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Ausbildungsseminar Wetter und Klima WS 09/10 Europäische Wetterlagen Ursula Hagner 20. November 2009

Europäische Wetterlagen - UKR

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Page 1: Europäische Wetterlagen - UKR

Ausbildungsseminar Wetter und Klima

WS 09/10

Europäische Wetterlagen

Ursula Hagner

20. November 2009

Page 2: Europäische Wetterlagen - UKR

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Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung ............................................................................................................................................. 2

2. Großwetterlagen................................................................................................................................... 2

2.1 Westlage..................................................................................................................................... 2

2.2 Ostlage ....................................................................................................................................... 3

2.3 Südlage....................................................................................................................................... 4

2.4 Nordlage..................................................................................................................................... 4

2.5 Tief über Mitteleuropa ............................................................................................................... 5

2.6 Hoch über Mitteleuropa ............................................................................................................. 5

3. Singularitäten ....................................................................................................................................... 6

4. Wetter- und Klimaunterschiede innerhalb Deutschlands ..................................................................... 9

4.1 Temperatur ................................................................................................................................. 9

4.2 Niederschläge und Sonnenscheindauer .................................................................................... 11

5. Wetter und Klimaveränderungen in Deutschland .............................................................................. 15

5.1 Beobachtete Veränderungen in der Vergangenheit ................................................................. 15

5.2 Zukunftsszenarien .................................................................................................................... 16

6. Quellen ............................................................................................................................................... 17

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1. Einleitung

Europa befindet sich in der sogenannten Ferrel-Zelle. Diese stellt die Verbindungszelle

zwischen der tropischen Hadley-Zelle und der Polarzelle dar. Bei ca. 60° steigt warme und

feuchte Luft in der Gegend der subpolaren Tiefdruckrinne auf und fließt Richtung Äquator.

Bei 30°, beim subtropischen Hochdruckgürtel, sinkt die abgekühlte Luft ab und strömt

bodennah zurück nach Norden. Die abgesunkene Luft wird durch die Corioliskraft nach rechts

abgelenkt, was zu Westwinden führt. In den tieferen Schichten der Atmosphäre werden die

Luftströmungen jedoch – beispielsweise durch die Rocky Mountains – abgelenkt, so dass die

Westströmung in Wellen verläuft. Dadurch wird warme Luft nach Norden, kühle nach Süden

abgelenkt und es entstehen Zyklone und Antizyklone. Bei einer Zyklone steigt Luft auf und

kühlt sich dabei ab. Da diese kühlere Luft weniger Feuchtigkeit aufnehmen kann, kommt es

zur Wolkenbildung und zu Niederschlägen. Bei Antizyklonen dagegen sinkt Luft ab und

erwärmt sich dabei. Da diese Luft somit mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann, kommt es zur

Wolkenauflösung.

2. Großwetterlagen

Unter einer Großwetterlage versteht man „die mittlere Luftdruckverteilung eines Großraumes,

mindestens von der Größe Europas während eines mehrtägigen Zeitraumes, in welchem

gewisse Züge aufeinanderfolgender Wetterlagen gleichbleiben, eben jene Züge, welche die

Witterung in den einzelnen Teilgebieten des Großraums bedingen“. (Definition nach Baur)

2.1 Westlage

Bei der Westlage befindet sich das Azorenhoch bei den namensgebenden Inseln im Atlantik,

ein Tief dagegen über Skandinavien. Dies führt zu einer ausgeprägten Westwindzone, in der

Zyklonenfamilien nach Osten ziehen. Die eingebetteten Hoch- und Tiefdruckgebiete

bescheren uns sehr abwechslungsreiches Wetter. Je nach Lage und Ausdehnung des

Azorenhochs bringt die Westlage eher schönes oder schlechtes Wetter nach Deutschland.

Liegt das Hoch weit im Süden, herrscht bei uns zyklonales Wetter vor, das häufig Regen

bringt. Befindet sich das Hoch jedoch weiter nördlich, scheint bei antizyklonalem Wetter

meist die Sonne.

Auch Nord- oder Südwestlagen sind möglich und werden ebenfalls durch die Lage des

Azorenhochs bestimmt. Liegt dieses nach Norden verschoben, ohne dass es sich mit einem

Keil nach Mitteleuropa erstreckt, gelangt eine nordwestliche Strömung zu uns. Diese ist –

wenn sie zyklonal geprägt ist – meist mit ergiebigen Niederschlägen und somit

Hochwassergefahr verbunden. Dehnt sich das Hoch jedoch mit einem Keil über Mitteleuropa

aus, erfasst uns eine Südwestströmung, die meist sonniges und mildes Wetter zu uns bringt.

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Abb. 1 Westlage

Unser Wetter wird zu einem Großteil von westlichen Wetterlagen beeinflusst. Im Sommer

und Winter treten diese zu 40-50% auf, im Herbst zu 40% und im Frühjahr zu 28%. Dies

bedeutet, dass insbesondere unsere Sommer und Winter stark maritim geprägt sind, wir also

kühle und wechselhafte Sommer, dagegen milde und niederschlagsreiche Winter haben.

2.2 Ostlage

Bei der Ostlage befinden sich ein Tief über dem Mittelmeer und ein Hoch über Skandinavien

und dem westlichen Teil Nordrusslands. Dies führt zu einer Luftströmung aus dem Osten

nach Mitteleuropa. Die kontinental geprägte Luft ist sehr trocken, im Sommer heiß, im Winter

dagegen sehr kalt – auch extrem kalte sibirische Polarluft kann auf diesem Weg zu uns

gelangen.

Abb. 2 Ostlage

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Da Wetterlagen mit östlicher Windrichtung eine große Erhaltungstendenz besitzen, kann es –

je nach Jahreszeit – bei Ostlage zu langen und extremen Hitze- oder Kältewellen kommen.

Besonders häufig tritt die Ostlage im Mai auf. Hier beeinflusst sie 27% aller Tage. Auch im

Januar ist sie mit 20% sehr häufig, weshalb im Januar meist die niedrigsten Temperaturen im

Jahr gemessen werden. Am seltensten kommt die Ostlage im Juli mit 10% aller Tage vor.

2.3 Südlage

Bei der Südlage befinden sich ein Hoch über Russlands Süden und ein Tief über den

Britischen Inseln. Auf diese Weise gelangt subtropische Warmluft nach Mitteleuropa, die

meist sonniges und warmes Wetter mit sich bringt. Da die Luft aus dem Süden die Alpen

überqueren muss, kommt es im Süden Deutschlands häufig zu Föhn. Besonders im Frühjahr

kann es passieren, dass der Scirocco Wüstenstaub aus der Sahara bis nach Mitteleuropa führt.

Abb. 3 Südlage

2.4 Nordlage

Bei der Nordlage befindet sich ein blockierendes Hoch über dem Ostatlantik oder den

Britischen Inseln. Ein Tief liegt über der Ostsee oder dem Baltikum. Dadurch strömt kühle

Polarluft nach Mitteleuropa.

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Abb. 4 Nordlage

Da die Nordlage besonders häufig im Frühjahr auftritt – in der Zeit von April bis Juni

beeinflusst sie 25% aller Tage – wird die Erwärmung in dieser Zeit immer wieder von

heftigen Regen- oder Schneeschauern unterbrochen. Bekannte Beispiele hierfür sind

insbesondere die Eisheiligen im Mai, bzw. die Schafskälte im Juni.

2.5 Tief über Mitteleuropa

Wie der Name bereits sagt, so handelt es sich hierbei um ein zentrales Tief, das sich über

Mitteleuropa befindet. Dieses bringt nasskaltes Wetter mit sich, tritt jedoch nur mit 2%

Häufigkeit im Jahresdurchschnitt auf.

2.6 Hoch über Mitteleuropa

In diesem Falle liegt ein zentrales Hoch über Mitteleuropa. Diese Großwetterlage tritt mit

17% Häufigkeit deutlich öfter auf als die vorhergenannte. Das warme Hoch kommt zu allen

Jahreszeiten vor, tritt jedoch mit einer großen Regelmäßigkeit im Herbst auf und bringt den

sogenannten „Altweibersommer“, der oft nochmals zu hochsommerlichen Temperaturen

führt. In den kühleren Jahreszeiten führt ein Hoch über Mitteleuropa oft zu Inversionslagen

und somit zu Nebel, Hochnebel und Smoglagen.

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3. Singularitäten

Unter Singularitäten versteht man Wetterperioden, die mit großer Wahrscheinlichkeit immer

wieder zu bestimmten Jahreszeiten auftreten.

Im Januar gibt es meist zu Beginn des Monats eine länger andauernde Frostperiode. Es

herrscht meist eine sehr kalte Ostlage, die strengen Frost, eiskalte Winde und klare Nächte

bringt. Weil Ostlagen gewöhnlich sehr trockene Luft mit sich führen, fällt Anfang Januar

meistens kein Schnee. Da im Januar auch häufig die niedrigsten Temperaturen im

Jahresverlauf gemessen werden, wird der Januar gerne als „Hochwinter“ bezeichnet. Gegen

Ende des Monats bringt eine milde Westlage Schnee, bzw. je nach Temperatur auch Regen,

der Glatteis verursachen kann. Die Westlage bringt nicht nur trübes Wetter, sondern auch oft

Stürme mit sich.

Im Februar nehmen die Westwinde an Stärke ab. Die Bauernregel „Lichtmess im Klee, Ostern

im Schnee“ beruht auf der Beobachtung, dass sich in den ersten Februartagen oft die

Wetterlage ändert. Herrscht Anfang das Monats eine kalte Ostlage, sind die Temperaturen

unter 0°C und ist der Boden schneebedeckt, so ist meistens das Frühjahr nicht mehr allzu fern.

Ist es in den erste Februartagen bei einer milden Westlage jedoch warm, so kehrt bei einer

Ostlage meist der Winter wieder zurück und dauert in Mitteleuropa bis Ende März. Mit 60%

Wahrscheinlichkeit schmilzt zwischen dem 03. und dem 12. Februar bei einer süd- bis

nordwestlichen Wetterlage in ganz Deutschland der Schnee. Mit ebenfalls 60%

Wahrscheinlichkeit wird dieses Tauwetter dann von einer Nord- bis Südostlage abgelöst, die

Kälte nach Mitteleuropa bringt.

Im März herrscht in Deutschland sehr unterschiedliches Wetter. Falls Mitteleuropa bisher von

kalten Ostlagen verschont geblieben ist, kommen diese mit sehr großer Wahrscheinlichkeit

jetzt im März. Andernfalls gibt es bei klarem Wetter bereits eine Art Vorfrühling. Gegen

Ende des Monats bringt eine Südwest- bis Südostlage sehr wechselhaftes Wetter, das

teilweise stündlich wechselt und als typisches „Aprilwetter“ bekannt ist. Dieser ständige

Wetterwechsel kann bis in den Mai hinein andauern.

Der April ist der Monat mit den niedrigsten Luftdruckwerten. Zu diesem Zeitpunkt erwärmt

sich der Kontinent schneller als das Meer. Dies führt zu einer Tiefdruckrinne von Norden

nach Süden, in der kühle und feuchte Luft aus dem Norden in den Süden gelangt. Diese Nord-

Süd-Strömung ist sehr wichtig, um die Temperaturgegensätze, die sich im Winter zwischen

den hohen und niedrigen Breiten aufgebaut haben, wieder auszugleichen. Kommt die kühle

Luft aus Island, führt dies gewöhnlich zu ruhigem Wetter im Süden. Kommt sie jedoch aus

Südgrönland, gelangt die kühle Luft evtl. bis nach Nordafrika. Dort baut sich ein Saharatief

auf und eine warme Gegenbewegung – der sogenannte Scirocco – bringt warme Luft nach

Norden. Die nach Norden strömende Luft enthält feinen Sand aus der Sahara und nimmt über

dem Mittelmeer Feuchtigkeit auf, die sich dann in den europäischen Ländern abregnet. Da der

Regen durch den Saharastaub rötlich eingefärbt ist, wird er hier als „Blutregen“ bezeichnet.

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Falls es im April erste Wärmeperioden gibt, ist im Mai mit einer Kältewelle zu rechnen, die

mehrere Tage dauert.

Im Mai bringt eine Hochdruckbrücke in west-östlicher Richtung meist schönes Wetter in den

ersten Maitagen. Östliche Wetterlagen bringen kühle aber trockene Luft nach Mitteleuropa.

Die Sonne, die im Mai schon relativ hoch steht, kann diese rasch auf angenehme

Temperaturen erwärmen. Die „Eisheiligen“ suchen Deutschland meist in der Zeit vom 11. bis

15. Mai heim. Nord- bis Nordostlagen bringen feuchte und kalte Luft nach Deutschland, die

den Süden meist einen Tag nach dem Norden erreicht, so dass die Eisheiligen je nach Region

einen Tag verschieden datiert werden. Allerdings ist auch zu sagen, dass die Eisheiligen heute

nicht mehr die Bedeutung haben, die sich früher noch hatten. In letzter Zeit sind sie weder so

intensiv noch so häufig wie früher. Während sie noch vor 100 Jahren in sieben von zehn

Jahren auftraten, kommen sie heute nur noch in sechs von zehn Jahren vor. Gegen Ende des

Monats kommt es meist zu einer Monsunwelle.

Der europäische Sommermonsun entsteht, weil sich die Luft über dem Kontinent schneller

erwärmt als die über dem Ozean. Dadurch steigt die Luft über dem Land auf – was dort zu

niedrigem Luftdruck führt – strömt in der Höhe zum Meer und sinkt dort wieder ab –

wodurch über dem Meer hoher Luftdruck entsteht. Die bodennahe zum Land

zurückströmende Luft führt in Europa zu einem kühlen nordwestlichen Wind.

Im Juni wächst das Azorenhoch und es kommt meist zu einem Hoch über Mitteleuropa, das

uns mit warmem und sonnigem Wetter versorgt. Ein Witterungsumschwung um den 11. Juni

bringt nasskaltes Wetter aus Nordwesten. Da zu diesem Zeitpunkt die Schafe traditionell

bereits geschoren waren, bezeichnet man diesen Kälteeinbruch auch als „Schafskälte“. Sie trat

zumindest früher mit sehr großer Regelmäßigkeit auf (von 1881 bis 1947 mit 89%) und war

auch oft noch mit Nachtfrösten verbunden. Diese bleiben mittlerweile jedoch aus und auch

die Häufigkeit ist nicht mehr so signifikant hoch. Dem 27. Juni, dem sogenannten

„Siebenschläfertag“, wird nachgesagt, dass er die Witterung für die folgenden sieben Wochen

voraussagt. Auch wenn diese Regel nicht auf den Tag genau stimmt – insbesondere, da diese

Bauernregel aus der Zeit vor der gregorianischen Kalenderreform stammt und somit die erste

Juliwoche betrachtet werden muss – so trifft sie auf Anfang Juli bezogen in 60-70% aller

Jahre zu. Dies hängt mit dem europäischen Sommermonsun zusammen. Ist dieser stark

ausgeprägt, gibt es Ende Juni/Anfang Juli kühles und feuchtes Wetter, das durch das

monsunale System bis Anfang August so bleibt. Ist der Sommermonsun in einem Jahr nur

schwach, ist die Zeit um den Siebenschläfertag meist trocken und es gibt einen stabilen

trockenen und heißen Sommer.

Im Juli erwärmt sich das Wasser der Nord- und Ostsee und des Nordatlantiks dank des hohen

Sonnenstandes und der kurzen Nächte stark. Die Lufttemperatur steigt deshalb bis etwa Mitte

Juli an. Falls sich eine Hochdruckzelle vom Azorenhoch ablöst und nach Mitteleuropa

wandert, gibt es starke Hitzeperioden. Allerdings ist der Juli auch der niederschlagsreichste

Monat. Dies liegt daran, dass es im Juli viele Gewitter von großer Intensität gibt, bei denen in

sehr kurzer Zeit sehr viel Regen fällt. Im Falle einer Ostlage herrscht in Deutschland eine

trockene Hitze, die jedoch von einer weiteren Monsunwelle abgelöst wird. Im Falle eines

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stark ausgeprägten Monsunsystems gibt es dann nur wenige schöne Sommertage, bei einer

schwachen Monsunlage ist mit hochsommerlichem Wetter zu rechnen.

Da im August der Luftdruck über dem Atlantik abnimmt, während er über Asien steigt, gibt

es in Europa Südwestwinde. Das Wetter wird allgemein ruhiger, in den Alpen allerdings ist

die Gewittertätigkeit sehr hoch, weil es hier zu einer starken Erwärmung in großen Höhen

kommt. Gegen Mitte des Monats folgt eine weitere Monsunwelle mit schweren Gewittern und

heftigem Wind, die Regen und eine signifikante Abkühlung bringt. Diese Monsunwelle leitet

auch das Ende des Sommers ein, denn anschließend ist das Wetter eher herbstlich. Da die

Sonne Ende August bereits tief steht, kommt es zu recht kühlen Nächten.

Im September herrscht während des sogenannten „Altweibersommers“ meist für längere Zeit

ein Hoch über Mitteleuropa, das warmes und trockenes Wetter mit sich bringt. Dadurch ist

der September auch der Monat mit der geringsten Bewölkung und den geringsten

Niederschlagswerten. Allerdings gibt es dank der hohen Wärmeabstrahlung in den bereits

langen – und meist wolkenlosen – Nächten sehr große Temperaturunterschiede zwischen Tag

und Nacht. Während die Tageshöchsttemperaturen teilweise noch bei hochsommerlichen

30°C liegen, reichen die Temperaturen nachts schon oft bis 5°C hinunter. Durch diese kühlen

Nächte gibt es morgens häufig Nebel, der von den hohen Temperaturen tagsüber jedoch

schnell wieder aufgelöst wird. Auch Tau findet sich häufig im September. Weil sich dieser

auf vielen dünnen Spinn-Fäden absetzt und diese dadurch wie Perlschnüre wirken lässt, hat

diese Zeit den Namen „Altweibersommer“ bekommen. Gegen Ende des Monats bringen oft

kräftige Stürme aus West- bis Nordwest Regentage.

Im Oktober herrscht im ersten Monatsdrittel meist eine Süd- bis Südwestlage, die im Süden

Deutschlands zu Föhn führt. Zur Monatsmitte wird Süddeutschland häufig noch von einer

Hochdruckphase beeinflusst, während in Norddeutschland bereits Herbststürme auftreten. Im

Oktober ist es deutlich kälter als in den Monaten zuvor, morgens herrscht häufig Nebel und

die Tage sind bereits relativ kurz. Im Vergleich zu den späteren Monaten fehlen jedoch noch

die frostig kalten Nächte.

Im November bilden sich in Gebieten höheren Luftdrucks durch die Abkühlung in den sehr

langen Nächten Nebelfelder. Diese lösen sich häufig erst gegen Mittag auf, da die Sonne nicht

mehr stark genug ist, die Luft über dem Boden ausreichend zu erwärmen, so dass eine

Inversionsschicht den vertikalen Luftaustausch verhindert. Da der Luftdruck über Island sinkt,

kommt es zu starken Luftdruckgegensätzen zwischen den niedrigen und den hohen Breiten.

Dies wiederum führt zu einer Zunahme der Sturmtätigkeit über dem Atlantik. Oft fällt im

November der erste Schnee in den Mittelgebirgen Deutschlands.

In vielen Jahren löst sich im Dezember eine Hochdruckzelle des sibirischen Kältehochs, die

dann nach Osteuropa wandert. Dies führt zu Kälteperioden in Deutschland. Um die

Wintersonnwende schneit es meist in ganz Deutschland, jedoch schmilzt der Schnee beim

„Weihnachtstauwetter“ aufgrund einer Südwest- oder Westlage zwischen Weihnachten und

Neujahr meist wieder. An Weihnachten lässt sich auch schon eine Vermutung abgeben, wann

der Frühling in Deutschland vermutlich Einzug halten wird: Ist der Boden an Weihnachten

schneefrei und herrscht warmes und trübes Wetter, so hat sich das Islandtief mit seinem

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nassen Wetter durchgesetzt. Der Wintereinbruch erfolgt voraussichtlich erst nach der

Jahreswende und der Winter dauert voraussichtlich bis Ostern. Sind die Weihnachtstage

jedoch weiß und liegen die Temperaturen unter dem Gefrierpunkt, beginnt der Frühling

erwartungsgemäß in der Zeit um den 20. März.

4. Wetter- und Klimaunterschiede innerhalb Deutschlands

Deutschland liegt im warmgemäßigten Regenklima der mittleren Breiten. Da überwiegend

Westwinde das Wetter beeinflussen, ist Deutschland maritim geprägt. Somit treten

gewöhnlich milde Winter und nicht zu heiße Sommer auf. Das Klima innerhalb Deutschlands

ist allerdings aufgrund der topologischen Struktur recht unterschiedlich.

4.1 Temperatur

Die Temperatur wird hauptsächlich von der Geländehöhe und dem Abstand zum Meer

beeinflusst. Das mildeste Klima – über das Jahr gesehen – herrscht in Deutschland am

Oberrheingraben. Auch die Täler von Saale und Elbe sind relativ warm.

Abb. 5 Mittlere jährliche Lufttemperatur

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Im Winter ist der Niederrhein am wärmsten; dies liegt an seiner geringen Geländehöhe und an

der Nähe zum Meer. Als besonders rau wird das Wetter auf Hochplateaus und auf Berggipfel

empfunden, da hier zur niedrigen Temperatur noch ein starker Wind kommt.

Abb. 6 Mittlere Lufttemperatur im Winterhalbjahr

Im Sommer sind neben dem Südwesten auch die Niederungen in Ostdeutschland sehr warm.

Dies liegt daran, dass diese Gegend kontinentaler geprägt ist, was im Sommer zu höheren

Temperaturen führt. Relativ kühl sind im Sommer die Mittelgebirge, aber auch die Nordsee

fällt durch ein raues Klima auf. Dies hängt mit der kühlenden Wirkung des Wassers und dem

starken Wind zusammen. Das Klima in Ostdeutschland wird im Sommer als angenehmer

empfunden, da hier der kontinentale Einfluss schon stärker ist.

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Abb. 7 Mittlere Lufttemperatur im Sommerhalbjahr

Der jährliche Mittelwert der Temperatur liegt in Deutschland bei 7,8°C, wobei wie oben

dargestellt der Mittelwert regional abhängig ist. In Regensburg beispielsweise liegt der

Mittelwert bei 8,2°C. Im Sommer liegt die Mitteltemperatur in Deutschland bei 16,2°C, im

Winter bei -0,4°C. Die natürliche Schwankungsbreite der Mitteltemperatur liegt bei ca. 6°C,

wobei sie im Winter mit 10°C besonders hoch ist.

4.2 Niederschläge und Sonnenscheindauer

Die dominierenden Einflüsse sind hier einerseits die Lage der Gebirge zur

Hauptwindrichtung. Da die Luft im Luv dazu gezwungen wird aufzusteigen, kommt es hier

zur Wolkenbildung und zu Niederschlägen, während im Lee die Luft absinkt und es zur

Wolkenauflösung kommt, so dass hier trockene Gebiete entstehen. Auch die Entfernung zum

Meer beeinflusst die Höhe der Niederschläge stark, ebenso wie die Anzahl der Gebirgsrücken,

die die Luft auf dem Weg vom Meer überqueren muss. An jedem dieser Gebirgsrücken regnet

sich etwas vom Wasserdampf ab, so dass hinter vielen Gebirgsrücken besonders trockene

Gebiete liegen.

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Bei der jährlichen Sonnenscheindauer ist auffällig, dass diese an der Ostsee sehr viel höher ist

als an der Nordsee. Dies liegt daran, dass die Nordseeküste eher in nordwestlicher Richtung

liegt, was bei südwestlicher Hauptwindrichtung hier zu Küstenkonvergenz mit

Wolkenbildung und Niederschlägen führt. An der Ostseeküste kommt es dagegen zu

Küstendivergenz mit Wolkenauflösung.

Abb. 8 Mittlere jährliche Sonnenscheindauer

Besonders auffällig ist auch der Süden Deutschlands: Hier ist die Sonnenscheindauer –

besonders im Winterhalbjahr – besonders hoch, da südliche Luftströmungen eine Hebung der

Luft an den Alpen erzwingt. Im Lee der Alpen bringen diese Windverhältnisse sonniges und

warmes Wetter.

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Abb. 9 Mittlere Sonnenscheindauer im Winterhalbjahr

Umgekehrt verhält es sich im Süden Deutschlands bei nördlichen Windrichtungen. Nun wird

die Luft auf der deutschen Seite der Alpen zu einer Hebung gezwungen, was im Süden

Deutschlands zu teilweise tagelangen Stauniederschlägen führen kann. Besonders auffällig ist

dies im Sommer, da bei hohen Lufttemperaturen mehr Wasserdampf herangeführt wird, der

dann im Süden Deutschlands als Niederschlag ausfällt.

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Abb. 10 Mittlere Niederschlagshöhe im Sommer

Besonders niedrig ist die Niederschlagshöhe im Osten Deutschlands wegen der Entfernung

zum Atlantik.

Der mittlere jährliche Niederschlag liegt bei 700 Millimeter, wobei wieder regionale

Unterschiede beachtet werden müssen. So liegt beispielsweise München mit 900-1000

Millimeter deutlich über dem deutschlandweiten Durchschnitt, während Magdeburg mit etwa

500 Millimeter sichtlich darunter liegt. Regensburg liegt mit ca. 640 Millimeter leicht unter

dem Durchschnitt.

Der Mittelwert der jährlichen Sonnenscheindauer liegt bei 1550 Stunden im Jahr. Die

Schwankungen reichen hier von unter 1300 Stunden (wie z.B. Trier) bis über 1800 Stunden in

Mecklenburg-Vorpommern oder Bayern. Regensburg liegt mit 1650 Sonnenstunden etwa 100

Stunden über dem deutschlandweiten Durchschnitt.

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Abb. 11 Mittlere jährliche Niederschlagshöhe

5. Wetter und Klimaveränderungen in Deutschland

5.1 Beobachtete Veränderungen in der Vergangenheit

Betrachtet man die Häufigkeit der einzelnen Großwetterlagen, so sind verschiedene Trends

feststellbar. Besonders auffällig ist hierbei die Veränderung in der Häufigkeit der zyklonalen

Westwetterlage. Diese hat im Sommer signifikant ab-, im Winter dafür zugenommen. Diese

Veränderung ist schon länger beobachtbar, hat sich jedoch in letzter Zeit noch verstärkt. Da

die zyklonale Westlage ergiebige Niederschläge mit sich bringt, führt diese Änderung zu einer

Zunahme von Winterhochwässern. In den Sommermonaten wird einerseits eine Zunahme der

Troglage – also ein Tiefdruckgebiet über Europa zwischen zwei Hochdruckgebieten im

Westen bzw. Osten – mit lang anhaltenden und starken Regenfällen beobachtet, andererseits

verstärktes Auftreten einer Hochdruckbrücke über Mitteleuropa. Diese bringt eine warme und

trockene Witterungsphase nach Deutschland – verbunden mit der Gefahr von Dürre- und

Hitzeperioden in Europa.

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Außerdem wurde festgestellt, dass sich das Klima in Deutschland stärker erwärmt als im

weltweiten Durchschnitt. Während der weltweite Durchschnitt bei 0,76°C seit Beginn des

Industriezeitalters liegt, ist die Durchschnittstemperatur in Deutschland bereits um 1,1°C

angestiegen. Für diese verstärkte Auswirkung in Deutschland gibt es drei wichtige Gründe:

Die Klimaerwärmung führt an den Polen zu einer deutlich stärkeren Temperaturzunahme als

in den Tropen. Deutschland liegt zwischen diesen Gebieten und erfährt durch seine Lage eine

relativ starke Erwärmung. Außerdem erwärmt sich Landoberfläche allgemein stärker als der

Ozean. Zusätzlich kommt noch eine Veränderung in den Strömungssystemen hinzu. Wie oben

bereits erwähnt, haben besonders im Winter warme Luftströmungen wie die zyklonale

Westlage eine Zunahme erfahren.

Durch die bisher erfolgte Erwärmung wurden die Klimazonen innerhalb Deutschlands bereits

ca. 100km nach Norden verschoben. Auch die Dauer des Winters hat sich verkürzt – je nach

Region teilweise um bis zu fünf Wochen.

5.2 Zukunftsszenarien

Mit der stärksten Erwärmung innerhalb Deutschlands ist vermutlich im Voralpenraum und im

Norden – mit Ausnahme der Küstenregionen – zu rechnen. In diesen wird dank der

ausgleichenden Temperaturwirkung des Wassers eine besonders geringe Temperaturzunahme

erwartet, ebenso wie in den zentralen Mittelgebirgen und im Osten Bayerns. Die Schätzungen

bezüglich der Höhe der Erwärmung bis 2100 liegen zwischen 2,5° und 3,5°C im

Jahresdurchschnitt. Im Winter ist vermutlich mit einer deutlich stärkeren Erhöhung zu

rechnen. Hier befinden sich die Schätzungen bei 3° bis 5°C. Besonders durch die

Veränderung der Häufigkeit der zyklonalen Westlage ist auch mit einer Veränderung der

Niederschlagshöhe zu rechnen. So vermutet man, dass bis 2100 der Sommerniederschlag im

Mittel um 22% zurückgeht, der Winterniederschlag dafür um 30% zunimmt.

Durch die Erwärmung ist außerdem mit einem fortschreitenden Abschmelzen der

Alpengletscher zu rechnen. Schätzungen sprechen hier bis 2040 von einem 60%igen Flächen-

und einem 80%igen Massenverlust im Vergleich zu 1850. Dies wiederum führt zu einem

Auftauen von Permafrostböden, was eine Zunahme von Felsstürzen zur Folge haben kann.

Außerdem ist mit intensiveren und häufigeren Hitzewellen zu rechnen – u.a. durch das

häufigere Auftreten der Hochdruckbrücke über Mitteleuropa. An der Nord- und Ostsee ist mit

einem Meerespegelanstieg zu rechnen – Schätzungen zufolge bereits bis 2040 mit einem

Anstieg um 10cm. Da auch vermutet wird, dass bis dahin Sturmfluten um bis zu 20cm höher

ausfallen werden, ist dies eine nicht zu vernachlässigende Gefahr für die Küstengebiete. Auch

bei Unwettern wie Hagel, Gewitter, Wolkenbrüchen und Stürmen wird mit häufigerem und

intensiverem Auftreten gerechnet.

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6. Quellen

• Taschenatlas Wetter. Klett – Perthes Verlag 2006

• Hans Häckel: Meteorologie. Ulmer TB 2005

• Christian Pfister: Wetternachhersage. Paul Haupt Verlag 1999

• http://www.dwd.de/

• http://sundoc.bibliothek.uni-halle.de/diss-online/07/07H044/t8.pdf

• http://www.wetter.net

• http://www.spiegel.de

• http://www.geolinde.musin.de/

• http://de.wikipedia.org

Abbildungen von

• http://www.kerschhofer.net/wetterkunde-paragleiter/

• http://www.dwd.de/