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Südliches Waldviertel Denkmalpflege in Niederösterreich Band 27

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elDenkmalpflege in Niederösterreich

Band 27

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zugleich, wie vielfältig die denkmalpflegerischenAktivitäten in diesem Raum sind, was an großartigen Restaurierungen bereits gelungenist – Maria Taferl und Stift Lilienfeld sindMusterbeispiele – und was noch an wichtigenAufgaben zur Erhaltung, Sanierung undRevitalisierung vor uns liegt. Die vorliegendeBroschüre ist nicht nur eine interessant zulesende Dokumentation, sie ist als Lektüreeinfach ein Muss für alle an Landeskunde, an Baudenkmälern, an Kunst- und Kultur-geschichte interessierten Landsleute.

Dr. Erwin PröllLandeshauptmannvon Niederösterreich

Niederösterreich als altes Kulturland besitztquer durch alle Regionen des Landes einenungeheuren Reichtum an Denkmälern, indenen sich als Zeugen vergangener Epochendie geschichtliche Entwicklung des Landesspiegelt, die historische Ereignisse markierenaber auch signifikant sind als kunst- undkulturhistorische Zeugnisse. Die kulturelle undkünstlerische Kreativität der Menschen unseresLandes wurzelt in dieser Vergangenheit, schöpftaus ihr wichtige Impulse. Die Denkmalpflegewar dem Land Niederösterreich daher immerein wichtiges Anliegen und wird auch von derAbteilung Kultur und Wissenschaft vorbildlichwahrgenommen. Der Band „Südliches Wald-viertel“ ist bereits der 27. Band in der Reiheder NÖ Denkmalbroschüren. Und einmalmehr ist es erstaunlich und überraschend

Vorwort

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von der Bildfläche verschwunden sind. DieLuftbildarchäologie hat gezeigt, welch großeAusmaße archäologische Fundstätten anneh-men können. Ganze ehemalige Stadtteile,Befestigungsanlagen, unerklärliche Kreisgraben-anlagen usw. sind erst aus dem Erfassen ihrerAusmaße nachvollziehbar, in ihrem Bestandaber sehr bedroht. Durch eine neue Methodegelingt es nun diese Bodendenkmale rasch undzerstörungsfrei erfassen, kartieren und bewer-ten zu können. Eine große Chance nun auchflächenmäßig mehr zu erfahren über den Boden,auf dem wir heute stehen und bauen.

Abschließend sei noch auf den Beitragüber die Walfahrtskirche Maria Taferl hinge-wiesen. Er dokumentiert den Start für einenun anlaufende Restaurierung, vor allem derDeckenmalereien. Technologisch ist dies einegroße Herausforderung für die Denkmalpflege.Wir werden in einem späteren Heft über denFortgang und über die Problemlösungen beiden Arbeiten an diesem Denkmal berichten.Der heutige Beitrag soll die schwierigeProblematik vermitteln.

Gerhard Lindner

Südliches Waldviertel ist das Thema diesmal,klingt etwas ungewohnt, verbindet man dochdas Waldviertel immer mit der nördlichstenGegend von Niederösterreich, mit einerRegion, die an Tschechien und das oberöster-reichische Mühlviertel grenzt und so gar nichtsmit dem Süden zu tun hat. Die Größe desWaldviertels bringt es aber mit sich, dass esunterschiedliche Landschaften gibt, dass dasflache „Hochland“ mit den Teichen, Getreide-feldern oder feuchten Wiesen anders ist, als dasvon der Donau aufsteigende, durch Talein-schnitte geprägte und stark bewaldete Gebietzwischen Persenbeug und Luberegg. Hier istdie Zeit in manchen Winkeln noch stehengeblieben und abseits des Touristenstromesentlang der Donau findet man noch nahezuunberührte Landschaft und herausragendeKunstschätze. Burgen, Schlösser und Kirchensind es vorwiegend, die in den letzten Jahr-zehnten mit großem Engagement und auchviel fachlichem Können restauriert und revita-lisiert werden konnten. Persönliches Engagementist immer erforderlich, wenn es um die Erhalt-ung von Kulturgut geht, wenn große Volumenwie Burgen saniert werden sollen.

Ein wichtiger Beitrag in diesem Heft wid-met sich der geophysikalisch-archäologischenProspektion. Unter diesem etwas kompliziertklingenden Begriff verbirgt sich die neuesteTechnologie zur Untersuchung der Landschaftnach Spuren der Geschichte. Unser kulturellesErbe sind nicht nur die aufragenden Bauten,oder die Reste davon, sondern auch die unterder Erde verborgenen Reste historischerKulturen, Spuren der Zivilisation, die durchBodenbearbeitung, durch Bodenerusion etc.

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elEditorial

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Südliches Waldviertel

Kurt BleicherÜberblick über die Region -kunsthistorische und denkmalpflegerische Aspekte

Wladimir AichelburgSchloss Artstetten, Schloss Luberegg

Werner KitlitschkaDas Weitental als Schwerpunkt denkmalpflegerischer Aktivitäten

Lotte IngrischDie Schlangenburg

Manfred KollerPöggstall als Kunstzentrum des 15. und 16. Jahrhunderts.

Willibald RosnerDie Kreidfeuer im Südlichen Waldviertel

Aktuelle Fachthemen

Wolfgang Neubauer, Alois Eder-Hinterleitner, Peter Melichar, Sirri Seren

Zerstörungsfreie Dokumentation bedrohter Bodendenkmäler– Die geophysikalisch-archäologische Prospektion

Johannes RamharterG’schichten aus dem Wienerwald

Werner JobstRömisches Erbe -Von Sammlern und Sammlungen in Carnuntum

Literaturhinweise

Werner KitlitschkaBuchbesprechnung

Restaurierbeispiele

Margit KohlertMaria Taferl, die Pfarr- und Wallfahrtskirche zur schmerzhaften Mutter Gottes

Peter König, Kurt BleicherStift LilienfeldEin Restaurierbeispiel in Bezug auf die Ausstellung „Cisto“

Ralf WittigEhemaliges Schloss in Moidrams

Denkmalpflege International

Katharína KosováDer Denkmalschutz in der Slowakei

Aktuelles aus der Denkmalpflege in Niederösterreich

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chen, byzantinisch beeinflussten Fresken ausder Apsis der Burgkapelle Gossam einzuord-nen. Als dritte hochmittelalterliche Burg istStreitwiesen zu erwähnen, deren untere fünfBergfriedgeschosse in Quadermauerwerk der 1.Hälfte des 12. Jahrhunderts gefügt sind und inderen Burgkapelle vor ca. 5 Jahren ein mero-wingisches (!) Glasgefäß als Reliquienbehältnisaus dem Altartisch geborgen werden konnte.

Das Zeitalter der Gotik wird hier wie auchin anderen Landesregionen vor allem durchPfarr- und Wallfahrtskirchen repräsentiert. InMaria Laach am Jauerling besitzen wir einKleinod dieser Art aus dem 15. Jahrhundert.Die außen wuchtig erscheinende Staffelhallemit einschiffigem Langchor und vorgestelltemWestturm entfaltet erst im Inneren ihren ganzenReichtum. An Steinmetzarbeiten hervorzuhe-ben sind das originelle Rippennetz der Gewölbe,das Brüstungsmaßwerk der Westempore undnicht zuletzt die Kanzel, welche nach Eggen-burg wohl das bedeutendste spätgotische Bei-spiel in Niederösterreich darstellt. Den Höhe-punkt bildet aber der von einem anonymenMeister geschaffene und in der Originalfassungerhaltene Flügelaltar von 1480, das Hauptwerkspätgotischer Schnitz- und Malereikunst dieserRegion schlechthin. Als Wallfahrtskirche desausgehenden Mittelalters wenig bekannt ist diedreischiffige Hallenkirche von Heiligenblut inMannersdorf mit ihren Glasmalereien und demca. 8m hohen Sakramentshäuschen. Bemerkens-wert hinsichtlich der Ausstattung erscheint auchdie Pfarrkirche von Weiten, deren gotischeWand- und Glasmalereien, Altarschrein von1518 und Sakramentshäuschen des 14. Jahr-hunderts mit den barocken Einrichtungsgegen-ständen und den vielen Epitaphien einenkünstlerisch überreichen Eindruck erwecken.Die mit hervorragenden Schnitzwerken ausge-stattete Pfarrkirche von Pöggstall hat wiederumihren gotischen Charakter sehr weitgehend er-halten und nimmt durch ihre chor- und apsi-denlose zweischiffige Halle mit vierachsigerWestempore als ehemalige Schlosskirche eineSonderstellung ein.

Das benachbarte, im Kern mittelalterlicheSchloss wurde in der frühen Neuzeit tiefgrei-fend um- und ausgebaut, wovon nicht nur einreizvoller Arkadenhof mit jüngst freigelegten

Als Teil einer Region, die auch „Nordwald“bezeichnet und im Süden von der Donaubegrenzt wird, kommt dem südlichen Wald-viertel eine bis in die Altsteinzeit (Venus vonWillendorf ) zurückreichende Bedeutung zu.

Das älteste herausragende architektoni-sche Zeugnis dieses Raumes bildet wohl dieBurgkirche von Ober Ranna aus dem 1. Vierteldes 12. Jahrhunderts. Sie vertritt den in Öster-reich seltenen Typus einer einschiffigen roma-nischen Doppelchoranlage mit zwei vonVierungstürmen überragten Querschiffen undenthält auch eine westliche Hallenkrypta miteigenwillig reliefierten Kapitellen. Etwa gleich-zeitig sind auch die heute in Krems befindli-

Mag. Kurt BleicherBundesdenkmalamt,Landeskonservatorat NÖ

Überblick über die Region -kunsthistorische und denkmal-pflegerische Aspekte

Maria Laach, Freigrabdes Johann Georg III.von Kuefstein

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monumentale Freigrab des Johann Georg III.von Kuefstein in der Kirche von Maria Laachzu bezeichnen. Es stammt vom HofbildhauerAlexander Colin und gehört mit den Toten-schilden im Chor zu den selteneren Denk-mälern des Protestantismus in Österreich.

Die Gegenreformation ist mit der Wieder-belebung des Wallfahrtswesens auch in dieserRegion zu registrieren. In Maria Taferl ent-stand im 17. Jahrhundert ein markanter, weit-hin sichtbarer Kirchenneubau mit einer über-lieferten Ausstattung des 18. Jahrhunderts, ander so bedeutende Künstler wie AntonioBeduzzi, Josef Matthias Götz oder JohannMartin Schmidt mitgewirkt haben. Typisch fürdiese Zeit sind auch die in vielen mittelalterli-chen Kirchen anzutreffenden und harmonischsich einfügenden barocken Einrichtungen (z.BSt.Oswald). Auch wenn das Barockzeitalter imsüdlichen Waldviertel im Schlossbau nur wenigin Erscheinung trat, so finden wir in Lubereggwiederum ein bemerkenswertes Schlössl desFrühklassizismus, das auf eine Poststation desFriedrich Josef von Fürnberg zurückgeht. DerHistorismus machte sich vor allem in einigenneugotischen Kircheinrichtungsteilen (z.B.Pöbring) und am Um- bzw. Erweiterungsbaudes Renaissanceschlosses Artstetten bemerkbar.

Das relativ kleine Gebiet, das in etwa dieGerichtsbezirke Persenbeug, Pöggstall undSpitz umfasst, hat doch, wie oben vorgeführt,einen beachtlichen Denkmälerbestand aufzu-weisen, der laufend denkmalpflegerischer Be-treuung bedarf. Unter den aktuellen Restau-rierungsprogrammen sind schwerpunktmäßignachfolgende hervorzuheben:

Pöggstall Hier wurden am Schloss zum Schutz der Renais-sancemalereien im Arkadenhof unerlässlicheVordächer durch die Architekturabteilung desBundesdenkmalamtes konzipiert und amBergfried diverse mittelalterliche Putzlagenkonsolidiert; derzeit laufen statische Sicherungs-arbeiten am östlichen Wehrmauerbereich. Inder Pfarrkirche, wo zuletzt kostbare Seccomale-reien aus dem frühen 16. Jahrhundert freigelegtwerden konnten, ist die etappenweise Restau-rierung der kunsthistorisch herausragendenEinrichtung vorgesehen, wobei am Hauptaltar

Wandmalereien des 2. Viertel des 16. Jahrhun-derts, sondern auch ein Kanonenrondell kün-den, das mit fortifikatorischen Studien AlbrechtDürers in Zusammenhang gebracht wurde undals einziges ausgeführtes Beispiel dieser Artgilt. Gehobene profane Wohnkultur der frühenNeuzeit spricht aus den Kassettendecken desSchlosses Leiben. Das wichtigste sakrale Bau-denkmal dieser Epoche bildet wohl die Schloss-kapelle von Persenbeug mit ihrem Dreikonchen-chor und den in ihrer Art seltenen Gewölbe-stuckaturen um 1620. Als ein Höhepunkt derSepulkralkunst um 1600 in Österreich ist das

Schloss Leiben, GroßerSaal, Ausschnitt derKassettendecke

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sche Probleme aufweisen, steht nach mehr als40 Jahren auch wieder die wertvolle Innenein-richtung zur Restaurierung an.

Weitenegg - BurgruineDer Bestand der Burgruine Weitenegg wurdedurch erhebliche pflegerische Maßnahmenüber Initiative der Eigentümerfamilie gesichert.Während in Schloss Artstetten die Dachpro-bleme nach Sanierungsmaßnahmen einiger-maßen in den Griff zu bekommen waren, stehtdie Holzschindeldeckung von Schloss Lubereggin Folge immer stärker in Erscheinung treten-der Zeitschäden vor einer umfassenden Erneue-rung. Dafür werden in Etappen sehr hoheSummen aufzubringen sein, die neben der sehrbemühten Eigentümerin auch die öffentlicheHand durch die Zurverfügungstellung vonnamhaften Subventionen sehr fordern wird.Ein lang gehegter Traum scheint aber heuer inErfüllung zu gehen: die unmittelbar am Schlösslvorbeiführende und stark befahrene WachauerBundesstraße soll endlich zur Donau hin ver-legt werden, sodass das Vorfeld dieses architek-tonischen Juwels neu gestaltet werden kann,was auch aus konservatorischen Gründen über-aus positiv zu beurteilen ist.

auf Grund einer genauen Befundung die Rück-führung auf den spätgotischen Zustand mitzentraler Kreuzigungsgruppe möglich seinwird. Die restaurierten Skulpturen konntenvom 19.3. – 5.5.2002 in der Orangerie desWiener Belvederes besichtigt werden.

Weiten – Pfarrkirche Wegen Akutschäden an der Dachzone des Lang-chores, unter dem eine Straße durchführt, wardie gegenwärtige Eingerüstung unumgänglich.Dringendmaßnahmen wie diese und plötzlichnotwendige Reparaturen stellen Pfarre, Diözeseund Denkmalpflege oft vor unvorhergeseheneFinanzierungsprobleme. Die durchwegs spätgo-tischen Ortskirchen sind aber meist permanentgepflegt und in allgemein gutem Erhaltungs-zustand.

Maria Taferl – WallfahrtskircheAn diesem herausragenden barocken Sakralbaubegannen schon vor ca. 10 Jahren umfangrei-che Außenarbeiten. Demnächst soll die derzeitin Vorbereitung befindliche Innenrestaurierungin Angriff genommen werden. Neben denkunsthistorisch wichtigen DeckenmalereienAntonio Beduzzis, die erhebliche putztechni-

Schloss Pöggstall,Arkadenhof mitverglastem Vordach

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Nord- und Westtrakt des Schlosses zugebaut,die Kirche durch ein neues barockes Schiff mitdem Schloss verbunden. 1913 baute ErzherzogFranz Ferdinand den im Norden vorgelagertensogenannten Neubau für das Archiv, die Bibli-othek und das Personal dazu.

Dieser moderne Zubau ordnet sich demGesamtaussehen des alten Schlosses unter.Nachdem das alte Schloss bereits seit dem 17.Jahrhundert fünf Türme hatte, bekam auch derZubau nach eigenhändigen Entwürfen desErzherzogs zwei weitere kleine Türmchen;Artstetten wurde so ergänzt, als ob dieser Zu-bau schon immer da gewesen wäre. FranzFerdinand entwickelte die ursprüngliche Bau-idee des alten, namentlich nicht mehr bekann-ten Baumeisters bzw. Architekten weiter. Erwar gegen Stilbrüche; bei jedem Neubau, beijeder Renovierung war stets das vorhandeneEnsemble für weitere Maßnahmen entschei-dend. Genauso weiterentwickelt wurde durchihn der ursprüngliche Baugedanke des Schlos-ses Blühnbach in Salzburg oder in Konopischtund in Chlumetz in Böhmen. Gotik wurdedurch Gotik ergänzt, Renaissance durch Renais-sance, Barock durch Barock. Alles schlicht,nicht überladen. Innen war die modernste

Von St. Pölten kommend ist Artstetten schonvon weitem sowohl von der Eisenbahn als auchvon der Westautobahn zu sehen; seine weißeFassade leuchtet in der grünen Hügellandschaftder Ausläufer des südlichen Waldviertels. Nachder Eröffnung der Pöchlarner Donaubrücke istArtstetten noch leichter zu erreichen, sogar einenBus gibt es siebenmal täglich. Zwei Stockwerkedes im Privatbesitz befindlichen Schlosses sindöffentlich zugänglich und zu einem ErzherzogFranz Ferdinand Museum adaptiert. Eröffnetwurde das Museum zu Ostern 1982, also genauvor zwanzig Jahren.

Das Schloss stammt in seiner heutigenForm von 1698 und 1913. Der KupferstecherTobias Sadler des Geographen Georg MatthäusVischer sah es 1672 zweigeteilt; die Kirche standnoch frei vom Schlossgebäude. Dann wurden der

Dr. Wladimir AichelburgErzherzog FranzFerdinand Museum

Schloss Artstetten

Schloss Artstetten

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Die gleichen Holzeinbauten, Fenster oderSteinstiegen findet man in Konopischt, Blühn-bach, Chlumetz, Ambras, Eckartsau, Belvedereoder dem 1898 errichteten ZinshauskomplexSalesianergasse (jede Wohnung bereits mitBadezimmer!). Die umliegenden ParkanlagenArtstettens gestalteten Architekt Rudolf Frassund Jaroslav O. Molnár, doch auch hier gibt esBrunnen, die den in Blühnbach oder Konopischtsehr ähnlich sind.

Den direkten Anlass zu diesen Umbautender Jahre 1913-1914 gab der Bau der Gruftunter der Artstettner Kirche, den Anstoß zumBau der Gruft die in der gängigen biographi-schen Literatur bisher unbeachtete Totgeburteines Knaben im Belvedere am 8. November1908. Der kleine Sarg wurde damals von Wienaus nach Artstetten gebracht und vorerst provi-sorisch in einem Vorraum der Kirche abgestellt.Artstetten sollte der Witwensitz der Gemahlindes Thronfolgers, der Herzogin von Hohen-berg werden; die böhmischen BesitzungenKonopischt und Chlumetz waren für die SöhneMaximilian und Ernst Hohenberg vorgesehen.Die Gruft wurde 1909-1910 nach Plänen desArchitekten Ludwig Baumann durch Maurer-meister Friedrich Aichberger aus Pöchlarnerrichtet und am 13. Jänner 1910 kollaudiert.So war sie 1914 fertig, als Erzherzog FranzFerdinand und die Herzogin von Hohenbergin Sarajevo von einem Halbwüchsigen ermordetwurden. Die Särge wurden, wie in der Kapu-ziner Gruft, einfach am Boden hingestellt.

Doch schon kurz nach der Bestattungwurde die Gruft zu einem Wallfahrtsort. Daentschloss sich der Vormund der Waisen Jaros-lav Graf Thun, der Gruft ein würdigeres Ge-präge zu geben. Architekt Ludwig Baumannmachte neue Pläne; neue, monumentale Sarko-phage aus Untersberger Marmor lieferte dieMarmor-Industrie Kiefer in Oberalm beiHallein. Der kleine Sarg des toten Kindeswurde in eine durch einen Halbkreis verschlos-sene Wandnische gestellt.

1945 blieb die erzherzogliche Gruft unan-getastet, obwohl damals die benachbarte, eben-falls unter der Artstettner Kirche befindlichealte Gruft der Vorbesitzer Freiherren von Stiebaraufgebrochen und geplündert wurde. HerzogMax von Hohenberg war aber als ehemaliger

Technik: Stahlbetondecken, Zentralheizung,Badezimmer, elektrische Beleuchtung, Tele-fone, Aufzüge. Diese Dinge damaliger Gegen-wart waren zeitgemäß gestaltet, so auch imJugendstil.

An die Habsburger kam Artstetten 1823als es Kaiser Franz I. zur Abrundung seinesbereits in der Region vorhandenen Besitzeskaufte. Seitdem befindet sich das Gut ununter-brochen - abgesehen von der Enteignung zwi-schen 1941-1949 - im Besitz seiner Nachkom-men. Dem Bewusstsein österreichischer Histo-riker scheint allerdings dabei die Tatsache völligentgangen zu sein, dass Artstetten einst auchEigentum des Kaisers Maximilian von Mexikogewesen war. Maximilian kaufte Artstetten, alsseine Lage in Mexiko immer unhaltbarer wurde,am 14. Juli 1866 seinem Bruder Carl Ludwigab. Das wirft einen neuen Aspekt auf das Endeseines mexikanischen Abenteuers auf: Maximili-an muss mit dem Gedanken einer Rückkehrnach Österreich ernsthaft gespielt haben. Vonbesonderer Bedeutung scheint dabei die NäheArtstettens zu Wien zu sein; ob mit dem Kaufder älteste Bruder Kaiser Franz Josef I. allerdingseinverstanden war?

Aus diesem Anlass wurde das Schlossdurchfotografiert; es handelt sich um die älte-sten vorhandenen Aufnahmen kaiserlicher In-terieurs überhaupt. Faktisch nahm MaximilianArtstetten nicht mehr in Besitz, er wurde ja inQueretaro am 19. Juni 1867 erschossen. Art-stetten verblieb Carl Ludwig, der daraufhinmanche Umbauten vornahm, ein Badezimmermit fließendem Kalt- und Warmwasser einrich-tete (die Kesselanlage befand sich in einemNachbarraum), vor allem aber die baufälligen,rotangestrichenen Holzzwiebeltürme durchfranzösisch beeinflusste, schiefergedeckte Kegel-türme ersetzte.

Diese Kegeltürme wurden von Franz Fer-dinand als in Niederösterreich fremd 1913 indie alte Zwiebelform zurückverwandelt; dieZwiebeln allerdings durch dauerhaften, nungrünpatinierten 0,75 mm starken Kupferblechgedeckt. Im Schlossinneren wurden zahlreicheunpraktische Gewölbe durch modernere Flach-decken ersetzt und die ganze Belletage durchArchitekt Eduard Zotter im Sinne Franz Ferdi-nands neugestaltet.

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Schloss Luberegg

Schloss Luberegg gehört zu den romantischstenund ungewöhnlichsten Bauten der Region;früher direkt mitten in grünen Auen am Do-nauufer gegenüber von Melk gelegen, wird esheute an einer stark befahrenen Straße vonjedem vorbeifahrenden LKW erschüttert.Manchen Besuchern fällt zwar die ungewohnteArchitektur mit dem hohen Dach auf; mit demBegriff Schloss verbinden sie aber Lubereggnicht.

Errichtet wurde Luberegg knapp vor 1787,als es laut der ersten erhaltenen Nachricht vonder Donau überschwemmt wurde, durchJoseph von Fürnberg, den berühmten „Donau-admiral“ und Holzhändler aus dem Waldvier-tel, der es durch seine Geschäfte zu einem derreichsten Männer seiner Zeit brachte.

1788 wurde Luberegg in einer gerichtli-chen Schätzung näher beschrieben: im erstenStock befand sich bereits der große Saal mitden bemalten Wänden, zwei tapezierte Neben-zimmer und gegenüber der Steintreppe eineKüche. Im Parterre befanden sich sechs Zimmer,die von Fürnberg bewohnt wurden und siebenRäume, die ein Wirt und ankommende Gästebenützten.

In Nebengebäuden gab es Wohnungen,Pferdeställe für 24 Tiere, ein weiteres Wirts-haus, eine Schmiede, eine Tischlerei, ein zurAufbewahrung des Holzes bestimmtes Stadelmit Arbeiterunterkünften und ab 1791 einePoststation. Auf der Donauseite lag ein um-zäunter Holzlagerplatz, der durch Felsspren-gungen vollständig eingeebnet wurde. Fürnbergbesaß damals fünf eigene Schiffszüge, beschäf-tigte aber auch fremde Schiffsmeister, die seinaus den Wäldern des Waldviertels herange-schwemmtes Holz bis nach Wien brachten.

1795 war Fürnberg bankrott, er hat sichdurch Kredite übernommen; Luberegg musstemit seinem weiteren Besitz im südlichen Wald-viertel am 17. Oktober 1795 verkauft werden.Käufer war Freiherr Peter von Braun, anschei-nend aber nur ein Strohmann des Kaisers FranzII. bzw. Vermittler des k. k. Familienfonds, dennschon im Februar 1796 die Güter als k. k. Fami-lienherrschaften bezeichnet wurden und voneinem neuen Kaufvertrag nichts bekannt ist.

KZ-Insasse für die Sowjets kein Feind. SchlossArtstetten und seine Sammlungen blieben 1945unbeschädigt (Verluste gab es 1938 nach derBesetzung durch die Deutschen; damals wurdeauch das Archiv beschlagnahmt und nach Wiengebracht). 1954 entstand südlich der Thron-folgergruft die neue hohenbergische Gruft.

1982 wurde schließlich im Schloss dasdem Thronfolger gewidmetes Erzherzog FranzFerdinand Museum unter dem Motto „VonMayerling bis Sarajevo“ eröffnet. 1998 wurdedas Museum anlässlich einer großen China-Ausstellung komplett umgestaltet, im folgen-den Jahr auch ein neues, modernes Café imSüdtrakt mit einbezogener Terrasse errichtetund der Museumsshop saniert. Dabei hat mandas alte Ausstellungsmotto durch ein neues„Für Herz und Krone“ ersetzt, nachdem dieneue Besitzerin des Schlosses und gleichzeitigGeschäftsführerin vom Mord und Totschlagwegwollte. Als Ergänzung der ständigen Ex-position gibt es fast alljährlich Sonderausstel-lungen zu besonderen Themen, 2002 wird derThronfolger als Seefahrer präsentiert.

Schloss Luberegg nach einer Zeichnungvon Ulf Seidl um1914

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Zwischen 1803 und 1811 wurde Luberegg vonKaiser Franz II. (I.) als Sommersitz benützt; bis1811 diente es noch als k. k. Holzverschleiß-amt. 1805 richteten sich französische Soldatenin Luberegg häuslich ein, die auf eigene Rech-nung auch den Holzverkauf weiterbetrieben.

1919 wurde Luberegg zusammen mitanderen habsburgischen Fondsgütern enteignetund zuletzt von den österreichischen Bundes-forsten verwaltet. 1990 kam es durch Kauf andie jetzige Besitzerin. Nach der aufwendigenSanierung des bereits ausgeplünderten undstark baufälligen Anwesens - der Tapeten-Saalim ersten Stock und die Stiege wurden zumkunsthistorischen Schmuckstück - hat man imSchloss neben einem erstklassigen Gastrono-miebetrieb ein dem Kaiser Franz gewidmetesMuseum errichtet und das Schloss somit derÖffentlichkeit zugänglich gemacht.

Trotz der verkehrsmäßig guten Lage undvorhandener Parkplätze - unverständlicherweisewurde beim Bau der Wachauer Bundesstraße1957 auf die Schlossbegebenheiten keineRücksicht genommen -erwies sich Kaiser Franzfür ein privatwirtschaftlich geführtes Museumallerdings nicht zugkräftig genug. Eine vertaneChance war Luberegg nicht gleich der gesam-ten kaiserlichen Familie zu widmen, demgesamten Haus Habsburg-Lothringen. EinThema wie Sissi, Kronprinz Rudolf oder auchDr. Otto von Habsburg bzw. Karl und Fran-cesca inklusive dem jetzt langsam verwirklich-ten Paneuropagedanken hätten aktueller ge-wirkt und sie wären eine bessere Ergänzung zuArtstetten gewesen. Nach einigen Jahren kames zur Schließung des Museums. Ab 1999 wirdversucht durch wechselnde Ausstellungen dasObjekt der Öffentlichkeit als Kulturzentrumzu erhalten; die heurige Ausstellung ist derfürstlichen Tafelkultur gewidmet.

Vom diesem Februar 1796 ist eine weitereBeschreibung Lubereggs erhalten, wonach sichim Schloss selbst inzwischen nur sehr wenigverändert hatte. Diesmal werden auch dieNebengebäude näher beschrieben: im erstenHaus stromaufwärts des Schlosses war nebsteiner Wohnung ein Stall für 12 Pferde und einHeuboden untergebracht; weiter danebenstand ein halb offener Wagenschuppen mitSchüttboden und der Bauholzstadel.

Donauabwärts war symmetrisch angebautdie ehemalige Tischlerei, nun ein Wohnhaus,später wird hier in einem großen mittlerenRaum eine Kapelle eingerichtet. Daneben folg-te die Schmiede und schließlich folgte daszweite Wirtshaus, hinter dem Schloss zweiWagenschuppen und eine Arbeitshütte.

Dokumentiert werden auch die 2 rätsel-haften Türme beim Holzlagerplatz am Donau-ufer; man schrieb von Befestigung (also Wach-türmen) und Aufbewahrungsstätte für Arbeits-geräte. Das hohe ausladende Schindeldach desSchlosses nach „holländischem Geschmack“und anscheinend auch die Dächer der Neben-gebäude waren rot angestrichen.

Die restaurierte Stiege in Luberegg

Schloss Luberegg vom ehe-maligen Holzverladeplatz,in einem der seltenenMomente ohne Autoverkehr

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stallieren. Durch das besondere Engagementder beiden Bürgermeister und weiterer Ge-meindefunktionäre konnten sowohl in Leibenals auch in Pöggstall Restaurierungserfolgeerzielt werden, die sich weit über die GrenzenNiederösterreichs sehen lassen.

In enger fachlicher Zusammenarbeit mitRestauratoren und Denkmalpflegern restaurier-te ein hochmotiviertes Team gemeindeeigenerKräfte die gesamte Außenhaut des bis in dasausgehende 12. Jahrhundert zurückgehendenSchlosses Leiben und stellte hierbei die vonGrautönen bestimmte künstlerische Wirkungim Sinne des Zustandes des 17. Jahrhundertswieder her. Eine Sammlung landwirtschaftli-cher Maschinen – vor allem von Traktoren –sowie ein reiches Angebot kultureller Veran-staltungen setzen für die weitere Existenz desSchlosses wesentliche Belebungseffekte.

Nach der Restaurierung und teilweisenRekonstruktion des Außenputzes sowie desSgraffitodekors an dem Pöggstaller Kanonen-rondell von 1530/40, das sich an Bauideen

Innerhalb der vergangenen Jahrzehnte entfaltetesich die noch weitgehend ungestörte Kultur-landschaft des pittoresken Weitentales zu einemder wichtigsten Tätigkeitsfelder der Denkmal-pflege in Niederösterreich. Das der Denkmal-pflege besonders günstige Weitentaler Kultur-klima dürfte der 1986 verstorbene Kunsthisto-riker, Schriftsteller und Wiener Stadtrat JörgMauthe mit seiner heute nahezu legendärenWatschenmann-Serie in einer österreichischenTageszeitung initiiert haben.

Auf einzelne Außenrestaurierungen vonHäusern des Marktes Weiten und die Entwick-lung einer angenehm schlichten Außenleuchtedurch einen einheimischen Schmiedemeisterfolgten die mutigen Entscheidungen der Markt-gemeinden Leiben und Pöggstall, die jeweili-gen im Besitz der Österreichischen Bundes-forste befindlichen Schlösser käuflich zu erwer-ben, nach und nach zu restaurieren und in die-sen adäquate kulturelle Einrichtungen zu in-

Weiten, Pfarrkirche, Hochaltar

Leiben, Schlosshof

Leiben, Schloss (rechts)

Univ.Doz.Dr. Werner Kitlitschka ehem. Landeskonservator für NÖ

Das Weitental als Schwerpunkt denkmalpflegerischer Aktivitäten

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Pöggstall, Schlosshof,West-Trakt

Pöggstall, Schlosshof,Detail

deren in der Mehrzahl zwischen 1370 und1420 entstandene Glasmalereien in sechsChorfenstern mit einer Außenschutz-vergla-sung versehen wurden. Über Jahrzehnte bereitsbemüht sich der Verein „Jugendburg Streit-wiesen“ um die Revitalisierung und baulicheAbsicherung der auf niedrigem Hügel an derlinken Tallehne des Weitenbaches aufragendenBurgruine Streitwiesen. Bereits im Jahre 1144wird diese Burg urkundlich genannt. Von derhochmittelalterlichen Anlage sind noch bemer-kenswerte spätromanische Mauerabschnittesowie Teile der ursprünglichen romanischenPankratiuskapelle erhalten.

Jörg Mauthe hat 1974 von den Bundes-forsten die nordwestlich von Weiten gelegeneMollenburg, einen ausgedehnten, zum Teilruinösen Bautenkomplex erworben und mitHilfe der gesamten Familie zu restaurierenbegonnen. Während die Vorburg wieder vollbewohnbar gemacht werden konnte, harrt dieeigentliche mittelalterliche, Mitte des 16. Jahr-hunderts renaissancehaft um- und neugestalte-te Kernanlage noch der dringend notwendigenbaulichen Absicherungen. Im talseitig vor-springenden Nordostturm, den Jörg Mauthemit seinen Söhnen noch knapp vor seinemTode restaurieren konnte, wurde die Urne mitder Asche dieses tatkräftigen Förderers desWeitentales beigesetzt. Jörg Mauthe sowie zweiPersonen des ausgehenden 18. beziehungsweisefrühen 19. Jahrhunderts, dem Wirtschafts- undStraßenbaupionier Friedrich Josef Edler vonFürnberg und Kaiser Franz I. (II.), verdanktdie erlebnisreiche Natur- und Denkmalland-schaft des Weitentales zu wesentlichen Teilenihre Prägung. Das 1780 durch Fürnberg inZusammenhang mit einem Stapelplatz fürseine Holzschwemme östlich der Einmündungdes Weitenbaches an der Donau errichteteSchloss Luberegg zeigt eine ausführliche Doku-mentation vor allem über Kaiser Franz I. (II.).Über kaiserlichen Auftrag wurde Luberegg miteinigen anderen Schlössern und Landbesitz derWeitental-Region Ende des 18. Jahrhundertsvom wirtschaftlich zugrunde gegangenen Frei-herrn von Fürnberg erworben und damitbereits seinerzeit ein entscheidender Schrittzugunsten der Bewahrung wertvollsten Kultur-gutes gesetzt.

Albrecht Dürers orientiert, konnten in mehre-ren Jahresetappen große Teile der Wandmale-reien an den Arkadenwänden freigelegt, kon-serviert und mittels behutsamer Retuschenbesser lesbar gemacht werden. Diese Arbeiten,die zur Wiedergewinnung einer der künstle-risch herausragendsten Fassadendekorationender ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts in ganzÖsterreich führten, leisteten unter fachlicherLeitung durch freiberufliche Restauratoren undKräfte des Bundesdenkmalamtes in worksho-partigen Sommereinsätzen mehrere Studenten-teams.

Um das seinerzeit vieldiskutierte Projekteines Tunnels durch den steilaufragendenFelsen der den Eingang des Weitentales vonder Donau her beherrschenden BurgruineWeitenegg ist es in den vergangenen Jahrenerfreulicherweise still geworden, der Felsdurch-bruch hätte auch bei rücksichtsvollster Planungeine extreme Störung des überlieferten, höchstmalerischen Erscheinungsbildes bedeutet.

Nicht wegzudenken aus der an herausra-genden Denkmalen so reichen Kulturlandschaftdes Weitentales ist die das Ortsbild dominie-rende mächtige gotische Pfarrkirche von Weiten,

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hen wie Schandmale in der Landschaft. Wienie zuvor wurde die Nahrung industrialisiert,und wir wurden der Erde entfremdet.

Da erfand Jörg Mauthe die Bauernmärkte,gab den Häusern wieder ihre Gesichter zurückund, in seinen Büchern, den Herzen dieWunder, ohne die wir gar nicht leben können.Dass er diesen Wundern, wie in der „GroßenHitze“, seine hinreißende Ironie zufügte, ver-lieh ihnen eine phantastische Hintergründig-keit. Gewiss, es gab Herzmanovsky, Doderer.Aber Mauthe war und blieb unvergleichlich,ein ganz neuer, sehr anderer Ton in der literari-schen Symphonie.

Es war im August 1979. Mein MannGottfried von Einem und ich besuchten ihnauf der Mollenburg, und er zeigte uns seineSchätze. Zum Abschied schenkte er mir seinenzweiten Roman „Die Vielgeliebte“, die – wie ermir später einmal versicherte – keine andere istals die sterbende Erde selbst. Im Hof der Mol-lenburg stehend, schrieb er mir eine Widmungins Buch:

„Mollen“, erklärte Ditta, die Witwe JörgMauthes, „kommt von Molchen“. Und wäh-rend sie es noch erklärte, ringelte eine Schlangesich auf ihrer Burgmauer. Die Schlangenburg.Mauthes Schlangenburg, und irgendwie passtdas zu ihm. Eine Hühnerburg, eine Hasenburg?Nein. Zu Mauthe, dem Geheimnisvollen, ge-hört ein geheimnisvolles Tier.

Er war nicht von dieser Welt. Trotzdem –oder gerade darum? – konnte er so vieles in ihrverändern. Er und Dr. Busek, sein besterFreund, waren die ersten Grünen. Das vergisstman so leicht. Aber lang bevor Grün eine Par-tei wurde und noch viel länger, bevor es seineFarbe an die Macht verlor, standen Erhard undJörg an der Front der Hainburger Au. EinerFront der Liebe zur Erde und ihren Kindern,den Bäumen. Mit Worten und Taten kämpftensie für eine ökologische, heile und freundliche-re Welt.

Nicht von dieser Welt, sagte ich. Vielleichtvon einem anderen Stern. Einen Saturnier,nannte er sich einmal in einem Brief an mich.Saturn, Herr der Unterwelt, Herr des Wasser-manns, Herr der nächsten Wirklichkeit an. EinMensch des neuen Zeitalters, das gerade beginnt.Ist nicht die Schlange, das Zeichen seiner Burg,ein Symbol des Todes und der Geburt?

So hat Mauthe nicht nur das Österreichi-sche Fernsehen programmiert sondern auch,soweit man es zuließ, das Land selbst. MitGünther Nenning, dem befreundeten politi-schen Feind, entwarf er eine neue Ästhetik undsagte jeglicher Hässlichkeit, die sich wie eineKrankheit in den Dörfern und Städten ausbrei-tete, den Krieg an. Denn dass Hässlichkeit einEnergieräuber ist und uns an Leib und Seeleschwächt, wusste er wie kein anderer. Nachdem zweiten Weltkrieg verloren viele ganzplötzlich den Sinn für Proportionen, eine Geo-metrie der Psyche, und die neuen Häuser ste-

Lotte Ingrisch

Die Schlangenburg

Mollenburg, Turm mit Urne von Jörg Mauthe

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„In den Ländern hinter den Spiegeln sagen wireinander: servus + serva. Dein Jörg (Mauthe)Aug 79“Genau so. Damals verstand ich es nicht. „Wasmeinst du damit?“, fragte ich. Und er – miteinem Blick, der von weit herkam – leise: „Das weiß ich selbst nicht.“

Diener und Dienerin. In den Ländernhinter den Spiegeln. So nennt man das Toten-reich. Ahnte er, wie nahe er ihm bereits war?Am 8. Oktober 1985 schrieb er mir: „Ob Du´s

Mollenburg, Eingang

glaubst oder nicht – aber ich denk´, Du wirstes schon glauben – der Tod ist für mich über-haupt kein Problem. Also bin ich auch nichttraurig. Im Gegenteil: Ich hatte von demAugenblick, in dem ich´s wusste, an, ein unge-mein euphorisches Gefühl, endlich in Sicher-heit zu sein. Unterdessen sind drei Monate ver-gangen und dieses Gefühl ist geblieben. Undwenn´s nicht kokett klänge, würde ich sagen,dass dies die längste Zeit meines Lebens war,in der ich mich glücklich fühlte. Keine Spurvon Traurigkeit, keine von Angst. Und ichhoffe, das bleibt so in den nächsten drei Mo-naten, mit denen ich, sagen die Ärzte, ziemlichsicher rechnen kann. Genug, um noch einBüchl fertig zu bringen, Ordnung zu hinterlas-sen und sogar noch politisch das eine oderandere in Bewegung zu bringen (weißt Du,selbst meine dümmsten Gegner trauen sichnicht recht, mir zu widersprechen; ein Sterben-der ist halt tabu – und ich nütze das schamlosaus.) Gläubig bin ich nicht. Aber auch nichtungläubig, eben weil´s „müßig“ ist, davon zureden. Aber ich tät, natürlich, schon lachen,wenn´s irgendwas danach gäbe. Man wird jasehen. Oder auch nicht.“

Zwei Jahre nach seinem Tod machte ermir und uns das Geschenk des „Donnerstage-buchs“. Der Jenseitsbericht aus den Ländernhinter den Spiegeln. Ich zeichnete ihn näch-tens auf, ließ nichts weg, fügte nichts hinzu.Servus und serva, Diener und Dienerin. Am24. Februar 1988: „Du hast damals, vor neunJahren, nicht verstanden, warum ich Dir dieseWidmung in mein Buch schrieb, und ich auchnicht. Ich erinnere mich nur, dass mein Kopfschmerzte, als ich es tat. Weißt Du noch? Ichbekam Kopfweh, wenn ich an eine Grenzegeriet. Nun habe ich sie überschritten. UnserDienst ist noch nicht zu Ende. Ich gehe,wohin Worte mich nicht begleiten, nichterklären, nicht übersetzen können. Ich ver-wandle mich viel radikaler als im Augenblickmeines Todes.“

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Entdeckungen undRestaurierungen seit 1990Im niederösterreichischen Waldviertel hat dieKunst der Spätgotik im „Herbst des Mittel-alters“ vor allem in den zahlreichen Kirchenbis heute prägende Spuren erlassen. Dagegensind aus dem 16. Jahrhundert, das von derGlaubensspaltung im Gefolge der Reformationund der Übernahme der Renaissancekunst ausItalien geprägt ist, besonders im ProfanbereichBau- und Kunstwerke von weit überregionalerBedeutung entstanden und erhalten (wie dieRosenburg oder Schloss Greillenstein).

Zur Erhaltung dieser Kunstwerke habenseit dem Beginn der institutionalisiertenDenkmalpflege mit der 1850 gegründeten k.k.Zentral-Kommission in Wien viele Bemüh-ungen zur Bedeutung und Empfindlichkeitdieser historischen Werke Gutes, aber auchviele Mißverständnisse Schlechtes beigetragen.Daher bildet die bereits 500jährige Restaurier-geschichte der historisch und materiell viel-schichtigen „Originale“ die Grundlage für alleneuen Entscheidungen und Maßnahmen imZuge der aktuellen Restaurierprogramme. InPöggstall, dem „Meran des Waldviertels“ hateine aufgeschlossene und aktive Gemeinde imletzten Jahrzehnt in Zusammenarbeit mit demBundesdenkmalamt ihr Kunsterbe in vorbildli-cher Weise wiederentdeckt und diese auch allenBesuchern zugänglich gemacht.

Die gotischen Pfarrkirchen vonPöggstallIm Jahre 1478 (bis 1601) ist die HerrschaftPöggstall im südlichen Waldviertel vom Wie-ner Bürgermeister Holzer auf die Herren vonRogendorf übergegangen. Unmittelbar danach

Univ.Doz. Dr.Manfred KollerBundesdenkmalamt,Abteilung Restaurier-werkstätten Kunst-denkmale

Pöggstall als Kunstzentrum des 15. und 16. Jahrhunderts.

(um 1480) hat Kaspar von Rogendorf die spät-gotische zweischiffige Hallenkirche als Grab-lege seiner Familie gestiftet. Auf diese Patro-nanz weist auch die große mit dem angrenzen-den Schloss direkt verbundene Westempore.Erst im Jahre 1810 wurde die Schlosskirche imOrt zur Pfarrkirche St. Anna erhoben. AlsPöggstaller Pfarrkirche fungierte seit 1330 dievon 1850-1972 fast aufgegebene, abseits desOrtskernes gelegene, heutige Filialkirche St.Anna im Felde.

Die Raumarchitektur der ehem. Schloss-kirche zeigt nur mehr nackte Stein- und Putz-flächen auf Gewölben, Pfeilern und Wänden,deren einstige Steinfarbanstriche und sonstigegemalte Dekorationen im Zuge der Purifika-tionen des 19. Jahrhunderts verloren gegangensind. Im letzten Jahrzehnt konnten auf derschönen Maßwerkfront der Westempore nochReste von Wandmalereien um 1500 freigelegtwerden (Mag.Peter Berzobohaty und Mag.Claudia Podgorschek).

Glücklicherweise haben sich noch einige,im Zuge des Interesses der Romantik für diemittelalterliche Kunst aus Pöggstall abgewan-derte, Kunstwerke der spätgotischen Kirchen-ausstattung anderswo erhalten. So sind ein gro-ßer Altarschrein mit 5 heiligen Frauen undeine der schönsten Madonnen mit Kind aufder Mondsichel in die ehemals kaiserlichenSammlungen nach Schloss Ambras bei Inns-bruck gelangt. Die Mondsichelmadonna(restauriert 1990) befindet sich heute nochdort. Der nach Schloss Amras gelangte Pögg-staller Altarschrein ist 1954/64 als neuer Hoch-altar für die Pfarrkirche Langenlois erworbenund mit von Helmut Kies modern neugemal-ten Flügeln ergänzt worden. Die LangenloiserAltarpredella und diejenige des in Pöggstallverbliebenen, im Frühjahr 2002 in der Öster-reichischen Galerie in Wien ausgestellten,

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Kirchen im nahen Mannersdorf und in Pulkauim Weinviertel). Predella und Hauptschreinsind zusammen 280 cm hoch und ca. 250 cmbreit. Das Retabel besitzt ein bewegliches undein Standflügelpaar mit insgesamt 12 Tafel-bildern. Die Rückseiten sind unbemalt bzw.waren ehemals nur mit grün-weißer Ranken-malerei verziert.

Die Kreuzigungsgruppe im Schrein folgtdem um 1480 entstandenen, signierten Kupfer-stich von Martin Schongauer und dokumen-tiert, wie auch der Figurenstil, die damals en-gen Beziehungen nach Schwaben und demOberrhein. Die christliche Blutmystik der, dasBlut des Gekreuzigten auffangenden, Engel-gruppe ist mit den Weintrauben im Ranken-bogen des Schreines in Beziehung gesetzt. DieSchreinflügel zeigen geöffnet Passionsszenen,im geschlossenen Zustand wie die Standflügeleine Reihe männlicher Heiliger. Halbfigurenweiblicher Heiliger finden sich auf den Flügelnder Predella. Den Schreinhintergrund schmücktein ehemals schwarz-goldener Vorhang in dernur in der Spätgotik vorkommenden Technikder Pressbrokatapplikation.

Passionsaltares tragen vorderseitig das aufge-malte Wappen der Rogendorfer, die damit ihrMäzenatentum zum Ruhm der Familie um1490/1500 - also zu einer im Alpenlande sehrfrühen Zeit – dokumentiert haben.

Um 1966 hat man im Zuge umfangrei-cher Neuordnungen und Restaurierungen diebedeutenden Grabmäler der Rogendorfer unddie Kanzel aus der ehem. Schlosskirche in diewieder aktivierte alte Pfarrkirche St. Anna imFelde übertragen. Auch der dortige Hochaltargelangte damals aus der Schlosskirche, wo man1847 die spätgotischen Altarreliefs weiblicherHeiliger (mit einer Mondsichelmadonna alsZentrum!) in einem neugotischen Gehäusezusammengestellt hat, in die heutige Filiale.

Das Pöggstaller PassionsretabelErst im Zuge der 1999-2001 in den Amts-werkstätten des Bundesdenkmalamtes in Wienerfolgten Restaurierung ist die Wiederentdeck-ung eines durch die Veränderungen seit 1843stark entstellten Flügelaltares zur Passionsge-schichte mit Betonung der um 1500 verbreite-ten Heilig-Blut-Verehrung gelungen (siehe die

Pöggstall, Schloss,Vedutenzimmer: Ansichtvon Pöggstall im frühen19. Jh. mit Schloss,Schloss(jetzt Pfarr-)kircheund Rondell im Hinter-grund; vor Restaurierung.

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Die im Zuge der Restaurierung jetzt großteilsentfernten Veränderungen sind typisch für dieRestauriergeschichte gotischer Flügelaltäre imLande. Im Laufe des 17. Jahrhunderts hat mandie Predella (Tabernakelbedarf !) teilweise er-neuert und wie den Hauptschrein mit Smalte-blau neu marmoriert und die Rahmenprofilevon Schrein und Flügeln neu vergoldet. Diegravierendsten Maßnahmen erfolgten aber erstim 19. und 20. Jahrhundert. Den nach einerBleistiftinschrift im Hauptschrein „20 Auganno 1843 mahler Engelbrecht Schütz (?)....“damals geschaffenen Zustand zeigt die Abbil-dung in der österr. Kunsttopographie von 1908zugleich mit der historisierenden Ausmalungdes Kirchenraumes mit einer linierten Qua-derung mit Lilienmuster. Die beweglichenSchreinflügel sind mit neuen Scharnieren beid-seitig von außen an die Standflügel angehängtworden. Die Kreuzigungsgruppe mit einemneuen Kreuz hat man oben auf den Schreingesetzt und den Hauptschrein in drei horizon-tale Nischen für andere Figuren geteilt und mitpseudogotischer Maßwerkschnitzerei verziert.

Pöggstall, Pfarrkirche,Passionsaltar um 1490vor der Restaurierung

Dasselbe, Zustand nachRestaurierung(rechtes Bild)

Vor allem aber hat man die spätgotischen rotenund grünen Lüsterfassungen von Maria undJohannes zerkratzt und zentimeterdick für einezuletzt 1966 überarbeitete neogotische Neu-fassung übergrundiert.

Erst 1966 hat man diese dreiteiligenSchreineinbauten entfernt, das stark beschädig-te Schreininnere durch eine rotbraun gestriche-ne Pressspanplatte verdeckt und die lebensgroßeMondsichelmadonna mit Kind als Schreinfiguraufgestellt. Dieser bei den Restaurierungenvon 1843, 1953 und 1966 geschaffene, doppeltfalsche Mischzustand kam erst bei der schritt-weisen Untersuchung zutage und führte zueinem restauratorischen Großprojekt von rund4300 Arbeitsstunden und Kosten von ca.120.000 Euro, die sich das Bundesdenkmal-amt, Diözese, Pfarre und Land Niederöster-reich geteilt haben.

Drei Madonnen mit Kind auf derMondsichel aus PöggstallDie Madonnen auf der Mondsichel mit demMondgesicht entwickeln sich aus der Verbind-

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Die dritte und künstlerisch wertvollste Madonnamit Kind auf der Mondsichel mit kleinenEngeln zu Füßen ist im 19. Jahrhundert ausPöggstall Schloss Ambras bei Innsbruck gelangtund ist dort in den zum Wiener Kunsthisto-rischen Museum gehörenden Sammlungen zusehen. Die etwas unterlebensgroße Standfigurwurde 1985 in den Werkstätten des Bundes-denkmalamtes restauriert und trägt eine deram besten erhaltenen Originalfassungen dieserZeit. Zu den porzellanhaft glatten Inkarnatenmit mattgoldenen Haaren kommt ein vergol-deter Mantel mit azuritblauem Futter gesäumtmit einer Goldinschrift und vergoldeten Holz-perlen. Das Spitzenmuster der Säume des ehe-mals purpurroten Lüsterkleides besteht ausaufgenagelten vergoldeten Zinngüssen. Diesehöchste Qualität in der Auswahl der Bildhauerund im Aufwand der Fassungen läßt den weit-gespannten Kunstsinn des Kaspar von Rogen-dorf und seiner Familie erkennen.

ung der Muttergottes mit dem apokalyptischenWeib der Geheimen Offenbarung des Johannesund sind vor allem in der spätgotischen Skulpturverbreitet.

Die seit 1966 in den Passionsaltar gestell-te lebensogroße Madonnenstatue aus Linden-holz wird jetzt wieder als Einzelfigur in derPöggstaller Pfarrkirche aufgestellt. Sie ist schonfür die Kremser Gotikausstellung 1959 auf diestark beschädigte Erstfassung grob freigelegtund retuschiert worden. Ihre schöne Fassungmit goldenem Mantel, ehemals tiefblauemMantelfutter, dunkelrotem Kleid, silbernemMondgesicht wurde seit der Barockzeit überar-beitet. Am besten sind die Inkarnate derMadonna mit einer Perlenkette im Haar unddes Kindes mit einer Korallenkette zur Abwehrder Fraisen (Epilepsie) erhalten.

Eine zweite Madonna auf der Mondsichelbefindet sich heute in der Filialkirche St. Annaauf dem Felde als Zentrum eines im 19. Jahr-hundert mit gotischen Figuren neu zusammen-gestellten Schreinaltares.

Pöggstall, Pfarrkirche,Mondsichelmadonna um1500, Kniestück nachRestaurierung

Schloss Ambras beiInnsbruck,Mondsichelmadonna um1500 aus Pöggstall,Kniestück nachRestaurierung(rechtes Bild)

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Zuschauerraum für die Freiluftaufführungenbewährt. In der Folge wurden auch die starkbeschädigten gemauerten Balustraden und diemit Ziegelmehl rot gefärbten Renaissance-estriche der Arkaden im Obergeschoß und dasschöne Renaissanceportal der Wendeltreppekonserviert. Die auf dem Steinportal festge-stellten zahlreichen Farbspuren lassen zumin-destens auf dem Papier die blauen Hintergründefür die Ornamentreliefs und das farbige Tym-panonrelief rekonstruieren.

Im Inneren bleibt freilich noch viel zutun. Es gibt schöne Stückdecken aus dem 16.Jahrhundert, das Vedutenzimmer mit köstlichdetailreichen Ortsansichten aus dem frühen19. Jahrhundert, stark beschädigte originaleEstrichböden und bis in den Dachboden zusicherende weitere historische Malereien. Aberauch der romanische Bergfrit mit seinem mit-telalterlichen Verputz und die angrenzendenWohntrakte machen noch fortgesetzte An-strengungen nötig. Wie für alles Alte, Schöneund Gute liefert schließlich eine vorausschau-ende und behutsame Pflege nicht nur die Ga-rantie der Erhaltung, sondern auch zur Ver-meidung künftiger Schäden und aufwendigerInstandsetzungen.

In einem mutigen Schritt hat die GemeindePöggstall vor 1990 das im Ortszentrum ge-legene, von den Rogendorfern im 16. Jahrhun-dert mit einem eingeschoßigen Arkadenhof er-weiterte Schloss von den Bundesforsten gekauftund seither schrittweise für Kulturveranstalt-ungen revitalisiert („Pöggstaller Kultursommer“).Aufgrund schon sichtbarer Abblätterungen undhöchster Gefährdung haben die Amtswerk-stätten des Bundesdenkmalamtes im Rahmendes internationalen ForschungsprojektesEUROCARE 492/Muralpaint von 1991-95unter Beteiligung von Restaurierstudenten ausvielen Ländern Europas diesen für Nieder-österreich einzigartigen Bestand einer zu dreiViertel erhaltenen Fassadenmalerei um 1540im Stil der italienischen Renaissance unter-sucht und restauriert. Damit wurde den zuvorin schmutzigem Gelbocker überstrichenen dreiHoffassaden ihr ursprünglicher Sinn als eineleichte, gemalte graue Scheinarchitektur mitunten echten, darüber gemalten Säulen, einemgemalten Fries von Reliefgrottesken und schö-nen Antikenköpfen in den unteren, marmo-rierten Bogenzwickeln wiedergegeben. Der Be-zug nach dem warmen Süden und seiner Kulturim Pöggstall des 16. Jahrhunderts wird heutedurch Theater- und Konzertprogramme imHof wieder lebendig.

Die ursprünglich in Freskotechnik gemal-ten Fassaden hatten infolge der direkten Bewit-terung und Umweltbelastung sehr gelitten underforderten den Einsatz neuester Methoden zurchemischen Stabilisierung der sulfatbelastetenVerputze und Malschichten, die vor allem inItalien entwickelt worden sind. Darüber hinauswar zum Schutz der Substanz, aber auch derempfindlichen Farbretuschen, ein bis 1,5 mweit vorkragendes Schutzdach notwendig, dasjede direkte Durchfeuchtung der Malerei ab-halten sollte. Dazu hat die Architekturabtei-lung des Bundesdenkmalamtes eine leichte undtransparente Glas-Stahlkonstruktion für diesenZweck angepaßt und die Gemeinde bei derAusführung beraten. Dieses Vordach hat sichinzwischen auch als vergrößerter überdachter

Pöggstall, Arkadenhof desSchlosses Rogendorf,Ostflügel 1991 vorEntdeckung derFassadenmalereien

Schloss Rogendorf

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LiteraturnachweiseHans Tietze: Die Kunstdenkmäler des politischenBezirks Pöggstall. Österr. Kunsttopographie IV, Wien1908, S. 168 ff.Die Gotik in Niederösterreich, Ausst. Kat. Krems 1959,Kat. 200 (Madonna aus Pöggstall).Josef Zykan: Die Plastik. In: F. Dworschak (Hg.): DieGotik in Niederösterreich, Wien 1963, S. 125-142,Abb. 7 (Pöggstaller Schrein in Langenlois), Taf. 104(Ambraser Madonna).Evelyn Benesch u.a.: Niederösterreich nördlich derDonau. Dehio-Handbuch, Wien 1990.Ivo Hammer: Zur Konservierung und Restaurierungder Fassadenmalereien in Forchtenstein und Pöggstall.In: Restauratorenblätter Bd. 16, Wien 1995, S. 139-160.Rosl Laub: Zwei spätgotische Madonnen auf derMondsichel – Ein Vergleich. In: RestauratorenblätterBd. 18, Wien 1997, S. 131-136.Franz Höring, Manfred Koller: Flügelaltar undMondsichelmadonnen aus der Spätgotik imWaldviertel: In: Bedeutende Kunstwerke: gefährdet –konserviert – präsentiert (Ausstellungsfolge 17), Österr.Galerie Wien 2002, S. 8-15.

Schloss Rogendorf, Eingangsflügel 1997nach Freilegung, Restaurierung undSchutzdachkonstruktion

Schloss Rogendorf, Detailder restauriertenFassadenmalerei um 1540.

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vor Feinden boten. Die Instandhaltung derKreidfeuer und Zufluchtsorte hatten dieGrundherrschaften zu besorgen, die Unter-tanen waren in diesem Zusammenhang zurRobot verpflichtet. Im Spannungsfeld zwischenLandesfürst, Landständen und Grundherr-schaften gelang es jedoch nicht, die Frage derFinanzierung befriedigend zu lösen. Das Sys-tem funktionierte daher nur theoretisch undversagte in praktisch allen Kriegsfällen.Anfang des 16. Jahrhunderts wurden Kreid-

Die Kreidfeuer stellten ein Warnsystem dar,das der Bevölkerung die rechtzeitige Flucht voreinem allfälligen Feind ermöglichen sollte, aberauch sicherstellen sollte, dass entsprechendeVerteidigungsmaßnahmen getroffen werdenkonnten. Dabei wurden auf markanten Bergen,Feuerstöße vorbereitet, die rechtzeitig in Brandgesetzt werden sollten. Zusätzlich gab es auchsogenannte Kreidschüsse aus Böllern undGlockensignale. Wurde das System nach demPrinzip der Kettenreaktion in Gang gesetzt,sollte die Landbevölkerung sogenannte „Zu-fluchtsorte“ aufsuchen. Dies waren befestigteStädte und Märkte, Burgen, Wehrkirchen oderandere verteidigungsfähige Objekte, die Schutz

Mag. Willibald RosnerNÖ Landesarchiv

Die Kreidfeuer im Südlichen Waldviertel

Kreidfeuer, Techn. Entwurf d. Frh. v. Welsersheim(Österr. Kulturmuseum)

Hadersfeld, aus: Vischer, Topographia

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Arbesbach, aus:Vischer,Topographia

Krems, aus: Vischer,Topographia

feuer erstmals in der Steiermark eingeführt.Nach der Ersten Wiener Türkenbelagerung(1529) erließ Kaiser Ferdinand I. auch fürNiederösterreich eine Kreidfeuerverordnung. Indieser finden sich als Anlageorte im Viertelober dem Manhartsberg Arbesbach, der AnsitzRauhenstein in Weißenalbern, der Kollmitz-berg bei Raabs, der St. Georgenberg bei GroßSiegharts, der Sperkenbühel bei (Ober-) Grün-bach und ein Platz auf dem Jauerling beiRanna. Das System wurde im Laufe des 16.und 17. Jahrhunderts schrittweise ausgebautbzw. verändert. Im südlichen Waldviertel ken-nen wir grob acht Anlageorte bzw. vorgeschla-gene Plätze, wobei auffällt, dass nur das Kreid-feuer von Arbesbach im gesamten Zeitraumangeordnet war. Ferner ist interessant, dass dasNetz im 16. Jahrhundert dichter gewesen seindürfte; jedenfalls sind aus diesem Zeitraummehr Kreidfeuerplätze belegt als aus dem 17.Jahr-hundert. Dies mag damit in Zusammen-hang stehen, dass das Waldviertel zu den im17. Jahrhundert weniger bedrohten Regionengehörte.

Als 1663 wegen der drohenden Türken-gefahr Maßnahmen notwendig wurden, gab esim südlichen Waldviertel lediglich drei Kreid-feuer und zwar jenes bei Arbesbach, eines beiKrems und eines bei Groß Perthenschlag. Inden folgenden zwanzig Jahren kam es zu wie-derholten Versuchen, die „Landesdefension“auf eine gesicherte Basis zu stellen. Zu jedemKreidfeuerplatz sollte künftig auch eine Signal-geschütz gehören. Eine 1670 durchgeführteInspektion ergab jedoch, dass die Vorsorgenvöllig unzureichend waren. Vor allem die Feuer-plätze waren seit Jahren vernachlässigt, da sichdie zum Unterhalt der Kreidfeuer verpflich-teten Grundherrschaften oft weigerten, dieHolzstöße instandzuhalten oder zu errichten.1682 wurden neuerlich Verteidigungsvorsorgenunternommen, in die auch die Kreidfeuer ein-bezogen waren. Die Anstrengungen betrafenfast ausschließlich die beiden östlichen Landes-viertel — und sie waren unzureichend. Als dieTürken schließlich kamen, brach das Systemvöllig zusammen. Im 18. Jahrhundert gab mandie Kreidfeuer schließlich ganz auf.

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Bedrohte Bodendenkmäler Die Dokumentation und Inventarisation vonBodendenkmälern gehört in den meisten euro-päischen Ländern zu den Pflichten der Boden-denkmalpflege. Unser archäologisches Erbe be-schränkt sich nicht nur auf die noch erhaltenenarchitektonischen Reste oder die oberflächlichsichtbaren Grabhügel, Wälle und Gräben früher-er Zeiten. Die weitaus größere Anzahl vonFundstellen liegt unerkannt im Boden verbor-gen. Ihre Entdeckung erfolgt zumeist zufälligbei größeren Eingriffen in den Untergrundoder durch aufgelesene Funde von Sammlern.Erst durch die großräumigen Befliegungen undLuftbildauswertungen der letzten Jahrzehntewurde eine große Zahl unterirdischer Fundstel-len systematisch durch die Luftbildarchäologieentdeckt und dokumentiert (DONEUS, 1997).Dabei hat sich deutlich gezeigt, dass dieseÜberreste früherer Kulturen in steigendemAusmaß großflächig zerstört werden. In ersterLinie ist es der großflächige Abtrag durch ero-sive Kräfte, der Zentimeter für Zentimeter die-se Zeugen unserer Geschichte vernichtet. InGebieten mit intensiver landwirtschaftlicherTätigkeit werden die erosiven Prozesse nochum ein Vielfaches beschleunigt. Zusätzlich ver-schlimmern die seit Jahrzehnten durchgeführ-ten „Flurbereinigungen“ die Situation, indemsie ganze Landstriche der Abtragung durchWind und Regen aussetzen. Die zur Schadens-begrenzung wieder aufgezogenen Windschutz-gürtel können hier nur noch das Schlimmsteverhindern. Besonders auf den intensiv bewirt-schafteten Lößböden des Wald- und Weinvier-tels führt das Zusammenwirken der entspre-chenden Niederschlagsmengen, der bodentypi-schen Erodierbarkeit, die topographische Situa-tion und ungeeignete Fruchtfolgen zu Boden-verlusten von bis zu drei Zentimetern pro Jahr.Abgetragenes Erdreich wird häufig am Hang-

Dipl. Ing. Alois Eder-HinterleitnerDipl. Ing. Peter Melichar Mag. Dr. Wolfgang Neubauer Dr. Sirri Seren

Archeo Prospections®,Zentralanstalt fürMeteorologie undGeodynamik

Zerstörungsfreie Dokumentation bedrohter Bodendenkmäler– Die geophysikalisch-archäologische Prospektion

Abb. 1: Besonders dramatisch konnte die Zerstörungvon Bodendenkmälern durch Erosion für eine mittel-neolithische Kreisgrabenanlage in Gauderndorf beiEggenburg, NÖ durch eine magnetische Prospektions-messung belegt werden. Deutlich sind die breitenErosionsrinnen im Magnetogramm zu erkennen. EinDrittel der Anlage, einer der ältesten Monumental-bauten Mitteleuropas (4800-4500 v.Chr.) wurde imZuge der Flurbereinigung vollständig zerstört. Die mei-sten Kreisgrabenanlagen Europas sind aus dem Wald-und Weinviertel bekannt. (MELICHAR & NEUBAU-ER, 1993; NEUBAUER ET AL., 1995; NEUBAUERET AL., 1997)

fuß abgelagert oder durch Wind und Wasserabtransportiert. Bei kurzzeitigen starken Regen-fällen bilden sich oft meterbreite Erosions-rinnen (Abb. 1). Sie sind auf den freiliegendenLößflächen, die in Hangrichtung gepflügt wer-den, bereits bei geringsten Niederschlags-mengen, wenn auch in kleinerem Ausmaß, zubeobachten. (Abb.1)

Die Art und die Form des Einsatzes derlandwirtschaftlichen Maschinen bestimmtwesentlich die Erosionsstärke (GERSTNER,

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Palisaden etc. können in wenigen Jahren voll-ständig zerstört sein. Den großflächigen undmit zunehmender Geschwindigkeit ablaufen-den Zerstörungsprozessen kann mit den kon-ventionellen archäologischen Dokumentations-methoden nicht entgegen getreten werden.Meist bleibt dem Archäologen keine Zeit, umdie archäologischen Fundstellen wissenschaft-lich zu untersuchen, und unter kontrolliertenBedingungen auszugraben. Aber selbst wenngenügend Zeit vorhanden ist, reichen dieGeldmittel sowie der Personalbestand meistnur für die Untersuchung eines Bruchteils derFundstelle, denn viele bedrohte Fundstellenerstrecken sich über 10 bis 100 Hektar.

Bereits früh ertönte daher der Ruf derDenkmalpflege nach verhältnismäßig günsti-gen und schnellen Methoden, mit deren Hilfeman eine Fundstelle zur Gänze erfassen unddetailliert kartieren kann. Solche Methodenzur Dokumentation von Bodendenkmälern,die im Gegensatz zur Ausgrabung zerstörungs-frei und wiederholbar sind, existieren bereitsseit geraumer Zeit. Es sind dies in erster Liniedie Luftbildarchäologie und die geophysikali-sche Prospektion. Sie wurden in Österreichdurch Forschungsschwerpunkte und gezielteProjekte gefördert und haben im internationa-len Vergleich ein hohes Niveau erlangt. ImGegensatz zu anderen Ländern sind diese effi-zienten Prospektionsmethoden in Österreichaber nicht in der Bodendenkmalpflege veran-kert, sondern im Rahmen von ARCHEOPROSPECTIONS“, einer Kooperation derZentralanstalt für Meteorologie und Geody-namik und des Vienna Institute for Archaeo-logical Science der Universität Wien als Dienst-leistung verfügbar.

Die geophysikalisch-archäologischenProspektionsmethodenDie geophysikalische Prospektion beruht aufder kleinräumigen Erfassung physikalischerEigenschaften der Erde durch unterschiedlicheMessverfahren. Besonders magnetische, elek-trische und elektromagnetische Methodenhaben sich in der Archäologie bewährt(SCOLLAR ET AL., 1990; CLARK, 1990;NEUBAUER 2001). Veränderungen oderAnomalien der jeweiligen gemessenen physika-

1996). Die Hauptursache der Zerstörung vonBodendenkmalen liegt in Pflugschäden. Ge-zwungen zu ständiger Intensivierung undProduktionssteigerung, bei gleichzeitiger Ratio-nalisierung werden in der Landwirtschaftschwerere Traktoren und tiefer in den Bodeneingreifende Pflüge eingesetzt. Scheibchenweisewerden vorhandene Bodendenkmale abgepflügt,an die Oberfläche gebracht und der vollständi-gen Zerstörung ausgesetzt. Besonders destruk-tiv macht sich das Tiefpflügen oder Rigolen bisin über einen Meter Tiefe bemerkbar. In einemArbeitsdurchgang können so die Zeugnisse vonJahrhunderten oder Jahrtausenden Mensch-heitsgeschichte zunichte gemacht werden.

Aber auch der ständig steigende Landver-brauch, der sich vor allem in Materialentnah-men, Errichtung von Straßen, Autobahn- undEisenbahntrassen, Industriearealen und groß-flächigen Siedlungserweiterungen zeigt, machtvor archäologischen Fundstellen nicht halt. Aufdiese Weise werden große Teile unseres kultu-rellen Erbes, die Jahrtausende mehr oder weni-ger unbeschadet im Erdboden überstanden ha-ben, in nur wenigen Jahrzehnten unausweich-lich und für immer zerstört. Die Bodendenk-malpflege kann mit dem rasant um sich grei-fenden Landverbrauch weder in personellernoch in finanzieller Hinsicht mithalten. Umschützende Maßnahmen einleiten zu können,müssen die Denkmäler, deren Lage und Ausdeh-nung bekannt sein. Zur Zeit sind in der Karteides Bundesdenkmalamtes österreichweit über220.000 archäologische Fundstellen registriert(FARKA & MAYER, 1994). Dass es sich dabeiallerdings nur um einen kleinen Teil aller tat-sächlich vorhandenen Bodendenkmäler han-deln dürfte, zeigt die jährlich wachsende Zahlan neuen Fundstellen, die durch die luftbildar-chäologische Prospektion entdeckt werden. Beieiner so großen Anzahl kann aber selbst dasWissen um die Fundstelle diese in vielen Fällennicht vor ihrer Zerstörung schützen (FARKA,1997). Die bereits angeführten hohen Ero-sionsraten auf Lößböden, die seit dem Neolithi-kum intensiv besiedelt wurden, machen einrasches Handeln notwendig. Die besondersinteressanten oberflächennahen Strukturen,wie die Standspuren von Holzbauten in Formvon Pfostengruben, -löchern, liegenden Balken,

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lischen Eigenschaften im oberflächennahenUntergrund erlauben Rückschlüsse auf archäo-logische Strukturen. Voraussetzung für dieMessbarkeit ist ein Kontrast in den physikali-schen Eigenschaften der archäologischen Struk-tur im Vergleich zum natürlichen Untergrund.Besonders gute Messergebnisse lassen sich anhomogenen Strukturen in einem ebenfalls ho-mogenen Hintergrund (z.B. homogen verfüll-ter Graben im Löß, Mauern in humosemMaterial) mit unterschiedlichen physikalischenParametern erzielen. Obwohl zahlreiche Grup-pen von Bodendenkmalen beziehungsweiseFundstellen hervorragend durch geophysikali-sche Prospektionsmethoden erkundbar sind,treten aber auch weit schwierigere Situationenauf. Eine ausgeprägte Stratifaktion, starke Zerstö-rungseinflüsse, übereinander liegende Struk-

turen verschiedener Zeitepochen etc. sind häu-fig bei archäologischen Fundstellen anzutref-fen. Die Wahl der jeweils geeignetsten Pros-pektionsmethoden oder die richtige Kombina-tion in Abhängigkeit von der Problemstellungkann jedoch auch in schwierigen Situationenzerstörungsfrei und rasch wertvolle Informa-tionen erbringen. (Abb. 2)

Die geophysikalische Prospektion erwei-tert erprobte Möglichkeiten wie die Luftbild-archäologie, Oberflächenbegehungen undFundaufsammlungen, die chemische Prospek-tion, die Auswertung von Literatur undAltfunden oder geomorphologische und sied-lungskundliche Kartierungen um eine Palettezerstörungsfreier und wiederholbarer Metho-den. Die Wahl der Prospektionsmethoden unddie Form der Anwendung hängen von der archä-ologischen Fragestellung, den natürlichen Boden-bedingungen, vorhandenen Geräten, bestehen-der Infrastruktur und auch der Organisations-form der archäologischen Forschung ab. DieProspektion beschränkt sich dabei nicht aufeine Methode, sondern besteht aus einer Kombi-nation verschiedener Techniken und archäolo-gischem Wissens (DONEUS & NEUBAUER,1998). Sie beinhaltet Feld- und Auswerte-arbeiten, die vor allem bei geophysikalischenMethoden eine rechnergestützte Bearbeitungder meist großen Datenmengen erfordert.Keine geophysikalische Messung ergibt einvollständiges Bild des Untergrundes, sondernnur einen Einblick in Abhängigkeit von derverwendeten Methode und den physikalischenEigenschaften der beobachteten Struktur imVergleich zum umgebenden Material. DieAussagekraft dieses Einblickes wird bestimmtdurch die Auflösung der Messung. Die erreich-bare Auflösung hängt dabei einerseits von derMessgenauigkeit des Messgerätes und anderer-seits von der Messanordnung ab. Bei einzelnenMethoden ist die Wahl der Messpunktabständezu berücksichtigen. Die Auflösung steigt zwarbei kleineren Messpunktabständen, das ist je-doch nicht gleichzusetzen mit einer genauerenMessung. Oft müssen die Messabstände derGrößenordnung der hauptsächlich vermutetenStrukturen oder Objekte angepasst werdenoder zugunsten eines rascheren Messfortschrittesgrößer gewählt werden.

Abb. 2: Cäsiummagnetometer bei der Messung 2000 in Roseldorf,NÖ. In der Radachse sind in einem Abstand von 0.5 m vier Mess-sensoren in 0.35 m Höhe über dem Boden angebracht. Ein fünfterSensor zur Korrektur der natürlichen zeitlichen Schwankungen desErdmagnetfeldes befindet sich auf einer Teleskopstange in 2.85 mHöhe über der Bodenoberfläche. Der Sensorwagen ist über ein 50m langes Kabel mit dem zweiten Wagen verbunden, der die Strom-versorgung und die Datenaufzeichnung enthält (NEUBAUER,2001; NEUBAUER ET AL., 2001).

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Die Geomagnetik in der ArchäologieDie in der archäologischen Anwendung bedeu-tendste geophysikalische Prospektionsmethodeist zweifelsfrei die Geomagnetik, die auf einevierzigjährige Entwicklungsgeschichte zurück-blicken kann (SCOLLAR 1990; NEUBAUER,2001). Sie beruht auf der Tatsache, dass eineVielzahl archäologischer Strukturen kleinsteVeränderungen im Erdmagnetfeld verursachen.Durch eine hochauflösende Messung des Erd-magnetfeldes in Rastern von 0.125 bis 0.5 mund entsprechende Visualisierung der Mess-daten als digitales Bild lassen sich Bodendenk-male deutlich sichtbar machen. Dabei wirdjedem Messpunkt ein Pixel am hochauflösendenBildschirm zugeordnet und entsprechend derIntensität des Messwertes mit einem Grauwertbelegt. Die so entstehenden Graustufenbilderwerden Magnetogramm genannt und ermögli-chen das einfache Erkennen der Anomaliefor-men, welche von den jeweiligen archäologi-schen Strukturen im Erdmagnetfeld verursachtwerden (Abb. 1, Abb. 3).

Die digitalen Graustufenbilder der korri-gierten Rohdaten werden durch Bildverbesse-rungsverfahren weiter optimiert und stellen die

Grundlage der anschließenden archäologischenInterpretation der Messergebnisse dar. Die spe-ziell für die Archäologie entwickelten Messge-räte beruhen auf hochauflösenden Cäsiummag-netometern und werden entweder als Gradio-meter oder Variometer auf unmagnetischenMesswagen mit automatischer Positionierungund Datenerfassung im Feld eingesetzt (Abb.2). Sie ermöglichen es, Flächen von bis zu 5 hapro Tag zu prospektieren und gefüllte Gräben,Gruben, die Standspuren von Palisaden odervon einzelnen Holzpfosten, die Reste vonFeuerstellen, Öfen, Herden, Mauern etc. ein-drücklich sichtbar zu machen und zu doku-mentieren (Abb. 3).

Die Widerstandskartierung in der ArchäologieDie archäologische Widerstandskartierungberuht auf der Ermittlung des scheinbaren spe-zifischen Bodenwiderstandes (CLARK, 1990;NEUBAUER, 1990) in einem regelmäßigenRaster mit Rasterabständen von 0.5 bis maxi-mal 1.0 m. Aufgrund der in Wasser gelöstenIonen ist der Erdboden mit einem elektrolyti-schen Leiter zu vergleichen. Der scheinbareelektrische Widerstand eines Bodens hängt in

Abb. 3: Ausschnitt ausdem Magnetogramm dereisenzeitlichen SiedlungRoseldorf-Bodenfeld, NÖ(2. – 1. Jh. v. Chr.) mitarchäologischer Interpre-tation. Braun dargestelltdie sind Grubenhäuser,in den Untergrund einge-tiefte Wirtschaftsbauten,deren aufgehende Struk-tur in Holz gebaut war.Zwischen den Gruben-häusern lassen sich dieReste von Pfosten und lie-gende Schwellbalken vongroßen Wohngebäudenerkennen. Die SiedlungRoseldorf-Bodenfeldwurde auf einer Flächevon 21 ha magnetischprospektiert und ist diebisher größte bekannteFreilandsieldung Öster-reichs aus der spätkelti-schen Zeit (NEUBAU-ER,2001).

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komplexer Form vom Porenvolumen, dem Was-sergehalt, der Menge der im Bodenwasser gelö-sten Ionen und von weiteren Faktoren ab. Unter-schiedliche Materialien zeigen verschiedene spe-zifische Widerstände. Lehme oder Tone weisenniedrigere Widerstände als Humus, Sande, Schot-ter oder gar Felsen auf. Anomalien in der Wider-standsverteilung weisen auf archäologischeStrukturen hin. (Abb. 4)

Zur Kartierung der scheinbaren spezifi-schen Bodenwiderstände werden zwei strom-führende Elektroden in den Boden einge-bracht, über die ein elektrisches Feld aufgebautwird. Der scheinbare spezifische Bodenwider-stand wird über die Messung einer Potential-differenz durch zwei weitere Elektroden ineinem Raster, zum Beispiel im Messpunkt-abstand von 0.5 m unter Berücksichtigung derMessgeometrie ermittelt. Die Messdaten wer-den digital erfasst und analog zur Geomagnetikin Form digitaler Bilder visualisiert (Abb. 4).Die Georadarmessung in der ArchäologieDas Georadar nützt eine elektromagnetischeWelle als Signalträger (LORRA, 1996; CONY-ERS & GOODMAN, 1997). Ein elektroma-gnetischer Impuls mit einer bestimmtenFrequenz (zwischen 110 und 900 MHz) wird

mittels einer Sendeantenne in den Untergrundabgestrahlt (Abb. 5). Er breitet sich im Unter-grund mit einer materialabhängigen Geschwin-digkeit aus und wird an den Grenzflächenarchäologischer Ablagerungen oder natürlicherSchichten mit unterschiedlichen physikalischenEigenschaften reflektiert. Das an die Oberflächezurückkehrende elektromagnetische Signalwird von einer Empfängerantenne erfasst undin einem Raster von 0.5 x 0.05 m digital auf-gezeichnet. Die Veränderungen der Signalform(Amplitude und Frequenz) erlauben Rück-schlüsse auf die physikalischen Eigenschaftender von der elektro-magnetischen Welle durch-laufenen anthropogenen und natürlichen Ab-lagerungen, wie ihre Mineralzusammensetzung,Feuchtig-keit, Porosität etc. Die Laufzeit desSignals ist proportional zu der Entfernung derreflektierenden Grenzfläche. (Abb. 5)Georadarmessungen erzeugen ausgesprochengroße Datenmengen im Bereich von Giga-bytes. Solche Datenmengen wie sie bei archäo-logischen Anwendungen anfallen, lassen sichmit kommerzieller Software nicht effizient ver-arbeiten. Aus diesem Grund mussten eigeneDatenverarbeitungsprogramme für den archäo-logischen Einsatz erstellt werden. Die Visuali-

Abb. 4: Digitales Bild der Widerstands-kartierungen auf einer Fläche von 5 haim Stadtgebiet der römischen Zivilstadtvon Carnuntum. Das Widerstandsbildwurde über das Luftbild und Magneto-gramm gelegt. Deutlich sind im Resisto-gramm das Straßensystem und die Stadt-verbauung zu erkennen. Der großeGebäudekomplex im oben rechts im Bildbildet den Südteil des Forums (NEU-BAUER & EDER-HINTERLEITNER1997; KANDLER, 1999).

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bestimmten Tiefenintervall. Während hoheAmplitudenwerte relativ zur Umgebung auferhöhte Reflektivität durch Strukturen undObjekte wie zum Beispiel Mauern hindeuten,repräsentieren niedrige Amplitudenwerte diestark dämpfenden, humosen oder lehmigenSchichten. Alle Amplitudenflächenpläne erge-ben zusammen einen drei-dimensionalenDatenblock des untersuchten Tiefenbereiches(Abb. 6). Alle Zeitscheiben können dadurchim gleichen Grauwertebereich visualisiert wer-den. Die Amplitudenflächenpläne bilden dieGrundlage für eine Einbindung in das GISund die anschließende archäologischen Inter-pretation (Abb. 7).

Die archäologische Interpretation von geo-physikalischen ProspektionsdatenDie Messgeschwindigkeit und die anschließen-de Auswertungszeit bestimmt den effizientenEinsatz einer geophysikalischen Prospektions-methode. Höhere Messgeschwindigkeiten ohneallzu große Einbußen an Auflösungsvermögenoder Messgenauigkeit zu erreichen sollte beiarchäologischen Anwendungen höchste Auf-merksamkeit geschenkt werden. Dazu gehörtdie Entwicklung geeigneter Messanordnungen,die Benutzung hochentwickelter Messgeräte,vollautomatisierte elektronische Datenerfassungund die Anwendung geeigneter Visualisierungs-und Auswertetechniken. Für die Auswertungund Interpretation der Messergebnisse ist eineKenntnis der geophysikalischen Grundlagen undprofundes archäologisches Wissen Bedingung. (Abb. 7)

Die thematische archäologische Interpre-tation der Messbilder erfolgt innerhalb einesGeographischen Informationssystems (GIS).Dazu werden die Messbilder georeferenziert,das bedeutet aufgrund der geodätisch vermes-senen Eckkoordinaten von den relativen Bild-koordinaten in absolute Landeskoordinatenumgerechnet. Die archäologische Interpretationerfolgt durch einen erfahrenen Archäologen inForm einer thematischen Kartierung undBeschreibung der in den Bildern erkanntenarchäologisch relevanten Strukturen. Das GISermöglicht auch die leichte Kombination mitweiteren Prospektionsdaten (NEUBAUER &EDER-HINTERLEITNER, 1997) und

sierung von Georadardaten erfolgt konventio-nell zumeist in Form vertikaler Sektionen, diejedoch in der Archäologie einen geringen Aus-sagewert aufweisen. Aufbauend auf den durchdie Geomagnetik gemachten Erfahrungen wur-den deshalb Visualisierungen in Form digitalerGraustufenbilder angestrebt. (Abb. 6)

Dazu werden aus den vertikal in einzelnenProfilen aufgenommenen Georadardaten hori-zontale Schnittbilder berechnet. Dabei wirdaus den Daten ein dreidimensionaler Daten-block erstellt, aus dem die einzelnen horizonta-len beziehungsweise auch vertikalen Visualisie-rungen abgeleitet werden können. Die Verteil-ung der Amplituden der Reflexionen in einembestimmten Zeitbereich wird als Zeitscheibe(time-slice) bezeichnet (GOODMAN ET AL.,1995). Es wird dabei der Absolutbetrag derAmplitude für die Berechnung der Zeitscheibenverwendet, eine Methode, die sich für archäo-logische Aufgabenstellungen sehr gut bewährthat. Die Amplitudenwerte sind ein Maß fürdie Reflexivität des Untergrundes in einem

Abb. 5: Georadargerät PULSEEKKO“ 1000 mit 450Mhz Antenne im Einsatz in Carnuntum, NÖ imWinter 1998. Die Messungen werden in Fahrtrichtungin 0.1 m Abständen auf einzelnen 0.5 m voneinanderentfernten Meßprofilen aufgenommen, gesteuert durchdas nachgezogene Rad (NEUBAUER ET AL., 1999).

Abb. 6: DreidimensionalerDatenblock der Georadar-messungen im Südteil desForums der Zivilstadt vonCarnuntum (NEUBAUERET AL., 1999). EinBereich des Datenblockeswurde herausgeschnittenund gibt einen Einblick indie im Untergrund verbor-genen Gebäudestrukturen.

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oder Luftbildauswertung bekannt sind. Hinzukommt, dass die Luftbildarchäologie nur seltengute Ergebnisse bringt, wenn nicht systema-tisch immer wieder einzelne Landschaftenbeflogen werden können. Eine vorhergehendedetaillierte Prospektion erscheint meist unnötigund nur mit hohen Kosten verbunden. DasAbschieben der Trassen mit großen Baumaschi-nen ist allemal billiger, vor allem dann, wenndie Kosten an den Bauträger übertragen wer-den können.

Das jedoch links und rechts der ausgegra-benen Trasse die archäologischen Fundstellenweiterlaufen ist zwar bekannt, wird aber nichtweiter in Betracht gezogen. Eine geophysikali-sche Prospektion würde es ermöglichen, vordem Beginn der Ausgrabung bereits ein Bildüber die jeweiligen archäologischen Fund-stellen zu erhalten und den archäologischenDenkmalbestand vorgängig zu beurteilen.Aufgrund dieser Information lassen sich dieKosten von archäologischen Notgrabungenbesser kalkulieren, Prioritäten setzen und dieNotwendigkeit der Ausgrabung gegenüberDritten argumentieren. Es mag zwar archäolo-gisch relevant sein, einige Gruben oder Gebäudeauf der Trasse auszugraben, es ist jedoch so-wohl dem uninteressierten als auch dem inter-essierten Laien schwer verständlich zu machen,warum die gesamte Siedlungsstruktur, die sichdurch geophysikalische Prospektion erfassenließe, nicht auch erfasst wird. Die archäologi-sche Substanz auf der Trasse wurde zwar erfas-st, sie wird aber nicht in einen Zusammenhanggestellt und verliert damit einen großen Teilder Aussagekraft für die archäologische Forsch-ung. Die archäologische Substanz links undrechts der Trasse bleibt zwar im Boden erhal-ten, ist also nicht akut bedroht, eine Unter-schutzstellung der gesamten Fundstelle ist inden meisten Fällen jedoch aufgrund der feh-

Grundlagenplänen und stellt dem Interpretatoreine Fülle von Information gleichzeitig zurVerfügung. Die thematische graphische Inter-pretation der Messbilder wird innerhalb desGIS auch mit Attributinformationen verknüpft.Jede kartierte archäologische Struktur ist damitauch in der mit der Zeichnung verbundenenDatenbank weiter referenziert. Die in der Daten-bank vorhandenen Informationen können inder Folge für unterschiedliche thematischeGliederungen und Klassifizierung der interpre-tierten Anomalien genützt werden. Darauswerden thematische archäologische Plangrund-lagen erstellt, die neben einem verbalen Mess-bericht das momentane Ergebnis der geoma-gnetischen Prospektion dokumentieren. Sämt-liche durch die Prospektion erarbeitete Infor-mation wird standardisiert digital archiviertund stellt die Wissensbasis eines archäologi-schen Informationssystems dar.

Nur eine ständige enge Zusammenarbeitmit dem Archäologen schafft über ein ständi-ges Feedback eine Basis an Erfahrungswerten,die für die Interpretation unerlässlich sind.Nachfolgende Bohrungen oder Grabungen mitgezielter Probenentnahme sind für den Archäo-logen zur Verifikation der Aussagen und fürden Prospektor zur Gewinnung neuer Informa-tion von Bedeutung und sollten in enger Zu-sammenarbeit vorgenommen werden. Dieseergänzenden Fakten aus einem Detailbereichdes untersuchten Bodendenkmales bilden dieGrundlage für eine weitergeführte dynamischeInterpretation des gesamten Messergebnisses. Denkmalpflegerische Aspekte.

In der Bodendenkmalpflege führen bei-spielsweise große lineare Bauprojekte wieStraßen-, Bahn- oder Pipeline-Trassen meist zugroßen Problemen. Sie durchschneiden immerarchäologische Fundstellen, die meist nur ingeringer Zahl durch Oberflächenbegehung

Abb. 7: Darstellung vonfünf Zeitscheiben einerGeoradarmessung imBereich des Forums derZivilstadt von Carnunt-um. Messfläche 80 x 80m, Messraster 0.1 x 0.5m. Aufgrund der mittle-ren Ausbreitungs-geschwindigkeit derRadarwellen entsprichtder Abstand der einzel-nen Radargramme vonlinks nach rechts Tiefen-schritten von ca. 1 m.Bereiche mit hoherReflexivität sind dunkeldargestellt, Bereiche mithoher Absorption hell.

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werden können. Die Prospektion bietet dieMöglichkeit der Abgrenzung archäologischerZonen oder die Verifikation archäologischerVerdachtsflächen in einer Form, die auch demdamit befassten Laien verständlich ist. Siemacht die Arbeit der archäologischen Denk-malpflege transparenter und kann einen wesent-lichen Punkt zur Akzeptanz der notwendigenMaßnahmen darstellen.

lenden Information über die Ausdehnung derarchäologischen Fundstelle nicht durchführbar. Nach der Errichtung der modernen Strukturenist der Einsatz der geophysikalischen Prospekti-on auch nur noch bedingt möglich. Ein An-schluss an die ausgegrabenen Bereiche ist inden meisten Fällen nicht mehr durchführbar.Es bleiben bei einer nachträglichen Prospekti-on Löcher im archäologischen Wissen, diedurch offensive Denkmalpflege hätten gefüllt

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Zitierte Literatur

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machte in der langen Zeit des Daseins“, wieihn Peter Altenberg bezeichnet.

Der Titel „G’schichten aus dem Wiener-wald“ ist nicht nur eine platte Assoziation miteinem Walzer von Johann Strauß oder einemStück von Ödön von Horvath; der Titel sollauch das Unvollständige vermitteln, das demProjekt zu eigen sein muß, gleichsam eine sub-jektive Auswahl von Aspekten, die den Wiener-wald ausmachen, jeder in seiner Weise relevant,jedoch ohne Anspruch auf Ausschließlichkeit.

So sind alleine schon im Abschnitt vomNaturraum viele Aspekte zu bedenken. ImMittelpunkt steht die Landesfürstliche Jagd,seit dem Mittelalter schon Behinderung jederlandwirtschaftlichen Nutzung und Besiede-lung, doch gleichzeitig auch mit eine Ursache,dass der Wald in dieser Form bis heute erhal-ten geblieben ist. Nicht vergessen werden darfdabei das Wirken von Joseph Schöffel, dessenInitiative es zu verdanken ist, dass die geplanteAbholzung unterblieb und langfristiger imma-terieller Nutzen der Öffentlichkeit nicht einerkurzfristiger Budgetkonsolidierung zum Opferfiel.

Eine Ausstellung kann auch nicht diesogenannte „Wienerwald-Urkunde“ außer Achtlassen, die Anlass des Tausendjahr-Feierngeworden ist. Kaiser Heinrich schenkte denRaum des Wienerwaldes seinem zuverlässigenLehensmann Markgrafen Heinrich am 1. Novem-ber 1002. Vom Wald ist in dieser Urkunde frei-lich nur formelhaft die Rede, die erste tatsäch-liche Erwähnung als „Silva Viennensis“, desWienerwaldes findet sich mehr als dreihundertJahre später in einer Urkunde des StiftesHeiligenkreuz.

Wesentlichen Fixpunkt in der Entwick-lung der Zivilisation und einen geistiger Mit-telpunkt des Raumes bildeten einige Klöster,auch wenn das Bestreben von Orden wie derZisterzienser und Kartäuser eher der Suchenach Gott in der Abgeschiedenheit gelegenwar. Die spirituelle Kraft dieser Klöster veran-laßte Österreichs Fürsten auch, an diesen Ortendie letzten Ruhestätte zu suchen, wobei Heili-genkreuz für die Babenberger das werden soll-te, was die Kapuzinergruft für Habsburg ist.

Das Vordringen des Gebirgswaldes bis andie Donau zwang auch den Handelsverkehr,

Nicht unbedenklich ist es, eine Ausstellungüber den Wienerwald zu gestalten. Wie keinezweite Landschaft Österreichs ist dieser Gebirgs-wald am Rande der Großstadt Teil des Bewußt-seins und der persönlichen Biographie seinerBewohner geworden, sodass es fast keinenWienerwald per se, sondern nur eine Vielzahlindividueller Erinnerungen gibt, die in ihremVariantenreichtum und in ihrer Vielzahl durcheine Ausstellung nicht darstellbar ist.

Allen diesen Erinnerungen gemeinsam ist,dass es sich in der Regel wohl um angenehmeEpisoden handelt; beispielsweise ein Spazier-gang an der Hand der Eltern im sprichwörtli-chen „Vorfrühling im Wienerwald“, wenn derBoden noch feucht und glitschig ist. Der Waldwird dadurch zu einem „allgemeines Gesun-dungs-Bad von allem und jedem, das kränklich

Dr. Johannes Ramharter

G’schichten aus dem Wienerwald

Ausstellung in der Kartause Mauerbach, 12. Mai bis 27. Oktober 2002

Ferdinand GeorgWaldmüller,„Die Rosenzeit“

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Diesem aristokratischen Beispiel folgten baldschon größere Bevölkerungsgruppen, dieLandpartie, der gemeinschaftliche Naturgenußin Gruppen, wurde zu einem oft karikiertenZusammentreffen zwischen Städtern und demLandleben. Diesem „heiteren Gefühl bei derAnkunft auf dem Lande“, wie Beethoven einenSatz seiner Sechsten Symphonie bezeichnet,entzogen sich auch die Künstler nicht, ob essich nun um Komponisten wie Mozart, Beet-hoven oder Schubert handelte, oder um Dich-ter, wie Ferdinand Raimund oder AdalbertStifter.

Früh schon zog auch die Akademie derBildenden Künstler in die nahe Umgebunghinaus, um zu zeichnen, freilich führt ein wei-ter Weg von den Wienerwald-Ansichten desAkademieprofessors Christian Brand, in denender Wald nur ein Schauplatz menschlichenHandelns ist, bis hin zum Wald als Stimmungs-träger in der Schule von Plankenberg, vertretendurch Emil Jakob Schindler oder Hugo Darnaut.

Für alles dies ist die Kartause Mauerbachein idealer Rahmen. Sie hat an vielen dieser„G’schichten“ selbst Anteil genommen, ein Ortgroßer spiritueller Kraft, aber auch ein Ort vonmenschlichen Katastrophen, wie der zweimali-gen Plünderung durch die Türken, der Aufhe-bung des Klosters 1782 und der Devastierungin den Jahrzehnten danach. Mitten im Jagd-gebiet gelegen, war sie oft Schauplatz kaiserli-cher Besucher, eine Ehre für das Haus, abereine gewaltige Belastung für den Konvent. Seitnunmehr mehr als zehn Jahren ist in denRäumlichkeiten die Abteilung für Baudenk-malpflege des Bundesdenkmalamtes unterge-bracht, deren Kurse nicht nur das Wissen alterHandwerkstechniken verbreiten und tradieren,sondern auch die Möglichkeit zur schrittweisenSanierung der schwer angeschlagenen Bauwerkebieten. Die erste Ausstellung, die vor zweiJahren unter dem Titel „Eine Kartause öffnetsich“ auf ein großes Interesse beim Publikumgestoßen ist, war der Beginn einer kulturellenNutzung, die heuer mit der gemeinsamenVeranstaltung des Landes Niederösterreich undder Stadt Wien einen weiteren Höhepunkterleben wird.

den Weg durch den Wald zu suchen. Miedendie Römer noch bei der Anlage ihrer Verkehrs-wege den Wienerwald, abgesehen von demunvermeidlichen Teilstück St. Andrä-Kloster-neuburg, so folgte die 1734 angelegte Reichs-straße dem heute noch benützten Weg überden Riederberg. Die Westbahn schließlichwurde aus strategischen Rücksichten bewußtim Wald verborgen, eine Entscheidung, dieheute noch zu Problemen in der gebirgigenStreckenführung verursacht.

Nach den schweren Rückschlägen, diedreimaligen Türkeneinfälle, 1529, 1532, und1683 mit sich gebracht hatten, als die leichtenReiter, die das türkische Heer flankierten, aufder Suche nach Beute und Sklaven den Walddurchstreift hatten, wurde im 18. Jahrhundertder Wienerwald neu als Idyll entdeckt. Unterdem Eindruck der Schriften der Naturphilo-sophen entstanden groß angelegten Landschafts-parks in Neuwaldegg, auf dem Cobenzl, inHadersdorf und auf dem Wilhelminenberg.Der Wienerwald wurde zu leicht erreichbarenArcadien, dem heiteren Idealland der Hirtenund Bauern, deren oft hartem Alltag eine spie-lerische Scheinwelt des Adels entgegengesetztwurde.

„Sonntag imWienerwald“ beiNeuwaldegg

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gefallen. Über den Hinterlassenschaften derkeltischen, römischen und nachrömischenVergangenheit breiten sich heute Wiesen,Felder und Gärten aus. Doch gerade diesetopographisch-naturräumlichen Gegebenheitenstellen ein ganz besonderes Kennzeichen derarchäologischen Landschaft von Carnuntumdar, denn sie ermöglichen einen unvergleich-lich leichteren Zugang zu den antiken Überre-sten als in jenen Siedlungsräumen, die nachder Antike kontinuierlich weiterbenutzt wurden.Während im Vergleich mit Carnuntum ähnlichgroße antike Stadtanlagen zumeist ein Sied-lungskontinuum mit einer mittelalterlichenund neuzeitlichen Überbauung aufweisen wiez. B. die römische Stadt Aquincum, das heutigeBudapest, blieb die Hauptstadt Oberpannoniensnach dem Zusammenbruch der römischenHerrschaft zwar nicht menschenleer und unbe-siedelt, verlor jedoch ihre Funktion als Militär-und Verwaltungszentrale. Eine weitere Beson-derheit liegt in dem politischen und kulturel-len Rang, welchen diese Metropole an derPorta Hungarica einnahm. Die ReichsprovinzenOberpannonien und Unterpannonien betrach-tete man in der Antike gleichsam als die Naht-stelle zwischen der östlichen und westlichenHälfte des Imperium Romanum. Und Carnun-tum war die Hauptstadt Oberpannoniens(Pannonia Superior). Auf Grund dieser Positionwird verständlich, dass der Boden dieser

Die Ruinenfelder der römischen Stadt Carnunt-um sind ihrer Fläche und ihrem Inhalt nachdas zweifellos größte und bedeutendste archäo-logische Erbe Österreichs. Auf dem Boden vonHainburg, Bad Deutsch Altenburg und Petronellgelegen, ist hier am Hochufer der Donau einvielbeachtetes Stück der Geschichte desRömischen Reiches erhalten geblieben. Diemilitärischen und zivilen Siedlungszonenwurden am Schnittpunkt zweier kontinentalerFernverkehrswege, nämlich des westöstlich querdurch Europa verlaufenden Donaustromes undder vom Baltikum zum Mittelmeer führendenBernsteinstraße, in topographisch äußerst gün-stiger Lage als erste Militärbasis des WienerBeckens etabliert. Etwa 400 Jahre wurde Nord-westpannonien von Carnuntum aus von einemStatthalter konsularischen Ranges regiert.

Längst ist diese Militär-, Verwaltungs- undHandelsmetropole von der Bildfläche ver-schwunden, sind ihre Bauten einer bewegtenGeschichte und dem Zahn der Zeit zum Opfer

Univ.Prof. Dr.Werner JobstLandesarchäologe,Amt der NÖ Landes-regierung, Abt. Kulturund Wissenschaft

Römisches Erbe

Von Sammlern und Sammlungen inCarnuntum

Römische Glasflaschenaus Carnuntum, 3.-4. Jahrhundert n.Chr.

Römische Tierfibel inForm eines Frosches,Bronce mit Emaileinlage(Bild rechts)

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Römerstadt seine große Ausstrahlung über dieJahrhunderte bewahren konnte und immerwieder Leute angezogen hat, die sich mit Ent-husiasmus sowohl der Erforschung als auch derAuffindung des reichen archäologischen Erbeswidmeten. Außer dem Kreis der Wissenschaft-ler haben die Ruinenfelder Carnuntums immerwieder auch leidenschaftliche Sammler vonantiken Fundgegenständen angezogen. Vorallem aber ist es der in der Region selbst behei-matete Personenkreis, der mit der römischenVergangenheit seit Generationen auf Tuch-fühlung lebt und im Alltag immer wieder mitdem Erbe Roms an der Donau in Berührungkommt, sei es beim Bau von Wohnhäusernoder bei der landwirtschaftlichen Arbeit, sei esbei industriell bedingten Veränderungen derhistorischen Landschaft wie sie die Steinbrüchevon Bad Deutsch Altenburg hervorgerufenhaben. Es sind die Bürger von Bad DeutschAltenburg und Petronell, die somit das Erbeder Siedler von Carnuntum angetreten haben.

Diese Unmittelbarkeit der Geschichte, dieeinen weitgehend ungehinderten Zugang zuden antiken Denkmälern ermöglichte, hat seitjeher zum Sammeln von Antiquitäten animiertund viele Sammler nach Carnuntum gezogen.Es ist deshalb nicht verwunderlich, wennarchäologische Funde aus Carnuntum im inter-nationalen Antiquitätenhandel sehr häufigauch mit kapitalen Stücken vertreten sind.Aber auch die örtliche Bevölkerung, umgeben

Ohrgehänge aus Gold mitweißen Glasperlen, 3. Jahrhundert n. Chr.

von so vielen Spuren der Vergangenheit - vonGrundmauern und Grabsteinen, römischenFundmünzen und Schmuckstücken, von Waffenund Rüstungsteilen, Tonlampen und Tafelge-schirr, Götterstatuen und Weihaltären, hat denWert des archäologischen Erbes längst erkanntund von Generation zu Generation Fundgegen-stände zusammengetragen. So entstanden vorOrt recht ansehnliche Familiensammlungen.Diese Sammeltradition hat im Verein mit derbeginnenden wissenschaftlichen Erforschungder Römerstadt zu Beginn des 20. Jahrhundertszur Errichtung des archäologischen MuseumsCarnuntinum in Bad Deutsch Altenburggeführt. Als der „Verein Carnuntum“ den Baudieses Römermuseums in Angriff nahm, habenvor allem die von den führenden lokalen Fami-lien Abensperg-Traun, Hollitzer, Ludwigstorff,Widter u. a. zur Verfügung gestellten Samm-lungsbestände die Grundlagen der museologi-schen Präsentation der Römerzeit gebildet. Indiesem Zusammenhang sei vor allem des inBad Deutsch Altenburg lebenden KaufmannesK. Nowatzi gedacht, dessen Antikensammlungebenfalls zur Grundausstattung des neu ge-gründeten Museums Carnuntinum zählte.

Der jüngst vom Land Niederösterreichgetätigte Ankauf einer umfangreichen privatenarchäologischen Sammlung aus Bad DeutschAltenburg setzt diese Tradition der museologi-schen Entwicklung in sinnvoller Weise fort.Mehr als 2000 Objekte wurden über mehrereGenerationen von den Eigentümern sorgsamaufbewahrt und teilweise sogar sachgerechtrestauriert. Bis auf wenige Ausnahmen stam-men alle Fundstücke aus carnuntiner Boden.Im Fundstoff ist alles vertreten, was im militä-rischen und zivilen Leben der Zeit von etwa 50bis 450 n. Chr. gebräuchlich war. Ganz abgese-hen von der hohen künstlerischen Qualitäteinzelner Stücke liegt der Wert dieser Sammlungin der enormen Bereicherung der wissenschaft-lichen Möglichkeiten, die sich aus der Analyseund Interpretation nunmehr ergeben. Militär-und rüstungsgeschichtliche Aspekte könnendabei ebenso beleuchtet werden wie Fragen derTrachtgeschichte, des Handels oder der Bild-hauerkunst. Selbst die wenigen in der Sammlungvertretenen Fälschungen stellen für die archäo-logische Wissenschaft eine Bereicherung dar.

Die Jagdgöttin Artemis-Diana mit Pfeil undBogen in Begleitung einesTieres, römisches Blei-votiv aus Carnuntum(Bild rechts)

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Wladimir Aichelburg„Maximilian, Erzherzog von Öster-reich, Kaiser von Mexiko in zeit-genössischen Photographien“,Verlag Orac, Wien 1987

Wladimir Aichelburg„Erzherzog Franz Ferdinand vonÖsterreich-Este und Artstetten“,Verlag Johann Lehner, Wien 2000.

Berthold Bauer Geomorphologie des südöstlichenWaldviertels im Einzugsgebiet vomKrems und Kamp, Dissertation derUniversität Wien, 1972

G. Binder Die niederösterreichischen Burgenund Schlösser I, II, Wien o.J.

Dehio-Handbuch Niederösterreich nördlich derDonau, hrsg. vom Bundesdenk-malamt, Wien 1990

Manfred Enzner Exulanten aus dem südlichenWaldviertel in Franken (ca. 1627-1670) : eine familien- und herr-schaftsgeschichtliche Untersuch-ung, Nürnberg (Selbstverlag derGesellschaft für Familienforschungin Franken) 2001

Franz EppelKunst im Land rings um Wien, s.v.8., Wachau und Dunkelsteiner-wald, S 167-209, Verlag St. Peter, Salzburg 1977

Franz EppelDie Wachau, Nibelungen- undStrudengau, 3. Aufl., Verlag St. Peter, Salzburg 1975

Franz EppelDas Waldviertel, 4. Aufl., Verlag St. Peter, Salzburg 1974

F. HalmerNiederösterreichs Burgen, Wien1956

Kaiser Franz und seine Zeit, vonder Franz. Revolution bis zumWiener Kongreß, hsg. Direktionder k.u.k. Schlösser Artstetten undLuberegg 1991 (mit Beiträgen vonUlrich Arco-Zinneberg, IrmgardBecker, Georges Englebert, HansHoffer, Renata Kassal-Mikula,Josef Mühlhauser, Peter Parenzan).

Gunther MartinKurios und klassizistisch: DasHaus mit dem Napoleonhut,Schloss Luberegg, in: Morgen Nr. 6, Dezember 1978, S. 336-339.

Hugo Meixner Das südliche Waldviertel:Vergangenheit und Gegenwart;Historisches gesammelt undAktuelles kommentiert von H. Meixner, 1. Aufl., Krems ander Donau 1977

ÖsterreichischeKunsttopographiehrsg. vom Bundesdenkmalamt,Bezirk Krems (1907), Bezirk Melk(1909), Bezirk Horn (1911),Bezirk Waidhofen an der Thaya(1911), Bezirk Zwettl (1911),Zisterzienserkloster Zwettl (1940)

Elisabeth Schuster Die Siedlungsnamen des südlichenWaldviertels, Univ. Wien, phil.Diss., Wien 1981, 2 Bände

Literaturhinweise

Südwestliches Niederösterreichund Randgebiete, Waldviertel Wissenschaftliche Beihefte zurZeitschrift "Die Höhle", Verbandösterreichischer Höhlenforscher,Waldviertel 1985

Gerlinde Székely Wanderung durch die Vergangen-heit: Mythen u. Sagen aus demsüdlichen Waldviertel und demDonauraum, Pöggstall 1986

Othmar Karl Matthias Zaubek Wallfahrtsheiligentümer des süd-westlichen Waldviertels, (Waid-hofener Museumsschriften; 5),Waidhofen an der Thaya 1974

Andreas Zimanzl Sehenswertes, Liebenswertes imsüdlichen Waldviertel, Wien 1984

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Bereits zum vierten Mal veröffent-licht der Callwey Verlag das hand-liche Restauratoren-Taschenbuch,das sich zu einem äußerst wertvol-len Arbeitsinstrument der Restau-ratoren, Denkmalpfleger und allerKulturgüter bewahrenden Person-en und Institutionen entwickelthat. Das alle zwei Jahre erschei-nende Kompendium präsentiertsich in druckgraphisch übersichtli-chem schmalen Handbuchformatund gliedert seinen reichen Inhaltin zwei Hauptteile. Teil 1 bietetausführlich Adressen von Ver-bänden, Fachverlagen und -zeit-schriften, Denkmalämtern,Stiftungen, Forschungsvorhaben,Restauratorenverbänden, Mu-seumsorganisationen, Institutenund Laboratorien. Die Gliederungdieses gegenüber früheren Auf-lagen überarbeiteten und erheb-lich ergänzten Adressenmaterialsdarf als vorbildliches Service her-vorgehoben werden, finden hierdoch unter anderem Aspekte wieAusbildung, Fernstudium, Fort-bildung und Grundsatzpapierebesondere Berücksichtigung.

Der zweite Teil der Publikati-on stellt die Verbindung zu aktu-ellen Problemen und Fragen derunmittelbaren Berufspraxis her.Helmut F. Reichwald schreibtüber „Denkmalverträgliche Kon-zepte – Umsetzung durch Restau-ratoren und qualifizierte Hand-werker“, Susanne Mott widmetsich der Thematik des Kosten-voranschlages und Michael Recker

Restauratoren-Taschenbuch 2002

Herausgegeben von Ulrike Besch,Callwey Verlag, München 2001 (368 Seiten mit 36 schwarzweiß-Abbildungen)

Buchbesprechung

versucht Restauratoren undRestauratorinnen Einstieghilfen indie Gründung selbständiger beruf-licher Existenzen zu gewähren.Einen entsprechenden diesbezügli-chen Leitfaden bieten PatrickSchierding und Bernd Kügler. Dieweitere Reihe einschlägiger, vielebrauchbare wirtschaftliche undrechtliche Ratschläge enthaltenderBeiträge beschließt ein profunderExkurs von Hiltrud Schinzel überRestaurierungsethik, der offen-kundig eine bisherige Lücke aufdem weiten Feld der Restaurier-und Denkmalpflegeliteratur füllt.

Als besondere Novität des fürdie Fachwelt absolut unverzichtba-ren Werkes kann das Lexikon derFachbegriffe gelten: Während inden vergangenen Ausgaben engli-sche und italienische Fachwörteraufgelistet waren, kann der inter-national tätige Restaurator nundie entsprechenden Begriffe auchin französischer Sprache finden.

Univ.Doz. Dr.Werner Kitlitschkaehem. Landeskonservator für NÖ

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im Bauprogramm wurden erfor-derlich. So war die Kuppel ur-sprünglich aus statischen Gründenals Holzkonstruktion errichtetworden. Der angesehene KünstlerJohann Baptist Columba hatte siekunstvoll mit Malereien und Stuk-katuren dekoriert. Obwohl schonfertiggestellt, entschied man sichwährend des weiteren Bauverlaufs,an Stelle der hölzernen Konstrukti-on eine Kuppel aus Ziegel herzu-stellen. Vermutlich war eine höhe-re Sicherheit im Falle eines Brandesangestrebt. Dazu plante man ur-sprünglich, die gesamte bestehen-de Dekoration Columbas, Malereiund Stuck, an der neuen Kuppelnachzubilden. Doch dann änderteman dieses Vorhaben zugunsteneiner völligen Neugestaltung imSinne des Bologneser Hochbarocks.

Der „Figuren- und Architek-turmaler“ Antonio Beduzzi ausBologna, der sich auch als Archi-tekt betätigte, war bereits durchArbeiten in Wien und Melk be-kannt und angesehen. Er wurdenun beauftragt, das gesamteKirchengewölbe neu mit Wand-malereien zu gestalten. Dann ent-warf er ein System von Schein-architektur, in das sich Felder mitfigürlicher Malerei einfügen. Dar-gestellt sind die mit dem Gnaden-bild verbundenen Legenden unddie Gründungsgeschichte der Wall-fahrtskirche, Szenen aus demLeben Marias und des hl.Josef.Das mächtige Kuppelgewölbezeigt die Himmelfahrt Mariens

Die mächtige Kirche liegt 440Meter über dem Donautal desNibelungengaus in herrlicher Lage.Ihre Gründung geht auf den zu-nehmenden Andrang von Pilgernauf den sogenannten „Taferl-Berg“zurück, die eine in eine Eiche ein-gesetze Holztafel mit der Darstel-lung eines Kruzifix („Taferl“) ver-ehrten. Später wurde die Tafeldurch ein geschnitztes Vesperbild(Pietá) ersetzt. Um das Bild rank-ten sich bald Legenden. Mansprach von Gebetserhörungen,auffälligen Vorgängen und Heil-ungen. Diese Mirakel sind zwarbis heute als Wunder im eigentli-chen Sinn nicht päpstlich aner-kannt, doch waren sie der Anlaßfür die Grundsteinlegung zumBau der Kirche im Jahr 1660. DieEiche mit dem Gnadenbild wurdezum Zentrum der Gnadenkapelle,zugleich Apsis der neuen Kirche.Wegen der topographischen Situ-ation ordnete man den Bau mitkreuzförmigem Grundriß in Nord-Süd-Richtung an. Seine monu-mentale Hauptfassade mit denbeiden Türmen richtet sich damitzum Donautal und bildet so eineneindrucksvollen, weithin sichtba-ren Prospekt.

Man baute von 1660 bis zurKirchweihe im Jahre 1724 insge-samt 64 Jahre lang. In der langenBauzeit waren einige Architekten,die Baumeister Georg Gerstenbrandund Carlo Lurago, später JakobPrandtauer, mit den Arbeitenbetraut, und manche Änderungen

Pfarr- und Wallfahrtskirche Maria Taferl

Mag. Margit KohlertBundesdenkmalamt,Landeskonservatorat für NÖ

Maria Taferl

Die Pfarr- und Wallfahrtskirche zurschmerzhaften Mutter Gottes vor derInnenrestaurierung

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und Darstellungen aus dem Ma-rienleben, im Chor ist der Sieg desKreuzes Christi wiedergegeben. AufGrund des Umfanges dieser 1714bis 1718 ausgeführten Arbeitenwar Beduzzi auf die Mitarbeit vonJosef Regiosi, Johann ReichardHager, Maximilian Kellner undFranceso Messinta angewiesen.Mit der feierlichen Konsekrationam 29. Juni 1724 waren die Aus-stattungsarbeiten aber noch nichtabgeschlossen. Erst danach ent-standen die drei prachtvollenStuckmarmoraltäre nach einemeinheitlichen Konzept. Im Hoch-altar befindet sich in seiner zentra-len Nische der eigenliche Gnaden-altar. Zwei einander entsprechen-de Seitenaltäre im Querhaus ent-halten Altarblätter von JohannMartin Schmidt. Die prachtvolleKanzel wurde 1726 nach demVorbild der Passauer Domkanzelgeschaffen, ist zur Gänze vergoldetund reich mit Figuren und Reliefsgeschmückt. Auch die schönen

Kirchenbänke mit Arkanthusdekorsind noch erhalten.

Zur Wallfahrtskirche gehörtauch eine Schatzkammer, die zurAufbewahrung kostbarer Opfer-gaben diente und trotz schwererVerluste durch Kriegsabgaben undDiebstähle noch heute einenkünstlerisch und kulturell wertvol-len Bestand aufweist.

Der Bau wurde weitgehendaus der Wallfahrt finanziert. Diesverwundert, wenn man sich dieLebensumstände dieser Jahre vorAugen hält, die von der angespan-nten wirtschaftlichen Lage nachdem Dreißigjährigen Krieg, denSeuchen und der ständigen Bedroh-ung durch die Türken geprägt war.

1755 verursachte die Unacht-samkeit eines Sängerknaben einenBrand in der Kirche, dem die Eichemit dem Gnadenbild fast zurGänze zum Opfer fiel. Ein neuangefertigtes Gnadenbild ausLindenholz belegte man mit denspärlichen Resten des alten. Auch

die Marmormalerei der Wändemußte erneuert werden. Die vorkurzem erfolgten Untersuchungender Deckenmalereien lassen ver-muten, dass noch im 18. Jahrhun-dert, vielleicht im Zusammenhangmit dem Brandereignis von 1755,die erste vollständige Übermalungder Werke Beduzzis stattgefundenhat. Damals kamen Farben mitbleihaltigen Pigmenten zum Ein-satz, die wenig stabil sind. Folglichtraten im Laufe der Zeit schwarzePartien in Teilen der Bilder auf,die sie unansehnlich und schwerlesbar machten.

Um diese Mängel anlässlichdes 200 jährigen Jubiläums zubeheben, kam es im Rahmen derGesamtinstandsetzung von 1860neuerlich zu einer vollständigenÜbermalung der Fresken mit Ani-linfarben.

Als sich vor 50 Jahren einegroße Putzfläche vom Scheitel desTonnengewölbes in der Mitte desLanghauses löste und abstürzte,entdeckte man erst den vielfachübermalten Zustand der Wand-malerei. Im Zuge der Sicherungs-arbeiten entschloss man sich,nicht nur das abgefallene Teilstückzu rekonstruieren, sondern auchsämtliche andere Wandflächenvon ihren Übermalungen zu be-freien. In der Neuen Wiener Tages-zeitung wird über die Arbeitenbegeistert berichtet mit der Über-schrift: „Eine Kirche wird „gewa-schen“ – Deckfarbe verbargBedizzis Wandmalereien“. DieseMaßnahmen wurden damals voneinem mit dieser Materie wenigerfahrenen Künstler ausgeführt,der zu sorglos und mit ungeeigne-ten Techniken und Materialienarbeitete, sodass sie heute wiedereinen unbefriedigenden Eindruckhervorrufen. Die Malerei wirktnicht nur schmutzig grau und

Kircheninnenraum, Blick zurOrgelempore

Hochaltar mit dem Gnadenbild, vonJohann Michael Prunner und JosefMatthias Götz, 1734

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ohne jegliche Brillanz der Farben,auch ihre plastische Wirkung istdurch das Aneinanderrücken vonLicht und Schatten stark beein-trächtigt.

Die damalige Behandlungmit einem unbekannten Mittelstellt heute eine weitere Erschwer-nis für die Wiederherstellung desursprünglichen Zustandes dar.Vor 10 Jahren stürzte noch eineweitere Putzfläche, diesmal imwestlichen Querhaus, ab undmachte wieder Absicherungs-arbeiten in diesem Gewölbefelderforderlich.

Das Innere der Wallfahrts-kirche präsentiert sich heute inetwas verschmutzem Zustand,Feuchtigkeitsschäden an denWänden und Staubablagerungenan den Einrichtungsgegenständenlassen daher eine Innenrestaurie-rung wünschenswert erscheinen.Eine diesbezügliche Restaurierungwird derzeit fachlich vorbereitet.Restauratoren der jeweiligen Fach-gebiete führen bereits Befundung-en durch, um Erkenntnisse überdie ursprünglichen Materialien,ihre Erscheinung und den Erhalt-ungszustand jedes Ausstattungs-teiles zu gewinnen. Daraus resul-tiert eine Vorstellung von der ur-sprünglichen künstlerischen Wirk-ung des Gesamtraumes.

Die erforderlichen konserva-torischen und restauratorischenMaßnahmen werden im Hinblickauf die Denkmalpflege diskutiertund, wo nötig, über Probe- undMusterarbeiten die einzelnenArbeitsschritte und das erwünsch-te Restaurierergbnis definiert.Dies ist im Falle der MalereienBeduzzis bereits erfolgt. Das Er-gebnis der Musterarbeit kann ander Decke des östlichen Quer-hauses festgestellt werden. Schonaus großer Entfernung beeindruckt

dieser sehr gut erhaltene Malerei-ausschnitt mit seiner wiederge-wonnenen frischen Farbigkeit.Von der Nähe kann man die sehrpastose Malweise Beduzzis aufgrobem Malgrund, die Finalisie-rungen in Tempera und insgesamtdie Qualität der ursprünglichenMalerei bewundern.

Weitere Untersuchungen anden Einrichtungegegenständensind derzeit im Gange.

Diese Vorgangsweise sichertnicht nur eine fachlich korrekteund kontinuierliche Arbeitsdurch-führung, sondern ermöglicht aucheine exakte Kalkulation der auf-zubringenden Mittel.

Die bedeutende Wallfahrts-kirche im Range einer Basilicaminor, ein mit hervorragendenKunstwerken ausgestattetes Landes-heiligtum Niederösterreichs, erfor-dert eine fundierte Vorbereitungund sensible Durchführung derInnenrestaurierung, um dem ihrzustehenden künstlerischen undkulturellen Rang gerecht zu werden.

Verwendete Literatur:

Österreichische Kunsttopographie, BandIV (Die Denkmale des politischenBezirkes Pöggstall), Wien: Schroll 1910,S. 86-111

F. Eppel, Die Wachau, Nibelungen- undStrudengau, Salzburg 1968, S. 140-141Dehio Handbuch Niederösterreich nörd-lich der Donau, Wien: Schroll 1990, S. 718-721

J.Weichselbaum, Maria Taferl, Zürich:Schnell&Steiner 1992 (GroßeKunstführer Band 33)

E.Lux, Bericht über die Untersuchungund Probearbeit der Malerei vom22.3.2002 (im BDA)

Langhaus, Wandmalerei Leben undApotheose des hl.Josef, Antonio Beduzzi,1713-1718

Kuppel, Wandmalerei Mariae Himmel-fahrt und Szenen aus dem Leben Mariens,Antonio Beduzzi, 1713-1718

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Um das 800-jährige Gründungs-jubiläum der Zisterzienserabtei imheurigen Jahr würdig feiern zukönnen, wurde ein seit Jahren lau-fendes Restaurierungsprogrammdurchgezogen. Neben der kom-pletten Steinsanierung am Außen-bau der Stiftskirche war in Zusam-menhang mit der geplantenSonderausstellung „Cisto“ einegrundlegende Sanierung der hier-für vorgesehenen Räumlichkeitenerforderlich. Auch wenn schonanlässlich der großen Babenberger-Landesausstellung von 1976 bereitsumfangreiche bauliche Instand-setzungen durchgeführt wordensind, galt es nunmehr tiefer grei-fende infrastrukturelle Maßnahm-en zu setzen. Der Einbau vonLiften und Sanitäranlagen ent-spricht nunmehr zeitgemäßen An-forderungen, hat jedoch die Kom-promissbereitschaft der Denkmal-pflege durchaus gefordert.

Da 1976 weder die Feuchtig-keitsproblematik noch die Klima-tisierung bewältigt werden konn-ten, standen auch diese Themen

Stift Lilienfeld, Blick gegen Westen

StiftskircheLilienfeld,Westportal-gruppe

zur Diskussion. Das so genannte„Melker System“ soll künftighineine Entfeuchtung der Funda-mente und eine geeignete Klima-tisierung der betroffenen Bauteilebewirken. Zu diesem Zweck mus-sten die Böden neuerlich geöffnetund mit entsprechenden Leitungs-systemen versehen werden. Paralleldazu und teilweise damit auch inVerbindung stehend, erfolgtenDränagierungsarbeiten im Kreuz-gang- und Küchenhof. Bedauer-licherweise waren unter dem Zeit-druck des Ausstellungseröffnungs-tages ausführlichere archäologischeUntersuchungen nicht möglichund auch aus klimatischen Gründ-en (gefrorene Böden) nur sehrerschwert durchzuführen.

Erheblicher restauratorischerAufwand war im Kreuzganghofnotwendig. Die geschädigten

Fassaden wurden putzmäßig aus-gebessert und mit Kalk gefärbelt.Die mittelalterlichen Steinteileerhielten dagegen eine lasierendesandfarbene Kalkschlämme zurVereinheitlichung des Erschein-ungsbildes. Am neugotischenBrunnenhaus, dessen Holzschindel-eindeckung erneuert werden mus-ste, wurden die noch vorhandenenKriegsschäden behoben, Einschuss-löcher gekittet, punktuelle Stein-festigungen durchgeführt undirreparable Steinquader durch adä-quates Material ersetzt. Eine Ab-senkung des über Jahrhunderteangewachsenen Hofniveaus wärezwar wünschenswert, aber nur mitsehr hohem Arbeitsaufwand zuerreichen gewesen und wurdedaher unterlassen. Eine deutlicheVerbesserung der Gesamtwirkungdes Kreuzganghofes ergab sich je-doch allein schon aus der Abflach-ung der steilen seitlichen Bösch-ungen in Folge der in den Boden

Dr. Peter König Bundesdenkmalamt,Landeskonservator für NÖMag. Kurt Bleicher BundesdenkmalamtLandeskonservatorat für NÖ

Stift Lilienfeld

Ein Restaurierbeispiel in Bezug aufdie Ausstellung „Cisto“

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farbigen Quaderungen des 13./14.Jahrhunderts den neuen Namen„Roter Gang“. In seinen beidenöstlichen Jochen war der Ergänz-ungsputz von 1976 noch relativgut erhalten, während die gleich-altrigen übrigen Putzplombenmittlerweile schon sehr stark inMitleidenschaft gezogen warenund durch Kalkputzlagen ergänztwerden mussten.

Eine Befundung des mittelal-terlichen Altputzes konnte insge-samt vier Quaderfassungen nach-weisen: Von den beiden rotenFassungen existieren zwei Varianten,ein System aus rot-weißen Fugenan der Nordseite sowie ein Systemaus rot-weiß-schwarzen Fugen ander Südseite. Älter dürften Rest-bestände einer roten Fugenmalereiauf weißem Grund sein. Von derjüngsten schwarzen Fassung konn-ten nur noch Fragmente festgestelltwerden; diese ist vor allem am reichprofilierten spätgotischen Stein-gewändeportal an der Westwanddes Ganges erhalten geblieben.Salzausblühungen, zu harte Putz-plomben und der unruhige Misch-zustand aus Tüncheresten ver-schiedener Instandsetzungsphasen

verlegten Dränagierungsleitungen.Denkmalpflegerisch beachtenswertfiel auch die Restaurierung vonspätromanisch/frühgotischenFugenmalereien im Bereich desehemaligen Konversenrefektori-ums aus, das südlich des Cellari-ums anschließt. Die Nordwanddieses ursprünglichen Speisesaalessetzt die Bauflucht des südlichenKreuzgangflügels nach Westenfort und markiert wohl eine ersteBauetappe der ersten Hälfte des13. Jahrhunderts. Nachfreilegung-en der originalen Oberfläche undneutrale Putzergänzungen halfenein optisch zufrieden stellendesErgebnis zu erzielen.

Der lange Verbindungsgangzum ehemaligen Infirmarium(Krankenstation des Klosters)

beeinträchtigten nunmehr das all-gemeine Erscheinungsbild. Die imZuge der jetzt abgeschlossenenRestaurierung erfolgten Freileg-ungen, Retuschen und teilweisenotwendigen Rekonstruktionenhaben sowohl am Portal, als auchan den Gangwänden ein einheitli-ches, dem heutigen Restaurier-standard entsprechendes Ergebniserbracht, in das sich auch der neuverlegte Sandsteinboden sehr guteinfügt.

Auf Grund der rechtzeitigabgeschlossenen Restaurierungs-arbeiten steht einer termingerech-ten Ausstellungseröffnung vonSeiten der Denkmalpflege nichtsmehr im Wege. Im Rahmen der„Cisto“ sollen Themenschwer-punkte wie die Gründungsge-schichte der Zisterzienser und dieBesiedelung des Traisentales aufge-arbeitet werden. Die Ausstellungwill von den Hintergründen derZisterzienserarchitektur, den Bau-

Stiftskirche von Nordosten

Stiftskirche Lilienfeld, Hochaltar mitGemälde von Daniel Gran

südöstlich des Kreuzganges – bis1976 wegen seiner Quadermale-reien des 15. Jahrhunderts noch„Schwarzer Gang“ bezeichnet –führt seit der Freilegung der rot- Stift Lilienfeld, Kapitelsaal

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hütten, Symbolen und Steinmetz-zeichen erzählen und wird im Ka-talog die neuesten Forschungserge-bnisse zur Baugeschichte der Lili-enfelder Stiftskirche präsentieren.Weiters soll die 800-jährige Musik-pflege des Stiftes mit Hörinseln,Kuriositäten und Orgelvorführung-en dargestellt und durch Konzert-veranstaltungen, den Internationa-len Kultursommer und die Som-merakademie bereichert werden.Ein anderes Thema bildet dielokale Buchmalereigeschichte, inderen Zentrum die „Concordantiacaritatis“ des Ulrich von Lilienfeldaus dem 14. Jahrhundert steht;danneben werden aber auch ande-re bibliophile Schätze sowie diereich gestaltete Barockbibliothekerschlossen. Erstmals zugänglichgemacht werden die Geschirr-kammer und das Kupferstichkabi-nett des Klosters.

Hinsichtlich der naturwissen-schaftlichen Betätigung des Zister-zienserstiftes werden die berühmteMineraliensammlung, die Kabi-

Stift Lilienfeld, KreuzgangStift Lilienfeld, Brunnenhaus

Stift Lilienfeld, Bibliothek

nette des Bären und der Vögel wieauch der Stiftspark mit seinenbotanischen Kostbarkeiten in dieAusstellung einbezogen. Nichtzuletzt sollen auch die Bild- undStraßenplanbestände bezüglich derVia sacra, zahlreiche historischeStiftsansichten und die Würdig-ung verschiedener historischer, mit Lilienfeld in Zusammenhangstehender Persönlichkeiten als

weitere Facetten des weit gefächer-ten Ausstellungsspektrums Er-wähnung finden.

Es bleibt zu hoffen, dass dassehenswerte Stift als eine derreichsten mittelalterlichen Kloster-anlagen Österreichs mit der Jubi-läumsausstellung „Cisto“ seineGeschichte einem breiten undinteressierten Publikum näherbringen kann.

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Das Haus blickt auf eine langeGeschichte zurück:

1139 wird der Ort„Mowderates“ erstmals in derStiftungsurkunde des KlostersZwettl erwähnt, Anfang des 13.Jahrhunderts ist eine kleine Burgbereits in der „Bärenhaut“ abge-bildet. Der Edelsitz dürfte nochaus slawischer Zeit stammen (derName ist slawischen Ursprungs),die Besitzverhältnisse vom 12. –14. Jahrhundert sind derzeit nochGegenstand historischer Nach-forschungen. Um 1400 gehört es(zusammen mit der Stadt Zwettl)den steirischen Liechtensteinern,dann den Herren von Greisseneck,wird 1471 von Friedrich III. ein-gezogen und 1487 an die neuer-richtete Propstei Zwettl gestiftet.Wegen der Türkensteuer muss diePropstei Moidrams 1530 verkau-fen, und die kleine Herrschaft istfortan im Besitz verschiedener rit-terlicher Familien. Der wirtschaft-liche Niedergang in der Folge desDreißigjährigen Krieges nötigtden letzten adeligen Besitzer 1652zum Verkauf an das Stift Zwettl.Das Stift führt das Schloss nun alsMeierhof bis zur Abschaffung derRobot 1787, wodurch der Guts-betrieb seine Grundlage verliert.Der Gutsbetrieb wird versteigert,das Schlossgebäude von denBrüdern Bischinger erworben undzweigeteilt. Eine Hälfte befindetsich heute noch im Besitz dieserFamilie und wurde mehrfach um-gebaut. Der andere Teil erlebtemit vielfachem Besitzerwechseleinen kontinuierlichen Niedergang.Dadurch blieb zwar die histori-

sche Bausubstanz erhalten, diesewar aber schließlich so desolat,dass eine Abbruchbewilligungerteilt wurde.

Zuerst mussten natürlich sta-tische Problem durch Aufmauernder Gewölbe und Einziehen vonSchließen gelöst werden. BeimDrainagieren der Grundmauernfand man bemerkenswerte mittel-alterliche „schwimmende“ Funda-mente: Weidenkörbe waren mitSteinen und magerem Kalkmörtelgefüllt und versetzt worden. Aufihnen ruhen heute die dickenBruchsteinmauern.

Die historischen Fensterfor-mate wurden gleich zu Beginn derRenovierung wieder hergestellt,ebenso die ehemaligen Raumhöhendurch Einziehen von Balken-decken. Bei der Bauuntersuchungwaren an der Fassade Sgraffito-dekorationen des 16. Jahrhundertsgefunden worden. Diese wurdenrestauriert, die Fassade nach die-sem Befund in Sgraffitotechnikrekonstruiert. Die Gewölbe wurdenneu geschottert, entlang der Wändemit einer Niedertemperatur-Heiz-schlange zur Temperierung derBruchsteinmauern versehen, dannwurde über einer Wärmedämmungein Lärchenboden verlegt. Die ori-ginalen Raumgrößen im Oberge-schoss wurden wieder hergestellt,auch hier Lärchenböden verlegt,als Fenster Holz-Kastenfenstergewählt. Auch die Verputzober-fläche sollte angepasst werden,daher erschien ein relativ rauherGrobputz ausreichend und prägtheute nach mehrfacher Tünchemit Kalk das Bild der Innenräume.

Zustand des Hauses vor der Renovierung. In diesem Gebäudeteil war die historische Bausubstanznoch fast unverändert erhalten. 1991 erwarben Hildeund Wilfried Brocks das Gebäude.

Die Nachbarfamilie Pischinger, Besitzer der zweitenHälfte des Gebäudes, übernahm ebenfalls das histori-sche Konzept, sodass nun nach fast 220 Jahren dasSchlösschen Moidrams optisch wieder eine Einheitdarstellt.

Mag. Ralf WittigAkad. Restaurator

Ehemaliges Schloss von Moidrams

Renovierung 1991 – 1996

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Kommission wurde ausschlagge-bend für die Entfaltung desRessorts der Denkmalpflege, diestrifft auch im ungarischen Wirk-ungskreis zu. Ihr Einfluss zeigtesich nach der Gründung derZeitweiligen Ungarischen Kom-mission für Denkmäler im Jahr1872 und das oft bei einer perso-nellen Vereinigung bedeutenderPersönlichkeiten wie Graf JánKeglevich, Baron Arnold Stummer,Josef Könyöki oder ViktorMyszkovsky, die ein großes Stückbahnbrechender Arbeit bei derIdentifizierung der Denkmäler inbedeutenden Regionen wie Spis̆,Gemer, im mittelslowakischenBergwerksgebiet mit dem beson-ders wertvollen urbanistisch-archi-tektonischen Strukturen histori-scher Städte wie Banská Bystrica,Banská Stiavnica, Kremnica, oderin anderen nicht weniger bedeu-tenden denkmalreichen Gebietender Westslowakei geleistet haben.Nach dem Zerfall der Monarchiesetzte das im Herbst 1919 errich-tete Regierungskommissariat fürDenkmalschutz in der Slowakei,das Kompetenzen auf der Ebenedes Kulturministers hatte, die Be-mühungen fort. In der Nachkriegs-zeit war der Bedarf der Erarbeitungeiner Liste der Kulturdenkmälerund die Erhaltung von gefährde-ten Kulturgut, z. B. auch die ille-gale Ausfuhr, gegeben.

Während der gesamten Nach-kriegszeit waren in dieser Instituti-on Persönlichkeiten tätig wie der

Es gibt eine große Anzahl anThemen, mit denen wir uns befas-sen müssten, wenn wir – auch nurteilweise – das große kulturelleund geistige Erbe der Slowakeidem Leser näher bringen wollten.Es ist nicht leicht in einem kurzenBericht diese Werte zu präsentie-ren. Es ist deshalb wichtig, dieAusgangslage näher zu erläuternund die Gemeinsamkeiten desKulturdenkmalschutzes beiderLänder zu beleuchten. Das Ergeb-nis einer über Jahrzehnte andau-ernden Anstrengung der slowaki-schen Denkmalschützer ist dergesetzliche Auftrag mit demRegistrieren von Objekten in der„Zentralen Liste der Kulturdenk-mäler“ der slowakischen Republik.Durch den derzeitigen Denkmal-fonds in der Slowakei wird dieseListe publiziert.

Der institutionelle Denkmal-schutz in der Slowakei geht aufdie Zeit der österreichisch-ungari-schen Monarchie zurück. Ein sichprofessionell formendes Interessefür den Denkmalschutz hat seinenVorgänger in der gemeinsamenkaiserlichen und königlichenZentral-Kommission zur Erforsch-ung und Erhaltung der Denkmäler,die im Jahr 1850 gegründet wurde.Zu deren Aktivitäten gehörte auchdie Bewahrung wertvoller Schätzedes nordöstlichen Teils der Mo-narchie, der heute auf dem Gebietder Slowakischen Republik liegtund damals „oberes Ungarn“ ge-nannt wurde. Die Tätigkeit dieser

Der Denkmalschutz in der Slowakei

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lDr. phil. Katharína KosováGeneraldirektorin des Institutes für Denkmalpflege, Slowakei

Dr. Katharína Kosová

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Bereich der Denkmalpflege in derSlowakei sozusagen unter einemDach vereint hat, und dass diefachliche Tätigkeit sowie auch diemit ihr verbundene Ausübung derAmtsmacht auf das neu entstande-ne Denkmalamt delegiert wurde.

Wenn sich die österreichischeFachwelt im Dezember des Jahres2000 an das bedeutende 150. Jubi-läum der Gründung der ZentralenKommission erinnert hat, so beginggleich im Anschluss am 1. Januar2001 die Slowakei den 50. Jahres-tag der Gründung des slowaki-schen Denkmalamtes. AußerVladimir Wagner machte sich auchdie slowakische Kunstwissenschaft-lerin Frau Alz̆beta Günther-Maierum diese fachliche Institution ver-dient.

Es war unvermeidlich, eineInstitution zu gründen, die sichhauptsächlich um das konfiszierteEigentum kümmert, die sich mitder Problematik der Evidenz desWerteigentums des durch denKrieg betroffenen Landes befassteund die acht bedeutenden slowa-kischen Städte denkmalpflegerischbetreuen wird, die als Denkmal-schutzzonen deklariert wurden.Dies sind Banská Stiavnica,Bardejov, Kez̆marok, Kremnica,Levoc̆a, Pres̆ov, Spis̆ská Kapitulaund Spis̆ská Sobota. Im neuenDenkmalamt wurden die Grund-lagen für die Disziplinen dermodernen Denkmalpflege gelegt,die auf dem Prinzip einer geteiltenKompetenz funktioniert (Fach-fragen löst die Anstalt, die staatli-che Durchführung der Organe derstaatlichen Verwaltung), die Dankeiner engen Verknüpfung der For-schung, Methodik, einer aktiven

im Jahr 1951 neugegründetenFachanstalt die Geschicke derDenkmalpflege in der Slowakei.

Die Denkmalanstalt in Bratis-lava besteht heute aus einem breit-strukturierten Netzwerk von 26Arbeitsplätzen in der ganzen Slo-wakei, die mit gesetzlicher Ge-nehmigung über den Schutz derDenkmäler (Nr. 49/2002) zurKonstituierung eines neuen Denk-malamtes geworden ist, das seitdem 1. April 2002 aktiv ist. EinBeitrag zu dieser Änderung ist dieTatsache, dass sich das bisherigePrinzip der geteilten Kompetenzender staatlichen Verwaltung im

Architekt Dus̆an Jurkovic̆, oderAntonín Václavík und Josef Vydra,die sich hauptsächlich mit derVolkskunst beschäftigt haben, so-wie auch Jan Hoffmann, ein Fach-mann für die bildende Kunst, zudenen sich später auch der Kunst-historiker Vladimir Wagner undder Architekt Václav Menel ange-schlossen haben, die natürlich mitihrer wissenschaftlichen und fach-lichen Bereicherung zur kunstwis-senschaftlichen Disziplin in derSlowakei beigetragen haben.

Während und nach dem 2.Weltkrieg lenkte Vladimír Wagner,ein Mitgestalter der Struktur der

Dobroslava,griech.-kath. Kirche, Heil. Paraskieva

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komplexen Forschungsarbeiten. Einen großen Teil der Be-

treuung nehmen die sakralenDenkmäler ein.

Zum Kulturerbe, das die ade-lige Kultur präsentierte, bestandeine Beziehung, die durch einedeterminierte Möglichkeit derkonkreten Nutzung der Objektegekennzeichnet war. Besser ging esden Objekten aus denen Museenund Galerien geworden sind. Einweniger glückliches Schicksalhatte die Vielzahl an kleinerenadeligen Sitzen in der Provinz, diesich heutzutage in einem ruinösenZustand befinden. Viele wurden alsLager landwirtschaflicher Früchte,Chemikalien, oder als Ställe ver-wendet. Auch das Umfeld dieserLandsitze mit ihren Gärten undParkanlagen wurde zerstört.

Viele Themen wurden in derVergangenheit tabuisiert und zwarohne Rücksicht darauf, ob es sichum Denkmäler, die in Verbindungmit vielen bedeutenden geschicht-lichen Ereignissen oder Personender slowakischen Geschichte ste-hen, die dem damaligen Regime

Erneuerung, Restaurierung undBeratung und mit Öffentlichkeits-arbeit funktioniert. In der Ent-stehungszeit des Denkmalfondswurde ein großes Stück Arbeit imBereich der Forschung, Evidenzund Dokumentation durchgeführt.Als Ergebnis wurde das Verzeich-nis der Denkmäler in der Slowakeiausgearbeitet, das in den Jahren1966 – 1969 als erste und einzigeslowakische topographische Arbeitpubliziert wurde. Dieses wichtigeWerk entstand aufgrund einersystematischen, flächendeckendenAufnahme des Denkmalbestandes.

Bei einem Rückblick auf die50-jährige Denkmalpflege in derSlowakei muss man betonen, dasseine Aufgabe der slowakischenDenkmalschützer die vielseitigeFürsorge um das Erbe der Ver-gangenheit war. Es ist wichtig,sich nicht nur an die Aufgabender Denkmalschutzarbeit zu erin-nern, die mit der Evidenz, derRettung, dem Schutz oder deraktiven methodischen Beteiligungbei ihrer Erneuerung verbundensind, sondern auch an die vielen

nicht konveniert haben, oder obes sich z. B. um Denkmäler derjüdischen Geschichte handelt.Diese Themen wurden erst nachdem Jahr 1989 komplex bearbei-tet. Ein dominanter Träger desInteresses wurde hauptsächlich dieprovinzielle und bürgerlicheArchitektur, deren Erforschung zueinem spezifischen Gebietsschutzder städtischen Denkmalzonenund der Volksarchitektur führte.Das Interesse für die Hervorheb-ung bedeutender solitärer Denk-mäler löste das Gesetz mit derBezeichnung „Nationalkultur-denkmal“.

In einem relativ langen Zeit-abschnitt wurden unter derObhut der Denkmalpflege dieAufgaben erfüllt, die eigentlichden erwähnten akademischenStellen oblagen. Man muss aucherwähnen, dass gerade beim slo-wakischen Denkmalamt diebedeutenden Persönlichkeitenbeschäftigt waren, welchen keineExistenzmöglichkeit im akademi-schen Bereich ermöglicht wurde.Wären sie nicht gewesen, würdees die topographische Bestandsauf-nahme, das erwähnte Denkmalver-zeichnis der Slowakei nicht geben.

Das spezifische Schicksal vonDenkmälern hängt in der Slowakeimit der markanten Diskontinuitätder Eigentumsrechte zusammen.Aus dem Blickwinkel der Praxisder Denkmalpflege muss manbetonen, dass ein Besitzerwechselbei Gebäuden Probleme mit sichbringt. Wenn das Haus keinenfesten Eigentümer oder Nutzerhat, der bereit ist, die spezifischehistorische Architektur im Kon-text des neuen Lebensstandards zuakzeptieren, ist es nicht einfach,die geschützte Qualität zu erhalten.Heute werden in der Slowakei vieleWerte gerade durch zu „großenVlkolínec Banscá Stiavnica, Neu Schloss˘

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Reichtum“ und durch eine perma-nente Bemühung der Eigentümer,historische Objekte „schöner undbesser“ zu machen, ruiniert. Dasist leider der Preis für die unter-brochene Tradition und es wirdGenerationen dauern, bis sich dieAtmosphäre für ein neues Traditi-onsbewusstsein bessert.

Heute ist es schwer vorstell-bar über Denkmälerbestand undQualität in der Slowakei zu

sprechen, wenn es einen gemein-samen denkmalpflegerischen Wegdurch die 150-jährige Geschichtedes Denkmalschutzes gegebenhätte. Über das Bemühen in derSlowakei kann man sich am bestendurch den Besuch dieses wunder-schönen Landes überzeugen, dasreich an wertvollen Kulturdenk-mälern ist, die sich in einem wun-derschönen Naturszenario befin-den. Ob ein Wanderer bei den

römischen, mit dem Limes zusam-menhängenden Denkmälern ste-hen bleibt, oder ob er sich in diefaszinierenden Gemeindekirchenmit wunderschönen gotischenWandmalereien verirrt, oder ob ersich an die große antireformatori-sche Bemühung in den reichensakralen Barockbauten erinnert,ob er die urbanistisch-architekto-nischen Schmuckstücke der mit-telslowakischen Bergwerkstädtebesucht, oder ob er sich in dieGebirgsdörfer als „Reservate“ derVolksarchitektur verläuft, muss esihm unbedingt klar werden, dassdie damalige und auch heutigeSlowakei mit ihrem Reichtum ausder Vergangenheit und ihrer Ein-stellung aus der Gegenwart einenbedeutenden Beitrag zur Erhalt-ung des Kulturerbes nicht nur imeuropäischen, sondern auch iminternationalen Maßstab bildet.

Zolná, röm.-kath. Kirche, Hl. Mathäus

Brhlovce, Felsensiedlung

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Auf den folgenden Seiten informieren wir Sie über diewichtigsten derzeit laufenden Restaurierungen und dieanstehenden Probleme im Bereich der Denkmalpflege.

Beiträge von Ing. Bärbel Leschnig, Dipl. Ing. Elisabeth Sackmauer, Mag. Ing. Margit Kohlert,Dipl. Ing. Franz Beicht, Mag. Gorazd Zivkovic, Dr. Axel Hubmann

Baden, Gutenbrunnerstraße 1 –Johannesgasse 27, sog. „Perger-Villa“Der für wohn- und betrieblicheZwecke genutzte Bau wurde 1836nach Plänen von Architekt JosefKornhäusel für den Badener Kauf-mann Perger errichtet. An mar-kanter Stelle, dem Zusammen-treffen von Johannesgasse, Guten-brunner- und Pergerstraße situiert,dominiert er diesen Platzbereich.Das Objekt ist eines der bedeuten-den Biedermeierbauwerke der StadtBaden; dieses wird durch den vonDoppelpilastern betonten Mittel-risalit und dem Eingangsportikusbetont.

Durch Differenzen der Eigen-tümer und Erbschaftsproblemewurden jegliche Instandhaltungs-arbeiten sehr lange blockiert.Setzungsrisse und der fortschrei-tend schlechte Gesamtzustandmachten bau- und denkmalbe-hördliche Interventionen nötig.Nach der Übernahme des Hausesdurch den bisherigen Minderheits-eigentümer, der bis dahin dochSicherungen in Abstimmung mitdem Landeskonservatorat getätigthatte, konnte eine Gesamtplanungfür die Restaurierung und Revita-lisierung erstellt werden.

Das Bauwerk musste statischsaniert werden, die Fassaden warenputzmäßig instandzusetzen, dieFenster großteils erneuerungsbe-dürftig, der Dachstuhl – vor allemim Nordost-Eckbereich, wo es dieSetzungen gab – zu reparieren und

das Dach mit Tondachziegeln neueinzudecken. Eine Fassadenbefund-ung bestätigte die für Kornhäusel- Bauten repräsentativer Art inBaden bekannte Farbgebung ineinem ganz typischen Apfelgrün.

Ebreichsdorf, Rathaus – ehem.Spinnerei Regner & Rücker

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Ursprünglich befand sich an die-sem Platz, östlich des Mühlbaches,eine Mühle. 1902 entstand hierdie Börtel- und LitzenfabrikSgalitzer & Schlesinger. 1931wurde die Anlage von der FirmaRegner & Rücker erworben undzu einer mechanischen Webereiumgebaut. Die Anlage ist ein typi-scher, von englischen Vorbildernbeeinflusster Bau der Jahrhundert-wende: Lisenen, Gesimse undBänder aus Sichtziegelmauerwerkgeben den Fassaden ihre Textur,während die Wandflächen mit dendurch Rahmung betonten Fensternglatt verputzt sind.

Da das alte Gemeindeamtviel zu klein war, entschloss sichdie Marktgemeinde Ebreichsdorfzum Ankauf des ungenutztenAreals zur Schaffung eines neuen

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Ortszentrums. Auch durch denMühlbach betriebene elektrischeKraftwerk konnte saniert undwieder funktionsfähig gemachtwerden.

Das Sichtzieglmauerwerkwurde gereinigt, ausgebessert und– wo nötig – gefestigt, die Wand-flächen putzmäßig saniert undgemäß dem Original-Farbtongestrichen. Auf Grund der akkor-dierten Vorgangsweise war esmöglich, den das Platzensembleprägenden Bau zu erhalten und in seinem weiteren Bestand zusichern.

Erlauf, Mariahilf-Kapelle

und Rochus flankiert. Der Voluten-sockel zeigt auf einem Relief dieHl. Rosalia, darunter befindet sichein umlaufendes Stufenpodest mitKetteneinfassung.

Im Zuge mehrerer Renovie-rungen, unter anderem 1802,wurde teilweise mit inadäquatenSteinmaterial ergänzt, die Skulp-turen samt Säulenschaft mehrfachfarblich überfasst und die Drei-faltigkeitsgruppe ikonographischverändert.

Der ursprünglich aus Ziegelgemauerte, mittlerweile statischbedenkliche Unterbau der Stufen-anlage musste neu hergestellt unddie vorhandenen Stufen neu ver-setzt werden. Nach Reinigung,Biozidbehandlung und partiellerSinterentfernung der Skulpturenund des Säulenschafts wurde dieSalzbelastung vor allem im Sockel-bereich durch Zellstoffkompressenreduziert und einzelne Partien mitKieselsäureester gefestigt. Durchdas Ersetzen von rostenden Eisen-verklammerungen durch Nirosta-stäbe, das Verkleben von Rissenund das Schließen von Fehlstellenmit der Oberfläche angepasstemKunststeinmörtel konnte die Säulesamt Skulpturen in einen statischsicheren und substanziell intaktenZustand gebracht werden. DasKruzifix der Dreifaltigkeit, wel-ches man offensichtlich im Zugeeiner Renovierung des 19. Jahr-hunderts in der Länge einkürzteund fälschlicherweise über demThron Gottes anordnete, wurderekonstruiert und in die ursprüng-liche Lage gebracht. Nach derWiederversetzung der Steinteileerfolgte ein mehrlagiger Auftrageiner hellen Opferschicht ausKalkmilch; die Widmungsinschriftam Säulenschaft wurde nachBefund polychrom herausgefaßtund eine abschließende Hydro-

phobierung aufgebracht. Dieprivaten Eigentümer haben dieRestaurierung initiiert und zueinem maßgeblichen Teil auchfinanziert.

Kaumberg, Pfarrkirche Hl.Michael, AußenrestaurierungDie erhöht über der Ortschaft lie-gende und von Wehrmauern um-gebene gotische Pfarrkirche zeich-net sich durch ihre dominanteLage, Architekturgliederung unddas mit Holzschindeln ge-deckteDach aus. Ende der 50er Jahre des20.Jahrhunderts erhielt sie einenneuen naturfar-benen Außenputz,der mittlerweile zum Teil erhebli-che Schäden aufwies. Störendwirkte bis zuletzt die farbliche In-terpretation der gotischen Fenster;braunes Maßwerk, weiße Laibung-en. Die Restaurierung der seiner-zeitigen Renovierung umfasstePutz-, Stein-, Mal- und Blechar-beiten. Eine Rückführung desgroßteils belassenen intaktenzementhaltigen Putzes auf einenKalkputz wäre aus Kostengründennicht zu rechtfertigen gewesen.Zur Anwendung kamen daherkompatible Fertigprodukte; imSockelbereich ein Sanierputz,ansonsten ein auf den Alt-putzabgestimmter Kalk-Trassitputz.

Vorrangiges Ziel war einenahtlose Anpassung an den Alt-bestand, wobei Korngröße, Putz-stärke und die Oberflächenver-arbeitung zu beachten waren.Verbesserungen diverser Details,wie etwa Vertikalanschlüsse ansichtbar belassenen Steinteilen, anStelle der bis dahin in Putz simu-lierten alternierenden Quaderwurden überzeugend durchgeführt.Für die Fassadenfär-belung wurdeein Silikatanstrich in hellem Stein-ton gewählt. Die fachgerechteRestaurierung der Steinteile hat

Obzwar jüngeren Baudatums,weist die nahe der Autobahn gele-gene Kapelle am Eichberg einebemerkenswerte Inneneinrichtungauf. Für einen neoromanischenAltaraufbau hat der BildhauerJosef Schagerl 1920 eine Pietá vonbeachtlicher Qualität geschaffen;sie wird derzeit restauriert. Witte-rungsbedingte Umstände habender Skulptur so zugesetzt, dasseine Neufassung unerlässlich ge-worden ist.

Groß Meiseldorf,DreifaltigkeitssäuleDie 1717 im Süden des Orteserrichtete mächtige Wolkensäulewird von einer Dreifaltigkeits-gruppe bekrönt und von denStatuen der Heiligen St. Sebastian

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neue Erkenntnisse zur Bauge-schichte erbracht. Das überwie-gende Baumaterial besteht ausgrauem Kalksandstein (Sockel,Strebepfeiler-Stirnquader, Gesim-se). Sämtliche Werksteine derMaß- und Stabwerke wurden ausockerfarbigem Sandstein gefertigt.Die Laibungen der zweibahnigenFenster sind ausnahmslos auseinem rötlichen Kalksandstein. Daauch ein erster, möglicherweiseoriginaler Anstrich in der Material-farbe der Laibungen ausgeführtwurde, ist davon auszugehen, dassdie gezielt eingesetzte Material-farbigkeit künstlerisches Konzeptder Erbauer um 1400 war.

Klosterneuburg, StiftskircheNach der 1106 erfolgten Verlegungder Residenz von Melk nachKlosterneuburg stiftete MarkgrafLeopold III. auf einer Terrasseüber dem Donautal ein Kloster.Der Bau der Stiftskirche wurde imJahre 1114 begonnen und bereits1136 vollendet. Diese dreischiffi-ge, fünfjochige Basilika, mit Quer-schiff konzipiert, war damals diegrößte Kirche des Landes.

Das strenge Innere der roma-nischen Kirche wurde nach derGegenreformation in einen weit-räumigen barocken Saalbau umge-wandelt. 1634 bis 1645 wurdendie Gewölbe im Langhaus erneu-ert und die Seitenschiffe durchKapelleneinbauten unterteilt.1680 bis 1702 entstand derschwere, naturalistische Stuck mitEngelköpfen, Fruchtkränzen,Masken und Kartuschen durchDomenico Piazoll, sowie dieFresken von Georg Greiner. 1723bis 1730 erfolgt der Abschluss derbarocken Erneuerung der Stifts-kirche mit der Neugestaltung desPresbyteriums nach Plänen vonMatthias Steinl und Donato Felice

d´Allio. Die Stuckaturen schufSantino Bussi, die Fresken in denGewölben stammen von MichaelRottmayr und Gaetanio Fanti.

Das Stift Klosterneuburghatte nach Abschluss der Außen-restaurierung der Stiftskirchebeschlossen, auch den Kirchen-innenraum in 10 Jahresetappeneiner Restaurierung zu unterziehen.

Als Vorarbeiten wurde eineAnlage zur Klimatisierung derKirche eingebaut, es wurden dieElektroleitungen und die Beleuch-tung erneuert sowie eine Brand-meldeanlage installiert. Auch wur-den Befundungen und Probe-arbeiten im gesamten Altarraumund am Hochaltar durchgeführt.Diese betrafen den Marmor,Stuckmarmor, die vergoldetenHolzfiguren und die Fresken.

Als Ergebnis wurden sowohlan den Wänden, am Fresko undHochaltar starke Verschmutzung-en, auch Risse und Schwundrissefestgestellt. Die hölzernen Figurenwaren von Holzschädlingen befal-len, die Vergoldungen zum Teilschadhaft. Das sich aus den Probe-arbeiten ergebende Restaurierkon-zept wurde im engen Einvernehm-en mit den Restaurierwerkstättendes Bundesdenkmalamtes erarbei-tet, im Wesentlichen wurde eineReinigung und Konservierung deroriginalen Fassung angestrebt.Nach genauen Ausschreibungenerfolgte im Jahre 2001 die Restau-rierung von Presbyterium undHochaltar. Da der Plan kosten-und auch zeitmäßig unterschrittenwerden konnte, wurde im glei-chen Jahr mit der Restaurierungder anschließenden Peter- undPaulskapelle fortgesetzt.

In der genannten Kapelle,dem nördlichen Querhaus derStiftskirche, wurden ebenfalls dieFresken, die Stuck- und Natur-

steinteile, sowie die marmoriertenWandflächen gereinigt, gesichertund restauriert.

Gegen Holzschädlinge erfolg-te eine Begasung des gesamtenKircheninnenraumes. Die bleiver-glasten Fenster erhielten nach sog-fältiger Instandsetzung eine Schutz-verglasung.

Raabs, Burg – FassadensanierungDie an der Spitze einer steil aufra-genden Felszunge hoch über derThaya liegende Burg Raabs wirdseit einigen Jahren saniert. Dabeistanden bisher die Fassaden imVordergrund. Im diesjährigenBauabschnitt wurden der in derMitte des 16. Jahrhunderts errich-tete Verbindungstrakt zwischenVorburg und dem spätmittelalter-lichen Keilturm und der wohl umoder nach 1700 erbaute Westtraktder Vorburg (der sogenannte Ein-gangstrakt) saniert. In bereitsbewährter Zusammenarbeit zwi-schen Putzrestaurator und Bau-firma wurden die Altputze gerei-nigt, Fehlstellen ergänzt, dieOberflächen mit einer Schlemmegeschlossen und ein sandfarbenpigmentierter Kalkanstrich aufge-bracht.

Die profilierten Steinfenster-gewände wurden gereinigt, dieOberflächen gefestigt, Bruchstellenverklebt, Fehlstellen ergänzt undabschließend mit einer Stein-schlemme gefaßt. Das künstlerischhervorragende Eingangsportalträgt ein Relieffeld mit demWappen des Andreas Puchheimund einer Inschriftentafel, imDreiecksgiebel sind auf Bestienreitende Putten dargestellt.

Die Fenster wurden zum Teilerneuert, zum Teil konnten sie re-pariert und neu gestrichen werden.

Ziel der Restaurierung wardie bautechnische Reparatur der

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chen Innenadaptierung (mit derRestaurierung einer prächtigenStuckdecke im Obergeschoß)erfolgte nun endlich die Freilegungund Konservierung dieser bedeu-tenden, aber durch sperrende Farb-schichten und Abwitterung bereitsstark angegriffenen Fassade. Hier-bei war nach einer Festigung dersehr fragilen Stuckornamente diesorgsame Entfernung der Anstrichebis auf die zweite, noch weitge-hend intakte Kalk-Kasein gebun-dene Färbelungsschichte und eine- wo notwendig - Ergänzung dernicht mehr haltbaren Dekoration-en erforderlich. Danach konntedie Färbelung in Kalktechnik imOriginalfarbkonzept erfolgen.

Weistrach, RathausDas seit 1928 als Gemeindeamtgenützte Gebäude verfügt übereine noch weitgehend dem Ur-sprungsbau von 1758/61 zuzu-rechnende Bausubstanz. Die Ur-sprünge des als Schulgebäudeerrichteten Hauses verweisen aufeine über zwei Jahrhundertewährende Funktion im Diensteder Öffentlichkeit. Aufgrund derseit Jahren vorherrschenden Raum-not und infrastruktureller Unzu-länglichkeiten hat sich die Ge-meinde im Vorjahr zu einer grund-legenden Sanierung und Restau-rierung des Gebäudes entschlossen.

Mit Hilfe des ausgebautenDachgeschosses und der Erricht-ung eines Liftes wird ein demheutigen Standard entsprechenderGemeindebetrieb gewährleistetwerden. In konstruktiver Zusam-menarbeit zwischen Gemeinde,Architektin und Bundesdenkmal-amt wurden bauliche Verbesse-rungen eigentlich ohne Verlust derDenkmaleigenschaften erreicht.Nach der Restaurierung der spät-barocken/biedermeierlichen Fassade

dem Bestand entsprechend mitStein verkleidet wurde.

Auch im nächsten Jahr werdendie Pflege- und Erhaltungsmaß-nahmen an der Burgruine Schau-enstein durch den Verein „RettetSchauenstein“ fortgesetzt. Eindiesbezügliches Arbeitsprogrammliegt bereits vor.

Stein an der Donau (Gem.Krems/Stein), Johann MichaelEhmann-Platz 2 - Donaulände RestaurierungDas in der Silhouette von Steineindrucksvoll an der Einmündungdes Reisperbachtales zur Donaugelegenene, wohl auf hochmittel-alterliche Substanz zurückgehendeHaus wird derzeit adaptiert undrestauriert. Neben der bereits ab-geschlossenen Konservierung undFreilegung der spätmittelalterli-chen Kreuzgratgewölbe zum ehe-maligen Arkadenhof, der Wieder-herstellung eines großen Raumesmit mächtigen Balkendecke wirdwohl die Restaurierung der mar-kanten Fassaden zur Donauländeund zum Platz, die bedeutendespätmittelalterliche und renais-sancezeitliche schachbrettartigeFassadendekorationen zeigen,besonders interessant werden.

Stein an der Donau, PfarrhofRestaurierung der StraßenfassadeDer einen mittelalterlichen Vor-gängerbau integrierende barockePfarrhof gegenüber der Pfarrkirchewurde um 1745 erweitert undvom damals in Stein und Kremsvermehrt tätigen RavelbacherStuckateur Johann Michael Flormit einer reichen Stuckfassade zurSteiner Landstraße hin versehen.Vor einigen Jahren konnten aneiner Musterachse die erforderli-chen Restauriermaßnahmen er-kundet werden. Nach der kürzli-

wasserableitenden und abdichten-den Bauteile und die weitgehendeErhaltung und Konservierung derhistorischen Substanz einschließ-lich ihrer Oberflächen.

Schauenstein, BurgruineDie hoch über dem Kamp aufeinem steil abfallenden Ausläuferdes Buchberges liegende Burg-ruine Schauenstein ist Teil einerBurgenkette, die in der 2. Hälftedes 12.Jahrhunderts entlang desKamps von Rosenburg bis Lichten-fels als Verteidigungslinie gegenBöhmen angelegt wurde. Die1175 urkundlich genannte Burgerfuhr nach ihrer Zerstörung1476 und Wiederherstellung1477 im Jahre 1535 einen Umbauund Erweiterung. Sie ging 1622in den Besitz der Grafen Kuefsteinvon Greillenstein über und wurde1672 erneut zerstört.

Trotz dieser widrigen Um-stände sind die hohen Umfas-sungsmauern und der Bergfriedder Burganlage weitgehend erhal-ten; der Verein „Rettet Schauen-stein“ ist seit Jahren bestrebt, denBestand in seinem nunmehrigenErscheinungsbild weiter zu be-wahren.

Die substanzsicherndenMaßnahmen, insbesonders Nach-mauerungsarbeiten und Mauer-kronensicherungen konnten auchim Berichtsjahr fortgesetzt wer-den. Weiters erfolgte die Entfern-ung des starken Pflanzenbewuchs-es. Zusätzlich zu diesen Arbeitenwaren in dieser Sanierungsetappeim Bereich der südlichen Burg-mauer statische Sicherungsarbeit-en notwendig; eine Fundament-sanierung war unumgänglich. AlsSicherungsmaßnahme gelangteeine Stützmauer zur Ausführung,die, um das optische Gesamter-scheinungsbild nicht zu stören,

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ist ein Abschluß der Arbeiten imSommer dieses Jahres zu erwarten.

Wilfersdorf, Pfarrkirche Hl. NikolausDie Generalrestaurierung der1742-1744 nach Plänen AntonErhard Martinellis durch AndreasHammer als Saalkirche erweiter-ten ehemaligen gotischen Pfarr-kirche wurde 2001 im Innerenfortgesetzt. Neben der partiellenTrockenlegung des Mauerwerkswurde der Boden ausgekoffert undeine Rollierung eingebracht. Derursprüngliche Steinboden konntezu einem großen Teil wieder ver-legt werden. Besonderes Augen-merk wurde auf die Restaurierungder von Antonio Beduzzi entwor-fenen, von Johann Biener ausge-führten Stuckmarmoraltäre undder als Draperie stuckierten Apsis-kalotte gelegt; diese waren durchmehrfache Überfassungen in ihremkünstlerischen Ausdruck beein-trächtigt und zeigten formaleFehlstellen.

Wöllersdorf, NÖ, Staudiglgasse 4, sog. „Schlössel“Das im Kern ältere Bauteile bein-haltende Herrenhaus wurde Endedes 17./Anfang des 18. Jahrhun-derts erbaut. Ferdinand Schmidvon Schmidsfelden (1728-1782)vergrößerte den Bau durch einenLängstrakt und zwei kurze Seiten-flügel. Der Zugang ins Oberge-schoss erfolgt zentral über einegeradläufige Freitreppe.

Nach wechselvoller Besitzge-schichte konnte das stark vernach-lässigte Objekt von der Marktge-meinde Wöllersdorf erworben undrevitalisiert werden. Im Zuge derumfangreichen Arbeiten wurdeauch die historische Fassadenfär-belung wiederhergestellt. Es werdeneine Gemeindebücherei, Ausstel-

lungsräume sowie Wohnungeneingebaut; durch diese Nutzungist eine weitere Erhaltung desBauwerks wohl gesichert.

Zur laufenden Ausstellung in derKartause Mauerbach:

Erstnennung „Wienerwald“Urkunde von 1332 im StiftHeiligenkreuz

Das Stift Heiligenkreuz verwahrtim Archiv das Original einerUrkunde aus dem Jahr 1332, inwelcher sich erstmals der Name„Silva wiennensi“ („Wienerwald“)findet.

Diese Pergamenturkunde miteinem prächtigen, aber leider be-schädigten Reitersiegel des HerzogsAlbrecht II. wurde am 29. März1332 – dem Sonntag Laetare, wiein der Urkunde vermerkt wird –in der herzoglichen Kanzlei inWien ausgestellt.

Herzog Albrecht II., Landes-herr von Österreich, Steiermarkund Krain, bestätigt darin demStift Heiligenkreuz unter dem AbtJakob (Hekler) das landesfürstlicheObereigentum am Getreidezehentin „Gostesdorf und Plumental“(Götzendorf und Blumenthal imWeinviertel), welchen das Stiftvon den Rohrbachern gekaufthatte.

Im lateinischen Text dieserUrkunde wird das Kloster Heiligen-kreuz erstmals mit der Beifügung„im Wienerwald“ genannt („ ... Fratri Jacobo, nun Abbati etConventui Monasterii sancteCrucis in Silva wiennensi, ...“).

Diese für die Geschichteunseres Landes wichtige Urkundewird anläßlich der am 16. Juni2002 in Heiligenkreuz stattfinden-

den Wienerwald-VeranstaltungEhrengästen und Presse vorgelegtwerden.

Anschließend, vom 17. Junibis 27. Oktober 2002, wird dieUrkunde in der von den beidenBundesländern Niederösterreichund Wien veranstalteten Ausstel-lung „G´schichten aus demWienerwald – Vom Urwald zumKulturwald“ in der KartauseMauerbach gezeigt werden.

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Nachbestellungen/Bezug

Verwenden Sie die Rückseite derKarte für allfällige Mitteilungenund Anregungen.Nur wenn Sie die Broschüre derReihe Denkmalpflege in Nieder-österreich noch nicht regelmäßigerhalten haben und die kostenloseZusendung wünschen, senden Sieuns bitte die nebenstehende Ant-wortkarte ausgefüllt zu.

Bisher sind erschienen:

Band 1 Stift Dürnstein (vergriffen)2 Kleindenkmäler (vergriffen)3 Wachau (vergriffen)4 Industriedenkmäler

(vergriffen)5 Gärten6 Handwerk (vergriffen)7 Rückblicke – Ausblicke8 Sommerfrische9 Denkmal im Ortsbild10 Verkehrsbauten11 Elementares und

Anonymes12 Burgen und Ruinen13 Kulturstraßen14 Zur Restaurierung 1. Teil15 50 Jahre danach16 Zur Restaurierung 2. Teil17 10 Jahre Denkmalpflege

in Niederösterreich18 Zur Restaurierung 3. Teil19 Umbauten, Zubauten20 Leben im Denkmal21 Speicher, Schüttkästen22 Der Wienerwald23 Die Via Sacra24 Blick über die Grenzen25 Die Bucklige Welt26 Die Wachau

Kein Nachdruck vorgesehen!

Falls die Karte schon von einemVor-Leser entnommen wurde,schreiben Sie bitte an:

LH Dr. Erwin PröllLandhausplatz A- St. Pölten

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Impressum

RedaktionskomiteeEdith Bilek-CzernyHermann DikowitschAxel HubmannWerner KitlitschkaPeter KönigAndreas LebschikGerhard LindnerGottfried Stangler

Herausgeber und VerlegerAmt der NÖ LandesregierungAbteilung für Kultur und WissenschaftLeiter: HR Dr. Joachim RösslLandhausplatz 1, A-3109 St. Pölten

KoordinationArch. Dipl. Ing. Gerhard Lindner, BadenEdith Bilek-Czerny

LayoutGeorg Lohmer(Grundkonzept: Walter Bohatsch)

KarteMag. Herwig Moser (ArbeitsgemeinschaftKartographie)

HerstellerDruckerei Sandler, Marbach a.d. Donau

Abbildungsnachweise:Archiv PU Bratislava, FratricArchiv Archeo Prospections®Bundesdenkmalamt-ArchivBundesdenkmalamt-RestaurierwerkstättenHistorisches Museum, WienAxel HubmannWerner JobstInge KitlitschkaMillenniumsbüro Tourismusregion WienerwaldRalf Wittig

Titelbild:Pöggstall, Schloss und Rondell(Foto: Inge Kitlitschka)

Linie:Information über denkmalpflegerischeVorhaben im Land Niederösterreich, inZusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt,Landeskonservatorat für Niederösterreich.Namentlich gezeichnete Beiträge müssen nichtunbedingt die Meinung der Redaktion bzw. desHerausgebers darstellen.

St. Pölten, Frühjahr 2002

Die steuerliche Abstetzbarkeit dieser Spendengemäß den Bestimmungen des Einkommens-teuergesetzes ist gegeben, wenn auf derAnweisung folgender Zusatz angebracht wird:„Bundesdenkmalamtspende, vorgeschlagenerVerwendungszweck:z. B. Stift Geras oder Schloss Greillenstein“.

Errata

Leider hat im Band 26 der Druckfehlerteufelzugeschlagen.Die Bildunterschriften müssten heißen:Seite 20: „Weinterrassen zwischen Spitz undSt. Michael“Seite 26: „Blick auf Hofarnsdorf“

Spenden

Gelegentlich erhalten wir eine Nachricht überdie Bereitschaft zu einer Zahlung für dieDenkmalpflegebroschüre. Hiezu dürfen wirfeststellen, dass die Broschüre weiterhinkostenlos erhältlich ist. Spenden zur Erhaltungbedeutender Denkmäler sind jedoch sehrwillkommen, beispielsweise

Stift GerasRaiffeisenkasse Horn, BLZ 32323,Konto 807.826Stichwort: „Helft Kloster Pernegg erneuern!“

Schloss GreillensteinSpendenkonten des „Vereins der Freunde undGönner des Schlosses Greillenstein“Sparkassa Horn AG, BLZ 20221,Konto Nr. 0000-011247 oderRaiffeisenkasse Horn, BLZ 32323, Konto 40261

Bauberatung Gestaltungs-SeminareInfo: Tel. 02742/9005-15656oder www.noe-gestalten.at

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Artstetten-PöbringErzherzog Franz Ferdinand MuseumSchloss Artstetten3661 Artstetten 1, Schloss ArtstettenTel. 07413/8006-0 oder [email protected]. März bis 2. Novembertäglich 9 – 17.30 UhrDauerausstellung: „Für Herz & Krone“jährlich wechselndes Sonderthema umdie Person Erzherzog Franz FerdinandBusse und Gruppen ab 25 Personenjederzeit (auch abends und im Winter)gegen Voranmeldunghttp://www.schloss-artstetten.at

Emmersdorf an der DonauSchloss Luberegg - Kaiser-Franz-Museum3644 Emmersdorf-Luberegg 18Tel. 02752/72510, 07413/8006,07413/[email protected]. Mai bis 2. NovemberDienstag bis Sonntag und Feiertag 10 – 17.30 Uhrim Winter keine Besichtigung möglichjährlich wechselnde AusstellungenFührungen gegen Voranmeldung.http://www.schloss-luberegg.at

LeibenLandtechnik-Museum Schloss Leiben3652 Leiben 1, Europaschloss LeibenTel. 02752/70043Ende April – Ende November: Sonn- und Feiertag 10 – 17 UhrOktober – November auch Samstag 13 – 17 UhrGruppen ab 10 Personen jederzeitnach Voranmeldunghttp://www.schloss-leiben.at

Maria TaferlVolksschulmuseum Maria Taferl3672 Maria Taferl 32, VolksschuleTel. 07413/302Ostersonntag – Ende Oktober:Sonntag 9.30 – 11.30 Uhrfür Gruppen nach Voranmeldung

Schatzkammer derWallfahrtsbasilika Maria Taferl3672 Maria Taferl 1Tel. 07413/278Ostern – Ende Oktober täglich ganztä-gig zugänglich

Mechanische Krippe Maria Taferlmit Krippenmuseum3672 Maria Taferl 17Tel. 07413/78961. April bis 2. November: täglich 9 – 17 Uhr, im Winter nachVoranmeldung

PersenbeugHeimatmuseum Persenbeug3680 Persenbeug, Rathausplatz 1Tel. 07412/52206Montag - Donnerstag 8 – 12 und 13 – 16 Uhr, Freitag 8 – 12 UhrGruppen nach Voranmeldunghttp://www.wvnet.at/gemeinden/per-senbeug

PöggstallMuseum für Rechtsgeschichte3650 Pöggstall, Schloss Rogendorf,Hauptplatz 1Tel. 02758/3310, 02758/23831. April – 31. Oktober: Dienstag - Sonntag 9 – 17 UhrGruppen nach Voranmeldung

Heimatmuseum Pöggstall mitFolterkammer3650 Pöggstall, Schloss Rogendorf,Hauptplatz 1Tel. 02758/3310, 02758/23831. April – 31. Oktober: Dienstag - Sonntag 9 – 17 Uhr undnach Voranmeldung, Besichtigung nurmit Führung

Imkermuseum - Dauerausstellung„Imkerei einst und jetzt“3650 Pöggstall, Schloss Rogendorf,Hauptplatz 1Tel. 0664/1618944, 02758/3310,02758/2383zu besichtigen nach Voranmeldung

Franz Traunfellner-Dokumentation3650 Pöggstall, Hauptplatz 1, SchlossRogendorfTel. 02758/23831. April – 31. Oktober: täglich außer Montag 9 – 17 Uhr

Märchenwelt in Schloss Pöggstall3650 Pöggstall, Schloss RogendorfTel. 02758/3310, 02758/2383,02758/2387April bis Oktober: täglich außer Montag 9 – 17 Uhr

WeitenSonnenuhren-Ausstellung3653 Weiten, Schlosserei JindraTel. 02758/[email protected] - Freitag 8 – 18 Uhr, Samstag8 – 12 Uhr, Samstag Nachmittag undSonntag. Voranmeldung erbeten.Gruppen nach Voranmeldung.http://www.sonnenuhren.com

Museen im Südlichen Waldviertel

Planetenwanderweg Weiten3653 WeitenAusgangspunkt: GewerbebaumTel. 02758/8292 oder 02758/8555(Gemeinde)Jederzeit zugänglich!

Dr. Jörg Mauthe-Weg3653 WeitenAusgangspunkt: GewerbebaumTel. 02758/8292 oder 02758/8555(Gemeinde)Jederzeit zugänglich!

Der Mensch und sein Baum-Weg3653 WeitenAusgangspunkt: GewerbebaumTel. 02758/8292 oder 02758/8555(Gemeinde)Jederzeit zugänglich!

YspertalHeimatmuseum Yspertal3683 Yspertal, Alte Volksschule,Altenmarkt im Yspertal 6Tel. 07415/6767 (Gemeinde)Nach Voranmeldung!

Weitere Informationen zu denniederösterreichischen Museen mitweiterführenden Links unter:http://www.volkskulturnoe.at/museen/

Quelle: VOLKSKULTURNIEDERÖSTERREICH; Schlossplatz 13452 Atzenbrugg

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Mitteilungen aus Niederösterreich Nr.4/2002P.b.b.–Verlagspostamt 3100 St.PöltenZulassungsnummer: 02Z032683MAufgabepostamt 3109 St. Pölten