auf und zeigt die wirtschaftliche Bedeutung von Facebook. Aber welchen Wert haben Facebook und andere soziale Netzwerke im Alltag der Nutzerinnen und Nutzer? Der Kurs «Social Media: Facebook, Twitter & Co.» bietet Orientierungshilfe.

TEXT Fritz Keller BILD Sarah Keller

Page 13: EB Kurs - Magazin der EB Zürich Sommer 2012

24 EB Kurs Nr. 34 – Sommer 2012 EB Kurs Nr. 34 – Sommer 2012 25

IM GESPRäCHIM GESPRäCH

Ihre neue Biografie heisst «34 699 Tage gelebt». Auf welchen Tag sind Sie besonders stolz?Auf einen Tag in New York. Da habe ich für eine Fir-ma gearbeitet, als Grafiker. Ich hatte eine Stelle, von der man nur träumen kann, vierhundert Angestellte unter mir und machte die Werbung für ganz Kanada, Nord- und Südamerika. Dann machte diese Firma Sachen, die ich nicht verantworten konnte. Ich habe sofort gekündigt, darauf bin ich wirklich stolz. Denn erstens habe ich auf sehr viel Geld verzichtet, und zweitens hat das andere junge Leute dazu ange-regt, ebenfalls Stellung zu beziehen.

Und Stolz auf etwas aus Ihrem grossen Werk?Ach, beim Werk, da geht es darum, wie man sich selber einschätzt: Bin ich erste Liga, oder zweite, oder dritte? Ich möchte nicht, dass man mein Werk so einstuft, im Stil von: Der ist beinahe so gross wie Hodler, oder fast so gross wie Max Bill oder weniger gross, oder was auch immer. – Ich möchte von mei-nem Werk sagen können: Ich habe nie getrickst. Mein Werk ist immer zuerst einmal eine Verpflich-tung an die Gesellschaft. Viele Künstler machen heute Ich-Malereien, ich dagegen mache Wir-Male-rei. Unsere Zeit krankt am Ich, weil das Wir nicht mehr existiert.

Sie betonen immer auch, wie sehr die Umgebung Ihre Kunst prägt.Natürlich. In New York habe ich zum Beispiel lauter rote Bilder gemalt. Fragen Sie mich nicht warum –

so war eben New York für mich. In Paris versuchte ich vom Rot wegzukommen und machte schwarz-weisse Reliefs. Als ich später in Cannes lebte, ging auch das nicht mehr. Mit dem Meer, der Sonne den ganzen Tag, mit dem Weintrinken, dem Essen, mit dem fröhlichen Leben kann man nicht schwarz-weiss malen. Da draussen vor meinem Atelier stehen noch zwei Skulpturen aus Cannes. Natürlich sind sie farbig und fröhlich. Die ganz neuen Skulpturen sind metallen oder weiss – ich bin eben wieder in Zürich. Die Kunst spiegelt die Gesellschaft, das ist ja ihre Aufgabe.

Ihre neue Skulptur in zürich ist auch aus Metall und be-steht aus drei grossen offenen Kreisen. Was spiegelt das?Die drei Kreise symbolisieren Kultur, Information und Verkehr. Sie stehen ja zwischen Opernhaus und NZZ-Gebäude und über dem Eingang des Park-hauses. Dass sie verschiedene Stellungen haben, soll auch so etwas wie Bewegung symbolisieren. Ich möchte mit dieser Skulptur diesem Ort gleich neben dem Sechseläuten-Platz einen Charakter geben, der mehr ist als eine Durchgangsverbindung.

Warum hat die Skulptur keinen Namen?Ich hoffe, dass die Leute dem Werk selber einen Na-men geben. So nehmen sie das Kunstwerk in Besitz, so entsteht Identität.

Die Kunst gehört ohnehin allen, sagen Sie.Das war schon immer meine Überzeugung. Während der Französischen Revolution haben sie den Louvre besetzt und damit die Kunst öffentlich gemacht. Aber wir leben heute in einer Welt der Rendite, auch im Kunstmarkt. Für mich ist es kriminell, die Kunst so teuer zu machen, dass sie nur noch die Superrei-chen kaufen können. Sehen Sie, jetzt kaufen einige Leute noch schnell ein paar Sachen vom alten Hon-egger, der ist ja schon 95-jährig. Also werden die Preise schon bald deutlich steigen. All das ist krimi-nell, damit machen wir uns selber kaputt.

Sie selber mischen sich immer wieder ein. Die zürcher Kunst haben Sie auch schon als infantil bezeichnet.Das hat man mir wirklich übel genommen. Ich habe dabei vom Hafenkran am Limmatquai geredet. 800 000 Franken für diesen Kran als zeitlich be-grenzte Touristen-Attraktion – also dafür könnte man ja eine Picasso-Skulptur haben. Wir brauchen doch etwas, das bleibt. Die haben nicht begriffen, worum es geht. Der öffentliche Raum ist keine Spiel-wiese. Der öffentliche Raum ist ein Klima, das die Menschen prägt, die hier leben. Wenn ich sie prägen will, muss ich eine Kultur bringen, die bleibend ist, die hält.

Wenn Kunst öffentlich ist, warum hört man die Künst-ler so wenig?Es ist tatsächlich eine Verantwortung der Intellektu-ellen, ob Maler, Musiker oder Schriftsteller, gesell-

«Der öffentliche Raum ist keine Spielwiese»Kein bisschen leise. Gottfried Honegger, zürcher Künstler von Weltrang und

Mitglied der französischen Ehrenlegion, hat eine Skulptur an prominenter Lage

aufgestellt: zwischen Opernhaus und Nzz-Gebäude beim Sechseläuten-Platz.

Als 95-jähriger ist er so kritisch und kämpferisch wie er es bisher war: Mit einer

Banknote geehrt werden möchte er nie.

INTERvIEW Guido Stalder BILDER Philipp Baer

Page 14: EB Kurs - Magazin der EB Zürich Sommer 2012

26 EB Kurs Nr. 34 – Sommer 2012 EB Kurs Nr. 34 – Sommer 2012 27

IM GESPRäCH SEINERzEIT TAGESTHEMA

Ein Schwarzweiss-Schnappschuss aus der Frühphase von Flower Power. Fast wie eine Schülerband nehmen sie sich aus, Sänger Mick Jagger, leicht tänzelnd in seinen extravaganten Schuhen, und die beiden

Gitarristen Keith Richards und Brian Jones (leicht verdeckt). Im Hintergrund verfolgen drei Helfer in Anzug und Krawatte aus gesichertem Abstand das Geschehen. Zahlreiche Wurfgeschosse sind auf

der Bühne gelandet; hier liegt auch der Nelkenstrauss bereit, den Mick Jagger zum Abschluss des Konzerts ins Publikum werfen wird.

Der erste Schweizer Auftritt der Rolling Stones am 14. April 1967, einem bedeckten Freitag, war ein mediales Grossereignis. Dutzende von Reportern (darunter viele Polizeiberichterstatter), Fotografen und Kamera-leute waren auf dem Flughafen Kloten zugegen, als die Band pünktlich um 10.25 Uhr mit der Kursmaschine aus Warschau landete. Am Nachmittag fand im «Hazyland» eine Pressekonferenz statt, für die es – eine

absolute Neuerung für Zürich – Zulassungskarten gab. Die Atmosphäre beim abendlichen Konzert im seit Wochen ausverkauften Hallenstation war extrem aufgeheizt: Ein Spalier von Schäferhunden säumte die Eingänge, Polizisten in Uniform hatten vor und unter der holzverkleideten Bühne Aufstellung bezogen,

und zahlreiche Beamte in Zivil sich unters Publikum gemischt. Nach Konzertschluss eskalierte die Situation in Minutenschnelle: Im Innenraum der Halle ging ein Grossteil der Klappstühle (!) zu Bruch, und

rund um das Stadion kam es in den Worten der Neuen Zürcher Zeitung «zu Tumulten, die zum Schluss gravierende Formen annahmen». Der Aufritt der Rolling Stones 1967 im Hallenstadion markiert den Vor-läufer dessen, was sich 1968 in Zürich – und in weiteren Städten Westeuropas und der USA – abspielen

sollte. Freilich liessen sich die Unruhen im Folgejahr nicht mehr auf eine einzige Nacht beschränken.

Felix Aeppli

Felix Aeppli, Historiker und Filmexperte, erteilt an der EB Zürich einen Kurs über den Schweizer Film.

Mit «Seinerzeit Tagesthema» wirft er einen Blick auf spezielle Ereignisse aus der Geschichte von Stadt und Kanton Zürich.

Die Rolling Stones im Hallenstadion zürich (1967)schaftlich Stellung zu beziehen. Aber nur noch sehr wenige nehmen diese Verantwortung wirklich wahr. Die Generation von Max Frisch und Friedrich Dürrenmatt ist vorbei. Dabei ist Kunst hochpoli-tisch. Picasso hat einmal geschrieben, er male nicht, um die Wand oberhalb des Sofas zu dekorieren, sondern er male gegen den Feind. Davon zeigt zum Beispiel sein Bild «Guernica», mit dem er gegen die Zerstörung der Stadt Guernica im spanischen Bür-gerkrieg protestiert hat.

Sie haben die meisten Künstler auf den Schweizer Banknoten persönlich gekannt. Möchten Sie selber auch einmal so geehrt werden?Auf keinen Fall. Sehen Sie, Alberto Giacometti, Le Corbusier und Arthur Honegger haben in Paris gelebt wie ich. In der Schweiz konnten Sie keinen Rappen verdienen. Das einzige Konzert, das Arthur Honegger damals in der Schweiz aufführen konnte, habe ich organisiert. Und Sophie Täuber-Arp hat man das Leben schwer gemacht, weil sie bei dadais-tischen Aktionen dabei war.

Aber eine Gedenkmünze, wie sie Max Frisch letztes jahr zum 100. Geburtstag erhalten hat?Nein. Als Max Frisch aus Rom nach Zürich zurück-kam, hetzte die Presse: Gebt diesem Nestbeschmut-zer keine Wohnung. Für die Wohnung, die er dann doch fand, musste ich den Mietvertrag unterschrei-ben. Der Besitzer wollte nicht, dass in diesem Ver-trag der Name Max Frisch steht. Und jetzt ehrt man all diese grossen Künstler mit Banknoten und Gedenkmünzen!

In Frankreich haben Sie höchste Ehrungen gerne ange-nommen.Ich bin Mitglied der Legion d’honneur und Com-mandeur de l’Ordre des Arts et des Lettres. Kürzlich bin ich von Paris nach Nizza geflogen und hatte Pro-bleme am Flughafen. Als die Polizei meine Papiere sehen wollte, habe ich das hier gezeigt: den Ausweis der Ehrenlegion. Die Polizisten haben sofort militä-risch salutiert, sich entschuldigt und mich persönlich durch die Kontrolle geführt. In Frankreich werden die Intellektuellen geschätzt und in der Schweiz nicht. Wenn ich in Frankreich etwas kritisiere, nimmt man mir das nicht übel. Ich habe Präsident Sarkozy einen bösen Brief wegen einer kulturpoliti-schen Frage geschrieben, und er hat mir sofort schriftlich geantwortet. Hier in Zürich würde ich gar keine Antwort bekommen.

Sie haben eine eigene kleine Schriftenreihe. Worum geht es im neusten Büchlein?Es geht um unsere verschwenderische Lebensart mit viel Luxus und viel Konsum. Es ist ein kritisches Buch, und viele werden sagen, jetzt nörgelt er wie-der. Aber ich kann nicht anders. Ich werde nicht schweigen, bis ich sterbe. Und ich bin mir nicht ein-mal wirklich sicher, ob ich nicht doch noch weiter rede, wenn ich tot bin.

GOTTFRIED HONEGGER wurde 1917 in Zürich geboren, lernte

Schaufenster-Dekorateur und arbeitete einige Jahre als Werbe-

grafiker. Von 1960 an arbeitete er als Maler und Bildhauer in Paris,

Cannes und Zürich. Er gilt als einer der bedeutendsten Vertreter

und Mitbegründer der konstruktiv-konkreten Kunst zusamme

mit Max Bill und Paul Lohse.

Honegger erhielt 1987 den Zürcher Kunstpreis. Durch den franzö-

sischen Kulturminister Jack Lang wurde er mit dem Ordre des Arts

et des Lettres ausgezeichnet, seit 1999 ist er Mitglied der Ehren-

legion. In Südfrankreich hat er ein Museum für konkrete Kunst

mitbegründet.

In Zürich sind Werke von Honegger unter anderen an der ETH

Zentrum und ETH Hönggerberg zu sehen. Im S-Bahnhof Stettbach

hängt ein 250 Meter langes Wandbild mit 840 farbigen Platten

von ihm.

Aktuell erschienen ist die Autobiografie «34 699 Tage gelebt»

im Zürcher Limmat Verlag.

Page 15: EB Kurs - Magazin der EB Zürich Sommer 2012

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KULTUR

Selbstverschuldet (un-)glücklich. Wovon hängt das Gefühl ab, glücklich zu sein? Auf der Suche nach einer Antwort reist Hector nach China. Im Flugzeug beob-achtet er einen anderen Passagier, der unzufrieden darüber ist, weil er nicht den Komfort der First Class geniessen kann. Flugs for-muliert Hector ein erstes Gesetz: «Vergleiche anzustellen, ist ein gutes Mittel, sich sein Glück zu vermiesen.» Alle Menschen, die er auf seiner langen Reise trifft, fragt er, ob sie glücklich seien. Die Antworten hält er in seinem Notizbuch fest und kehrt mit dreiundzwanzig Lehrsätzen über das Glück zurück. – Das Buch regt dazu an, über die eigene Sicht der Dinge und das eigene Glück nachzudenken.

Leider misslungen. Der reiche Adlige Barnabas Collins (Johnny Depp) muss als Opfer einer eifer-süchtigen Hexe zusehen, wie seine Liebe für eine schöne Frau ein tragisches Ende erleidet, wird zum ewigen Leben als Vampir verdammt und für ein paar Jahr-hunderte im Wald begraben. Per Zufall wird er aus seinem Sarg be-freit und findet sich in den farbi-gen 1960er Jahren wieder. – Tim Burtons Verfilmung der erfolgrei-chen TV-Serie aus den 60er-Jahren ist trotz gelungenem Ambiente und einigen witzigen Begegnun-gen des 300 Jahre alten Vampirs mit der modernen Welt leider keine Offenbarung. Der Regisseur schafft es nicht, den Zuschauer mit der Geschichte zu fesseln. Schade.

Grenzenlos bodenständig. Ein Publikum, das früher die Existenz von Schweizer Volksmusik igno-riert hat, hört mit Verzückung Innerschwyzer Ländler, wenn die Hujässler sie spielen. In «Mälch-fett» sind es lauter Eigenkomposi-tionen, unverwechselbar urchige Schwyzer Hudigäggeler. Die Klari-nette trällert und röhrt, begleitet von Schwyzerörgeli, Kontrabass und Klavier. Mtätä und M-pä M-pä. Selbstverständlich, frisch und virtuos, nuanciert und facetten-reich, witzig und melancholisch. Dann gesellen sich zunehmend ungewohntere Töne dazu. Un-bekümmert um Genregrenzen spielen die Hujässler ihre Musik an der Chilbi und im KKL und mischen die Innerschweizer Fol-klore neu auf.

KRISTIN MOCK

Kursleiterin Management

und Kommunikation

ANGELICA WETTER

Mitarbeiterin Kundensupport

ERIKA zIMMERMANN

Kursleiterin Publishing und Digitale Medien

Kursleitende und Mitarbeitende der EB zürich geben Tipps zu interessanten Büchern, CDs und Filmen.

François Lelord

Hectors Reise oder die Suche

nach dem Glück

2004

Tim Burton

Dark Shadows

2012

Hujässler

Mälchfett

2006

Lesen Hören Sehen

TIPPS UND TRICKS

Nachbearbeitung: Erinnerungsbilder aus den Ferien gehören einfach dazu. Beim schnellen Knipsen kann es schon mal vorkommen, dass ein Bild nicht optimal gelingt. Photoshop machts möglich: Eine kleine Retusche da, eine andere dort und schon lässt sich das «Problem-bild» in die Diashow einbinden.

TEXT Franziska Bollinger, Fritz Keller ILLUSTRATION Eva Kläui

Mehr Haare auf dem Kopf, schmalere Hüften oder längere Beine: Die Werbung zeigt hier keine Skrupel. Manche finden das fragwürdig und diskutieren dar-über, was erlaubt sein soll und was nicht erlaubt sein soll. Im privaten Bereich ist das Retuschieren weni-ger problematisch: Ein paar Unzulänglichkeiten zu verbessern ist keine Frage der Ethik. Photoshop CS und Photoshop Elements stellen fürs Retuschieren verschiedene Werkzeuge zur Verfügung. Dazu zwei Möglichkeiten:

1. Mit dem KopierstempelMit dem Kopierstempel lassen sich unerwünschte Bildelemente entfernen. Dazu werden an einer «ge-sunden» Stelle des Bilds Pixelpunkte aufgenommen und an der zu retuschierenden Stelle wieder einge-fügt. Diese Methode eignet sich besonders für Bilder mit diffusen Strukturen wie Gras, Wasser (Land-schaftsaufnahmen) oder Fell (Tieraufnahmen).

vorgehenDas Werkzeug «Kopierstempel» aufrufen und Optio-nen (z.B. Pixelgrössen) festlegen. Dann die Reparatur-pixel aufnehmen, indem die Taste Alt gedrückt und gleichzeitig auf die Partie des Bilds gedrückt wird, das über die «ungesunde» Stelle des Bilds kopiert wer-den soll. Wird nun – ohne die Alt-Taste zu drücken –

Sommerzeit – Fotozeit

auf die reparaturbedürftige Stelle des Bilds geklickt, wird der eben aufgenommene Bildausschnitt an die-se Stelle kopiert. Mit weiteren Klicks lässt sich dieser Vorgang wiederholen.

2. Mit den Reparatur-PinselnDie Reparatur-Pinsel tragen nicht einfach zuvor defi-nierte Bildpixel an anderer Stelle wieder auf, bei die-sem Vorgehen werden die Pixel des zu korrigierenden Bildbereichs mit den dorthin übertragenen Pixeln vermischt. Weil diese Methode feiner ist, eignet Sie sich besonders für das Retuschieren von Gesichtern.

vorgehenDas Werkzeug «Reparatur-Pinsel» aufrufen und die Werkzeugspitze und andere Optionen wie z.B. den Modus einstellen. Zunächst auch hier durch Maus-klick und bei gehaltener Alt-Taste den Bereich des Bil-des aufnehmen, der an die zu retuschierende Stelle kopiert werden soll. Dort mit der Maus resp. dem Re-paratur-Pinsel «malen». So können Stück für Stück kleinere und grössere Reparaturen durchgeführt werden.

KURSE zUM THEMA

Digitale Fotografie: Aufbau

Sie können die Vorteile der digitalen Fotografie nutzen.

Photoshop Elements: Grundlagen

Sie können mit Photoshop Elements digitale Bilder bearbeiten

und verwalten.

Photoshop Grundlagen

Sie können mit Photoshop digitale Bilder bearbeiten.

Photoshop: Bild-Compositing

Sie können mit Photoshop Bildmontagen herstellen.

Ein Fotobuch gestalten – mit PC

Sie können ein Fotobuch gestalten.

Weitere Infos und Anmeldung unter www.eb-zuerich.ch

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30 EB Kurs Nr. 34 – Sommer 2012 EB Kurs Nr. 34 – Sommer 2012 31

AGENDA WEITERBILDUNG – WIE ICH SIE WILL

Weiterbildung liegt im Interesse des Wirtschaftsstandor-tes Zürich und muss darum für alle zugänglich sein – unabhängig vom finanziellen oder sozialen Status. Seit bald 40 Jahren unterstützt die kantonale Berufsschule für Weiterbildung deshalb Berufsleute aus allen Branchen und Bildungsschichten dabei, beruflich am Ball zu bleiben; Lehrabgänger und Akademikerinnen, Handwerker und kaufmännische Angestellte, Kader und Berufseinstei-gerinnen lernen neben- und miteinander.

Der persönliche Weg zum ziel: Der Weg zum Lernerfolg ist individuell. In Weiterbildungs- und Lernberatungen werden die Ziele geklärt und geeignete Lernmethoden und -formen aufgezeigt. Nicht nur Privatpersonen, son-dern auch immer mehr Personalchefs und Weiterbil-dungsverantwortliche vertrauen darum auf den Slogan der EB Zürich:

«Weiterbildung – wie ich sie will»

Der erste Schritt zu neuen Horizonten:– Bestellen Sie unser neues Programm mit über 400

Kursen und Bildungsgängen.– Besuchen Sie eine unserer Informationsveranstaltun-

gen.– Lassen Sie sich über unser Angebot beraten.– Nutzen Sie unsere Lern- und Arbeitsplätze im

Lernfoyer.– Buchen Sie eine Weiterbildungsberatung und klären

Sie Ihre Ziele.– Machen Sie Selbsteinstufungstests auf unserer

Webseite.– Lernen Sie anhand unserer Imagebroschüre unsere

Werte kennen.– Informieren Sie sich auf www.eb-zuerich.ch.– Fragen Sie telefonisch oder per Mail bei uns nach. – Kommen Sie vorbei und lernen Sie uns kennen.

Weiterkommen mit der EB zürichMit jährlich 16 000 Kundinnen und Kunden ist die EB zürich die grösste von der öffentlichen Hand getragene Weiterbildungsinstitution der Schweiz.

QuaibrückeBahnhofstrasse

Klosbachstra

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Forchstrasse

Asylstrasse

Theaterstrasse

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Steinwiesstr.

Münsterbr.

Rathausbr.

Rämist

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Zeltweg

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Dolderstr.

Bhf. Stadelhofen

Kunsthaus

Minervastrasse

Höschgasse

Dufourstrasse M

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Zollikerstrasse

Fröhlich

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Feldeggstr.

Riesbachstrasse

Bellerivestrasse

Utoquai

Pfauen KunsthausTram 3, 5, 8, 9,Bus 31

Kreuzplatz Klusplatz

Quaibrücke

Seefeldstrasse

Kreuzstrasse

Paradeplatz

Bellevue

PZürichsee

1511

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Bus 33 bis Höschgasse

Tram 2/4 bis Feldeggstrasse

So erreichen Sie unsTram Nummer 4/2 bis FeldeggstrasseBus 33 bis Höschgasse

So kontaktieren Sie [email protected] 0842 843 844

So finden Sie uns im Netzwww.eb-zuerich.ch

EB zürichKantonale Berufsschule für WeiterbildungBildungszentrum für Erwachsene BiZERiesbachstrasse 118090 Zürich

Beate Rothmaier liestDas neue SchreibLeseZentrum der EB Zürich wartet mit spannenden Veranstaltungen und Vorträgen auf: am 6. Juli 2012 wird die preisgekrönte Autorin Beate Rothmaier aus ihren Romanen lesen.

2005 erschien ihr Debütroman «Caspar», für den sie den Friedrich-Hölderlin-Förderpreis erhielt. Für ihren zweiten Roman «Fischvogel» wurde Beate Rothmaier 2010 mit dem Werkjahr der Stadt Zürich ausgezeich-net. Derzeit arbeitet sie an ihrem dritten Roman, der im Herbst 2013 bei der DVA erscheinen wird.

Beate Rothmaier (* 1962 in Ellwangen / Deutsch-land), studierte Germanistik, Romanistik, Theater- und Kommunikationswissenschaften. Sie arbeitete für verschiedene Theater und Verlage und als Texte-rin in einer Werbeagentur. Die freie Autorin lebt heute mit ihren beiden Kindern in Zürich. Beate Rothmaier unterrichtet seit 2002 an der EB Zürich Literarisches Schreiben: Textwerkstätten, Roman-schreiben, Schreiben zwischen Leben und Fiktion, Spracharbeit und Stilistik.

öffentliche Lesung von Beate Rothmaier

Freitag, 6. Juli 2012

18.30 Uhr in der Aula des Bildungszentrums für Erwachsene BiZE

Ausstellung «Chueauge und Stieregrinde»

Fotohistoriker und Kursleiter Fritz Franz Vogel hat für die Galerie der EB Zürich wieder eine Foto-ausstellung der ganz besonderen Art konzipiert. Zu sehen sein werden ausschliesslich Rindviecher in allen Grössen und ihre stolzen Besitzer – in Schwarz-weiss. Abgelichtet hat sie der Fotograf Arthur Zeller (1881–1931) für das Simmentaler Herdebuch: eine bahnbrechende dokumentarische Fotoarbeit zum Fortgang der Zucht der Simmentaler Rasse. Fritz Franz Vogel geht sogar so weit, Zellers Fotoarbeit in einen Kontext mit der dokumentarischen Fotografie von Bernd und Hilla Becher zu stellen. Auf jeden Fall eine gute Gelegenheit, sich mit den bäuerlichen Wurzeln unserer Kultur und Gesellschaft auseinan-derzusetzen.

«Chueauge und Stieregrinde –

Das Herdebuch von Arthur zeller»

13. Juni bis 15. Juli 2012, Galerie EB Zürich

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Weiterbildung – wie ich sie will

Kantonale Berufsschule für Weiterbildung WBildungszentrum für Erwachsene BiZERiesbachstrasse 11, 8090 ZürichTelefon 0842 843 844 www.eb-zuerich.ch [email protected]

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