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VDZI VDZI 1956-2006 KALEIDOSKOP DER GESCHICHTE VDZI-Berufspolitik am Beispiel wichtiger Ereignisse in der Ära seiner Präsidenten von der Gründung bis zum 50. Verbandstag Verband Deutscher Zahntechniker-Innungen 24 Zahntechniker-Innungen: Arnsberg * Baden * Berlin-Brandenburg * Bielefeld * Bonn/Rhein-Sieg * Bremen * Dresden-Leipzig * Düsseldorf * Hamburg * Kassel * Köln-Aachen * Mecklenburg-Vorpommern * Münster * Niedersachsen * Nordbayern * Rheinland-Pfalz * Rhein-Main * Saarland * Sachsen-Anhalt * Schleswig-Holstein * Südbayern * Thüringen * Westsachsen * Württemberg 50 JAHRE IM DIENST MEISTERLICHER ZAHNTECHNIK VERBAND DEUTSCHER ZAHN- TECHNIKER INNUNGEN 1956 - 2006 50 JAHRE V ERBAND D EUTSCHER Z AHNTECHNIKER- I NNUNGEN

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1956-2006

KALEIDOSKOP DERGESCHICHTEVDZI-Berufspolitik am Beispiel wichtigerEreignisse in der Ära seiner Präsidentenvon der Gründung bis zum 50. Verbandstag

Verband Deutscher Zahntechniker-Innungen24 Zahntechniker-Innungen: Arnsberg * Baden * Berlin-Brandenburg * Bielefeld * Bonn/Rhein-Sieg * Bremen * Dresden-Leipzig *Düsseldorf * Hamburg * Kassel * Köln-Aachen * Mecklenburg-Vorpommern * Münster * Niedersachsen * Nordbayern * Rheinland-Pfalz *Rhein-Main * Saarland * Sachsen-Anhalt * Schleswig-Holstein * Südbayern * Thüringen * Westsachsen * Württemberg

50 JAHRE IM DIENST MEISTERLICHER ZAHNTECHNIK VERBAND

DEUTSCHER

ZAHN -

TECHNIKER

INNUNGEN

1 9 5 6 - 2 0 0 6 5 0 J A H R E V E R B A N D D E U T S C H E R Z A H N T E C H N I K E R - I N N U N G E N

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Die Berufpolitik des Verbandes Deutscher Zahntechniker-Innungenwar in den letzten 50 Jahren geprägt durch die Struktur des Her-stellungsprozesses von Zahnersatz in der gemeinschaftlichen Zu-

sammenarbeit der Zahnärzte auf der einen und der Zahntechnikermeisterauf der anderen Seite. Die Zahnärzte legen mit und am Patienten denTherapieplan der jeweils individuellen Versorgung fest, die Zahntechniker-meister und ihre Zahntechniker im Meisterlabor fertigen die faszinierendnatürlich wirkenden Kronen, Brücken und vielen anderen Formen desZahnersatzes nach Maß im individuellen Herstellungsprozess.

Im Hamburger Abkommen von 1958 haben der VDZI und derBundesverband der Zahnärzte e.V. (BDZ) genau diesen Sachverhalt derkomplementären Zusammenarbeit vereinbart. So verzichteten dieZahntechniker auf die Eingliederung des Zahnersatzes am Patienten, unddie Zahnärzte sicherten ihre Bereitschaft zu, die Existenz eines leistungs-fähigen handwerklichen Zahntechnikerstandes zu unterstützen und zufördern. Dieses Abkommen vom 15. November 1958 ebnete den Weg zurSelbstständigkeit des Zahntechniker-Handwerks, denn es stellte dieErfüllung der rein handwerklich gewerblichen Tätigkeit sicher. InParagraph 2 der Vereinbarung erkannte der BDZ an, „dass die Ausbildungvon Zahntechniker-Lehrlingen alleinige Aufgabe des Zahntechniker-Handwerks ist und dass die Dauer der Lehrzeit den beruflichenErfordernissen einer ausreichenden Ausbildung zu entsprechen hat.“

Das auf dieser Grundlage vom VDZI erstellte und vom Bundeswirtschafts-ministerium am 15. Juli 1959 genehmigte Berufsbild des Zahntechniker-Handwerks setzte dann einen Schlussstrich unter die Etablierung des selbstständigen Zahntechniker-Handwerks mit eigener bundesweit orga-

50 Jahre Berufspolitik für dasZahntechniker-Handwerk

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VDZI-Präsident Jürgen Schwichtenberg.

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nisierter Standesorganisation. Die Hauptaufgabe seitdem: die Sicherung derwirtschaftlichen Existenz der zahntechnischen Meisterbetriebe in derBundesrepublik und nach der Wiedervereinigung in Gesamtdeutschland.

Eng verbunden mit der Sicherung der eigenen wirtschaftlichen Existenzwar auch immer der Einsatz für die Ausweitung des Versorgungsniveaus mitZahnersatz durch den Einsatz neuer Technologien, Fertigungsmöglichkei-ten und verträglicher Materialien. So ist das Zahntechniker-Handwerk inden 50 Jahren Motor der Innovation und Qualitätssicherung gewesen.

Zur Wahrnehmung dieser zwei zentralen Aufgaben – Sicherung derwirtschaftlichen Existenz der zahntechnischen Meisterbetriebe undVerbesserung beziehungsweise Erhalt des bewährten Versorgungsniveausmit Zahnersatz – waren und sind entsprechende Rahmenbedingungen fürdas Zahntechniker-Handwerk notwendig. Diese Ziele – das ist dieErkenntnis des VDZI – hätten sich ohne die bewährten Partnerschaften mitdem Handwerk im Allgemeinen sowie den Gesundheitshandwerken imSpeziellen, mit der Zahnärzteschaft, den Krankenkassen, mit derDentalindustrie, der Fachpresse und den vertrauensvollen Beziehungen zuallen politischen Beteiligten nicht realisieren lassen.

Wichtig für den Berufsstand war die Erarbeitung und Zuständigkeit für dieeigenen zahntechnischen Leistungen, aber auch die Preisgestaltung undderen Abrechnung. Mit dem Krankenversicherungs-Kostendämpfungs-gesetz vom 27. Juni 1977 wurde das Zahntechniker-Handwerk erstmals indie Reichsversicherungsordnung (RVO) eingebunden: Damit regelten sichdie Beziehungen zwischen Kassenzahnärzten und Zahntechnikern mitAusnahme der Vergütung sowie Rechnungsregelung nach einheitlichenGrundsätzen nach dem bürgerlichen Vertragsrecht. Im Zuge dessen kam esam 8. September 1978 zum Abschluss des ersten Vertrages mit den RVO-Krankenkassen. Fortan vereinbarten die Zahntechniker das Leistungs-verzeichnis und Festpreise - durch das Krankenversicherungs-Kostendäm-pfungsergänzungsgesetz ab 1981 Höchstpreise - mit Krankenkassen aufLandesebene. Durch das Inkrafttreten des Sozialgesetzbuches V (SGB V) am

1. Januar 1989 erhielt das Zahntechniker-Handwerk die Zuständigkeit für sein eigenesLeistungsverzeichnis, das BundeseinheitlicheLeistungsverzeichnis der abrechnungsfähigenzahntechnischen Leistungen nach § 88 Abs. 1SGB V (BEL II).Vertragspartner der Kassenver-bände wurde der VDZI nach dem Inkrafttretendes Gesetzes am 1. Juli 1991.

Acht Gesundheitsreformen seit Anfang der 90erJahre mit teilweise dramatischen Auswirkungenauf das Niveau der Zahnersatzversorgung inDeutschland haben auch die wirtschaftlicheExistenz der zahntechnischen Meisterbetriebesukzessive gefährdet. Neben den Umsatzein-brüchen, die im Zuge der jeweiligen Reformendurch Kaufzurückhaltung der Patienten her-vorgerufen wurden, sowie Preisabsenkungender zahntechnischen Leistungen haben nichtnur die Arbeitslosenzahlen im Zahntechniker-Handwerk kontinuierlich in die Höhe getrieben,sondern auch die Zahl der zahntechnischenMeisterbetriebe bis heute vor existenzielleSchwierigkeiten gestellt.

Gerade diese Herausforderungen - auch imHinblick auf die geplante große Gesundheits-reform sowie die sich verändernden Rahmen-bedingungen des im Wandel befindlichenDentalmarktes - machen eine offensive Fort-setzung des berufspolitschen Kurses des VDZInotwendig.

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24. und 25. August 1956 - Die Gründung des Verbandes Deutscher Zahntechniker-Innungen (VDZI) Seite 6

Ignaz Steinbrink (Abb. 1) - Eigene Berufsvertretung im Zahntechniker-Handwerk Seite 10

Klaus Kanter (Abb. 2) - Preisfreiheit für die zahntechnischen Leistungen Seite 15

Jürgen Schwichtenberg (Abb. 7) - Fortsetzung des berufspolitischen Kurses Seite 42

Ausblick - Offensivere Berufspolitik ist das Gebot der Stunde (von Walter Winkler) Seite 46

Lutz Wolf (Abb. 6) - Systempartnerschaft garantiert qualitätsorientierte Versorgung mit Zahnersatz Seite 35

Hartmut Stemmann (Abb. 3) - Fortsetzung der Argumentationslinie Seite 20

Eberhard Schütz (Abb. 5) - Das Zahntechniker-Handwerk stellt sich geschlossen über das Bundesgebiet dar Seite 28

Lothar Kappe (Abb. 4) - Dialog mit zahntechnischem Sachverstand Seite 22

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Ignaz Steinbrink/Hamburg 1956 bis 1968Bundesinnungsmeister

Klaus Kanter/Frankfurt am Main 1968 bis Dezember 1978Präsident

Walter Staib/Kassel Dezember 1978 bis Februar 1979Notvorstand

Hartmut Stemmann/Hamburg Februar 1979 bis Oktober 1980Präsident

Lothar Kappe/Bielefeld Oktober 1980 bis April 1988Präsident

Eberhard Schütz/Hamburg April 1988 bis Mai 1997Präsident

Lutz Wolf/Osnabrück Mai 1997 bis Dezember 2001Präsident

Lutz Wolf Dezember 2001 bis Januar 2002Notvorstand – Vorsitzender

Lutz Wolf Januar 2001 bis Juni 2005Präsident

Jürgen Schwichtenberg/Osnabrück seit Juni 2005Präsident

PRÄSIDENTEN DES VDZI

(Abb. 1) (Abb. 2) (Abb. 3) (Abb. 4)

(Abb. 5) (Abb. 6) (Abb. 7)

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Der erste Versuch eines Zusammenschlusses aller rein gewerblichenzahntechnischen Laboratorien in einen Dachverband, der alsOrganisations-form Sicherheit für den Beruf des Zahntechnikers brin-

gen sollte, erfolgte am 29. November 1929: der „Reichsverband rein gewerblichzahntechnischer Laboratorien Deutschlands e.V.“ wurde gegründet.

Nach anfänglichen Widerständen der Dentisten fand dieses Bestreben ineinem Beschluss des Deutschen Gewerbe- und Handwerkskammertages unddes Reichsverbandes des Deutschen Handwerks vom 8. November 1930 ent-sprechend Berücksichtigung: „Das Gewerbe der Zahntechniker, die sich nichtmit der Heilbehandlung befassen, wird als selbständiges Handwerk aner-kannt“*. Der Reichsverband der Zahnärzte unterstützte diese Anerkennung.„Der Dualismus zwischen Zahnärzten und Dentisten in den 30er Jahren waroffensichtlich, weil letztere nicht nur prothetisch versorgten, sondern auchHeilkunde betrieben. Hingegen war das Verhältnis zwischen Zahntechniker-Handwerk und Zahnärzten ausgesprochen kooperativ. Man war aufeinanderangewiesen“, so VDZI-Ehrenpräsident Lothar Kappe in seinem historischenBeitrag „Für die strikte Trennung von Arzt und Labor gekämpft, Erinnerungeneines Beteiligten“ im dental-labor 11/1993.

Seit Anfang der 30er Jahre galt der vom Handwerk geforderte „großeBefähigungsnachweis“ auch für die Zahntechniker. Um jedoch eineMeisterprüfung durchführen zu können, musste eine Prüfungskommissiongebildet werden. „Am 22. Januar 1932 konnten 6 Zahntechniker und am 25.Januar 1932 weitere 5 Zahntechniker die erste Meisterprüfung imZahntechniker-Handwerk ablegen. Mit dem „Traumergebnis” 2 mal sehr gutund 9 mal gut wurden die ersten Zahntechnikermeister in Deutschland erfolg-reich geprüft. Aus diesem Kreis wurde eine Prüfungskommission gebildet, diein anderen Städten Deutschlands Meisterprüfungen durchführen konnte“,schreibt Zahntechnikermeister Egon Zeeck in der Chronik „Spiegelbild undReflexionen, Eine Geschichte zum 25-jährigen Jubiläum der Stemmann-Zahntechnik“.

Eine endgültige Klärung und weitere Festigung des Zahntechniker-Handwerks brachte das „Gesetz über den vorläufigen Aufbau des Handwerks“vom 29. November 1933 und seine beiden Durchführungsverordnungen von

24. und 25. August 1956Die Gründung des Verbandes Deutscher Zahntechniker-Innungen (VDZI)

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* Im Folgenden wird in wörtlichen Zitaten, die Dokumenten, Redestatements, Pressemittellungenetc. entnommen sind, immer die jeweilige Rechtschreibung der Zeit verwendet. Daher kommte esim Text vor, dass „dass“ auch mit „ß“ verwendet oder selbstständig nur mit einem „st“geschrieben wird.

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1934 und vom 18. Januar 1935. Aufgrund des § 1 der Ersten Verordnung über den vorläufi-gen Aufbau des deutschen Handwerks vom15. Juni 1934 wurde zum einen die Pflicht-innungsmitgliedschaft eingeführt. Zum ande-ren wurden unter Nummer 71 im „Verzeichnisder Gewerbe, die handwerksmäßig betriebenwerden können“ die „Zahntechniker, die keineHeilbehandlung ausüben“, aufgenommen.Damit waren sie Vollhandwerker und demdeutschen Handwerk „gleichgeschaltet“, daserste Berufsbild entstand.

Doch zeigten sich auch die Nachteile desZahntechniker-Handwerks, die von derGewerbeordnung über das Zahnheilkundege-setz bis hin zur Handwerksordnung, die demZahnarzt Neben- und Hilfsbetriebe gestattete,reichten. „Es war bisher nicht gelungen,Vereinbarungen zwischen Zahnärzten undZahntechnikern über ein geregeltes Mitein-ander abzuschließen. Es entwickelten sichaber stillschweigende Regeln. Dieses nichtnur in der täglichen Zusammenarbeit zwi-schen Praxis und Labor, sondern auch in demsensibleren Bereich der Berufspolitik. DieStandesorganisation der Zahnärzte verhieltsich wohlwollend bei der Geburt des Zahn-techniker-Handwerks und in der Aufbau- undEntwicklungsphase war es noch leichter,Verständnis füreinander zu finden“, so Zeeckin seiner Chronik.

Nach der Kapitulation und im Chaos desJahres 1945 waren auch die Berufsorgani-

sationen untergegangen und mussten untergrößten Schwierigkeiten neu entstehen –zuerst in unterschiedliche Lager gespalten.1945 wurde unter anderem die Innung desZahntechnikerhandwerks für Oberbayern,Schwaben und Neuburg durch ObermeisterDittenheber wieder aufgebaut. In der briti-schen Besatzungszone entstand der westdeut-sche Innungsverband (Hohmann-Verband),der als Hauptinnungsverband Gespräche mitden Zahnärzten aufnahm. Aufgrund unter-schiedlicher Interessen scheiterte nach offizi-ellem Inkrafttreten am 1. Januar 1950 die„Nürnberger Vereinbarung“ an derUneinigkeit der Zahntechniker.

Daraufhin gründeten dieObermeister der ameri-kanischen und französi-

schen Zone am 22. April 1951 in Stuttgart den„Bundesverband der rein gewerblichen zahn-technischen Laboratorien“ (BgzL), der aufEinzel-Mitgliedschaft beruhte, sich auf dasgesamte Bundesgebiet ausdehnte und alsDittenheber-Verband bekannt wurde.

Am 16. und 17. Juni 1951 trafen sich in UlmZahntechnikermeister aus Westdeutschland,die eine einheitliche Meinung über den weite-ren Auf- bzw. Ausbau des Bundesverbandesder rein gewerblichen zahntechnischenLaboratorien erarbeiteten. Es wurde einOrganisationsausschuss gebildet, dem für diebritische, die amerikanische und die französi-

sche Zone je zwei Zahntechnikermeisterangehörten. Mit dem Vorsitz wurde bis zurendgültigen Wahl des Vorstandes HansDittenheber betraut.

Noch am gleichen Tage, am 17. Juni 1951,wurde zwischen dem Verband der DeutschenZahnärztlichen Berufsvertretung (VDZB) unddem BgzL eine Vereinbarung abgeschlossen,die seitdem als die „Ulmer Vereinbarung“bekannt ist. Die Ulmer Vereinbarung wurdezur Grundlage für die künftigen Beziehungenzwischen der Zahnärzteschaft und demZahntechniker-Handwerk.

Im § 1 wurde auch folgende förmlicheVereinbarung getroffen: „Der VDZB verpflich-tet sich, die Zahnärzte durch Rundschreibenund regelmäßige Hinweise in seinemVerbandsorgan anzuhalten, nur die Mitgliederdes BgzL in Anspruch zu nehmen.“ Im § 3 for-dert der BgzL im Gegenzug von seinenMitgliedern, sich jeder behandelndenTätigkeit am Patienten zu enthalten. DerHauptinnungsverband unterschrieb diesenVertrag allerdings nicht. „Er hatte aber nochimmer die Hoffnung, als Gegenleistung fürden Verzicht auf jede behandelnde Tätigkeit,eine Regelung gegen die zunehmendeErrichtung praxiseigener Laboratorien zuerreichen“, schreibt ZahntechnikermeisterZeeck in seiner Chronik.Am 14. Februar 1952 verabschiedete derDeutsche Bundestag das „Gesetz über dieAusübung der Zahnheilkunde“; am 31. März

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BgzL und „UlmerVereinbarung“

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1952 wurde es schließlich verkündet.„Ausübung der Zahnheilkunde ist die berufs-mäßige auf zahnärztlich wissenschaftlicheErkenntnis gegründete Feststellung undBehandlung von Zahn-, Mund- und Kiefer-krankheiten. Als Krankheit ist jede von derNorm abweichende Erscheinung im Bereichder Zähne, des Mundes und der Kiefer anzu-sehen, einschließlich der Anomalien derZahnstellung und des Fehlens von Zähnen“,so der Wortlaut im Gesetz, das zuletzt durchden Artikel 13 des Gesetzes vom 27. April 2002(BGB l. I S. 1464) geändert wurde.

Nach einigen Verwirrungen im Hand-werksrecht wurde schließlich das „Gesetz zurOrdnung des Handwerks“ erlassen – dasGesetz wurde am 26. März 1953 angenommen.Es bedurfte noch der Zustimmung derBesatzungsmächte, die nach monatelangen

und schwierigen Verhandlungen erreicht wer-den konnte. Es trat am 24. September 1953 inKraft.

Mit der Handwerksordnung wurde eineeinheitliche gesetzliche Grundlage für dasHandwerk geschaffen. Der große Befähi-gungsnachweis (die Meisterprüfung) wurdeals Regelzugang zur Ausübung einesHandwerks als stehendes Gewerbe in derHandwerksordnung verankert. In einem Gewerbeverzeichnis in Form der Anlage A zurHandwerksordnung wurden seinerzeit 125Berufe aufgezählt, die handwerklich betrie-ben werden konnten – darunter auch dasZahntechniker-Handwerk.

Im Zuge dieser Entwicklungen erkannteauch das Zahntechniker-Handwerk, dass poli-tische Ziele nur mit einem geschlossenenAuftreten des gesamten Zahntechniker-Handwerks erfolgreich vorgetragen unddurchgesetzt werden könnten.

Am 30. Juni 1956 traten die Kommissionendes BgzL und des Hauptinnungsverbandes inFrankfurt am Main zusammen und berietenin aller Offenheit und im besten Einverneh-men: „Sie sind sich über die Notwendigkeitder Gründung eines Einheitsverbandes einigund empfehlen deshalb den Innungen, einemsolchen beizutreten“, so der Wortlaut desBerichtes über die Obermeisterversammlungin der Handwerkskammer in Frankfurt amMain einen Tag später.

In der Präambel der in Ulm geschlossenen Vereinbarunghieß es: „In dem Bestreben, die beiderseitigenBeziehungen auf eine vertrauensvolle Grundlage zustellen und die Existenz eines leistungsfähigen hand-werklichen Standes der rein gewerblichen zahntechni-schen Laboratorien zu fördern, erkennen der BgzL undder VDZB folgende Grundsätze als verbindlich an:

1. Die technische Herstellung von Zahnersatz fällt nichtunter den Begriff der Ausübung der Zahnheilkunde.

2.Die Herstellung der in den zahnärztlichen Praxen anfallenden Prothesen bleibt – soweit sie nicht in denpraxiseigenen Laboratorien erfolgt – grundsätzlich den gewerblichen zahntechnischen Laboratorien vor-behalten.

3.Die Ausbildung von Personal zur technischen Herstellung von Zahnersatz ist alleiniges Recht des Zahntechniker-Handwerks.“

Nach langen Gesprächen erfolgte also am 24.und 25. August 1956 in Augsburg dieGründung des „Verbandes DeutscherZahntechniker-Innungen (VDZI)“ (Bundes-innungsverband) als Zusammenschluss des

Bundesverbandes der reingewerblichen zahntechni-schen Laboratorien und des

Hauptinnungsverbandes. „Als Dittenheberaus München und Hohmann aus Hagen, diebeiden berufspolitischen Kontrahenten vondamals, auf einen Sitz im neuen Vorstand ver-zichteten und so den Zusammenschluß derzerstrittenen Verbände und die Wahl vonIgnaz Steinbrink aus Hamburg zum erstenBundes-Innungsmeister ermöglichten“, be-richtete Edgar Bissinger, Herausgeber derZeitschrift „das dental-labor“, in seinemArtikel „30 Jahre „dental-labor“ – Das Organfür alle Zahntechniker“ im Dezember 1981.Somit war der Innungszusammenschluss aufBasis von Körperschaften des öffentlichenRechts perfekt. Zu den Aufgaben des VDZIgehörte auch, ein Berufsbild für dasZahntechniker-Handwerk zu erstellen und zueiner Vereinbarung mit den Zahnärzten zukommen, wie es die „Ulmer Vereinbarung”zwischen BgzL und VDZB sowie dasZahnheilkundegesetz vorsahen.

Ulmer Vereinbarung

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Gründung desVDZI

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Beglaubigte Abschrift derGründungsurkunde desVerbandes Deutscher-Zahntechniker-Innungen.

Der erste Bundesinnungsmeisterdes VDZI, Ignaz Steinbrink(rechts), und VorstandsmitgliedKlaus Kanter.

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Nach der offiziellen Gründung des Verbandes Deutscher Zahntechniker-Innungen am 25. und 26. August 1956 in Augsburg bestimmte die berufs-politische Positionierung des Zahntechniker-Handwerks in der

Bundesrepublik Deutschland die Arbeit des Vorstandes und derMitgliedsinnungen.

Im Vordergrund der Vertretung der beruflichen und wirtschaftlichenInteressen stand dabei vor allem das Verhältnis der Zahntechniker zu denZahnärzten, denn dieses würde für die weitere Entwicklung des gesamtenZahntechniker-Handwerks in der Bundesrepublik ausschlaggebend sein.„Grundlage für ein gedeihliches Auftragsverhältnis zwischen Zahnarzt undLaboratorium muß in erster Linie eine ersprießliche Zusammenarbeit der zen-tralen Organisationen mit den Möglichkeiten zu sachlichen Diskussionen und

25. und 26. August 1956

Gründung des Verbandes DeutscherZahntechniker-Innungen (VDZI)

15. November 1958

„Hamburger Abkommen“Bestätigung des „Ulmer Abkommens“ durchden BDZ und den VDZI.

15. Juli 1959

Erlass des Berufsbildes des Zahntechniker-Handwerks

1962

Inkrafttreten des Bundesmantelvertrages-Zahnärzte

10. Juni 1964:

Das Bundeswirtschaftsministerium erlässt die„Fachlichen Vorschriften zur Regelung desLehrlingswesens und der Gesellenprüfung“sowie die „Fachlichen Vorschriften für die Meisterprüfung im Zahntechniker-Handwerk“.

20. Juli 1966:

Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH)Prothetische Versorgung gehört zur kassen-zahnärztlichen Versorgung.

1967

Inkrafttreten der ersten Zahnersatz-Richtlinien

1967

UmsatzsteuergesetzUmsatzsteuer mit dem Übergang zum SystemMehrwertsteuer mit Vorsteuerabzug.

Zeitleiste wichtiger Ereignisse von 1956 bis 1968

1956 – 1968

Ignaz Steinbrink - I. Bundesinnungsmeister des VDZI

Eigene Berufsvertretung imZahntechniker-Handwerk

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Vereinbarungen sein“, so der erste Bundesinnungsmeister des VDZI,Zahntechnikermeister Ignaz Steinbrink aus Hamburg.

So ebnete die Hamburger Vereinbarung zwischen dem neu gegrün-deten Bundesinnungsverband und dem Bundesverband der

Deutschen Zahnärzte (BDZ) den Weg zur Selbstständigkeit desZahntechniker-Handwerks. Diese wurde am 15. November 1958abgeschlossen und stellte die Erfüllung der rein handwerklichgewerblichen Tätigkeit sicher. In Paragraph 2 der Vereinbarungerkannte der BDZ an, „daß die Ausbildung von Zahntechniker-Lehrlingen alleinige Aufgabe des Zahntechniker-Handwerks ist unddaß die Dauer der Lehrzeit den beruflichen Erfordernissen einer aus-reichenden Ausbildung zu entsprechen hat.“

Das auf dieser Grundlage vom VDZIerstellte und vom Bundeswirtschafts-ministerium am 15. Juli 1959 geneh-

migte Berufsbild des Zahntechniker-Handwerks setzte dann einenSchlussstrich unter die Etablierung des selbstständigen Zahntech-niker-Handwerks mit eigener bundesweit organisierter Standes-organisation.

„Der VDZI hat über die Abfassung des Berufsbildes eine klareunmißverständliche Auffassung gehabt und diese in seinenFormulierungen exakt wiedergegeben, so daß der Erlaß desBundeswirtschaftsministeriums über das Berufsbild kaum Änderun-gen brachte. Das Berufsbild ist die Grundlage für das Tätigkeits- undAusbildungsgebiet des Zahntechnikerhandwerks. Auf ihm sind dieFachlichen Vorschriften für die Ausbildung von Zahntechnikerlehr-lingen und die Ablegung der Gesellen- und Meisterprüfung imZahntechniker-Handwerk aufzubauen. Das Berufsbild ist also dieGrundlage für die gemäß § 84 Abs. 1 Nr. 4 und § 100 Abs. 1 Nr. 8 desGesetzes zur Ordnung des Handwerks vom 17. September 1953 zuerlangenden Fachlichen Vorschriften“, schrieb das Organ des VDZI,das dental labor, in seiner August-Ausgabe 1959.

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Der Bundesverband der Deutschen Zahnärzte e.V. (BDZ) und der VerbandDeutscher Zahntechniker-Innungen – Bundesinnungsverband – (VDZI)schließen aus dem Bestreben, die gegenseitigen Beziehungen auf einer ver-trauensvollen Grundlage weiter zu entwickeln, folgende Vereinbarung:

§ 1Der VDZI wird die ihm angeschlossenen Zahntechniker-Innungen darauf hin-weisen, daß das Eingliedern von Zahnersatz als Ausübung der Zahnheilkundegilt und zu dem den Zahnärzten gesetzlich vorbehaltenen Arbeitsgebiet gehörtund daß infolgedessen die Innungsmitglieder die Verpflichtung haben, sich jedereingliedernden Tätigkeit zu enthalten.Der VDZI wird bemüht bleiben, das von ihm aufgestellte Berufsbild fürZahntechniker zur Anerkennung zu bringen, das in klarer und unmißver-ständlicher Form das Tätigkeitsgebiet des Zahntechnikers umreißt und dadurchgegenüber dem Tätigkeitsgebiet des Zahnarztes abgrenzt, daß es weder imArbeits- noch im Ausbildungsbereich des Zahntechnikers Hinweise auf dieselbständige Eingliederung von Zahnersatz und die damit im Zusammenhangstehenden Maßnahmen gibt.

§ 2Der BDZ erkennt an, daß die Ausbildung von Zahntechniker-Lehrlingenalleinige Aufgabe des Zahntechniker-Handwerks ist und daß die Dauer derLehrzeit den beruflichen Erfordernissen einer ausreichenden Ausbildung zuentsprechen hat.

§ 3Der BDZ lehnt die Unterhaltung von Gemeinschaftslaboratorien durchZahnärzte ab. Er wird durch die ihm angeschlossenen Organisationen aufZahnärzte einwirken, den Betrieb solcher Laboratorien zu unterlassen. EinGemeinschaftslaboratorium in diesem Sinne liegt vor, wenn seineAllgemeinkosten von mindestens zwei Zahnärzten, die nicht assoziiert und diein eigener Praxis selbständig tätig sind, getragen werden; unerheblich dabeiist, ob die Kosten gleichmäßig oder anteilig im Verhältnis zu den ausgeführtenAufträgen oder zu der zeitlichen Inanspruchnahme auf die beteiligtenZahnärzte verteilt werden.

§ 4Der BDZ bekräftigt ausdrücklich, daß die deutsche Zahnärzteschaft an derExistenz eines leistungsfähigen handwerklichen Zahntechnikerstandes interes-siert und bereit ist, ihn im Rahmen der ihr gegebenen Möglichkeiten zu unter-stützen und zu fördern. Der BDZ wird sich bemühen, bei der Gestaltung derProthetikhonorare auch die berechtigten Ansprüche des Zahntechniker-Handwerks auf eine angemessene Vergütung seiner Leistungen zu berück-sichtigen.

§ 5Diese Vereinbarung tritt am 01. Dezember 1958 in Kraft. Sie kann mitmonatlicher Kündigung erstmals zum 31.12.1960 gekündigt werden, andernfallssich die Dauer der Vereinbarung jeweils um zwei Jahre verlängert.

Hamburger Abkommen (1958)

Ausbildung imZahntechniker-Handwerk

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Die Ausbildung im Zahntechniker-Handwerk führte im Zeitraum von1956 bis 1962 zu einem rasanten Anstieg des Lehrlingsbestandes. Lagdieser Bestand 1956 noch bei 1.286 Lehrlingen im Verhältnis zu 1.500Betrieben, also weniger als ein Lehrling auf einen Betrieb, stieg dieseZahl bis 1962 um knapp 47 Prozent auf 2.200 Lehrlinge. Dieser rasanteAnstieg stellte eine berufspolitische Herausforderung für den VDZI dar:„Wenn in Kürze über 700 Lehrlinge jährlich zur Gesellenprüfung kom-men, davon voraussichtlich nach den Ergebnissen der zurückliegendenJahre ca. 20 % die Prüfung nicht bestehen, stehen dem Arbeitsmarkt injedem Jahr über 600 Gehilfen zur Verfügung, die wohl teilweise vonunseren Laboratorien aufgenommen werden können, teilweise geradedes Lohnes und der Arbeitsbedingungen wegen in die zahnärztlichenLaboratorien abwandern. Sie schmälern damit unseren Umsatz, der men-genmäßig im Durchschnitt geringer wird, und dieser Umsatz läßt sichnicht an Hand der Löhne und der Leistung für jede abgewanderte Kraft durch-schnittlich ausrechnen. [...] Die Nachfrage nach Zahntechnikergesellen von zahn-technischen Laboratorien ist größer als im Zahntechnikerhandwerk“, so der VDZI-Bericht „Ein ernsthaftes Problem für jeden Selbständigen in unserem Handwerk“aus dem Jahr 1962.

Darüber hinaus lagen die Löhne in zahnärztlichen Laboratorien über denen imzahntechnischen Meisterbetrieb. „Wenn es [das Zahntechniker-Handwerk;

Anm. d. Red.] nicht in seiner Leistungsfähigkeit absinken will, muß es das Spiel umden Angebotslohn, besonders bei qualifizierten Fachkräften, mitmachen. Esübernimmt das erhebliche Risiko, daß gar nicht, oder erst wesentlich später dieKosten sich in höhere Preise umschlagen, so daß effektive Gewinnminderungeneintreten, die das Laboratorium auf Grund seiner beengten Marktlage und seinerwirtschaftlichen Abhängigkeit auf sich nehmen muß“, erkannte VDZI-Geschäftsführer Wissmann bereits im Jahr 1959 in einer Rede zu denExistenzfragen des Zahntechniker-Handwerks die enorme Konkurrenz durchpraxiseigene Laboratorien.

Doch nicht nur in der Lohnfrage beschäftigte sich die berufspolitische Vertre-tung des Zahntechniker-Handwerks mit den eigenen betriebswirtschaftlichenVoraussetzungen im Markt und im Verhältnis zu den Zahnärzten.

„Unsere Gesundung liegt in dem Rückgang derzahnarzteigenen Laboratorien und einer gesun-den, vernünftigen den Leistungen entsprechen-den Preisbildung, die ausreichen muß, dielaufenden Kosten zu decken, eine gewisseReservenbildung für die technische Entwicklungunseres Berufsstandes zu schaffen und die Mittelfür einen Lebensabend aufzubringen, der vor dergrößten Not bewahrt.“_ Bundesinnungsmeister Ignaz Steinbrink

Der Abschluss von Preislisten mit Zahnärzten und diegenerelle Frage, wie die zahntechnischen Meisterbetriebe ihreLeistungen abrechnen können, entwickelte sich zum zentralenDauerthema für den VDZI. So bestand 1959 die Meinung, dassder Abschluss von Preislisten mit den Zahnärzten im großenund ganzen nicht möglich und üblich war und die betriebs-wirtschaftlich notwendigen Preise nicht anerkannt wurden.Entsprechend schwierig hatten sich die Verhandlungen für dieVerhandlungsführer des Zahntechniker-Handwerks gestaltet,weil die unterschiedlichen Preise im Markt einen Abschlusshöherer Preise durchaus verhinderten. „Wir rechnen größten-teils oder fast immer nach der Standard-Preisliste 08/15 ab,ganz gleich, was der Zahnarzt erhält. Der Zahnarzt richtet sichbei seinen Gebühren, und das ist Standes-Codex, nach dererbrachten Leistung und den wirtschaftlichen Verhältnissender Patienten. Leider sehen wir diesen nicht, und seinGeldbeutel ist für uns nur eine visionäre Vorstellung. Zudemgehen weitere Risiken des Zahnarztes zu unseren Lasten. SeinAbdruck ist stets in Ordnung. Abweichungen gehen zu unseren

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Lasten. Das sind keine Garantie-, sondernKulanzarbeiten. Die Mehrarbeit und damit dieÜberstunden gehen zu unseren Lasten“,schätzte VDZI-Geschäftsführer Wissmann dietägliche Abrechnungspraxis drei Jahre nachGründung des VDZI ein.

Der politische Versuch, den Abschluss vonPreislisten gesetzlich zu regeln, scheiterte

am Einspruch des Bundeskartellamtes. Vorge-tragene Argumente, wie die, dass die zahntech-nischen Betriebe keinen Einfluss auf dieProthetikgebühren und die Preisgestaltung vonZahnersatz für Privatpatienten haben, oderdass die ungleiche, und daher nicht wettbe-werbsneutrale Steuergesetzgebung das Hand-werk benachteilige, führten nicht zum Erfolg.Umso mehr blieb allerdings die politischeEinsicht, dass der VDZI als Organisation dieInnungen und damit jeden einzelnen Betrieb inder Frage der Existenzsicherung unterstützenmüsse.

Aus diesem Grund gab der VDZI 1960 einenBetriebsvergleich, der bei den gesetzlich gel-tenden Zuständen auf Wettbewerbsebene alsKalkulationsgrundlage dienen sollte, in Auftrag.Die Ergebnisse dieses Betriebsvergleichs soll-ten dabei helfen, reale Werte als Kalkulations-beispiele für Preise zahntechnischer Leistun-gen zu erlangen. „Es liegt an dem einzelnen,wie er sich verhalten will. Wir können ihn nichtzwingen, etwas zu tun, was uns notwendigerscheint. Es geht aber auch nicht, daß wirfinanziell und wirtschaftlich unterhöhlt werden,

die Leistungen zurückgehen müssen und dieBetriebe rückschrittlich werden“, richtete sichder VDZI auch gezielt an die Betriebe.

Das zahnarzteigene Labor beschäftigte dieberufspolitische Vertretung nicht nur inAusbildungsfragen, sondern auch auf demGebiet der Gewerbesteuer, da der Entwurfeines geplanten Krankenversicherungsgeset-zes die Begünstigung zahnärztlicher Labora-torien vorsah: „Die Gewerbesteuer begünstigtdurch ein Fehlurteil des Bundesfinanzhofes dasPraxislaboratorium, die Umsatzsteuer wird in

Zukunft für dieses fortfallen, wenn die Kassedie Gesamtkosten für Zahnersatz zu über-nehmen hat. Das ist nach der Entwicklung desEntwurfs über das Krankenversicherungs-gesetz, soweit es sich jetzt abzeichnet, möglich.Wir hingegen müssen Umsatzsteuer bezahlen.Allein die Steuervorteile würden uns um 5-6 %benachteiligen und damit den Wettbewerb, derzumindest in den finanziellen Belastungendurch die Abgaben an den Staat gleich seinsollte, ungleich und ungerecht gestalten. Hierwird die Neutralität des Wettbewerbs durch ein-seitig begünstigende Bestimmungen verletzt.Daß wir das nicht unwidersprochen hinnehmenwerden, ist selbstverständlich“, so die VDZI-Analyse Im Jahr 1959. Die erwähnte Kranken-kassenreform scheiterte, das Thema blieb den-noch weiter aktuell.

Im Jahr 1967 bildete das Umsatzsteuergesetzdie wichtigste Zäsur in der Geschichte der

deutschen Umsatzsteuer mit dem Übergangzum System der Mehrwertsteuer mit Vor-steuerabzug. Der Wechsel des Besteuerungs-systems war im Zuge der Harmonisierung derUmsatzsteuern innerhalb der EuropäischenGemeinschaften notwendig geworden. DiesesGesetz legte unter anderem fest, dass derSteuersatz für zahntechnische Laboratorienzehn Prozent betragen sollte, wohingegen diezahnärztlichen Laboratorien mit einemermäßigten Satz von fünf Prozent besteuertwurden. „Für gleiche Leistungen sollen nichtunterschiedliche Beträge, verursacht durch dieMehrwertsteuer, berechnet werden müssen,zumal der Abnehmerkreis der zahntechnischenLeistungen der gleiche ist. Deshalb sind inten-sive Bemühungen darauf ausgerichtet, dieSteuerungleichheit zu beseitigen und durcheinen Änderungsantrag zum Umsatzsteuer-gesetz (Mehrwertsteuer) einen einheitlichenSteuersatz festlegen zu lassen“, so der VDZI inseiner Publikation „Die Auswirkungen derMehrwertsteuer auf das Zahntechnikerhand-werk“ von 1967.

Zum Ende der Amtszeit von Bundesinnungs-meister Ignaz Steinbrink wurde mit dieserFormulierung gleichzeitig eine Zielvorgabe fürden berufspolitischen Kurs auch unter demneuen Präsidenten, ZahntechnikermeisterKlaus Kanter, vorgegeben.

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Benachteiligung durch Umsatzsteuer

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14. August 1969Bundestag und Bundesrat verabschieden dasBerufsbildungsgesetz, das die Berufsbildung inallen Berufs- und Wirtschaftszweigen regelt.

Seit 1971 Die Teleskopkrone wird als Verbandszeichenverwendet.

18. September 1971VDZI-Mitgliederversammlung beschließt inHannover den Beitritt zur FIPD, der europäi-schen Organisation des Zahntechniker-Handwerks in der EWG.

2. Juni 1972Heute noch gültige Satzung des VDZI wird inKassel errichtet.

1972Urteil des Bundessozialgerichts (BSG)Versorgungen mit Zahnersatz und Zahnkronenwerden als einheitliche Leistung beurteilt, ein-schließlich der handwerklichen Tätigkeit.

1972Inkrafttreten der Richtlinien für die kiefer-orthopädische Versorgung

1972Urteil des Bundesgerichtshofs Tätigkeit der Herstellung zahntechnischer Lei-stungen ist keine Ausübung der Zahnheilkundeim Sinne des § 1 Zahnheilkundegesetz.

1973Urteil des BSG zur KieferorthopädieGemeinsame Erklärung der Bundesverbändeder RVO-Kassen: fast sämtliche Zahn- undKieferfehlstellungen sind als Krankheit anzusehen.

Februar 1973Der VDZI überreicht die ersten Exemplare derBundeseinheitlichen Benennungsliste (beb) fürzahntechnische Leistungen.

1973Zum ersten Mal wird die Goldene Ehrennadeldes VDZI in Baden-Baden verliehen.

24. Januar 1974Urteil des BundessozialgerichtsDie Urteilsbegründung lautete, dass das Fehlenvon Zähnen eine Krankheit ist.Das Urteile löste eine Leistungsexplosion imZahntechniker-Handwerk aus.

7. August 1974Gesetz über die Angleichung der Leistungenzur Rehabilitation (RchaAnglG)Die Versorgung mit Zahnersatz und Zahnkronenwird in den § 182 RVO aufgenommen.

15. August 1974Gespräch mit dem Bundesverband derInnungskrankenkassen über die Möglichkeiteneines veränderten Abrechnungssystems.

18. Dezember 1974Erstes Gespräch zwischen VDZI und denBundesverbänden der RVO-Krankenkassen

1975Kasse zahlt 100 Prozent für ZahnersatzZahlen der gewerblichen Labors und der darinbeschäftigten Zahntechniker steigen an.

15. Februar 1976Die Obermeister des VDZI beschließen inWiesbaden „Grundsätze des Zahntechniker-Handwerks für Vereinbarungen mitKrankenkassen und Zahnärzten“.

31. März bis 3. April 19761. Deutscher Zahntechniker-Kongress mit ersterFachausstellung für zahntechnischeLaboratorien in Wiesbaden

2. Mai 1977 Bundes-Schiedsamt für kassenzahnärztlicheVersorgung nimmt die restlichen Leistungen(Verbindungselemente, Metallkeramik, provi-sorische Brücken) in den Leistungskatalog auf.

27. Juni 1977Krankenversicherungs-KostendämpfungsgesetzErstmalige Einbindung des Zahntechniker-Handwerks in die RVO.

1977Neufassung der Zahnersatz-Richtlinien

8. September 1978Abschluss des ersten Vertrages mit den RVO-Krankenkassen Zahntechniker vereinbaren Leistungsverzeich-nis und Festpreise mit Krankenkassen aufLandesebene.

Zeitleiste wichtiger Ereignisse von 1969 bis 1978

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Zum Beginn der Amtszeit von Zahntechnikermeister Klaus Kanter alsPräsident des VDVZI stand weiterhin das Bewusstsein aller Delegierten,dass das Zahntechniker-Handwerk den alleinigen Anspruch auf die

Herstellung von Zahnersatz stellen müsse, da alle anderen Ausbildungswege nichtvergleichbar seien. Nur durch eine entsprechende Abgrenzung gegenüber zahn-ärztlichen Laboratorien, so die Mitgliederversammlung Mitte Januar 1969 inDüsseldorf, ließe sich überhaupt die zukünftige Sicherung der wirtschaftlichenExistenz des Zahntechniker-Handwerks sichern. „Das oberste Ziel meinerAmtszeit war, dass wir mit dem Zahntechniker-Handwerk unsere Selbstständigkeiterlangen, die uns beispielsweise auch die Preisfreiheit für unsere zahntechni-schen Leistungen garantiert“, erklärt Klaus Kanter im Rückblick auf die SituationEnde der 60er Jahre. So fehlten dem Zahntechniker-Handwerk die rechtlichenGrundlagen, um beispielsweise mit den Kassen über die Preise zu verhandeln.„Meine Erkenntnis war, dass zum Zeitpunkt meiner Wahl die Preise für zahntech-nische Leistungen alleine von den Zahnärzten gemacht und uns somit aufdiktiertwurden. Entsprechend hatten wir im Bundesgebiet, ich weiß es nicht mehr ganzgenau, bestimmt 60 verschiedene Preislisten. Die einen enthielten 50 Positionen,andere wiederum nur 20. Es gab aber auch Listen mit 200 Preisen.“

Diese Lohn- und Preissituation war jedoch entscheidend für die wirtschaftlicheExistenz. Das System einer unabhängigen Kalkulation unter ständigerBeobachtung der Kostenentwicklung im Markt des freien Wettbewerbs solltedaher aufgebaut werden. Diesen Ansatz führte Präsident Kanter im Mai 1969entsprechend aus: „Die einheitliche Nomenklatur bietet die Voraussetzung füreinen ermittelbaren, echten Durchschnittspreis, der im Zusammenhang mit denbereits durchgeführten Lohnerhebungen interessant sein dürfte, weil erst damitdas Bild der Kostensituation im Zahntechniker-Handwerk vervollständigt wird. Esist nicht die Absicht des VDZI, mit der Herausgabe einer Liste mit einheitlicherLeistungsbestimmung auch auf einheitliche Preise im Bundesgebiet hinzuarbei-ten. Dazu bietet sich kalkulatorisch keine Möglichkeit, da die Betriebe sowohl nachStandort, Größe und Qualitätsangebot zu stark auseinander liegen. Selbst beieinem Übereinstimmen dieser Faktoren wäre ein einheitlicher Preis auf dem Marktnicht zu erreichen, und wohl auch nicht wünschenswert. Der freie Wettbewerb istdie beste Gewähr für die permanente Leistungssteigerung und die Festigungunserer beruflichen Ausgangsposition.“

1968- 1978

Klaus Kanter - II. VDZI-Präsident

Preisfreiheit für die zahntechnischen Leistungen

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Zum freien Wettbewerb sollte allerdingsauch die Chancengleichheit aller Marktteil-nehmer gewährleistet sein. Hier setzte derVDZI-Vorstand unter Präsident Klaus Kanter,der schon zum ersten Vorstand des Bundes-innungsverbandes gehörte, den eingeschlage-nen Weg weiter fort. Aus dem Protokoll einerVorstandsitzung im Sommer 1969 geht hervor,dass für ein Gespräch mit der Kassenzahn-ärztlichen Bundesvereinigung unter anderenfolgende Gesprächsthemen festgesetzt wur-den:1. Abgrenzung des beruflichen

Tätigkeitsbereiches der Zahntechnikera) Gemeinschaftslaboratorienb) Lohngefüge im gewerblichen und

praxiseigenen Labor2. Preisgestaltung

Die Festlegungdieser Themenzeigt, dass die

Positionierung des Zahntechniker-Handwerksin Abgrenzung zu zahnärztlichen Laboratorien,aber auch in Fragen der Abrechnung zahntech-nischer Leistungen ein zentraler Punkt derberufspolitischen Arbeit des VDZI war. Hinzukam, dass das Mehrwertsteuergesetz von 1967die zahntechnischen Laboratorien im Vergleichzu den Praxislabors immer noch benachteiligte.Zwar war zu Beginn der 70er Jahre eineSenkung des Steuersatzes auf 5,5 Prozentvorgesehen – gleichzeitig sollte das praxis-eigene Labor jedoch komplett von der Umsatz-

steuer befreit werden. Diese Wettbewerbs-benachteiligung führte Präsident Kanter auchin Gesprächen mit Experten vom Zentralver-band des Deutschen Handwerks (ZDH) und denMehrwertsteuerreferenten beim Bundesfinanz-ministerium an. Der ZDH unterstützte den VDZIin seiner politischen Argumentation beimFinanzministerium, beispielsweise in einemHearing im Oktober 1970, an dem auchVertreter des Wirtschaftsministeriums und derZahnärzte teilnahmen. Wichtig, so Klaus Kanterin einer Besprechung mit dem BDZ, sei, dassdie Haltung des VDZI in dieser Sache keineSchikane in Richtung der Zahnärzte darstelle,da das Zahntechniker-Handwerk insgesamt aneinem guten Verhältnis zu der gesamtenZahnärzteschaft interessiert sei. „Die Haltungdes VDZI ist dahingehend zu verstehen, daßdas praxiseigene Labor für die gewerblichenLabors ein Dorn im Auge ist. Die ernsthafteWettbewerbssituation erklärt die Haltung desVDZI in dieser Frage der Novellierung derUmsatzsteuer“, so der VDZI im Gespräch mitden Zahnärzten. Schließlich gebe es eine großeAnzahl von Technikern, die von zahntechni-schen Labors zu den Zahnärztenwechselten. Dies führe zu Lohn- undKostenerhöhungen im gewerblichenLabor sowie zu Preisminderungen.

Nach anfänglichen Hoffnungen,dass es von gesetzlicher Seite eineschnelle Lösung des Problems gebenkönnte, dauerte es schließlich knappzehn Jahre, bis eine gleichberechtigte

Behandlung von zahnärztlichen und zahntech-nischen Laboratorien im Bereich der Umsatz-steuer vom Gesetzgeber geregelt wurde. Daspolitische Ziel hat der VDZI über die Jahre nieaus den Augen verloren. Maßgebend dafür warunter anderen auch ein Beschluss derDelegiertenversammlung Anfang Juni 1973 inBaden-Baden. Neben dem I. Punkt derZielsetzung des VDZI, dem Erreichen derwirtschaftlichen Sicherstellung der Inhaberund Mitarbeiter der zahntechnischen Meisterla-boratorien, hat sich die Versammlung auch fürdie Schaffung eines zufriedenstellendenRechtsstatus für gewerbliche zahntechnischeLaboratorien ausgesprochen: Dazu gehörteauch die Gleichstellung bei Umsatz- undGewerbesteuern.

In der „Begründung des von der Bundesre-gierung eingebrachten Entwurfs eines Umsatz-steuergesetzes“ wurde dann fünf Jahre später,am 15. März 1978, festgestellt: „Gleichzeitigwerden die Prothetikumsätze – sowohl diejeni-gen der Zahnärzte mit eigenem Labor als auchdiejenigen der selbständigen Zahntechniker –in den ermäßigten Steuersatz einbezogen (vgl.

§ 12 Abs. 2 Nr. 5 und Nr. 6 Buchstabeb). Die einheitliche Behandlung derProthetikumsätze ist zur Vermei-dung von Wettbewerbsverzerrun-gen zwischen Zahnärzten und selb-ständigen Zahntechnikern erforder-lich.“ Das entsprechende Umsatz-steuergesetz wurde schließlich 1980verabschiedet.

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Positionierung desZahntechniker-Handwerks

1973 wurde in Baden-Baden zumersten Mal die Goldene Ehrennadeldes VDZI verliehen.

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Ergänzend zu den rechtlichen Grundlagenstellte die Mitgliederversammlung 1973 per

Beschluss weitere Weichen für die Ausrichtungder berufspolitischen Arbeit. „Dem Vorstandund mir war klar, dass die berufspolitischenVorstellungen des Zahntechniker-Handwerksvon den Berufsangehörigen selbst vertretenwerden müssen – und zwar vor allemgegenüber den Parlamentariern“, so der dama-lige Präsident Klaus Kanter über dieZielvorgabe der eigenständigen politischenVertretung, die von der Mitgliederversammlungin Baden-Baden in einer Resolution verab-schiedet wurde.

Darüber hinaus warneben der Eigen-ständigkeit, die einegleichberechtigte

Partnerschaft zwischen Zahnärzten und Zahn-technikern beinhaltete, die Geschlossenheit desgesamten Zahntechniker-Handwerks, das heißtdes VDZI und aller Zahntechniker-Innungen imBundesgebiet, eine zentrale Säule derResolution von 1973.

Denn besonders in den Jahren ‘73 und ‘74ging es darum, eigene berufspolitischeVorstellungen gezielt nach Außen zu kommu-nizieren und sich nicht bloß auf die Erweiterungdes eigenen Leistungspotentials zu beschrän-ken – auch wenn dieses „Erwachsenwerden“durchaus zu Konflikten mit der Standesvertre-tung der Zahnärzte führte, beispielsweise inFragen der Abgrenzung der jeweiligen

Arbeitsbereiche. So glaubten die Zahnärzte-vertreter im Zuge des neuen selbstbewusstenAuftretens, vor allem des VDZI, dass sich dasZahntechniker-Handwerk die Eingliederungvon Zahnersatz aneignen wollte. Darum ging esjedoch nicht. „Im Interesse der optimalenVersorgung der Bevölkerung mit Zahnersatzmuss es zu einer vernünftigen Arbeitsteilungzwischen Zahnärzten und Zahntechnikern kom-men. Zahnärzte sind Spezialisten im medizini-schen Bereich; Zahntechniker sind Spezialistenim zahntechnischen Bereich. Das heißt, dieVerordnung von Zahnersatz und die Überprü-fung nach der Eingliederung sind ärztlicheLeistungen und die Herstellung desZahnersatzes, die dazwischen liegt, ist zahn-technische Leistung“, so VDZI-Präsident KlausKanter vor der Mitgliederversammlung am 24. April 1974 in Hamburg.

Der VDZI hatte dabei aber nicht nur dieZahnersatz-Versorgung der Bevölkerung imAuge, sondern blickte zwangsläufig auchgezielt auf die Probleme für das eigeneZahntechniker-Handwerk, die durch die fehlen-den Regelungen zum gewerblichen und zah-närztlichen Labor entstanden. „Zum anderenkostet es das Zahntechniker-Handwerk großeAnstrengungen, um Nachwuchs in ausreichen-dem Umfang heranzubilden. Heute arbeitenetwa 6000 bis 7000 vom Zahntechniker-Handwerk ausgebildete Techniker in vielfachunrationeller Weise in zahnärztlichen Praxis-laboratorien. Für das Zahntechniker-Handwerkbedeutet also die Existenz der Praxislabora-

torien den Verlust jedes zweiten von ihm aus-gebildeten Technikers. Das ist eine auf dieDauer untragbare Belastung für dasZahntechniker-Handwerk.“

Neben der berufspolitischen Geschlossen-heit und Positionierung benötigte das

gesamte Zahntechniker-Handwerk eine ein-heitliche betriebswirtschaftliche Argumen-tationsgrundlage für Gespräche mit der Politiksowie den Krankenkassen und gegenüber denZahnärzten. Diese Grundlage hatten der VDZIund die Innungen bereits 1971 beschlossen: EineBundeseinheitliche Benennungsliste (beb)sollte herausgegeben werden. Dahinter standdie Erkenntnis, dass das Zahntechniker-Handwerk zu gleichen Bennennungen kommenund die Gesamtdarstellung der Leistungenerbringen müsse. Aus dem Protokoll einerVorstandssitzung aus dem Jahr 1972 gehtbeispielsweise hervor, dass in Gesprächen mitden Krankenkassen besonders die zweiThemenkreise „Qualifikation der Hersteller vonZahnersatz“ und „Abrechnungsmodus fürZahnersatz“ angesprochen werden sollten. DasInkrafttreten der Richtlinien für die kiefer-orthopädische Versorgung diente dem Vor-stand hier als Orientierung, denn diese Lei-stungen wurden seit Beginn des Jahres anhandvon vorgelegten Rechnungen abgerechnet.

Im Februar 1973 wurden die erstenExemplare der beb mit einem Anschreiben andie Mitgliedsbetriebe verschickt. „Wir hoffenund wünschen, dass die beb ein unentbehrlich-

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Eigenständige politischeVertretung

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es Instrument zur rationellen Führung zahntechnischer Laboratorien und für dieKommunikation zwischen Praxis und Labor werden wird“, so die abschließendenWorte des Anschreibens zur beb.

Durch das Urteil des Bundessozialgerichts vom24. Januar 1974 und der Feststellung, dass dasFehlen von Zähnen eine Krankheit sei, waren die

Zahnärzte und Krankenkassen aufgefordert, auch die Versorgung mit Kronen undBrücken als Bestandteil in die Verträge aufzunehmen. Nach dem Inkrafttreten desGesetzes über die Angleichung der Leistungen zur Rehabilitation (RchaAnglG),mit dem die Versorgung mit Zahnersatz und Zahnkronen in den § 182Reichsversicherungsordnung (RVO) aufgenommen wurde, mussten die KZBV unddie Krankenkassen schnell zu Abschlüssen über die Leistungen kommen. Die bisdahin vorgesehenen Ermessensleistungen wurden durch das Gesetz in eine Pflichtzur Gewährung eines Zuschusses (bis zu 100 Prozent) umgewandelt.

Der VDZI, der sich bereits in Gesprächen mit Krankenkassen und Zahnärztenbefand, hat nach dem Inkrafttreten des neuen Gesetzes im Rahmen einerMitgliederversammlung Grundsätze für weitere bevorstehende Gespräche for-muliert. Zentral war vor allem auch hier das einheitliche Vorgehen allerMitgliedsinnungen, damit diese nicht in den Gesprächen auf Landes-beziehungsweise Bundesebene „auseinanderdividiert“ würden. WichtigsterGrundsatz sollte sein, dass die getrennte Ausweisung des zahnärztlichenHonorars und der Labor- und Labormaterialkosten angestrebt wird, und dass eineAbrechnung der Labor- und Materialkosten nach den tatsächlich entstandenKosten erfolgt. Es wurde schnell klar, dass das BSG-Urteil zu einerLeistungsexplosion und damit zu einem veränderten Verhältnis desZahntechniker-Handwerks zu den Krankenkassen und den Zahnärzten führenwürde.

Zwar war das Zahntechniker-Handwerk in starkem Maße von den Prothetik-Vereinbarungen zwischen den Krankenkassenverbänden und den kassenzahn-ärztlichen Vereinigungen betroffen, beteiligt am Entstehungsprozess war esjedoch noch nicht. Es gab also noch keine rechtliche Bindung für dasZahntechniker-Handwerk. Während im Ersatzkassenbereich bundeseinheitlich dasreine Kostenerstattungsverfahren galt, wurde in den regionalen Vereinbarungen

im Bereich der RVO neben der reinen Kostener-stattung auch die Kostenerstattung bis zu einerPreisobergrenze und in einigen Bundesländerndas Pauschalierungsverfahren vereinbart.Auch die jeweilige Preisobergrenze fiel in denBundesländern unterschiedlich aus.

Ein Gespräch mit der KZBV am 9. Septem-ber 1975 blieb aus VDZI-Sicht ohne Erfolg, davor allem das auch vom VDZI geforderte bun-deseinheitliche Abrechnungsverfahren und dieentworfenen Lieferungs- und Zahlungsbedin-gungen stark kritisiert wurden. So konnte trotzentsprechender Zugeständnisse der VDZI-Vertreter keine sachliche Verständigung erzieltwerden. Hinzu kam noch die Tatsache, dass derVDZI durch Innungsaustritte geschwächt warund auf regionale Entwicklungen Rücksichtnehmen musste.

Die Gespräche mit den Krankenkassen ver-liefen hingegen konstruktiver: Am 20. Oktober1975 stellte sich heraus, dass die Bundesver-bände der Krankenkassen daran interessiert

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Der erste Zahntechniker-Kongress 1976 in Wiesbaden: einewichtige Veranstaltung für den VDZI - aber auch für dasZahntechniker-Handwerk - auf dem Weg zur Eigenständig-keit. Zur Eröffnung konnte Präsident Klaus Kanter auchCDU-Politiker Reiner Barzel begrüßen.

BSG-Urteil: „Das Fehlen vonZähnen ist eine Krankheit“

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waren, mit dem Zahntechniker-Handwerk Ver-einbarungen auf Bundesebene zu treffen – obim Rahmen der RVO oder durch einen privat-rechtlichen Vertrag stand noch nicht fest.Wichtigstes Anliegen der Krankenkassen war,die Preise der zahntechnischen Leistungenüberschaubar und neutral überprüfbar zugestalten. Die Mitgliederversammlung des VDZIstimmte fünf Tage später darüber ab, dass eskeine voreiligen Vertragsabschlüsse gebendürfe und der Vorstand wurde beauftragt, weit-ere Sondierungsgespräche zu führen. EinGespräch mit dem Bundeskartellamt hattebereits im September etwaige Bedenken gegenVereinbarungen zwischen den Krankenkassenund dem Zahntechniker-Handwerk ausge-schlossen – direkte Verträge zwischen Zahn-ärzten und Zahntechnikern wurden allerdingsals kartellrechtlich nicht statthaft eingestuft.Auf der Grundlage des BKA-Gespräches solltedas Zahntechniker-Handwerk Preislisten fürdie interne Diskussion vorbereiten.

Für das Zahntechniker-Handwerk blieb wei-terhin das Problembewusstsein bestehen,

dass die Zahnärzte die Verträge direkt mit denKrankenkassen machten und die Zahntechnikeraußen vor waren. Noch war allerdings nichtentschieden, dass dies auch eine Einbindungdes Zahntechniker-Handwerks in die RVObedeutete. Ein entscheidendes Gespräch inRichtung Einbindung fand schließlich inNordrhein-Westfalen mit dem damaligenSozialminister Professor Friedhelm Farthmannstatt. Auf die Darstellungen von PräsidentKanter, so Kanter im Rückblick, ergriffFarthmann das Wort und sagte zu seinerDelegation: „Also meine Herren, wenn das wasHerr Kanter hier vorträgt stimmt, und ich gehedavon aus, dann müssen wir etwas ändern.“Weiter führte er in Richtung VDZI-Präsidentenaus: „Herr Kanter, eines müssen Sie dabeiberücksichtigen: wenn Sie Ihre eigenen Preisemit den Kassen machen wollen, dann bleibtihnen nichts anderes übrig, als die Einbindung

in die RVO – damit wäre dasZahntechniker-Handwerk Vertrags-partner wie die Zahnärzte auch.“Dieses Gespräch führte zur Über-legung und zur Entscheidung imBundesrat, den Antrag zu stellen,dass das Zahntechniker-Handwerk indie RVO eingebunden wird. „Zurdamaligen Zeit blieb uns gar nichtsanderes übrig, als diesen Weg überdie Einbindung zu gehen – auch wennich dies aus heutiger Sicht etwasanders sehe“, erklärt Klaus Kanter im

Rückblick. Auch wenn es vor der Abstimmungim Bundesrat noch Einwände seitens einigerPolitiker gegen die Einbindung des Zahntech-niker-Handwerks in die RVO gab, wurde dieseschließlich doch beschlossen.

Mit dem Krankenversicherungs-Kosten-dämpfungsgesetz (KVKG) wurde das

Zahntechniker-Handwerk erstmalig in die RVOeingebunden. Die Formulierung des Gesetz-gebers: „Die Beziehungen zwischen Kassen-zahnärzten und Zahntechnikern mit Ausnahmeder Vergütung sowie Rechnungsregelung nacheinheitlichen Grundsätzen regeln sich nachdem bürgerlichen Vertragsrecht.“ Damit solltenüber die in der GKV abrechnungsfähigen zahn-technischen Leistungen und ihre Vergütungenmit den Innungen Kollektivverträge abge-schlossen werden. Nachdem zwischenzeitlichsogar bis zu 100 Prozent der Zahnersatz-Kosten von den Krankenkassen bezuschusstworden waren, regelte das neue Gesetz einenZuschuss bis zu 80 Prozent der Kosten derBehandlung.

Am 8. September 1978 kam es schließlichzum Abschluss des ersten Vertrages mit denRVO-Krankenkassen. Die Zahntechniker verein-barten damit das Leistungsverzeichnis undFestpreise mit den Krankenkassen auf Landes-ebene.

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„Das Krankenversicherungs-Kostendämpfungsgesetz war eine vonmehreren Möglichkeiten, dem Zahntech-niker-Handwerk die längst überfälligeangemessene Mitwirkung in demVerfahren einzuräumen, Patienten mitZahnersatz zu versorgen.“_ Präsident Klaus Kanter zum KVKG

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Unter Präsident Hartmut Stemmann musste sich der VDZI gegenzunehmende Vorwürfe der Preistreiberei wehren. „Um sachlich einwand-freie Zahlen vorlegen zu können, die die Preistreiberei der gewerblichen

Laboratorien widerlegen konnten, forderten wir vom Verordnungsgeber denKontenrahmen der gesetzlichen Krankenkassen zur Erfassung der verschieden-sten Ausgaben im Bereich Zahnersatz und Kieferorthopädie aufzugliedern“, er-klärt Hartmut Stemmann im Rückblick. Der erweiterte Kontenrahmen sah danneine getrennte Erfassung der Ausgaben für Zahnersatzleistungen für Honorar,Materialkosten der Praxis, zahntechnische Leistungen Praxislabor, zahntechni-sche Leistungen aus Gewerbelabor und Material vor.

Ein zentrales Thema in der Amtszeit von Präsident Hartmut Stemmann war dieAuseinandersetzung mit dem zahnärztlichen Praxislabor, mit dem sich auch dieBundesregierung und das Bundesverwaltungsgericht beschäftigten. Gerade in der

1979 – 1980

Hartmut Stemmann -

III. Präsident des VDZI

Fortsetzung derArgumentationslinie

1979Wettbewerbsbericht der Bundesregierung zumPraxislabor

4. Mai 1979 Gründung der Wirtschaftsgesellschaft desVerbandes Deutscher Zahntechniker-InnungenmbH

11. Mai 1979Urteil des Bundesverwaltungsgerichts Die Tätigkeit der Herstellung der zahntech-nischen Leistung ist keine Ausübung derZahnheilkunde im Sinne des § 1Zahnheilkundegesetz

1979Erster Gysi-Preis-Wettbewerb des VDZI

Das „Teleskop“ erscheint erstmals alsHandbuch Ausbildung„Dem Teleskop N° 1 sollten spätere Ausgabenfolgen. Die inhaltliche Gliederung sah vor:Offizielle VDZI-Informationen; Informationenund Kommentare zu beiden RechtsbereichenHWO und RVO, Aktuelles zu allen Aus- undWeiterbildungen, Mitteilungen der VDZI-Mitgliedsinnungen, „Eine freie dentalbezogeneStellungnahme“ von fremden Journalisten,„Eine offene Tür zum BDZ, zur KZV und denzahnärztlichen Berufsverbänden“ und in jederAusgabe ein Entwicklungsbericht über neueTechniken“, so der damalige Präsident HartmutStemmann zur Ausrichtung des TELESKOP.

Zeitleiste wichtiger Ereignisse von 1979

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Frage zeigte der VDZI als berufspolitischeVertretung des Zahntechniker-Handwerksgegenüber der Politik Präsenz und setze seineArgumentationslinie weiter fort: „Die Bundes-regierung war von den Abgeordneten aufge-fordert, zur Wettbewerbsungleichheit zwischenPraxis- und Gewerbelaboren Stellung zubeziehen. Hier wurde der neu gewählteVorstand in eine dringlich zu bearbeitendeSituation hineingestellt. Die mit der Bearbei-tung der Anfrage beschäftigten Ministerienhatten schon eine vorläufige Antwort entwick-elt, die unseren Berufsstand nicht geringbelastete. Es galt hier, zügig in Bonn tätig zuwerden, um wenigstens das Gröbste abzu-wehren. Der ZDH war uns dabei sehr behilflichund wir erkannten wieder einmal mehr, dassunser Verband im Nahbereich des Bundestagesund der Regierung etabliert sein muss.“

Trotz dieser Anstrengungen und der kon-tinuierlichen Begleitung des andauernden

Rechtsstreites über die Zuordnung des Praxis-labors erklärte das Bundesverwaltungsgerichtvom 11. Mai 1979 die Zulässigkeit desPraxislabors ohne Eintragungspflicht in dieHandwerksrolle, das heißt ohne die Pflicht zurEinstellung eines Zahntechnikermeisters.Dieses Urteil setzte zwar einen Schlussstrichunter den zuvor andauernden Rechtsstreit,dennoch blieb das Thema Praxislabor auchspäter unter Präsident Lothar Kappe – beson-ders vor dem Hintergrund des Kostendäm-pfungs-Ergänzungsgesetzes und der Diskus-

sion um Fest- beziehungsweise Höchstpreise –weiter aktuell.

In der etwas über eineinhalb Jahre langenAmtszeit von VDZI-Präsident Hartmut Stem-mann arbeitete das Zahntechniker-Handwerknach Innen an einer Zusammenfassung derBerufsordnung und der Ausbildungsinhalte. Sowar das Zahntechniker-Handwerk hinsichtlichseiner Lehrlingszahlen zur Gruppe der zehnstärksten Ausbildungsberufe im Handwerkaufgestiegen. Aus diesem Grund entstand dieErstausgabe der verbandseigenen Zeitschrift„Teleskop“ als Schwerpunktausgabe zur VDZI-Dentalmesse Dentechnica 1979 in München.Anlässlich der Dentechnica in München führteder VDZI auch erstmals seinen mittlerweile

renommierten Nachwuchswettbewerb - denGysi-Preis-Wettbwerb - durch.

Ein Vertrag zur Lieferung von allen zahn-technischen Leistungen an alle Bundeswehr-Zahnstationen auf der Grundlage des beb-Leistungsverzeichnisses scheiterte daran, dassdas Vertragswerk mit Voraussetzungen für einBundeseinheitliches Leistungsverzeichnis derzahntechnischen Arbeiten einschließlich einerbundeseinheitlichen Vergütung den Austrittvon vier Innungen bewirkte, und die Kranken-kassen waren auch nicht mehr bereit, diesekostendämpfenden Grundlagen zu akzeptieren.Daher entschloss sich die Bundesregierunggegen den Vertrag.

„Die Bundesregierung war von den Abgeordneten aufgefordert,

zur Wettbewerbsungleichheit zwischen Praxis- und Gewerbelaboren

Stellung zu beziehen. Hier wurde der neu gewählte Vorstand in eine

dringlich zu bearbeitende Situation hineingestellt. Die mit der

Bearbeitung der Anfrage beschäftigten Ministerien hatten schon

eine vorläufige Antwort entwickelt, die unseren Berufsstand nicht

gering belastete. Es galt hier, zügig in Bonn tätig zu werden, um

wenigstens das Gröbste abzuwehren. Der ZDH war uns dabei sehr

behilflich und wir erkannten wieder einmal mehr, dass unser

Verband im Nahbereich des Bundestages und der Regierung

etabliert sein muss.“_ Präsident Hartmut Stemman zum

Wettbewerbsbericht der Bundesregierung 1979

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1981

„Bericht der Bundesregierung“ zum Praxislabor„Werden Zahnprothesen in einem zahnärzt-lichen Labor nicht nur für den Eigenbedarf, son-dern auch für andere Zahnärzte gefertigt, undwird somit ein besonderer Gewinn angestrebt,so liegt ein Gewerbebetrieb vor, der ebenfallswie der des Zahntechnikers der Gewerbesteuerunterliegt.“

1981

Ergänzung der Zahnersatz-RichtlinienHerausgabe am 24. Juni 1981.

22. Dezember 1981

Krankenversicherungs-Kostendämpfungs-Ergänzungsgesetz (KVEG)Die Vergütungen der Zahntechniker werden fürein Jahr um fünf Prozent abgesenkt.

1982

Zahntechnik TELESKOP wird das offizielleOrgan des Verbandes Deutscher Zahntechniker-Innungen

1983

Einführung des BundeseinheitlichenLeistungsverzeichnisses für zahntechnischeLeistungen (BEL-I)

28. Oktober 1983

Eintragung der Teleskopkrone durch dasDeutsche PatentamtDamit wurde sie offizielles und geschütztesHandwerkszeichen des VDZI.

1985

Neufassung der Zahnersatz-Richtlinien auf-grund des KVEG

Zeitleiste wichtiger Ereignisse von 1980 bis 1988

1980 – 1988

Lothar Kappe - IV. Präsident des VDZI

Dialog mit zahntechnischemSachverstand

Die Vereinbarung von Festpreisen mit den Krankenkassen, wie derGesetzgeber es gewollt hatte, war auch drei Jahre nach der Einbindung desZahntechniker-Handwerks in die Reichsversicherungsordnung (RVO) immer

noch Teil des berufs- und gesundheitspolitischen Diskurses. Der Einstieg in dieRVO bedeutete gleichzeitig, dass das Zahntechniker-Handwerk diesen Festpreisüber einen Durchschnittspreis bekommen würde. Dies bestätigte auch ein Urteildes Oberlandesgerichtes (OLG) Düsseldorf vom 24. Februar 1981, nachdem eszuvor unterschiedliche Interpretationen des Gesetzestextes gegeben hatte.„Darüberhinaus verbietet der § 368 g Abs. 5a RVO dem Vertragsschließendenüberhaupt, einen öffentlich-rechtlichen Vertrag auf der Grundlage einer Richt-oder Höchstpreisregelung zu vereinbaren“, so das OLG. Der VDZI und dasZahntechniker-Handwerk teilten diese Auffassung, da vor allemPraxislaboratorien von eventuellen Höchstpreisen profitierten, so dieEinschätzung Anfang des Jahres 1981.

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Weiterhin, so Präsident Lothar Kappe,hatte das Zahntechniker-Handwerk

durch die Einbindung in die RVO aber auch dieMitverantwortung für die Kostenentwicklungim Bereich der Krankenkassen übernommen.Gerade gegen den Vorwurf, das Zahntechniker-Handwerk würde die Kosten in die Höhetreiben, musste sich die berufspolitischeFührung zu Beginn der 80er Jahre vermehrtwehren: zum einen, weil die Ausgabenentwick-lung in der GKV für Zahnersatz eine Steige-rungsrate von 12,2 Prozent im Jahr 1980 aus-gewiesen hatte. Zum anderen führte dies vorallem auch dazu, dass Maßnahmen zur Kosten-dämpfung, nachdem in den 70er Jahren teil-weise 100 Prozent für Zahnersatz übernommenwurden, immer wieder im Bereich des Zahn-techniker-Handwerks gesucht wurden: „Zudemsollten die Sozialpolitiker die Grenzen desSozialstaates deutlicher machen und nebendem Appell an die Vernunft auch wieder mehrdie Bedeutung der Eigenverantwortlichkeit her-ausheben. Die Vorschläge der Zahnärzteschaft,Kostendämpfung durch Verminderung derNachfrage nach aufwendigem Zahnersatzdurch die Ausrichtung der Zuschüsse derKrankenkassen an vorgegebenen Festbeträgenfür Mat.- und Lab.-Kosten zu erreichen mit derdaraus folgenden Konsequenz, Druck auf diePreise der zahntechnischen Leistungen entste-hen zu lassen, so daß die zwischen denKrankenkassen und Innungen vereinbartenVergütungen nicht Festpreise, sondern Höchst-preise darstellen werden, sind aus der Sicht der

Zahnärzte zwar verständlich, aus unserer Sichtaber abzulehnen, weil das uns verpflichtendeGesetz Festpreise vorschreibt, wie das OLGDüsseldorf in seinem Beschluß bestätigt“, soPräsident Lothar Kappe anlässlich der 8.Informations- und Fortbildungstagung desBundesverbandes des Deutschen Dental-Medizinischen Großhandels e. V. am 28. April1981 in Berlin.

Die Diskussion um Fest- beziehungsweiseHöchstpreis regelte der Gesetzgeber noch

1981. Mit dem am 1. Januar 1982 in Kraftgetretenen Kostendämpfungs-Ergänzungs-gesetz (KVEG) wurde § 368g Abs. 5a RVOdahingehend geändert, dass die Verträge„Höchstpreise vorzusehen (haben), die die vonden Zahntechnikern abgerechneten Preiseunterschreiten müssen“. Das KVEG sah außer-dem in seinem Art. 5 Nr. 6 S. 1 vor, dass die am1. September 1981 vereinbarten Vergütungenfür zahntechnische Leistungen nach dem Aus-laufen der jeweiligen vertraglichen Regelungenfür die Dauer eines Jahres um 5 Prozent abge-senkt werden sollten. „Wenn wir die Monate derArbeit für diese Bemühungen [des VDZI hin-sichtlich des KVEG; Anm. d. Red.] an unsvorüberziehen lassen, mit den beidenAnhörungsterminen im Ministerium Ehrenbergund vor dem Bundestagsausschuß für Arbeitund Sozialordnung in Bonn, mit denGesprächen im ZDH, mit diesem gemeinsam imMittelstandskreis der CDU/CSU, mit denGesprächen bei den Geschäftsführern der

Sozialausschüsse der Parteien, [...], dannmüssen wir ernüchternd feststellen, daß sichgegenüber dem Referentenentwurf nur folgen-des geändert hat: 1. Art 5, Ziffer 6 KVEG. Die10%ige Absenkung der Gebühren wurde auf 5% reduziert, damit halbiert. Der Vergütungs-stopp von 24 Monaten auf 12 Monatezurückgenommen. [...]“, so Präsident Kappevor der Mitgliederversammlung im Februar1982.

Die gegen die Ab-senkung vom Zahn-techniker-Handwerk

erhobene Verfassungsbeschwerde blieb erfolg-los. Da sich die Absenkungsregelung auch aufdie Praxislaboratorien auswirkte, unterstützenauch die Zahnärzte eine entsprechendeVerfassungsbeschwerde. Trotz weiter beste-hender Zweifel an der Verfassungsmäßigkeitder Bestimmungen hat der VDZI – auch beieingeschränkter Entscheidungsbefugnis – dieUmsetzung nicht verweigert.

So stellte das KVEG in seinen negativenAuswirkungen auch einen Erfolg der berufs-politischen Arbeit des VDZI dar – wenngleichder volle Umfang der Beteiligung des VDZI amEntscheidungsprozess nicht gegeben war.Durch das KVEG wurde in § 368g Abs. 4 RVOvorgesehen, dass der Bewertungsausschuss fürzahnärztliche Leistungen im Benehmen mitdem Bundesverband der Zahntechniker-Innungen (VDZI) ein einheitliches Verzeichnisder abrechnungsfähigen zahntechnischen

Verfassungsbeschwerdeohne Erfolg

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Leistungen erstellen sollte. Die Arbeit derErstellung eines bundeseinheitlichen Lei-stungsverzeichnisses (BELV) hatte der VDZIschon Mitte der 70er Jahre begonnen und alsfür das Zahntechniker-Handwerk bedeu-tungsvoll angesehen. So konnte der VDZI ge-rade durch die kontinuierliche berufspolitischeArbeit im Dialog mit allen Beteiligten imGesundheitswesen seine Bereitschaft zurMitverantwortung in dieser Frage überzeugenddarlegen. Entsprechend wurde der VDZI auchan der Erarbeitung eines einheitlichen Lei-stungsverzeichnisses für zahntechnische Lei-stungen eingebunden. Gezielte Gespräche imVorfeld des KVEG ab Februar 1981 belegten,dass das Zahntechniker-Handwerk in diesenFragen, beispielsweise auch bei derVereinbarung eines einheitlichen Auftragsfor-mulars für zahntechnische Leistungen, einge-bunden wurde. „Die Einführung des BELV ist fürdas Zahntechniker-Handwerk von so funda-mentaler Bedeutung, daß ich alle „Experten“ zugrößtmöglichen Einsatz dafür aufrufe. AlleInnungen müssen an einem Strang ziehen und

sich bewußt werden über die Auswirkungen desBELV für die nächsten 10 Jahre. Nur ein voll-kommen übereinstimmendes gemeinsamesVorgehen wird der wirtschaftlichen Situationunseres Handwerks gerecht werden“, so Kappein seiner Aufforderung nach innerer Geschlos-senheit des Zahntechniker-Handwerks in dieserHinsicht im Speziellen, aber auch in allenanderen anstehenden berufspolitischenHerausforderungen.

Eine wesentliche Herausforderung unddamit ein Ziel der Berufspolitik bedeutete

die Einführung des bundeseinheitlichenLeistungsverzeichnisses selbst: Zwar war derVDZI berechtigt, den zahntechnischenSachverstand im Benehmen einzubringen, dasverbindliche Verzeichnis sollte allerdings vomBewertungsausschuss bis zum 30. Juni 1982verabschiedet werden. Diese Zuständigkeit, soKappe, sollte der VDZI zurückbekommen.

Das Bundeseinheitliche Leistungsverzeich-nis für zahntechnische Leistungen (BEL-I)wurde schließlich 1983 eingeführt.

Nach vielen Irrungen und Wirrungen Endeder 70er und Anfang der 80er Jahre mit eini-gen Innungsaustritten, war für PräsidentLothar Kappe und den VDZI gerade dieZurückgewinnung der inneren Geschlossenheitein zentrales Thema der berufspolitischen„Innenpolitik“ – vor allem auch angesichts dergesundheitspolitischen Entwicklungen, aberauch mit Blick auf das Bestreben, den Dialogmit der Zahnärzteschaft wieder zu inten-

sivieren, um die Basis eines gemeinsamenMiteinanders zu finden. Als Hauptproblemewurden weiterhin die Themen Praxislabor unddie Einbindung des Zahntechnikers in die RVOgesehen. Schon in der Beurteilung desKrankenversicherungs-Kostendämpfungs-gesetzes und der Frage, ob dieses ein Anti-

Zahntechniker-Gesetz sei,hatte Kappe erklärt, dassvieles von der gegen dasZahntechniker-Handwerk

gerichteten Politik der Zahnärzte abhinge – vorallem von These 13, die eine Ausgliederung derZahntechniker aus der RVO forderte.

In einer Übereinstimmung mit denZahnärzten in den zentralen Fragen derZahnersatz-Versorgung in Deutschland sahKappe vor allem die Voraussetzung dafür, dassdas Zahntechniker-Handwerk nicht zumFreiwild der Gesetze wird. Diese Aufgabe istjedoch nicht immer einfach gewesen und wurdedurch neue Ausgabensteigerungen, nachdemdas KVEG zuerst Wirkung gezeigt hatte, abMitte der 80er Jahre wieder schwieriger.

Seit Mitte des Jahres 1984 schossen dieAusgaben in allen Bereichen der gesetzlichenKrankenversicherung über die Basis derGrundlohnsumme hinaus (insgesamt 7,4Prozent Steigerung) – und sorgten für eineneuerliche Krise im Gesundheitswesen. Durcheinen Ausgabenzuwachs von 9,6 Prozent gerietauch der Leistungsbereich Zahnersatz erneutin den Fokus der kritischen Betrachtung durchPolitiker, Krankenkassen und Presse. Dabei

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Lothar Kappe: „Zahntechnik muss alleinigeAufgabe des Zahntechnikermeisters sein.“

Dialog mit derZahnärzteschaft

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hatte dieser Ausgabenbereich als einziger Bereich im Jahr 1983 einenAusgabenrückgang von 4,6 Prozent verzeichnet – was auch Auswirkungen auf diewirtschaftliche Situation der zahntechnischen Meisterbetriebe hatte.

In dieser Zeit war es für die berufspolitische Arbeit des VDZI unerlässlich, sach-lich fundierte und damit belegbare Daten zur Entwicklung im Zahntechniker-Handwerk seit dem KVEG und auch im Zuge der Einführung des BEL-1 vorlegen zukönnen. Hier halfen gerade auch die Erkenntnisse aus den Erhebungen zumBetriebsvergleich des VDZI, an dem sich seit den frühen 80er Jahren immer mehrBetriebe beteiligten. „Zwei wichtige Argumente sprechen für eine Beteiligung amVDZI-Betriebsvergleich: Durch den externen Betriebsvergleich lassen sichbetriebliche Schwachstellen besser erkennen und die Verhandlungskommissionender Innungen erhalten wertvolles Grundlagenmaterial für ihre Verhandlungen mitden Kassen“, so der VDZI zum Betriebsvergleich 1984.

Aufgrund der Ausgabensteigerung beim Zahnersatz forderte BundesministerNorbert Blüm die Partner in der Selbstverwaltung, Krankenkassen wie

Leistungserbringer auf, bis zur Frühjahrssitzung der Konzertierten Aktion imGesundheitswesen im März 1985 geeignete Kostendämpfungsmaßnahmen zuentwickeln. „Als Herumfummeln am Gürtel des anderen“ rügte Blüm allerdings dieersten Vorschläge der Zahnärzte, darunter auch der neuerliche Vorschlag der Ein-

führung von Festzuschüssen für zahntechni-sche Leistungen. „Die Krankenkassen, nichtzuletzt vom VDZI immer wieder auf dieNachteile und Gefahren des Festzuschußsys-tems hingewiesen, ließen sich jedoch nichtauf diesen Vorschlag ein. Statt dessenbestanden und bestehen sie auf der längstfälligen Beschreibung der medizinischnotwendigen, wirtschaftlichen und aus-reichenden Versorgung mit Zahnersatz“, er-klärte VDZI-Präsident Kappe im Februar1985.

Der VDZI war in den Gesprächen mit denVertretern beider Seiten, aber auch über den

ZDH als Sprachrohr an der Frühjahrssitzungder Konzertierten Aktion, darauf bedacht, mitHilfe seines zahntechnischen, beruflichen

Sachverstandes Kosten-strukturen und damit dieTransparenz bei der zahn-prothetischen Versorgungzu fördern. In dieser

Hinsicht hat der VDZI einige Einschränkungenund geringfügige Ausgrenzungen vorgeschla-gen – ohne dass die Funktionalität des Zahn-ersatzes darunter gelitten hätte, beziehungs-weise die Patienten über Gebühr belastet wor-den wären. „Für sehr viel gefährlicher erachtenwir dagegen den Vorschlag der zahnärztlichenVerbände, bestimmte zahntechnische Leistun-gen ganz aus der kassenzahnärztlichen Versor-gung herauszunehmen. Dies hätte zur Folge,daß diese für eine bestimmte Versorgungsartnotwendigen Teilleistungen nicht nur vom 60 %-igen Kassenzuschuß ausgenommenwären, sondern daß sie in den freien Markt –sprich Privatliquidation – überführt würden unddamit vom Zahnarzt mit dem 1- bis 6-fachenSatz berechnet werden könnten“, so LotharKappe im Statement anlässlich der Pressekon-ferenz am 8. Mai 1985 in Bonn.Nach langen Verhandlung der Spitzenver-bände der Krankenkassen und der Kassenzahn-ärztlichen Bundesvereinigung haben diese zurKostendämpfung schließlich die Neufassungder Zahnersatz-Richtlinien empfohlen. Die zen-tralen Punkte, die schließlich auch umgesetztwurden, waren:

VDZI-Präsident Lothar Kappe 1982Die Zielvorstellungen des VDZI

� Sicherstellung des Lebensraumes des Zahntechniker-Handwerks.

� Zurückgewinnung der inneren Geschlossenheit.

� Anerkannter Partner in der gesetzlichen Krankenversicherung zu sein.

� Die Zuständigkeit für das Leistungs-verzeichnis zurückzubekommen.

� Die fachliche Leistungskraft des Zahntechniker-Handwerks zu erhalten und dauernd zu fördern.

� Den gewerblichen zahntechnischen Betrieben beratend und fördernd zur Seite zu stehen.

� Die Interessen des Zahntechniker-Handwerks allgemein zu vertreten.

Transparenz derzahnprothetischenVersorgung

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seinem zahntechnischen Sachverstand nichtungehört blieb. Lothar Kappe leitete daraus1987 folgenden Anspruch ab, der auch dasVerhältnis zu den Zahnärzten generell prägensollte: „Eigenverantwortung – nicht nur desVersicherten, sondern auch des Leistungs-erbringers – setzt in jedem Fall Mitgestaltungvoraus, wie es die Selbstverwaltung vorsieht.Die Möglichkeit der Mitgestaltung wirdkleineren Leistungserbringern vorenthalten,bzw. nicht ausreichend gewährt.“ Gezielt dieVerantwortung für den eigenen handwerk-lichen Bereich zu erlangen und damit dieTrennung – wie auch im Hamburger Abkommenvon 1958 festgehalten – zwischen Handwerkauf der einen und Medizin auf der anderenSeitezu vollziehen, konnte, so VDZI-PräsidentKappe, in seiner Amtszeit nicht erreicht wer-den.

� Verblendungen sind im Oberkiefer nur bis einschließlich Zahn 5, im Unterkiefer nur bis einschließlich Zahn 4 vorzunehmen.

� Brücken mit mehr als 8 Brückengliedern sind ausgegrenzt, also keine Kassenleistung mehr.

� Ausgegrenzt sind auch über 4 pro Kiefer hinausgehende Verbindungsele-mente zur Herstellung von Kronen, Brücken und individuell gefertigten Verbindungselementen sollen Palladium-Basis-Legierungen (Palladium-Silber, Palladium-Kupfer) verwendet werden / Edelmetallfreie Legierungen können verwendet werden, wenn sie beryllium- und galliumfrei sind.

� Für die Verordnung von in der Regel nicht notwendigen (ausgegrenzten) Leistungen gilt nunmehr die Ziffer 7 der Richtlinien mit folgendem Wortlaut: „Gibt es verschiedene, den gleichen Erfolg versprechende Arten des Zahnersatzes, so soll der Zahnarzt diejenige vorsehen, die auf Dauer am Wirtschaftlichsten ist ..“.

Die Verhandlungen der Krankenkassen und der Zahnärzte über dieVeränderung des Zuschuss-Systems für Zahnersatz scheiterten jedoch. Entgegender Übereinkunft mit den Spitzenverbänden der gesetzlichen Krankenkassen undeiner Zusage anlässlich der Konzertierten Aktion im Frühjahr, den VDZI an denVerhandlungen zu beteiligen, wurden von Zahnärzte-Seite aufgrund der„Aktivitäten des VDZI gegen Festzuschüsse“ (zwei Briefe an die GKV-Spitzenverbände, die auch an die Mitglieder gingen), abgelehnt.

Für den VDZI blieb allerdings die Erkenntnis bestehen, dass er mit der Politikder kleinen Schritte den richtigen Weg eingeschlagen hatte. Diese kurzfristigenSchritte – so zeigten es die weiteren Entwicklungen im Gesundheitswesen, aberauch der Dialog mit der Zahnärzteschaft – waren angesichts kontinuierlicher undimmer wieder notwendig werdender Strukturveränderungen im Gesundheits-wesen ohnehin das Gebot der jeweiligen Stunde.

Für das Zahntechniker-Handwerk und den VDZI insgesamt bedeuteten dieEntwicklungen in der Amtszeit von Präsident Lothar Kappe zweierlei: Zum einenkonnte sich der gesamte VDZI, unter anderem auch mit einem einheitlichenPositionspapier, wieder geschlossen nach Außen präsentieren. Auf der anderenSeite zeigten gerade auch die kleinen Schritte, beziehungsweise die jeweilskleinen Erfolge, dass das Zahntechniker-Handwerk mit seinen Argumenten und

„Wir Zahntechniker sind die Fachleute

im Bereich der Technik. So dauert die

Qualifikation bis zum Meister und die

damit einhergehende Ausbildungsberech-

tigung 17 Semester.“_ Präsident Lothar

Kappe zur Qualifikation der Zahntechnikermeister

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1. Juli 1991Inkrafttreten des BEL IIBundeseinheitliches Leistungsverzeichnis derabrechnungsfähigen zahntechnischenLeistungen nach § 88 Abs. 1 SGB V.

11. September 1992Großdemonstration des Zahntechniker-Handwerks auf dem Bonner MünsterplatzBis zu 20.000 Zahntechniker versammeln sich,um gegen die geplante Seehofer-Reform zuprotestieren.

1. bis 4. Oktober 1992Konsensverhandlungen zum Gesundheits-strukturgesetz zwischen Regierung undOpposition in LahnsteinZiel des von der Regierung und der Oppositiongetragenen Gesetzes: Die Bezahlbarkeit desGesundheitswesens sichern.

1993Inkrafttreten des Gesundheitsstrukturgesetzes(GSG)� Die Vergütungen der Zahntechniker werden

für ein Jahr um 5 Prozent abgesenkt.� Die Vergütungs-Anhebungen müssen sich an

der Entwicklung der Grundlohnsumme orientieren.

� Die Zahnärzte müssen dem Labor die Kasse des Patienten angeben.

1995 Die Perlenkette wird als Fachbetriebszeicheneingeführt

1996Beschluss von Weimar betont Eigenständigkeitdes Zahntechniker-Handwerks

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20. Dezember 1988Beschluss des Sozialgesetzbuches V (SGB V)Mit dem Artikel 1 des GRG zu Beginn des Jahres1989 in Kraft getreten.

1. Januar 1989Inkrafttreten des Gesundheitsreformgesetzes(GRG)� Das Zahntechniker-Handwerk erhält die

Zuständigkeit für sein eigenes Leistungsverzeichnis, das BEL II. Vertragspartner der Kassenverbände wird derVDZI.

� Der Zuschuss für Zahnersatz wird auf in der Regel 50 Prozent begrenzt.

� Vergütungen für zahntechnische Leistungen sind weiter auf Landesebene zu vereinbaren.

4. Juli 1989 Gründung des Kuratoriums perfekterZahnersatz

17. Februar 1990 Gründung des VerbandesDeutscher Zahntechniker-Innungen der DDR inMagdeburg

27. Juli 1990Die Handwerksordnung derBundesrepublik Deutschlandtritt in der DDR in Kraft

3. Oktober 1990 Mit der Wiedervereinigungwird der Verband Deutscher

Zahntechniker-Innungen der DDR Mitglied imVerband Deutscher Zahntechniker-Innungen –Bundesinnungsverband mit Sitz in Frankfurt amMain

Zeitleiste wichtiger Ereignisse von 1988 bis 1997

Die Präsidenten des VDZI derBundesrepublik und der DDR:Eberhard Schütz (links) undBurkhard Uding.

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Das Gesetzgebungsverfahren zum Gesundheitsreformgesetz (GRG), das dieCDU/CSU/FDP-Bundesregierung unter Federführung von Arbeits- undSozialminister Norbert Blüm beschloss, war zum Beginn der Amtszeit von

Präsident Eberhard Schütz in vollem Gange. Das GKV-System sollte auf eine neuegesetzliche Grundlage gestellt werden: das fünfte Buch des Sozialgesetzbuchs(SGB V), in das die Reichsversicherungsordnung (RVO) zum größten Teil überführtwurde. Dies hatte natürlich auch Auswirkungen auf das Zahntechniker-Handwerk:„Der jetzt vorliegende Gesetzentwurf schafft für das Zahntechniker-Handwerkeine neue Situation, da die Erstellung des Leistungsverzeichnisses und dieVereinbarungen über die Vergütungen auf Bundesebene, und damit in derKompetenz des VDZI, angesiedelt werden sollen“, so VDZI-Präsident Schützunmittelbar nach seiner Wahl. Das hatte – so die Einschätzung in dieser heißenPhase der Gesetzgebung – auch Auswirkungen auf die interne Arbeit des VDZI.„Die Neuerarbeitung eines bundeseinheitlichen Leistungsverzeichnisses – wasimmer auch der Gesetzgeber darunter versteht – macht eine intensive Arbeit derGremien des VDZI notwendig. Die größte Arbeit wird aber im Bereich derStrukturänderung innerhalb des Bundesverbandes zu suchen sein, der sich auf dieGesamtverantwortung für alle Innungen im Bundesgebiet vorbereiten muß“, soSchütz weiter. Zu diesen Aufgaben gehörte zwangsläufig auch die Überzeu-gungsarbeit, die noch außen stehenden Innungen zu integrieren, um gegenüberden Vertragspartnern einheitlich auftreten zu können.

Neben der berufspolitischen Arbeit des VDZI beschäftigte sich auch dieBundesvereinigung der Fachverbände des Deutschen Handwerks (BFH) mit derStrukturreform der gesetzlichen Krankenversicherung. In der gemeinsamenResolution vom 7. Juni 1988 forderte die BFH, dass die Selbstbeteiligung derPatienten nicht überstrapaziert werden sollte. So sei die vorgesehene Ausweitungder Selbstbeteiligung von 22 auf 50 Prozent für die Versicherten nicht zumutbar,da Arbeitsplätze im Zahntechniker-Handwerk gefährdet wären. „Die Bundesver-einigung der Fachverbände bemängelt das Fehlen von Durchführungsregelungenfür die beabsichtigte Kostenerstattung beim Zahnersatz und fordert, daßsichergestellt werden muß, daß keine zusätzliche Verzögerung der Bezahlung derLeistungen durch den Zahnarzt an die Betriebe des Zahntechniker-Handwerksentstehe“, so der Wortlaut der Berichterstattung im Zahntechnik TELESKOP ausdem August 1988.

1988 – 1997

Eberhard Schütz -V. Präsident des VDZI

Das Zahntechniker-Handwerk stellt sich geschlossen über das Bundesgebiet dar

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Im Rahmen der 8. Informations- undDiskussionsveranstaltung der Zahntechniker-Innung Nordbayern in Lam im Herbst 1988machte VDZI-Präsident Eberhard Schütz ausSicht des Zahntechniker-Handwerks klar, dassdas GRG lediglich ein weiteres Kostendäm-pfungsgesetz sei und die eigentlichen Ziele derReformierung der sozialen Krankenversiche-rung verfehle.

Tatsächlich wurde am 20. Dezember 1988das Sozialgesetzbuch V (SGB V) beschlos-

sen, das mit dem Artikel 1 des GRG zu Beginndes Jahres 1989 in Kraft trat. Mit demGesundheitsreformgesetz verfolgte der Gesetz-geber angesichts der Kostenentwicklung imGesundheitswesen folgende Ziele:� die Solidarität neu zu bestimmen,� die Eigenverantwortung der Versicherten

zu stärken,� die Wirtschaftlichkeit der

Leistungserbringung zu erhöhen,� die Strukturen der Krankenversicherung

zu modernisieren und� das Recht der Krankenversicherung neu

zu kodifizieren.

Im Zuge des GRG erhielt das Zahntechniker-Handwerk die Zuständigkeit für sein eigenesLeistungsverzeichnis, das BEL II. Damit wurdeder VDZI Vertragspartner der Kassenverbände.Wie bereits im Vorfeld abzusehen gewesen war,wurde der Zuschuss für Zahnersatz auf in derRegel 50 Prozent begrenzt. Die Vergütungen

für zahntechnische Leistungen sollten weiter-hin auf Landesebene vereinbart werden.

Die Auswirkungen desGRG waren für dasZahntechniker-Hand-werk dramatisch: „In

einer Blitzumfrage bei unseren Innungen undeiner repräsentativen Zahl von Laboratorienhaben wir für den Monat März bereits 40%igeUmsatzrückgänge festzustellen. In einer Reihevon Betrieben wird kurzgearbeitet. Die Zahl derBetriebe mit Kurzarbeit wird sicher nochzunehmen. Uns ist auch bekannt, daß Betriebegezwungen sind, auf die Umsatzrückgänge mitFreistellungen von Mitarbeitern zu reagieren“,so VDZI-Präsident Schütz anlässlich derPressekonferenz zum 33. Verbandstag im Juni1989. Zu den Ursachen der Zurückhaltung derPatienten sagte Schütz weiter: „Neben demZwang, im Rahmen der Kostenerstattung teil-weise oder ganz mit den Kosten für dieZahnersatzversorgung in Vorlage treten zumüssen, wird es jedoch zu einem weiterenUmsatzeinbruch wegen reduzierter Zuschüssekommen.“ Ein Jahr später wurden Minderaus-gaben von über vier Milliarden ausgewiesen.Der Umsatzrückgang bei den gesetzlichenKrankenkassen betrug gegenüber 1988 minus46,6 Prozent beim Zahnersatz.

Für das Zahntechniker-Handwerk war nachInkrafttreten des GRG daher eine gesteigerteÖffentlichkeitsarbeit zur Stärkung des Patien-tenbewusstseins für Zahnersatz das Gebot der

Stunde. Zu diesem Zweck wurde schließlich am4. Juli 1989 das Kuratorium perfekter Zahn-ersatz gegründet, um die politisch gewollte Ei-genbeteiligung durch Information über die Not-wendigkeit und die Wirtschaftlichkeit von Zahn-ersatz selbstverständlich werden zu lassen.

Im Jahr Zwei des GRG zog VDZI-PräsidentSchütz trotz der weiterhin angespanntenwirtschaftlichen Lage eine positive Bilanz derberufspolitischen Arbeit zum Verbandstag inNürnberg. „Die an uns gestellten Aufgaben:� die Schaffung eines bundeseinheitlichen

Verzeichnisses der abrechnungsfähigen Leistungen,

� die Besetzung von Schiedsämtern,� die Vereinbarung von Vergütungen auf

der Ebene der Vertragsbereiche� und die Mitwirkung bei der Festsetzung

differenzierter Zuschüsse für Zahnersatzwurden, soweit Sie uns betreffen, erledigt.“

Den Verbandstag in Nürnberg, aber auchdas gesamte Jahr 1990, prägte jedoch vor

allem ein Thema: Die Wiedervereinigung. Diese,so Eberhard Schütz im Rückblick, war eineSternstunde für ganz Deutschland. Diese wirk-te sich natürlich auch auf das gesamtdeutscheZahntechniker-Handwerk aus. Schon frühzeitighatte der VDZI nach den Ereignissen im Herbstdes Jahres 1989 Kontakt zu den selbstständi-gen Zahntechnikern der DDR aufgenommen.„Mit dem Kollegen Burkhard Uding in Magde-burg habe ich gleich im Januar in zwei Tag- undNacht-Sitzungen eine Satzung für den Verband

Dramatische Auswir-kungen des GRG

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Deutscher Zahntechniker-Innungen der DDR ausgearbeitet. Gleichzeitig haben wirauch die Rückführung der Zahntechniker aus dem mittleren Medizindienst derDDR wieder ins Handwerk erarbeitet – gemeinsam mit dem Zentralverband desDeutschen Handwerks und den politischen Verantwortlichen“, erklärt EberhardSchütz im Rückblick. Am 17. Februar 1990 erfolgte bereits die Gründung desVerbandes Deutscher Zahntechniker-Innungen der DDR in Magdeburg. Zur Über-nahme der Handwerksordnung der Bundesrepublik Deutschland in der DDRbedurfte es der Festlegung darüber, wie die Ausbildung gerade im Zahntechniker-Handwerk zu regeln sei.

Die Zahntechniker in der DDR sind in der DDR zum großen Teil im staatlichenGesundheitswesen beschäftigt gewesen – entsprechend war die Ausbildung alsZahntechnikermeister in der DDR 1974 eingestellt worden. Die Ausbildung zumZahntechniker erfolgte in einer medizinischen Fachschule mit einerAusbildungsdauer von drei Jahren. Daran anschließend war die Weiterbildungzum Fachzahntechniker mit einer zweijährigen Ausbildungszeit möglich – miteiner Spezialisierung auf bestimmte Fachgebiete. Ein leitender Zahntechnikermusste zusätzlich eine 20-monatige Ausbildung absolvieren, so dass diese bis aufdie betriebswirtschaftlichen Kenntnisse einen meisterähnlichen Ausbildungsstandaufwiesen.

Der Zentralverband des Deutschen Handwerks ist in Übereinstimmung mitdem Zahntechniker-Verband der Bundesrepublik und dem entsprechenden

Verband der DDR der Ansicht, dass möglichst viele qualifizierte Zahntechnikeraus dem staatlichen Gesundheitswesen in eine selbständige Beschäftigung alsHandwerksunternehmer überwechseln sollten. Aus diesem Grunde sollten die lei-tenden Zahntechniker eine Ausnahmebewilligung für die Eintragung in dieHandwerksrolle unter der Auflage erhalten, in einem bestimmten Zeitraum dieNachqualifizierung im betriebswirtschaftlichen Bereich vorzunehmen. DieFachzahntechniker, die bislang in leitender Position (keine Abteilungsleiter) tätigwaren, sollten die Ausnahmebewilligung unter der Auflage erhalten, in einem be-stimmten Zeitraum sowohl eine betriebswirtschaftliche als auch eine fachlichePrüfung zu absolvieren“, so der Wortlaut eines Schreibens des ZDH an dasBundesministerium für Wirtschaft im Juli 1990.

Am 27. Juli 1990 trat nach den abgeschlossenen Verhandlungen die

Handwerksordnung der Bundesrepublik Deut-schland in der DDR in Kraft. Am 3. Oktober1990 wurde mit der Wiedervereinigung diePräambel der Satzung des VerbandesDeutscher Zahntechniker-Innungen in der DDRwirksam, wonach der DDR-Verband aufgelöstwurde und die Zahntechniker-Innungen in derehemaligen DDR automatisch Mitglieder imVDZI der Bundesrepublik wurden. „Damit sindwir wieder ein Bundesverband unter der Mitwir-kung aller Innungen in ganz Deutschland. Jetztgilt es, die vorhandenen Strukturen zu festigenund dort, wo noch Innungen fehlen, sie zu grün-den und diese in den VDZI einzugliedern“, soVDZI-Präsident Schütz und der Präsident desVDZI in der DDR Uding in einem gemeinsamenSchreiben.

Zu den benannten Strukturen gehörte auchdie Einführung des Kassenzahnarztrechtes – zudem auch der Leistungsbereich der Zahntech-

„Damit sind wir wieder ein Bundesverband

unter der Mitwirkung aller Innungen in ganz

Deutschland. Jetzt gilt es, die vorhandenen

Strukturen zu festigen und dort, wo noch

Innungen fehlen, sie zu gründen und diese in

den VDZI einzugliedern .“_ VDZI-Präsident Schütz und der Präsident des VDZI

in der DDR Uding in einem gemeinsamen Schreiben

zur Wiedervereinigung

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niker gehört – nach dem SGB V in den Gebietender ehemaligen DDR . Damit galt auch dasBundeseinheitliche Leistungsverzeichnis imgesamten Bundesgebiet als Grundlage zahn-technischer Leistungserbringung in der gesetz-lichen Sozialversicherung.

Diese Grundlage zahntechnischer Lei-stungserbringung wurde nach zweijähri-

gen Verhandlungen im Zuge des Inkrafttretensdes SGB V 1991 im BundeseinheitlichenLeistungsverzeichnis der abrechnungsfähigenzahntechnischen Leistungen nach § 88 Abs. 1SGB V (BEL II) weiterentwickelt. In dieserHinsicht hatte der VDZI schon frühzeitigVoraussetzungen für ein neues BEL IIaufgestellt. Diese beinhalteten die Transparenzder Leistungsinhalte, die Qualitätssicherungdurch differenzierte Leistungsbeschreibung,die Möglichkeit der Aufnahme neuer Technikensowie den weitgehenden Ausschluss derNotwendigkeit regionaler Abrechnungsbestim-mungen. Das BEL II, das am 1. Juli 1991 in Krafttrat, führte das BEL I in seiner Logik fort. „Dasneue BEL II umfaßt neben den vom BEL I herbekannten Leistungen jetzt auch die BereicheKieferorthopädie und Schienen. Es besteht aus103 „Kopfpositionen“ und zusätzlichen 54„Unterteilungspositionen“. In einem neuen „§ 7“ der „Einleitenden Bestimmungen“ ist ge-regelt, daß bei der Rechnungsstellung dort, woeine „Kopfposition“ durch „Unterpositionen“unterteilt ist, die Angabe nur der Kopfpositionnicht ausreicht, sondern die jeweilige

Unterteilungsposition angegeben werden muß.Auf diese Weise wird eine größtmögliche Trans-parenz erreicht und die geleistete Arbeit nach-vollziehbar gemacht“, erklärte BEL-ExperteHeinz-Josef Kuhles eine wesentliche Regelungder Rechnungslegung im TELESKOP Anfangdes Jahres 1991. Auf dieser Grundlage wurdedas BEL II kontinuierlich weiterentwickelt – seitdem 1. April 2006 gilt nun das BEL II – 2006.

Zum Ende des Jahres 1991 setzte sich derVDZI mit den Zahnärztevorschlägen des

„dritten Weges“ auseinander. Als Grundversor-gung mit Zahnersatz sahen die Zahnärzte dieErhaltung der Zähne durch Einzelkronen unddie Versorgung des Lückengebisses durchabgestützte Metallgussprothesen und totalenZahnersatz vor. Entsprechend sollten alleanderen Versorgungsformen Wahlleistungenwerden und die Zuschüsse durch die Kranken-kassen in Form von Festzuschüssen fixiert wer-den. „Wenn man sich einmal in Erinnerung ruft,wie die abgestützte Prothese mit Klammernnoch vor Jahren bei den Zahnärzten in Verrufwar, weil die Zähne, an denen die Klammernsitzen, ja stark beschädigt werden, so ist esschon erstaunlich, welche Kehrtwendung sichdie Zahnärzteschaft in ihrer Argumentationleistet. Der Erhalt der Zähne wird absolut inden Vordergrund gestellt; trotzdem gilt es alsausreichend und medizinisch offensichtlichunbedenklich, wenn man jetzt wieder zur her-ausnehmbaren Klammerprothese zurück-kehrt“, so die kritische Einschätzung von VDZI-

Präsident Eberhard Schütz zurDarstellung in der Öffentlichkeit

„Eine dritte und wichtige Maßnahme, die für diePosition des deutschen Zahntechniker-Handwerksim Rahmen der Einbindung des SGB V zu beach-ten ist und unsere Position stärken kann, ist dieDarstellung unseres Handwerks in der Öffentlich-keit. Wir stellen den Zahnersatz für zahnkrankePatienten her, der Zahnarzt gliedert ihn ein. Wir schaffen die betrieblichen Voraussetzungen,daß Zahnersatz bester Qualität möglich ist, derZahnarzt andererseits schafft die medizinischenVoraussetzungen, daß dieser Zahnersatz am undim Patienten wirken kann.Diese Wechselwirkung ist noch weitgehendunbekannt und muß mehr und mehr der breitenÖffentlichkeit ins Bewußtsein gerückt werden.“

Präsident Eberhard Schütz.

Wurden diese Vorschläge noch kritischdiskutiert, so stellten die Sparpläne von

Bundesgesundheitsminister Horst Seehofereinen Schock für das Zahntechniker-Handwerkdar. Die am 14. Juli 1992 präsentierten Entwürfezum Gesundheitsstrukturgesetz sahen fol-gende Kernpunkte im Einzelnen vor: eine ge-plante Differenzierung nach Regel- undWahlleistungen bei der Versorgung mit Zahn-ersatz, die Absenkung der Preise für zahntech-nische Leistungen um zehn Prozent auf derBasis von 1991, festgeschrieben für die Jahre1993 bis 1995, und die künftige Festlegung derVergütungen für zahntechnische Leistungenauf Bundesebene und nicht mehr wie bisherdurch regionale Vereinbarungen. Bereits zweiWochen zuvor hatten sich die Obermeister inFrankfurt am Main getroffen, um über die Über-

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legungen zum Gesundheitsstrukturgesetz zuberaten. In diesem Rahmen wurde eine Reso-lution verabschiedet. „Die Preise zahntechni-scher Leistungen sind in den letzten zehnJahren, bei einer allgemeinen Inflationsratevon rund 33 Prozent, lediglich um rund 19 Pro-zent angestiegen. Die beabsichtigte Absenkungum zehn Prozent auf der Basis von 1991 bedeu-tet tatsächlich eine Absenkung um circa 16 Pro-zent bezogen auf die aktuellen Vergütungen“,so der Wortlaut zweier Abschnitte derResolution, die sich als die „bitterste Pille“ fürdas Zahntechniker-Handwerk darstellten.

Im Rahmen der Anhörung der Berufsver-bände am 27. Juli im Bonner Gesundheits-

ministerium zu den Referentenentwürfen fürdas GSG wiesen die VDZI-Vertreter auf dieruinösen Konsequenzen für das Zahntechniker-Handwerk hin. In den Grundpositionen derGesundheitshandwerke, die der ZDH für seineStellungnahme verwendete, hieß es zum Zahn-ersatz unter anderem: „Die vorgesehene zehn-prozentige Absenkung der Vergütung für zahn-technische Leistungen, die aufgrund desBezugs auf das Jahr 1991 und insbesondere derFestschreibung der Preise für 3 Jahre eine tat-sächliche Absenkung von bis zu 30 Prozentbedeutet, ist völlig unausgewogen und wirdwegen ihrer ruinösen Auswirkungen auf dieBetriebe des Zahntechniker-Handwerks abge-lehnt.“

In mehrfachen Gesprächen mit den Politi-kern wies der VDZI besonders auf die ver-

heerenden Konsequenzen für die neuenBundesländer hin. Bundesminister Seehoferhat daraufhin zu erkennen gegeben, dass dieMaßnahmen für das Zahntechniker-Handwerknoch einmal überprüft und neu gefasst werdenkönnten. Schließlich wurde neben denSachargumenten auch der öffentliche Druckimmer größer. Eindrucksvolles Beispiel für dieMobilmachung des Zahntechniker-Handwerksgegen die Seehofer-Sparpläne war dieGroßdemo vom 11. September 1992 in Bonn.20.000 Zahntechniker versammelten sich aufdem Münsterplatz, um gegen die geplanteReform zu protestieren.

Vom 1. bis 4. Oktober 1992 fanden dann inLahnstein die Konsensverhandlungen zum

Gesundheitsstrukturgesetz zwischen Regie-rung und Opposition statt. Dieser Kompromisswurde unter anderem auch notwendig, da dieSPD mit Bundesratsmehrheit die ursprüng-

lichen Entwürfe Seehofers ablehnte. DerDurchbruch ging unter dem Namen „Lahnstein-Kompromiss“ in die Geschichte ein. Das Papier,das als Grundlage für einen neuen Regierungs-entwurf zum SGB V und zum GSG 1993 diente,sah als Kernstück für den Bereich Zahntechnikeine Absenkung der Vergütungen für Zahn-technik um fünf Prozent auf der Basis 1992 vor.Dies war zumindest ein Teilerfolg der berufs-politischen Arbeit des VDZI und der Innungen,da die zehnprozentige Absenkung abgewehrtwerden konnte. Die Verhandlungskompetenzfür die Vergütungen zahntechnischer Leistun-gen blieb wei-terhin Sache der Innungen undging nicht auf die Spitzenverbände über.

Noch vor dem Inkrafttreten des GSG dachteHorst Seehofer bereits über die nächstenSchritte einer weiteren Reform nach. Die zen-trale Frage lautete: Was muss solidarisch abge-sichert werden und was kann in Eigenverant-wortung vom Patienten getragen werden?

Eindrucksvo l l esBeispiel für dieMobilmachung desZahn te chn i ke r -Handwerks gegendie Seehofer- Spar-pläne war die Groß-demo vom 11. Sep-tember 1992 inBonn. 20.000 Zahntech-niker versammeltensich auf dem Mün-sterplatz, um gegendie geplante Re-formzu protestie-ren.

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Der VDZI war unterdessen weiter bestrebt, die Gesundheitsexperten von derNotwendigkeit zu überzeugen, die geplante Absenkung generell fallen zu lassen,da die betriebswirtschaftlichen Ergebnisse der Laboratorien schon vor derAbsenkung alles andere als zufriedenstellend waren. Mit dem Inkrafttreten desGSG wurden die Preise der Zahntechniker schließlich um fünf Prozent abgesenkt.

Mit der Öffnung der EG-Binnenmärkte wurde im Jahr 1993 auch das ThemaEuropa für das Zahntechniker-Handwerk immer wichtiger. Nach derVerabschiedung der EG-Richtlinie 93/24/EWG vom 14. Juni 1993 überMedizinprodukte wurde auch der Regierungsentwurf eines Gesetzes über denVerkehr mit Medizinprodukten zur Umsetzung der EG-Richtlinie in deutschesRecht vorgelegt. Wesentlich für das Zahntechniker-Handwerk: zahntechnischeLeistungen gelten als Sonderanfertigungen.

Ab Mitte der 90er Jahre beschäftigte sich das Zahntechniker-Handwerk vorallem mit der dritten Stufe der Gesundheitsreform – der so genannten

Krankenversicherung 2000. Als Abkürzung kursierte zu Beginn des Jahres 1995auch GNG, für Gesundheits-Neuordnungs-Gesetz. Vor dem Hintergrund derEntwicklungen im Gesundheitswesen mit den vorrangigen Prämissen derGewährleistung stabiler Beitragssätze, sozialer Ausgewogenheit und hoherQualität bekannte sich die Herbstmitgliederversammlung des VDZI am 13. und 14.Dezember 1994 zur Qualitätssicherungsstudie, und die umgehende Herausgabeals Loseblatt-Form wurde beschlossen.

Zentral für den weiteren berufspolitischen Kurs des VDZI und des gesamtenZahntechniker-Handwerks im Hinblick auch auf die dritte Stufe derGesundheitsreform war der gefasste Beschluss der Mitgliederversammlunganlässlich des Verbandstages 1996 in Weimar. Dieser Beschluss betonte gezielt dieEigenständigkeit des Zahntechniker-Handwerks als Grundlage zielführenderGespräche mit den Zahnärzten zur Herstellung eines gemeinsamen Konsenses.Mit diesen Grundsatzforderungen trat der VDZI in den Monaten bis zum 2. GKV-Neuordnungsgesetz im Juli 1997 – aber auch darüber hinaus – an die Politik. DasZiel: neben der Eigenständigkeit sollte auch die Transparenz bei derZahnersatzversorgung gewahrt werden. „Der Patient ist in einem weit höherenGrade auf Transparenz angewiesen als früher. Ihm diese zu ermöglichen, dienteine der Hauptforderungen des Weimarer Beschlusses: Die getrennte

Beschluss von Weimar betont Eigenständigkeit desZahntechniker-HandwerksUm mit den Zahnärzten einen Konsens herzustellen, hat dieMitgliederversammlung des VDZI am 01.06.1996 in Weimar folgendes beschlossen:1. Das zahntechnische Werkstück ist ein hochqualifiziertes

Gesundheitsgut, das allein der Zahnarzt verordnet und eingliedert.2.Hersteller und Lieferanten von zahntechnischen Werkstücken für

den Patienten unterliegen grundsätzlich den qualitätssichernden, handwerksrechtlichen und handwerkswirtschaftlichen Regeln.

3.Das Zahntechniker-Handwerk beansprucht die Beibehaltung der Vertrags- und Mitbestimmungsrechte in allen Gremien, in denen auch zukünftig über Inhalt, Preis und Qualität der zahntechni-schen Leistungen entschieden wird.Dies schließt auch die gleichberechtigte Beteiligung der Zahntechniker im Bundesausschuß der Zahnärzte und Krankenkassen ein.

4.Das Zahntechniker-Handwerk plädiert für eine Sicherstellung der Leistungs- und Kostentransparenz seitens der Leistungserbringer gegenüber den Patienten.

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Rechnungslegung von Zahnarzthonorar und Leistungdes Zahnlabors“, so Präsident Eberhard Schütz.

Das 2. Neuordnungsgesetz (NOG), das kurz vor demEnde der Amtszeit von Präsident Eberhard Schütz ver-abschiedet wurde und unter VDZI-Präsident Lutz Wolfschließlich am 1. Juli 1997 in Kraft trat, war der Versuchdes Ausstiegs aus der Finanzierung von Zahnersatzdurch die gesetzliche Krankenversicherung. Festzu-schüsse für Zahnersatz sollten mit dem 2. NOG einge-führt werden. „Wenn wie geplant das 2. NOG am 1.7.dieses Jahres in Kraft tritt, müssen erst noch Anzahlund Höhe dieser Festzuschüsse festgelegt werden.Definiert werden die Festzuschüsse vom Bundesaus-schuss Krankenkassen/Zahnärzte. Positiv hierbei istfür das Zahntechniker-Handwerk zu vermelden, daßder VDZI nicht nur die Gelegenheit zu einerStellungnahme bekommt, sondern, daß dieseStellungnahmen mit einzubeziehen ist“, führteEberhard Schütz auf der Pressekonferenz anlässlichdes 41. Verbandstages in Hamburg aus.

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1997Der VDZI ruft zur qualitätsorientierten komple-mentären Leistungspartnerschaft Zahnarzt unddes Zahntechnikermeister auf.

23. Juni 19972. GKV Neuordnungsgesetz� Einführung von Festzuschüssen für zahn-

ärztliche und zahntechnische Versorgung. � Wegfall des BEL II nach § 88 Abs. 1.� Wegfall der Vergütungsvereinbarungen mit

den Krankenkassen nach § 88 Abs. 2.� Wegfall der Schiedsämter nach § 89 Abs. 7.

25. – 28. Juni 1998Die Mitgliederversammlung des VDZI beschließtdas Bad Fredeburger Konzept

1. August 1998Inkrafttreten der Verordnung über dieBerufsausbildung zum Zahntechniker / zurZahntechnikerin vom 11. Dezember 1997.

25. November 1998Gründungspressekonferenz der InitiativeproDente e. V.

19. Dezember 1998Solidaritätssicherungsgesetz Hebt das Festzuschuss-System wieder auf undbindet das Zahntechniker-Handwerk wieder indas SGB V (mit Wirkung zum 01.01.1993) ein.

1. Februar 1999 Einführung des neuen Verbandszeichens

Juni 1999Erklärung der Obermeister zur anstehendenGesundheitsreform 2000

30. März 2000Beschluss des Konzeptes 2000

8. November 2000Stellungnahme des VDZI zur Anhörung imGesundheitsausschuss des DeutschenBundestages zum Praxislabor

Dezember 2000Expertenkommission verstärkt Fachkompetenzdes VDZI

1. März 2001Studiengang Dentaltechnologie wird mit Beginndes Sommersemesters an der FachhochschuleOsnabrück angeboten

23. Januar 2002Parlamentarischer Abend des VDZI

Juli 2002Agenda des Zahntechniker-Handwerks veröffentlicht

Oktober 2002Erste Pläne eines Steuervergünstigungsabbau-gesetzes (SteVAG) werden bekanntZahntechnische Leistungen sollen von siebenProzent auf 16 Prozent angehoben werden.

11. November 2002Demonstration des Zahntechniker-Handwerksin Berlin gegen geplante Preisabsenkung imVorschaltgesetz

23. Dezember 2002Beitragssatzsicherungsgesetz (BSSichG) Absenkung der Höchstpreise für abrechnungs-fähige zahntechnische Leistungen um fünfProzent zum 1. Januar 2003.

Januar 2003VDZI und Zahntechniker-Innungen starten dieInitiative Allianz Meisterliche Zahntechnik

14. März 2003Regierungserklärung von BundeskanzlerSchröder zur Agenda 2010„Qualitätssiegel Meisterbrief bleibt imGesundheitsbereich erhalten“

Der Bundesrat verweigert Steuervergünsti-gungsabbaugesetzes (SteVAG) die Zustimmung

22. August 2003Unterzeichnung der „Gemeinsamen Erklärung“vom Bundesministerium der Verteidigung(BMVg) und vom VDZI

19. Dezember 2003Beschluss der Handwerksnovelle Das Zahntechniker-Handwerk verbleibt alseines von nur 41 Handwerken mit Meisterzwangin der Anlage A zur Handwerksordnung.

13. Januar 2004Resolution der 24 Zahntechniker-Innungen

2004GKV-Modernisierungsgesetz (GMG)Ab Januar 2005 werden bisherige prozentualeAnteile der gesetzlichen Krankenkassen an denKosten beim Zahnersatz durch sogenannte“befundbezogene Festzuschüsse” ersetzt.

14. Juli 2004Der Gemeinsame Bundesausschuss legt dieFestzuschuss-Richtlinien in derZahnersatzversorgung fest.

1. Januar 2005 Einführung der Festzuschüsse für ZahnersatzStatt 50 Prozent (mit Bonusheft bis 65Prozent) der Kosten für die einfach und zweck-mäßige Behandlung werden künftig Pauschalenbezahlt, die etwa 50 Prozent Leistung auf Basisdes Jahres 2004 umfassen sollen.

Zeitleiste wichtiger Ereignisse von 1997 bis 2005

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Unerlässlich für die Arbeit nach Außen war für VDZI-Präsident Lutz Wolf dieinnere Geschlossenheit des VDZI: „Wenn wir es nicht schaffen, dass dieeinzelnen Innungen den VDZI stabilisieren, wird, und das ist eine

zwangsläufige Wechselwirkung, der VDZI die Innungen destabilisieren.“ Genaudiese Schwächung des gesamten Berufsstandes galt es auf jeden Fall zu verhin-dern, um die Eigenständigkeit des Zahntechniker-Handwerks zu erhalten,beziehungsweise weiterzuentwickeln.

Das erste große Projekt der Amtszeit von Lutz Wolf war die Vision der lei-stungsorientierten Partnerschaft in der Zahnersatzversorgung, die den Beschlussvon Weimar, einen Konsens mit der Zahnärzteschaft herzustellen, fortentwickelnsollte. Denn selbst im Falle von Interessengegensätzen – so die Erkenntnis desVDZI – höre die Verständigung nicht auf, sondern beginne sie vielmehr. Schließlichhätten sowohl Zahnärzte als auch Zahntechnikermeister einen gemeinsamenAuftrag: die Zahnersatz-Versorgung des Patienten. „Den Investitionen desPatienten für Zahnersatz steht eine Leistung von hoher Qualität und Wertigkeitgegenüber, für die das deutsche Zahntechniker-Handwerk steht. Die Aufgaben derBerufspolitik im kommenden Jahr zeichnen sich deutlich ab: der VDZI wird sichvehement dafür einsetzen, die bestehenden ungleichen Chancen, die einen qua-litätsorientierten Wettbewerb behindern und verzerren, aus dem Weg zu räu-men“, so der VDZI in seinen Leitsätzen für qualitätsorientierte Leistungs-beziehungen zwischen Zahnarzt und gewerblichem Zahntechniker. Oberstes Zieldieser Leitsätze war der Dialog mit dem Zahnarzt: „Nur gemeinsam lässt sich dieLeistung für die Patienten auf hohem Niveau umsetzen. Die qualitätsorientierteLeistungsbeziehung zwischen Zahnarzt und gewerblichem Zahntechniker mussaber auch immer wieder bestärkt werden.“

Beherrschendes gesundheitspolitisches Thema des zweiten Halbjahres 1997blieb natürlich die dritte Stufe der Gesundheitsreform. Denn mit dem 2. GKV-

Neuordnungsgesetz (NOG) sollten Festzuschüsse für Zahnersatz eingeführt wer-den. In diesem Zusammenhang war es besonders wichtig, dass der VDZI ab dieserZeit zu allen politischen Gesetzgebungsverfahren Stellung nehmen konnte. Einebesondere berufspolitische Herausforderung seit dieser Zeit stellte die in jederReform befürchtete Ausgrenzung des Zahnersatzes aus der GKV dar. So war erst-mals im 2. NOG vorgesehen, dass die kollektive Höchstpreisliste mit demFestzuschuss-System wegfällt.

Leitsätze für qualitätsorientierteLeistungsbeziehungen zwischenZahnarzt und gewerblichemZahntechniker (1997)

1. Information und Aufklärung.2.Individuelle Vertragsbeziehungen

fördern.3.Leistungsfähigkeit der Berufe erhalten.4.Faire Leistungsbeziehungen.5.Qualitätsorientierte Leistungs-

beziehungen.6.Sicherung der Strukturqualität.

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Lutz Wolf - VI. VDZI-Präsident

Systempartnerschaft garan-tiert qualitätsorientierteVersorgung mit Zahnersatz

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Die Bedingungen eines fairen Wettbewerbsin der Zahntechnik sollten jedoch jederzeit mitdem Ziel der Sicherung der Versorgungsqua-lität für den Patienten verknüpft werden. Indieser Hinsicht setzte auch die Kritik des VDZIan: „Der VDZI bleibt bei seiner Kritik, daß dieFestzuschüsse zu Lasten der Versichertenniedriger festgesetzt wurden, als dies nachdem Gesetz vorgesehen ist. Problematisch istauch, daß anders als beim zahnärztlichenHonorar die zahntechnischen Leistungen mitden alten Bewertungsgrundlagen eingezogenwurden, die selbst nach Erkenntnissen desBundesgesundheitsministeriums erheblicheFehlbewertungen und Mischkalkulationen dar-stellen.“ Im Gegenzug begrüßte der VDZI, dersich konstruktiv an der Umsetzung beteiligenwollte, dass mit der Neuregelung allen gesetz-lich Krankenversicherten, die nicht die Härte-fallregelung für sich in Anspruch nehmenmüssen, damit bei entsprechender Eigenbetei-ligung nahezu sämtliche Therapieformen offenstehen, ohne dass der Festzuschuss entfällt.

Die Festzuschüsse wurden schließlich abdem 1. Januar 1998 eingeführt. Zur Mitte

des Jahres wurde dann immer offensichtlicher,dass sich das Festzuschuss-Experiment weitausnegativer auf die betriebswirtschaftliche Situa-tion des Zahntechniker-Handwerks auswirkte,als dies vorher abzusehen gewesen war.Entsprechend des Versorgungsrückganges inder Bevölkerung sanken die Aufträge für diezahntechnischen Meisterbetriebe drastisch.

Ablesbar wurde die Entwicklung vor alleman den Arbeitslosenzahlen, im Juli waren über7.000 Zahntechniker arbeitslos, aber auch amallgemeinen Ausbildungsmarkt. „In den zahn-technischen Meisterbetrieben ist Ausbildungs-bereitschaft oder die Übernahme von jungenGesellen kaum noch erkennbar. Dies ist um sobedauerlicher, da das Zahntechniker-Handwerkbei den jungen Leuten immer als ersteAusbildungsadresse bekannt war“, so Lutz Wolfzum Verbandstag in Bad Fredeburg.

Um die wirtschaftlichenund rechtlichen Rahmen-bedingungen zukünftiggestalten zu können, ver-

abschiedete die Mitgliederversammlung in BadFredeburg das gleichnamige Konzept. „DasErreichen des genannten Verbandszieles setztmethodische Planung und deren Umsetzung ingeeignete Maßnahmen voraus. Materielle undpersonelle Voraussetzungen sind zu schaffen.Hier sollten Innungen und VDZI auf zeitgemäßeKommunikationsinstrumente und -medien set-zen sowie auf die Ausnutzung personellerRessourcen im Bundesverband und in deneinzelnen Geschäftsstellen.“

Im zweiten Halbjahr des katastrophalenJahres 1998 setzte sich der VDZI in der berufs-politischen Arbeit dann nochmals verstärktdafür ein, die Verunsicherung der Patientendurch klare Regeln und durch eine gemeinsameVertrauensbildung aller Beteiligten schnell zubeseitigen, denn nach wie vor seien der Patient

und die zahntechnischen Meisterbetriebe Opfereiner völlig missglückten Umsetzung des neuenFestzuschuss-Systems. Der Appell der Zahn-techniker: „Wir haben jetzt nochmals alleVertreter der Zahnärzteschaft, der Kranken-kassen und der Politik zu einer konzertiertenAktion aufgerufen“, so Präsident Lutz Wolf,„denn das zahntechnische Handwerk ist nichtlänger bereit, den gesundheitspolitischenFlurschaden mit weiterer Arbeitslosigkeit zubezahlen.“ Zur Lösung der Strukturproblemebeim Zahnersatz forderte der VDZI daher ins-gesamt mehr Zuständigkeit für das Zahntech-niker-Handwerk – unter anderem auch in einem„Bündnis der Vernunft“ zu Gunsten derPatienten.

Nachdem auch das Bundesgesundheits-ministerium nach der Bundestagswahl die

katastrophale Bilanz des Zahntechniker-Handwerks zum Ende des Jahres 1998bestätigt hatte, wurde schließlich das Fest-zuschuss-System durch das Solidaritäts-stärkungsgesetz aufgehoben. Durch diesesVorschaltgesetz zur Strukturreform 2000wurde das Zahntechniker-Handwerk wieder indas SGB V eingebunden. Die Vereinbarung vonHöchstpreisen wurde nunmehr an die vomBundesministerium für Gesundheit und SozialeSicherung im Rahmen des § 71 SGB V fest-gestellte Veränderungsrate (als Höchstgrenze)gekoppelt.

Da gerade in der Amtszeit von PräsidentLutz Wolf nach dem Gesetz gleichzeitig auch

Bad FredeburgerKonzept

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immer vor dem Gesetz bedeutete, begrüßte der VDZI Anfang Januar 1999 dieVorschläge des SPD-Gesundheitsexperten Rudolf Dreßler, der schon denLahnstein-Kompromiss mit Horst Seehofer verhandelt hatte, zu einem Bündnis fürGesundheit. Zur geplanten Strukturreform der gesetzlichen Krankenversicherungbot das Zahntechniker-Handwerk daher seine Mitarbeit an.

Insgesamt hielt der VDZI es nach dem Vorschaltgesetz und vor der neuerlichenStrukturreform, die die Beitragsstabilität gewährleisten sollte, für unerlässlich,

dass sich alle gesundheitspolitisch Verantwortlichen, insbesondere dieZahnärzteverbände, das Zahntechniker-Handwerk und die Krankenkassengemeinsam um die Ausarbeitung und Umsetzung tragfähiger und dauerhafterKonzepte bemühen. „Bei dieser Neuordnung muß verstärkt Wert auf Elementegelegt werden, die das Vertrauen in die funktionsfähige und sozialverträglicheZahnersatzversorgung bei der Bevölkerung sicherstellen. Allerdings muß auch derwirtschaftlichen Bedeutung dieser hochqualifizierten Dienstleistungsbranche mitall seiner Innovationskraft mehr Beachtung gewidmet werden. Die bewährteSystempartnerschaft zwischen Zahnarzt und zahntechnischem Meisterlaborgarantiert die qualitätsorientierte und damit langfristig auch wirtschaftlicheVersorgung der Bevölkerung mit Zahnersatz auf hohem Niveau“, bezog sich VDZI-Präsident Wolf auf die Herausforderungen der Strukturreform.

Zur Mitgliederversammlung in Stuttgart positionierte sich auch das gesamteZahntechniker-Handwerk mit einer eigenen Resolution, die vor allem dieEigenständigkeit des Zahntechniker-Handwerks in den Mittelpunkt stellte. „AlsHersteller von Zahnkronen, Brücken und Prothesen hat das Zahntechniker-Handwerk die höchste Kompetenz für die Herstellungsqualität dieser deutschenHigh-Tech-Produkte. Das Zahntechniker-Handwerk bietet allen Beteiligten seineErfahrung und sein Fachwissen zur Begrenzung und zur Reduzierung der obenge-nannten Versorgungs- und Qualitätsrisiken an. Wegen seiner Leistungsfähigkeitund seiner Bedeutung gehört das Zahntechniker-Handwerk als gleichberechtigterPartner endlich in alle Gremien, in denen Regelungen zur Zahnersatzqualität und-wirtschaftlichkeit sowie der Einführung moderner Zahnersatz-Technologien vere-inbart werden“, so eine Passage aus der Erklärung der Obermeister.

Der Gesetzentwurf zur GKV-Gesundheitsreform 2000 sah letztendlich dieEinführung eines Globalbudgets vor. Der VDZI wandte sich mit einer

„Bei dieser Neuordnung muß verstärkt Wert

auf Elemente gelegt werden, die das Vertrauen

in die funktionsfähige und sozialverträgliche

Zahnersatzversorgung bei der Bevölkerung

sicherstellen. Allerdings muss auch der

wirtschaftlichen Bedeutung dieser hochquali-

fizierten Dienstleistungsbranche mit all seiner

Innovationskraft mehr Beachtung gewidmet

werden. Die bewährte Systempartnerschaft

zwischen Zahnarzt und zahntechnischem

Meisterlabor garantiert die qualitätsorientierte

und damit langfristig auch wirtschaftliche

Versorgung der Bevölkerung mit Zahnersatz

auf hohem Niveau.“_ Präsident Lutz Wolf zu den

Herausforderungen der Strukturreform

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Stellungnahme zu diesem Entwurf im Septem-ber 1999 an den Gesundheitsausschuss desdeutschen Bundestages, da er den § 142„Globalbudget“ und besonders die Absätze 2und 3 SGB V für nicht funktionsfähig hielt. DasGlobalbudget wurde in der Gesundheitsreform2000 nicht berücksichtigt.

Im Bewusstsein der Eigen-ständigkeit und der qual-itätsorientierten Zahner-satzversorgung, die noch-

mals durch die Verabschiedung des Konzeptes2000 verstärkt wurde, hat sich das Zahntech-niker-Handwerk in der Amtszeit von Lutz Wolf –wie unter den vorhergehenden Präsidentenauch – ebenso mit der Vergewerblichung deszahnärztlichen Berufsstandes auseinanderge-setzt. Hier hat der VDZI in vielen Gesprächenmit der Politik und der Zahnärzteschaft dieFehlentwicklungen auf zahnärztlicher Seiteaufgezeigt. Höhepunkt der Argumentationen,die durch die Einführung der Position desGeneralsekretärs im VDZI ab Mitte des Jahres2000 zusätzlich politisch gestärkt wurden, wardie Stellungnahme des VDZI zur Anhörung imGesundheitsausschuss des Deutschen Bundes-tages am 8. November 2000. Die zentralenForderungen der Stellungnahme waren:� Das Zahntechniker-Handwerk fordert eine

klare Definition des Praxislabors, das den neuen fachlichen und qualitätspoliti-schen Anforderungen des zahntechnischen Fortschritts gerecht wird und die Einhaltung

der Grundprinzipien der freien Heil-Berufe und der Berufsethik des Arztes gewährlei-stet.

� Die moderne zahntechnische Versorgungs-lösung aus dem handwerklichen Verantwor-tungsbereich des Zahntechnikermeisters ist neben der komplementären zahnärztlichen Behandlungsleistung zu einer prägenden Hauptleistung geworden. Zahnarzt und Zahntechnikermeister sind heute fachlich spezialisierte, komplementäre Leistungs-partner - dies begründet das Leitbild der qualitätsorientierten Leistungspartnerschaftder beiden eigenständigen, spezialisierten Berufe, für die der VDZI eintritt.

Mit der Zahnärzteschaft wurden im Vorfelddieser Anhörung viele Gespräche geführt, dieallerdings durch unsachgemäßen Umgang mitden Informationen des VDZI zu einem falschen„Eindruck der berufspolitischen Absichten undeiner vergifteten Atmosphäre“ führten.„Angesichts dieser konzentrierten und kon-zertierten Verschleierung scheint mit unserePolitik des offenen Dialoges und der Suchenach konstruktiven Lösungen allemal mehrzielorientiert, als eine Vogel-Strauß-Politik unddas Negieren von strukturellen Problemen.Besinnung und Grundkoordinaten desVerhältnisses von Zahnärzten und Zahntech-nikermeistern ist daher dringend geboten“, soLutz Wolf im Vorfeld der Anhörung.

Im Endergebnis zeigte die Anhörung, dassinsbesondere SPD-Politiker die ordnungspoli-

tische Brisanz einer zunehmenden Vergewerb-lichung des Arztberufes, wie etwa die gewinn-orientierte Beschaffung und Herstellung vonZahnersatz, erkannten.

Das BEL war auch zu Beginn des Jahres2002 weiterhin zentrale Abrechnungs-

grundlage. Da kein Leistungsverzeichnis alledenkbaren Abrechnungsfälle abdecken kann,hatten die Vertragspartner des BEL II, der VDZIund die Spitzenverbände der Krankenkassen,den „Gemeinsamen Ausschuss“ zur Fortent-wicklung des BEL II und zur Klärung vonAbrechnungsfragen gebildet. Der VDZI hat2002 gezielt Handlungsbedarf gesehen, da derGrundsatz der Einheitlichkeit des Leistungs-verzeichnisses durch einseitige Abrechnungs-interpretationen gefährdet war. Einvernehmlichstellten daher die Spitzenverbände mit demVDZI und der KZBV fest, dass Dritte nichtbefugt seien, eigene Abrechnungsregeln fürzahntechnische Leistungen festzulegen. DasBEL II und später das BEL II – 2004 wurde aufdiese Weise kontinuierlich fortentwickelt undblieb auch durch die neue Gesundheitsreformunberührt. Auch wenn es gerade Anfang 2004zu einer Blockadehaltung der Zahnärzteschaftgegenüber der Umsetzung der neuen Rech-nungslegungsvorschriften aus § 5 derEinleitenden Bestimmungen des BEL II-Ver-trages kam, einigten sich der VDZI und dieSpitzenverbände der Krankenkassen imBenehmen mit der KZBV letztendlich über dieAbrechnung nach dem BEL II – 2004.

Die Anhörung imBundestag zumPraxislabor

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Besonders die Gemeinsame Erklärung derSpitzenverbände und des VDZI sorgte in dieserHinsicht für Klarheit. Insgesamt hat sich dieVDZI-Arbeit im Gemeinsamen Ausschuss bisheute bewährt und stellt einen politischenErfolg in der Amtszeit von Lutz Wolf dar. SeitApril 2006 gilt das BEL II – 2006.

Zu Beginn des neuen Jahrtausends festigtesich auch die Demokratisierung nach

Innen, das heißt zwischen VDZI und den 24Zahntechniker-Innungen, die besonders durchdie berufspolitischen Kommunikations-Konzepte von 1998 und 2000 verbessertwurde. Zusätzlich sicherte die Beschlussfas-sung der Obermeister aus dem Jahr 2001 denberufspolitischen Kurs des VDZI: „Eine erfolg-reiche Darstellung der Interessen der zahntech-nischen Betriebe auf der politischen Bühnesetzt das hohe Engagement in der konse-quenten und einheitlichen Argumentationsowohl auf Landes- als auch auf Bundesebenevoraus“, stellten die Mitglieder den politischenHandlungsrahmen des VDZI sicher.

Zuvor hatten die Mitglieder anlässlich des45. Verbandstages in Trier von der Politik lei-stungsgerechte Rahmenbedingungen gefor-dert. Darüber hinaus forderte die Mitglieder-versammlung eindringlich die Gesundheits-politiker auf, zehn Jahre nach der DeutschenEinheit eine leistungs- und kostengerechteBewertung der zahntechnischen Leistungenaus Handwerksbetrieben in den neuenBundesländern zu ermöglichen. Die Diskrimi-

nierung der ostdeutschen Kollegen müssedurch eine Angleichung an das allgemeineVergütungsniveau endlich beseitigt werden.

Zwischen den zwei großen Festzuschuss-Einführungen beschäftigte das Zahntech-

niker-Handwerk vor allem die geplanteAbsenkung der Preise für die zahntechnischenLeistungen im Zuge des Beitragssatzsiche-rungsgesetzes vor dem Hintergrund dergeplanten Mehrwertsteuererhöhung vonsieben auf 16 Prozent. Im „Windschatten“dieser Planungen forderten die Spitzenver-bände der gesetzlichen Krankenkassen darüberhinaus von der Bundesregierung, dass sie zahn-

technische Leistungen einkaufen können. „Dieruinöse Experimentierlust der Krankenkassengegenüber dem Zahntechniker-Handwerk, diesich in solchen Vorschlägen offenbart, ist nichtnur vertragsökonomisch falsch und riskant.Nach fünf Reformen in zehn Jahren ist dasZahntechniker-Handwerk auch wirtschaftlichausgeblutet und hat keine Reserven mehr, dieKrankenkassen mit Einzelverträgen abschöp-fen könnten. Die Forderung steht im völligenMissverhältnis zu dem geringen Anteil von ge-rade 1,5 %, den zahntechnische Leistungen anden Kassenausgaben haben“, reagierte VDZI-Präsident Lutz Wolf umgehend auf dieseForderungen.

Wenige Tage später kursierten schließlichdie ersten Gerüchte, dass die Höchstpreise fürzahntechnische Leistungen im Zuge des Bei-tragssatzsicherungsgesetzes um zehn Prozentgekürzt werden sollten. Auch zu diesenMeldungen nahm Lutz Wolf direkt Bezug: „Nachdem dramatischen Abbau von 20.000Arbeitsplätzen seit 1998 und nicht kostendeck-enden Preisen in der Branche ist eine solcheAbsenkung für das personalintensive Hand-werk und den dort Beschäftigten der Ruin. DerVersuch, mit dieser Preisabsenkung die dro-henden Mehrausgaben zu kompensieren, diedie geplante Mehrwertsteuererhöhung von 7 %auf 16 % bei zahntechnischen Leistungen beiden gesetzlichen Krankenkassen verursachenwürde, ist offenkundig. Die Zahntechniker wür-den damit direkt die Staatskasse von MinisterEichel füllen.“

Gegen die Absenkung desBeitragssatzsicherungsgesetz

Das Zahntechniker-Handwerk zeigt zur Demoam 11. November 2002 in Berlin Gesicht.

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Da – so die Einschätzungen des VDZI – 3.000 Handwerksbetriebe durch diesegeplanten Maßnahmen vor dem Aus stünden und insgesamt 35.000 Arbeitsplätzegefährdet waren, zeigte das Zahntechniker-Handwerk selbst Gesicht. „DasPreisdiktat muss weg“: Am 11. November 2002 gingen 15.000 Zahntechniker inBerlin auf die Straße und demonstrierten am Brandenburger Tor.

Drei Tage später kündigte das Zahntechniker-Handwerk eine mögliche Verfas-sungsbeschwerde an: „Für den Fall, dass das Gesetz tatsächlich zustande kommt,werden wir jede rechtliche Maßnahme unterstützen, die die Umsetzung derPreisabsenkung verhindert. Die betroffenen Handwerksbetriebe werden sich beimBundesverfassungsgericht mit Verfassungsbeschwerden und Anträgen auf Erlasseiner einstweiligen Anordnung zur Wehr setzen, um das Inkrafttreten desBeitragssatzsicherungsgesetzes zu verhindern.“

Das Beitragssatzsicherungsgesetz trat schließlich am 1. Januar 2003 in Kraft.Die Preise für zahntechnische Leistungen wurden um fünf Prozent abgesenkt undder VDZI legte Verfassungsbeschwerde ein. Am Tag der Regierungserklärung vonBundeskanzler Gerhard Schröder zur Agenda 2010 am 14. März 2003, in der ersich zum Meisterprinzip im Bereich der Gesundheitshandwerke bekannte, ver-sagte der Bundesrat der Mehrwertsteuererhöhung von sieben auf 16 Prozentallerdings seine Zustimmung.

Das klare Bekenntnis des Bundeskanzlers zum Meisterbrief im Bereich dergefahrengeneigten Gesundheitshandwerke fand zum Ende des Jahres 2003Berücksichtigung im Beschluss der Handwerksnovelle durch Bundestag undBundesrat. So verblieb das Zahntechniker-Handwerk – wie die anderenGesundheitshandwerke auch – als eines von nur 41 Handwerken (ehemals 94) alsHandwerk mit Meisterzwang in der Anlage A zur Handwerksordnung.

Ansonsten stand das Jahr 2003 vollkommen im Zeichen der geplantenGesundheitsreform – des GKV-Modernisierungsgesetzes (GMG). Zur Mitte des

Jahres standen sogar Spekulationen im Raum, dass Zahnersatzleistungen übereine obligatorische private Zusatzversicherung mit pauschalen Prämienfinanziert werden sollte. Diese Privatisierungspläne stießen jedoch auf breiteAblehnung. Das Ziel des VDZI hieß dennoch weiterhin: die Verhinderung dergeplanten Festzuschüsse – besonders auch nach den Negativerfahrungen desersten Reformexperimentes des Jahres 1998. Die Festzuschüsse konnte der VDZI

zwar nicht verhindern, gerade auch weil „93Prozent im Bundestag sagten, dass wir es nichtverhindern können“. Dennoch setzte sich derVDZI durch massive Überzeugungsarbeit imSeptember – besonders in den letzten Tagendes Gesetzgebungsverfahrens – gegen denbereits im ersten Entwurf des Gesetzes stehen-den bundeseinheitlichen Preis für zahntechni-sche Leistungen ein. „Durch den berufspoliti-schen Einsatz konnten wir die Vertragskom-petenzen der Landesinnungen und damit eineOrientierung des Preisniveaus am regionalenKostenniveau für die Innungen retten. Der VDZIhat also den Bundesdurchschnittspreis in denVertragsstrukturen verhindert, er hat sie nichtbefördert, wie so manche Gerüchteküche ver-breiten möchte. Dieser Forderung des VDZInach Beibehaltung der Länderpreise hat diePolitik dann zugestimmt“, so Lutz Wolf überdas vom VDZI erzielte Ergebnis in den politi-schen Gesprächen. Darüber hinaus haben dieverantwortlichen Politiker eingesehen, dass die

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Überreichung derUrkunden – die»GemeinsameErklärung« derBundeswehr unddes VDZI ist einErfolg der berufs-politischen Arbeit.

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zahntechnischen Meisterbetriebe die hohenBelastungswirkungen eines bundeseinheit-lichen Preises nicht tragen können. Aus diesemGrund wurde ein Preiskorridor von +/- 5Prozent für die Preise der Länder eingeführt.Einzelpreise in den Ländern, die darüber lagen,sollten entsprechend nach unten undEinzelpreise in den Ländern, die darunterlagen, entsprechend nach oben angepasst wer-den.

Nachdem das Gesetz Mitte Oktober 2003den Bundesrat passiert hatte, setzte sich

das Zahntechniker-Handwerk weiter mit den imGesetz enthaltenen erneuten Zwangsab-senkungen der Preise in einigen Innungsbe-reichen auseinander. Vor dem Hintergrunddieser Entwicklungen verabschiedete dann eineaußerordentliche Mitgliederversammlung zuBeginn des Jahres 2004 einstimmig eineResolution. Damit bestätigten die Mitgliederden hartnäckigen Kurs der VDZI-Führung, allerechtlichen und politischen Schritte fort-zuführen, die geeignet erschienen, die ab 2005drohenden neuen Preisabsenkungen aus demGMG für viele Betriebe zu verhindern. „Es gehtin diesen Wochen nicht um neue Reform-entwürfe für die Zukunft. Es geht darum, dieneuen existenzbedrohenden Lasten fürtausende zahntechnische Betriebe durch dieNeuregelung des Zahnersatzes im GMG ab2005 solidarisch zu verhindern. Der von unsvorgelegte Vorschlag an die Politik macht diesmöglich. Dabei ist klar, dass das Handwerk auch

alle rechtlichen Schritte gegen das GMG einleit-en wird, wenn es nicht noch gelingt, die einsei-tigen Belastungswirkungen für die Zahntech-niker in den nächsten Monaten etwa durch einegeeignete Übergangsregelung zu verhindern.Dies ist allein deshalb konsequent, weil schondie Preisabsenkungen des Beitragssatzsiche-rungsgesetzes (BSSichG) seit 2003 eineunerträgliche und unangemessene Über-forderung aller Zahntechniker darstellen, wasauch die laufenden Verfassungsbeschwerdenzeigen. Die Neuregelungen des GMG bedrohennun ab 2005 mehr als 2.000 Betriebe in ver-schiedenen Regionen noch stärker in ihrerExistenz. Kann dies nicht verhindert werden,sind weitere Verfassungsbeschwerden vorpro-grammiert“, so Präsident Lutz Wolf zurResolution.

Im Juli hat der Gemeinsame Bundesaus-schuss dann die Festzuschuss-Richtlinien in derZahnersatzversorgung festgelegt. Nach An-sicht des VDZI konnten die politischen Ziele mitden getroffenen Entscheidungen zwar nicht imvollen Umfang, aber doch weitgehend erreicht

werden. Voraussetzung für den Erfolg nachAnsicht des VDZI: die weitere Bereitschaft derVerfahrensbeteiligten, die bei den anstehendenPlausibilitätsprüfungen auftauchenden Unge-reimtheiten, die sich aus der Befundstrukturund der Zuordnung der Regelversorgungen fürdie zu ermittelnden Festzuschüsse ergeben,flexibel nachzubessern.

Am 1. Januar 2005 trat das Festzuschuss-System in Kraft. Nach 100 Tagen stellte derVDZI fest, dass das System Umsatzeinbrüchevon bis zu 50 Prozent in den zahntechnischenMeisterbetrieben ausgelöst hat und führte diesauf die erheblichen Strukturfehler und Umset-zungsschwierigkeiten zurück. Genau dies hatteder VDZI bereits gegenüber den Abgeordnetendes Gesundheitsausschusses des DeutschenBundestages am 16. März 2005 geäußert. Dieangespannte Lage sollte sich allerdings überdie Amtszeit von Lutz Wolf hinaus das ganzeJahr 2005 fortsetzen und die berufspolitischeArbeit unter dem neuen Präsidenten JürgenSchwichtenberg weiter prägen.

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Resolution der 24 Zahntechniker-Innungen in Deutschland vom 13. Januar 2004

1. Die zwangsweise Angleichung der unterschiedlichen Vergütungen für zahntechnische Leistungen in den einzelnen Vertragsbereichen durch das GMG führt für viele Laborinhaber zu einer tiefgreifendenBedrohung.Das deutsche Zahntechniker-Handwerk wird daher alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen, um dieExistenzvernichtung vieler seiner mittelständischen Betriebe durch das GMG zu verhindern.

2.Die Politik ist aufgerufen, durch Änderung des GMG für eine funktionsfähige Lösung zu verwirklichen,die in Gemeinwohl verträglicher Weise die unterschiedlichen Vergütungen angleicht, ohne das Handwerk weiter zu gefährden.

Die Mitgliedsinnungen des VDZI erteilen ihrem Bundesverband einstimmig den Auftrag, die dafürerforderlichen Initiativen zu ergreifen. Die Innungen werden diese Initiativen auf Landesebene engagiertund durch den VDZI koordiniert unterstützen.

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August 2005VDZI-Agenda zum Zahnersatz in derKrankenversicherung

11. November 2005Vergütung der zahntechnischen Leistung imKoalitionsvertrag der Großen Koalition vonCDU/CSU und SPD„Die Wirkungen befundorientierterFestzuschüsse beim Zahnersatz einschließlicheiner adäquaten Vergütung für zahntechnischeLeistungen müssen überprüft werden. DieGebührenordnung für Zahnärzte muss weiterentwickelt werden.“

Januar 2006Gemeinsames Positionspapier der Gesundheits-handwerke für eine Gesundheitsreform

18. März 2006Beitrag in der Sendung ARD-Ratgeber Geld:„Zahnersatz: Sparen am Gebiss“Angst geht um in deutschen Zahnlaboren. Fast4000 Zahntechniker haben vergangenes Jahrihren Job verloren. Der Grund: Seit 2005zahlen die gesetzlichen Krankenkassen fürZahnersatz nur noch Festzuschüsse - je nachBefund ein fixer Betrag. Die Folgen sind für dieZahnlabore fatal: Im Schnitt brachen dieUmsätze um 30 Prozent ein. Frank Schollmeier,Inhaber eines Dentallabors in Hannover, bringtdas in Rage: "Ich bin richtig sauer, was man hiermit den Zahntechnikern gemacht hat, ist einzi-gartig. Es werden feste Beschlüsse gefasst unddann wird sich nicht mehr gekümmert, was inder Umsetzung der Gesetze passiert."

1. April 2006BEL II - 2006 tritt in Kraft

Befunde und Festzuschüsse überarbeitet

4. bis 6. Mai 50. Verbandstag des VDZI in Hamburg

Zeitleiste wichtiger Ereignisse von 2005 bis 2006

Durch die Wahl von Jürgen Schwichtenberg zum VDZI-Präsidenten wurdeder unter Lutz Wolf eingeschlagene berufspolitische Kurs kontinuierlichfortgesetzt. Dies war auch notwendig, denn es zeichnete sich immer mehr

ab, dass das seit Januar 2005 geltende Festzuschuss-System dramatischeAuswirkungen auf die Zahnersatz-Versorgung und damit auf die betriebs-wirtschaftliche Situation der zahntechnischen Meisterbetriebe hatte. So wies dasKonjunkturbarometer des VDZI für das 1. Halbjahr des Jahres 2005 insgesamteinen dramatischen Umsatzrückgang der zahntechnischen Meisterbetriebe vonminus 39,4 Prozent im Vergleich zum 1. Halbjahr des Vorjahres aus. Nach demEinbruch im 1. Quartal 2005 von minus 50,2 Prozent kam es im 2. Quartal lediglichzu einer leichten Verbesserung. Die erforderlichen Anpassungsmaßnahmen der

Seit 2005

Jürgen Schwichtenberg -

VII. VDZI-Präsident

Fortsetzung des berufs-politischen Kurses

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Betriebe machten Entlassungen gerade quali-fizierter Fachkräfte notwendig. So stieg dieZahl der arbeitslosen Zahntechniker undZahntechnikerhelfer im Zeitraum Januar bisJuni sogar um 33 Prozent von 5.514 auf 7.336an.

„Durch die erheblichen Umsetzungsdefizitein der Anfangsphase einerseits und durch dieim Festzuschuss-System erfolgten faktischenLeistungsausgrenzungen, insbesondere derbewährten Versorgungslösung der Kombi-nationsversorgung mit Teleskopkronen, leidendie Betriebe bei gleichzeitig schleppendenZahlungseingängen unter existenzbedrohen-den Liquiditätsengpässen“, erklärte VDZI-Präsident Jürgen Schwichtenberg mit Blick aufdie konjunkturelle Entwicklung des 1. Halb-jahres 2005.

Korrekturen am Festzuschuss-System her-beizuführen und die wirtschaftlichen und

marktpolitischen Rahmenbedingungen für dieBetriebe zu stabilisieren war daher die Haupt-aufgabe von Präsident Jürgen Schwichtenbergund des gesamten Vorstandes sowie der 24

Zahntechniker-Innungen inDeutschland.

Aus diesem Grund – undauch vor dem Hintergrundanstehender vorgezogenerBundestagswahlen im Früh-herbst des Jahres 2005 –richtete sich der VDZI mitseiner Agenda zum Zahn-

ersatz in der Krankenversicherung an alleBundestagsabgeordneten. Unter dem Motto„Nicht Revolution, sondern Evolution“ stellteder VDZI zentrale Forderungen an die politischVerantwortlichen. Oberstes Ziel sollte dieWeiterentwicklung der Krankenversicherung inder Zahnersatzversorgung sein. Die Erhaltungdes bisherigen Versorgungsniveaus und dergenerellen Versicherungspflicht für Zahnersatzstanden und stehen auch zum 50. Verbandstagdes VDZI an erster Stelle der Agenda. Soplädiert er für die Erhaltung und Stärkungbewährter Regelungselemente in der Kranken-versicherung zur Sicherung von Qualität undPatientenschutz.

Nachdem sich der Ausschuss für Gesundheitdes Bundestages nach der Wahl zusammenge-setzt hatte, hat der VDZI diese Forderungennochmals gezielt an alle Ansprechpartner ver-schickt. Die politischen Gespräche sind bereitsseit dem Spätherbst angelaufen und laufen vordem Hintergrund der bevorstehenden Gesund-heitsreform 2006/2007 in den ersten zweiQuartalen 2006 weiter.

Zeitgleich zum Wahlkampf fanden Sitzun-gen zum Festzuschuss-System statt. Am

24. August 2005 konnte der VDZI in derSitzung des Unterausschusses Festzuschüsse/Richtlinien des Gemeinsamen Bundesaus-schusses Stellung nehmen.

Insgesamt hat der VDZI auf eklatanteStrukturmängel bei Befunden und Festzuschüs-sen hingewiesen und den verantwortlichen

Gemeinsamen Bundesausschuss zur Korrekturaufgefordert. Zentrale Strukturfehler:� Es gibt keine fachliche Begründung für die

Beschränkung der seit Jahrzehnten bewährten Kombinationsversorgungen mit Teleskopkronen.

� Die Festzuschüsse bei Reparaturen und Erweiterungen führen angesichts der hohenStreubreite der tatsächlichen Kosten im konkreten Einzelfall zu unverhältnismäßigenZuzahlungen.

� Einzelne Bestimmungen zur Anwendung derFestzuschüsse, wie etwa die Einschränkun-gen bei Brückenbefunden (Gegenbezah-nungs- und Freiendproblematik), sind fach-lich unbegründet und führen beim Patientenzu unsystematischen und ungerechten Zuschüssen.

„Diese zentralen Strukturfehler der Befundsy-stematik im Festzuschuss-System, die bisherbewährte Versorgungsformen entweder aus-grenzen oder finanziell für den Patienten imVergleich zum alten System so diskriminieren,dass Teile der Bevölkerung sich diese Versor-gungen nicht mehr leisten können, werdennach Auffassung des VDZI schleichend, aberdauerhaft das Versorgungsniveau auch zwi-schen den unterschiedlichen Bevölkerungs-schichten verschlechtern. Das war kein Ziel desGesetzes“, so der VDZI in einer Pressemeldungdes Jahres.

Nach zehn Monaten Erfahrung mit demneuen System stellte der VDZI verstärkt fest,

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dass sich seiner Kritik an den Fehlern im System immer mehr kassenzahnärztlicheVereinigungen, Zahnarztgruppen und Zahnärzte angeschlossen haben und selbstKrankenkassen die erwähnten Strukturfehler mittlerweile öffentlich einräumten.Das Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung hat zudem wieder-holt festgestellt, dass mit der Einführung von Festzuschüssen gerade nicht dasZiel verbunden war, das Versorgungsniveau abzusenken oder gar Einsparziele zuverfolgen.

Des Weiteren liefen die Verhandlungen zum Bundesmittelpreis, der für dieKorridorgrenzen im neuen System ausschlaggebend ist, und zum BEL II mit

den Spitzenverbänden der Krankenkassen sowie den KZBV-Vertretern. EndeOktober fasste der Vorstand des VDZI schließlich den Beschluss, dasBundesschiedsamt anzurufen, da keine Einigung mit den Krankenkassen inSachen Bundesmittelpreis erzielt werden konnte. Diese wollten nicht über eineAnhebung von 0,67 hinausgehen. Darüber hinaus hat der Vorstand auchbeschlossen, das Bundesschiedsamt neu zu besetzen. Die Mitgliederversammlungdes VDZI hat sich im Rahmen der Herbstmitgliederversammlung mit knapperMehrheit angeschlossen. Im Februar 2006 wurden die bundeseinheitlichen durch-schnittlichen Preise für zahntechnische Leistungen beim Zahnersatz einschließ-lich Zahnkronen und Suprakonstruktionen gemäß § 57 Abs. 2 Satz 2 SGB V umjahresdurchschnittlich 0,97 Prozent für das Jahr 2006 erhöht. Seit 1. April geltendiese. Fast zeitgleich wurde auch das BEL II – 2006 mit Wirkung zum 1. April 2006 ver-abschiedet, nachdem die Einführung zum 1. Januar 2006 aus redaktionellenGründen noch nicht umsetzbar war.

Nach Einführung des Festzuschuss-Systems für Zahnersatz war das Jahr 2005aus wirtschaftlicher Sicht das schlechteste Jahr im Zahntechniker-Handwerk

seit dem ersten Reformexperiment mit Festzuschüssen 1998. Dies bestätigten dieZahlen der Konjunkturumfrage des Verbandes Deutscher Zahntechniker-Innungen (VDZI) für das IV. Quartal des vergangenen Geschäftsjahres.

Nachdem die zahntechnischen Betriebe in den ersten neun Monaten 2005bereits einen deutlichen Umsatzeinbruch von 29,6 Prozent verzeichnet hatten,ergab die Umfrage des VDZI für das Gesamtjahr 2005 ein Umsatzminus von 29,4

Prozent. Selbst das saisonal stärkste IV. Quartallag damit noch mit 28,4 Prozent unter demVergleichsquartal des Vorjahres. „Durch diesystembedingten Umsatzeinbrüche geht denBetrieben mehr und mehr der finanzielle Atemaus. Aufgrund der katastrophalen wirtschaft-lichen Lage mussten 36, 3 Prozent aller zahn-technischen Meisterbetriebe auch in denMonaten Oktober bis Dezember Entlassungenvornehmen. Im Dezember stieg die Arbeits-losenzahl daher nochmals um zwei Prozentzum Vormonat auf 7.570 Zahntechniker undZahntechnik-Helfer an. Im Vergleich zum Jahr2004 erhöhte sich die Zahl arbeitsloserZahntechniker und Zahntechnik-Helfer seitJanuar 2005 damit um 37,3 Prozent. Ein Endedieser Negativentwicklung ist immer noch nichtin Sicht“, stellte der VDZI in der Pressemeldungzu den Jahreszahlen fest

Die Zahl der Neuverträge zur Ausbildungzum Zahntechniker ging 2005 bundesweit um24,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurück.Dementsprechend ging die Gesamtzahl allerAuszubildenden im Zahntechniker-Handwerkum 6,6 Prozent zurück. Trotz dieserNegativentwicklung sind die zahntechnischenMeisterbetriebe mit 8.800 Auszubildendenweiterhin einer der ausbildungsfreudigstenHandwerksbereiche.

VDZI-Präsident Jürgen Schwichtenberg riefangesichts dieser Zahlen die zahntechni-

schen Betriebe trotz aller Schwierigkeiten zurStabilisierung der Ausbildungsbereitschaft auf:

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lichen die offenkundigen Fehler und Mängel im System schnell und flexibel besei-tigen. Daran arbeiten wir auch in den nächsten Monaten weiter. Dies dient demVersorgungsniveau und der Existenzfähigkeit der Betriebe am meisten. EineDiskussion um neue oder alte Konzepte hilft keinem Meisterbetrieb, der sich ge-rade mit aller Kraft dem Strukturwandel stellen muss.“

Zum 50. Verbandstag in Hamburg vom 4. bis zum 6. Mai 2006 stehen die zahn-technische Meisterbetriebe in Deutschland weiterhin zu einem umfassenden

Qualitätsbegriff in der Zahnersatzversorgung, der Qualität durch fachlicheQualifikation des zahntechnischen Unternehmers und seiner Mitarbeiter in derNähe der Patienten und Zahnärzte sichert. Sie stehen zu einer qualitätsorien-tierten Leistungspartnerschaft mit dem Zahnarzt, mit dem in enger Abstimmungder Behandlungs- und Herstellungsprozesse die individuelle Versorgung desPatienten gesichert wird.Die durch den Gemeinsamen Bundesausschuss für die vertragszahnärztlicheVersorgung angepassten Befunde und Festzuschüsse sowie die Vorschläge zurneuen Gesundheitsreform werden zeigen, ob sich das Versorgungsniveau mitZahnersatz stabilisieren kann. „Der berufspolitische Blick des Verbandes ist nach vorn gerichtet. Aus derVergangenheit durch Rückblick lernen ist gut, die Zukunft aktiv gestalten ist bes-ser. Wir möchten mit allen Verantwortlichen einer großen GesundheitsreformRahmenbedingungen schaffen, die den Patienten in Deutschland eine optimale,wohnortnahe Versorgung mit Qualitätszahnersatz ermöglichen und dieLeistungsfähigkeit der zahntechnischen Meisterbetriebe fördern.

Der weltweit anerkannte hohe Qualitätsstandard in der Zahntechnik hat seineUrsachen im Meisterprinzip im Handwerk, das einen Wettbewerb der Bestengewährleistet, und in der engen wohnortnahen Zusammenarbeit mit demZahnarzt, die alle Patientenwünsche vor Ort berücksichtigen kann. Dies möchtenwir erhalten und aktiv ausbauen. Innungen und VDZI werden deutlicheAnstrengungen unternehmen, um auch das Wettbewerbsprofil der zahntechni-schen Meisterbetriebe in Deutschland auf der Innungs- als auch auf derBundesebene deutlich zu stärken. Hierzu werden wir auf dem Verbandstag dieDiskussion mit konkreten Schritten weiter befördern“, so das Statement von VDZI-Präsident Jürgen Schwichtenberg zum Jubiläums-Verbandstag in Hamburg.

„Junge Menschen brauchen eine gute,umfassende Ausbildung. Der Beruf desZahntechnikers vermittelt eine hohe Vielfaltfachlicher Qualifikationen. Das Zahntechniker-Handwerk braucht zur Aufrechterhaltung deshohen Leistungsniveaus immer wieder dieKreativität und die Leistungsbereitschaft derjungen Leute. Das Handwerk wird auch weiter-hin seine gesellschaftliche Verantwortungwahrnehmen.“ Gleichzeitig appellierte derVDZI an die Politik, dauerhaft sichere Rahmen-bedingungen für die zahntechnischen Meister-betriebe zu garantieren.

Auch vor dem Hintergrund der negativenAusbildungszahlen warnte daher JürgenSchwichtenberg Mitte April 2006 nochmals voreiner neuen Experimentierlust beim Zahn-ersatz: „Wir haben uns unermüdlich gegenerheblichen Gegenwind dafür eingesetzt, dassdie entscheidungsberechtigten Verantwort-

„ Aus der Vergangenheit durch Rückblick lernen

ist gut, die Zukunft aktiv gestalten ist besser. Wir

möchten mit allen Verantwortlichen einer großen

Gesundheitsreform Rahmenbedingungen schaffen,

die den Patienten in Deutschland eine optimale,

wohnortnahe Versorgung mit Qualitätszahnersatz

ermöglichen und die Leistungsfähigkeit der zahn-

technischen Meisterbetriebe fördern.“_ Präsident

Jürgen Schwichtenberg zu den Zukunftsaufgaben

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CK Von Walter Winkler

Die zunehmende Europäisierung der Gesundheitsmärkte, begleitet von einerdynamischen technologischen Entwicklung in den Fertigungssystemenbeim Zahnersatz, sowie die zunehmende Vergewerblichung in allen

Arztberufen, wie sie sich etwa in der Lockerung des Berufsrechts und derLiberalisierung des Werbeverbots ausdrückt, werden zukünftig zu einer stärkerenAuffächerung der Angebotsstrukturen und der Angebotsverhältnisse auf demDentalmarkt führen. Daneben kann man beobachten, dass Kostendruck undWettbewerb bei den Krankenkassen dazu führen, dass diese zunehmend als„Unternehmen“ auftreten, um ein direktes Einkaufsmanagement zu betreiben. Eszeichnet sich schon seit Jahren ab, dass neue vertrags- und informationspoliti-sche Instrumente sowohl von den gesetzlichen als auch von den privatenKrankenversicherungen entwickelt und eingesetzt werden. Das geschieht häufigohne Rechtsgrundlage und wird vom Verband Deutscher Zahntechniker-Innungenaus ordnungspolitischen Überlegungen abgelehnt. Man muss jedoch zur Kenntnisnehmen, dass die Gesundheitspolitik diese Tendenzen unterstützt. Hier zeichnetsich die Möglichkeit einer völlig neuen Vertragslandschaft ab, die wohl nichtsmehr mit Kollektivverträgen herkömmlicher Art im Gesundheitswesen zu tunhaben wird. Das wird den VDZI zu einer noch offensiveren Berufspolitik zwingen,um in diesem Szenario die Interessen der zahntechnischen Betriebe angemessenzu vertreten. Dies verlangt politische Einheit und Stärke, denn dabei geht esimmer auch um Marktmacht und Verteilungskämpfe. Darüber hinaus steht als weiterer Trend der letzten Jahre, dass die heutigenInformationstechnologien in Verbindung mit dem Internet die Markttransparenzauf den Gesundheitsmärkten revolutionieren werden. Man kann dies in den letztenMonaten sehr deutlich wahrnehmen, und dies ist erst der Anfang. Sieht man dieseeinzelnen Faktoren im Zusammenhang, wird man wohl sagen dürfen, dass sich diebisher für den Dentalmarkt typischen vertikalen und horizontalen Markt- und

Offensivere Berufspolitik ist das Gebotder Stunde

Anbieterstrukturen entscheidend verändern wer-den. Die VDZI – Politik erfolgt vor dem Hintergrunddieser mittelfristigen Entwicklungen, die in derganzen Wirtschaft zu beobachten sind.

Das Zahntechniker-Handwerk alsQualitätsgemeinschaft

Das gesamte organisierte Zahntechniker-Handwerkmuss sich als exklusive Anbietergruppe entlangdieser Fragestellungen verstehen und neu auf-stellen. Es muss sich durch seine Kernkompetenzenund Konkurrenzvorteile von anderen Anbieter-gruppen schärfer abgrenzen und in den Medienaufmerksamer präsentieren. Die Präsentation alsQualitätsgemeinschaft muss in einer Informations-und Mediengesellschaft gegenüber dem Patienten,dem Zahnarzt und auch den Krankenkassen deut-lich verbessert werden.Die Mehrheit der Betriebe hat bei dieser Frage auf-grund seiner kleinbetrieblichen Struktur entschei-dende Wettbewerbsnachteile, die es gemeinsam alsexklusive Anbietergruppe auszugleichen gilt. Hierliegt die Aufgabe beim VDZI und seinenMitgliedsinnungen, solche Lösungen zu fördern undanzubieten.

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IMPRESSUM

HERAUSGEBER: Verband Deutscher Zahntechniker-Innungen, Bundesinnungsverband,Gerbermühlstr. 9,60594 Frankfurt am Main

V.i.S.P.: Verband Deutscher Zahntechniker-Innungen(VDZI), Frankfurt am Main, Mai 2006.

REDAKTION: B. Förster, G. Galonska, G. Temme, W. Winkler

KONZEPTION: Walter Winkler und Gerald Temme, VDZI

GESTALTUNG/LAYOUT/TEXTE: Gerald Temme, VDZI

DRUCK: Kühn, Langen

FOTOS: Kanter, VDZI

ANSCHRIFT DER REDAKTION:

Gerbermühlstr. 9, 60594 Frankfurt am Main

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Verband Deutscher Zahntechniker-InnungenGerbermühlstraße 9

60594 Frankfurt am Main

Telefon: 069 665586-0 / Fax: 069 665586-33E-Mail: [email protected] / www.vdzi.de

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