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Klimabulletin Winter 2017/18 _
Der Schweizer Winter 2017/2018 war im landesweiten Mittel normal temperiert. Die Berglagen registrierten eine unterdurchschnittliche, die Tieflagen beidseits der Alpen eine überdurchschnittliche Wintertemperatur. In den Bergen brachte der Winter reichlich Schnee. Die winterliche Sonnenscheindauer blieb in der ganzen Schweiz unterdurchschnittlich. Besonders trüb zeigte sich der Februar.
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Normale Wintertemperatur
Die Wintertemperatur 2017/18 bewegte sich im landesweiten Mittel im Bereich der Norm 1981–2010. In Berg-
lagen oberhalb von 1000 m blieb sie 0.9 Grad unter der Norm. In den tieferen Lagen der Alpennordseite stieg die
Wintertemperatur 0.6 Grad über der Norm. Auf der Alpensüdseite bewegte sich die Wintertemperatur in den
Tieflagen im Bereich der Norm 1981–2010.
Die Winterrtemperatur 1864−2018 gemittelt über die ganze Schweiz. Der Winter 2018 lag bei -2.4 Grad. Die grün gestrichel-te Linie zeigt die Norm 1981−2010 (-2.2 Grad). Die rote Linie zeigt das 20-jäh-rige gewichtete Mittel.
Die Winterrtemperatur 1864−2018 gemittelt über die Höhenlagen oberhalb von 1000 m auf der Alpen-nordseite. Der Winter 2018 lag bei -5.6 Grad. Die grün gestrichelte Linie zeigt die Norm 1981−2010 (-4.8 Grad). Die rote Linie zeigt das 20-jährige gewichtete Mittel.
Der Dezember 2017 zeigte sich im landesweiten Mittel 0.6 Grad kühler als die Norm 1981–2010. In den Bergen
und auf der Alpensüdseite lag die Dezembertemperatur 1 bis 2 Grad unter der Norm. Die Januartemperatur 2018
stieg regional in eine extreme Rekordhöhe. Am Messstandort Genf erreichte die Januartemperatur 2018 den alles
überragenden Rekordwert von 6.0 Grad. Die bisher mildesten Januarmonate lieferten in Genf um 4.5 Grad.
Auch im landesweiten Mittel erlebte die Schweiz mit einem Temperaturüberschuss von 3.1 Grad im Vergleich zur
Norm 1981–2010 den mildesten Januar seit Messbeginn 1864. Im Februar hingegen blieb das landesweite Mittel
3.0 Grad unter der Norm. In Berglagen betrug das Temperaturdefizit gegenüber der Norm sogar 3.5 Grad. In den
Bergen endete der Winter mit einem der kältesten Februarmonate der letzten 30 Jahre.
Reichlich Niederschlag und Schnee
Die winterlichen Niederschlagsmengen erreichten verbreitet 130 bis 175 Prozent der Norm 1981–2010. Im Wallis
stiegen die Werte in vielen Gebieten und in Graubünden regional auf über 200 Prozent. Die Alpensüdseite
registrierte 100 bis 150 Prozent, lokal auch um 180 Prozent der Norm.
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Im Januar 2018 registrierten 95 Messstandorte rekordhohe Monatsniederschläge. An 72 dieser Standorte reichen
die Messreihen mehr als 50 Jahre zurück. Im Wallis brachte der Januar 2018 an vier über 50-jährigen
Messstandorten nicht nur die höchste Januarsumme, sondern die höchste Monatssumme überhaupt: Zermatt
erhielt 257 mm, Stalden/Ackersand 220 mm, Visp 328 mm und Grimentz 254 mm.
In den Bergen fiel im Dezember und im Januar reichlich Schnee. Die Lawinengefahr war vor allem im Januar in
weiten Teilen der Alpen gross bis sehr gross. Einige Täler waren mehrere Tage nur mit Helikopter erreichbar. In
Arosa auf 1880 m lieferte der Winter 2017/18 die beachtliche Neuschneesumme von 5.3 m. In den letzten 50
Jahren gab es hier nur im Winter 2011/12 mit 5.8 m eine grössere Neuschneesumme. Am Walliser Messstandort
Grächen auf 1600 m fiel eine winterliche Neuschneesumme von über 2 m, was zu den höchsten Wintersummen
seit Messbeginn vor 50 Jahren gehört.
Neuschneesumme Dezember bis Februar in Arosa (1878 m ü.M.) in der Messperiode 1891−2018.
Neuschneesumme Dezember bis Februar in Grächen (1605 m ü.M.) in der Messperiode 1967−2018.
Unterdurchschnittliche Sonnenscheindauer
Die Sonnenscheindauer blieb im Winter 2017/2018 in der ganzen Schweiz unter dem Durchschnitt. Auf der
Alpensüdseite und im Engadin gab es meist Werte zwischen 85 und 95 Prozent der Norm 1981–2010. In den
übrigen Gebieten erreichte die winterliche Sonnenscheindauer verbreitet 60 bis 85 Prozent der Norm.
Im Dezember 2017 lag die Sonnenscheindauer in den meisten Gebieten zwischen 80 und 110 der Norm 1981–
2010. Regional gab es im Wallis nur 70 Prozent, im Mittelland und im Südtessin nur 60 Prozent der Norm. Die
Bodenseeregion erhielt hingegen bis 120 Prozent der Norm 1981–2010.
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Auch im Januar 2018 erreichte die Sonnenscheindauer in der Bodenseeregion 130 Prozent der Norm 1981–
2010. Die übrigen Regionen der Schweiz registrierten Werte zwischen 60 und 90 Prozent der Norm.
Ausgesprochen trüb zeigte sich der Februar. Nördlich der Alpen und in den Alpen blieb die Sonnenscheindauer in
einigen Gebieten unter 50 Prozent der Norm 1981–2010. Regional war es einer der trübsten Februarmonate der
letzten 30 Jahre. Das Wallis, die Alpensüdseite und das Engadin erhielten meist 80 bis 100 Prozent der Norm.
Stürmischer Winter
Die Alpennordseite erlebte einen stürmischen Winter. Die Monate Dezember und Januar brachten am Mess-
standort Zürich-Fluntern nach mehreren Jahren eigentlicher Sturmflaute eine erhöhte Sturmaktivität. Schäden
verursachten vor allem die Januarstürme, insbesondere der Sturm Burglind vom 3. Januar 2018.
Anzahl Sturmtage im Winter mit Windspitzen über 100 km/h am Messstandort Zürich-Fluntern 1981−2018.
Vom 16. bis am 18. Januar 2018 herrschte in der Schweiz eine sehr intensive dreitägige Sturmperiode. Am Mess-
standort Zürich-Fluntern gab es an allen drei Tagen eine maximale Windspitze um 100 km/h oder mehr. Eine
vergleichbar intensive dreitägige Sturmperiode wurde am Messstandort Zürich-Fluntern letztmals im Januar 2004
aufgezeichnet. Dann muss man in den Aufzeichnungen bis zum Jahrhundertsturm Lothar vom Dezember 1999
zurückgehen, um auf eine ähnlich intensive Sturmperiode zu treffen.
Saisonwerte Winter 2017/18 an ausgewählten MeteoSchweiz-Messstationen im Vergleich zur Norm 1981‒2010.
Norm Langjähriger Durchschnitt 1981‒2010 Abw. Abweichung der Temperatur zur Norm % Prozent im Verhältnis zu Norm (Norm = 100%)
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Der Winter 2017/18 im Vergleich zur Norm 1961‒1990
Gemäss Vorgabe der Welt-Meteorologie-Organisation (WMO) verwendet MeteoSchweiz für die Darstellung der
langjährigen Klimaentwicklung nach wie vor die Norm 1961‒1990.
Abweichung der Saisontemperatur in der Schweiz vom langjährigen Durchschnitt (Norm 1961‒1990). Zu warme Saisontemperaturen sind rot, zu kalte blau angegeben. Die schwarze Kurve zeigt den Temperaturverlauf gemittelt über 20 Jahre.
Langjähriger Verlauf der Saisontemperatur (links) und des Saisonniederschlags (rechts) in der Nordschweiz (oben) und in der Südschweiz (unten). Dargestellt ist die saisonale Abweichung vom langjährigen Durchschnitt (Norm 1961‒1990). Zu warme Saisontemperaturen sind rot, zu kalte blau angegeben. Zu nasse Verhältnisse sind grün, zu trockene braun angegeben. Die schwarze Kurve zeigt den jeweiligen Verlauf gemittelt über 20 Jahre.
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Die Pollensaison Winter 2017/18
Hasel – sehr früher Beginn der Pollensaison
Erste Haselpollen wurden ab Anfang Januar gemessen. Mässige Belastungen traten ab dem 5. Januar in
Genève, ab dem 9. Januar in Münsterlingen und Luzern und bis zum 15. Januar an unseren andern Mess-
stationen auf. Das sind auf der Alpennordseite 20 Tage und im Tessin 3 Tage früher als im Mittel der 20-jährigen
Vergleichsperiode von 1996-2015.
Weil die Temperatur im Januar aussergewöhnlich hoch war, stieg die Pollenbelastung sehr schnell auf starke
Belastungen an. An den meisten unserer Messstationen wurden im Januar noch nie so viele Tage mit starkem
Pollenflug gemessen wie in diesem Jahr. Ganz anders im Februar, während dem nur in Visp, Lausanne und
Genève einzelne Tage mit starkem Pollenflug auftraten. Sonst blieb der Pollenflug auf der Alpennordseite im
Februar schwach bis mässig.
Im Unterschied dazu begann die Haselpollensaison im Tessin nur wenig verfrüht, aber sie war im Januar und
Februar stark. Bis Ende Februar wurden in Locarno 20 Tage und in Lugano 28 Tage mit starkem Haselpollenflug
gemessen, deutlich mehr als im Mittel. In Lugano war diese Anzahl sogar die zweithöchste der gesamten
Messperiode, nach dem Jahr 1992. Die Haselpollensaison geht im März noch weiter. Bis jetzt war sie in der
ganzen Schweiz stärker als im Mittel und ist bis jetzt die zweit- bis fünftstärkste der Vergleichsperiode. Neben
dem für Pollenflug günstigem Wetter im Januar war auch die grosse Anzahl an vorhandenen Haselkätzchen ein
Grund für diese starke Pollensaison.
Verlauf der Hasel-(links) und der Erlenpollensaison (rechts) mit Daten bis Ende Februar in Zürich (oben) und in Lugano (unten). Das aktuelle Jahr ist mit schwarzen Balken dargestellt. Die blaue Kurve entspricht dem 20-jährigen Mittel von 1996−2015.
Erle – bisher schwache Pollensaison
Die ersten Erlenpollen wurden ebenfalls Anfang Januar gemessen. Der Anstieg auf mässige Belastungen fand
bei einzelnen Stationen ab dem 5. Januar statt, bei den meisten Stationen erfolgte er aber erst zwischen dem 15.
und 24. Januar. Das sind auf der Alpennordseite durchschnittlich 14 Tage und im Tessin 4 Tage früher als im
Mittel der 20-jährigen Vergleichsperiode 1996−2015. Während der letzten Januarwoche traten starke Belas-
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tungen auf. In Genève und Lausanne ist dieser Termin der früheste Anstieg auf starke Belastungen der gesamten
Messperiode, in Luzern der zweitfrüheste und an andern Stationen der dritt- oder viertfrüheste. Im Februar
wiesen auf der Alpennordseite nur Basel und Genève einzelne Tage mit starkem Erlenpollenflug auf. Sonst blieb
der Pollenflug schwach bis mässig, da im Februar die Sonne fehlte und die Temperatur zu tief für eine starke
Pollenfreisetzung war.
Bis Ende Februar war die Gesamtpollenmenge auf der Alpennordseite noch deutlich geringer als im Mittel, aber
die Erlenpollensaison geht im März noch weiter. Im Tessin wurden bis Ende Februar in Locarno 22 Tage und in
Lugano 17 Tage mit starkem Erlenpollenflug gemessen, etwas mehr als im Mittel. In Buchs SG zeigte sich erneut
die sehr frühe Blüte der Purpurerle, einer in der Nähe der Pollenfalle angepflanzten Erlenart. Ab dem 1. Januar
wurden in Buchs mässige Erlenpollenkonzentrationen gemessen, die bereits ab dem 5. Januar auf starke und
sehr starke Belastungen anstiegen.
MeteoSchweiz, 12. März 2018
Das Klimabulletin darf unter Quellenangabe „MeteoSchweiz“ ohne Einschränkungen weiterverwendet werden.
http://www.meteoschweiz.admin.ch/home/klima/gegenwart/klima-berichte.html
Zitierung
MeteoSchweiz 2018: Klimabulletin Winter 2017/18. Zürich.
Titelbild
Curaglia im Bündner Oberland im Januar 2018. Hier zerstörte der Wintersturm Vivian im Februar 1990 den
lebenswichtigen Lawinenschutzwald. Foto: S. Bader
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