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GENERALDIREKTION INTERNE POLITIKBEREICHE · 2015-01-16 · 3.1. Was hat Bestand? Die Herausforderungen von morgen 41 3.2. Anhaltende Ungleichheiten, die bekämpft werden müssen 42

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GENERALDIREKTION INTERNE POLITIKBEREICHE FACHABTEILUNG A: WIRTSCHAFTS- UND

WISSENSCHAFTSPOLITIK

FACHABTEILUNG B: STRUKTUR- UND KOHÄSIONSPOLITIK

FACHABTEILUNG C: BÜRGERRECHTE UND KONSTITUTIONELLE ANGELEGENHEITEN

Gemeinsames Parlamentarisches

Treffen

Sozialer Zusammenhalt und demografische Entwicklung

in einem nachhaltigen Europa

Brüssel, 5. – 6. Dezember 2011

THEMENPAPIER

IP/A/MISC/2011-03 November 2011 PE 464.464 DE

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Das vorliegende Dokument wurde von Francesca Ratti, Stellvertretende Generalsekretärin, für das Gemeinsame Parlamentarische Treffen angefordert. ZUSTÄNDIGE VERWALTUNGSBEAMTE Alice ZOPPÉ Rudolf MAIER Marion SCHMID-DRÜNER Fachabteilung A: Wirtschafts- und Wissenschaftspolitik Marek KOLODZIEJSKI Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik Erika SCHULZE Fachabteilung C: Bürgerrechte und konstitutionelle Angelegenheiten Generaldirektion Interne Politikbereiche Europäisches Parlament B-1047 Brüssel E-Mail-Adresse: [email protected] SPRACHFASSUNGEN Original: EN Übersetzung: DE, FR, PL ÜBER DEN HERAUSGEBER Kontakt zur Fachabteilung oder Bestellung des Newsletters: [email protected] Redaktionsschluss: November 2011

Brüssel, © Europäisches Parlament, 2011

Diese Studie ist im Internet abrufbar unter: http://www.europarl.europa.eu/studies HAFTUNGSAUSSCHLUSS Die hier vertretenen Auffassungen geben die Meinung des Verfassers wieder und entsprechen nicht unbedingt dem Standpunkt des Europäischen Parlaments. Nachdruck und Übersetzung – außer zu kommerziellen Zwecken – mit Quellenangabe gestattet, sofern der Herausgeber vorab unterrichtet und ihm ein Exemplar übermittelt wird.

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Themenpapier: Gemeinsames Parlamentarisches Treffen, 5. - 6. Dezember 2011 Sozialer Zusammenhalt und demografische Entwicklung in einem nachhaltigen Europa

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PE464.464 1

INHALTSVERZEICHNIS

ALLGEMEINE ANGABEN 3

Demografischer Wandel 3

Änderungen der Größe: Insgesamt begrenzt, jedoch wichtige Abweichungen auf Länderebene 4

Änderungen der Form: alternde Gesellschaften 6

Alterung der Bevölkerung im globalen Kontext 10

Statistiken und Projektionen in den EU-Ländern: Tabellen 12

PANEL 1. AUSWIRKUNGEN DES DEMOGRAFISCHEN WANDELS AUF WIRTSCHAFT UND HAUSHALT 16

1.1. Auswirkungen auf die Wirtschaft 16

1.1.1. Der demografische Wandel beeinflusst die wichtigsten gesamtwirtschaftlichen Variablen 16

1.1.2. Strategie „Europa 2020“ und Jahreswachstumsbericht 2012 16 1.1.3. Von Herausforderungen zu Chancen 18

1.2. Auswirkungen auf den Haushalt 19

1.2.1. Altersbezüge 21 1.2.2. Gesundheitsversorgung 23 1.2.3. Langzeitpflege 24 1.2.4. Bildung 25 1.2.5. Leistungen bei Arbeitslosigkeit 27 1.2.6. Auswirkungen der gegenwärtigen Wirtschafts-, Finanz- und

haushaltspolitischen Krise 28

PANEL 2. SOZIALER ZUSAMMENHALT UND REGIONALE ENTWICKLUNG 29

2.1. Regionale Dimension des demografischen Wandels 30

2.2. Kohäsionspolitik im Zeitraum 2007 – 2013 32

2.3. Die Zukunft der Kohäsionspolitik der EU 38

PANEL 3. SOZIALE ASPEKTE UND GLEICHSTELLUNGSASPEKTE VON BESCHÄFTIGUNGS- UND DEMOGRAFIEENTWICKLUNGEN 41

3.1. Was hat Bestand? Die Herausforderungen von morgen 41

3.2. Anhaltende Ungleichheiten, die bekämpft werden müssen 42

3.3. Mittel zur Bewältigung dieser Herausforderungen 44

3.3.1. Schaffung von Arbeitsplätzen 44 3.3.2. Entwicklung angemessener Sozialversicherungs- und

Rentensysteme 46 3.3.3. Entwicklung neuer Konzepte im Gesundheitswesen 48 3.3.4. Armutsbekämpfung mit dem Ziel einer Gesellschaft ohne

Ausgrenzung 48 3.3.5. Bessere Vereinbarkeit von Familien- und Berufsleben 49

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3.3.6. Nutzung neuer Technologien zugunsten eines nachhaltigen Wachstums 50

3.3.7. Lebenslanges Lernen als Notwendigkeit 50 3.3.8. Flexicurity als Chance für eine bessere Vereinbarkeit von

Beruf, Bildung und Privatleben 51 3.3.9. Bekenntnis zur externen Dimension der Sozialpolitik 52

LITERATUR 54

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PE464.464 3

ALLGEMEINE ANGABEN

Demografischer Wandel Seit Anfang des 20. Jahrhunderts hat die Menschheit einen nie da gewesenen demografischen Wandel erlebt, der tief greifende Auswirkungen auf die Größe und die Zusammensetzung von Gesellschaften hat. Dies ist insbesondere auf die Geburtenraten, die Lebenserwartung und die Migrationsströme zurückzuführen. In der EU fördert der demografische Wandel das als „alternde Gesellschaften“ bekannte Phänomen: Insgesamt wird sich die Größe der EU-Bevölkerung nicht dramatisch verändern (von 502 Millionen im Jahr 2010 auf 517 Millionen im Jahr 2060), doch sie wird zunehmend älter werden (die Zahl der Bürger, die 65 Jahre oder älter sind, wird sich nahezu verdoppeln – von 87 Millionen im Jahr 2010 auf 153 Millionen im Jahr 2060). Die Veränderungen bei Größe und Zusammensetzung werden in den einzelnen Ländern jedoch nicht einheitlich verlaufen: So wird in sieben Mitgliedstaaten die Bevölkerung im Alter zwischen 15 und 64 Jahren bis 2060 wachsen, während dieser Anteil in den anderen zwanzig Mitgliedstaaten zurückgehen wird. Dieser kurze Hinweis zum erwarteten demografischen Wandel beinhaltet Daten, bei denen es sich um „Projektionen“ handelt, das heißt, von Experten bereitgestellte Daten, die auf in der Vergangenheit beobachteten statistischen Daten beruhen sowie auf Modellen und Annahmen für die beeinflussenden Faktoren (Geburtenrate, Lebenserwartung und Migrationsströme). Diese Angaben sind daher mit Vorsicht zu genießen, da sie aufgrund der Stabilität und Gültigkeit der Annahmen mit einer gewissen Unsicherheit behaftet sind. Hier wurde der Zeitraum bis 2060 erfasst: Tatsächlich sind 50 Jahre eine geeignete Zeitspanne, wenn es um Nachhaltigkeit geht. Demografische Projektionen erfolgen in der Regel basierend auf weiteren Projektionen zu gesamtwirtschaftlichen Variablen, darunter Arbeitskräfte und Bruttosozialprodukt, sowie zu leistenden Zahlungen der öffentlichen Haushalte für Pensionszahlungen, Gesundheitsversorgung usw.

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U-Mitgliedstaaten Quelle: Eurostat

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2040.

rt: BE, DK, IE, ES, FR, IT, CY,

26 %),

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U-Mitgliedstaaten Quelle: Eurostat

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Abbildung 1: Prognose für die Bevölkerungszahlen in den Jahren 2010 – 2060 für die Abbildung 1: Prognose für die Bevölkerungszahlen in den Jahren 2010 – 2060 für die

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27 E27 E

Änderungen der Größe: Insgesam

Änderungen der Größe: InsgesamAbweichungen auf Länderebene Für die EU-Bevölkerung wird eine Steigerung um nahezu 5 % prognostiziert: von 501 Millionen im Jahr 2010 auf einen Höchstwert von 526 Millionen im Jahr

Abweichungen auf Länderebene Für die EU-Bevölkerung wird eine Steigerung um nahezu 5 % prognostiziert: von 501 Millionen im Jahr 2010 auf einen Höchstwert von 526 Millionen im Jahr Anschließend findet ein kontinuierlich verlaufender Rückgang statt. Während für die Größe der EU-Bevölkerung für 2060 ein geringfügig höherer Wert pro o

Anschließend findet ein kontinuierlich verlaufender Rückgang statt. Während für die Größe der EU-Bevölkerung für 2060 ein geringfügig höherer Wert pro ogn stiziert wird als im Jahr 2010, werden für die einzelnen Mitgliedstaaten starke Abweichungen ihrer jeweiligen Bevölkerungsentwicklung angenommen:

Ein Rückgang der Gesamtbevölkerung wird für ungefähr die Hälfte der EU-

gn stiziert wird als im Jahr 2010, werden für die einzelnen Mitgliedstaaten starke Abweichungen ihrer jeweiligen Bevölkerungsentwicklung angenommen:

Ein Rückgang der Gesamtbevölkerung wird für ungefähr die Hälfte der EU-Mitgliedstaaten angenommen: BG, CZ, DE, EE, EL, LV, LT, HU, MT, PL, PT, RO und SK. Mitgliedstaaten angenommen: BG, CZ, DE, EE, EL, LV, LT, HU, MT, PL, PT, RO und SK.

Steigerungen werden für die übrigen prognostizie Steigerungen werden für die übrigen prognostizieLU, NL, AT, SI, FI, SE und UK.

Hinsichtlich Wachstum wird bis 2060 Folgendes erwartet: Die größten Wachstumsraten werden für Irland (+ 46 %), Luxemburg

LU, NL, AT, SI, FI, SE und UK. Hinsichtlich Wachstum wird bis 2060 Folgendes erwartet:

Die größten Wachstumsraten werden für Irland (+ 46 %), Luxemburg (+ 45 %), Zypern (+ 41 %), Vereinigtes Königreich (+ 27 %), Belgien (+ 24 %) und Schweden (+ 23 %) erwartet.

Die stärksten Rückgänge werden für Bulgarien (- 27 %), Lettland (-

(+ 45 %), Zypern (+ 41 %), Vereinigtes Königreich (+ 27 %), Belgien (+ 24 %) und Schweden (+ 23 %) erwartet.

Die stärksten Rückgänge werden für Bulgarien (- 27 %), Lettland (- Litauen (- 20 %), Rumänien und Deutschland (jeweils - 19 %) erwartet.

Wie der nachstehenden Abbildung 2 und Tabelle 1 zu entnehmen ist, waren im Jahr 2010 folgende Mitgliedstaaten diejenigen mit der größten Bevölkerung:

Litauen (- 20 %), Rumänien und Deutschland (jeweils - 19 %) erwartet.

Wie der nachstehenden Abbildung 2 und Tabelle 1 zu entnehmen ist, waren im Jahr 2010 folgende Mitgliedstaaten diejenigen mit der größten Bevölkerung: Deutschland (82 Millionen), Frankreich (63), das Vereinigte Königreich (62), Italien (60) und Spanien (46). Deutschland (82 Millionen), Frankreich (63), das Vereinigte Königreich (62), Italien (60) und Spanien (46).

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n aus, bei denen der ursprüngliche Gesamtbetrag durch die Anzahl der Bürger geteilt wird.

ntStimmen im rlament und im Rat entsprechend widerspiegeln.

Quelle: Eurostat

n aus, bei denen der ursprüngliche Gesamtbetrag durch die Anzahl der Bürger geteilt wird.

ntStimmen im rlament und im Rat entsprechend widerspiegeln.

Quelle: Eurostat

2060 wäre das Vereinigte Königreich das bevölkerungsreichste EU-Land (79 Millionen), gefolgt von Frankreich (72), Deutschland (66), Italien (65) und Spanien (52).

Diese Veränderungen wirken sich offensichtlich auf alle „Pro Kopf“-Indikatore

2060 wäre das Vereinigte Königreich das bevölkerungsreichste EU-Land (79 Millionen), gefolgt von Frankreich (72), Deutschland (66), Italien (65) und Spanien (52).

Diese Veränderungen wirken sich offensichtlich auf alle „Pro Kopf“-Indikatore

Langfristig kön e sich der demografische Wandel in der Verteilung der Sitze und Europäischen Pa

Langfristig kön e sich der demografische Wandel in der Verteilung der Sitze und Europäischen Pa

Abbildung 2: Prognostizierte Bevölkerung in den Mitgliedstaaten in den Jahren 2010, 2030 und 2060

Abbildung 2: Prognostizierte Bevölkerung in den Mitgliedstaaten in den Jahren 2010, 2030 und 2060

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Tabelle 1: Erwartete Bevölkerungszahlen in den EU-Ländern in den Jahren 2010, 2020, 2030, 2040, 2050 und 2060 (Millionen Menschen)

2010 2020 2030 2040 2050 2060

EU gesamt 501,0 514,4 522,3 525,7 524,1 516,9 Belgien 10,8 11,6 12,2 12,7 13,1 13,4 Bulgarien 7,6 7,1 6,6 6,2 5,9 5,5 Tschechische Republik 10,5 10,8 10,8 10,7 10,7 10,5 Dänemark 5,5 5,7 5,9 6,0 6,0 6,1 Deutschland 81,7 80,1 77,9 74,8 70,8 66,4 Estland 1,3 1,3 1,3 1,2 1,2 1,2 Irland 4,5 4,8 5,3 5,8 6,2 6,5 Griechenland 11,3 11,5 11,6 11,6 11,6 11,3 Spanien 46,0 48,0 50,0 51,7 52,7 52,3 Frankreich 62,6 65,6 68,0 69,9 71,0 71,8 Italien 60,3 62,9 64,5 65,7 65,9 65,0 Zypern 0,8 0,9 1,0 1,0 1,1 1,1 Lettland 2,2 2,1 2,0 1,9 1,8 1,7 Litauen 3,3 3,2 3,0 2,9 2,8 2,7 Luxemburg 0,5 0,6 0,6 0,7 0,7 0,7 Ungarn 10,0 9,9 9,7 9,4 9,2 8,9 Malta 0,4 0,4 0,4 0,4 0,4 0,4 Niederlande 16,6 17,2 17,6 17,6 17,4 17,1 Österreich 8,4 8,6 8,8 9,0 9,0 8,9 Polen 38,2 38,4 37,6 36,1 34,5 32,7 Portugal 10,6 10,7 10,8 10,8 10,6 10,3 Rumänien 21,5 21,0 20,3 19,4 18,5 17,3 Slowenien 2,0 2,1 2,2 2,1 2,1 2,1 Slowakei 5,4 5,6 5,6 5,5 5,3 5,1 Finnland 5,4 5,6 5,7 5,7 5,7 5,7 Schweden 9,3 10,1 10,6 10,9 11,2 11,5 Vereinigtes Königreich 62,0 66,3 70,2 73,4 76,4 78,9

Quelle: Eurostat

Änderungen der Form: alternde Gesellschaften Für die Altersstruktur der EU-Bevölkerung wird eine dramatische Veränderung prognostiziert. Die prognostizierten Werte sind für jede menschliche Bevölkerung beispiellos: Im Laufe der Geschichte sind die Bevölkerungszahlen möglicherweise gestiegen oder zurückgegangen, doch die Altersverteilung entsprach immer einer Pyramidenform, wobei die ältesten Altersgruppen wesentlich kleiner waren als die jüngsten. In Abbildung 3 sind die Bevölkerungspyramiden von 2010 und 2060 dargestellt: 2010 waren die bevölkerungsstärksten Altersklassen diejenigen um die 40 Jahre, sowohl bei Männern als auch bei Frauen. 2060 wird die bevölkerungsstärkste Altersklasse bei Frauen die Altersklasse zwischen 70 und 74 Jahren sein. Die niedrige Geburtenrate (derzeit 1,6 Kinder pro Frau, was unterhalb der natürlichen bevölkerungserhaltenden Geburtenrate von 2,1 liegt) bewirkt eine zunehmende Schrumpfung der Pyramidenbasis, während die steigende Lebenserwartung dafür sorgt, dass die Pyramidenspitzen zunehmend breiter werden. Folglich ändert sich die Form des Bevölkerungsdiagramms nach und nach von einer Dreiecks- in eine Kissenform.

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Abbildung 3: Die Bevölkerungspyramiden von 2010 und 2060: von Pyramiden- zu Kissenform

(Legende: EU gesamt: Bevölkerung nach Altersgruppen und Geschlecht.)

Quelle: Europäische Kommission (GD ECFIN)

Es werden verschiedene wichtige Indikatoren (der zahlreichen, die berechnet werden können) verwendet, um die Alterung der Bevölkerung zu messen1:

1. Das mittlere Alter: Eine Hälfte der Bevölkerung ist jünger und die andere Hälfte ist älter als das mittlere Alter. In Tabelle 4 ist der zunehmende Anstieg des mittleren Alters in der EU dargestellt, das 1960 31,5 Jahre betrug und 2060 47,2 Jahre sein wird.

2. Der Anteil der Personen im Alter von 65 Jahren und älter an der Gesamtbevölkerung: Dieser Indikator ist sehr eng mit Rentnern verknüpft. Tabelle 5 ist zu entnehmen, dass in der EU der Prozentsatz der Personen im Alter von 65 Jahren und älter von 16 % im Jahr 2010 auf 29 % im Jahr 2060 ansteigen wird.

3. Der Anteil der ältesten Mitglieder der Bevölkerung (d. h., Personen im Alter von 80 Jahren und älter) umfasst diejenigen, die mit größerer Wahrscheinlichkeit Langzeitpflege benötigen. In Tabelle 6 ist dargestellt, dass bis 2060 in den meisten EU-Ländern der Anteil der „ältesten Mitglieder“ bei über 10 % liegen wird, verglichen mit 1 – 2 Prozent in den 1960er Jahren.

1 Für die entsprechenden statistischen Daten siehe den Abschnitt „Statistiken und Projektionen in den EU-

Ländern: Tabellen“.

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4. Der Altenquotient (OADR): Tabelle 7 ist zu entnehmen, dass der Altenquotient das Niveau von einem älteren Menschen pro zwei Personen im erwerbsfähigen Alter oder sogar zwei pro drei Personen erreichen wird.

Unabhängig davon, welcher Indikator für die Alterung verwendet wird, wird für kein Land für 2060 ein niedrigerer Wert als für 2010 prognostiziert. Vielmehr können auf der Grundlage dieser Indikatoren interessante dynamische Entwicklungen beobachtet werden, die uns eine Vorstellung von den bevorstehenden Entwicklungen vermitteln.

Die graue Welle schwappt in Richtung Südosten

1960 lag das mittlere Alter in der EU bei 31,5 Jahren, und Schweden war mit einem mittleren Durchschnitt von 36 Jahren das „älteste“ Land. Italien wurde 1995 das älteste Land (mit einem mittleren Alter von 40 Jahren), gefolgt von Deutschland im Jahr 2001 mit 44 Jahren. Nach 2040 wird für Lettland und dann für Rumänien das höchste mittlere Alter vorhergesagt, was die Verlagerung des Alterungsprozesses nach Osten belegt.

Abbildung 4: Länder mit einem mittleren Alter über oder unter dem Durchschnitt in den Jahren 1960 und 2060

Quelle: Eurostat

Beschleunigung der Alterung

In dem betreffenden Zeitraum (1960 – 2060) ist für die relativen Veränderungen beim mittleren Alter in allen Ländern ein gemeinsames Schema zu erkennen: Während die Werte in den ersten Jahrzehnten gleichmäßig anstiegen, beschleunigt sich der Anstieg seit Beginn des neuen Jahrhunderts, bis sie sich nach 2030 auf einem höheren Niveau einpendeln. So betrug der relative Anstieg 0,26 im Jahr 2010, das heißt, seit 1960 ist das mittlere Alter um 26 % von 31,5 auf 39,8 Jahre angestiegen. Zum Ende des Zeitraums ist das mittlere Alter mit höheren Werten nahezu stabil, was eine Steigerung um circa 50 % gegenüber dem Ausgangswert im Jahr 1960 bedeutet. Von den vier Alterungsindikatoren verlangsamt sich zuerst der Anstieg des mittleren Alters. Dieser Prozess der Verlangsamung (durchschnittlich) scheint bereits begonnen zu haben. Der Anteil der Bevölkerung im Alter von 65 Jahren und älter kann stattdessen durchschnittlich mit zunehmender Geschwindigkeit bis zum Ende des kommenden Jahrzehnts steigen, bevor sich der Anstieg dann verlangsamt. Der Altenquotient könnte sich mit einer Verzögerung von einigen Jahren anschließen, und der Anteil der ältesten

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Mitglieder der Bevölkerung (80 Jahre und älter) steigt von heute aus gesehen erst nach einigen Jahrzehnten langsamer. In der gesamten EU wird der höchste Anstieg des Anteils der Personen im Alter von 65 Jahren und älter für die 2020er Jahre erwartet, und für den Altenquotienten im darauf folgenden Jahrzehnt für die Personen im Alter von 80 Jahren und älter. Tatsächlich wird diese Gruppe bereits ab 2020 größer sein als die Gruppe der Kinder bis zum Alter von fünf Jahren. Obwohl davon ausgegangen werden kann, dass der Gesundheitszustand der älteren Menschen immer besser wird, birgt das schnelle Wachsen der Gruppe der Personen im Alter von 80 Jahren oder älter sehr wahrscheinlich eine Herausforderung für die Sozialversicherungssysteme. Insbesondere die Unterstützung der älteren Menschen, die bisher überwiegend von Familienangehörigen geleistet wurde, kann in den kommenden Jahrzehnten durchaus ihre Grenzen erreichen, da Familienstrukturen in Zukunft stärker vertikal ausgerichtet sein werden – mit mehr Großeltern und Urgroßeltern pro (Ur-) Enkelkind.

Unterschiedliche Vorreiterländer im Laufe der Zeit

Aufgrund der sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen des Alterungsphänomens ist es interessant, den zeitlichen Verlauf der wichtigsten Veränderungen zu beobachten. In einigen Ländern sind bereits einige Veränderungen aufgetreten: Dazu gehören neben anderen Ländern Schweden, das erste Land mit einem mittleren Alter von 38 Jahren im Jahr 1986, und Deutschland, das möglicherweise den Prozess weiter anführt, da dieses Land das erste Land ist, für das ein mittleres Alter von 46 Jahren (2014) und 50 Jahren (2037) prognostiziert wird. Da der Altenquotient (OADR) häufig als ungefährer Indikator für die Auswirkungen des Alterungsprozesses auf die öffentlichen Rentensysteme herangezogen wird, ist es interessant festzustellen, dass bis heute nur sehr wenige Länder den OADR-Wert von 0,2 noch nicht erreicht haben, der bedeutet, dass 20 ältere Menschen auf 100 Menschen im erwerbsfähigen Alter kommen (einer von fünf). Das erste Land war Österreich 1963. Es kann jedoch über ein halbes Jahrhundert dauern, bis alle EU-Länder diesen Wert erreicht haben. Das letzte Land ist wahrscheinlich die Slowakei im Jahr 2016. Bezüglich des Altenquotienten kann sich die Situation danach schneller verändern: Nur Italien im Jahr 2006 und Deutschland im darauffolgenden Jahr haben den OADR-Wert von 0,3 überschritten, für die übrigen Länder wird dies innerhalb der nächsten drei Jahrzehnte prognostiziert. In einigen Ländern kann dieser Wert in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts sogar bis auf 0,5 steigen. Dies könnte zuerst in Deutschland im Jahr 2031 der Fall sein. Griechenland, Spanien, Italien und Portugal könnten in einem Zeitraum von ungefähr zehn Jahren folgen. Ein Altenquotient von 0,5 bedeutet, dass zwei Menschen im erwerbsfähigen Alter auf einen älteren Menschen kommen; dieses Verhältnis wurde noch niemals zuvor erreicht.

Geschlossene europäische Bevölkerungen würden (wesentlich) stärker altern

Würden ab 2010 Migrationsströme plötzlich unterbunden, hätte dies insgesamt ältere europäische Bevölkerungen zur Folge; 2060 wäre das mittlere Alter durchschnittlich ungefähr drei Jahre höher. Der Prozentsatz der Personen im Alter von 65 Jahren und älter läge 3,4 Prozentpunkte höher, und der Prozentsatz der ältesten Mitglieder der Bevölkerung um 2 Prozentpunkte. Der Altenquotient würde außerdem um mehr als 8 Punkte von 52,4 auf 61,0 ansteigen. Die Auswirkungen auf nationaler Ebene sind von dem Maß und der Richtung der bei der Prognoseerstellung angenommenen Migrationsströme abhängig. So würde in Spanien beispielsweise ohne Migrationsströme bis 2060 ein mittleres Alter von 54,4 Jahren anstatt von 49,7 Jahren erreicht. In Rumänien dagegen würde das mittlere Alter nur um 0,6 Jahre ansteigen.

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Immigration kann daher als eine Option zur Abschwächung des Alterungsprozesses betrachtet werden. Da Immigranten jedoch immer älter als Neugeborene sind, würde mit Immigration anstatt der Geburtenrate als Faktor für das Bevölkerungswachstum der Alterungsprozess weniger stark abgeschwächt als mit einem Anstieg der Geburtenrate. Diese Auswirkung verringert sich, wenn die Geburtenrate bei Immigranten höher ist als bei der einheimischen Bevölkerung. Bei Immigranten besteht jedoch die Tendenz, dass sich ihre Geburtenrate innerhalb von 1 oder 2 Generationen an die der einheimischen Bevölkerung angleicht.

Alterung der Bevölkerung im globalen Kontext Betrachtet man die demografischen Entwicklungen aus globaler Perspektive unter Einbeziehung der UN-Statistiken und Prognosen, hat sich der Anteil der Bevölkerung in der heutigen EU von 14,7% an der Weltgesamtbevölkerung im Jahr 1950 auf 7,2% im Jahr 2010 verringert, und es wird ein Rückgang auf einen Wert um 5,4% prognostiziert – trotz der erwarteten Netto-Migrationsströme.

Der Anteil der Bevölkerungen Japans, Chinas und der USA ist in den letzten fünfzig Jahren ebenfalls zurückgegangen. Diese abnehmenden Trends für den Zeitraum 1950 bis 2010 stehen im Gegensatz zu den umgekehrten Trends in Afrika, Asien oder Lateinamerika. Dort wächst der Anteil an der Weltbevölkerung. Für den Zeitraum 2010 bis 2050 wird für den Anteil der Bevölkerung in Afrika ein schneller Anstieg bis zu einem Anteil von mehr als 20 % an der Weltbevölkerung prognostiziert. Für Asien insgesamt ergeben die Prognosen einen geringfügigen Rückgang, auch wenn dies bis 2050 nach wie vor einen Anteil von nahezu 60 % an der Weltbevölkerung bedeuten würde. Der Rückgang ist besonders für China deutlich, wo zwischen 2010 und 2050 für den Bevölkerungsanteil an der Weltbevölkerung ein Sinken von 19,6% auf 15,5% erwartet wird. Die Bevölkerung des europäischen Kontinents wird bis 2050 wahrscheinlich anteilmäßig kleiner, mit einem Rückgang um 3 Prozentpunkte. Für Nordamerika, einschließlich der USA (mit Anteilen von 5,1% und 4,6%), wird nur ein leichter Rückgang erwartet. In den anderen Regionen der Welt bliebe der Anteil an der rapide wachsenden Weltbevölkerung ungefähr gleich (die 7 Milliarden Einwohner im Oktober 2011 würden sich zu 9,6 Milliarden im Jahr 2060 entwickeln, das wäre ein Anstieg um 39 % in vierzig Jahren).

Tabelle 2 Geografische Verteilung der Weltbevölkerung basierend auf der UN-Revision von 2008

1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 2020 2030 2040 2050 Veränderung 1950-00

Veränderung 2000-50

Afrika 8.8 9.3 9.8 10.8 12.0 13.4 15.0 16.6 18.3 20.1 21.8 4.6 8.4 Asien 55.6 56.2 57.8 59.2 60.1 60.5 60.3 59.9 59.2 58.2 57.2 4.9 -3.3 - China 21.9 21.7 22.5 22.4 21.7 20.7 19.6 18.6 17.6 16.5 15.5 -1.1 -5.3 - Indien 14.7 14.7 14.9 15.5 16.2 17.1 17.6 17.8 17.9 17.8 17.6 2.4 0.6 - Japan 3.3 3.1 2.8 2.6 2.3 2.1 1.8 1.6 1.4 1.2 1.1 -1.2 -1.0 Russ. Föderation 4.1 4.0 3.5 3.1 2.8 2.4 2.0 1.8 1.6 1.4 1.3 -1.6 -1.1 Europa 21.6 20.0 17.8 15.6 13.6 11.9 10.6 9.6 8.7 8.0 7.6 -9.7 -4.3 - EU

gesamt 14.7 13.3 11.8 10.3 8.9 7.9 7.2 6.6 6.1 5.7 5.4 -6.9 -2.5

- Euro-Zone

9.5 8.5 7.6 6.6 5.7 5.1 4.7 4.3 4.0 3.8 3.6 -4.4 -1.6

Lateinamerika 6.6 7.3 7.8 8.2 8.4 8.5 8.6 8.6 8.6 8.5 8.4 1.9 -0.1 Nordamerika 6.8 6.7 6.3 5.7 5.4 5.2 5.1 5.0 4.9 4.9 4.9 -1.6 -0.3 - Vereinig

te Staaten

6.2 6.1 5.7 5.2 4.8 4.7 4.6 4.5 4.4 4.4 4.4 -1.5 -0.3

Ozeanien 0.5 0.5 0.5 0.5 0.5 0.5 0.5 0.5 0.5 0.5 0.6 0.0 0.1

Quelle: UN-Prognose für die Weltbevölkerung: Die Revision von 2008

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Tabelle 3 enthält den weltweiten Altenquotienten (Anzahl der Menschen im Alter von 65 Jahren und älter geteilt durch die Anzahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter). Die UNO prognostiziert für das Jahr 2050 einen Altenquotienten von 50,3 für die EU (verglichen mit 50,3 laut EUROPOP2010), der erheblich höher ist als jener für den Rest der Welt, mit Ausnahme von Japan, wo ein Wert von 74,3 erwartet wird. In der heutigen EU war der Altenquotient bereits 1959 am höchsten (in der Euro-Zone sogar noch höher), geringfügig höher als in den USA, doch der Anstieg verlief im Zeitraum 1950 bis 2010 schneller (plus 13 Prozentpunkte in der EU verglichen mit plus 6 Prozentpunkten in den Vereinigten Staaten). Für den Zeitraum 2010 bis 2050 wird überall ein stärkerer Anstieg des Altenquotienten als im Zeitraum 1960 bis 2000 erwartet. Die stärksten Anstiege werden für Japan (nahezu 50 %), China, die EU und den Euroraum prognostiziert (nahezu 30 %).

Tabelle 3 Altenquotient basierend auf der UN-Revision von 2008 (65 Jahre und älter/15 – 64)

1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 2020 2030 2040 2050 Veränderung 1950-00

Veränderung 2000-50

Welt 8.5 9.1 9.5 9.9 9.9 10.9 11.6 14.2 17.8 21.9 25.3 2.4 14.4 Afrika 5.9 5.9 6.2 6.1 6.0 6.1 6.1 6.6 7.4 8.5 10.8 0.1 4.7 Asien 6.8 7.2 7.1 7.4 7.7 9.1 9.9 12.8 17.0 22.4 26.7 2.3 17.6 China 7.2 8.6 7.7 7.9 8.1 10.0 11.4 16.8 23.7 34.6 38.0 2.8 28.0 Indien 5.3 5.3 5.8 6.3 6.8 7.6 7.7 9.4 12.2 15.4 20.2 2.3 12.6 Japan 8.3 9.0 10.3 13.4 17.2 25.3 35.1 47.7 52.8 65.2 74.3 17.0 49.0 Russisch. Födera ion t

9.5 9.9 11.7 15.0 14.8 17.7 17.9 22.8 29.7 31.6 38.8 8.1 21.1

Europa 12.5 13.7 16.3 18.9 19.0 21.8 23.8 29.0 36.1 42.0 47.5 9.2 25.7 EU gesamt 13.4 15.2 18.2 20.6 20.8 23.4 26.1 31.5 38.7 46.1 50.7 10.0 27.2 Euro-Zone 14.2 16.1 19.4 21.4 21.6 24.9 28.4 33.8 42.4 51.6 55.8 10.8 30.9 Latein-amerika

6.2 6.8 7.6 7.9 8.2 9.2 10.6 13.4 18.0 23.3 29.2 3.0 20.0

Nord-amerika

12.7 15.1 15.6 16.6 18.3 18.6 19.5 25.2 32.2 34.6 35.9 5.9 17.3

Vereinigte Staaten

12.8 15.3 15.9 16.9 18.5 18.6 19.0 24.5 31.1 33.0 34.1 5.9 15.5

Ozeanien 11.7 12.2 11.8 12.8 14.1 15.3 16.6 20.8 25.5 28.6 30.0 3.6 14.7

Quelle: UN-Prognose für die Weltbevölkerung: Die Revision von 2008

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12 PE464.464

Statistiken und Projektionen in den EU-Ländern: Tabellen

Tabelle 4 Mittleres Alter

1960 1970 1980 1990 2000 2010 2020 2030 2040 2050 2060 BE 35.2 34.5 33.9 36.2 38.7 40.9 41.7 42.6 43.5 43.4 43.7 BG 30.3 33.2 34.1 36.5 39.1 41.4 44.1 47.6 50.0 49.3 49.6 CZ 33.2 33.5 32.8 35.1 37.3 39.4 42.7 45.8 47.8 47.2 48.1 DK 33.0 32.5 34.1 37.0 38.2 40.5 42.3 42.4 43.2 43.9 44.2 DE 34.8 34.0 36.6 37.6 39.8 44.2 47.8 48.8 50.4 51.2 50.8 EE k. A. 33.6 33.9 34.2 37.8 39.5 41.3 44.4 47.5 46.1 47.3 IE 29.8 27.4 26.5 29.1 32.4 34.3 37.8 38.8 38.5 39.8 41.4 EL k. A. k. A. 34.0 36.0 38.1 41.7 44.8 48.0 49.4 49.1 49.2 ES 29.6 30.2 30.5 33.4 37.4 39.9 43.8 47.4 48.7 48.9 49.7 FR 33.0 32.5 32.2 34.7 37.3 39.8 41.4 42.7 43.6 43.9 44.5 IT 31.2 32.7 34.0 36.9 40.1 43.1 46.2 48.4 49.3 49.8 50.2 CY k. A. k. A. k. A. 30.5 33.3 36.2 38.6 41.5 44.1 44.8 45.6 LV k. A. 34.0 35.0 34.6 37.9 40.0 42.6 45.9 50.2 51.7 51.9 LT k. A. 30.7 31.7 32.4 35.8 39.2 41.3 44.1 47.6 48.2 48.1 LU 35.2 35.3 35.0 36.3 37.3 38.9 40.4 42.3 43.9 44.8 45.2 HU 32.0 34.1 34.3 36.1 38.5 39.8 42.7 45.7 48.2 49.5 50.5 MT k. A. k. A. 28.8 32.8 36.3 39.2 41.6 44.4 47.2 48.5 48.8 NL 28.7 28.5 31.2 34.4 37.3 40.6 42.9 43.8 44.8 45.5 45.3 AT 35.5 33.9 34.7 35.6 37.9 41.7 44.4 45.5 46.9 47.8 47.7 PL 26.4 28.3 29.4 32.2 35.1 37.7 40.9 45.3 49.3 50.8 51.2 PT 27.8 29.4 30.4 33.9 37.6 40.7 44.2 47.4 49.0 49.9 51.0 RO k. A. 30.9 30.5 32.6 34.4 38.3 41.8 45.7 49.8 51.4 52.4 SI k. A. k. A. k. A. 34.0 37.8 41.4 43.7 47.0 49.4 48.9 48.7 SK 27.5 28.3 28.7 31.2 33.9 36.9 40.8 45.1 48.8 50.3 50.7 FI 28.4 29.4 32.6 36.3 39.2 42.0 42.7 43.9 44.8 44.4 44.8 SE 36.0 35.5 36.0 38.4 39.3 40.7 41.2 42.0 43.5 43.0 43.5 UK 35.6 34.3 34.2 35.8 37.5 39.5 39.9 40.9 41.8 41.7 42.3 EU-Durch-schnitt

31.5 31.6 32.4 34.5 37.1 39.8 42.2 44.4 46.3 46.8 47.2

Quelle: Eurostat

Anmerkung: 1960-2010: Schätzwerte 2020-2060: Prognostizierte Werte Höchstwert der einzelnen Jahre in Fettdruck k. A.: Keine Angaben verfügbar.

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PE464.464 13

Tabelle 5 Prozentsatz der Bevölkerung im Alter von 65 Jahren und älter

1960 1970 1980 1990 2000 2010 2020 2030 2040 2050 2060 BE 12.0 13.3 14.3 14.8 16.8 17.2 19.2 22.3 24.3 24.9 25.5 BG 7.4 9.4 11.8 13.0 16.2 17.5 20.9 24.2 27.4 31.1 32.7 CZ 9.5 11.9 13.6 12.5 13.8 15.2 19.6 22.0 24.8 28.7 30.7 DK 10.5 12.2 14.3 15.6 14.8 16.3 19.9 22.5 24.6 24.7 25.5 DE 11.5 13.5 15.7 14.9 16.2 20.7 23.0 28.1 31.7 32.3 32.8 EE k. A. 11.7 12.5 11.6 15.0 17.1 19.1 22.3 24.8 27.7 30.5 IE 11.1 11.1 10.7 11.4 11.2 11.3 14.4 17.6 20.2 22.9 22.0 EL k. A. k. A. 13.1 13.7 16.5 18.9 20.9 23.7 28.1 31.5 31.3 ES 8.2 9.5 10.8 13.4 16.7 16.8 19.1 22.8 27.8 31.5 31.5 FR 11.6 12.8 14.0 13.9 15.8 16.6 20.2 23.2 25.6 26.0 26.6 IT 9.3 10.8 13.1 14.7 18.1 20.2 22.3 25.5 29.8 31.5 31.7 CY k. A. k. A. k. A. 10.8 11.2 13.1 16.5 19.6 21.3 24.3 27.4 LV k. A. 11.9 13.0 11.8 14.8 17.4 19.0 23.1 26.6 30.8 35.7 LT k. A. 10.0 11.3 10.8 13.7 16.1 17.6 22.1 25.6 27.6 31.2 LU 10.8 12.5 13.7 13.4 14.3 14.0 15.7 19.3 22.9 25.1 26.4 HU 8.9 11.5 13.5 13.2 15.0 16.6 19.7 21.8 24.8 29.2 32.1 MT k. A. k. A. 8.4 10.4 12.1 14.8 20.5 24.2 25.0 27.6 31.0 NL 8.9 10.1 11.5 12.8 13.6 15.3 19.7 24.1 27.0 26.9 27.2 AT 12.1 14.0 15.5 14.9 15.4 17.6 19.8 24.1 27.6 28.4 29.1 PL 5.8 8.2 10.2 10.0 12.1 13.5 17.9 22.5 25.1 30.3 34.5 PT 7.8 9.2 11.2 13.2 16.0 17.9 20.6 24.0 27.9 31.4 32.0 RO k. A. 8.5 10.3 10.3 13.2 14.9 17.4 20.2 25.4 30.8 34.8 SI k. A. k. A. k. A. 10.6 13.9 16.5 19.8 24.2 27.5 30.6 31.6 SK 6.8 9.1 10.6 10.3 11.4 12.3 16.1 20.5 24.1 29.6 33.5 FI 7.2 9.0 11.9 13.3 14.8 17.0 22.1 25.0 25.5 26.0 27.0 SE 11.7 13.6 16.2 17.8 17.3 18.1 20.6 22.3 24.0 24.5 26.3 UK 11.7 12.9 14.9 15.7 15.8 16.4 18.7 21.2 23.2 23.4 24.5

EU-Durch-schnitt

9.6 11.0 12.5 12.9 14.5 16.0 19.1 22.6 25.6 27.8 29.3

Quelle: Eurostat

Anmerkung: 1960-2010: Schätzwerte 2020-2060: Prognostizierte Werte Höchstwert der einzelnen Jahre in Fettdruck k. A.: Keine Angaben verfügbar.

.

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Themenpapier: Gemeinsames Parlamentarisches Treffen, 5. - 6. Dezember 2011 Sozialer Zusammenhalt und demografische Entwicklung in einem nachhaltigen Europa __________________________________________________________________________________________

14 PE464.464

Tabelle 6 Prozentsatz der Bevölkerung im Alter von 80 Jahren und älter

1960 1970 1980 1990 2000 2010 2020 2030 2040 2050 2060 BE 1.8 2.1 2.6 3.5 3.5 4.9 5.6 6.4 8.1 9.6 9.9 BG 1.0 1.4 1.5 2.1 2.1 3.8 4.8 6.5 8.4 9.9 12.8 CZ 1.3 1.5 1.9 2.4 2.3 3.6 4.0 6.4 7.9 8.6 12.2 DK 1.6 2.0 2.8 3.7 3.9 4.1 4.6 6.9 8.0 9.6 10.1 DE 1.6 1.9 2.6 3.7 3.6 5.1 7.2 8.1 10.5 14.4 13.5 EE k. A. 1.9 2.1 2.5 2.6 4.1 5.5 6.3 8.3 9.5 11.1 IE 1.9 1.9 1.8 2.1 2.5 2.8 3.3 4.6 6.0 7.4 9.0 EL k. A. k. A. 2.3 3.0 3.1 4.6 6.5 6.9 8.6 10.9 13.3 ES 1.2 1.5 1.7 2.8 3.8 4.9 5.9 6.8 8.6 11.3 14.2 FR 2.0 2.3 2.8 3.7 3.6 5.2 6.0 7.3 9.4 10.6 11.0 IT 1.3 1.8 2.1 3.1 3.9 5.8 7.1 8.2 9.6 12.5 14.1 CY k. A. k. A. k. A. 2.3 2.6 2.9 3.7 5.3 7.0 8.0 9.2 LV k. A. 2.1 2.3 2.8 2.5 3.9 5.4 6.2 8.4 10.6 12.6 LT k. A. 1.6 2.0 2.7 2.3 3.6 4.9 5.5 7.7 10.1 10.8 LU 1.5 1.7 2.2 3.1 3.1 3.6 4.3 5.0 6.8 9.1 10.2 HU 1.1 1.5 2.0 2.5 2.5 3.9 4.7 6.2 8.3 9.0 12.5 MT k. A. k. A. 0.9 1.9 2.3 3.3 4.7 7.3 9.5 9.7 11.2 NL 1.4 1.7 2.2 2.9 3.2 3.9 4.8 7.0 9.1 11.2 11.1 AT 1.7 2.1 2.6 3.5 3.4 4.8 5.4 7.0 8.7 11.7 11.6 PL 0.7 1.1 1.4 2.0 1.9 3.3 4.3 5.5 9.1 9.6 12.3 PT 1.1 1.3 1.6 2.5 3.2 4.5 5.9 7.0 8.8 11.0 13.5 RO k. A. 1.1 1.2 1.7 1.7 3.1 4.3 5.0 7.5 9.4 13.1 SI k. A. k. A. k. A. 2.2 2.3 3.9 5.2 6.3 9.2 10.9 12.7 SK 1.0 1.2 1.5 2.0 1.8 2.7 3.2 4.6 7.4 8.7 12.1 FI 0.9 1.1 1.7 2.8 3.3 4.6 5.6 8.0 9.8 10.3 10.3 SE 1.8 2.3 3.1 4.2 4.9 5.3 5.3 7.5 8.3 9.4 9.9 UK 1.9 2.2 2.7 3.6 3.9 4.6 5.2 6.6 7.7 9.3 9.3 EU-Durch-schnitt

1.4 1.7 2.1 2.8 3.0 4.1 5.0 6.5 8.4 10.1 11.5

Quelle: Eurostat

Anmerkung: 1960-2010: Schätzwerte 2020-2060: Prognostizierte Werte Höchstwert der einzelnen Jahre in Fettdruck k. A.: Keine Angaben verfügbar.

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Tabelle 7 Altenquotient: Anzahl der Personen im Alter von 65 Jahren und älter geteilt durch die Anzahl der Personen im Alter zwischen 15 und 64 Jahren.

Z. B.: Ein Altenquotient von 18,5 (für Belgien im Jahr 1960) bedeutet, dass auf 1.000 Personen im erwerbsfähigen Alter 185 Personen im Alter von 65 Jahren oder älter kommen. Für die EU werden im Jahr 2060 524 ältere Personen pro 1.000 Personen im erwerbsfähigen Alter erwartet.

1960 1970 1980 1990 2000 2010 2020 2030 2040 2050 2060 BE 18.5 21.2 21.9 22.1 25.5 26.0 30.3 36.7 40.9 42.5 43.8 BG 11.2 14.0 17.8 19.5 23.8 25.4 32.5 38.7 46.0 56.1 60.3 CZ 14.6 17.9 21.6 19.0 19.8 21.6 30.4 34.3 40.1 50.1 55.0 DK 16.4 18.9 22.2 23.2 22.2 24.9 31.4 37.0 41.9 41.8 43.5 DE 17.0 21.4 23.9 21.6 23.9 31.4 35.8 47.2 56.4 58.1 59.9 EE k. A.: 17.7 19.0 17.5 22.4 25.2 30.1 35.8 40.5 48.3 55.5 IE 19.2 19.3 18.2 18.6 16.8 16.8 22.8 27.6 33.1 39.7 36.6 EL k. A. k. A. 20.6 20.4 24.2 28.4 32.6 37.7 47.8 57.4 56.7 ES 12.7 15.2 17.1 20.2 24.5 24.7 28.9 35.5 46.7 56.9 56.4 FR 18.7 20.6 22.1 21.1 24.3 25.6 32.7 39.1 44.4 45.5 46.6 IT 14.0 16.7 20.3 21.5 26.8 30.8 34.8 41.1 51.7 56.3 56.7 CY k. A. k. A. k. A. 17.2 17.0 18.6 24.9 30.8 33.3 39.8 47.6 LV k. A. 18.0 19.6 17.7 22.1 25.2 28.8 36.2 43.3 54.2 68.0 LT k. A. 15.9 17.4 16.2 20.8 23.3 26.6 35.2 41.8 47.3 56.6 LU 15.9 19.1 20.3 19.3 21.4 20.4 23.1 30.0 37.1 41.9 45.0 HU 13.6 17.0 20.9 20.0 22.0 24.2 30.0 33.6 39.5 50.2 57.8 MT k. A. k. A. 12.5 15.7 17.9 21.3 31.7 39.2 40.2 46.5 55.6 NL 14.6 16.2 17.4 18.6 20.0 22.8 30.8 40.2 47.3 46.5 47.5 AT 18.4 22.7 24.3 22.1 22.9 26.1 29.8 38.8 46.8 48.6 50.7 PL 9.5 12.6 15.5 15.4 17.6 19.0 26.9 35.2 39.9 53.0 64.6 PT 12.4 14.9 17.8 20.0 23.7 26.7 31.3 37.9 46.7 55.6 57.2 RO k. A. 13.0 16.3 15.6 19.3 21.4 25.7 30.2 40.7 53.8 64.8 SI k. A. k. A. k. A. 15.5 19.8 23.8 30.4 38.8 46.1 55.0 57.6 SK 11.1 14.4 16.7 16.0 16.6 16.9 23.6 31.4 38.0 51.4 61.8 FI 11.6 13.6 17.6 19.8 22.2 25.6 36.2 42.7 43.5 44.9 47.4 SE 17.8 20.7 25.3 27.7 26.9 27.7 33.5 37.2 40.4 41.7 46.2 UK 18.0 20.5 23.3 24.1 24.3 24.9 29.6 34.8 38.9 39.4 42.1 EU-Durch-schnitt

15.0 17.3 19.4 19.4 21.5 23.6 29.6 36.4 42.8 48.4 52.4

Quelle: Eurostat

Anmerkung: 1960-2010: Schätzwerte 2020-2060: Prognostizierte Werte Höchstwert der einzelnen Jahre in Fettdruck k. A.: Keine Angaben verfügbar.

Alice Zoppè (Fachabteilung A)

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PANEL 1. AUSWIRKUNGEN DES DEMOGRAFISCHEN WANDELS AUF WIRTSCHAFT UND HAUSHALT

1.1. Auswirkungen auf die Wirtschaft Die fortbestehende Wirtschafts- und Haushaltsschuldenkrise stellt derzeit die größte Herausforderung für die politische Agenda in Europa dar. So entfällt der größte Anteil der öffentlichen Aufmerksamkeit und der Anstrengungen der politischen Entscheidungsträger auf das Krisenmanagement und die Krisenbewältigung. Das wichtige Problem des demografischen Wandels wird vorwiegend in Verbindung mit der Nachhaltigkeit der öffentlichen Finanzen diskutiert 2 , doch dies ist nur ein Aspekt der bevorstehenden Herausforderung. Der demografische Wandel hat außerdem einen wichtigen Einfluss auf die Entwicklung einer nachhaltigen Wirtschaft in der Union und erhebliche Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum.

1.1.1. Der demografische Wandel beeinflusst die wichtigsten gesamtwirtschaftlichen Variablen

Der demografische Wandel schlägt sich, zumindest in Europa, vor allem in der Änderung der Altersstruktur der (alternden) Bevölkerung nieder, weil die Bevölkerungsgröße in der EU in den nächsten 50 Jahren weitgehend unverändert bleiben wird.3 Eine sich ändernde Altersstruktur der Bevölkerung hat erhebliche Auswirkungen auf die Makroökonomie und auf Wachstumsperspektiven. In der Wirtschaftsliteratur werden verschiedene Mechanismen diskutiert, die darlegen, wie sich eine alternde Bevölkerung auf das Wirtschaftswachstum auswirken könnte.4 Haupteinflussfaktoren sind neben anderen eine sich ändernde Zusammensetzung der (weniger werdenden und alternden) Arbeitskräfte und ein steigender Altenquotient. Der demografische Wandel wirkt sich zusätzlich auf die wichtigen gesamtwirtschaftlichen Variablen wie Investitions- und Sparverhalten, Konsumgewohnheiten und Produktivität aus. In der EU lösen die weniger werdenden Arbeitskräfte eine größere Veränderung bei den Quellen für potenzielles Wachstum aus, wodurch die Steigerung der Arbeitsproduktivität die Hauptquelle für zukünftige Wachstumsperspektiven wird.5

1.1.2. Strategie „Europa 2020“ und Jahreswachstumsbericht 2012 In der Strategie „Europa 2020“ 6 wird der demografische Wandel als die größte Herausforderung in der Europäischen Union bezeichnet. Dies spiegelt sich auch in ihren Prioritäten für ein intelligentes, nachhaltiges und umfassendes Wachstum und den fünf Kernzielen wider:7

i) Steigerung der Beschäftigungsquote bei Personen im erwerbsfähigen Alter (20 bis 64 Jahre) auf 75 %;

ii) Festlegung von 3 % des BIP als Zielgröße für Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie in Innovation;

iii) Konzentration auf den Aufbau des Humankapitals durch Formulierung von Bildungszielen;

und Festlegung von Zielen für:

2 Siehe das nachfolgende Kapitel zu „Auswirkungen auf die Haushalte“, das sich mit diesem Punkt befasst. 3 Siehe hierzu auch das erste Kapitel „Allgemeine Angaben“, in dem deutlich wird, dass sich die Größe der

Bevölkerung in den einzelnen Mitgliedstaaten unterschiedlich entwickeln kann. 4 Einen Überblick in der Literatur finden Sie bei Prskawetz et al. (2007), The Relationship Between

Demographic Change and Economic Growth in the EU, Forschungsbericht Nr. 32, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, http://www.oeaw.ac.at/vid/download/FB32.pdf.

5 Siehe Europäische Kommission (2011), Ageing Report 2012: Underlying Assumptions and Projections Methodologies: http://ec.europa.eu/economy_finance/publications/european_economy/2011/pdf/ee-2011-4_en.pdf.

6 Siehe auch Abschnitt 2,3 zur Zukunft der Kohäsionspolitik. 7 Siehe http://ec.europa.eu/europe2020/index_en.htm.

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iv) eine Senkung der Treibhausgasemissionen, eine Steigerung der Energieeffizienz sowie

v) die Bekämpfung der Armut und die soziale Eingliederung.

Am 23. November 2011 veröffentlichte die Europäische Kommission den Jahreswachstumsbericht 2012. Im Anhang mit dem „Gesamtwirtschaftlichen Bericht“ 8 dieses Dokuments werden einige der voranstehend genannten wirtschaftlichen Aspekte des demografischen Wandels behandelt:

i) der Einfluss auf die Haushalte, ii) die Notwendigkeit von Reformen in der Beschäftigung und iii) der Einfluss der demografischen Entwicklung auf die Produktivität.

Im Zusammenhang mit der durch den demografischen Wandel verursachten zusätzlichen Belastung der Staatshaushalte werden in dem Bericht Rentenzahlungen, das Gesundheitswesen und Kosten für Langzeitpflege als Hauptfaktoren genannt. Gleichzeitig werden die unterschiedlichen Situationen in den Mitgliedstaaten bezüglich i) demografischer Perspektiven, ii) Wachstumspotenzial, iii) Ausgestaltung des Renten- 9 und Sozialsystems, iv) Steuersituation und v) externer Wettbewerbsfähigkeit hervorgehoben. Die Arbeitsmarktreform spielt eine entscheidende Rolle bei der Unterstützung der Anpassung an die sich verändernde Altersstruktur der Bevölkerung, da so die negativen Auswirkungen einer zurückgehenden Anzahl von Arbeitskräften teilweise aufgefangen werden können. Im Jahreswachstumsbericht wird die Notwendigkeit struktureller Reformen betont, „die einen nachhaltigen Anstieg der Beschäftigungsquote fördern“. Mit dem Ziel von „Europa 2020“, die Beschäftigungsquote auf 75 % (von derzeit 69 %) zu steigern, soll genau dies erreicht werden.

Die Produktivitätssteigerung (siehe Abbildung 5) bildet eine Hauptquelle für das Potenzial, ein zukünftiges Wirtschaftswachstum in der Union sicherzustellen. Mit dem Vergleich der Produktivitätsentwicklungen in den einzelnen Mitgliedstaaten belegt der Bericht, dass „in einer Reihe von Ländern erhebliches Potenzial zur Verbesserung besteht.“

Abbildung 5: Prognose für die Produktivitätssteigerung 2010 – 2020

(Legende: Diagramm 14, Prognose für die Produktivitätssteigerung 2010 – 2020, EU-Mitgliedstaaten, Jahresdurchschnitt, Quelle: Quelle: Kommissionsdienststellen, Ausschuss für Wirtschaftspolitik)

Quelle: Jahreswachstumsbericht 2012, Anhang – Gesamtwirtschaftlicher Bericht

8 http://ec.europa.eu/commission_2010-2014/president/news/documents/pdf/annex_2_en.pdf 9 Eine detaillierte Schilderung der Auswirkungen auf verschiedene Rentensysteme finden Sie bei Eichhorst et

al.. (2011).

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Innovation und technologische Verbesserungen werden als Hauptfaktoren für eine anhaltende Produktivitätssteigerung genannt. Mit der Formulierung des Ziels, 3 % des BIP in Forschung und Entwicklung sowie in Innovation zu investieren, wird dies in der Strategie „Europa 2020“ explizit aufgegriffen.

1.1.3. Von Herausforderungen zu Chancen Nach der Hervorhebung einiger der größten wirtschaftlichen Herausforderungen des demografischen Wandels und der Darlegung der Gegenmaßnahmen in der EU sollte nicht vergessen werden, dass die Alterung und das damit verbundene wirtschaftliche Phänomen auch eine große Bandbreite an Chancen bergen. In seiner letzten Entschließung vom 15 November 2011 zum „Demografischen Wandel und seinen Folgen für die künftige Kohäsionspolitik der EU“ 10 wies das Europäische Parlament darauf hin, dass die „steigende Lebenserwartung in Europa zu begrüßen ist“ und dass die Öffentlichkeit stärker auf die mit dem demografischen Wandel verbundenen Chancen und nicht nur auf die Gefahren aufmerksam gemacht werden sollte. In diesem Sinne wird die größte Herausforderung der kommenden Jahre darin bestehen, die „demografische Belastung“ in einen wichtigen Motor für nachhaltiges Wirtschaftswachstum in allen Mitgliedstaaten der Europäischen Union zu verwandeln.

Rudolf Maier (Fachabteilung A)

10 Europäisches Parlament, Entschließung vom 15. November 2011, „Demografischer Wandel und seine Folgen

für die künftige Kohäsionspolitik der EU“, Text übernommen: P7_TA(2011)0485.

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1.2. Auswirkungen auf den Haushalt In diesem Abschnitt werden die haushaltsbezogenen Prognosen beleuchtet, die für die EU von der Arbeitsgruppe Bevölkerungsalterung der Europäischen Kommission11 erarbeitet wurden: Sie stellen die neuesten Prognosen dar und decken den Zeitraum 2007 bis 2060 ab. Die Haushaltsprognosen deuten auf beträchtliche budget- bzw. fiskalpolitische Herausforderungen hin, die sich aufgrund des steigenden Anteils von älteren Menschen und eines sinkendes Anteils von Erwerbspersonen an der Gesamtbevölkerung ergeben.

Die gesamten alterungsbedingten Ausgaben, die aus Mitteln nationaler Haushalte beglichen werden, beziehen sich in erster Linie auf die folgenden Punkte:

1. Altersbezüge,

2. Gesundheitsversorgung,

3. Langzeitpflege,

4. Bildung,

5. Leistungen bei Arbeitslosigkeit.

Es ist jedoch darauf hinzuweisen, dass die Auswirkungen des demografischen Wandels auf die Staatshaushalte von vielen Faktoren beeinflusst werden, darunter:

demografische Faktoren, die nicht bei den demografischen Prognosen berücksichtigt wurden: beispielsweise ein immer höheres Gebäralter,

soziale Faktoren, wie beispielsweise eine längere Schulzeit,

institutionelle Faktoren, insbesondere Änderungen in Bezug auf Vorruhestandsregelungen oder Änderungen des gesetzlichen/geltenden Rentenalters,

wirtschaftliche Faktoren, wie beispielsweise Substitutions- und Einkommenseffekte der Besteuerung der Arbeit, Ausschöpfungsraten für Teilzeitbeschäftigung oder relative Preise für (soziale) Dienste in der Wirtschaft.

Bei den hier dargestellten Daten werden unter der Annahme, dass sich die gegenwärtigen Politiken und Entwicklungen nicht ändern, neben den demografischen Faktoren noch weitere Faktoren berücksichtigt.

Abbildung 6 zeigt die prognostizierte Entwicklung der alterungsbedingten Aufwendungen und ihrer fünf Komponenten bezogen auf die Jahre 2007, 2035 und 2060. Es ist offensichtlich, dass die haushalts- und fiskalpolitischen Auswirkungen der Bevölkerungsalterung in fast allen Mitgliedstaaten voraussichtlich beträchtlich sein werden. Ausgehend von der gegenwärtig verfolgten Politik ist anzunehmen, dass die alterungsbedingten Staatsausgaben auf EU-Ebene bis 2060 um durchschnittlich 4 ¾ % des BIP steigen werden.

Der Großteil des prognostizierten Anstiegs der Staatsausgaben bis 2060 entfällt auf Altersbezüge (+ 2,4 % vom BIP), Gesundheitsversorgung (+ 1,5 % vom BIP) und auf Langzeitpflege (+ 1,1 % vom BIP).

Die mögliche Verrechnung von Einsparungen bei Staatsausgaben für Bildung und bei Leistungen bei Arbeitslosigkeit wird wahrscheinlich sehr gering ausfallen (- 0,2 % vom BIP für beide Komponenten).

11 2009 Ageing Report: Economic and budgetary projections for the EU-27 Member States (2008-2060),

European Economy 2|2009, http://ec.europa.eu/economy_finance/publications/publication14992_en.pdf.

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20 PE464.464

Abbildung 6: Alterungsbedingte Staatsausgaben in der EU und ihre Komponenten für die Jahre 2007, 2035 und 2060, in Prozent des BIP

Age-related expenditure in EU

0

5

10

15

20

25

30

2007 2035 2060

Per

cen

tag

e o

f G

DP

Pensions Health care Long term care Education Unemployment ben

(Legende: Altersbezüge, Gesundheitsversorgung, Langzeitpflege, Bildung, Leistungen bei Arbeitslosigkeit)

Quelle: Europäische Kommission (GD ECFIN)

Im Hinblick auf die Lage in den verschiedenen Mitgliedstaaten ist die Abbildung 7 aussagekräftig. Anhand dieser Abbildung können die folgenden Punkte hervorgehoben werden:

Der alterungsbedingte Anstieg der Staatsausgaben wird in neun Mitgliedstaaten beträchtlich sein (Luxemburg, Griechenland, Slowenien, Zypern, Malta, Rumänien, die Niederlande, Spanien und Irland). Der Anstieg wird sich voraussichtlich auf mindestens 7 % des BIP belaufen, obwohl zu bedenken ist, dass er in einigen Ländern aufgrund des recht niedrigen Anfangsniveaus so hoch ausfällt.

Eine zweite Gruppe von Mitgliedstaaten – Belgien, Finnland, die Tschechische Republik, Litauen, Slowakei, das Vereinigte Königreich, Deutschland und Ungarn – wird einen geringeren alterungsbedingten Anstieg der Staatsausgaben verzeichnen, und zwar zwischen 4 und 7 % des BIP.

Schließlich beträgt der Anstieg in Bulgarien, Schweden, Portugal, Österreich, Frankreich, Dänemark, Italien, Lettland, Estland und Polen maximal moderate 4 % des BIP. In vielen dieser Länder wird der prognostizierte Anstieg der Ausgaben für die Gesundheitsversorgung und im Allgemeinen für Langzeitpflege höher als der Anstieg der Ausgaben für Altersbezüge ausfallen.

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Abbildung 7 Alterungsbedingte Staatsausgaben der einzelnen EU-Mitgliedstaaten für die Jahre 2007, 2035 und 2060, in Prozent des BIP

Age-related expenditure in EU

0

5

10

15

20

25

30

35

40

BE BG CZDK DE EE IE EL

ES FR IT CY LV LT LU HU MT NL AT PL PT

RO SISK FI

SE UKEU27

Per

cen

tag

e o

f G

DP

2007 2035 2060

Quelle: Europäische Kommission (GD ECFIN)

1.2.1. Altersbezüge

Es bestehen zwischen den Ländern der EU in vielerlei Hinsicht große Unterschiede, was die öffentlichen Altersversorgungssysteme betrifft: das gesetzliche Rentenalter, die Unterschiede beim gesetzlichen Rentenalter von Frauen und Männern, die Verknüpfung des gesetzlichen Rentenalters mit Änderungen der Lebenserwartung, Vorruhestandsbedingungen und mögliche Anreize, die Einfluss auf die Entscheidung nehmen, in Rente zu gehen.

Bei der Einschätzung des künftigen Betrags öffentlicher Ausgaben für Altersbezüge kommt ebenfalls dem Zinssatz eine wichtige Bedeutung zu: Bei den hier dargestellten Daten wurde ein Realzinssatz von 3 % angenommen.

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22 PE464.464

Tabelle 8 Prognose zu alterungsbedingten Staatsausgaben für die Altersbezüge in den EU-Ländern, in Prozent des BIP

2007 2035 2060 Verände-rung

2007-2035

Verände-rung

2007–2060 BE 10 14,4 14,8 4,4 4,8 BG 8,3 9 11,3 0,7 3 CZ 7,8 7,6 11,1 -0,2 3,3 DK 9,1 10,5 9,2 1,4 0,1 DE 10,4 11,8 12,7 1,4 2,3 EE 5,6 5,4 4,9 -0,2 -0,7 IE 5,2 8 11,3 2,8 6,1 EL 11,7 19,4 24,1 7,7 12,4 ES 8,4 11,8 15,1 3,4 6,7 FR 13 14,4 14 1,4 1 IT 14 15,2 13,6 1,2 -0,4 CY 6,3 11,7 17,7 5,4 11,4 LV 5,4 6,1 5 0,7 -0,4 LT 6,8 8,7 11,4 1,9 4,6 LU 8,7 16,7 23,9 8 15,2 HU 10,9 11,5 13,9 0,6 3 MT 7,2 9,7 13,4 2,5 6,2 NL 6,6 10 10,6 3,4 4 AT 12,8 14 13,7 1,2 0,9 PL 11,6 9,3 8,8 -2,3 -2,8 PT 11,4 12,3 13,5 0,9 2,1 RO 6,6 11,6 15,8 5 9,2 SI 9,9 14,8 18,7 4,9 8,8 SK 6,8 7,8 10,2 1 3,4 FI 10 13,9 13,3 3,9 3,3 SE 9,5 9,4 9,4 -0,1 -0,1 UK 6,6 7,9 9,3 1,3 2,7 EU 27 10,2 11,9 12,6 1,7 2,4

Quelle: Europäische Kommission, Ageing Report 2009

Den Prognosen zufolge beträgt der Anstieg der Staatsausgaben für Altersbezüge in der EU über den Zeitraum 2007 bis 2060 2,4 Prozent des BIP.

Der Tabelle 8 kann entnommen werden, dass die Unterschiede zwischen den einzelnen Mitgliedstaaten jedoch sehr groß sind. In drei Mitgliedstaaten (Griechenland, Zypern und Luxemburg) werden die Staatsausgaben für Altersbezüge (Rentenversicherung im Rahmen der Sozialversicherung) um mehr als 10 % des BIP steigen. In weiteren fünf Mitgliedstaaten (Irland, Malta, Spanien, Rumänien und Slowenien) werden die Aufwendungen Prognosen zufolge um zwischen 5 und 10 % des BIP ansteigen. In den meisten Mitgliedstaaten (Belgien, Bulgarien, die Tschechische Republik, Deutschland, Frankreich, Litauen, Ungarn, die Niederlande, Österreich, Portugal, die Slowakei, Finnland und das Vereinigte Königreich) beläuft sich die Änderung auf unter 5 %. Im Gegensatz dazu bleibt der Anteil der Ausgaben in Dänemark, Schweden, Lettland, Italien und Estland auf dem Niveau von 2007 oder sogar darunter. Einige Länder rechnen über den Prognosezeitraum hinweg mit einem Rückgang (Polen, Estland, Dänemark, Italien und Lettland), obwohl innerhalb des Prognosezeitraums zeitweilig ein Anstieg zu verzeichnen ist, wie es bei Italien der Fall ist.

Altersrenten und vorgezogene Altersrenten machen den Löwenanteil des prognostizierten Anstiegs der Staatsausgaben für Altersbezüge aus, während – angesichts ihres geringen Umfangs – ein kleiner Teil auf andere Renten- und Pensionsaufwendungen, insbesondere

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auf Invaliditäts- und Hinterbliebenenrenten, entfällt, die nur geringfügig ansteigen (0,1 % des BIP). Mit einem leichten Anstieg der Invaliditäts- und Hinterbliebenenrenten rechnen nur sieben Länder (Portugal, Rumänien, Slowenien, die Slowakei, Finnland, Schweden und das Vereinigte Königreich).

1.2.2. Gesundheitsversorgung

Gesundheitsdienstleistungen machen einen großen und wachsenden Teil der Staatsausgaben und aller alterungsbedingten Ausgaben aus. Die Alterung der EU-Bevölkerung bringt unter Umständen zusätzliche Staatsausgaben mit sich. Dadurch rückt das Thema „Staatsausgaben für Gesundheitsversorgung und Langzeitpflege“ in den Mittelpunkt der Debatten über die langfristige Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen.

Zu den Hauptfaktoren für Ausgaben im Bereich der Gesundheitsversorgung zählen: Größe, Alter und vor allem Gesundheitszustand der Bevölkerung, National- und Individualeinkommen, neue Technologien und medizinischer Fortschritt, Organisation, Finanzierung und Erbringung von Gesundheitsdienstleistungen

(institutionelle Merkmale des Gesundheitssystems) sowie Ressourcen- und Personaleinsatz im Gesundheitswesen und die damit

verbundenen Kosten.

Tabelle 9 Prognose zu alterungsbedingten Staatsausgaben für die Gesundheitsversorgung in den EU-Ländern, in Prozent des BIP

2007 2035 2060 Verände-

rung 2007-2035

Verände-rung

2007-2060 BE 7,6 8,6 8,8 1 1,2 BG 4,7 5,3 5,4 0,6 0,7 CZ 6,2 7,6 8,4 1,4 2,2 DK 5,9 6,7 6,9 0,8 1 DE 7,4 8,8 9,2 1,4 1,8 EE 4,9 5,6 6,1 0,7 1,2 IE 5,8 6,7 7,6 0,9 1,8 EL 5 5,9 6,4 0,9 1,4 ES 5,5 6,5 7,1 1 1,6 FR 8,1 9,1 9,3 1 1,2 IT 5,9 6,8 7 0,9 1,1 CY 2,7 3,1 3,3 0,4 0,6 LV 3,5 3,9 4,1 0,4 0,6 LT 4,5 5,2 5,6 0,7 1,1 LU 5,8 6,7 7 0,9 1,2 HU 5,8 6,5 7,1 0,7 1,3 MT 4,7 6,9 8 2,2 3,3 NL 4,8 5,7 5,8 0,9 1 AT 6,5 7,7 8 1,2 1,5 PL 4 4,7 5 0,7 1 PT 7,2 8,2 9,1 1 1,9 RO 3,5 4,2 4,9 0,7 1,4 SI 6,6 8 8,5 1,4 1,9 SK 5 6,5 7,3 1,5 2,3 FI 5,5 6,4 6,5 0,9 1 SE 7,2 7,8 8 0,6 0,8 UK 7,5 8,7 9,4 1,2 1,9 EU 27 6,7 7,7 8,2 1 1.5

Quelle: Europäische Kommission, Ageing Report 2009

EU-weit werden die Staatsausgaben für Gesundheitsversorgung im Durchschnitt voraussichtlich um 1,5 % des BIP steigen (gegenüber der Steigerung von 6,7 % im Jahr

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auf 8,2 % im Jahr 2060), während der Anstieg in einzelnen Ländern von 1 % des BIP (Zypern, Bulgarien und Schweden) bis 3 % des BIP (Malta) reicht. Die prognostizierte Zunahme bei den Gesundheitsausgaben ist vornehmlich auf Veränderungen in der Bevölkerungsstruktur zurückzuführen. Wie jedoch die empirischen Daten nahelegen, ist nicht das Alter, sondern der Gesundheitszustand die Hauptursache für die Gesundheitsausgaben: Optimistischen Annahmen über die Entwicklung der Volksgesundheit zufolge könnte der demografische Druck auf Gesundheitsausgaben um mehr als die Hälfte des BIP auf 0,7 % gesenkt werden.

1.2.3. Langzeitpflege Eine alternde Bevölkerung schlägt sich in deutlich höheren Ausgaben für die Langzeitpflege nieder. Dies liegt daran, dass Gebrechlichkeit und Behinderungen in hohem Alter stark zunehmen, insbesondere unter den über 80-Jährigen, der am schnellsten wachsenden Altersgruppe in den kommenden Jahrzehnten. Um die Auswirkungen demografischer Veränderungen auf die Langzeitpflege beziffern zu können, sollten mehrere Aspekte in Betracht gezogen werden:

zukünftige Zahl älterer, alter und hochbetagter Personen; zukünftige Zahl pflegebedürftiger älterer Menschen; Ausgewogenheit zwischen privater und staatlicher Langzeitpflege; Ausgewogenheit zwischen ambulanter und stationärer Langzeitpflege im

öffentlichen System; Pflegekosten (unterschiedliche Formen: ambulant/stationär sowie

privat/staatlich).

Tabelle 10 Prognose zu alterungsbedingten Staatsausgaben für die Langzeitpflege in den EU-Ländern, in Prozent des BIP

2007 2035 2060 Veränderung 2007-2035

Veränderung 2007-2060

BE 1,5 2,2 2,9 0,7 1,4 BG 0,2 0,3 0,4 0,1 0,2 CZ 0,2 0,4 0,6 0,2 0,4 DK 1,7 2,8 3,2 1,1 1,5 DE 0,9 1,6 2,3 0,7 1,4 EE 0,1 0,1 0,2 0 0,1 IE 0,8 1,2 2,1 0,4 1,3 EL 1,4 2,2 3,6 0,8 2,2 ES 0,5 1 1,4 0,5 0,9 FR 1,4 1,9 2,2 0,5 0,8 IT 1,7 2,2 3 0,5 1,3 CY 0 0 0 0 0 LV 0,4 0,6 0,9 0,2 0,5 LT 0,5 0,7 1,1 0,2 0,6 LU 1,4 2,1 3,4 0,7 2 HU 0,3 0,4 0,7 0,1 0,4 MT 1 1,9 2,6 0,9 1,6 NL 3,4 6,2 8,1 2,8 4,7 AT 1,3 1,9 2,5 0,6 1,2 PL 0,4 0,6 1,1 0,2 0,7 PT 0,1 0,1 0,2 0 0,1 RO 0 0 0 0 0 SI 1,1 2 2,9 0,9 1,8 SK 0,2 0,3 0,6 0,1 0,4 FI 1,8 3,5 4,4 1,7 2,6 SE 3,5 4,8 5,8 1,3 2,3 UK 0,8 1,1 1,3 0,3 0,5 EU 27 1,2 1,8 2,3 0,6 1,1

Quelle: Europäische Kommission, Ageing Report 2009

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Die in Tabelle 10 enthaltenen Prognosen basieren auf einem Szenario, bei dem von der aktuellen Politik ausgegangen wurde: Die Staatsausgaben für Langzeitpflege wird sich voraussichtlich von 1,2 % des BIP aus dem Jahr 2007 auf 2,3 % des BIP im Jahr 2060 in der gesamten EU verdoppeln.

Die prognostizierten absoluten Veränderungen reichen von ¼ % des BIP in Bulgarien, Estland, Zypern, Portugal und Rumänien bis über 2 % des BIP (Griechenland, Niederlande, Finnland, Schweden und Norwegen). Hierin spiegeln sich die unterschiedlichen Konzepte zur Erbringung/Finanzierung professioneller Pflegedienstleistungen wider.

In Ländern mit noch unterentwickelten Systemen der professionellen Pflege kann der prognostizierte Anstieg der Staatsausgaben für die Langzeitpflege nur zum Teil den Druck auf die öffentlichen Finanzen aufnehmen, da die Gesellschaft zunehmend nach einer Änderung der Politik zugunsten einer professionelleren Pflege verlangen wird.

1.2.4. Bildung

Die Zahl der Kinder und Jugendlichen im Verhältnis zu Personen im Erwerbsalter wird in den kommenden Jahrzehnten voraussichtlich abnehmen, sodass es in Relation zur Erwerbsbevölkerung weniger Schüler und Studierende geben dürfte. Auf der Grundlage rein demografischer Prognosen deutet dies auf eine mögliche geringfügige Abnahme der Staatsausgaben für Bildung in der EU allgemein (Rückgang von 4,3 % des BIP im Jahr 2007 auf 4,1 % des BIP 2060) und in fast allen Mitgliedstaaten hin.

Durchschnittlich beliefen sich die Ausgaben für den Bereich Bildung in den 27 EU-Staaten im Zeitraum von 2002 bis 2008 auf 5,3 % des BIP (bzw. 11,3 % sämtlicher Staatsausgaben). Das Verhältnis zwischen Ausgaben und BIP variiert je nach Mitgliedstaat recht stark, von 3,8 % (Griechenland) bis 7,3 % (Dänemark).

Eine umfassende Bewertung der langfristigen haushaltspolitischen Perspektiven erfordert eine genaue Prüfung der Bildungsausgaben. Einerseits ermöglicht der erwartete Rückgang der jugendlichen Bevölkerung wahrscheinlich Einsparungen, andererseits könnte sich durch den Trend zu höheren Einschulungs-/Einschreibungsquoten und längeren Ausbildungszeiten der Druck auf Bildungsausgaben erhöhen. Daher ist eine sorgfältige quantitative Bewertung notwendig, um die Nettoauswirkungen aktueller und voraussichtlicher Trends beurteilen zu können. Dies geschieht mit Blick auf eine mögliche Bestätigung (oder Widerlegung) der allgemeinen Annahme, dass die alterungsbedingten Kosten aufgrund von höheren Ausgaben für Altersbezüge, Kranken- und Langzeitpflege teilweise (wenn auch nur in sehr begrenztem Umfang) durch geringere Bildungsausgaben ausgeglichen werden können.

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Tabelle 11 Prognose zu alterungsbedingten Staatsausgaben für Bildung in den EU-Ländern, in Prozent des BIP

2007 2035 2060 Verände-rung

2007-2035

Verände-rung

2007-2060 BE 5,5 5,4 5,5 -0,1 0 BG 3,3 2,8 3,1 -0,5 -0,2 CZ 3,5 3 3,2 -0,5 -0,3 DK 7,1 7,5 7,3 0,4 0,2 DE 3,9 3,4 3,5 -0,5 -0,4 EE 3,7 3,3 3,5 -0,4 -0,2 IE 4,5 4,1 4,2 -0,4 -0,3 EL 3,7 3,4 3,7 -0,3 0 ES 3,5 3,2 3,6 -0,3 0,1 FR 4,7 4,7 4,7 0 0 IT 4,1 3,5 3,8 -0,6 -0,3 CY 6,1 4,9 4,9 -1,2 -1,2 LV 3,7 3,1 3,4 -0,6 -0,3 LT 4 3 3,1 -1 -0,9 LU 3,8 3,3 3,3 -0,5 -0,5 HU 4,4 3,7 4 -0,7 -0,4 MT 5 3,8 4 -1,2 -1 NL 4,6 4,4 4,4 -0,2 -0,2 AT 4,8 4,2 4,3 -0,6 -0,5 PL 4,4 3,1 3,2 -1,3 -1,2 PT 4,6 4 4,3 -0,6 -0,3 RO 2,8 2,2 2,3 -0,6 -0,5 SI 5,1 4,9 5,5 -0,2 0,4 SK 3,1 2,1 2,3 -1 -0,8 FI 5,7 5,5 5,4 -0,2 -0,3 SE 6 5,7 5,7 -0,3 -0,3 UK 3,8 3,8 3,7 0 -0,1 EU 27 4,3 4 4,1 -0,3 -0,2

Quelle: Europäische Kommission, Ageing Report 2009

Genauer gesagt, muss bei einer Prognose der Bildungsangaben eine Reihe wichtiger Aspekte berücksichtigt werden, unter anderem die unterschiedlichen Entwürfe für Staatsausgaben im Bereich Bildung. Im Wesentlichen gibt es drei Arten von staatlichen Bildungsausgaben:

Direkte Bezahlung von Lehrpersonal oder Bildungsressourcen, die in Bildungseinrichtungen eingesetzt werden, durch den Staat (z. B. das Bildungsministerium),

Staatszahlungen an Bildungseinrichtungen, die eigenverantwortlich Lehrpersonal einstellen oder Bildungsressourcen erwerben (z. B. Globalzuschüsse für Hochschulen) sowie

Transferleistungen an Schüler/Studenten und ihre Familien über Stipendien oder öffentliche Darlehen.

Diese unterschiedlichen Finanzierungsformen sollten in Betracht gezogen werden, ebenso wie die Möglichkeit, dass es in der Bildungspolitik zu Veränderungen kommt, die auf notwendige Verbesserungen der Ausbildungsqualität, kleinere Schulklassen, ein höheres Bildungsniveau künftiger Generationen, die Umsetzung von Initiativen für lebenslanges Lernen oder die Verhinderung der Abwanderung von qualifiziertem Personal durch schnelleres Lohnwachstum abzielen. Tatsächlich deuten die gegenwärtigen Zielsetzungen

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in der Bildungspolitik sowie konkrete Bildungsziele in den EU-Mitgliedstaaten, u. a. die kürzlich formulierten Ziele eines höheren Bildungsniveaus und geringerer Abbrecherquoten, darauf hin, dass die Bildungsausgaben durchaus eher steigen als sinken könnten.

1.2.5. Leistungen bei Arbeitslosigkeit

Wenngleich die Leistungen bei Arbeitslosigkeit bisher eher durch kurz- und mittelfristige Konjunkturwellen als durch langfristige demografische Entwicklungen betroffen waren, besteht ein ernsthaftes Risiko, dass Haushaltskosten infolge einer dauerhaft hohen strukturellen Arbeitslosigkeit immer stärker zu Buche schlagen.

Die Arbeitslosenzahl wird im Verhältnis zur Zahl der Erwerbstätigen innerhalb des Prognosezeitraums voraussichtlich abnehmen. Auf dieser Grundlage werden die Ausgaben für Arbeitslosenleistungen in der EU den Prognosen zufolge langfristig etwas geringer ausfallen (von 1,2 % des BIP im Jahr 2010 auf 0,6 % im Jahr 2060). Diese Zahl beruht auf der Annahme, dass die strukturelle Arbeitslosigkeit angesichts des einschneidenden demografischen Wandels unverändert bleibt.

Tabelle 12: Prognose zu alterungsbedingten Staatsausgaben für Arbeitslosenleistungen in den EU-Ländern, in Prozent des BIP

2007 2035 2060 Verände-rung

2007-2035

Verände-rung

2007-2060 BE 1,9 1,5 1,5 -0,4 -0,4 BG 0,1 0,1 0,1 0 0 CZ 0,1 0,1 0,1 0 0 DK 1 0,8 0,8 -0,2 -0,2 DE 0,9 0,6 0,6 -0,3 -0,3 EE 0,1 0,1 0,1 0 0 IE 0,8 0,9 0,9 0,1 0,1 EL 0,3 0,2 0,2 -0,1 -0,1 ES 1,3 0,9 0,9 -0,4 -0,4 FR 1,2 0,9 0,9 -0,3 -0,3 IT 0,4 0,4 0,4 0 0 CY 0,3 0,2 0,2 -0,1 -0,1 LV 0,2 0,2 0,2 0 0 LT 0,1 0,1 0,1 0 0 LU 0,4 0,4 0,4 0 0 HU 0,3 0,2 0,2 -0,1 -0,1 MT 0,4 0,4 0,4 0 0 NL 1,1 1 1 -0,1 -0,1 AT 0,7 0,7 0,7 0 0 PL 0,1 0 0 -0,1 -0,1 PT 1,2 0,8 0,8 -0,4 -0,4 RO 0,2 0,2 0,2 0 0 SI 0,2 0,2 0,2 0 0 SK 0,1 0 0 -0,1 -0,1 FI 1,2 1 1 -0,2 -0,2 SE 0,9 0,8 0,8 -0,1 -0,1 UK 0,2 0,2 0,2 0 0 EU 27 0,8 0,6 0,6 -0,2 -0,2

Quelle: Europäische Kommission, Ageing Report 2009

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1.2.6. Auswirkungen der gegenwärtigen Wirtschafts-, Finanz- und haushaltspolitischen Krise

Die gegenwärtige Finanz- und Wirtschaftskrise hat zu einer drastischen und schnellen Verschlechterung der Wirtschaftstätigkeit geführt. Die aktuelle Konjunkturabschwächung hat sich schrittweise in eine Weltrezession gewandelt, von der insbesondere die Volkswirtschaften der meisten Länder der EU betroffen sind. Viele Ökonomen haben sich von neuen Risiken verunsichern lassen und fürchten, dass die Krise die Wirtschaftsleistung noch viele weitere Jahre in Mitleidenschaft ziehen könnte. Dies hat unweigerlich die Frage aufgeworfen, in welchem Maße sich der verschlechterte kurzfristige Ausblick auch mittel- und langfristig auswirken könnte.

Unter der Annahme, dass die gegenwärtige Krise zu einer permanent hohen Arbeitslosenquote und einer dauerhaft niedrigen Steigerungsrate der Arbeitsproduktivität führen wird, zeigen die geschätzten Auswirkungen auf den Haushalt einen Zuwachs der Ausgabenquote: Zwischen 2007 und 2020 würde die Steigerung der alterungsbedingten Staatsausgaben um 1,1 % des BIP höher ausfallen, als die in der Tabelle 13 aufgeführten Zahlen veranschaulichen. Die Ausgabenquote (das Verhältnis zwischen den alterungsbedingten Staatsausgaben und dem BIP) würde jedoch über den gesamten Prognosezeitraum hinweg um 1,6 % des BIP höher ausfallen.

Tabelle 13: Prognose zu alterungsbedingten Staatsausgaben in den EU-Ländern, in Prozent des BIP

2007 2035 2060 Verände-rung 2007-2035

Verände-rung 2007-2060

BE 26,5 32,1 33,4 5,6 6,9 BG 16,6 17,4 20,3 0,8 3,7 CZ 17,9 18,8 23,4 0,9 5,5 DK 24,8 28,4 27,4 3,6 2,6 DE 23,6 26,2 28,4 2,6 4,8 EE 14,3 14,4 14,7 0,1 0,4 IE 17,2 20,9 26,1 3,7 8,9 EL 22,1 31,2 38 9,1 15,9 ES 19,3 23,6 28,3 4,3 9 FR 28,4 31,1 31,1 2,7 2,7 IT 26 28 27,6 2 1,6 CY 15,4 19,9 26,2 4,5 10,8 LV 13,2 13,8 13,6 0,6 0,4 LT 15,8 17,6 21,2 1,8 5,4 LU 20 29,1 38 9,1 18 HU 21,6 22,3 25,7 0,7 4,1 MT 18,2 22,6 28,4 4,4 10,2 NL 20,5 27,4 29,9 6,9 9,4 AT 26 28,3 29,1 2,3 3,1 PL 20,5 17,8 18,1 -2,7 -2,4 PT 24,5 25,6 27,9 1,1 3,4 RO 13,1 18,1 23,2 5 10,1 SI 22,9 29,8 35,7 6,9 12,8 SK 15,2 16,8 20,4 1,6 5,2 FI 24,2 30,3 30,5 6,1 6,3 SE 27,2 28,7 29,8 1,5 2,6 UK 18,9 21,6 24 2,7 5,1 EU 27 23,1 25,8 27,8 2,7 4,7

Quelle: Europäische Kommission, Ageing Report 2009

Alice Zoppè (Fachabteilung A)

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Themenpapier: Gemeinsames Parlamentarisches Treffen, 5. - 6. Dezember 2011 Sozialer Zusammenhalt und demografische Entwicklung in einem nachhaltigen Europa

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PANEL 2. SOZIALER ZUSAMMENHALT UND REGIONALE ENTWICKLUNG

Die Kohäsionspolitik ist seit Mitte der 1980er Jahre eines der wichtigsten politischen Anliegen der EU. Der Gedanke eines wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhalts wurde in der Einheitlichen Europäischen Akte formuliert und 1988 verwirklicht. Durch den Vertrag von Lissabon ist nun eine weitere Dimension, die territoriale Dimension, hinzugekommen. Zurzeit wird die Bedeutung der Kohäsionspolitik und der regionalen Entwicklung dadurch bestätigt, dass ein zunehmender Teil des EU-Haushalts für die damit verbundenen Maßnahmen bereitgestellt wird.

Die Kohäsionspolitik verdeutlicht, dass jeder in der Europäischen Union die Möglichkeit hat, von den Vorteilen der europäischen Integration zu profitieren. Dank der Kohäsionspolitik ist es der EU sogar gelungen, seit 1988 eine beeindruckende soziale und wirtschaftliche Konvergenz zu erreichen. Die Länder, die am meisten von der Kohäsionspolitik profitieren – Griechenland, Irland, Portugal und Spanien – sowie weitere Mitgliedstaaten, die in den letzten Jahren hinzukamen, haben ein bemerkenswertes Wachstum erzielt. Zudem helfen die Strukturfonds diesen Ländern, die Auswirkungen der jüngsten Wirtschaftskrise zu mildern.

Jedoch spielen nach den letzten EU-Erweiterungen die Unterschiede zwischen den EU-Regionen eine große Rolle und stellen ein Hindernis für eine effizientere europäische Integration dar. Der Wohlstand der Bürger der Europäischen Union hängt von weiteren Maßnahmen zur Unterstützung des sozialen, regionalen und wirtschaftlichen Zusammenhalts ab.

Abbildung 8 Regionales Gefälle in den 27 Staaten der Europäischen Union. BIP/Kopf (PPS), 2005

Quelle: Eurostat

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Mit dem Vertrag von Lissabon wurde die europäische Kohäsionspolitik weiter gestärkt. In Artikel 174 des Vertrags von Lissabon heißt es, dass die Europäische Union weiterhin ihre Politik zur Stärkung ihres wirtschaftlichen, sozialen und territorialen Zusammenhalts entwickelt und verfolgt, um eine harmonische Entwicklung der Union als Ganzes zu fördern. Dies ist die Grundlage für die europäische Kohäsionspolitik und für die Unterstützung der regionalen Entwicklung in den Mitgliedstaaten. Durch den Vertrag wurden zudem die Rolle des Europäischen Parlaments als Mitgesetzgeber auf dem Gebiet des sozialen, wirtschaftlichen und regionalen Zusammenhalts sowie der Einfluss der nationalen Parlamente in diesen Bereichen gestärkt.

Die Kohäsionspolitik trägt zur Verbesserung der Wettbewerbsposition regionaler Volkswirtschaften bei, indem öffentliche „Europa“-Güter bereitgestellt werden, die auf dem Markt nicht verfügbar sind. Die besten Beispiele hierfür sind gut ausgebaute Verkehrs- und Energieversorgungsnetze, eine europaweite Umweltpolitik sowie Investitionen in Bildung, Forschung und Entwicklung.

Momentan hilft die Kohäsionspolitik europäischen Regionen, sich den Herausforderungen im Zusammenhang mit Globalisierung, Klimawandel und demografischen Themen wie Bevölkerungsalterung und Zuwanderung zu stellen. Dies erfordert Veränderungen in der Arbeitsmarktpolitik sowie neue soziale Maßnahmen.

2.1. Regionale Dimension des demografischen Wandels Der demografische Wandel in der EU ist eine Tatsache (u. a. Alterung, Rückgang der Geburtenrate, Wanderungsbewegungen), und der Umgang damit stellt eine der Hauptaufgaben für die Zukunft dar. Die Alterung der europäischen Bevölkerung schreitet voran: Wir haben die älteste Bevölkerung und das niedrigste Bevölkerungswachstum weltweit. In den meisten Mitgliedstaaten liegen die Geburtenraten unter dem Bestandserhaltungsniveau von 2,1 Kindern pro Frau (und sie sinken teilweise sogar noch), während die Lebenserwartung steigt. Die Auswirkungen des demografischen Wandels sind von Region zu Region sehr unterschiedlich, je nachdem, ob der Wandel schnell oder langsam voranschreitet und ob die Bevölkerung der betreffenden Region durch Zuwanderung wächst oder aber insgesamt schrumpft. Die konkreten Umstände können daher eine individuelle Anpassungsstrategie erfordern und müssen von allen europäischen, nationalen und regionalen Behörden durch ein koordiniertes Vorgehen in Angriff genommen werden. Die Gebietskörperschaften stehen im Mittelpunkt des Prozesses zur Bewältigung sozialer und demografischer Herausforderungen. Aus diesem Grund ist Regionalpolitik ein wesentliches Instrument im Rahmen der EU-Verfahren.12. Demografische Strukturen und Trends sind wichtige Faktoren der regionalen, sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung. Wie im ersten Abschnitt des vorliegenden Themenpapiers beschrieben, haben Alterung und Rückgang der Bevölkerung gravierende Folgen für die Gesundheits- und Sozialversicherungssysteme, für die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt sowie für die öffentlichen Finanzen. Das Altern der Bevölkerung führt zu einem gesteigerten Bedarf an Gesundheitsfürsorge und Langzeitpflege sowie zu steigenden Gesundheitsausgaben. Daher ist der demografische Wandel von weitreichender Bedeutung für Wirtschaft und Gesellschaft, zumal sich der Bevölkerungsrückgang auf nahezu alle relevanten Politikbereiche auswirkt.13.

Drei bedeutende Prozesse – ein Rückgang der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter, eine alternde Gesellschaft und ein allgemeiner Bevölkerungsrückgang – werden in vielen Regionen einen spürbaren Eindruck hinterlassen. Sozioökonomisch betrachtet sind Regionen mit Bevölkerungsschwund häufig durch ein vergleichsweise geringes

12 Siehe: Kerstin Westphal: „Bericht über den demografischen Wandel und seine Folgen für die künftige

Kohäsionspolitik der EU“ (2010/2157(INI)), Ausschuss für regionale Entwicklung des Europäischen Parlaments, 2011.

13 Siehe: „REGIONEN 2020. Bewertung der künftigen Herausforderungen für die EU-Regionen“, Europäische Kommission, GD REGIO, 2008.

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Einkommensniveau, hohe Arbeitslosigkeit und einen großen Anteil der Erwerbsbevölkerung, der in rückläufigen Wirtschaftsbereichen tätig ist, gekennzeichnet. Zudem weisen sie in der Regel einen relativ kleinen Anteil junger Menschen auf, was deren Abwanderung in andere Gebiete widerspiegelt. Auch Geburtenrate und Bevölkerungsdichte sind angesichts des ländlichen Charakters vieler dieser Regionen zumeist niedrig. Entsprechend besitzen Regionen mit Bevölkerungsrückgang infolge der rückläufigen Zahl an Arbeitskräften häufig ein niedriges Wachstumspotenzial. Dadurch können bestehende Einkommensgefälle weiter verstärkt werden.

Abbildung 9 Mittelfristige Verflechtung der Regionen mit dem demografischen Wandel

(Legende: Index der Anfälligkeit für demografische Entwicklungen, 2020. Durchschnittlicher Wert zwischen 0 und 100)

Quelle: Europäische Kommission, Regionen 202014

14 Je dunkler der Blauton, umso anfälliger ist die Region. Der Index basiert auf Schätzungen für den Anteil der

über 65-Jährigen an der Gesamtbevölkerung, für den Anteil der Erwerbsbevölkerung an der Gesamtbevölkerung und für den Bevölkerungsrückgang im Jahr 2020.

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Die Abwanderung junger Menschen wird den natürlichen Überalterungsprozess zusätzlich verschärfen. Für Regionen mit rückläufiger Bevölkerungszahl kann es schwierig sein, wichtige öffentliche Güter und Dienstleistungen nachhaltig zu finanzieren, darunter Gesundheitsfürsorge, Langzeitpflege, Gebäude-, Verkehrs- und IKT-Infrastruktur, um eine Zunahme von sozialer Polarisierung und Armut zu vermeiden.

Für solche Regionen ist es wichtig, dass sie Hilfe von der Europäischen Union und deren Kohäsionspolitik erhalten. Die Strukturfonds können zur Entstehung eines besseren sozialen und wirtschaftlichen Umfelds beitragen. Dies ist erforderlich, um diese Regionen für junge und dynamische Menschen attraktiver zu machen. Durch die Kohäsionspolitik wird die lokale und regionale Entwicklungspolitik gefördert.

Zudem können Strukturfonds zur Förderung wichtiger sozialer Investitionen in Regionen eingesetzt werden, die mit problematischen demografischen Veränderungen zu kämpfen haben. Ältere Menschen sind auf bestimmte Infrastrukturen angewiesen, insbesondere im Gesundheits- und Sozialversicherungssektor.

Andere Regionen wiederum, insbesondere Ballungszentren und bestimmte Küstengebiete, werden einen Bevölkerungszuwachs verbuchen. Ballungszentren dürften ein hohes Maß an Zuwanderung von Personen im Erwerbsalter verzeichnen und zudem eines der bevorzugten Ziele internationaler Migrationsströme bleiben. Entsprechend wird die Herausforderung für diese Gebiete darin bestehen, die Integration von Zuwanderern in den Arbeitsmarkt und die Gesellschaft insgesamt zu bewältigen sowie die Infrastruktur bei starkem Bevölkerungswachstum anzupassen. Angesichts hoher Lebenshaltungskosten ist das soziale Gefälle in Ballungszentren in der Regel hoch. Durch eine rasche Suburbanisation könnten Ökosystemleistungen in angrenzenden Zonen unter erhöhten Druck geraten. Von daher ist es wahrscheinlich, dass der demografische Wandel die regionalen Ungleichgewichte beim Wirtschaftswachstumspotenzial verstärkt sowie die soziale Polarisierung und die Belastung der Umwelt in bestimmten Gebieten erhöht15.

Solche Regionen können zudem wichtige Hilfen auf Grundlage der EU-Kohäsionspolitik erhalten. Insbesondere Projekte im Zusammenhang mit beruflicher Bildung, Integration von Zuwanderern (z. B. durch Sprachkurse) und Sanierung oder Förderung unterentwickelter Stadtteile bzw. -viertel können aus den EU-Fonds finanziert werden. Darüber hinaus regt die Europäische Kommission in ihrer Mitteilung zur „Initiative für eine soziale Unternehmenskultur“ an, die künftige Unterstützung im Rahmen der Strukturfonds zugunsten der „sozialen Unternehmen“ zu verstärken, um diesen bei der Bewältigung demografischer Veränderungen zu helfen.

2.2. Kohäsionspolitik im Zeitraum 2007 – 2013 Die EU-Ausgaben innerhalb des mehrjährigen Finanzrahmens sind für mindestens fünf Jahre geplant. Im laufenden Finanzierungszeitraum 2007 – 2013 sind den Strukturfonds und dem Kohäsionsfonds unter der Teilrubrik „Kohäsion für Wachstum und Beschäftigung“ ca. 369,7 Milliarden EUR zu den Preisen von 2011 (bzw. 307,6 Milliarden EUR über einen Siebenjahreszeitraum zu konstanten Preisen 2004) zugeteilt. Für Maßnahmen im Zusammenhang mit demografischen Veränderungen haben die Mitgliedstaaten im entsprechenden Zeitraum 30 Milliarden EUR vorgesehen.

15 Quelle: „REGIONEN 2020. Bewertung der künftigen Herausforderungen für die EU-Regionen“, Europäische

Kommission, GD REGIO, 2008.

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Abbildung 10 Haushalt zur Finanzierung der Kohäsionspolitik 2007 – 2013 (Mittelbindungen), in Milliarden EUR, konstante Preise 2004

Ziele/Regionen Zuweisung

Ziel „Konvergenz“

Einbezogen sind: - „Phasing-out-

Regionen“

- Kohäsionsfonds

251.3

12.5

61.5

Regionale Wettbewerbsfähigkeit

Einbezogen sind: - „Phasing-in-

Regionen“

48.8

10.4

Territoriale Zusammenarbeit 7.5

Haushaltsvorschlag (gesamt) zur Finanzierung der

Kohäsionspolitik im Zeitraum 2007 – 2013 307.6

Quelle: Europäische Kommission

Diese Zuteilung entspricht ungefähr 35,6 % des gesamten EU-Haushalts. Hierzu ist zu sagen, dass einige Ressourcen für die Sozialpolitik auch unter der Teilrubrik „Wettbewerbsfähigkeit für Wachstum und Beschäftigung“ zugeteilt sind.

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Abbildung 11 Zusammensetzung des EU-Haushalts im Zeitraum 2007 – 2013

(Legende:

1a. Wettbewerbsfähigkeit für Wachstum und Beschäftigung: 9% 1b. Kohäsion für Wachstum und Beschäftigung: 35.6% 2. Bewahrung und Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen: 42.5% 3. a. Freiheit, Sicherheit und Recht: 0.8% b. Unionsbürgerschaft: 0.5% 4. EU als globaler Partner (ausschl. EEF): 5.7% 5. Verwaltungsausgaben insgesamt: 5.8% 6. Entschädigungsstellen BG/RO: 0.1%)

Quelle: Europäische Kommission

Um die regionale Entwicklung besser zu fördern und die Effizienz der Kohäsionspolitik zu steigern, konzentrieren sich die Maßnahmen auf drei vorrangige Ziele:

Konvergenz: Zielt auf die Erhöhung der Konvergenz der am wenigsten entwickelten Mitgliedstaaten und Regionen ab. Förderfähige Regionen gemäß diesem Ziel sind die derzeitigen NUTS-II-Regionen, deren Pro-Kopf-BIP, gemessen in Kaufkraftparitäten, weniger als 75 v. H. des Gemeinschaftsdurchschnitts der 25 EU-Staaten beträgt. Eine Förderung aus dem Kohäsionsfonds sollten Mitgliedstaaten in Anspruch nehmen können, deren Pro-Kopf-BNE, gemessen in Kaufkraftparitäten, weniger als 90 v. H. des Gemeinschaftsdurchschnitts der 25 EU-Staaten beträgt.

Regionale Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung: Umfasst alle weiteren EU-Regionen mit dem Ziel, deren Wettbewerbsfähigkeit, Attraktivität und Beschäftigungssituation zu verbessern.

Europäische Territoriale Zusammenarbeit: Zielt auf die Stärkung der territorialen Zusammenarbeit auf grenzübergreifender, transnationaler und interregionaler Ebene sowie auf den Aufbau von Kooperationsnetzen und den Ausbau des Erfahrungsaustauschs auf der geeigneten Gebietsebene ab. Grundlage hierfür war die Interreg-Initiative.

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Um dem „Statistikeffekt“ der EU-Erweiterung zu begegnen, blieb der Schwellenwert für die Regionen, die aufgrund des Konvergenzzielstatus förderfähig gewesen wären, bei 75 v. H. des durchschnittlichen BIP der 15 EU-Staaten, doch die Regionen, die den Förderanspruch einbüßen, da ihr nominales BIP inzwischen über 75 v. H. des neuen (niedrigeren) Durchschnittswerts der 25 EU-Staaten liegt, haben den Status von „Phasing-out-Regionen“ in Bezug auf das Ziel „Konvergenz“ erhalten.

Gleichzeitig haben Regionen, die im vorangegangenen Zeitraum vollen Anspruch auf die Förderung gemäß Ziel 1 hatten und im laufenden Zeitraum der Finanziellen Vorausschau nicht mehr förderfähig waren, da ihr Pro-Kopf-BIP durch natürliches Wachstum 75 v. H. des Gesamtdurchschnitts der 15 EU-Staaten überschritten hat – dies entspricht mehr als 82,19 v. H. des neuen Durchschnittswerts der 25 EU-Staaten („Wachstumseffekt“) –, den Status von „Phasing-in-Regionen“ in Bezug auf das Ziel „Regionale Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung“ erhalten.

Zudem können Mitgliedstaaten, die Anspruch auf Förderung aus dem Kohäsionsfonds hatten und diesen Vorteil verlieren würden, weil durch die EU-Erweiterung ihr nominales Pro-Kopf-BNE auf über 90 % des neuen (niedrigeren) Durchschnittswerts der 25 EU-Staaten ansteigen würde, vom Status des „Phasing-out-Mitgliedstaats“ in Bezug auf das Kohäsionsfondselement des Ziels „Konvergenz“ profitieren.

Abbildung 12 Förderfähige Regionen in der EU gemäß den Zielen „Konvergenz“ und „Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung“.

Quelle: Europäische Kommission

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litik (soziale, wirtschaftliche und regionale Kohäsion) wird von den drei wichtigsten EU-Fonds mit dem Schwerpunkt auf gezielte Maßnahmen

ionale Entwicklung

ds (ESF) gehört zu den EU-Strukturfonds zur Förderung des wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhalts. Er wurde auf der Grundlage des Vertrags

tegration in den Arbeitsmarkt zu fördern.

eitenden Lernens, Entwicklung und Verbreitung innovativer Formen der

nrichtungen und

Unternehmern durch bessere Erkennung und

und Leistungen gestärkt. Zudem wird der ESF zur

n (Dänemark, Irland

Die Umsetzung der Kohäsionspo

unterstützt: Europäischer Sozialfonds Europäischer Fonds für reg Kohäsionsfonds

Der Europäische Sozialfon

von Rom mit dem Ziel geschaffen, Beschäftigungsmöglichkeiten in den Europäischen Gemeinschaften durch gezielte Förderung der Beschäftigung und durch Steigerung der geografischen und beruflichen Mobilität von Erwerbstätigen zu verbessern. Das Geld fließt in die Mitgliedstaaten und Regionen, insbesondere in jene, deren wirtschaftliche Entwicklung am wenigsten fortgeschritten ist.

Der ESF widmet sich der Beschäftigungsthematik und soll dazu beitragen, den Zugang zum Arbeitsmarkt zu gewährleisten und die InDarüber hinaus dient der ESF zur Bekämpfung von sozialer Ausgrenzung und Diskriminierung, indem sichergestellt wird, dass „benachteiligte Arbeitskräfte“ Zugang zum Arbeitsmarkt haben und in diesen integriert werden.

Aus dem ESF werden zurzeit Maßnahmen in den Mitgliedstaaten in folgenden Bereichen unterstützt:

Anpassung von Arbeitnehmern und Unternehmen: Programme auf dem Gebiet des lebensbeglArbeitsorganisation,

soziale Integration benachteiligter Personen und Bekämpfung von Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt,

Stärkung der Menschen durch die Reform der Bildungssysteme und die Errichtung eines Netzes von Bildungsei

Zugang von Arbeitssuchenden, nicht erwerbstätigen Personen sowie Frauen und Migranten zum Arbeitsmarkt.

Im Zeitraum 2007 bis 2013 dient der ESF in erster Linie dazu, die Anpassungsfähigkeit von Arbeitnehmern, Unternehmen undpositive Nutzung wirtschaftlicher Veränderungen zu steigern. Im Rahmen dieser Priorität unterstützt der ESF die Modernisierung und Stärkung von Arbeitsmarktinstitutionen, aktiven Arbeitsmarktmaßnahmen und Maßnahmen für lebenslanges Lernen, einschließlich innerbetrieblicher Aktivitäten.

Seit 2007 wird mit dem ESF auch die Kapazität öffentlicher Einrichtungen zur Entwicklung und Umsetzung von MaßnahmenFörderung von Partnerschaften zwischen Arbeitgebern, Gewerkschaften, Nichtregierungsorganisationen und öffentlichen Verwaltungen eingesetzt, um Reformen auf dem Gebiet der Beschäftigung und Integration zu erleichtern.

Der Europäische Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) wurde in den 1970er Jahren nach der ersten Erweiterung der Europäischen Gemeinschafteund Großbritannien) eingerichtet. Ziel des EFRE ist die Stärkung des wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhalts in der Europäischen Union durch die Korrektur von Ungleichgewichten zwischen einzelnen Regionen. Der EFRE kann zur Erreichung aller drei Ziele der Kohäsionspolitik eingesetzt werden: Konvergenz, Regionale Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung sowie Europäische territoriale Zusammenarbeit. Kurz gesagt dient der EFRE zur Finanzierung von:

Infrastrukturen, insbesondere in den Bereichen Forschung und Innovation, Telekommunikation, Umwelt, Energie und Verkehr;

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der regionalen und lokalen Entwicklung und zur Förderung der

ickeln, die speziell für Senioren

ökologischen und sozialen

ialen Probleme der

ehrsnetze, insbesondere von der Europäischen Union

Umwelt darstellen:

einzelner Bereiche im Rahmen der europäischen Kohäsionspolitik – EU 27 2007 – 2013

der regionalen und lokalen Entwicklung und zur Förderung der

ickeln, die speziell für Senioren

ökologischen und sozialen

ialen Probleme der

ehrsnetze, insbesondere von der Europäischen Union

Umwelt darstellen:

einzelner Bereiche im Rahmen der europäischen Kohäsionspolitik – EU 27 2007 – 2013

Investitionen in Unternehmen (vor allem KMU) zur Schaffung dauerhafter Arbeitsplätze;

Investitionen in Unternehmen (vor allem KMU) zur Schaffung dauerhafter Arbeitsplätze;

Finanzierungsinstrumenten (Risikokapital, lokale Entwicklungsfonds etc.) zur Unterstützung

Finanzierungsinstrumenten (Risikokapital, lokale Entwicklungsfonds etc.) zur Unterstützung Zusammenarbeit zwischen Städten und Regionen.

Der EFRE kann auch zur Vermeidung von sozialer Ausgrenzung genutzt werden, um beispielsweise Einrichtungen und Dienstleistungen zu entw

Zusammenarbeit zwischen Städten und Regionen.

Der EFRE kann auch zur Vermeidung von sozialer Ausgrenzung genutzt werden, um beispielsweise Einrichtungen und Dienstleistungen zu entwbestimmt sind, und den Zugang für alle zu gewährleisten.

Im Rahmen des EFRE wird territorialen Anforderungen besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Er unterstützt die Reduzierung von wirtschaftlichen,

bestimmt sind, und den Zugang für alle zu gewährleisten.

Im Rahmen des EFRE wird territorialen Anforderungen besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Er unterstützt die Reduzierung von wirtschaftlichen,Problemen in Städten. Abgelegene Regionen und Gebiete, die aufgrund ihrer geografischen Lage strukturelle Schwierigkeiten haben (z. B. Randgebiete, Inseln, Gebirgsregionen), können ebenfalls eine Sonderbehandlung in Anspruch nehmen, die sich konkret an den jeweiligen geografischen Nachteilen orientiert.

Der in den 1990er Jahren eingerichtete Kohäsionsfonds ist der jüngste Europäische Fonds. Er dient zur Reduzierung der wirtschaftlichen und soz

Problemen in Städten. Abgelegene Regionen und Gebiete, die aufgrund ihrer geografischen Lage strukturelle Schwierigkeiten haben (z. B. Randgebiete, Inseln, Gebirgsregionen), können ebenfalls eine Sonderbehandlung in Anspruch nehmen, die sich konkret an den jeweiligen geografischen Nachteilen orientiert.

Der in den 1990er Jahren eingerichtete Kohäsionsfonds ist der jüngste Europäische Fonds. Er dient zur Reduzierung der wirtschaftlichen und sozMitgliedstaaten, deren Bruttonationaleinkommen (BNE) je Einwohner unter 90 % des Gemeinschaftsdurchschnitts liegt. Aus dem Fonds werden Maßnahmen im Rahmen des Konvergenzziels unterstützt.

Aus dem Kohäsionsfonds werden Maßnahmen in den nachstehenden Bereichen finanziert:

transeuropäische Verk

Mitgliedstaaten, deren Bruttonationaleinkommen (BNE) je Einwohner unter 90 % des Gemeinschaftsdurchschnitts liegt. Aus dem Fonds werden Maßnahmen im Rahmen des Konvergenzziels unterstützt.

Aus dem Kohäsionsfonds werden Maßnahmen in den nachstehenden Bereichen finanziert:

transeuropäische Verkermittelte vorrangige Vorhaben von europäischem Interesse; ermittelte vorrangige Vorhaben von europäischem Interesse;

Umwelt; insbesondere Projekte im Zusammenhang mit Energie oder Verkehr, solange diese einen eindeutigen Vorteil zugunsten der

Umwelt; insbesondere Projekte im Zusammenhang mit Energie oder Verkehr, solange diese einen eindeutigen Vorteil zugunsten der Energieeffizienz, Nutzung erneuerbarer Energien, Entwicklung des Schienenverkehrs, Unterstützung der Intermodalität, Stärkung des öffentlichen Verkehrswesens usw.

Abbildung 13 Finanzierung

Energieeffizienz, Nutzung erneuerbarer Energien, Entwicklung des Schienenverkehrs, Unterstützung der Intermodalität, Stärkung des öffentlichen Verkehrswesens usw.

Abbildung 13 Finanzierung

Quelle: Europäische Kommission

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2.3. Die Zukunft der Kohäsionspolitik der EU Zurzeit wird über den künftigen mehrjährigen Finanzrahmen (MFR) für den Zeitraum 2014 – 2020 beraten. Im Oktober 2011 legte die Europäische Kommission ihre neuen Gesetzgebungsvorschläge zur Kohäsionspolitik vor. Demnach ist vorgesehen, dass sich der Anteil der Ausgaben für Maßnahmen im Rahmen der Kohäsionspolitik am gesamten EU-Haushalt auf einen ähnlichen Wert beläuft wie im laufenden Programmplanungszeitraum. Die vorgeschlagene Summe von 369,7 Milliarden EUR (zu den Preisen von 2011) entspricht 34,7 % des gesamten geplanten EU-Haushalts für den Zeitraum 2014 – 2020. Somit gehört die Förderung des wirtschaftlichen, sozialen und regionalen Zusammenhalts (gemeinsam mit Landwirtschaft) zu den wichtigsten Anliegen der EU-Politik. Damit die EU-Maßnahmen weiterhin flexibel getroffen werden können, hat die Europäische Kommission zudem die Schaffung weiterer Instrumente außerhalb des MFR vorgeschlagen. Mit zwei dieser Instrumente, dem Europäischen Solidaritätsfonds (3 Milliarden EUR) und dem Europäischen Fonds für die Anpassung an die Globalisierung (7 Milliarden EUR), werden Maßnahmen im Zusammenhang mit der Kohäsionspolitik unterstützt.

Die drei Hauptziele der Kohäsionspolitik (Konvergenz, Wettbewerbsfähigkeit und europäische territoriale Zusammenarbeit) bleiben bestehen. Der Status von Übergangsregionen wird ebenso vereinfacht wie die Verwaltungsvorschriften.

Abbildung 14 Haushaltsvorschlag zur Finanzierung der Kohäsionspolitik 2014 – 2020 (Mittelbindungen), in Milliarden EUR, konstante Preise 2011

Ziele/Regionen Zuweisung

Konvergenzregionen 162.6

Übergangsregionen 39

Wettbewerbsregionen 53.1

Territoriale Zusammenarbeit 11.7

Kohäsionsfonds 68.7

Sonderzuweisung für dünn besiedelte Regionen in

äußerster Randlage 926 Millionen

Gesamtmittelzuweisung an Struktur- und

Kohäsionsfonds 2014 – 2020 336

Fazilität „Connecting-Europe“ für Verkehr, Energie und

IKT

40 (+10 aus dem Haushalt des

Kohäsionsfonds)

Haushaltsvorschlag (gesamt) zur Finanzierung der

Kohäsionspolitik im Zeitraum 2014 – 2020 376

Quelle Europäische Kommission

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Dieser Haushalt wird durch die hohen Anforderungen der erweiterten Europäischen Union gerechtfertigt. Nach Feststellung der Europäischen Kommission sind in Zukunft mehrere Herausforderungen zu bewältigen. Dazu zählen insbesondere Globalisierung, demografischer Wandel, Klimawandel, nachhaltige und wettbewerbsfähige Energieversorgung sowie soziale Risiken. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, hat der Europäische Rat die Strategie „Europa 2020“ gebilligt16. Hierbei handelt es sich um eine neue Langzeitstrategie für die sozioökonomische Entwicklung der Europäischen Union. Sie tritt an die Stelle der Lissabon-Strategie, die seit 2000 umgesetzt wurde. In „Europa 2020: Eine Strategie für intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum“ wird unterstrichen, wie wichtig eine enge Zusammenarbeit der Mitgliedstaaten ist, um sich von der Wirtschaftskrise zu erholen und die angesichts der fortschreitenden Globalisierung notwendigen Reformen in die Wege zu leiten. In der Strategie werden drei wesentliche Prioritätsbereiche genannt: intelligentes (auf Grundlage von Wissen und Innovation), nachhaltiges (effizienter Einsatz von Ressourcen) und integratives (Förderung einer hohen Erwerbstätigenquote) Wachstum. Die fünf Hauptziele der Strategie lauten:

Steigerung der Beschäftigungsquote unter Personen im Alter von 20 bis 64 Jahren auf 75 %;

Investitionen in Höhe von 3 % des BIP zugunsten von Forschung und Entwicklung;

Senkung der Treibhausgasemissionen um mindestens 20 % gegenüber 1990;

Senkung der Schulabbrecherquote auf 10 %;

Herausführung von mindestens 20 Millionen Menschen aus der Armut.

Die Umsetzung der zielführenden Maßnahmen und die Erreichung der Ziele sind die Hauptanliegen der Europäischen Union im Hinblick auf die kommenden zehn Jahre. Zur Umsetzung der zielführenden Maßnahmen hat die Europäische Kommission sieben Leitinitiativen entwickelt, auf die sich die gemeinsamen Anstrengungen der Europäischen Union und ihrer Mitgliedstaaten konzentrieren sollten. Diese Initiativen lauten:

„Innovationsunion“: Ziel dieser Initiative ist die Neuausrichtung unserer FuE- und Innovationspolitik auf die Herausforderungen, denen sich unsere Gesellschaft gegenübergestellt sieht: Klimawandel, Energie- und Ressourceneffizienz, Gesundheit und demografischer Wandel.

„Jugend in Bewegung“: Ziel ist die Steigerung der Leistung und internationalen Attraktivität der Hochschulen Europas und die Verbesserung der Qualität der allgemeinen und beruflichen Bildung in der EU insgesamt durch Exzellenz und Verteilungsgerechtigkeit sowie die Förderung der Mobilität von Studenten und Auszubildenden und die Verbesserung der Beschäftigungschancen von Jugendlichen.

„Eine digitale Agenda für Europa“: Ziel ist es, einen nachhaltigen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Nutzen aus einem digitalen Binnenmarkt auf der Grundlage des schnellen und ultraschnellen Internets und interoperabler Anwendungen zu ziehen.

„Ressourcenschonendes Europa“: Ziel ist die Unterstützung des Übergangs zu einer emissionsarmen Wirtschaft, die ihre Ressourcen wirkungsvoll einsetzt.

„Eine Industriepolitik für das Zeitalter der Globalisierung“: Ziel ist es, die Wirtschaft bei der Einstellung auf die anstehenden Herausforderungen anzuleiten und zu unterstützen, die Wettbewerbsfähigkeit der Grundstoffindustrie, des verarbeitenden Gewerbes und des Dienstleistungsgewerbes zu fördern und sie

16 Siehe auch Abschnitt 1.1.2 zur Strategie „Europa 2020“ und zum Jahreswachstumsbericht 2012.

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dabei zu unterstützen, die Chancen der Globalisierung und der ökologischen Wirtschaft wahrzunehmen.

„Eine Agenda für neue Kompetenzen und neue Beschäftigungsmöglichkeiten“: Ziel ist es, die Voraussetzungen für eine Modernisierung der Arbeitsmärkte zu schaffen, um das Beschäftigungsniveau anzuheben und die Nachhaltigkeit unserer Sozialmodelle zu gewährleisten.

„Europäische Plattform zur Bekämpfung der Armut“: Ziel dieser Initiative ist die Gewährleistung des wirtschaftlichen, sozialen und territorialen Zusammenhalts. Es soll das Bewusstsein um die Grundrechte der Menschen, die unter Armut und Ausgrenzung leiden, geschärft und ihre Anerkennung gefördert werden, damit sie in Würde leben und aktiv an der Gesellschaft teilhaben können.

Einige dieser Leitinitiativen haben unmittelbaren Einfluss auf den sozialen Zusammenhalt in Europa und sind geeignet, die Anpassung an demografische Veränderungen zu fördern. Insbesondere das Ziel der Initiative „Europäische Plattform zur Bekämpfung der Armut“ ist eng mit diesen Bedürfnissen verknüpft. Die Umsetzung der „Agenda für neue Kompetenzen und Beschäftigungsmöglichkeiten“ wird sich unmittelbar auf die Anpassung des Arbeitsmarkts an die neuen Herausforderungen und Bedürfnisse auswirken (u. a. Integration von über 50-Jährigen in den Arbeitsmarkt). „Jugend in Bewegung“ kann junge Menschen bei der Erlangung der in der modernen Wirtschaft erforderlichen Qualifikationen unterstützen. Die Initiative hilft Jugendlichen, sich besser auf Wanderungsbewegungen einzustellen und Zuwanderern mit Anerkennung und Verständnis zu begegnen.

Weitere Leitinitiativen werden sich positiv auf das Wirtschaftswachstum auswirken, insbesondere in den benachteiligten Regionen. Mittelbar können dadurch auch die sozialen Bedürfnisse der Bürger sowie die Anforderungen, die der demografische Wandel mit sich bringt, ebenfalls positiv beeinflusst werden.

Es gibt keine bestimmten Budgets für die einzelnen Leitinitiativen. Ihre Umsetzung wird durch andere europäische und nationale Politiken sichergestellt. Vor allem die Kohäsionspolitik ist mit den Instrumenten ausgestattet, die zur Förderung der Umsetzung der Strategie „Europa 2020“ und der Leitinitiativen benötigt werden. Die effiziente Umsetzung kann für die im Wandel begriffene europäische Gesellschaft und für die Erfüllung ihrer sozialen Bedürfnisse von grundlegender Bedeutung sein.

Marek Kolodziejski (Fachabteilung B)

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PANEL 3. SOZIALE ASPEKTE UND GLEICHSTELLUNGSASPEKTE VON BESCHÄFTIGUNGS- UND DEMOGRAFIEENTWICKLUNGEN

Soziale Aspekte und Gleichstellungsaspekte von Beschäftigungs- und Demografieentwicklungen sind stark mit geschlechtsspezifischen Themen verbunden und sind Gegenstand vieler sozialer und politischer Analysen. Mit diesen Hintergrundinformationen soll ein besseres Verständnis vermittelt werden für die Fragen, die in naher Zukunft beantwortet werden müssen, und für die Vereinbarungen, die zwischen den einzelnen europäischen Regierungsebenen getroffen werden müssen, um sinnvolle politische Entscheidungen zugunsten der europäischen Bürger treffen zu können.

In diesem Zusammenhang sei daran erinnert, dass alle sozialen und demografischen Phänomene beide Geschlechter betreffen, häufig jedoch auf unterschiedliche Weise. Daher wird das Gender-Mainstreaming-Prinzip angewandt. Einige Themen, die insbesondere Frauen oder Männer betreffen, sind hervorgehoben. In jedem Fall sind demografische Entwicklungen eng mit geschlechtsspezifischen Themen und Fragestellungen verknüpft, da Frauen eine höhere Lebenserwartung haben und stärker dem Risiko der Altersarmut ausgesetzt sind.

Darüber hinaus werden auch die jüngsten Auswirkungen der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise berücksichtigt, die sich in Europa zu einer Staatsschuldenkrise zugespitzt hat.

3.1. Was hat Bestand? Die Herausforderungen von morgen

Europa muss/wird sich in den kommenden Jahrzehnten drei großen Herausforderungen stellen: der schnell alternden Bevölkerung, der fortschreitenden Globalisierung und den immer sprunghafteren Konjunkturzyklen mit erhöhtem Potenzial einer Wirtschaftskrise.

Schnell alternde Bevölkerung: Drei Faktoren bestimmen die Bevölkerungszahlen in Europa: Dank einer besseren Gesundheitsversorgung steigt die Lebenserwartung in Europa weiter an: Laut Prognosen für das Jahr 2030 beträgt die durchschnittliche Lebenserwartung für Frauen in der EU bei Geburt 85,3 Jahre, für Männer 80 Jahre. Gleichzeitig wird die Geburtenrate in den meisten Mitgliedstaaten deutlich sinken. Selbst durch stärkere Zuwanderung wird der Bevölkerungsrückgang nicht zu kompensieren sein.

Fortschreitende Globalisierung: Durch die Ausdehnung der geografischen Produktionsgrenzen und unvorhergesehene/beispiellose Wanderungsbewegungen hat sich unsere Gesellschaft während der letzten Jahrzehnte einem gründlichen Wandel unterzogen. Die Welt ist inzwischen ein Dorf – für ihre Bürger bringt dies Vorteile, aber auch Nachteile mit sich. Dabei einen gesunden Kompromiss zu finden, ist die nächste Herausforderung. Besonders in Krisenzeiten wie diesen ist Beschäftigungspolitik von entscheidender Bedeutung, wenn es darum geht, die Arbeitsmarktchancen durch die Globalisierung zu nutzen und umsetzbare Lösungen zu finden, u. a. im Bereich Auslagerung, die eine Anpassung an neue Situationen auf dem Arbeitsmarkt erfordern.

Stärkere wirtschaftliche Verflechtung: In der Weltwirtschaft sind die Akteure immer stärker miteinander verflochten. Dadurch steigt das Risiko, dass eine schwerwiegende Wirtschaftskrise in einem einzelnen Wirtschaftsraum auf andere übergreift. Aus diesem Grund dürfte die Sprunghaftigkeit und Unberechenbarkeit

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des Konjunkturzyklus in den kommenden Jahrzehnten noch weiter zunehmen. Dieses Phänomen lässt sich bereits in der aktuellen Krise beobachten. Daher ist eine weltweite Koordination der Wirtschaftspolitik unerlässlich; zudem müssen sich nationale Arbeitsmärkte und Sozialsysteme auf diese Entwicklungen einstellen.

3.2. Anhaltende Ungleichheiten, die bekämpft werden müssen Der EUV und der AEUV17 sehen im Rahmen der Hauptziele der Europäischen Union ein hohes Maß an sozialer Gleichheit und Geschlechtergleichstellung vor, um Menschenwürde, Gleichberechtigung, soziale Sicherheit und Minderheitenschutz, Bekämpfung der sozialen Ausgrenzung sowie ein hohes Niveau in Bezug auf Bildung, Ausbildung und Schutz der menschlichen Gesundheit sicherzustellen. Die jüngsten Zahlen in Europa deuten jedoch darauf hin, dass noch erhebliches Verbesserungspotenzial besteht, insbesondere in Bezug auf Senioren, Frauen, Kinder, Minderheiten und Fälle mehrfacher Diskriminierung.

Ältere Menschen haben es schwerer, auf dem Arbeitsmarkt zu bestehen, und werden bisweilen aufgrund ihres Alters diskriminiert. 18 Zudem garantieren Renten- und Pensionssysteme nicht immer einen angemessenen Lebensstandard im hohen Alter. Hinzu kommt, dass die Gesellschaft auf eine größere Zahl älterer Menschen nicht vorbereitet ist und im Hinblick auf den öffentlichen Verkehr und andere offizielle Dienstleistungen seniorenfreundlicher werden muss.1

Frauen: Waren zunächst hauptsächlich Männer von der Krise betroffen, hatten Frauen in zweierlei Hinsicht unter der zweiten Welle zu leiden. Erstens sind Frauen als Hauptnutzer von öffentlichen Dienstleistungen (Verkehr, Gesundheit, Bildung und Ausbildung) überproportional von Einschnitten im öffentlichen Haushalt betroffen; zweitens treffen weitere Haushaltskürzungen in erster Linie Frauen, da ihr Anteil unter den Beschäftigten des öffentlichen Sektors hoch ist19. Hinsichtlich der Krise hat sich zudem die finanzielle Unterstützung auf Bereiche konzentriert, die von Männern dominiert werden, z. B. verarbeitende Industrie 20 . Darüber hinaus werden nach dem Vorschlag zum Einsatz des im nächsten mehrjährigen Finanzrahmen verfügbaren Budgets die Bereiche Produktion, Verarbeitung oder Forschung besonders unterstützt 21 – die Mehrzahl der Frauen ist jedoch im Dienstleistungssektor tätig. Hinzu kommt, dass Frauen den höheren Anteil an Teilzeitkräften und Personen in prekären Arbeitsverhältnissen aufweisen und wesentlich häufiger von Armut, insbesondere Altersarmut, betroffen sind. Das Lohngefälle zwischen Männern und Frauen in der EU ist mit 17 % zugunsten der Männer sehr hoch, und Frauen gelten im Vergleich zu Männern früher als „zu alt“ für den Arbeitsmarkt.

17 Artikel 2 EUV, Artikel 3 Absatz 3 EUV und Artikel 9 AEUV. Für weitere Einzelheiten siehe die Entschließung

des Europäischen Parlaments auf der Grundlage des Berichts von Sirpa Pietikäinen Sirpa über die Rolle der Frau in einer alternden Gesellschaft, http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?type=TA&language=DE&refe-rence=P7-TA-2010-0306.

18 http://www.euro.who.int/__data/assets/pdf_file/0007/147724/wd09E_Health2020_111332.pdf. 19 Beschluss Nr. 940/2011/EU des Europäischen Parlaments und des Rates vom 14. September 2011 über das

Europäische Jahr für aktives Altern und Solidarität zwischen den Generationen (2012), http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:L:2011:246:0005:0010:DE:PDF.

20 Europäisches Parlament, Bericht über Frauenarmut in der Europäischen Union, 8.2.2011, Berichterstatterin: Rovana Plumb, A7-0031/2011, Begründung S. 21.

21 M. Kuhl, The Gender Dimensions of the Green New Deal [Die Geschlechterdimension des Green New Deal], S. 24.

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Kinder: Europa hat nach wie vor eine hohe Schulabbrecherquote, zudem sind rund 20 % der 15-Jährigen faktisch Analphabeten. Dies betrifft vor allem Jungen, da deren schulische Leistungen deutlich hinter denen von Mädchen zurückbleiben. Verschlimmert werden diese Probleme dadurch, dass im Jahr 2008 16 % der Kinder in Europa in Armut lebten, und viele Kinder „erben“ die Armut von ihren Eltern, da diese während ihrer Erwerbsfähigkeit die meiste Zeit arbeitslos sind.

Minderheiten: Minderheitengruppen wie Roma oder Behinderte sind wesentlich häufiger von Arbeitslosigkeit betroffen und leben aufgrund ihrer Armut oft am Rand der Gesellschaft, nicht selten in abgesonderten Gemeinschaften. Dies führt dazu, dass sie sich von der Gesellschaft entfernen, was wiederum den sozialen Zusammenhalt gefährdet22.

In Anbetracht dieser Ungleichheiten sind integrierte Konzepte erforderlich, um das Leben für diese Gruppe und somit auch für die Gesellschaft als Ganzes zu verbessern.

In diesem Zusammenhang sei daran erinnert, dass alle sozialen und demografischen Phänomene beide Geschlechter betreffen, häufig jedoch auf unterschiedliche Weise23 . Daher wird das Gender-Mainstreaming-Prinzip angewandt, das bessere Einblicke in strukturelle Probleme und Ansätze zu deren Lösung vermitteln kann24. Daneben sollten geschlechtsspezifische Haushaltsmaßnahmen, wie sie in einigen wenigen Mitgliedstaaten bereits existieren, überall zum festen Bestandteil der Haushaltspraxis werden25 . Statt eine vermeintlich neutrale, üblicherweise jedoch männliche Person für die Datenerhebung heranzuziehen (was zu gleichstellungsindifferenten Statistiken führt), müssen die unterschiedlichen Bedürfnisse und Gewohnheiten von Mann und Frau bei der Entwicklung der Methoden in Betracht gezogen werden. Andererseits ist ein Lebenszyklusansatz für das Altern erforderlich. Diesbezüglich ist das Europäische Jahr für aktives Altern und Solidarität zwischen den Generationen (2012) 26 ein Fingerzeig dafür, dass in der Diskussion über die Auswirkungen des demografischen Wandels nicht nur die über 50-Jährigen berücksichtigt werden, sondern dass die Politik auf alle Altersklassen abgestimmt wird. Dies hängt damit zusammen, dass Probleme, die später im Leben auftreten, bereits in früheren Phasen der Berufslaufbahn entstehen, etwa durch Armut in der Familie oder durch eine ungesunde Lebensweise, und dass Lösungen für die bevorstehenden Herausforderungen nur auf kooperative und umfassende Weise gefunden werden können.

22 Siehe beispielsweise: Mitteilung der Kommission an das Europäische Parlament, den Rat, den Europäischen

Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen – Soziale und wirtschaftliche Integration der Roma in Europa, KOM(2010) 133; Commission Staff Document, Roma in Europe: The Implementation of European Union Instruments and Policies for Roma Inclusion – Progress Report 2008-2010, SEC(2010)0400; Schlussfolgerungen des Rates, Förderung der Integration der Roma, 10058/10; Mitteilung der Kommission an das Europäische Parlament, den Rat, den Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen zu einem ЕU-Rahmen für nationale Strategien zur Integration der Roma bis 2020, KOM(2011) 173; http://ec.europa.eu/justice/discrimination/law/index_en.htm.

23 Strategie für die Gleichstellung von Frauen und Männern, KOM(2010) 491, http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=COM:2010:0491:FIN:DE:PDF und das Hintergrunddokument SEK(2010)1080, http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=SEC:2010:1080:FIN:EN:PDF.

24 Bericht der Kommission an den Rat, das Europäische Parlament, den Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen, Gleichstellung von Frauen und Männern – 2010, KOM(2009)0694, http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=COM:2009:0694:FIN:DE:PDF und SEK(2009)1706, http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=SEC:2009:1706:FIN:EN:PDF.

25 Europäische Kommission, GD Haushalt: Studie zur Bewertung der Durchführbarkeit und der Optionen für die Einführung von Elementen der geschlechtsspezifischen Budgetierung in den Haushaltsprozess der EU, Mai 2008.

26 Beschluss Nr. 940/2011/EU des Europäischen Parlaments und des Rates vom 14. September 2011 über das Europäische Jahr für aktives Altern und Solidarität zwischen den Generationen (2012), http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:L:2011:246:0005:0010:DE:PDF .

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3.3. Mittel zur Bewältigung dieser Herausforderungen

Hierzu ist zu sagen, dass zur Bewältigung mehrschichtiger, miteinander verknüpfter Herausforderungen ein vielfältiger, integrierter Ansatz erforderlich ist, um eine nachhaltige Gesellschaft von morgen zu schaffen27. Wie in der Strategie „Europa 2020“28 dargelegt, sind folgende Faktoren zu berücksichtigen: Schaffung von Arbeitsplätzen, Entwicklung angemessener Sozialversicherungs- und Rentensysteme, Entwicklung neuer Konzepte im Gesundheitswesen, Armutsbekämpfung mit dem Ziel einer Gesellschaft ohne Ausgrenzung, bessere Vereinbarkeit von Familien- und Berufsleben, Nutzung neuer Technologien zugunsten eines nachhaltigen Wachstums sowie lebenslanges Lernen als Notwendigkeit. Zudem könnte die Flexicurity-Strategie umgestaltet werden, um dem Bedürfnis nach Vereinbarkeit von Arbeit, Ausbildung und Privatleben im Laufe des Lebens gerecht zu werden, und die EU muss sicherstellen, dass auch die außenpolitische Dimension ihres Sozialmodells berücksichtigt wird.

3.3.1. Schaffung von Arbeitsplätzen

Die Alterspyramide wird zunehmend auf den Kopf gestellt, und um die Auswirkungen dieses Missverhältnisses zu kompensieren, müssen die Beschäftigtenzahlen steigen. Zur Steigerung der Erwerbsbeteiligung im Allgemeinen und als Reaktion auf demografische Trends im Besonderen lautet eines der fünf Kernziele der Strategie „Europa 2020“ für das Jahr 2020: Beschäftigungsquote von 75 % unter den 20- bis 64-Jährigen29. Die Mitgliedstaaten sind aufgefordert, die notwendigen Maßnahmen zur Erreichung dieses Ziels zu ergreifen. Diese werden auf Basis der offenen Koordinierungsmethode und der nationalen Reformprogramme innerhalb des „Europäischen Semesters“ kommuniziert und vereinbart30. Das 75-%-Ziel lässt sich hauptsächlich durch eine Erhöhung der Frauenerwerbstätigkeit erreichen, die in den letzten Jahren zwar zahlenmäßig, jedoch nicht qualitativ zugenommen hat. Zuvor müssen jedoch beträchtliche Hürden aus dem Weg geräumt werden, da Frauen nach wie vor häufiger in prekären Arbeitsverhältnissen oder als Teilzeitkräfte tätig sind und für die gleiche Arbeit schlechter bezahlt werden als Männer31. Daneben weist die Berufslaufbahn von Frauen mit Kindern mehr Brüche auf, was durch die wertvollen Leistungen von Frauen im Bereich der Bildung nicht aufgewogen werden kann. So kann die Erwartung an eine stärkere wirtschaftliche Unabhängigkeit der Frauen nicht erfüllt werden32. Untersuchungen haben ergeben, dass

27 Für weitere Einzelheiten siehe die Entschließung des Europäischen Parlaments auf der Grundlage des

Berichts von Thomas Mann die demografischen Herausforderungen und die Solidarität zwischen den Generationen, http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?type=TA&language=DE&reference=P7-TA-2010-0400.

28 Mitteilung der Kommission – Europa 2020, Eine Strategie für intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum KOM(2010)2020. Siehe auch S. 16 und 35 zu Kernzielen und Leitinitiativen.

29 EU2020, S. 6. 30 Das wichtigste Bezugsdokument für die europäische Beschäftigungspolitik sind die beschäftigungspolitischen

Leitlinien, die in Verbindung mit den Grundzügen der Wirtschaftspolitik angewendet werden. Letztere bilden die Grundlage für Empfehlungen an Mitgliedstaaten, unter anderem im Rahmen des „Europäischen Semesters“, siehe Beschluss des Rates vom 21. Oktober 2010 über Leitlinien für beschäftigungspolitische Maßnahmen der Mitgliedstaaten (2010/707/EU), http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:L:2010:308:00-46:0051:DE:PDF, und Empfehlung des Rates vom 13. Juli 2010 über die Grundzüge der Wirtschaftspolitik der Mitgliedstaaten und der Union (2010/410/EU), http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:L:-2010:191:0028:0034:DE:PDF.

31 KOM(2009) 491, S. 4. 32 Siehe die Empfehlung der Kommission, „finanzielle Fehlanreize zu beseitigen, die einer

Arbeitsmarktbeteiligung derjenigen entgegenstehen, die lediglich ‚dazuverdienen‘ oder hauptsächlich Betreuungsaufgaben wahrnehmen, und [...] Frauen und Männern dieselbe wirtschaftliche Unabhängigkeit zu sichern“, KOM(2009) 694 endgültig, S. 8.

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„dass das BIP in der gesamten EU um 30 % steigen könnte, wenn geschlechtsspezifische Asymmetrien beseitigt würden“33. Darüber hinaus haben die Untersuchungen gezeigt, dass Gesellschaften mit besseren Betreuungseinrichtungen und einem geringeren Lohngefälle zwischen Männern und Frauen die Krise besser bewältigt haben.

Um das 75 %-Ziel zu erreichen, müssen ältere Menschen länger arbeiten. Die Regierungen sind aufgefordert, Unternehmen und Sozialpartnern bei der raschen Umsetzung von Altersmanagement-Maßnahmen zu helfen, damit die Kontinuität in der Belegschaft gefördert wird und insbesondere ältere Mitarbeiter länger beschäftigt werden können. Angesichts der Tatsache, dass ältere Menschen anfälliger für Diskriminierung sind, müssen Strategien angewendet werden, die dafür sorgen, dass ältere Mitarbeiter in Beschäftigung bleiben, weil sie wegen ihrer Fähigkeiten geschätzt werden.

Auch in Bezug auf die Öffnung der Arbeitsmärkte für Arbeitskräfte aus dem Ausland wurden Gesetzgebungsvorschläge vorgelegt. Über dieses Thema wird intensiv diskutiert, besonders angesichts der Krise und der hohen Arbeitslosenquoten in einigen Mitgliedstaaten. Diese Lösung wird mit Blick auf die alternde Gesellschaft durch Statistiken zur Entwicklung der Weltbevölkerung gestützt. Zudem wirkt sich die Förderung und Anwerbung von Arbeitskräften aus dem Ausland nur dann positiv auf die Gesellschaft aus, wenn sie von einer sinnvollen Integrationspolitik flankiert wird34.

Weitere Maßnahmen zugunsten eines integrativeren Arbeitsmarkts sollten etabliert werden, um schutzbedürftige Gruppen zu unterstützen, die aufgrund mangelnder Berufserfahrung und/oder aufgrund von Diskriminierung Schwierigkeiten beim Eintritt in den Arbeitsmarkt haben. In den letzten Jahren hat die Kommission durch eine Reihe von Initiativen auf Grundlage neuer Vertragsbestimmungen die Diskriminierung am Arbeitsplatz bekämpft, 35 um Behinderte besser in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Hier sollten in Zukunft gezielte Schritte unternommen werden, z. B. indem der Anpassung des Arbeitsplatzes an die Bedürfnisse dieser Gruppen erhöhte Aufmerksamkeit gewidmet wird, durch spezifische Quoten oder Anreizprogramme für Arbeitgeber und durch Betonung der Fähigkeiten und Begabungen anstelle der Defizite (damit geht eine Überarbeitung von Behindertenförderprogrammen einher)36. Die Menschen müssen von der Arbeit leben können: Während in den vergangenen Jahrzehnten Arbeit als bestes Mittel gegen Armut galt, trifft dies heutzutage offensichtlich nicht mehr zu. Der Anteil der Beschäftigten, die unter prekären Bedingungen arbeiten, nimmt kontinuierlich zu. Typische Merkmale solcher Beschäftigungsverhältnisse sind geringe oder fehlende Beschäftigungssicherheit aufgrund von befristeten Verträgen, häufig auch Gelegenheitstätigkeiten, geprägt von unsicheren Arbeitszeiten, niedrigen Löhnen, fehlenden sozialen Schutzrechten und Arbeitgeberleistungen, fehlendem Schutz vor Diskriminierung und einem Arbeitsumfeld mit unzureichenden Sicherheits- und Gesundheitsstandards.

33 SEK(2009)1706, S. 3. 34 Für weitere Einzelheiten siehe die Mitteilung der Kommission an das Europäische Parlament, den Rat, den

Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen, Europäische Agenda für die Integration von Drittstaatsangehörigen, KOM(2011)0455, http://eurlex.europa.eu/LexUriServ/LexUri-Serv.do?uri=COM:2011:0455:FIN:DE:PDF.

35 Für weitere Einzelheiten siehe die Richtlinie 2000/43/EG des Rates vom 29. Juni 2000 zur Anwendung des Gleichbehandlungsgrundsatzes ohne Unterschied der Rasse oder der ethnischen Herkunft und die Richtlinie 2000/78/EG des Rates vom 27. November 2000 zur Festlegung eines allgemeinen Rahmens für die Verwirklichung der Gleichbehandlung in Beschäftigung und Beruf, http://ec.europa.eu/justice/discrimina-tion/law/index_en.htm.

36 W.Eichhorst et.al., The Mobility and Integration of People with Disabilities into the Labour Market [Die Mobilität und die Eingliederung von Menschen mit Behinderung in den Arbeitsmarkt], Fachabteilung A, Europäisches Parlament 2010, http://www.europarl.europa.eu/document/activities/cont/201107/20110718ATT24266/-20110718ATT24266EN.pdf.

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en Tagesordnung.

Ferner wird das Argument vorgebracht, dass diese Flexibilisierung in erster Linie dem Arbeitgeber zugutekommt und längerfristig die Gesellschaft belastet37. Damit die Zahl der erwerbstätigen Armen, die bereits 8 % der Beschäftigten in der EU ausmachen und in einem Haushalt leben, dessen Einkommen unter der nationalen Armutsgrenze liegt, nicht weiter ansteigt, stehen Vorschläge für Mindestlöhne, die auf europäischer Ebene für alle Mitgliedstaaten eingeführt, jedoch an örtliche Verhältnisse angepasst werden, weit oben auf der politisch

3.3.2. Entwicklung angemessener Sozialversicherungs- und Rentensysteme

Artikel 3 Absatz 3 EUV widmet sich den Sozialversicherungssystemen in den Mitgliedstaaten der Europäischen Union, die den Versicherten gegen Risiken im Zusammenhang mit Gesundheit, Arbeitslosigkeit, hohem Alter und in einigen Mitgliedstaaten wie Deutschland auch Pflege absichern. Diese Systeme sind je nach Mitgliedstaat sehr unterschiedlich organisiert, und seit den Anfangsjahren der Europäischen Gemeinschaft ist die Koordination dieser Systeme ein Stützpfeiler der Europäischen Sozialagenda für Chancengleichheit und die Förderung der grenzüberschreitenden Mobilität. Diese Koordination hat sich als zweckmäßig erwiesen38 und bezieht mittlerweile auch Zuwanderer ein, die sich rechtmäßig in der Europäischen Union aufhalten39. Da jedoch eine Harmonisierung auf diesem Gebiet ausgeschlossen ist, müssen Lösungen gefunden werden, beispielsweise für die Übertragbarkeit von Renten- oder Pensionsansprüchen zwischen den Mitgliedstaaten. Pensions- und Rentensysteme 40 gelten aufgrund der demografischen Entwicklungen als besonders problematisch. Da die Zahl der Beschäftigten oder Selbstständigen im Verhältnis zu den Pensions- und Rentenempfängern abnimmt, sind Pensions- und Rentensysteme, die im Wesentlichen auf Sozialbeiträgen beruhen, langfristig mit finanziellen Risiken behaftet. Einige Mitgliedstaaten sind auf die wachsende Zahl der Personen, die in Ruhestand treten, nicht vorbereitet. Zusätzlich verschärft wird diese Situation durch die Staatsschuldenkrise.

Aus diesem Grund wurden in der Vergangenheit mehrere Ergänzungen oder Alternativen zu staatlich finanzierten Sozialversicherungssystemen ausgearbeitet und umgesetzt41. Damit waren jedoch die Fürsprecher von Reformen unzufrieden, mit denen die soziale Gerechtigkeit und eine bessere Absicherung gegen Armut im Zusammenhang mit gesundheitlichen Problemen, Arbeitslosigkeit oder hohem Alter in einem flexibleren Umfeld gefördert werden. Insbesondere die Benachteiligung von Frauen, die aus verschiedenen Gründen finanziell abhängiger sind als Männer, stellt nach wie vor ein großes Problem dar. Angesichts der notwenigen Einsparungen bei den öffentlichen Ausgaben wurden in der Vergangenheit hauptsächlich Lösungen angestrebt, die den Versicherten im Hinblick auf die Absicherung gegen die oben genannten Risiken mehr Eigenverantwortung abverlangen. Zum Ausgleich sollten Steuervorteile gewährt werden. Für Frauen erwies sich dieser Lösungsansatz als unzureichend, da sie über ein geringeres Einkommen aus

37 M. Kuhl, The Gender Dimensions of the Green New Deal [Die Geschlechterdimension des Green New Deal],

S. 19: Dass die Eltern weniger Zeit für ihre Kinder haben, kann sich negativ auf die Bildung und Ausbildung der Kinder auswirken. Diese ist jedoch die Grundlage für die wirtschaftliche Entwicklung.

38 Für weitere Einzelheiten siehe die Entschließung des Europäischen Parlaments auf der Grundlage des Berichts von Ria Oomen-Ruijten über angemessene, nachhaltige und sichere europäische Pensions- und Rentensysteme, http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?type=TA&language=DE&reference=P7-TA-2011-0058.

39 Siehe beispielsweise: Soziale Sicherheit: Drittstaatsangehörige, die aufgrund ihrer Staatsangehörigkeit nicht unter die entsprechenden Bestimmungen fallen (Ausdehnung der Verordnungen (EG) Nr. 883/2004 und (EG) Nr. 987/2009; Aufhebung der Verordnung (EG) Nr. 859/2003).

40 Vgl. Kapitel 1.2. oben. 41 ECON-Studie, Eichhorst u. a. (2011), Rentensysteme in der EU – Eventualverbindlichkeiten und Guthaben

im öffentlichen Sektor und im Privatsektor, Europäisches Parlament, PE 464.456.

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Beschäftigungsverhältnissen oder Selbstständigkeit verfügen42. Zum einen verfügen sie aufgrund des Einkommensunterschieds nicht über genügend Reserven für den Krankheits- oder Altersfall, zum anderen haben sie aus demselben Grund weniger Möglichkeiten, entsprechende Kosten von den Steuern abzusetzen. Daneben erbringen Frauen die Mehrzahl der unbezahlten und daher nicht versicherten Pflegedienstleistungen für Kinder und ältere Angehörige, und eine beträchtliche Zahl von Frauen ist in Teilzeit oder gar nicht beschäftigt. So wurde der Begriff der „Sandwich-Generation“ für Frauen geprägt, die mit etwa Mitte 30 Kinder zur Welt bringen und deren Eltern pflegebedürftig sind, wenn die Frauen ungefähr das 50. Lebensjahr erreicht haben. Diese doppelte Pflegetätigkeit hält sie vom Arbeitsmarkt ab und führt, wenn die Frauen selbst ein hohes Alter erreicht haben und pflegebedürftig sind, mit hoher Wahrscheinlichkeit in eine finanzielle Notlage, da die Frauen während ihrer Berufstätigkeit nicht genügend Pensions- bzw. Rentenansprüche erwerben konnten43.

Um die Situation für Frauen, die Betreuungsaufgaben übernehmen, zu verbessern und ihren Beitrag für die Gesellschaft zu würdigen, sollte sich die Zeit für die Betreuung positiv auf die Höhe der Pension bzw. Rente der Frauen auswirken.

Darüber hinaus zählen alleinerziehende Mütter und ältere Frauen zu den Personengruppen mit dem höchsten Armutsrisiko. Damit Frauen die Chance auf ein angemessenes Einkommen im Alter erhalten, müssen Strategien entwickelt werden, die Frauen eine beständige Berufslaufbahn ermöglichen und zudem dazu beitragen, das Lohngefälle zwischen Frauen und Männern zu mildern und die Ungleichheiten auf dem Arbeitsmarkt – da Frauen häufig in Niedriglohnberufen tätig und in prekären Arbeitsverhältnissen beschäftigt sind – zu mildern44. Dies wiederum sollte sich positiv auf ihre Pensionen und Renten auswirken.

Gleiches gilt für Berufstätige in prekären Beschäftigungsverhältnissen, denen im Laufe ihres Erwerbslebens nicht genügend soziale Rechte eingeräumt werden.

Es müssen neue Konzepte entwickelt werden, wonach allen Beschäftigten unabhängig von ihrem Status Grundrechte gewährt werden (Pension/Rente, Krankheit, Urlaub, Mutterschaftsurlaub usw.): Denis Pennel, Geschäftsführer von Eurociett, ist der Auffassung, „dass die neue Wirklichkeit ein unverbrauchtes Konzept für Sozial- und Rentenversicherungen erfordert, das angesichts der Vielfalt von Beschäftigungsverhältnissen die Übertragbarkeit von Rechten vorsieht.“45 Zudem sollten angemessene Pensions- oder Rentenansprüche für Arbeit gewährt werden, die zurzeit unbezahlt ist, jedoch maßgeblich zum sozialen Zusammenhalt beiträgt, zum Beispiel Kinder- und Altenpflege oder ehrenamtliche bzw. Freiwilligentätigkeit. Maßnahmen zugunsten einer besseren Vereinbarkeit von Berufs- und Familienleben betreffen daher nicht nur Frauen, sondern die ganze Gesellschaft: Da große Teile der Bevölkerung potenziell pflegebedürftig sind, muss die Frage beantwortet werden, wer die anfallenden Aufgaben schultert und wer dafür bezahlt46.

42 Für weitere Einzelheiten siehe die Entschließung des Europäischen Parlaments auf der Grundlage des

Berichts von Marina Yannakoudakis über unternehmerische Tätigkeit von Frauen in kleinen und mittelständischen Unternehmen, http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?type=TA&language=DE&reference=P7-TA-2011-0367.

43 Siehe unter anderem: http://bls.gov/opub/mlr/2006/09/art1full.pdf. 44 Für weitere Einzelheiten siehe die Entschließung des Europäischen Parlaments auf der Grundlage des

Berichts von Britta Thomsen Frauen in prekären Beschäftigungsverhältnissen, http://www.europarl.europa.eu/sid-es/getDoc.do?type=TA&language=DE&reference=P7-TA-2010-0365.

45 Eurociett, Eurociett auf dem European Employment Forum zu den Änderungen in der Arbeitswelt, 22.11.2011.

46 Für weitere Einzelheiten siehe Crepaldi, Ch. et al., Access to Healthcare and Long-Term Care: Equal for women and men [Zugang zu Gesundheitsversorgung und Langzeitpflege: Gleiche Chancen für Frauen und Männer], 2009, S. 61.

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3.3.3. Entwicklung neuer Konzepte im Gesundheitswesen

Sämtliche zukünftigen und für alle geltenden Konzepte im Gesundheitswesen müssen eine Vielzahl von Themen und Problemen ansprechen und dabei die vielen heute bestehenden Einflussfaktoren auf die Gesundheit, darunter Stress, Partikel, Stadtplanung und Risiken neuer Technologien, berücksichtigen.

Bei einem neuen Gesundheitskonzept muss der Schwerpunkt auf Prävention liegen. Daher sollten insbesondere Forschungsvorhaben gefördert und unterstützt werden, die sich mit Krankheitsprävention befassen, da die Zahl an Krankheiten, wie beispielsweise Allergien, Krebs und Atemwegserkrankungen, im Laufe der letzten Jahrzehnte beträchtlich angestiegen ist. Gleiches gilt für die Prävention von relativ neuen degenerativen Erkrankungen wie Alzheimer-Krankheit. Neue Forschungsergebnisse müssen direkt in politische Entscheidungen einfließen, bei denen Gesundheit selbst im hohen Alter als Priorität, und nicht nur als Kostenfaktor angesehen werden muss.

Mit Blick auf die demografischen Entwicklungen kann festgehalten werden, dass horrende Pflege- und Betreuungskosten vermieden werden können, wenn Menschen dazu in der Lage wären, ein gesünderes Leben zu leben. Daher ist die Forschung gefragt, neue Wege zu finden, wie Menschen länger gesund bleiben, damit teure langfristige Pflegemaßnahmen vermieden werden können.

Ein längeres Berufsleben und eine (im Durchschnitt) ältere Arbeitsbevölkerung bedeuten, dass dem Thema Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz in Zukunft besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden muss. Maßnahmen, die es Menschen ermöglichen, länger und sogar mit noch mehr Computern und elektronischen Geräten zu arbeiten, müssen bereits eingeführt werden, wenn die Arbeitskräfte noch jung sind. Nur so können Muskel- und Skeletterkrankungen vermieden werden.

Zudem wird darüber diskutiert, ob es machbar und/oder wünschenswert ist, Menschen nach einer ernsthaften Erkrankung wie Krebs wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren, und unter welchen Bedingungen dies gegebenenfalls erreicht werden sollte.

3.3.4. Armutsbekämpfung mit dem Ziel einer Gesellschaft ohne Ausgrenzung

Die Reduzierung der Zahl der von Armut betroffenen Personen um 20 Millionen bis 2020 stellt eines der Hauptziele der Strategie Europa 2020 dar. Diese heftig umstrittene Zahl soll in erster Linie durch Maßnahmen erreicht werden, die auf die Schaffung eines integrativeren Arbeitsmarkts ausgerichtet sind.

Zugunsten eines wirklich integrativen Arbeitsmarkts sollte der Schwerpunkt jedoch eher auf Qualität denn auf Quantität gelegt werden. Prekäre Arbeitsverhältnisse, die durch keinen oder nur durch einen geringen Sozialschutz und eine Aberkennung von Rechten gekennzeichnet sind, könnten auf lange Sicht zu mehr Problemen führen, als anscheinend kurzfristig gelöst werden47. Umgekehrt würden gute Arbeitsverhältnisse, in deren Rahmen Mitarbeiter ein Mindestmaß an sozialen Rechten genießen und Bestimmungen für soziale Sicherheit bestehen, zur Verringerung des Risikos der Altersarmut und der Armut im Falle von gesundheitlichen Problemen beitragen. Vereinbarungen mit Sozialpartnern spielen bei der Diskussion über eine bessere Abstimmung der fachlichen Anforderungen von Unternehmen auf das Kompetenzniveau von Arbeitskräften und über eine mögliche Prognostizierung von Trends hinsichtlich der Anforderungen des Arbeitsmarkts eine bedeutende Rolle.

Die Sozialpartner sollten darüber hinaus einbezogen werden, wenn es gilt, Lösungen im Hinblick auf die Integration von Migranten, Behinderten und besonders schutzbedürftigen

47 Für weitere Einzelheiten siehe die Entschließung des Europäischen Parlaments auf Grundlage des Berichts

von Pascale Gruny über atypische Verträge, gesicherte Berufslaufbahnen, Flexicurity und neue Formen des sozialen Dialogs, http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?type=TA&language=DE&reference=P7-TA-2010-0263.

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Gruppen, wie beispielsweise den Roma, in den Arbeitsmarkt zu finden. In dieser Hinsicht könnten die Arbeitsämter in den Mitgliedstaaten reformiert sowie wirksame und aktive Arbeitsmarktmaßnahmen konzipiert werden, um die Grundursache von Ausgrenzung anzugehen.

Dies ist insbesondere in Bezug auf Maßnahmen für junge Menschen von großer Bedeutung, die beim Übergang von der Ausbildung ins Erwerbsleben erhebliche Schwierigkeiten haben 48 . Ein gelungener Start ins Berufsleben stellt eine der besten Garantien dafür dar, dass Armut später kein Thema ist. Es wurde nämlich bewiesen, dass Kinder aus armen Haushalten ein größeres Risiko als andere Kinder tragen, später an Armut zu leiden. Schließlich lebt die Diskussion über Mindesteinkommen auf nationaler wie auf europäischer Ebene regelmäßig wieder auf, da es zunehmend klar ist, dass Beschäftigung allein noch kein Garant dafür ist, nicht in Armut abzurutschen49.

3.3.5. Bessere Vereinbarkeit von Familien- und Berufsleben

Eine interessante Tatsache ist, dass Länder, die eine hohe Beschäftigungsrate von Frauen aufweisen auch höhere Geburtenraten haben, was darauf hindeutet, dass eine zufriedenstellende Vereinbarung von Beruf und Privatleben für Frauen sowohl für eine höhere Beschäftigungsrate von Frauen als auch für eine relativ hohe Geburtenrate von ausschlaggebender Bedeutung sein könnte50 . Sämtliche politische Maßnahmen sollten daher darauf abzielen, Eltern die Möglichkeit zu geben, Kinder in einem familienfreundlicheren Umfeld zu bekommen und aufzuziehen. Dies beinhaltet den Zugang zu besseren Betreuungseinrichtungen für Kinder und ältere Menschen. Damit soll das Ziel verfolgt werden, dem Trend entgegenzuwirken, nach dem diese in der Regel unbezahlte Betreuungsarbeit von Frauen ausgeführt wird. Bereits heute, in einer Zeit, in der viele Frauen nach einer Vollzeitstelle suchen, sind Betreuungseinrichtungen für Kinder und andere, hilfsbedürftige Familienangehörige in vielen Mitgliedstaaten trotz der sogenannten „Barcelona-Ziele“ immer noch dünn gesät.

Auf der anderen Seite müssen flexiblere Arbeitszeitregelungen im heutigen Arbeitsmarkt verankert werden, um es auch Männern zu ermöglichen, gleichberechtigt an der Kindererziehung teilzunehmen. Darunter fällt aber nicht nur die Erziehung und Betreuung der Kinder. Männer sollten ebenfalls einen gleichberechtigten Anteil an den unzähligen unbezahlten Pflichten im Haushalt übernehmen, um Frauen gleichermaßen die Möglichkeit zu geben, sich am Arbeitsmarkt zu beteiligen.

48 Für weitere Einzelheiten siehe die Entschließung des Europäischen Parlaments auf Grundlage des Berichts

von Emilie Turunen über die Förderung des Zugangs Jugendlicher zum Arbeitsmarkt, Stärkung des Status von Auszubildenden, Praktikanten und Lehrlingen, http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?type=TA&lan-guage=DE&reference=P7-TA-2010-0262.

49 Für weitere Einzelheiten siehe die Entschließung des Europäischen Parlaments auf der Grundlage des Berichts von Ilda Figueiredo Bedeutung des Mindesteinkommens für die Bekämpfung der Armut und die Förderung einer integrativen Gesellschaft in Europa, http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?type=TA&lan-guage=DE&reference=P7-TA-2010-0375.

50 Bericht des Europäischen Parlaments über die Lage von Frauen kurz vor dem Rentenalter, Ausschuss für die Rechte der Frau und die Gleichstellung der Geschlechter, Berichterstatterin: Edit Bauer, A7-0291/2011, Begründung Seite 14.

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3.3.6. Nutzung neuer Technologien zugunsten eines nachhaltigen Wachstums

Neben der Finanz- und Wirtschaftskrise und den demografischen Entwicklungen gibt es noch andere Entwicklungen, die sich kurz-, mittel- und langfristig auf die Beschäftigung auswirken und sogar verwendet werden könnten, um diese Herausforderungen zu meistern: Von neuen Technologien 51 und der sogenannten umweltverträglichen bzw. „grünen“ Wirtschaft wird eine erhebliche Änderung der Beschäftigungs- und Arbeitsmarktbedingungen erwartet52.

Mit neuen Technologien könnte das Berufsleben sogar noch flexibler als heute gestaltet werden. Arbeitnehmer sollen dank dieser Technologien noch unabhängiger werden, was die Arbeitszeit und den festgelegten Arbeitsplatz betrifft. Dadurch müssen sie auch weniger pendeln, wodurch wiederum die Auswirkungen auf die Umwelt verringert werden. Wahrscheinlich geht die Entwicklung zugunsten von Smartphones und Tablet-PCs endgültig hin zu einem papierlosen Schreibtisch. Lese- und Schreibfähigkeiten sowie EDV-Kenntnisse stellen grundlegende Anforderungen der neuen Arbeitswelt dar, und „Die Digitale Agenda für Europa“, eine der sieben Leitinitiativen der Strategie Europa 2020, ebnet dafür den Weg. Sie geht ebenfalls die Herausforderungen eines möglichen digitalen Grabens an, der Menschen unter Umständen nicht nur in geografischer Hinsicht, sondern auch aufgrund ihrer Bildung von neuen Beschäftigungschancen ausschließt.

Orts- und zeitunabhängiges Arbeiten und Lernen ist möglicherweise einfacher, allerdings birgt diese Unabhängigkeit wiederum neue Herausforderungen in sich. Bei den neuen E-Technologien besteht die Gefahr, soziale Kontakte zu verlieren bzw. sich immer mehr in „virtuelle Gemeinschaften“ zurückzuziehen. Darüber hinaus könnten flexible Arbeitsregelungen in Kombination mit neuen elektronischen Geräten eine Bedrohung für das Privatleben darstellen, da sie für eine dauerhafte Verfügbarkeit sorgen und die Grenzen zwischen Erholung und produktiven Phasen einreißen bzw. verwischen.

3.3.7. Lebenslanges Lernen als Notwendigkeit

Lebenslanges Lernen ist einer der Schlüsselbegriffe sowohl der europäischen Flexicurity-Strategie als auch der Strategie Europa 2020 und stellt ein Mittel zur Verbesserung der Beschäftigungsfähigkeit von Arbeitnehmern dar.

Jedoch fängt lebenslanges Lernen im Kindergarten an. Angesichts rückläufiger Geburtenraten und des Bedarfs an hoch qualifizierten Arbeitskräften in der Zukunft darf kein Kind in bildungsmäßiger Hinsicht zurückgelassen werden. In Anbetracht der zahlreichen Fälle von ADHS, der Schulabbrecherquote und der Tatsache, dass 20 % der 15-Jährigen faktisch Analphabeten sind 53 , müssen Schulsysteme geändert werden: Anstatt Kinder an das Bildungssystem anzupassen, muss das Bildungssystem an die

51 „Digital technologies have enormous potential to benefit our everyday lives and tackle social challenges.

The Digital Agenda focuses on ICTs capability to reduce energy consumption, support ageing citizens' lives, revolutionises health services and deliver better public services. ICTs can also drive forward the digitisation of Europe's cultural heritage providing online access for all" [Digitale Technologien bergen ein enormes Potenzial in sich, unser alltägliches Leben zu begünstigen und soziale Herausforderungen zu bewältigen. Der Schwerpunkt der Digitalen Agenda liegt auf der IKT und ihrem Potenzial, den Energieverbrauch zu senken, das Leben alternder Bürger zu vereinfachen, die Gesundheitsversorgung zu revolutionieren und bessere öffentliche Dienste zu erbringen. Mit der IKT kann auch die Digitalisierung des Kulturerbes in Europa vorangetrieben werden, damit alle Bürger über das Internet Zugang dazu haben.], Website der Kommission:

http://ec.europa.eu/information_society/newsroom/cf/pillar.cfm?pillar_id=49&pillar=ICT%20for%20Social%20Challenges.

52 Für weitere Einzelheiten siehe die Entschließung des Europäischen Parlaments auf der Grundlage des Berichts von Elisabeth Schrödter über die Erschließung des Beschäftigungspotenzials einer neuen, nachhaltigen Wirtschaftsweise, http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?type=TA&language=DE&reference=P7-TA-2010-0299.

53 http://ec.europa.eu/education/focus/focus3002_en.htm.

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Anforderungen und Bedürfnisse jedes einzelnen Kindes angepasst werden. Ein solcher Ansatz sollte ebenfalls den schulischen Leistungen von Jungen zuträglich sein, für die das gegenwärtige schulische Umfeld anscheinend wenig geeignet ist. In der Tat soll die Schulabbrecherquote gemäß der Strategie Europa 2020 auf unter 10 % gesenkt werden.

Ein weiteres Ziel der Strategie Europa 2020 stellt die Anhebung des Anteils der Hochschulabsolventen auf mindestens 40 % der 30- bis 34-Jährigen dar, da die Beschäftigungsfähigkeit von hoch qualifizierten Personen mit hervorragenden fachlichen Kenntnissen besser gewährleistet werden kann54. Aufgrund der dynamischen technologischen Entwicklungen steht jedoch jeder vor der Herausforderung, sich an ein beständig änderndes Umfeld anzupassen, um seine Beschäftigungsfähigkeit angesichts eines Arbeitsmarkts beizubehalten, in dem die lebenslange Zugehörigkeit zu einem Unternehmen größtenteils der Vergangenheit angehört. Lebenslanges Lernen muss daher Schulungen berufsbegleitend und vor allem während Zeiten der Arbeitslosigkeit umfassen, um den Anforderungen des Arbeitsmarkts gerecht zu werden und die Reintegration in den Arbeitsmarkt zu erleichtern. Dies ist gleichermaßen für Mütter von Bedeutung, die den Arbeitsmarkt für mehrere Jahre verlassen haben. Dies sollte mit aktiven arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen verknüpft werden, um Arbeitslose dabei zu unterstützen, schnell wieder eine Stelle zu finden, und so Langzeitarbeitslosigkeit zu verhindern.

Ein solcher Ansatz zur Erhaltung der Beschäftigungsfähigkeit würde auch zur Verbesserung der sozialen Mobilität innerhalb der Gesellschaft führen, die in zweierlei Hinsicht positiv wäre: Auf der einen Seite wären die Menschen eher dazu bereit, in andere Regionen oder Länder abzuwandern, wodurch vakante Stellen schnell besetzt werden würden, und auf der anderen Seite würde die soziale Mobilität durch die während Schulungen erworbenen höheren Qualifikationen gefördert werden, was wiederum zur Verhinderung von Arbeitslosigkeit beiträgt.

3.3.8. Flexicurity als Chance für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf, Bildung und Privatleben

Angesichts der technologischen Entwicklungen und des sozialen Wandels in den letzten Jahrzehnten wird die Globalisierung von einigen als Bedrohung für das europäische Gesellschaftsmodell und von anderen als Chance angesehen, bestehende Missstände und Defizite der europäischen Wirtschaft zu beseitigen. Um die mit diesem Phänomen zusammenhängenden Herausforderungen zu bewältigen, wurde auf europäischer Ebene die sogenannte Flexicurity-Strategie 55 verfolgt. Diese Strategie stützt sich im Wesentlichen auf Vereinbarungen von Sozialpartnern und Regierungen über eine finanzielle Unterstützung während Zeiten der Arbeitslosigkeit und auf die Verpflichtung aller Parteien, einschließlich der Einzelpersonen, an Maßnahmen teilzunehmen, die für eine schnelle Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt sorgen. Dazu zählen Schulungsmaßnahmen zugunsten einer besseren Beschäftigungsfähigkeit.

54 Kommission der Europäischen Gemeinschaften, Regions 2020 – demographic challenges for European

Regions [Regionen 2020 – demografische Herausforderungen für die EU-Regionen], Brüssel, November 2008, Seite 20.

55 Mitteilung der Kommission an das Europäische Parlament, den Rat, den Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen: Gemeinsame Grundsätze für den Flexicurity-Ansatz herausarbeiten: Mehr und bessere Arbeitsplätze durch Flexibilität und Sicherheit, KOM(2007)0359 endg. http://ec.europa.eu/social/main.jsp?catId=102&langId=en.

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Während im Rahmen des Europäischen Fonds für die Anpassung an die Globalisierung (EGF) 56 und des Europäischen Sozialfonds (ESF) angebotene Maßnahmen Elemente dieser Strategie widerspiegeln, sollte ein neues Konzept die Fragmentierung des modernen Berufslebens berücksichtigen, die durch verschiedene Faktoren, wie beispielsweise Arbeitslosigkeit, die Betreuung von Familienangehörigen oder den Bedarf an Schulungsmaßnahmen, hervorgerufen wird. Die Flexicurity-Strategie könnte daher weiterentwickelt werden, um auch Zeiten der Arbeitslosigkeit – ungeachtet des Grunds (Verlust der Stelle, Betreuung von Kindern oder älteren Menschen) – und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie abzudecken.

An dieser Stelle sollte darauf hingewiesen werden, dass Frauen in Phasen, in denen sich Zeiten der Arbeitslosigkeit mit Zeiten der Betreuung von Familienangehörigen abwechselten, bereits sehr flexibel Beruf und Privatleben vereinbart haben 57 . Ihre Erfahrungen könnten als Richtschnur für die Konzeption einer neuen Flexicurity-Strategie dienen, damit die Schwierigkeiten und Hindernisse, denen sich die Frauen heutzutage gegenübersehen bzw. die für ihre Karrieren bestehen, vermieden werden können. Diese kennzeichnen sich unter anderem durch eine zu lange Abwesenheit vom Arbeitsmarkt, insbesondere aufgrund von Kinder- oder Seniorenbetreuung, eine fragmentierte Berufslaufbahn und Teilzeitbeschäftigung58.

3.3.9. Bekenntnis zur externen Dimension der Sozialpolitik

In einer globalisierten und zunehmend vernetzten Welt hat das europäische Gesellschaftsmodell für eine soziale Wirtschaft und ein hohes Maß an sozialem Schutz bei einem Großteil der Bevölkerung Anklang gefunden. Die Machtgleichstellung von Frauen, Arbeitnehmern und besonders schutzbedürftigen Gruppen ist zu einem bedeutenden Pfeiler der Entwicklungs- und Menschenrechtsagenda der Union geworden und wird in Verhandlungen mit Drittländern und in internationalen Gremien vorgebracht. Die soziale Verantwortung von Unternehmen wird im Rahmen der UNO gefördert, und die Union fordert die Übernahme der vier grundlegenden Übereinkommen der IAO. Nach wie vor gibt es jedoch Diskussionen über verbindlichere Formen für die Umsetzung von Standards für soziale Bedingungen und Arbeitsbedingungen, um messbare Ergebnisse zu erzielen.

Die Europäische Union stand vor der Herausforderung, andere Länder in die Lage zu versetzen, höhere Standards in Bezug auf Beschäftigung, Arbeitsbedingungen, Klimawandel und Menschenrechte zu verabschieden, und hat diese Herausforderung gemeistert. Diskussionen über die Kombination von Handelssanktionen und günstigen Handelsklauseln sind noch nicht abgeschlossen. Darüber hinaus sollte das Ziel der Zusammenarbeit mit anderen globalen und lokalen Akteuren, beispielsweise mit den Vereinten Nationen, den G-20-Staaten und der Welthandelsorganisation, und auf

56 Die Verordnung zielt auf Arbeitnehmer ab, die von der Globalisierung negativ betroffen sind, und enthält

Solidaritätsbekundungen mit diesen Personen: Verordnung Nr. 1927/2006/EG, geändert durch die Verordnung (EG) Nr. 546/2009 zum EGF.

57 „[higher level of educational attainment of women] while this trend will most probably have a positive impact on women's outcomes on the labour market in the future, it is to be noted that until now the generally high skills levels of women have not been fully reflected in their employment outcomes. […] gender gaps seem also to follow a lifecycle pattern, with the level of education having a limited influence. Gender gaps in employment, part-time work and pay tend to rise between the age of 25 and the age of 35, reflecting the high impact of family responsibilities on female employment.“ [(höheres Leistungsniveau von Frauen in Bildung und Ausbildung) während sich diese Entwicklung höchstwahrscheinlich positiv auf das zukünftige Abschneiden von Frauen auf dem Arbeitsmarkt auswirkt, muss darauf hingewiesen werden, dass sich die in der Regel hohen Qualifikationen von Frauen bisher nicht vollständig in ihrer Beschäftigung widergespiegelt haben. (…) geschlechtsspezifische Unterschiede folgen anscheinend auch einem Lebenszyklusmuster; das Bildungsniveau hat dabei nur einen begrenzten Einfluss. Geschlechtsspezifische Unterschiede in Bezug auf die Beschäftigung, Teilzeitarbeit und eine anziehende Bezahlung für Arbeitnehmer im Alter zwischen 25 und 35 Jahren deuten auf die beträchtlichen Auswirkungen von familiären Verpflichtungen auf die Beschäftigung von Frauen hin.] SEK(2009)1706 vom 18.12.2009, Seite 5.

58 Amelia Román, Deviating from the standard: effects on labour continuity and career patters, Dutch University Press, 2006.

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internationaler Unternehmensebene darin bestehen, sich auf gemeinsame Konzepte und Strategien zu verständigen.

Schließlich sollte erwähnt werden, dass die Europäische Union mit ihren Mitgliedstaaten der weltweit größte Entwicklungshilfegeber ist und dass diese Tätigkeit in einem noch stärkeren Maße dazu genutzt werden sollte, europäische Werte zu „exportieren“. Im Bereich Demografie ist zu beobachten, dass die Union gemessen an ihren gesamten Investitionen sehr wenig für die Familienplanung aufwendet. Dies steht im Gegensatz zu den Vereinigten Staaten, die einen beträchtlichen Teil ihrer Entwicklungshilfe in die Familienplanung investieren 59 . Die Familienplanung wird als wichtiges Mittel zur Verringerung der Armut angesehen.

Marion Schmid-Drüner (Fachabteilung A)

Erika Schulze (Fachabteilung C)

59 Euromapping 2011, Europäisches Parlamentarisches Forum für Bevölkerung und Entwicklung (EPF),

Deutsche Stiftung Weltbevölkerung, Oktober 2011.

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LITERATUR

Panel 1: Auswirkungen des demografischen Wandels auf Wirtschaft und Haushalt

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Europäisches Parlament, Entschließung vom 15. November 2011, „Demografischer Wandel und seine Folgen für die künftige Kohäsionspolitik der EU“, Text übernommen: P7_TA(2011)0485

European Parliament Resolution of 11 November 2010, "Demographic Challenge and Solidarity between Generations", Text adopted: P7_TA(2010)0400

European Parliament Resolution of 21 February 2008, "Demographic Future of Europe", Text adopted: P6_TA(2008)0064

Eichhorst et al. (2011), "Pension systems in the EU - Contingent Liabilities and Assets in the Public and Private Sector", European Parliament, PE 464.456), http://www.europarl.europa.eu/document/activities/cont/201111/20111121ATT32055/20111121ATT32055EN.pdf

European Commission, Annex Macro-Economic Report to the Annual Growth Survey 2012, COM(2011)0815 final, November 2011 http://ec.europa.eu/commission_2010-2014/president/news/documents/pdf/annex_2_en.pdf

European Commission, "The 2012 Ageing Report: Underlying Assumptions and Projection Methodologies", Joint Report prepared by the European Commission (DG ECFIN) and the Economic Policy Committee (AWG), 2011, http://ec.europa.eu/economy_finance/publications/european_economy/2011/pdf/ee-2011-4_en.pdf

Prskawetz, A. and Lindh T. (Eds), The Relationship Between Demographic Change and Economic Growth in the EU, Research Report 32, July 2007, http://www.oeaw.ac.at/vid/download/FB32.pdf

Panel 2: Europäische Kohäsion und regionale Entwicklung

"Investing in Europe's future. Fifth Report on Economic, Social and Territorial Cohesion", European Commission, 2010

“Regional Challenges in the Perspective of 2020 - Regional disparities and future challenges”, European Commission, DG REGIO, (December 2009)

"REGIONS 2020. An Assessment of Future Challenges for EU Regions", European Commission, DG REGIO, 2008

"Social Business Initiative. Creating a favourable climate for social enterprises, key stakeholders in the social economy and innovation", Communication from the Commission to the European Parliament, the Council, the European Economic and Social Committee and the Committee of the Regions, COM(2011)0682

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"The Impact of European Demographic Trends on Regional and Urban Development: synthesis report", Hungarian Presidency of the Council of the European Union, Budapest, April 2011,

Carlos Mendez, John Bachtler, Fiona Wishlade, "Comparative Study on the Visions and Options for Cohesion Policy after 2013", European Parliament, Policy Department B, 2011

Giuseppe Gesano, Frank Heins, "Regional Challenges in the Perspective of 2020 - Regional disparities and future challenges. A report to the Directorate-General for Regional Policy. Background paper on demographic challenge", ISMERI Europa, 2009

Guglielmo Wolleb, Alessandro Daraio, "Regional Challenges in the Perspective of 2020 - Regional disparities and future challenge. A report to the Directorate-General for Regional Policy. Background paper on new social risks", ISMERI Europa, 2009

Kerstin Westphal, "Report on demographic change and its consequences for the future cohesion policy of the EU", (2010/2157(INI)), European Parliament Committee on Regional Development, 2011

http://ec.europa.eu/regional_policy - Information portal of the European Union

Panel 3: Soziale und Gleichstellungsaspekte von Beschäftigungs- und Demografieentwicklungen

Siehe Fußnoten

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