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E Lichtbericht 88 Erschienen im Juli 2009 Sheikh-Zayed-Moschee Spitzenleistungen von Künstlern, Handwerkern und Technikern aus aller Welt, mit majestätischer Geste vereint zu einem Gesamtbild von faszinierender Opulenz: Die Sheikh- Zayed-Moschee in Abu Dhabi, ein Sakralbau der Superlative. Speirs and Major Associates, die Lichtpla- ner, setzten auf vertikale Beleuch- tung und verborgen montierte Lichtquellen – ein Konzept, wie geschaffen für die Umsetzung mit ERCO Lichtwerkzeugen.

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E Lichtbericht 88

Erschienen im Juli 2009

Sheikh-Zayed-MoscheeSpitzenleistungen von Künstlern, Handwerkern und Technikern aus aller Welt, mit majestätischer Geste vereint zu einem Gesamtbild von faszinierender Opulenz: Die Sheikh­ Zayed­Moschee in Abu Dhabi, ein Sakralbau der Superlative. Speirs and Major Associates, die Lichtpla­ner, setzten auf vertikale Beleuch­tung und verborgen montierte Lichtquellen – ein Konzept, wie geschaffen für die Umsetzung mit ERCO Lichtwerkzeugen.

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ERCO Lichtbericht 88 1

In den letzten 75 Jahren hat sich ERCO von einem Anbieter von Einzelleuchten für den Privatgebrauch zu einem führenden Hersteller von professionellen Lichtsystemen in der Archi­tekturbeleuchtung entwickelt. Mit dem immer noch aktuellen Konzept „Licht statt Leuchten“ sehen wir uns auch in den nächsten Jahren gut aufgestellt, um die Veränderungen in der Leuchtenindustrie aktiv mit zu gestalten. Insbesondere mit Innovationen für die Ener­gieeffizienz der Beleuchtungsanlagen durch die Verknüpfung von Lichtsteuerungen und LED­Lichtsystemen sehen wir noch viel Potenti­al, auch zukünftig einen relevanten Beitrag zur Architekturbeleuchtung leisten zu können.

Kaum 75 Jahre jung, stehen wir also am Anfang einer spannenden Entwicklung, die das Unternehmen in den nächsten Jahren wieder einmal nachhaltig verändern wird. Umso mehr freut es uns, dass wir pünktlich zum Jubiläums­jahr mit zahlreichen neuen Produkten und Tech­nologien bei der LED und großen Weiterent­wicklungen bei der Lichtsteuerung auf war ten können. Unter dem Leitgedanken des „effizien­ten Sehkomfort“ ergänzen sie sich vortrefflich zu einer modernen Beleuchtungsanlage: Effi­zient im Umgang mit Energie und effektiv in der Erzeugung von Sehkomfort durch modernste Lichttechnik.

Im Spannungsfeld zwischen Kultur und Tech­nik entwickeln wir unsere Produkte. Spannend wird es für uns immer dann, wenn wir an tech­nischen Lösungen für kulturelle Herausforde­rungen ganz besonderer Art beteiligt werden. So geschehen mit der Sheikh­Zayed­Moschee in Abu Dhabi. Eine Moschee, die selbst für erfah­rene Lichtprofis wie ein Traum aus 1001 Nacht daherkommt. Das Büro Speirs and Major Associ­ates hat diesen Traum lichtplanerische Rea lität werden lassen. Wir durften dieses Projekt im Innen­ wie im Außenraum begleiten.

Eines der Erfolgsgeheimnisse des ERCO Grün­ders Arnold Reininghaus war sein unbändiges Vertrauen in die Jugend. Nun ja, Vertrauen ist gut, Ausbildung ist besser. Neben unserer eige­nen innerbetrieblichen Aus­ und Weiterbildung bietet ERCO seit einigen Jahren auch Lichtsemi­nare für Studenten und Architekten an. Ein ganz besonderer Workshop mit Studenten fand im Rahmen der großen Annie­Leibovitz­Retros­pek tive in Berlin statt. Studenten hatten hier die Gelegenheit, unter Anleitung des Kurators Felix Hoffmann und der Hilfe von ERCO Mitar­beitern selbst Hand anzulegen und das Licht für die Ausstellung einzurichten – sicherlich eine intensive und bereichende Erfahrung für alle Teilnehmer.

ERCO LichtberichtImpressumHerausgeber: Tim H. MaackChefredakteur: Martin KrautterDesign/Layout: Simone Heinze, Christoph SteinkeDruck: Mohn Media Mohndruck GmbH, Gütersloh

1028731000© 2009 ERCO

Tim Henrik Maack

Hintergrund

Hintergrund: Das Licht folgt dem Kurator – und nicht umgekehrtvon Werner Lippert

Kuratorisches LichtEine Studie am Objekt

Lighting LeibovitzIm Rahmen eines ERCO Lichtworkshops setzen Studenten die große Annie­Leibovitz­Retrospektive in Berlin ins rechte Licht.

Projekte

Geschichte

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Neben vielen spannenden Projekten haben wir im Jubiläums­Lichtbericht auch einen Beitrag in eigener Sache. „75 Lichtjahre“ beschreibt die Geschichte des Wandels bei ERCO: Von der Grundidee der industriellen Fertigung von Leuchten über die Transformation in die Archi­tekturbeleuchtung bis hin zum Spezialisten für lichttechnische Soft­ und Hardware. Im Wandel von der analogen in die digitale Welt der Beleuch tung findet sich hier ein Stück Indus trie­geschichte quasi im Zeitraffer dargestellt, was die Innovationskultur von ERCO reflektiert. Ein spannendes Stück des Weges haben wir gemeis­tert und wir sind neugierig auf das, was noch kommen wird. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an unsere Kunden, die uns diese Entwicklung überhaupt erst ermöglicht haben und an unsere Mitarbeiter, die diese Entwick­lung mit sehr viel Kreativität begleitet haben.

Neuheiten 2009Strahler mit LED­Technik

Effizienter Sehkomfort

FokusLichtplanung mit Lumenklassen:Technik

DoppelfokusLichtplanung mit Lumenklassen:Planung

Einleitung

Bericht

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Museo Superior de Bellas Artes Palacio Ferreyra, CórdobaIm umgestalteten Palacio Ferreyra sorgt eine Light System DALI Anlage für opti­male Lichtverhältnisse.

Ausgrabungszentrum L'Almoina, ValenciaDas neu gestaltete Ausgrabungszentrum inszeniert effektvoll einen Spaziergang in die Vergangenheit.

Museo de Bellas Artes, GranadaNeues Licht für die Kunstsammlung im Gebäudekomplex der berühmten Alhambra von Granada

Igreja da Santíssima Trindade, FátimaIn dem portugiesischen Wallfahrtsort entstand ein zeitgemäßer Sakralbau, dessen Kirchenraum mit etwa 8800 Sitzplätzen zu den größten der Welt zählt.

75 LichtjahreEin Rückblick auf die ERCO Firmenge­schichte anlässlich des 75. Jubiläums der Unternehmensgründung.

Zu diesem Heft

Blitzlichter

Lichtblick

1

2

4

Sheikh-Zayed-Moschee, Abu DhabiDie Vision eines modernen islamischen Herrschers wurde Realität – mit künst­lerischen und technischen Spitzenleis­tungen aus aller Welt.

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60 Schlusslichter

Inhalt Zu diesem Heft

Licht & Technik

Fotos (Seite): Andreu Adrover (61), Frieder Blickle (3), Charles Crowell (U1, 6­15), ERCO Bildarchiv (32­47), Andreas J. Focke (2, 3), Bernd Hoff (2, 58­59), Aksel Karcher (28), David Kuntzsch (22­25), Joshua Lieberman (3), Thomas Mayer (3, 52­55, 56­57), Rudi Meisel (2, 4­5), Thomas Pflaum (3), Rogerio Reis (49­51), Alexander Ring (20­21, 26­27), Rupert Steiner (2), Kay­Chin Tay (61), Dirk Vogel (1, 60), Sabine Wenzel (U4).

Übersetzung: Lanzillotta Translations, Düsseldorf

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Blitzlichter

BarcelonaDas Kulturzentrum der Stiftung des Buchclubs „Círculo de Lectores", der in Spanien eine Institution darstellt und so bekannte Ehren­mitglieder wie König Juan Carlos oder Günter Grass hat, zeugt von sachlicher Eleganz. Schwarze Mar­morfußböden und Säulen bestim­men das Bild der Mehrzweckräume, die sich in Bibliothek, Ausstellungs­galerie und Veranstaltungssaal aufteilen. Beleuchtet werden die Räumlichkeiten mit ERCO: Optec Strahler setzen Akzente auf den Ausstellungsobjekten, Downlights erzeugen die Grundbeleuchtung.

Centro Cultural Fundación Círculo de Lectores, BarcelonaArchitekt und Lichtplanung: Jordi Garcès, Barcelona

DüsseldorfMit dem neuen Corporate Center gibt sich der Energiekonzern E.ON ein repräsentatives und modernes Gesicht. Hochwertige, neuartige Materialien und deren Beleuchtung mit blendfreien Downlights und Wandflutern schaffen eine ele­gan te Einheit zwischen der klaren Formsprache der Architektur und dem Licht.

E.ON Corporate Center, Düsseldorf Architekt: bsp archtitekten, Bochum

KarlsruheIn dem modernen Spaßbad, dessen zwei Dachhälften sich wie Flügel über das Bad legen, schaffen Parscoop Wandfluter und Paratec Einbaustrahler, sowie Zylinder Downlights mit der Schutzart IP65 eine sichere und abwechs­lungsreiche Beleuchtung der verschiedenen Beckenbereiche und Raumzonen.

Europabad, KarlsruheArchitekt: Geier & Geier, Stuttgart www.europabad­karlsruhe.de

MeranIm Schloss Trauttmansdorff bei Meran befindet sich das Südtiroler Landesmuseum für Tourismus. In den Räumen wurden Pollux und Jilly Strahler sowie Starpoint Pen­delleuchten eingesetzt. Dem wohl bekanntesten früheren Gast, der Kaiserin Sissi, widmete man eine Skulptur im Eingangsbereich, die mit Beamer Scheinwerfern in Sze­ne gesetzt wird.

Touriseum, MeranArchitekt: Tacus & Didonè, Bozenwww.touriseum.it

StuttgartDas Lichtkonzept der neuen Cafeteria der Versicherung WGV gewann im Mai 2009 einen IALD Award of Merit. Das Spiel aus direk­tem und diffusem Licht entsteht aus dem Zusammenwirken von Skim Downlights, der Deckenform und den abgependelten Reflexions­körpern.

WGV Cafeteria, StuttgartInterior Design: ippolito fleitz group, StuttgartLichtplanung: Gerd Pfarré, Pfarré Lighting Design, München

Esch-sur-AlzetteDie Beleuchtung des Rathausvor­platzes der zweitgrößten Stadt Luxemburgs konzentriert sich auf das Wesentliche. Tesis Bodenein­bau leuchten strahlen die Bäume an, Beamer Strahler sorgen für Licht­akzente auf dem Platz. Sie sind an 3 Stelen montiert, die auch als Fah­nenmasten dienen.

Place de l’hôtel de ville, Esch­sur­AlzetteArchitekt: cba Christian Bauer & Associés Architectures, LuxemburgLichtplanung: Gerd Pfarré, Pfarré Lighting Design, München

WienDie Installation von Olafur Elias­sons sorgt entlang der Fassade des Verbund­Gebäudes für ein faszinie­rendes Spektakel: Bei einsetzender Dunkelheit steigt Kunstnebel auf, der von verdeckt montierten Focalflood Flutern varychrome gelb beleuchtet wird und die Ver­änderung des Tagesrhythmus, den Übergang vom Tag zur Nacht, sym­bolisieren soll.

Yellow Fog, Verbund AG, WienKünstler: Olafur Eliasson, Berlin

BerlinAus einer ehemaligen Tankstelle aus den 50er Jahren wurde nach inten­siven Umbaumaßnahmen eine der exklusivsten Galerien mitten in Berlin. Optec Strahler, Downlights und Tesis Bodeneinbauleuchten illuminieren die außergewöhnliche Kombination aus Wohnung, Emp­fangs­ und Galerieraum.

Galerie Jürg Judin, BerlinArchitekt: bfs d architekten, Berlin

OsloDie Eröffnungsausstellung des Museums war dem im Februar 2009 verstorbenen Architekten Sverre Fehn gewidmet, der das historische Gebäude der ehemali­gen Norwegischen Bank um eben diesen gläsernen Pavillon ergänzte. Beleuchtet werden die Räume mit Parscan Strahlern, befestigt an Hi­trac Stromschienen.

Nationalmuseum – Architektur, OsloArchitekt: Prof. Arch. Sverre Fehnwww.nationalmuseum.no

TokioEines der wichtigsten Museen Japans, das NAC, erstreckt sich bei einer Gesamtfläche von 48.000m2 über mehrere weitläufige Etagen. Die rund 600 Exponate, vorwiegend aus dem 20. Jahrhundert, werden von Eclipse Strahlern akzentuiert, die Grundflächen von einer Licht­decke diffus beleuchtet.

The National Art Center, TokioArchitekt: Kisho Kurokawa Architect & Associates, Tokio; Nihhon Sekkei, Tokiowww.nact.jp

LissabonJorge Welsh und Luisà Vinhais sind international renommierte Experten für antikes Porzellan aus Asien und Afrika und betreiben ihre eigenen Galerien in England und Portugal. In ihrer Dependance in Lissabon werden ausschließlich ERCO Pollux Strahler eingesetzt, um die wertvollen Unikate akzen­tuiert zu beleuchten.

Galerie Jorge Welsh, Lissabonwww.jorgewelsh.com

LissabonIn den neu gestalteten Räumen des Museums für den traditionellen melancholischen Gesang der Por­tugiesen, dem Fado, setzte man auf den intensiven Einsatz von vertika­ler Beleuchtung. Umgesetzt wurde die Konzeption mit Quadra Wand­flutern, die für einen effizien ten Sehkomfort sorgen.

Museu do Fado, Lissabonwww.museudofado.egeac.pt

LondonDer Gebäudekomplex Kings Place beherbergt nicht nur Büros, etwa die Redaktion des „Guardian", son­dern auch Kultureinrichtungen: Galerien, Konzertsäle und Restau­rants werden durch die Verwen­dung von ERCO Downlights, Strah lern und Tageslicht in eine anspre chende, klare Atmosphäre versetzt, die zum Verweilen einlädt.

Kings Place, LondonArchitekt: Dixon Jones, Londonwww.kingsplace.co.uk

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Lichtblick Saatchi Gallery, Duke of York's HQ, LondonArchitekt: Allford Hall Monaghan Morris, LondonFoto: Rudi Meisel, Berlin

www.saatchi-gallery.co.uk

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Die mächtige Sheikh-Zayed-Moschee liegt zwischen Abu Dhabi Flughafen und Abu Dhabi City am östlichen Ende der Insel im Persischen Golf, die das Zentrum des Emirats Abu Dhabi bildet. Das Gotteshaus, benannt nach Sheikh Zayed bin Sultan Al Nahyan, dem verstorbenen Herrscher Abu Dhabis und Gründer der Verei-nigten Arabischen Emirate, ist ein Gebäude der Superlative: Die komplett mit weißem Marmor verkleidete Anlage stellt die größte Moschee der Vereinigten Emirate dar und die drittgrößte weltweit. Sie besitzt mit einer Höhe von 70 Metern die größte Kuppel einer Moschee und 82 Kuppeln insgesamt. Vier 107 Meter hohe Minarette flankieren den 17.000 Quadratmeter großen Innenhof; auch dieser ist mit floral verziertem Marmor ausgelegt. Im Hauptgebets-raum liegt mit einer Fläche von über 5.500 Qua-dratmetern der größte handgewebte Teppich der Welt; 200 iranische Weberinnen verarbeiteten dafür 25 unterschiedliche Naturfarben neu-see ländischer und iranischer Wolle mit einem Gesamtgewicht von 47 Tonnen. Die Moschee

Sheikh-Zayed-bin-Sultan-Al-Nahyan- Moschee, Abu Dhabi

Die Vision eines modernen islamischen Herrschers wurde Realität – mit künstleri-schen und technischen Spitzenleistungen aus aller Welt: In der Sheikh Zayed Moschee in Abu Dhabi fasziniert die raffinierte Tages- und Kunstlichtdramaturgie.

Licht zum Ansehen: Ein gigantischer Kronleuchter, hergestellt von der Münchner Firma Faustig, leuchtet mit seinem 10 Meter Durchmesser und einer Höhe von 15,5 Metern mit 15.500 LEDs. Vergoldeter Edelstahl, vergoldetes Messing, farbige Glaselemente und Swarovski-Kristalle zieren

Architektur: Yusef Abdelki; Halcrow (Executive Architects); Spatium Architects, Milano (Interior Design)Lichtplaner: Speirs and Major Associates, EdinburghFotograf: Charles Crowell, Black Star

bietet über 40.000 Gläubigen Raum. Der Initia tor dieses ambitionierten Projekts, Sheikh Zayed, fand seine letzte Ruhe im Jahr 2004 in einem kleinen Mausoleum in unmittelbarer Nähe des Moscheeeingangs.

Von seiner Idee zum Bau der Moschee 1989 vergingen 13 Jahre bis zur Fertigstellung des Rohbaus im Mai 2002. Über seine gesamte Ent-stehungsphase verlangte das Projekt den Betei-ligten jene Tugenden ab, die seinen Symbolge-halt darstellen: Tradition, Gastfreundschaft und Offenheit prägten die intensive Zusammenarbeit der engagierten Planer, Lieferanten und Hand-werker aus aller Welt. Architektur und Details beruhen auf einer traditionell orientalischen Formensprache, aber erst Hightech-Materialien, modernste Fertigungstechniken und Logistik-leistungen ermöglichten das brillante Gesamt-kunstwerk. Unter der Marmorhaut verbirgt sich ein Stahlbeton-Skelett, das mit effizienter, CAD-gestützter Schalungstechnik entstand. Über 1.000 Säulen wurden mit mehr als 20.000 handgefertigten Marmorplatten verkleidet,

die filigrane Intarsien aus Gold und Halbedel-steinen zieren. Das Interieurdesign stammt von dem italienischen Büro Spatium, das zuvor in erster Linie Luxusvillen, Hotels und Bouti-quen, etwa für Versace, gestaltet hatte. Ebenso sorgfältig gestaltet sind die Außenbereiche: Künstliche Seen mit dunklen Fliesen umgeben die Moschee. Sie dienen als Reflexionspools und sorgen bei Tag und Nacht für interessan-te Spiegelungseffekte. Die Begrünung des Gesamtareals von 550.000 Quadratmetern mit Spazierwegen unter Palmen soll im Laufe des Jahres abgeschlossen werden – als Ausflugsziel für Familien, Schulklassen und Touristen aus aller Welt.

Eine wichtige Rolle spielt die Kunst- und Tages lichtdramaturgie in diesem ungewöhnli-chen Projekt. Als gestalterisches Bindeglied kommt ihr die Aufgabe zu, das komplexe Außen- und Innenraumkontinuum zu allen Tageszeiten und für unterschiedlichste Nutzungen zu einem atmosphärisch dichten und harmonischen Raumerlebnis durchzukomponieren.

diese 12 Tonnen schwere Leuchte, die über eine innen liegende Treppe für Wartungsarbeiten verfügt.

Für die Ausstattung der neuen Moschee engagier-ten die Bauherren die jeweiligen Meister ihres Fachs aus aller Welt. Der Besuch steht außerhalb der Gebetszeiten auch Nichtmoslems offen – angemessene Kleidung vorausgesetzt. Informa-tionen gibt das Touris-musbüro von Abu Dhabi (www.visitabudhabi.ae).

Die Lichtplaner des britischen Büros Speirs and Major Associates formulierten dafür einen stringenten Ansatz auf der Basis von vertikaler Beleuchtung und akzentuierender Beleuchtung mithilfe von Strahlern, Wandflutern und Bodeneinbauleuchten. Die Lichtwerkzeuge selbst verbergen sich in Nischen, Deckengräben oder hinter Gitterornamenten – ganz im Sinne der Planungsmaxime „Licht statt Leuchten“. Für ihre Leistung erhielten die Lichtplaner eine Reihe von Auszeichungen, etwa den „Middle East Lighting Design Award 2008“ als bestes Lichtprojekt im gesamten Mittleren Osten sowie einen „IALD Award of Merit 2009“.

Die Grundbeleuchtung in den Übergangsbe-reichen zwischen Innen- und Außenraum liegt versteckt in umlaufenden Deckenrücksprüngen. Das brillant weiße Licht der Lightcast Richt-strahler für 35W Halogen-Metalldampflampen bringt die wertvollen Marmoroberflächen zum Strahlen. Skultpurenlinsen spreizen den Licht-kegel der Richtstrahler für eine wandfluterar tige Wirkung auf. Mit der Schutzart IP65 staub- und feuchtig keitsresistent ausgerüstet, garantieren sie für diese Zonen eine dem Innenraum eben-bürtige Lichtqualität. Die Ausleuchtung im Innenraum, z. B. in der Haupt gebetshalle, funk-tioniert nach ähnlichem Prinzip: Verborgen montierte Stella Strahler für 150W Halogen-Metalldampflampen und einer eng strahlenden Reflektorcharakteristik in Kombina tion mit Stella Wandflutern gleicher Bestückung insze-nieren eine Lichtdramaturgie aus akzen tu ieren-der Beleuchtung und gleichmäßi ger Wand be-leuchtung. Allen Beleuchtungskomponenten

gemein ist ihr Anspruch an eine exakte Blen-dungsbegrenzung, um maximalen Sehkomfort für alle Nutzungsvarianten zu gewährleisten.

Die große Zahl der Beleuchtungskomponen-ten und die vielfältigen Nutzungswünsche machten eine sorgfältige Konzeption der gesam ten Steuerungstechnik notwendig. Speirs and Major projektierten eine Lösung, die bedie-nerfreundlich und flexibel zugleich ist. Integriert wurden die unterschiedlichen Mond- und Son-nenstände, die Gesamtheit von Innen- und Außen leuchten und natürlich diverse Nutzungs-varianten, wie z. B. Gebetszeiten, Publikumsbe-suche oder Fernsehaufnahmen. Um die in der Haupthalle mit 150 lx exakt definierte Wunsch-beleuchtungsstärke zu erhalten, bauten die Lichtplaner während der Planungsphase im Schauspielhaus ihrer Heimatstadt Edinburgh einen Mock-up-Raum im Maßstab 1:1 auf.

Mit Hochdruck arbeiten zur Zeit Landschafts-planer und Gärtner an der Fertigstellung der Außenanlagen, die dem Gebäude selbst in seiner Pracht nicht nachstehen werden. Auch hier wird

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ein abwechslungsreiches Beleuchtungsszenario das nächtliche Bild mit prägen: Mehrere Hundert Scheinwerfer, Bodeneinbauleuchten und über Tausend Stufenleuchten mit moderner, energie-sparender LED-Technik wurden bereits Richtung Emirate verschifft und warten auf ihren Einsatz. In Kürze wird das Mammutprojekt endgültig seiner Bestimmung übergeben; Einheimische und Besucher aus aller Welt, egal welcher Nationalität oder Religion, sind eingeladen, das Schönste aus Tradition und Moderne in Abu Dhabi zu bestaunen und in einen respektvollen Dialog miteinander zu treten.

Ein handwerklicher und lichttechnischer Lecker-bissen ist die Ausführung der 23 Meter hohen und 50 Meter breiten Qibla-Wand der zentralen Halle. Die 99 Namen Allahs und traditionelle islamische Blumenornamente sind aufwendig in die Mar-morverkleidung eingear-beitet. Die Hinterleuch-tung erfolgt durch ein faseroptisches System des Herstellers Fiberstars EFO.

Auch in den Übergangs-zonen zwischen Innen- und Außenraum domi niert vertikale Beleuch tung. Lightcast Richtstrahler IP65 mit Skulpturenlinsen besitzen eine wandfluter-artige Charakteristik. Sie sind mit Halogen-Metall-dampflampen bestückt und verdeckt in einem umlaufenden Decken-rücksprung montiert.

Rund 70 Meter erhebt sich die Hauptkuppel über den Innenhof – die größte Kuppel einer Moschee weltweit. Die gesamte Hoffläche von 17.000 Quadratmetern ist mit floralen Marmor-ornamenten ausgelegt.

Blick in die Hauptkuppel der Moschee: Mit Hilfe einer aufwendigen Steuer-anlage und der Kombina-tion von Architektur- und Bühnenbeleuchtungsele-menten lassen sich für unterschiedliche Anlässe jeweils passende Licht-szenarien abrufen. Als far bige Lichtkomponente setzten die Planer Blau-töne ein, denen sie einen „spirituellen Charakter“ zuschreiben. Unsichtbar auf den Gesimsen und Kapitellen montierte Beamer Scheinwerfer für 35W Halogen-Metall-dampflampen akzentu-ie ren den Ornament-schmuck.

Verborgene Lichtquellen rücken die Lichtwirkung im Raum in den Vorder-grund und schaffen eine geradezu magische Atmo-sphäre. In Deckenrück-sprüngen, Nischen und hinter ornamentierten Gittern des Hauptgebets-raumes sind Hunderte von Stella Strahlern und Wandflutern montiert.

Speirs and Major AssociatesDas britische Lichtplanungsbüro Speirs and Major Associates begreift Licht als ein Mit-tel, um die Wahrnehmung der sichtba ren Umwelt zu verbessern und ihre Erlebnis-qualität zu steigern. Die Arbeit der Planer umfasst Projekte aller Art und Größe in den Bereichen Architektur, Strategie und der Entwicklung innovativer Produkte. Bekannte Projektbeispiele sind der Barajas Internati-onal Airport (Madrid), The Sackler Crossing (Kew), das Opernhaus in Kopenhagen und der Innenraum der St. Paul’s Kathedrale (London). Beispiele für die Entwicklung strategischer Lichtmasterpläne für Städte und Entwicklungszonen sind Cambridge, Coventry, Durham, Al Raha, Abu Dhabi und Burj Dubai. Das Büro hat entscheidend dazu beigetragen, in der britischen Öffentlichkeit ein Bewusstsein für Lichtplanung als Pro-fession zu schaffen. Zur Zeit hat Speirs and

Major Associates rund 30 Mitarbeiter aus den Bereichen Architektur, Kunst, Beleuchtung, Innenarchitektur, Grafik und Bühne. Die Büros befinden sich in London und Edinburgh.

www.lightarch.com

Von links nach rechts: Keith Bradshaw, Mark Major und Jonathan Speirs, das Führungs-trio von Speirs and Major Associates.

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Also das Ausstellungslicht. Was wir heute oft als reines Ergebnis architektonischer und technischer Beleuchtungsmöglichkeiten ansehen, beruht in der Realität vorrangig auf einer kuratorischen Entscheidung. Und die reift in Auseinandersetzung mit dem Kunst­werk, ist also eine ästhetische, keine architek­tonische. So sollte es zumindest sein.

Die Ästhetik der Betrachtung unterliegt dabei den Moden und Entwicklungen unse­res Kulturlebens – und ist mitbestimmt vom Umfang dessen, was wir unter einen immer weiter gefassten Kulturbegriff zu subsumie­ren bereit sind. Denn das Museum widmet sich seinerseits nicht länger nur der Kunst, sondern hat, nachdem die Grenze zwischen High and Low gefallen ist, eine Reihe weite­rer Artefakte in seine Ausstellungen (und Sammlungen) aufgenommen. Neben Gemäl­den und Skulpturen stellen wir heute auch Alltagsgegenstände, Automobile, Mode, Videos, Lichtskulpturen und vieles ande­re mehr aus. Damit erweitern sich die Anfor­derungen an die Beleuchtung. Die moder­nen Präsentationskonzepte tun ein Übriges, diese Anforderungen weiter zu erhöhen – reden wir doch bei Ausstellungen heute auch von Dramatik, Inszenierung oder gar von Mythenräumen.

Interessanterweise besaß das Licht schon immer „kuratorische" Bedeutung – die „Beleuchtung" wurde als Teil des Bildes ange sehen. So galt schon für die Fresken der Renaissance, dass „die konstante Beleuch­tung der leeren Wand aufs Bild" zu übertra­gen sei. Ein von dem Maler Cennino Cennini formuliertes Gesetz, das später von Giovanni Paolo Lomazzo auch auf die Gemäldemalerei bezogen wurde. Lomazzo forderte, dass sich das Licht des Ausstellungsraumes im Bild fortsetzen solle.

Es zeigt sich schon an diesem Beispiel, dass die Beleuchtung von Kunstwerken stets auch ein Produkt der jeweiligen Epoche ist. Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts war Kunst­licht das Licht von Kerzen oder Öllampen mit geringer Lichtausbeute. Maler wie Aussteller waren daher auf Tageslicht angewiesen und schworen dabei auf das sich wenig wandeln­de Licht des Nordens. Erst im 19. Jahrhundert entwickelte sich eine Technologie, die Licht aus Gas oder Petroleum, mit Glühstrümpfen oder auf elektrischem Wege erzeugte.

Es sollte aber noch einige Zeit dauern, bis künstliches Licht als Beleuchtung für Kunst­werke akzeptiert wurde. Die öffentlichen Museumsbauten aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts arbeiteten noch ausschließ­lich mit Tageslicht. Und auch lange Zeit

Das Licht folgt dem Kurator – und nicht umgekehrt

von Werner Lippert

danach war jeder Neubau trotz vorhandenen künstlichen Lichts ein Tageslichtmuseum. Noch bei der Salon­Ausstellung in Paris von 1879 kam es zum Protest der Künstler, als ihre Werke grellem Bogenlicht ausgesetzt wurden. Erst ab den 50er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts fokussierte die Muse­umsarchitektur vorrangig auf fensterlose Galerien.

Der White Cube und die FolgenEs war in dieser Zeit, als der irisch­amerikani­sche Kunstkritiker Brian O'Doherty in seinen legendären „White Cube" Essays in der Zeitschrift Artforum eine Emanzipationsge­schichte des Bildes entwickelte, ausgehend vom Ausstellungssalon des 19. Jahrhunderts als erstem öffentlichen Galerie­Raum. In den Essays machte er auf die Wechselbeziehung zwischen der Geschichte der modernen Kunst und derjenigen des Galerie­Raums aufmerk­sam.

Sein „Inside the White Cube – Die Entste­h ung und Entwicklung der weißen Zelle" ist sicherlich der einflussreichste Text zur Ent­wicklung des Museums. Der vierte (und in größerem zeitlichen Abstand zu den drei ersten Texten erschienene) Essay „Die Gale­rie als Gestus" behandelt schließlich die Fra­ge, ob der leere Galerie­Raum an sich nicht die eigentliche Errungenschaft der Moderne sei. Zu seiner Funktion formuliert O’Doherty: „Die ideale Galerie hält vom Kunstwerk alle Hinweise fern, welche die Tatsache, dass es ,Kunst‘ ist, stören könnten. Sie schirmt das Werk von allem ab, was seiner Selbstbestim­mung hinderlich in den Weg tritt. Dies ver­leiht dem Raum gesteigerte Präsenz, wie sie auch andere Räume besitzen, in denen ein geschlossenes Wertesystem durch Wieder­holung am Leben erhalten wird."

Gefordert wurde eine solche Präsentation, einschließlich einer entsprechenden Beleuch­tung, unter anderem von den Malern der Color Field Richtung. Inzwischen wird dieser Forderung bei Museumsneubauten nachge­kommen. So bemerkt der Licht­Designer für die sogenannte "Color Field Gallery" im Smith­sonian American Art Museum in Washing ton, Scott Rosenfeld, zu seiner Arbeit:

„Our objective when lighting our modern galleries, especially the one dedicated to Color Field painting, is to help artworks appear as a natural extension of the white wall. The lighting should subtly ‚pop‘ works off the wall without making them look ‚spot lit.‘ If the relationship between the wall and the work is perfect, it will appear almost to float on the wall."

Er ergänzt aber: „This is opposite from the way we light installations in our nineteenth­century galleries where paintings are hung on deeply colored walls."

O'Dohertys Überlegungen waren jedoch vor allem kongruent zu den Ideen der Mini­mal Art. Deren Künstler entwickeln ihre Kunst wer ke zu einer Funktion von Raum, Licht und Gesichtsfeld, wie Robert Morris in seinem Essay „Notes on Sculpture" (1966) notierte. Der Betrachter befindet sich mit dem Kunstwerk in einem Raumgefüge und hat die Gelegenheit, selbst verschiedene Beziehun­gen zum Werk aufzubauen. Unterstützt wird dies durch das Einnehmen unterschiedlicher Positionen im Raum und einem damit ein­hergehenden Wechsel der Lichtverhältnisse.

Donald Judd, einflussreicher Künstler und Kritiker jener Zeit, arbeitete diese Ideen wei­ter aus. Er lebte ab 1977 vor allem in Marfa, Texas, wo er Land und mehrere Gebäude erworben hatte, um abseits des Kunstbetrie­bes sein Werk auf exemplarische Weise zu installieren. In Marfa wird denn auch die immense Bedeutung augenfällig, die Judd Licht und Raum für seine Kunst beimaß. Licht heißt dort von beiden Seiten einfallen­des Tageslicht. Durch diese Einrichtung ver­ändert sich die Beleuchtung der Kunstwerke beim Vorbeiflanieren des Betrachters ebenso wie durch die Änderung des Sonnenstandes im Tagesverlauf oder durch den Wandel des Wetters. Damit schuf Judd das aus seiner Sicht „ideale" Museum.

Kein Kunstlicht in der KeksfabrikEin anderes Lichtkonzept wurde für das amerikanische Museumsprojekt Dia:Beacon gewählt. Das weltgrößte Museum für Gegen­wartskunst wurde im Jahr 2003 in einer stillgelegten Fabrik eröffnet, in der bis 1991 Kartons für Cracker hergestellt wurden. Die riesige Ausstellungsfläche – viermal so groß wie das Whitney Museum of American Art in New York – ermöglicht es, großformatige Werke von Künstlern dauerhaft in einem optimalen Raum zu präsentieren. Vergleich­bar sind in Europa etwa die Hallen für Neue Kunst in Schaffhausen in der Schweiz.

„Wir wollten Kunst zeigen, wie sie betrach­tet werden sollte – in einer Umgebung, die der Intention des Künstlers entspricht“, erläu­tert Direktor Michael Govan das zugrun de liegende Konzept. Im neuen „Pilgerziel für globale Kunstliebhaber“, so die New York Times, verzichtete man, abgesehen von der Notbeleuchtung, gänzlich auf elektrisches Licht. Stattdessen sorgen über 3000 Quadrat­meter Dachfenster für gleichmäßiges, nicht

zu grelles Oberlicht. Im Winter schließt Dia:Beacon folgerichtig um 16 Uhr, im Sommer erst um 18 Uhr.

Galerien, Sammlungen, Ausstellungen und Museen reagierten auf dieses Lichtkonzept mit dem Einsatz eigener Tageslicht­Beleuch­tung oder aber einer Lichtinstallation, die den Forderungen der Künstler auf andere Weise entsprach: So wurden Reihen industriell gefer tigter Neonleuchten angebracht, die den Raum in ein gleichförmiges, unpersön­liches, ja grelles Licht tauchten.

Was für die Objekte der Minimal Art in besonderer Weise angemessen war – wie wollte man eine flach auf dem Boden ausge­breitete Skulptur von Carl Andre anders beleuchten als mit gleichmäßigem Licht von oben – eignete sich auch für eine neu sich definierende Kunstform: die Fotografie. Besonders Bernd und Hilla Becher (begierig rezipiert und unterstützt von Minimal­Art­Künst lern wie Carl Andre) entwickelten die dokumentarische Fotografie zur Kunstform. Sie nahmen ihre Objekte – Fördertürme, Gas­tanks und dergleichen – bevorzugt von einem leicht erhöhten Beobachterstandpunkt aus auf, bei diffusem Licht, sodass sie vor neu­tralem Hintergrund erschienen.

Um Zeitlosigkeit zu erreichen, durfte kein Wölkchen die Langzeitbelichtungen stören. „Der Himmel ist nicht blau", sagte Hilla Becher. Das scheine nur so. Deshalb sollte auch niemals Farbe den Weg „zu einer gewis­sen objektiven Wahrheit" trüben. Das ent­sprach jener bekannten Analyse von Roland Barthes über die „Mythen des Alltags": „Die Dinge machen den Eindruck, als bedeuteten sie von ganz allein." Und eben dies war ja auch eine Prämisse der Minimal Art.

Neutral versus DramaAber auch einer aus der „Nachfolger"­Gene­ration Bernd und Hilla Bechers, Thomas Demand, antwortet auf die Frage nach der Beleuchtung seiner Bilder in Ausstellungen lakonisch: „Ich arbeite nur bei Kunstlicht", um daraus dann seinen Anspruch an eine „adäquate" Beleuchtung abzuleiten, die ebenfalls Kunstlicht zu sein habe, flach, nicht hierarchisierend oder gar dramatisierend. Und wer das Studio seines Kollegen Thomas Struth in Düsseldorf sieht, ist zuerst von einer nicht enden wollenden Batterie von Neonröhren beeindruckt, die einen dichten Lichtteppich erzeugt.

Die Installation solcher Bilder, die in sich das Licht, oder zumindest jede Form von Licht­Dramatisierung quasi negieren, bedarf einer adäquaten Beleuchtung, und das heißt,

Es geht ums Licht im Museum. Oder besser: um das Licht in der Ausstellung. Denn das Museum ist ja nicht mehr der alleinige Ort für Kunstausstellungen. Hinzugekommen sind in den vergangenen Jahrzehnten Kunst­vereine, Kunsthallen, Ausstellungshäuser und Galerien.

Fotografien von Mario Testino im NRW-Forum, Düsseldorf: Stark akzen-tuierende Beleuchtung bringt die Motive zum Leben – ganz im Sinne des Künstlers.

Das Dia:Beacon: In einer ehemaligen Keksfabrik im Hudson Valley entstand ein reines Tageslicht-Museum mit genügend Raum auch für monu-mentale Arbeiten (Donald Judd, untitled, 1975. © Donald Judd Founda-tion/Licensed by VAGA. Photo: Bill Jacobson)

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dass sie genauso neutral, undramatisch und reduziert sein muss wie die Lichtsituation in den Bildern. Das wird auch vor dem Hin­tergrund der (Kunst­)Geschichte plausibel, denn sie zeigt, dass die Beleuchtung im Ate­lier auch immer die vorherrschende Muse­umsbeleuchtung war. Seit Jahrhunderten waren Maler für ihre Arbeit auf das natürli­che Tageslicht angewiesen, was sich in der Museumsbeleuchtung widerspiegelte. Unter den neuen Gegebenheiten, wie etwa das Loft sie schuf, nutzten Künstler hingegen eine andere, technische Beleuchtung durch Neon­röhren oder Lichtdecken. Und diejenigen, die diese nicht dramatisierende oder hier­archisierende Beleuchtung in ihren Ateliers verwendeten, fordern heute ein ebensolches Museumslicht.

Für den Malerfürsten Markus Lüpertz ist „das klassische Museum" folgerichtig so gebaut: „vier Wände, Licht, das von oben kommt, zwei Türen, eine für die, die herein­kommen, die andere für die, die hinaus­gehen.“ Und es gibt sie wieder, die Museums­neubauten, die Lüpertz’ (und in gewissem Maße auch Brian O'Dohertys) Forderungen erfüllen, etwa das Kirchner Museum in Davos, oder das Kunsthaus in Bregenz, die beide mit Tageslicht arbeiten oder die Bauten von Architekten wie Herzog & de Meuron (Tate Modern) oder Stephan Braunfels (Pinakothek der Moderne), die mit der Technik der Licht­decke operieren. Doch auch dagegen (re­)agieren Künstler, wie jüngst Gerhard Richter im Museum Ludwig in Köln, als er die diffun­dierende Deckenbespannung entfernen ließ und die Lichtausbeute schlagartig um ein Vielfaches erhöhte.

Von Rembrandt zu GurskyMan sieht: Die kuratorischen Konzepte wan­deln sich – mit den ästhetischen Entwicklun­gen etwa oder auch mit dem Einzug neuer künstlerischer Betrachtungsweisen, wie dieser hier: „Mein erstes rein digital fotografiertes Bild; das Licht muss ja auf allen Aufnahmen identisch sein. Vorher habe ich oft mit Plat­tenkameras gearbeitet, mit schwerem Gerät. Diese Aufnahme ist aus vielen Detail szenen zusammengesetzt, es ist eine Melange der Strecke am Nürburgring und in Shanghai. Die verschiedenen Perspektiven habe ich elimi­niert.“ Mit diesen Worten beschreibt Andreas Gursky eines seiner neuen Bilder von der Formel 1.

Verglichen wird Gursky jetzt mit Rem­brandt, ob des faszinierenden Chiaroscuro, und auch mit Caravaggio, dem Helldunkel­meister des überhöhten Realismus. Ob sich daraus auch eine Hinwendung zu einer neu­en Beleuchtungsart entwickelt, ist noch nicht abzusehen. Bisher steht Andreas Gursky jedenfalls entschieden zu einer gleichmäßi gen Ausleuchtung seiner Bilder – wie sie in seiner großen Ausstellung im Münchner Haus der Kunst perfekt inszeniert wurde. Dazu hatte man die vorhandene Lichtinstallation kom­plett entfernt und die gewölbten Decken mit starken Scheinwerfern so ausgeleuchtet, dass in den Ausstellungsräumen ein helles indirek­tes Licht alles gleichmäßig beleuchtete. Im

Gespräch favorisiert er gleichmäßiges Neon­licht. In der Realität stellt er sich aber auf die örtlichen Gegebenheiten ein. So beherrsch­ten in seiner Ausstellung in der National Gallery of Victoria in Melbourne Halogen­leuchten den Gesamteindruck. Andreas Gursky veranlasste daraufhin, dass das Licht etwas gedimmt wurde und akzentuierte, ähnlich wie von uns vorgeschlagen, mit der Lichtführung beispielsweise die Boxenstopp­Arbeit.

Tag und Nacht im MuseumKünstler wie Jeff Wall gehen mit ihren For­de rungen an die Beleuchtung noch differen­zierter um. Er postuliert: „Das Wort Museum scheint mit Tageslicht assoziiert, während das Kino einen dunklen Raum voraussetzt. Von Anfang an erhob das Museum den Anspruch, ein Universalmuseum zu sein. Dann aber muss es neben dem Tag auch die Nacht in sich bergen, dann muss das Museum auch Dunkelräume bekommen. Vielleicht müssen wir es in einen Sonnenflügel und einen Mondtrakt teilen."

Damit öffnet Wall ein weites Feld der Diskussion: Was ist ausstellungswürdig? Was wird ausgestellt? Wie erweitert sich unser Kanon des Ausstellbaren? – Er erwei­tert sich eben auch um Ephemera, Modelle, Projektionen, Leuchtkästen, Alltagsobjekte, gedruckte und elektronische Medien oder Textilien. Objekte aber, die einer Waren­ästhe tik zugehören, wie zum Beispiel die Modefotografie oder die Arbeiten von Mode­schöpfern selbst, erfordern eine Beleuchtung, die eher dem Retail­Bereich von Shopping Malls entspricht als einem konventionell aus­geleuchteten Museum. Damit wiederum ent­stehen neue Orientierungspunkte. Während mancher Künstler sich am Tageslicht ausrich­tet, bringen andere als Bezugssystem die Medien ein, wie etwa der Fotograf Mario Testino, der die Präsentation seiner Bilder im Museum an ihrer Darstellung in Print­Maga­zinen anlehnt und dabei auch auf das Rezep­tionsverhalten der Besucher rekurriert: „Beams of light concentrate the eyes of the beholder on the image which is the same that magazines do due to the nature of their sizes and distance between the viewer and the maga zine. As most of the images shown were shot for magazines, these lights made sense. On another note, in general when looking at pictures on a wall they tend to lose some of the light that actually exists whilst I take an image. I like life and these lights seem to bring the images to life."

Die kuratorische Reaktion auf diese Sicht Testinos ist der Einsatz leuchtstarker Projek­toren mit enger Begrenzung des Lichtausfalls, sodass einzig und allein das Bild in einem relativ dunklen Raum beleuchtet wird. Die Wirkung ist enorm: Das Foto erhält die Qualität eines von innen heraus leuchtenden Dias und zieht den Betrachter magisch in seinen Bann.

Dass Künstler die Beleuchtung ihrer Werke so bestimmt vorgeben, hat durchaus Tradi­tion. Ein Sonderfall ist hier Constantin Bran­cusi, der eine fotografische Dokumentation

darüber hinterlassen hat, wie seine Plastiken präsentiert und beleuchtet werden sollen. Die Fotografien werden im Musée d'Art moderne in Paris aufbewahrt, und auch das Kunsthaus Zürich besitzt ein Konvolut solcher Aufnah­men. Von großer Bedeutung war für Brancusi die Wirkung seiner Skulpturen auf dem Sockel und im Raum. Zur Definition dieser räumlichen Wirkung ist für ihn indirektes Licht unabdingbar. Eine Idee, auf die wir bei der Beleuchtung unserer kommenden Aus­stellung „U.F.O. – Grenzgänge zwischen Kunst und Design" zurückgreifen werden, um die raumfüllende Wirkung von Skulpturen (seien es Kunstwerke oder Designobjekte) durch Licht zu akzentuieren. Ein erster Test zeigt Ansichten der Arbeit „Box in four movements" von Ron Arad.

Texte und Ratgeber zum Thema Museums­beleuchtung werden allzu oft von Restaura­toren verfasst, unter der Grundannahme, Licht sei schädlich für die ausgestellte Kunst. Oder aber sie stammen von Architekten mit ganz eigenen Vorstellungen. So äußerte ein Kollege mit Bedauern: „Das Problem ist ja in so vielen Museen für zeitgenössische Kunst, dass die Architekten immer noch in den Kate gorien von Bildern an der Wand denken, die einzeln ausgeleuchtet werden sollen."

Eine Frage der kuratorischen KonzeptionNeben aller konservatorischen Vorsicht ist Lichtdesign im Museum jedoch – so meine ich – eine Frage der kuratorischen Konzep­tion, die in jedem Fall die Vorstellungen der Künstler zur Basis haben soll. Eine Konzep­tion, deren Gegenstand sich im Laufe der Zeit stark gewandelt hat – vom Einzelkunst­werk, das entsprechend zu beleuchten ist, hin etwa zu einer unhierarchischen Anord­nung von Objekt­ und Bildgruppen eines einzelnen Künstlers, wie sie exemplarisch im Raum der Rothko­Bilder in der Tate Gallery in London zu finden ist. Eine Konzeption auch, die, wie wir im Rückblick sehen, selbst einem ständigen Wandel unterliegt, nicht nur, weil sich die Produktionsbedingungen

Über den Autor: Werner LippertWerner Lippert leitet zusammen mit Petra Wenzel seit 10 Jahren das Ausstellungsmanage-ment des Düsseldorfer NRW-Forum Kultur und Wirtschaft. Das NRW-Forum Kultur und Wirt-schaft hat sich im Umfeld der Museen eine eigenständige Position erarbeitet und damit populäre und öffentlichkeitswirksame Stan-dards für die Inszenierung der Themenfelder Fotografie, Video, Mode, Design und Architektur gesetzt. Die in der Kunst-, Medien- und Volks-wirtschaftstheorie seit etwa Ende der 1990er Jahre zu identifizierenden Megatrends wie Modefoto grafie oder die Konvergenz von Mode und Kunst, Video und Kunst, Werbung und Kunst wurden frühzeitig erkannt und konsequent für das eigenständige Ausstellungsprogramm genutzt.

„Kaum einer anderen Institution gelingt die Allianz zwischen Kunst, Mode, Design, Archi-tektur, neuen Medien, Diskurs und Ökonomie

derart elegant.“ schreibt die Vogue und pos-tuliert weiter: „Das NRW-Forum führt Mode, Kunst und Fotografie zu einem Dialog.“

Werner Lippert ist auch Berater für Corpo-rate Culture. Er betreut als geschäftsführen-der Gesellschafter der Firma Projects Corpo-rate Culture Consultants GmbH (Düsseldorf) Projekte im Bereich der Corporate Culture und Unternehmenskommunikation für Unter nehmen wie Münchener Rück AG, Stadt sparkasse Düsseldorf, Daimler AG u. a. und hat für Hugo Boss das Sponsoring des Guggenheim Museums begleitet.

Er ist Autor von Publikationen wie „Corpo-rate Collecting” oder „Future Office” und zahlreichen Veröffentlichungen zur zeitge-nössischen Kunst.

www.nrw-forum.de

Neutrales, praktisch schattenfreies Licht für eine Installation von Bruce Nauman in der Galerie Konrad Fischer, Düsseldorf.

von Kunst verändern, sondern auch die gesellschaftlichen Ansprüche an deren Prä­sentation. Stets jedoch hat diese Konzeption zum Ziel, das Licht der Kunst zuliebe einzu­setzen, wie es der Lichtdesigner Christopher Cuttle mit dem Buchtitel „Light for Art's Sake" so treffend formulierte.

Der Autor bedankt sich für die Einsichten, die er bei Gesprächen und in der Korrespon­denz mit Dr. Julian Heynen (K21 Kunst­sammlung Nordrhein­Westfalen), Thomas Demand, Andreas Gurky, den Fotogra fen Mario Testino und Albert Watson und in der Arbeit mit den im NRW­Forum ausge­stellten Fotografen, Designern und Künst­lern gewonnen hat.

Couture von Alexander McQueen im NRW-Forum, Düsseldorf: Extrem gebün deltes Licht aus Projek tionsscheinwerfern arbeitet die Exponate aus der Dunkelheit heraus.

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Fluter mit Leuchtstoff­lampen von zwei SeitenZwei seitliche, flutende Lichtquellen erzeugen eine kontrastarme Aus-leuchtung mit schwachen Schatten. Das homogene Licht lässt Objekte in der Hintergrundfarbe wie den Sockel beinahe verschwin den.

Strahler mit Spotreflek­tor von zwei SeitenDie klassische Beleuch-tung mit zwei eng strah-lenden, gerichteten Licht-quellen führt zu guter Darstellung von Materia-lität und Form, aber auch zu hartem, dramatischem Schattenwurf.

Strahler mit Floodre­flektor von zwei SeitenGerichtete Lichtquellen mit breiterem Lichtkegel haben einen ähnlichen Effekt bei milderem Schat tenwurf und stär-kerer Aufhellung der Umgebung.

Fluter mit Leuchtstoff­lampe von rechtsFlutende Beleuchtung von einer Seite erzeugt weiche Schatten. Das Objekt selbst wird man-gels Brillanz weniger klar und plastisch dargestellt.

Ron Arad: Box in Four Movements, 1994, polierter Edelstahl und patinierter Stahl, 42x42x42 cm (geschlossen), Edition von 20. Courtesy Designer's Gallery/Gabriele Ammann, Köln.

Diffuses Licht von obenZenitales, diffuses Licht – wie bei einer Oberlicht-decke – differenziert Objekte im Raum nicht. Kontraste sind schwach, die Materialität und Far-bigkeit des Objektes ist nur schwer wahrnehmbar.

Fluter mit Leuchtstoff­lampe von links Die gleiche Situation, aller-dings von der anderen Seite beleuchtet: Je nach Lichtrichtung verändert sich die Anmutung des Objektes. Gewohnte Licht-richtungen, etwa von schräg vorne oben, wirken natürlicher.

Ein Strahler von links, diffuses Licht von rechtsAuch die Kombination einer eng strahlenden Punktlichtquelle mit dif-fusem Licht schafft ange-nehm milde Kontraste im Umfeld bei ausreichend brillanter und plastischer Ausleuchtung des Objekts.

Diffuses Licht von rechtsDiffuses Seitenlicht erzeugt keine harten Schatten, durch die Richtung bleiben Volu-mina aber differenziert. Mangels Brillanz und Kontrasten tritt die Materialität des Objektes nur schwach hervor.

Strahler mit Spotre­flektor von zwei Seiten, WandflutungDie zusätzliche gleichmä-ßige Wandflutung mildert die Kontraste und schafft einen neutralen, ruhigen Hintergrund für das von den Spotlights klar darge-stellte Objekt.

Licht bietet sich aus mehreren Aspekten als Werkzeug des Kurators an: Ganz grundsätzlich lenkt Licht die Aufmerksamkeit und beeinflusst die Wahrnehmung. Die Beleuchtung eines Objekts verändert dessen Materialwirkung und seine räumliche Erscheinung. Inszenatorische Qualitäten können von dramatisch und theatra-lisch bis neutral und nüchtern moduliert werden – was diese Fallstudie an einem Design-Objekt von Ron Arad, aufgenommen anlässlich der Ausstellung U.F.O. – Grenzgänge zwischen Kunst und Design (23.05. – 05.07.2009) im NRW-Forum Kultur und Wirtschaft, plastisch illustriert.

Kuratorisches Licht:Eine Studie am Objekt

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„We are taking care of Berlin“ sagt der Fotograf Stephan Erfurt, Direktor der privat geführten Institution C|O Berlin. Was er und seine beiden Gründungspartner, der Designer Marc Naroska und der Architekt Ingo Pott, damit zum Ausdruck bringen, ist ihr großes persönliches Engagement für ein ehrenamtliches Projekt, das ihnen neben wirtschaftlichen Risiken und viel Arbeit auch große Erfolge und Anerkennung einbringt. Jüngstes Kapitel dieser Erfolgsgeschichte ist eine umfassende Annie Leibovitz Retrospektive, in der private sowie Auftragsarbeiten der welt­berühmten Fotografin aus den Jahren 1990 bis 2005 gezeigt werden. C|O Berlin füllt mit über 200 Exponaten sein gesamtes Haus – das historische Postfuhramt an der Oranienburger Straße, im pulsierenden Zentrum Berlins zwi­schen Museumsinsel und Regierungsviertel: Der perfekte und auch der einzige Ort, an dem diese aufsehenerregende Wanderausstellung in Deutschland zu sehen ist.

„We are taking care of your lighting“ sagten 15 Studenten aus den Bereichen Architektur

und Innenarchitektur und folgten damit einer Einladung von ERCO zu einem Studentenwork­shop der besonderen Art. Seit einigen Jahren engagiert sich ERCO intensiv mit Studenten­seminaren dafür, jungen Kreativen mehr Wissen über Archi tekturbeleuchtung zu vermitteln. Anfang des Jahres erging ein ungewöhnliches Angebot ausschließlich an Alumni, die bereits an einem 3­tägigen Grundlagenworkshop in Lüdenscheid teilgenommen hatten: Entwickelt ein Beleuchtungskonzept für ein komplettes Ausstellungshaus und realisiert dieses Konzept anhand einer konkreten Planungsaufgabe. Beleuchtet Annie Leibovitz!

Offensichtlich waren auch die angesproche­nen Studenten der Meinung, dass es sich hierbei um eine einzigartige und besondere Chance handelt. Denn dank E­Mail und Telefon waren die 15 Plätze des Workshops in weniger als sechs Stunden vergeben. Somit war ein hoch­motiviertes und kompetentes Team versammelt, das, unterstützt von ERCO Experten, in nur vier Tagen ein komplettes Beleuchtungskonzept für die Ausstellung entwickelte und umsetzte. Eine planerisch und logistisch anspruchsvolle Auf­gabe – denn parallel zum Aufbau der Ausstel­lung selbst wurden mehrere hundert Leuchten positioniert und fokussiert, teilweise noch bevor die Exponate ihren Platz an der Wand gefunden hatten. Kein Planspiel also, sondern Planungs­alltag par excellence.

Um die perfekte Beleuchtung für eine Aus­stellung mit Exponaten zwischen 20 cm und sechs Metern Kantenlänge zu finden und keine Idee verloren gehen zu lassen, arbeiteten zwei

Lighting Leibovitz www.co­berlin.infoFotos: David Kuntzsch, Bochum

Licht ist die vierte Dimen­sion der Architektur. Die Hausherren in der Diskus­sion mit dem Planerteam direkt am Ort des Gesche­hens.

Der offizielle Hängeplan als das Maß der Dinge: ausschließlich vertikale Beleuchtung soll die Exponate betonen.

Im Mock­Up ersetzen Pappen teilweise die noch nicht gelieferten Exponate.

Die historische Turnhalle bildet die Kulisse für ein magisches Arrangement großer Landschaftsauf­nahmen. Gleichmäßiges Licht arbeitet die Expona­te aus dem dunklen Raum heraus.

Im Rahmen eines ERCO Lichtworkshops setzten Studenten die große Annie Leibovitz Retrospektive in Berlin ins rechte Licht

Erst während die Beleuch­tung schon montiert wird, treffen die über 200 Expo nate ein. Höchste Anspannung bei allen Beteiligten.

Die Stunde der Wahrheit: Präsentation der Konzepte vor dem Auftraggeber. Konzentrierte Diskussion, um schnell die beste Lösung zu identifizieren.

Kurator Felix Hoffmann stellt ausführlich die Kunstwerke vor und erläutert anhand des von der Künstlerin autori­sierten Hängeplans das räumliche Ausstellungs­konzept.

Planergruppen im Wettbewerb. Nach detail­lierter Einführung in das Werk Leibovitz’ sowie einer Führung durch das Haus durch Kurator Felix Hoffmann und Direktor Stephan Erfurt am Mon tagmorgen blieb nur etwa ein Arbeitstag zur Entwicklung und Illustration des jeweiligen Konzeptes, denn schon am Nachmittag des Folgetags mussten die kritischen Auftragge­ber in einem Kolloquium überzeugt werden. Gemeinsam wurden die besten Einzelaspekte identifiziert und zu einem schlüssigen, einheitli­chen Gesamtkonzept integriert. Dabei bewiesen nicht nur die Studenten gute Nerven, sondern auch die Träger von C|O Berlin Mut, indem sie junge Profis mit einer so verantwortungsvollen Aufgabe betrauten. Nur noch zwei Tage und Nächte blieben Zeit, bis 160 Jour nalisten und am Freitagabend 4.000 Besucher die Ausstel­lung regelrecht stürmten. Doch bestand nach gemeinsamer Arbeit bei allen Beteiligten Einig­keit über das Resultat: Ein subtiles, durchgängi­ges Lichtkonzept für die Magierin des Lichts.

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Ausstel lung spektakulär machen – private Bilder von Familie, Freunden und persönlichem Leben hingegen sorgen für eine irritierende Brechung. Die aus dem Buch „A Pho tographer’s Life" abge­leitete Ausstellung stellt Prominenten portraits in intensiver Durchmischung gegen intime Momente, wie den Tod des eigenen Vaters, die Geburt ihrer Kinder sowie die Sterbephase Susan Sontags, der bekannten amerikanischen Intel­lektuellen und über 15 Jahre bis zu ihrem Tod Lebenspartnerin Leibovitz’.

Von vielen Seiten für die Veröffentlichung dieser Bilder kritisiert, gibt auch Leibovitz selbst im Gespräch mit Journalisten zu, dass sie nie­mals wieder ihr Privatleben derartig enthüllen würde, sie jedoch froh sei, es einmal getan zu haben. Das Private entzweit das Publikum, Res­pekt und Zustimmung treffen auf Erschrecken und Unver ständnis. Aus künstlerischer Sicht erscheint es allerdings plausibel, dass eine Foto­grafin Welt und Leben durch die Kamera filtert und bewäl tigt – vom Alltag bis zu hoch emotio­na len Situationen. Letztlich scheiden sich die Geister nur an der Frage der Veröffentlichung.

In diesem Zusammenhang ist besonders interessant, dass ausgerechnet Susan Sontag – schon lange bevor sie die Beziehung mit Leibo­vitz ein ging und diese nun die Bilder ihrer Krank­heit und ihres Sterbens veröffentlichte – diesen Konflikt in ihrem mittlerweile kanonischen Werk „Über Fotografie" analysierte. Sie stellt dar, dass Fotografien die Welt lediglich abbilden, sie aber nicht in ihren Abläufen und Hintergründen transportieren können. Die emotionale Bedeu­tung der Aufnahmen überträgt sich nur bedingt von der Fotografin auf den Betrachter. Daher lassen ihn die Bilder unter Umständen ratlos zurück.

Der Besucher sieht eine reiche und zugleich polarisierende Ausstellung, die die Persönlich­keit Annie Leibovitz mit ihren Ecken und Kanten angemessen repräsentiert.

David Kuntzsch

Weitere Informationen:Annie Leibovitz: A Photographer‘s Life, 1990­2005Random House, New York (2006)ISBN­10: 0375505091 ISBN­13: 978­0375505096

Annie Leibovitz: At WorkSchirmer/Mosel (2009)ISBN­10: 3829603827 ISBN­13: 978­3829603829

Annie Leibovitz – Life through a Lens (DVD)Regie: Barbara LeibovitzKinowelt Home Entertainment (2008)

Dass die Berlinale bereits am Wochenende zuvor ihre roten Teppiche wieder aufgerollt hatte, machte das Geschehen am Freitag, den 20. Februar 2009 vergessen: Was sich auf Vortreppe und im Foyer des Postfuhramts abspielte, stand dem Rummel der Filmfestspiele in nichts nach. Fast vermutete man, mindestens einige der pro­minenten Porträtierten müssten anwesend sein, um diesen Andrang von Presse und Publikum zu erklären. Doch tatsächlich waren die 160 aus 300 Anmeldungen ausgewählten Jour nalisten nur für eine Person gekommen: Annie Leibovitz, eigentlich das Auge hinter der Kamera, steht nun im Rampenlicht und ist selbst der Star.

Seit dem Beginn ihrer professionellen Kar rie re als Fotografin des Rolling Stone Magazine 1970 stellte Leibovitz den Menschen in das Zentrum ihres fotografischen Interesses. Zumeist waren es Berühmtheiten, die sie, geprägt vom repor­tagehaften Blick eines Henri Cartier­Bresson und Robert Frank, für Magazine fotografiert; andere waren auf dem Weg zum Ruhm, manche wur­den erst durch ihre Bilder berühmt. Die Reihe ihrer Auftraggeber ist mit dem Rolling Stone Magazine, Vanity Fair oder Vogue nicht weniger glamourös als die Liste derer vor der Kamera: Johnny Depp, Nicole Kidman, George Clooney sowie sämtliche amerikanischen Präsidenten seit Nixon. War sie einerseits bei ihrer journalis­tischen Arbeit oft wie durch Vorsehung am rich­tigen Ort, wenn sie etwa mit dem Bild von John Lennon und Yoko Ono wenige Stunden vor Len­nons Ermordung ein Stück Zeitgeschichte schuf, gilt sie anderen als die Erfinderin des inszenier­ten Porträts. Es sind diese Bilder, die ihre

Homogene Wandflutung betont die Exponate auf den von der Architektur gelösten Ausstellungs­wänden. Bilder, die dage­gen direkt auf den histo­rischen Wänden hängen, erhalten von Strahlern mit Skulpturenlinsen einen individuellen, sanf­ten Lichthof.

Ein Star hält Hof: Als Annie Leibovitz mit angemesse­ner Verspätung auftritt, gehört ihr die alleinige Aufmerksamkeit. Über 160 Pressevertreter sam­meln sich um die Fotogra­fin, die den Hintergrund der ungewöhnlichen Bild zusammenstellung anhand wichtiger Ereig­nisse ihrer Biografie erklärt.

Die Beleuchtung der Wand flächen erzeugt eine eindeutige Wahrneh­mungs hierarchie und trennt das Wichtige vom Unwichtigen. Ein defi­nierter Lichtstreifen auf dem Boden führt den Besucher in die große Turnhalle mit den größten Bildern der Ausstellung.

Nachdem alle Leuchten zunächst „blind" positio­niert worden waren, erfolgte die exakte Fokus­sierung in einem zweiten Durchgang.

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DALIPLUG+PLAY

Neuheiten 2009: Strahler mit LED-Technik

Diese neuen Strahler nutzen die stark verbes-serten Eigenschaften der jüngsten Generation weißer LEDs, insbesondere hinsichtlich Licht-strom und Farbwiedergabe. Damit stellen sie professionelle Lichtwerkzeuge dar, die in vielen Anwendungsgebieten der Architekturbeleuch-tung eine sinnvolle Alternative zu herkömm-lichen Lichtquellen sein können.

Die Strahler mit LED-Technik bieten alle prin zipbeding ten Vorteile dieses Leuchtmittels wie äußerst lange Lebensdauer und geringe IR- und UV-Anteile. Die Lichtausbeute der ver-wendeten LEDs ist vergleichbar mit Halogen- Metalldampflampen, zugleich sind sie dimmbar und heißstartfähig wie Niedervolt-Halogenlam-pen. Auf effizienten Sehkomfort hin optimiert, fügen sich die neuen Lichtwerkzeuge nahtlos in das Systemdesign des ERCO Programms ein und lassen sie sich mit den anderen Strahlern ihrer Produktfamilien dank des durchgän gigen Designs perfekt kom binieren.

Hochwertige, thermisch optimierte Gehäuse gewährleisten optimale Betriebsbedingungen für alle Komponenten, sodass der Lebensdauervorteil der LEDs voll zum Tragen kommt.

Flood Das Linsensystem flood (Ausstrahlungswinkel 25°–35°) enthält eine Spherolitlinse aus klarem Kunststoff.

SpotDas Linsen system spot (Ausstrahlungswinkel 10°–20°) enthält eine Softeclinse aus klarem Glas.

TageslichtweißLED-Strahler in Tages-lichtweiß mit 5500K bie-ten eine besonders hohe Effizienz bei akzeptabler Farbwiedergabe. Die Lichtfarbe ähnelt dem Tageslicht.

WarmweißIn Warmweiß haben LED-Strahler eine etwas geringere Licht ausbeute als in Tageslichtweiß, bieten dafür aber bessere Farbwiedergabe. Die Lichtfarbe mit 3200K kommt dem Licht von Halogenlampen nahe.

LichtlenkungDie bei ERCO berechnete und gefertigte Kollima-toroptik aus Kunststoff richtet das Licht zunächst parallel aus. Eine spezielle Linse steuert präzise den erwünschten Ausstrah-lungswinkel.

Vom Lichtstrom her sind Strahler mit weißen LEDs inzwischen eine Alter-native zu Strahlern mit Niedervolt-Halogen lam-pen 50W. Deren perfekte Farbwiedergabequalität wird zwar von LEDs noch nicht erreicht, dafür bieten LEDs überlegene Lebens dauer und Ener-gieeffizienz.

Ihr Licht ist zudem frei von UV- und IR-Anteilen und schont damit emp-findliche Exponate.

Potentiometer„tune the light“: Die LED-Strahler für ERCO 3-Phasen-Stromschiene besitzen ein Potentiometer zum individuel len Einstel-len des Dimmwerts, wie es von vielen Strahlern mit Niedervolt-Halo genlampen bekannt ist.

Light System DALIZur Integration in Light System DALI Anlagen stehen LED-Strahler auch als DALI-fähige Light Clients zur Verfügung.

Plug and PlayDurch die werkseitige digitale Codierung mit einer Leuchten-ID im Betriebsgerät bieten ERCO Light Clients zusammen mit Light System DALI echtes Plug and Play.

LED-ModuleDie Eigenschaf ten der LEDs erfordern neue Ansätze in der Licht-technik. ERCO hat für die Akzentbeleuchtung mit LED-Strahlern entspre-chende Linsensysteme entwickelt. Sie sind aus Kollima toroptiken und Linsen zusammen gesetzt. Die Ausstrahlungswinkel der resultieren den Cha-rakteristiken spot und flood orientie ren sich an den gewohnten Strah-lercharakteristi ken bei konven tio nel len ERCO Strahlern.

Die Strahlerfamilien Cantax, Emanon und Optec, in denen ERCO bereits Varychrome-Strahler mit LED-Technik anbietet, werden nun um LED-Strahler mit den Lichtfarben Tageslichtweiß und Warmweiß ergänzt.

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Effizienter Sehkomfort

Neu: Broschüre Licht im AußenraumAuf über 60 Seiten Informationen und Anregungen über Licht im Außenraum – mit einem Schwerpunkt auf effizientem Sehkomfort. Sprechen Sie uns an:

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Beleuchtung benötigt Energie. Alle, die sich mit Beleuchtung beschäftigen – vom Hersteller über den Planer bis zum Nutzer – sollten verantwor-tungsvoll mit den begrenzten Ressourcen umge-hen. Vor dem Hintergrund steigender Energie-kosten hat die Architekturbeleuchtung in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht und bereits ein hohes Effizienzniveau erreicht. Effizienter Sehkomfort heißt für ERCO, sowohl die Energieeffizienz als auch die Lichtqualität immer weiter zu steigern – durch innovative technische und planerische Ansätze.

Mit Sehkomfort zur EffizienzDer Mensch und seine Wahrnehmung geben den Ausschlag bei der Beurteilung, ob Beleuch-tung effizient ist. Unabhängig von einem tech-nischen Wirkungsgrad ist Licht, das blendet und so die Sehleistung und das Wohlbefinden mindert, stets Energieverschwendung: Die Pu-pillen schließen sich; das Auge ist gezwungen zu adaptieren. Im Kontrast zu den blendenden Lichtquellen erscheinen dann selbst Zonen ho-her Beleuchtungsstärke relativ dunkel. Blend-freies, komfortables Licht schafft dagegen opti male Wahrnehmungsbedingungen für das mensch liche Auge. Es erlaubt dem Planer, von vorn herein mit niedrigeren Beleuchtungsstär-

Qualitative LichtplanungSorgfältige, wahrnehmungsori-entierte Lichtplanung setzt Licht gezielt dort ein, wo es die Bedürf-

nisse der Nutzer erfüllt: Zum Beispiel sorgt ver-tikale Beleuchtung für einen subjektiv hohen Helligkeitseindruck im Raum. Ebenso ist dosier-te Akzentbeleuchtung meistens wirkungsvoller als ein einheitlich hohes Beleuchtungsniveau. Lichtwerkzeuge mit hohem Sehkomfort ver-meiden Blendung und erlauben dem Planer, von vornherein mit niedrigeren Beleuchtungs-stärken und subtilen Kontrasten energieeffi-zient zu gestalten. Umfang und Struktur des ERCO Produktprogramms orientieren sich in ihrer Vielfalt an leistungsfähigen und differen-zierten Lichtwerkzeugen an den Anforderun-gen der qualitativen Lichtplanung.

Vertikale Beleuchtung Die vertikale Beleuchtung ist ein charakteristisches Merkmal gut gestalteter und ökonomischer

Lichtkonzepte. Deshalb bietet ERCO ein beson-ders vielfältiges Programm an entsprechenden Lichtwerkzeugen. Für das subjektive Hellig-keitsempfinden ist vertikale Beleuchtung mit solchen speziellen Wandflutern ungleich wich-tiger als das Licht auf horizontalen Flächen. Dies berücksichtigt eine wahrnehmungsorien-tierte Lichtplanung und leistet damit nicht nur einen wichtigen Beitrag, um die Bedürfnisse der Nutzer der Architektur optimal zu unter-stützen, sondern kann auch mit dem entspre-chenden Lichtkonzept Energie sparen. So lässt sich beispielsweise ein heller Raumeindruck effizienter über ein differenziertes Lichtkonzept mit Wandflutung realisieren als über ein ein-heitliches Beleuchtungsniveau nur mit direkter Allgemeinbeleuchtung. Die durchschnittli-che Beleuchtungsstärke kann entsprechend gesenkt und die Anzahl der benötigten Leuch-ten reduziert werden.

Effektive LichttechnikLeistungsfähige und präzise opti- sche Systeme senken den Energie-bedarf für Beleuchtung. Ein um-

fassender lichttechnischer Werkzeugkasten bietet jeweils die für eine bestimmte Beleuch-tungsaufgabe optimale und damit effiziente Lichtverteilung – vom asymmetrischen Wand- fluter über verschiedene Strahlercharakte-ristiken bis zum Reflektor-Linsensystem zur Ausleuchtung von Warendisplays in Shops. Innovationen wie die ERCO Spherolitreflek-toren verbinden hohen Wirkungsgrad mit Sehkomfort. Neuartige Lichtquellen wie Hoch-leistungs-LEDs erfordern durch ihre gerichtete Abstrahlung völlig anders konstruierte Systeme zur Lichtlenkung als herkömmliche Lampen und stellen damit die Lichttechnik vor neue Herausforderungen. Erst Werkzeuge, die dem Anwender volle Kontrolle über das Licht verlei-hen, ermöglichen eine nachhaltige Planung.

Intelligente LichtsteuerungDALI Technik von ERCO macht sze-nische Beleuchtung unkompliziert und wirtschaftlich. Situationsge-

rechte Lichtszenen, die vom Anwender ausge-wählt und beeinflusst werden können sowie automatisiertes Lichtmanagement unter Einbindung von Sensorik und Timerprogram-men bieten ein enormes Energiesparpotential. Typische Szenarien sind dabei der Einsatz von Präsenzmeldern, von Dämmerungsschaltern oder von analogen Tageslichtsensoren, um Lichtszenen abhängig von der Raumnutzung oder den Tageslichtverhältnissen abzurufen. Einfache Installation, Einrichtung und kom-fortable Bedienung gewährleisten eine hohe Akzeptanz beim Nutzer.

Effiziente LeuchtmittelERCO engagiert sich stark in der Entwicklung von LED-Lichtwerk-zeugen und macht so die großen

Vorteile von LEDs bei Lichtausbeute und Lebens-dauer praktisch nutzbar. Außerdem bietet ERCO weiterhin ein außergewöhnlich breites Produktprogramm zum Einsatz der bewährten, sparsamen und langlebigen Halogen-Metall-dampflampen, aber auch für kompakte Leucht-stofflampen an.

ken und subtilen Kontrasten energieeffizient zu gestalten.

Weniger kann mehr seinDie Investition in Lichtqualität ist sowohl öko- nomisch als auch ökologisch sinnvoll: Sorgfäl-tig geplante und mit hochwertigen Produkten ausgeführte Beleuchtung ist einerseits für Bau-herren und Nutzer attraktiver, andererseits spart sie langfristig Betriebs- und Wartungskosten. Spezialisierte, professionelle Lichtwerkzeuge bewältigen ihre jeweilige Aufgabe innerhalb eines differenzierten Lichtkonzepts hoch-effektiv, ersetzen oft mehrere unspezifische Billigprodukte und relativieren so ihren höheren Einzelpreis. Moderne, effiziente Leuchtmittel senken nicht nur die Anschlussleistung der Lichtanlage selbst, sondern gleichzeitig die Wärmelast – mit einer Kette weiterer positiver Auswirkungen, zum Beispiel auf Dimensio-nierung und Betriebskosten von Klima- und Lüftungsanlagen. Mit planerischer Intelligenz und hochwertigen Lichtwerkzeugen entstehen Lichtlösungen, die bei niedrigen Betriebskosten alle ästhetischen, funktionalen und ökologi-schen Ansprüche befriedigen.

Vertikale Beleuchtung

Qualitative Lichtplanung

Effektive Lichttechnik

Intelligente Lichtsteuerung

Effiziente Leuchtmittel

5 Faktoren für effizienten Sehkomfort

Um Lichtkonzepte gemeinsam mit Planern und Nutzern auf effizienten Sehkomfort hin zu optimieren, hat ERCO fünf Faktoren formuliert, die sich gegenseitig verstärken und in der Praxis zu großen Gewinnen bei Lichtqualität, Ressourcenschonung und Wirtschaftlichkeit führen.

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30 ERCO Lichtbericht 88 ERCO Lichtbericht 88 31

h(lm/W)10080604020

LEDLED LED AQT-NVQT, QPARTCTHIT-CEHST

100W 150W

3.6W

3.6W 14W 42W28W

10W W41 W82 W241.7W

1.7W 10W

10W 20W

W001 W051W57W05W02

35W 70W W051 W052 W004

60W 100W 150W 300W 500W 1000W

9W 18W 26W 32W 42W

W85W53W42 W82

50W 100W

55W

20W

10 50 100 500 1000 2000 5000 10000 50000

29

47

62

15

25

22

87

94

92

49

10 50 100 500 1000 2000 5000 10000 50000

Fokus Doppelfokus

Beleuchtungsart

Orientierungsbeleuchtung in dunkler Umgebung, Kennzeich­nung von Architekturlinien, Hinweisbeleuchtung

Akzentbeleuchtung von kleinen Objekten bei sehr geringen Beleuchtungsdistanzen, Streiflicht, Orientierungsbeleuchtung

Akzentbeleuchtung von mittleren Objekten bei mittleren Beleuch­tungsdistanzen, Wandflutung bis 3 m, Streiflicht, Projektion

Akzentbeleuchtung von größeren Objekten, Wandflutung bis 4 m, Flutung, Streiflicht, Projektion

Allgemeinbeleuchtung, Flutung und Akzentbeleuchtung großer Objekte oder über weite Distanzen, Wandflutung bis 6 m, Streiflicht, Projektion

Allgemeinbeleuchtung und Wand­flutung sehr hoher Räume, Flutung und Akzentbeleuchtung von sehr großen Objekten über sehr weite Distanzen

Lumenklasse< 50 lm

< 500 lm

< 2.000 lm

< 5.000 lm

< 10.000 lm

> 10.000 lm

Anwendungsbeispiele

Stufen, Wege, Leitsysteme

Wohnhäuser, Gärten, Wegebe­leuchtung, Vitrinenbeleuchtung, Leitsysteme

Galerien, Wohnhäuser, Gärten, Wegebeleuchtung

Museen, Verkaufsräume, breite Wegebeleuchtung, Bäume, Parkanlagen

Verkaufsräume, repräsentative Räume, Museen, Atrien, Fassaden

Hallen, Industriegebäude, Flug­häfen, Fassaden, Monumente, Türme

Technologie Lichtaus beute (lm/W)

Lichtstrom (lm)

Lichtplanung mit LumenklassenZur überschlägigen Auswahl der geeigneten Leuchtmittel und Watta gen bietet sich ein Planen in Lumen klassen an. Unabhängig von der Lampenart und der Effizienz des Leuchtmittels gibt der Licht­strom die nutzbare Lichtleistung an. Aus der Beleuchtungsaufgabe leitet sich der Lichtstrombedarf anhand der Kriterien Objek tgröße,

LichtausbeuteDie Lichtausbeute ist als das Verhältnis von abge­gebenem Lichtstrom zu aufgewendeter elektri­scher Leistung einer Lampe definiert. Einheit: Lumen/Watt (lm/W)

LichtstromDer Lichtstrom beschreibt die gesam te von einer Lichtquelle abgegebene Lichtleistung. Sie berech­net sich aus der spektra­len Strahlungsleistung unter Einbeziehung der spektralen Empfindlich­keit des menschlichen Auges. Einheit: Lumen (lm)

Beleuch tungsdistanz und Umge­bungshelligkeit ab. Die Lumen ta­belle erklärt, welche Leuchtmittel für welche Lumenklassen zur Ver­fü gung stehen. Durch die unter­schiedliche Lichtausbeute der Lampen können sich bei gleichem Lichtstrom unterschiedliche Watt­agen ergeben.

Effiziente LeuchtmittelERCO engagiert sich stark in der Ent­wicklung von LED­Lichtwerkzeugen und macht so die großen Vorteile von LEDs bei Lichtausbeute und Lebensdauer praktisch nutzbar. Darüber hinaus bietet ERCO ein breites Produktprogramm für Halogen­Metalldampflampen und kom­pakte Leuchtstofflampen an.

LED varychromeLED warmweißLED tageslichtweißGlühlampenNiedervolt­HalogenlampenHalogenlampen Kompakte LeuchtstofflampenLeuchtstofflampenHalogen­MetalldampflampenNatriumdampf­Hochdrucklampen

LED vary chrome

LED warmweiß

LED tageslichtweiß

Glühlampen

Niedervolt­ Halogen lampen

Halogenlampen

Kompakte Leucht stoff­lampen

Leuchtstoff lampen

Halogen­Metall dampf­lampen

Natriumdampf­ Hochdruck lampen

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32 ERCO Lichtbericht 88 ERCO Lichtbericht 88 33

In unser Handelsregister A ist heute unter Nr. 1048 die offene Handelsgesell-schaft Reininghaus & Co. mit dem Sitz in Lüdenscheid und als deren persönlich haftende Gesellschafter 1. Kaufmann Arnold Reininghaus aus Brügge, 2. Wergzeugschlosser Karl Reeber aus Lüdenscheid, 3. Presser Paul Busch-haus aus Lüdenscheid eingetragen. Die Gesellschaft hat am 1. Juli 1934 begonnen.

Lüdenscheid, den 11. August 1934

Das Amtsgericht

Eigentlich sind Lichtjahre ein Maß für astronomische Entfernungen und kein Zeitmaß, aber wenn eine Lichtfabrik ihr 75. Jubiläum feiert, sei das Wortspiel verziehen. Schließlich war es auch ein weiter Weg durch die Jahre – „per aspera ad astra", von der Vision eines ambitionierten jungen Mannes zum heutigen Unternehmen, das im Sektor der Architekturbe­leuchtung ein „Global Player“ und Technologieführer geworden ist und das sich mit Innovationskraft, Gestaltungskompetenz und allen Tugen­den eines modernen Familienunternehmens auf eine spannende und erfolgreiche Zukunft einstellt.

1934: Die GründungZum 1. Juli 1934 wurde die Firma Reininghaus & Co. in das Handelsregis­ter eingetragen und damit der Grundstein für den bis heute andauern­den Erfolg der Lichtfabrik aus Lüdenscheid gelegt. Arnold Reininghaus (1907–2003) gründete das Unternehmen mit den später ausgeschiede­nen Partnern Paul Buschhaus und Karl Reeber in wirtschaftlich schwie­rigen Zeiten, die von Rezession und Arbeitslosigkeit geprägt waren. Jeder Teilhaber brachte 6000 Reichsmark auf, sodass am Gründungstag ein Kapital von 18000 Reichsmark zur Verfügung stand. Alle drei hatten zuvor in der Elektroindustrie gearbeitet und brachten kaufmännische und technische Erfahrung mit.

Zunächst wurden Teile für Leuchten hergestellt: Zum Beispiel Leuch­tenpendel und Federzüge für höhenverstellbare Pendelleuchten. Auf der Leipziger Messe 1935 wurden die Produkte dem Elektrogroßhandel angeboten, der auch prompt orderte und dann damit eigene Lampen­schirme zu fertigen Leuchten komplettierte.

Die Bilanz des Jahres 1934 wies einen Warenbestand von 11056 Reichs­mark aus. Aus dem ursprünglichen Firmennamen Reininghaus & Co. entstand die phonetische Abkürzung ERCO, die als Warenzeichen einge­führt wurde. Es sollte nicht lange dauern, bis man dem Markt komplette Leuchtenmodelle anbot. Der Umsatz entwickelte sich erfreulich, sodass bis zum Kriegsausbruch eine Umsatzgröße von 1,5 Mio. Reichsmark erreicht wurde: Nach nur wenigen Jahren hatte sich der bescheidene 6­Mann­Betrieb damit zu einem erfolgreichen Mittelständler entwickelt, der Wohnraumleuchten industriell fertigte und über Groß­ und Einzel­händler vertrieb. Mit dem Ausbruch des 2. Weltkriegs im Jahr 1939 kam die Umstellung der Produktion auf Rüstungsgüter, und noch in den letzten Wochen des Krieges, im März 1945, wurde der Betrieb durch zwei Bombenvolltreffer stark beschädigt.

75 Lichtjahre

Der Gründer: Arnold Reininghaus (1907–2003) als junger Mann in den 30er Jahren. Sein Lebens­motto "Man kann nicht von Befürchtungen leben" prägt von Beginn an die Innovationskultur bei ERCO.

ERCO lieferte dem Groß­handel vormontierte Federzüge, die dann mit zugelieferten Schirmen komplettiert wurden.

Noch in den letzten Kriegswochen, im März 1945, zerstören Flieger­bomben die Produktions­stätten.

Frühe Leuchtenmodelle aus einem Vorkriegs­Katalog.

ERCO Leuchtenpräsen­ta tion auf der Leipziger Messe 1937.

Ein Grundstein des Erfolgs von ERCO: Der Universal­zug, eine Vorrichtung zur Höhenverstellung von Pendelleuchten.

Modernes Konzept, im Stil der Zeit: Eine Pendel­leuchte aus den 30ern, die direktes und indirektes Licht zugleich erzeugt.

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Licht überm Nierentisch: Typische Formen und Farben der 50er Jahre aus einem ERCO Katalog dieser Zeit.

Die 50er Jahre: Wiederaufbau und Wirtschaftswunder12 Jahre nach der Gründung stand das Unternehmen praktisch wieder am Anfang. Bei einem Jahresumsatz von 288500 Reichsmark fiel es schwer, an einen Wiederaufbau zu glauben. Der Mitgründer Paul Busch­haus war im Krieg gefallen, seine Erben ließen sich nach der Währungs­reform auszahlen, und Arnold Reininghaus und Karl Reeber führten das Unternehmen alleine weiter. Die erste Nachkriegsmesse fand 1947 in Zelten in Hannover statt. ERCO zeigte alte Katalogblätter aus der Vor­kriegszeit und versuchte, den Kontakt zu den durch die Kriegswirren in alle Winde zerstreuten früheren Kunden wiederherzustellen. Aus Hülsen für Granatzünder, während des Krieges in großen Mengen produziert, wurden Tischlampenfüße gefertigt – so entstand die erste Nachkriegs­leuchte.

Mit der Währungsreform begann für die Firma der Wiederaufbau. In angemieteten Fabrikationsräumen entstanden zunächst die Leuchten­modelle der Vorkriegszeit. Und das „Wirtschaftswunder“ nahm seinen Lauf: Es wurde wieder geordert, und ERCO konnte an den früheren Erfolg anknüpfen.

Die ungewöhnlichen Bedingungen der Nachkriegszeit sprechen aus folgenden Passagen eines Briefes an die verehrte Kundschaft von 1949:

„Durch erfreuliche Auflockerung in den Bezugsmöglichkeiten verschiedener Roh­stoffe haben wir wieder Artikel auflegen können, die wir wegen Materialmangel vorübergehend aus unserem Verkaufs­programm streichen mußten. Auch die durch den bisherigen Rohstoffmangel bewirkten häufigen Fabrikaktionsum­stellungen sind größtenteils fortge­fallen, sodaß wir in einigen Fällen zu Preisermäßigungen schreiten konnten, die ab sofort in Kraft treten.(...)Zum Schluß noch einen kurzen Hinweis: Wie vor dem Kriege, haben wir auch in der schweren Kriegs­ und Nachkriegs­zeit stets zu unserem Verkaufsprinzip gestanden: Unsere preiswürdigen Qualitäts­ERCO LEUCHTEN NUR DURCH DEN FACHGROSSHANDEL zu verkaufen. Wir sind stolz darauf, zu den wenigen Fabriken zu gehören, die dieses Opfer durchgesetzt haben. Mit unserem Grundsatz: DIENST AM KUNDEN UND TREUE UNSEREN GESCHÄFTSFREUNDEN GEGENÜBER werden wir uns weiterhin bemühen, Sie zufrieden zu stellen.“

Industrielle Serienferti­gung – das Credo von Arnold Reininghaus. Ein anonymer Industriefoto­graf hält die Produktion in den 50er Jahren in Schwarz­Weiß fest.

Optimistisch ins Wirt­schaftswunder: Arnold Reininghaus mit Mitar­beiterinnen um 1950.

Empfangsbereich der ERCO Verwaltung in den 50er Jahren.

Szenen aus der ERCO Fertigung: Trotz industri­eller Prozesse und Serien­fertigung ist der manuelle Anteil noch groß. Das Unternehmen wird ein bedeutender und beliebter Arbeitgeber in Lüden­scheid.

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In der Ära der Kunststoff­ Lampenschirme war der Künstler Fred Backhove als Modelleur eine Schlüs selperson im Unterneh men: Unter sei­nen geschickten Händen entstanden Gipsformen für die spätere Produktion.

Der erste Designer, mit dem ERCO zusammen­arbeitet, ist Alois Gang­kofner. Ursprünglich ein Experte für die Gestaltung mit Glas, entwickelt er ab 1963 für ERCO auch materialgerechte, moderne und wohlproportionierte Kunststoffleuchten.

Fotografie im Stil der neuen Sachlichkeit. Zeitgenössische Design­objekte wie Vasen oder der Braun Stabmixer schaffen ein zeittypisches Ambiente der 60er Jahre.

Auch diese Messepräsen­tation aus den 60er Jah­ren zeigt sich aufgeräumt, klar und ganz im Geist des „International Style“ gestaltet.

In der Farbwahl dieses Fotos deutet sich bereits die Pop­Ästhetik der spä­ten 60er Jahre an. Wenn auch die Gestaltung technoider wird und die Lichttechnik ausgefeilter: Noch überwiegt das Ver­ständnis der Leuchte als dekoratives Objekt.

Das Leuchtenprogramm erweiterte sich auf Zugleuchten für die Küche, Nachttischleuchten und Wandleuchten. Zum größten Umsatzträger aber entwickelten sich die Badezim­merleuchten. Im Juli 1959 feierte ERCO sein 25­jähriges Jubiläum. Es waren 25 harte Jahre gewesen, in denen nur durch intensive Arbeit ein Überleben möglich war, wie die Gründer in ihren Ansprachen vermerkten. Das Exportge­schäft entwickelte sich – mit Geschäftsbeziehungen nach Schweden und Norwegen sowie nach Belgien und Holland. ERCO war ein blühendes Unternehmen, das nun Pläne für einen großzügigen Neubau schmiedete, um die im Stadt­gebiet von Lüdenscheid verstreuten Fabrikationsstätten zusammenzuführen.

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Ein vertrautes Bild: In fast jedem deutschen Haus­halt waren solche oder ähnliche Spiegelleuchten anzutreffen. Accessoires wie der Braun Sixtant Rasierer geben den Wer­beaufnahmen authenti­sches Kolorit.

1963: Die Ära Maack beginntMitte der 60er Jahre berief Reininghaus seinen Schwiegersohn Klaus Jür­gen Maack in die Geschäftsführung, und übertrug ihm die Verantwortung für die Bereiche Marktforschung Produktentwicklung und Kommunika­tion. Von Anfang an hatte der mutige Schwiegervater ihm außerdem die Planung und Realisation der neuen Fabrikationsgebäude anvertraut, die nach Entwürfen des Architekten Ernst Kuhlmann aus Hagen bis 1969 auf der Brockhauser Ebene, nördlich des Stadtgebietes, entstanden: Auf der „grünen Wiese“, mit optimaler Anbindung an die nagelneue Autobahn A45, die als Sauerlandlinie Norddeutschland und das östliche Ruhrgebiet mit Frankfurt am Main verbindet. Circa 30.000 qm betrugen nun die Pro­duktions­ und Verwaltungsflächen, die dem Unternehmen zur Verfügung standen.

Parallel zur Standortverlagerung machte sich Maack daran, obschon die Geschäfte hervorragend liefen, die Strategie des Unternehmens zu analysieren, zu überdenken und dabei das Geschäftsmodell von ERCO völlig neu zu erfinden. Das Ergebnis seiner Gedankengänge führt zu einer radikalen Veränderung des Produktionsprogramms, die die Fachwelt zunächst schockiert: ERCO verwandelt sich von der Leuchtenfabrik zur Lichtfabrik.

Glas­ und Badezimmer­leuchten waren die "Cash Cows" der 60er Jahre. Ihr verlässlicher Erfolg schaffte letztlich den notwendigen Handlungsspielraum für Klaus Jürgen Maack, um das Unternehmen auf solider Basis völlig neu zu erfinden.

Op­Art: Mit typografisch gestalteten Katalogen und der Zusammenar­beit mit Designern bei der Produktentwicklung wächst bei ERCO das Design­Bewusstsein.

Linestra­Amaturen zur Spiegelbeleuchtung – ein Klassiker mit hoher Licht­qualität, einst Standard, heute aufgrund der schlechten Energieeffi­zienz ein vom Verbot bedrohtes Auslaufmodell.

Zukunftsgewandte Pla­nung: Das großzügige neue Firmengelände auf der Brockhauser Ebene bietet Platz für moderne Fabrikations­ und Verwal­tungsgebäude.

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Dieter Witte gestaltete den legendären Druckguss­Strahler mit seinem präg­nant verrippten, namens­gebenden Gehäuse aus Aluminium­Druckguss (oben). Material und Anmutung dieses Strahlers sollten das ERCO Design für viele Jahre prägen. Der archetypische TM­Strahler von 1973 (links) ist mit kontinuierlich aktualisier­ter Lichttechnik bis heute im Programm.

Doppelfokus­Downlights: Anfang der 70er eine Sensation, bis heute eine ERCO Spezialität. Ihre Lichttechnik ermöglicht eine besonders kleine Reflektoröffnung.

Für die stark gebündelte Akzentbeleuchtung kamen bereits sehr früh Nieder­volt­Reflektorlampen in Strahlern mit integrierten Transformatoren zum Einsatz.

Diskussion in der ERCO Chefetage in den späten 60er Jahren: Alle Verant­wortlichen zu Unterstüt­zern des neuen Konzepts zu machen, forderte von Klaus Jürgen Maack intensive Überzeugungs­arbeit.

Klares Signal an die Anwen der: Mit labor­mäßig ermittelten Dia grammen, den Licht­stärke verteilungskurven, doku mentiert ERCO die Leistungsfähigkeit der Lichtwerkzeuge – und fordert das technische Verständnis der Katalog­leser heraus.

Mit Kugelstrahlern ließ sich gerichtetes Licht unauffällig in die Decke integrieren.

Dieses Werbemotiv aus den frühen 70ern zeigt bereits viele Merkmale der lichttechnischen Orien­tierung, Systematik und Struktur, die das ERCO Produktprogramm seither charakterisieren: Von Strahlern und Downlights bis zu elektronischen Steuergeräten.

Licht statt Leuchten: Auf dem Messestand von 1968 steht das Wechsel­spiel zwischen Licht, Architektur und Objekt­formen im Vordergrund, die Werkzeuge nehmen sich diskret zurück.

1968: Licht statt LeuchtenAufgrund seiner Analyse des Marktgeschehens in der Leuchtenindustrie beurteilte Klaus Jürgen Maack die Zukunftschancen der bestehenden Ausrichtung von ERCO eher skeptisch. Dies hatte zwei Gründe: Erstens zeichnete sich ein Wandel in den Lebensgewohnheiten der Deutschen und ihrer europäischen Nachbarn ab. Das größere Freizeitangebot, das steigende Bedürfnis nach funktionaler und individueller Gestaltung des Wohnbereichs, die steigenden Einkommen und der damit verbundene Wohlstand machten einen anspruchsvolleren Leuchtenmarkt wahr­scheinlich. Zweitens litt ERCO wie die meisten Mitbewerber unter allzu kurzlebigen, den Moden unterworfenen Produktzyklen. Neu eingeführte Modelle brachten wegen ihrer kurzen Lebensdauer am Markt oft nicht einmal ihre Entwicklungskosten herein.

Sein Strategievorschlag begegnete dieser Analyse mit fünf Punkten: Erstens sollte das Licht die zentrale Aufgabe des Unternehmens werden und sich die Leuchtenentwicklung daran ausrichten. Zweitens sollten Produkt­Systeme anstelle von Einzelprodukten entwickelt werden. Drit­tens sollten die Erkenntnisse der Lichttechnik intensiv bei der Entwick­lung eingesetzt und berücksichtigt werden. Viertens sollten modische Trends durch eine neue, potentiell mindestens zehn Jahre gültige Formen­sprache ersetzt werden. Fünftens sollten bei der Produktentwicklung Designer von internationalem Ruf mit der Gestaltung beauftragt werden.

Nach intensiver Überzeugungsarbeit setzten sich Maacks Vorschläge durch: Im Unternehmen, dann im Vertriebssystem, beim Handel und schließlich auch beim Kunden. Mit Stromschienen, Strahlern und Decken­einbauleuchten nahm die bis heute gültige Programmstruktur Gestalt an. ERCO eroberte den neu entstandenen, wachsenden Markt für Architektur­beleuchtung und prägte ihn maßgeblich.

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EUnivers 65 Univers 55 Univers 45

Auf der EuroShop, Düssel­dorf: Die „Konferenz der weißen Männer“, originel­le Präsentation des ERCO Lichtsystems.

Downlight mit blendfrei­em Darklightreflektor: Erstmals wird bei ERCO eine Reflektorkontur mit­hilfe eines Computerpro­gramms berechnet. Licht­technik und Sehkomfort werden zu den zentralen Themen der Produktent­wicklung.

Licht statt Leuchten: Die quaderförmige Stele mit Kugel, eine Remineszenz an den „Stein des Guten Glücks“ in Goethes Garten in Weimar, wird zum Demonstrationsobjekt und Schlüsselbild für ERCO.

In die 70er Jahre fällt die Zusammenarbeit mit Otl Aicher wie auch mit einer Reihe international bekannter Designer wie Terence Conran, Ettore Sottsass und Roger Tallon. Der „Tallon­Strahler“ (rechts) mit seinem cha­rakteristischen Drahtkorb wird zu einer Design­Ikone seiner Zeit.

Eine Zusammenarbeit, die weit über ein Auf­traggeber­Dienstleister­Verhältnis hinausging: Klaus Jürgen Maack (links) und Otl Aicher bei einer Besprechung 1990.

1974: Zusammenarbeit mit Otl AicherDie entscheidende Marketingidee von Klaus Jürgen Maack lässt sich in einem Satz zusammenfassen: ERCO verkauft nicht Leuchten, sondern Licht. Die „Erleuchtung“ kam ihm beim Blättern einer Zeitschrift: „Als die Marketing­Clubs noch Verkaufsleiter­Clubs hießen, las ich einmal in einer deren Schriften: ‚Wenn die alten Ofenbauer begriffen hätten, dass sie Wärme statt Öfen verkaufen, dann wären sie heute noch im Geschäft.'“ Maack las und begriff, dass die Marke ERCO zukünftig für erstklassiges Licht zu stehen habe. Das bedeutete nicht nur den Bruch mit dem über­kommenen Produktprogramm, sondern auch neues Denken: Ein Denken in Licht, in einem Medium, das sichtbar macht, aber selbst nicht sichtbar ist.

Mit diesem konzeptuellen Hintergrund traf Maack 1974 auf einen der profiliertesten deutschen Gestalter der Nachkriegszeit, Otl Aicher (1922–1991) – zunächst nur, um über die Lizenzierung des bekannten Piktogrammsystems von Aicher für eine Serie von Hinweiszeichenleuch­ten zu verhandeln. Doch aus eher nebenbei geführten Diskussionen über Typographie und Design entwickelte sich Sympathie und Wertschätzung; es folgten gemeinsame Projekte: Ein neues Logo, Drucksachen, eine Fir­menbroschüre, Kataloge, aus denen sich letztlich das bis heute erhaltene und weiterentwickelte, vielfach ausgezeichnete Erscheinungsbild von ERCO formte. Der intensive Austausch zwischen Maack und Aicher prägte eine Haltung in Gestaltungsfragen, die alle Bereiche des Unternehmens umfasst: Kommunikationsmedien, Produkte, Messeauftritte und Firmen­architektur wurden Bestandteil und Ausdruck der Corporate Identity, der Unternehmenskultur.

gezeichnet

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E

Lichttechnische Expertise entscheidet: ERCO Tech ni­ker testen die Deckenfluter für den Flughafen Lon­don­Stansted, ein Ent wurf von Norman Foster

1988 wird das Technische Zentrum in Lüdenscheid fertiggestellt. Der Entwurf von Prof. Uwe Kiessler erregte Aufsehen in der Architekturwelt. Dabei war das Briefing nur einen Satz lang: Das Gebäude sollte sein wie ein „Overall für Ingenieure“.

Spezialisierte Lichtwerk­zeuge für immer kom­plexere Beleuchtungs­aufgaben: Der Eclipse Projektionsscheinwerfer, gestaltet 1987 von Mario Bellini.

Über viele Jahre trug der Schweizer Produktgestal­ter Franco Clivio zum ERCO Design mit bei: Zum Beispiel bei Lucy (oben), Stella (links) und Lightcast (unten).

High­Tech der frühen 90er: Der Hochleistungs­scheinwerfer Emanon, gestaltet von Roy Fleetwood.

Graziler Leichtbau: In den 80er Jahren konstruierte Roy Fleetwood für ERCO die Axis Lichtstruktur.

Systemdesign von Mario Bellini (Eclipse, oben) und dem ERCO Werkdesign­Team (Pollux, links): Licht­technisches Zubehör, wie Filter oder Projektions­optiken, erweitern die Anwendungsmöglichkei­ten der Strahler. Die Nie­dervolt­Halogenlampen führten in den 80ern zu einer Miniaturisierung der Leuchten.

Oseris Niedervolt­Strahler mit Systemzubehör: Die Ästhetik dieses Werbe­motivs, entstanden in der Zusammenarbeit mit dem Fotografen Hans Hansen und dem Werber Thomas Rempen, setzte Maßstäbe.

80er und 90er Jahre: Eine Weltmarke für Licht entstehtMit dem deutschen Marketingpreis 1980 erfuhr das Konzept „Licht statt Leuchten“ eine offizielle Bestätigung und Würdigung. In der Praxis war der Erfolg unübersehbar: Das Unternehmen expandierte, Umsatz und Exporte wuchsen – ERCO entwickelte sich zur Weltmarke für Licht. Die Zusammenarbeit mit herausragenden Persönlichkeiten auf allen Gebieten der Gestaltung, wie dem Fotografen Hans Hansen, dem Werber Thomas Rempen, den Designern Mario Bellini und Franco Clivio, um nur einige zu nennen, inspirierten und stärkten das Unternehmen. Vielfache Auszeichnungen für Produktgestaltung, Grafik­Design und Corporate Identity dokumentieren die Leistungen dieser Jahre. Das lichttechnische Know­how wuchs mit den Anforderungen der ersten internationalen Großprojekte, an denen ERCO mitarbeitete, wie etwa der Hongkong and Shanghai Bank in Hongkong von Norman Foster oder der Louvre Glas­pyramide von I.M. Pei in Paris.

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EDas digitale ZeitalterIm Zuge des Internet­Booms ging 1996 der erste Webauftritt unter www.erco.com online. Nach dem Unfalltod von Otl Aicher 1991 stellte die Entwicklung eines Erscheinungsbildes für digitale Medien eine erste große gestalterische Herausforderung dar, die das Unternehmen selbst­ständig zu bewältigen hatte. ERCO Lichtwerkzeuge beleuchten nach dem Umbau des Reichtags in Berlin durch Norman Foster 1999 das neue Parlament.

Das weltweite Vertriebsnetz umspannte inzwischen über 40 Länder und expandierte weiter: Zum Beispiel 2000 in die USA und 2006 nach China. Digitale Elektronik hält nicht nur Einzug in Kommunikation und Logistik, sondern auch in die Lichtwerkzeuge selbst: Elektronische Betriebsgeräte mit digitalen Schnittstellen werden selbstverständlich, und die Halbleiter­ Lichtquelle LED erobert sich seit der Jahrtausend wende immer weitere Anwendungsbereiche.

Was bringt die Zukunft?Im Jahr 2003 übernahm Tim Henrik Maack innerhalb der vierköpfigen Geschäftsleitung die Sprecherrolle von seinem Vater. Er setzte neue Schwerpunkte in der Produktpolitik, ohne die alten Grundsätze aufzu­geben, denn der Claim „Licht statt Leuchten“ hat nach wie vor Bestand. Die Einführung der digitalen Lichtsteuerung Light System DALI unter dem Motto „tune the light“, das für szenografische Beleuchtung und effizienten Sehkomfort steht, ist eine der wichtigsten Neuerungen der letzten Jahre. Nachhaltigkeit gewinnt einen immer größeren Stellenwert in der Unternehmenspolitik. ERCO setzt auf neue Technologien wie LEDs, die eine wartungsfreie und stromsparende Alternative zu herkömmlichen Lampen darstellt und investiert massiv in entsprechende Neuentwick­lungen. Das nächste Vierteljahrhundert kann kommen.

tune the light: Mit diesem international verständ­lichen Appell möchte ERCO alle Lichtanwender dazu auffordern, die kreativen Möglichkeiten fortschrittlicher Licht­werkzeuge auszuschöp­fen und ein Optimum hinsichtlich Effizienz und Sehkomfort in der Architekturbeleuch tung zu erreichen.

Neben Innen­ und Außen­raumleuchten nehmen Lichtsteuersysteme wie Light System DALI eine immer wichtigere Rolle im Produktprogramm von ERCO ein.

Digitale Elektronik hält Einzug im Leuchtenbau: Bei den Betriebsgeräten, aber auch in Form der LED als Lichtquelle.

Die Lichtfabrik wird zum Software­Produzenten: Lichtsysteme mit immer mehr Möglichkeiten benö tigen entsprechend komfortable Bedienober­flächen, wie zum Beispiel Light Studio zur Konfigu­ration von Light System DALI.

Herzstück und Symbol der computergestützten Waren­ und Informa­tionslogistik bei ERCO: 2002 geht das automa­tische Hochregallager ERCO P3 produktiv, archi­tektonisch gestaltet von Schneider + Schumacher, mit Licht inszeniert von Prof. Uwe Belzner.

Seit Ende 2001 bietet ERCO ein wachsendes Programm an Leuchten für den Außenraum an – dank leistungsfähiger Lichttechnik und robuster Gehäuse mit großem Erfolg.

Schon ab 2000 setzte ERCO bei Orientierungs­leuchten LEDs ein. Heute sind sich Experten einig: LEDs sind die Lichtquelle der Zukunft.

Der Webauftritt ERCO Light Scout hat sich zum Drehkreuz der Informationslogistik gewandelt: Alle Infor­mationen sind zu jeder Zeit überall verfügbar.

www.erco.com

Die vier Geschäftsführer von ERCO (von links nach rechts): Dr. Dirk Stahlschmidt, Kay Pawlik, Tim Henrik Maack, Mark Oliver Schreiter.

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DALIPLUG+PLAY

Insbesondere den deutschen Fußballfans ist Córdoba als Spielort der Weltmeisterschaft 1978 in Argentinien im Gedächtnis geblieben. Die Nummer Zwei unter den argentinischen Metropolen nach Buenos Aires liegt rund 700 km nordwestlich der Haupstadt am historischen „Camino Real" Richtung Peru und hat rund 1,3 Millionen Einwohner. Als wirtschaftliches Zentrum mit einem riesigen Einzugsgebiet ist Córdoba in den vergangenen Jahrzehnten schnell gewachsen, konnte aber zur Freude der Touristen im Stadtkern seinen kolonialen Charme bewahren. Altes und neues Córdoba begegnen sich im Viertel „Nueva Córdoba". Hier, am großen Verkehrskreisel der Plaza España und nahe dem Sarmiento-Park, der „grünen Lunge" Córdobas, entwickelt sich ein Kultur- und Museumsquartier, das den steigen den Ansprü-chen der Bevölkerung und der Besucher Rech-nung trägt.

So erwarb die Regionalregierung 2004 den Palacio Ferreyra, einen prächtigen neoklassizis-tischen Palast, den die Patrizierfamilie Ferreyra 1916 nach aktueller französischer Mode erbau-en ließ. Ende 2007 eröffnete in dem aufwendig umgebauten Palast das Museo Superior de Bellas Artes, das inzwischen den Zusatz „Evita" trägt und damit der schillernden Präsidenten-gattin Eva Peron (1919–1952) gewidmet ist. Schräg gegenüber befindet sich ein weiterer Museumsbau, das Museo Provincial de Bellas Artes Emilio Caraffa, dessen Hauptflügel von 1915 in den vergangenen Jahren modernisiert und mit einem Anbau ergänzt wurde. Mit diesen beiden Kunstinstitutionen verfügt Córdoba,

Museo Superior de Bellas Artes Palacio Ferreyra, Córdoba

Auf dem Laufsteg: Besucher werden im Ein-gangsfoyer des Museums zu Akteuren in einer dramatischen Licht- und Rauminszenierung.

Architekt: GGMPU Arquitectos, Córdoba. Lichtplanung: Maestre Iluminación, Córdoba.Fotos: Rogerio Reis, Rio de Janeiro

schon immer ein kulturelles Zentrum Südame-rikas, jetzt über Galerien und Ausstellungssäle, die sich gestalterisch und technisch mit den führenden Häusern der Welt messen können.

Das einheimische Architekturbüro GGMPU inszenierte im Palacio Ferreyra die Fusion von Tradition und Zukunft und machte dabei inten-siven Gebrauch vom „immateriellen Baustoff“ Licht: Es ist nur der farbige Schein hinter den Festern der Hauptfassade, der von Weitem auf die neue Nutzung des Palastes hinweist. Doch bevor der Besucher die sorgfältig restaurierte Pracht des Hauptsaals und der Galerien betritt, durchschreitet er eine neu eingefügte, futuris-tische Eingangs- und Erschließungszone: Schwarze skulpturale Treppen und Rampen durchschneiden den die Stockwerke verbinden-den Luftraum; metallisch glänzende, transpa-rente oder mit Siebdruck ornamentierte Verklei-dungen lassen die historische Substanz hier nur erahnen. Per DALI programmgesteuertes, farbi-ges Licht aus Focalflood Fassadenleuchten LED varychrome macht die Besucher zu Akteuren in einer dramatischen Szenografie, um sie bewusst vom Alltag in die Sphäre der Kunst zu geführen.

Von außen kündet ledig-lich der farbige Schein hinter den Fenstern der Hauptfassade vom Raum-erlebnis im Inneren. DALI-gesteuerte Focalflood Fassadenleuchten LED varychrome hinterleuch-ten die halbtransparenten Flächen und versetzen die Atmosphäre in einen steten Fluss.

Das gesamte Museum ist mit Light System DALI zur Lichtsteuerung ausge-stattet. Trotz des unge-wöhnlichen Umfangs dieser Anlage lässt sie sich bequem vom Note-book-PC aus mit der Software Light Studio konfigurieren.

Mit ambitionierten Museumsprojekten macht die argentinische Metropole Córdoba ihren Anspruch auf kulturellem Gebiet deutlich. Gestaltung und Technik scheuen keinen internationalen Vergleich: So sorgt im umgestalteten Palacio Ferreyra eine Light System DALI Anlage für optimale Lichtverhältnisse.

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Die Lichtlösung in den Ausstellungsräumen des Museums: Abgependelte Hi-trac Stromschienen mit Uplights zur Aufhel-lung der Decken tragen Optec Strahler für Nieder-volt-Halogenlampen mit DALI-fähigen Betriebs-geräten. Die individuelle Adressierbarkeit jedes Light Clients in Light System DALI ermöglicht es, die Beleuchtungsstär-ken bequem und präzise auf die Exponate abzu-stimmen.

Die zentrale Halle mit ihrer reich dekorierten Treppe erinnert an die Glanzzeit des argentini-schen Großbürgertums Anfang des 20. Jahrhun-derts.

Auch im direkt benach bar-ten Museo Emilio Caraffa ist eine leistungs fähige, bedie nungsfreund liche ERCO Beleuchtungs anlage mit DALI Stromschienen an einer abgehängten Tragstruktur, Optec Strah-lern und Wandflutern sowie Light System DALI zur Steuerung installiert.

Optec Strahler und Wandfluter

Übersicht der eingesetzten ERCO Produkte

Hi-trac Stromschienenmit Uplights

Focalflood Fassaden-leuchte LED varychrome

DALI Stromschienen Light System DALI

tune the lightDie durchgängige Anwendung von Light System DALI in diesem Museum zeigt einen zentralen Vorteil dieser Technologie: Sie integriert klassi-sche Beleuchtungsaufgaben im Museum, wie etwa das Einstellen von konservatorisch wün-schenswerten Beleuchtungsstärken bei Kunst-werken, auf hoch komfortable Weise mit allen Möglichkeiten szenografischer Lichtkonzepte. Mit nur einem System, das auf die Anwendung in der Architektur hin konzipiert ist, und der ein-heitlichen Bediensoftware Light Studio können die Techniker des Museums ihren Bedien- und Wartungsaufwand minimieren. Die Nutzung des DALI Protokolls als normiertem Industrie-standard für Lichtsteuerung macht die Anlage zukunftssicher und problemlos erweiterbar: Mit heutigen und zukünftigen ERCO Light Clients, aber auch mit DALI-fähigen Produkten anderer Hersteller. Ein bedeutender Aspekt von Light System DALI liegt darin, Beleuchtungs-stärken gezielt und flexibel zu dosieren und damit auch den Energieverbrauch zu senken – ein wichtiger Schritt, um effizienten Sehkom-fort zu erzielen.

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In den vergangenen Jahrzehnten profilierte sich Valencia mit stadtplanerischen Großprojekten als moderne Metropole: Aufsehen erregte zum Beispiel, als nach wiederholten verheerenden Überschwemmungen der Fluss Turia in den Sechzigerjahren kurzerhand aus der Stadt in ein künstliches neues Bett verlegt wurde und nach intensiven politischen Debatten der kata­lanische Architekt Ricardo Bofill ab 1984 eine attraktive Parklandschaft im ehemaligen Fluss­bett gestaltete. Das moderne Stadtbild prägt vor allem ein bekannter Sohn Valencias: Santiago Calatrava, der mit der „Ciudad de las Artes y de las Ciencias“ eine gestalterische und inhaltli­che Brücke in die Zukunft seiner Heimatstadt schlug. Aber auch internationale Architektur­größen wie Lord Foster mit seinem „Palacio de Congreso“ hinterliessen ihre Spuren, wo einst der Turia floss.

Die andere Seite von Valencia ist ihre reiche Geschichte: Nach der Gründung im Jahr 138 vor Christus erlebte die Stadt römische, west­gotische und arabische Eroberungen. Erst 1238 kehrte sie unter christliche Herrschaft zurück. Die Kathedrale von Valencia mit Baubeginn 1262 erhebt sich auf den Grundmauern einer alten Moschee. Wird im Bereich der Altstadt bei Bauarbeiten ausgeschachtet, stößt man fast zwangsläufig auf antike Relikte – so auch an der Plaza L'Almoina, in unmittelbarer Nachbar­schaft der Kathedrale von Valencia.

Seinen Namen, der auf Deutsch „Almosen“ bedeutet, erbte dieser Ort von einer Einrichtung für Bedürftige, die aus dem 14. Jahrhundert stammte und 1910 abgerissen wurde. Bei wei­teren Abrissarbeiten ab 1985 stießen die Arbei­ter auf derart reiche antike Funde, dass man beschloss, statt einer geplanten Erweiterung der angrenzenden „Basilika der Muttergottes der Obdachlosen" die Ausgrabungen zu sichern und der Öffentlichkeit zu erschließen – der Auftakt zur Planung des Ausgrabungszentrums L'Almoina, das Ende 2007 seine Pforten öffnete.

Heute bietet dieses besondere Museum dem Besucher einen Spaziergang durch mehr als 2000 Jahre Stadtgeschichte. Der Rundgang beginnt im überirdisch gelegenen Eingangs­pavillon und führt dann Stufe um Stufe tiefer in die historischen Schichten Valencias. Ein architektonischer Kunstgriff sorgt dabei dafür, dass ein Bezug zur Oberwelt stets erhalten und zugleich verfremdet wird: Das große gläserne Oberlicht, das den Abschluss über der zentralen Halle mit Ausgrabungen der römischen Ther­men bildet, stellt gleichzeitig als Wasserbecken ein Gestaltungselement des oberirdischen Platzes dar – es erlaubt den Ein­ und Ausblick, aber erzeugt auch Spiegelungen, Lichtreflexe und Verzerrungen, die dem Rundgang durch

Ausgrabungszentrum L'Almoina, ValenciaValencia an Spaniens Mittelmeerküste lockt mit einer Architekturhistorie von den Römern bis Calatrava. Das neu gestaltete Ausgrabungszentrum „L'Almoina“ insze-niert effektvoll einen Spaziergang in die Vergangenheit.

Architekt: José María Herrera García, ValenciaLichtplanung: Julià Colomer, Emblemma, Barcelona.Fotos: Thomas Mayer, Neuss

www.valencia.es/almoina

die Grabungsstätten eine traumwandlerische Qualität verleihen. Auf den 2.500 m² Fläche der Ausgrabungsstätte bildet sich die komplette Stadtentwicklung vom zweiten vorchristlichen bis zum vierzehnten nachchristlichen Jahr­hundert ab. Die Ausstellung gliedert sich in die fünf wesentlichen Epochen „Valentia, die erste Stadt“, „Valentia, die römische Kaiserstadt“, „Valentia, die erste christliche Gemeinde“, „Balansiya, die islamische Stadt“ und „Valencia, die christliche Stadt“. Die Epochen sind durch originale sakrale und profane Elemente wie Straßenzüge, Foren mit monumentalen Porti­ken, Wohn­ und Sakralbauten, Badeanlagen, Befestigungs­ und Grabanlagen vertreten. Der Architekt schuf je nach beabsichtigtem Eindruck individuelle Räume – von kleinen intimen Kam­mern bis zu hohen, mehrgeschossigen Hallen. Als verbindendes Element fungiert die Beleuch­tung, die durchgängig mit DALI­fähigen ERCO Strahlern für ERCO DALI Stromschienen gelöst ist und sich durch diese Technologie flexibel an wechselnde Tageslichtbedingungen und Nut­zungsanforderungen anpassen lässt.

Die Überreste der römi­schen Thermen dokumen­tieren die früheste Phase der Stadtgeschichte von Valencia. Bei der Besich­tigung entstehen ständig wechselnde Blickbezüge zum urbanen Umfeld der Ausgrabungsstätte, wie der Kuppel der „Basilika der Jungfrau der Schutz­losen“ (oben) oder der Kathedrale von Valencia mit ihrem imposanten

gotischen Turmstumpf (rechts). Mit dem Verhält­nis von Kunstlicht und Tageslicht lässt sich auch steuern, wie viel Ein­ und Ausblick das spektakulär als Wasserbecken ausge­führte gläserne Oberlicht erlaubt.

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Großzügige Raumhöhen bilden den Rahmen für monumentale antike Fundstücke. Die opti­malen Lichtwerkzeuge zur Bewältigung solcher Distanzen: Leistungsfä­hige Strahler aus dem Stella Programm. Sie sind mit DALI Transadaptern an DALI Stromschienen montiert und mit Nie­dervolt­Halogenlampen 100W/12V bestückt.

Ein unauffälliges und flexibles System aus DALI Stromschienen und Pollux Strahlern in Sonderausführung mit DALI Transadaptern für Niedervolt­Halogenlam­pen 50W/12V dient als hochflexible Beleuchtung in den Ausstellungszonen. „tune the light“: Dank ihrer Varioreflektoren mit einem Abstrahlwinkel von 11° bis 24° und dem

Präsenzmelder helfen in Verbindung mit einer DALI Steuerung, den Stromver­brauch der Beleuchtungs­anlage durch automa­ti sche Absenkung der Beleuchtungsstärken zu dämpfen.

Das gerichtete Licht der Strahler modelliert die historischen Exponate; der Einsatz von Nieder­volt­Halogenlampen bie­tet eine optimale, natür­liche Farbwiedergabe.

Die über DALI individuell adressierbaren Strahler ermöglichen ein atmos­phärisches Lichtkonzept, das die weitläufigen unter irdischen Räume weich abgestuft mit der zentralen, von Tageslicht durchfluteten Halle des Museums verbindet.

Stella

Übersicht der eingesetzten ERCO ProdukteStella, Pollux in DALI Ausführung für Niedervolt­Halogenlampen, ERCO DALI Stromschienen Pollux

So wie sich die modernen Ergänzungen und der Innenausbau des Muse­ums durch eine klare Formensprache von den Ausgrabungen abgren­zen, bilden auch die Beleuchtung der archi­tektonischen Elemente

Beim Einsatz von vier­hundert Pollux und zwei­hundert Stella Strahlern und mehreren Hundert laufenden Metern DALI Stromschienen entschie­den sich Lichtplaner und Bauherr nicht nur für präzise Lichtwerkzeuge, sondern auch für eine nachhaltig wirtschaftliche Lösung; Zuverlässigkeit, lange Lebensdauer und einfache Handhabung bei

und die Inszenierung der Exponate zwei Ebenen des Lichtkonzepts für das L'Almoina. DALI Techno­logie ermöglicht es, diese Gestaltungsebenen dif­ferenziert zu behandeln und zu steuern.

Installation und Wartung zählen zu den langfristig wichtigen Entscheidungs­parametern.

optischen Zubehör lassen sich Pollux Strahler indi­viduell und flexibel auf ihre jeweilige Anwen­dung hin anpassen.

DALI Stromschienen

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Das Museum der schönen Künste, das Museo de Bellas Artes, befindet sich im Gebäudekomplex des Palacio Carlos V, der Teil der Festungsanlage Alhambra ist. Die Alhambra gehört zu den wich-tigsten Kulturdenkmälern der Region Andalu-sien und wurde 1984 in die Liste des Weltkul-turerbes aufgenommen. Sie liegt hoch über der Stadt Granada, zu Füßen der Sierra Nevada. Die Stadtfestung wurde im Zuge der „Reconquista“, der Wiedereroberung der maurisch besetzten Gebiete im Jahre 1492 durch spanische Könige eingenommen. Die Einflüsse der verschiedenen Herrscher spiegeln sich in den unterschiedlichen Gestaltungsstilen der Gebäude wider: Mauri sche und spanische Architektur der verschiede nen Epochen verschmelzen zu einer Einheit, was die Anlage zu einem weltweit einzigartigen Bau-kunstwerk macht.

Der spanische König Carlos V riss Teile der maurischen Palacios Nazaríes (Palast der Nasri- den) nieder und errichtete dort eine neue Palast - anlage, die, obwohl unvollendet, zu den bedeu-tendsten Bauwerken der Hochrenaissance zählt. Das doppelstöckige Schloss und seine mit zahl-reichen Reliefs, Säulen und Erkern verzierte Fassade fasziniert jährlich Hunderttausende Besucher. Highlight des Palastes ist der kreisför-mige Innenhof mit einem Durchmesser von 30 m, der von einem zweistöckigen Arkadengang mit jeweils 32 Säulen umgeben ist.

Das Museum der schönen Künste wurde unlängst neu gestaltet und umfangreichen Renovierungsarbeiten unterzogen. Der neue hohe technische Stand lässt sich auch beim ein-gesetzten Licht klar erkennen: ERCO Produkte,

Museo de Bellas Artes, Granada Die Alhambra gliedert sich in vier Teile: die Ver-teidigungsanlage Alcaza-ba, den Nasridenpalast und den Palast Carlos V. Oberhalb findet sich der Generalife, die einstige Sommerresidenz mit wunderschönen Gärten.

Trion Uplights sorgen seit Jahren für Licht in dem unteren Arkadengang und erzeugen eine indirekte Allgemeinbeleuchtung, die für eine einzigartige Stimmung sorgt.

Stella Strahler akzen-tuieren einzelne Werke; Trion Uplights mit Leucht-stofflampen, verdeckt montiert in Stellwänden, schaffen die diffuse Grundbeleuchtung. Die gesamte Technik wurde in vorgesetzte Wände integriert, um die alte Bausubstanz nicht zu verletzen. In den Galerien mit Seitenlicht filtern Fenster mit UV-Filterglas sowie Gazevorhängen das einfallende Tageslicht und erlauben zugleich den Ausblick auf die Umgebung.

Innenarchitekt: Antonio Jiménez Torrecillas, GranadaLichtplanung: Juan José SendraFotos: Thomas Mayer, Neuss

www.alhambra.org

Um den Schutz der histo-rischen Kassettendecken zu gewährleisten, nutzten die Planer Stella Strahler an Hi-trac Stromschienen. Diese Lichtstruktur erlaubt große Spannweiten und benötigt nur wenige Mon-tagepunkte.

ausgestattet mit speziellen Filtern und Linsen, die dem Exponatenschutz dienen, beleuchten die Arbeiten. Das Museum befindet sich in der zweiten Etage des Gebäudes und zeigt überwie-gend Werke von Künstlern der granadischen Schule des 15. bis 20. Jahrhunderts. Des Weite-ren befindet sich im Erdgeschoss das Museum für spanisch-muslimische Kunst, welches Aus-grabungsfunde präsentiert, die in der Alhambra entdeckt wurden.

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Am 13. Mai 1917, so berichteten drei Hirtenkin­der aus dem portugiesischen Dörfchen Fátima, sei ihnen auf einem freien Feld erstmals die Jungfrau Maria erschienen. Weitere Erschei­nungen folgten, bezeugt von immer mehr Gläubi gen, und nach der Anerkennung durch die katholische Kirche entwickelte sich Fátima zu einem beliebten Pilgerziel – heute, etwas mehr als 90 Jahre später, ist der Ort 130 km nördlich von Lissabon einer der meistbesuchten Wallfahrtsorte der Welt. Mehrere Millionen Besucher kommen jedes Jahr hierher, auf der Suche nach spirituellem und körperlichem Heil.

Dieser Pilgerstrom führte zum Neubau der Dreifaltigkeitskirche, die am 12. Oktober 2007 geweiht wurde und mit etwa 8800 Sitzplätzen zu den vier größten katholischen Kirchen der Welt gehört. Der kreisrunde Bau nach einem Entwurf des griechischen Architekten Alexan­dros Tombazis misst 125 m im Durchmesser und birgt in seinem Inneren einen zum Altar hin sanft abfallenden, stützenfreien Raum mit hervorragenden akustischen und klimatischen

Igreja da Santíssima Trindade, Fátima Architekt: Alexandros Tombazis, AthenLichtplanung: Bartenbach LichtLabor, Innsbruck;Fernando Silva OHM­E, PortoFotos: Bernd Hoff, Düsseldorf

www.santuario­fatima.pt

Der Vorplatz der Dreifal­tigkeitskirche, vom Turm der alten Basilika aus gesehen: An den Höhe­punkten des Wallfahrts­jahres drängen sich hier Hunderttausende Pilger.

Das Bild der gigantischen Lichtdecke gliedert sich in Bereiche mit unter­schiedlicher Tönung des Tageslichts aufgrund ent­sprechender Filterung.

In der Dachkonstruktion sind Trion Uplights paar­weise montiert – bestückt mit Halogen­Metalldampf­lampen zur Tageslicht­ergänzung sowie mit Halogenlampen als dimm­bare Beleuchtung für abendliche Anlässe. Den Abschluss nach unten bildet eine textile Spann­decke.

Auch außerhalb der Wallfahrten finden in der neuen Kirche jeden Sonntag mehrere Messen statt. Durch eine Licht­steueranlage lassen sich Tages­ und Kunstlicht der Liturgie folgend szenisch anpassen.

Wo immer möglich, setzten die Planer aus energetischen Gründen Leuchten mit Halogen­Metalldampflampen ein. Eine Ausnahme stellt die vertikale Beleuchtung der Rückwand hinter dem Altar dar: Das prachtvolle Wandgemälde des slowe­nischen Paters Marko Ivan Rupnik wird für optimale

Licht in seiner archaischen Form: Pilger entzünden in einer Kapelle Opferkerzen. In fast allen Religionen der Welt hat Licht seinen Platz als spirituelle Meta­pher und Symbol.

Bedingungen. Ein verglastes Sheddach lässt das Tageslicht als diffuse Grundbeleuchtung in den Raum strömen. In der Dachkonstruktion verborgen, dienen Trion Uplights zur ergänzen­den Hinterleuchtung der textilen Lichtdecken. Neben dieser diffusen Beleuchtung, die die Wei­te des Raumes betont, erfolgt nur eine subtile Aufhellung wichtiger Bereiche, etwa des groß­flächigen Altarbildes, durch deckenintegrierte Wandfluter. Lightcast Downlights IP65 heben die 13 Portale der Kirche, die sich auf Christus und die zwölf Apostel beziehen, hervor. Ebenso sorgfältig sind aber auch Nebenräume wie Gar­deroben, Galerien und Kapellen gestaltet und beleuchtet.

Gleichmäßigkeit und Farb­wiedergabe mit Lightcast Linsenwandflutern für PAR­Lampen beleuchtet.

QT­DE12HIT­DE­CE

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Schlusslichter

Designer’Saturday, Düsseldorf„Neue Alltagslösungen in Architek-tur und Design" präsentierte der 11. Deutsche Designer'Saturday vom 26. bis 27. September 2008 in Düsseldorf. Die traditionsreiche Veranstaltung für Gestalter aller Sparten – sie findet seit 1985 regel-mäßig statt – kombinierte dazu Produktausstellungen im reizvollen Rahmen des „Alten Kessel hauses“ der ehemaligen Böhler-Werke mit einem abwechslungsreichen Vor-tragsprogramm. ERCO zeigte in beiden Teilen Präsenz: Gelegenheit für viele interessante Begegnungen und Dialoge.

www.designersaturday.de

10 Jahre ERCO SüdamerikaAus Anlass des Jubiläums veranstal-tete das Team um Edgardo Cappiel-lo gemeinsam mit anerkannten Lichtfachleuten der Region ein umfangreiches Programm unter-schiedlicher Aktivi täten. Höhe punkt war eine Feier mit Cock tailempfang am 20. Novem ber 2008. Über 200 Gäste fanden sich dazu in der „Colección Fortabat” ein: Eine neu eröffnete Kunstgalerie in Buenos Aires, beleuchtet mit ERCO.

Kontakt:ERCO Iluminación, S.A.Oficina de RepresentaciónAv. Alicia M. de Justo 2030, Of.2021106 Buenos Aires Argentina

Tel.: +54 11 431 314 00Fax: +54 11 431 254 65E-Mail: [email protected]

„L´art de la Ilum“ La Sala Vinçon, BarcelonaDie Firma Vinçon handelt nicht nur mit zeitgenössischen Designarti-keln für Haus und Wohnen, son-dern präsentiert auch Ausstellun-gen in ihren Räumen am Passeig de Gràcia: Zum Beispiel aktuelle Architekturfotografie anlässlich der Veranstaltung Arquiset '08 im vergangenen Oktober. Pollux Strah-ler mit Konturenschie bern dienten der effektvollen Insze nierung der Fotobände.

www.vincon.com

Werkvortrag von Kengo Kuma, ERCO SingapurDer Japaner Kengo Kuma genießt mit seinen Bauten in der Architek-turwelt eine hohe Reputation. Seine Architekturphilosophie sum-miert unter dem Schlagwort „Anti-Object" Bauten, die mit ihrer Umgebung geradezu verschmelzen. Auf Einladung der Architekturfa-kultät der National University of Singapore besuchte Kengo Kuma am 29. August 2008 den asiati-schen Stadtstaat, hielt zunächst eine Vorlesung an der Universität und war im Anschluss noch Ehren-gast und Redner eines Seminars in den neuen Räumen von ERCO. Seit 2007 betreut ERCO von dem Show-room und Büro in Singapur aus den gesamten asiatischen und pazifi-schen Markt.

Kontakt:ERCO Lighting Pte. Ltd.93 Havelock Road#03-532Singapore 160093 Singapore

Tel.: +65 6227 3768Fax: +65 6227 8768E-Mail: [email protected]

„tune the light": Karl-Heinz Beckhoff, Lichtexperte und Trainer in der deutschen ERCO Vertriebsgesellschaft, präsentiert den Gästen des Designer'Saturday Philosophie, Konzepte und Produkte der Licht-fabrik.

Der kleine, aber feine ERCO Stand bot den richtigen Rahmen und viele Anknüpfungspunkte für Fachgespräche unter Gestaltern.

Mark Oliver Schreiter (3. von links), als ERCO Geschäftsführer für den weltweiten Vertrieb ver-antwortlich, und Antonio Merino (4. von links), Leiter der spanischen Vertriebs-organisation, mit ihrem Team für Südamerika

Lichtexperten unter sich (von links nach rechts): Carlos Sanchez Saravia (Redakteur LMD maga-zine), Edgardo Cappiello and Luis Schmid (Marke-ting Manager, OSRAM Argentina).

Ein attraktiver Rahmen für den Vortrag eines Meisters im Umgang mit Licht und Schatten: Der moderne Showroom von ERCO in Singapur. Im Gespräch: Kengo Kuma (links) mit Hendrik Schwartz, ERCO Vertriebsleiter Asia/Pacific (rechts).

Mehr zu Kengo Kuma und seinem Werk auf der Website seines Büros:www.kkaa.co.jp

Verborgene Gestaltung - Dinge sehen und begreifenFranco Clivio, Hans Hansen, Pierre Mendell2009, Birkhäuser VerlagISBN: 978-3-7643-8967-3

Englische Ausgabe: Hidden Forms – Seeing and Understanding Things, ISBN: 978-3-7643-8966-6

Aloys F. Gangkofner. Glas und Licht / Glass and LightIlsebill Gangkofner (Hrsg.), Xenia RiemannSprachen: Deutsch/Englisch2008, Prestel VerlagISBN: 978-3-7913-4193-4

Neue BücherBeide Gestalter haben eine Design-Ära bei ERCO geprägt: Aloys F. Gangkofner mit sei-nen Glas- und Kunststoff-entwürfen aus den 50er und 60er Jahren; Franco Clivio mit Leuchten wie Lucy, Stella oder Lightcast, die in den letzten zwei Jahrzehnten entstanden und bis heute Teil des ERCO Programms sind. Über Gang-kofner erschien eine bild-mächtige Monografie, Clivio hingegen präsentiert seine faszinierende Sammlung von Alltagsgegenständen mit anonymem Design in Buch-form.

(von links nach rechts): Martiniano Leguizamón, Rodrigo Jardim, Ana Altobelli, Martín Massaglia und Edgardo Cappiello.

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E ERCO GmbHPostfach 246058505 LüdenscheidGermanyTel.: +49 2351 551 0Fax: +49 2351 551 [email protected]

Pergamonmuseum, BerlinAnlässlich der Ausstellung „Baby­lon – Mythos und Wahrheit” vom 26. Juni bis 5. Oktober 2008 erhiel­ten die weltberühmten Rekonstruk­tionen der Prozessionsstraße und des Ischtar Tors eine neue Beleuch­tung: Nun erstrahlen die antiken, farbig glasierten Tonziegel ähnlich lebendig und brillant wie einst unter der orientalischen Sonne im Babylon des Königs Nebukadnezar II. (604–562 v. Chr.). Die verwen­deten Cantax Strahler für Halogen­Metalldampflampen 35W bieten neben der gesteigerten Lichtquali­tät auch hohe Energie ef fizienz und optimalen Sehkomfort.

Ausstellungsgestaltung und ­beleuchtung: Günter Krüger, Scala Werkstatt für Gestaltung, Berlin.Foto: Sabine Wenzel, Berlin

www.smb.museum/babylon