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  • Antizipation: mit Weitsicht die richtigen Entscheidungen treffen

    bersicht18. Dezember 2008

    1- PerspektiveUmfassende weltweite Krise/Mrz 2009 weitere Beschleunigung der Krise: Die Welt erkennt, dass diese Krise schlimmer ist als die Weltwirtschaftskrise nach 1929 LEAP/E2020 geht davon aus, dass diese umfassende weltweite Krise sich im Mrz 2009 noch einmal beschleunigen wird. Wie im September 2008 wird sie einen Gang hher schalten. Wir gehen davon aus, dass mit Ende des ersten Quartals 2009 die Welt erkennen wird, dass das Fundament der Weltwirtschaft dreifach untergraben wird... (Seite 2)

    2- TeleskopDreizehn Fragen - und die Antworten von LEAP/E2020 - zu den weiteren Etappen der Krise Die Aufprallphase der Krise geht nun zu Ende und in die Dekantierungsphase ber; erste Auswirkungen sind in allen Wirtschaftsbereichen und Weltregionen sprbar. LEAP/E2020 will in dieser 30.Ausgabe des GEAB seinen Lesern in Form von Fragen und Antworten in leicht verstndlicher Form seine Einschtzungen ber den weiteren Verlauf der Krise vermitteln (Seite 9)

    3- FokusFollow-up der LEAP/E2020 -Vorhersagen fr 2008: Zu 80% lagen wir richtig (und zu 87% bei den Vorhersagen zu Wirtschaft und Finanzen)Bevor wir unsere Voraussagen fr 2009 vorstellen werden (sie werden Teil der 31. Ausgabe des GEAB vomJanuar 2009 sein), mchten wir im Rahmen des regelmigen Follow-up unserer Vorhersagen Bilanz ber unsere Prognosen fr 2008 ziehen, um uns ber die Verllichkeit unserer Vorhersagen Klarheit zu verschaffen (Seite 22)

    4- Der GlobalEurometerErgebnisse und Auswertung Immer mehr Befragte sprechen sich fr die Einrichtung eines stndigen Sekretariats fr Euroland aus (94% im Vergleich zu 91% im Vormonat). (Seite 29)

    Vertrauliche Mitteilung GlobalEurope Anticipation Bulletin N30 - 18. Dez. 2008 Copyright Europe 2020 / LEAP 2008ISSN 1951-6177 - Alle Rechte vorbehalten

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  • 1- Perspective

    Umfassende weltweite Krise/Mrz 2009 weitere Beschleunigung der Krise: Die Welt erkennt, dass diese Krise schlimmer ist als die Weltwirtschaftskrise nach 1929

    LEAP/E2020 geht davon aus, dass diese umfassende weltweite Krise sich im Mrz 2009 noch einmal beschleunigen wird. Wie im September 2008 wird sie einen Gang hher schalten. Wir gehen davon aus, dass mit Ende des ersten Quartals 2009 die Welt erkennen wird, dass das Fundament der Weltwirtschaft dreifach untergraben wird, nmlich durch:

    1. den psychologischen Faktor der allgemeinen Erkenntnis ber die Nachhaltigkeit der Krise;2. die weltweite Explosion der Arbeitslosigkeit; 3. das Risiko eines Zusammenbruchs des kapitalfinanzierten Rentensystems.

    Die Krise erzeugt eine negative Stimmung und die negative Stimmung verschrft die Krise. Wenn die Menschen in Europa, Amerika und Asien erst zur berzeugung gelangt sein werden, dass die Krise jeglicher nationaler oder internationaler Kontrolle entglitten ist, dass sie alle Weltregionen in Mitleidenschaft zieht (auch wenn einige mehr betroffen sein sollten als andere - vgl. 28. Ausgabe des GEAB), dass sie mit ihren Auswirkungen nun auch die Realwirtschaft in Mitleidenschaft zieht, dass sie unmittelbar die Lebensgrundlage Hunderter von Millionen Menschen in der industrialisierten Welt gefhrdet, dann ist eine weitere Beschleunigung nicht mehr vermeidbar. Die nationalen Regierungen und die internationalen Institutionen haben nur noch ein drei Monate, um sich auf diese Situation vorzubereiten. Das soziale Konfliktpotential ist enorm. Die Lnder, die in Zeiten explodierender Arbeitslosigkeit und insolventer Pensionsfonds keine sozialen Mindeststandards garantieren knnen, werden, wenn Angst viele Menschen ergreift, der Gefahr sozialer Instabilitt am strksten ausgesetzt sein.

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  • Die Krise wird zumindest bis Ende 2010 andauern

    Wie wir in der 28. Ausgabe des GEAB beschrieben haben, wird die Krise die unterschiedlichen Weltregionen unterschiedlich in Mitleidenschaft ziehen. Trotzdem, und hierbei wollen wir keinen Zweifel an unserer Auffassung lassen, wird sie in keiner Region schnell vorbei sein. Im Gegensatz zu den Experten, die vor drei Jahren noch leugneten, dass eine Krise sich abzeichne, die vor zwei Jahren noch leugneten, dass sie weltweit sein wrde, und die vor gerade einmal sechs Monaten noch leugneten, dass sie umfassend sei, also das ganze System erfassen wrde, gehen wir davon aus, dass die Krise zumindest drei Jahre andauern wird. Erst dann wird die Welt sich wirtschaftlich in der Dekantierungsphase der Krise allmhlich neu ordnen1. Sie wird weder im Frhjahr 2009, noch im Sommer 2009, noch Anfang 2010 zu Ende sein. Erst gegen Ende 2010 kann man mit einer allmhlichen Stabilisierung rechnen, wird in einigen Weltregionen der Aufschwung wieder zaghaft einsetzen, nmlich in Asien und der Eurozone sowie in den Lndern, die Energie oder Rohstoffe produzieren2. In anderen Weltregionen wird die Krise andauern; insbs. in den USA, Grobritannien, und den Lndern, die besonders eng mit deren Volkswirtschaften verflochten sind. In diesen Lndern wird die Krise sehr wohl ein Jahrzehnt andauern, wird ein Aufschwung nicht vor 2018 einsetzen.

    Man darf sich auch nicht der Illusion hingeben, dass der Aufschwung Ende 2010 wieder eine Rckkehr der Zeiten der starken Wachstumsschbe sein werde. Der Weg zurck zu vergangenem Wohlstand wird lang. Z.B. werden die Aktienmrkte ein Jahrzehnt bedrfen, um wieder ihre Stnde von 2007 zu erreichen, wenn dies berhaupt je gelingen wird. Schlielich brauchte Wall Street nach 1929 20 Jahre, um ihre alte Rekordmarke zu erreichen. Wir halten diese Krise fr schwerwiegender und dauerhafter als die Weltwirtschaftskrise nach 1929. Diese Erkenntnis vom wahren Ausma der Krise wird das Verhalten der ffentlichen Meinungen im kommenden Quartal steuern. Die soziale und wirtschaftliche Stabilitt vieler Staaten wird zwischen zwei Fronten geraten: Bei den Verbrauchern, Unternehmern und Lohnabhngigen bricht Panik aus und bei den Brgern macht sich Mitrauen gegen die politische Kaste breit.

    Entwicklung der US-Geldmenge und US-Krisenzeiten (1910 2008) - Quelle: Federal Reserve Bank of Saint Louis / Mishs Global Economic Analysis

    1 Insoweit ist eine Lektre des Beitrags von Robert Guttmann vom 2. Halbjahr 2008 auf der Webseite Revues.org, untersttzt von dem Maison des Sciences de l'Homme Paris-Nord, sehr hilfreich. 2 Im brigen sind es schon heute die Rohstoffe, die fr einen Erholung im inernationalen Seehhandel sorgen. Quelle: Financial Times, 14/12/2008

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  • Der weltweit explosionsartige Anstieg der Arbeitslosigkeit

    Das Ansteigen der Arbeitslosigkeit wird die finanzielle und wirtschaftliche Krise, insbs. in Lndern wie den USA, Grobritannien, China und vielen weiteren Schwellenlndern, in eine soziale und politische verwandeln.

    In China breitet sich wegen der Sorgen vor steigender Arbeitslosigkeit beim herrschenden Regime geradezu Panik aus. In Relation zum Zusammenbruch der Exporte3 explodiert die Arbeitslosigkeit. Schon im November 2008 waren die chinesischen Exporte zum ersten Mal seit 2001 rcklufig4, verringerten sich gleichzeitig die auslndischen Investitionen um 36%5. Inzwischen sind tausende Unternehmen und Millionen Arbeiter ohne Arbeit. Damit versagen die Industriegebiete an der Kste in ihrer sozialen Funktion als Auffangbecken fr die Massen an landflchtigen Wanderarbeitern. Das Wirtschaftswachstum kann seine Aufgabe der sozialen Sicherung in der chinesischen Gesellschaft nicht mehr erfllen. Aufstnde werden bald an der Tagesordnung sein. Das in China herrschende Regime wei, dass seine und die Stabilitt des Landes im wesentlichen von seiner Fhigkeit abhngt, die groen Massen in Brot und Arbeit zu bekommen und zu halten. Angesichts dieser substantiellen Bedrohung wird das chinesische Regime alle menschenmglichen Versuche unternehmen, massive und nachhaltige Arbeitslosigkeit zu vermeiden. In ihren Einschtzungen ber die Entwicklung der Krise mssen die amerikanische und die europischen Regierungen dies unbedingt bercksichtigen. Exzessive Abwertung der nationalen Whrung, Erpressung mittels ihrer Dollarreserven, Errichtung eines regionalen Wirtschaftsblocks (China, Japan, Korea und den Asean-Staaten)6 mit protektionistischer Grundtendenz ... alle Mittel werden dem chinesischen Regime recht sein, und dies bei Bedarf sehr schnell. Im Mrz 2009 werden auch in China die Menschen sich darber im Klaren werden, dass die Krise viel schlimmer ist als offiziell eingerumt (die Propaganda behauptet immer noch, China wre ein Sonderfall und wre von der Krise weniger betroffen als die anderen Weltregionen). Dann wird auch das chinesische Regime nicht anders knnen als von seiner Politik der ruhigen Hand abzuweichen.

    Auch in Japan werden bis dahin die Jahresergebnisse der groen Unternehmen (und ihre Gewinnprognosen fr das folgende Jahr) vorliegen. Sie werden Japans katastrophale Wirtschaftsaussichten fr jedermann nachlesbar machen7. Die Stimmung der ffentlichen Meinung wird sich entsprechend verschlechtern8.

    Die Briten, eine der groen europischen Volkswirtschaften, wissen schon heute, dass sie sich auf eine schwere und anhaltende Krise vorbereiten mssen9. Wie in allen Lnder, die zumindest in den letzten zehn Jahren auf Pump gelebt haben10, hat sich die harte Wirklichkeit in Grobritannien gerade wieder zurckgemeldet. Die britische Whrung bricht ein. In Wechselstuben ist ein Pfund inzwischen fr weniger als einen Euro zu bekommen; fr ein Land, das sich eingeredet hatte, dass dem Pfund Sterling eine groe Zukunft verheien, der Euro aber nicht lebensfhig wre, ist das Unterschreiten dieser Schwelle ein Menetekel11. In allen Wirtschaftsbereichen wird gekndigt. Und das Land lt ohne Not, zur Verbesserung seiner internationalen Wettbewerbsfhigkeit, den Wert seiner Whrung abgleiten; das ist ein typischer Reflex protektionistischer Tendenzen. Auch wenn Gordon Brown Lippenbekenntnisse zu Liberalismus und Freihandel abgibt an seinen Taten sollt ihr ihn erkennen .

    Im Kontext einer globalen Rezession, einer beinahe vollstndigen Desindustrialisierung des Landes und des Zusammenbruchs der britischen Finanzindustrie, die seit einem Jahrzehnt der wesentliche britische Wachstumsmotor war, gibt es berhaupt keinen objektiven Grund fr ein Politik des schwachen Pfunds

    3 Die chinesische Wirtschaft hngt zu 60% von Ausfuhren ab. Quelle: GuangdongNews, 06/08/20084 Quelle: People's Daily, 11/12/20085 Quelle: BizChinaUpdate, 12/12/20086 China, Japan und Sd-Korea versuchen zur Zeit, die Asiatische Bank fr Entwicklung fr die Bekmpfung der Krise einzusetzen. Quelle: AFP/YahooNews, 13/12/20087 Quelle: Financial Times, 09/12/20088 Der Tankan-Vertrauens-Index der japanischen Unternehmer hatte soeben seinen strksten Rckgang in 34 Jahren zu verzeichnen. Quelle: Asahi, 15/12/20089 Eine neues Beispiel fr die Schwere der Krise in Grobritannien wird gerade durch die Prognosen fr die Preisentwicklung am Gewerbeimmobilienmarkt gegeben. Mit Preisrckgngen bis zu 50% bis Ende 2009 wird gerechnet - ein Rckgang, der noch strker ausfallen wrde als der in der Krise der siebziger Jahre. Quelle: Telegraph, 08/12/200810 Mehr als vier Millionen Briten haben bis heute nicht ihre Kredite fr ihre Weihnachtseinkufe 2007 getilgt. Quelle: Telegraph, 13/12/200811 Quelle: Guardian, 14/12/2008

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  • der britischen Regierung. Denn was auch sollte Grobritannien mit Hilfe einer schwachen Whrung eigentlich exportieren? Alles, was die britische Regierung mit einem schwachen Pfund erreicht, ist eine importierte Inflation und ein Risiko der Explosion der britischen Staatsverschuldung. Wie kann man nur glauben, dass eine Krise, die durch zuviele Schulden verursacht wurde, durch exzessive Neuverschuldung gemeistert werden knnte? Mag auch Gordon Brown heute noch an diese Politik glauben - bis Mrz 2009 werden viele Briten von diesem Glauben abfallen. Das lt fr den sozialen Frieden in Grobritannien nichts Gutes erwarten12.

    In der Eurozone wird der Anstieg der Arbeitslosigkeit 2009 ebenfalls steil sein, mgen auch die allgemeinen Bedingungen deutlich besser sein als in Grobritannien und den USA13. Die Eurolnder haben nicht so weitgehend eine Desindustrialisierung erleiden mssen wie Grobritannien, und waren auch nicht so massiv von einer nunmehr zusammengebrochenen Finanzindustrie abhngig. Dennoch wird in der allgemeinen Wirtschaftsabschwchung die Zahl der Arbeitslosen anwachsen und die durchschnittliche Dauer der Arbeitslosigkeit pro Betroffenen ansteigen14. Damit wird sich die Krzung der Dauer der Arbeitslosenbezge, die viele europische Regierungen im letzten Jahrzehnt durchgesetzt haben, als ein politischer Bumerang erweisen. Diese ausschlielich angebotsorientierte Politik knnte ab Mrz 2009 Zndstoff fr enorme soziale und politische Spannungen liefern. Nur Regierungen werden berleben, die die notwendigen Manahmen zur Ausgleichung der sozialen Hrten ergreifen werden15. Vor identischen Herausforderungen, jedoch bei schlechterer Ausgangslage. werden auch die Regierungen der neuen Mitgliedstaaten16 und der skandinavischen Lnder stehen17.

    Kandada und Mexiko werden, unabhngig von ihren sehr spezifischen wirtschaftlichen Situationen18, von der zu erwartenden sozial-politischen Krise in den USA stark in Mitleidenschaft gezogen werden19.

    12 Grobritannien drohen noch weitere Stimmungseintrbungen, denn der Gouverneur der Bank of England hat gerade verlauten lassen, dass ein Risiko der Verstaatlichung britischen Banken bestehe. Quelle: FinancialAdvice, 26/11/200813 Zum ersten Mal ist die Gesamtmenge der ausgegebenen Unternehmensanleihen in Europa, und hier berwiegend in der Eurozone, hher als den USA. Quelle: Financial Times, 14/12/200814 Quelle: International Herald Tribune, 28/11/200815 Der Umfang der Krise und ihre Auswirkungen wird in Frankreich durch die Lage der Caisse des Dpts et Consignation (CDC) belegt; ihr droht zum ersten Mal in ihrem 200-jhrigen Bestehen (1816 gegrndet) Verlust. Die CDC ist der finanzielle Arm des franzsischen Staates; ihn setzt die Regierung fr die Finanzierung industrieller Restrukturierungen oder von Notinterventionen ein. Man kann annehmen, dass die CDC, um diesen historischen Faux Pas zu vermeiden, alles unternehmen wird, um die Aktienkurse bis zum Jahresende ber einen bestimmten Schwellenwert zu hieven, unter dem sie Verluste erklren msste. Vergleichbar ist die Interessenlage anderer Banken und Finanzinstitute. Im Januar ist damit wieder mit einem massiven Rckgang der kurzfristig hochmanipulierten Aktienkurse zu rechnen. Quelle: LeMonde/YahooNews, 06/12/200816 Lettland ist nunmehr unter Kontrolle der EZB und des IWF. Quelle: AFP/YahooNews, 08/12/200817 Schweden ist gerade dabei, die Erfahrung zu machen, dass eine groe Abhngigkeit von der US-Wirtschaft bei gleichzeitiger Nichtteilnahme am Euro sich in seinen negativen Auswirkungen addiert. Schwedens groe Automobilhersteller knnten bald Geschichte sein. Quelle: Spiegel, 02/12/200818 Sehr ungnstig fr Mexiko; fr Kanada weniger schwerwiegend als in den USA, aber schlimmer als in der Eurozone. Vgl. 28. Ausgabe des GEAB19Einige spekulieren inzwischen sogar, dass dadurch das gesamte gesellschaftlichen Fundament der USA bis 2012 zerfallen knnte. Quelle: DeDefensa, 25/11/2008

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  • Arbeitslosenquote in den USA (1994 bis Okt.2008) Offizielle Zahlen in rot/Offizielle Unterbeschftigte in grau/ Arbeitslosenzahlen nach ShadowStats in blau - Source: Shadowstats, 11/2008

    In den USA, in denen allein im November die Arbeitslosenzahlen um (offiziell und damit zu gering angegebenen) 500.000 anstiegen, liegt die reale Arbeitslosenquote (wenn man auch die Unterbeschftigen einbezieht, die also ein Vollzeitbeschftigung suchten, aber nur eine Teilzeitbeschftigung fanden) bereits ber 10%. Diese Zahl wird bis Jahresmitte 2009 auf ber 15% ansteigen, da der Rhythmus von weiteren 500.000 Arbeitslosenzahlen pro Monat bis zum Sommer anhalten wird20. Fr die Zeit von November 2008 bis Juni 2009 summiert sich das auf vier Millionen neue Arbeitslose. Das noch sehr vage Konjunkturprogramm des neuen Prsidenten wird nach seinen eigenen Angaben und im gnstigsten Fall 2,5 Millionen Arbeitspltze erhalten/neu schaffen. Wir gehen davon aus, dass schon eine Rettung/Schaffung von einer Million neuer Arbeitspltze im ersten Halbjahr 2009 ein beachtlicher Erfolg wre. Damit werden also die Arbeitslosenzahlen voraussichtlich bis Sommer 2009 um drei Millionen ansteigen. In einem Land, in dem es nur wenig Arbeitslosengeld von geringer Dauer gibt, und in dem 60 Millionen Menschen ber keine ausreichende Gesundheitsversorgung verfgen21, sind diese Zahlen gleichbedeutend mit einer sozialen und politischen Krise. Wenn man die Familien der Arbeitslosen einberechnet, wird die Zahl der Amerikaner ohne soziale Absicherung in den nchsten Jahren auf 100 Millionen anwachsen. Damit wird jeder dritte Amerikaner ohne soziales Netz dastehen. Wir reden hier nicht ber ein mgliches Zukunftszenario; wir reden ber das kommende Jahr22.

    Dem Team der Wirtschaftsberater Barak Obamas trauen wir nicht viel zu. (Wir werden weiter unten noch im Einzelnen darauf eingehen). Vielmehr drngt sich der Verdacht auf, dass es sich um eine Ansammlung von Persnlichkeiten einer vergangenen Epoche23 handelt, die eine Politik fr ein Amerika machen wollen, das heute nicht mehr existiert (vgl. die dreizehn Fragen und Anworten im Teleskop dieser Ausgabe) 24. Ihr Wahlprogramm, das sie schrieben, bevor sie den Ausbruch der Krise erkannten, wre hervorragend fr die USA des Jahres 2006. Aber nun sind wir im Jahr 2009. Seit drei Jahren wtet ein verheerender Wirbelsturm in den USA25. Investitionen in das Breiband-Internet und in erneuerbare Energien bringen nicht Arbeitspltze fr drei oder vier Millionen neue Arbeitslose und Wohnungen fr Millionen Obdachlose26. Und ohne die Bereitschaft, den US-Militrhaushalt radikal um 50% zu krzen, ist jeder

    20 Nachdem die Entlassung zuerst die Arbeiter traf, sind inzwischen auch die Angestellten und Leitenden Angestellten betroffen. Quelle: NewYorkTimes, 11/12/200821 Quellen: Bloomberg, 03/12/2008; AssociatedPress, 17/11/200822 Sogar die Mainstream -Medien beginnen allmhlich, es fr realistisch zu halten, dass dieses Szenario sich innerhalb der nchsten zwei Jahre verwirklichen knnte. Quellen: MarketWatch, 19/11/2008; CNNMoney, 11/12/200823 Quelle: InstitutionalRiskAnalytics, 24/11/200824Und ein Teil der Mannschaft besteht aus Mnnern, die fr die aktuelle Krise verantwortlich ist, was man zumindest als paradoxal bezeichnen kann. Die Lektre dieses Artikels von Michael Chossudovsky in GlobalResearch vom 09.11.2008 ber die Macher der US-Wirtschaftskrise ist insofern sehr erbaulich. 25 Die Risiken fr Konkurse der US-Bundesstaaten (New Jersey, Kalifornien, Florida, Wisconsin, Michigan...) nehmen zu. Quelle: Mish's GlobalEconomicTrendAnalysis, 25/11/200826 Quellen: LosAngelesTimes, 06/12/2008; AtlantaJournalConstitution, 07/12/2008

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  • Gedanke an ein Eindmmen der ffentlichen Haushaltsdefizite und die Verwendung der eingesparten Gelder fr hchst notwendige Manahmen zur Bekmpfung der Krise27 berflssig.

    Nach der Auffassung von LEAP/E2020 hat Barak Obama gegen die Krise, fr die wir schon Ende 2006 den Begriff der Very Great Depression US prgten, nur einen Pfeil in seinem Kcher. Wenn sein Konjunkturprogramm, dass er Ende Januar vorlegen mchte, bis Mrz 2009 nicht berzeugt haben wird und somit Zweifel an dessen Effektivitt entstehen werden, wird er keine zweite Chance erhalten. Die US-Brger werden dann von Angst um ihre Zukunft erfasst werden; dadurch wird der Konsum noch weiter zurck gehen und die soziale Krise noch verstrkt werden. Die US-Glubiger, also alle, die Dollar, US-Staatsanleihen oder Aktien von amerikanischen Unternehmen besitzen (insbs. also die Chinesen, Japaner, Araber28), werden in Panik verfallen und ihre Dollarinvestitionen zu jedem Preis abstoen, um von ihrem Vermgen in andere Whrungen (Euro29, Yen...) oder Anlagen (Gold, Rohstoffe...) zu retten, was noch zu retten ist30. Die aktuellen massiven Verkufe der Anleihen von Fannie Mae und Freddie Mac, urschlich fr die gegenwrtige starke Nachfrage nach US-Staatsanleihen, sind beispielhaft fr einen solchen Exodus aus einer bestimmten Anlageform. In einigen Monaten werden es die US-Staatsanleihen sein, die massiv abgestoen werden31. Die Massenpsychologie wird bewirken, dass diese Entwicklung rasant und brutal verlaufen wird32 - wenn alle gleichzeitig zum Ausgang laufen, sind Rempeleien unvermeidlich. Jeder, der nicht rechtzeitig den Verkauf beginnt, wird Riesenverluste einfahren33. Fr die USA wird das bedeuten, dass sie ihre Ausgaben nicht mehr werden finanzieren knnen. Ihnen bleibt lediglich, die Geldruckmaschine anzuwerfen34.

    27Die Lektre der Analysen des US-Bloggers Robert Paterson zu diesem Thema sind sehr interessant und rufen nur eine Selbstverstndlichkeit in Erinnerung, die die Wirtschaftsmannschaft von Barak Obama wie vordem die von G.W.Bush vergessen zu haben scheint: In der wirklichen Welt kann man Ausgaben nur deutlich erhhen, wenn man anderswo Ausgaben krzt oder Einnahmen erhht. Quelle: Robert Paterson's Weblog, 03/11/200828 Denn auch in den Staaten des Persischen Golfes platzen die Spekulationsblasen. Aus der Immobilienblase der Region weicht die Luft sehr schnell; man muss damit rechnen, dass in der Wste bald riesige Geisterstdte stehen werden LEAP/E202 hat ein solches Szenario schon seit mehreren Monaten vorher gesagt. Quelle: Bloomberg, 04/12/200829 Hierzu ist die Lektre einer sehr interessanten Artikelreihe in MarketWatch vom Dezember 2008, anllich des zehnjhrigen Jubilums des Euros erschienen, sehr empfehlenswert. 30 Quelle: Bloomberg, 15/12/200831 Quelle: SeekingAlpha, 05/12/200832 Es ist bezeichnend, dass die US-Zentralbank berlegungen anstellt, ihre eigenen Anleihen auszugeben, also parallel zu Anleihen der Regierung. Die Mglichkeit, dass eine Zentralbank parallel zu dem Staat, dem sie zu dienen verpflichtet ist, Anleihen auflegen mchte, ist wahnwitzig und zeigt, zu welchem Chaos die aktuelle Situation noch fhren kann. Jede US-Institution versucht nur noch, ihre eigenen Interessen zu wahren. Quelle: WallStreetJournal/AustralianBusiness, 11/12/200833 Auch wenn wir schon seit zwei Jahren immer wieder darauf hinweisen: Wir wollen hier noch einmal daran erinnern, dass das US-Bankensystem am Rande des Zusammenbruchs steht; grundstzlich haben die Rettungsplne der Regierung nichts gendert. Quelle: Reuters, 11/12/200834 Quellen: JimSinclair's Mineset, 07/12/2008; Financial Times, 01/12/2008; MerkFund, 02/12/2008; Reuters, 18/11/2008

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  • Das Risiko eines massiven Zusammenbruchs des Systems der kapitalfinanzierten Renten

    Eine der weiteren Auswirkungen der Krise fr Millionen Menschen insbs. in den USA, Kanada, Grobritannien, Japan, den Niederlanden, Irland und in Dnemark35 wird darin bestehen, dass mit Ende 2008 das System der kapitalfinanzierten Renten immer mehr schlechte Nachrichten generieren wird; Pensionsfonds werden massive Verluste machen und ihren Verpflichtungen zu Rentenauszahlungen nicht mehr voll nachkommen knnen. Die OECD geht allein fr das Jahr 200836 davon aus, dass Pensionsfonds 4.000 Milliarden USD Verlust machten. In den Niederlanden37 wie in Grobritannien38 haben die Aufsichtsbehrden fr Pensionsfonds Alarm geschlagen und rufen nach einer Aufstockung der Pflichteinzahlungen und staatlichen Interventionen. In den USA werden stndig und mit zunehmender Hufigkeit Beitragserhhungen und Auszahlungsminderungen bekannt gegeben39. Und erst in den nchsten Wochen werden viele Pensionsfonds tatschlich wissen, wie groe ihre Verluste sind40. Viele geben sich noch der Hoffnung hin, beim baldigen Ende der Krise ihren Kapitalstock wieder erhhen zu knnen. Wenn im Mrz 2009 Pensionsfondsverwalter, Rentner und Regierungen sich nicht mehr lnger der Erkenntnis verschlieen werden knnen, dass die Krise anhalten wird, dass sie gerade in der Zeit wtet, in der die geburtenstarken Jahrgnge ins Rentenalter kommen, und dass die Aktienmrkte viele Jahre brauchen werden, um ihre Stnde von 200741 wieder zu erklimmen, wird das gesamte kapitalfinanzierte Rentensystem in Chaos verfallen. Den Regierungen wird keine andere Wahl bleiben als die Pensionsfonds zu verstaatlichen. Argentinien, das vor einigen Wochen seine Pensionsfonds verstaatlicht hat, wird mit einem Mal nur ein Vorreiter gewesen sein.

    Alle diese Tendenzen sind schon wirksam. Ihr Zusammentreffen und die Erkenntnis ihrer Auswirkungen in den ffentlichen Meinungen wird im Frhjahr 2009 einen immensen psychologischen Schock auslsen: Die Menschen werden erkennen, dass diese Krise schlimmer ist als die Weltwirtschaftskrise nach 1929; und dass sie einige Jahre andauern wird. Dieser Schock wird die kollektive Einstellung der Vlker und der Regierenden weltweit verndern und damit Einfluss auf den weiteren Ablauf der Krise in den folgenden Monaten und Jahren nehmen. Mit weniger Illusionen und mehr Unsicherheit wird weltweit die soziale und politische Instabilitt mageblich anwachsen.

    35 Denn das sind die Lnder, die besonders intensiv auf das System der kapitalfinanzierten Renten gesetzt haben. Vgl. 23. Ausgabe des GEAB. Quelle: Independent, 30/11/200836 Quelle: OCDE, 12/11/200837 Quelle: NU.NL, 15/12/200838 Quelle: BBC, 09/12/200839 Quellen: WallStreetJournal, 17/11/2008; Phillyburbs, 25/11/2008; RockyMountainNews, 19/11/200840 Quelle: CNBC, 05/12/200841 Und wir erwhnen hier nur in der Funote den Einfluss des Platzens der Blase der US-Staatsanleihen, das ebenfalls bei den Pensionsfonds zu erheblichen Verlusten fhren wird. Mehr dazu aber in den dreizehn Fragen und Antworten im Teleskop.

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  • 2- Teleskop

    Dreizehn Fragen - und die Antworten von LEAP/E2020 - zu den weiteren Etappen der Krise

    Die Aufprallphase der Krise geht nun zu Ende und in die Dekantierungsphase ber; erste Auswirkungen sind in allen Wirtschaftsbereichen und Weltregionen sprbar. LEAP/E2020 will in dieser 30.Ausgabe des GEAB seinen Lesern in Form von Fragen und Antworten in leicht verstndlicher Form seine Einschtzungen ber den weiteren Verlauf der Krise vermitteln. 2009 wird das Jahr sein, in dem sich das internationale System, das aus den historischen Konstellationen und Ereignissen von 1945, 1971 und 1989 hervorgegangen ist, neu zu ordnen beginnen wird. Man sollte sich also darauf einstellen, dass es zu massiven Verwerfungen und Vernderungen kommen wird; 2008 war insoweit nur ein Probelauf. Die Fragen, deren Beantwortung wir hier unternehmen, stellen uns weltweit unsere Leser und eine wachsende Zahl an Journalisten. Wir hoffen, die Fragen-AntwortenForm macht diesen Teil des GEAB besonders leserfreundlich.

    1. Ist diese Krise anders als die bisherigen Krisen des Kapitalismus?

    LEAP/E2020: Schon von Februar 2006 an, als wir in der zweiten Ausgabe des GEAB den Begriff der weltweiten umfassenden Krise prgten, um fr unsere Prognosen einen griffigen Begriff zu finden, definierten wir diese Krise als einen vollstndigen Zusammenbruch der wirtschaftlichen und finanziellen Weltordnung der letzten Jahrzehnte (im wesentlichen seit Ende des 2. Weltkriegs). Denn seit 1945 und noch einmal verstrkt seit 1989 waren die USA der tragende Pfeiler dieses Systems, seine militrische und finanzielle Supermacht. Diese zentrale Stellung der USA wurde von den NATO-Staaten (insbs. Grobritannien) und Japan u.a. flankiert. Dies ist die Weltordnung, deren Untergang in der umfassenden weltweiten Krise wir voraussagten; sie wird Schritt fr Schritt von einer neuen Weltordnung ersetzt werden, die von neuen Pfeilern getragen wird und die neue Wege gehen und neue Instrumente des globalen Managements erfinden muss. Die Krise und der Untergang des bestehenden Systems bedeutet unter anderem (wie wir seit 2006 vorhergesagt haben), dass die internationale Finanzspyramide, deren Spitze die Wall-Street und die zweite Ebene die Londoner City bildeten, zusammen strzt. Im Finanzbereich haben wir dafr den Ausdruck des Falls der Dollar-Mauer geprgt, um eine Parallele mit dem Fall der Berliner Mauer zu ziehen, der 1989 den Zusammenbruch des zweiten mageblichen Pfeilers der Nachkriegsweltordnung, der Sowjetunion, beschleunigte.

    Nach unserer Auffassung ist diese Krise nicht das Ende des Kapitalismus oder sogar eine Krise des Kapitalismus. Vielmehr handelt es sich dabei um das Ende einer politischen Epoche, in der ein Land die alleinige weltweite Supermacht war; eine Epoche, die seit den siebziger Jahren und Bretton Woods II durch wachsende Fehlentwicklungen und Exzessen im Finanz- und Geldpolitikbereich gekennzeichnet war. Die Ursache dafr lag in der Unfhigkeit der USA, ihre Funktion als tragender Pfeiler der Welt-Ordnung zu erfllen. Atlas ist nun erschpft und die Welt, die er trug, fllt auseinander.

    Die umfassende Natur der Krise liegt darin, dass sie nicht einzelne Elemente, sondern das gesamte Fundamente der globalen finanziellen, geldpolitischen, wirtschaftlichen und politischen Ordnung wegsplt. Die Krise konnte sich zu diesem Ausma entwickeln, weil langfristig wirksame Probleme nicht rechtzeitig bekmpft wurden (wie wir oben ausgefhrt haben). Und deshalb werden weder kurzfristige Lsungen oder bisher bewhrte Gegenmittel in hherer Dosis den Ablauf der Krise beeinflussen knnen.

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  • Ein Trend ist jedoch bereits heute sehr deutlich in der Aufprallphase der Krise zu erkennen: Die Austarierung zwischen ffentlichen und privaten Interessen hat sich dauerhaft in Richtung auf das asiatische oder auch europische Vorbild verschoben. Der Staat und ffentliche Stellen werden wieder eine grere Bedeutung nicht nur bei Regulierung sondern auch im Dienstleistungsbereich einnehmen. Privatisierung von ffentlichen Diensten, privates Management von Gemeinwohlangelegenheiten oder ffentlichen Leistungen sind nunmehr als nicht tragfhige Denkmuster so diskreditiert wie die Sozialisierung von Produktionsmittel nach dem Fall des Eisernen Vorhangs. Das Mantra der westlichen oder im Westen ausgebildeten Eliten whrend der letzten zwanzig Jahre hat seine hypnotisierende Kraft verloren. 2008 zeigte die ersten Anstze dieses Trends. 2009 wird das Jahr sein, in dem die Herolde des Neo-Liberalismus ihren Einfluss vollstndig einben werden.

    2. Ist diese Krise anders als die Weltwirtschaftskrise 1929?

    LEAP/E2020: Wie man schon aus der vorstehenden Antwort ableiten kann, sind die Grnde fr diese Krise ganz andere als die fr die Weltwirtschaftskrise.

    2007 gaben wir der in den USA einsetzenden Krise den Namen Very Great Depression US, um damit auszudrcken, dass diese Krise berwiegend eine Krise der USA und ihrer Supermachtstellung in der Welt ist. In der Wahl des Wortes Depression statt Rezession wollten wir unsere Auffassung unterstreichen, dass es sich hierbei nicht nur um eine finanzielle und wirtschaftliche Krise, sondern auch um eine soziale und politische handeln werde. Und mit der Voranstellung von Very sagten wir, dass die Auswirkungen dieser Krise noch viel weitgehender sein wrden als die der Great Depression.

    Es gibt mindestens drei groe Unterschiede:

    - Die Welt von heute ist weit mehr ineinander verflochten als dies 1930 der Fall war; deshalb ist diese Krise wirklich die erste weltweite Krise. Die Krise von 1930 war berwiegend eine Krise in den USA und Europa.

    - Unsere Gesellschaften bauen heute weit mehr als vor 80 Jahren auf der Finanzindustrie auf. Kredit, und insbs. Verbraucherkredite, waren der Treibstoff des Wirtschaftswachstums der letzten Jahrzehnte. Also wird auch die Kreditkernschmelze unsere Gesellschaft hrter treffen als dies noch in den dreiiger Jahren der Fall war.

    - Die USA, die heute das Epizentrum der Krise sind, waren am Ausgang der zwanziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts eine aufsteigende Macht; heute ist ihre Macht Vergangenheit. Die Auswirkungen der Krise werden die Tendenz zum Zerfall noch verstrken, whrend sie damals noch durch den Aufwrtstrend abgefedert wurden.

    Seit nunmehr drei Jahren hat LEAP/E2020 immer wieder darauf hingewiesen, dass diese Krise schwerwiegender und andauernder sein wird als die Weltwirtschaftskrise 1929. Dies gilt natrlich insbs. fr ihr Epizentrum USA, aber auch fr Lnder, die wirtschaftlich und politisch stark mit den USA vernetzt sind. Der aktuelle Zusammenbruch der britischen Wirtschaft und Finanzindustrie, den man mit dem Absturz des britischen Pfunds belegen kann, ist eine perfekter Beweis fr diese These.

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  • 3. Ist die Krise in Europa und Asien so schwerwiegend wie in den USA?

    LEAP/E2020: Der Hauptunterschied wird sein zwischen, auf der einen Seite, den USA (und die mit ihnen vernetzten Lnder wie Grobritannien, Kanada, Mexiko, Israel...) und, auf der anderen Seite, die Eurozone und die wirtschaftlich groen asiatischen Staaten (China, Japan, Sd-Korea).

    Europische Staaten auerhalb der Eurozone werden mehr in Mitleidenschaft gezogen werden als Lnder der Eurozone, wir wir bereits in vorhergehenden GEAB ausgefhrt haben. Und einige von ihnen, die strkere wirtschaftliche und politische Bindungen zu den USA aufweisen, wie z.B. Grobritannien, aber auch, im Finanzsektor, die Schweiz, werden zumindest so stark gebeutelt werden wie die USA , wenn nicht sogar mehr. Innerhalb der Eurozone werden wir mit einer normalen Rezession oder, wohl wahrscheinlicher, Stagnation oder auch in geringem Umfang Stagflation mit Wachstumswerten von zwischen 1 bis +1 bis 2011, leben mssen. Hingegen wird es in den USA zu einer lang anhaltenden Depression kommen. In der 23. Ausgabe des GEAB haben wir erklrt, warum wir von einer Dauer von zehn Jahren ausgehen. Das bedeutet eine Schrumpfung der Wirtschaft um 2% pro Jahr, soziale Unruhen, Verlust von Einfluss in der Welt, und so weiter... Fr Grobritannien sieht das Bild identisch aus.

    Um es mit einfachen Worten zu beschreiben: Innerhalb der Eurozone gehen wir davon aus, dass es im Groen und Ganzen nicht zu einem dauerhaften Abbau von Produktionskapazitten kommen wird, dass das Platzen der Immobilienblase nicht die selben verheerenden Folgen zeitigen wird, dass nicht einige der grten Banken Pleite gehen werden, dass nicht immer zahlreicher groe Industrien und Wirtschaftszweige mit Staatsgeldern gerettet werden mssen, dass nicht auf allen wirtschaftlichen Ebenen, ob Stdte und Gemeinden, Regionen, Staaten, Privathaushalte, Auendhandels und Leistungsbilanz, die Defizite explodieren werden... Deshalb glauben wir, dass die Auswirkungen der Krise noch gemeistert werden knnen, auch von den mittelmigen Politikern und Wirtschaftsfhrern, die bei uns aktuell am Ruder sind; natrlich wre es einfacher, wenn es insoweit ein bichen besser bestellt wre. In den USA oder auch in Grobritannien kann eigentlich die Tragdie nur noch abgewandt werden, wenn in den nchsten sechs Monaten ein neues, so berragendes Fhrungspersonal an das Ruder gelangt, wie dies in Jahrhunderten selten vorkommt.

    In Asien, bzw. im wirtschaftlichen Kraftdreieck China-Japan-Korea liegen die Dinge zwischen denen in den USA und in der Eurozone. 2009 wird diese Region sicherlich eine Phase der wirtschaftlichen Schwierigkeiten durchlaufen. Auch wenn es nicht zu negativem Wirtschaftswachstum kommen wird, wird dennoch die Wirtschaftsleistung nicht so stark sein wie es fr die Notwendigeiten, insbs. auf dem Arbeitsmarkt, angebracht wre. Bei realem Wachstum wird sich die Situation dennoch wie eine Rezession bemerkbar machen. Wir betrachten diese drei Lnder als eine Gesamtregion, denn wir gehen davon aus, dass sie 2009/2010 ihre Zusammenarbeit verstrken werden, um gemeinsam besser in der Krise bestehen zu knnen. Nach einer schwierigen Phase 2009 werden sie schnell wieder auf den Wachstumspfad gelangen, mit einem Wachstum, das durch Nachfrage aus dieser Region stimuliert wird. Das bedeutet natrlich, dass die Beziehungen dieser drei Lnder mit den USA nicht mehr so eng sein werden wie frher.

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  • Vorhersage fr Ausgabeumfang von Staatsanleihen in der Eurozone 2009 Quelle: Financial Times / Barclays Capital / Thomson Reuters / Dealogic 28/10/2008

    4. Sind die aktuellen Manahmen der Regierungen zur Bekmpfung der Krise ausreichend?

    LEAP/E2020: Wenn die Regierungen zur Vermeidung von Bankenzusammenbrchen Staatsgelder in das Kapital der Banken einschieen, und im Ausgleich dafr Einfluss im Aufsichtsrat erlangen, denken wir, dass es sich dabei um effiziente Notmanahmen handelt. Wenn sie aber lediglich schlechte Forderungen aufkaufen und/oder keinen Einfluss im Aufsichtsrat einfordern, obwohl ffentliche Gelder in die Banken geflossen sind, denken wir, dass dies der Situation nicht angemessen ist. Der Aufkauf von schlechten Forderungen verlagert lediglich die Verluste der Banken auf den Staat und damit letztendlich auf den Steuerzahler, ohne dass es damit zu einer Wirtschaftsankurbelung kme. Es handelt sich dabei lediglich um eine Rettungsaktion fr die, die Fehler gemacht haben, auf Kosten des Steuerzahlers.

    Ein Verzicht auf Einfluss im Aufsichtsrat und damit auf die Geschftspolitik der Banken bedeutet lediglich, dass damit in ein paar Monaten, wenn die Banken weiterhin nicht, obwohl versprochen, den Kredithahn fr die Wirtschaft aufdrehen, diese Banken verstaatlicht werden mssen. Wie wir in einem anderen Teil dieser Ausgabe des GEAB geschrieben haben, gehen wir davon aus, dass bis zum Frhjahr 2009 die groen Banken dem sehr realistischen Risiko von Verstaatlichung ausgesetzt sind, wenn sie ihre Funktion in der Wirtschaft nicht wieder ausfllen.

    In Europa wird der Lwenanteil der neuen Anleihen, wie an der unten stehenden bersicht erkenntlich, von Regierungen ausgegeben. Ab einem gewissen Punkt werden die Regierungen noch einen Schritt weiter gehen und die Banken, wenn sie nicht endlich reagieren, ersetzen.

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  • Aber insgesamt bestehen fr LEAP/E2020 fr eine effiziente Bekmpfung der Folgen der Krise und ihrer Dauer drei Prioritten der nchsten zwei bis drei Monate, und zwar in genau dieser Reihenfolge:

    - Vorbereitung der Sozialversicherungssysteme auf eine Welle von neuen Arbeitslosen in den Jahren 2009/2010, und auf lngere Arbeitslosenzeiten; dafr mssen die Systeme finanziell ausgestattet sein;

    - Staatsintervention zu Gunsten von konkursgefhrdeten Stdten und Gemeinden, um eine massive Reduzierung ihrer Leistungen, Investitionen und Mitarbeiterzahl zu vermeiden;

    - Auflegung von Infrastrukturinvestitionsprogrammen, mit denen in Jahresfrist viele neue Stellen geschaffen werden knnten und unsere Infrastrukturen auf den Stand der Welt von Morgen gebracht werden knnten.

    In Ergnzung zu unserer Anwort ber den Vergleich der Auswirkungen der Krise auf Europa, Asien und USA mchten wir noch anfhren, dass die Existenz von guten Sozialversicherungssystemen in Europa ein wichtiges krisenbekmpfendes Element ist, ber das andere Lnder nicht verfgten. 2009 wird sich fr Lnder auf anderen Kontinenten die Frage stellen, ob sie lieber aus dem Nichts eine Arbeitslosigkeits- und Gesundheitsversicherung aufbauen oder mit sozialen Unruhen zu kmpfen haben wollen.

    Entwicklung der relativen Ausgabettigkeit in Europa (in Euros) Sept.2008 (links) gegenber dem Durchschnitt Sept. 2007 bis Aug. 2008 (rechts) - Quelle: Europische Zentralbank

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  • 5. Welche sind die wesentlichen aktuellen Risiken fr das internationale Finanzsystem? Und sind alle Sparguthaben in der Krise gleich sicher bzw. unsicher?

    LEAP/E2020: Die Risiken fr das internationale Finanzsystem gehen inzwischen von der Realwirtschaft einerseits und von dem Zusammenbruch des Dollar-Whrungssystems andererseits aus. Diese Risiken sind immens und gefhrlich. Wie wir im GEAB schon vor ber einem Jahr schrieben, sind die Banken, die erst wegen ihrer eigenen Fehler (Subprime, Derivate, exzessive Hebelwirkung...) de fakto in die Insolvenz getrieben wurden, inzwischen den Risiken der globalen Rezession ausgesetzt, die wiederum durch die Fehler der Bank ausgelst wurde. Immer mehr Privathaushalte, Unternehmen, Stdte, Gemeinde, Regionen und Staaten werden insolvent. Frchteten die Banken noch 2008, sich untereinander Geld zu leihen, so getrauen sie sich heute nur noch, den sichersten Staaten Geld zur Verfgung zu stellen. Damit machen sie natrlich auch keine Profite mehr aus klassischen Bankgeschften. Der Banken- und Finanzbereich wird 2009 noch in wildem Fahrwasser sein; wir rechnen mit mehr Bankpleiten als 2008. Bis dahin knnen auch Staaten, die Banken (oder Privatpersonen) als sicher ansehen, der Weltwirtschaft noch viele berraschungen bereiten. Unsere Leser wissen, dass wir davon ausgehen, dass die USA bis Sommer 2009 Insolvenz erklren muss. Das wird die Wirkung einer finanziellen Atombombe haben, die einige der grten und prestigetrchtigsten Banken weltweit von der Erdoberflche blasen wird. Um welche es sich handelt, ist, wie schon 2007 und 2008, leicht festzustellen, denn es sind die, die die meisten Anlagen in Werten, die auf Dollar lauten, in ihren Bilanzen haben (US-Schatzbriefe, Dollar, Aktien von US-Unternehmen...) Diese Aussage gilt auch fr Grobritannien und die Schweiz. Diese beiden Lnder, die untersttzende Pfeiler fr das internationale Finanzsystem sind, sind 2009 sehr groen Risiken ausgesetzt.

    Auch stehen Lnder, in denen Renten kapitalfinanziert sind, vor sehr schweren Zeiten; wir hatten schon in der 23. Ausgabe des GEAB darber geschrieben. Wir knnen schon jetzt feststellen, dass in all diesen Lndern (im wesentlichen die USA, Kanada, Japan, Dnemark, die Niederlande) eine wachsende Zahl von Pensionsfonds gigantische Verluste bekannt geben mssen, und gleichzeitig ihre Gebhren erhhen und ihre Auszahlungen absenken. In diesen Lndern besteht eine sehr groe Gefahr, dass die Regierungen diese Fonds verstaatlichen mssen, um zu verhindern, dass die Bezge von Millionen Rentnern nicht vollstndig ausfallen. Pension-Fonds werden 2009 von Hypothekenbanken, Hedge Fonds und Investment Banken die Rolle der Quellen schlechter Nachrichten bernehmen. Die, die zur Zeit Geld nur kurzfristig angelegt haben, die nicht auf unverkuflichen Aktien sitzen und die nicht in Lndern investiert haben, die vor dem Staatsbankrott stehen, mssen sich keine Sorgen machen. Die anderen sollten entweder schnell ihre Investitionen abstoen oder sich auf sehr schlechte Nachrichten einstellen.

    Entwicklung von nicht mehr bedienten Kreditkartenschulden in den USA (links) und US-Banken mit den meisten Kreditkartenforderungen in der Bilanz (rechts) - Quelle: Businessweek, 12/2008

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  • 6. Ist die Eurozone ein realistisches Schutzschild gegen die schlimmsten Auswirkungen der Krise und was sollte die Eurozone unternehmen, um ihren Schutz zu verbessern?

    LEAP/E2020: Aus verschiedenen Grnden, die wir auch schon in vorhergehenden Antworten angefhrt haben, funktioniert die Eurozone als bester Schutz gegen den aktuellen finanziellen/geldpolitischen/wirtschaftlichen Tsunami. Die Eurozone ist wie ein hohes Betongebude gegen die Sturmflut, whrend andere Lnder wie Japan und China nur einstckige Betongebude haben. Wieder andere haben nur Holzkonstruktionen (wie die USA und Grobritannien). Die Analogie, denken wir, erfordert keine weiteren Ausfhrungen dazu, welche Lnder am Schlimmsten unter der Flutwelle zu leiden haben wird. Die unten stehende Graphik zeigt, dass sowohl die USA als auch Grobritannien sich immer schneller dem Konkurs nhern. Da der Euro von diesen beiden Lndern unabhngig ist, ist die Gefahr eines berschwappens der Whrungsturbulenzen in die Eurozone im Falle eines Konkurses relativ gering. Fr Asien ist dieses Risiko deutlich hher, wie auch fr die EU-Lnder auerhalb der Eurozone oder die Lnder Sdamerikas.

    Aber natrlich ist die Eurozonesituation alles andere als perfekt. Es gibt eine eindeutige Notwendigkeit fr regelmige Treffen der Staats- und Regierungschefs der Eurozone, so wie sie auch einmal im letzten November zusammen traten. Solches Gipfeltreffen sollten vor jedem EU-Gipfel abgehalten werden, also einmal alle vier Monate. Die Eurozone braucht eine Art Stndiges Sekretariat, das die nationalen Wirtschaftspolitiken der Lnder koordinieren und auf Routinebasis mit der EZB (die weiterhin fr Geldpolitik verantwortlich wre), der Kommission und Parlament zusammen arbeiten wrde. Gipfel und Sekretariat sind zwei notwendige institutionelle Erneuerungen fr eine effiziente Verwaltung der Eurozone, die damit agieren und nicht nur, wie bisher, nur reagieren knnte. Wir denken, dass 2009 sehr rasch eine Entwicklung in dieser Richtung bringen und damit die Eurozone gestrkt wird. Dies aus den folgenden Grnden:

    - Der neue EU-Prsident wird der Ministerprsident Tschechiens sein, also aus einem Land, das nicht in der Eurozone ist, der als euroskeptisch gilt, dessen Prsidentschaftsprogramm keine wichtigen Themen fr die Eurozone bercksichtigt, und der in seinem Land sehr unpopulr ist. Diese Faktoren werden ganz natrlich dazu fhren, dass die Eurozone sich strker von der EU-Prsidentschaft abkoppeln und neben den blichen EU-Verfahren Wege finden muss, ihre Prioritten behandelt zu sehen. Wie man an den Ergebnissen des GlobalEurometers ablesen kann, untersttzt heute eine fast einstimmige Mehrheit der Europer diese Entwicklung (94% im Dezember verglichen mit 63% im Oktober); diese Entwicklung der ffentlichen Meinung wird auch die Politiker nicht unberhrt lassen.

    - Die in der Krise wachsenden sozialen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten wird die Politiker der Eurozone immer mehr dazu zwingen, nach neuen Mitteln und Manahmen zu suchen. Innerhalb der Eurozone mssen solche Mittel und Manahmen Gemeinschaftsaktionen aller Eurozonen-Lnder sein.

    - Weiterhin glauben wir auch aus eher psycho-politischen Grnden daran, dass der Prsident Frankreichs Sarkozy weiterhin seine Idee einer Eurozoneprsidentschaft verfolgen wird (die selbstverstndlich ihm zufallen soll). Daran wird er nicht nur festhalten, weil diese Idee sehr kompatibel mit franzsischen Verwaltungskonzepten ist. Vielmehr braucht er, bald seiner besonderen Aura als Prsident Europas verlustig und der wachsenden Desillusionierung seiner Landsleute mit seinem Krisenmanagement (die auch Gordon Brown in den nchsten Wochen erfahren mssen wird) ausgesetzt, einen wichtigen politischen Erfolg, um sich von den harten sozial-wirtschaftlichen Realitten Frankreichs absetzen zu knnen.

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  • Entwicklung innerhalb eines Monats in der prozentualen Insolvenzwahrscheinlichkeit Quelle: BIS, 11/2008

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  • 7. Steht das Bretton Woods II-System vor dem Zusammenbruch? Sollte der Euro die Rolle des Dollars bernehmen?

    LEAP/E2020: Wir wir schon in vorher gehenden Antworten gesagt haben, lebt das Bretton-Woods-System von 1944 und 1971 bis 1976 modifiert seine letzten Momente. Die Epoche des Dollars als alleiniges Zahlungsmittel fr Erdlkufe geht zu Ende. Wir wir schon Anfang 2006 vorher gesagt haben, versuchen alle erdlproduzierenden Lnder, von Russland ber Iran bis Venezuela, bald auch die lmonarchien des Persischen Golfs, immer intensiver, ihre Geschfte auch in anderen Whrungen abzuwickeln. Die Frage ist nicht mehr, ob der Dollar seinen Status als alleiniges Zahlungsmittel fr Erdl verlieren wird, sondern nur noch, ob diese Entwicklung sich im Chaos vollziehen wird, wie dies aktuell der Fall ist, oder ob sie eingerahmt und geordnet wird. Unsere Auffassung hierzu ist eindeutig: Die Welt braucht einen Rahmen fr diese Entwicklung, denn das gegenwrtige Chaos ist zum Teil auch verantwortlich fr die gigantischen Preisschwankungen fr Energie, die zur globalen Instabilitt beitragen. Und fr unsere Forscher ist genauso klar, dass eine Ersetzung des Dollars durch den Euro verhindert werden muss. Dies aus zwei Grnden:

    - Zum einen ist der Status als alleiniges Zahlungsmittel fr Energie langfristig ein Fluch, wie man an den USA heute sehen kann; denn es macht ein Land bequem und lt es den klaren Blick auf die sich wandel-nden Realitten verlieren. Ein kurzfristig privilegierter Status ist langfristig Ursache fr schwere Krisen fr ein Land und seine Partner. - Zum anderen ist diese Situation auch fr die lproduzierenden Staaten wegen der bermigen Ab-hngigkeit von einem Land und seiner Wirtschaft auf lange Sicht problemtrchtig, auch wenn es auf kurze Sicht angenehm einfach zu sein scheint. Damit ist es weder im Interesse der Europer noch der lpro-duzierenden Lnder, den Dollar durch den Euro beerben zu lassen. Vielmehr glauben wir, dass es im In-teresse aller wre, den Preis fr Energie im allgemeinen und l im besonderen in einer globalen Korb-whrung zu ermitteln, der sich aus den wichtigen Whrungen der Welt zusammen setzt und somit die Wirklichkeit der globalen Wirtschaft und des Energiemarkts am besten wiederspiegelt. In dieser Korb-whrung wren die Whrung der groen Wirtschaftsrume der Welt vertreten (Euro, Dollar, Yen, Yuan, Real...) sowie der groen Energielieferanten (Rubel, zuknftige gemeinsame Whrung der Staaten des Persischen Golfs...); die Zusammensetzung des Korbes msste alle zehn Jahre berprft und, wenn notwendig, neu gewichtet werden, was sich auch auf die Stimmrechte in der zu errichtenden Weltzentral-bank auswirken wrde, deren Aufgabe die Verwaltung dieser Korbwhrung wre. Wir gehen davon aus, dass, wenn der Prozess der Schaffung einer globalen Korbwhrung nicht bis Mitte 2009 angestoen wird, der schwankende Dollarkurs und schwankende lpreise, gepaart mit den massiv steigenden US-Schulden, die globale Wirtschaftskrise noch deutlich verschrfen werden und mit einem vollstndigen Zusammen-bruch des internationalen Whrungssystems bis Sommer 2009 zu rechnen ist.

    8. Was knnen wir von dem nchsten G20-Treffen in London erwarten?

    LEAP/E2020: G20-Treffen sind der schlagkrftige Beweis, dass die von den angelschsischen Lndern plus EU und Japan dominierte wirtschaftliche und finanzielle Weltordnung der Vergangenheit angehrt. Andere Lnder drngen in den Kreis der World Player und werden sich nicht wieder hinaus drngen lassen.

    Aber bisher sind diese neuen Lnder noch bereit, nach den alten Regeln zu spielen. Diese bergangsphase drfte wohl nicht lnger als ein Jahr anauern. Dann wird der G20 anfangen, tatschlich seine Rolle als Motor der neuen Welt-Governance zu bernehmen und muss sich mit der Gretchenfrage der Krise beschftigen, nmlich wie der Dollar als Zentrum des internationalen Whrungssystems ersetzt werden kann. Bis dahin wird der G20 lediglich ein Diskussionskrnzchen sein.

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  • Deshalb erwarten wir auch nichts von dem nchsten Treffen in London. Aber es ist davon auszugehen, dass schon auf dem dritten Treffen, falls es noch vor dem Sommer 2009 statt finden sollte, sich die Lage schon verndert haben wird. Aber dafr drfte dieses Treffen weder in den USA noch in Grobritannien statt finden. Genf oder Wien knnten geeignete Orte sein, wohl auch Singapur oder Tokio. Und schon in der Vorbereitung muss die Frage nach dem Ersatz fr den Dollar auf den Tisch.

    Wenn der G20 in seine Arbeiten nicht die Mglichkeit eines US-Staatsbankrotts und eines Zusammenbruchs des internationalen Whrungssystems bis Sommer 2009 einbezieht und dafr Vorsorge treffen kann, wird die Welt in einem solchen Chaos versinken, dass sogar nicht ausgeschlossen werden kann, dass der G20 selbst dies nicht berleben wird.

    9. Gehen Sie davon aus, dass Deflation heute die grte Gefahr fr die Volkswirtschaften der Welt darstellt?

    LEAP/E2020: Nein. Wir sehen einen vorbergehenden Rckgang der Preise bei Anlagegtern, die aus spekulativen Grnden in den letzten Jahren gen Himmel geschossen waren. Aber die unglaubliche Geldvermehrung, insbs. in den USA, die Geld drucken wie nie zuvor, oder auch die beinahe allgemeine Hoffnung, sich mit gigantischen neuen Schulden den Weg aus der Krise kaufen zu knnen, wiederum vorexerziert von den USA, aber auch Grobritannien, wird in diesen Lndern zu einer massiven Inflation fhren. Der Zusammenbruch von Dollar und Pfund wird auch zu importierter Inflation fhren. Der Zusammenbruch der Industrieproduktion in den USA, zusammen mit den steigenden Kosten fr Importgter und einer berflutung der US-Verbraucher mit Krediten, die unmittelbar von der US-Zentralbank zur Verfgung gestellt werden, wird einen Prozess speisen, der wirklich zur ersten Hyperinflation in den USA fhren knnte.

    US-BSP-Wachstum Vergleich zwischen der offiziellen Statistik (rot) und der Shadow-Statistik (blau) (1982 bis 2008) - Quelle: ShadowStats, 12/2008

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  • 10. Glauben Sie, dass die neue US-Regierung Obama in der Lage sein wird, die USA davor zu retten, in der, wie Sie sie nannten, Very Great Depression US zu versinken?

    LEAP/E2020: Die neue US-Regierung steht vor einer Aufgabe von historischem Ausma, aber ich habe groe Sorge, dass Barak Obama und sein Team noch zur alten politischen Kaste zhlen. Wenn man sein Team der Wirtschaftsexperten oder Beamten anschaut, dann muss man feststellen, dass sie alle eigentlich schon immer da waren.

    Persnlichkeiten wie Laurence Summers (Vorsitzender des Ausschusses der Wirtschaftsweisen) oder Robert Rubin (Vorsitzender des Krisenausschusses der Wirtschaftsexperten) waren unmittelbar verantwortlich fr das Wall Street Disaster des letzten Jahrzehnts. 1999 waren sie die Drahtzieher hinter der Abschaffung des noch aus der Groen Depression stammenden Glass-Steagall-Gesetzes (1933), mit dem damals Banken gezwungen wurden, sich fr eine Art von Bankgeschften zu entscheiden (Investmentbanken, Versicherungen, Sparkassen). Die Verquickung dieser Arten von Bankgeschften ist miturschlich fr die aktuelle Krise.

    Timothy Geithner, zuknftiger Finanzminister und bisher Vorsitzender der Federal Reserve of New York, der wichtigsten der Zweige der US-Zentralbank, ist einer der drei groen Initiatoren (neben Paulson und Bernanke) der gescheiterten Regierungsinterventionen des vergangenen Jahres (Bear Stearns, Fannie und Freddie, Lehman Brothers, AIG, TARP...)

    Man hat den Eindruck, Barak Obama findet es eine gute Idee, die Leute fr den Wiederaufbau des Hauses anzustellen, die es zerstrt haben. Vielleicht hat er ja Recht, aber wir von LEAP/E2020 denken eher, dass hier der Misserfolg programmiert ist, denn diese neuen Funktionstrger gehren zu einem Amerika, das gescheitert ist.

    Obama und sein Team haben, wie fast alle Amerikaner, die Krise erst bemerkt, als sie Mitte September 2008 ausbrach. Sein Programm ist ein typisches Programm der US-Demokraten, die Probleme lsen wollen, indem sie sie unter Geld ersticken. Zu der Krise fllt ihnen auch nur ein, noch mehr Geld aufzubringen als die Regierung Bush. Man muss nur daran denken, dass Obama meint, sein Konjunkturprogramm werde 2,5 Millionen Arbeitspltze erhalten oder schaffen, whrend allein im September 500.000 Arbeitspltze verloren gingen. Damit kann sein Plan, falls er funktioniert, gerade einmal die Arbeitsplatzverluste eines Semesters ausgleichen. Dieses Programm kann damit nicht ausreichend fr die Bekmpfung der Krise sein. All das lt daran zweifeln, dass Obama zu diesen 20% neuen Politikern gehrt, die, wie wir in vorhergehenden GEABs schrieben, erforderlich sind, um ein komplexes System auf neue Gleise zu setzen. Fr eine erfolgreiche Bekmpfung der Krise hat er weder die richtigen Leute noch die richtigen Ideen.

    Und wenn Barak Obama glaubt, dass in einer solchen Krisenzeit Defizite keine Bedeutung haben, dann scheint ihm entgangen zu sein, dass diese Defizite die Hauptursache fr diese Krise sind. Obama scheint die perfekten Lsungen fr die USA zu haben, die es nicht mehr gibt.

    Zuletzt glauben wir, dass erst dann die US-Politik sich ernsthaft mit realistischen Manahmen gegen die Krise auseinander setzt, wenn jemand sehr deutlich in der ffentlichen Debatte dafr eintritt, die USA mit einer radikalen, 50%-igen Verringerung des Militrhaushalts aus der Very Great Depression zu fhren. Dabei ist das US-Militrbudget nicht das einzige Problem, das das Land zu lsen hat, aber es ist so etwas wie ein Gordischer Knoten. Solange er nicht durchgehauen wird, ist der Weg auf eine notwendige neue Vision, wie die Krise berwunden werden kann, verstellt.

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  • 11. Sie sagen, dass der Dollar in den nchsten Monaten seinen Abwrtsflug wieder aufnehmen wird. Davon abgesehen: Denken Sie, dass das britische Pfund und der Schweizer Franken noch Weltwhrungen sind?

    LEAP/E2020: Mehr als zwei Jahre warnen wir schon wiederholt vor Investitionen in britischen Pfund, da wir prognostizierten, dass Grobritannien von der Krise besonders hart getroffen werde. Dies ist nunmehr eingetreten und das britische Pfund ist dabei, den Kreis der Weltreservewhrungen zu verlassen. Mit einem Pfund, das inzwischen weniger als ein Euro in den Wechselstuben Wert ist, ist der Trend klar. Ein schnell anwachsender Chor von britischen Politikern und Wirtschaftsexperten ruft nun nach einem britischen Beitritt zum Euro. In einer oder der anderen Weise wird das britische Pfund unter die Rder der weltweiten umfassenden Krise geraten. Der Schweizer Franken drfte auch seine besten Zeiten hinter sich haben, denn die Schweizer Zentralbank kann die Schweizer Banken nur vor dem Zusammenbruch retten, indem sie gigantische Mengen Schweizer Franken druckt.

    Entwicklung des Wechselkurses fr das britische Pfund gegen den Dollar und Euro -Quelle: Bloomberg, 10/12/2008

    12. Gehen Sie davon aus, dass der Markt fr CDS in den nchsten Monaten implodieren wird? Und was wren die Konsequenzen?

    LEAP/E2020: Diese Implosion hat bereits eingesetzt. Der Konkurs von Lehman Brothers fhrte schon zu riesigen Verlusten bei CDS weltweit. Aber bis heute war die CDS-Krise noch begrenzt auf die Finanzblase. In den kommenden Monaten wird die weltweite Rezession zu Konkursen von Unternehmen fhren, von denen einige zentral fr den CDS-Markt sind, wie z.B. General Motors. Dann werden die Ungleichgewichte zwischen den beiden Seiten dieser Forderungsausfallversicherungsvertrge, was CDS ja sind, den ganzen CDS-Markt ins Chaos strzen. Dann wird es interessant sein zu sehen, wie die US-Regierung und -Zentralbank reagieren werden, die Fannie Mae, Freddie Mac und AIG als wichtige CDS-Marktteilnehmer gerettet haben. Dies wird zu einem gigantischen Anstieg der US-Schulden fhren, was wiederum den Staatsbankrott nher bringen wird.

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  • 13. Gibt es eine Blase fr US-Staatsanleihen, die platzen knnte?

    LEAP/E2020: Auf jeden Fall. Wenn Menschen anfangen, Geld zu investieren in Anlagen, von denen sie wissen, dass sie damit Verluste machen werden, ist etwas faul. Wir haben im GEAB des letzten Monats darber geschrieben und sehen uns jetzt durch die Tatsachen besttigt. Letzte Woche hatten die drei-monatigen Staatsanleihen eine negative Rendite. Das heit, man bezahlt das US-Finanzministerium dafr, dass man ihm Geld leihen darf! Wenn man sich die Explosion der US-Defizite zu historischen Rekorden an-schaut, ist das mehr als berraschend. LEAP/E2020 hat mehrfach darauf hingewiesen, dass in Krisenzeit-en es darum gehen muss, Verluste zu vermeiden, nicht Gewinne zu erzielen, aber in diesem Fall ist eine Streuung der Investitionen der Schlssel fr jede ernsthafte Anlagestrategie. Wir erleben bei US-Staatsan-leihen so etwas wie ein Lemminge-Verhalten: Jeder kauft kurzlufige US-Staatsanleihen ohne Rcksicht auf Risiken. Das kommt einem vor wie der Run auf l vor fnf Monaten. Und heute schmeien die Be-sitzer von Fannie Mae - und Freddie Mac-Obligationen diese auf den Markt, um sich statt dessen US-Staatsanleihen zu kaufen. Und zwar unabhngig von den entstehenden Verlusten, da sie wohl am ber-leben von Fannie Mae und Freddie Mac zweifeln. Dieser Trend kann nicht dauerhaft sein. Wir rechnen schon, dass sptestens im Frhjahr die Luft aus dieser Blase entweichen wird.

    Vergleichende Entwicklung der Mrkte fr Anleihen des US-Finanzministeriums und pseudo-staatlichen Einrichtungen (einschlielich FannieMae und FreddieMac) (Febr. 2000 bis Sept.2008) - Quelle: Housing-

    Doom

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  • 3- Fokus

    Follow-up der LEAP/E2020 -Vorhersagen fr 2008: Zu 80% lagen wir richtig (und zu 87% bei den Vorhersagen zu Wirtschaft und Finanzen)

    Im Januar 2008 hatten wir in der 21. Ausgabe des GEAB unsere Voraussagen fr 2008 unter dem Titel: Vierzehn wichtige Tendenzen fr 2008 vorgestellt. Sie waren aufgeteilt auf Sieben Schlsselthemen des Jahres 2007, die bis Ende 2008 als bedeutungloser in den Hintergrund rcken werden und Sieben Schlsselthemen, die im Laufe des Jahres 2008 all unsere Aufmerksamkeit beanspruchen werden .

    Bevor wir unsere Voraussagen fr 2009 vorstellen werden (sie werden Teil der 31. Ausgabe des GEAB vomJanuar 2009 sein), mchten wir im Rahmen des regelmigen Follow-up unserer Vorhersagen42 Bilanz ber unsere Prognosen fr 2008 ziehen, um uns ber die Verllichkeit unserer Vorhersagen Klarheit zu verschaffen. Um diese Einschtzung abzurunden, wollen wir die noch weiteren sechs wichtigsten Vorhersagen, die wir im Laufe des Jahres 2008 entwickelt haben, hier einbeziehen:

    Ein Wechselkurs EURUSD von 1,75 am Jahresende 2008

    Die Soliditt der groen Banken und Finanzinstitute

    Die Pensionsfonds

    Weitere Beschleunigung der Krise im September 2008

    Die Wahl von John McCain

    Der Beginn der Rezession in den USA

    Damit beluft sich die Gesamtzahl unserer Prognosen fr 2008 auf 20.

    Dieses Unterfangen ist nicht nur ntzlich, um die Verllichkeit der Vorhersagen von LEAP/E2020 zu berprfen; es ist genauso eine notwendige intellektuelle Herausforderung, der wir uns stellen mssen, um die Gewissheiten und Selbstverstndlichkeiten, die sich innerhalb eines Jahres verflchtigt haben, in Perspektive zu setzen. Damit ist es eine bung, die LEAP-Forscher wie Leser besser darauf vorbereitet, Prognosen fr das kommende Jahr zu erstellen. Unsere Arbeiten bringen es mit sich, dass wir beinahe tglich miterleben, wie wir alle die Tendenz haben, unsere Gewissheiten von gestern fr die von heute einzutauschen, und dabei vollkommen verdrngen knnen, dass diese neuen Gewissheiten im absoluten Gegensatz zu den alten zueinander stehen. Das ist sicherlich eine Grundfhigkeit des Menschen, die ihm ermglicht, sich stndig neuen Situationen anzupassen; aber es zeigt auch, dass viele der Gewissheiten und Wahrheiten einer ra oder einer Gesellschaft nur eine begrenzte Lebensdauer haben. Es ist insbs. eine der Aufgaben von LEAP/E2020, die Unsicherheiten von Morgen hinter den vermeintlichen Sicherheiten von heute zu erkennen. Gleichzeitig hat der Eintritt der Welt in die Aufprallphase der umfassenden Krise im Sommer 2008 zu ungeheuren Verwerfungen im Funktionieren der politischen, wirtschaftlichen, finanziellen, monetren, sozialen und geopolitischen Systemen gefhrt, die die Antizipationsarbeiten in dieser bergangsphase von einem zusammenbrechenden System zu einem neuen, das erst in seinen Grundtendenzen am Entstehen ist, besonders schwierig gestalten. Auch erscheint uns dieser Follow-up aus pdagogischen Grnden wichtig, denn eines der Ziele des GEAB ist, seine Leser in die Lage zu versetzen, ihre eigenen politischen Voraussagen zu entwerfen.

    42 Eine regelmige bung unserer Forscher, die uns ermglicht, unsere Arbeitshypothesen in allen Arbeitsbereichen stndig auf dem aktuellen Stand zu halten.

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  • Hier folgt also eine sehr konkrete Bewertung der 20 wichtigsten Vorhersagen von LEAP/E2020 fr 2008. Jeder stellen wir ihren Schlsselsatz voraus, mit der wir sie in der 21. Ausgabe des GEAB (Sieben Mal rauf/ Sieben Mal runter) oder in anderen Ausgaben des GEAB vorstellten. Weiterhin folgt eine Note43, die wir am Schlu zu einer Gesamtnote zusammen rechnen, mit der wir die Gesamtverllichkeit unserer Prognosen fr 2008 bewerten. Jedem Leser steht offen, fr sich selbst die Verllichkeit unserer Arbeiten zu bewerten.

    Zehn Themen, die bis 2008 all unsere Aufmerksamkeit beanspruchen werden: Der wieder erstarkte Protektionismus: 0,5US-Rezession, Wirtschaftsflaute in Europe, Wirtschaftskrise in Asien ... alles ist aufgeboten, damit 2008 der Protektionismus wieder mit Verve die Bhne der Weltwirtschaft betreten kann. 2007 haben wir die Wiederbelebung der Doha-Runde fr den globalen Freihandel zu den Themen gezhlt, die als bedeutungslos in den Hintergrund treten werden. Es ist sicherlich keine bertreibung zu sagen, dass dieses Thema vollkommen vom Tisch internationaler Politik ist - niemand glaubt noch an ihre Zukunft. Fr 2008 gehen wir davon aus, dass die Welt sich noch weiter von der Globalisierung im Stil der achtziger und neunziger Jahre (mittels multilateraler Handelsabkommen) abwenden wird. Protektionistische Bestrebungen werden wieder erstarken, und der Handel zwischen Staaten wird sich auf der Grundlage bilateraler Vertrge organisieren.

    Diese Vorhersage bewerten wir mit 0,5; denn die Doha-Runde wurde im Sommer 2008 zu Grabe getragen, und man kann zur Zeit feststellen, dass viele Tendenzen, die typisch fr Protektionismus sind, erstarken (Abwertung des Britischen Pfunds und des Yuan, staatliche Rettungsplne fr ganze Bereiche der US-Wirtschaft wie Automobile, Banken und Versicherungen...). Aber diese Realitt ist immer noch zu groem Teil hinter politischen Lippenbekenntnissen fr die Heilskraft des freien Welthandels verschleiert.

    Die wirtschaftliche, politische und militrische Krise in den USA: 12006 hat den Rahmen der Krise abgesteckt und die groen Tendenzen der Zukunft erkennbar werden lassen; 2007 hat sich die Krise verschrft und wurde auch fr die groe Allgemeinheit sichtbar - sie ist nun dabei, sich auch auerhalb der USA bemerkbar zu machen. 2008 wird das Jahr sein, in dem die Krise ihre schmerzhaften und brutalen Auswirkungen zeitigen wird. Diese Auswirkungen werden die weltweiten Nachrichten bestimmen und auch zentrales Thema des US-Wahlkampfes bis November 2008 sein.

    Demokratie und Politik in der EU stecken in einer Sackgasse: 1Whrend des gesamten Jahres 2008, jeweils anllich der Ratifizierungen in den einzelnen Mitgliedstaaten, wird Medien und der ffentlichen Meinung die Mglichkeit gegeben, ihrer Wut ber den eingeschlagenen Weg Ausdruck zu verleihen. Manche nationale Parteien und Parlamentarier schren die Debatte, weil sie schon jetzt erklren, an dem parlamentarischen Ratifizierungsprozess nicht teilnehmen zu wollen. Damit werden die europapolitischen Schlagzeilen 2008 nicht der Ratifizierung an sich gewidmet sein, sondern den Reaktionen darauf und Widerstnden dagegen.

    43 Wenn die Voraussage sich als richtig herausgestellt hat 1; wenn sie falsch war 0; und 0,5, wenn sie zumindest fr einen groen Teil des Jahres zutreffend war.

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  • Die Europische Zentralbank: 1Seit dem Sommer 2007 und damit seit dem Zeitpunkt, als die weltweite Finanzkrise auch der Allgemeinheit zur Kenntnis gelangte, ist die EZB in die Rolle der wichtigsten der groen Zentralbanken der Welt gewachsen. Im Laufe des zweiten Halbjahrs 2007 hat sie sich von der US-Zentralbank emanzipiert, die nicht nur darunter leidet, die Zentralbank des Whrungsraums zu sein, von dem die Krise ihren Ausgang nahm, sondern die auch fr ihre Politik des letzten Jahrzehnts am Pranger steht, die inzwischen als miturschlich fr die weltweite Finanzkrise angesehen wird. ... Die Verstrkung der Krise im Jahr 2008 mit der Gefahr des Zusammenbruchs des internationalen Finanzsystems lt die EZB ber die nchsten zwlf Monate ins Nachrichtenzentrum rcken. Das bedeutet natrlich nicht, dass damit die Wirksamkeit ihrer Manahmen gesichert wre.

    Energie und landwirtschaftliche Produkte: 0,52008 wird sich der Anstieg der Preise fr Energie und landwirtschaftliche Produkte fortsetzen. Trotz der US-Rezession und der Verlangsamung des weltweiten Wirtschaftswachstums wird die wachsende und dauerhafte Nachfrage von hunderten Millionen neuer Konsumenten in China, Indien oder Russland auf wenig flexiblen Mrkten die Knappheit der Rohstoffe vor Augen fhren. Die sich verschlechternde Wirtschaftslage und die damit einhergehende schlechtere Einkommenssituation fr viele Millionen Menschen wird das Problem der steigenden Preise fr Gter des allgemeinen Bedarfs noch verschrfen.

    Diese Vorhersage bewerten wir mit 0,5, denn wenn der Trend im ersten Halbjahr 2008 dahin lief und auch fr einige Produkte, insbs. Lebensmittel, weiterhin gltig ist, so bleibt doch festzuhalten, dass sich der Trend im zweiten Halbjahr umkehrte, insbs. fr die Energiepreise.

    Die Sovereign Wealth Funds: 1Vor gerade einmal einem Jahr waren sie der groen ffentlichkeit noch vollkommen unbekannt. Aber wenn ein normaler Investitonsfond 5% oder 10% einer Bank besitzt, mischt er sich selbstverstndlich in die Entscheidungen dieser Bank ein. Und genau diese Sorge treibt die Staaten um, deren Banken auf die "Hilfe" dieser Staatsfonds angewiesen sind. Eines ist jedoch sicher: Da sie weiterhin gerne gesehene Kapitalgeber fr in Schwierigkeiten geratene Banken und, im Laufe 2008, auch Unternehmen sein werden, whrend gleichzeitig ihr wachsender Einfluss Sorgen bereitet, werden sie in den Medien weiterhin viel Aufmerksamkeit genieen.

    Der russische Prsident Vladimir Putin: 1Inzwischen ist eindeutig, dass er nicht wie G.W.Bush 2008 die Macht abgeben wird. ... Mit diesem Sthlercken im Kremlin und der wieder erstarkten Rolle Russlands im Konzert der Mchte wird Putin ein herausragender Platz in den Nachrichten 2008 gesichert sein.

    Weitere Beschleunigung der Krise im September 2008: 1Umfassende weltweite Krise / September 2008 - Der Zusammenbruch der amerikanischen Realwirtschaft: Nach Auffassung von LEAP/E2020 wird sich im dritten Quartal 2008 der Ablauf der umfassenden weltweiten Krise noch einmal deutlich beschleunigen. Denn in diesen Monaten berlappen sich alle Sequenzen der Krise (vgl. untenstehende bersicht), ihre Folgen schaukeln sich gegenseitig hoch und lassen die Krise am deutlichsten sprbar werden. Im Quartal 2008 wird die Krise die Grundfesten der internationalen Wirtschaftsordnung angreifen und natrlich ganz besonders in den USA - dem Epizentrum der derzeitigen Krise wten. (GEAB N22, 15/02/2008)

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  • Die Wahl von McCain: 0 Eine eingehende Anaylse der sieben fr den Ausgang der amerikanischen Prsidentenwahlen entscheidenden Faktoren (Wahl des Vize-Prsidenten, wirtschaftliches und geopolitisches Umfeld, derzeitige Befindlichkeit der amerikanischen ffentlichen Meinung, Hintergrnde der Kandidatenauswahl sowie das strukturelle Chaos, in dem US-Wahlen organisiert werden) lt fr LEAP/E2020 nur den Schluss zu, dass es eigentlich keine ernsthaften Zweifel daran geben kann, wer im nchsten November zum zuknftigen Prsidenten der USA gewhlt werden wird. Der Fahrplan fr den Wahlsieg wurde vorab festgelegt; nun wird der Fahrplan Takt fr Takt abgewickelt. Und der Sieger ist: John McCain. (GEAB N27, 15/09/2008)

    Der Beginn der Rezession in den USA: 1Auch wenn diese Erkenntnis nicht in die Plne der Machthaber in Washington und New York passt: Die Very Great Depression US, die nun eingesetzt hat, ist von historischer Dimension und wird auergewhnliche Manahmen von Ausmaen erfordern, fr die es in der amerikanischen Politik seit den dreiiger Jahren keine Entsprechung gegeben hat. (GEAB N21, 15/01/2008)

    Zehn Themen werden 2008 als bedeutungsloser in den Hintergrund treten: Die Hedge Fonds: 1Die Wunderkinder der Finanzmrkte bis 2007 setzen ihre Verwandlung in die Schmuddelkinder fort.

    Das US-Wirtschafts- und Sozialmodell der Nachkriegszeit: 1Die Very Great Depression US wird dazu fhren, dass, vor dem Hintergrund des Endes der Nachkriegsordnung, die Grundlagen des US-Modells in Frage gestellt werden.

    Die Zusammenarbeit zwischen den groen Zentralbanken: 1Bereits im Dezember 2007 konnte man feststellen, wie sich hinter der Fassade der Zusammenarbeit und Koordination "as usual" und einer "konzertierten Aktion" die Wirklichkeit der durch Eigeninteressen bestimmten Einzelaktionen der verschiedenen Zentralbanken verbarg. Diese Tendenz wird sich 2008 noch verstrken.

    Nicolas Sarkozy: 02007 war er noch der Mann mit dem goldenen Hndchen, dem alles gelang; 2008 wird er jedoch vom harten politischen Alltag eingeholt werden und sein Image wird sich sehr schnell zersetzen. Schon im September 2007 sagte ihm LEAP/E2020 fr Ende 2007 schwierige Zeiten voraus. Wir gehen davon aus, dass 2008 seine internationalen und nationalen Popularittswerte sich denen Silvio Berlusconis oder der Kaczynsky-Brder annhern werden. Seine Politik ohne greifbare Resultate, die internationale Wirtschaftskrise und die Tatsache, dass er sich auffhrt wie die Stars und Sternchen aus der Klatschpresse, was viele Franzosen zur Weiglut treibt, bilden einen politischen Sprengsatz.

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  • Die chinesische Regierung und ihre so bewundernswerte Kontrolle ber die Entwicklung ihres Landes: 12008 wird zeigen, dass die chinesische Regierung noch gar nicht das wahre Ausma der umfassenden weltweiten Krise und ihre Auswirkungen auf China erfasst hat. Sie hat die Rezessionsrisiken in den USA unterschtzt und ist daher zur Zeit unfhig, darauf wirksam zu reagieren, wofr sie den nachlassenden Export durch eine verstrkte Binnennachfrage ersetzen msste.

    Niedrigere Leitzinsen: 1

    Eine Mythos der Moderne wird in den folgenden Monaten zerfallen, nmlich der Glaube, dass es reiche, die Leitzinsen der Zentralbanken zu senken, um die Wirtschaftsttigkeit zu stimulieren.

    Die wirtschaftliche Dynamik der neuen EU-Mitgliedstaaten: 1 Die kleinen europischen "Tigerstaaten" werden 2008 massiven Turbulenzen fr ihre Wirtschaft und Whrungen ausgesetzt sein, wenn wegen der aktuellen Krise ihre regionalen Immobilienblasen (vgl. 20. Ausgabe des GEAB) platzen und ihre strukturellen geldpolitischen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten blogelegt werden. Die meisten der neuen Mitgliedstaaten haben Leistungsbilanzen, die vollkommen aus dem Gleichgewicht sind, und einige, wie z.B. Ungarn und Polen, hngen massiv von auslndischen Investitionen ab. Angesichts der nachlassenden Weltwirtschaft ist davon auszugehen, dass die auslndischen Investitionen sich wesentlich verringern werden, was zu einer weiteren Abschwchung der Wirtschaftsentwicklung in den neuen EU-Mitgliedstaaten im Jahr 2008 fhren wird.

    Ein Wechselkurs EURUSD von 1,75 bis zum Jahresende 2008: 0Wer glaubte, der steile Anstieg des Dollars im Verhltnis zu beinahe allen Weltwhrungen seit Juli 2008 fhre dazu, dass LEAP/E2020 seine Aussage ber die langfristige Wertentwicklung des Dollars ndern wrde, irrte sich. Wir sehen berhaupt keinen einleuchtenden Grund, von unserer Einschtzung abzuweichen, dass der Euro bis Jahresende 2008 bei 1,75 Dollar stehen werde. (GEAB N27, 15/09/2008)

    Die Soliditt der groen Banken und Finanzinstitute: 1Wir gehen inzwischen davon aus, dass zumindest ein groes US-Finanzinstitut (Bank, Versicherung, Investitionsfonds) bis Februar 2008 in Konkurs gehen wird, was zum Konkurs von weiteren Banken und Finanzinstituten in Europa (insbs. in Grobritannien), in Asien und in den Schwellenlndern fhren wird. (GEAB N21, 15/12/2007)

    Zusammenbruch der Pensionsfonds: 1Nach Auffassung von LEAP/E2020 wird bis Jahresende 2008 das System der Pensionsfonds zusammenbrechen. Dadurch wird das gesamte System der kapitalfinanzierten Rente in Gefahr geraten. Diese finanzielle Katastrophe ist fr viele Menschen gleichbedeutend mit dem sozialen Abstieg in die Armut. Denn gerade jetzt kommt die erste groe Welle der geburtenstarken Jahrgnge in den USA, Europa und Japan in das Rentenalter. Die Ertrge der Pensionsfonds werden genau zu dem Zeitpunkt einbrechen, wenn sie erstmalig dauerhaft groe Summen an ihre Versicherten auszahlen mssen. (GEAB N23, 15/03/2008)

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  • Damit lagen wir mit 15 unserer Vorhersagen von 20 goldrichtig, bei zweien halb daneben und irrten uns bei den drei letzten vollstndig jedenfalls zum Jahresende 2008. Dennoch gehen wir davon aus, dass wir mit zwei aus diesen drei Vorhersagen uns nicht im Endergebnis, sondern nur in der zeitlichen Dimension um ein Quartal geiirt haben. Damit lagen wir also 2008 mit 80% unserer Prognosen richtig, was fr eine Verllichkeit unserer Prognosen spricht, die weit ber der von anderen Think-tanks in ihren Prognosen fr 2008 liegt, also einem Jahr, in dem viele Vernderungen eintraten, die man schlichtweg historisch nennen kann. Wenn wir nur die Verllichkeit unserer Prognosen im ausschlielichen Wirtschafts und Finanzbereich betrachten, dann erreichten wir einen Erfolgsgrad von 87% (also 13 Punkte von 15 mglichen).

    Wir wollen darauf hinweisen, dass eine der Voraussagen, die wir dieses Jahr fr erfllt ansahen, nmlich die Reform der EU-Institutionen, identisch ist mit einer der Vorhersagen von 2007, fr die wir uns damals eine 0 gaben. Letztes Jahr vertraten wir die Auffassung, dass wir diese Prognose als fehlerhaft einstufen mssten, da sie 2007 nicht zutraf, auch wenn wir davon berzeugt blieben, dass sie 2008/2009 sich als richtig erweisen wrde. Wir hatten allerdings schon in unserer Bilanz 2007 geschrieben: Dennoch, und dies wird sicherlich ein Thema fr 2008 sein, gehen wir davon aus, dass auch wenn es Erfolge bei der Wiederbelebung der Reformversuche gegeben hat diese um den Preis des Risikos einer schweren politischen EU-weiten Krise errungen wurden, die bis Juni 2009 von den europischen ffentlichen Meinungen ausgelst werden knnte, die darber erzrnt sein knnten, dass ihnen eine Mitsprache ber die neuen europischen Vertrge verweigert wurde... Damit ist dieses Thema bei weitem noch nicht abgeschlossen und knnte in den nchsten 18 Monaten wegen der rein brokratischen Reformdynamik zu einer beinahe vollstndigen politischen Blockade der EU fhren. Aber momentan, also 2007, geben wir uns noch eine klare 0 in diesem Bereich.

    Was die Fehleinschtzungen 2008 angeht, haben wir schon in der 29. Ausgabe des GEAB die Grnde fr die Siegvoraussage McCains und den Wechselkurs EURUSD von 1,75 bis Jahresende 2008 dargelegt44. Wir weisen aber hier noch einmal darauf hin, dass wir beim EURUSD- Wechselkurs weiterhin fest davon berzeugt sind, dass wir mit unserer Vorausage lediglich ein paar Monate zu frh dran sind, was sich damit erklren lt, dass die Schockwellen der Aufschlagphase der weltweiten Krise im Herbst 2008 noch krftiger waren, als wir erwartet hatten.

    Auch die Ankndigung einer Regimekrise in Frankreich bis zum Herbst haben wir als fehlerhaft eingestuft und mit 0 bewertet. Dennoch gehen wir davon aus, dass die Krise sehr wohl da ist, aber dass sie lediglich durch die Aufprallphase der Krise im Herbst bei Seite geschoben wurde. Nicolas Sarkozy wie auch Gordon Brown konnten die Krise ausnutzen, um ihre Popularittswerte, die in freiem Fall waren, aufzubessern. Aber dies ist nur von begrenzter Wirkung; aktuell werden durch die politische Agitation nur die reellen Probleme in den beiden Lndern verschleiert. Das Beispiel Griechenland, obwohl dort die Ursachen weitgehend landesspezifisch sind und daher nicht ohne weiteres auf andere europische Lnder bertragen werden knnen, zeigt, dass in einem Land, das unter einer Wirtschaftskrise leidet, ein geringer Anla ausreicht, um Aufstnde ausbrechen zu lassen. Wir gehen davon aus, dass eine von wirtschaftlichen und sozialen Problemen gespeiste Regimekrise sehr wohl fr das kommende Semester auf dem Programm in Frankreich steht. Aber zum Jahresende 2008 ist es eben nicht so und damit die 0 fr das LEAP/E2020-Team verdient.

    Wir haben dieses Jahr die Voraussagen ber einen mglichen Konfklikt zwischen dem Iran und USA/Israel nicht in die Einschtzung aufgenommen; denn dazu vertreten wir inzwischen die Auffassung, dass die Wahrscheinlichkeiten fr einen solchen Konflikt von Quartal zu Quartal anders einzustufen sind. Dieser potentielle Konflikt wird sozusagen zu einer Melatte der Machtverhltnisse zwischen Falken und Tauben in Washington und Tel Aviv.

    44 Wir knnen es nicht bestreiten: Die 27. Ausgabe des GEAB war fr die Erfolgsquote unserer Vorhersagen 2008 alles andere als ein voller Erfolg!

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  • Abschlieend bleibt uns nur wieder einmal festzustellen, dass unsere Prognosearbeiten im Bereich der Politik und Geostrategie weniger verllich sind. Wir haben bereits mehrfach dargelegt, dass die Bedeutung von psychologischen Faktoren (sowohl kollektiv fr Gesellschaften als auch individuell fr die Machthaber) als auch die Mglichkeit, kurzfristig Entscheidungen auf Grundlage dieser Faktoren zu treffen, die Vorhersagen in diesem Bereich wesentlich erschweren. Wir arbeiten daran, hierzu unsere Methodik der Analyse und Vorhersagen zu verbessern. Nchstes Jahr wird erweisen, ob uns dies gelungen sein wird.

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  • 4- Der GlobalEurometer45

    GlobalEurometer Dezember 2008 - ERGEBNISSE

    GlobalEurometer 12-2008 Ja Nein Wei nicht1. Gehen Sie davon aus, dass die EU in der Lage sein wird, noch