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Ein Jahr Anerkennungszuschuss

Ein Jahr Anerkennungszuschuss - Anerkennung in Deutschland · 4 5 Warum gibt es den Anerkennungszuschuss? Der Anerkennungszuschuss ist ein Baustein in der Gesamtstrategie der Bundes-regierung

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Ein JahrAnerkennungszuschuss

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Gut ausgebildete Fachkräfte werden in vielen Wirtschaftsbereichen händeringend gesucht. Deutschland wird in Zukunft immer stärker darauf angewiesen sein, alle Potenziale am Arbeitsmarkt auszuschöpfen. Bereits 2012 hat die Bundesregierung das Anerkennungs-gesetz verabschiedet. Das Ziel ist: Erfahre-ne Fachkräfte mit ausländischen Berufsab-schlüssen sollen nicht als Helfer unterhalb ihrer Qualifikation oder in anderen Berufen arbeiten müssen, sondern sich entsprechend ihrer erworbenen Kompetenz voll einbringen können.

Die Evaluation zum Anerkennungsgesetz zeigt, dass Berufsanerkennung wirkt: Drei von vier Fachkräften schätzen ihre berufliche Situation nach erfolgreichem Verfahren besser ein. Deshalb vergibt das Forschungsinstitut Betriebliche Bil-dung (f-bb) aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) seit Dezember 2016 einen Zuschuss an diejenigen, die nicht aus eigener Kraft ein Anerkennungsverfahren finanzieren können.

Das Interesse ist groß. Der Anerkennungszuschuss konnte wegen der guten Zu-sammenarbeit aller relevanten Akteure erfolgreich starten. Ich bedanke mich herzlich für die tatkräftige Unterstützung der Beratungsstellen, insbesondere aus dem Förderprogramm „Integration durch Qualifizierung (IQ)“, der Kammern im Bereich IHK und Handwerk und bei allen anderen Beteiligten, ohne die die Vergabe der Fördermittel in dieser Form nicht möglich wäre.

Diese Broschüre stellt Menschen vor, die auf dem Sprung zur Anerkennung sind und dabei vom Zuschuss profitierten. Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern eine spannende Lektüre und allen Fachkräften viel Erfolg bei ihrer weiteren be-ruflichen Entwicklung.

Kornelia Haugg

Leiterin der Abteilung „Berufliche Bildung, Lebenslanges Lernen“ im Bundesministerium für Bildung und Forschung

Impressum

HerausgeberForschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb) gGmbHRollnerstraße 1490408 Nürnbergwww.f-bb.deV.i.S.d.P.: Susanne Kretschmer, Dr. Iris Pfeiffer

AutorenMathias LiborDr. Rosemarie Sackmann

FörderungDiese Broschüre wurde im Rahmen des Projektes „Entwicklung und Erprobung eines Konzepts zur Förderung von Anerkennungskosten“ erstellt. Das Projekt wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).

Erscheinungsjahr2017online abrufbar unter www.anerkennungszuschuss.de

BildnachweiseTitelbild, Seiten 8, 9, 10: Portal „Anerkennung in Deutschland“/BIBB, Robert FunkeSeite 3: privatSeite 7: IHK FOSA

GestaltungH-DESIGN RadebeulBüro für Industrie- und GrafikdesignLedenweg 3801445 Radebeul

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Warum gibt es den Anerkennungszuschuss?Der Anerkennungszuschuss ist ein Baustein in der Gesamtstrategie der Bundes-regierung zur Fachkräftesicherung. Er schließt eine Förderlücke, denn die Kos-ten der Berufsanerkennung müssen die betreffenden Personen grundsätzlich selbst tragen. Insbesondere für Erwerbstätige mit geringem Einkommen können diese Kosten eine erhebliche Hürde sein. Der Anerkennungszuschuss ist somit ein wichtiges Förderinstrument für Personen mit ausländischen Berufsabschlüssen und geringer finanzieller Eigenleistungsfähigkeit, die keinen Zugang zu anderen Fördermöglichkeiten haben. Ziel des Zuschusses ist es, die Bereitschaft zur Durchführung von Berufsanerkennungsverfahren zu erhöhen.

Wer sind die Antragstellenden?Ab dem 1. Dezember 2016 konnten nach der Förderrichtlinie zum Anerkennungs-zuschuss Anträge eingereicht werden.

Ein Jahr später (Stand 30. November 2017) haben bereits 1.925 Personen den Anerkennungszuschuss beantragt. Die Antragstellenden kommen aus 118 Ländern. Etwa 34 Prozent aller Anträge stammen von Personen, welche die Staatsbürgerschaft eines Landes der Euro-päischen Union besitzen.

Abbildung 1: Zahl der Anträge nach geografischer Herkunft der Antragstellenden

Einige Herkunftsländer stechen deutlich heraus. Beispielsweise stammen 228 Antragstellende aus Syrien und 171 aus Polen. Während unter den syrischen An-tragstellenden Männer überwiegen, ist es bei den polnischen umgekehrt. Insge-samt ist das Verhältnis zwischen männlichen und weiblichen Antragstellenden jedoch ausgeglichen.

Amerika102

Australien/Ozeanien

5

Europa1117

Asien550

Afrika147

Ebenso vielfältig wie die Herkunft der Antragstellenden sind die Berufe, für die ein Anerkennungsverfahren angestrebt wird. Insgesamt sind 202 Berufe vertreten. Fast die Hälfte der Anträge bezieht sich dabei auf acht Referenzberufe.

0% 2% 4% 6% 8% 10% 12%

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Apotheker/in

Erzieher/in

Sozialpädagoge/in,Sozialarbeiter/in

Kaufmann/-frau fürBüromanagement

Lehrer/in

Gesundheits- undKrankenpfleger/in

Arzt/Ärztin

Ingenieur/in

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7%

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14%

3%

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56 - 60 Jahre

51 - 55 Jahre

46 - 50 Jahre

41 - 45 Jahre

36 - 40 Jahre

31 - 35 Jahre

26 - 30 Jahre

21 - 25 Jahre

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Apotheker/in

Erzieher/in

Sozialpädagoge/in,Sozialarbeiter/in

Kaufmann/-frau fürBüromanagement

Lehrer/in

Gesundheits- undKrankenpfleger/in

Arzt/Ärztin

Ingenieur/in

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56 - 60 Jahre

51 - 55 Jahre

46 - 50 Jahre

41 - 45 Jahre

36 - 40 Jahre

31 - 35 Jahre

26 - 30 Jahre

21 - 25 Jahre

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32%

5%2%

1%

Abbildung 2: Anteile der Anträge in den häufigsten Referenzberufen

Abbildung 3: Anteile der Anträge nach Altersgruppen

Allgemein sind Personen förderfähig: die eine im Ausland formal erworbene Berufsqualifikation besitzen. die ein Anerkennungsverfahren durchlaufen möchten. die seit mindestens drei Monaten ihren Aufenthalt bzw. Hauptwohnsitz in Deutschland haben.

die ein zu versteuerndes Jahreseinkommen unter 26.000 Euro bzw. 40.000 Euro bei gemeinsam veranlagten Ehegatten oder Lebenspartnern haben.

bei denen Dritte (z.B. Agentur für Arbeit, Jobcenter, Förderprogramme der Länder) keine Übernahme der Kosten eines Anerkennungsverfahrens zugesagt haben.

Bemerkenswert ist auch die Altersstruktur der Antragstellenden, denn mehr als zwei Drittel sind unter 35 Jahre alt.

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Welche Erfahrungen machten bisherige Antragstellende?Beispielberuf: Kauffrau/Kaufmann für Büromanagement

65 Anträge auf Anerkennungszuschuss entfallen auf diesen Beruf. Die Antrag-stellenden kommen aus 30 verschiedenen Ländern. Unter den Antragstellenden sind 14 Männer und 51 Frauen. Die zuständige Stelle für das Berufsanerken-nungsverfahren ist die IHK FOSA.

Die IHK FOSA (Foreign Skills Approval) mit Sitz in Nürnberg führt als Zusammen-schluss von 76 Industrie- und Handelskammern zentral und bundesweit die Aner-kennungsverfahren nach dem Berufsqualifi kationsfeststellungsgesetz (BQFG) für ausländische Ausbildungsabschlüsse durch, die mit einem IHK Beruf vergleich-bar sind. Kern eines Anerkennungsverfahrens ist der Vergleich der ausländi-schen Berufsqualifi kation nach den Kriterien Dauer und Inhalt mit der aktuellen Ausbildungsordnung des entsprechenden deutschen Berufsabschlusses. Das Verfahren wird innerhalb einer Frist von drei Monaten ab Vorliegen aller benö-tigten Unterlagen abgeschlossen. Die meisten Anerkennungsverfahren bei der IHK FOSA beziehen sich auf kaufmännische Berufe, dabei führen Kaufl eute für Büromanagement die Rangfolge der anerkannten Berufe an.

Beispielberuf: Ingenieur/in

74 Ingenieurinnen und 185 Ingenieure bilden mit 14 Prozent aller Anträge die größte Berufsgruppe unter den Antragstellenden. Die Antragstellenden stammen aus 61 verschiedenen Ländern, wobei Personen aus Syrien in diesem Berufsbild mit 40 Anträgen besonders stark vertreten sind.

Pavlin Geraskov wurde in Bulgarien geboren und absolvierte eine Ausbildung im Bereich Wärmetechnik. 2013 schloss er außerdem sein Studium als Energie-ingenieur (B.A.) ab. Ein Jahr später kam Pavlin Geraskov nach Deutschland. Hier möchte er seinen Ingenieurstitel anerkennen lassen und in seinem erlernten Beruf arbeiten. In der Zwischenzeit hat der heute 35-Jährige eine Ausbildung zum Elektroniker für Automatisierungstechnik begonnen, um sich fachlich fort-zubilden und seine Deutschkenntnisse zu verbessern.

Von den Möglichkeiten der berufl ichen Anerkennung hat er bereits in Bulgarien über Bekannte erfahren. Mit Hilfe des Anerkennungszuschusses konnten ihm die Verfahrensgebühren dafür erstattet werden.

„Mit der Zentralen Förderstelle habe ich gute Erfahrungen ge-macht. Alles ging sehr schnell und ich musste nicht lange warten.“

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Beispielberuf: Kraftfahrzeugmechatroniker/in

Bashkim Maksutaj lebt mit seiner Frau seit einem Jahr in Deutschland. Seine Ausbildung zum Kraftfahrzeugmechatroniker hat der 28-Jährige Kosovare 2008 in seinem Heimatland abgeschlossen.

In seinem Wohnort Kiel möchte er nun wieder in diesem Berufsfeld arbeiten. Durch das Anerkennungsverfahren konnte er bei der Handwerkskammer bereits eine teilweise Gleichwertigkeit seines Berufes erreichen. Über den Anerken-nungszuschuss wurden die Verfahrensgebühren hierfür übernommen. Um seine berufl iche Qualifi kation voll gleichwertig anerkannt zu bekommen, fehlt ihm nun noch ein dreimonatiges Praktikum. Auch die Folgekosten für den Antrag auf volle Gleichwertigkeit kann Herr Maksutaj bis zu einer Gesamtsumme von 600 Euro gefördert bekommen.

Begleitet wurde Bashkim Maksutaj während des Verfahrens durch Sabrina Dücker von der Handwerkskammer Lübeck.

„Die Erfahrungen mit der zuleitenden Stelle waren sehr positiv. Ich habe viele hilfreiche Informationen bekom-men und alle waren sehr nett.“

„Der Anerkennungs-zuschuss war eine wichtige und hilfrei-che Unterstützung. Ohne den Zuschuss wäre das Verfahren viel problematischer“

Beispielberuf: Gesundheits- und Krankenpfl eger/in

„Ich hatte zu dieser Zeit wirklich keine fi nanziellen Mittel dafür. Es war eine große Hilfe, als die Förde-rung zugesagt wurde. So konnte ich meine Papiere vervollständigen. Ich habe gute Erfahrungen mit dem Forschungsinstitut Betrieb-liche Bildung gemacht. Es war wirklich eine Unterstüt-zung und alles lief zügig und ohne Verzögerung oder Probleme“.

Sima Rabiee Roudsari lebt mit ihrer Familie seit Februar 2017 in Deutschland. Ihren Abschluss als Krankenschwester erlang-te die 49-Jährige Iranerin bereits 1995. Da-nach arbeitete sie in ihrem Heimatland und in Kuwait. Dort lernte Sima auch ihren Mann ken-nen, der in Deutschland aufgewachsen ist. Bei-de entschieden sich, ihren Lebensmittelpunkt nach Deutschland zu verlegen.

Frau Rabiee Roudsari würde nun auch in Deutschland gern als Gesundheits- und Kran-kenpfl egerin arbeiten. Deshalb hat sie ein Anerkennungsverfahren beantragt. Bei den notwendigen Übersetzungen ihrer Zeugnisse profi tierte Sie vom Anerkennungszuschuss. Für die Erlangung der vollen Gleichwertigkeit ihres Berufsabschlusses stehen Sami Rabiee Roudsari weitere fi nanzielle Mittel zur Verfü-gung. So können beispielsweise Gebühren für die zuständige Stelle im Anerkennungsverfahren übernommen werden.

„I really had no budget for that at that time. It was really great help when they decided to pay for it so at least I can complete all my paper. I had very good experience with the Forschungsinstitut Betrieb-liche Bildung. It was really supportive and everything was on time and without any delay or problem.“

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Wie wird der Anerkennungszuschuss in Anspruch genommen?Alle zur Antragstellung notwendigen Informationen und Formulare sind im Inter-net unter www.anerkennungszuschuss.de abrufbar. Neben vielen Hinweisen zu möglichen Referenzberufen und Beratungsstellen ist dort auch Informationsma-terial in verschiedenen Sprachen verfügbar. Genaue Anleitungen zum Ausfüllen der Formulare sind in Schriftform und als Videos hinterlegt.

Bisher konnte für 90 Prozent der eingehenden Anträge eine Förderzusage erteilt werden. Rund ein Drittel dieser Personen erhielt bereits finanzielle Unterstüt-zung. Dabei lag der Förderbetrag bisher bei durchschnittlich 419 Euro.

Förderfähig sind ausschließlich Kosten, die nach dem Eingang des Antrages auf Anerkennungszuschuss bei der zentralen Förderstelle angefallen sind, wie: Kosten für Gebühren und Auslagen des Anerkennungsverfahrens. Kosten für Übersetzungen, Beglaubigungen von Zeugnissen und Abschlüssen sowie Gutachten.

Kosten für die Beschaffung von für das Anerkennungsverfahren notwendigen Nachweisen.

Kosten für Qualifikationsanalysen (nach §14 BQFG und §50b HwO). Fahrtkosten im Rahmen des Anerkennungsverfahrens innerhalb Deutschlands.

Der Anerkennungszuschuss wird bis Mitte 2020 erprobt. Anträge können bis Ende September 2019 gestellt werden.

Die Erfahrungen der Antragstellenden und Erkenntnisse der Berater/innen aus den zuleitenden Stellen nimmt das Forschungsinstitut Betriebliche Bildung auf. Im gemeinsamen Austausch mit allen Akteuren wird das Instrument stetig weiter entwickelt und verbessert.

KontaktZentrale Förderstelle im Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb) gGmbHMühlenstraße 34/3609111 ChemnitzTel.: 0371 43 31 12 22E-Mail: [email protected] Informationen zum Anerkennungszuschuss finden Sie unter www.anerkennungszuschuss.deInformationen zum Anerkennungsverfahren und weiteren Finanzierungsmöglichkeiten finden Sie auch unter www.anerkennung-in-deutschland.de

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www.f-bb.de