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Informationen des Ostdeutschen Heimatmuseums
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NEUE ZEITUNG 7
nebenberuflich Schlesier“ - eine Idee: Nienburg brauct
ein Museum für die Heimat im Osten. Kurzer Hand
kaufte er das gerade verfügbare historische Traufen-
haus in der Weserstraße und zusammen mit Dieter
Lonchant, seit Jahrzehnten der Geschichte und Kultur
der Vertreibungs- und Siedlungsgebiete der Deutschen
verbunden, ging es an die Arbeit. Nach Gründung des
Trägervereins öffnete im Herbst 1996 das „Ostdeut-
sche Heimatmuseum“ (OHM). Nach 10 Jahren ist die
anfängliche „Heimatstube“ nun zum öffentlich aner-
kannten historischen Museum gewachsen, das zugleich
als Zentrum grenzüberschreitender Kulturarbeit weit-
hin Anerkennung findet. In über drei Geschossen prä-
sentieren sich Hinterpommern, Ostbranden-
burg/Preußen, Ost-West-preußen, Danzig, Schlesien
sowie das Sudetenland mit den Siedlungsgebiete von
Deutschen in Osteuropa, Asien und Übersee.
Trotz beengtem Raum werden vielfältigste Exponate
aus Geschichte und Kultur gezeigt, darunter Volks-
trachten, Uniformen, Dokumente, Bilder, Landkarten,
Porzellane, sowie Glas- und Handwerkskunst. Vorträ-
ge und Kulturveranstaltungen ergänzen das Angebot.
Einmalig in Niedersachsen entsteht dieser Tage
Aus dem Inhalt NZ aktuell S. 2
Hauptversammlung: Wiederwahl
von Lonchant und Schroeder Zeitgeschichte S. 3
NZ-Kommentar: Klammheimli-
ches „Aus“ für das „Zentrum
der Vertreibung“?
Ostgebiete S. 4
Die preußische Provinz Schlesi-
en
Persönlichkeiten S. 5
Körperertüchtigung und natio-
nale Einheit - Turnvater Jahn
und die Deutsche Turnbewegung
OHM S. 6
Lebendiges Museum: Kamin-
abend - 4. Internationales Sym-
posium
OHM S. 7
Neu in Abt. Preußen: Zündna-
delkarabiner und Garde-Küraß
Geschichte S. 8
1888: Das Dreikaiserjahr
Wissenschaft und Technik S. 9
Die Erfinder des Automobils:
Daimler, Maybach und Benz Termine S. 10
Landsmannschaften, Freundes-
kreise, Übersee-Tage
Kulinaria S. 11
Alt-Berliner Schusterpastete
Denkwürdige Ereignisse S. 12
1683: Die Rettung des Abend-
landes - Die Türken vor Wien
Nach jahrelangen Diskussionen und vorbereitenden Baumaß-
nahmen hat die Bundesregierung den Start für die Wiederer-
richtung des Berliner Stadtschlosses auf das Jahr 2010 festge-
setzt. 2013 soll der Bau fertig sein.
Die Baukosten, zum größten Teil vom Bund finanziert, werden auf
480 Millionen Euro geschätzt. Dem Land Berlin soll laut Finanzie-
rungsplan ein Anteil von 1 Mio. Euro zur Ausgestaltung des
Schlossinnern zufallen. Eine außereuropäischen Künsten verbunde-
ne Nutzung, genannt „Humboldt-Forum“, ist vorgesehen.
Noch ringt die Landes-SPD mit ihrem postkommunistischen Koali-
tionspartner „Die Linke“ um Zustimmung. Man erinnere sich: Auf
Geheiß ihres Vorläufers SED wurde das im Krieg stark beschädigte
aber zum Wiederaufbau geeignete Schloss am 7. September 1950
aus ideologischen Gründen gesprengt.
Die Kosten für die Rekonstruktion der historischen Fassade, deren
Gestaltung vom Bund nicht übernommen wird, will ein Förderkreis
unter Führung des Hamburger Großkaufmanns Wilhelm von Bod-
dien einsammeln. 86 Mio. Euro soll die weltweite Spendenaktion
bringen. Einen Teil der Summe hat Boddien bereits eingeworben.
Das OHM unterstützt die Ziele des Förderkreises. Von Boddien
wird auf unserem „Valentins-Empfang“ die Werbetrommel rühren.
–nt.
► Stadtschloss Berlin, Grundsteinle-
gung 1443, bezogen 1451, mehrere
Ergänzungsbauten. Um die Wende
zum 18. Jh. wurde von Andreas
Schlüter und Joh. Friedrich
Eosander aus mehreren Bauteilen
ein einheitliches Ganzes, der bedeu-
tendste Barockbau Norddeutsch-
lands, geschaffen. Das Modell zeigt
die historische Westfassade mit Blick
zur einstigen“ Schlossfreiheit“.
Förderverein sponsert historische
Fassade für das Berliner Stadtschloss
Seite 2 NEUE ZEITUNG 7. Jahrg. 2008 / 25
+ NZ aktuell +++ NZ aktuell +++ NZ aktuell +
+++
Historisches
Museum
Redaktion:
Dieter Lonchant
Korrektur:
Inge Koslowski
Auflage: 700 Expl.
Anschrift:
NEUE ZEITUNG Verdener Landstr. 224
31582 Nienburg-Holtorf
Tel. / Fax:
05021 / 91 15 63
Die in Leserbriefen oder
Kommentaren vertretenen
Auffassungen decken sich
nicht unbedingt mit der
Meinung der Redaktion.
Mit der Museumsarbeit hoch zufriedene Mit-
glieder, einstimmige Entlastung für Kasse und
Vorstand und die Erwartung auf weiter erfolg-
reiches Wirken bestimmten den Tenor auf der
Hauptversammlung des OHM am 28. Novem-
ber im Sitzungssaal des Museums.
In den neuen Vorstand wurden gewählt: Dieter
Lonchant (Vorsitz des Museumsvereins und Mu-
seumsleiter), Karl-Heinz Schroeder (allg. Vertre-
ter, Haushalt, Personal, Verwaltung; Beauftragte:
Albin Broszeit (Gebäudemanagement, Hausin-
spektor), Walter Gleich (Archiv), Inge Koslowski
(Protokoll, Mitgliederbetreuung), Teresa Lon-
chant (Besucherdienst), Colm ó Torain (Kultur),
Jan Peter Schicht (Veranstaltungen) und Günter
Winckler (Ausstellungen). Beisitzer wurden: Wer-
ner Grubert, Werner Hoffmann, Werner
Schlagowski und Rosemarie Volger. Besucher-
dienst: Sieglinde Broszeit, Johanna Nagel, Karin
Tams.
OHM-Hauptversammlung würdigte ehrenamtliches Engagement:
Dieter Lonchant und Karl-Heinz Schroeder
einstimmig wiedergewählt
▲ Auf der Hauptversammlung wurden von OHM-Chef
Dieter Lonchant für ihr herausragendes Engagement im
Besucherdienst geehrt (v.l.n.r.): Teresa Lonchant, Johanna
Nagel und Karin Tams. Der Generalvertreter der Privatbrau-
erei Barre, Uwe Sander, erhielt in Anerkennung der dem
Museum gewährten Unterstützung, eine „Bartensteiner
Wanduhr“. Im Zuge der Ehrung kündigte Lonchant für die
Amtszeit 2008/2009 die Vervollkommnung der Dauerausstel-
lungen und weitere Projekte zu Geschichte und Kultur an.
7. Jahrg. 2008 / 25 NEUE ZEITUNG Seite 3
.
BdV-Präsidentin Erika Steinbach hatte die
Idee: Angesichts der vielen Gedenkstätten für
Menschen, denen von deutscher Hand grausa-
mes Verbrechen angetan worden war, sollte
auch den über 12 Millionen deutschen
Vertriebenen ein Denkmal für erlittenes Leid
und Elend werden, ein museales Forum,
genannt „Zentrum der Vertreibungen“.
Was die MdB mit Gefolge hätte wissen müssen:
die alten Ressentiments gegen die Vertriebenen -
im In- und Ausland - trotz beschworenem Willen
zur Versöhnung - als Hort der Reaktion ver-
schrien - waren längst nicht vergessen. So drohte
dem Projekt bereits vom Anfang her Unheil. Nun
sieht es so aus, dass die Gegner – unterstützt
durch außenpolitisch geprägte Befindlichkeiten –
vorankommen, weil auch die Freunde in Berlin
kalte Füße bekommen und heimlich zum Rück-
zug blasen. Zumindest ist man dabei, entgegen
der ursprünglichen Absicht, dem Vorhaben zu-
nehmend fremde Züge und andere Begleiter zu
geben. Um zu retten, was noch zu retten ist,
scheint die BdV-Präsidentin nun alles mitzuma-
chen, was da verhandelt wird, obwohl mächtige
Kräfte ihr bereits ungerührt die rote Karte zei-
gen. Es gibt nicht wenige, die den Vertriebenen
anraten, sich von den heiß ersehnten öffentlichen
Millionen und persönlichen Pfründen loszusa-
gen, selbst zu handeln und damit mögliche Gän-
gelungen bei Konzeption und inhaltlicher Ver-
wirklichung des „Zentrums“ auszuschließen.
Das heißt, die Vertriebenen müssten – womög-
lich ein letztes Mal - Kraft, Mut und Mittel auf-
bringen, für die eigene Sache. Die gigantischen
Pläne wären damit dahin. Doch vor dem scheib-
chenweisen „Aus“ wäre das „Zentrum“ gerettet.
,
Es kommentiert
Leo Warner
Droht
Erika Steinbachs
„Vertreibungs-
Zentrum“ das
heimliche „Aus“?
Seite 4 NEUE ZEITUNG 7. Jahrg. 2008/25
Als Preußen dem 1871 neu gegründeten Zwei-
ten Deutschen Kaiserreich beitrat, war Schle-
sien bereits fast 130 Jahre preußische Provinz.
In den für Österreich verlustreichen „Schle-
sischen Kriegen“ 1740-1742, 1744-1745 und
dem „Siebenjährigen Krieg“ 1756-1763 waren
Nieder- und Oberschlesien an Preußen gefallen.
Der südöstlich gelegene oberschlesische Teil ent-
wickelte sich zu einer bedeutenden Industriere-
gion: Bergbau, Schwerindustrie, Porzellan, Glas.
Aber auch das durch seine fruchtbaren Böden
landwirtschaftlich geprägte nordwestlich gelegene
Niederschlesien trug zum Wohlstand der Provinz
bei: Viehzucht, Tuche, Zucker.
Aufgrund der im „Wiener Kongress“ (1814-15)
beschlossenen Gebietserweiterungen um Lauban,
Görlitz und Hoyerswerda zählte Schlesien seiner-
zeit etwa 3,5 Mio. Einwohner bei einer in drei
Regierungsbezirke aufgeteilten Fläche von um
40.318 Quadratkilometern. Provinzhauptstadt war
Breslau, die sechstgrößte Stadt im Reich.
Die
Preussische
Provinz
Schlesien
In Schlesien dominierten 1871 zwei Volksgrup-
pen: 2,8 Mio. Deutsche und ca. 600.000 Polen,
die überwiegend im Raum Oppeln – Beuthen an-
sässig waren. Dazu traten noch ca. 100.000
Wenden.
1903 erlaubte das Deutsche Reich den Polen eine
eigene Repräsentation, die bei den Reichs-
tagswahlen 1912 14,3 Prozent der Stimmen er-
hielt. Die Folgen ethnischer Konflikte wurden
nach den beiden Weltkriegen besonders deut-
lich. Nach dem Willen der Siegermächte fiel
Oberschlesien (Konferenz von Versailles, in
Kraft 10. 1. 1920) und schließlich auch Nieder-
schlesien (Potsdamer Abkommen, beschlossen
2. 8. 1945 - Oder-Neiße-Linie) an Polen.
Südlich der von der Oder geprägten Tieflands-
bucht bildet die Bergkette der Sudeten aus Iser-
und Riesengebirge mit der Schneekoppe, dem
Glatzer Bergland und dem Altvatergebirge eine
natürliche Grenze. Der Annaberg ist das oft hart
umkämpfte Wahrzeichens Oberschlesiens.
► Provinzhauptstadt Breslau (Foto 1895)
7. Jahrg. 2008 / 25 NEUE ZEITUNG Seite 5
Körperertüchtigung
und nationale Einheit:
Turnvater Jahn und die
Deutsche
Turnbewegung
terdrückte Bewegung formierte sich wiederholt
neu und paßte sich in ihrer Entwicklung den
Strömungen der jeweils dominierenden poli-
tisch-gesellschaftlich Umwelt und dem Zeitgeist
an. Vereine schossen wie Pilze aus dem Boden
und verschwanden oft wieder sang- und klang-
los. Bestand hatten jedoch die bereits ab Anfang
1800 eingerichteten und stets erweiterten und
modernisierten Sportanlagen.
Heute hat die Turnbewegung nur noch wenig mit
den Jahnschen auch auf Wehrertüchtigung zie-
lenden Idealen gemein.
Es dominieren sportliche Funktionen. Geblieben
ist das einigende von Jahn ausgegebene Motto
der Bewegung: „Frisch, Fromm, Fröhlich, Frei“.
Eines der erklärten Ziele der Turnbewegung
des 19. Jahrhunderts war die nationale Ein-
heit. Der Name des Turnpioniers Friedrich
Ludwig Jahn (1778-1852) ist verbunden mit
dem Leitbild einer bürgerlich-freiheitlich
geprägten Gesellschaft.
Turnen bedeutete über den größten Teil des 19.
Jahrhunderts hinweg mehr als nur
schweißtreibende Leibeserziehung. Die
Körperertüchtigung stellte zugleich einen
hochpolitischen Akt dar, ein Bekenntnis zu
deutscher staatlicher Einheit und zu bürgerlicher
Freiheit. Turnvereine begriffen sich als
Keimzellen einer wehrhaften, mündigen und
klassenlosen Bürgernation.
Die von wechselnden Herrschern mehrfach un-
Turnvater Jahn, wie Friedrich Ludwig Jahn genannt
wird, ist der Gründervater der Turnbewegung im 18.
Jahrhundert. Seine visionäre Verschmelzung einer na-
tionalistischen Idee mit der körperlichen Ertüchtigung
machte ihn zu einer vaterländischen Persönlichkeit.
Seite 6 NEUE ZEITUNG 7. Jahrg. 2008 / 25
Stahlbau Vieregge GmbH & Co. KG Telefon (05021) 97 46-0 Schipse 6 Telefax (05021) 6 26 25 31582 Nienburg
◄ Dreißig Teilnehmer
zählte das 4. internationale
Symposium des OHM, das
im November 2007 stattfand
und das dem Thema: „Alte
Heimat – Neue Heimat“
gewidmet war.
Heimatvertriebene und Hei-
matverbliebene aus Nien-
burg und der polnischen
Partnerstadt Bartoszyce /
Bartenstein (Ostpreußen)
diskutierten mit Referenten
aus beiden Ländern die Ent-
wicklungen in ihren Heimat-
gebieten.
Ein Besichtigungsprogramm
rundete die Tagung ab.
► Zum traditionellen Kaminabend trafen sich zwi-
schen Weihnachten und Jahreswechsel Mitarbeiter
und Angehörige der Museumsführung und ließen
das für das OHM erfolgreiche Jahr 2007
stimmungsvoll ausklingen. Verantwortlich für
Betreuung und Organisation waren Teresa
Lonchant und Günter Winckler mit ihren Teams.
Ehrengast war neben dem Holtorfer Bürgermeister
Gerhard Munk die Verlegerin von „Die Harke“ und
„Harke am Sonntag“ Renate Rumpeltin. Zuvor
hatte OHM - Chef Dieter Lonchant den Aktiven für
ihr ehrenamtliches Engagement gedankt und die
neuen Projekte für 2008 vorgestellt. Vordringlich ist
die Überarbeitung und Erweiterung der Sonderaus-
stellung “Partnerstadt Bartenstein / Bartoszyce“.
Lebendiges Museum
Historisches
Museum
7. Jahrg. 2008 / 25 NEUE ZEITUNG Seite 7
.
Neuheiten in der Abteilung Preußen:
Kavallerie-Zündnadelkarabiner und Kürass
der Paradeuniform des Garde du Corps
▲ Preußischer Husar mit Zündnadelkarabiner und Kavallerie-
säbel während des Deutsch-Französischen Krieges (1870-71).
▲ Preußischer Zündnadelkarabiner: Handfeuerwaffe der preußi-
schen Kavallerie, Abart des von Nikolaus von Dreyse 1827 ent-
wickelten Zündnadelgewehrs (Vorderlader), im April 1857 technisch
verbessert, als Hinterlader bei der Truppe eingeführt.
Geschossen wurde zunächst mit Schwarzpulver-Papierpatronen, die
das Zündmittel enthielten. Bei der neuen Ausführung wurde durch
einen Stahlstift gezündet. Die dadurch gesteigerte hohe Feuerrate
wirkte sich im Deutsch-Französischen Krieg (1870 / 71) als kriegsent-
scheidend aus.
Die im OHM ausgestellte Waffe wurde 1879 in der „Königlich
Preußischen Gewehrfabrik Berlin-Spandau“ hergestellt.
▲ Standartenträger im Kürass,
Garde du Corps, Garnison Potsdam
Das „Garde du Corps“,
ein von Friedrich dem
Großen (1740-86) auf-
gestelltes Garde-Küras-
sier-Regiment, war eine
in Potsdam stationierte
Eliteeinheit der preus-
sischen Armee.
Teil der Paradeuniform
war ein blank geputz-
ter, metallener Brust-
harnisch, der Küraß.
Der in der Abteilung
„Preußen“ des OHM
gezeigte Harnisch ist
eine Leihgabe aus der
Sammlung des „Preus-
senmuseums Nordrhein-
westfalen“ in Minden.
Er stammt von einem
Kürassier der Potsdamer
Garnison.
7. Jahrg. 2008 / 25 NEUE ZEITUNG Seite 8
Das Dreikaiserjahr 1888
In nur einem einzigen Jahr erlebten
die Deutschen drei Kaiser: Der greise
Kaiser Wilhelm I. starb mit fast 91
Jahren am 9. März 1888.
Er hatte Deutschland unter Bismarcks
weiser Führung zur europäischen Groß-
macht geformt und die Tradition betont.
Stets volksnah und dem einfachen Leben
verhaftet, war der Monarch bereits zu
Lebzeiten zur Legende geworden. Zu
einem Marschlied sang man nach seinem
Tod: „Wir wollen unseren alten Kaiser
Wilhelm wieder haben“.
Ihm folgte auf dem Thron sein tod-
kranker Sohn Friedrich III.
Mit ihm verbanden sich große Hoffnun-
gen auf liberale Reformen und eine
weitere Parlamentarisierung des Reichs.
Aber dem kranken Kaiser fehlten Kraft
und Zeit, sich gegenüber dem Zeitgeist
zu positionieren. Er starb 99 Tage nach
seiner Thronbesteigung am 15. Juni
1888.
Sein Sohn Wilhelm II., der das
Kaiserreich zur Weltmacht führen
sollte, war sein Nachfolger.
Sein politischer Stil vertrug sich nicht mit
der Art des alten Reichskanzlers Otto
von Bismarck. Kurz nach seiner Thron-
besteigung entließ er den erfahrenen
Staatsmann. Die Presse schrieb: „Der
Lotse geht von Bord“.
Wilhelm II. war der letzte preußische
König. Als letzter deutscher Kaiser stand
er dreißig Jahre an der Spitze des Zweiten
Deutschen Reiches. Er war die Zen-
tralfigur einer schwierigen Epoche
deutscher Geschichte, die nach ihm die
„wilhelminische“ genannt wird. Obwohl
im Konflikt zwischen Tradition und Mo-
derne, machte er Deutschland zur stärk-
sten Industrienation Europas.
Am Ersten Weltkrieg fällt ihm nicht die
alleinige Schuld zu. Im Alter von 82
Jahren starb er im holländischen Exil am
4. Juni 1941.
▲ Zum Gedenken an das Dreikaiserjahr entstanden
Schmuckblätter wie dieses mit den Bildnissen von
Wilhelm I. (oben), Friedrich III. (links), Wilhelm II.
(rechts) und dem Reichswappen in der Mitte.
7. Jahrg. 2008 / 25 NEUE ZEITUNG Seite 9
Das Automobil, das selbst fahrende
Vehikel, gehört zu den uralten Mensch-
heitsträumen von Mobilität. Ende des
19. Jahrhunderts verwirklichten die
Erfinder Gottlieb Daimler und Carl
Benz unabhängig voneinander diesen
Wunsch auf ganz unterschiedliche
Weise.
Mit der zunehmenden Industrialisierung
Deutschlands Mitte des 19. Jahrhunderts
beschleunigte sich der Bau von Kraftwa-
gen, zunächst angetrieben mit Hilfe nicht
ungefährlicher Dampfmaschinen. Ein für
den individuellen Verkehr geeignetes Fahr-
zeug fehlte jedoch.
Ab 1882 machten sich in ihrer Versuchs-
werkstatt im württembergischen Cannstatt
der Maschinenbauer Gottlieb Daimler und
sein Kompagnon Wilhelm Maybach daran,
den Viertaktmotor des von ihnen erworbe-
nen Patents Otto, zur Massenmotorisierung
zu entwickeln. 1886 verbanden sie den
Motor mit einer Kutsche und demonstrier-
ten die Möglichkeiten ihres Antriebs.
Im badischen Mannheim machte sich 1877
Carl Benz daran, ein selbst bewegliches,
schienenloses Fahrzeug zu bauen. Er kon-
struierte in seiner „Rheinischen Gasmo-
torenfabrik“ einen 0,8 PS starken Vier-
taktmotor mit einer elektrischen, der so
genannten Summerzündung, für ein Ve-
hikel, das er 1886 zum Patent anmeldete,
Das Automobil als Massenprodukt des
modernen Straßenverkehrs war geboren.
Käufer in größerer Zahl fanden sich aber
erst nach der Weltausstellung 1889 in Pa-
ris. Später verbanden sich die Nachfolger
der Erfinder zur Daimler-Benz AG.
Die
Erfindung
des
Automobils
1886 baute Gottlieb Daimler das von ihm als „Benzin-
kutsche“ bezeichnete Fahrzeug, das noch stark an
einen eleganten Viersitzer hinter einem Pferdegespann
erinnerte.
Seite 10 NEUE ZEITUNG 7 Jahrg. 2008 / 25
Landsmannschaften
POMMERN Do. 06. 03. 15.00 Uhr OHM Pommernnachmittag
Do. 03. 04. 15.00 Uhr OHM Pommernnachmittag
OST/WESTPREUSSEN–DANZIG
Fr. 15. 02. 15.00 Uhr OHM Jahreshauptversammlg..
Fr. 14. 03. 15.00 Uhr OHM Schabber- u. Lesestd.
Fr. 25. 04. 15.00 Uhr OHM Schabber- u. Lesestd.
Freundeskreise
BERLIN-BRANDENBURG
Fr. 11. 04. 16.00 Uhr OHM „Kamerun-Expedition“ Lichtbildervortrag des Arztes und
Tropen-Forschers Dr. Kümritz
EYSTRUP (VdV) Gasthaus Parrmann, Eystrup
Sa. 15. 03. 15.00 Uhr Heimatabend
UCHTE Lindenwirt, Uchte
Mi. 27. 02. 16.00 Uhr Plaudernachmittag
DIEPENAU (Termine werden noch bekannt gegeben)
Überseetage
im OHM Fachtagung vom 11. – 13. 04. 2008
mit öffentlichen Veranstaltungen
Dr. Manfred Kümritz:
„Meine Kamerun-Expedition 1973“ Dokumentarfilm:
„Unter Kaiserlicher Flagge“
▲ Vor der Kulisse mit Blick auf „Unter den Linden“ und den
geplanten Neubau des Berliner Stadtschlosses verhandelten
jetzt im Rathaus Hannover Dieter Lonchant und Günter
Winckler mit dem Niedersachsen-Beauftragten des „För-
dervereins Wiederaufbau Stadtschloss Berlin“, Mark Pie-
weck, (Bildmitte), über eine Zusammenarbeit mit dem OHM.
OHM plant Schlesien-Galerie
Die Abteilung „Schlesien“ im OHM wird neu gestaltet.
Dabei soll an einer 9 m langen und 3 m hohen Wand eine
Gemäldegalerie entstehen, die großformatige Bilder
präsentiert mit Landschaften und historischen Szenen.
Das Museum sucht zu vorhandenen Gemälden noch
repräsentative Leihgaben, die die ehem. preußische
Provinz eindrucksvoll vorstellen.
Die Bilder werden versichert, auf Wunsch mit Hinweis
auf den Leihgeber ausgeschildert und bei Bedarf jeder-
zeit rückerstattet. Wer stellt eine Leihgabe?
OHM, Tel:. 05021 / 91 15 63 (Frau Pohlmann)
7. Jahrg. 2008 / 25 NEUE ZEITUNG Seite 11
.
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Alt-Berliner
Schusterpastete
Der Fischauflauf im Fischerkietz
Zutaten: 800 g Kartoffeln, 400 g weichgekochtes
Suppenfleisch, 1 große Zwiebel, 100 g magerer
Speck, 2 Herings- oder Matjesfilets, 1 Bund
Petersilie, ¼ Liter Milch, 3 Eier, Pfeffer aus der
Handmühle, 3 Esslöffel geriebener Schweizer Käse,
3 Esslöffel geriebenes Weißbrot, 100 g Butter.
Anwendung: Die gekochten und gepellten
Kartoffeln sowie das Suppenfleisch in Scheiben
schneiden.
Speck und abgezogene Zwiebel in Streifen
schneiden und in etwas Butter anschwitzen.
Diese abwechselnd mit den Kartoffeln, dem
Suppenfleisch, den in Stückchen geschnittenen
Heringsfilets und der gehackten Petersilie in eine
ausgebutterte Auflaufform geben. Die Milch mit
dem Ei verrühren, mit Pfeffer würzen und über die
Kartoffeln gießen.
Mit Käse und geriebenem Weißbrot bestreuen,
Butterflöckchen draufsetzen und etwa 40 Minuten
bei 200 Grad im vorgeheizten Ofen backen. Die
letzten 5 Minuten auf Oberhitze stellen.
◄ Die Schuhmacher-Werkstätten in der Alt-Berliner Paro-
chialstraße, zwischen Jüdden- und Spandauer Straße (heute
verschwunden) Mitte des 19. Jahrhunderts.
Seite 12 NEUE ZEITUNG 7. Jahrg. 2008 / 25
12. Nov. 1683: Rettung des Abendlandes
Mehrfach versuchten die Türken ihr Reich
nach Westen auszudehnen und führten des-
halb seit 1526 Krieg mit Österreich. 1683
drangen sie zum fünften Mal auf österrei-
chisches Gebiet vor und begannen Wien, die
Hauptstadt des habsburgischen Reiches, zu
belagern. Doch von einem Ersatzheer wurden
sie besiegt.
Als Schutzherr der abendländischen Christenheit
hatte Kaiser Leopold I. mit anderen christlichen
Fürsten, wie dem polnischen König Johann III.
Sobieski, ein Bündnis geschlossen. So vereinigte
sich im August 1883 bei Tulln ein Ersatzheer zur
Befreiung Wiens. Zum Zeitpunkt höchster Not
traf das Heer auf dem Kahlen Berg bei Wien ein,
griff die überraschten Türken an und vertrieb sie.
Damit war die „Türkengefahr“ für das Abend-
land zunächst gebannt. Zugleich begann die
Neubesiedlung der nach dem Sieg über die
Türken wiedergewonnenen Gebiete Ungarns, die
von den Türken total ausgeplündert und
verwüstet zurückgelassen worden waren.
Die Türken
vor Wien
Vor Wien gelang es 1683 zum zweiten Mal die Türken zu-
rückzuschlagen. Das Gemälde zeigt den verwundeten Stadt-
kommandanten Rüdiger Graf Starhemberg, der auf den
Wällen Wiens die heldenhafte Verteidigung befehligt.