20
Planungsgrundlagen für den Aufbau eines Online-Handels Anforderungen bei der Zoll- und Exportabwicklung für Paketsendungen bis 1000 EUR am Beispiel der Schweiz Hans-Jürgen Collatz eBusiness-Lotse Thüringen 22. Januar 2015, Industrie- und Handelskammer Cottbus

Planungsgrundlagen für den Aufbau eines Online-Handels · an Geschäftskunden – Nettorechnungen gem. steuerbefreiter innergemeinschaftlicher ... erforderlich für den Warenverkehr

Embed Size (px)

Citation preview

Planungsgrundlagen für den Aufbau eines Online-Handels Anforderungen bei der Zoll- und Exportabwicklung für Paketsendungen bis 1000 EUR am Beispiel der Schweiz Hans-Jürgen Collatz eBusiness-Lotse Thüringen 22. Januar 2015, Industrie- und Handelskammer Cottbus

2 2

Allgemein: Versand von Paketen ins Ausland

Versand innerhalb der EU

an Privatkunden – Rechnung mit deutscher MwSt. Lieferschwellen an Geschäftskunden – Nettorechnungen gem. steuerbefreiter innergemeinschaftlicher

Lieferung z.B. „steuerfrei nach § 4 Nr. 1b i.V.m. § 6a UStG“

Versand in Länder außerhalb der EU mit oder ohne Präferenznachweis

Immer als Nettorechnung mit unterschiedlichen länderspezifischen warenspezifischen zollrechtlichen außenwirtschaftsrechtlichen Regelungen

22.01.2015, Cottbus Planungsgrundlagen für den Aufbau eines Online-Handels

3 3 Planungsgrundlagen für den Aufbau eines Online-Handels 22.01.2015, Cottbus

Lieferschwellen für innergemeinschaftliche Versendungslieferungen

In dem Moment, in dem die maßgebliche Lieferschwelle (Nettowarenwert) im laufenden Jahr überschritten wird, hat die Besteuerung im Lieferland stattzufinden. Dazu ist erforderlich sich im Lieferland umsatzsteuerlich registrieren zu lassen, um eine entsprechende Steuermeldung beziehungsweise -erklärung abzugeben

4

Der Exporteur verfügt über eine Gewerbeanmeldung oder Handelsregistereintragung.

Es handelt sich um Waren, die keiner Ausfuhrgenehmigungspflicht aufgrund von Vorschriften des Außenwirtschaftsrechts oder sonstigen Förmlichkeiten unterliegen.

Es handelt sich um Waren für kommerzielle Zwecke, deren Gesamtwert 1000 EUR nicht überschreitet und die nicht Teil einer regelmäßigen Serienlieferung sind deren Gesamtwert 1000 EUR überschreitet.

Kein Transport von Gefahrgütern (z.B. Haarsprays, Parfüms, ...)

4

Allgemeine Anforderungen an den Paketversand in die Schweiz - Teil 1

22.01.2015, Cottbus Planungsgrundlagen für den Aufbau eines Online-Handels

5 5

Allgemeine Anforderungen an den Paketversand in die Schweiz - Teil 2

Bei Warensendungen über 1000 EUR: Der Ausführer ist verpflichtet die Waren vor Übergabe an den Paketdienstleister

elektronisch bei der Internetausfuhranmeldung Plus auf www.zoll.de oder über das IT System ATLAS anzumelden.

Er erhält dort ein Ausfuhrbegleitdokument (ABD) mit einer Movement Reference Number (MRN) mit Barcode, das als oberstes Dokument den Begleitdokumenten beizufügen ist.

Das angemeldete Ausfuhrverfahren wird dann beim Paketdienstleister durchgeführt und bei der Ausgangszollstelle wieder geschlossen.

Bei DHL ist auf dem Paket noch ein in extra Aufkleber „Achtung Ausfuhranmeldung“ neben dem Adresslabel anzubringen.

Bei Warensendungen über 3000 EUR ist eine von der Abgangszollstelle abgestempelte Ausfuhranmeldung erforderlich.

22.01.2015, Cottbus Planungsgrundlagen für den Aufbau eines Online-Handels

6

Begleitdokumente (in Versandtasche auf dem Paket) Handelsrechnung in zweifacher Ausfertigung Paketkarte Unterschriebene Zollinhaltserklärung über 1000 EUR: Ausfuhrbegleitdokument Anforderungen an die Handelsrechnung (Schweiz) Die Handelsrechnung kann in Deutsch, Französisch oder Englisch sein Genaue Warenbeschreibung incl. Zolltarifnummer(n), Artikelgewichte und Ursprungsland Einzelpreise sowie ggf. Verpackungs- und Versandkosten Rechnungsnummer und Datum der Handelsrechnung Anschrift und ggf. Bankverbindung des Absenders (Telefon- und Faxnr.) Vollständige Empfängeranschrift (falls Firma auch eindeutige Firmenanschrift) Umsatz-Steuer-ID des Absender und Empfängers (bei Geschäftskunden) Originalunterschrift und Stempel incl. Name des Absenders Nochmals unterschriebene Ursprungserklärung auf der Handelsrechnung für

präferenzbegünstigte Ursprungswaren bis 6000 EUR (darüber hinaus ist ein gesonderter Präferenznachweis erforderlich)

6

Allgemeine Anforderungen an den Paketversand in die Schweiz - Teil 3

22.01.2015, Cottbus Planungsgrundlagen für den Aufbau eines Online-Handels

7

Auf der Seite www.zolltarifnummern.de können Sie die Zolltarifnummern Ihrer Artikel ermitteln. In der Regel haben aber auch Ihre Lieferanten die entsprechenden Nummern und können Sie Ihnen mitteilen.

7

Die Zolltarifnummern

22.01.2015, Cottbus Planungsgrundlagen für den Aufbau eines Online-Handels

8

Die Warenverkehrsbescheinigung EUR.1 - auch Präferenznachweis genannt - ist nur erforderlich für den Warenverkehr mit den Staaten, mit denen die Europäische Union Freihandels-, Präferenz- bzw. Kooperationsabkommen abgeschlossen hat, sowie mit Staaten und Gebieten, die mit der Europäischen Union assoziiert sind. Ägypten (EG) Liechtenstein (LI) Albanien (AL) Marokko (MA) Algerien (DZ) Mazedonien (MK) Andorra (AD) (Waren der Kap. 25 bis 97) Melilla (XL) Bosnien und Herzegowina (BA) Mexiko (MX) CARIFORUM-Staaten (CAF) Montenegro (ME) Ceuta (XC) Norwegen (NO) Chile (CL) Palästinensische Gebiete (PS) Färöer (FO) Schweiz (CH) Island (IS) Serbien (XS) Israel (IL) Südafrika (ZA) Jordanien (JO) Türkei (TR) (nur für EGKS-Waren) Kroatien (HR) Tunesien (TN) Libanon (LB) Zu den CARIFORUM-Staaten zählen: Antigua und Barbuda, Bahamas, Barbados, Belize, Dominica, Dominikanische Republik, Grenada, Guyana, Jamaika, St. Christoph und Nevis, St. Lucia, St. Vincent und die Grenadinen, Suriname, Trinidad und Tobago Der Ausführer hat der Zollstelle auf Verlangen Nachweispapiere (z. B. Lieferantenerklärungen) vorzulegen, um den Ursprung der Exportware zu beweisen.

8

Warenverkehrsbescheinigung EUR.1

22.01.2015, Cottbus Planungsgrundlagen für den Aufbau eines Online-Handels

9

Eine schöne Zusammenfassung finden Sie unter: http://www.ihkzuschwerin.de/ihksn/Home/International/Export_Import/Lieferantenerklaerung_Infos_Hinweise.html

Praxistipp: Bitten Sie Ihre Lieferanten um eine Anlage in Listenform: Artikelnr. - Name - Zolltarifnummer - Urspr. Land Die Lieferantenerklärungen sind jährlich zu aktualisieren. Besonderheiten: Bei einem Mischprodukt ist das Herstellerland das Land, aus dem das werthaltigste Produktteil stammt. Dies kann auch die Verpackung sein.

9

Das Ursprungsland und die Langzeitlieferantenerklärungen

22.01.2015, Cottbus Planungsgrundlagen für den Aufbau eines Online-Handels

10

Wortlaut der Ursprungserklärung auf der Handelsrechnung: „Der Ausführer der Waren, auf den sich dieses Handelspapier bezieht, erklärt, dass diese Waren, soweit nicht anders angegeben, präferenzbegünstigte EEC-Ursprungswaren sind.“ Der Wortlaut der Erklärung sollte nicht verändert werden! Laut telefonischer Auskunft beim Zoll gibt es keine eindeutigen Regelungen für gemischte Warensendungen, wenn in einem Paket auch Artikel versendet werden, die nicht aus präferenzbegünstigten EEC-Ursprungsländern stammen. Eine zusätzliche Formulierung, die man der Ursprungserklärung nachstellt, sollte nicht schaden: z.B. Nicht präferenzbegünstigten Ursprungswaren sind Artikel, bei denen als Ursprungsland kein präferenzbegünstigtes EEC-Land angegeben ist. Die Angaben müssen natürlich mit der Zollinhaltserklärung übereinstimmen. Ausfüllhinweise für die Zollinhaltserklärungen: Auf den Zollinhaltserklärungen können Varianten oder auch verschiedene Artikel mit gleichen Zolltarifnummern und gleichem Ursprungsland zusammengefasst werden, indem man die Gewichte und Nettopreise addiert.

10

Allgemeine Anforderungen an den Paketversand in die Schweiz - Teil 4

22.01.2015, Cottbus Planungsgrundlagen für den Aufbau eines Online-Handels

11

Paketversand z.B. DHL: DHL bietet Sammelbestätigungen an, die über das Geschäftskundenportal von DHL heruntergeladen werden können. Versand mit Spedition: Durch die Speditieursbescheinigung. Postsendungen: Durch eine Empfangsbescheinigung des Postdienstleisters sowie den Nachweis der Bezahlung der Lieferung. Versand mit Spedition (z.B. bei einem Dreiecksgeschäft): Hier kann alternativ zur Spediteursbescheinigung auch einfach die nebenstehende Gelangensbestätigung als Nachweis genutzt werden.

Muster

11

Die Gelangensbestätigung

22.01.2015, Cottbus Planungsgrundlagen für den Aufbau eines Online-Handels

12 12

Beispiel Versendungsnachweise von DHL

22.01.2015, Cottbus Planungsgrundlagen für den Aufbau eines Online-Handels

13

Welche Kosten entstehen einem Schweizer Kunden?

13

Verzollungsentgelte und Abgabenfreigrenze in der Schweiz

22.01.2015, Cottbus Planungsgrundlagen für den Aufbau eines Online-Handels

14

Unter http://xtares.admin.ch erhalten Sie Informationen zur Höhe der Zollgebühren.

Achtung Wenn die Einfuhr über Drittländer erfolgt z.B. von Kanada nach Deutschland und dann erst in die Schweiz, handelt es sich nicht mehr um präferenzbegünstigte EU Waren. Zu beachten sind auch Sonderregelungen für Tabak, Alkoholhaltige Getränke, Autos,

14

Zollgebühren der Schweiz

22.01.2015, Cottbus Planungsgrundlagen für den Aufbau eines Online-Handels

15 15

Verzollungsentgelte und Abgabenfreigrenze in der Schweiz

Jede Sendung in die Schweiz ist grundsätzlich zoll- und einfuhrumsatzsteuerpflichtig (EuST). Es besteht keine spezielle Wertfreigrenze (in der Regel 300 EUR) wie im Reiseverkehr, sondern lediglich eine Abgabenfreigrenze. Es gibt 3 Arten von möglichen Kosten:

Zollabgaben (Zoll und Zollgebühren) Mehrwertsteuer Bearbeitungsgebühren der Spediteure, Post oder Kurierdienste

Die Abgabenfreigrenze beträgt 5,- CHF. Wenn Zollabgaben oder MwSt. über 5,- CHF liegen sind immer Zollabgaben und MwSt. zu zahlen. Je nach Produkt beträgt der Schweizer MwSt.-Satz entweder 2,5% (z.B. Bücher) oder 8% (Normalsatz). Beispiel: Bei dem Normalsatz von 8% MwSt. sind 62,50 CHF (Warenwert, Transportkosten, Zollabgaben und Bearbeitungsgebühren) abgabenfrei. Für eine Stichprobenkontrolle (Zollrevision), die sich der Schweizer Zoll vorbehält oder fehlerhaften Zoll-Dokumenten, können zusätzliche Gebühren entstehen, wodurch auch die MwSt. Grenze überschritten werden kann!

22.01.2015, Cottbus Planungsgrundlagen für den Aufbau eines Online-Handels

16

Grundsätzlich werden fällige Einfuhrsteuern/-zölle immer vom Empfänger des Paketes eingezogen. Für diese Dienstleistung fallen folgende Zollhandlingentgelte an:

Vorweisungstaxe (Entgelt für die Gestellung der Waren beim Zoll) Kontoführungs-/Risikogebühr

(Entgelt für die Vorauslage/Belastung des DHL-Zollkontos) Vorlageprovision

(Entgelt für die Rechnungsstellung, nur an Geschäftskunden) DHL unterscheidet die Versandart Premium und Economy sowie die Einstufung des Empfängers als Privatkunde oder Geschäftskunde.

16

Verzollungsentgelte Schweiz am Beispiel DHL WELTPAKET

22.01.2015, Cottbus Planungsgrundlagen für den Aufbau eines Online-Handels

17

Versandkosten (Basispreis + Kilo-Preis) Vorweisungstaxe

o Vereinfachte Verzollung: 17,50 CHF (zwischen 62,50 und 1000,- CHF (Warenwert und Transport) und unter 1000 kg) (unter 62,50 CHF keine MwSt., Ausnahmen: Tabak und Alkohol)

o Vollverzollung: 38,- CHF (über 1000,- CHF (Warenwert und Transport) oder über 1000 kg)

Kontoführungs- und Risikogebühr: 2,- CHF (Privatkunden erhalten eine verkürzte Rechnung mit Zahlungsanweisung)

Vorlageprovision (nur für Geschäftskunden): 2% (mind. 2,- CHF) Besonderheiten Economy Pakete werden lt. DHL mit der SwissPost zugestellt und können auch ohne

Unterschrift zugestellt werden („Milchkastenzustellung“). In diesem Fall erhält der Händler keinen Nachweis über die Zustellung.

Wenn die Abgabenfreigrenze von 5,- CHF für Zoll oder MwSt. nicht überschritten wurde, fallen keine Zollhandlingentgelte an.

Die durchschnittliche Zustellzeit in die Schweiz beträgt 4 Werktage.

17

Beispiel DHL WELTPAKET – Versandart Economy

22.01.2015, Cottbus Planungsgrundlagen für den Aufbau eines Online-Handels

18

Im Paketpreis sind die Versandkosten (Basispreis + Kilopreis) und das Entgelt für die Vorweisungstaxe sowie die Kontoführungsgebühren bereits enthalten.

Privatkunden zahlen nur noch die ermittelten Zölle und Steuern in bar, wenn die Abgabenfreigrenze überschritten war.

Geschäftskunden zahlen per Rechnung und zusätzlich 2% Vorlageprovision (mind. 2,- CHF).

Besonderheiten Premium Pakete werden lt. DHL in der Schweiz mit einem DHL-

Tochterunternehmen zugestellt. Die Zustellung erfolgt nur gegen Unterschrift. Der Händler erhält einen

Nachweis über die Zustellung. Premium-Pakete sind bei Verlust bis 500 EUR versichert. Die durchschnittliche Zustellzeit in die Schweiz beträgt 2 Werktage.

18

Beispiel DHL WELTPAKET – Versandart Premium

22.01.2015, Cottbus Planungsgrundlagen für den Aufbau eines Online-Handels

19

Echte Retoure

Keine Zustellung möglich wegen falscher Adresse Annahme verweigert

Weltpaket Economy wird mit vereinbartem Retourenporto zurückgeschickt. Weltpaket Premium wird kostenfrei zum Absender zurückgeschickt, da ja auch noch keine Zölle oder MwSt. abgerechnet wurden. Unechte Retoure (Widerruf) Geöffnete Pakete, für die auch Zölle und MwSt. bereits gezahlt wurden, kann der Kunde auf seine Kosten z.B. mit der SwissPost zurückschicken. Für die Rückerstattung von Zöllen und Gebühren ist der Kunde selbst verantwortlich. Aufgrund zusätzlicher Bearbeitungsgebühren lohnt sich dies aber oft nur bei höherpreisigen Produkten.

19

Retouren aus der Schweiz am Beispiel DHL WELTPAKET

22.01.2015, Cottbus Planungsgrundlagen für den Aufbau eines Online-Handels

20

Kontakt

20

eBusiness-Lotse Thüringen - Infobüros Jena und Ilmenau

Hans-Jürgen Collatz & Constance Möhwald eBusiness Lotse Thüringen c/o tranSIT GmbH Bahndamm 10, 98693 Ilmenau Tel.: 03677 / 66785-30 / Fax: 03677 / 66785-55 Email: [email protected] www.ebusiness-lotse-thueringen.de

22.01.2015, Cottbus Planungsgrundlagen für den Aufbau eines Online-Handels