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Issa, Fadia und ihre Kinder aus Syrien Der taubblinde Junge Hammaam aus Libyen Hörgeräte von Gehörlosen für Gehörlose im Irak Winter 2013 P.O. Box 15, Salt 19110, Jordanien. Tel.: +962 5 3554953 Fax: +962 5 3554951, E-Mail: [email protected] ,,Und genauso möchte er noch heute in Ihrem Wohnzimmer, in unseren täglichen Leben, in unseren Herzen geboren werden!” Gott sorgt In dieser Ausgabe:

Newsletter des Holy Land Institute for the Deaf, Winter 2013

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Newsletter des Holy Land Institute for the Deaf, in Salt, Jordanien. Winter 2013

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Page 1: Newsletter des Holy Land Institute for the Deaf, Winter 2013

Issa, Fadia und ihreKinder aus SSyyrriieenn

Der taubblinde JungeHammaam aus LLiibbyyeenn

Hörgeräte von Gehörlosenfür Gehörlose im IIrraakk

Winter 2013

P.O. Box 15, Salt 19110, Jordanien. Tel.: +962 5 3554953Fax: +962 5 3554951, E-Mail: [email protected]

,,Und genauso möchte er noch heute in Ihrem Wohnzimmer, in

unseren täglichen Leben, in unseren Herzen geboren werden!”

Gott sorgt

In dieser Ausgabe:

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Liebe FreundeWie ist Weihnachten in einem subtropischen Land, wo das Wetter mild undSchnee nur ein seltener Überraschungsgast ist? Tannen fühlen sich hier unwohl,der Mond liegt auf dem Rücken und die Sterne scheinen sich alle an eine falscheStelle verirrt zu haben. Viele Häuser, besonders die Kirchen, werden mit Plastik-weihnachtsbäumen, bunten Dekorationen und Lichtern dekoriert. Die Bilder vomStall mit Jesus’ Familie, den Hirten und den Weisen aus dem Morgenlandsind allgegenwärtig. Aber den Schafen fehlen deren typisch fetten Schwänze unddie lange Wolle, der Esel hat kein schwarzes Kreuz auf dem Rücken und derOchse sieht eher aus wie eine Kuh statt wie ein Büffel. Und irgendwie wird auchnoch der Weihnachtsmann mit seinen Geschenken in dieses Bild hineingebastelt,obwohl niemand wirklich weiss, woher – buchstäblich und übertragen – dereigentlich herkam. So wird einem orientalischen Feiertag westlich gefeiert.

Dabei ist Bethlehem, wo Jesus der Messias geboren wurde, so nahe. Wennwir abends an den Stadtrand von Salt fahren, sehen wir die Lichter von Beth-lehem auf der anderen Seite des Jordantals, kaum 20 km Luftlinie entfernt.Damals war Bethlehem nur ein Weiler mit gefühlt 25 Häusern, bewohnt vonMenschen, von denen die meisten stolz auf ihre Abstammung von König DavidsStamm verweisen konnten. Jedes Haus und jede Wohnhöhle hatte einenGästeraum auf dem Dach oder neben der Eingangstür. Es war eine Ehre, dieVerwandten in seinem Gästeraum oder seinem „Gasthaus” beherbergen zukönnen und so rangen alle Familien darum. Ein Hotel wurde nicht benötigt, da eskeine Möglichkeit gab, nicht bei den Verwandten zu einzukehren – das hätte dieVerwandten nämlich beleidigt und das ist hier heute nicht anders.

Als der römische Cäsar eine Volkszählung anordnete, musste sich jeder imDorf oder der Stadt seiner Vorfahren registrieren lassen. Es wurde schnell rechtvoll in Bethlehem und die wichtigen Familien und führenden Personen bekamennatürlich die besten Gästeräume. Der Zimmermann Josef und die schwangereMaria hingegen kamen zu spät. Sie versuchten es bei ihren Onkeln und Tanten,aber es gab in deren „Gästeräumen” - oder im „Gasthaus”, wie es in der Bibelheisst - keinen Platz mehr für sie. Schliesslich hatte wohl jemand Mitleid mitMaria und nahm sie in sein typisch orientalisches Bethlehem-Haus auf: Eingrosser Raum oder eine Höhle mit einem erhöhten Bereich auf der Seite, der alsWohn- und Schlafzimmer diente. Ein zweiter erhöhter Bereich diente als Kücheund Lager. Im Sommer waren die Tiere draussen aber im Winter wurden siedrinnen als eine Art Zentralheizung auf der tieferen Ebene gehalten. Stellen Siesich nun also Hühner, Schafe, Ziegen, wohl auch ein Büffel, eine Katze wegenden Ratten, ein Wachhund, ein Esel, eine Krippe und viel Stroh vor.

Als nun die Zeit für Maria gekommen war, streute die Gastgeberin – MariasTante(?) – wohl viel Stroh auf dem Boden, schuf einen Platz für Maria, scheuchtedie Kinder und Tiere hinaus, tat Stroh in die Krippe, um sie als Wiege benützenzu können und half Maria bei der Geburt ihres Erstgeborenen, Jesus! Genau wiees Mathilda, die alte Hebamme von Salt, getan hätte. Ich würde Ihnen liebend

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„Maria gebar ihr erstes Kind, einen Sohn. Sie wickelte ihnin Windeln und legte ihn in eine Futterkrippe, weil es im

Gasthaus keinen Platz für sie gab.” Lukas 2, 7

Brief

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Brief

Was spüren wir vom Krieg in Syrien?Oft werden wir gefragt, wie starkuns der Krieg in Syrien berührt undob er unser Leben beeinflusst odereinschränkt. Von der Gewalt, der Unsicherheit undden Wirren des Krieges bekommt manhier in Jordanien nichts mit. Die Lageist absolut stabil und das öffentlicheLeben funktioniert einwandfrei.Jordanien hat allerdings mittlerweilerund eine dreiviertel Million syrischeFlüchtlinge aufgenommen. Nur ein Teildieser Menschen landet im Za’atari-Flüchtlingslager (Seite 11) an derGrenze, das mittlerweise 178’000 Einwohner zählt. Viele leben in den Städten.Das führt zu einer Wohnungsknappheit und einer Erhöhung der Mieten undLebensmittelpreise. Das merken dann auch die Jordanier, selbst wenn es sonstfriedlich ist. Nur wenn ein Syrer von Familie und Freunden aus Syrien erzählt,wird einem auf einmal klar, wie nah der Krieg doch ist.

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gerne die „Häuser” in Salt zeigen, die genauso aussehen wie das, in dem Jesusder Messias, der Sohn von Maria und Josef dem Zimmermann, der Sohn Davids,der Sohn Gottes, geboren wurde. Nicht in einem Stall, sondern in einem Wohn-und Schlafzimmer. Und genauso möchte er noch heute in Ihrem Wohnzimmer, inunseren täglichen Leben, in unseren Herzen geboren werden! Welch herrlichesWeihnachtswunder.

Im Namen der Mitarbeiter und Kinder wünsche ich Ihnen Gottes Segen undfrohe Weihnachten, Bruder Andrew

Herr Jesus, du weisst, wie es ist, ein Flüchtling zu sein!

In Bethlehem hattest du kein Zuhause und nachdem du auf die Welt kamst,musstest du in Ägypten Zuflucht suchen, weil die Autoritäten dich töten wollten.Du hast alles verloren und wurdest hungrig und entblösst, durstig und kalt. Sie

nahmen dir alles und was dir blieb, waren ein paar Leute (Familie, Freunde,Fremde?), die kamen, um deine Last tragen zu helfen und deinen Durst zu

stillen. Du warst ein Gefangener; Wie die Menschen in einem Flüchtlingslageroder jene, eingesperrt in ihren Gedanken. Und am Ende wurdest du im Grab

eines anderen fast schon wieder als Flüchtling bestattet.Herr Jesus, in Namen Gottes, lass uns bei denen sein, die Trost, Essen und

Wasser und ein ermutigendes Wort bringen. Hilf uns, damit wir für die Kleinensorgen und ihnen Würde und Hoffnung geben können. Und mögen wir dann diesanft gesprochenen Worte hören: „Was du getan hast einem von diesen meinen

geringsten Brüdern, das hast du mir getan. Gehet in Frieden!” Amen.

Allgemeine Neuigkeiten

Unsere Kinder friedlich auf einenSpaziergang. Keine Spur von Krieg.

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Wir benötigen dringend einen dynamischen Leiter für die Audiologie-Abteilung.

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Fadia und Issa sind beide in christ-lichen Familien in Damaskus aufge-wachsen. Issa hat eine, Fadia hat zweigehörlose Schwestern. Als Kindergingen sie in eine Gehörlosenschule inDamaskus und waren ab der 4. KlasseKlassenkameraden. In Syrien konntengehörlose Kinder damals nur bis in die6. Klasse gehen und haben bis heutenicht die Möglichkeit einen gutenAbschluss oder gar die Matura (Abitur)zu machen. Nach der Schule arbeiteteIssa als Schreiner und später alsMaler, Fadia kam nach langer,erfolgloser Suche als Hilfskraft ineinem Frisörladen von Verwandtenunter. Später heirateten sie undbekamen zwei Töchter.

BesuchVor elf Jahren besuchte BruderAndrew eines Tages Fadias Tante undOnkel in Damaskus. Der Onkelarbeitete ehrenamtlich als Gebärden-sprachdolmetscher und die Tante hatte

den Wunsch, in der Kirche Klubs undSonntagsschule für Gehörlose aufzu-bauen. Als sie darüber diskutierten,erfuhr Bruder Andrew von ihrer ge-hörlosen Nichte, der kleinen, cleveren,6-jährigen Jiana (rechts). Diese gingnicht zur Schule, weil ihre Eltern mitden Gehörlosenschulen in Syrien nichtzufrieden waren und wollten, dassJiana einen guten Schulabschlussmachen konnte. So wussten sie nicht,was sie mit ihr machen sollten. BruderAndrew schlug vor, dass gleich dieganze Familie nach Jordanien ziehensollte, anstatt Jiana ganz alleine inunsere Internatsschule zu geben. Esgab bei uns Arbeit für einen Maler wieIssa und Fadia würde beim Unter-richten helfen können. Zwei Jahrespäter zog die Familie nach Jordanien.Der Abschied von Freunden undVerwandten in Syrien und das vielweniger freie und Punkto Kleidung,etc. konservativere Leben in Jordanienwaren zuerst schwierig für Fadia und

Fadia und Issa sind ein gehörloses Ehepaar, die beide im Institutarbeiten. Er ist Malerausbildner, sie arbeitet als Kindergärtnerin, und siehaben drei Kinder: Julia (20) ist hörend, Jiana (16) ist gehörlos und derkleine Jonny (5) ist auch hörend. Sie wohnen nun seit neun Jahren hierin Jordanien, doch ursprünglich sind sie aus Syrien.

„„GGootttt hhaatt ddaass wwuunnddeerrbbaarr ggeeffüühhrrtt..””

Interview

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Issa. Doch sie betonen, dass dasWichtigste für sie ihre Tochter undderen Ausbildung war.

Drei KinderMittlerweile ist Jiana eine unsererbesten Schülerinnen und nimmt allesWissen wie ein Schwamm auf. Ihreältere, hörende Schwester Julialernte natürlich als Kind die Gebär-densprache als ihre Muttersprachevon ihren Eltern und ist nun unsereSchul-Gebärdensprach-Dolmetscherin.Nach langer Suche aufgrund der be-schränkten finanziellen Mittel derFamilie hat sie nun endlich einenStudienplatz an einer Hochschulegefunden und studiert seit OktoberEnglisch. Neben ihrer Arbeit in derBerufsausbildung und im Kindergartenengagieren sich Issa und Fadia in derSonntagsschule, Kapelle und im Klub.2008 bekamen Julia und Jiana einenkleinen, hörenden Bruder Jonny. Ergeht in eine Privatschule, was dieFamilie zusätzlich finanziell belastet.

KriegDie Familie ist sehr dankbar dafür,dass sie diesen schrecklichen Krieg inSyrien nicht miterleben müssen. 2011war das letzte Mal, dass Fadia mit denKindern in Syrien war. Ihre und Issas

Verwandte einschliesslich den zweibetagten Grossmütter leben in stän-diger Angst in Damaskus. Wenn sichFadia mit ihren Verwandten über„Skype” unterhält, bricht es ihr fastdas Herz, da sie sieht, wie ange-spannt diese sind und das Gesprächimmer wieder unterbrechen, wenn siein der Nähe Schüsse hören. Ein Ver-wandter von Fadia wurde erschossen,und die Wohnung ihrer Mutter wurdeteilweise zerstört. Die Flucht nachJordanien ist aber keine Option, da sieihre Häuser nicht der Plünderung undZerstörung preisgeben wollen.

Gottes FührungDie Familie musste ihre Verwandtenund Freunde verlassen und in einanderes Land gehen, nur um eineSchule für ihre gehörlose Tochter zufinden. Aber die ganze Familie wurdezu einem Segen und eineBereicherung für unsere Schule. EinesTages möchten sie wieder zurück nachSyrien gehen, aber erst wenn Jianaihre Schule und auch ein Studium inJordanien abgeschlossen hat. Fadiasagt abschliessend: „Wir sind sehrdankbar, dass Bruder Andrewdamals nach Syrien gekommen istund wir nun hier sein können.Gott hat das wunderbar geführt.”

Fadia unterrichtet Ali, der erstmit neun Jahren zur Schule kam

und nun viel aufzuholen hat

Issa lehrt zwei Jungen an, die beide Mohammed heissen

Interview

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Schule - SchülerInnen

Die Wege der SchulabgängerEs ist spannend mitzuverfolgen, wasaus unseren Schulabgängern wird. Alle fünf Mädchen der letztjährigen 12. Klasse haben die Abschlussprüfungenim Sommer bestanden. Nun studierenvier von ihnen. Da das fünfte Mädchen inBethlehem wohnt, ist es schwierig fürsie, dort oder in Jordanien eine Studien-möglichkeit zu finden. Die drei Jungenhaben es leider noch nicht geschafft.Jetzt bereiten sie sich intensiv auf dieWiederholungsprüfungen im Januar vor. Zwei von ihnen machen das zu Hause,Salah (Foto S. 8) dagegen arbeitet neben den Lernvorbereitungen bei uns im In-ternat und in der Berufsausbildung. Auch die HLID-Exschülerinnen Razan (l.),die im Sommer ihre Berufsausbildung erfolgreich beendet hat, und Ala’ (r.), die2011 die Schule abgeschlossen hat und nun Heilpädagogik studiert, arbeiten nunin unserem Institut. Sie helfen in der Taubblindenabteilung und unterstützen alsBetreuerinnen der Mädchen die Internatsleiterin Ahlam (Foto S. 10) und Ayda(Mitte), die seit Januar neu Hausmutter ist.

Neues WissenszentrumIm Sommer gab es im Schulgebäude einige Ver-änderungen, um ein modernes „Wissenszen-trum” zu schaffen, wo alle auf ihre Weise lernenund wachsen können.Dieses Wissenszentrum ist ein Teil von „Wissensmana-gement”, was wir bald einführen werden, und beinhal-tet eine Bibliothek für Kinder und Mitarbeiter, Unter-richtsräume für Informatik, Grafik, Naturkunde,Logopädie, Gebärdensprache und Lehrerausbildung.

Diese zum Ler-nen anregendeUmgebungbringt denSchülern beimLernen und inder Freizeit vielFreude. UmRaum dafür zuschaffen, be-kam der Kin-dergarten einenneuen Platz imSchulgebäude.

SScchhllaauueerr iinn 1100 SSeekkuunnddeenn

Wissensmanagement ist ein

neues Konzept für Schule und

Verwaltung. Die Grundidee: Rohe

Daten ordnen und als Informa-

tionen möglichst einfach zu-

gänglich machen (da sie ohne

Zugang „tot” sind). Sie fangen

mittels Gebrauch, Lehren und

Übermittlung an zu „leben” und

werden in Wissen umgewandelt.

Als Sinnbild stellt man sich ro-

he Daten, die in einer Datei auf

einem Computer gespeichert

sind, vor. Diese Daten sind aber

nutzlos, wenn man die Datei

nicht finden oder den Computer

nicht bedienen kann. Wissens-

management erleichtert die

Verwaltung und hilft den Schü-

lern und Mitarbeitern ihr Wissen

individuell, kreativ und mit der

Welt vernetzt zu erweitern.

Bibliothekarin Irina unterrichtet gleichneben der Taubblindenlehrerin Samar,

welche mit Mohammed arbeitet

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Taubblindenabteilung

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Ein zweites Zuhause für HammaamDer taubblinde Junge Hammaam (7) ist seitOktober ein neuer Bewohner unseresInstituts. Er kommt aus Libyen, wo seineEltern vergebens nach einer Schule speziellfür taubblinde Kinder suchten.

Sie kamen nach Jordanien, woHammaam ein Cochlea-implantat (Bild rechts) bekam.Dank diesem künstlichen Gehörkann er Geräusche und Stimmenwahrnehmen. Allerdings klingenTöne, Sprache und Geräuscheanders als bei einem normalfunktionierenden Gehör.

In Jordanien hörten die Eltern von unserem Institutund der Taubblindenarbeit. Sie besichtigten unsereSchule und sagten, dass sie ein Geschenk Gottessei weil es ihnen sehr wichtig ist, dass Hammaametwas lernen darf und sich entwickeln kann. Zuerstwohnten seine Eltern und Geschwister in einemHotel in Amman und sahen Hammaam regel-mässig. Mittlerweile sind sie nach Libyen zurück-gekehrt und Hammaam lebt weiterhin hier bei uns.Die Eltern können es sich leisten und nehmengerne die Kosten für den Unterricht und den Wegvon Libyen nach Jordanien auf sich, um ihrenSohnemann zu sehen. Am Wochenende, wenn alletaubblinden Kinder nach Hause gehen, wird er voneiner Lehrerin betreut. Hammaam wirkt glücklich

bei uns undhat sich andie neueSituationgewöhnt. Erfindet hier durch die liebevolle Betreu-ung von Mitarbeitern und gehörlosenSchülern neue Bezugspersonen, welcheihm Nähe und Liebe geben, was dieEltern auf Distanz nicht tun können.

Allah Karim - Gott sorgt! Speziell fürdiejenigen, die klein, schwach und unbe-deutend in den Augen der Welt sind.

Hammaam mit denNacht-Betreuerinnen

Rachda, Nathalie undSana (v.l.n.r.)

Hammaam schläft am liebsten aufdem Sofa im Aufenthaltsraum einund lässt sich dann ins Bett tragen

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Hassan: Vom Hausvater zum EhemannHassan hat zuerst als Schüler, dannals Hausvater viele Jahre imInternat der Jungen gewohnt unddort grossartige Arbeit geleistet. Soist er eine wichtige Bezugspersonfür die Schüler, ein Freund von Mit-arbeitern und Freiwilligen und einegeschätzte Hilfe für Br. Andrewgeworden.Im Juni hat Hassan (r.) geheiratet undwohnt jetzt mit seiner Ehefrau in Jerash,einer Stadt, eine gute Stunde Busfahrt entfernt. Trotzdem arbeitet er weiterhinals Schreinerausbildner bei uns und wir sind froh, dass er uns so erhalten bleibt.Wir danken Hassan ganz herzlich für seinen langen, treuen Dienst und wünschenihm alles Gute und Gottes Segen im neuen Lebensabschnitt! Die Betreuung imInternat teilen sich nun der gehörlose Schulabgänger Salah (Mitte) und dieFreiwilligen Rafael (l.) und Simon (Bild S. 9).

Asma’ und Tamara in BostonAm 10. September reiste diegehörlose TaubblindenlehrerinAsma’ nach Amerika, um dortTaubblindenpädagogik zustudieren. Ihre Freundin Tamara(CH), die schon viele Jahre alsFreiwillige unter anderem auch inder Taubblindenabteilunggearbeitet hat, begleitet sie alsGebärdensprach-Dolmetscherin.Die beiden wohnen in Boston direktneben dem grossen Gelände derPerkins-School für Blinde, der weltweitführenden Einrichtung für Taubblinde.

Neben dem Besuch von Vorlesungen erweitert Asma’ in der Perkins-Schoolihre pädagogischen Fähigkeiten, indem sie die Lehrer und taubblinden Kinderim Unterricht beobachtet. Acht Stunden pro Woche arbeitet sie im Internatder taubblinden Kinder. Dort profitiert sie sehr von den Erfahrungen, die sieim HLID mit den Taubblinden gesammelt hat. Asma’ musste die amerikanischeGebärdensprache erst lernen, aber dank Gebärdensprach-Unterricht und vielüben, hat sie sich schnell einen guten Wortschatz aufgebaut. Tamara ist alseinzige Dolmetscherin für Asma’ überall dabei. Das Studium wird bis Mai 2014dauern und wird von der Perkins-School finanziert. Die ehemaligen HLID-Schülerinnen Ala’ und Razan (Fotos S. 6) bzw. Nathalie (Foto S. 7) helfenmit, die Lücken, die Asma’ und Tamara hinterlassen, zu schliessen.

Tamara (l.) und Asma’ auf demGelände der Perkins-School

Mitarbeiter & Freiwillige

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Freiwilliger sein im HLIDGerade als Einrichtung, wo Gehörlose und Hörende; Muslime und Chris-ten, Jordanier, Syrer, Ägypter, Europäer und Amerikaner arbeiten, ist esuns wichtig zu betonen, dass wir alle, gerade auch Araber und Westler,gleichwertig sind. Es geht darum, Vorurteile abzubauen, in das Lebenvon anderen hineinzuschauen und andere besser verstehen zu können.Da unsere Mitarbeiter einen verhältnisweise kleinen Lohn erhalten, bekommenmanche Freiwillige dank Unterstützung (Freunde, Organisationen, Kost und Logisim HLID) oft etwa gleichviel wie ein Mitarbeiter. Wo bleibt nun der Freiwilligen-dienst? Fast jeder Mensch tut ehrenamtliche oder unbezahlte Arbeit: Elternverein,die Kinder ins Bett bringen, Mithilfe in Gemeinde oder Jungschar. So verlangen wirvon unseren Freiwilligen, die länger bei uns sind, dass sie gerne auch etwas mehrleisten als die lokalen Mitarbeiter. Wir verstehen uns hier als grosse, „gehörlose”Familie. Jeder hat seine Aufgabe, damit alle jeden Tag gut versorgt und glücklichsind. Dabei kommt es nicht auf Arbeitsstunden, sondern auf das Herz an.

Dieses Jahr unterstützen uns fünf neue Freiwillige. Nathalie (Bild Seite 7, CH)hält bei den Taubblinden Nachtwache, Finn (2.v.r., D) übernahm die Betreuungdes taubblinden Hazem.Amrei (l., D) und Simon(2.v.l., D) kümmern sichauf dem Spielplatz und imInternat um die gehörlosenKinder und helfen im Büro.Der gehörlose Patrick (r.,NL) entwirft als Studiums-abschlussprojekt einGebäude für das Kreimeh-Zentrum und unterrichtetZeichnen und Grafik.

Wir sind immer sehr dankbar für die Kurzzeitfreiwilligen, die mit ihrer ehren-amtlichen Arbeit in ihrer Ferienzeit einen sehr wertvollen Dienst leisten. Wirdanken auch den Freiwilligen in Europa, den USA und sonstwo, die ehrenamtlichvon ihrer Zeit, Energie, Arbeit und ihres Geldes geben, um uns zu unterstützen.

Möge Gott euch alle ganz reich segnen!

Josua geht es besserJosua, der Leiter der Berufsausbildung, hatteim Sommer eine Darmkrebsoperation. Ver-mutete Ableger mussten vorsorglich mit einerkräftezehrenden Chemotherapie bekämpftwerden. Seit Ende Oktober sind er und seineFrau Dineke wieder glücklich in Salt unddanken Gott für das Privileg weiter mithelfenzu dürfen. Allah Karim - Gott sorgt.

Mitarbeiter & Freiwillige

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(Salt Training and Resource Institute for Disability, Etc. | Salt Ausbildungs- und Lehrmittelinstitut für Sonderunterricht)

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Eröffnung eines neuen Labors im IrakDer 24. September war ein grosser Tag für STRIDE, unsere irakische Mit-arbeiterin Baida (Mitte) und unsere Arbeit im Irak. Im Amal-Institut fürgehörlose Kinder in Bagdad wurde ein audiologisches Labor eröffnet.Das neue Labor versorgt das Institut und sechs weitere Schulen mit Hörgeräten.Jetzt können die gehörlosen, irakischen Ohrpassstück-Technikerinnen Hind (r.)und Iman (weisser Kittel, hinten), sowie der Hörgeräte-Techniker Mohammed

(l.), die im HLID ausgebildet wurden,anfangen zu arbeiten. Alle sind sehr frohüber die neue Station und wünschensich noch mehr solcher Einrichtungen imLand. Das Labor inklusive Einrichtungund die Ausbildung finanzierte dieChristoffel Blindenmission (CBM, D),mit denen wir gute Gespräche hatten.Nun hoffen wir, dass ein benötigtesBudget für Ausbildung für die ganzeRegion für drei Jahre genehmigt wird.

Apps und Pfannkuchen Im Sommer kamen die AmerikanerAbhi und Amy den weiten Weg, umeine Hörtest-App weiterzuentwickeln.Die Feldforschung fand im HLID und imKreimeh-Zentrum statt. Im Herbst be-kamen wir Besuch von Ria Lammers(NL), die zwei Wochen in der Verwal-tung half. Später traf eine Gruppe ausHolland ein, die alle aus Br. Andrews

Langjährige Freunde: Nellie, Ria Kolsters, Nico, Br. Andrew,

Tonny und Gerrie (v.l.n.r.) in Madaba

S.T.R.I.D.E.

Heimatstadt Dordrecht stammen. Siemachten sich in Salt mit selbst-gemachten Pfannkuchen und einerDiashow über Br. Andrews Leben sehrbeliebt. Als nächstes hiessen wir dengehörlosen Pastor Janne Rissanen mitTeam aus Finnland willkommen. ImNovember griff uns Yvonne (NL) unterdie Arme und machte Vorbereitungenfür unser Goldenes Jubiläum 2014.

Pfannkuchenplausch: Ria Kolsters(2.v.r.) mit Ahlam (l.), Ghada (Haus-wirtschaft, 3.v.r.) und den Mädchen

Allgemeine Neuigkeiten

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Aussendienst

Ein neuer Spielplatz für KreimehUnser Kreimeh-Gemeinschaftszentrum für Kinder mit Behinderungenwächst, und es finden immer mehr Kinder den Weg dorthin.Nach einem Jahr guter Arbeit haben die Eltern Vertrauen zum Zentrum. 22 ge-hörlose, blinde, körperlich oder geistig behinderte Kinder besuchen das Zentrumtäglich. Die Kinder sind zwischen drei und 14 Jahre alt. Einige werden im Zen-trum auf die normale Schule vorbereitet und wir hoffen, dass sie dort bald einenPlatz finden werden. Um mehr Kindern helfen zu können, wurde ein Familien-Besuchsdienst eingerichtet und in Zusammenarbeit mit WWHearing (World Wide

Hearing für Hilfe in Entwicklungsländern)wird das Hörgeräte-Projekt „HEARINGEXPRESS(TM)” entwickelt. Im Sommerwurde das Zentrum um einen Spielplatzerweitert. Die Spielgeräte wurden vonder jordanischen Familie Dababnehgespendet und in unserer Berufsaus-bildung in Salt hergestellt. So konntenunsere gehörlosen Jungen etwas fürandere behinderte und dazu sehr armeKinder machen.

Neues aus dem Za’atari-FlüchtlingslagerIm Dezember 2012 konnte das NETWORK des HLIDs und anderen Be-hindertenorganisationen im Za’atari-Flüchtlingslager für syrischeFlüchtlinge mit zwei Baracken ein kleines CBR-Zentrum einrichten. Dort werden Kindern mit Behinderungen und älteren Personen geholfen. Späterkamen ein Kindergarten und andere Bildungsangebote für Kinder mit Behinder-ungen dazu. Nach einem halben Jahr Arbeit können Sabri und das NET-WORK-Team stolz zurückblicken. Sie konnten über 300 Personen und Familienhelfen. Die gute Arbeit des Teams hat sich herumgesprochen, immer mehrMenschen kommen, und es gibt immer mehr Arbeit im Zentrum. Wir hoffendieses Schuljahr um 1000 Kindern und Erwachsenen mit Behinderungen helfenzu können. Dabei haben wir neu auchSchulausbildung für 200 Kinder mitBehinderungen im Angebot. Wir sindsehr froh über die Mithilfe einigersyrischer Freiwilligen. Glücklicherweisekommt die Arbeit im Flüchtlingslagernicht auf Kosten unseres Instituts,sondern wird unter anderem von der Christoffel Blindenmission (D), der Said Foundation (UK), der Episkopalen Kirche (USA) und derBritish-Jordan-Friendship-Association(UK) finanziert.

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Mitarbeiter des NETWORK-Teams zu-sammen mit syrischen Freiwilligen

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Verein in der Schweiz: FFrreeuunnddee ddeess HHoollyy LLaanndd IInnssttiittuuttee ffüürr GGeehhöörrlloossee,, JJoorrddaanniieenn

Präsidentin: Ruth Kölla, Hintermatt 26, 3624 Goldiwil. Tel.: 033 442 18 90E-Mail: [email protected]: Damaris Gugger, Aeschlisbühl 35,3617 Fahrni. Tel.: 033 437 49 53 E-Mail: [email protected] Postcheckkonto: 60-131790-4Patenschaftsekretärin: Monika Bieri-Kölla,Burgstr. 14, 3600 Thun. Tel.: 033 442 14 42E-Mail: [email protected]

www.holyland-deaf.org/ch www.holyland-deaf.org/de

Verein in Deutschland: FFrreeuunnddee uunndd FFöörrddeerreerr ddeerrGGeehhöörrlloosseennsscchhuullee iinn SSaalltt,, JJoorrddaanniieenn

Präsident: Rainer Dorsch, Waldstr. 50,71384 Weinstadt. Tel.: 07151 606499E-Mail: [email protected]. Präsi. & Schatzmeister: Thomas Rupp,Haydngasse 10, 73663 Berglen.E-Mail: [email protected] Stuttgart e. G., BLZ 600 901 00Kontonummer: 1502 872 005Patenschaften: Lena Rappl,Schnarrenbergstr. 76, 72076 Tübingen. E-Mail: [email protected]

Ein Hörender unter GehörlosenUnser Institut bietet inklusiven Unterricht für Gehörlose an. Es leben ge-hörlose und schwerhörige Kinder mit diversen Besonderheiten hier: Man-che sind taubblind, andere zusätzlich körperlich oder geistig behindert,aphasisch oder cerebral bewegungsgestört. Nun haben wir ein besonders„seltsames” Kind aufgenommen: Ala ist elf Jahre alt und … hörend!Die Mutter von Ala ist gehörlos und der Vater ist wegen dem Usher-Syndromvöllig taubblind. Deswegen können sie sich nicht um ihn kümmern. Alas ältereSchwester Do’a sorgte bis jetzt für ihn. Da diese nun geheiratet hat, suchte dieFamilie eine für sie bezahlbare Internatsschule für Ala. Die Geschwister desVaters, Yusra und Amjad, die ehemalige HLID-Schüler sind, ermutigten die

Eltern dazu, dass sie Ala ins HLID bringensollen. Da bei uns zweisprachig (Arabisch& Gebärdensprache) unterrichtet wird,kann er problemlos dem Unterricht fo-lgen. In der ersten Zeit war es für Ala indieser ungewohnten Umgebungschwierig. Er erlebte als Hörender, wie essein muss, wenn man als Gehörloserisoliert und alleine in einer hörenden Weltist. Er lernt jetzt, dass Gehörlose ganznormal sind und weder besser nochschlechter, weder schlauer noch wenigerschlau als Hörende sind. Und das istdefinitiv ein Gewinn!

Der heutige HLID-Mitarbeiter Amjad(gehörlos und schwer sehbehindert)

mit seinem hörenden Neffen Ala

Schule - SchülerInnen