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Felsenweg-Institut der Karl Kübel Stiftung Stand: Dezember 2011 Projektbericht Landesprojekt „Netzwerke für Kinderschutz Sachsen“

Projektbericht Landesprojekt „Netzwerke für …felsenweginstitut.de/download/nfk/Projektbericht_NfK.pdf · Eine neue Form der Zusammenarbeit von Hebamme und Sozialpädagogin im

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Felsenweg-Institut der Karl Kübel Stiftung Stand: Dezember 2011

Projektbericht Landesprojekt „Netzwerke für Kinderschutz Sachsen“

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Inhaltsverzeichnis 1. Voraussetzungen klären – das Netz verankern ........................................ 3 2. Verantwortung übernehmen - Handlungsfähigkeit herstellen .................... 4 3. Vielfalt verbinden – Unterschiedlichkeit nutzen ....................................... 6 4. Das Netz knüpfen - Koordination etablieren ............................................ 6 5. Struktur geben – Arbeitsfähigkeit herstellen ........................................... 8 6. Das Netz managen – die Netzwerk-Triade entwickeln .............................. 8 7. Netzwerke entwickeln –geplant arbeiten ................................................ 9 8. Informationskultur entwickeln – dem Netzwerk ein Gesicht geben ........... 10 9. Abgestimmt arbeiten – Verbindlichkeit sicherstellen .............................. 10 10. Qualität sichern – nachhaltig arbeiten .................................................. 11 Anlagen • Bericht der wissenschaftlichen Begleitforschung • Stand der Arbeit an den Projektstandorten 2011

• Projektstandort Dresden • Projektstandort Landkreis Leipzig • Projektstandort Leipzig • Projektstandort Vogtlandkreis

• Best-Practice-Projekte der Projektstandorte

• Kinderschutz-Notruf • Interdisziplinäres Netzwerk-Fallgespräch • Handlungsleitfaden zur Umsetzung einer Öffentlichkeitskampagne • Fachleistungsstunden Hebammen

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„Auf den Punkt gebracht“

Ergebnisse und Empfehlungen aus dem Landesprojekt „Netzwerke für Kinderschutz Sachsen“

für den Auf- und Ausbau der Netzwerke für Kinderschutz und Frühe Hilfen Die Ausgangslage für das Landesprojekt war: Im Sächsischen Handlungskonzept für Präventiven Kinderschutz und Frühe Hilfen haben die Staatsregierung, die Landräte und Oberbürgermeister 2007 abgestimmt, dass mit den Netzwerken für Kinderschutz und Frühen Hilfen in Sachsen flächendeckend neue re-gionale Netzwerkstrukturen aufgebaut werden. Ziele der Netzwerkarbeit sind:

• das gesunde körperliche, geistige und seelische Aufwachsen von Kindern zu för-dern, indem elterliche Kompetenzen von Müttern und Vätern gestärkt werden und

• zu einem effektiven Schutz des Kindeswohls beitragen, indem klare Hilfe- und Kontrollstrategien etabliert werden.

In diese Netzwerkstrukturen sollen professionsübergreifend alle kommunalen Akteure, die mit Kindern und Familien arbeiten, eingebunden und schon vorhandene Strukturen für Kinderschutz integriert bzw. diese ausgebaut werden. Dafür werden vom Land anteilig Ressourcen in Form von Personalkosten und Sachmitteln zur Verfügung gestellt. Vor diesem Hintergrund lauteten die besonderen Aufträge des 2007 gestarteten Landes-projektes „Netzwerke für Kinderschutz Sachsen“: • Das Landesprojekt unterstützt in vier Kommunen und Landkreisen (Dresden, Leipzig,

Landkreis Leipzig, Vogtlandkreis) den Ausbau von interdisziplinären Netzwerkstruktu-ren sowie die Entwicklung und Etablierung von verbindlichen Kooperationsstrukturen zum Kinderschutz.

• Pro Kind Sachsen wird als ein Frühpräventionsangebot über diese Netzwerkstrukturen an den vier Standorten erprobt und umgesetzt.

In 4 ½ Jahren Projektarbeit wurden zehn elementar wichtige Struktur- und Prozessele-mente identifiziert, die ein Netzwerk effizient und effektiv sein lassen und einen Beitrag für einen nachhaltigen Kinderschutz in Sachsen leisten. Vor dem Hintergrund der gemachten Praxiserfahrungen stellen sie ein „Muss“ für den Aufbau und die Etablierung von Netzwerken für Kinderschutz und Frühen Hilfen dar.

1. Voraussetzungen klären – das Netz verankern

Der öffentliche Auftrag der Netzwerke für Kinderschutz und Frühe Hilfen erfordert die Ver-ankerung des Netzwerkes mit seinem Auftrag und seiner Ziel-setzung sowohl auf Landesebe-ne als auch auf kommunaler Ebene.

Damit die Erarbeitung und Implementierung eines regionalen Netzwerkkonzeptes für Kinderschutz und Frühe Hilfen gelingt, ist besondere Sorgfalt auf die Klärung der Voraus-setzungen zu legen. Werden an dieser Stelle die Eckdaten (Auftrag, Verantwortlichkeiten, Zuständigkeiten, Ziele, Ressourcen…) nicht von allen Beteiligten deutlich benannt, daraus folgend konkrete Absprachen getroffen und diese als Vereinbarung schriftlich niedergelegt, wird es im ge-samten Verlauf der Konzepterarbeitung und Umsetzung immer wieder zu Problemen und Konflikten kommen. Eine konsequente Klärung zu Beginn der Netzwerkarbeit verhilft da-zu, Probleme und Konflikte zu minimieren bzw. zu vermeiden. Gleichzeitig erhöht sich die Effektivität und Effizienz der Netzwerkarbeit.

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Klärungsbedarf besteht in zwei wesentlichen Strukturbereichen: Als Erstes ist sich der hohe Abstimmungsbedarf zu vergegenwärtigen. Die politischen Ebenen von Freistaat und Landkreis bzw. kreisfreier Stadt sind dabei ebenso zu berück-sichtigen wie die fünf Ressorts der beteiligten Ministerien Soziales, Gesundheit, Kultus, Justiz und Inneres. Als Zweites ist sich bewusst zu machen, dass aufgrund dieser hohen Komplexität nicht alle bestimmenden Faktoren zum Auftakt der Netzwerkarbeit bekannt sein können. Deshalb wurden und werden die Netzwerkkonzeptionen der Gebietskörperschaften je nach Stand der Entwicklung und den erreichten Arbeitsergebnissen kontinuierlich fortge-schrieben. Für beide genannten Bereiche stellt z.B. der unterschiedliche Grad der Verbindlichkeit in der professionsübergreifenden Zusammenarbeit im Netzwerk ein Problem dar. Dieser ist in unterschiedlichen gesetzliche Vorgaben und berufsständigen Rahmenbedingungen der einzelnen Professionen begründet. Das hat zur Folge, dass notwendige Abstimmungen wie etwa über die Finanzierunganteile und die verbindliche Mitarbeit sich schwierig gestalten bzw. nicht zustande kommen. Mit der Verankerung der Frühen Hilfen und der interdisziplinären Netzwerkarbeit im Sächsischen Kinderschutzgesetz wurde ein erster Meilenstein zur Etablierung der Netz-werkarbeit in Sachsen erreicht. Auf dem Kindeschutzkongress 2011 in Dresden unter Beteiligung der fünf Ministerien: Soziales, Gesundheit, Kultus, Justiz und Inneres wurde der Wille zur ressortübergreifen-den Verankerung der Netzwerke für Kinderschutz in Sachsen bekundet. Nun steht an der Schnittstelle zwischen Land und Kommune die Verhandlung der Rahmenbedingungen an. Die Praxis zeigt, dass für verpflichtende Kooperationen u.a. auch zu den zukünftigen Rahmenbedingungen noch Klärungsbedarf besteht. Damit die Angebote der Frühen Hilfen (wie z. Bsp. Pro Kind Sachsen) die mit Schnittstel-len zur Jugendhilfe und zum Gesundheitswesen arbeiten können, braucht es verbindliche Festlegungen. Dafür ist es notwendig, dass Verantwortlichkeiten und Finanzierungsmo-delle zwischen den beiden Ressorts Jugendhilfe und Gesundheitswesen abgestimmt und definiert werden. Als Standard für die Netzwerkverankerung ist festzuhalten: Die Angebote im Rahmen der Frühen Hilfen und die dazugehörige interdisziplinäre Netz-werkarbeit als (Bestand-)Teil des regionalen Kinderschutzkonzepts sind sowohl in den kinder- und familienpolitischen als auch den gesundheitspolitischen Zielsetzungen der Kommunen und Landkreise festgeschrieben.

2. Verantwortung übernehmen - Handlungsfä-higkeit herstel-len

Nachhaltiges und wirksames Arbeiten der regionalen Netzwerke erfordert ein gutes Miteinander und abgestimm-tes Arbeiten der politischen, administrativen und operati-ven Ebenen sowie die Wahr-nehmung ihrer jeweiligen Verantwortung.

Damit das Netzwerk etabliert werden kann und arbeitsfähig wird, müssen Zuständigkei-ten zugeordnet und Verantwortlichkeiten übernommen werden. Die kreisfreien Städte bzw. Landkreise schaffen die Voraussetzungen für einen gelingen-den Kinderschutz und verantworten die entsprechenden Strukturen für dessen Umset-zung. Das geschieht auf drei Verantwortungsebenen.

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Die politische Verantwortung für die regionale Netzwerkarbeit tragen die Landräte / Oberbürgermeister und die Kreisräte/Stadträte. Sie nehmen diese Verantwortung wahr, in dem sie:

• Leitziele für die Arbeit des Netzwerkes festlegen und • den programmatischen (richtungsweisenden) Orientierungsrahmen bestimmen.

Die admistrative Verantwortung für die regionale Netzwerkarbeit tragen die Jugendamts-leitungen. Sie sorgen dafür, dass:

• sich Kinderschutz als Querschnittsaufgabe sowohl amtsintern als auch professi-onsübergreifend etabliert,

• die Leitzielsetzung aufgegriffen wird und für deren Umsetzung die notwendigen Rahmenbedingungen geschaffen werden und

• die Koordinationsstelle mit entsprechenden Ressourcen ausgestattet und unter-stützt wird.

Die operative Verantwortung tragen die KoordinatorInnen bzw. die Arbeits- und Steue-rungsgruppen, indem sie

• Vernetzungsprozesse initiieren und managen, • Produkte, Projekte, Initiativen erarbeiten und • für einen Informationsfluss zu den Verantwortungsträgen sorgen.

In der Praxis lief die Arbeit der Netzwerke dann gut, wenn die Politik in Abstimmung mit der Administration die Zielsetzungen für das Netzwerk beschrieben, der operativen Ebene den Auftrag zur Umsetzung erteilt und das dafür nötige Mandat bzw. die Legitimation übertragen hat. Die Erfahrung hat gezeigt, dass das Einbinden und die Zusammenarbeit der unterschied-lichen Ebenen einen großen Verwaltungsaufwand und einen hohen Organisations- und Zeitaufwand erfordern. Das steht häufig im Widerspruch zu der notwendiger Weise auf Ressourcen achtende Arbeitsweise in den Arbeits- bzw. Projektgruppen. Werden aller-dings die Abstimmungswege nicht eingehalten, kann Arbeit ins Leere laufen. Die Praxis an den Projektstandorten hat gezeigt, dass zur Bearbeitung von Projektaufträ-gen aus dem Netzwerk alle Verantwortungsebenen eingebunden werden konnten und ein abgestimmter Informationsfluss mit kurzen Verwaltungswegen gelungen ist. Als ein Beispiel für diese gelungene Zusammenarbeit steht das Best Practice Projekt „Pla-katkampagne“ des Projektstandortes Leipzig. Zuerst gab es unterschiedliche Herange-hensweisen zwischen der Arbeit der Stadt Leipzig (familienpolitische Schwerpunktsetzun-gen), Arbeitsabläufen in der öffentlichen Verwaltung (vorgegebene interne Verwaltungs-wege, Bestimmungen und Vorgaben zur Logoverwendung und Gestaltung von Druckma-terialien) und der Arbeitsweise von Netzwerkpartnern in der Projektgruppe (demokrati-sche Auswahl der Thematik, Gestaltung von Texten und Fotovorlagen aus Sicht der Netzwerkakteure). Diese unterschiedlichen Arbeitsweisen stellten sich als Herausforde-rung dar und wären fast zum Stolperstein für die Umsetzung des Vorhabens geworden. Letztlich konnte das Projekt erfolgreich umgesetzt werden. Das war möglich, weil alle Verantwortungsträger in einem gemeinsamen Treffen ihre Positionen darstellten und dann eine praktikable Form der Umsetzung abstimmten. (siehe auch Best Practice Pro-jekt Projektstandort Leipzig)

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3. Vielfalt verbin-den – Unter-schiedlichkeit nutzen

Die Interdisziplinarität ist ein Grundprinzip für die Arbeit der Netzwerke für Kinder-schutz und Frühe Hilfen. Sie bildet sich in den Arbeits-gremien der Netzwerkarbeit und den An-geboten der Frühen Hilfen ab.

Effektiver Kinderschutz ist keine Aufgabe einer einzelnen Profession. Kinderschutz ist eine Querschnittsaufgabe, an der viele mitarbeiten und mitverantworten. Vielfalt ist daher ein Muss. Strukturell bedeutet dies, dass möglichst alle Akteure einen Zugang zum Netzwerk finden müssen. Das Netzwerk muss dann so geknüpft sein, dass diese auch bleiben kön-nen. Vielfalt verbinden heißt zunächst, die verbindenden Elemente herausarbeiten, sicht-bar werden lassen, eine gemeinsame Sprache finden und Begriffe klären, um sich zu ver-stehen. Die andere Seite heißt Unterschiedlichkeit nutzen. Das meint, zunächst die andere Per-spektive zuzulassen, in einem zweiten Schritt nutzbar zu machen und so einen möglichst hohen Grad an Unterschiedlichkeit als Ressource anzuerkennen. Hier ist das gefordert, was sich hinter dem Begriff des „Diversity Managements“ verbirgt, nämlich die Kunst der situativen Optimierung von Heterogenität und Homogenität zur Erreichung gesetzter Zie-le. Wie muss diese Form der Zusammenarbeit im Netzwerk gestaltet sein, um diesen An-spruch zu erfüllen? Im Rahmen der Arbeit des Landesprojektes wurde dazu das Instru-ment „interdisziplinäres Netzwerkwerk-Fallgespräch“ entwickelt, erprobt und etabliert. Das interdisziplinäre Netzwerk-Fallgespräch ist kein Fallgespräch im Rahmen des Hilfe-planverfahrens. Es ist ein professionsübergreifender, offener, strukturierter Wissens- und Erfahrungsaustausch, zu dem die KoordinatorIn die Akteure des regionalen Netzwerkes einlädt. Teilnehmen können alle interessierten Netzwerkpartner. Anhand eines anonymi-sierten Falls stellen die beteiligten Professionen ihren (gesetzlichen) Auftrag, ihre Verfah-rensabläufe und Verfahrensstandards, ihre Zusammenarbeit mit anderen Fachkräften und ihre jeweils abgegrenzten Verantwortungsbereiche dar. Ausgehend vom fallbezogenen Austausch werden dann verallgemeinernde fallübergreifende Einsichten für die Zusam-menarbeit im regionalen Netzwerk abgeleitet. Die Rückmeldungen zeigten, dass diese Form des Fachaustausches sehr gut geeignet ist, damit sich die einzelnen Netzwerkpart-ner kennenlernen und einen Zugewinn an Wissen für ihre Arbeit und Zusammenarbeit bekommen. Eine neue Form der Zusammenarbeit von Hebamme und Sozialpädagogin im Team hat das Frühpräventionsangebot Pro Kind Sachsen erprobt. Dieses ressortübergreifende Mo-dell der Zusammenarbeit von Gesundheits- und Jugendhilfe hat sich in der Praxis be-währt. Die Erfahrungen und Erkenntnisse stehen für die Entwicklung und Etablierung analoger Angebote zur Verfügung (siehe Abschnitt Pro Kind Sachsen).

4. Das Netz knüpfen - Koordination etablieren

Interdisziplinäre Zusammen-arbeit gelingt nur durch kon-tinuierliche Koordination.

Netzwerkarbeit braucht Koordination. Gelingende Koordination geht von einem Ort aus und wird von einer mit Handlungskompetenzen ausgestatteten Person getragen.

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Koordination braucht einen Ort – eine Koordinationsstelle, in der die Fäden des Netzwerkes zusammenlaufen. Von entscheidender Bedeutung für die Etablierung der Koordinationsstelle ist, dass diese Stelle von der politischen und von der administrativen Ebene eine Legitimation und da-raus folgend einen Arbeitsauftrag erhält. Nur so kann diese Stelle in die kommunalen Verwaltungsstrukturen eingegliedert werden und damit die interdisziplinäre Arbeit initiieren. An den Projektstandorten sind die Koordinationsstellen meist in die Strukturen der Ju-gendämter als Stabsstelle im abteilungsübergreifenden Bereich eingebunden. Es leuchtet unmittelbar ein und die Praxis bestätigt es: für eine effektive Netzwerkarbeit ist eine be-ständige Besetzung der Koordinationsstelle nötig. Eine nicht besetzte Koordinationsstelle schwächt die Netzwerkarbeit entscheidend: - denn es droht Wissensverlust, - die Kontinuität in der Gremienarbeit geht verloren und die - Beziehungen zu Netzwerkpartnern brechen ab. Fazit: Koordination braucht eine Person – eine Koordinatorin einen Koordinator, die bzw. der diese Stelle besetzt Die KoordinatorIn knüpft das Netz, ist Motor, EnergiespenderIn und ImpulsgeberIn für das Netzwerk. Damit nimmt die KoordinatoIn eine entscheidende Rolle innerhalb des gesamten Systems ein. Um ihrer Rolle gerecht zu werden, benötigt sie breit gefächerte Kompetenzen: - natürlich fachliche aber - auch soziale und - personale Kompetenzen. Sie muss eine hohe Dynamik und Komplexität im Vernetzungsprozess meistern und Be-ziehungsarbeit leisten können. Aus unserer Begleitung der KoordinatorInnen wissen wir, dass die KoordinatorInnen für diese Arbeit kontinuierlichen Fachaustausch und regelmäßige Fortbildung benötigen. Be-währt hat sich die Möglichkeit, dass die KoordinatorInnen an Fortbildungen der Netz-werkpartner teilnehmen und so unmittelbar auf den gleichen Kenntnisstand wie die Netzwerkpartner gebracht werden. Daneben haben sich spezielle „Landeskoordinatorentreffen“ und bedarfsorientierte Fort-bildungen für den Kreis der sächsischen KoordinatorInnen bewährt. Diese Treffen dienen auch dem Fachaustausch und bieten die Möglichkeit für Kollegiale Beratung. Erfreulicherweise ist so in den 4 ½ Jahren unter den sächsischen KoordinatorInnen ein kollegiales Netz entstanden. Das ermöglicht die Zusammenarbeit zwischen den regionalen Netzwerken bei der Umset-zung von speziellen Projekten. So haben sich zum Beispiel die Koordinatorinnen und der Koordinator des regionalen Netzwerkes Zwickau und die Koordinatorin des regionalen Netzwerkes Vogtlandkreis bei der Erstellung des Notfallordners ausgetauscht. Zur Einfüh-rung des Ordners gestalteten sie gemeinsam in Kooperation mit beiden Jugendämtern einen Fachtag für die über die Grenzen beider Gebietskörperschaften hinweg arbeitenden Netzwerkpartner Polizei und die Interventions- und Kontaktstelle gegen häusliche Gewalt.

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5. Struktur geben – Arbeitsfähigkeit herstellen

Es gibt strukturelle Rahmenbe-dingungen, die Beziehungsar-beit im Netzwerk ermöglichen und Arbeitsfähigkeit herstellen.

Die kommunalen Netzwerke haben die Aufgabe alle Akteure, die mit Kindern und Familien zu tun haben, zu integrieren. Es gilt immer wieder ihre Arbeitsfähigkeit herzustellen. Wie kann das in der Praxis funktionieren, ohne dass die notwendige Offenheit und Breite zu einer „operativen Lähmung“ führt? In Sachsen hat sich folgende Struktur in der Organisation der Kinderschutznetzwerke be-währt: Ein sogenanntes „Netzwerkforum“ fasst das gesamte regionale Vernetzungsfeld zu-sammen. Dort treffen sich alle relevanten Netzwerkpartner zum Fachaustausch und zur Beziehungspflege. Es ist so flexibel gefasst, dass auch nach dessen Konstituierung neue Netzwerkpartner dazu kommen können. Dieses Forum trifft sich in der Regel einmal pro Jahr. Die Organisationsform ist eine „Regionale Fachtagung“. Die Arbeit an einem Fachthema bildet dort den inhaltlichen Schwerpunkt. Auf der Koordinationsebene sorgt eine „Arbeits- bzw. Steuerungsgruppe“ für das Zu-standekommen des Forums und dessen Arbeitsfähigkeit. Sie hat den Auftrag, die Ziele der Netzwerkarbeit auf die operative Ebene herunter zu brechen und Projektgruppen ein-zusetzen. Der Gruppe gehören die KoordinatorInnen und VertreterInnen (Multiplikatoren) möglichst aller im Netzwerk vertretener Professionen an. Sie erhält von der politischen und administrativen Ebene die notwendigen Kompetenzen und Befugnisse, um operativ steuernd tätig zu sein. Die Steuerungsgruppe trifft sich regelmäßig. Es hat sich ein quar-talsmäßiger Rhythmus bewährt. Durch die Steuerungsgruppe werden spezielle Projektgruppen aus Vertretern des Netz-werkes und weiteren externen Fachkräften gebildet. Sie arbeiten teilautonom und zeitlich befristet zu bestimmten Arbeitsaufträgen. Die Abschlusserhebung des Landesprojektes weist nach, dass über die ausgebauten Strukturen der Netzwerke für Kinderschutz und Frühe Hilfen in Sachsen mit der Kombina-tion aus Gremien- und Projektarbeit eine ressortübergreifende Einbindung und Mitarbeit aller relevanten Professionen möglich ist und an den Projektstandorten erfolgreich statt-findet. Über diese Netzwerkstrukturen hinaus gelingt die Zusammenarbeit mit anderen Netzwer-ken, z.B. mit dem Netzwerk gegen häusliche Gewalt und dem Netzwerk der Suchtselbst-hilfe.

6. Das Netz managen – die Netzwerk-Triade entwickeln

Netzwerkarbeit braucht Netzwerkmanagement.

Die KoordinatorInnen steuern diesen Netzwerkmanagementprozess. Sie managen das Netzwerk, indem sie die drei Bedingungen: gemeinsame Aufgabe, Struktur (siehe Punkt 5) und Vertrauen in Balance halten. Sie sorgen dafür, dass in einem vielschichtig struktu-

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rierten, von autonomen Netzwerkakteuren bestimmten, komplexen Handlungssystem die gemeinsamen Netzwerkziele immer wieder in den Mittelpunkt der Netzwerkarbeit gerückt werden und ihr Erreichen angestrebt wird. Gelingendes Management in der Netzwerkarbeit lebt von Vertrauen. Eine der Hauptauf-gaben der KoordinatorInnen ist es deshalb, ein „Klima des Vertrauens“ zwischen den Netzwerkakteuren zu erzeugen. Sie stabilisieren das Netzwerk in seiner Kompetenz durch die Planung und Realisierung vertrauensbildender Maßnahmen in und während der Tref-fen der Netzwerkgremien. Zusätzliche Treffen werden überflüssig, wenn durch eine quali-tativ hochwertige gruppenbezogene und interaktive Sitzungs- und Planungskultur das notwendige Vertrauen im laufenden Prozess der Gremienarbeit erzeugt wird. Damit wer-den die zur Verfügung stehenden Ressourcen optimal genutzt. Vertrauen muss allerdings immer wieder neu gewonnen werden, da durch eine permanente Fluktuation der Perso-nen und eine immer wieder geschehende extern erzeugte Strukturveränderung (wie z.B. durch die Kreisgebietsreform 2009 und Trägerwechsel) neue Konstellationen unter den Akteure entstehen. Diese erfordern immer auch eine neue Stabilisierung auf der Bezie-hungsebene.

7. Netzwerke entwickeln –geplant arbei-ten

Das Netzwerk arbeitet mit einer strukturierten Vorgehensweise.

Ein funktionierendes Netzwerk muss sich entwickeln. Diese Entwicklung vollzieht sich in Phasen. Die Expertise „Netzwerke für Kinderschutz Sachsen“ hat für den Auf- und Aus-bau eines Netzwerkes fünf Phasen herausgearbeitet (Ebert et al. 2007):

• Initiierung (u.a. Kontaktaufnahme, Motivation), • Konstituierung (u.a. Gemeinsamer Zielfindungsprozess), • Zentrierung (u.a. Formulierung von Leistungs- und Strukturzielen), • Normierung (u.a. Vergabe von Funktionsrollen, Festlegung von Kommunikations-

wegen) und • Formalisierung (u.a. Etablierung neuer Funktionsmuster).

Diese Phasen laufen nicht streng linear ab. Wenn sich z. B. Rahmenbedingungen verän-dern oder Netzwerkpartner wechseln bzw. neu dazu kommen, wiederholt sich der Ablauf in zirkulären Schleifen. Zeitgleich zur Ausgestaltung der einzelnen Phasen werden gewissermaßen wie ein roter Faden die drei Bedingungen – Aufgabenklärung, Struktur- und Vertrauensaufbau - bear-beitet. Jeder Schritt, der mit den Akteuren gegangen wird, hilft die Aufgaben klarer zu fassen, Strukturen zu verstehen und damit das gegenseitige Vertrauen zu stärken. Mit den im Rahmen der Projektarbeit entwickelten Instrument „Netzwerk-Phasenmodell mit Fragenkatalog“ steht den KoordinatorInnen und Netzwerkakteuren ein Material zur Verfügung, das ihnen hilft, Prozesse im Auf- und Ausbau der Netzwerke zu verstehen, zu steuern und zu evaluieren. Für die Erprobung und Umsetzung von Pro Kind Sachsen über die regionalen Netzwerk-strukturen war es nötig, dass die Perspektiven und Bedarfe dieses Frühpräventionsange-botes in den Zielfindungsprozess und die Formulierung der Leistungs- und Strukturziele Beachtung fanden. Die unterschiedlichen Erwartungen wurden in konkrete, überschau-bare, kontrollierbare und für jeden Partner annehmbare Zielformulierungen der Netz-werkarbeit gefasst. Nur so war es möglich, neue und bislang ungewohnte Schwerpunkt-setzungen auf den Arbeitsbereich der Frühen Hilfen auf breiter Basis abzustimmen.

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8. Informationskultur entwickeln – dem Netzwerk ein Ge-sicht geben

Sowohl Fachkräfte als auch Bürger wissen, wo sie In-formationen zum Kinder-schutz und Frühen Hilfen erhalten und weitergeben können.

Der interne Zusammenhalt wird unterstützt durch die Außenwirkung des Netzwerkes. Wirkung erzielt eine Öffentlichkeitsarbeit, die die komplexen Strukturen transparent macht und die Bedarfe der Partner erfüllt. Die Öffentlichkeitsarbeit des Netzwerkes geht dabei in zwei Richtungen. Zum einen richtet sie sich an die Fachöffentlichkeit, die Netzwerkpartner und potentiell zukünftige Partner. Anliegen, Strukturen und Ansprechpartner der jeweiligen Gebietskör-perschaften werden bekannt und transparent gemacht. Handbücher, Leitfäden, Doku-mentationsbögen usw. stehen den Fachkräften in den jeweiligen Kommunen über die regionalen Netzwerkpräsentationen zu Verfügung. Diese werden regelmäßig aktualisiert. Diese Aktualisierungen, z.B. der Handbücher, werden über einen speziell dafür angeleg-ten Netzwerkverteiler den Netzwerkpartnern mitgeteilt. Auf jährlich stattfindenden Fachtagungen werden die Entwicklungen zum Thema Kinder-schutz und Frühe Hilfen auf kommunaler Ebene sowohl aus politischer als auch aus fach-licher Sicht aufgegriffen. Fachtagungen haben sich als öffentliches Forum für Begegnung und den Fachaustausch der regionalen Fachkräfte etabliert. Auf Landesebene ist ein gemeinsames Internetportal www.netzwerke-fuer-kinderschutz-sachsen.de (kurz www.nfk-sachsen.de) entstanden, auf dem sich alle kommunalen Netzwerke in Sachsen präsentieren. Darüber hinaus werden Organisationen und Einrich-tungen vorgestellt, die sich aktiv im präventiven Kinderschutz engagieren. Kontinuierlich steigende Besucherzahlen auf dem Internetportal zeigen, dass sich diese Plattform als „Vermittler“ hin zu den regionalen Angeboten bewährt hat. Zum anderen wird die Bevölkerung mit großen Plakat- und Postkartenaktion der regiona-len Netzwerke für Kindeswohl und Kindeswohlgefährdung sensibilisiert sowie über Hilfs-angebote und Kontakte für den Notfall informiert.

9. Abgestimmt arbeiten – Ver-bindlichkeit si-cherstellen

Berufsständige Rahmenbedingungen (rechtl. und administrative Regelungen) und gemeinsame Verfahrensweisen (Arbeitsschritte in der Praxis) sind über den Einzelfall hinaus festgeschrieben.

Konkrete Fallarbeit im Bereich Kinderschutz und die Vermittlung in Angebote der Frühen Hilfen erfordern eine Abstimmung der unterschiedlichen rechtlichen, finanziellen und spezifischen Vorgaben der beteiligten Professionen, die in Kooperationsverträgen festge-schrieben werden. Hier besteht die neue Qualität aus den Sachverhalten (Gesetzgebungen) eine Verfah-rensweise zu entwickeln, in die Praxis einzuführen und vor Ort zu erproben. So wurden in Kooperationsverträgen des Jugendamtes mit unterschiedlichen Trägern wie z. B.: Gesundheitsämtern, Bildungsagenturen, Hebammenverband, Kliniken, ARGE, Polizei u.a.m. Vereinbarungen zum Verfahrensablauf bei Verdacht auf Kindeswohlge-

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fährdung nach § 8a SGB VIII definiert. Für die Einführung und Erprobung dieses Ablau-fes in die Praxis der jeweiligen Institutionen werden über die regionalen Netzwerke Fort-bildungen angeboten. Der große Bedarf in diesem Bereich kann aufgrund von fehlenden Ressourcen sowohl auf Trägerseite als auch durch passende Angebote nicht in ausrei-chendem Maß abgedeckt werden. Die Abstimmungen von neuen Verfahrensweisen mit einem Angebot der Frühen Hilfen ist im Rahmen der Arbeit des Projektes Pro Kind Sachsen gelungen:

1. Zugänge zur Zielgruppe - Verfahren zur abgestimmten Vermittlung Im Rahmen von Pro Kind Sachsen sind über das Netzwerk Erstkontakte zu den Schwan-geren hergestellt worden. Pro Kind Sachsen arbeitete bei der Gewinnung von Frauen eng

mit Berufsgruppen und Institutionen, s.g. Multiplikatoren, zusammen, die im natürlichen Lebenskontext Kontakt zu den Schwangeren haben. Hierzu zählen GynäkologInnen, Bera-tungsstellen, Angebote der Freien Träger der Jugendhilfe, ARGEn und Jobcenter, Schulen usw. Circa 60% der Frauen sind darüber ins Projekt vermittelt worden. In diesem Zu-sammenhang wurden geschlossene Vermittlungsketten ent-wickelt und die dazu notwendigen Verfahrensabläufe verbind-lich festgelegt. Multiplikatoren nehmen dabei Kontakt zu den

schwangeren Frauen auf, informieren sie über das Projekt und motivieren sie für eine Teilnahme. Sie vermitteln die potentielle Teilnehmerin in einer geschlossenen Kette via Einverständniserklärung an das Projektteam. Dieses stellt in der Regel zuerst einen tele-fonischen Kontakt mit der Schwangeren her, auf den ein persönlicher Kontakt mit einer ausführlichen Information über das Angebot folgt.

2. Abgestimmter Verfahrensablauf bei Verdacht auf Kindeswohlgefährdung Im Projekt Pro Kind Sachen wurden zur Klärung der rechtlichen Rahmenbedingungen ein Kooperationsvertrag mit dem Jugendamt der Landeshauptstadt Dresden unterzeichnet und eine Erklärung zu § 8a SGB VIII abgeschlossen. Bei Verdacht auf Kindeswohlgefähr-dung ist ein Verfahrensablauf nach § 8a SGB VIII mit entsprechenden Dokumentations-vorlagen entwickelt, abgestimmt und erprobt worden. Alle Pro Kind Sachsen Familienbe-gleiterinnen sind zum Kinderschutz qualifiziert. Werden personenbezogene Daten zwi-schen Pro Kind Sachsen und den Netzwerkpartnern ausgetauscht geschieht das im Re-gelfall mit Wissen und auf der Basis einer Einverständniserklärung der beteiligten Eltern.

10. Qualität sichern – nachhaltig arbeiten

Die Qualität der Netzwerkarbeit sichert ein regionales Praxisbe-gleitkonzept, das Qualifizie-rungsmodule, Instrumentarien und Fachberatung miteinander kombiniert.

Die hohe Komplexität der Arbeit in Netzwerken und Kooperationen erfordert von den KoordinatorInnen und den Akteuren in den Netzwerken neben personalen Schlüssel-kompetenzen vielfältiges methodisches Wissen und Können, um erfolgreich und ergeb-nisorientiert arbeiten zu können. Im Rahmen der Projektentwicklung wurde ein Konzept für die Praxisbegleitung der Ko-ordinatorInnen und Netzwerkpartner entwickelt und erprobt, das Qualifizierungsmodule für die KoordinatorInnen und Netzwerkakteure, neu entwickelte Instrumentarien und Fachberatung miteinander kombiniert. Die Zusammenstellung der Angebote kann von den regionalen Netzwerken übernommen und auf die regionalspezifischen Bedingungen angepasst, kontinuierlich weiterentwickelt und ergänzt werden.

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Die Qualifizierungsangebote legten ihre inhaltlichen Schwerpunkte auf drei Bereiche:

1. Die Qualifizierung der Netzwerkkompetenzen der KoordinatorInnen. Die Inhalte der Qualifizierungsmodule waren u.a. Öffentlichkeitsarbeit (Präsenta-tion/Rhetorik), Auftrag und Rolle der Koordination, Netzwerkphasenmodell, Mo-deration, Prozesssteuerung, Selbstmanagement, Umgang mit Dynamik und Kom-plexität und Finanzierungsmodelle für Angebote im Non-Profit Bereich. In der Durchführung zeigte sich, dass die Themen Moderation / Prozesssteuerung und Selbstmanagement / Umgang mit Dynamik und Komplexität von den Koordi-natorInnen besonders nachgefragt wurden.

2. Die Qualifizierung der KoordinatorInnen mit Kenntnissen über die Inhalte und den

Aufbau des Pro Kind Sachsen Konzeptes. Die Inhalte der Qualifizierungsmodule waren u.a. Grundlagen der Begleitung in der Schwangerschaft, Bindungs- und Beziehungsaufbau, Besonderheiten psychi-scher Erkrankungen in Kontext von Schwangerschaft und Wochenbett, Kenntnis-se über besondere Risikokonstellationen in Hochrisikofamilien und Einführung in das speziell für Pro Kind Sachsen entwickelte Kinderschutzkonzept. Am Beispiel des Pro Kind Sachsen Konzeptes lernten die KoordinatorInnen die Bedingungen für die erfolgreiche Etablierung und Umsetzung eines Angebotes der Frühen Hil-fen über die Netzwerkstrukturen kennen.

3. Die Qualifizierung der Netzwerkpartner. Über unterschiedliche Veranstaltungsformen, wie z.B. Fachtagung, Kurs, Arbeits-gruppentreffen, Fachforum, Themeninsel und Workshop wurden Netzwerkpartner in den Themenbereichen Netzwerkarbeit, Frühe Hilfen, Kinderschutz und interdis-ziplinäre Zusammenarbeit qualifiziert. Bewährt haben sich hier Angebote, die eine interdisziplinäre Beteiligung ermöglichten. Die Teilnehmenden schätzten neben dem fachlichen Austausch das persönliche Kennenlernen der Akteure im Regiona-len Netzwerk.

Zwei Instrumente für die regionale Netzwerkarbeit wurden im Rahmen des Landespro-jektes entwickelt, eingeführt und erprobt: das „Netzwerk-Phasenmodell mit Fragenkata-log“ und das „interdisziplinäre Netzwerk-Fallgespräch“ (siehe auch Punkte 3 und 7). Materialien dazu stehen als Download auf dem Internetportal www.nfk-sachsen.de zur Verfügung. Die Fachberatung durch die Projektleitung wurde in zwei Formen angeboten:

1. Beratung und Praxisbegleitung für die KoordinatorInnen der Projektstandorte in der Themen und Fragestellungen aus der Projekt- und Netzwerkarbeit reflek-tiert und bearbeitet wurden. Hier haben sich in der Praxis zwei Beratungsformen bewährt: das regelmäßige KoordinatorInnentreffen mit Möglichkeit der Kollegia-len Beratung und die Einzelberatung der KoordinatorInnen mit der Bearbeitung von individuellen Fragestellungen.

2. Fachinformation und Beratung potentieller Netzwerkpartner Potentielle Netzwerkpartner nutzten das Angebot der Beratungs- und Informati-onsgespräche, um die Arbeit der Netzwerke für Kinderschutz und Frühe Hilfen in Sachsen und Möglichkeiten der Zusammenarbeit und des interdisziplinären Fach-austausches kennenzulernen.

Die wissenschaftliche Begleitforschung des Landesprojektes hat die Umsetzung der Pra-xisbegleitung durch die Projektleitung und die Netzwerkarbeit der vier Projektstandorte evaluiert. Die Ergebnisse sind in der „Abschlusserhebung 2011“ zusammengestellt. Sie ist als Download auf dem Internetportal www.nfk-sachsen.de eingestellt.

Wissenschaftliche Begleitung Netzwerke für Kinderschutz in Sachsen

Die Projektergebnisse auf einen Blick

Die Zielgruppe 0-3-Jährige und Kinder, Jugendliche und junge Familien wurden erreicht

Mit der Projektarbeit wurde die Schwerpunktsetzung auf den Altersbereich 0-3 Jahre gelegt. In allen

PSO war jedoch nicht nur diese Zielgruppe Gegenstand der Netzwerkarbeit, sondern Kinder,

Jugendliche und junge Familien wurden in die Netzwerkarbeit mit einbezogen. Der Kontakt zur

Zielgruppe wurde durch die Arbeit der Familienbegleiterinnen (PSO Vogtlandkreis), Mitarbeiterinnen

des präventiv aufsuchend arbeitenden Teams (PSO Leipzig), Mitarbeiterinnen Begrüßungsbesuche

(PSO Dresden) und Familienbegleiterinnen (PSO Landkreis Leipzig) weiter intensiviert.

Anlage 1

Phase der Netzwerkarbeit Ausgehend von den erhobenen Daten kann festgestellt werden, dass entsprechend der Zielstellung in

den PSO interdisziplinäre Netzwerke initiiert und konstituiert wurden. Leistungs- und Strukturziele,

Kommunikationswege wurden festgelegt. Funktionsrollen, Arbeitsteilungen, Bestimmung und Sicherung

von Entscheidungswegen waren geklärt und Prozesse und Ergebnisse nachvollziehbar dokumentiert.

Phase der Netzwerkarbeit Einordnung PSO Initiierung Konstituierung Zentrierung Normierung Dresden Formalisierung Leipzig Vogtlandkreis Landkreis Leipzig

In den NfK wurden stabile Strukturen geschaffen

Anlage 1

Strukturen In allen PSO wurde eine stabile Struktur für die Netzwerkarbeit entwickelt. Es erfolgte ein

Differenzierung zwischen den Netzwerkkonferenzen/-treffen, der Steuerungsgruppe und weiteren

thematisch orientierten Arbeitsgruppen. Diese Dreiteilung in der Struktur wurde auch für die neu

aufgebauten NfK Landkreis Leipzig und Vogtlandkreis übernommen und erfolgreich umgesetzt. Die

Interdisziplinarität der Professionen in allen Ebenen der Netzwerkarbeit konnte nachgewiesen werden.

Die Netzwerke für Kinderschutz und die KoordinatorInnenstelle wurde in die Strukturen der

administrativen Ebene eingebunden und der Balance der gemeinsamen Arbeit der NfK und der

Jugendämter als Grundlage der erfolgreichen Arbeit die erforderliche Aufmerksamkeit gewidmet.

Netzwerkgremien (z.B. Steuerungsgruppe, AG/Qualitätszirkel) Autonomie bezüglich der Zielstellungen und Aktivitäten

Jugendamt - Unterstützung und Beteiligung in der Netzwerkarbeit durch Leitung und Mitarbeiter - Wahrnehmung des gesetzlichen Auftrags bei KWG-

Entscheidungen zeitnah treffen und transparent

machen klare strukturelle

Zuordnung

Balance halten

Umsetzung der Leistungsziele

In allen NfK wurde intensiv an der Umsetzung der Leistungsziele gearbeitet und eine Vielzahl von

Materialien für den Einsatz in der praktischen Arbeit (z.B. Handbücher mit Handlungsleitfäden,

Informations- und Kontaktlisten) erarbeitet. Die Qualifizierung der Fachkräfte war ein wesentlicher

Schwerpunkt der Arbeit im letzten Jahr der Förderung. Die Öffentlichkeitsarbeit wurde für

Fachöffentlichkeit und zunehmend mehr im letzten Projektabschnitt auch für die breite Öffentlichkeit

forciert. Es erfolgte die Intensivierung der Angebote für Familien.

Besonders hervorzuheben ist der Aspekt der gemeinsamen Umsetzung der Leistungsziele durch die

Netzwerkpartner. Das heißt, die Umsetzung wurde mit den Akteuren aus der Praxis für die Praxis

entwickelt. Die aktive Beteiligung am Entwicklungsprozess gewährleistete einen hohen

Umsetzungsgrad. Q-Standards wurden entwickelt

Anlage 1

Triade der Netzwerkarbeit wurde gelebt

Die Grundpfeiler in der Entwicklung und Arbeit der Netzwerke

- Vertrauen,

- gemeinsame Aufgabe und

- Struktur

wurden gesetzt.

Das Dreieck der Netzwerksarbeit mit den Wechselbeziehungen wurde deutlich verankert und dem

Aufbau der Wechselbeziehungen wurde die notwendige Zeit und Achtsamkeit gewidmet.

Struktur

Gemein-

same Aufgaben

Vertrauen

Der Ausbau der Vernetzung der NfK ist erfolgt

Die Vernetzung der NfK wurde über verschiedene Ebenen weiter ausgebaut:

• innerhalb der regionalen NfK mit anderen Netzwerken und Projekten zum Thema Kinderschutz,

• mit NfK der Gebietskörperschaften in Sachsen,

• mit NfK über die Landesgrenzen hinaus,

• durch die Einbindung des Projektes Pro Kind in die NfK-Arbeit und

• mit anderen Landesverbänden.

Anlage 1

Die bedarfsorientierte Qualifizierung und Begleitung wurde umgesetzt

Die Qualifizierung und Begleitung der Netzwerkarbeit in den PSO orientierte sich am Bedarf und wurde

wie folgt umgesetzt:

• über Qualifizierungsmodule,

• über die Beratung und Unterstützung in den PSO und

• Coaching.

Die Nachhaltigkeit des Projekts wurde nachgewiesen

Das Wissen zum Netzwerkaufbau incl. Qualitätsstandards für erfolgreiches Arbeiten

wurde nachvollziehbar aufbereitet und kann nachgenutzt werden.

Die Netzwerke in den regionalen Standorten sind mit stabilen Strukturen interdisziplinär aufgestellt.

Die KoordinatorInnenstelle ist mehrheitlich als Stabsstelle und die Sicherung der Stelle über die

Projektlaufzeit hinaus (bei Einbindung der Familienbegleiterinnen) verankert.

Die Netzwerkpartner der regionalen NfK sind bereit, weiter mitzuarbeiten und die Netzwerkarbeit zu

gestalten.

Der Aus- und Aufbau von Kooperationen zwischen den Netzwerkpartnern wurde umgesetzt.

Fachkräfte wurde für die Arbeit im Kinderschutz qualifiziert.

Nachnutzbare Materialien für die Fachkräfte und die breite Öffentlichkeit liegen vor.

Ausblick auf die weitere Netzwerkarbeit

Die finanzielle Sicherstellung der KoordinatorInnenstelle und die Gewährleistung der personellen

Kontinuität bleibt weiterhin eine wichtige Aufgabe, um die NfK-Arbeit zu gewährleisten. Der Austausch

der NfK in Sachsen und darüber hinaus ist künftig weiter zu sichern.

Aktuelle Aufgaben ab dem Jahr 2012 liegen in der kontinuierlichen Zielüberprüfung bzw.-

neuausrichtung.

Gelingende Netzwerkarbeit baut immer auf einer Vielzahl von Faktoren auf.

Anlage 1

Netzwerkpartnerbefragung 2010 Beispiel Projektstandort Leipzig Namen der (in die Befragung einbezogenen) Netzwerkpartner A Bildungsagentur, Regionalstelle Leipzig B Universitätsklinik (Poliklinik für Kinder und Jugendliche, Klinik für Psychiatrie, Psychothe-

rapie und Psychosomatik des Kindes- und Jugendalters, Klinik und Poliklinik für Kinder chirurgie)

C Parkkrankenhaus Leipzig Südost GmbH, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psy- chosomatik und Psychotherapie

D niedergelassene Hebammen E Gesundheitsamt (Sucht, Psychiatrie, Prävention, Beratung) F Freie Träger der Jugendhilfe: Bereich Hilfe zur Erziehung G Freie Träger der Jugendhilfe: Beratungsstellen H Freie Träger der Jugendhilfe: Kindertageseinrichtungen I Freie Träger der Jugendhilfe: Jugendfreizeiteinrichtungen J Schwangerschaftsberatungsstellen K Netzwerk Eltern- und Familienbildung (Fairbund, DKSB, Caritas, Mühlstraße, bbw) L Quartiersmanagement Leipzig Grünau, Leipziger Westen oder Leipziger Osten M Niedergelassene Kinderärzte N Jugendamt/ASD (8 Sozialbezirke) O Sozialpädiatrisches Zentrum Leipzig P Netzwerk gegen häusliche Gewalt Q Netzwerk Familie in Trennung

Anlage 1

Weitere in die Arbeit für Kinderschutz einbezogene Netzwerke

a)

a) „Frühe Hilfen“ b) Arbeitsgruppe Psychosoziale Mitarbeiter KIK c) Arbeitsgruppe Kinderschutz b.KMH am Department f. Frauen- und Kindermed., Ethikkommission Klinik d) Kooperation für komplexen Hilfebedarf e) Netzwerk für Bewegungsförderung/Steuerungskreis f) Fach AG, Wabe e.V. g) Fach-AG Kita, IGFT h) Netzwerk Eltern- und Familienbildung i) Vorstand pro familia LV Sachsen j) Arbeitskreis Schwangerenberatung k) AG Kultur, Jugend, Soziales im Leipziger Osten l) Netzwerk gegen häusliche Gewalt und Stalking m) Netzwerk gegen häusliche Gewalt n) Netzwerk Familie in Trennung o) Kinderärztenetzwerk Leipzig e.V.

1 Weitere in die Arbeit für Kinderschutz einbezogene Berufsgruppen 1) Kinder- und Jugendpsychiater, Psychologen 2) KJP, Psychologen 3) Lehrer, Erzieher Kitas/Hort 4) Erzieher/Sozialpädagogen 5) Sozialpädagogen/Erzieher 6) Kita-Leiter/in, Erzieher/in 7) Kita-Leiter/in 8) Kinderärzte, Kinder- und Jugendpsychiater, Psychologen 9) Sozialpädagogen des SPZ 10) Sozialarbeiter, Ärzte, Polizei 11) Pädiater Vernetzungsstand im NfK PSO Leipzig Juni 2010

Anlage 1

Netzwerk für Kinderschutz Leipzig

c)

b)m)

d)

a)

j)

a)a)

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f)

e)

g)

h)

k)

i)

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A

N

O

Q

P 1

2

3

4

9

8

10

11

5

7 6

Anlage 1

Profession der befragten Netzwerkpartner

Profession2

12

1131

11

13

Sozialpädagoge Diplom-Sozialarbeiter Kinderarzt HebammeKinder- und Jugendpsychiater Diplom-Psychologe Soziologe AbteilungsleiterGeschäftsführer Rechtsanwaltohne Angabe

Für alle PSO in gleicher Weise konnte festgestellt werden, dass:

• Arbeitsbeziehungen der Netzwerkpartner ausgebaut

• Netzwerkpartnerschaften neu aufgebaut

• weitere Netzwerke werden in die Arbeit zum Thema Kinderschutz einbezogen

(Informationen und Mitarbeit) und

• weitere Berufsgruppen werden in die Arbeit zum Thema Kinderschutz

einbezogen (Informationen und Mitarbeit) wurden.

Anlage 1

Wirkung/Nutzen der NfK-Arbeit für die berufliche Tätigkeit

PSO Wirkung/Nutzen

Vogtlandkreis Landkreis Leipzig Leipzig Dresden

Bessere Information über beteiligte Institutionen und Personen

100 100 82,35 92,3

Schnelles Handeln 61,54 33,3 23,53 46,1Sicherheit im Handeln

76,92 53,3 35,29 46,1

Sonstiges 23,08 33,3 47,05 -

Wirkung/Nutzen der NfK-Arbeit für die berufliche Tätigkeit (alle Angaben in %) Stand: 2010

Weitergabe der Informationen aus dem NfK in der eigenen Institution/Einrichtung

PSO

Infoweitergabe

Vogtlandkreis Landkreis Leipzig Leipzig Dresden

Nutzung Infos für eig. Arbeitsbereich

92,31 93,3 82,35 100

Weitergabe Infos an Leitung

46,15 44,4 47,05 84,6

Weitergabe Infos an MA

46,15 80 70,58 100

Einbeziehen MA 15,38 33,3 52,94 30,8Sonstiges 7,69 6,7 17,84 15,4

Weitergabe der Informationen aus dem NfK in der eigenen Institution/Einrichtung (alle Angaben in %) Stand: 2010

Anlage 1

Auf ein großen Bogen Papier, gespannt über den Tisch schreiben (und so mit den Besuchern ins Gespräch kommen und in den Gesprächen auch noch ergänzen/ergänzen lassen):

Gelingende NfK-Arbeit braucht:

Stabile Netzwerksturkuren

Gemeinsame Ziele

Arbeit mit Qualitätsstandards

Professionsübergreifende und interdisziplinäre Arbeitsweise

Kontinuität und Verlässlichkeit in der Arbeit

Vernetzung mit anderen Netzwerken

Aus- und Aufbau von Kooperationen zwischen den Netzwerkpartnern

Öffentlichkeitsarbeit für Fachöffentlichkeit und breite Öffentlichkeit

Verknüpfung mit der Arbeit der Familienhebammen

Qualifizierung der Fachkräfte

Verknüpfung mit der Arbeit der Familienbegleiterinnen

Verknüpfung mit Projekten (z.B. Pro Kind)

Balance zwischen NfK-Gremien und dem Jugendamt

Beachtung regionalspezifischer Besonderheiten

Die Sicherung der finanziellen Voraussetzungen

Begleitung durch eine(n) NetzwerkkoordinatorIn

Erfahrungsaustausch mit anderen Netzwerkern

Wissenschaftliche Begleitung Netzwerke für Kinderschutz in Sachsen

Anlage 1

Viviane Röhr Koordinatorin Netzwerk für Kinderschutz Landeshauptstadt Dresden, Jugendamt Postfach 12 00 20, 01001 Dresden

(0351) 488 46 28 E-Mail: [email protected]

Ziele des Netzwerks für Kinderschutz

►Ausbau und Optimierung der interdisziplinären Zusammenarbeit

►Entwicklung verbindlicher Melde- und

Informationsstrukturen

►Förderung der Frühen Hilfen

►Qualifizierung der Fachkräfte

►Sensibilisierung der Öffentlichkeit

Netzwerk für Kinderschutz Dresden 2011 koordiniert durch das Jugendamt Dresden

www.dresden.de/kinderschutz

Aufbau einer Kinderschutzplattform im Internet mit

Informationen zu Hilfe- und Unterstüt-zungsangeboten für Kinder, Jugendliche, Eltern und Bürgerinnen und Bürger

sowie Material zu Kindeswohlgefährdung für

Fachkräfte unterschiedlicher Professionen

Fachtag „Familien bilden Dresden. Gelingende Elternschaft durch Frühe Hilfen.“

am 2. November 2011 in der Dreikönigskirche Dresden

Familienbildung im Kontext Früher Hilfen über die Bandbreite der Kin-der- und Jugendhilfe, des Gesund-

heits- und Sozialwesen

Newsletter

vierteljährliche professionsübergreifende

Informationen zum Stand der Netzwerk- und Kinderschutzarbeit in

Dresden

Handlungssicherheit bei Kindeswohlgefährdung

Entwicklung einer Materialsammlung zum Umgang mit Kindeswohlgefährdung in der UAG Kindeswohl zur

Sicherung verbindlicher Melde- und

Informationsstrukturen

Netzwerkpartner

Gesundheitsamt Kooperative Kinderschutz Krankenhaus DD-Neustadt EB Kindertagesstätten

Uniklinikum Jugendamt

Polizei, Justiz

Frauenschutzhaus Kreissportbund

Schwangerenberatung Hebammenverband

Jobcenter

Bildungsbüro Felsenweg-Institut Bildungsagentur

Freie Träger der Kinder- und Jugendhilfe

Anlage 2

Das Netzwerk für Kinderschutz im Landkreis Leipzig ist ein regionales Informations- und Kooperationssystem und zugleich eine Schnittstelle für verschiedene Fachkräfte sowie Institutionen. Dieses Netzwerk bietet schließlich eine Plattform, die Vielfalt der bereits vorhandenen Angebote zum Schutz von Kindern vor Misshandlung, Ver-nachlässigung und Missbrauch regional als auch überregional bekannter zu machen, zu vernetzen und positive Erfahrungen auszutauschen.

Projektstruktur und Netzwerkpartner

Ausblick

Der zukünftigen Weiterentwicklung, dem Ausbau und der Verstetigung des Netzwerkes für Kinderschutz im Land-kreis Leipzig muss daher alle Aufmerksamkeit gelten. Es gibt ein afrikanisches Sprichwort, das lautet: „Zur Erzie-hung eines Kindes, bedarf es des ganzen Dorfes“. Ebenso wird dies auch für den Schutz eines Kindes benötigt. Ziel des Netzwerkes für Kinderschutz im Landkreis Leipzig ist es, in diesem Sinne „an diesem Dorf“ weiterzuar-beiten.

Redaktionsteam: „Handbuch“ - Treffen nach Bedarf

Frühpräventionsangebot „Pro Kind -Sachsen“

Unterarbeitsgruppe: „Konzeption“ - Treffen nach Bedarf

Unterarbeitsgruppe: „Fachtag“ - Treffen nach Bedarf

Präventive Hilfen & Angebote für Eltern

Familienbegleiterinnen

im Landkreis Leipzig

Landkreis Leipzig Jugendamt

Koordinierungsstelle Netzwerk für Kinderschutz

Arbeitskreis zur Bekämp-fung häuslicher Gewalt /

Frauenschutzhaus

Familienbildung

und Frühe Hilfen

Kindertageseinrichtun-gen, Schulen, Heime,

Tagesgruppen

Netzwerkpartner Professionen/ Bereiche im „Netzwerk für Kinderschutz“

Justiz

Bera-tungs-stellen

Polizei

Sächsi-sche

Bildungs-dungs-agentur

Freie Träger, Verbän-

de

Jugend-hilfeaus-schuss

Ämter und Behörden des Landkreises und der

Kommunen

Gesundheitswesen, Ärzte, Hebammen, Klini-

ken, Kinder- und Ju-gendpsychiatrie

Ergebnisse

Fallgespräche Notfallkarte

Unterarbeits-gruppen Qualifizie-

rung von Fachkräften

Handbuch für Kinderschutz Pool „Insoweit

erfahrener Fachkräfte“

Newsletter Familienbil-dungsange-bote/ Frühe

Hilfen

Tel.: 03433 241 2352 E-Mail: [email protected]

„Netzwerk für Kinderschutz

im Landkreis Leipzig“

Kontakt

Landratsamt Landkreis Leipzig Jugendamt – Koordinierungsstelle Netzwerk für Kinderschutz Stauffenbergstraße 4, 04552 Borna

Postkarten- und Plakat-kampagne

Anlage 3

Das Netzwerk Im Zuge der Verwaltungs- und Kreisgebietsreform vom 01.08.2008 laufen die Fäden des ehemaligen Muldentalkreises und Landkreises Leipziger Land nun im Landkreis Leipzig, als eines der vier Modell-standorte in Sachsen, zusammen. Kinderschutz nimmt im Landkreis Leipzig einen hohen Stellenwert ein und genießt oberste Priorität. Aus diesem Grund wurde die Koordinationsstelle als Stabstelle im Jugendamt eingerichtet.

Zielstellung Gemeinsames Ziel dieses Projektes ist es, das gewaltfreie, geistige und seelische Aufwachsen von Kindern in und mit ihren Familien zu fördern und somit zu einem effektiven Schutz des Kindeswohls beizutragen. Aus diesem Grund gilt es, verschiedene Einrichtungen und Institutionen zu einem Netz-werk zu verknüpfen, um das frühzeitige Erkennen von Kindeswohlgefährdung und entsprechende Handlungsmöglichkeiten sicherzustellen. Dementsprechend werden im Landkreis Leipzig Projekte und Initiativen im Sinne eines effektiven Schutz des Kindeswohls am Bedarf ausgerichtet und wirken nachhaltig.

Arbeitsschwerpunkte und Ergebnisse Die Vielfalt der bereits vorhandenen Angebote zum Schutz von Kindern im Landkreis Leipzig wurden anfänglich analysiert, um Bedarfe zu klären. Im Ergebnis wurde deutlich, dass Wirksamkeit und Quali-tät des Kinderschutzes durch eine strukturierte und verlässliche Zusammenarbeit aller beteiligten Ak-teure erreicht werden kann und der Qualifizierung der Fachkräfte, der sozialraumorientierten Vernet-zung und Sensibilisierung der Öffentlichkeit bedarf. Ausgehend davon, ergeben sich Arbeitsschwerpunkte, welche durch folgende Vorhaben umgesetzt werden:

Netzwerkprojekte Im Folgenden sind einige ausgewählte Netzwerkprojekte aufgeführt: 2008 Fachtag - „Kinderschutz geht alle an - Früherkennung und Prävention von Kindeswohlgefährdungen

im regionalen Netzwerk“ 2009 Handbuch für Kinderschutz im Landkreis Leipzig Fachtag - „Strukturiertes Vorgehen bei Verdacht auf Kindeswohlgefährdung - Kindeswohlgefähr-

dung bei Drogenmissbrauch“ 2010 Notfallkarte für Kinder, Jugendliche und Eltern in Notsituationen Fachtag - „GEFÜHLT, BERATEN, BESPROCHEN, GEHANDELT – Möglichkeiten und Potenziale

von Kita und Hort zum Thema Kinderschutz“ 2011 “Familie” - Postkarten- und Plakatkampagne Fachveranstaltung - “Kinder psychisch kranker Eltern – ein Leben auf der Achterbahn”

Präventive Hilfen & Angebote für Eltern

Familienbegleiterinnen

im Landkreis Leipzig Übersicht zu bestehenden An-geboten für Eltern, Familien,

etc.

Schutzauftrag nach § 8a

Netzwerktreffen der AG

Öffentlichkeitsar-beit

Präventive Hilfen & Angebote für Eltern

- Planung & Durchführung von Fachtagen

- Qualifizierung der Fachkräfte

- Fallgespräche

- Vereinbarungen nach § 8a mit Trä-gern

- Pool „Insoweit erfahrener Fach-kräfte“

- Kinderschutzgesetz

- 2mal jährlich Netzwerktref-fen

- Bildung von Unterarbeits-gruppen

- Gremienarbeit

- Newsletter - Konzeption - regelmäßige

Presseartikel - Handbuch - Notfallkarte - Homepage

- Familienbegleite-rinnen

- Übersicht zu be-stehenden Angebo-ten

- Familienbildung

Fort- und Weiterbildungen

Anlage 3

Landesprojekte „Leipziger Netzwerk für Kinderschutz und Frühe Hilfen“ und

PAAT Präventiv aufsuchend arbeitendes Team Das „Leipziger Netzwerk für Kinderschutz und Frühe Hilfen“ wurde im Rahmen des Landesprojektes „Netzwerke für Kinderschutz Sachsen – Pro Kind Sachsen“ initiiert, um Lücken zwischen bereits vorhandenen, kommunalen interdisziplinären Arbeitskreisen unter dem Thema Kinderschutz zu schließen und damit die Kommunikations- und Informationsstrukturen zwischen den Leipziger Akteuren zu verbessern und weiter auszubau-en. Derzeit arbeiten über 70 Institutionen, Einrichtungen und bestehende Arbeitskreise/ Netzwerke aus den Bereichen Soziales, Kinder- und Jugendarbeit, Gesundheit, Schule und Bildung, Verwaltung, die Polizei, das Familiengericht, die ARGE U 25, etc. als Partner im „Leipziger Netz-werk für Kinderschutz“ zusammen. Das Projekt PAAT ist durch das sächsische Handlungskonzept für präventiven Kinderschutz initiiert und zielt darauf ab, einen frühen und besse-ren Schutz für Kinder vor Gefährdungen durch die wirksame Vernetzung der Hilfen des Gesundheitswesens und der Kinder- und Jugendhilfe sicherzustellen. Schwerpunkt der Projektarbeit ist eine verbesserte Erreichbarkeit der Risikogruppe durch aufsuchende Arbeit, sowie die präzise Weitergabe an Informationen über Kinderentwicklung, Aufklärung über geeignete Angebote und die Vermittlung in das lokale Hilfs- und Unter-stützungsangebot der Stadt Leipzig um Eltern in Ihrer Elternrolle und Ihren Erziehungskompetenzen zu stärken.

Regionale Projektstruktur

Arbeitsschwerpunkte

Die Arbeit des Präventiv aufsuchenden Teams konzentriert sich neben der Zielgruppenerreichung auf die damit notwendige Netzwerkarbeit auf Stadtteilebene. Darüber hinaus erfolgt die Zusammenarbeit mit dem Leipziger Netzwerk für Kinderschutz und Frühe Hilfen. Wie aus den Arbeitsschwerpunkten ersichtlich konzentriert sich die thematische Arbeit auf die Verbesserung der professionsübergreifenden Zusammenarbeit z.B. durch die Entwicklung einer gemeinsamen Sprache bzw. der Optimierung von Informationswegen (Leipziger Leitfaden für Kinderschutz) sowie auf die Öffentlichkeitsarbeit für Fachkräfte und Familien über Hilfeangebote. Darüber hinaus wird die fachliche Diskussion zum Kinderschutz u.a. durch Fachveranstaltungen vertieft.

Ergebnisse

Ausblick: Durch die präventiv aufsuchende Arbeit von jungen Familien in schwierigen sozialen Lagen werden diese frühzeitig in das bestehende Bera-tungs- und Unterstützungsangebot der Stadt Leipzig eingebunden. Gleichzeitig wird erkenntlich welchen Bedarf diese jungen Familien haben und wie die Angebotsstruktur diesem Bedarf Rechnung trägt. Neben der Intensivierung der bisherigen Kooperationsbeziehungen bei der Einführung und Begleitung der erarbeiteten Ergebnisse, werden der weitere Ausbau, die Sicherung und die Etablierung des „Leipziger Netzwerkes für Kinderschutz und Frühe Hilfen“ in Leipzig für die kommenden Jahre in den Mittelpunkt der Arbeit rücken. Entsprechend dem Leitspruch des Netzwerkes: „Vertrauensvoll miteinander für die Kinder unserer Stadt“ soll die Zusammenarbeit kontinuierlich fortgesetzt werden. Kontakt: Stadt Leipzig Amt für Jugend, Familie und Bildung Leipziger Netzwerk für Kinderschutz und Frühe Hilfen PAAT – Präventiv aufsuchend arbeitendes Team Naumburger Str. 26, 04229 Leipzig Rathaus Schönefeld, Ossietzkystr. 37, E- Mail: [email protected] [email protected] www.leipzig.de/netzwerk-kinderschutz www.leipzig.de/jugendamt

Öffentlichkeitsarbeit

Begleitung von Frühen Hilfen und frühpräventi-

ve Angeboten

- Evaluation und Überar-beitung „Leipziger Leit-faden für Kinderschutz“

- Überarbeitung „Leipziger Handbuch für Familien“

- Veröffentlichung der Plakatkampagne „Eltern-sein – Familienleben“

- Vorbereitung der Fort-setzungskampagne

- Begleitung des stadtteil-bezogenen Auf- und Ausbau geeigneter früh-präventiver Hilfen

- Sicherung bestehender Angebote auch außer-halb der Jugendhilfe

- Planung und Durchfüh-rung von Fachveranstal-tungen

- Fortsetzung und Weiter-entwicklung der interdis-ziplinären Fortbildungs-reihe in Kooperation mit der VHS Leipzig

Praktisches Angebot

Fort- und Weiterbildung

- PAAT = präventiv aufsuchende Arbeit für junge Familien und ihre Kinder in schwie-rigen sozialen Lagen

- Stadtteilbezogene Vernetzung

- zwei Mal jährliche Netzwerkkonferenz mit allen Partnern

- Treffen der Steue-rungsgruppe

- Begleitung der Quali-tätszirkel

Koordination der Arbeitsebenen

Stadt Leipzig, Amt für Jugend, Familie und Bildung

Stabsstelle Frühe Hilfen Koordination Leipziger Netzwerk für Kinderschutz und Frühe Hilfen

Interdisziplinäre Pro-jektgruppe in der Netzwerkkonferenz für 1 Jahr gewählte Steue-rungsgruppe

Netzwerkkonferenz Treffen aller Netzwerkpartner auf Entscheidungsebene bzw. in Vertretungsfunktion

Interdisziplinäre Qualitätszirkel nach Bedarf thematisch und zeitlich begrenzte Arbeitsgruppen, einberufen durch die Projektgruppe

PAAT Präventiv aufsuchend arbeitendes Team

Allgemeiner Sozialdienst Abteilungsleitung

Mit der großangelegten Öffentlichkeitskampagne „Elternsein“ innerhalb der Stadt Leipzig wurden alle Leipziger Familien mit Kindern und werden-de Eltern angesprochen. Die Eltern sollten erkennen, dass viele sich mit den gleichen Sorgen und Problemen plagen jedoch zahlreiche Unterstüt-zungsangebote in Leipzig vorgehalten werden. Die Fortsetzungskampag-ne „Familienleben“ setzt sich mit den Wünschen von Kindern an ihre Eltern auseinander. Darüber hinaus wird auf das Elterntelefon des DKSB sowie auf die Onlineversion des „Leipziger Handbuch für Familien“ ver-wiesen.

Anlage 4

Landesprojekt

„Netzwerke für Kinderschutz Sachsen“ Projektstandort Vogtlandkreis

Stand: November 2011

www.nfk-sachsen.de oder www.vogtlandkreis.de Lilly Schwarzburger, Stephanstraße 9 bzw. [email protected] 08606 Oelsnitz Tel.: 03741/ 392 3448

Das Netzwerk

Das vogtländische Netzwerk für Kinderschutz besteht seit dem 01.01.2009 aus den ehemaligen Projektstandorten Plauen und Vogtlandkreis. Mit der

Kreisgebietsreform ist der Standort Plauen im Altlandkreis aufgegangen.

Die Zielstellung ist der Aufbau einer Informations- und Kooperationsstruktur im Sinne von Wahrnehmen – Informieren – Handeln.

Die Zielgruppe des Netzwerkes für Kinderschutz im Vogtlandkreis ist wie folgt definiert:

Familien mit Kindern zwischen 0 bis 3 Jahren sowie schwangeren Frauen.

Netzwerkaufbau Netzwerkpartner Netzwerkstruktur

Koordinations-stelle

Jugendamt

Freie Träger(Vereine, Verbände)

Gesundheitswesen(Gynäkologen, Kinderärzte,Allgemeinärzte, Kliniken,Hebammen, …)

Polizei

Gerichte(Familiengerichte)

Ämter und Behörden(Landratsamt, Jobcenter, Einwohnermeldeämter, …)

Frühprävention(„Pro Kind“, „GemeinsamHand in Hand“, Hebammen -fachleistungsstunden)

Bildungs- und Be-ratungseinrichtungen

(Kitas, Schulen, Beratungsangebote, …)

benachbarteNetzwerke

(Lerntherapie, NW gegen sexualisierte Gewalt,

NW häusliche Gewalt…)

Kommunen(Bürgermeister, …)

Jugendhilfe-ausschuss

Arbeitschwerpunkte und Ergebnisse

Im Vogtlandkreis wurden seit dem Projektbeginn für das „Netzwerk für Kinderschutz Sachsen – Pro Kind Sachsen“ – Vogtlandkreis (April 2007) präventive und

passgenaue Angebote von jugendhilfeplanerischer Relevanz konzipiert bzw. installiert.

Ausblick

Es gilt, die bisher geschaffenen Angebote im präventiven und intervenierenden Bereich zu festigen und auszubauen. Die inhaltliche Arbeit der 5 Projektgruppen

und eine intensive Öffentlichkeitsarbeit sind weiterhin Arbeitsschwerpunkte.

Koordinierungsstelle im Jugendamt mit einer Diplomsozialpädagogin mit 0,75 VZÄ Netzwerkforum = Summe aller Netzwerkpartner Steuerungsgruppe = ¼ jährliche Zusammenkünfte ausgewählter VertreterInnen aus den verschiedenen Professionen des Netzwerkes stv. Projektleitung Netzwerke für Kinderschutz Sachsen,

Sachgebietsleiter SG Kinder- und Jugendschutz/ Jugendarbeit

Jugendamt, Sachgebietsleiterin SG soziale Dienste Familienbegleiterin Neugeborenen Hausbesuche - Jugendamt, Koordinatorin Kompetenzagentur Vogtland – Jugendamt

Fachberatung Kita – Jugendamt/ kommunale Einrichtungen Stadt Plauen, Gleichstellungs- und integrationsbeauftragte - Landratsamt Beratungsstellen für Schwangerschaft und Schwangerschaftskonflikte – Gesundheitsamt/ freier Träger Ärztin im Kinder- und Jugendärztlicher Dienst gesundheitsamt Pro Kind Familienbegleiterin und Hebamme in einer Geburtsklinik, Kinderarzt, pensionierter Gynäkologe und Stadtrat Leiterin Mutter-Kind-Haus/ Inobhutnahmestelle, Gleichstellungsbeauftragte Jobcenter Vogtland, Leiterin Streifendienst Polizeirevier Plauen, Dt. Kinderschutzbund, Schulsozialarbeiter der Kolping Schule Plauen, Leiterin Kita Plauen, Familienrichterin Amtsgericht ..Geschäftsführung Wohn- und Lebenswelten e. V.

Projektgruppen = zeitlich individuell einberufene themenspezifische Zusammenkünfte von VertreterInnen aus der Steuerungsgruppe und NetzwerkpartnerInnen

1. Konzept, 2. Öffentlichkeitsarbeit, 3. Handlungsleitfaden, 4. Sozialraumanalyse, 5. Qualifizierung

Pro Kind Sachsen = Frühpräventionsprogramm – Die Teilnehmerinnen für Pro Kind wurden bis Jahresende 2009 aufgenommen und werden nun im

Teammodell, bestehend aus Hebamme und Sozialpädagogin bis 30.06.2012 begleitet bis alle Kinder jeweils das 2 Lebensjahr vollendet haben.

„Gemeinsam Hand in Hand“ - aufsuchende Arbeit Seit dem 01.01.09 werden im Vogtlandkreis Familien mit Neugeborenen besucht, seit Januar 2011 auch in der Stadt Plauen. Dafür wurden 4

Sozialarbeiterinnen (50% Landesförderung) eingestellt. Diese gehören im Jugendamt zum Sachgebiet Kinder- und Jugendschutz und sind dem Netzwerk für

Kinderschutz zugeordnet. Während der Hausbesuche erfolgt ein intensives Beratungsgespräch zu Angebots- und Hilfestrukturen in der Region. Im

Bedarfsfall können passgenaue Hilfen vermittelt oder installiert werden.

Alle Familien im Landkreis bekommen ein Informationspaket, bestehend aus dem Elternordner der BZGA, vervollständigt durch Listen mit regionalen

Ansprechpartnern und Angeboten sowie ein Babybadehanduch mit Landkreiswappen.

Im Rahmen dieser Angebote gibt es eine enge Kooperation mit dem Sachgebiet „Soziale Dienste“, den Kommunen, den Hebammen sowie den

Geburtskliniken, um in Einzelfällen auch Interventionen einleiten zu können.

In den meisten Kommunen gibt es individuelle Willkommensgrüße in Form finanzieller Zuwendungen und/ oder kleinen Geschenke (z. B. Reichenbach 250,00 € unter Vorlage von Quittungen; Plauen 3x 50,00 € unter Vorlage des U Heftes; 125,00 € in Mühltroff; 100.00 € in Elsterberg Netzschkau und

Pausa).

Diese Informationen fließen in die Hausbesuche mit ein und punktuell werden Besuche gemeinsam mit BürgermeisterInnen oder Bürgerbüros absolviert.

„Präventionspaket“

Über das Netzwerk für Kinderschutz und durch die aufsuchende Arbeit finanzert der Landkreis Fachleistungsstunden für Hebammen in

Beratungszentren bzw. für zusätzliche Hebammenleistungen in Familien. Letztere können über ein vereinfachtes Hilfeplanverfahren nach Ablauf der

Finanzierung durch die Krankenkassen bei Bedarf eingesetzt werden. Bis zu 5 Stunden im Monat können bezahlt werden. Die Abrechnung erfolgt über die Koordinierungsstelle.

Vernetzung - Die Adressaten des Netzwerkes, sind die Netzwerkpartner. Daraus ergibt sich der Auftrag, den Partnern im Sinne von Wahrnehmen –

Informieren - Handeln eine Plattform zu Vernetzung, Kommunikation und Qualifizierung zu geben. Hauptaugenmerk dabei sind die Kurzseminare zur

Vorstellung des Notfallordners Kindeswohlgefährdung im Vogtlandkreis.

Anlage 5

1

Der Kinderschutz-Notruf in der Landeshauptstadt Dresden

1. Ausgangssituation

Bis zum Ende des Jahres 2007 gab es zwei Möglichkeiten, das Jugendamt über einen Ver-dacht auf Kindeswohlgefährdung zu informieren:

1. über die Stadtteilsozialdienste 2. über den Kinder- und Jugendnotdienst

Eine Kontaktaufnahme war telefonisch, per Fax oder persönlich möglich. Insgesamt waren folgende Schwachstellen zu verzeichnen:

- Die Stadtteilsozialdienste (Sprechzeiten Dienstag von 8 bis 12 Uhr sowie 14 bis 18 Uhr und Freitag von 8 bis 12 Uhr) war nur eingeschränkt erreichbar.

- Bei der Übermittlung von Informationen per Fax an die Stadtteilsozialdienste konnte der Absender nicht einschätzen, ob und wann der Adressat das Fax erhält (typisch schwierige Konstellation z. B. Freitagnachmittag). Diese Art der Übermittlung war auch aus Datenschutzgründen bedenklich.

- Es gab keine standardisierte Rückmeldung.

Die Bedarfe der Netzwerkpartner nach einem unkomplizierten Verfahren, Meldungen an das Jugendamt zu machen, wurden deutlich im Netzwerk für Kinderschutz geäußert. Gemeinsam wurden verschiedene Lösungen gesucht.

Zielstellung

Das Jugendamt hat einen klaren Schutzauftrag zur Sicherung des Kindeswohls. Kinder und Jugendliche haben Anspruch auf Schutz. Um diesen Anspruch durchzusetzen, muss das Jugendamt natürlich Kenntnisse von Gefährdungen haben.

Mit der Installation des neuen Notrufsystems sollte eine klare Kommunikations- und Informa-tionsstruktur geschaffen werden. Dies soll absichern, dass zu jeder Zeit kompetente An-sprechpartner für Kinderschutzfragen zur Verfügung stehen und geeignete Maßnahmen ein-geleitet werden können, damit Kinder und Jugendliche wirksam vor Gefährdungen für ihr Wohl geschützt werden können. Dies soll es vor allem auch den unterschiedlichen Fachkräf-ten verschiedener Professionen erleichtern, dass Jugendamt informieren.

Mit dem Kinderschutz-Notruf reagiert die Stadt Dresden auf die Bedarfe der Netzwerkpart-ner, erleichtert aber auch Kindern, Jugendlichen und Eltern den Zugang zu notwendigen kurzfristigen Hilfemaßnahmen in akuten Krisensituationen. Des Weiteren haben Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit das Jugendamt zu informieren, wenn sie sich Sorgen um ein Kind machen. Fachkräfte, Bürgerinnen und Bürger und auch Kinder, Jugendliche und Familien haben so die Möglichkeit, sich unkompliziert mit dem Jugendamt in Verbindung zu setzen, auch ohne Kenntnisse der genauen Strukturen und konkreter Ansprechpartner.

Der Kinderschutz-Notruf bietet damit eine Nummer für alle Fälle.

2. Umsetzung

„Kinderschutz: Landeshauptstadt Dresden richtet 24-Stunden-Notruf ein“

Unter dieser Überschrift startete am 19. Dezember 2007 das Jugendamt den neuen Kinder-schutz-Notruf. Folgende Hintergrundinformationen wurden in der Pressemitteilung dazu ver-öffentlicht:

Anlage 6

2

„Alarmierende Meldungen über die Misshandlung oder Tötung von Kindern häuften sich bundesweit in den vergangenen Wochen. Motivation genug, auch in der Landeshauptstadt Dresden die Arbeitsabläufe und -routinen in den Ämtern kritisch zu hinterfragen und den sich stetig verändernden Erfordernissen anzupassen. Das Hauptaugenmerk lag dabei darauf, Meldungen über mögliche Hilfebedarfe oder Vermutungen über Kindeswohlgefährdungen rund um die Uhr, an allen 365 Tagen im Jahr, entgegennehmen und auf den richtigen Weg bringen zu können.

Im Kinder- und Jugendnotdienst des Jugendamtes, Rudolf-Bergander-Ring 43, wurden da-her zwei Meldesysteme installiert, die diese Erwartungen umsetzen. Über die E-Mail-Adresse [email protected] und den 24-Stunden-Notruf (03 51) 2 75 40 04 können aufmerksame Bürger/-innen sowie Fachkräfte verschiedener Professionen rund um die Uhr mit dem Jugendamt in Kontakt treten, ohne sich erst mühsam durch die Struktur kämpfen zu müssen oder an die Öffnungszeiten gebunden zu sein. Ein Bereitschaftsdienst am Bera-tungs- und Notruftelefon stellt sicher, dass tatsächlich immer ein menschlicher Ansprech-partner zur Verfügung steht. Für konkreten Hilfebedarf und bei vermuteter Kindeswohlge-fährdung sind zudem Ansprechpartner des Jugendamtes in den Ortsämtern zu finden. Eine persönliche Vorsprache beim Sozialen Jugenddienst ist immer dienstags von 8 bis 12 Uhr und 14 bis 18 Uhr sowie freitags von 9 bis 12 Uhr möglich. Eine Vielzahl von Beratungs- und Hilfsangeboten sind auch im Internet unter www.dresden.de in der Rubrik Leben, Arbeiten und Wohnen zu finden. Eine Übersicht verschiedener aktueller Notrufnummern steht unter www.dresden.de/notruf.“

Öffentlichkeitsarbeit

Der Kinderschutz-Notruf wurde und wird weiterhin intensiv beworben, z. B. mit Anzeigen im Branchen- und Telefonbuch, Zeitschriften und Magazinen sowie einer Vielzahl von redaktio-nellen Beiträgen. Mit einem Anschreiben wurden alle kinderärztlichen Praxen in Dresden über das Notrufsystem und das Verfahren zur unbürokratischen Kontaktaufnahme mit dem Jugendamt informiert. Die Kontaktdaten des Notrufsystems wurden als Motiv auf einem Mousepad verarbeitet und mit Hilfe unserer Netzwerkpartner an eine Vielzahl von Multiplika-toren verteilt.

Am 9. Februar 2010 startet die Landeshauptstadt Dresden mit einer breit angelegten Kampagne zum Thema Kinderschutz-Notruf. Mit City Light Plakaten im gesamten Stadtgebiet, Plakaten in Arztpraxen, Kindergärten, Schulen und verschiedenen sozialen Einrichtungen sowie Infopostkarten wird auf den 24-Stunden-Kinderschutznotruf der sächsischen Landes-hauptstadt hingewiesen. Die Kampagne wurde zu wesentlichen Teilen mit Mitteln des Sächsischen Ministeriums für Soziales aus dem Sächsi-schen Handlungskonzept für präventiven Kinderschutz finanziert.

3. Herausforderungen

Darüber hinaus wurde es natürlich notwendig mit allen relevanten Institutionen und Koopera-tionspartnern weiter intensiv zu arbeiten, um zwischen den Beteiligten verlässliche Verfah-rensabläufe und Regelungen zur Kooperation zu vereinbaren.

Ein herausragender Schwerpunkt für 2011 war die Kooperation mit dem Gesundheitssystem. Im Rahmen des Modellprojekts „Hinsehen-Erkennen-Handeln“ zwischen Uniklinikum Dres-den und Jugendamt Dresden wurden 2011 mehrere Fortbildungen und interdisziplinäre Fachaustauschveranstaltungen durchgeführt. Ziel ist unter die Optimierung der Zusammen-arbeit zwischen Gesundheits- und Jugendhilfesystem - ein Thema, welches mit dem neuen Bundeskinderschutzgesetz (Inkrafttreten zum 01.01.2012) gesetzlich verordnet wird. In die-

Anlage 6

3

sem Kontext ist (neben dem bestehenden Notruftelefon und der E-Mail-Anschrift) auf Wunsch der Ärzteschaft ein neues 24 Stunden Fax-Meldesystem, ausschließlich für Kinder-schutzfälle, eingerichtet worden. Mit diesen 24 Stunden Fax - auf elektronischer Basis - ist gewährleistet, dass der Datenschutz gewahrt ist und der Absender sicher sein kann, dass seine Meldung zeitnah bearbeitet wird. Dazu wurde gemeinsam ein spezieller Fax-Meldebogen für die Ärzteschaft entwickelt. Diese Fax-Nummer kann inzwischen von allen Netzwerkpartnern für Meldungen benutzt werden. Zielgruppenspezifische Meldebögen wur-den dafür gemeinsam mit den Netzwerkpartnern entwickelt.

In diesem Zusammenhang war es erforderlich, die zeitlichen Erreichbarkeiten der Allgemei-nen Sozialen Jugenddienste für Kinderschutzfälle zu erweitern. Mittels handhabbarem und übersichtlichem A4 Bogen „Kinderschutz in Dresden“ werden alle derzeit möglichen Zu-gangswege für Kinderschutzfälle im geschlossenen 24-Stunden-System beworben.

4. Effekte und Weiterentwicklung

Seit der Einführung des Kinderschutz-Notrufs im Jahr 2007 ist die Anzahl der Informationen über einen Verdacht auf eine KWG jährlich kontinuierlich gestiegen. So betrug die Steige-rung von 2009 zu 2010 mehr als 19 Prozent. Dies zeugt von einer wachsenden Sensibilität gegenüber dem Thema Kinderschutz.

Jahr 2007 2008 2009 2010Anzahl der Meldungen zum Verdacht auf Kindeswohlgefährdung 909 974 1073 1428

Altersgruppe der betroffenen Kinderbis 1 Jahr 10 3 87 971 bis 3 Jahre 226 300 282 3404 bis 6 Jahre 174 229 215 2897 bis 9 Jahre 154 161 186 23510 bis 13 Jahre 164 145 179 29414 bis 17 Jahre 18 101 119 16918 Jahre 19 20 5 4Quelle: Jugendamt, Datenbank Kindeswohlgefährdung, Stand November 2011

Fast ein Viertel aller Informationen beziehen sich auf die Altersstufe der 1 – 3 jährigen Kin-der, gefolgt von den 4 – 6 jährigen und 10 bis 13 jährigen Kindern mit jeweils rund 20 Pro-zent. Sieben Prozent der Informationen bezogen sich im Jahr 2010 auf Kinder unter einem Jahr. Hier war noch im Jahr 2008 mit 15 Prozent ein Spitzenwert zu verzeichnen. Einen Mit-telwert nehmen die 7 bis 9 jährigen Kinder mit durchschnittlich 16 Prozent ein. Mit steigen-dem Alter der Kinder nimmt die Anzahl der Informationen ab. So sind es noch bei den 14 bis 17- Jährigen 11 Prozent und bei über den 18-Jährigen unter einem Prozent.

Wer informiert das Jugendamt?

Die anonymen Meldungen (175) nehmen hier durchgehend einen Spitzenwert ein, gefolgt von „sonstigen Institutionen“ (160), der Polizei (156), Nachbarn (120) und der Schule (107)1. Zielgruppenspezifische Zusammenarbeit, z. B. mit dem Gesundheitsamt und den medizini-sche Fachkräften des Gesundheitswesens, der Bildungsagentur und dem Schulverwaltungs-amt, den Kindertagestätten hat einen hohen Stellenwert beim Erkennen von möglichen Ge-

1 Statistik 2010

Anlage 6

4

fährdungen und Installieren von frühzeitigen Hilfen für die betroffenen Familien zur Vermei-dung von Folgeschäden.

Wer meldete 2007 2008 2009 2010

Anonym 119 173 147 175Jobcenter 2 4 6 15Arzt 28 47 36 20ASD 47 37 42 41Eltern 84 75 63 62Familienangehörige/r k. A. 2 91 103Gericht 8 7 13 11Gesundheitsamt 6 13 5 1junger Mensch selbst 14 7 13 17Kindertageseinrichtung 46 47 38 60Klinik 31 56 25 30Leistungserbringer in laufender Hilfe 105 61 57 73Nachbar 1 1 86 120Personensorgeberechtigte/r 13 16 7 10Polizei 83 124 117 156Schule 66 57 81 107Sonstige 150 139 94 96sonstige Institutionen 79 82 125 160Vermieter k. A. k. A. 13 16Staatsanwaltschaft k. A. 7 1 2Gesamtergebnis 882 955 1060 1275

Quelle: Jugendamt, Datenbank Kindeswohlgefährdung, Stand Januar 2011

Verbindliche Verfahrensstandards und Dokumentation

Grundsätzlich wird jeder eingehenden Meldung in den Stadtteilsozialdiensten und im Kinder-und Jugendnotdienst der Stadt Dresden nachgegangen. Als verbindlicher Verfahrensstan-dard der Prüfung einer Kindeswohlgefährdung existiert seit 2008 eine Handlungsorientie-rung. Ein Bestandteil dieser Handlungsanweisung ist ein vom Deutschen Jugendinstitut 2005 veröffentlichter Meldebogen Kindeswohlgefährdung. Dieser erfasst Angaben zu Verdachts-momenten und dem Grad der Gefährdung, zur Einschätzung der Gefährdungslage und wei-terer Handlungsschritte.

Intervention

Folgende Übersicht zeigt, in welcher Art und Weise eine Intervention im Ergebnis einer Ab-prüfung einer Kindeswohlgefährdung erforderlich war.

Art der Intervention 2007 2008 2009 2010Hilfen zur Erziehung infolge der Abprüfun-gen von Meldungen 206 122 152 173Inobhutnahmen infolge der Abprüfungen von Meldungen (Fußnote: die absolute Zahl der Inobhutnahmen für Dresden ist höher und steigt ebenso jährlich)

93 138 153 174

Einleitung sorgerechtlicher Maßnahmen infolge der Abprüfungen 87 59 61 77Quelle: Jugendamt, Datenbank Kindeswohlgefährdung, Stand März 2011

Anlage 6

5

Unverändert wird am häufigsten in Folge der Abprüfung von Kindeswohlgefährdungen im Rahmen von Hilfen zur Erziehung Familienhilfe gewährt. An zweiter Stelle steht Heimerzie-hung.

Sehr häufig ergeben sich in der Folge der Abprüfungen sogenannte niedrigschwellige Hilfen zur Stärkung der Erziehungskompetenz der Eltern. Dazu existiert keine Datenbasis, der Um-fang dieser Beratungs- und Vermittlungsleistung kann nur geschätzt werden. In nicht weni-gen Fällen ist eine Beratung der Betroffenen hilfreich und ausreichend. Die Vermittlung an stadtteilbezogene Angebote, Elternkurse, Erziehungsberatung etc. ist ein wichtiger Baustein der Beratung der Stadtteilsozialdienste zur Prävention bzw. Abwendung bei drohender Kin-deswohlgefährdung.

5. Perspektive

Der Kinderschutz-Notruf wird weiterhin einer der Schwerpunkte der Öffentlichkeitsarbeit im Kinderschutz sein. Beispielsweise wird in der Vorweihnachtszeit 2011 ein Spot zum Kinder-schutz-Notruf über das Fahrgastfernsehen der Dresdner Verkehrsbetriebe ausgestrahlt. Für 2012 ist die nächste große City Light Plakatkampagne geplant.

An den Kinderschutz-Notruf ist natürlich eine weitere Verbesserung und Optimierung der Verfahrensabläufe gekoppelt. Für das Erkennen und entsprechendes Handeln bei einer Kin-deswohlgefährdung besteht eine Verantwortungsgemeinschaft. Die Kooperationsbezie-hungen im Netzwerk für Kinderschutz müssen weiter ausgebaut werden. Ziel ist es alle Pro-fessionen, die mit Kindern, Jugendlichen und Familien beruflich in Kontakt stehen, in das Netzwerk für Kinderschutz einzubinden, um zunehmende Transparenz der Meldewege, ein verbindliches Melde- und Rückmeldesystem ebenso wie eine regelmäßige Evaluation der Zusammenarbeit zu gewährleisten.

Perspektivisch ist die zeitliche Erreichbarkeit der ASDs für Kinderschutzfälle und die Absi-cherung der Gefährdungsabprüfungen vor Ort außerhalb dieser Zeiten auszubauen. Struktu-rell werden Verantwortlichkeiten und Abläufe darauf abgestimmt und die personellen Res-sourcen zur Erfüllung dieser Aufgabe bereitgestellt werden müssen.

Anlage 6

Netzwerk für Kinderschutz im Landkreis Leipzig

1

Best – Practice – Projekt des Netzwerks für Kinderschutz im Landkreis Leipzig

Interdisziplinäres Netzwerk-Fallgespräch

1 Ausgangssituation

Das Netzwerk für Kinderschutz hat kommunal spezifische Strukturen aufgebaut und folglich werden erste Ergebnisse sichtbar. An dieser Stelle soll lediglich auf ein Ergebnis von vielen hingewiesen werden. Zur Einschätzung einer möglichen Kindeswohlgefährdung fanden im Landkreis Leipzig auf Initiative der Netzwerkpartner seit März 2010 die ersten Netzwerk-Fallgespräche statt. Diese sollten dazu dienen, die Kooperationen bei der Bearbeitung von Fällen transparent zu machen, die Wirkungsweise des jeweiligen Bereiches besser darzustellen und Möglichkeiten aufzeigen, wie eine effektive Zu-sammenarbeit der beteiligten Systeme im Sinne einer ganzheitlichen Perspektive auf den Einzelfall gestaltet werden kann. 1.1 Zielstellung

Folgende Ziele werden bei den Netzwerk–Fallgesprächen verfolgt: Einrichtung eines Angebotes im Rahmen der Netzwerkarbeit zur Förderung eines besse-

ren Fallverständnisses Klärung von Rollen, Arbeitsaufträgen und Verantwortlichkeiten Stärkung der Professionen, deren Aufgaben- und Tätigkeitsbereiche die Kinder- und Ju-

gendhilfe betrifft Kennenlernen der verschiedenen Helferkreise/Berufsgruppen untereinander Verbesserung des professionellen Handelns und der Qualitätssicherung Realistische und vorurteilsfreie Einschätzung der Arbeit verschiedener Professionen un-

tereinander Entwicklungen einer „Fehlerkultur“

1.2 Zielgruppe

Das Netzwerk-Fallgespräch richtet sich grundsätzlich an alle Akteure des Netzwerkes für Kinder-schutz im Landkreis Leipzig. Die Netzwerkpartner fungieren dabei als Multiplikatoren, so dass weitere interessierte Fachkräfte an den Fallgesprächen teilnehmen können.

Gesundheitswesen

Gesundheitsamt Schwangeren(konflikt)-beratung Kinder-, Frauen-, Hausärzte Hebammen Krankenhäuser Rechtsmedizin Kinder- und Jugendpsychiatrie (Klinik/Praxis) Ostdeutsche Psychotherapeutenkammer

Wohlfahrtsverbände / Freie Träger

Erziehungsberatungsstellen Familienbildung Familienbegleiterinnen Frühförderstellen stationäre, teilstationäre und ambulante Einrich-

tungen der Jugendhilfe Frauenschutzhaus Opferhilfe

Institutionen Jugendamt Polizei Kommunales Jobcenter LL/ Jobcenter LL Gleichstellungsbeauftragte Kindetagestätten Sächsische Bildungsagentur (RS Leipzig) Sozialamt Schulsozialarbeit Amtsgericht Felsenweginstitut Dresden

Gremien/ Arbeitsgruppen

Jugendhilfeausschuss Arbeitskreis gegen häusliche Gewalt psychosoziale Arbeitsgruppe

Arbeitsgruppe Im „Netzwerk für Kinderschutz im Landkreis Leipzig“ vertretene Professionen / Bereiche:

Abbildung 1: Jugendamt Landkreis Leipzig, Netzwerk für Kinderschutz, Stand: März 2011

Anlage 7

Netzwerk für Kinderschutz im Landkreis Leipzig

2

2 Umsetzung der Netzwerk-Fallgespräche

Ein Netzwerkpartner schlägt ein anonymisierten Fall vor und daraufhin organisiert die Koordinatorin Moderation, Raum, Zeit und Ort des Fallgespräches und lädt die Netzwerkpartner und interessierte Fachkräfte zu den sogenannten interdisziplinären „Netzwerk-Fallgesprächen“ ein. Es werden von der Koordinatorin möglichst alle am Fall beteiligten Professionen und Interessierte eingeladen. Die Vorstellung des Falles übernimmt der/die Netzwerkpartner/in, welche/r diesen Fall eingebracht hat und somit am stärksten in diesen involviert ist und über eine hohe Fachkenntnis verfügt. Für die Moderation kann ein externer Moderator eingeladen werden, so dass die Koordinatorin des Netzwer-kes für Kinderschutz die Möglichkeit hat, sich an der Diskussion der Fallgespräche zu beteiligen.

Abbildung 2: Jugendamt Landkreis Leipzig,

Netzwerk für Kinderschutz, März 2010 b) Ablauf des Fallgespräches

Zunächst ist ein für alle Teilnehmer/innen nachvollziehbares und vorhersehbares Ablaufschema des Fallgespräches zu konzipieren welches die Moderation vorstellt. Anschließend wird durch den/die Netzwerkpartner/in, der/die das Beispiel eingebracht hat, der Fall in anonymisierter Form vorgestellt. Dabei erweist sich die Darstellung mit Hilfe eines Genogrammes als hilfreich, das erlaubt, alle ent-scheidungsrelevanten Informationen zwischen den beteiligten Institutionen zu transportieren und gleichzeitig den Verlauf und das Ergebnis des Entscheidungsfindungsprozesses abzubilden. Das Engagement sowie die zeitlichen und personellen Ressourcen, welches die Netzwerkpartner und die Moderation in die Aufarbeitung des Fall einbringen, sollen an dieser Stelle ausdrücklich erwähnt werden. In einem nächsten Schritt werden Problembereiche (Fragestellungen) des Falles zusammen-gefasst und mit Hilfe der Moderation beantwortet. Zudem haben die Netzwerkpartner die Möglichkeit, sich über ihre Arbeitsgrundlagen auszutauschen. zusammengetragen und es erfolgt die gemeinsame Festlegung über das weitere Vorgehen. 3 Herausforderungen und Effekte Eine besondere Herausforderung, die mit einem interdisziplinären Fachaustausch einhergehen kann, stellen Differenzen in der fachlichen Einschätzung dar, z.B. bezogen auf notwendige Handlungsschrit-te. Professionelles Handeln zeichnet sich gerade hier durch einen vertrauensvollen und konstruktiv kritischen Umgang mit diesen Differenzen aus. Statt konkurrierenden Verhaltensweisen, können unterschiedliche Haltungen zur Gewinnung neuer Perspektiven genutzt werden. Des Weiteren darf ein Fallgespräch nicht als ein Hilfeplangespräch gesehen werden, da die „Lösung“ des Falles nicht im Mittelpunkt steht, sondern vielmehr die Schnittstellen der Zusammenarbeit bespro-

a) Einführung in das Fallgespräch

Die Moderation stellt zu Beginn des Netzwerk-Fallgespräches die TeilnehmerInnen untereinander vor und erläutert die Mehtodes des Fallgespräches. Anschließend wird den TeilnehmerInnen die Möglichkeit gegeben, ihre Ziele und Fragestellungen für dieses Fallgespräch zu benennen. Die Teilneh-mer/innen bringen z. T. unterschiedliche Lebens- und Berufserfahrungen mit, so dass ein Netzwerk-Fallgespräch einerseits für einen kreativen Problemlö-sungsprozess entlang verschiedener Sichtweisen und Standpunkte genutzt werden kann. Andererseits impli-ziert es aber auch Korrekturen und Veränderungen in den Sichtweisen und Standpunkten der einzelnen Pro-fessionen. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, dass die Moderation Regeln für eine gute Zusammenarbeit (Abbildung 2) sowie Feedback-Regeln festlegt und diese mit den Teilnehmer/innen abstimmt, welche für einen interdisziplinären Fachaustausch notwendig sind.

Anlage 7

Netzwerk für Kinderschutz im Landkreis Leipzig

3

chen werden. Es gilt als Herausforderung an die Moderation diese Punkte zu berücksichtigen und zu verdeutlichen. Folgende Ergebnisse können aus den Fallgesprächen im Landkreis Leipzig abgeleitet werden:

Intensive Beziehungsarbeit als wesentliches Qualitätskriterium im Kinderschutz Abstimmung des Hilfe- und Schutzkonzeptes, Konfliktfähigkeit Supervision und kollegiale Beratung als Grundlage eines effektiven Kinderschutz Ausreichende Ressourcen und strukturelle Rahmenbedingung bilden die Grundlage für

einen gelingenden Kinderschutz Entwicklung von Reaktionsketten und transparenten Formen der Zusammenarbeit Wechselseitige fachliche Fortbildungen

4 Perspektive Bereits nach dem zweiten Fallgespräch wurde von allen Netzwerkpartner/innen die Zunahme des wechselseitigen Verständnisses und die positive Auswirkung der unmittelbaren persönlichen Kontakte festgestellt. Dabei wurde der Gewinn, den die Teilnehmer/innen aus der gegenseitigen Darstellung der jeweiligen Aufgabenfelder der zusammenarbeitenden Institutionen gewannen, besonders hervor-gehoben. Die Kenntnis von Zuständigkeit, gesetzlichen Auftrag, Entscheidungsspielräumen und Lösungsstrategien der verschiedenen Professionen erleichtern transparente Formen der Zusammen-arbeit im Sinne eines effektiven Kinderschutzes. Insgesamt betrachtet, wurden die Fallgespräch als äußerst positiv eingeschätzt. Im Ergebnis konnten Fragen aus der Praxis geklärt werden. Die eigene Haltung zum Kinderschutz wurde überprüft, weiter entwickelt oder auch bestärkt, so dass alle Beteiligten mit Informationen und guten Ideen versorgt wurden. Ein verstärktes Interesse nach weiteren fallübergreifenden Netzwerktreffen wurde von der Koordinatorin des Netzwerkes für Kinderschutz im Landkreis Leipzig aufgegriffen und wird schließlich kontinuierlich fortgeführt.

Anlage 7

PSO Vogtlandkreis – Best Practice Projekt Seite 1 von 3

Best Practice Projekt des

Netzwerkes für Kinderschutz im Vogtlandkreis

Fachleistungsstunden Hebammen

1. Ausgangssituation

Die familienfreundliche Region Vogtlandkreis versteht sich als tragende Säule, um die Angebote der frühen

Hilfen umzusetzen und bedient sich der Prävention als Arbeitsmethode.

Der Wunsch nach einem freiwilligen Angebot für alle stand von Beginn der Netzwerkarbeit an, im

Vordergrund.

Das Bundesmodellprojekt „Pro Kind Sachsen“ wurde als Angebot der Netzwerkmodellstandorte definiert

(2007/ 2008).

Der Vogtlandkreis entschied sich bei „Pro Kind - Sachsen“ für das Tandemmodell. Das heißt, die Familien,

welche in der Begleitforschung für „Pro Kind“ betreut wurden, bekamen während der Schwangerschaft Hilfe

und Unterstützung von einer Hebamme und nach der Geburt bishin zum 2. Geburtstag von einer

Sozialpädagogin.

Parallel dazu fand der Begriff der Familienhebamme Einzug, damals noch ohne klare Definition, mit dem

Ziel Familien in Risikosituationen zu erreichen.

Die guten Erfahrungen aus dem „Pro Kind“ - Ansatz wurden im Konzept „Gemeinsam Hand in Hand – ein

Familien begleitendes Projekt“ integriert.

Somit entstand im Landkreis ein zweites Angebot der Frühen Hilfen. Ziel dabei ist es allen Familien mit

Neugeborenen durch einen Hausbesuch einer Sozialpädagogin allen relevanten Informationen sowie

Freizeit-, Familienbildungs- und Hilfeangebote des Vogtlandkreises zu vermitteln. Als zusätzlicher Punkt

wurde in das Konzept, die Vermittlung von Hebammenfachleistungsstunden aufgenommen. Die

Krankenkassen finanzieren Hebammen in zeitlich begrenztem Umfang. Der Bedarf jedoch ist damit nicht

immer gedeckt.

Dies und der gute Kontakt zwischen den Professionen bei „Pro Kind“ waren Anlass zusätzlich bis zu 5

Fachleistungsstunden im Monat als passgenaues Angebot im Bedarfsfall zu gewähren.

Passgenau deswegen, weil nicht jede Familie zusätzlich eine Hebamme braucht und umgekehrt, bedarf es

nicht in jeder Familie zusätzlich eines Sozialpädagogen, wenn schon eine Hebamme vor Ort ist.

Beide Professionen ergänzen sich gut und haben Schnittstellen in ihrer Arbeit und profitieren vom

jeweiligen Fachwissen des Anderen.

Zusätzlich werden 3 Krabbelgruppen in Beratungszentren in der Region mit wöchentlichen Angeboten

gefördert.

Die geplante Form der Zusammenarbeit wurde im vogtländischen Hebammenverband vorgestellt und

ausgehandelt. Beginn der Umsetzung war 2009.

Anlage 8

PSO Vogtlandkreis – Best Practice Projekt Seite 2 von 3

2. Umsetzung (Strategie/ Planung/ Entwicklung/ Abstimmung/ Zeitschiene/

Nachkorrekturen)

Um zum einen, ein gegenseitiges Kennen und Wissen voneinander, gemäß dem Netzwerkgedanken zu

erleichtern, wurden in Zusammenarbeit zwischen Koordinierungsstelle, dem vogtländischen

Hebammenverband und 2 Freien Trägern in drei Regionen jeweils eine Krabbelgruppen initiiert.

Zum anderen ermöglicht die Niedrigschwelligkeit des Angebotes, Zugänge zu institutionellen Hilfen zu

erleichtern und Vertrauensverhältnisse aufzubauen.

Um den Familien im Landkreis das Angebot der zusätzlichen Krabbelgruppen und Fachleistungsstunden

nahe zu bringen, sind einerseits die Begrüßungsbesuche ein geeigneter Zugang, als auch die originäre

Arbeit der Hebammen in den Bereichen Vorsorge, Entbindung und Nachsorge. Hier sind Synergieeffekte in

beide Richtungen zu verzeichnen.

Stellen die Sozialpädagoginnen während des Begrüßungsbesuches einen zusätzlichen Betreuungsbedarf

durch eine Hebamme (welcher nicht von den Kassen finanziert wird) fest, wird nach einem entsprechenden

Hilfegespräch ein zusätzliches Fachleistungsstundenpaket (max. 5 Fachleistungsstunden pro Monat)

bewilligt. Im Hilfegespräch werden die Art und der Umfang der Hilfe besprochen und verschriftlicht.

In Fällen, in denen die Hebamme feststellt, dass ihre Unterstützung nicht ausreicht oder eine

Kindeswohlgefährdung (latent oder akut) erkannt wird, wird der Soziale Dienst hinzugezogen.

Die Abrechnung über die Koordinierungsstelle des Netzwerkes für Kinderschutz im Vogtlandkreis erfolgt

über einen Abrechnungsbogen.

Die Hebammen dokumentieren kurz die Inhalte ihrer Arbeit und berechnen den Zeitaufwand.

Das Stundenkontingent beträgt maximal 5 Stunden im Monat – meist wird die Hilfe für durchschnittlich 2

Monate benötigt.

3. Herausforderungen (Erfahrungen/ Stolpersteine/)

Die Anlaufzeit, um das neue Angebot zu integrieren und als festen Bestandteil des Netzwerkes zu

etablieren benötigte ca. 1 Jahr. Von anfänglich 8 Familien im Jahr 2009, wurden nunmehr im Jahr 2011

(Stand Oktober 2011) 17 Familien zusätzlich durch Hebammen unterstützt.

Die Themen und Anlässe, zu denen sich Familien Unterstützung wünschen sind vielfältig.

Dazu gehören:

Gewichtskontrolle, Mutter-Kind-Bindung, Krisengespräche, Stillprobleme sowie Alltagsorganisation und

Elternrolle

Anlage 8

PSO Vogtlandkreis – Best Practice Projekt Seite 3 von 3

Auch Adoptiv- und/ oder Pflegefamilien haben Bedarfe hinsichtlich der Unterstützung von Hebammen, da

diese keinen gesetzlichen Anspruch auf Hebammenleistungen haben.

Ein weiterer Anlass ist auch die fehlende Krankenversicherung bei Mutter und Kind.

4. Effekte (Wirkungen/ Ausgelöst)

Die Verbindung verschiedener Professionen, die bisher nicht so intensiv zusammen gearbeitet haben, hat

ein gutes Mit- und Füreinander Arbeiten zur Folge.

Das Verständnis für die jeweils andere Profession und die Auseinandersetzung mit Möglichkeiten und

Grenzen der Arbeit ist eine große Erleichterung. Es ist möglich Verantwortung zu teilen und professionell

interdisziplinär zu handeln. Der Präventionsgedanke ist wirksam in die gemeinsame Arbeit zu integrieren.

Familien fassen Vertrauen in die regionalen Angebote und bekommen unmittelbaren Zugang zu den

Angeboten des Netzwerkes für Kinderschutz im Vogtlandkreis.

Wirkungskreis:

5. Perspektive (Verstetigung/ Übernahme)

Es ist geplant, dass die Angebotspalette des Netzwerkes auch in 2012 im beschriebenen Maße vorgehalten

wird.

Im ersten Quartal 2012 wird der Kreistag über eine mögliche Regelfinanzierung des vogtländischen

Netzwerkes und des präventiv aufsuchenden Ansatzes beschließen.

Zudem ist geplant, die Familienhebammen im Netzwerk mehr zu integrieren und eine Projektgruppe zur

Umsetzung des Bundeskinderschutzgesetzes über das Netzwerk zu gründen.

Anlage 8