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BUCHBESPRECHUNGEN MICHAEL P. TODARO Economic development in the Third World. An intro duc tion to problems and policies in a globai perspective London, New York: Longman 197 7, XXVI, 445 S., 9,95 Das Umdenken in der wissenschaftlichen Beschäftigung mit Problemen der Dritten Welt und der Überwindung von Unterentwicklung seit Anfang der 70er Jahre hat sich je tzt auch in ei nem umfassenden Textbuch niedergeschlagen. Der US- amerikanische Entwicklungsökonom Michael P. Todaro, Deputy Di rector des Center for Policy Studies beim Population Council in N ew York, vert ritt darin engagiert die Sache der Dritten elt, wie sie etwa vom Third World Forum formuliert wird. Neben seiner langjährigen Erfahrung als Forscher und Hoch- schullehrer in allen Entwicklungsregionen kommt ihm dabe i seine solide Ausbil- dung in herkömmlicher ökonomie zugute. So hat der Leser stets den Eindruck, daß der Autor weiß, wovon er spricht, wenn er di e Unbrauchbarkeit ode r begrenzte Releva nz etwa von neo-klassische n und neo-keynesianischen Model len der Wachstums-, Beschäftigungs- oder Außenha ndelstheorie kr it isiert. Der Auseinandersetzung mit herkömml ichen Ansätzen der Entwicklungsökonomie dient vor allem Teil I des Buches, der zugleich Basisinformationen über Gemein- samkeiten und Unterschiede zwischen den Entwicklungslä ndern liefert und die zu behandelnden Probleme umreißt; sie durchzieht aber auch die problem- und poli- tik-orient ierten Teile II und III. Dort werden mit Wachs tum, Einkommensvertei- lung und Beschäftigung, Bevölkerungsentwicklung und Migrat ion, ländl icher Ent- wicklung und Erziehung sowie Außenhandel, Auslandsi nvestitionen und inter- nationalen Finanzen die zentralen Problembereiche und Aufgabengebiete vorge- stellt, denen heute nationale wie internat ionale Entwicklungspolitik gege nübersteht. Die Zukunftsaussicht en der Dritt en Welt wie der Weltwirtschaft überhaupt und die Möglichkeiten zur Überwindung von Unterentwicklung werden noch e inmal zusammenfassend in Teil IV diskutiert. Dabei we ist der Autor auf die beschränkte Handlungsfähigkeit des Staates hin, dem gleichwohl die Hauptlast zufällt, und erörtert die Forderungen nach einer " neuen i nternationalen Wirtschaftsordnung". Gegenstand des Buches sind ökonomische Probleme und Lösungsansätze. Doch weist der Autor in für e inen ökonome n bemerkenswerter Weise auf interdiszipli- näre Zusammenhänge hin. Er scheint Myrdals Ansicht zu teilen, daß man nicht zwischen ökonomischen und außerökonomischen Faktoren trennen dürfe, sondern al lenfalls zwischen relevanten und weniger relevanten. Neben der Verknüpfung der behandelten Einzelprobleme wird immer wieder die Einbettung der ökonomie in soziale, politische, kulture lle und ökologische Zusammenhänge hervorgehoben und darauf hingewiesen, daß die einzelnen Entwicklungslä nder Teil eines ungleich strukturierten internationalen Systems sind. Da das Buch eigentlic h keine ökonomischen Vorkenntnisse verla ngt, flüssig und untechnisch gesc hrieben ist und die notwendigen technische n I nformationen ver- ständlich, aber für den Eins tieg ausreichend präzise l iefert, eignet es s ich nicht nur für Studenten der Entwicklungsökonomie als Ei nführungstext, sondern spricht auch Studenten a nderer Disziplinen und den entwicklungs politisch inter- 21 1

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B UCHB ESPRECHUNGEN

MICHAEL P. TODARO Economic development in the Third World. An intro duc ti on to problems and policies in a globai perspective London, New York : Longman 1 977, XXVI, 445 S. , ;ß 9,95

Das Umdenken in der wissenschaftlichen Beschäftigung mit Problemen der Dritten Welt und der Überwindung von Unterentwicklung seit Anfang der 70er Jahre hat sich jetzt auch in einem umfassenden Textbuch niedergeschlagen. Der US­amerikanische Entwicklungsökonom Michael P. Todaro, Deputy Director des Center for Policy Studies beim Population Council in N ew Y ork, vertritt darin engagiert die Sache der Dritten \Velt, wie sie etwa vom Third World Forum formuliert wird. Neben seiner langjährigen Erfahrung als Forscher und Hoch­schullehrer in allen Entwicklungsregionen kommt ihm dabei seine solide Ausbil­dung in herkömmlicher ökonomie zugute. So hat der Leser stets den Eindruck, daß der Autor weiß, wovon er spricht, wenn er die Unbrauchbarkeit oder begrenzte Relevanz etwa von neo-klassischen und neo-keynesianischen Modellen der Wachstums-, Beschäftigungs- oder Außenhandelstheorie kritisiert. Der Auseinandersetzung mit herkömmlichen Ansätzen der Entwicklungsökonomie dient vor allem Teil I des Buches, der zugleich Basisinformationen über Gemein­samkeiten und Unterschiede zwischen den Entwicklungsländern liefert und die zu behandelnden Probleme umreißt ; sie durchzieht aber auch die problem- und poli­tik-orientierten Teile II und III. Dort werden mit Wachstum, Einkommensvertei­lung und Beschäftigung, Bevölkerungsentwicklung und Migration, ländlicher Ent­wicklung und Erziehung sowie Außenhandel, Auslandsinvestitionen und inter­nationalen Finanzen die zentralen Problembereiche und Aufgabengebiete vorge­stellt, denen heute nationale wie internationale Entwicklungspolitik gegenübersteht. Die Zukunftsaussichten der Dritten Welt wie der Weltwirtschaft überhaupt und die Möglichkeiten zur Überwindung von Unterentwicklung werden noch einmal zusammenfassend in Teil IV diskutiert. Dabei weist der Autor auf die beschränkte Handlungsfähigkeit des Staates hin, dem gleichwohl die Hauptlast zufällt, und erörtert die Forderungen nach einer "neuen internationalen Wirtschaftsordnung" . Gegenstand des Buches sind ökonomische Probleme und Lösungsansätze. Doch weist der Autor in für einen ökonomen bemerkenswerter Weise auf interdiszipli­näre Zusammenhänge hin. Er scheint Myrdals Ansicht zu teilen, daß man nicht zwischen ökonomischen und außerökonomischen Faktoren trennen dürfe, sondern allenfalls zwischen relevanten und weniger relevanten. Neben der Verknüpfung der behandelten Einzelprobleme wird immer wieder die Einbettung der ökonomie in soziale, politische, kulturelle und ökologische Zusammenhänge hervorgehoben und darauf hingewiesen, daß die einzelnen Entwicklungsländer Teil eines ungleich strukturierten internationalen Systems sind. Da das Buch eigentlich keine ökonomischen Vorkenntnisse verlangt, flüssig und untechnisch geschrieben ist und die notwendigen technischen Informationen ver­ständlich, aber für den Einstieg ausreichend präzise liefert, eignet es sich nicht nur für Studenten der Entwicklungsökonomie als Einführungstext, sondern spricht auch Studenten anderer Disziplinen und den entwicklungs politisch inter-

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essierten "Laien" an. Für diese Lesergruppen bietet ein Glossar der wichtigsten technischen Termini zusätzliche Hilfe. Darüber hinaus gibt Todaro auch für Leser mit höherem Informationsstand einen kompetenten Überblick über die aktuelle entwicklungspolitische Diskussion, d�r zum Nachdenken über die eigene Position einlädt und vielleicht auch an der einen oder anderen Stelle Widerspruch provo­ziert. Kleine Fehlinformationen wie die über die EG, zu deren Mitgliedern Osterreich und die Schweiz (anstatt Belgien und Irland) gezählt werden (S. 422), stellen eine Ausnahme dar. Sie verdient nur als Kuriosum erwähnt zu werden, das auf die periphere Bedeutung europäischer Details aus globaler Perspektive auf­merksam macht. Der wünschenswerten Verbreitung dieses gelungen Buches könnte allenfalls der nicht unbeträchtliche Preis für die gebundene Ausgabe entgegen­stehen. Daher ist zu hoffen, daß ihr bald eine erschwingliche Paperback-Ausgabe folgt. Alfred Schmidt

EBERHARD OTT Die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) , Band 1 der Reihe "Studien aus dem Institut für Internationales Recht an der Universität Kiel", Verlag Duncker und Humblot, Berlin, 1 976, 1 74 S.

Mit der Veröffentlichung der vorliegenden Dissertation eröffnet das Institut für Internationales Recht in Kiel eine neue Reihe von Studien. Von den Sonderorgani­sationen der Vereinten Nationen wird in dieser Arbeit die WMO analysiert, die sich mit der internationalen Zusammenarbeit auf dem Gebiete der Meteorologie befaßt. Wenn der Verfasser eingangs hierzu bemerkt, daß diese Tätigkeit weit weniger von politischen Gegensätzen beeinflußt werde als beispielsweise das Wirken der Hauptorgane der Vereinten Nationen, so gibt es doch heute keine UNO­Organisation, die nicht irgendwie von den jeweiligen politischen Strömungen erfaßt würde. Auch in diesem Falle sind die Bemühungen, sich möglichst auf fach­liche Fragen zu beschränken und auftretende politische Probleme der Hauptorga­nisation zu überlassen, nicht immer erfolgreich gewesen. Auf der anderen Seite hat die mehr als 1 00 Jahre zurückreichende fachliche Zusammenarbeit bemerkenswerte positive Ergebnisse gezeitigt. Dabei haben sich aus der Erfahrung heraus gewisse Eigenheiten entwickelt, die die Weltorganisation für Meteorologie von anderen Sonderorganisationen der Vereinten Nationen unterscheiden. Um dies verständlich zu machen, gibt der Verfasser zunächst einen kurzen Rück­blick auf die geschichtliche Entwicklung. Aus dem weltweiten Charakter von Wet­ter und Klima ergab sich schon frühzeitig die Notwendigkeit, einheitliche meteoro­logische Informationen nicht nur laufend zwischen den verschiedenen Ländern auszutauschen, sondern auch die Weltmeere und die Polargebiete mit einzube­ziehen. Die Erfordernisse der internationalen Schiffahrt und später des Luftver­kehrs verliehen diesen Bemühungen eine zunehmende praktische Bedeutung. Na­türlich können die fachlichen Aspekte in einem Buch, welches vorwiegend einer völkerrechtlichen Analyse gewidmet ist, nur kurz behandelt werden ; der Verfasser gibt jedoch genügend allgemeinverständliche Auskünfte hierüber, um auch dem Nichtfachmann die eingetretene Entwicklung verständlich zu machen. Bereits 1 873 erfolgte die Gründung einer "Internationalen Meteorologischen Orga­nisation" (IMO), aus der dann nach dem Zweiten Weltkrieg die heutige WMO

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