97
Interdisziplinäres und internationales Studienprojekt Österreich – Peru PROYECTO RÍO LOCO 2002 Endbericht im Rahmen der Lehrveranstaltung „Projekt 3“ des Instituts für Finanzwissenschaft und Infrastrukturpolitik der Technischen Universität Wien [11’2001-07’2002] Projektteam: Daniel D. AZAÑEDO REYES, Victor E. CASTILLO FERNÁNDEZ, Carlos A. CONCHA RAMOS, Achim CONSTANTIN, Evelyn EDER, Roberto C. FLORES VILLANUEVA, Marianne GROSSAUER, Sebastian HEINZEL, Silvia HOLZER, Amaya LÓPEZ DE VICUÑA KLUG, Georg NIESSNER, Flor de Maria A. RODRÍGUEZ VÁSQUEZ, Wilson SIMPALO LÓPEZ, Viktoria SCHERRER, Birgit STAUDINGER, Stephan TISCHLER, Elizabeth M. VALLADARES HERNÁNDEZ Support: Arch. DI Friedrich FALCH, DI Andreas FALCH, Mag. Doris BRUNNER, DI Nina SVANDA, Schwester Norma Rebecca FRICK Wien, Juli 2002

PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

Interdisziplinäres und internationales Studienprojekt

Österreich – Peru

PROYECTO RÍO LOCO 2002 Endbericht

im Rahmen der Lehrveranstaltung „Projekt 3“ des Instituts für Finanzwissenschaft und Infrastrukturpolitik der Technischen Universität Wien [11’2001-07’2002]

Projektteam: Daniel D. AZAÑEDO REYES, Victor E. CASTILLO FERNÁNDEZ, Carlos A. CONCHA RAMOS, Achim CONSTANTIN,

Evelyn EDER, Roberto C. FLORES VILLANUEVA, Marianne GROSSAUER, Sebastian HEINZEL, Silvia HOLZER, Amaya LÓPEZ DE VICUÑA KLUG, Georg NIESSNER, Flor de Maria A. RODRÍGUEZ VÁSQUEZ, Wilson SIMPALO LÓPEZ, Viktoria SCHERRER, Birgit STAUDINGER, Stephan TISCHLER, Elizabeth M. VALLADARES HERNÁNDEZ

Support: Arch. DI Friedrich FALCH, DI Andreas FALCH, Mag. Doris BRUNNER, DI Nina SVANDA,

Schwester Norma Rebecca FRICK

Wien, Juli 2002

Page 2: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 2 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

II.. SSPPOONNSSOORREENN // FFÖÖRRDDEERREERR An dieser Stelle möchten wir uns bei allen unten angeführten Sponsoren und Förderern des Studienprojekts für die großzügige finanzielle und/oder materielle Unterstützung bedanken. Ohne Sie wäre das Projekt in diesem Umfang nicht durchführbar gewesen!

Toshiba

Herba Chemosan

Österreichische Nationalbank

Industriellenvereinigung

Donau-Chemie

Abt. Wassertechnik

Heinzel Pulp and Paper Group

Novomatic

Austropapier

Mayr-Melnhof Karton AG

Oberbank

Zweigstelle Schärding

Raiffeisenbank Zweigstelle Esternberg

Hypo Landesbank Zweigstelle Schärding

Bahlsen

Europäische Reiseversicherung

Lohmann & Rauscher

Nobite

Technische Universität Wien

Universität Wien

Österreichische Hochschülerschaft

Hochschülerschaft TU Wien

Page 3: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 3 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

Österreichische Hochschülerschaft Bundesvertretung

Österreichische Hochschülerschaft

Universitätsvertretung Uni Wien

Österreichische Hochschülerschaft

Universitätsvertretung Universität für Bodenkultur

Gemeinde Esternberg

Gemeinde Feldkirch

Dekanat der Human- und

Sozialwissenschaften der Universität Wien

Studienrichtungsvertretung Ethnologie Studienrichtungsvertretung Ernährungswissenschaften

Fachschaft Raumplanung

Page 4: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 4 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

IIII.. EEDDIITTOORRIIAALL

Juni 2001, der Seminarraum des IFIP ist voll mit engagierten und wissensbegierigen StudentInnen aller möglichen Studienrichtungen, um die Vorlesung „Integrierte Regional-entwicklung in Entwicklungsländern“ von Herrn Arch. DI Falch zu hören.

Für zehn StudentInnen bedeutete dies den ersten Schritt – die einmalige Möglichkeit eines praxisnahen Einblickes in das alltägliche Leben der Entwicklungszusammenarbeit.

Juli 2002 – mehr als ein Jahr später und nun knapp zwei Monate nach der Rückkehr aus dem Feldeinsatz haben wir aus der ungeheuren Fülle an Informationen, Erfahrungen und Erlebnissen im Río Loco-Tal, Provinz Ancash, Peru unsere Aufgabenstellung der Lehrveranstaltung „Erstellung eines Appraisal Reports nach internationalen Standards“ fertig gestellt.

Der Bericht ist nun Endprodukt eines Entwicklungsprozesses der an jenem Morgen begann, als wir um sechs Uhr früh verschlafen in Moro aus dem Nachtbus aus Lima gestiegen sind und einen halben Tag später das siebenköpfige peruanische Team zu uns dazustieß.

Zahllose Gespräche, „Expeditionen“ zu entlegenen Dörfern, Fiestas mit den unterschiedlichsten Bevölkerungsgruppen und die Notwendigkeit zu Beginn eines unserer Camps, das mitten im Tal gelegen war, neu zu adaptieren und herzurichten, eröffneten die Möglichkeit eines regen Austausches zwischen den BewohnerInnen des Tals, den peruanischen StudentInnen und uns „Gringos“.

Nicht nur wir haben einen Einblick in das tägliche Leben, die Wertvorstellungen und die Umwelt der Menschen dort erhalten – sondern im Gegenzug wurde auch unser Verhalten registriert und studiert, wir standen ständig im Mittelpunkt eines regen Interesses. Dieser Prozess des Lernens auf einer Basis der Gegenseitigkeit hat nicht nur uns auf Potentiale und Schwierigkeiten im alltäglichen Leben aufmerksam gemacht sondern auch den Menschen dort sicherlich neue Einsichten, Ideen und Impulse gegeben.

Besonderer Dank gilt unseren Familien, PartnerInnen, FreundInnen und Bekannten für das aufgebrachte Verständnis, waren wir doch nicht nur mehr als sieben Wochen durch eine Distanz von 12.000 km getrennt, auch hier in Wien nahm uns die Projektarbeit fast elf Monate lang in ihren Besitz. Gleichzeitig auch Dank an die ProjektbetreuerInnen für die Unterstützung bei der Projektarbeit.

Wien, Juli 2002

Page 5: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 5 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

IIIIII.. PPRROOJJEEKKTTTTEEAAMM Daniel D. AZAÑEDO REYES

Agroindustrie (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) eMail: [email protected]

Victor E. CASTILLO FERNÁNDEZ

Bauingenieurwesen (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) eMail: [email protected]

Carlos A. CONCHA RAMOS Pädagogik (Universidad Nacional del

Santa, Chimbote) eMail: [email protected]

Achim CONSTANTIN Hydrogeologie (Universität Wien)

eMail: [email protected]

Evelyn EDER Raumplanung und Raumordnung

(Technische Universität Wien) eMail: [email protected]

Roberto C. FLORES VILLANUEVA

Bauingenieurwesen (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) eMail: [email protected]

Page 6: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 6 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

Marianne GROSSAUER Kulturtechnik und Wasserwirtschaft (Universität für Bodenkultur) eMail: [email protected]

Sebastian HEINZEL Volkswirtschaftslehre und

Politikwissenschaft (Universität Wien) eMail: [email protected]

Silvia HOLZER Siedlungssoziologie und

Entwicklungszusammenarbeit (Universität Wien) eMail: [email protected]

Amaya LÓPEZ DE VICUÑA KLUG

Soziologie und Ethnologie (Universität Wien) eMail: [email protected]

Georg NIESSNER Architektur (Technische Universität

Wien) eMail: [email protected]

Flor de Maria A. RODRÍGUEZ VÁSQUEZ

Hydrobiologie (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) eMail: [email protected]

Page 7: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 7 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

Viktoria SCHERRER Ernährungswissenschaften (Universität Wien) eMail: [email protected]

Wilson SIMPALO LÓPEZ Agroindustrie (Universidad Nacional

del Santa, Chimbote) eMail: [email protected]

Birgit STAUDINGER Landschaftsplanung (Universität für

Bodenkultur) eMail: [email protected]

Stephan TISCHLER Raumplanung und Raumordnung

(Technische Universität Wien) eMail: [email protected]

Elizabeth M. VALLADARES HERNÁNDEZ

Publizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) eMail: [email protected]

Page 8: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 8 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

IIVV.. ZZUURR EENNTTSSTTEEHHUUNNGG DDEESS AAPPPPRRAAIISSAALL RREEPPOORRTTSS Am Studienprojekt „Río Loco 2002“ nahmen zehn österreichische und sieben peruanische Studierende aus unterschiedlichen Fachrichtungen teil. Kernpunkt des Projekts war der fünfwöchige Feldeinsatz im Projektgebiet. Die Aufgabenstellung war die Auseinandersetzung mit den Problemen und Potentialen des Río Loco-Tals (Peru), um darauf aufbauend Ideen für ein Projekt zu identifizieren und diese in einem Appraisal Report aufzuarbeiten. Dabei wurde auch auf die Feasibility Study des Vorgängerprojekts aus dem Jahr 2000 miteinbezogen.

In diesem reflexiven Kapitel wollen wir unser Vorgehen, unsere Erfahrungen und die Probleme, mit denen wir uns konfrontiert sahen, darstellen.

DATENGEWINNUNG Während des Feldeinsatzes hatten wir im Projektgebiet zwei fixe Standorte, ein Camp in der Kleinstadt Moro und eines im Tal beim Dorf Cárap auf etwa 2.700 m.

In Kleingruppen haben wir uns abwechselnd in beiden Lagern aufgehalten und in 1-3tägigen „Ausflügen“ die meisten Dörfer des Tals mindestens einmal in Begleitung von Führern, die teilweise aus dem Tal stammten und des Quechua mächtig waren, besucht. Dies war sehr hilfreich, weil die Bevölkerung im Tal hauptsächlich Quechua spricht. So konnten wir das Leben der Bevölkerung näher kennen lernen und Einblicke in die Region gewinnen. Es wurden in Gesprächen mit Familien bei denen wir übernachteten und während Versammlungen Informationen über die Lebenssituation, Probleme und Potentiale eingeholt. Die Bevölkerung ist uns mit Gastfreundschaft und großem Interesse entgegengekommen. Sehr hilfreich ist uns Don Aurelio Arias, ein Campesino aus Cárap und unser Betreuer im oberen Camp, der eine wichtige Schlüsselperson in der Region ist1, zur Seite gestanden. So hat Don Aurelio durch seine längere koordinierende Tätigkeit gute Kenntnisse über Dörfer im Tal und konnte am Ende noch viele wichtige Fragen beantworten, da weitere Besuche von Dörfern aus Zeitmangel nicht mehr möglich waren.

In Moro haben wir Institutionen besucht, die im Tal tätig sind und uns mit der Marktsituation auseinandergesetzt. Nachdem wir feststellten, dass für den oberen Bereich des Tals andere Städte relevanter sind als Moro, wurde von einer Kleingruppe eine mehrtägige Reise nach Caraz und Huaraz unternommen, um die Marktsituation für diesen Bereich zu studieren und Institutionen zu besuchen (z.B. eine Imkerorganisation sowie das EU-Projekt Cordillera Negra).

1 Don Aurelio war 22 Jahre Präsident von Cárap und hatte auch weitere Funktionen als Koordinator bei Projekten inne. Derzeit koordiniert er ein Gesundheitsnetz in der Region.

Page 9: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 9 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

Der Großteil der Gruppe nahm auch an den Workshops der Sommerakademie teil, die von A.C.U.2 und dem Büro Falch in Moro organisiert wurde. In den für die Campesinos/as vorgesehenen Veranstaltungen konnten wir einen Einblick in die zukünftige Projekttätigkeit im Tal gewinnen.

Gearbeitet wurde meist in Kleingruppen, jedoch wurden regelmäßig in „Generalversammlungen“ die gewonnenen Informationen in der gesamten Gruppe ausgetauscht sowie weitere Schritte geplant und koordiniert.

Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes sollten wir uns für eine Projektidee entscheiden, um während der verbleibenden Zeit dbzgl. gezielt nach Informationen zu suchen. Nach Diskussion der Hauptprobleme im Tal unter Einbezug der durch Gespräche mit den BewohnerInnen gewonnenen Informationen und der (zukünftigen) Aktivitäten der in der Region tätigen Institutionen entschieden wir uns für ein Projekt zur Veredelung und Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte aus dem Tal und damit zusammenhängend der Gründung einer Genossenschaft der Campesinos/as. Diese Entscheidung leitete die Stoßrichtung unserer weiteren Informationssammlung bis zum Ende des Aufenthalts.

KRITISCHE ANMERKUNGEN Wir möchten einige Rahmenbedingungen aufzählen, die unsere Arbeit während unseres Feldeinsatzes stark beeinflussten und somit große Auswirkungen auf die Erarbeitung des Appraisal Reports hatten.

a) Faktor Organisation

Durch eine mangelnde Absprache zwischen den Universitäten hatten die österreichischen und peruanischen StudentInnen unterschiedliche Aufgabenstellungen. Während wir mit der Erstellung eines Appraisal Reports betraut waren, war die Aufgabe der peruanischen KollegInnen die Erarbeitung einer „Diagnóstico“ (Analyse) für das Tal. Dies erschwerte anfänglich die Zusammenarbeit zwischen beiden Teams.

Hinzu kommt, dass die Vorbereitungen auf den Feldeinsatz in Wien intensiver waren als in Chimbote. Die Lehrveranstaltung (LV) hat in Wien im Vergleich zur UNS in Chimbote einen hohen Stellenwert. Während wir seit November 2001 intensiv am Projekt arbeiteten (viele haben auf andere LVs verzichtet), begann die Vorbereitung für das peruanische Team erst im März 2002. Vor dem Feldeinsatz wurde das peruanische Team nur in einem zweitägigen Workshop vorbereitet. Im Gegensatz dazu beinhaltet der Lehrveranstaltungszyklus an der TU Wien eine Vorlesung (Juni 2001) und einen dreitägigen Workshop (Februar 2002 in Elbigenalp). Die Ausgangsbasis der Teams war deshalb unterschiedlich.

2 lokale nicht-staatliche Organisation, die vom Büro Falch als Counterpart mitgegründet worden ist (Näheres hierzu siehe Kapitel 2.4.12)

Page 10: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 10 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

b) Faktor Zeit

Gruppendynamische Prozesse in einem mehrsprachigen Team aus 17 Leuten sind zwangsläufig sehr zeitintensiv. Das führte zu einer Einschränkung der Aufmerksamkeit für das Feld und somit zu einer Einschränkung der Forschungszeit. Deshalb erscheint uns der Aufenthalt von fünf Wochen für die konkrete Aufgabenstellung zu kurz.

Bzgl. Projektinformationen und –ideen sollten wir auf der Feasibility Study des vorangegangenen Studienprojekts aufbauen, um Zeit zu sparen. Jedoch war es nötig sich selbst ein Bild zu schaffen bzw. ein Gefühl für die Region zu erlangen. Die Studie wurde bereits vor zwei Jahren erstellt, und mangelnde Informationen über ihre Entstehung veranlassten uns, die Inhalte nicht unkritisch zu übernehmen.

c) Faktor „Entwicklungspolitische Vorgehensweise“

Wie in der Vorlesung propagiert, soll die Zielgruppe (sprich: die Bevölkerung) in den Projektplanungsprozess miteinbezogen werden. Diese Anforderung konnte in unserem Fall praktisch nicht erfüllt werden, da es sich hier um ein fiktives Projekt handelt. So konnten wir zwar in Gesprächen mit der Bevölkerung viele Informationen sammeln, jedoch nicht über unsere Projektidee diskutieren, da wir keine „leeren Hoffnungen“ auf Verwirklichung unseres Projektes wecken wollten. Ein Anhaltspunkt für die Wahl des Projektthemas „Veredelung landwirtschaftlicher Produkte und Zusammenschluss zu einer Organisation“ stellte der Workshop in Moro zur Errichtung des Gewerbehofs mit einem Modul für die Campesinos/as aus dem Tal dar, der uns einen Einblick in die Entwicklungsaktivitäten in der Region in naher Zukunft gab. So erschien es uns sinnvoll, unser Projekt in den bereits stattfindenden Prozess einzubetten.

d) Sprachliche Aspekte

Ein großes Problem bei der Datengewinnung ergab sich auf sprachlicher Ebene. Da die Frauen im Tal kaum oder gar nicht Spanisch sprechen, erschwerte die Verständigung mit ihnen. Deshalb ist unsere Informationssammlung kritisch gesehen als einseitig zu betrachten und weist unvermeidlich Lücken auf. So basiert die Erarbeitung der Gender-Aspekte in dieser Arbeit zu einem Teil auf Annahmen.

Die Tatsache, dass sechs der zehn österreichischen ProjektteilnehmerInnen nur wenig Spanisch sprachen, war bei Diskussionen und strategischen Überlegungen kein Problem. Bei der Erhebung konkreter Daten in der Detailplanung war sie jedoch für die einen unbefriedigend, während sie für die anderen eine erhöhte Arbeitsbelastung bedeutete.

ERFAHRUNGEN Nicht desto trotz haben wir positive weitreichende Erfahrungen gemacht.

Page 11: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 11 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

Das Arbeiten in einer interdisziplinären und interkulturellen Gruppe hat uns die Unterschiedlichkeit der Arbeitsmethoden und Herangehensweisen an Probleme in verschiedenen Fachdisziplinen aufgezeigt. Des Weiteren wurde uns ein Einblick in die Realität der Entwicklungszusammenarbeit gewährt, und wir konnten feststellen wie groß der organisatorische Aufwand bei diesen Tätigkeiten sein kann.

Als letztes soll hier das Thema der Kommunikation mit der Bevölkerung des Río Loco-Tals angesprochen werden. Unser Bewusstsein ist dahingegen geschärft worden, mit welcher Vorsicht und Feingefühl man in Gesprächen mit Menschen aus einem anderen kulturellen Kontext an ein Thema herangehen muss. Trotz des Gebrauchs derselben Sprache – des Spanischen – ergaben sich mehr als einmal Widersprüchlichkeiten auf beiden Seiten, da die Art der Kommunikation unterschiedlich ist. So ist die Gefahr von Missverständnissen bei Planung und Umsetzung von Projekten ein wesentlichen Faktor, der zu beachten ist. Unsere fünf Wochen reichten aus, um auf die Problematik aufmerksam zu werden, aber längst nicht, um das sprachliche Problem vollständig in den Griff zu bekommen.

Die fünf Wochen, die wir konkret im Projektgebiet verbracht haben, haben uns alle sensibilisiert und die Toleranz bei jedem/r erhöht.

ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK Zurück in Wien haben wir uns der Ausarbeitung des Appraisal Reports und der Vorstellung unserer Projektergebnisse gewidmet. Das peruanische Team unterstützte uns weiterhin über eMail bei der Beantwortung von noch offenen Fragen.

Die Erstellung des Appraisal Reports war für uns eine interessante Übung und Herausforderung, zeigte uns aber auch die Beschränkungen eines engen Planungskorsetts auf. Er ist im Rahmen und unter den Bedingungen dieser Lehrveranstaltung entstanden, und als solcher ist er auch zu betrachten. Er ist nicht dazu gedacht in die Realität umgesetzt zu werden.

Trotzdem stellen wir uns die Frage, was passieren würde, würde unser Projekt verwirklicht werden? Was für reelle Zukunftschancen gibt es, wenn die von uns vorgeschlagene Genossenschaft in dieser oder ähnlicher Weise gegründet wird?

Unter der Annahme, dass wir über die Mittel verfügen, dieses Projekt umzusetzen, wäre es notwendig einen Schritt zurückzugehen und das Projekt gemeinsam mit den Campesinos/as neu zu überdenken. Die Genossenschaftsidee könnte danach in einigen Facetten anders aussehen. Einstweilen dürfen wir von der Verwirklichung unserer Ideen jedoch nur träumen.

Page 12: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 12 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

APPRAISAL-REPORT Proyecto PROCOM Río Loco

Proyecto para el PROcesamiento y la COMercialización de Productos de la Cuenca del Río Loco

Projekt zur Veredelung und Vermarktung von Produkten aus dem Río Loco-Tal

Page 13: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 13 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

1 EINLEITUNG ...........................................................................................15 2 PROJEKTUMFELD ....................................................................................16 2.1 HINTERGRUNDINFORMATIONEN ÜBER PERU UND DAS

PROJEKTGEBIET..................................................................................................16 2.2 RÍO LOCO-TAL .........................................................................................17

2.2.1 Geographische und klimatische Charakteristika...................................................................18 2.2.2 Politische und administrative Einteilung .............................................................................19 2.2.3 Technische Infrastruktur ..................................................................................................21 2.2.4 Soziale Einrichtungen ......................................................................................................23 2.2.5 Gesellschaftlicher und kultureller Hintergrund .....................................................................24 2.2.6 Ökonomische Situation ....................................................................................................25

2.3 PROBLEMSTELLUNG UND POTENTIALE ...............................................................28 2.3.1 Landwirtschaft ................................................................................................................28 2.3.2 Marktorientierung ...........................................................................................................30 2.3.3 Kommunikation und Zusammenarbeit................................................................................31 2.3.4 Umwelt ..........................................................................................................................32 2.3.5 Sonstige Wirtschaftszweige ..............................................................................................34 2.3.6 Ernährung......................................................................................................................34

2.4 ZIELGRUPPE UND IN DER REGION TÄTIGE INSTITUTIONEN........................................35 2.4.1 Cordillera Negra..............................................................................................................35 2.4.2 Cáritas...........................................................................................................................36 2.4.3 Pronamachcs (Proyecto Nacional de Manejo de Cuencas Hidrográficas y Conservación de Suelos).........................................................................................36 2.4.4 Fé y Alegría ....................................................................................................................36 2.4.5 Foncodes (Fondo Nacional de Compensación y Desarrollo Social) ..........................................37 2.4.6 Prona ............................................................................................................................37 2.4.7 Pacto Perú-Canadá..........................................................................................................37 2.4.8 Junta de Desarrollo Distrital .............................................................................................37 2.4.9 Junta de Usuarios Nepeña ................................................................................................37 2.4.10 Municipalidad..................................................................................................................38 2.4.11 Missionsstation der Barmherzigen Schwestern in Moro.........................................................38 2.4.12 Proyecto Río Loco............................................................................................................38

2.5 DATENBASIS ...........................................................................................39 3 STRATEGISCHE VORGABEN UND ÜBERLEGUNGEN ..................................40 3.1 PROGRAMMATISCHE VORGABEN UND SEKTORPOLITIK DES

LIECHTENSTEINISCHEN ENTWICKLUNGSDIENST..............................................................40 3.1.1 Armutsbekämpfung .........................................................................................................40 3.1.2 Bildungsprogramme ........................................................................................................41 3.1.3 Ländliche Entwicklung......................................................................................................41 3.1.4 Gender ..........................................................................................................................41 3.1.5 Gesundheit.....................................................................................................................42 3.1.6 Umwelt und Entwicklung ..................................................................................................42

3.2 ANSATZ DES PROJEKTTRÄGERS ......................................................................42 3.2.1 Integration.....................................................................................................................42 3.2.2 Dynamischer Planungsansatz............................................................................................43 3.2.3 Nachhaltigkeit.................................................................................................................43 3.2.4 „Schlüsselprojekt“ ...........................................................................................................43

3.3 STRATEGISCHE ABLEITUNGEN AUS DEM KONTEXT .................................................43 3.3.1 Argumente für ein wirtschaftliches Entwicklungsprojekt .......................................................44 3.3.2 Konzentration auf Veredelung und Vermarktung .................................................................45 3.3.3 Die Genossenschaft .........................................................................................................48 3.3.4 Exkurs: Produktion von Honig...........................................................................................52 3.3.5 Verbesserung der Infrastruktur im Tal ...............................................................................54

4 INTERVENTIONSLOGIK...........................................................................55 4.1 OBERZIEL...............................................................................................55 4.2 PROJEKTZIEL ...........................................................................................55 4.3 ERGEBNISSE............................................................................................55 4.4 AKTIVITÄTEN ...........................................................................................55

4.4.1 Wirtschaftlich tragfähige Genossenschaft ...........................................................................55 4.4.2 Erschließung der Märkte...................................................................................................56 4.4.3 Marktorientierte und umweltverträgliche Landwirtschaft.......................................................57

Page 14: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 14 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

4.4.4 Produktveredelung ..........................................................................................................57 4.4.5 Logistik und Transport .....................................................................................................58 4.4.6 Langfristige Strategie ......................................................................................................59 4.4.7 Qualitätssicherung ..........................................................................................................60

5 DURCHFÜHRUNG.....................................................................................61 5.1 ORGANISATIONSSTRUKTUR UND ABLÄUFE ..........................................................61 5.2 ERFORDERLICHE MITTEL, KOSTEN, ZEIT- UND

FINANZIERUNGSPLAN ...........................................................................................62 5.3 VORBEDINGUNGEN UND BEGLEITMAßNAHMEN......................................................65 6 ANNAHMEN.............................................................................................66 6.1 ÄUßERE FAKTOREN ....................................................................................66 6.2 ABSCHÄTZEN VON RISIKEN UND ÄNDERUNGSBEDARF .............................................66

6.2.1 Risikoabschätzung...........................................................................................................66 6.2.2 Änderungsbedarf.............................................................................................................67

7 ÜBERLEGUNGEN ZUR NACHHALTIGKEIT .................................................68 7.1 POLITISCHE UNTERSTÜTZUNG........................................................................68 7.2 ANGEMESSENE TECHNOLOGIE........................................................................68 7.3 UMWELTVERTRÄGLICHKEIT / NATURSCHUTZ........................................................69 7.4 SOZIO-KULTURELLE ASPEKTE ........................................................................69 7.5 GENDER-DIMENSION / FRAUENFÖRDERUNG........................................................70 7.6 AUFBAU INSTITUTIONELLER UND MANAGMENT-KAPAZITÄTEN ....................................70 7.7 WIRTSCHAFTLICHE TRAGFÄHIGKEIT .................................................................70 8 MONITORING UND EVALUIERUNG ..........................................................71 8.1 MONITORING, INFO-SYSTEM, INDIKATOREN .......................................................71 8.2 EVALUIERUNGEN .......................................................................................71 9 ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK......................................................73 10 ANHANG .................................................................................................75 10.1 LOGFRAME-MATRIX....................................................................................75 10.2 POTENZIELLER CASH CROP: YACÓN.................................................................79 10.3 QUELLEN................................................................................................81 10.4 DATEN DER DÖRFER IM RÍO LOCO-TAL.............................................................82

10.4.1 Yapacayán .....................................................................................................................82 10.4.2 Cajay-Huanchuy .............................................................................................................83 10.4.3 Capan............................................................................................................................84 10.4.4 Huascar .........................................................................................................................85 10.4.5 Carachuco......................................................................................................................86 10.4.6 Cárap ............................................................................................................................87 10.4.7 Pichiú ............................................................................................................................88 10.4.8 Pampacancha .................................................................................................................89 10.4.9 Huarac-Hurán.................................................................................................................90 10.4.10 Carampa........................................................................................................................91 10.4.11 Pisha .............................................................................................................................92 10.4.12 Quicacayán ....................................................................................................................93 10.4.13 Pucará ...........................................................................................................................94 10.4.14 Antaracá ........................................................................................................................95 10.4.15 Ocshapampa ..................................................................................................................96 10.4.16 Nununga ........................................................................................................................97

Page 15: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 15 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

11 EEIINNLLEEIITTUUNNGG Der vorliegende Appraisal Report wurde im Rahmen des „Internationalen Jahres der Berge“ verfasst, das von den Vereinten Nationen für 2002 ausgerufen wurde. Er baut auf der Feasibility Study „Río Loco 2000“ auf, in der Projektideen für das Zielgebiet identifiziert wurden.

Die Region des hier vorgeschlagenen Projekts ist das Río Loco-Tal mit seinem regionalen Zentrum Moro. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf den Dörfern, die erst in den letzten Jahren durch eine Straße erschlossen worden sind; dies betrifft Yapacayán und alle höher gelegenen Orte.

Das Río Loco-Tal ist von der Subsistenzwirtschaft geprägt: Es existieren praktisch keine Arbeitsplätze außerhalb der Landwirtschaft, Geld ist kaum im Umlauf. Von den politischen Autoritäten wird das abseits gelegene Tal vollkommen „übersehen“, was sich vor allem auf die Infrastruktur und den Bildungssektor auswirkt.

Das langfristige Oberziel aller Entwicklungsaktivitäten im Río Loco-Tal ist eine allgemeine Verbesserung der Lebenssituation seiner gesamten Bevölkerung. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf den Jugendlichen, die durch fehlende Zukunftsperspektiven oft zur Migration gezwungen werden.

Durch die Gründung einer Genossenschaft, die den Einkauf von landwirtschaftlichen Produktions- und Hilfsmittel sowie den Verkauf der Produkte gemeinschaftlich organisiert, sollen die wirtschaftlichen Vorteile einer derzeit noch fehlenden Koordination und Kooperation zwischen den Campesinos/as genützt werden. Weiters soll durch die Veredelung von landwirtschaftlichen Produkten im Tal und deren anschließende Vermarktung unter dem Dach einer gemeinsamen Marke Mehrwert geschaffen werden, der den Campesinos/as direkt zugute kommt.

So werden für und durch die Campesinos/as des Río Loco-Tals nachhaltige Einnahmequellen erschlossen, die ihnen dabei helfen, ihre Probleme in Zukunft selbst zu lösen. Weiters werden durch den langfristig steigenden Grad der Spezialisierung im Rahmen der Produktveredelung sowie den Bedarf an Arbeitskräften in der Verwaltung der Genossenschaft erste Arbeitsplätze außerhalb der Landwirtschaft geschaffen. Schlussendlich werden auch dank der verstärkten Präsenz auf den Märkten die politischen Autoritäten auf das Río Loco-Tal aufmerksam werden.

Die Entwicklungsaktivitäten, die im Rahmen dieses Projekts getätigt werden, betreffen vor allem den Aufbau von institutionellen und Management-Kapazitäten. Auch einige Infrastrukturmaßnahmen werden gesetzt. Die VerfasserInnen dieses Appraisal Report bedienen sich bei der Planung dieser Aktivitäten eines dynamischen integrierten Planungsansatzes unter intensiver Einbeziehung lokaler ExpertInnen und der Zielgruppe.

Page 16: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 16 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

Abb. unten: Lage Perus in Südamerika

Abb. oben: Amazonasgebiet (Selva) im Osten Perus

22 PPRROOJJEEKKTTUUMMFFEELLDD

2.1 HINTERGRUNDINFORMATIONEN ÜBER PERU UND

DAS PROJEKTGEBIET Peru liegt im Westen Südamerikas, in der tropischen Region der südlichen Hemisphäre. Das Staatsgebiet umfasst eine Fläche von derzeit 1.285.216 km², damit ist Peru nach Brasilien und Argentinien das drittgrößte Land des südamerikanischen Kontinents. Im Norden grenzt Peru an Ecuador und Kolumbien, im Osten an Brasilien und Bolivien, und im Süden an Chile.

Von Norden nach Süden zieht sich auf der gesamten Länge eine Gebirgskette durch das Territorium, bekannt als Cordillera de los Andes, mit einer Reihe von Gipfeln, die mehr als 6000 m über den Meeresspiegel emporragen.

Perus landschaftliche Vielfalt lässt sich in drei Hauptkategorien einteilen:

• Costa (Küstenregion): Viele der wichtigsten Städte, wie die Hauptstadt Lima, sowie Tumbes, Piura, Chiclayo, Trujillo, Ica und Nazca, finden sich in dieser Region; und auch einige der wichtigen touristischen Gebiete. Geprägt durch das aride Klima ist die Wüste der beherrschende Landschaftstyp, lediglich an den Flussläufen aus dem nahen Andenhochland ist genügend Wasser vorhanden, um die Böden landwirtschaftlich zu nutzen.

• Sierra (Andenregion / Hochland): Der komplexe physikalische Charakter des Andengebirges spiegelt sich im komplexen Siedlungsmuster dieser Berge wider. Eines der herausragendsten Charakteristika der andinen Hochebenen sind seine Seen und Lagunen. Von den Hochebenen, auch "Punas" genannt, ragen die Felsformationen der höheren Anden auf, z.B. die "Cordillera Blanca" (Weiße Cordillera). Vom Eis dieser Andengipfel herab kommt das Wasser aller Flüsse, die durch Peru fließen. Die größten Wassermassen formieren sich zu den Gewässern, die den Beginn des hydrographischen Systems des Amazonas bilden. Der wohl bekannteste Inkatempel Südamerikas – Machu Picchu – liegt nicht weit entfernt von der alten Inkahauptstadt Cuzco. Machu Picchu zieht jährlich Millionen Touristen an und ist somit eine der größten Einnahmequellen touristischer Gelder.

• Selva: Das Amazonasgebiet oder der östliche Wald ist dicht und feucht. Es setzt sich zusammen aus den unteren östlichen Hängen und den Ebenen östlich der Berge. Diese Region ist immer noch sehr dünn besiedelt.

Peru teilt sich in 24 Departamentos und eine konstitutionelle Provinz, administrative Einheiten, die sich wiederum in Regionen, Subregionen, Provinzen und Distrikte unterteilen. Die Staatsform ist eine konstitutionelle Republik mit dem Präsidenten als Staatsoberhaupt.

Page 17: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 17 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

Abb. oben: informelle Siedlung in der 15-Millionen Metropole Lima

Zur Lage des Río Loco-Tals in den westlichen Kordilleren

Die Bevölkerung setzt sich aus 45 % Indigenen, 37 % Mestizen, 15 % Weißen und 3 % anderen Bevölkerungsgruppen (afrikanischer Abstammung, Japaner, Chinesen) zusammen. Die offiziellen Sprachen sind Spanisch und Quechua, auch Aymara (eine Indianersprache) ist weit verbreitet. Im Amazonastiefland wird eine Vielzahl indigener Sprachen gesprochen.

Wie der Rest der Länder Lateinamerikas ist Peru ein hochverschuldetes Land. Durch die neoliberale Politik Fujimoris, die eine Privatisierung verschiedener Sektoren der Wirtschaft und eine starke Reduktion der Ausgaben für den sozialen Bereich beinhaltete, ist es zu einer Verschlechterung der Situation der Bevölkerung gekommen. In Peru leben 49 % der Bevölkerung unter der Armutsgrenze.

Die Disparitäten zwischen Stadt und Land sowie Arm und Reich sind sehr groß, den westlich geprägten Städten steht das traditionell andine Land gegenüber. Die Armut konzentriert sich in der Sierra, was zu einer starken Migration ihrer BewohnerInnen in die Städte führt. Diese Migrationsbewegungen haben große Einflüsse auf die sozialen Strukturen sowohl in der Sierra als auch in den Städten.

Das Projektgebiet liegt etwa 600km nördlich von Lima im Department Ancash. Ancash ist eine der ärmsten Regionen Perus und durch große Heterogenität gekennzeichnet. Sie erstreckt sich von der Küste bis ins peruanische Tiefland und ist durch kleinbäuerliche Subsistenzlandwirtschaft geprägt. Im Gegensatz dazu stehen die Touristenströme im Callejón de Huaylas, mit den touristischen Attraktionen Huascarán und der Stadt Huaraz, und große Betriebe der industrialisierten Landwirtschaft an der Küste. Weiters hat die peruanische Fischereiindustrie mit Chimbote ihr Zentrum in Ancash.

2.2 RÍO LOCO-TAL Die 'Cuenca del Río Loco' liegt in den westlichen Kordilleren (Cordillera Negra) in der Region Chavín, Subregion Pacífico. Das Tal ist ein Seitental der Cuenca de Nepeña, welches sich von der Pazifikküste im Westen bis in die Hochgebirgs-regionen der Cordillera Negra zieht. Am unteren Ende des Tals liegt die Stadt Moro, auf 426 m Seehöhe.

Aufgrund der bislang schweren Erreichbarkeit (eine Straßenverbindung bestand bis vor wenigen Jahren nur bis zum Dorf Yapacayán) sind im Río Loco-Tal sehr ungleiche und die weitere Entwicklung erschwerende Bedingungen anzutreffen. Unsere Erhebungen und Maßnahmen konzentrieren sich auf den oberen Teil des Tals (von Yapacayán bis Nununga), da in diesem Bereich ein größerer Handlungsbedarf besteht als in dem schon seit längerem erschlossenen Teil des Tals. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Bevölkerung des unteren Talabschnitts nicht in das Projekt miteinbezogen wird. Dies würde zu einer Verstärkung des Bruchs im Tal führen, dem entgegengewirkt werden soll.

Page 18: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 18 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

Río Loco

Topografie

Die nachfolgende Abbildung 2.2-1 gibt einen Überblick über die Lage des Projektgebietes in der Region mit den Bezugszentren Moro, Pamparomás im Paralleltal sowie Caraz im Santa-Tal.

Abbildung 2.2-1: Projektgebiet Río Loco-Tal, Eigene Darstellung

2.2.1 Geographische und klimatische Charakteristika Auf seinem rund 50 km langen Weg talabwärts Richtung Moro, beginnend bei der Laguna Pacarinacocha in rund 4550 m Seehöhe (die Gipfel reichen über 4700 m), durchfließt der Río Loco eine Vielzahl an unterschiedlichen Klimazonen bis er schließlich auf rund 350 m Seehöhe etwas unterhalb von Moro in den Río Nepeña mündet. Je nach Höhenstufe und Klimata sowie der damit verbundenen Flora, Fauna und landwirtschaftlichen Nutzbarkeit lässt sich das Río Loco-Tal in folgende Klimazonen einteilen:

Región Chala o costa 0m -500m Küste bis Moro arid, geringer bis kein Niederschlag, heißer sonniger Sommer und Nebel im Winter

Región Yunga 500m -2500m

Moro bis Cajay- Huanchuy

der untere Teil ist arid, Landwirtschaft nur in bewässerten Teilen möglich; ab 1500 m semiarid mit unterschiedlichen Temperaturen je nach Tal; felsige Hänge, große Steigungen (40 – 70 %)

Región Quechua 2500m -3500m

Cárap bis Pisha gemäßigtes Klima, halbtrocken, gute Landwirtschaft auf der Basis von Kartoffel und resistentem Getreide, extensive Viehwirtschaft; meist bevölkerte Region der peruanischen Sierra, auch schon in der präkolumbianischen Zeit

Región Suni 3500m -4000m

Pisha bis Nununga

kaltes Klima mit geringer atmosphärischer Feuchtigkeit und reichlichen Niederschlägen, Viehwirtschaft, Grenze der landwirtschaftlichen Tätigkeit

Región Puna 4000m -4800m

unbesiedelte Hochebene

sehr kaltes und feuchtes Klima mit häufigen Temperaturen unter dem Gefrierpunkt; Kartoffelanbau und Kamelide

Tabelle 2-1: Einteilung des Río Loco-Tals nach vorherrschenden klimatischen Bedingungen (Quelle: Eigene Erhebung)

Topografisch lässt sich das Tal durch unterschiedlich steile Hänge mit Gefällen von 5 – 90% charakterisieren. Die Steilheit ist ab der Zone Quechua bis zur Zone Puna am

Page 19: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 19 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

Wasservorkommen

Abb. oben: verlandetes Wasserspeicherbecken aus der Inka-Zeit

ausgeprägtesten. Dies führt bei intensiver Bewirtschaftung des Bodens zu Erosionsgefahr.

Das Wasservorkommen im Tal des Río Nepeña ist im Vergleich zu anderen Küstentälern Perus gering (68 Mio. m³ jährlich im Vergleich zu jährlich 4500 Mio. m³ des Santa-Tals) und ist jährlich großen und oft unprognostizierbaren Schwankungen unterworfen. Der meiste Niederschlag fällt in wenigen Wochen zwischen Dezember und März. In den letzten Jahrzehnten konnte eine Tendenz zu einer Verringerung der Niederschlagswerte festgestellt werden, sodass längere Trockenperioden in Zukunft immer häufiger anzutreffen sein werden und sich dadurch immer problematischere Anbaubedingungen für die Landwirtschaft ergeben. Schon derzeit ist das Wasservorkommen nicht ausreichend für den landwirtschaftlichen Bedarf.

Während der Zeit der präkolumbianischen Hochkultur wurden in den höher gelegenen Teilen des Tals Wasserspeicherbecken angelegt, um das Wasser der Regenzeit zu speichern und während der anschließenden achtmonatigen Trockenheit langsam mittels unterirdischen Kanälen im Tal zu verteilen. So finden sich im oberen Bereich des Río Loco-Tals Reste von vier ehemaligen Speicherbecken, eines davon wurde in den letzten Jahren wieder instand gesetzt (Laguna Pacarinacocha).

2.2.2 Politische und administrative Einteilung Von Moro ausgehend passiert man auf dem Weg durch das Río Loco-Tal bis nach Yapacayán die Dörfer Pocós (600 m), Tambar, Winton und Santa Rosa (800 m), Ishco (1000 m) und Breña Alta (1200 m).

Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die Dörfer, deren Höhenlage und Einwohnerzahl im oberen Teil des Río Loco-Tals:

Page 20: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 20 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

Distrikt Pamparomás

Agrarreform 1969

Sector (Dorf) Anexo (Ortsteil)

Seehöhe EinwohnerInnen (Familien)

Yapacayán 1300 m Cajay-Huanchuy Escalón Huitco

1700 m 1500 m 1500 m

588 (98)

Capan 2800 m ca. 85 (16) Huáscar 2800 m 270 (54) Carachuco 3200 m ca. 120 (35) Cárap 2780 m 210 (42) Pichiú 3000 m 390 (65) Carampa 3200 m 165 (33) Pampacancha 3350 m (ca. 25) Huarac-Hurán 3500 m (ca. 34) Pisha 3600 m 273 Quicacayán Sococancha

3400 m 3200 m

(ca. 50)

Pucará 3700 m ca. 220 Antaracá 3600 m Ocshapampa 3750 m ca. 200 Nununga 3800 m ca. 140

Tabelle 2-2: Höhenangabe und EinwohnerInnenzahl der Dörfer im Río Loco-Tal ab Yapacayán talaufwärts (Quelle: Eigene Erhebung, Mai 2002; Plan de Desarrollo de la Comunidad Campesina 24 de Junio, Pamparomás 1999)

Das Tal des Río Loco ist auf zwei Provinzen Ancashs aufgeteilt:

Provinz Distrikt Hauptstadt Höhe der Hauptstadt EinwohnerInnen Santa Moro Moro 426m 8080 Huaylas Pamparomás Pamparomás 2802m 7431

Tabelle 2-3: Efraín Aragón Espinoza: Plan de desarrollo sostenible y autodependiente de la Cuenca del Nepeña, Moro 1996, S. I

Damit sind für das Tal zwei politische Verwaltungseinheiten verantwortlich: Moro bis einschließlich Yapacayán und Pamparomás für den Quellbereich des Tals von Cajay-Huanchuy bis Nununga. Diese Aufteilung birgt große Probleme für die Bevölkerung des Tals, da sich keine der Verwaltungseinheiten für das Tal zuständig fühlt und somit kaum öffentliches Geld in das Projektgebiet fließt.

Am Beispiel von Pamaparomás sieht das folgendermaßen aus: Zu Pamparomás gehören insgesamt 35 Dörfer, 15 davon sind im Río Loco-Tal. Der Distrikt bekommt pro Monat 40.000 - 50.000 Sol3 vom Staat (vergleichbar mit dem Finanzausgleich in Österreich). Von diesem Betrag sollte ein großer Teil dem Río Loco-Tal zukommen. Weil viele EinwohnerInnen aber bei Wahlen ihre Stimme nicht in Pamparomás abgeben – da es für sie schwerer erreichbar ist als andere Städte wie Moro, Pueblo Libre, Caraz oder Yungay - lehnt der Bürgermeister von Pamparomás es ab, in das Tal zu investieren.

Vor der Agrarreform 1969 war das Tal in Besitz von Großgrundbesitzern. Mit der Auflösung der 'Haciendas' nach der Agrarreform sind im Tal drei 'Comunidades Campesinas' entstanden, die sich folgendermaßen zusammensetzen: 3 3,4 Nueva Sol ~ 1 US$ bzw. 1 € (Stand: 20.Juli 2002)

Page 21: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 21 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

Abb. oben: Ende 2001 wurde der letzte Abschnitt der Straßenverbindung Yapacayán – Pichiú offiziell eröffnet

Comunidad Campesina

• Comunidad Virgen Santa de Pampacancha: Pampacancha

• Comunidad 24 de Junio: Huascar, Carampa, Pichiú, Cárap, Cajay-Huanchuy und die Ortsteile Escalón und Huitco

• Comunidad Santa Rosa de Quicacayán: Nununga, Quicacayán, Pisha und der Ortsteil Sococancha

In einer Comunidad Campesina ist das Land Eigentum der Comunidad. Jeder Campesino bekommt für seine Familie eine bestimmte Fläche zum Anbauen seiner landwirtschaftlichen Produkte. Davon kommen meist 50 % der Gemeinde zugute, die verkauft werden, um Einkünfte für die Gemeinde zu erzielen.

Die anderen Dörfer basieren auf dem System des Privateigentums. Das Dorf Capan ist ein Sonderfall, weil es im Besitz einer einzigen Person, einer Dame aus Pocós, ist, der die Bauern 50 % der Ernte abtreten. Jedoch soll Capan, so wie auch das Dorf Carachuco, in Zukunft in die Comunidad 24 de Junio integriert werden.

2.2.3 Technische Infrastruktur • Verkehrswege: Das Tal ist seit kurzer Zeit durch zwei

Straßen erschlossen. Von Caraz führt eine Straße über die Hochebene bis nach Pisha und erschließt damit den hinteren Abschnitt des Tals (siehe Abbildung 2.2-1), das letzte Teilstück ist derzeit allerdings aufgrund des schlechten Erhaltungszustandes nicht befahrbar. Von Moro aus wurde die bis Yapacayán führende Straße seit 1998 bis Pichiú hinauf verlängert, derzeit ist ein Zusammenschluss der beiden Straßenenden zwischen Pichiú und Pisha in Planung. Zwischen Moro und Pichiú wird seit Eröffnung des letzten Teilstücks ein öffentlicher Busverkehr drei Mal je Woche durch private Unternehmen betrieben, die einfache Fahrt kostet zwischen 6 und 7 Soles (entspricht dem ungefähren Tageslohn eines Arbeiters im Tal). Die restlichen Dörfer sind nur durch Fußwege untereinander verbunden.

Page 22: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 22 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

uneffiziente und mangelhafte Bewässerungstechnik

Abbildung 2.2-2: Straßenanbindung Río Loco-Tal (oberer Abschnitt); Eigene Darstellung

• Wasser: Die Flüsse von Jimbe und Larea in den Paralleltälern vereinen in Regenzeiten viel mehr Wasser als der Río Loco. Im ganzen Tal bewässert man ausschließlich unter Zuhilfenahme des natürlichen Gefälles, auf den Einsatz von Pumpen kann verzichtet werden. In einem komplizierten System aus Zeitplan und Mengenbeschränkung wird das Wasser auf die einzelnen Felder weiterverteilt. Aufgrund der uneffizienten und mangelhaften Bewässerungstechnik wird die zeitliche Verfügbarkeit des Wassers nur unzureichend ausgenutzt, oft kommt es durch den Zeitdruck auch zur Schädigung der Böden.

• Elektrizität: Die Versorgung mit Elektrizität ist derzeit nur einigen wenigen Dörfern vorbehalten, wobei Strom nur am Abend für einige Stunden zur Verfügung steht. Kleinwasserkraftwerke zur Stromerzeugung finden sich in Pisha, Ocshapampa (Generator derzeit außer Betrieb), Carampa, Quicacáyan, Pichiú (Generator derzeit außer Betrieb), das Dorf Pucará ist an das Stromnetz von Pisha angeschlossen. Um genügend Wasser für die weiter oben abzweigenden Bewässerungskanäle zur Verfügung zu haben, ist eine Umleitung des Wassers in die Richtung Talboden führenden Druckrohrleitungen zu den Generatoren nur in den Abendstunden möglich. Während der Trockenzeit von Juni bis Dezember verschärft sich die Lage zusehends, da auch die Kleinstadt Moro eine gewisse Restwassermenge für sich reklamiert und somit sowohl die Bewässerung als auch die Stromproduktion in den Kleinwasserkraftwerken stark gedrosselt werden müssen, um genügend Wasser im Flussbett des Río Loco zu belassen.

Page 23: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 23 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

Vorherrschende Kommunikationsform im Tal: mündliche Überlieferung

Das Schulsystem ist in Peru zweistufig aufgebaut und setzt sich aus einer sechsstufigen Primaria und einer fünfstufigen Secundaria zusammen.

Gesundheitsposten in Pisha, Antaracá und Pichiú

• Mühlen: Die Ausstattung der Dörfer mit Mühlen zur Produktion von Mehl ist der nachfolgenden Tabelle zu entnehmen:

Ocshapampa Mühle mit hydraulischem Antrieb Pisha Mühle mit hydraulischem Antrieb Sococancha Zwei kleine Mühlen Pichiú Zwei kleine Mühlen, beide derzeit wegen eines Defekts außer Betrieb Cárap Mühle mit hydraulischem Antrieb; Leistung: 1 Sack Getreide pro Nacht;

verschiedene Kalibrierungen für feineres und gröberes Mahlen einstellbar; Preis: 0,5 Soles je Sack (12 kg)

Carachuco Dieselantrieb, schnellste Mühle im Tal; Preis: 2,5 Soles je Sack (12 kg)

Tabelle 2-4: Mühlen im oberen Talabschnitt (Quelle: eigene Erhebung, Stand: Mai 2002)

• Kommunikation: Wichtigstes Kommunikationsmittel im Tal stellt mangels Alternativen nach wie vor die mündliche Überlieferung dar. Funkgeräte zur Aufrechterhaltung einer ständigen Kommunikations-verbindung zwischen den Dörfern sind derzeit nicht vorhanden. Im Bereich des oberen Talabschnittes (von Pisha aufwärts) ist, bedingt durch die Nähe zum touristisch stark geprägten Santa-Tal, ein Mobilfunknetz verfügbar. Aufgrund der hohen Kosten (Anschaffung und Betrieb) sowie der mangelnden Verfügbarkeit von Elektrizität zur Aufladung der Akkus verfügt keine Ortschaft im Tal über mobile Endgeräte zur Nutzung des Netzes. Mitte Mai 2002 wurden in den Ortschaften Pisha und Pichiú zwei Telefonanschlüsse hergestellt, nähere Informationen darüber sind leider noch nicht verfügbar.

2.2.4 Soziale Einrichtungen • Bildungseinrichtungen: Jedes Dorf im Tal verfügt

zumindest über eine 'Primaria'. Unterschiede gibt es dabei jedoch in der Anzahl der Schulstufen, nur in den seltensten Fällen werden alle sechs angeboten. SchülerInnen, die weiter studieren wollen, müssen oft täglich lange Fußmärsche auf sich nehmen. Dies führt nicht selten dazu, dass der Schulbesuch abgebrochen wird. 'Secundarias' finden sich derzeit in Pisha, Tambar sowie in Moro, alle mit einem Schwerpunkt auf Agrartechnologie. Aus LehrerInnenmangel kann in der 'Secundaria' von Pisha das komplette Programm, bestehend aus fünf Stufen, nur alle zwei Jahre angeboten werden. Ein LehrerInnenmangel ist in allen Schulen im Tal gegeben. So gibt es meistens nur ein bis zwei LehrerInnen für alle Klassen, die dann mehrere Schulstufen nebeneinander unterrichten. Ein weiteres Problem stellt die Sprache dar: Die Kinder sprechen kein Spanisch, wenn sie in die Schule kommen. Mittlerweile wird jedoch geachtet, dass LehrerInnen, die im Tal angestellt werden, des Quechua mächtig sind.

• Gesundheitseinrichtungen: Gesundheitsposten sind im oberen Talabschnitt in Pisha, Antaracá und Pichiú eingerichtet, die Ausstattung mit Medikamenten, Behandlungsgeräten und Personal ist jedoch unzureichend. Notfälle werden oft in einem

Page 24: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 24 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

Abb. unten: Internat der Barmherzigen Schwestern in Moro

Kulturelle Grenze Yapacayán

mehrstündigen Transport auf einer Bahre liegend zur Straße gebracht und von dort entweder nach Moro oder in das Spital nach Caraz transportiert.

• Internat: In Moro gibt es ein durch die Barmherzigen Schwestern geführtes Bubeninternat. Jungen aus dem Tal haben somit die Möglichkeit in Moro die 'Secundaria' zu besuchen, leider fehlt eine ähnliche Einrichtung für Mädchen.

2.2.5 Gesellschaftlicher und kultureller Hintergrund Im Gegensatz zu Moro und dem unteren Teil des Tals dominiert weiter oben beim Großteil der Bevölkerung eine andine Kultur, nicht zuletzt durch den Gebrauch von Quechua als Alltagssprache. Während Männer meistens des Spanischen mächtig sind, ist dies bei Frauen, kleinen Kindern und älteren Menschen kaum der Fall. In Moro hingegen wird nur Spanisch gesprochen.

Die Männer sind auch in ihrer Kleidung der mestizischen Kultur angepasst. Frauen und Mädchen tragen im Tal von der Ortschaft Yapacayán aufwärts die typische Tracht der Region, Männer und Burschen besitzen allerdings keine typische Kleidung.

Der merkbare Bruch bei Yapacayán lässt sich dadurch erklären, dass die Straßenverbindung von Moro bis Yapacayán schon länger existiert, wodurch sich die prädominante mestizische Kultur bis nach Yapacayán durchsetzen konnte.

Ein Unterschied zwischen Männern und Frauen ist auch auf dem Sektor der Bildung zu erkennen. So wird in die Bildung der Jungen mehr investiert, diese besuchen durchschnittlich länger die Schule und haben auch die Chance nach Moro ins Internat zu gehen, um dort die 'Secundaria' zu besuchen. Die Bildungssituation im Tal ist allgemein als mangelhaft einzustufen. Die Analphabetenrate unter der Bevölkerung ist vor allem unter den älteren Bevölkerungsschichten sowie bei Frauen sehr hoch. Bis zu 80 % der im Tal lebenden Erwachsenen und rund 20 % der schulpflichtigen Kinder verfügen nur über mangelnde oder gänzlich fehlende Kenntnisse im Lesen und Schreiben.

Zur Arbeitsteilung ist zu sagen, dass die Männer für die Feldarbeit zuständig sind, während die Tierhaltung unter die Domäne der Frauen fällt. Wenn es um den Verkauf von Vieh geht, fällt dies wieder in den Aufgabenbereich der Männer. Frauen sind nur für den Verkauf kleiner Tiere wie Hühner und Meerschweinchen zuständig.

Die Frauen sind verantwortlich für den Haushalt, die Essenszubereitung und die Verarbeitung von Wolle. Weben ist jedoch Angelegenheit der Männer.

In einigen Dörfern organisieren sich die Frauen in 'Club de Madres' (genaueres dazu unter Punkt 2.4.6), dies aber auch nur wenn sie Unterstützung bekommen. Generell sind selbst organisierte Frauengruppen jedoch selten anzutreffen.

Page 25: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 25 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

Geldverkehr

Landwirtschaft als grundlegende Wirtschaftsform

breite Produktpalette durch unterschiedliche Klimabedingungen

Rivalitäten zwischen den Dörfern

Zentrales Thema Migration

Während viele BewohnerInnen in anderen Dörfern des Tals Verwandte haben und einige Dörfer auf Grund der Zugehörigkeit zu ein und derselben Comunidad gute Beziehungen zueinander pflegen, treten Rivalitäten zwischen Ortschaften im Tal auf. Am gravierendsten ist der Konflikt zwischen Pisha und Pichiú, zwei Dörfer, die zu unterschiedlichen Comunidades Campesinas gehören. Grund ihrer Rivalität ist dabei das Ringen um die Machtposition im Tal. Pisha ist eine Art Zentrum im oberen Abschnitt des Tals und besitzt auch die einzige Secundaria in diesem Bereich. Auch Pichiú wünscht sich eine Secundaria. Der Konflikt hat insofern Auswirkungen, als dass er zu einer Zweiteilung des oberen Abschnittes des Tals führt, die durch das fehlende Straßenstück zwischen den beiden Orten noch verschärft wird.

Ein relevantes Thema im Tal ist, wie in ganz Peru, die Migration. Viele DorfbewohnerInnen haben Verwandte in Moro, Caraz, Pueblo Libre, Chimbote, Lima, usw. mit denen sie in enger Verbindung stehen. Gründe für die Migration sind v.a. Bildung (Secundaria, weiterführende Bildung bis zu einem Studium an einer Universität) und Arbeitsmigration (langfristig oder kurzfristig zu Erntezeiten). Auch der Landmangel für die heranwachsende Jugend ist ein wichtiger Grund, sich eine Existenz außerhalb des Tals aufbauen zu müssen. Dies ist ein Motiv, das in nächster Zukunft eine bedeutende Rolle spielen wird.

Es wird sich noch weisen, wie sich der Bau der neuen Straße auf die Migration auswirken wird und inwiefern er einen kulturellen und gesellschaftlichen Wandel mit sich bringen wird.

2.2.6 Ökonomische Situation Die Landwirtschaft ist die grundlegende Wirtschaftsform in der Region um Moro. Im Río Loco-Tal selbst dient die Landwirtschaft vorwiegend zur Selbstversorgung (Subsistenzwirtschaft) und nur wenige Überschüsse werden meist ohne Weiterverarbeitung verkauft, entweder an HändlerInnen, die selber seit dem Bau der Straße regelmäßig in das Tal kommen, oder nach Moro, Caraz und Yungay. Für die Dörfer unterhalb von Pichiú ist dabei Moro der wirtschaftliche Bezugspunkt, sowohl hinsichtlich Absatz als auch hinsichtlich Einkauf. Für die Ortschaften von Pisha aufwärts erfüllen Caraz und Yungay diese Funktion.

Im Tal ist der Geldverkehr noch nicht sehr verbreitet. Viele Geschäfte werden nach dem Prinzip des Tauschhandels abgewickelt. Somit hat ein Teil der Bevölkerung kaum Erfahrung im Umgang mit Geld. Das wenige Einkommen, das die Campesinos/as durch die Landwirtschaft erwirtschaften können, reicht für ihre notwendigsten Bedürfnisse.

Durch die unterschiedliche Höhenlage und daraus resultierenden Klimabedingungen ergibt sich eine breite Produktpalette zum Anbau von landwirtschaftlichen Produkten (siehe Abbildung 2-5). Im oberen Río Loco-Tal werden hauptsächlich Mais, Weizen, Gerste, Bohnen,

Page 26: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 26 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

Tierzucht und Handwerk

Kleingewerbe in Moro

Kartoffeln und vereinzelt auch verschiedene Gemüsesorten angebaut. Im Raum um Moro und in den tiefer gelegenen Ortschaften werden vorwiegend Yuca, Mais, Bohnen, Avocados, Zuckerrohr und eine große Vielfalt an Obstbäumen kultiviert. Weiters ist Moro für seine Wein- und Piscoherstellung überregional bekannt.

Abbildung 2-5: Im Río Loco-Tal kultivierte Primärgüter nach Klimastufen (Quelle: Eigene Erhebung)

In der Bergregion werden aufgrund der Steillage die Felder händisch und mit Hilfe von Ochsen, Pferden und Eseln bewirtschaftet. Ein limitierender Faktor auf dem Agrarsektor stellt das in der Trockenzeit nur begrenzt verfügbare Wasser dar.

Neben dem Anbau wird im Tal auch Tierzucht betrieben: Als Nutztiere werden Rinder, Schweine, Esel, Pferde, Schafe, Ziegen, Hühner und Meerschweinchen gezüchtet. Auf dem handwerklichen Sektor gibt es einige wenige Campesinos/as, die mit dem Handwerk der Tischlerei, Bäckerei, Käseherstellung und der Bienenzüchtung vertraut sind (z.B. in Cárap). Weiters spielt die Weiterverarbeitung der Schafwolle (Spinnen und Weben) eine Rolle. Das Ichu-Gras von der Puna wird für die Körbe zur Käseherstellung verwendet. Seit seiner Erschließung durch die Straße findet in Pichiú jeden Mittwochabend bzw. Donnerstagvormittag ein Markt statt, der für das gesamte Río Loco-Tal bedeutend ist.

Da Moro das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum der Region darstellt, wird hier auch kurz auf die ökonomische Situation Moros eingegangen: Die Wirtschaft in Moro ist neben der Landwirtschaft durch eine Kleingewerbestruktur gekennzeichnet. Unter anderem zählen zu den angesiedelten Betrieben eine Näherei und ein Schneider, eine Druckerei, ein

Page 27: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 27 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

Bezugsmärkte Chimbote, Pamparomás und Huaráz

Abb. oben: Eukalyptusbäume im Río Loco-Tal

Tourismus und Archäologie

Bergbau

Schlosser, ein Tischler, zwei Bäcker, zwei Tankstellen (eine davon außer Betrieb), einige Gastronomie- und „Greißler“-Betriebe sowie Händler. In der Umgebung von Moro werden auch Esteramatten für den Wohnungsbau hergestellt. In der Markthalle werden täglich Lebensmittel verkauft. Sonntags ist der Markt auch auf andere Produkte und räumlich auf die umliegenden Straßen ausgedehnt.

Die Marktstudie, welche von den AutorInnen des vorliegenden Berichts in Moro erstellt wurde, ergab, dass bis auf einige wenige Rohprodukte die landwirtschaftlichen Erzeugnisse und veredelten Produkte auf dem Markt in Moro aus Chimbote, teilweise auch aus Pamparomás bzw. Caraz und Huaraz bezogen werden. Gründe für das Fehlen von lokalen Produkten sind die Unregelmäßigkeit der Belieferung (viele Produkte werden jeweils nur einmal jährlich geerntet, z.B. Früchte in Moro im Februar) und die fehlenden Lagermöglichkeiten. Lokale Produkte werden im Allgemeinen um 40 Prozent billiger angeboten. Durch diese Preispolitik und die erschwerten Produktionsbedingungen und Transportmöglichkeiten sind die Gewinnspannen für lokale Campesinos/as oftmals zu gering, so dass sich Anbau und Verkauf von landwirtschaftlichen Primärgütern nicht rentieren, obwohl diese zum Teil bessere Qualität aufweisen (z.B. Kartoffel). Nur kleine Mengen an Mais, Bohnen, Olluco und Oca kommen aus dem Río Loco-Tal bzw. Yuca, Ají (scharfer Paprika), Kraut und Obst aus Moro selbst auf den dortigen Markt. Die Geschäfte in Moro haben in ihrem Sortiment hauptsächlich veredelte und abgepackte Produkte. Auch in Pamparomás und Caraz haben HändlerInnenbefragungen auf den Märkten ergeben, dass Produkte aus dem Río Loco-Tal dort praktisch nicht vertreten sind.

Forstwirtschaft ist im Río Loco Tal von untergeordneter Bedeutung, da keine geschlossene Bewaldung besteht. Vorherrschende Baumarten sind Eukalyptus und Erle, die als Bau- und Brennmaterial verwendet werden.

Im Gegensatz zum benachbarten Santa-Tal mit einem der touristischen Zentren Perus, der Stadt Huaraz, wird die Region um Moro trotz der landschaftlichen Schönheit kaum von Touristen besucht. Große Vorkommen an archäologischen Überresten, könnten aber in der Zukunft Besucherströme anziehen. Eine Gruppe von englischer und deutscher ArchäologInnen bemüht sich bereits um die Untersuchung und Kartierung der Fundstätten in der Region, um Zerstörung und Verkauf von Artefakten zu verhindern. Im geplanten Informations- und Dokumentationszentrum im Gewerbehof in Moro (siehe Punkt 2.3.2) sollen bereits geborgene Fundstücke der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden und Interesse für die eigene Geschichte geweckt werden.

In der Umgebung von Moro und im Río Loco-Tal existieren einige kleine Minen, in welchen verschiedene Erze und Mineralien abgebaut werden. So befinden sich nördlich von Yapacayán einige Schürfe in turmalinführenden Quarzgängen. Geochemische Analysen der Universidad

Page 28: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 28 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

Bestandsanalyse

unterschiedliche Organisationsformen in den Dörfer

Nacional del Santa in Chimbote ergaben jedoch keine Nutzbarmachung der aufgeschlossenen Vorkommen. Genauere Informationen zum Thema Bergbau finden sich unter Punkt 2.3.4.

2.3 PROBLEMSTELLUNG UND POTENTIALE Wie in der einleitenden Zusammenfassung erwähnt, konzentriert sich das hier vorgelegte Entwicklungsprojekt auf die Wirtschaft des Río Loco-Tals. Auf der Grundlage der vorangegangenen Situationsaufnahme und nach einer Analyse der politischen, geographischen, infrastrukturellen, gesellschaftlichen und ökonomischen Gegebenheiten lassen sich im wirtschaftlichen Bereich des Projektgebiets folgende Potentiale und Probleme erkennen:

2.3.1 Landwirtschaft • Organisationsformen der Dörfer: Von

organisatorischer Seite ist zu beachten, dass die einzelnen Dörfer unterschiedliche Organisationsformen aufweisen. Während in vielen Dörfern Gemeinschaftseigentum besteht, ist in anderen hingegen der Boden in Privatbesitz und wird individuell bewirtschaftet. Es gibt auch ein Dorf (Capan), dessen Land nur einer Besitzerin gehört, für die die Campesinos/as arbeiten. Da jeweils unterschiedliche Prozentanteile von der Ernte der Gemeinschaft bzw. der Besitzerin abgegeben werden müssen, ergeben sich unterschiedliche Produktionsmengen, die von den Campesinos/as selbständig verarbeitet bzw. vermarktet werden können. Diese unterschiedlichen Besitzverhältnisse bzw. Organisationsformen können hier einen hemmenden Faktor bei Bemühungen um die Zusammenarbeit zwischen den Dörfern bzw. den Comunidades darstellen. Einige Dörfer sind zwar schon zu Comunidades zusammengefasst und arbeiten zusammen, auf Talebene fehlt aber noch jegliche Koordination zwischen ihnen. In einer Kooperation zwischen allen Dörfern im Río Loco-Tal liegt ein großes Potential zur Lösung von Problemen, die alle Campesinos/as betreffen.

• Produktionsbedingungen: Aufgrund von Höhenlage, Steilheit des Geländes und Erreichbarkeit gibt es große Disparitäten bzgl. Produktionsbedingungen im Tal. Tiefer gelegene Ortschaften wie Yapacayán haben Vorteile durch den möglichen Einsatz von landwirtschaftlichen Maschinen und die Nähe zu Moro. Sie besitzen somit bessere Einkommensmöglichkeiten. Durch die Straße erschlossene Dörfer können einerseits ihre Produkte schneller auf den Markt bringen, andererseits benötigte Güter einfacher und meist auch günstiger beziehen. Die erschwerten Lebens- und Arbeitsbedingungen in der Bergregion werden durch Ernteausfälle bzw. –einbußen aufgrund des Frostes, der ab Juni vor allem im oberen Bereich des Tals eintreten kann, weiter verstärkt. Die

Page 29: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 29 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

,

Abb. oben: Ichu-Gras

fehlende Möglichkeiten zur Lagerung, Kühlung und Weiterverarbeitung

brachliegendes Weide- und Ackerland aufgrund von Subsistenzwirtschaft und ineffiziente Wirtschaftsweisen

Fehlendes Eigenkapital zur Errichtung der Infrastruktur durch die Bevölkerung

langen Trockenperioden – die Regenzeit beschränkt sich auf wenige Monate – und die Wasserknappheit stellen ein Problem bzgl. Bewässerung für das gesamte Gebiet dar. In Relation zu Flüssen in parallel liegenden Tälern führt der Río Loco am wenigsten Wasser, d.h. die anderen Täler haben bessere Produktionschancen.

• Landwirtschaftliche Produktpalette: Das sich mit der Höhe verändernde Mikroklima bietet das Potential eines breiten Angebotes an Produkten und somit auch Einkommensquellen für die gesamte Bevölkerung unter Vermeidung von Konkurrenz untereinander. Während in tieferen Lagen vor allem Obst angebaut wird, existieren im Tal auch Pflanzen (z.B. Olluco, Oca, Chocho, Ichu-Gras), die nur ab einer gewissen Höhe gedeihen. Die Nachfrage nach einigen dieser Pflanzen (wie etwa Yacón, Maca, Quinua oder Amaranth) ist in den westlichen Industriestaaten im Steigen begriffen. (Zum Potential des natürlichen Anti-Diabetes-Mittel Yacón siehe Anhang.)

• Weiterverarbeitung von Produkten: Wegen fehlender Möglichkeit zur Lagerung, Kühlung und Weiterverarbeitung (z.B. Milchprodukte) in der Bergregion werden derzeit kaum Produkte für den Markt einer Produktveredelung zugeführt. Der hohe Transportaufwand, insbesondere aus dem oberen Teil des Tals, erschwert diese Situation weiters. Der existierende Rinderbestand entstammt keiner kontrollierten Zucht und bringt nur eine geringe Milchleistung. Die fehlende Infrastruktur, insbesondere Energieversorgung, im Río Loco-Tal verhindern Investitionen in geeignete Produktionsanlagen. So sind derzeit z.B. die Kapazitäten der Mühlen zu gering, die Qualität des Mehls ist für eine Weiterverarbeitung kaum geeignet.

• Bewirtschaftung des Landes: Durch die Subsistenzwirtschaft und ineffiziente Wirtschaftsweisen – viele Familien bewirtschaften gerade nur so viele Flächen, wie sie für die eigene Lebensgrundlage benötigen – weisen einige Dörfer nicht bewirtschaftetes Weide- und Ackerland aus (z.B. Cárap, Capan, Antaracá, Ocshapampa). In anderen Dörfern besteht jedoch bereits ein Engpass bei der Gewinnung von weiteren bewirtschaftbaren Flächen für die Landwirtschaft (z.B. in Huarac-Hurán, Pichiú, Pisha). Dies führt dazu, dass für einen Teil der jungen Bevölkerung bzw. Familien keine Lebensgrundlage vorhanden ist und diese somit zur Migration gezwungen sind. Eine Stärke stellt die teilweise noch gute Qualität des Bodens dar. Durch eine bewusste Vermeidung von Intensivlandwirtschaft soll dieses Potential auch langfristig erhalten bleiben.

• Kapital für Investitionen: Fehlende Einkommensquellen machen es derzeit der Bevölkerung fast unmöglich selbst in Infrastruktur zu investieren. Dies macht die Dörfer abhängig von äußeren, vor allem internationalen, Geldgebern, da die Dörfer von den

Page 30: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 30 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

Nutztiere für Feldarbeit, Wolle und Milchprodukte

Geringe Akzeptanz und Geringschätzung in den Städten gegenüber Bevölkerung und deren Produkte aus der Sierra

Distrikten (Pamparomás bzw. Moro) aufgrund administrativer Konflikte keine finanzielle Unterstützung erhalten bzw. von Seiten des Staates kein Interesse an Investitionen besteht. Wie bereits erwähnt, wird im Zuge des Finanzausgleichs das den Dörfern zustehende Budget von Distriktebene nicht an die Dörfer weitergegeben. Von Seiten des Staates gibt es Regelungen in denen eine Mindestbevölkerungszahl für die zur Verfügungsstellung von Infrastruktur (Strom, Straße) festgelegt ist. Diese wird aber von den einzelnen Dörfern nicht erreicht. Die Comunidades bzw. Dörfer hingegen können aufgrund mangelnder Einnahmequellen keine Rücklagen in den Gemeinschaftshaushalten für Investitionen bilden. Gleichzeitig existiert eine gewisse Angst bzw. Unsicherheit sich in neue Abhängigkeiten zu begeben, da einige Dörfer bzw. Comunidades schon schlechte Erfahrungen mit Verschuldung gemacht haben. Oftmals sind nicht einmal Geld und Know-How vorhanden, um die notwendigen Reparaturen an den Kleinwasserkraft-werken, Mühlen und Webstühlen durchführen zu können.

• Tierzucht: Im Tal gibt es eine Tradition der Haltung von Nutztieren für die Arbeit am Feld sowie Kenntnisse zur Verarbeitung von Milch (Käseherstellung) und Schafwolle. Aufgrund klimatischer Verhältnisse – lange Trockenperioden, kurze aber intensive Regenzeit, Kälteperioden – treten immer wieder Krankheiten im Tierbestand auf. Hier fehlen sowohl das Wissen, um diesen Problemen mit einfachen Mittel entgegenzu-wirken, als auch das nötige Kapital für die Anschaffung von Medikamenten.

2.3.2 Marktorientierung • Akzeptanz für die Sierra: Generell ist die Akzeptanz

für BewohnerInnen der Sierra und deren Produkte sehr gering. Dies schlägt sich auch darin nieder, dass nur ganz wenige und nur einzelne Produkte aus dem Río Loco-Tal auf dem Markt in Moro angeboten werden. Oftmals ist diese geringe Akzeptanz bzw. die Geringschätzung Folge von mangelndem Informations- und Kulturaustausch bzw. Wissen über Möglichkeiten und Potentiale. Als Beispiel sei hier angeführt, dass das Potential vorhanden wäre, Textilien aus dem Tal in Moro auf dem Markt anzubieten. Der Bevölkerung – insbesondere den Frauen – aus dem Tal bleiben aber aufgrund fehlender Information, geringem Selbstvertrauen, Sprachbarrieren und der Tatsache, dass viele selten bzw. nie aus dem Tal herauskommen, diese Möglichkeiten verschlossen. Auch der Zugang zu Hilfestellung und Einrichtungen von staatlicher Seite fehlt dadurch.

• Geldwirtschaft: Ein weiteres Problem ist, dass im Río Loco-Tal nur in sehr begrenztem Ausmaß Geldwirtschaft betrieben wird, Kapital ist nicht vorhanden. Das Abgehen von der Subsistenzwirtschaft ist ein langwieriger Prozess, der einen Mentalitätswandel erfordert.

Page 31: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 31 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

Verbesserter Zugang zu Märkten durch Straßenerschließung

Gewerbehof Moro derzeit in Bau

Mangelnde Koordination bei Ein- und Verkäufen der Campesinos/as

Bereits drei Comunidades Campesinas als Zusammenschluss der Campesinos/as im Tal

• Koordination: Beim Ein- oder Verkauf von Produkten fehlt zwischen den Campesinos/as jegliche Koordination. Da meist nur geringe Mengen verkauft bzw. bezogen werden, wirkt sich das auf die Preise aus. HändlerInnen, die ins Tal kommen, verlangen hohe Preise, bieten den Campesinos/as für ihre Verkaufsgüter aber oft nur geringe Abnahmepreise. Da der Transport der Güter oft sehr teuer ist, sind die Campesinos/as den HändlerInnen und ihren teils übervorteilenden Geschäftspraktiken ausgeliefert.

• Zukünftiger Gewerbehof in Moro: Der in Moro entstehende Gewerbehof bietet mit seinen geplanten Einrichtungen (Mühle, Waage, Lagermöglichkeiten) große Potentiale für die Campesinos/as aus dem Tal. So wird durch die Waage eine verbesserte Preisbildung durch genauere Angaben des Gewichts bzw. der Menge möglich. Durch die Mühle wird die Produktveredelung von Getreide forciert. Durch die Konzentration von Ver- und Ankauf der Produkte an einem Standort wird der Kontakt zu AbnehmerInnen vereinfacht und kann in Zukunft konstant gepflegt werden. Ein Informations- und Dokumentationszentrum soll der Bevölkerung Wissen zur Verfügung stellen. Die entstehenden Module sollen auch Ausbildungsmöglichkeiten für Jugendliche bieten.

• Zugang zu Märkten: Durch die vorherrschende Subsistenzwirtschaft ist geringe Präsenz auf dem Markt gegeben. Jedoch wurde früher – vor der Agrarreform – schon für den Markt produziert. Die neue Straße, die das Tal seit kurzem erschließt, bietet einen verbesserten Zugang zu den Märkten, in erster Linie nach Moro. Die Nähe zur Panamericana stellt in weiterer Folge ein Potential zur Erschließung weiterer Märkte dar (z.B. Chimbote). Die relevanten Märkte für das Río Loco-Tal sind langfristig Moro, San Jacinto, Chimbote, Pamparomás, Pueblo Libre, Caraz, Yungay, Huaraz und Lima.

2.3.3 Kommunikation und Zusammenarbeit • Unterschiedliche Bezugsorte: Die unterschiedlichen

wirtschaftlichen Bezugsorte der Dörfer unter Pichiú und jener über Pisha stellen ein Problem für eine zukünftige Koordination dar. Andererseits bietet dies ein großes Potential, die bereits vorhandenen Beziehungen für die Erschließung neuer Märkte auch für unterschiedliche Produkte zu nutzen.

• Innovation und Zusammenarbeit: Im Río Loco-Tal existieren drei Comunidades Campesinas. Im Rahmen des laufenden „Proyecto Río Loco“ – konkret der Errichtung des Gewerbehofs – wird bereits an einem Zusammenschluss aller Campesinos/as gearbeitet, was zeigt, dass der Wille zur Organisation besteht. Allerdings werden diese Bemühungen durch Konflikte zwischen den Dörfern (z.B. Pisha und Pichiú) aber auch in einzelnen Dörfern (z.B. oberer und unterer Teil von Pichiú) und

Page 32: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 32 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

Abb. oben: Schulgebäude in Cárap

damit auch zwischen den Comunidades erschwert. Diese Ausgangssituation kann die Zusammenarbeit in einer gemeinsamen Organisation beeinträchtigen.

Von Seiten der Bevölkerung besteht der Wunsch nach Entwicklung und die Offenheit für Neues ist von Seiten einiger Campesinos/as erkennbar.

• Existierende Projekte: Es finden bereits Projekte in der Region statt, auf denen aufgebaut werden kann. Des Weiteren existiert bereits eine lokale NGO4 (A.C.U.), die sich mit der Entwicklung des Río Loco-Tals beschäftigt (siehe dazu Kapitel 2.4.12). Als Potential kann hier die bereits schon gewonnene Erfahrung mit dem Umgang von Projekten und deren Organisation genannt werden. Als Problem ist derzeit noch die geringe Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Projektträgern zu erwähnen.

• Ausbildung: Es gibt zwar in fast jedem Dorf des Tals eine 'Primaria', jedoch sind die LehrerInnen oft für mehrere Schulstufen gleichzeitig zuständig und es mangelt an Ausstattung. Die LehrerInnen müssen sich ihren Lohn in Chimbote bzw. in Caraz selbst abholen, benötigen für Hin- und Rückfahrt einige Tage und sind daher oft nicht anwesend. Die Kinder bleiben häufig dem Unterricht fern, weil sie als Hilfe für die Feldarbeit benötigt werden. Generell wird auf die Ausbildung der Jungen mehr Wert gelegt als auf die der Mädchen. Wenn Kinder und Jugendliche für ihre Ausbildung schon in Städten außerhalb des Tals gelebt haben, wollen sie meist wegen mangelnder Zukunftsperspektiven nicht mehr ins Tal zurückkehren. Die Ausbildungsmöglich-keiten in Form von Lehrlingsstellen und Praktika sind sehr gering in der Region.

2.3.4 Umwelt • Erosion: Ein großes Problem in der Landwirtschaft stellt

der Bodenabtrag – die Erosion – dar.

Faktoren, die die Erosion begünstigen:

o Keine oder kleinräumige Vegetationsdecke

o Das Abholzen des Bewuchses, um Feuer- und Bauholz zu gewinnen (Gedankenanstoss: für jede warme Mahlzeit oder für jedes warme Getränk ist Holz zum Feuermachen notwendig)

o Undichte Bewässerungskanäle

o Starke Niederschlagsereignisse, die den Boden ohne Vegetation sehr leicht ausschwämmen können bzw. Erosionsrillen schaffen, die sich auf Kanäle ausweiten und für den nächsten Regen den Untergrund mehr Angriffsfläche für Zerstörung bieten

4 Non Governmental Organisation (dt.: Nicht-Regierungsorganisation)

Page 33: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 33 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

Sicherstellung der Hygiene in der Wasserversorgung

Wasserversorgung der Stadt Moro

Bewässerungs-Organisation im Tal

o Die Steilheit des Geländes begünstigt den raschen Oberflächenabfluss, der wiederum bei großen Fliessgeschwindigkeiten mehr Bodenmaterial mitnimmt

Es setzt bereits ein Umdenkprozess ein, der die fruchtbare oberste Bodenschicht vor dem endgültigen Verlust zu retten versucht. Das bedeutet Aufklärungsarbeit bei den Campesinos/as und Versuche, welche Schutzmaßnahmen für welche Höhenstufe und Bearbeitungsmethode geeignet ist.

• Wasser / Abwasser / Sanitäres: In den Dörfern des Río Loco-Tals selbst erfolgt die Wasserversorgung über eine einfache betonierte Quellfassung mit anschließendem Wasserspeicher, indem auch die Chlorierung erfolgt. Die „Wasserpräsidenten“ der Dörfer kontrollieren, dass die hygienischen Voraussetzungen, die für die kontaminationsfreie Fassung der Quelle notwendig sind, eingehalten werden.

Dazu zählen:

o Kein Weideland oberhalb und im Einzugsgebiet der Quellfassung

o Kein Ackerland im Einzugsgebiet, von dem durch die Düngung Kontaminationen eintreten könnten.

Den menschlichen Ausscheidungen wird allerdings wenig Beachtung geschenkt. Im Tal selbst wird „das Geschäft“ im Freien oder über einer Fäkalgrube erledigt. Problem dabei stellt die Kontaminationsgefahr dar, wenn dadurch Wasservorkommen mit Keimen belastet werden, durch deren Kumulation insbesondere in der Trockenzeit Krankheiten auslösen können.

Die Stadt Moro besitzt eine Wasserfassung etwas außerhalb der Stadt, die auf wahrscheinlich gespanntes Grundwasser zurückgreift. Jedoch befinden sich in der unmittelbaren Umgebung Äcker, Weideflächen und ein Bewässerungskanal.

Moro verfügt über ein Kanalsystem, das die Schmutzwässer inklusive die der Wassertoiletten sammelt und in ein Becken leiten soll. Laut den Aussagen des zuständigen Bediensteten ist allerdings der Hauptsammler kurz vor der Einmündung in dieses Becken seit einem Jahr kaputt. Die Abwässer der Stadt spritzen aus dem Kanal und stellen eine Kontaminations- und Krankheitsquelle für die in der Nähe gebauten Häuser und dort spielenden Kindern dar. Das Abwasser fließt in einem offenen Gerinne zu den Feldern und wird dort zur Bewässerung verwendet.

• Bewässerung: Das Tal mit dem Endpunkt Moro ist in einer Bewässerungsorganisation, der Junta de Usuarios, organisiert. Da es ab Mai bis Jänner nicht mehr regnet, muss in dieser Zeit eine Bewässerung der Felder gewährleistet werden. Die Lagune Pacarinacocha stellt den Ausgangspunkt des Río Loco dar und ist gleichzeitig

Page 34: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 34 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

Abb. oben: landschaftliche Schönheit als Potential der Region

Ernährung deckt in erster Linie Energiebedarf

„Schulgartenprojekt“

ein Wasserreservoir für trockene Zeiten. Das Tal wird während des Tages mit Wasser versorgt, während Moro in der Nacht bewässert wird. Im Tal selbst sind die Felder so angeordnet, dass eine zeitlich beschränkte Bewässerung pro Feld möglich ist, deren Einhaltung die Bauern untereinander selbst kontrollieren.

Ein Schwachpunkt stellen die undichten Kanäle dar, die insbesondere in der Trockenzeit das kostbare Nass nicht zu ihrem Bestimmungsort bringen.

• Forstwirtschaft: Die Pflanzung von Eukalyptus stellt einerseits ein Problem durch schlechte Auswirkungen auf die Bodenqualität dar, andererseits wird aber eine schnell wachsende Baumart für Brauchholz benötigt.

2.3.5 Sonstige Wirtschaftszweige • Tourismus: Die Etablierung des Tals als

Tourismusdestination – gerade die landschaftliche Schönheit und das große Vorkommen von archäologischen Überresten – ist ein Potential der Region. Das Problem hierbei ist jedoch zu geringes Wissen über den Umgang mit diesem.

• Bergbau: Erste metallurgische Prospektionen im Río Loco-Tal ergaben, dass eine wirtschaftliche Nutzung der vorhandenen Erzvorkommen nicht möglich ist. Allerdings wurden nur oberflächennahe geophysikalische Untersuchungsmethoden angewandt, sodass die Existenz von Lagerstätten in der Region durchaus noch möglich ist. Neben den Erzmineralisationen sind die Vorkommen von Industrierohstoffen ein Potential der Region. Die Granite und Tonalite könnten als Dekorsteine Verwendung finden, aber auch die Industrieminerale Kaolinit (Füllstoff für die Papierindustrie, Keramikrohstoff, Futterzuschlagstoff usw.) und Marmor sind natürliche Vorkommen in der Region. Eine Abbauwürdigkeit ist zwar nicht gesichert, aber wie bei den Erzen sollte das Río Loco-Tal auf Einflussnahmen von Außen vorbereitet sein.

2.3.6 Ernährung Die Ernährung der Campesinos/as ist aufgrund der starken körperlichen Arbeit, die sie täglich leisten müssen, hauptsächlich auf die Deckung ihres Energiebedarfes ausgerichtet – so steht vor allem kohlehydrat- und fettreiche Kost am täglichen Speiseplan. Dadurch ergibt sich eine unzufriedenstellende Aufnahme an Proteinen, Vitaminen und Mineralstoffen. Dies manifestiert sich einerseits oft in einer erhöhten Infektanfälligkeit, andererseits in Konzentrations-schwierigkeiten, die vor allem für Kinder oft schwerwiegende Auswirkungen haben. Sie verlieren dadurch häufig die Freude an der Schule und ziehen die Feldarbeit vor.

Grundsätzlich wäre es unproblematisch, Pflanzen zu kultivieren, die die benötigten Nährstoffe enthalten. Das große Problem ist nur, dass ihr Verzehr in der Region nicht

Page 35: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 35 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

Ansatz der „Empfänger-Mentalität“ wenig erfolgreich

gebräuchlich ist und Ernährungsgewohnheiten sehr schwierig zu ändern sind. Daher ist das „Schulgartenprojekt“ von Fé y Alegría (siehe Punkt 2.4.4), in dem LehrerInnen gemeinsam mit ihren SchülerInnen diese Gemüsearten anbauen und so langsam mit diesen vertraut machen, sehr begrüßenswert, wenn auch auf sichtbare Erfolge wohl noch Jahre gewartet werden muss.

2.4 ZIELGRUPPE UND IN DER REGION TÄTIGE

INSTITUTIONEN Die Zielgruppe dieses integrierten Entwicklungsprojektes ist die gesamte Bevölkerung des Río Loco-Tals von der Puna bis inklusive Moro. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf den Jugendlichen, die durch fehlende Zukunftsperspektiven oft zur Migration gezwungen werden.

In der Region um Moro und im speziellem im Río Loco-Tal sind folgende Institutionen tätig bzw. tätig gewesen:

2.4.1 Cordillera Negra Hierbei handelt es sich um ein Projekt der EU, das seit 1997 besteht und noch bis 2005 laufen wird. Das Projektgebiet wird einerseits abgegrenzt durch den Río Santa, andererseits durch die Höhengrenze von über 2000m. Deklariertes Oberziel ist es, „die armen Campesinos in den Entwicklungsprozess des Landes zu integrieren“ (Aussage des Projektleiters). Dafür werden Projekte in folgenden Bereichen unterstützt:

• Wirtschaft (vor allem Landwirtschaft)

• Gesundheit

• soziale Hilfe

• Umwelt

Bisher war dieses Projekt wenig erfolgreich, da es nicht auf einem integrierten Ansatz basierte und ausschließlich die „Empfänger-Mentalität“ der Campesinos/as förderte. Es wurden einerseits fertig ausgearbeitete Projekte angeboten (z.B. zur Verbesserung der Viehzucht oder des Bewässerungssystems), andererseits konnte man quasi nach einem „Wunschzettelprinzip“ Anträge für Projekte stellen (z.B. Beantragung von Wassertanks), die nach Überprüfung ihrer Notwendigkeit ohne weitere Einbeziehung der Campesinos/as umgesetzt wurden. Dementsprechend wenig konnten sich die Campesinos/as daher mit diesen Projekten identifizieren und fühlten sich dafür auch nicht verantwortlich. Daher wurde nun der Ansatz des Projektträgers reformiert. Es wird jetzt nur mehr mit Dörfern gearbeitet, die Initiative zeigen, organisiert sind und nachweisen können, dass sie die beantragten Projekte auch erhalten können.

Im Río Loco-Tal haben bisher nur einige Dörfer aus dem oberen Bereich an einem Viehzucht- oder Saatgut-

Page 36: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 36 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

Verbesserung der agrarischen Gebiete

Geldschulden bei der Cáritas

Arbeit mit benachteiligten Bevölkerungsgruppen

programmen teilgenommen – der Erfolg der neuen Strategie des Programms bleibt abzuwarten.

2.4.2 Cáritas Die Caritas hat ihren Sitz in Chimbote. Sie war einst beim Straßenbau von Moro nach Yapacayán beteiligt und hat auch mit den Club de Madres zusammengearbeitet und den Frauen ihre Wollprodukte abgenommen. Die Comunidad 24 de Junio hat Schulden gegenüber der Cáritas, weil sie nach eigenen Angaben Samen bekommen hat, ohne zu wissen, dass es sich nicht um eine Spende handelte. Im Tal ist diese kirchliche Organisation derzeit nicht präsent.

2.4.3 Pronamachcs (Proyecto Nacional de Manejo de Cuencas Hidrográficas y Conservación de Suelos)

Die Institution Pronamachcs ist ein vom peruanischen Landwirtschaftsministerium ausgegliedertes technisches Organ. Seine hauptsächliche Funktion ist die Förderung von Programmen bzgl. Handhabung und nachhaltiger Nutzung natürlicher Ressourcen wie Wasser, Boden und Vegetation im Sinne einer ländlichen integrierten Entwicklung in Wassereinzugsgebieten. Ihr Schwerpunkt im Río Loco-Tal liegt auf der Verbesserung der agrarischen Gebiete, Schutz, Konstruktion und Rehabilitierung von Terrassen, Aufforstung und 'Agroforestry'. Im Tal ist diese Institution in den oberen Dörfern bis hinab nach Pichiú tätig und arbeitet derzeit an der Verbesserung der Bewässerungsgräben. Sehr prädominant sind die Aufforstungsprogramme mit v.a. Eukalyptus. Ein Projekt zur Förderung des Maca-Anbaus war nicht erfolgreich.

2.4.4 Fé y Alegría Diese Bildungsinitiative mit kirchlichem Hintergrund ist in 16 lateinamerikanischen Ländern vertreten und arbeitet mit benachteiligten Bevölkerungsgruppen. Die Zweigstelle in Moro befasst sich mit 10 Schulen im Distrikt Pamparomás und 16 im Distrikt Moro, wovon sich allein 24 Schulen im Río Loco-Tal befinden.

Ihre Tätigkeit beinhaltet folgende Schwerpunkte:

• Unterstützung bei Schulneubauten, bei der Rehabilitierung und dem Ausbau bestehender Schulen;

• Unterstützung mit Schulmaterial und Ausstattung der Schulen;

• Zusammenarbeit mit den LehrerInnen im Hinblick auf die Ausbildung und mit den Elternvereinen;

• Erstellung eines Handbuchs zur Arbeit mit Quechua im Unterricht.

• Biogarten-Projekt: Durch den Anbau und die Verarbeitung von Gemüse wird versucht, die Ernährungssituation der Bevölkerung zu verbessern.

Page 37: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 37 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

Systeme zur Wassergewinnung

Staatliche Institution in Zusammenarbeit mit den ‚Club de Madres’

Förderung und Durchführung privater Projekte auf regionaler und lokaler Ebene

Festlegung der Höhe der Wassergebühren, Größe und Art der Bewässerungsanlagen etc.

• Schulfarm-Projekt: Inhalt dieses Projekts ist die Zucht von Meerschweinchen und Bienen. Unter anderem werden an Interessierte Kleinkredite in Form von Materialien und Tieren vergeben.

2.4.5 Foncodes (Fondo Nacional de Compensación y Desarrollo Social) Foncodes ist eine Institution der Regierung, die 1991 gegründet wurde, um die Lebensbedingungen der Armen zu verbessern, die Beschaffung von Arbeit und die Förderung von selbsterhaltender Wirtschaft zu fördern. Im Río Loco-Tal sind Systeme zur Wassergewinnung, d.h. Brunnen und Behälter, von Foncodes finanziert worden. Derzeit ist diese Institution auch durch ein Schulfrühstück in einigen Dörfern wie Ocshapampa, Pisha und Pichiú präsent.

2.4.6 Prona Hierbei handelt es sich auch um eine staatliche Institution, die mit den 'Club de Madres' von Pichiú, Cajay-Huanchuy, Cárap, Huarac-Hurán, Quicacayán, Pisha und Pucará zusammenarbeitet. Diese „Clubs der Mütter“ bekommen monatliche Essensrationen, die täglich abwechselnd von zwei Frauen gekocht werden. Das Essen wird an die Mitglieder verteilt, wobei die Rationen abhängig von der Größe der Familien sind.

2.4.7 Pacto Perú-Canadá Diese kirchliche Organisation hat ihren Sitz in Pamparomás und arbeitet vor allem mit dem oberen Teil des Río Loco-Tals (ab Pisha) zusammen. Unter ihre Tätigkeiten fällt die Konstruktion des Straßenabschnittes von Breke bis Pisha, wie auch die Wiederinstandsetzung der Lagune Pacarinacocha 1997. Eine weitere Tätigkeit war ein erfolgloser Versuch, einen Absatzmarkt für Chocho zu lukrieren.

2.4.8 Junta de Desarrollo Distrital Sowohl für Moro als auch für Pamparomás gibt es diese "Entwicklungskommission", deren Zweck die Förderung und Durchführung privater Projekte auf regionaler und lokaler Ebene ist. Beide werden jedoch im Tal als nicht präsent bezeichnet. Die Junta de Desarrollo von Moro verfolgt die Idee einer Agrarakademie (Escuela Superior para el Desarrollo cuenca del Nepena - ESPD) in Moro, in der neue Anbautechniken in der Landwirtschaft gelehrt werden sollen. Dieses Projekt ist schon seit Jahren in Planung, wurde aber bis heute noch nicht umgesetzt.

2.4.9 Junta de Usuarios Nepeña Die Administration des Wassersektors in Peru erfolgt durch das Landwirtschaftsministerium. Auf regionaler Ebene ist die Junta de Usuarios mit administrativen und exekutiven Aufgaben betraut. Sie legt die Wasserverteilung und die Höhe der Wassergebühren in Abhängigkeit der Größe und Art

Page 38: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 38 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

Kaum Interesse an der Entwicklung des Río Loco-Tals

Straßenbau Yapacayán – Pichiú durch das Büro Falch

der Bewässerungsanlagen und der Dienstleistungen fest. Für das gesamte Río Loco-Tal ist die Junta de Usuarios Nepeña zuständig, welche die Distritos Samanco, Nepeña, Moro, Cáceres del Perú und Pamparomás umfasst. Von dieser "Kommission der Wassernutzer" wurde 2001 ein 'Plan de Cultivo y Riego' (PCR – Anbau- und Bewässerungsplan) erstellt. Auf lokaler Ebene bilden die Comunidades Campesinas die 'Comisiones de Regantes' ("Bewässerungskommission"), die Untereinheit der Junta de Usuarios, die für die Bewässerungskanäle und die Belange der NutzerInnen zuständig sind. Für das Río Loco-Tal werden jedoch keine VertreterInnen in die Junta de Usuarios entsendet. Dies erschwert die Koordination der Wasserverteilung infolge mangelnder Absprache.

2.4.10 Municipalidad Die Municipalidades de Moro bzw. de Pamparomás sind in einigen Dörfern durch das Programm 'Vaso de Leche' präsent. In gewissen Zeitabständen wird Hafer für die Herstellung von „Milch“ für die Kinder zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus zeigen beide Municipalidades kein Interesse an der Entwicklung des Tals. Ihre Politik geht an dieser Region vorbei, obwohl ein Teil des Budgets den Dörfern im Río Loco-Tal zustehen würde.

2.4.11 Missionsstation der Barmherzigen Schwestern in Moro Der Orden der Barmherzigen Schwestern in Moro führt ein Internat, damit Buben aus den umliegenden Tälern die 'Secundaria' besuchen können. Weiters leitet sie einen Kindergarten und eine Ausspeisung für Schüler ärmerer Familien in Moro.

Im Tal profitieren viele Menschen vom Engagement der Schwestern, die Lebenssituation der einheimischen Bevölkerung zu verbessern. Sie bemühen sich weiters, der Ausbreitung von Sekten entgegenzuwirken.

Die Oberin, Schwester Rebecca, setzt sich auch sehr stark für das 'Proyecto Río Loco' ein, dessen Direktorin sie ist.

2.4.12 Proyecto Río Loco Beteiligt sind an diesem Projekt abgesehen von Schwester Rebecca das Planungsbüro Falch, der Liechtensteinische Entwicklungsdienst (LED) als Geldgeber sowie auch in der Region ansässige lokale ExpertInnen.

Das Büro Falch wurde mit der Rekonstruktion des Straßenteiles von Yapcayán bis Huanchuy und dem Weiterbau der Straße bis Pisha beauftragt. Im Dezember 2001 wurde der Straßenabschnitt bis Pichiú abgeschlossen. Weiters wird in diesem Rahmen eine Druckerei in Moro und die regionale Zeitung 'El Cholito', in der für das Tal relevante Informationen veröffentlicht werden, unterstützt.

Als Counterpart ist die Fundación Asociación Caminemos Unidos (A.C.U.) gegründet worden, die nach Abzug des Büro

Page 39: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 39 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

Falch in der Lage sein soll, selber Anträge für Projekte einzureichen. Die Fundación A.C.U. ist eine lokale NGO, die sich aus acht Mitgliedern zusammensetzt, die ehrenamtlich arbeiten. Weiters hat sie einen Angestellten. Unter den Mitgliedern finden sich Bauern, Hausfrauen, Unternehmer und Studenten, denen die Region am Herzen liegt und die sich in regelmäßigen Sitzungen mit den Problemen des Río Loco-Tals auseinandersetzen.

Wie bereits erwähnt, wird im Rahmen des Proyecto Río Loco derzeit ein Gewerbehof in Moro gebaut, in dem unter anderem das Büro von A.C.U., die Näherei Camponi, eine Werkstatt und die Druckerei untergebracht werden. Den Campesinos/as aus dem Tal werden in einem eigenen Modul eine Mühle, eine Waage und nötige Infrastruktur zu Verfügung gestellt werden. Außerdem wird zur Zeit ein Zusammenschluss der Campesinos/as aus dem Tal organisiert. Weiters sollen ein Informations- und Dokumentationszentrum sowie ein Jugendzentrum errichtet werden. Die Besetzung einiger Module steht noch offen. Eine Kooperation mit der Schule in Moro wird angestrebt, um den Jugendlichen Praktika zu ermöglichen.

2.5 DATENBASIS Umfangreiche Daten zum Río Loco Tal gibt es im Büro von A.C.U. in Moro. Des Weiteren besitzen die unter Punkt 2.4. erwähnten Institutionen Informationen zum Tal und zumindest zu den Bereichen, in denen sie arbeiten, bzw. gearbeitet haben.

Die Universidad Nacional del Santa (UNS) in Chimbote und der LED fördern Diplomarbeiten im Río Loco-Tal, wodurch in Zukunft mit einer Datenaufbereitung auf wissenschaftlicher Basis zu rechnen ist.

Abgesehen davon ist die UNS von staatlicher Seite mit einem Regionalentwicklungsplan für die Provinz Ancash beauftragt worden, der von zwei Mikrobiologen ausgearbeitet wird.

In Zukunft wird das Informations- und Dokumentationszentrum im Gewerbepark eine wichtige Anlaufstelle sein.

Page 40: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 40 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

Armutsbekämpfung

Einkommensdisparitäten

33 SSTTRRAATTEEGGIISSCCHHEE VVOORRGGAABBEENN UUNNDD

ÜÜBBEERRLLEEGGUUNNGGEENN Die Auswahl des Geldgebers basierte auf zwei Grundüberlegungen:

• Der Geldgeber sollte bereits einen Schwerpunkt in der Projektregion haben

• Die programmatischen Vorgaben des Geldgebers decken sich mit den Inhalten und Zielrichtungen unseres Projektes

Der LED erfüllte diese beiden Vorraussetzungen, da er mit der Finanzierung des „Proyecto Río Loco“ bereits in der Region aktiv ist und unser integriertes Regionalprojekt den Förderschwerpunkten des LED entspricht.5

3.1 PROGRAMMATISCHE VORGABEN UND

SEKTORPOLITIK DES LIECHTENSTEINISCHEN

ENTWICKLUNGSDIENST Ziel des LED ist es, eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung in den Partnerländern zu fördern, die einen direkten Niederschlag in der Armutsbekämpfung findet. Die Förderung von Bildungsprogrammen und ländlicher Entwicklung, die Gleichstellung der Geschlechter sowie Gesundheit und Umweltschutz sind Grundprinzipien, die in allen Programmen und Projekten berücksichtigt werden.

3.1.1 Armutsbekämpfung Die Ursachen der Armut liegen vor allem in extremen Einkommensungleichheiten und sozialer Marginalisierung, die oft Folge von ethnischer, religiöser und sozialer Diskriminierung in autoritären politischen Strukturen sind. Armut steht in einer direkten Beziehung zu den übrigen Bereichen wie Gender, Demokratisierung, Good Governance und Menschenrechte sowie nachhaltige Entwicklung.

Diese Marginalisierung betrifft sehr oft verstärkt Bergregionen, die sich mit einer zunehmenden Degradierung ihrer Wirtschaft und Umwelt konfrontiert sehen. Ökosysteme der Bergregionen erleben einen Wandel: sie sind einerseits von Bodenerosion, Verlust der Biodiversität bedroht und auf sozialer Ebene durch Armut gekennzeichnet als auch durch das Verlorengehen des indigenen Wissens.

Im vorliegenden Projekt wird das Problem der Armut im Río Loco-Tal auf mehreren Ebenen in Angriff genommen. Die vordergründigste davon ist die Erschließung von

5 Auch das „Cordillera Negra“-Programm der EU käme als Geldgeber in Frage, der Projektleiter in Huaraz hat im Vorfeld sogar schon seine Unterstützung zugesagt. Doch sollte es nach Meinung der VerfasserInnen nicht zu Kompetenzüberschneidungen und Zweigleisigkeiten im Río Loco-Tal kommen.

Page 41: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 41 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

Gleichstellung der Geschlechter

Capacity building

Förderung ruraler Gebiete

Einnahmequellen für die Bevölkerung, durch die ein direkter Beitrag zur Armutsbekämpfung geleistet wird.

Dies ist auch einer der Schwerpunkte des von der UNO ausgerufenen Internationalen Jahres der Berge 2002 (IYM 2002), in dessen Rahmen dieses Projekt verfasst wurde. Nach dem IYM 2002 ist ein integrierter Ansatzpunkt erforderlich, um die natürliche Ressourcenbasis von Land, Wasser, Flora, Fauna und humaner Ressourcen zu konservieren und zu verbessern. Zusätzlich sollen das Promovieren alternativer Lebensunterhaltsmöglichkeiten, konkret durch Entwicklung von Beschäftigungsschemata, eine wichtige Rolle spielen um den Lebensstandard der zahlreichen ländlichen Bevölkerung in alpinen Ökosystemen zu verbessern.

3.1.2 Bildungsprogramme Ausbildungsprogramme für Kinder und Erwachsene sind ein zentraler Schwerpunkt der Projektarbeit. Das capacity building fördert nachhaltig die wirtschaftliche, soziale und ökologische Entwicklung einer Region.

Die Weiterbildung von Erwachsenen wird im vorliegenden Projekt in Form von Workshops gefördert, während für die Ausbildung von Kindern und Jugendlichen in den Aufbau von Lehrstellen bzw. Praktikumsplätzen investiert wird. Spezielle Gender - Programme tragen zur Verbesserung der Qualifikationen der Frauen und ihrer Stellung in der Gesellschaft bei.

3.1.3 Ländliche Entwicklung Eines der Hauptziele des LED ist die Förderung der ruralen Gebiete in den Partnerländern. Projekte der integrierten Regionalentwicklung sollen eine holistische Betrachtungsweise der Probleme und Potentiale der Projektregion gewährleisten. Sie sollen die Migration in die urbanen Ballungsräume eindämmen und ruralen Regionen nachhaltig zur ökonomischen Autonomie verhelfen.

Die ländliche Entwicklung stellt das Kernstück des vorliegenden Projekts dar. Die Überlegungen basieren auf der Förderung der Bildung von Jugendlichen und Erwachsenen sowie dem Aufbau von institutionellen und Management-Kapazitäten. Auch ein Ausbau der Infrastruktur ist im Projekt inbegriffen. Diese einzelnen Förderpunkte greifen in mannigfacher Weise in die weiteren Bereiche von Gender bis Umweltschutz ein. Einnahmequellen werden erschlossen, sodass die lokale Bevölkerung in Zukunft die Lösung ihrer Probleme selbst in die Hand nehmen kann.

3.1.4 Gender Die Gleichstellung der Geschlechter ist zum internationalen Entwicklungsziel der Vereinten Nationen geworden. Nicht nur aus diesem Grund, sondern auch aus Überzeugung von der Wichtigkeit des Aspektes „Gender“ fliessen in unsere Arbeit

Page 42: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 42 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

Förderung einer nachhaltigen Entwicklung

Notwendigkeit von Gesundheitsprogrammen

Weiterführung des Projekts durch lokale Bevölkerung

jene Überlegungen mit ein, die eine gleichgestellte und aktive Teilnahme von Frauen am gesamten wirtschaftlichen und sozialen Leben ermöglichen.

Schwerpunkt ist dabei die Durchsetzung der uneingeschränkten Menschenrechte für Frauen und Mädchen, Schutz vor Gewalt und die Förderung der wirtschaftlichen und sozialen Teilhaberechte und -möglichkeiten von Frauen.

3.1.5 Gesundheit Der fehlende Zugang großer Bevölkerungsgruppen zu medizinischer Versorgung zeigt die Notwendigkeit von Gesundheitsprogrammen. Im Rahmen des vorliegenden Projekts werden Lösungen auf dem Gebiet der Ernährung vorgeschlagen, da diese im Río Loco-Tal sehr einseitig ist und mit der Gesundheit in direkter Verbindung steht.

3.1.6 Umwelt und Entwicklung Die Erklärung von Rio (1992), die Agenda 21 und die vier globalen Konventionen zu Klima, Ozonschicht, biologischer Vielfalt und zur Desertifikation, als auch das IYM 2002 zeigen die gemeinsame Verantwortung von Industrie- und Entwicklungsländern zur Förderung einer nachhaltigen Entwicklung auf. Sie enthalten auch die klare Verpflichtung aller Länder, dies entsprechend den jeweiligen Möglichkeiten in einer Entwicklungs- und Umweltpartnerschaft umzusetzen.

Die Partnerschaft mit der lokalen Bevölkerung ist auf diesem Gebiet von besonderer Bedeutung. Funktionierende, sichere und eigenverantwortliche lokale Gesellschaften sind der beste Garant für eine schonungsvolle Ressourcennutzung. Diese lokalen Gesellschaften gilt es entsprechend zu stützen und zu fördern. Im Rahmen des vorliegenden Projekts werden bewusstseinsbildende und vorausblickende Maßnahmen gesetzt (z.B. Müllvermeidung).

3.2 ANSATZ DES PROJEKTTRÄGERS Um eine Verknüpfung des Projektes mit der Zielregion zu gewährleisten verfolgt der Projektträger die Arbeitsweise des integrierten dynamischen Planungsansatzes.

3.2.1 Integration Die Integration des Projektes bedeutet, dass nach dem Rückzug des Projekträgers aus der Region die lokale Bevölkerung selbst die Weiterführung des Projektes übernimmt. Dafür ist von Anfang an eine intensive Zusammenarbeit aller vom Projekt betroffener Personen und Organisationen gefordert, sowie eine Anpassung des Projektes an die sozialen, ökologischen und ökonomischen Rahmenbedingungen der Zielregion. Gemeinsam werden die Ziele, Aktivitäten sowie die Indikatoren für deren Erfolg ausgearbeitet, wobei der Projekträger nur die Funktion eines Supervisers übernimmt. Das Projekt soll von bereits vorhandenen lokalen Strukturen und ExpertInnen aus der

Page 43: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 43 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

Der flexible Weg zum Ziel

Verbesserung der Lebenssituation der gesamten Bevölkerung im Río Loco-Tal

Nachhaltig positive Beeinflussung sozialer und wirtschaftlicher Maßnahmen der Region

Region getragen werden und die Potentiale der Region aufgreifen und fördern.

3.2.2 Dynamischer Planungsansatz Beim dynamischen Planungsansatz behält der/die PlanerIn das definierte Projektziel stets im Auge, der Weg dorthin ist aber nicht unabänderlich fixiert. Die Veränderungen der Rahmenbedingungen werden laufend beobachtet, die gesetzten Maßnahmen laufend angepasst und neue Einzel- und Teilprojekte jeweils auf die neuen Rahmenbedingungen abgestimmt. Dabei bleibt der anfangs formulierte und in der Folge immer weiterentwickelte Konsens über die Entwicklungsziele Motiv und Grundsatz aller Handlungen.

3.2.3 Nachhaltigkeit Das Schlagwort „Nachhaltigkeit“ soll sich nicht nur auf die rein ökologische Komponente beziehen. Vielmehr sollen die auch die sozialen und wirtschaftlichen Maßnahmen eine Region nachhaltig positiv beeinflussen und Denkanstösse für weitere Projekte oder Entwicklungsmöglichkeiten bringen.

3.2.4 „Schlüsselprojekt“ In einer Region den Lebensstandard zu erhöhen und Arbeitsplätze zu schaffen, ist ein komplexer Prozess, für den sehr viele Schritte notwendig sind.

Unsere Überlegung ist daher die Initiierung eines wirtschaftlichen „Schlüsselprojektes“, um die Selbstorganisation der Campesinos/as zu fördern, das Selbstvertrauen zu stärken und die Basis für die Finanzierung von Folgeprojekten aus der Region selbst zu schaffen.

3.3 STRATEGISCHE ABLEITUNGEN AUS DEM KONTEXT Das langfristige Oberziel aller Entwicklungsaktivitäten im Tal ist eine allgemeine Verbesserung der Lebenssituation der gesamten Bevölkerung im Río Loco Tal. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf den Jugendlichen, die durch fehlende Zukunftsperspektiven oft zur Migration gezwungen werden. Um die Region für die Jugendlichen attraktiv zu machen, müssen gewisse Voraussetzungen erfüllt werden:

• Es müssen bessere Ausbildungsmöglichkeiten geboten werden, die den Jugendlichen Qualifikationen verschaffen, die auch im Tal anwendbar sind.

• Es muss Arbeitsplätze geben.

• Die Region muss über ein gewisses Prestige verfügen, das den Jugendlichen Selbstwertgefühl verleiht.

• Die Lebensqualität muss hoch genug sein, damit sie keinen Grund zur Emigration darstellt.

Page 44: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 44 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

Projekte zur Erreichung des Oberziels

Langfristige Instandhaltung des Projekts

Problemlösungen selbst finden

Gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und kultureller Wandel durch den Straßenbau

Diese Aufzählung ist nicht vollständig6, gibt aber einen Eindruck von der Breite des Feldes, dass das Oberziel aufspannt.

Nun sind mehrere Entwicklungsprojekte denkbar, die zur Erreichung des genannten Oberziels beitragen, denn die Liste der Probleme im Río Loco-Tals ist lang. Um nur einige Beispiele zu nennen: Die Krankenversorgung ist äußerst mangelhaft, die Kinder leiden unter der einseitigen Ernährung und das Schulsystem ist kaum in der Lage, grundlegende Anforderungen zu erfüllen. Da all diese Probleme auch miteinander verknüpft sind, ist es entsprechend schwierig, Prioritäten festzulegen: Wo also beginnen, um die Entwicklung des Río Loco-Tals voranzutreiben?

3.3.1 Argumente für ein wirtschaftliches Entwicklungsprojekt Mehrere Argumente sprechen dafür, im wirtschaftlichen Bereich anzusetzen:

Integration und Nachhaltigkeit

Jedes Entwicklungsprojekt, das von internationalen ExpertInnen initiiert wird, sollen integriert sein und langfristig nachhaltig wirken, sprich: auch dann noch funktionieren, wenn die externe Hilfe wieder abgezogen wird. Aus einer praxisbezogenen Sichtweise sind nur wenige Projekte denkbar, zu deren langfristiger Instandhaltung nicht zumindest kleine Summen von Geld nötig sind. Doch genau hier liegt im Río Loco-Tal das Problem: Geldwirtschaft wird nur in sehr geringem Ausmaß betrieben, die Campesinos/as verfügen kaum über Einkünfte. Ein langfristig wirksames Projekt muss also auch gleich die finanziellen Mittel generieren, mit denen es sich selbst erhalten kann. Aus dem Blickwinkel der Nachhaltigkeit sind also im Río Loco-Tal vor allem wirtschaftliche Projekte sinnvoll.

Selbsthilfe Das Problem der Findung von Prioritäten wurde bereits kurz angesprochen. Die Einkünfte und die unternehmerischen Kapazitäten, die durch ein wirtschaftliches Projekt aufgebaut werden, helfen den Campesinos/as, in Zukunft die Lösung ihrer Probleme selbst in die Hand zu nehmen und damit selbst die Prioritäten zu bestimmen.

Wandel

Durch den von den Campesinos/as erwünschten Straßenbau im Rahmen des bereits erwähnten „Proyecto Río Loco“ sind die Campesinos/as im Río Loco-Tal in den letzten Jahren an den Markt (im weitesten Sinne) angeschlossen worden,

6 Ein nicht zu unterschätzender Emigrationsgrund ist auch der Mangel an potenziellen Lebenspartnern in einer Region. So besteht z.B. in Moro ein signifikanter Männerüberschuss, zu dem das Knabeninternat der Barmherzigen Schwestern mit seinem stetigen Zufluss von männlichen Jugendlichen aus dem Tal einen bedeutenden Beitrag leistet.

Page 45: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 45 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

Möglichkeiten zur Einkommensgenerierung

Neue Erwerbsmöglichkeiten außerhalb der Landwirtschaft

Problematische Entwicklung durch Tourismus

dessen positiven und negativen Auswirkungen sie nun ausgesetzt sind. Damit wird ein schneller wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und kultureller Wandel einhergehen, von dem die Campesinos/as leicht überfordert werden können. Aufgabe von ExpertInnen ist es daher, sicher zu gehen, dass die EinwohnerInnen des Río Loco-Tals von den neuen Entwicklungen nicht überrumpelt werden, und sie in die Lage zu versetzen, diesen Wandel selbst zu gestalten. Wichtig ist vor allem, dass die EinwohnerInnen selbst die wirtschaftlichen Potentiale des Río Loco-Tals zu ihrem Vorteil ausschöpfen und sie nicht aus Unwissen oder Unvermögen talfremden HändlerInnen oder Firmen überlassen. Ein wirtschaftliches Projekt soll die Campesinos/as dabei unterstützen.

3.3.2 Konzentration auf Veredelung und Vermarktung Zur Generierung von Einkommen im Río Loco-Tal gibt es mehrere theoretische Möglichkeiten:

• Eine Intensivierung der Landwirtschaft mit verstärkter Ausrichtung auf den Markt

• Die Etablierung des Tals als Tourismusdestination

• Der Abbau von Bodenschätzen

• Rentierzucht

• Die Verarbeitung und Veredelung von Produkten und deren Verkauf auf dem Markt.

Im Folgenden soll auf diese Möglichkeiten genauer eingegangen werden.

Intensivierung der Landwirtschaft

Eine Intensivierung der Landwirtschaft und der Verkauf von landwirtschaftlichen Primärgütern sind in anbetracht der schwierigen Umweltbedingungen, wie der Steilheit des Geländes, der Erosion, und der Schwankungen bei den Niederschlägen nicht zielführend, da das Tal mit der industriellen Landwirtschaft der Küste, die zu Weltmarktpreisen produziert, nicht konkurrieren könnte. Langfristig müssen daher neue Erwerbsmöglichkeiten außerhalb der Landwirtschaft geschaffen werden. Ein Einkommen generierendes Projekt muss dennoch auf der Landwirtschaft aufbauen, da diese die Lebensgrundlage für die gesamte Bevölkerung des Río Loco-Tals bildet.

Tourismus

Durch seine landschaftliche Schönheit und die vorhandenen archäologischen Überreste hat das Río Loco-Tal touristisches Potential. Aus zwei Gründen ist die Etablierung des Tals als Tourismusdestination jedoch problematisch: Einerseits müsste es mit der attraktiveren und touristisch weitaus entwickelteren Cordillera Blanca-Region in Konkurrenz treten, und andererseits würde das einen gesellschaftlichen Schock samt einer Reihe negativer Nebenwirkungen nach

Page 46: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 46 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

Bergbau in Zukunft aktuell ?

Schaffung von Einkommen durch Veredelung

sich ziehen. Derzeit ist das Tal für den Tourismus nicht bereit.

Bergbau

Bergbautechnisch ist das Río Loco-Tal noch wenig erschlossen. Die massiven Umweltprobleme und sozialen Spannungen, die mit einer Intensivierung des Bergbaus in anderen Regionen Perus einhergegangen sind, machen diesen Entwicklungsweg jedoch nicht attraktiv. Abgesehen davon ist das dafür nötige Kapital nicht vorhanden. Die Bevölkerung des Río Loco-Tals sollte aber darauf vorbereitet sein, dass das Thema Bergbau in der Zukunft aktuell werden könnte.

Rentierzucht

Die Rentierzucht rentiert sich nicht im Río Loco-Tal.

Verarbeitung, Veredelung und Vermarktung von Produkten

Die Verarbeitung und Veredelung von landwirtschaftlichen Produkten und deren anschließende Vermarktung ist die viel versprechendste Strategie zur Schaffung von Einkommen im Río Loco-Tal. Damit wird auf der Landwirtschaft aufgebaut, es wird Mehrwert generiert, und langfristig werden durch die Spezialisierung Arbeitsplätze außerhalb der Landwirtschaft geschafften. Dank seiner unterschiedlichen Mikroklimata wird im Río Loco-Tal eine Vielzahl von landwirtschaftlichen Primärgütern produziert, die ohne großen technischen und finanziellen Aufwand weiterverarbeitet werden können. Die nachfolgende Tabelle 3-1 gibt einen Überblick über Rohprodukte und mögliche Veredelungsstufen:

Page 47: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 47 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

handwerkliche Tradition

derzeit kaum Produktion für den Markt

Rohprodukt veredelte Produkte Nebenprodukte Ernte Mais (maíz) Mehl, Stärkemehl, Brot;

Knabberartikel Mai-Juni

(7 M) Gerste (cebada) geröstete Gerste, Gerstenkaffee,

Erfrischungsgetränk, Mischbrot Juli-Aug

(5-6 M) Weizen (trigo) Mehl, Brot Juli-Aug

(5-6 M) Quinua (Getreideart) Samen für Suppen, Flocken

(gequetscht oder gewalzt), als „Popcorn“; Mehl für Brot und Nudeln; Mischmehl für Kekse; geröstet für Breie und als Instantpulver

Samen als Hühnerfutter; Blätter können im Jungstadium wie Spinat gegessen werden; Saponin + Wasser als Seife

April-Mai (6-7 M)

Kiwicha (Getreideart) Kiwi-Pop, Flocken, Mischmehl (bis 25 %); getoastete Körner

Apr-Jun (5-6 M)

Kartoffel (papa) Puree, Stärke, Kartoffelchips (ojuolas), sonnen- und gefriergetrocknete Kartoffel (gemahlen - chuño)

Schalen (getrocknet, gerieben) als Futtermittel

Dez-Jan

Chocho (Knollenpflanze) Mehl, Chocho-Kekse August (6-7 M)

Oca (Knollenpflanze) Mischmehl (Brot, Torten, Kekse); Okhaya (getrocknet, gefroren und gewaschen – erhält somit bessere Qualität); sonnengetrocknet zum Kochen und Braten

Juni (6-8 M)

Olluco (Knollenpflanze) gefriergetrocknet; Juni (6-7 M)

Yuca (Knollenpflanze) chuño de yuca ganzes Jahr (1 Jahr)

Bohnen (fréjol) vorgekochte Bohnen, Dulce de frejol, Konserven

Mai-Juni

Pferdebohnen (habas) gekochte Bohnen, Mazamorra (Speise aus Bohnen, Zucker und Wasser), geröstete Bohnen

getrocknet als Tierfutter Mai-Juni

Avocado (palta) Mehl, Fruchtpaste, Konserven Kräuter Oregano, Kamille, Brennnessel u.a. Ichu-Gras Körbe für Käseherstellung u.a. Schafwolle Wolle, Hauben, Ponchos, Decken,

Säcke, Taschen, Flanell, Pullover

Tabelle 3-1: Produktveredelung, Eigene Erhebung

Weiters besteht eine handwerkliche Tradition in der Textilverarbeitung (Spinnen, Weben, Stricken, Nähen), die vor allem Frauen in weniger arbeitsintensiven Jahreszeiten ein Einkommen sichern kann.

Einige Produkte wie Mehl, Brot, Honig, Käse und Wolle werden in der Region zwar schon veredelt, allerdings nicht oder kaum für den Markt. Durch die Vermarktung der Erzeugnisse aus dem Río Loco-Tal unter dem Dach einer regionalen Marke wird zusätzlicher Mehrwert geschaffen. Damit wird auch das Prestige von Produkten aus der Sierra und ihren ProduzentInnen gehoben.

Derzeit betreiben die Campesinos/as im Río Loco-Tal Subsistenzwirtschaft, für den Markt wird kaum produziert. Die Campesinos/as verkaufen oder tauschen lediglich kleine Mengen ihrer Produkte, wenn sie Dinge benötigen, die sie nicht selbst produzieren. Das war jedoch nicht immer so: Vor der Bodenreform, die die linksgerichtete Militärdiktatur Ende der 60er/ Anfang der 70er-Jahre durchführte, war das Land im Río Loco-Tal Eigentum von Großgrundbesitzern, die für

Page 48: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 48 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

Generierung von Einkommen durch Nutzung vorhandener wirtschaftlicher Potentiale

Genossenschaft: Aufbau auf bestehende Entwicklungstendenzen

Gemeinsame Ausarbeitung einer „Gründungscharta“

den Markt produzierten bzw. produzieren ließen. Mit ihrer Enteignung und der Aufteilung des Landes in kleine Parzellen im Besitz der Campesinos/as ging das Vermarktungs-Know-How verloren. Die Campesinos/as wurden nun zwar nicht mehr ausgebeutet, bauten aber nur noch das Nötigste für sich und ihre Familie an, da sich die Produktion von Kleinstmengen für den Markt nicht rentiert. So bleiben bis heute viele Kapazitäten ungenützt.

Zusammengefasst gibt es im Río Loco-Tal zweifellos wirtschaftliche Potentiale. Im Rahmen eines Entwicklungs-projekts sollen nun Einkommen geschaffen werden, indem

• die Landwirtschaft effizienter organisiert wird. Der Einkauf von landwirtschaftlichen Produktions- und Hilfsmitteln sowie der Verkauf von landwirtschaftlichen Produkten kann zu geringeren Kosten organisiert werden, wenn er von den Campesinos/as gemeinsam statt einzeln abgewickelt wird.

• die ungenützten Kapazitäten an Boden und Arbeitskraft genützt werden. Dafür müssen die geeigneten Anreize geschaffen werden.

• die landwirtschaftlichen Primärgüter veredelt bzw. verarbeitet werden

• die Produkte unter dem Dach einer Marke vermarktet werden.

3.3.3 Die Genossenschaft Im Rahmen des hier vorgeschlagenen Projekts wird eine Genossenschaft7 gegründet, die die oben genannten Potentiale ausschöpfen soll. Mit dieser Organisation wird auf einer bestehenden Entwicklung aufgebaut: Zum gegenwärtigen Zeitpunkt (Juli 2002) sind die Campesinos/as des Río Loco-Tals im Begriff, sich zu organisieren und damit eines ihrer größten Mankos, die fehlende Kooperation unter ihnen, zu beheben.

Die Startphase

Zu Beginn des Projekts wird den Campesinos/as in einer Versammlung die Idee der Genossenschaft vorgestellt. Eine Arbeitsgruppe, in der VertreterInnen der internationalen ExpertInnen, der NGO A.C.U. und aller Dörfer sitzen, arbeitet eine Charta aus, in der Sinn, Philosophie und Struktur der Genossenschaft sowie die Rechte und Pflichten aller Mitglieder festgeschrieben werden. Die Charta und die „Services“, die die Genossenschaft bieten wird (siehe dazu weiter unten), werden in einer weiteren Versammlung allen Campesinos/as präsentiert. Diese können ihr für einen nominalen jährlichen Mitgliedsbeitrag beitreten. Die

7 Es widerspricht der Philosophie der VerfasserInnen dieses Appraisal Reports, den Campesinos/as vorzuschreiben, in welcher Form sie sich zu organisieren haben. Das hier vorgeschlagene Projekt kann dynamisch an jede Organisationsstruktur angepasst werden. Im folgenden wird jedoch der Begriff „Genossenschaft“ verwendet.

Page 49: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 49 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

Freiwillige Mitgliedschaft

Übernahme des Einkaufs landwirtschaftlicher Produktions- und Hilfsmittel

Übernahme des Verkaufs der Produkte

Mitgliedschaft steht allen BewohnerInnen des Tals offen, wobei Frauen im speziellen dazu ermutigt werden.

Um die Unterstützung der Campesinos/as zu gewinnen, muss die Arbeit der Genossenschaft schnell positiv spürbar werden. Damit sie ihre Tätigkeit aufnehmen kann, werden ihr daher ein Büro im Gewerbepark in Moro sowie ein Pick-Up zur Verfügung gestellt. Weiters muss ein/e „GeschäftsführerIn“ gefunden werden. Diese/r sollte eine Person aus der Region sein, die über wirtschaftliche Kenntnisse und vor allem das Vertrauen der Campesinos/as verfügt. Der/die ManagerIn beginnt nach der Gründung der Genossenschaft sofort damit, landwirtschaftliche Produktions- und Hilfsmittel zu Großhandelspreisen an die Mitglieder der Genossenschaft zu verkaufen, sodass diese von Beginn an einen spürbaren finanziellen Vorteil von ihrer Mitgliedschaft haben.8 Dadurch werden bald weitere Campesinos/as der Genossenschaft beitreten wollen. Es entsteht positiver Sog, da die Genossenschaft umso effizienter arbeiten kann, je mehr Mitglieder sie hat.

Natürlich wird kein/e Campesino/a zu einer Mitgliedschaft gedrängt. Ein Austritt ist jederzeit möglich, wenn ein/e Campesino/a wieder auf eigene Faust wirtschaften will. Doch sollten die Vorteile einer Mitgliedschaft so stark wiegen, dass sich die Campesinos/as von selbst für den Beitritt entscheiden. Dies hilft auch bei der Vermeidung von Konflikten und Eifersucht zwischen den Dörfern: Jede/r einzelne Campesino/a zieht einen direkten Nutzen aus seiner/ihrer Mitgliedschaft.

Die Ausbaustufe Im Rahmen des Projekts soll die Genossenschaft bis zu ihrer vollen Funktionsfähigkeit ausgebaut werden. Im Folgenden werden ihre Aufgaben beschrieben:

Die Genossenschaft übernimmt für ihre Mitglieder den Einkauf von landwirtschaftlichen Produktions- und Hilfsmitteln wie z.B. Saatgut, Werkzeuge, Pflanzenschutz-mittel oder Tiermedizin. Den Preisvorteil, den sie durch den Kauf großer Mengen erzielt, gibt sie nach Abzug ihrer Verwaltungskosten an die Mitglieder weiter.

Ebenso übernimmt sie den Verkauf der Produkte aus dem Río Loco-Tal, indem sie als „wohlwollender Zwischenhändler“ auftritt. Sie kauft ihren Mitgliedern ihre Produkte zu Marktpreisen ab und übernimmt selbst alle weiteren Vermarktungsschritte wie Beobachtung der Märkte, Etikettierung, Transport und Verkauf an KonsumentInnen oder weitere ProduzentInnen. Dies bedeutet, dass die Genossenschaft das wirtschaftliche Risiko trägt. Diese Art der Abwicklung des Verkaufs ist notwendig, da die Campesinos/as im Río Loco-Tal (und nicht nur dort) extrem risikoscheu sind. Sie sind nicht bereit zu produzieren, wenn

8 Auch mit dem Verkauf der Produkte der Campesinos/as soll so bald wie möglich begonnen werden, doch wird dies zweifellos mehr Zeit in Anspruch nehmen als die Organisation des Einkaufs.

Page 50: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 50 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

Verbreiterung der Produktpalette

Organisation regelmäßiger Workshops

Gesucht: risikofreudige und unternehmungs-lustige Campesinos

Vermarktung der Produkte

der Absatz nicht gesichert ist, da schon geringe Probleme bedeuten können, dass die gesamte Familie hungern muss. Die Campesinos/as wollen daher für ihre Produkte Bargeld sofort auf die Hand. Die Genossenschaft ihrerseits kann die Gefahr von Absatzproblemen oder Preisverfall bei einem Produkt verringern, indem sie einerseits die Märkte genau beobachtet und andererseits mit den Campesinos/as Produktionsmengen akkordiert, um eine Überproduktion zu vermeiden.

In die Zuständigkeit der Genossenschaft fällt auch die Verbreiterung der Produktpalette. Dabei wird darauf geachtet, dass neue Produkte nicht nur für den Markt produziert werden, sondern auch den BewohnerInnen des Río Loco-Tals selbst zugute kommen, indem sie etwa einer ausgeglicheneren Ernährung dienen (wie z.B. Honig).

Dies funktioniert folgendermaßen: Die Genossenschaft organisiert für die Campesinos/as regelmäßig Workshops zu bestimmten Produktveredelungsmethoden, wie z.B. zur Produktion von Gerstencafé oder zur Bienenzucht. Diese Workshops werden von lokalen ExpertInnen abgehalten. Interessierte Campesinos/as, die in die Produktion des jeweiligen Produkts einsteigen wollen, erhalten von der Genossenschaft Starthilfe: Ihnen werden Mikrokredite vermittelt, sie erhalten weitere Einschulungen in die Produktion, Abnahmegarantien für das erste Jahr u.ä. Wichtig ist, dass auch Workshops für Produkte angeboten werden, die traditionellerweise Aufgabe der Frauen ist (wie z.B. Kräuter).

Auf diese Weise werden die risikofreudigeren und unternehmungslustigeren unter den Campesinos/as „herausgefiltert“. Sie sind diejenigen, die zu den Trägern der zukünftigen Entwicklung im Río Loco-Tal werden. Zu Beginn werden die Vorteile der Genossenschaft vor allem ihnen (und ihren Familien) zugute kommen. Doch wenn sie Erfolge haben, wird sich dank des Nachahmungseffekts eine Eigendynamik entwickeln9. In weiterer Folge können einzelne Campesinos/as den Schwerpunkt ihrer Arbeit immer mehr von der Landwirtschaft auf ihr neues Standbein als ProduzentIn von beispielsweise Gerstencafé oder Honig verlagern. So entstehen langfristig Arbeitsplätze außerhalb der Produktion von Primärgütern.

Wie bereits erwähnt, ist die Genossenschaft auch für die Vermarktung der Produkte zuständig. Sie führt ein Verkaufslokal im Gewerbepark in Moro und sucht nach AbnehmerInnen für ihre Produkte auf den weiteren für die Region relevanten Märkten San Jacinto, Chimbote, Pamparomás, Pueblo Libre, Caraz, Yungay, Huaraz und Lima. Sämtliche Produkte werden vor dem Verkauf mit dem Río Loco-Logo bzw. –Etikett versehen. Dafür wird eine Kooperation mit der Druckerei „Imprenta RAS“ in Moro

9 Der Erfolg des Projekts in der ersten Phase ist extrem wichtig, da sich die Campesinos/as sonst für lange Zeit von der Idee einer Genossenschaft abwenden werden.

Page 51: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 51 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

Positive Nebeneffekte durch Etablierung der Marke

Qualitätssicherung

Workshops zu landwirtschaftlichen Themen

Aktuelle Probleme als weitere Themen für Workshops

eingegangen. Die Vermarktung findet unter dem Dach einer regionalen Marke statt, für die ein Markenprofil um den Inhalt „Natürliche Produkte aus dem Río Loco-Tal“ aufgebaut wird10. Für qualitativ besonders hochwertige Produkte werden neben und unter der regionalen Marke Eigenmarken registriert.

Die Etablierung einer Marke zieht mehrere positive Nebeneffekte nach sich: Die Aufmerksamkeit, die das Río Loco-Tal von den KonsumentInnen erhält, steigt. Damit wachsen einerseits das Prestige der Region und das Selbstwertgefühl seiner BewohnerInnen, andererseits können auch die politischen Autoritäten nicht mehr so leicht über das Tal hinwegsehen. So steigt langfristig der Druck, dass der Staat seinen Pflichten im Río Loco-Tal nachkommt.

Die Qualität der Produkte stellt die Genossenschaft durch folgende Mechanismen sicher: Mit den produzierenden Campesinos/as wird zu jedem Produkt ein Katalog von Qualitätskriterien erstellt, zu dessen Einhaltung sie sich verpflichten. Die Qualität wird außerdem stichprobenartig von ExpertInnen der Universität Chimbote sowie gesetzesgemäß von staatlichen Behörden überprüft. Weiters finden jährlich Wettbewerbe statt, in denen das jeweils beste Produkt (z.B. der beste Honig) aus dem Tal prämiert wird. Der/die siegreiche ProduzentIn gibt als Gegenleistung Tipps & Tricks an die anderen ProduzentInnen im Tal weiter, um so das allgemeine Qualitätsniveau zu heben. Wie bereits erwähnt, „qualifizieren“ sich besonders hochwertige Produkte für die Vermarktung unter einem eigenen Namen.

Eine Aktivität der Genossenschaft, die bisher unerwähnt geblieben ist, ist die Organisation von Workshops zu verschiedenen Themen, die für die Campesinos/as interessant sind oder von ihnen gewünscht werden. Hier soll auch ein Bewusstsein für die Wichtigkeit ökologischer und nachhaltiger Landwirtschaft geschaffen werden, die ja die Basis des Projekts darstellt. Auch alternative Bewirtschaftungsformen wie Agroforestry oder die Wiederbelebung traditioneller (andiner) Technologien wie der Fruchtfolge sollen auf dem Programm stehen. Damit soll die Basis der Produktveredelungsstrategie, nämlich eine funktionierende Primärgüterproduktion, gesichert und verbessert werden.

Weitere Themen für Workshops ergeben sich aus den aktuellen Problemen der Bevölkerung des Tals. So stellt z.B. Erosion ein großes Problem dar, welches gravierende Einflüsse auf die Produktion und das Leben im Tal hat. ExpertInnen können über die Entstehungsursachen informieren und Hinweise zur Vermeidung und zur Wiederherstellung der verlorenen Flächen geben. Auch Bewässerungsprobleme und –technologien können hier zur Sprache kommen, da die derzeitigen Systeme dringend einer Sanierung bedürfen. Die traditionellen Bewässerungskanäle

10 Auch über eine Assoziation mit „Moro“ sollte nachgedacht werden, da dieser Name bereits überregional bekannt ist.

Page 52: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 52 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

Zweckgebundene Gewinne

Achtung auf maximale Transparenz

Workshop zum Thema Bienenzucht

Honig als ideales Einstiegsprodukt

Rascher Erfolg ist zu erwarten

sind zum Teil undicht und der dadurch entstehende Wasserverlust ist gerade in den Monaten der Trockenheit ein weiteres Problem für die Bevölkerung. In diesem Bereich ist die Zusammenarbeit mit lokalen NGO’s und ExpertInnen, wie z. B. der schon im Tal tätigen Organisation PRONAMACHCS geplant. PRONAMACHCS stellt in ihrem Projekt „Sierra Verde“ technische und finanzielle Unterstützung z.B. für Infiltrationsgräben, Bepflanzung und Restauration von Bewässerungssystemen zur Verfügung.

Die Gewinne, die die Genossenschaft durch den Verkauf erzielt, sind ausschließlich für die Finanzierung ihrer Aktivitäten und ihren weiteren Ausbau zweckgebunden. Mit der Zeit wächst die Anzahl der Arbeitsplätze innerhalb der Verwaltungsstruktur der Genossenschaft: Es werden FahrerInnen, Kassiers/erinnen, BuchhalterInnen, VerkäuferInnen u.ä. gebraucht. Jedem/r dieser FunktionsträgerInnen wird von Beginn an ein/e Jugendliche/r aus dem Tal zur Seite gestellt, der/die ein „Training on the job“ erhält. So werden langfristig weitere Arbeitsplätze und Lehrstellen außerhalb der Landwirtschaft geschaffen.

Um die Akzeptanz der Genossenschaft bei skeptischen Campesinos/as zu gewährleisten und Konflikte zu vermeiden, muss auf maximale Transparenz geachtet werden. Daher werden halbjährlich oder jährlich Vollversammlungen aller Genossenschaftsmitglieder abgehalten, in denen die Finanzen offen gelegt werden und die Verwaltung der Genossenschaft Rede und Antwort steht.

Im Folgenden soll die Arbeit der Genossenschaft am Beispiel der Produktion von Honig veranschaulicht.

3.3.4 Exkurs: Produktion von Honig Einer der ersten Workshops, die im Rahmen des neuen Ausbildungsprogramms der Genossenschaft zur Förderung der Veredelung von Primärprodukten bzw. der Neueinführung von regionsspezifischen Produkten abgehalten werden soll, ist einer zum Thema Bienenzucht.

Honig ist ein ideales Einstiegsprodukt, um die Campesinos/as mit der Idee hinter der Genossenschaft und den Abläufen vertraut zu machen. Die Produktion ist leicht zu erlernen und wenig arbeitsintensiv und daher problemlos neben Landwirtschaft durchführbar. Außerdem wird nur wenig Startkapital benötigt, und die Nachfrage nach diesem Produkt garantiert einen guten Absatz. Speziell der Honig aus der Sierra ist begehrt, da er von Pflanzen stammt, die nicht mit Pestiziden behandelt werden. Weiters wird er im Gegensatz zum Honig von der Küste nicht durch die massive Zugabe von Zucker verfälscht.

Dadurch ist ein rascher Erfolg mit diesem Produkt zu erwarten, wodurch auch das Vertrauen der Mitglieder in die Genossenschaft gewonnen und Interesse bei den anderen BewohnerInnen des Tals geweckt werden kann.

Abgesehen vom Honig können durch die Bienenzucht noch weitere wertvolle Produkte gewonnen werden, wie zum

Page 53: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 53 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

Positiver Nebeneffekt: Blütenbestäubung

Förderung der Bienenzucht gewinnversprechend und wünschenswert

Beispiel Pollen, Gelee Royal, Propolis, Wachs und sogar Honigwein und Honigessig (die in Lima sehr gefragt sind). Diese Produkte können einen wichtigen Beitrag zur Ernährung leisten und stellen eine gute Nahrungsergänzung in Gegenden dar, in denen Mangel an Fleisch, Fisch, Milch und Eiern besteht.

Honig energiereich, enthält viele Vitamine und Mineralien Pollen Proteine, 17 verschiedene Aminosäuren, Vitamine der B-gruppe, C und E,

Kaliumsalze, Phosphor, Kalzium, Magnesium, Schwefel, Clorid, Eisen, Kupfer Gelee Royal Proteine, Vitamine, Enzyme, Mineralien Propolis antibiotische, vernarbende und antimykotische Wirkung: medizinische Verwendung Wachs Wiederverwertung als Waben oder Verwertung in der Industrie

Tabelle 3-2: Aus Honig herstellbare Produkte, Eigene Erhebung

Ein indirekter, aber nicht zu vernachlässigender Vorteil der Bienenzucht, ist die Blütenbestäubung durch die Bienen. Diese führt zu einer Verbesserung der Menge und der Größe der Früchte sowie zu einer erhöhten Samenproduktion. Allerdings profitieren davon natürlich nicht nur die Kulturpflanzen, auch andere (bevorzugt solche mit medizinischer Wirkung) werden bestäubt, womit ein Beitrag zur Erhaltung der Biodiversität geleistet wird.

Aus den genannten Gründen erachten die VerfasserInnen die Förderung die Bienenzucht für wünschenswert und gewinnversprechend. Derzeit wird sie nur von einzelnen Campesinos/as in Río Loco-Tal betrieben. Die Bienenzucht soll durch die Abhaltung eines Einführungsworkshops durch Vertreter des Casa de Abejas11 aus Huaraz und die Vermittlung von geeigneten Mikrokrediten durch die Genossenschaft gefördert werden.

Ein typischer Workshop der Casa de Abejas dauert zwei Tage lang. Dabei werden die TeilnehmerInnen im Umgang mit Bienen und den Arbeitsweisen zur Gewinnung der genannten Produkte eingeschult. Die Teilnahme an einem Kurs kostet derzeit 240 Soles, bei finanzschwachen Personen gibt es Verhandlungsspielraum. Die Grundaustattung kostet 450 Soles, wobei hier unter anderem zwei Bienenkästen im Wert von je 60 Soles enthalten sind, die selbst billiger angefertigt werden können. Diese Kosten können durch den Verkauf von 30 kg Honig (Verkaufspreis: 15 Soles/kg) und 2,5 kg Pollen (Verkaufspeis: 20 Soles /250g) gedeckt werden, was der Produktionsmenge des ersten Jahres entspricht.

Anschaffungskosten Kurs 240 Soles Grundausstattung 370 Soles Summe 610 Soles

Tabelle 3-3: Anschaffungskosten Honigproduktion, Eigene Erhebung

11 dt. „Bienenhaus“, bietet Bienenzuchtkurse an und verkauft die dazu nötigen Materialien

Page 54: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 54 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

Deckung der Anschaffungskosten bereits nach einem Jahr

Ankauf kapitalintensiver Weiterverarbeitungsmaschinen

Investitionen in die Infrastruktur

Erreichbarkeit während der Regenzeit

Straßenverbindung Pichiú – Pisha nicht Bestandteil des Projekts PROCOM

Ertrag im ersten Jahr Produktionsmenge Verkaufspreis Erlös 30 kg Honig 15 Soles/kg 450 Soles 2,5 kg Pollen 20 Soles/250g 200 Soles Summe 650 Soles

Tabelle 3-4: Erträge aus der Honigproduktion im ersten Jahr, Eigene Darstellung

Wie man sehen kann, werden die Anschaffungskosten bereits in einem Jahr gedeckt, selbst wenn man nur die beiden Hauptprodukte Honig und Pollen berücksichtig. Weiters ist zu erwähnen, dass mit der Optimierung der Zucht Jahreserträge von 50 bis 60 kg erzielt werden können. Es steckt also großes Potential in der Bienenzucht, das in jedem Fall genutzt werden sollte.

3.3.5 Verbesserung der Infrastruktur im Tal Der Ankauf von kapitalintensiven Maschinen zur Weiterverarbeitung von Primärgütern (wie etwa Mühlen) ist im Rahmen des Projekts möglich. Vorbedingung sind allerdings eine genaue Prüfung und der Nachweis von Seiten der Campesinos/as, dass sie in der Lage sind, die jeweilige Investition auch langfristig zu erhalten.

Um den Transport der Produkte zu erleichtern, werden im Rahmen des Projekts einige Investitionen in die Infrastruktur im Tal vorgenommen. So soll von Cárap nach Huarac-Hurán eine Materialseilbahn errichtet werden, die mit dem Strom, das ein Kleinkraftwerk liefert, betrieben wird. Weiters werden im Tal in einzelnen Dörfern Funkgeräte aufgestellt und Funker angelernt. Diese sollten von jedem/r BewohnerIn des Tals innerhalb einer Stunde Fußmarsch erreicht werden können. Sie dienen der besseren Koordination der Genossenschaft mit den Campesinos/as (z.B. in Transportbelangen), zur Erleichterung der Kommunikation unter den Dörfern und zur Anforderung von Hilfe in Notfällen.

Wichtig für das Funktionieren der Genossenschaft ist auch der Zustand der Straße. Zur besseren Erreichbarkeit des Río Loco-Tals in der Regenzeit wird untersucht, inwiefern die Furten am unteren Ende des Tals überbrückt oder umfahren werden können.

Der Bau des fehlenden Teilstücks der Straße zwischen Pichiú und Pisha ist im vorliegenden Projekt nicht enthalten, wird aber in den nächsten Jahren erwartet. Die Zusammenführung des Tals ist ungemein wichtig, damit auch der höher gelegene Teil voll von den Vorteilen der Genossenschaft profitieren kann und die bestehenden Konflikte nicht verschärft werden.

Page 55: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 55 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

Nachhaltigkeit, Lebensstandard, Zukunftsperspektiven

Neue Einnahmequellen

Gründung der Genossenschaft

Ausarbeitung einer Charta

Transparenz sichern

44 IINNTTEERRVVEENNTTIIOONNSSLLOOGGIIKK

4.1 OBERZIEL Nachhaltige Erhöhung des Lebensstandards der Bevölkerung des Río Loco-Tals unter besonderer Berücksichtigung der Schaffung von Zukunftsperspektiven für die Jugendlichen, um die Migration in die städtischen Ballungsräume zu verringern.

4.2 PROJEKTZIEL Erschließung von neuen Einnahmequellen für die Bevölkerung durch die gemeinschaftliche Organisation von Veredelung und Vermarktung der Produkte des Río Loco-Tals unter dem Dach einer regionalen Marke.

4.3 ERGEBNISSE (1) Die Campesinos/as sind in einer wirtschaftlich

tragfähigen Genossenschaft organisiert.

(2) Die relevanten Märkte sind erschlossen.

(3) Die landwirtschaftliche Nutzung des Tals ist auf umweltverträgliche Weise optimiert und auf den Markt ausgerichtet.

(4) Die Campesinos/as veredeln ihre Primärprodukte in der Region.

(5) Ein funktionierendes Transportsystem zu und von den Märkten existiert.

(6) Die regionale Marke besteht, eine langfristige Strategie für sie ist ausgearbeitet.

(7) Die Qualität der regionalen Produkte ist gesichert.

4.4 AKTIVITÄTEN

4.4.1 Wirtschaftlich tragfähige Genossenschaft Die Campesinos/as sind in einer wirtschaftlich tragfähigen Genossenschaft organisiert.

Der Prozess der Selbstorganisation ist bereits im Gange. Die Campesinos/as entscheiden über die Strukturen, die sie ihrer Genossenschaft geben wollen. Es muss jedoch sichergestellt werden, dass alle Dörfer im Tal darin vertreten sind.

Im Rahmen eines Workshops wird von den Campesinos/as eine Charta ausgearbeitet, in der das „Mission Statement“, die Statuten sowie die Rechte und Pflichten aller Mitglieder der Genossenschaft festgelegt werden.

Um Misstrauen und Konflikte zwischen den Campesinos/as zu minimieren, müssen Mechanismen zur Sicherstellung von

Page 56: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 56 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

Aufbau der Management-Kapazitäten

Aufbau der notwendigen Infrastruktur

Gemeinschaftliche Organisation des Einkaufs

Gemeinschaftliche Organisation des Verkaufs

Entscheidung über Rechtsform

Durchführung von Marktstudien auf den regionalen Märkten

Aufbau eines Verkauflokals in Moro

Finden von AbnehmerInnen

größtmöglicher Transparenz in der Arbeit der Genossenschaft etabliert werden.

Die Genossenschaft soll zunächst eine, später mehrere Personen auswählen, die mit der Durchführung des Tagesgeschäfts betreut werden. Diese werden in Management-Techniken geschult. Außerdem werden ihnen Jugendliche aus dem Tal zur Seite gestellt, die für eine zukünftige Arbeit in der Genossenschaft geschult werden.

Im Gewerbepark in Moro wird ein Büro mit allen nötigen Hilfsmitteln (Telefon, Computer, Funkgerät) für die Genossenschaft eingerichtet. Gleichzeitig werden die zentralen Dörfer im Tal mit Funkgeräten ausgestattet, wobei in jedem zwei Personen als FunkerInnen ausgebildet werden.

Die Genossenschaft übernimmt den Ankauf von landwirtschaftliche Produktions – und Hilfsmittel für das ganze Tal. Den Preisvorteil, den sie durch den Kauf großer Mengen erzielt, gibt sie nach Abzug ihrer Verwaltungskosten an die Campesinos/as weiter.

Die Genossenschaft fungiert als „wohlwollender Zwischenhändler“. Sie kauft den (risikoscheuen) Campesinos/as ihre Produkte zu Marktpreisen ab und verkauft sie am Markt weiter. Die Gewinne sind für den Ausbau der Genossenschaft zweckgebunden.

Ob die Genossenschaft die rechtliche Form einer Cooperativa, einer Asociación, einer Fundación oder einer Firma annimmt, wird nach einer Prüfung der damit verbundenen gesetzlichen Regelungen und steuerlichen Vorteile entschieden.

4.4.2 Erschließung der Märkte Die relevanten Märkte sind erschlossen.

In Marktstudien wird die Nachfrage sowohl nach landwirtschaftlichen Primärgütern als auch nach veredelten Produkten erhoben werden. Die relevanten Märkte sind Moro, San Jacinto, Chimbote, Pamparomás, Pueblo Libre, Caraz, Yungay, Huaráz und Lima.

Im Gewerbepark in Moro wird ein ständiges Verkaufslokal (mit angeschlossenem Lager) für Produkte aus dem Río Loco-Tal eröffnet. Dies ist sowohl für die produzierenden Campesinos/as als auch für die EinwohnerInnen von Moro ein sichtbares Zeichen der verstärkten Präsenz des Río Loco-Tals. Weiters bietet es mindestens einen Arbeitsplatz und eine Ausbildungsstelle für eine/n weitere/n Jugendliche/n aus dem Tal („training on the job“). Bei einem Erfolg in Moro werden auch Verkaufslokale in Caraz und Pamparomás eröffnet.

Die Genossenschaft ist dafür zuständig, auf den Märkten AbnehmerInnen für die Waren aus dem Río Loco-Tal zu finden und Verträge bzw. Kooperationen mit HändlerInnen einzugehen.

Page 57: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 57 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

Durchführung von Workshops zu landwirtschaftlichen Themen

Nutzung der freien landwirtschaftlichen Kapazitäten

Regelmäßige Information über die Marktsituation

Einführung von Mechanismen zur Vermeidung von Überproduktion

Regelmäßige Aus- und Weiterbildung der Campesinos/as in Workshops

Vermittlung von Mikrokrediten

Aufbau der nötigen Infrastruktur

Erweiterung der Produktpalette

Instandsetzung und Modernisierung der traditionellen Bewässerungssysteme

4.4.3 Marktorientierte und umweltverträgliche Landwirtschaft Die landwirtschaftliche Nutzung des Tals ist auf umweltverträgliche und nachhaltige Weise optimiert und auf den Markt ausgerichtet.

In Zusammenarbeit mit der UNS Chimbote werden Workshops mit verschiedenen landwirtschaftlichen, aber auch anderen Inhalten (z.B. Ernährung) durchgeführt. Besonders Alternativen und neue Methoden in der Landwirtschaft (z.B. Agroforestry, Biologischer Landbau, Verantwortungsvoller Umgang mit Dünger und Pflanzenschutz,...) aber auch aktuelle Probleme wie Bewässerungsmethoden, Erosion oder El Niño werden bearbeitet.

Durch die Möglichkeit, mit Hilfe der Genossenschaft Einkünfte zu erzielen, erhalten die Campesinos/as einen Anreiz, ihre freien Kapazitäten verstärkt zu nützen.

Die Campesinos/as werden in der Lokalzeitung „El Cholito“ über Preise, Nachfrage usw. auf den Märkten informiert.

Im Rahmen der Genossenschaft werden die Produktionsmengen am Beginn der Saison in Abhängigkeit von den Marktpreisen akkordiert.

Gemeinsam mit lokalen Organisationen, z.B. des in Huaraz ansässigen PRONAMACHCS werden Pläne zur Instandsetzung und Modernisierung der traditionellen Bewässerungssysteme und Strategien zur Vermeidung und Verminderung der Erosionsauswirkungen entwickelt. Die Genossenschaft entscheidet nach eingehender Prüfung der finanziellen Situation und der vorhandenen Kapazitäten, ob sie dieses Projekt selbständig durchführen kann oder sich in eines der Projekte dieser Organisationen einbindet.

4.4.4 Produktveredelung Die Campesinos/as veredeln ihre Primärprodukte in der Region.

Den Campesinos/as werden neue Veredelungsmöglichkeiten im Rahmen von Workshops vorgestellt. InteressentInnen werden laufend von ExpertInnen in den Arbeitsmethoden geschult.

Den Campesinos/as, die sich für die Veredelung eines Produkts entschieden haben, werden von der Genossenschaft oder A.C.U. falls benötigt Mikrokredite von bestehenden bzw. gerade entstehenden (EU!) Mikrokreditprogrammen in Peru zur Finanzierung ihrer Grundausstattung vermittelt.

Bei kapitalintensiveren Veredelungsprozessen werden nach einer positiven Rentabilitäts- und Nachhaltigkeitsanalyse die nötigen Investitionen vorgenommen (z.B. Mühlen)

Im Laufe des Projekts wird die Produktpalette dynamisch erweitert. Die zahlreichen Möglichkeiten gehen aus der Tabelle 3-1 hervor.

Page 58: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 58 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

Ankauf eines Pick-Ups

Ausbildung von FahrerInnen

Installation von Materialseilbahnen

Verbesserte Querung des Río Loco im unteren Talbereich

Bau eines Kleinkraftwerkes

4.4.5 Logistik und Transport Ein funktionierendes Transportsystem zu und von den Märkten existiert.

Um die Waren auch unabhängig von privaten Unternehmen transportieren zu können wird der Ankauf eines eigenen Transportfahrzeuges notwendig. Bisher werden die Produkte mit dem Bus transportiert, wobei die Mengen stark begrenzt, die Fahrpreise überteuert und die Fahrzeiten unregelmäßig sind.

Mittel- und langfristig betrachtet wird für den Waren- und Gütertransport auch eigenes Fahrpersonal notwendig werden. Durch die Ausbildung von FahrerInnen werden langfristig neue Arbeitsplätze in der Region geschaffen.

Zur Anbindung abgelegener Ortschaften sowie zum Transport größerer Warenmengen an die Straße, soll ein Seilbahntransportsystem erstellt werden. In einer ersten Ausbaustufe ist die Errichtung einer Materialseilbahn von Cárap in das rund 1000 Höhenmeter darüber in einem Seitental liegende Dorf Huarac-Hurán vorgesehen, weitere Lastenseilbahnen sind mittelfristig nach Carachuco und Huascar geplant.

Um auch während der Regenzeit die Straßenverbindung in das Tal aufrecht zu erhalten, ist der bisherige Problembereich der beiden Querungen des Río Loco im unteren Talabschnitt zu entschärfen. Hierbei sind die in Abbildung 4.4-1 gezeigten zwei Alternativen auf deren Ausführbarkeit noch gesondert zu überprüfen.

Abbildung 4.4-1: Varianten zur Querung des Río Loco, Eigene Darstellung

• Variante 1 – Umfahrung: zwischen den beiden Furten wird eine neue Straße auf der rechten Seite des Río Loco errichtet, somit wäre der obere Talabschnitt auch in der Regenzeit ohne Querung des Hochwasser führenden Río Loco erreichbar.

• Variante 2 – Brücken: Ersatz der beiden Furten durch den Río Loco durch den Bau von zwei Straßenbrücken.

Zum Betrieb der Materialseilbahnen ebenso wie zur Mehlproduktion in den Mühlen ist es erforderlich, in der Nähe der Ortschaft Cárap ein Kleinkraftwerk zu errichten um die dortige Mühle sowie die Materialseilbahn nach Huarac-Hurán mit Strom versorgen zu können. Die Wahl der Energieträger (Wasser- und / oder Dieselgeneratoren) ist von ExpertInnen

Page 59: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 59 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

Durchführung eines Marketing-Workshops

Entwicklung eines Markenprofils

Entwicklung einer Werbestrategie zur Etablierung der Marke

Registrierung der Marke

Druck von Etiketten

Expansionsstrategie ausarbeiten

Entwicklung einer Kennzeichnungssyste-matik

zu prüfen und auch unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit in Bau und Betrieb zu entscheiden.

4.4.6 Langfristige Strategie Die regionale Marke besteht, eine langfristige Strategie für sie ist ausgearbeitet.

In einem Workshop werden die Campesinos/as mit der Idee, die hinter einer Marke steht, vertraut gemacht.

Im Rahmen des Marketing-Workshops wird von ExpertInnen gemeinsam mit den Campesinos/as ein Markenprofil erstellt. Ebenso werden die Teilnahmekriterien für die einzelnen Produkte formuliert. Für den Entwurf eines Logos wird ein Zeichenwettbewerb an den Schulen im Tal durchgeführt, damit auch die Jugend von Anfang an miteinbezogen wird und sich mit der Marke identifizieren kann. Diese sollte in jedem Fall die Herkunft aus dem Tal betonen sowie für Natürlichkeit und Qualität stehen, damit langfristig das Ansehen der Region verbessert wird und so auch das Selbstbewusstsein der lokalen Bevölkerung gestärkt wird.

Dazu ist eine ständige Präsenz der Marke in der Region notwendig. Dies wird durch eine einheitliche Kennzeichnung der Produkte (Verpackungen, Etikette), Werbe- und Präsentationsplakate in Verkauflokalen bzw. bei kooperierenden HändlerInnen und Schulen, Werbeeinschaltungen und Informationsartikel in lokalen Zeitungen (z.B. ‚El Cholito‘) sowie durch ein einheitliches Auftreten in der Öffentlickeit (z.B. T-Shirts für Mitglieder und Angestellte der Genossenschaft, Logo auf Pick-Up) gewährleistet.

Mit der langfristigen rechtlichen Absicherung der Marke(n) wird ein/e JuristIn betraut.

Die Etiketten für sämtliche Produkte sollen zur Förderung der lokalen Wirtschaft in der Druckerei in Moro produziert werden.

Lokale ExpertInnen untersuchen für die Genossenschaft laufend mögliche weitere Absatzmärkte und setzen die optimalen Zeitpunkte für die Erschließung dieser fest. Zu Beginn liegt diese Aufgabe im Verantwortungsbereich von A.C.U., in weiterer Folge ist es jedoch wichtig, diese an Personen aus dem Tal abzugeben, was für studierende Jugendliche aus der Region einen Anreiz bietet ihr Wissen anzuwenden und ihnen einen Arbeitsplatzes in der Heimatregion sichert.

Um unter dem Dach der Marke in weiterer Zukunft eine differenzierte Produktpalette vermarkten zu können, ist es notwendig, für unterschiedliche Bereiche (Nahrungsmittel, Wollprodukte usw.) markante Kennzeichen (Logos) in einer einheitlichen Linie (im Bezug auf die ‚Dachmarke‘) zu entwickeln.

Page 60: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 60 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

Workshops

Campesinos/as erarbeiten Qualitätskriterien mit ExpertInnen

Kontrolle

Wettbewerbe

4.4.7 Qualitätssicherung Die Qualität der regionalen Produkte ist durch effiziente Kontrollen gesichert.

In einem Einführungsworkshop werden die Campesinos/as grundlegend zum Thema Qualitätskriterien und speziell zum Thema Hygiene in der Lebensmittelverarbeitung eingeschult, wobei auch die konkreteren Workshops zu den einzelnen Produkten auf diese Verarbeitungstechniken abgestimmte Ergänzungen enthalten.

Zur Qualitätssicherung wird eine Kooperation mit der Universität in Chimbote aufgebaut. Gemeinsam mit diesen werden Qualitätskriterien im allgemeinen und auch kontrollierbare Kriterien für die einzelnen Produkte im speziellen erstellt.

Die Einhaltung der Qualitätskriterien wird stichprobenartig von Mitgliedern der Universität in Chimbote sowie routinemäßig von staatlichen Behörden überprüft.

Zur ständigen Verbesserung der Qualität der Produkte werden regelmäßig Wettbewerbe veranstaltet, auf denen das beste Produkt einer Kategorie prämiert wird. Der/die GewinnerIn ist dazu verpflichtet, seine Produktionsmethoden an die anderen Mitglieder der Genossenschaft weiterzugeben, damit so stetig die Qualität der Produkte im gesamten Tal verbessert werden kann.

Page 61: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 61 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

ProjektmanagerIn von A.C.U.

Projektimplementierungseinheit PIE

Projektkoordinations-einheit PKO

55 DDUURRCCHHFFÜÜHHRRUUNNGG

5.1 ORGANISATIONSSTRUKTUR UND ABLÄUFE Das vorliegende Projekt wird in Zusammenarbeit mit dem Verein „Río Loco 2002“, der lokalen NGO A.C.U., der gerade entstehenden Vereinigung der Campesinos/as und der Bevölkerung des Río Loco-Tals umgesetzt.

Der Verein „Río Loco 2002“ ist als Projektkoordinatonseinheit (PKE) für folgende Punkte zuständig:

• Koordinierung und Steuerung des Projekts;

• Evaluierung und

• Kontakte mit dem Geldgeber.

Zu diesem Zweck werden regelmäßig ExpertInnen in das Río Loco-Tal entsandt.

Die lokale NGO A.C.U. mit Sitz in Moro ist für die tagtägliche Umsetzung des Projekts zuständig. Hierfür sollte von ihr mindestens eine Person full-time als ProjektmanagerIn beauftragt werden, die vor allem über wirtschaftliche Kenntnisse und Fähigkeiten zur Wissensvermittlung verfügt.

A.C.U. und der/die ProjektmanagerIn bilden gemeinsam die Projektimplementierungs-Einheit (PIE). Bei Bedarf und je nach Arbeitsaufwand können dem/r ProjektmanagerIn weitere Arbeitskräfte zur Seite gestellt werden. Diese/r ist neben der Umsetzung des Projekts auch für die regelmäßige Informierung der PKE zuständig. Er/Sie kann in seinen/ihren Tätigkeiten auf die Infrastruktur des A.C.U.-Büros zurückgreifen bzw. wird ihm zusätzlich benötigte technische Ausstattung zu Beginn der Projektumsetzung zur Verfügung gestellt.

Die Aufgaben der PIE sind:

• Suche nach geeigneten Büroräumen und deren Einrichtung bzw. die Auswahl des/r Geschäftsführers/in gemeinsam mit der Vereinigung der Campesinos/as;

• Einschulung des/r Geschäftsführers/in der Genossenschaft;

• Erstellung der Marktstudien;

• Vermittlung von Mikrokrediten;

• Implementierung des Seilbahnbaus;

• Zusammenarbeit mit der UNS Chimbote für Workshops und Erstellung der Qualitätskriterien;

• Koordinierung und Zusammenarbeit mit anderen in der Region tätigen Institutionen gemeinsam mit dem/r GeschäftsführerIn;

• Unterstützung des/r Geschäftsführers/in bei dessen Aufgaben und der Umsetzung der Projektziele.

Page 62: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 62 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

Projektfokuseinheit PFE

Aktivitäten der PFE

Zusammenarbeit von PKE, PIE und PFE

Durchführungszeitraum: fünf Jahre

Zeitplan Implementierungsphase

Die Vereinigung der Campesinos/as ist gleichzeitig Objekt und Subjekt des Projekts (Projektfokus-Einheit – PFE). Einerseits soll aus ihr die wirtschaftlich tragfähige Genossenschaft werden, die die Rolle des Motors der weiteren Entwicklung einnimmt. Andererseits ist sie dafür zuständig, die lokale Bevölkerung so weit wie möglich zu mobilisieren und in alle Prozesse miteinzubinden. Weiters ist sie dafür verantwortlich, für größtmögliche Transparenz in allen finanziellen Belangen zu sorgen, damit die Unterstützung der Bevölkerung erhalten bleibt.

Für folgende Aktivitäten ist der/die GeschäftsführerIn der Vereinigung der Campesinos/as in Zusammenarbeit mit der PIE zuständig:

• Organisation des gemeinschaftlichen Ein- und Verkaufs;

• Durchführung der Workshops;

• Beschaffung und Installation der Funkgeräte;

• Aufbau des Verkaufslokal;

• Einhebung der Mitgliedsbeiträge und Durchführung der laufenden Geschäftsaufgaben der Genossenschaft

• Unterstützung der Bevölkerung bei Instandhaltung und Verbesserungsmaßnahmen der Infrastruktur (Bewässerungskanäle, Materialseilbahnen usw.);

• Einstellung und Ausbildung von PraktikantInnen und FahrerInnen.

Es wird von den drei Einheiten (PFE, PIE und PKE) eine gute Zusammenarbeit erwartet, damit die Aktivitäten zeit- und zielgerecht umgesetzt werden. Langfristig soll die PFE, insbesondere ihr/e GeschäftsführerIn, imstande sein, die Aufgaben ohne externe Hilfe selbständig zu erfüllen oder zu delegieren.

Die Bevölkerung des Río Loco-Tals schließlich ist dafür verantwortlich, im Rahmen ihrer Möglichkeiten mit Eigenleistungen zum Erfolg des Projekts beizutragen.

5.2 ERFORDERLICHE MITTEL, KOSTEN, ZEIT- UND

FINANZIERUNGSPLAN Das Projekt ist für einen Zeitraum von fünf Jahren vorgesehen. Die tatsächliche Implementierungsphase beträgt drei Jahre und soll im Oktober 2002 starten. Drei Jahre nach Beginn der Implementierung soll die Genossenschaft imstande sein, ihre Aufgaben selbsttätig zu leiten. Externe Hilfestellung ist ab hier nur mehr in Form von fachlichen Inputs vorgesehen.

Die ersten zwei Monate nach Projektbeginn sind für den Aufbau des Büros der PFE und die Auswahl des/r Geschäftsführers/in vorgesehen. Die für das Büro der PFE benötigte technische Ausstattung bzw. Einrichtung wird in den ersten Monaten übergeben. Die Erhaltungskosten für diese Ausstattung und die laufenden Kosten sind ebenfalls für die ersten zwei Jahre im Arbeitsbudget enthalten. In weiterer

Page 63: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 63 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

Rechtsberatung

Folge werden ein Pick-Up angekauft und einige Dörfer im Río Loco-Tal mit einem Kommunikationssystem (Funk) ausgestattet. Mittelfristig werden weitere Investitionen in Infrastruktur (z.B. Materialseilbahnen) für die Umsetzung bzw. den Erfolg des Projektes notwendig.

Für die Gründung der Genossenschaft, die Erstellung der Charta und die rechtliche Absicherung der Marke wird Rechtsberatung notwendig sein. Hier wird auf Kontakte von Seiten A.C.U. zurückgegriffen.

Um eine Vorstellung von der Kosten, der Dauer und der Größe des Projekts zu erhalten, sind hier ein Zeit- und Finanzierungsplan angeführt (Abbildung 5.2-1 sowie Tabelle 5-1 und 5-2). Sie dienen auch dazu, grobe und daher günstige Schnellevaluierungen zu ermöglichen und den Durchführenden einen Anhaltspunkt der nächsten geplanten Schritte zu geben.

JahrHalbjahr 1 2 1 2 1 2 1 2 1 2

1. Organisation der GenossenschaftGründungAusarbeitung einer ChartaAufbau von Management-KapazitätenEntscheidung über eine RechtsformAufbau der InfrastrukturGemeinschaftliche Organisation des Ein- und Verkaufs

2. Märkte sind erschlossenMarktstudien durchführenAufbau eines VerkaufslokalsFinden von AbnehmerInnen

3. Landwirtschaftliche Nutzung ökologisch und nachhaltigregelmäßige Informierung der Campesinos/as bez. Überproduktion und Marktsituation

5. Funktionierendes Transportsystem existiertAnkauf eines Pick-UpsAusbildung der FahrerInnenInstallation der Seilbahnen

6. Regionale Marke inkl. langfristige Strategie bestehtAbhalten des Marketing-WorshopsMarkenprofil entwickelnEntwickeln einer WerbestrategieRegistrierung der MarkeVerpackungsmaterial / EtikettenEntwicklung einer Kennzeichnungssystematik

7. Kontrolle der Qualität der ProdukteWorkshopCampesinos/as erarbeiten Qualitätskriterien mit ExpertInnenKontrolleWettbewerbe

Aktivitäten51 2 3 4

Abbildung 5.2-1: Zeitplan Aktivitäten, Eigene Darstellung

Page 64: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 64 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

Der Finanzbedarf für einmalige Kosten in US-Dollar (nach Aktivitäten) ist in der nachfolgenden Tabelle aufgelistet:

1. Organisation der Genossenschaft Gründung (Registrierung) 250 Ausarbeitung einer Charta (Workshop) 2.200 Entscheidung über eine Rechtsform (Rechtsberatung) 500 Aufbau der Infrastruktur - Büroeinrichtung & -ausstattung 13.600 - Anschlussgebühren (Strom, Telefon) 1.300 - Funkgeräte 6.000 23.850 2. Märkte sind erschlossen Aufbau eines Verkaufslokals - Registrierung 300 - Einrichtung & technische Ausstattung 20.000 - Anschlussgebühren 1.300 21.600 3. Landwirtschaftliche Nutzung ökologisch und nachhaltig Landwirtschaftsworkshop 2.200 Studie über Maßnahmen zum Erosionsschutz 2.000 Maßnahmen zur Verbesserung der Bewässerungskanäle 8.300 12.500 4. Produktveredelung Regelmäßige aus- und Weiterbildung der Campesinos/as 11.000 11.000 5. Logistik und Transport Ankauf eines Pick-Ups 30.000 Materialseilbahn 120.000 Studie über Entschärfung der Furten 2.000 Kleinkraftwerk 18.400 170.400 6. Regionale Marke inkl. langfristige Strategie besteht Marketing-Worshops 2.200 Registrierung der Marke 100 Expansionsstrategie 1.000 3.300 7. Kontrolle der Qualität der Produkte Workshop 2.200 Kontrolle 1.000 Wettbewerbe (5 Produktgruppen) 7.500 10.700 Gesamtkosten 253.350

Tabelle 5-1: Finanzbedarf für einmalige Kosten in US$ (nach Aktivitäten), Eigene Erhebung und Darstellung

Die laufenden Kosten werden in der nächsten Tabelle 5-2 aufgelistet:

US$ / Monat US$ 1. Projekt-Implementierungs-Einheit (PIE) Personalkosten (ProjektmanagerIn für 3 Jahre) 1.500 54.000 54.000 2. Projekt-Fokus-Einheit (PFE)

Personalkosten - GeschäftsführerIn (2 Jahre) 500 12.000 - Auszubildende/r (1 1/2 Jahre) 250 4.500 - FahrerIn (1 Jahr) 350 4.200 Laufende Kosten (2 Jahre) - Büromiete 350 8.400 - Büromaterial 250 6.000 - Betriebskosten 500 12.000 - Beratung 2.000 - Verpackungsmaterial/Etiketten 50 1.200 50.300 6. Programm-Koordinierungs-Einheit (PKE) Personalkosten - Externe ExpertInnen 40.800 - Reisezuschuß 40.000 80.800 Gesamtkosten 185.100

Tabelle 5-2: Finanzbedarf für laufende Kosten in US$ (nach Einheiten); Eigene Erhebung und Darstellung

Ingesamt (einmalige und laufende Kosten) ist beim vorliegenden Projekt im fünfjährigen Projektzeitraum mit

Page 65: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 65 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

Abschluss von Verträgen mit involvierten Personen

einem Finanzbedarf von 438.450 US$ zu rechnen. Schlägt man noch etwa 15 Prozent hinzu, um auf unvorhergesehene Ereignisse flexibel reagieren zu können, so beträgt das für das Proyecto PROCOM Río Loco beantragte Budget 500.000 US-Dollar bzw. 500.000 Euro.

Anmerkung: Im Rahmen eines dynamischen Planungsansatzes gestaltet es sich schwierig, genaue Finanzpläne zu erstellen, da einige Budgetposten unter Umständen niemals im veranschlagten Ausmaß benötigt werden, andere, ungeplante wiederum plötzlich notwendig werden können. Daher ist die insgesamte Höhe des Budgetrahmens aussagekräftiger als die einzelnen Ausgabenposten.

Für die unter den Projektaktivitäten vorgeschlagenen Maßnahmen zum Erosionsschutz und zur Entschärfung der Furten werden einstweilen nur Studien veranschlagt, Investitionen in Produktionsanlagen wurden noch nicht miteinberechnet. Über die Finanzierung dieser Posten kann der Geldgeber gesondert entscheiden, wenn die Viabilität gesichert ist und die Kosten konkretisiert sind.

5.3 VORBEDINGUNGEN UND BEGLEITMAßNAHMEN Um die Durchführung des Projekts wie geplant zu gewährleisten, müssen Verträge mit den involvierten Institutionen geschlossen werden. Dies beinhaltet ein Abkommen mit der Universidad Nacional del Santa in Chimbote über die einzubringenden Leistungen (wie z.B. die Qualitätskontrolle oder fachliche Inputs bei den Workshops). Gleichzeitig sollte sichergestellt werden, dass der an der Universität ausgearbeitete Regionalentwicklungsplan für Ancash und das Projekt aufeinander abgestimmt sind. Ebenso müssen Verträge mit A.C.U. und weiteren lokalen ExpertInnen über die zu erbringenden Leistungen und die entsprechende Bezahlung geschlossen werden.

Alle anderen in der Region tätigen Entwicklungsorganisationen werden regelmäßig über den Projektfortschritt informiert.

Page 66: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 66 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

Peaks over threshold (PoT): (wörtlich: Gipfel oberhalb einer Schwelle); insbesondere für Katastrophenereignisse (beispielweise Naturkatastrophen), die extrem selten eintreten (d.h. die Schadeneintrittswahrscheinlichkeit ist sehr niedrig), allerdings hohe Schäden nach sich ziehen (d.h. Schadenausmaß extrem hoch), wurde die PoT Methode entwickelt. Die PoT Methode basiert auf der Paretoverteilung, d.h. die Funktionswerte streben für große Werte von x langsamer gegen null als bei der Normalverteilung. Verallgemeinert kann man sagen, dass oberhalb einer Schwelle die Höhe der Werte einer verallgemeinerten Pareto-Verteilung folgen. Je höher die Schranke, desto besser die Näherung.

Nicht abschätzbare Faktoren und Risiken

66 AANNNNAAHHMMEENN

6.1 ÄUßERE FAKTOREN Der Erfolg des Projektes ist von vielen Faktoren und deren Zusammenwirken abhängig, die zum jetzigen Zeitpunkt nicht völlig abschätzbar sind.

Auf der Basis unserer Untersuchungen sind Annahmen getroffen worden, die für die Verwirklichung des Projektes notwendig sind:

• Die politische Situation in Peru bleibt stabil und das Projekt genießt die Akzeptanz der peruanischen Regierung.

• Das Projekt genießt über den gesamten Zeitraum die Akzeptanz und dadurch das Mitwirken der lokalen Bevölkerung.

• Das Río Loco-Tal wird nicht von terroristischen Aktivitäten heimgesucht.

• Größere Naturkatastrophen durch das Wetterphänomen „El Niño“ bleiben aus.

• Das Tal bleibt von Tierseuchen verschont.

• Es gibt keine großen Einbußen durch verfrüht einsetzenden Frost.

• Da sich das Río Loco-Tal in einem tektonisch aktiven Orogen befindet, besteht stets die Gefahr von Erdbeben. In der Region gibt es immer wieder mitteltiefe seismische Aktivitäten (70 – 300 km), die zu Hanginstabilitäten und Massenbewegungen im Tal führen können. Dies kann eine massive Beschädigung der Strasse und der Dörfer zur Folge haben. Aufgrund der hohen Wahrscheinlichkeit des Auftretens dieser Katastrophen muss eine Risikoabschätzung durchgeführt werden.

6.2 ABSCHÄTZEN VON RISIKEN UND

ÄNDERUNGSBEDARF

6.2.1 Risikoabschätzung Aufgrund der oben angeführten Annahmen haben wir eine Value at Risk - Berechnung (Versagensberechnung nach der Extremwerttheorie) angestellt:

Wenn man von einer zufallsbestimmten Größe - etwa terroristische Aktivitäten, El Niño, oder ähnliche - immer nur die Werte notiert, die eine zuvor festgelegte Schranke überschreiten, dann folgt die Höhe der Werte über dieser Schranke einer verallgemeinerten Pareto – Verteilung (laut zentralem Grenzwertsatz). Bei der PoT-Methode wird angenommen, dass normale Ereignisse derselben Verteilung

Page 67: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 67 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

Flexibler Finanz- und Aktivitätsplan der Genossenschaft

folgen wie extreme. Unter dieser Annahme ist das Verfahren der PoT-Methode das zurzeit Fundierteste.

Nach durchgeführter Berechnung bewerten wir das Risiko gegen Versagen mit einem globalen Sicherheitsbeiwert von 1,2.

6.2.2 Änderungsbedarf Aufgrund der niedrigen Wahrscheinlichkeit von 1,2 und des dynamischen Planungsansatzes kann innerhalb der Dauer des Projektes relativ rasch auf Extremfälle von außen reagiert werden.

Bei weniger gravierenden Fällen wird der interne Finanz – und Aktivitätsplan der Genossenschaft dahingehend geändert werden müssen, dass das Hauptaugenmerk im nächsten Berechnungszeitraum auf der Lösung des eingetretenen negativen Faktors liegt.

Sollte sich der eventuell eingetretene Fall nicht durch eine Neuorientierung der Genossenschaft regeln lassen, muss über die weitere Durchführbarkeit des Projektes entschieden werden.

Page 68: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 68 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

kaum finanzielle Unterstützung seitens der politischen Verwaltung zu erwarten

Einsatz vorhandener Technik und lokaler ExpertInnen

Erhöhung des Drucks auf politische Verwaltung in Pamparomás und Moro

77 ÜÜBBEERRLLEEGGUUNNGGEENN ZZUURR NNAACCHHHHAALLTTIIGGKKEEIITT

7.1 POLITISCHE UNTERSTÜTZUNG Kurz- bis mittelfristig ist keine Unterstützung seitens der regionalen politischen Institutionen zu erwarten.

Die politische Verwaltung des Projektgebietes ab Yapacayán sitzt in Pamparomás, doch da ein Großteil der Bevölkerung des Río Loco-Tals aufgrund der geographischen Nähe nach Moro wählen geht, besteht seitens Pamparomás kein Interesse, ins Río Loco-Tal zu investieren. Auch seitens der Administration in Moro ist keine Unterstützung zu erwarten, da diese nicht die offizielle Interessensvertretung der Dörfer des Tals ist.

Auch wenn keine aktive Hilfe durch diese Institutionen existiert, so ist auch nicht mit einer Behinderung der Aktivitäten zu rechnen.

Zu erhoffen ist, dass längerfristig die Erfolge der Genossenschaft im Río Loco-Tal das Interesse der politischen Autoritäten wecken. Denn für außenstehende ExpertInnen ist es schwierig und delikat, in die Lokalpolitik einzugreifen. Gut organisierte Campesinos/as können gemeinsam wahrscheinlich mehr erreichen.

Auf nationaler Ebene ist mit logistischer und inhaltlicher, nicht aber finanzieller Unterstützung zu rechnen.

Der Entwicklungsplan für Ancash, welcher derzeit von der UNS Chimbote erarbeitet wird, wird mit dem Projektvorhaben im Río Loco-Tal abgestimmt.

7.2 ANGEMESSENE TECHNOLOGIE Derzeit ist der technologische Standard im Río Loco-Tal durch das Fehlen von Elektrizität in weiten Teilen sehr niedrig. Die Bevölkerung ist daher auch nicht an komplizierte Technik gewöhnt, was v.a. beim Beginn des Projektes beachtet werden muss.

Es sollte daher bei technischen Einrichtungen auf bereits existierende Technik und lokale ExpertInnen zurückgegriffen werden, wenn damit ein ähnlicher Erfolg erzielt werden kann. Neue Technologien dürfen nur zum Einsatz kommen, wenn sie von der Bevölkerung akzeptiert und problemlos bedient und gewartet werden können.

Ganz im Sinne des integrierten dynamischen Planungsansatzes ist mit der Bevölkerung zu erarbeiten, welche Technologien für sie angemessen sind. Im Laufe des Projektes können durch Lernerfolge diese Vorstellungen gewissen Änderungen unterworfen sein und müssen demnach dynamisch angepasst werden.

Page 69: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 69 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

Prüfung der Maßnahmen auf Umwelt-verträglichkeit

Mentalitätswandel

Neue Berufschancen außerhalb des primären Sektors

7.3 UMWELTVERTRÄGLICHKEIT / NATURSCHUTZ Für die Nachhaltigkeit des Projektes wird auf eine Umweltverträglichkeit aller zu leistenden Aktivitäten geachtet.

Auch die Folgen der Maßnahmen werden im Voraus auf ihre Auswirkungen auf die Umwelt geprüft. Mittel – und längerfristig werden direkte Aktivitäten für den Umweltschutz in die Planung miteinbezogen z.B. im Bereich der Vermarktung Müllvermeidung und Recycling.

Der Naturraum des Río Loco-Tals wird in seiner natürlichen Vielfalt erhalten bleiben und Veränderungen des Landschaftsbildes werden vermieden oder im Einklang mit der Umgebung stattfinden.

Wie bei allen Aktivitäten wird auch beim Capacity-Building der Umweltaspekt eine zentrale Rolle spielen. Längerfristig soll so ein Umweltbewusstsein in der Bevölkerung geschaffen werden, welches auch in der Zukunft die nachhaltige Entwicklung der Region tragen soll.

7.4 SOZIO-KULTURELLE ASPEKTE Der Umstieg von der Subsistenzwirtschaft auf die Geldwirtschaft, den dieses Projekt beinhaltet, stellt eine große Herausforderung für die TalbewohnerInnen dar – ein Mentalitätswandel ist erforderlich. Die Orientierung auf den Markt setzt ein ganz anderes Denken voraus als reine Subsistenzwirtschaft. Deshalb ist es sehr wichtig mit bewusstseinsbildenden Maßnahmen diesen Prozess zu unterstützen und sich zeitlich an die Bedürfnisse der Bevölkerung anzupassen.

Die Generierung von Einkommensquellen durch neue Berufschancen außerhalb des primären Sektors wird längerfristig auf verschiedenen Ebenen zu einem gesellschaftlichen Wandel führen und wird auch für die Jugendlichen neue Zukunftsperspektiven bieten, auch jenen die eine 'Secundaria' besuchen und derzeit im Tal wenig mit ihrer Ausbildung anfangen können.

Die Teilung Sierra und Moro wird durch die marktwirtschaftliche Vernetzung abgeschwächt werden.

Auch eine Zunahme der Akzeptanz der Produkte der Sierra außerhalb des Tals ist zu erwarten, was positive Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl der Bevölkerung des Río Loco-Tals haben wird und somit zu einer Identifikation mit ihrer Lebensweise und kulturellen Tradition führt. Dies ist ein sehr wichtiger Aspekt in Anbetracht des Einflusses der mestizischen Kultur, die durch den Straßenbau verstärkt ins Tal kommen wird und zu einer verstärkten Abwanderung führen könnte.

Durch die Generierung von Einkommen wird es zu einer Steigerung von Selbständigkeit im Tal kommen. Aufgrund dessen, dass die lokale Bevölkerung ihre eigene Entwicklung in die Hand nimmt und sich in größerem Rahmen selbst

Page 70: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 70 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

Frauenförderung

Fähigkeit zur Vermarktung der eigenen Produkte

Abhängigkeit von externen KapitalgeberInnen soll vermieden werden

organisiert, wird sich das Gefühl der Marginalisierung abschwächen.

7.5 GENDER-DIMENSION / FRAUENFÖRDERUNG Die besondere Aufmerksamkeit für die Förderung der Beteiligung von Frauen im Projekt soll zu einer Stärkung ihrer Rolle und ihres Selbstbewusstseins in der männlich dominierten Gesellschaft führen. Durch ihren Beitrag zum Haushaltseinkommen soll es zu einem Bewusstseinswandel in der Gesellschaft kommen, sodass die Investition in die Bildung von Frauen einen höheren Stellenwert erlangt.

Die Stärkung des Selbstbewusstseins der Frauen würde zu einer stärkeren Organisierung der Frauen für ihre Interessen führen, was ihnen zu einer stärkeren Position und Präsenz in der Gesellschaft verhelfen würde.

7.6 AUFBAU INSTITUTIONELLER UND MANAGMENT-KAPAZITÄTEN

Der Aufbau institutioneller und Management-Kapazitäten ist der Schwerpunkt des gesamten Projekts. Ziel ist es, durch den Aufbau der Genossenschaft den Campesinos/as die Fähigkeit und die Möglichkeit zur Vermarktung ihrer eigenen Produkte zu verleihen. Die Nachhaltigkeit dieser Maßnahmen wird dadurch sicher gestellt, dass von Anfang an jede/r FunktionsträgerIn der Genossenschaft (wie etwa ManagerIn, KassierErin, usw.) einen „Lehrling“ zur Seite gestellt bekommt, sprich: eine/n Jugendliche/n aus dem Tal, der ein „training on the job“ erhält.

7.7 WIRTSCHAFTLICHE TRAGFÄHIGKEIT Die in diesem Projekt vorgeschlagenen Aktivitäten sind so ausgelegt, dass dadurch eine Abhängigkeit von externer Unterstützung bzw. Kapital vermieden wird. So soll sich die Genossenschaft innerhalb weniger Jahre selbst tragen können. Die Absicht ist es, soziale, ökonomische und umweltverträgliche Nachhaltigkeit zu fördern, so dass es der Bevölkerung im Río Loco-Tal ermöglicht wird, über einen angemessenen Zeitraum hinweg autark zu werden. Die Technologien und Methoden, die in diesem Projekt gefördert werden, können leicht angepasst werden und gründen auf lokalem Wissen, Fähigkeiten und Kapazitäten. Es geht hier um eine Starthilfe in Form von Kommunikationsmitteln, Bildung von Management – und Organisationskapazitäten, damit in Zukunft die Campesinos/as in Zusammenarbeit mit Kleingewerbetreibenden ihre Lebensgrundlage nachhaltig und vor allem selbsttätig verbessern können, Möglichkeiten haben ihre Ideen, Innovationen und Initiativen auch in die Tat umzusetzen. Die Bevölkerung wird bestärkt ihre Ressourcen und Potentiale, die durch das Projekt aufgezeigt bzw. zur Verfügung gestellt werden, nachhaltig zu verwerten.

Page 71: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 71 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

Laufende Überprüfung der Projektziele und der Zielerreichung

Durchführung von ein oder mehreren Evaluierungen

88 MMOONNIITTOORRIINNGG UUNNDD EEVVAALLUUIIEERRUUNNGG

8.1 MONITORING, INFO-SYSTEM, INDIKATOREN Um zu vermeiden, dass die Projektziele nicht eingehalten werden, hat das Projektmanagement die Aufgabe, laufend zu überprüfen, ob die Vorgaben des Projektes erfüllt werden. Monitoring bietet die Möglichkeit, über regelmäßige Berichte den Projektfortschritt und die Mittelverwendung zu dokumentieren.

Die Projektziele werden im Appraisal Report festgehalten und können für den Vergleich herangezogen werden. Die regelmäßigen Berichte sorgen dafür, dass alle Beteiligten auf demselben Informationsstand über den Projektfortschritt sind. Dies entspricht dem Ziel der Transparenz, welches von den Projektpartnern gegenüber der Zielgruppe und dem Geldgeber angestrebt werden. Besonders die Zielgruppe sollte regelmäßig über laufende Aktivitäten informiert werden, da in der Organisationsform der Genossenschaft gemeinsam über Fragen und weitere Vorgehensweise diskutiert und abgestimmt wird und es dafür unbedingt erforderlich ist, denselben Informationsstand zu haben (partizipartiver Ansatz). Auch der Geldgeber hat besonders Interesse daran, regelmäßig über Projektfortschritte und mögliche Probleme informiert zu werden, da auch dieser seiner Klientel Rechenschaft ablegen muss.

Folgende Vorgehensweise wird vorgeschlagen:

• wöchentliche Berichte des Partners vor Ort für die Projektdokumentation. Diese kurzen Zeitabschnitte ermöglichen eine möglichst genaue Dokumentation des täglichen Geschehens, die Nachvollziehbarkeit der Entscheidungen und Aktivitäten ist gewahrt.

• monatliche Berichte des Partners an die Zielgruppe (auch in Form von Versammlungen möglich) und an den Geldgeber vom Beginn der Zusammenarbeit an;

• jährlicher Bericht mit Jahresabrechnung an die Zielgruppe und an den Geldgeber bzw.

• Abschlußbericht am Ende der Projektdauer an die Zielgruppe und an den Geldgeber.

8.2 EVALUIERUNGEN Um Projektfortschritt, Effizienz und Art des Mitteleinsatzes, Erfolg, Nachhaltigkeit und wirtschaftliche und finanzielle Lebensfähigkeit des Projektes zu überprüfen empfiehlt es sich eine oder mehrere Evaluierungen durchzuführen. Durch die kurze Projektdauer ist es ausreichend, eine zweimalige Evaluierung zu beauftragen. Diese sollte in der Mitte des Projektes und am Ende stattfinden. Die Evaluierung durch projektfremde Personen wurde gewählt um eine objektive Beurteilung des Projektes von außen zu erreichen.

Page 72: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 72 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

„Project Completion-Evaluation“

Indikatoren zur Bewertung des Projektfortschrittes

Das Ziel der so genannten „Mid-Term-Evaluation“ ist es, einen Zwischenstand über das Projektgeschehen zu erhalten. Diese Evaluierung kann auch von den Partnern durchgeführt werden, da durch das regelmäßige Monitoring schon Vorarbeit für diese Aufgabe geleistet wurde und damit für die Beteiligten leicht ersichtlich ist, ob das Projekt noch auf das geplante Ziel hinarbeitet, oder vielleicht eine Anpassung der Projektziele notwendig geworden ist, da sich äußere Umstände oder die Situation der Zielgruppe verändert haben.

Die „Project Completion–Evaluation“ ist der Abschluss der Projektarbeit. Hier soll, am besten durch neutrale Außenstehende (mit Hilfe der Beteiligten, v.a. auch der Zielgruppe), ein Resümee über das Projekt erarbeitet werden. Dieser Bericht dient sowohl den Beteiligten als auch den Geldgebern als Übersicht über die Errungenschaften und Auswirkungen des Projektes. Die Evaluierung sollte aber nicht nur als Kontrolle dienen, ob die Projektziele erreicht wurden, sondern auch als Informationsquelle betrachtet werden. Nach der eingehenden Beschäftigung mit der Thematik ergeben sich vielleicht neue Aspekte und Erfahrungen, die folgenden Projekte zu verbessern oder zeigen, dass diesem Projekt ein weiteres folgen sollte, da noch Handlungsbedarf besteht.

Mögliche Indikatoren zur Bewertung des Projektfortschrittes und für die Evaluierung nach Beendigung des Projektes sind:

• Die Mitgliederzahl der Genossenschaft steigt und die Mitglieder sind zufrieden mit ihrer Arbeit.

• Die landwirtschaftliche Genossenschaft ist tragfähig: Zuschüsse von externen Geldgebern verringern sich jährlich und/oder werden nicht mehr benötigt. Die Genossenschaft ist nicht verschuldet, sie erwirtschaftet Gewinne.

• Die Marke für Produkte ist etabliert: Der Bekanntheitsgrad der Marke steigt kontinuierlich, es gibt eine immer breitere Produktpalette und die Nachfrage nach Produkten steigt.

• Die Qualität der Marke ist gesichert: Es gibt keine Beanstandungen der Qualität der Produkte, der Absatz steigt.

• Es wurden Arbeits- und Ausbildungsplätze geschaffen.

Weitere (spezifischere) Indikatoren können aus dem Logframe entnommen werden.

Page 73: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 73 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

99 ZZUUSSAAMMMMEENNFFAASSSSUUNNGG UUNNDD AAUUSSBBLLIICCKK

Mehrere Faktoren stimmen die AutorInnen dieses Appraisal Reports zuversichtlich, was die weitere Entwicklung des Río Loco-Tals betrifft. Die Partnerschaft, die das Río Loco-Tal mit der Universidad Nacional del Santa in Chimbote eingegangen ist, lässt auf einen regen Wissensaustausch und damit auf einen langfristigen Entwicklungsimpuls hoffen. Die Etablierung einer funktionierenden Genossenschaft und einer regionalen Marke ist zwar langwierig, doch gibt es ermutigende Beispiele in vielen Gegenden der Welt. Besonders vielversprechend ist die Tatsache, dass junge Menschen aus Moro im Gespräch selbst die Idee einer Marke ins Spiel gebracht haben – es handelt sich hier also nicht nur um ein westliches Konzept, dass der Region aufgezwungen wird.

Auch die heute hoch entwickelten alpinen Bergregionen sind vom Niveau des Río Loco-Tals ausgegangen. Alpen und Anden können von einem wechselseitigen Lernprozess profitieren und so in Zukunft den krassen Unterschied zwischen ihnen vermindern.

Page 74: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 74 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

ANHANG Proyecto Río Loco 2002

Page 75: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 75 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

1100 AANNHHAANNGG

10.1 LOGFRAME-MATRIX Interventionslogik Tatsächlich

nachweisbare Indikatoren

Informationsquellen Voraussetzungen

Oberziel Nachhaltige Erhöhung des Lebensstandards der Bevölkerung des Río Loco-Tals unter besonderer Berücksichtigung der Schaffung von Zukunftsperspektiven für die Jugendlichen, um die Migration in die städtischen Ballungsräume zu verringern.

· Erhöhter Lebensstandard der Bevölkerung des Tals Rio-Loco · Nachweis über geschaffene Arbeitsplätze · Abnahme der Migration, vermehrte Bildungsmöglichkeiten, verbesserte Gesundheitssituation

Statistiken betreffend Nahrungsversorgung, Landwirtschaftlicher Ertrag, Wirtschaftsstandort, Eigentumsverhältnisse des Grund und Bodens

Erfassung der wirklichen Bedürfnisse und Fähigkeiten der Region Río Loco unter Einbindung aller Gruppen der Gemeinschaft

Projektziel Erschließung von neuen Einnahmequellen für die Bevölkerung durch die gemeinschaftliche Organisation von Veredelung und Vermarktung der Produkte des Río Loco-Tals unter dem Dach einer regionalen Marke.

· Die Genossenschaft ist gegründet und arbeitet im Sinne der Statuten · Die Organisation der Campesinos/as funktioniert, die Campesinos/as sind zufrieden mit der Arbeit der Organisation, d.h. die Mitgliederzahl steigt, die Genossenschaft erwirtschaftet Gewinne · Die infrastrukturellen Verbesserungsmaßnahmen sind abgeschlossen · Die Veredelung und Vermarktung der Produkte wird betrieben und ständig kontrolliert und verbessert

· Monitoring- und Evaluierungsberichte · gemeinschaftlich erstelle Arbeitsprogramme · Markenspezialisten unter den Campesinos/as · Campesinos/as, die bereits erfolgreich wirtschaftliche Pläne in die Realität umgesetzt haben

Bereitschaft zur Mitarbeit besteht

Ergebnis 1 Die Campesinos/as sind in einer wirtschaftlich tragfähigen Genossenschaft organisiert

· Die Genossenschaft ist gegründet, deren Rechtsform und Statuten sind festgelegt · Das Management ist geschult · Die nötige Infrastruktur ist vorhanden · Der gemeinschaftliche Ein- und Verkauf ist geregelt und funktioniert

· Genossenschafts-vertrag · Verträge des Managements der Organisation · Bericht des Managements zur aktuellen Lage · Monitoring- und Evaluierungsberichte

Bereitschaft zur Mitarbeit besteht

Ergebnis 2 Die relevanten Märkte sind erschlossen

· Marktstudien sind durchgeführt · Abnehmer für die Erzeugnisse des Tals sind gefunden · Das Verkaufslokal in Moro besteht und das Geschäft floriert

· Bericht des Managements zur aktuellen Lage · Wirtschaftsberichte der Region · Monitoring- und Evaluierungsberichte · Buchhaltung des Verkaufslokals

Prinzipielle Offenheit für Produkte aus der Sierra besteht

Ergebnis 3 Die landwirtschaftliche Nutzung des Tals ist auf umweltverträgliche Weise optimiert und

· Die Campesinos/as werden laufend geschult und sind informiert · Die Erträge sind gestiegen, der Verbrauch von Dünger

· Workshopberichte · Regionalzeitung · Bericht des Managements zur aktuellen Lage · Monitoring- und

Page 76: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 76 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

auf den Markt ausgerichtet

und Pflanzenschutz ist gesunken · Neue Produkte, für die ein Markt besteht, werden produziert

Evaluierungsberichte

Ergebnis 4 Die Campesinos/as veredeln ihre Primärprodukte in der Region

· Die Angebotspalette ist erweitert · Die Campesinos/as informieren sich in Workshops über neue Verarbeitungs- und Produktionstechniken · Die Mikrokreditver-mittlung funktioniert · Die Produkte werden selbst oder im Verkaufslokal vertrieben

· Workshopberichte · Regionalzeitung · Bericht des Managements zur aktuellen Lage · Monitoring- und Evaluierungsberichte

Ergebnis 5 Ein funktionierendes Transportsystem zu und von den Märkten existiert

· Ein Pick-Up ist angeschafft · Ein/e FahrerIn ist eingeschult · Die infrastrukturellen Verbesserungsmaßnahmen sind beendet · Die Produkte werden termingerecht geliefert und der Transport ist billiger als bisher

· Bericht des Managements zur aktuellen Lage · Monitoring- und Evaluierungsberichte

Ergebnis 6 Die regionale Marke besteht, eine langfristige Strategie für sie ist ausgearbeitet

· Die Marke ist identifiziert und registriert · Das Markenprofil ist erstellt · Die Werbestrategie ist festgelegt und angelaufen

· Workshopberichte · Regionalzeitung · Bericht des Managements zur aktuellen Lage · Monitoring- und Evaluierungsberichte · Beschreibung des Profils der gegründeten Marke

Ergebnis 7 Die Qualität der regionalen Produkte ist durch effiziente Kontrollen gesichert

· Die Qualitätskriterien sind definiert und deren Einhaltung wird laufend kontrolliert · Die Schulung der Campesinos/as ist in Hinblick auf Qualitätssicherung ausgeweitet · Wettbewerbe zur Findung neuer Ideen werden abgehalten und deren Ergebnisse werden in laufende Verbesserung eingearbeitet

· Katalog der Qualitätskriterien · Berichte der Lebensmittelinspektoren · Workshopberichte · Bericht des Managements zur aktuellen Lage · Monitoring- und Evaluierungsberichte

Aktivitäten 1

· Gründung der Genossenschaft · Ausarbeitung einer Charta · Transparenz sichern · Aufbau der Management-Kapazitäten · Aufbau der Infrastruktur · Gemeinschaftliche Organisation des Einkaufs · Gemeinschaftliche Organisation der Verkaufs

· Gründung und Registrierungspapiere sind einsehbar · Charta der Genossenschaft ist einsehbar · Regelmäßige Berichte stehen allen Interessierten zur Verfügung, regelmäßige Treffen mit der Zielgruppe finden statt · Die Schulung der Geschäftführung der Genossenschaft und von Key-Persons innerhalb

Page 77: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 77 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

· Entscheidung für eine Rechtsform

der Zielgruppe findet statt. Externe ExpertInnen werden immer seltener bnötigt. · Das Genossenschaftsbüro ist eingerichtet und funktionsfähig · Die Genossenschaft kauft von den Campesinos/as benötigte Produktions- und Hilfsmittel ein · Die Campesinos/as verkaufen ihre Produkte an die Genossenschaft, diese vertreibt die Waren für sie, dadurch steigen die Einnahmen · Die für die Mitglieder optimalste Rechtsform für die Organisation wurde gewählt

Aktivitäten 2

· Durchführung von Marktstudien auf den regionalen Märkten · Aufbau eines Verkaufslokals in Moro · Finden von AbnehmerInnen

· Durch die Geschäftführung erstellte Marktstudien sind einsehbar · Ein Verkaufslokal wurde angemietet und eingerichtet · Bestehende Kontakte zu AbnehmerInnen wurden ausgebaut und neue geknüpft, die produzierten Mengen können abgesetzt werden

Aktivitäten 3

· Durchführung von Landwirtschafts-Workshops · Nutzung der freien landwirtschaftlichen Kapazitäten · regelmäßige Informierung der Campesinos/as über die Marktsituation · Einführung von Mechanismen zur Vermeidung von Überproduktion · Maßnahmen zur Verminderung und Vermeidung von Erosion und Instandsetzung der Bewässerungssysteme

· In regelmäßigen Abständen werden Workshops abgehalten · Bisher brachliegende Flächen werden wieder bebaut · In der Lokalzeitung und über die Funkgeräte werden Marktpreise publiziert · In den Genossenschaftssitzungen wird über Menge und Art der Produktion beraten · Vermindertes Auftreten von Erosionsschäden, Wiederherstellung vorhandener Schäden. Bewässerungssysteme sind repariert

Aktivitäten 4

· regelmäßige Aus- und Weiterbildung der Campesinos/as in Workshops · Vermittlung von Mikrokrediten · Aufbau der nötigen Infrastruktur · Erweiterung der Produktpalette

· In regelmäßigen Abständen werden Workshops abgehalten · Für Interessierte werden Mikrokredite vermittelt · Rentabilitäts- und Nachhaltigkeitsprüfungen für größere Investitionen · Neue Produkte werden

Page 78: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 78 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

produziert Aktivitäten 5

· Ankauf eines Pick-Ups · Ausbildung von FahrerInnen · Installation von Seilbahnen · Entschärfung der Furten · Bau eines Kleinkraftwerkes

· Pick-Up ist gekauft · FahrerInnen sind ausgebildet · Die Seilbahnen wurden installiert · Zur sicheren Querung der Furt wurde eine der vorgeschlagenen Varianten realisiert · Das Kleinkraftwerk ist in Betrieb, eine strombetriebene Mühle kann eingesetzt werden, die Zahl der Dörfer mit Stromversorgung ist gestiegen

Aktivitäten 6

· Durchführung eines Marketing-Workshops · Entwicklung des Markenprofils · Entwicklung einer Werbestrategie zur Etablierung der Marke · Registrierung der Marke · Druck von Etiketten · Expansionsstrategie ausarbeiten · Entwicklung einer Kennzeichnungssystematik

· Ein Workshop, welcher die Idee der Marke erklärt, wurde abgehalten. · Ein Treffen mit ExpertInnen zur Erstellung des Markenprofils fand statt. · Das Erscheinungsbild der Marke (Logo, Verpackung, Etiketten, usw.) wurden festgelegt. · Die Marke wurde offiziell registriert · Der Druck von Etiketten wurde in der Druckerei in Auftrag gegeben. · Gemeinsam mit ExpertInnen wurde die weitere Vorgehensweise festgelegt. · Ein einheitliches Auftrete für verschiedene Produkte aus der Region wurde festgelegt.

Aktivitäten 7

· Workshops · Campesinos/as erarbeiten Qualitätskriterien mit ExpertInnen · Kontrolle · Wettbewerbe

· In regelmäßigen Abständen werden Workshops abgehalten · Die Qualitätskriterien wurden gemeinsam mit ExpertInnen erstellt · Die UNS Chimbote führt Kontrollen durch · Die Qualität wird durch die offizielle Registrierung auch durch Kontrollen des Gesundheitsministe-riums geprüft · Produktwettbewerbe finden statt

Page 79: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 79 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

10.2 POTENZIELLER CASH CROP: YACÓN Einige Campesinos/as im Río Loco-Tal, z.B. im Dorf Nununga auf 3.800 Metern Seehöhe, bauen schon seit jeher kleine Mengen von Yacón an. Die Yacón-Pflanze (wissenschaftlicher Name: smallantus sonchifolius) ist ein Knollengewächs, das mit der Sonnenblume verwandt ist. Sie wächst in den Anden ab einer Höhe von etwa 1.500 Metern Seehöhe und kann einmal im Jahr geerntet werden. Ihre großen Wurzeln (Gewicht schätzungsweise 1 kg) sind innen weiß, roh genießbar und schmecken süß und saftig. Der Zucker, den sie enthalten, wird vom menschlichen Körper nicht aufgenommen, wodurch die Yacón-Wurzel für Personen, die einer Diät folgen, und vor allem für Diabetiker ungemein interessant ist. So können Letztere durch den Genuss von Yacón ihren Blutzuckerspiegel absenken.

Diese vorteilhaften Eigenschaften der Yacón-Wurzel sind der pharmazeutischen Industrie erst seit wenigen Jahren bekannt. Inzwischen wird sie jedoch vor allem in Japan auf hohem technologischen Niveau angebaut (Anbaufläche: > 100 Hektar) und als teures natürliches Antidiabetes-Medikament oder Ernährungszusatz kommerzialisiert. Außerhalb seines traditionellen Anbaugebiets, den Andenstaaten, wird Yacón in Brasilien, Neuseeland, Südkorea und im San Fernando Valley in Kalifornien auf geringer Fläche kultiviert, wobei sich die Firmen am Übergang von der Forschung zur Kommerzialisierung befinden.

Die Campesinos/as im Río Loco-Tal waren bisher nicht darüber informiert, dass sich Yacón am Weltmarkt zu hohen Preisen verkaufen lässt. Sie wären aber nach eigenen Angaben bereit, mehr Yacón anzubauen, wenn sie einen fixen Abnehmer hätten.

Am Markt von Caraz wissen zumindest schon Eingeweihte, dass der Preis von Yacón steigt. Laut den Aussagen einer Marktfrau sind „die Japaner“ bereit, für die Wurzeln hohe Summen zu zahlen. Campesinos/as, die davon wüssten, würden ihre Wurzeln daher für einen halben Sol pro Stück verkaufen, während Uninformierte für „einen ganzen Haufen“ denselben Preis verlangen würden.

Zur Nutzung des wirtschaftlichen Potentials des Yacón im Río Loco-Tal bestehen drei unterschiedliche Möglichkeiten:

• Die Campesinos/as des Río Loco-Tals könnten eine Kooperation mit einer pharmazeutischen Firma eingehen, die die Prozessierung und Vermarktung des Yacón aus dem Tal übernimmt. Für Juan Mulder, Chef von Perus größter pharmazeutischer Firma Quimica Suiza, kommt die Etablierung einer eigenen Yacón-Marke auf dem Weltmarkt derzeit jedoch nicht in Frage, da eine peruanische Firma mit dem High-Tech-Anbau von Yacón in Kalifornien nicht konkurrieren könne. Abgesehen davon wären bei einem Erfolg innerhalb weniger Monate zwanzig Mitbewerber mit ihrer eigenen Yacón-Marke auf dem Markt. Die einzige theoretische Möglichkeit bestehe

Page 80: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 80 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

in einer Vertriebskooperation mit einer internationalen Firma, die über ein weltweites Vertriebsnetz verfügt.

• Die Campesinos/as könnten Yacón direk auf den peruanischen Märkten verkaufen. Die Nachfrage der EndverbraucherInnen nach Yacón in Peru ist gering, da es in Relation zu westlichen Industriestaaten weniger Diabetiker und zahlungskräftige AnhängerInnen von Diätprogrammen gibt. Interessant ist Yacón noch am ehesten für DiabetikerInnen, die sich das teure Insulin nicht leisten können. Das Problem beim Genuss der rohen Wurzel ist, dass dabei nicht abgeschätzt werden kann, wie stark der Blutzuckerspiegel gesenkt wird. Die Berechenbarkeit ist für DiabetikerInnen jedoch wichtig. Auch die Nachfrage pharmazeutischer Konzerne nach Yacón vom Markt ist eher gering, da diese die Wurzeln dort einkaufen, wo sie nach ihren speziellen Bedürfnissen angebaut werden. Sie beziehen ihr Yacón entweder von firmeneigenen Feldern oder von Campesinos/as, die sie vorher mit hochgezüchtetem Saatgut ausgestattet haben.

• Der direkte Export auf die westlichen Märkte ist der vielleicht vielversprechendste Weg. Der direkte Verkauf von Yacón-Wurzeln, frisch oder getrocknet, an umwelt- und gesundheitsbewusste Käuferschichten in Europa ist wesentlich unkomplizierter als eine pharmazeutische Weiterverarbeitung. So bieten etwa diverse Online-Bio-Shops 150 Gramm getrocknete Yacón-Scheiben zu Preisen zwischen 40 und 50 Euro (!) und 300 ml Yacón-Saft zu 30 Euro an. Hierzu müssten natürlich direkte Kontake zwischen dem Río Loco-Tal und europäischen Bio-Shops geknüpft werden.

Insgesamt ist Yacón immer noch ein neues (bzw. neu entdecktes) Produkt. Er stellt angesichts der Anbaumöglichkeiten im Río Loco-Tal und der steigenden Nachfrage durchaus eine potentielle Einnahmequelle für die Campesinos/as dar. Konkretere Schritte sollten von A.C.U. oder der neuen Genossenschaft unternommen werden.

Page 81: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 81 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

10.3 QUELLEN Alber, Erdmute: Und wer zieht nach Huayopampa? Mobilität und Strukturwandel in einem peruanischen Andendorf, Saarbrücken 1990

Año Internacional de las Montañas, Documento de Conceptos, Organización de las Naciones Unidas para la Agricultura y la Alimentación, Roma 2000

Aragón Espinoza, Efraín: Plan de desarrollo sostenible y autodependiente de la cuenca del Nepeña, Moro 1996

Endbericht des Studienprojektes Río Loco 2000: Integriertes Regionales Entwicklungskonzept der Region Rio Loco, Ancash/Peru, Wien 2000

Fischer Weltalmanach 2002, Fischer Taschenbuch Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2001

Plan de Desarrollo de la Comunidad 24 de Junio, Pamparomás 1999

<http://www.mountains2002.org> Internationales Jahr der Berge 2002; Juli 2002

<http://www.iwrn.net/wro/peru.htm> Directorio de Organizaciones de Recursos Hidricos en Las Americas, Juli 2002

<http://www.foncodes.gob.pe> Fondo Nacional de Compensación y Desarrollo Social, Juli 2002

Page 82: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 82 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

10.4 DATEN DER DÖRFER IM RÍO LOCO-TAL Während des Erhebungszeitraums für diesen Appraisal Report zwischen dem 18. April und dem 21. Mai 2002 wurden 11 Dörfer im Río Loco-Tal besucht, einige davon mehrfach. Es folgt eine Aufstellung der wichtigsten Merkmale jedes Dorfes in Tabellenform.

10.4.1 Yapacayán EinwohnerInnen Seehöhe ca. 1.300 m Comunidad Distrikt Moro Bezugsorte Moro Siedlungsstruktur Hauptplatz mit Schule, Haufensiedlung mit ungefähr 20 Häusern

im Kern, verstreute einzelne Häuser Land kein freies Land mehr zur Verfügung Infrastruktur Strom nein Liegt an einer Strasse ungefähr 10 Minuten Fußweg von der Mautstelle Moro - Pichiú

(unwegsam), Auswirkungen der Strasse auf das Dorf HändlerInnen kommen ungefähr ein mal pro Woche herauf,

Handelsgut wird geschätzt - keine Waage, hohe Preise Mühle nein Toilettanlagen nein Wasserversorgung eine Leitung von Quelle in den Bergen Bewässerung ja Schulen Primaria bis zur 6. Stufe Gesundheitsposten nein Kirche / Religion ja (verweist - ungenutzt) Produktion / Versorgung Feldfrüchte Bohnen, Mais, Yuca Landwirtschaftliche Erzeugnisse Tierzucht Schafe und Ziegen Kleingewerbe Brotproduktion Eigenbedarf Lagerung Absatzmarkt Produkte für Verkauf fast alle Feldfrüchte Bezugsmarkt Händler von Moro Produkte Probleme / Lösungsansätze

laut Einwohner keine Direktanbindung an die Strasse Hauptprobleme des Dorfes Lehrerin ist für 5 Jahre verpflichtet, kommt aber nur 2 mal pro Woche

Projekte/Ideen (der Bev.) Bau der Strasse bis ins Dorf Organisationsstrukturen Eigentumsstruktur Privateigentum Club de madres nein Finanzstruktur Sonstiges Macht Teniente ist zuständig für "law and order", agente municipal ist

Ansprechperson für staatliche Projekte u.ä.

Page 83: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 83 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

10.4.2 Cajay-Huanchuy EinwohnerInnen 98 Familien - 588 Ew Seehöhe ca. 1.600 m Comunidad 24 de Junio Distrikt Pamparomás Bezugsorte Moro Siedlungsstruktur Cajay ist praktisch mit Huanchuy verwachsen (Huanchuy und

Cajay werden innerhalb der Comunidad als eine Einheit betrachtet, waren vorher eine einzige Finca)

Ortsteile Cajay, Huanchuy und die Ortsteile Escalón & Huitco bilden gemeinsam San Juan de Cajay

Land kein freies Land mehr zur Verfügung Infrastruktur Strom nein Liegt an einer Strasse ja, Straße geht durch Auswirkungen der Strasse auf das Dorf mehr Handel Mühle nein Wasserversorgung kontaminiert durch Tiere Bewässerung ja Schulen Primaria mit 90 Kindern bis 6. Stufe in Cajay und 4. Stufe in

Huanchuy Gesundheitsposten nein (Kranke werden nach Moro gebracht) Kirche / Religion Großteils KatholikInnen, auch ProtestantInnen Produktion / Versorgung Feldfrüchte alles mögliche (verschiedene Klimazonen nach oben und unten):

Mais, Bohnen, Weizen, Yuca, Süßkartoffel, Chirimoya, Banane Tierzucht viele Ziegen, es gibt Leute mit bis zu 500 - 600 Stück Kleingewerbe keines Absatzmarkt Moro Produkte für Verkauf landwirtschaftliche; Mais wird an Fabrik in Lima verkauft,

Weizen und Bohnen Bezugsmarkt Moro Probleme / Lösungsansätze

Hauptproblem: keine Elektrizität keine Unterstützung durch Pamparomás, weil EinwohnerInnen nach Moro wählen gehen

Hauptprobleme des Dorfes

Probleme mit Tier- und Pflanzenkrankheiten Verlängerung des Kanals hinter den nächsten Hügel, um auch auf der anderen Seite anbauen zu können Erwachsenenbildung am Abend, sobald es Strom gibt Honigproduktion Tischlerei, sobald es Strom gibt nahegelegene archäologische Überreste mit Mumien für Tourismus öffnen Joghurt-Produktion (Kühlmöglichkeit nötig)

Projekte/Ideen (der Bev.)

Bearbeitung von speziellen Steinen (Handwerk) Ansprechpersonen / Organisationsstrukturen

Jan Carlos ( Ex-Lehrer); Presidente Isidro; Herman

Eigentumsstruktur Boden gehört der Comunidad; Hälfte der Ernte wird an sie abgeliefert

Finanzstruktur Comunidad nimmt keine Kredite auf, sondern bezahlt gemeinsame Projekte (z.b. Casa Comunal) aus dem Verkauf der Produkte der Comunidad

Sonstiges Erosion Erosionsprobleme bei Regen Bildung Kinder haben Konzentrationsschwierigkeiten wegen der

unausgewogenen Ernährung Macht Jan Carlos war beim Alcalde von Pamparomás um Unterstützung

zu erbitten, ist aber abgeblitzt, weil die Einwohner von Cajay nicht in Pamparomás wählen

Infrastruktur es gibt einen Laden SWOT Cajay macht einen organisierten Eindruck, vor allem Jan Carlos

sprüht vor lauter Ideen, betont aber ständig, dass unbedingt Elektrizität benötigt wird

Page 84: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 84 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

10.4.3 Capan EinwohnerInnen 16 Familien, ca. 85 Einwohner Seehöhe ca. 2.800 m Comunidad keine, leben auf Land, das ihnen nicht gehören Distrikt Pamparomás Bezugsorte Siedlungsstruktur vereinzelte Häuser auf sehr steilem Hang Land haben noch Land zur Verfügung Infrastruktur Strom nein Liegt an einer Strasse nicht direkt (Strasse geht unter Dorf vorbei) Auswirkungen der Strasse auf das Dorf HändlerInnen kommen vorbei (Reis, Zucker, Salz) Mühle nein Toilettanlagen nein Wasserversorgung Bäche von oben Bewässerung oben keine, unten teilweise bewaessert Schulen Primaria bis dritte Klasse; 45 Schueler aus drei Orten, ein

Klassenzimmer, ein Lehrer, Unterricht Mo-Fr 8-13 Uhr auf Spanisch und Quechua

Gesundheitsposten nein, Kranke werden zum Posten nach Pichiú gebracht Kirche / Religion alle katholisch; Kirche wegen mangelndem Interesse

geschlossen Produktion / Versorgung Feldfrüchte Erbsen, Kartoffeln, Mais, Gerste, Weizen, andere Hülsenfrüchte,

Knoblauch Landwirtschaftliche Erzeugnisse Käse Tierzucht Kühe, Ziegen, Hühner, Schweine, Esel Kleingewerbe keines Brotproduktion nein Eigenbedarf 50 Prozent der Ernte Lagerung Absatzmarkt verkaufen nur kleine Mengen an die vorbeikommenden

HändlerInnen, wenn sie Geld brauchen Produkte für Verkauf kleine Mengen der Feldfrüchte Bezugsmarkt Moro Produkte siehe oben Probleme / Lösungsansätze

Krankheiten der Feldfrüchte und Tiere; mangelnde Organisation des Dorfes

Hauptprobleme des Dorfes

Verschuldung bei der Banco de Materiales (Campesinos/as haben kein Geld, um Wellblech für Dächer zu kaufen --> sie nehmen teure Kredite auf, bekommen das Baumaterial direkt von der Bank, können die Kredite aber nicht zurückzahlen. Raten sind 24 Sol pro Monat für fünf Jahre, der Präsident persönlich hat nur die ersten drei Monate gezahlt; im Moment zahlt niemand im ganzen Dorf)

Projekte/Ideen (der Bev.) keine Ansprechpersonen / Organisationsstrukturen

Ramos (Präsident von Pro Carretera)

Eigentumsstruktur Land gehört einer Frau aus Pocos; Campesinos/as geben ihr 50 Prozent der Ernte, andere Hälfte ist für Konsum

Club de madres nein Finanzstruktur keine (praktisch kein Einkommen) Sonstiges Macht ist durch die Landreform betroffen und soll in Zukunft in die

Comunidad 24 de Junio eingegliedert werden siehe Probleme (oben) SWOT Die Campesinos/as arbeiten für die Frau aus Pocós, haben kein eigenes Land. Die Frau versorgt sie mit Dünger und Pestiziden.

Page 85: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 85 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

10.4.4 Huascar EinwohnerInnen Seehöhe 2.800 m Comunidad 24 de Junio Distrikt Pamparomás Bezugsorte Siedlungsstruktur Land haben noch Land zur Verfügung Infrastruktur Strom nein Liegt an einer Strasse nein, liegt weit oben am Hang Auswirkungen der Strasse auf das Dorf Mühle nein Toilettanlagen Wasserversorgung ja Bewässerung nein Schulen Primaria bis zur 6. Stufe Gesundheitsposten nein Kirche / Religion Produktion / Versorgung Feldfrüchte Kartoffel, Gerste, Chocho, Erbsen, Weizen Landwirtschaftliche Erzeugnisse Tierzucht Kleingewerbe Brotproduktion Eigenbedarf Lagerung Absatzmarkt Produkte für Verkauf Gerste, Chocho Bezugsmarkt Produkte Probleme / Lösungsansätze Hauptprobleme des Dorfes Projekte/Ideen (der Bev.) Organisationsstrukturen Eigentumsstruktur Gemeindeeigentum Club de madres nein Finanzstruktur Sonstiges

Da sie nicht bewässern, bekommen sie in der Trockenzeit Land von Cárap zum anbauen. Wenn es aber regnet haben sie bessere Ernten als alle anderen

Landwirtschaft

sie verwenden auch keine Pestizide für Kartoffeln

Page 86: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 86 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

10.4.5 Carachuco EinwohnerInnen 120 Ew - 35 Familien Seehöhe ca. 3.200 m Comunidad Distrikt Pamparomás Bezugsorte Moro - weil näher/ leichter zu erreichen als Pamparomás ;

gehen auch nach Moro wählen Siedlungsstruktur ziemlich konzentrierter Dorfkern Land kein freies Land mehr zur Verfügung Infrastruktur Strom nein

nein; Weg zur Straße 0,5h - rauf 1h (früher 1 Tag nach Moro) Liegt an einer Strasse haben sich am Straßenbau beteiligt können jetzt Wellblech für die Dächer rauftransportieren Ichu-Gras ist zwar besser - gibt es aber zuwenig

Auswirkungen der Strasse auf das Dorf

Reis, Nudeln, Haferflocken Mühle Dieselantrieb, schneller Mahlvorgang Toilettanlagen ja, grüne Klohüttln Wasserversorgung nein Bewässerung Kleines (altes) Speicherbecken - Felder unterhalb werden

bewässert die in Secundaria gehen - in Chimbote - gibt dort viele

emigrierte Verwandte; keine in Moro; Gesundheitsposten nein Kirche/ Religion Protestanten Produktion / Versorgung Feldfrüchte Weizen, Mais, Kartoffel, Quinua, Zwiebel, Knoblauch,

Pferdebohnen, Gerste, Chocho Erle (Fenster, Türenherstellung; in Tischlereien verwendet) Eucalyptus (f. Balken; zum Kochen; Medizin f. Grippe)

Baumarten

Zypresse, Rayan Landwirtschaftliche Erzeugnisse Tierzucht viele Ziegen und Schafe Kleingewerbe Brotproduktion Eigenbedarf Lagerung Absatzmarkt Caraz und HändlerInnen Produkte für Verkauf Pferdebohnen, Gerste, Chocho Bezugsmarkt Produkte Probleme / Lösungsansätze

kein Strom Hauptprobleme des Dorfes zu wenig Land - viele migrieren nach Argentinien, Chile, Bolivien, Kanada könnten mit Strom Werkstätten betreiben Projekte/Ideen (der Bev.) Elektro bzw Bekleidung stammen vor 4 Generationen von 1 Person (Haciendabesitzer - Spanier) ab Agrarreform '69 - Haciendas werden aufgeteilt - 'Großvater' hatte 3 (2 weitere bei Huaraz) - konnte nur mehr Besitz in Carachuco halten

Organisationsstrukturen

Dorf ist nicht organisiert; Eigentumsstruktur alles Privatbesitz - wird zu gleichen Teilen unter den Kindern

aufgeteilt (tw. auch Mädchen) – d.h. oft zu wenig Land Club de madres nein Finanzstruktur Programm 'Glas Milch' 7kg Haferflocken/ Kind vom Bürgermeister von Pamparomás Sonstiges Landwirtschaft meisten Felder liegen oberhalb; 0,25-2h Umkreis

Page 87: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 87 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

10.4.6 Cárap EinwohnerInnen 36 Familien - 210 Ew Seehöhe 2.780 m Comunidad 24 de Junio Distrikt Pamparomás Siedlungsstruktur Hauptort und caseríos Land haben noch zusätzliches Land zur Verfügung, aber nicht mehr

lange Infrastruktur Strom nein Liegt an einer Strasse ja, die Straße von Moro nach Pichiú geht unten vorbei

Pro und contra Das Leben geht schneller verbesserte Versorgung mit Produkten

Auswirkungen der Strasse auf das Dorf

HändlerInnen aus Moro werden zum Problem für Preise für lokale Produkte

Mühle hydraulisch Wasserversorgung Ja / Hausanschlüsse vorhanden Bewässerung ja Schulen Primaria zur 4. Stufe mit 27 Schülern Gesundheitsposten nein Kirche / Religion nein / vorwiegend evangelisch Produktion / Versorgung

Weizen (trigo), Gerste (cebada) > Ernte: Juli, August Kartoffeln (papas), Mais (maiz) > Ernte: Dez., Jän.

Feldfrüchte

Erbsen und Bohnen, Pfirsich Landwirtschaftliche Erzeugnisse Käse, Honig, Brot (auf Bestellung), Mehl (eigene, mit

Wasserkraft betriebene Mühle, Kapazität: 1 Sack / Nacht) Tierzucht Kühe, Schafe, Ziegen, Hühner, Meerschweinchen, Esel Kleingewerbe Tischlerei, Weberei Brotproduktion ja, auf Bestellung Lagerung Lager der Gemeinde Produkte für Verkauf Weizen, Erbsen, Pferdebohnen, Kartoffeln, Gerste Probleme / Lösungsansätze

El Niño Tier- und Pflanzenkrankheiten wenig wirtschaftliche Ressourcen Bevölkerung steigt - Flächen werden nicht mehr Infrastruktur der Bewässerung - Kanäle zu schmal

Hauptprobleme des Dorfes

Dächer: Aluminium ist sehr teuer (> 30 Soles/Stück); für Dachziegel ist das Material vorort nicht geeignet; Grasdächer müssen auch immer wieder ausgebessert werden Analysen vom Boden wären notwendig Handwerk fördern (Weberei ausbauen --> Strom notwendig) Elektrizität

Projekte/Ideen (der Bev.)

Secundaria (möglicher Standort Pichiú) Organisationsstrukturen Eigentumsstruktur terreno comunal Club de madres ja Sonstiges

1995 TW-Versorgung mit Hilfe von Foncodes finanziert, Problem: Leute zahlen nichts für die Wasserversorgung; Abmessung des Wassertanks: 4 x 3 x 1,9 Höhe: ~20 m³; 1 x pro Woche 1 Chlortablette - 1 h Kontaktzeit; 1990 - 1993 Choleraepedemie im Tal; Beurteilung der Quelle/Wasserfassung: Einzugsgebiet wird von Feldern und Weiden freigehalten, Quelle dürfte teils aus Hangquelle, teils Oberflächenwasser gespeist werden; Quellfassung nicht an Austrittsstelle gefasst, dadurch Oberflächenbeeinflussung; Brunnenstube unbealgt, Entlüftung mit Krümmer, Einstiegsöffnung oberhalb der Wasserfläche, Wasser unauffällig;

Wasser

bis August ist der Wasserstand ungefähr gleichbleibend und ausreichend; danach wird Wasser zugeteilt

Landwirtschaft Verwenden Düngemittel und Pestizide für Kartoffel

Page 88: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 88 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

10.4.7 Pichiú EinwohnerInnen 65 Familien - 390 Ew (83 comuneros) Seehöhe ca. 3.000 m Comunidad 24 de Junio Distrikt Pamparomás Bezugsorte Siedlungsstruktur weitverstreute Siedlung (bis zu 2h Gehzeit) Land kein freies Land mehr zur Verfügung Infrastruktur Strom ja Liegt an einer Strasse letzte Ortschaft an der Straße Moro - Pichiú; seit Dez. 01

HändlerInnen kommen rauf - kommt ihnen billiger, als wenn sie selber runter fahren würden (6Sol runter/ 7Sol rauf + Mahlzeiten); HändlerInnen sprechen sich untereinander ab und drücken die Preise

Auswirkungen der Strasse auf das Dorf

Krankentransporte sind leichter möglich Kommunikation öffentliches Telefon seit Mai 2002 Mühle 2 kleine Mühlen(hydraulisch und mit Stromantrieb), beide

jedoch außer Betrieb wegen eines Defekts Toilettanlagen keine Wasserversorgung ja Bewässerung Bewässerungskanäle Schulen Primaria bis zur 6. Stufe Gesundheitsposten ja Kirche / Religion ja Produktion / Versorgung Feldfrüchte Erbsen, Pferdebohnen, Weizen, Gerste, Oca, Knoblauch,

Kartoffel, Amis, Alfalfa Landwirtschaftliche Erzeugnisse

Kühe, Ziegen, Schafe, Hühner, Meerschweinchen Tierzucht stellt einen Großteil ihres Einkommens dar

Kleingewerbe Brotproduktion Eigenbedarf Lagerung Lager der Gemeinde Absatzmarkt Markt 1mal/ Woche: Mittwoch-Donnerstag Produkte für Verkauf Gerste, Weizen Bezugsmarkt Produkte Probleme / Lösungsansätze Hauptprobleme des Dorfes Projekte/Ideen (der Bev.) Organisationsstrukturen Eigentumsstruktur Großteil ist Gemeinschaftsland - 1/3 der Ernte geht an die

Gemeinschaft Club de madres Unterstützung von Prona: kochen jeden Tag zusammen Finanzstruktur es gibt Schul-/Integralversicherung - zahlen kleinen Betrag -

Kinder bis 17J versichert Sonstiges Landwirtschaft Bewirtschaftung bis 0,5-2h oberhalb vom Ort;

Rivalität/Konflikt mit Pisha Macht Konflikt zwischen dem höheren und unteren Teil Pichiús

Page 89: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 89 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

10.4.8 Pampacancha EinwohnerInnen ca. 25 Familien Seehöhe ca. 3.350 m Comunidad Virgen Santa de Pampacancha Distrikt Pamparomás Bezugsorte Siedlungsstruktur Land kein freies Land mehr zur Verfügung Infrastruktur Strom nein Liegt an einer Strasse nein, am Hang auf der anderen Seite des Flusses Auswirkungen der Strasse auf das Dorf Mühle nein Toilettanlagen Wasserversorgung ja Bewässerung Schulen Primaria bis zur 4. Stufe Gesundheitsposten nein Kirche / Religion Produktion / Versorgung Feldfrüchte Gerste, Kartoffel, Erbsen, Pferdebohnen, Chocho Landwirtschaftliche Erzeugnisse Tierzucht 30-40 Stück Kleingewerbe Brotproduktion Eigenbedarf Lagerung Absatzmarkt Produkte für Verkauf Chocho an HändlerInnen Bezugsmarkt Produkte Probleme / Lösungsansätze Hauptprobleme des Dorfes Projekte/Ideen (der Bev.) Organisationsstrukturen Eigentumsstruktur Gemeindeeigentum Club de madres nein Finanzstruktur

Page 90: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 90 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

10.4.9 Huarac-Hurán EinwohnerInnen ca. 34 Familien Seehöhe 3.500 m Comunidad Distrikt Pamparomás Bezugsorte Siedlungsstruktur Land kein freies Land mehr zur Verfügung Infrastruktur Strom nein Liegt an einer Strasse nein, lliegt auf der anderen Seite des Tals hoch oben am Hang Auswirkungen der Strasse auf das Dorf Mühle nein Toilettanlagen Wasserversorgung ja Bewässerung Schulen Primaria bis zur 4. Stufe Gesundheitsposten nein Kirche / Religion Produktion / Versorgung Feldfrüchte Gerste, Weizen, Erbsen, Pferdebohnen, Chocho, Kartoffel, Oca Landwirtschaftliche Erzeugnisse Tierzucht 20-30 Stück pro Familie Kleingewerbe Brotproduktion Eigenbedarf Lagerung Absatzmarkt Produkte für Verkauf Gerste, Chocho Bezugsmarkt Produkte Probleme / Lösungsansätze Hauptprobleme des Dorfes sind untereinander "zerstritten" Projekte/Ideen (der Bev.) Organisationsstrukturen Eigentumsstruktur Privateigentum Club de madres ja Finanzstruktur

Page 91: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 91 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

10.4.10 Carampa EinwohnerInnen 33 Familien - 165 Ew Seehöhe ca. 3.200 m Comunidad 24 de Junio Distrikt Pamparomás Bezugsorte Moro, Pichiú Siedlungsstruktur langgezogenes, aber relativ kompaktes Dorf Land kein freies Land mehr zur Verfügung Infrastruktur Strom ja; zahlen 1Sol/Monat Liegt an einer Strasse 1. Ort nach Ende der Straße in Pichiú Auswirkungen der Strasse auf das Dorf Mühle nein Toilettanlagen keine Wasserversorgung ja Bewässerung ja, Bewässerungskanäle

Primaria bis zur 4. Stufe Schulen Schulgarten (Karotten, Kraut, Radieschen, Rotkraut)

Gesundheitsposten nein Kirche / Religion Produktion / Versorgung

Chocho (Anbau Feb/März; Ernte August) Limarsa (Anbau Feb/März; Ernte: Juli)

Feldfrüchte

Weizen, Gerste, Mais, Kartoffel, Erbse, Pferdebohne, Oca, Yacón Landwirtschaftliche Erzeugnisse Tierzucht geringer Viehbestand

Weberei Kleingewerbe Elektrizitätswerk

Brotproduktion Eigenbedarf Lagerung Absatzmarkt Produkte für Verkauf Bezugsmarkt 1/Woche Markt in Pichiú Produkte Probleme / Lösungsansätze Hauptprobleme des Dorfes Fehlen an Organisation Projekte/Ideen (der Bev.) Organisationsstrukturen Eigentumsstruktur Gemeinschaftsland; wird aufgeteilt - was jeder erntet, gehört

jedem selber Club de madres gibt es; bekommen aber keine Unterstützung – d.h. nicht aktiv Finanzstruktur

Page 92: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 92 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

10.4.11 Pisha EinwohnerInnen 250 - 273 Ew Seehöhe ca. 3.600 m Comunidad Santa Rosa de Quicacayán Distrikt Pamparomás Bezugsorte Siedlungsstruktur kompakt Land kein freies Land mehr zur Verfügung Infrastruktur Strom ja Liegt an einer Strasse ist das letzte Dorf der Straße Caraz-Pisha über Breke Auswirkungen der Strasse auf das Dorf Kommunikation öffentliches Telefon seit Mai 2002 Mühle hydraulisch Toilettanlagen Wasserversorgung ja Bewässerung ja Schulen Primaria und Secundaria mit 5 LehrerInnen Gesundheitsposten ja Kirche / Relgion Produktion / Versorgung Feldfrüchte Gerste, Weizen, Erbse, Haba, Kartofel, Olluco, Oca, Chocho

Landwirtschaftliche Erzeugnisse ein Versuch geröstete Gerste zu verkaufen wurde aufgegeben, weil die Preise dafür zu niedrig waren

Tierzucht wenig Kleingewerbe Brotproduktion Eigenbedarf Lagerung Absatzmarkt Caraz Produkte für Verkauf Gerste, Chocho Bezugsmarkt Produkte Probleme / Lösungsansätze Hauptprobleme des Dorfes Projekte/Ideen (der Bev.) Suche nach Absatzmärkten, Kontakten, Alternativen, Anbau von

Obst (Apfel, Pfirsich) Organisationsstrukturen Eigentumsstruktur terreno comunal Club de madres ja Sportclub 2: Club Deportivo Juventud de Pisha und Club Deportivo Cultural

de Pisha Finanzstruktur Sonstiges

Schule mit agrartechnischem Schwerpunkt während in der Primaria immer zwei Stufen gemeinsam gelehrt werden, wird in der Secundaria jede Stufe einzeln gelehrt

die letzte Stufe der Secundaria kann aus Mangel an LehrerInnen nur alle 2 Jahre angeboten werden. Dann setzt die Stufe für ein Jahr aus, in der es am wenigsten SchülerInnen gibt

Bildung

es gibt ein Alphabetisierungsprogramm: SchülerInnen, die mit der Secundaria fertig sind gehen in Nachbardörfer um Leuten das Lesen und Schreiben beizubringen

Macht Rivalität/Konflikt mit Pichiú

Page 93: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 93 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

10.4.12 Quicacayán EinwohnerInnen 45 comuneros (entspricht etwa der Anzahl der Familien) Seehöhe ca. 3.400 m Comunidad Santa Rosa de Quicacayán Distrikt Pamparomás Bezugsorte Siedlungsstruktur ziemlich kompakter Kern mit 4-häusigen Ortsteil Sococancha in

einer Entfernung von einer halben Stunde Fußmarsch Land haben noch Land zur Verfügung Infrastruktur Strom ja Liegt an einer Strasse nein, auf der anderen Hangseite des Flusses Auswirkungen der Strasse auf das Dorf Mühle zwei kleine in Sococancha Toilettanlagen Wasserversorgung ja Bewässerung ja Schulen Primaria bis zur 4. Stufe Gesundheitsposten nein Kirche/Religion Produktion / Versorgung Feldfrüchte Gerste, Pferdebohnen (in geringen Mengen), Erbsen, Chocho,

Oca (in geringen Mengen) , Olluco (In geringen Mengen), Kartoffel, Mais

Baumarten Landwirtschaftliche Erzeugnisse Tierzucht 400 Stück auf Gemeindeebene und 40-50 Stück auf Privatebene Kleingewerbe Brotproduktion Eigenbedarf Lagerung Absatzmarkt Produkte für Verkauf Gerste, Erbsen, Chocho, Oca, Olluco, Kartoffel Bezugsmarkt Caraz, Huaraz, Casma Produkte Probleme / Lösungsansätze Hauptprobleme des Dorfes Club de madres ja Projekte/Ideen (der Bev.) Organisationsstrukturen Eigentumsstrutur Gemeindeeigentum Finanzstruktur Club de madres

Page 94: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 94 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

10.4.13 Pucará EinwohnerInnen 200 - 240 Ew Seehöhe ca. 3.700 m Comunidad Distrikt Pamparomás Bezugsorte Siedlungsstruktur Land kein freies Land mehr zur Verfügung Infrastruktur Strom Ja (an das Netz von Pisha angeschlossen) Liegt an einer Strasse Nein Auswirkungen der Strasse auf das Dorf Mühle nein Toilettanlagen

ja - nicht behandeltes Trinkwasser Wasserversorgung in Regenzeiten konsumieren sie kein Trinkwasser (sondern Entnahme direkt bei der Quelle)

Bewässerung ja Primaria bis 4. Grad (aber Unterricht ist nicht sehr gut, und es fehlt die konstante Anwesenheit der LehrerInnen) LehrerInnen sind oft nicht anwesend

Schulen

die LehrerInnen sind nicht für die Realität ausgebildet --> unterrichten nicht gut

Gesundheitsposten nein Krankheiten Gastritis, Erkältungen, Krankheiten durch die Höhe Kirche / Religion ja / Produktion / Versorgung Feldfrüchte Gerste, Kartoffel, Pferdebohnen Olluco, Chocho, Oca, Erbsen Landwirtschaftliche Erzeugnisse

Meerschweinchen (sehr wenig, durch Parasitenbefall sterben viele)

Tierzucht

Kühe (sehr wenig, weil es zu wenig Futtermittel gibt - Gras fehlt)

Kleingewerbe Brotproduktion Eigenbedarf alle Gemüsesorten außer Tomaten (Zwiebeln, Karotten usw.) Lagerung Absatzmarkt Produkte für Verkauf Chocho Bezugsmarkt Produkte Probleme / Lösungsansätze Hauptprobleme des Dorfes Verbindungsstraße zwischen Pisha und Pichiú fehlt es gibt Diebstahl in der Comunidad (stehlen Tiere) Projekte/Ideen (der Bev.) Ausweitung der Trinkwasserversorgung Organisationsstrukturen Eigentumsstruktur Privatbesitz Club de madres ja Finanzstruktur Sonstiges Migration 2% Migration Macht die Beziehung zwischen den Dörfern erscheint ihnen gut, haben

keine Probleme mit anderen Dörfern Infrastruktur kein direkter Straßenanschluss, Strasse nach Pisha derzeit nicht

befahrbar; Tradition Señor de la Soledad y aniversario (1. August)

Page 95: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 95 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

10.4.14 Antaracá EinwohnerInnen Seehöhe 3.600 m Comunidad Distrikt Pamparomás Bezugsorte Siedlungsstruktur Land haben noch Land zur Verfügung Infrastruktur Strom ja Liegt an einer Strasse ja, Straße Caraz -Breke-Pisha geht durch das Dorf Auswirkungen der Strasse auf das Dorf Mühle nein Toilettanlagen Wasserversorgung ja Bewässerung ja Schulen Primaria bis zur 4. Stufe Gesundheitsposten ja Kirche / Religion Produktion / Versorgung Feldfrüchte Gerste, Pferdebohnen, Kartoffel, Olluco, Chocho, Oca, Erbsen Landwirtschaftliche Erzeugnisse Tierzucht Kleingewerbe Brotproduktion Eigenbedarf Lagerung Absatzmarkt Produkte für Verkauf Chocho Bezugsmarkt Produkte Probleme / Lösungsansätze Hauptprobleme des Dorfes Projekte/Ideen (der Bev.) Organisationsstrukturen Eigentumsstruktur Privatbesitz Club de madres Finanzstruktur

Page 96: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 96 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

10.4.15 Ocshapampa EinwohnerInnen 177 - 200 Ew Seehöhe ca. 3.750 m Comunidad Distrikt Pamparomás Bezugsorte Caraz, Yungay, Pamparomás & Huaraz Siedlungsstruktur Land haben noch Land zur Verfügung Infrastruktur Strom ja / derzeit funktioniert der Generator nicht Liegt an einer Strasse ja, Caraz-Breke-Pisha geht durchs Dorf

Hauptbezugsort Caraz und Pamparomás, da Richtung Moro nur Fussweg die Verbindung nach Moro ist verbessert --> gehen nach Pichiú zu Fuß sind sehr zufrieden

Auswirkungen der Strasse auf das Dorf

Erleichterung des Krankentransports Mühle hydraulisch Toilettanlagen bei der Schule schon Wasserversorgung ja Bewässerung ja Schulen Primaria bis zur 6. Stufe Gesundheitsposten nein Kirche / Religion ja Produktion / Versorgung Feldfrüchte Pferdebohnen, Gerste, Kartoffel, Olluco, Chocho, Oca, Erbsen Landwirtschaftliche Erzeugnisse Tierzucht Schafe und Meerschweinchen (Eigenkonsum und Verkauf) Kühe, Schafe, Schweine, Hühner, Enten (Eigenkonsum) Kleingewerbe Weberei: Stoffe für Eigenbedarf (Ponchos, Decken, Säcke, ...) Brotproduktion ja - Mehl dafür kaufen sie in Caraz Eigenbedarf fast alle Gemüsesorten außer Tomaten (Knoblauch, Karotten

etc.) Lagerung Absatzmarkt 1. Caraz, Yungay / 2. Pamparomás Produkte für Verkauf Meerschweinchen Bezugsmarkt Caraz und Pichiú Produkte Probleme / Lösungsansätze Hauptprobleme des Dorfes Frost: landwirtschaftliche Produkte reichen in solchen Fällen nur

für den Eigenbedarf Projekte/Ideen (der Bev.) Organisationsstrukturen Eigentumsstruktur private Landbesitzer/Privatbesitz Club de madres nein Finanzstruktur Sonstiges

verwenden für Kartoffel und Pferdebohnen Düngemittel, für die Kartoffeln Pestizide

Landwirtschaft

Gerste und Chocho halten dem Frost am besten Stand, Kartoffeln sind da am heikelsten Strasse über Puna relativ gut befahrbar; Abschnitt bis Pisha nicht mehr ganz befahrbar Strom aufgrund des defekten Generators derzeit nicht vorhanden

Infrastruktur

Baumaterialien sind Beton und Adobe Macht die meisten gehen nach Pueblo Libre wählen, aber auch nach

Caraz und Pamparomás - sie erhalten von Pamparomás keine Unterstützung

SWOT Schwäche: Frost führt zu unsicherer landwirtschaftlicher Produktion

Page 97: PROYECTO RÍO LOCO 2002 - ifip. · PDF filePublizistik (Universidad Nacional del Santa, Chimbote) ... weitere Schritte geplant und koordiniert. Etwa zur Halbzeit unseres Aufenthaltes

P R O Y E C T O R Í O L O C O 2 0 0 2 Appraisal Report | Proyecto PROCOM Río Loco

RÍOLOCO2002 97 | 97 IFIP – TU WIEN | RDS – BÜRO FALCH

10.4.16 Nununga EinwohnerInnen 28 Familien - ca. 140 Ew Seehöhe ca. 3.800 m Comunidad Santa Rosa de Quicacayán Distrikt Pamparomás Bezugsorte Caraz, Yungay Siedlungsstruktur ziemlich kompakt Land kein freies Land mehr zur Verfügung Infrastruktur Strom nein Liegt an einer Strasse nein, aber sehr nahe an Ocshapampa, wo die Straße durchfährt Auswirkungen der Strasse auf das Dorf positiv - Mobilität Mühle nein Toilettanlagen Wasserversorgung ja (Foncodes) Bewässerung ja

Primaria bis zur 4. Stufe, ca.25 Kinder Schulen 1 Lehrerin die auch in Quechua unterrichtet

Gesundheitsposten nein Kirche/Religion Produktion / Versorgung

Kartoffeln, Gerste, Erbsen, Pferdebohnen, Chocho, Olluco Feldfrüchte für den Eigenbedarf: Kraut, Salat, Karotten, rote Rübe, Yacón, Racacha, Quinoa

Baumarten Eucalyptus, ? Landwirtschaftliche Erzeugnisse Tierzucht nur auf privater Ebene Kühe, Ziegen, Schafe, Hühner, Schweine Kleingewerbe es wird für den Eigenbedarf gewoben (Pullover, Mützen) Brotproduktion Eigenbedarf Lagerung Lagerhalle der Comunidad Absatzmarkt Caraz, Yungay und Produkte der Dorfgemeinschaft hauptsächlich

an Händler Produkte für Verkauf in geringen Mengen alles was sie anbauen Bezugsmarkt in Läden von Caraz, Pisha und Capan kaufen sie Zucker, Reis,

Salz, Mehl, Öl und in Pichiú und Cárap Weizen Produkte Probleme / Lösungsansätze Fehlen eines Absatzmarktes für landwirtschaftliche Produkte Hauptprobleme des Dorfes Frost - Teile der Ernte gehen dabei verloren, aber weniger als in

Ocshapampa Projekte/Ideen (der Bev.) Bereitschaft Neues zu pflanzen, wenn es einen Absatzmarkt gibt

Organisationsstrukturen Eigentumsstrutur Gemeindeeigentum und private Felder Finanzstruktur nein Sonstiges Bildung 4 Klassen in einem einzigen Raum Migration temporäre Arbeitsmigration nach Yungay zu Erntezeiten

verwenden eigene Ernte als Saatgut Gerste hält Frost am besten aus, Pferdebohnen nicht verwenden hauptsächlich Viehdünger als Düngemittel

Landwirtschaft

verwenden Pestizide für Kartoffeln, für Gerste und Pferdebohnen nicht

Markt Verkauf an HändlerInnen rentiert sich, weil de Transport zum Absatzmarkt sehr teuer ist

Machtstrukturen die Mehrheit geht nach Pueblo Libre wählen, ansonsten auch nach Yungay und Pamparomás - bekommen so keine Unterstützung von Pamparomás, mehr aber von Pueblo libre