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84 image hifi 2/2004 Naim CDX2 Preis: 4300 Euro von Werner Höglmaier, Fotos: Rolf Winter

Naim CDX2 - music line

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Naim CDX2Preis: 4300 Eurovon Werner Höglmaier, Fotos: Rolf Winter

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Innere Kraft und Energie sind dieelementaren Attribute, die bei derMusikreproduktion – völlig ungeach-tet der restlichen Fähigkeiten – unbe-dingt vorhanden sein müssen, um denAutor dieser Zeilen auf Dauer begeis-tern zu können. Das ist wohlgemerktmeine höchstpersönliche Meinung,denn es gibt ja auch ganz andere au-diophile Weltanschauungen, wie zumBeispiel die, die der Kollege MichaelVrzal in seinem Bericht über die Ein-steiger-Verstärkerkombi aus der neuenReference-Serie von Naim in image hifiNr. 53 geschildert hat. Ihm war dieSpannung und Kraft in einer komplet-ten Wiedergabekette, die in dieserHinsicht Exorbitantes zu leisten im-stande ist, des Guten schon zu viel,während ich davon einfach gar nichtgenug bekommen kann.

Wie nun die zweite Auflage desNaim CDX in dieser Hinsicht ab-schneidet, werden wir später selbst-verständlich noch erfahren. Zunächstgalt es, unbedingt ein intensiv einge-spieltes Exemplar vom deutschen Ver-trieb zu ergattern, um eine so uner-quickliche Konstellation wie beim Testder Naim’schen Topvorstufe NAC 552zu vermeiden. Hier fand die endgülti-ge Klangbeschreibung nach knapp ei-nem Monat Betriebsdauer statt. Dader Vorverstärker zu diesem Zeitpunktklanglich schon alles überholt hatte,was ich bisher jemals von dieser Gerä-tegattung gehört hatte, wähnte ich diezweiteilige Kombi schon am Ende derEinspielphase. Nachträglich mussteich aber feststellen: Weit gefehlt, dennauch noch nach mehreren Monatenbewegte sich das Flaggschiff in deut-

lich nachvollziehbaren Schritten nachvorne. Erst nach mehr als einem Vier-teljahr stagnierten die klanglichenFähigkeiten.

Und wie mir die Endstufen NAP 300und der CD-Player CDS3 bewiesen,scheint dieses Verhalten bei der Elek-tronik der neuen Reference-Serie nichtdie Ausnahme, sondern eher die Regelzu sein. Auch hier waren im Gegensatzzu ihren direkten Vorgängern mehrereMonate nötig, um den klanglichen Ze-nit zu erklimmen.

Andreas Kayser, der Gründer vonMusic Line, dem deutschen Naim-Ver-trieb, hatte aber eine passende Lösungfür mein Problem: Ein CDX2, derschon seit geraumer Zeit im Einsatzwar, sollte für die intensive Begutach-tung nach Gröbenzell gesandt wer-den. Die einzige Einschränkung seidas Fehlen der aktuellsten Betriebs-software, die ein Abspielen der neues-ten kopiergeschützten CDs ermögli-chen würde.

Das ist mir aber egal, da ich diese be-wusst fehlerhaften Scheiben ohnehinboykottiere. Die aktuellen Mechanis-men beschränken sich ja schon langenicht mehr darauf, nur im Inhalts-verzeichnis herumzumanipulieren.Heute wird fleißig der Datenbereichverschandelt. Solche Silberlinge klin-gen dann nachweislich wesentlichschlechter als ohne den „Schutz“. Ichhatte in letzter Zeit mehrere Exempla-re sowohl mit als auch ohne Copy Pro-tect zur Verfügung, und der Vergleichwar mehr als erschreckend. Der Ko-pierschutz vernichtet alles, was der an-spruchsvolle Hörer gemeinhin erwar-

Der römische Dichter Horaz formulierte vor langer Zeit die Erkenntnis „Kraft ohneWeisheit stürzt durch die eigene Wucht.“ „Die Kraft kommt mit dem Handeln“, meint hingegen die mehr oder weniger bekannte Buchautorin Marion Kopmeyer. Und was hat dies alles mit einem relativ unscheinbaren schwarzen CD-Player zu tun?

Die Trennung zwischen Analog- und Digitalboard war ein wesentlicher Fortschritt

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tet: feine Höhen, konturenscharfeRäumlichkeit und natürlich klingendeStimmen. Das Niveau sinkt dadurchoftmals sogar unter MP3-Standard.Welches Argument da neben einemprofessionell gedruckten Bookletnoch übrig bleibt, die Musik nicht ein-fach nur aus dem Internet zu holen,sollte mir doch bitte die Plattenindus-trie erklären. Übrigens ein kleinerTipp: Die englischen Händler habendie kopiergeschützten CDs einhelligboykottiert, so dass auf der Insel dieScheiben überwiegend „ohne“ er-scheinen – Importe werden dadurchwieder äußerst interessant.

Aber dies nur am Rande, zurück zuunserem eigentlichen Thema: DerCDX2 hat nicht nur die Farbe gewech-selt – von Nato-Oliv zu Schwarz –,sondern auch deutlich an Wertigkeitzugelegt. Die massivere Frontplatteaus Aluminium trägt nicht unwesent-lich zum Gesamtgewicht bei. Da me-chanische Schwingungen und Reso-nanzen schon im Inneren bekämpftwerden, bestehen die größeren Gerä-

tefüße aus Metall. Bei den wenigenBedienelementen haben sich die Ma-cher aber leider immer noch nichtdazu durchringen können, eine Pau-sentaste direkt am Gerät anzubringen.

Die Verbindung zu Komponentenanderer Firmen wird nun durch denaktivierbaren Cinch-Ausgang wesent-lich erleichtert. Dennoch favorisierendie Jungs aus Salisbury weiterhin dieDIN-Norm. Auf der letzten High Endin Frankfurt hatte ich die Gelegenheit,mit Roy George, dem Chefentwicklervon Naim, ausführlich zu sprechen.Auf den neuen standardisierten Ein-gang hin angesprochen, hat er mir au-genzwinkernd anvertraut, die Cinch-buchsen eigentlich nur eingebaut zuhaben, um den Kunden mit der Mög-lichkeit zum direkten Vergleich dieVorteile der DIN-Verbindungen vorOhren zu führen.

Bei dieser Gelegenheit hat er mirauch die aufwändige Entwicklungs-weise bei der Neukonstruktion einerKomponente beschrieben. So wirdbeispielsweise jede einzelne Verbin-dung ganz genau auf ihre klanglichen

Aspekte hin untersucht und die Lageder Leiterbahnen beziehungsweise derdiversen Drahtverbindungen bezüg-lich Laufrichtung feinoptimiert. So seidie Trennung der analogen Ausgangs-stufe vom Digitalteil einer der Haupt-fortschritte gegenüber dem alten CDX,bei dem beide noch auf einer Leiter-platte zu finden waren. Der neueSpielraum, der sich für eine wesent-lich günstigere Masseführung auftat,sei dann auch maßgeblich für die Evo-lution verantwortlich. Auch sei diemechanische Ruhigstellung von meh-reren kleineren Platinen leichter alsbei einer großen.

Wegen der kurzen Halbwertszeitenmoderner Digitaltechnik waren Ände-rungen beim Laufwerk und den D/A-Wandlern unumgänglich. Mitnunmehr 24 Bit Auflösung und acht-fachem Oversampling werden die Di-gitalströme von einem Burr-Brown-Chip namens PCM1704 in derhöchsten Selektionsstufe in die analo-ge Welt übersetzt. Als CD-Drivekommt jetzt das hochwertige VAM

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an der Rückwand, die normalerweisemit einem Abschlussstecker versehenist, gewährt gegebenenfalls den Span-nungen eines XPS2 Zutritt.

Für unseren Test wollen wir uns aberallein auf die Fähigkeiten des CDX2beschränken, der standesgemäß aufeiner Ebene des Naim Fraim residier-te. Zugegebenermaßen war meine Er-wartungshaltung relativ hoch, hatteder alte CDX doch eine hervorragendePreis-Gegenwert-Relation. Aber um es

Was wäre ein Naim-Gerät ohne ei-nen riesigen, zigfach überdimensio-nierten Transformator? Nichts! Eben-drum finden wir auch im CDX2 einengewaltigen Ringkerntyp. Die Span-nungen werden dann vor Ort an deneinzelnen Schaltungseinheiten mitmehr als 20 Reglern felsenfest auf dienötigen Sollwerte fixiert. Selbstver-ständlich lässt sich der CD-Player miteinem externen, noch dickeren Netz-teil aufpeppen. Die vielpolige Buchse

1250 von Philips zum Einsatz, das wiedas Laufwerk des CDX federnd aufge-hängt und von einer Naim-eigenenSoftware gesteuert wird. So kann manauf künftige Neuerungen mit verbrau-cherfreundlichen Updates reagieren.Beibehalten haben die Engländerebenfalls die herausdrehbare CD-La-de. Hier werden Vibrationen – von in-nen oder außen – am internen Dreh-punkt zielgenau und äußerst effektivabgeleitet.

Sehr markant: die an einem Punkt drehbar gelagerte CD-Lade. Der Trafo rechts hat die von Naim bekannten Ausmaße

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spielen. Da scheinen die einzelnenProtagonisten fast eine telepathischeVerbindung untereinander zu haben.Jeder Laut steht in direktem Zusam-menhang mit dem parallel, kurz davoroder danach gespielten. Und das ver-ursacht einen konkurrenzlosen Vor-wärtstrieb, der den Zuhörer magischin seinen Bann zieht. Bisher hat manja so ein Verhalten mit dem Verlust deseinen oder anderen winzigen Detailserkaufen müssen. Nicht so beimCDX2: Er bringt wirklich alles zuGehör, was auf den Silberlingen ver-ewigt ist, ohne die Verbindung zumGesamtereignis aufzugeben. Hier wer-den Stimmungen und Atmosphären inden Hörraum projiziert, noch bevorder erste Ton erklingt. Hier kann manAusklingvorgängen vermeintlich un-endlich lange lauschen, ohne dass dashohe Tempo und die wieselflinke Sig-nalverarbeitung auch nur ansatzweisedarunter litte.

Sogar das einstige Topmodell derEngländer, der seinerzeit fast das Drei-fache kostende CDS2, kann hier nichtganz mithalten. Er kann sein Revierzwar mit geringfügig ausgeprägtererAutorität und einer manchmal etwas

größeren Raumdarstellung verteidi-gen. In punco Kontur, Fokussierungund Stringenz rückt ihm der Heraus-forderer aber ganz nahe auf die Pelle.Hier haben die Ingenieure bei NaimGewaltiges geleistet. Denn diese Prä-zision in allen Frequenzbereichengeht mit großer Eleganz und Lässig-keit einher. Das führt insgesamt auchzu der unnachahmlichen federndenLeichtigkeit des Seins, die der CD-Player zelebriert. Das Gerät kenntnicht die geringsten Anzeichen vonAnstrengung.

Der CDX2 spielt überaus plastischund extrem ungekünstelt, wovon ganzbesonders Gesangsdarbietungen pro-fitieren. In diesem Bereich werdennicht nur die einzelnen Noten, Silbenoder Töne artikuliert, es wird bei ent-sprechenden Aufnahmen förmlich diewarme und feuchte Luft fühlbar, dieaus den Kehlen der Sänger strömt.Man hat den Eindruck, das Zwerch-fell, den Kehlkopf und die Stimmbän-der richtiggehend arbeiten zu sehen.Die Kopfbewegungen werden in Rela-tion zum Mikrofon deutlich herausge-arbeitet, ohne dass auch nur im An-satz die Bindungen zur Begleitmusik

gleich vorwegzunehmen: Meine Er-wartung wurde nicht nur bestätigt,sondern noch weit übertroffen.

Der CDX2 spielt dermaßen gelassenund erwachsen auf, dass einem glattdie Luft wegbleibt. Basierend auf ei-nem straffen, ungemein tief reichen-den Bass baut sich ein konzentrierterund springlebendiger Grundtonbe-reich auf. Die nahtlos eingebundenenMitten wirken genauso präzise undakkurat durchgezeichnet wie dieObertöne und die höchsten Höhen.Das kann der eine oder andere CD-Player von Mitbewerbern auch, aberalle Töne insgesamt so organisch dar-zustellen und mit Energie dermaßenvollzupumpen und trotzdem noch zujeder Zeit die Übersicht zu behalten,das schaffen selbst die teuersten Kon-kurrenzprodukte nur selten. Der Naimvermittelt den Eindruck, im Hörraumerklängen keine profanen, leblosenReproduktionen, sondern leidiglichzeitversetzt die Originale.

Da sprühen die Musiker vor Agilität,man spürt die Hingabe, die Leiden-schaft oder gegebenenfalls auch maldie Lustlosigkeit, mit der Menschenaus Fleisch und Blut ihre Instrumente

Der Eingang für einen optionalen externen Infrarotempfänger Sehr feine Operationsverstärker in den analogen Filterstufen

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Dass die Konstrukteure aus Salisburyganz genau wissen, was sie tun, zeigtabschließend der Vergleich der DIN-mit den Cinch-Buchsen. Wenn stattdes beigepackten DIN-Verbinders einparallel an die Vorstufe angeschlosse-nes Adapterkabel des gleichen Typsden Signaltransport übernimmt, ver-liert die Darbietung ein ganz klein we-nig Durchzeichnung und eine mini-male Portion Geschwindigkeit undDynamik. Dabei handelt es sich ge-wiss nicht um große Unterschiede.Dennoch mag dies als Beispiel dafürgelten, mit welcher Konsequenz diesüdenglische Firma Klangoptimierungbetreibt.

Wie wir gesehen haben, besitzt derNaim CDX2 nicht nur bestens kon-trollierte innere Kraft und Energie,sondern auch alle anderen Fähigkei-ten, die man von einer hochwertigenSignalquelle erwarten kann. Er bautBrücken zwischen bisher völlig unver-einbaren audiophilen Lagern. Ichkann mir beim besten Willen nieman-den vorstellen, der an diesem Playeretwas auszusetzen haben könnte –trotz der unterschiedlichsten Ge-schmäcker landauf, landab.

image x-traktDer Naim CDX2 hat gegenüber sei-

nem Vorgänger die Vormachtstellungin seiner Preisklasse noch deutlichausgebaut. Mit dem neuen, wertigerenGewand und seiner überragenden Vor-stellung im Hörraum wird er allen nurdenkbaren Anforderungen gerecht.Noch nie gab es mit CDs derart vielMusikgenuss fürs Geld. ●

image kontakt

Music Line Vertriebs GmbHHainbuchenweg 14–1821224 RosengartenTelefon 04105/640500www.music-line-hifi.dewww.naim-audio.com

image infos

CD-Player Naim CDX2

Wiedergabeformate: CD, CD-R, CD-RW

Ausgänge analog: 1 x DIN, 1 x CinchAusgänge digital: nicht vorhandenAusgangspegel: 2,1 VoltAusgangsimpedanz:

10 OhmBesonderheiten: HDCD-Decoder,

Display abschaltbar, mit externem NetzteilXPS oder XPS2 aufrüstbar

Maße (B/H/T): 44/9/32 cmGewicht: 10 kgGarantiezeit: 60 MonatePreis: 4300 Euro

Komponenten der Testanlage

CD-Player: Naim CDS2, Naim CDS3Vorstufe: Naim NAC 552Aktivweiche: Naim SNAXO 362

mit SupercapEndstufen: 3 x Naim NAP 300Lautsprecher: Naim DBL (aktiv)Kabel: Naim, HMS, Chord,

AudiazZubehör: Naim Fraim,

Sun Leiste, HMS-Wandsteckdose, Furutech RD-1, Artkustik Audio Animator

verloren gingen. So überträgt sich dieganze Begeisterung, Anstrengung undKonzentration oder die Routine derSänger ganz automatisch auf denZuhörer.

In aller Regel haben exquisite CD-Player mit hohem Auflösungsvermö-gen einige Probleme mit schlechterenAufnahmen. Bei guten Tonmeisterleis-tungen entführen sie einen ins Reichder Träume, und bei bescheidenenoder schlampigen Arbeiten lehren sieeinen im Gegenzug auch das Fürch-ten. Ganz anders der CDX2. Bis jetztist es mir leider noch nicht genau ge-lungen, das eigentliche „Warum“ ander Sache zu ergründen – das „Wie“kann ich aber ganz einfach beschrei-ben: Man nehme eine x-beliebige CD,lege sie in die Schwenklade des CDX2,fixiere sie mit dem leichten Puck –und man kann sicher sein, das absolu-te Maximum an Genuss aus dem Sil-berling herauszuholen. Das mögenExemplare aus der digitalen Steinzeitsein, das mögen historische Aufnah-men, völlig matschige und sumpfigeHardrockwerke oder schrill syntheti-sche Pop-Produktionen aus den Acht-zigern sein, der CD-Player dringt im-mer bis ins Innerste der Interpretationvor. So steht grundsätzlich und aus-nahmslos die Musik im Vordergrundund nie die Tontechnik drum herum.Man muss sich als Zuhörer wirklich in-tensiv konzentrieren, um die Einflüsseder Studiotechnik überhaupt wahrzu-nehmen.

In dieser Ausprägung ist das Verhal-ten des CDX2 für mich völlig einzigar-tig – abgesehen natürlich von dem sei-nes neuen großen Bruders, des CDS3.Das bedeutet selbstverständlich nicht,dass die Naims den Unterschied in derTonqualität nicht mehr herausstellen,aber man nimmt sie einfach nur kurzzur Kenntnis und wird sofort von derKomposition betört.