Nicoletta Sanna Nathan Der Weise

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    Studia theodisca I

    Gotthold Ephraim Lessing

    Edidit

    Fausto Cercignani

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    S t u d i a t h e o d i s c a    An international journal devoted to the study

    of German culture and literaturePublished annually in the autumnISSN 1593-2478  

    Editor: Fausto Cercignani

    Electronic Edition (2011) of Vol. I (1994)

    Studia theodisca

    Founded in 1994Published in print between 1994 and 2010 (vols. I-XVII)On line since 2011 under http://riviste.unimi.it

    Online volumes are licensed under a Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivs 3.0 Unported License. 

     The background image of the cover is elaboratedfrom the original of Georg Büchner’s “Woyzeck” (F4-2v).

    http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/

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    Studia theodisca IGotthold Ephraim Lessing

    edidit

    Fausto Cercignani

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    Proprietà letteraria originariadell'Università degli Studi di Milano

    Istituto di Germanistica

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    Premessa

    Raccolgo in questo volume alcuni saggi lessinghiani offerti da studiosi ita-liani e stranieri che hanno partecipato in vario modo agli scambi e alle inizia-tive culturali dell'Istituto di Germanistica dell'Università degli Studi di Milano.Si tratta di lavori che toccano aspetti di grande rilievo nella ricerca lessin-ghiana, quali la biografia, alcune tematiche generali e le problematiche con-nesse a opere particolari.

    I compiti redazionali sono stati svolti con l'aiuto di Simonetta Sanna, chedesidero qui ringraziare per la preziosa e paziente collaborazione.

    F. C.

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    Indice

    Hans-Georg Werner -  Zwischen Kamenz und Berlin. Zu lebens-geschichtlichen Voraussetzungen der Schriftstellerexistenz

     Lessings  p. 9

    Emilio Bonfatti - « Beredsamkeit des Körpers». Lessing ovvero illamento sull'arte «perduta»  p. 27

    Gerhard Bauer -  Die nüchterne Freundschaft. Lessings Modi- fikationen eines Jahrtausendideals  p. 57

    Leonello Vincenti - Il «Philotas» di Lessing  p. 79

    Beatrice Wehrli - Strategien subversiver Parodie in Lessings«Minna von Barnhelm»  p. 93

    Luigi Quattrocchi - Il «Laokoon» e la poetica lessinghiana  p. 105

    Claus Träger - « Heute ein Dichter: morgen ein Königsmörder». Lessing und Goeze  p. 147

    Simonetta Sanna - « Nathan der Weise» o della tolleranza critica  p. 161

    Fausto Cercignani - « Nathan der Weise» tra fiaba e utopia  p. 215

    Roberta Ascarelli - Kasperl alla corte di Guastalla. Note sul personaggio di Marinelli  p. 241

     

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    Hans-Georg Werner

     Zwischen Kamenz und Berlin Zu lebensgeschichtlichen Voraussetzungen

    der Schriftstellerexistenz Lessings

    Die Untersuchung der Lebensgeschichte historischer Personen gehört - sounumgänglich sie in vielen Fällen für das Verständnis geschichtlicher Zusam-menhänge ist - zu den bedenklichsten Wissenschaftsuntersuchungen. Denn siestützt sich auf Daten, die den Kernbereich ihres Gegenstandes, also das In-nenleben eines Verstorbenen, bestenfalls reflektierend umstellen, und ist alsodarauf angewiesen, mittels historiologisch und psychologisch begründeterPhantasie die Zusammenhänge zwischen den überlieferten Daten zu rekon-struieren. Das wiederum inpliziert die ebenfalls ins Unabsehbare führendeAufgabe, zu recherchieren, welche Kontexte die Überlieferung der Daten er-

    möglicht, veranlaßt, geprägt haben, da vorauszusetzen ist, daß sowohl derMitteilungsakt als auch dessen Form, Sachgehalt und Tendenz durch das Me-dium subjektiver Interessenlagen mitbestimmt worden sind.

    Für den biographisch arbeitenden Literaturhistoriker erhalten diese Beden-ken zusätzliches Gewicht dadurch, daß autobiographische Texte und Textele-mente (inklusive derjenigen Texte, die autobiogaphisch ausdeutbar zu seinscheinen), wenn sie von Künstlern und insbesondere von Dichtern und Schrift-stellern stammen, auf besonders komplizierte Weise interessengeprägt sind.Wer sich mit den autobiographischen Äußerungen von Künstlern beschäftigt,hat nicht nur mit der normalen Lückenhaftigkeit von Erinnerungen, den unbe-

    wußten und bewußten Verdrängungen, den ihnen eigenen Täuschungen undSelbsttäuschungen, den Rechtfertigungen, Selbstverständigungs- und Verstän-digungsakten zu rechnen, sondern mit einem Selbstverständnis, das die Diffe-renz zwischen Leben und Werk verwischt. Wer sein Leben vor allem als Vor-aussetzung des eigenen Werkes begreift, wird dazu neigen, dessen Produktionals eigentliches Leben zu verstehen, so daß in der Erinnerung das Leben einenteleologischen, auf Werk, Denkresultate, erreichte Einstellungen bezogenen,Anschein gewinnt. Dieser ist auch für den historischen Biographen verführe-risch, da ihm im allgemeinen das Leben eines Verstorbenen als Voraussetzungfür dessen Werk bzw. seine Folgen, die Wirkungen, interessiert. Beim Hin-

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     blick auf Schriftsteller und Dichter ist dieser Anschein sogar besonders täu-schend, weil deren Werke und deren persönliche Äußerungen gleichermaßen

    als Literatur überliefert sind, sich oft auch nicht durch ihre Produktionsbedin-gungen und -absichten, ihre Publikationsformen und Wirkungsweisen striktvoneinander unterscheiden lassen.

    Die wissenschaftliche Untersuchung der Lebensgeschichten von Schrift-stellern und Dichtern hat aber nur unter der Voraussetzung einen literaturwis-senschaftlichen Sinn, wenn sie das Wechselverhältnis zwischen Lebens- undWerkgeschichte erhellt, was voraussetzt, daß sie sowohl auf der Differenz alsauch der Zusammengehörigkeit beider Bereiche besteht. Ihre Produktivitätwird daher wesentlich davon abhängen, ob sie das Wechselverhältnis zwi-schen Lebens- und Werkgeschichte als ein Spannungsverhältnis versteht und

    demgemäß zu problematisieren vermag. Der biographisch arbeitende Litera-turhistoriker wird also allen Tendenzen zu widerstehen haben, die eine Entdif-ferenzierung der beiden Regelsysteme, mit denen er es zu tun hat, begünstigen- dem für die Lebensgestaltung und dem für die literarische Produktivität gül-tigen. Er wird weder den Versuch machen dürfen, das Werk in seinen lebens-geschichtlichen Voraussetzungen, noch die Biographie des Autors in ihren li-teraturhistorischen Resultaten aufgehen zu lassen. Da in der gegenwärtigenForschungssituation die teleologisch strukturierte, weil in ihrer Werkbezogen-heit wenig reflektierte Biographie dominiert, wird er nicht umhin kommen,

     besonders kritisch auf Faktoren zu achten, die ein konfliktloses bzw. -armes

    Bild des Verhältnisses von Leben und Werk nahelegen.Das wären u.a.- das Interesse an der Verdrängung von Daten, die das Selbst- oder Öffent-

    lichkeitsbild eines Schriftstellers bzw. das seiner historischen Zeugen stören;- das dementsprechende Interesse an der Stilisierung von Daten;- die Nachwirkungen direkter und indirekter Selbstdarstellungen des unter-

    suchten Autors;- die Rückwirkungen heutiger Wertungsmuster sowie historiographischer

    Ordnungsmodelle auf die Berücksichtigung, Ordnung und Wertung der Daten.Biographische Verzeichnungen, Blindheiten, Verblendungen dieser Her-

    kunft stehen in Zusammenhang mit Bindungen an kulturell-literarische Tradi-tion. Als solche sind sie für den Literaturhistoriker gleichsam automatisierteDenkvoraussetzungen und daher schwerer auszumachen als Verzerrungen, dieaus der entgegengesetzten Tendenz, aus offener Aggressivität gegen die kul-turelle Tradition, resultieren und die den Zusammenhang zwischen Leben undWerk nur dadurch berücksichtigen, daß sie das Leben decouvrieren, um dasWerk als Täuschung und Lüge zu erweisen.

    Beiden Interpretationstendenzen ist eine trügerische Annahme gemein: DasLeben erweise die Rechtschaffenheit der Werke. Nun kann aber subjektives

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    Leben überhaupt nichts erweisen, was außerhalb seiner selbst liegt; und erstrecht gibt es keine Möglichkeit, Lebens- und Produktionsregeln zu homologi-

    sieren. In den modernen Zivilisationen ist nicht einmal mehr vorauszusetzen,daß ihre praktische Verschränkung so etwas wie eine moralische Norm dar-stellt. Hinzu kommt: Während die literarischen Produktionsregeln der Unter-suchung wenigstens prinzipiell zugänglich sind, stecken die privaten Lebens-regeln der Autoren, die allein das Fundament einer biographischen Darstellungstrukturieren können, «hinter» oder «unter» ihnen. Die Frage ist also: Wo sinddiese beiden Sphären überhaupt miteinander verknüpft, und wie sind dieTreffpunkte von Lebens- und Werkgeschichte, an denen die Lebensentschei-dung werkbestimmend und die Produktivitätsentscheidung lebensbestimmendgeworden sind, herauszufinden? Das wären die Hauptprobleme eines Biogra-

     phen, der - wissend, daß der Gegenstand seines Interesses letztlich inkommen-surabel und zu wesentlichen Teilen auch irrational ist - den dunklen Wegeneines Individuums, das durch Kreativität aus der Menge seiner Zeitgenossenherausgehoben ist, weitestmöglich zu folgen versucht.

    Indem er sich diese Frage stellt, setzt er zugleich methodologische Prämis-sen:

    - Kreativität interessiert ihn nicht primär als natürliche, sich «organisch»ausbildende Eigenschaft.

    - Er sucht nach den für das Werk ausschlaggebenden Lebensentscheidun-gen des Autors und fragt nach der Art ihrer Reihung: als Folge, Korrektur, Zu-

    rücknahme, Entgegensetzung.- Er geht davon aus, daß solche Lebensentscheidungen mehrsinnig sind:Indem sie bestimmte Lebensmöglichkeiten eröffnen, verschließen oder verrin-gern sie andere. Sie schaffen Kontingenzen und sind nicht zurücknehmbar.

    - Die Folge dieser Entscheidungen ist für ihn kein Phänomen einer Ent-wicklung, eines zielgerichtlichen, teleologischen Vorgangs, sondern ein Nach-einander der Lösungen oder Nicht-Lösungen von Zwangsverhältnissen, diesich sozial- und/oder lebensgeschichtlich auseinander ergeben haben.

    - Er respektiert seinen Gegenstand, hat aber nicht das geringste Interesse,ihn zu verschönen, zu glätten oder zu moralisieren. Ihn interessieren die

    Schwierigkeiten, Anstrengungen, Selbstverleugnungen und -vergewaltigun-gen, die Befreiungsaktionen und Rückzüge des Subjekts als Faktoren, die denLebensrahmen für eine besondere Form von Produktivität bestimmten.

    Diese methodologischen Prämissen lassen noch ungeklärt, wie denn solcheEntscheidungssituationen festzumachen seien. Die ersten greifbaren - und je-denfalls wichtig zu nehmenden - Anhaltspunkte geben direkte autobiographi-sche Hinweise. Sie sind aber nicht ungeprüft verwertbar. Fragen stellen sichein wie: Was kann der Autor von sich wissen? Was weiß er? Was kann er sa-gen? Wozu redet er von sich? Welches Selbstbild hat er? Welches will er ver-

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    mitteln? Mindestens ebenso wichtig ist ein anderes Moment. Die Entschei-dungen, von denen in diesem Zusammenhang die Rede ist, haben notwendi-

    gerweise etwas Zerstörerisches. Sie beschädigen oder vernichten menschlicheVerhältnisse, sie zwingen zur Abkehr von Werten, sie können auch Elementevon Selbstverrat nach sich ziehen u.s.f. Mit ihnen sind also Konflikte verbun-den, die der einzelne eher verdrängt als der Öffentlichkeit aussetzt. Man kannsogar die These wagen, daß diese Konflikte umso härter sein werden, je stär-ker der Drang zur Kreativität, je charakteristischer und decidierter das Rollen-verhalten des Subjekts ist. Wird aber das Subjekt immer kundmachen, was esim Interesse seiner Produktivität zu tun für nötig hielt, was aber Außenstehen-den als nicht akzeptable Anmaßung erscheinen muß? Man wird die Frageverneinen müssen. Der Biograph hätte demnach sein Interesse nicht nur auf

    die autobiographisch bekundeten Entscheidungssituationen zu richten, sondernzumindest in gleichem Maße seine Aufmerksamkeit für Signale zu schärfen,die indirekt auf Konflikte verweisen. Ihnen nachzuspüren, ohne spekulativenAnnahmen Raum zu geben, verlangt sicher besondere Bedachtheit des metho-dischen Vorgehens. Doch rechtfertigen die dadurch erreichbaren Resultate dennötigen Aufwand. In folgenden sollen die Chancen eines solchen Vorgehensan einem Problem der Jugendentwicklung Lessings demonstriert werden, daserstrangige Bedeutung für seine Ablösung vom Elternhaus und seinen Eintrittin die literarische Welt hatte.

     Neuerdings hat Jürgen Krätzer in einer Untersuchung zu Leben und Werk

    von Christlob Mylius1

      in Erinnerung gerufen, daß Lessing wohl mit keinemanderen Freund derart intim verbunden gewesen ist wie mit Mylius; dabeiverwies er eher nebenbei - weil sein Untersuchungsinteresse mehr Mylius alsLessing galt - auf die erstaunliche Distanziertheit, mit der Lessing 1755 vonihm herausgegebene «Vermischte Schriften des Herrn Christlob Mylius» ein-leitete. Der Jugendfreund war 1754 gestorben, und die «Vorrede» zu seinenSchriften wäre der passende Ort gewesen, an dem Lessing für den Toten, dernach seinen eigenen Worten «verschiedene Jahre hindurch einer seiner ver-trautesten Freunde gewesen war»2, eine Art «Ehrengedächtnis» hätte errichtenkönnen. Dazu schien Lessing auch Anstalten zu machen, indem er den frühe-

    ren Freund unter die «deutschen Genies» rechnete, «welche ihrem VaterlandeEhre machen könnten»3. Aber diese einleitende Bemerkung hat im Textzu-sammenhang eigentlich nur die Funktion, den nachfolgenden erbarmungslosenVerriß als das Urteil eines an sich wohlmeinenden Kritikers erscheinen zu las-sen. Schon der nachfolgende Satz Lessings ist boshaft untersetzt: «Wie viele

    1 Die Publikation ist in der Zs. f. dt. Philologie vorgesehen.2  Gotthold Ephraim Lessing: Werke, hg. v. Herbert G. Göpfert, 8 Bde, München 1970ff.

    [fortan zitiert: Werke], Bd III, S. 526.3 Ebd, S. 528.

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    derselben fallen in ihrer Blüte dahin! Sie sterben reich an Entwürfen, undschwanger mit Gedanken, denen zu ihrer Größe nichts als die Ausführung

    fehlt»4

    . Die verletzende Spitze dieser Bemerkung wird dadurch etwas abge-stumpft, daß Lessing das Versagen der «deutschen Genies» auf ihre elendenLebensverhältnisse zurückführte, wobei er mit solchem Nachdruck auf «Ar-mut, Ärgernis, Kränkung, Verachtung»5 hinwies, daß in der Diktion seine per-sönliche Betroffenheit deutlich durchschlägt. Dann aber folgt der kritischeHauptschlag, der syntaktischen Form nach eine unpolemische Allgemeinbe-hauptung, als Sprachhandlung ein vernichtender Angriff auf die Schriftstel-lermoral des Mylius. «Ein gutes Genie» sei eben «nicht allezeit ein guterSchriftsteller», «besonders wenn ihn äußerliche Umstände nötigen, den Ge-winnst seine Minerva, und die Notwendigkeit seine Begeisterung sein zu las-

    sen»6

    . Was dem noch nachgeschoben wird, kann dann, so barsch es klingt undso vernichtend es gemeint ist, nur bestätigendes Beiwerk sein; der Vorwurf desPlagiats, die Verweise auf geistige Unbesonnenheit und stilistische Rodo-montage des «Tachygraphus»7, scheinbar beiläufige Wertungen, etwa daßdem Kritiker eine Komödie des Mylius «unerträglich»8 sei, wie die summie-rende, mit Nachdruck vorgebrachte, keinen Pardon zulassende Verurteilungeiner von Mylius ausgegebnen Wochenschrift: «Die Schreibart ist nachlässig,die Moral gemein, die Scherze sind pöbelhaft und die Satyre ist beleidigend.Er schonte niemanden und hatte nichts schlechters zur Absicht, als seine Blät-ter zur skandalösen Chronik der Stadt zu machen»9. Moralisch gesehen,

    scheint Lessings Aufsatz ein Skandalon: Ehrabschneiderei an einem eben ver-storbenen Freund, die auch durch etwaige Mißstimmigkeiten kaum zu recht-fertigen ist. Jedenfalls steckt Lessings Text voller Infamien und widmet demSchriftsteller Mylius - der Mensch wird etwas rücksichtsvoller behandelt -nicht ein einziges freundliches Wort. Lessing selbst scheint sich dabei nichtsehr wohl gefühlt zu haben. In einem Begleitbrief, den er seinem Büchlein

     beilegte, steht der Satz: «Etrange monument, direz-Vous peut-ètre, et j'en con-viens»10. Es spricht also manches für das Lessing-Urteil von Dieter Hilde-

     brandt: «Er geht nicht gerade über Leichen; aber über einen Toten doch[...]»11. Die Unstimmigkeit der Metaphorik Hildebrandts und der darauf ge-

     

    4 Ebd.5 Ebd.6 Ebd, S. 531.7 Ebd, S. 536.8 Ebd, S. 538.9 Ebd, S. 536.10 Lessing an Abrahm Gotthelf Kästner, 16. Oktober 1754. In: Gotthold Ephraim Lessing:

    Werke und Briefe. Hrsg. v. Wilfried Barner [fortan zitiert: Werke und Briefe], Bd 11/1, Frank-furt/M. 1987, S. 60.

    11 Dieter Hildebrandt: Ein Genie des Ärgernisses. Berlin 1981, S. 165.

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    stützten Antithese machen allerdings auch wieder stutzen und lassen den Ver-dacht aufkommen, als ob hier Formulierungskunst ein schwieriges ungelöstes

    Problem überdecken soll.Der moralische Fakt scheint eben so schlimm, daß die Lessing-Forschunggedrängt war, ihn zu bagatellisieren. Selbst Karl S. Guthke, der dem jungenLessing durchaus kritisch gegenübersteht, begnügte sich in seinem Kommen-tar des hier erörterten Textes mit der Feststellung: «Lessing distanziert sich[...] von der eigenen Vergangenheit; er steht im Begriff, in eine neue Phaseseines literarisch-kritischen Lebens zu treten, in der die Erinnerung an dieVerbindung mit oberflächlicher Journalistik Myliusscher Prägung und mitdem übelbeleumdeten Mylius selbst nur hätte schaden können»12. Guthkes ra-tionalisierende Interpretation des Geschehenen ist sicherlich zutreffend; man

    muß nur einwenden, daß sie dem Konflikt manches von seiner Härte nimmt,Gewicht wie Bedeutung der zugrunde liegenden Entscheidung Lessings ver-ringert und infolgedessen verkennt, daß die Mylius-Vorrede mehr ist als eininteressengesteuerter «Ausrutscher». Dieser Text ist in den lebensgeschichtli-chen Verstrickungen des jungen Lessing derart situiert, daß seine Niederschriftund Publikation wie das Zerhauen eines gordischen Knoten erscheinen müs-sen: gewalttätig, rücksichtslos, eine aufs äußerste gehende Aktion. MeineThese ist also: Die Mylius-Vorrede bildet ein biographisch hochrelevantesZeichen, dessen Bedeutung allerdings nur erkennbar wird, wenn die Lebensfä-den, die zu ihm hinführen und in ihm versponnen sind, entwirrt werden.

    Die Beziehungen zwischen Mylius und Lessing hatten 1755 schon eine re-lativ lange Geschichte. Christlob Mylius, ein Pfarrerssohn, mit der FamilieLessing nicht allzu weitläufig verwandt, war 1739 nach Kamenz gekommenund wurde - danach noch nicht siebzehnjährig - Schüler an derselben Schule,die Lessing seit 1737 besuchte. Danach haben beide einander kennengelernt;Mylius übernahm, um sich ein Zubrot zu verschaffen, den Posten eines «ad-

     jungierten Schulhalters» und hat zeitweise den jungen Lessing unterrichtet.Spätestens 1743 - Lessing war damals 14 Jahre alt - muß Mylius die geistigeAufmerksamkeit und das persönliche Interesse des Jüngeren auf sich gezogenhaben. In diesem Jahr verließ - nicht zuletzt auf Druck von Lessings Vater, des

     pastor primarius - der damals 31jährige Rektor der öffentlichen Stadtschule inKamenz, Johann Gottfried Heinitz, die Geburtsstadt Gotthold Ephraim Les-sings, weil er sich durch die Veranstaltung von Theateraufführungen mißliebiggemacht hatte. Die damit verbundenen Querellen sind Lessing, der zu dieserZeit schon in St. Afra lernte, wo Theophrast, Plautus und Terenz «seine Welt»waren13, zweifellos zu Ohren gekommen. Sie betrafen den theaterverliebtenSchüler ja nicht nur aus sachlichen Gründen, sondern gingen direkt seine Fa-

     

    12 Werke, Bd III, S. 770.13 Ebd, S. 522.

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    milie an. Denn Mylius hatte die Entlassung von Heinitz zum Anlaß einesSchmähgerichts auf die Kamenzer Bürger genommen, in dem auch der pastor

     primarius der Stadt, Lessings Vater, böse mitgenommen wurde. Es heißt da:Sie

    [...] kamen in ein Haus, wo tausend fromme Mienen,Und so viel Heuchler auch, uns auf einmal erschienen.Ein schwarz und weißer Mann stund da erhöht und schrie.Er preßte Wort und Wort mit ungemeiner Müh,Mit laut und klarem Ton aus angestrengter Lunge;Der rohen Jugend Herz - schrie er - ist lastervoll!Sie hört nicht Gottes Wort! weil, der sie lehren soll,Sie durch sein Leben selbst in aller Bosheit stärket!14

    Mylius wurde ob dieser Schmähschrift «gefänglich» eingezogen, zwei Wo-chen später zu öffentlicher Abbitte und einer Geldstrafe von 20 Talern odereiner Gefängnishaft von einer Woche verurteilt. Das kann Lessing nicht ent-gangen sein; und es ist, wenn auch direkte Zeugnisse fehlen, praktisch sicher,daß er für Mylius und gegen den Vater Partei genommen hat. Jedenfalls läßtsich nachweisen, daß er die literarischen Aktivitäten, durch die sich Mylius inden nächsten Jahren bekannt machte, verfolgt und positiv verarbeitet hat. Dasauffälligste Indiz dafür ist vielleicht, daß Mylius ab 1745 eine Zeitschrift «DerFreygeist» herausgab, deren Titel nicht nur bald zum Beinamen des Herausge-

     bers wurde - Lessing erinnerte sich: «[...] seine Bekannten waren noch langehernach gewohnt, die Namen Mylius und Freigeist  eben so ordentlich zu ver- binden, als man jetzt die Namen Edelmann  und  Religionsspötter   verbin-det»15  -, sondern auch das Thema einer heftigen Kontroverse zwischen Les-sing-Vater und -Sohn abgab16 und dann zum Titel einer der ersten Komödiendes jungen Schriftstellers wurde. Daß sich Lessing in seiner Einleitung derSchriften von Mylius besonders über die Möglichkeit erregt, diesen einen«deutschen  Moliere»  zu nennen - «Ein deutscher Moliere? und dieser meinFreund!»17 -, hatte wohl auch den pikanten Nebengrund, daß Lessing auf demWege zu diesem Ziel dem Freund im Abstand von einigen Jahren hinterher-

    gelaufen sein mochte, spielte er doch in seinem Brief an den Vater vom 28.April 1749 mit dem Gedanken, daß man ihm «den Titel eines deutschen Mo-liere beilegen könnte»18. Als Lessing 1746 die Alma mater in Leipzig bezog,

    14 Zit. b. H. Gräve: Etwas über Christlob Mylius. In: Neues Lausitzisches Magazin. Vier-zehnter, Neuer Folge Erster Band, Görlitz 1836, S. 309f.

    15 Werke, Bd III, S. 535.16 Vgl. Lessings Briefe an seinen Vater vom 28. April und 30. Mai 1749.17 Werke, Bd III, S. 537.18 Werke und Briefe, Bd 11/1, S. 24.

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    hatte Mylius schon seine satirische Komödie «Die Ärzte» veröffentlicht undwar auch auf andere Weise dabei, sich einen literarischen Namen zu machen

    und literarische Konnexionen zu knüpfen. Es nimmt da nicht wunder, daß derJüngere, nachdem er einige Monate isoliert und zurückgezogen gelebt hatte -«Stets bei den Büchern, nur mit mir selbst beschäftigt, dachte ich eben so sel-ten an die übrigen Menschen, als vielleicht an Gott»19  - und als er dann denUmgang mit seinesgleichen suchte, sich an den erfahreneren umtriebigen Be-kannten anschloß. Die überlieferten Daten lassen darauf schließen, daß erzeitweise geradezu in den Bann dieses jungen Mannes geriet, der nun seinFreund wurde. Das hatte Konsequenzen in zweierlei Richtungen. Mylius bug-sierte den jüngeren Kommilitonen in die literarisch-theatralische Szene. Dievon ihm herausgegebenen «Ermunterungen zum Vergnügen des Gemüths»

    (1747/8) brachten zum ersten Mal Texte Lessings an die Öffentlichkeit. Auchin der Leipziger Zeitschrift «Der Naturforscher» druckte Mylius Beiträge sei-nes «anakreontischen Freundes». Aller Wahrscheinlichkeit nach war Myliusauch in irgendeiner Weise am Zustandekommen der engen, intimen Beziehun-gen Lessings zur Theatergruppe der Neuberin beteiligt. Jedenfalls war Lessingvon Christian Felix Weiße, mit dem er das Theater der Neuberin ebenfalls be-suchte, mit dem er französische Stücke übersetzte und auch eigene debattierte,«vor dem genauern Umgang mit dem gewöhnlichen Schlage dieser Künst-ler»20, der Schauspieler, gewarnt worden. Dagegen ist die Fama, daß Myliusund Lessing in ihren Liebesbeziehungen zu einer Schauspielerin rivalisiert

    hatten, zumindest ein Symptom dafür, was die Bekannten beider für denkbarhielten, und wenn Lessing der Mutter berichtete: «Ich lernte tanzen, fechten,voltigieren»21, bezeichnete er damit auch das Lebensumfeld seiner Beziehungzu Mylius. Indem sich Lessing in Leipzig diese Handlungsräume erschloß,wurde seine Lebenswende zu einem familiären Skandalon. Es stand unter dem

     Negativ-Vorzeichen «Mylius». Dem Vater war «des Sohnes Lebenswandel zuLeipzig in Carikatur geschildert» worden, und er schrieb ihm daraufhin «eineväterliche Strafpredigt über die Vernachlässigung seines Zweckes, über denniederträchtigen Umgang mit Komödianten, über die gottlose Freundschaftgegen den Freygeist Mylius»22. Das war der Anstoß für Lessings offene Ab-

    kehr aus dem Elternhaus. Sie erfolgte abrupt und vollzog sich in erbittertenAuseinandersetzungen. Dem pastor primarius war offenbar die ihm durchMylius zugefügte Beleidigung immer noch gegenwärtig, und er hatte in seinerErbitterung Frau und Kindern das Bild dieses jungen Mannes in den

    19 Lessings Brief an die Mutter, 20. Januar 1749; ebd, S. 15.20 Richard Daunicht: Lessing im Gespräch. Berichte und Urteile von Freunden und Zeitge-

    nossen [fortan zitiert: Daunicht], München 1971, S. 27.21 Brief vom 20. Januar 1749. In: Werke und Briefe, Bd 11/1, S. 15.22 Daunicht, S. 30f.

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    schwärzesten Farben ausgemalt. Karl, Gottholds jüngerer Bruder, rekapitu-lierte es noch 1793, als Mylius bereits vierzig Jahre tot war. Der Streit um

    Mylius zog sich über Jahre hin. Die Briefe, die Gotthold Ephraim Lessingnach Hause schickte, sind voll von Verteidigungen des Freundes. Selbst derMutter, die zwischen ihm und dem Vater ein wenig vermittelte, mußte erschreiben: «Es scheint ja, als wenn Sie ihn vor einen Abscheu aller Welt hiel-ten»23. Der Vater war in seiner Empörung sogar so weit gegangen, daß er denSohn - übrigens im Einverständnis mit seiner Frau - unter dem erlogenenVorwand nach Hause holte, seine Mutter liege im Sterben24. Diese brutaleTäuschung kann nur als Symptom dafür gedeutet werden, daß Mylius einenexistenzbedrohenden Konflikt zwischen den Eltern und ihrem Sohn ausgelösthatte. Und wenn der Studiosus Lessing - wie sein Bruder Karl berichtete - dar-

    auf gelassen reagierte, so nicht deshalb, weil er für die Ungeheuerlichkeit desVorfalls unempfindlich war, sondern weil er mit ihm gerechnet hatte. «Esahndete mir gleich, daß Sie nicht krank wären, und ich freue mich herzlichdarüber»25, soll er beim Nachhausekommen der Mutter gesagt haben. Er wußtealso um den Abgrund, der sich zwischen ihm und den Eltern aufgetan hatte. Er

     brauchte daher nicht aufzubrausen, konnte sich freundlich und auchehrerbietig verhalten. Aber in der Streitsache blieb er fest. Er hielt zu Mylius,versuchte die eigene Lebensentscheidung verständlich zu machen, opponiertemit aufklärerischen Argumenten der Theaterfeindschaft seiner Eltern, vertei-digte sich gegen den Vorwurf, unchristlich zu denken. In einem Brief, den er

    am 30. Mai 1749 in Berlin schrieb, machte er dann allerdings seinem Vaterunverhohlen den Vorwurf, daß dieser ihn auf gehässige Weise mißachte: Ausallen seinen Briefen müsse er «gar zu deutlich schließen [...], daß Sie, eineZeitlang her gewohnt sind, das aller niedrigste, schimpflichste und gottlosestevon mir zu gedenken [...]»26. Im Hinblick auf sein Verhältnis zu Mylius ist vorallem wichtig, daß er den bitter empfundenen Mangel an materieller Unter-stützung auf das Vorurteil der Eltern gegen seinen Freund zurückführte. Indem großen Rechtfertigungsbrief an die Mutter steht der Satz: «[...] ich sehewohl, daß die nachteilig gefaßte Meinung, von einem Menschen, der, wenn ermir auch sonst nie Gefälligkeiten erzeugt hätte, mir sie doch gewiß jetzo er-

    zeugt, daß sage ich, diese nachteilig gefaßte Meinung die vornehmste Ursacheist, warum sie mir in meinen Unternehmungen so sehr zu wider sind»27. NachLessings Abreise aus Kamenz im April 1748 waren in der Tat die Beziehun-gen zwischen Lessing und Mylius eher enger als lockerer geworden. Sicher ist,

    23 Brief vom 20. Januar 1749. In: Werke und Briefe, Bd 11/1, S. 18.24 Brief vom Januar 1748. Ebd, S. 10.25 Daunicht, S. 36.26 Werke und Briefe, Bd 11/1, S. 25.27 Ebd, S. 18.

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    daß Mylius dem in Schwierigkeiten steckenden Freund half, wo er konnte. Vorallem ermöglichte er ihm, sich in Berlin durch journalistische Arbeiten den

    Lebensunterhalt zu verdienen. Wahrscheinlich hat er ihn schon aus Be-drängnissen in Wittenberg befreit, und 1748/9 lebten die beiden sogar zusam-men in der Berliner Wohnung von Mylius: Spandauer Straße 68. Lessing, ansich kein Mann intimer Freundschaften - selbst Mendelssohn hat sich gele-gentlich über seine Distanziertheit beschwert28 -, hat späterhin keinen anderenMann so nahe an sich herankommen lassen. Befragt, wo die Gründe dieser en-gen Bindung zu suchen sind, kann der Literaturhistoriker auf die äußerlich

     praktischen Momente ihres Verhältnisses verweisen; er wird auch an geistig-literarische Anregungen des Älteren denken, die besonders hochzuschätzen ersich allerdings angesichts der Lessingschen Mylius-Vorrede hüten sollte. Kör-

     perlich-private Sympathien, die wahrscheinlich vorauszusetzen sind, lassensich aufgrund der Überlieferungslage nicht konkretisieren. Die überkommenenLebensdaten ermöglichen allerdings einen sicheren Schluß. Mylius war fürLessing eine Vorgänger-Figur, die jung genug war, daß er ihr folgen konnte,ohne sie verehren zu müssen, aber schon erfahren genug, daß sie dem geradeder Pubertät entwachsenen Lessing Wege bahnen konnte, zu Personen vonRang und Ansehen wie Kästner und Voltaire, zum Theater, zum Zeitschrif-tenwesen, nicht zuletzt zu einem freien Lebensstil, möglicherweise auch zu er-sten Erprobungen seiner sexuellen Körperlichkeit. Und die biographischenDaten beider, zusammengesehen, geben auch genügend Grund zu der An-

    nahme, daß der immer etwas unverfroren agierende Mylius dem Jüngeren vor-führte, wie man leben konnte, wenn man von heute auf morgen in den Taghinein leben mußte.

    Dies alles erhält seine entscheidende biographische Bedeutung und schafftauch eine Erklärung sowohl für Lessings Festhalten an dem Freund als auchfür die wenige Jahre später erfolgende brüske Zurückweisung des Toten durchzwei weitere Datenkomplexe. Auf einen verweist Lessings Brief an die Muttervom 20. Januar 1749. Es ist ein Bekenntnisbrief im eigentlichen Sinne desWortes, der einzige übrigens, der von dem jungen Lessing überliefert ist. Inihm stehen Sätze, die - wie bei Lessing oft - nicht nur auf die Funktion in ih-

    rem Argumentationszusammenhang hin zu verstehen sind, sondern auch iso-liert genommen und für sich gelesen werden sollten. Dann wirken sie wie ge-meißelt, «Nach Hause komme ich nicht»29. «Ich lernte einsehen, die Bücherwürden mich wohl gelehrt, aber nimmer mehr zu einem Menschen machen»30.«Ich werde doch wohl noch an einen Ort kommen, wo sie so einen Flickstein

    28 Vgl. Mendelssohns Brief an Lessing vom 4. August 1757. In: Werke und Briefe, Bd 11/1,S. 223f.

    29 Ebd, S. 18.30 Ebd, S. 15.

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     brauchen, wie mich»31. Das sind fundamentale Aussagen. Der junge Mann hatsich entschlossen, aus dem Milieu seiner Herkunft - vom pfarrherrlichen El-

    ternhaus und dessen Bücherwelt - für immer wegzugehen. Er ist überzeugt,mit diesem Entschluß eine lebens- und wesensbestimmende Entscheidung zutreffen; nur so könne er sich «zu einem Menschen machen». Und schließlich:Lessing wußte nicht nur, daß er ein unkalkulierbares Lebensrisiko einging -man sollte in diesem Zusammenhang auch daran denken, daß einer seinerBrüder späterhin zu den Soldaten ging und in einem Warschauer Lazarett

     jämmerlich krepierte -, er begab sich auch ohne Plan und Ziel auf seinen Weg.Er wollte anders leben und ließ alle Sicherheiten hinter sich. Der Satz «Ichwerde doch wohl noch an einen Ort kommen, wo sie so einen Flickstein brau-chen, wie mich», ist insofern von existentieller Absolutheit und nimmt durch

    seine Absage an alle bürgerliche Fortkommensideologie schon die Lebensein-stellung vorweg, die Lessing später durch Al Hafi in die Formel bringen sollte:«Wer / Sich Knall und Fall, ihm selbst zu leben, nicht / Entschließen kann, derlebet andrer Slav / Auf immer»32. Lessings Satz über den Flickstein kommtdamit aus einer tieferen Bewußtseinsicht als die zur Beruhigung seiner Muttervorausgeschickte rationalisierende Begründung seines Entschlusses: «Wennich auf meiner Wanderschaft nichts lerne so lerne ich mich doch in die Weltschicken. Nutzen genung!»33. Der mit Bekenntnissen sparsame Lessing hatJahre später noch einmal die Grundentscheidung seiner Jugend bestätigt. Eineknappe Selbstdarstellung, die ihm abverlangt wurde, beendete er 1754 mit den

    Sätzen: «Was noch kommen soll, habe ich der Vorsicht überlassen. Ich glaubeschwerlich, daß ein Mann gegen das Zukünftige gleichgültiger sein kann, alsich»34. Die zitierten Briefstellen verweisen, werden sie ernst genommen, aufeine bislang verdeckte, vielleicht aber die biographisch wichtigste Seite seinesVerhältnisses zu Mylius. Der Freund war nicht nur «Vorgänger», Anreger,Weggenosse und Helfer in Notlagen. Er war vor allem - und wahrscheinlichohne es zu wissen - Katalysator eines von Lessing als notwendig empfun-denen, aber für ihn ungemein schwierigen Loslösungsprozesses von der väter-lichen Welt. Wie quälend dieser Prozess gewesen sein mußte, lassen dieBriefe Lessings an seinen Vater durchscheinen; daß er für ihn lebenswichtig

    gewesen ist, dafür ist Lessings weitere literarisch-geistige Entwicklung einuntrügliches und bislang auch von keiner Seite bezweifeltes Zeugnis. Woheraber nahm der junge Mann die Kraft zum Bruch? Bedurfte es nicht eines An-lasses? Wenn ja, bleibt nur die Auseinandersetzung um Mylius. Bedurfte esnicht auch eines ideellen Motivs, das diesen Prozess in Gang hielt? Das wäre

    31 Ebd. S. 18.32 Werke, Bd II, S. 261.33 Werke und Briefe, Bd 11/1, S. 18.34 Brief an Johann David Michaelis, 16. Oktober 1754. Ebd. S. 59.

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    dann die Opposition gegen die offene Ungerechtigkeit der Eltern. Und war derdabei von Lessing gewagte und für sein Lebenswerk wohl grundlegende

    Schritt ins Ungewisse denk- und machbar, ohne die Begleitung eines Men-schen, der in schwierigen Lebenslagen als ein Mann aufgetreten war, der sichund anderen zu helfen weiß? Daß diese Faktoren auf die Festigkeit der Bezie-hungen zwischen Lessing und Mylius Einfluß gehabt haben, kann eigentlichkeinem Zweifel unterliegen, daß es die ausschlaggebenden gewesen sind, istvorerst eine Hypothese, die allerdings für denjenigen außerordentlich anWahrscheinlichkeit gewinnt, der Lessings Verhältnis zu Mylius und seinemVater auf Grund anderer Materialien weiter durchdenkt.

    Auf das Jahr 1750 werden Lessings Fragment gebliebene, auch wenig be-kannte «Gedanken über die Herrnhuter» datiert, die den sächsischen Pietismus

    gegen die lutheranische Orthodoxie verteidigten und insofern auf LessingsAblösung vom Elternhaus Bezug haben. Die durch Nikolaus Ludwig Graf vonZinzendorf (1700-1760) gegründete Brüdergemeinde in Herrnhut hatte näm-lich auch ihre Anhänger in und um Kamenz. Lessings Vater schätzte siezunächst wegen ihres fleißigen und stillen Wesens, ihres religiösen Eifers undversuchte sie behutsam zu leiten. Als sich aber die Brüdergemeinde zur Con-fessio Augustana invariata bekannte und 1749 in Sachsen staatliche Anerken-nung als Augsburgische Konfessionverwandte mit selbständig freiem Religi-onsexercitium innerhalb der Landeskirche gefunden hatte, begann der Kamen-zer pastor primarius die Herrnhuter religiös zu diskriminieren. Als verirrte

    Schäfchen konnte er sie dulden, nicht aber als selbständige, einem anderenHirten zugeordnete Herde. Insofern war Lessings Schrift auch eine kritischeAuseinandersetzung mit der Religionspolitik seines Vaters. Das wirft nuninsofern Licht auf die hier erörterte Problematik, als Lessing in dieser Schrift

     bereits die gedanklichen Weichen für seine weitere geistige Entwicklungstellte und sich dabei mit einer der väterlichen Rigorosität vergleichbaren Ent-schiedenheit auf den Boden eines modernen protestantischen Ethos stellte. Ersetzte auf Veränderung durch Handeln. «Der Mensch ward zum Tun nicht zumVernünfteln erschaffen»35. Solches Handeln konnte aber nach LessingsÜberzeugung nur dann wahrhaft wohltuend wirken, wenn es durch Verstand

    und Gefühl gleichermaßen gesteuert werde. Er kritisierte deshalb die seinerzeitmoderne Philosophie und Theologie. Sie füllen «den Kopf, und das Herz bleibt leer»36. Der Ausgangspunkt richtigen Lebens liege im Menschen, als ei-nem von Gott geschaffenen, in seinen Handlungen durch Kopf und Herz be-stimmten Wesen. Aus dieser Überzeugung ergab sich die Mahnung: «Kehretden Blick in euch selbst!»37. Sie richtet sich an alle Menschen, betraf somit

    35 Werke, Bd III, S. 683.36 Ebd, S. 685.37 Ebd. S. 684.

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    auch Theologen wie Philosophen gleichermaßen und schloß für die einen wiedie anderen zwei Grundforderungen ein: Sie sollen energisch auf die Verbes-

    serung menschlichen Handelns hinwirken und müssen strikt die Unterschied-lichkeit der ihnen gemäßen Aufgaben- und Interessengebiete berücksichtigen.Entsprechend der Thematik seines Aufsatzes konzentrierte sich Lessing in den«Gedanken über die Herrnhuter» auf die religiösen Aspekte des Problems.

    Die Vermengung von Gottesgelehrtheit und Weltweisheit - «indem dieseden Glauben durch Beweise erzwingen, und jene die Beweise durch den Glau-

     ben unterstützen soll» - habe aus theologischer Sicht schlimme Folgen gehabt:«[...] ein wahrer Christ» sei «weit seltener als in den dunklen Zeiten gewor-den». «Der Erkenntnis nach sind wir Engel, und dem Leben nach Teufel». Dasentscheidende Kriterium für die Tauglichkeit allen Denkens sei aber, wie es

    ethisches Handeln, d.h. für den Religionslehrer «Ausübung der Pflichten einesChristen»38, befördere. Christi Absicht sei nichts anderes gewesen, «als dieReligion in ihrer Lauterkeit wieder herzustellen, und sie in diejenigen Grenzeneinzuschließen, in welchen sie desto heilsamere und allgemeinere Wirkungenhervorbringt, je enger die Grenzen sind»39.

    Die analoge Forderung für den Philosophen, der zur Ausübung der Pflich-ten eines selbstdenkenden Menschen anzuhalten habe, formulierte Lessing einJahr später bei Gelegenheit einer Eloge auf Diderot. Wie sich der Theologeseiner eigentlichen Aufgabe nicht durch «Vernünfteln» entziehen dürfe, sei eswider die Pflicht und Aufgabe des Philosophen, sich seine Wahrheiten durch

    den Glauben versichern zu lassen. Demgemäß begründete Lessing seine Ver-ehrung für den französischen Denker: «Diderot ist einer von den Weltweisen,welche sich mehr Mühe geben, Wolken zu machen, als zu zerstreuen. Überallwo sie ihre Augen hinfallen lassen, erzittern die Stüzen der bekanntestenWahrheiten, und was man ganz nahe vor sich zu sehen glaubte, verlieret sichin eine ungewisse Ferne»40. Auf diese Weise hatte Lessing schon Anfang derfünfziger Jahre seine methodologischen Denkgrundsätze fixiert. Ohne Über-treibung ist zu behaupten, daß er bereits damals die wichtigsten Prinzipien sei-nes schriftstellerischen Wirkens formulierte. Eigentlich läßt sich alles, was ihnspäterhin geistig bewegte, von diesem Ausgangspunkt herleiten.

    Das biographische Überraschende des dargestellten Sachverhalts ist nun,daß Lessing in einer Lebensperiode, in der er sich von seinem Elternhaus rigo-ros löste und von seinem Vater scharf angegriffen wurde, seine Gegenpositionauf einen primär ethisch motivierten protestantischen Fundamentalismusgründete. Er widersetzte sich einer für ihn offenbar im Vater personifiziertenOrthodoxie, die sich für ihn durch Doktrinarismus und Gelehrtenstreiterein

    38 Ebd, S. 688.39 Ebd, S. 686.40 Ebd, S. 324.

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    diskreditiert hatte und bestand auf Grundwerten: christlichem Ethos, persönli-cher Identität, verantwortetem Handeln, anstrengendem Denken, Menschen-

    und Wahrheitsliebe, die ursprünglich das intellektuelle und emotionale Fun-dament des Luthertums ausgemacht hatten. Insofern nahm Lessings Abkehrvon der Tradition, die ihn im Elternhaus umfangen hatte, den Charakter einesRückkehrversuchs zu ihrem - klarer, kräftiger, ehrlicher scheinenden - Ur-sprung an. Seine Auflehnung gegen den Vater blieb also in dessen geistigemBannkreis. Ein mit Lessing befreundeter und seinen Lebensverhältnissen ver-trauter Mann schrieb 1752 in einem den jungen Wissenschaftler und Journali-sten an sich empfehlenden Brief: «Sein Unglück ist ein gelehrter Eigensinnund Freyheitsliebe, diese Familienfehler»41. Es gibt auch keinen Grund, Les-sings Selbstverteidigung vor dem Vater - einem Bekenntnis, das indirekt auch

    eine emphatische Anklage ist - zu mißtrauen: «[...] die Zeit soll Richter sein.Die Zeit soll es lehren, ob ich Ehrfurcht gegen meine Eltern, Überzeugung inmeiner Religion, und Sitten in meinen Lebenswandel habe. Die Zeit soll leh-ren ob der ein beßrer Xst ist, der die Grundsätze der christl. Lehre im Ge-dächtnisse, und oft, ohne sie zu verstehen, im Munde hat, in die Kirche geht,und alle Gebräuche mit macht, weil sie gewöhnlich sind, oder der, der einmalklüglich gezweifelt hat, und durch den Weg der Untersuchung zur Überzeu-gung gelangt ist, oder sich wenigstens noch darzu zu gelangen bestrebet. Diexstliche Religion ist kein Werk, das man von seinen Eltern auf Treue undGlaube annehmen soll. Die meisten erben sie zwar von ihnen eben so wie ihr

    Vermögen, aber sie zeugen durch ihre Aufführung auch, was vor rechtschaffneXsten sie sind. So lange ich nicht sehe, daß man eines der vornehmsten Ge- bote des Xstentums, Seinen Feind zu lieben nicht besser beobachtet, so langezweifle ich, ob diejenigen Xsten sind, die sich davor ausgeben»42. Lessing hatwohl den ethischen Bannkreis des Elternhauses auch späterhin nicht verlassen,obwohl er immer wieder bis an dessen Grenzen vorstieß und sie für sich er-weiterte. Es sollte jedenfalls nicht als Belanglosigkeit abgetan werden, daßsich noch der Autor des «Nathan» an seine geistig-literarische Verwandschaftmit dem strengen, «hitzigen» pastor primarius von Kamenz erinnert fühlte, andie ihnen gemeinsame «Iraszibilität», wenn Denken, Glauben und Ethos ge-

    fährdet scheinen43

    .Diese Erwägungen führen nicht von der Frage nach dem Verhältnis zwi-schen Lessing und Mylius ab; denn erstens machen sie die Grenzen deutlich,innerhalb derer ihr Zusammenleben möglich war. So nahe sie sich zeitweiseauch standen, sie waren keine Geisteswandte - im strengen Sinne dieses Wor-tes. Wie sonst wäre zu erklären, daß Lessing zu einer Zeit, als er, um sich ge-

     

    41 Daunicht, S. 52.42 Brief vom 30. Mai 1749. In: Werke und Briefe, Bd 11/1, S. 26.43 Vgl. Werke, Bd VIII, S. 350.

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    gen die Vorwürfe der Eltern zu schützen, den Freund mit aller Kraft vertei-digte, in einem Brief an die Mutter den Satz einfließen ließ: «Doch Sie sollen

    sehen, daß ich nicht an ihn gebunden bin. Sobald als ich eine nochmaligeAntwort von ihnen erhalte, worinne Sie mir eben das sagen, was ich aus denletzten Briefe habe schließen müssen, will ich mich ungesäumt von Berlin weg

     begeben»44.Wer die geistig-literarischen Berührungspunkte beider mustert, wird die

    weitgehenden Divergenzen ihrer Lebenstendenzen schnell feststellen können.Für Lessing am wichtigsten war wohl, daß ihn Mylius in seine journalistischenUnternehmungen einbezog und ihn damit jahrelang die Möglichkeit gab, sichwenigstens einen notdürftigen Lebensunterhalt zu sichern. Aber gerade dieserPunkt engster und wichtigster Gemeinsamkeit war für Lessing auch besonders

     prekär. Karl S. Guthke hat mehrfach auf die literarisch-geistige Problematikder frühen Rezensionen Lessings hingewiesen - auf die Diskrepanz zwischendem kritischen Anspruch und der kritischen Praxis des Autors45  -, und nichtzufällig distanzierte sich Lessing in seiner Mylius-Vorrede am schärfsten vondessen auf Gelderwerb zielender journalistischer Versatilität. Auch die geisti-gen Tendenzen beider gingen auseinander. Während sich Mylius mehr undmehr naturwissenschaftlichen Fragen zuwandte, konzentrierte sich Lessing,nachdem sein in Meißen gewecktes Interesse für Mathematik abgeklungenwar, auf die philosophisch-theologischen Aspekte der Wahrheitsproblematik.Und schließlich erwies sich auch der frühere und zunächst beide besonders

    eng zusammenführende Berührungspunkt - die Komödie - als ein Scheide- punkt. Lessings «Nachbildungen von Toren, an deren Dasein» ihm «nichtsgelegen war»46, führten den Leser, worauf jede genauere Analyse seiner frü-hen Komödien stoßen wird, in geistige Antinomien. Es sind nur scheinbarVerlachkomödien. Was sie dem Lachen preisgeben, hat schon mit der «Unge-reimtheit» des Lebens zu tun, die der Hamburgische Dramaturgist für den ei-gentlichen Gegenstand der Komödie hielt47. Und diese neue Ansicht hatteLessing schon früh in Opposition zu dem Komödienautor Mylius gebracht. Ineiner kleinen, 1754 geschriebenen Rezension von Krügers «Advokaten», indie er ohne Not ausdrücklich auch «Die Ärzte» von Mylius einbezog, distan-

    zierte er sich scharf von der Verlachkomödie, die nach seiner Überzeugungdem komplexen Wesen einens Menschens nicht gerecht werden könne undden Autor zum Wortführer von Vorurteilen mache48.

     

    44 Brief vom 20. Januar 1749. In: Werke und Briefe, Bd 11/1, S. 18.45 Vgl. vor allem Karl S. Güthke: Lessings Rezensionen. Besuch in einem Kartenhaus. In:

    Jahrbuch des Freien Deutschen Hochstifts, 1993, S. 1-59.46 Werke, Bd III, S. 522.47 Vgl. ebd, Bd IV, S. 362.48 Vgl. ebd, Bd III, S. 200.

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    Damit ist die Erörterung des Verhältnisses von Lessing und Mylius aneinen Punkt gelangt, an dem Lessings schonungslose Abfertigung des früheren

    Freundes intellektuell verständlich wird. Aber kann sie dadurch auch mora-lisch gerechtfertigt werden? Vielleicht ist das garnicht nötig und die Absichtdazu bloß in dem illusionären Wunsch begründet, daß es Menschen von be-sonderen Rang auch möglich sein könne, relativ unbeschädigt ihr Leben zugestalten. Wenn man aber Lessing die Notwendigkeit zubilligt, sich mit Härteund Entschiedenheit von einen Lebensweg auch wieder abzuwenden, der fürseine Selbstwerdung unumgänglich gewesen war und für den ihm als Leitfigurder verstorbene Mylius gelten mußte, dann wird deutlich, daß der Pflichten-und Interessenkonflikt, in den Lessing geraten war, eigentlich nur mit Gewaltgelöst werden konnte. Der Kamenzer Pfarrerssohn hatte Mylius, den in vieler

    Hinsicht ganz Anderen, benötigt, um aus den Zwängen seiner Herkunft so weitherausgerissen zu werden, daß er die Freiheit gewann, die Chancen seinerHerkunft zu nutzen. Insoweit hatten Vater und Mutter nicht so ganz Unrecht,als sie ihn vor Mylius warnten, auch wenn sie verkannten, daß der Sohn seinenTraditionsboden um-und-umkehren mußte, wenn er ihn nach seinem Vermö-gen bearbeiten wollte. Dies zu akzeptieren zieht dann die Annahme nach sich,daß Lessing, in dem Bunde mit Mylius auf gewisse Weise gefangen, die Wi-dersprüche dieser Beziehung als innere Spannungen empfunden haben mußte,die er aber beherrschte, schon um dem Druck der Eltern nicht nachzugeben.Das konnte ihm nicht leicht gefallen sein, wenn man dem glauben schenken

    will, was seine engsten Bekannten über sein geistiges Naturell äußerten. Ichzitiere Christian Nicolaus Naumann, der ihm jahrelang sehr nahe stand: «Seinstets fortwirkender Vollkommenheitstrieb ertrug das Mittelmäßige, wo ersfand, nur aus Politik und aus Zwang. Ihm, dem strengen Verfechter der Wahr-heit, waren die feinsten Schlingen der alten und neuen Sophisten ein Zeitver-treib; ihre Cabale, die Charlatanerie, die Intrigue, das großprahlende Nichtskonnte er nicht ausstehen; hingegen Pedanten von Metier und Meriten verzieher viel, und schätzte sie hoch. Auf diesen Schlag nennete er Leibnitzen imguten Verstande, den größten und venerabelsten Pedanten seiner Zeit. In derThat hatte er der Güte des Geblüts, der Kraft und der Stärke des Humeurs

    diese ihm natürliche Rechtschaffenheit zu verdanken, daß er nicht anders han-deln konnte. Von Leichtsinn so entfernt als von der Grübeley, machten dieTriebfedern der bessern und verfeinerten Ehrliebe zur Freymüthigkeit, zumaufrichtigen Sinn des redlichen Mannes, der ohne Menschenfurcht immergleich durchgeht, wie zur Offenherzigkeit mit Verstande vor andern ihn so ge-neigt»49. Sollte man da nicht annehmen, daß, nachdem sich für Lessing durchden Tod von Mylius der Konflikt zwischen menschlicher Verpflichtetheit undgeistiger Distanziertheit gelöst hatte, er dem inneren Druck zur intellektuellen

    49 Daunicht, S. 56.

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    Auseinandersetzung keinen Widerstand mehr entgegenzusetzen brauchte unddies im Grunde auch nicht durfte! Dann wäre allerdings die Errichtung des

    «seltsamen Denkmals», das nach seinen Worten die Vorrede zu den Schriftendes Mylius bildete, doch die ehrlichste und produktivste Reaktion auf dasEnde einer schweren Lebenskrise.

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    Emilio Bonfatti

    «Beredsamkeit des Körpers» Lessing ovvero il lamento sull'arte «perduta»

    1. Le pagine che seguono sono il tentativo di dare uno sfondo storico ai la-conici giudizi espressi da Lessing sulle vicissitudini dell'«eloquenza delcorpo» in due diverse fasi della sua vita, di ricongiungerli cioè a una rifles-sione sull'arte «perduta» che a metà Settecento vanta ormai un lungo passato.

    Il giovane Lessing che nell'autunno 1749 avvia con il cugino Mylius l'am- biziosa esperienza dei «Beyträge zur Historie und Aufnahme des Theaters» èconscio del fatto che occuparsi della recitazione - ciò che egli definisce conformula collettiva Kunst der Vorstellung e distingue dalla scrittura o Kunst derVerfassung1  - è cosa tanto utile al teatro quanto lo è dotarlo di un valido re-

     pertorio di testi. Affrontando di petto un dilemma che tocca già il teatro delSeicento e le sue propaggini nel nuovo secolo, Lessing sgombra il campo daogni dubbio: la poesia drammatica

    reizet, wenn man sie lieset, allein si reizet ungleich mehr, wenn man siehört und sieht.2

    Questo stimolo è insostituibile per la maggior parte del pubblico che giungealla commozione e alle «lacrime» unicamente sotto l'effetto di impressioni più

    1

     «Beyträge zur Historie und Aufnahme des Theaters.» Erstes Stück. Stuttgard, bey JohannBenedict Metzler, 1750., Vorrede. Il testo di questa Premessa è riprodotto anche in GottholdEphraim Lessings sämtliche Schriften, hrsg. von K. Lachmann, 3., auf's neue durchgeseheneund vermehrte Auflage, besorgt durch Franz Muncker (1886-1924), Bd. 4, Stuttgart 1889, pp.49-56. Per le citazioni da Lessing ci si serve in seguito di questa ed. che si abbrevia in  LM  conl'indicazione del vol. e della pagina. - Pur essendo firmata da «Gli Autori», la premessa sembraessere opera esclusiva di Lessing che ne rivendica la paternità agli inizi della «Theatralische Bi-

     bliothek» (1754). Cfr. LM , 6, 3. Ma anche ragioni stilistiche suffragherebbero quest'attribuzionesecondo J. G. Robertson,  Notes on Lessing's "Beyträge zur Historie und Aufnahme desTheaters" , in «The Modern Language Review», 8, 1913, pp. 511-532 (qui a p. 515).

    2 «Beyträge zur Historie und Aufnahme des Theaters.», op. cit., Erstes Stück., Vorrede ( LM ,4, 53).

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    forti di quelle che possa mai dargli la lettura. Nella prospettiva di un destinata-rio che non è più il raro  Mensch von Empfindungen, ma che s'identifica con

    der gemeine Haufe, l'esclusivo rapporto di lettura con il testo teatrale passa insecond'ordine. Stabilito però che l'«arte della rappresentazione» ha un'inci-denza più forte della sola lettura, la sua efficacia non viene circoscritta all'am-

     bito del teatro: il compendio di «regole» relative alla voce e al gesto dovrebbe piuttosto poter essere esteso dall'attore a chiunque altro abbia bisogno di prati-care l'«eloquenza del corpo» ( Beredsamkeit des Körpers).

    Lessing si serve qui con estrema naturalezza di una delle due famose defi-nizioni - est enim actio quasi sermo corporis; est enim actio quasi corporisquaedam eloquentia - con le quali Cicerone ( De Oratore III, 59, 222; Orator ,17, 55) intende l'altra, non meno importante parte della retorica costituita dalla

    voce e dal gesto3

    ; e se ne serve in una variante della formulazione che circolada tempo in ambito gottschediano; così già nel 1737 Johann Friedrich May(1697-1762), grande amico del professore di Lipsia, passa in rassegna ciò chefinalmente potrebbe conferire dignità al teatro tedesco e scrive riguardo allerappresentazioni:

    Die Vorstellungen auf der Schaubühne müssen durch geschickte Perso-nen aufgeführet werden, sonsten verlieren sie die Kraft, welche sie ha- ben sollen. Es gehört zu einem Comödianten mehr Witz, Geschicklich-keit und Wissenschaft als die meisten glauben, welche selbst Comö-dianten seyn wollen. Die Beredsamkeit des Leibes wird von ihnen in ei-

    ner grossen Fertigkeit erfordert.4

    Parole che avrebbe potuto benissimo sottoscrivere anche il Lessing che nei«Beyträge», sia pure molto gradualmente, comincia a prendere le distanze daGottsched. Nel periodico giovanile egli accenna per la seconda volta alla kör-

     perliche Beredsamkeit  quando critica in modo pungente l'ultima traduzione te-desca della Oratio De Comoediis  (1716) di Samuel Werenfels (1657-1740),

    3 Ne ha dato un quadro d'insieme R. Nadeau,  Delivery in ancient Times. Homer to Quinti-

    lian, in «The Quarterly Journal of Speech», 50, 1964, pp. 53-60. Cfr. inoltre G. Kennedy, Theart of persuasion in Greece, Princeton, N. J., 19746, e The art of Rhetoric in the Roman World ,Princeton, N. J., 1972.

    4 Abhandlung von der Schaubühne, entworfen von Joh. Friedr. Mayen, A. M., contenuta in: Des berühmten Französischen Paters Poree Rede von den Schauspielen, Ob sie eine Schuleguter Sitten sind, oder seyn können? übersetzt. Nebst einer Abhandlung von der Schaubühne,herausgegeben von J. F. M., Leipzig, bey Bernhard Christoph Breitkopf. 1734, pp. 60-100 (quia p. 81). Ma sempre di May cfr. anche  Der Redner, wie er auf die natürlichste und leichtesteWeise zu bilden sey. [...], Leipzig, Verlegts Bernhard Christoph Breitkopf, 1748, p. 56.  Bered-samkeit des Leibes è la variante che adotta Johann Friedrich Löwen per il suo trattatello Kurz-gefaste Grundsätze von der Beredsamkeit des Leibes., Hamburg, in der Herielischen Buchhand-lung. 1755.

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     Lessing ovvero il lamento sull'«arte perduta» 29 _______________________________________________________________ 

    una difesa appassionata delle recite scolastiche che «merita di esser letta»5 e diessere tenuta nel debito conto per il teatro nel suo complesso, non solo per

    quello scolastico. L'«eloquenza del corpo», detta da Werenfels actio o hypo-krisis secondo un altro termine tecnico della retorica, non è un patrimonio chesi possa limitare a un unico tipo di «attore»; lo è tanto poco che Lessing, innome dell'universalità illuministica, ne auspica l'estensione a tutti coloro che

     possano e debbano servirsene.Il giovane critico non trova perciò strano che anche un predicatore si ri-

    volga a quest'arte, assimili la destrezza dell'attore-oratore e se ne serva dal pulpito; infatti il gesto ben combinato con la parola - lungi dallo scadere nellavanità - è preferibile alla fissità di un «bastone» o ai movimenti inconsulti de-gni più di un invasato che di un apostolo. L'augurio che la äusserliche Anstän-

    digkeit  non passi per una «vanità del mondo» tradisce il timore che ciò suc-ceda, come del resto avviene nel Settecento; il caso più emblematico è noto-riamente lo scambio di battute su Komödiant   e Pfarrer   contenuto in Faust I («Notte», vv. 527-8), dove il protagonista ridicolizza gli sforzi connessi alVortrag, corrispondente ad actio, e li giudica propri del «buffone che scuote isuoi sonagli»6.

    Che l'«eloquenza del corpo» possa estendersi a ogni esibizione pubblica èuna prospettiva che Lessing condivide appieno ad es. con Johann Mattheson ilquale, dieci anni prima, aveva perorato la causa dell'«arte dei gesti» (Geber-den=Kunst   o anche  Hypocritica) nella formazione del maestro di cappella:

    come insegna il grande Lully, per dirigere o per fare buona musica, per cantaree naturalmente per danzare sì che il pubblico ne venga coinvolto, non c'è biso-gno di una capacità o di un'arte soltanto bensì di tre diverse - il gesto, la pa-rola, il suono - che confluiscano l'una nell'altra secondo il motto  Discordiaconcors7. Del resto proprio i «Beyträge» danno prova di grande elasticità nelmodo d'intendere  Beredsamkeit   se Christlob Mylius, nel suo Versuch eines

     Beweises, daß die Schauspielkunst eine freye Kunst sey, giunge alla formula-zione Beredsamkeit der Töne, Mienen, Geberden und Stellungen8. 

    5 Samuel Werenfels Rede zu Vertheidigung der Schauspiele. Aus dem Lateinischen ins Deut-

    sche übersetzt, und mit einigen Anmerkungen begleitet von M. Jmmanuel Friedr. Gregorius, ausCamenz. Wittenberg, 1750. in 4to, auf 40 Seiten., contenuto in «Beyträge zur Historie und Auf-nahme des Theaters.», op. cit., Drittes Stück., pp. 469-476 (qui a p. 469, cfr. anche LM , 4, 175).

    6 secondo la traduzione di Franco Fortini, J. W. Goethe, Faust , Milano 1970, p. 47.7 J. Mattheson, Der vollkommene Capellmeister. 1739., Faksimile-Nachdruck hrsg. von M.

    Reimann, Kassel und Basel 1954, pp. 33 ss. (qui a p. 37).8 «Beyträge zur Historie und Aufnahme des Theaters.», op. cit., Erstes Stück., p. 11. Solo

    qui Mylius ricorre a «Beredsamkeit» come concetto collettivo; nel suo scritto precedente Eine Abhandlung, worinnen erwiesen wird: Daß die Wahrscheinlichkeit der Vorstellung, bey denSchauspielen eben so nöthig ist, als die innere Wahrscheinlichkeit derselben  (in: «Beyträge zurCritischen Historie der Deutschen Sprache, Poesie und Beredsamkeit», Achter Band. Dreyßig-stes Stück. Leipzig, 1743, S. 297-322) egli si limita all'elencazione: «die Minen, die Geberden,

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    Per l'arte della predica, l'unica che Lessing ricordi accanto all'arte del tea-tro, sono invocati valori come «equilibrio» ( Mäßigung) e «gradevolezza» ( An-

    nehmlichkeit ) che possono essere raggiunti nel caso in cui venga meno la se-colare condanna dell'attore così fortemente connessa al disprezzo per la de-clamazione. Per questa reazione a catena il giovane pubblicista considera ladeclamazione, un sinonimo di «eloquenza del corpo», qualcosa a cui è difficilerinunciare, che però nei tempi moderni è stato seriamente compromesso da unadoppia causa:

    Es ist ohnedem zu bedauern, daß wir die Kunst zu declamiren, die beyden Alten so hoch geachtet war, theils verlohren haben, theils geringeschätzen.9

     Nella Premessa ai «Beyträge» si profila perciò un autentico contrasto tra au-spicio e realtà: l'«eloquenza del corpo» non esiste ancora, ovvero non esiste più, a seconda che la si consideri dal punto di vista del «poi» o del «prima»;essa è un bene che i moderni hanno in parte «perduto», in parte tengono in

     poco conto. Il termine di confronto è e resta la declamazione degli antichi, un patrimonio che si conosce solo in piccola parte e per vie indirette, oggetto piùdi ammirazione che di fruizione reale. Partendo dall'implicita inferiorità deimoderni rispetto a questo bene degli antichi, Lessing crede comunque che unrecupero sia ancora possibile e sostiene in modo fortemente propositivo:

    Die Kunst dieser Vorstellung verdienet derohalben unsrer Aufmerk-

    samkeit eben sowohl, als die Kunst der Verfassung. Sie muß ihre Re-geln haben, und diese wollen wir aufsuchen.10

    Lessing perora la causa delle regole che sono da «ricercare» o da «ritrovare».Tradotta in termini retorici, la sua proposta per l'arte della recitazione puntadunque alla ricerca di praecepta che potrebbero essere desunti «in una misuralecita» da «alcuni scrittori moderni»11. Stando a questo brevissimo passo l'e-semplarità degli antichi pare quindi caricarsi più di un generale valore simbo-

     

    die Sprache, die Stellung und die Kleidung» (pp. 302, cfr. inoltre pp. 304, 311, 322). In sensoironico Lessing parla di «Beredsamkeit der Schalle» nel discutere le proposte sull'attore di Ré-mond de Sainte=Albine nella «Theatralische Bibliothek» ( LM , 6, 139).

    9 «Beyträge zur Historie und Aufnahme des Theaters.», op. cit., Erstes Stück., Vorrede ( LM ,4, 54).

    10 Ibidem.11 Ibidem. Partendo invece dalla figura dell'oratore ( Der Redner , op. cit.) Johann Friedrich

    May, anch'egli favorevole alla «Beredsamkeit des Leibes», mantiene sia pure per cenni moltorapidi il dualismo di «praecepta» e di «exempla»: Von dem Bestreben nach dieser Fertigkeit,dem Vortrage durch Stimme und Bewegung das rechte Leben zu geben, muß man auf diejenigenwohl Achtung haben, welche solches in ihrem Vortrage zeigen, beydes nach den Regeln unter-suchen, und das anständigste, so weit es sich ohne Zwang thun läßt, nachahmen (p. 56).

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    lico-orientativo che non pratico e operativo, anche se è difficile individuare gli«scrittori moderni» a cui si allude, fatta eccezione per quelli recentissimi,

    François Riccoboni e Rémond de Sainte=Albine, con i quali Lessing ha unconfronto immediato e profondo.Gia nei «Beyträge», poi in altre sedi successive fino alle prime puntate

    della  Hamburgische Dramaturgie, Lessing persegue questo interesse e forni-sce contributi importanti, per quanto episodici, che negli ultimi anni sono statiripetutamente oggetto di studio12. Ma quel che interessa qui non è il tipo disoluzione dato al dilemma posto già nel 1749 - il dilemma secondo cui l'artedella recitazione un tempo esisteva, poi però è andata perduta -, sì piuttosto ilriemergere di questo stesso dilemma anche a lunga distanza di tempo, paralle-lamente, se non addirittura successivamente alle proposte suggerite. Va preci-

    sato intanto che körperliche Beredsamkeit  è ricorrente in Lessing, sia nel suocommento a Rémond de Sainte=Albine apparso nel 1754 ( LM , 6, 152), sia nel breve schizzo inedito  Der Schauspieler   ( LM , 14, 179-189), e nell'uno e nel-l'altro caso egli insiste sull'esigenza di regole generali per la recitazione. In-vece nel tredicesimo Brief, die neueste Litteratur betreffend  (1 Febbraio 1759)l'elogio dell'«eloquenza del corpo» nel predicatore si raffredda sensibilmentein seguito all'affermazione secondo cui la proprietà dei gesti serve al massimo«a intrattenere gradevolmente una mezz'ora», non a illuminare l'intelletto. Maa ben vedere il giudizio restrittivo si spiega alla luce dell'atteggiamento critico-ironico con il quale Lessing considera la francofilia di Wieland, anche se non

    va sottovalutata l'importante limitazione che nel vero omileta l'«eloquenza delcorpo» non deve sovrastare il docere bensì esservi subordinata ( LM , 8, 28).Tracciando un grande arco dal 1749 al 1766-7 si giunge all'opera critica e

    teorica della maturità nella quale rimbalza il dualismo già formulato nella rivi-sta giovanile. Se non negli stessi termini, lo si trova quanto meno implicito allafine del quarto capitolo del  Laocoonte dove Lessing, posto di fronte alla rap-

     presentabilità o meno dell'urlo di Filottete, può dubitare del talento degli attorimoderni, perfino di Garrick, ma non di quello degli antichi, essendo il grado di

     perfezione raggiunto dalla loro «tecnica delle maschere» e dalla loro «decla-mazione» qualcosa di inimmaginabile e di insuperato13. Per quel che riguarda

    12  Debbono essere ricordati in particolare gli studi di W. F. Bender, quelli individuali equelli da lui raccolti: Eloquentia Corporis - Rhetorik und Aufklärung bei Lessing, in: «LessingYearbook», XXI, 1989, pp. 45-53; (Hrsg.), Schauspielkunst im 18. Jahrhundert. Grundlagen,Praxis, Autoren. Mit 21 Abbildungen, Stuttgart 1992. Cfr. inoltre S. Maurer-Schmoock,  Deut-sches Theater im 18. Jahrhundert , Tübingen 1982; E. Fischer-Lichte, Semiotik des Theaters.Eine Einführung. Band 2: Vom «künstlichen» zum «natürlichen» Zeichen. Theater des Barockund der Aufklärung, Tübingen 1983.

    13 LM , 9, 33. Un apprezzamento analogo, derivato dalla lettura di Plauto e inserito nei Col-lectanea, concerne i «segni» muti con cui gli antichi sapevano indicare delle quantità nel modo

     più spontaneo e comprensibile ( LM , 15, 347-8).

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    la  Hamburgische Dramaturgie  si sa che Lessing intende commentare passo passo l'arte del poeta e quella dell'attore come due realtà diverse e però con-

    vergenti e inseparabili per il critico, ma si sa anche che questo proposito viene presto vanificato dagli stessi attori assai suscettibili alle critiche non sempre benevole del «drammaturgo», sì che, a partire dalla ventunesima puntata (10Luglio 1767, LM , 9, 269 ss.), Lessing abbandona il libero, talvolta anche spre-giudicato dibattito sull'arte dell'attore e anticipa così l'inizio della fine dell'e-sperienza amburghese. Ecco allora rimesso a fuoco, nelle ultime pagine della

     Hamburgische Dramaturgie, il problema della recitazione in termini moltosimili a quelli del 1749, ma con il tono rude del critico ormai disincantato, cheha visto tramontare le illusioni di un grande progetto e con esso il suo stessoruolo di riformatore del teatro. Mentre nella quarta puntata le considerazioni

    sulla Chironomie der Alten  sono sì severe con il pressappochismo dei mo-derni, ma non tanto da escludere consigli utili su come recitar bene i passisentenziosi, ora il verdetto non sembra più ammettere appello:

    Wir haben Schauspieler, aber keine Schauspielkunst. Wenn es vor Al-ters eine solche Kunst gegeben hat: so haben wir sie nicht mehr; sie istverloren; sie muß ganz von neuem wieder erfunden werden. Allgemei-nes Geschwätze darüber, hat man in verschiedenen Sprachen genug:aber specielle, von jedermann erkannte, mit Deutlichkeit und Präcisionabgefaßte Regeln, nach welchen der Tadel oder das Lob des Akteurs ineinem besondern Falle zu bestimmen sey, deren wüßte ich kaum zwei

    oder drei. ( LM , 10, 212)

    Fino all'ultimo Lessing non nega il valore e perciò nemmeno la necessità diun'«arte» definita da regole in base alle quali giudicare la prestazione di ognisingolo attore; non nega insomma l'«arte» invocando ad es. soltanto «natura» eimmediatezza: piuttosto egli contesta che sia lecito presumere che l'arte delladeclamazione-recitazione - ciò che in questa sede egli chiama Schauspielkunst con un termine che era già stato caro a Mylius e che riassume tutti quelli usatinel 1749 e agli inizi della Hamburgische Dramaturgie - esista già e possa dirsiuna diretta prosecuzione di quella antica. Se nel 1749 l'esempio di Cicerone

    che s'affina alla scuola dell'attore Roscio viene preso a immagine guida con cuirilegittimare la recitazione a teatro e in ogni altra sede in cui se ne senta il bisogno, tra l'antico e il moderno s'alza ora una barriera definitiva. E ciò cherende più duro il giudizio è che, se non riguardo alla qualità degli attori, al-meno per il valore delle regole da sempre invocate la condanna non s'arrestaall'infelice situazione della Germania: con l'accenno alla «chiacchiera gene-rica» esistente in varie lingue essa supera i confini nazionali. Di conseguenzaanche la curiosità iniziale di Lessing per le teorie dei francesi sull'attore, l'av-vio delle sue ricerche in anni giovanili, si capovolge in un implicito rifiutocomplessivo.

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    2. Dalle ultime pagine della Hamburgische Dramaturgie non è dato saperein che cosa allora possa e debba consistere la rinascita della pur sempre auspi-

    cata arte dell'attore, se cioè valga ancora il principio d'imitazione degli antichioppure quali vie alternative essa debba percorrere. Alla fine dell'esperienzaamburghese ci si ritrova pressoché al punto di partenza: l'unica certezza a so-

     pravvivere è che, per quanto «oscillante e polisenso» sia la riflessione su talemateria, di regole chiare e precise non si può comunque fare a meno sul palco-scenico e che, quanto più queste mancano, tanto più gli attori diventano insof-ferenti alle critiche. Ma anche questa constatazione, più apodittica che aperta anuovi sviluppi, passa in second'ordine se si vuol comprendere quale sia, al-l'interno di un passo famoso, citato per lo più automaticamente per il suo j'ac-cuse  contro lo stato del teatro tedesco, la reale consistenza dell'affermazione

     perentoria secondo cui l'arte della recitazione antica è un patrimonio «perduto»e non più proponibile nella sua forma originaria.È molto difficile, se non impossibile, sostenere con certezza se il Lessing

    così risoluto nel giudicare la sorte della recitazione antica si richiami consape-volmente a voci preesistenti, sappia quindi di rientrare in un solco già aperto,oppure pensi di muoversi in modo del tutto autonomo. Per questo passo sihanno ancor meno punti d'appoggio di quelli che, per ricorrere a un esempiotratto da un campo affine a quello dell'actio, inducono a supporre che la  Mo-ralische Semiotik , di cui parla la lettera a Nicolai del 9 Luglio 1776 ( LM , 18,176-7), non sia un'originaria classificazione lessinghiana ma echeggi il titolo

    di un importante libro sui segni fisici -      MORALIS . Seu De Con- jectandis cujusque Moribus et Latitantibus Animi Affectibus di Scipione Chia-romonti (1625) -, opera ben presente nella biblioteca di Wolfenbüttel perchéradicata nella storia della vicina università di Helmstedt14.

    Esiste certo una correlazione tra il passo della  Hamburgische Dramaturgiee le parole del 1749, e queste risentono forse del giudizio che il già citato We-renfels esprime all'interno del suo appassionato discorso favorevole alla reci-tazione scolastica eseguita da adulescentes ingenui e diametralmente opposta aquella dei conductores Histriones, dei vilissimi Pantomimi, dei vagi Circumfo-ranei. Scrive il professore di Basilea nel 1716 che l'ammirazione dell'elo-

    quenza antica non può convivere con il rifiuto del teatro perché era essenziale per l'oratore antico confrontarsi con gli attori. Alternative al vincolo che legal'eloquenza al teatro non esistono per chi spera nel ripristino di una «cosa per-duta»:

    [...] si aliqua priscæ Eloquentiæ, quæ meritò inter deperdita numeratur,instaurandæ spes est; non alia est via, quam illa ipsa, quam prisci te-

     

    14  Dopo l'edizione del 1625 l'opera di Chiaromonti viene rilanciata nel 1665 da HermannConring, professore a Helmstedt, e qui data alle stampe.

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    nentes ad illud, quod sine imitationis spe mirati sumus adhuc, fastigium pervenerunt.15

     Nel 1744 Christlob Mylius traduce il passo nel modo seguente:Jn Wahrheit, wenn zur Widerherstellung der alten Beredsamkeit, welche billig unter die verlornen Sachen gezählet wird, noch einige Hoffnungübrig ist: so ist kein andrer Weg zu derselben, als eben der, auf welchemdie Alten zu demjenigen Gipfel gelanget sind, welchen wir bisher, ohneHoffnung der Nachahmung bewundert haben.16

    Anche stando alla data e al testo della traduzione di Mylius, si può pensare cheil discorso di Werenfels rientri nell'orizzonte dei due giovani curatori dei«Beyträge» prima ancora che si ripeta l'incontro tra Werenfels e Lessing al se-guito della nuova traduzione di Oratio de Comoediis da questi negativamenterecensita nel 1750, poco tempo dopo la stesura della Premessa (cfr. sopra).

    Una seconda fonte probabile su cui vale soffermarsi è la terza parte delle Réflexions critiques sur la poésie et sur la peinture, in cui anche l'analitica di-gressione con la quale l'abate Du Bos ricostruisce il modo di recitare degli an-tichi - un modo che a suo dire sarebbe collegato a un tipo di notazione musi-cale - viene conclusa da un commento amaro sulla qualità degli attori contem-

     poranei e sulle aspettative frustrate degli spettatori. Gli uni e gli altri sarebberoda commiserare, infatti

    Les Spectateurs & les Acteurs sont d'autant plus à plaindre aujourd'hui,que les Spectateurs sentent aussi-bien les fautes des Acteurs, que si l'artde la déclamation existoit encore tel qu'il étoit au tems de Quintilien,quoique les Acteurs ne puissent plus s'aider de cet art qui est péri.17

     

    15 S. Werenfels, Oratio de Comoediis, in: Samuelis Werenfelsi Basileensis  DissertationumVolumina Duo, Quorum prius de Logomachiis Eruditorum & de Meteoris Orationis; Posterius Dissertationes Varii Argumenti Continet. Amstelædami [...] 1716, Pars Altera, pp. 341-370 (quia p. 361).

    16 Eine Rede von den Schauspielen. Aus dem Lateinischen des Hrn. Werenfels ins Deutsche

    übersetzt., in: «Beyträge zur Critischen Historie der Deutschen Sprache, Poesie und Bered-samkeit», Achter Band. Zwey und dreyßigstes Stück, Leipzig, 1744, pp. 598-623 (qui a p. 615).Se Mylius traduce «deperdita» con «die verlornen Sachen», Gregorius lo rende con «die ver-lohrnen Künste» (Samuel Werenfels Rede zu Vertheidigung der Schauspiele. Aus dem Lateini-schen ins Deutsche übersetzt und mit einigen Anmerkungen begleitet von M. Jmmanuel Fried-rich Gregorius, von Camenz. Wittenberg, verlegts Johann Joachim Ahlfeldt. 1750., p. 27).

    17 Réflexions critiques sur la poësie et sur la peinture. Sixième Édition, Troisième Partie. AParis. [...] M.DCC.LV., p. 337. Lessing traduce:  Die Zuschauer und Schauspieler sind heutzu-tage um so viel mehr zu beklagen, da die Zuschauer die Fehler der Schauspieler nicht wenigerbemerken, als ob die Kunst der Deklamation noch ebensowohl vorhanden wäre, wie sie zu den Zeiten des Quintilians war, und die Schauspieler sich dieser Kunst, die verloren gegangen ist,doch nicht bedienen können.  Cit. da G. E. Lessing, Werke. Vollständige Ausgabe in fünfund-

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    Lessing traduce la terza parte dell'opera di Du Bos e le dà il titolo Ausschwei- fung von den theatralischen Vorstellungen der Alten per la «Theatralische Bi-

     bliothek» intorno al 1754-5, ma nulla esclude che l'edizione che ha sottomano,quella del 1746 (cfr. LM , 6, 247), rientri nel novero degli autori «moderni» aiquali si accenna già nella Premessa ai «Beyträge». Al di là delle congetture suriscontri documentari più o meno certi Du Bos è comunque da tenere nella de-

     bita considerazione per punti in comune con altre possibili fonti circa il duali-smo «natura»-«arte» di cui si dovrà riparlare.

    Indipendentemente dall'origine precisa del tema dell'«arte perduta» e co-munque si debba interpretare il passo della Hamburgische Dramaturgie - se inun rapporto diretto con la rivista del 1749-50 oppure autonomamente -, oggil'idea di un bene antico andato «perduto» ci risulta uno stereotipo: essa è im-

     plicita in pressoché ogni riflessione sul gesto oratorio avvenuta in età mo-derna. Sempre più forte, dal Cinquecento in poi, affiora la consapevolezza chei grandi modelli antichi, con i quali da una parte è giocoforza confrontarsi,dall'altra appartengono a un epoca ormai tramontata.

    3. Ciò che risulta più o meno sotterraneo ed episodico nella ricostruzionefatta finora acquista una base più solida se si va a una fonte erudita posterioredi due soli anni ai «Beyträge». Secondo Johann Andreas Fabricius (1696-1769), rettore del «Collegium Carolinum» di Braunschweig, poi del Ginnasiodi Nordhausen, ha senso premettere a una storia dell'erudizione un nota gene-

    rale sulla sua sorte nei secoli e su chi vi ha già meditato: Nachgehends hat die vielfältige Veränderung der Menschen, die Wan-derung der Völker, die Verfassung der bürgerlichen Gesellschaft, derUnterschied der Stände nach ihren unterschiedenen Absichten, undBedürfnissen, vieles zur Vermehrung der Wissenschaften und zur Ver-grösserung der Gelehrsamkeit beygetragen, man hat viel neue Dinge er-funden, davon Polydor Virgilius, Vincent. Bruno, Georg Paschius undandere handeln, viele alte dagegen verlohren und vergessen, von wel-chen Guido Pancirolus, Martin Simonius, Friedrich Boltz, Jo. Clericusund andere Nachricht geben, vieles zu mehrerer Gewißheit und grössern

    Deutlichkeit gebracht, die Wissenschaften haben mancherley Schicksalegehabt, [...], was jener aufgebauet, hat dieser wiederum niedergerissen, bis man die Gelehrsamkeit in die gegenwärtige Gestalt verfasset, darin

     zwanzig Teilen, hrsg. mit Einleitungen und Anmerkungen sowie einem Gesamtregister versehenvon Julius Petersen und Waldemar von Olshausen. Dreizehnter Teil, hrsg. von E. Stemplinger[1925], rist. Hildesheim-New York 1970, p. 388-9. Sul doppio rapporto di accettazione e di ri-fiuto dell'estetica di Du Bos da parte di Lessing cfr. W. Bender,  Lessing, Dubos und die rhetori-sche Tradition, in:  Nation und Gelehrtenrepublik. Lessing im europäischen Zusammenhang,hrsg. von W. Barner und A. M. Reh, Detroit-München 1984, pp. 53-66.

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    wir es theils den Alten zuvor thun, theils von ihnen übertroffen worden,woraus wenn man diese Veränderungen aus der Historie der Gelehr-

    samkeit weiß, [...] gar leicht der heftige Streit, wegen des Vorzuges zwi-schen den Alten und Neuen, kan entschieden werden, wofern es nichtvor dienlicher zu achten ist, denselbigen ganz und gar in eine ewigeVergessenheit zu stellen, weil er weder gänzlich auszumachen, nochvon dem geringsten Nutzen ist.18

    Basta affacciarsi al campo dell'erudizione perché riemerga su base generale il problema che Lessing sfiora appena e solo riguardo all'«eloquenza del corpo».Inevitabilmente la breve nota di Fabricius culmina in un accenno alla querelletra gli antichi e i moderni che qui si risolve senza vinti o vincitori, alla qualeanzi si augura di cadere del tutto nell'oblio; e in questa risposta è facile scor-gere punti di contatto con le posizioni giovanili di Lessing, tanto sicuro dellasentenza die Natur wirkt sich stets selber gleich da esaltare la superiorità degliantichi per ciò che riguarda la poesia, quella dei moderni per le conquiste incampo scientifico19. Ora però, più che l'affinità tra Fabricius e Lessing ri-guardo alla querelle, c'interessa la serie di nomi indicati dall'erudito sul doppioversante delle «nuove cose trovate» e, all'opposto, di quelle «perdute e dimen-ticate».

    La prima impressione che si ha dinnanzi a questo elenco di autorità è laloro appartenenza a epoche diverse, in un arco di tempo che va dal primo Cin-quecento al primo Settecento; a una verifica ulteriore è possibile distinguere

    tipi di trattazione che differiscono per impostazione generale e ampiezza: cosìad es. Joannes Clericus (Jean Le Clerc, 1657-1736) si concentra sulle causeche hanno determinato la crisi degli studia humanitatis nell'epoca successivaal Cinquecento20, mentre le opere di Polidoro Virgilio (?-1555,  De Inventori-bus Rerum Libri Tres, 14991) e di Guido Panciroli (1523-1599) aspirano a unindubbio taglio universale. È poi necessario distinguere ulteriormente tra que-sti due enciclopedisti perché il primo si ripropone di descrivere attività e in-venzioni umane (tra cui anche la retorica) risalenti all'antichità21, mentre il se-

     

    18

     Abriß einer allgemeinen Historie der Gelehrsamkeit , Erster Band, Leipzig, Jn der Weid-mannischen Buchhandlung. 1752, pp. 14-16. Il passo è riprodotto anche da P. K. Kapitza, Einbürgerlicher Krieg in der gelehrten Welt. Zur Geschichte der Querelle des Anciens et des Mo-dernes in Deutschland , München 1981, p. 224. Qui anche qualche informazione su Fabriciusnel contesto della querelle.

    19 dal frammento poetico Aus einem Gedichte an den Herrn M** del 1748 ( LM , 1, 243), lecui idee vengono anticipate già in Glückwunschrede, bey dem Eintritt des 1743sten Jahres, vonder Gleichheit eines Jahrs mit dem andern ( LM , 14, 135 ss.).

    20  cfr. Io. Clerici  De cavssis perevntivm litterarvm elegantiorvm commentationes. Latineedidit Io. Henricvs Kromayervs. Jenæ, Apud Io. Mich. Gollnervm, Bibliopol. 1714.

    21 Riguardo ai presupposti umanistici di tali enciclopedie cfr. B. P. Copenhaver, The Histo-riography of Discovery in the Renaissance: The Sources and Composition of Polydore Vergil's

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    condo allestisce la sua opera in base alla bipartizione seguente: alla perdita dicose esistite nell'antichità fa da contrappeso una serie di nuove invenzioni in

    età moderna. Bipartizione che, se si vuole, può essere letta anche in senso in-verso, come è avvenuto da parte dei sostenitori degli inventa novantiqua: perquanto grande, il progresso dell'età moderna non deve far dimenticare le con-quiste raggiunte dagli antichi ma poi andate perdute. In concreto l'opera diPanciroli - scritta e circolante manoscritta in italiano già tra il 1580 e il 1590,ma diffusa a stampa in una fortunata versione latina del 1599-1602 - è quellache più c'interessa perché è già sua l'affermazione, forse formulata per la

     prima volta così perentoriamente nella storia moderna, secondo cui l'actio re-torica come arte antica è annoverabile tra le cose andate ormai perdute22.

    Il giudizio di Panciroli s'inscrive in un'immagine generale della storia alla

    quale è estranea l'idea di regresso o di progresso. Confrontando la sua raccoltacon un libro mastro delle entrate e delle uscite, egli registra da una parte feno-meni culturali di un tempo, ormai scomparsi, dall'altra altri di origine recente etuttora esistenti. Ma la somma finale non potrà far pensare a un passivo o a unattivo, bensì piuttosto a un sostanziale equilibrio tra perdite e acquisti, ossiaall'esclusione di qualsivoglia primato. Questa neutralità, ben accetta più tardi achi nell'ambito della «querelle» tra gli antichi e i moderni ha sostenuto una po-sizione di equidistanza, s'ispira piuttosto all'idea di volubilità generale delmondo sublunare contrapposta all'eternità del mondo ultraterreno. Percorsi daistanze allegorico-religiose, i  Rervm Memorabilium Libri Duo passano in ras-

    segna invenzioni e scoperte antiche e moderne - spezie, arti meccaniche e libe-rali, antiquaria, edifici, alchimia, codici di comportamento, usi e costumi - nonsenza curiosità e secondo il gusto eclettico proprio di altre enciclopedie prece-denti e successive che le ha garantito il successo europeo. Grazie al suo tonodivulgativo e piacevole essa ha saputo affermarsi anzitutto in Germania, tram-

     polino di lancio della sua fortuna, dove i richiami all'instabilità dell'esistente potevano collegarsi al diffuso lipsianesimo molto più radicale nel descrivere ilciclo perenne di nascita, crescita, morte. In effetti l'immagine lipsiana delgrande architetto che fa e disfa senza posa, alle prese con una creta che le suemani modellano in modo sempre diverso, presenta un tratto fortemente dram-

     

     De Inventoribus Rerum, I-III, in «Journal of the Warburg and Courtald Institutes», vol. 41(1978), pp. 192-214.

    22 Rervm Memorabilium iam olim deperditarum: & contrà recens atqve ingeniose inventa-rum: Libri duo, [...], Ambergæ, Typis Forsterianis, 1599-1602, I, pp. 263 ss. L'ed. italiana del-l'opera è uscita successivamente: Raccolta breve d'alcvne cose piv segnalate ch'ebbero gli anti-chi, e d'alcune altre trouate da moderni [...], In Venetia, MDCXII. Sull'intricat