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ao.Univ.Prof. Dr. Wilfried Altzinger Research Institute ‚Economics of Inequality‘ (INEQ ) Wirtschaftsuniversität Wien Sustainability4U-Ringvorlesung: SUPERREICHE UND ASYLANTEN – wo sind die Obergrenzen? Kunstuniversität Graz 1. Juni 2016 Globale Ungleichheiten und Migration

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ao.Univ.Prof. Dr. Wilfried Altzinger

Research Institute ‚Economics of Inequality‘ (INEQ)Wirtschaftsuniversität Wien

Sustainability4U-Ringvorlesung:

SUPERREICHE UND ASYLANTEN – wo sind die Obergrenzen?

Kunstuniversität Graz

1. Juni 2016

Globale Ungleichheiten und

Migration

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Was kann ich zeigen? Was nicht?

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http://news.orf.at/ - 1.Juni 2016 / 15 30h

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Globale Ungleichheit und Migration

1. Globale Ungleichheit

• Die Entwicklung im letzten Jahrhundert sowie in den letzten drei Jahrzehnten

• Ungleichheit zwischen den Ländern / Ungleichheit in den Ländern

• Wichtigste Charakteristika

2. Ungleichheiten und Migration

• Migration aufgrund von politischen & militärischen Gründen

• Migration aufgrund von ökonomischen, sozialen und ökologischen Ungleichheiten

3. Perspektiven und Handlungsmöglichkeiten

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Global Inequality: A New Approach for

the Age of Globalization, by Branko

Milanovic, Harvard University Press,

RRP£22.95/$29.95, 320 pages

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Globale EK-UngleichheitenGlobale Ungleichheiten:

ökonomische (GDP/capita; gemessen zu Kaufkraftparitäten)

soziale

ökologische

etc.

Globale Ungleichheit =

Ungleichheit zwischen (between) Nationen (regionale Komponente)

+ Ungleichheit innerhalb (within) von (einzelnen) Nationen (strukturelle Komponenten; Klassen; Schichten)

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Globale EK-Ungleichheit

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B-M series: Bourguignon & Morrisson (2002)

L-M series: Lackner & Milanovic (2013)

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Globale EK-Ungleichheit (between)

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Globale EK-Ungleichheit

China (and India)

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World Top Incomes Database ( )

(within inequality in the US)

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World Top Incomes Database ( )

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The 1 percent

Saez, Emmanuel; Summary for the broader public "Striking it Richer: The Evolution of Top

Incomes in the United States", updated June 2015 11

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Hohe Korrelation

von Einkommen und Vermögen

Österreich 2010 / HFCS

Stefan Humer et.al., (2013), Über die Bedeutung von Kapitaleinkommen für die Einkommensverteilung

Österreichs, Wirtschaft und Gesellschaft 2013, Band 39 Nr.4, S571-586 PDF Herunterladen

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Inequalities and Concentration: Some

Orders of Magnitude (Piketty, 247pp.)

Percentiles Labor IncomeLabor and Capital

Income Capital Ownership

91-100 25% 35% 60%

100 7% 10% 25%

91-99 18% 25% 35%

51-90 45% 40% 35%

1-50 30% 25% 5%

Gini 0,26 0,36 0,67

Inequalities for Europe 2010

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Globale Ungleichheit - Summary

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Zwei stark gegenläufige Tendenzen:

Weltweit erstmals ein leichter Rückgang der Einkommensungleichheiten (v.a. durch China und Indien)

Aber: EK-Ungleichheiten innerhalb der Länder steigt; insbesondereinnerhalb der OECD; Ausnahmen: Mittel- und Südamerika

Starker Anstieg der Top-10%, Top-1% bzw. Top-0,1%

WICHTIG: Entwicklung und Bedeutung der Kapitaleinkommen!

Vermögenskonzentration ist ein Vielfaches der EK-Konzentration

K-Einkommen noch ungleicher verteilt als Vermögen, (weil Erträge von hohem K-Volumen > Erträge von kleinen K-Volumen)

Es gilt: Wer V-reich ist, ist auch EK-reich!

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Globale Ungleichheit - China

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Ungleichheiten und Migration

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1. Migration aufgrund von politischen & militärischen

Gründen

2. Migration aufgrund von ökonomischen, sozialen und

ökologischen Ungleichheiten

Ad 1.

Außenpolitik, international koordinierte (Friedens-)Politik

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Ökonomische Möglichkeiten

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Annäherung der GDP-capita-Disparitäten durch:

Entwicklungspolitik

Handelspolitik, Kapitalverkehr und Migration:

(Mainstream-)Theorie: Freihandel, freier Kapitalverkehr und

Migration führt zum Ausgleich der Faktorkosten

Migration (freie Mobilität der Arbeitskräfte)

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Freihandel vs. Autarkie

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Die Extrempositionen sind in der realen Welt nie anzutreffen

D.h. es geht immer um die unterschiedlichen Ausmaße dieser Mischungen von

Freihandel und Autarkie

Friedrich List (1789–1846): „Erziehungszölle“:

Einsicht in die dynamischen Probleme der ‚Spätkommer‘ (Deutschland und

USA)

Henry George, Protection or Free Trade, 1886 : Verteilungspolitische Aspekte

des Freihandels

„But from this it does not follow that the abolition of protection would be of any

benefit to the working class.”

Das Postulat für uneingeschränkten Freihandel ist eine ideologisch-

legitimatorische Begründung im Interesse jener, welche davon profitieren!

Wer ist das/sind die?

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Freihandelsdogma in den 1990er Jahren

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EWG => EU (vier Freiheiten)

NAFTA,

GATT, WTO

Warum dieser Durchbruch?

Ausdruck der dramatischen Verschiebungen in den

technologischen und institutionellen Rahmenbedingungen und

den damit verbundenen sozio-politischen Einflusssphären

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Die Entwicklung seit den 1970er Jahren

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Transnationaler Kapitalismus (seit 1975): enorme Umwälzungen im technologischen und organisatorischen

Bereich Kommunikation (Transport und persönliche Kontakte) Informations(zeitalter) Freiheit des Kapitalverkehrs enormer Anstieg von M & A starke Zunahme des Handels, insbesondere des intra-Firmenhandels Wunsch nach stabilen Wechselkursen

Freihandel, Liberalisierung und Deregulierung ist v.a. im Interesse der transnationalen Unternehmungen (im Interesse des Stärkeren!); auch wenn in bestimmten Fällen (z.B. Subventionen für Betriebsansiedlungen im Rahmen einer Standortspolitik) Eingriffe gern akzeptiert werden.

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The „old“ framework

•bargaining powers

•strength of dependencies

•influences of the

interrelations

Rothschild KW (2005) New Worlds–New Approaches: A Note on

Future Research Strategies [G]. Kyklos 58(3): pp. 439-447

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The „old“ framework of ‘Give and Take’

… is now in a stage of rapid change!

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The „new“ framework

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The „new“ framework

firm-sizes, mergers, and acquisitions

liberalization, deregulation, and privatization

BS is split into two parts:

Transnational companies (TC): ‘voice’ opportunities ‘exit’ strategy

‘Small business’ (SB)

=> „the interests of the quickly spreading big and transnational companies, created the explosive mixture of globalization.”

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Transnational Companies (TC)

TC ‚produce‘ combined pressure through negotiations,

lobbies, think-tanks etc. for ‘slim’ states and world-wide

liberalization

„The old basis of circular dependence and of a social consensus

about the state-business-labor triangle (with all its conflicts) is

disappearing.“

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Ausgleich der Ungleichgewichte durch

Migration?

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In der Theorie ja, in der Praxis (extrem) schwierig:

Was wäre notwendig:

Langfristig, kontrollierte abgestimmte Migration

Skilled-migration vs. Brain-drain?

Wer migriert zuerst?

eher gebildete und jene, die sich die Migrationskosten leisten

können (=> brain-drain)

Remittances (Geldrücküberweisungen)

Förderung der Wirtschaftskooperation durch (temporäre)

Migration

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Warum kommt das Thema ‚Migration‘

im Vortrag so kurz?

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Ursachen der Migration sind globale Ungleichgewichte

(ökonomische, soziale & ökologische) sowie

militärisch-politische Konflikte

Nur wenn diese gelöst /verbessert/verkleinert werden, kann

auch der Migrationsdruck reduziert sowie die ökonomische

Entwicklungsperspektive in den Herkunftsländern verbessert

werden

Dies ist nur möglich durch eine globale, koordinierte

Vorgangsweise!

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Perspektiven und Handlungsmöglichkeiten

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Perspektiven:

Weltweiter Anstieg der Migration, weil: Militärisch-politische Konflikte nehmen derzeit nicht ab Entwicklungsmöglichkeiten beschränkt (insbesondere Afrika)

Handlungsmöglichkeiten:

Steueroasen, Steuervermeidung, Steuerhinterziehung minimieren (Panama Papers)

Mehr Analysen und Diskussion über die Zusammenhänge von (forcierter) Migration und (Mit-)Verantwortung der ‚westlichen‘ Welt (Panama, Liechtenstein, Schweiz, Österreich, etc.)

gemeinsame europäische Migrationspolitik

im Rahmen dieser eine möglichst gute Integration in Schule, Arbeitsmarkt und Gesellschaft