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Institute for Classical Studies, part of the Institute for Philosophy, Czech Academyof Sciences in Prague
Impetus des Einen: Beitrag zur Begriffsgeschichte IIAuthor(s): MARTIN POKORNÝSource: Listy filologické / Folia philologica, Vol. 120, No. 3/4 (1997), pp. 181-203Published by: Institute for Classical Studies, part of the Institute for Philosophy, Czech Academy ofSciences in PragueStable URL: http://www.jstor.org/stable/23466953 .
Accessed: 14/06/2014 13:23
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Listy filologické CXX, 1997, 3-4, pp. 181-203
Impetus des Einen: Beitrag zur Begriffsgeschichte II*
MARTIN POKORNÝ (Praha)
III. Duns Scotus (I)
Die scotische Bestimmung der Metaphysik ist bekanntlich scientia de transcendentibus und die Frage nach dem Einen steht so fast definitorisch an
einer der ersten Stellen; die bisherige Scotusforschung konzentriert sich aber - legitimerweise - vorziiglich auf seine Auffassung des Seins und des Seien den, folglich dann meistens auf die Bestimmungen, die mit dem Gottes beweis zusammenhángen. So die quaestio, in der sich Scotus ausschlieBlich mit der Problematik des Einen bescháftigt und die wir in unserem náchsten
Kapitel untersuchen werden, bleibt allem Anschein nach bisher ganz unbe achtet. In diesem Teil wollen wir uns dann kurz einem der bekannteren Tex te des Corpus Scoti zuwenden, námlich der Abhandlung De principio in dividuationis aus dem Opus Oxoniense,83 die schon einigermaBen erforscht
wurde,84 die sich aber immer noch relativ am Rande des Interesses befmdet.
Diese Lucké zu erfullen, kann an dieser Stelle keineswegs unsere Aufgabe
sein; wenn wir aber im folgenden die Attraktivitát dieses Textes aufweisen kónnen, dann ist vielleicht der erste Schritt geleistet.
* Siehe Listy filologické 120, 1997, 1-2, S. 11-33. 83 Ordinatio II, dist. 3, pars 1 (ed. Vaticana VII, 391-516); weiter nur PI. (Die
parallele Lectura ist XVIII, 229-301.) 84
Vgl. z.B. Etienne Gilson, Johannes Duns Scotus, Einfiihrung in die Grundge danken seiner Lehre, Dusseldorf 1959 (Franzósisches Originál: Jean Duns Scot -
Introduction a ses positions fondamentales, Études de Philosophie médiévale XL1I, Paris 1952), S. 461-484; Ludger Honnefelder, Scientia transcendens, Die formale
Bestimmung der Seiendheit und Realitát in der Metaphysik des Mittelalters und der
Neuzeit (Duns Scotus - Suárez - Wolff- Kant -
Peirce), Hamburg 1990, S. 123-132; Allan B. Wolter, John Duns Scotus, in: Individuation in Scholasticism (The Later
Middle Ages and the Coanter-Reformation, 1150-1650), hrsg. v. Jorge J. E. Gracia, New York 1994, S. 271-298.
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MARTIN POKORNÝ
Was macht die materiellen Substanzen singulár? So lautet die Leitfrage des Werkes, und bevor Scotus seine eigene Lósung vorlegt, setzt er sich mit
mehreren anderen Moglichkeiten auseinander. Der erste Vorschlag besagt, daB materielle Substanz ex natura sui singulár sei, und wird abgelegt mit der
Begriindung, daB Singularitát einen stárkeren Grad der Einheit bedeute als
den, der sich in der Nátur des Dinges ex se befmde; die unitas realis, die fur eine Nátur propria et sufficiens sei, sei к 1 e i η e r als die numerale Ein heit.85 Wie diirfen wir diese unitas minor verstehen?
Aus den vielen Bestimmungen, die uns da Scotus gibt, hnden wir eme
besonders beachtenswert: unius actionis sensus est obiectum unum secun
dum [minorem] unitatem reálem. Wir sind wohl imstande so etwas wie das Licht zu sehen; die Unterschiede zwischen (numerisch) individuellen Son nenstrahlen wahrzunehmen konnen wir aber nicht.86
bm rlatonieser wird vielleicht an ťarmemdes 1 i I b í-b ennnert; und die
se Spur kann bewundernswert tief verfolgt werden. Der junge Sokrates
schlagt hier vor, dafi die gesuchte Einheit des είδος vielleicht so etwas wie die Einheit des Tages sei. Parmenides fragt dann in seiner Replik, ob dies im Sinne eines ausgespannten Segeltuchs verstanden werden darf; und Sokra
tes antwortet: "Vielleicht." So aber uberschreitet man zu unitas maior, uni tas numeralis; und die Hypothese der Ideen leitet dann wieder in Aporien.
Aristoteles kritisiert bekanntlich die platonische Ideentheorie (aus Griin den, die grundsátzlich alle im Parmenides zu fínden sind), die Fragestellung bleibt bei ihm aber ebenso lebendig. Sein Grundthema ist dasselbe wie das Platons: τό εΐδος, und auch die Hauptaporie bleibt: ist es individuell, oder universell?87 Die Fragestellung wurzelt in dem griechischen Ausdruck selbst:
τό εΐδος ist das, was wir gesehen haben, und deshalb haben wir jetzt ein Wis sen davon.88 Aber wie ist diese Implikation zu begrunden? Am Beginn ahnen wir dasjenige Verstándnis der Bewegung, nach dem diese nicht in Punkte
zerfállt, sondern eine organische Einheit - ein Wachsen - erweist. Die actio Scotus' wáre dann vielleicht im Sinne aristotelischer κίνησις als kontrastiert mit ένέργεια zu verstehen.89 Die verflechtende Spannung zwischen Wahr
85 Vgl. bes. Plq. l,n. 8 (395).
86 PI q. 1, n. 20-21 (399-400). 87
Vgl. James H. Lesher, Aristotle on Form, Substance, and Universals: A Dilem
ma, in: Phronesis, XVI (1971), S. 169-178. Der Lósungsversuch bei Michael Frede - GOnther Patzig (Aristoteles Metciphysik Z, Bd. 1, Miinchen 1988, S. 55) erklárt
nicht, wie sich είδος im Sinne "Art" zum είδος im Sinne "Form" bezieht; beide wur
den vordem vorgestellt als wesentlich bloBe Homonyma (S. 49). 88 Siehe LSJ; vgl. Aubenque, Le Probléme, S. 459. 89 Siehe Bonitz, Index 251b 6-11. Vgl. Brócker, Aristoteles, S. 206: "[Das we
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IMPETUS DES EINEN: BEITRAG ZUR BEGRIFFSGESCHICHTE
nehmung und Begrifflichkeit bleibt ja doch in verschiedenen Gestalten wirk sam in der ganzen Geschichte der Philosophie.90
Scotus bezieht sich in unserer Quaestio zu gegebenem Kontext explizit, doch es ist nur zu vermuten, worin diese eigenartige Annáherung an die klas sische griechische Philosophie, wie sie eigentlich nur in den letzteren Jahr zehnten ausgedeutet wurde, wurzeln konnte. Bestimmten EintluB auf sein
mehr dynamisches Verstándnis der Form konnte die Tatsache haben, daB Scotus von der abstrakten Auffassung der Materie als absoluter Potenz ab weicht.92 Die grundsátzliche Zusammenstimmung sehen wir aber in dem akzentuierten BewuBtsein der Perspektivitát, wie sie in verschiedenen For men schon bei Platon, dann wieder bei Aristoteles in seinem Begriff der κα
τηγορία und schlieBlich bei Scotus im Konzept der distinctio formalis - die
gerade in unserem Zusammenhang eine gewichtige Rolle spielen wird93 -
ausgedriickt wird. Wirmiissen námlich bei diesen transkulturellenVergleichen wohl im Ge
dáchtnis halten, daB der Rahmen der scotistischen Ontologie von Avicenna stammt und seine Grundzuge deshalb ziemlich eigentiimlich sind. Die "Ná
tur", von welcher hier die Rede ist, bildet den mittleren Pol einer triadischen Struktur. Sie ist im Bezug auf Universalitát und Partikularitát indifferent; "Pferdheit ist nur Pferdheit", so lautet der Grundsatz Avicennas, den Scotus
so gerne zitiert.94 Diese Nátur kann dann entweder durch den Verstand (in
tellectus) begriffen und so universell werden, oder sie kann in den Ein
zeldingen, als partikulár oder singulár vorkommen; diese Modi aber gehoren, als solche, nicht zu ihnen; als solche ist sie nur allgemein, communis,95 Sie wird manifest in den trivialsten Tatsachen der Prádikation: wenn ich dieses
sentliche Wassein] ist die Phase, in die ein Seiendes [...] am Ende seiner Entstehung
gelangt als Grenze und Ziel des Werdens Aubenque, Le Probléme, S. 469-472. 90
Vgl. dazu P. F. Strawson, Imcigination and Perception, in: Kant on Риге Rea
son, hrsg. v. Ralph C. S. Walker, Oxford Readings in Philosophy, Oxford/New York
1982. 91 PI q. 1, n. 41 (409): "[...] Philosophus improbat illam fictionem quam imponit
Platoni, quod scilicet поп possit 'hic homo 'per se exsistens - qui ponitur 'idea
' —
esse per se universale omni homini [...]." 92 Siehe Gilson, ibid., S. 453, und vgl. G. Ε. M. Anscombe, The Principle oflndi
viduation, in: Proceedings of the Aristotelian Society, Suppl. Vol. 27 (1953), S. 83
96; repr. in: Articles on Aristotle, 3. Metaphysics, hrsg. v. Jonathan Barnes, Malcolm
Schofield, Richard Sorabji, London 1979, S. 88-95. 93 PI q. 6, n. 188 (484). 94 Vgl. PI q. 1, n. 33-34 (403-404). 95
Vgl. PI q. 1, n. 42 (410). Vgl. dazu Lesher, ibid., S. 178, wo freilich seinem
"common" bei Scotus "universalis" entspricht.
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MARTIN POKORNÝ
da als ein Pferd bezeichne, dann sage ich dariiber eigentlich keinen Begriff aus, weil das genannte "dieses" kein Begriff, sondern eine Sache ist.96
Die unitas minor naturae, die als ein Nachíolger des thomistischen umím
transcendens angesehen werden darf, ist in unserem Kontext nur ein Neben
resultat; die Hauptfrage ist auf die Singularitát, auf das haec der Substanzen, gerichtet. Ebenso aber, auch wenn das numerale Eine eigentlich nicht trans
kategorial ist,97 halten wir es fur legitim, auch dieser Bestimmung einigen Raum zu widmen. Erstens, wie schon friiher gesagt, furs Verstándnis des Kontrastes miissen wir beide Pole erkennen; zweitens, auch diese Einheit stammt aus dem Gedanken, daB jede Seinsweise mit irgendeiner Einheits weise konvertieren muB;98 schlieBlich bietet sich uns auf diesem Felde wie der eine interessante Parallele an.
Wir werden uns nur auf einen einzigen Zug konzentrieren. Bei Thomas
wurde die Einheit in jedem Kontext als Negation der Geteiltheit aufgefaBt. In der zweiten Quaestio unseres Werkes sucht Scotus zu beweisen, daB die
numerische Einheit etwas Positives sein muB; und sein Hauptargument wol len wir als phánomenologisch charakterisieren.
Die Dinge (res) sind nicht nur ungeteilte, sondern auch in wichtigem Sin ne unteilbare; eine Sache zu teilen bedeutet nicht nur eine bisher lediglich potentielle Charakteristik zum Akt zu bringen, sondern sie - als diese (haec) - zu vernichten, und das heiBt etwas aktuelles zu uberwinden. Die unter
suchte Einheit ist deshalb nicht bloBe negatio, sondern repugnantia, die auf
Negativitát nicht zurackzufíihren ist; der Aufstieg zur numeralen Einheit ist
Aufstieg zur Vollkommenheit."
96 Vgl. Joseph Owens, Common Nature: A Point of Comparison between Thomis
tic and Scotistic Metaphysics, in: Mediaeval Studies XIX (1957), S. 1-14, bes. S. 1
2; Marylin McCord Adams, Universals in the Early Fourteenth Century, in: The
Cambridge History of Later Medieval Philosophy from the Rediscovery of Aristotle
to the Disintegration of Scholasticism 1100-1600, hrsg. v. Norman Kretzmann, An
themy Kenny und Jan Pinborg, Cambridge 1982, Кар. VI, 20, S. 411-39, siehe S. 412
417; Ludger Honnefelder, Scientia transcendens, Die formale Bestimmung der
Seiendheit und Realitat in der Metaphysik des Mittelalters und der Neuzeit (Duns Scotus - Suárez -
Wolff - Kant -
Peirce), Hamburg 1990, S. 124-126. 97 Sowohl Honnefelder (Scientia, S. 132) als auch Adams (S. 412) sagen das Ge
genteil, ich habe aber keine entsprechende Aussage in dem Text gefunden. Obrigens wáre mir dann nicht klar, vvie die Argumentation anhand der coordinatio praedica mentalis funktionieren konnte (siehe z.B. PI q. 3, n. 65 [420-421]).
98 PI q. 6, n. 169 (474): "[S]icut unitas in communiper se consequitur entitatem
in communi, ita quaecumque unitas per se consequitur aliquam entitatem 99
Vgl. z.B. PI q. 2, n. 58 (417): "[U]/n'to[s] perfectissima, quae est 'unitas nume
ralis und Honnefelder, Scientia, S. 129: "[D\er Ρ r o z efi der I η d i v i -
d и a t i o η [ist] Vervollkommnung und Bestimmung [...]."
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IMPETUS DES EINEN: BEITRAG ZUR BEGRIFFSGESCHICHTE
Wir verstehen dies als Entwicklung eines der Grundzuge der Philosophie des Aristoteles. Aristoteles bemiiht sich in seinem ganzen Werk - in Ausein
andersetzung mit Zenon zwischen bloBer Beruhrung (άφή, απτεσθαι) und wirklicher Kontinuitát (συνέχεια) zu unterscheiden; so schon am Be
ginn des zehnten Buches der Metaphysik, das wir in unserem ersten Kapitel untersucht haben, charakterisiert er die Einheit durch die Kontinuitát, und diese dann wieder durch Bewegung. Das dynamische Moment ist etwas H5
heres, und nicht Reduzierbares auf das lediglich analytische Liickenlos sein.100 Solch ein scharfes BewuBtsein dieses Unterschiedes ist gar nicht ge nerell zu fmden, und es ist tatsáchlich einer der wichtigsten Beitráge Heideg gers, daB er in Polemik gegen Descartes diese Distinktion wieder zum Le ben ruft.101
Scotus war sicher kem Anhánger aes Averroes. "z In semer Annáherung an Platon und Aristoteles fuhlen wir aber viel mehr: eine erneute Faszination
am Beweglichen. Und im náchsten Kapitel kommen wir zu der Bewegung, die fur Akademie und Lykeion am klarsten charakteristisch war: die Bewe
gung der dialektischen Untersuchung.
IV. Duns Scotus (II)
Dialektik: zwei λόγοι, die in verschiedenen Richtungen gehen - oder, Drama des Denkens. Platon als Verfasser von Dialogen wie Charmides, Hip pias Minor und Menon fand einen bedeutenden Nachfolger in Aristoteles der
Topiken und Metaphysik B\ es ist aber gar nicht einfach, hinsichtlich Inten sitát und Gleichgewichtigkeit der Auseinandersetzung vergleichbare spátere Werke zu fmden. Humes Dialoge uber die natiirliche Religion bilden in die sem Aspekt eine glánzende Ausnahme; und viele Paragraphen der Philoso
phischen Untersuchungen Wittgensteins stehen ihnen nebenbei. Anders aber
sieht man nur zu oft - und das gilt manchmal sicher auch bei den angefuhrten
100 Met. I, 1052a 19-28. Vgl. Hermann Schmitz, Die Ideenlehre des Aristoteles,
Bd. I: Aristoteles, Teil 2: Ontologie, Noologie, Theologie, Bonn 1985, S. 15, und be
sonders Friedrich Kaulbach, Der philosophische Begriff der Bewegung. Studien zu
Aristoteles, Leibniz und Kant, Κδίη 1965 (in unserem Zusammenhang vorzuglich das
Kapitel "Physis als Symphysis", S. 13-23). Gegen Elders (Aristotle's Theory, S. 60), der die Rolle der Bewegung nur als sekundáre sehen mochte, vgl. den Dativ τω in a 25
und besonders Phys. 227a 23-24 ή σΰμφυσις ύστάτη κατά την γένεσιν. 101 Sein und Zeit bes. S. 91, wo die cartesianische Reduktion der Hárte (durities)
an die Ausdehnung (extensio) aufgezeigt wird. Vgl. auch die Unterscheidung Hegels zwischen gleichgiiltiger und ausschlieBender Einheit, Phanomenologie des Geistes
А II (Wahrnehmung), § 4-5 (Reclam S. 92-93). 102 "...secundum fictionem illius maledicti Averrois..'', PI q. 6, n. 164 (472).
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MARTIN POKORNÝ
Philosophen - daB die Einwánde um der Antworten willen gesucht worden
sind, eher als umgekehrt. Der polemische Geist des Duns Scotus gehort in die dialektische Tradi
tion ohne jeden Zweifel, und der Text, zu dem wir gleich kommen werden, ist ein Beispiel dafiirpar excellence. Wir haben schon erwáhnt, daB er in der Fachliteratur nur rar benutzt wird; und ein Grund dafiir ist sicher der, daB in der bis vor kurzem einzigen allgemein zugánglichen Form er grundsátzlich unlesbar war. Aueh aber wenn jetzt die neue Ausgabe zur Verfugung steht,
wird diese Abhandlung, so láBt sich vermuten, iiberwiegend entweder miB
achtet, oder miBinterpretiert werden - wie es wohl bei den oben genannten Werken der Fall ist. Denn jedeš Zitat fordert ausfiihrliches Studium des Kontextes und der Lage innerhalb der Gesamtkonzeption; und die intentio auctoris festzustellen, ist keine einfache Aufgabe. Seine eigene, personliche Auffassung erfahren wir nicht; die Einwánde erscheinen in groBen Gruppen, nachdem eine Serie beantwortet wird, taucht eine andere auf, und die Bewe
gung der Argumentation ist mehrmals pendelhaft. Es ist so nicht ganz am
Ort, die folgenden Ausdeutungen als opiniones propriae Scoti zu verstehen; es geht eher um die Meinungen, die aus seiner "Arene" mit allen ihren "for
te", "potest" und "conceditur" als die Starkste ausgegangen sind - oder die mindestens mit Ehre iiberlebt haben.
Scotus bescháftigt sich mit der Frage der Beziehung zwischen dem Ei nen und dem Seienden anhand der Passage aus der Met. Γ, die wir auch in
unserem ersten Kapitel betrachtet haben.103 Der Text gliedert sich folgender maBen:
I. η. 1-76 Utrum ens et unum significent eandem ná
turám.
II. n. 77-160 a. n. 78-80 b. n. 81-82 c. n. 83-109
d. n. 110-160
An unum dicat aliquidpositivům. An unum convertatur cum ente.
An unum quod convertitur cum ente sit
unum quod est principium numeri. An unum, si sit transcendens, dicat ali
quam aliam rem ab ente.
103 Quaest. subt. IV, q. 2 (weiter nur Unum). Wir zitieren nach der vorbereiteten
neuen Edition. - Die anderen Metaphysikkommentare, die sich in der alteren Ausga be finden, sind unauthentisch, siehe Charles Balíc, The Life and Works ofJohn Duns
Scotus (in: John Duns Scotus, 1265-1965, hrsg. v. John K. Ryan, Bernadine M. Bo
nansea, Washington 1965, S. 1-27), S. 21.
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IMPETUS DES EINEN: BEITRAG ZUR BEGRIFFSGESCHICHTE
III. η. 161-176 An continentia unitiva comparetur ad mul ta ad quae unita semper in quantum illi
mitata, vel in quantum limitate continens
hanc perfectionem.
Die Teile II und III sind ganz offensichtlich einheitlich verfaBt; zwischen Teil I und II finden wir eine Zásur, mehrere Hinweise aber bestátigen, daB die ganze Sequenz als eine Quaestio verstanden werden will. Die Subtilitát des Textes zeugt fur schriftliche Konzeption, ein lángerer Passus láBt aber auch eine Diskussion im Hintergrund ahnen.104
Wir haben uns schon genugend iiberzeugt, daB die Problematik der ge samtkategorialen Einheit wesentlich komplex ist. Doch aber lassen sich kla re subordinierte Untersuchungsbereiche abgrenzen. Fur unsere Lekture stel
len wir so - in Anknupfung an die vorgehenden Betrachtungen - drei Leit
fragen: 1. Wie ist die Prádikationsweise bei Aussagen wie ens est unum zu verste
hen? 2. Was fiir ein Unterschied ist zwischen dem unum principium numeri und
dem unum transcendens zu setzen?
3. Wie ist die Distinktion zwischen Essenz und Einheit, Substanz und Ein heit zu sichern, und doch die Unabgeleitetheit des konstitutiv sekundaren Ganzen zu erklaren?
Hiermit verzichten wir grundsátzlich auf die engere Thematik des dritten Teils.
1. Pradikation
Zu resumieren: die Begriffe "Seiendes" und "Eines" scheinen dieselbe Extension zu haben; gleichzeitig haben ihre Intensionen gemeinsame Ele mente. Es muB hier ein genugender Unterschied bestehen, damit ens est unum nicht zur nugatio wird; gleichzeitig soli hier aber eine wesentliche
Verbindung vorliegen, weil es sonst kein ens per se unum gábe - die Einheit wáre immer je eine akzidentelle.
Scotus beweist, daB die Begriindung des Averroes und des Thomas - Ems und Seiendes sind verschiedene Begriffe - einfach ungeniigend ist.l(b Die Prádikationsweise in diesem Fall ist spezifisch und verlangt nach einer spe zifischen Behandlung. Diese erhált sie in n. 33-40.
104 Ν. 144-151 antworten auf funf Einwánde ("adprimům... ad quintum..."), die
zwar alle im Text zu finden sind, doch nirgends in dieser Reihenfolge. 105 Uпит η. 13-17.
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Beziiglich der Beziehung zwischen beiden extrema der Aussage gibt es drei Grundtypen des Aussagens:106
a) per se primo modo: homo est homo, homo est animal rationale, homo est animal.
b)per se secundo modo = per accidensprimo modo: homo est risibilis.
c) per accidens secundo modo: risibilis est homo. Das Bestehen des je hóheren Gradus ist notwendig (sine qua поп) fiir die
Existenz (oder: die Sinnhaftigkeit, das Verstándnis) der subordinierten Prá
dikationsarten, es ist aber nicht ausreichend (поп per quam). Áhnlich gibt es auch im Rahmen jeder Substruktur abgeleitete Aussagen, und solche, die -
in der gegebenen Hierarchie- unabhángig, primár sind. Die luckenlose Deduktion findet so immer nur in Grenzen einer bestimmten Stufe statt; die Prádikationen aus den Gruppen b) und c) bediirfen wohl im mer der Sátze der Art a), dies "Bediirfen" liefert aber nicht vollkommene Er
klarung der Giiltigkeit. Zugehorige defmitorische Charakteristika der angegebenen Klassen sind
nicht in unserem Text zu finden und auch die zitierte Terminologie prázisiert sich nur schrittweise. Im Hintergrund der zweiten Gruppe steht eine Vermi
schung von τά ί'δια aus den Topiken und τά καθ' αυτά aus den Zweiten
Analytiken, dazu kommt noch der EinfluB derpseudoaristotelischen Katego rienschrift. Die Skizze ist aber meiner Meinung nach vollkommen genug, so daB wir aus ihr die fehlenden Bestimmungen ableiten konnen.
Aus der Einleitung der erforschten Passage scheint es, dafi das leitende
Kriterium den Namen "per aliud" trágt: die Prádikation c) ist wahr "per aliud ab utroque extremo", die Prádikation b) "per aliud ab altero extremo" (n. 34). Es liegt dann nahé, bei der rein essentiellen Prádikation die causa inhaeren tiae beiden Termini zuzuschreiben; solches Verstándnis ist aber nicht aus nahmslos anzuwenden. Bei der Aussage "homo est animal" ist námlich die Ursache der Giiltigkeit nur auf der Seite der humanitas zu suchen: wáre hier animalitas beiwirkend, dann auch animalitas in asino (n. 35). Hier mussen wir damit das zweite Kriterium einziehen: die Askription eines definitori schen Bestandteiles (námlich der Gattung) ist vollkommenerweise aus der Defmition selbst abzuleiten, deshalb ist es legitim, sie zu der ersten Hierar chie hinzuzufugen.
Bei der zweiten Gruppe genugt uns die Tautologienbehauptung und die Definition nicht. Die Verknupfung der Termini ist zwar notwendig, ist aber
106 Uпит п. 33. Vgl. Ludger Honnefelder, 'Ens Inquantum EnsDer Begriff des
Seienden als solchen als Gegenstand der Metaphysik nach der Lehre des Johannes Duns Scotus (Beitráge zur Geschichte der Philosophie und Theologie des Mittelal ters 16), Munster 1971, S. 321-323.
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IMPETUS DES EINEN: BEITRAG ZUR BEGRIFFSGESCHICHTE
nicht durch ihre bloBe Begriffsanalyse erklárbar; diese Dualbestimmung dríickt Scotus an anderer Stelle in Anknupfung an Aristoteles mit diesen Worten: subiectumponitur in definitionepassionis sicut additum.107 Das Sei ende schafft zwar den Boden, auf dem die Einheit defmiert werden kann, es ist aber kein integraler Bestandteil der Definition. Es stimmt vollig mit dem
Gesamtkonzept uberein, wenn wir jetzt behaupten, daB jede Gruppe komple mentárer Akzidenten (die auch unter einer Gesamtbezeichnung gesammelt werden konnen) ein proprium subiectum hat; und - umgekehrt - die Kom
plementaritát der Prádikate konstituiert sich eben in Beziehung zu dem Sub
jekt.108 Diese Aussagen, wie z.B. "homo est risibilis", "corpus est coloratum", sind vermutlich die per accidens prima, quae поп potest concludi (n. 37), aus denen wir dann die sekundáre Prádikationen in derselben Struktur - wie z.B. "Sortes est risibilis", "homo est coloratus" - ableiten kěnnen. Die bleibende dritte Gruppe versammelt die rein empirischen Feststellungen. Die Position der Sátze wie "Sortes est albus" (die auch als proprium secundum quid ver standen werden durften) bleibt unbestimmt, wobei der Hauptgrund darin besteht, daB sie fur die gegebene Problematik nicht unbedingt relevant ist.
Solíte ens est unum unter a) fallen, dann taucht die nugatio auf; solíte es
zur Klasse c) gehóren, dann erweiste der Satz keine allgemeine Wahrhaf
tigkeit. Sagt die mittlere Klasse zu? Es scheint, daB nihil obstát. Jede unitas
folgt einer entitas, sie ist aber nicht in dem Sein beinhaltet. Das Seiende als einheitlich zu begreifen ist ein selbststándiger Akt des Verstehens, das eine
positive Bestimmung zum Ausdruck bringt. Doch bleibt das Seiende flir das
Eine konstitutiv: nicht aber als ein ubergeordneter Begriff, aus dem sich das Eine ableiten lieBe, sondem als der Grundort, an den die Prádikation ens est unum auftreten kann.
Zu der erwahnten Komplementarita! sei hier hmzugetugt, daJ.i die Argu mentation allgemein geneigt ist, auch diese Prádikation - so wie es wohl bei risibilis der Fall ist - als eine zusammengefaBte Zweiheit von Potentialitát und Aktualitát aufzufassen: jedeš Seiende ist eines simpliciter, vel secundum
quid.m Etwas Áhnliches wiederholt sich aber beziiglich des Begriffs ens, und deshalb diirfen wir in der transzendentalen Behauptung beide extrema
spalten und sagen: jedeš ens ist unum, alle entia sind mnlta.m
107 Ordinatio I, dist. 3, pars 1, q. 3 (ed. Vat. III, 83). Hier sei bemerkt, daB die
Behauptung aus diesem Passus, das unum est ens sei eine predicatio per accidens se
cundo modo, im Widerspruch steht mit Unum n. 151, wonach "multitudo est ens per se primo modo". Wir halten uns an die erste Formulierung, vgl. auch Anm. 104.
108 Vgl. n. 93 "accidens поп potest abstrahi a per se subiecto, quia per ipsum de
finitur", wo das definitur in dem ausgedeuteten Sinne verstanden werden muB. 109 Siehe n. 54, 56, 57, 66. 110 Siehe n. 81.
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Zu dieser Problematik kommen wir von anderer Seite emeut, wenn wir
im dritten Teil die ontologische Grundlage dieser Beziehungen untersuchen werden.
2. Das numerische Eine
Die Stellung zum numerischen Einen scheint in unserem Text zweifaltig zu sein. Die Griinde dafiir konnen viele sein: wie schon gesagt, Scotus ver sucht jede Fassung wie nur moglichst zu verteidigen und das Genre erlaubt, zwei unterschiedliche Losungen anzubieten. Gleichzeitig aber liegen beide auf anderen Seiten der erwáhnten wahrscheinlichen zeitlichen Zásur; und es
gibt hier Raum fur die Hypothese, daB die Entwicklung der Lehre von uni tas minor dazwischen liegt. Auf chronologische Bedenken dieser Art, wie auch auf die Feststellung der doktrinale Ursachen der Verschiebung, wollen wir im folgenden verzichten. In jedem Fall sind die beiden Alternativen von hóchstem Interesse.
Die zweite ťosition íst schwacher als die erste, und sie lassen sich íol
gendermaBen zusammenfassen:
a) omne nnum est determinati generis, scilicet quantitatis.U]
b) in qitocumque est unitas quae est principium numeri, in illo поп differt realiter ab ipsa unitate convertibili cum ente.ul
Lesen wir erst, was Thomas gegen eine solche Auffassung eingewendet hat:
De uno autem поп videtur esse verum, quod sit idem quod convertitur
cum ente, et quod est principium numeri. Nihil enim quod est in de terminato genere videtur consequi omnia entia. Unde unum quod de
terminatur ad speciále genus entis, scilicet ad genus quantitatis
discretae, поп videtur posse cum ente universali converti. Si enim
unum est proprium et per se accidens entis, oportet quod ex princi
piis causetur entis in quantum ens, sicut quodlibet accidens proprium ex principiis sui subiecti. Ex principiis autem communibus entis in
quantum est ens, поп intelligitur causari aliquod particulariter ens
sufficienter ,113
Thomas' videtur ist nicht richtig: da die Schopfung, die Gleichheit, die Áhn lichkeit alle eine bestimmte Art in einer bestimmten Gattung (námlich der der Beziehung) sind, aber dennoch allen Seinsgattungen inhárieren (in sunt).U4 Was dann die Einreihung des Einen betrifft, so ist es kein Proprium
111 Unum η. 70. 112 Unum η. 100. 113 In Met. IV, lectio II, n. 559. 114 Unum n. 70.
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der lediglich diskreten Quantitát.115 Es haftet eher an der Quantitát als sol cher, die die erste innerhalb derAkzidentien ist,116 und hier ist schon der Weg klar, wie sich die Konstitution ex principiis entis erkláren lieBe.
Doch gibt es hier einen wichtigen Unterschied: bei den Beziehungen gilt es, daB ein einziges Seiendes das Fundament fur mehrere Beziehungen sein
kann. Bei der Quantitát sieht die Lage aber anders aus: aus den Aussagen ens est umím, quantum est ens, uniím est quantum wurde es legitimerweise fol
gen, daB unum est unum - und zwar nicht im Sinne der Tautologie, sondern einer Prádikation passionis subiecti.ui Die Antwort hier lautet:
[U]num principium numeri [...] поп est alicuius generis ut species, sed ut principium generis, necgenus includitur in intellectu illius, пес ens ut est in illo genere.us
So scheint es geníigend ausgewiesen, daB die Losung nur mit der numeri schen Einheit ausreichen durfte. Doch - wie gesagt - im zweiten Teil des Werkes zieht Scotus umím [simpliciter]119 transcendens ein.
Das hat ein sehr enges Verstándnis des numeralen Einen zufolge:
[Ν]«//α unitas realis est in genere quantitatis, пес etiam ut princi pium; sed tantummodo forte unitas ut intelligitur, et est pars numeri,
quae est quantitas rationis, поп realis}20
Die Zahl ist als bloBe psychologische Entitát gefaBt, die keine reále - d.h.
gegenstándliche - Existenz hat. Dieser Gedanke ist auch wohl zuriick zubeziehen auf den schon erwahnten Leitsatz:
[l\n quocumque est unitas quae est principium numeri, in illo поп dif fert realiter ab ipsa unitate convertibili cum ente.m
Es gibt keinen reálen Unterschied in clem Sinne, daB eines der Extreme der
potentiellen Distinktion nicht real ist. Wie ist das andere Extrém zu ver stehen?
115 Unum η. 87-94; bes. η. 92-93: "Item, unitasprincipium numeri verius convenit
puncto quam continuo, quia immediate per situm est punctus. Item, accidens поп
potest abstrahi a per se subiecto, quia per ipsum definitur; numerus abstrahitur a
continuo, quia arithmetica prior est geometria [...]" 1,6
Vgl. n. 71-73. 117 Unum n. 46. 118 Unum n. 61. 119 Siehe n. 77. 120 Unum n. 108. Vgl. schon n. 105 ("si numerus tantum est in anima"). 121 Unum n. 100.
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[С]onceptus unitatis transcendentis generalior est, quia ex se indiffe rens ad limitatum et поп limitatum.'22
Es ist wichtig zu wissen, daB "limitatum" nicht dasselbe wie "fmitum" be deutet:
[E]sí limitatio distinctionis et imperfectionis. Per primům est hoc et поп aliitd; per secundum est sic perfectum et поп omnino. Prima est
unitatis ut est pars numeri, поп secunda.m
Abwesenheit dieser Abgegrenztheit bedeutet fur die transzendentale Einheit
Folgendes:
[E]x ta li (sc. uno in quantum convertibile cum ente), in quantum tale, поп fit numerus, пес multitudo aliquo modo una, sed sola aggregatio [-]·124
Bei den bloB transzendentalen Einheiten ist keine Zusammenfassung m5g lich. So etwas scheint ani besten fiir die naturae zu gelten; in solchem Falle ist die unitas transcendens hier mit der unitas minor gleichzusetzen.l2> Die
unitas maior, die Singularitát, wird in unserem Text - wenn diese Interpre tation richtig ist - als Einheit gar nicht erwáhnt, sie wird nur als "hoc et non
aliud" angesprochen. Diese "haecceitas" diente dann als reales Fundament
fiir die intellektuelle Leistung der Aufzáhlung, bei deren die numerale Ein heit - als ein Produkt und Instrument des Verstandes -
erzeugt wird. Nun
treten indessen die Probleme auf: die reále Einheit der transzendentalen und
numeralen Einheit in allen Geschopfen wird mehr und mehr rátselhaft. Sol len wir aber die transzendentale Einheit doch náher zur Singularitát verste
hen, dann wird die behauptete Indifferenz in bezug auf Abgegrenztheit - die schon bei den Naturen nicht ganz unproblematisch wáre'26 -
ganz widersin
nig. Auch die folgenden Ausdeutungen werden fiir die erste Alternative zeu
gen. Wir hořen hier wieder ein Anklang der Frage nach τό είδος, wie sie sich
vorziiglich im siebten Buch der aristotelischen Metaphysik entfaltet. Wir sehen klar, daB die Hauptrolle hier die ontologische Auffassung der
Zahl spielt; auf diese Problematik gehen wir in unserem letzten Kapitel ein,
122 Ibid. 123 Unum η. 109. 124 Unum η. 100. 125
Vgl. η. 131, die aber auch nicht eindeutig ist: "Unitas поп est accidens conse
quens esse sed tantum essentiam, sicutforte ipsum esse est accidens'' Stárker, aber
doch fiir beide Seiten intepretierbar ist n. 159: "De ista continentia unitiva sciendum
quod nihil unitive continens mutabile est secundum illud quod continet. Quia enim
'haec essentiaideo continet illa; ergo si поп continet, fit 'поп haec'." 126
Vgl. námlich n. 76.
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wo das traditionelle Verstándnis der arithmetischen Seienden mit dem neuen
Konzept Freges konfrontiert werden soli.
3. Continentia unitiva
In unserem letzten Abschnitt stellen wir uns die Frage nach der ontolo
gischen Begrundung der Moglichkeit einer gleichzeitigen Distinktion und Ganzheit. So námlich verhalten sich einander Essenz und Existenz, Essenz und Einheit.
Dieses Verhaltnis faBt Scotus im Begriff der continentia unitiva zusam men. Sie stellt den Mittelgrad zwischen bloBer Identitát und vollkommener Differenz dar; die Glieder dieser Beziehung sind umím realiter, doch aber distincta formaliter; diese formalitas ist aber zugleich realis et quidditati va.127 Deutsch konnte man vielleicht sagen, daB es um ein Ding, doch aber zwei Sachen geht; wiedemm anders gesagt, ein einziges Objekt konstituiert sich (und nicht: wird abstrahiert) in zwei verschiedenen phánomenalen (nicht scheinbaren) Perspektiven.
Wir vermuten in der Bezeichnung wohl die etymologische Wurzel zu
spiiren: con-tenere als bei sich halten, mit-greifen.128 Die continentia unitiva ist an der ersten Stelle ein theologischer Begriff und kennzeichnet das unbe
grenzte Vermogen Gottes, dieperfectiones simpliciter zu besitzen. Diese rei nen Vollkommenheiten - wie z.B. die Weisheit - kann ein endliches Wesen
(in diesem Falle Mensch) nie in solcher schlechthinniger Weise "bei sich halten", weil sie far ihn ex ratione sna sunt extra essentiam,ng Doch aber
miissen wir fragen, ob es bei anderen Vollkommenheiten - wie bei Existenz, oder Einheit - nicht anders ist.
Die Erklárung wird uns in n. 143 angeboten. Am Beginn mussen wir wohl einráumen, daB die continentia unitiva nicht exklusiv auf Gott zu be ziehen ist. Auch geschopfte Essenz kann - und das "potest" Scotus' móch
ten wir mit "potestas" verbinden - einige perfectiones einheitlich bewahren. Es gibt aber folgenden Unterschied: in Gott sind alle Vollkommenheiten il
limitatae,130 und deshalb kónnen wir sie im eigentlichen Sinne nicht partes totalitatis nennen - wobei totalitas hier die sámtliche Vollkommenheit des
127 Siehe Ordinatio II, dist. XVI, q. un., Vives XIII, 43a. Scotus unterscheidet dort
zwischen quiditas und natura. 128
Vgl. Unum n. 176: "Sicut si in manu ponantur multa corpora, et ex perfecta
compressione fiant omnia unum corpus, nullius ratio per se perit. Sed exemplum поп
est omnino simile." 129 Unum n. 129. 130 Im folgenden geht es immer um limitatio imperfectionis.
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jeweiligen Seienden bedeutet. Die Geschopfe sind aber immer in der gene risch-differentiellen Hierarchie131 eingereiht, d.h., die perfectiones kommen ihnen auch stufenweise zu, sind im bestimmten Grade, sind limitatae. Im
Bezug auf die totalitas - die Ganzheit der Vollkommenheit - diirfen wir sie so als partes fassen; und die Unterschiedenheit (alietas) dieser Bestandteile ist eine differentia minor.m
Dem explikativen Modell fiir diese Distinktion sind wir schon einmal
begegnet: es ist das Teilen des Kontinuums, wie es schon in den zenonschen Paradoxa zur Frage gestellt wird. Die einzelnen Abschnitte sind η i с h t di versae res: dies zu behaupten, bedeutet der Bewegung eine ontologische Pri
oritat zuzugestehen. Der Ausgangspunkt ist das totum contens.m Die Be
standteile konstituieren sich nur am Boden der Bewegung als einer Ganzheit - und nur aus Wirkungen der Teilbewegungen: ordo contentorum unitive
cognoscitur ex operationibus.
V. Frege
Der Ausdruck "das Eine" bleibt allerdings auch nach Scotus ein fester Bestandteil des philosophischen Wortschatzes, die Thematisierung des Be
griffes aber, die wir bei unseren Autoren gefunden haben, ist bei vergleichbar groBen Gestalten der spáteren Geschichte nicht mehr ublich.134 Sogar Leib
niz, bei dem so etwas am meistens zu erwarten wáre, fuhrt das Konzept der
Einheit als Ungeteiltheit ohne Reflexion ein;135 einige philosophische Beach
tung ist nur der Singularitát gewidmet worden.136 In mehreren Denksystemen
131 Fiir unseres Problém aus dem zweiten Abschnitt ist hier wichtig, daB die Rede
offensichtlich von species ist. 132 Hier ist die Rede von einer Differenz, die weniger real ist, wobei man in der
Ordinatio von einer Einheit sprach, die "weniger" a 1 s real ist; die Verbindung ist
aber trotzdem ganz berechtigt. In beiden Fállen geht es um die Mittelstufe zwischen
Realitat (die von res ausgesagt wird) und blofier Existenz im Intellekt. 133 Wenn man das hegelsche Diktum von 'dem wahren Ganzen' einbeziehen
móchte, kann man das legitimerweise tun. Fiir ahnlichen Ausgangspunkt vgl. Kaul bach (s. Anm. 100). (Nur ein Beispiel: "IVas aber wohl bei Schelling undHegel, aber
nicht im Neukantianismus scharf genug gesehen wurde, ist: Die Liniengestalt ist ihrem Wesen nach Bewegung und nicht Produkt." S. 141.)
134 Einzige bemerkenswerte Ausnahme ist Suarez (Disputatio metaphysica IV,
ggbf. V). 135 Siehe Monadologie par. 1. 136 Noveaux Essais II, XXVII. Die 'Disputatio metaphysica de principio indivi
dui' ist bloB synkretisch.
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ergibt sich freilich Raum, den Begriff der Einheit als implizit wesentlich zu erweisen,137 das ist aber hier nicht unsere Aufgabe.
So sehen wir auch nach Frege den einzigen - und in unserem Zusammen
hang wohi relevanten - Ansatz zu unserer Problematik bei Wittgenstein. Im Tractatus wird die gnoseologische Rolle des Einen, wie wir sie schon bei Aristoteles erwiesen fanděn, erkannt;138 in den Untersuchungen kommt dann
zum Vorschein, daB das Eine sich immer nur am Boden der gesamten Bewe
gung konstituiert, wobei diese Bewegung von Wittgenstein als die der kom munikativen Handlung (die er als Sprachspiel bezeichnet) bestimmt wird.139
Unsere Entscheidung, die Auffassung Freges aus dem dritten Kapitel 't)ber Einheit und Eins' seiner Abhandlung Die Grundlagen der Arithmetik hier kurz zu resiimieren, ist aber nicht nur durch die Tatsache, daB er allein sich mit unserer Frage extensiv bescháftigt, motiviert. Frege markiert einen Bruch, dem sich jeder, der Einheit heute spekulativ bearbeiten will, ent
gegensetzen muB. Ohne die Beitráge des Descartes, vorzuglich aber Kants
und Hegels mindern zu wollen, der entscheidende Schritt zur husserliani
schen Phánomenologie - die Entpsychologisierung der Begrifflichkeit - hat te gerade bei Frege stattgefunden. Damit wohl hángt zusammen das Setzen
der Mathematik als einer objektiven und unabhángigen Wissenschaft, die nicht von psychischen oder praktischen Vorgánge abzuleiten ist, und die auch keinen SchoBling der Physik bildet. Das ist weder bei Aristoteles, noch bei Thomas und Scotus der Fall.140
Frege beweist dann Folgendes: Weder von unseren Vorstellungen, noch von den physischen Dingen aus
láBt sich der Begriff des Einen in seiner Allgemeinheit erkláren. Die erste Altemative wurde Mathematik mit Psychologie vertauschen; im zweiten Falle ist unverstándlich, wie konnten wir den Begriff des Einen auch uber
Ereignisse, Vorgánge, Begriffe aussagen.141 Dazu muB noch eine vorliegen
137 Vgl. Kaulbach (s. Anm. 100) zu Leibniz und Kant.
138 Tractatus logico-philosophicus 2.021-2.0212. 139 Bes. Philosophische Untersuchungen 47. 140 Zu Aristoteles siehe Barrington Jones, Individuals in Aristotle's Categories
(in: Phronesis XII [1972], S. 107-123), S. 110-111. Zu Thomas vgl. Oeing-Hahnhoff,
ibid., S. 139: "Vom unum principium nitmeri kann also gesagt werden, dafi es als ens
continuum indivisum nicht nur in der Vorstellung ist, sondern auch als Eigenschaft der materiellen Dinge besteht," d.h. nicht nur Psychologismus, sondern auch Physi kalismus. Die Neigung des Duns Scotus, numerus rein psychologisch zu verstehen, haben wir im vorgehenden Kapitel gesehen; zugleich aber stellt ihn der avicennische
Begriff der natura dem neuzeitlichen Denken des Phánomens ziemlich nahe. 141 Die Grundlagen der Arithmetik. Eine logisch mathematische Untersuchung
uber den Begriff der Zahl. Paginierung nach der Centenarausgabe, kritisch hrsg. v.
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de Homonymie bemerkt werden; "eines" kann wohl oft "einheitlich, unge teilt" bedeuten, dann sprechen wir aber nicht von Žahl·, auch dann nicht, wenn wir damit den zu záhlenden Gegenstand meinen.142 Die Zahl 'Eins' ist kein Prádikat, sondern ein Eigenname; deshalb auch hat es keinen Plurál.143 Und es ist Zahl im vollkommenen und eigentlichen Sinne;144 wenn man ihm eine ausgezeichnete Position zuzugestehen geneigt ist, dann ist die angege bene Gleichnamigkeit im Spiel. Eine Zahl anzugeben, bedeutet nicht ein wirkliches145 Ding zu beschreiben, sondern eine Eigenschaft - nicht Merk mal146 - eines Begriffes festzustellen. "Jupiter hat vier Monde" meint dassel
be wie "Die Zahl der Jupitersmonde ist vier"; und das ist eine Identitáts
behauptung. Zahlen sind Begriffe - d.h., objektive Gegenstánde - und nám lich sozusagen zweiter Ordnung; sie treten nur in Aussagen uber andere
Begriffe auf.147
SchluBwort
Die Lehre vom transzendentalen Einen wird gewóhnlich bis zu Aristote les zuríickverfolgt. Bei unserer Lektúre haben wir die problematische Lage der Schliisselpassagen gesehen. Trotz den Schwierigkeiten lassen sich doch
zwei Modelle - das reduktive und das analogische —
rekonstruieren; keines
von diesen entspricht aber den spáteren Auslegungen. Thomas von Aquin ist dann der gróBte westliche Denker, der die aver
roistische Unterscheidung zwischen numeralem und transzendentalem Einen
durchzusetzen versucht. Von mehreren Seiten beeinfluBt, ist er aber am Ende
Christian Thiel, Hamburg 1986; in eckigen Klammern die Paginierung des Erst
drucks. §§ 21-27, S. 34-43 [27-38]. 142 § 32, S. 46-47 [42-43], § 38, S. 51-52 [48-49]. 143 Wieder § 38 und § 29, S. 44-45 [39-41]. 144
§ 44, S. 58 [57]: "Zwar hal die Zahl O etwas besonderes und ebenso die 1, aber das gilt im Grunde von jeder ganzen Zahl; mír fallt es bei den grosseren immer weni
ger in dieAugen. [...] Was nicht auf O oder 1 ραβί, капп fůr den Begriff der Zahl nicht
wesentlich seinGerade in diesem Punkt laBt sich der Unterschied zur Tradition gut beobachten.
145 Frege unterscheidet Wirkliches (= Ráumliches) und Objektives (= nicht Er
dachtes), siehe § 26, S. 40 [35]. Hieran wird wieder die Ahnlichkeit mit Avicenna und Duns Scotus deutlich.
146 Siehe § 53, S. 64 [64]: "Unter Eigenschaften, die von einem Begriffe ausge
sagt werden, verstehe ich naturlich nicht die Merkmale, die den Begriff zusammen setzen. Diese sind Eigenschaften der Dinge, die unter den Begrifffallen, nicht des Be
griffes" 147
§§ 46-54, S. 60-66 [59-67].
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wieder genotigt, die Distinktion unklar zu machen: auch das numerale ist in
gewissem Sinne transzendentale, das transzendentale numerale Eine.
Bei Scotus wird der Polemik erneut breites Feld verschafft, was auch
wichtige neue Losungen bringt: zum ersten Mal wird z.B. die zugehórige Pradikationsweise ausfuhrlich erklárt, die bei Thomas so undurchsichtig schien. Die Distinktion и пит transcendens-unum principium numeri bleibt weiterhin ungewiB. In der Spekulationsart des Scotus finden wir aber libri
gens wichtige Annáherungen an das Denken der Bewegung bei Aristoteles. Die fregesche Auffassung bringt dann mit aller Dringlichkeit zum Vor
schein, daB das numerale Eine nicht als das mathematische Eine in moder nem Sinne verstanden werden darf. Das schopft eine Aufgabe fíir jeden heu
tigen "Hermeneuten" - ÍJbersetzer oder Interpreten. Weiter aber die Lósung, die Frege fíir seine Fragestellung darlegt, zeigt eine wichtige Alternative, die in der vorgehenden Tradition nicht untersucht wurde, womit sich hier Raum fur die Fragestellung ergibt, inwiefern seine Argumentation schon gegen die Tradition mit Recht anzuwenden ist.
Bei solcher Untersuchung wáre dann die Distinktion "singulár - nume risch eine", die wir uberwiegend beiseite gelassen haben, vollig zu themati sieren, und das hauptsáchlich bei Thomas. Aristoteles und Scotus identifizie ren die zwei Glieder explizit.148 Bei Thomas habe ich bisher vergleichbar eindeutige Aussage nicht angetroffen;149 fur hinreichende Sicherheit scheint eine sorgfaltige metaphysische Spekulation iiber die Beziehung zwischen Materie und Quantitát erforderlich.150 Nachdem die Problematik der Singu laritát so verdeutlicht wáre, láge es nahé, auch in unserem Rahmen die Lek
tiire erneut durchzufuhren.
148 τό γαρ άριθμφ έν ή τό καθ' έκαστον λέγειν διαφέρει οΰθέν, Met. Β, 999b
33-34; fiir Scotus siehe z.В. PÍ q. 1, n. 8 (395, 3-4), n. 30 (402, 12), n. 76 (426, 19), siehe aber zugleich das ganze n. 76.
149 Aber vgl. Ludwig Schutz, Thomas-Lexikon, Paderborn 18952, S. 830: "unus,
[...] synonym mit idem, indivisus, singularis 150
IJbrigens hat man die traditionelle Auslegung anhand der materia signata be
reits auch problematisiert, siehe Joseph Owens, Thomas Aquinas, in: Individuation in
Scholasticism (The Later Middle Ages and the Counter-Reformation, 1150-1650),
hrsg. v. Jorge J. E. Gracia, New York 1994, S. 172-194.
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Benutzte Textausgaben
Albertus Magnus, Commentarii in ISententiarum, in: Alberti Magni Opera Omnia, Bd. 25, hrsg. v. August Borgnet, Paris 1893.
Dionysius Areopagita, Sancti Dionysii Areopagitae Opera Omnia, in: Pat
rologia Graeca, Bd. 3, hrsg. v. J.-P. Migne, Paris 1857.
Duns Scotus, Johannes
Ioannis Duns Scoti Opera Omnia (ed. Vivěs): VII: Quaestiones subtilissimae super libros Metaphysicorum Aristo
telis, Paris 1893. XIII: Quaestiones in Secundum Libním Sententiarum a distinctione
decima quinta usque ad quadragesimam quartam, Paris 1893. Ioannis Duns Scoti Opera Omnia (ed. Vaticana):
III: Ordinatio, Liber Primus, distinctio tertia, Roma 1954. VII: Ordinatio, Liber Secundus a distinctione prima ad tertiam, Roma
1973. XVIII: Lectura in Librum Secundum Sententiarum a distinctione prima
ad sextám, Roma 1982. Ioannis Duns Scoti Opera Philosophica:
III: Quaestiones super libros Metaphysicorum Aristotelis, Libri I-V, St. Bonaventure (Ν. Y.) 1997.*
Proclus, Theologieplatonicienne, texte établi et traduit par H. D. Saffrey et L. G. Westerink, Paris, Association Guillaume Budé 1974.
Scotus Eriugena, Johannes, Joannis Scoti Opera, in: Patrologia Latina, Bd.
122, hrsg. v. J.-P. Migne, Paris 1853.
Thomas von Aquin In duodecim Libros Metaphysicorum Aristotelis Expositio, hrsg. v. M.-R.
Cathala und Raymund M. Spiazzi (ed. Marietti), Roma 1950. Thomae Aquinatis Opera Omnia, hrsg. v. S. E. Fretté: VII: Commentum in Lib. I Sententiarum, Paris 1873.
VIII: Commentum in Lib. IISententiarum, Paris 1873. XIII: Depotentia (et al.), Paris 1875. XV: Quodlibeta duodecim (et al.), Paris 1875.
Thomae Aquinatis Opera Omnia, editio Leonina: IV: Prima Pars Summae Theologiae, Roma 1888.
XIII: Summa contra Gentiles (lib. I, II), Roma 1918.
* Zuř Zeit der Vorbereitung des Aufsatzes stand dem Verfasser eine versio paenul tima zur Verfiigung.
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Appendix: Index verborum zu Duns Scotus, In Met. IV, q. II
abstrahi 17,93 abstractum 20
in abstracto 45, 62, 66
accidens etc. passim
cf. per se..., simplex
aggregatio 104, 106
albedo 38,55,64,91,157,161
angelus 24
anima 25-26,82,99,105,118,161
animal 17, 35, 53
animalitas 35
asinus 35, 75, 76
caro 158
causa 26,35,116,130,162,169 ratio causae 169
principium et causa 28, 68
causare 84, 94, 130, 164, 169
causatum 96, 143, 161
causalitas 173
circulus 153
compositio 153, 156, 160
compositum 42, 80, 158
componere 79
compossibilis 123
conceptus 17, 58, 100, 104, 132, 139
concipere 17, 76
continentia unitiva, continere (unitive) 29, 133, 136, 143, 145, 152, 154-155, 159
162, 169, 170, 173-174, 176
continuum 22, 83-85, 87, 89, 92-95, 143 continuitas 89-90, 149
condividere vide dividere
convertire 41, 50, 54, 56, 66-67, 77, 83
convertibiliter 1
convertibilis 21-22, 46, 67-68, 100, 104-105 convertibilitas 56
comparare 72, 153, 161
creatura 105, 106, 143
creatum 70, 101, 104, 105, 107, 161
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creare 173
et vide substantia, essentia
denominatio 110,145 denominare 138
denominative 18, 19
Deus 70, 106, 136-137, 140, 143, 161-162, 166, 173
discretio 82, 157-158
ratio discretionis 148
et vide quantitas
dispositio addita 131
diversum 16, 65, 76-77, 82, 132, 143-144, 152, 155, 176
diversitas 65, 70, 73, 75-76, 142, 160
dividere 8,81,96,101 divisio 58,80-81,84-85,89,96,98
condividere 8
indivisio 20,31-32,43,58 individuum 63, 82
(in)divisibile 82, 88
divinus 109, 143 ens passim ens inquantum ens 115-116,125 entitas 20, 45, 62, 132-133, 136-137
ratio entitatis 20
esse (subst.) 117-118,131 essentia 11, 13, 56, 65, 73, 77, 107, 122, 129, 131, 138, 143, 150, 152-153, 155,
159, 161, 166 essentia creata 143,152
essentialiter 12, 56, 59, 64, 66-68, 89, 115, 128, 153, 157-158
essentialis 43, 46, 56, 65, 72-73, 153
forma 95, 97, 104, 146, 148, 153-154, 156-157, 160 formaliter 116,136,158
et vide numerus, perfectio
fundari 71
fundamentum relationis 73
generalis 100-101, 104
generare 31, 122, 124
generatio 10, 31, 89, 122, 124
principium generationis 166
genus 9, 15, 21-22, 24, 44-46, 61-64, 69-70, 72-73, 75-76, 85, 100-102, 104-105, 107-108, 111, 130, 153 principium generis 61
ratio generis 143
200
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IMPETUS DES EINEN: BEITRAG ZUR BEGRIFFSGESCHICHTE
homo 10, Π, 24-26, 29, 30, 34-35, 53, 68-69, 75-76, 79 humanitas 34-35, 79
idem passim identitas 73, 114
identitas extremorum 75, 76
identitas essentialis 65, 153
identitas realis 132,143,160 identice 129
identificari 129
imperfectio 109
inesse 34-35, 58, 70, 103, 129, 157
immediatius inesse 72,138
inhaerentia 35
intelligere 28, 34, 65, 73-75, 105, 108, 123, 129, 132, 143, 151, 171 intellectus 20, 61, 75, 88, 118, 129, 132, 141-144, 151, 161, 169
intellectio 88
intelligibile 118 cf. praeintelligere
(il)limitatum 100, 101, 104, 105, 106, 116, 130, 143, 161, 163 limitatio 104, 109 illimitatio 129, 170
longitudo 90
manus 176
multitudo 13, 22-23, 43, 54, 56, 58-59, 65-66, 79-80, 82, 86, 104-106, 112, 143, 151
multum 67, 76, 81
nasus 29
natura 8, 12, 15, 16,27,28,32, 119, 129, 138, 143, 145
natura positiva 31
natura in se perfecta 145
naturaliter 58, 107, 111, 133, 142
necessario (adv.) 31, 35, 73, 100, 142 necessarium 35
necessitas 136, 140
nugatio 13-17,44,59,61,66,144 numerus 25, 84, 86-87, 93-94, 97-98, 104-106, 109, 133, 146, 148, 157-158, 160
differentia numero 24
numerum constituere 21-23
numerus formalis 85
pars numeri 96-97, 104-106, 108-109, 148, 158
principium numeri 85
principium numerorum 22
ratio numeri 23, 98
201
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MARTIN POKORNÝ
ratio partis numeri 106
unitas numeralis 152
unitas principium numeri 92, 96, 100-102
unum principium numeri 61, 77, 83, 110
obiectum 88, 118, 132, 141, 161, 168-169, 173
operatio 175
principium operandi 161
ordo 37, 72, 76, 134, 138, 141, 162, 175
pars 17, 23, 43, 50, 58-59, 67, 79, 89, 94, 96, 104-105, 111, 143, 147-149, 157 158 ratio partis 104,158 et vide numerus, perfectio
passio 12, 34, 46, 63-64, 67, 69, 70-71, 73, 102, 119-120, 125
per se, per accidens primo modo, secundo modo 32-34, 38, 40, 44, 46, 64, 69, 125, 151
perfectio 80, 116, 133, 143-144, 152, 155, 161-162, 164, 169, 170, 174, 176
ratio perfectionis 129-130
perfectio formalis 155
perfectio simpliciter 115,129-130
pars perfectionis 143
et vide imperfectio, natura, quiditas
positivům 59-60, 77, 79
et vide natura
Praedicamenta 64, 70-71, 77, 104, 133, 151, 174
praeintelligere 73, 157
principium
principium senarii 85
principia elicitiva 165 et vide causa, genus, numerus, operatio, quantitas
prior 37, 43, 58, 64-65, 71-72, 80, 93, 101, 133, 138 prioritas 102
proportio 127
proportionabiliter 127
proportionabilitas 153
proximum 157-158
punctus 92
quantitas 21, 45, 64-65, 70, 72, 101, 104-105, 108, 149, 153 principium quantitatis 64
quantitas rationis 108
prima quantitas 157
quantitas discreta 27
quiditas 123, 131, 142
202
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IMPETUS DES EINEN: BEITRAG ZUR BEGRIFFSGESCHICHTE
quiditas perfecta 140
ratio 136, 143, 153, 164, 176
et vide discretio, genus, entitas, numerus, unum, perfectio, pars
relatio 55
genus relationis 9,70-71,73 relationes immediate fundatae 65
senarium 85, 88
separare 121, 137
via separationis 153
separari in generatione 10,31
separari sicut passio et subiectum 120
separabilis 123, 136
inseparabiliter sequire 136
simplex 42, 80, 148, 152, 157
simplicior 17
simpliciter 34, 37, 40, 54, 57, 66, 68, 70, 77, 101, 103, 115, 129, 130, 141, 143
species 9, 15, 24, 46, 61, 63-64, 82, 90, 140, 143, 153, 160
subiectum 12, 20, 34-35, 38, 56, 64, 67-71, 92, 101, 103, 117, 119-120, 130-131,
134, 148-149, 157-158
res subiectae 79
partes subiecti 148
substantia 32, 65, 69, 72-73, 101, 115-116, 122, 124-125, 128-130, 136, 146-147, 152-153, 156-157
substantia creata 129
res substantes 79
praedicatum substantiale 39
suppositum 20, 73
susceptivum 158
unum, unitas passim tantum unum 1-4,47-49 unum transcendens 22, 77, 104, 110
unitas transcendens 100,102,105 ratio unius 70, 128
et vide numerus
verum 77,118,132,134
203
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