8
G ute Praxis“ ist in aller Munde. Meis- tens sind darunter erfolgreiche Lösungen und Verfahrensweisen zu verstehen, die sich in der täglichen Arbeit als taug- lich erwiesen haben. „Gute Praxis“ ist kein statischer Zustand, vielmehr ist es ein dynamischer Prozess. Ob in der Wirtschaft, im Gesundheitswesen, in der Bildung, Wissenschaft und Forschung – irgendwann fragt sich jede Organisation, wie „Gute Praxis“ gesammelt werden kann. Denn eine gute Sammlung unterstützt nicht nur das Voneinander- Lernen in der täglichen Arbeit, sondern ermöglicht auch gute Erfahrungen auf neue Bereiche zu über- tragen, um letztlich die bewährten Methoden und Ansätze weiterzuentwickeln. Fragt man nun nach einer gut dokumentierten Samm- lung für gute Wege in der Vermittlung von Menschen in Arbeit oder zur Zusam- menarbeit unterschiedlicher Akteure am Arbeitsmarkt, läuft die Suche bisher ins Leere. Sicherlich haben viele arbeitsmarktpolitische Pro- gramme und Maßnahmen dazu beigetragen, die Situ- ation arbeitsuchender Men- schen zu verbessern. Auch wissenschaftlich fundierte Aussagen aus Evaluations- berichten geben Auskünfte über die Wirksamkeit. Doch was blieb von diesen Ideen, Ansätzen und guten Erfahrungen nach Abschluss dieser Programme konkret für die Beschäftigten in der Arbeitsvermittlung? Worauf kann man heute zurückgreifen, um an den Erfahrungen und den Erkenntnissen anderer teilzuhaben? Was heißt es nun, „Gute Praxis“ zu sammeln? Das Sammeln an sich ist ein Vorgang des Ordnens und Kategorisierens vielfältiger Dinge, also kein Selbstzweck. Man verschafft sich einen Überblick. Denkt man nun an die „Gute Praxis“, kann es nicht darum gehen, zu archi- vieren und zu konservieren. Vielmehr geht es bei der Sammlung „Guter Praxis“ darum, praktische Ansätze und Wege zu dokumentie- ren, die Fragestellungen und Probleme produktiv zu lösen. Denn „Gute Praxis“ dient dazu, unser alltägliches Handeln zu korrigieren und zu bereichern, sie verhindert das Erstarren im Bewähr- ten. Und: Sie orientiert sich immer an den aktuellen zeit- lich oder örtlich anstehen- den Aufgaben. Perspektive 50plus setzt hier an. MAGAZIN ZUM BUNDESPROGRAMM PERSPEKTIVE 50PLUS | AUSGABE # 4 DER PAKT PAKTBOTE VOR ORT INTAKT 50plus in Berlin: Denkschleifen aufbrechen TIPPS & TRICKS Mit Guter Praxis punkten. NACH GEFRAGT Schwerpunkt 2012: Perspektiven für ältere Langzeit- arbeitslose ab 55 Jahre PORTRAIT/ INTERVIEW EDITORIAL WAS SICH GUT BEWÄHRT HAT. Der Startschuss für die S ammlung „Guter Praxis“ in der Perspektive 50plus ist gefallen. 78 Beschäfti- gungspakte sind dazu aufgerufen, aus der langjährigen Programm- arbeit Projekte und Erfahrungen einzureichen, die sich als erfolgreich erwiesen haben. Damit schließt das Bundesprogramm eine Lücke im Bereich der Arbeitsmarktpolitik, wenn es um bewährte Methoden und Ansätze in der Arbeit mit Lang- zeitarbeitslosen über 50 Jahre geht. Was sind die guten Erfahrungen? Welche Lösungen und Verfahren haben sich bewährt? Mit der „Guten Praxis“ werden die regionalen Projekte in die Lage versetzt, ihre eigenen Erfolgsfaktoren zu reflektie- ren. Nicht immer hat man dazu Zeit im Alltagsgeschäft. Die Dokumentation erfolgt entlang von Leitfragen. Neben den Erfolgen und der Wirksamkeit der Ansätze rücken auch Aspekte der Nachhal- tigkeit und Übertragbarkeit in den Fokus. Ob Gesundheitsförderung, innovatives Aktivierungsmodell, Unternehmensansprache oder eine gelungene Netzwerkarbeit in den regionalen Verbunden – gute Erfah- rungen sind gefragt. Die Beschäfti- gungspakte werden somit zu den Experten ihrer bewährten Ansätze und Methoden. Der Speicher der „Guten Praxis“ ist die Perspektive 50plus – Wissens- datenbank. Jederzeit abrufbar, ist die „Gute Praxis“ für die Mitarbeite- rinnen und Mitarbeiter in den Job- centern und für die Netzwerkpartner dort verfügbar. Dadurch wird der Austausch zwischen den Beschäfti- gungspakten intensiviert. Und dann das große Ganze gedacht: Die „Gute Praxis“ bietet einen Erfah- rungsschatz zur Weiterentwicklung arbeitsmarktpolitischer Strategien und Instrumente. Seite 2–3 Seite 4–5 Seite 6 Seite 7 Von der Praxis des Sammelns Ein jeder lebt’s, nicht vielen ist’s bekannt, Und wo ihr’s packt, da ist’s interessant. Johann Wolfgang Goethe

Paktbote 4/2012

Embed Size (px)

DESCRIPTION

Paktbote 4/2012

Citation preview

Gute Praxis“ ist in aller Munde. Meis-tens sind darunter

erfolgreiche Lösungen und Verfahrensweisen zu verstehen, die sich in der täglichen Arbeit als taug-lich erwiesen haben. „Gute Praxis“ ist kein statischer Zustand, vielmehr ist es ein dynamischer Prozess. Ob in der Wirtschaft, im Gesundheitswesen, in der Bildung, Wissenschaft und Forschung – irgendwann fragt sich jede Organisation, wie „Gute Praxis“ gesammelt werden kann. Denn eine gute Sammlung unterstützt nicht nur das Voneinander-Lernen in der täglichen Arbeit, sondern ermöglicht auch gute Erfahrungen auf neue Bereiche zu über-tragen, um letztlich die bewährten Methoden und Ansätze weiterzuentwickeln.

Fragt man nun nach einer gut dokumentierten Samm-lung für gute Wege in der Vermittlung von Menschen in Arbeit oder zur Zusam-menarbeit unterschiedlicher Akteure am Arbeitsmarkt,

läuft die Suche bisher ins Leere. Sicherlich haben viele arbeitsmarktpolitische Pro-gramme und Maßnahmen dazu beigetragen, die Situ-ation arbeitsuchender Men-

schen zu verbessern. Auch wissenschaftlich fundierte Aussagen aus Evaluations-berichten geben Auskünfte über die Wirksamkeit. Doch was blieb von diesen Ideen, Ansätzen und guten Erfahrungen nach Abschluss dieser Programme konkret für die Beschäftigten in der Arbeitsvermittlung?

Worauf kann man heute zurück greifen, um an den Erfahrungen und den Erkenntnissen anderer teilzuhaben?

Was heißt es nun, „Gute Praxis“ zu sammeln? Das Sammeln an sich ist ein Vorgang des Ordnens und Kategorisierens vielfältiger Dinge, also kein Selbstzweck. Man verschafft sich einen Überblick. Denkt man nun an die „Gute Praxis“, kann es nicht darum gehen, zu archi-vieren und zu konservieren.

Vielmehr geht es bei der Sammlung „Guter Praxis“ darum, praktische Ansätze und Wege zu dokumentie-ren, die Fragestellungen und Probleme produktiv zu lösen. Denn „Gute Praxis“ dient dazu, unser alltägliches Handeln zu korrigieren und zu bereichern, sie verhindert das Erstarren im Bewähr-ten. Und: Sie orientiert sich immer an den aktuellen zeit-lich oder örtlich anstehen-den Aufgaben. Perspektive 50plus setzt hier an.

MAGAZin ZUM BUnDESProGrAMM PErSPEKTiVE 50PLUS | AUSGABE # 4

DER PAKTPAKTBOTE

VOR ORTinTAKT 50plus in Berlin:Denkschleifen aufbrechen

TIPPS & TRICKSMit Guter Praxis punkten.

NACH GEFRAGTSchwerpunkt 2012: Perspektiven für ältere Langzeit-arbeitslose ab 55 Jahre

PORTR AIT/ INTERVIEW

EDiToriAL

WAS SiCH GUT BEWÄHrT HAT.

Der Startschuss für die Sammlung „Guter Praxis“ in der Perspektive 50plus ist gefallen. 78 Beschäfti-gungspakte sind dazu aufgerufen, aus der langjährigen Programm-arbeit Projekte und Erfahrungen einzureichen, die sich als erfolgreich erwiesen haben. Damit schließt das Bundesprogramm eine Lücke im Bereich der Arbeitsmarktpolitik, wenn es um bewährte Methoden und Ansätze in der Arbeit mit Lang-zeitarbeitslosen über 50 Jahre geht.

Was sind die guten Erfahrungen? Welche Lösungen und Verfahren haben sich bewährt? Mit der „Guten Praxis“ werden die regionalen Projekte in die Lage versetzt, ihre eigenen Erfolgsfaktoren zu refl ektie-ren. Nicht immer hat man dazu Zeit im Alltagsgeschäft.

Die Dokumentation erfolgt entlang von Leitfragen. Neben den Erfolgen und der Wirksamkeit der Ansätzerücken auch Aspekte der nachhal-tigkeit und Übertragbarkeit in den Fokus. Ob Gesundheitsförderung, innovatives Aktivierungsmodell, Unternehmensansprache oder eine gelungene Netzwerkarbeit in den regionalen Verbunden – gute Erfah-rungen sind gefragt. Die Beschäfti-gungspakte werden somit zu den Experten ihrer bewährten Ansätze und Methoden.

Der Speicher der „Guten Praxis“ ist die Perspektive 50plus – Wissens-datenbank. Jederzeit abrufbar, ist die „Gute Praxis“ für die Mitarbeite-rinnen und Mitarbeiter in den Job-centern und für die Netzwerkpartner dort verfügbar. Dadurch wird der Austausch zwischen den Beschäfti-gungspakten intensiviert.

Und dann das große Ganze gedacht: Die „Gute Praxis“ bietet einen Erfah-rungsschatz zur Weiterentwicklung arbeitsmarktpolitischer Strategien und Instrumente.

Seite 2–3 Seite 4–5 Seite 6 Seite 7

Von der Praxis des SammelnsEin jeder lebt’s, nicht vielen ist’s bekannt, Und wo ihr’s packt, da ist’s interessant.Johann Wolfgang Goethe

MAG #2/20122

gungspakt INTAKT 50plus. Seit Beginn letzten Jahres ist er für die insgesamt sechs INTAKT-Zentren verantwort-lich. Bei der Suche nach ge-eigneten Standorten war es besonders wichtig, dass die Verkehrsanbindung stimmt, damit alle Zentren für jeden leicht erreichbar sind.

Die INTAKT-Zentren sind Orte der Begegnung, an denen es keine Barrieren oder Ausgrenzungen geben soll. Vielmehr müssen Barrieren überwunden wer-den, auch Sprachbarrieren. Denn in der Prinzenallee ist das Besondere, dass hier bereits Menschen aus 19 unterschiedlichen Nationen aufeinander getroffen sind. Eine wichtige Vereinbarung ist deshalb, dass im INTAKT-Zentrum deutsch gespro-

chen wird. „Es gilt hier nicht nur die Sprachlosigkeit der Arbeitslosigkeit aufzubrechen. Von Tag zu Tag verbessern sich die Deutschkenntnisse, was letztlich auch die Aussicht auf eine Arbeit erhöhen kann. Aber ganz wichtig ist Humor, denn Lachen ist letztlich die Brücke zwischen den Kultu-ren“, sagt Barbara Franke, Moderatorin im INTAKT-Zentrum Prinzenallee.

Gelacht wird oft, Gemein-schaft wird hier groß geschrieben. Rituale schaf-fen eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen den Moderatoren und den älteren Langzeitarbeitslo-sen. So ist die Morgenrunde im Tagesablauf der INTAKT-Zentren fest verankert. Gemeinsam besprechen hier die Arbeitsuchenden mit

B erlin Wedding: An einer der quirligs-ten Ecken im

Wedding liegt das INTAKT-Zentrum Prinzenallee, des-sen Eingang gleich von der U-Bahnstation aus zu sehen ist. Ein Fahrstuhl fährt bis in die dritte Etage und schon ist man angekommen. Hier ist es wie in einem Groß-raumbüro. Leichte Trenn-wände und Glasfronten tei-len den großen hellen Raum in kleine Nischen. Offenheit und Transparenz – das sind die Botschaften, die den Be-suchern vermittelt werden. „Ich finde es sehr angenehm, dass wir so das Bild von der Behörde abbauen können. Es schafft eine harmonische At-mosphäre in der Zusammen-arbeit mit den Arbeitsuchen-den“, sagt Joachim Hamann, Projekt leiter im Beschäfti-

VOR ORT

Wir SinD HiEr: Denkschleifen aufbrechen

www.intakt-berlin.de

inTAKT 50plus Berlin

Der Wirtschaftsraum Berlin und Umgebung ist von kleineren und mittleren Unternehmens-strukturen geprägt, die durch den Dienst leistungs bereich dominiert werden. Dahin-gehend ist der Arbeitsmarkt durch eine hohe Dynamik von ‚Kommen und Gehen’ gekennzeichnet, die beson-dere Anforderungen an die Flexibilität der regionalen Arbeitsmarktpolitik stellt. Der Beschäftigungspakt INTAKT 50plus bietet mit acht Integ-rations- und Aktivierungszen-tren (INTAKT-Zentren) in zwei Berliner Bezirken schnelle und ortsbezogene Unterstützung für ältere Langzeitarbeitslose.

ZUr WirTSCHAFTS STrUKTUr

DEr rEGion

Arbeitslosenquote 10,8 – 15,7

Anzahl der ALG ii-Empfänger/-innen über 50 Jahre 8.751

Einwohnerzahl 628.936

Hauptwirtschaftszweige Sozialwesen, Gesundheitswesen, Einzelhandel, Gastronomie, Zeitarbeit

Joachim Hamann, Projektleiter im Beschäftigungspakt INTAKT 50plus

Barbara Franke, Moderatorin im INTAKT-Zentrum Prinzenallee

Hella Gnauck, Moderatorin im INTAKT-Zentrum Prinzenallee

Von der multikulturellen Weltstadt bis hin zum bürgerlichen idyll. Mit den acht intakt-Zentren schlägt der Berliner Beschäftigungspakt inTAKT 50plus eine Brücke zwischen den Stadtbezirken Steglitz-Zehlendorf und Mitte, die im Hinblick auf die Arbeitsmarktsituation nicht unterschiedlicher sein könnten. Die Lösung: Dezentrale Anlaufstellen, die auf die konkreten Bedarfe der älteren Langzeitarbeitslosen vor ort ausgerichtet sind und so die passende Unterstützung für den berufl ichen Wiederein-stieg bieten.

Fortschritte eines jeden Einzelnen. Mit jedem neuen Projekteilnehmenden än-dern sich auch die Anforde-rungen an die Moderatoren. „Es war uns im Vorfeld des Projektes ganz wichtig, dass die zukünftigen Moderatoren

MAG #2/2012 3

den Moderatoren, welche Aufgaben für den Tag oder die Woche anstehen. Vom Austausch profitieren beide Seiten: Die Moderatoren er-fahren ganz konkret, wo der Einzelne steht. Aber auch für die älteren Langzeitarbeits-

nehmen hergestellt. In diesen Gesprächen haben die Moderatoren bereits einen konkreten INTAKT 50plus-Teilnehmenden vor Augen. Denn durch den regelmäßigen Kontakt zwei-mal in der Woche kennen

die Moderatoren die Arbeit-suchenden sehr genau. Und erst wenn dieser wirklich bereit für eine Bewerbung ist, werden Unternehmen und Projektteilnehmender zusammengebracht. Jeder hat sein eigenes Tempo. „Ei-nes steht von Anfang an fest. Hier wird eine Arbeit in Aus-sicht gestellt, wenn man aktiv wird. Dadurch fühlen sich die Teilnehmer ernst genommen, denn es ist keine Maßnahme, in der man beschäftigt wird“, sagt Birgit Fengler, Modera-torin im INTAKT-Zentrum Teltower Damm.

Regelmäßig kommen auch Mitarbeiter der Jobcenter in die INTAKT-Zentren, um mit den Projektteilnehmenden Fragen zu klären, bei denen nur das Jobcenter weiterhel-fen kann.

Simone Preiß, Projektkoordinatorin des Paktes INTAKT 50plus

Birgit Fengler, Moderatorin im INTAKT-Zentrum Teltower Damm

Sonja Heinrich, INTAKT 50plus-Projektvermittlerin im Jobcenter Steglitz-Zehlendorf

losen sind die gemeinsamen Runden sehr wertvoll. Denn sie erhalten in der Gruppe ein direktes Feedback und werden zu neuen Schrit-ten ermutigt. „Es ist ganz wichtig, dass die Teilnehmer die Inhalte und den Weg mitgestalten und auch selbst bestimmen. Als Moderatorin gebe ich keinen Fahrplan vor, vielmehr ein Handwerkszeug für praktische Lebenshilfe“, berichtet Hella Gnauck, Moderatorin im INTAKT-Zentrum Prinzenallee.

Hella Gnauck ist eine von zwölf Moderatoren, die das Herzstück der acht INTAKT-Zentren bilden. Sie gestalten den Ablauf, organisieren die passenden Angebote für die Arbeitsuchenden, begleiten sie in jeder Fragestellung und dokumentieren die

Kreativität für das Projekt mitbringen. Bei der Auswahl waren uns deshalb Erfahrun-gen aus dem Coaching- und sozialpädagogischen Bereich wichtig,“ berichtet Simone Preiß, Projektkoordinatorin des Paktes INTAKT 50plus.

Ortswechsel: Gleich in der Nähe der S-Bahnstation Zehlendorf gibt es ein wei-teres INTAKT-Zentrum. Es ist Montagmorgen. Bereits zwei Männer sitzen in der Sitznische auf der knallroten Couch. Auch hier beginnt jeder Tag mit der gemein-samen Morgenrunde. Die Moderatoren sind schon bei der Arbeit, sichten die Stellenanzeigen in den Wochenendausgaben der Tageszeitungen. Ist eine passende Stelle dabei, wird der Erstkontakt zum Unter-

„Vor Ort zu sein, verbessert nicht nur den Kontakt zu unseren Kunden. Auch der direkte Austausch mit den Moderatoren ist enorm berei-chernd für die eigene Arbeit“, sagt Sonja Heinrich, INTAKT 50plus-Projektvermittlerin im Jobcenter Steglitz-Zeh-lendorf.

Die INTAKT-Zentren zeigen, wie die unterschiedlichen Kompetenzen zusammen-gebracht werden, um auch älteren Langzeitarbeitslosen wieder eine berufliche Pers-pektive zu geben.

AUSGEPACKT:PAKTorGAniSATion, DiE

Eine gute Organisationsstruktur bedeutet, einen klar gegliederten Handlungsrahmen im Beschäfti-gungspakt schaffen, in dem alle entsprechend ihren Kompetenzen optimal die Aufgaben erfüllen können: Gute Paktkoordination, genügend qualifiziertes und en-gagiertes Personal, reibungslosen Ablauf innerhalb der Arbeitsteilung gewährleisten, gezielt Freiräume für kreativen Austausch schaffen.

AUSGEPACKT:ProZESSinnoVATion, DiE

Bei Innovationen denkt man meistens zuerst an neue Produkte. Von zunehmender Bedeutung sind aber immer mehr leistungsfähige Prozes-se, die oft ein nachhaltigeres Potenzial besitzen. Wie können innovative Prozesse hervorge-bracht und installiert werden? Mit der „Guten Praxis“ nähert man sich der Beantwortung dieser Frage, indem Konzepte der Prozessinnovation einer-seits sowie das Prozessmanage-ment andererseits dargestellt werden.

4

T IPPS & T R ICK S

Mit Guter Praxis punkten.

D as Präsentieren und Weitergeben gelun-gener Ansätze ist im

Bundesprogramm bewährte Bundesprogramm bewährte Tradition: Die Bereitschaft Tradition: Die Bereitschaft der Paktakteure kreative und der Paktakteure kreative und innovative Ansätze ins Leben innovative Ansätze ins Leben zu rufen und diese für andere zu rufen und diese für andere sichtbar und erfahrbar zu ma-sichtbar und erfahrbar zu ma-chen, ist einer der Erfolgsfak-chen, ist einer der Erfolgsfak-toren von Perspektive 50plus. toren von Perspektive 50plus. Da stellt sich die Frage: Was Da stellt sich die Frage: Was ist das Neue an der Strategie „Gute Praxis“ ?

Zum ersten Mal werden auf systematische Art und Weise gute Ansätze zu unterschied-lichen Themen wie Aktivie-rung, Gesundheitsförderung, Unternehmensansprache aber auch Netzwerkarbeit und vieles weitere in den regi-onalen Projekten gesammelt und dokumentiert. Neben einer Beschreibung zu den Er-fahrungen und Erfolgsfakto-ren sind die für einen Transfer notwendigen Informationen enthalten. Dazu wurde an alle 78 Beschäftigungspakte ein Fragebogen zur „Erfassung der Guten Praxis“ versen-det. Dessen Inhalte sind die Grundlage für alle weiteren strategischen Schritte, die den Erfolg des Bundespro-gramms sichtbar machen und den Transfer zwischen den Jobcentern und Pakten sowie ins Regelgeschäft ermög-lichen sollen.

Die Strategie „Gute Praxis“ wird maßgeblich von zwei Säulen getragen: Aus fach-licher Sicht wird ergründet, was denn überhaupt „Gute Praxis“ ist und wie sie sichtbar gemacht werden kann. Aus strategisch-politischer Sicht

wird danach gefragt, wie der Transfer zwischen den Beschäftigungspakten und in das Regel geschäft sinnvoll in das Regel geschäft sinnvoll gestaltet werden kann und gestaltet werden kann und wie die Erfahrungen aus wie die Erfahrungen aus Jahren der Programm arbeit Jahren der Programm arbeit Einfl uss auf die weitere Einfl uss auf die weitere Arbeitsmarkt politik nehmen Arbeitsmarkt politik nehmen kann.

Aktuell steht die erste Säule Aktuell steht die erste Säule Aktuell steht die erste Säule im Vordergrund: Das Sam-im Vordergrund: Das Sam-meln und Heben der guten meln und Heben der guten Ansätze. Dieser Schritt bietet Ansätze. Dieser Schritt bietet die Chance, den Austausch die Chance, den Austausch und die Selbstrefl ektion und die Selbstrefl ektion innerhalb der Pakte zu innerhalb der Pakte zu intensivieren: Was machen intensivieren: Was machen wir warum wie gut? Dieses wir warum wie gut? Dieses Vorgehen setzt einen Prozess Vorgehen setzt einen Prozess des Lernens und Austau-des Lernens und Austau-sches in Gang. Neben dem sches in Gang. Neben dem Erkennen der eigenen guten Erkennen der eigenen guten Ansätze entstehen auch ganz Ansätze entstehen auch ganz neue Ideen, die die Qualität neue Ideen, die die Qualität der eigenen Arbeit erhöhen. der eigenen Arbeit erhöhen. Parallel zu den paktinternen Parallel zu den paktinternen Prozessen fi ndet die Über-Prozessen fi ndet die Über-tragung der gelungenen An-tragung der gelungenen An-sätze zwischen den Beschäf-sätze zwischen den Beschäf-tigungspakten statt, sodass tigungspakten statt, sodass tigungspakten statt, sodass tigungspakten statt, sodass jeder von jedem profi tieren jeder von jedem profi tieren jeder von jedem profi tieren kann.

Die Erfahrung zeigt: Erprobte Die Erfahrung zeigt: Erprobte Ansätze in der Diskussion Ansätze in der Diskussion erzielen eine Breitenwirkung, erzielen eine Breitenwirkung, die schließlich über das Jahr 2015 hinaus die Arbeitsmarkt-politik nachhaltig beeinfl us-sen können.

5

ArGUMEnTArGUMEnTArGUMEnT

Die Sammlung der Guten Praxis ermöglicht Ihnen einen schnellen und unkomplizierten Zugriff auf Die Sammlung der Guten Praxis ermöglicht Ihnen einen schnellen und unkomplizierten Zugriff auf Die Sammlung der Guten Praxis ermöglicht Ihnen einen schnellen und unkomplizierten Zugriff auf Die Sammlung der Guten Praxis ermöglicht Ihnen einen schnellen und unkomplizierten Zugriff auf Die Sammlung der Guten Praxis ermöglicht Ihnen einen schnellen und unkomplizierten Zugriff auf Die Sammlung der Guten Praxis ermöglicht Ihnen einen schnellen und unkomplizierten Zugriff auf Die Sammlung der Guten Praxis ermöglicht Ihnen einen schnellen und unkomplizierten Zugriff auf innovative Ideen und erprobte Ansätze. Nutzen Sie als Pakt die Gute Praxis, um auch paktübergreifende innovative Ideen und erprobte Ansätze. Nutzen Sie als Pakt die Gute Praxis, um auch paktübergreifende innovative Ideen und erprobte Ansätze. Nutzen Sie als Pakt die Gute Praxis, um auch paktübergreifende innovative Ideen und erprobte Ansätze. Nutzen Sie als Pakt die Gute Praxis, um auch paktübergreifende innovative Ideen und erprobte Ansätze. Nutzen Sie als Pakt die Gute Praxis, um auch paktübergreifende Synergien zu erzeugen und aktiv die zukünftige Ausrichtung der Arbeitsmarktpolitik mitzugestalten.Synergien zu erzeugen und aktiv die zukünftige Ausrichtung der Arbeitsmarktpolitik mitzugestalten.Synergien zu erzeugen und aktiv die zukünftige Ausrichtung der Arbeitsmarktpolitik mitzugestalten.Synergien zu erzeugen und aktiv die zukünftige Ausrichtung der Arbeitsmarktpolitik mitzugestalten.Synergien zu erzeugen und aktiv die zukünftige Ausrichtung der Arbeitsmarktpolitik mitzugestalten.

GoLDEnE rEGELGoLDEnE rEGEL

Nutzen Sie die Gute Praxis. Das bereits Erprobte bietet Ihnen Erleichterungen in der alltäglichen Nutzen Sie die Gute Praxis. Das bereits Erprobte bietet Ihnen Erleichterungen in der alltäglichen Arbeit. Gute Ansätze und Prozesse bereichern Ihre Arbeit und lassen sie kontinuierlich besser werden. Arbeit. Gute Ansätze und Prozesse bereichern Ihre Arbeit und lassen sie kontinuierlich besser werden. Arbeit. Gute Ansätze und Prozesse bereichern Ihre Arbeit und lassen sie kontinuierlich besser werden.

To Do – WAS iST ZU TUn? WorAn SoLLTE GEDACHT WErDEn? • Initiieren Sie die Suche nach der Guten Praxis in Ihrem Beschäftigungspakt als Prozess der Selbstrefl ektion. • Aktivieren Sie dazu Ihr bestehendes Netzwerk wie Steuerungs- und Lenkungskreise aber auch Teamtage und machen Sie Gute Praxis hier zum Thema.• Beziehen Sie bei der Bestandsaufnahme zur Guten Praxis alle relevanten Akteure auf strategischer, operativer und fi nanztechnischer Ebene ein.• Nutzen Sie bewährte interne Evaluationsinstrumente wie Mitarbeiter- und Unternehmensbefragungen sowie Statistiken, um Gute Praxis zu identifi zieren.• Nutzen Sie unterschiedliche Darstellungsformen der Guten Praxis, wie den Fragebogen, journalistische Beiträge und die Wissensdatenbank.

Fragenbogen Gute Praxis

• Beschreiben Sie die Gute Praxis erleb-bar und nachvollziehbar. Benennen Sie klar die einzelnen Erfolgsfaktoren Ihrer Guten Praxis. Der Fragebogen ist der kom-pakte Wissensspeicher Ihrer Guten Praxis, von dem Sie und andere Beschäftigungs-pakte profi tieren.

Fachliche Begleitung

• Nutzen Sie die Unterstützung Ihrer Regionalberater bei der Identifi kation der Guten Praxis. Gehen Sie auf gemein-same Entdeckungsreise im Rahmen einer Vorort-Beratung oder eines gemeinsa-men Workshops zur Guten Praxis in Ihrem Beschäftigungspakt. Holen Sie sich ein Feedback aus fachlicher Sicht.

Wissensdatenbank

• Nutzen Sie aktiv die Perspektive 50plus-Wissensdatenbank. Hier steht eine Sammlung der Guten Praxis bereit, systematisch nach einzelnen Kategorien geordnet und durch Schlagworte für eine schnelle Suche optimiert.

BAUSTEinE

NACHGEFR AGT

MAG #2/20126

Schwerpunkt 2012: Perspektiven für ältere Langzeitarbeitslose ab 55 Jahre

Mit der demografi schen Entwicklung am Arbeitsmarkt steigt nicht nur der Anteil der über 55-Jährigen im Bundesprogramm, sondern generell in der Arbeitsvermittlung. Auch das angehobene Alterseintrittsalter in die rente führt unweigerlich dazu, dass sich Erwerbsphasen verlängern.

Den Herausforderungen

aktiv begegnen:

Damit der berufl iche Wieder-

einstieg gelingen kann, sind drei

zentrale Aspekte entscheidend:

i.

GAnZHEiTLiCHE AKTiViErUnG

Die Aktivierungsansätze berück-

sichtigen, dass eine lange Arbeits-

losigkeit mit einer eingeschränkten

individuellen Leistungsfähigkeit im

Alter einhergehen kann, wesentlich

bedingt durch Gesundheitsproble-

me sowie Motivationshemmnisse.

ii.

nACHHALTiGEr BErUFLiCHEr

WiEDErEinSTiEG

Der berufl iche Wiedereinstieg ist da-

rauf ausgerichtet, an den individuel-

len Kompetenzen und Erfahrungen

anzuknüpfen. Instabile Erwerbsver-

läufe – insbesondere am Ende des

Erwerbslebens – sollen vermieden

werden.

iii.

SEnSiBiLiSiErUnG DEr

UnTErnEHMEn

Die fehlende betriebliche Nachfra-

ge, ältere Mitarbeiter neu einzustel-

len, gilt es bei den Unternehmen

aufzubrechen. Neben der gezielten

Personalauswahl sind weiterführen-

de Beratungsangebote und eine

intensive Begleitung der vermittel-

ten Personen unverzichtbar.

LEBE – LEiSTUnG BEWEiSEn

Wie kann man ein realistisches Bild von der

individuellen Leistungsfähigkeit älterer Langzeit-

arbeitsloser nachzeichnen?

Vor dieser Frage stand der Beschäftigungspakt ema

50plus und entwickelte ein Projekt, das einen diagnos-

tischen Ansatz verfolgt.

Vorgehen:

Der Arbeitsuchende erarbeitet mit einem interdis-

ziplinären Team, bestehend aus Vermittler, Arzt und

Psychologe, eine aktuelle persönliche Standortbe-

stimmung und formuliert Erwartungen an die Zukunft

sowie nächste Schritte für den berufl ichen Wieder-

einstieg. Parallel wird in speziellen Werkstätten ganz

praktisch erprobt, wie lange und welche Tätigkeiten

besonders gut ausgeübt und welche Pausen einge-

plant werden müssen. Für diese Phase nimmt sich das

Team vier Tage Zeit. Wichtig sind Austausch und Trans-

parenz: Alle Ergebnisse werden offen besprochen

und dienen dazu, den Arbeitsuchenden ganz gezielt

in eine Tätigkeit vermitteln zu können. Meist erfolgt

zuerst ein Praktikum, begleitet von einer intensiven

Betreuung im Unternehmen.

Warum ist das Projekt wichtig?

Franziska Lang: „Eine realistische Einschätzung bewahrt vor weiteren „Nega-tiverlebnissen“, die zu Lasten der Arbeitsuchenden geht. Die Arbeit in einem interdisziplinä-ren Team gibt für den Vermitt-

lungsprozess insgesamt eine neue Dynamik und Erkenntnisse, einen Motivationsschub für den Einzelnen sowie neue Ideen, wie ein beruflicher Wiedereinstieg gelingen kann.“

www.ema-50plus.de

Welche Lösungen bietet „Perspektive 50plus“?

MACHBAr iST ViELES

nicht selten hören die Mitarbeiterinnen und Mit-

arbeiter in der Beratung „Das wird nichts mehr.“

oder „Das hat alles doch keinen Sinn.“

Um den Weg aus der inneren Resignation zu schaffen,

braucht es neue Ansätze. Ein Projekt zur Biografi e-

arbeit in der „Machbar“ des Beschäftigungspaktes

NRRW-Pakt 50plus bietet älteren Langzeitarbeitslosen

die Möglichkeit, neue Perspektiven zu gewinnen.

Im Mittelpunkt steht die persönliche Lebensgeschich-

te, die die Teilnehmenden aus unterschiedlichen

Blickwinkeln betrachten können: Von der Namensher-

kunft, dem Geburtsjahrgang mit den einhergehenden

Lebensbedingungen und geschichtlichen Ereignissen

bis hin zur „Jobline“ mit allen berufl ichen Etappen

sowie Kompetenzen und Fähigkeiten. In der Gruppen-

arbeit erfährt der Einzelne große Wertschätzung zu

Entscheidungen, die an jedem Wendepunkt getroffen

wurden. Im Ergebnis hat der Einzelne ein umfassendes

Verständnis darüber, wo er heute steht und was die

Erwartungen an das Leben in zehn Jahren sind.

Brigitte Castillo: „Es wird deutlich, dass die heute 55- bis 57-Jährigen sich noch sehr stark mit dem Berufsleben beschäftigen. Die über 60-Jäh-rigen nehmen bewusst wahr, dass sie an einem Wendepunkt

stehen. Hier wird auch die Frage aufgeworfen, wie die verbleibende Zeit bis zum Renteneintritt sinnvoll gefüllt werden kann. Manchmal ist es die Teilzeitbeschäftigung, aber auch das Ehrenamt kann eine Alternative darstellen.“www.nrrw-pakt50plus.de

PORT R A I T/IN T ERVIEW

7MAG #2/2012

Im Portrait: Natalja Riel

Souverän sitzt Natalja Riel an ihrem Schreibtisch, den Bildschirm ihres neuen Arbeitscomputers füllt ein malerisches Bild der Späth-schen Baumschulen GmbH. Seit März 2012 ist hier ihr neuer Arbeitsplatz. Stolz deutet sie mit der Hand auf den Raum um sich herum„Das Haus, in dem wir hier sitzen, ist fast so alt wie das Unternehmen“, sagt sie. Zum traditionsreichen Betrieb, der 1720 gegründet wurde, gehö-ren neben der Baum schule mit Vertrieb, Garten- und Land-schaftsbau auch ein kleines Cafe und ein Hofl aden, indem sie manchmal aushilft.

Die 56jährige ist die „rechte Hand“ der Chefsekretärin und unterstützt diese bei allem was anfällt, vor allem in der Buch-haltung. „Als ich hier angefan-gen habe, stapelten sich über-all die Aktenberge“, erzählt sie. „Hier gibt es viel Arbeit und es ist nie langweilig.“ Alles andere als langweilig ging es in ihrem bisherigen Leben zu. Bevor Natalja Riel 1994 nach Deutschland immigrierte, war sie in ihrem Heimatland Russland in einer leitenden Position tätig. In Deutschland arbeitete sie als Angestellte

Im Gespräch: Holger Zahn:

Holger Zahn ist mit 52 Jahren Geschäftsführer der Späthschen Baumschulen GmbH. Nach der Wieder-vereinigung war die Firma sieben Jahre ein Treuhand-betrieb, 1997 folgte dann die Reprivatisierung. Heute arbeiten 45 Festangestellte im Unternehmen. Es ist die älteste existierende Baum-schule in Deutschland.

P50plus: Wie sind sie auf die Perspektive 50plus aufmerk-sam geworden?Herr Zahn: Als Unternehmer kenne ich die Perspektive 50plus schon länger. Bereits vor sechs Jahren hatten wir einen Mitarbeiter über den Beschäftigungspakt „Berli-ner Bär“ vermittelt bekom-men, der noch heute bei uns im Unternehmen ist. Was waren die ausschlag-gebenden Gründe Frau Riel einzustellen?Ausschlaggebend waren die Angebote des Beschäf-tigungspaktes. Ansonsten wären wir wahrscheinlich nicht zusammen gekom-men. Wir haben zwar Bedarf für eine weitere Stelle im Sekretariat angemeldet, aber ich war noch nicht sicher, ob wir uns das als Unternehmen

in der Verwaltung für ver-schiedene Einrichtungen: in einem Kinderheim, in einem Frauenhaus und die letzten zwei Jahre in einer Sozial-und Migrationsberatung, bevor sie am 1. Mai 2009 arbeitslos wurde.

Zuhause zu bleiben kam für die damals 52jährige nicht in Frage: „Ich habe überall nach Arbeit gesucht“, sagt sie. „Ich wollte nicht zuhause rumsitzen.“ Die Stelle in der Späthschen Baumschule fand sie schließlich im Internet, von der Perspektive 50plus wurde ihr gleich Unterstützung zugesagt. „Ich hab mich erst nicht getraut mich zu bewer-ben, weil die Anforderungen so hoch waren“, sagt sie. „Aber dann habe ich es doch gemacht.“ Und sie wurde nicht enttäuscht. Die Umstellung fi el ihr nicht schwer. „Nur die erste Woche war schwierig, weil ich jetzt jeden Tag um fünf Uhr aufstehen muss.“ Und in die Buchhaltung musste sie sich erst einarbeiten, ein neues Feld für Natalja Riel. „Früher hatte ich ja eine Mitarbeiterin, die das für mich gemacht hat“, erklärt sie und lächelt.

Inzwischen hat sie sich im Betrieb gut eingelebt. „Die Atmosphäre hier ist sehr ent-spannt und familiär“ berichtet sie. Manchmal wird sie auch von den jüngeren Kollegen um Rat gefragt, egal ob es um persönliche Dinge geht oder darum Anträge auszufüllen. „Darin habe ich viel Erfah-rung.“ Dass sie die Älteste im Unternehmen ist, merke sie kaum. Die Arbeit hat ihr ein gutes Lebensgefühl zurück-gegeben. Wie lange sie noch arbeiten will? „Solange es eben geht.“

überhaupt leisten könnten. Mit der guten und schnellen Beratung sowie dem Einglie-derungzuschuss hatten wir erst die Chance, jemanden neu einzustellen.War die vorausgegangene Langzeitarbeitslosigkeit von Frau Riel ein Problem für Sie? Für mich ist die Vorge-schichte meiner Mitarbeiter eher von zweitrangiger Bedeutung. Wichtig ist ihre Eignung und das müssen sie sowieso nachher in der Praxis unter Beweis stellen. Eine lange Probezeit ist wichtig und, dass man den Leuten eine Chance gibt. Jeder hat hier erst einmal die Möglich-keit sich zu beweisen.Wie ist die Verteilung von älte-ren und jüngeren Mitarbeitern im Unternehmen? Achten Sie da auf einen Ausgleich?Ich fi nde es relativ schwer eine gute Mischung zu schaf-fen. Außer im Büro müssen die meisten unserer Beschäf-tigten harte körperliche Arbeit verrichten. In gerade diesen Bereichen schaue ich genau, dass die älteren Kollegen von den Jüngeren entlastet werden. Was beobachten Sie bei der Zusammenarbeit zwischen älteren und jüngeren Mitar-beitern? Wo sehen Sie Stärken und Schwächen?Grundsätzlich ist eine gute Mischung von Älteren und Jüngeren positiv. Durch den Kontakt mit den jün-geren Mitarbeitern und die Einbindung in den festen Arbeitsalltag bleiben die Älteren selbst fi tter und „jünger“. Die Jüngeren pro-fi tieren vom Fachwissen und der Erfahrung der Älteren, die schon ein bisschen mehr erlebt haben. Das ist in allen Lebensbereichen von Vorteil. Wie danken für das Gespräch.

Natalja Riel, 56 Jahre, arbeitet heute in der Buchhaltung der Späthschen Baumschulen GmbH.

Holger Zahn, 56 Jahre, ist Geschäftsführer der Späthschen Baumschulen GmbH.

L A ST BU T NOT L E A ST

MAG #2/20128

Zu den Schwerpunktthemen „Gesundheit“, „Mobilität“ und „Kompetenzen Älterer“ gibt es jetzt je acht Postkartenmotive als neues Material für die Öffentlichkeitsarbeit. Ein Format, das sich vielfältig einsetzen lässt: in der Ansprache von Unternehmen aber auch auf Veranstaltungen und im Rahmen von öffentlichkeitswirksamen Aktionen in der Paktarbeit.www.perspektive50plus.de

GESUnDHEiTSTAG

inTErESSAnT:

BoTSCHAFTEr 50PLUS

»Seht her, wir sind die jungen Alten, von denen ihr noch lernen könnt. Und wenn ich BEST AGER mit Fußballern vergleiche: Lauffreudig, facettenreich, sturmerprobt und abschlusssicher! Das sind doch ideale Voraussetzungen, die ein Arbeitnehmer mitbringt.« Theodor »Theo« Redder, ehemaliger aktiver Fußballer und heute im Vorstand des Ältestenrates des »BV. Borussia 09 e.V. Dortmund« für den Beschäftigungspakt für Ältere im Revier »BEST AGER«.

Sagen Sie uns ihre Meinung! Ihre Meinung ist uns wichtig! Nur so können wir das Magazin „Paktbote“ weiterentwickeln und den Ansprüchen unserer Leser gerecht werden. Wir freuen uns auf Ihre Resonanz. Ihre Zuschriften sollten sich auf Veröffentlichungen des Bundesprogramms „Perspektive 50plus – Beschäftigungspakte für Ältere in den Regionen“ beziehen und möglichst kurz sein. Sollten Sie also Anregungen und Verbesserungsvor schläge für das Magazin haben, freuen wir uns über Ihre E-Mail an [email protected]

www.bmas.de | www.perspektive50plus.de

iMPrESSUMHerausgeber Bundesministerium für Arbeit und Soziales, 10117 Berlin | Bundesprogramm „Perspektive 50plus –

Beschäftigungspakte für Ältere in den Regionen“ | redaktion gsub – Gesellschaft für soziale Unternehmensbe-

ratung mbH | Gestaltung studio adhoc, Agentur für ganzheitliche Kommunikation GmbH | Stand August 2012

Perspektive 50plus-Postkartenserie

Drei 50plus-regionen radelten für einen guten Zweck um die Wette

Erster gemeinsamer Aktivtag für ältere Langzeitarbeitslose mit Aktivmesse und Jobbörse in Elbe-Elster, Wittenberg und Dessau-Roßlau

Körperliche Aktivität stärkt die Gesundheit, nicht nur bei arbeitsuchenden über 50-Jährigen. Für den Regionsra-delwettbewerb verwandelten sich der Speisesaal des Klosters in Doberlug-Kirchhain, das Bildungszentrum Lindenfeld und das Mehrgenerationenhaus Dessau zu sportlichen Wett-kampfarenen. Während eines dreistündigen Wettbewerbes auf dem Ergometer radelten im 5-Minuten-Turnus die Ge-schäftsführer der drei Jobcenter gemeinsam mit regionalen Vertretern aus Politik und Wirt-schaft, über 200 Projektteilneh-menden sowie Paktmitarbei-tern. Den ersten Platz belegte der Landkreis Wittenberg mit 74,68 km und spendete somit 300 Euro für den Behinderten-verband Wittenberg gGmbH. Platz zwei inklusive 200 Euro für „den Verein „Helfende Hände“ belegte die Stadt Dessau-Roß-lau mit 73,84 km auf dem Tacho. Platz drei ging mit 65,53 km an den Landkreis Elbe-Elster und machte mit 100 Euro das Kinder-hospiz Finsterwalde glücklich.Eine tolle Aktion für die gesamte Region.

Weitere Informationen unter www.erfolgsgeschichten-50plus.de

Perspektive 50plus-PostkartenseriePerspektive 50plus-PostkartenseriePerspektive 50plus-PostkartenserieTErMinE

11.–18. oktober 2012Demografie-Woche 2012 In der Metropolregion Rhein Neckarwww.demografie-mrn.de/demografiewoche.html

29. oktober 2012Fachtagung „Arbeitsmarktinte-gration und Gesundheitsförde-rung“ beim BKK Bundesverband Essenwww.dnbgf.de

30.–31. oktober 201210. Bundesweite Tagung des Vereins Beschäftigungspolitik: kommunal e.V. zur Umsetzung des SGB II vom Bielefeldwww.sgb-ii.net/portal