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ISOLDE OHLBAUMErich Kästner
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LESEN SCHREIBEN&
»Das Land des Lesens
ist ein geheimnisvoller,
unendlicher Erdteil …«Eine Liebeserklärung an die Welt der Bücher
ars vivendiars v
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di
ISBN 978-3-86913-870-1
www.arsvivendi.com
€ 32,00 [D]
€ 32,90 [A]
Ohlbaum_Lesen&Schreiben_U4_050917.indd 1 05.09.17 14:00
Isolde Ohlbaum
Lesen & SchreibenEine Liebeserklärung an die Welt der Bücher
ars vivendi
Lesen, indes der weiße Flügelschlag der Zeit
uns streift, ist das nicht Seligkeit? Ezra Pound
6
… ich schaffe mir Bücher an, die ich wohl kaum in der restlichen Lebenszeit werde lesen können. Aber ich besitze sie, ich kann sie
berühren, darin blättern, schon blitzt die Erleuchtung. Ich lese wieder und wieder das zuletzt geschriebene Gedicht, falte es und lege
es in meine Schultertasche, daß ich es immer bei mir tragen kann, in der Hoffnung, es bald durch 1 neues ersetzen zu können. Ich lese
Gesichter, ich lese Augen, die Augen meines Arztes zum Beispiel belehren mich (über die Wahrheit). Ich bin gern schweigsam, möchte
nichts sprechen müssen, nur schauen und lesen und schreiben. Oder gehen, gehen, sehr langsam, immer die gleichen Wege, alles
vertraut, dann zurück in die Kammer, um weiterzulesen, weiterzuschreiben. Abermals. Ich lese Briefe an mich, manchmal sind sie wie
erregende Botschaften, eben wie Bücher. Friederike Mayröcker
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Ernst Jandl und Friederike Mayröcker
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Manche Bücher durchqueren wir im Fluge. Schon beim
Umblättern vergessen wir, was auf der vorigen Seite stand.
Andere lesen wir mit Ehrfurcht, ohne Widerspruch oder
Zustimmung zu wagen. Wieder andere dienen lediglich der
Information und bleiben ohne Kommentar. Dann gibt es
Bücher, die uns in vielen Jahren so sehr ans Herz gewachsen
sind, daß wir sie nur Wort für Wort wiederholen können,
denn wir kennen sie längst auswendig. Alberto Manguel
VI
In diesem Land kannst du sagen, was du willst,
weil dir sowieso kein Mensch zuhört,
es ist ungefährlich, hier kannst du sogar versuchen,
das Gedicht zu schreiben, das nie geschrieben werden kann,
das Gedicht, in dem nichts erfunden ist
und nichts entschuldigt wird,
weil du dich jeden Tag erfindest und entschuldigst.
Anderswo ist dieses Gedicht keine Erfindung.
Anderswo gehört zu diesem Gedicht Mut.
Anderswo muß dieses Gedicht geschrieben werden,
weil die Dichter schon tot sind.
Anderswo muß dieses Gedicht geschrieben werden,
als wärst du schon tot,
als könnte nichts mehr getan werden
oder gesagt, um dich zu retten.
Anderswo mußt du dieses Gedicht schreiben,
weil nichts anderes mehr getan werden kann.
Margaret Atwood
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Wenn ich eine Figur beschreibe, von der manche Leser sagen: Die kommt mir zu nah, dann sage ich:
Genau! So soll’s sein. Friedrich Ani
Was werde ich
ganz zuletzt
sagen
oder schreiben?
Sagen:
›Ich habe doch eigentlich
schon alles
geschrieben‹?
Oder schreiben:
›Ich habe doch eigentlich
noch gar nichts
gesagt‹?
Erich Fried
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Ein Gedicht zu schreiben erfordert eine gewisse innere Disposition, die sich leider nur sehr selten einstellt. Aber wenn man einmal auf
dem Weg ist, dann machen auch die Wörter selber Vorschläge. Und es geht dann eigentlich immer weiter. Das Reservoir der Bilder, das
man in sich hat, kommt hinzu. Und das Ganze wird ein Amalgam von sehr vielen inneren Bildern und äußeren Einflüssen, nur schwer
zu entwirren. Aber es sollte auch gar nicht entwirrt werden. Joachim Sartorius
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Iso Camartin
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Isolde Ohlbaum gilt als eine der herausragenden deutschen Fotografinnen. Sie wurde in Moosburg an der Isar geboren und lebt seit ihrer Kindheit in München. Dort besuchte sie von 1970 bis 1972 die »Bayerische Staatslehranstalt für Photographie« und ist heute freiberuflich tätig. Insbesondere die einfühlsamen Porträtaufnahmen renommierter Autorinnen und Autoren haben sie bekannt gemacht. Bildbände wie Denn alle Lust will Ewigkeit (1992), Autoren, Autoren (2000), Frau Faltermeiers Blumenladen (2001), Katzen (2003), Lesen (2006) und Poesie der Blumen (2016) geben Einblick in Isolde Ohlbaums nuancenreiche Fotokunst.
OriginalausgabeErste Auflage 2017© 2017 by ars vivendi verlag GmbH & Co. KG, Cadolzburgwww.arsvivendi.com© Fotografien und Textauswahl: Isolde Ohlbaum© Texte: siehe QuellennachweisAlle Rechte vorbehaltenInnengestaltung: ars vivendi verlagUmschlaggestaltung: Cornelia Niere, MünchenLithografie: Reprostudio Harald Schmidt, NürnbergDruck: Beltz, Bad LangensalzaPrinted in Germany
ISBN 978-3-86913-870-1
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ISOLDE OHLBAUMErich Kästner
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LESEN SCHREIBEN&
»Das Land des Lesens
ist ein geheimnisvoller,
unendlicher Erdteil …«Eine Liebeserklärung an die Welt der Bücher
ars vivendiars v
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ISBN 978-3-86913-870-1
www.arsvivendi.com
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