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Dipl. Med.-päd. Marietta Handgraaf / Prof. Dr. Christian Grüneberg| 1
Kompetenzorientiertes Lehren und Lernen im Studiengang Physiotherapie: Komplexe Lernprozesse mit Hilfe des 4C/ID-Modells entwickeln und optimieren
Tagung „Teaching is Touching the Future – Emphasis on Skills“ am 29. und 30. November 2012 - Mainz
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Allgemeine Übersicht
1. A Akademisierung
2. B Bochum
3. C Curriculum
4. 4C/ID-Modell
+
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Berufsfachschule + Studium o Duales Modell (gleichzeitig Schüler und Studierende)
u.a. auch das ausbildungsintegrierte Studium (Anrechnung außerhochschulische Inhalte – z.B. Berufsfachschule)
o Additives Modell (zuerst Berufsfachschule und im Anschluss ein Studium)
Grundständiger Studiengang (altes Modell) mit ausländischer Hochschule
Grundständiger Studiengang (Modellklausel (2009)): ermöglicht primärqualifizierende Studiengänge mit vielen Variationen
Akademisierung der Physiotherapie Pluralität
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Qualifikationserfordernisse der Gesundheitsfachberufe
Die gewachsene Komplexität in der Versorgung erfordert die Fähigkeit des Reflective Practitioners:
− Wissenschaftliche Reflexion − Evidenzprüfung − Anpassung des professionellen Handelns
Empfehlung des Wissenschaftsrats In primärqualifizierenden patientenorientierten Studiengängen sollen künftig 10 bis 20 Prozent eines Ausbildungsjahres mit einem Bachelor-Abschluss zur unmittelbaren Tätigkeit am Patienten befähigt werden.
[Wissenschaftsrat, 2012]
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Gründung der Hochschule am 01.11.2009 grundständiges Studium, 7 Semester, 210 ECTS Doppelqualifizierung:
− 6. Semester staatliche Prüfung (= Befähigung zum/zur Physiotherapeut/-in),
− 7. Semester Bachelor-Arbeit (B.Sc) Auftrag: Professionalisierung und Akademisierung der
Gesundheitsberufe sowie Verbesserung der Versorgungsqualität der Bevölkerung durch ein qualifiziertes Studienangebot
Einbindung in den Gesundheitscampus NRW im Jahr 2014 Zur Zeit werden fünf Bachelor-Studiengänge angeboten:
Ergotherapie, Hebammenkunde, Logopädie, Physiotherapie und Pflege
Bochum - die Hochschule für Gesundheit
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Ab 2014 – Hochschule für Gesundheit auf dem Gesundheitscampus NRW (Campus West)
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Hochschule für Gesundheit Landesinstitut für Gesundheit
und Arbeit (LIGA.NRW) Krebsregister NRW Elektronisches Beruferegister
(eGBR) Zentrum für Telematik im
Gesundheitswesen …
Gesundheitscampus NRW (Campus West)
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Curriculum Entwicklung Studiengang Physiotherapie BSc.
Berücksichtigung Bologna-Prozess:
□ Kompetenzorientiert – Kontextbezogen □ Lernendenzentriert □ Learning- Outcome □ Employability □ Paradigmen der Physiotherapie
Sichtung internationale Curricula
didaktische Implikationen
Kompetenzentwicklung
ein dynamischer Prozess
Berufliche Praxis
Interne Struktur
von Kompetenz
Kontext- abhängig-
keit
Individuum
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Gegenstand Physiotherapie
Physiotherapie fokussiert in einem umfassenden Sinne auf den Aspekt des Erhalts bzw. der Wiederherstellung von Bewegungs- und Funktionsfähigkeit, die − von der Gewebeebene (z.B. in der Atmung, Beweglichkeit,
Kraft) − bis hin zur Bewegung des Individuums im gesellschaftlichen
Umfeld reicht.
[u.a. Hislop, 1975; Cott et al., 1995]
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Theorie
Diagnostik &
Intervention
Forschung
Outcome &
Evaluation
[modifiziert nach Darrah et al, 2006]
Kontext-faktoren
Lebe
nbeg
leite
ndes
lern
en
•ICF •u.a.MDBB/Cott
•Klinimetrie •klientenzentrierte kooperative Modelle
•hypothesengeleitet
•EBP •Klinische Studien
•Klinimetrie
Theoretische Basis - kontextbezogen -
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Biopsychosoziales Modell der ICF
[WHO, 2001]
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[Kigin et al., 2010]
Paradigmenwechsel - Interdisziplinarität
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Komplexes Lernen = Integration und Kombination:
Wissensbasis (deklarativ & prozedural) Skills & Attitudes [Van Merriënboer, & Kirschner, 2007]
Kernelemente Lernen durch Begegnung Identitätsbildung ist ein zentrales Element [Webb et al., 2009]
Berufliche Rollen Berufsentwickler Dienstleister Manager &
Teamplayer [Handgraaf & Grüneberg, 2011]
Learning Pathways Fähigkeiten und Fertigkeiten Kommunikation mit Anderen Reflexion Evidenzbasierte Praxis [Linquist et al., 2006]
Entwicklung von professioneller klinischer Expertise
Studierende Curriculare Strukturen
Praktische Studien-phase
Community of Practice
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Gestaltung von Lehre
Traditionell „First thinking then doing“
Aber Addierung der Teile und Zusammenfügung von Themen führt nicht automatisch zu einer optimalen Performance
Schlüssel liegt in einer Konzeption, das Wissen Fertigkeiten und Attitude innerhalb der komplexen Handlungsprozess integriert und koordiniert
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Wissen
Theorie
Fallarbeit
Praktische Studienphase
Skills-Lab/
TACHO Theorie-Praxis
Transfer Berufsrolle
Lernen an der hsg
Wissen und Verstehen Können
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4C/ID-Modell komplexe Lernsituationen Kompetenzerwerb
Grundprinzipien des 4C/ID-Models: Arbeiten an vollständigen Aufgaben,
kontextbezogen Üben von Teilfertigkeiten gekoppelt an
die Lernsituation Zunahme der Komplexität Zielgerichtete Unterstützung und
Feedback
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Kompetenzerwerb am Beispiel Stabilitätstraining
einfach
komplex
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Lernsituationen
unterschiedlichen Lernsituationen : Mobilität; Kraft; Stabilität; Koordination; usw.
Ein Stabilitätstraining ist als “komplexe Aufgabe” zu betrachten mit ...
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Teilfertigkeiten
Just-in-time Instruktion und Feedback
Fokus auf eine Lernsituation
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Lernen anhand von authentischen Lernsituationen
4 Componenten – Instructional Design (4C/ID-Modell)
Lernaufgabe Lern-
outcome; Kompetenzerwerb Simultane, integrale Prozesse
• Wissenskonstruktionen/Netzwerkbildung • Routineaufgaben – nicht Routineaufgaben • Attitüdenbildung
•Problemaufgaben • Fälle • Projekte • ......
•Transfer in andere Kontexte
[van Merriënboer & Kirchner, 2007]
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Instruktionspsychologie / Instructional Design Theory − ist eine Wissenschaft der systematischen Planung,
Entwicklung und Evaluation von Lehr-/Lernsituationen und -Materialien.
− junge Disziplin, die sich an empirischer Forschung orientiert.
Zentrale Aufgabengebiete: − Theorie der Planung von Lehr-Lern-Prozessen − Fragen der Lehrzieldefinition − Curriculumkonstruktion − Analyse des Lehrstoffs − Gestaltung von Lehr- und Lernprozessen
Zur Hintergrund
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Kompetenzerwerb auf Basis des 4C/ID-Modells
Das 4C/ID-Modell ist nicht als ein neues Unterrichtsmodell oder eine Methode zu sehen, sondern als Denkansatz, um die Entwicklung von Expertise zu verbessern/ optimieren.
Operationalisierung des 4C/ID-Modells
„Ten steps to Complex Learning“ 2007
Van Merriënboer und Kirschner (2e Edition 2012 )
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Lehrzielhierarchien
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4C/ID-Modell
(van Merriënboer & Kirchner 2007)
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Praxisbeispiel aus der Physiotherapie
untersuchen behandeln beraten
Anamnese- gespräch
Funktions- untersuch- ung
klinische Urteilsbildung
Handlungssituation
Stabilitätstests
Knietrauma nach einer Sportverletzung
sek. Präven-tion
Hausauf-gaben-programm
bei einem übermotivierten Patienten
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Lernsituation1 LS 2 LS 3
Authentische Lernsituationen Variationen innerhalb einer Lernsituation Zunahme der Komplexität in der nächsten
Lernsituation (LS) Abnahme der Begleitung
[van Merriënboer & Kirchner, 2007]
4 Componenten – Instructional Design Komponente 1: Tätigkeitskategorien
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Eine Geschichte
Fall: „Wegknicken“ Vorgeschichte Vor 10 Monaten während des Skiurlaubs öffnete sich bei
Frau Werner bei einer langsamen Drehbewegung die Bindung des rechten Skis nicht. Frau Werner fiel, wobei ihr rechtes Knie eine extreme Flexion und Valgus-Exorotations-Bewegung machte. Sie hörte ein knackendes Geräusch und konnte nicht mehr weiter Ski fahren. Der Orthopäde verschrieb Physiotherapie und gab Ihr die Empfehlung viel zu üben. Es folgte eine schnelle Genesung.
Aktuell Nach 6 Monate knickte Sie beim Jazztanz plötzlich weg. Ihr
Knie wurde wieder direkt dick. Frau Werner wird jetzt wieder physiotherapeutisch behandelt, verspürt aber eine Unsicherheit im Knie, es knickt oft ein.
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Komponente 1: Aufgabenkategorien
Beispiele von Aufgabenkategorien: Diagnostik / Behandeln / Beraten Lernsituation (einfache Problematik) Kontext: Sport, Diagnostik Lokalisation: Knie Pathologie: Instabilitätsproblem
Lernkategorie 1 Lernkategorie 2 Lernkategorie 3
Beschwerden Patient
klar, standardisiert
weniger deutlich
diffus
Verfügbare Information
verfügbar, vollständig
verfügbar, aber inkomplett
schwierig zu bekommen
Anforderungen Patient
niedrig realistisch hoch
Verfügbare Zeit
unlimitiert eingeschränkt sehr eingeschränkt
Schwierigkeitsgraden
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Wissensbasis - Wissensnetzwerke Problemlösung und Urteilsbildung Implizites Wissen explizit machen Elaboration
[van Merriënboer & Kirchner, 2007]
4 Componenten – Instructional Design Komponente 2: Unterstützende Information
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Komponente 2: Unterstützende Information 1) Mentale Modelle: Anatomie: - Aufbau Kniegelenk
- Stabilisierende Systeme Physiologie: - Belastungsfähigkeit der Strukturen Pathologie: - Kreuzbandläsion 2) Kognitive Strategien: Aufbau der physiotherapeutischen Untersuchung/Interprofessioneller Prozess
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Routineaspekte innerhalb der Lernsituation “Wissen wie” – Information, just-in-time Wissenskompilation
4 Componenten – Instructional Design Komponente 3: Prozedurale Information
[van Merriënboer & Kirchner, 2007]
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Komponente 3: Prozedurale Information
Wiederkehrende Tätigkeiten / Routineaspekte Durchführung Schwellungstest Durchführung Stabilitätstest
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Wiederholung/ train, train, train Anwendungswissen - kontextbezogen Festigung und Nachhaltigkeit
v
[ van Merriënboer & Kirchner, 2007]
4 Componenten – Instructional Design Komponente 4: Teil-Lernaufgaben
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Herausforderung – Herausbildung professioneller Kompetenz
komplexe Lernprozesse / komplexes Lernen Integration von
− Wissen (deklaratives u. prozedurales Wissen) − Fertigkeiten − Attitude
Kombination und Koordination - nicht wiederkehrende Aspekte - wiederkehrende Routineaspekte
Lernumgebung erzeugen, die gut funktionierende Netzwerke konstruiert
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Bochum ist nicht Berlin oder Barcelona, aber ...
Thank you for your attention!
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit !
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Literaturhinweise 4C/ID-Modell
Janssen-Noordmann, A.M.B., Van Merriënboer, J.J.G, van der Vleuten C.P.M., Scherpbier, A.J.J.A. (2006) Design of intergradet practice for learning professional competences. In Medical Teacher, Vol. 28, 5, 447-452
Van Merriënboer, J.J.G. , Kirschner, P.A. (2007) Ten Steps to Complex Learning. A Systematic Approach to four-Component Instructional Design
Van Merriënboer, J.J.G., Sweller, J. (2010). Cognitive laod theory in health professional education: design principles and strategies. In. Medical Education, 44, 85-93