19
Galerie GbR Gebäude Spinnereistraße 7 04179 Leipzig b2@ galerie- .de www.galerie- .de Telefon °°49 °341 351 29 365 Mobil °°49 °176 968 59 521 Eine Frage der Zeit 2014 200 x 450 cm Wandbild, Acrylfarbe, Letraset

Eine Frage der Zeit Wandbild, Acrylfarbe, Letraset · 2014. 10. 21. · Wandbild, Acrylfarbe, Letraset. Galerie Gebäude GbR Spinnereistraße 7 04179 Leipzig b2@ galerie- .de .de

  • Upload
    others

  • View
    0

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Eine Frage der Zeit Wandbild, Acrylfarbe, Letraset · 2014. 10. 21. · Wandbild, Acrylfarbe, Letraset. Galerie Gebäude GbR Spinnereistraße 7 04179 Leipzig b2@ galerie- .de .de

Galerie GbR Gebäude Spinnereistraße 7 04179 Leipzigb2@ galerie- .de www.galerie- .de

Telefon ° °49 °341 351 29 365Mobil °°49 °176 968 59 521

Eine Frage der Zeit2014200 x 450 cmWandbild, Acrylfarbe, Letraset

Page 2: Eine Frage der Zeit Wandbild, Acrylfarbe, Letraset · 2014. 10. 21. · Wandbild, Acrylfarbe, Letraset. Galerie Gebäude GbR Spinnereistraße 7 04179 Leipzig b2@ galerie- .de .de

Galerie GbR Gebäude Spinnereistraße 7 04179 Leipzigb2@ galerie- .de www.galerie- .de

Telefon ° °49 °341 351 29 365Mobil °°49 °176 968 59 521

Eine Frage der Zeit (Detail)2014200 x 450 cmWandbild, Acrylfarbe, Letraset

Page 3: Eine Frage der Zeit Wandbild, Acrylfarbe, Letraset · 2014. 10. 21. · Wandbild, Acrylfarbe, Letraset. Galerie Gebäude GbR Spinnereistraße 7 04179 Leipzig b2@ galerie- .de .de

Galerie GbR Gebäude Spinnereistraße 7 04179 Leipzigb2@ galerie- .de www.galerie- .de

Telefon ° °49 °341 351 29 365Mobil °°49 °176 968 59 521

AusstellungsansichtEINE FRAGE DER ZEIT / A QUESTION OF TIMEBea MeyerGalerie b2_11.07. - 09.08. 2014

Page 4: Eine Frage der Zeit Wandbild, Acrylfarbe, Letraset · 2014. 10. 21. · Wandbild, Acrylfarbe, Letraset. Galerie Gebäude GbR Spinnereistraße 7 04179 Leipzig b2@ galerie- .de .de

Galerie GbR Gebäude Spinnereistraße 7 04179 Leipzigb2@ galerie- .de www.galerie- .de

Telefon ° °49 °341 351 29 365Mobil °°49 °176 968 59 521

Eine Frage der Zeit (Legende)

Page 5: Eine Frage der Zeit Wandbild, Acrylfarbe, Letraset · 2014. 10. 21. · Wandbild, Acrylfarbe, Letraset. Galerie Gebäude GbR Spinnereistraße 7 04179 Leipzig b2@ galerie- .de .de

Galerie GbR Gebäude Spinnereistraße 7 04179 Leipzigb2@ galerie- .de www.galerie- .de

Telefon ° °49 °341 351 29 365Mobil °°49 °176 968 59 521

Eine Frage der Zeit

„Was macht der eigentlich? Arbeitet der für die Mafia?“, fragte mich meine Lebensgefährtin nach einer zufälligen Begegnung mit einem Jugendfreund. Es schüttelte sie. Mein Freund ist Statistiker, Doktor der Sozialwissenschaften, führt ein eigenes Büro in exponierter Lage, veranstaltet Lehrgänge für andere Sozialwissenschaftler, Unternehmensberater. Etwas Kaltes geht von ihm aus. Er bemüht sich, die er-lernten Manipulationstechniken aus dem zwischenmenschlichen Begegnungen rauszuhalten.

Für ihn erfülle ich die Parameter, die Freundschaft ausmachen; er hat kein Bedürfnis mich zu manipulieren. Bei meiner Lebensgefährtin ist er sich nicht sicher.

Ich komme aus einer Welt, die versucht der Manipulation zu enkommen. Das ist für ihn eine mehr als respektable Haltung, denn natürlich verachtet er diejenigen, die sich manipulieren lassen. Er ist keiner der „stumpfsinnig emsigen Empiriker, der die Reibungsflächen anein-ander vorbei passiernder Mengen glatter zu schleifen helfen soll“.1

Seine Aufgabe ist es „eine gegebene Situation manipulierbarer, technisch verfügbarer zu machen“.2

Wie aber verhält es sich mit der Manipulation, wenn Bea Meyer mit „Eine Frage der Zeit“ eine Statistik ihrer Ausstellungstätigkeit, in der auch die Geburten ihrer Kinder markiert sind, als große Wandarbeit im Galerieraum präsentiert?

Meyer stellt keine Frage, Meyer stellt eine Antwort aus. Kann man in diesem Fall überhaupt von Statistik sprechen? Welchem Zweck und welcher Erkenntnis dient diese Erhebung?

Mit Statistik asoziieren wir für gewöhnlich drei Funktionsweisen: die sachlich informierende, die ideologiekritische und die manipulieren-de. Egal in welcher Funktion, ist die Statistik ein politisches Instrument, das Verhältnis zu ihr unbedingt politisch. Dieses Verhältnis ist hier nicht gegeben, denn hier wird nichts ins Verhältnis gesetzt, keine Vergleichsgrößen gegeben. Alles geschieht auf einer Achse. Wir haben es mit einer Timeline zu tun, mit einem Tätigkeitsprotokoll der vergangenen 16 Jahre.

Dabei erfahren wir im Grunde nichts über den Menschen Bea Meyer, die Inhalte ihrer künstlerische Arbeit, die Qualität der Ausstellungen, die Kunst am Bau, nichts über die Geburten, nichts über das Verhältnis von Mutter-sein und künstlerischer Tätigkeit. Es sind Fakten und ästhetische Entscheidungen, Zufälle, die ein Bild generieren, das uns zur Verfügung gestellt wird.

Meyer schafft ein abstraktes, vollkommen unemotionales Selbstportrait, dass, auf Serialität verzichtend, den Faktor Zeit zum Thema hat, ohne dass wir uns dabei mit Vergänglichkeit, Altern oder Psychologie beschäftigen müssten. Wieviel Mensch, wieviel, Leben, wieviele Möglichkeiten wir in und zwischen den farbigen Kreisen ansiedeln wollen, bleibt uns überlassen. Mit „Eine Frage der Zeit“ macht Bea Meyer ihre“ gegebene Situation manipulierbarer, technisch verfügbarer“, gerade weil sie keine zusätzlichen Informationen gibt, macht sie sich zu einem Objekt der Spekulation und zur Projektionsfläche.

Am Ende eines langen Telefongesprächs, frage ich meinen Freund, den Doktor der Sozialwissenschaften, inwiefern, seiner Meinung nach eine künstlerische Arbeit, die sich der Statistik bedient, den manipulativen bzw. ideologiekritischen Charakter von Kunst unterstreiche. Nach kurzem Schweigen ändert sich seine Tonlage. Eine Beratungsstunde bei ihm koste 100 Euro, ob ich mir das leisten könne? Ich sage ja und lege auf.

Carsten Tabel, 2014

¹ in Alexander Mitscherlich, Die Unwirtlichkeit unserer Städte. Anstiftung zum Unfrieden, 1965, Frankfurt² Ebenda / ibid.

Page 6: Eine Frage der Zeit Wandbild, Acrylfarbe, Letraset · 2014. 10. 21. · Wandbild, Acrylfarbe, Letraset. Galerie Gebäude GbR Spinnereistraße 7 04179 Leipzig b2@ galerie- .de .de

Galerie GbR Gebäude Spinnereistraße 7 04179 Leipzigb2@ galerie- .de www.galerie- .de

Telefon ° °49 °341 351 29 365Mobil °°49 °176 968 59 521

A question of time

„What is he actually doing? Is he working for the Mob?“ asked my girlfriend after we had accidentally run into an old friend of mine. She shivered. My friend is a statistician, has a PhD in social sciences, an office in an excellent neighborhood. He is running seminars for other social scienstists or business consultants. He gives one a cold vibe. He makes an effort to not apply his manipulatory repertoire when it comes to friendly and personal encounters.

To him I reside within the parameters of friendship, he doesn‘t feel the urge to have an agenda with me. When it comes to my girlfriend, he isn‘t really sure.

In my circles, people try to escape manipulation. To him, that is a respectable attitude - obviously he despises people, who let themselves be manipulated. He is not one of those „dull, bustling empiricists, who is supposed to sand down the scources of friction between quan-tities passing each other.“1

His job is „to make a given situation manipulable and more technically available“.2

But how does manipulation come into play when Bea Meyer presents statistics on her exhibitory activities, which also mark the birth of her children, as a large wall-painting in her exhibition „a question of time“?

Meyer does not pose a question, she exhibits an answer. Can the given information in this case even be considered statistics? Which purpose does the displayed information serve and to which conclusions does the given data lead?

We usually associate statistics with three categories of function: to objectively inform, to criticize ideologies, or to manipulate. No mat-ter to which avail, statistics are a political tool, the way we relate to them is necessarily political.However, this relation is not discussed, nothing is proportional, no coherent parameters are given. All the data is assembled on one axis. We are looking at a timeline, a protocol of the past 16 years.

We actually learn very little about Bea Meyer personally, the content she is concerned with artistically, the quality of the exhibitions, the art in architecture -projects, nothing about the births of her children or the interference of motherhood and artistic activity. Facts and aesthetic decisions generate the image at our disposal.

Meyer creates an abstract, entirely unemotional self-portrait, which – disregarding notions of serialism – discusses time, without de-mands for us to debate notions of transciency, aging or psychology.How much personality, how much life, how many possibilities we want to infuse the space between the colored circles with, is up to us. In „a question of time“ Bea Meyer makes her „situation manipulable and more technically available“. Precisely by not providing additional information, she becomes an object of speculation and a surface for projection.

After a lengthy conversation on the phone, I ask my friend, the doctor of social sciences, in how far in his opinion artistic work employing statistics may underline the manipulative and ideology-critical character of art. After a moment of silence his intonation changes. For an hour of professional consultation he charges 100 Euro, would I be able to afford that? I say yes and hang up.

Carsten Tabel, 2014

¹ in Alexander Mitscherlich, Die Unwirtlichkeit unserer Städte. Anstiftung zum Unfrieden, 1965, Frankfurt² Ebenda / ibid.

Page 7: Eine Frage der Zeit Wandbild, Acrylfarbe, Letraset · 2014. 10. 21. · Wandbild, Acrylfarbe, Letraset. Galerie Gebäude GbR Spinnereistraße 7 04179 Leipzig b2@ galerie- .de .de

Galerie GbR Gebäude Spinnereistraße 7 04179 Leipzigb2@ galerie- .de www.galerie- .de

Telefon ° °49 °341 351 29 365Mobil °°49 °176 968 59 521

AusstellungsansichtEINE FRAGE DER ZEIT / A QUESTION OF TIMEBea MeyerGalerie b2_11.07. - 09.08. 2014

Page 8: Eine Frage der Zeit Wandbild, Acrylfarbe, Letraset · 2014. 10. 21. · Wandbild, Acrylfarbe, Letraset. Galerie Gebäude GbR Spinnereistraße 7 04179 Leipzig b2@ galerie- .de .de

Galerie GbR Gebäude Spinnereistraße 7 04179 Leipzigb2@ galerie- .de www.galerie- .de

Telefon ° °49 °341 351 29 365Mobil °°49 °176 968 59 521

RB14 #12014130 x 126 cm, gesticktGarn rot, hellblau auf Manilahanfpapier

Page 9: Eine Frage der Zeit Wandbild, Acrylfarbe, Letraset · 2014. 10. 21. · Wandbild, Acrylfarbe, Letraset. Galerie Gebäude GbR Spinnereistraße 7 04179 Leipzig b2@ galerie- .de .de

Galerie GbR Gebäude Spinnereistraße 7 04179 Leipzigb2@ galerie- .de www.galerie- .de

Telefon ° °49 °341 351 29 365Mobil °°49 °176 968 59 521

RB14 #32014130 x 126 cm, gestickt

Garn hellblau auf Manilahanfpapier, Gimpe schwarz, Klosterstich

Page 10: Eine Frage der Zeit Wandbild, Acrylfarbe, Letraset · 2014. 10. 21. · Wandbild, Acrylfarbe, Letraset. Galerie Gebäude GbR Spinnereistraße 7 04179 Leipzig b2@ galerie- .de .de

Galerie GbR Gebäude Spinnereistraße 7 04179 Leipzigb2@ galerie- .de www.galerie- .de

Telefon ° °49 °341 351 29 365Mobil °°49 °176 968 59 521

RB14 #22014130 x 126 cm, gestickt

Garn rot, blau auf Manilahanfpapier

Page 11: Eine Frage der Zeit Wandbild, Acrylfarbe, Letraset · 2014. 10. 21. · Wandbild, Acrylfarbe, Letraset. Galerie Gebäude GbR Spinnereistraße 7 04179 Leipzig b2@ galerie- .de .de

Galerie GbR Gebäude Spinnereistraße 7 04179 Leipzigb2@ galerie- .de www.galerie- .de

Telefon ° °49 °341 351 29 365Mobil °°49 °176 968 59 521

RB13 #2201388 x 85 cm, gestickt, Pikee,Seide über Garn auf Gewebe

Page 12: Eine Frage der Zeit Wandbild, Acrylfarbe, Letraset · 2014. 10. 21. · Wandbild, Acrylfarbe, Letraset. Galerie Gebäude GbR Spinnereistraße 7 04179 Leipzig b2@ galerie- .de .de

Galerie GbR Gebäude Spinnereistraße 7 04179 Leipzigb2@ galerie- .de www.galerie- .de

Telefon ° °49 °341 351 29 365Mobil °°49 °176 968 59 521

AusstellungsansichtEINE FRAGE DER ZEIT / A QUESTION OF TIMEBea MeyerGalerie b2_11.07. - 09.08. 2014

Page 13: Eine Frage der Zeit Wandbild, Acrylfarbe, Letraset · 2014. 10. 21. · Wandbild, Acrylfarbe, Letraset. Galerie Gebäude GbR Spinnereistraße 7 04179 Leipzig b2@ galerie- .de .de

Galerie GbR Gebäude Spinnereistraße 7 04179 Leipzigb2@ galerie- .de www.galerie- .de

Telefon ° °49 °341 351 29 365Mobil °°49 °176 968 59 521

Arbeiten (Ausstellungsansicht)201435 x 43 cm, maschinengesticktfloureszierendes Garn auf NesselAuflage: 5

Page 14: Eine Frage der Zeit Wandbild, Acrylfarbe, Letraset · 2014. 10. 21. · Wandbild, Acrylfarbe, Letraset. Galerie Gebäude GbR Spinnereistraße 7 04179 Leipzig b2@ galerie- .de .de

Galerie GbR Gebäude Spinnereistraße 7 04179 Leipzigb2@ galerie- .de www.galerie- .de

Telefon ° °49 °341 351 29 365Mobil °°49 °176 968 59 521

Arbeiten / Tag201435 x 43 cm, maschinengesticktfloureszierendes Garn auf NesselAuflage: 5

Page 15: Eine Frage der Zeit Wandbild, Acrylfarbe, Letraset · 2014. 10. 21. · Wandbild, Acrylfarbe, Letraset. Galerie Gebäude GbR Spinnereistraße 7 04179 Leipzig b2@ galerie- .de .de

Galerie GbR Gebäude Spinnereistraße 7 04179 Leipzigb2@ galerie- .de www.galerie- .de

Telefon ° °49 °341 351 29 365Mobil °°49 °176 968 59 521

Arbeiten / Nacht201435 x 43 cm, maschinengesticktfloureszierendes Garn auf NesselAuflage: 5

Page 16: Eine Frage der Zeit Wandbild, Acrylfarbe, Letraset · 2014. 10. 21. · Wandbild, Acrylfarbe, Letraset. Galerie Gebäude GbR Spinnereistraße 7 04179 Leipzig b2@ galerie- .de .de

Galerie GbR Gebäude Spinnereistraße 7 04179 Leipzigb2@ galerie- .de www.galerie- .de

Telefon ° °49 °341 351 29 365Mobil °°49 °176 968 59 521

Arbeiten201435 x 43 cm, maschinengesticktLeuchtgarn auf NesselAuflage: 5

Page 17: Eine Frage der Zeit Wandbild, Acrylfarbe, Letraset · 2014. 10. 21. · Wandbild, Acrylfarbe, Letraset. Galerie Gebäude GbR Spinnereistraße 7 04179 Leipzig b2@ galerie- .de .de

Galerie GbR Gebäude Spinnereistraße 7 04179 Leipzigb2@ galerie- .de www.galerie- .de

Telefon ° °49 °341 351 29 365Mobil °°49 °176 968 59 521

Arbeiten (Detail)201435 x 43 cm, maschinengesticktLeuchtgarn auf Nessel

Auflage: 5

Page 18: Eine Frage der Zeit Wandbild, Acrylfarbe, Letraset · 2014. 10. 21. · Wandbild, Acrylfarbe, Letraset. Galerie Gebäude GbR Spinnereistraße 7 04179 Leipzig b2@ galerie- .de .de

Galerie GbR Gebäude Spinnereistraße 7 04179 Leipzigb2@ galerie- .de www.galerie- .de

Telefon ° °49 °341 351 29 365Mobil °°49 °176 968 59 521

Zeit haben? Sie ist ein abstrakter Besitz, der sich durch die Abwesenheit von Alternativen auszeichnet, ein Nichts mit grossem Wert. Zeit spielt eine zentrale Rolle im täglichen Kalenderkampf unserer Smartdevices um Termine. Zeit ist Geld und ein Äquivalent zu Lohnarbeit. Was heißt das für eine Künstlerin? Arbeit und Lohnarbeit hätten sich längst voneinander getrennt, heißt es, aber war das nicht schon im-mer so? Beschäftigung, bezahlt oder unbezahlt. Lohn ist das aktuelle, monetäre Maß unserer Arbeit, nicht aber für deren Wert. Arbeiten, Herstellen, Schaffen. Der Wert unseres Schaffens ist etwas lebendiges, zeitabhängiges, ein retardierendes Moment mit Möglichkeiten zu Konstanz, Wachstum oder Verfall.

»Eine Frage der Zeit« nennt Bea Meyer ihre Ausstellung und spricht aus, was für ihre Arbeiten grundlegend ist. Immer wieder thematisiert die Konzeptkünstlerin die Rahmenbedingungen ihrer Existenz und ihres Schaffens als Positionsbestimmung unseres Daseins. Meyers subtile Arbeiten zeigen einen natürlichen, intuitiven Minimalismus mit subkutanen Wirkungen. Sie sprechen in einer eigenen Sprache über Gesellschaft, Schönheit, Zufall und unsere »Vita Activa«. Meyer stellt dar, legt offen, vergegenwärtigt Phänomene im Hintergrund. Phänomene deshalb, weil ihre Arbeiten Meinung verweigern, keine Zeigefinger, kein Verweis auf eine bessere Welt, keine Änderungsvor-schläge. Wenn, sind wir es selbst, die Meyers Arbeiten als Affront verstehen, weil wir durch sie auf unsere eigenen Widersprüche treffen.

Bea Meyer ist beides zugleich, involvierte Akteurin und genaue Beobachterin unseres Lebensalltags, eine Protagonistin heute gelebter Gesellschaft. Und sie ist mittendrin. Sie ist Künstlerin, Gesellschaftsführerin und Mutter dreier Kinder. Gleichzeitig erhält sie sich eine intellektuelle Distanz und rezeptive Intuition gegenüber dem System. Ihre Themen kommen zu ihr. Trotzdem ist ihre Arbeit in aller erster Linie eines: Kunst. Die Meisterschülerin der Medienkunst weiss um die ästhetische Autonomie des einzelnen Werks. Überraschend und vielleicht einzigartiger Weise finden in ihrem Schaffen Konzeptkunst und handwerkliche Arbeit widerspruchslos zueinander. Bewusst bestimmen zeitaufwendige, handwerkliche Techniken ihre Werke. Nicht selten sitzt sie wochen-, ja monatelang an einem Werk, um mit immer gleichen Handbewegungen eine »Arbeit« fertig zu stellen.

In der aktuellen Ausstellung zeigt Meyer eine Serie großformatiger Bilder, denen die Verbindung zwischen Mensch und Maschine zu-grunde liegen. Was als Bild wie eine abstrakte Verdichtung von Fragmenten zerklüfteter Küstenlinien erscheint, sind in Wirklichkeit seis-mografische Aufzeichnungen der Interaktion zwischen Mensch und Technik. Schwingungen zwischen Künstlerin und einer Apparatur zur Fortbewegung in hohem Drehzahlbereich.  Ein Zusammenspiel aus externen Impulsen und eigener Intuition. Keine Verweise auf Aus-gangspunkt oder Ziel. Strecke machen. Überlagerungen von Weg und Bewegungen. Meyer nimmt eine Begleiterscheinung der Technik in den Fokus und die Irrelevanz des Erreichen-Wollens. Vibrationen als formgebende Zuarbeiter. Sie vergrößert ihre Aufzeichnungen und überträgt sie handgestickt auf gegossenes Papier. Linien werden zu Flächen und verlieren ihre Richtung. Es bringt nichts die Geschwin-digkeit zu erhöhen, wenn wir uns in die falsche Richtung bewegen.

Vielleicht liegt es am Namensgeber ihres Geburtsorts Karl-Marx-Stadt, dass Meyer Zeit und Arbeit beschäftigen. Die Parameter selbst betreffen uns alle. Beschäftigung als Spielraum zwischen Erfüllung und Überlastung. Selbstbestimmung und Selbstausbeutung einer Künstlerin in Zeiten von Gewinnbeteiligungen und Mitnahmeeffekten. Es ist dunkel, nachtgleich in dem kleinen Raum. Es hängen Lein-wände mit der fluoreszierenden, sich mantraartig wiederholenden Botschaft »Arbeiten«. Infinitiv und Imperativ zugleich, als Verb ohne Personalform, für alle sozusagen, als Aufforderung oder gar Befehlsform. In Reih und Glied, ordentlich. Signalrot und Grau auf Grau steht es da, leuchtend schwach. Nein, nicht handgestickt. Meyer eröffnet hier ihren persönlichen Arbeitskampf mit, oder besser gegen, Maschi-nen, robotergleiche Stickautomaten, erschöpfungsfreien Nachtarbeitern. Sie wird Auftraggeber, sourced out, konzentriert sich auf die Supervision von Fremdarbeit und reiht sich ein, als Glied in ihre eigene Wertschöpfungskette.

»Eine Frage der Zeit«. Der Titel der Ausstellung ist zugleich Titel der zentralen Wandarbeit, einer Tätigkeitsstatistik der Künstlerin über die letzten 16 Jahre. Ein wandfüllender Zeitstrahl ordnet und quantifiziert den Zeitaufwand ihrer Beschäftigung mit Kunstproduktion, Aus-stellungstätigkeiten und Geburten, ein entemotionalisiertes Leistungsdiagramm. Bewusst fehlen Vergleichswerte. Den Maßstab setzen wir uns gezwungener Maßen selbst. Der Künstlerin jedenfalls ist es präsent, das Arbeiten bis zur totalen Erschöpfung, Halluzinationen, medizinische Betreuung wegen Überlastungserscheinungen. Es gehört zur Freiheit der Kunst, das eigene Lebenszeitkonto aus Neugier-de und Lust zu überziehen, das Lohnen und Belohnen im eigenen Tun auszutesten. Grundlegend ist die Zeit, eine endliche Ressource. Wir können mit ihr gehen oder gegen sie kämpfen. Irgend etwas wird passieren. Meyer überlässt es uns.

Michael Grzesiak, 2014

Page 19: Eine Frage der Zeit Wandbild, Acrylfarbe, Letraset · 2014. 10. 21. · Wandbild, Acrylfarbe, Letraset. Galerie Gebäude GbR Spinnereistraße 7 04179 Leipzig b2@ galerie- .de .de

Galerie GbR Gebäude Spinnereistraße 7 04179 Leipzigb2@ galerie- .de www.galerie- .de

Telefon ° °49 °341 351 29 365Mobil °°49 °176 968 59 521

To have time? It is an abstract possesion, characterized by the absence of alternatives, a nothingness of great value. Time plays a central role in the daily struggle with the calendar, fought on our smartdevices, for meetings and deadlines. Time is money and an equivalent to wage labor. What does this mean for an artist? People argue that wage labor and labor have long been seperated, but has it not always been that way? Engagement, with our without pay. Our salary is the current, pecuniary measure for our work, but not for its value. Wor-king, producing, creating. The value of our work is something lively, time-dependent, an inciting moment in the plot of our lives with permanence, growth or decline as possible outcomes.

Titling her exhibition „a question of time“ Bea Meyer highlights a foundational factor of her work. Time and again the conceptual artist adresses parameters of her existence and her production within the greater framework of our being. Meyers work are characterized by a natural, intuitive minimalism with subcutaneous effects. They discuss society, beauty, chance and our „Vita Activa“. Meyer depicts, un-veils, presents backdrop phenomena. Phenomena precisely because her works do not take a stance, they do not point a finger, do not reference a better world or suggest change. If at all, it is us considering Meyers works an affront, because we are thrown back to our own contradictions.

Bea Meyer is simultaneously an involved actor and astute observer of everyday life, a protagonist of contemporary society. And she is in the thick of it. She is an artist, a business associate and mother of three children. At the same time she maintains an intellectual distance and receptive intuition towards the system. Issues come to her. Nonetheless her work above all is art. As a postgraduate in media art she is well aware of the aesthetic autonomy of the single work. In a surprising and maybe even in a unique way conceptual art and craftmanship are intertwined in her work without friction. Deliberately her works entail a time-consuming, craft-oriented production process. Again and again she is occupied for weeks or even months – mechanically using her hands – to complete her „work“.

In the current exhibition, Meyer shows a series of large scale images, which rely on the conjunction of man and machine. What seems to visually reproduce an abstract agglomeration of jagged coastline fragments, actually is a seismographic recording of an interaction bet-ween technology and man. Vibrations between the artist and a means of transportation on high speed. A synergy of external stimuli and intuition. No reference to starting point or destination. Covering a distance. Interference of distance and movement. Meyer focuses on a side effect of technology and the irrelevance of the want for arrival. Vibrations as a formative assistant. She scales up her drawn recordings and transfers them onto paper in embroidery. Lines become planes and loose their direction. There is no use in increasing the speed, if we are moving in the wrong direction.

Maybe it is a causal link to the namesake of her birthplace Karl-Marx-Stadt, that make Meyer occupy herself with time and labor artisti-cally. The parameters are valid for all of us. Occupation as creative leeway between satisfaction and being overburdened. Self-determi-nation and self-exploitation of an artist in times of profitsharing and free-rider effects. It is dark, nocturnal in the small room. Canvases displaying the fluorescent, mantra-like message „Arbeiten“ („Work“) are put up on the walls. Infinitive and imperative at the same time, an unconjugated verb, adressing everyone so to speak, as a request or even command. In rank and file, decent. In signal red and in grey on grey it is written, subtly luminous. No, not stitched manually. Meyer declares a personal war with - or rather against - the machines, embroidery robots, nightshift workers that never know exhaustion. She becomes a commissioner, she outsources, concentrates on the supervision of labor and becomes a link in her very personal value chain.

The exhibition title „a question of time“ is simultaneously the title of the central wall-painting, depicting artistic activity over the course of the last 16 years. A spacious timeline visually organizes and quantifies the time spent producing art, exhibitory activities and the birth of children: a performance chart devoid of emotion. Reference values are missing on purpose, we are forced to set the benchmarks our-selves. The artist herself is familiar with working to the point of total exhaustion, hallucinations, medical treatment as a consequence of being overworked. It is a liberty that artists can take: to overdraw ones personal account of time out of curiosity and for pleasure, to test the value and the rewards of ones actions and work. Time is fundamental, a limited resource. We can either like and keep up with it or elect to fight against it. Something is going to happen either way. Meyer leaves it to us.

Michael Grzesiak, 2014