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R udolf Darbo gründete 1879 in Görz ein „Obst-Dampfwerk“ und betrieb dort auch eine Brennerei. Und schon damals war von „unermüdlichem Eifer, bewährter Ehr- lichkeit, größter Korrektheit im Geschäfts- verkehr und feiner Art der Höflichkeit“ zu lesen – in der angesehenen neapolitanischen Wirtschaftszeitung „Corríere Commerciale“. Der tüchtige Unternehmer wurde nämlich von der Handelskammer Görz ausgezeichnet, dessen „Firma … in jeder Hinsicht die größ- te Wertschätzung verdient“, wie man damals in der Laudatio anmerkte. Görz, eine alte Stadt in einem romati- schen Hügelland mit äußerst mildem Klima, war wie geschaffen für den Anbau von Obst, Rudolf Darbo hatte also den für ihn so wich- tigen Rohstoff sozusagen vor der Haustüre. Als im Ersten Weltkrieg Görz unmittelbar im Frontgebiet lag, entschloß sich die Familie, ins ferne Stans im Tiroler Unterinntal auszu- wandern (nach dem Zweiten Weltkrieg wur- de Görz übrigens durch die Grenze zwischen Italien und Jugoslawien geteilt; die „emotio- nale Trennung“ der beiden Stadthälften wur- de erst mit dem EU-Beitritt Sloweniens wie- der aufgehoben). Die kleine Gemeinde Stans liegt etwa 30 Kilometer von Innsbruck entfernt am Fuße des Stanser Jochs, wo die Familie Darbo ab 1917 das Gasthaus „Stanser Hof“ betrieb. Dort arbeitete Adolf Darbo mit, nachdem er die Konditorlehre in Hall abgeschlossen hat- te. Und er begann damals auch – in kleinem Rahmen und neben dem Gasthaus – mit der Honig- und Marmeladenproduktion. In der Zwischenkriegszeit hatte Adolf Darbo eine großartige Idee, die er sofort und zielstrebig umsetzte: Er entwickelte kleine Portionspackungen für Honig und Marmela- den und begeisterte damit Gastronomie und Hotellerie, für die ab nun honigverklebte Tischtücher zur Vergangenheit zählten. Noch dazu hatte man die an den Gast abgegebenen Mengen im Griff. Und die Unternehmen nahmen diese Dienstleistung gerne an und machten Darbo zum Anbieter Nummer eins in Österreich. Klaus Darbo, eines der drei Kinder von Adolf, und Geschäftsführer des Unterneh- mens, lobt den Einfallsreichtum seines Va- ters: „Heute würde man von einer innovati- ven Idee sprechen.“ Das liegt wohl in der Familie, denn nur so konnte aus dem kleinen Obst-Dampfwerk in Görz ein umsatzstarker Marktführer in Stans werden. Klaus Darbo wurde 1945 geboren, Schwester Annemarie war bereits auf der Welt und Adolf jun. wurde 1956 geboren. Nach dem Besuch der Handelsakademie in Innsbruck absolvierte er die Hochschule für Welthandel in Wien, die er 1968 als „Diplom- kaufmann“ verließ. Nach Auslandsaufent- halten kehrte er in den elterlichen Betrieb nach Stans zurück, der in der Zwischenzeit zu einer Konfitürenfabrik gewachsen war. In einer neuen Betriebsstätte wurde ab 1959 der Honig- und Marmeladebedarf für die Tiroler Gastronomie produziert. 1970, als Vater Adolf 60 Jahre alt war, stieg Klaus Darbo ÖSTERREICH JOURNAL NR. 46 / 16. 03. 2007 28 Wirtschaft In Darbo kommt nur Natur rein Aus einem kleinen »Obst-Dampfwerk« in der k.u.k. Monarchie entstand ein Vorzeigeunternehmen, das Österreich und die Welt mit hochwertigen Marmeladen und Sirupen versorgt. Alle Fotos: darbo

In Darbo kommt nur Natur rein

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Page 1: In Darbo kommt nur Natur rein

Rudolf Darbo gründete 1879 in Görz ein„Obst-Dampfwerk“ und betrieb dort

auch eine Brennerei. Und schon damals warvon „unermüdlichem Eifer, bewährter Ehr-lichkeit, größter Korrektheit im Geschäfts-verkehr und feiner Art der Höflichkeit“ zulesen – in der angesehenen neapolitanischenWirtschaftszeitung „Corríere Commerciale“.Der tüchtige Unternehmer wurde nämlichvon der Handelskammer Görz ausgezeichnet,dessen „Firma … in jeder Hinsicht die größ-te Wertschätzung verdient“, wie man damalsin der Laudatio anmerkte.

Görz, eine alte Stadt in einem romati-schen Hügelland mit äußerst mildem Klima,war wie geschaffen für den Anbau von Obst,Rudolf Darbo hatte also den für ihn so wich-tigen Rohstoff sozusagen vor der Haustüre.Als im Ersten Weltkrieg Görz unmittelbar imFrontgebiet lag, entschloß sich die Familie,ins ferne Stans im Tiroler Unterinntal auszu-wandern (nach dem Zweiten Weltkrieg wur-de Görz übrigens durch die Grenze zwischenItalien und Jugoslawien geteilt; die „emotio-nale Trennung“ der beiden Stadthälften wur-de erst mit dem EU-Beitritt Sloweniens wie-der aufgehoben).

Die kleine Gemeinde Stans liegt etwa30 Kilometer von Innsbruck entfernt amFuße des Stanser Jochs, wo die Familie Darboab 1917 das Gasthaus „Stanser Hof“ betrieb.Dort arbeitete Adolf Darbo mit, nachdem erdie Konditorlehre in Hall abgeschlossen hat-te. Und er begann damals auch – in kleinemRahmen und neben dem Gasthaus – mit derHonig- und Marmeladenproduktion.

In der Zwischenkriegszeit hatte AdolfDarbo eine großartige Idee, die er sofort undzielstrebig umsetzte: Er entwickelte kleinePortionspackungen für Honig und Marmela-den und begeisterte damit Gastronomie undHotellerie, für die ab nun honigverklebteTischtücher zur Vergangenheit zählten. Nochdazu hatte man die an den Gast abgegebenenMengen im Griff. Und die Unternehmennahmen diese Dienstleistung gerne an undmachten Darbo zum Anbieter Nummer einsin Österreich.

Klaus Darbo, eines der drei Kinder vonAdolf, und Geschäftsführer des Unterneh-

mens, lobt den Einfallsreichtum seines Va-ters: „Heute würde man von einer innovati-ven Idee sprechen.“ Das liegt wohl in derFamilie, denn nur so konnte aus dem kleinenObst-Dampfwerk in Görz ein umsatzstarkerMarktführer in Stans werden.

Klaus Darbo wurde 1945 geboren,Schwester Annemarie war bereits auf derWelt und Adolf jun. wurde 1956 geboren.Nach dem Besuch der Handelsakademie in

Innsbruck absolvierte er die Hochschule fürWelthandel in Wien, die er 1968 als „Diplom-kaufmann“ verließ. Nach Auslandsaufent-halten kehrte er in den elterlichen Betriebnach Stans zurück, der in der Zwischenzeitzu einer Konfitürenfabrik gewachsen war. Ineiner neuen Betriebsstätte wurde ab 1959 derHonig- und Marmeladebedarf für die TirolerGastronomie produziert. 1970, als VaterAdolf 60 Jahre alt war, stieg Klaus Darbo

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In Darbo kommt nur Natur reinAus einem kleinen »Obst-Dampfwerk« in der k.u.k. Monarchie entstand ein Vorzeigeunternehmen, das Österreich und die Welt mit hochwertigen

Marmeladen und Sirupen versorgt.

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„als Mädchen für alles“, wie er sich heuteerinnert, in den Betrieb ein. Eines stand fürihn damals schon fest: Die Zukunft des Un-ternehmens könne nur in der Erschließungdes Lebensmittelhandels liegen, um auchden Letztverbraucher als Abnehmer gewinn-nen zu können.

Das größte „Erfolgsgeheimnis“, in ande-ren Betrieben minutiös gehütet, lüftet manbei Darbo gerne: „Wir sind unseren Grund-sätzen treu geblieben – ,Hauptsache natür-lich‘“, erklärt Josef Goller, Prokurist undMarketing-Direktor von Darbo. Der Schrittzur „Naturrein“-Positionierung wurde 1979durch Geschäftsführer und Inhaber KlausDarbo gesetzt, als er die Produktion kom-

plett umstellte. Er ließ einfachalles weg, was an Zutatennicht im Lebensmittel-Codexgenannt wird. „Die Konfitüren-Verordung regelt, wie und mit

welchen Zutaten Konfitüre bzw.Marmelade hergestellt werden darf.

Demnach darf man Konfitüren dannals ,naturrein‘ bezeichnen, wenn sie

nur aus Frucht, Gelierzucker und Zi-tronensaft hergestellt werden, also gänzlichohne Aroma-, Konservierungs- und / oderFarbstoffe auskommen", so Goller. Klaus

Darbo kehrte also zu einer Art der Herstel-lung zurück, die seit Jahrhunderten vonHausfrauen tradiert wird. Dieser Schritt warfür die damalige Zeit, wo sehr vieles nurdann wirklich zählte, wenn es „modern“ undmöglichst nicht traditionell war, ziemlich re-volutionär. In der Zwischenzeit hat die Bran-che natürlich nachgezogen. „Wir aber habenuns das ,naturrein‘ auch zur Philosophiegemacht, was, zum Beispiel auch an unseremLogo erkennbar ist: Es verschmilzt mit demSchriftzug ,Naturrein“, es ist eine Verbin-dung und eine Einheit. Und das hat uns auch

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Noch in guter Erinnerung: verschiedene Darbo Honig-Becher aus der Nachkriegszeit

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qualitativ herausgehoben“, macht Goller aufdie Hintergründe des Firmen-Auftritts auf-merksam. Ein Auftritt mit klarer Strategie,einer Strategie, die aufgegangen ist: 35.700Tonnen werden aus zwei Werken jährlich aus-geliefert. Wobei Marmelade klar das stärksteStandbein des Unternehmens ist, gefolgt vonHonig und nicht zu vergessen Kompott undFrucht-Sirup.

Die beliebtesten Marmelade-Sorten sindunschwer zu erraten – Erdbeer und Marille.„Wobei das nicht überall so ist“, erklärtGoller: „Unser Exportanteil belief sich 2006auf 38 Prozent, mittlerweile liefern wir inüber 60 Länder.“ Zum Beispiel auch nachJapan, wo sich der Heidelbeersirup zum ab-soluten Renner entwickelt hat. Und die Ex-portzuwächse steigen weiter und sind, nebenInnovationen, auch Grund für die hervorra-genden Zahlen, die VorstandsvorsitzenderKlaus Darbo Ende Jänner 2007 der Pressepräsentierte. „Darbo hat seine Planzahlen imabgelaufenen Geschäftsjahr deutlich über-schritten“, so Darbo. Der Umsatz habe imvergangenen Jahr (2006) 87,4 Millionenerreicht und liege damit 7,4 Prozent über demJahr 2005 (81,4 Mio. Euro). Für 2007 zeich-nen sich zwei neue Rekordmarken ab: „Wirwerden mit hoher Wahrscheinlichkeit 90 Mio.Umsatz und bei der Exportquote 40 Prozentüberschreiten“, erwartet Klaus Darbo.

Die Ausfuhren konnten von 27,3 Mio.(2005) auf 31,9 Mio. Euro, also gleich um16,9 Prozent gesteigert werden. Damit klet-terte die Exportquote erstmals über 38 Pro-zent. Hauptexportländer waren einmal mehrDeutschland, Italien, Rußland, USA undChina. Derzeit sind Darbo-Produkte in 60Ländern der Welt erhältlich. Als Umsatz-renner erwies sich die im Frühjahr 2006 neueingeführte kalorienreduzierte Konfitüre, die

um 67 Prozent weniger Kalorien als her-kömmliche Konfitüren aufweist und in denSorten Marille, Erdbeer und Himbeer ange-boten wird. Im vergangenen Herbst hatDarbo mit der „Caramellcreme“ und den„Fruchtriegeln“ zwei weitere erfolgverspre-chende Produkte auf den Markt gebracht.„Sie werden erst heuer unser Wachstum an-kurbeln“, glaubt Klaus Darbo, der den Plan-umsatz 2007 mit 93,5 Mio. Euro beziffert.

Gestiegen sind auch der Mitarbeiterstanddes Unternehmens (von 258 auf 280) unddie Markenstärke des führenden heimischenKonfitüren- und Honig-Anbieters, der erstkürzlich von der internationalen Organisation„Superbrands“ als eine der 50 besten Pro-dukt- und Unternehmensmarken des Landesausgezeichnet wurde. Getrübt werden diepositiven Entwicklungen nur von der Wetter-lage. Darbo: „Die immer häufigeren Wetter-kapriolen erfüllen mich mit Sorge. Im Vor-jahr hatten wir zwar in Österreich eine guteMarillenernte, doch international herrschteObstknappheit. Sollte heuer noch ein Kälte-einbruch erfolgen, müssen wir uns auf Ernte-ausfälle und dramatisch steigende Obstprei-se gefaßt machen. Das könnte unsere Ertrags-situation empfindlich beeinträchtigen.“http://www.darbo.com

Nun kommen auch Sie, sehr geehrte Lese-rinnen und Leser, gleich, wo sie diese Zeilenlesen mögen, in den Genuß von „Darbonaturrein“. Denn „AustrianGrocery – TheTaste of Austria“ hat für Sie eine breite Pa-lette an Marmeladen und Sirupen aus demHaus Darbo zusammengestellt und bietetIhnen diese über einen EU-zertifiziertenWebshop zum Versand an.http://www.austriangrocery.com

Klaus Darbo mit seinen Söhnen Klaus jun. (li.) und Matthias