Eberhard Dilba Typographie-Lexikon · PDF fileDieses „Typographie-Lexikon“ wendet sich an alle, die mit Manuskript, Satz, Korrektur, Typographie und Gestaltung zu tun haben,

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  • Eberhard DilbaTypographie-Lexikon

    Eberhard Dilba Typographie-Lexikon 3/2008

  • allen meinen Berufskollegen,meiner Frau Nikoletta und unserer Tochter Maria-Athene

    Eberhard Dilba Typographie-Lexikon 3/2008

  • Eberhard Dilba

    Typographie-Lexikon und Lesebuch fr alle

    Eberhard Dilba Typographie-Lexikon 3/2008

  • Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek:Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;

    detaillierte bibliografische Daten sind im Internet ber http://dnb.ddb.de abrufbar.

    Typographie-Lexikonmit ber 900 Hauptstichwrtern und vielen weiteren Begriffen (in alter Rechtschreibung)

    sowie ber 60 Abbildungen

    2005 Eberhard Dilba 2., erweiterte und verbesserte Auflage 2008

    Herstellung und Verlag: Books on Demand GmbH, NorderstedtSatz und Layout: Eberhard Dilba

    Printed in GermanyISBN 978-3-8334-2522-6

    [email protected]://eberhard-dilba.homepage.t-online.de

    Eberhard Dilba Typographie-Lexikon 3/2008

  • Vorwort

    Dieses Buch ist entstanden aus der Erkenntnis heraus, mehr von seiner (Berufs)arbeitzu begreifen als die Mhe, die sie macht (mehr zu sein als ein Gefngnis des Broterwerbs).

    Damit wird eine neue Ebene des Bewutseins erffnet. Ohne Bewutsein wird es keine Freiheit geben. (Robert Wolfgang Schnell)

    Durch die Schrift hat die Menschheit der Flchtigkeit des Wortes Dauer gegeben. Schrift ist die sichtbar gemachte Darstellung der Sprache im zweidimensionalen Raum,

    eine Verrumlichung der Sprache, das Denken wird zur Wechselwirkung zwischen Sprache und Text, es werden Zeichen gesetzt mit Hilfe der ordnenden Kraft

    der Typographie.Dieses Typographie-Lexikon wendet sich an alle, die mit Manuskript,

    Satz, Korrektur, Typographie und Gestaltung zu tun haben, an Autoren, Verlage, Werbeagenturen, Setzereien, Druckereien,

    Buchhndler, Lehranstalten sowie an Buch, Druck und Schrift interessierte Leser. Wie ein Lesebuch ldt es alle ein zum Lesen.

    Es sollte zwar als Nachschlagewerk verstanden werden, aber in gleichem Mae auch als Lesebuch, weil es den engeren Rahmen der reinen Erklrung

    von typographischen Begriffen berschreitet und kulturelle Zusammenhnge und Vernderungen zumindest in Anstzen aufzuzeigen versucht.

    Es will den Blick auf eine Welt lenken, die von tiefgreifender kulturgeschichtlicher und sozialer Bedeutung ist, die wie kaum eine andere unser Leben revolutioniert hat

    und die der Bedeutung der Entdeckung Amerikas nicht nachsteht.Es gehrt zu den erstaunlichen Tatsachen, da eine der grten geistigen

    und formalen Schpfungen der Menschheit, die Schrift, sowie die Begrndung des typographischen Kommunikationssystems durch Gutenberg, den meisten Menschen

    in ihrer Bedeutung und in ihrer Wirkungsbreite nicht bewut ist.Wir erleben heute den bergang in ein weiteres Medienkommunikationssystem,

    das neue Sichtweisen ermglicht, das zu sozialen, wirtschaftlichen und psychischen Vernderungen in der Gesellschaft fhrt und das es zu gestalten gilt.

    Diese abermalige Medienrevolution ist der Wechsel des kulturellen Leitmediums, keineswegs aber das Ende der gedruckten Medien.

    Dieses Lexikon sich in der Stunde der Mue anzuschauen, darin mit vergnglichem Gewinn zu blttern, und um den Blick zu schrfen

    fr die Typographie und ihr Zeitalter, ist eines der Ziele des Lexikons.Man sieht nur das, was man wei.

    Eberhard DilbaGrevenbroich-Wevelinghoven, im Januar 2008

    Eberhard Dilba Typographie-Lexikon 3/2008

  • Eberhard Dilba Typographie-Lexikon 3/2008

  • Inhaltsverzeichnis

    Lexikon Seite 9

    Anhang

    Das Quadrat und der Buchstabe Seite 148

    Druckende und nichtdruckende Teile der Buchstaben Seite 150

    Orthotypographie Seite 153

    Korrekturzeichen Seite 161

    Schriftrahmen Seite 163

    Schriftmuster Seite 169

    bersicht zur Entwicklung der abendlndischen Schriften Seite 173

    Literaturverzeichnis Seite 177

    Abbildungsverzeichnis Seite 183

    Personenverzeichnis Seite 187

    Epilog Seite 199

    Eberhard Dilba Typographie-Lexikon 3/2008

  • Eberhard Dilba Typographie-Lexikon 3/2008

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    Abbreviatur (lat.: abbreviare = abkrzen, zu brevis = kurz) Abkrzung eines oder mehrerer Wrter (zum Beispiel: usw., f. [Sigel], ff. [auch Ligatur]), Abkrzung eines Wortes mit einem Zeichen (Abbreviaturzeichen, zum Beispiel: &, @)

    Abc Das Abece, das AlphabetAbgestumpfte Reine Farben, die mit Komplementr- (Bunte Farben) oder mit unbunten Farben Farben gemischt werden. Ablegen Im Handsatz das Zerlegen der Druckform (nach erfolgtem Druck) aller Bleisatz-

    elemente (Lettern Blindmaterial Linien) und das Einordnen in die entspre-chenden Fcher der Satz- und Materialksten. Dabei wurde besonders die Schrift sorg-fltig wieder an ihren alten Platz in den Setzkasten zum weiteren Gebrauch gelegt. (Ausschlachten Zwiebelfisch)

    Abliegen Abfrben der frischen Druckfarbe auf den darber- oder darunterliegenden Papierbogen, auch Abschmutzen (Durchschieen \2\)

    Abrogans (lat.: demtig) Der Codex Abrogans ist ein 765 n. Chr. ins Deutsche bersetzte Synonymlexikon und beginnt mit dem Wort abrogans. Der Codex gilt als ltestes Schriftwerk deutscher Sprache. (Buch \1\)

    Absatz TextabschnittAbsatzzeichen (Pilcrow) Das Zeichen wird in Computerprogrammen als nichtdruckendes Absatz-

    zeichen gebraucht. (Alineazeichen) Achtelpetitspatium Einpunktzwischenraum, der 8. Teil des 8 Punkt messenden Petitkegels (Petit

    Schriftkegel Spatium) Addenda et (lat.: das Hinzuzufgende und zu Verbessernde) a. et c., handschriftliche Zustze und corrigenda Verbesserungen in einem Buch, auch gedruckte Zustze des Verfassers am Schlu des

    Buches (Druckfehlerverzeichnis Tektur) Adlatus Gehilfe, HelferAdobe Softwarefirma fr digitale Schriften, Programme wie Photoshop oder PageMaker, Ent-

    wicklung der Seitenbeschreibungssprache PostScript (RIP) und des PDF-Formates (DTP Lichtsatz Typographisches Masystem)

    Affenstall Im Setzersaal ein groer, mit umlaufenden Fenstern versehener Verschlag fr den Setzereileiter (Faktor)

    Affiche Aushang, AnschlagAhle Im Bleisatz (Handsatz) Werkzeug des Schriftsetzers (Setzerwerkzeug). Die Ahle

    bestand aus einem Holzgriff mit flacher Oberseite, am unteren Ende wurde eine Stahl-spitze eingesetzt (siehe auch in der Abbildung Seite 59, rechts neben dem Setzkasten). Bei der Korrektur wurden mit der Ahle Bleibuchstaben angepickt (natrlich nicht in das Buchstabenbild, sondern in den Kegel der Letter, in die Achselflche [Schul-terhhe]) und aus dem Satz hochgezogen. Der Buchstabe wurde nun herausgenommen und der zu korrigierende Buchstabe eingesetzt, wobei bei anderer Buchstabenbreite (Dickte) auch die Wortabstnde der Zeile (Spatium) erweitert oder verringert

    A

    Eberhard Dilba Typographie-Lexikon 3/2008

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    werden muten. Anschlieend wurde mit der flachen Ahlenseite auf die korrigierten Buchstaben geklopft, damit die einheitliche Schrifthhe gewahrt blieb und kein Buchstabe auch nur geringfgig aus dem Satz herausragte (siehe auch Klopfholz der Drucker). Fr das Ausbinden des Bleisatzes war die Ahle ebenso ein unentbehrliches Werkzeug. Das Klopfen mit der flachen Ahle auf den leeren Arbeitstisch geschah, wenn ein Kollege in der Setzerei nieste und man ihm Gesundheit wnschte.

    Akkolade (franz.: Umarmung) { = zusammenfassende Klammer, NasenklammerAkquisition Kundenwerbung durch Vertreter (Buchhandel Verleger)Akronym Aus den Anfangsbuchstaben mehrerer Wrter gebildetes Wort, wie Bafg, Aids, NatoAkrostichon Anfangsbuchstaben, die ein Wort oder einen Satz ergeben, z. B.:

    C * (griech.: Fisch) () Iesous () Christos () Theou () Yios (C) Soter Jesus Christus, Gottes Sohn, der Retter (Alphabet Bibel [Wulfila])

    * C = (S) der Antike und des griechisch-byzantinischen Mittelalters (Unzialschrift), wird in der griechisch-orthodoxen Kirche noch bis heute benutzt, siehe Marginalabbildung Seite 19 oben (z. B. in der Ikonenmalerei oder auch in Druckerzeugnissen). Der Buchstabe C (S) ist ebenfalls Bestandteil kyrillischer Alphabete.

    Akzente (lat.: accentus [ad cantus], Lehnbildung zu griech.: prosodia [pros = hin, ode = Lied] = hinzugefgte Melodie), Betonungszeichen (diakritische Zeichen):

    = Akut ` = Gravis = Zirkumflex = Tilde = Trema (Umlaute) = Cedille

    Akzidenzsatz (lat.: accidere = zufallen) Nebeneinnahme, Gelegenheitsauftrag (das Zufllige, Vern-derliche) Gebrauchsgraphik, Satz von Gelegenheitsdrucksachen, Geschfts- und Privatdruck-sachen (Briefbogen). Satzarbeiten, die nicht zum Werksatz, Zeitungs- oder Zeit-schriftensatz gehren.

    Albertotypie Josef Albert (18251886) entwickelte den Lichtdruck, eine franzsische Erfindung, 1868 fr den praktischen Einsatz. Kein anderes Reproduktionsverfahren erreicht die Originaltreue von Photos, Aquarellen oder Gemlden wie der Lichtdruck.

    Aldinen Kleinformatige Bcher aus der Werkstatt des Aldus ManutiusAldus Manutius Aldus Pius Manutius (14491515), humanistischer Gelehrter, wegweisender Verleger

    und berhmter Buchdrucker, grndete 1488 in Venedig eine Druckerei. Durch Einfh-rung der humanistischen Kursiv als Druckschrift 1501 wurde der Druck kleinfor-matiger preiswerter Bcher mglich (Aldinen), ebenfalls beeinfluten seine griechi-schen Schrifttypen fr Jahrhunderte den Druck griechischer Literatur. Aldus Manutius berhmtes Druckerzeichen, ein Delphin mit Anker, ist die bildliche Umsetzung des Wahlspruchs festina lente (Eile mit Weile [Bedchtigkeit], , Wahl-spruch des rmischen Kaisers Augustus) und wurde seit 1502 verwendet.

    ber der Tr zu seinem Anwesen in Venedig am Campo Manin stand folgende Ermah-nungsinschr