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Lieblingsstücke finden unter E-AUTOS PROBEFAHREN! 21.8.–1.9.2017 vis-a-vis des Congress Centrums Alpbach 9 Uhr, Erwin-Schrödinger-Saal Betreuung im Lebenszyklus Welche Kooperationsmodelle über Berufsgruppen hinweg braucht es für eine bestmögliche Versorgung? 11 Uhr, Erwin-Schrödinger-Saal Migration und Gesundheit Welche Konflikte entstehen durch die Migration von Menschen von einem Land in ein anderes? 17.30 Uhr, Hauptschule Mein anderes Leben: Matthias oder Franziska Ein Film über Identität, Schicksal, Familie, Gemeinschaft und das Ver- bindende zwischen allen Menschen. 19 Uhr, Galerie Schmidt, Reith Ausstellung Markus Bacher In der Ausstellung ist eine neue Werkserie des Tiroler Malers zu se- hen, die erstmals präsentiert wird. „Presse“-Tipps: Heute in Alpbach THEMEN GESUNDHEIT Geriatrie als Endstation für alle Für den Altersme- diziner Markus Gosch sind Öster- reichs Kranken- häuser noch nicht zukunftsfähig und sollten reformiert werden. S. II WANDERUNG Alpbach aus der Vogel- perspektive Lesestube und „Sündenpfad“ und „Bischofer Kuah- stall“ – Claudia Paganini bietet Ab- wechslung vom Se- minaralltag an. S. II AUSGABEN Wien gibt am meisten für Medizin aus Bei den Gesund- heitsausgaben gibt es deutliche Unter- schiede zwischen den Bundesländern, verrät eine neue Studie. S. III DIGITALISIERUNG Die Vorteile des gläsernen Patienten Ökonomin Maria Hofmarcher-Holz- hacker fordert die Vereinfachung der elektronischen Ge- sundheitsakte Elga. S. III 7°/22° Tagsüber stellt sich ein freundlicher Mix aus Sonne und Wol- ken ein. Der Wind weht nur schwach bis mäßig aus nörd- licher Richtung. Die Temperaturen stei- gen kräftig an. ZUR PERSON Siripanth Nippita ist Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe am Beth Israel Deaconess Medical Center in Boston in den USA. Sie leitet das Ryan Program, ein Ausbildungsprogramm zu Verhütungsmedizin und Familienplanung. Sexualität. Die Frage um das Recht auf Abtreibung spaltet die USA – seit Donald Trump Präsident wurde, umso mehr. Gynäkologin Siripanth Nippita wünscht sich ein sexuell aufgeklärteres Amerika. Kulturkampf um den Kreißsaal VON ELISABETH POSTL W enn es um Sex geht, können die USA ein höchst konservativer Ort sein“, sagt Siripanth Nippita. „Wir leisten einen schlechten Dienst für junge Leute: Sie sind unvorbereitet, wenn sie los- ziehen und beginnen, ihre Körper kennen- zulernen. Und das, was gesund und normal ist und Spaß machen soll, wird schwierig und zum Stigma.“ Nippita ist Ärztin am Beth Israel Deaco- ness Medical Center, einer Forschungsklinik der Harvard University in Boston, Massa- chusetts an der US-amerikanischen Ostküs- te. Sie arbeitet dort als Gynäkologin und un- terrichtet junge Ärzte – zum Thema Verhü- tung und auch zu Schwangerschaftsabbrü- chen. Gerade hat Nippita gute Neuigkeiten: Seit mehr Amerikanerinnen sich für Spira- len oder Implantate als Verhütungsmethode entscheiden, geht die Zahl der Schwanger- schaftsabbrüche zurück. „Ich würde sehr gerne nie mehr eine Abtreibung durchfüh- ren müssen“, sagt die Medizinerin. „Doch solange Menschen nicht perfekt sind und Verhütung nicht perfekt ist, wird es auch Ab- treibungen geben.“ Deswegen wünscht sich Nippita vor allem eines: „Legale, sichere, seltene Abtreibungen.“ Verhüten, eine Präsidentschaft lang Am Forum Alpbach sprach die US-Amerika- nerin vor großer, junger Runde – um acht Uhr am Morgen. In vielen Ländern ist der Zugang zu sicheren Abtreibungen bei Wei- tem nicht selbstverständlich; im EU-Land Polen konnte vergangenes Jahr nur knapp – und durch große Protestaktionen – ein Qua- si-Abtreibungsverbot verhindert werden. Was die Zuhörer auch zu früher Stunde ins Congress Centrum trieb: Donald Trump. Bei der Erwähnung des Namens des US-Prä- sidenten geht ein Raunen durch die Menge, es wird genickt, als Nippita sagt: „Man weiß wirklich nicht, was als Nächstes passieren wird.“ Die Kommentare Trumps über Frau- en, sein Sexismus, seine Ankündigungen, den Zugang zu Verhütungsmitteln durch einen Finanzierungsstopp des Gesundheits- dienstleisters Planned Parenthood zu be- schränken – all das machte Menschen in den vergangenen Monaten hellhörig, wenn es um Frauenkörper und Frauenrechte ging. Menschen in ganz Amerika gingen am Tag nach Trumps Angelobung beim „Wom- en’s March“ für Frauenrechte auf die Straße – es sollte der größte eintägige Protest in der US-Geschichte werden. Parallel dazu unter- brach Trump die Finanzierung für Gesund- heits-NGOs, die Schwangerschaftsabbrüche anbieten. „Nachdem Trump gewählt wor- den war, gab es plötzlich sehr viele Patien- ten, die um Verhütungsmittel baten“, er- zählt Nippita aus dem Klinikalltag in Boston. „Sie hatten Angst, dass die neue Regierung Obamacare abschaffen würde“ – und Verhü- tungsmittel nicht mehr so einfach erhältlich wären. Vor allem längerfristige Methoden wie Spiralen und Implantate seien beliebt geworden: „Die halten dann die ganze Trump-Regierung lang.“ Der Mediziner wird politisch Tatsächlich steht es seit jeher schlecht um Frauen, die in den USA einen Schwanger- schaftsabbruch vornehmen lassen wollen: Manche Bundesstaaten haben kaum Klini- ken, in denen Abtreibungen überhaupt an- geboten werden – in North Dakota gibt es etwa gar nur eine. In manchen Bundesstaa- ten werden Frauen außerdem verpflichten- de „Nachdenkfristen“ verschrieben. Ärzten, die aus Gewissensgründen keine Abtreibungen vornehmen wollen, spricht Nippita das volle Recht darauf zu: „Jeder gibt dem Fötus einen anderen moralischen Wert. Dann ist man sich einig, sich in dieser Frage nicht einig zu sein.“ Mit derselben Konse- quenz akzeptiert sie allerdings auch jeden Grund, warum eine Frau eine Schwanger- schaft abbrechen möchte. „Man möchte so gut Mutter oder Eltern sein wie möglich.“ Diese Überlegung stehe bei allen Abtreibun- gen meist im Zentrum. Ihren Studenten rät sie, gut zuzuhören: „Die ganze Abtreibungs- situation gehört zu den schlimmsten Zeiten im Leben eines Menschen.“ Ihre Studenten müssen aber auch ande- res bedenken: In den USA Abtreibungen durchzuführen, ist noch immer mit Stigma- tisierung verbunden. Selbst Nippita, die in einem großen Spital arbeitet, erhielt Hass- briefe, noch schlimmer ergeht es Ärzten in kleineren Gemeinden, die Alarmanlangen installieren, falsche Namen angeben müs- sen und am Nachhauseweg verfolgt werden. „Du wirst politisch“, sagt sie, „du musst es werden. Du musst dich für deine Patienten einsetzen, du musst sicherstellen, dass du dich um sie kümmern kannst – denn wenn du es nicht machst, wer macht es dann?“ Siripanth Nippita unterrichtet junge Ärzte an einer Harvard-Universitätsklinik in Boston – in Alpbach sprach sie darüber. [ K. Roßboth ] SEIT 1848 DIENSTAG, 22. AUGUST 2017 · DIEPRESSE.COM/ALPBACH

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E-AUTOS PROBEFAHREN!21.8.–1.9.2017 vis-a-vis des Congress Centrums Alpbach

9 Uhr, Erwin-Schrödinger-Saal

Betreuung imLebenszyklusWelche Kooperationsmodelle überBerufsgruppen hinweg braucht esfür eine bestmögliche Versorgung?

11 Uhr, Erwin-Schrödinger-Saal

Migration undGesundheitWelche Konflikte entstehen durchdie Migration von Menschen voneinem Land in ein anderes?

Lieblingsstücke fi n

17.30 Uhr, Hauptschule

Mein anderes Leben:Matthias oder FranziskaEin Film über Identität, Schicksal,Familie, Gemeinschaft und das Ver-bindende zwischen allen Menschen.

den unter

19 Uhr, Galerie Schmidt, Reith

AusstellungMarkus BacherIn der Ausstellung ist eine neueWerkserie des Tiroler Malers zu se-hen, die erstmals präsentiert wird.

„Presse“-Tipps:Heute inAlpbach

THEMENGESUNDHEITGeriatrie alsEndstationfür alleFür den Altersme-diziner MarkusGosch sind Öster-reichs Kranken-häuser noch nichtzukunftsfähig undsollten reformiertwerden. S. II

WANDERUNGAlpbach ausder Vogel-perspektiveLesestube und„Sündenpfad“ und„Bischofer Kuah-stall“ – ClaudiaPaganini bietet Ab-wechslung vom Se-minaralltag an. S. II

AUSGABENWien gibt ammeisten fürMedizin ausBei den Gesund-heitsausgaben gibtes deutliche Unter-schiede zwischenden Bundesländern,verrät eine neueStudie. S. III

DIGITALISIERUNGDie Vorteiledes gläsernenPatientenÖkonomin MariaHofmarcher-Holz-hacker fordert dieVereinfachung derelektronischen Ge-sundheitsakte Elga.

S. III

7°/22°Tagsüber stellt sichein freundlicher Mixaus Sonne und Wol-ken ein. Der Windweht nur schwachbis mäßig aus nörd-licher Richtung. DieTemperaturen stei-gen kräftig an.

ZUR PERSON

Siripanth Nippita istFachärztin fürGynäkologie undGeburtshilfe am BethIsrael DeaconessMedical Center inBoston in den USA. Sieleitet das RyanProgram, einAusbildungsprogrammzu Verhütungsmedizinund Familienplanung.

Sexualität. Die Frage um das Recht auf Abtreibung spaltet die USA – seit Donald Trump Präsident wurde,umso mehr. Gynäkologin Siripanth Nippita wünscht sich ein sexuell aufgeklärteres Amerika.

Kulturkampf um den Kreißsaal

VON ELISABETH POSTL

W enn es um Sex geht, können dieUSA ein höchst konservativer Ortsein“, sagt Siripanth Nippita. „Wir

leisten einen schlechten Dienst für jungeLeute: Sie sind unvorbereitet, wenn sie los-ziehen und beginnen, ihre Körper kennen-zulernen. Und das, was gesund und normalist und Spaß machen soll, wird schwierigund zum Stigma.“

Nippita ist Ärztin am Beth Israel Deaco-ness Medical Center, einer Forschungsklinikder Harvard University in Boston, Massa-chusetts an der US-amerikanischen Ostküs-te. Sie arbeitet dort als Gynäkologin und un-terrichtet junge Ärzte – zum Thema Verhü-tung und auch zu Schwangerschaftsabbrü-chen. Gerade hat Nippita gute Neuigkeiten:Seit mehr Amerikanerinnen sich für Spira-len oder Implantate als Verhütungsmethodeentscheiden, geht die Zahl der Schwanger-schaftsabbrüche zurück. „Ich würde sehrgerne nie mehr eine Abtreibung durchfüh-ren müssen“, sagt die Medizinerin. „Dochsolange Menschen nicht perfekt sind undVerhütung nicht perfekt ist, wird es auch Ab-treibungen geben.“ Deswegen wünscht sichNippita vor allem eines: „Legale, sichere,seltene Abtreibungen.“

Verhüten, eine Präsidentschaft langAm Forum Alpbach sprach die US-Amerika-nerin vor großer, junger Runde – um achtUhr am Morgen. In vielen Ländern ist derZugang zu sicheren Abtreibungen bei Wei-tem nicht selbstverständlich; im EU-LandPolen konnte vergangenes Jahr nur knapp –und durch große Protestaktionen – ein Qua-si-Abtreibungsverbot verhindert werden.

Was die Zuhörer auch zu früher Stundeins Congress Centrum trieb: Donald Trump.Bei der Erwähnung des Namens des US-Prä-sidenten geht ein Raunen durch die Menge,es wird genickt, als Nippita sagt: „Man weißwirklich nicht, was als Nächstes passierenwird.“ Die Kommentare Trumps über Frau-en, sein Sexismus, seine Ankündigungen,den Zugang zu Verhütungsmitteln durcheinen Finanzierungsstopp des Gesundheits-dienstleisters Planned Parenthood zu be-schränken – all das machte Menschen inden vergangenen Monaten hellhörig, wennes um Frauenkörper und Frauenrechte ging.

Menschen in ganz Amerika gingen amTag nach Trumps Angelobung beim „Wom-en’s March“ für Frauenrechte auf die Straße– es sollte der größte eintägige Protest in derUS-Geschichte werden. Parallel dazu unter-brach Trump die Finanzierung für Gesund-

heits-NGOs, die Schwangerschaftsabbrücheanbieten. „Nachdem Trump gewählt wor-den war, gab es plötzlich sehr viele Patien-ten, die um Verhütungsmittel baten“, er-zählt Nippita aus dem Klinikalltag in Boston.„Sie hatten Angst, dass die neue RegierungObamacare abschaffen würde“ – und Verhü-tungsmittel nicht mehr so einfach erhältlichwären. Vor allem längerfristige Methodenwie Spiralen und Implantate seien beliebtgeworden: „Die halten dann die ganzeTrump-Regierung lang.“

Der Mediziner wird politischTatsächlich steht es seit jeher schlecht umFrauen, die in den USA einen Schwanger-schaftsabbruch vornehmen lassen wollen:Manche Bundesstaaten haben kaum Klini-ken, in denen Abtreibungen überhaupt an-geboten werden – in North Dakota gibt esetwa gar nur eine. In manchen Bundesstaa-ten werden Frauen außerdem verpflichten-de „Nachdenkfristen“ verschrieben.

Ärzten, die aus Gewissensgründen keineAbtreibungen vornehmen wollen, sprichtNippita das volle Recht darauf zu: „Jeder gibt

dem Fötus einen anderenmoralischenWert.Dann ist man sich einig, sich in dieser Fragenicht einig zu sein.“ Mit derselben Konse-quenz akzeptiert sie allerdings auch jedenGrund, warum eine Frau eine Schwanger-schaft abbrechen möchte. „Man möchte sogut Mutter oder Eltern sein wie möglich.“Diese Überlegung stehe bei allen Abtreibun-gen meist im Zentrum. Ihren Studenten rätsie, gut zuzuhören: „Die ganze Abtreibungs-situation gehört zu den schlimmsten Zeitenim Leben einesMenschen.“

Ihre Studenten müssen aber auch ande-res bedenken: In den USA Abtreibungendurchzuführen, ist noch immer mit Stigma-tisierung verbunden. Selbst Nippita, die ineinem großen Spital arbeitet, erhielt Hass-briefe, noch schlimmer ergeht es Ärzten inkleineren Gemeinden, die Alarmanlangeninstallieren, falsche Namen angeben müs-sen und am Nachhauseweg verfolgt werden.„Du wirst politisch“, sagt sie, „du musst eswerden. Du musst dich für deine Patienteneinsetzen, du musst sicherstellen, dass dudich um sie kümmern kannst – denn wenndu es nicht machst, wer macht es dann?“

Siripanth Nippita unterrichtet junge Ärzte an einer Harvard-Universitätsklinik in Boston – in Alpbach sprach sie darüber. [ K. Roßboth ]

S E I T 1 8 4 8 DIENSTAG, 22. AUGUST 2017 · DIEPRESSE.COM/ALPBACH

II FORUM ALPBACH DIENSTAG, 22. AUGUST 2017

„Irgendwann ist jeder in der Geriatrie“Altersmedizin. Noch sei die digitale Welt mehr Belastung als Hilfe, sagt Markus Gosch, Chefarzt derKlinik für Geriatrie im Klinikum Nürnberg. Österreichmüsse seine Spitäler zukunftsfähig machen.

VON HELLIN JANKOWSKI

Die Presse: Von der Geriatrie hörtman fast nur in Kombination mitPflegeskandalen.Wieso?Markus Gosch: Die Geriatrie hatimmer noch ein Imageproblem.Das liegt wohl daran, dass sie sichmit einer Personengruppe beschäf-tigt, die nicht im Trend liegt. DieÄlteren, Gebrechlichen sind Rand-gestalten und damit auch die Beru-fe, die sichmit ihnen beschäftigen.

Der Nachwuchs fehlt also?Die Geriatrie verkauft sich derzeitunter Wert, kaum ein Student hegtden Berufswunsch Geriatrie. Aller-dings: Jene Kollegen, die währendihrer Ausbildung in einer geriatri-schen Abteilung arbeiten, findenam ganzheitlichen Ansatz, der ge-lebt wird, Gefallen.

Worin liegt der Reiz?In der Medizin sind wir evidenzba-siert getrimmt: Für bestimmte Fra-gen gibt es konkrete Leitlinien. Dergeriatrische Patient hat aber nicht

GESUNDHEITSGESPRÄCHE20. – 22. August

diepresse.com/alpbach

ein, sondern oft fünf Probleme –dafür gibt es keine Anleitung. Wirbetreiben Heilkunst im ursprüngli-chen Sinn, die auf Erfahrung undInteraktionmit den Patienten setzt.

Wobeginntman?Es beginnt meist in der Notaufnah-me: Oft stimmen die Einweisungs-gründe nicht mit den wahren Pro-blemen überein. Ein Patient wirdwegen seines Verwirrtheitszustan-des eingewiesen, hat aber tatsäch-lich eine Lungenentzündung.

Wie kann das sein?Bei geriatrischen Patienten verän-dern sich die Diagnosen stetig, da-her braucht es ein multiprofessio-nelles Team aus Ärzten, Pflegernund Therapeuten. Zudem machenwir geriatrische Assessments: Wiemobil ist der Patient, wie sein geis-tiger Zustand . . . Darauf baut derBehandlungsplan auf.

Der typische Geriatrie-Patient . . .. . . ist durchschnittlich 84 Jahre alt.Etwa 75 Prozent unserer Patientensind weiblich. Typisch sind Be-schwerden seitens des Bewegungs-apparats, Herz-Kreislauf-Erkran-kungen verbunden mit Diabetes.Zur Akuteinweisung führen meistHarnwegsinfekte, Lungenentzün-dungen oder Stürze. Dazu könneneine Demenz, Schlaganfälle oderParkinson kommen.

Die Nachfrage an Betten steigt?In nahezu allen Geriatrien inDeutschland und in Österreichsind die Betten immer ausgelastet.Die Statistik zeigt: Die gesundenLebensjahre werden mehr, amEnde bleiben aber stets einige Jah-re übrig, in denen die Menschenpflegebedürftig sind.

Technische Neuerungen könntendabei behilflich sein.Es wird an Matratzen mit integrier-tem EKG gearbeitet, an Durst-Sen-soren am Körper, an Haushaltsge-räten, die Stürze melden oder denHerd ausschalten, jedoch: Momen-tan sind das alles noch Projekte.

Die Digitalisierung hat die Geria-trie noch gar nicht erreicht?Man nähert sich an. Wichtig wäre:Ein geriatrischer Patient kommt öf-ter in ein Krankenhaus und hinter-lässt eine Fülle an Informationen.

Eine Errungenschaft wäre, wenndie zuständigen Mediziner, Pflegerund Therapeuten die Informatio-nen gezielt austauschen können.

Das geht noch nicht?Nein. Will ich wissen, ob ein Pa-tient, der schon zehnmal im Spitalwar, eine Allergie hat, muss ichmich durch Berge von Informatio-nen wühlen. Optimal wäre ein Pro-gramm, das per Klick alles, wasvom Patienten zum Thema Allergiebekannt ist, aufruft. Derzeit fütternwir die digitale Welt, ohne viel da-von zu haben, da eine intelligenteVernetzung fehlt. Zugleich müssenwir aufpassen, uns nicht zu sehrauf Computer und zu wenig auf diePatienten zu konzentrieren.

Wie sollte die Geriatrie 2.0 ausse-hen undwo stehenwir jetzt?In Österreich haben wir die Geria-trie 1.0 noch lange nicht erreicht.

Man kann sich hier als Geriaternicht wirklich qualifizieren, eineAusbildung an einer Universitäts-klinik für Geriatrie inklusive Bettenist im öffentlichen Bereich nichtvorhanden. In der Ärzteausbildungbräuchte es die Wiedereinführungdes Additivfachs Geriatrie odergleich ein eigenes Fach.

Warum fehlt dieses Fach?Weil andere Fachdisziplinen argu-mentieren: Wir behandeln auch äl-tere Menschen. Sie vergessen: DieGeriatrie konzentriert sich aufkomplexe, hochaltrige Patienten,die von der normalen Strukturnicht adäquat versorgt werdenkönnen. Man müsste sie als Fach-disziplin stärken, damit sie dasImage bekommt, das sie verdient.Denn vergessen wir nicht: Letztlichlandet jeder von uns irgendwannin der Geriatrie.

Ist Österreich dafür gewappnet?Wir müssen unsere Krankenhäuserfür ältere Patienten zukunftsfähigmachen. Der Mensch wird kom-plexer und muss wieder als Ganzesin den Mittelpunkt gestellt werden.Es wird also größere, interdiszipli-näre Stationen brauchen miteinem Case Manager, der den Pa-tienten federführend betreut undseine Facetten im Blick hat – eineRolle, die Geriater oder Allgemein-mediziner übernehmenmüssen.

Bei geriatrischenPatienten ver-ändern sich dieDiagnosen ständig– umso wichtigerist es, dass Ärzte,Pfleger und The-rapeuten gut ver-netzt sind.[ Clemens Fabry ]

VERANSTALTUNG

Heute, Dienstag, um 14Uhr spricht MarkusGosch im Heiss-Saal über„Geriatrie 2.0“. Weitere

Teilnehmer sind ÖGKV-PräsidentinUrsula Frohner, Werner Leodolter(KAGes) und Walter Schippinger (AlbertSchweitzer Klinik). [ Klinikum Nürnberg ]

„Leistung derPfleger gehteinfach unter“ÖGKV-Chefin Frohner will mehrVernetzung von Informationen.

Österreich hinkt in der Pflege Älte-rer hinterher, wenn es um den Zu-satz „multiprofessionell“ geht. Ge-meint ist das Miteinander ver-schiedener Disziplinen, um die Pa-tienten bestmöglich zu versorgen.„Es gibt Ansätze, etwa bei der Be-wältigung des chronischenSchmerzes, richtig gegriffen hat diemultiprofessionelle Versorgung inÖsterreich aber noch nicht“, sagtUrsula Frohner, Präsidentin desÖsterreichischen Gesundheits- undKrankenpflegeverbandes (ÖGKV).Das liege auch daran, dass „dieFachkompetenz der Gesundheits-und Krankenpflege nur marginaleingebunden und genutzt“ werde.In anderen Worten: „Die Pflege-leistung wird allzu oft bagatelli-siert, sie geht einfach unter.“

Weitere Ursachen für denRückstand an interdisziplinärerVersorgung ortet Frohner in derfehlenden Vernetzung von Infor-mationen über die Patienten. „Ichverstehe nicht, warum etwa mo-bile Pflegekräfte nicht wie in denskandinavischen Ländern mitDiensthandys ausgestattet wer-den.“ Das würde leere Kilometerverhindern. Ein anderer Vor-schlag: „In Neuseeland wird mitpflegebedürftigen Personen gesky-ped.“ Für die ÖGKV-Präsidentinein effizienter Weg, damit Ärzte,Diätologen oder Psychologen „kla-re und aktuelle Angaben über dasBefinden haben“. Auch könnten soBetroffene in sehr entlegenen Ge-genden gut betreut werden.

Umgangmit Apps früh lernenDer Einzug technischer Hilfsmittelin die Haushalte von zu pflegen-den Personen könnte aber auchnoch weiter gehen: Schon jetztsind Apps im Umlauf, die den Pulsmessen, an Tabletten erinnern unddie Daten an den Arzt weiterleiten.„Diese Monitoringangebote sindgrundsätzlich sicher zielführend,doch kann ich mir kaum vorstel-len, dass ein heute hochaltrigerMensch seinen Blutdruck per Appmisst.“ Wichtig wäre es daher, jenezur Verwendung von Gesundheits-apps zu bewegen, die schon jetztmit Smartphones arbeiten oder Vi-deokonferenzen abhalten. „Die tunsich dann im Alter leichter.“ (hell)

VERANSTALTUNG

Heute, Dienstag, um 17 Uhr lädt ClaudiaPaganini zu einer Wanderung zumWurmhof ein. Treffpunkt ist bei derHauptschule. Der „Hike“ dauert etwa 1,5Stunden und führt über den OberenHöhenweg. BeimWurmhof kanneingekehrt werden. Der Rückweg führtüber die alte Mühle und den MittlerenHöhenweg nach Alpbach, wahlweisenach Inneralpbach.

Claudia Paganini (l.) und ihre Wandergruppe beim „Stammgästewald“. [ Katharina Roßboth ]

Spazierwanderung als Ausgleich zum SeminaralltagBewegung. Von der Lesestube über den „Sündenpfad“ hinauf zum „Bischofer Kuahstall“: Claudia Paganini zeigt einfache Wege rund um Alpbach.

„Unser Ziel war es, Leute, die inden Bergen nicht so zu Hause sind,abzuholen“, sagt Claudia Paganini,während sie vor der Hauptschuleauf die Stipendiaten wartet. Es istder vorletzte Tag der Alpbacher Se-minarwoche – und für viele dererste, an dem sie eine Wanderungunternehmen.

„Ich finde die Veranstaltungensehr spannend, aber jetzt muss ichmich endlich mal bewegen“, sagteine Studentin aus Wien, als sichdie kleine Gruppe in Bewegungsetzt. Der Weg der Zwanzig führtam Böglerhof vorbei und biegtdann zweimal scharf nach links ab.„Willst du die Henne zu deinemFrühstücksei kennenlernen, hierist sie“, sagt Paganini und deutetauf einen Hühnerstall des Bögler-hofs. Dann dreht sie sich um: „Undhier seht ihr die kleine Lesestube“ –sie deutet auf ein Holzhäuschen.weiter geht es über den „Sünden-pfad“, einen schmalen Weg, denHolzfiguren säumen, die die siebenTodsünden darstellen. „Genug auf-gewärmt“, meint ein Stipendiat.Die nächsten Minuten führen ker-

zengerade über die Bergwiese hi-nauf, vorbei am „Stammgästewald“und Schildern, die am Rücken lie-gende Kühe zeigen. „Das ist eineProtestaktion von den Bäuerinnenaus der Umgebung gegen die nied-rigen Milchpreise“, sagt Gruppen-leiterin Paganini, die eigentlich amInstitut für Christliche Philosophiean der Universität Innsbruck arbei-tet, zur Truppe.

Stacheldraht und PizzaDer Waldrand ist erreicht, übereinen wurzeligen Pfad geht esschräg bergauf, kurz wird der Hei-matweg gekreuzt, bevor es quer-feldein über eine weitere Almwiesegeht. Kurz wird es für so manchenBergneuling abenteuerlich: Es gilt,durch einen Stacheldrahtzaun zuklettern. „Die Pizza zuerst“, sagtein Stipendiat, der sein spätes Mit-tagessen im entsprechenden Kar-ton mit auf die Wanderung ge-nommen hat – und beißt vor demKlettermanöver noch einmal ab.

Die nächste Etappe bildet einlanger, schmaler Steig durch denWald. Bald darauf ist das Ziel er-

reicht: der Bischofer Kuahstall, einAlmausschank, an dem gemütlichgejausnet, gescherzt und stolz überdas Geschaffte geplaudert wird.

„Mein Anspruch ans Wandernist, dass man nicht nur entlangeines Forstweges oder neben derLiftspur geht, sondern ein wenigabseits, ummehr zu sehen, besinn-licher zu genießen“, sagt Paganini,die ihr Konzept in dem Wander-führer „Stille Wege in Tirol“ nieder-

geschrieben hat – in dem sich übri-gens auch der Aufstieg zum Gratl-spitz findet. Das Konzept scheintaufzugehen: „Egal, wie anstren-gend der Weg war, am Ende, wenndie Leute Alpbach zu ihren Füßensehen, überwiegt der Stolz.“ Sie er-hält Zustimmung – und Zusagen,sie beim „Hike“ zum Wurmhof amFolgetag begleiten zu wollen. „DerWeg ist besser erschlossen und da-mit optimal für den Abschieds-

abend der Seminarwoche“, sagt Pa-ganini. Hin gelangt man über denOberen Höhenweg, zurück geht esüber die alte Mühle und den Mitt-leren Höhenweg. „Die Höhenmetersind überschaubar, es ist mehr eineSpazierwanderung“, meint diedreifache Mutter, die nächstes Jahrweitere Touren führen will.

Eine davon verrät sie schonjetzt: den Heimatweg – „für Einstei-ger und Neugierige“, wie sie meint.Entlang des Weges finden sichnämlich Schilder, die von AlpbachsBaustil und Erbbauernhöfen erzäh-len – manche davon sind seit 400Jahren in Familienhand. (hell)

DIENSTAG, 22. AUGUST 2017 FORUM ALPBACH III

Studie. Sowohl bei den Ausgaben als auch bei der Lebenserwartung in guter Gesundheit gibt esenorme Unterschiede zwischen den Bundesländern. Die Gründe dafür sind bisher kaum untersucht.

Medizinkosten: Wien ist Spitzenreiter

Quelle: Medizinuni Wien, Health System Intelligence Wien · Grafik: „Die Presse“ · PW

Geschätzte Gesundheitsausgabenpro Kopf 2015, in Euro

Lebenserwartung in (sehr) guter Gesundheitin Jahren

Ö°entlich

Gesundheitsausgaben und Lebenserwartung

0

1000

2000

3000

4000

Ö B K NÖ OÖ S ST T V W56

58

60

62

64

66

68

70

Ö B K NÖ OÖ S ST T V W

Privat Frauen Männer

VON KÖKSAL BALTACI

Die Gesundheitsausgaben in Ös-terreich unterscheiden sich jenach Bundesland deutlich. So gibtbeispielsweise Tirol im Vergleicheher weniger aus und weist einegeringe vermeidbare Sterblichkeitauf – gemeint sind frühe Todesfällewie etwa Infektionskrankheitenoder Krebsfälle, die man hätte me-dizinisch verhindern können. InWien hingegen ist es umgekehrt.Tiroler Frauen können zudem da-von ausgehen, dass sie rund zehnJahre länger gesund leben alsFrauen im Burgenland.

Diese Erkenntnisse gehen auseiner aktuellen Studie mit dem Ti-tel „Leistungskraft regionaler Ge-sundheitssysteme“ hervor. MariaM. Hofmarcher-Holzhacker, Direk-torin des Instituts HealthSystemIn-telligence und Research Associateam Zentrum für Public Health ander Medizinischen UniversitätWien, hat sie im Auftrag von Phi-lips Austria durchgeführt und wirdsie heute, Dienstag, präsentieren.

Weitere detailliertere Ergeb-nisse der noch andauernden Un-tersuchung sollen in den kom-menden Monaten vorgestellt wer-den. Dabei kommt auch heraus,

GESUNDHEITSGESPRÄCHE20. – 22. August

diepresse.com/alpbach

dass die Gründe für die Unter-schiede zwischen den Bundeslän-dern bisher kaum analysiert sind.Denn die Informationssystemezum Gesundheitswesen sind starkfragmentiert und unvollständig.Zwar verfügen der jeweilige Lan-desfonds, Gebietskrankenkassenund Landesstatistikämter über re-levante Daten. Allerdings verläuftder Studienautorin zufolge die Zu-sammenarbeit zwischen diesenAkteuren nicht optimal.

Eine aktuelle Untersuchungder Wirtschaftsprüfungsgesell-schaft KPMG zeigt, dass Österreichbei der Transparenz im Gesund-heitssystem deutlich unter dem

Wert anderer vergleichbarer Län-der wie etwa Dänemark, Nieder-lande und Frankreich liegt.

„Hinzu kommt, dass die Kom-petenzen in Sachen Gesundheitund Pflege auf Bund, Länder undteilweise sogar Gemeinden aufge-teilt sind“, sagt Hofmarcher-Holz-hacker. „Das ist insbesondere des-halb problematisch, weil dadurchgroße Unterschiede zwischen denBundesländern entstehen kön-nen.“ Für die Bevölkerung bedeutedas, dass sie trotz weitgehend glei-cher Sozialversicherungsbeiträgesehr unterschiedliche Leistungenerhalten würden.

Burgenland an letzter StelleDie Details der Studie: Da die Ge-sundheitsausgaben in Österreichnicht exakt ermittelt werden, ba-sieren die Ergebnisse auf Datenvon mehreren Quellen und Schät-zungen. Demzufolge betrugen2015 die gesamten Gesundheits-ausgaben in Wien 4400 Euro proKopf, womit die BundeshauptstadtPlatz eins belegt. Gefolgt von Salz-burg (4105 Euro) und Vorarlberg(4029 Euro).

Auf der anderen Seite der Skalaweisen das Burgenland (3508Euro), Oberösterreich (3738 Euro)

und die Steiermark (3834 Euro) diegeringsten Ausgaben pro Kopf aus.Im österreichweiten Schnitt liegendie Gesundheitsausgaben proKopf bei 3973 Euro.

Der private Anteil der Gesund-heitsausgaben ist dabei mit 1029Euro pro Kopf in Salzburg amhöchsten, während Burgenländer(919 Euro) und Oberösterreicher(789 Euro) privat am wenigsten fürihre Gesundheit ausgeben (Öster-reichschnitt: 929 Euro).

Relevante Unterschiede gibt esauch bei der Lebenserwartung undder Selbsteinschätzung der Ge-sundheit. In Wien, im Burgenlandund in der Steiermark leben Män-ner länger gesund als Frauen. Al-lerdings ist die Lebenserwartungin allen Bundesländern deutlich

höher für Frauen als für Männer,im Durchschnitt 4,8 Jahre. Daszeigt der Studienautorin zufolgeden bestehenden und wachsendenGesundheits- und Pflegebedarfvon Frauen, denn die Zunahme ih-rer Lebensdauer ist nicht gleichbe-deutend mit der Zunahme an ge-sunden Lebensjahren.

Ein Ost-West-Gefälle zeigt sichder Studie zufolge in praktisch al-len Indikatoren, etwa bei der Le-benserwartung, der Zahngesund-heit, bei der Lebensqualität chro-nisch Kranker und bei Depressio-nen. So geben beispielsweise inWien sechs Prozent und im Bur-genland 5,5 Prozent der Befragtenan, depressiv zu sein, während esin Tirol nur etwa drei Prozent sind(altersstandardisierte Angaben).

Auffallende Unterschiede be-stehen auch im Bereich der Alten-pflege. Aktuellen Berechnungendes Fiskalrates (unabhängiges Gre-mium mit mehreren Experten ausdem Bereich des Finanz- und Bud-getwesens) zufolge sind die Ausga-ben pro Pflegetag in Wien fast dop-pelt so hoch (238 Euro pro Pflege-tag) wie im Österreichschnitt (127Euro). Im Gegensatz dazu sinddiese Ausgaben in Salzburg sehrgering (91 Euro).

VERANSTALTUNG

Heute, Dienstag, um 14 Uhr findet imLiechtenstein-Saal des Congress-Centrums die Podiumsdiskussion„Lebensqualität durch ein vernetztesGesundheitssystem“ statt. Daran wirdauch Studienautorin Maria M.Hofmarcher-Holzhacker vom InstitutHealthSystemIntelligence teilnehmenund unter anderem über die Ergebnisseihrer Studie reden.

Neue Arzneien:Staat soll mehrmitredenBedürfnisse der öffentlichenGesundheit sollen bei Förder-vergabe berücksichtigt werden.

Trotz aller Fortschritte in der mo-dernen Medizin gibt es weiterhingroße Lücken: Für viele Krankhei-ten wurden bislang keine wirksa-men Medikamente entwickelt.„Dafür ist nicht nur die Pharma-Industrie verantwortlich, sondernauch die Politik“, ist Gesundheits-ministerin Pamela Rendi-Wagner(SPÖ) – durchaus selbstkritisch –überzeugt. „Es gibt nicht die richti-gen Anreize für die Industrie“, sag-te sie im Plenum der AlpbacherGesundheitsgespräche.

Sie argumentierte, dass die öf-fentliche Hand zwar rund 30 Pro-zent der Kosten für die Pharma-Forschung trage, die Politik dabeiaber keine strategischen Ziele vor-gebe, in welche Bereiche die För-dermittel fließen sollen. „Das hatuns bisher nicht interessiert“, soRendi-Wagner. Und das müssesich ändern: Die Pharma-Entwick-lung soll sich künftig stärker anden Bedürfnissen der öffentlichenGesundheit orientieren.

Geld soll zurückfließenBekräftigt wurde die Ministerin indiesem Vorhaben von SuerieMoon, Gesundheitsforscherin amGraduate Institute of Internationaland Development Studies in Genf.„Die öffentliche Hand muss da ge-nauer hinschauen“, sagte sie. Sieerweitert das Argument noch ineine andere Richtung: Wenn dieöffentliche Hand die Entwicklungvon Medikamenten fördert, solltesie dafür auch etwas zurückbe-kommen. „Sollte da nicht auchGeld zurückfließen?“, fragt sie –und nimmt damit Bezug auf dieDebatten über die hohen Preise fürinnovative Medikamente. Die Kos-ten z. B. für eine Krebsbehandlunghaben sich in den vergangenenzehn Jahren verdoppelt; dafür sindauch die Behandlungserfolge dra-matisch besser geworden.

Die hohen Preise sind in vielenLändern eine echte Hürde, die denZugang zu Innovationen behin-dert. Rumäniens Ex-Gesundheits-minister Vlad Voiculescu berichte-te, dass in seinem Land 40 Prozentder von der WTO als „wichtig“ ein-gestuften Medikamente nicht ver-fügbar seien. (ku)

TWEETS DES TAGES

Seit ich auf Twit-ter bin, kommt’smir so vor, als seimindestens alle 3Monate Alpbach.

Oder ständig. |efa17@alzemei

Rendi-Wagner eröffnet den Tagbeim |efa17 in Englisch. Wäredem Stöger nicht passiert.@GLoacker

„Ich hab einen komischen Ge-schmack im Mund. Ich brauchein Bier.“ |vorvier |spirit-ofalpbach |efa17@mampflen

experience > intelligence|EFA17@marcelgv39

@simonoton zu mir im Thea-terworkshop: Jasmin, willst duein Zelt sein? |efa17 |alpbach|risingstar@Jasmin_abroad

Ernste Frage: Wo werden wirheute Game of Thrones schau-en? |EFA17@haenhaen

„Ein Leben als gläserner Patient hat Vorteile“Digitale Medizin. Ökonomin Maria Hofmarcher-Holzhacker will eine unkompliziertere elektronische Gesundheitsakte.

VON HELLIN JANKOWSKI

Die Presse: Sie bewerten im Zugedes EU-Projekts „Bridge Health“die Leistungsfähigkeit von Ge-sundheitssystemen. Wo liegt Ös-terreich?Maria Hofmarcher-Holzhacker:Auf einer Skala von eins bis zehnbei einer 7,5. Doch wir müssen un-terscheiden: In der Akutversorgungist Österreich spitze, also bei einerZehn, in der Behandlung chronischErkrankter hinken wir hinten nach.

Inwiefern?Die Abstimmung zwischen derambulanten und der Langzeitbe-treuung von chronisch oder multi-pel Erkrankten ist mangelhaft. DenBetroffenen werden von den ver-schiedenen Seiten, die nicht vonei-nander wissen, häufig Medikamen-te verschrieben, die sich oft wider-sprechen oder behindern.

Die geplante E-Medikation könn-te hier Abhilfe schaffen.Würde sie nur endlich umgesetzt,technisch ist längst alles auf dem

Weg. Hätten wir die E-Medikation,würde die Führung schwieriger Pa-tienten stark verbessert.

Fehlt derWille oder das Geld?Effizienz heißt nicht Einsparung,sondern an den richtigen Schrau-ben zu drehen. Eine Möglichkeitwäre, durch Bundesvorgaben dieZusammenarbeit von Bundeslän-dern und Krankenkassen deutlichzu forcieren.

Würde das nicht zu einer Asym-metrie führen a la Tiroler sindbesser versorgt alsWiener?Wäre das denn schlimm? Ich den-ke, ein Qualitätswettbewerb umdas Patientenwohl schadet nicht.

Zurück zur Vernetzung: Elga . . .. . . ist technisch elegant, momen-tan aber noch ein PDF-Friedhof.Die elektronische Gesundheitsaktegehört anwenderfreundlicher kon-zipiert, die Hausärzte müssten zurVerwendung von Elga raten.

Etliche haben sich bewusst vonElga abgemeldet.

Vermutlich, weil sie Teile ihrer Ge-sundheitsgeschichte nicht einseh-bar machen wollen. Hier sollte esdie Möglichkeit geben, manchesbekannt zu machen, anderes nicht.

Andere fürchten wohl Hacker.Vielleicht bin ich da ein bisschen

naiv, aber davor habe ich keineAngst. Die technischen Schutzsys-teme werden immer besser. Undein Leben als gläserner Patient hatVorteile: Es ermöglicht umfassen-de Hilfe.

Wie erklären Sie sich dann diehäufige Abwehrhaltung in Sa-chen Telemedizin?Ich vermute, weil Vernetzung auchTransparenz bedeutet. Nicht nurder Patient, alle Akteure werdengläsern, Doppelgleisigkeiten undSchlampereien rasch aufgezeigt.Und vielleicht auch, weil die „Al-ten“ sich von manch neuer Tech-nik überfordert fühlen.

Die App „Herz-Effekt“ vernetztbereits Patienten mit chroni-schen Herzkrankheiten mit Ärz-ten. Vielversprechend?Absolut. Es gibt zahlreiche Ge-sundheitsapps, alle gehören analy-siert. Der Hausarzt sollte seinenPatienten dann zu den geprüftenApps raten. Die dort gespeichertenDaten sollten mit Elga verbundenwerden. Das wäre effizient.

Maria Hofmarcher-Holzhacker gibt demGesundheitssystem eine 7,5. [ Katharina Roßboth ]

IV DIENSTAG, 22. AUGUST 2017

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Gesundheit, ganz persönlichDer demographische Wandel birgtdie Herausforderung, wie manMenschen begleiten und unterstüt-zen kann, dass sie lange gesundsind und bei Krankheit möglichstschnell diagnostiziert und thera-piert werden können, um wiedergesund zu werden. Bei der Nach-

sorge besteht ein besonders großesPotenzial für digitale und techni-sche Lösungen. Zum Beispiel kön-nen Patienten durch elektronischeÜberwachung wesentlich früheraus der stationären Pflege entlas-sen werden. Insbesondere für Risi-kopatienten oder Pa-tienten mit chroni-schen Erkrankungenkönnen die neuenTechnologien mehrLebensqualität be-deuten.

In erster Linie istes jedoch wichtig,Menschen dabei zuhelfen, gar nicht erstkrank zu werden. Da-mit steigt nicht nurdie Lebensqualität, essinkt auch der Kos-tendruck auf das Gesundheitssys-tem, beispielsweise die Vermei-dung von Krankenhausaufenthal-ten. Dafür braucht es Plattformen,die es Konsumenten ermöglichen,

ihre Gesundheit ganzheitlich zubeobachten und zu steuern.

Vernetzung optimiertVernetzte Versorgung ist die konti-nuierliche, interprofessionelle undsektorenübergreifende Zusam-

menarbeit aller ander Versorgung Be-teiligten und die Vo-raussetzung dafür,dass die Qualität ei-ner Behandlungtransparent nach-vollzogen und be-wertetwerden kann.

Philips arbeitetan Lösungen für di-gitales Gesundheits-und Versorgungs-management. Dazugehören elektroni-

sche Gesundheitsakten, Patienten-portale und integrierte Versor-gungsnetze. Ein Treiber dieser Ent-wicklung ist die Tatsache, dassTechnologien günstiger und zu-

gänglicher werden. Mobile EKGs,mobile Ultraschallgeräte, automa-tische Sturzsensoren, Gesund-heitsuhren und Blutdruckmessge-räte mit Bluetooth-Verbindungkönnen flexibel eingesetzt werden,wo sie gebraucht werden.

Um einen Patienten ganzheit-lich zu betreuen, ist der Austauschan Informationen und Daten not-wendig. Damit hat jeder Einzelnedie Möglichkeit, in einen datenba-sierten Austausch mit dem Haus-arzt, aber auch den behandelndenFachärzten und dem Pflegeperso-nal zu treten.

Durch die eigenverantwortlicheEntscheidung, Informationen zuteilen, können Diagnosen schnellerund sicherer gestellt, Doppelunter-suchungen vermieden und die Be-treuung verbessert werden. Dielangfristige Steigerung der Ergeb-nisqualität resultiert in mündige-ren Patienten, gesünderen Men-schen und einem entlasteten Ge-sundheitssystem.

Philips auf Gesundheitsmission

Take a look into the future of healthcare. Philips präsentiert Zukunftslösungen im Innovation Lab. [ Philips]

„Unser Ziel ist es,den Menschen zu

helfen, gesünder zuleben oder schneller

wieder gesund zuwerden und ein

selbstbestimmtesLeben zu führen.“

Robert Körbler,CEO Philips Austria

GmbH

INFORMATION

Heute im Philips Innovation Lab:

14.00-15.30 Uhr Philips PartnerSession: „Lebensqualität durch einvernetztes Gesundheitssystem“Was bedeutet „Seamless Care“ fürdie Lebensqualität der Patienten?Was sind Vorteile und Risiken?

Am Podium diskutieren:Susanne Herbek, Chefärztin beimFSW und SeniorInnenbeauftragteder Stadt Wien; Maria M. Hofmar-cher, Direktorin von HS&I und Re-search Associate am Zentrum fürPublic Health an der MedUni Wien;Robert Körbler, CEO Philips Aust-ria; Wolfgang Schreiber, Chefarztdes ÖRK und Teamleiter Notauf-nahme AKH Wien; Köksal Baltaci,Moderation