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Notizen zum Ausdruck des Potentials im vormodernen Japanischen von Kay J. Genenz (Hamburg) Der semantische Aspekt Potential' kann auch im Japanischen fein nuanciert auf vielerlei Weisen sprachlich realisiert werden 1 Die Frage welcher Art die Mittel zum Ausdruck dieses Aspekts im Japanischen sind wird in den herangezogenen einschlägi- gen Kompendien zur japanischen Sprache fast ausschließlich vom Standpunkt de Grammatikers, nämlich mit dem·Hinweis auf Modifikationen des Prädikats, und so vielleicht nicht ganz vollständig beantwortet. So wird der Begriff des Potentials vornehmlich im Zusammenhang mit dem Hilfsverb (ra) ru (im Altjapanischen auchyu und rayu) oder der Erscheinung des sogenannten ,Potentialverbs" (kanodoshi) behandelt 2 Die häufig auftretende Modifikation mit dem Hilfsverb beshi dagegen findet im Zusammenhang mit dem Potential nur kurz Er- wähnung3. Das Kokugogaku-jiten 4 nennt im Zusammenhang mit dem Potential zusätz- lich- wenn auch eher am Rande- die Verben katsuS, au, atau und das Adverb e 6 Der Versuch, diese Angaben quantitativ zu ergänzen, wird dadurch erschwert daß auch im Japanischen sprachliche Wendungen eingesetzt werden deren einzelne Be- standteile üblicherweise nicht primär die Markierung , Potential" tragen sondern er t in bestimmtem Kontext diese Funktion erlangen. Es dürfte daher von vornherein nicht möglich sein die unterschiedlichen Variationen des potentialen Au drucksinsgesamt darzustellen. Auch die Mittel des Potentials, die das Lexikon als solche ausweist tragen diese Funktion in den meisten Fällen nur als eine von mehreren (s. u.)7. So wollen wir auch die von uns erweiterte Liste (s. Tabelle) nicht als vollständig ver taoden wissen. Nach einem Überblick über die Variationsmöglichkeiten der Mittel tellt sich die Frage nach den außer den für die grammatische Zuordnung entscheidenden Merkma- len etwa noch existierenden differenzierenden Kriterien ganz von selbst. Eine kleine Hilfe bilden hier wohl neben demNihon Kokugo-daijiten 8 die Wörterbücherfür die äl- tere Japanische Sprache, indem sie Belege für den Gebrauch der jeweiligen Mittel in Texten verschiedener Sprachstufen anführen. Um feinere sprachhistorische Verände- rungen, aber auch stilistische und semantische Nuancen auch des unmittelbaren Kon- textes und die syntaktischen Bedingungen ihres Auftretens festzustellen, wird man eine möglichst große Zahl von Belegen aus literarischen Werken unterschiedlicher Sprach- stufen unter den entsprechenden Gesichtspunkten quantifizieren und differenzieren müssen. Die Berücksichtigung aller drei Gesichtspunkte hätte den vorgegebenen Rahmen dieses Beitrags jedoch gesprengt. So beschränken wir uns hier auf eine vorläufige in er- ster Linie quantitative Auswertung von Belegen aus 25 Texten von der frühen Heian- bis zum Beginn der Edo-Zeit9. Berücksichtigung fanden dabei die verbalen Mittel au, atau, kanau, kanu, oyobu, u und das adverbaleMittel e. Ausgeschlos en blieben dem- nach die eher für das Altjapanische typischen Mittelyu und rayu, ferner katsu (gate ni) und dekiru sowie das durch Flexionsverschiebung erhaltene Potential-Verb", deren potentiale Funktionen erst im Neujapanischen stärker hervortreten 10 Nicht in di dif- ferenzierende Betrachtung einbezogen werden konnte auch die potentiale Funktion des in allen Texten weit verbreiteten Hilfsverbs (ra) ru da diese mit den weiteren Funk- tionen (Passiv,jihatsu und Honorativ) eng verknüft ist und o nicht isoliert dargestellt 291

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Notizen zum Ausdruck des Potentials im vormodernen Japanischen

von Kay J. Genenz (Hamburg)

Der semantische Aspekt Potential' kann auch im Japanischen fein nuanciert auf vielerlei Weisen sprachlich realisiert werden 1 • Die Frage welcher Art die Mittel zum Ausdruck dieses Aspekts im Japanischen sind wird in den herangezogenen einschlägi­gen Kompendien zur japanischen Sprache fast ausschließlich vom Standpunkt de Grammatikers, nämlich mit dem· Hinweis auf Modifikationen des Prädikats, und so vielleicht nicht ganz vollständig beantwortet.

So wird der Begriff des Potentials vornehmlich im Zusammenhang mit dem Hilfsverb (ra) ru (im Altjapanischen auchyu und rayu) oder der Erscheinung des sogenannten ,Potentialverbs" (kanodoshi) behandelt2 • Die häufig auftretende Modifikation mit

dem Hilfsverb beshi dagegen findet im Zusammenhang mit dem Potential nur kurz Er­wähnung3. Das Kokugogaku-jiten4 nennt im Zusammenhang mit dem Potential zusätz­lich- wenn auch eher am Rande- die Verben katsuS, au, atau und das Adverb e6 •

Der Versuch, diese Angaben quantitativ zu ergänzen, wird dadurch erschwert daß auch im Japanischen sprachliche Wendungen eingesetzt werden deren einzelne Be­standteile üblicherweise nicht primär die Markierung , Potential" tragen sondern er t in bestimmtem Kontext diese Funktion erlangen. Es dürfte daher von vornherein nicht möglich sein die unterschiedlichen Variationen des potentialen Au drucksinsgesamt darzustellen. Auch die Mittel des Potentials, die das Lexikon als solche ausweist tragen diese Funktion in den meisten Fällen nur als eine von mehreren (s. u.)7. So wollen wir auch die von uns erweiterte Liste (s. Tabelle) nicht als vollständig ver taoden wissen.

Nach einem Überblick über die Variationsmöglichkeiten der Mittel tellt sich die Frage nach den außer den für die grammatische Zuordnung entscheidenden Merkma­len etwa noch existierenden differenzierenden Kriterien ganz von selbst. Eine kleine Hilfe bilden hier wohl neben demNihon Kokugo-daijiten 8 die Wörterbücherfür die äl­tere Japanische Sprache, indem sie Belege für den Gebrauch der jeweiligen Mittel in Texten verschiedener Sprachstufen anführen. Um feinere sprachhistorische Verände­rungen, aber auch stilistische und semantische Nuancen auch des unmittelbaren Kon­textes und die syntaktischen Bedingungen ihres Auftretens festzustellen, wird man eine möglichst große Zahl von Belegen aus literarischen Werken unterschiedlicher Sprach­stufen unter den entsprechenden Gesichtspunkten quantifizieren und differenzieren müssen.

Die Berücksichtigung aller drei Gesichtspunkte hätte den vorgegebenen Rahmen dieses Beitrags jedoch gesprengt. So beschränken wir uns hier auf eine vorläufige in er­ster Linie quantitative Auswertung von Belegen aus 25 Texten von der frühen Heian­bis zum Beginn der Edo-Zeit9. Berücksichtigung fanden dabei die verbalen Mittel au, atau, kanau, kanu, oyobu, u und das adverbaleMittel e. Ausgeschlos en blieben dem­nach die eher für das Altjapanische typischen Mittelyu und rayu, ferner katsu (gate ni) und dekiru sowie das durch Flexionsverschiebung erhaltene Potential-Verb", deren potentiale Funktionen erst im Neujapanischen stärker hervortreten 10

• Nicht in di dif­ferenzierende Betrachtung einbezogen werden konnte auch die potentiale Funktion des in allen Texten weit verbreiteten Hilfsverbs (ra) ru da diese mit den weiteren Funk­tionen (Passiv,jihatsu und Honorativ) eng verknüft ist und o nicht isoliert dargestellt

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werden kann 1 1• Ähnliche Gründe liegen der Entscheidung zugrunde, auch das Hilfs­verb beshi in seiner potentialen Funktion vorerst nicht zu betrachten 12 •

Im Folgenden sollen nun die einzelnen sprachlichen Mittel zum Ausdruck des Po­tentials in ihren verschiedenen Funktionen beschrieben und dadurch die Kriterien deut­lich gemacht werden, die die Grundlage der quantitativen Analyse (s. Tabelle am Ende des Beitrags) bilden13.

I. au intransitiv, shimo-nidan 1.1 , ertragen, widerstehen", Verweis auf aezu u. a. 1.2. als Zweitbestandteil von Verbzusammensetzungen "etwas zureichend tun",

" etwas vollständig erledigen", Verweis auf aezu (Bsp. manyoshu, genji-monogatari " ae-tamawazu" und- "au hodo mo na(k)u")

2. mit Negation · 2.1. in der Form als selbständiges Verb: "nicht ertragen erdulden können ' (Bsp.

zoku-nihongi, manyoshu, genji-monogatari, shinkokinshu) 2.2. als Zweitbestandteil von Verbzusammensetzungen, auch mit Relationspartikel

mo überlagert: a) "nicht schaffen" (Bsp. manyoshu " ... hito no kokoro wa mamoriaenu mono", hei­

ke-monogatari "kono yoshi mosaretarikereba kiki mo aezu yagate miyako e hase-nobo­ri ~ ', tsurezuregusa "kyo aritsuru koto tote iki mo tsugi-aezu katari kozuru zo kashi').

b) "nicht können" (Bsp. manyoshu "takuhire no shirahamanami no yori mo aezu araburu imo ni koi-tsutsu so oru", kokinshu "sakura hana toku chirinutomo oboezu no kokoro zo kaze mo fuki-aenu").

c) Anschluß an die mit Relationspartikel mo überlagerte renyo-kei eines Verbs, auch in der Form aeneba: "kaum daß ... ", "noch bevor. .. " ab Mittelalter nur noch in dieser Weise gebraucht. (Bsp. taiheiki " kiki mo aezu tada namida no yuka ni fushi-shizumite", yokyoku "onkyo wo yomite toburawamu to iimo aeneba fushigi ya na ... " und aus dem Neujapanischen)

Die Übersicht läßt erkennen, daß bereits die semantische Differenzierung der im modernen 1 apanischen angegebenen Übersetzungen nur mit sehr feinen Nuancen mög­lich ist, und die Ausklammerung eines potentialen Aspekts aus 1.1, 1.2., 2.1. , 2.2.a. oder 2.2.c. will kaum gelingen. Als syntaktische Kriterien lassen sich allein das Auftre­ten in einer Verbzusammensetzung und die Negation verwenden, so daß lediglich die Nachweise ausgeschieden werden können die den Bedingungen unter 1.1. und 2.1. entsprechen.

1.2. und 2.2.a. und- mit dieser Verwendung in engem Zusammenhang stehend (s. die dortigen Beispiele aus dem heike-monogatari bzw. taiheiki)- 2.2.c. lassen sich auf diese Weise jedoch nicht abtrennen. Wegen ihrer engen semantischen Beziehung un­tereinander glauben wir jedoch im Rahmen dieser Arbeit auf die Ermittlung weiterer differenzierender Kriterien verzichten zu können und geben alle Beispiele als Belege an in denen die oben genannten syntaktischen Kriterien weiterhin zutreffen, wenn sie nicht durch die von uns aus dem Kontext ermittelten semantischen Argumente eindeu­tig 1.2. 2.2.a. oder 2.2.c. zugeordnet werden können.

Die Zahl von insgesamt 39 Nachweisen für das H eike-monogatariist geeignet, wenig­stens für diesen Text einige Merkmale abzuleiten. In zwölf Fällen verbindet sich ae + N eg. mit einem Verb des Hörens oder Sagens welches nach einer verbalen Äuße-

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rung auftritt. In diesen Fällen kann- auch in Übereinstimmurig mit dem dort angeführ­ten Beispiel aus dem Taiheiki - eine temporale Funktion wie in 2.2.c. angenommen werden. Ihr folgt häufig die Schilderung des gefühlsmäßigen Zustandes einer Person, bzw. ihrer emotionalen Reaktionen. In 16 Fällen lautet der Prädikatskern seku 14, ihm ist eine nominale Konstituente, zumeist namida als Objekt zugeordnet. Auch hier wird die emotionale Reaktion eine Person (" ... konnte die Tränen nicht mehr zurückhal­ten .. .' ) dargestellt. Die Überprüfung der restlichen Beispiele ergibt, daß die Korrela­tion mit einem emotionalen Ausdruck (Rührung Trauer, Verwirrung) füraezu genera­lisiert werden kann.

II. atau intransitives Verb, yodan. Bis in die Meiji-Zeit ausschließlich mit Negation. 1. Ausdruck des Potentials a) Anschluß an rentai-kei mit Kasuspartikel ni oder über formales Substantivkoto

(Bsp.: konjakumonogatari "tayasuku kitari-tawamu ni atawaji", hojoki, J1" ' fukaku yo­rokobu koto aredomo oki ni tanoshimu ni atawazu<<, heike-monogatari "kuruma wa wa wo megurasu koto atawazu(( ... )

b) Anschluß an die rentai-kei (keine Beispiele für das vormoderne Japanisch) c) Anschluß an die renyo-kei (auch ohne Negation) jedoch erst ab Meiji-Zeit. 2. "der Vernunft entsprechen" (Bsp. aus taketori-monogatari, ochikubo-monogatari

undokagami , in denenatawanu attributivischeoder (atawazu) adverbiale Stellung hat). 3 . . "der Lage entsprechen, passen" (Bsp. aus konjaku-monogatari, jiken-sho und

neujapanischen Texten in denen atawanu eine mit ni formulierte nominale Konstitu­ente regiert oder attributivische Stellung hat).

Wir stellen lediglich im Heike-monogatari 5 weitere Belege fest die wir sowohl se­mantisch als auch aufgrundder unter 1 2 und 3 genannten bzw. abzuleitenden syntakti­schen Bedingungen eindeutig als potential interpretieren können 15 •

Aus den Beobachtungen auf einer Basis von nur wenigen Belegen wird man schwer­lich allgemeingültige Merkmale ableiten können. Auch die höhere Zahl der Belege im H eike-mono gatari darf nicht dazu verleiten, etwa eine stärkere Tendenz zum Gebrauch des atau anzunehmen, da dasHojo-ki z. B. nur etwa ein Siebenunddreißigste! des Um­fangs vom Heike-monogatari hat und damit atau relativ häufiger verwendet wird. Auf­fallend ist jedoch, daß die beiden einzigen Beispiele in den Heian-Texten 16 keine, die des frühmittelalterlichen Textes jedoch ausschließlich die Potentialfunktion aufweisen während in dem kurzen Zeitraum, auf den sich die erwähnten Texte der Insei- und frü­heren Kamakura-Zeit verteilen, noch mehrere Funktionen nachweisbar sind. Die gele­gentliche Schreibung von atawazu mitfu-no läßt auf einen Einfluß des Kanbun zugun­sten des Potentials schließen 17 •

III. e Adverb Ausdruck des Potentials.

- 1. Im Zusammenhang mit einem nachfolgenden positiven Ausdruck: "gut... können" (Bsp. zoku-nihongi, utsubo-monogatari "kore wa omoeba kono kotodomo wo notf?mau hitobito ni wa e oshimi-moshitare'<)

2. Im Zusammenhang mit einer nachfolgenden Negation: "einfach nicht können '; der negative Ausdruck kann auch fehlen. (Bsp. manyo-shu, utsubo-monogatari: ,ima kyoku hitotsu tsukaumatsuramu to suredo sawagashikereba e namu«, noin-bon-makura

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" ... koyoi wa e", genji-monogatari "fukaki go no aware-bakari wa kiki- wakedo koto yori hoka nie ya hikikeru", kanazoshi).

3. Nach Abschwächung der eigenen potentialen Funktion durch häufigen Gebrauch seit dem Mittelalter auch verstärkend mit anderen Mitteln des Potentials verwendet (Bsp: aus den kyogen) 18.

e ist nach unseren Feststellungen das am häufigsten auftretende Mittel des Potentials unter den hier betrachteten. Es kommt in allen Texten bis zum Beginn der Kamakura­Zeit mit einer Frequenz von 1 zu 1000 (Kohon-setsu washu) bis 1 zu 3400 (Kagero-nik­ki), durchschnittlich mit I zu 2000 vor 19 • Lediglich das Ryojin-hisho (Entstehung um 1180), dessen shohon für die Erforschung der mittelalterlichen Sprechsprache wichti­ges Material bieten20, hat mit nur 2 Belegen eine weit geringere Frequenz von 1:40000, und entspricht darin etwademHeike-monogatari (1:31000). DasHojoki, das fürseinen wakan-konko-Stil bekannt ist, verzichtet ganz auf e. Das Tsurezuregusa , immerhin schon aus dem 14 Jhdt. , verdankt dem Bemühen Kenkös um eine stilistische Annähe­rung an klassische Vorbilder mit 14 Belegen noch eine Frequenz von 1:8700. Sie ist je­doch so gering, daß wir e als das für das Ältere Japanisch charakteristische Mittel des Potentials bezeichnen können21 •

IV. kanau intransitives Verb godan. 1. ,genau passen",, den Bedingungen entsprechen" (Bsp. aus dem manyoshu, gen­

ji-monogatari, tzurezuregusa und dem Japanisch-Portugiesischen-Lexikon, wobei ka­nau jeweils eine mit ni formulierte nominale Konstituente regiert).

2. ,in Erfüllung gehen" a) in der Form ,,kokoro ni kanau" b) alleinstehend, oft in der Form ,,ga kanau" (Bsp. aus dem ochikubo-monogatari,

genji-monogatari, sarashina-nikki, okagami, tsurezuregusa und dem Japanisch-Portu­giesischen Lexikon, in denen kanau einwertig auftritt. Eine eventuell explizierte, zuge­ordnete nominale oder mit koto nominalisierte Ko"nstituente wird nicht markiert oder (im Neu japanischen) mitga formuliert. Der Kontext enthält einen Ausdruck des Den­kens Fühlens).

3. ".können", "dürfen" (Bsp. Heike-monogatari "amari nifutotte itcho tomo e hashi­razu mononogu nugisutete ayumedomo kanawazarikeri", ujishui-monogatari " waga kokoro hitotsu nite wa kanawaji. kono yoshi wo in e mbshite koso wa", yokyoku "amari ni shioya no uchi migurushiku sorou hodo ni, o-yado wa kanaumaji to moshi-soroe", amakusa-isopo "kimo wo tsubuitareba mono yu koto mo kanawaide").

4. ,beim Wettkampf konkurrieren" (Bsp. aus heike-monogatari, kyogen-ki, kabuki und von Mori Ogai, aus denen sich jedoch auch ein potentialer Aspekt im Sinne von "mithalten können" ergibt. Das Beispiel für das vormoderne Japanisch sei daher ange­führt: "te ito semerare-tatematte kanawaji to ya omoiken").

5. Verweis auf kanau+ Negation a) unumgänglich sein (Bsp. aus dem Neujapanischen) b) nach der (auch mit wa überlagerten) te-Form von Adjektiven und Verben oder

nach einem durch Negation oder Konnexsuffix-ba (nach izen-kei) modifizierten Verb: nicht ertragen (können)" (Bsp. ~us dem tsurezuregusa und neujapanischen Texten) . Während Beispiele von kanau im Sinne von {1), (2a) und (5) sich aufgrundder syn­

takti eben sprachhistorischen und semantischen Bedingungen des Kontextes gut ab-

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trennen lassen, können solche für (2b) oft nur durch sorgfältige Überprüfung auch des weiteren Kontextes nach semantischen Kriterien erkannt werden22. Eine unentbehrli­che Hilfe bieten nicht nur hier moderne japani ehe Übertragungen.

Die zunehmende Gebrauchsfrequenz seit der Insei-Zeit erlaubt den Schluß daß es sich eher um ein für das frühmittelalterliche und mittelalterliche Japanisch charakteri­stisches Mittel des Potentials handelt23.

V. -kanu In der Verwendung als Zweitbestandteil einer Verbzusammensetzung: "nicht (fortsetzen) können, trotz Bemühens nicht können" (B p. ausmanyoshu, gen­

ji-monogatari " ... sadame-kanete itaku uchi-nageku", kabuki) Auch dieses Mittel des potentialen Ausdrucks ist im Älteren Japani chen noch ehr

selten und tritt auch im Mitteljapanischen kaum auf. Erst die beiden edo-zeitlichen T~xte weisen auf eine größere Verbreitung. Eine Ausnahme bilden das shikashu und das/zumi-shikibu-nikki mit einer relativ hohen Zahl von Belegen . Die Tatsache daß in diesen beiden Texten-kanu als potentialer Ausdruck allein in der waka-Dichtung Ver­wendung findet, mag zusätzlich unterstreichen daß es sich hier trotzdes offensichtlich erst später zunehmenden Gebrauchs nicht um ein unter Einfluß des Kanbun entwickel­tes Ausdrucksmittel, sondern eine eigene japani ehe Formulierung des Potentials han­delt.

VI. oyobu intransitives Verb, godan.

1. ,an etwas reichen" a) ,an etwas kommen, eine Position erreichen" (Bsp. aus utsubo-monogatari, gen­

ji-monogatari, konjaku-monogatari, Japanisch-Portugiesischem Lexikon, in denen oyobu eine mit ni formulierte nominale Konstituente regiert).

b) "eine gewisse Zeit bzw. Zahl erreichen" (Bsp. ausshoki, okagami, heike-monoga­tari, tsurezuregusa, in denen oyobu eine mit ni formulierte Konstituente regiert, die ei­nen Zeit- oder Zahlbegriff ausdrückt).

c) häufig mit einem Ausdruck der Negation·, einen bestimmten Zustand, Grad er­reichen", "an etwas heranreichen" (Bsp. aus dem makura no soshi, genji-monogatari, okagami, tsurezuregusa, in denen oyobu attributivisch auftritt oder/und eine nominale Konstituente regiert) .

d) "in einen Bereich eindringen ', "beeinflussen" (Bsp. genji-monogatari, heike-mo­nogatari, shinsen-rokujo, in denen oyobu eine nominale Konstituente regiert).

e) "einen Zustand erreichen", "es kommt von selbst dazu, daß man etwas tut" (Bsp. aus dem Neu- bzw. modernen Japanischen).

2. "ausgestreckt an etwas heranlangen", ,eine Person oder Sache durch Nacheilen erreichen" (Bsp. aus hensho-shu, makura no soshi, sagoromo-monogatari, in denen oyobu in der te-Form- einen kurzen Teilsatz bildend- einem vorangehenden Teilsatz

in der te-Form folgt).

3. Im Zusammenhang mit der Negation: ,,Nachträglich einen früheren Zustand wie­der herbeiführen '(Bsp. ukyo no daibu , in dem oyobu + Neg. das Attribut von on-koto

bildet).

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4. in der Form ,.Jli oyobu": ,,schließlich (so) werden " , soweit kommen, daß ... '' (Bsp. hogen-monogatari, Portugiesisches Lexikon und aus dem modernen Japanischen, wo­bei nur hier auch eine verbale Konstituente vor ni oyobu auftritt).

5. " eigene Fähigkeiten zeigen' ' , etwas bewältigen" (Bsp. shinchokusen, heike-mo­nogatari, tsurezuregusa, amakusa-bon isopo-monogatari, in denen oyobu (einwertig) als Attribut oder mit einer nominalen Konstituente, dem Subjekt, auftritt).

6. in der Form .Jli oyobazu": " ... können" (Bsp. hojoki " aru wa mi hitotsu karojite mi­gururu mo shisai wo tori-izuru ni oyobazu ... ", ujishui-monogatari " amekaze wa shi­tanakute kaeru ni oyobade ... ", heiji-monogatari " Nobuyori henji ni mo oyobazu ... ").

7. in der Form ,.Jli oyobazu (oyobanai)" "notwendig sein" (Bsp. heike-monogatari, tsurezuregusa, Japanisch-Portugiesisches Lexikon und von Mori Ogai, in denen oyobu + Negation wie in (6) Teil e~er Prädikatsumschreibung ist bzw. eine Konstituente re­giert, diemitsuru einen verbalen Ausdruck bilden kann wiez. B.sata imtsurezuregusa, henji in (6))24 •

Wieder ist es uns möglich, aufgrund der zunächst in den Beispielen erkennbaren syn­taktischen Bedingungen, deren weitreichende Gültigkeit von der semantischen Über­prüfung bestätigt wird, einen großen Teil des Materials auszuscheiden. Lediglich Bei­spiele, die (7) zuzuordnen sind, können nur aufgrundsemantischer Argumente erkannt werden. Dabei stellt sich eine starke Korrelation der Prädikatsumschreibung " Not­wendigkeit" mit einem Ausdruck der verbalen Äußerung, insbesonderembsu heraus25 •

VII. u intransitives Verb, shimo-nidan 1. "sich etwa,s zu eigen machen", "etwas erlangen" (Bsp. aus manyoshu bis ins mo­

derne Japanische, in d~en u wie in (2), (3) und ( 4) eine nominale Konstituente als di-rektes Objekt zugeordnet ist. _

2. häufig in der Form ,kokoro wo eru', ,j. wo eru": "verstehen, erleuchtet werden'' (Bsp. aus utsubo-monogatari bis ins Neujapanische),

3. " hervorragen , " überragen" (Bsp. aus kokinshu bis ins Neujapanische) 4. , für sich nutzbar machen" (Bsp. aus dem Neujapanischen) 5. Nach rentai-kei + wo/ koto "Ausdruck des Potentials", "können' (Bsp. shiki

"choan no uki wo nugaruru koto eji", konjaku-monogatari " ... nanji ga jumei wo noburu koto wo etari", aus dem Neu- und modernen Japanischen).

Die Verknüpfung der potentialen Funktion von u mit der Anwesenheit einer verba­len Konstituente die per rentai-kei oder durch koto nominalisiert das direkte Objekt bildet, erleichtert die Beurteilung der nachgewiesenen Beispiele26. Einzubeziehen ist nach einem Beispiel aus dem Heike-monogatari (s. Nihon Koten-bungaku taikei, Bd. 32, 1961, S. 283, Z. 3) auch eine vorangehende Konstituente in der renyo-kei. Die ge­ringe Zahl der Belege die wir in unsere Tabelle einordnen können, erlaubt es jedoch noch nicht, auf historische semantische und syntaktische Gebrauchsschwerpunkte ein­zugehen27.

Die Ergebnisse unserer ersten kleinen Studie zum Ausdruck des Potentials im vor­modernen Japanischen zu denen wir mit Hilfe der so gefundenen Kriterien kommen konnten, wollen wir nun zur besseren Demonstration in einer Tabelle zusammenfas­sen die trotz vieler Unzulänglichkeiten einen Ansatzpunkt für die weitere Beschäfti­gung mit dem Thema bezeichnen mag.

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Mittel des potentialen Ausdrucks in Texten des 9. bis 17. Jahrhunderts

Titel Ent te- Um- au atau e kanau kanu O)ObU hung ca. fang•

Tak etori-m. 9. Jh. 23 - - 15 (1,5) 4 - - 3 -lse-m. 9. Jh. 46 - - 22 (2, I J - I j3 I Tosa-n. Y35 19 - - 12 (1,5) - - - -Yamato-m. 950 82 2 - 49 (1,7) - I 2 -Heichü-m. 960 34 23 - 23 (1,5) - - - -Kagero-n. 970 139 10 (14) - 41 (3,4) - I - -Ochikubo-m. 980 125 2 - 71(1,7) - I - -(Gen.ji-m.) 7 1005 1170 69 ( 17) 719(/,7) Makura no s. 995 176 I - 85 (2) - - 33 -Murasaki sh.-n. l015 39 4 (10) - 19 (2) - - -Hamamatsu ch.-m. 1050 174 3 (58) - 85 (2) I I - -Teichünagon-m . 1055 39 1 - 12(3,2) - I - -Sarashina-n. 1060 37 1 - 22 (I ,6) I - - l / zumi sh.-n. 11. Jh. 29 - - 13 (2,2) - 2 (14) - -Shika-shu I 150 (8)2 - - 4 (2)2 - 8(1)2 - -Kohon-s.-shU 12. Jh. 61 23 - 57 (I) 4 (15) I 3 (20) " -Ry6jin-hish6 I 175 81 I - 2 (40) - - - -Matsuramiya-m. 13.Jh. (Anf. 44 2 1 16 (2,7) - - 7 (6) 6 I Hojoki 1212 13 - - - - - l 3 (4) Ujishui-m. 1250 235 12 (20) - I 16 (2) 8 (30) 2 (J 17 J -lsayoi-n. 1280 14 3 (5) - I - - - -Tsurezuregusa 1330 122 1 - 14 (8,7) - - 5 (25) -Heike-m. 1330 444 . 27 (16) 6 (73) 14 (3 1) 37 ( /1,2 ) 20 (22) 3 (150 4{111) Dochirina k. 1600 280 - - - s. Anm. 8 - - -Kino wa kyo 1660-80 27 - - I 4 (8,5) 4 (7) - -ZOhy6-m. 1650- 34 - - - - -(7) - -

Anm. z. Tabelle 1 Umfang in 1000 Zeichen 1 ausgehend von e = 1:2000 errechnet 3 davon I Beispiel mit e überlagert 4 Umfang de Textes geteilt durch Zahl der Belege (in Tausend); (2) bedeutet al o J Beleg auf 2000 Zeichen de Textes. ~ in allen Fällen mit e überlagert 6 Konnte nicht auf Potential überprüft werden 7 Die Angaben wurden von Keino Masaji, a.a.O ., übernommen. 8 Das Oochirina K irishilan enthält etwa 120 Beispiele für den Gebrauch vonkanau ( I pro 200 Zeichen!) überwiegend in der Form

-~u shite wa kanawazu (.,muß tun") oder -su koto kanawazu (.,darf nicht .. . ") und deutet schon damit einen im christ lichen Smne belehrenden Charakter an. Obwohl diese Form mit dem modernen .. . ikemasen in ent prechender Position vergleichbar ist. wurden die Belege aus diesem Text wegen seiner Sonderstellung nicht in die TabeUe aufgenommen.

Anmerkungen Zu den Ausdrucksmöglichkeiten des Potentials im Deutschen vergleiche etwa ., können ;

vermögen; in der Lage sein ; schaffen; bewerkstelligen ; gewachsen sein; untauglich ein· erreichen, daß; uni möglich sein; fähig sein· bewirken; gelingen ; sich (machen) lasen ; nicht/zu (machen) sein; erlangen; -bar" usw.

2 S. dazu Matsumura Akira Nihon bunpö-daijiten, l97l, (Verlagsort für alle Titel i t Tökyö ), S. 124ff., der auch auf die Funktion von dekiru eingeht und Beispiele für die potentiale Modifika­tion von Verben mit -uru nennt. Der Abschnitt über u (S. 39) gibt hier jedoch keinen Hinweis auf die potentiale Funktion (s. auch Kokugogaku-jiten , S. 137, 150). Matsumura unternimmt auch- beschränkt auf eine kleine Auswahl- eine ernantisehe Differen­zierung von Mitteln des potentialen Ausdrucks. Als Eigenheit de Potential bezeichnet er die Abwesenheit des Imperativs und das Überwiegen der negativen Formulierung, sowohl yntakti eh als auch semantisch. Das positive Potential tritt nach Tokieda (Anm. 4) im Japanischen er t relativ spät auf. Matsumura stellt für das ukiyoburo noch eine Relation von 80 zu 20 (für die Negation) fest, s. Kokugoshi-gaisetsu, 1972 S. 210.

S. ferner Satö Kiyoji Kokugogaku-kenkyu-jiten 1977, (künftig KKJ), Sachindex S. 943 und S. 151 319, 335. Man vergleiche auch die Angaben weiterer Standardwerke zur japani hen Sprachgeschichte (z. B. Nihongo no rekishi oder Köza Kokugo hi).

3 S. Matsumura, a. a. 0. S. 126. 4 Hg. Kokugo-gakkai, 1955 S. 180f. Hier stellt Tokieda Motoki interessanterweise auch ei-

nige Formen des Potentials in den Dialekten vor.

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Als Zweitbestandteil von Verbzusammensetzungen bereits im Manyoshu belegt, ab Mitte der Heian-Zeit nur noch alsgate ni gebräucblich,s. Ono Susumu, Iwanami Kogojiten 1974, S. 308.

6 Im KKJ wird überdies die im Altjapanischen gebräuchliche potentiale Modifikation mit gani, gane, undgahe diskutiert (S. 152 ). Yoshida Kanehiko führt diese inJodaigo jodoshi no shiteki kenkyu, 1973, S. 1026 ff, auf Flexionsformen einesyodan-Verbs kanu bzw. einesshimo-nidan-Verbs kafu zurück. '

7 Allein -kanu und e erweisen sieb als kontextunabhängige ausschließliche Mittel des Potenti­als.

8 20 Bände, 1976, (künftig NKD). 9 Die Beschränkung auf diese 25 Texte war durch die Verfügbarkeit der betreffenden Indices

gegeben. Benutzt wurden: Yamada Tadao Taketori-monogatari sosakuin , 1958 Ono Susumu, Karashima Toshiko lsemonogatari sosakuin, 1972 Nihon daigaku bunrigaku-bu kokubungaku-kenkyushitsu, Tosa-nikki sosakuin , 1967 Tsukahara Tetsuo, Soda Fumio, Yamato-monogatari goisakuin 1970 Yamada Iwao u. a., Heichu-monogatari. Honbun to sakuin, 1969, Kagero-nikki 1963 Matsuo Satoshi, Eguchi Masahiro, Ochikubo-monogatari sosakuin , 1967 Matsumura Hiroshi, Makura tw soshi sosakuin 1968, Kuboki Tetsuu, Murasaki shikibu-nikki

yogo sakuin , 1968 lkeda Toshio, Hamamatsu chunagon-monogatari sosakuin , 1073 Togi Takeharu, Teichunagon-monogatari. Kohon oyobi so sakuin , 1970

Azuma Setsuo, u. a. , Sarashina-nikki sosakuin , 1956 dies. Izumi Shikibu-nikki sosakuin, 1973 Takizawa Takao, Shikashu sosakuin , 1972 Yamauchi Y öichirö, Kohon-setsuwashu sosakuin . 1969 Kobayashi Yoshinori u. a. , Ryojin-hisho sosakuin 1972 Sugane Nobuyuki Matsura no miya-monogatari sosakuin 1974 Aoki Reiko, Hojoki sosakuin , 1965 Masuda Minoru u. a. Ujishui-monogatari sosakuin , 1975 Eguchi Masahiro, lsayoi-nikki sosakuin, 1972 Tokieda Motoki, Tsurezuregusa sosakuin , 1955 Kindaichi Haruhiko u. a. , Heike-monogatari sosakuin , 1972 Kojima Yukie, Dochirina Kirishitan , 1971 Kitaharn Yasuo, Kino wa kyo no monogatari kenkyii oyobi sosakuin , 1973 Fukai Ichirö Zohyo-monogatari-kenkyu oyobi sosakuin , 1973

und die dort benannten Texte, zum Teil auch damit weitgehend übereinstimmende Textausga­ben.

10 Zugleich nimmt die Potentialfunktion des Hilfsverbs (ra) ru ab. (Vgl. Matsumura, Koku­goshi-gaisetsu , S. 256, KKJ, S. 319, sowie Iwai Yoshio, Nihon-gohoshi. Muromachi-jidaihen 1973, S. 37 f.)

11 S. dazu Tokieda in Kokugogaku-jiten , S. 181, Yoshida Kaneko, " jodöshi no bensen 'in Ni­hon bunpo koza , Bd. 7, 1972. Einen Überblick über die Diskussion um die Herleitung des Hilfs­verbs und die Beziehung der Funktionen untereinander gibt Yoshida auch in KKJ , S. 151 f. Eine umfangreiche Literaturliste enthält ebenfalls das KKJ, S. 319.

12 Auch bezüglich beshi kann auf zahlreiche Publikationen verwiesen werden (s. z. B. KKJ, S. 326).

13 Die jeweils genannten Bedeutungen und Beispiele beruhen auf den entsprechenden Ein­trägen im NKD. Beispiele zu nicht potentialen ·Funktionen, die wir aufgrundsyntaktischer Bedin­gungen ausschließen können, sowie Textbeispiele aus Sprachstufen, die hier nicht berührt werden, führen wir im allgemeinen nicht an. Wir verzichten in diesem Zusammenhang außerdem auf die Darstellung bzw. eine Diskussion der unterschiedlichen etymologischen Herleitungen. Die ent­sprechenden Belege für die Angaben in unserer Tabelle sollen bei einer späteren Diskussion der semantischen und syntaktischen Kriterien die hier nur am Rande behandelt wurden vorgestellt werden.

14 Daseku im Heike-monogatari 23mal verwendet wird, ergibt sich eine hohe Korrelation mit aezu.

15 Die Belege entsprechen in allen Fällen den unterlagenannten syntaktischen Bedingungen der Prädikatsumschreibung.

16 Je eines im Taketori- und Ochikubo-monogatari. 17 Rodriguez' Grammatik (Nihon daibunten, übers. Doi Tadao, 1955) enthältnurnoch Belege

für das Potential (S. 187, 379). 18 Die etymologische Herleitung ist unterschiedlich. Keino Masaji (doshi no kenkyu , 1972 S.

174 ff) führteeauf die renyokei des Verbs u zurück. Unter anderem auch deshalb, weil die überla- . gerung zweierpotentialer Mittel sowohl im Genji-monogatari als auch im Makura no soshi (e Verb

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+ u + Neg) jeweils nur ~n einem. Bei piel, im Konjaku-monogatari jedoch schon mit 5 Beispie­len belegt werden kann rummt er eme der unter 3. ( . o.) genannten Ab chwächung der potentia­len Funkt_i_onen von e entsprechende Entwicklung infolge häufigen Gebrauch und "Mißbrauchs' seit dem Alteren Japanisch an. Während zunächst ursprünglich identi ehe Mittel überlagert wer­den, (u mite) werden später, nachdem man sich des Zusammenhangs zwischen beiden nicht mehr bewußt ist auch andere Mittel, so etwa das Hilfsverb re (sit! Keino meint offenbar eine Flexion -form von (ra) ru) mit e kombiniert.

19 Der Ermittlung der "Frequenz' (Gesamtzahl der Zeichen im Text dividiert durch Anzahl der Belege) liegt eine sehr grobe Errechnung der Gesamtzahl der Zeichen zugrunde. Die Werte können daher nur als Orientierung gelten.

20 Siehe KKJ, S. 220 und 580 ff· Nihon koten bungaku zenshü Bd. 25, S. 181. 21 Auf eine Unsicherheit im Gebrauch von e chon während der In ei-Zeit läßt ein Vergleich

der im Ujishüi-monogatari und in den Konjaku-monogatari-shu enthaltenen gleichen Text teilen erkennen, in denen e in mehreren Fällen in unterschiedlicher Weise von beiden Texten einge etzt bzw. nicht verwendet wird. s. Keino a. a. 0. S. 178 f.

22 Unter Beachtung der bezeichneten Kriterien und nach semanti eher Überprüfung konnten z. B. 2 Belege im Taketori-monogatari, 5 von 6 aus dem ochikubo-monpgatari, 11 von 12 au dem Hamamatsu-chunagon-monogatari, 6 von 7 aus dem Sarashina-nikki, 9 von 17 im ujishui-mono­gatari und 53 von 90 im Heike-monogatari ausgeschieden werden.

23 Einflüsse des kanbun-kundoku ind zu vermuten, nachdem da kohon-setsuwashu davon stärker geprägt ist als z. B. das ujishui-monogatari, jedoch liegen dem Verfasser keine Arbeiten vor, in denen auf einen Zusammenhang hingewiesen wird. (Vg. u. a. Yamada Yo hia Kanbun no kundoku ni yorite tsutaeraretarugoho, 1953 und der .. kokugo no naka ni okeru kango no kenkyu 1940, sowie Tsukishima Hiroshi, Heian-jidai no kanbun-kundokugo ni tsukite no kenkyu, 1963 und Kobayashi Yoshinori Heian-Kamakura-jidai ni okeru kanseki-kundoku no kokugo hiteki kenkyu , 1967) ..

24 Rodriguez' Grammatik ( 1604) gibt für die Bedeutung der Prädikatsumschreibung mit ni oyobu + Neg. ebenso ,fehlende Notwendigkeit' an, wobei er außer Beispielen mitiu bzw. mo u auch kaku nennt (S. 379 und 390). Mißverständlich ist die Bemerkung ,,'mairu ni atawazu' to mo iu", die sich auf die Beispiele mit oyobu + Neg. und die Interpretation mit 'hitsuyo ga nai' bezieht (S. 379).

25 So war z. B. beim Heike-monogatari von 208 Nachweisen für oyobu auszugehen (ujishui­monogatari 17, dochirina kirishitan 22). Übrigen ergibt sich auch für ni oyobu + Neg. kein Hin­weis auf einen Einfluß des kanbun-kundoku. ( . neben der in Anm. 23 genannten Literatur auch Yamada Yoshio Heiancho bunposhi , 1940, Iwai Yoshio, Nihongo hoshi, Kamakura-jidaihen , 1971).

26 Im Fall Ochikubo-monogatari können so alle 19 Nachweise für u au ge chlo en werden. 27 Die Hervorhebung des potentialen Ausdruck durch eine doppelte Markierung (I e-mono­

gatari, Makura no soshi und den Kohon-setsuwashu ), d.h. über eine breite Zeit pannehinweg läßt auchangesichtsder Seltenheit des Auftretens des potentialen u (und aezu !) die Frage aufkommen, ob Keinos These (s.o., Anm. 18) berechtigt ist, oder ob nichtvielmehr e eine Verstärkung der po­tentialen Funktion des weniger verbreiteten u (bzw. auch aezu) bedeutet.

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