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Bericht Delegationsreise Xinxiang/China, April 2012 Seite 1 von 5 Ein erster Schritt zu einer langen Reise Ende April 2012 reiste eine offizielle Delegation der Stadt Wuppertal nach Xinxiang/China. Ziel war der Aufbau von Wirtschafts- und Tourismusbeziehungen sowie der Aufbau von Kooperationen zwischen den Schulen in Wuppertal und Xinxiang. Im Rahmen des viertägigen Besuchs wurden wichtige Vereinbarungen getroffen und viele Kontakte geknüpft, die den Grundstein für eine zukunftsweisende Partnerschaft legten. Den Kontakt zu der Stadt Xinxiang hatte Wen Zhen-shun, Generalkonsul der Volksrepublik China in Frankfurt am Main hergestellt, nachdem er das Engelshaus in Wuppertal besucht hatte. Der in Wuppertal geborene Friedrich Engels ist nur ein - wenn auch wichtiger Grund - für die nun engeren Kontakte. Besonders in den Bereichen Wirtschaft, Kultur und Bildung wurden die Beziehungen intensiviert. Die Reise war ein Gegenbesuch, denn bereits im Jahr zuvor hatte eine Delegation aus Xinxiang Wuppertal einen Besuch abgestattet. Oberbürgermeister Peter Jung unterstrich seinerzeit wie heute, dass diese Beziehungen keine Einbahnstraße seien, sondern zum gegenseitigen Vorteil. Teilnehmer der Delegation waren Bürgermeisterin Silvia Kaut, Beigeordneter Matthias Nocke, der Leiter des Historischen Zentrums Wuppertal, Dr. Eberhard Illner, Wirtschaftsförderer Dr. Rolf Volmerig, Matthias Haschke, Geschäftsführer der Wuppertal Marketing GmbH. Die Schulen vertrat Matthias Flötotto, Schulleiter des Berufskollegs Werther Brücke. Koordiniert und begleitet wurde die Reise durch Johr Zhou, der auch vor Ort als Dolmetscher fungierte. Offizielles Foto vom Besuch der Wuppertaler Delegation in Xinxiang: Dr. Rolf Volmerig, Leiter der Wuppertaler Wirtschaftsförderung (3.v.l.); Kulturdezernent Matthias Nocke (5.v.l.); Li Qinggui, Parteisekretär der KP (6.v.l.); Bürgermeisterin Silvia Kaut (7.v.r.); Oberbürgermeister Wang Zhanying (6.v.r.); Dr. Eberhard Illner, Leiter des Historischen Zentrums (5.v.r.); Matthias Haschke, Leiter von Wuppertal Marketing (3.v.r.); Matthias Flötotto, Leiter des Berufskollegs Werther Brücke (2.v.r.). (Foto: Stadt Wuppertal)

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Bericht Delegationsreise Xinxiang/China, April 2012 Seite 1 von 5

Ein erster Schritt zu einer langen Reise Ende April 2012 reiste eine offizielle Delegation der Stadt Wuppertal nach Xinxiang/China. Ziel war der Aufbau von Wirtschafts- und Tourismusbeziehungen sowie der Aufbau von Kooperationen zwischen den Schulen in Wuppertal und Xinxiang. Im Rahmen des viertägigen Besuchs wurden wichtige Vereinbarungen getroffen und viele Kontakte geknüpft, die den Grundstein für eine zukunftsweisende Partnerschaft legten. Den Kontakt zu der Stadt Xinxiang hatte Wen Zhen-shun, Generalkonsul der Volksrepublik China in Frankfurt am Main hergestellt, nachdem er das Engelshaus in Wuppertal besucht hatte. Der in Wuppertal geborene Friedrich Engels ist nur ein - wenn auch wichtiger Grund - für die nun engeren Kontakte. Besonders in den Bereichen Wirtschaft, Kultur und Bildung wurden die Beziehungen intensiviert. Die Reise war ein Gegenbesuch, denn bereits im Jahr zuvor hatte eine Delegation aus Xinxiang Wuppertal einen Besuch abgestattet. Oberbürgermeister Peter Jung unterstrich seinerzeit wie heute, dass diese Beziehungen keine Einbahnstraße seien, sondern zum gegenseitigen Vorteil. Teilnehmer der Delegation waren Bürgermeisterin Silvia Kaut, Beigeordneter Matthias Nocke, der Leiter des Historischen Zentrums Wuppertal, Dr. Eberhard Illner, Wirtschaftsförderer Dr. Rolf Volmerig, Matthias Haschke, Geschäftsführer der Wuppertal Marketing GmbH. Die Schulen vertrat Matthias Flötotto, Schulleiter des Berufskollegs Werther Brücke. Koordiniert und begleitet wurde die Reise durch Johr Zhou, der auch vor Ort als Dolmetscher fungierte.

Offizielles Foto vom Besuch der Wuppertaler Delegation in Xinxiang: Dr. Rolf Volmerig, Leiter der Wuppertaler Wirtschaftsförderung (3.v.l.); Kulturdezernent Matthias Nocke (5.v.l.); Li Qinggui, Parteisekretär der KP (6.v.l.); Bürgermeisterin Silvia Kaut (7.v.r.); Oberbürgermeister Wang Zhanying (6.v.r.); Dr. Eberhard Illner, Leiter des Historischen Zentrums (5.v.r.); Matthias Haschke, Leiter von Wuppertal Marketing (3.v.r.); Matthias Flötotto, Leiter des Berufskollegs Werther Brücke (2.v.r.). (Foto: Stadt Wuppertal)

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Bericht Delegationsreise Xinxiang/China, April 2012 Seite 2 von 5 Parallelen im Wirtschaftsbereich Die prosperierende Stadt Xinxiang ist 8.000 Kilometer von Wuppertal entfernt und hat 5,7 Millionen Einwohner, eine Millionen von ihnen wohnen in den Kernstadtbezirken. Xinxiang liegt in der Provinz Henan, die mit 167.000 Quadratkilometern ungefähr so groß ist wie Westdeutschland ohne Bayern. Die Stadt liegt 600 Kilometer von Beijing entfernt. Auch wenn sie größenmäßig sehr unterschiedlich sind, weisen Wuppertal und Xinxiang wichtige Parallelen im Bereich der Wirtschaftsstruktur auf: Automotive, Metall und Pharmazie sind auch dort Schwerpunkte. Zudem gibt es eine Kernkompetenz im Bereich Batterieforschung und Ressourceneffizienz. Da man in Wuppertal bzw. der Region mit der Bergischen Universität und dem Wuppertal Institut dieses Kompetenzfeld besetzt und die Bergische Gesellschaft für Ressourceneffizienz gegründet hat, werden sich auch auf diesem Gebiet sicherlich interessante Möglichkeiten zur Kooperation finden. Vor allem, da es in Xinxiang auch eine starke Orientierung im Bereich

Elektromobilität gibt. Wichtige Firmen in Xinxiang sind beispielsweise GD Copper Tube Group (Weltmarktführer bei Kupferrohren für Kühlsysteme), Xinfei Electric Appliances Group (Haushalts-/Elektrogeräte), Huanyu Group / Golden Dragon Group (Elektromobilität, Batterien), Hualan Bio-Engineering Co. (Pharmazie), Xinfei Special Purpose Vehicles (Fahrzeugteile).

Die Stadt, so berichtet Wirtschaftsförderer Dr. Rolf Volmerig, verfüge über ein dynamisches Wirtschaftswachstum und eine extrem intensive Bautätigkeit. Im Rathaus besichtigte die Delegation ein Modell für eine Stadterweiterung von 30 Quadratkilometern für einen High-Tech-Entwicklungsbezirk. Dieses war jedoch keine Zukunftsmusik, sondern diese Stadterweiterung wurde bereits in einem Zeitraum von vier Jahren realisiert. Sie diente der Ansiedlung von Forschung & Entwicklung, Dienstleistung, neue Energien und neue Industrien. Im Bereich Wirtschaft hat man bereits feste Kooperationsvereinbarungen getroffen: So soll ein Mitarbeiter aus China für 12 Monate nach Wuppertal entsendet werden, im Austausch sollen drei bis vier Mitarbeiter aus Wuppertal für insgesamt 12 Monate nach Xinxiang reisen. Jeweils drei bis vier Monate werden diese Vertreter aus Wirtschaftsförderung, Stadtverwaltung, Industrie und weiteren wirtschaftsnahen Organisationen dort Netzwerke knüpfen. Außerdem soll das neu aufgebaute „C³ - China Competence Center Wuppertal“ zum einen chinesischen Firmen den Markteintritt erleichtern, aber auch heimischen Unternehmen den Markt in Xinxiang erschließen. Im ersten Jahr ist das Ziel, drei bis vier kleinere chinesische Unternehmen anzusiedeln, die dann im Zuge einer Weiterentwicklung und als „Bodenbereiter“ auch größere Firmen nach sich ziehen sollen. Des Weiteren wurde eine Intensivierung der Kooperationsprojekte zwischen Wuppertal Institut und Bergischer Universität mit Xinxiang vereinbart.

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Bericht Delegationsreise Xinxiang/China, April 2012 Seite 3 von 5

CtE, 29.05.2012

Voneinander lernen Xinxiang verfügt über ein breites Bildungsangebot. So besuchte man die Henan Normal

University, in der sich die Delegation von den exzellenten Möglichkeiten zur intensiven Forschung überzeugen konnte. Modern ausgestattete Labore auf dem neuesten Stand der Technik stehen den Studenten dort zur Verfügung. Auch Besuche von Gymnasien (Middle-Schools) standen auf dem Besuchsprogramm, so der direkt an die Universität angeschlossenen Affiliated Middle School of Henan Normal University. Mit 7.000 Schülern ist diese Schule für chinesische Verhältnisse relativ

klein. Matthias Flötotto berichtete, dass die Standardgröße einer Klasse dort oftmals rund 70 Schüler umfasse, beeindruckt sei man von der Disziplin, die dort vorherrschte. Hier befindet sich eine international ausgerichtete, englischsprachige Abteilung Aufbau. Eine weitere Station war die Henan Xinxiang No. 1 High School. Auch hier beeindruckte die moderne Ausstattung mit Fitnesskeller, Schwimmbad und Schlafräumen, die sich mit Bett- Schreibtisch-Kombinationen auf das Wesentliche konzentrieren. Beim Besuch des Vocational and Technical College Xinxiang mit 21.000 Schülerinnen und Schülern konnte sich die Delegation von den modernen Ausbildungsstätten in allen Bereichen der Berufsausbildung überzeugen. Werkstätten und Labore für Maschinenbautechnik, Elektrotechnik und Informatik aber auch eine Großküche mit Restauration für Ausbildungszwecke stehen dort für vollzeitschulische Ausbildungen zur Verfügung. Großes Interesse besteht an dem deutschen System der ‚Dualen Berufsausbildung‘, die in China hohes Ansehen genießt. Das starke Interesse an der Zusammenarbeit im gesamten Bildungsbereich führt nun zu gegenseitigem Schüleraustausch zwischen chinesischen Mittelschulen und Wuppertaler Gymnasien. Erste Schülergruppen sollen möglichst schon in diesem Jahr nach Xinxiang reisen.

Zudem wurde eine Kooperationsvereinbarung zwischen der Berufsschule in Xinxiang und dem Berufskolleg Werther Brücke zum Schüler- und Lehreraustausch sowie Auslandpraktika geschlossen. Kooperationen mit weiteren Wuppertaler Berufskollegs sind in Planung.

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Bericht Delegationsreise Xinxiang/China, April 2012 Seite 4 von 5 Dem Tourismus Türen geöffnet und Brücken gebaut Im Bereich Tourismus konnte man auf dieser Reise auch Vergleiche anstellen und sich austauschen. Die Chinesen legen besonderen Wert auf ihre Tradition. Daher gibt es eine Vielzahl von Museen. Die touristischen Sehenswürdigkeiten dort sind in Klassen eingeteilt, dies wird auch für die hiesigen erwartet. Friedrich Engels ist in dieser Hinsicht natürlich der wichtigste Bezugspunkt. So kam auch das Gastgeschenk, ein rotes Notizbuch mit einem Konterfei Engels besonders gut bei den Gastgebern an. Die Menschen dort waren nahezu stolz, dass sie Kontakte zu den Besuchern aus Engels Geburtsstadt hatten.

Matthias Haschke hat zahlreiche Kontakte knüpfen können. Die Delegationsreise stieß zudem auf ein enormes Medienecho mit Titelbelegung und Sonderbeilagen. Jetzt herrscht dort ein großes Interesse an Reisen nach Wuppertal. In Zusammenarbeit mit Tourismusexperten und Reisebüros sollen entsprechende Angebote geschaffen werden. Zwingend erforderlich sei dafür die Übersetzung relevanter Wuppertaler Internetseiten ins Chinesische. Dieses wurde bereits wenige Monate nach der Reise umgesetzt.

Engels schafft gute Verbindungen Dr. Eberhard Illner hatte die Reise ausgeweitet und konnte in Beijing eine besondere Zusammenarbeit besiegeln: So arbeitet man nun mit dem Übersetzungsinstitut der CPC zusammen. Das Central Compilation & Translation Bureau (CCTB) besteht seit 80 Jahren, beschäftigt 400 Mitarbeiter, ist sehr exponiert und finanziell gut ausgestattet. Inhalte der Kooperation sind wissenschaftliche Forschung, Veröffentlichungen, Ausstellungen sowie der Austausch von Mitarbeitern. Zielmarke ist der 200. Geburtstag Friedrich Engels, der am 28. November 2020 begangen wird. Besonders erfreulich ist die Erstellung einer Statue Friedrich Engels durch den bekannten Künstler Prof. Zeng Chenggang, Präsident des China Sculpture Institute, der übrigens auch mit Tony Cragg in Verbindung steht. Zudem wird im Engelshaus eine Kuratorin/ein Kurator, finanziert durch die Mercator-Stiftung, das Museum auf chinesische Besucher vorbereiten. Eine chinesische Übersetzung der Internetseiten des Historischen Zentrums wird darüber hinaus durch den LVR finanziert.

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Bericht Delegationsreise Xinxiang/China, April 2012 Seite 5 von 5

CtE, 29.05.2012

Perspektive für die Zukunft Dass die Kooperation mit China kein schnelllebiges Projekt mit schnellem Erfolg ist, betont

Oberstadtdirektor Dr. Johannes Slawig. Es brauche Mühe und Geduld, daher habe man das China Forum Wuppertal gegründet, um möglichst viele aus der Stadt mitzunehmen, insbesondere Schulen und Unternehmen. Als Resümee der Delegationsreise werden für den weiteren Aufbau der Beziehungen folgende Schwerpunkte gesetzt:

• Besonderes Gewicht gilt dem Ausbau der touristischen Beziehungen. Bausteine werden derzeit speziell für chinesische Touristen entwickelt – ob für einen Aufenthalt von einer Stunde oder für mehrere Tage.

• Im Mittelpunkt der Bemühungen steht das Engelshaus als Alleinstellungsmerkmal, das gleich dem Karl-Marx-Haus in Trier entwickelt werden soll. Dankbar sei man für die finanzielle Unterstützung der Mercator-Stiftung. Die Sanierung des Engelshauses werde vorangetrieben, so dass es auch modernsten Ansprüchen genüge.

• Im Bereich Wirtschaft geht es nicht nur um reines Interesse. Unternehmen sollten auf dem Weg nach China begleitet werden sowie dort Werbung für Investitionen in Wuppertal gemacht werden.

Man stehe derzeit noch am Anfang, doch auch die längste Reise beginne mit einem kleinen Schritt.