48
Jedem Kind ein Instrument Muss denn gleich jedes Kind ein Instrument erlernen? Kooperationen JMS und Laeiszhalle: Kleine Workshops mit großer Wirkung Großstadtmusical Verliebt in Babylon – Verliebt in alle! Musik im Alter Defizitmodell oder Neues Altern? MusikSchulVerein Der jamliner ® II ist da! Nr. 24 | Juni 2008 | Zeitschrift der Staatlichen Jugendmusikschule Hamburg

JugendmusikschuleStaatlichen Hamburg · »Defizitmodell« oder »Neues Altern«? 16 Kaleidoskop 19 Die Reise beginnt mit dem Orientexpress 19 2Tage der offenen Türen 20 jms goes

  • Upload
    others

  • View
    1

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

  • Jedem Kind ein Instrument Muss denn gleich j

    edes Kind ein Instrument erlernen?

    Kooperationen JMS undLaeiszhalle: Kleine Wor

    kshops mit großer Wirkung

    Großstadtmusical Verliebt in Babylon – Verlieb

    t in alle!

    Musik im Alter Defizitmodell oder Neues Altern

    ?

    MusikSchulVerein Der jamliner® II ist da!

    Nr. 24 | Juni 2008| Zeitschrift der St

    aatlichen

    Jugendmusikschule Hamburg

  • 24tonart 24 – 2008 3

    Jedem Kind ein Instrument 4

    Musikalisierung und Schule? 4

    Muss denn gleich jedes Kind ein Instrument lernen? 5

    Den Daumen auf dem Daumenloch 7

    Jedem Kind ein Cajon 8

    Kooperationen 10

    JMS und Max-Brauer-Schule 10

    JMS und ASG 11

    JMS und Erich-Kästner-Gesamtschule 12

    JMS und Laeiszhalle 13

    Musical: Verliebt in Babylon 14

    Musik im Alter 16

    »Defizitmodell« oder »Neues Altern«? 16

    Kaleidoskop 19

    Die Reise beginnt mit dem Orientexpress 19

    2 Tage der offenen Türen 20

    jms goes minimal 20

    mubuntu oder das Geheimnis … 21

    Jugend musiziert 22

    Hamburgs endlich endliche Geschichte 22

    Abnahme der Besonderen Lernleistung 22

    Gratulation! 23

    Stadtbereiche 24

    Neues aus Nord-Ost 24

    Musik(er) in die Schulen 26

    Bandschmiede 26

    Bürogymnastik oder Musik am Computer? 27

    Fachbereiche 28

    BandstandPlus – die Plattform für Newcomer … 28

    Kleynjans-Ensemble 29

    Bigbands – Wir bringen das MOH zum Swingen 29

    Hamburgs jüngste KomponistInnen 30

    Komponierwerkstatt für alle 30

    Betrachtungen einer Hexe 31

    Miracula bittet zum Tanz! 31

    Mädchenchor Hamburg: Via Baltica! 32

    JMS Ensembles auf Reisen 33

    Solperim – ein neues Fach an der JMS 33

    Eltern 34

    Elternsprechwoche 34

    … und weiter geht es 34

    Musik: Sprache der Gefühle, Werkzeug desDenkens. 35

    Neuer Konzertsaal 36

    Eine Fiktion wird Realität? 36

    10 zentrale Argumente zum Bau einer Musikhalle 37

    MSV 38

    Der jamliner® II ist da! 38

    Wohin gehen die Spenden für den MSV? 39

    Das jamliner-team hat sich vergrößert 39

    Kollegium 41

    Aus dem Mitarbeiterkreis 41

    Who is who … Tanzlehrerinnen 41

    Nachruf Staatsrat a. D. Dr. h. c. Hermann Lange 41

    Landesmusikakademie 42

    Unser Kooperationspartner Hamburger Konserva-torium wird 100! 42

    Faszination Musikvermittlung 43

    Fortbildungsprogramm Landesmusikakademie 43

    Marktplatz 44

    Musikalische Haustiere 44

    CD-Tipp: Hexe Knickebein im Märchenland 44

    CD-Tipp: Torna, deh, Torna 45

    Buchtipp: Alles ist Musik 45

    Wegweiser 46

    editorialLiebe Leserinnen, liebe Leser,

    Hamburger Kinder sollen morgens in der Grundschule ein richti-ges Musikinstrument spielen lernen! Das Bochumer Projekt »Je-dem Kind ein Instrument«, mit dem Ihre JMS, die Hochschule fürMusik und Theater Hamburg und die Harburger Akademie für Mu-sik und Kultur längst in einigen Hamburger Grundschulen begon-nen haben, soll nach dem Willen des neuen Senats »ausgebaut«werden. Lesen Sie unsere Beiträge zum Thema »Jedem Kind einInstrument«, kurz »JeKi« genannt.

    Wir öffentlichen Musikschulen werden immer wichtiger. Wir bie-tenEltern-Kind-KurseanundgehenindieKitas,damitdieKinder sofrüh wie möglich für die Musik begeistert werden. Wir unterstüt-zen die allgemein bildenden Schulen, damit diese eine ganzheit-liche Bildung vermitteln können. Wir erteilen Unterricht für Behin-derte, »weil die Behinderten da sind«. Wir nehmen Musik andererKulturen in unsere Musikschulen hinein, weil Deutschland prak-tisch ein Einwanderungsland ist und Integration mit dem gegensei-tigen Kennenlernen beginnt. Wir qualifizieren uns für das Musik-machen mit alten und hochalten Menschen und reagieren damitauf die demographische Entwicklung. Und jetzt kommt es auf unsInstrumentalpädagogen an, dass mit »JeKi« die musikalische Brei-tenbildung in den Schulen einen ganz neuen, höheren Stellenwertbekommt.

    Aber auch die Kernaufgabe der öffentlichen Musikschulen, nämlichder Spitzenunterricht, wird davon profitieren. Wenn wir mithel-fen, dass »JeKi«, dass dieser neue, schulische Instrumentalunter-richt gut wird, werden sicher mehr Kinder als bisher anschließendzur Musikschule kommen. Da die Musik in den Schulen eine höhe-re Bedeutung bekommt, könnten diese Kinder musikalisch wesent-lich besser motiviert und für uns vorbereitet sein als bisher! Undwir werden die Talente rechtzeitiger entdecken. Talente sind einGeschenk für die Gesellschaft.Wieder einmal ändert sich die Bildungslandschaft. Wir werden flexi-bel mitgehen und das Richtige daraus machen. Wir öffentlichenMusikschulen stehen für Breite und Spitze. Wir werden wichtiger(und sicherer), weil wir bei der musikalischen Breitenbildung eineimmer gewichtigere Rolle spielen.Gleichzeitig bekommt unser Spitzenunterricht eine breitere undfundiertere Basis. Dieser Spitzenunterricht bleibt im Vergleich zurBreitenbildung der Grundschule aber eines der Alleinstellungs-merkmale der öffentlichen Musikschule, ist das Ziel des Ganzen,ist auch der große Unterschied zu dem, was wir mit der Grund-schule gemeinsam machen!

    Es grüßt Sie herzlich IhrWolfhagen Sobirey

  • tonart 24 – 20084

    Die Zukunftsstiftung Bildung in Bochumhat diesen Weg eingeschlagen, weil sie Defi-zite erkannt hat. Die Rahmenbedingungenfür musikalische Bildung in Deutschlandsind offenbar schlecht genug, so dass eineStiftung versuchen muss, Chancengleich-heit herzustellen: für jedes Kind ein Instru-ment. Und dazu noch einen Pädagogen. Daso etwas im Einzelunterricht nicht zu finan-zieren ist, ging man hier den Weg des sinn-vollen Gruppenunterrichts im Grundschul-alter.Auch unsere Stadt erlebt seit der Entschei-dung zum Bau der Elbphilharmonie eineMusikoffensive, die dazu führen könnte,dass das Projekt »Jedem Kind ein Instru-ment« flächendeckend in Hamburg ange-boten wird. Nur »angeboten« im Ruhrge-biet, weil sich die Kinder dort dafür oderdagegen entscheiden können, aber Pflichtin Hamburg, so die scheidende Bildungs-

    senatorin Alexandra Dinges-Dierig. Was derWechsel an der Spitze der Bildungsbehörde»nach grün« für unser Projekt bedeutet, wer-den die nächsten Monate zeigen.»Jedem Kind ein Instrument« – alle redenüber dieses Projekt. Erleben Sie einen Besuchin unserem »JeKi«-Projekt am Turmweg: »DenDaumen auf dem Daumenloch«.Gibt es da noch andere Projekte, die es zubetrachten lohnt? Lesen Sie auch den Be-richt über den Schulmusiker Arend Schmidt-Landmeier von der Gesamtschule Horn: »So-ziale Brennpunkte haben eine besondereKlientel«.Mit einigen Partnerschulen sind wir andereWege gegangen, die Instrumentalpädagogender Musikschule in das schulische Musikan-gebot zu integrieren. Lesen Sie im Kapitel»Kooperationen« den Artikel über die Max-Brauer-Schule. Wandern Sie weiter zur Erich-Kästner-Gesamtschule, wo die JMS mit einem

    Gitarrenangebot in das Ganztagsschulkon-zept einsteigt und sich über 19 Gitarrenkin-der freut. Und da in Nordrhein-Westfalen»JeKi« auch von (privaten) Musikschulen in5. und 6. Klassen angeboten wird, besuchenwir das Albert-Schweitzer-Gymnasium, in-formieren Sie über unsere Zusammenarbeitund das interessante Projekt »Musikalisch-künstlerische Präsentation«. Hier werdenalle Kinder zweier Jahrgänge – die Musik- alsauch die Regelklassen – zu neuen Gruppeneingeteilt und erhalten zusätzlichen Unter-richt in Fächern wie Theater und Perkus-sion.Wir denken, über diese Vielfalt sollten wirberichten, reden, diskutieren. Und nicht ver-gessen: Nach so viel Musikalisierung in derallgemein bildenden Schule kommt danndie Jugendmusikschule, die diese Basisförde-rung mit hoher Qualität fortsetzt.

    HJW

    Musikalisierung und Schule?In den letzten Jahren zeigen sich Tendenzen, die künstlerisch-musische Ausbildung unserer Kinderstärker zu fördern – sichtbar zum Beispiel am Projekt »Jedem Kind ein Instrument«.

    JeKi

    jedem kind e

  • tonart 24 – 2008 5

    In Bochum hat es als freiwilliges Angebotfür Kinder begonnen. (Glückwunsch undDank, Manfred Grunenberg!) Die Landesre-gierung NRW hat daraus schlau ein Politik-projekt gemacht. Die Bundeskulturstiftungsetzt darauf, dass die Instrumente in NRWeine Kulturregion ganz neuer Art entstehenlassen. In Hamburg will man das jetzt nochtoppen. A l l e Grundschulkinder sollen alsPflichtunterricht ein Instrument erlernen.2010 soll in allen ca. 560 dritten Klassen derHansestadt der Instrumentalunterricht be-ginnen.Die Fachwelt pendelt hin und her zwischenBegeisterung (»Ein Märchen wird wahr!«)und Bedenken (»Hoffentlich kein Stroh-feuer!«). Findet unser jahrelanges Klagenüber das Verschwinden des MusiklandsDeutschland endlich Gehör? Erkennt die Po-litik, wie unverzichtbar die Künste sind, fürden einzelnen Menschen und für die Gesell-schaft? Erleben wir gar so etwas wie denWiederaufstieg der Musik als »Königin derKünste«?Ganz klar, ein Instrument zu erlernen,kann ein wunderbarer Zugang zur Musiksein. Aber was wird aus dem Singen undTanzen? Oder sollen die Instrumentalleh-rer nur die fehlenden Schulmusiker erset-zen? Auf keinen Fall darf das SchulfachMusik weiter zurückgedrängt werden. Mu-sik in der Schule ist mehr als Instrumental-spiel, da wird auch gesungen, getanzt, im-

    provisiert, komponiert, Musik gehört undnachgedacht.Aber muss denn nun wirklich j e d e s Kindein Instrument erlernen? Instrumentalun-terricht als Kulturtechnik wie Lesen, Schrei-ben, Rechnen als Pflichtfach für alle wiePhysik und Sport? Welchen Sinn macht einPflicht-Instrumentalunterricht? Im Sportun-terricht sind immer auch Schüler, die die-sen Unterricht nicht mögen. »Ausreichend«,»mangelhaft« oder »Attest« heißt es dannim Zeugnis und Ende. Das bremst nicht denEhrgeiz der Begeisterten.Wie wird das in einem Pflicht-Instrumen-talunterricht sein? Gehört zu einem gelin-genden Instrumentenkontakt nicht unbe-dingt eine starke Neigung? Eine Lust aufgerade diesen Klang?Ein Instrument beginnt erst dann zu klin-gen, wenn man sich am besten fast täglichdamit beschäftigt. Das werden garantiertnicht alle machen, und die Gruppen wer-den leistungsmäßig schnell auseinander-driften. Beim Instrumentalspiel muss mansich viele technische und musikalischeDetails erobern. Werden sich Kinder darumbemühen, die diesen Unterricht nicht wün-schen? Wird es tatsächlich mehr Musik ge-ben – oder nur mehr grobe Musik?Vor allem: Es wird nur Gruppenunterrichtsein, eher Großgruppenunterricht. Aber je-der Schüler braucht andere Anregungen undKorrekturen als der Nebenmann. Da wird es

    Defizite geben. Ein Großgruppenunterrichtkann den personenbezogenen Einzelunter-richt der Musikschule oder des Privatlehrersnicht ersetzen. Wie viele Grundschulkinderwerden nicht mehr zur Musikschule oderzum Instrumentallehrer gehen, weil Elterndenken, dass das, was das Kind in derGrundschule lernt, reicht? Wie viele Kinderwerden schnell die Lust verlieren, weil esfür diesen Schulunterricht gar nicht genü-gend qualifizierte und erfahrene Lehrkräftegibt? Weil Lehrkräfte bereits beim zweiten,dritten Motivationstief – und die Tiefs ge-hören zum Instrumentalunterricht wie dasAmen in der Kirche – nicht weiterhelfenkönnen? Wie viele Kinder werden nur ge-zwungenermaßen weitermachen? Wie sol-len diese Gruppen zwei (Hamburg) oder gardrei Jahre lang (NRW) zusammengehaltenwerden?!Und was machen die Schulen mit denKindern, die schon zur Musikschule gehen?Wird es gelingen, diese Fortgeschrittenenzu integrieren? Wie oft überhaupt werdenSchulkinder im Endeffekt lebensbegleiten-de Instrumente wie Geige, Trompete oderBaglama lernen – oder strandet das Projektsowieso hochprozentig bei Blockflöten- undXylophonklassen, die maximal zehn Tönespielen, und das auch nur im langsamenTempo? Fragen über Fragen.Die Instrumentallehrer lehnen einen aus-schließlichen Gruppenunterricht immernoch weit überwiegend ab. Zwar könnenKinder auch voneinander lernen, und derUnterricht in der Gruppe kann zusätzlichsoziale Kompetenzen bringen, aber rein in-strumentalistisch gesehen gilt der Gruppen-unterricht in der Regel als weniger effektiv.Die Lehrkräfte selbst hatten meist auch nurEinzelunterricht. Es verlangt Flexibilität undviel Initiative, sich erst nach dem Studiumdie spezielle Methodik und geeignetes No-tenmaterial zu erarbeiten. Wie viele Hoch-schullehrer lassen sich denn bereits auf denGruppenunterricht ein, in den Methodik-kursen oder gar in ihrem eigenen Hoch-schulunterricht? Obwohl der Gruppenun-terricht längst in der Berufswirklichkeitverlangt wird?!»JeKi« kostet Geld, viel Geld. Aber die Geld-beschaffung für Anschaffung, Ausleihe und

    Mit Donnerhall geht »JeKi«, das Projekt »Jedem Kind ein Instrument« durch die Bun-desländer. Gehandelt wird es wie ein Wundermittel, das die Kinder nachmittags von derStraße holt, das »Schutzimpfung« ist gegen Fernsehkonsum, Spielkonsolen, Gewalt undanderes dummes Zeug (= Politiker a.D. und Populist Christian Pfeiffer), das gut istgegen Klassikmüdigkeit, Sinfoniekonzertabstinenz und musikalischen Analphabetis-mus, das vielleicht sogar die Gehirnleistung fördert, die Sprachfähigkeit und die sozialeKompetenz, das die Schulen attraktiver macht und die Freude am Lernen steigert, dasden Schulmusikermangel verringert und vielleicht sogar die Chancen der Hochschul-bewerber, die in Deutschland ihr Instrument zu spielen gelernt haben, auf einen Stu-dienplatz erhöht. Ein Projekt, mit dem Politiker mittlerweile sogar Wahlen zu gewinnenhoffen? Wundermittel, Königsweg oder einfach nur logische Konsequenz aus pädagogi-scher Erfahrung und Ergebnissen wissenschaftlicher Forschung?

    Muss denn gleich jedes Kindein Instrument erlernen?

    d ein instrumentI n s t r u m e n t a l u n t e r r i c h t a l s P f l i c h t u n t e r r i c h t ?

  • tonart 24 – 20086

    Wartung von Tausenden und Abertausen-den von Instrumenten ist nicht die schwie-rigste Aufgabe. Die schwierigste Aufgabestellt sich beim Personal. Es geht um Hun-derte (Tausende?) von Spezialisten für Grup-pen- und Großgruppenunterricht. Davongibt es bisher nur wenige.Trotz allem! Wir sollten einen Pflicht-In-strumentalunterricht als große Chancebegreifen. Es ist doch eine faszinierendeVorstellung: Die besondere persönlichkeits-bildende Kraft der Musik und des Instru-mentalspiels könnte künftig allen Kindernzugute kommen, und erheblich mehr Men-schen als bisher würden ein Leben führen,zu dem auch ein Musikinstrument gehört!Wird das Musizieren mit Instrumenten zueinem charakteristischen Merkmal unseresLandes? Die Schotten haben den Dudelsack,die Ungarn die Kodaly-Schulen, die Baltenden Chorgesang und die Deutschen das In-strumentalspiel? Erleben wir wieder mehrInstrumentalspiel im Wohnzimmer und dieLaienorchester boomen? Kommt neuerSchwung in unser Musikleben?

    Wir sollten es mit Leidenschaft versuchen!Aber die Politik muss die Ratschläge derFachleute ernst nehmen.

    1. Das Singen ist die Grundlage. Singenmotiviert für die Schule, für den Musikun-terricht, auch für das Instrumentalspiel.Singen mit viel Bewegung und Tanz, nichtnur tief und laut, sondern auch mal leise,auch mal in hoher Stimmlage, auch dasSingen mit Tonsilben sollte dazugehören.Die Solmisation ist immer noch der besteWeg für die Entwicklung der Tonvorstel-lung. Gesungen werden neue und alte Lie-der, Liedermacherauftritte kommen dazu.Singauftritte in der Schule und außerhalbsind die Motivationshöhepunkte.

    2. Orchesterinstrumente erlernt man nichtin 10er-Gruppen. Die Gruppen müssen klei-ner sein. 10er-Gruppen sind, wenn sie ge-lingen, meist nur ein Motivationsangebot,ein Auslöser. Sie dürfen auf keinen Fall zweioder drei Jahre dauern. Kleinere Gruppenmüssen finanziert werden.

    3. Zu kleineren Gruppen gehört das pas-sende Raumprogramm. Bei Instrumenten,deren Tonhöhen gefunden werden müssen,kann man nicht mehrere Kinder gleichzei-tig in einem Raum üben lassen.

    4. Für Schulen, die von (vielen) Kindernmit Migrationshintergrund besucht werden,brauchen wir Lehrkräfte für Baglama/Saz,Tablas etc. Der musikalische Reichtum einesEinwandererlandes steht zur Verfügung,aber der zusammenführende und anregen-de Dialog der Kulturen kann erst beginnen,wenn man einander zuhört.

    5. In sozial benachteiligte Stadtteile solltengerade die motivierendsten Lehrkräfte ge-schickt werden. Sie müssen eine authenti-sche musikalische Ausstrahlung haben, ihrInstrument beherrschen, sich über Jahrehinweg mit hoher Intensität gegen jedenTrend für ihr Fach einsetzen, motivieren,durchhalten, Traditionen schaffen.Will man Kinder erreichen, die zuhause nichtMusik machen können, muss die Schuleselbst ein musikförderndes Umfeld anbie-ten, d.h. Räume vorhalten, in denen Kinderauch nachmittags Musik hören und spielenkönnen, wo Fachleute ihnen »Musik-Übe-Hilfe« geben. Dafür sind zusätzliche Perso-nalmittel notwendig.

    6. Wir brauchen Fortbildung, unabhängigdavon, ob der Instrumentalunterricht einWahl- oder Pflichtunterricht ist. Soll »JeKi«sich ausbreiten, brauchen wir Tausende vonLehrkräften, die diesen Unterricht nicht nurübernehmen, um Geld zu verdienen, son-dern die gern mit Kindern singen und tan-zen, die die Grundlagen des Instrumental-unterrichts so fachgerecht beherrschen, dassein weiterführender Unterricht darauf auf-bauen könnte, die gern andere für ihre Mu-sik begeistern, die es genießen, andere zuentwickeln und die sich an kleinen undkleinsten Lernfortschritten erfreuen.Und es müssen Gruppenunterrichtsspezi-alisten sein. Wie organisiert man ein Lernenin der Gruppe, bei dem alle Kinder gleich-zeitig lernen, keines »Pause« hat, jedes Kindaber die Anregungen bekommt, die es gera-de braucht? Sie sollten darauf eingestelltsein, dass sie auf viele Kinder treffen, die sichvielleicht für Musik interessieren k ö n n t e n,sich aber aus vielerlei Gründen selbst imWeg stehen oder zu Hause eher davon abge-halten werden. Und sie werden auch Kin-der in der Gruppe haben, die absolut keinInstrument lernen wollen.

    Viele neue Lehrer braucht das Land.Selbstverständlich gehören angemesseneVergütungen dazu. Besonders der vorberei-

    tungsintensive Unterricht mit den Strei-cher- und Bläserklassen ist angemessen zuhonorieren. Sonst sind es diese Lehrkräfte,die als erste wieder aufgeben. Fast alle brau-chen Fortbildung. Das darf nicht nur einWochenendkurs sein. Die Erzieherinnen,die sich in NRW, Niedersachsen und Ham-burg an der Musikfortbildung »Kita machtMusik«, von der Bertelsmann-Stiftung initi-iert, beteiligen, erhalten immerhin 120 (!)Fortbildungsstunden. Ein entsprechenderAnspruch sollte auch für die herausfordern-de, neue Aufgabe des schulischen Instru-mentalunterrichts gelten.Die öffentlichen Musikschulen (VdM) mitihren hauptamtlichen Lehrkräften sind dieKompetenzzentren und haben die Struktur,die das Projekt tragen kann. Alle Musik-schulkräfte sind tendenziell für diese Aufga-be geeignet, wenn auch noch nicht immermotiviert und dafür ausgebildet. Alle soll-ten entsprechende Fortbildungen erhalten.Die wichtigste Aufgabe haben die Ausbil-dungsstätten. Bei den Aufnahmeprüfungender Hochschulen sollten nicht nur künst-lerisch interessante Talente, sondern gleich-berechtigt auch pädagogisch motivierte undentwicklungsfähige Studienbewerber aus-findig gemacht werden. Das wird mit dembisher überwiegend künstlerisch orientier-ten Lehrpersonal nicht leicht sein. Darananschließend sollten alle MusikhochschulenGruppen- und Schulunterrichts-Lehrveran-staltungen anbieten. Und dies als (natür-lich motivierende) Pflichtveranstaltung füra l l e Studierenden auf allen Studien-semestern, für die Studierenden der Päda-gogik und für die der künstlerischen Ausbil-dung – weil sie später doch fast alle unter-richten. Vielleicht auch bei »JeKi«. Erst inein paar Jahren zwar werden dann mehrqualifizierte Pädagogen bereit stehen, aberdas ist der einzig zielführende Weg.Bitte keine kurz ausgebildeten Billiglehrer!Diese neuen Instrumentalpädagoginnenund -pädagogen sind nicht die Handar-beitslehrerinnen von heute. Unseren Kin-dern die besten Lehrerinnen und Lehrer!Auch beim schulischen Instrumentalspiel.Damit es kein Strohfeuer wird. Zum Schutzder Kinder, zum Schutz des Instrumental-spiels und der Musik. WS

    JeKi

  • tonart 24 – 2008 7

    »Du musst sie nach unten halten und einenfesten Stand haben. Und dann nimmst dusie in den Mund, an die Unterlippe, undmit den Zähnen hältst du sie fest. Und dannbläst du einfach hinein.« Mara (8) erklärt,wie sie Töne aus dem Instrument lockt.»Schöne Töne sind das«, findet sie. AlsNächstes erfüllt ein großes Dampfertutendas Klassenzimmer, dann wird es still. Luftholen. Ein Ton kommt, Jessica (9) gibt ihnmit einem kleinen Kopfnicken weiter. Erwandert von einem Kind zum anderen: Ein»endloser Ton« entsteht. »Prima habt ihrdas gemacht«, lobt die Lehrerin. Die Kinderhaben sich aufeinander und auf das Instru-ment konzentriert.»Wenn ein junger Mensch ein bestimmtesInstrument lernen möchte, nimmt er alledazugehörigen Herausforderungen an«, sagtWolfhagen Sobirey, Leiter der Jugendmusik-schule in Hamburg.»Das beste Beispiel ist die Gitarre, die nachMeinung der Fachleute hirnphysiologischdas schwierigste Instrument ist, weil dieHände feinmotorisch unterschiedlich, aberanforderungsgleich arbeiten müssen.« DieGitarrengruppe ist die größte im »JeKi«-Pro-jekt an der Grundschule im Turmweg.»Da sind aber so viele Zappelphilippe«, be-schwert sich Arian (8). Er ist darum lieber indie Geigengruppe gegangen. Die probt imComputerraum, aber leider gibt es für diesechs Kinder dort nicht genügend passendeStühle. Passend sind Stühle, wenn die Kin-derbeine auf den Boden reichen und wenndie Kinder ihre Geige unter dem Sitz ablegenkönnen, ohne dass das Instrument gegenQuerstreben schlägt.Die Jugendmusikschule, die Teil der Behör-de für Schule und Berufsbildung ist, hat zu-sammen mit der Hochschule für Musik undTheater, dem Landesmusikrat und der Aka-demie für Musik und Kultur Harburg eineIdee aus Bochum aufgegriffen: »Jedem Kindein Instrument«, lautet das Ziel. Mit Unter-stützung der Behörden organisieren Musik-hochschule und Jugendmusikschule nun

    Instrumentalunterricht an Grundschulen.Das bisherige Arbeitsfeld der Instrumental-lehrerInnen hat sich also vergrößert: Stattdass die Kinder zur Jugendmusikschulekommen, um ein Instrument zu lernen,wird Fachpersonal an die Grundschulen ge-schickt. So erhöht sich die Chance, dassmehr Kinder den Kontakt zu einem Instru-ment und Freude an der Musik bekommen.Das ist die Grundidee. Mit der Verwirkli-chung hapert es noch etwas, in Bochumwie in Hamburg. In Bochum gibt es inzwi-schen eine erste wissenschaftliche Auswer-tung von »JeKi«. Die Untersuchung betont,wie wichtig der allgemeine Musikunterrichtan den Grundschulen ist und unterstreicht,dass Instrumentallehrer und Musiklehreran der Schule zusammenarbeiten müssen.Zudem fordert sie eine sorgfältige Organisa-tion, damit Unterrichtsgruppen nicht vorverschlossenen Klassentüren stehen. Da es inHamburg zurzeit aber noch nicht genü-gend Fachlehrer für Musik an Grundschulengibt, fällt der Musikunterricht an manchenSchulen ganz oder zeitweise aus. Doch dieMusikoffensive hat begonnen! Sie konntestarten, weil zum Beispiel das AlsterhausHamburg und die Ernst A. Langner StiftungInstrumente für die Grundschule am Turm-weg finanziert. Auch die Elke und Horst Dör-ner Stiftung engagiert sich für »JeKi« und för-dert die Ausbildung von Musikpädagogenan der Hochschule für Musik und Theaterin Hamburg.Zurück zur Geigengruppe. Da sind inzwi-schen die ersten Mütter angekommen, dieihre Kinder abholen wollen. Ihr Sohn sei vielkonzentrierter bei der Sache, seit er Musik-unterricht habe, sagt eine und fügt hinzu:Ihr größerer Sohn habe viele Instrumenteausprobiert, widme sich nun aber ausschließ-lich dem Fußball. Eine andere Mutter freutsich: Seitdem ihre Tochter Geige lerne, habesie auch das Klavier wiederentdeckt und übesogar freiwillig.Die WissenschaftlerInnen, die das Projektin Bochum ausgewertet haben, warnen da-

    vor, außermusikalische Lerneffekte bei denKindern wie: Erhöhung des IQ und Stei-gerung von Konzentrationsfähigkeit oderSelbstvertrauen besonders herauszustellen.»JeKi« wecke vor allem das Interesse an Mu-sik, schreiben sie, und das sei eine großeBereicherung. Dr. Sybille Hoffmann

    »Im Bewusstsein der Bedeutung des ›Mu-sikmachens‹ für die Entwicklung jungerMenschen hat sich meine Stiftung, die diekulturelle und soziale Bildung von Kindernund Jugendlichen fördern will, von Anfangan mit der Frage befasst, wie wir mehr Kin-der an die Musik heranführen können. Be-sonders angesichts des teilweise beklagens-werten Zustandes des Musikunterrichts anden öffentlichen Grundschulen sowie auchdes Rückgangs an musikalischer Bildunginnerhalb der Familien haben wir JeKi mitgroßem Interesse verfolgt. Der Wunsch, die-ses Projekt auch in Hamburg umzusetzen,traf sich mit ähnlichen Initiativen an derHochschule für Musik und Theater und derStaatlichen Jugendmusikschule.Ich bin sehr glücklich darüber, dass dieKinder der zweiten und dritten Klassenstufeder Grundschule am Turmweg seit Beginndes Schuljahres 2007/2008 aufgrund einergemeinsamen Initiative der Staatlichen Ju-gendmusikschule und unserer Stiftung dieMöglichkeit haben, im Rahmen des JeKi-Musikförderprogramms das Spiel auf Instru-menten zu erlernen, deren Anschaffung wirfinanziert haben.« Dr. Ernst A. Langner, Stifter

    Medienpartner beim Projekt »Jedem Kind einInstrument« ist der NDR Kultur.Sponsoren sind zurzeit das Alsterhaus Ham-burg, die Elke und Horst Dörner Stiftung:www.doerner.de und die E.A. Langner Stiftung:www.dr-langner-stiftung.org

    Aus: kulturfrisch – Fachinformation für Kinder- und Jugendkultur,

    Ausgabe 02/2008

    JeKi

    Den Daumen auf demDaumenloch»Sie ist so schön zusammengebaut«, sagt Teresa. Ihr Blick wandert über ein Gewirr von silbernen Tasten und Klappen auf einer glän-zenden schwarzen Röhre. »Brauchen wir fürs G eigentlich den Daumen auf dem Daumenloch?« Teresa (8) steht mit vier anderenMädchen in Strümpfen auf dem hellen Teppich im Klassenraum der Grundschule Turmweg. Die Lehrerin zeigt wie’s geht. Alle habeneine Klarinette in der Hand.

    J e d e m K i n d e i n I n s t r u m e n t : E r s t e T ö n e i m P r o j e k t

  • tonart 24 – 20088

    Vor 15 Jahren entstand die Idee, das musi-kalische Konzept der Schule komplett um-zukrempeln. Die Anregung dazu gab derSchulmusiker Arend Schmidt-Landmeier,der durch seine langjährige Tätigkeit wus-ste, worauf es ankam: Soziale Brennpunktehaben eine besondere Klientel – will mandie Schüler wirklich nachhaltig erreichen,muss durch innovative Lehrmethoden undAusstattungskonzepte darauf Rücksicht ge-nommen werden.Das beginnt bei den Räumen und denLehrkräften selbst. Jeder Lehrer hat seineneigenen Raum mit persönlicher Note, fürden er selbst verantwortlich ist. Für dieSchüler gibt es klare Rituale und Traditio-nen, die durchgängig beibehalten werden.Dazu gehört zum Beispiel, dass jeder Lehrerin seinem Raum unterrichtet und die Schü-ler diesem ansehen können, wer dort wirktund zuständig ist und mit welchen Angebo-ten sie sich identifizieren oder auseinandersetzen werden.Diese Ausgangssituation ermöglicht denSchülern von vornherein eine ganz andereEinstellung. Sie sind bei dem Lehrer zu Be-such, also seine Gäste, und als solche ver-

    halten sie sich auch. Gleichzeitig sind sieimmer willkommen und können den Leh-rer jederzeit ansprechen, wenn sie z.B. übenwollen. Selbst in den Pausen und nachSchulschluss, da alle drei Musiklehrer ihreHausarbeit oft in der Schule erledigen unddann bis in den späten Nachmittag präsentsind.Das Instrumentarium der Schule ist vonallererster Qualität, und auch das gehörtzum Konzept. Kinder im sozialen Brenn-punkt wissen es besonders zu schätzen,wenn man in der Schule gut für sie sorgt. Sogehen sie mit den Instrumenten stets vor-sichtig um, seit 15 Jahren wurde weder et-was gestohlen noch gezielt beschädigt. Dergute Umgang mit den Instrumenten istselbstverständlich, da die Schüler das durch-weg positive Erlebnis haben, immer an»ihre« Instrumente zu dürfen, wenn sie esmöchten. Das reduziert natürlich ungemeindie Reparaturkosten, so dass der gesamteEtat fast vollständig in die Musikräumeinvestiert werden kann.Das Konzept basiert auf gegenseitigem Re-spekt und Vertrauen. So ist ein Unter-richtsklima möglich, das längst nicht an

    Jedem Kind ein Cajon D i

    Sozial benachteiligte Kinder undJugendliche künstlerisch zufördern, ist heutzutage zu einemwahren Trend geworden. Seit»Rhythm is it« fühlen sich vieleberufen, in diesem Geiste zuwirken. Die Idee ist wirklich gut,allerdings gar nicht so neu,denn an vielen Schulen wird sieschon seit Jahren umgesetzt.Wie zum Beispiel in der Gesamt-schule Horn.

    JeKi

    Cajons – alle vonSchülern selbst gebaut

  • allen Schulen üblich ist: Die Musikräumehaben ein ausgesprochen schönes Ambien-te, der Unterricht ist ruhig und konzen-triert, Umgangston und Atmosphäre sindentspannt und freundlich.Müssen die Musiklehrer in anderen Fäch-ern vertreten, geht es ebenfalls musikalischzu. Da wird dann eben mal ein englischerSong gesungen oder eine mathematischeFormel gerappt. Und das nicht aus puremZeitvertreib – in den Vertretungsstundenfindet selbstverständlich konsequent Un-terricht statt. Da die Schüler das wissen, er-scheinen sie pünktlich zum Unterricht undarbeiten engagiert mit. Hier beweist sicheinmal mehr, dass Schüler viel besser zumotivieren sind, wenn sie konsequent ge-fordert werden. Sie fühlen sich ernst ge-nommen und bekommen umso mehr Lust,etwas zu leisten.Fünfundachtzig Prozent der Schüler sind inMusikprojekte der GS Horn eingebunden,die restlichen fünfzehn sollen noch gewon-nen werden. Also auch diejenigen, die mitMusik zunächst scheinbar gar nichts anfan-gen können. Diese bauen vielleicht erst ein-mal ein Cajon. Danach bekommen sie ganz

    sicher Lust, darauf zu spielen. Das Cajon istein ideales Instrument für den Brennpunkt.Die Kinder haben oft körperliche Defizite inErmangelung sinnvoller Freizeitbeschäfti-gungen – zu oft siegen PC oder DVD-Player.Hier gilt es, grob- und feinmotorischeFähigkeiten auf und mit dem Cajon zureaktivieren, denn beim Spiel wird der gan-ze Körper in Anspruch genommen.Nicht zuletzt deswegen liegt ein musikali-scher Schwerpunkt der GS Horn auf derPerkussion. Natürlich gibt es neben denzwei Cajon-Orchestern und einer Steelbandauch ein Banjo-Orchester, Schulbands,einen Chor und – als digitales Sahnehäub-chen – die Steinberg Modell Schule: Tonstu-dio- und Rechner-Equipment vom Feinstenmitten im Musikbereich.Über ein fortschrittliches Konzept kommtman immer wieder zu neuen Ideen. ZumBeispiel zur neuen Schülerfirma Wood’n’-Box, die selbst gebaute Cajons vertreibt.Nicht für den Privatgebrauch: Hier könnenSchulen, Kitas und Musiker von dem Cajonfür Kleinkinder bis zum Sondermodell fürRollstuhlfahrer ihre persönlichen Instru-mente bestellen. Partner sind so renommier-

    te Firmen wie MEINL und Schlagwerk, derCajonprofi Martin Röttger und die Bau-marktkette Bauhaus. Zwei Cajon-Entwick-lungen der GS Horn wurden von MEINLsogar schon in die Produktpalette über-nommen!Musikunterricht im Brennpunkt ist musi-kalische Sozialarbeit. Dabei geht es nichtnur darum, den Schülern die Musik in et-was anderer Weise nahe zu bringen. Enga-gierte Profimusiker sind längst auf dasModell aufmerksam geworden und gebenan der GS Horn Workshops und Konzerte,die eigene Konzertreihe »Horner Nacht-café« ist mittlerweile etabliert und genießtregen Zulauf. Die Schüler eines Brennpunk-tes trauen sich oft nicht aus ihrem Viertelheraus. Also kommt die Kultur zu ihnen.Ein Konzept, das seinesgleichen sucht. Unddas nicht nur in Hamburg, sondern überre-gional.Auf in die Gesamtschule Horn!Heute schon getrommelt? KR

    Informationen unter: www.gshorn.hamburg.de,www.hh.schule.de/gshorn

    tonart 24 – 2008 9

    n D i e G e s a m t s c h u l e H o r n – M u s i k a l s s o z i a l e r M I T T E L p u n k t .

    JeKi

  • kooperationtonart 24 – 200810

    Anlässlich dieser Preisverleihung wurde einSchulporträt gezeichnet, aus dem wir zitie-ren: »An der Max-Brauer-Schule lernen dieGrundschüler seit zwanzig Jahren in einemihnen gemäßen Lerntempo. Für die älterenSchüler wurde die Profiloberstufe einge-führt. Die Schüler wählen nicht mehr ein-zelne Kurse, sondern Fächerpakete, wiezum Beispiel »Sprache und Kultur«.Die Schule ist eine Baustelle: Im Klassen-raum der 6b stehen rot-weiße Warnschil-der, an einigen selbst gezimmerten Lattenhängen Bauhelme. Symbole – denn nichtdas Gebäude der Max-Brauer-Gesamtschu-le wird umgebaut, sondern der Unterricht:In der fünften und sechsten Klasse gibt eskeine Einteilung in Fächer mehr, keineHausaufgaben, keine Klassenarbeiten undkeine Zensuren.»Wir lernen hier im Lernbüro«, erklärt Nic-las. Der Elfjährige arbeitet an seinem Na-turtagebuch. Zusammen mit Marcell hat ertagelang Mehlwürmer beobachtet. Die bei-den Jungs wollen wissen: Wie verhalten siesich? Was fressen sie? »Sie verteilen sichund kommen zusammen, wenn es dunkelwird«, sagt Niclas. Die braunen Würmer er-

    nähren sich vor allem von Holz, aber amliebsten mögen sie Haferflocken. »Sie ha-ben keine Wirbel und sind ungefähr so ei-weißhaltig wie Scampis«, erklärt er. ZweiTische weiter schreibt Johnny einen Vor-trag über das physikalische Phänomen desAuftriebs, Jakob arbeitet am Computer inder Leseecke.Was die Schüler in Mathe, Deutsch oderEnglisch lernen, entscheiden sie selbst. Da-zu stellt Klassenlehrerin Inge Feddersen mitjedem ihrer 23 Schüler einen Wochenplanauf. Zu Beginn des »Lernbüros« besprechensie, woran sie heute arbeiten wollen undtragen es in ihr »Blaues Buch« ein. Hannahhat sich vorgenommen: »Ich will mit Öz-gen in die Pausenhalle gehen und Englischmachen.« Die beiden Mädchen wollen Text-Aufgaben im Englisch-Workbook lösenund Vokabeln lernen. In der Pausenhallekönnen sie ungestört miteinander reden,denn im Lernbüro darf nur geflüstert wer-den.«Die Staatliche Jugendmusikschule freutsich, ein Partner dieser Schule sein zu dür-fen. Die Arbeit der Musikschullehrkräftefand Eingang in die neue Max-Brauer-Schu-

    le im Wahlpflichtbereich mit den FächernStreicherklasse (Claudia Grommé) und Blä-serklasse (Walter Stoiber). Seit letztemSchuljahr gibt es bereits zwei Bläserklassen.Der Trend zum Instrumentalunterricht inder Grundschule – siehe »Jedem Kind einInstrument« – hat seinen Niederschlag auchin der Grundschule der Max-Brauer-Schulegefunden. Hier werden die Fächer Perkus-sion (Björn Lücker), Chalumeau (PhilineMötsch) und Violine (Claudia Grommé)durch die Musikschule angeboten. Wie wardas gerade? Chalumeau? Hinter diesemNamen verbirgt sich historisch gesehender Vorläufer unserer heutigen Klarinette,bildlich ausgedrückt eine Blockflöte mit Kla-rinettenmundstück oben drauf. Diese klei-nen handlichen Blasinstrumente eignensich sehr gut für Unterricht im Grund-schulalter und als Vorbereitung auf größe-re Blasinstrumente. Die Begeisterung kannsich sehen lassen! HJW

    JMS und Max-Brauer-SchuleSpätestens nach der Verleihung des Schulpreises 2006 war diese Schule den Ham-burgern ein Begriff: die neue Max-Brauer-Schule. Die in den Stadtteilen Bahrenfeld undOttensen angesiedelte Gesamtschule mit Grundschule unterrichtet 1200 Schülerinnenund Schüler aus 30 Nationen. Einhundert Lehrkräfte und weitere Sozialpädagogenengagieren sich hier zusammen mit ihrer Schulleiterin Barbara Rieckmann, um einenSchultyp der besonderen Art zu schaffen.

    Kooperationen

    Chalumeau-Unterricht an der Max-Brauer-Schule (links).

  • onentonart 24 – 2008 11

    Vor zwei Jahren hat die JMS deshalb ihreUnterrichtskapazitäten am ASG erhöhtund bietet im Rahmen dieser Möglichkei-ten allen Anfängern der neuen fünftenMusikklassen jeweils einen Start im Instru-mentalunterricht in Gruppen an. Dank desintensiven Austausches mit dem Musik-gymnasium gelingt es sogar oft, diesen Ko-operationsunterricht direkt im Anschlussan den Schulvormittag zu organisieren.(Der Außenstehende kann kaum nachvoll-ziehen, wie viel Arbeit da bei der Raumpla-nung einer so großen Schule geleistet wer-den muss.) Wir von der JMS halten dieseZusammenarbeit unter den aktuellen bil-dungspolitischen Umständen wie G8 fürwegweisend! HJW

    Informationen zum Albert-Schweitzer-Gym-nasium und den angesprochenen ThemenMusikgymnasium sowie Klassenorchester,Chöre, Bigband und vieles mehr erhaltenSie unter www.asg-hh.de.Für die Unterrichtsvermittlungen ist zuständigder Stadtbereich Nord unter der Leitung vonJuliette Achilles (Kontakt s. S. 46, »Wegwei-ser«). Allgemeine Fragen zum Thema Koope-ration mit Schulen beantwortet Hans-JörgWinterberg (Kontakt s. S. 46 »Wegweiser«).

    Musikalisch-künstlerischePräsentation – ein neues Projektaller 5. und 6. Klassen

    Im Schuljahr 2006/2007 wurde am Albert-Schweitzer-Gymnasium ein künstlerischesProjekt aus der Taufe gehoben, das mitRegelklassen und Musikklassen der Beob-achtungsstufe (Klassen 5 und 6) gemein-sam durchgeführt wird. Vorausgegangenwar ein Elternabend der Grundschuleltern(die Kinder waren noch in ihren 4. Grund-schulklassen), bei dem der Vorschlag zudieser Profilerweiterung auf breite Zustim-mung traf.Die Schule trägt mit diesem neuen (ver-pflichtenden) Unterrichtsangebot dem Um-stand Rechnung, dass fast alle Kinder, diefür das Albert-Schweitzer-Gymnasium an-gemeldet werden, besondere künstlerischeKompetenzen – oder wenigstens Interes-sen – mitbringen. Auch die Schüler undSchülerinnen der Regelklassen spielen oftein Instrument (häufig Klavier oder Gitar-re), und viele haben Erfahrungen in Schul-chören. Wir wollen mit unserer Erweite-rung des künstlerischen Profils einerseitserreichen, dass wir die musischen Fähig-keiten auch der Kinder nachhaltig fördern,die (in den Regelklassen) nicht im Klassen-

    orchester musizieren und gleichzeitig derMusik weitere Künste gleichberechtigt zurSeite stellen als es bisher geschah. Nacheinem Jahr Erfahrung freuen wir uns darü-ber, dass wir diesem Ziel sehr nahe gekom-men sind.In der 2. Hälfte der 5. Klasse und in der 1.Hälfte der 6. Klasse ergänzen die Künste– Theater/Pantomime– Tanz/Akrobatik– Bühnenkunst (Kostüm/Kulisse)– Percussion (Schlaginstrumente)in zwei zusätzlichen Stunden den Unter-richt. Außerdem ist der Chor in der 5. Klas-se für alle verpflichtend, in der 6. Klassenur für die Musikklassen.Der Unterricht dieses »Fachs« findet nichtin Klassen statt, sondern in Gruppen, indenen die Kinder aus zwei Parallelklassenneu kombiniert werden. Für jeweils ca.acht Wochen wird in einem der Präsenta-tionsfächer gearbeitet, dann folgt ein an-derer Bereich. Alle Kinder sind mit jedemFach einmal dran.Am Ende der 5. Klasse und in der Mitte der6. Klasse findet eine »Werkstattpräsentati-on« statt, bei der die Kinder ihre Erfolge derSchulöffentlichkeit und natürlich sich ge-genseitig vorführen.

    Frank Schmidt, Schulleiter

    Aus dem Jahrbuch des Albert-Schweitzer-Gymnasiums:

    Unsere Schule nimmt jedes Jahr viele fröh-liche, neugierige Schülerinnen und Schü-ler auf, das ist eine immer wieder gefeierteSelbstverständlichkeit. Der Wechsel zumachtjährigen Gymnasium prägt das Lebenin der Schule. Unterricht am Nachmittag

    JMS und ASGDie Staatliche Jugendmusikschule Hamburg (JMS) arbeitet schon seit langer Zeit sehrgut mit dem Albert-Schweitzer-Gymnasium (ASG) zusammen. Ein bedeutender Teil desJMS-Unterrichts im Stadtbereich Nord fand immer schon hier statt. Seit über zweiJahren nun loten beide Institutionen aus, ob eine noch engere Zusammenarbeit mög-lich ist. Was liegt auch näher als das traditionsreiche musische Gymnasium inhaltlichmit der Jugendmusikschule zu verknüpfen?

    In Personalunion: Gesa Werhahn (rechts), diekünstlerische Leiterin unseres erfolgreichenMädchenchores an der Staatlichen Jugend-musikschule, ist ebenfalls Musiklehrerin amAlbert-Schweitzer-Gymnasium und erteiltUnterricht im Rahmen der musikalisch-künst-lerischen Präsentation.

    Präsentation »Zusammenwachsen« im Juni2007 (links).

  • 12

    Kooperationen

    gehört auch für die Klassen 5 bis 10 zum All-tag, selbstständige Arbeitsformen und län-gere Unterrichtsblöcke in Doppelstundensollen mehr Ruhe in die Abläufe bringenund den Lernerfolg verstärken und bessersichern. Die Schülerinnen und Schüler derRegelklassen erhalten erweiterte naturwis-senschaftliche, musische und sprachlicheAngebote. Neu ist beispielsweise unser Be-reich »Musikalisch-künstlerische Präsenta-tion« für die 5. und 6. Klassen: Gemeinsamin Musik- und Regelklassen finden Kurse inTheater, Tanz, Perkussion, Masken- oder Re-quisiten-Herstellung und Capoeira statt.Eine Herausforderung war die gemeinsamePräsentation der Ergebnisse für die Schul-öffentlichkeit mit 145 Kindern im Juni 2007.Unsere Schule ist eine Gemeinschaft, diesich anspruchsvolle Ziele setzt und sie mitgemeinsamer Anstrengung erreicht – mitdem Blick darauf, dass die Schule ein wah-rer Lebensraum für junge Menschen ist, de-nen in ihrer Kreativität, in ihren Ausdrucks-möglichkeiten keine Grenzen gesetzt sind.

    Die Erich-Kästner-Gesamtschule wird alsGanztagsschule Vermittler zwischen Insti-tutionen mit bewährten pädagogischen An-geboten und Kindern und Jugendlichen,die außerhalb ihres Schulunterrichts bishernie in Berührung mit solcherlei kulturellemoder sportlichem Engagement gekommensind. Die Volkshochschule wird so wirklichzur »Volks«-hochschule, die Jugendmusik-schule erreicht auf diesem Wege alle Jugend-lichen, auch jenseits der Kinder des Mit-telstandes, wo die musikalische Bildung tra-ditionell zum Nachmittag selbstverständlichdazugehört.An der Erich-Kästner-Gesamtschule zeigtsich beim Einstieg in die Zusammenarbeitmit der Jugendmusikschule, dass Instrumen-talunterricht, der zu den Kindern kommt,statt auf sie – bzw. die Anmeldung ihrer El-tern – zu warten, einen großen Zuspruchbei Familien findet, die bisher nicht denWeg zur JMS gefunden hätten; und dasobwohl die finanziellen Rahmenbedingun-

    gen des Angebots sich von denen außer-halb der Schule nicht unterscheiden. DieGruppenunterrichtsangebote der Jugend-musikschule passen gut zu den Wünschenunserer Schüler und nehmen dabei derSchule einen gewichtigen Teil der Verwal-tungsarbeit ab, die für bezahlungspflich-tige Angebote anfällt. Für die Zukunft wün-schen wir uns die Kooperation auszubauenund noch viel mehr Instrumentalfächer an-bieten zu können und Kammermusik, Big-band, Orchester...

    Detlef Peglow, Musiklehrer und Koordinator der Ganztagskurse

    JMS und Erich-Kästner-GesamtschuleDie Kooperation mit Menschen und Institutionen außerhalb unseres eigenen Schul-betriebs steht für uns im Mittelpunkt des Wahlbereichs der Ganztagsschule.

    Präsentation »Zusammenwachsen« im Juni 2007(oben und rechts).

  • tonart 24 – 2008 13

    Mini-Workshops mit dem Cellisten GavrielLipkind und der Geigerin Mirijam Contzen

    Gavriel Lipkind hat in Hamburg viele musi-kalische Freunde. Das war schon beim Be-grüßungsapplaus im Kleinen Saal der Laeisz-halle am Abend vor dem 2. Advent deutlichzu hören. Nach dem hinreißenden Sonaten-abend und den fünf Zugaben hat er vieleweitere gewonnen, ganz sicher jedenfallsdie 65 Schüler, die als Teilnehmer der Zu-kunftsMusik anwesend waren.Auf der Fahrt vom Hotel zum Mittelweg 42erzählte Gavriel Lipkind am nächsten Mor-gen, warum er gern zu Künstler-Schüler-Begegnungen bereit sei: Er selbst habe alsKind durch eine ähnlich konzipierte Reihein Israel den Cellisten Gregor Piatigorskykennen gelernt, der durch weitere Begeg-nungen zu seinem »musikalischen Vater«wurde. An diesem 2. Advent hatten fünfSchülerinnen und Schüler der Jugendmu-sikschule die Gelegenheit, Gavriel Lipkindvorzuspielen. Doch was kann in einer kur-zen Begegnung von jeweils nur 20 bis 30Minuten nachhaltig erreicht werden? Einerder aktiven Teilnehmer, Lewin Stieve (15 J.)drückt dies in einem persönlichen Dankes-brief an Lipkind so aus: »Sie haben unsmerkwürdige und ungewohnte Tipps undSpezialübungen gezeigt. Ihr Vibrato-Trai-ning ist zwar hart, aber es nützt sehr viel. In

    Ihrem Unterricht haben Sie alles sehr genauund schülerfreundlich gesagt.« Was warendas für merkwürdige Tipps? Der 13-jährigeMarkus Doemens bekam eine Damenhand-tasche an seinen rechten Ellenbogen ge-hängt, die achtjährige Anna Olivia solltesich beim »Schwan« mit dem Körper bewe-gen, als wäre sie selbst auf sanften Wellenunterwegs. Auch Malena Pflock und MiriamBorggrefe (14 und 15 J.) waren überrascht,worauf Lipkind bei den spieltechnischenHerausforderungen in den Werken vonSchumann und Beethoven Wert legte. Aberfür die Zuhörer war in allen Fällen eineVeränderung der Spielweise zu hören. Lip-kinds besondere Stärke bestand darin, denSchülern zunächst sehr genau zuzuhören,dann zu überlegen: Welchen Impuls kannich setzen, um in kurzer Zeit möglichst vielzu bewirken?, um dann den Schülern in sei-ner einfühlsamen Art Horizonte zu öffnen.

    Miriam Contzen eröffnete ihren Mini-Work-shop in einer kleinen Gesprächsrunde mitden aktiven Teilnehmerinnen und demPublikum. Manche der Fragen (Wann ha-ben Sie angefangen, Geige zu spielen, undwann wussten Sie, dass Sie das Geigespielenzu Ihrem Beruf machen wollen?) gab Miri-jam Contzen nach der Beantwortung anihre jungen Gesprächspartner zurück. Soentwickelte sich ein Gespräch, das keinerlei

    Ähnlichkeiten mit einem Frontal-Interviewhatte, sondern die Musizierenden einandernäher brachte. Mirijam Contzen bedanktesich am Ende sehr herzlich bei den jungenAkteuren. Ihr sei es grundlegend wichtig,durch Musik in Begegnungen zu kommenund nicht nur von Podium zu Podium zujagen, ohne eine Verbindung mit dem Pub-likum eingehen zu können. Eine Form derBegegnung während des Konzerts mit denZuhörern bestünde darin, den genau richti-gen Moment für den ersten Einsatz, denersten Ton eines Stückes zu finden. Es seiauf der Bühne spürbar, ob das Publikumund die Ausführenden zum selben Zeit-punkt das Höchstmaß an Aufmerksamkeiterreichen würden.Auch Mirijam Contzen hörte zunächst denSchülerinnen Rebecca Cardebring (10 J.)und Maike Mader (18 J.) und einem jungenStreichquartett aufmerksam zu, ohne dasSpiel zu unterbrechen. Dann bedankte siesich freundlich und begann, konsequentund sehr klar an den Stücken zu arbeiten. InErinnerung bleiben bei diesem Workshopbesonders die ausgefallenen Vergleiche.»Stell dir vor, deine Geige ist... ein großerTeller mit einer leckeren Suppe. Dein Bogenist der Löffel. Und nun tauchst du tief undgenussvoll mit dem Löffel quer durch denTeller und holst alles nur Mögliche an Sub-stanz heraus! Die ganze Geige soll schwin-gen, nicht nur die Saiten.«

    Martin Sieveking, Koordinator der ReiheKünstler-Schüler-Begegnungen in der Laeisz-halle (ZukunftsMusik)

    Wer mehr über die ZukunftsMusik-Veranstal-tungen erfahren möchte, wende sich bitte un-ter folgender E-Mail-Adresse an Martin Sieve-king, den Koordinator dieser Reihe:>[email protected]<

    Unter dem inzwischen zum Markenzeichen für außerordentlich ergiebige musikalischeVermittlungsprojekte avancierten Begriff »ZukunftsMusik« laufen seit etwa anderthalbJahren verschiedene Projekte auf sehr hohem Niveau. Diese werden aus dem »KörberFonds ZukunftsMusik« gefördert, der im Januar 2006 im Stiftungskapital der StiftungElbphilharmonie eingerichtet wurde. Zwei besonders intensive Begegnungen haben imDezember 2007 und Februar 2008 in den Räumen der Staatlichen Jugendmusikschule,dem Kooperationspartner der Laeiszhalle, stattgefunden.

    JMS und Laeiszhalle

    K l e i n e W o r k s h o p s m i t g r o ß e r W i r k u n g

    Workshops mit GeigerinMirijam Contzen (l.) undCellist Gavriel Lipkind (r.)

  • Fünf verschiedene Mädchen finden, dass esan der Zeit ist, sich zu verlieben. Die Jungsspielen nicht so mit. Eines der Mädchenhat eine kreative Idee, um das Gefühlschaoszwischen Jungen und Mädchen zu klären.Eine verrückte Verwicklungsgeschichte be-ginnt, auf deren Höhepunkt die smarteMädchen-Clique einer coolen Jungs-Bandim Kampf gegenüber steht. Bevor sich zarteBande entspinnen können, müssen Miss-verständnisse, falsche Träume und Vorur-teile mit Tiefgang und Humor aus dem Weggeräumt werden. Dann rückt das HappyEnd für alle in greifbare Nähe. Mit Gesang,Tanz und Musik aus allen Ecken und En-den unserer Welt. Eine Jugendtheaterpro-duktion der Staatlichen Jugendmusikschu-le Hamburg in Kooperation mit Kampnagel.

    Verliebt in alle!»Wer bist Duuu, kann ich dich erkennen?«Zum ersten Mal höre ich den Song live, ausbeinahe vierzig jungen Kehlen geschmet-tert – und ich muss mich zwicken! Dennvor drei oder vier Monaten hätte ich esnoch nicht für möglich gehalten, dass ichden Text für einen Song schreibe, der dannvon einem großartigen Komponisten ver-tont und auch gleich von so vielen hochmotivierten jungen Musikern zum Leben

    erweckt wird. Da darf die Gänsehaut schonmal über den Rücken kriechen!An diesem regnerischen Sonntag im Märzhaben der Initiator und Komponist DirkBleese und der Regisseur Peter McMahon,beide sind Lehrer an der JMS, alle Teilneh-mer des Großstadt-Musicals »Verliebt in Ba-bylon« zum gegenseitigen Beschnupperneingeladen. Die Choreografin JaquelineWendt gibt eine erste Einführung in Körper-arbeit, und ich, die Autorin, stelle den Plotvor, die grobe Handlung, an der sich unserMusical entwickeln soll.Ja, richtig gelesen! Im März existiert nochkein dramatischer Text. Es gibt einen erstenSong, eine Grundidee, aber keine Szenen.Einfach aus dem Grund, weil die Jugend-lichen unsere Inspiration sind, weil siebeim sehr professionell durchgezogenenCasting zeigen durften, was sie können,welche Fähigkeiten sie mitbringen und ichaus all diesen Eindrücken schöpfen darf,um meine Figuren zu entwickeln. Ich höreviele verschiedene, mir teilweise völlig un-bekannte Sprachen, und verstehe dennoch,was da gerade verhandelt wird. Es werdenWitze und Märchen zum Besten gegeben,oder eine – sehr komische – Anekdote ausdem echten Leben vorgespielt. Es werdenLieder gesungen, die sofort Fernweh aus-

    lösen und die ganze musikalische Weiteunserer aufregenden, vielfältigen Welt wie-dergeben. Da glänzen nicht nur die Augendes Komponisten, der für die Weltmusikbrennt. Und es werden kleine Szenen im-provisiert, die der Regisseur zum Themapassend vorbereitet hat. Diese extrem spon-tane Arbeitsweise verschafft mir den Vor-teil, dass ich nah an den Jugendlichen dranbin, dass ich ihre Jugend-Sprache lerne, ge-radezu aufsauge, und hoffentlich auchihren »Pulsschlag« wahrnehme – und ihnsofort zu Papier bringe. Schließlich sollensich die Jugendlichen in unserer Geschich-te wiederfinden! Es geht ja um ihre Gefühle.Unser Großstadt-Musical dreht sich um dasThema, das seit Menschengedenken alle14- bis 20-Jährigen beschäftigt: das Verlie-ben. Natürlich hat sich das Musiktheaterschon immer dieses herrlichen Sujets an-genommen, und es gibt bereits eine ganzeReihe Vorbilder: vom zuckersüßen »HighSchool Musical« über »Grease«, zum groß-artigen Klassiker »West Side Story«. UnserMusical soll die Impulse aufnehmen, dieuns heute jeden Tag auf der Straße inHamburg oder einer anderen deutschenGroßstadt begegnen. Jugendliche unter-schiedlichster Herkunft treffen aufeinander,viele haben mindestens ein nicht deut-

    E i n G r o ß s t a d t m u s i c a l

    Verliebt in Babylon, wie geht das? Womit müssen Jugendliche heute kämpfen, außermit der Liebe? Ihre vielfältigen kulturellen Hintergründe und die wenig zuverlässigenFormen der modernen Kommunikation treiben den großen ewigen Wirrwarr der Ge-fühle endgültig auf die Spitze.

    tonart 24 – 200814

    Musical

    Eine smarte Mädchen-Clique stehteiner coolen Jungs-Band im Kampfgegenüber (Fotos oben).Freiheitsberaubung ist nur bedingt ge-eignet, um Missverständnisse aus demWeg zu räumen … (unten rechts).

    Verliebt in Babylon

  • sches Elternteil, und lernen deshalb nichtnur eine weitere Sprache, sondern bringenunter Umständen auch andere Gefühlezum Ausdruck, besonders, wenn ihnen je-mand gefällt. Das alles soll sich in Wortund Musik widerspiegeln. Aber wir wollenkein Sozialdrama auf die Bühne bringen,sondern mit großem Vergnügen vom bun-ten (Geschlechter-)Kampf erzählen, in densich manche (meistens die Mädchen) stür-zen, andere gestürzt werden (meistens dieJungen). Noch babylonischer wird es, wenndie modernen – nicht immer zuverlässigen– Kommunikationsmittel wie Handy undInternet das junge (Liebes)-Leben mitbe-stimmen. Der Herzensverwirrung sind kei-ne Grenzen gesetzt: »Verliebt in Babylon«.An die vierzig Jugendliche wollen nun mitRollen bedacht werden. Neben den fünfMädchen, deren Sinn nach Verlieben steht,und fünf Jungen, deren Sinn erst danachstehen wird, nachdem eine dem Liebes-Karussell mit einer kühnen Tat einenSchubs gegeben hat, können noch weiteregroße Rollen besetzt werden: Es sind genugtolle, begabte Leute zusammengekommen– größtenteils aus der JMS.Im April steht das Stück – fast. In Anbe-tracht der nahen Premiere am 23. Mai einechtes Nervenspiel. Aber wie es so ist, wenn

    Jugendliche neben der Schule oder derAusbildung ihre knappe Freizeit opfern,um abends und an allen Wochenenden zuproben, gibt es Fluktuation. Es finden Be-setzungswechsel statt, die das Ende der Ge-schichte mitbestimmen. Rollen fallen weg,neue Rollen kommen hinzu. Ein Spanierkönnte zum Beispiel nur schwer für einenTürken einspringen. Meine Aufgabe bestehtjetzt neben dem Songschreiben darin, dieDramatik aufrecht zu erhalten, Neuzugän-ge unterhaltsam und sinnvoll ins bestehen-de Stück einzuflechten, damit die Jugend-lichen nicht zu viel umlernen müssen. EinBesuch bei den Proben zeigt mir, dass die-ser ganze Wahnsinn, dem wir uns hier in sokurzer geballter Zeit aussetzen, fruchtbarist: Es brodelt, es werden herrliche Choreo-grafien geübt, es werden fetzige Songs ge-schmettert – es wird gelacht! Und plötzlichfällt mir auf, dass unser Titel zweideutig ist:Wie wäre es, wenn wir diese tolle Energieimmer spürten, auf der Straße, wenn wirwieder diesen vielen verschiedenen Jugend-lichen begegneten und wir uns sagten: »Ja,ich bin verliebt in dieses Babylon!«

    Kristina Faust

    Das Projekt wurde gefördert durch den MusikSchulVereinder Staatlichen Jugendmusikschule.

    Wir danken der Bo Lahola Photography & Design GbR für die Fotos!

    Premierenabend, 23. Mai.Wie es weiter ging ...

    Freunde, Verwandte und interessierte Men-schen scharen sich vor der Eingangshallevon Kampnagel und verbreiten eine feierli-che Stimmung. Hinter der Bühne wappnensich die jungen Akteure für ihren großenAuftritt. Sie wollen endlich zeigen, was inihnen steckt, wofür sie Ausbildung oderSchule in letzter Zeit vernachlässigt haben.Da kommt die Nachricht, die im wahrstenSinne des Wortes alle Vorstellungskraft über-steigt: Wir haben einen Wasserrohrbruch,die Toiletten funktionieren nicht, auch dieSprinkleranlage ist matt gesetzt. Kann michmal einer kneifen!? Es ist wahr. Die Pre-miere muss heute Abend ausfallen. Ein De-saster. Alle Mitwirkenden fallen in sich zu-sammen.Jetzt hilft nur noch positives Denken: wirfahren jetzt in die JMS und feiern! Irgend-wo muss die große Energie hin, die bis ebeneine Vorstellung tragen sollte. Es wird eineausgelassene Party: So ein Schicksalsschlagverbindet. Am 24. Mai wird vor einem dop-pelt so großen Publikum mit doppelt moti-vierten DarstellerInnen eine herrliche Pre-miere gegeben! Kristina Faust

    tonart 24 – 2008 15

  • tonart 24 – 200816

    Musik im Alter

    Bei einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 85 Jahren fürMänner und 88 Jahren für Frauen kann die nachberufliche Phaseheute 30 Jahre und länger dauern. Im Jahr 2025 soll bereits mehrals ein Drittel der Bevölkerung Deutschlands 60 Jahre und ältersein. Auch die Hochaltrigkeit nimmt zu: Mehr als 10.000 Men-schen sind bereits 100 Jahre und älter. Man redet von einer »Ge-sellschaft des langen Lebens« – aber auch von »späten Freiheiten«.

    »Defizitmodell« oder das »Neue Altern«?

    Zwangsläufig ist das Altern ein Abbauprozess, ist meist zunehmendgekennzeichnet von Krankheit, Einsamkeit, Passivität, verminder-ter Leistungsfähigkeit. Neben diesem – wenn heute auch insge-samt später verlaufenden – Abbauprozess werden im Sinne eines»neuen Alterns« auch ungenutzte Kreativitätspotenziale gesehen.Wissenschaftler bescheinigen den alten Menschen großes Inter-esse an kreativen Aufgaben und Aufgeschlossenheit gegenübereigenen gestalterischen Möglichkeiten. Ihr Erfahrungspotenzial,ihre Ressourcen und Kompetenzen ebenso wie ihre Visionen undWünsche werden interessierter als bisher wahrgenommen. DiePolitik redet von der »Macht des Alters«, für die Wirtschaft sind die

    Alten ein stetig wachsendes Marktsegment. Regelmäßige Einkom-men aus der Altersversorgung machen die vormals Besserverdie-nenden zur wichtigen Zielgruppe für das Marketing. Das »Erfolg-reiche, neue Altern« steht gegen das »Defizitmodell«.

    Ist der demographische Wandel auch eine Chance für unsereGesellschaft?

    Zunächst gibt es ein Begriffsproblem. Wie wollen wir sie eigentlichnennen? Sind Begriffe wie »Senioren« oder »ältere Menschen«nicht Verlegenheitsbegriffe? Sollten wir besser offensiver von den»Alten« reden?Auch eine neue Wissenschaft ist schon da: Die »Musikgeragogik«.»Sie umfasst alle musikpädagogischen Bemühungen und Inter-ventionen im Bereich der Altenarbeit, die nicht erzieherisch odertherapeutisch intendiert sind, und zielt auf die Unterstützung mu-sikalischer Bildung und musikbezogener Erfahrungen im Alter«.Da geht es um gerontologisches Basiswissen, die Phänomenologiedes Alters, die Beziehungen zwischen alten Menschen und Musik,um spezifische musikpädagogische Methoden, alterspsychologi-sche Grundlagen, um den Umgang mit Hörproblemen, abneh-

    »Defizitmodell« oder »Neues Altern«?M u s i k i m 3 . u n d 4 . L e b e n s a b s c h n i t t Die Menschen in Deutschland werden weniger – und älter. Und die Älterenhaben immer mehr freie Zeit. Die musikschulrelevante Altersgruppe der bis 18-Jährigen (im Durchschnitt 85 bis 95 Prozentder MusikschulschülerInnen) soll bis 2020 um etwa 16 Prozent kleiner werden.

  • 17

    mender Flexibilität der Stimme, abnehmender Beweglichkeit, umGedächtnisverluste und Demenz.

    Was kann die Musik für die Alten tun?

    Musikunterricht oder einfach nur Musizieren mit Erwachsenen imberufsfähigen Alter und mit Menschen in der nachberuflichenPhase als Anfänger, »Spätberufene« oder Wiedereinsteiger sindnicht neu. Viele Ältere singen in Chören oder spielen in Orches-tern. In Süddeutschland gibt es tausende von Blasorchestern, indenen generationsübergreifend musiziert wird. Der ArbeitskreisMusik in der Jugend (AMJ) und andere veranstalten »Familienmu-sikwochenenden«, wo Kinder, Eltern und Großeltern ein ganzesWochenende gemeinsam singen, musizieren und tanzen.Die Musikschule Hennigsdorf hat seit vielen Jahren Kontakt nachGhana und unternimmt mit Schülern, Lehrern und Eltern regel-mäßig Reisen dorthin. Aus einer Sammlung von Begebenheitenvor Ort, Rhythmen und Tänzen ist das Musical »Yomo« entstan-den, das afrikanische und europäische Musik vereint. Generations-übergreifend haben 115 Mitwirkende zwischen neun und 70 Jahrenan der zweijährigen Vorbereitung und den insgesamt 26 erfolgrei-chen Vorstellungen vor und hinter der Bühne mitgewirkt.Musikarbeit mit Menschen im »4. Lebensabschnitt« ab ungefähr80 Jahren findet meistens in Alteneinrichtungen statt. Hier wirdgesungen, mit Orff-Instrumenten gespielt, und man macht »Sitz-tänze« – ein Betätigungsfeld der »Elementaren Musikpädagogik«.Ein solches Aktiv-Angebot für Senioren bietet auch die Musikschu-le Wesermarsch an. Im Mittelpunkt steht dabei das Erleben von»Musik und Bewegung«. Aus Singen, Stimm- und Sprechanre-gungen mit bekannten und neuen Liedern, Versen und Texten,Sitz- und leichten Folkloretänzen, elementarem Instrumentalspieloder Musikhören wird für jede Seniorengruppe ein individuellesProgramm zusammengestellt.Ein weiterer Bereich ist die »Offene Musikarbeit« in Musikschulenund Alteneinrichtungen. Anders als beim kontinuierlichen Unter-richt kommen die Alten, wenn sie können und möchten. Es entste-hen z.B. »Seniorenclubs« mit einem bunten, geselligen Programm:Musizieren, Musikhören, Vorbereitung eines Konzertbesuchs oderBeschäftigung mit Musikgeschichtlichem.

    Dazu passt auch die »Flexi-Karte« der Musikschule Eppingen, diesich erfolgreich auf den Wunsch der neuen Zielgruppe nach zeit-licher Flexibilität einstellt. Die Karte ermöglicht einen Unterrichts-besuch nach Absprache, der mit Hilfe einer 5er- oder 10er-Karteabgerechnet wird. Sie ist nicht an einen Lehrer oder an ein Instru-ment gebunden, so dass auch mehrere Instrumente »beschnup-pert« werden können.Langfristige Projekte sind in Alteneinrichtungen aufgrund dermeist kurzen Verweildauer kaum möglich. Gefragt sind situativesReagieren und Handeln. Die Angebote müssen an den aktuellenBedürfnissen anknüpfen und in der Regel extrem niedrigschwelligsein, um die Menschen zu erreichen. Wie kann man Musik machenmit Menschen, die noch nie Musik gemacht haben oder die zwarein Instrument gespielt haben, es aber aus Altersgründen nichtmehr können? Auch Hochalte sind in der Regel ästhetisch interes-siert, wollen kreativ sein, möchten Musik hören oder auch selbstmusizieren, sind neugierig.In Münster und Düsseldorf gibt es sogar »ambulante Musikarbeit«.93 Prozent der Menschen ab 65 Jahren leben in Privathaushalten,ein Großteil in Einpersonen-Haushalten, meistens sind es Wit-wen. Die soziale Teilhabe nimmt ab, die Isolierung nimmt zu. InMünster heißt es etwa »Musik auf Rädern«, in Düsseldorf »Kulturaus dem Koffer«. Es gibt also nicht nur »Essen auf Rädern«, mög-lich sind nicht nur Hilfs- und Pflegeleistungen und medizinischeVersorgung. Machbar sind auch ambulante Anregungen zu einerproduktiven kulturellen Lebensgestaltung. Die emotionalen undästhetischen Bedürfnisse alter Menschen werden in ihren eigenenWohnungen bedient.

    Welche musikalischen Möglichkeiten haben die Alten?

    Es geht um aktive Lebensgestaltung, um aktive gesellschaftlicheund kulturelle Teilhabe und mehr Lebenszufriedenheit. Denn einen»Ruhestand« sollte es nur vom Beruf geben, nicht vom kulturel-len und gesellschaftlichen Tun. Spezielle inhaltliche und metho-dische Vorgehensweisen werden entwickelt, differenzierende Mu-sikpraxen für die »Go-Goes, Slow-Goes und No-Goes«.Jüngere Ältere wollen ihre früher erworbenen Motivationen, Fähig-keiten und Kompetenzen weiter anwenden beim gemeinsamen

  • tonart 24 – 200818

    instrumentalen Musizieren, Singen, Bewegen zur Musik und beimMusikhören. Die Elementare Musikpädagogik ermöglicht, auchohne Vorkenntnisse Grundprinzipien der Musik zu begreifen undzu erleben. Die Rhythmik hilft die Beweglichkeit positiv zu beein-flussen und zu erhalten, freiere Bewegungen und eigenen Ausdruckzu finden.Denn Musik eignet sich besonders gut für eine aktive Lebensge-staltung, ermöglicht Geselligkeit und Kommunikation, Gesprächeund Zuwendung, baut Beziehungen auf, öffnet den Weg zu emo-tionaler, geistiger und psychologischer Unterstützung, steigert Le-bensqualität und Lebenszufriedenheit. Untersuchungen zeigengute Erfolge beim Einsatz von Musik bei depressiven und zurück-gezogen lebenden Menschen. »Den Jahren Leben und nicht nurdem Leben Jahre geben« (H. Scheumann). »Wir haben mit dermusikalischen Altenarbeit ein Mittel in der Hand, dafür zu sorgen,dass den alten Menschen die Gegenwart und die Zukunft wichtigbleiben.« (Jürgen Terhag).Allerdings wollen hochalte Menschen meistens keinen Unterrichtmehr, wollen keine »Späterziehung«. Im Alter geht es um die An-wendung des Vertrauten, häufig um »Erinnerungs- oder Biogra-phiearbeit«. Lieder, die an Vergangenes erinnern, schaffen emotio-nalen Zugang, Rückblick zu wichtigen Lebenspunkten und stellenGesprächsbereitschaft her: »Das Leben klingen lassen« (Klaus Lei-decker). Musik bewirkt Lebensrückblick. Das kann helfen, die Ge-genwart und Krisensituationen zu bewältigen, kann trotz Krank-heit und Mühsal Kontinuität erleben lassen. Wichtig ist aber eine»Kultur der Muße«. Statt um Funktionieren, Effektivität, Schnellig-keit, Handeln in Strukturen geht es jetzt um situatives Tun, um

    Zeit haben, Geduld, Behutsamkeit, Unvoreingenommensein, umHumor – mit dabei Phasen des Schweigens.Theo Hartogh in »Musikgeragogik«: »Musikgeragogik darf nichteiner ›Pädagogisierung des Alters‹ verfallen und sich auf die (in-stitutionelle) Bewältigung und Kompensation von Defiziten undBeeinträchtigungen beschränken (z.B. ›Gedächtnistraining mitMusik‹). Ihr Aufgabenfeld ist der alte Mensch und s e i n Bezug zurMusik. Daher ist dem alten Menschen nicht über Problemsichten(Pflegebedürftigkeit, Krankheit, Behinderung, Defizite) zu begeg-nen, sondern über seine individuellen Kompetenzen und Interes-sen. In dieser Perspektive sind Musizieren und Musikhören keineBeschäftigungstherapie, sondern selbst bestimmtes sinnvolles Tun,das das Recht auf Nicht-Musizieren einschließt.« Der musizierendeMensch steht im Mittelpunkt, nicht die Musik als Lerninhalt.

    Abschied vom »Defizitmodell«?

    Musik kann helfen, den grundsätzlich nicht aufhaltbaren Abbau-prozess zu verlangsamen. Selbstwertgefühl, Selbstständigkeit,Selbstbestimmung, Kontakt- und Erlebnisfähigkeit können durchMusik länger bewahrt werden. Zumindest sollen Teil- und Alltags-kompetenzen möglichst lange erhalten bleiben.

    Wenn dann im höchsten Alter auch freudiges Tun zur Anstren-gung wird und nur noch kurz ertragen werden kann: Ein situativangemessener Einsatz von Musik kann Glücksmomente bringen,kleine, wohltuende Lichtblicke. Gut, dass es die Musik gibt.

    Wolfhagen Sobirey, Mitarbeit Birte Hedden, Dorothea Hehlke

    Musik im Alter

  • tonart 24 – 2008

    Wenn ein Schaffner nach seiner wohlverdienten Pause amElbstrand die falsche Trinkflasche – eine mit Flaschengeist –erwischt, kann das ein Abenteuer werden. Besonders, wennGeist und Schaffner sich auf der langen Reise anfreundenund nach einer Rettung für den Flaschengeist gesucht wird.Kinder und Familien, die unsere Reise mit dem Orientexpress am 13.,14. oder 15. April 08 auf Kampnagel begleiteten, fieberten, sangen,tanzten und hofften mit. Außer dem Publikum, dem Schaffner und

    Moderator Wolfhagen Sobirey waren an der Rettung der KinderchorSethweg unter der Leitung von Waltraud Meyer-Himstedt, der Kinder-chor Burgunderweg unter der Leitung von Heike Vajen sowie dieLehrerband unter Leitung von Andreas Hinrichs und Grundschulklas-sen in Zusammenarbeit mit Lehrkräften der JMS beteiligt.

    Oben: »Das Dromedar« – gespielt von Kindern der Schule am Sooren.

    Teppichtanz, Schule Langbargheide

    Die Reise beginnt mit dem Orientexpresskaleidoskop

    19

    Sandsturm-Tanz, Schule Langbargheide … der Schaffner … in Afghanistan …

  • tonart 24 – 200820

    Das Michael Otto Haus voller Musik –und Menschen!Am Samstag, dem 26.4.08 beim Mit-machen, Ausprobieren und Zuhören derInstrumente und Ergänzungsfächer,am Sonntag, dem 27.4.08 bei Chor undGesang!

    Am Samstag konnten nach Herzenslust In-strumente ausprobiert werden. Ob Klavier,Klarinette oder Akkordeon, Schlagzeug oderFlöte … Eine Gelegenheit, zu testen, welchesInstrument zu einem passt. Auf den Fotossehen Sie: Harfe (links) und Fagott (oben).

    jms goes minimallehrerinnen und lehrer der staatlichen jugendmusikschule imkonzert nach 80 jahren öffentlicher musikschule in hamburg spieltedas eigens hierfür gegründete ensemble 80 terry rileys legendäreminimal-music-komposition »in c« im offenen raum des michael ottohauses.terry riley gehört neben steve reich und phil glass zu den vätern derminimal music. seine komposition »in c« aus dem jahr 1964 gehört zuden meilensteinen dieser musikrichtung. das stück ist in seiner beset-zung offen konzipiert und fordert von den musikerinnen und musikernein aktives gestalten des musikalischen verlaufs unter beibehaltungbestimmter spielregeln. es gibt 53 module, die jeweils beliebig oftwiederholt in der reihenfolge 1 – 53 von allen individuell gespielt wer-den. so entsteht eine immer wieder neue polyphonie. die dauer desstücks kann zwischen 45 und 90 minuten variieren.

    zwei sehr unterschiedliche wie spannende versionen waren am10. november 2007 zu hören, die magischerweise beide ungefähr80 minuten gedauert haben. tilman hübner

    ensemble 80 sabine braun, trompete / ulrike ertle, vibraphon /christof hahn, klavier, koordination / ulrike herzog, marimbaphon /tilman hübner, gitarre, koordination / dirk iwen, xylophon (puls) /axel jacobsen a.g., altquerflöte / uschi krosch a.g., marimbaphon /tatjana kukoč, gitarre / robert löcken, klarinette / nicola nejati,violoncello / steffi mara oppenhorst, violine / christine pfeiffer, viola /walter stoiber, flöte

    Kaleidoskop

    kaleidos2 Tage der offenen Türen

  • tonart 24 – 2008 21

    Kaleidoskop

    oskop

    Besuch im Michael Otto Haus: Am 11. April 08 erlebten Kindergarten-gruppen und Erwachsene mubuntu oder das Geheimnis um denverlorenen Ton. Mit Spannung und Begeisterung beteiligte sich dasPublikum an der Suche nach den verlorenen Tönen. Zum Schlussdurfte jeder seinen Lieblingston mit nach Hause nehmen.

    Bandunterricht (oben). Ist die Posaune was für mich? (unten)Freundliche Beratung am Info-Tisch im Foyer

    notenausschnitt »in c«

  • jugend m

    22

    Gute Leistungen beim Jumu-Landeswettbewerb können auch in Hamburg seitdiesem Landeswettbewerb endlich in die Abitur-Benotung einfließen!

    »Hamburgs endlich endliche Geschichte«.

    tonart 24 – 2008

    Jugend musiziert

    Was in der Abiturprüfungsordnung für dasFach Musik vom 01.12.1989 in der Fassungvom 17.11.2005 steht und in Schleswig-Holstein und Niedersachsen seit Jahrenpraktiziert wird, konnte sage und schreibezwei Wochen vor dem LandeswettbewerbHamburg ( = eine Woche vor der Wahl) er-folgreich besiegelt werden. Nun ist geregelt,wie in Hamburg die Durchführungsbestim-mungen sind.Damit war kurz vor Toresschluss der Wegfür zwei Hamburger Teilnehmerinnen end-lich frei, sie sowie ihre zuständigen Ober-stufenkoordinatorInnen hatten sehnsüch-tig auf diese Entscheidung gewartet.Und das Warten hat sich gelohnt, für beideTeilnehmerinnen ergibt sich aus dem schö-nen Landeswettbewerbsergebnis eine gutePunktierung fürs Abi!!Ich freue mich, dass eine der beteiligtenGymnasialkolleginnen zum Wettbewerb ge-kommen ist, um ihre begabte Schülerin imWettbewerb zu hören, sich selbst ein Bildüber die Leistungen zu machen und mit denbeurteilenden Jurys ins Gespräch zu kom-men. Ihr Fazit: »So habe ich meine Schülerinbisher nicht kennen gelernt. Diese jungenLeute erbringen ja unglaubliche Leistungen.Das ist schon richtig professionell!« Rechthat sie!Im nachfolgenden finden Sie einen Auszugzur Durchführung im LandeswettbewerbHamburg. BK

    Bei Interesse senden wir Ihnen gern dievollständige Fassung zu und informierenSie ausführlicher. Sie erreichen uns unter42801-41 51 oder per Mail [email protected]

    (Auszug)Empfehlung zur Abnahme der Beson-deren Lernleistung Jugend musiziert

    Die Behörde für Bildung und Sport des LandesHamburg hat im August 2003 Erläuterungen zurBesonderen Lernleistung gemäß Verordnungzur Ausbildungs- und Prüfungsordnung zum Er-werb der allgemeinen Hochschulreife in derFassung vom 22.07.2003 und der Beschlüsseder Kultusministerkonferenz »Einheitliche Prü-fungsanforderungen in der Abiturprüfung Musik... in der Fassung vom 17.11.2005« herausge-geben.Darin ist auch der Schülerwettbewerb Jugendmusiziert als mögliche Besondere Lernleistungsubsumiert. In Absprache zwischen dem Landes-ausschuss Jugend musiziert Hamburg und demFachreferenten Musik der Behörde für Bildungund Sport der Freien und Hansestadt Hamburgempfehlen wir folgende Vorgehensweise:Der Schüler/die Schülerin teilt unmittelbar nachdem Regionalwettbewerb Jugend musiziert derSchule mit, dass er/sie die Teilnahme am Lan-deswettbewerb als Besondere Lernleistung ein-bringen will. Eine Urkunde des Regionalwettbe-werbs mit der Bewertung 1. Preis mit der Weiter-leitung zum Landeswettbewerb kann vorgelegtwerden. Gleichzeitig ist der Schule der Termindes Landeswettbewerbes mitzuteilen.Auf einem entsprechenden Vordruck bestätigtdie Schule die Kenntnisnahme und teilt Jugendmusiziert die die Besondere Lernleistung be-treuende Lehrkraft mit. Die betreuende Lehrkraftsetzt sich spätestens vier Wochen vor dem Lan-deswettbewerb mit dem Landesausschuss inVerbindung.Ein Mitglied der die Besondere Lernleistung be-wertenden Prüfungskommission der Schule oderim Verhinderungsfalle der/die Vorsitzende des

    Landesausschusses Jugend musiziert Hamburgnimmt als Zuhörer am Wertungsspiel des Lan-deswettbewerbes teil, da allein dieses für dieZensierung des praktischen Teils der Besonde-ren Lernleistung maßgebend ist.Die betreuende Lehrkraft erhält die Möglichkeit,an dem Beratungsgespräch mit der Jury teil-zunehmen, das Jugend musiziert den Wettbe-werbsteilnehmern nach dem Wertungsspiel an-bietet. Danach steht die Jury der betreuendenLehrkraft auch alleine für ein Gespräch zur Ver-fügung, bei dem sie eine Benotungsempfeh-lung geben kann.Die betreuende Lehrkraft unterliegt nach demGespräch der Verschwiegenheitspflicht wie auchdie Jury, mit Ausnahme gegenüber der Abitur-prüfungskommission der jeweiligen Schule.Die Zensierung der Besonderen Lernleistunggeschieht allein durch den Bewertungsaus-schuss der Schule (vgl. APO-AH, § 4, Abs.3). Eserscheint dennoch sinnvoll, dass sich die Zen-surengebung an der Jurybewertung orientiert.Da die Bewertung der Besonderen Lernleistungim Wesentlichen auf der künstlerischen Leistungberuhen soll, schlägt der Landesausschuss Ju-gend musiziert Hamburg vor, den künstlerischenAnteil im Verhältnis zur Dokumentation und demKolloquium mit 50% zu bewerten.

    Barbara KralleVorsitz LandesausschussJugend musiziert Hamburg

    »Steter Tropfen höhlt den Stein … Oder: Jugend musiziert (Jumu) als »BesondereLernleistung« für die Anerkennung im Abitur – Hamburgs unendliche Geschichte« …Erinnern Sie sich? So war in tonart 22/2007 zu lesen – heute die Fortsetzung:

  • musiziert

    tonart 24 – 2008 23

    Gratulation!Wir gratulieren unseren Schülerinnen und Schülern, die sichnach ersten Preisen im Regional- und Landeswettbewerb Jugendmusiziert beim Bundeswettbewerb in Saarbrücken Preise undPrädikate erspielt haben: 2. Preis: Sara Saalmann 3. Preis: NicolaKaupert mit gutem Erfolg: Amitis Pourian

    Wir gratulieren unseren Schülerinnen und Schülern, die sichnach ersten Preisen im Regionalwettbewerb viele Preise vomLandeswettbewerb Jugend musiziert mit nach Hause gebrachthaben:1. Preise: Leonie Barghorn, Hannah Branning, Jane Roggendorf;Charlotte Österheld, Lennard Gleich 2. Preise: Britta Birth; RitaJordan, Lena Schlesinger, Anika Eiben; Lina Heuschmann; JulianeBöhme, Lars Mirko Braun, Katja von Fintel, Nicole Nham, LizaSchnackenberg; Theresa Paulus, Josa-Lukas Bambirra Malich,Hannes Neuschmidt, Jonas Malecki; Malena Pflock, MiriamBorggrefe, Lea Maria Haas, Jan Wolfgang Kröger 3. Preise: LauraSyring, Katharina Paluskiewicz; Katja Scheller Prädikate: AntoniaAanderud; Anita Popov

    Wir gratulieren unseren Schülerinnen und Schülern, die in denRegionalwettbewerben mit Preisen ausgezeichnet wurden:1. Preise: Claudia Ebracht, Julietta Fricke; Emil Kowalczyk, LeonieSchaudig, Charlotte Müller, Lena Rodegra; Andra Lafferthon,Guido Haagen, Franca von Petersdorff; Mona Schubert, MathieuWaldeck; Sarah-Sofia Friedrich, Shinae Petersen, Hannah Sailer;Cornelius Fischer; Yella Woo, Yoshi Woo; Julia Merle Hamborg,Matthias Hamborg, Flavia Pletzcker, Jan Skrovanek; SusannaDibowski, Jonas Gonzales Bölkow, Leander Korte, Emma Nündel;Heike Gaudian, Judith Hartfill; Christian Richard, MatheoBrunnabend, Oskar Haase, Annette Schönewald; Corinna Haufe,Lea Johanna Richter, Caterina Zimmermann; Celia Kellermann;Fabian Höfer; Bendix Böttger, Alessandro Hülser, Jun-Ying Poon,Leonie Krasemann, Sarah Firkins, Alexander Skvortsov, FriederikeHorn; Lea Jacobs 2. Preise: Julia Schwarz, Florian Schwarz;Simeon Kohnert, Mirta Jacobs, Clara Konrad, Maximilian Schulz;

    Jonas Gehrmann; Viola Anna Maria Heidorn, Johannes Janssen,Nora Paulus 3. Preise: Katharina Koops, Fabian Deron ZhangSolltest in dieser Aufstellung ausgerechnet Du fehlen, so tut uns das sehr leid! Dann lag uns zu Deiner Teil-

    nahme leider keine Information vor.

    Wir gratulieren unseren Kolleginnen und Kollegen sehr herzlich,freuen uns über Ihren Erfolg und danken Ihnen für Ihre engagier-te Arbeit mit ihren Schülerinnen und Schülern:Sebastian Adloff, Ulrich Augstein, Zsuzsa Baumgartner, DaveClaessen, Hetti David, Benjamin Gordon, Regine Häußler, KerstinHartwig, Manuela Hasenzahl, Andreas Heidt, Gerd Hofmann,Olga Khoteeva, Antje Susanne Kopp, Barbara Kraus, RobertLöcken, Tomasz Lukasiewicz, Monika Mandelartz, Rüdiger Mix,Nicola Nejati, Barbara Niestroj, Yasuko Oshikawa, Kent Pegler,Sigrid Rudl-Kujus, Hans-Georg Spiegel, Johanna Spörk, WalterStoiber, Josef Thöne, Hans-Jörg Winterberg, Dr. Sigrun Witt.

    Die Jungen Streicher Hamburg (Ltg.: Konstanze Horst)nahmen am Bundeswettbewerb der Orchestrale teil underzielten 21 Punkte. Herzlichen Glückwunsch!

  • tonart 24 – 200824

    Durch die Stadtbereichsreform haben wirden Norden Bramfelds und kleine Teile vonFarmsen und Berne hinzubekommen. Da-durch hat sich unser Unterrichtsangebotauch etwas vergrößert. Im gesamten Stadt-bereich bieten wir Instrumentalunterrichtin allen klassischen Fächern bis auf Fagott,Posaune und Harfe an. Seit ca. drei Jahrenhaben wir endlich unser Angebot um dasFach Schlagzeug erweitern können.Seit August 2006 ist unser Stadtbereichs-büro in der Peter-Petersen-Gesamtschuleuntergebracht. Hier haben wir neben demBüro sogar einen eigenen kleinen Unter-richtsraum, der auch an Wochenenden undin den Ferien nutzbar ist. Die vier Musik-räume der Peter-Petersen-Schule werdenvon der JMS täglich benutzt, und unsereVorspiele haben in der Aula endlich einenguten Rahmen gefunden, und damit esimmer gut klingt, haben wir dafür aucheinen neuen Yamaha-Flügel bekommen.Was Musikschule ausmacht, merkt man amdeutlichstenamAngebot,dasnebendem üb-lichen Instrumentalunterricht stattfindet:

    Unsere Streicherensemble-Struktur ist füreinen »Außenstadtbereich« außergewöhn-lich vielseitig: Wir haben zwei A- und B-En-sembles, die von Eckhard Ludwig und InnaSchmidt geleitet werden, ein C-Ensembleund mit dem Jugend-Streicherforum sogarein D-Ensemble. Beide arbeiten unter demDirigentenstab von Tomasz Lukasiewicz.Das Jugend-Streicherforum ist gerne unter-wegs, sie praktizieren einen regen Orches-teraustausch mit Gruppen aus Dänemarkund Polen. Außerdem kooperieren sie mitdem Jugendorchester Mitte, mit denen sieschon in die Schweiz gereist sind, und jetztsteht Norwegen an.

    Für die Saxofone gibts das »Ju-X«, das Saxo-fonorchester von Detlef Stüve-Miericke, wel-ches auch mit dem zentralen Bläserorches-ter der JMS zusammenarbeitet.Bandunterricht gibt es in Poppenbüttel beiNorbert Kujus – gerade ist eine neue Bandgegründet worden.In Bramfeld residiert das Blockflötenensem-ble unter der Leitung von Barbara Niestrojund Ensembles für Alte Musik, die MonikaMandelartz betreut. Alle Ensembles sindauch für Schüler, die nicht an der Jugend-musikschule Unterricht haben, gegen einegeringe Gebühr offen.Die Kammermusik ist gut vertreten imStadtbereich Nord-Ost. Streichtrios und-quartette lernen ihr Handwerk bei KerstinCzygan, und Klavierkammermusik unter-richtet Werner Schmersahl. Ein Krumm-hornensemble von Jan Weber bereichertunser Kammermusikangebot.In der Elementaren Musikerziehung exis-tiert neben dem normalen Angebot für dieVier- und Fünfjährigen an fünf Standortenseit August 2007 einen Eltern-Kind-Kursfür Dreijährige in Duvenstedt.Im Bereich der Brückenkurse für die Sechs-jährigen ist unser Angebot stetig gewach-sen: In Duvenstedt gibt es »Xylo & Co.«, inSasel das »3. Jahr«, in Volksdorf die »Musik-werkstatt« und ganz frisch an der Peter-Petersen-Schule »Solfège«.Seit zwölf Jahren dreht sich bei uns dasInstrumentenkarussell »Ikarus« in Koope-ration mit dem Stadtbereich Ost, in demjedes Jahr jeweils 20 Kinder aus beidenStadtbereichen fünf verschiedene Instru-mente hautnah kennen lernen können.Stadtbereichsvorspiele sind eine wichtigeSäule in der Musikschularbeit. Sie bietenden Schülern die Möglichkeit, ihr Können

    einem Publikum vorzustellen, das über denRahmen von Klassenvorspielen hinaus geht.Fast jeden Monat gibt es ein gemischtesVorspiel, dazu kommen spezielle Vorspielefür Anfänger, Streicherensembles und Ju-gend-musiziert-Teilnehmer.

    Neben der altbekannten Zusammenarbeitmit den Grundschulen im Rahmen derVerlässlichen Halbtagsgrundschule erwei-tern wir unsere Kooperationen mit Schulenlangsam aber stetig. In der Schule am Waldegibt es Trommelgruppen und in der Erich-Kästner-Gesamtschule eine Gitarrengruppe.Im Heinrich-Heine-Gymnasium werden dieGeigen-, Bratschen- und Kontrabassschülerder 5. und 6. Musikklassen von unserenLehrern unterrichtet, und dort ist auch ge-rade eine Blockflötengruppe in Koopera-tion in Arbeit. An der Peter-Petersen-Schuleist ein Standort der Musiktherapie in Pla-nung.Bei diesen Kooperationen und bei der Ein-richtung neuer Unterrichtsangebote müssenwir sehr behutsam vorgehen, denn es gibtmeistens keine zusätzlichen Stunden dafür,wir müssen vorhandene Stunden aus demInstrumentalbereich umwidmen. Diese feh-len uns schmerzlich, denn auf ungefähr1050 Schüler kommen fast 1750 Kinder, dieauf der Warteliste stehen.Die Elternvertreterin Edda Georgi, auch ein»Aktivposten« in der Hamburger Eltern-kammer, steht allen Eltern des Stadtbe-reichs gerne mit Rat und Tat zur Seite.

    Neues aus Nord-OstDer Stadtbereich Nord-Ost hieß früher einmal »Alstertal-Walddörfer«, jetzt sind wiretwas gewachsen, aber nicht nur unser Stadtbereichsflyer ist grün geblieben, sondernauch das wunderschöne Stadtgebiet. Von Duvenstedt bis zum Bramfelder Dorfplatz undvon Poppenbüttel bis Volksdorf lässt es sich wunderbar leben und vielseitig musizieren.

    stadtbereicheMit uns sprechen Sie im Stadtbereichsbüro

    Nord-Ost: Ursula Maiwald (Stadtbereichs-leiterin), Claudia Klemkow-Lubda (Assistentin)

  • tonart 24 – 2008 25

    Eine wunderbare Kooperation bahnt sich mit dem Sasel-Haus an.Dieses dürfte vielen Menschen im Stadtbereich ein Begriff fürKultur und Bildung sein. Wir freuen uns sehr, dass wir eingeladenworden sind, an der »Musikwoche« im November im Sasel-Hausteilzunehmen. Dieses tun wir mit einem Schnupperangebot fürmusikinteressierte Kinder und einem Schüler-Konzert, in dem wirpräsentieren möchten, was die Jugend musikalisch so zu bietenhat (Programm siehe unten links).Ja, und wenn uns der fehlende »schnöde Mammon« nicht immerin die Quere käme, dann würden wir am liebsten in allen Fächernmehr Unterricht anbieten. Es wäre schön, wenn man allen Kin-dern, die auf der Warteliste stehen, im Laufe eines Jahres einenUnterrichtsplatz anbieten könnte. Denn in den Genuss der musi-kalischen Bildung sollen doch möglichst viele Kinder kommen. ImSinne von »Jedem Kind ein Instrument – JeKi« werden unsereTräume doch vielleicht Wirklichkeit? UM

    Stadtbereiche

    Das sind unsere Jüngsten: Eltern-Kind-Kurs für Dreijährige in Duven-stedt bei Carina Dorka (oben). Hier gibt es den »Instrumentenführer-schein«: Solfège mit Zsuzsa Baumgartner (rechts). Der Herbst wirdmusikalisch: Kooperation JMS und Sasel-Haus (unten)

  • tonart 24 – 200826

    Musik(er) in die Schulen

    In Kooperation von Lehrkräften der Grund-schule Carl-Cohn und der JMS-StadtbereichNord, fand am Mittwoch, 30. April 2008, amVormittag ein Konzert für Kita, Vorschuleund die Klassen 1– 3 statt. In der gefülltenAula bestaunten die Kinder die von PeterMcMahon (unten, Mitte) mitreißend erzähl-te Geschichte von Peter, seinem Großvater,dem Wolf, dem Vogel, der Ente und derKatze – musikalisch dargeboten von DaveClaessen, Ulrich Augstein, Inge-Ellen Kam-mesheidt, Rüdiger Mix und Anja MarieBöttger (v.l.n.r)., die eine Bläserquintett-fassung der Musik von Sergej Prokofiewspielten (arr. Ostermeyer). Anja Marie Böttger

    Bandschmiede 2008 Das Band-Ereignis im Hamburger Osten!

    Die Bandschmiede ist aus dem Veranstal-tungskalender der Jugendmusikschule nichtmehr wegzudenken. Ca. 60 junge Musike-rinnen und Musiker, die erste Band-Erfah-rungen sammeln wollen und »Alte Hasen«in bereits bestehenden Bands begegnensich, um zwei Tage lang gemeinsam infrisch geschmiedeten Bands zu musizieren.Das geschieht immer Anfang Februar zumSchulhalbjahreswechsel im Kulturhof Duls-berg und in der Gesamtschule Alter Teich-weg, wo auch die Zentrale des neuen Stadt-bereichs Ost angesiedelt ist.In diesem Jahr habe ich als besonders er-lebt, dass auch im Bereich der Pop- undRockmusik augenscheinlich das Einstiegs-alter sinkt: Neun Jahre alt war der jüngsteTeilnehmer.In diesem Jahr haben so viele wie noch niemitgemacht, gleichzeitig wurde das Ab-schlusskonzert der Bands von allen Band-Trainern und den langjährigen Begleitern

    der Veranstaltung als so gut wie noch nieempfunden. Ich darf das auch für das Do-zentenkonzert sagen, das wie immer denersten Veranstaltungstag abgeschlossen hat!Erstmals in diesem Jahr fand auch einProducer-Kurs statt. Eigene Musik wurdeam Rechner produziert und absolut ge-konnt haben die Teilnehmer des Kurses denSound für die Konzerte verantwortet unddiese sehr anhörbar mitgeschnitten.Besonders gefreut hat mich der gestiegeneAnteil an selbst gemachten Songs in denBands. So wichtig das Lernen von Anderenüber Cover-Versionen bekannter Titel ist,Ziel sollte immer die volle Nutzung dereigenen Kreativität sein! Glückwunsch analle Teilnehmenden und das großartige Do-zentinnen- und Dozententeam mit EdgarHerzog (sax), Nora Sänger (voc, a.G.), An-dreas Hinrichs (key), Kalle Tjaben (key),Norbert Kujus (g), Rainer Schefe (g), Susan-ne Vogel (b, a.G.), Ulf Matz (dr) und BerndDietz (performance, a.G.) für diese Perle derMusikschularbeit!

    Tilman Hübner, Leiter des Stadtbereichs Ost

    Stadtbereiche

    OstNord

  • tonart 24 – 2008 27

    Vielleicht haben Sie dann durch die halbgeöffnete Tür einenMenschen vorm Computer sitzend gesehen, in der Hand nicht dieMaus, sondern etwas, das aussieht wie ein Föhn. Ein Scanner! DerEinzug der Technik schreitet auch in der Jugendmusikschule fort.Was sehen Sie genauer? Der Mensch im Stadtbereichsbüro machtmerkwürdige Verrenkungen, vom Handgelenk bis zur Schulter.Manchmal steht er auch auf. Er führt den roten Lichtschein desScanners übers Papier. Er hält es mal ins Licht, mal ins Dunkle(dabei verschwindet er fast unter dem Schreibtisch). Und dann …ein »Piep« und sogar noch ein »Pling« – ein glücklicher Ausdruckmacht sich auf dem Gesicht des Menschen breit. Das Papier kommtauf die Ablage »erledigt«.Das nächste Papier wird genommen. Hier kommt es sofort zum»Piep – Pling«. Der Gesichtsausdruck bleibt glücklich.Beim nächsten Papier fährt der »Föhn« wieder mit seinem Rotlicht

    übers Papier – aber diesmal kein »Piep«, kein »Pling«. Die Handbe-wegungen mit dem Föhn variieren, ruckartig hektisch bis gefühl-voll langsam. Der Mensch versucht es jetzt auch mit der linkenHand, dann beidhändig – nichts! Er probiert es mit der Rückseite,dann streicht er mit dem Fingernagel das Papier glatt. Nach et-lichen vergeblichen Versuchen verschwindet der Zettel auf einemrecht hohen Stapel. Auf dem steht: »Geht nicht, Handeingabe«.Nach ca. 15 Minuten müssen Sie dann doch ihre Neugier befrie-digen. Sie klopfen an, treten ein und fragen nach dem Sinn dieserTätigkeit. Auflösung: Sie haben einen Stadtbereichsleiter oder sei-nen Assistenten beim Scannen der Wartelistenrückmeldungenbeobachtet. Aha! Der Einzug der Technik schreitet auch in der Ju-gendmusikschule fort ... Wenn wir Glück haben, piept’s im nächs-ten Jahr schon schneller. Die Scannerkassen der Supermärkte hat-ten schließlich auch ihre Kinderkrankheiten. UM

    Bürogymnastik oder Musik am Computer?Haben Sie in letzter Zeit merkwürdige Pieptöne aus dem Stadtbereichsbüro vernommen?

    Stadtbereiche

  • tonart 24 – 200828

    Ein Samstagabend im April, 21 Uhr: Vor dem Studiosaal