Gefangenen Info #338

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  • 8/6/2019 Gefangenen Info #338

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    Gefangenen InfoC 10190 25.6.2008 Preis: 1,55 338

    Hervorgegangen aus demAngehrigen Info. Das

    Angehrigen Info entstand imHungerstreik der politischen

    Gefangenen 1989.

    Griechenland

    Harte Urteile wegenEU-Gipfe 2003

    Am 28. 5.2008 wurden die Urteile des am7.5.2008 begonnen Prozesses gegen die letz-ten sieben Angeklagten von den Demonstra-tionen gegen den EU-Gipfel in Thessaloniki2003 verkndet. Die sieben wurden am21.6.2003 whrend den massiven Protestenin Thessaloniki verhaftet.Von den vielen Verhafteten wurden sieben

    Gefangene fnf Monate lang festgehalten mitschweren Anklagen wie z.B.: Besitz von Ex-plosivstoffen und Verbreitung und Verwen-dung von Molotowcocktails. Nach einemlang anhaltenden Hungerstreik wurden dieSieben freigelassen.

    Zustzlich zum Hungerstreik sahen sich dieAutoritten unter Druck durch die Aufnah-men eines Fernsehsenders, welche deutlichzeigten wie die Polizei Simon Chapman be-lastendes Material unterschob.

    Hier die schockierenden Urteile: SulaimanDakduk (Kastro) und Michalis Traikapis wur-den zu sieben Jahren Gefngnis verurteilt. Si-mon Chapman wurde zu acht Jahren undsechs Monaten verurteilt. Fernando Perez zufnf Jahren und sechs Monaten. Drei weite-re Angeklagte wurden freigesprochen. Die

    vier Verurteilten bleiben bis zur Berufungs-verhandlung auf freiem Fu.

    Im Anschluss an die Proteste und zeitgleichmit dem Hungerstreik der Thessaloniki 7,2003, gab es eine enorm starke, weltweite So-lidarittskampagne fr die Verhafteten. Nun,fnf Jahre spter ist diese Solidaritt mehrgefragt denn je. Also verbreitet diese Nach-richt so schnell und weit wie mglich.

    Gipfelsoli

    Aufruf zur Demonstration in Stammheim gegen Repression und die Paragraphen 129 S. 3f.

    Am 21.6.08 fand in Karlsruheeine unangemeldete Aktiongegen Beugehaft und Aussa-gezwang an mehreren Pltzenin der Innenstadt statt. Dabeiwurden Flyer und Luftballonsmit Infokarten verteilt, Tran-spis aufgehngt und Re-debeitrge gehalten. Bis aufwenige Personenkontrollen

    verlief die Aktion ungestrt,da die Polizei sich der Sponta-nitt nicht anpassen konnte.Hier die Pressemitteilung unddas Flugblatt:

    Weg mit Beugehaft undAussageerpressungMit diesem Slogan demonstrierten amSamstag den 21.06.08 ca. 50 Menschen aufverschiedenen Pltzen in der Innenstadt inKarlsruhe.

    Mit Luftballons, Redebeitrgen und Flug-blttern machten sie lautstark auf die Si-tuation der von Beugehaft bedrohten ehe-maligen RAF-Mitglieder Knut Folkerts, Bri-gitte Mohnhaupt und Christian Klar auf-merksam.

    Die Bundesanwaltschaft hat im Januar2008 gegen alle drei bis zu sechs MonatenBeugehaft beantragt. Dies geschah im Zu-ge des erneuten Ermittlungsverfahrens zumTod von Bundesanwalt Buback, der im April1977 erschossen wurde. Die drei Betroffe-nen wurden dafr bereits zu lebenslangenHaftstrafen verurteilt, sollten aber imHerbst 2007 erneut dazu vernommen wer-

    den. Sie haben die Aussage verweigert. DerBundesgerichtshof verneinte bei ihnen ein Aussageverweigerungsrecht mit der Be-grndung, dass die Gefahr der Selbstbela-stung nicht mehr gegeben sei.Alle drei sind heute um die 60 Jahre alt

    und haben mehr als 20 Jahre Gefngnishinter sich, davon etliche in Isolation. Chri-stian Klar ist seit 1982 immer noch gefan-gen.

    Die Demonstrant_innen machten auf die Androhungen von Beugehaft gegenZeug_innen im Ermittlungsverfahren ge-gen vermeintliche Mitglieder der militan-

    ten gruppe aufmerksam.Mehreren Personen wird vorgeworfen,

    Militrfahrzeuge unschdlich gemacht zuhaben. In diesem Zusammenhang hatte derBundesgerichtshof (BGH) im April 2008zwei richterliche Vernehmungen vonZeug_innen nach Karlsruhe verfgt. BeiAussageverweigerung wurde mit Geldstra-fen und Beugehaft von bis zu sechs Mona-ten gedroht.

    Zum Prozessbeginn im Herbst 2008 inBerlin werden weitere Beugehaftandrohun-gen gegenber den geladenen Zeug_innenerwartet. (http://einstellung.so36.net)

    Gegen diese repressive Politik protestie-ren wir - wir lassen niemanden allein!!! soKlara Zelisch, eine Aktivistin der Gruppe.Hier wird doch der Begriff Terrorismuswieder dazu genutzt, um linken Widerstandzu kriminalisieren. Den Betroffenen sollvermittelt werden, Leute wie euch verfol-gen wir bis an euer Lebensende. Das neh-men wir nicht hin!

    Die erste Kundgebung fand um 11 Uhr am

    Gutenbergplatz statt. Es wurden Luftbal-lons und Flugbltter verteilt, Transparenteaufgehngt und Redebeitrge verlesen. Um12 Uhr fanden sich die Demonstrant_innenam Friedrichsplatz ein, um 13 Uhr prote-stierten sie im Schlosspark und zum Ab-schluss fanden sie sich um 14 Uhr auf demWerderplatz in der Sdstadt ein.

    Wir denken, dass wir durch unsere Ak-tion noch mehr Menschen auf diese un-glaubliche Situation aufmerksam machenkonnten und gehen davon aus, dass es innchster Zeit an immer mehr Orten weite-re Proteste geben wird. Weg mit der Beu-

    gehaft! Fr ein HERRschaftsfreies Leben.Niemand hat das Recht zu gehorchen!!

    Aktion gegen Beugehaft in Karlsruhe

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    Zum Tode vom Martin SchroerAm 24. Mai verstarb Martin. Er ist uns vor allem fr sein jahr-zehntelanges Engagement fr die Freiheit der Gefangenen ausAction Directe bekannt. Aus diesem Grund drucken wir zweiStellungnahmen aus Frankreich ab. Red.

    Hommage an Martin von Jean-Marc RouillanBrecht schrieb:

    Die Schwachen kmpfen nicht. Die Strkeren kmpfen viel-

    leicht eine Stunde lang. Die noch strker sind, kmpfen vieleJahre. Aber die Strksten kmpfen ihr Leben lang. Diese sindunentbehrlich.

    Martin, Du warst einer von diesen.Viele von denen, die in den Schlagzeilen waren, haben ihre

    Sache spter verraten. Du, Martin, warst noch bis gestern an un-serer Seite, bei den Mobilisierungen hinter den Mauern und beiden Besuchen, wenn wir jemanden zum Reden brauchten undes wichtig war, dass unsere Texte den Weg aus den Kerkern fan-den.

    Einige haben versichert, dass sich die ueren Bedingungenzu sehr gendert htten, als dass sie weiterhin zu ihrem frhe-ren Engagement stehen knnten. Zu denen, die einfach nur re-den, hast Du, Martin, nicht gehrt und Du warst bis zum Schluss

    an unserer Seite und trotz alledem (K. Liebknecht).Die internationale Revolution, von der nichts in den schnen

    Bchern steht, die in den Buchhandlungsschaufenstern der sch-nen Viertel ausliegen, diese Revolution, die morgens und abends,Tag und Nacht voranschreitet, im Herzen unserer Klasse, desProletariats, diese internationale Revolution wird von Mnnernund Frauen wie Dir gemacht.Aufrichtig und geradlinig.Von ausdauernden, einfachen und wirkungsvollen Genossen.Von Genossen, die vor der drngenden Ungeduld unserer Auf-

    gaben nicht zurckschrecken.Heute sage ich mit Stolz: ich war ein Genosse von Martin.Fr Dich und alle von uns, die nicht mehr hier sindSEGUIREMOS ADELANTE!

    J. Marc RouillanGefangener aus Action DirecteGefngnis les BaumettesMarseilles, den 26. Mai 2008

    Martin. Mehr als 20 Jahre Solidarittber zwanzig Jahre Solidaritt, ber 20 Jahre Widerstand, 20Jahre Kampf und fr einige wie Martin 20 Jahre Solidaritt.

    Er gehrte zu denen - und das war zu einer bestimmten Zeitselten,- die die Gefangenen aus Action Directe besuchten, ihnenschrieben und sie immer untersttzt haben.

    Er gehrte zu denen, die ihre Empfindsamkeit und Engage-

    ment zu den Besuchen mitgebracht haben.Er gehrte zu denen, die das Engagement der Gefangenen re-spektierten und es ihnen ermglichte zu leben; zu denen, dieden Widerstand der Gefangenen untersttzten und es ihnen er-mglichte, weiterhin Widerstand zu leisten, und sie durch ihreSolidaritt vor dem Vernichtungswillen des Staates schtzten.

    Martin ist heute nicht mehr bei uns - vom Krebs niederge-streckt.Vor noch nicht einmal drei Monaten haben wir ihn vor dem

    Gefngnis von Ensisheim im Elsass getroffen, wo wir gemein-sam fr die Freilassung von Georges Cipriani demonstriert ha-ben.

    Er fehlt den Gefangenen jetzt schonEr fehlt der Untersttzungsbewegung.

    Er fehlt im Kampf fr eine andere Welt.Nlpf und einige andere franzsische Genossen und GenossinnenNlpf ist ein Kollektiv aus Frankreich. Ne laissons pas faireheit in etwa: Lassen wir es nicht geschehen. Eine flexible Grup-

    pe, die um die Freilassung der Gefangenen aus Ad kmpft.

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    Ulrike-Meinhof-Archiv gegrndet

    ber die Journalistin und RAF-Mitbegrnderin Ulrike Meinhofist in den letzten 30 Jahren sehr viel geschrieben worden. Dochviele dieser Berichte waren tendenzis, teilweise sogar regelrechtfalsch, meint die Publizistin Jutta Ditfurth. Fr ihre viel disku-tierte Meinhof-Biographie hat Ditfurth ber 6 Jahre eine Flle von bisher unverffentlichten Dokumenten, Briefen und Foto-graphien, Filmen und Hrfunkbeitrgen gesichtet und gesammelt.Aus dieser Recherchearbeit ist das Ulrike-Meinhof-Archiv (UMA)entstanden. Dort sind auch mehrere bisher unverffentlichteMeinhof-Texte zu finden. Das noch im Aufbau befindliche Ar-chiv soll knftigen Generationen die Mglichkeiten geben, sich

    mit Meinhofs Leben ohne

    den Filter der verffent-lichten Meinung zu infor-mieren. Zum Unterhalt desArchivs werden dringendSpenden gesucht.

    Konto: Jutta Ditfurth,Kontonr.: 1200881450,BLZ: 50050201, Frankfur-ter Sparkasse von 1822,Verwendungszweck. Ulri-ke-Meinhof-Archiv. An-fragen und Anregungenzum Archiv knnen ber

    die Emailadresse [email protected] gestelltwerden.

    Peter Nowak

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    Die seit Jahren andauernde Kriminalisie-rung der Strukturen linker Migrantenorga-nisationen insbesondere aus der Trkei hatsich in den letzten Monaten weiter zuge-spitzt. Zahlreiche Hausdurchsuchungen inVereinsrumen und bei Einzelpersonen, Be-schlagnahmungen von Computern, Handysund diversen Unterlagen, die Zerstrungdes Inventars im Verlauf der Hausdurchsu-chungen sowie Festnahmen sind Ausdruckdavon. Aktuell findet in Stuttgart Stammheim

    ein Prozess gegen fnf Linke statt, denenvorgeworfen wird, Mitglieder der DHKP-C

    (Revolutionre Volksbefreiungspartei-Front) zu sein.

    Dieser ist der erste grere 129b-Prozessgegen eine linke Organisation. Der Para-graph 129b stellt die Mitgliedschaft, Un-tersttzung und Werbung fr eine so ge-nannte terroristische Vereinigung unterStrafe. Dass es nicht bei diesem einzelnenProzess bleiben wird, ist offensichtlich. Be-reits jetzt laufen weitere 129b-Ermittlun-gen gegen andere migantische Linke, wiezum Beispiel gegen 10 Personen von AFIF(Fderation der ArbeiterInnen aus der Tr-kei).

    Der Paragraph 129b ergnzt die Paragra-phen 129 und 129a, die sich auf krimi-nelle und terroristische Vereinigungenbeziehen. Diese wurden bisher fast aussch-lielich zum staatlichen Vorgehen gegen verschiedene Linke verwendet, um gegendiese vorzugehen.

    Die Antiterror-Paragraphen 129und ihre FolgenDurch Ermittlungen und Anklagen nachden Paragraphen 129 werden fr die Be-troffenen grundlegende Menschenrechteauer Kraft gesetzt. Sie und ihr Bekann-

    tenkreis knnen rund um die Uhr ber-wacht, Hausdurchsuchungen durchgefhrtund sie in Untersuchungshaft gesteckt wer-den. Auch soll die politische Arbeit der be-

    troffenen Personen und Strukturen ge-lhmt, wenn nicht gnzlich verhindert wer-den: stndige Observierung, Beschlagnah-mung von Computern und anderen Ge-genstnden, Untersuchungshaft etc. rckendie Auseinandersetzung mit der staatlichenRepression und deren Folgen zwangslufigin den Mittelpunkt des eigenen Handelns.

    Dass bisher nur etwa 5% aller 129- und

    129a-Verfahren zu einer Anklage oder gareiner Verurteilung fhrten, belegt, wiegrozgig die Ermittlungsbehrden mitdem Vorwurf umgehen, um sich Befugnis-se zur nahezu unbegrenzten Ausforschunglinker Strukturen zu verschaffen.

    Neben der unmittelbaren Kriminalisie-rung aktiver Linker und deren systemati-schen berwachung dienen die Paragra-phen auch ihrer ffentlichen Diffamierung.Durch die damit einhergehende Forderungnach einer Distanzierung wird versucht,linke Bewegungen zu spalten und die ver-schiedenen Teile gegeneinander auszuspie-

    Schluss mit der Kriminalisierung weg mit den Paragraphen 129, 129a, 129b!Aufruf der Stuttgarter Initiative gegen Repression und die Antiterrorparagraphen

    Am Samstag, den 5. Julifindet in Stuttgart eine Demonstration ge-gen Repression und den Staatsterrordurch die Paragraphen 129 statt. Es istwichtig, dass viele Menschen ihren Pro-test an diesen Tag zum Ausdruck bringenund ihre Solidaritt mit den politischenGefangenen zeigen.Beginn: 14 UhrStuttgartLautenschlagerstr. [Am Hauptbahnhof]

    Prozessbericht zumVerfahren in Stutt-gart-StammheimSeit dem 17. Mrz diesen Jahres findet inStuttgart-Stammheim der erste groange-legte Prozess nach dem Paragraphen 129bgegen fnf linke Aktivisten aus der Trkei

    statt. Es muss davon ausgegangen werden,dass das Urteil weitreichende Auswirkun-gen fr linke Politik haben wird, da es alsPrzedenzfall dienen soll.

    Der Prozess gegen fnf mutmaliche Mit-glieder der DHKP-C sttzt sich auf die Aus-sage eines Agenten des trkischen Ge-heimdienstes MIT (Nationaler Nachrichten-dienst der Trkei) und auf Zeugen, die durchdiesen verhrt wurden. Es ist bekannt, dassAussagen des MIT unter Folter entstehenund der Geheimdienst fr massakerhnli-che Anschlge in der Trkei und den Todvieler Menschen verantwortlich ist.

    Alle Angeklagten befinden sich in Isola-tionshaft, worunter der AngeklagteMustafa Atalay am meisten zu leiden hat.Er wurde kurz nach einer komplizierten By-

    passoperation (Operation am Herzen) ohneweitere rztliche Behandlung in Isolations-haft gesteckt. Sein Gesundheitszustand istsehr kritisch und eine zweite Operation istschon lange notwendig, wie vorherige Un-tersuchungen ergaben: Seine Venen sindwieder verstopft und eine Vergrerungdieser ist lebensnotwendig fr ihn. Das Ge-richt geht also bewusst das Risiko bleiben-der gesundheitlicher Schden wie Lh-mungen und Verletzungen des Gehirns, des

    Herzinfarktrisikos bis hin zur Mglichkeitdes Todes von Mustafa Atalay ein. Dieschon lnger von den Verteidigern gefor-derte berprfung seines Gesundheitszu-standes fand noch nicht statt. Auch waren beim Prozessbeginn viele

    Akten noch nicht vom Trkischen ins Deut-sche bersetzt, was der Verteidigung er-hebliche Probleme bereitete, und die Aus-sagen der BKA-Beamten und anderer Zeu-gen widersprechen sich.

    Durch die Kontaktsperre wird die Kom-munikation zwischen Angeklagten undVerteidigern erheblich erschwert. Nach je-

    der Zusammenkunft werden die Gefange-nen aufgefordert, sich zu entkleiden, vonJVA-Beamten durchsucht und wieder inHandschellen gelegt. Die Verteidiger der

    Angeklagten versuchen, mit Antrgen dieSituation und Bedingungen der Gefange-nen zu verbessern, doch der Strafsenat gehtkaum darauf ein.

    Die Prozessbesucher sind gezwungen,sich teilweise zu entkleiden und abtastenzu lassen. Es gibt keine Mglichkeit, Noti-zen zu machen, da selbst Zettel und Stiftenicht mit in den Saal hinein genommenwerden drfen. Dies erschwert eine Be-richterstattung, die auch deshalb notwen-

    dig wre, weil die brgerliche Presse sichkaum fr den skandalsen Prozess interes-siert.

    Prozesstermine:Beginn ist jeweils um 9.30 Uhr

    Mi 25. Juni 2008Mo 30. Juni 2008Mo 7. Juli 2008Mi 9. Juli 2008Mo 14. Juli 2008Mo 21. Juli 2008Mi 23. Juli 2008Mo 28. Juli 2008

    Mi 30. Juli 2008Oberlandesgericht StuttgartAsperger Str. 49,70469 Stuttgart

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    len.Beispiele fr dieses Vorgehen lieferten die

    staatlichen Repressionsorgane gleich meh-rere im letzten Jahr: Im Vorfeld des G8-Gip-fels in Heiligendamm wurden bundesweit40 linke Objekte, Wohnungen und Arbeits-pltze unter dem Vorwand des 129adurchsucht und Computer und Unterlagenbeschlagnahmt. Zunchst wurde diesergroangelegte Angriff auf die Protestbe-

    wegung, an der mehrere hundert Polizistenbeteiligt waren, noch medial als Schlaggegen den linken Terrorismus aufbereitet.Anfang diesen Jahres musste der Bundes-gerichtshof aufgrund der Sachlage jedochfeststellen, dass die Durchsuchungen unddie Art der Ermittlungen eindeutig rechts-widrig waren. Die umfangreichen Ermitt-lungen nach dem Paragraphen 129a warenschlicht unbegrndet - eine Erkenntnis, diedie Betroffenen in diesem Fall zumindestvor Verurteilungen bewahrt, den Repressi-onsschlag und die damit einhergehende In-formationsbeschaffung ber die entspre-

    chenden Strukturen jedoch auch nicht mehrrckgngig macht.Auch im selben Zeitraum stattfindende

    Ermittlungen gegen vermeintliche Mitglie-der der militanten Gruppe (mg) nach Para-graph 129a, die fr mehrere Personen Un-tersuchungshaft unter besonders erschwer-ten Bedingungen zur Folge hatten, wurdengerichtlich als unzulssig erklrt.

    Dass sich die polizeilichen Ermittlungs-methoden nach den genannten Urteilen n-dern werden, ist nicht zu erwarten. Tatsch-lich sind eher weitere Verschrfungen derParagraphen geplant. Peinlichkeiten wiedas gerichtliche Zurckpfeifen der Gener-albundesanwaltschaft, des BKA und derverschiedenen Polizeibehrden sollen alsowohl zuknftig unterbleiben - sie erhaltenStck fr Stck einfach alle erwnschtenBefugnisse auf gesetzlichem Wege.

    Noch verheerender sieht es fr die Struk-turen linker MigrantInnen in Deutschlandaus, die mithilfe des Paragraphen 129b kri-minalisiert werden. Viele wurden im Laufeder seit Jahren geplanten und nach dem 11.September 2001 international eingefhrtenAnti-Terror-Gesetzgebungen verboten.

    ffentlich werden unliebsame Organisatio-nen als Terrorgruppen gebrandmarkt. Dem-entsprechend erwecken Hausdurchsuchun-gen und Inhaftierungen praktisch keine f-fentliche Emprung und werden rigorosdurchgefhrt.

    Im Zuge dessen sind viele MigrantInnenauerdem gefhrdet, ihre Aufenthaltsge-nehmigung zu verlieren; einige wurden be-reits abgeschoben und mehrere sind mo-mentan akut von der Abschiebung bedroht.

    Besonders makaber ist dabei, dass beimaktuellen Vorgehen gegen trkische undkurdische Strukturen von den deutschen

    Behrden eng mit dem trkischen Staat undGeheimdienst zusammengearbeitet wird.Dass in der Trkei nach wie vor Folter exi-stiert, Demonstrationen brutal angegriffenwerden, zahlreiche Zeitungen verboten

    sind, seit 1980 mehr als 2000 Menschen

    verschwunden sind, fast tglich kurdi-sche Gebiete militrisch angegriffen wer-den etc., scheint dabei nicht zu stren. Diesmag wohl auch an der jahrzehntelangenmilitrischen und politischen Zusammen-arbeit zwischen der Trkei und der BRD lie-gen.

    Was soll das alles?!Die Repression gegenber linken Krftenund die allgemeine staatliche Aufrstungsind auf allen Ebenen sprbar. Das neue Vorratsdatenspeicherungsgesetz, die zu-nehmende Aushhlung des Versamm-lungsrechts, neue digitale Abhrtechniken,Rasterfahndung und andere Manahmenmssen in demselben Zusammenhang ge-sehen werden. Demokratische Grundrechtewerden so nach und nach abgebaut und Je-deR wird systematisch entrechtet. In Baden-Wrttemberg soll mit Hilfe eines neuen Po-lizeigesetzes die Videoberwachung ausge-weitet werden und Autokennzeichen amStraenrand automatisch erfasst werden.

    Somit wird der JedeR immer mehr zumglsernen Menschen: die heimlichen Onli-ne-Durchsuchungen sollen ins BKA-Ge-

    setz, Werbung fr angebliche terroristischeVereinigungen soll wieder als Terrorismus verfolgt werden und durch die geplanteEinfhrung der Paragraphen 129c und dsollen auch Einzelpersonen ohne Organi-sationszusammenhang mit den Sonder-vollmachten des Terrorparagraphen ver-folgt werden.Alles in allem sehen die selbsternannten

    Bewahrer von Freiheit und Demokratie inder Bevlkerung eine potentielle Gefahr. Siesind diejenigen, die fr Sozialabbau,schlechtere Arbeitsbedingungen, Steige-rung von Ausbeutung und Kriege verant-

    wortlich sind. Die sozialen Verhltnisse ver-schrfen sich weltweit, die Schere zwischenarm und reich klafft stetig weiter ausein-ander. Mehr und mehr Menschen haben un-ter der Politik der globalen Verhltnisse zu

    leiden und begehren immer wieder dage-gen auf. In dieser Situation der aufbre-chenden Interessenkonflikte soll also po-tenzieller Widerstand von vorneherein ver-hindert werden.

    Es ist wichtig, dagegen gemeinsam vor-zugehen und fr Menschenrechte und ge-gen den Abbau von demokratischen Grun-drechten zu kmpfen. Es ist notwendig, denBetroffenen gegenber Solidaritt zu zei-

    gen und sie zu untersttzen.Weg mit den 129, 129a, 129b!!Weg mit allen Antiterrorgesetzen und An-titerrorlisten!!Nein zur inneren Aufrstung und Repres-sion!!Freiheit fr alle politischen Gefangenen!!Hoch die internationale Solidaritt!!

    Der Aufruf wird untersttzt u.a. von: AGSoziale Kmpfe der Organisierten LinkenKarlsruhe | Anderslautern-Redaktion (Kai-serslautern) | Antifaschistische Aktion(Aufbau) Stuttgart | Antifaschistische Lin-

    ke Frth | Arbeitskreis InternationalismusStuttgart | Attac Bblingen | Attac Stutt-gart | Autonome Antifa Freiburg | BunteHilfe Stuttgart | DKP Stuttgart | Ex-Gefan-gene aus dem mg-Verfahren | Fderationder ArbeiterInnen aus der Trkei (ATIF) |Fderation der ArbeitsmigrantInnen aus derTrkei in Deutschland e.V. (AGIF) | Fde-ration fr Demokratische Rechte inDeutschland (ADHF) | Initiative Sozialpro-teste (ISP) | Internationale Kommunisten(Berlin) | Linke Hochschulgruppe Stuttgart| Linksjugend [solid] Stuttgart | MLPD-Stuttgart | Netzwerk Freiheit fr alle poli-tischen Gefangenen | Revolutionre AktionStuttgart | Rote Hilfe e.V. | Solidaritt In-ternational e.V. Stuttgart | Sozialistische

    Alternative (SAV) | Tayad Komitee | Ver.diJugend Stuttgart | Waldheim Stuttgart e.V.- Clara Zetkin Haus

    Bundesweite Veranstaltungstour:In Berlin und Magdeburg fanden schonzwei Veranstaltungen statt. Weitere:Freitag, 27. Juni 2008, 19 Uhr

    Infoladen B5, Brigittenstr. 5

    20359 HamburgOrganisatoren: Sozialistische Linke SoL |www.sol-hh.de, Netzwerk Freiheit fr allepolitischen Gefangenen | www.political-prisoners.netSonntag, 29. Juni 2008, 16 UhrAnadolu Halk Kltr EviHansemannstr. 17-2150823 KlnOrganisatoren: Tayad Komitee |

    www.tayad-committee.info, Komitee ge-gen 129 | www.no129.infoMittwoch, 02. Juli 2008, 19 UhrAltes Feuerwehrhaus

    Mhringer Str. 5670199 StuttgartOrganisatoren: Bunte Hilfe Stuttgart |

    www.bunte-hilfe.de.am, Komitee gegen129 | www.no129.info

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    Neoliberalismus und Globalisierung, einekapitalistische Offensive, die alle Lebens-bereiche, gesellschaftliches Eigentum, ge-sellschaftliche Aufgaben privatisieren undzur Ware machen will und die die ganze Welt zu einem einzigen Markt unter derDominanz und den Bedingungen der mch-tigen Industrienationen/der transnationa-len Konzerne vereinigen will.

    Der Staat verlagert seine Aufgaben ver-strkt auf die Aufrechterhaltung desRechtssystems, auf die Wahrung der In-neren und ueren Sicherheit und des Be-

    sitzstandes des Kapitals. D.h. Sicherheits-politik bedeutet auch Ausbau von berwa-chungs-, Steuerungs-, Ordnungs- und Un-terdrckungs-Strukturen zur Sicherung derProduktions- und Verwertungs-Bedingun-

    gen, der Absatzmrkte, des Zugriffs zu denRohstoffen, des Kapitals/der Kapitalstrme- und das bedeutet auch Krieg als legiti-mes Mittel der Politik zu betrachten. Undes geht auch um die Sicherheit vor un-kontrolliertem Zuzug von Migrant_innen.

    Die Ideologie des Sachzwangs soll Gewaltund Herrschaft anonymisieren:

    niemand scheint dann verantwortlich frdie herrschenden Verhltnisse,

    deine gesellschaftliche Situation beruhtin dir selbst, ist Schicksal,jede_r ist sich selbst der Nchste,

    wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen.Kategorisierung, Normierung, Vereinze-lung, Selektion im Interesse von leistungs-fhig, effektiv, verwertbar, steuerbar, funk-

    tionalisierbar prgen verstrkt die Gesell-schaft, aber auch immer strker die zwi-schenmenschlichen Beziehungen und dasindividuelle Bewusstsein. So werden dieUnterdrckten und Ausgebeuteten oftselbst Trger der herrschenden Verhltnis-se.

    Begriffe wie Kommunikation, Selbst-bestimmung und Kollektivitt, Solida-ritt und Herrschaftsfreiheit drohen imSinne der Verhltnisse uminterpretiert zuwerden und so fr jeden emanzipativenAufbruch verloren zugehen.

    Immer mehrMenschen werden berfls-sig - weltweit - innerhalb und auerhalbregionaler und politischer Grenzen - fr siebedeutet das u.a. Hunger, Krankheit, Armut,Sozialabbau, Unterdrckung, Ausbeutung,

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    Gedichte von Mustafa Atalay

    Mustafa Atalay hat whrend seiner Haft Gedichte verfasst, diewir an dieser Stelle verffentlichen.

    auf dich gestellt

    auch wenn du dein pferdin den wstenwind fhrst,auf einem flo

    inmitten des meeresauf dich gestellt bist,aufbrichst in weite meereund ozeaneohne stehen zu bleiben,am fue der berge

    zu einem falken werdendin die freiheit fliegend(15.05.2007)

    eine million hungernde

    ()in meiner heimathungern eine million menschen

    eine million menschen / eine millionlegen sich hungrig schlafen, wachen hungrig auf,sie,die sich fr ein stck brothoffnungen machten,blieben ohne das stck brot,als sie morgens erwachten,eine million menschen hungern,eine million menschen / eine millionlegen sich hungrig schlafen, wachen hungrig auf.(28.05.2007)

    erzhle mir noch ein gedicht

    ()

    es war einmal vor langer zeitsagten sie und begannenuns gedichte zu erzhlenhaben sie uns dabei nicht belogen?()

    erzhle mir ein gedicht,erzhle es mir vom neuen,wo es kein bses und keine bsewichterauf erden gibt(27.05.2007)

    ein traum, ein leben

    wie ein traumwrde ich zwischen den sternen

    fliegen mit den wolken,zu einem stern werdenund licht streuen,

    zu einer wolke werdenwie der regen regnen,

    zu flssen werdenklar und reinin die meere

    flieen,und dann ein ozean werden,heran brausenwie neue epochen,ein neuer mensch,mit dem feuer einer neuen kultur,

    als neue menschen,die unter demselben himmeldenselben himmel anblicken,wie ein traumwrde ich in den himmel fliegen,dieser traum,ist ein lebeneine liebeeine neue welt.(16.05.2007)

    aber wer kann die gedanken in ketten legen?

    auch wenn am ende der dunkelheit ein wenig tageslicht istso sehen wir doch die sonne,

    eines tages werden wir diese sonne erreichen,ein paar augen,erhobenen hauptes,unbedingt.(aus einem brief vom 29.04.2007)

    Menschen fr unseren Kampf gewinnen bedeutet in ihnen denTraum von einer anderen Gesellschaft, die Sehnsucht nach nichtentfremdeten Leben wecken!

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    Migration und Flucht.Und es werden Gesetze und Technologi-

    en entwickelt, sie zu kontrollieren, sie zuberwachen und sie berRepression aus-zurichten.

    Nur wer gebraucht wird - fr die kapi-talistische Warenproduktion - hat ein Rechtauf Leben.

    Das alles ist keine Fehlentwicklung, kein

    Irrtum, kein Auswuchs, sondern konse-quenter, innewohnender Ausdruck derweltweiten kapitalistischen Offensive.

    Emprung und Korrekturen verndern dar-an nichts, nur eine revolutionre Umge-staltung kann eine Befreiung aus diesemmenschlichen Elend herbeifhren.Aber es gibt kein Automatismus, keine

    sog. objektive Gesetzmigkeit, die zumScheitern der kapitalistischen Herrschafts-verhltnisse oder zur Entwicklung von Wi-derstand fhren. Das hat die Geschichte oftgenug gezeigt.

    Die Verhltnisse sind bewusst von Men-schen gemacht und knnen auch nur be-wusst von Menschen verndert werden -und das ist nicht nur eine Frage von Er-kenntnis, Einsicht und Bewusstsein, son-dern immer auch eine Frage der Machtver-hltnisse, und das nur in einem dialekti-schen Verhltnis.

    Und die Widersprche zwischen Herrschaftund Befreiung werden sich nur lsen las-sen,

    wenn Begriffe wie z.B. Rasse, Volk,Nation, Geschlecht, Privateigentum,Lohnarbeit, behindert und normal,ntzlich und unntz, lebenswert undnichtlebenswert verschwinden, wennGrenzen/Zune eingerissen werden zwi-schen den Menschen, in den Kpfen undHerzen und zwischen den geographischenund politischen Regionen,

    wenn alle Menschen berall auf der Welt,sich frei bewegen knnen und jeder Menschals auergewhnlich in seiner historischen,kulturellen, krperlichen Identitt respek-tiert wird - als Mensch und nicht nach sei-ner Verwertbarkeit fr konomische und

    politische Interessen - wenn jedem Men-schen ein Recht auf wrdiges Leben zuge-standen wird - bedingungslos, nicht als Al-mosen, sondern als Menschenrecht!

    Wollen wir leben, mssen wir uns unser Le-ben immer wieder neu aneignen. Und dafrgibt es kein Rezept, kein fertiges Modell:die Idee der Freiheit wird erst im Verlauf

    jener Handlungen klar werden, die ntigsind, um die Freiheit zu schaffen

    (Paul Feyerabend).

    Menschen fr diesen Kampf gewinnen, be-

    deutet in ihnen den Traum von einer an-deren Gesellschaft, die Sehnsucht nachnichtentfremdeten Leben wecken.

    Fritz Storim, Juli 2008

    Freilassung vonMeyer-Falk?Vor bald 12 Jahren wurde ich von der Po-lizei verhaftet und 1997 zu 11 Jahren 6 Mo-naten Haft sowie Unterbringung in der Si-cherungsverwahrung verurteilt. In dreiweiteren Prozessen kamen insgesamt fnf

    Jahre, drei Monate hinzu, da sich diversePolitiker und Juristen im Staatsdienst vonmir beleidigt und wahlweise bedroht odergentigt fhlten.

    Zwei Drittel der Strafen waren im No-vember 2007 verbt; deshalb beantragteich im Vorfeld meine Freilassung aus derHaft. Denn gem. 57 Strafgesetzbuch isteine Entlassung nach 2/3 der Haftzeit mg-lich, sofern dies unter Bercksichtigungdes Sicherheitsinteresses der Allgemein-heit zu verantworten ist, sprich es darf kei-ne weitere Strafflligkeit zu erwarten sein(faktisch erfolgt nur in ca. 30% der Flle

    solch eine vorzeitige Freilassung).Bedingt durch berlastung der Richter,

    Krankheit des Vorsitzenden Richters Klein-heinz und einen Verteidigerwechsel, zogsich das Verfahren hin.

    Die Vollzugsanstalt Bruchsal, in Gestaltvon Frau Oberregierungsrtin Gbel, nahmmehrfach Stellung: Eine vorzeitige Entlas-sung knne ihrer Ansicht nach nicht be-frwortet werden.

    Urschlich sei, dass ich keine echte Em-pathie mit den Opfern (meiner) Taten zumAusdruck bringe, vielmehr den objektivenTatbestand in Frage stelle, wenn ich schrei-be, Politiker/Richter htten sich von mir be-droht g e f h l t.

    Gesprche mit Sonder-/Fachdienster derAnstalt wrde ich ablehnen. Zwar sei ichim Umgang mit den Bediensteten der JVA(...) deutlich zurckhaltender geworden(bezogen auf meine Beschwerdefreudig-keit), jedoch ermglichte ich nach wie vor,so die Anstalt in ihrer jngsten Stellun-gnahme, dem Personal keinen tieferen Zu-gang zu (meinem) persnlichen Erlebenund Empfinden.

    Mit Verfgung vom 18. April 2008 ord-

    nete das Gericht nunmehr die Einholung ei-nes kriminalprognostischen Gutachtens an.Bestellt wurde Prof. Dr. Foerster (Univer-sitt Tbingen) zum Sachverstndigen. Daich ab Juni 2008 in der Anstaltsschule ei-nen Lehrgang besuche (fr den jeder Teil-nehmer 500 Euro bezahlen muss), bat ichden Gutachter, erst nach Abschluss des Kur-ses die Untersuchung durchzufhren. Die-sem Wunsch trug dieser Rechnung undkndigte an, im November oder Dezemberzu erscheinen.

    Mit der JVA Bruchsal streite ich mich je-doch noch herum, wo die Begutachtung

    durchgefhrt werden soll; Frau Gbelwnscht eine Verlegung nach Tbingen, dasich so evtl. wertvolle Erkenntnisse dar-ber ergeben knnten, wie ich unter vern-derten rtlichkeiten reagiere. Ich selbst lie

    wissen, die Exploration abzulehnen, sollteman mich nach Tbingen in die dortige An-stalt berstellen.

    Dies hat damit zu tun, dass man als sogenannter Transportgefangener in allerRegel in einer relativ unsauberen, kahlenTransportzelle zwei/drei Wochen ausharrenmuss. Besuche/Telefonate sind gar nichtoder kaum mglich, Freizeitangebote ten-dieren gegen null; ganz abgesehen davon,

    dass schon die Form des Transports in dengroen Gefangenentransportbussen, auchnach Ansicht einiger Juristen, mensche-nunwrdig ist.

    Die allermeisten Gefangenen machen dasSpiel der Justiz mit, steigen brav in den Busund sitzen dann artig in den Transportzel-len; nur um hinterher wtend davon zu be-richten, wie bel die Bedingungen dort ge-wesen wren und man doch eigentlichetwas dagegen tun msse.

    Mein Verteidiger hat deshalb dem Gerichtmitgeteilt, entweder die Exploration findein Bruchsal statt oder gar nicht. Ich selbst

    ergnzte noch, der Anstalt stehe es frei,mein Verhalten unter vernderter rtlich-keit zu testen, in dem man mich in den of-fenen Vollzug verlege (was diese freilich ab-lehnt).

    Realistischerweise muss festgestellt wer-den, eine vorzeitige Entlassung ist nicht zuerwarten. Kein Gutachter wird einem Ge-fangenen nach bald 11 Jahren in Isolati-onshaft (denn bis Mai 2007 sa ich in Ein-zelhaft) eine hohe Wahrscheinlichkeit frein straffreies Leben bescheinigen. Aber oh-ne eine solche positive Prognose erfolgt kei-ne Freilassung.

    Und dann ist da auch noch die Frage nachden (eigenen) Prinzipien! Ich bin unvern-dert der Ansicht, mir steht meine Freiheitzu - ohne Bedingungen irgendwelcherstaatlichen Stellen. Und was ich nach derHaft machen werde, ist meine Sache undkein Gericht, kein Gefngnisjurist hat zu be-urteilen, ob das, was ich machen werde, mitden Gesetzen dieses Staates in Einklangsteht oder vielleicht auch nicht. Will ichmeine Bewegungsfreiheit um den Preis dermoralischen Korrumpierbarkeit rckge-winnen, in dem ich mich auf die mal mehr,

    mal weniger subtilen Spiele dieses Staateseinlasse? Wozu nmlich an erster Stelle dieUnterwerfung gehrt!

    Und an diesem Punkt sage ich einfach unsschlicht: Nein!. Nein, das mchte undwerde ich nicht, selbst wenn das bedeutet,dass die Anstalt ihre Tore freiwillig weiter-hin nicht fr mich ffnen wird. War es Mao,der schrieb, im Kampfe mit dem Feind seijede Lge erlaubt? Soll ich mich also, wieso viele Gefangene, an die Sozialarbeiterin,die Psychologin, die Abteilungsjuristin, dieRichter und den Gutachter ranwanzen, ih-nen schne Augen machen und einreden,

    was fr ein guter, angepasster Mensch ichnun geworden sei?Und auch an diesem Punkt sage ich ein-

    fach und schlicht: Nein!.Das hat nichts damit zu tun, Mrtyrer

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    spielen zu wollen, sondern es widert michgeradezu krperlich an, mich verbiegen zumssen. Mir tun all jene Gefangene leid, diesich auf die Spielchen der Justiz vorne her-um einlassen und hinten herum schimpfenund fluchen. Ist mir meine Freiheit wich-tig? Ja!

    Ja, mir ist meine Freiheit wichtig; abermir ist auch der Weg dorthin wichtig.Thomas Meyer-Falk, c/o JVA - Z. 3113,

    Schnbornstr. 32, D-76646 Bruchsalwww.freedom-for-thomas.deblog: http://www.freedomforthomas.word-

    press.comhttp://www.freedom-for-thomas.de

    Haftgrund antifaschistischeGesinnungDer Antifaschist Christian S. [ist] wegge-sperrt derzeit in der JVA Berlin-Pltzensee(Lehrter Str. 61) wegen zwei Haftstrafen voninsgesamt vier Jahren wegen Blockadeak-tionen gegen Naziaufmrsche. Obwohl sei-ne Haftdauer am 4. August die 2/3-Markeberschreitet, hat er bisher keine Chancebekommen, Lockerungen des Vollzugs zubeantragen.

    Damit bleibt ihm die vorzeitige Haftent-lassung wahrscheinlich verwehrt. Grundfr die ausbleibenden Lockerungen ist seinVollzugsplan, der seit acht Monaten nichtmehr aktualisiert wurde und derzeit Ge-genstand eines Verwaltungsgerichtsver-fahrens ist. Vollzugsplne sind mindestens

    alle drei Monate fortzuschreiben, um dieaktuelle Situation des Gefangenen ge-richtsbekannt zu machen und um auf die-ser Grundlage ber Lockerungen und z.B.die 2/3 Regelung entscheiden zu knnen.

    Der Vollzugsplan fr Christian S. wirdderzeit vom Verwaltungsgericht Berlin ge-prft, da er mehrere sachliche Fehler ent-hlt und bereits zu Beginn der Haft eine Vollverbung der Strafe (bis November2009) aufgrund Christians antifaschisti-scher berzeugung empfahl. Der Vorwurf:Wut, Hass und Verachtung gegenber fa-schistischen Organisationen zu haben,

    darf unserer Meinung nach nicht als Be-grndung fr eine besonders lange Haftzeitherhalten. Bis zum 3. Juli muss sich die An-stalt zu dieser absurden Begrndung ge-genber dem Gericht uern.

    Anwerbeversuch durchNatalja zurckgewiesenOffensichtlich wurde in Neudeck eine Mit-arbeiterin eines Verfassungsschutzes alsMithftling getarnt zu Natalja in die Zellegeschleust. Diese versuchte zunchst, sichNataljas Vertrauen zu erschleichen. So gabsie sich als - in die brgerliche Gesellschaft

    integrierte - Linke aus. Insbesondere ver-suchte sie Mitleid zu erwecken. Ein schwe-res Schicksal und Krankheit tuschte sie vor,wegen der sie auf wichtige Medikamente an-gewiesen sei. Diese entpuppten sich jedochals Vitamin-C-Prparat. Im zweiten Schritt

    versuchte die Eingeschleuste, Natalja Fragenzu persnlichen und politischen Themen zustellen.

    Sie bot Natalja sogar Geld an! Dieses soll-te Natalja ber Dritte erhalten. Dabei uer-te die VS-Mitarbeiterin keinen direkten

    Wunsch nach Gegenleistung. Doch sie deu-tete an, dass sie lngerfristige Interessen ver-

    folgte. Natalja konfrontierte die Einge-schleuste direkt mit dem Vorwurf, sie arbei-te fr den Verfassungsschutz. Doch diese be-harrte weiterhin unglaubwrdig auf ihrerCoverstory. Noch kurze Zeit musste Nataljatrotzdem auf engstem Raum 22 Stunden amTag mit ihr ausharren, bevor sie durch eineBlitzentlassung wieder zurckgezogen wur-de. Blitzentlassungen sind bei Spitzeln b-lich, etwa auch bei Undercoverdrogenfahn-dern der gewhnlichen Polizei, die regel-mig in Knsten operieren.

    Fr welchen Verfassungsschutz (z.B. denbayerischen, den hessischen) die Frau ar-beitet, ist unklar. Undemokratische Staatenscheinen zur Aufrechterhaltung von Un-recht und Unterdrckung auf den Einsatzderartiger Spitzel angewiesen, die sich das

    Vertrauen von Oppositionellen erschleichensollen. So verwundert es nicht, dass sichauch die BRD heimlich dieser Methode be-dient.Weitere Infos:http://natalja.blogsport.deSchreibt Briefe und Karten:Natalja LiebichPostfach 1380, 86544 Aichach

    Neues von Werner BraeunerNach 7 Monaten hat Werner seinen Post-streik erfolgreich beendet, d.h er war so-lange auf Tauchstation und verweigerte dieAnnahme jeglicher Briefe und hielt sich dieganze Zeit nur auf seiner Zelle auf. Ziel wares, dass er keinen Kontakt zu zwei Gefan-genen haben wollte, die er als er als Nar-bos (narzitische Borderliner mit Gewalt-neigung) bezeichnete und von denen ersich bedroht fhlte.

    Er ist zwar weiter im Isotrakt, aber ist ge-

    strkt aus der siegreichen Auseinanderset-zung hervorgegangen und freut sich berPost!Werner Braeuner Schnedebruch 831319 Sehnde

    Rote Hilfe zur Inhaftierungdes anerkannten politischenFlchtlings nder Dolutas

    Gttingen, 6.6.2008Die BRD macht sich zum wiederholten Malzur Erfllungsgehilfin der menschen-rechtswidrigen Innenpolitik der Trkei.

    Am Freitag, den 23. Mai 2008, wurde n-der Dolutas am Flughafen Frankfurt-Hahnbei seiner Einreise wegen eines Ausliefe-rungsgesuches des trkischen Staates berInterpol in Haft genommen.

    Tags darauf wurde er dem Haftrichtervorgefhrt und anschlieend in die Justiz- vollzugsanstalt Rohbach in Rheinland-Pfalz gebracht. Nun soll er in Ausliefe-rungshaft bleiben, bis der Sachverhaltdurch das Oberlandesgericht in Koblenzentschieden wird.

    nder Dolutas floh nach Inhaftierungund Folter im Jahre 2006 nach Grobri-

    tannien und beantragte politisches Asyl,welches ihm gewhrt wurde. In Abwesen-heit wurde er von einem trkischen Gerichtzu zwlfeinhalb Jahren Haft wegen Mit-gliedschaft in einer terroristischen Vereini-gung verurteilt.

    Im selben Jahr wurde er aufgrund eines Antrags der trkischen Behrden festge-nommen, das Urteil wurde von britischenGerichten jedoch fr nicht rechtskrftig er-klrt, da es aufgrund durch Folter erzwun-gener Aussagen zustande kam. Mittlerwei-le besitzt Dolutas die britische Staatsan-gehrigkeit und konnte sich bisher frei inder EU bewegen.

    Dass der Aktivist der ATIK (Konfderati-on der Arbeiter aus der Trkei In Europa)nun ausgerechnet bei der Einreise in dieBRD verhaftet wird, ist auf die verstrkteZusammenarbeit der RepressionsbehrdenEuropas mit dem NATO-Partner Trkeizurckzufhren.

    Mehrfach wurden in den vergangenenMonaten Aktivisten der linken Exilopposi-tion aus der Trkei festgenommen undmussten mehrere Monate in Ausliefe-rungshaft verbringen, bevor sie freigelas-

    sen wurden.Matthias Krause, Bundesvorstand der Ro-ten Hilfe e.V. erklrte dazu: Ein weiteresMal machen sich deutsche Behrden zu Er-fllungsgehilfen Ankaras, obwohl bekanntist, dass trkische Behrden versuchen, mitmenschenrechtswidrigen Methoden die lin-ke Exilopposition einzuschchtern und zubedrohen.

    Wir fordern die sofortige Freilassung vonnder Dolutas. Die Praxis der Inhaftierungvon linken Aktivisten aufgrund von Aus-

    lieferungsersuchen des trkischen Regimesmuss endlich ein Ende haben.Mathias Krausefr den Bundesvorstand derRoten Hilfe e.V.

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    Frankreich

    Protest gegen Polizei-willkrIn Paris wurden im Morgengrauen des 9. Ju-ni Polizeirazzien in mehreren Wohnungen

    von demokratischen Menschen aus der Tr-kei durchgefhrt. Darber hinaus wurde der

    Anatolische Kultur- und Solidarittsverein(Anadolu Kltr ve Dayanisma Dernegi) inParis gestrmt und kurzfristig versiegelt. So-wohl aus den Wohnungen als auch im Ver-einsgebude wurden insgesamt 14 Personenohne Angabe von Grnden festgenommen.Der Verein wurde laut AugenzeugInnen

    vorbergehend zur Polizeiwache umfunktio-niert.

    Familienangehrigen der Festgenomme-nen wurde von der Polizei gesagt, es handlesich um ermittlungsspezifische Festnahmen

    im Zusammenhang mit terroristischen Ak-tivitten. Sie sollten fr die kommenden vierTagen erst gar nicht anrufen und nach ihren

    Angehrigen fragen.Die Razzien in den Wohnungen verliefen

    wie in einem schlechten Film. Maschinenpi-stolen wurden auf die Wohnungsinsassen ge-richtet, die ganze Familie samt Kinder mus-ste sich auf den Boden legen. Noch gibt eskeine genauen Informationen ber die Grn-de der Festnahme. Bei den Betroffenen han-delt es sich um den Vorsitzenden des vlliglegal arbeitenden Kulturvereins, sowie umdessen Mitglieder und BesucherInnen.

    Das ist die Realitt der Anti-Terrorkampa-gne: Repression und Verleumdung ohne le-gale Begrndung Nicht nur die Festge-

    nommenen - die sich immer noch der Will-kr der Polizei ausgesetzt sehen - auch ihreFamilienangehrigen und Freunde werdendurch diese Angriffe in Mitleidenschaft ge-zogen.Am Torbogen Strasbourg-St. Deniz in Pa-

    ris hielten am Abend des 13. Juni mehreredemokratische Institutionen eine Protest-kundgebung gegen diesen anti-demokrati-schen Polizeieinsatz ab. Sie forderten die Frei-lassung der immer noch im Polizeigewahr-sam befindlichen Personen und das Ende desPolizeiterrors. Gleichzeitig wurde zur Solida-ritt mit dem Anatolischen Kultur und Soli-

    darittsverein aufgerufen.Der Inhalt eines Transparentes, das bei derAktion geffnet wurde lautete: Die Repres-sion gegen demokratische Einrichtungenmuss gestoppt werden, der franzsische Staat

    soll sich dafr entschuldigen. Auerdemwurden die Parolen Repression kann unsnicht einschchtern und Es lebe die revo-lutionre Solidaritt gerufen.

    Die Protestaktion, zu der sich 75 Menschenzusammenfanden, endete mit Hndeklat-schen.Anschlieend begab sich die Protestmenge

    zum Vereinslokal, wo ber die Einzelheitendes Vorfalls Auskunft erteilt wurde.

    Neben dem Anatolischen Kultur- und So-lidarittsverein nahmen folgende Organisa-tionen an der Kundgebung teil: Verein derEmigrierten ArbeiterInnen aus der Trkei(ACTIT), Dersim Kultur- und Forschungsver-ein, Rote Hilfe, Lebenswerte Welt, Verein zurSolidaritt mit den Vlkern - ASEP, ODAK,Plattform der Einheit der ArbeiterInnen undGeschwisterlichkeit der Vlker - BIR-KAR,Fderation fr Demokratische Rechte Frank-reich.P.S. Es sind immer noch vier Menschen in-

    haftiert. Es liegen keine konkreten Vorwr-fe gegen diese 4 Personen vor. Festnahmenund Verhaftungen unter dem Vorwand desKampfes gegen den Terror hufen sich ineuropischen Lndern. Oftmals wurden po-litisch engagierte Menschen aus der Trkeizur Zielscheibe, auch wenn sie mit legalenund demokratischen Mitteln auf die staat-liche Repression in der Trkei aufmerksammachen wollen. 7 der 11 vorbergehendfestgenommenen Personen in Paris wurden vor wenigen Tagen freigelassen, ErdoganCakir, Nihat Karakaya, Serafettin Sarikayaund Veli Yati befinden sich in Haft.

    Solidaritt mitder Roten Hilfe Inter-nationalWir zitieren berwiegend aus einer Er-klrung der Revolutionren Perspektive ausBerlin:

    Freiheit fr Bertrand Sassoye, Con-stant Hormans, Abdel Abdallah, Wah-

    oub Faoumi und Jean-Franois Le-gros!

    Am 5. Juni 2008 strmten bewaffnete bel-gische Antiterroreinheiten und franzsi-

    sche Polizei mehrere Wohnungen von ak-tiven GenossInnen aus der radikalen Lin-ken in Belgien sowie in Paris. Anfang Maiwurde eine Wohnung in der Schweiz bra-chial gestrmt und durchsucht.

    Betroffen waren die belgische Sektion derRoten Hilfe International, die Angehrigenund FreundInnen der kommunistischen Ge-fangenen, das Komitee Solidaritt/Freiheitund die Union junger fortschrittlicher Ara-

    berInnen. Es kam zu zehn Hausdurchsu-chungen und zur Verhaftung von fnf Ge-nossInnen, eine der Verhafteten ist inzwi-schen wieder auf freien Fu gesetzt wor-den.

    Gegen Bertrand Sassoye, ehemaliges Mit-glied der belgischen Stadtguerilla CellulesCommunistes Combattants (CCC), ConstantHormans, Abdel Abdallah und Wahoub Fa-oumi wurde ein Haftbefehl erlassen wegender Zugehrigkeit zu einer angeblichenterroristischen Vereinigung in Italien.

    Dem Genossen Pierre Carrete, auch ehema-liges Mitglied der CCC, wird vorgeworfen,er htte gegen die Meldeauflagen seiner Be-whrung verstoen. Bertrand Sassoye undPierre Carette hatten beide eine ber 15-jhrige Haftstrafe wegen der Mitgliedschaftin der CCC abgesessen. Am 6. Juni wurdeauch noch ein sechster Genosse, Jean-Franois Legros, in Haft genommen, er warein ehemaliger sozialer Gefangener, der inseiner Haftzeit mit Bertrand Sassoye poli-tisch diskutiert und nach seiner bedingten

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    Entlassung, trotz Verbot seiner Be-whrungshelferin, Sitzungen der Roten Hil-fe Belgien besucht hatte. Pierre Carrete wur-de wieder freigelassen. Die anderen fnfGenossInnen sitzen immer noch in Unter-suchungshaft. Jean-Franois Legros hatnach seiner Verhaftung mit einem Hunger-streik begonnen.

    Der Angriff gilt der Solidarittsarbeit

    Der Angriff der belgischen Staatsanwalt-schaft richtet sich vor allem gegen die bel-gische Sektion der Rote Hilfe International(RHI), in der die meisten der Verhafteten ak-tiv sind. Die RHI verteidigt ffentlich revo-lutionre Gefangene, die wegen ihrer poli-tischen Aktivitt in Gefangenschaft gera-ten sind.

    So kmpft sie zum Beispiel fr die Frei-lassung der Gefangen der spanischenPCE/Grapo, der franzsischen Action Di-recte und der politisch-militrischen kom-

    munistischen Partei (PC p-m) in Italien. Diesmachte die RHI in der Vergangenheit fterszu einer Zielscheibe der europischen Re-pressionsapparate.

    Das Netzwerk Freiheit fr alle politischeGefangene schrieb u.a:

    Bertrand z.B. war auch mehrere Male inder BRD, wo er u.a. auf Veranstaltungen inBerlin und Hamburg, die von uns mitorga-nisiert wurden, ber die Geschichte seinerOrganisation CCC berichtete.

    Eingeschchtert, diffamiert und krimina-

    lisiert werden sollen auch hier in der BRDjene ehemalige Gefangene aus bewaffnetenGruppen, welche ihre Geschichte verteidi-gen und somit an ihrem Ziel einer kom-munistischen Gesellschaft festhalten, wiez.B. ehemalige Militante aus der RAF undder Bewegung 2. Juni.

    In dem jetzigen Prozess gegen die PC p-m in Italien gibt die RHI den Gefangeneneine Stimme, damit sie sich ffentlich

    uern knnen. Der italienische Repressi-onsapparat mchte aber den Prozess gegendie PC p-m ungestrt fhren, ohne dass dierevolutionren Gefangen zu Wort kommen.Aus der Solidaritt der RHI mit den revo-lutionren Gefangen in Italie, hat die bel-gische Staatsanwaltschaft das Konstruktder Mitgliedschaft gebastelt.

    Das Ziel der Kriminalisierung besteht dar-in, die kleine radikale Linke in Belgien inihrer Entwicklung zu behindern.

    Solidaritt ist eine Waffe,nutzen wir sie

    Der Angriff auf die radikale Linke in Belgi-en sowie auf die RHI ist auch ein Angriffauf uns. Er zeigt, dass die Solidaritt mitden revolutionren Gefangenen schon zurKriminalisierung fhren kann. Er zeigt, wieweit der europische Repressionsapparatmiteinander verknpft ist und gegen die ra-dikale Linke in ganz Europa vorgeht.

    Kmpfen wir zusammen gegen das kapi-talistische Europa, solidarisieren wir unsmit allen revolutionren Prozessen, die ei-ne klassenlose Gesellschaft zum Ziel haben.Freiheit fr Bertrand Sassoye, ConstantHormans, Abdel Abdallah, Wahoub Faou-mi und Jean-Franois Legros!Einstellung der Verfahren gegen die belgi-schen GenossInnen!Freiheit fr alle politischen Gefangenen!Solidaritt mit der Roten Hilfe Internatio-nal!Solidaritt aufbauen! - Kapitalismus zer-schlagen!

    Adressen von drei Gefangenen :Bertrand SASSOYEPrison de ForestAvenue de la Jonction 52

    1190 BruxellesWahoub FAYOUMIPrison de BerkendaelRue de Berkendael 441190 Bruxelles

    Constant HORMANSPrison de Saint-GillesAvenue Ducptiaux 1061060 Bruxelles

    Weiter Informationen:Revolutionrer Aufbau, Schweiz

    www.aufbau.orgNetzwerk Freiheit fr alle politische Ge-fangenen www.political-priones.netRevolutionre Perspektive Berlinwww.perspektive.nostate.net

    Italien: SolidarittsvereinigungVerwandte und FreundInnen derVerhafteten vom 12.2.07

    Der Rote Faden wirdstrkerChronik der 4. Anhrung

    Am 28. Mai fand vor Gericht von Mailanddie vierte Anhrung des Prozesses gegen dieGenossin und die Genossen statt, die am12.2.07 verhaftet wurden.

    Im blichen, fr ein sich zivil nennendesLand unwrdigen Szenarium, mit den Ge-nossen in Kfigen mit Gittern und Rosten soeingesperrt, dass nicht einmal die Gesichterzu erkennen sind, mit Dutzenden davor auf-gestellten Knastwrtern und im Saal verteil-ten Carabinieri und Digos, waren die Ver-wandten und FreundInnen da, um den Ge-fangenen ihre Untersttzung zu bringen.Vincenzo Sisi hat seine Isolierungsbedin-

    gungen als untragbar angezeigt, die seit zweiMonaten in einem Abteil andauern, wo Ge-fangene wegen infamer Verbrechen einge-sperrt sind (Pdophilie und VergewaltigungMinderjhriger).

    Darum befindet er sich mit fnf Mitgefan-genen im Hungerstreik.

    Das Gericht hat fr dieses Problem eineschwerwiegende Unaufmerksamkeit an denTag gelegt, zuerst indem es die Genossen fastnicht sprechen lassen wollte und danach in-dem es sich die Hnde in Unschuld wusch.

    Auf die Proteste in den Kfigen und im Pu-blikum antwortete es, dass eventuelle Einga-ben bei der Kanzlei einzureichen seien.Wie nach Drehbuch wiederholte sich die

    Beschlagnahme der sich im Besitz der Ge-fangenen befindenden Prozessschreibendurch die Gefngniswrter, es handelte sichum dieselben Papiere, die schon mehrere Ma-le beschlagnahmt und wieder zurckerstattetwurden. Das Ergebnis ist jedenfalls, dass dieGenossen bis jetzt ihre Notizen whrend derDebatte nie bei sich haben konnten.

    Uns scheint, dass sowohl die Haltung zuden Haftbedingungen als auch die Tatsache,dass sie die Frage der Schriften der Gefange-

    nen nicht wirklich lsen wollen, sehr im Ge-gensatz zu dem Image stehen, das der Rich-ter fr sich und den Gerichtshof beansprucht,das heit das Bild von jenen, die sich zuSchutzherren des Rechts auf Verteidigung er-heben!

    Das Kapitel der Zivilklagen und der Nich-tigkeitsbeschwerden der Verteidigung wurdeabgeschlossen und die Phase der Debattewurde eingeleitet.

    Der Staat hat sich, vom Ministerrat vertre-ten, als Zivilklger prsentiert und wurde

    vom Gericht gutgeheien, das somit den Ju-stizirrtum der Staatsanwltin Bocassini sa-

    niert hat, die den Staat nicht zur Zivilklageherangezogen hatte.Mit beschmender Unverschmtheit hat

    sich die CGIL (Gewerkschaft) im Saal pr-sentiert und Schadenersatzforderungen we-

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    gen der Verletzung ihrer Rolle und ihresImage erhoben.

    Den zwielichtigen Gesellen, den Gewerk-schaftsfunktionren und -fhrern mit Epifa-ni an der Spitze, gengte nicht die Entlas-sung der Genossen und ihrer Verwandten be-werkstelligt und von den ArbeiterInnen(natrlich ohne diese anzufragen) gewhlteDelegierte ausgestoen zu haben.

    Fast 1 Jahre nach den Verhaftungen zeigt

    sie vollstndig auf, auf welcher Seite sie steht,indem sie beflissen der Regierung und ForzaNuova in der Anklage gegen die Angeklag-ten zur Seite steht.

    Wer hat hier wen verletzt?, hatte der An-walt der Verteidigung mit den Worten vonFrancesco Sisi, Arbeiter, anerkannter Dele-gierter auf seinem Arbeitsplatz, der die Fa-brikgewerkschaft in Turin gegrndet undhingebungsvoll an der Seite der Arbeitendengekmpft hat (und der CGIL unter anderem25.000 Euro Beitrge gebracht hat), gefragt.

    Und das, whrend die Fhrung der CGILalle Errungenschaften der Arbeitenden ab-

    baute und all diejenigen kontrollierte und un-terdrckte, die von der Linie des Ausverkaufsund der Konzertierung abgewichen sind. DerZivilklageanspruch der CGIL wurde wegen zuspter Eingabe zurckgewiesen. Dann hat dasGericht alle Nichtigkeitsbeschwerden der

    Verteidigung zurckgewiesen.Danach wurden die Beweismittel- und Zeu-

    genantrge der Anklage und der Verteidi-gung eingebracht und angenommen. Die Sta-wa hat sich damit mit einer gelinde gesagtfantasievollen Zurschaustellung la Teleno-

    vela mit Terroristen und Banditen her-vorgetan und abschlieend verlangt, dass einguter Teil ihrer Zeugen mit verdecktem Ge-sicht angehrt werden.Werden wir Maskierte im Saal haben? Das

    passt sicher zum TV-Stil, von dem die Stawasich wahrscheinlich inspirieren lie, was den

    Verdacht nhrt, dass sie mehr Zeit vor demBildschirm als ber den Gesetzesbchern ver-bringt!Am Schluss hat die Verteidigung die Be-

    gutachtung einer Telefongesprchsaufzeich-nung verlangt, die von grundlegender Be-deutung ist und den Prof. Ichino angeht undaus der eindeutig hervorgeht, dass die von

    der Anklage prsentierte Interpretation vl-lig willkrlich ist ...Associazione Solidariet Parenti e Amici deg-li arrestati il 12/02/07, 29.5.2008P.S. Der Hungerstreik ist ohne Ergebnis ab-gebrochen worden.

    Betreff

    Republican Sinn Finstartet deutschspra-chige Homepage!Irish Republican Correspondent newswww.irish-solidarity.at.

    Seit ber zehn Jahren hren wir vom so ge-nannten irischen Friedensprozess. Waswir aber nun haben, sind ehemalige Repu-blikanerInnen, die VerwalterInnen der bri-tischen Herrschaft in Irland geworden sind.Die irische Frage ist von den Titelseiten derinternationalen Medien verschwunden.Uns wird erzhlt, der Krieg sei zu Ende. DieWandbilder in Derry und anderen Stdtenin den sechs nrdlichen Counties werdenmit Friedenstauben bermalt. Nach 800Jahren Krieg gegen die britische Besatzunghaben wir nun endlich Frieden, wird uns

    von der Provisional-Fhrung, die flschli-cherweise den Namen Sinn Fin und derRepublikanischen Bewegung verwendet,erklrt.

    Die Wahrheit sieht anders aus! Wir ha-ben nichts von solch unehrlichem Gefasel!Die Ostererklrung, die 1916 auf den Stu-fen des Hauptpostamtes in Dublin verlesenwurde, sagt: Wir erklren, dass das Volkvon Irland ein Recht hat, Irland selbst be-sitzen, sowie die uneingeschrnkte Kon-trolle der irischen Gebiete als souvern undunantastbar. Die lange Usurpation diesesRecht durch eine fremde Bevlkerung undRegierung hat dieses Recht nicht vergehenlassen, noch kann es jemals veruert wer-den, auer durch das irische Volk selbst.Aber 1916 ist weiterhin unvollendet, wieDes Dalton von Republican Sinn Fin, derltesten Partei Irlands, in seiner Rede zuOstern diesen Jahres erklrte. Weder die na-tionale noch die soziale Frage wurde bis-her gelst.

    Die breite internationale Solidarittsbe-wegung war ein extrem wichtiger Faktorim Kampf fr die irische Freiheit in den1970er und 1980er Jahren, besonders

    whrend der Hungerstreiks 1980/81. DerKrieg ist nicht zu Ende, Irland ist weiterhingeteilt und die Bevlkerung auf beiden Sei-ten der Grenze leidet unter sozialer und na-tionaler Unterdrckung, das irische Volkbraucht weiterhin unsere internationaleUntersttzung!Aus diesem Grund starten die AktivistIn-

    nen und UntersttzerInnen von RepublicanSinn Fin nun eine deutschsprachige Ho-mepage mit der Adresse www.irish-solida-rity.at.tf . Mit dieser Homepage und unse-rer Arbeit in Zentraleuropa untersttzen wirden Kampf der Republikanischen Bewe-

    gung, die ihre Prinzipien nicht an Stormont, Westminster und Leinster Haus verkaufthat. Wir untersttzen den Kampf des iri-schen Volkes fr Freiheit, Einheit undGleichheit. Wir untersttzen die republika-

    nischen Gefangenen in Maghaberry undPortlaoise und ihre fnf Forderungen.Wir sind bestrebt, der Kern einer wieder-

    errichteten irischen Solidarittsbewegungzu werden und ber die tatschliche Situa-tion in Irland und ber die loyalistische, bri-tische und brgerliche Lgenpropaganda,die sie um den gesamten Globus verbrei-ten, zu informieren. Wir werden daran ar-beiten eine breite Information ber die iri-

    sche nationale Souvernitt anzubieten.Rassismus, Ungleichheit und Besatzungsind weiterhin auf der politischen Tages-ordnung in Irland. Die irische Frage ist ei-ne internationale Frage. Der Kampf fr iri-sche Freiheit ist Teil des weltweiten anti-imperialistischen und antikapitalistischenKampfes fr eine bessere Welt, einer Weltin der jeder Mensch in Wrde und Friedeleben kann: einer sozialistischen Welt!

    Unser Ziel ist eine sozialistische Republikaus allen 32 Counties Irlands, die Teil einerGlischen Liga ist. Dieses Bndnis soll ne-ben Irland auch Schottland, Wales, die Isle

    of Man, Cornwall und die Bretagne umfas-sen, so ihre Bevlkerungen das wnschen.Dies kann durch eine verfassungsgebendeVersammlung, gewhlt auf nationaler Ba-sis nach einem vlligen britischen Abzugvon Irland, geschaffen werden. Diese Stra-tegie wird erklrt in unserem Programm/ire Nua/ (/Ein neues Irland/).

    Zehn Jahre nach dem Karfreitagsabkom-men erkennen immer mehr Menschen, dassnichts erreicht [wurde], auer dass ehema-lige RepublikanerInnen die britische Herr-schaft in Irland verwalten. Gar nichts wur-de gelst! Statt fr ein vereintes und sou-vernes Irland zu kmpfen, arbeiten sie dar-an, die britische Herrschaft in Irland zu nor-malisieren.Aufgrund des fortgesetzten Kampfes des

    irischen Volkes rufen wir euch auf, unsereHomepage www.irish-solidarity.at.tf unddie Stimme der / Republikanischen Bewe-gung/ auf Deutsch zu lesen.

    Tretet mit uns in Kontakt ber die E-Mail- Adresse irish-solidarity@ gmx.net undkauft von uns die Monatszeitung /Saoirse/!/Saoirse/ und andere Publikationen der/Irish Freedom Press/ sind erwerbbar in

    mehreren Buchhandlungen in sterreich.Deren Adressen knnen auf unserer Home-page gefunden werden.Beir bua!Wir werden siegen!Contact: [email protected]

    Web: www.irish-solidarity.at.tfRepublican Sinn Feinwww.rsf.iewww.saoirse.infoHead Office: 223 Parnell Street, Dublin 1,Ireland

    Tel: 872 9747 Fax: 872 9757 e-mail: [email protected] Office: 229 Falls Road, Belfast,BT12 6FB, Co Antrim, Ireland.Tel: 9031 9004 Fax: 9031 9863

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    Trotz der Zussage der trkischen Regierungvom Januar 2007, die Gefangenen nichtmehr zu isolieren, werden diese Beschlssenicht eingehalten bzw. nicht umgesetzt.Wir drucken deshalb als ein Beispiel vonvielen fr diese Verschrfungen diesen Be-richt ab. Red.

    Willkr in dentrkischenGefngnissenIm Gefngnis von Malatya ist Willkr zurPolitik geworden. Insbesondere der vom Te-kirdag F-Typ-Gefngnis dorthin befrder-te 1. Direktor Mustafa Dolunay ist bei-

    spielgebend fr diese grenzenlose Willkr.Der 1. Gefngnisdirektor verstrkt tglichdie Repression gegenber den Gefangenen,und bei Verboten kennt er keine Grenzen.

    Die Gefngnisleitung wertet alle fort-schrittlichen Publikationen und jede Aus-gabe sozialistischer Zeitungen, gegen die eskeinen Gerichtsbeschluss gibt, als Organi-sationspublikationen und verbietet diesemit improvisierten Vorwnden. Die abge-droschensten Vorwnde fr die Verbote wa-ren: Presseorgan der Organisation , or-ganisierte Kommunikation zwischen denGefangenen.

    Neu inhaftierte politische Gefangenewerden bereits bei ihrer Ankunft unterDruck gesetzt, damit sie sich zu den Un-abhngigen (von politischen Ansichtenoder Zusammenhngen abgeschworeneGefangene) gesellen. Wenn der Druck nicht ausreicht, dann

    wird mit Freilassung bestochen. Wenn auchdiese Lgen nicht wirken, dann werden dieGefangenen, die mit politischen Gefange-nen zusammengelegt werden wollen, auf-gefordert, ein Gesuch zu unterschreiben,welches lautet: Ich mchte in den Trakt,

    in dem sich die Terroristen befinden. DieGefangenen haben diese Manahme nichtakzeptiert.

    Die Gefngnisverwaltung, die keine po-litische Vertretung anerkennt, zwingt alleGefangenen individuell, Gesuche zu stellenund ihre eigenen Probleme zu berichten. Beiden Gesprchen mit dem 1. Direktor wirdvon den Gefangenen verlangt, dass sie sichin militrischer Manier aufstellen und Pro-bleme mitteilen. Wenn die Gefangenen dasnicht akzeptieren, dann sagt der Direktor:ein Gefangener kann nicht neben mir sit-zen und erklrt dies zum Prinzip.

    Fr jede Forderung der Gefangenen wirdein Gesuch angefordert. Nur selten wirdeines dieser Gesuche beantwortet. Alles istmit Kosten verbunden

    Im Gefngnis von Malatya ist alles ko-

    stenpflichtig. Es ist sogar zwingend, Tischeund Sthle von der Kantine zu kaufen. DieGefngnisleitung nimmt sich keinerlei Be-drfnisse der Gefangenen an. Ein Stuhl ko-stet 10 Neue Trkische Lira (ca. 5 Euro). Ge-fangene ohne Geld sind gezwungen zu ste-hen. Wenn eine zerbrochene Fensterschei-be in der Zelle eines Gefangenen ausge-tauscht werden soll, dann kostet das um-gerechnet etwa 7 Euro. Fr die Reparatur

    eines defekten Waschbeckens muss ein Ge-fangener knapp 5 Euro aufbringen. Kurzgesagt, alles kostet. Sogar fr das Ausma-len der Zellenwand wird von den Gefange-nen Geld verlangt.

    Ein kranker Gefangener darf nur an je-nen Tagen krank sein, die die Gefng-nisverwaltung als Krankenrevierstage be-stimmt. Auerdem ist krank sein nur dannmglich, wenn der Gefangene Geld hat.Auch fr Medikamente mssen Gefangenezahlen.

    Die drei HC-Mitglieder Mehmet Trker,Adem Yildiz und Sevcan Gktas, die ver-

    haftet wurden, weil sie am 24. April 2008in Malatya Plakate mit einem Aufruf zum1. Mai aufhngten, wurden eigenen Anga-ben zufolge bereits bei ihrer Ankunft im Ge-fngnis isoliert und gefoltert.

    Demzufolge wurde Sevcan Gktas bei derFestnahme durch die Polizei misshandeltund ohne weitere rztliche Versorgung insGefngnis berstellt, wo er gegen seinenWillen mit Strafgefangenen zusammenge-legt wurde.

    Sevcans Forderung, sie selbst und ihreFreunde zu den politischen Gefangenen zulegen, wurde vom 1. Direktor mit feindse-ligen Worten abgewiesen: Ebenso wieFrauen und Mnner nicht in einer Zelle un-tergebracht werden knnen, knnt auch ihrnicht im politischen Trakt sein.

    Hier ein Abschnitt aus einem Brief vonSevcan Gktas:

    ... Ihr habt mir ein Buch geschickt. Dashabe ich aus Deinem Brief erfahren. Ichwollte sofort mit dem Bibliothekar spre-chen, aber es ging nicht. Am nchsten Tagwollte ich wieder mit ihm sprechen. Es hie,ich msse einen Antrag stellen. Ich schriebein Gesuch und berreichte ihn. Doch das

    Buch kam nicht. Ich rief den Zustndigender Bibliothek noch einmal. Diesmal kamein anderer Verantwortlicher. Der sagte,dass er mir diese Bcher nicht bergebenknne. Er habe nmlich in diesem Zusam-menhang mit dem ,Herrn Direktor gespro-chen und der htte gesagt ,nein, das gehtnicht Jetzt habe ich kein Buch. In demBereich, in dem ich mich befinde, gibt eskeine Bcherliste. Anfang der Woche habeich auch wegen des Zellenproblems einenerneuten Antrag gestellt. Doch es kam kei-ne Antwort. Auf unsere Antrge kommt oh-nehin keine Antwort wie es geht oder es

    geht nicht. Nchste Woche werde ich er-neut einen Antrag stellen in dieser Sache.Also, je nach der Situation sagen sie: ,dubist nicht politisch, aber wenn es um et-was anderes geht, dann sind wir sofort po-

    litisch. Was willkrliche Manahmen an-geht, sind wir politisch, aber wenn es umBcher, Zelle, Zeitung u.. geht, werden wirpltzlich als nicht Politische behandelt

    Im Grunde knnen hier alle ihren Ortwechseln. Ich habe erlebt, dass jemandzweimal an einem Tag die Zelle gewechselthat. Wenn ich das zur Rede bringe, sagensie ,Aber sie befinden sich in der Abteilungfr Strafgefangene.

    Mehmet Trker und Adem Yildiz wurdengegen ihren Willen in die Zelle E-6 verlegt,in der sich Strafgefangene befinden. Dortwurden sie whrend der Zhlung von denWrtern angegriffen und verprgelt, weilsie sich nicht an die Wand gestellt haben.Danach wurden sie in die Zelle C-16 ver-legt, in der sich ebenfalls Strafgefangenebefinden. Auch dort fielen sie einem An-griff zum Opfer.

    Zahlreiche Antrge dieser beiden Gefan-genen, mit politischen Gefangenen zusam-mengelegt zu werden, blieben ohne Erfolg.Diesmal wurden sie in Quarantne genom-

    men, in Einzelzellen, in denen es keinen Zu-gang zum Hof gibt und die auch als Be-obachtungszimmer bezeichnet werden.

    Sie mussten tagelang in diesen kalten undluftleeren Zellen mit zerbrochenen Schei-ben verbringen. Dort haben sie keinerleiRechte. Tagelang erhielten sie keine Tages-zeitung und Bcher. Sie erhielten keinenFernseher, kein Radio, keinen Tee, keinenTisch, keinen Stuhl, wurden regelrecht Chi-nesischer Folter unterzogen. Diese Ma-nahmen werden immer noch fortgesetzt.

    Darber hinaus wurde den Gefangenenein zweimonatiges Besuchsverbot erteilt.Die Gefangenen werden speziell von denpolitischen Gefangenen isoliert. Die Ge-fngnisleitung behandelt die 1.Mai-Gefan-genen wie Strafgefangene. Die gerechtenForderungen der Gefangenen werden mitunvorstellbaren Vorwnden verweigert.

    Mit Folter zur Rsonbringen

    Trkischer Wehrdienstverweigerernach Verhaftung schwer misshandelt

    Der bekannte trkische Wehrdienstverwei-gerer Mehmet Bal ist nach seiner erneutenFestnahme am vergangenen Sonntagschwer misshandelt und gefoltert worden.Dies erklrten Vertreter des trkischenMenschenrechtsvereins (IHD), die Bal amDonnerstag in einem Istanbuler Militrge-fngnis besuchen konnten. Angaben der Anwltin Glserin Yoleri

    zufolge wurde Bal bereits unmittelbar nachseiner Festnahme geschlagen, Militrpoli-

    zisten sollen ihn zudem mit heiem Was-ser bergossen haben. Doch das eigentlicheMartyrium habe erst nach der Verlegung indas Militrgefngnis von Hasdal begonnen,berichtete Yoleri. Dort sei Bal ber Stunden

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    von anderen Mitgefangenen maltrtiertworden, nachdem das Gefngnispersonaldazu aufgefordert hatte, ihn in die An-staltsregeln einzufhren. Aus Protest ge-gen die Festnahme und die anschlieendenMihandlungen befindet sich Bal seitDienstag im Hungerstreik.

    Wie die trkische Initiative Wehrdienst-verweigerer mitteilte, sind Folter und Ge-walt in Militrgefngnissen noch immer ander Tagesordnung. Die verbreitete Praxis, Wehrdienst- und Befehlsverweigerer mitpsychischer und physischer Folter zur R-son zu bringen, ist durch die Mihandlungvon Mehmet Bal einmal mehr ans Tages-licht gekommen, erklrte ein Sprecher derInitiative, Oguz Snmez, whrend einer So-lidarittskundgebung in Istanbul.Als einziger der 47 Mitgliedstaaten des

    Europarates herrscht in der Trkei noch im-

    mer die allgemeine Wehrpflicht, ohne dassein ziviler Ersatzdienst angeboten wird. Wehrdienstverweigerern drohen schwereHaftstrafen, nach deren Verbung der Mi-litrdienst trotzdem abgeleistet werdenmu. So kann es zu einem regelrechtenKreislauf aus Verweigerung und Inhaftie-rung kommen, der den Betroffenen nur das Abtauchen in die Illegalitt belsst wieauch im Fall Mehmet Bal, der seit 2003 aufder Flucht war. Vom Europischen Men-schengerichtshof ist die zweifelhafte trki-sche Rechtspraxis bereits im Jahre 2006 alszivile Todesstrafe gebrandmarkt worden,

    Ankara wurde in dem Urteil zu einer Ge-setzesnderung verdonnert. Doch gesche-hen ist bis heute nichts.

    Nico Sandfuchs, Ankara, junge Welt,14.06.2008, Quelle: ISKU

    Mumia Abu-Jamal:der weitere juristi-sche Weg

    Am 27. Juni wird Mumia Abu-Jamals Haupt-anwalt einen en banc-Antrag an das 3.Bundesberufungsgericht in Philaldelphia

    einreichen. Damit geht eine juristische Aus-einandersetzung in die nchste Runde, dieseit fast 27 Jahren immer wieder die US-ame-rikanische und in Phasen auch weltweite f-fentlichkeit beschftigt.

    Mumia Abu-Jamal, ein afro-amerikani-scher linker Journalist war am 9. Dezember1981 von einem Polizisten in Philadelphia,USA niedergeschossen und lebensgefhrlich

    verletzt worden. Trotz weiterer Misshand-lungen durch Polizisten berlebte er dieseNacht. In der Folge wurde er angeklagt, eben

    jenen Polizisten, der ihn niedergeschossenhatte, ermordet zu haben. In einem Verfah-

    ren, welches durchgehend von Rassismusund politischem Verurteilungswillen ge-kennzeichnet war, wurde Mumia mit ge-flschten Beweisen fr schuldig befundenund zum Tode verurteilt. Mumia versuchtseitdem, ein neues und diesmal faires Ver-fahren zu erkmpfen. Bis zu den frhen 90erJahren war sein Fall ber die Grenzen derUSA bekannt geworden und hatte vielEmprung und auch Solidaritt ausgelst.Bereits zweimal, 1995 und 1999 konnte sei-ne angesetzte Hinrichtung aufgrund welt-weiter Proteste verhindert werden.

    2001 wurde zunchst sein Todesurteil aus-gesetzt und Lebenslnglich ohne Mglichkeitauf vorzeitige Entlassung umgewandelt. DaMumia als auch die Staatsanwaltschaft da-gegen in Berufung gingen, befasst sich seit2005 das 3. Bundesberufungsgericht der USAmit seinem Fall. Am 27. Mrz diesen Jahresentschied ein dreikpfiges Richterteam, Mu-mias Antrag nach einem neuen Verfahren alsauch die von der Staatsanwaltschaft gefor-derte sofortige Wiedereinsetzung der Todes-strafe abzulehnen. http://mumia-hoer-buch.de/bundnis.htm#dayafterX

    Es wurde lediglich ein abgetrennter Jury-

    Prozess ber das Strafma in Aussicht ge-stellt, wie Mumias HauptanwaltRobert R. Bryan Anfang Juni nocheinmal erklrte. http://mumia-hoer-buch.de/mumiaenglisch.htm#lega-lupdade100608

    Sowohl Verteidigung als auch An-klagevertretung versuchen nun, dasgesamte 3. Bundesberufungsgerichten banc ber die jeweils von ihnengeforderten Fragen abstimmen zulassen. Sollte Mumia hier erneut un-terliegen, hat er nur noch eine letzte

    juristische Mglichkeit, ein neues

    Verfahren zu erreichen und als freierMensch in diesem Leben noch malden Hochsicherheitsknast in Wayn-esburg, Philaldelphia zu verlassen.Das wre ein Gang vor den Surpre-

    me Court der USA.Mumias Verteidigung hat bereits angekn-

    digt, im Notfall diesen Schritt zu versuchen.Es ist jedoch vllig unklar, ob das hchsteGericht der USA diesen Fall berhaupt an-nehmen wrde. Auch sind die Chancen, alseventuell verlierende Partei der Vorinstanzhier Recht zu bekommen, nicht vielverspre-chend.

    Es hat sich jedoch auch gezeigt, dass die

    Staatsanwaltschaft nicht unbedingt daran in-teressiert ist, den vom 3. Bundesberufungs-gericht in Aussicht gestellten abgetrenntenJury-Prozess um das Strafma zu fhren.Zwar ginge es fr Mumia hierbei lediglich umLebenslnglich oder Todesstrafe. Aber esmsste trotzdem eine neue Jury einberufenund ausgewhlt werden. Im Unterschied zu1982 verfgt Mumia heute ber eine quali-fizierte Verteidigung. Es ist jedoch anzuneh-men, dass auch bei dem geringen Spielraumeines solchen Verfahrens groes mediales In-teresse geweckt wrde. Die Manipulationenund der offen zur Schau getragene Rassismus

    seitens der Staatsanwaltschaft und des da-maligen Richters Sabo wren nicht mehr un-ter dem Deckel zu halten. Daher versucht dieStaatsanwaltschaft mit allen Mitteln, MumiasHinrichtung mit formalen Mitteln zu errei-chen. Es scheint im Augenblick, als ob sie kei-ne Jury in einem ffentlichen Gerichtssaalunter Anwesenheit von Mumia, seiner Ver-teidigung, einer kritischen ffentlichkeit undden Medien auswhlen mchte.

    Eines ist jedoch klar. In diesem politischenVerfahren, indem bisher jedes Recht des An-geklagten gebrochen oder verweigert wurde,ist mit juristischen Mitteln alleine kein Siegzu erringen. Mumias Verteidigung ist seit ge-raumer Zeit absolut eindeutig in ihrer Auf-forderung an Untersttzer_innen, MumiasFall in die ffentlichkeit zu tragen und Druckauf die politisch Verantwortlichen auszu-ben.

    In verschiedenen Grostdten der USA gibtes rege Aktivitten, Mumias Freiheit zu er-kmpfen. So z.B. in New York, Philadelphia,San Francisco, Pittsburgh etc. Im benach-barten Mexiko ist Mumias Fall in letzter Zeitauch wieder Anlass fr Untersttzer_innen,auf die Strae zu gehen.

    Auch in Europa gibt es nach Jahren rela-

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    tiver Ruhe wieder mehr ffentliche Solida-ritt fr Mumia Abu-Jamal. Allein in diesemFrhjahr gab es Demos und Kundgebungenin Sdafrika, Frankreich, England, Spanien,Deutschland (z.B. Hamburg oder Berlin), derSchweiz (Luzern) und sterreich (Wien ).

    Obwohl das beispiellos im Vergleich zur So-lidarittsarbeit bei anderen politischen Ge-fangenen ist, dass sich zeitgleich in so vielenLndern Menschen mit derselben Forderung

    auf die Strae begeben, scheint es zumindestbis jetzt nicht den notwendigen Druck ent-faltet zu haben, der notwendig ist, um Mu-mia nach ber 26 Jahren Todeszelle endlichzur Freiheit zu verhelfen. Da sich die Akti-

    vitten jedoch ausweiten, bleibt zu hoffen,das sie noch rechtzeitig fr Mumia Wirkungzeigen.

    Links:Zu den Hintergrnden der Person Mumia Abu-Jamal:http://de.indymedia.org/2007/11/200552.shtmlMumias wchentliche Radiokolumnen auf Pri-sonradio.org: http://www.prisonradio.org/mu-

    mia.htmJournalisten fr Mumia, USA: http://www.abu-jamal-news.com/New York Coaltion to free Mumia:http://www.mumia.org/Berliner Mumia-Bndnis: http://mumia-hoer-buch.de/bundnis.htmInternationales Verteidigungskomittee (IVK) Bre-men: http://www.freedom-now.de/Heidelberger Netzwerk gegen die Todesstrafe:http://www.againstthecrimeofsilence.de/weitere Links zu Mumia-Solidarittsgruppen,hauptschlich in Europa: http://mumia-hoer-buch.de/links.htm

    Schweigemarsch inUruguayAm 20. Mai 2008 fand der 13. Schweige-marsch fr die mehr als 200 Verschwunde-nen der uruguayischen Militrdiktatur(1973-1985) statt. 20.000 Teilnehmer liefenunter dem Motto Wir fordern Wahrheit

    und Gerechtigkeit und erinnerten daran,dass sich der Staatsterrorismus niemalswiederholen drfe.

    Die Demonstration ging vom Platz derVerschwundenen ber die 18. Juli bis zumPlatz der Freiheit. Vor dem Rathaus wurdendie Namen der Verschwundenen verlesen.Nach jedem Namen wurde presente ge-rufen und so die symbolische Anwesenheitder Verschwundenen ausgedrckt. Nachdem Verlesen aller Namen wurde die Na-tionalhymne gesungen, dann brandete mi-nutenlanger Applaus auf.

    Die Gruppe der Mtter und Familienan-

    gehrige der verschwundenen Gefange-nen fhrte, wie jedes Jahr, die Demon-stration an. Sie trugen Schilder mit den Fo-tos und Namen ihrer verschwundenenNchsten. Auf einem Flyer teilten sie mit,

    dass sie die wichtigen Fortschritte bei der Aufarbeitung der Staatsverbrechen seitdem Ende der Militrdiktatur zwar aner-kennen, aber diese Vernderungen als nichtausreichend ansehen.

    Seit dem Sieg der linken Partei BreiteFront im Jahr 2004 haben sich dieBemhungen um die Aufarbeitung der Ge-schichte intensiviert. So wurden bei Aus-grabungen auf Militranlagen die Grber

    ehemaliger politischer Gefangener gefun-den und es kam auch zu Verurteilungen voneinigen Militrangehrigen.

    Trotzdem besteht weiterhin das Gesetzder Straflosigkeit von 1985. Die Militr-junta lie kurz vor der Machtbergabe andie neue Zivilregierung mittels eines Ple-biszits ber ein Gesetz abstimmen, dass ih-nen Straffreiheit fr whrend der Diktaturbegangene Verbrechen garantieren sollte.Damals stimmte die Mehrheit der Urugu-ayer fr den Gesetzentwurf der Militrs.Allerdings wird diese grte Schande

    Uruguays, wie es der Demonstrationsteil-

    nehmer Ricardo Martnez, Sohn eines ehe-maligen Tupamaro-Aktivisten, formulierte,zunehmend in Frage gestellt.

    Eine breite Initiative von Parteien, Ge-werkschaften und Menschenrechtsgruppenhat sich in der Nationalen Koordinationfr die Annullierung des Straflosigkeitsge-setzes zusammengeschlossen. Bis Endedieses Jahres wollen sie an die 300.000 Un-terschriften fr ein Volksbegehren gesam-melt haben. Im Jahr 2009 soll dann zumzweiten Mal in der jngeren Geschichte Ur-uguays ber das Gesetz der Straflosigkeitabgestimmt werden.Ana Amors, ein Vertreterin dieser In-

    itiative und ehemalige politische Gefange-ne, ist zuversichtlich, dass die erforderli-chen Unterschriften zusammenkommenwerden. Sie sieht die Annullierung des be-stehenden Gesetzes als unerlssliche Not-wendigkeit fr die Demokratie des Landesund mchte die zuknftigen Generationennicht mit so einem schlechten Erbe lassen.Ohne die Annullierung wrde es weiterhinsehr schwierig bleiben, die Verantwortli-chen im jetzigen rechtliche Rahmen zu ver-urteilen und die Aufklrung voranzutrei-

    ben, so Amors.Bei den letzten Prsidentschaftswahlenschaffte es die Partei Breite Front viele imAusland lebende Uruguayer zu motivieren,fr die Wahlen nach Uruguay zu kommenund ihre Stimme fr sie abzugeben. Die Ko-ordinatorin fr die Abschaffung des Geset-zes der Straflosigkeit, versucht diesem Bei-spiel zu folgen und hat Kampagnen in ver-schiedenen Lndern mit uruguayischenGemeinschaften gestartet.

    In einem Land von dem gesagt wird, dassdie Hlfte seiner gesamten Brger im Aus-land lebt, stellen diese einen nicht zu un-

    terschtzenden Faktor dar. Bleibt zu hof-fen, dass die Mobilisierung, wie im Fall desWahlsieges der Breiten Front, von Erfolggekrnt sein wird.

    Vian Gurvich

    Zum Prozess ber denTod von Oury JallohSeit dem 7. Januar 2005 hat ein mysteriserTodesfall die Polizei in Dessau ins Zwielichtgerckt. In einer Ausnchterungszelle ver-brannte ein 21-Jhriger aus Sierra Leone - aneine Matratze gefesselt. Wieso das Feuerberhaupt entstehen konnte und warum diewachhabenden Polizisten nicht reagierten, istmittlerweile Gegenstand eines immer mehrFragen aufwerfenden Prozesses. Aus Protestber die bislang wenig berzeugende Wahr-heitsfindung will sich jetzt die Dessauer In-itiative in Gedenken an Oury Jalloh aus derProzessbeobachtung zurckziehen und ruftzu regelmigen Protestaktionen auf !!

    Hier die ausfhrliche Erklrung der Grup-pe im Wortlaut:

    I

    m Fall Oury Jalloh hat es in den letzten Wo-

    chen einige neue Entwicklungen gegeben.Die wichtigste ist, dass am 25. April am In-stitut der Feuerwehr in Heyrothsberge beiMagdeburg ein Versuch unternommen wur-de, das Feuer zu rekonstruieren, von dem an-genommen wird, dass es Oury Jalloh gettethat. Der aufgrund der Erkrankung des ange-klagten Polizisten Schubert und einer derSchffen fr etwa 8 Wochen ausgesetzte Pro-zess wurde am 2. Juni 2008 wiederaufge-nommen. Es folgt eine Erklrung der Initia-tive in Gedenken an Oury Jalloh:

    Nach wochenlangen Vorbereitungen ha-ben am 25. April 2008 Brandtechniker am In-

    stitut der Feuerwehr in Heyrothsberge beiMagdeburg die Zelle Nr. 5 rekonstruiert. Un-ter Anordnung des Gerichts haben die Brand-techniker die Details der Gewahrsamszellenachgebaut, um ein Feuer unter den Um-

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    stnden zu errichten, unter denen Oury Jal-loh angeblich ums Leben kam. Nach Aussa-ge der Brandtechniker waren die Bedingun-gen in der Zelle exakt die gleichen wie dieam schicksalhaften Tag des 7. Januar 2005.

    Die Rekonstruktion des Feuers zielte jedochnur auf die Bestimmung der Entwicklung derHitze und der Flammen zu dem Zeitpunkt ab,als das Feuer tatschlich zu brennen begann,und nicht auf die entscheidende Frage, wie

    das Feuer berhaupt ausbrach. Ziel des Ver-suchs war, die Temperatur in der Gegend umOury Jallohs Kopf innerhalb der 6 Minu-ten zu bestimmen, nachdem er angeblich dasFeuer auf seiner feuerfesten Matratze gelegthatte.

    Ursprnglich war die originalgetreue Re-konstruktion der Ereignisse in Zelle Nr. 5 alsTeil der ffentlichen Anhrung im Prozessgegen Andreas Schuber und Hans-UlrichMrz geplant. Sie sind beide angeklagt we-gen Fahrlssigkeit bzw. weil sie vorgeblichdas Feuerzeug bersehen haben, mit demOury Jalloh sich selbst angezndet haben

    soll. Die pltzliche Krankheit von AndreasSchubert brachte Richter Steinhoff jedochdazu, die Rekonstruktion des Feuers ohneBeteiligung der ffentlichkeit durchzu-fhren.

    Der Presse wurde nur am Morgen des 25.Aprils der Zutritt erlaubt, whrend die Re-konstruktion an sich erst am Nachmittagstattfand. In dieser Zeit durften die Medien-

    vertreter Fragen stellen und ein paar Fotosvon der nachgestellten Zelle machen. DieFeuertechniker begannen ihre Arbeit jedocherst, als nur noch die Anwlte beider Seiten,der Staatsanwalt und die Mitglieder des Ge-richts anwesend waren. Da der Prozess aufdie These beschrnkt ist, Oury Jalloh httedas Feuer selbst gelegt, whrend er mit Hn-den und Fen an eine feuerfeste Matratzegekettet war, begann die Rekonstruktion da-mit, die Matratze in Brand zu setzen. Die ein-zige Mglichkeit, um die Matratze mit ihrerfeuerfesten Oberflche in Brand zu setzen,ist, mit einem scharfen Gegenstand ein Loch

    von etwa 20 cm Durchmesser in den ber-zug zu schneiden. Diesen Gegenstand jedochgab es nicht in Zelle Nr. 5.!

    Zudem muss ein bestimmter Teil des Ma-tratzeninneren entfernt werden, damit dasFeuer berhaupt brennen kann. Die Feuer-techniker des Feuerwehrinstituts haben ge-nau diese eben beschriebenen Vorrichtun-gen getroffen, um das Feuer in Zelle 5 zumBrennen zu bringen. Nachdem sich das Feu-er im Inneren der Matratze ausbreitete, pas-sierte etwas Bemerkenswertes: anstatt dassder berzug der Matratze in Flammen auf-ging, verursachte die Hitze des Feuers unterder feuerfesten Matratze, dass der berzugsich nach unten zusammenfaltete. Das Feu-er ging infolgedessen von alleine aus. DieBrandtechniker mussten erneut in die Zelle

    gehen und die Matratze wieder anznden,die diesmal leicht in Brand zu setzen war.Nachdem die Matratze beim zweiten Ver-such genau fr die Zeit brannte, die das Ge-richt unter Richter Steinhoff als relevant fr

    den Prozess betrachtet (etwa 6 Minuten),wurde das Feuer ausgelscht. Nach unserenQuellen hat die Hitze in der Region um OuryJallohs Kopf nicht 180 Grad erreicht, die je-doch notwendig gewesen wre, damit OuryJalloh in der vorgegebenen Zeit an Hitze-schock htte sterben knnen (der offiziellenTodesursache).

    Im Lichte dessen stellt die Initiative in Ge-denken an Oury Jalloh die folgenden Fra-

    gen:Welche Erklrung gibt es fr die Tatsache,dass sich das Feuer durch das Zusam-menrollen des feuerfesten berzugs inFolge der Hitzeentwicklung selbst aus-lschte?

    Wrde eine Person, die angeblich bei Be-wusstsein und in der Lage war, normal zusprechen (siehe die vielen Zeugenaussa-gen von Beate Hpfner) bei der ersten Be-merkung von Hitze nicht sofort reagieren,indem sie auf die Feuerquelle schlgt?

    Welche Erklrung haben die Behrden frdie Tatsache, dass die Reinigungsfrau, die

    die Zelle Nr. 5 an diesem schicksalhaftenTag suberte, ausgesagt hat, dass sie sichnicht an Schden an der Matzratze erin-nern knne?

    Warum ist es nicht wichtig zu sehen, wieviel Zeit fr welche Temperaturentwick-lung bentigt wird, obwohl von Beginn andas Gerichtsmedizinische Institut in Halleund der Staatsanwalt von einer Tempera-tur von 350 Grad sprachen?

    Welche Erklrung haben die Behrden frOury Jallohs Tod, wenn er nicht in demGericht vorgegebenen Zeitrahmen an Hit-zeschock gestorben ist und er auch fastkeine Rupartikel in seiner Lunge und sei-nem Herzen hatte?Das Landgericht Dessau-Rolau hat am 2.

    Juni 2008 einen neuen Brandversuch inAuftrag gegeben, da bei dem Versuchim April nicht alle Vorgaben des Ge-richts eingehalten worden seien. Soll-te dieses neue Gutachten jedoch nichtdiese aufgeworfenen, fr den wirkli-chen Tathergang am 7. Januar 2005entscheidenden Fragen aufgreifen,ist es aus unserer Sicht sinnlos. Eswird noch einmal besttigt, dass dasGericht nicht die Intention hat und essie nicht interessiert, die wirkliche Ur-sache von Oury Jallohs Tod heraus-zufinden und Verbrecher, die dahin-ter stecken, zu verurteilen und kon-sequent zu bestrafen. Die Anklage-schrift der Staatsanwalt ist falsch unddamit der ganze Prozess ein Farce. Dawir den Gerichtsprozess als Farce be-trachten, werden wir als Initiative

    von nun an am jedem Prozesstag Pro-testkundgebungen vor dem Gerichts-gebude abhalten, um gegen diesenskandalsen Prozess und die staatli-

    che Vertuschung und Verschleppungzu protestieren.Fast 3 Jahre nach Oury Jallohs

    bestialischem Tod in Zelle Nr. 5 inDessau und nach 43 Prozesstagen sa-

    gen wir weiterhin:Oury Jalloh - das war Mord! und for-

    dern: BREAK THE SILENCE! Wahrheit! Ge-rechtigkeit! Entschdigung!

    Kundgebungen finden jeweils am Freitag,den 4. Juli und Donnerstag, den 31. Juli um9:00 Uhr vor dem Landgericht Dessau statt.http://www.mut-gegen-rechte-gewalt.de/projekte/aktuelle-aktionen/oury-

    jalloh/

    Neue Zielgruppe......oder doch besser gerechte?? meine alten-und behindertengerechte Zellen, also nichtfreundliche. Denn sowieso und berhaupt,nur weil wer pltzlich bequemer scheienkann und so, da wird doch nicht gleich einGefngnis freundlich. Auerdem wre dasja wohl auch voll am Vollzugsziel vorbei.Das kann die Justiz doch mit und in ihren

    Anstalten nicht im Sinn haben, wenn dieberhaupt einen hat. Daher kann man ebennur hoffen, dass das da mit gerechten Din-gen so zugeht, also nicht das die Alten undBehinderten da pltzlich in ihren Extrazel-len lnger bleiben mssen, so bis zum letz-ten Atemzug, nur weil da sonst die Zelleleer stehen wrde. Weil so was geht ja wohlschon mal gar nicht, das widersprche jawohl jedem Grundsatz der Wirtschaftlich-keit. Denn jeder Haftplatz, der kostet ja echtwas, egal ob der leer steht oder voll is. Da-bei, ich frag mich gerade so nicht nur werzuerst da war, also die Alten und Behin-derten oder das Gefngnis, dass die pltz-lich auf so Dinger da kommen, sondern washat die Justiz so eigentlich bisher mit ih-nen gemacht? Denn wrde man mal einen

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    ... die Iv.I teilt, dass fr den Zeitraum 1. - 7. Au-gust 2008 ein bundesweiter Protest-Hunger-streik von derzeit 478 Inhaftierten in 29 Haft-anstalten durchgefhrt wird, welchem sich bis

    dahin sicherlich weitere Gefangene ansch-lieen werden. Inwieweit sich die teilnehmen-den Gefangenen zeitlich beteiligen werden,bleibt jeder(m) Einzelnen(m) berlassen. Sinnund Zweck des Hungerprotestes, welcher le-diglich Auftakt weiterer vollkommen legalerProtestaktionen sein wird, ist es, den durchWillkr- und Schikaneakte, durch vorstzlicheRechtsbeugung, unterlassene Hilfeleistung,durch Psychoterror und Folter geprgten All-tag in deutschen Haftanstalten anzuprangernund Vernderung zu schaffen. Das Strafvoll-zugsgesetz wird nachweislich auf allen Ebenenund vielen Bereichen nachweislich ignoriert

    und somit von Amtstrgern aus offensichtli-cher Bequemlichkeit und Kostenersparnis vor-stzlich gebeugt. Rechtswidriges und teilweiseals kriminell zu bezeichnendes Vorgehen di-verser Vollzugsbehrden wird von offiziellerSeite durch pauschales Bestreiten der Miss-stnde und Nichtverfolgung verschleiert undgedeckt. Dies trifft insbesondere auf die JVABielfeld-Brackwedel. zu. Diese Missstnde an-prangernde Inhaftierte werden systematischauf das belste psychoterrorisiert und sollenoffensichtlich auf diese Weise mundtot ge-macht werden. Dies trifft auf viele Gefangenezu und insbesondere auf die in der JVA Biel-feld-Brackwede I inhaftierte Nadine T., welchedort als offizielle Iv.I. Reprsentantin fungiert.Die durch den Abteilungsleiter B. und durch dieBereichsleiterin H. ber einen langen Zeitrauminszenierten (teilweise sehr subtilen) Willkr-und Schikaneakte mssen zwingend als vor-stzlich fortgesetzte Folter und als kriminell be-zeichnet werden. ber all das ist Frau T. zwi-schenzeitlich ernstlich erkrankt. In absolutrechtswidrigster Weise wurde Frau T. aufgrundabstrakt zusammenkonstruierter Vorwrfedurch Separation in Isolationshaft verbracht(der dbzgl. genaue Sachbestand ist momentannicht bekannt) und wird auch dort immer wei-ter terrorisiert. Wir mssen vermuten, dass FrauT. durch all das in Resignation und Verzweif-lung gebracht und vielleicht auch zu ber-griffshandlungen gereizt werden soll. (In die-

    sem Zusammenhang verweisen wir auf die Ge-schehnisse um den Gefangenen J.Z., dessenbergriffshandlung als angeblicher Geiselnah-meversuch propagiert wurde ... Wir berichte-

    ten darber!! ) Frau T. war derzeit in der JVAKln Opfer sexueller Ntigung durch Voll-zugsbeamte. Es erfolgten rechtskr ftige Ver-urteilungen ... nichtsdestotrotz wird Frau T.vom psychologischen Dienst der JVA Biele-feld vorgeworfen, sie wrde sich all das damitzusammenhngende nur einzubilden. Derjetzt stattfindende Hungerprotest ist Nadine T.gewidmet, welche jedoch nur stellvertretend frviele andere Inhaftierte steht !!! Viele, fast al-le Inhaftierten haben im Falle von Beschwer-den berechtigte Angst vor den dann automa-tisch folgenden Retourkutschen in Form