12
Die Behandlung der Gesichtsschädel- und Unterkieferfrakturen sowie die Sta- bilisierung osteotomierter Kieferseg- mente in der kieferorthopädischen Chi- rurgie haben durch die Verwendung mo- derner Osteosyntheseverfahren, insbe- sondere der verschiedenen Platten- und Schraubensysteme, in den letzten Jahr- zehnten erhebliche Fortschritte erfah- ren. Neben der Wiederherstellung der Kaufunktion ist heute auch die dreidi- mensionale Rekonstruktion des Ge- sichtsskeletts in der Regel in einer sehr befriedigenden Weise möglich [40]. Ein wesentlicher Nachteil ist aber in dem in vielen Fällen indizierten opera- tiven Zweiteingriff zur Entfernung des Osteosynthesematerials nach Abschluss der Frakturheilung zu sehen. Gründe dafür sind z. B. gelockerte Schrauben oder den Patienten störende Implanta- te. Im Bereich des Unterkiefers wird die fortschreitende Atrophie des Al- veolarfortsatzes bei erworbener Zahn- losigkeit vor Eingliederung von Pro- thesen eine Metallentfernung erfordern. Weitere Argumente sind die Vermei- dung möglicher Artefakte bei notwen- digen späteren Untersuchungen mit bildgebenden Verfahren (CT/MRT), die aktive und passive intrakraniale Translokation von Platten und Schrau- ben am wachsenden kindlichen Schä- del, mögliche Sensibilisierungen nach Verwendung insbesondere von chrom- und nickelhaltigen Implantaten sowie Stress-shielding-Phänomene und Kor- rosionsschäden [89]. Daher ist die Anwendung eines re- sorbierbaren Osteosynthesematerials mit einer für die Dauer der Frakturhei- lung ausreichenden Festigkeit aus fol- genden Gründen von besonderem In- teresse: Bei ausreichender initialer Sta- bilität können sich bei beginnendem Frakturdurchbau infolge der abbaube- dingten Schwächung des Implantats funktionelle Belastungen direkt auf die Strukturierung der Bruchzone aus- wirken. Eine Osteoporose infolge man- gelnder Belastung wäre daher nicht zu erwarten. Wegen der Absorbierbar- keit des Materials entfiele zudem der bei Metallimplantaten häufig notwen- dige Zweiteingriff zu deren Entfer- nung. Mit der erfolgreichen Einführung li- nearer Polyester der Milch- und Gly- kolsäuren (Polylaktid: PLA bzw. Poly- glykolid: PGA) und deren Kopolyme- ren als resorbierbare Nahtmaterialien begannen auch experimentelle Erpro- bungen dieser Werkstoffe im Hinblick auf deren Anwendung als Osteosyn- thesematerialien. Erste viel versprechende Versuche mit Polylaktiden wurden von Kulkarni et al. [53, 54] beschrieben. Nach einer Literatursuche sind seitdem unter den Stichwörtern „biodegradabel“ und „re- sorbierbar“ unter Ausschluss von Naht- materialien – fast nicht mehr über- schaubar – weltweit über 3000 Publi- kationen erschienen [69]. Mund Kiefer GesichtsChir (2000) 4 [Suppl 1]: S91–S102 © Springer-Verlag 2000 Resorbierbare Polymere als Osteosynthesematerialien K. L. Gerlach Universitätsklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Otto-von Guericke-Universität Magdeburg K. L. Gerlach , Universitätsklinik für Mund- Kiefer- und Gesichtschirurgie, Otto-von Gue- ricke-Universität Magdeburg, Leipziger Straße 44, 39120 Magdeburg, Deutschland Tel.: 0391-6715170, Fax: 0391-6715172 S91 Zusammenfassung Bei der Anwendung resorbierbarer Osteosynthesematerialien entfällt der bei Metallimplantaten oft not- wendige operative Zweiteingriff zur Materialentfernung, als geeig- nete Werkstoffe gelten besonders die Polymere und Kopolymere der Glykol- und Milchsäuren. In einer Literaturübersicht werden die Ma- terialeigenschaften der möglichen Polymervariationen, deren Degra- dation und schließlich bisherige Anwendungen in tierexperimentel- len und klinischen Untersuchun- gen dargestellt. Insbesondere wer- den die möglichen Ursachen auf- tretender Fremdkörperreaktionen während des Polymerabbaus sowie materialbedingte Schwierigkeiten bei der Anwendung diskutiert. Es wird deutlich, dass die Nutzung niedrigkristalliner bzw. amorpher Polymere mit in vivo lang anhalten- den Festigkeitseigenschaften si- chere und komplikationslose Frak- turheilungen ermöglicht und zu- künftig eine interessante Alternati- ve zu herkömmlichen metallischen Osteosynthesematerialien darstel- len wird. Schlüsselwörter Resorbierbare Polymere · Osteo- synthese · Polylaktid · Polyglyko- lid TRAUMATOLOGIE

Resorbierbare Polymere als Osteosynthesematerialien; Resorbable polymers as osteosynthesis material;

  • Upload
    k-l

  • View
    294

  • Download
    5

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Resorbierbare Polymere als Osteosynthesematerialien; Resorbable polymers as osteosynthesis material;

Die Behandlung der Gesichtsschädel-und Unterkieferfrakturen sowie die Sta-bilisierung osteotomierter Kieferseg-mente in der kieferorthopädischen Chi-rurgie haben durch die Verwendung mo-derner Osteosyntheseverfahren, insbe-sondere der verschiedenen Platten- undSchraubensysteme, in den letzten Jahr-zehnten erhebliche Fortschritte erfah-ren. Neben der Wiederherstellung derKaufunktion ist heute auch die dreidi-mensionale Rekonstruktion des Ge-sichtsskeletts in der Regel in einer sehrbefriedigenden Weise möglich [40].Ein wesentlicher Nachteil ist aber indem in vielen Fällen indizierten opera-tiven Zweiteingriff zur Entfernung desOsteosynthesematerials nach Abschlussder Frakturheilung zu sehen. Gründedafür sind z.B. gelockerte Schraubenoder den Patienten störende Implanta-te. Im Bereich des Unterkiefers wirddie fortschreitende Atrophie des Al-veolarfortsatzes bei erworbener Zahn-losigkeit vor Eingliederung von Pro-thesen eine Metallentfernung erfordern.Weitere Argumente sind die Vermei-dung möglicher Artefakte bei notwen-digen späteren Untersuchungen mitbildgebenden Verfahren (CT/MRT),die aktive und passive intrakranialeTranslokation von Platten und Schrau-ben am wachsenden kindlichen Schä-del, mögliche Sensibilisierungen nach

Verwendung insbesondere von chrom-und nickelhaltigen Implantaten sowieStress-shielding-Phänomene und Kor-rosionsschäden [89].

Daher ist die Anwendung eines re-sorbierbaren Osteosynthesematerialsmit einer für die Dauer der Frakturhei-lung ausreichenden Festigkeit aus fol-genden Gründen von besonderem In-teresse: Bei ausreichender initialer Sta-bilität können sich bei beginnendemFrakturdurchbau infolge der abbaube-dingten Schwächung des Implantatsfunktionelle Belastungen direkt auf die Strukturierung der Bruchzone aus-wirken. Eine Osteoporose infolge man-gelnder Belastung wäre daher nicht zu erwarten. Wegen der Absorbierbar-keit des Materials entfiele zudem derbei Metallimplantaten häufig notwen-dige Zweiteingriff zu deren Entfer-nung.

Mit der erfolgreichen Einführung li-nearer Polyester der Milch- und Gly-kolsäuren (Polylaktid: PLA bzw. Poly-glykolid: PGA) und deren Kopolyme-ren als resorbierbare Nahtmaterialienbegannen auch experimentelle Erpro-bungen dieser Werkstoffe im Hinblickauf deren Anwendung als Osteosyn-thesematerialien.

Erste viel versprechende Versuchemit Polylaktiden wurden von Kulkarniet al. [53, 54] beschrieben. Nach einerLiteratursuche sind seitdem unter denStichwörtern „biodegradabel“ und „re-sorbierbar“ unter Ausschluss von Naht-materialien – fast nicht mehr über-schaubar – weltweit über 3000 Publi-kationen erschienen [69].

Mund Kiefer GesichtsChir (2000) 4 [Suppl 1]:S91–S102 © Springer-Verlag 2000

Resorbierbare Polymere als Osteosynthesematerialien

K. L. GerlachUniversitätsklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Otto-von Guericke-Universität Magdeburg

K. L. Gerlach , Universitätsklinik für Mund-Kiefer- und Gesichtschirurgie, Otto-von Gue-ricke-Universität Magdeburg, Leipziger Straße44, 39120 Magdeburg, DeutschlandTel.: 0391-6715170, Fax: 0391-6715172

S91

Zusammenfassung

Bei der Anwendung resorbierbarerOsteosynthesematerialien entfälltder bei Metallimplantaten oft not-wendige operative Zweiteingriffzur Materialentfernung, als geeig-nete Werkstoffe gelten besondersdie Polymere und Kopolymere derGlykol- und Milchsäuren. In einerLiteraturübersicht werden die Ma-terialeigenschaften der möglichenPolymervariationen, deren Degra-dation und schließlich bisherigeAnwendungen in tierexperimentel-len und klinischen Untersuchun-gen dargestellt. Insbesondere wer-den die möglichen Ursachen auf-tretender Fremdkörperreaktionenwährend des Polymerabbaus sowiematerialbedingte Schwierigkeitenbei der Anwendung diskutiert. Eswird deutlich, dass die Nutzungniedrigkristalliner bzw. amorpherPolymere mit in vivo lang anhalten-den Festigkeitseigenschaften si-chere und komplikationslose Frak-turheilungen ermöglicht und zu-künftig eine interessante Alternati-ve zu herkömmlichen metallischenOsteosynthesematerialien darstel-len wird.

Schlüsselwörter

Resorbierbare Polymere · Osteo-synthese · Polylaktid · Polyglyko-lid

T R A U M A T O L O G I E

Page 2: Resorbierbare Polymere als Osteosynthesematerialien; Resorbable polymers as osteosynthesis material;

Polymere der α-Hydroxysäuren wiePolyglykolid, verschiedene Polylakti-de sowie deren Kopolymere und Poly-dioxanon sind bevorzugt untersuchtworden und werden im Einzelnen be-sprochen. Prinzipiell weitere geeigne-te Polymere sind u. a. Polycaprolakton,Polyurethan, Polytrimethylenkarbonatund Polyhydroxybuttersäure [2], da-rüber hinaus wurde in jüngster Zeitauch über ein umbaubares Osteosyn-thesematerial aus allogenem Knochenausführlich berichtet [66].

Resorbierbare Polymere

Materialbeschreibung

Ausgangsstoffe für Polyglykolid (PGA)und -Laktid (PLA) sind die Glykol- undMilchsäuren. Diese können durch eineKondensationsreaktion in Laktid bzw.Glykolid überführt werden. Aus diesenLaktonen sind wiederum durch einekatalytisch induzierte ringöffnende Po-lymerisation hochmolekulare Polyme-re zu erreichen. Deren Eigenschaftenwerden wesentlich durch die Höhe undVerteilung des Molekulargewichts so-wie der linearen oder verzweigten An-ordnung der Molekülketten bestimmt.Die Mikrostruktur eines Polymers kannzudem amorph oder teilweise kristallinsein (Abb. 1). Eine amorphe Strukturbedeutet, dass die Polymerketten ziel-los verzweigt zueinander angeordnetsind, vergleichbar einer Schüssel mitgekochten Spaghetti können die Ket-ten leicht auseinander gezogen wer-den. Amorphe Abschnitte eines Poly-mers weisen daher niedrigere Festig-keitswerte auf. Kristalline Regionenzeigen eine geordnete Anordnung derPolymerketten, insofern als jeweils be-nachbarte Ketten eng parallel zueinan-der lokalisiert und durch zwischenmo-lekulare Kräfte miteinander verknüpftsind, teilkristalline Polymere habenhöhere Festigkeitswerte [68]. Polyme-re und Kopolymere werden weiterhindurch ihre Glasübergangstemperatur(Tg) charakterisiert, unterhalb der die-se hart und steif, oberhalb hingegenweich und flexibel sind, darüber hinaushaben Polymere einen Schmelzpunkt,Kopolymere einen Schmelzbereich.

Da die Milchsäure ein asymmetri-sches Kohlenstoffatom aufweist, kann

sie in 2 optisch aktiven Formen (l undd) auftreten. Somit sind l-Laktid, d-Laktid, optisch inaktives Mesolaktidund razematisiertes d,l-Laktid herstell-bar. Jedes dieser Polymere kann im ent-sprechenden Poly-l -Laktid polymeri-siert werden, genauer untersucht wur-den bisher aber nur l-Laktid und d,l-Laktid. L-Laktid schmilzt bei 170–180 °C und hat eine Glasübergangs-temperatur von 30–70°, d,1-Laktid von 45–60 °C. Poly-l-Laktid (PLLA)ist kristallin (bis 80%), durch raschesAbkühlen, z.B. bei der Produktion imSpritzgussverfahren kann auch amor-phes PLLA hergestellt werden. Block-polymerisiertes PLLA weist in Abhän-gigkeit von der Höhe des Molekular-gewichts Biegefestigkeitswerte zwi-schen 45 und 145 MPa auf, der Elasti-zitätsmodul variiert zwischen 3300und 5000 MPa. Poly-d,l-Laktid ist int-rinsisch amorph, die Biegefestigkeitbeträgt 102 MPa, der Elastizitätsmo-dul 2500–3500 MPa. Der Schmelz-punkt des Polyglykolids (PGA) beträgt218 °C, die Glasübergangstemperatur43°C. PGA ist hochkristallin (< 80%),hat eine Zugfestigkeit von etwa 57MPa und einen Elastizitätsmodul von6,5 GPa [2, 26, 71, 78, 96].

Die Auswahl der verschiedenen Mo-nomere und Komonomere, die Steue-rung der Zusammensetzung, des Mole-kulargewichts und/oder der Moleku-largewichtsverteilung ermöglichen ei-ne beliebige Anzahl von Polymerenund Kopolymeren mit unterschiedli-chen Qualitäten [2]. Durch verschie-dene Verfahren wurde versucht, diemechanischen Eigenschaften der Poly-mere zu verbessern. So konnte gezeigtwerden, dass zwischen der Zunahmedes Molekulargewichts und der Biege-

S92

T R A U M A T O L O G I E

Mund Kiefer GesichtsChir (2000) 4 [Suppl 1]:S91–S102© Springer-Verlag 2000

Resorbable polymers as osteosynthesis material

K. L. Gerlach

Summary

The use of resorbable osteosynthe-sis materials spares the need formetallic implants and second oper-ative procedures, which are oftennecessary, to remove the material.Appropriate substances are poly-mers and copolymers of glycolicand lactic acid. In a literature re-view, material characteristics, theirdegradation, and applications inanimal experiments and clinicalstudies are presented. Particularly,the possible reasons of foreignbody reactions occurring duringthe degradation period and mater-ial-related difficulties in practicaluse are discussed. It is evident thatthe use of low crystalline or amor-phous polymers with in vivo long-lasting strength offers a secure anduncomplicated healing of frac-tures. Therefore, in future thesesubstances will be an interestingalternative to common metallic os-teosynthesis materials.

Key words

Resorbent polymers · Osteosyn-thesis · Polylactid · Polyglycolid

Abb.1. Schematische Darstel-lung kristalliner und amorpherPolymerbereiche [68]

kristallin

amorph

Page 3: Resorbierbare Polymere als Osteosynthesematerialien; Resorbable polymers as osteosynthesis material;

festigkeit eine Korrelation besteht [26].Im Spritzgussverfahren hergestellteamorphe PLLA-Implantate wiesen mit130 MPa höhere und in vivo länger an-haltende Biegefestigkeitswerte als ver-gleichbare Blockpolymerisate auf, zu-gleich konnte die Reißdehnung um 5%verbessert werden [71]. Weitere erfolg-reiche Versuche bestanden in der Entwicklung von Kompositmateriali-en (PLLA-Platten mit eingepresstenPGA-Fasern) [97].

Durch Verstrecken der Polymere, z. B. im Spritzgussverfahren, könneneine Ausrichtung der Molekülkettenund somit eine wesentliche Erhöhungder Festigkeit erreicht werden. Weiter-hin sind Faserverbundmaterialien mög-lich, dabei werden Fasern z.B. aus PGAoder PLLA in eine Matrix des gleichenMaterials verpresst. Derartige selbst-verstärkte SR-Implantate haben höhe-re Biegefestigkeitswerte (SR-PGA:415 MPa, SR-PLLA: 300 MPa) [92,93, 95]. 1998 wurde schließlich ein SR-Kopolymer aus PLLA/PDLLA(70/30)beschrieben [38, 39]. Zunehmend ge-winnen auch Polymerblends Interesseim Hinblick auf die Erzielung höhererFestigkeitswerte. Dabei werden Mi-schungen aus definierten Polymerpha-sen durch thermische Verfahren wieKneten oder Extrusion hergestellt [2,71].

Durch die verschiedenen Verarbei-tungstechniken konnten die mechani-schen Eigenschaften der Polymere z.T.wesentlich verbessert werden, dies istjedoch auf bestimmte Vorzugsrichtun-gen begrenzt und hat nicht zu einer Er-höhung der Elastizitätsmodule geführt.Verglichen mit gehärteten Implantat-stählen werden initial für die verschie-denen degradierbaren Polymere Zug-festigkeiten bis zu 36%, Biegefestig-keiten bis 54%, aber nur 3% der Stei-figkeit erreicht, mit degradierbaren Fa-sern selbstverstärkte Werkstoffe ermög-lichen Zugfestigkeiten bis zu 50%, na-hezu gleiche Biegefestigkeiten sowiebis zu 15% der Steifigkeit. Die niedri-gen Elastizitätsmodule führen schließ-lich dazu, dass degradierbare Polymereunter Belastung etwa 20-mal bzw. 10-mal höhere Verformungen erleiden alsvergleichbare Stahl- oder Titanimplan-tate [16].

Biodegradation

Aus der organischen Chemie ist be-kannt, dass viele Verbindungen, die un-ter Wasserabspaltung entstanden sind,durch hydrolytische Spaltung wiederin die ursprüngliche Form gebrachtwerden können. So zeigen die bisherbesprochenen homo- und heterologenPolyester der α-Hydroxysäuren einenvon zellulären bzw. enzymatischen Ein-wirkungen unabhängigen hydrolyti-schen Abbau. Einzige Voraussetzungscheint das wässrige Milieu zu sein[12, 79]. Die Abbauprodukte der aufLaktid und Glykolid basierenden Poly-mere werden über den Krebs-Zyklusletztlich zu Wasser und Kohlendioxidmetabolisiert.

Für Implantate aus PLLAwurde die-ser Abbauweg von Kulkarni et al. [53]sowie für PDLLA von Brady et al. [3]experimentell durch In-vivo-Versuchemit 14C-markierten Polymeren bestätigt.Die Radioaktivität der Implantate wur-de präoperativ und nach jeweiliger Tö-tung der Versuchstiere gemessen, diedes Urins und Stuhls während der Ver-suchsdauer sowie die der verschiede-nen Organe nach Tötung der Versuchs-tiere. Lediglich in den Nieren konntekorrelierend mit der Absorption derPolymere 14C nachgewiesen werden.Diese Ergebnisse erlaubten die Schluss-folgerung, dass die Abbauprodukte oh-ne Akkumulation, z. B. in der Leber,metabolisiert wurden.

Nach Kronenthal [52] vollzieht sichder Abbau biodegradierbarer Polyme-re im biologischen Milieu prinzipiellin 4 Phasen. Zunächst bewirkt die Hy-dratation eine Auflösung der Van-der-Waals-Kräfte und Hydrogenverbin-dungen. In einer 2. Phase erfolgt die ir-reversible Verminderung der mechani-

schen Kräfte durch eine beginnendehydrolytische Spaltung der kovalentenBindungen. Schließlich beginnt derVerlust des Massenzusammenhalts, diePolymere werden bis zu einem Mole-kulargewicht gespalten, das unterhalbder eine feste Form gewährleistendenHöhe liegt (Abb.2). Danach vollziehtsich der vollständige Abbau der Poly-merfragmente, diese werden nach Auf-lösung der niedrigmolekularen Anteilemetabolisiert und phagozytiert. Nachden Ergebnissen verschiedener In-vitro-und In-vivo-Untersuchungen konntegezeigt werden, dass während der 4. Phase die Metabolisierung durchMakrophagen und die Einwirkung un-terschiedlicher Oxidationsenzyme be-schleunigt werden kann [99].

Die Dauer der hydrolytischen Spal-tung ist abhängig von der Temperatur,der Wasserverfügbarkeit, der Hydro-philie, der Geometrie (Oberfläche) undder Zusammensetzung der Polymere,weiterhin vom pH des Implantatlagers,der Höhe des Molekulargewichts so-wie der Kristallinität der Implantate.

Li et al. [56–58] beschrieben eineAutokatalyse (Bulk-Degradation) ver-schiedener Polymere, nachdem sie fest-gestellt hatten, dass Formkörper im In-neren rascher abgebaut werden als ander Oberfläche. Dieses Phänomen wirddurch die während der Hydrolyse ent-stehenden basischen Hydroxyl- undsauren Karboxylendgruppen erklärt,die im Zentrum der Implantate als Ka-talysatoren für die Degradation wirkenund somit hier zu einem beschleunig-ten Abbau führen (Abb. 3). Im Ver-gleich zu großvolumigen Polymerfor-men werden daher z.B. dünne Folieninfolge der nicht wirksamen Autokata-lyse langsamer resorbiert [34]. Da-rüber hinaus können im Material vor-

S93

Abb.2. Typische Degradations-sequenz der Molekulargewichts-abnahme, der Festigkeit und desMassenzusammenhalts [68]

Festig-keit

Masse

Page 4: Resorbierbare Polymere als Osteosynthesematerialien; Resorbable polymers as osteosynthesis material;

handene Restmonomere ebenfalls dieDegradation beschleunigen.

Offensichtlich beginnt die hydroly-tische Spaltung in amorphen Abschnit-ten der Polymere, da die hochkristalli-nen Bereiche, insbesondere die desPLLA, für die hydrolytische Wirkungdes Wassers nur erschwert zugänglichsind und daher deren Abbau nur äu-ßerst verzögert eintritt. Cutright et al.[15] hatten nach Untersuchungen zumDegradationsverhalten verschiedenerPolymere allerdings gefolgert, dass un-terschiedliche Kristallisationsraten kei-nen Einfluss auf die Degradation aus-üben würden. Demgegenüber wurdenspäter nach der Implantation von PLLA-Formkörpern in Weichteil- und Kno-chengewebe nach 12 Monaten nurfragmentierte Implantate festgestellt,deren Molekulargewicht lediglich um10% abgenommen hatte. Die Autorenvermuteten nun ursächlich für dielangsame Degradation die Kristalli-nität der verwendeten Polymere [97].

In weiteren Untersuchungen wurdebei PLLA-Probekörpern in vivo eineAbnahme des Molekulargewichts von800.000 auf 12.000 nach 68 Wochenregistriert, wobei die Kristallisations-rate zunächst von 80 auf 85% anstieg.Histologisch konnte auch nach 108 Wo-chen kein wesentlicher Massenverlustder Implantate beobachtet werden [29,30].

Vergleichbare Resultate wurden auchvon einer anderen Arbeitsgruppe be-schrieben, die nach 143 Wochen in vi-vo bei PLLA-Implantaten nur einengeringen Massenverlust feststellte [10].Spätere Untersuchungen von Bergsmaet al. [4, 5] ergaben nach Langzeitde-

gradationsversuchen sowie nach klini-scher Anwendung des gleichen Ma-terials Residuen der Polymere auchnoch 5,7 Jahre nach der Implantation.Die untersuchten Partikel wurden alshochkristalline Polymerreste identifi-ziert.

Auch nach einer In-vivo-Analysemit selbstverstärktem SR-PLLA konn-ten 5 Jahre nach der Implantation mit-tels eines Polarisationsmikroskops nochFragmente der implantierten Polymerenachgewiesen werden, deren Kristalli-nität war im gleichen Zeitraum von 53auf 75% angestiegen [86].

Für spritzgegossene amorphe PLLA-Implantate mit niedrigerem Moleku-largewicht (120.000–203.000) wurdenach der Implantation in Muskelgewe-be nach 116 Wochen histologisch einevollständige Degradation nachgewie-sen [71, 73]. Während von Li et al. [58]bei einer In-vitro-Analyse zur Degra-dation von primär amorphen PLLA ei-ne nachfolgende Rekristallinisierungfestgestellt wurde, konnte dies in denvorgenannten Untersuchungen aller-dings nicht beobachtet werden.

Die Degradation von intrinsischamorphem razematisiertem Poly-DL-Laktid wurde erstmals von Kulkarni etal. [54] beschrieben. Makroskopischwaren 8 Monate nach der Insertion vonFormkörpern in Knochen keine Poly-merreste mehr erkennbar. Später konn-te gezeigt werden, dass nach der Implantation von 14C-markierten PDLLA-Proben in Muskelgewebe biszu 168 Tage postoperativ eine einer li-nearen Kinetik folgende Abnahme derRadioaktivität lediglich von 26,9%festzustellen war [3].

Nach der Fixierung von PDLLA-Implantaten in der Rückenmuskulaturvon Ratten wurde nach 360 Tagen einevollständige Degradation festgestellt[63]. In vitro wurde bei Formkörpernaus PDLLA mit einem Molekularge-wicht von 200.000 dessen nahezu voll-ständige Abnahme nach 40 Wochen re-gistriert. Zu diesem Zeitpunkt warendie Polymere von einer gelatineartigenKonsistenz, eine Kristallinisation wäh-rend der Degradationsphase konntenicht nachgewiesen werden [78]. In ei-genen In-vivo-Untersuchungen war ei-ne vollständige Resorption des glei-chen Materials makroskopisch nach 56 Wochen und histologisch nach 77 Wochen nachzuweisen (Abb. 4,5)[41]. Li et al. ermittelten schließlichauch für PDLLA-Implantate bei In-vitro-Untersuchungen eine Bulk-De-gradation [56].

Hochkristalline Polymere des PGAverlieren in vivo innerhalb von 4 Wo-chen ihre Festigkeitseigenschaften undwerden in einem Zeitraum zwischen 6 und 12 Monaten vollständig degra-diert [97]. Polydioxanon PDS weist invivo etwas länger anhaltende Festig-keitseigenschaften auf und wird eben-falls innerhalb 1 Jahres vollständig re-

S94

T R A U M A T O L O G I E

Abb.3. Bulk-Degradation einesProbekörpers (Kopolymer PLLA/PDLA, 50:50) 24 Wochen nachder Implantation. Bei noch erhal-tener Außenhülle vollständigerPolymerabbau im Inneren des Im-plantats

Abb.4. Fortgeschrittene Degra-dation eines PDLLA-Implantatsnach 48 Wochen in vivo. Auffal-lend multiple Vakuolen, die Poly-merreste enthielten, umgeben vonMakrophagen und mehrkernigenRiesenzellen. Bildmitte oben:Markierungsfaden. Toluidin-blaufärbung, Vergr. 200:1

Page 5: Resorbierbare Polymere als Osteosynthesematerialien; Resorbable polymers as osteosynthesis material;

sorbiert [25]. Infolge der in vivo raschen Abnahme der mechanischenStabilität sind diese Materialien alsOsteosynthesematerialien aber nur ge-legentlich erprobt worden.

Die Synthese von Kopolymeren ausL-Laktid und D,L-Laktid, D-Laktidund Glykolid führt je nach gewähltemAusgangsverhältnis zu veränderten me-chanischen Eigenschaften und im Ver-gleich zu den Ausgangspolymeren auchzu unterschiedlichen Degradationszei-ten.

Gilding u. Reed [33] zeigten, dassKopolymere des PLLA mit PGA eineeutektische Verteilung der kristallinenBereiche bilden. Bei einem PGA-An-teil von 25–65% sind die entsprechen-den Kopolymere amorph, während beiweiter vermindertem bzw. weiter an-steigendem PGA-Anteil jeweils einelineare Zunahme der Kristallinität fest-zustellen ist. So wurde mikroskopischnach der Implantation von Kopolyme-ren des PLLA/PGA im Verhältnis vonjeweils 25:75, 50:50 und 75:25 in Kno-chen- und Muskelgewebe eine voll-ständige Degradation der Proben nach20 Wochen beobachtet [97]. In eigenenUntersuchungen teilkristalliner Kopo-lymere mit einem PGA-Anteil von 2%bzw. 10% wurde hingegen ein Resorp-tionszeitraum von 1 Jahr (2% PGA) undvon 1–2 Jahren (10% PGA) ermittelt[26]. Eppley u. Sadove [21, 22] unter-suchten ein Kopolymer mit 82% L-Laktid und 18% Glykolid. Nach derImplantation in den parietalen Schädelvon Kaninchen konnte histologisch einvollständiger Abbau des Materials be-reits nach 12 Monaten nachgewiesenwerden. Allerdings wird auch für die-ses Material noch eine Kristallisations-rate bis 10% angegeben [81].

Auch Kopolymere aus L- und DL-Laktid können in weiten Bereichenamorph sein. Für amorphe Kopolyme-re des L-Laktids mit 25%, 37,5%, 50%und 75% DL-Laktid wurde in vivo ei-ne Degradation innerhalb 1 Jahres er-mittelt [96, 97]. Bei entsprechendenKopolymeren mit 25% bzw. 50% DL-Laktid konnte in eigenen Untersuchun-gen ebenfalls die vollständige Resorp-tion nach 1 Jahr festgestellt werden,während bei 10% DL-Laktid-Anteil invivo die Resorptionszeit 1,5 Jahre be-trug [26]. Entsprechende spritzgegos-sene amorphe Kopolymere mit 20 bzw.30% DL-Laktid wurden in vivo so-wohl in Muskelgewebe als auch inForm von Schrauben in den Femur von Meerschweinchen implantiert. ImWeichteilgewebe wurden mikrosko-pisch nach 134 Wochen von dem Ko-polymer 80/20 noch Reste nachgewie-sen, während das Material mit 70/30vollständig resorbiert war. Nach derImplantation in Knochengewebe warenbeide Kopolymere nach 146 Wochenhistologisch nicht mehr nachzuweisen.In der gleichen Versuchsanordnungwurde auch ein Kopolymergemisch(Blend) analysiert, wobei PDLLA90/10 nochmals mit 20% PDLLAvermengt wurde. Dieses ebenfallsamorphe Material war 146 Wochennach der Implantation im Knochenge-webe vollständig degradiert [71].

Tierexperimentelle Anwendungen

Tierexperimentelle Untersuchungen zurAnwendung biologisch abbaubarer Po-lymere als Osteosynthesematerialienwurden anfänglich nur von Mund-,Kiefer- und Gesichtschirurgen durch-geführt. In allen Fällen konnten eine

für die Frakturheilung ausreichendeStabilität der verwendeten Materialiensowie eine komplikationslose Fraktur-heilung beobachtet werden, eine voll-ständige Degradation der eingesetztenPolymere war aufgrund verschiedenerlangzeitabsorbierender Materialien undder verwendeten Versuchstiere abernur in Einzelfällen nachzuweisen. Stäb-chen aus PDLLA mit einem Durch-messer von 3,2 mm wurden zur Ruhig-stellung experimenteller Unterkiefer-frakturen des Hundes verwendet. Nachnormaler Frakturheilung wurde ma-kroskopisch eine vollständige Degra-dation der Implantate nach 8 Monatennachgewiesen [54]. Die Resorption ei-nes Osteosynthesematerials aus PLLAkonnte auch nach der Stabilisierungvon Hundeunterkieferfrakturen im Mo-larenbereich unter Verwendung von 4-Loch-Platten und Schrauben beob-achtet werden. Nach 5 Wochen warendie Frakturen komplikationslos ausge-heilt, nach 32 Wochen waren mikro-skopisch lediglich noch Polymerresteeiner einzelnen Schraube nachweisbar[32]. Zur Stabilisierung von osteoto-mierten Rippen bei Hunden wurdenPlatten und Schrauben aus Polydioxa-non (PDS) verwendet, auch hier konn-te nach 305 Tagen Liegezeit eine voll-ständige Degradation neben einer his-tologisch bestätigten Knochenheilungnach 2 Monaten demonstriert werden[25]. Über die Osteosynthese von 15 Unterkieferfrakturen bei 12 Beagle-Hunden wurde 1987 berichtet. Es wur-den Platten und Schrauben aus Block-PLLA (n = 12) und aus einem Kopoly-mer PLLA/10% d,l-Laktid (n = 3) ver-wendet. In allen Fällen war eine kom-plikationslose Frakturheilung erzieltworden, aber auch bei den 12 Monatepostoperativ getöteten Tieren war nochkeine fortgeschrittene Degradation desMaterials festzustellen [31]. Vergleich-bare Untersuchungen mit Platten undSchrauben wiederum aus blockpoly-merisiertem PLLA wurden zur Osteo-synthese von artifiziellen Frakturendes Unterkieferkörpers von 2 Schafenund 6 Hunden beschrieben. Auch die-se Frakturen heilten komplikationslos,eine Degradation des Polymers konnteebenfalls nicht festgestellt werden [9].

Schließlich wurden Frakturen von10 Kaninchenunterkiefern mit einemPlatten-Blinddübel-System aus Block-

S95

Abb.5. Vollständige Degradati-on eines PDLLA-Implantats nach72 Wochen in vivo. Im ehemali-gen Implantatlager Zeichen einermilden Fremdkörperreaktion, ge-fäßreiches Bindegewebe mitSchaumzellen und Lymphozyten.Oben rechts: Markierungsfaden.Toluidinblaufärbung, Vergr. 200:1

Page 6: Resorbierbare Polymere als Osteosynthesematerialien; Resorbable polymers as osteosynthesis material;

PLLA ruhig gestellt. In allen Fällenwurde wiederum eine gute Frakturhei-lung nachgewiesen, bei dem zuletztnach 49 Monaten getöteten Versuchs-tier wurde bereits eine fortgeschritteneDegradation des Osteosynthesemateri-als beschrieben [70]. In einer ausge-dehnten Untersuchungsreihe wurdenselbstverstärkte SR-PLLA-Platten undSchrauben zur Durchführung verschie-dener Osteosynthesen am Unterkiefervon Schafen angewendet, so bei artifi-ziellen Unterkiefergelenkfortsatzfrak-turen (Schrauben) sowie zur Stabili-sierung von Unterkieferkörperosteo-tomien (mit Metallschrauben fixiertePLLA-Platten). Jeweilige Kontroll-gruppen wurden im Bereich des Ge-lenkfortsatzes mit Metallschrauben undim Bereich des Unterkiefers mit einerherkömmlichen Kompressionsosteo-synthese versorgt. Bei allen Versuchs-tieren wurde eine komplikationsloseFrakturheilung beobachtet, insbeson-dere bei der Versorgung der Gelenk-fortsatzfrakturen wurde eine raschereKonsolidierung im Vergleich zu denmit Metallschrauben operierten Tierenfestgestellt. Weiterhin wurden sagitta-le Spaltungen des Unterkiefers bei 6 Schafen vorgenommen und diese mitjeweils 3 Schrauben aus SR-PLLA ru-hig gestellt. Nach 16 Wochen konntedurch mechanische Festigkeitsüber-prüfungen eine höhere Stabilität der soversorgten Unterkieferfragmente imVergleich zu 6 unoperierten Tieren ei-ner Kontrollgruppe festgestellt werden.In allen Fällen wurde eine komplika-tionslose Fraktur- bzw. Osteotomiehei-lung beobachtet, eine Degradation desangewendeten Osteosynthesematerialswurde hingegen nicht festgestellt [83,84].

Nasenbeinfrakturen von 12 Kanin-chen wurden mit einem Platten- undSchraubensystem aus PDLLA erfolg-reich behandelt, ohne dass während derVersuchsdauer die Resorption der Im-plantate nachgewiesen werden konnte[91]. Eppley u. Sadove [21, 22] osteo-tomierten bei 20 Kaninchen den pa-rietalen Schädel beidseitig, reponiertenden Knochen und stabilisierten ihn aufeiner Seite mit einem Titangitter undSchrauben sowie kontralateral mit ei-nem Gitter-Schrauben-System aus ei-nem Kopolymer (82% PLLA/18%PGA). Insgesamt konnte eine gleich-

wertige Stabilisierung durch die ver-schiedenen Osteosyntheseverfahrenfestgestellt werden, das angewendeteKopolymer war nach 12 Monaten mi-kroskopisch nicht mehr nachzuweisen.Schließlich wurden 1999 Le-Fort-I-Osteotomien bei 16 Schafen durchge-führt, die nachfolgend erfolgreich mitPlatten und Schrauben aus einem Ko-polymer, 90% PLLA und 10% PGA,stabilisiert wurden, nach 16 Monatenwar das Osteosynthesematerial weitest-gehend abgebaut [1].

Klinische Anwendungen

Erste Berichte zur klinischen Anwen-dung biodegradierbarer Osteosynthe-sematerialien erschienen zunächst alsFalldarstellungen. 1974 wurden 2 dis-lozierte Unterkieferwinkelfrakturennach der Reposition mit PGA-Fäden[75] und 1984 die Segmente nach beid-seitiger sagittaler Unterkieferspaltungmit Schrauben aus Polydioxanon sta-bilisiert [18, 19], in diesen Fällen wareine zusätzliche intermaxilläre Fixationerforderlich. Über die Ruhigstellungeiner Unterkieferwinkelfraktur mit ei-ner isolierten PDS-Schraube wurde1983 berichtet [64].

Vert et al. [97] beschrieben die An-wendung von 2 mm dicken Osteosyn-theseplatten aus PLLA, in die zur Ver-stärkung PGA-Fasern eingepresst wa-ren, bei 25 Patienten mit Unterkiefer-und Mittelgesichtsfrakturen, zur Fixie-rung wurden herkömmliche Metall-schrauben verwendet. Blockpolymeri-siertes, hochmolekulares PLLAin Formvon Platten und Schrauben zur Ruhig-stellung von 10 bzw. 15 Jochbeinfrak-turen wurde 1987 und 1988 vorgestellt[9, 27, 28]. Ein Platten- und Blinddü-belsystem aus einem vergleichbarenMaterial zur Ruhigstellung von Stirn-schädelvorverlagerungen wurde erst-mals 1991 eingesetzt [70, 71]. Frag-mente nach kraniofazialen und neu-rotraumatologischen Eingriffen bei 30 Kindern wurden weiterhin erfolg-reich durch ein Gewindestift-Mutter-System aus PLLA sowie gewobenenPDS-Bändern stabilisiert [47, 48].

Verschiedene Publikationen sindzur Anwendung des selbstverstärktenSR-PLLA erschienen: Als Stellschrau-ben zur Fixierung der Fragmente nachbeidseitiger sagittaler Spaltung des

Unterkiefers bei 57 Patienten [49, 51,85], zur Versorgung von 11 Patientenmit Unterkiefersymphysenfrakturen un-ter Verwendung von 2 Kompressions-schrauben [50], und schließlich wur-den 34 Unterkiefer- und 16 Mittelge-sichtsfrakturen mit einem Platten- undSchraubensystem stabilisiert [6].

Weiterhin wurden 4 Swing-Osteo-tomien mit Platten und Schrauben ausBlock-PLLAfixiert [87]. Verschiedeneweitere Publikationen beschrieben dieAnwendung unterschiedlicher biode-gradierbarer Polymere in der kieferor-thopädischen Chirurgie: Jeweils 3 PDS-Stifte mit einem Durchmesser von 1,3 mm wurden zur Stabilisierungosteotomierter Kieferteile nach sagit-taler Spaltung bei 10 Patienten [61] an-gewendet.

Pistner [71] verwendete Schraubenaus einem Polymerblend (Isosorb®),einer Mischung zweier Kopolymere,PLLA-PDLLA (90:10) und PLLA-PDLLA(50:50), im Rahmen einer pro-spektiven multizentrischen Studie fürdie gleiche Indikation bei 60 Patienten.Schließlich wurden bei 30 Patientenerfolgreich Le-Fort-I-Osteotomien mitFäden aus Poly-p-Dioxanon (PDS II)stabilisiert [65]. Die Anwendung einesbiodegradierbaren Platten- und Schrau-bensystems (BioSorb FX®) aus einemKopolymer des PLLA-PDLLA(70/30)zur Fixierung nach erfolgten bimaxilla-ren Osteotomien wurde erstmals 1998publiziert [38, 39]. 1999 wurde von dergleichen Arbeitsgruppe bei vergleich-baren Indikationen ein System aus ei-nem Kopolymer aus PLLA-PGA (80:20) eingesetzt [80]. In einer größerenSerie von Publikationen wurde die An-wendung eines Platten- und Schrauben-systems aus einem Kopolymer PLLA-PGA (82/18) beschrieben, u. a. 1996die erfolgreiche Anwendung diesesOsteosynthesesystems zur Versorgungvon Mittelgesichtsfrakturen [22, 23].Für später verwendete Platten mit ei-nem Durchmesser von nur 0,5 mmwurden bei 100 Kleinkindern Schädel-segmente nach Kraniosynostoseopera-tionen zunächst unter Zuhilfenahmevon herkömmlichen metallischen Mini-schrauben ruhig gestellt [24]. Die Her-stellung eines 1,5- sowie 2-mm-Plat-ten- und Schraubensystems führte zuweiteren Anwendungen dieses inzwi-schen als LactoSorb® eingeführten Ma-

S96

T R A U M A T O L O G I E

Page 7: Resorbierbare Polymere als Osteosynthesematerialien; Resorbable polymers as osteosynthesis material;

terials. So wurden 1997 über Osteo-synthesen nach Kraniosynostoseopera-tionen bei insgesamt 94 Kindern be-richtet [36, 37, 55, 62] sowie die Ver-

sorgung von Jochbeinfrakturen bei 27 Patienten beschrieben [20].

In einer bisher noch nicht publizier-ten Pilotstudie wurden in eigenen Un-tersuchungen mit einem Platten- undSchraubensystem aus PDLLA bisherbei 25 Patienten dislozierte Jochbein-frakturen sowie Gelenkfortsatzfraktu-ren ruhig gestellt (Abb. 6–8). PDS-Stifte wurden zur Stabilisierung diaka-pitulärer Frakturen des Unterkieferseingesetzt [74].

Unabhängig von den jeweils ver-wendeten Materialien wurde von nahe-zu allen Autoren über eine ausreichen-de Stabilität der verwendeten Systemefür die jeweils genutzte Indikation zurOsteosynthese berichtet. Insbesonderezeigten auch kephalometrische Nach-untersuchungen, dass nach Anwendungbei kieferorthopädisch-chirurgischenEingriffen im Vergleich zu mit Metall-platten und Schrauben versorgten Pa-tienten keine Unterschiede zu beob-achten waren [39].

Die Festigkeitsabnahme der unter-suchten Polymere variiert nach In-vivo-Untersuchungen beträchtlich. Währendblockpolymerisiertes PLLA bereitswährend der ersten 4 postoperativenWochen einen Festigkeitsverlust von

50% aufweist [8, 26, 70], zeigen z.B.SR-PLLA-Implantate nach 24 Wochenlediglich eine Festigkeitsabnahme von55% [83]. Nach 8 Wochen konnten fürdas Kopolymer PLLA-PGA (82/18)noch 70% der Ausgangsfestigkeit fest-gestellt werden [68]. Das vorgestelltePolymerblend zeigte schließlich über20 Wochen in vivo gleich bleibendeFestigkeitseigenschaften [71]. Überteilweise beobachtete Fremdkörperre-aktionen zum Zeitpunkt der Polymer-absorption wird im folgenden Abschnittberichtet.

Anwendungsprobleme

Für Formkörper der bisher beschriebe-nen verschiedenen Polymere und Ko-polymere konnte in tierexperimentel-len Studien nach der Implantation inKnochen- und Weichteilgewebe vonvielen Autoren übereinstimmend einegute Gewebeverträglichkeit mit anfangsmilder Fremdkörperreaktion und nach-folgender narbiger Einheilung ermit-telt werden (Abb.9) [8, 26, 70, 71, 83].Relativiert wurden diese positivenFeststellungen durch unterschiedlicheFremdkörperreaktionen, die zum Zeit-punkt der Polymerdegradation währendspäterer klinischer Anwendungen auf-traten. Nach den in der allgemeinenTraumatologie häufig verwendetenStiftimplantaten aus PGA bzw. SR-PGA zur Ruhigstellung osteochondra-ler Frakturen und apikaler Fragmentewurde etwa 12 Monate nach der Ope-ration über die Ausbildung steriler Fis-teln oberhalb des Osteosynthesemate-rials in 3,4–10% der Fälle berichtet [7,45, 60, 76]. Darüber hinaus wurdenauch Osteolysen nach der Anwendungvon PGA-Implantaten in bis zu 60%der Fälle beschrieben [11, 98].

Auch nach der Applikation von SR-PLLA-Schrauben zur Stabilisierungder Fragmente nach beidseitiger sa-gittaler Spaltung des Unterkieferastswurden vergleichbare osteolytische Ver-änderungen mit einer Vergrößerungder Schraubenlöcher 0,5–4 Jahre post-operativ nachgewiesen [51, 86]. NachAnsicht der Autoren sollten derartigeknöcherne Veränderungen aber nichtals eine Komplikation, sondern als ei-ne normal zu erwartende Reaktion aufdie Degradation des Implantats ange-sehen werden, da diese keinen Einflussauf die Frakturheilung oder die stati-

S97

Abb.6. Präoperative Röntgen-darstellung einer nach medial dis-lozierten Gelenkfortsatzfraktur

Abb.7. Situs nach Reposition des Gelenkfort-satzes und Osteosynthese mit einer PDLLA-Platte und Schrauben

Abb.8. Röntgenübersicht 6 Mo-nate nach der Reposition undOsteosynthese (PDLA-Implanta-te) einer linksseitigen Gelenkfort-satzfraktur

Page 8: Resorbierbare Polymere als Osteosynthesematerialien; Resorbable polymers as osteosynthesis material;

schen Eigenschaften des Knochens aus-üben würden [51, 86, 98]. Nach derOsteosynthese von Jochbeinfrakturenan der lateralen Orbita mit aus block-polymerisierten PLLA gefertigtenSchrauben und Platten wurde in einemZeitraum zwischen 2,5 und 5,7 Jahrenüber auftretende Weichteilschwellun-gen in 4 von 9 [4, 5, 77] und 3 von 15 Fällen [29] berichtet (Abb.10). VonBergsma et al. [4] wurden nach derAufarbeitung des bei einer Reopera-tion entnommenen Gewebes mit ein-geschlossenen Polymerresten etwa 3–5 Jahre nach der Implantation sowohlFremdkörperreaktionen der Weichteil-gewebe als auch desintegrierte (kris-talline), bis zu 22 nm große Reste desPolymermaterials nachgewiesen.

Infolge der autokatalytischen Reak-tion im Inneren der Implantate (Bulk-Degradation) können saure Überständeaus niedermolekularen Degradations-produkten oder Monomere nach Auf-lösung der Außenhüllen zu einer plötz-lichen vermehrten Freisetzung der Ab-bauprodukte in das Gewebe führen,was wiederum zusammen mit den nurgeringfügig hydrophilen kristallinenPolymerresten eine Fremdkörperreak-tion provoziert. Von verschiedenen Au-

toren wurde daher ursächlich für dieFremdkörperreaktionen auch eine pH-Verschiebung des Gewebes angenom-men, die durch die während der De-gradation der Polymere anfallendensauren Valenzen provoziert wird [17,88]. In vitro konnte zudem gezeigtwerden, dass die Akkumulation nie-dermolekularer Abbauprodukte dannkeinen Effekt in Zellkulturen ausübt,wenn jeweils ein pH-Ausgleich zuphysiologischen Werten durchgeführtwurde [46]. In anderen In-vitro-Unter-suchungen war festgestellt worden,dass 32 Wochen nach der Inkubationvon PDLLA-Proben in einer ungepuf-ferten Trägerlösung der pH-Wert von7,4 auf 2 nach Aufplatzen der langsamdegradierenden Außenschicht abfiel[78]. Nach der Implantation der glei-chen Proben in die Rückenmuskulaturvon Ratten konnte hingegen in vivo inder Nachbarschaft der Implantate biszur 52. Woche kein Abfall des physio-logischen pH verifiziert werden [41].In einer weiteren Versuchsanordnungwurden dann vordegradierte, bereitsweiche, aber noch mit einer geschlos-sener Außenhülle versehene Probendes PDLLA mit und ohne einen Zu-satz von Natriumhydrogenphosphat

ebenfalls in vivo überprüft. Bereits 2Wochen nach der Implantation fiel derGewebe-pH von 7,4 auf 6,4 in der Um-gebung der reinen PDLLA-Proben ab,auch 2–4 Wochen nach der Implanta-tion war vergleichsweise noch eineVerminderung festzustellen. In derNachbarschaft der mit Natriumhydro-genphosphat versehenen Proben wur-den hingegen keinerlei pH-Verände-rungen registriert, gleichzeitig konntedurch histologische Untersuchungenbeobachtet werden, dass in der Um-gebung der reinen PDLLA-Proben imVergleich mit den mit der Puffer-substanz versehenen Proben massi-vere Fremdkörperreaktionen auftra-ten [42].

Es ist festzustellen, dass nach sub-kutaner Implantation der biodegradier-baren Polymere auftretende Fremd-körperreaktionen eher klinisch bemerktwerden, diese aber bei einer größerenbedeckenden Weichteilschicht mit ei-ner erhöhten Aufnahme- und Pufferka-pazität des Gewebes möglicherweiselediglich zu den beschriebenen Osteo-lysen als klinisches Korrelat führen. Sowurden nach Versorgung von Orbita-bodenfrakturen mit Platten aus block-polymerisiertem PLLA im Gegensatzzu den mit dem gleichen Material vor-genommenen Osteosynthesen in derlateralen Orbita auch 5 Jahre postope-rativ keine klinisch erkennbaren Reak-tionen festgestellt [77]. Während 5 Jah-re nach der Insertion von SR-PLLA-Schrauben osteolytische Veränderun-gen im Bereich der Bohrlöcher be-schrieben wurden, sind offensichtlichinnerhalb der zuvorigen Nachbeobach-tungszeit keinerlei Weichteilschwel-lungen beobachtet worden [51].

Bei klinischen Nachuntersuchun-gen der häufig eingesetzten Implantateaus dem niedrig kristallinen Lacto-Sorb® (PLLA/PGA-82:18) [22–24],dem amorphen und in vivo nicht rekri-stallinisierenden Polymerblend (Iso-sorb®) [71] und auch nach der Implan-tation von amorphen PDLLA-Implan-taten in eigenen klinischen Untersu-chungen konnten bisher keine Fremd-körperreaktionen beobachtet werden.

Für das eingesetzte Kopolymer ausSR-PLLA-PDLLA (BioSorb FX®) [38,39] liegen noch keine Langzeitunter-suchungen vor. Allerdings wurden nacheiner tierexperimentellen Studie mit

S98

T R A U M A T O L O G I E

Abb.9. PLLA-Implantat 6 Mo-nate nach der Implantation in derRückenmuskulatur einer Wistar-Ratte. Deutlich erkennbarer Saumaus Fibroblasten und Fibrozytenohne entzündliche Begleitreakti-on. Toluidinblaufärbung, Vergr.75:1

Abb.10. Weichteilschwellung 3Jahre nach Applikation einer Plat-te und Schrauben aus PLLA (MW

800.000) am lateralen Orbitarand.Nach Stichinzision entleerten sichbreiige Polymerreste (MW 4600)

Page 9: Resorbierbare Polymere als Osteosynthesematerialien; Resorbable polymers as osteosynthesis material;

der Applikation von Stiften aus amor-phen, nicht selbstverstärkten Implan-taten der gleichen Zusammensetzungin Schafsfemurkondylen nach 14 Mo-naten Osteolysen bis zum doppeltendes ursprünglichen Schraubendurch-messers beschrieben, die auch nach kli-nischer Anwendung in geringerem Aus-maß bei 6 von 52 behandelten Patien-ten auftraten [59].

Im Vergleich zu Metallimplantatenweisen Werkstoffe aus den verschiede-nen Polymeren andere mechanischeEigenschaften auf, neben der reduzier-ten Zug- und Biegefestigkeit sind in-folge des verminderten Elastizitätsmo-duls auch materialtypische Besonder-heiten wie die Relaxation und dasKriechverhalten von besonderer Be-deutung. Eine einfache Kopie bekann-ter Osteosynthesesysteme ist daher pro-blematisch. So konnte gezeigt werden,dass die Konstruktion einer Schraubezur interfragmentären Kompression in-folge der Relaxation nicht möglich ist[44]. Die Insertion der Schrauben inden Knochen erfordert zudem nebendem üblichen Vorbohren auch das Ein-drehen eines Gewindegangs. Bei nichtexakter Kongruenz des Schraubenge-windes mit dem Gewindeschnitt ent-steht eine erhöhte Reibung, die infolgeder mangelnden Torsionsbelastung derSchraube wiederum zu einem Abbruchdes Schraubenkopfs führen kann. Der-artige Komplikationen sind auch nachAnwendung der vergleichbar stabile-ren Schraube aus SR-PLLA beschrie-ben worden [6, 82]. Zur Vermeidungdieses unerwünschten Ereignisses wur-de die Anwendung eines drehmoment-begrenzenden Schraubendrehers emp-fohlen [82]. Bei dem für das PLLA/PGA(82/18) entwickelten Platten- undSchraubensystem weisen die Schrau-ben an der gewindeabwärtigen Seiteeinen Sechskant auf, der mit demSchraubenkopf über eine Sollbruch-stelle verbunden ist. Dieser Sechskantpasst in einen entsprechenden Schrau-benzieher, beim Andrehen der Schrau-be bricht der Sechskant nach derenEindrehen und Erreichen der kritischenTorsionskraft ab [69]. Eine eleganteLösung stellt die Entwicklung einerSchraube mit einem die Schraubenlän-ge überragenden Einsteckkanal und ei-nes in der Form diesem Kanal genauentsprechenden Schraubendrehers dar.

Entstehende Torsionskräfte werden so-mit auf das Funktionsende des Schrau-bendrehers direkt übertragen [71]. DieGeometrie der Schrauben und Plattenmuss schließlich den mechanischenEigenschaften der Polymere entspre-chen, durch Anwendung der Methodeder Finiten Elemente (FEM) ist eine Op-timierung möglich [71, 78]. Alternati-ve Fixierungsmöglichkeiten sind durchdie Entwicklung verschiedener ande-rer Systeme erprobt worden: Blinddü-bel mit einem Spreizstift aus PLLA[70],doppelspreizende Dübel aus PLLA [94]sowie ein Gewindestift mit zugehöri-ger Mutter [47, 48].

Trotz der beschriebenen Schwierig-keiten sind bei allen gegenwärtig in derMKG-Chirurgie klinisch angewende-ten Systemen nur die Applikation vonSchrauben bzw. Platten und Schraubenbeschrieben worden.

Ein weiteres Problem bei der Ver-wendung von Platten und Schraubenaus resorbierbaren Implantaten ist inder Anpassung der Platte an die Kno-chenoberfläche zu sehen. Bei Raum-temperatur sind fast alle bekannten Po-lymere steif und nicht biegsam. Bei Er-hitzung über deren Glastemperaturwird die Platte jedoch flexibel undkann der Knochenoberfläche angebo-gen werden. Zum kurzzeitigen Erwär-men der Platte sind verschiedene Me-thoden vorgeschlagen worden, so wirddas Material in heiße physiologischeKochsalzlösung eingetaucht [6], wei-tere Möglichkeiten sind durch die An-wendung einer Heißluftpistole [8] bzw.eines Föhns [97] aufgezeigt worden.Nach einer anderen Methode wird diePlatte an einem Ende bereits mit einerSchraube am Knochen fixiert und mit-tels eines elektrisch aufheizbaren Bie-geinstruments, das auf die Oberflächedieser Platte geführt wird, kann diesenach kurzzeitiger Erwärmung der Kno-chenoberfläche angepasst werden [90].In eigenen Untersuchungen war beiAnwendung einer elektrischen Heiz-pinzette eine lokalisierte Erwärmungder Osteosyntheseplatte und deren Bie-gung sowohl in situ als auch außerhalbdes Operationsfelds möglich. Eine al-ternative Lösung wurde durch die Ver-wendung eines mit Kalziumchlorid ge-füllten PVC-Beutels vorgestellt. NachInjektion mit Wasser entsteht durch dieLösung des Kalziumchlorids Hitze, die

zu verformende Platte wird zwischendem Beutel gefaltet und führt somit zueiner vorübergehenden Verformbarkeitder Platte [69]. Bei Implantaten ausSR-PLLA/PDLLA(70/30) soll schließ-lich eine Kaltverformung mittels Zan-ge möglich sein [38, 39].

Nicht kontrolliertes Erhitzen ober-halb der Glasübergangstemperatur so-wie verschiedene Sterilisationsverfah-ren führen möglicherweise zu einerVeränderung der Molekülstruktur undsomit zu einem Einfluss auf die Fest-igkeit und das Degradationsverhalten.Aus diesem Grund ist auch die Dampf-sterilisation im Autoklaven sehr pro-blematisch, allerdings konnte nach ver-gleichenden experimentellen Untersu-chungen festgestellt werden, dass eineBehandlung von 60 s Dauer bei 129°Cnur einen geringfügigen Einfluss aufdie Eigenschaften des untersuchtenPLLA verursachte [77]. Häufig ange-wendete Verfahren sind die Gas- unddie Strahlensterilisation, nach der Ste-rilisation mit Ethylenoxid wurde eineAbnahme der Biegefestigkeit bei Block-PLLA und verschiedenen Kopolyme-ren (PLLA/PDLLA) jeweils nur um5% ermittelt [26], die γ-Sterilisationvon SR-PLLA führte zu einer Vermin-derung des Molekulargewichts bis zu75% [50], bei PLLA-Fäden wurde ei-ne Abnahme der Zugfestigkeit um 40%ermittelt [43]. Keinerlei Beeinträchti-gungen der Festigkeitseigenschaftensowie des Molekulargewichts sind nachder Niedrigtemperaturplasmasterilisa-tion festzustellen (15–30 min, 100 WSauerstoff- oder Kohlendioxidplasma)[35].

Ausblick

Tierexperimentelle und klinische An-wendungen biodegradierbarer Poly-mere als Osteosynthesematerialien er-folgten forciert seit Beginn der 80erJahre. Einer ersten Periode der Begei-sterung folgte bald eine Phase der kri-tischen Einschätzung insbesondere nachErscheinen der verschiedenen Publika-tionen über lokale Fremdkörperreak-tionen. Weitere Probleme bestanden inden materialtypischen Verarbeitungs-schwierigkeiten bei der Sterilisation,dem Biegen der angewendeten Plattensowie unerwünschten Schraubenfrak-turen. Die im Vergleich zu metallischen

S99

Page 10: Resorbierbare Polymere als Osteosynthesematerialien; Resorbable polymers as osteosynthesis material;

Implantaten geringeren Festigkeitsei-genschaften schränken zudem die ange-strebten Indikationsbereiche ein. Nichtzuletzt ist auch die polymertechnischeund werkstoffkundliche Weiterentwick-lung der Implantate nur sehr verzögertverlaufen.

Die aufgrund ihrer höheren Festig-keitseigenschaften zunächst favorisier-ten teilkristallinen Implantate sind in-zwischen weitgehend durch die An-wendung amorpher Werkstoffe ver-drängt worden. Empfehlungen, teilkri-stalline Polymere z.B. unter einer aus-reichend vorhandenen Weichteildeckezur Vermeidung klinisch relevanterWeichteilreaktionen zu platzieren [51,86] werden zukünftig einer kritischenBetrachtungsweise nicht mehr stand-halten.

Die gegenwärtig klinisch verwen-deten amorphen und z.T. niedrigkris-tallinen Polymere, Kopolymere undBlends mit ausreichenden initialen undlang anhaltenden Festigkeitseigenschaf-ten sowie der in vivo nachgewiesenenvollständigen Degradation lassen dieseWerkstoffe auch weiterhin als eine in-teressante Alternative zu metallischenImplantaten erscheinen, ohne aber die-se vollständig zu verdrängen.

Besonders zur Stabilisierung osteo-tomierter Schädelteile bei Kraniosyn-ostoseoperationen werden resorbierba-re Polymere inzwischen häufig ange-wendet, weitere Anwendungsbereichesind in kieferorthopädisch-chirurgi-schen Eingriffen sowie in der Trauma-tologie des Mittelgesichts und teilwei-se bei Unterkieferfrakturen zu sehen.

Mögliche weitere Verbesserungender Polymereigenschaften durch Ori-entierung der Polymerketten, Tempernunter hohem Druck, Methoden derSelbstverstärkung sowie andere Zu-sammensetzungen der Kopolymereund Blends und schließlich die Ent-wicklung neuartiger Polymere sind zuerwarten. Vor einem etwaigen klini-schen Einsatz sollten aber verändertePolymere und Neuentwicklungen je-weils in vivo nicht nur im Hinblick aufdie Abnahme der Festigkeitseigenschaf-ten, sondern auch auf ihre Biokompa-tibilität, insbesondere auch auf einemögliche Rekristallinisierung in vivound die vollständige Degradation über-prüft werden. Die Implantate sollten möglichst amorph sein und auch in vi-

vo keine oder nur eine geringe Rekri-stallinisation aufweisen. Neben gutenmechanischen Eigenschaften sind zurVermeidung von Fremdkörperreaktio-nen Implantate mit überwiegenderOberflächenresorption und damit kon-trollierbarer allmählicher Freisetzungder Degradationsprodukte erwünscht.

Möglicherweise wird das Auftretender Fremdkörperreaktionen auch durchden Zusatz geeigneter Puffersubstan-zen durch Neutralisation des Gewebe-pH nach der Freisetzung saurer Degra-dationsprodukte nach der Bulk-Degra-dation der Implantate verhindert.

Um einen Vergleich klinischer undexperimenteller Studien zu ermögli-chen, ist jeweils die Beschreibung derverwendeten Materialien zu fordern,insbesondere die chemische Zusam-mensetzung, Höhe und Verteilung desMolekulargewichts und Parameter wieGlasübergangstemperatur, Schmelzbe-reich und Kristallinität. Klinische An-wendungen sollten zunächst nur unterkontrollierten Studienbedingungen er-folgen.

Literatur

1. Bähr W, Stricker A, Gutwald R, Wellens E(1999) Biodegradable osteosynthesis mate-rial for stabilization of midface fractures: ex-perimental investigation in sheep. J Cran-iomaxillofax Surg 27:51–57

2. Bendix D, Liedtke H (1998) ResorbierbarePolymere: Zusammensetzung, Eigenschaftenund Anwendungen. Unfallchirurg 265:3–10

3. Brady JM, Cutright DE, Miller RA, Battis-tone GC, Hunsuck EE (1973) Resorptionrate, route of elimination and ultrastructureof the implant site of polylactic acid in theabdominal wall of the rat. J Biomed MaterRes 7:155–166

4. Bergsma E, Rozema F, Bos RR, Bruijn WC de(1993) Foreign-body reactions to resorbablepoly(L-lactide) bone plates and screws usedfor the fixation of unstable zygomatic frac-tures. J Oral Maxillofac Surg 51:666–670

5. Bergsma JE, Braijn WC de, Rozema FR,Bos RRM, Boering G (1995) Late degrada-tion tissue response to poly(L-lactide) boneplates and screws. Biomaterials 16:25–31

6. Bessho K, Iizuka T, Murakami K-I (1997) Abioabsorbable poly-L-lactide miniplate andscrew system for osteosynthesis in oral andmaxillofacial surgery. J Oral Maxillofac Surg55:941–945

7. Böstman O, Portio E, Hirvensalo E, Rokka-nen P (1992) Foreign-body reactions topolyglycolide screws. Acta Orthop Scand63:173–176

8. Bos RRM (1989) Poly(L-lactide) osteosyn-thesis. Development of bioresorbable boneplates and screws. PhD Thesis, University ofGroningen

9. Bos RRM, Boering G, Rozema FR, LeenslagJW (1987) Resorbable poly(L-lactide) platesand screws for the fixation of zygomaticfractures. J Oral Maxillofac Surg 45:751–753

10. Bos RRM, Rozema FR, Boering G (1991)Degradation of and tissue reaction tobiodegradable poly(L-lactide) for use as in-ternal fixation of fractures. A study in rats.Biomaterials 12:32–36

11. Casteleyn PP, Handelberg F, Haentjes P(1992) Biodegradable rods versus Kirschnerwire fixation of wrist fractures. J Bone JointSurg Br 74:858–861

12. Chu CC (1981) The in-vitro degradation ofpoly (glycolic acid) sutures effect of pH. J Biomed Mater Res 15:795–780

13. Chu CC (1981) Hydrolytic degradation ofpolyglycolic acid: tensile strength and crys-tallinity study. J Appl Polymer Sci 26:1727–1734

14. Cordewener FW, Rozema FR, Bos RRM,Grijpma DW, Boering G, Pennings AJ (1995)Material properties and tissue reaction dur-ing degradation of poly(96L/4D-lactide) – astudy in vitro and in rats. J Mater Sci MaterMed 6:211–217

15. Cutright DE, Perez B, Beasley J, Larson WJ,Posey WR (1974) Degradation rates of poly-mers and copolymers of polylactic andpolyglycolic acids. Oral Surg 37:142–152

16. Daniels AU, Chang MKO, Andriano KP(1990) Mechanical properties of biodegrad-able polymers and composites proposed forinternal fixation of bone. J Appl Biomater1:57–78

17. Daniels AU, Taylor MS, Andriano KP,Heller J (1992) Toxicity of absorbable poly-mers proposed for fracture fixation devices.Proc Orthop Res Soc 38:88

18. Dumbach J (1984) Zugschraubenosteosyn-these nach Ramus-Osteotomie mit resorbier-baren Osteosyntheseschrauben aus Poly-dioxanon (PDS) – Erste Ergebnisse. Dtsch ZMund Kiefer Gesichtschir 8:145–148

19. Dumbach J (1987) Osteosynthese mit resor-bierbaren PDS-Stiften nach sagittaler Spal-tung und Rückversetzung des Unterkiefers.Deutsch Zahnärztl Z 42:9–12

20. Enislidis G, Pichorner S, Lambert F, WagnerA, Kainberger M, Kautzky M, Ewers R(1998) Fixation of zygomatic fractures witha new biodegradable copolymer osteosyn-thesis system. Preliminary results. Int J OralMaxillofac Surg 27:352–355

21. Eppley BL, Sadove AM (1995) Comparisonof metallic and resorbable mesh fixation oncalvarial bone graft healing. Plast ReconstrSurg 96:316–322

22. Eppley BL, Sadove M (1995) Resorbablecoupling fixation in craniosynostosis sur-gery: experimental and clinical results. J Craniofac Surg 6:477–485

S100

T R A U M A T O L O G I E

Page 11: Resorbierbare Polymere als Osteosynthesematerialien; Resorbable polymers as osteosynthesis material;

23. Eppley BL, Prevel CD, Sarver D (1996) Re-sorbable bone fixation: its potential role incraniomaxillofacial trauma. J Craniomax-illofac Trauma 2:56–62

24. Eppley BL, Sadove AM, Havlik RJ (1997)Resorbable plate fixation in pediatric cran-iofacial surgery. Plast Reconstr Surg 100:1–7

25. Ewers R, Förster H (1985) ResorbierbareOsteosynthesematerialien. Eine tierexperi-mentelle Studie. Dtsch Z Mund KieferGesichtschir 9:196–201

26. Gerlach KL (1986) Tierexperimentelle Un-tersuchungen zur Anwendung biologischabbaubarer Polymere in der Mund-, Kiefer-und Gesichtschirurgie. Med Habilitations-schrift, Universität zu Köln

27. Gerlach KL (1988) Absorbierbare Polymerein der Mund- und Kieferchirurgie. ZahnärztlMitt 78:1020–1024

28. Gerlach KL (1990) Treatment of zygomaticfractures with biodegradable poly(L-lactide)plates and screws. In: Heimke G, Soltesz U,Lee ACJ (eds) Clinical implant materials.Advances in biomaterials, vol 9. Elsevier,Amsterdam New York, pp 573–578

29. Gerlach KL (1993) In-vivo and clinical eval-uations of poly(L-lactide) plates and screwsfor use in maxillofacial traumatology. ClinMater 13:21–28

30. Gerlach KL, Eitenmüller J (1988) Unter-suchungen zum biologischen Abbau ver-schiedener Polymere der α-Hydroxylsäuren.Dtsch Zahnärztl Z 43:41–44

31. Gerlach KL, Krause HR, Eitenmüller J(1987) Use of absorbable osteosynthesismaterial for mandibular fracture treatmentof dogs. In: Pizzoferrato A, Marchetti PG,Ravagliori A, Lee ACJ (eds) Biomaterialsand clinical applications. Elsevier, Amster-dam New York, pp 459–445

32. Getter L, Cutright DE, Bhaskar SN, Augs-burg JK (1972) Abiodegradable intraosseousappliance in the treatment of mandibularfractures. J Oral Surg 30:344–348

33. Gilding DK, Reed AM (1979) Biodegrad-able polymers for use in surgery polygly-colic/poly(lactic acid) homo- and copoly-mers: 1. Polymer 20:1459–1464

34. Gogolewski S, Jovanovic M, Perren SM,Dillon JG, Hughes MK (1993) Tissue re-sponse and in vivo degradation of selectedpolyhydroxyacids: polylactides (PLA), poly(3-hydroxybutyrate) (PHB) and poly(3-hy-droxybuthyrate-co-hydroxyvalerate) (PHB-VA). J Biomed Mater Res 27:1135–1148

35. Gogolewski S, Mainil-Varlet P, Dillon JG(1996) Sterility mechanical properties, andmolecular stabilility of polylactide internal-fixation devices treated with low-tempera-ture plasmas. J Biomed Mater Res 32:227–235

36. Goldstein JA, Quereshy FA, Cohen AR(1997) Early experience with biodegradablefixation for congenital pediatric craniofacialsurgery. J Craniofac Surg 8:110–115

37. Habal MB (1997) Absorbable, invisible, andflexible plating system for the craniofacialskeleton. J Craniofac Surg 8:121–126

38. Haers PE, Suuronen R, Lindqvist C, SailerH (1998) Biodegradable polylactide platesand screws in orthognathic surgery: techni-cal note. J Craniomaxillofac Surg 26:87–91

39. Haers PE, Sailer HF (1998) Biodegradableself-reinforced poly-L/DL-lactide plates andscrews in bimaxillary orthognathic surgery:short term skeletal stability and material re-lated failures. J Craniomaxillofac Surg 26:363–372

40. Härle F, Champy M, Terry BC (1999) Atlasof craniomaxillofacial osteosynthesis. Mini-plates, microplates, and screws. Thieme,Stuttgart New York

41. Heidemann W, Gerlach KL, Fischer JH,Ruffieux K, Wintermantel E, Jeschkeit S(1996) Tissue reaction to implantation ofpoly(D,L)lactide with or without addition ofcalciumphosphates in rats. Biomed Techn[Ergänzungsband 1] 41:408–409

42. Heidemann W, Gerlach KL, Fischer JH,Jeschkeit S, Ruffieux K, Wagner M, Jung H,Wintermantel E, Krüger G (1998) DieAuswirkung des Zusatzes von Natrium-hydrogenphosphat zu vordegradiertenPoly(D,L)Laktid-Implantaten in vivo. In:Hüber H, Press UP (Hrsg) Plastisch-rekon-struktive Chirurgie. Narben – Endoskopi-sche Techniken – Innovationen. 35. Jahres-tagung der Deutschen Gesellschaft für Plas-tische und Wiederherstellungschirurgie. Ein-horn, Reinbeck, S 433–436

43. Heponen VP, Pohjonen T, Vainionpää S,Törmälä P (1988) The effect of gamma-radiation on mechanical properties ofbiodegradable poly-L-lactide fibers. TheThird World Biomaterials Congress. Kyoto,Japan, p 281

44. Hofmann GOP, Wagner FD (1993) New im-plant designs for bioresorbable devices inorthopaedic surgery. Clin Mater 14:207–215

45. Hoffmann R, Krettek C, Haas N, Tscherne H(1989) Die distale Radiusfraktur. Faktursta-bilisierung mit biodegradierbaren Osteosyn-thesestiften (BIOFIX). Unfallchirurg 92:430–434

46. Ignatius A, Claes L (1996) In vitro biocom-patibility of bioresorbable polymers. Poly(L, DL-lactide) and poly (L-lactide-co-gly-colide). Biomaterials 17:831–839

47. Illi OE, Weigum H, Misteli F (1992)Biodegradable implant materials in fracturefixation. Clin Mater 10:69–73

48. Illi OE, Gitzelmann CA, Gasser B, Misteli F,Ruedi M (1994) Five years of experiencewith biodegradable implants in paediatricsurgery. J Mater Sci Mater Med 5:417–423

49. Kallela I, Laine P, Suuronen R, Iizuka T,Pirinen S, Lindqvist C (1998) Skeletal sta-bility following mandibular advancement andrigid fixation with polylactide biodegrad-able screws. Int J Oral Maxillofac Surg 27:3–8

50. Kallela I, Iizuka T, Salo A, Lindqvist C(1999) Lag-screw fixation of anteriormandibular fractures using biodegradablepolylactide screws: a preliminary report. J Oral Maxillofac Surg 57:113–118

51. Kallela I, Laine P, Suuronen R, Ranta P, Iizu-ka T, Lindqvist C (1999) Osteotomy sitehealing following mandibular sagittal splitosteotomy and rigid fixation with polylac-tide biodegradable screws. Int J Oral Max-illofac Surg 28:166–170

52. Kronenthal RL (1975) Biodegradable poly-mers in medicine and surgery. In: Kronen-thal R, Oser Z, Martin E (eds) Polymers inmedicine and surgery. Plenum Press, NewYork, pp 119–137

53. Kulkarni RK, Pani KC, Neumann C, Leon-hard F (1966) Polylactic acid for surgicalimplants. Arch Surg 93:839–843

54. Kulkarni RK, Moore EG, Hegyeli AF, Leon-hard F (1971) Biodegradable poly(lactic acid)polymers. J Biomed Mater Res 5:169–181

55. Kumar AV, Staffenberg DA, Petronio JA,Wood RJ (1997) Bioabsorbable plates andscrews in pediatric craniofacial surgery: areview of 22 cases. J Craniofac Surg 8:97–99

56. Li S, Garreau H, Vert M (1990) Structure-property relationship in the case of thedegradation of massive poly (α-hydroxyacids) in aqueous media, Part 1: Poly(DL-lactic acid). J Mater Sci Mater Med 1:123–130

57. Li S, Garreau H, Vert M (1990) Structure-property relationships in the case of thedegradation of massive poly(α-hydroxyacids) in aqueous media. Part 2: degrada-tion of lactide-glycolide copolymers:PLA37.5GA25 and PLA75GA25. J MaterSci Mater Med 1:131–139

58. Li S, Garreau H, Vert M (1990) Structure-property relationships in the case of thedegradation of massive poly(α-hydroxy-acids) in aqueous media. J Mater Sci MaterMed 1:198–206

59. Marzischewski S, Helling HJ, Rehm KE(1998) Klinische Langzeitergebnisse der Pilotanwendung neuer Polylactidstifte. Gibtes ein Biokompatibilitätsproblem? Unfall-chirurg 265:252–257

60. Matsusue Y, Nakamura T, Suzuki S, Iwasa-ki R (1986) Biodegradable pin fixation ofosteochondral fragment of the knee. ClinOrthop 322:166–173

61. McManners J, Moos KF, El-Attar A (1997)The use of biodegradable fixation in sagittalsplit and vertical subsigmoid osteotomy ofthe mandible: a preliminary report. Br J OralMaxillofac Surg 35:401–405

62. Montag ME, Morales L, Daane S (1997)Bioabsorbables: their use in pediatric cran-iofacial surgery. J Craniofac Surg 8:100–102

63. Nakamura T, Hitomi S, Watanabe S,Shimizu Y, Jamshidi K, Hyon SH, Ikada Y(1989) Bioabsorption of polylactides withdifferent molecular properties. J BiomedMater Res 23:1115–1130

S101

Page 12: Resorbierbare Polymere als Osteosynthesematerialien; Resorbable polymers as osteosynthesis material;

64. Niederdellmann H, Bührmann K (1983)Vorläufige Mitteilung. Resorbierbare Osteo-syntheseschrauben aus Polydioxanon (PDS).Dtsch Z Mund Kiefer Gesichtschir 7:399–400

65. Obwegeser JA (1994) Osteosynthesis usingbiodegradable poly-p-dioxanon (PDS 11) inLe Fort I-osteotomy without postoperativeintermaxillary fixation. J CraniomaxillofacSurg 22:129–137

66. Obwegeser JA (1998) Resorbier- und um-baubare Osteosynthesematerialien in derMund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie. MundKiefer Gesichtschir 2:288–308

67. Offergeld HJ (1990) Verarbeitung von re-sorbierbaren Polymeren. Dissertation, Fa-kultät für Maschinenwesen, RWTH Aachen

68. Pietrzak WS, Sarver DR, Verstynen ML(1997) Bioabsorbable polymer science forthe practicing surgeon. J Craniofac Surg8:87–91

69. Pietrzak WS, Verstynen ML, Sarver DR(1997) Bioabsorbable fixation devices: sta-tus for the craniomaxillofacial surgeon. J Craniofac Surg 8:92–96

70. Pistner H (1992) Osteosynthese mit Blind-dübeln und Platten aus biodegradierbaremBlock-Poly-(L-Lactid). Akademischer Ver-lag, München

71. Pistner H (1997) Osteosynthese mit biore-sorbierbaren Materialien: Entwicklung ein-er Schraube vom Werkstoff bis zur klinischenAnwendung. Med. Habilitationsschrift, Uni-versität Würzburg

72. Pistner H, Mühling J, Reuther J (1991) Re-sorbierbare Materialien zur Osteosynthesein der craniofacialen Chirurgie. FortschrKiefer Gesichtschir 36:77–79

73. Pistner H, Gutwald R, Ordung O, MühlingJ, Reuther J (1993) Poly(L-lactide): alongterm degradation study in vivo. 1. Bio-logical results. Biomaterials 14:671–677

74. Rasse M (1993) Diacapituläre Frakturen derMandibula. Eine neue Operationsmethodeund erste Ergebnisse. Z Stomatol 90:413–428

75. Roed-Petersen B (1974) Absorbable syn-thetic suture material for internal fixation offractures of the mandible. Int J Oral Surg3:133–136

76. Rokkanen P, Böstman O, Vainionpää S et al.(1996) Absorbable devices in the fixation offractures. J Trauma 40:123–127

77. Rozema FR (1989) Resorbable poly(L-lac-tide) bone plates and screws. Thesis, Uni-versity of Groningen

78. Ruffieux K (1997) Degradables Osteosyn-thesesystem aus Polylactid für die maxillo-faciale Chirurgie: ein Beitrag zur Werkstoff-und Prozessentwicklung. Dissertation, ETHZürichs

79. Salthouse TN, Matlaga BF (1976) Polyglactin910 suture absorption and the role of cellu-lar enzymes. Surg Gynecol Obstet 142:544–550

80. Sailer H, Gratz K, Oechslin C, ZimmermanA, Haers P (1999) Overview of new biode-gradable self-reinforced osteosynthesis sys-tems in cranio-maxillofacial surgery. Int JOral Maxillofac Surg [Suppl 1] 28:75–76

81. Sarver D, D’Alessio K, Pietrzak W, SanderT (1996) US patent Nr. 5559250

82. Shetty V, Caputo AA, Kelso 1 (1997) Tor-sion-axial force characteristics of SR-PLLAscrews. J Craniomaxillofax Surg 25:19–23

83. Suuronen R (1992) Biodegradable self-rein-forced polylactide plates and screws in thefixation of osteotomies in the mandible.Academie Dissertation, University Helsinki

84. Suuronen R, Laine P, Sarkiala E, PohjonenT, Lindqvist C (1992) Sagittal split osteoto-my fixed with biodegradable, self-rein-forced poly-L-lactide screws. A pilot studyin sheep. Int J Oral Maxillofac Surg 21:303–308

85. Suuronen R, Laine P, Pohjonen T, LindqvistC (1994) Sagittal ramus osteotomies fixedwith biodegradable screws: a preliminaryreport. J Oral Maxillofac Surg 52:715–720

86. Suuronen R, Pohjonen T, Hietanen J,Lindqvist C (1998) A 5-year in vitro and invivo study of the biodegradation of polylac-tide plates. J Oral Maxillofac Surg 56:604–614

87. Tams J, Rozema FR, Bos RRM, Rooden-burg JLN, Nikkels PGJ, Vermey A (1996)Poly(L-lactide) bone plates and screws forinternal fixation of mandibular swing os-teotomies. Int J Oral Maxillofac Surg 25:20–24

88. Taylor MS, Daniels AU, Andriano KP,Heller J (1994) Six absorbable polymers: invitro acute toxicity of accumulated degrada-tion products. J Appl Biomater 5:151–157

89. Terheyden H, Champy J (1999) Titaniumplate removal “Yes or No”. In: Härle F,Champy M, Terry BC (eds) Atlas of cranio-maxillofacial osteosynthesis. Thieme, Stutt-gart New York, pp 163–165

90. Tschakaloff A (1994) US patent Nr. 5.29028191. Tschakaloff A, Losken H, Lalikos J, Link J,

Mooney M, Oepen R von, Michaeli W,Losken A (1993) Experimental studies ofDL-polylactic acid biodegradable plates andscrews in rabbits: computed tomographyand molecular weight loss. J Craniomaxillo-fac Surg 4:223–227

92. Törmälä P (1992) Biodegradierbare self-re-inforced composite materials; manufactur-ing structure and mechanical properties.Clin Mater 10:29–34

93. Törmälä P, Vainionpää S, Kilpikari J, Rokka-nen P (1987) The effects of fibre reinforce-ment and gold plating on the flexural andtensile strength of PGA/PLAcopolymer ma-terial in vitro. Biomaterials 8:42–50

94. Umstadt HE, Hochban W, Austermann KH,Künnecke M (1994) Resorbable dowels forosteosynthesis of noncongruent bone frag-ments. Int J Oral Maxillofac Surg 23:446–449

95. Vainionpää S, Kilpikari J, Laiho J, Helevir-ta P, Rokkanen P, Törmälä P (1987) Strengthand strength retention in vitro, of absorbable,self-reinforced polyglycolide (PGA) rodsfor fracture fixation. Biomaterials 8:46–48

96. Vert M, Chabot F, Leray J, Christel P (1981)Stereoregular bioresorbable polyesters fororthopaedic surgery. Makromol Chem Sup-pl 5:30–41

97. Vert M, Christel P, Chabot F, Leray J (1984)Bioresorbable plastic material for bone sur-gery. In: Hastings GW, Ducheyne P (eds)Macromolecular biomaterials. CRC Press,Boca Raton, FL, pp 119–142

98. Weiler A, Helling H-J, Kirch U, Rehm KE(1998) Tierexperimentelle Langzeitunter-suchung über Fremdkörperreaktionen undOsteolysen nach Verwendung von Poly-glykolidimplantaten. Unfallchirurg 265:146–159

99. Williams DF, Mort E (1977) Enzyme-accel-erated hydrolysis of polyglycolic acid. J Bioeng 1:231–238

S102

T R A U M A T O L O G I E